ASC Zeilsheim, Gewichtheben Titelgewinn im letzten Kampf? Dann kommt Mit-Tabellenführer KG Mühlhausen zum Finale

Die Oberliga Hessen/Thüringen haben sich die Gewichtheber des ASC Zeilsheim zum Ziel gemacht. Um dorthin zu gelangen, müssen sie die Meisterschaft in der Landesliga Hessen/Thüringen erringen. Zumindest auf einem guten Weg dorthin befinden sich die Zeilsheimer Heber: Sie führen gemeinsam mit der KG Mühlhausen die Tabelle an. Die Mühlhausener erzielten zwar bisher die etwas besseren Einzelergebnisse, doch sie haben am 20. März, dem letzten Kampftag der Saison, noch in Zeilsheim anzutreten.

Durch die Siege bei der KG Pfungstadt und gegen den AC Schweinheim kam der ASC gut aus den Startlöchern. Erfreulich gut fügte sich Manfred Schäffer in das Team ein, der erst 1992 mit dem Heber- Sport begonnen hat und mit fast 50 Relativ-Punkten im Kampf gegen Schweinheim bereits ein beachtliches Ergebnis erzielte. Nach dem Reißen lagen die Schweinheimer in Zeilsheim noch mit 107:105,9 in Front. Doch im Stoßen setzten sich die Gastgeber des ASC mit 255,9:232 klar durch und entschieden damit den Wettkampf zu ihren Gunsten.

Die meisten Relativ-Punkte sammelte Vereinsmeister Jörg Sager mit 88,0, gefolgt von Ugur Dursun, der 76,5-Zähler sammelte und bewies, daß er seine langwierige Schulterverletzung überstanden hat. Altmeister Alain Lagardere brachte es auf 73,8, Trainer Peter Krinke steuerte 53 Punkte bei und wurde von "Newcomer" Manfred Schäffer (49,59) fast eingeholt. Harald Berger kam auf 21 Punkte.

Mit Andreas Orban fehlt dem ASC- Team ein wichtiger Punktelieferant. Der 25jährige hat sich, so nennt es ASC-Vorsitzender Helmut Dörnbach, in den "Schmollwinkel" zurückgezogen und wird dem ASC in den kommenden Kämpfen sehr fehlen. Es sei denn, Orban ließe sich durch gute Worte doch zum Weiterheben überreden, was die Zeilsheimer hoffen.

Neben dem guten Start in die Saison 1992/93 verbuchten die Zeilsheimer auch einige wichtige Erfolge auf Einzelturnieren. Mit Holger Mainz (Aktive, bis 100 kg), Isabelle Lagardere (Juniorinnen bis 75 kg) und Sigrid Krinde (Seniorinnen bis 60 kg) stellt der ASC drei Hessenmeister(innen) im Kraftdreikampf. Im Bankdrücken sicherte sich Helmut Bastian den Titel der Senioren (180 kg). Trainer Peter Krinke sicherte sich die Hessen- Meisterschaft bei den Senioren im Heben. Im Kreuzheben reichte es für Holger Mainz und Sigrid Krinke "nur" jeweils zum Vize-Titel, Heike Hruschka wurde dritte bei den Juniorinnen.

Ihre Ausnahmestellung im Kraftdreikampf in Hessen bestätigten Isabelle Lagardere und Sigrid Krinke auch bei den deutschen Meisterschaften. Isabelle Lagardere sicherte sich den Titel bei den Juniorinnen, Sigrid Krinke wurde deutsche Meisterin der Seniorinnen. Im Bankdrücken bestätigte auch Helmut Bastian seinen Erfolg auf Hessenebene mit dem deutschen Meistertitel, obwohl er bei den deutschen Titelkämpfen "nur" 175 kg zur Höhe brachte. Altmeister Alain Sagardere sicherte sich bei den Senioren den Vize-Titel im Heben. Er ist nach wie vor auch international ein Heber der absoluten Spitzenklasse. Sowohl bei den Europameisterschaften als auch bei den Welt-Titelkämpfen kam er auf den zweiten Platz. Der 90 kg schwere Modellathlet brachte bei beiden Wettbewerben 262,5 kg zur Hochstrecke.

Das große Problem des ASC bleibt - trotz all' dieser Erfolge - der Nachwuchs, der nur sporadisch zum Hebesport findet. Zum Glück scheinen die Zeilsheimer Routiniers Alain Lagardere (44 Jahre) und Peter Krinke (49) noch immer im Vollbesitz ihrer Kräfte zu sein und den Spaß am Gewichtheben nicht zu bald zu verlieren. ina

Blick in Zeitschriften: Italien Ein Garten voller Brennesseln Die norditalienischen Ligen und der Ruf nach "Democraxie"

Die Kommunalwahlen im vergangenen Dezember haben in mehreren norditalienischen Städten beträchtliche Stimmengewinne für die fremdenfeindlichen norditalienischen Ligen gebracht, die in der öffentlichen Diskussion des öfteren mit den bundesrepublikanischen "Republikanern" verglichen werden. Über den publicityheischenden Chef der lombardischen Liga, Umberto Bossi, und den Chefideologen Gianfranco Miglio ist viel Kritisches gesagt worden, jedoch hat es bisher an einer sorgfältigen sozialwissenschaftlichen Untersuchung des "Mittelbaus" der Ligen gemangelt: Aus welchem sozialen Umfeld kommen ihre Aktivisten und lokalen Wortführer? Wer kandidiert auf ihren Listen? Über welche Wertmaßstäbe und sozialen Kanäle sind sie mit ihren Wählern verbunden?

In der soziologischen Fachzeitschrift Polis, die das Istituto Carlo Cattaneo in Bologna herausgibt, werden nun die ersten Untersuchungsergebnisse zu diesem Thema zusammengefaßt (Heft 2/92). Sie sind deshalb interessant, weil sie deutlich über eine "nur" ideologiekritische Ebene hinausgehen und sich so zeigen läßt, wo die Gemeinsamkeiten zwischen den italienischen Ligen und den bundesdeutschen "Republikanern" bestehen, aber auch wo sich beide sehr deutlich unterscheiden.

Der Soziologe Ilvo Diamanti von der Universität Padua schildert, wie sehr die venezianischen Ligen in die kulturellen Muster und die soziale Infrastruktur Venetiens eingebettet sind: Die meisten ihrer Aktivisten sind zu den Ligen über informelle Kontakte, über eine gut funktionierende lokale Kommunikation gestoßen. Deutlich jünger als die Vertreter anderer Parteien (mit Ausnahme der Grünen), mit mittlerem Schulabschluß und in einer Kleinstadt wohnend - so lassen sich Kandidaten und Aktivisten der Ligen mehrheitlich kennzeichnen; die Untersuchungen von Valerio Belotti über die Stadträte der norditalienischen Ligen im selben Heft bestätigen diese Resultate.

Arbeit und Religion bringen die Vertreter der Ligen - und damit stehen sie in vollkommener Übereinstimmung mit ihrem sozialen Umfeld - eine besonders hohe Wertschätzung entgegen. Dennoch sind ihrer Beziehungen zur Institution Kirche gespalten; denn sie werfen dem Klerus vor, die christdemokratische Partei und damit das für korrupt gehaltene politische System über 40 Jahre lang unterstützt zu haben. Folgerichtig sprechen sie sich für eine Trennung von Kirche und Staat aus. Religion sei eine höchst persönliche Angelegenheit. Mit anderen Worten: Sie trennen sich nicht von dem katholischen Wertehintergrund, durch den Venetien geprägt ist, individualisieren ihn aber, um ihn von der politischen Konnotation zu lösen.

Einen ähnlichen Spagat praktizieren die Meinungsführer der Ligen, wenn es um die Beurteilung von Staat und Nation geht. Hier sind vielleicht die größten Unterschiede zu den bundesdeutschen "Republikanern" festzustellen: Von allen Institutionen bringen die norditalienischen Ligen dem Nationalstaat und der zentralen Regierung in Rom am wenigsten Vertrauen entgegen, ja sie koppeln sich - 130 Jahre nach der Einigung Italiens zum Nationalstaat - von der Idee einer italienischen Nation ab. Man stelle sich einmal vor, die "Republikaner" würden sich als die schärfsten Gegner der Wiedervereinigung präsentieren!

Den Aktivisten der venezianischen Ligen gelingt diese Verdammung der Nation deshalb leicht, weil sie an ihre Stelle den Mythos einer "venezianischen Nation" setzen. Deutlich sind hier Unterschiede zu anderen norditalienischen Ligen zu bemerken: Während die "Liga veneta" von der Ethnisierung des Balkans affiziert zu sein scheint - als ob jede italienische Region eine eigene Nation bilde -, macht die "Lega lombarda" Front gegen den römischen Staat, ohne eine eigene regionale Identität, gar in Form einer "Nation", dagegenzusetzen.

Paolo Segatti arbeitet in seiner Untersuchung über die lombardische Liga von Umberto Bossi (ebenfalls Polis 2/92) diese Schwachstelle sehr deutlich heraus: Nicht die Herkunft, das Blut, die Sprache oder auch nur ein gemeinsamer Dialekt ist für Bossi der gemeinsame Bezugs- und Ausgangspunkt, sondern die "lombardische Kultur der Arbeit". Gerade weil sich die norditalienischen Ligen auf den jeweiligen Regionalismus kaprizieren, tun sie sich mit einer übergreifenden Identität schwer: eine lombardische Identität oder auch eine padanische (also der gesamten Po-Ebene) muß erst künstlich hergestellt werden, und zwar in Abgrenzung zu Süditalien, wo historisch gesehen die Herausbildung einer Kultur der Arbeit keine Chance hatte.

Während die bundesrepublikanischen "Reps" gegen Europa und den Vertrag von Maastricht agitieren, brechen die norditalienischen Ligen eine Lanze für Europa. Sie setzen sich für ein Europa der Regionen ein, um auf diese Weise noch entschiedener gegen die römische Zentralregierung anzukämpfen: "Wenn sich die EG zu einer wirklichen Gemeinschaft der Regionen weiterentwickeln wird", so äußert sich ein Vertreter einer venezianischen Liga, "dann gehören die Nationalstaaten abgeschafft." Als besonders gelungene Beispiele eines föderativen Zusammenschlusses - so hat Ilvo Diamanti in seiner Forschungsarbeit eruiert - werden die Bundesrepublik und die Schweiz genannt! Die Gefährlichkeit der Ligen liegt in der krausen Mischung aus teils richtigen Argumenten (Kritik des Zentralismus, verfehlte Süditalien- Politik), Fremdenfeindlichkeit und einem aggressiven Wohlstandschauvinismus.

An allen Studien über die Ligen wird die große Distanz deutlich, die ihre Anhänger gegenüber allen anderen Parteien empfinden. In dieser Distanz sind sie sich sogar mit vielen Wählern anderer Parteien einig, die sich "nur" noch nicht durchringen können, Bossi & Co. zu wählen. Die Diagnose des Politik- und Staatsversagens, die wir auch in der Bundesrepublik (von so unterschiedlichen Politikwissenschaftlern wie Martin Jänicke oder Erwin K. Scheuch) kennen, verbindet sich in Italien mit der Diskussion um eine Parteien- und Wahlreform, also mit der Forderung nach weitgehenden institutionellen Konsequenzen.

Die Zeitschrift MicroMega (Heft 4/92) hat dieses Thema zu einem "Eisberg", soll heißen: einem bislang nur wenig erforschten Schwerpunkt gemacht. Paolo Flores D'Arcais, einer der Herausgeber der Zeitschrift, schlägt vor, das italienische Wahlsystem vollkommen zu verändern und ihm eine deutliche Anti- Parteien-Stoßrichtung zu verpassen. Der Circulus vitiosus von politischem Konsens, Kosten und staatlicher Mißwirtschaft führe nur zu mehr Konsens, höheren Kosten und einer noch größeren Mißwirtschaft, also zu einer Multiplikation der Privilegien für die Amtsinhaber und erhöhter Korruptionsgefahr. Legitimiert werde diese Spirale nach unten mit Argumenten wie "Die Parteien können nicht von Luft leben" und "Die Demokratie hat nun mal ihre Risiken".

Dem stellt Flores d'Arcais eine Verfassungsreform gegenüber, die ein - wie er es nennt - "democraxianisches Regime" unmöglich mache: zuallererst fordert er die Möglichkeit für die Bürger, eine bestimmte Regierung zu wählen, und eine deutliche Unterscheidung von Regierung und Opposition - für ein parlamentarisches System eigentlich Selbstverständlichkeiten, doch offenbar für ein Land, das in den vergangenen 40 Jahren nicht ein einziges Mal einen Wechsel von Regierung und Opposition geschafft hat, eine gewaltige Neuerung. Von solchen Vorschlägen werden in MicroMega eine ganze Reihe gemacht (Direktwahl eines Kanzlers, Einführung eines Ein-Kammer- Systems, Reduzierung des Parlaments auf 100 Mitglieder, Abschaffung der parlamentarischen Immunität usw.). Wenn solche radikalen Maßnahmen heute realistisch erscheinen, dann läßt dies darauf schließen, wie tief das Ansehen der Parlamentarier bei denen, die sie einmal wählten, gesunken ist.

Daß die Glaubwürdigkeit von Parteien und Demokratie nicht allein durch institutionelle Reformen zurückgewonnen werden kann, sondern auch das Ende der staatlichen Mißwirtschaft voraussetzt, ist ein weiterer Diskussionsstrang, der die sozialwissenschaftlichen Zeitschriften Italiens durchzieht. Luigi Spaventa, Wirtschaftsprofessor in Rom, findet denn auch deutliche Worte dafür, daß Italiens Wirtschaftsprobleme nicht mit Maastricht (oder der Vorherrschaft der D-Mark) zusammenhängen, sondern in erster Linie hausgemacht sind (Micro- Mega 4/92).

Das Arrangieren mit Schwarzarbeit und Schattenwirtschaft, vor Jahren von Enzensberger als hohe Tugend des Krisenmanagements gelobt, führt nicht weiter. Allzu viele Handwerker, Kleinbetriebe, Selbständige haben sich darauf verlassen, nur geringe Steuern zahlen zu müssen. Doch im Staatssäckel klafft eine erschreckende Lücke, ein Ende des staatlichen Haushaltsdefizites und entsprechend der Inflation ist nicht abzusehen. Da die italienische Exportindustrie die Inflationsrate nicht einfach auf die Preise umlegen kann, weil sie sonst mit der ausländischen Konkurrenz nicht mithalten könnte, werden die Preissteigerungen für Dienstleistungen an die Konsumenten bislang ungehindert weitergegeben. Luigi Spaventa bemüht dazu das englische Sprichwort: "Wer nur Worte macht und keine Taten folgen läßt, ist wie ein Garten voller Brennesseln." Doch wer - fragt der Ökonom besorgt - macht sich daran, die Brennesseln zu jäten?

Wer das Schiff der staatlichen Wirtschaft wieder flottmachen kann, so spitzt Daniele Archibugi diesen Gedankengang in Politica ed Economia (Heft 9/92) zu, wird die italienische Politik im nächsten Jahrzehnt bestimmen. Aufgrund der mangelnden Qualität staatlicher Dienstleistungen sind, ohne daß der öffentliche Sektor eingeschränkt worden wäre, private Dienste entstanden - mit der fatalen Konsequenz, daß das Publikum zweimal zu zahlen hat: einmal die Steuern und zum zweiten die Preise der privaten Dienstleistungen; die letzteren lassen sich oft nicht umgehen, offenbar im Gegensatz zu den steuerlichen Abgaben . . .

Die innovationshemmenden Faktoren des staatlichen Sektors sind aus Archibugis Sicht die international bekannten: übertriebene Zentralisierung, fehlendes Management und industrielle Beziehungen, die sich nach dem Motto "wenig Verdienst, wenig Verantwortung" richten. An der engen Verflechtung der etablierten politischen Amtsinhaber mit dem öffentlichen Dienst, allen voran der Christdemokraten und Sozialisten, ist jedoch bislang eine einschneidende Reform des öffentlichen Sektors gescheitert. Solche langjährigen Versäumnisse bescheren den norditalienischen Ligen mit ihren pauschalen Polemiken gegen "die Politiker in Rom" ein reiches Betätigungsfeld.

CONRAD LAY

Reisebüros Schnee im Computer

Urlauber, die sich vor dem Start in die Winterferien über die Schneelage in ihrem Zielort informieren wollen, erhalten ab sofort in den meisten Reisebüros Auskunft darüber. In den Reisebüro-Computern mit Anschluß an das Reservierungssystem Amadeus sind entsprechende Angaben über 21 Skigebiete in Österreich, 15 in Frankreich, mehr als 50 in der Schweiz und 16 in Spanien gespeichert, teilte das Unternehmen Amadeus mit. An das System sind mehr als 10 000 Reisebüros angeschlossen. dpa

Tragisch

In Dossenheim, einem ländlichen Ort bei Heidelberg, sollen sich zwei Knaben einem Computer genähert haben, was niemandes Aufsehen errang. Die Buben drückten geübt und spielerisch die zugehörigen Knöpfchen und schauten gebannt auf die Scheibe. Wehe, wehe, oder wunderbar, wer kann das sagen?

Mythisches und Mystisches drang ihnen entgegen (schon fallen die Ypsilons auf), was ihre hyposensiblen Psychen mit olympischem Feuer entfachte. Hehre Gestalten kämpften und brachten sich gegenseitig um oder ähnliches. Es ging um vieles. Wir schauen ihnen über die Schulter und erkennen: Das ist das nackte Leben, unbeschönigt.

Und nun nach Stunden die Trennung vom griechischen Schicksalsgerät. Die Buben sollen durch eine Gasse schräg links hoch gegangen sein, um wieder seitlich einzubiegen. Sie sollen dann eine etwas größere Straße überquert haben, ein Sackgäßchen links liegen gelassen haben und rechts den Weg runtergegangen sein, am Bach entlang. Lassen wir sie gehen, denn der Weg ist das Ziel, auch wenn es inzwischen schon dunkel wird, und lassen wir sie das Geschehen verdauen.

Zu Hause wird es wieder Sauerkraut mit Schupfnudeln geben, weil die Mutter ja auch arbeitet und darum abends warm kocht. Diese soll übrigens sehr schöne Beine haben, was angesichts des Vorhergeschilderten vielleicht eine gewisse Unerheblichkeit darstellt, ohne Erwähnung jedoch ganz unbekannt bliebe. Der Vater wird dafür im dunkeln gelassen. GERTRUD SCHUBERT

Eine Limousine als Fundstück Von jugendlichen Utopien und der Ästhetik des Verfalls

Eine Vorstellung, wie spätere Archäologen Gegenstände unserer Kultur vorfinden könnten, ist sicherlich allgemein interessant. Sie bleibt jedoch reine Spekulation für diejenigen, die es genau wissen wollen und von Berufs wegen selbst dann noch Kompetenz zeigen müssen, wenn schlüssige Aussagen nicht zu machen sind. Doch die Beweise können heute nicht erstellt werden.

Der Künstler darf dagegen seine Phantasie einsetzen und sowohl von seiner Position aus in die Vergangenheit wie in die Zukunft projizieren. "Spurensicherung" zum Beispiel gibt sich einerseits wie Altertumsforschung, aber auch wie realisierte Utopie, betrachtet aus einer individuellen Künstlerperspektive. Wiedersprüchlich ist beides, normalerweise.

In der Auseinandersetzung mit dem Fotoobjekt "Saratoga'59" stellt sich die Frage auch anders. Die Arbeit in einem Kasseler Fußgängertunnel ist sowohl eine der Vergangenheit wie eine der Gegenwart und Zukunft zugleich. Schon die in natürlicher Größe dargestellte Limousine der fünfziger Jahre ist noch Gegenwart insoweit, als sie ein typisches Indiz unseres Autozeitalters darstellt und sich darüber hinaus ausschließlich einer perfekten fotografischen Technik verdankt, also zu keiner Zeit vorher so vorhanden war. Wie eine Luftaufnahme ist das "Fundstück" fast kriminologisch aus 145 Aufnahmen eines verrosteten "Matchbox"-Autos zusammengesetzt. Außer jetzt hat es zu keiner Zeit vorher existiert, und doch weist es in eine moderne Vergangenheit. Die Ästhetik des Verfalls, des verrotteten Materials wird zum Dokument einer materiellen Vergänglichkeit.

Vom Standpunkt des Künstlers Boris Blase aus ist es jedoch eher als eine Verarbeitung jugendlicher Utopie zu verstehen, wenn man sich mit dem Herstellungsprozeß, der peinlich genauen, maßstabgerechten Arbeitsweise, befaßt. Diese geht nämlich von einer spielerischen Zerstörung als erster Arbeitsstufe aus, die in der Rekonstruktion im Medium Fotografie mündet. ALFRED KONZIPSKI

Ganz in Weiß mit einem Orchideenstrauß Zum Heiraten jetten immer mehr Brautpaare in die exotische Ferne

Heiraten mit Polterabend, großer Familienfeier und Streß für das Brautpaar? Die Zahl der Paare in Deutschland, denen davor graut, ist vermutlich riesig, und immer mehr finden einen Ausweg. Sie packen ihre Sachen, machen Urlaub und kommen als Ehepaar zurück. Auch Renate Müller und Albert Hansen aus Fulda wußten, daß ihre Trauung anders werden sollte als die meisten. Vor einem Standesbeamten auf der idyllischen Insel Mauritius im Indischen Ozean gaben sie sich ihr Jawort. So wie sie machen es nach Schätzungen von Reiseveranstaltern jährlich mehrere hundert Paare, die auf den Seychellen, auf Hawaii oder in einem karibischen Inselstaat wie Dominica, Anguilla, Tobago, Barbados oder St. Lucia heiraten. Vor allem kleinere Reiseveranstalter haben umfangreiche Angebote für Hochzeiten unter Palmen in ihre Programme aufgenommen. Und die naturgemäß begrenzte Nachfrage nach solchen Reisen wächst. Andererseits: "Viele Paare wissen bislang gar nicht, daß sie auch im Ausland heiraten können, oder haben Angst, daß ihre Ehe zu Hause nicht anerkannt wird", sagt Julia Nöding, Mitarbeiterin eines Reisebüros in Fulda. Solche Sorgen der Hochzeiter zerstreuen die Veranstalter, die gegen einen entsprechenden Obolus alles in die Hand nehmen. Interessenten können sich jedoch auch bei den Tourismusbüros der gewünschten Länder im Bundesgebiet erkundigen. Auch Standesbeamte können Auskünfte erteilen. "Wichtig", so sagt Fritz Ludwig von der Fachakademie für Standesamtswesen in Bad Salzschlirf, "ist die Zeremonie nach der jeweiligen Ortsform. In einem Land mit normaler Bürokratie ist dies meist kein

Problem." Ist der deutsche Standesbeamte an Hand der übersetzten und beglaubigten Heiratspapiere aus dem Ausland von der Gültigkeit der Ehe überzeugt, wird er auf Wunsch das Familienbuch ausstellen.

Doch müssen die Brautleute einige Vorbereitungen treffen. In der Regel sind beglaubigte Übersetzungen der Geburtsurkunden, der wichtigsten Seiten des Reisepasses, einer Bescheinigung über den Familienstand in die jeweilige Amtssprache nötig. Einige Länder fordern auch, daß die Heiratswilligen bis zu zwei Wochen vor der Trauung eingereist sein müssen. Auf Mauritius führe für Ausländer der Weg in die Ehe zunächst zum höchsten Gericht, erklärt Renate Müller. Nachdem das Paar beim Zentralen Standesamt in der Hauptstadt Port Louis seine persönlichen Angaben und Daten noch einmal hat bestätigen lassen, muß es zum "Affidavit", zum Schwur vor den Obersten Gerichtshof. Dort beeiden beide ihre Angaben und den Willen, die Ehe miteinander einzugehen. Dann erst hat der Standesbeamte am Urlaubsort das Wort. Der kommt gewöhnlich ins Hotel und traut die Paare am Strand. Sehr selten wird eine Trauung im Standesamt gewünscht. Vom "schönsten Augenblick im Leben" profitieren die Hotels auf Mauritius tüchtig. Vier bis sechs Hochzeiten von Ausländern pro Monat sind normal. Vor allem Paare aus England lieben aufwendige Feiern mit Sekt, Musik, Blumenschmuck und fein gekleidetem Anhang bei 30 Grad im Schatten unter südlicher Sonne. Deutsche, heißt es bei den Hotelmanagern auf Mauritius, seien da zurückhaltender. Wer seine Hochzeit nicht selbst organisieren will, dem bieten die Reiseveranstalter Arrangements einschließlich Blumen, Fotografen, Videoaufnahmen, einheimischer Musik und besorgen auch Trauzeugen. Das kostet je nach Aufwand und Land zwischen 600 und 2000 Mark pro Paar. Dazu kommen dann noch die Kosten für die Reise selbst. Insgesamt gesehen ist das Heiraten unter Palmen also kein ganz billiges Vergnügen. RÜDIGER EWALD

W E Baumann und Johannes Beck Die Muttertag Tapes Nothing los in Frankfurts Osten

Die waren nämlich nie in der Tankstelle.""Das ist schade."

"Ehrlich, Ihr wart nie in der Tankstelle? Das ist der eigentliche Muttertag."

"Ich wär' bestimmt hingegangen, aber ich war nicht in Frankfurt. Aber wir sind neulich da vorbeigefahren und haben gesagt: da war Muttertag."

"War, war . . . huah, ich dachte da kommt jetzt: da waren die Exzesse im Gange! Aber nein!"

"Das sah schon von außen gut aus. Und zu den Ausstellungen in der Hohenstauffenstraße bin ich eigentlich nur deswegen hingekommen."

"Weil du die Tankstelle gesehen hast, hm."

"Und weil ich ein bißchen darüber gehört hab', daß es Ärger gab mit der Stadt und mit den Pennern. Und den Namen fand ich gut. Da war ich einfach gespannt. Normal tut sich nicht viel in Frankfurt."

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"Die Tankstelle steht nicht mehr."

"Das Problem mit der Tankstelle war, daß die eine Teilabrißgenehmigung hatten für alles, was über dem Boden ist."

"Aber das ist eigentlich schon die Mitte der Geschichte."

"Macht ja nichts."

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"Ich denke, beim ersten Mal hat's geklappt, weil wir gar nichts zu verlieren hatten. Wir sind immer wieder auf die Ämter gelatscht, alle fünf oder sieben. Völlig unkonventionell stand ein ganzer Haufen da rum und sagte: ,Ja, die Tankstelle.&rquote; Sie haben uns ständig zwischen den Ämtern hin- und hergejagt, wochenlang sind wir hingetrabt. Die waren dann auch ein bißchen in Zugzwang. Sie hatten auf einmal einen ,Sachverhalt&rquote;, den sie bearbeiten mußten, und der ging dann zwischen den Ämtern hin und her."

"Wir hatten aber auch das Glück, daß die eine Sachbearbeiterin im Rathaus wohl ziemlich jung ist und selber noch offen für sowas. Oder war . . ., also ich weiß nicht, wie es jetzt mit ihr ist. Als wir rausgegangen sind aus der Tankstelle, da hat sie gemeint . . ."

". . . jetzt ist's vorbei!"

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"Das hat zehn Leute nie überschritten; die Leute, die aktiv waren bei Muttertag: das waren nie mehr als zehn . . ."

". . . aus dem Städel, von der HfG und völlig freie . . . Wichtig ist, daß das nicht vom Städel ausging oder von der HfG, sondern daß es eine Privatinitiative war."

"Erstmal hatte jeder von uns das Ding gesehen gehabt und hat es toll gefunden. Man fuhr halt daran vorbei und der eine hat gesagt: Ich möchte da drin 'ne Kneipe machen. Das ist wichtig: die Idee zu Muttertag ging von einem Raum aus."

"Es brachte verschiedene Leute zusammen mit der gemeinsamen Idee, daß in so einem Raum etwas passieren sollte."

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"Ja, und der Name . . ."

"Der Titel von 'nem Horrorfilm . . ."

"Sechziger Jahre so, hm?!"

"Also, ich weiß bis heute nicht, ob der Name gut ist . . ."

"Im späteren Verlauf haben wir auch mal über Gerüchte in Frankfurt gehört, Muttertag wäre ein lesbischer Frauenverein." "Fand ich ja klasse."

"Es gibt ja noch andere Gruppen mit ,Mutter&rquote;."

"Ja, es gibt eine Band in Berlin, die heißt Mutter."

"Bei ,Ästhetik und Gewalt&rquote; spielten die auch."

"Hier, ich hab' jemand kennengelernt, als ich in den Ferien war. Der hat diese ,Daisy Chaine&rquote; gekannt. Er war völlig platt, daß die bei uns aufgetreten sind!"

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"Die erste Aktion von Muttertag war diese Namens-Sprühaktion. Als wir den Nutzungsvertrag hatten, haben wir uns sonntags so aktivistisch da hingestellt an unsere Tankstelle mit Schablonen und Sprühdosen und dann dieses ,Muttertag&rquote; gespritzt."

"Aber nur von außen. Innen waren da noch die Penner."

"Vor allen Dingen, wie es kam. Das war auch typisch für uns: jeder kam mit seinem Computerausdruck, wie man jetzt den Schriftzug macht . . ."

"Aber das Pragmatische siegte einfach."&blt; &blt; &blt;

"Die Überraschung kam nämlich noch. Wir wußten, daß da Obdachlose drin sind. Wir hatten uns ganz idealistisch vorgestellt, wie man damit umgeht."

"Die machen da Platz für Kunst, das war natürlich Schwachsinn."

"Daß man da Sozialprojekte und Kunst gemeinsam . . ."

". . . laufen lassen kann . . . Uh ehm, das ist ein etwas unangenehmes Kapitel . . . das hat nämlich nicht so gut funktioniert. Wir haben's eine Weile versucht."

"Wir haben am Anfang schon mal Kontakt aufgenommen zur Sozialstation im Ostend und mit der Sozialarbeiterin gesprochen. Da wohnten am Anfang zwei oder drei Penner . . ."

"Da war doch noch so ein stiller bei, dieser Achmed."

"Wir kamen auf jeden Fall hin, da waren fünf Leute mindestens drin. Wir haben uns vorne ein schönes Wohnzimmer eingerichtet, und da haben die hinten ihre Bude auf einmal auch möbliert!"

"Und dann waren in einem Haus im Grunde genommen zwei schöne Wohnzimmer. Die haben wirklich auf einmal angefangen, schöne Bildchen zu hängen!"

AT: Muttertag 2

"Aber das Problem in der Tankstelle war, daß . . . wir hatten sie ja erobert. Und da waren plötzlich Leute drin, mit denen wir zwar gerechnet hatten. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, wie präsent die waren. Wir haben dann gedacht, wir könnten mit denen reden: "Wir haben diese Tankstelle bekommen, und wir möchten die auch gerne benutzen. Wir wollen Ausstellungen machen." Und da haben die sich drauf eingelassen und gesagt: ,Okay ja, wir machen hinten, ihr macht vorne.' Muttertag war dann also vorne in dem Halbrund drin."

"Aber genau an dem Punkt kamen hinten zu der Fraktion noch zwei, drei andere dazu! Das waren drei verschiedene Gruppen, die zwar in einem Raum gelebt haben, den aber total rigide aufgeteilt hatten."

"Da gab's auch eine richtige Hackordnung." "Die haben dann auch Streit miteinander gehabt, und sie haben Angst vor uns bekommen. Wir haben dann irgendwann auch gemerkt: oje, da geht was ab, was wir nicht kapieren. Und da kam dann die erste Krise. Währenddessen war auch Muttertag für die Öffentlichkeit nicht zu bemerken, weil wir mit diesen inneren Sachen befaßt waren."

"Naja, innere Sachen! Das war zum Beispiel auch, das Gebäude überhaupt erst flottzukriegen, Stromkabel zu verlegen, die Kanalisation und lauter so Sachen . . ."

"Die Stadt hatte uns das Gerüst überlassen. Wir haben dann den Rest gemacht. Dann kamen die Veranstaltungen und die zwei Urbewohner, die am Anfang drin waren, der Erich und der Wolfgang, die sind dann noch geblieben."

"Bis zum Schluß."

"Mit denen haben wir uns auch arrangiert, daß sie dieses Zimmer kriegen, daß sie da wohnen und daß wir unseren Krempel da machen. Das war dann auch klar mit denen. Die wollten mit den anderen Pennern dann nichts mehr zu tun haben. Sie wohnten die ganze Zeit über in der Tankstelle und haben auch mitgefeiert. Die waren immer da und haben nie rumgemosert. Die hatten ihren Rhythmus und wir unseren. Das ging eigentlich ganz gut."

"Aber so einfach war das ja nicht, daß das nur die zwei waren!"

"Es ist schon hart abgelaufen zum Teil. Wir hatten nicht nur die Penner drin, es ist eine krasse Nachbarschaft dort."

"Dieser Ort hat Leute angezogen, das war absolut phantastisch."

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"Dann hatten wir diese Sache, wo der Muttertag sehr erheblich beschädigt worden ist."

"Es kam der Tag, wo wir gesagt haben: Es geht nicht! Die Penner müssen raus, das kann man nicht mehr machen. Und da liefen auch schlimme Sachen, also Vergewaltigungen . . ."

"Angeblich! Moment mal! Brems mal!"

"Ja, wir wissen's nicht genau, aber . . .

". . . und ein BH hat unser Klo verstopft . . ."

"Aber selbst wenn keine Vergewaltigung gewesen wäre: den Nettesten von denen allen haben sie anzünden wollen. Sie haben ihn mit Spiritus übergossen, und er ist gerade noch seinem Tod entronnen! Da haben wir dann gesagt: Okay, das geht jetzt nicht mehr! Ja, und dann hat's gebrannt . . ."

"In zwei Tagen sollte Eröffnung sein . . . Da war hinten alles völlig ausgebrannt, die ganzen Scheiben weg, die ganzen Zwischenwände, die zum Teil aus Gitterglas waren, alles war zusammengeschmolzen." "Die riesigen Tore waren verbogen."

"Im Grunde genommen hätte das Bauamt das Ding sofort schließen müssen. Aber aus welchem Grund auch immer, es ist einfach offengeblieben. Wir sind wieder rein und haben weitergearbeitet."

"Wir haben vorne weitergebaut, weil wir auch diese Ausstellung machen wollten. Und wir haben sie auch gemacht! Der andere Punkt war der, daß wir die ganze Zeit tierischen Schiß hatten vor dem Feuerwehrgutachter. Wir dachten nämlich, der würde uns das Ding schließen." "Aber trotzdem lief ein halbes Jahr nach dem Tag X dann jeden Mittwoch Bar, und daraufhin hatten wir auch mittwochs immer eine Installation gehabt, oder jemand hat ausgestellt. Da hat das schon einen Zug gekriegt!"

"Durch den Brand war auch der größte Teil der Obdachlosen dann wieder weg."

"Die sind geflüchtet . . . außer eben Wolfgang und Erich. Mit den beiden haben wir uns geeinigt. Es gab weiterhin den Deal, daß sie unsere Kanalisation und den Ofen benutzen durften und dafür stillhielten, was den Krach am Mittwochabend betraf."

"Uns war es auch noch aus einem anderen Grund recht. Die Tankstelle war ja jetzt durch den Brand offen und die beiden haben es ein bißchen bewacht. Sie haben es verteidigt, für sich und, im Grunde genommen, auch für uns."

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"Wir sind dann dahin gekommen, daß wir Leuten ein Angebot machen wollten, daß da ein Platz wäre, wo man was machen kann, daß sie da ausstellen könnten, und wenn sie Bedarf hätten, auch arbeiten könnten. Daß da einfach ein Raum ist und eine Gruppe, die sich darum kümmert." "Für manche war es so eine Art Keimzelle, der man sich anschließen konnte. "Es gab immer einen Programmpunkt, eine Ausstellung oder eine Installation oder eine Performance oder . . ."

". . . Musik . . ."

". . . und über den Getränkeverkauf haben wir zusätzlich zu unserem Beitrag die Kosten gedeckt."

"Die meisten dachten, das wäre völliger Underground. Es wäre "in", wenn man da hingeht."

"Ja, und kalt war's."

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"Dann kam Dirk an mit der Idee: Ach, ich wollte schon immer mal auf dem Baseler Platz Tannenbäume ausstellen."

"Die wir vorher gefunden hatten! So hat's angefangen. Wir hatten alte Tannenbäume gefunden, die keiner mehr gebraucht hat."

"Wir haben dann eine Vorbereitungsaktion gemacht, da haben wir die Tannenbäume im Muttertag ausgestellt und die Aktion mit Tannhäusermusik angekündigt . . ."

". . . und die Tannen dann aufgebaut auf dem Baseler Platz . . ."

". . . mit Bambi und Hochstand . . ."

". . . es war ein Schweineaufwand. Da mußte man diesen Hochsitz organisieren und kaufen."

"Dann mußten wir ein Auto leihen, um alles an den Baseler Platz zu fahren . . ."

". . . bei minus zehn Grad mußten wir Löcher für die Bäume schaufeln . . ."

". . . um dann von der Polizei gesagt zu kriegen: nee nee, nee nee, das kann so nicht stehenbleiben! . . ."

"Der ganze Baseler Platz wurde nach der Aktion von uns am selben Abend noch völlig entsorgt. Das war sowieso so ein dummer Tag. Wirklich der kälteste Tag im Jahr, und da arbeiteten wir mit Hacken und Pickeln im Freien . . . Dann standen die ersten Bäumchen, und dann kamen die ersten Ordnungshüter mit ihren McDonalds. Die waren aber zu faul, sich das genauer anzugucken. Und so um elf, halbzwölf haben wir dann alles wieder abtransportiert."

"Das ist zum Beispiel eine Frage, die kann man immer noch stellen: Warum haben wir uns die Tankstelle wegnehmen lassen."

"Die Bauaufsicht hatte mit uns einen Termin gemacht für eine Ortsbegehung. Sie haben sich das gar nicht groß angeguckt und haben uns dann die Kündigung schriftlich zugeschickt. Wir haben daraufhin nochmal ein Gegenschreiben losgeschickt, daß wir auch ganz gerne wüßten, aufgrund welcher Mängel und warum und weshalb . . ."

". . . wir wollten eine bauliche Mängelliste haben, schriftlich. Die bekamen wir dann auch. Da waren vier fünf Punkte aufgelistet . . ."

". . . das waren irgendwelche Stufen und Löcher im Boden und irgendwelche Leitungen . . ."

". . . das haben wir alles geregelt und diese Stufen repariert und die toten Kabel rausgemacht und auch noch mal die Decke angeguckt. Dann haben wir das ganze Ding in Schuß gebracht, um einen offiziellen Abend zu machen. Wir hatten die Stadt eingeladen, die Bauaufsichtsbehörde, das Stadtplanungsamt, das Liegenschaftsamt, die Presse . . ."

"Nun gut, der Abend verlief zwar ganz witzig, aber von den Eingeladenen ist natürlich keiner erschienen."

"Und dann hatte irgendwann jeder von uns ein gerichtliches Schreiben im Briefkasten, daß man unter Androhung von einer Geldbuße nicht mehr in die Tankstelle sollte."

"Das war genau zu dem Zeitpunkt, als hundert Leute oder mehr an einem Abend kamen. Es war ungefähr ein halbes Jahr, nachdem wir angefangen hatten. Es lief gerade richtig gut."

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AT: Muttertag 3

". . . es war uns klar gewesen, als wir aus der Tankstelle raus mußten, daß wir weitermachen wollten. Und das haben wir mit der Hohenstauffenstraße dann auch geschafft. Und die Ausstellung "Boot" dort war dann die zweite Muttertagsaktion, die die ganze Gruppe gemeinsam machte."

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Freitag, 14. August 1992. Zwischen Hauptbahnhof-Südseite und dem Frankfurter Polizeipräsidium eine Einzimmerwohnung am dritten Stock des Hauses Hohenstauffenstraße 8: Finnisage der am Vorabend eröffneten Ausstellung "Das Boot".

Man betritt das eine Zimmer der Wohnung durch die Küchentür und ist da: Ausgestellt wird ein ehemaliges Hafenboot, das mit etwa 5 bis 6 Metern Länge den für die enorme Größe des Objekts viel zu kleinen Raum diagonal zerteilt. Der Besucher wird unmittelbar mit dem Objekt konfrontiert. Sowohl Betrachtun- gen aus räumlicher Distanz als auch Rundgänge um das Boot sind unmöglich. Das Schiff hat ein wenig Schlagseite, es hängt nach links in den Ausstellungsraum. Das erlaubt Blicke in sein Inneres. Dort sind ein paar Lichter gesetzt, die der ganzen Szenerie etwas Anheimelndes geben. Ansonsten deutet nichts darauf hin, daß hier nachträglich viel Hand angelegt wurde. Die Vermutung, das Boot wurde so belassen, wie man es vorfand, drängt sich auf: Erosionsschäden am Material, eingedrückte Blechteile, abgeblätterter Bootslack und eingetretene Kajütenfenster. Die zum Ausstellungsraum umfunktionierte Mietwohnung: Das erinnert ein wenig an Moskau und an Ost-Berlin zu Zeiten vor Perestroika und Wende, doch scheint dieser private Rahmen, dem für gewöhnlich etwas Muffiges und Abgestandenes anhaftet, im vorliegenden Fall mehr als das bloße notwendige und deshalb in Kauf genommene Übel zu sein, sondern ist Teil der ausgestellten Arbeit. Wüßte man nicht um die chronische Raumnot der Gruppe "Muttertag", könnte man dahinter durchaus konzeptionelle Überlegungen vermuten: das Private als Gegenstand der Auseinandersetzung mit dem Objekt.

Wer Schiffe liebt, und das tun viele, wer als kleines Kind den Traum hatte, später zur See zu fahren, wer von den fernen Ländern auf der anderen Seite der Ozeane träumt, wer dort aufwuchs, wo Buddelschiffe auf dem Kaminsims standen, wen salzige Luft in Schwärmerei versetzt, wessen romantische Ader beim bloßen Anblick von Rost etwa Sehnsucht mobilisiert, ist hier am richtigen Ort. Die konditionierten Emotionen können, wen wundert's, problemlos abgerufen werden. Wer hätte nicht gerne selber so einen alten Kahn bei sich zu Hause rumstehen? Um das fünfeinhalb Meter lange und gut zwei Meter breite Schiff erst in den 3. Stock und dann durch diverse schmale Türen zu bekommen, mußte es in sieben unterschiedlich dicke Scheiben und Stücke zersägt werden. Die Einzelteile wurden anschließend zu ihrer ursprünglichen Form wieder nebeneinander aufgestellt. Das sieht man.

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"Eine Filiale von Muttertag gibt es jetzt in der Mainzer Landstraße 121, wo am 11. Februar abends Arbeiten von Ernst Starck gezeigt werden. Er hat sich der Herstellung von Käsekuchen und dem Schnitzen von Meerjungfrauen gewidmet." "Man sollte noch erwähnen, das im Februar auch das Schreibbüro von Anette Gloser, Gloria Escoda und Naoko Toyota dort ist. Da kann jeder hinkommen und Briefe schreiben lassen!"

Gemütlichkeit-Days am Michigansee Austauschprogramme gibt es auch für Erwachsene

Der Thanksgiving-Truthahn brutzelt ausnahmsweise schon vor dem traditionellen Datum im Backofen: Für ihre deutschen Gäste haben Andrea und John Jurek das amerikanische Familienfest vorgezogen und die Gitarre hervorgeholt. Nach dem Essen werden bis in die Nacht deutsche und amerikanische Lieder gesungen. Daß Susanne und Elsebeth aus Norddeutschland nicht jodeln wollen, tut der Begeisterung keinen Abbruch. Ihre Gastfamilie aus Milwaukee im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin ist an allem interessiert, was mit Deutschland zu tun hat und nimmt auch mit Volksliedern vorlieb.

Aufgeschlossenheit gegenüber einer anderen Kultur - in deutschen Augen nicht gerade ein hervorstechender amerikanischer Wesenszug - kennzeichnet Gastgeber wie Gäste, die sich an einem Austausch beteiligen. Was Schülern und Schülerinnen seit Jahrzehnten recht ist, macht die Organisation The Friendship Force - mit Sitz in Atlanta und Clubs rund um die Erde - auch älteren Menschen billig: Land und Leute besser kennenzulernen, als es während eines Hotelurlaubs möglich wäre, und Reisebekanntschaften nicht dem Zufall zu überlassen.

Die Organisation wurde 1977 mit Unterstützung des damaligen Präsidenten Jimmy Carter in Atlanta gegründet. Die gegenwärtig rund 25 deutschen Clubs und Stützpunkte sind in der Regel eingetragene Vereine und als gemeinnützig anerkannt. Mit ihrer Hilfe werden jährlich mehr als 50 Austauschprogramme mit wechselnden Ländern organisiert.

Susanne und Elsebeth sind mit 23 Hannoveranern und Hannoveranerinnen in die Stadt am Michigansee geflogen, deren Bewohner zu rund 80 Prozent deutschstämmig sind. Das führt in den zwei Wochen, die der Besuch dauert, gelegentlich zu Interessenkollisionen. Während die Besucher aus der Alten Welt begierig darauf sind, typisch amerikanischen Alltag zu erleben, geben sich die Gastgeber mit so urdeutschen Namen wie Ostermeyer, Rau, Lechmaier und Messenbrink alle Mühe, ihren Gästen die Stadt zu zeigen, wo sie am deutschesten ist. Da gibt es die Turner Hall, ein ehrwürdiges Gebäude von 1883, in dem noch der Geist von Turnvater Jahn weht, da lockt man mit Vergnügungen wie dem German Fest und einem Besuch in einer der zahlreichen Brauereien.

Ob Gäste und Gastgeber harmonieren, wird nicht dem Zufall überlassen. Jeder Teilnehmer an einem Austausch muß zuvor einen langen Fragebogen ausfüllen, in dem nach Alter, Geschlecht, Beruf, Hobbies und Interessen gefragt wird. In der mehrmonatigen Vorbereitungsphase wird dann im gastgebenden Club kombiniert, was zusammengehört.

Ausführliche Briefe werden gewechselt und Fotos hin- und hergeschickt, so daß bei der Ankunft am Flughafen schon jeder weiß, wohin er gehört. Die rührigen Clubmitglieder in Milwaukee hatten sich noch eine besondere Überraschung ausgedacht: Sie erwarteten ihre Gäste fähnchenschwenkend und Willkommensschilder mit den Namen ihrer Gäste hochhaltend.

Nach einer Woche wird gewechselt - auch wenn sich die neuen Freunde noch so gut verstehen. "Damit erreichen wir, daß jeder so viele unterschiedliche Lebensumstände wie möglich kennenlernt", erklärt Gerhard Hase, Präsident des hannoverschen Clubs. "Ein weiterer Grund ist der viel kürzere Urlaub in den USA." Ein bißchen Abenteuer sei immer dabei.

Bis jetzt ist die Kuppelmethode mit Fragebogen und Briefkontakt selten schiefgelaufen. Passiert es tatsächlich einmal, buchen die unternehmungslustigen Reisenden so ein Erlebnis als neue Erfahrung. "Einmal", so Hase, "waren wir bei einem Prediger zu Gast, der ein sehr puritanisches Leben führte und seinen Gästen weder Alkohol noch Tabak anbot. Als er aber zum Gegenbesuch in Hannover war, staunten wir, wie er - fernab von seiner Gemeinde - auflebte." Anregend sei der Kontakt mit einer anderen Kultur eben auch dann, wenn man jemanden bei sich zu Hause aufnehme.

Nur ein Teil der zwei- bis dreiwöchigen Auslandsaufenthalte ist Gruppenaktivitäten vorbehalten. Den Rest sollten die Gastgeber gestalten, ob mit Ausflügen und Besichtigungen oder indem sie ihren Gast an ihrem Leben teilhaben lassen. Begeistert fielen sich da bei den "Gemütlichkeit Days" zu Ehren der Gäste in der Kleinstadt Jefferson die Bewohner unter dem Motto "Two are one" in die Arme und erfreuten sich an "Polkatanz" und "Schafskopf"-Spiel. Es wurde ein "Gemütlichkeit"-Königspaar gekürt, es gab Wettbewerbe im Brezelessen, Bierkrugstemmen und den "Ugliest Knee Contest", einen Wettstreit um die häßlichsten Knie.

MARGIT BIELER

AUSKUNFT: Vereine und Gruppen in Deutschland: Alzey, Berlin, Braunschweig, Bockhorn, Chemnitz, Cottbus, Dresden, Flensburg, Gelsenkirchen, Gera, Halle, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Herne, Jena, Kiel, Lübeck, Main, Minden, Norderstedt, Peine, Rudolstadt, Schwerin, Tecklenburg, Varel, Wolfsburg. Adreßliste und Informationen können angefordert werden beim Deutschen Koordinationsbüro / Clara Diedrich, Lindenstraße 6, 6501 Klein Winternheim, Tel. (0 61 36) 8 96 56.

Die Dänen zeigen, wie der Energie-Konsens aussehen kann Eine Effizienz-Revolution im Wärmesektor macht Umwelt- und Klimaschutz auch ohne Atomkraft möglich Von Holger Krawinkel

n der neu entfachten Debatte über den "Energiekonsens" in Deutschland kann die dänische Energiepolitik an-

I gesichts ihrer bisherigen Erfolge beim Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung, bei der Energieeinsparung und bei der Nutzung erneuerbarer Energien eine wichtige Orientierungshilfe bieten. Bereits Ende der 70er Jahre entstand in Dänemark eine breite Übereinstimmung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, den volkswirtschaftlichen Herausforderungen der Ölpreiskrisen durch eine Effizienzrevolution im Wärmesektor zu begegnen. Heute liegen die spezifischen Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in Dänemark auf dem gleichen Niveau wie in Westdeutschland, ohne daß eine einzige Kilowattstunde Strom in Atomkraftwerken erzeugt werden muß. Der Energieplan 2000, der 1990 beschlossen wurde, sieht eine Verminderung des CO2-Ausstoßes um 20 Prozent bis zum Jahr 2000 vor.

Als rohstoffarmes Land war und ist Dänemark ökonomisch auf die Ausbildung und Entfaltung des schöpferischen Potentials seiner Gesellschaft angewiesen. Flexibilität sowie Lern- und Anpassungsbereitschaft sind eine Voraussetzung, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Neben dem energiepolitischen Konsens, der bis heute auch von den bürgerlichen Regierungen gepflegt wurde, ist die permanente Modernisierung in der dänischen Gesellschaft eine wichtige Erklärung für den Erfolg der dortigen Energiepolitik.

Diese Erfolge werden oft alleine auf die dortigen Energiesteuern zurückgeführt, die 1985 drastisch erhöht wurden, um die gesunkenen Weltmarktpreise für Erdöl aufzufangen. Sie war nicht ausschließlich energiepolitisch, sondern auch gesamtwirtschaftlich und fiskalisch begründet - zur Deckung des Haushaltsdefizites beziehungsweise zur Dämpfung des privaten Konsums, um das Außenhandelsdefizit zu begrenzen. Umstände also, die auch in Deutschland in Kürze aktuell werden könnten.

Die Effizienzrevolution im Wärmesektor geschah durch einen massiven Ausbau der Fernwärme und durch eine umfassende Sanierung des Gebäudebestandes. Der spezifische Primärenergiebedarf fiel bezogen auf die Wohnfläche innerhalb von zwölf Jahren um fast 50 Prozent und liegt somit um ein Drittel unter den westdeutschen Werten. Die Gebäudesanierungsprogramme, die zwischen 1977 und 1985 durchgeführt wurden, ermöglichten eine Verminderung des Nutzwärmebedarfs auf 130 Kilowattstunden je Quadratmeter Wohnfläche und Jahr. Der Fernwärmeanteil konnte durch eine Nutzung der sonst verlorenen Abwärme vorhandener Kraftwerke von 25 Prozent im Jahre 1975 auf heute über 40 Prozent gesteigert werden.

Mitentscheidend für die Effizienzrevolution im Wärmesektor war die Dokumentationspflicht des Energiebedarfs und der Einsparmöglichkeiten für Gebäudeeigentümer und die Kommunen. Während für den Gebäudesektor bereits im Jahre 1977 eine Art Wärmepaß eingeführt wurde, sind die Gemeinden seit 1979 verpflichtet, kommunale Wärmepläne aufzustellen und umzusetzen. In diesen Wärmeplänen werden unter anderem Vorranggebiete für Fernwärme ausgewiesen und die Brennstoffe sowie die Art der Wärmeerzeugung festgelegt.

Der Energieplan 2000 sieht eine weitere Erhöhung des Fernwärmeanteils auf etwa 65 Prozent bis zum Jahre 2005 vor, wobei über 90 Prozent dieser Fernwärme in Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden sollen. Die Anforderungen der bestehenden Wärmeschutzverordnung des Jahres 1977 soll von etwa 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr in zwei Stufen bis zum Jahre 2000 auf 40 Kilowattstunden verschärft werden. Dieser Wärmebedarf entspricht etwa einem Viertel der heute noch gültigen deutschen Anforderungen.

Die Effizienzrevolution erfaßte ab Mitte der 80er Jahre auch die Stromwirtschaft. Nachdem das Parlament im Jahre 1985 den endgültigen Verzicht auf die Atomenergienutzung beschlossen hatte, vereinbarte die bürgerliche Regierung mit der sozialdemokratischen Opposition und der Energiewirtschaft 1986 ein "Paket" zur künftigen Stromerzeugung und -einsparung. Danach sollten die Energieunternehmen bis Anfang der 90er Jahre etwa 450 Megawatt in dezentralen Heizkraftwerken erstellen und ein Konzept für die Umsetzung von Stromsparpotentialen erarbeiten.

Die erste Phase der Kraft-Wärme-Koppelungs-Vereinbarung konnte inzwischen realisiert werden. Der Energieplan 2000 sieht nun die zusätzliche Realisierung von rund 1200 Megawatt in dezentralen Heizkraftwerken vor, wobei die Umrüstung von Heizwerken auf Kraft-Wärme- Kopplung gesetzlich in drei Stufen vorgeschrieben wurde. Die Umrüstung der ersten Anlagen ist bereits abgeschlossen.

Die Stromspar-Untersuchungen ergaben zwar erhebliche technische und wirtschaftliche Einsparmöglichkeiten, zeigten jedoch auch die großen organisatorischen Probleme bei der Umsetzung auf. Daher begannen die Stromversorgungsunternehmen bereits 1988 mit der Entwicklung der infrastrukturellen und organisatorischen Grundlagen zur systematischen Umsetzung der Einsparpotentiale. Anfang 1992 konnten die Stromunternehmen ein umfangreiches Handbuch und ein komplettes Beratungskonzept vorlegen. Die dänische Regierung hat zum gleichen Zeitpunkt die Erstellung von stromtechnischen Gutachten für Industrie, Gewerbe und den öffentlichen Sektor vorgeschrieben.

Die dänischen Stromunternehmen akzeptieren inzwischen ihre Doppelrolle, auf der einen Seite Strom zu erzeugen und auf der anderen Seite auf seine möglichst effiziente Verwendung hinzuwirken. Ein Beschluß des Parlaments beschleunigte im März 1992 den Abschluß der internen Diskussionen erheblich. Den einzelnen Stromunternehmen wurde auferlegt, "auf der Grundlage der Zielsetzungen des Energieplans 2000 konkrete Ziele für Stromeinsparungen aufzustellen, so daß eine laufende Bewertung der Ziel-Erreichung vorgenommen werden kann".

Das dänische Modell zeigt auf beeindruckende Weise eine Verknüpfung von staatlicher Rahmensetzung mit einer Aktivierung von "Suchprozessen" in den Kommunen, bei den Energieunternehmen und weiteren wichtigen Akteuren aus der Wirtschaft sowie bei den Bürgern. Ohne den breiten gesellschaftlichen Konsens über eine solche Energiepolitik wären die erzielten Erfolge kaum möglich gewesen. Falls in Deutschland ein Grundkonsens zustande kommt, wird es vor allem darauf ankommen, eine vergleichbare organisatorische Infrastruktur aufzubauen, die eine laufende Konsensbildung auch mit oder aber gegen Einzelinteressen ermöglicht. Wichtiger Bestandteil einer solchen Struktur bleibt eine stärkere "Institutionalisierung" der Energie-Nutzer, die durch die Verpflichtung zur Aufstellung von Energie- oder Klimaschutzplänen durch die Kommunen, die Erstellung von Energiegutachten von Industrie, Gewerbe und für öffentliche Einrichtungen erreicht werden kann.

Förderprogramme sind im Rahmen eines Konjunkturprogramms auf die Gebäudesanierung und den Fernwärmeausbau zu beschränken. Dabei sollte der Fernwärmeausbau durch die Kommunen ähnlich abgewickelt werden wie der Aufbau von Abwassersystemen. Neue Heizkraftwerke dagegen sollten von den Stromversorgern finanziert werden. Auch der Aufbau von Organisationen zur Erzielung der möglichen Stromeinsparungen kann den Energieunternehmen überlassen bleiben, wobei durchaus Mischformen (etwa Energieagenturen) eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Um einen solchen Prozeß in Gang zuhalten, bedarf es einer ständigen Auswertung der erzielten Ergebnisse. Hierin wird eine wichtige Aufgabe der Energieforschung liegen.

Je mehr Bereiche von Wirtschschaft und Gesellschaft in einen Energiekonsens einbezogen werden können, um so deutlicher kann sich die staatlichen Politik auf eine moderierende Funktion konzentrieren. Ihr wächst die Aufgabe zu, die Dialektik zwischen Rahmensetzung und gesellschaftlichen Suchprozessen aufrecht zu erhalten. Die Einführung einer allgemeinen Energiesteuer könnte diesen Prozeß unterstützen und auch bei zunächst geringerem Umfang die notwendigen Mittel zur Ausstattung von Förderprogrammen für den Fernwärmeausbau und die Gebäudesanierung beschaffen.

Daß die Ursachen des Erfolgs der dänischen Energiepolitik nur wenig beachtet wurden, hängt offenbar damit zusammen, daß die Voraussetzungen für ein entsprechendes Politikmodell im Deutschland der 80er Jahre nicht gegeben waren. Die dänische Energiepolitik beruht auf einem mitteleuropäischen, eher sozialdemokratisch geprägten und auf weitgehendem Konsens beruhenden Politikverständnis. Dagegen waren die hiesigen energiepolitischen Aktivitäten von einer konservativen Untätigkeit und einer weitgehend in der Defensive befindlichen Ökologiebewegung beeinflußt, die über einen "peripheren Aktionismus" kaum hinauskam. Ein sich jetzt möglicherweise abzeichnender Energiekonsens stellt für sich genommen bereits eine Rückkehr zu eher sozialdemokratischen Politikmodellen dar. Die Erfahrungen mit dem dänischen Modell in den vergangenen 15 Jahren können daher an Aktualität gewinnen.

Eine Anwendung des dänischen Beispiels in Deutschland würde auch für die Ökologiebewegung nicht ohne Folgen bleiben. Trotz ihrer Erfolge bleibt die dänische Energiepolitik merkwürdig lautlos, unspektakulär; sie bringt keine Helden hervor. Die individuelle Phantasie und Kreativität der dänischen Energieplaner geht mehr im gemeinschaftlichen Handeln auf, das für eigensinnige Profilierungen nur wenig Platz bietet. Vielleicht ist diese Politik deshalb so unattraktiv für viele deutsche Verfechter einer Effizienzrevolution, die sich unter Beibehaltung ihres Anti-Institutionalismus lieber an neoliberalen Strömungen orientieren und unser nördliches Nachbarland aufgrund spezifischer ökonomischer Strukturen als kleines, am Rande befindliches "Energie-Ökotopia" ausgrenzen wollen. Eine neue Rollenbestimmung setzt eine kritische Bilanz der Aktivitäten in den Jahren der Denkblockaden voraus. Die Chancen eines bevorstehenden Wandels sollten nicht durch das Festhalten an alten Gewohnheiten getrübt werden.

Der Autor ist Referent im schleswig- holsteinischen Energieministerium und Verfasser des Buchs "Für eine neue Energiepolitik - Was die Bundesrepu blik Deutschland von Dänemark lernen kann" (Fischer-Taschenbuch, 1991).

Antje Dertinger "Es war mir nicht bewußt, daß ich kämpfte" Zum 150. Geburtstag der Ärztin Franziska Tiburtius

Als Dr. med. Franziska Tiburtius in Berlin-Moabit "wegen unbefugter Führung des medizinischen Doktortitels" vor dem Richter stand, blickte sie bereits auf eine fast 25jährige ärztliche Tätigkeit zurück. Sie hatte Tausende von Patienten, insbesondere Patientinnen, behandelt, wurde verehrt im Berliner Industrieproletariat, inzwischen auch konsultiert von zahlungskräftigeren Angehörigen des Bürgertums und schließlich sogar geschätzt "bei Hofe". Die Gerichtsverhandlung war die letzte, mit Hilfe der Justiz geführte Attacke eines männlichen Standesgenossen gegen die Frau als Arzt. Franziska Tiburtius war dergleichen gewöhnt - allerdings aus der Frühzeit ihrer ärztlichen Tätigkeit.

Die Klage wurde abgewiesen, denn selbstverständlich führte Franziska Tiburtius den Doktortitel rechtmäßig - sie hatte ihn gegen Ende ihres medizinischen Studiums 1875 in Zürich erworben. In Deutschland wurde den Frauen das Studieren - vor allen Dingen aufgrund des Drucks, den die bürgerliche Frauenbewegung um Helene Lange ausübte - erst knapp vor der Jahrhundertwende möglich.

Doch auch in der Schweiz, wo Frauen als Studierende damals prinzipiell längst akzeptiert worden waren, erregten weibliche Medizinstudenten noch einiges Aufsehen. "Bei unserem ersten Erscheinen im Präpariersaal", so erinnerte sich später Franziska Tiburtius, "erhob sich ein wüster Lärm, Schreien, Johlen, Pfeifen; da hieß es, ruhiges Blut behalten . . . Es war ein großes Glück für uns, daß die hauptsächlichsten Fächer der ersten Semester von Männern besetzt waren, die dem Experiment des Frauenstudiums freundlich gegenüberstanden." Einige andere Universitätslehrer, auch in Zürich, agitierten allerdings per Pamphlet gegen das Frauenstudium. Sie sorgten sich um "das Zart- und Schamgefühl" weiblicher Medizinstudenten, deren Anblick sowieso "im Operationssaal nur Heiterkeit erregen" könne.

Franziska Tiburtius schreckte das nicht. Sie begann im Jahr 1871 in Zürich ihr Medizinstudium. Mit ihrer Kommilitonin und späteren Freundin Emilie Lehmus war sie in der Schweiz die erste deutsche Medizinstudentin. Und sechs Jahre später waren die Doktorinnen Tiburtius und Lehmus in Deutschland die ersten Frauen, die eine allgemein-medizi- nische Praxis eröffneten. Dort ging dann der Kampf um Anerkennung weiter.

Das müßte überraschen, wenn wir - nach erster und zweiter Frauenbewegung - heute nicht die wirklichen Gründe für die Verweigerung gleichberechtigter Teilhabe wüßten. Im pflegenden und eben auch im heilenden Bereich waren die Fähigkeiten der Frauen über Jahrhunderte anerkannt gewesen, dann freilich auch weitgehend vergessen worden. Die Ordensfrauen, die sich in Hospitälern der Krankenpflege widmeten, hatten den akademisch gebildeten "Göttern in Weiß" nie Konkurrenz gemacht.

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Bedrohlicher wirkte auf männliche Mediziner dagegen eine hochgebildete Frau, die ein reichliches Jahrhundert vor Franziska Tiburtius lebte: Dorothea Erxleben (1715-1762) hatte schon vor 250 Jahren eine Kampfschrift fürs Frauenstudium verfaßt; und nach diversen Petitionen war ihr vom preußischen König der Universitätsbesuch zum Studium der Medizin genehmigt worden. Doch Dorothea Erxleben mußte sich wegen der Erziehung von acht Kindern auf autodidaktisches Studieren beschränken. Währenddessen wirkte sie bereits als geschätzte medizinische Helferin. Approbierte Ärzte allerdings verklagten Dorothea Erxleben als "Kurpfuscherin". Da meldete sie sich 1754 unter Berufung auf die einstmals erteilte königliche Studienerlaubnis zur Promotion. Sie bestand sie mit hervorragendem Ergebnis und erhielt 1754 als erste deutsche Frau das Doktordiplom - für das sie sich in fließendem Latein bedankte. Bis zu ihrem frühen Tod wirkte die Frau eines Pfarrers nun in ihrer Heimatstadt Quedlinburg als auch formal anerkannte Ärztin.

Doch Frauen wie Dorothea Erxleben blieben die Ausnahme in einer Gesellschaft, deren männliche Vertreter noch über hundert Jahre später, zu Zeiten der Franziska Tiburtius, die "Inferiorität des Weibes" durch deren geringeres Gehirngewicht als das der Männer "wissenschaftlich" zu begründen suchten.

Anders als Dorothea Erxleben hatte Franziska Tiburtius die Entscheidung zum Medizinstudium nicht aus sich selbst heraus entwickelt. Ein Mann - der ältere Bruder, selbst Arzt - hatte die Anregung gegeben, hatte seine Schwester ermutigt und sie später in ihrer positiven Entscheidung bestärkt. Franziska Tiburtius war am 24. Januar 1843 in Bisdamitz, dem väterlichen Landsitz auf Rügen, in eine Theologen- und Juristenfamilie hineingeboren worden. Als jüngstes unter neun Kindern wuchs Franziska auf Rügen, später in Stralsund in relativer Freiheit und Selbständigkeit auf. Mit siebzehn Jahren wurde sie Gouvernante in einer Adelsfamilie; später legte sie das Lehrerinnenexamen ab und ging nach England, um schulische Erfahrungen zu sammeln. Ihr Plan war, eine eigene Schule zu eröffnen.

In dieser Zeit - den Kontinent erschütterte der deutsch-französische Krieg - korrespondierte der Bruder ausführlich mit Franziska über die Möglichkeiten eines Medizinstudiums. Es war wohl nicht nur der eigene Arzt-Beruf, der ihn an diese Tätigkeit für seine Schwester nachdenken ließ - es spielte sicherlich auch seine Freundschaft, dann die Ehe mit Henriette Hirschfeld (1834-1911) eine Rolle. Henriette, Franziskas spätere Schwägerin und Freundin, hatte sich scheiden lassen und nach Möglichkeiten gesucht, wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen. In den USA, so hatte sie gehört, konnten sich Frauen damals schon zu Zahnärzten ausbilden lassen. Das stimmte nicht ganz; aber Henriette Hirschfeld schaffte es dennoch. Nach Beendigung ihrer Studien kehrte sie nach Deutschland zurück. Im Jahr 1869 eröffnete sie in Berlin als erste Frau eine zahnärztliche Praxis.

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Zürich hatte gegenüber den USA den Vorteil der sprachlichen Einheit mit Deutschland - und es reichte dort das Lehrerinnenexamen als Studienvoraussetzung. Nur Mutter und Bruder waren informiert, als Franziska Tiburtius ihr Medizinstudium in der Schweiz aufnahm. Sie wollte sich anfangs die Möglichkeit zur Rückkehr ins Lehrfach offenhalten und machte sich keine Illusionen über das damalige "Image" eines weiblichen Mediziners: "Wenn bekannt gewesen wäre, daß ich in der Anatomie und in medizinischen Vorlesungen gewesen, so war mein früherer Beruf mir verschlossen." Als dann im heimatlichen Vorpommern noch ruchbar wurde, daß Franziska auf dem Weg war, Ärztin zu werden, hieß es: "Ach so, Sie studieren Medizin - na ja, wir wollen nicht davon sprechen."

Nicht nur das Bewußtsein von der prinzipiellen Gleichbefähigung der Frauen, sondern auch der Erkenntnisstand der Medizin ließen im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts - nach heutigen Maßstäben - zu wünschen übrig: Ignaz Semmelweis' Entdeckung der Kontaktinfektion als Ursache des Kindbettfiebers und seine Lehre über dessen Vermeidung durch antiseptische Maßnahmen setzte sich erst nach Jahrzehnten durch; der Widerstand kam vorwiegend aus der Ärzteschaft. Von Bakterien wußte man zu den Studienzeiten von Franziska Tiburtius fast nichts. Robert Koch entdeckte den Erreger der Tuberkulose 1882 und den Erreger der Cholera 1883. Um diese Zeit wurde schrittweise das deutsche Sozialversicherungssystem, einschließlich der Krankenkassen, entwickelt. Franziska Tiburtius behandelte die Armen lange Zeit noch für zehn Pfennige, viele auch völlig kostenlos.

Seit 1877 war Franziska als Ärztin in Berlin tätig. Die Approbation wurde ihr verweigert. Aber man verstand einen Praxisbetrieb als Gewerbe; und in Preußen herrschte Gewerbefreiheit. Ihrem Doktortitel mußte Franziska Tiburtius freilich die einschränkende Ergänzung "der Universität Zürich" hinzufügen; doch das machte sie in den Augen ihrer Klientel eher interessant. Anfangs führte sie eine Gemeinschaftspraxis mit ihrer Schwägerin, der Zahnärztin Henriette Hirschfeld-Tiburtius. Die beiden Frauen teilten sich ein Wartezimmer; doch jede Ärztin hatte ihren eigenen Behandlungsraum. Auch privat teilte Franziska Tiburtius das Leben der Familie ihres Lieblingsbruders, des Oberstabsarztes, in dessen Hausstand an der Berliner Friedrichstraße sie nach einer in Dresden absolvierten Assistenzarzt-Zeit gezogen war.

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Beruflich tat sich Franziska jedoch bald mit ihrer Studienfreundin Dr. med. Emilie Lehmus zusammen. Neben einer gemeinsam geführten Arztpraxis gründeten die beiden Frauen schon 1878 in einem der Arbeiterbezirke Berlins eine Poliklinik für die am wenigsten zahlungskräftige Bevölkerung. Vorwiegend kamen Patientinnen in diese erste "Klinik weiblicher Ärzte", der später eine kleine stationäre Pflegeabteilung angeschlossen wurde. Franziska Tiburtius' Poliklinik war so erfolgreich, daß bald auch Kranke aus anderen Stadtbezirken die beiden Doktorinnen konsultierten. Schließlich mußte die Patientenzahl resolut auf 40 pro Tag beschränkt werden. Dennoch dehnte sich die Arbeit in der Poliklinik so stark aus, daß ab 1890 weitere Ärztinnen hinzukamen, darunter zuerst Dr. med. Agnes Bluhm, eine Chirurgin, die ebenfalls noch in Zürich ausgebildet worden war.

Reichtümer erwarb Franziska Tiburtius mit ihrer erfolgreich betriebenen Poliklinik nicht - sie hatte sie ja bewußt zur ärztlichen Versorgung armer Arbeiterfrauen geschaffen. Aber: "Es erschienen auch die Patientinnen aus anderen Gesellschaftsklassen, deren Vertrauen sich auch in materiellen Beweisen äußern kann. Es geschah wohl, daß aus den reichen . . . Häusern erst die Hausangestellten gesandt wurden, um Umschau zu halten; fiel der Bescheid günstig aus, so erschien dann die gnädige Frau selbst . . . Einmal drang sogar Hofluft bei mir ein."

Parallel zu dem Zuspruch und der Hochachtung, die Franziska Tiburtius bei ihren vielen Patienten und Patientinnen genoß, erlebte sie jedoch weiterhin Anfeindungen durch männliche Kollegen. Rudolf Virchow, der Pathologe - nebenbei auch Mitbegründer der Fortschrittspartei und Reichstagmitglied - legte demonstrativ sein Mandat im Kuratorium einer Bildungsanstalt nieder, als er erfuhr, daß dort seine ungeliebte Kollegin als Gastreferentin einen Vortrag über Gesundheitspflege halten sollte. Daß man Franziska Tiburtius verweigerte, im nachhinein zusätzlich das medizinische deutsche Staatsexamen abzulegen, war ein weiteres Indiz für die Ablehnung der Frau als "Ärztin.

Aber Franziska Tiburtius hatte ein glückliches Naturell. Befragt nach den vielen Kämpfen, die sie als Frau in einer Männerdomäne durchstehen mußte, antwortete sie, es sei ihr "nicht so recht zum Bewußtsein gekommen, daß ich kämpfte. Ein Gutes hat mir die Natur mitgegeben: Ich . . . kann ignorieren, was hinter meinem Rücken gesprochen wird, und ärgere mich nicht allzu heftig über Fehlschläge, an denen ich keine Schuld habe." Gleichzeitig sah sie durchaus den "großen Vorteil für die beiden ersten weiblichen Ärzte . . ., daß sie von Anfang an zu zweien auf den Plan traten . . . Ich bin überzeugt, daß es einer allein viel schwerer gelungen wäre, festen Boden zu gewinnen ... Es hat einige Jahre gedauert, bis die Stimmung der Ärzte uns beiden Eindringlingen gegenüber eine ruhigere wurde und sie uns trauten."

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Franziska Tiburtius war - das darf aus ihren autobiographischen Aufzeichnungen geschlossen werden - ursprünglich nicht frauenbewegt. Aber die Erfahrungen im Studium und mit der Praxis, bei deren Eröffnung sie angesichts männlicher Vorurteile "ein leichter Schatten von Bangigkeit" befallen hatte, haben sie eines anderen belehrt. Als engagierte Ärztin wurde sie vertraut mit den Sorgen aller Schichten der Bevölkerung, besonders aber mit den sozialen Problemen des weiblichen Proletariats der "Gründerzeit" und der folgenden Jahre. Zudem lebte und arbeitete sie in Berlin gerade auch in jenen Jahren, in denen sich die Frauenbewegung organisierte. Zu befreundeten Bekannten zählten Helene Lange und Minna Cauer, Jeannette Schwerin und Lina Morgenstern. Unter ihren Patientinnen waren Anna Schepeler, die frauenpolitisch aktive Tochter des Lette-Verein-Gründers, sowie Henriette Schrader, eine Nichte Fröbels, die dessen pädagogische Ideen weiterentwickelte.

Besonders interessiert hat Franziska Tiburtius die Entwicklung des Frauenstudiums verfolgt. Dabei lehnte sie entschieden die damals als Kompromißlösung auch diskutierte Gründung von Frauen- Hochschulen ab; sie befürchtete, daß deren Abschlüsse immer als "Diplome zweiter Klasse" gewertet würden. Mit Freude stellte sie fest, daß in den neunziger Jahren der Druck aus Frauenkreisen auf die Universitäten immer stärker wurde. "Es ließ sich einfach nicht mehr totschweigen; man mußte Stellung dazu nehmen." Ab 1894 wurden Frauen an medizinischen Fakultäten einiger deutscher Universitäten als Gasthörerinnen zugelassen; seit 1898 können Frauen unter denselben Voraussetzungen wie Männer deutsche Universitäten besuchen.

Franziska Tiburtius war zu diesem Zeitpunkt 55 Jahre alt. Neben ihrer Freundin Emilie Lehmus war sie 15 Jahre lang als einzige Allgemeinmedizinerin in Deutschland tätig gewesen, ehe die zweite Generation von Ärztinnen hinzukam. Studium und Assistenzarzt-Zeit lagen 22 Jahre zurück. Nun endlich hätte sie die deutschen Examina nachholen können. Aber jetzt wollte Dr. med. Franziska Tiburtius nicht mehr: "Um mich einem Examen zu unterziehen, hätte ich mindestens für ein Jahr die praktische Tätigkeit unterbrechen müssen - und das hätten meine Patientinnen nicht verstanden." Es nahm damals auch lediglich in Ausnahmefällen noch jemand Anstoß an der Ärztin, die "nur" den schweizerischen Doktorgrad vorweisen konnte . . .

Franziska Tiburtius starb im Alter von 84 Jahren am 5. Mai 1927 in Berlin. Bereits 20 Jahre vorher hatte sie sich aus der aktiven medizinischen Arbeit zurückgezogen und jüngeren Frauen ihre "Klinik weiblicher Ärzte" überlassen. Sie unternahm nun noch ausgedehntere Orient- reisen, als sie dies in früheren Jahren schon getan hatte.

Wer sie fragte, warum sie ohne Not ihre blühende Praxis aufgegeben habe, erhielt eine nüchterne Antwort über den unabwendbaren Alterungsprozeß und die Notwendigkeit, daß auch eine Entscheidung zur Aufgabe der Berufstätigkeit bei noch wachem kritischen Verstand getroffen werden müsse: "Ich fürchtete den Verlust der Selbstkritik, die für den Arzt Berufsnotwendigkeit ist."

Das Lob der "Belastbarkeit" Zu dem Buch "Frauen in der Krankenpflege"

Krise! Pflegenotstand! Unterversorgung der Patienten! Stationen werden geschlossen! Die Pflegenden wandern ab in attraktivere Berufe der freien Wirtschaft!

Horrormeldungen, die uns verunsichern. Wir, die irgendwann Betroffenen, jammern und klagen: Wie konnte es nur so weit kommen? Aber handelt es sich tatsächlich um eine so einmalige Situation?

Claudia Bischoffs Buch "Frauen in der Krankenpflege" will nicht nur die Fachöffentlichkeit informieren. Die jetzt vorliegende erweiterte Auflage (Erstauflage 1984) mit Schwerpunkt der Frauenrolle und Frauenberufstätigkeit im 19. und 20. Jahrhundert, verdeutlicht die Problematik der Identitätsfindung eines Berufsstandes, der den Unwägbarkeiten des Wertewandels innerhalb unserer Gesellschaft unterworfen war und ist. Spannend stellt die Autorin die Entwicklung der Geschichte der Krankenpflege dar. Hintergründe von der Antike bis heute werden klar und man muß erkennen, daß "Pflegenotstand" keinesfalls als neuzeitliches Phänomen zu betrachten ist.

Die Geschichte der Krankenpflege ist so alt wie die Menschheit selbst. Lange Zeit erscheint es schwierig, zwischen ärztlicher Kunst und reiner Pflege zu unterscheiden. Heilkunde war Volkswissen und wurde von Männern und Frauen gleichberechtigt ausgeübt. So brachte man seit dem Mittelalter den sogenannten "weisen Frauen" besondere Achtung entgegen. Sie waren nicht nur Hebammen, sondern die "Ärzte des Volkes" bis in den Beginn der Neuzeit.

Mit der Entwicklung und Monopolisierung des akademischen Ärztestandes begann dann ein politischer Macht- und Geschlechterkampf. Die Frau wurde aus der praktizierenden Heilkunde verdrängt. Die Zulassung zur Universität blieb ihr versagt. Gleichwohl gebietsübergreifend dienten auch die Hexenverfolgungen vom 14. bis zum 18. Jahrhundert als probates Mittel zur Ausschaltung der heilkundigen Frauen auf dem Lande. Der Niedergang der weiblichen Heilkunde war unaufhaltsam.

Wenn die Autorin anmerkt, daß mit dem 15. Jahrhundert bereits ein Prozeß der Verdrängung von Frauen aus allen Bereichen des öffentlich-gesellschaftlichen Lebens unter die Vorherrschaft des Mannes zu verzeichnen ist, so darf es keineswegs verwundern, daß sich schon hier der gesellschaftlich abwertende Begriff "nur" manifestiert zu haben scheint. "Nur Frau" - "nur Hausfrau" - zwangsläufig "nur Krankenschwester", worunter dieser Berufsstand besonders heute leidet.

Das Lob 2

Zum besseren Verständnis des ideologischen "Spielballeffektes", dem die bürgerliche Frau ausgesetzt war, geht die Autorin verstärkt auf die gesellschaftspolitische Situation des 19. und 20. Jahrhunderts ein. Die Frauen leisteten bereits im Mittelalter ihren selbstverständlichen Anteil an der gesellschaftlichen Arbeit (in handwerklichen und dienstleistenden Berufen), doch in der Zeit der Industrialisierung wurden sie zunehmend aus der Arbeitswelt verdrängt. Die "bürgerliche Frau" wurde als lästiger Konkurrent vom Arbeitsmarkt gedrängt und "domestiziert". Man lobte ihre typisch weiblichen Eigenschaften und stellte ihre zarte Natur heraus, die es angeblich unmöglich machte, der Härte des Arbeitsalltags gewachsen zu sein. Fortan wurde unterschieden zwischen Berufsarbeit = männlich und bezahlt, sowie der Hausarbeit = weibliche Liebestätigkeit, die keiner "entwertenden Bezahlung" unterliegen durfte.

Da bis zu diesem Zeitpunkt die Krankenpflege von Ordensfrauen (aus Adel und Bürgertum) um "Gotteslohn" mit Unterstützung der Krankenwärter beiderlei Geschlechtes durchgeführt wurde, stand die Festlegung "Krankenpflege ein reiner Frauenberuf für die bürgerliche Frau" vorerst noch nicht zur Diskussion. Vielmehr wurde sie als Arbeit für Männer und Frauen der proletarischen Schichten angesehen. Erst die Entwicklung des Hospitals zum Krankenhaus im heutigen Sinne machte eine Neuorganisation der Krankenpflege notwendig.

Bis in das 20. Jahrhundert hinein waren es die Armen, die das Hauptkontingent der Krankenhauspatienten stellten. So war es aus rein wirtschaftlichen Erwägungen ein besonderes Anliegen der Ärzte und Krankenhausverwaltungen, auch die zahlungskräftigen Patienten der "besitzenden Schichten" zu gewinnen. Zu diesem Zweck mußten der weitgehend auf ein primitives Lohnwartsystem herabgesunkene Pflegestand und die schlechten hygienischen Verhältnisse in den Krankenhäusern geändert werden.

Nicht vergebens appellierte man deshalb an die "höheren Töchter aus gutem Hause", die den gestiegenen Ansprüchen aufgrund ihrer Herkunft gerecht werden und dadurch zur Reform der Krankenpflege beitragen sollten. Entsprechend der zeitgemäßen Weiblichkeitsideologie, in der die Mädchen aus gutem Elternhaus erzogen worden waren, waren sie auch "preiswerter" (da widerspruchsloser) als die Krankenwärter im Lohnwartsystem. Wieder nur aus rein ökonomischen Gründen wurde jetzt sogar die Krankenpflege für die bürgerliche Frau als "erster Weg zu einem erfüllten Frauenleben außerhalb der Ehe" deklariert. Keine Rede mehr von der "zarten Natur der Frau", die der Härte des Berufsalltags nicht gewachsen sei. Vielmehr rühmte man die "Belastbarkeit" im Hinblick auf die inhumanen Dienstzeiten - es war nämlich nicht selten, daß sich an einen 16-Stunden-Tag noch die Nachtschicht anschloß.

Das Lob 3

Während die Wärter beiderlei Geschlechts sich gegen die schlechte Bezahlung auflehnten und sich solidarisierten, ist ein solcher Protest bei den Schwestern zu dieser Zeit niemals vorgekommen.

Und wie sieht es in der Krankenpflege heute aus? Mit ihrem historischen Exkurs ist der Autorin eine interessante Darstellung gelungen. Über die heutige Pflegesituation aber berichtet auch sie nur mit vielen Fragezeichen. Ein ganzer Berufsstand befindet sich im Wandel - jedoch: eine Patentlösung hat die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Berlin auch nicht parat. Vielmehr greift sie die zur Zeit verbindlichen Schlagworte wie Pflegeprozeß, Pflegeplanung, Pflegekonzepte, patientenorientierte Pflege sowie "Verberuflichung" und "Verwissenschaftlichung" der Pflege auf. Sie vergleicht die Situation in der Bundesrepublik mit der Lage in anderen Ländern. Dabei ist es erschreckend, zu erfahren, daß sich hierzulande die dreijährige Krankenpflegeausbildung erst 1965 tatsächlich realisieren ließ und per Gesetz erst 1985 dem europäischen Niveau angepaßt wurde.

In diesem Zusammenhang sollen drei Schlagworte allgemeinverständlich herausgestellt werden. Wenn die Autorin von der "Verberuflichung" spricht, so wird damit deutlich, daß sie Ent-Ideologisierung meint. Die Schaffung von zeitgemäßen Arbeits- und Rahmenbedingungen ist zwingend, damit die Pflegenden sich mit ihrem Beruf unter den heutigen Gegebenheiten identifizieren können. Fortbildung und damit verbundene attraktive Aufstiegsmöglichkeiten sollten zukünftig selbstverständlich sein. Mit dem Begriff der "Verwissenschaftlichung der Pflege" wird es schon schwieriger. Sicherlich ist es verlockend, sich an der Entwicklung in den USA zu orientieren. Dort gibt es seit Anfang dieses Jahrzehnts einen Lehrstuhl für Pflegewissenschaften. Ein durchaus diskussionswürdiger Punkt - aber: Will und kann sich die Krankenpflege tatsächlich als eigenständige Wissenschaft definieren und etablieren? Unterliegen die Pflegenden nun ebenfalls dem "akademischen Dünkeldenken"? Drängt sich in diesem Zusammenhang nicht eher der Verdacht auf, daß es sich hier um einen verspäteten Rachefeldzug gegenüber dem seinerzeit so schmählich geführten Macht- und Geschlechterkampf des akademisierten Ärztestandes handeln könnte? Sieht das Gesundheitswesen einem neuen Monopolanspruch entgegen? Soll man darunter nun tatsächlich "patientenorientierte Pflege" verstehen, zumal rund 80 Prozent Basispflege bedeuten? Hier müßte mit sinnvollen Veränderungen begonnen werden, die auch die gegenseitige Anerkennung sowie die Bereitschaft zur qualifizierten Teamarbeit zwischen Ärzten (weiblich wie männlich) und Pflegenden (weiblich wie männlich) einschließen. C. B. KLEE

Literatur zum Thema: Claudia Bischoff - "Frauen in der Krankenpflege". Zur Entwicklung der Frauenrolle und Frauenberufstätigkeit im 19. und 20. Jahrhundert. Neuausgabe 1992. Campus- Verlag, Heerstraße 194, 6000 Frankfurt am Main 90. Preis 34.- DM.

(Die Autorin dieses Beitrags ist praktizierende Krankenschwester in einem Frankfurter Krankenhaus.)

Der Januar-Fahrplan der Schadstoffmobile: Giftmüll vor Ort abgeben

FRANKFURT-WEST. Die drei städtischen Schadstoffmobile sind auch im neuen Jahr wieder in den westlichen Stadtteilen unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie Altbatterien, Chemikalien und Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bei den Fachleuten bequem vor Ort abgegeben werden.

In drei Stadtteilen wird Giftmüll am heutigen Donnerstag, 14. Januar, entgegengenommen: In Griesheim (Bunker in der Straße Am Gemeindegarten) um 9 Uhr, im südlichen Westend (U-Bahn-Station Westend, Bockenheimer Landstraße) um 16 Uhr, und in Bockenheim (Betriebshof, Hersfelder Straße 21-23) um 18 Uhr.

Praunheim wird am Mittwoch, 20. Januar, angesteuert. Die Mitarbeiter sind von 9 bis 10 Uhr in der Heerstraße (gegenüber Haus Nummer 255). In Rödelheim macht ein Fahrzeug von 11 bis 12 Uhr auf dem Parkplatz am Bahnhof halt.

Vier Termine stehen am Donnerstag, 21. Januar, auf dem Programm: Zunächst im südlichen Westend (U-Bahn-Station, Bockenheimer Landstraße) um 11 Uhr, dann im nördlichen Westend (Betriebshof, Eschersheimer Landstraße 247) um 14 Uhr. In Ginnheim wird der Giftmüll von 16 bis 17 Uhr auf dem Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke (Ginnheimer Landstraße) angenommen. Außerdem stoppt ein Schadstoffmobil in Praunheim: um 18 Uhr am Wendehammer in der Graebestraße.

Ginnheim ist das Ziel am Freitag, 22. Januar: Die Mitarbeiter sind von 9 bis 10 Uhr auf dem Parkplatz unter der Rosa- Luxemburg-Brücke in der Ginnheimer Landstraße.

Eine lange Route durch den Westen der Stadt ist am Dienstag, 26. Januar, vorgesehen. Von 9 bis 10 Uhr steht je ein Fahrzeug in Rödelheim (am Rödelheimer Parkweg gegenüber Haus Nummer 32) und im Kuhwald (Braunfelsstraße / Scherbiusstraße). Zwei Stunden später, von 11 bis 12 Uhr, wird das Gallus (Frankenallee / Rebstöcker Straße) angesteuert. Zur selben Zeit ist ein anderer Wagen in Westhausen: im Wendehammer am Westring.

Die Bewohner des Bahnhofsviertels und des Gutleut können ihre Abfälle am Mittwoch, 27. Januar, von 11 bis 12 Uhr am Betriebshof in der Mannheimer Straße loswerden. Der letzte Januar-Termin ist Donnerstag, 28. Januar, von 16 bis 17 Uhr in Griesheim am Bunker (Am Gemeindegarten). sen

Gewagte Verbindungen Von Philip Glass zum Kronos Quartet

Mögen Puristen aller Musikbereiche auch die Nase rümpfen, die Zukunft der Musik liegt für viele junge Komponisten im Crossover-Stil. Sie gehen gewagte Verbindungen und Risiken ein, versuchen ihre Möglichkeiten auszureizen. Folklore, Rock, Klassik und Jazz zu vermischen reicht ihnen nicht, sie nutzen die Elektronik und sind sogar dazu übergegangen, Instrumente selbst zu bauen. Es spielt eben keine Rolle, ob die Musik gefällig ist - nur etwas "Neues" muß sie sein und eine eigene Handschrift aufweisen.

Schade jedoch, daß kaum jemand daran teilhaben kann. Das einzige Forum für diese Musik ist das interessierte Publikum bei Konzerten und Festivals. Selten nehmen die großen Plattenfirmen das finanzielle Risiko auf sich, den Arbeiten zu einer Veröffentlichung zu verhelfen. Schließlich, nachdem die einzelnen Künstler Tonband nach Tonband an die verschiedenen Companys gesandt haben, wenden sie sich an berühmte Kollegen und bitten um Rat und Unterstützung.

Auch Philip Glass wurde auf seinen weltweiten Tourneen mit Kassetten und Tonbändern überschüttet. Glass, für neue Talente der verschiedenen Kontinente ohnehin sehr aufgeschlossen, wäre ohne die Einflüsse der indischen Musik nicht zu seinem eigenen Stil gekommen. Kein Wunder also, daß vor rund acht Jahren die Idee entstand, ein Label zu gründen, das klassische Musik im weitesten Sinne produziert. Zusammen mit Kurt Munkacsi und Rory Johnston gründete Glass Euphorbia, die in Zusammenarbeit mit Philips Classics das Label "Point Music" ins Leben gerufen haben. Bevorzugt wird progressive Musik, die nicht unbedingt akademisch sein muß. Glass sieht in dem neuen Label eher eine Möglichkeit Musik "verfügbar" zu machen, anstatt Komponisten eine künstlerische Bewertung oder Anerkennung zu verschaffen.

Hunderte von Bändern befinden sich bereits in Glass' Besitz. Schon die ersten drei Veröffentlichungen verdeutlichen die unbegrenzte Spannbreite. "Point Music" startet mit "Mapa" des Quartetts Uakti (sprich "Wa-ketschi"). Marco Antonio Guimaraes, Paulo Sergio Santos, Artur Andres und Decio de Souza Ramos stammen aus Brasilien und haben allesamt ein abgeschlossenes Musikstudium hinter sich. Ihre minimalistischen Klänge sind voller Spielfreude und Experimentierlust.

Die folkloristischen Elemente beschränken sich nicht allein auf Brasilien, sondern lassen auch asiatische und afrikanische Akzente einfließen. Die erklingenden Instrumente sind zum Teil selbstgebaut und geben der Musik eine ironische Note. Dabei besitzt Uaktis Werk durchaus klassische Motive, wird aber gleichzeitig vom starken Hang zur Kindlichkeit geprägt: die Melodien sind sehr, sehr eingängig. Und doch bezaubert ihre Naivität und wirkt nie lächerlich, sondern philosophisch schlicht, schön und einfach.

Die percussive Version des zu Tode genudelten "Bolero", fiel dermaßen obskur aus, daß selbst Ravel sich amüsiert hätte. John Morans Avantgarde-Oper "The Manson Family" ist das musikalische Äquivalent dessen, was Truman Capote mit "In cold blood" für die Literatur geschaffen hatte. Allerdings möchte Moran gar keine Geschichte mit Anfang und Ende erzählen, sondern begnügt sich damit, düster-ironischen, szenischen Impressionen aus dem Leben Mansons und seiner Anhänger zu zeigen. Ursprünglich war "The Manson Family" ein Auftragswerk für das Lincoln Center Serious Fun! Festival. Moran selbst hat zu Manson keine eigene Verbindung, doch hatte er Erfahrung mit einem "durchgeknallten Ex-Army-Typ von der Air-Force", der ein religiöses Camp gegründet hatte: Christus und Armeestiefel. Als Betroffener vom Thema inspiriert, griff Moran zu Manson. Selbst besucht hat er ihn nie, aber Charles Manson schrieb einen wütenden Brief an die New York Times, die es sich erlaubt hatte, die Oper zu verreißen.

Das Sampeln von Klängen und Geräuschen ist dabei Morans wichtigste Arbeitsgrundlage und damit gelang ihm eine faszinierend -alptraumartige Mischung aus Rockoper und Theaterstück. Neben den Mitteln des Theaters benutzte Moran die Toncollage. Mit minimalistischem Klavier, Zirpen, Rockmusik, vorüberfahrende Autos, Vogelgezwitscher, Sirenen und O-Tönen aus dem Fernseher (vermutlich Zeichtrickfilme) beschwört Moran eine unheimliche Stimmung herauf: - die Schattenseite der Blumenkinder.

Selbst die flotteren Passagen werden nie ausgelassen und fröhlich. Der ganze Flower-Power wurde auf Morans Stück zum reinen Horror kaputter Typen. Ausgerechnet Iggy Pop verkörpert gesanglich den Staatsanwalt. Daß der 27jährige Schauspieler, Komponist und Musiker Moran ausgerechnet die Beatles in Auszügen plünderte lag nahe. Charles Manson hatte wiederholte Male behauptet, die Morde seien ihm von dem Lied "Helter Skelter" der Beatles befohlen worden. Manson hatte auch "Helter Skelter" an die Wand der ermordeten Opfer pinseln lassen. In "The Manson Family" werden auszugsweise Mansons eigene Worte in einen solch sarkastischen Zusammenhang gesetzt, so daß man in Amerika befürchtete, ein grausamer Mörder und Psychopath würde somit verharmlost. "The Manson Family verurteilt nicht", behauptet Moran, " . . . sondern ist die Untersuchung eines Themas, daß in sich beunruhigend ist." Und weiter: "Ich wollte die Charaktere der Manson Familie als Repräsentanten derselben Archetypen zeigen, die man der griechischen Tragödie findet."

Ob das stimmt, darf bezweifelt werden. Dennoch ist "The Manson Family" ein erfolgreicher Versuch, Theater hörbar zu machen. Moran ist längst weiter. Er hat bereits ganze drei neue Opern fertiggestellt. Bevor, auf "Point Music" weitere Werke von Todd Levin, John Gibson, Scott Johnson und Jaron Laire folgen, erschien "The Screens" (nach einem Theaterstück von Jean Genet) von Philip Glass und Foday Musa Suso. In dem Stück beschäftigt sich Genet mit dem französischen Kolonalismus. "The Screens" ist nach Glass' "Passages" (mit Ravi Shankar) die Konsequente Fortführung seines Bestrebens, Folklore mit klassischer Musik harmonisch zu verbinden.

Suso ist auch auf "Pieces of Africa" des Kronos Quartet vertreten. Die Streicher- Paradiesvögel haben sich schon immer für das "Besondere" eingesetzt. Für manche sind sie mit ihrem Styling nur Hype, ausgekochte und geschäftstüchtige Musiker, süchtig nach Haargel. Für andere stellen sie Weichen. Kronos haben mit ihrer Musik Brücken geschlagen. Pop- und Jazz-Fans kamen durch die exzentrischen Interpretationen (z. B. Jimi Hendrix) nicht nur auf ihre Kosten, sondern fanden über die Avantgarde auch Zugang zu traditioneller klassischer Musik. Vor kurzem wurde das Schaffen von David Harrington (violin), John Sherba (violin), Hank Dutt (violin) und Joan Jeanrenaud (cello) in einer Box zusammengefaßt. Auf sechs CDs gibt es u. a. Stücke von Glass, Terry Riley, Jon Hassell, Ornette Coleman, Bela Bartok, Alfred Schnittke bis zu John Lurie (Lounge Lizards), Thomas Tallis, Arvo Pärt und Dimitri Schostakowitsch. Das vom Repertoir her unerschrockene Ensemble möchte nur keine Langweile.

Harringtons Credo: "Als Künstler sehe ich meine Aufgabe darin, mich mit völliger Hingabe darum zu bemühen, kühne neue Ideen in einen kühnen neuen Kontext zu stellen."

Diesmal haben sich Kronos den afrikanischen Komponisten zugewandt, eine Idee, die auf Riley und Glass zurückgeht. Der älteste Künstler ist Jahrgang 1929, der jüngste 1963. Sie stammen aus Uganda, Nubien, Südafrika, Marokko. Allein die (zu den Streichern) zusätzliche Instrumentierung der afrikanischen Interpreten ist eine Bereicherung: Ngoma, Hosho, Kora, Tar, Donno, Brekete, Pretia, Aketse, Gidui, Mmbira. Die afrikanischen Klänge schlagen den überraschten Hörer in ihren Bann. Aber weder sie noch die virtuosen Einsätze des Kronos-Quartetts (streichen, zupfen, percussive Arrangements der Streicher) treten in den Vordergrund sie verschmelzen. Dumisani Maraire's "Mai Nozipo" ist ausgelassen und volksliedhaft.

Hamza El Din's "Escalay" beeindruckt durch klassische Strenge und Ausstrahlung hoher Würde. Und wenn die Komponisten zu singen beginnen, gewinnt die vor Spiellust überschäumende Aufnahme noch stärker an Lebendigkeit. Daß mit dem afrikanischen Material jedoch nicht immer ein Glücksgriff gelingt, zeigt die kongolianische Messe "Missa Luba". Boniface Mganga hat es sich mit dem Muungano National Choir zur Aufgabe gemacht, der afrikanischen Musik zu weltweitem Ruhm zu verhelfen. Die Stücke wurden eigentlich vom Vater an den Sohn weitergegeben. Nur versetzte Guido Haazen in seiner Bearbeitung, die an sich netten Melodien mit krampfigen Pop-Elementen. Diese seelenlose Produktion wollte sich dem Ethno-Trend anschließen. Die Ursprünglichkeit der Musik aber ist auf dem Weg vom Vater zum Sohn zur Plattenfirma verloren gegangen. THOMAS FEIBEL Uakti: "Mapa" Point Music über Philips Classics CD 432965-2

John Moran: "The Manson Family" Point Music über Philips Classics CD 432967-2

Philip Glass/Foday Musa Suso: "The Screens" Piont Music über Philips Classic CD 432966-2 (erscheint im September)

KRONOS QUARTET: Collection Nonesuch 6 CDs 7559-79260-2

KRONOS QUARTET: PIECES OF AFRICA Nonesuch 7559-79275-2

MISSA LUBA: KENYAN FOLK MELODIES MUUNGANO NATIONAL CHOIR, KENYA BOMIFACE MGANGA PHILIPS CD 432789-2

Haben Sie schon ein Hobby?

Speckstein

Speckstein ist ein weiches Gestein, das manchmal schon mit dem Fingernagel geritzt werden kann. Es läßt sich ohne große Kraftanstrengung mit Werkzeugen bearbeiten, die meist in jedem Haushalt vorhanden sind.

Speckstein kommt in vielen Farben vor: Weiß, Grau, Gelb, Grün, Rot, Braun und Schwarz. Das für plastisches Bearbeiten geeignete Material kommt aus Indien, Australien, Ägypten, Brasilien und einigen anderen Ländern und ist bei uns in Geschäften, die Materialien für kunsthandwerkliche Tätigkeiten führen, zu haben. Wer keine Bezugsquelle in der Nähe hat, kann sich über das Angebot an Speckstein in Stücken von ca. 1 Kilo bis ca. 5 Kilo (und mehr) sowie über das Werkzeug für die Bearbeitung bis zum Schleif- und Poliermaterial beim Gerstäkker Verlag, Postfach 12 60 in 5208 Eitorf, informieren.

Man sollte sich zunächst kleinere Steine auswählen, die möglichst an der Standfläche abgesägt wurden und so eine stehende Tendenz aufweisen. Dann überlegt man, was man gestalten will, macht eine Skizze, und zwar unter Berücksichtigung der vorgegebenen Gestalt des Steines.

Diesen kann man mit allen Werkzeugen bearbeiten, die man auch für Holz verwendet: Raspeln, Küchenmesser, Handbohrer, Sägen. Da die Bearbeitung des Specksteins einen feinen Staub freisetzt, sollte man einen einfachen Atemschutz vor Mund und Nase tragen. Bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten läßt sich Speckstein fast abfallfrei verwenden. Form und Größe geben erste Anregung für eine Plastik. Bei der Verwertung kleiner Abfallstücke kann man daran denken, aus solchen Stücken Modeschmuck zu machen.

Im Museum von Heraklion auf Kreta sind besonders wertvolle Vasen aus Speckstein mit historisch bedeutsamen Reliefdarstellungen zu sehen. An diesen Arbeiten zeigt sich, welche Bedeutung das Material Speckstein in den vergangenen Jahrhunderten stets gehabt hat. GUSTL MÜLLER-DECHENT

Ein Buch zu diesem Thema: "Speckstein" (Plastisches Arbeiten und Gestalten) von Renate Reher, Englisch Verlag, Wiesbaden, Preis: 16,80 DM.

SPORTRUNDSCHAU 13

Seminar-Wochenende Jugendliche wollen über Vorurteile reden

FRANKFURT A. M. Zu einem Seminar-Wochenende unter dem Motto "Ausländerfeindlichkeit und Rassismus" lädt das Evangelische Stadtjugendpfarramt von Freitag, 15., bis Sonntag, 17. Januar, in den Odenwald ein. Teilnehmen können 25 bis 30 Jungen und Mädchen, die nicht älter als 25 Jahre sind.

Deutsche und Jugendliche anderer Nationen sollen gemeinsam Erfahrungen über Ausländerfeindlichkeit austauschen. In Gruppen kann über "typische Vor- und Pauschalurteile" diskutiert werden, aber auch, wie man ihnen begegnet. Trotz des ernsten Themas versprechen die Organisatoren für das Wochenende in Neckargerach "eine Menge Spaß": Musik, Tanz, Spiele, Filme und gemeinsames Kochen sind geplant.

Der Aufenthalt kostet 35 Mark. Weitere Informationen gibt Frau Reith im Stadtjugendpfarramt (Stalburgstraße 38, Nordend). Auch Anmeldungen sind hier (oder telefonisch unter 55 55 70) möglich. ak

"Gläschen" mit Folgen

Alkohol birgt große Gefahren für ungeborene Babys

Auf großen Schildern in allen amerikanischen Bars und Verkaufsstellen für Alkoholika und als Hinweis auf allen Wein-, Bier- und Schnapsflaschen der USA ist die Warnung zu lesen: Alkohol in der Schwangerschaft kann das Ungeborene schädigen.

Die massive Abschreckung hat einen ernsten Hintergrund: Alkoholbedingte Schäden stehen mittlerweile an führender Stelle aller Ursachen für geistige Entwicklungsstörungen und vor allen anderen möglichen Risiken in der Schwangerschaft. Der als "guter Tropfen" oder "Sonne im Glas" gepriesene und als "Gläschen in Ehren" verniedlichte Alkohol bedeutet hierzulande für ungeborene Babys eine größere Gefahr als Tschernobyl und sauerer Regen, Ozon und Smog zusammengenommen.

Nach Angaben der Vorsorge-Initiative der Aktion Sorgenkind kommen allein in den westlichen Bundesländern jedes Jahr ca. 2200 Basbys mit alkolholbedingten Fehlbildungen zur Welt - und die Zahl der Frauen, die Alkohol konsumieren, nimmt weiter zu.

Wird ein Kind während seiner Entwicklung im Mutterleib dem Alkohol ausgsetzt, können schwerwiegende Veränderungen an fast allen Organen entstehen. Sie werden von den Medizinern unter dem Begriff "Alkoholembryophatie" zusammengefaßt. Die Kinder wirken mager, haben eine kleinen Kopf und Untergewicht. Ihr Gesicht ist oft in typischer Weise verändert: die Lidspalten sind eng, der Nasenrücken ist verkürzt, die Oberlippe dünn mit schmalem Lippenrot. Ein fliehendes Kinn und tief angesetzte Ohren sind weitere Zeichen der Schädigung. Ein Drittel der Kinder hat einen Herzfehler, bei vielen Kindern kommen weitere Fehlbildungen, zu Beispiel der Augen oder der Geschlechtsorgane, hinzu.

Ein besonders großes Problem bringt die Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung mit sich. Viele Kinder entwikkeln ausgeprägte Verhaltensstörungen, besonders eine starke Hyperaktivität (Zappeligkeit), und sind schwer beeinflußbar. Einige der Auffälligkeiten lassen sich durch eine gezielte Förderung verbessern, bei besonders belasteten Kindern bleiben sie jedoch oft ein Leben lang bestehen und führen zu starken sozialen Problemen. So haben Wissenschaftler der Universität Seatle (USA) 43 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 Jahren und 18 Erwachsene (18 bis 40 Jahre) untersucht, die mit einer gesicherten oder vermuteten Alkoholembryopathie zur Welt gekommen waren. Sie hatten nur einen mittleren Intelligenzquotienten von 68.

Besondere Probleme hatten die ehemaligen Alkoholbabys mit der Konzentration, der Urteilsfähigkeit und dem abstrakten Denken. Sie waren oft ängstlich und schwankend in ihrer Stimmung. Nur sechs Prozent besuchten die reguläre Schule ohne zusätzliche Förderung, und niemand lebte völlig unabhängig.

Die immer wieder gestellte Frage, bei wieviel Alkohol in der Schwangerschaft die Gefahr wirklich beginnt, läßt sich nicht auf Gramm und Glas genau beantworten. Die schwere Form der Alkoholmißbildungen wird vor allem bei Kindern von chronisch alkoholkranken Frauen beobachtet, die regelmäßig mehr als 50 Gramm reinen Alkohol pro Tag getrunken haben (ein Liter Wein enthält etwa 70 bis 100 Gramm reinen Alkohol, ein Liter Bier etwa 30 bis 50 Gramm).

Mittlerweile wird es jedoch mehr und mehr klar, daß auch Frauen, die nicht zu den Alkoholikerinnen zu zählen sind, ihr Baby in Gefahr bringen können. Kinderarzt Professor Dr. Hermann Löser aus Münster, der über besonders viel Erfahrung in der Betreuung von alkoholgeschädigten Kindern verfügt, unterstreicht: "Alkohol ist nicht nur in hohen Mengen schädigend, wie sie von abhängigen Trinkerinnen eingenommen werden, sondern auch in Dosen, wie sie beim Gewohnheitstrinken, beim sogenannten sozialen Trinken und beim durchschnittlichen Verbrauch verbreitet sind (das heißt, schon bei einer Menge unter 50 Gramm reinen Alkohols täglich). Besonders das sogenannte exzessive Trinken in kurzer Zeit, auch wenn es nur gelegentlich erfolgt, erscheint gefahrvoller in seinen Auswirkungen auf das Gehirn, als bisher angenommen wurde. Die Dunkelziffer der Schäden bei sogenannten Niedrigdosis-Alkoholkonsums ist hoch, da die Schäden nicht bereits bei der Geburt und in den ersten Lebensjahren manifest werden, sondern erst im Vorschul- und Schulalter."

Die Vorsorge-Experten der Aktion Sorgenkind warnen deshalb zum wiederholten Male: Die immer noch weit verbreitete Ansicht, ein "Gläschen in Ehren" könne auch in der Schwangerschaft nicht schaden, ist nicht länger haltbar. Offenbar können auch Mengen, die beim durchschnittlichen Genuß üblich sind, schwerwiegende Folgen für das ungeborene Baby haben.

Deshalb sollten Frauen, sobald sie erfahren, daß sie ein Kind erwarten, konsequent auf Alkohol verzichten und ihn während der ganzen Schwangerschaft auch in kleinen Mengen meiden. SIGRUD HAIBACH

Im Kafenion sitzen die Männer Küchentips aus der griechischen Inselwelt

Das "Kafenion" - eine Männerdomäne. Ein Raum, ein paar winzige Metalltischchen vor der Tür, einige Stühle: Fertig ist das Café, der Männertreffpunkt, überall in Griechenland zu finden. "Eine Art Kreuzung aus Arbeiterverein und Kneipe" nennt die Engländerin Pamela Westland das "Kafenion". Einen Ouzo wird man immer bekommen, ebenso einen Kaffee und Dominosteine zum Spiel oder ein Backgammon-Brett. Eine Männerwelt, in der die Frauen sich ganz selbstverständlich nicht blicken lassen.

Dennoch: Keine Tabuzone für Frauen. Pamela Westland, die ein Buch geschrieben hat über "Die Küche der griechischen Inseln" und viele Male durch die Inselwelt gereist ist, meint: "Touristinnen müssen sich nicht fehl am Platz fühlen." Sie werden herzlich begrüßt und bekommen ebenso ihren Ouzo oder einen Retsina wie die einheimischen Männer, die hier ihre Dienstangelegenheiten besprechen und auf die Politiker schimpfen. Wie an allen Stammtischen dieser Welt.

Übrigens: Retsina. Der Wein mit dem harzigen Aroma wird nicht von allen Fremden geliebt. Aber wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, der bleibt diesem herben Wein, der sich an einem sonnendurchglühten Nachmittag so schön wegtrinken läßt, treu. Ein Stückchen Pinienrinde, das dem Most beigegeben wird, sorgt für das Aroma. Pamela Westland ist der Geschichte des Retsina nachgegangen - bei ihr liest sich das so: "Der Retsina entstand in einer Zeit, als die Griechen ihre Weine in Ziegenhäuten lagerten und die Beutel mit Pinienharz abdichteten. Diese Maßnahme hatte weitreichende Konsequenzen, denn das Harz sickerte in den Wein und versah ihn mit einem äußerst eigenwilligen Aroma. Durch die Entwicklung von Weinfässern und -flaschen gerieten die Ziegenhäute in Vergessenheit, und das wäre beinahe das Ende des Retsina gewesen. Aber es kam - Gott sei Dank - ganz anders. Die Weinbauern und ihre Kunden hatten sich an den charakteristischen Geschmack gewöhnt und einen Weg gefunden, durch die Beigabe von Pinienrinde den hohen Harzanteil beizubehalten."

Pamela Westland weiß noch viel mehr zu erzählen, von den Getränken und den Speisen der griechischen Inselwelt. Vor allem kann sie auf einzelne Spezialitäten der verschiedene Inseln eingehen - denn die "Pochierten Äpfel" schmecken so eben nur auf Kreta, dafür ist das "Kartoffel-Würstchen-Omelett" auf den Kykladen typisch für die heimische Küche. Und der Wein von Rhodos - ach, das ist ein eigenes Kapitel.

Ihrem Buch "Die Küche der griechischen Inseln" gab sie den Untertitel "Eine kulinarische Reise". Und genau das ist es geworden: Geschichten von Land und Leuten und Rezepte von den Lieblingsspeisen der Einwohner. Das ist eine reizvolle Mischung, die mit den stimmungsvollen Fotos noch unterstrichen wird. Pamela Westland hat genau den richtigen Ton getroffen: Man bekommt Appetit auf die Landschaft und auf ihre Gerichte.

Die "Schönsten Rezepte aus der griechischen Inselwelt" verspricht ein anderes Rezeptbuch für diese Weltgegend. Es stammt ebenfalls von einer Frau - und ebenfalls von einer Frau aus dem angelsächsischen Sprachraum. Susie Jacobs kommt aus Kalifornien - und Ende der siebziger Jahre hat sie sich Hals über Kopf in die griechische Inselwelt verliebt. Heute besitzt die Amerikanerin ein Haus auf der Insel Hydra, und fließend griechisch spricht Susie Jacobs inzwischen natürlich auch. Ihr hat Kochen schon immer Freude gemacht, aber die Küche der Inselwelt hat offenbar ihre besten Talente geweckt. Ihr Buch ist eine einzige Liebeserklärung an die Inseln und ihre Küche. Fotografin Linda Burgess hat Susie Jacobs Begeisterung in wunderschöne Fotos umgesetzt.

"Die Landschaften der Inseln sind mitunter sehr karg", schreibt Susie Jacobs. Und sie erläutert: "Ihre natürlichen Rohstoffe sind daher begrenzt." Doch "altbewährte Gerichte verbinden traditionelle Grundnahrungsmittel mit frischen Erzeugnissen und lassen sich mit einfachen Zutaten köstlich zubereiten". Das nämlich ist das ganze Geheimnis der griechischen Inselküche: Einfaches wird perfekt zubereitet. Und deshalb mundet es auch so gut.

Ach, und die kleinen Appetithappen, die "mezéthes", die so vorzüglich zu einem leichten Wein passen - ihnen hat die Autorin mit Recht ein ganzes Kapitel gewidmet. Und das passende Foto gehört zu den reizvollsten Rezeptfotos des Bandes. Die "kleinen Happen" sind in Griechenland das traditionelle Beiwerk zum Wein am Nachmittag oder der Auftakt zu einem opulenten Festessen am Abend. "Kleine Happen" - das können Oliven und eingelegte Pepperoni sein mitsamt etwas gebratenem Schafskäse, oder sie können ebenso ein ganzes reizvolles Buffet ausmachen. Das Schöne an diesen Rezepten ist, daß man sie auch hierzulande nachvollziehen kann und so ein bißchen Griechenland-Erinnerung in die Stube bringen kann. Das Buch von Susie Jacobs macht es möglich. -mik-

Pamela Westland: "Die Küche der griechischen Inseln" - Eine kulinarische Reise. Aus dem Englischen von Franca Fritz und Heinrich Koop. Mosaik-Verlag, Neumarkter Straße 18, 8000 München 80. Preis: 68 DM.

Susie Jacobs: "Die schönsten Rezepte aus der griechischen Inselwelt." Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. DuMont-Buchverlag, Mittelstraße 12-14, 5000 Köln 1. Preis: 48 DM.

Schwachpunkt ist oft Auftauen Im Test: Kompakt-Mikowellengeräte

Ein Ersatz für Herd und Röhre sind sie nicht, wohl aber als zusätzliche Helfer in der Küche interessant. Am intensivsten nutzt man Mikrowellengeräte vermutlich fürs schnelle Erwärmen, vor allem die kleinen kompakten, die die Stiftung Warentest dieses Mal prüfte. Damit erschöpfen sich die Möglichkeiten aber bei weitem nicht. Weitere Stärken der schnellen Welle liegen im Auftauen und Garen von kleinen und mittleren Portionen. Ein Hackbraten von etwa einem Kilo Gewicht wird so in etwa einer halben Stunde statt in einer ganzen fertig, tiefgefrorene Himbeeren oder Erdbeeren sind in knapp 15 Minuten aufgetaut.

Die Zeitvorteile schrumpfen allerdings mit der Größe der Portionen. Die Rechnung lautet - im Gegensatz zum herkömmlichen Herd - schlicht und einfach: Die doppelte Portion braucht fast die doppelte Zeit, egal ob aufgetaut, erwärmt oder gegart werden soll. Eine Portion Suppe ist so in zwei Minuten heiß. Will die ganze Familie mitessen, benutzen Sie lieber den Herd. Das geht schneller als mit der Mikrowelle und kostet auch weniger Energie. Generell kann man natürlich mit der Mikrowelle Strom sparen - vorausgesetzt, sie wird ganz gezielt eingesetzt.

Was das Kochen mit der Mikrowelle angeht: Man muß auf jeden Fall umlernen mit dieser neuen Kochtechnik. Und sich damit abfinden, daß die Mikrowelle eines nicht kann, nämlich richtig braten, weil sie keine Kruste schafft. Richtiges Bräunen klappt nur mit den - teureren - Kombi-Geräten, bei denen noch ein Backofen dazugeschaltet ist, oder bei solchen mit Grill.

In diesem Test ging es um die einfachsten und kleinsten Geräte unter 20 Liter Garraum-Volumen und ohne Programm- Automatik. Einige davon sind einbaufähig und lassen sich auch platzsparend unter dem Oberschrank anbringen, sofern dieser 15 bis 20 zusätzliche Kilos aushält.

Die Liter-Angabe sagt nun begrenzt etwas darüber aus, wieviel man in einem solchen Gerät unterbringt. Wichtiger ist die Grundfläche im Innenraum. Die meisten der Test-Minis haben einen Drehteller, auf dem ein größerer Eßteller von mindestens 26 Zentimeter Durchmesser Platz hat. Mit weniger als 26 Zentimeter warten nur AEG und Miele auf. Dafür kann man die beiden Drehteller abschalten, und damit die gesamte Grundfläche nutzen, so daß auch eine größere rechtekkige Platte oder Auflaufform Platz hat. Drehteller garantieren übrigens nicht immer ein gleichmäßigeres Auftau- und Erwärmergebnis, wie es die Werbung verspricht. "Gute" Modelle gab es in diesem Test erst ab 500 Mark: die - weitgehend baugleichen - Geräte von Bosch, Neff und Siemens sowie den Miele 708, für den man allerdings gleich mehr als 750 Mark hinbättern muß. Alle vier Geräte zeigten sich deutlich überlegen in der Küchenpraxis. Und sie haben auch zusätzliche Ausstattungsmerkmale wie Fortkoch- und Schnellstart-Taste oder einen abschaltbaren Drehteller, was auf die Prüfergebnisse allerdings keinen Einfluß hatte. Schnellstart und Fortkochen sind natürlich auch mit anderen Geräten möglich. Man muß eben nur eine Taste mehr drücken. Wo schnelles Auftauen nicht so wichtig ist, tuts vielleicht auch ein billigeres Gerät mit "zufriedenstellender" Bewertung. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, daß der- jenige, der das Gerät am meisten nutzt, die Handhabung erst einmal im Laden ausprobiert. Zumal es die Testmodelle und auch andere Geräte oft in zahlreichen, nur wenig abweichenden Varianten gibt (Farbe, Tast- oder Drehabschalter, Abmessungen).

Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test- Ausgabe 12/92).

Beirat 4 verurteilt Haß auf Ausländer

BORNHEIM / OSTEND. "Der Ortsbeirat 4 fordert alle Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile Bornheim und Ostend auf, sich dafür einzusetzen, daß Rassismus und Neofaschismus in unserer Gesellschaft keine Chance haben." Mit diesen Worten schließt eine Resolution gegen Ausländerfeindlichkeit, die der Ortsbeirat 4 einstimmig verabschiedete. In dem von der SPD-Fraktion verfaßten Schreiben verurteilen die Stadtteilpolitiker die "in jüngster Zeit in Deutschland auftretenden Erscheinungen von Gewalt gegen ausländische Mitbürger auf das schärfste".

Es sei "beschämend", daß auch heutzutage immer noch Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Aussehens, ihrer Ansichten und ihrer Sprache "verfolgt, bedroht, geschlagen und sogar ermordet werden". Diese "verabscheuungswürdigen Taten" seien von Polizei und Justiz mit aller nur möglichen staatlichen Gewalt aufzuklären und zu verfolgen, fordert der Ortsbeirat: "Die Politiker der demokratischen Parteien müssen alles unternehmen, damit der braune Pöbel in seine Schranken gewiesen wird."

Auch in Bornheim und im Ostend sei eine tolerante Haltung gegenüber Menschen, die "anders aussehen oder anders denken leider keine Selbstverständlichkeit mehr", sagte Wolfgang Schild (SPD). Seit einiger Zeit wird ein SPD-Mitglied des Ortsbeirates wegen seines Engagements für Ausländer von Rechtsextremisten belästigt. Der Stadtteilpolitiker erhielt Hetzschriften und wurde auch am Telefon immer wieder beleidigt und massiv bedroht.

Sie seien "entsetzt und schockiert" über diese Vorfälle, betonten sämtliche Ortsbeiratsmitglieder. Nun gelte es um so mehr, so Hermann Steib (Grüne), die Stimme zu erheben und "den verbohrten Extremisten zu zeigen, daß sie keine Chance haben, hier jemals wieder eine Mehrheit zu bekommen". rea

Ganz unkonventionelle Gottesdienste Aktuelle und heiße Themen im Ökumenischen Zentrum Christuskirche im Westend

WESTEND. Mit einem ungewöhnlichen Zitat aus der Bergpredigt eröffnete Pfarrer Alexander Kaestner den Mittwochs- Gottesdienst im Ökumenischen Zentrum Christuskirche auf dem Beethovenplatz: "Jesus, eure Rede sei ja ja, nein nein, alles was darüber ist, ist von Übel", hieß es an jener Textstelle.

Dieser Passage aus dem Neuen Testament stellte Kaestner ein Gedicht des Pazifisten Wolfgang Borchert gegenüber, der sich nach der Erfahrung des Zweiten Weltkrieges in seinen Werken vehement gegen jede Form von Dienst für die Vorbereitung eines Krieges ausgesprochen hatte: "Da gibt es nur eins: sag nein!"

Vor dem Beginn des gemeinsamen Abendessens, das sich an diese kurze Einführung anschloß, wandte sich Kaestner mit einer Frage an die zehn Besucher des Gottesdienstes: "Gelingt es uns, Situationen zu nennen, bei denen wir eindeutig ,nein&rquote; sagen können?"

Seit 18 Jahren treffen sich jeden Mittwoch abend außer in den Schulferien ab 19 Uhr zwischen zehn und 30 Personen, die jeweils nach einer kurzen Einleitung gemeinsam ein Essen zu sich nehmen: "Wir wollen zeigen, daß man nicht nur von klugen Gedanken lebt, sondern auch vom Brot mit was drauf", erläuterte Kaestner den Anspruch der unkonventionellen Gottesdienste.

Nach dem Abendbrot regt ein fachkundiger Gast einen Dialog an: Kürzlich sprach Hans-Jürgen Rojahn, Beauftragter für Zivildienstseelsorge in Hessen und Nassau, zum Thema "Aktuelle Probleme des Zivildienstes".

Dabei wurde an Kritik nicht gespart, denn für Rojahn ist eines der drängendsten Probleme des Ersatzdienstes die Tatsache, "daß es den Zivildienst überhaupt noch gibt". Der Zivildienst sei ein Zwangsdienst, der nicht mehr in die heutige Zeit passe, denn "diese Zwangsdienste sind Wunschträume von Politikern aus einem vergangenen Jahrhundert", sagte Pfarrer Rojahn. Daraus resultierten viele Konflikte der Zivildienstleistenden, teilte Rojahn seine Beobachtungen mit, die er aus der Betreuung von rund 4500 evangelischen "Zivis" im Bereich der Landeskirche gewonnen hat.

Mit Hilfe von "Rüstzeiten", die jeweils eine Woche dauern und vor allem mit dem Themenschwerpunkt "Gewalt" organisiert werden, versucht Rojahn auf die Probleme der jungen Männer einzugehen. Nach Aussage des Zivildienstseelsorgers wird die nächste Rüstzeit vom 18. bis 22. Januar in Frankfurt organisiert. "Wir werden hier verschiedene Orte der Gewalt aufsuchen. Dazu kann man die offene Drogenszene genauso zählen wie die Stadt als solche: ihre Bauweise mit B-Ebenen, Hochhäusern und Parkhäusern."

Die Probleme des Zivildienstes stellten bei den Mittwochs-Gottesdiensten den Abschluß einer Reihe zum Thema "Was ist aus der Friedensbewegung geworden?" dar. In den Wochen zuvor hatten sich die Teilnehmer der abendlichen Diskussionsrunden mit der Frage "Bundeswehr in alle Welt?" beschäftigt und die "Perspektiven der Friedensforschung" kennengelernt.

Dabei ist ein bunt gemischtes Publikum willkommen, denn es soll kein "runder Tisch der Expertokratie" entstehen: "Gelungen ist so ein Abend, wenn der Top-Fachmensch hierherkommt, sich mit ganz einfachen Fragen aus dem Publikum auseinandersetzt und im nächsten Moment einem anderen Fachmann antworten muß", stellte Kaestner fest, der die Diskussionsreihen vorbereitet.

Im Frühjahr steht im Ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz ein Zyklus zum Schwerpunkt "Migration und Entwicklung" aus Anlaß der andauernden Diskussion um das Asylrecht auf der Tagesordnung.

Die Reihe wird am Mittwoch, 13. Januar, um 19 Uhr beginnen und am Mittwoch, 24. Februar, mit einer Debatte über die Frage "Was heißt Fluchtursachen bekämpfen?" beendet. kan

Die Frankfurter Schadstoffmobile kommen wieder in die Stadtteile / Vorteile: Die bequeme Abgabe vor Ort Umweltschädliche Abfälle werden korrekt entsorgt

FRANKFURT-NORD. Die drei städtichen Schadstoffmobile sind auch im Januar wieder in den nördlichen Stadtteilen unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie Altbatterien, Chemikalien und Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bei den Fachleuten vor Ort abgegeben werden.

Die Nordweststadt wird am Mittwoch, 13. Januar, angesteuert. Ein Wagen hält um 14 Uhr auf dem Walter-Möller-Platz im Nordwestzentrum.

Gleich vier Stadtteile liegen am Montag, 18. Januar, auf der Route: Von 9 bis 10 Uhr sind die Mitarbeiter vor der Nieder-Eschbacher Feuerwache, Deuil-la- Barre-Straße 71. Zur gleichen Zeit hält ein anderer Wagen in Harheim auf dem Parkplatz in der Straße Zur Untermühle. Zwei Stunden später, um 11 Uhr, ist je ein Fahrzeug in Kalbach (Parkplatz, Kalbacher Stadtpfad) und in Nieder-Erlenbach (vor dem Bürgerhaus in der Straße Im Sauern 10).

Die Bewohner des Frankfurter Bergs werden am Dienstag, 19. Januar, bedient: von 9 bis 10 am Fliederweg (bei Haus Nummer 16). Zur gleichen Zeit ist ein anderer Wagen in Berkersheim (Am Hohlacker/An der Roseneller).

Von 11 bis 12 Uhr können die Eckenheimer ihre Sonderabfälle auf dem Festplatz an der Hügelstraße abgeben. Und in Bonames auf dem Parkplatz in der Straße Im Storchenhain steht zur gleichen Zeit auch ein Wagen.

Eschersheim ist das Ziel am Mittwoch, 20. Januar. Von 9 bis 10 Uhr ist ein Wagen in der Straße Am Schwalbenschwanz, bei Haus Nummer 39. Zwei Stunden später, um 11 Uhr, sind die Fachleute im Dornbusch: von 11 bis 12 Uhr in der Kaiser-Sigmund-Straße 67-75.

Heddernheim (Heddernheimer Landstraße/Dillenburger Straße) wird am Samstag, 23. Januar, von 9 bis 10 Uhr, angesteuert. Am Dienstag, 26. Januar, ist um 14 Uhr ein Termin in Preungesheim vorgesehen. Die Mitarbeiter fahren in die Hoherodskopfstraße (bei Haus Nummer 100). Der Eckenheimer Festplatz in der Hügelstraße wird noch einmal um 18 Uhr angesteuert.

Nieder-Eschbach liegt am Mittwoch, 27. Januar, gleich zweimal auf der Route: Um 14 Uhr hält ein Wagen vor der Feuerwache in der Deuil-la-Barre-Straße 71, um 16 Uhr in der Siedlung Am Bügel in der Berner Straße 69 a.

Am letzten Termin im Januar werden noch drei Stadtteile im Frankfurter Norden angefahren: Heddernheim (Ecke Heddernheimer Landstraße / Dillenburger Straße) - und zwar um 9 Uhr; Nieder-Erlenbach (Bürgerhaus in der Straße Im Sauern 10) um 14 Uhr und schließlich Kalbach (der Parkplatz am Kalbacher Stadtpfad ist "Haltestelle") um 18 Uhr. sen

Realschüler werden für Demo bestraft Deutschherrenschule: Ohne vorherige Entschuldigung gegen Rassismus marschiert

SACHSENHAUSEN. Der Marsch der Frankfurter Schulen gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit am 2. Dezember zum Römerberg hat an der Deutschherrenschule in der Willemerstraße 24 ein Nachspiel: Schulleiterin Monika Intrau will die nachträglich beigebrachten Entschuldigungen der Schüler für die letzten beiden Unterrichtsstunden an diesem Tag nicht anerkennen und "unentschuldigtes Fehlen" auf den Zeugnissen vermerken, die für die Abgangsklassen für die Bewerbungen um eine Lehrstelle sehr wichtig sind.

18 Schüler der Realschule wandten sich spontan mit einem vor der Schule verteilten Schreiben an die Schulkameraden: "An anderen Schulen sind Briefe an die Eltern gegangen, in denen stand, daß die Eltern damit rechnen müssen, daß ihre Kinder an diesem Trauermarsch teilnehmen und vorzeitig Entschuldigungen mitbringen sollten." Danach stellen die Unterzeichner die Frage: "Warum gibt es so etwas nicht bei uns?" Die Schüler der Deutschherrenschule fühlen sich offenbar alleingelassen, denn sie fordern: "Die Lehrer und Rektoren sollten bei Veranstaltungen, bei denen es um Frieden, Umwelt oder die Mitmenschen geht, voll hinter ihren Schülern stehen."

Einige Eltern äußerten ebenfalls ihr Unverständnis über das Verhalten der Schulleiterin: "Der Bundespräsident ruft den ganzen Staat auf, auf die Straße zu gehen, und die Deutschherrenschule in Frankfurt ist nicht in der Lage, ihren Schülern zwei Stunden zur Verfügung zu stellen", schrieb Ruth Walter, deren Sohn die Deutschherrenschule besucht, empört an die Schulleiterin.

Die Mutter erwartet von der Schulleitung, daß sie "in einer Zeit, wo so viel Haß und Gewalt ausgedrückt werden", die Kinder in ihrem Engagement für Verständigung und Völkerfreundschaft unterstützt. "Dieses Verhalten ist gegen die Freunde meines Sohnes gerichtet - und die sind mindestens zur Hälfte nicht- deutsch", sagte Ruth Walter. Sie will jetzt zumindest erreichen, daß auf dem Zeugnis ergänzend angemerkt wird, daß es sich bei den Fehlzeiten "um eine Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit handelte.

Klaus Cezanne, stellvertretender Schulelternbeirat, findet das Verhalten der Schulleitung "persönlich unmöglich", möchte sich jedoch in seiner offiziellen Funktion noch nicht äußern: "Ich will das erst sorgfältig recherchieren. Die Sache verläuft von unserer Seite sicherlich nicht im Sande." Cezanne persönlich hätte es jedoch für günstiger gehalten, wenigstens die nachträglichen Entschuldigungen der Eltern zu akzeptieren: "In dieser Situation kann man sich nicht auf die formale Ebene zurückziehen."

Ähnlich auch die Ansicht der Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne): Das Personal der Frankfurter Schulen unterstehe zwar dem Staatlichen Schulamt, und die Dezernentin betonte den Ermessensspielraum der Schulleitung. Dennoch hielt es die Dezernentin für sinnvoll, die Schüler in ihrem Aufbegehren gegen rechte Gewalt zu unterstützen: "Das halte ich für eine politisch und pädagogisch angemessene Reaktion." Stadträtin Ebeling nannte es "politisch betrüblich, wenn es an einer Schule nicht gelingt, sich gemeinsam gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus zu wehren." Schließlich sei es auch in anderen Fällen möglich, eine nachträgliche Entschuldigung einzureichen. "Bei allem inhaltlichen Zustimmen" will Schulleiterin Monika Intrau die Entscheidung der Schüler, auch unentschuldigt an dem Trauermarsch teilzunehmen, nicht hinnehmen: "Dann ist die Mark nur noch 50 Pfennige wert." "Wenn ich weiß, wo es hingeht und wer der Veranstalter ist, dann ist vieles möglich", sagte Frau Intrau, die die Verantwortung für 392 Schüler trägt. Eine nachträgliche Entschuldigung werde aber nur in Ausnahmefällen wie Krankheit anerkannt. Da solche Demonstrationen "leider nicht immer friedlich verliefen", gelte es, die "versicherungsrechtlichen Gründe zu berücksichtigen". Auch zu umlaufenden Gerüchten, sie hätte den Wunsch geäußert, die Kinder möchten auf dem Schulgelände kein Türkisch reden, nahm die Schulleiterin Stellung: "Selbstverständlich können die Kinder auf dem Schulhof alle Sprachen sprechen - es gibt keinerlei Kleider- oder Sprachordnung." kan

Der Welle des Hasses entgegentreten Die Elterninitiative bildet Anlaufstelle gegen Rassismus / Telefonkette eingerichtet

SACHSENHAUSEN. Der Welle der Ausländerfeindlichkeit und des Hasses will auch die Elterninitiative Sachsenhausen (EIS) entgegentreten: Kürzlich vereinbarten etwa zehn Besucher des Spielhauses in der Brückenstraße, eine Telefonkette einzurichten. Im Falle von Demonstrationen oder Aufmärschen der Rechten in Sachsenhausen soll so schnell reagiert werden können.

Mit einem Flugblatt hatten die Mitglieder der EIS alle Sachsenhäuser Bürger eingeladen, an dem Treffen teilzunehmen, doch es erschienen nur die Mitglieder der EIS. Ihr Ziel: als Anlaufstelle bei rassistischem und ausländerfeindlichem Verhalten zu dienen. "Ich habe den Eindruck, daß die Leute nach den Massendemonstrationen der letzten Wochen ein wenig beruhigt worden sind", machte Brigitte Unterhinnighofen, Sprecherin der EIS, als Ursache des geringen Interesses aus.

Weiterhin beschlossen die Mitglieder der Elterninitiative, eine Dokumentation über ausländerfeindliches Verhalten zusammenzustellen: Sowohl Deutsche als auch Frankfurter mit einem ausländischen Paß sind eingeladen, ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus schriftlich oder in Bildern niederzulegen. Dabei sollen nicht nur negative Erlebnisse ausgedrückt werden: "Es wäre auch schön, wenn man zeigen könnte, wo Zivilcourage gezeigt wurde", sagte Unterhinnighofen zu dem Charakter der Dokumentation, die vor allem Mut machen soll, gegen ausländerfeindliches Verhalten aufzustehen. Die Erfahrungsberichte werden ein halbes Jahr gesammelt und anschließend öffentlich ausgelegt werden.

Praktische Hilfe will die EIS auch Asylsuchenden in Sachsenhausen leisten: So sollen beispielsweise die vorhandenen Kontakte zu den Flüchtlingen in der Hedderichstraße ausgebaut werden, und bei den Asylbewerbern in einem Hotel am Mühlberg will die EIS nachfragen, ob Spielangebote für die Kinder willkommen sind. Dabei stellt die Sprachbarriere immer wieder ein großes Problem dar: Vielfach haben die Eltern von Kindern aus den Bürgerkriegsgebieten im ehemaligen Jugoslawien Angst, ihre Sprößlinge aus den Augen zu lassen. Flugblätter und andere Informationen würden von den Eltern jedoch oftmals nicht verstanden, klagte Unterhinnighofen.

Damit die Informationsbroschüren der EIS auch in die albanische Sprache übersetzt werden kann, suchen die Betreuer händeringend nach einem Übersetzer. "Es kommen zur Zeit ganz viele Menschen aus Albanien, und unsere Betreuer stehen etwas auf dem Schlauch", sagte Unterhinnighofen.

Wer helfen will, die Broschüren der EIS zu übersetzen, sich für die Telefonkette oder die Dokumentation interessiert, kann den ersten Kontakt über das Spielhaus Brückenstraße herstellen. Die Telefonnummer: 6 03 17 50. kan

Undichte Stellen in der KT sind gestopft

NIEDERRAD. In den nächsten Wochen kann die Kindertagesstätte an der Melibocusstraße (KT) wieder wie gewohnt Kinder betreuen: "Im wesentlichen sind die Sanierungsarbeiten abgeschlossen", teilte Roland Burghard, Leiter des Hochbauamtes, auf Anfrage mit. Bereits Anfang Dezember des vergangenen Jahres wurde nach Aussage von Heidemarie Kern, Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten im Stadtschulamt, eine weitere Erzieherin eingestellt.

Die KT war bereits im Juni 1991 fertiggestellt worden, allerdings hatten vor allem undichte Stellen am Glasdach die Arbeit im Kindergarten und im Hortbereich erheblich gestört. Auch die Herstellerfirma konnte das Tröpfeln nicht beseitigen, so daß 1992 eine andere Firma beauftragt werden mußte, die "Einregenstellen" abzudichten. Noch im Oktober 1992 wurden daher in der Kindertagesstätte nur zwei Drittel der normalerweise anwesenden Kinderzahl betreut. Zwar dringt nun noch immer an zwei bis drei Stellen Wasser durch die Fugen, doch dies stört kaum und soll bei der nächsten trockenen Periode beseitigt werden, versicherte der Leiter des Hochbauamtes, Burghard.

Auch an der aufwendigen Lüftungsanlage der KT mußte nachgearbeitet werden: Es war vorgesehen, den Wärmestau unter dem Glasdach über Lüftungsflügel nach außen abzuleiten, doch die Anlage fiel immer wieder aus. Jetzt wurde die Steuerung der Lüftung geändert. Zwar fehlten noch einige der Spezialteile, doch diese Teile könnten auch während des normalen KT-Betriebs eingebaut werden, berichtete Burghard. kan

Das "Wasser ist nicht nur naß - Wasser ist mehr" Die Ortsbeiräte besichtigten das im Stadtwald gelegene Wasserwerk Hinkelstein und die Infiltrationsanlagen

FRANKFURT-SÜD. Zwölf Meter unter der Erdoberfläche bewegten sich die 15 Teilnehmer des "Seminars Wasser Teil III", das der Vorsteher des Ortsbezirks 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad), Edmund Löffler, organisiert hatte, vom Wasserwerk Hinkelstein zur Schwanheimer Bahnstraße: Wolfram Rißland, Leiter der Wasserwerke der Stadt Frankfurt, führte die mit Helmen und Taschenlampen ausgestatteten Ortsbeiräte durch einen spärlich beleuchteten Tunnel an der etwa einen Kilometer langen alten Saugleitung des Wasserwerkes bis zum Ausstiegsschacht an der Grenzschneise, wo der gecharterte Bus auf die Seminarteilnehmer wartete.

Begonnen hatte die Besichtigungstour an den Infiltrationsanlagen, die die Stadtwerke im Frankfurter Stadtwald eingerichtet haben: In einem Grabensystem von etwa zwei Kilometern Gesamtlänge wird aufbereitetes Mainwasser versikkert. Wie Rißland erläuterte, dient diese Infiltration einerseits der Auffüllung der Grundwasserreserve und zum anderen der Gefahrenabwehr: Aus dem Bereich des Frankfurter Flughafens bewegen sich seit den siebziger Jahren zwei große Schadstoffkonzentrationen auf das Wasserwerk im Stadtwald zu.

Dabei handelt es sich einerseits um Treibstoff, der aus dem undichten Betankungssystem des Airports entwichen ist und zum anderen um eine ellipsenförmige Nitratblase, die durch die Enteisungsmittel für Start- und Landebahnen verursacht wurde.

Heute versuchen die Stadtwerke, diese beiden trinkwassergefährdenden Stoffe durch die Infiltration von 11 000 Kubikmetern Wasser täglich vom ältesten Wasserwerk Frankfurts abzudrängen und in den Main zu leiten. "Wasser ist das Lebensmittel, das durch kein anderes ersetzt werden kann", machte Rißland den Seminarteilnehmern die Bedeutung eines derartigen Gewässerschadens noch einmal deutlich.

Im Wasserwerk Hinkelstein demonstrierten die Wasserwerker der Stadt den beeindruckten Ortsbeiräten die Spülung eines Filters: Durch eine 2,5 Meter dicke Schicht aus Dolomitkalk wird das in zwölf Brunnen von bis zu 150 Meter Tiefe gewonnene Grundwasser geleitet. Dabei nimmt der Kalk im Filter Eisen und Mangan auf.

Die beiden Metalle setzen langsam die Durchlässigkeit des Filters herab - dann muß "rückgespült" werden: Fein perlte die Pressluft durch das Kalkbett und hinterließ den Eindruck, als würde der etwa zehn Meter lange und drei Meter breite Filter kochen. Langsam löste sich das rostrote Eisenoxid aus dem Filter und wurde mit dem Spülwasser in ein Absetzbecken geleitet. Jede Woche einmal müssen die Angestellten diese halbstündige Spül-Prozedur durchführen, erläuterte Rißland. Nur so sei gewährleistet, daß die Filter die zwischen 5000 und 70 000 Kubikmeter Wasser passieren ließen, die das Spitzenwasserwerk bei Bedarf liefern kann.

Allerdings reicht diese Menge bei weitem nicht aus, um den Durst der Stadt Frankfurt zu decken: Zwischen 200 000 und 210 000 Kubikmeter (das sind 210 Millionen Liter) Wasser benötigt die Mainstadt am Tag, das meiste wird aus Spessart, Vogelsberg, Wetterau und hessischem Ried mit Hilfe von Rohrleitungen herbeigeschafft.

Mit ganz anderen Methoden rücken die Stadtwerke dem Mainwasser zu Leibe, um es für eine Versickerung im Stadtwald tauglich zu machen: Nach der mechanischen Reinigung des "Rohwassers" aus dem Einlauf in die 1959 in Betrieb genommene Aufbereitungsanlage bei Goldstein werden der Brühe Aluminiumsulfat, Kieselsäure und Kalk zugesetzt.

Diese Chemikalien lassen die Schwebeteilchen im Wasser ausflocken. Das so geklärte Wasser wird anschließend über 16 Quarz- und Aktivkohlefilter geleitet und erreicht Trinkwasserqualität, wovon sich einige Stadtteilpolitiker durch ein "Schlückchen" überzeugen konnten: Gerhard Kadelbach, Fraktionsgeschäftsführer der SPD, zeigte sich vom "weichen Geschmack" beeindruckt und selbst Marcus Bocklet, Sprecher der Frankfurter Grünen, ließ es sich nicht nehmen, mit zugekniffenen Augen ein Glas aufbereitetes Mainwasser zu testen.

Allerdings betonte Rißland ausdrücklich, das Wasser werde nicht in das Rohrleitungsnetz der Stadt geleitet: Aus "ästhetischen Gründen" müssen die täglich "produzierten" 30 000 Kubikmeter Wasser zunächst durch den "tiefen Stein" des Frankfurter Stadtwaldes.

"Wasser ist nicht nur naß - Wasser ist mehr", stellte Rißland zum Abschluß des Seminars noch einmal fest. Mittlerweile haben die Stadtteilpolitiker des Ortsbeirats 5 sich ein solides Grundlagenwissen über die Wasserversorgung der Stadt erarbeitet: Bereits im Jahr 1991 hatten sie sich über die "Trinkwasserversorgung aus dem Vogelsberg" informiert und im Frühjahr des abgelaufenen Jahres schloß sich eine Führung durch das Klärwerk Niederrad an.

Nach der vorweihnachtlichen Besichtigungtour zeigte sich Ortsvorsteher Löffler stark beeindruckt von der Zeit und Energie, die die Beschäftigten der Wasserwerke aufwenden müssen, um der Frankfurter Bevölkerung ein hygienisch und chemisch einwandfreies Lebensmittel anbieten zu können: "Man muß sich eigentlich wundern, daß das Wasser immer noch so billig ist." kan

Vergangenheit ist wichtig Club der Altfußballer ehrte verdiente Mitglieder

FRANKFURT A. M. "Das ist ja unglaublich", staunte der Vorsitzende des "Club der Altfußballer Frankfurt", Karlheinz Glaßner, noch vor der Begrüßung. Noch nie war der Andrang zur Jahresabschlußfeier des CdA im Bornheimer Bürgerhaus so groß wie diesmal. Lange nach dem fast dreistündigen Programm saßen die Recken von damals, darunter die noch "Jüngeren" aus großen Eintracht- Tagen, Richard Kreß und Adolf Bechthold, zusammen mit jenen aus den zwanziger und dreißiger Jahren, die der Sport jung erhalten hat.

Als Ältester im Kreis wurde Alfred Hiller, einst Korrektor bei der Frankfurter Rundschau und als Fußballer aus der berühmten Hiller-Familie hervorgegangen ("meine Brüder spielten alle Fußball") gefeiert. 92 Jahre ist er alt und weiß noch genau zu berichten, wie er nach Frankfurt und zur Germania 94 kam. Weil die Vergangenheit bei diesen Treffs so wichtig ist, wurden Wille Klar, Ernst Knirim, Willi Trumpp und Georg Wörner zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Willi Klar ist in diesen Tagen 85 Jahre alt geworden. Er machte sich nicht nur als Frankfurts bekanntester Theater-Fotograf, sondern auch als erster Profi der Stadt einen Namen. 1934 ging er zu Racing Straßburg, um nach zwei Jahren zu Sportive Luxemburg zu wechseln. "Eine harte Zeit", sagt er heute. Denn die Deutschen waren damals im Ausland begreiflicherweise nicht angesehen.

Mit Goldenen Ehrennadeln wurden Vorsitzender Karlheing Glaßner, Erich Müller und Fritz Zänger ausgezeichnet; weitere sieben Mitglieder erhielten die Silbernadel.

Das Programm fand ungeteilten Beifall, zumal Manfred Haar als Moderatur und "Theaterbesucher" sofort den Kontakt zum Publikum fand. Hein Schönberger (Klarinette), einstiger hr-Bandleader und Conny Jackel (Trompete) spielten flotte Musik.

Die "Lips" mit Hebeakrobatik, tanzenden Reifen und einer tollen Rollschuhnummer lösten Beifallstürme aus. Die Sängervereinigung Eschersheim sorgte für den besinnlichen Teil und die Kapelle Lenz später dafür, daß die Alten doch noch lange tanzten.

So sehr an diesem Tag die Verbundenheit unter den vier (Orts)Bereichsgruppen Frankfurt (Leitung Herbert Kesper), Niederrad (Robert Berhdhardt), Oberrad (Karl Sänger) und Griesheim (Fritz Zänger), zum Ausdruck kam - es fehlt dem CdA an Nachwuchskräften in der Frührungsetage.

Der stellvertretende Vorsitzende, Gerd Müller, und der langjährige Schatzmeister, Walter Kraushaar, müssen sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Der 330 Mitglieder starke CdA ist bei seinem umfangreichen Reise- und Fahrtenprogramm übers Jahr auf viele Helfer angewiesen.

Karlheinz Glaßner baut vor allem auf jüngere Kräfte: "Mit 40 Jahren kann jeder bei uns eintreten. Der Beitrag entspricht bei uns noch dem Vorkriegsstand." bm

Am Anfang ist Neugier Zu einem Buch von David Burnie

Am Anfang aller Forschung steht die Neugier. Alles beginnt mit Fragezeichen. Was ist Leben? Die Antworten sind oft nur Erklärungsversuche; es gibt nur begrenzt absolute Resultate. Trotz dieser Einschränkungen ist der Wissensdrang seit Menschengedenken ungebrochen. Das ist die Erklärung für den Erfolg des Buches von David Burnie "Spannende Projekte und Versuche aus dem Reich der Natur": Hier wird ein immer wieder aktueller Bedarf gedeckt, nämlich das Verlangen, die "Wunder der Natur" zu ergründen. Wie fliegt ein Vogel? Warum brauchen Pflanzen Licht? Wie wird aus einer Kaulquappe ein Frosch?

Solche Fragen hat die Wissenschaft schon vor Jahrhunderten beschäftigt. Und es waren nicht nur die Experten, die sich bemühten! Nicht wenige der erfolgreichen Forscher haben ihre Experimente anfangs aus Liebhaberei betrieben. Vor allem ist bei der Buch-Lektüre jetzt Geduld gefragt, denn viele Experimente erstrecken sich über längere Zeiträume. So etwa die Aufzucht von Heuschrecken und Schmetterlingen, begleitet von informativen Texten.

Mancher Versuch mag "von außen her" unkompliziert erscheinen, es geht jedoch immer um naturwissenschaftliche Grunderkenntnisse. Das Verständnis für die Natur zu vertiefen, ist das Anliegen des Autors.

Sehr wichtig: Die Anleitungen für die Einrichtung eines Heimlabors. Da sind keine großen Investitionen erforderlich, ein wesentlicher Teil des Instrumentariums läßt sich aus den normalen Beständen eines Haushalts beschaffen.

Aus gutem Grund heißt es im Untertitel "Ein Buch für die ganze Familie". Tatsächlich kann man die "Spannenden Projekte und Versuche aus dem Reich der Natur" nicht so ohne weiteres Kindern in die Hand drücken mit dem ermunternden Spruch: "Nun experimentiert mal schön!" Auch wenn hervorgehoben wird, daß viele Versuche schon von Kindern im Grundschulalter gemacht werden können, ist es doch empfehlenswert, daß sich die ganze Familie damit beschäftigt. Schließlich soll ja nicht nur experimentiert werden - es soll auch eine Anleitung zum verantwortungsbewußten Umgang mit der Umwelt gegeben werden. Und da ist "alt und jung" gefordert.

GERHARD ZIEGLER

David Burnie: "Spannende Projekte und Versuche aus dem Reich der Natur." Aus dem Englischen übertragen von Michael Schmidt. Christian Verlag, Akademiestraße 7, 8000 München 40. Preis: 49,80 DM.

Zehn Jahre spielend gelernt Die Hausaufgabenhilfe Nordend feierte ihr Jubiläum

NORDEND. Als Suat und Mohammad in den Hinterhof der Eckenheimer Landstraße 93 kamen, hatten sie eigentlich die Feier zum zehnjährigen Bestehen der Haushaufgabenhilfe im Nordendzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AW) besuchen wollen. Aber: die beiden waren zu spät. Ein Fußballspiel mit dem Zivildienstleistenden im engen Hof diente den Freunden als Trostpflaster. Verpaßt hatten sie allerdings ein Fest, bei dem sich die Kinder mit einem bunten Programm gegenseitig unterhielten.

Den Anfang hatten Zeinep und Sven mit einer Zauberei gemacht, Hasibe und Songül folgten mit dem "Katzentanz". Anmutig waren auch die "Ballettmädchen" Aysegül und Aysegül, kraftvoll und schnell hingegen Serkan und Müjadat mit einer Nummer, die aus Elementen der Kampfsportart Taekwondo bestand. Zum Abschluß brachten Özkan und Christa als die Clowns "Pippo und Pippino" die Gäste noch einmal zum Lachen.

Anschließend gab es noch Kakao und Kuchen. Die Gespräche der jungen Artisten kreisten um die einzelnen Darbietungen - und jeder war natürlich der beste gewesen. Auf eine Festrede mit Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre hatte Christa Huth, die Leiterin der von der Arbeiterwohlfahrt organisierten und finanzierten Hausaufgabenhilfe verzichtet. Unerwähnt blieb deshalb die kurze Geschichte der Einrichtung im Nordend, wo es Eltern schwerfällt, für ihre Kinder einen Platz in einem Hort oder einer anderen pädagogischen Einrichtung zu bekommen. "Unser Problem ist es wiederum, Pädagogen zu finden, die unsere 20 Kinder betreuen," erklärte Christa Huth, die seit neun Jahren dabei ist.

Begonnen hatte alles vor zehn Jahren, als einmal die Woche Betreuer den Kindern bei den Hausaufgaben halfen. Nach und nach wurde die Versorgung dann ausgebaut. Eine Zeit lang lernten und spielten die Kinder sogar fünfmal in der Woche in den Räumen der AW. "Doch aus Mangel an Personal mußten wir auf vier Nachmittage reduzieren."

Gegenwärtig helfen in der Schulzeit von montag bis donnerstags zwischen 14 und 16 Uhr ein Zivildienstleistender, ein Student und die Leiterin den etwa 20 Jungs und Mädchen aus fünf verschiedenen Nationen bei den Hausaufgaben. Doch ihre Arbeit geht über die Hausaufgabenhilfe hinaus. Bei Spielen erweitern die ausländischen Kinder spielend ihre Deutschkenntnisse. Einmal in der Woche wird gemeinsam gekocht. Geburtstagsfeiern für die Kinder gehören genauso zum Betreuungprogramm wie die Feste zu Ostern oder zur Fastnacht. Zwei Ausflüge pro Jahr runden das Angebot ab. "Für die Kinder ist die Einrichtung fast schon ein zweites Zuhause, da in der Regel Vater und Mutter arbeiten gehen."

Erstmals im neuen Jahr wird am Montag, 11. Januar, ab 14 Uhr wieder gerechnet, geschrieben und gemeinsam gespielt. Wer noch gerne bei der Hausaufgabenhilfe mitarbeiten würde, kann sich von montags bis donnerstags zwischen 13.30 und 16.30 Uhr an Christa Huth wenden, unter der Telefonnummer 5 97 85 67. ara

Fuchs und Mensch - die Feinde Spiel der Woche: "Das Froschwanderspiel"

Was machen eigentlich all die Frösche, Kröten und Unken, wenn es jetzt draußen immer kälter wird und der Winter schließlich alles mit seiner starren Frostdecke überzieht? Sterben sie in dieser Eiseskälte? Oder überwintern sie? Aber wo überwintern sie?

Fragen über Fragen, und wenn unsere Kinder sie stellen, haben wir als Eltern ziemliche Schwierigkeiten, sie wenigstens einigermaßen zufriedenstellend zu beantworten. Ein Spieleverlag hat sich dieses Problems angenommen und ein Spiel produziert, das den wundersamen Wanderweg der Frösche zum Gegenstand hat und Kindern wie Eltern gleichermaßen Spaß, Information und Augenweide zugleich bietet.

Das Spiel beginnt, wenn der Winter vorübergeht und es draußen wieder wärmer wird. Die Frösche kommen aus ihren Winterquartieren unter Steinen, Erdhöhlen oder im Schlamm der Gewässer. In der Abenddämmerung wandern sie zu den Wasserplätzen, in denen sie vor einigen Jahren geboren wurden. Von einem geheimnisvollen Instinkt getrieben wollen sie hier ihren Laich ablegen.

Das Spiel zeigt, welchen Gefahren sie auf diesem Weg ausgesetzt sind. Da gibt es natürlich Feinde wie etwa Fuchs und Waldkautz. Wenn auf den Ereigniskarten, die die Fortbewegung der Frösche bestimmen, Feinde auftauchen, würfelt man um sein Froschleben. Beutetiere und Frühlingsblumen beschwingen die Wanderung. Schlimmer aber sind die Bedrohungen durch den Menschen, der die natürlichen Wege durch Straßen und Mauern abschneidet, Wiesen und Felder und Teiche vergiftet, die Laichgründe trokkenlegt. Lösungskarten werden auf den Spielplan gelegt und zeigen, wie es möglich ist, mit einfachen und verantwortungsbewußt eingesetzten Mitteln den Tieren zu helfen.

All das ist in dem von Karin Rübel wunderschön gestalteten Spiel nachvollziebar und erfahrbar gemacht. Behutsam und unaufdringlich lernt man in diesem rundum empfehlenswerten Spiel, daß es möglich ist, da etwas zu tun und der bedrängten Natur zu helfen. Ist man mit seinem Frosch erst einmal am Laichplatz angelangt, ahnt man, wie geschunden eigentlich die Tierwelt - und insbesondere die Frösche - durch uns Menschen ist.

Alle Probleme im Hinblick auf den Wissensdurst der Kinder - das mußte ich jetzt erfahren - löst das Spiel allerdings auch nicht. Mein Sohn Jan Frederik wollte es nämlich anschließend ganz genau wissen, wie es sich mit der Überwinterung der Frösche unter den Steinen und in den Erdhöhlen im Wald verhält. Jetzt kann ich nur hoffen, daß wir bald mal fündig werden, denn trotz aller Suche ist uns dort bisher leider noch kein kältestarrer Froschlurch unter die Augen gekommen. Vielleicht haben wir aber auch an den falschen Stellen nachgeforscht. BERNWARD THOLE

Das Froschwanderspiel von Karin Rübel, ein Miteinanderspiel für 2-4 Spieler ab 7 Jahren. Verlag: Ökotopia, Hafenweg 26, 4400 Münster. Preis: ca. 49,80 DM.

Was kann der Mensch ertragen? Die Erfolge der High-Tech-Medizin

Es ist fatal: Auf der einen Seite voll- bringt die High-Tech-Medizin wahre Wunder - auf der anderen Seite verführt gerade diese Tatsache viele Ärzte dazu, die Persönlichkeit des Patienten ausschließlich auf das Symptom zu degradieren. Betroffene und Psychotherapeuten beklagen dies, werden aber in ihrer Argumentation kaum wahrgenommen. Sie sind es denn auch, die inzwischen von "Gewalt in der Medizin" sprechen.

Allen voran tut das Elisabeth Wellendorf. Die Psycho- und Kunsttherapeutin hat dieses Dilemma täglich vor Augen, da sie an der Medizinischen Hochschule in Hannover mit chronisch kranken Kindern und Jugendlichen arbeitet. Deren Krankheit führt früher oder später zum Tod, weil sie unter anderem die Lunge zerstört. Die engagierte Frau erinnert sich an das erste Kind mit Mukoviszidose, das 1986 eine Herz-Lungen-Transplantation (HLTX) bekam. Der dreijährige Junge war noch nie aus dem Krankenhaus herausgekommen, liebte die Therapeutin, die er "Schlüssel" nannte, weil sie fast immer einen Schlüssel in der Hand hatte. Oft hatte sie mit John herumgealbert, der fast immer strahlte, obwohl es ihm schlecht ging.

Eines Abends lag John mit vor Angst weit aufgerissenen Augen im Bett, sein viel zu großes Herz schlug heftig. Er klammerte sich in Elisabeth Wellendorfs Haaren fest, die die ganze Qual des Kindes erlebte und sich ein Wunder oder den Tod des kleinen Patienten wünschte.

"Als ich am nächsten Tag in die Klinik kam", erinnert sie sich, "hatte man ihn transplantiert. Ein anderes kleines Kind war gestorben, und John hatte dessen Herz und Lunge bekommen. Die Transplantation klappte, aber John starb vier Wochen später nach vielen Komplikatinen nach einer Abstoßung. Man hatte ihn nicht vorbereiten können, er hätte es nicht verstanden. Man wagte die Operation mit ihm, weil er sowieso keine Überlebenschancen hatte. War es den Versuch wert?" Auch wenn man abwägt, daß die Forschung irgendwie ja anfangen muß, verurteilt Elisabeth Wellendorf die Tatsache, daß man John, der zu klein war, um die Transplantation ablehnen zu können, dieser Tortur aussetzte.

Selbst tief berührt, schildert Elisabeth Wellendorf, wie sich ihr kleiner Patient gefühlt haben mag, als er auf der Intensivstation aufwachte, "im grellen Licht, einen Tubus im Mund, künstlich beamtet mit vier Drainageschläuchen in seinem Brustkorb, angeschnürt auf einem hohen

Bett, umgeben von vermummten Gestalten, die er nicht kannte". Es klingt wie ein Aufschrei, wenn sie fragt: "Was für eine mörderische Grausamkeit für ein dreijähriges Kind, das sich vor Angst und Über-

sehenwerden auflöste" und stellt fest, "daß man einem so kleinen Wesen all das nicht zumuten darf, und daß der Tod, dessen Verohnmachtung die Behandler nicht ertragen wollten, sein eigentlicher Erlöser war".

Die erfahrene Psychotherapeutin verurteilt zwar die Mediziner nicht, doch sie mahnt sie zu mehr Gefühl mit dem Menschen, der ihnen ausgeliefert ist. "Den Schwestern und Ärzten war das kleine Kind nicht egal", vermutet sie. "Sie sahen seine Angst und Hilflosigkeit, und es wurde um so unerträglicher, je mehr sie um sein Leben kämpfen mußten. Da hilft man sich, indem man nur hin- und herschaut zwischen den Monitoren und den zu versorgenden Stellen im Körper. Indem man mit Hilfe der Zahlen und Kurven das Kind mit den schwarzen Augen zum Apparat werden läßt und über das gequälte Geschöpf hinweg einen Disput über die nächsten Vorgehensweisen austrägt."

"Sprechen Sie nicht über den Kopf des Patienten hinweg", hatte die Psychologin zu Anfang ihrer Tätigkeit an der Medizinischen Hochschule die Ärzte gebeten, und anfangs "gegen Wände gesprochen".

Mittlerweile jedoch hat sie sich Gehör und Mitgefühl verschafft, hofft, daß das Klinikpersonal mehr und mehr den Patienten in seiner Ganzheit sieht. "Denn ,Heil&rquote; hat etwas mit Ganzheit zu tun, oder mit Heil im übertragenen Sinne", erklärt Elisabeth Wellendorf, "es geht mir um die Gewalt in der Medizin, die zur Fragmentierung der Person führt und deshalb das Gegenteil von Heilen ist."

Elisabeth Wellendorf spricht von einer "Abspaltung der Gefühle" und schildert im nächsten Beispiel, wie Sonja, ein 19jähriges Mädchen, das Gespräch mit dem Chirurgen erlebt hat, der sie im Endstadium ihrer Krankheit auf die Transplantation vorbereiten wollte.

Sonja brauchte Tag und Nacht Sauerstoff, ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Dennoch hatte sie sich eingerichtet auf das bißchen Leben und mochte es, war umgeben von Menschen, die sie liebten, las viel.

Der junge Chirurg hatte als ersten Satz gesagt, als er ihre Lunge untersuchte: "Da ist nur noch ein winziger Teil übrig, das andere kann man vergessen, ebenso das Herz, das bringt auch nichts mehr. Machen wir alles neu." Sonja war zutiefst getroffen, war nicht einmal gefragt worden, wie sie es beurteile, sondern hatte ein Urteil von einem Fachmann gehört, das ihr wie Hohn in den Ohren klang . . .

"nicht mehr lebenswert"! Sie hatte zwar nicht mehr die Kraft, die Operation abzulehnen, zeigte jedoch in einem Bild, das sie malte, wie sie sich fühlte - wie eine dunkle Fe-

stung, die mit einem Wassergraben umgeben war. Die Zugbrücke war hochgezogen. Sie wirkte uneinnehmbar. Sonja starb drei Wochen später.

Bedrückt stellt die Psychologin fest, daß das Angebot einer Herz-Lungen- Transplantation immer zugleich ein Todesurteil für das Leben ist. Es konfrontiert die Patienten mit dem Endstadium ihrer Krankheit.

Nachdem der 15jährigen Aileen eine Herz-Lungen-Transplantation angetragen wurde, träumte sie, sie stände ganz allein auf einer großen Straße. Kein Lebewesen weit und breit. Da wußte sie, "daß die Atombombe gefallen" war. "Mein Herz und meine Lunge werden sterben", sagte sie, "aber sie werden nicht begraben, sondern mit blutigen Binden und Krebsgeschwüren in den Müll geworfen." Der Teenager wehrte sich dagegen, wollte ein Grab für seine Organe und wünschte sich, später dazugelegt zu werden.

Ihre innere Not kommt auch in den Bildern zum Ausdruck, die sie malt. Da ist einmal das Behandlungszimmer mit all seinen Geräten zu sehen. Da zeigt sie vorher ihre Geburtstagsfeier und die Ankunft im Krankenhaus. Und dann kommt ein Bild von einem Unfall, bei dem ein Kind überfahren wird. Als sie die Bilderreihe ihrer Therapeutin vorlegt, will Aileen das letzte Bild aussortieren, weil es irgendwie stört. Plötzlich schlägt sie entsetzt die Hände vor die Augen, stöhnt: "Oh Gott, da muß ja jemand für mich sterben."

"Natürlich würde jeder sagen, daß der Tod des Spenders unabhängig von Aileen ist", räumt Elisabeth Wellendorf ein, "aber das stimmt nicht. Der Empfänger hat seinen Tod zwar nicht verursacht, aber sein eigenes Überleben hängt von ihm ab." Schuldgefühle stellen sich bei den Patienten ein, wenn sie sich bei Nebel oder Glatteis den Tod eines Menschen wünschen, dessen Organe ihnen helfen könnten. Da gibt es eine unbewußte Verbindung, die Wunsch und Tod in ursächlichen Zusammenhang bringt. Aileen hat sich gegen eine Transplantation entschieden, weil sie diese vermeintliche Schuld nicht auf sich nehmen wollte.

Gewissensbisse stellen sich häufig bei den Patienten ein, weiß die Therapeutin, und vermutet, daß die Abstoßung in der Organtransplantation vielleicht mit diesem "psychischen Druck über das als zu groß empfundene anonyme Geschenk eine der bislang unerforschten Ursachen" sein könnte.

Vor zwei Jahren war eine 21jährige Patientin zu Elisabeth Wellendorf gekommen, um sich mit ihr auf eine Transplantation vorzubereiten. Sie fühlte sich offen für ihre Entscheidung. Entdeckte dann aber in der Analyse der von ihr gemalten Bilder, daß diese Gedanken trogen. Sie erschrak heftig darüber und erbat sich Bedenkzeit. Als in der Nacht plötzlich ein Organangebot kam, schrie sie entsetzt "Nein". Man brachte sie ins Krankenhaus, und alles rollte dennoch über sie hinweg, als gebe es den Wunsch der Patientin nicht. Die Transplantation klappte. Es ging ihr gut. Am achten Tag hatte sie einen Aortenabriß und sie dachte dankbar: "Jetzt ist es endlich geschafft." Doch sie wurde wieder und wieder operiert. Niemand hatte ihr "Gott sei Dank, jetzt ist es geschafft" wahrgenommen. Lange hing ihr Leben am seidenen Faden, zuletzt klafften der medizinische Erfolg und die innere Einstellung der Patientin darin weit auseinander.

"Was können wir einem Menschen zumuten, ohne ihn in seiner Person umzubringen?" fragte Elisabeth Wellendorf. "Die Erfolge der High-Tech-Medizin schreiten in atemberaubender Geschwindigkeit voran. Ihr gilt großer Jubel. In ihm ersterben die zarten Stimmen der bildlosen Ohnmacht und des sprachlosen Schreckens. Doch wäre die Gewalt zu bremsen, wenn letztere Raum und Zeit bekämen, sich zu artikulieren, wenn Tun, Fühlen und Vorstellen zu einer Einheit würden."

MARGIT HIMMEL-LEHNHOFF

Elisabeth Wellendorf ist Kunsttherapeutin sowie Psychotherapeutin. Neben ihrer Arbeit an der Medizinischen Hochschule in Hannover leitet sie das "Institut für psychoanalytische Kunsttherapie."

Selbsthilfegruppen für Betroffene 1) Bundesverband Deutscher Organtransplantierer (BDO), Postfach 650 280, 1000 Berlin 65. Tel.: 0 30 / 461 78 94.

2) Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Mukoviszidose, "Mukoviszidose e. V.", Bendenweg 101, 5300 Bonn, Tel.: 02 28 / 22 15 35.

Balearen Sparsame Gäste

Die Saison 1992 ist für die Balearen enttäuschend verlaufen. Zwar reisten von Januar bis Oktober mit 6,2 Millionen Urlaubern (davon zwei Millionen Deutsche) minimal mehr Gäste als im Vorjahreszeitraum nach Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera, doch liegen diese Zahlen unter dem erwarteten Zuwachs, der auf drei bis fünf Prozent prognostiziert wurde.

Noch unbefriedigender ist für Eduardo Gamero, Generaldirektor im Tourismusministerium, die Höhe der Deviseneinnahmen: "Mehr Urlauber haben weniger ausgegeben, das haben wir nicht erwartet." Einbrüche gab es auf Mallorca vor allem in den Hotelregionen des unteren Preissegmentes wie der Playa de Palma und bei den Ausflügen. Außerdem bekamen die Mallorquiner die beiden Großereignisse auf dem spanischen Festland (Olympia und Expo '92) deutlich zu spüren, die beide während der Hochsaison stattfanden. Entsprechend gedämpft sind die Zukunftspläne: "Wir nehmen an", so Gamero, "daß die Zahl von insgesamt rund sieben Millionen Touristen pro Jahr auf die Balearen nicht mehr wesentlich gesteigert werden kann. Wir müssen in den Bereich der Qualitätstouristen, also der Golf- und Bootsurlauber, umschichten. Ihr Anteil soll auf zehn Prozent gesteigert werden. Grundsätzlich aber wird Tourismus auf den Balearen immer ein Tourismus der großen Zahl bleiben." faf

Hans-Joachim Kuhn gestorben Der bekannte Bockenheimer Karnevalist wurde 67 Jahre alt

BOCKENHEIM. Hans-Joachim Kuhn, der verdiente Karnevalist, ist tot. Er verstarb im Alter von 67 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit. Vor dem Jahreswechsel nahmen seine Vereinsfreunde auf dem Bockenheimer Friedhof Abschied von ihm.

Die Nachricht von Kuhns Ableben kam für die Mitglieder der Kultur- und Karnevalabteilung (KuK) der Sportgemeinschaft Rot-Weiß und für alle anderen, mit denen er jahrzehntelang zusammenarbeitete, völlig unerwartet.

Für "seine" Abteilung hatte er noch alle Vorbereitungen für die närrische Kampagne '93 getroffen und so präzise, wie man es von ihm gewohnt war. Schon als Schüler kam Kuhn zur Sportgemeinschaft Rot-Weiß, wo er später sein größtes Talent als Organisator im Bereich Kultur und Karneval entfaltete. 20 Jahre lang war er Sitzungspräsident, vorher über ein Jahrzehnt Mitglied im närrischen Komitee der "KuK" und einige Zeit auch Abteilungsleiter.

Für die Non-Stop-Fastnachtsshows der "KuK" verpflichtete Kuhn bekannte Vortragende. So gastierten in den Sitzungen Stars wie Heinz Schenk, die original "Ruhrparodisten", Herbert Hisel, Charly Hey, die Herren "Fröhlich" und "Schön", Lia Wöhr, Bruce Low, Fred van Geez, Margit Sponheimer oder Hedy Henning, die "Hafenjule" aus Bremen.

Der Zuspruch zu den von Kuhn geleiteten "KuK"-Veranstaltungen war deshalb immer bestens. Für seine großen Verdienste wurde er oft ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Goldenen Vlies" und dem "Goldenen Frankfurter Adler". dixi

Die ökumenische Asiengruppe betreut auch Thais und Filipinas: Viele wurden durch falsche Versprechungen ins "gelobte Land" gelockt

Tiefe Eingriffe im Ostend Ortsbeirat 4 will viele Fahrtrichtungen ändern lassen

OSTEND. Nachdem in Bornheim die Verkehrsberuhigung weitgehend abgeschlossen ist, wird nun auch im Ostend flächendeckend Tempo 30 eingeführt. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 4 stellte das beauftragte Planungsbüro Haas und Boer das Konzept für die Verkehrsberuhigung in der sogenannten Zone 5 vor, das mit den Stimmen der rot- grünen Koalition beschlossen wurde. Das betroffene Gebiet wird von der Sonnemannstraße, der Hanauer Landstraße und der Obermainanlage umschlossen. Neben der Einführung von Tempo 30 sollen in diesem Dreieck zahlreiche Verkehrsführungen geändert werden.

So sieht der Plan vor, die Windeckstraße in der Mitte zu "teilen". Die Windeckstraße ist bislang eine Einbahnstraße, die von der Hanauer Landstraße/Zobelstraße in Richtung Sonnemannstraße verläuft. Künftig soll die Straße in Höhe der Ostendstraße so geteilt werden, daß Autofahrer von dort entweder nach links in die Windeckstraße in Richtung "Hanauer" abbiegen oder nach rechts zur Sonnemannstraße fahren können.

Zu diesem Modell gibt es noch eine Variante: Sollte das Ordnungsamt eine Ampel für die Kreuzung an der Hanauer Landstraße verlangen - nach der Erfahrung von SPD-Ortsbeirat Wolfgang Schild eine "ziemlich langwierige Angelegenheit" - will der Ortsbeirat als Übergangslösung ein "Provisorium im Provisorium" errichten: In diesem Fall soll die untere Windeckstraße "gedreht" werden, so daß die Autos dann über die Windeckstraße, Ostendstraße und Rückertstraße auf die Sonnemannstraße gelangen würden. Eine weitere Änderung betrifft die Schwanenstraße. Sie soll ebenfalls in ihrer Fahrtrichtung "gedreht" werden und führt dann von der Uhlandstraße zur Obermainanlage. Gleichzeitig wird der untere Teil der Uhlandstraße - zwischen der Schwanenstraße und der Ostendstraße - als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen. Neu geregelt wird auch die Verkehrsführung in der Obermainstraße: Hier wird im südlichen Teil die Fahrbahn in beide Richtungen geöffnet, damit Autofahrer, die aus dem Parkhaus kommen, direkt nach unten auf die Sonnemannstraße gelangen können. Vorläufig unverändert bleibt hingegen die Howaldtstraße: Bis die Bauarbeiten dort beendet sind, wird nichts gemacht. rea

Kräftig Dampf abgelassen Verkehrsberuhigung Griesheim: Die Bürger sind uneins

GRIESHEIM. Ursprünglich war eine Diskussion mit betroffenen Bürgern über die Verkehrsberuhigung in Griesheim geplant. Doch viel mehr als Buh-Rufe und Pfiffe bekamen die Tempo-30-Kommission des Ortsbeirates und die Vertreter des Planungsbüros Stete & Frank in der Bürgeranhörung im Griesheimer Bürgerhaus nicht zu hören. Zum Teil lag das daran, daß sich in einem Raum mit etwa 70 Stühlen mehr als 200 Menschen drängten. In der Enge und in der angespannten Atmosphäre fanden nicht die sachlichsten, sondern die lautesten Beiträge Gehör, und mancher "Redner" schien dem Herzinfarkt nahe.

Dafür ließen sie kräftig Dampf ab. Sogar das Lob einzelner Bürger, die begrüßten, daß man auf den Bürgersteigen jetzt nebeneinander laufen kann, wurde niedergeschrien. Die einzige erkennbare Mehrheitsmeinung war, daß die anwesenden Bürger über den Parkplatzabbau erbost waren.

Vorschläge, die die Verkehrsbelastung im Stadtteil mindern könnten, gingen dagegen fast völlig unter: So regte eine Rednerin an, "unechte Einbahnstraßen" einzuführen, in denen nur Radfahrer in beide Richtungen fahren dürfen. Den Mangel an Parkraum, der abends und nachts besonders schlimm sei, wollte ein Mann folgendermaßen beheben: Man sollte in den Einbahnstraßen einfach nachts wieder das Parken an beiden Straßenseiten erlauben. Ansonsten konnten weder die Mitglieder des Ortsbeirates noch die Stadtplaner Gisela Stete oder Norbert Stoll-Kirschmann einmal ausreden.

Besonders Thomas Schlimme (Die Grünen) avancierte zum Buhmann: Als er meinte, daß tagsüber genügend Parkplätze vorhanden seien, sah sich Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD) fast gezwungen, die Versammlung aufzulösen.

Alle an der Planung Beteiligten beklagten, dem Versuch werde keine Chance gegeben. Manche Provisorien ließen sich noch beseitigen, wenn sie sich als unbrauchbar erwiesen. So könnten die häßlichen "Stellvertreter", die an häufig zugeparkten Straßenecken stehen, durch Blumenkübel ersetzt werden, wenn dafür genügend Geld vorhanden wäre. Ein Entfernen hätte aber zur Folge, daß Fußgänger an Straßenkreuzungen wieder leicht übersehen würden. Außerdem müßten die Planer die Bedürfnisse der Stadtwerke und der Feuerwehr berücksichtigen.

Ein Rückbau ist nach Rudolf Hartleib nicht teuer, da außer Schildern, Stellvertretern und Fahrbahnmarkierungen nichts entfernt werden müsse. Resigniert fügte der Ortsvorsteher hinzu: "Versuche, die mißlingen, sollten abgebrochen werden - am besten noch vor der Wahl."

Indessen zog Gisela Stete ein anderes Fazit: "Das war hier eine Beschimpfung, keine Diskussion." gun

Noch fehlen 600 Plätze Richtfest für die neue Kindertagesstätte im Ostend

OSTEND. "Es wird immer nach den sogenannten großen Themen gefragt, beispielsweise der Stadtentwicklung. Hier zu bauen, ist Bauen für die Zukunft unserer Kinder", kommentierte die Frankfurter Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) den Neubau der Kindertagesstätte (KT) Ostend. In diesen Tagen wurde das Richtfest für den voraussichtlich in einem halben Jahr fertiggestellten Bau in der Straße Am Tiergarten gefeiert. Dann werden 40 Kindergarten- und 60 Hortplätze zusätzlich im Stadtteil zur Verfügung stehen.

Etwa zeitgleich soll in der Rendeler Straße eine weitere Kindertagesstätte eröffnet werden. Trotzdem fehlen im Ostend noch 600 Plätze, der Bedarf ist nach Angaben von Jutta Ebeling nur zu 60 Prozent gedeckt. Besonders im Bereich der Uhlandstraße herrscht noch großer Mangel.

Die KT Ostend hat vier Stockwerke. Das zum Garten hin terrassenartig konstruierte Gebäude sieht auf den abgestuften Flachdächern Spielflächen für Kinder vor. Die Kindergartenräume befinden sich im Erdgeschoß, der Mehrzweckraum und die Küche bilden im ersten Stock ein Bindeglied zu den Gruppen- und Nebenräumen des Hortes im dritten und vierten Stockwerk. Der Neubau wird 7,6 Millionen Mark kosten.

Für die Zukunft erhofft sich Jutta Ebeling Fortschritte im Bereich Kinderbetreuung durch das neue, dreigeteilte städtische Programm. Neben den öffentlichen Bauvorhaben sollen durch die gezielte Förderung von Elterninitiativen weitere 1500 Plätze geschaffen werden. Etwa 150 davon werden in Krabbelstuben für Kleinkinder entstehen.

Vor einem halben Jahr wurde ein Kooperationsprojekt mit Betrieben begonnen. Erstes Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit mit einem großen Versicherungskonzern, wobei die Hälfte der Plätze für Kinder von Firmenangehörigen reserviert ist und die andere Hälfte den Westendbewohnern zur Verfügung steht. "Hier sind wir noch am Anfang, aber es ist eine weitere ausbaufähige Möglichkeit zur Lösung des Problems", sagte die Schuldezernentin. laf

Ihr liegt viel an Kontakten zu Schulen Waltraud Frodien ist seit 20 Jahren Pfarrerin in der evangelischen Emmauskirche

ESCHERSHEIM. 1992 konnte Waltraud Frodien, Pfarrerin und Dekanin, ein Jubiläum feiern: Sie wirkt nunmehr 20 Jahre in der Eschersheimer evangelischen Emmausgemeinde als Pfarrerin. Sie ist heute Dienstälteste und arbeitet mit der Pfarrerin Elke Jung zusammen. Die dritte (nur halbe) Pfarrerstelle der Gemeinde mußte unbesetzt bleiben. Waltraud Froedien erinnert sich, als sie in Erschersheim anfing: Zwei ältere Kollegen waren schon seit Jahren da, und es fiel ihr zunächst schwer, sich in die Belange der Gemeinde hineinzufinden.

"Das gibt sich aber mit der Zeit", meint sie. "Heute treffe ich, wenn ich durch den Stadtteil laufe, ständig auf Bekannte, häufig auf Gemeindemitglieder." Jeder kennt die Pfarrerin; sie ist zu einer Institution geworden.

"Damals habe ich erst mal geguckt: Was gibt es hier nicht." Sie hat Kindergottesdienste und Familiengottesdienste eingerichtet und Besuche gemacht. Die Hausbesuche zählen zu den zeitaufwendigsten Arbeiten der beiden Pfarrerinnen von Emmaus. 900 Mal haben sie 1992 bei über 70jährigen Gemeindemitgliedern "mals vorbeigeschaut".

Viel liegt der Theologin an Kontakten zu Schulen. Die fördert sich auch bei der Arbeit als Dekanin für neun Frankfurter Ortsgemeinden. In dieses Amt ist Waltraud Frodien bis 1998 gewählt. Auch der Ehemann der Pfarrerin ist Theologe. Er arbeitet ebenfalls seit Jahren in der evangelischen Öffentlichkeitsarbeit. "Wir stammen beide nicht aus Theologenfamilien", sagt Frau Froedien. "Unsere beiden Kinder, Junge und Mädchen, heute 23 und 25 Jahre alt, werden keine Pfarrer. Sie studieren Architektur und Betriebswirtschaft."

Waltraud Frodien hat nach dem Studium geheiratet und konnte deshalb zunächst nicht Pfarrerin werden, weil es damals ein Anstellungsverbot für verheiratete Frauen gab. Sie ging mit ihrem Mann ins Ausland und wurde Lehrerin. Später wurde dieses Gesetz geändert. Als die Familie Frodien nach Deutschland zurückkam, war endlich eine Anstellung als Pfarrerin möglich. Frau Frodien wirkte kurze Zeit in Kelkheim und zog dann mit ihrem Mann nach Eschersheim um.

Die evangelische Pfarrerin bemüht sich auch sehr um ökumenische Kontakte. Sie freut sich über die erfolgreiche Arbeit, die es in dieser Hinsicht in Eschersheim gebe. Bedauerlich findet sie die vielen Kirchenaustritte: "Die Leute wollen einfach die Kirchensteuer sparen."

Traurig sei auch die allgemeine Gleichgültigkeit. Es werde immer schwerer, Kontakte zu finden, klagt sie. Aber es gibt trotzdem Erfolgserlebnisse für die Seelsorgerin, etwa die Arbeit mit den Konfirmanden. Waltraud Frodien bemüht sich, mit ihnen etwas zu erarbeiten, nicht nur einfach etwas zu erzählen.

Immer wieder stellt sie auch Kontakte her zwischen Alten und Jungen, zwischen Konfirmanden und Seniorengruppen der Gemeinde.

Erinnerungen an nette kleine Episoden hat sie auch gesammelt. Gerührt war sie von einem Gespräch mit einem fünfjährigen Kind, das allein zu Hause war, als sie einen Geburtstagsbesuch machen wollte. Damals hatte sie ein verletztes Bein und humpelte ziemlich stark. Das Kind sagte zum Abschied: "Paß' gut auf Dich auf!" Das hat sie nie vergessen.

Freude und Last zugleich sind die Predigten. Kurz vor Weihnachten arbeitete sie gleichzeitig an vier verschiedenen Texten. "Denn ich muß ja für die Feiertage vorsorgen." Da sitzt sie manchmal da und "Kaut am Bleistift". Denn die Eschersheimer Pfarrerin nimmt den Inhalt ihrer Predigten sehr ernst, sieht das als eine wichtige Aufgabe. "Am meiste fürchte ich mich davor, zu schwätzen", bekennt sie.

Pfarrerin sein, das ist nicht nur ein Job - es ist eine bestimmte Art zu leben. "Man ist die ganze Zeit über gefordert." Das macht ihr meist nicht viel aus. Manchmal allerdings hätte sie gern mehr Zeit für ihre Hobbys: Theater- oder Opernbesuche. Gern würde sie auch mal wieder tanzen oder ab und zu etwas Gymnastik treiben. "Bewegung täte mir gut", meint sie, die doch ohnehin immer unterwegs ist. ERIKA LIMBERG

Bürgerverein hilft den Krebskranken

ESCHERSHEIM. Der Vorstand des Bürgervereins Eschersheim berichtet in seiner Mitgliederzeitung über das Ergebnis der Teilnahme des Vereins am Stadtteilfest "Eschersheimer Wochenende" 1992. Erwähnt wurde der Besuch des Schirmherrn des Festes, OB Andreas von Schoeler, sowie weiterer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens an den beiden Ständen des Bürgervereins.

Sowohl der Weinstand wie auch der Imbißstand mit den von Mitgliedern gespendeten Salaten und Suppen habe, so teilte Vorsitzender Bernard Merten mit, gute Einnahmen gebracht. Der Erlös aus dem Verkauf während des Festes soll zusammen mit einer eigenen Spende des Vereins der "Hilfe für krebskranke Kinder, Frankfurt" übergeben werden. li

Das Januar-Programm im "Berger Kino" Little Nemos Abenteuer

BORNHEIM. Wenn Kindereien wie "Heavy Metal", ein Fantasy-Trickfilm von pubertärer Mächtigkeit, im Nachtprogramm laufen - warum bitteschön wird das wunderbare Zeichentrick-Abenteuer "Little Nemo im Schlummerland" dann ins Kinder-Nachmittagsprogramm verbannt, wo es der arbeitenden Bevölkerung weitgehend vorenthalten bleibt? Nun ja. Vielleicht entwickelt sich "Little Nemo" ja bald ebenfalls zum "Kultfilm" (wie es "Heavy Metal" angeblich sein soll) und wird im "Berger Kino" zu erwachsenenfreundlichen Zeiten vorgeführt. Die Film-Adaption des klassischen Comic-Strips gehört in jedem Fall zu den Sehenswürdigkeiten des Januarprogramms im Bornheimer Programmkino (Berger Straße 177).

Die Verfilmung von Winsor McCays "Little Nemo in Slumberland" lag eigentlich längst auf der Hand. Die Strip-Serie, ab 1905 für wenige Jahre publiziert, wird heute von Filmhistorikern als früher Vorläufer des Trickfilms gewürdigt. Die kunstvoll arrangierten Bild-Architekturen des "Schlummerlandes", die phasenartigen Bilderfolgen und die kamera-ähnlichen Perspektivenwechsel nahmen vieles von dem vorweg, was sich die junge Cinematografie zu jener Zeit gerade mühsam erarbeitete.

So waren die nächtlichen Abenteuer des kleinen Schlafwandlers Nemo schon damals kein Kinderkram. Bis heute gehören die phantastisch überzeichneten Jugendstilgebilde aus McCays Feder für Sammler und Comic-Liebhaber zu den großartigsten Leistungen des Mediums. An der filmischen Version arbeitete nun auch ein Comic-Autor mit, der sich zu den Nachfahren von McCays phantastischer Erzählkunst zählen darf: der Franzose Jean Giraud alias Moebius. Am Drehbuch wirkten außerdem Chris Columbus ("Kevin") sowie der Science-fiction-Autor Ray Bradbury mit. "Little Nemos" traumhafte Ausflüge ins Reich von König Morpheus sind im "Berger Kino" täglich um 13.45 sowie 15.30 Uhr zu erleben; außerdem Samstag und Sonntag jeweils um 11 Uhr.

Ebenso märchenhaft geht es in Robert Zemeckis' "Der Tod steht ihr gut" zu, derzeit im Hauptprogramm um 17.45 und 20.15 Uhr zu sehen. Entgegen vielen Vorab-Kritiken spielen die (gleichwohl verblüffenden) Computertricks in diesem Film keineswegs die Hauptrolle. Meryl Streep, Goldie Hawn und vor allem Bruce Willis glänzen - ganz ungewohnt - mit schwarzem Humor und beißender Selbstironie. Die übliche Hollywood-Maskerade mit ihren Verjüngungs- und Verkitschungstricks wird hier in ihrer ungeschminkten Häßlichkeit vorgeführt, und der Traum von ewiger Jugend mutiert zur Horrorvorstellung.

Gegen-Bilder zu dieser Kultur der Illusionen verspricht der Dokumentarfilm "Die Reinkarnation des Kensur Rinpoche", der am heutigen Donnerstag, 7. Januar, anläuft. Der Film entstand 1991 in Tibet und verfolgt den buddhistischen Mönch Choenzey bei seiner Suche nach einem Kind - einem Jungen, der die Wiedergeburt von Choenzeys verstorbenem Lehrer verkörpern soll. Der Film läuft um 18 und 19.30 Uhr, ab 14. Januar auch um 23 Uhr. two

Neues im Neuen Theater Ein Lach-Foxtrott und wieder Varieté

FRANKFURT A. M. "Alles weg'n de Leut" - der Titel ist Programm: Die Leute lieben nun mal die nostalgischen Töne, und daher muß Robert Kreis sie noch einmal und noch einmal bringen.

Vom 12. bis 16. Januar gibt der niederländische Entertainer also ein weiteres Wiederholungsgastspiel im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46a), komplett und formvollendet mit Menjou-Bärtchen, Pomade und Stehkragen.

In diesem Aufzug bringt er das, was er seit zehn Jahren mit wachsendem Publikumserfolg eben bringt: Schnulzen, Schlager und Chansons aus den zwanziger und den dreißiger Jahren, Anekdötchen, Step-Einlagen und Kurioses - bis zum unvermeidlichen Höhepunkt jedes Robert-Kreis- Abends: dem herzhaft blöden Lach- Foxtrott. Beginn der bunten Show ist jeweils um 20 Uhr.

Der Vorhang für das 93er Programm im Neuen Theater hebt sich allerdings schon am Sonntag, 10. Januar. Dann geht um 16 und 20 Uhr die Premiere der neuen, hauseigenen Varieté-Produktion über die Bühne; wie immer zusammengestellt von Gerald Zier und begleitet vom Conny-Scheffel-Trio - "Variete am Sonntag", die 13. Ausgabe. two

Das Januar-Programm im Werkstattkino "mal seh'n" Wo liegt das "Vaterland"?

NORDEND. Der zweisprachige Filmtitel weist bereits auf den Konfliktstoff hin: "Dügün - Die Heirat" ist eine türkisch-deutsche Produktion über junge Menschen zwischen diesen beiden Kulturen. Das Werkstattkino "mal seh'n" in der Adlerflychtstraße 6 (Hinterhof) zeigt den Film von Ismet Elci ab dem heutigen Donnerstag, 7. Januar, als Erstaufführung. Außerdem im neuen Monatsprogramm: ausgewählte Grellheiten von John Waters und Divine sowie eine Reihe mit neueren Konzert- und Musikfilmen.

Gerne werden "die Türken" von ihren deutschen Mitbürgern ja als einheitliches Volkswesen begriffen und dorthin zurückgewünscht, wo doch wohl eigentlich ihr rechter Platz sei: in die Türkei. "Dügün - Die Heirat" geht da etwas differenzierter vor. Am Beispiel des jungen Berliners Metin und seiner in der Türkei lebenden Familie fragt der Film nach dem Heimatverständnis der unterschiedlichen Einwanderer-Generationen. Metin steht dabei für jene jungen Leute, die sich längst von den Sitten und Bräuchen der Türkei entfernt haben. Die Reise in das Land seiner Väter läßt ihn und seine Familie diese Distanz auf brutale Weise spüren. "Dügün - Die Heirat" läuft von 7. bis zum 20. Januar.

Ebenfalls als Erstaufführung zeigt das Werkstattkino den "Winternachtstraum" von Andres Veiel. Der Film dokumentiert den Weg einer Frau zum Theater: Erst mit 83 Jahren kann sich Inka Köhler- Rechnitz ihren Lebenstraum erfüllen, nach einem abenteuerlichen und entbehrungsreichen Leben. Am Görlitzer Stadttheater will sie sich nun ihr erstes Engagement erspielen - dort, wo sie sich bereits vor 60 Jahren erstmals vorgestellt hatte. Der "Winternachtstraum" ist vom 14. bis 26. Januar zu sehen; am ersten Abend sind der Regisseur und möglicherweise auch die Hauptdarstellerin zu Gast im "mal seh'n".

Episches Kino bietet das Haus in seinen Sonntags-Matinees. "Kaos", der pracht- und kraftvolle Mythenreigen der Regie-Gebrüder Paolo und Vittorio Taviani, ist wieder einmal zu erleben am 16., 17., 23. und 24. Januar, jeweils um 13.45 Uhr. Die fünf Episoden des Films basieren auf Kurzgeschichten des italienischen Schriftstellers und Dramatikers Luigi Pirandello. Doch die Tavianis gewinnen daraus Botschaften von archaischer Wucht, inszeniert vor dem Hintergrund der urwüchsig kargen, pittoresken Landschaft Siziliens.

Im 22-Uhr-Programm bringt das "mal seh'n" den ganzen Januar über eine kleine John-Waters-Reihe: "Pink Flamingos", "Hairspray" und den im Wortsinn berüchtigten "Polyester", in dem Waters sein neues Geruchsfilm-Verfahren "Odorama" einführte. two

Rat: "Mit Vorsicht leben" Tips und Angebote im neuen Programm des Kneipp-Vereins

HOCHTAUNUSKREIS. "Behandle das Leben mit Vorsicht - verhüte Gewalt und vermeide Fahrlässigkeit." Unter dieses Motto des Weltgesundheitstages hat der "Kneipp-Verein Taunus - Bad Homburg, Friedrichsdorf, Oberursel" sein Jahresprogramm gestellt. Umgesetzt werden soll es im ersten Halbjahr unter anderem auch mit neuen Angeboten wie Wandern und Gesellschaftstanz, Gedächtnistraining und Raucherentwöhnung.

Neu im Programm sind zudem Kurse über autogenes Training für Erwachsene und Kinder in Bad Homburg und in Friedrichsdorf (die ersten Kurse beginnen am Dienstag abend, 19. Januar, und für Kinder am Dienstagnachmittag, 11. Februar), Osteoporose-Gymnastik und Stretching sowie Kurse zur "Heilenden Kraft des Atmens" und zu "Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson".

Das Angebot umfaßt auch einen Gesprächskreis, Vorträge etwa zu Cholesterin und Herzinfarkt, Gymnastik, Rheuma-Gymnastik und Yoga, Ballett und Turnen für Kinder sowie Mutter-Kind- Turnen.

Bei vielen Kursen übernehmen die Krankenkassen einen Teil der Kosten. Für nähere Auskünfte ist die Geschäftsstelle des Vereins unter der Telefonnummer 0 61 72 / 3 33 78 zu erreichen. stk

Ortsbeirat aktuell

Für rigoroses Abschleppen von Falschparkern rund ums Bornheimer Uhrtürmchen plädiert der zuständige Ortsbeirat 4. In einem einstimmig beschlossenen Antrag verlangt die SPD, die Polizei solle dafür sorgen, daß der Platz zwischen dem Uhrtürmchen und der Saalburgstraße nicht als Parkplatz mißbraucht wird. rea

Fußgängerfreundlicher soll die Ampelschaltung an der Ecke Wittelsbacherallee/Habsburgerallee eingestellt werden. Der Ortsbeirat stimmte mehrheitlich einem Antrag der SPD zu, die Ampelphase an dieser Kreuzung zu verändern. Fußgänger, die diese Straße überqueren wollten, müßten zu lange warten, bevor für sie "grünes Licht" erscheine. rea

Saisonkarten für die Eissporthalle schlägt die CDU im Ortsbeirat 4 vor. Ihr Antrag, von der nächsten Eislaufsaison an Dauerkarten anzubieten, wurde einstimmig angenommen. Bislang würden dort lediglich Zehnerkarten verkauft. Im Eissportstadion an der Mörfelder Landstraße hingegen könne man schon jetzt Saisonkarten erstehen. rea

Umgefahrene Poller in der Wittelsbacherallee sollen umgehend ersetzt werden - das forderte einstimmig der Ortsbeirat 4. Im Bereich zwischen Scheidswaldstraße und Habsburgerallee seien Holzpfosten "radikal umgefahren" worden, "um im Alleenbereich Parkplätze zu haben", so Klaus Dieter Jeske (SPD). Wenn die Stadt so etwas dulde, würden die restlichen Sperren auch noch beschädigt, befürchtete er. rea

Wartebänke für die Haltestelle am Panoramabad verlangt der Ortsbeirat 4. Das Gremium stimmte einer Forderung der CDU zu, an dieser Haltestelle und an der Enkheimer Straße 20 Wartebänke aufzustellen. Seit die Bänke, die in der Nähe des Parkplatzes vorhanden waren, abmontiert wurden, gebe es dort keine Sitzgelegenheiten mehr. rea

Ortsbeirat aktuell

Falschparker sollen nach dem Willen des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) häufiger bestraft werden. Einstimmig forderten die Politiker eine "verstärkte polizeiliche Überwachung", damit Bürgersteige nicht immer mehr zugeparkt werden. sen

Kunden des FVV sollen bei Betriebsstörungen in U-Bahn-Linien sofort informiert werden. Das forderte der Ortsbeirat 9 in einem Antrag. Derzeit müßten Fahrgäste oft lange an den Haltestellen warten, bevor sie über Störungen benachrichtigt werden. sen

"Eine Menge Spuren sozialdemokratischer Politik" Beirats-SPD zog Bilanz / Wildhirt: Bei Umgehungsstraße keine übergroße Rücksicht mehr auf Grüne nehmen

WESTLICHE STADTTEILE. Beim Bau der lang geplanten Umgehungsstraße für Zeilsheim und Unterliederbach müssen nach Ansicht von Norbert Wildhirt, SPD- Fraktionschef im Ortsbeirat 6, jetzt "Nägel mit Köpfen gemacht werden". Im Magistrat dürfe dabei nicht länger "übergroße Rücksicht auf den kleineren Koalitionspartner" genommen werden, der im Westen alles daran setze, "diese dringend notwendige Straße zu verhindern". Das hat Wildhirt abschließend in einer "kritischen Bilanz" gefordert, die er am Neujahrstag nach vier Jahren Ortsbeiratspolitik zog.

Für die Grünen im Bolongaropalast hat Wildhirt allerdings nicht nur Kritik übrig, er geizt auch nicht mit Lob. Der SPD- Fraktionschef sieht in letzter Zeit eine deutlich verbesserte Zusammenarbeit mit den Grünen im Ortsbeirat 6. Ohne daß es dabei zu einer Koalition nach dem Vorbild im Römer gekommen sei, betonte Wildhirt.

Nicht alles, was sich die Sozialdemokraten vor knapp vier Jahren vorgenommen hätten, sei verwirklicht oder zu Ende gebracht worden. Wildhirt macht die "sinkenden Gewerbesteuereinnahmen und die enormen Kosten der Einheit" dafür verantwortlich, daß in allen Großstädten das Geld für Großinvestitionen knapp werde. Im Westen habe deshalb "konsequenterweise" die geplante Tiefgarage unter dem Höchster Marktplatz dem Rotstift zum Opfer fallen müssen.

Wildhirt zufolge werden bereits beschlossene Projekte aber nicht nur wegen leerer Stadtkassen immer weiter in die Zukunft verschoben. Schuld sei oft auch die nur langsam arbeitende Verwaltung.

Trotz allem habe sich das Gesamtbild des Ortsbezirks 6 durch die Arbeit der Sozialdemokraten "zum Positiven gewandelt", bilanziert Wildhirt. In allen Wohngebieten würden zur Zeit Tempo-30-Zonen eingerichtet. Mit Stolz verweist der SPD-Fraktionschef auf die Erfolge im Wohnungsbau. Das "Prunkstück" sei der Westpark auf dem Moha-Gelände in Sossenheim. Stilvolle Wohnungen enstünden auch an der Oeserstraße in Nied. Wildhirt: "Jetzt muß schnellstens die bereits mit eingeplante Infrastruktur verwirklicht werden."

Bei einer Busfahrt durch den Ortsbezirk 6 könnten die Bürgerinnen und Bürger ständig auf Spuren sozialdemokratischer Politik stoßen, meint Wildhirt. Auf das neue Sindlinger Feuerwehrhaus zum Beispiel, auf Frankfurts größte Kindertagesstätte in Höchst, auf die Umfahrung des Nieder Ortskerns oder auf die neugestaltete Waldschulstraße im Stadtteil Griesheim.

Als Erfolg sozialdemokratischer Politik verbucht Wildhirt auch den Stapellauf der neuen Höchster Fähre. Außerdem sei das Bürgerhaus in Goldstein für 15,6 Millionen Mark von Grund auf renoviert und erweitert worden. In Nied erhalte die Alemannia ein neues Funktionsgebäude. Und in Unterliederbach, verspricht Wildhirt, seien die Bauarbeiten für die Umgestaltung des Marktplatzes bis zum Spätherbst abgeschlossen.

Vieles, was die Sozialdemokraten auf den Weg gebracht hätten, komme erst in den nächsten Monaten oder Jahren zum Tragen, erklärte der SPD-Fraktionschef. Wildhirt nennt beispielhaft die südliche Anbindung der Leunabrücke und die neue Wohnbebauung auf den alten Kasernengeländen, für die derzeit ein Architektenwettbewerb laufe.

Auch am Teutonenweg in Unterliederbach entstehe bald ein neues Wohngebiet. Im selben Stadtteil erhalte die Freiwillige Feuerwehr ein neues Domizil. In Sindlingen, so Wildhirt, werde der Unfallschwerpunkt "Kreisel" entschärft und eine neue Kindertagesstätte errichtet. Die SPD, sagte Wildhirt, treibe außerdem das Projekt Großturnhalle samt Erweiterung der Bezirkssportanlage voran. tos

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Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Sister Act (17.15 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Ihr größter Coup (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Kevin allein in New York (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I und II: keine Vorstellungen.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (20.15 Uhr).

Theater/Musik Bad Homburg. Abonnement Konzertpodium Gotisches Haus: Klavierabend mit Ragna Schirmer. Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18.

Galerie Scheffel, Ferdinandstr. 19: "Grafik des Expressionismus" und "Auras del Silencio" von Ricardo Calero, 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18.30 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Farbradierungen von Günter Desch, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Luxemburger Schloß: Ausstellung des Malers Jan-Peter Fluck im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Vortrag von Probst i.R. Heinz Bergner: "Die Erlöserkirche und ihre Gemeinde", Forum des Stadthauses, 19.45 Uhr.

Lichtbildervortrag von AWO und Verkehrswacht: "Sehen und gesehen werden. - Richtiges Verhalten im Straßenverkehr", Bonhoeffer-Haus, Gluckensteinweg 148, 15 Uhr.

Friedrichsdorf. Beginn des Kurses "Aktiv entspannen - Streß abbauen", Katholisches Gemeindezentrum, Dürerweg 1, 19.30 bis 21 Uhr. Voranmeldung erforderlich, Tel. 0 61 72 / 12 95-35.

Beginn des Hatha-Yoga-Kurses in der Alten Schule Seulberg, 19.30 bis 21 Uhr.

Oberursel. Ambulantes Helferteam Hoch- taunus: "Hilfen und Möglichkeiten privater Pflege in den eigenen vier Wänden", Seniorentagesstätte, Hospitalstr. 9, 15 Uhr.

Kronberg. Dia-Vortrag "Eine Reise in die Steinzeit", Teil 2 von K.H. Diehl, Festsaal des Altkönig-Stifts, 15.30 Uhr.

Königstein. Vortragsreihe "Königsteiner Begegnung": Prof. Dr. Iring Fletscher zum Thema "Ist der Sozialismus tot?", Kyrios-Zentrum, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Sprechstunde der Fraktionsvorsitzenden der SPD, 16 bis 17 Uhr. Voranmeldung: Tel. 10 05 23.

Sitzung des Sozialausschusses Hochtaunuskreis, großer Sitzungssaal des Landratamtes, Louisenstr. 86-90, 17 Uhr.

Wehrheim. Sitzung des Jugend-, Sport- und Kulturausschusses, Altentagesstätte des Bürgerhauses Wehrheim, 20 Uhr.

Oberursel. Jugendpolitisches Forum "Politik oder was !?" im Forum der Stadthalle Oberursel.

Königstein. Sitzung des Ausschusses für Kultur-, Jugend- und Sozialangelegenheiten, Parkcafé im Kurhaus Königstein, 1. Stock, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Gesundheitsamt, Taunusstraße 3: Mütterberatung 11 bis 12 Uhr, Sprachheilberatung 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 89 10.

Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.

Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.

Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg, 19 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.

Oberursel. Schwimm-Club: Anmeldung zu sämtlichen Kursen im Clubhaus, 18 bis 19 Uhr.

Kronberg. Treffen des Arbeitskreises Asyl Kronberg, Ev. Markusgemeinde Schönberg, Friedrichstr. 50, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.

Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gedächtnistraining und Spiele, 14.30 bis 17 Uhr.

Städtische Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92 c: Video, 10.15 Uhr; Tischtennis und Billard, 14.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Holzarbeiten 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten 15 bis 18 Uhr.

Oberursel. Gymnastik im Ferdinand- Balzer-Haus, Schulstr. 25, 9 Uhr, 10 Uhr und 14 Uhr.

Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde 14.30 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Bewegungsübungen, 10 Uhr; Basteln, 15 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte, Kugelherrnstr. 6: Musikalischer Nachmittag, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. "Es war einmal..." - Ein kunterbuntes Märchenpotpourri für Kinder ab 3 Jahren, Jugend- und Kulturtreff E-Werk, Wallstr. 24, 15 Uhr.

Bilderbuchkino, Kinder ab 4 Jahre, Stadt- bibliothek, Dorotheenstr. 22, 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", ab vier Jahre, 15 Uhr.

Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, Stadtbuslinie 1, 13.20 Uhr.

Königstein. Die Mittwochswandergesellschaft wandert zum Bürgelstollen. Treffpunkt Parkplatz, 13.30 Uhr.

Tempolimit ohne Pläne Ortsbeirat beschloß Verkehrsberuhigung in Ginnheim

GINNHEIM. Bei der Verkehrberuhigung legte der Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) ein überraschend zügiges Tempo vor. Innerhalb von fünf Minuten beschloß das Gremium drei neue Tempo-30-Zonen in Ginnheim (die Frankfurter Rundschau berichtete). Ein Planungsbüro wurde nicht eingeschaltet, auch auf Bürgeranhörungen verzichtete der Ortsbeirat. Ein langwieriges Verfahren hielten die Stadtteilpolitiker für entbehrlich, denn die Lösung der Geschwindigkeitsprobleme für die übersichtlichen Quartiere mit gleicher Verkehrsstruktur läge auf der Hand.

Die erste Zone umfaßt das Viertel im Bereich der Guitastraße. Geht es nach dem Willen des Stadtteilparlaments, dann soll künftig in der August-Scheidel-Straße, Reichelstraße, Prächterstraße, Heinzstraße, Mahräckerstraße und Guitastraße nicht schneller als 30 Stundenkilometer gefahren werden. Schilder und "Kölner Teller" sollen die Autofahrer auf das Tempolimit hinweisen.

Gleiches ist auch für die Zone um die Karl-Kotzenberg-Straße (Am Eichenloh, Am Eisernen Schlag, Ginnheimer Stadtweg, An den Drei Brunnen, Am Großen Berge und Rebgärten) vorgesehen.

Die dritte Tempo-30-Zone wurde im nördlichen Ginnheim festgelegt: in den Straßen um die Ginnheimer Hohl (der untere Teil der Fuchshohl, Am Mühlgarten, Am Weimarfloß, Ginnheimer Mühlgasse, Schäfers Gärten, Woogstaße, Peter- Böhler-Straße, Füllerstraße, Alt Ginnheim, Auf der Schloßhecke, Am Wiesenrain, Ginnheimer Waldgasse und die Ginnheimer Landstraße bis zur Ginnheimer Waldgasse).

"Dringend notwendig" sei es, das Tempo der Autofahrer in diesen Straßen zu reduzieren. Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer würden dort häufig gefährdet, begründete die SPD ihren Antrag, der gegen die Stimmen der Grünen angenommen wurde. Die neuen Tempo-30-Zonen sollen relativ wenig kosten, denn die Sozialdemokraten halten einen aufwendigen Umbau der Straßen für nicht erforderlich.

Die Grünen sahen das anders. "In allen Gebieten gibt es Sachen, die zu planen wären", meinte der Ortsbeirat Peter Steinberg (Die Grünen), räumte jedoch ein, daß der Verkehr dort nicht so problematisch sei, wie etwa in Eschersheim oder in der Dornbuschsiedlung. Die Grünen befürchten, die neue Tempo-30-Initiative werde von der Stadtverwaltung zurückgewiesen, weil das Stadtteilparlament kein Büro eingeschaltet und keine Pläne vorgelegt habe. sen

Das lange Warten auf den ersten Spatenstich Entsorgungskonzept liegt beim Regierungspräsidenten

HÖCHST. Vollmundig hatte das Staatsbauamt Mitte Oktober vergangenen Jahres angekündigt: Anfang November ist erster Spatenstich. In der Gebeschusstraße sollte mit dem Bau von Hessens modernstem Polizeirevier begonnen werden. Zwei Monate sind seither vergangen - und keine Schippe Erde wurde auf dem Gelände bewegt. Grund: Ein Teil des mit Kohlenwasserstoffen verseuchten Bodens kann nicht, wie ursprünglich geplant, in Wicker deponiert werden. Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) und die Landesanstalt für Umwelt (HLfU) haben deshalb ein neues Entsorgungskonzept ausgearbeitet, das jetzt beim Regierunspräsidenten liegt. "Vielleicht können wir noch im Februar bauen", erklärte Gert-Uwe Mende vom Innenministerium.

"Ich kann's schon nicht mehr hören." Anton Witzel, Chef des 17. Polizeirevieres, hat inzwischen resiginiert. Und mit ihm die ganze Truppe. "Wir fühlen uns mittlerweile alle auf den Arm genommen." Auf jede Ankündigung "jetzt geht's los" folgte in den vergangenen Jahren prompt die Enttäuschung. Hoffnung schöpft Witzel jetzt allerdings mit Blick auf den Wahltermin 7. März. Der Innenminister, vermutet der Höchster Polizeichef, werde es sich gewiß nicht nehmen lassen, zwei Wochen vor der Wahl zum ersten Spatenstisch vorzufahren.

Seit Jahren platzt das 17. Revier im Bolongaropalast aus allen Nähten. "Wäre die Arbeitsstättenverordnung hier nicht außer Kraft gesetzt, wir müßten sofort dichtmachen", ist Witzel überzeugt. Wo Frauen und Männer in Uniform zusammenarbeiten, muß täglich neu improvisiert werden. Eigene Toiletten für die Polizistinnen gibt es im Bolongaropalast nur außerhalb des Revierbereichs.

Werden verdächtige Personen verhört oder Anzeigen aufgenommen, ist die Privatsphäre kaum geschützt. Alles spielt sich auf der Wache in einem Raum ab, wo ein Kollege auch gleichzeitig per Funk die Streifenwagen zu ihren Einsatzorten lotst.

Ärmlich auch die technische Ausstattung des Reviers: Gerademal eine elektrische Schreibmaschine gehört zum Inventar. Ansonsten nur "Industriebarock", wie sich der stellvertretende Revierleiter Jürgen Mursch ausdrückt.

Ob sich's bald ändert, hängt jetzt am Regierungspräsidium (RP). Doch dort war der "Vorgang" nicht aufzutreiben. Pressesprecher Dieter Ohl: "Ich kann den Mann nicht finden, der die Akte finden könnte."

Staatsbauamt und Hessische Industriemüll GmbH allerdings bestehen darauf, "nicht geschlafen" zu haben. Der Zeitplan "Spatenstich November" war laut Ernst Mick vom Staatsbauamt dahin, als am 29. Oktober ein Brief der HIM ins Haus kam. Deren Hiobsbotschaft: Der Aushub im Bereich des Bohrloches neun sei so stark mit Kohlenwasserstoffen belastet, daß er nicht in Wicker deponiert werden könne. Eine Erkenntnis, die der HIM offenbar erst spät dämmerte. Das Boden-Gutachten des Institutes IMA mit allen Werten lag ihr laut Ernst Mick bereits im Sommer vor. Einen "Schwarzen Peter" allerdings möchte Mick keiner der beteiligten Behörden zuschieben.

Und auch Hubertus Hess, Pressesprecher der HIM, besteht darauf: "Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt." Mit der HLfU sei das Entsorgungskonzept nun endgültig abgestimmt und zur Genehmigung zum RP nach Darmstadt geschickt worden. 1650 Tonnen des kontaminierten Erdreichs, das vor Jahrzehnten eine Baufirma zurückgelassen hat, könnten auf die Hausmülldeponie Wicker verfrachtet werden. Lediglich 38 Tonnen Aushub müssen Hess zufolge gesondert entsorgt werden.

Doch für eine Verbrennung des verseuchten Bodens in Biebesheim gibt es Hess zufolge lange Wartezeiten. Der Aushub muß deshalb zwischengelagert werden. Doch wo, weiß noch niemand. Das nur etwa 1600 Quadratmeter große Grundstück in der Gebeschusstraße selbst ist dafür zu klein. "Wir haben schon Probleme, den Baukran unterzukriegen", klagt Mick. In seiner Not hat der Bauoberrat sogar schon den Polizeipräsidenten nach einem Standort für die Container mit verseuchter Erde angefragt. tos

Bürgermeister-Menzer-Haus Von Schoeler war bei Senioren zu Gast

NIEDERRAD. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler besuchte kürzlich das Bürgermeister-Menzer-Haus (Altenhilfezentrum Stadtwald) der Johanna-Kirchner-Stiftung, in dem ihm Senioren aus Niederrad einen herzlichen Empfang bereiteten. In seiner Ansprache ging Andreas von Schoeler auch auf das Zusammenleben und Zusammenarbeiten von Deutschen und Ausländern ein: Am Beispiel der Stadt Frankfurt zeige sich, daß ohne die Mitarbeit der ausländischen Bürger nichts mehr ginge. Ausländerfeindlichkeit dürfe allein schon deshalb in der Bundesrepublik kein Thema sein. A das Asylrecht für politisch Verfolgte dürfe nicht angetastet werden, so der Oberbürgermeister. Heimleiter Erich Heymach konnte einen Scheck der Stadt Frankfurt sowie die Spende einer Frankfurter Brauerei in Empfang nehmen. Von dem Geld sollen neue Bänke für das Freigelände angeschafft werden. In seiner Dankesrede wies Erich Heymach darauf hin, daß das Pflegeheim ohne die Mitarbeit ausländischer Kollegen nicht existieren könne. Im Anschluß besichtigte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die Wohnbereiche und Therapieabteilungen des Altenheims. di

Bei "Almrausch" Bornheim Fritz Richinger tritt nach 40 Jahren ab

BORNHEIM. Im Vorstand des Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins "Almrausch" 1925 Bornheim gab es nach vier Jahrzehnten einen Führungswechsel. Fritz W. Richinger verzichtete bei der Jahreshauptversammlung auf eine erneute Kandidatur und wurde für seine großen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Richingers Nachfolger als Vereinsvorsitzender ist Norbert Kauderer.

Gewählt haben die Mitglieder außerdem Thomas Pfaff (2. Vorsitzender und 1. Vorplattler), Michael Kuhn (2. Vorplattler), Martha Eichner (1. Kassiererin), Marion Maschke (2. Kassiererin), Hildegart Kuhn (1. Schriftführerin), Thomas Bubach (2. Schriftführer und Pressewart), Eleonore Abersfelder (Kassiererin), Petra Wagner und Stefanie Lauter (Beisitzerinnen). Zum Leiter der Goaßlschnalzer- Gruppe wurde Karl Schlehner gewählt.

Der neue Vorsitzende Kauderer dankte seinem Vorgänger für die nach dem Zweiten Weltkrieg geleistete Arbeit in der Brauchtumspflege. Richingers Verdienste reichen über die Vereinsarbeit weit hinaus, denn seit 40 Jahren ist er zudem als Rhein-Main-Gauvorsitzender geschätzt und geachtet. Erfolgreich setzte er sich auch für die Völkerverständigung ein. Dafür wurde er unter anderem zum Ehrenmitglied des Trachtenvereins "Almrausch" Ottawa/Kanada ernannt. dixi

Um Wanderpokal gekickt TuS richtete großes Nachwuchs-Fußballturnier aus

NIEDER-ESCHBACH. Die Trauer war groß. Der kleine Lutz vom FV 09 Eschersheim wurde nach fünf von zehn Minuten Spielzeit ausgewechselt, obwohl er so gekämpft hatte. Aber der Trainer wollte allen Kickern eine Chance geben. Leicht geknickt schlich Lutz zur Bank, doch gleich war Trost da. Sein Vater nahm ihn in die Arme, und der Schmerz war bald vergessen.

Rund 200 Zuschauer verfolgten am letzten Wochenende das Geschehen beim Hallenturnier des TuS Nieder-Eschbach in der Sporthalle der Otto-Hahn-Schule. Insgesamt 32 Mannschaften, je 16 bei der F- und D-Jugend, kämpften, rannten und schossen um den begehrten Wanderpokale. Neben renommierten Teams (Eintracht Frankfurt, Kickers Offenbach, Darmstadt 98) waren auch die kleineren Vereine aus dem Umkreis eingeladen worden: eine bunte Mischung, die für viel Spannung und Dramatik sorgte.

Kräftig angefeuert von Trainern, Fans und Eltern bewiesen die Fußballer, daß das Spiel mit dem runden Leder nicht nur in den höheren Altersgruppen gut anzusehen ist. Da wurden Kabinettstückchen wie Hackentrick, Fallrückzieher und Schlenzer gezeigt, sogar den Doppelpaß hatten einige Kicker im Repertoire.

Und ganz wie die Alten gratulierten sich die Eschbacher "Bomber" nach einem Torerfolg mit "shake hands".Zwischendurch stärkten sich die erschöpften Sportsmänner bei Kaffee, Kuchen und Bratwurst. Am besten taten das in der D- Jugend die Fußballer von Hessen Kassel. Sie besiegten im Endspiel (gleich bei ihrer ersten Turnierteilnahme) Darmstadt 98 mit 2:0 Toren. Als Belohnung erhielt die Mannschaft den Ernst-Karl-Wanderpokal.

Doch dann bei der F-Jugend war es wesentlich dramatischer: erst nach einem Siebenmeterschießen setzte sich die Rosenhöhe Offenbach gegen den Turnierfavoriten Eintracht Frankfurt mit 3:2 durch.

Enttäuscht mußte bei diesem Turnier aber niemand sein. Jede Mannschaft bekam, egal, auf welchem Platz sie landete, einen Pokal. "Gerade für Vereine, die von weither kommen, war es in den vergangenen Jahren bitter, einfach so abzureisen", erläuterte Abteilungsleiter Arnold Barfuß, der gemeinsam mit anderen ehrenamtlichen Helfern das Turnier organisierte und die Gelder bei Sponsoren aufgetrieben hatte.

Ein bißchen traurig war man beim TuS über die Plazierung der eigenen Mannschaften. Gerade bei der D-Jugend hatten sich Trainer und Mannschaft mehr versprochen. Doch wie in der F-Jugend reichte es jeweils nur zum achten Platz. Immerhin gutes Mittelmaß in der stark besetzten Konkurrenz. "Wichtiger ist es ohnehin, daß Verbindungen zwischen den Kindern und Vereinen geknüpft werden. Manch neue Freundschaft kann die Niederlage auf dem Platz ersetzen", wies Barfuß auf die Zielsetzung eines solchen Turniers hin.

Ein Beispiel dafür: Spontan lud die Mannschaft von Hessen Kassel den TuS Nieder-Eschbach zu einem Freundschaftsspiel im Februar ein. "Und im nächsten Jahr", deutete Barfuß an, "wird eine prominente Mannschaft zu uns kommen". Welche, das verriet er nicht. jot

"Dringender Bedarf" Cassella gibt 15 000 Mark für Kinderhorte

FECHENHEIM. Die Cassella AG hat kirchliche und städtische Kindergärten in Fechenheim mit einer Geldspende in Höhe von 15 000 Mark bedacht. Nach Ansicht des Betriebs besteht dringender Bedarf, zeitgemäße und gut ausgestattete Kindergärten zu fördern. Bei der Stadt Frankfurt gäbe es zwar Förderprogramme für die fachmännische Betreuung der Kinder, doch die öffentlichen Mittel reichten nicht aus, die steigenden Kosten für die Bauerhaltung, Personalkosten, und die Ausstattung der Kindergärten zu finanzieren.

Die Cassella AG ist auf den Bedarf aufmerksam geworden, nachdem Mitarbeiter der Firma aus Sorge um ihre eigenen Kinder auf die unzureichende Finanzierung der Kindergärten und -tagesstätten aufmerksam gemacht haben.

Die 15 000 Mark wurden auf die beiden städtischen Kindertagesstätten und die Kindergärten der Melanchthon-, der Herz-Jesu- und der Glaubenskirchengemeinde verteilt. di/01

"Unchristliche Haltung" Katholische Gemeinden verurteilen rechte Gewalttaten

FRANKFURT-OST. Gegen ausländerfeindliche und rassistische Tendenzen sowie gegen die extremistischen Gewalttaten der vergangenen Monate wenden sich die beiden katholischen Gemeinden Maria Rosenkranz (Seckbach) und Heilig-Kreuz (Bornheim) in ihren jüngsten Stellungnahmen.

So geißeln die Seckbacher eine "zunehmend menschenverachtende Einstellungen" und "zutiefst unchristliche Haltung", die sie sogar in ihrer Pfarrgemeinde bemerkt haben wollen. Ausländische und jüdische Mitbürger, Asylbewerber und Minderheitengruppen würden ausgegrenzt und als Menschen zweiter Klasse behandelt. Christen aber, die nach dem Glaubensgrundsatz "Achte deinen Nächsten wie dich selbst" leben wollen, dürften sich durch Fremdenhaß und Intoleranz nicht "völlig unglaubwürdig" machen.

Die Gemeinde fordert auf, für die Menschenwürde einzutreten, Diskriminierungen zu bekämpfen und Ausländer und andere Gruppen zu unterstützen, die in unserem Land "sogar mit Gewalt bedroht werden".

Die Bornheimer Pfarrei Heilig-Kreuz verurteilt unterdessen "auf das Entschiedenste" die "insbesondere von rechten Gewalttätern gegen Menschen und Sachen verübten Greuel". Das müsse auf den Widerstand aller Demokraten und vor allem aller Christen stoßen. Dadurch würden nicht nur die Rechtsnormen unseres Staates verletzt, sondern die Deutschen "in der ganzen Welt als ein Volk dargestellt, das aus der braunen Vergangenheit des Hitlerregimes nichts gelernt" habe.

Weiter heißt es, in einem demokratischen Staat könne durchaus kontrovers über eine Änderung des Asylrechts diskutiert werden. Daraus sei aber kein "Recht auf Entscheidungen durch kriminelle Handlungen herzuleiten". Die Gemeinde verlangt von den verantwortlichen staatlichen Stellen, "eindeutig und nachdrücklich" jeglichen Radikalismus und Terror zu bekämpfen. Gleichzeitig ist auch jeder Bürger aufgefordert, diskriminierenden Handlungen "entschlossen Widerstand entgegenzusetzen". ak

"Fünfte Jahreszeit" dauert nur 45 Tage Mehr echte Fastnacht und viel weniger Show Auch den Narren laufen die Kosten davon

FRANKFURT A. M. Viermal elf Jahre alt ist der "Große Rat der Karnevalvereine Frankfurt am Main e. V.", der sich für die Kampagne '93 viel vorgenommen hat. Das Startzeichen in die "fünfte Jahreszeit" gibt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in seiner Eigenschaft als Ehrensenatspräsident am Sonntag, 10. Januar, um 11.11 Uhr, beim traditionellen Neujahrsempfang im Römer, wo auch verdiente Karnevalisten ausgezeichnet werden. Im nun 135. Jahr der vereinsgebundenen Frankfurter Fastnacht regieren "Seine Tollität Prinz Bernd I." und "Ihre Lieblichkeit Prinzessin Petra I."

Getreu dem Motto für die kommenden 45 närrischen Tage: "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres!" sind mehr als 4000 Aktive in über 90 Vereinen bereit, für Gott Jokus bis Aschermittwoch einen närrischen "Höhenflug" zu wagen. Im Frankfurter Karneval werden mehr als 300 Saalveranstaltungen angeboten, davon 146 Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen, von den Karnevalvereinen und anderen Vertretungen gründlich vorbereitet. Etwa 50 Sitzungsveranstaltungen stehen auf dem Besuchsprogramm der Tollitäten.

Die meisten Sitzungen und Bälle müssen hauptsächlich an fünf Wochenenden über die Bühne gebracht werden. Mit ins närrische Geschehen greifen einmal mehr auch andere Vertretungen ein: Turn- und Sportvereine, Musik- und Gesangvereine, Wanderer, Fußballer, Betriebsgruppen, Kleingärtner, Kleintierzüchter und Kirchengemeinden. Hier gibt es zum Teil eigene Karnevalabteilungen oder Gruppen, und das mitunter seit Jahrzehnten. Manche von ihnen sind sogar Mitglied im "Großen Rat".

Auch sie organisieren Sitzungen, hauptsächlich aber Maskenbälle, Kostümfeste, Kindermaskenbälle und Kappenabende. Bornheims "Stutzer", die "Schlumpfe" in Sachsenhausen, die "Eulen", die "Pierrette" Bornheim sowie die Frankfurter SPD ("Der Römer steht Kopf") machen am dritten Januarwochenende den Anfang.

So richtig närrisch wird es jedoch erst am Freitag und Samstag, 22./ 23. Januar. Trotz der Enge im Terminkalender nehmen sich manche Vereine die Zeit für Besuche in Altenwohnheimen, Seniorenklubs oder Behinderteneinrichtungen. 27 Sitzungen sind für Senioren und Behinderte geplant, wobei die Karnevalisten weitgehend auf ihre Gagen verzichten.

Mühe und Aufwand bei den Veranstaltungsvorbereitungen sollen ihren Lohn finden. Sitzungen und Bälle sollten jedoch nicht nur kostendeckend, sondern möglichst gewinnbringend sein. Der Kartenvorverkauf soll bereits recht gut angelaufen sein. Nach wie vor sind Sitzungskarten am meisten gefragt. Unter anderem spiegelt sich dies im Angebot von sieben Ebbelweisitzungen des Carneval- Clubs "Laternche" wider. Auch die "Weißen Mützen" rechnen mit vollbesetzten Sälen. Dasselbe gilt für die "Stutzer" in Bornheim.

Manche befürchten jedoch, daß sich der Einsatz an der Narrenfront diesmal verlustreich auf die Kassen der Vereine auswirkt; Narrenspaß lasse sich kaum mehr finanzieren. "Das wäre fatal und würde insbesondere die so wichtige Jugendarbeit der Vereine treffen", womit Walter Faust vom 1. Frankfurter Gardecorps auf die Mehrkosten bei Sitzungsveranstaltungen gegenüber der Kampagne '92 hinweist.

Gestiegen sind vor allem Saalmieten sowie die Kosten für Dienstleistungen und Kapellen. Büttenredner, Stimmungssänger, Showgruppen und andere Akteure kassieren zum Teil gleichfalls tüchtig ab. Schon wird über Konsequenzen nachgedacht: Wieder mehr Büttenredneraustausch unter den Vereinen, zurück zum klassischen Fastnachtsspaß und weg von gekaufter Show (im Rahmen der Saalbau-Angebote gibt es eine hervorragend besuchte Büttenrednerschule).

Mehr Eigenleistungen sind angesagt. Weiter: Einbinden der Kapellen in den Programmablauf über Tuschs hinaus und Abstriche an Programmlängen nach dem Motto: "In der Kürze liegt die Würze." Die Veranstaltungen noch besucherfreundlicher und attraktiver zu gestalten ist das Gebot der Stunde.

Zur Besucherfreundlichkeit gehört aber auch, daß Sitzungskapellen ihre Verstärkeranlagen nach Programmende drastisch herunterfahren, damit an den Tischen eine normale Unterhaltung (ohne Gebrüll) möglich ist und Gäste nicht davonlaufen. Denn nicht jeder widmet sich dem Tanzvergnügen.

Eine der vielen Sitzungen behält sich der "Große Rat" vor: die Inthronisation am Freitag, 5. Februar, im Zoo-Gesellschaftshaus. In einem völlig neuen Rahmen soll das große Kinderfest am Fastnachtsamstag im Römer-Paulskirchenbereich präsentiert werden.

Schließlich kündigt der "Große Rat" eine neue Streckenführung für den Frankfurter Fastnachtszug an. *dixi

"Fünfte Jahreszeit" dauert nur 45 Tage Mehr echte Fastnacht und viel weniger Show Auch den Narren laufen die Kosten davon

FRANKFURT A. M. Viermal elf Jahre alt ist der "Große Rat der Karnevalvereine Frankfurt am Main e. V.", der sich für die Kampagne '93 viel vorgenommen hat. Das Startzeichen in die "fünfte Jahreszeit" gibt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in seiner Eigenschaft als Ehrensenatspräsident am Sonntag, 10. Januar, um 11.11 Uhr, beim traditionellen Neujahrsempfang im Römer, wo auch verdiente Karnevalisten ausgezeichnet werden. Im nun 135. Jahr der vereinsgebundenen Frankfurter Fastnacht regieren "Seine Tollität Prinz Bernd I." und "Ihre Lieblichkeit Prinzessin Petra I."

Getreu dem Motto für die kommenden 45 närrischen Tage: "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres!" sind mehr als 4000 Aktive in über 90 Vereinen bereit, für Gott Jokus bis Aschermittwoch einen närrischen "Höhenflug" zu wagen. Im Frankfurter Karneval werden mehr als 300 Saalveranstaltungen angeboten, davon 146 Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen, von den Karnevalvereinen und anderen Vertretungen gründlich vorbereitet. Etwa 50 Sitzungsveranstaltungen stehen auf dem Besuchsprogramm der Tollitäten.

Die meisten Sitzungen und Bälle müssen hauptsächlich an fünf Wochenenden über die Bühne gebracht werden. Mit ins närrische Geschehen greifen einmal mehr auch andere Vertretungen ein: Turn- und Sportvereine, Musik- und Gesangvereine, Wanderer, Fußballer, Betriebsgruppen, Kleingärtner, Kleintierzüchter und Kirchengemeinden. Hier gibt es zum Teil eigene Karnevalabteilungen oder Gruppen, und das mitunter seit Jahrzehnten. Manche von ihnen sind sogar Mitglied im "Großen Rat".

Auch sie organisieren Sitzungen, hauptsächlich aber Maskenbälle, Kostümfeste, Kindermaskenbälle und Kappenabende. Bornheims "Stutzer", die "Schlumpfe" in Sachsenhausen, die "Eulen", die "Pierrette" Bornheim sowie die Frankfurter SPD ("Der Römer steht Kopf") machen am dritten Januarwochenende den Anfang.

So richtig närrisch wird es jedoch erst am Freitag und Samstag, 22./ 23. Januar. Trotz der Enge im Terminkalender nehmen sich manche Vereine die Zeit für Besuche in Altenwohnheimen, Seniorenklubs oder Behinderteneinrichtungen. Allein 27 Sitzungen sind für Senioren und Behinderte vorgesehen, wobei die Karnevalisten weitgehend auf ihre Gagen verzichten.

Mühe und Aufwand bei den Veranstaltungsvorbereitungen sollen ihren Lohn finden. Sitzungen und Bälle sollten jedoch nicht nur kostendeckend, sondern möglichst gewinnbringend sein. Der Kartenvorverkauf soll bereits recht gut angelaufen sein. Nach wie vor sind Sitzungskarten am meisten gefragt. Unter anderem spiegelt sich dies im Angebot von sieben Ebbelweisitzungen des Carneval- Clubs "Laternche" wider. Auch die "Weißen Mützen" rechnen mit vollbesetzten Sälen. Dasselbe gilt für die "Stutzer" in Bornheim. Manche befürchten jedoch, daß sich der Einsatz an der Narrenfront diesmal verlustreich auf die Kassen der Vereine auswirkt; Narrenspaß lasse sich kaum mehr finanzieren. "Das wäre fatal und würde insbesondere die so wichtige Jugendarbeit der Vereine treffen", womit Walter Faust vom 1. Frankfurter Gardecorps auf die Mehrkosten bei Sitzungsveranstaltungen gegenüber der Kampagne '92 hinweist.

Gestiegen sind vor allem Saalmieten sowie die Kosten für Dienstleistungen und Kapellen. Büttenredner, Stimmungssänger, Showgruppen und andere Akteure kassieren zum Teil gleichfalls tüchtig ab. Schon wird über Konsequenzen nachgedacht: Wieder mehr Büttenredneraustausch unter den Vereinen, zurück zum Fortsetzung auf Seite 5

"Fünfte Jahreszeit" dauert nur 45 Tage Mehr echte Fastnacht und viel weniger Show Auch den Narren laufen die Kosten davon

FRANKFURT A. M. Viermal elf Jahre alt ist der "Große Rat der Karnevalvereine Frankfurt am Main e. V.", der sich für die Kampagne '93 viel vorgenommen hat. Das Startzeichen in die "fünfte Jahreszeit" gibt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in seiner Eigenschaft als Ehrensenatspräsident am Sonntag, 10. Januar, um 11.11 Uhr, beim traditionellen Neujahrsempfang im Römer, wo auch verdiente Karnevalisten ausgezeichnet werden. Im nun 135. Jahr der vereinsgebundenen Frankfurter Fastnacht regieren "Seine Tollität Prinz Bernd I." und "Ihre Lieblichkeit Prinzessin Petra I."

Getreu dem Motto für die kommenden 45 närrischen Tage: "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres!" sind mehr als 4000 Aktive in über 90 Vereinen bereit, für Gott Jokus bis Aschermittwoch einen närrischen "Höhenflug" zu wagen. Im Frankfurter Karneval werden mehr als 300 Saalveranstaltungen angeboten, davon 146 Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen, von den Karnevalvereinen und anderen Vertretungen gründlich vorbereitet. Etwa 50 Sitzungsveranstaltungen stehen auf dem Besuchsprogramm der Tollitäten.

Die meisten Sitzungen und Bälle müssen hauptsächlich an fünf Wochenenden über die Bühne gebracht werden. Mit ins närrische Geschehen greifen einmal mehr auch andere Vertretungen ein: Turn- und Sportvereine, Musik- und Gesangvereine, Wanderer, Fußballer, Betriebsgruppen, Kleingärtner, Kleintierzüchter und Kirchengemeinden. Hier gibt es zum Teil eigene Karnevalabteilungen oder Gruppen, und das mitunter seit Jahrzehnten. Manche von ihnen sind sogar Mitglied im "Großen Rat".

Auch sie organisieren Sitzungen, hauptsächlich aber Maskenbälle, Kostümfeste, Kindermaskenbälle und Kappenabende. Bornheims "Stutzer", die "Schlumpfe" in Sachsenhausen, die "Eulen", die "Pierrette" Bornheim sowie die Frankfurter SPD ("Der Römer steht Kopf") machen am dritten Januarwochenende den Anfang.

So richtig närrisch wird es jedoch erst am Freitag und Samstag, 22./ 23. Januar. Trotz der Enge im Terminkalender nehmen sich manche Vereine die Zeit für Besuche in Altenwohnheimen, Seniorenklubs oder Behinderteneinrichtungen. Allein 27 Sitzungen sind für Senioren und Behinderte vorgesehen, wobei die Karnevalisten weitgehend auf ihre Gagen verzichten.

Mühe und Aufwand bei den Veranstaltungsvorbereitungen sollen ihren Lohn finden. Sitzungen und Bälle sollten jedoch nicht nur kostendeckend, sondern möglichst gewinnbringend sein. Der Kartenvorverkauf soll bereits recht gut angelaufen sein. Nach wie vor sind Sitzungskarten am meisten gefragt. Unter anderem spiegelt sich dies im Angebot von sieben Ebbelweisitzungen des Carneval- Clubs "Laternche" wider. Auch die "Weißen Mützen" rechnen mit vollbesetzten Sälen. Dasselbe gilt für die "Stutzer" in Bornheim.

Manche befürchten jedoch, daß sich der Einsatz an der Narrenfront diesmal verlustreich auf die Kassen der Vereine auswirkt; Narrenspaß lasse sich kaum mehr finanzieren. "Das wäre fatal und würde insbesondere die so wichtige Jugendarbeit der Vereine treffen", womit Walter Faust vom 1. Frankfurter Gardecorps auf die Mehrkosten bei Sitzungsveranstaltungen gegenüber der Kampagne '92 hinweist.

Gestiegen sind vor allem Saalmieten sowie die Kosten für Dienstleistungen und Kapellen. Büttenredner, Stimmungssänger, Showgruppen und andere Akteure kassieren zum Teil gleichfalls tüchtig ab. Schon wird über Konsequenzen nachgedacht: Wieder mehr Büttenredneraustausch unter den Vereinen, zurück zum klassischen Fastnachtsspaß und weg von gekaufter Show (im Rahmen der Saalbau-Angebote gibt es eine hervorragend besuchte Büttenrednerschule).

Mehr Eigenleistungen sind angesagt. Weiter: Einbinden der Kapellen in den Programmablauf über Tuschs hinaus und Abstriche an Programmlängen nach dem Motto: "In der Kürze liegt die Würze." Die Veranstaltungen noch besucherfreundlicher und attraktiver zu gestalten ist das Gebot der Stunde.

Zur Besucherfreundlichkeit gehört aber auch, daß Sitzungskapellen ihre Verstärkeranlagen nach Programmende drastisch herunterfahren, damit an den Tischen eine normale Unterhaltung (ohne Gebrüll) möglich ist und Gäste nicht davonlaufen. Denn nicht jeder widmet sich dem Tanzvergnügen.

Eine der vielen Sitzungen behält sich der "Große Rat" vor: die Inthronisation am Freitag, 5. Februar, im Zoo-Gesellschaftshaus. In einem völlig neuen Rahmen soll das große Kinderfest am Fastnachtsamstag im Römer-Paulskirchenbereich präsentiert werden.

Schließlich kündigt der "Große Rat" eine neue Streckenführung für den Frankfurter Fastnachtszug an. *dixi

Aus dem Elend in eine neue Existenz Projekt "Arbeit statt Sozialhilfe" hilft im Kreis Jahr für Jahr Arbeitslosen

HOCHTAUNUSKREIS. Nur behutsam lassen sich "seine" Klienten aus der Arbeitslosigkeit herausreißen. Das weiß Bernd Fuchs, Psychologe und Leiter des Projekts "Arbeit statt Sozialhilfe" im Hochtaunuskreis, nur zu gut. Damit die Sozialhilfeempfänger wieder Mut schöpfen und sich langfristig auf eine Arbeit einlassen, bedarf es langer, vorbereitender Gespräche und intensiver "Motivationsarbeit". Erst dann machen sie den entscheidenden Schritt zum neuen Arbeitgeber.

Seit 1989 läuft das Projekt im Kreis. Acht bis zwölf Personen schaffen es dadurch pro Jahr, sich mit einer neuen Arbeitsstelle eine neue Existenz zu schaffen. Die Menschen, die zu Bernd Fuchs kommen, haben in den meisten Fällen bedrückende Schicksale hinter sich: Ein Mann hat durch seine Alkoholsucht Familie, Beruf und Haus verloren. "Als wir ihn kennenlernten, war er obdachlos", berichtet Bernd Fuchs. Das wichtigste war zunächst, für den Mann eine Wohnung zu finden, ihn dadurch vor dem Rückfall zu bewahren. Inzwischen hat er wieder einen festen Arbeitsplatz.

Der allerdings liegt weit unter seiner ursprünglichen Qualifikation. Doch über den Effekt hinaus, Geld und damit eine unabhängige Existenz zu sichern, hat Arbeit, wie Bernd Fuchs sagt, auch "einen funktionalen Wert". Die früheren Sozialhilfeempfänger erleben es, wieder vollwertige Glieder der Gesellschaft zu sein, und sie erhalten Impulse für ihr Selbstwertgefühl.

Bis es soweit ist, wird in langen Gesprächen geklärt, inwieweit der Arbeitssuchende für eine Position geeignet ist und wie sich der Einstieg finanzieren läßt. Denn um dem Arbeitgeber den Schritt zu erleichtern, wird die Stelle gefördert. Im Rahmen des Landesprogrammes zu einem Drittel vom Land, zu einem Drittel vom Kreis; den restlichen Teil zahlt der Arbeitgeber selbst, der später oft genug die neuen Mitarbeiter übernimmt. Die Erfolgsquote im Hochtaunuskreis liegt bei rund 80 Prozent. "Damit stehen wir gut da", weiß Fuchs.

Auch eine alleinerziehende Mutter hat wieder Hoffnung geschöpft. Mit dem Arbeitgeber hat sie sich darauf geeinigt, daß auch ihre Schuldentilgung - oft genug ein Kündigungsgrund - toleriert und vom Arbeitgeber überwacht wird. Langsam findet sie so den Weg zurück in eine "normale" Existenz und hat sich angesichts der Verlockung einer Arbeitsstelle mit Sozialversicherung gleich entschieden, "dann doch 38,5 Stunden zu arbeiten", wie Fuchs berichtet.

Schulden, die abzuzahlen sind, bedrükken die hilfesuchenden Menschen oft noch zusätzlich. Von 200 000 Mark Schulden weiß der Psychologe in einem Fall zu berichten. Um so wichtiger findet er die intensive, eben auch langwierige Betreuung der einzelnen, die eine neue Arbeit als Pflegehilfe oder Hausmeister, im Rechenzentrum einer Verwaltung oder in einem Frauentreffpunkt finden und erst allmählich wieder Fuß fassen. ca

Tagestip: Arbeitsvertrag Schriftliches verlangen

Nicht jeder Beschäftigte verfügt über einen schriftlichen Arbeitsvertrag. Dies kann im Streitfall zu Problemen führen, denn wenn es hart auf hart kommt, zählen im Zweifel nur die beweisbaren Tatsachen. Nach der geltenden Rechtslage haben Beschäftigte dennoch keinen gesetzlichen Anspruch auf einen schriftlich fixierten Kontrakt. Trotz dieses Mankos sollten sie sich aber ihre Arbeitsbedingungen schwarz auf weiß bestätigen lassen. Nachteilige Folgen, wie etwa eine Kündigung, drohen gemäß einem Urteil des Arbeitsgerichtes Düsseldorf deshalb nicht.

Im entschiedenen Fall hatte ein Arbeiter zwei Wochen nach seiner Einstellung um einen schriftlichen Vertrag gebeten. Da er häufig Überstunden leiste und auch Spesen abzurechnen habe, sei ihm lieber, wenn es klare Verhältnisse gebe. Der für Personal zuständige Prokurist der Firma war über dieses angeblich "mißtrauische" Ansinnen so erzürnt, daß er den Beschäftigten hinauswarf.

So nicht, urteilte daraufhin das von dem Gekündigten angerufene Gericht. Auch wenn der Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Anspruch auf einen schriftlichen Vertrag habe, stehe ihm doch das Recht zu, um einen solchen zu bitten (Az: 6 Ca 3728/92). uw

Nibelungen und Blasmusik Kurverwaltung legt ein kulturelles Programm für '93 vor

BAD ORB. Musical und Opern, Komödien und Thriller, Pop-Musik und klassische Konzerte, Folklore und Vereine: Die Orber Kurverwaltung hat für das Jahr 1993 ein ebenso abwechslungsreiches wie reichhaltiges Programm vorgelegt.

Besonders hervorzuheben sind aus Sicht der Veranstalter das dritte "Internationale Blasmusikfest", zu dem vom 17. bis 19. September wieder Orchester aus fast ganz Europa in Bad Orb erwartet werden. Zum zweiten werden sich zum "Sport-Presse-Ball" des Main-Kinzig-Kreises am 6. November allerlei Prominente treffen. Beide Ereignisse finden im zweijährigen Turnus statt.

Als Höhepunkte des Theaterprogramms kündigt die Kurverwaltung unter anderem die "Die Nibelungen" in der Neufassung von Pavel Kohut im März, William Shakespeares "Sommernachtstraum" im Juli, Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" im Oktober und schließlich - vorgesehen für November - "Das Leben des Galilei" von Bertolt Brecht an.

Musical- und Operettenfreunde erwartet noch in diesem Monat - am 29. Januar - "Die Csárdásfürstin" von Emmerich Kálmán, im März die American Musical Company Of New York mit "Annie get your gun" und schließlich "Ein Käfig voller Narren" im Oktober.

Popmusik-Fans kommen bereits am Freitag, 22. Januar, auf ihre Kosten, wenn die Beatles Revival Band in der Konzerthalle spielt. Eine Orber Eigenproduktion steht am Freitag, 20. August, auf dem Programm, wenn der Opern-Interpretationskursus Wolfgang Amadeus Mozarts "Don Giovanni" inszeniert.

Freunde klassischer Konzerte sollten sich die Auftritte des Sinfonieorchesters Gotha am 12. Juli und der Südthüringischen Philharmonie aus Suhl am 24. September im Kalender vermerken.

Weitere Termine im Veranstaltungskalender: das "Schaufenster Bad Orb" der Einzelhändler am 6. und 7. März in der Konzerthalle, das Brunnenfest am 12. und 13. Juni sowie die Festtage zum 125jährigen Bestehen des Turnvereins in der Zeit vom 9. bis 11. Juli.

Das kostenlose Jahresprogramm kann bei der Kurverwaltung, Telefon 0 60 52 / 8 30 bestellt werden. Auskünfte und Anmeldungen zu den Theater- und Konzertabonnements erteilt Veranstaltungsleiter Hans-Georg Göbbels unter der Telefonnummer 0 60 52/ 8333. jan

Ortsvorsteher im "Neuner" Nikolaus Burggraf bleibt nur bis März

FRANKFURT-NORDWEST. Nikolaus Burggraf (CDU) ist der neue Vorsteher des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim). Damit nimmt der Politiker den Platz von Gerda Sklorz ein: Die 67jährige CDU- Politikerin aus Ginnheim war im November gestorben.

Burggraf wurde einstimmig gewählt, Kandidaten aus anderen Fraktionen gab es nicht. Günther Görtz (FDP), der die Aufgaben des Ortsvorstehers bis zu Burggrafs Wahl erfüllte, bleibt stellvertretender Ortsvorsteher. Für Frau Sklorz rückt Lothar Stapf, 50jähriger Ingenieur aus dem Dornbusch, in die CDU-Fraktion nach.

Burggraf steht dem Gremium nicht zum ersten Mal vor. Ingesamt zwölf Jahre lang fungierte der Rechtsanwalt aus Ginnheim bereits als Ortsvorsteher; sein Amt trat er erst vor Beginn dieser Wahlperiode an seine Fraktionskollegin Sklorz ab. Im Beirat ist der 50jährige Politiker schon seit der Konstituierung der Beiräte 1972 aktiv.

Burggraf wird die Ortsbeirats-Sitzungen jedoch nur noch bis zu den Kommunalwahlen im März 1993 leiten. Für die neue Wahlperiode kandidiert der 50jährige CDU-Politiker nicht wieder. Wen die CDU-Fraktion dann als Ortsvorsteher vorschlagen wird, ist noch offen. *sen

Organisator Karl Oertl Saalbau lädt Alte zum Titus-Treff ein

FRANKFURT-NORDWEST. Ältere Menschen aus der Nordweststadt lädt die städtische Saalbau-Gesellschaft seit kurzem zu regelmäßigen Zusammenkünften ein. Monatlich gibt es im Bürgerhaus im Nordwestzentrum den "Titus-Treff" für Senioren. Er steht je nach Jahreszeit unter verschiedenen Schwerpunkten. Im November war der Treff karnevalistisch angehaucht, im Dezember gab's eine weihnachtliche Feier. Der nächste Treff am Mittwoch, 20. Januar, ab 15 Uhr, wird wieder die närrische, fünfte Jahreszeit prägen - organisiert von Karl Oertl.

Zu den beiden ersten Treffen waren rund 100 Senioren gekommen. Für die Weihnachtsfeier interessierten sich lediglich knapp 40 Frauen und Männer. Oertl präsentierte ihnen bei Kaffee und Kuchen ein kleines Programm. Resi und Kurt Heldt trugen als "Duo Rodgau" besinnliche Lieder vor. Gedichte des Berken-Enkheimer Heimatdichters Martin Dietz rezitierte Corinna Orth, einen Dia- Vortrag über Island hatte Magdalena Spaeth mitgebracht. Oliver Eibel sorgte mit seiner elektronischen Orgel für musikalische Unterhaltung.

Wer sich für den "Titus-Treff" interessiert, wende sich an den Info-Point der Titus-Thermen (Telefon 95 80 50). mb

Das Eltern-Kind-Café, ein offener Treff für Eltern mit Kindern bis sechs Jahre, ist jeden Mittwoch ab 15 Uhr im Internationalen Familienzentrum (IFZ), Adalbertstraße 10 a, in Bockenheim. fw

Im Ortsbezirk 8 SPD will mehr auf Jugendpolitik setzen

FRANKFURT-NORDWEST. "Die Jugendpolitik wird in den nächsten vier Jahren ein deutlicher Schwerpunkt sozialdemokratischer Arbeit im Ortsbezirk 8 sein." Die SPD will sich für einen Jugendtreff in Heddernheim stark machen und Jugendeinrichtungen in der Nordweststadt weiter fördern, versprechen die Genossen in einer Pressemitteilung. Darin geben sie ihr Programm für die kommende Wahlperiode bekannt, das die Delegierten der SPD-Ortsvereine Heddernheim, Nordweststadt und Niederursel dieser Tage beschlossen.

Weitere Ziele der Sozialdemokraten: Nach der Fertigstellung der Niederurseler Umfahrung wollen sie dafür sorgen, daß der Ortskern vom Verkehr befreit wird und der dörfliche Charakter Niederursels erhalten bleibt.

Außerdem fordert die SPD im Ortsbeirat 8 weiterhin den Bau einer Lärmschutzanlage entlang der Autobahn A 5, "damit irgendwann auch die Bewohner des Gerhart-Hauptmann-Rings ruhig schlafen können".

Für die älteren Bürger soll im Eduard- Bernstein-Weg "endlich die dringend benötigte Seniorenbegegnungsstätte eingerichtet werden", schreiben die Sozialdemokraten in ihrem Papier.

Damit die Bewohner der nördlichen Nordweststadt auch abends und an Wochenenden schneller und ohne Umsteigen ins Nordwestzentrum kommen, wollen die Genossen eine bessere Busverbindung.

Außerdem: Die Heddernheimer Kleintierzuchtanlage soll auf das Gelände an der Neumühle verlegt werden, und für das Neubaugebiet Riedwiese fordern die SPD-Ortsvereine einen Bürgertreff. mo

Heute abend in der Stadthalle: FR-Forum über Jugendzentrum 54 Tage vor Wahl sind Friedbergs Politiker aufgefordert, den jungen Leuten reinen Wein über ihre Absichten einzuschenken

FRIEDBERG. Heute, 54 Tage vor der hessischen Kommunalwahl, haben die Parteien in der Kreisstadt die Chance, ihren jungen Bürgerinnen und Bürgern reinen Wein einzuschenken. Am heutigen Dienstag lädt die Frankfurter Rundschau um 19 Uhr in die Stadthalle Friedberg zu einem Diskussionsforum über das heftig umstrittene Thema eines Friedberger Jugendzentrums ein. Vertreter aller demokratischen Parteien werden bei diesem Forum die Frage beantworten müssen, ob sie in Friedberg ein neues Jugendzentrum schaffen wollen oder nicht. Wer für ein Jugendzentrum plädiert, muß sagen, wie es bezahlt und wie es geführt werden soll. Wer eine Begegnungsstätte für junge Menschen ablehnt, muß dafür eine Begründung liefern und erklären, wo und wie Friedbergs nichtorganisierte Jugend ihre Freizeit verbringen kann.

Auf dem Podium sitzen: Hubertus Ellerhusen, Vorsitzender der Friedberger SPD; Ulrich Kiefer, Vorsitzender der Friedberger CDU; Friedrich-Wilhelm Durchdewald, Chef der UWG-Fraktion im Stadtparlament; Johannes Hartmann, jugendpolitischer Sprecher der Grünen in Friedberg, sowie Volker Gundel, Mitglied des Vorstandes der Friedberger FDP und Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen. Das Gespräch moderieren die FR-Redakteure Peter Gwiasda und Bruno Rieb.

Willkommene Gäste sind junge und alte oder junggebliebene Bürgerinnen und Bürger. Sie alle können den Politikern Fragen zur gegenwärtigen und künftigen Friedberger Jugendpolitik stellen. Deren Antworten sind zugleich die politischen Programme für die nächsten vier Jahre Friedberger Kommunalpolitik. Ihre Aussagen sollen verbindliche Versprechungen insbesondere den jungen Wählern und Wählerinnen gegenüber sein. Die meisten der jungen Menschen, die in den vergangenen Monaten durch Aktionen unterschiedlicher Art (von Gesprächen mit Politikern bis hin zu Hausbesetzungen und Demonstrationen) auf sich und ihre "verzweifelte Lage" ohne eigenes Jugendzentrum aufmerksam gemacht haben, werden am 7. März zum ersten Mal ein Kommunalparlament mitwählen. pgw

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Das Finale - hinein in die vier tollen Tage

Der Ortsbeirat 1 tagt Die Tempo-30-Pläne werden vorgestellt

GALLUS. In der schier unendlichen Geschichte um die Tempo-30-Zone in der Friedrich-Ebert-Siedlung wird ein weiteres Kapitel geschrieben. Am Dienstag, 12. Januar, kommt es zu einer weiteren Bürgeranhörung im Saal der evangelischen Versöhnungsgemeinde, Sondershausenstraße 51. Die Anhörung beginnt um 19 Uhr. Der zuständige Ortsbeirat 1 und das Planungsbüro Retzko und Topp diskutieren mit Vertretern des Magistrats und mit Bürgern über die neuen Entwürfe für die Tempo-30-Zone.

Zwar hatte der Ortsbeirat 1 bereits im Juni des vergangenen Jahres ein Konzept verabschiedet, doch scheiterten die Pläne an den Bedenken der städtischen Tempo-30-Kommission (die Stadtteil- Rundschau berichtete). mo

Wege zum eigenen Selbst Neues Programm der evangelischen Familienbildung

FRANKFURT A. M. Das neue Programm der Evangelischen Familienbildung für das erste Halbjahr 1993 liegt jetzt vor. Die Angebote aus den Bereichen Kontakt/Bewegung, Kommunikation/Beziehung, Kreativ-Werkstatt, Textiles, Gestalten, Ernährung, Bewegung und Entspannung sowie ein Kurs "Geburt - Leben mit dem Neugeborenen" richten sich an die verschiedensten Personengruppen: Frauen und Männer, Paare und Familien, Kinder und Jugendliche, ältere Menschen sowie Alleinerziehende in den verschiedensten Lebenssituationen.

Besondere Angebote wie das "Telefon für Männer" sollen Männern helfen, die in Trennung oder einer Krise sind. Die Babysitter-Vermittlung berät bei der Suche nach geeigneten Betreuern. Des weiteren können Probleme mit der Rente während eines Diskussionsabends besprochen werden.

Unter der Rubrik "Kontakte - Begegnung" finden sich offene Treffs für Frauen und eine Eltern-Kind-Gruppe, die regelmäßig zusammenkommt, außerdem eine integrative Gruppe für Eltern mit behinderten Kindern.

Der Internationale Frauentreff ermöglicht Begegnungen zwischen Frauen aus verschiedenen Ländern; in dem Kurs "Interkulturelles Denken lernen" soll versucht werden, die anderen nicht immer nur als "die Fremden" wahrzunehmen. Spezielle Seminare richten sich an Frauen ab 40 Jahren, an Frauen, die in den Wechseljahren sind, und solche, die zurück in den Beruf wollen. Aber auch Selbstverteidigung, rhetorische Kommunikation und "Tanz als Selbstheilung" werden angeboten.

Männer und Frauen können sich in "Atempausen" Gedanken über ihre Kinder in der Pubertät machen. Auch ein Musik- und Bewegungs-Workshop und Entspannung für Paare durch Shiatsu- Massage sollen die Teilnehmer auf eine "Entdeckungsreise" in ihren Körper schicken. In der Kreativwerkstatt können Eltern und Kinder in Zusammenarbeit mit dem Museum für Völkerkunde Masken betrachten und selbst anfertigen. Dabei sollen auch "Zugänge zu den noch unbekannten Tiefen des Selbst" entdeckt werden. Es gibt ein umfangreiches Angebot im Zeichnen, Malen und im plastischen Gestalten. Kurse in textilem Gestalten werden in vielen Stadtteilen von Schneidermeisterinnen angeboten.

Der Bereich Ernährung - Backen - Kochen bietet viele verschiedene Kochkurse, unter anderem auch für Blinde und Kinder. Bewegung und Entspannung stehen in vielen evangelischen Gemeindezentren auf dem Programm, darunter Gymnastik nach der Entbindung und Ausgleichsgymnastik. Autogenes Training gibt es für Anfänger und Fortgeschrittene. Die Feldenkrais-Methode und Einführungen in die sogenannte Alexander-Technik sind für Anfänger gedacht.

Zu allen Kursen ist eine schriftliche Anmeldung erforderlich. Das Programm der Evangelischen Familienbildung kann angefordert werden in der Darmstädter Landstraße 81, Telefon 61 03 08. di

Der Ortsbeirat 16 tagt Große Platznot in der Schule am Landgraben

BERGEN-ENKHEIM. Die Kreuzung Vilbeler Landstraße/Barbarossastraße/ Victor-Slotosch-Straße und die Schule am Landgraben stehen im Mittelpunkt der nächsten Sitzung des Ortsbeirats 16 am Dienstag, 12. Januar, um 19.30 Uhr im Saal der Stadthalle (Marktstraße 15).

Die CDU fordert in einem Antrag, in der Barbarossastraße kurzfristig eine Verkehrszählung vorzunehmen und auch die derzeitige Lärm- und Abgasbelastung zu messen. Sollten Vergleichswerte aus älteren Messungen vorhanden sein, fordert die CDU, die aktuellen Meßergebnisse mit denen zu vergleichen, die vor der Schließung der Triebstraße ermittelt wurden. Nach Angaben von Anwohnern fließe mehr Verkehr durch die Barbarossastraße, seit man von der Vilbeler Landstraße nicht mehr in die Triebstraße einbiegen kann.

In Platznot ist die Schule am Landgraben durch die Bergen-Enkheimer Neubaugebiete geraten. Die CDU fordert den Magistrat deshalb auf, ein Erweiterungsgrundstück für die Grundschule zu suchen und "schnellstens" bereitzustellen. Ein dem Antrag beigefügtes Schreiben des Schulleiters nennt Zahlen: Von 117 ist die Schülerzahl innerhalb von drei Jahren auf 161 gestiegen; weiterer Zuwachs sei durch die Fertigstellung weiterer Neubauten zu erwarten. Die pädagogische Arbeit der Schule leide jetzt schon, eine schnelle Lösung sei dringend notwendig. ck

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Kevin allein in New York (15.15, 17.45, 20 Uhr). - Broadway: Die Schöne und das Biest (14.15, 16 Uhr); Candymanns Fluch (18, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Bodyguard (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Sister Act (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Weiblich, ledig, jung, sucht...(20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Hainburg. Sondersitzung der Gemeindevertretung, Feuerwehrgerätehaus Klein-Krotzenburg, 19.30 Uhr.

Seligenstadt. Neujahrsempfang von Bürgermeister Wenzel und SPD-Ortsverein für alle Bürger/innen, Riesen, 19.30 Uhr. Vorträge Rodgau. Diavortrag Kreisvolkshochschule: Türkei; Jügesheim GBS, 19 Uhr.

Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstraße 16: 13 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.

Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Mütterberatung des Gesundheitsamtes, Kindertagesstätte Friedensstraße, 14 bis 15 Uhr.

Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Literatur / Musik Offenbach. Chez nous, Büsing-Palais, Herrnstr. 82, 20 Uhr.

Obertshausen. Kabarett: Komische Helden, mit Erwin Grosche, Bürgerhaus Hausen, 20 Uhr. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Kevin allein in New York (15.15, 17.45, 20 Uhr). - Broadway: Die Schöne und das Biest (14.15, 16 Uhr); Candymanns Fluch (18, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Bodyguard (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr). Parteien / Parlamente Mühlheim. Sitzung des Ausländerbeirats, Rathaus, 18.30 Uhr Vereine / Organisation Offenbach. Deutsch-französischer Stammtisch, Tirer Les Rois: Dreikönigsfeier nach franz. Tradition, Seniorentreff Nordend, Pirazzistr. 18, 20.15 Uhr. Vorträge / Kurse Offenbach. Einführungsabend in die Geburt, Ketteler-Krankenhaus, Lichtplattenweg 85, 19.30 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.

Aids-Hilfe-Offenbach: Beratung, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie). RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.

PARA-Nicaragua-Verein: Treffen, 20 Uhr, Goethestraße 20.

DFG-VK: Gruppenabend, 20 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).

Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.

Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.

Aktionsbündnis gegen Rassismus: Treffen, 20 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus). Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01. Altpapierabfuhr Obertshausen. Stadtteil Hausen, Mittwoch, ab 6 Uhr.

(Ohne Gewähr)

Schlafmütze

Mit der S-Bahn zu fahren, hat seinen Reiz. Braucht man sich doch weder um das Wetter noch um Ölstände oder Staumeldungen zu kümmern. Stattdessen kann sich der Reisende entspannt in die mitgebrachte Lektüre vertiefen. Mitunter zeitigt das unangenehme Folgen. So wenn man in Mainz am Hauptbahnhof verabredet ist, in Frankfurt aber literaturversunken in die S 1 statt in die S 14 einsteigt - für beide wird das Endziel Wiesbaden ausgerufen, doch nur letztere steuert die Mainzer Innenstadt an.

Wer dann die vorbeihuschenden Örtlichkeiten nicht kennt, für den ist der Zug abgefahren. Zwar nähert sich die Trasse der S 1 in Kastel dem Boden der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, doch welcher Frankfurter weiß schon, daß von dort ein Bus hinüber nach Mainz fährt oder am Bahnhof ein Taxi wartet.

Ein bedenkenswerter Punkt, wenn man eine Verabredung einzuhalten hat. Dabei könnte alles so einfach sein. Der FVV müßte sich nur benutzerfreundlicher verhalten und durch Aushänge oder über Lautsprecher auf solche Umsteigemöglichkeiten hinweisen.

Bis es soweit ist, werde ich mir eine weniger spannende Lektüre besorgen, oder zum Wiesbadener Hauptbahnhof durchfahren und dort auf ein Taxi umsteigen. Das kostet zwar 30 Mark. Aber sicher ist sicher. Ihr Bastian

"Courage-Orden" geht diesmal an Greenpeace

BÜRSTADT. Der "Courage-Orden" des Karnevalvereins Bürstadt (Kreis Bergstraße) geht in diesem Jahr an die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die südhessischen Narren begründeten ihre Entscheidung mit dem "Mut, den die Mitglieder bei ihren weltweiten Aktionen gezeigt haben". Der Orden soll nach Mitteilung eines Vereinssprechers am 17. Januar in Bürstadt an zwei Vertreter von Greenpeace Deutschland übergeben werden.

Der Karnevalverein Bürstadt vergibt die Auszeichnung seit 1982, um Menschen oder Gruppen zu ehren, die couragiert ihren Standpunkt in der Öffentlichkeit vertreten. Erster Träger war der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP).

Es folgten unter anderem Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU), der Schriftsteller Günter Wallraff, die Kabarettisten der Münchner Lach- und Schießgesellschaft sowie im vergangenen Jahr die Tochter von Franz Josef Strauß, Monika Hohlmeier. lhe

Privatfunk-Zwangsabgabe der Konsumenten

Das mußte so kommen. Nachdem die fraktionsübergreifende Partei der Dunkelmänner die elektronischen Medien den Marktschreiern mit ihrer profitablen Massenverblödung ausgeliefert und so in weiten Bereichen auf den Hund gebracht hat, will der christliche Politiker Schäuble der Medienkultur im Bereich der öffentlich-rechtlichen Sender durch den Entzug der Finanzbasis für die Möglichkeit von unabhängigem Journalismus den Rest geben (FR vom 28. 12. 1992 "Schäuble bezweifelt Sinn von Rundfunkgebühren").

Da schaffen sich die politischen Macher dieses Landes, die eben mit der von politökonomischem Verstand ungetrübten Vereinigungspolitik ihr Weltniveau bewiesen haben, noch die letzten "Pintscher" (Ludwig Erhard) vom Hals.

Besonders schlimm ist, daß Schäuble mit der für ihn sicher erfreulichen Feststellung des fehlenden Unterschieds zwischen ARD/ZDF und den Privaten fast schon recht hat, nachdem man dort mit dem kulturellen Niveau doch schon so flexibel auf den "Markt" reagiert hat. Schäubles Chancen stehen bei seinem populistischen Einsatz für mehr Gerechtigkeit durch Abschaffung der Rundfunkgebühren sicher nicht schlecht.

Wenn überall die finanziellen Belastungen steigen, wird das so manchem Nachfrager auf dem Medienmarkt gefallen. Der Christdemokrat Schäuble sollte aber einmal über Zusammenhänge zwischen dem Müll, den die Sender täglich "marktgerecht" in die guten Stuben pumpen, und dem brutalen Stumpfsinn der Mordbrenner und Schläger auf den Straßen nachdenken.

Die sympathischen Kerzendemonstrationen sind doch sicher kein ausreichender Ersatz für eine funktionierende kritische Öffentlichkeit, so erwünscht sie für die mittelständische Leuchtmittelindustrie auch sein mögen.

Ob dem Publikum der Privatsender klar ist, daß es seine Rundfunkgeführen nur ein wenig unauffälliger an der Kasse des Supermarktes entrichten und den Werbeetat der Hersteller über den Warenpreis ungefragt finanzieren muß?

Statt Medienpolitik mit dem Stimmzettel (zugegeben etwas sehr indirekt) also in der Zukunft nur noch mit einem Kassenbon?

Diese Privatfunk-Zwangsabgabe der Konsumenten, die sich im Nebel der Marktideologie versteckt, müßte als kulturpolitisches Problem endlich mal thematisiert werden.

Wäre es nicht ein Segen, wenn der Kommerzplunder aus Funk und Fernsehen verschwände und man gerne mehr zahlt, wenn man genau weiß wofür.

Auf den Kassenbons wird der Medienanteil jedenfalls nicht ausgewiesen.

Horst Stark, Berlin

Ein äußerst vertracktes Thema

Mit allergrößtem Vergnügen habe ich Ihren Essay "Oh! De Cologne" in der FR vom 24. 12. 1992 gelesen. Als kulturwissenschaftlich arbeitender Theologe (die meisten meiner Zunft sind - wenigstens in der Tendenz - Dogmatiker) freue ich mich über viele Ihrer Artikel. Unvergessen die Coca-Cola-Story, der Sie ja auch einen theologischen Titel gegeben haben. Ich habe damals im Rahmen eines Lehrauftrags an der Uni Marburg über das Abendmahl gearbeitet, und da kam mir Ihr Material über die säkularen Wandlungsmysterien des Erfrischungsgetränkes gerade recht.

Auch diesmal haben Sie wieder dem Konzern sein letztes Geheimnis, die Essenz, nicht entlocken können; so geht's uns Theologen ja auch . . .

Der 4711-Artikel begeistert mich deshalb so, weil ich an einer Studie über "Reinheit" arbeite. Das ist ein theologisch brachliegendes Feld und ein äußerst vertracktes Thema, weil hier - um es auf eine Formel zu bringen - die Idee des Heiligen mit der Wut der Säuberungskommandos kollidiert. Und ich sehe noch nicht, wie das auflösbar wäre. Heiligkeit bedeutet Reinheit; diesen Zustand aber zu gewinnen, ist selten ohne Gewalttätigkeit abgegangen, im religiösen wie im säkularen Bereich. Die Ketzergeschichte und die Inquisition sowie jeglicher Rassismus bezeugen das hinlänglich.

Das Christentum hat seinen geistigen Monopolanspruch auf die Fiktion einer "reinen Lehre" begründet und setzt von daher immer wieder geistige und materielle Gewalt gegen Andersdenkende und Anderslebende, die irgendwie Schmutzigen eben, frei.

Dr. Wolfgang Herrmann, Holzappel

Welle der Gewalt in Indien verschreckt ausländische Investoren Nach Wirtschaftsreformen aufkeimende Hoffnung nun gedämpft / Massenentlassungen und Teuerung nähren Extremismus

Die seit Wochen anhaltenden Unruhen zwischen Hindus und Moslems in der indischen Metropole Bombay, denen bereits über 600 Menschen zum Opfer gefallen sind, haben dem in den vergangenen 18 Monaten mühsam geschaffenen Image eines neuen, liberalen und weltoffenen Landes erhebliche Schrammen und Kratzer versetzt. Auslöser war die Zerstörung der Moschee in Ayodhya durch fanatische Hindus am 6. Dezember. Vor allem die Hoffnungen der Regierung unter Premierminister Narashima Rao auf einen deutlichen Anstieg ausländischer Investitionen schmelzen unter dem Feuer der Extremisten dahin.

Seitdem Rao sofort nach seinem Amtsantritt im Juni 1991 unter der Regie von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank ein tiefgreifendes Strukturanpassungsprogramm startete, sind die beiden Finanzinstitutionen voll des Lobes über die erfolgreiche Abkehr vom früheren Staatssozialismus. Es habe sich "ein erheblicher Wandel im wirtschaftspolitischen Denken vollzogen", meint beispielsweise Ranjit Teja, indischer "Senior"-Volkswirt beim IWF. Zuvor habe das Land eine "tiefe Vertrauenskrise" durchgemacht, die Führung in Neu Delhi sei durch "politische Unruhen und einsetzende Kapitalflucht gelähmt" gewesen. Seitdem habe sich "die Lage dramatisch geändert", glaubt Teja.

Doch die Strukturanpassung und ihre sozialen Folgen haben zugleich den religiös-politischen Extremisten Auftrieb verliehen. So protestierte bereits Anfang November die rechte Hindu-Bewegung Bharatiya Janata Partei (BJP) mit einem 24stündigen Generalstreik gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung. Unter dem drastischen Abbau der Subventionen für Düngemittel und der Preiserhöhung bei Erdölprodukten leiden vor allem Kleinbauern, politische Basis der BJP.

Von den knapp zehn Millionen Einwohnern der Hauptstadt lebt inzwischen mehr als die Hälfte in "jhuggi jhonbri" (Siedlungsgebieten), wie die Slums schönfärbend heißen. Um die rund 10 000 Bettler aus der Innenstadt zu vertreiben, ließ das Sozialministerium die Bettelei vor kurzem einfach verbieten. Doch sie sind nur die Spitze des Eisbergs. Selbst nach offiziellen, viel zu niedrigen Statistiken sind 190 Millionen Inder permanent unterernährt. Ihnen verlangt die Sparpolitik der Regierung neue Opfer ab.

Ein Beispiel für den ständig härter werdenden Überlebenskampf ist Gouri Geeta. Wie viele andere hat sie das neue Jahr mit Arbeitssuche begonnen. Dabei kann sich die 29jährige, die sieben Tage pro Woche in Mittelklassehaushalten der Hauptstadt putzt, über zuwenig Arbeit eigentlich nicht beklagen. Doch die umgerechnet 20 Dollar im Monat, die sie dafür erhält, reichen immer weniger, um sie, ihren erwerbslosen Mann und ein Kleinkind über die Runden zu bringen.

Wie für die meisten anderen Arbeiterfamilien in der Millionen-Stadt ist das tägliche Einkaufen für Geeta angesichts zweistelliger Inflationsraten zu einem Problem geworden: "Wir haben einen eigenen Markt, wo übriggebliebenes Gemüse billig angeboten wird. Die meiste Zeit verbringen wir mit dem Aussortieren verdorbener Ware", klagt sie. Bei Zucker und Getreide etwa hat der Abbau staatlicher Subventionen die Preise binnen Jahresfrist um 15 Prozent steigen lassen.

Im vergangenen August hatte die Regierung einen Erfolg an der Inflationsfront gemeldet: Die Preissteigerungen seien unter die Zehn-Prozent-Marke gefallen. Kritiker wollten den Statistiken freilich nie so recht glauben, nachdem selbst bessergestellte Familien in letzter Zeit den Gürtel enger schnallen mußten. Fast alles ist teurer geworden, von Zwiebeln und Kartoffeln bis zu Autos, dem heimlichen Traum der Mittelschicht.

Vor zwei Jahren hatte der IWF dem Land mit einem 1,8-Milliarden-Dollar- Kredit aus einer Zahlungsbilanzkrise geholfen. Als Gegenleistung mußten freilich einige "heilige Kühe" geopfert werden: Die indische Industrie wurde durch eine Lockerung der gesetzlichen Reglementierungen für ausländische Direktinvestoren geöffnet. Um die wachsenden Budgetdefizite in den Griff zu bekommen, trat die Regierung den Teilrückzug aus den verstaatlichten Unternehmen an, seit der Unabhängigkeit 1947 das Rückgrat der nationalen Industriepolitik.

Dafür handelte sich Neu Delhi allerdings die Feindschaft der Gewerkschaften ein. Im Juni 1992 gingen rund 15 Millionen Arbeiter landesweit auf die Straße und brachten den Transport fast völlig zum Erliegen. Beschränkungen des Streikrechts und geplante Massenentlassungen lösten sechs Monate später erneut Protestaktionen aus.

Dennoch zieht Neu Delhi eine optimistische Bilanz. Der wirtschaftliche Umstrukturierungsprozeß habe sich "weniger schmerzhaft und rascher vollzogen als ursprünglich erwartet", meint der stellvertretende Finanzminister Rameshwar Thakur. Dank Krediten der Asiatischen Entwicklungsbank und des IWF stiegen Indiens Devisenreserven im Dezember um über eine Milliarde Dollar. Die wachsende Verschuldung von derzeit 73 Milliarden Dollar scheint der Regierung kaum Angst zu machen. "In sechs Monaten wird Indien ein wesentlich besseres Bild bieten", versprach Montek Singh Ahluwalia, Chef des Planungsteams im Wirtschaftsministerium, bei einem Gläubigertreffen im Dezember.

Rückblickend hat sich der Optimismus des Staatssekretärs als etwas verfrüht erwiesen. Die Welle gewalttätiger Unruhen hat das Reformtempo verlangsamt. Die Regierung will jedenfalls an ihrem Programm festhalten. Angesichts der Vorsicht ausländischer Investoren wachsen in Indien aber wieder Verunsicherung und Hoffnungslosigkeit. ips/FR

Akustische Spiele Blick in die Galerien und Museen im Hochtaunuskreis

BAD HOMBURG. Eine Dokumentation mit Zeichnungen, Ölbildern, Texten, Fotografien, Konzepten und Filmen zu Frank Leissrings "Akustischem Spiel" wird am Freitag, 15. Januar, 20 Uhr, in der Galerie im Stadthaus eröffnet. Leissring experimentiert seit Jahren mit den Elementen Feuer und Wasser. Zusammen mit Michel Moglia hat er das "Akustische Spiel" und "Thermischen Gesang" in Frankreich, Deutschland und bei der "Kulturkarawane" im letzten Sommer in der Mongolei installiert. Die Dokumentation in der Galerie im Stadthaus gibt einen Überblick über alle Projekte des Künstlers, der in Friedrichsdorf sein Atelier hat und in Oberursel lebt.

Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 30. Januar, geöffnet ist montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

Leben und Kunsthandwerk der Pueblo-Indianer ist Thema der Ausstellung in der Volkshochschule, Elisabethenstraße 2-4, die am Sonntag, 17. Januar, 11 Uhr, eröffnet wird. Unter dem Titel "Wenn der Ton singt" werden Schalen und Gefäße aus Ton und "Storyteller" gezeigt. Das sind aus einer traditionellen Tonplastik mit dem Namen "Singing Mother" entwickelte Figuren mit geöffnetem Mund, an der einige Kinder sitzen. Die Gestaltung eines "Storytellers" war ein Themenschwerpunkt in einigen VHS-Kursen.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über die historische Entwicklung und die verschiedenen Ausprägungen der Pueblo-Keramik. Sie schildert ebenso in Grundzügen die wichtigsten Aspekte des kulturellen und sozialen Lebensraumes der Indianer in Geschichte und Gegenwart.

Die Ausst. ist bis zum 29. Januar zu sehen. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 - 12 und 15 - 17 Uhr.

Der Bad Homburger Hofmaler Johann Friedrich Voigt ist Thema einer Ausstellung im Gotischen Haus. Die Schau widmet sich seinem Leben (1792 bis 1871) und seinem Werk, das - wie sein Titel schon vermuten läßt - viele Porträts des Homburger Adels umfaßt. Die Ausstellung zum 200. Geburtstag des Malers dauert noch bis 31. Januar.

Die Bilder sind dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr zu sehen, mittwochs von 14 bis 19 und sonntags von 10 bis 18 Uhr.

In der Galerie Scheffel, Ferdinandstraße, sind Bilder der Klagenfurter Künstlerin Susanne Krawagna zu sehen. Die Ausstellung ist bis 20. Februar dienstags bis freitags von 10 bis 13 und 16 bis 18.30 Uhr zu besichtigen, samstags von 10 bis 13 Uhr. Susanne Krawagna studierte bei Arnulf Rainer in Wien, von 1988 bis 1990 lebte sie während eines Studienaufenthalts am Royal College of Art in London.

FRIEDRICHSDORF. Eine einheimische Künstlerin präsentiert die nächste Ausstellung im Friedrichsdorfer Rathaus, die am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr eröffnet wird: Ulrike Michel zeigt bis 5. Februar ihre Bilder. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie unter anderem von Robert Freund in Frankfurt (Ölmalerei), Gerda Jo Werner in Oberursel (Experimentelles Arbeiten) und Anne Deinzer in Kronberg (Radieren). Die Künstlerin ist Mitglied der Gruppe "Indigo"; sie lebt und arbeitet in Friedrichsdorf.

OBERURSEL. Eva Wolf-Bütows Galerie "L 9" (Liebfrauenstraße 9) beginnt das neue Jahr mit der 75. Ausstellung seit Gründung der Galerie im Jahr 1978. Am Samstag, 16. Januar, wird um 11 Uhr die Schau der Aquarelle und Eitempara-Bilder von Riitta Soini eröffnet, die bis zum 20. Februar dauert. Die wesentlichen Themen der finnischen Künstlerin, die in Bad Camberg lebt, sind Blumen, Landschaften und Porträts. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des finnischen Generalkonsuls Leif Fagernäs.

Geöffnet ist donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr. Am Samstag, 6. Februar, ist die offizielle Vernissage der Ausstellung.

"Maijakojopa - Augen der Wachsamkeit" ist Thema einer Ausstellung im Rathausfoyer, in der Schüler und Schülerinnen der Erich-Kästner-Schule (Haupt- und Realschule mit Förderstufe) das zeigen, was sie im Kunst-Kurs angefertigt haben. Die jungen Leute haben Totempfähle der Nordwestküsten- Indianer nachgestaltet, lebensgroße Skulpturen, die an die Entdeckung Amerikas erinnern sollen.

Von sich selbst haben die jungen Künstler dreidimensionale Gipsporträts hergestellt, zu sehen sind außerdem Graffiti-Kunstwerke, bemalte Gipshände und Collagen zum Thema "Alptraum Auto".

Die Ausstellung wird am Freitag, 15. Januar, 18 Uhr, eröffnet und ist dann 14 Tage lang zu sehen.

Im Vortaunusmuseum sind die Grabungsfunde der Bommersheimer Burg ausgestellt und in der Thoma-Gedächtnisstätte "Landschaften an Main und Taunus in Sammlungen und Museen - Hans Thoma (1839-1924)". Auch das Ölbild "Blick aus offenem Fenster" (auf die Kirche St. Ursula), das aus dem Stadtmuseum in Gera/Thüringen entliehen wurde, ist noch ausgestellt.

Öffnungszeiten sind: mittwochs 10 bis 17 Uhr, samstags 10 bis 16 Uhr und sonntags 10 bis 13 Uhr.

KÖNIGSTEIN. Farbradierungen von Günter Desch zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtsstraße 12, bis 28. Januar. Die Variationsbreite der Radierung ist für Desch so weitreichend, daß er sie zu seinem ausschließlichen Ausdrucksmittel gemacht hat. Das spannungsreiche Wechselspiel von Spontaneität und kontrolliertem Zufall hat er meisterhaft im Griff. Seine sehr abstrakten Bildelemente scheinen schwerelos im Raum zu schweben, nur gezügelt von begrenzenden Linien.

Geöffnet ist die Galerie mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr, an Sonntagen ist geschlossen.

Im Luxemburger Schloß sind bis Freitag, 15. Januar, die Strukturbilder von Jan-Peter Fluck ausgestellt. Öffnungszeiten sind täglich von von 14 bis 16 Uhr. Der Künstler versucht in seinen Bildern eine neue Sehweise der Wirklichkeit umzusetzen, denn "die alten Institutionen sind wie noch lebende Riesenleichname, die die ganze Erde mit sich in den Untergang reißen wollen".

FR

Frankfurter Schulen gewannen Strom-Preise

Bei einem Schülerwettbewerb unter dem Motto "Strom in unserem Leben" haben zwei Frankfurter Schulen Preise gewonnen. Ausgeschrieben war der Wettbewerb, an dem sich über 40 hessische Schulen beteiligten, vom Arbeitskreis Schulinformation der Landesgruppe Hessen der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW).

Der Leistungskurs Chemie des Goethe- Gymnasiums wurde für eine experimentelle Arbeit zur Photovoltaik und Sauerstofferzeugung mit einer mehrtägigen Informationsreise belohnt. Die Stadtwerke Frankfurt finanzierte den Gewinnern zusätzlich eine Lehrfahrt zum Max-Planck- Institut München.

In der Sekundarstufe I wurde die Klasse 9 d der Helmholzschule Sieger, die ein Modell entwickelt hat, in dem die eigene Schule in ein Niedrig-Energiegebäude mit Sonnenergienutzung umgewandelt wird. Als Preis gab es eine Informationsreise im Wert von 10 000 Mark.

Auch die Gewinner der Klasse 9 d erhielten von den Stadtwerken einen Zusatzpreis: eine Solarstromkomplettanlage für Unterrichtszwecke und eine Tagesfahrt zum Windenergiepark Vogelsberg. reu

SCHULE UND HOCHSCHULE 6

Wer in der Kirche mitarbeitet, soll auch mitreden Bedienstete wollen dem Betriebsverfassungsgesetz Geltung verschaffen / "Zweierlei Recht"

KASSEL. Da haben vier Mitarbeiter der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck vor einiger Zeit kräftig "trompetet". Mauern sind - anders als in der biblischen Geschichte - deshalb zwar nicht eingestürzt, nicht einmal Risse zeigten sich. Einige meinten gleichwohl, einen "Angriff auf die staatlich garantierte Unabhängigkeit der Kirchen" ausgemacht zu haben. Denn die vier Nordhessen möchten ein Stück der trennenden Mauer zwischen Staat und Kirche abgerissen sehen.

Ihre Forderungen sind so einfach wie weitreichend: das Betriebsverfassungsgesetz soll auch für die Kirchen und ihre Einrichtungen gelten. Zumindest sollen die kirchenintern geschaffenen Regelungen für Mitarbeitervertretungen einer Kontrolle der staatlichen Arbeitsgerichte unterworfen werden. Es könne nicht angehen, daß man der Kirche einen "rechtsfreien Raum" lasse, wenn dieser, wenig christlich, "zum Schaden der Arbeitnehmer mißbraucht" werde.

Der Bundestag hat inzwischen eine von der Gruppe eingereichte Petition der Bundesregierung "als Material" überwiesen, "damit sie in Überlegungen zur Lösung dieser Frage eingezogen wird". Das weitergehende Votum der sozialdemokratischen Fraktion, die Sache der Bundesregierung "zur Erwägung" zu überweisen, fand nicht die erforderliche Mehrheit. Glaube und Hoffnung der Nordhessen konzentrieren sich daher momentan auf den zuständigen Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung.

Geduld haben die vier Kirchenbediensteten als Mitglieder der Mitarbeitervertretung kirchlicher Werke und Einrichtungen schon bewiesen. Denn der Konflikt, der Lothar Mergard als Vorsitzenden des Gremiums und drei seiner Kollegen schließlich auf den Gedanken brachte, den Petitionsausschuß anzurufen, schwelt bereits seit geraumer Zeit.

Den an die Kirche gerichteten Vorwurf nicht nur des Mißbrauchs, sondern auch der "Rechtsbeugung" hat Mergard schon vor fast zwei Jahren erhoben. Seit fast 30 Jahren ist er bei der Kirche beschäftigt, und seit rund 15 Jahren schon Vorsitzender der Gesamtmitarbeitervertretung, als es zum Beispiel "Krach" wegen einer Arbeitszeitregelung gab. Dabei ging es hauptsächlich darum, ob die kirchlichen Beschäftigten ihre Überstunden nur an Nachmittagen ab 13 Uhr "abfeiern" oder (nach Abstimmung) ganze Arbeitstage ihrem Dienst fernbleiben dürfen.

Die Kirchenleitung mochte die "Präsenzpflicht" nur für halbe Tage aufheben, während die Mitarbeitervertretung eine Ganztagsregelung durchzusetzen versuchte. Weil keine Einigung zustande kam, wurde, wie in diesen Fällen vorgesehen, die (kirchliche) Schlichtungsstelle angerufen. Die Entscheidung, die sie traf, wurde von der Mitarbeitervertretung als annehmbarer Kompromiß gewertet.

Als das Landeskirchenamt diese Übereinkunft nicht akzeptierte, sondern Anweisung gab, den Beschluß der Schlichtungsstelle "nicht auszuführen", wollte sich die Mitarbeitervertretung nicht mit der Hoffnung auf das Jüngste Gericht trösten, sondern zog vor das Arbeitsgericht. Doch die weltlichen Richter sahen klar ihre Grenzen: Sie seien nicht befugt, die Entscheidungen derartiger Schlichtungsstellen zu überprüfen oder gar deren Vollzug anzuordnen, erklärten sie. Und sie hatten nicht einmal die Möglichkeit, "das Verhalten der Beteiligten in irgendeiner Weise zu kommentieren". Mergards damaliges Fazit: "Nur weil eine Kircheninterne Gerichte Formalie nicht stimmt, bleibt Unrecht jetzt Unrecht."

Aufgrund dieser "Formalie" - abgeleitet aus dem Grundgesetz in Verbindung mit der Weimarer Verfassung - steht den Religionsgemeinschaften das Recht zu, ihre Angelegenheiten selbständig zu ordnen und zu verwalten. Die Kirchen können deshalb auch frei entscheiden, ob und in welcher Form sie ihre Arbeitnehmer mitwirken und mitbestimmen lassen. Sie haben auch die Kompetenz, das selbstgesetzte Recht eigenständig (durch kircheninterne Gerichte oder Gremien) zu kontrollieren.

Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf den "Fall" aus der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck fand es dann der Petitionsausschuß ebenfalls "überlegenswert", auch die Kirchen der staatlichen Arbeitsgerichtsbarkeit zu unterwerfen - freilich ohne deren grundgesetzlich garantiertes Selbstverwaltungsrecht im übrigen anzutasten. Für denkbar hielt der Ausschuß auch die Möglichkeit einer "einvernehmlichen Übernahme der entsprechenden Grundprinzipien des Arbeits- und Arbeitsprozeßrechtes in das Kirchenrecht".

Bei der Debatte über die entsprechende Beschlußvorlage "vor einem Auditorium, das ähnlich gefüllt ist wie die Kirche am Sonntagmorgen" (der FDP-Abgeordnete Burghard Zurheide), zeigten sich die Gräben. So sah der Kasseler SPD-Abgeordnete Horst Peter mit Blick auf die rund 1,2 Millionen Beschäftigten bei den beiden großen Kirchen und auch angesichts der Lage in den neuen Ländern eine schlichte "Notwendigkeit, daß in diesem Bereich etwas geschehen muß". Denn es sei nicht hinnehmbar, daß die 1,2 Millionen Beschäftigten in bezug auf die Mitarbeitervertretung "schlechter als andere gestellt werden".

Dafür, "daß in unserem Lande nicht zweierlei Recht gilt", traten auch die Grünen/Bündnis 90 ein. Daß die kirchliche Autonomie Grenzen haben sollte, fanden auch die Liberalen. Wenn etwa Recht gesprochen werde (wie von der nordhessischen Schlichtungsstelle) und dieses Recht nicht durchgesetzt werde, dann könne ein Rechtstitel gleich an die Wand geheftet werden. Und das, so der FDP- Abgeordnete Zurheide, "kann und darf nicht richtig sein".

Selbst Mitglieder der CDU/CSU-Fraktion räumten ein, daß es im Kirchenbereich "Lücken im Mitarbeitervertretungsrecht" zu geben scheine. Durch eine "eigenmächtige Einflußnahme" des Staates auf die Beziehungen zwischen der Arbeitgeberin Kirche und ihren Angestellten werde jedoch "die Unabhängigkeit der Kirchen vom Staat ernsthaft bedroht" - eine "unnötige Belastung" des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat, wie der Abgeordnete Franz Romer meinte.

Wie die Sache und die nunmehr als "Material" überwiesene Petition im zuständigen Bonner Ministerium gesehen wird, bleibt abzuwarten. Nur eines scheint schon festzustehen: Wenn aus Bonn keine positiven Signale kommen, werden die Nordhessen ihr Anliegen weiter verfechten. Nicht, wie es im Alten Testament steht, Auge um Auge und Zahn um Zahn, sondern mit demokratischen Mitteln. Mergard, der das Mißfallen seiner Kirchenleitung schon gespürt hat ("Wer sich bewegt, spürt seine Ketten"), hofft zum Beispiel, daß auch Mitarbeiter in anderen Landeskirchen aufstehen und ein Bild von den kirchlichen Strukturen zeichnen: Strukturen, aufgrund derer die Kirche nach Einschätzung Mergards eine "Position der uneingeschränkten Macht und Herrschaft mißbraucht".

Mit Bibelzitaten hat Mergard noch nicht argumentiert. Dabei findet sich etwa im Brief des Paulus an die Römer eine passende Stelle: "Jede Seele sei der Amtsgewalt und Obrigkeit untertan; denn es gibt keine Gewalt, die nicht von Gott wäre."

Das Buch der Bücher wurde übrigens auch in der Bundestagsdebatte zitiert. Ein Christdemokrat empfahl den Abgeordneten der SPD die Lektüre von Jesaja, Kapitel 30, Vers 15: "Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein."

ANNE RIEDEL

Fastnacht . . .

Fortsetzung von Seite 1 klassischen Fastnachtsspaß und weg von gekaufter Show (im Rahmen der Saalbau-Angebote gibt es eine hervorragend besuchte Büttenrednerschule).

Mehr Eigenleistungen sind angesagt. Weiter: Einbinden der Kapellen in den Programmablauf über Tuschs hinaus und Abstriche an Programmlängen nach dem Motto: "In der Kürze liegt die Würze." Die Veranstaltungen noch besucherfreundlicher und attraktiver zu gestalten ist das Gebot der Stunde.

Zur Besucherfreundlichkeit gehört aber auch, daß Sitzungskapellen ihre Verstärkeranlagen nach Programmende drastisch herunterfahren, damit an den Tischen eine normale Unterhaltung (ohne Gebrüll) möglich ist und Gäste nicht davonlaufen. Denn nicht jeder widmet sich dem Tanzvergnügen.

Eine der vielen Sitzungen behält sich der "Große Rat" vor: die Inthronisation am Freitag, 5. Februar, im Zoo-Gesellschaftshaus. In einem völlig neuen Rahmen soll das große Kinderfest am Fastnachtsamstag im Römer-Paulskirchenbereich präsentiert werden.

Schließlich kündigt der "Große Rat" eine neue Streckenführung für den Frankfurter Fastnachtszug an. *dixi

Oeser und die Polizei besuchen Seniorenclub

MÖRFELDEN-WALLDORF. Wer beim Seniorenclub der Arbeiterwohlfahrt mitmischen will, hat dazu auch 1993 reichlich Gelegenheit: Jeden Freitag ab 14 Uhr werden im Bürgerhaus Rommé und Skat gespielt. Sportlich Aktive können sich dem Kegelclub anschließen, der sich alle zwei Wochen mittwochs um 14 Uhr im Bürgerhaus trifft.

Dazu kommen die Clubnachmittage alle zwei Wochen dienstags von 14.30 bis 18 Uhr im Bürgerhaus. Erstes Treffen war am 12. Januar; am 26. Januar kommt Stadtverordnetenvorsteher Professor Dr. Kurt Oeser zu Besuch, am 9. Februar ist ein Vertreter der Polizei im Seniorenclub zu Gast.

Für Abwechslung am 23. Februar sorgt ein Fastnachtsauflug. Geburtstagskinder stehen am 9. März im Mittelpunkt. Schlußpunkt des ersten Quartals 1993 wird der 23. März sein, wo unter anderem Bingo gespielt wird. wal

Bulgarien: Drei ganz und gar verkehrte Fronten

Im Jahreswechsel ist eine balkanische Nachricht verblaßt: Bulgarien hat einen neuen Regierungschef, er heißt Luben Berow, ist 67 Jahre alt, parteilos und war bisher Wirtschaftsberater des Staatspräsidenten Schelju Schelew. Daß Berows Wahl die Lage auf dem Balkanland gründlich auf den Kopf stellt, ging wenigen auf.

Bei den Oktoberwahlen 1991 waren von 38 Parteien, die sich um Mandate bewarben, nur drei übriggeblieben. Die Union der Demokratischen Kräfte (UDK, in der bulgarischen Abkürzung: SDS) hatte 110 Sitze gewonnen, aber das reichte nicht zur angestrebten Alleinherrschaft. Die aus der Kommunistischen Partei hervorgegangene Sozialistische Partei Bulgariens (BSP) hatte mit 106 Mandaten überraschend gut abgeschnitten. Eine Koalition zwischen beiden kam jedoch nicht in Betracht; dafür war die UDK insgesamt zu sehr auf antikommunistische Gemeinsamkeit eingeschworen, und die BSP war in ihrem Wendeprozeß manche Zickzackwege gegangen.

Die reformerisch-demokratische Mitte, die ihre eigenen Möglichkeiten überschätzt und deswegen gemeint hatte, getrennt marschieren und vereint gewinnen zu können, war auf der Strecke geblieben. Petar Dertliews Sozialdemokraten (UDK-Zentrum) und die Listenverbindung von Grünen, Konservativen und Liberaldemokraten (UDK-Liberale) waren ebenso an der Vierprozenthürde gescheitert wie die beiden Bauernbünde.

So wurde die Bewegung für Rechte und Freiheiten (BRF, bulgarisch: DPS) mit ihren 24 Abgeordneten zur mehrheitsbeschaffenden dritten Kraft. Sie wurde ganz überwiegend von der türkischen Minderheit Bulgariens gewählt, obwohl ihre Parteiführer Ahmed Dogan und Jonal Lütfi stets beteuerten, für alle Bürger Bulgariens Freiheiten und Rechte einzufordern. "Ethnische" Parteien sind überdies im Lande nicht zugelassen.

Doch den "Harten" in der BSP lag anfangs viel daran, die BRF als verfassungsfeindlich abzuqualifizieren, was deren Fraktionschef Lütfi mit der Drohung beantwortete, die Sozialisten für die "nationale Katastrophe unserer bulgarischen Heimat" gesetzlich haftbar zu machen, weil sie in Wahrheit die KP fortsetzten. Das war viel Rhetorik und wenig Sachauseinandersetzung; es reichte aber aus, nur einen einzigen Ausweg offenzulassen: die Regierungsbildung durch die UDK, toleriert von der BRF.

So konnte der UDK-Kandidat Philip Dimitrow, damals 37 Jahre alt und als radikaler Gegner der alten KP wie der neuen BSP wohlbekannt, am 8. November 1991 seine Regierung vorstellen und von der erwarteten Mehrheit billigen lassen. Die juristische Auseinandersetzung mit der stalinistischen Vergangenheit, die Beschleunigung der Wirtschaftsreform und die Demokratisierung waren seine wichtigsten Programmpunkte.

Der erste Prozeß gegen den einstigen Diktator Todor Schiwkow beschränkte sich jedoch auf Unterschlagungsaffären. Verurteilt wurden führende Geheimdienstler und einige ehemalige Regierungsmitglieder. Eine faktische Auseinandersetzung mit der KP-Herrschaft steht noch aus. Die schwungvoll begonnene Wirtschaftsreform verschärfte die soziale Krise, so daß Dimitrow sich bald einer unvermuteten Einheit von traditionellen und neuen Gewerkschaften gegenübersah: Die christlich inspirierte Podkrepa des Konstantin Trentschew, die der antikommunistischen UDK anfangs sehr nahestand, verband sich in Arbeitskämpfen und in sozialen Grundforderungen mit den "Unabhängigen", der aus der Staatsgewerkschaft hervorgegangenen, nun eher sozialdemokratisch orientierten Föderation UFBG. Podkrepa ist mit 600 000 Mitgliedern seit Jahresmitte stärker als die Konkurrenz und ebenso regierungskritisch.

Zudem verscherzte sich Dimitrow im Spätsommer vorigen Jahres die Unterstützung der BRF. Diese hatte auf mehr Mitsprache gepocht, ohne allerdings Ministerämter zu fordern, und vergebens auf die Verarmung der vor allem von Türken bewohnten Regionen von Kardschali und Haskowo hingewiesen. Daß sie sich am 28. Oktober einem sozialistischen Mißtrauensvotum gegen Dimitrow anschloß, hatte vor allem den Zweck, dem immer autoritärer regierenden und überdies mit Staatspräsident Schelju Schelew zerstrittenen Dimitrow eine Lehre zu erteilen. Die Folge war aber eine mehrmonatige Regierungskrise.

Zu deren Hintergrund gehört auch das Mazedonien-Problem. Sofia hatte als einer der ersten europäischen Staaten die benachbarte Nachfolgerepublik des einstigen Jugoslawiens anerkannt, auf Kosten des Verhältnisses zu Griechenland. Das war auch durch die von dem demokratischen Präsidenten Schelew maßgeblich geförderte Normalisierung der Beziehungen zur Türkei belastet. Dimitrows Regierung zeigte sich diesen Konsequenzen nicht mehr gewachsen, zumal die angestrebte engere Bindung an die EG nicht wie erhofft vorankam.

Während der von Schelew verfassungsmäßig mit der Regierungsneubildung betraute Dimitrow noch über ein neues Kabinett verhandelte, tat sich die BRF Anfang November mit seiner UDK bei der Wahl eines neuen Parlamentspräsidenten - des UDK-Fraktionschefs Jordan Jordanow - zusammen. Dem Versuch Dimitrows, ein neues Kabinett zu bilden, verschloß sich die BRF jedoch. Dem Verfassungsgebot folgend beauftragte Schelew Ende November die Sozialisten mit der Regierungsbildung, die aber gleichfalls keine parlamentarische Mehrheit zustande brachten. Danach mußte, immer noch den Verfassungsvorschriften nach, die nächststärkste Partei den Versuch wagen - die BRF. Die Partei Dogans und Lütfis schlug einen nicht parteigebundenen Kandidaten vor, nämlich Luben Berow.

Der ehemalige Berater des der UDK nahestehenden Staatspräsidenten übernahm aus dem UDK-Kabinett den Industrieminister Rumen Bikow und gewann drei UDK-Abgeordnete für Ministerämter. Daraufhin ließ die radikale Mehrheit der UDK diese Vierergruppe aus der Fraktion ausschließen und stimmte geschlossen gegen Berow. Der wurde dennoch gewählt - mit den Stimmen der "Türkenpartei" BRF und der Sozialisten.

Dieses Bündnis kehrt nun die bisherigen Fronten der bulgarischen Innenpolitik völlig um. Die Feindschaft, die die Sozialisten bisher der BRF entgegenbrachten, ist vergessen; die UDK hat sich in die Opposition taktiert und durch den Ausschluß der neuen Minister auch die relative Mehrheit verloren. Freilich wird geargwöhnt, daß die BRF-Sozialisten nichts anderes angestrebt haben. Eine Schwächung oder gar Spaltung der UDK würde ihre Aussichten für Neuwahlen radikal verbessern. Umfragen ließen jüngst erkennen, daß die UDK und die BSP ungefähr gleichauf sind; das war vor der Wahl Berows zum Premier. Die BSP kann sich jetzt als stabilisierender Faktor darstellen, nicht unwichtig angesichts der Kriege im benachbarten Ex-Jugoslawien. Sie kann aber Berow auch scheitern lassen, etwa aus Protest gegen seine Reform- und Sozialpolitik. Und dann wären Neuwahlen fällig.

"Die verliebte Wolke" verzauberte alle Zuschauer Im Jugendhaus Dornbusch erfreuten sich die Besucher an Theater, Musik und handwerklichen Vorführungen

FRANKFURT-NORDWEST. Der Derwisch im gestreiften Kaftan spielte auf seiner Zauberflöte. Er setzte sie ab und erzählte eine Geschichte; nicht nur in einer Sprache. Der deutsche Text wechselte mit türkischen Passagen. Die Zuschauer lauschten gebannt, Erwachsene ebenso wie Kinder. Niemand brauchte eine Übersetzung, alle verstanden den Sinn auch so. Der Derwisch hatte Gehilfen, die ihn beim Erzählen unterstützten, Stockpuppen, die den Part von Kara Seyfi, dem reichsten Mann im Fötenland, übernahmen oder die von Ayses Freunden, der kleinen Wolke, der Taube und dem Kaninchen.

Das Mädchen Ayse wurde von einem Kind aus dem Publikum dargestellt. Die kleine Schauspielerin kannte ihre Rolle nicht. Aber der Derwisch lenkte ihren Rollentext nicht. So entfaltete sich das Märchen für die Zuschauer planvoll, erzählte, wie Kara Seyfi dem Mädchen Ayse ihren wunderbaren Garten abnehmen will mit allen Mitteln, bis zur Bestechung mit einem großen Sack voller Gold.

Ayses Freunde helfen ihr, begleiten sie auf ihrer Reise in das Land der Dürre und das Land der Winde. Orientalische Erzählkunst, Puppenspiel und Schattentheater wirkten zusammen in dem Stück, das natürlich gut ausging: Der wunderbare Garten blieb Ayse erhalten.

Etwa 80 Kinder und 20 Erwachsene ließen sich im Jugendhaus Dornbusch eine Stunde lang von der Erzählung "Die verliebte Wolke" in die Märchenwelt entführen. Und wenn der Derwisch nach dem türkischen Wort für eine bestimmte Blume suchte, dann riefen ihm die türkischen Kinder die richtige Vokabel zu. Nur die Hyazinthe blieb unübersetzt, da waren alle überfordert.

Dem erzählenden Derwisch machte das nichts aus. Ihm ging es darum, seinem deutschen Publikum den Klang einer fremden Sprache nahezubringen, den türkischen Kindern die Rolle wichtiger Helfer zu bieten. Hier waren sie es einmal, die etwas besser wußten. Zwei Kulturen zusammenbringen, das Verständnis füreinander zu wecken, ist die Absicht dieses Stückes. Der erzählende Derwisch heißt im bürgerlichen Leben Wolfgang Massner und stammt aus Heidelberg. Er hat seinen Lehrerberuf zugunsten der unsicheren Karriere eines Theatermachers für Kinder aufgegeben. Hier liegt, da ist er ganz sicher, seine eigentliche Berufung.

Messner hat in Heidelberg studiert. 1980 gründete er das Blinklichtertheater und brachte eigene Inszenierungen heraus. Er lernte bei berühmten Puppenspielern und verbrachte 1987 einen Studienaufenthalt in Indonesien, um Unterricht im klassischen indonesischen Schatten- und Puppenspiel zu nehmen. Inzwischen hat er auch Hörspielproduktionen für Kinder gemacht. Sein Blinklichtertheater ist bekannt und begehrt: "Man kann schon davon leben."

"Natürlich", sagt Messner, "kann ich nicht Türkisch. Ich habe meine Texte, die mir Freunde geliefert und übersetzt haben, auswendig gelernt." Wichtig für ihn ist die Zweisprachigkeit. "Die verliebte Wolke" ist sein erster Versuch mit einem zweisprachigem Stück. "Und es kommt überall gut an." Neben der Wolkengeschichte hat Messner noch fünf andere Stücke im Repertoire.

"Die verliebte Wolke" entstand als Auftragsarbeit der Stadt Ludwigshafen. Als Vorlage diente ein Märchen von Nazim Hikmet. Der inzwischen verstorbene Lyriker sei so etwas wie ein türkischer Brecht gewesen, berichtet Messner, dem die türkische Sprache liegt: einfach, aber voll schmuckvoller Umschreibungen.

Seit drei Wochen ist Messner mit dem Stück auf Tournee. Für dieses Jahr wird er sich wieder etwas anderes ausdenken. "Die meiste Zeit", sagt er, "verbringe ich zu Hause mit den Vorarbeiten, dem Stükkesuchen, Bearbeiten, Ausfeilen." "Die verliebte Wolke" war ein Beitrag gegen den Fremdenhaß. Sein nächstes Stück soll wieder etwas ganz anderes werden. Er will sich nicht festfahren.

Klaus Fischer, Leiter des Jugendhauses Dornbusch, spendete reichlich Beifall. Er hatte es sich nicht nehmen lassen das Stück anzusehen, obwohl er an diesem Nachmittag genug anderes zu tun hatte. Denn das Kindertheater war nur ein Programmpunkt (wenn auch eine Art Höhepunkt) dieses Tages im Jugendhaus Dornbusch. Schon seit Mittag war im ganzen Haus reger Betrieb gewesen, Fischer und sein Team hatten vielfältige Bastelmöglichkeiten angeboten.

Im Erdgeschoß wurde vorgeführt, wie man mit einem altem Spinnrad Schafwolle verspinnt. Es roch nach Plätzchen und Kaffee, und alt und jung erfreute ein Bläserensemble, das im Treppenhaus Aufstellung genommen hatte. "Das ist diesmal neu", freute sich Fischer. "Wir versuchen uns immer ein bißchen zu steigern."

Das Jugendhaus hat damit die Besucher überzeugt und erneut bewiesen, daß es neben der manchmal zermürbenden Alltagsarbeit auch glanzvolle Höhepunkte im Jahreslauf inszenieren kann. li

Sporttribüne

Einen schönen Lacherfolg hat der Deutsche Handball-Bund da gelandet. Zweimal haben, was an sich kein unüblicher Vorgang ist, Handballspieler die rote Karte gesehen; der Rostocker Holger Langhoff nach der Partie gegen Düsseldorf wegen Beleidigung eines Schiedsrichters, der Wallauer Mikael Kaellman wenige Tage später ebenfalls in einem Spiel gegen Düsseldorf wegen einer verbalen Unsportlichkeit. Nun meint der Laie natürlich, und auch die Rechtsordnung des DHB sieht solches vor, daß die Beleidigung das schwerwiegendere Vergehen sei. Und weiter, denkt sich der Handballfreund, sei daraus zu folgern, daß die Bestrafung des übleren Vergehens die härtere auch sein müsse. Ebenfalls korrekt, Langhoff muß zwei Spiele, Kaellman nur ein Spiel pausieren. Und dennoch saß der Finne in Leutershausen auf der Bank, während der Rostocker gegen Großwallstadt eifrig dem Handballsport frönte.

Ganz recht, der Rostocker spielte, obwohl sein Vergehen länger als das Kaellmans zurückliegt, obwohl der Spielwart des DHB, Heinz Facklam, eine Sperre ausgesprochen hatte. Die in den Regeln vorgesehene direkte Sperre nach einer roten Karte trat in Langhoffs Fall nicht in Kraft, da er erst nach Spielende beleidigend wurde, das anschließende Urteil konnte mit der Post nicht rechtzeitig zugestellt werden, und so lief der Rostokker auf, wiewohl alle Beteiligten um seine Sperre wußten.

Kaellman dagegen durfte wegen der automatischen Sperre in Leutershausen nur zuschauen, obwohl die Wallauer Protest gegen seinen Ausschluß eingelegt hatten. Nun hoffen die Wallauer auf einen Erfolg ihres Einspruchs, um in Bensheim ein zweites Mal unter Mitwirkung des entsperrten finnischen Mittelspielers Mikael Kaellman anzutreten. 60 Minuten Handball könnten also vergeblich gespielt worden sein, der ohnehin gedrängte Terminkalender der Wallauer und Leutershausener könnte noch ein Stückchen voller werden. Aber genau dieser Terminkalender ist auch der Grund für die auf den ersten Blick merkwürdig späte Ansetzung des Verhandlungstermins der Sache Kaellman.

Als die Verfahrensregeln bei Protesten und Verhandlungen vom DHB gemacht wurden, sah es noch durchaus danach aus, als hätten die Handballer einen ausgewogenen Mittelweg zwischen zeitlichen Zwängen und gerechten Verfahrensabläufen gefunden. Zunächst einmal war der Handball- Bund allein aus organisatorischen Gründen gezwungen, den möglichen Protesten der Vereine gegen Schiedsrichterentscheidungen keine aufschiebende Wirkung zuzubilligen. Die Vision mehrinstanzlicher - und mehrwöchiger - Verhandlungen über die Spielsperre eines einzelnen Spielers und die - bei aufschiebender Wirkung der Proteste - damit verknüpfte Verschiebung aller Spiele der betroffenen Vereine zeigt, daß diese Prämisse vom DHB gesetzt werden mußte, um den Spielbetrieb überhaupt aufrechterhalten zu können.

Im Sinne einer möglichst fairen Behandlung aller am Verfahren Beteiligten räumte der DHB eine 48stündige Mühlen der DHB-Justiz mahlen zu langsam Frist zur Begründung des Protestes ein. Zudem wurde den Betroffenen ebenfalls eine Frist eingeräumt, das eigens für den aktuellen Fall einzuberufende Schiedsgericht abzulehnen. All diese an sich der fairen Verhandlung strittiger Fragen nur dienenden Verfahren sind darauf angelegt, innerhalb einer Woche - bis zum vermeintlich nächsten Spieltag nämlich - zu einer Entscheidung zu gelangen. Ein äußerst vernünftiges und praktisches System, wenn es nicht inzwischen weit neben der Realität läge, ist doch der Spielrhythmus zumindest für die in internationalen Wettbewerben engagierten Spitzenteams vom sieben- zum dreitägigen geworden.

Wie in vielen anderen Fällen auch, hat sich die ehemals als vernünftig betrachtete Verbandsorganisation dem modernen Profisport als nicht mehr angemessen erwiesen. Um eine zumindest halbprofessionelle Handballmanschaft zu unterhalten, müssen die Vereine inzwischen nicht unerhebliche Summen investieren. Die Etats der Handball-Bundesligisten liegen zum Teil über der Zweimillionengrenze. Dieses Geld kann nicht allein mit den Zuschauereinnahmen erwirtschaftet werden. Darum gilt es zum einen, recht viele medien- und damit werbewirksame Spiele auszurichten - auch ein Grund, weswegen die Handball-Bundesliga nicht verkleinert wird. Zum anderen müssen internationale Verpflichtungen und die Termine der Nationalmannschaft mit dem Spielplan der Bundesliga vereinbart werden. Das Ergebnis ist ebenjener dichtgedrängte Terminkalender, über den die Vereine so jammern, ohne den sie sich allerdings umgehend vom Spielbetrieb zurückziehen müßten.

Dieser rasanten Entwicklung in Richtung professioneller Organisation der Vereine, oder doch zumindest ihrer Profi-Abteilungen, können die Verbände vieler Sportarten kaum folgen, die Strukturen bleiben dem Amateur-, dem Wochenendsport verhaftet.

Der Deutsche Handball-Bund hat mit der Gründung der Handball-Marketing GmbH bereits einen wesentlichen Schritt in Richtung einer professionellen Arbeit des Verbandes zumindest auf dem finanziell bedeutsamen Gebiet der Vermarktung und Organisation von Veranstaltungen getan. Nun gilt es, auch bei der Rechtsordnung nachzuziehen. Selbst wenn es möglicherweise auf Kosten der Fairneß geht, die Verfahren der Sportgerichtsbarkeit müssen beschleunigt werden. Die Einsetzung eines ständigen Gerichts bereits vor der Saison sowie eine Verkürzung der Protest- und Einspruchfristen scheinen unumgänglich.

Gesetzt den Fall, an einem Mittwochspieltag in der Handball-Bundesliga sähen vier Spieler Rot, vier Proteste folgten und vier Verhandlungen würden angesetzt: fast die Hälfte aller Partien des folgenden Wochenendspieltages müßten eventuell wiederholt werden. Für die Liga eine Schrekkensvision. DHB-Rechtswart Heinz Winden hält "diese zeitlichen Regelungen" denn auch für "unbefriedigend". Recht hat er. ARND FESTERLING

Die Sänger "überrascht" Wolfgang Wels ist der neue Liederkranz-Chorleiter

FRANKFURT-NORDWEST. Musikalische Überraschungen gab es in der 114jährigen Geschichte des Praunheimer Männerchors Liederkranz von 1878 immer wieder. Während der besinnlich- nachdenklichen, aber auch heiter fröhlichen Jahresabschlußfeier in vorweihnachtlicher Atmosphäre im Christ-König- Gemeindezentrum überraschte Vorsitzender Wilfried Roth die Liederkranzfamilie "auf besondere Art und Weise".

Er begrüßte als neuen Chorleiter Wolfgang Wels, der seit knapp zwei Jahren die "Happy Singers", die Show-Truppe des Vereins, die sich der leichten Muse verschrieben hat, musikalisch betreut. Wels tritt damit die Nachfolge von Hans- Erich Debo an (die Stadtteil-Rundschau berichtete), der "den großen Chor drei Jahre lang musikalisch prägte", wie der stellvertretender Vorsitzender Peter Rokstein in der Begründung des Dirigentenwechsels bestätigte.

Wenn die Mitteilung für die Aktiven des Vereins auch nicht ganz überraschend kam, so war sie zumindest für die Gäste des Abends "völlig unerwartet". Den Sängern jedenfalls hatte es keineswegs den Gesang verschlagen.

Unter der Leitung des Vizedirigenten Wolfgang Schaeffer wirkten sie vielmehr gelöst und eröffneten in Feiertagsstimmung mit "Im Dorf da klingen die Glokken" musikalisch das traditionelle gemütliche Beisammensein - allerdings "vor einer etwas spärlichen Kulisse", wie Wilfried Roth bedauerte. Denn viele Stühle im festlich dekorierten Gemeindesaal waren doch leergeblieben.

Pfarrer Seppel König, dessen ironisch- hintergründige Ansprache ein fester Bestandteil der Liederkranz-Jahresabschlußfeier ist, verglich die Gesellschaft mit einer Schafherde und nahm diese und sich selbst dabei kräftig auf die Schippe. Einer seiner Sprüche war etwa: Alle fühlen sich in der Herde wohl, und am wohlsten, wenn sie dem Leithammel folgen können, ganz gleich, was der auch "macht und tut".

Traditionsgemäß ist die Feier aber auch der "würdige und richtige Rahmen" für Jubilarenehrungen. Mit der silbernen Ehrennadel wurde Willi Riehl für 25jährige fördernde Mitgliedschaft und Dieter Fröhlich, der seit 25 Jahren im großen Chor und bei den "Happy Singers" fröhlich mitsingt, ausgezeichnet. Nach dem Trommellied des großen Chors leiteten die "Happy Singers" mit heiteren Weisen über zum gemütlichen Teil des festlichen Abends.

Die "Happy Sisters", jene Sängerfrauen im Hintergrund, ohne die kein Fest über die Bühne läuft, sorgten für Schmachkaftes aus der Küche, und der Keller bot mit "Mölsheimer Domblick", "Schloß Hammerstein" oder "Erbacher Honigberg" erlesene Tropfen. Da fiel's der "Ein-Mann- Kapelle" Dieter Martin nicht schwer, für musikalische Untermalung zu sorgen und die Tänzer aufs Parkett zu locken. *rw

Vergangenheit ist wichtig Club der Altfußballer ehrte verdiente Mitglieder

FRANKFURT A. M. "Das ist ja unglaublich", staunte der Vorsitzende des "Club der Altfußballer Frankfurt", Karlheinz Glaßner, noch vor der Begrüßung. Noch nie war der Andrang zur Jahresabschlußfeier des CdA im Bornheimer Bürgerhaus so groß wie diesmal. Lange nach dem fast dreistündigen Programm saßen die Recken von damals, darunter die noch "Jüngeren" aus großen Eintracht- Tagen, Richard Kreß und Adolf Bechthold, zusammen mit jenen aus den zwanziger und dreißiger Jahren, die der Sport jung erhalten hat.

Als Ältester im Kreis wurde Alfred Hiller, einst Korrektor bei der Frankfurter Rundschau und als Fußballer aus der berühmten Hiller-Familie hervorgegangen ("meine Brüder spielten alle Fußball") gefeiert. 92 Jahre ist er alt und weiß noch genau zu berichten, wie er nach Frankfurt und zur Germania 94 kam. Weil die Vergangenheit bei diesen Treffs so wichtig ist, wurden Wille Klar, Ernst Knirim, Willi Trumpp und Georg Wörner zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Willi Klar ist in diesen Tagen 85 Jahre alt geworden. Er machte sich nicht nur als Frankfurts bekanntester Theater-Fotograf, sondern auch als erster Profi der Stadt einen Namen. 1934 ging er zu Racing Straßburg, um nach zwei Jahren zu Sportive Luxemburg zu wechseln. "Eine harte Zeit", sagt er heute. Denn die Deutschen waren damals im Ausland begreiflicherweise nicht angesehen.

Mit Goldenen Ehrennadeln wurden Vorsitzender Karlheing Glaßner, Erich Müller und Fritz Zänger ausgezeichnet; weitere sieben Mitglieder erhielten die Silbernadel.

Das Programm fand ungeteilten Beifall, zumal Manfred Haar als Moderatur und "Theaterbesucher" sofort den Kontakt zum Publikum fand. Hein Schönberger (Klarinette), einstiger hr-Bandleader und Conny Jackel (Trompete) spielten flotte Musik.

Die "Lips" mit Hebeakrobatik, tanzenden Reifen und einer tollen Rollschuhnummer lösten Beifallstürme aus. Die Sängervereinigung Eschersheim sorgte für den besinnlichen Teil und die Kapelle Lenz später dafür, daß die Alten doch noch lange tanzten.

So sehr an diesem Tag die Verbundenheit unter den vier (Orts)Bereichsgruppen Frankfurt (Leitung Herbert Kesper), Niederrad (Robert Berhdhardt), Oberrad (Karl Sänger) und Griesheim (Fritz Zänger), zum Ausdruck kam - es fehlt dem CdA an Nachwuchskräften in der Frührungsetage.

Der stellvertretende Vorsitzende, Gerd Müller, und der langjährige Schatzmeister, Walter Kraushaar, müssen sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Der 330 Mitglieder starke CdA ist bei seinem umfangreichen Reise- und Fahrtenprogramm übers Jahr auf viele Helfer angewiesen.

Karlheinz Glaßner baut vor allem auf jüngere Kräfte: "Mit 40 Jahren kann jeder bei uns eintreten. Der Beitrag entspricht bei uns noch dem Vorkriegsstand." bm

"Hat uns voll erwischt" Die Leichtathleten der Eintracht zogen Jahresbilanz

FRANKFURT A. M. "Dieses Jahr hat es uns voll erwischt, die Saison 1992 war ein Kontrastprogramm zu den vorhergegangenen", meint Hans-Joachim Schroeder, Leiter der Leichtathletik-Abteilung bei der Frankfurter Eintracht: "Durch das Verletzungspech mehrerer Aktiven und eine Schwangerschaft waren die Leistungen nicht so, wie wir es eigentlich erwartet hatten." Trotz dieser Analyse feierten die 150 Sportler, Trainer und Funktionäre dieser Tage in guter Stimmung das traditionelle Weihnachtsfest im Haus ihres Hauptsponsors in Neu-Isenburg.

"Man kann Leichtathletik zwar planen, aber der Faktor Mensch kommt einen natürlich dabei in die Quere", ging Schroeder nochmals auf die Probleme seiner Abteilung ein. Außer den kritischen Betrachtungen drückten die auf der Feier vorgenommenen Ehrungen auch die beständigen Erfolge von 17 Sportlerinnnen und Sportlern bei hessischen und süddeutschen Meisterschaften aus.

"Wenn ein Jahr schlecht gelaufen ist, darf man einen Verein nicht gleich verdammen und Mittelkürzungen vornehmen. Gerade in unserer Sportart wird die geleistete Arbeit erst mittelfristig sichtbar", erklärt der Abteilungleiter.

Wie alle Frankfurter Vereine ist auch Eintracht Frankfurt von der angespannten Haushaltslage der Stadt betroffen. Die Kürzung der Zuschüsse konnte allerdings durch die Sponsoren, der Servicegesellschaft einer großen Airline und einem Sportartikelhersteller, aufgefangen werden. Etwa zwei Drittel des Etats werden durch diese Haupt- und einige Nebensponsoren aufgebracht, der Rest muß mit Mitgliedsbeiträgen bestritten werden.

Ein Problem ist seit Jahren der schlechte Zustand und die mangelhafte Geräteausstattung des Stadions am Riederwald, wo die Leichtathleten der Eintracht vorwiegend trainieren: "Wir hatten lange Zeit keine Hochsprungmatte und die Matte für den Stabhochsprung fehlt bis heute", erläutert Schroeder.

Viel Wert legt der Verein seit jetzt zehn Jahren auf die Nachwuchsförderung: "Davor, das muß man zugeben, lief in dem Bereich etwas wenig. Momentan befinden wir uns aber in einer einmaligen Situation - sowohl in der männlichen als auch bei der weiblichen Jugend stellen wir den deutschen Mannschaftsmeister." Die Gruppen setzen sich aus hervorragenden Einzelathleten zusammen."

Um schon bei den ganz jungen mit der Förderung anzusetzen, hat die Abteilung seit kurzem die Riedschule in Bergen- Enkheim als Partner. Die Trainer werden vom Verein gestellt und betreuen im Rahmen einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis sieben.

Damit wurde ein Programm des hessischen Kultusministeriums aufgegriffen: "In Zeiten, in denen das Geld knapp ist, entwickelt man verstärkt solche Ideen. Wir überlegen sogar, ob wir noch eine zweite Partnerschaft eingehen", betont Hans-Joachim Schroeder. laf

Am Anfang war die - Hühnerologie Aus der Chronik des Frankfurter Geflügelzuchtvereins von 1867: Viele Erfolge

FRANKFURT A. M. Den Grundstein zur Rassegeflügelzucht in Deutschland legte 1852 der Fabrikant Robert Oettel in Görlitz mit der Gründung eines "Hühnerologischen Vereins". Sein Beispiel machte gleich in mehreren deutschen Städten Schule. 30 Frankfurter Bürger organisierten 1867 eine Vogelausstellung, ein halbes Jahr später gründete sich im Hotel Drexel (Friedberger Straße) die "Gesellschaft der Vogelfreunde zu Frankfurt am Main".

Zum Vereinspräsidenten wählte die Gemeinschaft den Stadtrat Heinrich Dietz. Vereinsziel: "Hebung der Zucht, Veredlung, Pflege und Liebhaberei von Haus- und Stubenvögeln". Vereinslokale waren zuerst die Gaststätte "Storch" in der Saalgasse und das Café Schiller.

Von 1868 an zeigte die Gesellschaft jährlich eine Vogel- und Geflügelausstellung, unter anderem in der Exerzierhalle der Freiwilligen Feuerwehr Sachsenhausen. Die Zahl der Mitglieder, darunter der Mundartdichter Friedrich Stoltze, war auf 51 angestiegen.

Im Dezember 1880 wurde Frankfurts Branddirektor Carl Ranft neuer Präsident, 1881 veranstaltete der Verein einen Geflügelmarkt in den Räumen der Zentralstation der Berufsfeuerwehr in der Heiligkreuzgasse. Planungen für eine Klubschau 1883 führten zu Meinungsverschiedenheiten und zum Rücktritt des gesamten Vorstandes. Ehrenpräsident Dietz erklärte sich bereit, erneut die Geschicke des Vereins zu leiten. 1886 ging dieses Amt an Heinrich Schumacher über.

Inzwischen stellten Züchter aus Frankfurt auch in anderen deutschen Städten aus und errangen viele Ehrenpreise. 1888 fanden Frankfurter Tiere bei der internationalen Ausstellung in Rom, danach in Straßburg und Wien starke Beachtung. 1890 kehrte Branddirektor Ranft auf den Präsidentensitz zurück. Der Verein hatte sich auf rund 300 Mitglieder vergrößert. Nach dem plötzlichen Tod des Präsidenten Ranft 1894 übernahm Heinrich Schumacher nochmals die Führung.

1897 war Frankfurt erstmals Schauplatz einer vom inzwischen gegründeten "Verein für Geflügel- und Vogelzucht" ausgerichteten nationalen Geflügelausstellung, die vierte ihrer Art mit über 6500 Tieren. 1898 wurde die "Nationale" erneut nach Frankfurt vergeben, bis 1989 hatte sich ihre Zahl auf 19 Ausstellungen erhöht, bei denen insgesamt 200 000 Tiere gezeigt wurden. Noch vor der Jahrhundertwende richteten die Vogelfreunde eine Geflügelschau im Rahmen der deutschen landwirtschaftlichen Ausstellung an der Galluswarte aus.

Nach einer Talfahrt wurde im April 1907 die "Vereinigung der Frankfurter Geflügelzuchtvereine" gegründet (Gesellschaft der Vogelfreunde, Verein für Geflügel- und Vogelschutz und Zentralverein zur Förderung der Geflügelzucht "Ornis"). Umgehend wurde mit der Stadt Frankfurt über ein Gelände in Oberrad verhandelt - mit Erfolg. 1909 wurde der Mustergeflügelhof Wasserhof eröffnet.

1921 beschloß die Mitgliederversammlung einstimmig die Namensänderung der Gesellschaft in "Frankfurter Geflügelzuchtverein von 1867". In den 20er Jahren gefährdeten die allgemeine Wirtschaftskrise und die Inflation das Vereinsleben, die Zahl der Mitglieder reduzierte sich drastisch. Über das Engagement vieler Mitglieder, eine umsichtige Vereinsführung und Ausstellungen in der Festhalle führte der Weg aus der Krise. Auch der drohende Verlust des Wasserhofgeländes konnte 1928 abgewendet werden. In der Folge bewährte sich die Zusammenarbeit mit Vereinen in anderen Stadtteilen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Wasserhof zerstört. Die Vorstände unter Leitung der Vorsitzenden Ernst Rhumbler, Eduard Gerhardt und Klaus- Dieter Stork meisterten den Wiederaufbau des Wasserhofes und weitere Aufgaben, etwa den Bau eines Vereinsheimes, mit Bravour. Die Wasserhof-Freilandschauen und die großen Ausstellungen auf dem Frankfurter Messegelände sind bis heute die Visitenkarten des Frankfurter Geflügelzuchtvereins.

Im Jubiläumsjahr zum 125jährigen Bestehen gehören außer dem Vorsitzenden Stork dem Vorstand an: Martin Göller, Lothar Multerer, Dr. Werner Lüthgen, Werner Zahn, Petra Carillo, Doris Stork, Anni Fuchs und Hans-Jürgen Mogk. dixi

Frankfurter erzielten gute Ergebnisse Jubiläumsverein hielt die ,74. Nationale Rassegeflügelschau&rquote; in der Messehalle ab

FRANKFURT A. M. Krönender Abschluß des Jubiläums zum 125jährigen Vereinsbestehen des Frankfurter Geflügelzuchtvereins 1867 war die "74. Nationale Rassegeflügelschau" in Halle 8 auf dem Frankfurter Messegelände (die FR berichtete). Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, ehe die vielen Leistungs- und Zuchtpreise, Ehrenplaketten, Staatsmedaillen oder Preismünzen verteilt sein werden.

Im Vorfeld dieser "20. Nationalen" in Frankfurt seit 1897 hatte Ausstellungsleiter Klaus-Dieter Stork das ursprünglich festgelegte Limit von 20 000 Tieren wegen des großen Interesses auf über 22 000 aufstocken müssen. Für den einzelnen Züchter sind solche Großveranstaltungen ein wichtiger Prüfstein seines Hobbys, zumal die Aufzucht weitgehend abgeschlossen ist und nun die Auslese der Tiere für die kommende Zuchtperiode erfolgen muß. Dazu will der Züchter das Urteil des Fachmannes hören.

Ein Blick in den Ausstellungskatalog zeigt, daß unter anderem die 58 Frankfurter Aktiven aus verschiedenen Stadtteilen zum Teil ganz beachtliche Ergebnisse erzielten. Beispielsweise Lothar Multerer (Eckenheim), dessen Glanzfasan beim Ziergeflügel mit der Traumnote "vorzüglich" bewertet wurde. Dafür erhält er das Hessenband. Außerdem wurden ihm für Elsterkröpfer-Tauben (sechsmal "sehr gut") ein Ehrenpreis sowie zwei Zuschlagspreise zuerkannt.

Starke Beachtung fanden auch orientalische Mövchen des Züchters Werner Assmus aus Sachsenhausen (21mal "sehr gut" und dreimal "hervorragend"). Mit seiner Frankfurter Züchtung, "Frankfurter Zwerghühner" schnitt Dr. Wilhelm Klee (Bergen-Enkheim) mit "gut" und "sehr gut" ab.

Der Fechenheimer Gerhard Faulstich zeigte Zwerg-Orpingtons gestreift und birkenfarbig mit gutem Erfolg. Auf diese Rasse ist auch der Eckenheimer Willi Lanzinger spezialisiert (sechsmal "sehr gut" bei den Zwergen, zweimal "sehr gut" bei Hühnern).

Über gute bis sehr gute Bewertungen (bis hin zu "hervorragend") dürfen sich auch weitere Aktiven des Frankfurter Kreisverbandes freuen: Wolfgang Ahlemann, Albert Clobes, Hans-Gerhard Rath (alle Nieder-Eschbach), Norbert Bartel, Günter Crevcelius, Willi Frohnmeier, Peter Hombach und Hans Karbach (Rödelheim), Werner Grossmann und Jose Carrillo (Nordweststadt), Martin Göller (Oberrad), Franz Friedl (Niederursel), Helmut Schnitzer, Waldimir Riedel und Richard Hellrung (Bornheim), Rainer Gunkel (Riederwald), Wilhelm Henrich und Eduard Maier (Schwanheim), Hans- Jürgen und Julia Bornmann, Heinz Damm, Heinz Urban, Hans-Jürgen Mogk (alle Bergen-Enkheim).

Mathias und Roland Filz, Kurt Schaal, Johann Marhan und Reinhard Ludwig (alle Preungesheim), Klaus Ebert und Klaus-Jürgen Traband (Niederrad), Hellmut Neubüser, Helmut Kelemen und Karl-Heinz Mohr (Ostend), Peter Wilhelm Link (Eckenheim), Günther und Alexander Kaiser, Christian Reul (Kalbach), Josef Püche (Fechenheim), Volker Prosch (Goldstein), Walter und Thorsten Schuchardt (Frankfurter Berg), Christoff Zahn, Werner Stamm, Josef Ruppel und Helmut Wolfermann (alle Kalbach), Peter Edgar Sulzmann (Schwanheim), Alfred Manzke (Dornbusch), Günther Ladmann (Griesheim), Gerhard Michalik und, F. Tittelfitz (Hausen), Helmut und Josef Schilder (Nieder-Erlenbach) sowie Michael Moog (Gallus).

Dem gastgebenden Verein, dessen Helferinnen und Helfer an den Frankfurter Tagen ein Riesenpensum leisteten, zollte Edwin Vef, der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen-Nassau der Rassegeflügelzüchter, ein großes Lob. "Sie haben in mühevoller Arbeit uns allen diese Schau ermöglicht." dixi

Verrückt, aber solidarisch 3.-Welt-Haus feierte große Party gegen Fremdenhaß

FRANKFURT A. M. "Dann will ich lieber verrückt sein", schrie Pfarrer Herbert Leuninger ins Publikum. Und die Menge johlte zurück: "Jaaa!". Lieber verrückt und "gegen den Ausverkauf der Humanität und Demokratie", meinte der Sprecher von "Pro Asyl", als "angeblich vernünftig und für die Einschränkung des Asylrechts". 700 Menschen standen dicht gedrängt im Musikbunker "Sol y Luna". Jede Bewegung wurde zur Last. Und die 30 Künstlerinnen und Künstler aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa mußten sich ihren Weg durch die euphorische Menge bahnen, bevor sie auf die Bühne kamen.

Ein Fanal gegen Fremdenfeindlichkeit wurde auf der Abschluß-Veranstaltung der Solidaritätswochen des Frankfurter "Dritte-Welt-Haus" gesetzt. Wenn auch im wesentlich kleineren Rahmen als auf dem Messegelände ("Heute die, morgen Du"), so doch nicht weniger aufgekratzt. Mit einer "Big party" wurde auf hirnlose Gewalt geantwortet, internationale Musikkultur gegen miefige Deutschtümelei aufgeboten.

Flippig auch die Stimmung auf der Bühne: Binnen zwei Minuten hatte Frank Wolff vom "Frankfurter Kurorchester" eine Saite auf seinem Cello zersägt. "Das ist Punk", frozzelte Kollege Ali Neander von den "Rodgau Monotones". Wolff gab sich nicht geschlagen, fiel fast rücklings ins Schlagzeug. Als Anne Bärenz schließlich John Lennon per Megaphon intonierte, war das Publikum nicht mehr zu halten und sang mit: "We all are stars!"

Die erste Zugabe des Abends wurde der westafrikanischen Band "Susu Bilibi" gewährt. Ein Rhythmus-Feuerwerk entfesselten die Afrikaner mit ihren traditionellen Percussioninstrumenten Tam- Tams, Maracas (Rasseln), Klanghölzern und afrikanischen Glocken. Seit neun Jahren im Musikgeschäft, haben sie wensentlich zur Popularität afrikanischer Musikstile wie "Highlife" oder "Makossa" beigetragen.

Zum ersten Mal in Deutschland auf Tournee ist die kubanische Frauenband "Canela". Die acht Musikerinnen mit klassischer Ausbildung spielen ihre Salsa- und Jazzstücke sonst auf Veranstaltungen kubanischer Frauenorganisatoren, traten 1991 auf dem lateinamerikanischen Filmfestival auf und begleiteten auch die Panamerikanischen Spiele.

Eine Kostprobe orientalischer Klangmuster und Jazz boten die fünf Musiker von "Bahar Caz". Und zu einer spontanen Session fanden sich der kurdische Musiker Yusuf Kilic, Rebwar Azez und Pedros Nicolaidis zusammen.

Improvisieren mußten auch Holger Hebenstreit und Manfred Wallig vom "Wiesbadener Hinterhaus Kabarett". Eine technische Panne verzögerte ihren Auftritt mit Szenen gegen den Rassismus. Sie nahmen es aber gelassen hin. Ebenso: der iranische Musiker Abbas Maschayek und Andreas Fleck. Während ihres Auftritts stahl sich eine junge Frau an den Roadies vorbei auf die Bühne, tanzte ekstatisch und ging wieder: großer Applaus im Saal. tin

Kartenverkauf für Sitzung der "Liederlust" beginnt

NIDDERAU. Wer vor lauter Narretei schon ganz kribbelig ist, kann sich demnächst im Vorverkauf mit Karten für die Fremdensitzung der "Liederlust" Ostheim eindecken. Sie findet am Samstag, 3. Februar, ab 20 Uhr im Bürgerhaus statt.

Die Aktiven bereiten dazu ein dreistündiges Programm vor, zu dem auch die Gymnastikgruppe des FC "Sportfreunde" beiträgt. Danach spielen die "Sunny Boys" zum Tanz.

Der Vorverkauf beginnt am Abend des 19. Januar in der Gaststätte "Glocke" in der Jahnstraße.

Restkarten werden tags drauf am Kiosk in der Eisenbahnstraße feilgehalten. Ul

Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte Wir Ärztinnen und Ärzte sind schokkiert von der Brutalität, die sich jetzt unter "Heil Hitler"-Parolen über ausländischen Mitbürgerinnen und Bürgern, Asylbewerbern und jüdischen Friedhöfen entlädt.

Wir Ärztinnen und Ärzte haben uns aus humanitären Gründen gegen die atomare Hochrüstung eingesetzt, wir werden auch jetzt nicht schweigen!

Wir wollen unsere Solidarität und unser Mitgefühl mit den bedrohten ausländischen Bürgerinnen und Bürgern, mit den Menschen jüdischen Glaubens konkret ausdrücken, Scham eingestehen.

Wir wollen den Patienten in unseren Praxen, in den Kliniken Mut machen, sie konkret ansprechen; wo besser als im ärztlichen Gespräch könnte diese jetzt so notwendige psychosoziale Hilfestellung, aber auch ganz einfach menschliche Wärme für die subjektiv und objektiv Bedrohten stattfinden?

Ein Plakat im Wartezimmer oder auf den Stationen: Wir helfen allen gleich/ Ärztinnen und Ärzte gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus" könnte dabei als Signal für die Bereitschaft zum Dialog wirken.

Richter Böttcher, Krause, Neskovic, Stojan an den SPD-Parteirat In einer Zeit des bis zum Mord gehenden Fremdenhasses, des wieder aufkommenden Antisemitismus, des Nationalismus sind der Ausbau und Schutz der Rechte der Fremden, der Gäste, der Minderheiten geboten, nicht deren Einschränkungen. Der "Asylkompromiß", der neue Mauern um Deutschland aufbaut, ist ebenso verlogen wie er wiederum - auch das muß gesagt werden - technisch mißlungen ist. Weil die Autoren des Papiers das wissen, wollen sie - wieder einmal - die Verwaltungsrichter als ihre Erfüllungsgehilfen und notfalls als Sündenböcke instrumentalisieren.

Noch hoffen wir auf die bessere Einsicht des Parteirats der SPD. Wir setzen weiter auf die Sozialdemokraten und andere Abgeordnete mit rechtsstaatlichem Gewissen im Bundestag und auf die Regierungen, jedenfalls einiger sozialdemokratisch regierter Länder im Bundesrat. Noch glauben wir nicht, daß die Asylrechts-Demonteure für ihr Machwerk die erforderlichen Mehrheiten von 2/3 der Stimmen im Bundestag und Bundesrat zusammenbekommen werden.

Großer Senat der ev. Fachhochschule für Sozialwesen Reutlingen In einem anderen Maße schuldig geworden an Flüchtlingen und Ausländern wie auch der nachwachsenden Generation sind diejenigen, die Überfremdungsbedrohungen verbreiten, Flüchtlingen Asylmißbrauch unterstellen, mit faschistisch inspiriertem Vokabular vor einer "durchraßten" Gesellschaft warnen. Sie erzeugen ein Klima der Bedrohung und der Jagd auf Sündenböcke. Der wiedererwachende Nationalismus muß sich und anderen durch ständige Feindbildproduktion einreden, er hätte noch Bedeutung für das Zusammenleben der Menschen. Nationalismus fördert nicht nur die starrsinnige und unmenschliche Freund- Feind-Unterscheidung nach außen, sondern erzeugt auch innere Feinde. Schlechterdings jeder Mensch, der nicht zu denen gehört, die Feinde definieren und verfolgen, kann als überflüssig, als unwertes Leben, als belastend angegriffen werden: seien es Juden oder Behinderte, Obdachlose oder Drogenabhängige. Die nächsten können die Alten und sonstige abweichende Gruppen sein.

Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule im Gesundheitswesen Die Würde des Menschen ist antastbar, wird täglich verletzt durch Ausgrenzung, Gewalt und Verachtung. Das Wiederaufflammen von Nazismus und Fremdenhaß zeigen, wie wenig aus der Geschichte gelernt wurde. Schuldig sind nicht allein die "jugendlichen Täter", sondern ein gesellschaftliches Klima, in dem die Verharmlosung der Nazizeit ermöglicht wurde.

Die sogenannte Gnade der späten Geburt verkehrt sich ohne Scham in gnadenlose Verfolgung!

Asylbewerber, Ausländer, Flüchtlinge, Juden, Behinderte, Lesben, Schwule, Obdachlose, psychisch Kranke und andere sind und sind wieder bedroht. Weil uns als Schwulen sehr bewußt ist, wie schnell wir zu Fremden im eigenen Land gemacht werden können, gehört unsere Solidarität all denen, die in unserem Land als Fremde ausgegrenzt, verfolgt und totgeschlagen werden.

Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein Als Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten fällt uns zu diesem neuen "Grundrecht" nichts mehr ein, außer, daß es uns stört, wenn die Altparteien meinen, mit der Verfassung wie mit einer städtischen Abwassersatzung umgehen zu können.

Seit Monaten wurden Menschen, die den Versuch wagen, ihr Leben und ihre Existenz durch die Flucht (ausgerechnet!) nach Deutschland zu retten, in einer unsäglichen Kampagne als "Scheinasylanten", "Wirtschaftsflüchtlinge", "Schmarotzer", "Betrüger" und "Kriminelle" diffamiert und so zu Objekten mörderischer Angriffe bestimmt.

Keine zwei Jahre Terror des Mobs in Ost- und Westdeutschland und fünfzig Stunden Verhandlungsmarathon in der Bonner Redoute zeitigten Ergebnisse. Die Fraktionen sind sich einig, wie das Asylproblem seiner endgültigen Lösung zuzuführen ist. Die rassistischen Schwadrone konnten mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen, daß jeder Molotowcocktail, jede Attacke auf ein Flüchtlingsheim einen beschleunigten Beitrag zur sog. Asyldebatte geleistet haben. Deutschland ist der mit Feuer und Tod propagierten Parole "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus" einen gewalttätigen Schritt nähergekommen.Aufruf aus Breslau (vor allem aus dem Bereich der Universität) In Breslau, einer Stadt, deren Vergangenheit zum gemeinsamen Erbe der Geschichte und Kultur Mitteleuropas und insbesondere Deutschlands und Polens gehört, beobachten wir die Anzeichen des gesellschaftlichen Chaos in unseren beiden Ländern mit besonderer Sorge. Die immer häufigeren Ausschreitungen extrem rechter Gruppen in Deutschland, Aggressionen gegenüber Ausländern und Attacken auf Asylantenwohnheime, die Schürung des Hasses gegenüber Fremden, die öffentliche Bezugnahme auf nationalsozialistische Traditionen und die Schändung früherer Konzentrationslager können östlich von Oder und Lausitzer Neiße niemandem gleichgültig bleiben.

Diese Ereignisse, und das ruft um so größere Beunruhigung hervor, führen zu einer Reihe von sozial schädlichen Reaktionen: Zur Verurteilung ganzer gesellschaftlicher und ethnischer Gruppen, zu Rachsucht, Einschüchterung, Passivität und sogar Beifall.

Andererseits müssen die neuesten Vorfälle in Polen, das Auftreten nationalistischer Gruppen mit immer lauter werdenden antideutschen und antisemitischen Parolen, Angriffe auf deutsche Autos und der Mord an einem deutschen Lastwagenfahrer in Nowa Huta, Ausschreitungen auf jüdischen Friedhöfen und verbale Aggression auf polnischen Wänden, unabhängig vom Vergleichswert, Erschrekken und Protest hervorrufen.

DESY-Initiative gegen Gewalt und Fremdenhaß, Universität Hamburg Das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg ist ein nationales Forschungsinstitut für physikalische Grundlagenforschung mit heute ca. 1400 Mitarbeitern. Von Doktoranden und Mitarbeitern von DESY und der Universität Hamburg wurde in der vergangenen Woche eine Initiative gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gestartet. In der Zeit vom 14. bis 16. Dezember unterzeichneten 848 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DESY und der bei DESY vertretenen Institute eine Erklärung, in der sie zum Ausdruck bringen, daß sie die Gewalt gegen Ausländer - auch die mit Worten - nicht länger schweigend hinnehmen wollen. Um dem Anliegen genügend Publizität zu verleihen, wurde Geld für eine Anzeige in einer großen Hamburger Tageszeitung (Hamburger Abendblatt) gesammelt.

Die internationale Zusammenarbeit ist eine wesentliche Grundlage der erfolgreichen wissenschaftlichen Arbeit bei DESY. Darüber hinaus bedeutet die tägliche Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturkreisen für die DESY-Mitarbeiter auch eine große menschliche Bereicherung.

ÖTV-Betriebsräte der Fluggeselllschaft Lufthansa "Lufthansa ist ohne ihre ausländischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht denkbar." Der Konzern mit rund 60 000 Beschäftigten verfüge im Personalbereich über einen Ausländeranteil von nahezu 14 Prozent. Das Ansehen der Fluggesellschaft beruhe bei Passagieren und Personal auf ihrer Internationalität; diese sei aber ohne Ausländer nicht möglich.

Weiter heißt es in der Erklärung der Lufthanseaten: "Wir als Betriebsräte werden alles in unserer Macht stehende tun, daß im Bereich der Lufthansa jede Diskriminierung von Ausländern und jeder Angriff auf sie im Keim erstickt oder unnachsichtig geahndet wird."

In scharfer Form verurteilten die Betriebsräte "wachsende Ausländerfeindlichkeit und kriminelle Übergriffe auf Asylbewerber". Ausländer, die seit vielen Jahren in Deutschland lebten, hätten mit ihrer Arbeit in nicht unerheblichem Maße zum Wohlstand in Deutschland beigetragen.Senat der Fachhochschule für Technik in Mannheim In den vergangenen Monaten wurden ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger zur Zielscheibe von Aggressionen unterschiedlichen Ausmaßes. Diese reichen von herabsetzenden Äußerungen bis hin zu Mordanschlägen. Der Senat der Fachhochschule für Technik Mannheim sieht mit Sorge, daß gewalttätige Ausschreitungen gegen Ausländer selbst in Hochschulen und Studentenwohnheimen vorgekommen sind.

Gerade die kulturelle und soziale, vor allem aber die menschliche Verantwortung der Hochschulen verlangt es, durch Achtung, Partnerschaft und - falls notwendig - Schutz ausländischer Studierender und Wissenschaftler aktiv gegen den Rechtsextremismus Stellung zu beziehen. In diesem Sinne fordert der Senat der Fachhochschule für Technik Mannheim alle Hochschullehrer, Mitarbeiter und Studenten nachdrücklich auf, ihrer Verantwortung gegenüber allen ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und allen anderen Minderheiten gerecht zu werden.

Offener Brief von terre des hommes an den SPD-Vorstand Es ist für uns unbegreiflich, daß die Argumente und gewaltfreien Proteste gegen eine Änderung des Grundgesetzes von Hunderttausenden von Bürgern dieses Landes weniger zählen sollen als die verbrecherische Gewalt einiger weniger. Sollte es künftig so einfach werden, Einfluß auf das Grundgesetz zu nehmen? Welche Menschenrechte werden dann als nächste aufgehoben werden? Sollten Sie die Millionen zählende Bewegung in unserem Land, in Berlin, Köln, Bonn, München und vielen anderen Städten nicht wahrgenommen haben? Sollten Sie auch nicht wahrgenommen haben, wie sich unsere Gesellschaft verändert und geöffnet hat?

Um von den politischen Versäumnissen der Regierung abzulenken, die im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Umweltzerstörung und Ausverkauf in den neuen Bundesländern stehen, wurde die SPD als politischer Popanz aufgebaut und alle Probleme auf das Thema Asyl und Grundgesetzänderung fixiert und reduziert. Warum ließen Sie sich derart mißbrauchen? Aus politischer Opportunität? Wollen Sie um jeden Preis, auch um den von Menschenrechten, die politische Macht gewinnen? Warum haben Sie nicht den Mut gehabt, statt dessen die Menschen in unserem Land auf die Lastenverteilung vorzubereiten, die durch Kriege, Umweltkatastrophen und einer maßlosen Lebensweise der Länder des Nordens folgt? Sie hätten ein ehrlicher Anwalt für eine bessere und gerechtere Gesellschaft werden können!

Vorstand der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft Die Zunahme von Radikalismus und Gewaltbereitschaft macht es deshalb notwendig, auch die Entwicklungsbedingungen der Kinder zu überdenken. Anstelle von einseitigem Konkurrenz- und Leistungsdenken, das die Schwächeren ausgliedert und Intoleranz fördert, muß die gegenseitige Verantwortung die Grundorientierung der Erziehung sein. Erzieherinnen und Erzieher, unter anderen die Lehrer, müssen unterstützt werden, differenziert auf individuelle Krisen und Konflikte der Kinder einzugehen, um ihre Fähigkeit zu fördern, Konflikte im Kontakt zu bewältigen, anstatt sie mit aggressiver Distanzierung zu beantworten. Dazu muß die Politik, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die materiellen Voraussetzungen schaffen.

Die Gewaltbereitschaft ist auch ein Ergebnbis von Identifizierungen. Die jugendlichen Radikalen halten unserer Gesellschaft damit einen Spiegel vor. Darin liegt eine Herausforderung, unsere Lebensformen in Hinblick auf die Legitimierung von offenen und verdeckten Formen der Gewaltanwendung zur Durchsetzung von Interessen und als Reaktion auf Entwertungserlebnisse zu untersuchen. Dazu kann jeder einzelne beitragen, indem er seinen eigenen Umgang mit Stärke und Macht in Hinblick auf den Mißbrauch von Schwächeren überprüft. Auch verharmlosende oder rechtfertigende Gewaltdarstellungen in Medien fördern Identifizierungen mit Gewalthandlungen als Konfliktlösung, vor allem während der Orientierungssuche in den Entwicklungskrisen der Jugendjahre. Dadurch wird die Hemmschwelle für Gewalthandlungen vermindert und das Mitgefühl mit Opfern von Gewalt untergraben.

Humanistische Union, Ortsverband Marburg Als Sieg der Straße über das Recht kritisiert die Humanistische Union den sogenannten "Asyl-Kompromiß" zwischen CDU/CSU, FDP und SPD. Die rechtsradikalen Gewalttäter und ihre Sympathisanten müßten die vereinbarte Einschränkung des Grundgesetz-Artikels 16 als wohlwollende Reaktion des Staates auf ihre Aktivitäten empfinden. Derartige Verbeugungen vor Ausländerhaß und Intoleranz gefährden nach Überzeugung des HU-Ortsverbandes Marburg eine demokratischen Staat in seinen Grundpositionen. In einem individuell einklagbaren Asylrecht sieht die HU eine Ausgestaltung des unverzichtbaren Menschenrechtes auf Leben und körperliche Unversehrtheit und des Rechts auf freie politische Betätigung in den Heimatländern. Wer ein individuelles Asylrecht in Frage stellt, der stelle damit auch die Menschenrechte Tausender politisch Verfolgter in aller Welt in Frage.

Feuer zerstörte Holzbau des Tierheims Verein "SOS Hundeheim" braucht dringend neues Domizil für seine Schützlinge

ZEILSHEIM. Marietta Praß stößt die Schippe in den Schutt. Nur noch Asche und verkohltes Holz, von der Hitze geschmolzenes Blech und Plastiktanks hat das Feuer zurückgelassen. Am Tag nach dem Brand im Zeilsheimer "SOS Hundeheim" ist die Frau mit den traurigen Augen damit beschäftigt, Schutt und Asche beiseite zu räumen. "Gott sei Dank", sagt die 28jährige, und ihr Gesicht hellt sich dabei auf, "ist keinem der Hunde etwas passiert."

Kurz vor 20 Uhr hatten Passanten von der Pfaffenwiese aus am Vorabend das Feuer im Feld entdeckt. Nur wenige Minuten später waren zwei Löschzüge der Wache fünf und der Freiwilligen Feuerwehr Zeilsheim vor Ort. Die glaubten zunächst, eine Gartenhütte brenne. Doch Feuer hatte das Holzhaus des "SOS Hundeheims Zeilsheim" gegenüber der Jahrhunderthalle gefangen. Eine Herberge für Vierbeiner, die keiner mehr will, weil sie entweder alt, krank, bissig oder häßlich sind.

Die Berufsfeuerwehr konnte alle zehn Hunde, deren Hütte brannte, vor den Flammen in Sicherheit bringen. Ihr schneller Einsatz verhinderte, daß das Feuer auf die benachbarte Stallung übergriff, in der Pferde, Ponys und eine Kuh ihren Lebensabend fristen.

Brandstiftung schließt die engagierte Tierpflegerin aus. "Ich glaub' an das Gute im Menschen." Wahrscheinlich sei der Brand von einem Kohleofen ausgegangen. Den feuerte sie mit Briketts, damit sich die Hunde in den bitterkalten Nächten nicht zu Tode frieren.

Die Zukunft des Tierheimes sieht jetzt nach dem Feuer noch ein wenig düsterer aus. Einen neuen Holzbau will Marietta Praß nicht errichten. "Das lohnt sich fast nicht mehr."

Wie berichtet, soll das Asyl für Vierbeiner bis zum Sommer von dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück verschwinden. Eigentümer des Geländes ist die Hoechst AG. Die hatte den Verein bereits im vergangenen Jahr aufgefordert, das Areal bis zum 31. Oktober in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Marietta Praß hätte den provisorischen Stall und die zusammengezimmerten Hundehütten dem Boden gleich machen müssen.

Weil der Verein auf die Schnelle aber kein Ausweichquartier auftreiben konnte, verlängerte Hoechst schließlich die Frist bis Mitte '93. Hans Walter Fischer von der Hoechster Grundstücksverwaltung: "Uns kommt es nicht auf einen Monat an, aber irgendwann muß Schluß sein." Schon aus baurechtlichen Gründen könnten die provisorischen Ställe und Hütten nicht stehenbleiben.

Noch immer weiß Marietta Praß, die bei Hoechst arbeitet, nicht, wohin mit ihren Schützlingen. "Am besten wäre ein Aussiedlerhof", träumt sie. "Da würden die Tiere keine Nachbarn stören, und ich könnte vielleicht sogar in ihrer Nähe wohnen."

Angebote hat sie schon erhalten. Doch ein Hof war noch nicht darunter. Entweder die Grundstücke waren zu klein für die insgesamt 28 Hunde, acht Pferde und Ponys, eine Kuh und sieben Hühner, oder die Pacht zu teuer. Denn das Budget ist knapp bemessen. Nur 40 Vereinsmitglieder kommen mit ihren Monatsbeiträgen für den Unterhalt der Tiere und die Miete auf. tos

Ja wo

laufen sie

denn nicht?

Nur wenige beim "City-Treff"

Peter Buettler schnürt seine Sportschuhe, Modell "Marathon", kräftig zu, zieht das lila Stirnband über den Kopf, greift sich die Wollhandschuhe und atmet hörbar aus. "Das schönste an der Sache ist das Gefühl, wenn man es wieder geschafft hat und unter der warmen Dusche steht."

Dann trabt er aus der Glastüre des Personal- und Organisationsamts in der Alten Mainzer Gasse 4, erreicht nach wenigen Schritten das Mainufer und läuft, rhythmisch kleine weiße Atemwölkchen in die Kälte ausstoßend, lokker in Richtung Holbeinsteg.

Mindestens einmal in der Woche, zur Mittagszeit, wiederholt der Bedienstete aus dem Stadtbahnbauamt dieses Ritual. Er gehört damit zu den wenigen, die das Angebot des "City-Lauftreffs" der Stadt Frankfurt annehmen. Seit März vergangenen Jahres sind montags bis freitags zwischen 12 und 14 Uhr im Personalamtsgebäude am Römer Umkleideräume und Duschen für Berufstätige und Freizeitsportler geöffnet, die in ihrer Mittagspause eine Jogging-Runde einlegen wollen.

"Eine gute Sache", meint Buettler, "denn gerade im Winter ist es nach Büroschluß zu ungemütlich und zu dunkel zum Laufen."

Am vergangenen Dienstag, als in Frankfurt noch klirrende Kälte herrschte, waren jedoch nur noch zwei Mit- Läufer dieser Meinung; eine Woche später bei erheblich milderem Wetter, sind es immerhin drei. Immer dabei: Wilhelm Meyer, ebenfalls städtischer Bediensteter, und Liselott Ebel, die als "Trainerin" jeden Dienstag und Donnerstag den Lauf-Treff ehrenamtlich anleitet. "Bei der Kälte im Moment ist die Beteiligung leider recht dünn", sagt sie, "normalerweise sind wir zwischen fünf und sieben Läufern in wechselnder Besetzung." Darunter seien auch Bankangestellte oder mal ein Student. Drei Routen stehen den Läuferinnen und Läufern zur Auswahl, je nach Ausdauer und Länge der Mittagspause. Die kürzeste führt über nur zwei Kilometer vom Römer zum Holbeinsteg und zurück. Etwa vier Kilometer lang ist die Tour über den Steg, am Museumsufer entlang und über die Flößerbrücke wieder zurück. Und wer acht Kilometer laufen will, bricht in Richtung Gerbermühle auf.

Anfängern empfiehlt Liselott Ebel, dienstags oder donnerstags zum von ihr "betreuten" Training zu kommen. "Losgelaufen wird immer Punkt 12.30 Uhr, Treffpunkt ist an der Tür des Personalamtes." mat

Immobilienmarkt: Internationale Wirtschaftsflaute schlägt in Frankfurt durch 250 000 Quadratmeter Büroraum stehen leer Grüne fordern Begrenzung / Wentz: der falsche Weg Von unserem Redaktionmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Zu vermieten!" ruft es vom Plakat: Frankfurts am aufwendigsten renovierte Bürohaus, der Millionen Mark teure "Fürstenhof", steht fünf Monate nach Fertigstellung komplett leer. Im Messeturm, Europas höchstem Hochhaus, fehlen noch immer Mieter für ein Drittel der 55 Büro-Etagen. Im Büro- Center am Nibelungenplatz herrscht gähnende Leere auf 7000 von 13 000 Quadratmetern. Die Dienstleistungs-Großstadt Frankfurt spürt "die ersten Signale der Rezession" (Planungsdezernent Martin Wentz). Wo Bürohaus-Investoren "früher Schlange standen, geht die Nachfrage nach neuen Bürobauten jetzt eindeutig zurück". Der Ring Deutscher Makler (RDM) erwartet "nach sieben fetten jetzt sieben magere Jahre" (Landesvorsitzender Rudolf Schanz). Die Grünen wollen statt "konzeptionsloser Überproduktion" neuer Büros die in Frankfurt geplanten vier Millionen Quadratmeter Fläche überprüft wissen, "bevor die Stadt sich durch Zusagen an Investoren bindet" (Fraktionschef Uli Baier).

Die Bänker und die Versicherungs- Leute, die Werber und die Broker: Sie arbeiten zu Beginn des Jahres 1993 auf acht Millionen Quadratmeter Büroraum in Frankfurt. Zugleich stehen 250 000 Quadratmeter in der Stadt bereits leer: "Nicht mehr modern genug oder schlicht zu teuer", lautet das Urteil von Planungsdezernent Wentz. Erstickt die Kommune an Bürogebäuden, die - erst recht im Zeichen wirtschaftlicher Krise - bald keiner mehr braucht?

Die Grünen fordern in ihrem Kommunalwahlprogramm für den 7. März, "die Zuwachsraten an Quadratmetern und Arbeitsplätzen zu minimieren". Es gelte, endlich mehr Wohnungen als Büros zu bauen. Die Genehmigung neuer "Büro- Großprojekte" müsse von der Stadt an "Wohnungsbau-Quoten" geknüpft werden. Es dürfe noch weniger zusätzliche Auto- Stellplätze unter den neuen Bürohäusern geben als bisher - sonst kann in den Augen des kleinen Koalitionspartners "von einer geordneten Stadtentwicklung keine Rede mehr sein".

Sozialdemokrat Wentz nennt eine "Obergrenze für Büros" schlicht den "falschen Weg". Sein düsteres Szenario für diesen Fall: Der "Druck auf die Wohnungen" wächst, die Zweckentfremdung für Büros nimmt zu. Die Preise steigen, wirtschaftlich schwächere Betriebe müssen aus Frankfurt abwandern: "Die beschäftigten Menschen mit geringerer Ausbildung - das können wir nicht wollen!"

Und noch ein Argument führt der Planungsdezernent ins Feld: Je mehr die wirtschaftliche Krise um sich greift, desto größer wird "die Konkurrenz der Städte in Deutschland - wir haben nichts mehr zu verschenken!"

Die politische Diskussion wird laut in einer Stadt, in der die Mieten für Büros "seit Ende 1991 fallen" (ein Sprecher des Makler-Riesen Jones, Lang, Wooton). Aber dies nach einer Phase beispielloser "Expansion" (Bernd Lunkewitz, Mitinhaber von Metropol Immobilien), in der gerade "die Japaner wie verrückt investiert und gekauft haben!" (RDM-Landeschef Schanz). Damals schien in der schönen, neuen Frankfurter Büro-Welt alles möglich - und die magische Grenze von 100 Mark Miete pro Quadratmeter im Monat zu bröckeln.

Aber die so gehandelten Häuser waren "in Wahrheit keine 60 Mark wert" (ein Sprecher des Groß-Maklers Müller Immobilien). Und als dann die "Krise in Japan, USA und Kanada" auf den Markt am Main durchschlug, ist "kurz vor dem Ziel der Läufer zusammengebrochen" (RDM-Fachmann Schanz). Jetzt liegt "die Spitze bei 70 Mark".

Makler lieben blumige Vergleiche - wie das trügerische Bild von der Wirtschaft als Meer mit Wellentälern und -kämmen. Also finden wir uns jetzt auf einer "vorübergehenden Talsohle" (Jones, Lang, Wooton). Und erinnern uns, daß sich Mitte der 70er Jahre eine "Büroraum-Halde" in Frankfurt türmte - mit 850 000 Quadratmetern ohne Mieter. So schlimm, mutmaßen die Auguren, kommt es diesmal nicht - aber mit 350 000 verwaisten Quadratmetern "werden wir in den nächsten Jahren schon leben müssen" (RDM-Schanz).

(Siehe auch den Kasten: "Ein Wahrzeichen als Ladenhüter")

Ortschronik erhältlich Noch genügend Exemplare da / Tiefer Einblick in die Historie

SCHÖNECK. Der älteste Schönecker Ortsteil, Oberdorfelden, schickt sich soeben an, sein 1225jähriges Bestehen zu feiern. Das erst knapp 50 Jahre später erstmals urkundlich erwähnte Büdesheim hat sein 1175jähriges gerade hinter sich, seinerseits zwei Jahre nach den 1150-Jahr-Feiern Kilianstädtens.

Bürgermeister Erwin Schmidt lobte im Rückblick auf das Büdesheimer Jubiläum noch einmal das Engagement und die Zusammenarbeit der Vereine.

Das Schloßparkfest habe demonstriert, daß dieses Ereignis die "Vereins- und Dorfgemeinschaft enger zusammengefügt" hat.

Schmidt hob auch nochmals die Verdienste des Teams um Historiker Bernd Vielsmeier und um Ulrich Bitter hervor, das mit der Herausgabe der "einzigartigen" Ortschronik auf 600 Seiten einen tiefen Einblick in die Historie Büdesheims zum "Vorzugspreis" gebe. Das Buch werde für künftige Generationen noch Bestand haben.

Trotz lebhafter Nachfrage nach dem Ortsgeschichtsbuch, in dem auch um die örtlichen Auswirkungen der Naziherrschaft nicht herumgeredet wird, sind nach Auskunft Schmidts noch genügend Exemplare vorhanden.

Sie können entweder in der Gemeindeverwaltung oder in der Büdesheimer Drogerie König zum "Vorzugspreis" von 35 Mark erworben werden. Ul

99 Grad und kein Ende des Sommerwetters in Sicht

Restmüll nur alle drei Wochen Auch Steinauer müssen sich an neue Abfuhrtermine gewöhnen

STEINAU. Auch die Steinauer müssen sich in Sachen Müllabfuhr an etliche Änderungen gewöhnen. So rechnet die Stadt wegen der Einführung des gelben Sackes, in dem künftig Verpackungsabfälle landen, mit einer erheblichen Entlastung der Restmülltonne. Deren Leerung erfolgt deshalb nur noch alle drei Wochen.

Die gelben Säcke werden vorerst einmal pro Monat eingesammelt. Unverändert bleiben nur die Abfuhrintervalle für die Papiertonne.

In den Sommermonaten von Juni bis August werden künftig die Biotonnen nicht mehr 14-, sondern zehntägig abgefahren. Gartenabfälle können die Steinauer von Mai bis November einmal monatlich bei den Sammelfahrzeugen abgeben, die sowohl in der Innenstadt als auch in den einzelnen Stadtteilen Haltestellen anfahren.

Die bisherigen Schwierigkeiten bei der Schrottabfuhr will die Stadt vermeiden, indem sie die Abfuhrtermine nicht mehr öffentlich bekanntgibt. Wer Schrott loswerden will, muß dies im Rathaus melden. So "soll eine geregelte Abfuhr sichergestellt werden".

Sperrmüll wird dagegen weiterhin viermal jährlich eingesammelt. Die Stadtverwaltung appelliert jedoch an die Bürger, "nicht unnötig zu entrümpeln". Schließlich müßten alle Einwohner für die Kosten aufkommen. Die Stabilität der Müllgebühren könne nur erreicht werden, wenn jeder versuche, möglichst viel Abfall einzusparen. Sonderabfälle sammelt auch 1993 wieder das Schadstoffmobil des Kreises ein, das Steinau zwölfmal anfährt.

Gefrier- und Kühlgeräte werden ebenfalls weiterhin viermal pro Jahr gesammelt. Der Abfuhrwunsch muß jedoch vorher der Stadtverwaltung mitgeteilt werden. Außerdem kostet die "Entsorgung" künftig 25 Mark pro Gerät. tja

Keine Sonnenenergie für Betriebshof

Der Betriebshof der Stadtwerke in Heddernheim ist aufgrund der baulichen Gegebenheiten, der Stellung der drei Betriebsgebäude zur Sonneneinstrahlung und wegen der hohen Kosten "für eine sinnvolle Nutzung der Sonnenenergie" nicht oder kaum geeignet. Dies berichtete der Magistrat dieser Tage auf eine Anfrage des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), der sich für den Einbau von Solarzellen auf den Dächern und eventuell in den Fassaden ausgesprochen hatte. Schließlich werden für die Heizung des Depots sowie die Warmwasserversorgung jährlich rund 150 000 Liter Heizöl benötigt.

Zugleich hatte das Stadtteilparlament um eine Energiebilanz für das Depot sowie Kosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen gebeten und hatte Fragen zur Lufthygiene gestellt, um Aussagen zur möglichen Übertragbarkeit von Solaranlagen auf andere Gebäude im Ortsbezirk machen zu können.

Der Magistrat sieht allerdings keine Chancen zur Realisierung. Die mit Solarzellen erzeugte Kilowattstunde Strom, rechneten die Experten aus, koste 1,35 Mark. Der derzeit höchste Stromtarif der Stadtwerke belaufe sich dagegen auf nur 48,5 Pfennig.

Als technisch sinnvolle Maßnahme habe sich lediglich der Einsatz von Isolierglasfenstern in der Dachkonstruktion der 93 Meter langen, 16,5 Meter breiten und 7,5 Meter hohen Wartungshalle erwiesen.

Auch mit dem Einbau der vergleichsweise einfachen Isolierfenster will der Magistrat bis zur routinemäßigen Sanierung der bestehenden Fensterkonstruktionen warten. Da diese zum Teil verrostet seien, müßten sie in "absehbarer Zeit" erneuert werden. Die dabei entstehenden Mehraufwendungen ließen sich im Vergleich zu einer Einfachverglasung dann "wirtschaftlich und insbesondere aus Gründen der Einergieeinsparung unbedingt vertreten". Daß der Magistrat zurückhaltend auf den Einbau einer Solaranlage reagiert, hat noch einen anderen Grund: Im Rahmen des geplanten Umbaus der Wartungshalle ist ohenhin eine Umstellung der Wärmeerzeugung vorgesehen. Künftig soll das Depot nämlich an die Fernwärmeleitung der Müllverbrennungsanlage der Nordweststadt angeschlossen werden. gang

Wer hat im Urlaub telefoniert? Schwierige Diskussion um rätselhafte Telekom-Rechnung

Nach seinem sechswöchigen Urlaub stellte FR- Leser Adam S. fest, daß auf seinem Gebührenzähler genau 340 Einheiten mehr verzeichnet waren, als noch bei seiner Abreise. Der Ärger um die Einheiten und Gebührenrechnungen war Adam S. nicht neu. Schon mehrmals hatte er von der Post Telefonrechnungen mit hohen Beträgen erhalten, obwohl sich seine wenigen Anrufe auf das Frankfurter Stadtgebiet beschränkten.

Mit seinem wiederholten Einspruch hatte Herr S. bei der zuständigen Dienststelle "Rechnungswesen" nur wenig Erfolg. "Die haben mir noch vorgeworfen, ich hätte ins Ausland telefoniert, dabei ist meine gesamte Familie doch in Frankfurt. Meine Kinder sind schon seit Jahren aus dem Haus", erzählt er.

"Den Beweis, daß der Fehler bei uns zu suchen ist, muß der Telefonkunde erbringen", erklärt Michael Hartmann von der Telekom. Aber auch ein Gebührenzähler und strenge Buchführung über jeden Anruf halfen Adam S. nicht weiter. "Der Kunde kann damit eine Selbstkontrolle durchführen und die Sache an uns weiterleiten, falls er den Verdacht hat, daß technische Mängel vorliegen."

Adam S. erhielt weiterhin Rechnungen mit schwindelerregenden Beträgen, obwohl er festgestellt hatte, daß seine Anrufe die 120 Einheiten-Grenze im Monat nicht überschritten. Das Fernmeldeamt schickte daraufhin den Störungsdienst vorbei, der feststellte, daß das Telefon in Ordnung sei.

Per Zufall hörte Telefonkunde Adam S. schließlich von einem Bekannten, daß des Pudels Kern in der Zusammenstellung der Telefonnummer zu suchen sei: Bei Nummern, die eine 70 enthalten, seien Unregelmäßigkeiten bei den Einheiten besonders häufig. Herr S. zog die Konsequenz und beantragte eine neue Telefonnummer - diesmal ohne die berüchtigte Zahlenkombination. Seitdem hat er keinen Anlaß zur Beschwerde mehr.

Michael Hartmann hingegen versichert, daß es mit der 70er Zahlenkombination in Frankfurt "keinerlei Probleme" gäbe. An der Behauptung des Telefonkunden S. sei "nichts dran". Die Erfahrung zeige vielmehr, daß in der Regel nur selten technische Mängel für Unregelmäßigkeiten verantwortlich seien. Deshalb rät er den Kunden, die mit ihrer Abrechnung nicht zufrieden sind, vor einer Beschwerde zunächst alle Erläuterungen auf der Rechnung genau zu lesen und zu kontrollieren, ob nicht doch ein Familienmitglied die vielen Einheiten vertelefoniert hat.

Erhärtet sich trotzdem der Verdacht auf technische Mängel, so "kann jeder Kunde sicher sein, daß wir sehr gewissenhaft der Beschwerde nachgehen". reu

DGB für Gewerbegebiet Jordan habe Umweltbedenken "zur Unzeit geäußert"

UNTERLIEDERBACH. Verschobene Fronten in der Auseinandersetzung um das geplante 30 Hektar große Gewerbegebiet in Unterliederbach: Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) ist dafür, seine Parteifreunde vor Ort sind jedoch dagegen; die Frankfurter SPD ist dafür und Hessens Landesentwicklungsminister Jörg Jordan, ebenfalls Sozialdemokrat, ist dagegen. Nun hat sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Kreis Frankfurt, erklärt: Er plädiert dafür, daß in Unterliederbach ein Gewerbegebiet ausgewiesen wird (genauso, wie das auch die Frankfurter Christdemokraten tun).

Man dürfe "dieses außerordentlich wichtige Projekt der Stadt Frankfurt" nicht bereits zum jetzigen Zeitpunkt abschreiben, so der Frankfurter DGB-Kreisvorsitzende Dieter Hooge; weil Frankfurt dringend neue Gewerbegebiete auch im Stadtbereich brauche, habe man dem Gewerbegebiet Unterliederbach auch im "Arbeitskreis Industrie" bei Oberbürgermeister Andreas von Schoeler zugestimmt.

Umweltschutz-Gruppen wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie Landesentwicklungsminister Jordan befürchten, daß die Firmen-Bauten in Unterliederbach eine Frischluftschneise vom Taunus in den Frankfurter Westen zerstören.

Diese Bedenken, so wirft Hooge Landesentwicklungsminister Jordan vor, seien verfrüht "und zur Unzeit öffentlich geäußert" worden. Erst ein Gutachten könne klären, "ob klimatische Auswirkungen in ernstzunehmendem Umfang angenommen werden müssen"; dieses solle die Stadt Frankfurt nun so schnell wie möglich erstellen.

Hintergrund des DGB-Engagements: Innerhalb eines Jahres - von 1990 bis 1991 - ging die Zahl der gewerblichen Arbeitsplätze in Frankfurt von 98 763 auf 98 100 zurück. md

Ein Wahrzeichen als Ladenhüter

Neue Büros in Frankfurt dürfen nur noch "flexibel" gebaut werden. So flexibel, meinen zumindest die Grünen im Römer, daß die Räume mit Schreibtischen, Terminals und Rollschränken auch ohne große Mühe "in Wohnungen umgewidmet" werden können (Fraktionschef Uli Baier). Allein: Im Frankfurter Büro-Center (FBC), wie das teuer geliftete Shell- Hochhaus am Nibelungenplatz jetzt heißt, kommt dieser Rat zu spät. Für die Bedürfnisse der IG Metall, sagt Klaus Kern, Verwalter des Münchener Immobilienkaufmanns Christian Krawinkel, habe man "lange, schmale Büros aufgeteilt". Als die Gewerkschaft dann vor geraumer Zeit entschied, mit ihren 1000 Mitarbeitern doch lieber in die Bürostadt Niederrad umzuziehen, standen die Räume leer. "Die Rezession, ganz klar", sagt Kern.

Dem FBC half es auch nicht, daß die Durchschnittspreise nur bei 48 Mark pro Quadratmeter liegen. Verschärfend wirkt die Lage des Hauses am Rande der City, direkt erschlossen nur durch einen Bus der Linie 30.

Der luxuriös renovierte Fürstenhof wiederum findet sich mit der Gallusanlage mitten in der Stadt - und trotzdem blieben die Mieter aus. In der Branche bewundern sie den pfiffigen Königsteiner Grundstückskaufmann Jürgen Schneider, der das Gebäude für 450 Millionen Mark an japanische Investoren verkaufte. "Der Schneider", heißt es, "hat sich mit den verrückten Japanern gerade noch aus der Affäre gezogen, bevor es mit der Konjunktur runterging".

Bei Jones, Lang, Wooton beteuert der Makler, daß 100 Mark pro Quadratmeter für den Fürstenhof "nicht mehr verlangt werden". In "zwei Bereichen" des Hauses stehe man "kurz vor dem Abschluß" eines Mietvertrages. Freilich, er sieht den "geänderten Markt", "eine zunehmende Zurückhaltung der Unternehmen, neue Häuser zu beziehen".

Und der Messeturm, Frankfurts angebliches "Wahrzeichen"? Tishman/ Speyer, der amerikanische Immobilien-Entwickler, der sich mit dem 265- Meter-Hochhaus einst den Durchbruch in Europa erhoffte, von weiteren "Messetürmen" andernorts träumte, gibt sich heute äußerst zugeknöpft. "Das ist unsere Politik", sagt der Frankfurter Repräsentant, der konkrete Auskünfte verweigert. "Zu 70 Prozent belegt", vermeldet schließlich eine beauftragte PR-Agentur karg. "Die haben Glück, daß sie wenigstens die Bundesbahn als Mieter an Land ziehen konnten", heißt es in der Branche.

Einige Makler schimpfen auf den rot-grünen Magistrat. "Behinderungen im Verkehr" und "Abbau von Parkplätzen" hält man bei Müller Immobilien der Stadtregierung vor. Der Sozialdemokrat und Kaufmann Bernd Lunkewitz vermerkt ironisch, SPD und Grüne hätten viele Projekte "gebremst oder verhindert" vom Campanile am Hauptbahnhof bis zur "City West" - die zumindest "können jetzt nicht leerstehen". jg

Obdachlose bekommen frostsichere Schlafsäcke

Das städtische Beschaffungsamt hat die Abgabe der bisher üblichen Schlafsäcke für Obdachlose gestoppt und auf einen neuen, "frostsicheren" Typ umgestellt. Betroffene, Sozialarbeiter und Pfarrer hatten nach dem Erfrierungstod eines 51jährigen wohnsitzlosen Mannes am 1. Januar und einer "auf Platte" lebenden 47jährigen Frau am 2. Januar die Qualität der Schlafsäcke scharf kritisiert. Sie seien nicht wetterfest genug. peh

Im Messeturm, längst inoffizielles Wahrzeichen für die Dienstleistungsstadt Frankfurt, steht rund ein Drittel der 55 Etagen Büroraum leer. (FR-Bild: Ungarisch)

Sammlung König: zweimal beschlagnahmte Kriegsbeute Die Niederlande erwarten Rückgabe kostbarer Gemälde

DEN HAAG. 47 Jahre lang waren die unschätzbaren Gemälde wie vom Erdboden verschluckt. Doch nachdem Ende des Jahres die Sammlung König plötzlich in einem Moskauer Museum auftauchte, wollen die Niederländer alles daran setzen, um die Meisterwerke zurückzuerhalten.

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs machen die Niederlande ihren Anspruch auf die Bilder geltend, die sie immer in der Sowjetunion vermuteten. "Ich bin sicher, daß nach einer Ausstellung in Moskau zu Anfang des Jahres die Rückführung rasch erfolgen wird", erklärt der Leiter der Abteilung "Schöne Künste" im niederländischen Kulturministerium, Robert de Haas. "Das schwierigste war die Lokalisierung der Bilder. Wir hatten Recht, und unsere Bemühungen haben Früchte getragen."

Seitdem de Haas im Kulturministerium tätig ist, träumt er davon, daß die 526 Bilder der König-Sammlung wieder im Bomans-van-Beuningen- Museum in Rotterdam ausgestellt werden. Dieser Traum scheint nun in Erfüllung zu gehen.

In den 20er Jahren hatte der deutsche Bankier Franz König, der in Haarlem im Westen Hollands lebte, die Sammlung zusammengestellt. Nach dem großen Börsenkrach im Jahre 1929 verkaufte er die Bilder, Skizzen, Gouachen und Graphiken dem Museum.

Damit fing die Odyssee der Kunstwerke an: Die Nazis beschlagnahmten die Sammlung im März 1941 und brachten sie in einem Schloß bei Dresden unter. Als Kriegsbeute der sowjetischen Truppen wurden die Bilder im Juni 1954 in die UdSSR gebracht.Noch fehlen 491 Objekte

Die heute in der ganzen Welt verstreute Sammlung ist mit Gemälden von italienischen Meistern wie Veronese, Tizian oder Tintoretto eine der schönsten ihrer Art. Mit Stichen und Graphiken von Künstlern wie Rembrandt, Holbein, Dürer, Raphael, Rubens, Cezanne oder Toulouse-Lautrec hat die Sammlung König einen Wert von schätzungsweise mindestens 100 Millionen Dollar.

Bislang haben die Niederlande erst 35 Objekte der Sammlung zurückerhalten, womit also 491 noch fehlen. Im Dezember, rund einen Monat, nachdem das russische Kulturministerium offiziell zugegeben hat, im Besitz der Kunstsammlung zu sein, wurde ein reger Briefwechsel zwischen Moskau und Den Haag aufgenommen.

Damals erhielt der niederländische Botschafter in Moskau, Joris Vos, erstmals die Erlaubnis, die Sammlung im Museum der Revolution zu besichtigen. Dort wartete auf ihn jedoch eine unangenehme Überraschung: In den verstaubten Schatullen befanden sich - zwar hervorragend konserviert - nur 360 Werke. Der Sachverhalt wurde von den russischen Behörden nicht kommentiert.

Die Niederländer hatten damit fast schon gerechnet. "Einige Objekte wurden sicherlich gestohlen und von skrupellosen Sammlern gekauft, die sich bei den korrupten Beamten herzlich bedankten", erklärt de Haas.

Der Kunsthistoriker der Moskauer Universität, Alexej Rastorgudschew, teilt diese Ansicht: "Ich erinnere mich an zwei Werke, die mir ein Kunsthändler stolz zeigte. Ich habe nichts dazu gesagt, aber es bestand kein Zweifel, sie stammten aus der Sammlung König."

Rastorgudschew meint, daß die Niederlande einige Schwierigkeiten haben werden, die Kunstsammlung wieder zusammenzutragen. "Die Leute, die die Werke für ein Vermögen gekauft haben, werden sie nicht freiwillig wieder rausgeben."

Kein Rubel für Werke

De Haas indessen bleibt zuversichtlich, vor allem, was die 360 Werke in Moskau anbetrifft. Der russische Kulturminister Jewgeni Sidorow habe ihm zugesichert, daß die Kunstwerke im Rahmen des internationalen Rechts wieder zu ihrem Eigentümer zurückkehren werden. Tatsächlich machen die Niederlande ihre Ansprüche auf der Grundlage der Erklärung der Alliierten Streitkräfte vom 5. Januar 1943 geltend.

In dem Text heißt es, daß alle Transaktionen der Deutschen Wehrmacht in den besetzten Ländern illegal sind. "Diese Erklärung ist von grundlegender Bedeutung für uns, denn wir könnten niemals beweisen, daß das Boymans-van-Beuningen- Museum die Sammlung gezwungener Maßen abgegeben hat", sagt de Haas. Dies war anscheinend der Fall. Historikern zufolge "erwarben" die Nazis die Sammlung für "einen Apfel und ein Ei".

Für de Haas steht auf jedem Fall fest, daß Moskau nicht einen Rubel für die Meisterwerke erhält. Ein Austausch von Kunstwerken kommt ebenfalls nicht in Betracht. Mit der Rücknahme der Sammlung würden sie den Russen mit ihren schlecht gesicherten Museen noch einen Gefallen tun, meint er.

LAURENCE BLAIRON (AFP)

Neuer Rundfunkrat-Chef: HR muß gesunden

Der Hessische Rundfunk (HR) muß nach Ansicht des neuen Rundfunkrats- Vorsitzenden Karl-Heinz Jungmann "gesunden". Die Finanzen des Senders sollten den "neuen Verhältnissen" als Folge der privaten Konkurrenz, sinkender Werbe-Einnahmen und nicht ausreichender Gebührenerhöhungen angepaßt werden, sagte der hessische DGB-Chef. Jungmann steht seit Mitte Dezember als Nachfolger von Ignatz Bubis an der Spitze des Aufsichtsgremiums.

Jungmann will die heutige Substanz des Senders erhalten wissen. Allerdings sollte überlegt werden, ob mit Kooperationen in Hörfunk und Fernsehen besser gewirtschaftet werden könne. Für den Hörfunk sieht der neue Gremienvorsitzende keine Notwendigkeit, Programmteile aufzugeben.

Auch das Dritte Hessische Fernsehen müsse seinen Bestand erhalten, aber es sei darüber nachzudenken, ob mit anderen dritten Programmen zusammengearbeitet werden könne, sagte Jungman weiter. An Bereichen wie Bildung, Erziehung, Information und Kultur will Jungmann nicht rütteln. "Es steht aber in den Sternen", ob der HR noch große Fernseh- Unterhaltung betreiben werde. Am 22. Januar wird der Rundfunkrat einen Nachfolger für Intendant Kelm wählen, der sein Amt vorzeitig aufgeben will. dpa

Ein "historischer Treck" mit großen Gefahren Nach mehr als zehn Jahren kehren die ersten 4000 guatemaltekischen Flüchtlinge aus Mexiko in ihre Heimat zurück Von Rita Neubauer (Comitan)

Balthasar Gaspar Tomas hatte genau zehn Minuten Zeit, sein Leben zu retten. 1982, als Guatemala im Militärterror versank und ganze Dörfer in Flammen aufgingen, fristete er als Bauer ein ärmliches Dasein in Xalbal, einem kleinen Weiler in der Provinz Quiche. Im Mai 1982 holte der Bürgerkrieg auch ihn ein. Soldaten waren auf dem Vormarsch. Sengend und mordend zogen sie durch die Gegend, verhafteten willkürlich Männer, vergewaltigten Frauen und massakrierten ganze Familien.

Drei Verwandte des heute 39jährigen ließen damals ihr Leben. "Wir wissen heute noch nicht, wo ihre Leichen liegen", erzählt er stockend. Als die schreckliche Kunde ihn erreichte, floh er mit seiner Frau in die Berge. Fünf Tage später kehrten sie in ihr Dorf zurück, von dem nicht mehr als verbrannte Erde übrig war. "Die Soldaten hatten die Hütten angezündet, das Vieh getötet und die Ernte zerstört. Wir hatten nichts mehr." Gaspar Tomas' Stimme zittert, seine Augen bekommen einen wässrigen Glanz, und hilflos sucht er Beistand bei seinem Freund, Marcos Maldonado Carril.

Beide Männer sitzen an diesem Morgen in einem schlichten Büro in Comitan, einer Kleinstadt im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, der an die Nordgrenze von Guatemala reicht. Sie gehören den "Comisiones Permanentes" an, die die 45 000 guatemaltekischen Flüchtlinge in Mexiko repräsentieren. Beide Männer haben mit ihren Familien die vergangenen zehn Jahre in Lagern unter der Obhut der UN-Flüchtlingsorganisation ACNUR verbracht. Beide haben drei Kinder in Mexiko gezeugt, und beide werden nächste Woche nach Guatemala zurückkehren. Viertausend Guatemalteken, deren Schicksale denen von Gaspar Tomas und Maldonado Carril gleichen, werden sich in einem "historischen Treck", so ein ACNUR-Mitarbeiter, gen Süden aufmachen. Historisch deshalb, weil es sich nicht um eine von ACNUR initiierte Repatriierung handelt, sondern um eine freiwillige, von den Flüchtlingen ausgehandelte Rückkehr. Wenn sich die rund 820 Familien aus den drei Bundesstaaten Chiapas, Quintana Roo und Campeche am 13. Januar mit Kindern, Vieh, Hab und Gut in ihre Heimat aufmachen, ist das eine politische Entscheidung, und um so unvorhersehbarer sind die Konsequenzen. Kein Wunder, daß sich auf der mexikanischen Seite der grünen, von Hügeln und Wäldern überzogenen Grenze Hoffnungen mit Furcht, Erwartungen mit realistischen Ängsten mischen. Denn die Zeichen, die von jenseits der Grenze kommen, sind wenig vielversprechend. In dem mittelamerikanischen Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern herrscht weiter Krieg. Und ein Ende des mehr als 30jährigen Bürgerkrieges, der über 100 000 Leben forderte und eine Million Menschen entwurzelte, ist trotz mehrmonatiger Friedensverhandlungen zwischen der linksgerichteten Guerilla und der Regierung nicht in Sicht.

Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. So genießen selbst unter den Zivilregierungen des Christdemokraten Vinicio Cerezo und nun unter der konservativen Regierung des einer evangelischen Sekte nahestehenden Jorge Serrano Elias die Militärs und paramilitärische Gruppen Immunität, werden Studenten, Gewerkschaftsführer und Bauern weiterhin Opfer der Repression.

Allein vergangenes Jahr, so die Nationale Menschenrechtskommission, kam es zu über 1400 Menschenrechtsverletzungen, 482 Morden mit möglicherweise politischen Motiven, 104 Fällen von Folter, 381 Bombenattentaten, 83 Bombardements und 37 Fällen von Verschwundenen. Die Flüchtlinge, internationale Organisationen, die mexikanische Regierung, Nicht-Regierungsorganisationen, selbst die katholische Kirche sind sich der Lage bewußt. Dennoch halten fast alle den Zeitpunkt für eine massive Rückkehr für günstig. Aus zwei Gründen: Am 8. Oktober vergangenen Jahres unterzeichneten die Flüchtlinge und die guatemaltekische Regierung ein Abkommen, nach dem die Regierung die fundamentalen Rechte der Rückkehrer anerkennt und ihnen Land verspricht.

So wird Gaspar Tomas zwar nicht auf seine ursprüngliche Scholle zurückkehren, aber auf eine Parzelle, die die Regierung ihm zugesprochen hat. So hofft er wenigstens. "Die Landfrage ist neben der Sicherheit und den logistischen Herausforderungen eines der größten Probleme, das die Flüchtlinge erwartet", meint Donata von Sigsfeld, die für die Europäische Gemeinschaft Flüchtlingsprojekte in Mexiko betreut. Die Deutsche betont denn auch, daß die EG sowohl die Integration wie auch die Rückführung unterstütze, diese Rückkehr aber allein eine Entscheidung der Flüchtlinge sei.

Ein weiteres Element ist die Nobelpreisverleihung im vergangenen Jahr an die guatemaltekische "indigena" und Menschenrechtsadvokatin Rigoberta Menchu, die nach der Ermordung ihrer Eltern und eines Bruders ebenfalls 1981 Guatemala den Rücken kehrte und seitdem im mexikanischen Exil lebt. Sie gab den Flüchtlingen nicht nur moralischen Rückenwind, da "sie eine von uns ist", sie brachte das guatemaltekische Drama, vielfach vergessen in Zeiten blutiger Bürgerkriege in anderen Teilen der Welt, wieder ins Bewußtsein der Öffentlichkeit.

Doch auch wenn die Rückkehrer große Hoffnungen auf diese internationale Aufmerksamkeit setzen, so entpuppte sich die Nobelpreisverleihung in Guatemala schnell als zweischneidiges Schwert. Angefangen damit, daß sie bei der rassistischen Machtelite, den Großgrundbesitzern und einflußreichen Kaffeefamilien böses Blut erzeugte, sie setzte die Regierung verstärkt unter Druck von seiten der Militärs, die Menchu als Guerillasympathisantin denunzieren. Anstatt daß der Nobelpreis eine Brücke zwischen den beiden Fraktionen schlug, erfuhr Menchu bei einem Gespräch mit Serrano wenig Unterstützung und nannte das Treffen gar "enttäuschend".

Gleichzeitig schwingen die Militärs erneut das Kriegsbeil und begannen in den vergangenen Wochen genau in dem Gebiet eine Offensive, wohin die meisten der 4000 Flüchtlinge zurückkehren wollen. So bombardierten sie vergangenen November die Gemeinde El Ixcan, und 40 Familien suchten zeitweilig Schutz in Mexiko. Die Armee behauptete später, daß sie nur den Flüchtlingen helfen wolle, aber der Bischof von Chiapas, Samuel Ruiz, argwöhnt, daß "die Armee mit diesen Aktionen Instabilität in der Gegend simulieren will".

In Mexiko löste die Bombardierung gemischte Gefühle aus. Auf der einen Seite ist das Land an einer Lösung des Flüchtlingsproblems interessiert, das in der Vergangenheit die Beziehungen zwischen beiden Staaten belastete. So versucht denn auch der Direktor der mexikanischen Hilfsorganisation für Flüchtlinge (COMAR), Erasmus Saenz, den schlechten Nachrichten die Schärfe zu nehmen: "Man sollte auf keinen Fall eine Sache mit der anderen vergleichen. Dieser Vorfall hat mit dem traditionellen Konflikt zu tun, aber hat zu keinem Zeitpunkt die Rückkehr in Frage gestellt."

Auf der anderen Seite kann es nicht im Interesse der Mexikaner sein, daß, wie es ein europäischer Diplomat formuliert, "wir hier letztendlich mehr Flüchtlinge haben als zuvor". Zwar gibt es keine handfesten Indizien dafür, daß Mexiko mehr als nötig die Flüchtlinge zur Rückkehr bewegt, aber immer wieder beunruhigen Gerüchte die Guatemalteken, daß die finanzielle Hilfe für die 136 Lager in diesem Jahr reduziert werde. Schon jetzt klagen Flüchtlinge über eine unzureichende Lebensmittelversorgung. "Wir erhalten 80 Kilo Mais pro Familie im Monat", seufzt Natividad Andres Felipe, "wir benötigen aber mindestens 150 Kilo." Klagen über eine wenig abwechslungsreiche Lebensmittelversorgung, über Holz- und Wassermangel und über die schlechte Bezahlung, wenn sich die Flüchtlinge als Landarbeiter verdingen, sind nicht neu. Vor allem in Chiapas, einem der ärmsten mexikanischen Bundesstaaten, leiden die Flüchtlinge zusätzlich unter dem jahrhundertealten Landkonflikt zwischen reichen Großgrundbesitzern.

Während in Quintana Roo und Campeche die Guatemalteken auf eine unmittelbare Nähe zu ihrer Heimat zugunsten von Land verzichteten, hatten die Flüchtlinge in Chiapas nie eine Chance auf ein Stück eigenen Bodens. Und die mexikanische Regierung unternahm auch nicht viel, die wesentlich schlechteren Bedingungen in Chiapas zu verbessern, wie eine Beobachterin in Comitan lakonisch feststellt: "Die Projekte wurden langsamer ausgeführt, fehlendes Wasser setzte die Leute zusätzlich unter Druck. Und selbst bei der Dokumentierung von Neugeborenen, die de facto Mexikaner sind, verstrichen zwei Jahre, bis Mexiko sie anerkannte."

Maria Andres'jüngstes Enkelkind ist Mexikanerin, ebenso wie die anderen elf Enkel der 48jährigen, die seit sechs Monaten im Lager Gracias a Dios wohnt. Auch sie mußte vor zwölf Jahren ihre Heimat verlassen und hat seitdem verschiedene Lager kennengelernt - gute und schlechte. Gracias a Dios, nur wenige Kilometer von der guatemaltekischen Grenze entfernt, zählt sie zu den guten. Die Wasserversorgung klappe, es gäbe - zwar schlechtbezahlte, aber immerhin - Arbeit und auch die Gemeinschaft unter den Flüchtlingen sei okay, meint Maria Andres.

Dennoch will auch sie wie ihr Mann, der den Posten des Lagerrepräsentanten übernommen hat, zurück. Besucher bittet er in die "bodega" - eine Art Scheune, wo ein Schreibtisch steht, Säcke mit Lebensmitteln gestapelt sind und neugierige Kinder durch die Tür lugen. Andres Lopez macht sich keine Illusionen. "Wir gehen zurück, wenn wirklich Demokratie in Guatemala herrscht. Wenn die Militärs unsere Rechte respektieren und sie uns in Frieden unser Land bebauen lassen", klopft er energisch mit dem Zeigefinger auf dem staubigen Tisch fest. Seine Frau pflichtet ihm bei: "Ich bin doch nicht geflüchtet und habe zwölf Jahre in einem Lager gelitten, um mich dann nach der Rückkehr umbringen zu lassen."

So wie sie denken viele Flüchtlinge. Die meisten wollen abwarten, wie es den ersten Rückkehrern ergeht, die nicht umsonst unter Beobachtern reichlich sarkastisch als "Versuchstiere" gelten. "Wenn ich Flüchtling wäre, würde ich noch nicht zurückkehren", urteilt selbst ein Repräsentant einer Organisation, die mithilft, den Treck auf den Weg zu bringen. Gleichzeitig machen aber auch die Anführer kein Hehl daraus, daß - ökonomische Probleme in Mexiko hin oder her - vor allem die politische Manifestation zähle.

Nicht nur kehren "selbstbewußtere Menschen" zurück, wie es Alfredo Witschi von ACNUR ausdrückt, sie sind auch besser ausgebildet und informiert über ihre Rechte. "Wir schaffen mit unserer Rückkehr eine Realität, mit der sich die Regierung auseinandersetzen muß, und tragen damit zu Veränderungen in Guatemala bei", hofft eine Bewohnerin von Gracias a Dios.

Daß diese politische Manifestation leicht zum Verlust von Menschenleben führen kann, wird nicht verschwiegen. Dennoch läßt Maldonado Carril von den "Ständigen Kommissionen" keine Zweifel aufkommen: "Wenn wir jetzt nicht gehen, dann ändern sich die Verhältnisse für uns nie in Guatemala, und wir sitzen hier noch im nächsten Jahrtausend." Befragt, ob er um sein Leben und das seiner fünfköpfigen Familie fürchte, meint er leise und überlegt: "Klar können sie uns entführen und ermorden, wie sie es mit anderen tun. Dennoch müssen wir für den Frieden eintreten. Glauben Sie mir, wir gehen nicht zurück, damit sie uns ermorden. Wir gehen zurück, um zu überleben."

REISE UND ERHOLUNG M 2

REISE UND ERHOLUNG M 5

Aus großen Versprechungen wird diesmal nicht viel werden Die Finanzlage der Kommunen (1): Nach der Kommunalwahl wird die Sparpolitik verschärft / 20 Milliarden Mark Schulden

WIESBADEN. In einem Büro in der Wiesbadener Bahnhofstraße sitzt einer, der einem vielzitierten Eindruck glatt widerspricht. Den Kommunen gehe es im Vergleich zu Bund und Land finanziell noch "am besten" - relativ betrachtet, sagt Rainer Hase, Mitarbeiter beim Landesverband des Bundes der Steuerzahler und dort Fachmann für kommunale Finanzfragen. Auf teure Tiefgaragen, Schwimmbad-Neubauten und anderen Luxus verweist er, den man sich nach wie vor mancherorts leiste, von vielen aktuellen Wahlversprechen ganz zu schweigen. Im politischen Bereich hat bislang nur einer eine ähnliche Einschätzung öffentlich ausgesprochen: Manfred Kanther, Landesvorsitzender einer CDU mit derzeit wenig kommunaler Regierungsverantwortung, aber mit Sparforderungen an alle Ebenen, hat im Dezember vor dem Landtag kritisiert, "viele" Kommunen hätten die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt und würden weiter wirtschaften, "als habe sich nichts geändert".

Der Wirtschaftswissenschaftler Hase und der Politiker Kanther sind die Ausnahmen - und das hat etwas mit dem 7. März zu tun, dem nahen Datum der hessischen Kommunalwahl. Mit Sparparolen ziehen auch Kommunalpolitiker nicht gerne in den Wahlkampf, selbst wenn es in ihrer nächsten Legislaturperiode (1993-97) wegen der absehbaren Bonner und Wiesbadener Sparentscheidungen zu Einschnitten auch auf örtlicher Ebene kommen muß. Aus vielen großen Ankündigungen aus den Wahlprogrammen der Lokalparteien wird in der Praxis diesmal wenig werden. Die eigentliche politische Herausforderung der kommenden vier Jahre, wie verschärftes Sparen mit dringenden neuen Maßnahmen (etwa: Verkehrsberuhigung, Nahverkehr, Kindergärten) zu vereinbaren ist, wird dennoch nicht allzu offen angesprochen.

Nach Einschätzung des Wiesbadener Innenministeriums hat die Finanzlage der hessischen Kommunen sich schon jetzt verschlechtert - vor allem wegen Rückgängen bei der Gewerbesteuer im vorletzten Jahr und durch Kostensteigerungen. Im Jahr 1991 (aus dem die jüngsten präzisen Zahlen stammen) haben die Kommunen im Landesdurchschnitt für Personal 10,2 und für Sozialhilfe 11,1 Prozent mehr ausgegeben als 1990, während bei der Gewerbesteuer 200 Millionen Mark oder 4,6 Prozent fehlten. Als Ursache werden hier auch Investitionen ortsansässiger Firmen in den neuen Bundesländern genannt.

Die Prognosen für die kommenden Jahre sagen keine satten Wachstumsraten bei den Steuereinnahmen mehr voraus, dank Bonner Neuregelungen zum Teil sogar Minuswerte. Wenn Geld fehlt und mehr Schulden nicht mehr finanzierbar sind, bleibt neben dem Leistungsabbau die Gebührenschraube, und an der wurde schon zuletzt kräftig gedreht. Zwischen Mitte 1990 und Mitte 1992 sind die Gebühren für die Müllabfuhr bundesweit um durchscnittlich 39,5 Prozent, für Abwasser um 19,6 und Wasser um 9,8 Prozent gestiegen - die Lebenshaltungskosten aber nur um 7,8 Prozent.

Dennoch zahlten die Kommunen nach einer Statistik des Städtetags noch drauf: Bei knapp 90 Prozent liegt der "Kostendeckungsgrad" durch Gebühren immerhin noch bei Abwasser und Abfall, nur bei rund 65 Prozent jedoch bei Friedhöfen und Straßenreinigung, knapp unter 25 Prozent bei Schwimmbädern und nur unter 15 Prozent bei Kindergärten, wo die rot-grüne Landtagskoalition den hessischen Kommunen künftig einkommensabhängige Gebühren erlauben will. In diesen Feldern werden die wichtigen kommunalen Entscheidungen der kommenden Jahre fallen.

Von Ort zu Ort ist die Finanzlage nach wie vor extrem unterschiedlich. Es gibt ausgesprochen reiche neben vielen armen Kommunen. Zwischen Rüsselsheim mit seinen (dank "Opel") über 4000 Mark Steuereinnahmen pro Kopf und Schwarzenborn im Schwalm-Eder-Kreis (1991 Schlußlicht mit 424 Mark pro Kopf) liegen Welten. Aber auch ein Rüsselsheim steht plötzlich vor Problemen, wenn die örtliche Autofirma erst Leute entläßt.

Unter den extrem steuerstarken Kommunen finden sich Namen wie Eschborn, Baunatal, Bad Homburg, Groß-Bieberau (1991 Spitzenreiter mit 5720 Mark pro Kopf) und Frankfurt (seit Jahren meist knapp unter 2500 Mark pro Kopf). Die Einkommensschwächsten sind kleine Dörfer in Nord- und Osthessen. Vor allem die kreisfreien Städte sind finanziell in der Klemme - auch deshalb, weil sie häufig Leistungen für das Umland mit anbieten. Offenbach und Kassel gelten schon seit Jahren als Sanierungsfälle, und die große Offenbacher SPD/CDU- Sparkoalition wird dabei in Wiesbaden schon jetzt hinter vorgehaltener Hand als Vorbild für den absoluten Notfall gelobt.

Frankfurt ist neuerdings ebenfalls zu den Sorgenkindern gestoßen, auch wenn das Land sich hier mit konkreterer Kritik vor der Kommunalwahl sehr zurückhält. Von den 21 Landkreisen konnten zuletzt schon sechs (Hochtaunus, Main- Kinzig, Rheingau-Taunus, Wetterau, Limburg-Weilburg und Vogelsberg) ihre Haushalte nicht mehr ausgleichen - obwohl alle Kreise sich von den Kommunen seit Jahren immer mehr Geld per "Umlage" besorgen. Neun Kreise haben die Umlage allein 1992 wieder erhöht. Sie liegt jetzt meist um zehn Prozent über den Werten aus den siebziger Jahren.

Die Politiker in den Kreisen und kreisfreien Städten führen diese Entwicklung darauf zurück, daß ihnen immer mehr Aufgaben ohne die dazu nötigen Gelder übertragen würden. Bei der Kommunalaufsicht im Innenministerium läßt sich aber ebenfalls der - sachte formulierte - Eindruck herauslesen, man habe manchmal "sicher nicht die nach Umständen nötige Sparsamkeit walten lassen". Die "Umstände" sind das entscheidende, wenn es um die Definition von Sparsamkeit geht. Daß vor allem die Stadt Frankfurt, die in der Summe ihrer Einnahmen trotz Rekordschulden gleichzeitig zu den reichsten der Republik zählt, über ihre Verhältnisse gelebt haben könnte, steht längst als politischer Vorwurf im Raum - durch die Opposition natürlich nur, im Frankfurter Fall derzeit die CDU.

Offenbach sowie die Kreise Main- Kinzig und Rheingau-Taunus stehen bereits unter "verschärfter Staatsaufsicht" durch das Innenministerium. Die Stadt Kassel und die vier restlichen Defizit- Kreise müssen schon jetzt jede Kreditaufnahme einzeln in Wiesbaden genehmigen lassen. Knapp 20 Milliarden Mark Schulden haben Hessens Kommunen schon jetzt insgesamt. Frankfurt ist mit 8224 Mark pro Kopf (Zahl von 1991) auch dabei weiter Spitzenreiter, während die Städte Kassel, Darmstadt und Wiesbaden bei rund 3000 Mark pro Kopf liegen.

Selbst annähernd gleich große und ähnlich strukturierte Städte können finanziell vor sehr unterschiedlichen Fragen stehen, wie ein Zahlenvergleich für die Städte Gießen, Fulda, Marburg und Wetzlar (alle zwischen 50 000 und 75 000 Einwohner) zeigt, den ein jetzt beim Bund der Steuerzahler in Wiesbaden aufgebautes Computersystem mit den 1991er Haushaltsdaten aus allen 426 Kommunen des Landes möglich macht. Muß Gießen nur fünf Bürgerhäuser unterhalten, sind es in Fulda wegen vieler eingemeindeter Dörfer deren siebzehn. 36 Sporthallen in Marburg stehen in dieser Statistik zwei in Wetzlar gegenüber, zwölf kommunalen Kindergärten in Gießen sechs in Fulda.

Gießener Einwohner mußten im Jahr 1991 pro Kopf 510 Mark Gebühren an die Stadt zahlen, Fuldaer nur 382 Mark. Wetzlar und Fulda haben 35 Prozent ihrer Einnahmen für Personal ausgegeben, Gießen aber nur 27 und Marburg 30 Prozent. Dafür mußte das verschuldete Gießen, dessen Finanzpolitik vor allem auf Schuldenreduzierung ausgerichtet sein muß, 287 Mark pro Kopf für Zinsen zahlen, Marburg nur 112 Mark. 330 Millionen Mark Gesamtschulen in Gießen standen 89 Millionen Mark im benachbarten Wetzlar gegenüber.

Solche Zahlenvergleiche per Knopfdruck sind neu, und der Steuerzahler- Bund bietet den Service - in Hoffnung auf mehr Sparbemühungen - den Städten und Gemeinden als "kommunales Finanzanalysesystem" an. Rainer Hase, der Mann am Bedienungspult, verspricht sich davon auch etwas mehr Transparenz für das, was er das "A und O" der Kommunalpolitik nennt: die Geldfragen, mit denen jedes kommunale Thema zu tun hat. Selbst zwei Drittel der Stadtverordneten, schätzt Hase, verstehen inzwischen die Details der Etats nicht mehr. In kleineren und mittleren Kommunen, meint er, kommen die Zahlenwerke letztlich sogar "weitgehend unter Ausschluß der Parlamente" zustande. RICHARD MENG

Lesen Sie morgen im zweiten Teil über die Finanzlage der Kommunen: 1995 soll es nur noch eine Nullrunde geben; nach dem Wahljahr 1993 fließt auch das Landesgeld sparsamer.

Im Jahre 1995 soll es bestenfalls eine Nullrunde geben Die Finanzlage der Kommunen (2): Nach der Wahl am 7. März fließt auch das Landesgeld immer spärlicher

WIESBADEN. An Selbstlob hat es bei Geldgebern selten gefehlt. "Damit wird einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, in welchem Maß das Land sich seinen Gemeinden zuwendet", hat der Finanzminister (damals CDU) 1990 erklärt, als die Kommunen vom Land erstmals insgesamt mehr als vier Milliarden Mark in einem Jahr bekommen hatten. "Nicht zuletzt deshalb nimmt Hessen unter den Ländern eine Spitzenposition beim kommunalen Finanzausgleich ein", meint jetzt die Finanzministerin (SPD) Annette Fugmann-Heesing, weil mittlerweile 4,67 Milliarden an die Kommunen gehen - und das Land von seinen Gemeinden "keinen Solidarbeitrag zur Finanzierung der deutschen Einheit" erhebe.

Stolz präsentiert das Land Hessen nun in einer Broschüre, daß die "Kommunalquote" des Landesetats (der Anteil aller Zahlungen an Kommunen und Zweckverbände) auf 24,5 Prozent gestiegen ist, nachdem in den 80er Jahren Werte zwischen 21 und 23 Prozent normal waren. Der Anstieg hat aber vor allem mit gestiegenen Landeszahlungen für Asylbewerber zu tun, und ein zunehmender Anteil des Landesgeldes für Kommunen - alles in allem rund eine Milliarde Mark - ist mittlerweile "zweckgebunden".

Die Kommunalpolitiker und die Opposition werfen der rot-grünen Regierung vor, damit letztlich doch "Einheits-Kosten" abzuwälzen und die eigene Politik mit dem "Geld der Kommunen" zu finanzieren. Beim Geld hört auch zwischen Land und Kommunen trotz weitgehend gleicher parteipolitischer Mehrheiten die Freundschaft auf.

Noch schlechter kann die Stimmung werden, wenn sich die offiziellen Wiesbadener Prognosen über Steueraufkommen und Landeszuweisungen für die kommenden Jahre bewahrheiten, die sogar noch eher zu optimistisch sind, weil sie vor den jüngsten Konjunktureinbrüchen erarbeitet wurden. Nach dem Kommunalwahljahr 1993 sollen die Landesgelder in jedem Fall viel sparsamer fließen.

Bei den "Schlüsselzuweisungen" (frei verfügbares Landesgeld für die Kommunen, 1992 rund 2,3 Milliarden Mark) soll nur 1993 noch einmal massiv aufgestockt werden. Nach plus sieben Prozent im Jahr 1992 werden sie durchschnittlich um elf Prozent steigen - für Gemeinden sogar um 17, kreisfreie Städte um elf und Kreise um 5,5 Prozent. Damit läßt sich vor der Wahl am 7. März noch einiges ankündigen.

Für 1994 geht die Landesregierung aber nur mehr von einer Steigerung um drei Prozent aus - und 1995, so Fugmann-Heesing im November vor dem Landtag, sei "keine" Erhöhung (also eine Nullrunde) zu erwarten - "möglicherweise wegen der Konjunktur sogar ein Rückgang". Der Hintergrund: 1995 muß das "reiche" Hessen sehr viel mehr für andere Bundesländer abgeben, weil dann die Ost-Länder in den Länderfinanzausgleich einbezogen werden. Auch die hessischen Kommunen sollen dann einen Teil der Belastung mittragen. - Ins Amtsdeutsch übersetzt wurde den Kämmerern das vom Innenministerium schon Ende Oktober schriftlich angekündigt. Von "Belastungen in einem bisher noch nicht aufgetretenen Umfange" ist in dem Schreiben die Rede. Den Kommunen werde deshalb "dringend empfohlen, die sich ab 1995 ergebenden Auswirkungen bereits in den Haushaltsplänen für 1993 und 1994 durch eine restriktive Haushaltsführung insbesondere bei Investitionsentscheidungen mit Belastungen für die Jahre ab 1995 und bei der Personaldisposition zu berücksichtigen."

Wenig Chancen gibt es bei solchen Aussichten für größere Veränderungen am bisherigen System des Finanzausgleichs für die Kommunen, was einige von ihnen immer wieder vehement fordern, was aber eben auch immer zu Lasten anderer gehen würde. Verbesserungen zugunsten Frankfurts müßten am Ende eventuell von Kassel mitfinanziert werden, wird dort befürchtet.

Der Bürgermeister aus dem osthessischen Hünfeld beispielsweise hat 1992 beim Finanzministerium (gutachterlich untermauert) vergeblich gegen eine langjährige Benachteiligung von ländlichen Großgemeinden mit vielen Ortsteilen gegenüber südhessischen "Schlafstädten" mit gleichvielen Einwohnern protestiert. Er meint, daß die zusätzliche Belastung durch die ländlichen Ortsteile (mehr Bürgerhäuser und Feuerwehrstützpunkte, längere Kanalleitungen) nicht genug berücksichtigt würde.

Die Südhessen verweisen dagegen auf Zusatzbelastungen durch Verkehr und Umweltschutz, auf nötigen Lärmschutz, Kläranlagen, mehr Kindergärten und höhere Grundstückspreise im dicht besiedelten Ballungsraum.

Der Städtetag hat kleinere Korrekturen zugunsten der nord- und osthessischen Kleinstädte verlangt, die zu den landesweit 93 "Mittelzentren" zählen. Das Finanzministerium hat eine solche Reform für die nähere Zukunft abgelehnt.

Welche Kommune als "zentral" gilt und damit zusätzliches Geld bekommt, wird weiterhin wesentlich von der Einwohnerzahl abhängig gemacht. Beim Finanzausgleich gelte zudem das Prinzip "Je einfacher, desto gerechter", meint die zuständige Referentin im Ministerium und weist darauf hin, daß es auch denkbare Rechenverfahren gäbe, die das "Armutgefälle" zwischen Nord- und Südhessen glatt umkehren würden. Wenn man statt der Einwohnerzahl etwa den Schuldenstand zum Maßstab machen würde, wären plötzlich die Südhessen die Armen und die Nordhessen die Reichen...

Eine kleine Veränderung im Zahlungssystem des Landes hat es ab 1993 gegeben, die Nord- und Mittelhessen entlastet: Die Gewerbesteuer, bei der die großen südhessischen Kommunen stark sind, wird bei der Berechnung der Finanzkraft etwas höher gewichtet. Damit wird das Gefälle zwischen Nord und Süd anhand der Landeszuweisungen nur noch deutlicher ablesbar. Pro Einwohner gab es schon 1992 vom Land im nordhessischen Regierungsbezirk Kassel 552 Mark ungebundene Mittel ("Schlüsselzuweisungen"), während es im südhessischen Bezirk Darmstadt nur 318 Mark waren.

Noch deutlicher werden die Unterschiede auf Kreisebene. Hessens bedürftigste Region nach dem Berechnungssystem des Finanzausgleichs ist der Kreis Fulda, dessen Kommunen 632 Mark pro Einwohner erhielten, gefolgt von den Kreisen Werra-Meißner (607 Mark) und Marburg-Biedenkopf (603 Mark). Trotz Rekordverschuldung und Stirnrunzeln bei der hessischen Finanzaufsicht wegen rot- grüner Etatausweitung bleibt Frankfurt dagegen mit Abstand die "reichste Stadt". Pro Kopf überwies ihr das Land nur 126 Mark, deutlich weniger als den "nächstreichen" Kreisen Main-Taunus (189 Mark) und Groß-Gerau (196 Mark).

Insgesamt 34 Kommunen galten dem Land 1992 als derart wohlhabend, daß ihnen nur die vorgeschriebene Mindestsumme (zwischen zehn und 30 Mark pro Kopf) überwiesen wurde - an der Spitze die rund um Frankfurt gelegenen Rüsselsheim, Bad Homburg, Oberursel, Dreieich, Neu-Isenburg und Hofheim. Diese 34 haben zusammen noch 9,8 Millionen Mark "auf die Hand" bekommen, ein kleines Zubrot nur. Viel mehr wird es auch für sie in den kommenden Jahren nicht. Die Abhängigkeit lokalpolitischer Möglichkeiten von Einnahmen durch große Gewerbesteuerzahler wird eher noch größer werden. RICHARD MENG

Die Fledermäuse im Hochtaunus sind in ihren Quartieren von rücksichtslosen Mineraliensammlern bedroht Selbst im Winterschlaf haben sie keine Ruhe Artenschützer Richard Mohr beobachtet die Bestände

HOCHTAUNUSKREIS. Es gab Zeiten, da dauerte Richard Mohrs Hindernislauf durchs Behördendickicht 17 Jahre - und nur, um ein einziges Winterquartier "seiner" Fledermäuse sanieren zu können. "Heutzutage bekomme ich das behördliche Okay für die Baumaßnahmen mit einem Anruf", erklärt Richard Mohr. Das gestiegene Umweltbewußtsein zahlt sich vielfältig aus: Erstmals seit den fünfziger Jahren wurde der dramatische Bestandsrückgang der fliegenden Säugetiere zum Stillstand gebracht. Als Richard Mohr jetzt einige Fledermausquartiere inspizierte, entdeckte er zum Teil sogar mehr Tiere als in all den Jahren zuvor.

Rund 40 unterirdische Winterquartiere für Fledermäuse gibt es im Hochtaunus. Wo genau sich die Unterschlüpfe befinden - meist handelt es sich um ehemalige Bergwerksstollen, ausrangierte Hochwasserbehälter und Felsspalten, aber auch Spechthöhlen in dicken Bäumen -, möchte der ehrenamtliche Artenschützer des Hochtaunuskreises "lieber nicht" verraten. Werden Fledermäuse nämlich aus ihrem Winterschlaf aufgeschreckt, verlieren sie viel unersetzliche Energie; Störungen von außen führen dann nicht selten zu ihrem Tod.

Abenteuerlustige Jugendliche, vor allem aber "wilde" Mineraliensammler, schrecken nach Mohrs Erfahrungen vor nichts zurück. Immer öfter werden Gitter durchsägt, die Betonfassungen der Eingänge weggeschlagen oder gar der Felsen über und neben den Gittern durchbrochen - was die Gefahr von kompletten Erdrutschen erhöht. "Denen ist jedes Mittel recht. Es handelt sich meist um ehemalige Bleierzstollen im Hintertaunus, und das darin enthaltene Silber macht sie wohl verrückt" - obwohl sich maximal 150 Gramm Silber in einer Tonne Bleierz befinden und dafür wiederum Tonnen von Erdreich bewegt werden müssen. Außerdem ist Silber heute nicht mehr annähernd so wertvoll wie früher. Daß es den Fledermäusen so oft an den Kragen ging, hat noch andere Gründe. Sie genießen teilweise noch immer einen denkbar schlechten Ruf als "Vampire" oder häßliche Monster, die "mit dem Teufel im Bunde" stünden. "Völliger Blödsinn", sagt der 60jährige, "sie ernähren sich ausschließlich von Insekten und sind überhaupt sehr liebenswürdige Geschöpfe."

Außer solchen Vorurteilen haben die Tiere mit dem teilweise massiven Einsatz von Insektenvernichtungsmitteln zu kämpfen; auch der Verlust von "Sommernestern" durch Renovierung von Dachböden - in denen sie gerne ihre Jungen aufziehen - machte ihnen den Garaus.

Nicht selten kam es sogar zu gezielten Vernichtungsfeldzügen gegen Fledermäuse. Obwohl solche Aktionen seit langem nicht mehr vorkommen, nahm der Bestand an einheimischen Arten deshalb rapide ab. Rund 18 verschiedene Arten sind eigentlich im Hochtaunus heimisch, davon sind drei bereits ausgestorben: Mopsfledermaus sowie Große und Kleine Hufeisennase. Große Fledermauskolonien, wie sie früher alltäglich waren, gibt es schon seit langem nicht mehr im Taunus.

Der Rückgang kann sich auch daran ablesen lassen, daß bei Bestandskontrollen im Winter 1952 / 53 das Senckenberg- Museum in den Kellern der Burgruine Königstein 97 Exemplare im Winterschlaf entdeckte. Im vergangenen Winter jedoch wurden nur noch zwei aufgespürt - "obwohl wir wirklich intensiv gesucht haben", erklärt der pensionierte Lehrer.

Allein von der Zwergfledermaus existieren noch größere Bestände. "Hoffentlich", sagt Mohr, "so genau wissen wir das nämlich nicht" - wie übrigens auch niemand weiß, wo sich die früher mitunter 500 Tiere umfassenden "Wochenstuben" befinden. So heißen die Gruppen von Weibchen, die sich allein um die Aufzucht der Jungen kümmern.

Mohr würde sich deshalb wünschen, daß dicht verschlossene Kirchen-Dachböden wieder geöffnet werden. Die Öffnung müßte so beschaffen sein, daß weder Tauben noch Schleiereulen hineingelangen und Schmutz hinterlassen können. Der Kot der Fledermäuse hingegen ist trokken und geruchslos; er kann mit einer Plastikdecke aufgefangen werden und ist ein ausgezeichneter Dünger.

An Hausbesitzer appelliert Mohr zudem, die an Giebeln oder Spalten zwischen Reihenhäusern "einquartierten" Fledermäuse nicht durch allzuviel Neugier aufzuschrecken.

Und wenn Spaziergänger im Taunus im nächsten Sommer seltsame Zickzackbewegungen am Himmel oder vor Straßenlaternen sehen, sollten sie nicht erschrecken: Es handelt sich dann meist um Zwergfledermäuse bei der Jagd auf Insekten. Dabei wird mit Ultraschall "operiert" - und zwar so geschickt, daß sie selbst Schmetterlinge und bewegungslos auf einer Wand sitzende Mükken identifizieren. "Sie sehen mit den Ohren", sagt der passionierte Vogelkundler.

Seit Mohr seine Liebe zu den Fledermäusen entdeckte, beschäftigt er sich mitunter ganze Tage nur mit der Zählung und Winterkontrolle der unterirdischen Behausungen. "Das dauert mitunter sechs Stunden täglich, aber bei so was sagt man natürlich nicht, daß hoffentlich bald Feierabend ist."

Fotografieren, Rauchen oder Lärm sind dann strikt untersagt. Das jahrelange Kriechen in den Stollen hat dafür inzwischen zu einer gewissen Gelenkigkeit bei ihm geführt. "Manchmal fehlt mir nur noch die Badehose, dann könnte ich unter den hängenden Fledermäusen noch meinen Freischwimmer machen."

JÜRGEN DICKHAUS

Viele Betriebe sehen die Gefahr, daß bei Einführung neuer Berufsstufen das betriebliche Sozial- und Qualifikationsgefüge durcheinander kommt.

Historische Schätze, die nach und nach gehoben werden können Der Förderverein "Kreisarchiv des Hochtaunuskreises" tagte / Derzeit helfen 57 Mitglieder / Ausstellungen sind geplant

HOCHTAUNUSKREIS. Meterweise alte Akten, Zeitungen gebunden und lose, Bücher und Broschüren - das gibt es natürlich auch alles im Kreisarchiv des Hochtaunuskreises - und es wird täglich mehr. Dennoch ist dieses Archiv keine verstaubte Angelegenheit, wie man sich das landläufig vielleicht so vorstellen mag. Hier wird zum Beispiel auch das geplante "Kochbuch des Hochtaunuskreises" konzipiert, es werden Exkursionen und Ausstellungen vorbereitet. Auch das kürzlich erschienene neue Jahrbuch wurde im Kreisarchiv, vornehmlich von dessen Leiterin, der Kreisheimatpflegerin Angelika Baeumerth, geplant und redigiert.

Daß dieses Archiv im ersten Jahr seines Bestehens zum Treffpunkt von Menschen geworden ist, die sich - ob Laien oder ausgewiesene Forscher - für die Geschichte ihrer Heimat interessieren, liegt wohl nicht zuletzt daran, daß auch die Heimatstelle des Kreises in den schönen alten Räumen in einem Seitenbau der Oberurseler Schule "Mitte" untergebracht ist. Besonders gepflegt wird die Zusammenarbeit mit den Geschichts- und Heimatvereinen im Hochtaunuskreis. Die vereinbarte gegenseitige Mitgliedschaft des Fördervereins "Kreisarchiv des Hochtaunuskreises" und der Geschichts- und Heimatvereine sichert sie ab.

Der Förderverein "Kreisarchiv des Hochtaunuskreises", im Dezember 1991 zur Unterstützung des Kreisarchivs gegründet, hat heute 57 Mitglieder. "Wir wollen Zusätzliches schaffen und das Besondere anbieten, damit aber nicht den Etat des Kreises belasten", sagte der Vorsitzende des Fördervereins, Landrat Jürgen Banzer, kürzlich in der Jahresversammlung des Vereins.

So wird der riesige Nachlaß des über 20 Jahre lang im Hochtaunuskreis ansässig gewesenen Fotografen Wilfried Woscidlo künftig im Kreisarchiv verwahrt. Bei der Gestaltung des Hochtaunuskreis-Kalenders für das Jahr 1994 sollen diese Schätze gehoben werden.

Mit Mitteln des Fördervereins werden außerdem Abdrücke von Amts- und Zukunftssiegeln genommen, die aus dem Gebiet des Hochtaunuskreises stammen. Im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden werden rund 100 dieser Siegelstempel aus den - vor der Gebietsreform - 57 Städten und Gemeinden des Kreises verwahrt. Die Abdrucke sollen in einer Kabinettsausstellung im Kreisarchiv gezeigt werden.

Zudem soll die "Heusinger-Ausstellung" des "Arbeitskreises Geschichte Gonzenheim" im Frühjahr im Kreisarchiv noch einmal einem größeren Publikum gezeigt werden. Der Eisenbahn-Ingenieur Edmund Heusinger von Waldegg entwarf unter anderem den "Alten Bahnhof" in Bad Homburg.

Landrat Jürgen Banzer wiederholte beim Förderverein sein Angebot an Privatleute, Unternehmen und Verbände, dem Kreisarchiv anzuvertrauen, was für künftige Generationen aufbewahrt werden sollte. FR

Der durch die Entwicklung von formalen Sprachen bedingte "Auszug der Zahlen aus dem Alphabet" macht es nach Meinung von Friedrich A. Kittler nötig, daß sich die Geisteswissenschaften grundlegend ändern. Insbesondere müßte das Lesen seinen traditionellen Vorrang vor dem Schreiben verlieren.

WIRTSCHAFT 10

Von der Baugenehmigung bis zur schlüsselfertigen Wohnung können Jahre vergehen Gang aufs Wohnungsamt ist meist vergeblich Die Zahl der Antragsteller steigt ständig Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Vor dem Schalter verliert Werner T. ganz plötzlich die Beherrschung. "Ich geh' hier nicht weg, bevor ich was weiß!" schreit der 58jährige. Im Gesicht der jungen Frau hinter der Glasscheibe zuckt es. "Sie brauchen nicht jede Woche zu kommen", sagt sie mit leiser, aber fester Stimme, "wir schreiben Sie an, wenn wir eine Wohnung haben - aber das kann dauern!" Murmeln, ungeduldiges Füßescharren in der Menschenschlange hinter Werner T. - 7.40 Uhr, ein Januarmorgen im zehnten Stock des Wohnungsamtes an der Adickesallee. 1991 drängten sich hier 350 Personen täglich zur Sprechzeit, jetzt sind es 450. "Die Situation wird schlimmer", sagt Waltraud Meier- Sienel, die stellvertretende Amtsleiterin. Immer länger sind Menschen registriert, ohne eine Wohnung zu bekommen, immer mehr müssen abgewiesen werden, weil ihr Einkommen die hoffnungslos veralteten Richtlinien übersteigt. Die Leute vorm Schalter kennen eine Hiobsbotschaft nicht: 1992 wurden in Frankfurt nur 350 öffentlich geförderte Wohnungen bezugsfertig - gegenüber 476 im Vorjahr und 397 im Jahre 1990.

Wie kann das sein, wo doch der rot-grüne Magistrat noch kurz vor Silvester ein "Rekordjahr für den Wohnungsbau" gefeiert hatte? Mehr als 5000 Baugenehmigungen für neue Wohnungen hat er 1992 auf den Weg gebracht, darunter mehr als 1500 für öffentlich geförderte Unterkünfte - soviel wie nie zuvor in Frankfurt. Genehmigungen freilich sind noch keine schlüsselfertigen Wohnungen - zwischen der Unterschrift unter dem Bauschein und der Vorfahrt des Möbelwagens können drei Jahre und mehr vergehen. Da sind die komplizierten Planungs- und Umlegungsverfahren, das Gestrüpp der über 1000 DIN-Normen, die es beim Wohnungsbau zu beachten gilt, die steigenden Preise und vieles mehr.

"Bei den 350 öffentlich geförderten Wohnungen sind die begonnenen Neubau-Gebiete wie der West-Park in Sossenheim noch nicht erfaßt", sagt Fachfrau Meier-Sienel. Und fügt tröstend hinzu: "1993 werden es sicher mehr werden!" Den neuen Sozialwohnungen stehen zu Beginn des Jahres knapp über 13 000 registrierte Antragsteller für eine Unterkunft gegenüber - hinter jedem Antrag können sich ganze Familien verbergen. Am 30. Juni 1991 waren genau 12 522 Wohnungssuchende registriert.

Der Schalter, vor dem Werner T. (alle Namen geändert) scheiterte, wurde im Wohnungsamt vor zwei Jahren eingeführt - als der Ansturm immer größer wurde, viele Bewerber einfach im zehnten Stock eine Zimmertür aufrissen und vorm Schreibtisch des genervten Sachbearbeiters standen. Jetzt lernen sie vor der Glasscheibe, daß eine Vorsprache im Amt nur nötig ist, wenn sich die "persönliche Situation" ändert - bei Heirat, Scheidung, Geburt eines Kindes, Kündigung der Wohnung. Nicht selten kommen Bürger trotzdem zweimal die Woche, den letzten Brief vom Amt an sich gepreßt - es treibt sie die irrige Hoffnung, so schneller vermittelt zu werden. Manche halten es in der Schlange vorm Schalter nicht mehr aus, entweichen auch bei Minus-Temperaturen für eine Zigarettenlänge auf den nackten Beton-Balkon. Mehmet H., der kräftig an der Filterlosen zieht, ist 22 Jahre alt, seit eineinhalb Jahren kommt er regelmäßig ins Wohnungsamt. Ohne Erfolg bisher. Er lebt bei seiner Mutter: "Ich kann mir 900 Mark kalt für zwei Zimmer, Küche, Bad einfach nicht leisten!"

Im Amt gilt die Faustformel: Je kleiner eine Familie, desto schneller kann sie versorgt werden. Mindestens ein Jahr dauert es dennoch, in vielen Fällen "bis zu vier bis fünf Jahren" (Meier-Sienel). 6000 neue Anträge kamen 1991 hinzu, im abgelaufenen Jahr 1992 werden es mindestens so viele sein - noch ist die Zählung nicht beendet.

Guiseppe C., die kleine Tochter an der Hand, tritt an der Warteschlange vorbei schon wieder den Rückweg zum Aufzug an. Er kam vergeblich. "Jeder, der rausgeht ohne Wohnung", sagt er, "hat einen Hals!"

(Siehe auch "Leer für drei Monate" auf dieser Seite)

SPORTRUNDSCHAU 17

SPORTRUNDSCHAU 16

Kein Hublift in den neuen Straßenbahnwagen Stadt will Haltestellen für Rollstuhlfahrer umbauen

Die neuen Niederflur-Straßenbahnwagen, deren erstes Exemplar in wenigen Wochen ausgeliefert wird, werden definitiv keinen Hublift für Rollstuhlfahrer haben. Dies hat der Magistrat auf eine Anfrage der CDU-Fraktion im Römer mitgeteilt. Während sich die Arbeitsgemeinschaft der Frankfurter Behindertenverbände analog zur Ausstattung der 65 neuen Niederflur-Busse auch für eine solche Einstiegshilfe bei der neuesten Straßenbahngeneration ausgesprochen hatte, setzen die Stadtwerke auf eine bauliche Umgestaltung der Haltestellen.

Sie sollen so hochgepflastert werden, daß die Benutzung der Trambahnwagen mit ihren extrem niedrigen Wagenbödenfür Rollstuhlfahrer in der Regel auch ohne fremde Hilfe möglich ist. Der Abstand zwischen Fahrzeugboden und Bordstein, teilt der Magistrat mit, würde nach der Aufpflasterung nämlich nur noch sechs Zentimeter betragen.

Die differenzierte Ausstattung von Bus und Tram begründet der Magistrat in seinem Bericht mit den unterschiedlichen Verhältnissen an den jeweiligen Haltestellen sowie der Einsatzplanung. Während die schienengeführte Straßenbahn an den Stopps immer im exakt gleichen Abstand vom Bürgersteig halte, sei dies bei den Omnibussen aufgrund der individuellen Fahrweise des Personals nicht gewährleistet. Häufig können Busse Haltebuchten zudem überhaupt nicht ansteuern, weil dort abgestellte Autos die Zufahrt blockieren. Zudem werden die Omnibusse auf verschiedenen Linien eingesetzt, die neuen Trambahnfahrzeuge aber verkehren zumindest vorerst "linientreu".

Vermutlich ab Herbst dieses Jahres wird die Linie 16 mit den Niederflur-Wagen fahren, bis 1999 folgen dann alle anderen Linien. Deshalb können die städtischen Verkehrsbetriebe den notwendigen Umbau der Haltestellen über Jahre strekken. Im Busbetrieb hätten fast alle sofort umgebaut werden müssen, wenn auf den Einbau der rund 40 000 Mark teuren Lifte verzichtet worden wäre.

Der Magistrat räumt allerdings auch ein, daß in Ausnahmefällen Rollstuhlfahrer beim Einstieg in die Straßenbahn auf fremde Hilfe angewiesen sind. Dort, wo die Haltestelle in der Straßenmitte ist und wegen der geringen Fahrbahnbreite keine eigene Mittelinsel aufgepflastert werden kann, wäre der Höhenunterschied zwischen Straße und Wagenboden für Rollstuhlfahrer zu groß.

Da die Beförderung von Rollstuhlfahrern ein "allgemeines Problem bei der Benutzung aller öffentlicher Verkehrsmittel ist", so der Magistrat, haben die Stadtwerke inzwischen ein Forschungsvorhaben initiiert. Nach Angaben eines Sprechers des städtischen Verkehrsunternehmens hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ein Gutachten vergeben, ob nicht durch eine konstruktive Veränderung an den Rollstühlen selbst Behinderten das Ein- und Aussteigen erleichtert werden kann. Denkbar wären viele Möglichkeiten - von mechanischen Steighilfen bis hin zu motorgetriebenen Konstruktionen. Die Expertise wird von der "Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen e.V." in Köln erarbeitet. Die Frankfurter Stadtwerke beteiligen sich an den Kosten. gang

Weiterbildung zum Betriebswirt

HANAU. Wer sich an der Hanauer Fachschule für Wirtschaft, Fachrichtung Betriebswirtschaftslehre, ab dem Schuljahr 1993/94 zum "staatlich geprüften Betriebswirt" weiterbilden möchte, kann sich noch bis zum 31. Januar anmelden. Formulare sind erhältlich bei den Kaufmännischen Schulen I, Ameliastraße 50, 6450 Hanau, Telefon 0 61 81 / 98 06 10.

0.5

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Tips vom Rentenberater HANAU. Der BfA-Versicherungsälteste Wolfgang Bruder steht am heutigen Donnerstag, 14. Januar, von 15 bis 16.30 Uhr in der Hanauer Geschäftsstelle der Barmer Ersatzkasse, Nürnberger Straße 2-4, für Rat und Auskunft zur Verfügung. Fragen zur Gesundheitsreform HANAU. Fachleute des AOK-Bundesverbandes beantworten am Donnerstag, 14. Januar, von 14 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 069/287430 Fragen zum neuen Gesundheitsstrukturgesetz.

Der Ortsbeirat tagt HANAU. Der Ortsbeirat Mittelbuchen tagt am Freitag, 15. Januar, ab 19.30 Uhr öffentlich in der Verwaltungsstelle, Wachenbuchener Straße 17. Konzert in St. Elisabeth HANAU. Ein Konzert mit Zsolt Jozsef Szefcsik (Violine) und Kristian Skozowski (Orgel) findet am 23. Januar, um 20 Uhr in der Hanauer Pfarrkirche St. Elisabeth, Kastanienallee 68, statt. Zu hören sind Werke von Corelli, Johann Sebastian Bach, Rheinberger, Liszt und Lehmann.

Fastnacht für die ältere Generation HANAU. Im Februar stehen vier Fastnachtssitzungen für ältere Hanauer/ innen auf dem Programm des Sozialamts: am Sonntag, den 7. Februar, um 14 Uhr in der Großauheimer Lindenauhalle und um 15.11 Uhr in der Turnhalle Kesselstadt; am Sonntag, den 14. Februar, um 14 Uhr in der Klein-Auheimer TSV-Halle und um 14.30 Uhr in der Stadthalle. Eintrittskarten für vier Mark sind ab 26. Januar erhältlich.

Senioren mischen sich ein BRUCHKÖBEL. Ein Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung für aktive Senioren bietet die Stadt Bruchköbel für den Zeitraum vom 21. bis 26. Februar in Königswinter an.

Unter dem Motto "Senioren machen Politik" werden die Teilnehmer über Gestaltungsmöglichkeiten im Alter informiert. Fünf Interessenten können auf Kosten der Stadt fahren. Mehr Details hat Seniorenberater Dietmar Hussing im Rathaus, Zimmer 6, Telefon 701-244. Er nimmt bis spätestens 28. Januar Anmeldungen entgegen.Ferienfreizeit in Spanien MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Ferienfreizeit vom 20. August bis 3. September in Caldetas an der Costa Bravo für 16- und 17jährige mit Strandleben und Ausflügen veranstaltet die Jugendpflege des Main-Kinzig-Kreises. Für die Fahrt, Unterkunft und Verpflegung zahlen die Teilnehmer 990 Mark. Sozial Schwache können auf Antrag eine Ermäßigung erhalten. Interessenten wenden sich an das Jugendamt in Gelnhausen, Barbarossastraße 16, Telefon 0 60 51 / 8 54 81. Bandscheibentraining NEUBERG. Wirbelsäulengymnastik für Erwachsene bietet die Allgemeine Ortskrankenkasse ab Freitag, 12. Februar, um 11 Uhr in der Neuberger Mittelpunktschule an. Mit dem Training soll Wirbelsäulen-Beschwerden vorgebeugt und die Bauch- und Rückenmuskulatur gestärkt werden. Weitere Informationen gibt es bei der AOK Hanau unter der Telefonnummer 0 61 81 / 102-319 oder 336.

Fußgängerzone Thema im Ausschuß

HANAU. Der Struktur- und Umweltausschuß der Hanauer Stadtverordnetenversammlung befaßt sich in seiner öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 13. Januar, ab 16 Uhr im Raum 299 des Historischen Rathauses mit der vorgesehenen Fußgängerzone in der Salzstraße, mit dem Großauheimer Marienhüttengelände und der Regionalen Raumordnungsplanung.

Bildungsurlaub vermittelt Kenntnisse über EDV

MAIN-KINZIG-KREIS. Einen Bildungsurlaub, der grundlegende Kenntnisse über die elektronische Datenverarbeitung (EDV) und den Umgang mit dem Personal-Computer (PC) vermitteln soll, bietet die Kreisvolkshochschule ab März diesen Jahres an.

Der erste Kurs findet in der Woche vom 1. bis 5. März statt und umfaßt, jeweils von 9 bis 16 Uhr, 40 Unterrichtsstunden.

In der Teilnahmegebühr von 460 Mark sind die Kosten für Unterkunft in der hessischen Erwachsenen-Bildungsstätte in Falkenstein / Taunus und Verpflegung enthalten.

Anmeldungen nimmt die Kreisvolkshochschule in Gelnhausen, Barbarossastraße, unter der Telefonnummer 0 60 51 / 85-485 entgegen. hein

Initiative gewährt 38 Menschen Brot und Arbeit Matthias Kurth rühmt Landesprogramm "Arbeit statt Sozialhilfe" und kritisiert Bundesregierung

KREIS OFFENBACH. Das von der SPD- Fraktion im Hessischen Landtag durchgesetzte Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" erlaube es im neuen Jahr im Kreis Offenbach 38 Menschen, statt durch Sozialhilfe nur unterhalten zu werden, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, eine ihnen ihr Selbstwertgefühl zurückgebende beruf- liche Perspektive zu finden und neuen Mut zu fassen. Das erklärte der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Kreis Offenbach sowie parlamentarische Geschäftsführer der Wiesbadener Fraktion, Matthias Kurth, bei der Beurteilung des vierzig Millionen Mark umfassenden Programms, mit dem auf Landesebene insgesamt 1100 Langzeitarbeitslose gefördert würden.

Angesichts nach wie vor anhaltender Arbeitslosigkeit könnten diese Anstrengungen der Landesregierung allerdings die im Dezember 1992 von der Bundesregierung beschlossenen Kürzungen bei den Arbeitsförderungsmitteln nicht ausgleichen, beklagte Matthias Kurth: "Das seit dem 1. Januar 1993 gültige Arbeitsförderungsgesetz hat gravierende Einschnitte zum Inhalt, die für wachsende Probleme auf dem Arbeitsmarkt sorgen werden."

So dürfte sich die Zahl der Arbeitslosen nach Einschätzung von Matthias Kurth demnächst um 150 000 bis 250 000 erhöhen.

Anstelle einer aktiven Arbeitsmarktpolitik kürze die Bundesregierung den Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit, verweigere einen Bundeszuschuß zur Arbeitsmarktpolitik und beschneide zudem "rücksichtslos" das arbeitsmarktpolitische Instrumentarium der Bundesanstalt.

Die Bundesregierung lasse sich fast ausschließlich von finanzpolitischen Gesichtspunkten leiten, kritisierte der Sozialdemokrat. Dagegen fördere die Hessische Landesregierung auch im Kreis Offenbach Maßnahmen, die es gerade langfristig erwerbslosen Sozialhilfeempfängern ermögliche, sich wieder in das Berufsleben einzugliedern, meinte Matthias Kurth. ttt

Erzieherinnen-Seminar über kindliche Sexualität

Vor allem an Erzieherinnen wendet sich ein Seminar über "Sexualerziehung im Hort", das die Beratungsorganisation Pro Familia am 19., 20., 26. und 27. Januar anbietet. An diesen Tagen sollen jeweils zwischen 8.30 und 12 Uhr in den Pro-Familia-Räumen (Auf der Körnerwiese 5) Hilfen gegeben werden, mit kindlicher Sexualität umzugehen.

Das Seminar kostet 180 Mark, Anmeldung freitags von 9 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 30 20 17. mat

Leer für drei Monate Hürden der Verwaltung

Die Vermittlung freigewordener Sozialwohnungen läuft zur Zeit nur im Schneckentempo, bis zu drei Monate dauert es, bevor wieder jemand einziehen kann. In dem Vertrag, den die Stadt 1974 mit den 15 Frankfurter Wohnungsbauunternehmen schloß, war eine Vermittlungszeit von vier Wochen vereinbart worden.

Diese Zeitdauer war nie realistisch. In der Vergangenheit dauerte es durchweg sechs Wochen bis zum Bezug der neuen Wohnung. Die jetzt gängigen drei Monate Bearbeitungszeit werden im Amt für Wohnungswesen angesichts von rund 13 000 Bewerbern um Sozialwohnungen "als unakzeptabel lang" bezeichnet.

Die amtierende Stellvertreterin von Amtsleiter Klaus Miehrig, Waltraud Meier-Sienel, sah in einem Gespräch mit der FR gleich ein ganzes Bündel von Ursachen für diese Misere.

Derzeit stehen ihren Worten nach im Amt für die Vermittlung von Wohnraum nur fünf Sachbearbeiter sowie ein junger Mitarbeiter "zur Anstellung" für diese Aufgaben zur Verfügung. Nötig wären zwei zusätzliche Kräfte, doch die werden dem Amt wegen der Stellenbesetzungssperre nicht zugeteilt. Die elektronische Datenverarbeitung, die bereits vor etwa zwei Jahren aufgestellt und damals als neueste Errungenschaft gepriesen wurde, um auch die Vermittlung von Wohnraum beschleunigen zu können, hat ihren letzten Probelauf immer noch nicht gemacht.

Bereits seit Monaten führen zwei Mitarbeiter aus der Registratur und einer aus dem Bereich Wohnungsvermittlung einen einsamen Kampf mit der Technik. Meier-Sienel: "Da gibt es immer noch Arbeitsabläufe, die nicht so klappen." Wann genau die Auswahl von Bewerbern für eine bestimmte Wohnung EDV-gestützt erfolgen kann, können auch die Leute im Wohnungsamt noch nicht sicher sagen.

Die sechs zuständigen Leute für Wohnungsvermittlung mühen sich deshalb nach wie vor, aus meterlangen Hängeregistraturen Bewerberakten zu klauben und nach Priorität abzugleichen. Auch die Datenschützer haben den Wohnungsvermittlern Fallstricke gelegt. Laut Meier-Sienel arbeiten deren Auffassung nach zu viele Mitarbeiter auf zu engem Raum in der EDV. Wohin mit der EDV, um den Datenschützern Rechnung zu tragen? Meier-Sienel: "Wir werden demnächst im Haus in der Adickesallee ein freigewordenes Stockwerk beziehen und dann den Anforderungen des Datenschutzes Rechnung tragen können."

Frankfurter, die um eine Sozialwohnung anstehen, müssen jedoch vorerst weiter damit rechnen, daß ihr Begehren von der Bürokratie erst einmal erstickt wird.

Nachdem vor einigen Monaten publik wurde, daß eine Sachbearbeiterin bei der Aktenbearbeitung geschlampt hatte, stellte das Revisionsamt der Stadt strenge Anforderungen an den Bürobetrieb im Wohnungsamt.

Wie Frau Meier-Sienel sagte, müssen die Sachbearbeiter vor den Aktenregistraturen, über jeden Anruf von Wohnungsbewerbern und mit den Wohnungsbaugesellschaften einen Aktenvermerk anfertigen. Jede Seite einer Akte muß durchnumeriert werden. Die amtierende Amtsleiterin: "Da stecken wir in einer Spirale drin, aus der wir nicht herauskommen."

Die wenigen Vermittlungskräfte des Amtes sitzen so zur Zeit auf einem Berg von 400 aktuellen Anträgen auf Sozialwohnungen. "Es tut uns leid", meinte ein Mitarbeiter des Amtes, "aber unter diesen Verhältnissen können wir nicht zaubern." enk

Philipp-Reis-Preis ist wieder ausgeschrieben

FRIEDRICHSDORF. Gemeinsam mit der Stadt Gelnhausen, der Telekom und dem Verband Deutscher Elektrotechniker schreibt Friedrichsdorf in diesem Jahr zum vierten Mal den "Johann-Philipp- Reis-Preis" aus. Zur Teilnahme sind Ingenieure und Ingenieurinnen sowie Naturwissenschaftler/innen eingeladen, die nicht älter als 40 Jahre sind. Der Preis wird für eine "herausragende, innovative Veröffentlichung auf dem Gebiet der Nachrichtentechnik" verliehen und ist mit 20 000 Mark dotiert.

Erstmals wurde die Auszeichnung, die an den Lehrer Johann Philipp Reis erinnern soll, 1987 vergeben. Der hatte in Friedrichsdorf das Telefon erfunden und 1861 in einem aufsehenerregenden Vortrag über das "Telefonieren durch galvanischen Strom" berichtet. Doch bevor er seine geniale Idee zur praktischen Nutzung weiterentwickeln konnte, starb er 1874 im Alter von 40 Jahren - daher rührt die Altersbeschränkung für die Teilnehmer.

Bewerber um den "Reis-Preis" können sich an die Informationstechnische Gesellschaft im VDE (ITG), Geschäftsstelle, Stresemannallee 15, 6000 Frankfurt 70, Telefon 0 69 / 63 08 - 3 60 oder - 3 62, wenden. ill

"Meine Stimme ist ein Geschenk Gottes" Dorothy Smith Wilson: Gospels sind eine Sache des Herzens und nicht der Hautfarbe Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. "Hi, ich bin Dot Wilson." Unkompliziert wie die Begrüßung ist auch die Frau. Eine Enddreißigerin mit ungewöhnlich positiver Ausstrahlung, mit viel Charme und einer großen Stimme. Dorothy Smith Wilson, Gospelsängerin aus Passion, bildet sich darauf nichts ein: "Meine Stimme ist ein Geschenk Gottes." Ein Geschenk, das ihr zwar auch Nebeneinkünfte beschert, doch daran liegt ihr nichts. "Ich brauche weder Luxusautos noch Diamanten. Ich singe, weil ich gern singe und so auch Gott danken kann." Eine Aussage, die typisch ist für diese Frau. 1953 als Tochter von Reverend Robert Smith in Pensecola / Florida geboren, ist sie mit neun Geschwistern in tiefem Glauben an Gott groß geworden und als Farbige natürlich auch der Gospel-Musik eng verbunden. Kirchgang und Gesang, das habe beides immer schon ganz selbstverständlich zu ihrem Leben gehört. "In meiner Familie haben alle großartige Stimmen", erzählt sie, die seit April vergangenen Jahres in Mörfelden wohnt.

Mit einigen Unterbrechungen lebt sie seit 13 Jahren in Deutschland. Die meiste Zeit davon verbrachte sie in Frankfurt, wo sie derzeit einen Frisier- und Beauty- Salon für Armeeangehörige leitet. Deutschland gefalle ihr gut, nur die Sprache, da habe sie immer noch Probleme. "Ich kann zwar fast alles verstehen, aber wenn ich anfange zu reden, löst das manchmal wahre Lachstürme aus", sagt sie verschmitzt, "vor allem, wenn ich versuche, den Leuten Hintergrund und Geschichte meiner Songs zu erklären".

Inzwischen hat sie ab und zu deutsche Verstärkung dabei, die beim Übersetzen hilft: Annelie, eine junge Deutsche, die auch Gospel singt. "Sie kann's, und sie ist der beste Beweis dafür, daß Gospelgesang eine Sache des Herzens ist und nicht der Hautfarbe", schiebt sie das Vorurteil beiseite, daß nur Schwarze das wahre Gospelfeeling haben.

Auch wenn Gospel ein Stück schwarzes Amerika ist - "jeder kann das fühlen, was gemeint ist", ist Dorothy Smith Wilson überzeugt. "Gospel ist immer auch der Ausdruck eines Menschen in seiner Beziehung zu Gott." Deshalb singt sie FR-Porträt auch am liebsten in der Kirche. "Aber ich habe auch schon an Orten gesungen, wo ich das nicht für möglich gehalten hätte - in Jazzclubs zum Beispiel."

Mit ihrer 1983 gegründeten Begleitband, dem immer wieder mal anders besetzten Gospel-Expreß, bereiste sie allein im Dezember 16 Stationen, sang ihre Songs, die teils traditionelle Gospelstücke sind, teils aus eigener Feder stammen. Nicht nur im Rhein-Main-Gebiet ist sie unterwegs. Manchmal tourt sie auch in den USA - mit familiärer Unterstützung: Bruder Robert jr., mit dem sie auch drei Cassetten gemacht hat, ist ebenso wie beider Vater Reverend und in Amerika als singender Pfarrer ein Begriff. "Wenn sein Name auf den Plakaten steht, denkt keiner mehr an mich", lacht sie, "dann kommen die Leute wegen ihm."

Dieses Jahr will Dorothy Smith Wilson kürzertreten. Zwar sind Konzerte geplant - darunter fünf in den USA - doch insgesamt "will ich mir ein bißchen mehr Zeit für mich und meine Familie nehmen", sagt sie.

Die Familie: das sind Tyrone, seit 24 Jahren ihr Ehemann, die beiden Kinder und Familienhund "Poochie". Tyrone jr., der 18jährige Sohn, macht sein letztes Highschool-Jahr in Frankfurt. Tochter Tracy, 23 Jahre alt, ist schon aus dem Haus. "Sie lebt mit ihrem Mann auf Hawaii - ich habe ziemlich hohe Telefonrechnungen", lacht Mutter Dorothy, "vor allem, seit ich vor einem Jahr Oma wurde. Wenn ich sie nicht so oft sehen kann, will ich wenigstens mit ihnen sprechen." Daß sie tief gläubig ist, daraus macht sie keinen Hehl: "Ich liebe Gott. Er gibt mir Freude, Glück und Frieden." Und an der Art, wie sie es sagt, wird klar, daß das die Wahrheit ist. Die Pfarrerstochter glaubt unerschütterlich an das Gute im Menschen, ist überzeugt, daß "der Geist Gottes es erlaubt, jeden zu lieben". Außerdem, findet sie, "kann ich doch nicht Gott lieben und gleichzeitig seine Geschöpfe ablehnen".

Was sie nicht mag, ist das ständige Pochen auf das, was man nicht darf. "Als Christ soll und kann man auch Spaß haben. Gott fragt nicht danach, was wir nicht getan haben, sondern danach, was wir getan haben - für uns und andere." Dazu gehöre auch, einem anderen zu verzeihen, selbst wenn das für einen Außenstehenden unverständlich sein mag. Dazu zähle, kein vorschnelles Urteil über andere zu fällen, "man weiß nie, ob einem selbst nicht das gleiche passieren kann", sagt sie ernst, um ihm nächsten Moment lachend zu gestehen: "Das geht so weit, daß ich manchmal auch gesagt bekomme, ich sei verrückt, daß ich so reagiere."

Künftig kann Frau W. auch mal ins Konzert Betreuung pflegebedürftiger Familienangehöriger wird finanziell erleichtert

HOFHEIM. Die 50 Jahre alte Elke W. aus Hofheim (Main-Taunus-Kreis) betreut ihre zwei körperlich und geistig schwerbehinderten Söhne zu Hause. Der 18jährige Thomas und sein anderthalb Jahre jüngerer Bruder Alexander im Rollstuhl beanspruchen die Mutter den ganzen Tag über. Das Pflegegeld von der Krankenkasse verwendet sie für die Pflegekraft, die ihr eine Stunde am Tag hilft. Familienentlastende Dienste für die Betreuung der Kinder an bestimmten Abenden, Wochenenden, während Krankheit oder bei ihrem Urlaub haben sich bislang nur gutbetuchte Menschen leisten können. Familie W. mit dem allein verdienenden Ehemann war nicht in der Lage, diesen Dienst zu bezahlen.

So hat Frau W. seit der Geburt ihres ersten Sohnes Thomas vor 19 Jahren - sage und schreibe - nur drei Wochen Urlaub gemacht. Hätte die Familie ihre schwerstbehinderten Kinder in einem Heim untergebracht, müßte der Staat nach dem Bundessozialhilfegesetz für die Kosten von rund 9000 Mark im Monat aufkommen. Für die Betreuung zu Hause gab es - außer dem schon erwähnten Pflegegeld - nichts.

Nun hat Hessen als einziges Bundesland zum 1. Januar 1993 eine Regelung mit Modellcharakter eingeführt. Wer familienentlastende Dienste, die von den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege angeboten werden und mit Fachkräften besetzt sind, in Anspruch nimmt, um beispielsweise an einigen Wochenenden Urlaub von pflegebedürftigen Angehörigen zu machen, abends ins Theater oder Konzert zu gehen, die Schwerbehinderten von anderen Familien spazieren zu führen oder zu Ämtern oder Veranstaltungen bringen zu lassen, der bekommt die Kosten für diese Dienste erstattet. Das ist besonders wichtig, weil die Zahl der Zivildienstleistenden, die praktisch unentgeltlich bei solchen Aufgaben geholfen haben, dramatisch zurückgeht.

Das Geld für die familienentlastenden Dienste bringen zu je einem Viertel das Land, die Städte und Landkreise als Träger der örtlichen Sozialhilfe sowie der Landeswohlfahrtsverband als überörtlicher Sozialhilfeträger auf. Die letzten 25 Prozent teilen sich die Betroffenen mit den Krankenkassen und Wohltätigkeitsinstitutionen - gemeint sind Spenden wie etwa "Aktion Sorgenkind".

Durch diese Regelung hofft das Land, den Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen eine dritte Alternative zur bisherigen Selbstaufopferung bei Betreuung zu Hause oder schlechtem Gewissen wegen "Abschiebens" in Heime zu eröffnen.

Nach Berechnungen der hessischen Sozialministerin Heide Pfarr (SPD) kostet die Bezahlung der familienentlastenden Dienste die öffentliche Hand pro Tag und schwerbehinderter Person im Durchschnitt 20 Mark. Die Heimunterbringung erfordert dagegen 120 Mark.

KEYVAN DAHESCH

Aufgespießt

"Für mich als Frau ist es natürlich angenehmer, wenn ich weniger für mehr machen muß, anstatt mehr für weniger."Die Frankfurter Prostituierte Jasmin in Alfred Bioleks ARD- Talkshow zum Thema "Mythos Bordell".

Yoga und Englisch für Frauen

FRIEDRICHSDORF. Der Arbeitskreis "Frauen in Friedrichsdorf" startet am Mittwoch, 13. Januar, zwei Kurse.

In der Alten Schule Seulberg können Teilnehmerinnen unter Anleitung von Durga Guntz Ruhe und Entspannung finden. Der Hatha-Yoga-Kurs soll helfen, den Körper durch gezielte Atem- und Bewegungsübungen bewußter zu erleben. Er dauert zehn Abende, jeweils von 19.30 Uhr bis 21 Uhr. Näheres beim Arbeitskreis, Telefon 0 61 75 / 73 63.

"Take it easy" rät Brigitte Hollemann in ihrem Englischkurs für Frauen mit geringen Vorkenntnissen. Viel Sprechen und wenig Grammatik stehen im Mittelpunkt. Die Teilnehmerinnen treffen sich an zehn Mittwochvormittagen, von 9.30 Uhr bis 11 Uhr, im Haus Dammwald, Kolberger Straße 1-3.

Information bei Brigitte Hollemann, Telefon 0 61 72 / 53 03. ill

Balalaika-Orchester aus Moskau gastiert in Orb

BAD ORB. Das "Original Moskauer Balalaika Rundfunk-Orchester" gastiert am Donnerstag, 14. Januar, in Bad Orb. Ab 19.30 Uhr erklingt in der Konzerthalle volkstümliche und klassische Klänge aus typisch russischen Musikinstrumenten.

Eintrittskarten für das Konzert kosten 27 bis 45 Mark. Sie sind im Vorverkauf im Verkehrsbüro Bad Orb, Telefon 0 60 52 / 1015, erhältlich. Restkarten gibt es ab 18.30 Uhr an der Abendkasse. jan

Noch trauen sich zu wenige Mädchen zu, mit der Feile zu arbeiten In Kassel wird die "Technikdistanz" von Frauen bekämpft / Eine Sozialwissenschaftlerin und die ersten Erfolge

KASSEL. Verkäuferin, Krankenschwester oder Sprechstundenhilfe - Traumberufe sind das wahrlich nicht: Hinter Tresen stehen sich viele junge Frauen Tag für Tag die Beine in den Bauch, in Arztpraxen und Krankenhäusern ziehen sie Spritzen auf, leeren Bettschüsseln. Arbeitszeit und Bezahlung sind mies. Aufstiegschancen gibt es kaum. Dennoch entscheiden sich Schulabgängerinnen immer wieder für diese "frauentypischen" Berufe. Im Arbeitsamtsbezirk Kassel sogar häufiger als anderswo. Noch vor zweieinhalb Jahren war beispielsweise der Anteil der Verkäuferinnen unter den erwerbstätigen Frauen doppelt so groß wie im Bundesdurchschnitt. Grund genug, so meinten die Gründerinnen der Kasseler "Regionalstelle Frauen - Technik", andere, attraktivere Möglichkeiten aufzuzeigen.

Die sehen sie vor allem an Werkbank und Maschine: Die Arbeit im gewerblich- technischen Bereich, beispielsweise als Industrieelektronikerin oder Zerspanungsmechanikerin, ist nicht nur besser bezahlt, sondern auch krisensicherer. Denn solche Fachkräfte sind gesucht.

Die Vorsitzenden des Trägervereins "Bildung und Arbeit Kassel" (BAK) haben der "Technikdistanz" von Frauen deshalb den Kampf angesagt. Und wollen damit die Arbeit des Praxisforschungsprojektes "Frauenoffensive" fortsetzen: Drei Jahre lang hatten zwei Mitarbeiterinnen rund 400 Mädchen an 16 Kasseler Schulen (vor allem in Realschulklassen) in der Phase der Berufsorientierung betreut. Sie boten Probierwerkstätten, Betriebserkundungen sowie Gespräche mit Berufsberatern an und erarbeiteten begleitende Unterrichtsmaterialien.

Als dieses Modellprojekt vor anderthalb Jahren auslief, war für Initiatorin Christine Schmarsow (der Kasseler Dezernentin für Schule und Jugend) und die zwei Mitarbeiterinnen klar, daß die Arbeit weitergehen muß. Zu diesem Zweck hoben sie den Verein "BAK" aus der Taufe und schufen die Regionalstelle in der Hegelsbergstraße 24a: Seit September arbeitet hier die promovierte Sozialwissenschaftlerin Margot Poppenhusen.

Die Regionalstelle soll, nach dem Vorbild vergleichbarer Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Modellcharakter für Hessen haben. Das Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung stellte dafür im vergangenen Jahr 45 000 Mark zur Verfügung. Und wird, so ist zu hoffen, das zunächst für drei Jahre konzipierte Projekt auch in diesem Jahr weiter fördern. Die Liste der Aufgaben ist lang: Margot Poppenhusen will vor allem über Aus- und Weiterbildungsangebote informieren, Kontakte zwischen Schulen, Berufsberatung und Betrieben herstellen, Mädchen und ihre Eltern in der Phase der Berufsorientierung beraten.

Dabei gilt es zunächst einmal, Vorurteile abzubauen: Denn noch immer trauen sich nur wenige Mädchen zu, mit Feile, Phasenprüfer oder an einer computergesteuerten Fräse Dienst zu tun. Dabei ist längst klar, daß sie hier ihre Frau stehen. Viele Firmen haben ihre Werkstore auch schon für junge Frauen geöffnet: Beim Volkswagenwerk Baunatal (Landkreis Kassel) stellten Frauen im Dezember vergangenen Jahres immmerhin 21 Prozent der Auszubildenden im gewerblichen Bereich. Diesen Erfolg schreibt sich auch die "Frauenoffensive" auf die Fahnen. Das neue Projekt ist demgegenüber bescheidener: Die wissenschaftliche Begleitung der Gesamthochschule fiel weg, und statt der geforderten zweieinhalb Stellen bewilligte das Land nur eine.

Margot Poppenhusen will sich deshalb darauf konzentrieren, Verbündete zu suchen und die Angebote bestehender Initiativen zu koordinieren. Dank der "Frauenoffensive" beginnt sie dabei nicht bei Null: "Überall, in Betrieben, Kammern und Schulen erinnert man sich wohlwollend an das Projekt", berichtet Poppenhusen. "Und viele begrüßen, daß es jetzt die Regionalstelle gibt."

Allerdings mußte Margot Poppenhusen so manche neu aufkeimende Hoffnung sogleich wieder zerstreuen: "Etliche Lehrer fragten schon an, ob ich ebenfalls eine berufsvorbereitende Begleitung in der Schule anbiete. Doch das, so betont die Sozialwissenschaftlerin, "müssen engagierte Pädagogen nun selbst in die Hand nehmen."

Ihre Unterstützung bietet die Regionalstelle indes auch weiterhin an: In den Regalen liegen die fertigen Unterrichtsmaterialien und Listen mit den Namen und Adressen jener nordhessischen Betriebe, die sich kooperationsbereit gezeigt haben. Und einmal in eine Werkstatt reinzuschnuppern ist für Schülerinnen immer noch möglich: Die gemeinnützige Gesellschaft "Jafka", in deren Räumen die Regionalstelle auch ihr Büro einrichtete, wird mit dem neuen Projekt weiter kooperieren. Denn hier, wo benachteiligte Jugendliche als Tischler, Schlosser oder Maler ausgebildet werden, sind nicht nur das nötige Know-how, sondern auch Werkstätten vorhanden.

Neben der Hilfe bei der oft schwierigen Berufswahl liegt Margot Poppenhusen und den Vorsitzenden von BAK aber noch etwas anderes am Herzen: Sie wollen die Frauenförderung innerhalb der Betriebe voranbringen und Hürden auf dem Weg der Fort- und Weiterbildung abbauen. Neue Konzepte sollen erarbeitet werden - für die die Firmen dann auch zahlen müßten. "Wichtig ist," so Poppenhusen, "den Bedarf der Betriebe aufzuspüren."

Eine Idee ergab sich da kürzlich schon im Gespräch mit Vertretern der Schornsteinfegerinnung: Die berichteten von guten Erfahrungen mit Frauen, die anderen aufs Dach stiegen. Doch, so schilderten sie, vor allem die Meister kleinerer Betriebe seien immer noch zögerlich, wenn es darum ginge, weibliche Schornsteinfeger einzustellen: Die fürchten dabei nicht, daß ihre Gesellinnen abstürzen, sondern daß sie schwanger werden. Frau Poppenhusen will nun anregen, daß die Innung einen Springer einstellt, der die werdenden Mütter dann vertreten könnte.

ELKE BOCKHORST

Freie Aussprache

Mietwucher

Zum Artikel "Schließlich: Es bleibt ja am Ende doch ein Geschäft". Die Vermittlung von Privatzimmern in Frankfurt, FR vom 28. 12.:

Man gehe zu den von FR-Redakteuren unterstützten bestimmten Maklern (nicht zu den anderen seriösen Maklern gehen, denn die kassieren nur böse ab), die aus der alternativen Ecke kommen (denn Müslis sind die besseren Leute), die sich Mitwohnzentrale oder "City-Mitwohnen" oder ähnlich geschwollen nennen, und mache dort eine unzulässige Untervermietung seiner Wohnung, z. B. als Hotelzimmer zur Messezeit.

Da kassiert man ja nur den reichen Messe-Fritzi ab, der genug Geld hat, und nicht den armen Mieter.

"40 bis 50 Mark kostet ein Zimmer pro Nacht", so Guido Anders von der "City"- Dingsbums, "für ein ganzes Appartement muß man 60 bis 70 DM auf den Tisch legen." Das sind dann im Monat so zwischen 1200 bis 1500 Mark.

Ich erlaube mir, Sie auf folgendes hinzuweisen: abgesehen von der Entscheidung des Landgerichts Frankfurt/Main, wonach der untervermietende Mieter seine Wohnung durch berechtigte fristlose Kündigung des Vermieters verliert und auch die entsprechenden Prozeß- und Umzugskosten selber zahlen muß, ist die Vermietung von Zimmern zu hotelartigem Wohnungszweck ebenfalls unzulässig, nämlich die Zweckentfrendung von Wohnraum. Klaus Steiner, Usingen Schlachthof

Zum Artikel "Weniger Vieh ist weniger Lärm", FR vom 17. 12.

Ein Schlachthof ist für vieles gut: sich vor Ort als Schlachthofgegner zu profilieren, ohne den Genossen im Römer weh zu tun und gleichzeitig kräftig Desinformation unters Volk zu streuen.

Hier geht es nicht um Leute, die 50 Mil- lionen Staatsknete abzocken wollen, sondern um etwas ganz anderes. Verursacher, also Zocker, ist ein kleines Grüppchen Politiker, das glaubt, den neuen, modernen, 50 Millionen Mark teuren Schlachthof am Main für eine Vision und entgegen den Wahlversprechen von 1989 abreißen und verlagern zu müssen. Und aus der Staatsknete werden bei genauem Hinsehen unsere städtischen Steuergelder - noch dazu bei einem Steuerloch von etwa 8 Milliarden Mark (bundesdeutscher Rekord!). Wen wundert's dann noch, wenn aus den 50 Millionen Mark mit Erschließungs- und Nebenkosten schon längst bis zu 200 Millionen Mark geworden sind.

Hans Heidenreich, Frankfurt Mildes Urteil Frankfurter Jugendrichterin gewährt zwei brutalen Räubern Bewährung und 50 gemeinnützige Arbeitsstunden (FR vom 24. 12.). Da muß man sich ernsthaft fragen, wer unterstützt eigentlich Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikale? Dieses Urteil macht mehr kaputt als die bestgemeinte Lichterkette kitten kann.

Helmut Knauß, Ranstadt "Betrogene Wähler" Zum Artikel: "Wer hohe Beiträge gezahlt hat, soll das auch im Alter tun", FR vom 2. 1.

Die Sprecherin des CDU/CSU geführten Bundesgesundheitsministeriums schüttet über die von dieser Regierung betrogenen Wähler auch noch ihren Hohn. Wer als Wähler seine Lebensplanung nach der CDU-Maxime "Leistung muß sich wieder lohnen" eingerichtet hat, kann die Äußerungen der klugen Dame nur als Zynismus empfinden. Die Anmahnung eines "entsprechend großen Beitrages für die Solidargemeinschaft" kam vor der letzten Bundestagswahl aus einer anderen Ecke. Im übrigen: Welchen Beitrag leistet Frau Klug zur Solidargemeinschaft? Die Dame ist doch Beamtin - oder? Hans Paarmann, Rodgau Gestörte Automaten Zum Artikel ",Graufahren&rquote; kostet nichts", FR vom 2. 1.

Wenn FVV-Geschäftsführer Ulrich Bischoping rät, als "Graufahrer" dem Kontrollpersonal die Nummer des jeweils streikenden FVV-Automaten zu nennen, macht das Sinn? Auch S-Bahn-Lokführer oder Busfahrer können im übrigen informiert werden. Wenn aber Bischoping sagt, "entsprechendes Prüfpersonal werde dann . . . den Entstörer alarmieren", ist dem Alarm nur bedingt Erfolg beschert.

Ein Freitag nachmittags in besagter Weise angesprochener Lokführer nahm zwar eine "Streik-Meldung" dankbar an, teilte dem verdutzten Kunden aber gleich mit, daß aufgrund des Wochenendes bis Montag sicher keine Entstörer kämen.

An Bahnhöfen mit wenigen Automaten (Bad Soden, Sulzbach . . .) sind bis Freitag abend oft schon alle Automaten "dicht". Es wäre nicht uninteressant, hierdurch entstehene Einnahmeverluste den möglichen Kostenaufwendungen für Entstör- Personal am Wochenende gegenüberzustellen. Tilman Kluge, Bad Soden

Die Jugend soll aktiviert werden Im Wahlkampf der Jungen Union auch eine Gambrinus-Fete

HOCHTAUNUSKREIS. Mit dem Slogan "Wir für Euch" zieht die Junge Union Hochtaunus in den Kommunalwahlkampf. Er soll deutlich machen, daß der CDU-Nachwuchs sich "als Jugendliche für Jugendliche für die Interessen der Jugend einsetzen" will.

Die Jungwähler sollen im Wahlkampf durch eine Podiumsdiskussion "Jugend- und Sozialpolitik im Hochtaunuskreis" am Montag, 18. Januar, um 20 Uhr im Oberurseler Rathaus angesprochen werden sowie durch eine Fete Ende Februar im Bad Homburger Musiklokal "Gambrinus".

Die Diskussion wird gemeinsam mit der Christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) organisiert. Auf dem Podium sitzen Brigitte Kölsch, CDU- Kreischefin und Vorsitzende des Kreistag-Schulausschusses, Robert Becker, CDA-Kreischef und Vorsitzender des Sozialausschusses im Kreistag, sowie Ansgar Schulz, Vorsitzender des CDU-Arbeitskreises Jugend. Die Moderation übernimmt der derzeitige Kreisvorsitzende der Jungen Union, Mike Ambrosius.

Zuvor wählt die Junge Union am Samstag, 30. Januar, einen neuen Kreisvorstand. Die rund 100 Delegierten treffen sich dazu um 14 Uhr im Konferenzsaal der Ober-Eschbacher Sporthalle am Massenheimer Weg.

"Außerordentlich viele" Mitglieder der Jungen Union besetzten aussichtsreiche Plätze auf den CDU-Kandidatenlisten zur Kommunalwahl, lobt Mike Ambrosius. Der Grävenwiesbacher selbst kann damit rechnen, in den Kreistag einzuziehen. Die Jungunionisten wollen "vor allem der Politikverdrossenheit ihrer Altersgenossen den Kampf ansagen" und zeigen, daß "Jugendliche ihre Situation selbst verändern" können. stk

"Bin ich zu sensibel?"

Am Samstag, 12. Dezember: überall in der Bundesliga Spieler mit der Aufschrift "Mein Freund ist Ausländer" auf ihren Trikots. Sehr mediengerecht set- zen sich diese Ausländer auch noch als Torschützen durch (was ich sehr erfreu- lich finde!). Abends im Fernsehen - un- ser neuer DFB-Präsident unterstützt diese Kampagne. Es ist Sonntag, 13. Dezember. 200 000 Menschen finden sich in Frankfurt zu einer Veranstaltung gegen Ausländerhaß, Rassendiskriminierung und Antisemitismus ein. Zur selben Zeit gehe ich meinem Hobby als Fußballschiedsrichter nach.

An diesem Tag bin ich zu einem Spiel im Kreis Offenbach angesetzt. Während des Spieles gibt es wie so oft einige unschöne Szenen, doch der Höhepunkt ereignet sich im Anschluß an eine Freistoßentscheidung für die Heimmannschaft, die zu diesem Zeitpunkt bereits mit 1:3 zurückliegt.

Der Trainer und einige seiner Spieler fangen an, mich zu beschimpfen, aber dafür gibt es Regeln und die Möglichkeit sich zu wehren (dieses ist im wirklichen Spielbericht entsprechend vermerkt). Doch bevor das Spiel mit der Ausführung des Freistoßes fortgesetzt wird, wird von einem natürlich anonymen Zuschauer folgendes zugerufen: "Stopp das Judenschwein."

Das Spiel ist vorbei, ich packe meine Sachen und fahre über die Autobahn nach Hause. Es ist 16.25 Uhr, im Radio live aus Frankfurt: "Arsch hoch, Zähne auseinander"; ich beginne zu weinen (bin ich zu sensibel?). Jürgen Bartels, Frankfurt

Programme & Prospekte

Verkehrsüberwachung hat jetzt Beratungsadresse

Die neue Bürger-Beratungsstelle der Verkehrsüberwachung und -regelung in der Kurt-Schumacher-Straße 45 wird noch im Januar ihre Tore öffnen. Die Telefonnummer der Beratung steht bereits fest: 2 12 - 4 23 75.

Hartwig äußerte sich zufrieden darüber, mit seinen 220 Mitarbeitern endlich ein Domizil in der Innenstadt zu haben. Der zentrale Standort mache sich auch hinsichtlich der Resonanz bei den Bürgern bemerkbar. Es zeichne sich bereits ab, "daß wir mehr Publikumsverkehr als in der Ludwigstraße haben". vo

Computer zeigt Kirche im Ackerboden Mit neuen Methoden suchen die Archäologen zur Zeit das alte Nieder-Hörgern

FRIEDBERG/BUTZBACH. Mit bloßem Auge lassen sich nur Spuren von ihr erkennen ist, doch Geophysik und Computer machen sie sichtbar: die ausgelassene Wüstung Nieder-Hörgern in der Gemarkung Gambach. Vermutlich bis in das 15./16. Jahrhundert existierte der kleine, am 5. Februar 1295 erstmals in einer Schenkungsurkunde erwähnte Ort in der Wetterau. Mit Hilfe von Flurkarten, kartierten Fundstellen und einigen Luftbildern konnte die topographische Lage von "inferiori Hergeren" lokalisiert werden. Dank erhaltener Akten und Urkunden ist über seine Bewohner einiges bekannt, wenig hingegen jedoch über die genaue Lage und Größe der Wüstung. Sie zu erforschen, ist derzeit der Frankfurter Student der Geophysik, Holger Mathiszik, in der Gemarkung unterwegs. Mit Dutzenden von Meßbändern legt er ein Meterraster über die Äcker. Künstlich wird durch dieses ein elektrisches Feld erzeugt, über das Strom in den Boden eingespeist wird. Im Gegensatz zur Geomagnetik, mit der Störungen des natürlichen Magnetfeldes über dem Erdboden erfaßt werden können, wird mit der Geolektrik der im Boden befindliche elektrische Widerstand gemessen, der zum Beispiel durch Mauerreste gestört wird. Holger Mathisziek kann so Grundmauern in der Erde entdecken, unter günstigen Bedingungen gar ihre genaue Lage und Tiefe registrieren.

"Für uns Archäologen", erklärt Kreisarchäologin Vera Rupp, "eine unschätzbare Hilfe, besonders dann, wenn man nur wenige Hinweise auf Baustrukturen hat." Mittels der Luftbildarchäologie entdeckteman bereits den Kirchengrundriß von "inferiori Hergeren" und ein kleines Gebäude mit quadratischem Aufbau. Die Geophysik soll nun Aufschlüsse über detaillierte Baustrukturen und vor allem die Lage des Friedhofs bringen. Auf jeder 50 Meter langen Meßlinie werden 150 Messungen vorgenommen, auf einem Hektar sind es 30 000 Messungen, für Holger Mathiszik eine Woche Arbeit. Die Daten der Messung werden dann in einen Computer eingegeben, der das aus dem Verhältnis Spannung und Strom errechnete Widerstandsfeld als digitales Bild darstellen kann. Vera Rupp: "Daß wir den Studenten für den Wetteraukreis gewinnen konnten, ist ein einmaliger Glücksfall, denn durch seine Meßergebnisse gewinnen wir Informationen über die Gebäudestrukturen Nieder-Hörgerns, die sonst nur durch kostenaufwendige Grabungen möglich gewesen wären."

Noch sei die als naturwissenschaftliche Methode seit den sechziger Jahren in der archäologischen Forschung eingesetzte Geophysik sehr arbeitsaufwendig und kostspielig, doch werde ihre Erprobungsphase, so Vera Rupp, "nicht mehr allzu lange dauern". Für die Bodendenkmalpflege stelle sie eine große Chance dar.

Geomagnetische Messungen wurden im Wetteraukreis bereits mehrfach mit Erfolg durchgeführt. So ist die Diplomarbeit von Holger Mathiszik eine von rund 20 Studienarbeiten, die zur Zeit im Wetteraukreis im Fach Archäologie und in Nachbarwissenschaften erstellt werden. Für ihre Forschungen können die Studen- ten auf einen umfangreichen Fundus zurückgreifen: Bei Vera Rupp stehen ihnen Informationen zu über 2000 archäologischen Fundstellen zur Verfügung. cor

"SG gleich Egelsbach" heißt die Formel Mitglieder der Sportgemeinschaft stellen nicht nur im Gemeindeparlament die Mehrheit

EGELSBACH. Heinz Eyßen weiß, was sich in Egelsbach gehört. Zumindest in einem Punkt. 1991 waren noch nicht einmal zwei Jahre vergangen, seit der Sozialdemokrat aus Ober-Roden sein Bürgermeisteramt in Egelsbach angetreten hatte - da wurde Heinz Eyßen nämlich Mitglied der örtlichen Sportgemeinschaft, kurz SG genannt.

Und dürfte vermutlich mit einem Schlag die Sympathie von einem Viertel der Bevölkerung gewonnen haben. Zur Erinnerung: die Gemeinde hat insgesamt knapp 10 000 Einwohner. Denn zum größten Verein von Egelsbach gehören 2350 Männer und Frauen, Mädchen und Jungen, Seniorinnen und Senioren - rund 25 Prozent der Einwohner.

Noch deutlicher wird der Stellenwert des Vereins bei den Jüngeren: Mehr als 55 Prozent der Egelsbacher bis 14 Jahre tragen das Wappen der SG auf ihrem Sporttrikot - und turnen oder boxen und spielen Tennis und Tischtennis oder trainieren die Diziplinen der Leichtathletik, üben sich im Rollkunstlauf oder Judo. Oder Fußball, Handball, Volleyball. Oder spielen ein Instrument im Musikzug des Klubs.

Alles zusammengerechnet stellt die SG 115 Mannschaften und Gruppen auf die Beine, die von 28 lizensierten Trainern und 81 Übungsleitern getrimmt werden.

Zum Spaß, aber auch zu respektablen Erfolgen - oder anders ausgedrückt: mehr als 70 Meistertitel hat die Sportgemeinschaft schon eingeheimst.

Die SG Egelsbach, zu der sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Turngemeinschaft, der Turnsportverein, der Fußballclub und auch der Radfahrverein zusammengetan hatten, sie dominiert nicht nur in den sportlichen Sphären des Ortes. Edgar Karg kann daher doppelt zufrieden sein: Zum einen gehört der zweite Vereinsvorsitzende als Sozialdemokrat der größten "offiziellen" Fraktion im Gemeindeparlament an. Und zum anderen ist er auch Teil der absoluten, wenngleich "inoffiziellen" Mehrheit - der SGler.

Karg schätzt, daß "weit mehr als die Hälfte" der 31 Abgeordneten Klubmitglieder sind. Die "Übermacht der SG- Interessenträger", wie er die Kräfteverhältnisse im gemeindlichen Plenarsaal beschreibt, ist dem Vereinsvize fast ein wenig peinlich.

Manche seiner Parlamentskollegen hielten sich bei Diskussionen, etwa über den weiteren Ausbau des erst 1989 für 3,5 Millionen Mark neu gestalteten Sportplatzes, mittlerweile merklich zurück. Damit nicht der Eindruck entstehe: "Die wollen ja immer mehr."

Dennoch, an einem gesunden Selbstvertrauen dürfte es den meisten SGlern nicht mangeln. Zumal, wenn es stimmt, was der zweite Vorsitzende Karg mit stolz geschwellter Brust sagt: "Um als echter Egelsbacher zu gelten, sollte man dem Verein schon beitreten."

SG gleich Egelsbach - diese Formel personifizierte lange Zeit der heutige Ehrenvorsitzende Friedel Welz. Der ehemalige Vereinsboß der Sportgemeinschaft war bis zum Jahre 1981 lange Zeit stellvertretender Bürgermeister. Auch der derzeit amtierende Verwaltungschef rühmt die "traditionell gute Zusammenarbeit" zwischen Rathausbeamten und Vereinsvorstand.

Obwohl sich Heinz Eyßen nicht als "befangen" einschätzt, wenn es um Entscheidungen geht, die sich auf das Wohl und Wehe der Sportgemeinschaft auswirken, so räumt er dem Klub doch eine "riesige Bedeutung" ein: "An der SG kommt man fast nicht vorbei."

Übrigens: Auch die Ehefrau des Bürgermeisters, Gisela Eyßen, ist natürlich Mitglied der Sportgemeinschaft. Im vergangenen Jahr trat sie dem Verein bei und macht seitdem regelmäßig bei einer Gymnastikgruppe mit. Man weiß eben, was sich gehört - in Egelsbach. GERHARD BAYER

Deutscher Wetterdienst: Zukunft noch ungewiß

Das Bundesverkehrsministerium wird im März darüber entscheiden, ob der Deutsche Wetterdienst mit seiner Zentrale in Offenbach in eine öffentlich-rechtliche Anstalt oder eine GmbH umgewandelt wird. Ursprünglich sollte die Entscheidung schon zum Jahresende fallen. Die Präsentation des Gutachtens der Unternehmensberatung Kienbaum bei allen beteiligten Gremien habe sich jedoch als "sehr zeitaufwendig" erwiesen, erklärte eine Sprecherin des Ministeriums. Kienbaum sei jetzt beauftragt worden, eine Umsetzungskonzeption zu erarbeiten, in der detailliert dargelegt werden soll, "welche Vorteile von einer Umorganisation des Wetterdienstes zu erwarten sind".

Hintergrund der Privatisierungsüberlegungen ist der Konkurrenzdruck durch Wetterberatungsfirmen, die im Zuge des europäischen Binnenmarktes ihre Dienste auch in Deutschland anbieten.

Bei dem Gutachten geht es um eine bessere Vermarktung der Wetter-Dienstleistungen. Im Jahr 1991 erwirtschaftete die Behörde 105 Millionen Mark, denen 268 Millionen Mark Ausgaben gegenüberstanden. Das jährliche Defizit muß das Verkehrsministerium begleichen. vo

Gutleutgemeinde stellt Obdachlosen-Wagen auf

Die evangelische Gutleutgemeinde hat jetzt von der Stadt grünes Licht bekommen, auf dem unbebauten kommunalen Gelände Gutleutstraße 335 - zwischen Johanna-Kirchner-Heim und Werner-von- Siemens-Schule - Wohncontainer und -wagen als Winternotquartiere für Obdachlose aufzustellen.

Pfarrer Johannes Herrmann: "Eine gute Kooperation mit den Ämtern. Wir wollen diese Woche anfangen und rechnen damit, sechs bis zehn Personen dort Obdach geben zu können." peh

40 Studenten wollen U-Bahn-Gitter offenhalten

40 Studenten vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Frankfurt wollen am "langen Donnerstag", 14. Januar, für Obdachlose auf die Straße gehen und gegen den Entscheid protestieren, die U- Bahnhöfe nicht als Quartiere zu öffnen.

"Nachmittags legen wir uns mit Schlafsäcken auf die Zeil und verteilen Flugblätter an die Passanten", kündigte ein Studentensprecher an, "und um 1 Uhr, wenn die Gitter in der B-Ebene Hauptwache runtergelassen werden sollen, machen wir eine Aktion vor Ort, um das zu verhindern." peh

Ortsbeirat setzte sich bei Bushaltestellen durch

Der Magistrat hat seine Zustimmung zu der Anregung des zuständigen Ortsbeirats gegeben, auf dem Linienweg des 44er Omnibusses zwischen der Leonhardsgasse in Seckbach und der Hugo- Junkers-Straße in Fechenheim mehrere neue Haltestellen einzurichten. Um die Buslinie attraktiver zu machen, hatte der Ortsbeirat 11 vorgeschlagen, fünf weitere Stopps anzubieten.

Den Haltestellen "Cassellastraße", "Pfortenstraße / Baumertstraße", "Dieburger Straße" und "Adam-Opel / Karl-Benz- Straße" erteilte der Magistrat jetzt das Placet. Lediglich einer neuen Haltestelle "Lauterbacher Straße" in Höhe des Fußwegs zwischen Lauterbacher Straße und Wächtersbacher Straße stimmte die Stadtregierung nicht zu. Sie würde, so heißt es im Bericht des Magistrats, zu dicht an der bereits vorhandenen Station "Schlitzer Straße" liegen.

Gescheitert ist der Ortsbeirat auch mit seinen Bemühungen, in der Karl-Benz- Straße jeweils zwei separate Busspuren anzulegen, die auch die Linie 939 mitbenutzen könnte.

Der Magistrat begründete seine ablehnende Haltung damit, daß der zu erwartende Beschleunigungseffekt "zu gering" ausfallen würde. Zudem gingen dann rund 300 Parkplätze verloren, die in diesem Industriegebiet dringend gebraucht würden. gang

Wer fährt mit nach Berlin zur Picasso-Ausstellung?

WIESBADEN. Die Volkshochschule hat kurzfristig eine Sonderreise zur Picasso- Ausstellung in Berlin vom 14. bis 18. Feburar in ihr Programm aufgenommen. 90 Gemälde, 60 Zeichnungen und zehn Skulpturen dokumentieren in der Nationalgalerie "Die Zeit nach Guernica - 1937 bis 1973" im Werk des spanischen Malers. Zudem werden weitere Museums- und zwei Theaterbesuche angeboten. Wer Lust hat mitzufahren, muß sich bis 20. Januar in der VHS-Geschäftsstelle, Dotzheimer Straße 23, anmelden. Informationen gibt auch Fahrtleiter Klaus Sommerfeld (Tel. 06 11 / 16 09 48). set

Niemand will mehr bedienen IHK klagt über den fehlenden Nachwuchs in der Gastronomie

Vor ein paar Jahren noch, erinnert sich Rudolf Mäusle, war der Beruf der Hotel- und Restaurantfachleute unheimlich "in". Inzwischen muß der Geschäftsführer der Abteilung Berufsbildung in der Frankfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) einen "rasanten Rückgang" der Bewerberzahl für Ausbildungsplätze im Gastronomiebereich feststellen. Nach dem Einzelhandel sei es in der Hotel- und Gaststättenbranche mittlerweile am schwierigsten, die freien Lehrstellen zu besetzen, betont der IHK-Experte.

In Zahlen: 95 angehende Hotelfachleute wird die IHK bei einer Freisprechungsfeier Ende Januar nach zwei bis drei Lehrjahren offiziell ins "echte" Berufsleben verabschieden; in früheren Jahren waren es gut 70 mehr. Erheblich dramatischer sieht es bei den Köchen und Restaurantfachleuten aus: Jeweils 29 von ihnen schließen in diesen Tagen ihre Lehre ab. Früher waren es zwischen 100 und 150 in jeder Berufsgruppe, sagt Mäusle.

Es sei wohl vor allem die Aussicht auf einen Beruf mit nicht gerade familienfreundlichen Arbeitszeiten, die viele junge Leute abschrecke, vermutet Mäusle. Spät- und Wochenenddienste seien in der Gastronomiebranche nun einmal die Regel. Was viele Schulabgänger nach Ansicht des Fachmanns nicht beachten: Der Beruf biete ein "internationales Flair" und die Möglichkeit zu zahlreichen Auslandsaufenthalten.

Die Verlockung, fremde Länder und Sprachen kennenzulernen, will die IHK nach Möglichkeit künftig auch schon in der Ausbildung stärker betonen: So werde überlegt, europäische Austauschprogramme für Lehrlinge zu organisieren. Auch für das Image der Restaurantfachleute, die meist schlicht als "Kellner" betrachtet werden, will die IHK etwas tun: Verstärkt soll dargestellt werden, daß die Ausbildung auch Dinge wie Getränkekunde, Barmixen, Flambieren und Einblicke in die Küche umfasse.

Verdient wird in der Ausbildung übrigens zwischen 800 (erstes Lehrjahr) und 1010 Mark (drittes Jahr). mat

Kalte Beine beim Ballett Verspätete Besucher in der Festhalle bringen Kälte mit

"Es war kalt", sagt die Dame verschnupft. "Es wurde immer kälter", fügt sie an. Und schließlich: "Es war unheimlich kalt. Man hat es nicht ausgehalten." Zumal es auch noch "gezogen hat wie Hechtsuppe".

Der Temperaturschock ereilte die kunstsinnige Frau, die mit ihren Kälteerfahrungen nicht alleine steht, in der Frankfurter Festhalle. Zum Frost gesellte sich der Frust: Nach zehn Minuten verhüllte die frierende Besucherin ihre schicke Abendgarderobe mit einem wärmenden Umhang. Den sterbenden Schwan auf der Bühne verfolgte sie vermummt in Mantel und Schal.

Andere "Schwanensee"-Besucher hätten es ihr gleichgetan oder seien noch während der Vorstellung in wärmere Gefilde entschwunden. Während die Akteure vom Staatsballett St. Petersburg ihre Körpertemperatur mit Tanzbewegungen stabil hielten, versuchten sich die Zuschauer beim Gastspiel zur Weihnachtszeit in Türnähe gegen die Zugluft zu wappnen. Denn "während der Vorstellung", behauptet eine Besucherin, "wurden immer noch Leute in die Halle gelassen".

Daß "Schwanensee" nicht wegen tänzerischer Feinheiten, sondern kühler Saalatmosphäre eine Gänsehaut auslöste, mag man auf offizieller Seite - jetzt mit Fragen nach der Ursache konfrontiert - nicht so recht glauben. Denn selbstverständlich brummt stets die Heizung. "Die Anlage", weiß Friedrich Hess, der Objektleiter der Festhalle, "ist auf 22 Grad programmiert." Die Temperatur bleibe konstant, "egal, ob draußen 15 Grad minus oder plus sind". Der Eismeister, der für die Lauffläche der Kufenstars von "Holiday on Ice" verantwortlich ist, habe deswegen schon eine bedenkliche Miene gemacht.

Gleichwohl hat Hess das Problem der Zugluft geortet. Gerade wenn es "draußen empfindlich kalt ist", könnte bei wiederholtem Öffnen und Schließen der Türen ein Schwall polarer Luft in den Saal dringen. Deshalb hat Hess die Wachmänner angewiesen, darauf zu achten, daß die Türen während der Aufführungen geschlossen sind. Auch er findet, daß "eine Ballettvorstellung einen gewissen Rahmen haben muß". Will sagen: Kleidungsmäßig ist Abendgarderobe angesagt. Die Thermohose sollte bei einem Festhallen-Besuch im Schrank bleiben. vo

Das Ehepaar Lang feierte seine eiserne Hochzeit

Die Eheleute Therese und Karl Heinrich Lang feierten am Samstag das Fest der eisernen Hochzeit. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog überbrachte die Glückwünsche des Magistrats .

Therese Ostermaier und Karl H. Lang sind beide 1904 in Frankfurt am Main geboren. Hier absolvierten sie nach dem Schulabschluß eine kaufmännische Lehre. Nach der Hochzeit 1928 mußte das junge Paar wegen der Arbeitslosigkeit des Ehemannes harte Zeiten durchstehen. 1935 schließlich fand Karl Heinrich Lang beim städtischen Steueramt eine Anstellung. Als Beamter ging er 1969 in Pension. Das Ehepaar Lang hat vier Kinder, sechs Enkel und drei Urenkel. pia

Fußballdeutsche dürfen sie allerdings schnell werden

Dirk Hoerders Plädoyer für ein Zuwanderungsgesetz (FR vom 22. 12. 1992 "Einzellösungen kommen zu spät und helfen nicht weiter") erfreuen einen unter den gegebenen Umständen. Eine gewisse Langeweile lösen diese Vorschläge allerdings aus, weil seit fast zwei Jahrzehnten ähnlich lautende Vorschläge und Forderungen in der Dikussion sind und von wesentlichen gesellschaftlichen Gruppierungen (Kirche, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften u. a.) mitgetragen werden. Das Plädoyer für ein Zuwanderungsgesetz von Hoerder wird - wie bereits andere Vorschläge - politisch in die Leere laufen und zwar aus folgenden Gründen: Durch die aktuellen politischen Vereinbarungen zum Asyl wurden Flüchtlinge grundsätzlich aus dem regierungsamtlichen Zuwanderungskonzept ausgeklammert. Das Recht auf Asyl ist abgeschafft, und die zukünftige Flüchtlingspolitik wird von obrigkeitstaalich humanitären Gesten wie der Bekämpfung der illegalen Einwanderung bestimmt sein.

Zudem sind die anderen Zuwanderungsprozesse zwischenzeitlich geregelt. Mit dem neuen Ausländergesetz wurde vornehmlich das Ziel verfolgt, die weitere Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte zu ermöglichen, um vor allem den kurzfristigen branchenspezifischen Bedarf an Arbeitskräften abdecken zu können. (Es ging nicht - wie viele hofften - um die Verbesserung der rechtlichen Grundlagen für die bereits hier lebenden Ausländer.) Die erneute Anwerbung sollte allerdings nur auf Basis des Rotationsprinzips erfolgen. Es galt, eine erneute Einwanderung zu verhindern. Folglich ist nicht zu erwarten, daß für diese Gruppe ein spezielles Zu- und Einwanderungsrecht geschaffen wird.

Im Zentrum des regierungsamtlichen Zuwanderungskonzeptes stehen vor allem Aussiedler. Durch diese Gruppe läßt sich zukünftig ein wesentlicher Teil des Arbeitskräftebedarfs - geschätzt werden ca. 300 000 zusätzliche Erwerbspersonen pro Jahr - decken. Die Zu- und Einwanderung dieser Gruppe ist in entsprechender Weise geregelt worden. Die Aufnahme ist nur noch auf Antrag und nach Anerkennung als Spätaussiedler/deutscher Staatsbürger möglich. Eine Aussiedler- Quote, die den wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten angepaßt werden kann, ist verabschiedet.

Für diese Gruppe steht zudem ein Einwanderungsinstrumentarium zur Verfügung, das allerdings durch zahlreiche Eingriffe ausgehöhlt worden ist. Nur diese Gruppe gilt als einwanderungswürdig und wird folglich lobend (treudeutsch, fleißig, gebärfreudig und integrationsbereit) von anderen Zuwanderungsgruppen - z.T. aus wahltaktischen Motiven - abgehoben. Für die bereits seit Jahrzehnten in der Bundesrepublik lebende ausländische Bevölkerung sind in Zukunft - zum Teil auf Druck der EG - nur selektive Verbesserungen zu erwarten (erleichterte Einbürgerung für hier geborene und aufgewachsene Ausländer unter Ausschluß der ersten Generation; verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen für EG-Bürger und Einführung des Kommunalwahlrechts im Rahmen der EG unter Ausschluß der Nicht-EG-Bürger).

Dies dürfte in groben Zügen das regierungsamtliche Zu- und Einwanderungskonzept sein. Für ganzheitliche Konzepte wie von Hoerder ist hierin kein Platz. Sie werden weiter - wie andere wohlüberlegte Vorschläge - von Spitzenbürokraten und -politikern mit dem Hinweis auf die Ablehnung in der Bevölkerung zurückgewiesen - ansonsten sind wir allerdings ein ausländerfreundliches Land.

Das Herz von führenden Politikern - wie Forudastan in ihrem Beitrag zu Mölln zu hoffen wagte (FR vom 30. 11. 1992) - treffen Gewaltanschläge wie auch sachlich-fundierte Forderungen überhaupt nicht.

Die etablierten Parteien ignorieren seit Jahrzehnten die von ihnen mitverursachte Einwanderungssituation und favorisieren weiterhin die politisch-rechtliche wie soziale Benachteiligung dieser Bevölkerungsgruppe (Fußballdeutsche dürfen sie allerdings schnell werden). Sie schließen diese Gruppe u. a. von Wahlen aus und mißbrauchen gleichzeitig das "Ausländerproblem" in immer radikalerer Weise zu Wahlkampfzwecken.

In diesem Zusammenhang wird - mit Ausnahme von Vertretern der Wirtschaft und politischen Außenseitern - ganz bewußt ausgeklammert, daß ausländische Arbeitskräfte mittel- wie langfristig gebraucht werden und eine radikale Umkehr in der Ausländerbeschäftigungspolitik nach dem Motto "Ausländer raus" enorme politische und wirtschaftliche Schäden zur Folge hätte. Gleichzeitig werden allerdings Anstrengungen zur weiteren Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte gemacht.

Im Rahmen der Europapolitik unterstützen alle bisherigen Bundesregierungen die Einführung der Arbeitnehmer- Freizügigkeit, wodurch der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt erleichtert und hiermit auch die Möglichkeiten zur Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte durch die Wirtschaft verbessert wurden.

Diese Form der Politikgestaltung ist nicht nur widersprüchlich, sondern sie untergräbt die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in das politische System und bietet Rechtsradikalen einen idealen Nährboden. Wie unsinnig und gefährlich zugleich die fortwährende Thematisierung des "Ausländerproblems" ist, zeigt sich u. a. daran, daß nach ausländerpolitisch ausgerichteten Wahlkämpfen immer häufiger Programme gegen Ausländerfeindlichkeit aufgelegt werden müssen. Der Bock wird zum Gärtner erklärt: Die vermeintlichen Feinde am Rande der Gesellschaft sind lokalisiert und die politische Mitte, die die Thematik durch Übernahme rechtsradikaler Positionen in abgewandelter sprachlicher Form zur Erlangung parteipolitischer Machtvorteile aufgewertet wie die radikalen Ränder erst starkgemacht hat, und ihre Unfähigkeit zu sachlichen und glaubwürdigen Lösungen in der Ausländerpolitik fortwährend weiter zum Ausdruck bringt, ist aus dem Schneider und versteckt sich zwischenzeitlich in Lichterketten.

Ob sie vom demagogischen Ausländer- Wahlkampfspektakel, d. h. der Skandalisierung, Polarisierung und Verfälschung des Themas, zukünftig Abstand nimmt, muß aufgrund der bisherigen praktizierten Ausländerpolitik mehr als bezweifelt werden.

Jürgen Puskepelleit, Münster

Ist doch klar

Wie vereinbart es sich, Lichterketten zu propagieren und dann wie auf Seite 1 FR vom 4. 1. 1993 ("Bonn will illegale Einwanderer mit Radargeräten aufspüren lassen") unbescholtene Ausländer als illegale Einwanderer zu bezeichnen? Selbst wenn diese das deutsche Wort "Asyl" noch nicht kennen, ist doch klar, was sie suchen.

Die Helfer, die ihnen den Weg zur deutschen Grenze zeigten, bezeichnet die FR als Schlepper, offenbar ohne jede Beweisgrundlage. Ausländer sind uns immer willkommen, damit müssen wir einfach fertig werden. Reiner Schlechtriemen, Frankfurt a. M.

Weder ein Diskussionsbedarf noch Bedenken geäußert

Unter der Überschrift "Beim Staudamm in Mali sieht die SPD Sprangers Sündenfall" (FR vom 30. 12. 1992) machen Sie den Versuch der Aufarbeitung eines Dissenses zwischen Bundesminister Spranger und der SPD-Opposition im Bundestagsausschuß für wirtschaftliche Zusammenasrbeit. Die dabei vorgenommene Darstellung der Vorgänge um die Mittelbereitstellung zur Mitfinanzierung de Energiekomponente für den Manantali- Staudamm bedarf einiger richtigstellender Erläuterungen:

Das jetzt zur Finanzierung anstehende Wasserkraftwerk einschließlich der Leitungen zur Verteilung der Energie war von Anfang an Teil des noch zu Zeiten sozialdemokratischer Regierungsverantwortung geplanten und begonnenen Staudammprojektes. Auch die Bewässerungskomponente des Vorhabens hängt wesentlich von der gesicherten, umweltfreundlichen Energieversorgung ab.

Das Schreiben Minister Sprangers vom 28. Oktober 1992 an den senegalesischen Staatspräsidenten Diouf, der Präsident der Konferenz der Staats- und Regierungschefs der DMVS ist, enthielt keine völkerrechtlich oder diplomatisch verbindliche Zusage für die jetzt bereitgestellten Mittel, wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Hauchler glauben machen will.

Die vor einer solchen Zusage haushaltsrechtlich erforderlichen Unterrichtungen der zuständigen Bundestagsausschüsse sind im November 1992 erfolgt. In Kenntnis der beabsichtigten Mittelbereitstellung hat der Haushaltsausschuß dem Vorhaben einstimmig zugestimmt. Der Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit hat weder einen Diskussionsbedarf angemeldet noch gar Bedenken geäußert. Insoweit konnte und mußte die Bundesregierung - wie in solchen Fällen üblich - auch von der Zustimmung des AwZ ausgehen.

Anderslautende Äußerungen des Abgeordneten Hauchler in der Öffentlichkeit können deswegen zwar verwundern, ändern jedoch nichts an den Tatsachen.

Wolfgang Kanera (Pressesprecher des Bundesministeriums für wirtschaft- liche Zusammenarbeit), Bonn

Mehr Mut zur Unterstützung anderer

Wie in Ihrem Artikel vom 5. 1. 1993 "Offene Worte erzürnen die Fundi-Fraktion" zu lesen ist, erschreckt die Grünen- Abgeordnete Beate Scheffler ihre Fraktionskolleginnen und -kollegen mit den Sätzen:

"Wir haben unsere Erziehungsziele nicht erreicht. Statt der mündigen, sozial und ökologisch engagierten, politisch hochmotivierten Jugend hat unsere Erziehung eine Spezies hervorgebracht, die zum überwiegenden Teil egozentrisch, konsumorientiert und im schlimmsten Falle sogar gewalttätig ist." Und sie fügt dann die Frage hinzu: "Was also ist schiefgelaufen?"

Dies läßt sich mit einem einzigen Satz beantworten: daß überhaupt - zu welchen Zielen auch immer - erzogen werden soll(te). Denn selbst die besten Absichten sind eben immer nur Ab-sichten, sie sehen von den Menschen ab, denen sie gelten.

Wenn nun die Kritiker ihrer Fraktionskollegin noch "Beleidigung" der Mütter und Väter emanzipatorischer Erziehungsideen vorwerfen, so halten sie sich dabei an einen wichtigen Erziehungsgrundsatz: "Du darfst's nicht merken" (Alice Miller), daß möglicherweise auch wissenschaftliche Mütter und Väter irren können, denn alle Genannten wollten und wollen erziehen. Selbst Adorno sprach einmal von der "Herstellung (!) des richtigen Bewußtseins".

Erziehen wollen heißt immer: Ich weiß, was für Dich gut ist; so, wie ich es für richtig halte, sollst Du werden - und dies spielt sich nicht nur zwischen Eltern und Kindern ab, sondern ist heutzutage ein durchgängiges gesellschaftlich-politisches Prinzip.

Mit Erziehung meine ich nicht - auch wenn es damit oft verwechselt wird - selbstverständliche Hilfe und Unterstützung, die z. B. Eltern ihren Kindern und Lehrer oder Lehrerinnen ihren Schülerinnen und Schülern geben können. Jede Definition von Erziehung dagegen enthält das Gewaltmoment: Du darfst nicht so sein, wie Du bist. Oder wie es Hermann Giesecke einmal formuliert hat: "Die Pädagogik ist gleichsam immer unzufrieden mit dem Menschen, so wie er jeweils ist." Jemanden also etwa zu einem sozialen Jugendlichen erziehen zu wollen, heißt:

Du Jugendlicher bist nicht sozial, kannst es von Dir aus nicht sein, auch wenn Du dies von Dir denkst. Du darfst/ kannst Dir nicht trauen. Ich weiß es besser. Eine solche Einstellung anderen gegenüber kann der Anfang der Unterminierung von Selbstvertrauen sein.

Unsere Gesellschaft ist - rechts, links oder in der Mitte - von Erziehungsgewalt jeglicher Färbung durchzogen. Deshalb ist es - über Lichterketten und Demonstrationen hinaus - notwendig (im Sinne von Not wendend), nein zu Erziehungsgewalt zu sagen, d. h. sich um eine nichterzieherische Haltung anderer gegenüber zu bemühen. Dies ist harte Arbeit, denn es ist kaum etwas schwieriger, als eine Einstellung aufzugeben, die zur Verbesserung der eigenen Lage die anderer ändern will.

Angesichts der wieder auftauchenden Forderungen nach "Mut zur Erziehung", womit der Gewalt begegnet werden soll, wäre Mut zum Verzicht auf Erziehung, und mehr Mut zur Unterstützung anderer, wenn diese es wollen und nötig haben, angebracht. Denn solange wir jemanden erziehen wollen, wozu auch immer, wollen wir einen Menschen mit Gewalt ändern bzw. zu etwas machen. Ekkehard von Braunmühls Buch "Antipädagogik" scheint mir dabei heute aktueller denn je. Mit der Bemühung um eine nichterzieherische Haltung können wir jeden Tag und überall etwas tun, das Wirkung hat.

Prof. Dr. Otmar Preuß, Universität Bremen

Sehr geehrter Herr Rühe,

ein Marschbefehl für Bundeswehrsoldaten nach Somalia - wie vom Bundeskanzler öffentlich angekündigt - wäre rechtswidrig.

Soldaten dürfen als Vorgesetzte einen solchen Befehl nicht erteilen, als Befehlsempfänger nicht ausführen. Wenn sie dies dennoch tun, machen sie sich vor dem Soldatengesetz strafbar.

Haben Sie das bedacht, Herr Minister Rühe?

Sie behaupten, die bestehende Rechtslage für den Einsatz der Bundeswehr lasse den anvisierten Somalia-Einsatz ebenso zu, wie vorher die Adria- und Kam- bodscha-Missionen.

Wieso sollten sich Soldaten auf diese Ihre derzeitige (endgültige oder vorläufig endgültige) Auffassung verlassen? Was soll denn ein Soldat von seinem Minister halten, der seine Haltung zu der wichtigsten Frage seiner Existenz von Tag zu Tag wechselt? Welche neue Fakten und Einsichten haben Sie eigentlich bewegt, Ihre Meinung über die Notwendigkeit einer Ergänzung des Grundgesetzes zu ändern? Erst "klarstellende Ergänzung" des Grundgesetzes (Zweidrittelmehrheit), dann "Entsendungsgesetz" (Regierungsmehrheit) und nun "Augen zu und durch" (Verfassungsgerichtsbeschluß als Ersatz für Politik)?

Was Verfassungsrecht ist, wird auch Soldaten nicht per Befehl vermittelt.

Welche verfassungsrechtliche Lage für den Einsatz der Bundeswehr gilt, erfahren Soldaten nicht von ihren Vorgesetzten, sondern ergibt sich aus der verfassungspolitischen Realität. Diese wiederum wird durch zahlreiche offizielle Aussagen der Regierung eindeutig beschrieben. Hier einige Beispiele:

Am 3. 11. 1982 hat der Bundessicherheitsrat u. a. beschlossen: ". . . Eine Beteiligung der Bundeswehr an einer internationalen Streitmacht im Persischen Golf wäre daher, wenn überhaupt, jedenfalls zum gegenwärtigen Zeitpunkt verfassungsrechtlich nicht gedeckt."

Damit hat nicht - wie einige Politiker und Journalisten heute meinen - ein Regierungsorgan seine (unmaßgebliche) Meinung geäußert oder unzuständigerweise eine anderslautende Rechtslage verändert (weil es ein Gutachten gab, das den Bundeswehreinsatz damals für rechtens gehalten hat). Die Regierung hatte mit diesem Beschluß lediglich die herrschende Rechtsauffassung zu dieser Frage klargestellt, die bislang noch von keinem Verfassungsorgan in Frage gestellt wurde. Anderslautende Gutachten sind politisch so lange irrelevant, so lange ihr Inhalt nicht durch die zuständigen Verfassungsorgane zu legaler Politik gemacht werden.

- Am 25. 9. 1991 hat der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher für die Bundesregierung vor der Vollversammlung der UN über die Verpflichtung des vereinten Deutschlands, einschließlich der Teilnahme an Maßnahmen der kollektiven Sicherheit ausgeführt: "Auch mit unseren Streitkräften. Wir wollen dazu unsere Verfassung ändern." - Im Januar 1992 formulierte der damalige Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg in einem Papier "Militärpolitische und militärstrategische Grundlagen der Neugestaltung der Bundeswehr" an Abgeordnete des Deutschen Bundestages: "Die Bundeswehr hat den Auftrag . . . (6) nach klarstellender Ergänzung des Grundgesetzes an kollektiven Einsätzen über die Nato hinaus im Rahmen der Vereinten Nationen teilzunehmen."

- Am 15. 3. 1992 hat der Generalinspekteur Klaus Naumann in einem Interview mit der "Welt am Sonntag" betont, "jeder Einsatz von Soldaten setzt jedoch politische Legitimation voraus. Die aber haben wir gegenwärtig nicht, weil die ausstehende Ergänzung der Verfassung fehlt." (Drastischer könnte Kritik an der Unfähigkeit einer Regierung nicht ausfallen.)

- Am 9. 9. 1992 forderte der Bundeskanzler in einem ZDF-Interview u. a. "jetzt" eine Grundgesetzänderung, die auch Militäreinsätze der Bundeswehr außerhalb des Nato-Gebietes erlaube.

- Am 23. 12. 1992 hat sich eine Koalitionsrunde bei Bundeskanzler Helmut Kohl darauf geeinigt, daß für Bundeswehreinsätze bei friedenserhaltenden und friedensschaffenden Maßnahmen eine "verfassungrechtliche Grundlage" geschaffen wird, um die "notwendige Klarstellung" zu erreichen. Beabsichtigt sei eine "Verfassungsänderung". Aber schon kurz darauf sorgte der Sophismus Ihrer Parteifreunde wieder für die alte Konfusion. Aus der "klarstellenden Ergänzung" des Grundgesetzes, aus der zwischenzeitlich eine "ergänzende Klarstellung" geworden war, machte Karl Lamers nun eine "politische Klarstellung". D. h. die Verfassungsänderung werde seiner Meinung nach keinen "materiellen Charakter" haben.

Zwar gilt allgemein, daß Recht, auch Verfassungsrecht, auslegungsfähig ist.

Zur Rechtsauslegung gehört allerdings zwingend ein entsprechendes Mandat. D. h., nicht jeder Rechtsprofessor oder Politiker kann nach seinem Gutdünken bestehendes Recht neu interpretieren und verlangen, daß andere seiner Meinung folgen.

Der Gesetzgeber allein hat das Recht, ein bestehendes Gesetz neu zu interpretieren. Soweit Verfassungsrecht betroffen ist, könnte somit eine Zweidrittelmehrheit des Deutschen Bundestages durchaus eine Neuinterpretation aufgrund geänderter Rahmenbedingungen beschließen. Daraus folgt aber im Umkehrschluß, daß die Bundesregierung, so wenig wie sie mit ihrer parlamentarischen Mehrheit das Grundgesetz ändern kann, nach ihrer eigenen Auffassung geltendes Verfassungsrecht einfach mit einem neuen Inhalt ausfüllen darf.

Die "allgemeine Auffassung" über die verfassungsrechtlichen Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes der Bundeswehr hat sich über viele Dekaden gefestigt, sie hat wechselnde Regierungsmehrheiten überdauert und wurde seit Beginn der Golfkrise durch die derzeitige Regierung wiederholt bekräftigt.

Sie lautet: Die Bundeswehr darf außer zur Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland und der Staatsgebiete der Bündnisstaaten der Nato und der WEU gegen einen Bewaffneten Angriff nur im Rahmen der Notstandsgesetze, d. h. im Inneren der Republik eingesetzt werden. Für die rechtmäßige Verwendung deutscher Streitkräfte kommt es entscheidend auf die beiden Begriffe "Verteidigung" und "Einsatz" an: "Verteidigung" ist durch die Charta der Vereinten Nationen auf den Begriffsinhalt der "Selbstverteidigung" festgelegt, weil Mitgliedstaaten gemäß Art. 51 nur im Falle eines bewaffneten Angriffes einzeln oder kollektiv die Verwendung militärischer Gewalt zugestanden wird. "Verteidigung" setzt also stets einen bewaffneten Angriff voraus. Jede weitergehende Auslegung verbietet sich nach dem Völkerrecht. "Einsatz" von Streitkräften ist die bestimmungsgemäße Verwendung von Militär, das heiß "Einsatz" ist die rechtmäßige Verwendung von Soldaten zur Durchführung eines militärischen Auftrags.

Militärischer Einsatz

Da humanitäre Hilfeleistung nicht zum originären Auftragsspektrum der Bundeswehr gehört, wurde bisher mit einigem Recht - über die Parteigrenzen hinweg - davon ausgegangen, daß zu humanitärer Hilfe abgestellte Soldaten der Bundeswehr keinen "Einsatz" leisten. Somit waren humanitäre Hilfsaktionen durch Bundeswehrsoldaten - eine Art Amtshilfe für andere Organisationen - von Art. 87 a gar nicht berührt und damit auch nicht ausdrücklich untersagt.

Dagegen handelt es sich aber beim Einsatz der deutschen Sanitätstruppe in Kambodscha und von Schiffen und Flugzeugen der Bundesmarine zur Überwachung der Einhaltung der Sanktionen gegen Staaten des ehemaligen Jugoslawien im Mittelmeer um einen klassischen militärischen Einsatz. Der Einsatz von Nachschub-, Pionier- und Infantrieeinheiten zur Ausübung ihres normalen militärischen Auftrags in Somalia ist selbstredend ebenfalls ein militärischer Einsatz (anders, als Sie in Ihrem Spiegel- Interview vor Weihnachten behauptet haben, kommt es bei der Frage, was ein Einsatz ist, auf das "bewaffnet", also Einsatz im Sinne von "Kampfeinsatz", überhaupt nicht an).

Dieser "Einsatz", da eindeutig nicht zur "Verteidigung" zählend, ist durch das geltende Verfassungsrecht nicht gedeckt.

Wenn Sie Soldaten der Bundeswehr den von Bundeskanzler Kohl vor der Presse angekündigten Somalia-Einsatz befehlen, verstoßen Sie daher nicht nur selbst gegen ihre Amtspflichten. Sie verlangen von deutschen Soldaten eine offenkundige Dienstpflichtverletzung.

Die Begründung ist einfach: Die einseitige Erklärung der Bundesregierung, ihre Verfassungsauslegung gehe schon in Ordnung, da im übrigen renommierte Juristen diese stützten, schafft für Soldaten aus den oben genannten Gründen kein neues Recht. Der Vorgesetzte, vom General bis zum jüngsten Unteroffizier, darf Befehle nur zu dienstlichen Zwecken und nur unter Beachtung der Regeln des Völkerrechts, der Gesetze und der Dienstvorschriften erteilen (§ 10 Soldatengesetz).

Befehle für den Einsatz deutscher Soldaten in Somalia wären zwar Befehle zu dienstlichen Zwecken, stünden aber nicht im Einklang mit dem Grundgesetz. Sie wären daher offensichtlich rechtswidrig. Daraus folgt, daß sich ein Soldat, der an solchen Befehlen mitwirkt, strafbar macht. Er kann sich auch nicht auf einen höheren Befehl berufen, den er schließlich nur weitergebe, weil jeder Soldat für sein Verhalten persönlich verantwortlich ist und schließlich für sein Verhalten zur Rechenschaft gezogen wird. (Schon zweimal in diesem Jahrhundert wollten sich deutsche Soldaten, die rechtswidrige oder verbrecherische Befehle weitergegeben oder ausgeführt hatten, vor Gericht auf "Befehlsnotstand" berufen; zu Recht ohne Erfolg.) Soldaten sind zwar gegenüber ihren Vorgesetzten zum Gehorsam verpflichtet, aber nur in den engen Grenzen des § 11 Soldatengesetz, wonach ein offensichtlich rechtswidriger Befehl nicht ausgeführt werden darf.

Ein Soldat, der auf Veranlassung der Bundesregierung seine Dienstpflicht verletzt, darf gewiß damit rechnen, dafür so lange nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden, so lange diese amtiert. Was schützt ihn aber vor Strafe, wenn eine andere Regierung wieder Gesetzestreue und die Erfüllung der Dienstpflichten verlangt? Bei der Aufklärung und Verfolgung von Dienstpflichtverletzungen gibt es kein "Opportunitätsprinzip". Disziplinarvorgesetzte müssen jedem Verdacht auf eine Dienstpflichtverletzung nachgehen (§ 28.1 Wehrdisziplinarordnung).

Angesichts dieser eindeutigen Lage stellt sich doch die Frage, warum Sie Ihre Soldaten dieser unverantwortlichen Vorgehensweise aussetzen? Ihr Koalitionspartner FDP hat bereits Anfang des Jahres einen Entwurf für eine Verfassungsänderung vorgelegt. Auch die SPD hat vor Monaten einen Änderungsvorschlag für das Grundgesetz eingebracht, womit der jetzt beabsichtigte Bundeswehreinsatz auf eine rechtlich einwandfreie Basis gestellt werden könnte.

Die Soldaten fragen zu Recht, wo eigentlich die Gesetzesinitiative Ihrer Partei bleibt, die von Kanzler Kohl bereits vor der letzten Bundestagswahl angekündigt worden war. Die ehrliche Antwort darauf ist für Sie und die CDU/CSU wenig schmeichelhaft.

Deutsche Soldaten sollen ohne rechtliche Basis und infolgedessen ohne gesetzlich abgesicherten Anspruch auf Versorgung, auch Ihrer Familien, in Militärabenteuer geschickt werden, weil Sie mehr wollen, als Sie offen einzugestehen bereit sind.

Ihnen geht die von der FDP vorgeschlagene Änderung der Verfassung für einen künftigen Bundeswehreinsatz "unter dem Dach der UNO" (Bundeswehreinsatz in einem UNO-Kommando oder im Auftrag des Sicherheitsrats der UNO, wie im letzten Golfkrieg) nicht weit genug. Sie wollen mit Ihrer Partei (gem. Beschluß des letzten Parteitages in Düsseldorf) künftig deutsche Kampfeinsätze ohne Auftrag und ohne Zustimmung der Vereinten Nationen befehlen können.

Weil Sie diese völkerrechtswidrige Zielsetzung weder mit der FDP noch mit der SPD auf legale Weise durchsetzen können, haben Sie jetzt - nach der Androhung des offenen Verfassungsbruchs durch ein "Entsendungsgesetz" - den Weg des schleichenden Verfassungsbruchs gewählt. Es läßt Sie ungerührt, daß Sie dabei Ihre politischen Machtkämpfe auf dem Rücken der Soldaten austragen.

Sie interessieren offenbar weder die dienstrechtlichen, noch die Versorgungsrechtlichen, noch die persönlichen und moralischen Auswirkungen dieses "Spiels" auf Ihre Soldaten.

Im Eifer, künftigen deutschen Militäreinsatz auch unter deutschem Kommando nicht von der UNO abhängig machen zu müssen, scheut Ihre Partei nicht einmal vor Völkerrechtsbruch zurück. Im Falle der "Nothilfe", so heißt es in Ihrer Partei, soll die Bundeswehr auch ohne ausdrückliche Zustimmung der UNO einsetzbar sein. Offenbar ist die Erfindung der "Nothilfe", ein Begriff, den es weder in der Charta der UN, noch sonst im Völklerrecht gibt, ein weiterer Versuch, bestehendes Recht durch eigenwillige Interpretation zu unterlaufen. Die einzige Rechtsgrundlage für den Einsatz militärischer Gewalt ohne ausdrückliche Legitimation durch die UNO ist Art. 51 UN- Charta. Dort wird den Mitgliedstaaten aber eindeutig und ausschließlich nur das Recht der "individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung" im Falle eines bewaffneten Angriffs eingeräumt. "Nothilfe" in einem anderen Land, die nicht als kollektive Verteidigung wie im Rahmen des Nato- oder WEU-Vertrags durchgeführt würde, wäre Völkerrechtsbruch.

Was Sie und Ihre Parteifreunde derzeit den deutschen Bürgern und Soldaten zumuten, um letztlich ohne Änderung des Grundgesetzes und ohne politischen und gesellschaftlichen Konsens eine "normale" deutsche Militärmacht durchzuboxen, ist ohne Beispiel. Mit Ihrer Salamitaktik immer neuer rechtswidrigen Bundeswehr-Einsätze dem Austricksen des Bundestages und dem Reiten auf der Welle des Mitgefühls unserer Mitmenschen mit notleidenden und gequälten Opfern von Kriegen soll das deutsche Militär durch Gewöhnung Zug um Zug von seiner verfassungsmäßigen Beschränkung befreit werden.

Sie stellen die (sympathischen) humanitären Zielsetzungen der künftigen Bundeswehreinsätze in den Vordergrund. Damit wollen Sie vernebeln, daß es bei der Reform der deutschen Streitkräfte, wie im Januar 1992 durch Ihren Vorgänger veröffentlicht, in erster Linie darum geht, sogenannte deutsche Sicherheitsinteressen zu wahren: ". . . die Förderung und Absicherung weltweiter politischer, wirtschaftlicher, militärischer und ökologischer Stabilität" und die "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des Zugangs zu strategischen Rohstoffen".

Diese Rechnung kann aber nicht aufgehen, weil Sie eine neue aggressive, auf zahllose künftige Interessenkriege unter deutscher Beteiligung hinauslaufende deutsche Außenpolitik nicht auf die schmale Mehrheit des derzeitigen Regierungsbündnisses gründen können.

Sie wollen, daß Deutschland mit Gewalt künftig dort eingreifen kann, wo deutsche Interessen gewalttätig gestört werden. Gleichzeitig sind Sie im Bundessicherheitsrat beteiligt, wenn neue Waffenlieferungen Deutschlands, des global Drittplazierten unter den staatlichen Händlern des Todes, selbst in Spannungs- und Krisengebiete genehmigt werden.

In Ihrem Tagesbefehl zum Jahreswechsel bezeichnen Sie Bundeswehreinsätze in ferne Ländern als "Ausdruck unserer Solidarität, die wir der Völkergemeinschaft nicht verwehren können, wenn Frieden gebrochen und Völkerrecht verletzt werden". Wie wollen Sie eigentlich Ihren Soldaten erklären, daß sie zukünftig Ihr Leben auch dort einsetzen müssen, wo vorher mit Ihrer Zustimmung deutsche Waffen, Munition oder Anlagen zu deren Herstellung direkt oder indirekt hingeliefert wurden?

Mit der Rüstungsexportpolitik der Regierung, der Sie angehören, werden deutsche Soldaten zu Helfern und Opfern einer zynischen Doppelmoral. Erst schikken Sie Waffen, die in den Krisenregionen ungelöste Probleme zu bewaffneten Konflikten eskalieren helfen, zu Gewalt, Unterdrückung, Hunger und Vertreibung beitragen. Dann schicken Sie, angeblich zur Konfliktbewältigung oder gar -lösung, unsere jungen Männer zum Töten und Sterben, vielleicht durch deutsche Waffen.

In Somalia werden unsere Soldaten auf Waffen unserer Freunde, auf Zigtausende von Landminen treffen, die auch wir immer wieder bereitwillig in alle Welt verkaufen. Solange mit Billigung der Regierung auch nur eine einzige Waffe aus deutscher Produktion oder über unsere Freunde direkt oder indirekt in Krisenregionen gelangt, ist es verbrecherisch, deutsche junge Männer dort hinzuschikken. Mit unserem gewissenlosen Waffenexport handeln wir wie ein Staat, der an seine potentiell kriminellen Bürger Waffen verkauft und dann von seiner Polizei verlangt, gegen staatlich bewaffnete Rechtsbrecher vorzugehen.

Die "Geschäftsgrundlage" für Soldatsein in Deutschland war bisher eindeutig: Zu kämpfen, auch unter Einsatz seines Lebens, hatte der deutsche Soldat ausschließlich, wenn sein Land oder das eines Verbündeten militärisch angegriffen wurde. Soldatsein in Deutschland hatte somit eine nachvollziehbare, rechtlich und moralisch einwandfreie Grundlage für die Anwendung von Waffengewalt.

Nach Ihrem Willen soll der deutsche Soldat künftig auch für das "Frieden schaffen" (stört Sie eigentlich der darin liegende Euphemismus nicht?) irgendwo auf der Welt und zur Verteidigung sogenannter deutscher Interessen zum Töten und Sterben bereit sein.

Dies ist eine neue "Geschäftsgrundlage" für Soldatsein in Deutschland. Die Absicht des Generalinspekteurs, diese künftig gravierend neue Rolle für deutsche Soldaten sang- und klanglos der bestehenden Pflicht zum treuen Dienen unterzuordnen, ist völlig unsensibel. Schließlich verpflichtet sich der deutsche Soldat, "der BRD treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Wo beim Kämpfen in Somalia "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes" verteidigt wird, müßten Sie schon erklären.

Sie und Ihr Generalinspekteur gehen in dieser Frage rücksichtslos über das gewachsene Bewußtsein, das Gewissen und die Gefühle Ihrer Soldaten hinweg.

Sie reden nur davon, daß Sie einen breiten gesellschaftlichen und parlamentarischen Konsens wollen. In Wirklichkeit setzen Sie auf hemdsärmelige Überrumpelung.

Aus durchsichtigen Gründen, d. h. wegen der medienwirksamen Vermarktung der Bundeswehr - der General zu Weihnachten "bei den Männern im Felde" - drängen Sie die Bundeswehr zunächst in die Rolle einer humanitären Hilfsorganisation, um daraus auch ohne GG-Änderung dem deutschen Militär weitergehende Aufgaben und damit eine Zukunft zu sichern. Dabei wissen Sie genau, daß die Bundeswehr zur humanitären Hilfeleistung so tauglich ist, wie ein Kampfpanzer zum Ackerpflügen. Diese fernsehwirksame Bundeswehr-Auftritte bei Hilfeleistung sind, wie jeder Eingeweihte weiß, um ein Vielfaches teurer und weniger effektiv als Hilfsaktionen durch dafür vorgesehene und vorbereitete Organisationen. Diesen werden aber Geld- und Sachmittel versagt, damit sich die um ihren eigentlichen Auftrag und damit ihre Legitimation beraubte Bundeswehr in Szene setzen kann.

Überzogenes Militärpotential

Sie haben zu verantworten, daß die Bundeswehr-Führung, anders als in den zurückliegenden Jahrzehnten des Kalten Krieges, keinerlei militärische Bedrohungsanalyse mehr erarbeitet. Die verhängnisvolle Wirkung: Die Bundesrepublik Deutschland unterhält gemeinsam mit ihren Bündnispartnern ein völlig überzogenes Militärpotential. Dies zu Lasten anderer dringender innerstaatlicher und internationaler Aufgaben.

Das renommierte Londoner Forschungs- institut IISS hat kürzlich vorgerechnet, daß die Nato-Staaten 1991 mit ca. 459 Milliarden Dollar 120 Milliarden mehr für Verteidigung ausgegeben haben als alle anderen Staaten Ost- und Mitteleuropas (einschließlich der hochgerüsteten russischen Föderation), Nordafrikas und des Mittleren Ostens zusammen. Vergleicht

man die Militärausgaben der Nato und befreundeter Staaten mit den Ausgaben der politisch nicht eindeutig als freundlich einschätzbaren Staaten, ist die Überlegenheit 2:1. Gegenüber den Staaten Nordafrikas und des Mittleren Osten beträgt die Überlegenheit der Nato sogar 27:1 (Quelle: The Military Balance 1991-1992, IISS).

Es ist Ihre eigene Formulierung, daß die Bundeswehr wie keine andere Armee im Bündnis auf die Bedrohung im Osten, die Risiken eines Ost-West-Konfliktes ausgerichtet war. Diese Bedrohung war nach Ihrer Überzeugung "der alleinige Ausgangspunkt für Ihre Aufstellung". In Europa, so Ihre Worte, gebe es keine "existentielle Bedrohung unseres Vaterlandes" mehr.

Der Generalinspekteur Klaus Naumann hat die neue Lage vor den Kommandeuren der Bundeswehr so charakterisiert: "Deutschland ist militärisch nicht mehr in der strategischen Reichweite eines zur strategischen Offensive und zur Landnahme befähigten Staates. Damit hat sich die geostrategische Situation unseres Landes entscheidend verbessert und damit dürfte sich die strategische Rolle Mitteleuropas fundamental verändern, es könnte Drehscheibe der westlichen Verteidigungsgemeinschaft, aber nicht mehr Schauplatz der Konfrontation werden."

Für das zivile Volk, das Jahr für Jahr mehr als 50 Milliarden DM für Rüstung und Militär aufbringen muß, klingt die Lagebeschreibung ganz anders.

Weil Sie keine glaubhafte militärische Bedrohung Deutschlands und seiner Bündnispartner in Westeuropa vorweisen können, flüchten Sie und Ihre Generale in wolkige Phrasen: Sie schwadronieren von neuen Risiken, Instabilitäten und Konflikten, in und außerhalb Europas, vom "Einwanderungsdruck verelendeter Massen", vom "islamischen Fundamentalismus", vom "Staatsterrorismus" und vom gefährlichen Krisenbogen von Marokko bis Afghanistan. In welcher Weise daraus aber eine militärische Bedrohung für uns und unsere Partner werden könnte, darüber schweigen Sie sich aus. Warum wohl?

Am 9. 9. 1992 haben Sie während der Haushaltsdebatte des deutschen Bundestages unter der Überschrift "Neue Risiken" u. a. ausgeführt: "In vielen Regionen der Dritten Welt wird die Entwicklung doppelt behindert - wirtschaftlich durch begrenzte Ressourcen, Verschuldung, Bevölkerungsexplosion und desolate ökologische Bedingungen, militärisch durch Überbewaffnung, eskalierende Gegensätze, religiöse und Stammes-Konflikte, die der Wirtschaft schaden, die Umwelt zerstören und die Menschen zusätzlich existentiell bedrohen". Sie haben aber wieder versäumt zu erklären, was die Bundeswehr, deren Hauptauftrag nach wie vor die Landesverteidigung sein soll, gegen diese "neuen Risiken" ausrichten kann oder soll.

Sie haben es zu verantworten, daß eine grundlegende Neubestimmung der künftigen deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik unterbleibt, daß aufgrund einer fehlenden militärischen Bedrohungsanalyse Jahr für Jahr viele Milliarden DM für Überrüstung verschwendet werden, nicht nur für gigantische politische, wirtschaftliche und militärische Fehlinvestitionen wie den neuen alten Jäger 90.

Sie haben es zu vertreten, daß der Bundeswehr damit zum ersten Mal in der deutschen Nachkriegsgeschichte ein politischer Blankoscheck für den Unterhalt von Streitkräften ausgestellt wird, die so, wie geplant, weder politisch noch militärisch-fachlich begründet werden können. Auf welcher nachvollziehbaren Grundlage halten Sie an einem Friedensumfang von 370 000 Mann fest, einer politischen Phantomzahl am Ende des Kalten Krieges?

Zigtausende junger Männer werden in den kommenden Jahren sinnlos und frustiert in den Kasernen herumsitzen, während Personal und Geld für Planstellen z. B. im Bereich der inneren Sicherheit, der Justiz, des Gesundheits- und Sozialwesens fehlen.

Die Nato, heißt es, sei das einzig heute noch funktionierende Militärbündnis. Tatsächlich sind die Nato-Staaten mit ihrer militärischen Überlegenheit durch niemand bedroht. Deshalb hat die Aufstellung der "Rapid Reaction Force", die Planung einer WEU-Interventionstruppe von 50 000 Mann und die Gründung des Euro-Korps wenig mit Reaktion auf einen möglichen Angriff gegen ein Nato-Land, aber sehr viel mit "Krisenbewältigung" "out of area", also außerhalb der Nato-Grenzen, zu tun.

Und dies gilt auch für die deutschen "Krisenreaktionskräfte" (KRK), die an den internationalen Eingreifverbänden teilnehmen. Sie sollen künftig im Rahmen "europäischer Optionen" die deutschen "out-of-area"-Truppen sein. Die deutschen Soldaten der KRK im Rahmen des Euro-Korps haben z. B., wie Sie es am 14. Mai 1992 in Leipzig betont haben, neben dem Einsatz im Rahmen der gemeinsamen Verteidigung in der Nato und der WEU nach Artikel 5 der jeweiligen Verträge "den Einsatz zur Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des Friedens" zu leisten.

Auch innerhalb der Nato ist der Einsatz deutscher Soldaten schon nicht mehr auf reine Verteidigung beschränkt. Längst haben Sie mit den Regierungen der anderen Nato-Länder beschlossen, Nato-Verbände künftig auch außerhalb des Vertragszwecks des Nato-Vertrags (gemeinsame Verteidigung gegen einen Angriff) einzusetzen. Die Planung und Vorbereitung der Nato auf einen Einsatz auf dem Balkan als Beispiel verstößt eindeutig gegen den Nato-Vertrag, der nicht zur Disposition der Regierungen steht. Schließlich müßte jede Vertragsänderung durch die Parlamente der Mitgliedsstaaten ratifiziert werden.

Mit dem möglicherweise bevorstehenden Einsatz des Nato-AWACS-Verbands zur Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien wird drastisch demonstriert, worauf "erweiterte Landesverteidigung" im Rahmen der Nato in Wahrheit hinausläuft: Einsatz deutscher Soldaten außerhalb von Verteidigung und damit - ohne vorherige Änderung des Grundgesetzes - Verfassungsbruch. Weil die Bundesregierung sich nicht traut, der Bundeswehr klare und saubere politische Richtlinien (Primat der Politik) für die wahre Zielsetzung der KRK, nämlich künftige Einsätze außerhalb des Nato-Gebiets, zu geben, verheddern Sie und Ihre Generäle sich in einem Gespinst aus Widersprüchen, Halbwahrheiten und Lügen.

Sie schaffen damit eine Atmosphäre der Komplizenschaft zwischen Regierung und Bundeswehrführung, die mit Ihrer stillschweigenden Billigung bereits Strukturen, Ausbildung und die Beschaffung von Ausrüstung für verfassungswidrige Einsätze anordnet. Wird diese Art des vorauseilenden Gehorsams ruchbar, wie die Weisung Nr. 1, in der General Hansen unter anderem Befehle für die Vorbereitung des Heeres auf "out-of-area- Einsätze" erteilt hat, kassieren sie ganz einfach den Befehl und erklären ihn zum "Planungsdokument". Das Dienstvergehen des Generals bleibt unbeachtlich, weil er ja nur (ungeschickt) umgesetzt hat, was im Sinne der Regierung ist.

Billige Demagogie

In feierlichen Reden und in Interviews beschwören Sie den "dringend benötigten Konsens" für die neuen Aufgaben der Bundeswehr. Nur so könnten die Soldaten den von ihnen erwarteten Beitrag leisten und von ihnen verlangt werden, für unsere Sicherheit notfalls mit ihrem Leben einzustehen.

In der täglichen Politik verhindern Sie aber genau das. Bundeskanzler Helmut Kohl hat in seiner Rede am 12. Mai 1992 vor den Kommandeuren der Bundeswehr den Soldaten versprochen, daß die Regierung das ihrige dazu beitragen werde, daß die Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie der Auftrag der Bundeswehr von einem breiten politischen und gesellschaftlichen Grundkonsens getragen wird. Die einsame Entscheidung zum Einsatz von Bundeswehreinheiten in Somalia ist genau das Gegenteil dieses Versprechens.

Ihr Ausspruch "Wer verhungert, kann nicht aufs deutsche Verfassungsgericht warten", ist nichts als billige Demagogie. Die Alternative zu einem verfassungswidrigen deutschen Militäreinsatz, um das Verhungern von Menschen zu verhindern, ist ja nicht Nichtstun oder Abwarten, bis das Verfassungsgericht einen solchen Einsatz erlaubt (oder auch nicht, was dann?).

Die verantwortliche Alternative wäre, das Grundgesetz jetzt rasch zu ändern und damit eine rechtlich abgesicherte Basis für den Somalia-Einsatz und die besoldungs- und versorgungsrechtliche Absicherung der beteiligten Soldaten zu schaffen. Dafür bekämem Sie sofort eine Zweidrittelmehrheit im Deutschen Bundestag. Dann müßten Sie weder "viel Geld bezahlen", noch die "kalte Verachtung der anderen" (Spiegel-Interview) fürchten, was für Sie offenbar wichtigere Argumente sind, als die Fürsorge für Ihre Soldaten.

Sie persönlich und Ihre Regierung tragen die volle Verantwortung dafür, daß gegenwärtig Ihre eigenen parteipolitischen Ambitionen und die spätpupertären Machtgelüste Ihrer Parteifreunde auf dem Rücken deutscher junger Männer und deren Angehörigen ausgetragen werden. Daß Ihre Generäle und Admirale dazu schweigen, entlastet Sie nicht.

Mit freundlichen Grüßen Ihr Elmar Schmähling

Dresdner Gemäldegalerie muß winterfest verpackt werden

DRESDEN. Der erst vor einem Monat wiedereröffneten Dresdner Gemäldegalerie Alter Meister stehen trotz der schon abgeschlossen geglaubten Restauration für rund 100 Millionen Mark möglicherweise noch bauliche Nachbesserungen ins Haus. Zu Wochenbeginn war im "Deutschen Saal" der weltbekannten Sammlung im Dresdner Zwinger überraschend Nässe an Wänden aufgetreten. Das zwang zum Abhängen der Bilder, darunter Werke von Cranach und Dürer. Schweren Herzens schloß Galeriedirektor Harald Marx den Raum, immrhin sieben Prozent der Austellungsfläche.

Die Leiter der Restaurationsarbeiten erklärten dies zunächst mit der extrem leichten Bauweise des ursprünglich als Sommerpavillion errichteten "Deutschen Saales". Der Temperaturunterschied von Außenwand zu Innenraum und ein nicht abreißender Besucherstrom sorgten für "Schwitzwasserbildung" genau in diesen Nischen und für feuchte Flecken unter den dort hängenden Bildern. Und schließlich das peinliche Eingeständnis: "Die Nischen, die haben wir bei der Projektierung schlicht vergessen, da red' ich nicht drum 'rum."

Inzwischen sei der Saal von außen mit einer im Sommer wieder abnehmbaren Verschalung ummantelt. So winterfest gemacht, erfahre die denkmalgeschützte Zwingerfassade keine Veränderung. Andere Varianten gegen erneute Nässebildung erforderten hingegen etwas umfangreichere bauliche Nachbesserungen. Sie griffen in die Fassade ein und müßten daher mit dem Denkmalschutzamt abgestimmt werden. AP

Ein vorbildliches Ärztehaus Vor 25 Jahren lieferte Neu-Isenburg eine kleine Sensation

NEU-ISENBURG. Vor 25 Jahren war das erste bundesdeutsche Ärztehaus eine kleine Sensation. In Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) eröffneten damals zwölf Mediziner verschiedener Fachrichtungen im Beisein der Bundesgesundheitsministerin Käthe Strobel (SPD) eine Gemeinschaftspraxis, nachdem ärztliche Standesorganisationen ihre Einwilligung zu dieser neuartigen Form der ambulanten Versorgung signalisiert hatten. Offiziell freilich gab der Deutsche Ärztetag dem neuen Praxistyp erst im Sommer 1968 seinen Segen.

Ärztehäuser, Tageskliniken und Gemeinschaftspraxen für ärztliche Teamarbeit - sie alle sind längst Normalität. Mittlerweile gibt es bundesweit mehr als 100 unterschiedlich aufgebaute Groß-Ambulanzen.

Kassenärztliche Vereinigungen und Ärzte-Verbände haben ihre ursprüngliche Skepsis abgelegt und sehen diese Art der ärztlichen Niederlassung unterdessen auch aus wirtschaftlichen Gründen mit Wohlwollen. Das "Mutterhaus" in Neu- Isenburg, wo 50 niedergelassene Ärzte freie Praxen betreiben, mußte allerdings aufgeben. Zehn Jahre lang praktizierte die ärztliche Mannschaft samt Laborgemeinschaft, medizinischen Bädern sowie Beratungs- und Notdienst erfolgreich, ehe das Modell wirtschaftlich ins Trudeln geriet.

Schwierigkeiten im Abrechnungsverfahren und fehlende Zuschüsse aus öffentlichen Kassen erschwerten das Überleben. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen sprang mit einer Bürgschaft ein, ein Kaufmann wurde als Geschäftsführer eingesetzt. Doch das kränkelnde Haus der Ärzte wurde nicht gesund.

Der praktische Arzt Siegfried Spernau sorgte Ende der siebziger Jahre für einen Neuanfang und strukturierte die Gemeinschaftseinrichtung um. Die einstigen Miteigentümer wurden ausbezahlt, die unter einem Dach geführten Abteilungen zu selbständigen Arbeitsgebieten umfunktioniert. lhe

Versicherer: Protokoll nicht ausschlaggebend

FRANKFURT A. M. Die neue hessische Richtlinie, nach der die Polizei bei Bagatellunfällen nicht mehr an den Unfallort kommen muß, haben Versicherungskaufleute begrüßt.

Das Polizeiprotokoll spiele für die Versicherungen bei der Schadensfeststellung nur selten eine Rolle, sagte der Sprecher des Frankfurter Bezirksverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), Wolfgang Berheide. Die Unfallgegner sollten ihre Versicherungsangaben austauschen und sich gegenseitig den Unfallhergang bestätigen, auf ein Schuldanerkenntnis aber verzichten.

Berheide empfahl, Formulare für Unfallprotokolle zu verwenden, die es bei den Versicherungen gebe. lhe

Einsatz von Beamten hat Folgen Beschwerde über Streikbrecher / Gewerkschaften rufen ILO an

DÜSSELDORF, 11. Januar (Reuter/ulf). Wegen des Einsatzes von Beamten während des Tarifkonfliktes des öffentlichen Dienstes im vergangenen Frühjahr haben der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) Beschwerde bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf eingelegt. Die Bundesrepublik habe gegen völkerrechtliche Normen verstoßen, weil Beamte und Beamtinnen zum Einsatz als "Streikbrecher" verpflichtet worden seien, heißt es in einer Erklärung des DGB. Das gewerkschaftliche Streikrecht werde durch eine solche Verpflichtung stark eingeschränkt.

Rechtmäßige Streiks würden durch den Einsatz von Beamten erheblich beeinträchtigt, den Betroffenen mit beamtenrechtlichen Disziplinarmaßnahmen für den Fall ihrer Arbeitsverweigerung gedroht, erklärten die Gewerkschaften zur Begründung ihrer Beschwerde. Besonders betroffen seien Beamte, die in der Gewerkschaft organisiert seien. Der DGB sieht hierin einen fundamentalen Verstoß gegen internationale Normen zur Vereinigungsfreiheit, die Deutschland mit der Ratifizierung von ILO-Übereinkommen als verbindlich anerkannt habe.

Während der Streiks im öffentlichen Dienst (24. April bis 7. Mai 1992) hatte das Bundesinnenministerium nach DGB- Angaben den Einsatz von Beamten betrieben, um den normalen Dienstbetrieb aufrechterhalten zu können. Dies sei insbesondere bei der Bundespost umgesetzt worden. Damit sei der Zweck verfolgt worden, den Streik zu unterlaufen.

In ihrer Erklärung erinnern die Gewerkschaften daran, daß der Streik ausgelöst wurde, weil die öffentlichen Arbeitgeber einen Schlichterspruch abgelehnt hatten, der eine Erhöhung der Einkommen um 5,4 Prozent und eine Einmalzahlung von 500 Mark vorsah. Danach sei von den Gewerkschaften ein Streik eingeleitet worden.

Nach Gewerkschaftsangaben wurden in Berlin cirka 5300 Beamte, in Hamburg ungefähr 3000 und in Münster 1200 Beamte eingesetzt.

WIESBADEN IV

In Ortenberg-Selters belebt die gelbe Post ein altes Modell der Kooperation mit privaten Unternehmen Postamt im Bistro: Klein, fein und kundenfreundlich Bei Erfolg weitere kleine Poststellen auf dem Lande Von Reiner Strack ORTENBERG. Der Umzug der Poststelle im Ortenberger Stadtteil Selters ist beendet. In unmittelbarer Nähe des Kurviertels hat die Post ein neues Domizil bezogen, sie hat neue Öffnungszeiten, eine neue Leiterin und ein neues Konzept. Die kleinste Poststelle im Wetteraukreis befindet sich mitten in einem Bistro. Beide Unternehmen werden fortan unter der Leitung von Irma Lochschmidt geführt. Das neue Nutzungskonzept ist vermutlich die erste direkte Kooperation der Post mit einem anderen Unternehmen in der Wetterau. Dabei ist die Idee keineswegs neu. Schon vor Jahrzehnten war es besonders im ländlichen Raum üblich, daß in den wenigen Läden, die es gab, fast alle alltäglichen Waren und Dienstleistungen gehandelt wurden. Von der neuen Angebotsbündelung sollen alle Beteiligten profitieren: Die Post und das Bistro durch Umsatzzuwächse und die Kunden durch einen umfangreicheren Service.

So wurden die Öffnungszeiten der Poststelle in Selters vom Vormittag auf den Nachmittag gelegt. Von Montag bis Freitag ist das Mini-Postamt zwar von 14 bis 16 Uhr und Samstag von 9 bis 11 Uhr geöffnet, doch kleinere Wünsche, wie beispielsweise die nach Briefmarken, wird Irma Lochschmidt auch außerhalb der offiziellen Zeiten erfüllen. Denn Irma Lochschmidt ist wegen der wesentlich längeren Öffnungszeiten des Bistros, in dem es neben Getränken und Speisen auch noch ein umfangreiches Sortiment an Zeitungen, Zeitschriften und Geschenken gibt, eh von morgens bis abends da. Weil sie wie jede andere Selbständige von ihren Gewinnen lebt, hat sie ein ureigenes Interesse an florierenden Umsätzen, wie sie der FR sagt.

Obwohl die Postfiliale in Selters die von ihrer Fläche her kleinste Poststelle im Wetteraukreis ist, dürfte das Angebot den Otto Normalverbraucher durchaus zufriedenstellen. Briefe werden zwar nicht per Postfax versandt, jedoch Telegramme. Einzahlungen und Auszahlungen von Konten und Sparbüchern wickelt Irma Lochschmidt ebenso ab wie die Annahme und Ausgabe von Paketen und Briefen. Briefmarkenfreunde können bei ihr auch Sondermarken kaufen.

Mit der Unterbringung der Poststelle in dem umgebauten und erweiterten Bistro will die Post zeigen, daß sie auch auf geänderte Kundenwünsche flexibel reagieren kann. Trotzdem bleibt die Frage, warum die offiziellen Öffnungszeiten nicht noch später, beispielsweise zwischen 16 und 18 Uhr, festgesetzt wurden, um so auch den überwiegend auswärts arbeitenden Bürgern aus Selters den Besuch ihrer Poststelle zu ermöglichen. Den Grund nennt Kundenberater Michael Haller vom Postamt in Büdingen: "Das ist aus logistischen Gründen nicht möglich, weil die Post in Selters abgeholt und pünktlich in Hanau angeliefert werden muß, wo sie noch am selben Tag sortiert und weitergeleitet wird. Die kleineren Ämtern, wie das in Selters, werden als erste von den Kurieren angefahren. Als letztes wird die Post von den größeren Ämtern abgeholt."

Daran würde sich auch nichts ändern, wenn die Dienste der Post wesentlich besser in Anspruch genommen würden. In einem solchen Fall würde die Post jedoch die Öffnungszeiten verlängern, wie das Postamt in Büdingen auf Anfrage der FR mitteilte.

Nun liegt es an den 862 Bürgern, die derzeit in Selters ihren ersten und zweiten Wohnsitz haben, und an den zahlreichen Kurgästen, über die Zukunft "ihrer" Poststelle zu entscheiden. Denn noch so freundliche Regelungen können die Kunden nicht ersetzen; wo diese ausbleiben, läßt sich eine Poststelle auf Dauer nicht vertreten, ist ihre Schließung unvermeidlich. Auch eine "Geister-Poststelle" wird nicht mehr zu halten sein, wenn die Zahlen nicht mehr stimmen und man lediglich noch eine lange Tradition ins Feld führen kann, wie in Selters, wo die Post bereits seit 105 Jahren vertreten ist.

Und noch eines steht fest: Um den kleinen Poststellen das Überleben zu sichern, wird die Post auch im Wetteraukreis verstärkt die Zusammenarbeit mit Läden und Geschäften suchen, wie sie dies in Selters getan hat. Das kündigte in einem Gespräch mit der FR auch der neue Leiter des Postamtes in Büdingen, Heinz Häfner, an. Ob das Ortenberger Projekt der richtige Weg ist, um den Rückzug der Post aus dem ländlichen Raum zu stoppen, muß die Zukunft erst noch zeigen. Ein interessanter Vorstoß ist es allemal.

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hattersheim. "Zwiebeln und Butterplätzchen", Lustspiel, Stadthalle, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Die Schöne und das Biest (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Eine Klasse für sich (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).

Kino 3: Kevin - Allein in New York (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Kevin - Allein in New York (17.30, 20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Schöne und das Biest (17.30 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).

Ausstellungen

Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).

Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus, zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 31. 1.). Vorträge / Kurse

Bad Soden. Dia-Vortrag "Umbrien und seine mittelalterlichen Städte", evangelisches Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54, 19.30 Uhr.

Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr.

Parteien / Parlamente

Hattersheim. Bürgerversammlung "Aktuelle Verkehrsfragen", Haus der Vereine, Okriftel, 20 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Guttempler-Gemeinschaft "Aktiv", Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54: Beratung, 19 Uhr; Treffen, 20 Uhr.

Rheumaliga: Beratung, AOK, Kronberger Straße 2, erster Stock, 15 Uhr.

Flörsheim. Anonyme Alkoholiker und AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Josefgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.

Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.

Gesundheitsamt des MTK: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, Kreishaus, 14 bis 15.30 Uhr; Anmeldung: Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung des Cariatasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs-, Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 57, Alte Schulstraße 8, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8; Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96.

Vereine / Organisationen Hattersheim. Stillgruppe: Treffen, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, 10 bis 11.30 Uhr; telefonische Stillberatung unter Tel. 0 61 90 / 7 27 11.

Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.

DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 bis 17 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei, Textilwerkstatt, 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Workshop, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr; Basteln, Werkstatt (Untergeschoß), 14 Uhr.

Schwalbach. Gesellschaftsspiele, Seniorenwohnanlage, Marktplatz 46 a, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim Mitte: 14.30 bis 16.30 und 17 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr.

Hochheim. Informationsgespräch über die Einführung des Dualen Systems, Feuerwehrgerätehaus, Massenheimer Landstraße, 18.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. "Paul Taylor Dance Company", Jahrhunderthalle, 20 Uhr. Ausstellungen Höchst. Firmenmuseum der Hoechst AG: Kunst im Schloß von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Absprache, Tel. 30 20 03.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, Hospitalstraße 42: 14 bis 16 Uhr, Tel. 30 49 21.

Caritas: Sozialdienste für Spanier, 9 bis 12 Uhr; für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15, Tel. 30 72 41.

Pro Familia: Hostatostraße 16, Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42, 18.30 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychosoziale Beratungsstelle, Hospitalgasse 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Vereine / Organisationen

Höchst. Turnverein: Ski-Gymnastik für Jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.

Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr.

Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der Vogelhändler, 19.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die Schöne und das Biest (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Bitter Moon (14, 17, 20 Uhr).

Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).

Gamma: Candyman's Fluch (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: John F. Kennedy - Tatort Dallas (16, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Herr der Fliegen (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr).

Archivkino Caligari, Am Markt / Herrnmühlgasse: Fahrenheit 451 (17.30 Uhr); Disney-Trickfilme (19.30 Uhr); Lonesome Cowboys (21.30 Uhr). Ausstellungen Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).

Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 29. 1.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 19 Uhr (bis 5. 2.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).

Vorträge / Kurse Kulturgeschichtliche Streifzüge in den neuen Bundesländern "Beiderseits der Elbe", Farbdia-Vortrag von Udo Pfleghar, Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42, 17.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Bürozeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: "Sorgentelefon für Kinder", Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

pro familia: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Langgasse 3, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Stiftstraße 12, Tel. 52 40 18.

LVA Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Vereinbarung, Klarenthaler Straße 34, Tel. 0 6 11 / 9 49 43 56.

Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.

Wiesbadener Hilfe: Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25.

- ohne Gewähr -

Lust am Löchern Mechtild Frisch stellt im Museum Wiesbaden Arbeiten aus Verpackungsmaterial aus

Papiertüten, in die die Marktfrau die Zitronen zählt, stabile Röhren aus Karton, um die der Teppichhändler seine Ware wickelt, Kisten, die der Spediteur fürs Umzugsgut bereithält: Werkstoffe für Mechtild Frisch. Die Künstlerin recycelt Verpackungsmaterial, "aus Dreck wird Gold".

Schon lange bezeichnet die so agierende Alchimistin ihre Arbeiten als Malstükke, als Gebilde demnach, die Objektcharakter haben, aber auch Lektionen in Malerei sind. Sie entstehen seit rund zehn Jahren. Die Ausstellung, die das Museum Wiesbaden nun anbietet, konzentriert sich auf diese Schaffensphase der bald fünfzigjährigen Tschechin, die in den sechziger Jahren in Frankfurt und Kassel studierte und schließlich ins lebendigere Rheinland abwanderte. Die frühen Metallobjekte in Schwarz, Weiß oder Grau werden in Wiesbaden ausgeblendet.

Die aktuelle Werkschau stellt die Farbe in den Vordergrund und Frischs Versuch, Farbuntersuchungen auf - vom Material her schlichten - Bildträgern vorzunehmen. Die Künstlerin handelt dabei nicht analytisch, sondern spielerisch, auch brachial. In den achtziger Jahren hat Frisch nämlich die Lust am Löchern entdeckt.

Mit Bohrer und Stichel malträtiert sie seitdem ihre Werke. Den resultierenden großflächigen Perforationen ist ein ästhetischer Reiz nicht abzusprechen. Anders als die strenger ausgerichtete Op-art, die vielfach Rasterstrukturen überstrapaziert und Geometrien achtet, baut Frisch jedoch auf die softe Irritation und das Zufallsprinzip. Zwar hat 1970 die Entdekkung der Kunst von Bridget Riley, einer Vertreterin der Optical Art, Mechtild Frisch nachhaltig beeinflußt. Bei ihren eigenen Malstücken ist der Flimmereffekt indes ungleich weicher als in den Modulationen, die in den Sechzigern modern waren, scharfe Farb- und Formkontraste werden vermieden. Frisch attackiert ihren Grundstoff, nicht aber die Netzhaut des Betrachters.

Im Gegenteil. Was nun in den Museumsräumen zusammengekommen ist, könnte auch als augenstreichelndes Wohndekor gehandelt werden. Das gelblich-grüne Eckstück, das - bedingt durch die Licht streuende Kraft der Löcher - die umliegende Wand in pastellenes Licht taucht und mit Tatlins Eckreliefs nur sehr entfernt verwandt ist; die geritzten, gerissenen, punktierten und aufrecht im Rund stehenden Kartonröhren; die bemalten, gelochten Umzugskartons; gar die durchlöcherte weibliche Schneiderbüste (ein Vorschlag zum Skulpturenprojekt Gotha) - all dies regt die Phantasie des Kunstliebhabers durchaus an, kann aber auch auf Designerinteresse stoßen.

Im Kontext raumbewußter monochromer Gestaltung sind die Kreationen gleichwohl "lesbar" und eigenständig, leiten sich vom Leinwandschlitzverfahren des Lucio Fontana her und behaupten sich doch emanzipatorisch keck auf eigener Entwicklungsstufe.

"Raum und Auge in Bewegung bringen", möchte Mechtild Frisch, und das gelingt ihr auch, "das Volumen ist scheinbar weggenommen, es bleibt als Lochkranz stehen, und sonst möchte ich überhaupt nichts zu meiner Arbeit sagen". Tatsächlich leiten allzu große Worte zu ihrem Werk, wie sie auch der Ausstellungskatalog bisweilen verbreitet, eher fehl. Sind doch die Malstücke in erster Linie Empfindungs- und Sehstücke.

(Bis 7. Februar, Friedrich-Ebert-Allee 2, der Katalog kostet 35 Mark.) DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Heute in die Galerie zu Michael Croissant

Frischer Wind in der Galerie Appel und Fertsch. Zwar hat die hier betreute Künstlercrew sich nicht verändert, man versucht aber, das Publikum auf neue Weise fürs Kunstangebot zu interessieren. Im vergangenen Jahr ist Peter Troschke als Teilhaber in das traditionelle und qualitätsbedachte Haus "eingestiegen" und hat ein Mittel ersonnen, um auch nach den Vernissagen Kunst und (potentielle) Käufer zusammenzubringen: zur Ausstellungshalbzeit trifft man sich, um zu schauen und zu reden. Diesmal gab's gar bayrische Weißwurst, um der neuen Heimat des lange in Frankfurt ansässigen Michael Croissant die Honneurs zu machen. Er wohnt inzwischen in München.

Bei Appel und Fertsch sind zum sechsten Mal die Arbeiten des einstigen Städelschul-Professors zu sehen: Skulpturen und Zeichnungen aus neuerer Produktion. Nach wie vor umkreist Croissant sein Hauptthema, den stark abstrahierten Kopf, und bildet ihn (in Bronze) in den unterschiedlichsten Größen. Hier darf man freilich fragen, bis zu welchem Grade man das Prinzip, im geschweißten Bronzeblech anthropomorphe Momente zu indizieren, vorantreiben darf, ohne daß das Resultat Puppenstubencharakter annimmt. Die Vergeistigung und Gleichnishaftigkeit, die aus den Werken des Bildhauers spricht, ist eben in den Monumental- oder zumindest den lebensgroßen Beispielen gewaltiger. (Bis 16. Januar, Corneliusstraße 30.) bab

Heute nach Darmstadt: Helmut Sturm

Erstaunlich: einige der neuen Gemälde des Helmut Sturm sind noch immer ganz "Spur". Ende der fünfziger Jahre hatten sich die Mitglieder dieser deutschen Maler- und Bildhauergruppe zusammengefunden und werkelten drauflos. Mit Herz und Bauch - ganz ähnlich, wie es ihre nordischen "Cobra"-Kollegen schon zuvor demonstriert hatten. Bunt, expressiv und übermütig, ohne Rücksicht auf Perspektive und kompositionell einem wilden "All over" zugewandt. Wie Fischer, Prem und Zimmer hat Sturm an der Münchner Kunstakademie studiert; ausgiebig wurde im 1961 in derselben Stadt erklärten Januar-Manifest der Begriff der Gaudi ernst - und auf die Schippe genommen. Gaudi als Dreh- und Angelwort der Spur-Revoluzzer jener Tage bedeutete ein klares Nein zu den herrschenden Systemen, ein lautes Ja zum freien Schöpfertum, ein Bekenntnis zu Phantasie und Unordnung.

Unordentlich scheinen Sturms Bilder immer noch. Die Galerie Sander zeigt nun Arbeiten, die zwischen 1975 und 1992 entstanden. Einsam blinzelt hier ein Auge durchs Farbstreifendikkicht, züngelt dort eine Kopffigur aus den Schlieren. Freilich: provokativ wirken solche Arbeiten heute nicht mehr; gesellschaftspolitische Vorzeichen (Ex-Kommunarde Kunzelmann war einst Mitautor der Manifeste!) prägen sie nicht länger. Heute steht nur noch dies im Vordergrund: starke Malerei. (Bis 23. Januar, Goethestraße 1a, Darmstadt.) bab

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Abschied vom Lehrling?

Von Jutta Roitsch

Nach 20 Jahren liegt die Frage wieder auf dem Tisch: Hat die Lehrlingsausbildung eine Zukunft? Behauptet sie sich eigenständig neben Abitur und Studium? Oder noch zugespitzter: Brauchen wir eigentlich Auszubildende beim Bäcker, beim Maler, im Hotel, im Reisebüro oder an der Tankstelle? "Aber selbstverständlich!" ist stets die verblüffte wie entrüstete Antwort, wo bleiben sonst Handel, Handwerk und mittelständische Industrie sowie jener typisch deutsche Facharbeiter und Meister, um die uns die Welt von Japan bis Detroit beneidet, weil sie zum Inbegriff sozialer und ökonomischer Stabilität wurden. Vom deutschen Lehrling, jenem Hans im Glück, wird munter weitergeträumt, obwohl das märchenhafte Denkmal längst bröckelt. Und viele stehen davor und schauen dem Zerfallsprozeß zu - tatenlos.

Spätestens vor zwanzig Jahren zeichnete sich in der Entwicklung von Industrie, Technik und Gesellschaft ab, daß die Vorstellung vom Erwachsenwerden in der Arbeitswelt, der Traum von der Geborgenheit der Backstube überholt ist: Vierzehnjährige Volksschüler, Kinder an der Schwelle zum Jugendlichen, treten nicht mehr ein in die Werkstatt, um ein Handwerk zu lernen, meist das des Vaters. Spätestens seit zwanzig Jahren gilt für die Bundesrepublik, was auch für alle vergleichbaren Industrienationen ohne eine geregelte und festgefügte Lehrlingsausbildung gilt: Die nachwachsende Generation lernt länger und verläßt die Schule als Erwachsene - zumindest nach dem Gesetz. Nur gut jeder fünfte Lehrling ist heute noch unter 18 Jahre alt. Die Lehre betrachten schon zwei von drei als Übergangs- und Durchgangsstation, damit stellt sich für den Ausbildungsbetrieb die Kostenfrage neu. Die Weitergabe der handwerklichen Tradition vom Meister zum Gesellen und zum Lehrling funktioniert nicht mehr bruchlos, denn der Zwang zur neuen Technik, zum Umgang mit neuen Materialien oder zur Ökologie wandelt das Verhältnis der Erwachsenen untereinander: Auch der Meister wird zum Lernenden. Ganz zu schweigen von der Konkurrenz zum traditionellen Meisterbetrieb durch Baumärkte, Dienstleistungsecken in Supermärkten oder durch jenen Typ von Hobbywerker, der seine Freizeit nutzt zum Basteln. Die Industrie liefert alles - vom Klempner- Set bis zur Brotbackmischung. Doch nicht nur diese Prozesse sind es, die die Lehrlingsausbildung aushöhlen. Die Jugendlichen selbst (nebst ihren wichtigsten Beratern, den Eltern) haben im letzten Jahrzehnt eine Umorientierung vollzogen: an der offiziellen Politik vorbei. Sie richtet sich an den konkreten Arbeitsmarkterfahrungen aus. Die Zukunft in vielen Lehrbetrieben vom Maschinenbau bis zur chemischen Industrie ist ungewisser geworden, die praktische Verwertung des Gelernten in einem anderen Beruf ist gering: Jener vielzitierte Bäcker, der bei Opel Karriere macht, weil er schließlich das Frühaufstehen gelernt hat, ist Geschichte.

Am Arbeitsplatz selbst hat sich im realen Alltag weniger verändert, als die jahrelangen Modernisierungsdebatten in Industrie und Handel versprachen. Doch Inhalte von Arbeit, individuelle Einteilung und Verfügung über die Arbeitszeiten, zunehmend auch Gesundheitsrisiken - das sind Werte, nach denen sich nicht nur die Jungen richten, sondern auch die Älteren. An weiten Teilen des Handwerks und des Dienstleistungssektors sind diese Diskussionen, Warnungen und Mahnungen spurlos vorbeigegangen. Sie wähnten sich vor einschneidenden Veränderungen sicher, schließlich waren während der Reformdebatte in der sozial-liberalen Ära Hunderttausende Jugendlicher gezwungen zu nehmen, was sie bekamen: Lieber eine als keine Lehrstelle. So unterblieb eine Weichenstellung zur Aufwertung, Offenheit und Attraktivität von den Inhalten bis zur Bezahlung.

Die sicheren Zeiten sind vorbei, quantitativ und qualitativ. In der Beliebtheitsskala der Berufe taucht (im Westen) nach neun akademischen Berufen an zehnter Stelle die Hausfrau auf - nicht der Handwerker. Im Osten Deutschlands findet er sich noch auf Platz fünf, was etwas über Stellung und Einkommenserwartungen ausdrückt, denn der Lehrstellenboom in diesem Sektor blieb aus.

Hat also im letzten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts die betriebliche Berufsausbildung in Deutschland den Konkurrenzkampf mit den anderen Bildungs- und Ausbildungssystemen verloren? Ideologisch ist es auf diesem bitter umkämpften Feld still geworden. Der Trend in Politik und Wirtschaft geht massiv in Richtung Fachhochschule sowie einer Verbindung aus Lehre und Studium oder Weiterbildung. Damit sinkt die Attraktivität der schlichten Berufsausbildung weiter. Sie erleidet absehbar das Schicksal der Hauptschule und siecht dahin. Was das gesellschaftlich bedeutet, wird nicht ernsthaft diskutiert. In Bonn und anderswo prallen die Probleme ab. Wenn wir Pech haben, ist das Märchen von Hans im Glück schon ausgeträumt.

Für Flughafen, Bahn und Straßen wird es Ausnahmen vom Schutz des Stadtwaldes geben Im Bannwald bleibt viel erlaubt Anhörung beginnt Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert

Frankfurts Stadtforst wandelt sich zum Bannwald - die Ankündigung durch Hessens Forstminister Jörg Jordan (SPD) vom September 1992 setzt das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt jetzt um. Die Behörde begann ein offizielles Anhörungsverfahren. Bis Mitte Februar, so RP-Sprecher Gerhard Müller, müssen sich der Umlandverband Frankfurt (UVF), die Kommunen Frankfurt, Offenbach, Neu-Isenburg sowie die Gemeinde Schöneck im Main-Kinzig-Kreis zu dem Vorhaben äußern. Schöneck grenzt an ein Stück städtischen Forsts. Stellung beziehen auch Naturschutzverbände und die Unteren Naturschutzbehörden der Gemeinden.

Was ändert sich für den Wald und für die Bürger, die hier wandern, laufen, radfahren? Verboten sind in einem Bannwald die Rodung von Bäumen, der Bau von Straßen oder Häusern, überhaupt "jede Umwandlung in eine andere Nutzungsart". Ganz wichtig: Auch der Bannwald darf weiter betreten werden - für die Wanderer, Läufer, Radfahrer ändert sich also nichts. Der RP hat mittlerweile die genaue Fläche bestimmt, die als Bannwald ausgewiesen werden soll - RP-Sprecher Müller nannte 3703 Hektar. Der Forst im engeren Umfeld Frankfurts ist insgesamt noch etwa 4500 Hektar groß. Seit 1945 schrumpfte er durch menschliche Eingriffe um etwa 450 Hektar, so schätzt der Leiter des städtischen Forstamts, Werner Ebert.

Noch immer ist nicht endgültig klar, welche Teile des Forsts nicht zum Bannwald erklärt werden. Da geht es um Flächen, die auch weiterhin dem Wachstum des Rhein-Main-Flughafens vorbehalten bleiben. Da ist ein Areal zwischen der B 43 und der Autobahn A 3, auf dem ein zweiter Flughafen-Bahnhof entstehen soll. Die Bahn reserviert sich auch zwei potentielle S-Bahn-Trassen, vom Crest- Hotel quer durch den Wald zum Bahnhof Sportfeld und zum Südbahnhof. Ausgenommen vom Bann bleiben auch alle Sportflächen und ihre Umgebung, also etwa das Umfeld des Waldstadions und der Niederräder Pferderennbahn.

Naturschützer äußerten wegen der zahlreichen Ausnahmen schon den Verdacht, der Bannwald bleibe "reine Augenauswischerei". Die Fachleute des Regierungspräsidiums halten es für möglich, daß zum Thema Bannwald ein öffentlicher Erörterungstermin angesetzt wird, bei dem die Bürger und Naturschutzverbände zu Wort kommen. Am Ende veröffentlicht dann das RP eine sogenannte "Bannwald-Erklärung" im Hessischen Staatsanzeiger - damit tritt der neue Schutz in Kraft. Der Ortsbeirat 6, der alle westlichen Vororte Frankfurts repräsentiert, fordert in einem Antrag eine "kurzfristig abzugebende positive Stellungnahme" des rot-grünen Magistrats zum Bannwald-Verfahren. In der Begründung heißt es: "Der Stadtwald ist eine der Lebensadern der Stadt und vor weiteren Eingriffen zu bewahren und für nachfolgende Generationen zu sichern."

In Rumänien herrscht noch immer Not Verein "Hilfe für rumänische Kinder" brachte Lebensmittel und Medikamente

FRANKFURT A. M. Ziel erreicht: Sicher hatte der sechste Transport des Vereins "Hilfe für rumänische Kinder" die Orte Radauti und Falcau in Rumänien erreicht. Ende September des vergangenen Jahres hatten Luise und Joseph Dörr, Klaus Konstanti, Hans Kratz sowie Hermann und Susanne Trautmann den Konvoi begleitet. Etwa 3800 Kilometer hatten die drei Fahrzeuge auf dieser Reise ohne größere Zwischenfälle zurückgelegt. In das südosteuropäische Land konnten für mehr als 125 000 Mark Kleidungsstücke, Schulhefte, Nahrungs- und Arzneimittel gebracht werden, die überwiegend aus Spenden der Frankfurter Bevölkerung stammten. "Auch dieses Mal war die Freude und Dankbarkeit bei den Beschenkten riesengroß", stellte Hermann Trautmann zufrieden fest.

In Falcau, nahe der russisch-ukrainischen Grenze gelegen, luden die Helfer nicht nur 100 Lebensmittelpakete mit einem Gewicht von jeweils acht Kilogramm ab, sondern stellten den Rumänen weiterhin etwa eine Tonne Kinder- und Erwachsenenkleidung sowie Spielzeug und Schuhwerk aus Spenden zur Verfügung. Auch für die Bildung der Kinder soll gesorgt werden: 1000 Schulhefte, 1000 Farb- und Faserstifte und fünf Schultafeln mit jeweils 200 Stück Kreide wurden aus den mit Anhängern versehenen Lastern abgeladen. Dem Krankenhauspersonal in Radauti wurden vor allem Medikamente, OP-Handschuhe, Einmalspritzen und Kanülen übergeben. Zusätzlich konnten die Deutschen den Ärzten Verbandsmaterialien und zehn Kanister Desinfektionsmittel aus Spenden des Bethanien- und Diakonissen-Krankenhauses weiterreichen.

Die Einschätzung von Trautmann: "Nach wie vor ist die Atmosphäre beklemmend. Nirgends konnten wir eine Verbesserung erkennen. Nicht zu übersehen waren die verrosteten Kinderbettchen, die desolaten sanitären Einrichtungen, die leeren Medikamentenschränke. Wie soll hier ein Mensch gesund werden?" fragte sich Trautmann nach der Rückkehr aus Rumänien ein wenig hilflos.

Auch in der Landarbeiter-Kolonie bei Dornesti lebten die Kinder und Erwachsenen "augenscheinlich" in großer Not, berichtete Trautmann. 120 Säcke mit Kleidern, Schuhen und Spielzeug und 500 Kilogramm Lebensmittel wurden aus einem Transportfahrzeug abgeladen, die helfen sollen, die in Rumänien durchaus noch harte und entbehrungsreiche Winterzeit zu überbrücken. Besonders auffällig war es für Hermann Trautmann und die anderen daß die Fernheizungen immer noch am 1. April abgeschaltet und erst am 1. Oktober wieder in Betrieb genommen werden - und das bei Außentemperaturen von weniger als zehn Grad Celsius im frühen Herbst.

In Fratautii Noi, der letzten Station des Hilfstransportes, werden an der Kindersanitätsstation noch einmal Medikamente, Spritzen und Kanülen entladen. Aber auch an Kleidungsstücke und speziellen Babybedarf hatten die Helfer gedacht. Seit dem letzten Besuch hatte sich an den primitiven Umständen in der Arztpraxis nicht viel geändert, stellten die Deutschen fest: "Hier müssen wir noch eine Weile weiterhelfen", meinte Trautmann, der sich bei allen Spendern und Helfern herzlich für die Unterstützung bedankte.

Schon plant der Verein "Hilfe für rumänische Kinder" seine siebte Fahrt nach Rumänien. Als Zeitraum für die Reise wird die Woche vom 15. bis 24. April ins Auge gefaßt. Trautmann: "Da die wirtschaftliche Situation in Rumänien immer schlechter wird und sich die Schere zwischen arm und reich immer weiter öffnet, bitten wir ganz herzlich um Geldspenden, die wir zum Ankauf von Lebensmitteln und Saatgut verwenden wollen. Eines ist sicher: Wir müssen dringend weiter helfen."

Der Verein "Hilfe für rumänische Kinder - Hermann L. Trautmann e. V." ist in der Oppenheimer Landstraße 72, die Telefonnummer lautet: 62 15 96. Das Spendenkonto bei der Frankfurter Sparkasse, Bankleitzahl 500 501 02, hat die Nummer 61 58 15. Die Spenden sind von der Steuer absetzbar, da der Verein als gemeinnützige Körperschaft anerkannt ist. *kan

Nach dem Abzug: Trotz Wohnungsnot stehen Häuser leer

LANGENSELBOLD. Die Reihenhäuser im Stockborn in Langenselbold (Main- Kinzig-Kreis) bieten ein tristes Bild. Die Häuser wirken noch eintöniger als sonst. Überall sind die Rolläden heruntergelassen. Nur ein alter Stuhl oder ein ausgedienter Gartengrill steht hier und da verlassen auf der Terrasse. Barbecues werden schon lange nicht mehr angerichtet.

Mit dem Abzug von dreiviertel der ehemals in Langenselbold stationierten rund 1000 US-Soldaten und ihrer Familien verändert sich nicht nur die Einwohnerstruktur der Stadt. Die Amerikaner hinterlassen auch mehr als 100 Wohnungen, die oftmals über Monate leerstehen.

Ganze Wohnblocks und Straßenzüge vor allem im Neubaugebiet an der Ringstraße sind verwaist. Am heiligen Stock und im Stockborn sind nur noch rund 20 Prozent der Wohnungen und Reihenhäuser bewohnt. Überall in der Stadt stehen weitere Wohnungen leer.

SPD-Stadtrat Willi Mäurer spricht angesichts der Wohnungsnot von einer "Sauerei". 310 Menschen, Familien und Alleinerziehende mit Kindern, warten auf erschwinglichen Wohnraum. Mäurer: Die Stadt sollte eine Verfassungsklage gegen den Bund anstreben. Er sieht auch den Kreis in der Pflicht. Bei leerstehenden Wohnungen könne der Kreis jedoch nicht eingreifen, so Pressesprecher Heiner Sülzer. "Das ist Sache der Kommunen." In dringenden Fällen von Obdachlosigkeit eröffneten Gesetze die Möglichkeit zur Beschlagnahme. Bauamtsleiter Trobisch: "Das sind Privatwohnungen. Da haben wir keinen Einfluß."

Der Protest gegen leerstehende Wohnungen nach dem Truppenabzug ist für Peter-Jürgen Fehling, Gruppenleiter der Betreuungsverwaltung, nicht neu. "Wir haben überall Schwierigkeiten. Wir wirken darauf hin, daß diese Wohnungen schnell wiedervermietet werden." Hauptproblem sind die langfristigen Mietverträge und deren Konditionen - zum Teil wurden steuerliche Vergünstigungen für den Wohnungsbau gewährt.

Der Mehrwertsteuererlaß stellt jedoch die größte Hemmschwelle für die Neuvermietung dar.

Die Steuer wurde beim Bau von Wohnungen und Häusern für US- Soldaten vom Bund erlassen. Wird der Vertrag vorzeitig gekündigt, müssen die Amerikaner für den "Vertragsschaden" aufkommen. Wird die Wohnung an Deutsche vermietet, muß die Mehrwertsteuer nachgezahlt werden. "Viele Vermieter weigern sich wegen der finanziellen Nachteile", so Fehling. Die amerikanischen Streitkräfte stellten dafür ebenfalls nur ungern Gelder zur Verfügung.

Für viele Vermieter ist es lukrativer, die Wohnungen vorerst leerstehen zu lassen, denn die mit den Amerikanern abgeschlossenen Verträge laufen meist drei, teilweise bis zu zehn Jahren. Sie zahlen Quadratmeterpreise, die über dem üblichen Mietspiegel liegen.

Laut Auskunft des Pressesprechers der Hanauer US-Community, Wolfgang Niebling, wurden im vergangenen Jahr mehr als 500 Wohnungen im gesamten Kreis von US-Familien zurückgegeben.

Die Verträge für die Wohnungen im Langenselbolder Neubaugebiet laufen noch in diesem Jahr aus. Im Stockborn können 48 Wohnungen zum 31. Mai auf dem Wohnungsmarkt neuvermietet werden. 24 Wohnungen am heiligen Stock wurden vorzeitig zum Septemberende von den Amerikanern gekündigt. Laut Bundesvermögensamt laufen dort Verhandlungen wegen der Mehrwertsteuerrückzahlung. ASTRID LUDWIG

CDU: Rettung der kleinen Cafés ist nur halbherzig

"Halbherzig" nennt die CDU-Opposition im Römer den Vorstoß von SPD und Grünen zur Verbesserung der Lage der Cafés in Frankfurt. Die Koalition will Cafés mit einem Gastraum von bis zu 40 Quadratmetern ganz von der Stellplatzpflicht befreien - und damit auch vom Zwang, Ablösegeld zu zahlen, wenn keine Parkplätze für Autos der Gäste vorhanden sind.

Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Edwin Schwarz erklärte, seine Partei trage diesen Vorschlag mit. Zugleich aber wollten SPD und Grüne die Satzung für alle größeren Cafébetriebe verschärfen - wer über 40 Quadratmeter Gastraum besitze, müsse zukünftig für jeweils 15 Quadratmeter einen Stellplatz anbieten. Bisher galt die Formel: ein Stellplatz für 20 Quadratmeter Gastraum.

Der CDU-Politiker appellierte an SPD und Grüne, diese Verschärfung zurückzunehmen. jg

Auftritte

Samstag, 16. Januar: Die Eggmen Five kommen in den Sinkkasten, Oi Brasil in die Brotfabrik und Emil Mangelsdorffs Interaction Quartett in den Jazzkeller. New Deal spielen im Jazzlife, Mallet rokken im Spritzehaus und Hot Stuff in der Werkstatt. Candela bringen Salsa-Klänge in den Aschaffenburger Klimperkasten, Susu Bilibi kommen mit Reggae ins Heidelberger Schwimmbad. In Darmstadt jazzen die Happy Wanderers im Jagdhofkeller, und in der Goldenen Krone ist Indie-Rock mit Haftgrund angesagt.

Sonntag: Die Blue Brothers im Schlachthof (11.30 Uhr), Frontline Assembly in der Batschkapp und das Wolfgang Muthspiel Sextett im Jazzkeller. The Dice rocken im Jazzlife, die Steps (15 Uhr) und die Blue Blubber Band (21 Uhr) im Spritzehaus. Papa's Finest Boogie Band kommt um 15 Uhr, Biber Hermann um 20.30 Uhr in die Werkstatt. In der Music-Hall spielen Los Chunguitos, im Negativ lassen es Brutal Truth und Fear Factory krachen. Luther Allison bluest im Mainzer KUZ, während The Witchdance Project in der Darmstädter Krone loslegt.

Montag: Die Swingstars spielen im Jazzlife, The Runners in der Werkstatt (auch am Dienstag), die Kapp-Control kommt in die Goldene Krone Darmstadt (auch am Mittwoch), und Sielwolf (siehe Szene) haben sich zur Mitternachtsshow im Cooky's angekündigt.

Dienstag: Die Pete Haycock Band rockt im Sinkkasten, Two Fingers im Jazzlife (auch am Mittwoch), die Asexuals im Negativ und die Fred Wesley Group im Aschaffenburger Klimperkasten.

Mittwoch: Bill Brufords Earthworks gastiert im Sinkkasten, die Tower Rebbels im Spritzehaus, Third Man Lost in der Werkstatt (auch am Donnerstag) und Tom Gerhard in der Music-Hall. Im Frankfurter Hof in Mainz spielt die Barrelhouse Jazzband, und im Heidelberger Schwimmbad gibt's ein Double-Feature mit Fatal Impact und Into The Abyss. Die Fred Wesley Group gastiert im Wiesbadener Café Cicero.

Donnerstag: Giant Sand und die Cropdusters in der Batschkapp, The Nat Adderley Quintett im Jazzkeller, die Stateside Band im Jazzlife und Phantarmor im Spritzehaus (auch am Freitag). In der Goldenen Krone Darmstadt spielt das Lothar Scharf Quartett, Bill Bruford kommt noch einmal ins Heidelberger Schwimmbad.

Freitag: Die Frankfurt City Bluesband greift im Sinkkasten in die Saiten, Santurin spielen in der Brotfabrik, und die Fabulous Blues Cruisers haben sich im Jazzlife angesagt. Im Frankfurter Hof in Mainz startet "Akut '93", das Internationale Festival für zeitgenössische Musik, und in der Darmstädter Krone treten Clockwise und Insect Voyeur an. art

Das Cornicelius-Bild gilt als ein Spitzenwerk Museum im Schloß Philippsruhe schließt durch Neuerwerbungen und Schenkungen Lücken

HANAU. 30 Jahre war die Familie Borries "getrennt". Während die Portraits der Eltern und des Sohnes seit Jahren schon die Attraktion im Gemäldebestand von Schloß Philippsruhe bilden, blieb der Platz der Tochter für lange Zeit leer. Das Bildnis der achtjährigen Helene Christine Borries galt jedoch als eines der besten Gemälde des Hanauer Malers Anton Wilhelm Tischbein. Die Lücke wird das Museum nun schließen können. Im Rahmen von Neuerwerbungen und Schenkungen im vergangenen Jahr kehrte auch die "Helene" nach Hanau zurück. Die Museumsverwaltung und Kulturdezernent Klaus Remer stellten die neuen Exponate vor, die teils noch in diesem Jahr in Ausstellungen der drei Hanauer Museen gezeigt werden sollen.

Die Borries-Sammlung stammt aus dem Besitz der hessischen Familie Waitz von Eschen und befand sich lange auf dem Hofgut Emmerichshofen bei Großkrotzenburg. Die Stadt erwarb die Portraitwerke bereits 1962 von einer Nachfahrin der Familie; der in Straßburg lebenden Marie Woytt-Secretan. Sie bat sich jedoch aus, drei der Gemälde bis zu ihrem Tod behalten zu dürfen. Darunter das Kinderbildnis der Helene, das laut Museumsleiter Merk durch seine Anmut und Nobless besticht, und ein Portrait des Hanauers Georg Friedrich Max von Alten sowie das 1770 entstandene Abbild des hessischen Ministers Jacob Siegmund Waitz von Eschen. Letzteres wurde von dem Kasseler Johann Heinrich Tischbein dem Älteren gemalt, dem bedeutendsten Maler der weitverzweigten Künstler-Familie.

Nach dem Tod der Straßburgerin übereignete ihr Mann dem Museum im vergangenen Jahr die drei Gemälde. Die vereinte Familie wird laut Anton Merk demnächst in einem Saal des Schlosses ausgestellt werden.

Stolz ist man in der Verwaltung auch über den Erwerb eines Gemäldes des Hanauer Georg Cornicelius, das ein spielendes Mädchen zeigt. Interessant, so Klaus Remer, ist nicht allein die malerische Qualität des Bildes, das als eines der Spitzenwerke des Hanauers gilt. Ansprechend schildert Cornicelius auch die Umwelt des Kindes mit all seinen Spielsachen. Erworben hat Dr. Merk das Bild für die Stadt bei einer Kunstauktion. Ein seltenes Exponat ist auch das 1930 entstandene Aquarell des früheren Hanauer Akademiedirektors Theodor Pelissier, das der Stadt angeboten wurde.

180 000 Mark standen den Museen '92 für Ankäufe und Ausstattung zur Verfügung. 220 000 Mark werden es in diesem Jahr sein. Rund 60 000 kommen davon jeweils vom Land. "Neuerwerbungen", betont der Kulturdezernent ausdrücklich, "gehören zu einem lebendigen Museum, das für die Besucher interessant bleibt." Am 20. März wird das Schloß Philippsruhe eine neue Abteilung eröffnen. Gezeigt werden Exponate aus der Zeit von 1900 bis 1930.

Die Stadt, so Klaus Remer, kaufe die Exponate nicht allein nach künstlerischen Gesichtspunkten. Die Stücke sollten jeweils auch einen Bezug zu Hanau und seinen gesellschaftlichen Gruppen haben. Schwerpunkt sind historische Objekte aus dem Kunstbereich, aber auch Kunsthandwerk und Stadtgeschichte.

Unter den Neuerwerbungen 1992 finden sich daher auch Möbelstücke und Eßgarnituren, eine Jugendstil-Keramikarbeit des Hanauer Bildhauers Amberg, ein Stammbuch aus dem 18. Jahrhundert der Hanauer Familie Jassoy und so neuzeitliche Objekte wie Kriegsflugblätter von 1940, ein Hebammenkoffer aus Großauheim von 1955 (noch mit Original-Tupfer) sowie Plakate der Firma Dunlop und Etikettenbücher von Illert.

Eine Ausstellung, so Museumsmitarbeiter Schaffer-Hartmann, soll auch der Eisengußkunst gewidmet werden. Deren 42 Exponate wurden von der Hanauer Firma Zimmermann erworben. Die neuen kalligraphischen Arbeiten und Druckwerke aus dem 18. und 20. Jahrhundert aber werden zum Großteil wegen ihrer Lichtempfindlichkeit im Magazin verschwinden. Doch auch hier sollen sie durch Sonderausstellungen in den jeweiligen Museen vor einem Schattendasein bewahrt werden. ASTRID LUDWIG

Seminar: Junge Frauen sehen sich mit der Kamera

WETTERAUKREIS. Ein Foto- und Laborseminar bietet das Jugendbildungswerk des Wetteraukreises Mädchen und jungen Frauen im Alter von 15 bis 18 Jahren am Wochenende vom 12. bis 14. Februar auf dem Jugendhof Rotenburg bei Fulda an. An den drei Tagen sollen die Teilnehmerinnen, so Marietta Frühwein vom Jugendbildungswerk, "Kamera- Augen-Blicke auf sich werfen: Wie wir sind oder wie wir gerne sein wollen und wie uns vielleicht die anderen sehen." Die Fotos können die Teilnehmerinnen dann selbst entwickeln und vergrößern.

Anmeldungen für das Seminar sind bis spätestens 25. Januar unter der Rufnummer 0 60 31 / 83 - 1 19 vorzunehmen. Die Gebühr beträgt für die Teilnahme beträgt 20 Mark. cor

"Republikaner" gegen Tote Hosen Den Toten Hosen weht der Wind von rechts ins Gesicht. Richard Staginus, Vorsitzender der Düsseldorfer "Republikaner", hat Anzeige gegen Campino und Co. wegen Beleidigung und Volksverhetzung erstattet. Der Grund: Staginus mißfällt die Art, wie die Hosen in ihrer neuen Single "Sascha, ein aufrechter Deutscher" die "Republikaner" als, so deutet er den Text, Menschen darstellen, die auf Judengräber pinkeln, Scheiben von Asylantenheimen einschmeißen und Schwarzen die Wohnung anzünden würden. Stein des Anstoßes ist die Zeile: "Nein, dieser Mann, der ist kein Depp, der Sascha ist ein deutscher Rep." Hosen-Sänger Campino nimmt die Anzeige gelassen: "Wir freuen uns, daß Herr Staginus von den ,Republikanern&rquote; unseren Text aufmerksam durchgelesen und anscheinend auch verstanden hat. Daß die ,Republikaner&rquote; uns ausgerechnet auf Volksverhetzung verklagen wollen, ist für uns jetzt schon der Witz des Jahres '93." Sämtliche Einnahmen der Single gehen an den "Düsseldorfer Appell gegen Rassismus". art

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.

Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.

Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.

LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.

Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 832 96.

Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Land- u. Forstw. Berufsgenossensch. Darmstadt: Sprechtag der Sozialversicherungsträger: 9-12 Uhr, ARLL Homburger Str. 17.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 h Diätberatung; 10 h Mitmachen - fit bleiben; 15.30 Uhr Vortrag: Gichtgefährdet - was tun?; 16.10 Uhr Kurseelsorge: Gespräch über Lebenskrisen als Wendepunkte.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 882 19.

Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 481 39.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.

Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Operetten-Tournee- Theater Hannover - "Die Csárdásfürstin" v. E. Kálmán, 19.30 Uhr, Kurhaus.

Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.

Mütter- und Familienzentrum, Alte Feuerwache: Literaturkreis, 10-11.30 Uhr.

FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.

Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.

Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Blücher Str.

Verein für Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.

DLRG: Treffen, 18 Uhr, Usa-Wellenbad.

Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- u. Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Dortelweil: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr, ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus.

Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: offenes Eltern-Baby-Treffen, 10-11.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.

Photo-Club: Treffen, 19.30 Uhr, Kirchplatz 13.

Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle. VdK Ortsgruppe: Stammtisch, 14 Uhr, Gasthaus Sommerlad.

Niddatal. Bibelgesprächskreis: Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus Assenheim.

Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff I (Mütter mit Kindern v. Beginn des Laufalters bis 16 Mon.), 14-15.30 Uhr; Zwergentreff II (Mütter mit Kindern von 16 Mon. bis 2 J.), 15.45-17.30 Uhr; Montagstreff / Plenum (für alle, die mitarbeiten wollen) 20-22 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a. d. Altenstadthalle.

Hegering: Versammlung, 20 Uhr, Gaststätte Kautz in Oberau.

Gedern. UBG: Stammtisch, 20 Uhr, Gaststätte Störhbalser. Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Volksbildungsverein Dortelweil: Kursbeginn "Gymnastik ab 45", 16.45 Uhr, Saalbau Steul.

Nidda. Landfrauenverein: Vortrag "Rücksicht auf den Rücken", 19.30 Uhr, Karl-Dietz-Haus. Polio-Schluckimpfung Die nachstehenden Termine gelten für Schüler im 4. Schuljahr, Säuglinge ab 3. Lebensmonat, Kleinkinder und andere Personen.

Friedberg. 14-15.30 Uhr, Gesundheitsamt Europaplatz, Zi. 94.

Büdingen. 14-15.30 Uhr, Gesundheitsamt-Außenstelle, Seemenbach. Abfallsammlung Bad Vilbel. Weihnachtsbaum-Abfuhr in Kernstadt, Heilsberg, Sudetenlandsiedlung, ab 7 Uhr.

Rosbach. Weihnachtsbaum-Abfuhr in Ober-Rosbach, ab 6 Uhr.

Butzbach. Abfuhr der gelben Säcke in der Kernstadt. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).

Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).

Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15, 20.15 Uhr) - Keller: Sister Act (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Kevin - allein in New York (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Sister Act (20 Uhr) - Bambi: Boomerang (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Sister Act (20 Uhr) - Princess: Kevin - allein in New York (20 h).

Schöneck. Sternpalast: Kevin - allein in New York (19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Halbblut (19.30 Uhr); Leningrad Cowboys go America (21.45 h).

Eigentlich hätte ja ein Deutscher auf die Idee kommen müssen; nun war's Monsignore Oscar Lacchio, wie der Name verrät: ein Italiener. Der Prälat hat einen neuen, aber nun wirklich unverzichtbaren Ausweis erfunden. Jeder Christenmensch sollte ihn bei sich tragen, den Religionsausweis. Nicht um nachzuweisen, daß er die Kirchensteuer auch fromm und brav entrichtet hat, obwohl sich da interessante Möglichkeiten ergäben: Nur gültig mit der Jahresbeitragsmarke usw. Auch nicht nach der Art Moskauer Führerscheine: Nach jeder Sünde wird der Religionsausweis in den Beichtstuhl gereicht und diesbezüglich ergänzt; ungültig nach dem dritten Glaubens-Irrtum. Hier hätte Bischof Dyba ein weites Feld für seine Schäfchen, ihnen den Nachweis aufzuerlegen, daß sie nicht gesündigt haben, etwa wider den Paragraphen 218.

Nein, um des Seelenheils willen soll man sich ausweisen können, erläuterte Monsignore Oscar Lacchio. Kommt ein Christenmensch bei einem Unfall zu Schaden, so zückt er seine Glaubens-Kreditkarte (Kredit kommt ja von lat. credere, und viele Gläubige sind andererseits auch Gläubiger). Die besagt: "Inhaber dieses Ausweises ist kath./ev./orth. Glaubens" (Nichtzutreffendes bitte streichen), "im Notfall oder bei nahendem Tode ist der nächste erreichbare kath./ev./orth. Priester" (Nichtzutreffendes bitte streichen) "unverzüglich zu benachrichtigen" . . . te absolvo. Das macht die Kirche attraktiv. Zustrom wird es geben. Sollte infolgedessen Petrus die Übersicht am Himmelstor verlieren, wäre der Ideologiepaß ein letztes Mal außerordentlich hilfreich als Fahrkarte zum Paradies.

Welche Möglichkeiten bieten sich zudem im laizistischen Sektor, über den die Kirche leider nur beschränkte Gewalt hat! Wenn demnächst zum Fahrkarte zum Himmel Beispiel die neue Grenzordnung der Deutschen kommt. Achtung, Infrarot und Selbstschüsse. Sie betreten den Geltungsbereich des Grundgesetzes. Politisch Verfolgte genießen Asylrecht, und zwar in sicheren Drittländern. Die aktuelle Länderliste bitte im Heimatland anfordern. Da zückt der Verfolgte seinen Christenpaß, der zuständige Geistliche ruft ihm zu: "Sünder! Kehre um! Kehre um!" Und tut der das nicht, ist ihm doch die glaubensrichtige Letzte Ölung sicher.

Wie gesagt, ein Deutscher hätte drauf kommen müssen. Wie ich den Monsignore kenne, wird er eine weltliche Verwendung seiner Idee strikt ablehnen. Oder sich mit so hohen Patentgebühren honorieren lassen, daß wir uns dann wirklich keinen Asylanten mehr leisten können. Und dann gilt: Not lehrt beten. CAROLUS

FDP singt weiter das Hohelied der Verbrennung Spitzenkandidat bezeichnet Festhalten am Konzept der Deponierung als "unverantwortlich"

MAIN-KINZIG-KREIS. Das Credo seiner Partei zur Müllverbrennung und die dazu vor Jahren geführte Diskussion hat jetzt der Spitzenkandidat der Main- Kinzig-FDP, Thomas Koch aus Hammersbach, aufgewärmt und das bisherige Festhalten am Konzept der Getrenntsammlung und Deponierung des Restmülls als unverantwortlich bezeichnet. Koch wirft Landrat Eyerkaufer und der SPD bei der Abfallwirtschaft Versagen vor und prophezeit, die angekündigte Erhöhung der Gebühren von 140 auf 275 Mark pro Tonne werde nur ein erster Schritt sein. Preise von über tausend Mark seien keine Utopie, sondern die logische Folge der jetzigen Strategie.

Einmal mehr singen die Freidemokraten das Hohelied der Verbrennung, werde doch dadurch die Müllmenge erheblich reduziert. Die freiwerdende Energie könne verwertet werden und die Abfallstoffe seien problemlos zu lagern. Außerdem gebe es praktisch keine andere Möglichkeit mehr, wenn die geplante Technische Anleitung Siedlungsabfall in ihrer derzeit vorliegenden Form vom Bundestag verabschiedet werde.

Gegner der Müllverbrennung wenden allerdings ein, daß die "thermische Verwertung", wie sie auch schönfärberisch genannt wird, der Trennung und Sortierung von Abfällen diametral gegenübersteht. Werden nämlich Kunststoffe und Papier recycelt, gibt es praktisch keine brennbaren Materialien mehr im Restmüll. Somit müßten erhebliche Energiemengen zugeführt werden, um die Verbrennung in Gang zu setzen und zu halten. Umweltschützer machen außerdem darauf aufmerksam, daß die Rückstände, die durch die vorgeschriebenen Filter- und Waschanlagen aus den Abgasen herausgeholt werden, hochgiftig sind und daher weitere Kapazitäten für die Einlagerung von Sondermüll gebraucht werden.

Thomas Koch meint dagegen: "Die Planung einer Restmülldeponie ohne die Berücksichtigung gesetzlicher Rahmenbedingungen und ohne die Einbeziehung der thermischen Verwertung ist faktisch die Wiederholung der von Dr. Friedrich gemachten Fehler." Neben diesem Seitenhieb auf den ehemaligen Abfalldezernenten des Kreises wagt Koch die These: "Wenn es uns nicht gelingt, das Müllaufkommen drastisch zu reduzieren, wird es ohne Verbrennungsanlage bald keine Gemeinde im Main-Kinzig-Kreis geben, die ohne Mülldeponie ist." Wie diese Reduzierung ermöglicht werden soll, sagt der Freidemokrat allerdings nicht.

Dafür "erteilt" er dem Standort "Hohestein / Eckenberg"in Ronneburg eine "klare Absage": "Neben den geologischen Voraussetzungen, über deren Wert noch abschließend geurteilt werden muß, spielt die Nähe zur Gemeinde Ronneburg und den dort lebenden Menschen die wichtigste Rolle in der Standortentscheidung. Wenn es dem Landrat ernst ist mit den Sorgen der Bürger, dann stoppt er dieses unsinnige Projekt und kehrt zum Dialog mit den Bürgern zurück, den der Mülldezernent Pipa abgebrochen hat." hein

Moody-Marsden-Band Als Gitarren-Duo bei Whitesnake hatten sie die Band noch auf Rhythm 'n' Blues- Kurs gehalten. Nachdem sie 1987 das Handtuch geworfen hatten, war es damit vorbei: Sänger David Coverdale versackte in Metal-Gekreische, seine Gitarristen Micky Moody und Bernie Marsden blamierten sich mit Bandprojekten wie "Alaska". Nun haben sich Moody und Marsden wieder zusammengerauft und die CD "Never Turn Your Back On The Blues" (Intercord) eingespielt. Neues bieten sie zwar nicht, dafür aber gelungene Cover-Versionen. Sie ziehen den Hut vor B.B. King, Elmore James und Jimmy Reed, und für einen Rückblick aufs eigene Werk war auch noch Platz. Am Mittwoch, 27. Januar, kommen die beiden mit Band ins Mühltaler Steinbruchtheater. art

"Respekt vor Fremden ein Gebot des Anstands"

Für den Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer "als Vermittler zwischen Sprachen und Kulturen" ist "der Respekt vor Fremden selbstverständlich". In einer Erklärung verurteilt der in Frankfurt ansässige hessische Landesverband "mit aller Entschiedenheit die Welle der Gewalttaten gegen Ausländer in der Bundesrepublik".

Nach den Anschlägen mache sich "bei den hier lebenden Mitbürgern ausländischer Abstammung, aber auch bei besorgten Deutschen ein Gefühl der Angst breit". Politik und Justiz seien gefordert, "entschieden gegenzusteuern". Wünschenswert sei zudem, "daß jeder einzelne am Arbeitsplatz, auf der Straße und in der Freizeit Zivilcourage zeigt". Verständigung zwischen den Völkern und Nationalitäten sei "für alle, die hier leben, ein Gebot der Menschlichkeit und des Anstands". clau

Kleine FR

Winterwanderung HIRZENHAIN. Zu einer Winterwanderung bricht der Sportverein Merkenfritz am Sonntag, 17. Januar, um 9.45 Uhr vom örtlichen Dorfgemeinschaftshaus auf. Gegen 12.30 Uhr wird den Wandersleuten bei ihrer Rückkehr im Sportheim ein warmes Süppchen aufgetischt. Politischer Streifzug HIRZENHAIN. Einen Streifzug durch die Landes- und Kommunalpolitik mit dem Landtagsabgeordneten Gerhard Becker bietet die SPD Hirzenhain am Donnerstag, 21. Januar, an. Der Diskussionsabend beginnt um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Merkenfritz. Wer kocht am besten? WETTERAUKREIS. Am Freitag, 22. Januar, brutzeln, dämpfen und backen angehende Köche im dritten Lehrjahr in der Butzbacher Berufsschule um die Wette. Der Verein der Köche aus Bad Nauheim organisiert dort den Vorentscheid zum Adolf-Achenbach-Wettbewerb, der bundesweit ausgeschrieben ist. Zusammenstoß BAD NAUHEIM. In einer scharfen Rechtskurve der Brunnenstraße in Schwalheim schoß ein Autofahrer aus Echzell am Sonntag über den Mittelstreifen hinaus und stieß mit einem entgegenkommenden Wagen zusammen.

Radikale Kehrtwendung

Ich teile Heinz Uhligs Meinung zur BahnCard als "Etikettenschwindel" (FR/ FRA vom 24. 12. 1992) und halte die Preispolitik der Bundesbahn für eine Katastrophe in einer Zeit, in der Zug-Fahren als umweltfreundliches Reisen gegenüber dem umweltverschmutzenden Individual- Verkehr unbedingt attraktiver gemacht werden müßte.

Als Vater von drei Kindern fühle ich mich nicht direkt "stärker bestraft" (Uhlig), da wir weiterhin unseren kostenlosen Familienpaß besitzen. Wenn ich aber den Gesamtbetrag z. B. an die Nordsee für fünf Personen selbst mit 50 Prozent Nachlaß bezahle, kann ich verstehen, daß sich viele Leute zusätzlich zu den Pkw- Kosten keine Bahnreisen leisten können und sich in ihren Pkw setzen.

Die radikale Kehrtwendung bei der Bahn muß und wird kommen.

Helmut Lehr, Medenbach

Im Männerwohnheim einen

Drogentoten gefunden

Die Drogenszene hat ihr erstes Opfer in diesem Jahr gefordert: Ein 33jähriger Mann ohne festen Wohnsitz ist jetzt im Männerwohnheim Rechneigrabenstraße an den Folgen einer Heroininjektion gestorben. Er wurde gegen 4.30 Uhr im Toilettenraum gefunden. Auch die Bemühungen des Notarztes konnten den Mann nicht wiederbeleben. Neben der Leiche lag eine Einwegspritze, mit der sich der Fixer die Heroinlösung in den linken Ellenbogen injiziert hatte. Der Tote war der Polizei als Rauschgiftkonsument bekannt.

Im vergangenen Jahr registrierte die Frankfurter Polizei in ihrem Dienstbezirk, zu dem auch der Main-Taunus-Kreis gehört, 127 Drogentote. Das waren 20 weniger als 1991. habe

Die Post war einzige Kontaktstelle zur Welt Ihre Entwicklung kennzeichnet das Leben auf dem Lande in Friedens- und in Kriegszeiten

ORTENBERG. Bereits seit 105 Jahren gibt es eine Poststelle in Selters. Trotz ihres hohen Alters ist sie keineswegs die älteste in der Wetterau. 1888 öffnete die Post nicht nur in Selters, sondern auch in Aulendiebach, Büdesheim und Ilbenstadt Dependancen.

Das war kein Zufall. Denn mit der Übernahme der Thurn- und Taxis&rquote;schen Post in das Deutsche Reich 1871 wurde nach und nach auch das Postnetz im ländlichen Bereich dichter geknüpft. Bis dahin waren - ausschließlich aus Rentabilitätsgründen - lediglich an den Hauptverkehrsstraßen sogenannte Posthaltereien als Pferdewechselstationen etabliert, von denen aus das Umland postalisch bedient wurde.

Als neue Organisationsform wurden sogenannte Postagenturen eingerichtet, die aufgrund ihres geringen Ver- Das Netz wurde enger kehrsaufkommens im Nebenamt von Privatpersonen - das waren vornehmlich Gast- oder Landwirte, Gewerbetreibende oder Lehrer - geführt wurden.

Obwohl die Poststellen klein waren, führten sie die gleichen Dienstleistungen aus wie die vorgesetzten Postämter. 1876 betreuten 2500 Postagenturen durchschnittlich jeweils rund 5600 Einwohner in einem Bereich von 70 Quadratkilometern; 1890 waren es bereits 6800 Agenturen. Damit stand auf einer Fläche von 20 Quadratkilometern 1800 Einwohnern eine Postanstalt zur Verfügung.

Der erste Postagent in Selters war Heinrich Fischer. Er konnte die "nötige persönliche Erfahrung" und "gesicherte wirtschaftliche Verhältnisse" vorweisen, die die Post von ihren "Agenten" als Einstellungsvoraussetzung forderte.

Die karge Vergütung richtete sich nach dem Geschäftsumfang. Sie konnte sogar gekürzt werden, wenn der Postagent in seinem Hauptberuf beispielsweise als Bürgermeister oder Lehrer ein Gehalt bezog. Die Bezüge wurden aber auch Gewerbetreibenden, beispielsweise Gastwirten, gekürzt, weil ihnen unterstellt wurde, daß sie durch die Poststellen ihren Umsatz steigern würden. Rechtfertigte das Postaufkommen nicht mehr den Erhalt einer Stelle, mußten die Gemeinden eine Ausfallbürgschaft übernehmen, wenn sie "ihre Poststelle" am Ort erhalten wollten.

Zunächst beschränkte sich der Service auf die Annahme von gewöhnlichen oder eingeschriebenen Briefen und Wertsendungen. Mit der Verabschiedung der Reichsversicherungsordnung 1911 übernahm die Post, weil sie damals schon das dichteste flächendeckende Amtsstellennetz hatte, den Vertrieb der Versicherungsmarken und das Rentenzahlungsgeschäft. Als in den 30er Jahren der öffentliche Rundfunk eingeführt wurde, oblag der Post das Genehmigungsverfahren und das Inkasso der Rundfunkgebühren. Seitdem Giro- (1909) und dem Postsparkassendienst (1939) leistet die Post auch Bankdienste.

Die Poststellen galten in den 40er Jahren als Bindeglied zwischen den Soldaten an der Front und den Angehörigen in der Heimat. Darüber hinaus war ein Großteil der Stadtbevölkerung auf dem Lande evakuiert, die ausschließlich nur über die Post noch Kontakte zu zurückgebliebenen Familienmitgliedern pflegen konnte.

Feste Dienstzeiten gab es für den Posthalter kaum, weil die meisten Kunden erst nach getaner Feldarbeit in den Abendstunden zur Post kamen. Außerdem verfügte die Post in den meisten Fällen über den einzigen Telefonanschluß im Dorf, der besonders bei Unfällen genutzt wurde. Deshalb wurden viele Posthalter nachts wegen eines Notfalles aus dem Bett geholt.

Auch in der Wiederaufbauphase nach dem Krieg war der öffentliche Fernsprecher in der Poststelle die schnellste Fernverbindung, selbst wenn es einige Stunden dauerte, bis die Verbindung zustande kam. Der wirtschaftliche Aufschwung brachte Im Notfall auch nachts mehr Geld in die Amtsstuben, erhöhte Sicherheitsmaßnahmen waren die Folge.

Mit der kommunalen Neugliederung mußte die Post ihre beriebsinternen Abläufen den neugeschaffenen politischen Einheiten anpassen. Deshalb wurde im Juni 1973 die Poststelle in Selters dem Postamt in Ortenberg unterstellt. Der damalige Zusteller Lindenthal wurde nach Ortenberg versetzt, während Otto Lenz weiter die Poststelle leitete. Nachdem Lenz vor einigen Monaten in den Ruhestand verabschiedet wurde, entschied sich die Post dafür, die Poststelle fortan in einem Bistro zu betreiben. str

Das Diebesgut am Tatort zur Schätzung vorgelegt

Einem Schmuckhändler aus dem Bahnhofsviertel ist jetzt ein Goldarmband präsentiert worden, das zwischen den Jahren aus seinem Schaufenster in der Münchener Straße verschwunden war. Das Stück zeigte ein 19jähriger vor, der den Geschäftsmann - offensichtlich ahnungslos über die Herkunft des Bandes - um eine Schätzung bat. In seiner Begleitung befand sich ein 24jähriger aus Bad Schwalbach, der sich als Kaufinteressent bezeichnete.

Der Händler, dem der Verlust des Armbandes zunächst nicht aufgefallen war, hielt die Männer so lange hin, bis er die Polizei verständigt hatte. Beamte des 4. Revieres nahmen die beiden fest.

Bei der Personalienüberprüfung stellte sich heraus, daß der 19jährige bereits wegen eines Trickdiebstahls aufgefallen ist. Seinen Angaben zufolge hat er das Armband für 500 Mark gekauft. Er ließ jedoch offen, von wem er das Schmuckstück erworben hatte. habe

"Deine, meine - eine Welt" als Leseaufgabe

Erst lesen, dann schreiben, malen oder basteln: Zum neunten Mal fordert der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Schulklassen zum Wettbewerb "Das lesende Klassenzimmer" heraus. Für dieses Jahr heißt das Motto "Deine, meine - eine Welt". Unter diesem Titel sind Kinder der 1. bis 8. Klassen eingeladen, sich eine Lektüre über eine fremde Kultur vorzunehmen und sich anhand des Textes mit "anderen Lebensbedingungen, Mythen, Religionen, Festen, Sitten und Gebräuchen auseinanderzusetzen".

Einsendeschluß ist der Internationale Kinderbuchtag am 2. April 1993. Zu gewinnen sind Lesungen von Autoren in den Klassen oder Bücher.

Die genauen Ausschreibungsunterlagen bekommt man beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Aktion "Das lesende Klassenzimmer", Postfach 10 04 42, 6000 Frankfurt/Main 1, oder telefonisch unter 069/13 06-3 56. clau

Kein Grundstück für neues Altenheim im Nordend

Gut 10 000 der 60 000 Frauen und Männer, die im Nordend leben und wohnen, haben bereits ihren 65. Geburtstag gefeiert. Im Stadtteil fehlt es jedoch an Altenwohnanlagen für alleinstehende Senioren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind und auch bei den mühseligen Haushaltsarbeiten wie Putzen, Kochen, Bügeln allmählich ins Schnaufen kommen. Der Magistrat bekundet guten Willen, solch ein Gebäude hochzuziehen. Denn: Der Bedarf sei zweifellos vorhanden.

Hanskarl Protzmann (SPD), der Baudezernent der Stadtregierung, nennt die Zahl von 50 Wohneinheiten, die die öffentliche Hand schaffen möchte. "Wir brauchen für diese Altenwohnanlage allerdings ein Grundstück von mindestens 3150 Quadratmetern Fläche", schreibt der Stadtrat in einem Magistratsbericht. Und genau da liegt das Problem.

Bislang hat man für "diese Infrastrukturmaßnahme" (Protzmann) im dichtbebauten und hochgenutzten Nordend kein Areal von dieser Größe gefunden. Den Vorschlag der CDU-Stadtverordnetenfraktion, die 50 Wohnungen auf einige kleinere Seniorenzentren zu verteilen, die man dann in Baulücken placieren könnte, lehnt Rot-Grün im Römer ab. Es gehe hier um den Bau einer "betreuten Wohnanlage", in der auch Personal und Gemeinschaftseinrichtungen untergebracht werden - und die könne nur "in einem Stück" realisiert werden.

Auch dafür haben die Christdemokraten Standortvorschläge. Sie denken an das "Südmilchgelände", an die Fläche des amerikanischen PX-Shopping Centres und an den "Motor-Pool" der US Army nahe der Friedberger Warte. "Die stehen alle nicht zur Disposition", sagt Protzmann.

Man werde jedoch, sobald die Amerikaner ihr PX-Gelände "freigeben", prüfen, "ob es für den Bau einer Altenwohnanlage geeignet ist". Nicht tauglich sei das "Motor Pool"-Grundstück, "weil wesentliche Bedürfnisse älterer Menschen dort nicht erfüllbar sind". peh

Echt geil, Heinz Rudolf

Kopfmensch Kunze geht als "Draufgänger" auf Tour

Viele haben ihn bislang wohl zu ernst genommen. Doch das sollten sie nicht, meint jedenfalls seine Plattenfirma. Denn seine Musik sei doch laut, hart und vulgär, und Heinz Rudolf führe dazu mit seinem "krachledernen Rock-Boxhandschuh das geschliffene Florett" und treffe damit auch noch präzise. Solche Stilblüten im eigenen Pressetext stören den dichtenden Rock-Barden H. R. Kunze nicht - "das ideale Material fürs Emdener Kreisblatt," tönt der 36jährige Wahl- Hannoveraner hochnäsig, der nun schon seit Jahren versucht, als richtiger Rocker anerkannt zu werden.

Dummerweise wurde er immer nur für die guten, anspruchsvollen Texte und selten für die dreckigen Riffs gelobt. Doch mit seiner neuen CD "Draufgänger" soll alles anders werden. Getreu der Maxime "Der Weiße Riese wäscht weißer", verspricht Kunzes PR-Text "gitarristische Breitseiten" wie noch nie. Der Künstler selbst mag das Marktgeschrei nur ungern kommentieren: "Diesmal klingt es halt etwas heftiger." So heftig nun auch wieder nicht. Wer ein paar Who- oder Led Zeppelin-Platten im Schrank stehen hat, dem werden einige Arrangements ohnehin vertraut vorkommen.

Immerhin: Kunze und Co. treten als gelehrige Schüler an und blamieren sich nicht. Der ehemalige Philosophiestudent und Liedermacher singt dazu, was ihm so einfiel zur deutschen Wiedervereinigung. Die Ossis sind "Verraten und verkauft", die "Helden der Arbeit" stecken in der Identitätskrise - Kunzes Sprache bleibt hart, aber exakt. Sein Stammplatz in den Lyrikstunden der Deutsch-Leistungskurse ist also gesichert. Aber sowas hört er nicht gerne. "Ich habe mich fast schon daran gewöhnt, mich für das Kopflastige zu entschuldigen", lamentiert er, "Rock muß in Deutschland anscheinend dumm sein und nach Straße riechen. Aber was ist gegen schlaue Texte mit guten Grooves einzuwenden?"

Wenn sie gut geschrieben sind - gar nichts. Wenn er allerdings versucht, nun auch als Lustmolch Profil zu gewinnen, ist es mit seinem Sprachgefühl nicht weit her. Er treibt mit ihr hinaus und "wir saugen uns aus, bis der Stern in uns schreit und dann sind wir soweit - leck mich doch, oh bitte, bitte, leck mich doch." Das lustvolle Verlangen kommt ihm nur als frommer Wunsch über die Lippen - ein klägliches Brunft-Gewinsel. Lederjacke und wilde Gitarren-Posen allein machen noch keinen "Draufgänger".

Der Kopfmensch Kunze kann halt nicht aus seiner Haut. Da mag er sich noch so wild und unanständig in seinen Songs artikulieren - in der Region unter dem Bauchnabel bleibt nur das, was Max Frisch einmal das "Vakuum zwischen den Beinen" genannt hat.

Am Dienstag, 26. Januar, spielt Heinz Rudolf Kunze mit Verstärkung im Bürgerhaus Sprendlingen in Dreieich. art

Er ist für lärmende Feedbacks ebenso bekannt wie für Country- und Folk-Klänge. Der Kanadier Neil Young hat sich in seiner mehr als 25jährigen Karriere nie festlegen lassen. Er begann mit Buffalo Springfield, spielte kurze Zeit auch mit Crosby, Stills & Nash, aber die größten Erfolge hatte der 47jährige ("Heart Of Gold") unter eigenem Namen. 20 Jahre nach seiner populärsten LP "Harvest" ist nun "Harvest Moon" erschienen - "eine Fortsetzung aus einem anderen Blickwinkel", wie Young erzählt.

Der alte Wilde zeigt sich versöhnlich

Rückbesinnung: Neil Youngs neue LP "Harvest Moon"

Er wirkt nicht sonderlich gesprächig, angesichts seiner stoischen Mimik fragt man sich, ob es überhaupt zum formlosen "Hello" reichen wird. Die Augen sind hinter der pechschwarzen Sonnenbrille nicht auszumachen, und bewegungslos, wie er dahockt, könnte er auch schlafen, ohne daß es sonderlich auffiele. Neil Young spielt den Unnahbaren, die Journalisten um ihn herum scheint er nicht wahrzunehmen.

Unter der Fransenjacke trägt er ein Harley-Davidson T-Shirt, und von einer Fahrt auf der Motorrad-Legende singt er auch auf seiner neuen CD "Harvest Moon" (Wea). Sollte er, der so vehement gegen das Sponsoring im Rockgeschäft gewettert hat, etwa von Harley unterstützt werden? "Ich wünschte, ich würde", lacht er, "das wär' doch was, dann gäb's künftig Motorräder für alle im Publikum - und für euch hier würde vielleicht auch noch eine abfallen."

Das Telefon klingelt, doch niemand rührt sich. Warum auch - man ist hier schließlich in Youngs Zimmer. Erst Minuten später mault er: "Okay, ich beantworte das eben." Spricht's, hängt den Telefonhörer aus und kommt wieder zurück. Nach dem Unnahbaren nun der "Bad Guy": Neil Young in einer Parodie über den Rock-Star als solchen. Kichern erlaubt.

Youngs neue Platte ist weniger amüsant, sondern eher sentimental ausgefallen. 20 Jahre nach seinem bisher größten Erfolg mit der Solo-LP "Harvest" folgt mit "Harvest Moon" eine Art Fortsetzung. Der 47jährige Kanadier hat dieselben Musiker wie anno 1972 im Studio versammelt - die Stray Gators waren wieder dabei, auch die renommierten Gast- Vokalisten Linda Ronstadt und James Taylor sangen ein zweites Mal für Young. Ein neues "Heart Of Gold" sucht man auf "Harvest Moon" zwar vergebens, dafür besticht er mit subtilen Folk- und Country-Tönen.

Nach den dröhnenden Feedbacks seiner letzten beiden Alben "Weld" und "Ragged Glory" hat Young drei Gänge zurückgeschaltet und spielt nun sanfte Songs fürs Lager- oder Kaminfeuer, je nach Jahreszeit. An die stilistischen Sprünge hat man sich mittlerweile gewöhnt: In seiner 25jährigen Karriere war der unberechenbare Songschreiber ständig in Bewegung, wechselte vom Rockabilly zum Folk, über Synthi-Pop zum Heavy Metal und zurück.

"Nach den lauten Platten brauchte ich wieder etwas ruhiges. Aber ich hatte nicht unbedingt eine Fortsetzung von ,Harvest&rquote; geplant", sagt Young. "Als ich die Songs geschrieben hatte, stellte ich meine Wunschliste mit Musikern zusammen und mußte feststellen, daß es die gleiche Besetzung wie bei ,Harvest&rquote; war. Es hat sich alles eher zufällig so ergeben."

Die Botschaften seiner musikalischen Rückbesinnung sind indes nicht mehr die gleichen wie vor 20 Jahren. Der alte Wilde zeigt sich erstaunlich versöhnlich, sinniert über Liebe, die ewig hält und träumt von der richtigen Frau fürs Leben. "Ich wollte keine stereotype Fortsetzung, der Blickwinkel hat sich geändert", erzählt er, "mit ,Harvest&rquote; habe ich die Ernte eingebracht, ,Harvest Moon&rquote; beschreibt die Zeit nach der Arbeit: Du lehnst dich zurück und denkst über dich und deine Familie nach."

Für solche besinnlichen Momente sei seine frühere Wahlheimat Los Angeles freilich nicht der richtige Ort gewesen. Deshalb zieht er sich regelmäßig auf seine Redwood Farm auf dem Lande zurück. Ein bißchen Aussteiger-Idylle hat sich der Althippie seit 22 Jahren bewahrt. "Diese Ranch ist ein Stück Heimat für mich. Ich war früher immer nur kurz da, um die Batterien aufzutanken", erzählt er, "aber je älter ich werde, desto öfter fühle ich mich zur Ruhe und Abgeschiedenheit hingezogen."

Doch statt den lieben langen Tag in der Hängematte zu faulenzen, durchforstet er schon seit Jahren sein Privatarchiv: Im Winter 1993 will er eine Werkschau seiner gesamten Aufnahmen herausbringen - von der ersten High School-Band über Buffalo Springfield und seine Zeit mit Crosby, Stills & Nash bis zu den aktuellen Aufnahmen. Young plant eine Mammut-Ausgabe mit 16 bis 20 CDs und eine komprimierte 4-CD-Box. "Es ist eine Wahnsinnsarbeit; wir haben bislang 397 Songs neu abgemischt, darunter viele unveröffentlichte, und auch ziemlich schlechte", lacht er, "aber das ist mir egal, es kommt mir auf den chronologischen Überblick an."

Davon abgesehen habe er im Moment keine Ahnung, was er in Zukunft machen werde. "Das kommt selten vor und ist sehr erfrischend." In Deutschland hatte er zuletzt vor dreieinhalb Jahren zwei umjubelte Konzerte in Frankfurt und Hamburg gegeben - nur mit akustischer Gitarre.

Doch er weiß nicht, ob er noch einmal den Alleinunterhalter spielen will. "Solche Gigs gebe ich in jedem Jahr in den Staaten, zur Übung. Gefährlich wird es, wenn ich eines Morgens aufwache und eine Idee habe, die nichts mit dem zu tun hat, was ich bisher gemacht habe", sagt er und lacht. "Aber es ist im Grunde auch gefährlich, wenn mir sowas nicht passiert. Ich sollte darüber eigentlich besorgt sein, bin ich aber nicht. Mir geht's großartig."

Trotz einiger künstlerischer Bruchlandungen ist Neil Young der ewig Unangepaßte geblieben, frei nach dem Motto: "Folgt mir, ich weiß auch nicht, wo's langgeht." Aber er kommt immer irgendwo an. MARTIN SCHOLZ

Parlament legalisiert im nachhinein Schwarzbauten in Kleingärten Einige Gartenhütten müssen vermutlich trotzdem abgerissen werden / Betroffen Areale südlich des Fliegerhorstes und der B 40

ERLENSEE. Das Erlenseer Parlament hat jetzt für insgesamt fünf Areale in der Gemarkung Bebauungspläne in Auftrag gegeben, die eigentlich nicht notwendig wären, weil die Flächen bereits genutzt sind. Es handelt sich jeweils um Kleingartengelände. Dort soll auch nichts Neues entstehen, sondern der Bestand gesichert werden. Zu den Aufstellungsbeschlüssen sah sich die Gemeinde gezwungen, weil Hütten und Gärten ohne Rechtsgrundlagen, das heißt illegal, errichtet wurden und der Gesetzgeber gegen solche Schwarzbauten mittlerweile rigoros vorgeht. Hätten die Verantwortlichen noch länger gewartet, hätten die Besitzer, ähnlich wie im benachbarten Rodenbach, mit Abbruchverfügungen rechnen müssen. In den Umgriff der neuen Bebauungspläne, die rund 90 000 Mark kosten sollen, fallen folgende Gebiete:

&blt; "Stengelrasen" südlich der verlängerten Friedensstraße in Langendiebach. Das Gelände gehört dem Kleingartenverein Erlengrund 1972.

&blt; Südostrand des Obererlenwäldchens in Rückingen. Das Areal unter den Fittichen des Obst- und Gartenbauvereins Rückingen soll abgerundet werden.

&blt; Gartenanlagen am westlichen Lacheufer, das sogenannte "Kaiserfeld" in Rückingen.

&blt; Freizeitgebiet beidseitig des Fallbachs in Langendiebach. Hierbei muß noch geklärt werden, welcher Abstand zur Landesstraße eingehalten werden muß.

&blt; "Im Lachenfeld" südwestlich und nordöstlich der Bruchköbeler Landstraße, begrenzt durch die spätere Umgehungsstraße und die Verlängerung der Weinbergstraße. Bevor der Plan in Kraft treten kann, muß das Planfeststellungsverfahren für die Umgehung genehmigt sein.

Trauer müssen allerdings die Kleingärtner tragen, die sich südlich der ehemaligen B 40, südlich des Fliegerhorstes und an beiden Ufern des Landwehrbachs angesiedelt haben. Diese Bereiche stehen nämlich unter Natur- oder Landschaftsschutz. Die Aufstellung von Bebauungsplänen ist daher nicht möglich, was bedeutet, daß die Häuschen wahrscheinlich abgerissen werden müssen. Vereinzelte Kleingärten "An der Lache" dagegen stehen schon so lange, daß sie nach Angaben der Gemeindeverwaltung Bestandsschutz genießen.

Die Aufstellungsbeschlüsse wurden vom Parlament einstimmig und noch rechtzeitig vor dem Ablauf der Übergangsfrist, die der Gesetzgeber für die Legalisierung dieser Anlagen gewährt hatte, Stichtag war der 31. Dezember, gefaßt. hein

Wettbewerb: "Erinnerung - Mahnung - Ärgernis"

Über 250 000 Mark sind ausgelobt im "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte" um den Preis des Bundespräsidenten. Diesmal geht es um das Thema "Denkmal: Erinnerung - Mahnung - Ärgernis". Angesprochen sind Kinder und Jugendliche zwischen acht und 21 Jahren. Einsendeschluß ist der 28. Februar 1993.

Aufgabe ist, die Geschichte eines Denkmals zu untersuchen, wobei "alles, was alt ist oder an Vergangenheit erinnert, ein Denkmal sein kann, wenn es viele Menschen so begreifen". Es werden fünf erste Preise zu je 3000 Mark, zehn zweite Preise zu je 2000 Mark, 20 dritte Preise zu je 1000 Mark, fünfzigmal 500, hundertmal 250 Mark und zweihundertmal 150 Mark vergeben.

Alles Wissenswerte zum Wettbewerb enthält das Magazin "Spuren suchen", erhältlich für zwei Mark in Briefmarken bei der Körber-Stiftung, Kampchaussee 10, 2050 Hamburg 80. clau

Härtefall: Unternehmer erhält kein Fahrverbot

Nach dem Einspruch eines 35 Jahre alten Autofahrers, der wiederholt als Temposünder aufgefallen war, ist jetzt ein im Bußgeldbescheid verhängtes Fahrverbot vom Frankfurter Amtsgericht nicht bestätigt worden. Wie die von der Regel abweichende Entscheidung - Aktenzeichen: 17 Js 21749.6/92 OWi - begründet wurde, handelte es sich um einen Härtefall.

Zum Ausgleich für den Wegfall des Fahrverbots muß der Betroffene für die zuletzt begangene Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn bei Darmstadt aber kräftig in die Tasche greifen: Anstelle von 150 Mark darf er jetzt 450 Mark Geldbuße zahlen.

Bei Überschreitung der zulässigen Geschwindigkeit bis zu 26 km/h müssen Autofahrer in der Regel damit rechnen, daß gegen sie beim Wiederholungsfall innerhalb eines Jahres für vier Wochen ein Fahrverbot verhängt wird.

Da der 35jährige als Unternehmer auf seinen Wagen angewiesen sei, machte das Gericht eine Ausnahme.

Zugunsten des Betroffenen wurde außerdem vom Gericht berücksichtigt, daß die im Zentralregister eingetragenen drei Tempoverstöße seit 1990 nicht im Stadtverkehr, sondern auf Autobahnen und Bundesstraßen begangen worden waren. Lepp

Zwei Männer beraubten eine Frau in Ginnheim

Unter der Rosa-Luxemburg-Brücke in Ginnheim ist jetzt eine Fußgängerin von zwei Männern überfallen und beraubt worden. Die 47jährige wurde gegen 19 Uhr von hinten angegriffen, der eine Täter hielt ihr den Mund zu. Der zweite Mann entriß ihr die Handtasche und stieß sie zu Boden. Die Räuber erbeuteten 50 Mark. Die Frau teilte der Polizei mit, die beiden Männer hätten englisch gesprochen. Sie trugen wattierte Jacken, Baseballmützen und Turnschuhe. habe

Schlitter (Rom) für Nachrichten (Aus aller Welt)

Höhere Strafen für Verkehrssünder

Seit Jahresanfang neues Recht auf italienischen Straßen / Kontrollen bleiben lässig

Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

Rom, 7. Januar. Mit dem neuen Jahr ist in Italien eine neue Verkehrsordnung in Kraft getreten, die alle Ordnungsstrafen zum Teil drastisch verschärft und sich im übrigen den von der EG geforderten Regeln angleicht. Den Wagen falsch zu parken, kostete bisher schon 55 Mark (50 sfr); von nun an droht die doppelte Buße, mit der auch jeder rechnen muß, der die Vorfahrt nicht beachtet. Weniger streng ist das Gesetz mit Bürgern, deren Kraftfahrzeug übermäßigen Lärm verursacht, oder die aus Übermut auf die Hupe drücken (55 Mark / 50 sfr).

Gefährliches Wenden auf der Straße galt bisher als Kavaliersdelikt, künftig kostet es 110 Mark (100 sfr). Ebensoviel zahlt, wer eine Verkehrsampel bei Rot überfährt, was in Rom und südlich davon noch immer ein Volkssport ist. Wer die vorgeschriebene Geschwindigkeit überschreitet, wird vom Gesetz besonders kräftig zur Kasse gebeten. In leichten Fällen kommt er mit einer Strafe zwischen 55 Mark (50 sfr) und 220 Mark (200 sfr) davon; mißachtet er aber das Limit um mehr als 40 km/h, zahlt er 550 Mark (500 sfr) und verliert seinen Führerschein. Dieselbe Buße gilt für Autofahrer, die bei Verkehrsstau den gelb abgegrenzten Randstreifen benutzen, der Polizei und Hilfsfahrzeugen vorbehalten ist.

Ohne Anschnallgurt zu fahren, den Sturzhelm oder den Führerschein zu Hause zu lassen, zuviele Personen zu transportieren... alle diese Sünden sind teurer geworden. Vergebens sucht der interessierte Beobachter allerdings nach einer Strafe für Trunkenheit am Steuer. Vor Jahren herrschte südlich der Alpen schon eine heftige Diskussion darüber, wieviel Alkohol im Blut noch statthaft sei. Verkehrs- und Gesundheitsministerium kamen gemeinsam auf 0,2 Promille, was von der Bevölkerung mit Hohnlachen quittiert wurde. Dieser Satz entspricht etwa der Hälfte der Weinmenge, die ein durchschnittlicher Italiener zum Abendessen konsumiert. Später verlagerte sich die Diskussion kontrovers und ergebnislos auf die Methoden, mit denen sich der Blutalkohol zuverlässig feststellen lasse. Einzige Vorschrift, die Alkoholmißbrauch verhindern soll, bleibt das Gebot, der Fahrer müsse "körperlich und seelisch in einer Verfassung sein, die das Führen eines Kraftfahrzeugs nicht beeinträchtigt." Ähnlich kurios ist auch die Regel, daß Anfänger mit einem weniger als drei Jahre alten Führerschein kein Auto fahren dürfen, das eine Geschwindigkeit von über 160 km/h erreicht. Dabei darf ohnehin niemand schneller fahren als 130 km/ h, und das nur auf Autobahnen. Für die Praxis hat das alles aber nur wenig Bedeutung, denn das strenge Gesetz soll nur "stufenweise" in Kraft treten. Zudem macht sich die Polizei erfahrungsgemäß nur wenig Mühe, Haltegurte, Geschwindigkeit und ähnliche Tatbestände zu überprüfen. Vom Zustand des Fahrers und seines Gefährts ganz zu schweigen!

Kleine FR

Robert de Niro als "Taxi Driver" NEU-ISENBURG. Robert de Niro und Jodie Foster spielen die Hauptrolle in Martin Scorseses Film "Taxi Driver", der am Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr in der Hugenottenhalle zu sehen sein wird. Darin geht es um die Wahnvorstellung eines Vietnam-Veteranen, New York von allem Übel befreien zu müssen - notfalls mit der Waffe. SPD-Delegiertenversammlung DREIEICH. Die Delegierten der Dreieicher SPD treffen sich am Donnerstag, 14. Januar, 19.30 Uhr, zu ihrer nächsten Versammlung im Burghofsaal Dreieichenhain.Fakten und Visionen DREIEICH. Die CDU-Senioren-Union Dreieich lädt ein zu ihrer 51. Veranstaltung. Thema des Abends wird sein: "Die Stadt Dreieich auf dem Weg in das nächste Jahrtausend: Fakten - Visionen". Dazu wird Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) als Redner erwartet. Ort und Zeit: Gaststätte "Alt-Sprendlingen" um 19 Uhr. Blutspendetermin DREIEICH. Die Ortsvereinigung Dreieichenhain des Deutschen Roten Kreuzes hat am Donnerstag, 14. Januar, 18 bis 20 Uhr, einen Blutspendetermin angesetzt. Spendenwillige sollen in die Ludwig-Erk- Schule am Haimerslochweg 3 kommen. VdK-Sprechstunde LANGEN. Die VdK-Bezirksgeschäftsstelle Darmstadt veranstaltet jeden ersten Dienstag im Monat eine Sprechstunde von 9 bis 10 Uhr im hessischen Übergangswohnheim für Aus- und Übersiedler in Langen an der Straße der Deutschen Einheit. Footballer trainieren LANGEN. Das regelmäßige Training der Football-Spieler "Untouchables" ist dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Albert- Schweitzer-Schule, und sonntags wird von 15 bis 17 Uhr auf dem Nebengelände an der Sehringhalle geübt. Infos gibt's unter Telefon 7 36 18.

FV Alemannia Nied, Hallen-Fußball der Jugend Nicht auf Eis gelegt Auch im Winter Möglichkeiten für den Nachwuchs

Im Sommer mußten die Verantwortlichen für die Jugendarbeit beim FV Alemannia Nied einen herben Rückschlag hinnehmen, als ihnen der benachbarte Landesligist FC Italia Frankfurt kurzerhand eine komplette C-Jugend "abgeluchst" hatte. Um eine Auflage des HFV zu erfüllen, die besagt, daß Landesliga-Klubs zwei Jugend-Teams stellen müssen, griffen die Frankfurter zu drastischen Mittel und warben der Alemannia die Jung- Kicker ab. Dennoch arbeiten die leidgeprüften Nieder "Macher" um Jugendleiter Harald Müller weiterhin daran, ihre Jugend auf Trab zu halten. Um junge Kicker zu begeistern, so lautet das einfachste Rezept, muß man sie kicken lassen. Angesichst der derzeitigen Temperaturen jagen natürlich auch die Youngster am liebsten in der Halle dem runden Leder-(Filz-)ball hinterher. Hierzu bekommen sie beim FV Alemannia reichlich Gelegenheit.

Bereits am Sonntag (11.50 Uhr bis 17.20 Uhr) eröffnen die E-Jugendlichen die Hallensaison. Die Nieder gehen gleich mit zwei Teams ins Rennen, haben sich aber starke Konkurrenz geladen. Nur der Titelverteidiger Germania Wiesbaden mußte absagen, da er zur gleichen Zeit in der Kreishallen-Meisterschaft verpflichtet ist. Das Team Nied II muß sich in der Gruppe eins mit dem SV Hattersheim, dem FC Hochstadt und der SG Oberliederbach messen. In Gruppe II steht die "erste Garnitur" der Gastgeber dem EFC Kronberg, dem TV Wallau und dem BSC Kelsterbach gegenüber. Die Gruppenspiele werden um 15.50 Uhr beendet sein. Danach werden die Plätze ausgespielt. Für 17 Uhr wurde das Finale anberaumt. Wie bei allen Nieder Turnieren ist für attraktive Preise und reichlich Bewirtung gesorgt.

Dem E-Jugend-Turnier folgt am 30. Januar eine Premiere in Nied: Erstmals richtet der FV Alemannia ein A- Jugend-Hallenturnier aus, daß daher sicher ein rechter Knüller wird. Es folgt am 27. Februar die F-Jugend mit den kleinsten Fußballern beim FV. Den Abschluß bildet das D-Jugend- "Leberecht"-Turnier, das erneut zugunsten von behinderten Kindern ausgetragen wird.

Angesichts des guten Zwecks versprach Klassenleiter Artur Brand, die beteiligten Vereine im Terminplan zu berücksichtigen, denn das Leberecht- Turnier fällt auf den 27. März und damit eigentlich nicht mehr in die Hallensaison. ina

"Die spitze Feder" spielt ihr neuestes Programm

OBERURSEL. Das Kabarett "Die spitze Feder" aus Steinbach eröffnet am Freitag, 15. Januar, die "SPIELart"-Reihe der VHS in diesem Semester. Das Programm heißt "Reizgas". Beginn: 20 Uhr in der Alten Post, Oberhöchstadter Straße 5. Karten gibt es in der Geschäftsstelle der VHS in der Oberhöchstadter Straße 7. esi

Computerkurse im Januar vor allem für Frauen

Einführungskurse in das Computer-Betriebssystem "MS-DOS" und in das Textverarbeitungssystem "Word 5.5" bietet das Kolping-Bildungswerk an. Vormittags- und Abendkurse, die nur für Frauen gedacht sind, beginnen am Montag, 25. Januar, ein gemischter Abendkurs am Dienstag, 26. Januar im Kolpinghaus (Lange Straße 26.)

Zudem können beim Kolping-Werk Bildungsurlaubskurse zum Arbeiten mit dem Computer in der Zeit vom 29. März bis 2. April sowie vom 10. bis 14. Mai belegt werden. Auskünfte und Anmeldungen unter der Nummer 28 19 37. mat

Heute ins Konzert zu Zemlinsky und Brahms

In die zweiundvierzigste Straße ist wieder Ruhe eingekehrt. Und auch das kleine Mädchen muß nicht mehr bitten: "Mama, I want to sing". Auch in der Alten Oper ist die Feiertagszeit vorbei und der Alltag wieder eingekehrt. Nur daß der "Alltag" hier heißt: mehr E- als U-Musik, und dieser Tausch ist so schlecht nicht.

Den Auftakt macht hierbei am heutigen Dienstag, 20 Uhr, im Mozartsaal ein Klaviertrio mit Wolfgang Meyer, Klarinette, Julius Berger, Cello und mit der Chinesin Pi-hsien Chen aus Taiwan am Klavier, ein Ensemble von mehrfachen Preisträgern, das seit 1988 zusammen arbeitet und blendend aufeinander eingespielt ist.

Auf dem Programm steht das Trio pathétique in d-Moll von Mikhail Glinka, der nun wirklich mehr geschrieben hat als nur die Ouvertüre zu "Ruslan und Ludmilla", die man immer und immer wieder vorexerziert bekommt.

Dann folgt das Trio d-Moll von Alexander von Zemlinsky, der an der Schwelle zur Neuen Musik gestanden hat, und ohne den Meister wie Schönberg und andere nicht zu denken sind. Den Abend beschließt das a-Moll-Klaviertrio von Johannes Brahms, op. 114, wohl eine der bewegendsten und aufwühlendsten Partituren des 19. Jahrhunderts. Der Abend wird von der Frankfurter Museumsgesellschaft veranstaltet. wp

Der Rohbau für das Volkshaus steht Richtfest im Februar / Läuft alles nach Plan, wird der Treff im Dezember eröffnet

SOSSENHEIM. "Im dritten Untergeschoß können sie noch Schlittschuhe laufen, das ist noch wie in der Tiefkühltruhe, oben schwitzen die Arbeiter schon wieder." Bauleiter Thomas Pientka von der Frankfurter Aufbau AG ist zufrieden. Ende März des vergangenen Jahres waren an der Siegener Straße die Bagger angerückt. Jetzt, neun Monate später, steht der komplette Rohbau für das erweiterte Volkshaus. Selbst das Stahldach sitzt schon.

Wo Kinder der "Tatzelwurm"-Siedlung einst spielten und bolzten, duckt sich im Schatten der wuchtigen Wohnblöcke jetzt der neue 30-Millionen-Komplex, der Sossenheims attraktiver Stadtteiltreff werden soll. Drinnen werkeln seit Tagen bereits Firmen an den Elektro-, Heizungs- und Sanitärinstallationen. "Selbst an den bitterkalten Tagen haben die ihre Rohre und Leitungen verlegt."

"Wir liegen gut im Zeitplan", lobt Andreas Eichstaedt, Geschäftsführer der Saalbau GmbH, denn auch die beteiligten Unternehmen. Und das soll am Freitag, 19. Februar, beim Richtfest mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD), den Sossenheimer Stadtverordneten, Ortsbeiräten samt allen Männern und Frauen vom Volkshaus-Bau kräftig gefeiert werden. Die Bauzeit ist auch an dem alten Volkshaus, das jetzt erweitert wird, nicht spurlos vorübergegangen. Pientka: "Wir haben das Gebäude völlig entkernt." Nur die Grundmauern und tragenden Wände blieben erhalten. Drinnen werden jetzt vier Clubräume für Sossenheimer Vereine von immerhin je 60 Quadratmetern eingerichtet.

Das Untergeschoß wird zum Jugendzentrum mit Disco, Fotolabor, Jugendcafé und Werkstatt ausgebaut. Ins Domizil der Mädchen und Jungen soll ein eigener Eingang führen. Damit's künftig zu keinen Reibereien mehr zwischen manchmal etwas lebhafteren Jugendlichen und erwachsenen Besuchern des Stadtteiltreffs zu kommen braucht.

Der Volkshaus-Verein erhält als ehemaliger Träger des Traditionsbaus unterm Dach ein Büro und eine Wohnung für den Hausmeister oder den Pächter der Gaststätte.

Eine Renaissance hat am Altbau die Fassade zur Siegener Straße hin erlebt: zwei Rundbögen als Eingangspforten und Spitzbogen-Fenster. So sah das Volkshaus nach seiner Einweihung 1928 aus. Erst in der 40er Jahren wurde die schmucke Front dann "verbaut", erklärt Arnold Haupert vom Architektenbüro Kny und Gladis.

An den Altbau sollen sich das Technikzentrum, Umkleidekabinen für Künstler und die Gaststätte anschließen. Der Haupttrakt wird den großen Saal mit Empore und fast 700 Plätzen beherbergen, dazu eine rund 100 Meter große Show- und Theaterbühne. Im ersten und dritten Kellergeschoß finden sich Abstellräume für Kulissen. Zwischendrin liegt die Tiefgarage. Volkshausbesucher, die mit dem Auto vorfahren, finden hier rund 75 Parkplätze.

"Wenn uns Wind und Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen, sind wir Mitte Dezember fertig", prophezeit Andreas Eichstaedt. Optimistisch ist der Saalbau-Geschäftsführer auch beim Finanzplan. 30 Millionen Mark sind für den attraktiven Sossenheimer Stadtteiltreff veranschlagt. Eichstaedt: "Den werden wir vermutlich knapp unterschreiten." tos

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Ober-Erlenbach-Film ist wieder zu haben

BAD HOMBURG. Neue Kopien eines 35 Jahre alten Films über Ober- Erlenbach hat die Sängervereinigung "Liederkranz-Germania" in Auftrag gegeben. Der 1957 gedrehte Streifen über die Bewohner und Vereine des Stadtteils ist wieder auf Videokassette erhältlich.

Die überarbeitete Fassung löste bei der Uraufführung 1987 großen Andrang aus. Auch die Nachfrage nach Videos war immens. Die neue Auflage der Sängervereinigung erscheint in begrenzter Zahl. Vorsitzender Wolf- Dietrich Hoffmann rät, rasch zu bestellen: Tel. 0 61 72 / 4 38 90.

Videos gibt&rquote;s auch noch vom 150jährigen Bestehen des Sängerclubs. Bestellung bei Alfred Herbert, Tel. 0 61 72 / 4 35 50, oder Markus Bruckner, Tel. 4 90 59. ill

Tötungsversuch angeklagt, Strafe wegen Vollrauschs

Ein 33jähriger ist jetzt vom Frankfurter Schwurgericht wegen fahrlässigen Vollrausches zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden. Der Automechaniker soll im April 1992 versucht haben, seine zweieinhalbjährige Tochter im Laufe eines Streits mit seiner Ehefrau zu ersticken. Diesen Vorwurf jedoch hielt die Kammer nicht aufrecht, sondern legte der Tat eine gefährliche Körperverletzung zugrunde. Sowohl der Angeklagte aus Äthiopien wie auch seine Ehefrau schwiegen zu der Tat, lediglich eine Nachbarin diente als Zeugin für Teile des Tathergangs.

Wie das Gericht feststellte, war der Angeklagte am Morgen des 5. April 1992 um sechs Uhr in Streit mit seiner Ehefrau geraten. Im weiteren Verlaufe ging er zum Bett seiner Tochter, kniete sich aufs Bett und hielt ihr eine Decke über den Kopf. Dies stelle wohl eine gefährliche Körperverletzung, so Vorsitzender Richter Johannes Seipel, nicht aber einen Tötungsvorsatz dar.

Eine von der Ehefrau alarmierte Nachbarin hielt das Gericht für voll glaubwürdig, obwohl sie in dieser Sache beim Ermittlungsrichter zunächst unter Eid falsch ausgesagt hatte.

Wegen der günstigen Sozialprognose - der Angeklagte trinkt nicht mehr, die Familie lebt weiterhin zusammen und die Frau erwartet ein zweites Kind - setzte das Gericht die Strafe zur Bewährung aus. Die Staatsanwältin hatte drei Jahre wegen vorsätzlichen Vollrausches, der Verteidiger aber Freispruch gefordert. ee

Andreas Kuhlmann Blick zurück im Zorn Die alte Bundesrepublik oder Die neue Nation

Historische Umbrüche fordern zu einer Neubewertung der Vergangenheit heraus. Das kann fruchtbar sein: Politische und kulturelle Selbstverständlichkeiten werden daraufhin überprüft, ob sie zur Bewältigung neuer Aufgaben noch taugen oder ob sie sich überlebt haben und zu verabschieden sind. Dieser Streit um Überkommenes kann aber auch das Gegenteil bewirken. Er kann den Blick auf die Zukunft trüben, wenn die Wortführer die Gunst der Stunde nutzen, um offene Rechnungen zu begleichen und sich im Kampf um Positionen und Bastionen verbeißen.

Die politischen Veränderungen des Jahres 1989 haben die unterschiedlichsten Protagonisten dazu verführt, rabiat mit dem abzurechnen, was sie nun die "alte" Bundesrepublik nannten.

Eine Republik der politischen Schwächlinge und der intellektuellen Schwätzer wollte man nun endlich hinter sich lassen. Die "alte" Bundesrepublik: ein kastriertes Land mit ausschließlich provinzieller Optik; ein Staat, der zuerst von den Siegermächten, dann von den "fünften Kolonnen" im Innern auferlegten Lähmung des nationalen Eigeninteresses; ein Gemeinwesen des totalen Wirklichkeitsverlustes; eine intellektuelle Kultur des politikvergessenen Moralismus. So tönte und tönt es aus den Gazetten, und man hat den Eindruck, daß der Fanatismus, mit der man sich die jüngere Vergangenheit - eben nicht nur im Osten, sondern auch im begünstigten Westen - vom Halse schaffen will, in dem Maße wächst, in dem sich die Zukunftsaussichten verdüstern.

Unmittelbar nach 1989 hielten sich das hoffnungsvolle Versprechen, daß jetzt vieles anders und besser werde, und die Lust, Überlebtes zu verabschieden, noch die Waage. Für adventistisch gestimmte Feuilletonisten waren es Namen wie Havel, Szczypiorski und Solschenizyn, die dafür zu bürgen schienen, daß die politische und geistige Kultur sich nun radikal wandeln würde, daß das verantwortungslose Gerede der westlichen Intelligenz und der opportunistische Pragmatismus der Politiker überwunden und ein neuer "sittlicher Ernst" einkehren würde. Eine basisdemokratische Linke dagegen erhoffte sich von den Bürgerbewegungen Ostmitteleuropas Impulse, die die institutionell verkrusteten Demokratien des Westens aufmischen sollten.

Von diesen Hoffnungen hat sich nichts erfüllt. Die neuen Probleme, die der politischen Bewältigung harren, türmen sich, doch die ganz neuen Akteure, Maßstäbe, Programme und Strategien sind ausgeblieben. Je weniger man also auf Neues setzen kann, desto verbissener rechnet man mit dem ab, was man zurücklassen möchte. Ganze Scharen von Publizisten haben das Großreinemachen zu ihrer Profession gemacht. Der Mangel an sozialer Phantasie, die über die Zukunft belehren könnte, wird verdeckt durch angemaßte Posen der Überlegenheit - die rüden Richtersprüche täuschen über die eigene Perspektivlosigkeit hinweg.

Daß es bei der "Vergangenheitsbewältigung" neudeutscher Art ums Ganze geht, hat der Soziologe Friedrich Tenbruck demonstriert: in seinem im Februar 1991 verfaßten Aufsatz Der Anfang vom Ende (jetzt erschienen in dem von Ottheim Rammstedt und Gert Schmitt herausgegebenen Band BRD ade! Vierzig Jahre in Rück-Ansichten, edition suhrkamp, Frankfurt a. M. 1992).

Für Tenbruck ist die Geschichte der Bundesrepublik eine Geschichte der Entfremdung vom deutschen Eigensinn. Zuerst waren es die Siegermächte, die mit "Säuberung und Umerziehung" zur Anpassung an die hegemoniale Macht zwangen. Dann, später, war es die Fundamentalkritik des Studentenprotestes, die Deutschland daran hinderte, sich aufs nationale Selbst zu besinnen.

Die Geschichte der "alten" Bundesrepublik ist für Tenbruck von Anfang bis Ende geprägt von politischer und kultureller Fremdbestimmung, von der Austreibung gesunder, historisch gewachsener Gemeinschaftsinstinkte. "Die Bundesrepublik präsentierte sich als Kopfgeburt der reinen Demokratie, derweil die Intellektuellen die Geschichte zur bloßen Sozialgeschichte schrumpfen ließen und die Neuzeit in das Projekt der Moderne umdachten. Völker und Nationen rangierten allenfalls noch als ideologische Klischees auf der Rangskala der Modernität. Man dachte in politischen Grundsätzen und Bekenntnissen oder in sozialen Vorgängen und Interessen und schob mit Verfassungspatriotismus und multikultureller Gesellschaft die Völker und Nationen vollends ins Abseits."

Tenbruck verfährt ungemein gründlich, er läßt nichts aus: Alle Begriffe und Maßstäbe, die für den geschichts- und nationenvergessenen westdeutschen Ungeist zu stehen scheinen, werden auf den Index gesetzt. Die "pure Demokratie" und die gedanklichen Abstraktionen ihrer Fürsprecher sollen im Namen der Wirklichkeit Lügen gestraft werden. Diese Wirklichkeit, so wiederholt Tenbruck unermüdlich, besteht aus Völkern und Nationen, aus historisch gesprägten und gewachsenen Kollektiven also, die durch Gefühle der Zusammengehörigkeit vereint werden; diese Wirklichkeit der menschlichen Beziehungen werde hingegen verfehlt, wenn man sie - abstrakt, geschichtsvergessen - lediglich als "Gesellschaft" begreift.

Wenn die Macht nationaler Solidarität jedoch so unwiderstehlich wäre, wie es Tenbruck und viele andere noch vor zwei Jahren suggerierten, so hätte man nicht so hysterisch jene sozialwissenschaftlich orientierte Linke zu geißeln brauchen, die lieber von der "Gesellschaft" als vom "Volk" sprach. Die bittere Polemik gegen die zersetzenden Abstraktionen der Intellektuellen mußte von der schmerzhaften Erfahrung ablenken, daß es mit dem Gefühl der Gemeinsamkeit zwischen den Deutschen so weit nicht her war.

Als sich nicht erfüllte, was man nach dem Fall der Mauer noch erhoffen konnte, da hätten zumindest geschulte konservative Köpfe wie Tenbruck sich fragen müssen, ob mit ihrem Glauben an die historischen Mächte vielleicht etwas nicht stimmte. Als eigentlich geschichtsvergessen haben sich jene erwiesen, die auf ein plötzlich wiedererwachendes deutsches Nationalvolk meinten setzen und die ganze Generationen glaubten "abwählen" (Brigitte Seebacher-Brandt) zu können, weil diese sich der Eingliederung ins angeblich neuerstehende Kollektiv widersetzten.

"Historisch" dachte vielmehr, wer sich begriffsstutzig zeigte, als urplötzlich überall von Volk und Nation die Rede war. Denn es war von Anfang an realistischer, von zwei deutschen Gesellschaften auszugehen, denen ein mühsamer Integrationsprozeß bevorstand. In Kategorien der "Gesellschaft" statt in denen des "Vokes" zu denken bedeutet, die Vielfalt und Divergenz der Interessen, Mentalitäten, kulturellen Prägungen in der Bevölkerung in Rechnung zu stellen. Es bedeutet, die jüngsten "historischen" Prozesse der Verwestlichung, der Pluralisierung und Individualisierung in der "alt" bundesrepublikanischen Gesellschaft mit ins Kalkül zu ziehen.

Jene, die sich für eine Verfassungsdiskussion und für die Verabschiedung einer neuen Verfassung durch Volksentscheid stark machten, haben das früh erkannt. Es ging ihnen keineswegs ausschließlich um den legitimatorischen Akt der Verfassungsgebung und die Konstitution eines neuen Staatsvolkes. Vielmehr sollten die beiden Gesellschaften, die in das neue Gemeinwesen eingingen, sich mit ihren unterschiedlichen Vergangenheiten konfrontieren und sich den Aufgaben, die sich abzeichneten, stellen. In Verfassungsdiskussion und -gebung sollte das neue Gemeinwesen sich selbst kennenlernen.

Daraus ist nichts geworden: Der Prozeß der Verfassungsänderung ist zu einem Element des politischen Alltagsgeschäftes geworden. Der Staatsrechtler und Verfassungsrichter Dieter Grimm hat das jüngst beschrieben: Die Tatsache, daß die gemeinsame Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat nur mit Parteipolitikern besetzt ist und daß die Kommission meist abends im Anschluß an Parlamentssitzungen tagt, signalisiert, daß es mit der Bereitschaft zur grundsätzlichen Verfassungsdiskussion nicht weit her ist. Die Chance, sich im Disput um mögliche Verfassungsrevisionen die nach wie vor gegenwärtige jüngere Vergangenheit und die absehbare Zukunft Deutschlands vor Augen zu führen, wird verspielt. Deshalb wird ein nötigender, erpresserischer Ton laut, sobald sich neue Herausforderungen - etwa die Beteiligung an von den UN verantworteten militärischen Einsätzen - auftun. Dann soll die neu-alte Nation ad hoc, aus dem Stand, beweisen, daß sie wieder auf den Schauplatz der Geschichte zurückgekehrt ist und ihren Mann zu stehen weiß.

Das Gerede von "Volk" oder "Nation" hat von Anfang an verhindert, die deutsche Vereinigung als gesellschaftlichen Lernprozeß zu begreifen. Das Lamento war groß, als sich das Kollektiv, auf das man setzte, als wenig einträchtig und einsatzbereit erwies. Was - abstrakt - als "Volk" verklärt worden war, wurde - konkret - als "Gesellschaft" verdammt. So konnte auch, ex post, die altbundesrepublikanische Bevölkerung nurmehr als homogenes Kollektiv von Gesinnungsidioten erscheinen. Denn auch retrospektiv dachte und denkt man nicht daran, gesellschaftliche Veränderungen wahrzunehmen.

Es ist sicher falsch, auf Negativklischees mit positiven Mythen zu antworten: also an die Stelle der Verketzerung der politischen Kultur der späten "alten" Bundesrepublik die Verklärung etwa ihrer Protestkultur zu setzen. Wenn sich jedoch etwas allgemein Triftiges über diese Kultur sagen läßt, so dies, daß sie zu oft riskanten und radikalen Innovationen und Selbst-Revisionen neigte. Nicht saturierte Stagnation, wie man uns jetzt weismachen will, sondern die Bereitschaft zur - allerdings oft verstiegenen und anmaßenden - Kritik auch noch eigener vormaliger Identifikationen war ein Kennzeichen dieser Kultur.

Wie immer ungehobelt sich diese Prozesse sozialen Wandels in den Augen der Etablierten auch ausnahmen: die "lernende Gesellschaft", welche die Bildungsreformer der sechziger Jahre anvisiert hatten, nahm hiermit Gestalt an. Wäre aus der Verfassungsdiskussion ein sozialer Lernprozeß geworden, so hätte sich die Alternative zwischen "alt" und "neu" so apodiktisch nicht gestellt, wie das heute suggeriert wird. Für die Gestaltung der Zukunft wäre jenes demokratische Selbstbewußtsein fruchtbar zu machen gewesen, das sich in der Bundesrepublik herausgebildet und auch in den Bürgerbewegungen der DDR zu Wort gemeldet hatte. Nun aber, nach der Enttäuschung darüber, daß das erträumte Kollektiv nicht in Erscheinung trat, hält man sich schadlos, indem man das vermeintliche "Kollektiv" der "alten" Bundesrepublik - die "Schönwetterdemokraten" und "Musterschüler" des Westens - beschimpft.

Je verstiegener die Träume waren, desto größer ist der Haß auf die gesellschaftliche Wirklichkeit, die einen zum unsanften Erwachen zwang. Die Gefühle zwischen den Menschen, von denen diese Wirklichkeit geprägt wird, sind vielfältig und widersprüchlich: sie reichen von dem Gefühl der Solidarität mit alten und neuen Mitbürgern über Gleichgültigkeit bis hin zu Skepsis, Neid, Ressentiment und Aversion. Ein einheitsstiftender emotionaler Kitt, der die Gesellschaft zum Volk vereinte, ist nicht auszumachen.

Darüber mag trauern und zetern wer will: Den Aggregatzustand moderner Sozialgebilde wird er durch Beschwörungsformeln nicht verwandeln können. Nicht das vielbeschworene "normale", erhebende Nationalgefühl, das man der offenen Gesellschaft der Bunderepublik einimpfen wollte, hat sich eingestellt, sondern nur ein schäbiger, egozentrischer, haßerfüllter und mordlüsterner Nationalismus: kein "gesundes" Volksempfinden, sondern eine soziale Pathologie.

Ausgerechnet in dieser Situation mit dem Vermächtnis der "alten" Bundesrepublik aufräumen zu wollen, ist grob fahrlässig. Denn gerade jetzt, im Unwetter, muß man auf Tugenden setzen, die sich einem günstigen Klima verdanken.

Szenische Lesung NIDDA. Im Rahmen der Reihe "Nidda literarisch" ist heute der Frankfurter Schauspieler Klaus Bauer um 20 Uhr im Bürgerhaus zu Gast. In einer szenischen Lesung, unterstützt vom Initiator und Moderator der Reihe, Jochen Hieber, wird er aus Werken Heinrich Bölls lesen. Seemannsgarn für Kinder HIRZENHAIN. Aus seinem neuen Buch "Laß das, Hein Blöd" und den Geschichten von "Käpt'n Blaubärs Seemansgarn" liest heute um 15 Uhr und um 19.30 Uhr der Kinderbuchautor Bernhard Lassahn in der neuen Bücherei im Gemeindehaus "Im Mühleck". "Der Störenfried" im Kino ALTENSTADT. Der Dokumentarfilm "Der Störenfried von Thomas Frickel ist heute, morgen und am Samstag jeweils um 20.30 Uhr im Apollo-Kino in Altenstadt zu sehen. Am Freitag ist der Regisseur zur Vorstellung anwesend. Mit Herz fürs Herz BAD NAUHEIM. Als Zusatztherapie für den Kuraufenthalt bietet die Stadt am Montag, 18. Januar, das Konzert der "Original Kitzecker" ab 19.30 Uhr im Konzertsaal des Kurhauses an. Ihr Repertoire: Herz, Schmerz und dies und das. Über Picasso und Braque FRIEDBERG. Person und Werk der Begründer des Kubismus, Pablo Picasso und George Braque, stellt Dr. Ellen Markgraf am Dienstag, 18. Januar, um 19.30 Uhr im Bibliothekszentrum Klosterbau in Friedberg vor. Kinohits für Kids BAD VILBEL. Mit dem Streifen "Stop! oder meine Mami schießt" (in der Hauptrolle: Silvester Stallone) beginnt heute um 16 Uhr die Reihe "Kinohits für Kids" der Stadtjugendpflege im Jugendhaus, Saalburgstraße: Action und knallharte Komik für Jugendliche ab zwölf Jahren.

In der Freßgass' rollt bald die teure Eiskugel Häagen-Dazs eröffnet im April eine neue Super-Filiale

3,50 Mark für die erste, alle weiteren gibt es für drei: Mit der Eröffnung einer "Häagen-Dazs"-Eis-Bar plus Café in der Freßgass' rollt den Frankfurtern die teuerste Eiskugel weit und breit entgegen. Kein Wunder: Der Standort an der Ecke Kleine Hochstraße, wo zuletzt die Boutique "Eve" für 8000 Mark monatlich das Erdgeschoß gemietet hatte, soll den Eis- Konzern auf zwei Etagen laut Freßgass'- Buschtrommel "zwischen 40 000 und 48 000 Mark" Miete im Monat kosten.

"Da muß ich doch Haschisch im Eis verkaufen", frozzelt ein Nachbar angesichts der Miete. "1600 bis 2000 Mark am Tag". Doch die amerikanischen Eis-Strategen rechnen anders: Der Freßgass'-Laden soll, so Direktor Frank Sanders, eines der "flag-ships" für den Konzern sein, um die Leute auf den Geschmack des amerikanischen Sahne-Eises ("Wir lösen die Geschmacksstoffe in Sahne auf, nicht in Zucker") zu bringen. Auf daß sie, so der Hintergedanke, das Produkt auch im Einzelhandel suchen.

"Eis auf die edle Weise", sagt Sanders im Blick auf das Konzept des Freßgass'- Salons: Jede Waffel wird dekoriert mit Schokolade, Nüssen oder Kuvertüre, zu jeder Waffel gibt es eine Serviette. Das Ganze in "warm-klassischer" Umgebung: Holz an den Wänden und zum Teil auf den Fußböden, die Stühle in Leder. Dazu Marmor. Die Farben: Bordeaux mit Creme und Gold. Glastüren und -fenster zum Aufschieben.

Im Erdgeschoß wird man das Eis überwiegend zum Mitnehmen anbieten, dazu gibt es 16 Sitzplätze. Im 1. Stock soll sich ein Salon in zwei Teilen eröffnen: Einerseits die ausladende Bar mit Likören, Espresso und Kaffee, andererseits Tische mit 60 Sitzplätzen. Für draußen ist eine Terrasse mit 80 bis 100 Plätzen beantragt.

Der Eis-Multi hat den zweigeschossigen Laden, obwohl erst am 1. April eröffnet wird, schon seit dem vergangenen Juni gemietet. Bis dahin hatte er schon eine Weile leergestanden. Laut Freßgass'-Ondit deshalb, weil sich mancher Geschäftsmann den Kopf zerbrach, wie man dort zum einen den Einschränkungen der Freßgass'-Satzung genügen, zum anderen den Forderungen der Hausbesitzer standhalten kann.

Häagen-Dazs rechnet in der Freßgass' "mit dem lokalen Kunden, weniger mit Touristen". Und macht sich keine Sorgen wegen des "Café Schwille" nebenan: "Gastronomie", sagt Sanders, "verstärkt sich gegenseitig: Je mehr da ist, desto besser das Geschäft." clau

"Die Sicherheit der U-Bahn ist gewährleistet" Stadt bestätigt Tunnelschäden / Risse werden beseitigt

Der Magistrat hat den Stadtverordneten jetzt auch schriftlich mitgeteilt, daß die Sicherheit des U-Bahnbetriebes im Tunnel zwischen den Stationen Zoo und Habsburgerallee voll gewährleistet ist. Das hatte die CDU-Fraktion Ende Oktober bezweifelt und ihre Skepsis in einer Magistratsanfrage mit zahlreichen Rissen in den Betonwänden begründet.

Der Sprecher der Christdemokrat, Edwin Schwarz, sprach damals von "erheblichen baulichen Mängeln". Die Antwort des Magistrats jetzt: "Die Art der Schäden entspricht denen in anderen Bauabschnitten". Bei einer Routinekontrolle im U 7-Tunnel hatte das Stadtbahnbauamt im August letzten Jahres auf einer Länge von 50 Metern Haarrisse im Beton bemerkt. Sie sind zwischen 0,2 und einem Millimeter breit. Amtsleiter Harald Krimmer am gestrigen Donnerstag zur FR: "Am Schadensbild hat sich seitdem nichts geändert". Bei der Suche nach der Ursache ist das Amt noch zu keinem Ergebnis gelangt. Krimmer hält es für möglich, daß die Risse mit dem Grundwasser zusammenhängen. Dessen Spiegel mußte stark abgesenkt werden, weil an dieser Stelle zwei Tunnelröhren übereinanderliegen. Bei der unteren handelt es sich um den U-Bahnast zum Ostbahnhof.

Der Amtsleiter will aber nicht ausschließen, daß die Risse deswegen aufgetreten sind, weil der Beton nicht ausreichend verdichtet wurde.

Über die Sanierung der Schäden wollen sich Stadt und Baufirmen in der nächsten Woche unterhalten. Dann soll auch die Frage geklärt werden, wer für die Kosten aufkommt. Harald Krimmer schätzt sie auf 50 000 Mark.

Risse haben sich früher bereits in der Station Zoo gezeigt. Damals war die Rechtslage eindeutig, weil die Schäden unmittelbar nach Abschluß der Rohbauarbeiten und damit innerhalb der Gewährleistungsfrist von zwei Jahren auftraten. Die Baufirma hat die Risse seinerzeit mit Zementmilch geschlossen.

Ein ähnliches Verfahren wird im Tunnel der U 7 angewendet werden. Krimmer machte deutlich, daß die Schäden so schnell wie möglich beseitigt werden sollen. Die Klärung der Rechts- und Finanzierungsfragen sei zweitrangig. habe

Märchen vom kleinen Prinzen

BUTZBACH. "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", läßt "Der kleine Prinz" in Saint-Exupérys Erzählung seinen Freund wissen. Auch, "daß die großen Leute sehr sonderbar sind" und noch vieles mehr, das nicht nur für Jungen und Mädchen ab sechs Jahren interessant ist. In einer Inszenierung des Gastspiel- und Tourneetheaters Oenicke ist das Märchen des französischen Fliegers und Autors am Samstag, 16. Januar, um 15 Uhr im Bürgerhaus zu sehen. Eintritt: fünf Mark.

"Hürdenlauf" für Behinderte Sozialpolitische Themen beim Ranstädter Gespräch der SPD

WETTERAUKREIS. Um Pflegefragen und damit verbundene Benachteiligungen drehte sich das diesjährige Ranstädter Gespräch der SPD mit den Wetterauer Kriegsopfer- und Behindertenverbänden. Die Kosten der häuslichen Pflege und der Heimpflege belasten den Kreishaushalt 1993 allein mit zirka 30 Millionen Mark, erklärte Ex-Landrat Herbert Rüfer eingangs. Und gerade Kriegsopfer mit Amputationen müßten in zunehmendem Alter häufig intensiv gepflegt werden.

Helmut Steinmann vom Landesversorgungsamt Gießen konnte berichten, daß Kriegsblinde künftig eine Pflegekraft bezahlt bekommen. Der fünfjährige Bezug von Berufsschadensausgleich sichere jetzt auch die Witwenbeihilfe. Werner Laubach vom VdK-Kreisverband Büdingen kritisierte, daß die neue Regelung erst komme, wenn die meisten Betroffenen bereits tot sind. Der Verband der Kriegsblinden kritisierte zudem, daß der Pflegeausgleich für Witwen, die oft jahrzehntelang ihre Männer versorgt haben und dadurch kaum eigene Rentenansprüche erwerben konnten, erst nach der Anrechnung anderer Einkommen gewährt werde.

Walter Grabowski vom VdK Friedberg wies auf ein weiteres Manko hin: Pflegebedürftigkeit werde unterschiedlich definiert, je nachdem ob sie in den Kriegsopfergesetzen, im Bundessozialhilfegesetz, in der Krankenversicherung oder im Schwerbehindertengesetz geregelt sei.

"Ein Hürdenlauf und eine Benachteiligung für antragstellende behinderte und pflegebedürftige Menschen", schimpfte Gerhard Becker, SPD-Landtagsabgeordneter. Er kündigte an, daß die SPD 1993 ein Anti-Diskriminierungsgesetz für Behinderte im Bund einbringen werde. In den USA hätten durch ein solches Gesetz schon viele Benachteiligungen abgebaut werden können. Generell baten die Verbandsvertreter die SPD-Politiker, bei den kritisierten Punkten gesetzliche Änderungen einzufordern, um Ungleichbehandlungen aufzuheben. mk

OLG: Vier-Mann-Zimmer keine wohnliche Nutzung

Wenn polnische Arbeiter in einem Westendhaus in sieben Zimmern mit jeweils bis zu vier Betten zusammengedrängt werden, hat dies mit "wohnlicher Nutzung" nichts mehr zu tun. Diese Auffassung der Stadt bestätigte jetzt das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt. Es gab der Kommune recht, die ein Bußgeld von 150 000 Mark gegen die Eigentümer des Gebäudes verhängt hatte. Die Besitzer verdienten monatlich 5000 Mark mit der Unterbringung der Arbeiter.

Das OLG verwies den Fall an das Amtsgericht Frankfurt zurück. Dort waren die Richter zunächst zum Ergebnis gekommen, die Arbeiter "wohnten" tatsächlich in dem Westend-Haus - es gebe also keine strafbare Zweckentfremdung. Bleiben die Amtsrichter bei dieser Ansicht, so das OLG, müssen sie prüfen, ob nicht eine Mietpreisüberhöhung vorliegt.

Die Stadt machte gestern deutlich, daß sie mit empfindlichen Bußgeldern alle Hausbesitzer treffen wolle, die den angespannten Wohnungsmarkt "preistreiberisch" ausnutzten. jg

Alles über das Cello

BAD NAUHEIM. Mit einem Gesprächskonzert beginnt am Sonntag, 17. Januar, die Kammerkonzertreihe 1993 im Spiegelsaal. Horst Langkamm, Musiklehrer der Frankfurter Waldorfschule, wird ab 19.30 Uhr Stephan Breiths Spiel auf dem Cello erläutern und dabei eine Reise durch die Cello-Musik der Jahrhunderte von 1689 bis heute unternehmen.

"Saubere Arbeit" des Müllheizkraftwerks Rot-grüne Kreispolitiker loben Darmstädter Anlage / Seit einem Jahr in Betrieb

DARMSTADT. Eine eigene "ASU- Plakette", wenn man so will, haben die rot-grünen Kreispolitiker von Darmstadt-Dieburg vergeben, als sie vor wenigen Tagen per Meldung an die Medien die "außerordentlich saubere Arbeit" des Müllheizkraftwerks in Darmstadts City lobten. Die Bilanz der Messungen, die der Werksbetreiber Südhessische Gas und Wasser AG selbst und der TÜV vornahmen, liest sich nach einem Jahr "Echtbetrieb" der 1991 angefahrenen Anlage glänzend: Der mit Wasserdampf angereicherte und 60 Grad heiße Mengenausstoß an Staub, Gesamtkohlenstoff, Chlor- und Fluorwasserstoff sowie Schwefeldioxid beträgt nur klitzekleine Bruchteile der erlaubten Werte.

Die gefürchteten Schadstoffe Dioxine und Furane entschwinden in Anteilen von 0,1 bis (als "Ausreißer"-Wert ermittelt) maximal zwei Nanogramm (2 Milliardstel Gramm) pro Kubikmeter Rauchgas durch den 100 Meter hohen Kamin und erhöhen die Giftbelastung des Stadtgebiets um gerade ein Prozent.

Das Dioxin-Ergebnis liegt, so die Mitteilung des Kreises, "bereits nahe" an den Grenzwerten der Bundesimmissionsschutz-Verordnung, die erst in knapp vier Jahren eingehalten werden müssen. Für 76 Millionen Mark wird bis 1995 in einem 30 mal 40 Meter großen und 30 Meter hohen Betonklotz eine weitere Rauchgasreinigungsstufe mit Katalysatoren gebaut, um Dioxine aus den drei Öfen noch wirksamer zu zerstören und die bisher in erheblichem Maß herausgepusteten Stickoxide zurückzuhalten.

Schließlich wartet der von Darmstadt und dem Kreis gebildete Zweckverband Abfallverwertung Südhessen (ZAS) auf die Genehmigung eines Filteranbaus durch den Regierungspräsidenten (RP), um den Ausstoß der Schwermetalle Cadmium, Quecksilber und Thallium zu drosseln. In die gründliche Inspektion einer Brennkammer werden 30 bis 40 Millionen gesteckt.

Leute wie der Darmstädter Grünen- Stadtverordnete Michael Siebert hätten sich vor Jahren weniger Zaudern gewünscht. Man hätte "viel Geld sparen können", wenn nach dem verheerenden Brand im Juni 1989 bei Arbeiten auf der Müllkraftwerks-Baustelle gleich die nun zur Nachrüstung anstehende Filtertechnik montiert worden wäre. Und Experten wie Roland Fendler vom Darmstädter Öko- Institut weisen darauf hin, daß auch jetzt das modernste auf dem Markt vorhandene Produkt-Know-how nicht voll ausgeschöpft werde. "Ich halte den beschrittenen Weg mit den Katalysatoren nicht für das Optimum."

Aber die einst so hitzigen politischen Diskussionen um den Komplex, in dem jährlich bis zu 150 000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll bei 800 Grad Hitze eingeäschert werden dürfen, sind so ziemlich verstummt. Das drohende Auffüllen der Ölschiefergrube Messel mit Wohlstandsdreck, der Export von giftigem Filterstaub aus der Abfallverbrennung nach Südfrankreich, der zeitweilige "Notstand" wegen der Suche nach Müllkippen im Umland: das ist alles längst passé, nur noch Erinnerung an turbulente Jahre in den 80ern.

Eine Darmstädter Bürgerinitiative, die sich über Gesundheitsgefahren Gedanken machte, sei "sanft entschlummert", berichtet der Grüne Siebert. Er fügt anerkennend hinzu, Landrat Hans-Joachim Klein (SPD) habe als Vorsitzender des ZAS, in dessen Auftrag die "Südhessische" den imposanten Müllschlucker mit rund 70 Beschäftigten betreibt, die Zügel gut in der Hand.

170 Millionen Mark betrug das Investitionsvolumen zwischen 1987 und 1991, um die zwanzig Jahre alte Ver- Imposanter Müllschlucker brennungsanlage komplett umzumodeln und mit Rauchgas-Naßwäschern aufzurüsten.

Darmstadt-Dieburgs Abfalldezernent Hans-Jürgen Braun (Grüne) hat unlängst noch einmal alte Parteiprogramme durchgeblättert und Positionen zu dem "langjährigen Konfliktpunkt" studiert. "Wir haben immer das gefordert, was jetzt geschehen ist", nämlich den Einbau einer "ordentlichen und bestmöglichen Filtertechnik", sagt Braun. "Wir haben nie die radikale Position des Abschaltens vertreten." Es geht, das sieht der Kreisbeigeordnete ganz nüchtern, um die "Existenz einer Verbrennungsanlage und die Nichtexistenz von Alternativen".

Ein High-Tech-Koloß, der vor Energie strotzt und 60 000 Megawattstunden an Fernwärme für Industriebetriebe und Schulen abgibt und fast genausoviel an Strom erzeugt, daß er den Eigenbedarf decken und Reserven ins Netz einspeisen kann, schafft eben Sachzwänge - auch für eine rot- grüne Kreiskoalition, die wieder einmal rechtfertigen muß, daß die steigenden Betriebskosten und die geringeren Erträge beim Energieverkauf über den Müllpreis aufgefangen werden müssen: Der ist zum Jahreswechsel von 346 auf 450 Mark je Tonne geklettert.

Dabei wird dank Getrenntsammlung und Recycling-Erfolgen immer weniger Brennmasse produziert. Weil durch Kompostierung Naßanteile ausbleiben, ist der Heizwert des angelieferten und von Kranführern in die drei Trichterbunker bugsierten Mülls (auch Teppichböden, Produktionsausschuß aus Knabberchips- und Turnschuhfabriken wandern auf die Roste) so angestiegen, daß im vorigen Jahr nur noch 135 000 Tonnen "durchgesetzt" werden konnten.

Bis 1995 wird nach Berechnungen des Kreisbeigeordneten Hans-Jürgen Braun der Anteil des Hausmülls aus den Kommunen rund um Darmstadt von 60 000 Tonnen (Stand 1992) auf 46 000 schrumpfen. Zeigt die Kurve weiter nach unten, liegen im Kraftwerk Kapazitäten brach. Dann werde man wohl den "Müll aus anderen Gebietskörperschaften einbeziehen", sagt Landrat Hans-Joachim Klein. Der teilweise Parallelbetrieb aller drei Öfen (bisher muß abwechselnd einer stillstehen) wurde beantragt.

Der Kreis steht noch wegen "Rücknahmeverpflichtungen" in der Schuld: Nach Büttelborn bringen orangefarbene Laster pro Jahr 20 000 Tonnen nichtbrennbare Abfälle - Rückstände aus der Kanalisation, Baustellenabfälle, verunreinigter Erdaushub. In den zurückliegenden Jahren wurde (wegen des Zwangs-Stillstandes nach dem Großbrand) eine halbe Million Tonnen Abfall zum Dyckerhoffbruch nach Wiesbaden gekarrrt, dieses Jahr ist der Mülltourismus vielleicht zu Ende. Noch unklar ist, ob der ZAS für eine Retour-Aktion die Erweiterung seiner Verbrennungskapazitäten planen muß.

Wenn tatsächlich in vier Jahren die Haldendeponie des Landkreises an der Grube Messel fertig ist (120 Millionen Baukosten plus drei bis zehn Prozent jährlicher Preisauftrieb), dann dreht sich das Müllroulett erneut. Rund 50 000 Tonnen an Schlacke aus dem Darmstädter Heizkraftwerk, 38 000 Tonnen Klärschlamm von Industrie und Kommunen, ebensoviel Baustellenabfälle und Mengen aus anderen, bislang für Müll aus Darmstadt- Dieburg empfänglichen Kreisen werden jedes Jahr angeliefert werden.

Auf eine Export-Autoroute wird man in Darmstadt freilich nicht verzichten können: Was früher in die Sondermüll-Untertagedeponie Herfa- Neurode (Kreis Hersfeld-Rotenburg) wanderte, wird heute in ein Kali-Salzbergwerk in Thüringen "eingeblasen" - jährlich ungefähr 4000 Tonnen Filterstaub und Salze als hochgiftige Verbrennungsreste, in den Silos des Kraftwerks gesammelt und in Kunststoffsäcke abgefüllt. JÖRG FEUCK

Bußgeld-Katalog nicht rechtskräftig

Autofahrer aufgepaßt: Die Änderung des Bußgeldkataloges, die zum Jahresbeginn erwartet wurde, ist noch nicht rechtskräftig. Darauf hat der Leiter der Fachabteilung im städtischen Ordnungsamt, Joachim Seidl, jetzt am Wochenende hingewiesen.

Konkret heißt das: Damit treten auch die geplanten schärferen Sanktionen gegen Temposünder zunächst nicht in Kraft.

Aus dem Bonner Verkehrsministerium verlautete, der modifizierte Katalog werde vermutlich innerhalb der nächsten vier Wochen im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Est dann können die verschärften Bestimmungen gegen Raser auch in Kraft treten.

In Frankfurt hat die Polizei in den ersten sieben Monaten des letzten Jahres zirka 1200 Autofahrer erwischt, die die vorgeschriebene Geschwindigkeit um mehr als 30 Stundenkilometer überschritten hatten. Solche Verstöße sollen in Zukunft mit 250 Mark Bußgeld und einem Fahrverbot von einem Monat geahndet werden.

Das hat der Bundesrat vorgeschlagen und den Änderungsentwurf des Bundesverkehrsministers entsprechend erweitert.

Verkehrsminister Krause läßt derzeit noch juristische Aspekte prüfen. Sprecherin Christiane Kramer ließ offen, ob der Vorschlag des Bundesrates im neuen Bußgeldkatalog berücksichtigt wird. Krause ist nicht verpflichtet, der Länder- Empfehlung zu folgen. habe

DIE KUNSTWERKE sind noch verhüllt; die Geheimnisse werden erst am Freitag, 15. Januar, um 18 Uhr im Rathausfoyer Oberursel gelüftet: Die jungen Leute aus dem Kunstunterricht der Erich Kästner Schule zeigen 14 Tage lang große Totempfähle der Indianer der Nordwestküste der USA. Sie haben den Vorschlag ihrer Lehrerin Cécile Houdret begeistert aufgegriffen, die Indianerskulpturen nachzugestalten: "Sie können als Nachruf auf die Entdekkung Amerikas von 500 Jahren betrachtet werden." Sich selbst haben die jungen Künstler in dreidimensionalen Gips-Porträts dargestellt. Die Jungen und Mädchen ließen sich außerdem vom Graffitikünstler Keith Haring zu ausdrucksvollen Bildern auf Stoff und Holz inspirieren. Zu sehen sind außerdem bemalte Gipshände und Köpfe nach dem Vorbild des Bildhauers Horst Antes. (nau / FR-Bild)

Berufsvorbereitung, ganz professionell Juz kooperiert mit "Werkstatt Frankfurt"

BONAMES. "Die Teilnehmer sollen einen Einblick in die reale Berufswelt bekommen", lautet eines der Ziele, die sich Diana Schröter mit dem Berufsvorbereitungsprojekt Hauswirtschaft gesetzt hat. Zusammen mit einer Ökotrophologin (Hauswirtschafts- und Ernährungswissenschaftlerin) leitet die Sozialarbeiterin das Projekt, das dieser Tage im Jugendhaus am Bügel anläuft und jungen Erwachsenen ab 18 Jahren die Möglichkeit geben soll, innerhalb eines Jahres ihren Hauptschulabschluß nachzuholen. Diana Schröter: "Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen motiviert werden, später einmal einen Ausbildung als Koch oder als Wirtschafter anzufangen."

Ein ähnliches Projekt läuft im Jugendhaus am Bügel, deren Träger der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit ist, seit über einem Jahr zufriedenstellend. Im Jugendhaus wurde eine Schreinerwerkstatt eingerichtet - mit der Hilfe der "Werkstatt Frankfurt", einem Verein, der solche Arbeitsprojekte trägt (und ansonsten speziell Langzeitsarbeitslose und Sozialhilfeempfänger für den Arbeitsmarkt qualifiziert). Derzeit absolvieren zwei Mädchen und acht Jungen die dreijährige Schreiner-Ausbildung.

Die Ausrüstung der Werkstatt hat die Stadt bezahlt. Insgesamt 400 000 Mark waren für Maschinen, Werkzeug und Ausrüstung der Lehrwerkstatt erforderlich. "Wir haben einen Schreinermeister aus der freien Wirtschaft abgeworben, der die Ausbildung leitet. Auch die Handwerkskammer hat nach anfänglichem Zögern unsere Abschlüsse anerkannt", erzählt Peter Feldmann, Hausleiter der Einrichtung. Für die Gehälter der Lehrlinge und des Meisters kommt ebenfalls die Stadt Frankfurt auf.

Diana Schröter ist zuversichtlich, das ihr Projekt ein ähnlicher Erfolg wird wie Schreinerwerkstatt. "Wenn wir mit den Betrieben verhandeln, können wir vielleicht erreichen, daß unser Projekt anerkannt wird und die Ausbildung zum Koch oder zum Wirtschafter um sechs Monate verkürzt werden kann." Die konzeptionelle Betreung für das Vorhaben hat das Jugendhaus übernommen, die Kosten trägt die "Werkstatt Frankfurt". Denn es handelt sich hierbei um eine Arbeitsqualifizierungsmaßnahme (eine vom Arbeitsamt geförderte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, kurz ABM genannt) für junge Erwachsene ohne Ausbildung.

In den ersten drei Monaten erhalten die Lehrlinge voraussichtlich 800 bis 850 Mark, später 1200 Mark. An einem Tag in der Woche müssen sie die Schulbank drücken; Deutsch, Mathematik und Sozialkunde stehen auf dem Stundenplan. Der sonstige Unterricht im Jugendhaus soll eher praxisbezogen sein. So werden etwa der Ablauf in einem Restaurant und die verschiedenen Frühstücksformen besprochen, aber auch Kalkulationen und der richtige Einkauf gelehrt. Diana Schröter: "Von den Themen her ist der Stoff mit dem ersten Jahr der Kochlehre vergleichbar."

Die Sozialarbeiterin hat auch schon überlegt, ob man nicht später einen Mittagstisch für das Jugendhaus anbieten kann oder sogar für die Jugendlichen im Stadtteil, die sich nicht selbst versorgen können. "Die Jugendlichen sollen auch lernen, Verantwortung zu übernehmen und Pflichten zu erfüllen", sagt sie, "außerdem sollen sie beruflich und privat Zukunftspläne entwickeln." Bisher haben sich sechs Teilnehmer für das Projekt gefunden, sechs weitere können noch aufgenommen werden.

Wer Interesse am Projekt hat, kann sich im Jugendhaus am Bügel, am Ben- Gurion-Ring 35-37, unter der Telefonnummer 50 71 72 6 erkundigen. jan

"Krabbelknirpse" im Jugendhaus

KÖNIGSTEIN. Der "Verein der Krabbelknirpse", der ein- bis dreijährige Kinder betreuen möchte, findet vorübergehend im Jugendhaus an der Adelheidstraße Räume. Damit soll sichergestellt sein, sagt Bürgermeister Bertram Huke, daß das neue Betreuungsprogramm sofort beginnen kann. Die Kinder sollen werktags von acht bis 15 Uhr betreut werden. Die Veranstaltungen für die Jugendlichen würden, so versichert Huke, nicht beeinträchtigt. s

Senioren machen sich jetzt selbst ihr Programm Ober-Schmittener gründeten auf Eigeninitiative einen Altenbeirat / Erste Veranstaltungen

NIDDA. Gesagt, getan. Helmut Schmollack hatte Mitte Oktober im Ortsbeirat angeregt, in Ober-Schmitten einen Seniorenbeirat zu gründen, der die Interessen der über 65jährigen vertreten und für regelmäßige Treffs sorgen sollte. Inzwischen hat sich ein neunköpfiger Beirat als Vorstand des neuen Seniorenclubs konstituiert, ist ein Konto eingerichtet und sind die ersten drei Monatstreffen geplant. Noch im Januar geht's los.

Helmut Schmollack hatte gleich, nachdem er seinen Vorschlag im Ortsbeirat geäußert hatte, 182 Einladungen verteilen lassen. 15 Senioren kamen zur ersten Versammlung, von denen sich fünf bereit fanden, in einem Beirat mitzumachen.

Und so sieht er "nach einstimmigen Wahlen" (Schmollack) nun aus, der Seniorenbeirat Ober-Schmitten, der dem Seniorenclub vorsteht: Helmut Schmollack führt ihn an. Sein Stellvertreter Otto Spangenberger wacht zugleich mit Barbara Winterling über die Kasse. Fürs Protokoll ist Kurt Hardt zuständig. Als Beisitzer fungieren Elfriede Chiout, Gertrud Mohr, Rudolf Frank, Otto Sparwald und Maria Pfingste-Caspar. Sie teilen sich die Ressorts "Liedgut", "Gymnastik", "Vorträge" und "Bewirtschaftung".

Auch wenn der Club erst noch eine Vereinssatzung verabschieden muß, steht laut Schmollack schon jetzt fest, daß keine Beiträge erhoben werden und jeder als Mitglied gelten soll, der an irgendeiner Veranstaltung teilnimmt "oder sonstwie sein Interesse bekundet". Fest steht auch, daß vorläufig einmal im Monat dienstags um 15 Uhr eine Veranstaltung für Seniorinnen und Senioren im örtlichen Bürgerhaus angeboten wird. Premiere ist am Dienstag, 26. Januar. Alois Götz zeigt einen Film über Ober- Schmitten, den er in den Jahren 1961 bis 1963 gedreht hat. Dazu ist die gesamte Bevölkerung eingeladen. Nach der Vorführung können die Senioren noch bei einer Tasse Kaffee das weitere Clubprogramm beratschlagen. Beim zweiten Nachmittag, am 9. Februar, wird Fasching gefeiert, mit Büttenreden und Bewirtung. Spontane Beiträge erwünscht. Am 9. März zeigt Otto Ruth aus Hirzenhain dann je nach Gusto des Publikums einen Film oder Dias. Und damit auch alle Senior/innen vor Ort über die Aktivitäten von Beirat und Club informiert sind, verfaßte Helmut Schmollack noch einen zweiseitigen Rundbrief. Letzte, eingeflickte Meldung darauf: "Achtung, Achtung: Am 26. 1. 1993 findet nach dem Film gegen 16.15 Uhr eine Mitgliederversammlung für Mitglieder und solche, die es werden wollen, statt zwecks Beschluß einer Satzung. Dies ist eine offizielle Einladung. mk

Mercedes poliert seinen Stern in Frankfurt auf 285 Millionen Mark Investitionen an fünf Plätzen

Der Mercedes-Stern in Frankfurt wird für gut eine viertel Milliarde Mark aufpoliert. Die Niederlassung des Stuttgarter Automobilkonzerns plant an fünf Orten im Stadtgebiet Um- oder Neubauten. Obwohl "Frankfurt ein exzellenter Standort" sei, "ist hier über viele Jahre nicht investiert worden", erklärte Niederlassungsleiter Helmut Altemöller. Das soll sich jetzt ändern. "Wir wollen den Kunden etwas bieten", begründete Altemöller die Investition von 285,6 Millionen Mark.

Der Löwenanteil in Höhe von 164 Millionen Mark fließt in ein Bürocenter in der Theodor-Heuss-Allee 44-56, wo die Frankfurter Dependance des Autokonzerns ihr Domizil hat. Auf dem 1500 Quadratmeter großen Grundstück soll ein Bürokomplex mit 43 000 Quadratmetern Fläche entstehen, den Mercedes aber nur im Erdgeschoß nutzen will: für ein Geschäft mit Ausstellungsfläche und Werkstatt. Der größte Teil des Neubaus wird an andere Firmen vermietet. Das Genehmigungsverfahren läuft, die Gespräche mit der Stadt fand Altemöller bislang "sehr konstruktiv". Als Einzugstermin ist das Jahr 1997 anvisiert.

Die Zentrale der Niederlassung wird nach Niederrad übersiedeln, wo ein Grundstück von AEG gekauft und für 16 Millionen Mark bebaut werden soll. In vollem Gang sind die Bauarbeiten in der Heerstraße, wo Mercedes 50 Millionen Mark investiert, um Autos und Nutzfahrzeuge auszustellen und zu verkaufen. Wenn im Juni Eröffnung gefeiert wird, stehen dort auch mehrere hundert Kundenparkplätze zur Verfügung.

Die Filiale in der Hanauer Landstraße wird saniert und modernisiert. Auch in der Frankenallee steht ein Umbau an. Dort wird der Gebrauchtwagen-Verkauf konzentriert.

Trotz einsetzender Flaute im Automobilgeschäft will Altemöller die Verkaufszahlen weiter steigern. 3800 Neuwagen setzte die Niederlassung 1992 ab, in diesem Jahr sollen es 4000 werden. Allerdings weiß auch der Mercedes-Statthalter am Main, daß "die fetten Zeiten" mit einer "Superkonjunktur" im Zuge der (automobilen) Vereinigung vorbei sind. Die Frankfurter Niederlassung - die viertgrößte in Deutschland - erwirtschaftete im vergangenen Jahr zusammen mit den Mercedes-Vertretungen in Wiesbaden, Siegen und einigen mittelhessischen Städten einen Umsatz von 1,6 Milliarden Mark. vo

Dürr will U-Bahnhöfe öffnen SPD-Fraktionschef im Gegensatz zum OB / "Absolute Notfälle"

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Günter Dürr hat sich dafür ausgesprochen, "in harten Zeiten bei krassen Kälteeinbrüchen bestimmte U-Bahnhöfe für Obdachlose zu öffnen". Dürr stellt sich damit gegen die bisherige Politik des Magistrats und die von seinen Parteigenossen Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Stadträtin Sylvia Schenk verfochtene Linie. Frau Schenk vertritt zur Zeit Sozialdezernent Martin Berg. Schenk und Schoeler hatten letzte Woche noch einmal öffentlich markiert: Die Rollgitter vor den B-Ebenen bleiben für Wohnsitzlose unten, weil es in den städtischen und kirchlichen Notschlafquartieren noch freie Betten gebe.

In den ersten Kältenächten des neuen Jahres, in denen zwei Obdachlose erfroren, war nach dieser Maxime verfahren worden. Der SPD-Fraktionschef will das bisherige Verfahren entkoppeln, die Gitter bei arktischen Temperaturen oben lassen, auch wenn im Großzelt Ostpark oder in der Herberge Oberrad noch nicht jede Pritsche belegt ist.

"Wir sollten angesichts dieser beiden Kältetoten da keine Prinzipienreiterei daraus machen", erklärte Dürr. Es sei nicht gut, "recht zu behalten auf den Knochen der armen Leute, die uneinsichtigerweise und starrsinnig die guten und zahlreichen Notschlafangebote, die Stadt und Kirchen machen, nicht nutzen".

Der SPD-Fraktionsvorsitzende hatte sich bei einem Spitzengespräch mit Lutz Sikorkski, dem Geschäftsführer der Grünen-Koalitionsfraktion, auf diese Position verständigt: "Ich persönlich sehe das genauso wie der Lutz Sikorski und die Grünen." Während die "Öffnungs"-Forderung bei den Mandatsträgern der Grünen Beschluß ist, weiß SPD-Mann Dürr indes, daß er bei den Seinen "noch ein bißchen Überzeugungsarbeit leisten muß".

Er werde deshalb demnächst mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler reden "und natürlich bei meiner SPD-Fraktion initiativ werden". Auf der ersten Sitzung der sozialdemokratischen Römer- Abgeordneten im neuen Jahr am Mittwoch, 13. Januar, solle denn auch gleich die "Öffnung der U-Bahnhöfe für Obdachlose" auf die Tagesordnung.

Da werde er dann auch klarstellen, "daß es nicht darum geht - wie wohl einige, auch aus meiner Partei befürchten -, die B-Ebenen und U-Bahnhöfe in ein Obdachlosenasyl zu verwandeln" und die Öffnung als "Normalsituation" zu praktizieren. Dürr: "Das ist nicht für immer gedacht, das darf nur eine außergewöhnliche Notmaßnahme in einer absoluten Notsituation sein."

Auch reiche es aus, "wenn dann nur ein U-Bahnhof im Innenstadtbereich geöffnet ist - etwa Konstablerwache oder Hauptwache". peh

Kunstfieber mit kalter Dusche Kulturschirn-Besucher klagen über "unhaltbare Zustände"

Leute aus dem Umland haben ganz genaue Vorstellungen, was sie "in einer Großstadt" vorfinden wollen. Einen perfekten Service, beispielsweise in den Museen. An einem Samstag, klagt FR- Leser Bernd M., habe er wieder einmal die Schirn aufgesucht und "unhaltbare Zustände" angetroffen. Die Garderobe sei nicht besetzt gewesen ("wie so oft", fügte er anklagend hinzu), die 20 Garderobenschränke zur Selbstbedienung seien übergequollen, und die Menschen hätten versucht, ihre Mäntel in die kleinen Schließfächer zu quetschen, die eigentlich Handtaschen und sonstigem kleinen Gepäck vorbehalten seien. Eine Großstadt dürfe sich solche Zustände eigentlich nicht leisten.

Margarete Heck, die Leiterin der Abteilung Ausstellungsorganisation, kann mit M. mitfühlen. Zumindest was die Zeit "zwischen den Jahren" betrifft. "In diesen Tagen sind wir von Besuchern geradezu überrollt worden." Statt der rund 1000 Kunstbeflissenen, die sich im Jahresdurchschnitt täglich die Ausstellungen ansehen, seien nach Weihnachten und in den ersten Tagen des neuen Jahres gut 4000 Menschen pro Tag durch die Drehtür gekommen. "Darauf waren wir nicht vorbereitet."

Im allgemeinen, so die Beobachtung von Margarete Heck, reicht die Garderobe vollkommen aus. In den Spitzenzeiten, also an Wochenenden, an den Donnerstagsabenden zwischen 17 und 22 Uhr und bei offiziellen Führungen stehe regelmäßig Personal zur Verfügung. Bei Ausstellungen, die weniger gut "laufen", sind die Angestellten mitunter sogar unterbeschäftigt. Die 60 Spinde und die Fächer fürs kleine Gepäck seien selten voll belegt.

Der Run auf die Ausstellung zum Jahreswechsel kam völlig unvermutet. Fürs Krisenmanagement fehlte es an Substanz: "An Feiertagen haben wir Probleme beim Personal. Da wollen die meisten halt frei haben."

Aber Margarete Heck will vorbauen: "Ab sofort bleibt die Garderobe den ganzen Tag über besetzt." Für den Fall, daß auch an ganz normalen Werktagen Frankfurt-Reisende vom Kunstfieber gepackt werden. abi

Seglerverein bietet neue Kurse für Wassersportler

Die Seglervereinigung Rhein-Main bietet in diesem Jahr wieder verschiedene Lehrgänge für Wassersportler in Frankfurt und anderen Orten des Rhein-Main- Gebietes an. Zu einem Informationsabend können Interessenten am 18. Januar um 19 Uhr in die Herderschule in der Wittelsbacherallee 6-12 kommen.

Es werden Kurse für den Segelschein, das Sportseeschiffer- und Sporthochseeschifferzeugnis sowie den Sportbootführerschein angeboten. Außerdem können Prüfungen in Wetterkunde, Astronavigation, Sprechfunk, Maschinenkunde, Sicherheit auf See und Erste Hilfe abgelegt werden.

Weitere Informationen und Anmeldungen im Büro der Seglervereinigung, Telefon 58 88 20 oder 56 88 56. vo

Das Ausland hat in Kurdistan Berührungsängste Aber viele einzelne Projekte nichtstaatlicher Organisationen Von Milena Ergen (Arbil)

An einem Schaubild erläutert der Minister für Transport und Kommunikation den Aufbau eines Stromnetzes für die Region. Die beiden Staudämme an Dukan- und Darbendixansee verfügten über das nötige Potential, wenn man nun an den Ausbau ginge, könne ein großer Teil des Energiebedarfes der selbstverwalteten kurdischen Region gedeckt werden. Für den Bau eines Verteilernetzes gebe es schon einen Planungsstab. Die Stromversorgung war eines der aktuellsten Themen auf der Konferenz über "Wiederaufbau und Entwicklung", die in der letzten Dezemberwoche in der kurdischen Hauptstadt Arbil abgehalten wurde. Das Ministerium für Wiederaufbau des im Sommer diesen Jahres gegründeten kurdischen Kabinetts hatte Politiker, Wissenschaftler und Mitglieder kurdischer Wiederaufbauorganisationen eingeladen, ihre Pläne für das kommende Jahr darzulegen. Zum ersten Mal fand eine solche Konferenz in der selbstverwalteten Region statt. Zum ersten Mal wurden auch Statistiken und Daten über den Ist- Zustand der Region vorgelegt. Rund drei Millionen Einwohner hat das selbstverwaltete Kurdistan heute, es umfaßt eine Fläche von 40 240 qkm. Fast zwei Millionen Menschen leben in den Großstädten, über 300 000 sind Binnenflüchtlinge aus den irakisch kontrollierten Gebieten. "Wenn wir überall um Unterstützung bitten, müssen wir zuerst einmal unsere eigene Lage und unsere Pläne darlegen können." Husain Sincari, stellvertretender Wiederaufbauminister

und Organisator der Konferenz, zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: "Zum ersten Mal sind unsere Pläne über den Bau eines Straßen- und Stromnetzes und Projekte im landwirtschaftlichen und industriellen Bereich hier in Expertengruppen erörtert worden. Einige Projekte, wie zum Beispiel der Bau des innerkurdischen Telefonnetzes, können jetzt gleich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln durchgeführt werden, andere sollen im April des kommenden Jahres auf einer Nachfolgekonferenz mit internationaler Beteiligung diskutiert werden." Als Projektträger kommen oftmals - in Zusammenarbeit mit den Ministerien - kurdische Nichtregierungsorganisationen in Frage. Im Verlauf des vergangenen Jahres hatten sich verschiedene kurdische Wiederaufbauorganisationen gegründet, die in Zusammenarbeit und mit finanzieller Unterstützung ausländischer Hilfsorganisationen, vor allen Dingen im ländlichen Bereich Projekte durchgeführt hatten. Sie werden, so ein erster Eindruck, auch weiterhin die wichtigsten Projektträger bleiben, da die finanziellen Mittel der Regierung immer noch äußerst beschränkt sind. Allein die Gehälter für das 30 000 Personen starke kurdische Heer, sowie Lehrer und Angestellte nehmen schon mehr als die Hälfte des zur Verfügung stehenden Haushaltes in Anspruch.

"Gelder werden wir selbst aufbringen", heißt es in einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des Privatsektors in Kurdistan. "Doch auch uns sind die Hände gebunden." Bei "Vertretern des Privatsektors" handelt es sich in Kurdistan eher um kleine oder mittlere Unternehmer. Nur fünf Prozent der gesamten irakischen Industrie befinden sich in der selbstverwalteten Region. Selbst davon sind die wirklich großen Fabriken ehemals in irakischem Staatsbesitz gewesen. "Wir haben die Mittel, die vorhandenen Betriebe im Lebensmittel- und Bausektor wieder in voller Kapazität arbeiten zu lassen", sagen die "Privaten". Man habe sich auch mit dem Vorschlag an die Regierung gewendet, die großen ehemaligen Staatsbetriebe zu privatisieren und sei bereit, seinen Anteil zu einer funktionierenden Wirtschaft zu leisten. "Doch wir können nicht die Aufhebung des Handelsembargos veranlassen, damit wir das notwendige Material ins Land bekommen."

An eben diesem Punkt stockten auch die Bemühungen eines anderen kurdischen Unternehmers, des in London le- benden Serdar Pisheris. Mit seiner PISHCO LTD wollte er schon im Sommer diesen Jahres daran gehen, die drei im selbstverwalteten Kurdistan vorhandenen Ölquellen auszubeuten. Doch trotz mehrerer Vorstöße bei den UN und offensichtlichen Interesses einer kanadischen Ölgesellschaft konnte Pishderi keine Erlaubnis zur Einfuhr der notwendigen Technologie erhalten. Heute liegt das Projekt "kurdisches Öl" in den Schubladen der zuständigen Ministerien und spielte auf der Konferenz in Hewler eine eher nebensächliche Rolle.

Die Diskussion in dem gut beheizten und hell erleuchteten Konferenzsaal wurden nicht selten abends beim Licht von Kerzen oder Petroleumlampen fortgesetzt. Die Organisatoren hatten zwar die Stromversorgung des Tageszentrums garantieren können, nicht aber der Hotels, in denen die Gäste untergebracht waren. Dort wurde die Situation oftmals viel sarkastischer bewertet, als tagsüber im Tagungssaal. Ein Ingenieur der "Kurdistan Shelter reconstruction Organisation", einer rein kurdischen Wiederaufbauorganisation erzählt, man habe zahlreiche Schulen und Krankenstationen in den Dörfern gebaut oder zusammen mit ausländischen Organisationen Wasserleitungen instand gesetzt. "Aber wir sehen keine Bereitschaft aus dem Ausland, Projekte im größeren Rahmen systematisch anzugehen". Seit neun Monaten werde darüber diskutiert, Qala Dize völlig wieder aufzubauen. In den Schubladen lägenBaupläne für eine moderne durchorganisierte Stadt. Die Gelder dazu sollten aus Italien kommen. "Langsam fangen wir an, zu glauben, daß unsere Ingenieure nach Italien gehen und dort eine Stadt aufbauen sollen." Qala Dize, direkt an der iranischen Grenze gelegen, war erst 1989, als letzte der größeren Städte in der Grenzregion geräumt worden, danach hatten Bulldozer die Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Im Sommer 1991, als die ersten Flüchtlinge aus Iran in ihre Stadt zurückkamen, stand kein einziges Haus mehr. Heute ist Qala Dize wieder bewohnt, jedoch in keiner Weise planvoll wiederaufgebaut. Mit Hilfe ausländischer Organisationen entstanden dort ein Krankenhaus und mehrere Schulen, eine Schreinerei und die Anfänge einer Sonnenblumenölfabrik. "Wir sind mehr als froh über diese Initiativen", räumt der Ingenieur ein. "Doch diese einzelnen Initiativen sind etwas ganz anderes als die ehrgeizigen Wiederaufbaupläne, von denen noch im Sommer die Rede war".

Ähnliche Kritik ist auch in den zerstörten Städten Halabja und Penjwin zu hören.Nicht der Mangel an Unterstützung wird beklagt, da Nichtregierungsorganisationen in der gesamten iranischen Grenzregion seit mehr als einem Jahr aktiv sind. Kritik wird vor allem an der politischen Berührungsangst der ausländischen Partner geübt.Projekte wie Städtepartnerschaften, so der Ingenieur, seien für alle drei Städte mehrmals angesprochen worden, aber bisher nicht konkretisiert worden. Die Zusammenarbeit, auch mit den UN und Alliierten, so ist in Arbil zu hören, funktioniere auf organisatorischer Ebene immer besser. Strukturen wie das "Ministerium für humanitäre Hilfe" oder das "Ministerium für Wiederaufbau" werden als Ansprechpartner für die Hilfsaktionen im großen Rahmen akzeptiert. "Aber nur auf einer rein formalen Ebene", heißt es in allen Ministerien. Was den Wiederaufbau angeht, so funktioniert das Kabinett notgedrungen eher als Hilfsorganisation denn als Regierung.

Mit dieser Diskretion soll vor allem Befürchtungen der Nachbarstaaten Türkei und Iran Rechnung getragen werden. Die türkische Presse hatte im Oktober äußerst gereizt auf die Ausrufung eines föderalen kurdischen Staates innerhalb Iraks reagiert. Auch der ehemalige türkische Premier und heutige Vorsitzende der "Partei der Demokratischen Linken", Bülent Ecevit, sprach bei einem Besuch kürzlich in Bagdad wohl weniger über den Wiederaufbau Kurdistans als über die türkisch-irakischen Beziehungen.

Freie Aussprache

"Post-Zensur" Zum Artikel "Briefträger sind erleichtert", FR vom 31. 12. 1992:

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, mochten sich die Bosse der Postgewerkschaft gedacht haben, als sie den mündigen Bürger davor zu bewahren versuchten, sich einen eigenen Eindruck von den zwar für ihn bestimmten, seitens der Gewerkschaft jedoch auf den Index gesetzten Drucksachen zu verschaffen.

Jetzt wissen es etwa 350 000 Bürger unserer Stadt: Sie sind Klippschüler, die dringend gewerkschaftlicher Richtungsvorgaben bedürfen. Sie müssen hinnehmen, daß die Gewerkschaft die Kriterien festlegt, nach denen die Briefträger ihren vom Steuerzahler finanzierten Auftrag auszuführen haben. Jeder Bürger hat das Recht, sich ungehindert zu unterrichten. Zensur findet nicht statt (Art. 5 GG).

E. Gelbart, Frankfurt "Grass folgen" Zur Kritik von Diether Dehm an SPD- Genossen, die wegen des Asylrechtskompromisses die Partei verlassen. "Wer austritt, überläßt anderen seine Zukunft", FR vom 30. 12.

Es ist schon eine schlimme Umkehrung von Ursache und Wirkung, wenn der Genosse Dehm denen, die wegen des menschenverachtenden Asylrechtskompromisses die SPD verlassen wollen, "kampflose Preisgabe" von Zukunft vorwirft.

Wer hat denn mit dem Asylrechtskompromiß die besten Traditionen des demokratischen Sozialismus verraten und damit die Gefahr heraufbeschworen, daß ein Stück Zukunft im Sinne der Entwicklung einer humaneren Gesellschaft verspielt wird? Es waren jene 101 Bundestagsabgeordneten, die dem schändlichen Kompromiß zugestimmt haben.

Wir müssen jetzt "Nein" sagen und ankündigen, daß wir dem Beispiel von Günter Grass folgen und aus der Partei austreten werden, wenn der Asylrechtskompromiß nicht entschärft wird. Es ist unsere letzte Chance. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, der Solidarität mit den Verdammten dieser Erde.

Dieter Grossherr, Wiesbaden Tod in der Adalbertstraße Zum Artikel "Unter der Tram zu Tode gekommen", FR vom 28. 12.:

Nach Ihrem Bericht kann sich jedermann, eben auch das Ordnungsamt, die Straßenverkehrsbehörde, die Polizei usw., also die offiziell Verantwortlichen für die Verkehrsregelung, freigesprochen bzw. erst gar nicht angesprochen fühlen. Bedauerndes Achselzucken: er ist halt bei "Rot" über die Straße gegangen. Vor knapp zwei Jahren ist eine Ampel weiter ein junges Mädchen durch die Trambahn zu Tode gekommen. Auch damals brauchte sich keiner verantwortlich zu fühlen, denn das Mädchen hatte einen Walkman in der Tasche und die entsprechenden Hörer auf dem Ohr. Sie war also "selbst schuld".

Damals wurde im Rahmen der Bürgerfragestunde im Ortsbeirat dieses schlimme Ereignis angesprochen, Ortsbeiratsmitglieder ließen sich gegenüber Kritikern der Verhältnisse in der Adalbertstraße zu der Behauptung hinreißen, ihnen wäre "ja alles recht", um ihr politisches Süppchen zu kochen.

Tatsächlich sind die Verkehrsverhältnisse auf der Adalbertstraße für Fußgänger geradezu lebensgefährlich. Die Straße zerschneidet nach ihrem Umbau Bokkenheim in eine nördliche und eine südliche Hälfte. Die Ampelphasen für Fußgänger sind extrem kurz, deswegen (!) kommt es immer wieder vor, daß jüngere Leute, aber zunehmend auch ältere, auf eigene Faust ihren Weg über die Straße suchen.

Es muß dringend überlegt werden, ob diese Straße - obwohl Grundnetzstraße - nicht vorrangig derart verkehrsberuhigt wird, beispielsweise durch Geschwindigkeitsbegrenzung für Autos und Trambahn und Einrichtung weiterer Fußgängerfurten, daß derartige Unglücksfälle ausgeschlossen werden.

Günther Boege, Frankfurt Verkehrsinitiative Südl. Bockenheim (VISB) Hilfe für Obdachlose Zum Tod von zwei Obdachlosen (FR vom 4. 1.).

In einem Land, in dem Hundertausende mit Lichtern auf die Straße gehen, um gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus zu demonstrieren, erfroren zwei Menschen in der nächtlichen Kälte.

Wer demonstriert gegen Obdachlosigkeit von Hunderttausenden Menschen in unserem Land, oder ist das Ganze nur Heuchelei ohne innere Bekennt- nis?

Wo sind die Bürger, die helfen, die Parteien, Gewerkschaften, die Kirchen, die mit den Glocken läuten, um ungeborenes Leben zu schützen, warum nicht für Menschen, die in Not geraten sind, die Hilfsorganisationen? Es lassen sich viele Fragen stellen, oder Verantwortliche suchen. Unsere Politiker werfen mit dem Geld nur so herum, ob die Russen ein halbes Jahr früher oder termingerecht die Truppen aus Deutschland abziehen, warum zahlt die Regierung dafür 500 Millionen Mark? Mit einem Teil dieses Geldes könnte Bedürftigen sehr geholfen werden, aber welcher Politiker sieht schon Obdachlose auf der Straße. Sie halten große Weihnachtsessen und Neujahrsempfänger für wichtiger. Herbert Diehr, Maintal

Zur FR-Berichterstattung über den Erfrierungstod von Frankfurter Obdachlosen: Immerhin ist es ja ganz sympathisch, daß Stadträtin Sylvia Schenk zugibt, "relativ ratlos" zu sein. Vom Oberbürgermeister dieser Stadt müßte man dann aber in der jetzigen Situation erwarten, daß er die Stadträtin aus ihrer Ratlosigkeit erlöst und sofort handelt bzw. der Stadträtin klugen Rat gibt.

Die Fragen lassen sich mit etwas klugem Menschenverstand leicht beantworten: Zur Zeit wird Personal gebraucht, um frierende Menschen Nacht für Nacht aus den U-Bahnhöfen zu entfernen. Dieses Personal kann vor Betriebsaufnahme überprüfen, ob wirklich einer der in Not geratenen Menschen auf dem bequemen, kuscheligen, Gleis nächtigt. Zum anderen behaupte ich, daß Menschen in einem beleuchteten U-Bahnhof sicherer schlafen können als in irgendwelchen Nischen und Ecken in Parks und unter Brücken. Die Morde des vergangenen Jahres sollten allen zu denken geben.

Ich erwarte, daß jetzt Schluß ist mit der Methode "Prüfen, bis der Frühling kommt" und auch Sozialdemokraten endlich den Mut zu unkonventionellen Lösungen finden.

Andreas Laeuen, Frankfurt

Wohnungslose Menschen erfrieren in Frankfurt auf der Straße (FR vom 4. 1.), aber die Stadträtin gibt sich "ratlos", weil man die Leute nicht in die Massenunterkünfte der Stadt "prügeln könne".

Wenn wohnungslose Menschen aus eigener Erfahrung sagen, daß die klirrende Kälte für sie immer noch eher zu ertragen sei als die Unruhe, die Gefahr, bestohlen zu werden, und die hygienischen Zustände der städtischen Notschlafplätze, dann befragen Politiker doch lieber "Fachleute" (und die "streiten darüber").

Das Argument der sogenannten "Fachleute" gegen eine Öffnung der U-Bahnhöfe ist haarsträubend: Die Wohnungslosen könnten dort vom Zug überfahren werden, und es drohen ihnen Überfälle. Daß derartige "Risiken" ins Spiel gebracht werden, heißt aber doch wohl: Frau Schenk und ihre Fachleute rechnen damit, daß das Schlafplatzkonkurrenzangebot "U-Bahnhof" nicht nur von denen angenommen wird, die jetzt noch unter freiem Himmel schlafen, denn die sind immer dem Risiko ausgesetzt, überfallen zu werden - und zusätzlich der Kälte -, sondern daß derzeitige Benutzer der städtischen Schlafplätze ebenfalls die U- Bahnhöfe vorziehen könnten. Das wäre natürlich peinlich.

Ulrike Klug-Kuranel, Frankfurt Schließfach-Knacker Auch ich war vor einiger Zeit Opfer eines Schließfachdiebstahls (FR vom 23. 12) im Frankfurter Hauptbahnhof. Auch mir versuchte die Schließfachaufsicht klarzumachen, daß ein Diebstahl nicht vorläge, nicht vorliegen könnte, weil es überaus schwierig wäre, mit Nachschlüsseln Fächer zu öffnen, und daß ich aller Wahrscheinlichkeit nach aus Zerstreutheit ein leeres Nachbarfach abgeschlossen hätte. Eine hiervon deutlich abweichende Version erhielt ich jedoch in der Ermittlungsstelle der Polizei im Hauptbahnhof. Man präsentierte mir dort eine Anzahl von umgefeilten Nachschlüsseln, mit denen die angebliche Einbruchsicherheit der Schlösser offensichtlich erfolgreich widerlegt worden war. Wäre mir diese Kollektion vorher bekannt gewesen, hätte ich dem Dieb die Chance nicht gegeben.

Natürlich ist man hinterher immer schlauer, aber: man müßte die Benutzer der Schließfächer mit Hinweisschildern warnen. Denn weder von deutlichen noch von fetten Hinweisen, wie es im Artikel heißt, ist bei den von mir im Hauptbahnhof insipzierten Schließfachabteilungen auch nur die geringste Spur zu sehen. (Wie sollte auch! Würde dies doch den Gewinn der betreibenden Gesellschaft beträchtlich mindern.)

Michael Fleiter, Frankfurt

Mit diesem Konzept wird auch Müttern Unrecht getan

Wir möchten Stellung nehmen zu dem Artikel "Damit Mütter in Kitas nicht nur ,Feuerwehr&rquote; sind" (FR vom 5. 1. 1993), in dem berichtet wird, daß sich das hessische Mutterbüro dafür einsetzt, daß den Müttern eine verkürzte Ausbildung zur Erzieherin gewährt wird. Allgemein befürworten wir das Bestreben der Mütterzentren, Frauen mit Kindern gewisse Erleichterungen in ihrer Ausbildung zu verschaffen. Doch ist es unserer Meinung nach nicht richtig, sich hier gezielt auf den ErzieherInnenberuf zu stützen mit der Begründung, daß Mütter hier durch die Erziehung ihrer Kinder sowie durch die Führung eines Haushaltes Erfahrungen und Qualifikationen erworben haben, die sie besonders für den ErzieherInnenberuf befähigen, und somit ihrer Ausbildungszeit verkürzt werden kann.

Wir denken, daß damit dem Beruf der ErzieherIn ein hohes Maß an Professionalität genommen wird, und daß das Berufsbild wiederum auf eine Art Ersatzmutter beschränkt wird.

Wir glauben, daß sich die berufliche und damit professionelle Arbeit der Erzieherin, die immer mehr auch in den Bereich der Heilpädagogik hineinreicht, d. h. die Arbeit mit verhaltensgestörten und behinderten Kindern, nicht vergleichen läßt mit der Erziehung innerhalb der Familie, genausowenig wie sich die Strukturen von Familie und Kindergarten- oder Heimgruppe miteinander vergleichen lassen.

Das Konzept des hessischen Mutterbüros scheint zu beinhalten, daß die erziehende Mutter schon eine halbe Erzieherin darstellt, und wertet doch damit das Berufsbild der ErzieherIn ab, indem es zu einem großen Teil auf das Bild der Mutter (oder auch eines Vaters) vereinfacht wird, das wiederum der langjährigen Ausbildung (5 Jahre) sowie den vielfältigen Anforderungen dieses Berufes nicht gerecht wird.

Im Grunde wird mit diesem Konzept auch den Müttern Unrecht getan, solange es auf den ErzieherInberuf beschränkt bleibt, da sie wiederum auf einen frauenspezifischen Beruf festgelegt werden.

Klar, Politikern, Kirchen und Verbänden kommen die Bestrebungen des Mutterbüros gerade recht, denn sie haben so die Hoffnung, besser ihre freien ErzieherInnenstellen besetzen zu können, und dem Mutterbüro scheint diese Nische bewußt zu sein.

Doch wird das eigentliche Problem des ErzieherInnenmangels und dessen Ursache nicht angegangen, da weder Politiker noch die Kirchen sich für eine allgemein bessere Bezahlung dieses Berufes stark machen.

Statt dessen wird auf eine billige Weise versucht (Bsp. die neue Ausbildung zur SozialassistentIn oder ebendieses Mutterprojekt) das Problem aufzufangen.

Iris Waas (Erzieherin) und Christian Bergner (Erzieher), Friedberg

Beschönigung und Vernebelung von Tatsachen

Die vielfach beklagte zunehmende "Politikverdrossenheit" in der Bevölkerung findet durch den Rücktritt des herausragenden Exemplars Möllemann weitere Nahrung (FR vom 4. 1. 1993 "Im Wortlaut: Möllemann - Gelogen habe ich aber nicht"). Dabei dürfte der Rücktritt selbst nur sehr vereinzelt Verdrossenheit auslösen - verständlicherweise herrschen hier allgemeine Freude und Erleichterung vor.

Anlaß zur Sorge geben jedoch die Begleitumstände der Affäre. Zwar vermochte PR-Fachmann Möllemann sogar in seiner weitschweifigen Rechtfertigungs-Erklärung die gewünschte Produktwerbung noch einmal unterzubringen - garniert mit einem Rührstück fürs nachweihnachtliche Gemüt ("Unterstützungsaktion für Behindertenarbeitsplätze"). Er konnte aber nicht davon ablenken, mit seiner Erklärung am 22. Dezember ganz bewußt gelogen zu haben.

Wären nämlich die fragwürdigen Briefe aus seiner Sicht tatsächlich von der Qualität gewesen, daß sie seinerzeit im Wust der 3645 ministeriellen Arbeitsvorgänge untergehen konnten, dann hätte er zu keiner Zeit "nach bestem Wissen und Gewissen" annehmen können, daß dafür die sorgsam gehüteten und nur unter besonderen Bedingungen verwendeten Blanko-Unterschriften benutzt wurden.

Mag das "Wissen" dieses ehemaligen Wirtschaftsministers auch als beschränkt einzuschätzen sein, so dürfte doch eher sein noch geringer ausgeprägtes Gewissen ihn zu seiner öffentlichen Lüge verleitet haben.

Wäre die Affäre Möllemann ein absonderlicher Einzelfall im politischen Geschäft, könnten wir uns erleichtert zurücklehnen. Leider aber scheint sie lediglich ein besonders augenfälliges und medienträchtiges Beispiel politischen Verhaltens. Mit Beschönigung und Vernebelung von Tatsachen, "unzutreffenden Erklärungen" (Möllemann) und gezielten Lügen muß nämlich überall dort gerechnet werden, wo Politiker und Leute, die sich dafür halten, öffentlich und/oder amtlich den Mund aufmachen.

Freilich geschieht dies stets "mit bestem Wissen und Gewissen", dient es doch immer einer vermeintlich oder vorgeblich höherwertigen guten Sache, seien dies auch Wählerstimmen oder andere Interessen der eigenen politischen Partei.

Eine allgemein zunehmende "Politikerverdrossenheit" und eine Verdrossenheit über die Rolle der Parteien in unserer Gesellschaft ist deshalb nachvollziehbar. Fatal wäre jedoch eine Generalisierung zu einer wirklichen Politikverdrossenheit oder einer Demokratieverdrossenheit.

Dr. Manfred Gaebler, Goslar

"Muttertag" - das ist eine Künstlergruppe, die in einer leerstehenden Tankstelle zwischen dem Freudenhaus "Sudfaß" und der Aus- stellungshalle "Portikus" in Frankfurt residierte.

(Fotos: Florian Lumeau)

(Foto: Boris Blase)

Sparen sollen wieder einmal zuerst die Armen

Es ist einfach unglaublich, daß wieder einmal zuerst bei den Armen angefangen werden soll zu sparen, wenn das Geld in der Kasse knapp wird (FR vom 6. 1. 1993 "Einsparungen, Kürzungen, Abbau, Reduzierung . . .).

Anscheinend ist es noch nicht bis nach Bonn gedrungen, daß allerorten Kindergartenplätze fehlen, Ämter wegen Personalunterbesetzung unter der Last ihrer Arbeit schier zusammenbrechen und Schulen mit total veralteten Lehrmitteln auskommen müssen.

Noch erstaunlicher ist natürlich der Vorschlag der "Einsparungen bei der Ausrüstung der Feuerwehr". Wenn irgend etwas brennt, greifen wir einfach auf die "gute alte Methode" aus dem Mittelalter zurück und versuchen, das Feuer mit in Eimern herangeschlepptem Wasser zu löschen.

Haben sich die amtierenden Damen und Herren in Bonn eigentlich schon mal überlegt, wie eine gute Jugendarbeit aussehen soll, wenn die ohnehin schon knappen Mittel gekürzt werden sollen?

Warum schafft man nicht das Kindergeld für Eltern ab einer bestimmten Einkommensgrenze ab oder läßt Steuervergünstigungen für Spitzenverdiener wegfallen?Jörn Eichhorn, Wehrheim

Offener Diskurs und nicht das Signal zur Treibjagd

"What's left" - unter diesem Signum läßt die konservative FAZ in ihrem Feuilleton eine ihr wohl besonders am Herzen liegende Debatte führen. Zeitgleich machen ihr einige Leser derFRdie Freude, sich genau so zu verhalten, wie die FAZ die Linke gerne hätte und wie sie jene ihren Lesern immer darzustellen versucht: ideologiefixiert, intolerant und unfähig, Realitäten anzuerkennen und zu gestalten.

Gemeint ist die Art und Weise der Reaktionen auf das Papier von Hans-Joachim Schabedoth und Wolfgang Schroeder, das in der FR vom 7. 11. 1992 ("Nichts ist so lähmend wie überholte Orientierung") dokumentiert wurde.

Man muß die Thesen Schabedoth/ Schroeder zum Asylrecht und zur Beteiligung der Bundeswehr an Einsätzen außerhalb des NATO-Verteidigungsauftrages nicht teilen; auch meiner persönlichen Meinung nach überwiegen die Einwände.

Aber man hätte erwarten dürfen, daß sich sowohl Lang/Schauer in ihrer Replik vom 13. 11. 1992 als auch die eiligen Leserbriefeschreiber seither mit den Überlegungen von Schabedoth/Schroeder inhaltlich auseinandersetzen würden. Statt dessen werden Bekenntnisse wiederholt und Positionen referiert, von deren Bedeutung die Autoren ersichtlich ausgegangen sind, das sie vor deren Hintergrund ihre provokanten Thesen erst entwickelt haben.

Aber die Reaktionen auf das Papier von Schabedoth/Schroeder erschöpfen sich nicht nur in Wiederholungen von bereits bekannten und aus guten Gründen vielfach geteilten Überzeugungen. Man verlangt darüber hinaus die exemplarische Bestrafung derjenigen, die es wagten, den gültigen Kanon in Frage zu stellen. Schabedoth/Schroeder wird vorgehalten, sie hätten sich ihrem nun als SPD-Bundesgeschäftsführer tätigen Kollegen Blessing anbiedern wollen, wobei - wie in der Leserzuschrift von Jochen Maus (FR vom 10. 12. 1992) - noch darüber spekuliert wird, der solcherart Angehimmelte werde das Danaergeschenk mit der gebotenen Schärfe brüsk zurückweisen. Nachdem jener - als in den Augen von Maus wohl übergeordnete und deshalb für Disziplinarmaßnahmen zuständige Instanz - aber nicht wie erwartet Schabedoth/Schroeder zusammenstaucht, sondern sogar noch verteidigt, wird dazu übergegangen, anderweitig gegen die beiden Verfasser zu mobilisieren.

Für FR-Leser Maus offenbarten die Formulierungen von Schabedoth/Schroeder "einiges über die Mentalität der Schreiber". Dieses Diktum fällt auf ihn selbst wie auf Armin Trus zurück, dessen Zuschrift ebenfalls am 10. 12. 1992 in der FR nachgelesen werden konnte. Beiden genügt es nicht, nur die Entfernung von Schabedoth/Schroeder aus der IG-Metall- Grundsatzabteilung zu verlangen, sie beleidigen die beiden auch noch öffentlich.

Für den Umgang mit anderen Meinungen möchte ich gar nicht Voltaire bemühen, sondern das Wagnis eingehen, mit Hilfe eines empirischen Befundes eine der Hauptstärken der Linken herauszustellen. In dem als bislang einzigen Kontrastbeitrag in der eingangs genannten FAZ-Serie publizierten Text nahm Peter Glotz völlig zu Recht für die Linke als ein Charakteristikum in Anspruch, im Unterschied zur Rechten von einer "rationalistisch-deduktiven Denkweise" auszugehen.

Dieser exklusiven Besetzung der Traditionen der Aufklärung durch die Linken wurde kurz darauf in einem Leserbrief energisch widersprochen: Konservative haben offensichtlich ein sehr feines Gespür dafür, was die Linke auszeichnet. Es ist ihre Fähigkeit, immer wieder neuen Herausforderungen produktiv zu begegnen, indem der rationale Diskurs zugelassen wird. Und deshalb hat die demokratische Linke auch noch keine historische Katastrophe zu verantworten, wie etwa auch die Rechte und auch jene Kaderorganisationen, deren Planbürokratien wesentlich an der geheimdienstüberwachten intellektuellen Friedhofsruhe zugrunde gegangen sind.

Wenn also Linke sich an der notwendigen Diskussion über die Erhaltung des Asylrechts und erweiterter Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr beteiligen, so gibt es für sie nur den offenen Diskurs in den Traditionen der Aufklärung und nicht das Signal zur Treibjagd.

Thomas Kreuder, Frankfurt am Main

Das banale Ergebnis überrascht nun wirklich nicht

Drei Jahre wurde die "Rolle der Männer beim Schwangerschaftskonflikt" im Auftrag des bayerischen Sozialministeriums wissenschaftlich untersucht. Das banale Ergebnis überrascht nun wirklich nicht (FR vom 5. Januar 1993 "Die Abtreibung ist oft das Ergebnis von tiefgreifenden Partnerschaftsproblemen").

Genau so wurde die Studie drei Jahre lang politisch benutzt. Schon im Mai 1991 wußte die bayerische Staatssekretärin im Sozialministerium, Barbara Stamm, auf dem CSU-Parteitag zu berichten: Untersuchungen zeigten, daß die Entscheidung im Konflikt "abtreiben und töten oder austragen" von etwa 80 Prozent der Kindsväter beeinflußt werde (Bayernkurier 13. Mai 1991). Ihr Fazit damals: "Beratungspflicht auch für Väter". Aber nicht einmal die Unions-Hardliner haben sich zu einem solchen Gesetzentwurf durchringen können.

Kurz nach der Einrichtung des Sonderausschusses "Schutz des ungeborenen Lebens" und nach der ersten Lesung der Gesetzentwürfe im Oktober 1991 stellte dann der Bayernkurier sogar ein "vorläufiges Ergebnis" der Studie vor: "Auch Männer leiden unter Schwangerschaftsabbrüchen, sie reagieren alles andere als leichtfertig, werden zeitweise depressiv und zeigen psychisch bedingte Krankheitserscheinungen". Das war nun allerdings glatt aus der Luft gegriffen, denn auf Anfrage beim Sozialministerium mußte Frau Stamm zugeben, daß es noch gar keinen Zwischenbericht gibt und es "sich in der Praxis als äußerst schwierig erwiesen (hat), geeignete Probanden für die Untersuchung zu gewinnen". Immerhin wird das "gesamte psychosoziale Umfeld der Paare erfaßt". (Möglicherweise hatte Pro Familia da gute Gründe, die Mitarbeit zu verweigern.)

Die nächste nützliche Gelegenheit für die Präsenz männlicher Schwangerschaftskonflikte in den Medien bot sich im August 1992 (FR vom 17. August 1992), der neubeschlossene § 218 war gerade durch die Klage Bayerns und der Unionschristen gestoppt worden. Fazit: Es sollten bei Schwangerschaftskonflikten verstärkt "Beratung auch für Männer und Therapie für Paare angeboten werden".

Im Abschlußbericht haben wir's dann wieder: "Abtreiben und töten" macht krank, jetzt auch noch die Männer. Die armen werden von "ambivalenten Gefühlen regelrecht überflutet, litten unter Schlaflosigkeit, Unruhe und Ängsten, auch nach dem Abbruch noch". Das schließt doch wirklich famos an die Mahnungen der Psychologin Dr. Simon aus Würzburg an: Durch die ganze Abtreiberei werde "ein Heer von schweren bis schwersten Neurotikerinnen ständig neu geschaffen, das personell schon jetzt nicht mehr ausreichend psychotherapeutisch betreut werden kann . . . Ganz zu schweigen von den psychologischen Auswirkungen auf die Familien der Frauen, auf Ehepartner und Kinder".

Die "wissenschaftliche" Untersuchung von Frau Simon, Mitglied der "Juristenvereinigung Lebensrecht", über die "grauenhaften psychischen Folgen" der Abtreibung, wird viel zitiert. Nicht erwähnt wird meistens, daß sich die Untersuchung auf 45 Fälle von Schwangerschaftsabbrüchen nach der eugenischen und medizinischen Indikation bezieht, denn an der Würzburger Universitätsklinik werden keine Abbrüche nach der Notlagenindikation durchgeführt.

Vielleicht sollte man die bayerische Studie über die Schwangerschafts-Männer auch etwas genauer durchsehen. Möglicherweise kommt man ja noch zu überraschenden Ergebnissen.

Barbara Ritter, Hamburg

Neue Bücher, die FR-Leser interessieren könnten

E igentlich müßte man dieses Porträt von H. C. Hartmann, auf- genommen 1991 in Salzburg, in der Originalgröße von 25 ä 35 cm reproduzieren, damit die Gesichtslandschaft wirklich sichtbar wird. Die Photograhien des Multitalents Gottfried Helnwein (Faces, Edition Stemmle, Schaffhausen 1992, 116 Seiten, 112 DM) erschlagen den Betrachter durch ihre Monumentalität, dabei zeigt Helnwein immer nur ein Gesicht, aber oft so indiskret und unbarmherzig wie möglich, die Runzeln und Falten, die Poren, die Haare und Härchen, den Schweiß. Zum Glück haben fast alle Porträtierten den Mund geschlossen, außer bei Elton John und in Helnweins schon seit einem Jahrzehnt bekannten Selbstporträt mit bandagiertem Kopf. Die Indiskretion des Blicks hat manchmal etwa Obszönes, aber je näher Helnwein mit der Kamera herangeht, desto mehr verschwindet die Person, sie wird unwirklich, so Andy Warhol, Maximilian Schell oder Charles Bukowski: vorweggenommene Totenmasken. Manchmal benutzt Helnwein zusätzliche Inszenierungshilfen, dunkelt eine Gesichtshälfte oder die Augen ab oder ordnet den Personen Gegenstände zu, Burroughs z. B. eine Pistole. Aber am unmittelbarsten wirken die Aufnahmen, wenn nichts den Blick des Betrachters ablenkt. Photographiert hat Helnwein vor allem Künstler, Popmusiker, Schauspieler, Schriftsteller. Politische oder künstlerische Rangordnungen negiert er, so stehen Leni Riefenstahl (die einzige Frau) und Arno Breker neben Willy Brandt, Billy Wilder und Simon Wiesenthal. Von manchen Personen gibt es auch Porträtserien, von Bukowski oder Keith Richards z. B., Sie zeigen, daß Helnwein innerhalb seines monumentalen Stils doch zu Differenzierungen fähig ist. WR

Karsten Schröder: Der Nachlaß-Koffer. Ein höchst förderlicher Fund für die Wissenschaft. Protext-Verlag, 157 Seiten, 25 DM.

Margarete Mitscherlich: ist Partnerschaft überhaupt möglich? Im Gespräch mit Gladys Weigner, hrsg. v. Michael Haller, pendo-Verlag, Zürich, 19,80 DM.

Robert Hettlage: Familienreport. Eine Lebensform im Umbruch. Becksche Reihe, 24 DM.

Gerhard A. Ritter: Großforschung und Staat in Deutschland. Ein historischer Überblick. Becksche Reihe, 19,80 DM.

Otto Dann: Nation und Nationalismus in Deutschland. 1770 - 1990, Becksche Reihe, 24 DM.

Adam Krzemiñsky: Polen im 20. Jahrhundert. Ein historischer Essay, Becksche Reihe, 19,80 DM.

Giuseppe Ungaretti: Ein Menschenleben: Das verheißene Land. Italienisch/ deutsch, übersetzt von Michael von Killisch-Horn. Peter Kirchheim Verlag, München 1992, 268 Seiten, 98 DM.

Hobbywäscher

"19,50 DM" zeigt das Preisschild, und das darüber Durchgestrichene versichert dem Käufer glaubwürdig, daß das Hemd, 100 % Baumwolle, schon mal doppelt soviel gekostet hat. Fast ein Boutiquenstück. So ein Fischzug befriedigt.

Dann hängt da noch ein gefaltetes Pappkärtchen dran mit der Aufschrift "Fade out". "Franzt aus", scherzt der Hemdenauspacker mit sich selbst und liest, was wirklich dahinter steckt: "Gewebe mit Abfärbeeffekt. Die Charakteristik des Stoffes sind gewünschte Nuancen im Farbbild und in der Struktur."

"Um Ihnen viel Freude beim Tragen zu garantieren", soll das Hemd vor dem ersten Gebrauch und auch später stets separat gewaschen werden. Der Farbverlust, so die freundliche Aussicht, werde sich nach jeder Wäsche reduzieren. Das leichte Abfärben auf die Unterwäsche verliere sich nach einigen Wäschen. Na prima!

Eine besondere Empfehlung für Hobbywäscher oder sonstige Heimwerker ist nicht erkennbar. Vielleicht ist so etwas modern. Ihr Bastian

Manchmal finanzieren Schauspieler ihren eigenen Auftritt Von Helden, Huren und Hungerkünstlern: Ein Streifzug durch die Theaterszene der argentinischen Hauptstadt in Buenos Aires

BUENOS AIRES. In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires ist man sich sicher: Keine der lateinamerikanischen Städte biete eine ähnlich breite Palette an Kulturveranstaltungen wie die Metropole am Rio de la Plata. Und tatsächlich ist allein das Angebot an Theaterveranstaltungen besonders an Wochenenden geradezu erschlagend. Rund neunzig Theater haben dann ihre Tore geöffnet, und manche davon besitzen bis zu drei Spielstätten. Alles ist dabei vertreten. Neben den großen, kommerziellen Privattheatern behaupten sich die von Staat oder Stadt subventionierten Theater, und nicht zu vergessen sind die vielen privaten Truppen der Kleinkunstszene.

Wer etwas über den Geschmack des breiten Publikums wissen will, der konsultiere die regelmäßig veröffentlichten Listen mit den am meisten besuchten Stücken. Diese Messungen der Zuschauergunst, die ebenso wie das Ermitteln von Einschaltquoten im Fernsehen gewissermaßen ein argentinischer Volkssport ist, lassen keine Zweifel: Beliebt ist, was nicht weh tut. Kassenmagneten sind harmlose Komödien, aber auch heitere Stücke für die ganze Familie versprechen satte Gewinne. Genau auf derlei Heile- Welt-Dramatik haben sich die großen Privattheater spezialisiert. Ihre Eigentümer, häufig private Geschäftsleute, haben sich zum Ziel gesetzt, ihre Säle mit den bis zu 3000 Plätzen auch tatsächlich zu füllen. Ihre Methode ist simpel. Jedes Stück wird so lange erbarmungslos en suite gespielt, bis das Publikum ausbleibt. Und das kann Jahre dauern.

Findige Geschäftsleute greifen natürlich noch zu anderen gewinnsteigernden Maßnahmen. Kostendämpfend ist zum Beispiel Werbung. Besonders in den zu Theatersälen umfunktionierten Kinos ist es daher durchaus üblich, vor Beginn der Vorstellung erst einmal eine Leinwand herunterzulassen und Kinowerbung zu zeigen. Aber auch Schauspieler, die man aus Film und Fernsehen kennt, sind ein bewährtes Lockmittel. Die Fernsehlieblinge der Nation einmal hautnah miterleben zu können, ist für viele bekanntlich einen Gang ins Theater wert. Daraus will man nun noch mehr Kapital schlagen. Zu diesem Zweck haben kürzlich mehrere Theater bekannte Fernsehserien zu Dramen umfunktioniert. Auf der Grundlage der Einschaltquoten bei diesen südamerikanischen Soap-Operas haben Nimmermüde bereits eifrig errechnet, daß es für diese Stücke potentiell 15 Millionen Zuschauer gibt.

Das wäre mehr als die Hälfte der (Fernseh)-Nation! Bei diesem Coup kommen natürlich auch die Schauspieler nicht zu kurz. Bezahlt werden sie nach dem System der Gewinnbeteiligung, wobei sich die prozentuale Höhe nach der Beliebtheit der Akteure richtet. Besonders bekannte Fernsehstars können laut Schätzung rund eineinhalb Millionen Dollar pro Monat verdienen, munkelt man. Diese Spitzenverdiener des Showgeschäfts sind aber die Ausnahmen, sie gehören zu dem äußerst geringen Prozentsatz der Schauspieler in Argentinien, die überhaupt von ihrem Beruf leben können. Das können in der Regel nur diejenigen, die nicht nur auf der Bühne stehen, sondern auch bei den Fernsehsendern und den vielen Filmproduktionsstätten im Ballungsraum Buenos Aires einen Fuß in der Tür haben.

Zu diesen Schauspielern gehört auch Enrique Pinti. Seine multimediale Gegenwart kann man kaum übersehen. Er hat eine eigene Radiosendung, eine Kolumne in der Tageszeitung Clarin - und er ist der Star einer halbstündigen Fernsehsendung. Im kommerziellen Theater ist Pinti aber eine Ausnahmeerscheinung. Er hat mit politischem Theater Erfolg. Seit acht Jahren schon ist seine "Salsa Criolla" in einem Theater mit Goldverzierungen und roten Plüschsesseln zu sehen. Der Schnellredner nimmt darin Abend für Abend mit viel Witz und Ironie in Monologen, kurzen Spielszenen und Liedern die Gegenwart und Vergangenheit Argentiniens unter die Lupe, wobei er ständig die Rolle wechselt, mal als Isabella II., mal als Gaucho, dann wieder als Hippie erscheint.

Garniert wird das Ganze mit Tanzeinlagen des Balletts. Pinti pflegt mit diesem Stück ein Genre, das typisch ist für die argentinische Hauptstadt, mittlerweile aber immer seltener zu sehen ist: die sogenannte "Revista porteña". Das ist eine Art der Revue, bei der natürlich Glamour und Sex-Appeal voll entfaltet werden, aber auch sehr bissige politische Kommentare ihren festen Platz haben - eine Mischform aus Kabarett und purem Entertainment im Stile französischer Revuen, die in Deutschland vollkommen unbekannt ist. Möglicherweise bestehen in Argentinien einfach weniger Berührungsängste zwischen der sogenannten hohen und niederen Kultur. Dafür spricht auch der Umstand, daß zumindest in dem Feuilleton der durchaus ernst zu nehmenden Tageszeitung "Clarin" die Boulevardtheaterszene genauso aufmerksam beobachtet wird wie die Gralshüter des Literaturtheaters.

Die großen Privattheater sind in der Hauptstadt aber auch gar nicht zu übersehen. Mit riesigen Plakaten werben sie für ihre Stücke, und lange Publikumsschlangen auf der Straße kurz vor Einlaß in die Theater gehören zum normalen Stadtbild. Viele der Häuser, die so groß sind, daß alle Schauspieler Mikrofone benutzen, befinden sich im Zentrum auf der Straße Corrientes. Sie ist die Theatermeile, der Broadway der pulsierenden, lauten Stadt. Dort findet man auch das Stadttheater, das "San Martin". Was man dort pflegt, ist klassisches Literaturtheater. Neben russischen, französischen, englischen und amerikanischen Klassikern spielt man vor allem die eigene Literatur, deutsche Dramen spielen dagegen kaum eine Rolle. Im Gegensatz zu vielen deutschen suventionierten Häusern beschränkt man sich dort aber nicht auf die Gestaltung des eigenen Spielplans. Das Haus beherbergt eine Cinemathek, organisiert regelmäßig kostenlos Tangokonzerte in der Halle, gibt zwei Theaterzeitschriften heraus, kümmert sich um den Druck neuer Stücke und finanziert einzelne Projekte von Gruppen der freien Theaterszene.

Das Colón-Theater, das auch von der Stadt subventioniert wird, erscheint im Vergleich mit dem San Martin als musealer Prachtbau. Ausschließlich Opern und Ballettvorstellungen sind dort zu sehen, neue künstlerische Impulse gehen von dort aber nicht aus. Es ist äußerst schwer zu ermitteln, mit welchem Budget die beiden Häuser zur Zeit arbeiten müssen. Sicher ist, daß nichts sicher ist. Zwar ist es der Menem-Regierung gelungen, die Inflationsrate seit einiger Zeit sehr niedrig zu halten. Im krisengewohnten Land weiß aber keiner, wie lange diese Phase der Stabilität noch andauern wird, und in Zeiten der Hyperinflation ist ohnehin keine normale Finanzplanung mehr möglich. Aber auch jetzt schon ist die Lage nicht rosig. So kann sich das Stadttheater kein festes Ensemble mehr leisten, und noch schlechter sieht es bei den vom Staat subventionierten Theatern wie dem Cervantes aus, einem Haus, das sich vielleicht bald überhaupt keine festen Mitarbeiter mehr leisten kann.

Leere Prachtbauten hier, Gruppen ohne Räume da: Für die Ensembles der Kleinkunstszene gehört Krisenmanagement zum Alltag. Wer über ein eigenes Theater verfügt, ist schon privilegiert. Viele müssen sich erst einmal Räume für eine bestimmte Anzahl von Vorstellungen mieten. Vor einigen Jahren noch haben viele dieser kleinen Gruppen der "Off"-Szene noch nicht einmal Eintritt verlangt. Statt dessen wurde am Ende der Vorstellung ein Hut herumgegeben. Mittlerweile ist man zwar realistischer, aber Gewinne macht noch längst nicht jeder. Manch einer hat Mühe, mit den Abendeinnahmen überhaupt die Mietkosten zu decken. Schauspieler, die in die eigene Tasche greifen, um ihre Auftritte finanzieren zu können, sind daher keine Seltenheit.

Sein täglich Brot kann also kaum jemand damit verdienen, Theater ist eher etwas für Hungerkünstler. Trotzdem ist die Faszination gerade der jüngeren Generation für diesen Beruf ungebrochen. Nicht ohne Grund kursiert in der Metropole der Witz, die Stadt zähle mehr Schauspieler als Zuschauer. Das zeigt allein schon die Anzahl der florierenden "Talleres", der privaten Theaterworkshops und -seminare. Für die Schauspieler, die solche Kurse leiten, sind diese Aus- und Fortbildungsforen eine willkommene Einnahmequelle.

Sicher sind viele Kursteilnehmer, die sich anschließend auf die Bühne wagen, allenfalls "Semiprofessionelle". Dementsprechend bemüht sind auch einige der Inszenierungen, die auf den Kleinkunstbühnen zu sehen sind. Andererseits gehen gerade von den jungen Ensembles der "Off"-Szene sehr starke neue Impulse aus. Die Gruppen, welche die ausgeprägteste Experimentierfreude besitzen, haben sich in der Regel vom herkömmlichen Literaturtheater verabschiedet. Sie wollen nicht mehr nur Interpreten von vorgefertigten Dramen sein. Selbst kreativ werden, heißt bei ihnen die Devise. Einige haben sich darauf verlegt, Stücke im Kollektiv zu erstellen. Oft sind das Revuen mit Musik von Techno bis Tango, Sketchen, Tanzeinlagen. In der Regel gilt: Alles ist erlaubt, was unterhält, und je schriller, desto besser. Denn schließlich spielt man für ein sehr junges Publikum. Bei den Macocos zum Beispiel, die am Wochenende kurz vor ein Uhr mit der Vorstellung beginnen, ist das Durchschnittsalter im Publikum neunzehn Jahre. Kleine, gesellschaftskritische Spitzen finden sich in diesen Stücken sicher auch. Vor allem aber müssen sie witzig und unterhaltsam sein, muß der Schauspieler improvisieren können.

Bei anderen Künstlern der Szene geht es schon ernster zu - das sind Künstler, die sich noch radikaler vom Literaturtheater abgrenzen. Bei ihnen spielt Sprache eine ganz untergeordnete Rolle. Das ist aber auch das einzige, was diese Gruppen eint; Ansonsten sind ihre Arbeiten kaum auf einen Nenner zu bringen. Da gibt es zum Beispiel die Gruppe "Periférico de Objetos", bei denen die Akteure in einer Doppelfunktion als Schauspieler und Puppenspieler auftreten. Bei den Stücken von Alberto Felix Alberto wiederum sind die Einflüsse vom Tanztheater der Pina Bausch unübersehbar. Und die "Organización Negra" hat lange Zeit in ihren performanceartigen Stücken den Zuschauerschock zum Programm erhoben. Aber das war einmal. Gezähmt sind die zwölf jungen Männer mittlerweile im Stadttheater zu besichtigen. Nackt.

ULRIKE ETTERICH

Öko-Parteien einigen sich

PARIS, 10. Januar (AP). Die beiden führenden ökologisch ausgerichteten Parteien Frankreichs haben für die Parlamentswahl im März einen Burgfrieden geschlossen. Vertreter der Grünen und der "Generation Ecologie" vereinbarten am Wochenende, nicht gegeneinander anzutreten. Sie teilten die Wahlkreise untereinander auf und wollen jeweils nur einen Kandidaten antreten lassen. Demnach werden Bewerber der Grünen in 278 Wahlkreisen kandidieren, während Politiker der "Generation Ecologie" sich in 269 Stimmbezirken zur Wahl stellen.

Die Übereinkunft, die die Stimmen der mit den ökologischen Parteien sympathisierenden Wähler bündeln und ihnen mehr Sitze verschaffen soll, bringt die regierenden Sozialisten, denen in Prognosen eine Niederlage vorausgesagt wird, weiter in Bedrängnis. Nach jüngsten Umfragen scheint es sogar möglich, daß die Ökologen die Sozialisten bei der Zahl der Stimmen übertreffen können. Bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr, als beide Parteien gegeneinander antraten, kamen sie auf je sieben Prozent.

BERNDT SEITE, Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern (CDU), hat eine "Durchforstung" der Arbeitsämter nach ehemaligen Stasi-Mitarbeitern gefordert. In einer Presseerklärung verlangte er von der Bundesanstalt für Arbeit eine Überprüfung aller Mitarbeiter der Arbeitsämter auf offizielle oder inoffizielle Stasi-Tätigkeit. "Immer wieder gibt es Beschwerden, daß durch Stasi- Verbindungen belastete Mitarbeiter in der Arbeitsverwaltung untergekommen sind und über soziale Belange der Arbeitslosen entscheiden", meinte er. Das Ausfüllen der Selbstauskunftsbögen reiche nicht aus. Auch könne es nicht angehen, daß nur die leitenden Angestellten überprüft werden. (AP)

Antisemiten bestraft

PARIS, 10. Januar (AP). In zwei Gerichtsverfahren sind am Wochendende in Frankreich drei Straftäter wegen antisemitischer Taten verurteilt worden. Zweieinhalb Jahre Haft erhielt ein 26jähriger Obdachloser, der in einer Synagoge im lothringischen Saint-Avold Feuer gelegt hatte. Er hatte den Ermittlungsbeamten gesagt, daß er schon immer einmal eine Synagoge in Brand setzen wollte.

Ein Gericht in Aix-en-Provence verhängte kurze Gefängnisstrafen zur Bewährung sowie Geldstrafen für zwei Männer, die in Flugblättern die Existenz von Konzentrationslagern und die Judenvernichtung durch die Nationalsozialisten geleugnet hatten. Die Geldstrafen in Höhe von umgerechnet 3300 bis 6700 Mark sollen an jüdische Organisationen gezahlt werden.

Leipziger Oper wird renoviert

LEIPZIG. Das Leipziger Opernhaus ist geschlossen: Bis zum Beginn der Festwochen "300 Jahre Leipziger Oper", die vom 1. Mai bis zum 3. Juli stattfinden, wird sie für 4,5 Millionen Mark renoviert und technisch überholt. In den Kosten enthalten ist auch die umfangreiche Vorbereitung des Hauses auf die Festwochen. Äußeres und inneres Erscheinungsbild der Oper dürfen jedoch nicht verändert werden, da sie wegen ihres typischen Stils der 50er Jahre unter Denkmalschutz steht.

Das Leipziger Opernhaus wurde von 1957 bis 1960 anstelle des 1943 zerstörten Neuen Theaters errichtet. Es bietet mehr als 1600 Zuschauern Platz. Dringende technische Arbeiten sind jetzt vor allem im Bühnenbereich notwendig. Zudem wird eine neue Tonanlage eingebaut.

Eröffnet werden die Festwochen am 1. Mai mit einer Neuinszenierung von Modest Mussorgskis Oper "Boris Godunow". Regie führt der international bekannte Filmemacher Istvan Szabo. dpa

Fußball/Bundesliga .. spor inla Ahlenfelder klagt an: Funktionäre stehen guten Leistungen der Schiedsrichter im Weg - "Viele würden gerne anders pfeifen" von dpa-Korrespondent Thomas Prüfer

OBERHAUSEN (dpa). Wolf-Dieter Ahlenfelder sieht die Schiedsrichter-Szene in Deutschland auf der falschen Fährte. "Ich hätte heute keine Lust mehr, in der Bundesliga zu pfeifen, weil die Unparteiischen von oben zu sehr eingeengt werden. Sie pfeifen zu steril", urteilt der frühere FIFA-Referee aus Oberhausen, der 1988 nach 106 Erstliga-Einsätzen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) "ausgemustert" wurde. Verbandsseitige Vorgaben und diktierte Profilierungssucht haben die "Schwarzkittel" nach Ansicht des 48jährigen verunsichert, ihre Aufgabe erschwert und ihre Gesamtlage verschlechtert. "Das geht bis in den Amateurbereich hinein. Viele Kollegen haben mir gesagt, sie würden gerne anders pfeifen. Aber da sitzt ja immer einer, der sie beobachtet. Und dann kann es ihnen schnell so ergehen wie mir", klagt er gängige Praktiken an.

Der erfahrene Spielleiter, dessen Disput mit Schiedsrichter-Obmann Johannes Malka ("Unter ihm pfeife ich kein Spiel mehr") hohe Wellen schlug und zu seinem abrupten Karriereende führte, macht für diese Entwicklung das Funktionärswesen verantwortlich. "Bei uns gibt es Leute, die mit 50 oder 60 Jahren in den Früh-Ruhestand gehen und dann als Funktionär Karriere beim DFB machen. Auch dort müßte ein bestimmtes Rentenalter eingehalten und ein Unterbau geschaffen werden, damit ein frischer Wind weht", fordert er. Anspruch und Wirklichkeit klafften aber weit auseinander. "Die Leute wollen sich bis an die Schmerzgrenze profilieren. Doch ob das den Sportlern und dem Sport gut tut?", fragt Ahlenfelder, der die "dicken Seilschaften" am eigenen Leib verspürte, als ihn damals auch sein Fußball-Kreis Oberhausen/Bottrop fallen ließ und er ein Jahr nach dem Aufstieg zum Schiedsrichter des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) in der Versenkung verschwand.

Ahlenfelder stört besonders, daß viele Unparteiische heute auftreten wie "Götter in schwarz", denen Gelbe und Rote Karten zu locker sitzen. Doch er bricht auch eine Lanze für seine Zunft: "Die Kollegen müssen sich profilieren, weil ihnen der Stil vorgeschrieben wird. Die Spieler werden dabei wie unmündige Kinder behandelt. Dabei haben sie Grips im Kopf und setzen andere Umgangsformen besser um", glaubt der Pfeifen- Mann, der bei den Profi-Kickern wegen seiner Lockerheit angesehen und beliebt war. Während Malka ihm vorwarf, eigene Regeln zu haben und zu lasch durchzugreifen, ist Ahlenfelder noch heute von seinem Stil überzeugt: "Auch ein Polizist ist nur dann gut, wenn er souverän auftritt und trotzdem alles unter Kontrolle hat."

Daher vertritt der "Kugelblitz", wie er wegen seines Bäuchleins und seiner kurzen, schnellen Schritte auf dem Platz genannt wurde, im Umgang mit Verwarnungen und Feldverweisen seine eigene Philosophie. So sei der Spruch "Ich schaffe Euch gleich Freiräume, wenn Ihr so weiter macht" oft viel wirkungsvoller gewesen als prompte Strafen. Deshalb plädiert er auch dafür, Unsportlichkeiten anstelle von Bagatellen zu ahnden: "Stellt die vom Platz, die in die Knochen des Gegners hauen. Und wer den Ball wegschießt, muß ihn wieder holen."

Nach dieser Facon pfeift der gelernte Industriekaufmann auch heute noch: Für den guten Zweck bei "Oldie"-Turnieren oder Spielen der Uwe-Seeler-Traditionself. "Uns Uwe, Overath und die anderen haben mich alle mit offenen Armen aufgenommen. Ich bin mit ihnen häufig unterwegs und es macht Spaß", betont er nicht ohne Stolz. Sauer ist er dagegen über seinen unfreiwilligen Abgang vor viereinhalb Jahren, auch wenn er zugibt, daß seine Äußerungen zu weit gingen: "Ich hätte nicht mit der Brechstange vorgehen sollen, dann wäre ich wohl ein, zwei Jahre länger dabei gewesen." Achtung: dpa-Bild bietet zu diesem Beitrag ein Foto an dpa jn

Fußball/Beckenbauer/ .. spor inla ausl Beckenbauer fordert Regeländerungen: Nur noch 10 Spieler pro Team

Düsseldorf (dpa). Revolutionäre Regeländerungen im Fußball hat Franz Bekkenbauer angeregt. Der ehemalige Teamchef der deutschen Nationalmannschaft plädiert dafür, daß die Mannschaften von elf auf zehn Spieler verkleinert werden sollten. "Der Platz auf dem Rasen reicht für 22 Spieler einfach nicht mehr aus", schrieb Beckenbauer in einer Kolumne des am Freitag erschienenen "Berliner Kurier". Kraft und Athletik würden im modernen Fußballspiel immer wichtiger, die Freiräume für technisch versierte Akteure immer enger. "Hat einer den Ball, steigt ihm sofort der Gegner auf die Füße. In den Siebziger Jahren war das Spiel mehr verteilt, gab es für die Künstler unter den Fußballer mehr Platz", meinte der 103malige Nationalspieler.

"Bis zum Jahr 2 000 wird sich im Fußball einiges ändern. Teilweise ist das Regelwerk überholt, es müssen ein paar Reformen her", forderte der Münchner, der 1974 als Spieler und 1990 als Trainer den Weltmeistertitel gewann. Die Erfahrung zeige, "daß Spiele besser werden, wenn ein oder zwei 'runtergeflogen sind". Der Vorschlag, die Spielfelder zu vergrößern, sei nicht durchführbar. "Es ist doch viel einfacher, die Spielerzahl zu verringern", meinte Beckenbauer und vertrat die Ansicht, die Verringerung der Fußball-Elf auf eine "Zehn" im Jugendbereich zu testen.

Beckenbauer sprach sich für weitere weitgehende Änderungen aus. "Ein Problem ist auch das 0:0. Spiele können noch so gut sein, Tore bleiben das Wichtigste." Der Vizepräsident des FC Bayern München schlug drei Wege vor: Drei statt zwei Punkte wie in England sollte eine siegreiche Mannschaft erhalten. "Oder man schafft das Unentschieden ganz ab, die Spiele werden dann nach der regulären Spielzeit per Elfmeterschießen entschieden." Damit griff Beckenbauer eine Idee des DFB-Ligaausschußvorsitzenden Gerhard Mayer-Vorfelder, die dieser 1989 durchsetzen wollte, auf. Beckenbauers dritte Möglichkeit aus der "Torlosigkeit": "Vielleicht könnte man nur für jedes Tor einen Punkt verteilen. Da stürmt dann auch eine Mannschaft bedingungslos, die zurückliegt. Weil ein 2:3 besser ist als ein 0:3."

Den Vorschlag, Ober-Schiedsrichter, die auf der Tribüne als "Supervisor" tätig werden sollten, einzuführen, begründet Beckenbauer damit, daß umstrittene Szenen mit der Fernseh-Zeitlupe untersucht werden und die Schiedsrichter auf dem Platz dadurch Hilfestellung erhalten könnten. "Ein Spiel ist so schnell, die Spieler sind solche Schauspieler geworden, daß der Unparteiische manchmal schlicht überfordert ist", meinte Beckenbauer: "Zumal es teilweise um Millionen von Mark geht."

Die Vorstöße des Ex-Teamchefs haben eine unterschiedliche Resonanz hervorgerufen. Nationalspieler Guido Buchwald vom VfB Stuttgart bezeichnete die angeregten Reformen im "Expreß" als "durchdacht, denn unsere Fans wollen vor allem Tore sehen." Karl-Heinz Rummenigge, wie Beckenbauer Vizepräsident bei Bayern München, meinte: "An vielem, was Franz sagt, ist was dran. Mit einem Elfmeterschießen würde auch ein langweiliges Spiel noch einen dramatischen Höhepunkt bekommen." Der Oberschiedsrichter würde aber wahrscheinlich dazu führen, daß die Spiele "fürchterlich in die Länge gezogen" würden. Hingegen lehnten Karlsruhes Trainer Winfried Schäfer und Leverkusens Manager Reiner Calmund in der Umfrage des in Köln erscheinenden "Express" die Bekkenbauer-Ideen ab. "Alles Quatsch. Sollen wir in zehn Jahren nur noch Acht gegen Acht spielen und irgendwann Eins gegen Eins? Fußball heißt Elf gegen Elf, das muß so bleiben", sagte Schäfer. Schon während der Fußball-Europameisterschaft 1992 hatte bereits Stuttgarts Coach Christoph Daum für die Reduzierung der Mannschaften auf je zehn Akteure plädiert und vor allem Ablehnung hervorgerufen. dpa m

Kurz notiert

"Fernsehgärtnerin" Ilona Christen (41) wechselt vom ZDF zur privaten Konkurrenz. Bei RTL soll sie von Herbst an im Bereich "Infotainment" eingesetzt werden. "Frau Christen zählt nach Günther Jauch zu den sympathischsten Moderatoren Deutschlands", begründete der Kölner Privatsender die Verpflichtung. Der für drei Jahre geltende Exklusiv-Vertrag trat bereits am 1. Januar 1993 in Kraft. Die Saarbrückerin, die seit 1986 den "ZDF-Fernsehgarten" moderierte, war 1973 erstmals auf dem Bildschirm: als erste ARD-Ansagerin mit Brille.

KIO verklagt Torras-Manager

MADRID (dpa/rtr). Die frühere Geschäftsführung der Kuwait-Firmen in Spanien soll sich persönlich bereichert und durch Betrug den Zusammenbruch des Imperiums ausgelöst haben. Das geht aus dem Strafantrag hervor, den das Kuwait Investment Office (KIO) in Madrid gestellt hat. Dem Ex-Management werden Dokumentenfälschung, Betrug, Steuerhinterziehung und Preismanipulation vorgeworfen. Dadurch sei der Torras- Gruppe ein Schaden von "weit über 100 Milliarden Peseten" (rund 1,4 Milliarden Mark) entstanden.

Die Anzeige richtet sich gegen die KIO- Verantwortlichen Scheich Fahad al Saber und Fuad Jaffar, seinerzeit KIO-Chef in London, sowie die Spanier Javier de la Rosa, Jorge Nuñez Lasso de Vega, Narciso de Mir, Miguel Soler und Juan José Folchi. Durch ihre Machenschaften hätten sie der Gruppe Kapital entzogen und die Zahlungsunfähigkeit der Holding sowie verschiedener Beteiligungsfirmen herbeigeführt. Torras hatte im Dezember Vergleich beantragt.

Die spanische Regierung hat mit der politischen Führung Kuwaits einen geordneten Rückzug von KIO vereinbart, das künftig nur noch stille Finanzbeteiligungen halten soll. Die Kuwaitis hatten seit 1986 auf der Iberischen Halbinsel ein Firmenimperium in den Branchen Papier, Chemie, Düngemittel, Immobilien und Versicherungen mit rund 35 000 Beschäftigten aufgebaut.

ARD und ZDF in der Zuschauergunst vorn

Die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme waren 1992 nach einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg bei den Zuschauern am beliebtesten. Mit jeweils 22,7 Prozent Marktanteil ließen ARD und ZDF den privaten Veranstaltern deutlich das Nachsehen. RTL erreichte einen Marktanteil von 16,6 Prozent, auf SAT 1 entfielen 12,1 Prozent, heißt es jetzt in einer Mitteilung des ZDF in Mainz. Die Zahlen gelten für Zuschauer von sechs Jahren an in den alten Bundesländern. Aus Ostdeutschland lägen noch keine Daten vor. Im Durchschnitt saßen die Deutschen täglich 161 Minuten vor dem Fernseher.

Das ZDF konnte nach eigenen Angaben jetzt erstmals seit der Zulassung kommerzieller Fernsehprogramme im Jahre 1984 mit dem immer leicht führenden ARD-Programm gleichziehen. Bei den Zuschauern von 14 Jahren an liege die Mainzer Anstalt mit einem Marktanteil von 23,3 Prozent sogar knapp vor der ARD (23,1 Prozent) sowie RTL (16,2) und SAT 1 (12,2). dpa

Fusion von Mitropa und DSG verschoben

BERLIN (dpa). Die für Anfang dieses Jahres geplante Zusammenführung der Service-Betriebe der Reichs- und Bundesbahn findet vorerst nicht statt. Die Fusion der Mitteldeutschen Schlafwagen und Speisewagen AG (Mitropa) mit der Deutschen Service-Gesellschaft (DSG) wurde wegen fehlender Voraussetzungen verschoben. Dies geht aus den Belegschaftszeitungen der Unternehmen hervor.

Im Service-Journal der DSG ist zu lesen, neben wirtschaftlicher Stabilisierung beider Firmen seien einheitliche Leistungsverträge mit den Bahnen und darauf aufbauend ein schlüssiges Personalkonzept notwendig. Die Gesellschafter würden jedoch weiter das Ziel einer Zusammenführung verfolgen. In dem Ost- Blatt Das Tablett heißt es unter Berufung auf den Aufsichtsrat, die Sanierung der Mitropa und die Konsolidierung der DSG seien bisher nicht erreicht worden.

Der Umsatz der Mitropa, die knapp 5000 Männer und Frauen beschäftigt, lag den Angaben zufolge im September mit 291 Millionen Mark fast 15 Prozent unter Vorjahresniveau. Für 1992 werde ein Verlust von bis zu sieben Millionen Mark erwartet.

Bei der DSG mit gut 5100 Beschäftigten sei für die abgelaufene Periode ebenfalls mit einem Minus zu rechnen. Bis Oktober beliefen sich die Umsätze auf rund 480 Millionen bei einem Fehlbetrag von knapp zwei Millionen Mark.

Recht auf Auskunft übers Kind

MÜNCHEN, 10. Januar (dpa/FR). Ein Vater hat auch dann ein Recht auf Auskünfte über sein nichteheliches Kind, wenn er sich jahrelang nicht um es gekümmert hat. Das Bayerische Oberste Landesgericht in München urteilte, daß für das Auskunftsrecht das Wohl des Kindes "nicht Maßstab, sondern lediglich Grenze" sei. In dem Fall hatte ein Vater für seinen Sohn Unterhalt bezahlt, ohne Kontakt zu ihm zu haben. Beim Vormundschaftsgericht beantragte er, die Mutter auf Herausgabe von Zeugnissen, einem Lebensbericht und Fotos zu verpflichten. Der Richter lehnte ab. Ihm hatte sich der Eindruck "aufgedrängt, daß der Vater die gewünschten Maßnahmen nur deshalb verlangt, um seiner Unterhaltspflicht zu entgehen oder sie reduzieren zu können". (Az.: 1 Z BR 93/92).

Neuer Honecker-Gutachter

BERLIN, 10. Januar (dpa). Das Berliner Landgericht hat den Berliner Mediziner Professor Peter Neuhaus als weiteren Gutachter im Honecker-Prozeß bestellt. Das bestätigte der am Rudolf-Virchow- Klinikum tätige Chirurg am Wochenende. Er gilt als Spezialist für Leberchirurgie und -transplantation. Neuhaus soll nach Vorstellung des Gerichts mit seinem Gutachten dazu beitragen, die Verhandlungsfähigkeit Honeckers zu klären. Nebenklage-Anwalt Andreas Schulz begrüßte den Schritt. Dem Berliner Rundfunksender Info 101 sagte er, die Nebenklage habe mehrfach die Zulassung weiterer Gutachter beantragt.

Haftstrafe wegen Beschneidung

PARIS, 10. Januar (dpa). Eine 34jährige Frau aus Gambia, die ihre beiden Töchter nach heimatlicher Tradition in Frankreich beschneiden ließ, ist jetzt von einem Schwurgericht in Paris zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Davon wurden vier Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Es ist das erste Mal, daß eine afrikanische Mutter wegen dieses in Frankreich verbotenen Beschneidungsrituals ins Gefängnis muß. Bei der Beschneidung werden Klitoris und innere Schamlippen entfernt.

Abel-Gance-Archive versteigert

PARIS. Die Archive des französischen Filmregisseurs Abel Gance (1889-1981) werden im März im Pariser Auktionshaus Drouot versteigert werden. Insgesamt stehen mehr als vierhundert Manuskripte, Fotografien, Briefe und Erinnerungsstücke zum Verkauf, darunter die handgeschriebenen Drehbücher von den Meisterwerken "Napoleon" (1927) und "Das Rad" (1922). Auktionator Eric Buffetaux rechnet mit einer Gesamtsumme von rund vier Millionen Franc (1,2 Millionen Mark). AFP

AvD für Rücknahme des Bagatell-Erlasses

FRANKFURT A. M. Der Automobilclub von Deutschland (AvD) hat die Landesregierung aufgefordert, ihren Beschluß aufzuheben, wonach die Polizei keine Bagatellunfälle mehr aufnehmen muß. Der Erlaß könne zu Rechtsunsicherheiten führen, kritisierte der Verband in Frankfurt.

In Hessen rückt die Polizei seit Anfang des Jahres nicht mehr zur Unfallaufnahme aus, wenn Schäden unter 4000 Mark entstehen, nur eine geringfügige Ordnungswidrigkeit den Unfall verursachte oder wenn der Verkehr anschließend nicht geregelt werden muß. lhe

"LH und FAG mauern bei radioaktiver Fracht"

Ein "Versteckspiel gegenüber der Öffentlichkeit" beim Transport von radioaktivem Material hat der Energiesprecher der Grünen im Hessischen Landtag, Karl Kerschgens, der Lufthansa, der Frankfurter Flughafen AG (FAG) und den Behörden vorgeworfen. Auf eine Frage aus seiner Fraktion, welche Mengen radioaktiven Materials in den vergangenen zehn Jahren über den Frankfurter Flughafen transportiert worden seien, habe es nur eine unzureichende Antwort gegeben. Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) habe lediglich mitgeteilt, daß die Lufthansa keinen Beitrag zur Beantwortung leisten könnte.

Auch beim Luftfahrtbundesamt gebe es keine genaueren Informationen, so Kerschgens. Und die FAG habe für 1991 ohne Mengenangaben nur die Anzahl der Sendungen bekanntgegeben.

Es sei "völlig unverständlich, daß sich der hessische Umweltminister mit solchen Antworten zufriedengibt", meinte Kerschgens. lhe

Gericht befragt weitere Kinder Im münsterischen Montessori-Prozeß ist kein Ende in Sicht

MÜNSTER, 10. Januar (Reuter). In dem als Montessori-Prozeß bekannt gewordenen Verfahren wegen Kindesmißbrauchs gegen einen 33jährigen Erzieher ist vor dem Landgericht in Münster vorerst kein Ende abzusehen. Ursprünglich war das Verfahren bis Ende Januar terminiert, nun hat das Gericht zwölf neue Verhandlungstage bis Ende März festgelegt. Zunächst sollen in den kommenden, nicht- öffentlichen, Sitzungen weitere Kinder zu den Vorwürfen befragt werden. Am Freitag, dem zwölften Verhandlungstag, stellten die Anwälte der als Nebenkläger auftretenden Eltern den Antrag, weitere psychiatrische und rechtsmedizinische Gutachter zuzuziehen.

Unterdessen zieht das Verfahren weitere Kreise. Inzwischen sind fünf weitere Anklagen gegen andere Personen erhoben worden. Darüber hinaus laufen laut Angaben der Verteidigung noch "beinahe 20" Ermittlungsverfahren. Eine Ex-Kollegin des Angeklagten, gegen die ebenfalls ermittelt wird, sagte vor Gericht, sie sei massivem Telefonterror ausgesetzt worden. Eltern der Kinder hätten versucht, ihr eine neue Arbeitsstelle streitig zu machen.

Der Angeklagte, dem vorgeworfen wird, sich von 1983 bis 1991 in Montessori-Kindergärten in Borken und Coesfeld an rund 50 Kindern sexuell vergangen zu haben, bestreitet die Taten. Keiner der bislang gehörten Zeugen hatte angegeben, den Mann bei den ihm vorgeworfenen Taten gesehen zu haben. Die Aussagen bisher in nichtöffentlicher Sitzung gehörter Kinder sind nach Angaben der Nebenkläger vom Gericht nur zum Teil als glaubwürdig und damit als gerichtsverwertbar anerkannt worden.

Belgrad kritisiert EG-Bericht

BELGRAD, 10. Januar (Reuter). Als "einseitig und nicht belegt" hat das jugoslawische Parlament einen Bericht der Europäischen Gemeinschaft (EG) über Massenvergewaltigungen durch Serben in Bosnien-Herzegowina zurückgewiesen. Die EG-Kommission unter Leitung der Britin Lady Anne Warburton kommt in ihrem Bericht zu dem Ergebnis, daß die große Mehrheit der vergewaltigten Frauen zur moslemischen Volksgruppe gehört. Die Zahl der Vergewaltigungen schätzt die Kommission, die sich im Auftrag der EG-Regierungen im Dezember fünf Tage lang in Kroatien aufgehalten und dort Flüchtlinge aus Bosnien befragt hatte, auf 20 000. Die Serben setzten die Vergewaltigung als regelrechte Kriegswaffe ein. Viele der Frauen und Mädchen seien aufgrund der Vergewaltigungen gestorben.

Das Parlament in Belgrad erklärte, die EG-Kommission habe die ihr vorgelegten Berichte nicht sorgfältig geprüft. Die Berichte seien einseitig, da auch viele serbische Frauen vergewaltigt worden seien. Alle Vergewaltigungen seien zu verurteilen, unabhängig davon, welcher Nationalität Opfer und Täter seien.

Basketball

Bundesliga vom Freitag TSV Bayer 04 Leverkusen - BG Bramsche/ Osnabrück 85:65 (45:33). - Beste Werfer: Koch (22 Punkte), Johnson (16) für Leverkusen - Shields (14), Horman (11), Knost (10) für Bramsche/Osnabrück. - Zuschauer: 800.

BG Stuttgart/Ludwigsburg - SSV Ulm 78:93 (39:40). - Beste Werfer: Kujawa (29), Baker (19), Montgomery (12) für Stuttgart/Ludwigsburg - Walker (31), Laine (16), Oldham (16), Van Waden (13), Sauer (11) für Ulm. - Zuschauer: 2000.

MTV Gießen - TTL Bamberg 73:101 (37:40). - Beste Werfer: Roth (21), A. Andres (20), T. Andres (10) für Gießen - Jackel (26), Nürnberger (24), Swearengen (21) für Bamberg. - Zuschauer: 1000.

TVG Trier - Tübinger SV 80:77 (39:41). - Beste Werfer: Johnson (25), Marsh (24), Reinhardt (12) für Trier - Schomers (22), Key (19), Dietel (16), Schiano (12) für Tübingen. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).

ALBA Berlin - Brandt Hagen 98:84 (58:38). - Beste Werfer: Baeck (27), Primorac (19), U. Blab (16), Freyer (12), Mutapcic (11), Ötztürk (10) für Berlin - Dinkins (24), Fiedler (19), Risse (10), Suhr (10) für Hagen. - Zuschauer: 2200.

SG Braunschweig - SVD Dortmund 53:58 (26:32). - Beste Werfer: Miglieniks (16), Svitek (15) für Braunschweig - Mlynarski (12) für Dortmund. - Zuschauer: 1800.

Männer werden exekutiert, Frauen und Kinder als Sklaven gehalten Die Regierung führt Krieg gegen die schwarze Bevölkerung des Südens / Michael Burkhardt über die Lage in Sudan

Süd-Sudan ist nur schwer zu erreichen. Durch die Unruhegebiete Nord-Ugandas geht die Reise über staubige Pisten mit einer Vielzahl von Militär-Checkpoints nach Norden. Die Kontrollen sind gründlich und entsprechend zeitaufwendig. Gewöhnungsbedürftig sind dabei für den Europäer die jeweils vorgehaltenen und entsicherten Maschinenpistolen; eine Region, in der man sich keine Risiken erlauben kann. Dann die letzte dieser Kontrollen unmittelbar an der Grenze zum "New Sudan", wo einen ein großes Schild in der "befreiten Stadt K . . . " willkommen heißt. Man ist im von den Rebellen der SPLA (Sudanese Peoples Liberation Army) kontrollierten Gebiet.

K . . . noch vor drei Jahren ein Weiler, der mit seinen dreitausend Einwohnern auf keiner Karte zu finden war, ist durch große Flüchtlingsströme zur Stadt mit 50 000 Einwohnern geworden. Da offensichtlich auch Befreiungsbewegungen sich zunächst und vordringlich als Bürokratien manifestieren, weisen Schilder am "Liberation Square" (ein Stück kahles Buschland im Niemandsland nach Uganda) auf eine Lehmhütte, das "Immigration Office", wo Travel Permit und Paß auf das sorgfältigste geprüft und die Weiterreise ins Landesinnere genehmigt wird.

Gnadenloser Krieg

Es ist Krieg in Süd-Sudan. Es ist ein langer blutiger Krieg um das Überleben der schwarzafrikanischen christlich-animistischen Stämme des Südens gegen die arabischen radikal-fundamentalistischen Araber des Nordens. Es ist dies eine dieser afrikanischen Situationen, wo man Sklaven mit Sklavenhaltern in einem Staat zu vereinen suchte, ein weiteres gescheitertes koloniales Experiment. Es ist dies ein gnadenloser Krieg, der seit der Machtergreifung des Generals Omer Al Bashir in Khartoum 1989 als "heiliger Krieg" (Jihad) geführt wird, ein Krieg, bei dem es inzwischen nicht mehr "nur" um Dominanz, Beherrschung und "Bekehrung" geht, sondern um die Auslöschung der schwarzen Bevölkerung.

Ein Krieg auch von mehr als lokaler Bedeutung, werden doch die fundamentalistischen Musterschüler in Khartoum nachhaltig von Bagdad und Teheran aufgerüstet, um die grüne Flagge des Propheten weiter nach Süden ins christlich- animistische Schwarzafrika zu tragen, was wiederum in den direkten Nachbarländern und hier speziell in Uganda größte Besorgnisse auslöst. Ohnehin haben die Nachbarn Kenia und Uganda bereits Hunderttausende sudanesischer Flüchtlinge aufgenommen, was für die eigenen angeschlagenen Ökonomien eine erhebliche Belastung darstellt.

Gegenwärtig sind wahrscheinlich mehr als 4 Millionen Menschen in Sudan Kriegsflüchtlinge, Hunderttausende sind akut von Hunger und Krankheit bedroht. Die wenigen, die es in oft wochenlangen Fußmärschen durch den dichten Busch ohne Nahrung und Trinkwasser aus ihren zur Kampfzone gewordenen Dörfern oder Städten zu den von internationalen Hilfswerken eilends errichteten Lagern und feeding-centres schaffen, sind extrem unterernährt und anfällig für Krankheiten. Die Todesrate in den Lagern entspricht dem, was die Weltöffentlichkeit in Somalia nicht ertragen konnte. Im Lager W. beispielsweise sterben derzeit täglich 50 Menschen, hauptsächlich Kinder, an Hunger, Auszehrung, Durchfällen, Tuberkulose und Meningitis. Dreihunderttausend Zivilisten werden in der von Truppen Khartoums eroberten Hauptstadt in Süd-Sudan, Juba, seit Monaten als Geiseln und menschliche Schutzschilde festgehalten.

Nachdem alle Ausländer - man will keine Zeugen haben - die Stadt verlassen mußten, ist man auf Berichte der wenigen angewiesen, denen die Flucht in die SPLA-Gebiete gelingt. Diese Zeugen berichten übereinstimmend von unvorstellbaren Greueltaten gegen die Zivilbevölkerung, Massenexekutionen, Vergewaltigungen, Hunger und Krankheit. Bekannt geworden ist auch die Folterung und Exekution von sudanesischen Mitarbeitern der Europäischen Gemeinschaft und der amerikanischen Regierung (US- AID).

Der Zugang zu Nahrung ist in diesem Krieg Waffe gegen die Zivilbevölkerung wie gegen die Verbände der SPLA. So sind alleine im März 1992 Tausende verhungert, weil die Regierung in Khartoum kategorisch die Genehmigung von Hilfsflügen der Vereinten Nationen verweigerte. Eine weitere Erfahrung der in der Region tätigen Hilfsorganisationen ist ebenfalls niederschmetternd: Wird um Fluggenehmigung für einen bestimmten Ort gebeten, weil sich dort in großer Zahl Flüchtlinge aufhalten, werden diese Orte umgehend von der sudanesischen Luftwaffe bombardiert (dies ist der Grund, warum in diesem Artikel keine Ortsangaben erscheinen können). Die Bombardierungen finden statt - um es ganz ausdrücklich zu sagen -, gerade weil es sich hier um Ziele mit hilflosen Flüchtlingsmassen handelt, militärischen Wert haben diese Ziele nicht. Die Zivilbevölkerung soll terrorisiert und die internationalen Hilfswerke sollen abgeschreckt werden.

Der zu trauriger Berühmtheit gekommene Begriff der "ethnischen Säuberung" wird derzeit in Sudan mit aller Konsequenz gegen die schwarzafrikanische Zivilbevölkerung angewandt. In den Nuba- Bergen, in Kordofan und im eigentlichen Süd-Sudan werden von regulären Truppen und von Milizen im Solde Khartoums ganze Landstriche von ihren Bewohnern "gesäubert". Männer, deren man habhaft wird, werden exekutiert; Frauen und Kinder als Sklaven in den Norden getrieben.

Hunger und Seuchen

Mit der Einführung des islamischen Rechts (Sharia) 1991 für ganz Sudan ist nun auch formal der christliche Süden "Rechts-"praktiken wie Kreuzigung, Auspeitschen, Steinigung und Amputation ausgesetzt. Dies sind Strafen, die nach allen internationalen Übereinkommen zu Menschenrechten und gegen Folter (von Khartoum ratifiziert) verboten sind, jedoch umfänglich praktiziert werden. Gerade von den starken Süd-Sudanesischen Kirchen unter der Führung des Bischofs von Yei, Seme, wird die Sharia-Politik Khartoums als Haupthindernis auf dem Weg zur Selbstbestimmung der Menschen des Südens (im Sinne der Charta der Menschenrechte) gesehen.

Täglich sterben heute in Sudan Tausende an Hunger, Seuchen infolge direkten Kriegsterrors gegen Zivilisten. Mit dem Einsetzen der Trockenzeit im Dezember kündigt Khartoum eine neue und entscheidende letzte Offensive an. Eine Offensive, die darauf gerichtet ist, die Zivilbevölkerung in Süd-Sudan in den von der SPLA kontrollierten Gebieten von der Versorgung mit Nahrungsmitteln (aus den Nachbarländern Uganda und Kenia) und Medikamenten abzuschneiden und gleichzeitig eine Massenflucht in die Nachbarländer zu verhindern.

Was dieses Szenarium dann in Kürze bedeuten könnte, faßt der amerikanische Botschafter in Uganda, Carson, in zwei Worten zusammen, "a bloodbath". Ein Massaker steht hier bevor, das wohl auch für "afrikanische Verhältnisse schreckliche Dimensionen erreichen wird, wenn, ja wenn der Westen nicht noch im buchstäblich letzten Moment interveniert, was bilateral auf zwischenstaatlicher Ebene wie auch im Rahmen der UN geschehen könnte. Die Chancen hierfür sind wohl nicht gut. Sudan ist terra incognita für die Medien. Wie wir in Somalia und dem ehemaligen Jugoslawien sehen, kann die Weltgemeinschaft mit Hilfe der Medien mobilisiert werden - nur, die Reise nach Süd-Sudan ist eben langwierig, anstrengend und gefährlich. Zudem hat sich bereits in der Vergangenheit mehrfach erwiesen, daß die Regierung in Khartoum sich von der "Weltmeinung" oder von UN- Resolutionen in keiner Weise beeindrukken läßt.

Was also bleibt, ist das "Machbare": Eine eindeutige Resolution des Weltsicherheitsrates, auf deren Basis beispielsweise dem Bombardement der Zivilbevölkerung und der Hilfswerke durch die Errichtung einer "No-fly-zone" über Süd- Sudan Einhalt geboten werden könnte und auf deren Basis die Konfliktparteien wieder an den Verhandlungstisch "genötigt" werden könnten. Vor allem aber geht es momentan darum, daß die Weltgemeinschaft erkennt, welches Massensterben sich hier anbahnt, wenn es nicht gelingt, den kirchlichen und privaten Hilfswerken sowie den Vereinten Nationen dauerhaft den Zugang zu den Hungernden zu sichern.

Nur in diesem Zusammenhang erklärt sich die zweifache Forderung aller in Süd-Sudan tätigen Hilfswerke nach der Herstellung von "sicheren Zonen" für die Zivilbevölkerung sowie die Einrichtung von "sicheren Korridoren" zur Versorgung dieser Bevölkerung. Ein Appell, der sich sowohl an die SPLA, die wiederum in widerstreitende Fraktionen aufgespalten ist, wie an die Adresse Khartoums richtet. Gelingt dies nicht, so wird vielleicht schon in einem Monat das neugeborene Kind im ländlichen Krankenhaus von W . . . verhungert oder verbrannt sein, es wird 4 Wochen gelebt haben und so spurlos verschwinden wie es gekommen ist, und so wie diesem Kind wird es Hunderttausenden ergehen, ohne daß wir es auch nur bemerken werden.

Flüchtlinge im eigenen Land

Süd-Sudan ist nur schwer zu erreichen, aber dem, der heute durch die "befreiten Gebiete" reist, erschließt sich allerorten, daß die ansässige Bevölkerung in diesem an natürlichen Reichtümern so gesegneten Gebiet von ungeheurem Selbsthilfewillen beseelt ist. Da werden in den Dörfern Ernten eingebracht, die die ansässige Bevölkerung (nicht jedoch die Flüchtlingsmassen) gut ernähren, so gut, daß in dieser geldlosen Ökonomie mit den landwirtschaftlichen Überschüssen die Bauern noch lebensnotwendige Dinge wie Salz oder Seife eintauschen. Da gibt es - sehr einfach zwar und die einfachsten Dinge fehlen oft noch - funktionierende Schulen und Gesundheitsstationen, es haben sich in den Dörfern bäuerliche Kooperativen und Selbsthilfegruppen von Frauen gebildet (was im islamischen Norden völlig undenkbar wäre), da werden Feste gefeiert und Kinder geboren.

Schließlich beeindruckt den Besucher aus Deutschland die ungeheure Bereitschaft zum Teilen und Zusammenrücken für die, die im Krieg alles verloren haben und zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden sind. Nicht zuletzt erklärt der ausgeprägte Wille zur Selbsthilfe, daß die überwiegende Zahl derer, die vertrieben wurden, im eigenen Land geblieben sind, anstatt in die Tristesse und das Elend der Flüchtlingslager der Nachbarländer auszuweichen. Aber es spricht nun einmal alles dafür, daß sich wohl in naher Zukunft die, die diese Lager noch erreichen können, zu den Glücklichen zählen werden, und dann wird all das, was in kleinsten Schritten in einem der ärmsten Länder dieser Welt aufgebaut wurde, buchstäblich wieder "ruiniert" sein, und wir werden es entweder nicht oder nur beiläufig erfahren.

Die Notgemeinschaft Usa bemüht sich erfolgreich um die Wiederbelebung des Flüßchens Bachforelle fühlt

sich schon zu Hause

Im unteren Bereich gibt es noch einige Probleme Von Monika Kappus

WETTERAUKREIS. "Ein Großziel ist erreicht", beurteilt Klaus Müller die Bemühungen der Notgemeinschaft Usa (NGU), den Fluß nach dem großen Fischsterben von 1987 zu "revitalisieren". Der Mann vom Angelverein Ober-Mörlen, der gleichzeitig Sprecher der NGU ist, betont aber gleich, daß er nur für die "Gewässerstrecke" bei Ober-Mörlen sprechen könne. Dort seien mit Gründlingen, Groppen, Elritzen und Bachschmerlen vier Kleinfischarten erfolgreich angesiedelt worden. Auch Bachkrebse und Bachforellen tummeln sich in der oberen Usa. Mit der Wassergüteklasse von 1,8 zwischen "eins gleich völlig unbelastet und zwei gleich mäßig belastet können wir mit den Verhältnissen, die man hier antrifft, zufrieden sein", meint Müller.

Nicht so positiv fällt die Bilanz des zweiten Sprechers der Notgemeinschaft aus. Wilhelm Hedrich vom Angelsportverein Bad Nauheim: "Im unteren Bereich der Usa liegt noch einiges im Argen. Das darf noch besser werden." Er weiß von einigen Rückschlägen in Bad Nauheim zu berichten. Das "große Fischsterben" von drei bis vier Zentnern Weißfischen und Döbeln durch eine "von Unbekannten" verursachte Wasserverunreinigung, ausgehend vom Eleonorenring 1991, nennt er zuerst. 1990 sei ein Ölabscheider einer Tankstelle nicht rechtzeitig gereinigt worden und im Herbst des gleichen Jahres mehrfach Farbe in die Usa eingeleitet worden. Ein großes Fischsterben sei in beiden Fällen nicht aufgefallen. "Kleintiere gehen bei sowas aber bestimmt kaputt", sagt Hedrich. Ein Dauerproblem stelle die Wohnsiedlung der US-Soldaten dar. Abwasserkanäle seien dort "wahrscheinlich" an die Oberflächenwasserleitung angeschlossen, so daß die Kloake direkt in die Usa fließe. Eine Klärung sei nicht in Sicht. Hingegen habe die Stadt Bad Nauheim in den vergangenen beiden Jahren ihr Kanalsystem per Sonde überprüft, um ungeklärte Einleitungen ausfindig zu machen. Mängel seien mit der Kartierung behoben worden oder "werden kurzfristig behoben", so Hedrich.

Als weiteres Problemfeld nannte er auch das neue Industriegebiet in Friedberg. Von Waschplätzen einiger Fuhrparks gelange Schmutzwasser über Nebenbäche in die Usa. Ein "Leichtflüssigkeitsabscheider" soll für Abhilfe sorgen.

Obwohl die Wasserqualität mit Stufe zwei bis drei (Hedrich: "mäßig gut") in der unteren Usa gegenüber dem oberen Bereich deutlich abfällt, sichteten die Nothelfer dort bereits das empfindliche Bachneunauge. Das würde Müller gern in der oberen Usa wieder heimisch machen, beurteilt die Chancen dafür aber als nicht besonders gut. Dafür tummeln sich um Ober-Mörlen herum inzwischen wieder Bachkrebse. Sie wurden hier eingesetzt. Müller hofft, daß sie nun laichen und Jungkrebse auftauchen.

Annähernd 30 000 Mark hat die NGU seit ihrem Zusammenschluß 1987 in die Hegemaßnahmen gepumpt. Damals war die Usa durch die Einleitung hochgiftiger Laugen biologisch abgestorben. Mit kleinen Satzfischen aus Zuchtanlagen machte sich die Notgmeinschaft daran, das Flüßchen wieder mit Arten zu beleben, die dort vor dem verheerenden Fischsterben heimisch waren. Erst kürzlich wurden wieder 600 bis 700 Groppen bei Bad Nauheim und Friedberg eingesetzt. Der Fisch des Jahres 1989 bevorzugt laut Müller klare, kühle und schnellfließende Bäche der Forellenregion wie die Usa. Sie seien als Nährfische für Forellen, Eisvögel und Graureiher ein wichtiges Glied in der Nahrungskette am Gewässer.

Müllers besonderes Anliegen: Er will die Flußmuschel als "Kleinkläranlage" wieder in der Usa ansiedeln. Obwohl kaum faustgroß, filtere sie in kürzester Zeit 60 bis 70 Liter Wasser, um daraus ihre Nahrung aufzunehmen. Gleichzeitig reinige sie dabei das Wasser von Schmutzpartikeln.

Fest steht für Müller, daß die NGU ihrem im Hegeplan fixierten Hauptziel, der Revitalisierung der Usa, mit dem vorjährigen Elritzen-, Groppen und Krebsbesatz ein Stück näher gekommen sei. Aber: "Es wird noch weitere Jahre gemeinsamer Anstrengung bedürfen, bis die Usa wieder ihren ursprünglichen Fisch- und Krebsartenbestand erhält."

Lämmerhirt leistet morgen "Akkordarbeit"

KELKHEIM. Wenn der "Gitarren-Guru" kommt, wird der Jazzkeller zu klein: Werner Lämmerhirt, in den 70er Jahren als Gitarrist des Liedermachers Hannes Wader bekannt geworden, spielt deshalb am Dienstag, 12. Januar, von 20.30 Uhr an im Rathaus. "Akkordarbeit" heißt sein neues Programm.

Lämmerhirt ist der Inbegriff eines "Self-made-Gitarristen" und gilt als Vorbild einer ganzen Generation von Folk- Fans. Das Kelkheimer Publikum hat ihn gewissermaßen von Anfang an begleitet. Bereits in den 70er und 80er Jahren trat der Entertainer, der von sich sagt, kein "gleichgültiger Routinier" zu sein, im Jazzkeller auf. Karten gibt es für elf oder ermäßigt acht Mark im Vorverkauf bei der Buchhandlung Pabst. An der Abendkasse ist's zwei Mark teurer. ana

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hofheim. "Zwiebeln und Butterplätzchen", Lustspiel, Stadthalle, 20 Uhr.

Kelkheim. Werner Lämmerhirt "Akkordarbeit", Rathaus Kelkheim, 20.30 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Die Schöne und das Biest (20 Uhr).

Flörsheim. Flörsheimer Keller: Abend des guten Films "König der Fischer", 19.30 Uhr.

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Jeremy Irons - Kafka (20.15 Uhr).

Hochheim. Kino Schaulust im Hochheimer Hof - Altstadtzentrum: My Girl - Meine erste Liebe (15.30 Uhr); Schtonk! (20 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).

Kino 3: Kevin - Allein in New York (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Birdy (17.30, 20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Schöne und das Biest (17.30); Sister Act (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).

Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e. V., zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 31. 1.).

Vorträge / Kurse Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 18 bis 22 Uhr.

Mütterzentrum Hofheim / Familientreff: Einführung in die Körpersprache, Jugendraum der Johannes-Gemeinde, Kurhausstraße 24, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Farb-Dia-Vortrag von Horst Liebelt: Bali - Insel der Götter und Dämonen, Rossertschule Ruppertshain, Robert-Koch-Straße, 19.30 Uhr.

Offene Treffs

Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Offener Frühstückstreff, St.-Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Mütterzentrumsfrauen aus Hofheim und Hattersheim besuchen Mamma mia, 10 bis 11.30 Uhr.

Vereine / Organisationen

Hochheim. Kolpingfamilie: Die Weine der letzten Jahre, gemütliches Treffen mit Weinprobe, Vereinshaus Wilhelmstraße, 20 Uhr.

Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr; Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.

Senioren

Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Lichtbildervortrag "Florenz - Wiege der Renaissance", Stiftstheater, 18.30 Uhr.

Flörsheim. Seniorenkreis St. Gallus: Gemütliches Beisammensein im Pfarrgemeindezentrum, 15 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Kegeln, 14.15 Uhr, Keglerklause; Senioren-Café, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche

Eschborn. Vorlesestunde "Helle fängt sich einen Opa", Stadtbücherei, Rathausplatz 20, 16 Uhr.

Kindertheater "Zirkus Don Balli in Nöten" mit dem Wiesbadener Tourneetheater, Stadthalle, 10 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Gemeinsame Sprechstunde von LVA und BfA, Rathaus, Sitzungszimmer 1. Stock, 16 bis 17.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Robert Kreis "Alles weg'n de Leut, 20 Uhr.

Jahrhunderthalle: Konzert der Violinistin Midori mit dem Orchestre National de France unter Charles Dutoit, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Gas Food Lodging (20.30 Uhr), Emmerich- Josef-Straße 46 a.

Ausstellungen Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, Pfarrheim, Schleifergasse 2, 20 Uhr.

DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. BUND: Treffen, katholisches Pfarrheim, Schleifergasse 2, 19.30 Uhr.

Unterliederbach.Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.

Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunderweg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorengymnastik, 15 bis 17 Uhr, Wartburgstraße 1.

WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Endstation Sehnsucht, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Wiesbadener Lehrerkabarett "Ich liebe meinen Beruf", 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die Schöne und das Biest (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Bitter Moon (14, 17, 20 Uhr).

Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).

Gamma: Candyman's Fluch (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: John F. Kennedy - Tatort Dallas (16, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Homo Faber (17, 19.45, 22.30 Uhr).

Archivkino Caligari, Am Markt / Herrnmühlgasse: Don Blech und der goldene Junker (15.30 Uhr); Das ist nichts für kleine Mädchen (19.30 Uhr); Victor und Victoria (21.30 Uhr). Ausstellungen Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Eddie Constantine "Architekturmodelle", Eröffnung 18 Uhr.

Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).

Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30 Uhr (bis 29. 1.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 19 Uhr (bis 5. 2.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 20 Uhr. Kurse / Vorträge "Die große buddhistische Idee - Der historische Buddha (560 bis 480 v. Chr.)", Vortragsreihe von Dr. jur. Hans Friedrich Braun, Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42, 19.45 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.

Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Senioren Gedächtnis- und Konzentrationstraining für ältere Menschen, Seminar im Rahmen der "Akademie für Ältere", von Dr. Agnes Viest-Schmidt, Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42, 9.15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Sister Act (17.15 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (17 Uhr); Ihr größter Coup (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Kevin allein in New York (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Kevin allein in New York (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Kevin allein in New York (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Schöne und das Biest (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (17.30 u. 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Öffnungszeiten des Geologischen Zentrums Taunus-Wetterau, Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: 9 bis 11 und 16 bis 18 Uhr.

Königstein. Luxemburger Schloß: Bilder des Schweizer Malers Jan-Peter Fluck im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr. Seminare Bad Homburg. AOK-Seminar für Arbeitgeber und Steuerberater, Bürgerhaus Kirdorf, Stedter Weg 40, 16 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. SPD-Sprechstunde mit Beate Fleige, Stadthaus, Fraktionsgeschäftszimmer, 11 bis 12 Uhr.

FHW: Mitgliederversammlung, Gaststätte "Zum alten Schlachthof", 19.30 Uhr.

Oberursel. Bürgersprechstunde der CDU mit Hans Dieckmann, Rathaus Oberursel, 17 bis 18 Uhr, Tel. 50 22 28.

Königstein. Sitzung des Ortsbeirates Mammolshain, Dorfgem.-Haus, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU), Umweltbüro, Louisenstr. 23, 10 bis 14 Uhr, Tel. 2 09 65.

Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Audenstr. 8, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.

Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.

Kronberg. Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Vereine Bad Homburg. Mapendo-Initiative Eine Welt e.V.: MitarbeiterInnen-Treffen, Dorotheenstr. 9, 20 Uhr.

Oberursel. Marinekameradschaft: Informationsabend zum Erwerb von Sportbootführerschein, Segelschein und Sporthochseeschifferzeugnis, Heim der Marinekameradschaft, 20 Uhr.

Schwimm-Club: Anmeldung zu sämtlichen Kursen im Clubhaus, 18 bis 19 Uhr.

Deutscher Frauenring: Englisch mit B. Klöckner, Ferd.-Balzer-Haus, Schulstr., 9 bis 10.30 Uhr; Deutsche Konversation für Ausländerinnen, Ferd.-Balzer-Haus, 11 bis 13 Uhr.

Steinbach. Vorstandssitzung des Gesangvereins im Kolleg des Bürgerhauses, 20 Uhr.

Königstein. Weight-Watchers: Gruppenabend, Uhrenschule, 19 Uhr.

Behindertensportgemeinschaft: Übungsabend in der Turnhalle der Taunusschule, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanzen und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. 1. Sitzung des Gesprächskreises "Literatur-Geschichte- Kunst", Vereinszentrum Alte Schule, 15.30 Uhr.

Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalerei, 10 bis 13 Uhr.

Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz 19.30 bis 22 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Seniorentagesstätte, Hospitalstr. 9: Bastelnachmittag 14 bis 16 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Gymnastik am Tisch, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.

Steinbach. Kindertreff im Jugendhaus, 15 bis 18 Uhr. Weihnachtsbaumabfuhr Friedrichsdorf. In allen vier Stadteilen, bis 7 Uhr.

Wehrheim. Ortsteil Wehrheim, ab 8 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km.

Volkstanz für alle in Dornholzhausen, Haus Luise, Saarstr. 3, Gymnastikraum, 15 bis 16 Uhr.

Königstein. Treffpunkt zum Stadtrundgang an der Kurverwaltung, 14.30 Uhr.

Land gibt Geld für die Sozialstationen 18 900 Mark nach Bad Soden

MAIN-TAUNUS-KREIS. Zuschüsse hat das Wiesbadener Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit nochmals aus dem Nachtragshaushalt 1992 für Sozialstationen und mobile soziale Dienste gewährt: Im Kreis profitiert davon die kirchliche Arbeitsgemeinschaft für diakonische Dienste in Schwalbach und Eschborn, die 12 600 Mark aus dem Landestopf erhält. Dieselbe Summe gibt es für den sozialen therapeutischen Drehpunkt in Hofheim.

Die Ökumenische Diakoniestation in Bad Soden wird mit 18 900 Mark gefördert, und die Stationen in Hattersheim und Kriftel erhalten 6300 Mark. ana

PSAG tagt und wählt neues Sprechergremium

KREIS GROSS-GERAU. Zur Jahreshauptversammlung kommt die kreisweite Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Groß- Gerau (PSAG) am Dienstag, 12. Januar, 19.30 Uhr, im AOK-Gebäude Groß-Gerau zusammen. Auf der Tagesordnung stehender Rückblick auf 1992 und die Programmabsprache für 1993. Außerdem wird ein Sprechergremium gewählt. Dem gehören derzeit Angelika Adams, Gustav Brudy, Gabriela Endrich, Bettina Scholtz und Ulrich Zbrzezny an. cas

Konkurrenzen und Machtkämpfe innerhalb von Gesellschaften und zwischen Staaten müssen nicht naturgesetzlich zu Kriegen führen. Geleitet von dieser Maxime, trugen zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fakultäten auf Anregung der Forschungsstelle "Kommunikation zur Förderung der Friedensfähigkeit" an der Hochschule der Künste in Berlin während einer Vorlesungsreihe mit dem Titel "Erkenntnisse des Krieges" ihre Forschungsergebnisse vor. Der Aufbau Taschenbuch Verlag hat die Beiträge in dem Band "Der Krieg - Ein Kulturphänomen" (Hrsg. Peter Krasemann) versammelt. Wir dokumentieren in gekürzter Fassung den Beitrag Peter Krasemanns "Strafen als Prinzip - Ursache gewalttätiger Konfliktbearbeitung?". Der Autor ist Diplom-Politologe und Diplom-Volkswirt sowie Mitarbeiter der Forschungsstelle "Kommunikation zur Förderung der Friedensfähigkeit".

Lichterketten in Korbach und Zwingenberg

ZWINGENBERG. Mit einer Lichterkette wollen die Bürger der Stadt Zwingenberg (Kreis Bergstraße) am kommenden Samstag ab 16 Uhr auf dem Marktplatz "ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus, Gewalt und Intoleranz setzen".

Zu der Kundgebung haben der Magistrat, alle vier im Parlament vertretenen Parteien, die Pfarrer der evangelischen und katholischen Gemeinde sowie der örtliche Arbeitskreis für Asylbewerber aufgerufen.

Ein Faltblatt, das von einem Privatmann entworfen wurde und dessen Inhalt die Stadt begrüßt, soll allen Haushalten der rund 6000 Einwohner zählenden Stadt zugehen. Darin werden die gängigsten Vorurteile gegen Asylbewerber anhand von vielen Zahlen und Fakten widerlegt.

In der Broschüre werden die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgefordert, zu Hause, bei Nachbarn, Freunden, in Vereinen und am Arbeitsplatz für eine tolerante und die Menschenwürde achtende Gesellschaft einzutreten.

CDU debattiert ihr Kommunalwahlprogramm

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zur Beratung und Verabschiedung des Programms für die Kommunalwahl treffen sich die Mitglieder des CDU-Stadtverbandes am Donnerstag, 14. Januar, 20 Uhr, im Gesellschaftssaal des Mörfelder Bürgerhauses. Im Anschluß an die Programmdebatte wird Rudi Haselbach, seit Dezember Mitglied der CDU-Landtagsfraktion, seine Wiesbadener Aufgaben vorstellen und künftige Vorhaben benennen. wal

Zwei neue Naturschutzgebiete Regierungspräsidium weist Teichwiesen und Datterbruch aus

KREIS GROSS-GERAU. Zwei neue Naturschutzgebiete wurden im Kreisgebiet ausgewiesen: die etwa 96 Hektar großen "Dornheim-Wallerstädter Teichwiesen" und der rund 25 Hektar große "Datterbruch von Dornheim". Das teilte die Pressestelle des Regierungspräsidiums mit.

Auch in den neuen Naturschutzgebieten sind alle Maßnahmen untersagt, die zu einer Zerstörung oder auch nur Einschränkung der Schutzgebiete führen können. Beispielsweise ist verboten, Gewässer zu verändern, Pflanzen zu beschädigen, wildlebenden Tieren nachzustellen und Wege zu verlassen. Wer Hunde frei laufen läßt, muß mit Bußgeld rechnen.

Die "Teichwiesen" liegen westlich von Dornheim zwischen Wallerstädten und Leeheim. Ziel ist es nach Auskunft des Regierungspräsidiums, im Naturraum nördliche Oberrheinniederung die weiträumige Kulturlandschaft in einer ehemaligen Altrheinschlinge zu erhalten und dort vorkommende seltene Tiere und Pflanzen zu sichern. Pflegemaßnehmen sollen die Biotopgestaltung fördern, deshalb werde die Umwandlung von Acker- in Grünland angestrebt.

Das gelte auch für den "Datterbruch", der westlich der B 44 zwischen Dornheim und Wolfskehlen liegt. In diesem Abschnitt der Altneckarschlingen mit seinen Wiesenflächen und Röhrichten finde man bestandsbedrohte Tier- und Pflanzenarten, die es zu schützen gelte. Für das Biotopverbundsystem des Raumes stelle dieses Gebiet einen wichtigen Abschnitt dar. cas

Zum 100jährigen Vereinsjubiläum hat sich der 1. FC Hanau 93 eine ganze Reihe prominenter Gegner eingeladen Die Fußball-Gala soll an alte Glanzzeiten der Hanauer erinnern Termin-Überschneidung mit Oberliga-Turnier in Frankfurt-Höchst / Die Kapazität der August-Schärttner-Halle wurde erhöht

17 000 Mark Preisgelder, zirka 5500 bis 6000 Zuschauer, 45 Mark Eintritt für den besten Sitzplatz (80 Mark für die Dauerkarte) - die für den heutigen Bezirksoberligisten 1. Hanauer FC 1893 atypischen Zahlen belegen, daß die große Hallenfußball-Gala am 23./24. Januar 1993 etwas Besonderes ist. Kein Wunder: Schließlich wird der Verein in diesem Jahr 100 Jahre alt. Und dies hat kein anderer in Hessen vorzuweisen. Der Traum von der Rückkehr zum großen Fußball konnte in der Main-Kinzig-Kreis-Metropole auf dem Feld bis zu diesem Jubiläum nicht verwirklicht werden. Nicht einmal der Sprung in die Landesliga ist gelungen und kann nach Lage der Dinge auch in dieser Saison nicht mehr vollzogen werden. Die Fußball-Gala soll an glorreiche Tage beim früheren Zweit- (Bundes-)Ligisten erinnern. Die Gegner heißen dann nicht Ober-Seemen, Lämmerspiel oder Windecken, sondern Bremen, Dresden oder Berlin.

Der Jubilar 1. Hanauer FC 93 will nach der Auslosung im Brüder-Grimm-Hotel gegen die Bundesligisten Dynamo Dresden und SV Werder Bremen sowie gegen den Berliner Oberliga-Vertreter Türkyemspor (höchstrangiger türkischer Verein in Deutschland) einigermaßen ungerupft über die Runden kommen. In der Gruppe B treffen die dänische Ausnahme-Mannschaft FC Kopenhagen, Eintracht Frankfurt sowie die beiden hessischen Landesligisten SV Bernbach und FC Bayern Alzenau zusammen. Nicht nur der Vergleich zweier europäischer Spitzen-Teams, sondern auch das brisante Nachbarschafts-Treffen Bernbach gegen Alzenau birgt in der zweiten Gruppe einen höheren Anreiz.

Die Turnier-Eröffnung am 23. Januar (Samstag) führt Dresden und Bremen (12.45 Uhr) zusammen. Anschließend folgt bereits das Spiel der Turnier-Favoriten FC Kopenhagen und Eintracht Frankfurt, bevor der Gastgeber Hanau 93 gegen Türkyemspor (13.39 Uhr) seine Chance suchen will. Bernbach und Alzenau beschließen um 14.06 Uhr den ersten Block am Samstag, dem nach einer Pause vier weitere Begegnungen (siehe Spielplan) folgen. Am Sonntag (24. Januar) sollen die Gruppenspiele um 12.30 Uhr fortgesetzt und 14.10 Uhr beendet werden. Die Halbfinals steigen ab 15.05 Uhr, das Finale ist gegen 16.56 Uhr terminiert.

Joachim Hassler, Organisator dieser Veranstaltung, bedauert die Terminüberschneidung mit dem Oberliga-Masters in Frankfurt-Höchst: "Wir hatten keine andere Wahl, denn Eintracht Frankfurt war nur an diesem Wochenende zu bekommen", erläuterte er im Rahmen der Auslosung. Das Bedauern über die Nicht-Nominierung zum Bundesliga-Masters hielt sich in Grenzen, zumal das Hanauer Turnier offenbar gut vermarktet werden konnte, Fernseh-Übertragungen in größerem Umfang gesichert sind. Der Dauerkarten-Vorverkauf soll am 16. Januar abgeschlossen, der generelle Vorverkauf ab 18. Januar in der Schärttner-Halle erfolgen.

Die Kapazität der Halle wurde auf rund 3800 Plätze erhöht. Die Hanauer hoffen auf insgesamt bis zu 6000 Fans. Für die Stehplätze sind übrigens 20 Mark (Einzel-Ticket) beziehungsweise 35 Mark (Dauerkarte) fällig. Die Polizei glaubt, das Parkplatz-Problem im Griff zu haben. In einem Restaurations-Zelt soll den Fans mehr als nur heiße Würstchen und Bier serviert werden.

"Die Auslosung ist für uns gut gelaufen, Alzenau ist das schwerste Spiel für uns", freute sich Bernbachs neuer Trainer Karl Schaffrath. Da er keine Verletzungsprobleme oder ähnliches, aber einen exzellenten Hallen-Spieler wie Albert Repp hat, rechnet er damit, auch gegen Eintracht Frankfurt gewappnet zu sein.

"Wir haben die etwas schwerere Gruppe erwischt", meinte hingegen Alzenaus Spieler-Trainer Hans-Peter Knecht, der ebenfalls aus dem Vollen schöpfen kann. "Jeder von uns ist heiß auf dieses Turnier", fiebert er diesem Hallen-Spektakel entgegen. "Wir sind die klassentiefste Mannschaft. Unsere leichteste Aufgabe ist diejenige gegen Werder Bremen", spielte Hanaus Trainer Willi Kern offenbar auf "Pannen-Olli" (Oliver Reck, Anm. d. Red.) im Werder-Tor an. Wir trainieren ab 12. Januar und betrachten die Hanauer Stadtmeisterschaften (16./17.Januar) an gleicher Stelle als Generalprobe", hofft er die richtige Mischung gegen diese hochkarätigen Gegner zu finden.

"Diese Turnier-Gala bedeutet auch eine Hilfe für Hanau 93, denn es wird immer schwerer, einen Verein im Amateurbereich zu erhalten", fügte HFC-Vorsitzender Heinz Arnold ein. Es soll auch eine Hilfe für krebskranke Kinder in Frankfurt werden. Eine Autogramm-Tafel mit den Unterschriften aller Spieler soll versteigert werden und eine Sammelaktion im Ehrengast-Bereich zu einer stattlichen Summe führen.

TERMINPLAN: 23. Januar (Samstag): 12.15 Uhr: Eröffnungsfeier, 12.45: Dynamo Dresden - Werder Bremen, 13.12: FC Kopenhagen - Eintracht Frankfurt, 13.39: Türkyemspor Berlin - FC Hanau 93, 14.06: SV Bernbach - Bayern Alzenau, 15.20: Dresen - Berlin, 15.47: Kopenhagen - Bernbach, 16.11: Bremen - Hanau 93, 16.38: Frankfurt - Alzenau.

Sonntag (24. Januar), 12.30: Dresden - Hanau 93, 12.57: Kopenhagen - Alzenau, 13.21: Bremen - Berlin, 13.48: Frankfurt - Bernbach; 14.10: Gymnastik-Abteilung FC Hanau 93 und Hanau Hawks/Cheerleaders.

Halbfinals, 15.05: Sieger Gruppe A gegen Zweiter Gruppe B, 15.42: Sieger Gruppe B gegen Zweiter Gruppe A, 16.19: Spiel um Platz 3, 16.56: Endspiel. HANS-DIETER PUTH

Fußball-Hallenturnier um den Rambach-Cup Eine interessante Mischung Von der Oberliga bis zur Kreisklasse alles vertreten

Von der Ober- bis zur Kreisliga ist alles vertreten: Der FC 1961 Wallernhausen hofft, bei seinem ersten Fußball-Hallenturnier um den Rambach-Cup die richtige Mischung gefunden zu haben. Der Budenzauber soll vom 15. bis 17. Januar in der Großsporthalle der Haupt- und Realschule Nidda die Fans in Scharen anlocken. Das erste Turnier dieser Art in dieser Region ist mit 3000 Mark dotiert. Allein 1500 Mark sollen dem Sieger zufließen. 24 Vereine konnten verpflichtet werden, sechs davon kommen aus der Oberliga Hessen: Kickers Offenbach, Rot-Weiß Frankfurt, Viktoria Aschaffenburg, FV Bad Vilbel, Eintracht Haiger und SV Wiesbaden sollen zu einem Hallenfest verhelfen. Das gleiche gilt für die Landesliga-Spitzenklubs SV Bernbach und KSV Klein-Karben.

Damit kommt ein Drittel aller 24 Teilnehmer aus höheren Amateurchargen, der Rest ist maximal in der Bezirksoberliga angesiedelt.

Diese ist seit zwei Jahrzehnten die Schallmauer für die Klubs aus dem Fußballkreis Büdingen, die noch nie in der Oberliga vertreten waren.

Der FC 1961 Wallernhausen, dessen Vorgänger "1. FC" beziehungsweise "TSV" bereits 1949 ins Leben gerufen wurden, scheiterte im Sommer in der Bezirksliga-Relegation an der SG Steinberg- Glashütten (2:3) und belegt derzeit in der Kreisliga A Büdingen den zweiten Platz hinter dem TSV Stockheim.

Die Gruppen-Einteilung zum Rambach- Cup ergab folgendes Ergebnis: VfR 1929 Ulfa, SG Steinberg/Glashütten, VfB Ober- Schmitten, KSG Ober-Seemen, TSV 1888 Stockheim, Kickers Offenbach (Gruppe A); SC Viktoria Nidda, SKG Eintracht Fauerbach, SG 05 Büdingen, SC Eintracht-Sportfr. Windecken, FC Alemannia Gedern, FV Bad Vilbel (B); SV Ober-Lais, SV Eichelsdorf, KSV Klein-Karben, FC Wallernhausen, SV Bernbach, SV Wiesbaden (C) sowie SV Blau-Weiß Schotten, VfB Rodheim (Gießen), SC Rot-Weiß Gelnhaar, SV Eintracht Haiger, SV Mittel-/Nieder-Seemen, SV Viktoria Aschaffenburg (D).

Die Turnier-Eröffnung ist am Freitag (15. Januar) mit dem Spiel VfR Ulfa gegen VfB Ober-Schmitten (18.10 Uhr) vorgesehen. TSV Stockheim gegen Oberliga-Spitzenreiter OFC Kickers (18.40 Uhr) sollte in den jeweils über 15 Minuten anberaumten Gruppenspielen den ersten Schlager darstellen. Nach den 16 Begegnungen am Freitag wird den Fans am Samstag (16. Januar) mit den Spielen der Gruppen B und C noch mehr abverlangt. Exakt acht Stunden lang müssen die Mannschaften ihre Hallenkünste zeigen. Viktoria Nidda und die SG Büdingen (11.10 Uhr) fangen an, Wallernhausen und Wiesbaden (18.55 Uhr) wollen an diesem Abend zum Schlußakkord blasen.

Am Sonntag (17. Januar) ist die Gruppe D (ab 11.10 Uhr) an der Reihe. Die Vorrundenspiele sollen mit dem Oberliga- Meeting Haiger gegen Aschaffenburg (14.40 Uhr) abgeschlossen werden. Nach der Vorstellung aller Endrundenteilnehmer soll die Endrunde ab 15.10 Uhr im Überkreuzverfahren der beiden Gruppen- Ersten gestartet werden. Die Halbfinalspiele (17.05/17.30 Uhr) sollen die Stimmung auf den Siedepunkt bringen, das Spiel um Platz drei (18.10 Uhr), vor allem das große Finale (18.35 Uhr) die Krönung dieses Budenzaubers bescheren.

"Mit der Durchführung eines derart hochkarätig besetzten Fußball-Hallenmeetings im Raume Nidda sollen insbesondere jungen Menschen in den Bann des runden Leders gezogen werden, die dadurch eventuell zu unseren Jugend-Abteilungen kommen", stellt FCW-Vorsitzender Erwin Steuernagel fest. "Gerade für unsere Kinder und Jugendlichen muß der Fußball wieder attraktiver werden, da wir sonst schweren Zeiten entgegengehen", ergänzt der "Präses", dem es durch tatkräftige Unterstützung in der Organisation, vor allem aber durch Werbepartner sowie durch die Behörden gelungen ist, dieses erlesene Teilnehmerfeld nach Nidda zu lotsen. HANS-DIETER PUTH

Eiskalt - bis der Wirt kommt Wartehalle im Bahnhof kann morgens nicht benutzt werden

MÖRFELDEN- WALLDORF. Die Bundesbahn hat es mal wieder geschafft, ein paar Kunden zu vergrätzen. Nach den Pannen mit den neuen Fahrtarifen sind es jetzt die frühmorgens oft noch verschlossenen Türen zur Wartehalle am Mörfelder Bahnhof, die für Unmut sorgten. FR-Leser Sebastiano R., der jeden Morgen um 7.13 Uhr von Mörfelden nach Frankfurt fährt, findet, daß es kein schöner Zug der Bahn ist, daß die Fahrgäste trotz Eiseskälte keine Chance hatten, sich in der Wartehalle wenigstens notdürftig aufzuwärmen. "Die Leute stehen draußen und frieren. Und es ist nicht mal ein Hinweisschild da."

FR-Leser Alfred A. bläst ins gleiche Horn. Er war auch zu früher Stunde unterwegs, um den Zug um 7.43 Uhr nach Frankfurt zu nehmen. Die Lage: "Die Bahnhofshalle war verschlossen und dunkel." Der Zug habe Verspätung gehabt, sei erst eine Minute vor acht gekommen, und "in der Zwischenzeit durften die Fahrgäste bei acht Grad minus frieren", schimpft er.

Sebastiano R. hat vorgeschlagen, daß Bürgermeister Bernhard Brehl sich morgens vielleicht mal zu den Fröstelnden gesellen solle, um dann bei der Bahn entsprechend nachhaken zu können. Der kennt das Problem: "Der Wirt der Bahnhofsgaststätte schließt die Tür auf, wenn er kommt." Ansonsten gebe es zwar einen Unterstand, aber "da zieht's wie Hechtsuppe. Schön ist das alles nicht und auch nicht sehr kundenfreundlich", meint Brehl. Doch laut Auskunft der Bahn sei dies die Praxis an Bahnhöfen, wo kein oder nur eingeschränkter Schalterdienst gemacht wird.

Daß verschlossene Wartehallen vor allem in Zeiten klirrender Kälte die Leute verärgern, weiß auch Bundesbahn-Pressesprecher Kurt Stadler. Doch man könne die Räume nicht rund um die Uhr offen lassen und müsse auch tagsüber Kontrollmöglichkeiten haben. Sonst nehme der Vandalismus überhand, begründet Stadler, spricht von "Pennern, die dann dort übernachten würden" und von Zerstörung und Verschmutzung durch sonstige nächtliche Besucher. In einem Bahnhofssaal seien nachts sogar mal "die Heizungen geklaut" worden, erinnert sich Bahn-Sprecher Stadler.

Im übrigen kann er die Vorwürfe, die Halle in Mörfelden werde zu spät aufgeschlossen, nicht nachvollziehen: "Normalerweise schließt der Gastwirt vor sieben Uhr auf", so Stadlers Kenntnis. Doch selbst Bürgermeister Brehl hat's anders erlebt: "Als wir letztes Mal oben waren, wurde grade aufgemacht. Das muß so kurz vor acht gewesen sein." Zu spät für Fahrgäste der Frühzüge. Sie werden wohl auch künftig auf einen warmen Unterstand verzichten müssen. wal

So wird das Umsteigen auf den Bus vergällt Thomas Sch. bereut den guten Vorsatz zum neuen Jahr: An Haltestellen fehlen Fahrpläne

OBERURSEL / KÖNIGSTEIN. Thomas Sch. gehört zu den Zeitgenossen, die öffentliche Verkehrsmittel nach eigenem Eingeständnis nur durch die Windschutzscheibe des eigenen Autos betrachten. Normalerweise jedenfalls - denn zu Neujahr, wenn jeder Mensch gute Vorsätze faßt, plante der FR-Leser eine Omnibusfahrt. Er wollte mit der "917" nach einer Wanderung über den Fuchstanz von Königstein ins heimische Oberursel zurückkehren. Als er müde nach strammem Marsch am Parkplatz an der Konrad- Adenauer-Anlage in Königstein nach dem Bahnbus Ausschau hielt, bereute er den Entschluß zur Bus-Premiere: der Fahrplan fehlte.

Nach etlichen Minuten in der Kälte kam dann zwar eine "917" - aber die fuhr weiter nach Falkenstein. Wann ein Bus in Gegenrichtung eintrifft, wußte der Fahrer auch nicht zu sagen. Erst nach einer knappen Stunde ungewissen Wartens konnte Sch. endlich einen Bus nach Oberursel besteigen. Sein erster Eindruck vom öffentlichen Personennahverkehr: "Das kann einem den Tag versauen."

Aber man soll ja nicht nach dem ersten Eindruck urteilen, sagte sich der FR-Leser und gab dem Bahnbus eine zweite Chance - gezwungenermaßen allerdings, denn er hatte seinen Wagen zur Reparatur gebracht. Vor der Rückfahrt von der Werkstatt stieß er jedoch auf das gleiche Hindernis wie in Königstein: wieder kein Fahrplan - nicht an der Weißkirchener Straße in Stierstadt, wo Sch. orientierungslos den Bus erwartete. Und an der Bärenkreuzung in Oberursel, wo er sich die Abfahrtzeiten für die Rückfahrt notieren wollte, auch nicht. Nach den Erfahrungen glaubt Sch. nicht mehr an einen unglücklichen Zufall. Wenn irgend ein Vandale Fahrpläne klaut, müßten sie doch ersetzt werden. "Schaut denn da keiner mal nach?"

"Auf jeden Fall", versichert Stefan Künzel, Berater für öffentlichen Personennnahverkehr (ÖPNV) der Verkehrsgesellschaft Untermain. Bei der "917" zwischen Königstein und Oberursel sei in jüngster Zeit sogar besonders oft kontrolliert worden, weil die Abfahrtszeiten mehrmals geändert worden waren. "Aber", ergänzt Künzel resigniert, "wenn morgens ein neuer Plan aufgehängt wird, und am Nachmittag nimmt ihn jemand wieder weg - was kann man da machen?"

Die Fahrgäste können was machen: bei der Geschäftsstelle Bad Homburg der Verkehrsgesellschaft Untermain (Tel. 0 61 72 / 2 12 88) anrufen und den fehlenden Plan melden. Noch einfacher ist es, den Busfahrer darauf aufmerksam zu machen, schlägt der ÖPNV-Berater vor.

Dann müßte der allerdings freundlicher sein, als derjenige, der Thomas Sch. an Neujahr keine Auskunft geben mochte. Denn: "Sicher hat der gewußt, wann ein Bus nach Oberursel fährt", sagt Künzel, "der hat ja einen Fahrplan dabei." mak

"Mehr Verkehr, weniger Natur" Umweltliste/ÖPD kritisieren RP-Entscheidung für Golfplätze

BAD VILBEL. Mit großem Bedauern hat die Umweltliste Bad Vilbel/ÖDP die Entscheidung des Regierungspräsidiums aufgenommen, in Bad Vilbel sogar gleich zwei Golfplätze zu genehmigen. Anstatt die ökologische Landwirtschaft zu fördern, werde einer der fruchtbarsten Böden Deutschlands einer einflußreichen kleinen Schicht vorbehalten.

Von der "Golflobby" werde die Behauptung aufgestellt, Golfplätze seien im Vergleich zu konventionell bewirtschafteten Ackerflächen ökologisch höherwertiger. Bei genauer Betrachtung seien jedoch insbesondere bei der Verwendung von Kunstdünger und Pestiziden erhebliche Zweifel angebracht.

Auch auf Golfplätzen würden Kunstdünger und chemische Spritzmittel in großem Umfang angewendet, zwar nicht auf der ganzen Fläche, dafür aber teilweise intensiver.

Zweifelsfrei ökologisch und langfristig ökonomisch vorteilhafter sei die Produktion von Lebensmitteln auf ökologische Art. Nur durch eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur sei der Schutz des Grundwassers vor Nitrat- und Pestizideintrag gegeben. Besonders Bad Vilbel sei durch die Mineralbrunnenbetriebe auf unbelastetes Grundwasser angewiesen.

Die Golfplatzplanung sieht nach der Erklärung der UWL/ÖDP vor, die vorhandenen Wegeverbindungen erheblich einzuschränken. Durch die Aufhebung beliebter Wege werde der Erholungswert der Landschaft stark vermindert. Völlig ungelöst sei die Frage nach der Gefährdung, die von den Altlasten der ehemaligen Abfalldeponien in Massenheim für Gesundheit und Umwelt ausgingen. Flutlichtanlagen, die auf den Übungsflächen des Massenheimer Golfplatzes installiert werden, ließen außerdem mit Energieaufwand "die Nacht zum Tage" werden.

Die Wohngebiete werden durch zusätzlichen Autoverkehr belastet, kritisiert die UWL/ÖDP. Beide Golfplätze würden durch zusätzlichen Autoverkehr belastet, denn beide seien mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar.

Die wahren Ausmaße der beiden Golfplatzprojekte sind den Bürgerinnen und Bürgern nicht offen dargelegt worden, meinen die Vertreter der Umweltliste. Statt dessen werde der Golfrasen mit seinen etwa zehn Grassorten (Grünland habe im Durchschnitt 450 Grassorten) zur grünen Lunge hochstilisiert.

Doch das sei erst der Anfang. Die Golfplatzlobby postuliere, im Westen Deutschlands würden noch 800 Golfplätze gebraucht. de

Jugendring lädt zu einer Diskussion mit Parteien

OBERURSEL. "Politik oder was!?" ist das Thema des jugendpolitischen Forums, zu dem der Jugendring Oberursel am Mittwoch, 13. Januar, 19 Uhr, in die Stadthalle einlädt. Angesprochen werden sollen alle Themen, die Jugendliche in Oberursel betreffen. Auf dem Podium sitzen Christel Michaelowa von der CDU, Markus Diel von der SPD, Dorothea Henzler von der FDP, Michael Hoock für die Grünen sowie ein Vertreter der OBG.

Der Abend soll - im Vorfeld der Kommunalwahl - jugendlichen Wählern die Möglichkeit geben, die Vertreter der Parteien auf jugendspezifische Probleme anzusprechen. Diskussionsleiter sind Sebastian Richter und Hans-Konrad Sohn, beide im Vorstand des Jugendrings. esi

Wir gratulieren

Frau Emilie Heilscher, Bad Vilbel, zum 92. Geburtstag.

Herrn Eduard Dorra, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.

Frau Maria Keller, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Herrn Herrmann Tischer, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Lina Bauer, Klein-Karben, zum 83. Geburtstag.

Herrn Jakob Kraus, Klein-Karben, zum 70. Geburtstag.

Frau Margarethe Gräf, Groß-Karben, zum 78. Geburtstag.

Frau Melitta Ullrich, Okarben, zum 71. Geburtstag.

Frau Ernestine Mahr, Petterweil, zum 78. Geburtstag.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Der Kleene Punker (15.15), Der Tod steht ihr gut 17.30, 20 Uhr).

Central: Ihr größter Coup (15.15, 17.30, 20 Uhr).

C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Kevin allein in New York (14.30, 17, 20 Uhr).

Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Wo, bitte, geht's nach Hollywood? (15, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Sister Act (15.30, 18, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin allein in New York (19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Bodyguard (20.15 Uhr).

Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Bodyguard (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähen und Zuschneiden, 14 Uhr Hausaufgabenhilfen für Geibel- und Heine-Schule.

Katholische Familienbildungsstätte Im Bangert 4, Neubeginn folgender Kurse: 19 Uhr Gymnastik zur Geburtserleichterung, 20.15 Uhr Gymnastik nach der Geburt.

Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14 bis 17 Uhr Deutschkursus für ausländische Frauen. Parteien/Parlamente Hanau. "Wanderungsbewegung und Asyl - ein globales Problem", Veranstaltung der Karl-Hermann-Flach-Stiftung mit Dr. Krell von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum Großauheim, Theodor-Heuss-Straße.

Maintal. Sprechstunde des Ausländerbeirats, 18 bis 20 Uhr Verwaltungsgebäude Klosterhof Hochstadt, Klosterhofstraße 6. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Treffen der Selbsthilfegruppe für Alleinerziehende, 20.30 Uhr Jugendheim St. Nikolaus Steinheim, Karlstr. 47.

Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, vormittags, KAB-Geschäftsstelle, Im Bangert 2, Telefon 2 15 66.

Altenberatung 10 bis 12 Uhr Martin-Luther-Stiftung, Ernst-Sopp-Haus.

Cafeteria des Vereins Lebensgestaltung in Zusammenarbeit mit dem psychiatrischen Krankenhaus, 17 bis 20 Uhr Julius-Leber-Straße 2, Telefon 29 68 39.

Elternselbsthilfe drogengefährdeter und drogenabhängiger Kinder, Termine zu erfragen bei der Jugend- und Drogenberatung, Telefon 80 98 31.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen bei Trennung/Scheidung, Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen sowie bei psychischer und physischer Mißhandlung, Telefon 2 68 67.

Sprechstunde der Lawine, Beratungsstelle, für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Sprechstunde des Ortsvorstehers Steinheim, Fritz Eberhard, 18 bis 19 Uhr Verwaltungsstelle Ludwigstraße 92.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 17 Uhr Beratung und Treff für Mädchen und junge Frauen, Bruchköbeler Landstraße 39 a, Telefon 8 48 00.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 11 bis 19 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 31.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks 10 bis 14 Uhr, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.

Maintal. Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 17 bis 19 Uhr evangelische Kirche Hochstadt, Ringstraße 13, Telefon 0 61 81 / 43 17 47.

Gelnhausen. Beratung für Öffentlichkeitsarbeit in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 45 77.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 10 bis 14 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.

Bad Orb. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 20 Uhr Martin- Luther-Haus, Kontakt-Telefon 0 60 52 / 56 62 oder 28 63.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Gruppenabend von amnesty international, 19.30 Uhr Martin-Luther- Haus, Körnerstraße 19.

Jahreshauptversammlung des BUND 20 Uhr Reinhardskirche Kesselstadt.

Nidderau. Treffen der Friedensinitiative Nidderau/Schöneck, 20 Uhr evangelisches Gemeindehaus Windecken.

Ronneburg. Bezirksversammlung des Hessischen Bauernverbands 20 Uhr, Gaststätte Zur Krone, Hüttengesäß, Langstraße 7. Verschiedenes Hanau. "Die Heimat der Friedensnobelpreisträgerin", Film zur Lebensgeschichte von Rigoberta Menchu, Veranstaltung des Arbeitskreises Weltgebetstag der Frauen in Zusammenarbeit mit der ökumenischen Werkstatt, 20 Uhr alte Johanneskirche.

"Anderungen im Engadiner Fenster", Diavortrag der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde, 20 Uhr Stadthalle.

Entspannungstraining für Mädchen ab 13 Jahren, 17.30 bis 18.30 Uhr Teehaus Marienstraße 17, Großauheim.

Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 14.30 Uhr Kinderkeller, 17 Uhr FAN 70 Mädchentreff Teehaus Marienstraße, 18 Uhr Stillgruppe im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 19.30 Uhr Singkreis im Gemeindezentrum Waldsiedlung.

Bürgerkeller Großauheim, 20 Uhr offene Frauengruppe, altes Bürgerhaus.

Maintal. Seniorentanz, 15 Uhr Bürgerhaus Hochstadt.

Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 15 Uhr Bastelkreis für Kinder ab 10 Jahren.

Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2 a, Dörnigheim, 16 bis 21 Uhr offenes Haus mit Discobetrieb.

Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 9.30 Uhr Mutter- Kind-Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur.

Bruchköbel. "Gekonnt erzählen - wie geht das?", Erzählseminar für Eltern, 20 Uhr Gemeindehaus Arche.

Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 15 Uhr Pfarrer Dähnert erzählt Geschichten aus der Bibel für Kinder ab 5 Jahren, 20 Uhr Elterntreff der Gruppe Kunterbunt.

Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 14.30 Uhr Frauenhilfe, 19.30 Uhr Jugendgesprächskreis im Gemeindezentrum. Kostenlose Hausaufgabenbetreuung 15 bis 16.30 Uhr Jugendraum im Schloß.

Seniorentreff: 9.15 und 10.30 Uhr Atem- und Entspannungsübungen, 13.30 Uhr Handarbeitsgruppe, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation Uferstraße.

Rodenbach. Bücherrunde für Senioren, 10 Uhr in der Bücherei.

Evangelische Kirchengemeinde Buchbergstraße 6, 18.30 Uhr Jugendgruppe Leuchtturm.

Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14.30 Uhr DRK-Bastelgruppe, DRK-Haus, Ahornweg 3, 15 Uhr DRK- Gymnastik Gemeinschaftshaus Südhanghalle. Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe 9.30 bis 11.30 Uhr evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.

Jugendtreff Café Mars, 15 bis 22 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Erlensee. Arbeiterwohlfahrt Langendiebach, 14 Uhr Frauennachmittag, Hanauer Straße 11.

Hammersbach. Krabbelkreis der Elterninitiative, 9.30 bis 11.30 Uhr Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde Langenbergheim.

Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums 15 bis 21 Uhr.

Kegeln für Senioren 15 bis 17 Uhr Bürgerhaus. Treffen der Stillgruppe, 18 Uhr evangelisches Gemeindezentrum Schulstraße, Kontakt-Telefon 0 61 86 / 82 31 oder 0 61 81 / 5 22 00.

Ausländerbeiräte beraten über Gemeindeordnung

Zu ihrer elften Plenarsitzung treffen sich die Abgeordneten der Kommunalen Ausländervertretung (KAV) am Montag, 18. Januar, im Plenarsaal der Stadtverordnetenversammlung im Römer. Beginn ist um 18 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht eine Debatte über die Novellierung der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) und "die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die KAV". Soll heißen: Die "neue HGO" wird für die Wahl von Ausländerbeiräten in hessischen Kommunen landeseinheitliche Richtlinien festlegen - muß also die KAV in der jetzigen Form aufgelöst werden?

Zuhörerkarten für die Sitzung gibt's in der KAV-Geschäftsstelle, Barckhausstraße 1-3, Telefon 069/212-37765. peh

Namen + Notizen

HILDEGARD HIRSCH, Florstädter Standesbeamtin, feierte kürzlich ihre 25jährige Tätigkeit im öffentlichen Dienst.

DIETRICH OLDENBURG, Präsident des Landesarbeitsamtes Hessen sowie Vorstandsvorsitzender des Berufsförderungswerkes Frankfurt, Zentrum für berufliche Rehabilitation in Bad Vilbel, und außerdem Verwaltungsratsvorsitzender des Berufsbildungswerks Südhessen in Karben, wird am 19. Januar 60 Jahre alt. Am Freitag, 22. Januar, wollen Vertreter aus Politik (darunter die hessische Sozialministerin Heide Pfarr), Wirtschaft sowie Sozial- und Behinderteneinrichtungen Oldenburg um 11 Uhr im Mehrzwecksaal des Bad Vilbeler Reha-Zentrums gratulieren.

KURT SANDER wurde bei der Jahresabschlußfeier der Sängerlust 1911 Kloppenheim für 40 Jahre aktive Sangeskunst geehrt. Außerdem ehrte der ersten Vorsitzende WOLFGANG ROSENHAGEN zwei Sänger: HANS KOHLHAAS und HEINZ SCHAAF für 25 Jahre stimmgewaltiges Mitwirken bei der Sängerlust. Fördernd gehören dem Verein seit 40 Jahre MARIECHEN RÜHL und JOSEF LANGHAMMER an, für 25 Jahre Vereinsmitgiedschaft zeichnete der Vorsitzende MANFRED BETTELMANN und WILLI SIEBERT aus.

Potemkinscher Irrwitz, balkanische Mentalität und eine ungewisse Zukunft Ein Besuch in Bukarest zur Jahreswende und ein Gespräch mit der Autorin Ana Blandiana über den Sog der Politik und die Einsamkeit des Schriftstellers

BUKAREST. Meine Einladung nach Rumänien war von der Prophezeiung begleitet, entweder du verliebst dich, oder du kommst nie wieder. In die vergleichsweise geordneten Verhältnisse des Berliner Prenzlauer Berges heimgekehrt, pocht bereits wieder die Lust auf die Droge Chaos.

Bukarest zum Jahresende 1992, das sind 500 heimatlose Kinder am Nordbahnhof und die wunderbare Antiken- Trilogie Andrej Serbans im Nationaltheater, das sind Ärzte, die ohne Bestechung keine Hand rühren, und rührende Idealisten; wohlbestückte Bauernmärkte mit der typisch osteuropäischen Handelsmentalität: der Kunde hat es eilig, der Verkäufer durchaus nicht; Bukarest, das sind bettelnde junge Zigeuner und rumänische Rentner.

Das Bild ist irrational. Mystische Maler veranstalten Vernissagen. Bunte Lämpchen flackern über grauer Schäbigkeit. Pakete von Damenbinden werden im Schaufenster neben Radios und Abendkleidern plaziert; Angebote gibt es wie noch nie. Neben Marlboro, Cola und Bananen, Mineralwasser aus Arabien und Benettons Pullovern der vergangenen Saison prangt ein nagelneuer chinesischer Wandschirm. Der Preis: 12 500 000 Lei.

Die Jahresrente des Hochschullehrers, bei dem ich wohnte, beläuft sich auf etwa 100 000 Lei, das sind knapp 500 DM oder eine Fahrkarte zum Bruder nach Süddeutschland. Seine Frau, die 30 Jahre zum Gesangs-Solistenquartett der Bukarester Philharmonie gehörte, hat ebenso viel. Man kommt über die Runden. Ein Brief nach Deutschland kostet 90 Lei.

Stadtspaziergang. Das Viertel mit kleinen Häusern, Weinlauben und tiefen Höfen erweist sich bei Abstraktion von Staub, schadhaftem Pflaster und brökkelndem Putz als behaglich. Nach 100 Metern endet es abrupt. Hier beginnt das Reich der streunenden Köter, hier kamen Ceaucescus Bulldozer 1989 zum stehen. Wir sind in der Innenstadt, vielleicht 300 Meter von der monströsen Gralsburg des Diktators entfernt. Sie hat ein ganzes Wohnquartier, auch das Haus meiner Gastgeber, unter sich begraben.

Hat sich das Auge an die Düsternis des Metro-Tunnels gewöhnt, erkennt man, daß die Bücherhändler auf den nie funktionierenden Abwärts-Rolltreppen neben verklemmten Playboy-Nachempfindungen noch immer Kunstbände ausgebreitet haben. Stendhal und Stefan Zweig feilbieten. Die verbeulten U-Bahnen kommen öfter als erwartet und die Menschen darin bieten den Alten noch immer einen Platz an.

Ihre Gesichter sind Rumäniens Geschichtsbuch. Es gibt ideale Profile wie aus dem Antikenmuseum, slawische hohe Wangenknochen unter blondem Haar, arabische Gesichtsschnitte, strenge balkanische Züge und natürlich die der Zigeuner. "Alle Zigeuner erkennen sich untereinander", raunt Dom Bornea, fliegender Antiquitätenhändler und wandelnde Bukarester Regenbogenpresse, "auch wenn sie es nicht wollen. Das Weiße der Augäpfel, das verrät sie. Es ist gelblich bei den Zigeunern. Pavarotti, der berühmte Sänger, ist auch einer von uns."

Der Zeitungsverkäufer wickelt die "Romania mare" feinfühlig in eine Sportzeitung. "Großrumänien" ist das Wochenblatt der rumänischen Chauvinisten, und kein anständiger Mensch trägt so was offen durch die Stadt. Es geht mir um den Streit gegen die Schriftstellerin Ana Blandiana, deren skurril-bittere Geschichten mir schon vor Jahren auf- und gefielen.

"Der neue Mensch" ist ihr Thema. "Was mich so entsetzt", sagt sie, "ist, daß der ,neue Mensch&rquote;, den Ceausescu immer proklamiert hat, nun tatsächlich da ist. Sein Grundzug ist Mißtrauen. Alles Miese, Korruption und Kriecherei wurden so systematisch belohnt, daß dieses System jetzt eine Eigendynamik entwickelt hat. Gewinnt irgend jemand zum Beispiel die Ausschreibung um eine Stelle, beginnt man automatisch zu suche, was dieser Mensch Böses getan hat. Die Rumänen sind krank, und sie kranken an der lähmenden Überzeugung, daß grundsätzlich nichts gelingt, daß das Gute nicht siegen kann."

Ana Blandiana war eine Aktivistin der Revolution und bis Ende 1992 die maßgebliche Frau in der oppositionellen Bürgerallianz. Seit Jahresbeginn lebt sie von einem Stipendium der DAAD in Berlin. Von der "Romania mare" wurde sie mit fiesen persönlichen, sexistischen und familiären Beschimpfungen bedacht. Dieser Haß ist alt. Ana Blandiana hat vor Jahresfrist gegen die Verleumder geklagt. Am Verhandlungstermin wurde ihr Fall wieder einmal vertagt, und es gab ein Handgemenge. Anwesenden Bildreportern war es verboten worden, die Angeklagten im Gerichtssaal zu fotografieren. Beim Versuch außerhalb des Hauses wurden sie tätlich angegriffen. Die Polizei rückte an und führte die Reporter, nicht etwa die Angreifer ab.

Als die Schriftstellerin am Abend zu Besuch in das gemütlich vollgestopfte Raritätenkabinett meiner Gastgeber kommt, kann sie ihre Wut noch immer kaum zügeln. Erst der mächtige Eichentisch, der Delfter Ofen, die Ikonen und Bücher scheinen besänftigend zu wirken. Nicht nur Blandiana beobachtet Iliescus offensichtliche Sympathie mit den Nationalisten sorgenvoll. Sie möchte wieder schreiben können, endlich wieder Ruhe finden.

"Man hielt mich für eine normale Schriftstellerin, die nichts anderes schreibt und veröffentlicht als das, an was sie glaubt. Später, als ich noch schreiben konnte, was ich glaubte, und nichts mehr von mir gedruckt wurde, verwandelte man sich in ein Symbol. 1989 nahm man das Symbol und setzte es an die zweite Stelle der Staatshierarchie, ohne mich zu fragen. Als ich mich nach zwei Wochen demonstrativ aus der Nach- Ceausescu-Regierung zurückzog, verstand man das erst recht als politische Geste. In der darauf folgenden Periode totaler Konfusion, als niemand mehr glaubwürdig war, erschien es mir unmoralisch mich zurückzuziehen. Die Hoffnungen der Studenten und jungen Intellektuellen, die auf dem Bukarester Universitätsplatz kämpften, wurden buchstäblich zerschlagen. Die Depression war ungeheuer. Damals verließ die geistige Elite in Scharen das Land und es ergab sich einfach die Notwendigkeit, eine Organisation zu gründen, die die Hoffnung repräsentierte. Das war die Geburtsstunde der Bürgerallianz. Wir verstanden uns als Sammelstelle für alle, die Rumänien nicht verlassen wollten und gegen die bestehenden Machtzentren etwas zu unternehmen bereit waren, gegen die alten Kommunisten, Neokommunisten und die ersten Chauvinisten, die man plötzlich zu erkennen begann."

Der Sog in die Politik beschert der Schriftstellerin jetzt die Überzeugung, daß sie ein fast zweijähriges Inferno überlebt hat, daß die existentielle Haltung eines Schriftstellers die Einsamkeit ist; eine Einsamkeit, die sie vor der Revolution als ebenso existentielle Bedrohung erlebte. Denunziert wurde sie vor acht Jahren von der Zeitschrift "Die Woche" deren Chefredakteur Vadim Tudor war, der jetzige Führer der "Romania mare"- Bewegung.

In einer Provinzzeitung hatte sie neueste Gedichte veröffentlicht, deren Unzweideutigkeit "Die Woche" höherenorts getreulich anzeigte. Daraufhin wurden diese Gedichte verboten. Inzwischen hatten Zigeuner das Geschäft mit der Contrebande gewittert, die Zeitungsveröffentlichungen kopiert und in den unterirdischen Kanälen Bukarests eine Woche lang hinter vorgehaltener Hand verkauft. Wieder war "Die Woche" wachsam und erwirkte ein umfassendes Publikationsverbot für die Dichterin und Schriftstellerin.

Trotzdem sagte sie: "Ich habe den Eindruck, daß man paradoxerweise selbst in der übelsten Zeit in Rumänien mehr veröffentlichen konnte, als in der DDR. In den 70er Jahren sollte ein Gedichtband von mir in der DDR erscheinen. Bei der Auswahl der Gedichte sagte die Nachdichterin immer wieder, ,Nein, um Gottes willen, dieses nicht&rquote;. Meine Erklärung ist, daß in der DDR eben Deutsche lebten, die alles viel ernster nehmen als die Rumänen. Selbst die Zensur wurde seriös behandelt, während bei uns eine balkanische Mentalität, eine gewisse Komplizenhaftigkeit herrschte.

Die Zensur war ein vielfach gestuftes System. Die höchste Ebene kannte man nicht, die war über den Wolken. Die unteren Zensoren aber waren Redakteure, oft auch Schriftsteller. Wenn man das Glück hatte, in einem Verlag zu veröffentlichen, der von einem Intellektuellen geführt wurde, wenn man einen Lektor hatte, der ein wenig Zivilcourage besaß und in sein Gutachten schrieb, dieses wunderbare Buch verherrliche die Errungenschaften des Sozialismus auf künstlerisch hohem Rang, konnte man praktisch alles veröffentlichen. Manchmal bekam man so ein Gutachten aus reiner Bequemlichkeit. Immer aber in der Hoffnung, daß niemand verrät."

Vom allgegenwärtigen Klima der Denunziationen und Gehirnwäschen handelt das Buch, an dem Ana Blandiana während ihres Publikationsverbots schrieb. Sie lebte damit wie Victor Klemperer mit seiner "LTI". "Alles, was mir in dieser Zeit zustieß, erschien mir weniger wesentlich als das, was ich daraus in meinem Buch als Konzentrat verwendete. Den Mut, das Manuskript zu beenden und das letzte Kapitel zu schreiben, hatte ich erst 1992."

Der Titel "Eine Schublade voller Beifall" (erscheint auf Deutsch im Steidl Verlag), flog ihr gewissermaßen durch das Fenster zu. Im gegenüberliegenden Konzertsaal des Rundfunks sah sie eines Tages, wie sich Armeeangehörige versammelten. "Was machen die vielen Soldaten den ganzen Tag in diesem Saal, fragte ich mich, bis mir klar wurde: man produziert Applaus! Verschiedene Arten von Applaus, freundlichen, stürmischen, rhythmischen, mit Hochrufen, ohne Hochrufe. Seit diesem Tage fiel mir auf, wie stumpfsinnig die Leute bei Ceausescus Reden stets ausgesehen hatten, während die Hochrufe brausten."

In diesem potemkinschen Irrwitz, meint die Schriftstellerin, stecke die ganze grausige Lächerlichkeit der Diktatoren. In Berlin möchte Ana Blandiana ein Buch über die politische Wende in Rumänien schreiben. Wenn es ihr gelingt, wäre die rumänische Literatur einen entscheidenden Schritt weiter, als die aus dem Osten Deutschlands. IRENE TÜNGLER

Multikultur-Ratgeber in weiteren Sprachen

Im neuen Jahr gibt es den "Multikulturellen Ratgeber für Frankfurt" auch auf Griechisch, Türkisch und Serbokroatisch. Das vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) herausgegebene Buch war bislang schon in Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Arabisch und Berberisch erhältlich. Auch in den neuen Versionen werden Beratungs-, Informations- und Freizeitangebote für Frankfurter ohne deutschen Paß aufgelistet und vorgestellt. Ein umfangreicher Adreßteil führt Kontakt- und Anlaufstellen für Migranten auf.

Die drei neuen Ratgeber-Ausgeben werden kostenlos verteilt. Bestellen kann man sie beim AMKA in der Barckhausstraße 1-3. peh

Wieder Erntedank zum Jubiläum 125 Jahre Palmengarten / 32 Ausstellungen geplant

In diesem Jahr feiert der Palmengarten sein 125jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß wird von Ende April bis Anfang September eine Jubiläumsausstellung zur Historie des Gartens in der Galerie Ost zu sehen sein.

"Trotz der drastischen Sparbeschlüsse des Magistrats wollen wir das qualifizierte Angebot für die Bürger halten", dies versprach Umweltdezernent Tom Koenigs bei der Präsentation des neuen Programms des Palmengartens für 1993 am Freitag.

Das vergangene Jahr brachte dem Palmengarten einen Besucherstrom von rund 800 000 Menschen. 90 000 mehr als 1992 besuchten die Gewächshäuser, Parkanlagen und Ausstellungen. Für 1993 sind ebenso wie im vergangenen Jahr 32 Ausstellungen und Blumenschauen geplant. Neben den traditionellen Pflanzen- und Informationsausstellungen wie "Junge Floristik", "Kamelien" oder "Frühlingsblumen" sollen den Besuchern in diesem Jahr auch die "Giftpflanzen", "Dahlien, Canna und Gladiolen" und "Agaven" nähergebracht werden.

Wie sich Pflanzen und Blumen in der Kunst - auf Papier, Leinwand, Ton, Holz oder Seide - widerspiegeln, zeigt eine Ausstellungsreihe im Foyer der Galerie am Palmenhaus. Die erste Ausstellung dieser Reihe begann am Freitag und zeigt Fotografien "Heimischer Orchideen".

Die Termine für die Musikveranstaltungen hatte das zuständige Amt für Wissenschaft und Kunst bis jetzt für das Programm noch nicht parat. Alle anderen Veranstaltungen sind auf einem bebilderten Wandkalender und auf dem Programmfaltblatt verzeichnet. Dieses wurde um einen kleinen Stadtplan mit Hinweisen auf öffentliche Verkehrsmittel und Parkplätze erweitert.

Die Weihnachtsschau und auch die im vergangenen Jahr aufgrund finanzieller Probleme gestrichene Erntedankveranstaltung werden 1993 wieder stattfinden, wenn auch "auf finanziell niedrigerem Niveau" (Koenigs).

Bei den Eintrittspreisen gibt es seit 1. Januar eine neue Regelung. Auch die Begleitpersonen von Behinderten haben ab sofort freien Eintritt. "Zivile Preise" verspricht die neue Leiterin des Palmengartens Isolde Hagemann auch für die Cafeteria. reu

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Louisen- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 78; Kapersburg-Apotheke, Friedrichsdorf- Köppern, Köpperner Str. 87.

Oberursel/Steinbach. Apotheke im Rosengärtchen, Oberursel, Im Rosengärtchen 39; Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Str. 39.

Usinger Land. Glocken-Apotheke, Neu- Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32 a; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Rats-Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2; Glaskopf-Apotheke, Glashütten, Limburger Str. 29.

Nicht der Mangel an Unterstützung wird beklagt, da Nichtregierungsorganisationen in der gesamten Grenzregion seit mehr als einem Jahr aktiv sind. Kritik wird an der politischen Berührungsangst ausländischer Partner geübt.

David Baerwald Mit David & David arbeitete Baerwald an einem Konzept geschmackvoller Rocksongs. Sein erstes, von Joni Mitchell-Ehemann Larry Klein produziertes Soloalbum "Bedtime Stories" stellte einen reifen Singer/Songwriter vor. Auf seiner neuen LP "Triage" (A&M/Polydor) gefällt sich Baerwald in der Rolle des Extremisten: musikalisch zwischen Jazz-Grooves und HipHop-Beats, Rock und Collage, Rap und Captain Beefheart; und in den Texten durch Klartext zur Unmoral von Staat und Kirche, Manipulation und Machtmißbrauch in der Politik, zu Kriminalität, Brutalität, Sex, Wollust und Aids. Es sind schwere Kaliber, die Baerwald auffährt. Aggressiver Blues, intensive Performance, künstlerischer Kampf gegen Korruption und eigene Korrumpierbarkeit. Doch die Alpträume, der ganze Wahnsinn erfahren zumindest eine Teilauflösung. In den leisen, kraftvollen Soulsongs "A Brand New Morning" und "Born For Love" im Finale mit der denkbar einfachen und doch so schwer zu realisierenden Losung: Arbeite an deinem bißchen Glück. dk

BavaRio

Wolfgang Netzer ist wie auch Haindling-Kopf Hans-Jürgen Buchner vom Stammbaum her eigentlich Preuße. Aber gerade die beiden "Zugereisten" haben sich mit Herz, Hirn und Bauch der bayrischen Volksmusik angenommen, sie vom Mief des Gestrigen befreit und aus ihrem Festzeltgetto geholt: Buchner durch seine poppigen Blasmusik mit Hit-Appeal, Netzer mit seinem gelungenen Brückenschlag zwischen Bayern und Brasilien. BavaRio heißt seine Gruppe.

Im Instrumentarium des Quintetts finden sich Zither und Hackbrett, aber auch Viola Caipira und Cavaquinho. Wie die Instrumente in den aufregend lässigen Arrangements ganz selbstverständlich nebeneinander erklingen, so nähern sich auch Samba und Ländler, Zwiefacher und Saudade, Walzer und Churo an, vermischen sich sogar. Das klingt weder schräg, noch wirkt es aufgesetzt. So exotisch die Verbindung auch erscheinen mag, so organisch wirkt sie letztlich in der Interpretation von BavaRio.

Wolfgang Netzer war einst nach Rio gereist, um den brasilianischen Jazz zu studieren. Und der lebt bekanntlich auch von der vielfältigen Folklore. "Dabei entdeckte ich eine überraschende harmonische und melodische Vertrautheit", erinnert sich der Musiker. Des Rätsels Lösung: Vor der Jahrhundertwende nach Brasilien ausgewanderte Deutsche pflegten dort ihre Bräuche, und Elemente ihrer Lieder und Tänze wurden aufgegriffen und brasilianisch interpretiert weitergegeben.

Am Samstag, 16. Januar, treten BavaRio in der Alten Oper in Frankfurt auf. Da den Musikern auch der Ruf witziger Entertainer vorauseilt, dürfte es ein kurzweiliger Abend für weltoffene Reiselustige werden, die ihren Horizont erweitern wollen. DETLEF KINSLER

Sielwolf Beim letzten Cooky's-Auftritt stand ein Aquarium mitten auf der Bühne, in das Sielwolf-Frontmann Peter Prochir regelmäßig mit seinem Kopf abtauchte. Welche Überraschungen er sich für Montag, 18. Januar, an gleicher Stelle ausgedacht hat, wissen vorher nicht einmal seine Musiker. Prochir ist unberechenbar. Privat eher ruhig und zurückhaltend, flippt er auf der Bühne regelmäßig aus, hat sich mitunter nicht mehr unter Kontrolle. In seiner Performance lotet er zum mit wilden Samples angereichertem experimentellen Hardcore-Metal-Techno-Düster-Punk-Rock auch die Untiefen des eigenen Seelenlebens aus. Und er dokumentiert und kommentiert unser krankes Dasein, die kaputte Welt. Angst entlädt sich in Aggressionen, ein zerstörerisches Potential wird frei, aber als schöpferische Kraft: Aus dem Demontierten entsteht Neues. Ex-Yello Carlos Peron produziert gerade das neue Sielwolf-Album. Die Maxi "Magnum Force/Feind sein allein/Das neue Fleisch" (CashBeat/Efa) ist bereits auf dem Markt. dk

Willkommen im Keller Club Supreme im Cooky's: nichts für Rauschebärte

Ausnahme-Saxophonist und Jazz-Erneuerer John Coltrane stand mit seinem Klassiker "A Love Supreme" Pate bei der Namensgebung. Seit Frühjahr '92 gibt es im Cooky's nun immer dienstags den Club Supreme. Schon 1988 erlebte DJ Heinz Felber in London wilde Nächte. Der Jazz hielt Einzug in die Discos: ein heißer Flirt zwischen Bebop und HipHop, House und Latin-Music. Begriffe wie Acid Jazz geisterten durch die Gazetten, Macher wie Gilles Peterson, heute als talkin' Loud- Chef mit Galliano und Incognito erfolgreich, nutzten die Gunst der Stunde. Sie hauchten der Szene einen neuen Geist ein und bekamen dabei sofort Unterstützung. Lifestyle-Magazine machten die neue Idee bekannt, Piratensender spielten den ganzen Tag über ihre Musik.

"Aber in Deutschland dauert es immer länger, bis sich ein Trend durchsetzt", weiß Felber aus Erfahrung. Man muß sich den Boden selber bereiten. Heinz tat es, indem er schon früh Jazzdance-Stücke in sein Repertoire nahm. Positive Reaktionen blieben nicht aus. Dann kam Rükkendeckung durch die Hochglanzblätter Tempo und Wiener. Da schöpften selbst Rundfunkredakteure Mut und spielten Omar oder die Young Disciples. Prompt enwickelte sich ein Publikumsinteresse jenseits von Insiderkreisen.

Im Cooky's gab man sich nicht mit dem Plattenauflegen zufrieden. Percussion-Wizard Alfred "Jam" Mehnert und Toaster Mike Romeo schufen Live-Atmosphäre. Eines Abends stand eine komplette Gruppe auf der Bühne. Gemeinsam kitzelte man sich mit dem tanzwütigen Publikum hoch; die Stimmung im Keller kochte über. Und die Band gründete sich durch den Spaß und die Lust des gemeinsamen Erlebnisses von selbst. "Da gab es keine langen Diskussionen. Plötzlich warst du dabei, standen regelmäßige Auftritte an", erzählt der vom Enthusiasmus der Initiatoren mitgerissene Bassist Oliver Poschmann. Die ausgebufften Jazzmusiker, die sonst ihre Brötchen bei Studiosessions, auf Musicaltourneen oder als Varietémusiker verdienen, entdeckten zusammen mit ihren groove-erprobten Frontleuten Christopher Taylor (Los Angeles), Linda Carriere (London) und Rapperin Precious die eigene Körperlichkeit.

"Bei der traditionellen Jazz-Fusion hat früher nie einer ans Publikum gedacht", erinnert sich Alfred Mehnert. Berauscht von der eigenen Virtuosität verlor man sich meist in endlosen Improvisationen, spielte für sich, auch gegen die Band. "Musik für Rauschebärte mit Roth-Händle beim Altbier", grinst Felber. Club Supreme steht zwar auch für Handwerk und Können, vor allem aber für Spontaneität, Spielwitz, stilistische Offenheit und Dialogbereitschaft.

Anders als in London oder Paris hat die multikulturelle Szene in Frankfurt noch nicht richtig ihren Niederschlag in der Musik gefunden. "Frankfurt mit seiner Mischkultur, ohne die ein solches Konzept gar nicht denkbar wäre, ist der richtige Ort, eine ganz eigene Ausdrucksform zu entwickeln", freut sich Alfred über den schöpferischen Geist im Team, der selbst das Personal und die Geschäftsführung des Cooky's erfaßt hat. Wenn die Vibes stimmen, ist alles möglich. Zum Beispiel ein deutscher Rap wie "This Is Frankfurt" oder eine klassische Jazzballade wie "Where Is Love Gone?", die jetzt im Performance-Studio für das Supreme Records-Label produziert wird, das Felber mit Studiomann Michael Roediger und Cooky's-Programmchef Mathias Grein für die Supreme Family gegründet hat.

Die nächsten Club-Termine: am Dienstag, 19. Januar (Disco) und am 26. Januar (Band). Jeweils ab Mitternacht geht die Post ab. DETLEF KINSLER

Probeweise Sperrung: Schranke vor der Kurstraße

BAD NAUHEIM. Die motorisierten Verkehrsteilnehmer werden in Kürze nicht mehr die Kurstraße durchfahren können. Eine Schranke wird im Einmündungsbereich der Kurstraße in die Schwalheimer Straße installiert, die dann die Durchfahrt in beide Richtungen verhindern wird.

Gesperrt wird die Durchfahrt zunächst probeweise für ein halbes Jahr. Das kündigte Bad Nauheims hauptamtlicher Zweiter Stadtrat Peter Keller an, der für die städtische Straßenverkehrsbehörde verantwortlich ist.

Keller begründete die Sperrung mit zunehmenden Beschwerden von Anwohnern und Kurgästen, die über Lärm und Unfallgefahren klagen würden. Hinzu komme, so Keller, daß durch die von Friedberg oder Ockstadt kommenden Fahrzeuge, die nach links in die Kurstraße einbiegen, um in die Innenstadt zu fahren, häufig Unfälle verursacht worden seien.

Keller: "1992 hat die Polizei in diesem Bereich sechs Unfälle mit zum Teil erheblichen Schäden aufgenommen. In einem Fall sind sogar Menschen schwer verletzt worden." Eine Verkehrszählung habe zudem eine "übergroße Belastung der Kurstraße mit Durchgangsverkehr ergeben".

Der Grund könnte möglicherweise darin liegen, daß viele Ortskundige die breite und gut ausgebaute Straße gerne nutzen, um möglichst rasch von der Bad Nauheimer Innenstadt nach Friedberg oder über Ockstadt und Rosbach zur A 5 zu kommen.

Keller: "Sicherlich ist auch die Verkehrsbelastung in anderen Straßen mit der zunehmenden Motorisierung gestiegen. Wenn die Stadt aber den Kurbetrieb als bedeutendstes wirtschaftliches Standbein ernst nimmt, muß sie Maßnahmen ergreifen, die die Attraktivität Bad Nauheims für Kurzwecke erhält und möglichst verbessert." Hierzu rechne er auch die Sperrung der Kurstraße, die nur einen Anfang darstelle.

Während der halbjährigen Testphase würden Geschwindigkeitsmessungen und Verkehrszählungen auch in den angrenzenden Straßen durchgeführt, um die Auswirkungen beurteilen zu können. Erst dann soll endgültig über die Sperrung entschieden werden. str

"Mama, Papa, sagt mir,

was ich werden soll"

Arbeitsamt informiert Eltern von Zwölftkläßlern

Töchter und Söhne, die vorm Abitur stehen, können ihre Eltern ganz schön nerven. Da wird nicht nur handfester Prüfungsstreß raus- und abgelassen, sondern man geht die Blutsverwandten auch mit kniffligen zukunftsträchtigen Fragen an: Mutter, Vater, sagt mir doch, was ich werden soll! Diplom-Physikerin, Gärtner, Speditionskauffrau, Dr. med.?

"In Sachen Berufswahl sind die Eltern nach wie vor die wichtigsten Gesprächspartner für ihre Kinder", weiß man im Frankfurter Arbeitsamt in der Fischerfeldstraße 10-12 und beklagt: "Mütter und Väter sind aber meist auf diese Aufgabe nur ungenügend vorbereitet." Das will man ändern: Erstmals "und auf vielfachen Wunsch" offeriert die Berufsberatung Ende Januar ein Elternseminar, "das speziell auf die Bedürfnisse der Eltern von Oberstufenschülern zugeschnitten ist".

Der Lehrgang heißt "Berufswahl - leicht gemacht", und er läuft an vier Dienstagabenden im Berufsinformationszentrum des Arbeitsamtes in der Fischerfeldstraße.

Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, die einzelnen Seminarabschnitte sind in sich abgeschlossen, so daß auch Eltern, die mal an einem Dienstag fehlen, nicht den Anschluß verlieren.

Getagt wird in Kleingruppen, informiert und diskutiert wird über Themen wie "Einfluß von Interessen und Fähigkeiten der Jugendlichen auf die Berufswahl". Aber natürlich geht es vor allem um Anforderungsprofile von Berufen, die Lage auf dem Stellenmarkt für Auszubildende, der "Zugang zum Studium" und die Situation am Arbeitsmarkt für Akademiker.

Das neuartige Elternseminar ist insbesondere gemünzt auf Mütter und Väter von Schülern der zwölften Klassen. Voranmeldungen sind erwünscht. Interessierte Eltern können sich beim Berufsbildungszentrum des Arbeitsamtes oder unter der Frankfurter Telefonnummer 2171-2397 melden. peh

Mit vereinten Kräften soll das Dorf wieder aufgebaut werden Wageningen und Gödöllö helfen kroatischer Gemeinde / Bert Bom wirbt bei Mörfelden-Walldorfer Gruppen um Unterstützung

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Drei Städte müßten genügend Kraft haben, gemeinsam mit den Leuten von Laslovo wieder was aufzubauen", meint Bert Bom, Mitglied der Wageninger Friedensplattform. Zusammen mit Bert van de Linde ist er damit befaßt, das gemeinsam mit der ungarischen Partnerstadt Gödöllö begonnene Hilfsprojekt für das kroatische Dorf Laslovo zu organisieren. Bom wirbt derzeit in Mörfelden-Walldorf, Wageningens deutscher Partnerstadt, um Unterstützung des Projektes.

Die Stadt selbst spricht Bom dabei nicht an, weil er davon ausgeht, daß der Wageninger Magistrat, der sich inzwischen auch für eine Unterstützung des Projektes ausgesprochen hat, das selbst tun wird. Bom setzt eine Stufe tiefer an, hat Gruppen wie die örtliche Friedensinitiative kontaktiert und dabei auch bei den Grünen für die Sache geworben.

Bom weiß, wovon er spricht: Im Herbst letzten Jahres war er selbst in Osijek, wohin die Dorfbewohner mehrheitlich geflüchtet sind, sprach mit ihnen und erfuhr dabei Erstaunliches. Kleidung und Medikamente würden zwar gebraucht, doch das sei den Leuten nicht so wichtig: "Die wollen zurück, das ist ihr zentrales Anliegen", so Boms Erfahrung.

Darum geht es auch bei dem Projekt, das Gödöllö vor gut einem Jahr zunächst allein in Angriff nahm, dann allerdings auch die Wageninger um Hilfe bat. Die Niederländer zogen mit, auch "weil das eine gute Sache für unsere noch junge Partnerschaft ist", so Bom.

Die Friedensplattform sammelt jetzt Spenden unter dem Motto "Wageningen hilft Laslovo". Ziel: Wiederaufbau der Grundschule in Laslovo als multi-ethnisches Zentrum. Ein Ziel, das auch den Dorfbewohnern gefällt. Sie sind ihrer ethnischen Herkunft nach ohnehin multikulturell: Ungarn, Kroaten, Serben, Polen und Deutsche lebten und arbeiteten in Laslovo. "Die sagen, daß sie ja auch vorher zusammengelebt haben, trotz unterschiedlicher ethnischer Herkunft", berichtet Bom.

Im Augenblick werden mit den gesammelten Spendengeldern Medikamente und Lebensmittel gekauft oder Unterrichtsmaterial für jene Schulen in Osijek, wo die Menschen aus Laslovo jetzt untergebracht sind, die die Kinder der Flüchtlinge betreuen. Auf Dauer geht es aber auch um die Rücksiedlung der Flüchtlinge in ihr Dorf und dessen Wiederaufbau. 15 bis 20 Millionen Mark, schätzt Bom, werde es wohl kosten, das Dorf wieder aufzubauen. Bedingung für die Hilfe ist allerdings Friedensbereitschaft, die Entwaffnung der noch zahlreich vorhandenen serbischen Miliz und die Bereitschaft zum multikulturellen Zusammenleben.

Bom erläuterte, daß Laslovo, ziemlich genau zwischen Vukovar und Osijek angesiedelt, eine Zentrumsfunktion für die Dörfer der Region hatte: "Hier gab es einen Bahnhof, eine Ambulanz, eine Schule und Arbeitsplätze." Momentan gibt es nichts mehr von alledem. Die Bewohner sind weg, die 450 Häuser im Dorf stehen leer, sind größtenteils völlig zerstört. Bom, der bei seinem Besuch vor Ort zahlreiche Fotografien machte und filmte, will dieses Material demnächst auch in Mörfelden-Walldorf zeigen.

Von den Parteien haben die örtlichen Grünen ihre Unterstützung signalisiert. Andrea Winkler kündigte an, daß in die nächste Koalitionsrunde am 19. Januar ein Antrag eingebracht werde, um die Stadtverordneten in der Februarsitzung über eine städtische Hilfe entscheiden zu lassen. Käthe Raiss, ehrenamtliche Grüne-Stadträtin im Magistrat, hat bereits mit der neuen städtischen Pfarrerin Gitta Leber Kontakt aufgenommen: Die Pastorin soll unter anderem auch das Friedensforum in die Gänge bringen. Und dort, so Raiss, sei das Hilfeprojekt gut aufgehoben, denn "hier erreichen wir alle städtischen Gruppen und Vereine am besten, die sind da ja alle vertreten".

Bis dahin werden auch auf privater Ebene Spenden- und Hilfsaktionen laufen, wie zum Beispiel die Sammelaktionen von Elfriede Michel, die schon drei Hilfstransporte mitbestückte. Das, so meinte auch Bom, seien Dinge, die man relativ schnell machen könne. Das Dorf wieder aufzubauen, sei eine langfristige Sache und nicht zuletzt von den rivalisierenden Regierungen im ehemaligen Jugoslawien abhängig. wal

SPD mit einem "Traumteam" Florstädter stellten ihre Kandidaten zur Kommunalwahl vor

FLORSTADT. Um ihre absolute Mehrheit zu verteidigen, tritt die Florstädter SPD - nach eigenen Angaben - mit einem "Traumteam" zur Kommunalwahl im März an. Auf Platz eins der Sozialdemokraten-Liste für die Gemeindevertretung steht Fraktionsvorsitzender Stefan Lux aus Nieder-Florstadt, gefolgt von Heinrich Hofacker aus Stammheim und Günther Seitz aus Nieder-Mockstadt.

Bürgermeister Heinz Trupp kündigte an, sich der Direktwahl zum Bürgermeister 1994 zu stellen. Spitzenkandidaten für die Liste des Gemeindevorstands sind auf den ersten drei Plätzen Horst Lösch, Erwin Kröll und Norbert Fey. Mehr als 90 Prozent der anwesenden Florstädter SPD-Mitglieder stimmten den Listen zu.

Hinter dem Bundesparteibeschluß, daß ein Drittel der Kandidaten Frauen sein sollten, bleibt die Florstädter SPD aber weit zurück. So finden sich unter den 38 Kandidaten nur fünf Frauen. Den vordersten Listenplatz nimmt dabei Edith Loh aus Ober-Florstadt auf Position sechs ein. Noch weniger Frauen sind auf der Liste für die Ortsbeiräte zu finden. Bis auf Leidhecken, wo keine Frau kandidiert, ist in den weiteren Florstädter Ortsteilen je eine Frau unter den SPD-Kandidaten für die Ortsbeiräte.

Für SPD-Vorsitzenden Herbert Unger berücksichtigt die Liste "nicht mehr nur die reine Herkunft aus dem Ortsteil, sondern stellt mit Vorrang die Qualität (in jeglicher Hinsicht) als auch den repräsentativen Charakter eines künftigen Gemeindeparlaments klar in den Vordergrund". Erstmals nach zwanzig Jahren werden nunmehr die ersten sechs Spitzenkandidaten aus den Ortsteilen gemäß der Abstimmungsergebnisse aus den einzelnen Ortsbezirken auf die ersten sechs Plätze gesetzt werden. Die weiteren Bewerber werden dann als "freier" Vorschlag des Vorstands und der Mitgliederversammlung der Großgemeinde zur Beratung und Beschlußfassung unterbreitet. Eine Koalition wurde von der SPD nicht ins Auge gefaßt, sondern "als Zwangsehe bezeichnet, deren mißgeborene Hinterlassenschaft in der Regel nur aus einer Politik der faulen Kompromisse auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner besteht".

Hart ins Gericht gingen denn auch Bürgermeister Heinz Trupp und SPD- Chef Herbert Unger mit den Florstädter Kritik an den Grünen Grünen. Ihre Arbeit im Gemeindeparlament sei "nur noch durch ,Schaufensteranträge&rquote; geprägt", und im außerparlamentarischen Feld hätten die Grünen "mehr als einmal destruktiv auf die Entwicklung Florstadts gewirkt", erklärte Unger. Damit revidierte Unger zum Teil seine Aussage vor vier Jahren, daß er "keine Berührungsängste" habe. "Aber nach vier Jahren der auf Kreisebene erzwungenen Zusammenarbeit und des Beobachtens des illustren grünen Treibens in Florstadt", konstatierte er den Grünen "politische Verantwortungslosigkeit". cor

Polizeirevier-Neubau an der Gebeschusstraße verzögert sich erneut: Lagerplatz für verseuchte Erde gesucht

Wir gratulieren

Herrn Adolf Henning aus Maintal- Hochstadt zum 90. Geburtstag am Montag, 11. Januar.

Frau Klara Trux aus Maintal-Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Montag, 11. Januar.

Vertrag gilt als Meilenstein Kreis, Caritas und Diakonie besiegeln ihre Zusammenarbeit

KREIS OFFENBACH. Mit 845 000 Mark unterstützt der Kreis in diesem Jahr den Caritasverband Offenbach und das Diakonische Werk Dreieich bei der Unterhaltung ihrer Beratungsstellen. Die Höhe dieses Zuschusses ist Bestandteil von Verträgen zwischen Kreis, Caritasverband und Diakonischem Werk. Diese unterzeichneten jetzt im Kreishaus von Landrat Josef Lach, Erstem Kreisbeigeordneten Frank Kaufmann sowie Caritasdirektor Simon Tull, dem Vorsitzenden des Caritasverbandes, Lorenz Eckstein, und dem Leiter des Diakonischen Werkes Dreieich, Christian Klett.

Mit diesem Zuschuß werden anteilig die Psychologische Beratungsstelle in Seligenstadt mit ihrer künftigen Nebenstelle in Rodgau sowie die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen des Caritasverbandes in Offenbach und des Diakonischen Werkes in Dreieich finanziert.

Die Verträge, die beginnend am 1. Januar 1993 eine Laufzeit von fünf Jahren haben, verlängern sich automatisch um je ein Jahr, sofern keine Kündigung erfolgt. Sie sind dynamisiert und schließen künftige Lohn- und Preissteigerungen während der Laufzeit ein. Neben den finanziellen Regelungen sind Zuständigkeiten, Arbeitsinhalte und Verwaltungsverfahren vereinbart.

Die Zuschüsse des Kreises sollen es dem Caritasverband erlauben, neben dem bereits vorhandenen Angebot in Seligenstadt eine weiter Psychologische Beratungsstelle im Alten Rathaus in Nieder- Roden von Mai an einzurichten.

"Damit haben wir ein großes Ziel in der psychosozialen Versorgung unseres Kreises erreicht", zeigte sich Sozialdezernent Frank Kaufmann zufrieden. "Der Kreis Offenbach ist nunmehr flächendekkend sowohl im Bereich der Erziehungsberatung als auch in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung versorgt, zumal wir selbst noch zwei eigene Erziehungsberatungsstellen in Heusenstamm und Dreieich betreiben."

Das Verhandlungsergebnis, das sich in diesen Verträgen niederschlage, sei ein Meilenstein in der Finanzierung der Träger der freien Jugendhilfe. Kaufmann: "Wir haben erstmals sichergestellt, daß Caritasverband und Diakonie ihre sehr wichtige Beratungstätigkeit im Kreis auf einer vertraglich gesicherten finanziellen Grundlage betreiben können." ttt

In Frankfurt teilen sich immer mehr Menschen ein einziges Auto Mitgliederzahl der Car Sharing Genossenschaft hat sich seit April mehr als verdoppelt / Bereits sechs Wagen in fünf Stadtteilen

Die gemeinsame Nutzung eines Autos durch mehrere Leute ist in Frankfurt im Aufwind. Das Auto-Teilen wird immer attraktiver - und für die Frankfurter, die auf den eigenen Wagen verzichten möchten, immer leichter. Die Ortsgruppe Frankfurt der Car Sharing Genossenschaft hat bereits das sechste Auto zugelassen und zugleich im Dornbuschviertel den fünften Standort für die billigen Mietwagen gefunden. Der neue Wagen steht auf dem Parkplatz des Aja Textor-Goethe Altenheims in der Hügelstraße.

Damit können inzwischen in fünf Stadtteilen Interessenten an der ebenso umweltbewußten wie kostengünstigen Auto-Alternative teilnehmen: Rund zwölf Leute teilen sich ein Auto und nutzen es nur dann, wenn sie es tatsächlich brauchen. Schließlich wird jedes Autos - statistisch gesehen - am Tag ganze 45 Minuten bewegt. Den Rest steht es und nimmt Platz weg.

Die Frankfurter Car Sharing Gruppe hat inzwischen Wagen in Bockenheim (auf dem Parkplatz der St.-Jakobs-Gemeinde), in Sachsenhausen (im Parkhaus Walter-Kolb-Straße), in Bornheim (auf einem Privatgrundstück in der Rendelerstraße), im Nordend (im Parkhaus Philanthropin) sowie im Dornbuschviertel. In Bockenheim stehen zwei Wagen zur Verfügung, ansonsten jeweils einer. Angeboten werden die Typen Opel Corsa oder Opel Astra-Kombi.

Wer Mitglied der Genossenschaft werden will, zahlt 250 Mark Eintrittsgeld und muß elf Genossenschaftsanteile zu je 100 Mark erwerben. Dieses Geld, das bei einem eventuellen Austritt wieder zurückgezahlt wird, ist der Grundstock für den Kauf neuer Fahrzeuge.

Bezahlt wird nach den gefahrenen Kilometern. Je nach Wagentyp sind dies 35 oder 40 Pfennig. Hinzu kommen pro Stunde in der Zeit zwischen 16 und 24 Uhr 4.50 Mark. Alternativ gibt es Pauschalangebote. So kostet der Corsa in der attraktivsten Zeit zwischen 16 und 24 Uhr 32 Mark, von Mitternacht bis 8 Uhr morgens dagegen nur acht Mark. Neu ist seit Dezember ein Langstreckentarif. Bei Fahrten über 300 Kilometer wird jeder Kilometer nur mit 15 beziehungsweise 20 Pfennig berechnet. Dafür muß das Fahrzeug vollgetankt zurückgegeben werden. Ansonsten ist das Benzin im Mietpreis enthalten.

"Unser Ziel ist es, in jedem Stadtteil ein Auto anzubieten", sagt Thomas Grüßing, Car Sharing-Koordinator für Frankfurt. Zwar ist es "bis dahin noch ein weiter Weg", wie er selbst weiß, doch die Entwicklung der Mitgliederzahl stimmt optimistisch. Beim Start im April letzten Jahres wollten sich erst 43 die damals vorhandenen drei Wagen teilen. Inzwischen weist die Mitgliederliste 103 Namen auf. Tendenz steigend. Denn je mehr Autos angeboten werden, hat Grüßing beobachtet, desto größer ist die Nachfrage. So traten allein im Oktober sieben Neue bei, im November waren es acht.

Besonderes Interesse zeigen nach Darstellung Grüßings die Bockenheimer: "Rund 70 aller neuen Mitglieder der letzten Monate kommen aus diesem Stadtteil." Dabei hatten die Organisatoren noch im Juni daran gedacht, die Bockenheimer Zweigstelle mangels Nachfrage zu schließen.

Sorgen macht Grüßing zur Zeit der Standort Bornheim. Der dortige Abstellplatz droht einem Neubauvorhaben zum Opfer zu fallen. Dann stellt sich die Frage, wohin mit dem Wagen?

Die Frankfurter Car Sharing Gruppe ist die größte in Deutschland. Bundesweit gibt es 13 lokale Organisationen. Darunter verfügen die Wiesbadener über drei, Mainz und Darmstadt jeweils über ein Fahrzeug. gang

CDU und Felix wollen heute mit Bürgern reden

HOFHEIM. Nicht um die Themen der Kernstadt, sondern um Stadtteil-Probleme soll es heute, 11. Januar, in Wallau gehen: Die CDU lädt von 19 Uhr an zur Bürgerversammlung in die Gaststätte "Deutsches Haus" ein. Auch Bürgermeister Rolf Felix will bei dieser Gelegenheit mit den Wallauern diskutieren. pms

Mittwoch, 13. Januar Die Grünen: "Mietwucher in Frankfurt", eine Diskussion der Grünen im Nordend mit Vertretern der Mieterberatung am Mittwoch, 13. Januar, 20 Uhr in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt, Ekkenheimer Landstraße 93. Donnerstag, 14. Januar Die Grünen: Diskussion zum Thema Asyl und Immigranten mit Brigitte Sellach, Halil Özak und Gabriel Trischler im Rathaus Fechenheim, Pfortenstraße 1, Clubraum 2, 20 Uhr.

Ökologische Linke Liste: "Was hat die Weltrevolution mit der Linie 11 zu tun?" an heutigen Donnerstag, 14. Januar im Alten Rathaus Fechenheim, 19 Uhr.

"Krankenpflege in der Familie" wird gezeigt

HOFHEIM. Das Deutsche Rote Kreuz und die Deutsche Angestellten-Krankenkasse bieten zum zweiten Mal einen Kursus "Krankenpflege in der Familie" an: Der Lehrgang ist am Samstag, 16. Januar, und Samstag, 23. Januar, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Vermittelt werden Grundkenntnisse, um Angehörige pflegen zu können. Auf dem Lehrplan steht auch, wie ein Krankenzimmer für eine längere Pflege einzurichten ist, wie sachgemäß und kräftesparend gepflegt wird und wie man Kranke lagern muß, um Druckstellen zu vermeiden.

Die Gebühr beträgt 80 Mark. Für DAK- Mitglieder ist der Kursus kostenlos. Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 20 77-12. pms

Sportförderkursus für Kinder bis 14 Jahren

MAIN-KINZIG-KREIS. Insbesondere für Kinder zwischen sieben und 14 Jahren, die sich zu wenig bewegen, bietet der Kreis einen kostenlosen Sportförder- Unterricht im Kurssystem an, und zwar jeden Dienstagnachmittag in der Zeit von 14.45 bis 17 Uhr in der Mehrzweckhalle Gelnhausen-Haitz.

Die Übunsstunden dauern jeweils 45 Minuten und werden von einer Gymnastiklehrerin erteilt. Damit eine intensive Körperschulung ermöglicht wird, ist die Teilnehmerzahl pro Gruppe auf 15 Kinder beschränkt.

Weitere Informationen erteilt die Abteilung Sport und Freizeit in Gelnhausen, Barbarossastraße 16. Dort sind auch Anmeldungen möglich. Postkarte genügt. hein

FH-AStA wehrt sich gegen Strafanzeige

Der AStA der Fachhochschule hat eine sofortige Einstellung des Strafverfahrens gegen den Verkehrsreferenten der Studentenvertretung gefordert, das wegen der Blockaden auf der Nibelungenallee im November und Dezember vergangenen Jahres eingeleitet wurde.

Der Verkehrsreferent steht im Verdacht, gegen das Versammlungsgesetz verstoßen zu haben und für die Nötigung zahlreicher Autofahrer verantwortlich zu sein. Er sollte unlängst im Polizeipräsidium vernommen werden, hatte es aber eigenen Angaben zufolge abgelehnt, zu dem Termin zu erscheinen.

"Wir protestieren auf das schärfste gegen diesen Versuch, die Demonstrationsfreiheit, besonders bei dieser mittlerweile sogar politisch anerkannten Forderung, zu unterdrücken", heißt es in der Stellungnahme des AStA. Die Studentenvertretung kritisiert, daß im Ermittlungsverfahren die Verantwortung auf eine Person begrenzt und so jedes persönliche Engagement "zerschlagen" werde.

Zugleich kündigte der AStA weitere Demonstrationen für den 12., 19. und 26. Januar an, um das Ziel einer Verlegung des Fußgängerüberwegs am Nibelungenplatz zu erreichen.

Darüber soll in der Stadtverwaltung in den nächsten Wochen entschieden werden. Die Organisatoren "bemühen sich um eine Anmeldung beim Ordnungsamt", um Schwierigkeiten mit der Polizei zu vermeiden.

Das 2. Polizeirevier hatte Anzeige erstattet, weil für die Versammlungen am 17. November und 1. Dezember keine Genehmigung vorgelegen habe. vo

Die Umwandlung von Mietwohnungen wird immer dramatischer Bis zum Dezember schon mehr als 5000 Anträge / Bewegung in Bonn: "Viele wollen ihr Schäfchen noch ins Trockene bringen"

Die Spekulation mit der Umwandlung preiswerter Mietwohnungen in Eigentum nimmt in Frankfurt ungeahnte Ausmaße an. Jetzt nannte die städtische Bauaufsicht die neuesten Zahlen: Danach gingen zwischen 1. Juli und 31. Dezember im Römer Anträge auf Abgeschlossenheitserklärungen für 4562 neue Eigentumswohnungen ein. Zwischen 1. Juli und 6. November hatte die Behörde Begehren zur Umwandlung von "nur" 2984 Wohnungen registriert.

Dieter Hasselbach, stellvertretender Leiter der Bauaufsichtsbehörde, sprach von einem "kräftigen Schub" im Dezember 1992. Fachleute erklärten die erhebliche Verschärfung der Situation mit dem Vorstoß des Bundesrates in Bonn: CDU- und SPD-regierte Länder möchten es den Kommunen künftig wieder freistellen, ob sie die Umwandlung genehmigen. Obwohl noch keineswegs sicher ist, ob diese Initiative Erfolg hat, "bemühen sich jetzt viele Spekulanten, ihre Schäfchen noch ins Trockene zu bringen".

Am 30. Juni 1992 hatte der Gemeinsame Senat der Obersten Bundesgerichte in Karlsruhe die Umwandlung wieder erleichert. Prompt brachen Dämme auch in Frankfurt: In der Zeit zuvor vom 1. Januar bis zum 30. Juni 1992 hatte es laut Hasselbach gerade mal Anträge für 490 neue Eigentumswohnungen gegeben - mit der Flut danach wurden im gesamten Jahr 1992 Abgeschlossenheitserklärungen für nicht weniger als 5052 neue Eigentumswohnungen in Frankfurt beantragt. Immobilien-Experten bezweifeln, daß "eine so große Zahl neuer Eigentumswohnungen in der Stadt überhaupt in kurzer Zeit verkauft werden kann".

Unterdessen kommt die Bauaufsichtsbehörde im Technischen Rathaus durch die Welle von Umwandlungs-Anträgen in große Schwierigkeiten - denn nach der neuen Rechtslage bleibt ihr derzeit nichts anderes übrig, als die Papiere zu bearbeiten und Abgeschlossenheitserklärungen zu erteilen. Hasselbach: "Wir sind wirklich eingedeckt!"

Tatsächlich stehen im Amt nur 36 Mitarbeiter für diese und andere Aufgaben zur Verfügung: "Mit dem gleichen Personal", so der stellvertretende Amtsleiter gestern, "sollen wir aber auch den Miet- Wohnungsbau kräftig ankurbeln." Schlimmer noch: Die 36 Beschäftigten gibt es nur auf dem Papier. In Wahrheit sind mindestens sechs dieser Stellen derzeit unbesetzt. Die weitaus höhere Bezahlung in der freien Wirtschaft für die einschlägigen Berufe sorgt bei der Bauaufsicht noch immer für eine hohe Fluktuation.

Immer wieder reichen Immobilienkaufleute gleich eine größere Anzahl von Mietwohnungen zur Umwandlung ein. Wie Hasselbach sagte, prüfen die Fachleute der Bauaufsicht in zunehmendem Maße vor Ort, ob die eingereichten Pläne überhaupt mit der Wirklichkeit in den Häusern übereinstimmt. Nicht selten stelle sich heraus, daß für die Bau-Akten in der Eile schlampig oder gar falsch gearbeitet wurde: "Dann können wir unter Umständen gegen diese Leute vorgehen."

Erst am Donnerstag letzter Woche hatte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler öffentlich vor einer Spekulationswelle mit preiswerten Mietwohnungen im neuen Jahr gewarnt. Der OB forderte erneut ein gesetzliches Eingreifen der CDU-FDP-Bundesregierung. jg

Die Wohnungsmisere der Polizisten bleibt ungelöst Gewerkschaft ist zornig auf die Landesregierung Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Wir bedauern sehr, daß es so gekommen ist": Sibylle Perrot, Frankfurter Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), ist auf die rot-grüne Landesregierung nicht gut zu sprechen. Am 1. Januar 1993 trat in aller Stille ein Vertrag zwischen der Stadt Frankfurt und dem Land in Kraft, der den Zorn der GdP provoziert. Der Kontrakt: Das Land veräußert für 7,13 Millionen Mark seine Anteile an der städtischen Wohnheim GmbH an die kommunale Frankfurter Wohnungsbau-Holding. Als Alternative zu dem Handel hatte Frankfurt der Landesregierung angeboten, 150 öffentlich geförderte Wohnungen in der Stadt für Polizeibeamten und ihre Familien zu reservieren. Diese sogenannten "Belegungsrechte" mochte die hessische Landesregierung nicht akzeptieren - an der Haltung änderte sich auch nach einem Spitzengespräch zwischen Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in Wiesbaden nichts, wie der OB jetzt bestätigte.

Allein in Frankfurt, so Gewerkschafterin Perrot, suchen 154 Polizeibeamte mit ihren Angehörigen händeringend eine erschwingliche Wohnung - Stand 31. Dezember 1992. Viele ihrer gegenwärtig rund 700 Versetzungsgesuche begründen Frankfurter Polizeibeamte mit der desolaten Lage auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt. "Wir haben erhebliche Integrationsprobleme", sagt die örtliche GdP- Vorsitzende.

Warum blieb die Landesregierung dennoch hart? Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) braucht das Geld - die finanzielle Lage des Landes ist nicht mehr rosig. Horst Kadel, Beteiligungsreferent im Finanzministerium, nennt weitere Gründe. "In der neuen städtischen Wohnungsbau-Holding hätten wir mit unserem Anteil von 4,92 Prozent an der Wohnheim GmbH nichts mehr zu sagen gehabt". Und schließlich: Die Landesregierung wisse nicht, wo die Wohnungen für die Polizeibeamten im Frankfurter Stadtgebiet lägen - "und außerdem müssen die erst mal frei werden." Im Frankfurter Römer überzeugen diese Argumente nicht. Die Kommune hat dennoch den Kontrakt mit dem Land unterzeichnet. Die 7,13 Millionen Mark an Wiesbaden zahlt Frankfurt in drei Raten - die Summe ist bei der finanziellen Lage der Kommune nicht mehr zu vernachlässigen. Der erste Teilbetrag muß bis zum 1. Februar 1993 in der Landeshauptstadt eingegangen sein.

Was bleibt den Polizeibeamten, die auf Wohnungen warten? Mit den 7,13 Millionen Mark, beteuert Beteiligungsreferent Kadel, werde das Land natürlich neue Sozialwohnungen bauen - bis die einmal bezugsfertig sind, vergeht freilich viel Zeit.

Die Gewerkschaft der Polizei in Frankfurt hofft jetzt auf den rot-grünen Magistrat. Genau 23 Wohnungen für Polizeibeamten und ihre Familien entstanden 1992 in der Stadt. Weitere 109 Wohnungen für Bedienstete der öffentlichen Hand insgesamt gibt es im Entwurf. Der erste Spatenstich für die neuen Häuser ist nach den Worten der GdP-Kreisvorsitzenden Perrot "Anfang 1993" vorgesehen. Ein genaues Datum war im Polizeipräsidium nicht bekannt.

Kursus über Bau und Fliegen eines Drachen

MAIN-KINZIG-KREIS. Zum ersten Mal überhaupt bietet der Kreis in Zusammenarbeit mit dem Drachen-Club Deutschland einen Kurs zum Zusammenbau und Fliegen eines Drachen an. Beginnend am 2. Februar, erlernen die Teilnehmer zwischen 14 und 17 Jahren jeweils dienstags von 17 bis 19 Uhr, die Erwachsenen von 19 bis 21 Uhr, wie man einen Drachen baut.

An einem Wochenende werden dann die Techniken geübt, das Luftgefährt am Himmel zu halten.

Für Jugendliche kostet der Kurs 65, für Erwachsene 80 Mark.

Schriftliche Anmeldungen nimmt die Kreisabteilung Sport und Freizeit, Barbarossastraße 16, in Gelnhausen entgegen.

hein

Ex-Admiral warnt Rühe vor Rechtsbruch Schmähling: Mit Einsatz in Somalia würden sich auch Soldaten strafbar machen Von unserem Redaktionsmitglied Edgar Auth

FRANKFURT A. M., 12. Januar. Bundeswehrsoldaten, die einem Marschbefehl zum Einsatz in Somalia folgen, oder Vorgesetzte, die ihn erteilen, machen sich nach Auffassung des Flottillenadmirals a. D. Elmar Schmähling nach dem Soldatengesetz (Paragraph 10 und 11) strafbar. Dort sei festgelegt, daß Befehle nicht gegen Gesetze und das Völkerrecht verstoßen dürften. Die geltende Rechtsauffassung aber, so faßt Schmähling in einem offenen Brief an Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) zusammen, sei diese: "Die Bundeswehr darf außer zur Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland und der Staatsgebiete der Bündnisstaaten der NATO und der WEU gegen einen bewaffneten Angriff nur im Rahmen der Notstandsgesetze, d. h. im Inneren der Republik, eingesetzt werden." Wenn Rühe den von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) angekündigten Somalia-Einsatz befehle, verstoße er also nicht nur selbst gegen seine Amtspflichten, sondern verlange auch von Soldaten eine Dienstpflichtverletzung, folgert Schmähling.

Der ehemalige Leiter des Amtes für Studien und Übungen der Bundeswehr wirft dem Minister auch vor, mit dem Einsatz mehr zu wollen, als er offen eingestehe. Indem er "sympathische" humanitäre Ziele in den Vordergrund stelle, wolle Rühe vernebeln, daß es ihm in erster Linie um "deutsche Sicherheitsinteressen" gehe. Darunter aber verstehe er - wie aus seinem Ministerium unlängst bekanntgeworden - "die Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des Zugangs zu strategischen Rohstoffen". Eine solche "neue, aggressive, auf zahllose künftige Interessenkriege" hinauslaufende deutsche Außenpolitik könne nicht auf "die schmale Mehrheit des derzeitigen Regierungsbündnisses" gegründet werden, schreibt der wegen kritischer Ideen aus dem Militär entlassene Admiral. Im Gespräch mit der FR schlug Schmähling statt dessen vor, Deutschland solle angesichts seines gewachsenen internationalen Gewichts seine künftige Haltung von der "Rolle des Unbelasteten" aus definieren, die ihm als an Kriegen nicht beteiligter Mittelmacht nach dem Zweiten Weltkrieg zugewachsen sei. Statt Militäreinsätzen solle Bonn "Instrumente der vorbeugenden Diplomatie vorantreiben" und die Ursachen von Konflikten aufdecken helfen. Auch beim ökologischen Umbau der Weltordnung gebe es genug zu tun. Dies bedeute dann nicht, in eine neue Sonderrolle zu fliehen, sondern das Land könne damit die Initiative ergreifen.

Die neue Rolle Deutschlands in der Welt sollte "über die UN-Charta" definiert werden, regte Schmähling an. Es sei ein kollektives Sicherheitssystem zu entwicklen, das notfalls Zwang ausüben solle. So werde der Rückfall in eine Haltung vermieden, bei der Militär zur Durchsetzung nationaler Interessen eingesetzt werde.

(Wortlaut des Schmähling-Briefes S. 10; weiterer Bericht auf Seite 4)

Der Müllfahrplan für Niddatal

NIDDATAL. Gelbe Verpackungssäcke sind in begrenzter Stückzahl bei den vier Verwaltungsstellen, ansonsten an den DSD-Sammelfahrzeugen erhältlich, teilt der Magistrat mit. Die Verpackungssäcke werden erstmals in Assenheim und Bönstadt am Donnerstag, 14. Januar (und nicht am 13. Januar, wie irrtümlich im Müllkalender aufgeführt wurde), ab 6 Uhr eingesammelt. In Ilbenstadt und Kaichen werden die gelben Säcke am Montag, 18. Januar, abgeholt.

Altpapier wird am Dienstag, 26. Januar, in ganz Niddatal eingesammelt. Sondermüll aus Kleingewerbe und sonstigen Betrieben wird am Donnerstag, 4. Februar, am Schadstoffmobil des Wetteraukreises entgegengenommen, das von 14.15 bis 14.45 Uhr auf dem Assenheimer Kerbplatz an der Nidda Station macht. Je Kilogramm sind fünf Mark zu zahlen. mu

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Sister Act (17.15 und 20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Kevin allein in New York (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Kevin allein in New York (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Kevin allein in New York (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Schöne und das Biest (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (17.30 und 20.15 Uhr). Musik Bad Homburg. Forum für junge Künstler, Foyer im Kurtheater, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Galerie Scheffel: "Auras del Silencio" von Ricardo Calera, 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18.30 Uhr.

Öffnungszeiten des Geologischen Zentrums Taunus/Wetterau, Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Königstein. Luxemburger Schloß: Bilder des Schweizer Malers Jan-Peter Fluck im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr.

Vorträge/Kurse Bad Homburg. "Bad Homburg A-Z" Lichtbildervortrag, Referentin: Heidi Delle, Kino im Schwedenpfad, 19.30 Uhr.

Ölmalkurse im Museum im Gotischen Haus: für Kinder von 16 bis 17.30 Uhr, für Erwachsene von 18 bis 19.30 Uhr. Voranmeldung: Tel. 3 76 18.

Friedrichsdorf. Kurse in Geburtsvorbereitung und Beckenbodengymnastik, 19.30 und 20.30 Uhr, Tel. 0 61 72/ 58 64.

Kurs für junge Eltern von Pro Familia: Mütterzentrum Karben, 20 Uhr. Parteien Bad Homburg. Sitzung des Verkehrsausschusses der Stadtverordnetenversammlung, Stadthaus, Sitzungszimmer I, 2. Obergeschoß, 17.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Bürger-Treff des SPD- Ortsbezirks Köppern, Bürgerhaus Köppern, 19.30 Uhr.

Wehrheim. Info-Veranstaltung zum Thema "Was man im Umgang mit der Natur und Landschaft wissen muß", Bürgerhaus, 20 Uhr.

Kronberg. Stammtisch der Senioren- Union der CDU Kronberg, Bibliothek des "Rosenhofs", 15 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Usingen. Sprechstunde im Gesundheitsamt, Obergasse 23: 9 bis 11 Uhr; Tel. 6 69 66.

Grävenwiesbach. Mütterberatung im Bürgerhaus, 14 bis 15 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Oberstedten, Hauptsr. 52, Tel. 0 61 72 / 3 35 76.

Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.

Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr.

Oberursel. Pfarrei St. Ursula: Krabbelkreis von der Geburt bis zu den ersten Schritten, Pfr.-Hartmann-Haus, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Deutscher Frauenring: Spanisch-Anfänger (9.30 bis 11 Uhr), Englisch (10 bis 11.30 Uhr), Singkreis (10 bis 11.30 Uhr) im Ferd.-Balzer-Haus, Schulstr.; Tenniskreis (10 bis 11 Uhr) in der Tennisanlage Alte Leipziger; Kegeln (15 bis 17 Uhr) in der Stadthalle.

Frauengruppe des BdV, Gaststätte "Wiener Wald", ab 14.30 Uhr.

Hausfrauenverband: Bewegungsübungen, Ferd.-Balzer-Haus, Schulstr., 14.45.

Schwimm-Club: Anmeldung zu sämtlichen Kursen im Clubhaus, 18 bis 19 Uhr.

Königstein. Skatclub: "Kleiner Preisskat", Bürgerhaus Falkenstein, 19 Uhr.

Steinbach. VdK: Kaffeenachmittag, Bürgerhaus, 14 bis 17.30 Uhr.

Schachclub, Bürgerhaus Clubraum I, 19.30 bis 23 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele 14.30 bis 15.30 Uhr.

Gruppentanz für Senioren, Stadthaus- Casino, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Singkreis, Vereinszentrum "Alte Schule", Am Placken, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17.

Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Senioren der Pfarrei St. Ursula: Rückschau auf die Stadtranderholung, Pfr.- Hartmann-Haus, 15 Uhr.

Kronberg. Altkönig-Stift: Fahrt zur Schirn zur "Gabriele Münster Ausstellung", 14 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Puppentheater ab 3/4 Jahre: "Freunde" mit dem Offenbacher Figurentheater, Bürgerhaus Köppern, 15 und 17 Uhr.

Treffen der BUND-Jugend, ev. Gemeindezentrum, 20 Uhr.

Steinbach. Spielabend im Jugendhaus, 18 Uhr. Weihnachtsbaumabfuhr Wehrheim. In den Ortsteilen Obernhain, Pfaffenwiesbach und Friedrichsthal jeweils ab 8 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur botanischen Führung durch den Kurpark: vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad, 15 Uhr.

Thai-Sala im Kurpark, Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.

Königstein. Gymnastik im Bewegungsbad, 9 Uhr.

Konzerteinladung Pariser Sonderangebote

PARIS. Auf den Anschlagsäulen, in der Metro und in den Zeitungen findet der Musikliebhaber den Hinweis "Paris lädt ins Konzert ein". Die zweite Januarhälfte steht im Zeichen einer Werbeunternehmung ohnegleichen: Mehr als zweihundert Konzerte in reputierten Konzerthallen wie in kleinen Musiksälen und Kirchen öffnen ihre Tore unentgeltlich dem Begleiter oder der Begleiterin eines vollzahlenden Musikgängers.

Wer eine Karte kauft, erhält die zweite gratis. Eine musikpolitische Unternehmung nicht des Kulturministeriums, sondern der städtischen Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Rundfunk. Die klassische Musik steht dabei nicht ausschließlich im Vordergrund.

Ein zweites Experiment wird gleich angeschlossen. Konzerte finden nicht nur spät nachmittags und abends statt. Das Musiktheater "Châtelet", die städtische Oper, bietet für jeweils zehn Mark eine Begegnung mit Musik zwischen zwölf und 13 Uhr an. Was an einem Ort ausprobiert wurde, soll nun auf andere übertragen werden, ganz wie die Konzerte am Ende der Arbeitszeit vermehrt werden, bevor die Abreise des potentiellen Publikums in die Außenbezirke erfolgt.

Handelt es sich beim Kartenrabatt um eine noblere Form des Ausverkaufs, die wie überall auch in Paris durch Preisnachlässe das Geschäft ankurbeln? Das wird man nicht ganz von der Hand weisen wollen. Aber festzustellen ist: Musik soll nicht einfach durch kleinen Preis dem Zuhörer schmackhaft gemacht werden.

Musik wird als ein gemeinschaftsstiftendes Genußmittel aller Tage propagiert. Die Kulturdezernentin von Jacques Chirac meinte, ins Kino könne man zur Not allein gehen, das Konzert entfalte aber erst zu zweit aufgenommen seine volle Resonanz.

Die kritische Diskussion über die Darbietung zählt also mit beim künstlerischen Aufnahmeprozeß. Über Musik jenseits vager Qualifizierungen zu sprechen, fällt freilich dem Konzertgänger normalerweise schwer. Macht Übung hier, wenn schon nicht den Meister, so lockert sie doch die Redebereitschaft.

Im Mittelpunkt dieser Konzeption steht allerdings nicht die Absicht, schockweise halbgare Kritiker zu stimulieren. Werden die Konzertsäle finanziell schmerzlos zugänglich und spielt man nicht nur herkömmliche Programme, sondern stellt unbekannte Künstler und Stücke vor, könnte die Gleichgültigkeit Musik gegenüber überwunden werden.

Was sich in diesen Tagen ganz deutlich bemerkbar macht in den öffentlichen Diskussionen, ist eine Neugier auf die vielfältigen Ereignisse, die die Anschlagsäulen verheißen.

Häufig, so sagt man, verhält sich der Großstädter wie ein Herdentier. Das Schlechteste ist es nicht, wenn die Herde in die Konzertsäle rennt.

GEORGES SCHLOCKER

Manchmal wird der Richter überstimmt Horst Ilge aus Niddatal blickt auf achtjährige Tätigkeit als Schöffe zurück

NIDDATAL. "Ich habe es nicht bereut", bekräftigt Horst Ilge (56) und meint damit seine achtjährige Erfahrung als Schöffe beim Amtsgericht Friedberg. "Ich kann nur jedem empfehlen, der Interesse hat, sich für diese Aufgabe zur Verfügung zu stellen", rät der Niddataler. Er habe für sich wertvolle Einblicke in das Funktionieren der Justiz bekommen. Kurz vor Jahresende wirkte er ein letztes Mal beim Prozeß gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Kabelverschwelungsanlage in Butzbach als Schöffe mit. Jetzt ist seine achtjährige Zeit für das Ehrenamt zu Ende. Die FR sprach mit ihm über seine Erfahrungen, die er in dieser Zeit gewonnen hat. Das FR-Porträt

Wie kommt das Gericht mit Berufsrichter/in und zwei Schöffen zu einem Urteil? "Juristische Kenntnisse werden bei den Schöffen nicht erwartet, sondern eher das, was man gesundes Volksempfinden nennt", stellte Ilge klar. Das traut sich der Maschinenbau-Ingenieur, Dozent an der Fachhochschule und langjährige Kommunalpolitiker zu. Erst am Verhandlungstag erführen die Schöffen, worum es gehe. Während der Verhandlung könnten, ja sollten sie sich durch Befragen von Zeugen und Angeklagten ein Bild machen. "Wir haben die gleichen Rechte wie die Berufsrichter", so Ilge.

Nach den Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigung zieht sich das Gericht zur Beratung zurück. Schöffen und Richter sagen dann ihre Meinung zum vorliegenden Fall. Der Berufsrichter trägt vor allem die Gesetzeslage vor, also welches Strafmaß das Gesetz vorsieht. "Das Ergebnis muß nicht einstimmig sein", stellt der Niddataler klar: "Es ist schon vorgekommen, daß die beiden Schöffen den Berufsrichter überstimmt haben."

Allerdings hielten sich die Schöffen sinnvollerweise an die Hinweise des Richters zur Gesetzeslage, damit kein Anfechtungsgrund für das Urteil geliefert werde.

Wenn nun im Bekanntenkreis mal wieder über einen spektakulären Fall gesprochen wird und mancher Unverständnis äußert, warum ein Täter so milde weggekommen ist, kann Ilge nach seiner eigenen Mitarbeit kompetent mitreden: "Es kann vorkommen, daß die Beweise so schwierig zu führen sind, daß man entgegen seiner Überzeugung zugunsten des Angeklagten entscheiden muß, obwohl man weiß, daß wesentlich mehr dahinter steht."

Im Verlauf der acht Jahre gab es auch Fälle, in denen sich die kommunalpolitische Erfahrung Ilges - zuerst SPD-Stadtverordneter und seit acht Jahren ehrenamtlicher Stadtrat in Niddatal - als hilfreich erwiesen hat. Die Rechtsprechung basiert in großen Teilen noch auf alten Gesetzesvorstellungen, versucht Ilge eine allgemeine Annäherung, ohne auf konkrete Fälle eingehen zu dürfen. Gerade das Umweltrecht sei doch noch sehr allgemein gefaßt, ist seine Beobachtung. So sei es im Einzelfall oft schwer, einen Nachweis von schuldhaftem Verhalten zu führen.

Gleichzeitig zeigten die Erfahrungen im kommunalen Bereich, daß es für die Bürger, ja für die gesamte Natur des Lebensraumes wichtig ist, daß es gesetzliche Regelungen (etwa im Baurecht) zum Schutz der Lebensgrundlagen gibt, weil diese ansonsten immer wieder zum eigenen Vorteil mißbraucht werden. GEORG LINDE

(Lesen Sie auch nebenstehend: "Zur Sache: Wie wird man Schöffe?")

AW und Verkehrswacht laden gemeinsam ein

BAD HOMBURG. "Sehen und gesehen werden" - diesen Titel trägt ein Diavortrag der Arbeiterwohlfahrt (AW) und der Verkehrswacht am Mittwoch, 13. Januar, um 15 Uhr im Bonhoeffer-Haus, Gluckensteinweg 148.

Udo Linden und Alfons Kubera von der Verkehrswacht Obertaunus referieren über das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Hinterher beantworten die beiden Referenten an der Kaffeetafel die Fragen der Teilnehmer. ill

Makellose Oberflächen Alexander von Zaluskowski

Die Augentäuscherei - das "trompe- l'oeil" - galt als hohe Kunst unter den Stilleben-Malern des 17. Jahrhunderts. Wie die holländischen Meister ihr Publikum hinters Licht führten, ihm in saftigem Naturalismus gemalte Früchte, Federhalter, Briefe als real vorgaukelten, zum Greifen nah und doch unnahbar - das war mehr als nur ein Spielchen am Rande der Kunstgeschichte. Das Thema der Mimesis hat Künstler seit der Antike inspiriert. Das hat sich auch nach der Entwicklung abstrakter Darstellungsformen nicht geändert. Die Kunst der Nachahmung, der Illusion des Gegenständlichen läßt sich so auch in der zeitgenössischen Plastik wiederfinden. Man braucht nicht gleich bei Jeff Koons nachzuschlagen: Auch unter deutschen Kunststudenten sind die Augentäuscher zu finden.

Alexander von Zaluskowski ist so einer. "Also, ich würde das unter Vortäuschung falscher Tatsachen einordnen, was ich mache", sagt er über seine Plastiken: Abbilder alltäglicher Apparate, die er mit handwerklicher Präzision nachschreinert - ganz im Sinne der detailbesessenen Holländer. Solche Illusionskunst gefiel beim Bundeswettbewerb "Kunststudenten stellen aus": Im Wettbewerb der Kunsthochschulen errang Zaluskowski, Student an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG), einen der vier Förderpreise für 1992.

Seine Arbeiten tragen sämtlich den Titel "o. T.", die gegenständlichen Assoziationen sind jedoch eindeutig zu benennen. Zaluskowski spricht selbst von seinen "Kühlschränken", von der "Tür" und dem "Pult". Geräte industrieller Massen- Produktion, die der Künstler nun allerdings doch nicht komplett nachbaut: Nur die wesentlichen, äußeren Bestandteile werden ausgelesen und rekonstruiert. Der Anschein bleibt gewahrt, doch wer die Geräte auf ihre Funktionstüchtigkeit prüfen will, erlebt seine Enttäuschung.

So baut Zaluskowski nur den Schein der Dinge nach, nicht ihr Inneres. Seine "Tür" hat weder Schloß noch Angeln; die preisgekrönten "Kühlschränke" besitzen als äußere Kennzeichen nur je eine Metallblende und ein Kontroll-Lämpchen in Kopfhöhe. Der Rest ist der Imaginationskraft des Betrachters überlassen.

Dieses "Verschwimmen von Illusion und wirklichem Gegenstand" im Geist des Zuschauers ist für den Künstler ein Zeichen seiner Zeit: Wer je am Bildschirm die Bilder eines katastrophalen Ereignisses sah, glaubt, das Ereignis selbst gesehen zu haben.

Diese feine Grenze wieder sichtbar zu machen, zwischen den (massenmedialen) Chiffren und ihren realen Vorbildern - das ist eine der wesentlichen Funktionen von Zaluskowkis plastischen Augentäuschereien. Eine andere ist ihre kühle, unnahbare Atmosphäre. Scheinbar nahtlos gearbeitet, die Oberflächen makellos geschliffen, präsentieren sich die Geräte wie fabrikneu. Zaluskowski ist fasziniert von dieser Warenhaus-Anonymität: "Apparate, die keine Gebrauchsspuren haben, die wie vom Himmel gefallen sind" - so müssen auch seine eigenen Plastiken sein. "Am liebsten sind sie mir, wenn sie frisch aus der Werkstatt kommen", sagt er. Jeder Kratzer im Lack - wie gerade an den "Kühlschränken" bei einer Ausstellungsreise geschehen - "ist für mich ein Totalschaden".

So scheinen Zaluskowskis Plastiken einfach und komplex zugleich, illusionistisch und real, industrielle Handarbeit: Massenware mit der Aura des Unikats. An einer Fließband-Produktion ist Zaluskowski in jedem Fall nicht interessiert. Sein Oeuvre ist schmal, der gierige Kunstmarkt weit: "Konstruktionspläne, Vorzeichnungen, Entwürfe - das schmeiß' ich alles weg." Kein "Frühwerk", keine Signatur, kein Titel soll auf den Künstler verweisen; allein der schöne Schein der Kunst soll uns gewahrt bleiben. THOMAS A. WOLFF

"Von christlichen Grundwerten geprägt" Arbeitskreissprecher hat nochmals den Aufruf zur Kundgebung verteidigt und CDU kritisiert

ERLENSEE. Für den Arbeitskreis Asyl hat dessen Sprecher Werner Stahl nochmals den Aufruf zur Kundgebung gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit am 19. Dezember in Langendiebach verteidigt und gleichzeitig die CDU kritisiert. Die hatte sich angesichts drohender Auseinandersetzungen mit rechten Gruppen, die fast zeitgleich zu einem "Störkraft"- Konzert in Conny's Hard 'n' Heavy Palace erwartet worden waren, gegen die Demonstration ausgesprochen.

Werner Stahl sieht es dagegen als notwendig an, daß - wie in den vergangenen Wochen auch geschehen - etwas gegen die zunehmende Ausländerfeindlichkeit getan werden muß. Dafür aber seien die Organisationen in Erlensee, unter anderen Pfarrer Lothar Grigat, von den Unionsleuten auch noch beschimpft worden: "Man kann es fast nicht glauben. Mitglieder einer staatstragenden demokratischen Partei argumentieren wie ,Republikaner&rquote; und erweisen sich als willfährige Helfer."

Der Arbeitskreis Asyl hat mit der Kundgebung gegen rechts nach eigener Auffassung ein notwendiges Zeichen gesetzt: "Daß es dabei nicht zu Gewalt kam - wie es sich wohl einzelne Mitglieder der CDU möglicherweise sogar gewünscht hätten -, lag daran, daß alle Beteiligten ein klares Ziel hatten: mit einer eindrucksvollen Aktion das Auftreten von Neonazis in Erlensee zu verhindern. Dieses Ziel wurde erreicht. Die Kundgebung mußte an diesem Tag stattfinden. Ein Zurückweichen vor Nazis durfte und darf es nicht geben."

Leider hätten viele Gemeindevertreter mit ihrer Nichtunterstützung ein "beschämendes Bild" abgegeben, meint Stahl zum Abstimmungsverhalten von CDU und SPD am Vortag: "Und dies in einer Zeit, wo die Weltöffentlichkeit sehr genau auf Deutschland blickt und registriert, wie sich Politiker und Verantwortungsträger verhalten. Auch bei unserer Kundgebung waren Fernsehteams, darunter vier aus dem Ausland, anwesend."

Der Sprecher des Arbeitskreises weist in diesem Zusammenhang die Behauptung zurück, den Aufrufern zur Demonstration sei das Wohl der Bürger in Langendiebach egal gewesen. Weil es ihnen genauso am Herzen gelegen habe wie die Situation der ausländischen Mitbürger, "haben wir eng mit Polizei und Ordnungsamt zusammengearbeitet. Die Resonanz auf unsere Kundgebung war eindeutig positiv. Viele Erlenseer, darunter auch CDU-Anhänger, haben sie durch ihre Teilnahme unterstützt, und dabei hat sich die Erkenntnis verfestigt, daß man nicht schweigen darf. Der Arbeitskreis Asyl tritt für menschliches Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern ein. Unser Handeln ist - auch wenn wir kein C in unserem Namen tragen, von christlichen Grundwerten geprägt." hein

Vier leere Seiten . . . statt eines Textes von Joseph Roth

Zu den beachtlichen unbeachteten Büchern des vergangenen Jahres gehört der von Karl-Markus Gauß herausgegebene Sammelband "Das Buch der Ränder". Darin sind 42 Texte von Schriftstellern des "peripheren Europa" zusammengestellt. "Innen blüht Europa, außen wachsen die Ränder. Doch diese Ränder", schreibt Gauß im Vorwort, "brechen auf, und sie brechen herein."

In diesem Buch gibt es vier unbedruckte Seiten, leergelassen, weil der Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch dem Klagenfurter Wieser-Verlag die Rechte an Joseph Roths Erzählung über "Die Heimkehr des Imre Ziska" verweigerte. Wer im ersten Band der Werke Joseph Roths diesen Text nachliest, findet die im Berliner Börsen-Courier im März 1922 veröffentlichte Geschichte des Notars Imre Ziska. Geboren wurde er in einem Gebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg der Tschechoslowakei zufiel. Die Slowaken sagten, Ziska sei Ungar, und die Ungarn sagten: "Der Notar Imre Ziska ist ein Slowake." "Zwischen den Grenzen", schreibt Roth, "hing Imre Ziskas dokumentarisches Ich in der Luft und zappelte mit den heimatswehen Beinen."

Der Notar bekam keinen Paß, also lebte er nicht. In einem Preßburger Hotelzimmer unternahm er die notwendigen Schritte dazu. "Zu einer Zeit, in der die Erde so unsicher ist, daß man sagen könnte, selbst sie hätte keinen ,festen&rquote; Boden, ist die jenseitige Welt, die keine Grenzen kennt und keinen Boden, zuverlässiger."

So sind die freigelassenen Seiten im "Buch der Ränder" die Zelle des Buches, der leere Raum ist das mit Geschichte gefüllte Zimmer. Joseph Roth ist der Analytiker einer Vergangenheit, die unsere Gegenwart ist. Er hat die Zukunft vorhergesagt und die Menschen, die ihr Vaterland lieben, arme Blinde genannt. Geschichten, wie die vom armen Notar Imre Ziska, müßten täglich über die Bildschirme rollen.

Was aber tut ein wohlsituierter Verlag? Er schützt seinen toten hochverehrten, unbezahlbaren Autor vor Lesern! Und das Interesse der Leser ist alles, was Joseph Roth immer und heute leider wieder besonders verdient hat.

Obwohl er erst 1994 hundert Jahre alt wird, sei dieses Jahr, bevor es ein anderer für sich reklamiert, dem hellsichtigen, melancholischen, vor Patriotismus und Bigotterie flüchtigen Joseph Roth reserviert. V.A.

Wenn Volkes Stimme Fisch statt Big Macs will Oberurseler Bürgertelefon erhielt im vergangenen Jahr 416 Anrufe / Bisweilen gibt's auch Lob

OBERURSEL. "Volkes Stimme", festgehalten auf dem Anrufbeantworter: Seit vor 23 Jahren in der Stadtverwaltung das Bürgertelefon ins Leben gerufen wurde, lassen die "Orscheler" unter Telefon 502-222 Dampf ab, regen die sinnigsten oder unsinnigsten Sachen an oder - recht selten - loben auch mal.

416mal haben sie im vergangenen Jahr zum Hörer gegriffen, hat Oberbürgermeister Thomas Schadow aufgelistet. Zwar 40mal weniger als 1991, aber trotzdem sieht Schadow das "rege Interesse" an der Stadtverwaltung bestätigt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit rufen sie an, und manchmal müssen selbst die Verwaltungsleute schmunzeln, wenn sie das Band abhören: Da rief zum Beispiel im Januar ein Bürger an und meinte, er habe gehört, in die Bären-Arkaden solle ein MacDonalds-Schnellrestaurant einziehen. Er aber stehe eher auf Fisch und bevorzuge stattdessen eine Nordsee-Filiale?

Dem guten Mann konnten die Leute in den Fachämtern ebensowenig helfen wie der Frau, die allen Ernstes wissen wollte, ob sie bei der Stadt eine Haftpflichtversicherung für ihre Putzfrau abschließen könne. "Der Glaube an die Flexibilität einer Stadtverwaltung" erwies sich für Schadow auch in dem Anruf eines besonders sparsamen Mannes, der eines Morgens im Februar zum Telefon griff und eifrig vermeldete, bei ihm in der Straße würden noch die Laternen brennen, obwohl es doch schon hell sei. Die Stadt solle sie doch mal schnell löschen, um Geld zu sparen. Schmunzel, schmunzel. . .

Aber unverschämte Anrufe sind auch dabei, wie der einer Frau, die sich kürzlich darüber beschwerte, daß ein Busfahrer der Linie 2, der "nicht einmal richtig deutsch könne", Ausländer und Jugendliche immer durch die Vordertür aussteigen lasse, während sie immer zur hinteren Tür laufen müsse. Da blieb den Sachbearbeitern denn doch die Spucke weg.

Fast die Hälfte der Telefonate betraf die Bereiche Hoch- und Tiefbau sowie Bauverwaltung. In ihrem Bemühen, sich korrekt auszudrücken, bringen manche Bürger die witzigsten Formulierungen zustande. Da bemängelte einer etwa, daß der Kanaldeckel vorm Haus "sehr stark schlage" . . . Elf Anrufer sprachen der Stadt Lob aus - na immerhin. 36 blieben anonym, teilweise "üble Denunzianten", so Schadow. Am anderen Ende des Bürgertelefons sitzt übrigens immer nur ein Anrufbeatworter. Die Anrufe werden am nächsten Tag abgehört, notiert und an die zuständigen Ämter weitergeleitet.

Außer dem Bürgertelefon gibt's in Oberursel noch das Kindertelefon (Tel. 58 01 01, die Bürgerberatungs- und Rentenversicherungsstelle (Tel. 502-283), das Frauenbüro (Tel. 502-369), das Büro des Umwelt- und Abfallberaters (Tel. 502-306) sowie das der Behindertenbeauftragten (502-368).

Ach ja, und humorige Anrufer gibts auch: Während des Brunnenfestes meldete sich einer, der sich darüber ärgerte, daß während des Festes ein Toilettenwagen just an der Stelle stand, wo sonst immer der Mag'sche Männerchor seine Würstchen verkauft hatte. Er empfahl deshalb den Stadtoberen, sich doch demnächst bei offiziellen Anlässen von einem Toilettenwagen mal was vorsingen zu lassen. . . esi

,Es war einmal&rquote; im E-Werk

BAD HOMBURG. Für Kinder ab drei Jahren spielt das Blinklicht-Theater am Mittwoch, 13. Januar, um 15 Uhr im Jugend- und Kulturtreff E-Werk "Es war einmal. . .": die Geschichte eines Reisenden, der von seiner Suche nach Märchen, Fabeln und Legenden erzählt. ill

Ist Hitler noch Ehrenbürger? Bad Nauheimer Parlament befaßt sich mit Anfrage der Grünen

BAD NAUHEIM. Sind Adolf Hitler und Gauleiter Best immer noch Ehrenbürger der Stadt Bad Nauheim? Diese Frage wollen die Grünen während der nächsten Sitzung des Bad Nauheimer Stadtparlamentes am Donnerstag, 14. Januar, vom Magistrat beantwortet haben.

Die um 20 Uhr im großen Saal des Sportheimes beginnende Sitzung birgt noch mehr brisante Themen. So wird sich das Parlament erneut mit seinem im Dezember gefaßten Beschluß beschäftigen müssen, die übernommenen Sozialhilfeaufgaben an den Kreis zurückzugeben.

Den Beschluß hatte das Stadtparlament gefällt, weil die Stadt nicht mehr länger Aufgaben für den Kreis übernehmen und vom Bad Nauheimer Steuerzahler auch noch bezahlen lassen möchte. Denn nach Berechnungen der Stadtverwaltung kostet die Übernahme der Arbeiten die Stadt mehr, als sie dafür vom Kreis erstattet bekommt. Als der Wetteraukreis sich weigerte, die Kostenpauschale zu erhöhen, weigerte sich das Stadtparlament, weiter die Aufgabe des Kreises zu übernehmen. Dem Parlamentsbeschluß widersprach jedoch der Magistrat, weil dieser nicht rechtmäßig zustande gekommen sein soll. Die SPD schaltete die Kommunalaufsicht ein. Deshalb soll der Beschluß nun wiederholt werden.

Darüber hinaus soll noch über zahlreiche Anträge und Anfragen beraten und diskutiert werden. Beispielsweise zur Straßenbeleuchtung in der Altstadt, der Abrechnung von Fäkalschlamm, der städtischen Baumfällaktion am Rödgener Sportplatz, zum Einsatz von Rapsöl, dem kombinierten Fuß-/Radweg nach Ockstadt und dem Schleichverkehr von der Innenstadt über den Höhenweg zur Autobahn. str

Geburtsvorbereitung in der Elternschule

HOCHTAUNUSKREIS. Die Elternschule Taunus hat noch freie Plätze im Kurs "Rückbildungsgymnastik" für junge Mütter. Der Lehrgang beginnt am Dienstag, 12. Januar, um 10 Uhr in der Elternschule, Dorotheenstraße 9-11 in Bad Homburg. Teilnehmerinnen können ihre Babies mitbringen.

Auch im Geburtsvorbereitungskurs für Paare, die im April oder Mai ein Kind erwarten, sind noch einige Plätze frei. Er startet am Donnerstag, 14. Januar, um 19.45 Uhr.

Am Samstag, 16. Januar, treffen sich zwei Selbsthilfegruppen im Bischof-Ketteler-Haus: Alleinerziehende Frauen sowie die Gruppe "Witwen und Witwer".

In Steinbach beginnt am Dienstag, 26. Januar, der Kurs "Gesunde Leckereien für Kinder" in der katholischen Pfarrei. Information und Anmeldung für diese Angebote täglich von 9 bis 12 Uhr unter der Rufnummer 0 61 72 / 69 09 45.

Die Psychologin Charlotte Thelen leitet ab Montag, 18. Januar, das Seminar "Sich selbst und andere besser verstehen" in Schmitten-Oberreifenberg. Dort bietet die Elternschule ab Donnerstag, 28. Januar, auch einen Nähkurs an. Anmeldung für die Oberreifenberger Kurse im Pfarrbüro, Telefon 0 60 82 / 31 79. ill

"Bürgerschaft" gegen Baupläne Harheimer Initiative formuliert Widerstand vor der Anhörung

In einem Brief an die 4000 Bewohner Harheims hat die Initiative "Die Bürgerschaft Harheim" eigene Vorstellungen zur Zukunft des Stadtteils präsentiert. Sie setzt sich mit den Entwürfen der Kommune auseinander, die Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) am 26. Januar im Bürgerhaus Harheim der Öffentlichkeit präsentieren möchte. Die "Bürgerschaft" verlangt eine neue Erschließungsstraße am Westrand des künftigen Baugebietes "Harheim Süd", die bis zum heutigen Gewerbegebiet weitergeführt werden müsse. So könne es gelingen, den alten Ortskern vom Auto- und Schwerverkehr zu entlasten.

Ansonsten nämlich fließe der künftige Verkehr von und zum Baugebiet Harheim-Süd alleine über die Hermannspforte in die ohnehin stark belastete Philipp- Schnell-Straße. Die Hermannspforte verfüge über weite Strecken nicht einmal über Bürgersteige.

Von den 350 Wohnungen, die nach den Entwürfen der Stadt auf der Fläche Harheim-Nord wachsen, lehnt die Initiative rundheraus die vier Blocks der ersten Hausreihe hin zur Umgehungsstraße ab. Begründung: Die Gebäude lägen "im Lärmpegel" der Straße. Auch dem Wohnblock im Baugebiet Harheim-Süd, der hinter den Häusern Haintalstraße 5-11 liegt, wollen die Bürger nicht zustimmen.

Der Sprecher der Bürgerinitiative, der Rechtsanwalt Günter Emmerich, kündigt in dem Brief ganz offen Einsprüche gegen die Pläne der Stadt an, wenn es bei drei- bis viergeschossigen Häusern mit einer zusätzlichen ausgebauten Dachetage bleibe. Nach Emmerichs Worten entsteht im Gebiet Harheim-Süd eine 95 Meter lange Bauzeile entlang der Spitzenstraße "mit anschließendem Wohnturm". Zwischen Spitzenstraße und Haintalstraße ordne der Entwurf der Stadt drei Wohnblocks mit vier Etagen an.

Im Gebiet Harheim-Nord erreiche der längste vorgesehene Wohnblock 80 Meter. Vier Wohnblöcke mit jeweils vier Etagen, am Hang gestaffelt, ließen "zusätzlich ein Kellergeschoß" zu.

Die öffentliche Bürgeranhörung am 26. Januar beginnt um 19.30 Uhr im Saal des Bürgerhauses Harheim, In den Schafgärten 21. Die Entwürfe für die beiden neuen Wohnviertel, die aus einem Architektenwettbewerb der Stadt hervorgingen, liegen von 19 Uhr an zur Ansicht aus. In der Anhörung können alle Interessierten Bedenken und Anregungen vorbringen. jg

Bei Tulpen ist schon Frühling Orange ist der Favorit

"Orange", sagt Manuela Kilb spontan auf die Frage nach ihrer Lieblings-Tulpenfarbe. Und damit liegt die Blumenhändlerin aus der Kleinmarkthalle voll im Trend. Denn beim Versuch, mit kräftigen Farben die Winter-Tristesse aus der Wohnung zu verscheuchen, zeichnen sich orangefarbene Tulpen in diesem Jahr als eindeutiger Favorit ab, bestätigt Sabine Wenzel, die Floristin eines großen Frankfurter Blumen-Importeurs. Unangefochten sogar von der früheren Modefarbe Lila und dem klassischen Rot.

Doch unabhängig von der Blütenfarbe: Spätestens jetzt beginnt für Blumenhändler die Tulpenzeit, von Woche zu Woche nimmt das elegante Liliengewächs in ihren Läden einen größeren Raum ein. Die Kunden haben sich längst daran gewöhnt, die eigentlich erst im Februar und März blühende Frühjahrsblume bereits zum Jahresanfang kaufen zu können. Oder sogar noch früher: Inzwischen werde ein Strauß weißer Tulpen von einer wachsenen Kundenzahl bereits kurz vor Silvester verlangt, sagt Sabine Wenzel. Und in manchem Blumenladen lassen sich Tulpensträuße sogar schon zur Adventszeit erstehen.

"Technisch wäre es kein Problem, die Tulpen das ganze Jahr über anzubieten", weiß Hubertus Gog, Gärtnermeister aus dem Palmengarten. Möglich wird dies durch eine Spezialbehandlung der Tulpenzwiebeln kurz nach der Ernte im Juli. Die - überwiegend in den Niederlanden arbeitenden - Tulpenzüchter unterziehen die Zwiebeln zunächst einem "Wärmeschock", der sie verstärkt austreiben läßt. "Dann werden sie auf etwa 5 Grad heruntergekühlt und eingelagert", sagt Gog.

Wann die Tulpenzwiebeln aus ihrem Dornrößchenschlaf erweckt und in einem warmen, speziell beleuchteten Gewächshaus eingepflanzt werden, bleibt dem Markt überlassen. Rund acht Wochen brauchen die Blumen zwischen dem Einpflanzen und dem großen blühenden Auftritt auf einer Blumenauktion, sagt Gog.

Nachteil dieser Behandlung: Die schon im Winter verfügbaren Tulpen sind weniger lange haltbar als die robusteren Frühjahrs-Exemplare. "Alle zwei Tage anschneiden", empfielt Manuela Kilb, um die Lebensdauer der Tulpen von etwa einer Woche zu sichern. Und wer den Strauß nachts fest mit Papier umwickele, könne zusätzlich dafür sorgen, daß die Blumen ihre Köpfe nicht allzu schnell hängen ließen. mat

Wieder Frauengottesdienst in der Alten Nikolaikirche

Die Alte Nikolaikirche auf dem Römerberg ist renoviert, und so können nun nach mehrjähriger Pause die ökumenischen Frauengottesdienste wieder am "alten Ort" zelebriert werden.

Der erste dieser Gottesdienste beginnt am heutigen Dienstag, 12. Januar, 19 Uhr, und dreht sich um das Thema "Frauenräume". Gestaltet wird dieser Frauengottesdienst vom Evangelischen Pfarramt für Frauenarbeit, dem evangelischen Arbeitskreis "Frau im Beruf" und auch dem Frauenreferat des katholischen Bildungswerkes. peh

"Anerkennung" für Nidderau Wettbewerb "Wohnen in Stadt und Land" / Otfried Betz zufrieden

NIDDERAU. Sechs "Landessieger" gab es beim hessischen Wettbewerb "Wohnen in Stadt und Land". Preisgekrönt wurde Nidderau nicht, doch immerhin findet es sich zusammen mit acht anderen unter den Teilnehmern, denen eine "besondere Anerkennung" zuerkannt worden ist. Im Fall Nidderaus für dessen "schlüssiges bodenpolitisches Konzept und konsequentes Vorgehen bei der Stadtentwicklung".

So befanden die 13 Fachleute in der von Städtebauminister Jörg Jordan eingesetzten Kommission. Vertreter(innen) der Landesregierung, der kommunalpolitischen Spitzenverbände, der Wohnungswirtschaft und andere Experten(innen) bewerteten die Konzepte und Planungen, bei denen es vor allem um städtebauliche Qualitäten im Wohnungsbau ging.

Da wurden etwa die Stadt Kassel und die Hesssische Heimstätte für ihr beispielhaftes Engagement bei der Umwidmung der ehemaligen Kaserne "Hasenhecke" zum attraktiven Wohnstandort oder die Niedrigenergiesiedlung e. V. Niedernhausen für ihr sachkundiges Engagement bei der Errichtung einer ökologisch orientierten neuen Siedlung zu Siegerinnen erklärt.

Seite an Seite mit Nidderau finden sich unter den "besonders Anerkannten" die Städte Fulda, Geisenheim und Mühlheim sowie verschiedene Wohnungsbaugesellschaften.Bürgermeister Otfried Betz äußerte sich naturgemäß zufrieden und sieht Nidderau in seinen städtebaulichen Bemühungen bestätigt. Ul

Zur Sache: Wie wird man Schöffe?

Die Kommunen werden nach den Worten Horst Ilges aufgefordert, Schöffen aus den Reihen der Bürger zu benennen. Wegen des organisatorischen Vorteils habe es sich eingebürgert, die Bitte an die politischen Parteien zu reichen. Die schlagen dann Kandidaten vor, und das Parlament beschließt die jeweilige Liste, die über den Kreis an das Gericht geleitet wird.

"Das Gericht bedauert, daß eigentlich nur über die Parteischiene Schöffen ernannt werden. Selten meldet sich ein nichtorganisierter Bürger, der vorgeschlagen werden möchte", berichtet Horst Ilge. Aus eigener Anschauung weiß er, daß die Mitwirkung als Schöffe beim Amtsgericht wertvolle Erfahrungen bringt.

Die Amtszeit dauert vier Jahre und kann einmal verlängert werden. Dann muß der Schöffe mindestens acht Jahre aussetzen und könnte sich anschließend wieder bewerben.

Was in acht Jahren ist, möchte Ilge erst einmal offen lassen. Er weiß auf jeden Fall, daß er wieder auf der Liste der SPD im März für einen Sitz im Magistrat kandidiert. Gegenwärtig stellt die SPD drei, die CDU zwei ehrenamtliche Stadträte.

Fast stärker noch als im Gericht müßten sich die ehrenamtlichen Politiker im Magistrat auf die Vorgaben der Berufspolitiker verlassen, da die Gesetze und Vorschriften - Beispiel Baurecht - inzwischen so kompliziert seien (nicht ohne Grund, wie Ilges letzter Prozeß um die Kabelverbrennung zeigte), daß es schon Fachleute brauche.

Insgesamt bewertet er die Arbeitsweise im Niddataler Magistrat als "kollegial". "Wir leben in Niddatal wohl noch in einem kommunalpolitischen Paradies, wenn man so liest, was anderswo los ist", meint Ilge. "Es geht uns um die Sache, dazu herrscht eine vernünftige Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen und im Magistrat." de

"Eltern und Kinder werden unnötig verunsichert" Streit zwischen Reuter- und Kennedyschule geht weiter

BAD VILBEL. Eine neue Qualität haben die Auseinandersetzungen um die Ernst-Reuter-Schule auf dem Heilsberg erfahren. Wie berichtet, bangen die Schulgremien dort um den Erhalt des Realschulzweiges, nachdem Hauptschule und Förderstufe nur noch auf dem Papier existieren und mangels Schülerzahlen nicht mehr zustande kamen. Zwischen Reuter- und John-F.-Kennedy-Schule, die beide um Bad Vilbels Haupt- und Realschüler konkurrieren, ist ein regelrechter Schulstreit ausgebrochen. Einstimmig hat die Gesamtkonferenz der Kennedy-Schule eine Erklärung verabschiedet, in der an den Reuter-Schulgremien, aber auch an der CDU Bad Vilbel massive Kritik geübt wird.

Die CDU hatte sich noch vor Ferienbeginn in die Diskussion um einen oder zwei Standorte für eine Haupt- und Realschule in Bad Vilbel zugunsten der Reuter-Schule eingeschaltet und die Leitung der Kennedy-Schule kritisiert. Diese habe in einem Schreiben an den Schulträger sowie den Kultusminister gefordert, nur noch die Kennedy-Schule als Haupt- und Realschule (mit Förderstufe) auszuweisen, und damit die Schließung des Realschulzweiges auf dem Heilsberg betrieben, so CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Josef Maetz.

Maetz, entgegnete jetzt Kennedy- Schulleiter Ernst Guggenberger für die Gesamtkonferenz, hätte sich lieber erst einmal einen "grundlegenden Überblick über die Fakten" verschaffen sollen, bevor er die Schulpolitik zum "Wahlkampfschlager" mache. Für die "Zerstörung eines wohnortnahen Schulangebotes" auf dem Heilsberg seien die dortigen Schulgremien selbst verantwortlich. Guggenberger: "Es ist schon verblüffend, daß in der Zeit, als die Schule selbst durch die Einschränkung ihres Bildungsangebotes eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern weggeschickt hat, weder Personalrat, Schülervertretung und Elternbeirat noch die politische Partei, die sich jetzt so vehement für das Kindswohl einzusetzen scheint, die Erhaltung einer Schule für alle Kinder auf dem Heilsberg gefordert hat."

Die Kollegenschelte seitens der Kennedy-Schule mündet somit in dem Vorwurf, daß seinerzeit die Ernst-Reuter-Schulgremien die Reduzierung des Bildungsangebotes auf eine Grund- und eine Realschule billigend in Kauf genommen hätten, ohne irgendwelche konzeptionellen Überlegungen zur Sicherung der Existenz ihrer Schule angestellt zu haben. Dies sei erst jetzt, nach der Neubesetzung der Schulleiterstelle, geschehen.

Guggenberger: "Die Schule selbst hat nach Einführung der Klassen fünf und sechs am örtlichen Georg-Büchner-Gymnasium ihre Förderstufe nicht mehr aufrechterhalten und Eingangsklassen für die Haupt- und Realschule angeboten. Damit hat sie selbst die gewachsene Schulstruktur auf dem Heilsberg zerstört."

Gymnasialschüler seien an das Büchner-Gymnasium, die Hauptschüler an die Kennedy-Schule verwiesen worden. Und als im Mai 1991 der Wetteraukreis die Schulen um eine Stellungnahme zum neuen Schulentwicklungsplan aufgefordert habe, sei von der Ernst-Reuter-Schule lediglich geäußert worden, pädagogische und organisatorische Veränderungen seien nicht vorgesehen.

Im Gegensatz dazu habe die John-F.- Kennedy-Schule "problematisiert", daß für etwa 30 bis 40 Prozent der Schüler in Bad Vilbel zwei Standorte existierten, "von denen einer kein vollständiges Angebot für alle Schülerinnen und Schüler außerhalb des Gymnasiums enthält".

Joachim Trost, neuer Leiter der Ernst- Reuter-Schule, mochte sich nicht zu den Vorwürfen äußern. Und seitens des Staatlichen Schulamtes wie auch der Kreisschulverwaltung wird bedauert, daß die Auseinandersetzungen um die Schulentwicklung in Bad Vilbel in dieser Form ausgetragen werden. Eltern und Kinder würden dadurch unnötig verunsichert.

Es sei "unglücklich", daß die Diskussion parallel zum Kommunalwahlkampf stattfinde, meinte Kreisschuldezernent Joachim Pollmar. Die Bemühungen der Kennedy-Schulgremien um die Zukunftssicherung ihrer Haupt- und Realschule (mit Förderstufe) seien verständlich und legitim. Sie dürften jedoch nicht zu Lasten der Vilbeler Schüler in ihrer Gesamtheit gehen. Pollmar kündigte an, während der Podiumsdiskussion über die Zukunft der Ernst-Reuter-Schule (am Dienstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Heilsberg) aktuelles Zahlenmaterial über die Schülerströme der beiden konkurrierenden Schulen vorzulegen. Dies könnte eine wichtige Entscheidungsgrundlage für eine eventuelle Neuordnung der Vilbeler Schulstruktur sein. mu

Kleine FR

Autos stießen frontal zusammen USINGEN. Am Freitag kam es nachts auf der B 456 zwischen Usingen und Grävenwiesbach zu einem Frontalzusammenstoß. Infolge Straßenglätte geriet ein Autofahrer aus Richtung Usingen auf einer Gefällstrecke ins Schleudern, kam auf die Gegenfahrbahn und stieß dort mit einem entgegenkommenden Auto zusammen. Verletzt wurde niemand; der Schaden an den Autos beträgt rund 25 000 Mark. Pflege zu Hause

OBERURSEL. Das Ambulante Helferteam Hochtaunus informiert am Mittwoch, 13. Januar, in der Seniorentagesstätte in der Hospitalstraße 9 über Hilfen und Möglichkeiten privater Pflege in den eigenen vier Wänden. Beginn: 15 Uhr.

Auto streift U-Bahn

OBERURSEL. Die U-Bahn war schneller: Als ein Autofahrer am Samstag morgen von der Frankfurter Landstraße nach rechts in den Zimmersmühlenweg abbiegen wollte, bemerkte er die sich von rechts nähernde U-Bahn. Der Versuch, die Gleise noch vor der Bahn zu überqueren, endete trotz Vollbremsung der Bahn mit einem Zusammenstoß. In der mit 40 Menschen besetzten Bahn wurde niemand verletzt; die Polizei beziffert den Schaden auf 2500 Mark. Diebstahl, Unfall und Flucht SCHMITTEN. Am Sonntag befuhr ein Autofahrer nachts die Schillerstraße von Niederreifenberg in Richtung Kanonenstraße. Aus bisher ungeklärter Ursache fuhr er auf ein geparktes Auto auf; dann entfernte er sich zu Fuß. Bei der Unfallaufnahme stellte die Polizei fest, daß das Auto gestohlen war und kurzgeschlossen wurde. Am parkenden Auto entstand Totalschaden (14 000 Mark). Kulturausschuß tagt KÖNIGSTEIN. Am Mittwoch, 13. Januar, beginnt um 19.30 Uhr im Parkcafé im Kurhaus Königstein, 1. Stock, eine Sitzung des Kultur- und Jugendausschusses. Dabei geht es unter anderem um die Ferienspiele, das Jugendhausprogramm bis zum Sommer und den Weiterbetrieb des evangelischen Kindergartens in Falkenstein.Fondiaria nimmt AMB ins juristische Visier

doe FRANKFURT A. M. Die italienische Versicherung La Fondiaria will nun offenbar doch gerichtlich gegen die Beschlüsse der AMB-Hauptversammlung vorgehen. Einen Tag vor Silvester hatten die Aktionäre der Versicherungsholding Aachener und Münchener Beteiligungs- AG (AMB) den Verkauf der BfG Bank an den Crédit Lyonnais und den Aufstieg der Pariser Assekuranz AGF zum wichtigsten Anteilseigner (gut 25 Prozent) des eigenen Hauses abgesegnet. Fondiaria, die 20 Prozent des AMB-Kapitals hält, war wegen einer verspäteten Anmeldung nicht stimmberechtigt gewesen.

Der Vorstand der Florentiner Gesellschaft habe ihn nun beauftragt, bis zum 20. Januar eine Anfechtungsklage vorzubereiten, berichtet Rechtsanwalt Wolfgang Althaus. Der Jurist argumentiert, daß bei einer Teilnahme der Fondiaria an der Abstimmung die seiner Meinung nach erforderliche Dreiviertelmehrheit nicht zustande gekommen wäre. Ein definitiver Beschluß, die Klage beim Aachener Landgericht einzureichen, ist aber immer noch nicht gefallen.

Die zögerliche Haltung der Fondiaria, die durch den Aufstieg der AGF in Aachen jeden strategischen Einfluß verloren hat, erklärt sich wohl durch Überlegungen, das AMB-Paket abzustoßen. Dies ginge derzeit nur mit Verlust: Immerhin dürften die Italiener gut 1000 Mark je Papier gelöhnt haben. Am Freitag notierten die Aktien mit 790 Mark.

Blaulicht erlaubt keine freie Bahn um jeden Preis Taxifahrer stieß mit Polizei zusammen: Freispruch

Polizeibeamte, die in ihren Fahrzeugen mit Martinshorn und Blaulicht unterwegs sind, dürfen nicht wie Djangos durch die Stadt rasen. Das ergibt sich aus einem am Freitag verkündeten Urteil des Frankfurter Amtsgerichts - Aktenzeichen: 10 Js 31019.6/92 -, mit dem ein Taxifahrer freigesprochen wurde, der wegen Mißachtung von Sondersignalen einen Unfall verschuldet haben sollte.

Ort der Kollision, bei der zum Glück niemand verletzt wurde, jedoch rund 16 000 Mark Schaden entstand, war der Platz der Republik. Die Ampel für den Taxifahrer zeigte grün, als am 9. März letzten Jahres um 13.45 Uhr der Polizeiwagen in die Kreuzung fuhr und das Taxi von der Seite rammte. Die Wucht des Aufpralls war so groß, daß die Taxe um 180 Grad herumgeschleudert wurde.

Nach Angaben der Polizeibeamten von der Sonderinspektion Rödelheim war es der Taxifahrer, der nicht aufgepaßt und den Unfall verursacht hatte. Unterwegs als Zivilstreife, die einen Einbrecher an der Hafenstraße festnehmen sollte, hätten sie das Blaulicht aufgesteckt und das Martinshorn eingeschaltet. Um Unfälle zu vermeiden, habe man sich lediglich im ersten Gang in die belebte Kreuzung vorgetastet.

Dagegen behauptete der Taxifahrer, ein Martinshorn habe er nicht gehört. Praktisch ohne jede Vorwarnung sei der als Polizeifahrzeug nicht erkenntliche Opel Kadett plötzlich auf der Kreuzung gewesen. Wie Zeugen übereinstimmend bestätigten, achtete das Polizeiauto überhaupt nicht auf den Verkehr, sondern sei "voll Power" gegen das Taxi gefahren. Wie dem Taxifahrer war auch den Zeugen kein Martinshorn aufgefallen.

Von der Verteidigung des Taxifahrers auf die Folgen einer Falschaussage hingewiesen, schränkte der Fahrer des Polizeiwagens im Prozeß seine Aussage ein: Möglicherweise sei er doch mit mehr als 40 Stundenkilometern in die Kreuzung eingefahren. Zu dem nicht wahrgenommenen Martinshorn meinte er, Zivilfahrzeuge hätten keine so laute Sirene wie normale Polizeiautos.

Ursprünglich mit einem Bußgeld von 40 Mark belegt, wurde der Taxifahrer freigesprochen. Dem Urteil zufolge stand nicht mit der erforderlichen Gewißheit fest, daß das Polizeifahrzeug für ihn überhaupt wahrnehmbar war. Von der Verteidigung war zuvor im Plädoyer erklärt worden, grundsätzlich dürfe ein Autofahrer auf Grünlicht einer Ampel auch vertrauen. Offensichtlich seien die Sonderrechte im Polizeiauto falsch ausgeübt worden.

Wie im Prozeß zur Sprache kam, war auch gegen den Fahrer des Polizeiwagens ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Zur Strafverfolgung kam es jedoch nicht, da das Verfahren infolge Verjährung eingestellt wurde. Zu den Gründen der Verfolgungsverjährung konnte der mit dem Fall befaßte Richter auf Anfrage keine Auskunft geben. Lepp

"Frauenchöre sind schwer im Kommen" Wilhelm Denker gründete den Bonameser Chor / Seither viele Erfolge errungen

BONAMES. Sänger sind ihrer Zeit immer voraus. Im milden Spätsommer wird das Weihnachtsoratorium für das Konzert im Dezember geprobt, und an eisigen Januarabenden singt man von grünen Knos- pen, Schwalben und Frühlingsgefühlen. Beim "Bonameser Frauenchor 1986" ist das nicht anders. Das neue Jahr ist zwar erst ein paar Tage alt, an "Jingle Bells" oder "Petersburger Schlittenfahrt" denkt aber niemand mehr. Dabei steht gar kein Frühjahrskonzert auf den Terminplan.

Bereits am Samstag, 16. Januar, haben die 40 Sängerinnen ihren ersten Auftritt: Beim Ball der Bonameser Vereine anläßlich der Wiedereröffnung des Bürgerhaus Nidda ist der Frauenchor mit von der Partie. Die Zeit ist knapp und die Sängerinnen haben den dringenden Appell ihres Dirigenten Wilhelm Denker erhört: Trotz der Weihnachtsferien erscheinen sie beinahe vollzählig versammelt zur ersten Probe im neuen Jahr.

Doch nicht nur die Sängerinnen haben bis zur Eröffnung des 3,6 Millionen Mark teuren Umbaus am Harheimer Weg viel zu tun: Der Parkettboden hat Löcher, überall liegt Bauschutt umher und es fehlt noch das eine oder andere Möbelstück. Wenigstens der kleine, schallisolierte Probenraum ist fertig. Dort trifft sich künftig der Bonameser Frauenchor zur wöchentlichen Probe. "Jetzt bräuchte man nur noch ein neues Klavier", meint Dirigent Wilhelm Denker sarkastisch und schlägt ein paar schräge Akkorde auf dem alten Instrument an. Nach den obligatorischen besten Wünschen für's neue Jahr schreitet er mit seinen Sängerinnen gleich ans Werk, mit Entspannungs- und Atemübungen und ein paar Tonleitern zum Einsingen. Vier Stücke hat Denker für den Abend im Bürgerhaus ausgewählt. Nach der dreiwöchigen Weihnachtspause klappt bereits das erste Durchsingen der Lieder erstaunlich gut. Ein Dirigent ist aber nie ganz zufrieden. Note für Note probt er mit den einzelnen Stimmen - Sopran I und II, sowie dem Alt - das schwierige Stück "Wenn ich die Schwalbe seh'" des tschechischen Komponisten Petr Eben. Ein neuer Versuch. Schon klingt der Gesang schöner und ausdrucksvoller. Anerkennend nickt er den Frauen "Die Feinheiten proben wir nach der Pause."

Vor sieben Jahren gründete Wilhelm Denker den Bonameser Frauenchor. Seine Liebe zum Dirigieren entdeckte er spät: Erst Mitte der 80er Jahre absolvierte er die Chorleiterprüfung. Vor seiner Dirigentenkarriere tourte er als Kontrabassist in Jazzbands durch Deutschland und Europa. "Irgendwann war aber damit Schluß, die Familie verlangt schließlich auch ihr Recht." Viel unterwegs ist er aber auch heute.

Neben dem Frauenchor in Bonames leitet er Chöre in Unterliederbach, Eschborn, Berkersheim und Eschersheim. "Ich habe unter der Woche keinen einzigen Abend frei. Vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit war es oft ganz schön stressig." Den Spaß hat Wilhelm Denker aber offenbar nicht verloren. Engagiert geht es bei der Chorprobe zur Sache. "An dieser Stelle müßt ihr alle eure Gefühle reinlegen." Und gefühlvoll singt er seinen Damen vor, wie es klingen soll. Wilhelm Denker kann seine Sängerinnen begeistern und motivieren.

Und wo gut gearbeitet wird, bleiben Erfolge nicht aus: In vielen Wettbewerben errang der Bonameser Frauenchor erste und zweite Plätze; und - vorläufiger Höhepunkt der Vereinsgeschichte - beim Bundesleistungssingen 1990 in Bad Orb gab es die glänzende Note 1,9 mit der Plakette "Für besondere Leistungen 1990".

Erfolge feiern die 40 Sängerinnen aber nicht nur in der Heimat, auch im fernen Nordafrika wurde ihn schon zugejubelt. In bester Erinnerung hat Wilhelm Denker zwei Konzerte in Kairo: "Begeistert waren die Ägypter nicht nur, weil wir ein reiner Frauenchor sind, sondern weil wir alles ,a capella&rquote;, das heißt ohne Instrumentalbegleitung gesungen haben."

Dabei hat es ein Frauenchor gar nicht leicht. "Wir werden häufig nicht für voll genommen. Frauenchor - das Wort klingt etwas abfällig." Besonders ärgert Wilhelm Denker, wenn über einem Stück die Anweisung "Für Kinder- oder Frauenchor" steht. Und auch bei der der Chorliteratur sieht es nicht gut aus. Stükke für Männerchöre gibt es wie Sand am Meer, gute Kompositionen für Frauenchöre sind eher selten.

Denker macht aus der Not eine Tugend: Häufig greift er zu Bearbeitungen anderer Stücke oder schreibt Werke für seinen Frauenchor um.

Dennoch hat der Chorleiter aus Bonames die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht aufgegeben, und beinahe klingt's wie eine Warnung: "Frauenchöre sind schwer im Kommen." bai

Eyßen macht sich nicht stark für Tierherberge RP will Abriß bis April 1994 / Verein klagt dagegen Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer EGELSBACH. Bis April 1994 soll die Tierherberge in Egelsbach vom Erdboden verschwunden sein. Nach Meinung der Behörden ist das Zuhause von 160 Vierbeinern im Landschaftsschutzgebiet nahe dem Flugplatz nicht verantwortbar, weil es den "Naturgenuß" einschränke. Wegen "formaler Fehler" hat der Betreiber, der Frankfurter "Tier-Rettungs-Dienst", jetzt den Kreis Offenbach verklagt. Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) hält das Heim für überflüssig und hilft dem Verein nicht bei der Suche nach einem neuen Areal. Zu alledem kursieren Gerüchte über Tierquälerei und -handel. Wenn Peter Janovich auf das Schicksal seiner Schützlinge zu sprechen kommt, wählt er deftige Worte: "Angeschafft, kurze Zeit geliebt, geprügelt oder einfach weggeworfen." Derzeit leben in der Tierherberge Egelsbach rund 160 Vierbeiner - neben 70 Hunden und 25 Katzen auch Ziegen, Hasen, Frettchen, Chinchillas, ein Esel, ein Lama, eine Kuh, ein Bulle und ein Affe. "Viele von ihnen sind kaum vermittelbar, weil entweder zu alt, bissig oder schwer behindert", sagt der 38jährige gelernte Kaufmann, der sich gemeinsam mit Freundin, Schwester und seinen Eltern um diesen "tierischen Schrott" kümmert.

Im April 1979 eröffneten sie das Tierheim; zwei Jahre später gründeten sie den gemeinnützigen Verein "Tier-Rettungs-Dienst Frankfurt". Daß sowohl das Wohnhaus als auch die Stallungen vor Illegale Bauten rund 40 Jahren ohne behördlichen Segen errichtet worden waren, stellte sich erst Mitte der 80er Jahre heraus. Damals wandte sich der Verein an die Gemeinde Egelsbach, um sich die geplante Erweiterung der Tierbehausungen genehmigen zu lassen. Die Anlage, die von den Ämtern zuvor jahrzehntelang geduldet worden war, sollte plötzlich verschwinden. Aus dem Landratsamt in Offenbach flatterte eine Abrißverfügung mit sofortigem Nutzungsverbot ins "illegale" Haus.

Die Tierfreunde legten Widerspruch ein und einen Bauantrag mitsamt Architektenplänen für eine Umgestaltung des Areals vor. Doch das Darmstädter Regierungspräsidium (RP) lehnte ab und schickte einen Bescheid los, der eine letzte Frist bis April 1994 einräumte. Das war laut Poststempel am 20. Dezember 1991. "Wir haben von dem Schreiben erst im Dezember 1992 erfahren", sagt Vereinsvorsitzende Regina Wust. Schuld daran seien der RP und das Kreisbauamt, die ihren Brief nicht an einen Vereinsbeauftragten oder ein Vorstandsmitglied, sondern an einen ehemaligen, nicht befugten Mitarbeiter der Geschäftsstelle addressiert hätten. Und dort sei das Schreiben "verlorengegangen". Um Zeit zu gewinnen, hat der Verein jetzt wegen dieses "formalen Fehlers" beim Darmstädter Verwaltungsgericht Klage gegen den Kreis Offenbach erhoben.

Regina Wust glaubt nicht, die Entscheidung des RP rückgängig machen zu können, denn die illegalen Gebäude liegen nach dem Raumordnungsplan im "regionalen Grünzug" und in einem Landschaftsschutzgebiet. Doch sie zweifelt an der Seriosität der Begründung. Darin heißt es unter anderem: "Die von den Tieren ausgehenden Geräusch- und Geruchsimmissionen behindern das Gefühl, in freier, unbebauter Natur zu sein."

Eine erstaunliche Feststellung insofern, als in unmittelbarer Nähe der Tierherberge nicht nur mehrere Firmen, eine Kaserne des Bundesgrenzschutzes, ein Reiterhof mit Restaurant und das Klubhaus des Egelsbacher Schützenvereins, sondern auch eine Hubschrauberstaffel der Polizei und der Flugplatz liegen. Jährlich rund 80 000 "Flugbewegungen" bewertet der RP so: "Gerade vom Flugplatz sind nur sporadisch bei Starts und Landungen Geräusche zu hören."

Auch in anderer Weise fühlen sich die Egelsbacher Tierfreunde vom Amtsschimmel getreten: Das Veterinäramt des Kreises habe wiederholt eine größere Quarantänestation für möglicherweise kranke "Neuankömmlinge" gefordert, um die Ansteckungsgefahr zu vermindern. Diese wäre jedoch ein weiterer "Schwarzbau", wenn die Kreisbauaufsicht nicht zustimme. Das Bauamt wiederum mache ihre Genehmigung von einer "Unbedenklichkeitserklärung" des Veterinäram- tes abhängig. Doch dazu müsse der Verein erst seine Quarantänestation erweitern. Kreis und RP betonen in ihren ablehnenden Bescheiden, daß für eine nachträgliche Genehmigung des Tierheimsnicht einmal "gemeindliches Einvernehmen", sprich: das Wohlwollen der Egelsbacher Verwaltung, gegeben sei. Bürgermeister Heinz Eyßen verweist darauf, daß sich das öffentliche Interesse am Fortbestand der Tierherberge den "höherwertigen Belangen des Landschafts- Wohlwollen fehlt und Naturschutzes" zu beugen habe. Der Verein solle sich um eine erschwingliche, bislang landwirtschaftlich genutzte Flä- che bemühen. Ob die Gemeinde dann ihre Zustimmung geben werde, könne er erst sagen, wenn ein Antrag vorliege.

Allerdings habe er nicht vor, den Tierfreunden bei der Suche nach einem neuen Areal zu helfen. Als Grund nennt der Bürgermeister: Neben dem Tierheim in Dreieich, das die Gemeinde jährlich mit 10 000 Mark unterstütze, und einer privaten Katzenpension komme Egelsbach auch ohne die Tierherberge aus.

Keinesfalls wolle er sich in den "Expertenstreit über Fragen der artgerechten Tierhaltung" einmischen. Damit spricht Eyßen jene Gerüchte an, mit denen die Betreiber der Herberge seit Jahren konfrontiert werden und die Regina Wust als den eigentlichen Grund für die behördlichen "Schikanen" ansieht. Von den zuständigen Ämtern, Tierschutzvereinen im Westkreis und Privatleuten würden immer wieder Mutmaßungen laut, die von Tierquälerei bis zum gewerbsmäßigen Handel mit Tieren reichten.

Doch davon kann nach Ansicht der Vorsitzenden keine Rede sein: "Wir sind es doch gerade, die von Händlern Todeskandidaten kaufen, bevor sie in Versuchslaboren enden." Dazu kämen ausgesetzte Tiere oder solche, die bei privaten Haltern, Bauern oder Züchtern "überzählig" seien.

Anders als in "normalen" Tierheimen leben die Vierbeiner in dieser An- lage nicht in einzelnen Käfigen, son- dern in Gehegen und Gruppen. Dabei gehe es möglicherweise nicht 100prozentig sauber zu, räumt "Herbergsvater" Peter Janovich ein: "Aber für uns ist der soziale Kontakt wichtiger, den die Tiere untereinander und zu uns Menschen haben sollen."

Namen+Notizen

GERHARD HEILIGER aus Sinntal ist seit 25 Jahren im Polizeidienst und seit sechs Jahren stellvertretender Leiter der Station in Bad Orb. 1968 begann der heute 45 Jahre alte Hauptkommissar seine Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Hanau und Mühlheim, kam anschließend nach Bergen-Enkheim und Hanau und schließlich nach Schlüchtern. Dort blieb er zwölf Jahre, bevor er seine heutige Position einnahm.

Jede Strafe trägt den Keim der Gegenwehr in sich Zwischen Staaten und in der Familie: Sanktionen sind die Ursache gewalttätiger Konfliktbearbeitung / Von Peter Krasemann

Gewerbeverein drängt auf Ersatz Wenn der Schloßplatz autofrei ist: Parkdeck mit 90 Plätzen im Gespräch

USINGEN. Wird der Parkplatz Rudolf demnächst mit einem Parkdeck überdacht? Geht es nach dem Willen des kommissarischen Bürgermeisters Detlef Ortmann (parteilos), könnte auf diese Weise Ersatz für den Schloßplatz geschaffen werden. Wenn sich Usingens künftiger Renommierplatz nach der Sanierung im Frühjahr in neuem Glanz und autofrei präsentiert, entfallen rund 35 Stellflächen. Ein Parkdeck hingegen würde mindestens 90 neue Parkplätze schaffen - wenn Denkmalpfleger keine Einwände hegen und die Stadt das mit rund zwei Millionen Mark veranschlagte Projekt finanzieren kann. "Baubeginn wäre dann in zwei, drei Jahren", erklärt Ortmann. Dem Gewerbeverein jedoch geht das nicht schnell genug; durch die Schloßplatz-Sanierung sieht er die Existenz vieler Citygeschäfte bedroht.

In der Sache selbst besteht Einigkeit zwischen dem Magistrat und dem Gewerbeverein. Die Notwendigkeit neuer Stellflächen dürfte inzwischen von keiner Seite mehr bestritten werden; dies zeichnete sich Ortmann zufolge auch bei Spitzengesprächen mit den Fraktionen ab. Die Einwohnerzahl Usingens wuchs in den vergangenen acht Jahren um das Doppelte, entsprechend stieg auch der Bestand an Autos.

Am Neuen Marktplatz wurden zwar Parkplätze geschaffen; zusammen mit dem Stellplatz am Gericht, den Parkuhren und den Kurzzeitparkplätzen ("Blaue Zonen") stehen damit zur Zeit rund 700 Stellflächen in der Kernstadt zur Verfügung - zu wenig für Hermann Karter, den Vorsitzenden des Gewerbevereins Usingen.

Nicht jeder sei in der glücklichen Lage, wie das Schloßcafé Keth gleich 30 Plätze vor der Haustür zu haben. "Die Bürgersteige in der City sind zu schmal, außerdem führt der gesamte Schwerlastverkehr durch die Innenstadt. Wenn bald auch noch die Stellflächen am Schloßplatz entfallen, fühlen sich viele abgeschreckt und fahren nicht mehr zum Einkaufen in die Innenstadt." Das betreffe vor allem Geschäfte in der Obergasse.

Nötig sei daher eine kurzfristige Abhilfe. Ginge es nach seinen Vorstellungen, würde die Sanierung des Schloßplatzes zurückgestellt - vordringlich sei es, die Finanzierung des Parkdecks zu klären. "Im Idealfall würde erst das Parkdeck gebaut und dann der Schloßplatz saniert", erklärt Karter. Dabei deutet er aber Kompromißbereitschaft an. "Spätestens ein Jahr nach der Sanierung", also 1994, müsse das Parkdeck stehen; bei der Verwirklichung dieses Ziels müßten alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen.

Der offiziell "Parkplatz Innenstadt" genannte Bereich liegt hinter der Christian-Wirth-Schule und wird über die Mozartstraße angefahren. "Vielleicht wäre sogar ein mehrgeschossiger Bau möglich", sagt Ortmann. Bei den Denkmalschützern sei schon angefragt worden: "Die waren natürlich nicht unbedingt begeistert, aber dem Gutachten sehen wir optimistisch entgegen." JÜRGEN DICKHAUS

Tagestip: Lebensversicherung Bei Gesundheitsprüfung nicht mogeln

Wer eine Lebensversicherung abschließen will, muß sich dem ausgewählten Unternehmen offenbaren. Das gilt unabhängig davon, ob eine kapitalbildende, eine Risikolebensversicherung oder eine Berufsunfähigkeitspolice vereinbart werden soll. Fragen nach der Höhe der Versicherungssumme und danach, wer der Begünstigte sein soll, bereiten dabei keine Schwierigkeiten. Problematisch wird es aber beim heiklen Thema Gesundheit.

Hier ist sich der Kunde oft nicht sicher, was er im Abschnitt "Gesundheitsprüfung" angeben muß und was als unerheblich unter den Tisch fallen kann. Sorgfalt ist in diesem Punkt jedoch sehr angebracht. Denn "mogeln" kann teuer zu stehen kommen. Sinn der von den Assekuranzen gewünschten "Risikoprüfung" ist es, die Versichertengemeinschaft vor unkalkulierbarem Schaden zu bewahren. Und die Prüfung beschränkt sich bei Summen bis zu 250 000 Mark (beziehungsweise bei jährlichen Rentenzahlungen bis zu 30 000 Mark) im Regelfall auf die Angaben des Antragstellers; eine ärztliche Untersuchung wird bei geringeren Summen bis zum Eintrittsalter 45 kaum verlangt.

Das heißt aber nicht, daß die Gesellschaften es mit den Fragen nach der Gesundheit deshalb weniger ernst nähmen. Es bringt also nichts, eine Krankheit zu verschweigen oder eine frühere zu "vergessen". Führt ein solches Leiden später nämlich zum Versicherungsfall, kann es passieren, daß die Assekuranz den Vertrag für null und nichtig erklärt.

Deshalb heißt es, beim Ausfüllen des Fragebogens sehr sorgfältig nachzudenken, welche Krankheiten beziehungsweise Verletzungen in den vergangenen fünf Jahren aufgetreten sind. Reicht der vorgegebene Raum im Antragsformular nicht aus, alle Leiden anzugeben, ist dies keine Entschuldigung, die zusätzlichen Daten sind vielmehr in einer Anlage aufzulisten. Wer sich nicht genau entsinnen kann, wann er zuletzt wegen welcher Krankheiten behandelt wurde, spricht am besten mit seinem Hausarzt.

Auch kleinere Wehwehchen sollten dabei aufgeführt werden. Hat eines davon wider Erwarten doch "Folgen", so kann sich der Versicherer von der Leistung freisprechen. Innerhalb von drei Jahren darf er sogar von einem solchen Vertrag ganz zurücktreten, später dann noch, wenn nachgewiesen wird, daß der Kunde die Assekuranz getäuscht hat. bü

Fast eine Stunde auf nächsten Eilzug warten FR-Leserin aus Langenselbold holte sich in Fulda kalte Füße / Angabe in Verzeichnis falsch

LANGENSELBOLD / HANAU. Kalte Füße hat sich Renate Messer aus Langenselbold vor einigen Tagen auf dem Bahnhof Fulda geholt. Der Grund: Sie hatte sich auf ein Fahrplanheftchen der Bundesbahn verlassen. Das kleine Verzeichnis "Städteverbindungen Hanau" gibt's kostenlos am Bahnhof und listet kurz (Abfahrt, Ankunft, Umsteigen) Verbindungen von Hanau in alle Himmelsrichtungen auf, auch nach und von Berlin.

In die Hauptstadt gelangte Renate Messer noch problemlos, die Anschlüsse hatte sie sich geben lassen, als sie die Fahrkarte kaufte. Für die Rückfahrt jedoch hatte sie sich aus dem Heftchen eine Verbindung herausgesucht - und diese Angabe war (und ist) schlichtweg falsch. Bis zum Fahrplanwechsel Ende Mai 1992 hatten die Intercity- und Eurocity-Züge aus Berlin in Fulda direkten Anschluß an einen Eilzug nach Hanau. Seit Juni starten diese Züge ein paar Minuten früher in der Bischofsstadt und zeigen den Fernzügen (und ihren umsteigewilligen Passagieren) nur noch die Rücklichter. Besonders ärgerlich, aber laut Bahn nicht zu ändern: Unterwegs müssen die Eilzüge halten und die IC/ EC-Züge überholen lassen.

Die aktuellen "Städteverbindungen Hanau" gehen jedoch weiterhin von dem günstigen Anschluß des Fahrplans 1991/92 aus - und sind damit alles andere als aktuell. Tatsächlich müssen Fahrgäste fast eine Stunde auf den nächsten Eilzug nach Hanau warten. Zu Recht warnt daher Renate Messer andere Reisenden, sich auf die Angaben in dem Heftchen zu verlassen, die im übrigen im Punkt "Umsteigen in Fulda" für fast alle Züge aus Berlin und zumindest einige in Richtung Berlin falsch sind.

Die Bundesbahn als Herausgeber der Informations-Broschüre weiß bereits seit längerem von diesem Fehler. Sie sieht allerdings keine Möglichkeit zu einer Korrektur, die auch alle Reisenden erreichen würde, zumal ab Ende Mai bereits ein neuer Fahrplan gilt. DB-Direktionssprecher Kurt Stadler kann nur bedauern.

Die FR-Leserin versteht darüber hinaus nicht, warum die IC/EC in Berlin gleich an drei Bahnhöfen halten (Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Zoo), dafür Hanau ungebremst durcheilen. Das verstehen viele nicht - noch nicht einmal der Chef der Bundesbahn-Direktion Frankfurt. 1991 erregten sich darüber unter anderem Vertreter der heimischen Wirtschaft, eine Reihe von Interessensverbänden und auch Politiker, darunter Landrat Eyerkaufer und Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin.

Besonders diese beiden versprachen seinerzeit, alles erdenkliche in die Wege zu leiten, damit Hanau wenigstens zum Fahrplanwechsel im Sommer 1993 an das IC/EC-Netz besser angebunden wird. Als die Bahn im Herbst 1992 lapidar mitteilte, es werde sich vermutlich nichts ändern, nahmen es die Politiker hingegen klaglos hin - nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. az

Reaktivierte Klein und Liebald sollen weiteres Abdriften des SKV Mörfelden verhindern helfen Mit Martin Bremer heraus aus dem Tief? Unter neuem Coach beginnt Ende des Monats die Vorbereitungsserie auf die Punktrunde

Der 5:3-Sieg über Oberligist SV Rot- Weiß Walldorf im Finale des eigenen Hallen-Turnieres zum Jahresbeginn wird den Fußballern des SKV Mörfelden gutgetan haben, denn mit Erfolgserlebnissen wurden die Kicker des SKV in letzter Zeit nicht unbedingt verwöhnt. Seit Coach Dieter Rudolph, der das Team an die Tabellenspitze der Bezirskoberliga Darmstadt geführt hatte, im Oktober vergangenen Jahres aus etwas "schwachbrüstig" anmutenden Gründen seinen Hut nehmen mußte, ging es mit dem SKV bergab: In die Winterpause ging der einstige Spitzenreiter als "graue Maus" im Tabellen-Mittelfeld mit dem wenig berauschenden Punktverhältnis von 17:15.

Wenn auch dem Team offenbar der rechte Schwung fehlt, das Trainerkarussell dreht sich dafür beim SKV um so schneller. Kurz vor Weihnachten nahm Bernd Schröder, der Rudolph gefolgt war, seinen Mantel. Für ihn coachte zwischenzeitlich Hans-Jürgen Pfeifer das Team. In Martin Bremer, der zuletzt nicht im Trainer-Geschäft aktiv war, glauben die Mörfelder um den Vorsitzenden Anton Hörner, nun den "Richtigen" gefunden zu haben. Sein Engagement ist zunächst bis zum 30. Juni diesen Jahres befristet.

Hans-Jürgen Pfeifer verabschiedete sich mit dem Erfolg in der Halle. Ob die SKV-Kicker auch unter Bremers Regie zu "Buden-Zauberern" avancieren, sollte sich beim Turnier des FV 06 Sprendlingen erweisen. Damit sind die Hallen-Aktiven des SKV dann aber auch beendet. Schließlich gilt es, sich intensiv auf die Fortsetzung der Rückrunde in der Bezirksoberliga vorzubereiten.

Die Voraussetzungen für den 38jährigen Bremer könnten besser nicht sein. Aus den Hallen-Aktivitäten gingen alle Akteure unverletzt hervor und der Kader wurde um zwei wichtige Spieler verstärkt. Die reaktivierten Ralf Klein und Stürmer Jürgen Liebald sollen helfen, ein restloses Absacken des SKV in untere "Gefilde" zu vermeiden. Gelegenheit, sich mit ihren alten/neuen Mannschaftskameraden einzuspielen, bekommen sie ausreichend geboten.

Bereits am 30. Januar (14 Uhr) startet das umfangreiche Testspiel-Programm des SKV mit der Partie beim Frankfurter West-Bezirksoberligisten FC Rödelheim. Am 6. Februar (14 Uhr) haben die Mörfelder in der ersten Runde des Kreispokalwettbewerbs Groß-Geraus 1993/94 mit dem TSV Wolfskehlen gar einen Landesligisten zu Gast. Allerdings reißen die Wolfskehlener in der Landesliga Süd derzeit auch nicht gerade Bäume aus. Eine Pokal-Überraschung wäre für die Mörfelder sicher möglich und würde dem Selbstvertrauen der Kicker guttun.

Bereits drei Tage nach diesem Pokalspiel, am Dienstag, den 9. Februar, gastiert um 18.30 Uhr der SV Geinsheim im Waldstadion. Eine Neuauflage des Hallen-Finales folgt am 14. Februar beim Oberligisten Rot-Weiß Walldorf (14.30 Uhr).

Zum Abschluß ihrer Vorbereitungs- Serie präsentieren die Mörfelder auch den eigenen Fans einen Oberligisten und unterstreichen hiermit ihre Ambitionen für die Rückrunde. Der SV Wehen reist am Samstag, 20. Februar, nach Mörfelden an und stellt somit die "Generalprobe" vor dem ersten Punktspiel am 28. Februar dar. Hoffentlich geht die Generalprobe daneben. Denn nur dann, so besagt ja ein Sprichwort, klappt die Premiere.

Der Auftakt-Vorstellung des SKV an jenem 28. Februar beim TSV Neustadt kommt richtungweisende Bedeutung zu: Gerät sie daneben, könnte die Saison für den SKV und Martin Bremer zum Trauerspiel werden. Gelingt den Mörfeldern ein Sieg, dann heißt es "Vorhang auf" zur Aufholjagd des SKV. Voraussetzung hierfür ist allerdings, daß nicht erneut hinter den Kulissen so manche fragwürdige Entscheidung getroffen wird. jbp

Hilfe für die Heidestraße Ortsbeirat macht Vorschläge für besseren Abfluß des Verkehrs

Poller sollen das "wilde Parken" in der Heidestraße verhindern, die Einfahrt in die Höhenstraße soll von einer Ampel geregelt werden. Mit diesen Maßnahmen sowie einer Sperrung der Berger Straße nördlich der Höhenstraße samstags von 11 Uhr an hofft der Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) das allwöchentliche Verkehrschaos in der Heidestraße "wenigstens abzumildern", so Ortsvorsteher Franz Stein (SPD).

Diese Ideen des Ortsbeirates sind eine Reaktion auf den Protest der Anwohner der Heidestraße. Die haben die Nase gestrichen voll - und zwar im engsten Sinne des Wortes: "Bei uns in der Straße herrscht so ein Gestank, daß man die Fenster nicht mehr öffnen kann", beschwerten sie sich bei einem Ortstermin.

Seit die Verkehrsführung im Zuge der Tempo-30-Zone geändert wurde, sei dort eine "stetige, in der letzten Zeit dramatische Verschlechterung unserer Wohnsituation zu verzeichnen", sagte Peter Gaigl, der am Germaniaplatz wohnt. Neben den zahlreichen Kunden, die das Parkhaus von Saturn Hansa anfahren, wird auch der Verkehr von Osten aus der Ringelstraße sowie von zwei Seiten der Berger Straße über die Heidestraße abgeleitet. Vor allem zu den Verkaufszeiten am Samstag sei die Situation unerträglich: Die Autos würden entweder im Schrittempo durch die Heidestraße fahren oder minutenlang mit laufendem Motor stehenbleiben, bis sie sich in die Höhenstraße eingefädelt hätten, schilderte Gaigl die Lage. Hier müsse schnellstens Abhilfe geschaffen werden, verlangten die Anwohner, "sonst sperren wir die Straße selbst".

Einige forderten, die Sperre an der Eichwaldstraße wieder aufzuheben, damit der Verkehr wenigstens auf zwei Bereiche "verteilt" würde. Ein Vorschlag, den Ortsvorsteher Stein rigoros ablehnte: "Die Eichwaldstraße bleibt zu." Dennoch zeigte Stein Verständnis für die geplagten Anwohner. Man habe mit der Verkehrsführung versucht, die Autofahrer aus diesem Bereich zu "vergraulen" - "das hat nicht funktioniert", gab er zu. Die Devise des Ortsbeirates laute jetzt: Wenn man den Verkehr nicht wegkriegt, muß man dafür sorgen, daß er besser abfließt. Entsprechende Anträge werden auf der kommenden Sitzung des Ortsbeirates diskutiert. rea

FV 06 Sprendlingen, Horst-Schmidt-Gedächtnisturnier Sieger guckt in die Röhre

Das Markenzeichen des traditionellen Horst-Schmidt-Gedächtnisturnieres ist die ebenso umfangreiche wie vielseitige Kuchen-Auswahl. "Unsere Kuchen-Theke ist berühmt", meint Pressewartin Gudrun Buchelt und vermutet, daß so mancher der erwarteten 1000 Zuschauer nicht zuletzt aufgrund der leckeren Backwaren nach Sprendlingen kommt. Für die "Sahnehäubchen" auf den guten Kuchen sollen die Darbietungen der eingeladenen Kicker Gewähr leisten. Wie in jedem Jahr, setzen die Sprendlinger ganz auf den lokalen Charakter und haben neben zwei eigenen Vertretungen auch die TG Sprendlingen und die SGK Sprendlingen in die Sporthalle an der Breslauer Straße geladen. Klar, daß es angesichts einer solchen Fülle von Derbys in der Regel sehr spannend zugeht. So soll es auch an diesem Wochenende sein.

Am Samstag um 13 Uhr machen die Teams des FC Offenthal und der TG Sprendlingen den Auftakt. Bis 17.40 Uhr soll die erste Hälfte des Turnieres über die "Bühne" gegangen sein. Am Sonntag geht es bereits um elf Uhr mit dem Derby zwischen der TG Sprendlingen und der zweiten Vertretung des gastgebenden FV 06 weiter. Bis 15 Uhr dauern die Gruppenspiele an, ehe es - nach einem Einlagespiel - um 15.40 Uhr um den Einzug in das Endspiel geht. Das zweite Halbfinale ist für 16.20 Uhr angesetzt.

Dem "kleinen" Finale um 17 Uhr folgt dann um 17.40 Uhr der mit Spannung erwartete sportliche Höhepunkt. Zweimal fünfzehn Minuten lang fighten zwei Teams um die Siegprämie in Höhe von 500 Mark. Der Verlierer darf sich mit einem Farbfernseh-Gerät trösten. Für den Drittplazierten steht ein CD-Player bereit, der dann sicher einen Platz im jeweiligen Mannschaftsbus finden wird.

Zum großen Favoriten wurde, so glaubt auch Gudrun Buchelt, der SKV Mörfelden durch seinen überzeugenden Auftritt beim eigenen Hallen-Turnier. Am ehesten sollte der gastgebende FV 06 als Bezirksligist dem Bezirksoberliga-Team in Gruppe II auf den Fersen bleiben können. In Gruppe I hat auf dem Papier Bezirksoberligist SG Arheilgen die besten Aussichten. Doch in einem Turnier mit solch ausgeprägtem Derby-Charakter kommt oftmals alles ganz anders, als man sich das vorher so denkt. Auch der FC Offenthal will sicher ein Wort um den Gruppensieg mitreden. Gudrun Buchelt sieht außer den Mörfeldern keinen Favoriten und hält das Teilnehmerfeld für "sehr ausgeglichen".

Ein Fest wäre es sicher für die Fans und Mitglieder des FV 06, würde die eigene Vertretung das Finale erreichen. Immerhin versammelten sich zum Vorjahres-Finale, wo der SKV Mörfelden den FV 06 mit 2:0 besiegte, über 700 Zuschauer in der Halle. Sollte es zu einer Neuauflage dieses "Knüllers" kommen, dann könnte ab 17.40 Uhr selbst die tolle Kuchen-Theke keinen einzigen Fußball-Fan vom Spielfeldrand weglocken.

HALLENFUSSBALLTURNIER DES FV 06 SPRENDLINGEN AM 16. UND 17. JANUAR: Gruppe I: FC Offenthal, TG Sprendlingen II, SG Arheilgen, FV 06 Sprendlingen.

Gruppe II: TSG Neu-Isenburg, SKG Sprendlingen, SKV Mörfelden, FV 06 Sprendlingen. ina

Schützenkreis Main-Taunus Walter-Nagel-Pokal mit Münster

Die Luftpistolen-Schützen der Schützengesellschaft (SGes.) Münster werden den Main-Taunus-Kreis beim diesjährigen Walter-Nagel-Hessenpokal auf Gauebene vertreten. Mit 2154:2097 besiegten die Münsterer im entscheidenden Wettkampf den SV Hofheim und qualifizierten sich damit für den Hauptwettbewerb der Sechser-Mannschaften. Gemäß dem Modus des Walter-Nagel-Hessenpokalwettbewerbs traten beide Teams mit einer Frau, einem Jugend-, einem Junioren-, einem Alters- oder Senioren-Schützen und mindestens einem Schützen der Schützenklasse an. Die beiden weiteren Klassen dürfen beliebig besetzt werden. Die Münsterer Schützen kamen dabei auf den hervorragenden Schnitt von 360 Ringen pro Mannschaftsmitglied und übertrafen Hofheim klar. Herausragender Münsterer Schütze war Daniel Illmer mit 367 Ringen in der Juniorenklasse.

Auch Anita Claas (357), Jürgen Teichmann (Altersklasse, 344), Helmut Hartung (Schützenklasse, 360), Eike Krauzpaul (Schützenklasse, 364) und Horst Lazar (Altersklasse, 358) erzielten ansehnliche Resultate. Bei den unterlegen Hofheimern war René Bihn mit 376 Ringen (Schützenklasse) überragend. Klar schwächer als die Münster war der SV jedoch mit Evelyn Martin (302 Ringe) bei den Frauen besetzt. Weiterhin schossen für den SV Carsten Dudde (Jugend, 346), Günter Roscher (Seniorenklasse, 351), Torsten Kühnel (Juniorenklasse, 364) und Dariusz Dorynski (Schützenklasse, 358). jbp

Chinas beste Handballer spielten in Schlüchtern auf Asiaten lange abgewehrt Bezirksligist hielt sich wacker gegen Gäste aus Fernost

Fernöstliches Flair herrschte in der Schlüchterner Großsporthalle beim Freundschaftsspiel des Handball-Bezirksligisten SG gegen die Nationalauswahl der Volksrepublik China. Dabei zeigten die Bergwinkelstädter, daß sie nicht zu Unrecht an der Tabellenspitze ihrer Klasse stehen und hielten gegen die asiatischen Ballkünstler lange Zeit sehr gut mit. Bis zum 20:19 gestalteten die Gastgeber die Partie gegen die - für deren Verhältnisse erstaunlich groß gewachsenen - Chinesen offen, ehe die chinesische Auswahl noch zum deutlichen, aber nicht allzu hohen 30:22-Erfolg kam.

Die Basis für das ordentliche Ergebnis legten die Schlüchterner mit einer soliden Abwehrarbeit. Lediglich gegen den trickreichen Zhang Jingmin (9/2) fanden sie kein rechtes Mittel. Doch die immer wieder über den Kreis und außen vorgetragenen Angriffe der Chinesen wurden ansonsten oft gut abgefangen, was der SG Möglichkeiten zum Gegenzug eröffnete. Über diese Tempogegenstöße kamen die Gastgeber gar zu einer 4:1-Führung, die sie bis zur Pause (14:13) halten konnten. Bereits im ersten Abschnitt hatten die begeisterten Zuschauer 27 sehenswerte Treffer gesehen. Auch nach der Pause setzten beide Teams ihr erfrischend offensives Spiel fort. Weiterhin behielt zunächst die SG knapp die Nase vorn, hatte in Keeper Franz Schwab einen sicheren Rückhalt. Erst ab der 45. Minute gerieten die Gastgeber entscheidend ins Hintertreffen. Die Gäste aus Fernost setzten zum Endspurt an und bewiesen in der Schlußphase ihr ganzes Können. Der nun zwischen den Pfosten stehende Joachim Bug bekam gehörig etwas vor den Bug geknallt. Die späten Treffer der Chinesen, welche nun durch vehemente Würfe und sehenswerte Kombinationen zum Erfolg kamen, taten der Zufriedenheit in Schlüchtern jedoch keinen Abbruch. In Schlüchtern war man sich einig, den eigenen Spielern und den Fans ein rechtes Handball-"Fest" geboten zu haben. Auch im nächsten Jahr wollen sich die Schlüchterner einen hochkarätigen Gast in die Großsporthalle laden.

SG SCHLÜCHTERN: Klaus Herrmann (1. bis 20.), Franz Schwab (21. bis 40.), Joachim Bug (41. bis 60./Tor); Peter Weiß (1), Jürgen Drechsler, Bernd Otto (7/1), Roland Dittmar (1), Wolfgang Reith (4/2), Jens Orth (1), Matthias Kircher (1), Adolf Rathschlag (5), Peter Sang, Jörg Weise (2). ina

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Kur- und Bade-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr./Ecke Thomasstraße; Burg-Apotheke, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.

Oberursel/Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.

Usinger Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b, Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16, Weiltal-Apotheke, Weilrod, Birkenweg 1, Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Hof-Apotheke, Kronberg, Friedr.-Ebert-Str. 16.

Künftig rollen zu festen Zeiten Züge und Busse in alle Richtungen Der neue Rhein-Main-Verkehrsverbund läßt ein neues Integrales Fahrplankonzept ausarbeiten / Gute Erfahrungen in Zürich

Wer kennt die Situation nicht: Die S- Bahn läuft in den Bahnhof ein, und der Anschlußzug ist längst weg. Die Wartezeit bis zur nächsten Verbindung beträgt 40 Minuten. Da können die Bahnen noch so schnell werden, was nutzt es, wenn der Zeitgewinn beim Umsteigen wieder verlorengeht. Das soll sich im Rhein-Main-Gebiet ändern.

Spätestens mit dem für 1995 geplanten Start des neuen Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) soll in der Region zwischen Fulda und Koblenz, Gießen und Mannheim ein sogenannter Integraler Fahrplan Wirklichkeit werden. Zu bestimmten Zeiten sollen sich an Knotenpunkten des Fern- und Nahverkehrs sämtliche dort angebundenen Verkehrsmittel treffen und einen optimierten Übergang in jede beliebige Richtung ermöglichen.

Mit der Erarbeitung eines solchen Konzeptes für das Gebiet des künftigen RMV haben der Umlandverband Frankfurt (UVF) sowie der Verkehrsverbund die beiden Schweizer Unternehmen "Elektrowatt Ingenieurunternehmung" und "SMA & Partner" beauftragt. Die Spezialisten aus Zürich haben ein entsprechendes Fahrplangerüst bereits für die Schweizer Bundesbahnen erarbeitet. Die Expertise, deren erste Ergebnisse noch in diesem Jahr vorliegen sollen, wird knapp 600 000 Mark teuer. Mit 390 000 Mark trägt der Umlandverband den Großteil.

UVF-Sprecher Bernd Röttger begründete das Engegement des Verbandes mit den Bemühungen um die Entwicklung eines regionalen Gesamtverkehrsnetzes, dessen Schwerpunkte eindeutig auf der Schiene liegen müßten. Mit der Verbesserung der Fahrplanstruktur werde die Bedeutung der Knotenpunkte von Bus- und Schienenverkehr weiter wachsen - nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Verkehrs. Rings um die Stationen, so der Umlandverband, werden sich Geschäfte mit einem auf die Reisenden abgestimmten Angebot niederlassen, es werden Dienstleitungsbetriebe folgen, der gesamte Bahnhofsbereich städtebaulich aufgewertet und die Siedlungsentwicklung in der Umgebung beeinflußt.

Dies werde mögliche Veränderungen in der Flächennutzungungsplanung des Umlandverbandes zur Folge haben. Zudem seien zur Fahrplanverbesserung neue Querverbingungen erforderlich. Auch dies müsse der UVF planerisch vorbereiten. Konkret arbeitet der Rhein-Main- Verkehrsverbund bereits am Projekt einer Trasse zwischen der Nordweststadt und dem Flughafen. Sie würde wahrscheinlich als Stadtbahn über Eschborn, Höchst, das Werksgelände der Hoechst AG und Kelsterbach zum Airport führen. In der jüngst vom Umlandverband vorgelegten Studie "Schritte zu einem Regionalen Gesamtkonzept" sind entsprechende Vorschläge bereits skizziert.

Für Volker Sparmann, Geschäftsführer der RMV-Vorbereitungsgesellschaft, muß sichergestellt sein, daß die Knotenpunkte im künftigen RMV-Netz "mindestens einmal die Stunde, nach Möglichkleit alle 30 Minuten" angefahren werden. Immer zur selben Minute und von allen Verkehrsmitteln. Am Beispiel Friedberg erläutert Sparmann die Idee: Wenn dort ein Schnellzug mit Ziel Heidelberg hält, muß sichergestellt sein, daß innerhalb der nächsten fünf bis sieben Minuten der Anschluß in alle Richtunmgen gewährleistet ist. In dieser Zeit muß der Zug nach Hanau ebenso auf die Strecke gehen wie der Regionalbus oder der Friedberger Stadtbus, muß die S-Bahn nach Frankfurt fahren, um die Stationen zwischen Friedberg und dem Hauptbahnhof zu bedienen.

Gleichzeitig muß auch der Anschluß nach Frankfurt-Höchst sichergestellt sein. Was im Güterverkehr mit der "Just in Time"-Philosophie gilt, die Ware zuverlässig und zu bestimmten Zeiten zu liefern, sagt Sparmann, "muß auch für den Personenverkehr gelten". gang

Wenn es Luft nur aus der Flasche gibt Eintauchen in die Welt unter Wasser: Langener Seeigel bieten Schnupperkurse Unser Redaktionsmitglied Gerhard Bayer ging im Hallenbad auf Tauchstation LANGEN. Neptun, hilf mir! Die Luft in meiner Lunge geht zu Ende. Ich wage nicht weiterzuatmen. Obwohl in der Eisenflasche auf meinem Rücken 2400 Liter zusammengepreßter Luft sein sollen und ich über einen Schlauch so viel davon haben könnte, wie ich wollte. Genug Lebenselixier für 100 Minuten Tauchzeit - zumindest im Becken des Langener Hallenbades, das "nur" 380 Zentimeter tief ist. Trotzdem Panik! Mit zappelnden Bewegungen rette ich mich an die Oberfläche. Ich bin halt doch ein Landwesen. Basta! Detlef Marx schmunzelt. Was hatte der Vereinsvorsitzende der "See-Igel" mir und den anderen etwa 20 Teilnehmern am "Schnuppertauchen" eingeschärft? "Ihr müßt genauso weiteratmen wie über Wasser." Und: "Bleibt ruhig!" Leicht gesagt, wenn die Taucherbrille nicht nur die Augen vor Wasser schützt, sondern auch die Nase mit einer Gummikappe luftdicht überdeckt. Zum Ein- und Ausatmen taugt allein der Mund.

Ein zweiter Versuch. Jetzt nur daran denken, gleichmäßig durch das Mundstück des Lungenautomaten weiterzuatmen, wenn es hinunter in "die Tiefe" geht. Ein - aus, ein - aus. Gaaanz ruhig! Bei Neptun, es funktioniert. Nur keine allzu tiefen Lungenzüge. "Atmet flach, sonst ist zuviel Luft im Brustkorb und ihr schießt wie ein Ballon nach oben", hatte Detlef Marx gesagt. Tatsächlich: Wenn ich tief ausatme, sinke ich bis auf den Beckenboden hinunter. Die schwere Preßluftflasche sorgt dafür.

Meine Ohren schmerzen. Natürlich, der Druckausgleich. Also, wie an Land geübt: Nase zuhalten, Mund schließen und pusten, bis es in den Ohren knackt. Noch immer muß ich mich aufs Atmen konzentrieren; ein - aus, ein - aus.

Langsam bekomme ich einen Blick für die Welt, in die ich abgetaucht bin. Das Becken sieht hier unten wie eine Halle aus, die mit einem hellblauen, durchsichtigen Etwas gefüllt ist. Fünf Scheinwerfer in den gekachelten Wänden lassen alles in einer grellen und doch diffusen Klarheit erscheinen, die an Traumlandschaften erinnert. Es ist still. Bis auf ein leichtes Rauschen und das Blubbern, mit dem meine Luftblasen nach oben steigen.

Lautlos gleiten zwei Wesen vorbei. "Seeigel" Dieter Hahn zeigt einem anderen "Schnuppertaucher", einem zwölfjährigen Jungen, wie er sich fast schwebend und ohne Kraftanstrengung fortbewegen kann. Obwohl wir alle drei zur gleichen Rasse gehören, kommen mir die beiden mit ihren weichen Bewegungen eher als riesige fremdartige Fische denn als Menschen vor.

Kippen in die Waagerechte, die Hände auf den Rücken, ein leichtes Schlagen der Flossen - ich gehöre dazu. Fühle mich wie einer der Froschmänner, die in Tauchfilmen so unendlich elegant zwischen Korallen und exotischen Fischen umhertauchen. Das einzige, was ich am Grund "entdecke", ist der Ball, mit dem die "Seeigel" nachher Unterwasser-Rugby spielen werden. Heute macht das keinen Unterschied. Heute ist für mich jedes Filtergitter am Beckenboden, das ich mit Augen und Fingern untersuche, etwas Großartiges. Ich ahne, was Detlef Marx meinte, als er sagte: "Schwerelos und total entspannt durchs Wasser gleiten, wie in einer anderen, harmonischen Welt - das ist Tauchen."

Nach 30 Minuten steige ich widerwillig auf, meine Ausrüstung wird gebraucht. Damit auch andere "schnuppern" können. Oben angekommen, spüre ich, wie schwer die Eisenflasche auf meinem Rücken ist. Plötzlich bin ich wieder nur "auf" dem Wasser und nicht "in" ihm. Schwimmen - das ist doch nur Herumpaddeln mit Armen und Beinen, denke ich beim Abtrocknen.

Also, wieder zurück. Taucherbrille auf und hinein. Doch alles ist anders. Nur mit kräftigen Stößen gelingt es mir, "hinunter" zu gelangen. Und als ich weiteratme, ohne mir dessen bewußt zu sein, füllt sich zu meiner grenzenlosen Überraschung die Lunge mit Wasser. Hustend und keuchend wird mir am Beckenrand klar: Ohne Preßluftflasche und Flossen werde ich immer ein Fremder bleiben - in Neptuns Reich.

AUS ALLER WELT 22

Im Februar geht es los "Chung-Gun": neue Taekwondo-Anfänger(innen)gruppen

HAMMERSBACH. Der Verein "Chung- Gun" Hammersbach beginnt im Februar mit neuen Taekwondo-Anfänger(innen)- gruppen für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren, für Jugendliche und für Erwachsene. Die beiden älteren Gruppen trainieren gemeinsam. Die Trainingsstunden leiten lizenzierte Dan-Träger(innen). Sie beschäftigten sich in den ersten fünf Monaten neben speziellen Techniken in erster Linie mit Gürtelprüfung möglich Kraft, Bewegungskoordination und Gelenkigkeit der Anfänger(innen). Spezielle Kleidung ist nicht erforderlich.

Wer möchte, kann am Ende des Grundkurses an einer Gürtelprüfung teilnehmen. Wegen ihrer Gefährlichkeit, teilt der Verein mit, gilt beim Training der Taekwondo-Techniken absolutes Trefferverbot.

Wer bereit sei, den harten Weg ("Do") etwas länger zu beschreiten, könne ein waffenloses Selbstverteidigungs- und Kampfsystem erlernen, das neben dem sportlichen Wettkampf jede Menge Fitneß und Streßbewältigung umfaßt.

Die Qualität der "Hammersbacher Schule" sei unumstritten, wirbt Pressereferent Jens Martin mit Verweis auf die Erfolge des Vereins. Interessierte sind eingeladen, sich das Training einmal anzuschauen. Nähere Informationen können unter der Rufnummer 0 61 85 / 9 93 abgefragt werden. Ul

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Viele Parfüms gestohlen FRIEDRICHSDORF. Auf Parfüm hat es ein unbekannter Dieb abgesehen, der in der Nacht zum Freitag in ein Fachgeschäft für Parfümerie und Kosmetik am Houiller Platz eindrang. Wie die Kripo meldet, entwendete er aus den Regalen eine Vielzahl von Flacons der verschiedensten Marken. Den Schaden geben die Ermittler mit einigen tausend Mark an. Bibelwoche beginnt BAD HOMBURG. "Zum Sehen eingeladen" - unter diesem Motto steht die Bibelwoche der evangelischen Waldenser Kirchengemeinde zu Texten aus dem Johannes Evangelium. Sie beginnt am Sonntag, 17. Januar, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kirche in Dornholzhausen. Die Abende sind von Montag bis Freitag, 18. bis 22. Januar, jeweils um 20 Uhr im Petrus-Waldes-Haus, Ricarda-Huch-Straße 14. Ausschuß zum Bürgerstift BAD HOMBURG. Mit dem Projekt des Neubaus für das Rindsche Bürgerstift befaßt sich der Finanzausschuß am Dienstag, 19. Januar, um 17.30 Uhr im Stadthaus. Weitere Themen sind die Neugestaltung der Hof- und Straßenflächen am alten Ober-Erlenbacher Rathaus und das Museum im Gotischen Haus. Plakate im Stadtteil BAD HOMBURG. Das Plakatieren in Ober-Erlenbach ist eines der Themen, die den Ortsbeirat am Dienstag, 19. Januar, 20 Uhr, alte Schule, beschäftigen.Geburtsvor- und nachbereitung BAD HOMBURG. Zwei Kurse zur Geburtsvorbereitung startet der Kneipp- Verein Bad Homburg am Dienstag und Mittwoch, 19. und 20. Januar. Außer- dem beginnt an dem Mittwoch ein Kurs "Rückbildung nach der Geburt". Zu diesem Kurs, jeweils mittwochs von 11.15 bis 12.15 Uhr kann das Baby mitgebracht werden. Kleinkinder können ebenfalls zu der mittwöchigen Geburtsvorbereitung von 10.15 bis 11.15 Uhr mitkommen. Der Dienstagskurs läuft von 19.30 bis 20.30 Uhr. Alle drei Kurse finden im Kolberger Weg 28 statt; Anmeldungen nimmt der Kneipp-Verein unter Tel. 3 33 78 entgegen.

Sozialarbeiter kommen in Stadtteile BAD HOMBURG. Rat und Hilfe in sozialen Fragen verspricht die Stadtverwaltung bei einem Beratungsnachmittag des Jugend- und Sozialamtes am Dienstag, 19. Januar. Sozialarbeiter informieren dabei in den Stadtteilen über soziale Dienste der Stadt und vermitteln Hilfen. Sie sind von 14.30 bis 17.30 Uhr im "Haus der Altstadt", Rindsche Stiftstraße 2, zu sprechen sowie im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Gluckensteinweg 150, und im alten Rathaus Ober-Erlenbach. Im Gonzenheimer Gemeindezentrum Heiligkreuz, Unterer Mittelweg 29, treffen Ratsuchende sie von 15.30 bis 17.30 Uhr an. Bebauungspläne im Ausschuß BAD HOMBURG. Die Bebauungspläne "Am Mühlberg", "Josef-Baumann-Straße" und "Sport- und Freizeitanlagen Sportpark Wingert" berät der Bad Homburger Bau- und Planungsausschuß am Mittwoch, 20. Januar, ab 17.30 Uhr im Sitzungszimmer 1 des Stadthauses (2. Stock). Beirat berät Ortseingang Ober-Eschbach BAD HOMBURG. Die Umgestaltung des Ortseingangs in der Ober-Eschbacher Straße berät der Ortsbeirat Ober-Eschbach am Mittwoch, 20. Januar, ab 19 Uhr im Vereinsraum des Feuerwehrgerätehauses. Sie soll verengt werden im Zusammenhang mit der Reduzierung des Durchgangsverkehrs durch die Ortsumgehung und der geänderten Verkehrserschließung des Gewerbegebiets am Friedhof.Elternaktion berät "Gelbe Karten" HOCHTAUNUSKREIS. Über die "Aktion gelbe Karte" und eine Veranstaltung vor dem Wiesbadener Kultusministerium beraten die Mitglieder der Elternaktion "Kleine Klasse" und die Schulelternbeirats-Vorsitzenden der Grundschulen im Kreis am Mittwoch, 20. Januar. Sie treffen sich um 20 Uhr im "Gasthaus Schick" in Bad Homburg-Kirdorf. Rathaus und Kindergärten schließen BAD HOMBURG. Alle städtischen Ämter und Dienststellen inklusive der Außenstellen und Kindergärten bleiben am Freitag, 22. Januar, wegen einer Personalversammlung geschlossen. Geöffnet sind lediglich von 10 bis 12 Uhr die Stadtbibliothek und von 14 bis 17 Uhr das Städtische Museum.

Neuer Grillplatz kostet 2,5 Millionen Mark

Die 2,5 Millionen Mark Kosten für den neuen Grillplatz auf einem Stück der Stadion-Parkfläche an der Isenburger Schneise teilen sich die Stadt Frankfurt und der Umlandverband Frankfurt (UVF) je zur Hälfte. Der UVF ist mit von der Partie, nachdem wegen eines seiner Projekte - Bau einer neuen Feststoffdeponie am Monte Scherbelino - der "alte" Grillplatz geschleift werden mußte.

Der Neubau am neuen Standort geht deshalb so sehr ins Geld, weil einige Zusatzeinrichtungen geschaffen werden müssen. So baut man eine Fußgängerbrücke aus Holz über die vielbefahrene Isenburger Schneise. peh

Mit dem Taxi bald schneller und einfacher zum Messegelände Straßenverkehrsbehörde prüft technische Möglichkeiten, die Düsseldorfer Straße zum Platz der Republik zu öffnen

Der Taxiverkehr zwischen dem Hauptbahnhof und dem Halteplatz vor dem Messeturm wird wahrscheinlich noch in diesem Jahr erleichtert. Der stellvertretende Leiter der Straßenverkehrsbehörde, Ullrich Schöttler, beabsichtigt, die Düsseldorfer Straße in Richtung Platz der Republik für Taxen zu öffnen. Die Durchfahrt soll mit einer automatisch gesteuerten Schranke geregelt werden. Eine solche Technik ist in Frankfurt bislang noch nicht angewendet worden.

Die Absicht der Straßenverkehrsbehörde wird von den Taxifahrern einhellig begrüßt. Die bemühen sich über ihre Berufsvertretungen seit zwei Jahrzehnten um die Beschleunigung einer Strecke, auf der an weit mehr als 100 Messetagen im Jahr ein wesentlicher Teil des Taxiverkehrs abgewickelt wird.

Horst Kasper, Vorsitzender der Taxivereinigung, in der 1000 Unternehmer organisiert sind, schätzt die Zahl der täglichen Taxifahrten bei Großmessen auf "10 000 bis 15 000". Ein erheblicher Teil davon schließe den Hauptbahnhof oder die Hotels im Bahnhofsviertel ein.

Lange Zeit hofften die Taxifahrer auf eine eigene Spur vom Messeturm zum Hauptbahnhof. Doch ein solches Privileg würde nach Ansicht von Ullrich Schöttler zu einem nicht mehr vertretbaren Rückstau führen. Wenn man dem Individualverkehr einen Fahrstreifen wegnehme, so die Prognose des Amtsvize, dann werde die Autoschlange im Berufsverkehr regelmäßig von der Theodor-Heuss-Allee bis zum Westkreuz zurückreichen.

Schöttler verfolgt deshalb eine andere Idee, um den Taxifahrern die Arbeit zu erleichtern. Er will ihnen die Düsseldorfer Straße öffnen, damit sie nicht mehr den zeitraubenden Umweg durch die zumeist verstopfte Karlstraße fahren müssen.

In Schöttlers Abteilung wird bereits seit dem vergangenen Sommer über ein effektiveres Verkehrsmanagement in Frankfurt nachgedacht. In der Düsseldorfer Straße möchte die Behörde eine Schrankentechnik erproben, die von einem oberhalb der Fahrbahn installierten Scanner gesteuert wird. Das Lesegerät tastet einen Aufkleber auf dem jeweiligen Fahrzeugdach ab und gibt dann die Durchfahrt frei. Für Autos ohne Aufkleber bleibt die Schranke geschlossen.

Die Kosten für die neue Technik, die mehrere Hersteller anbieten, werden auf rund 50 000 Mark geschätzt. Die Straßenverkehrsbehörde hofft auf einen Sponsor aus der Industrie. habe

"Feuerwehr" für Frankfurts Vereine Sportstiftung spendete rund 50 000 Mark für Nachwuchs- und Begabtenförderung

FRANKFURT A. M. Rund 50 000 Mark spendete die Frankfurter Sportstiftung dieser Tage an vier Frankfurter Vereine, die im Leistungssport aktiv sind. Der Frankfurter Turnverein 1860 (FTV), die Leistungsgemeinschaft Wasserspringen Frankfurt, die Schwimmgemeinschaft Frankfurt und der Frankfurter Roll- und Eissportclub (FREC) erhielten insgesamt genau 48 900 Mark an sogenannten zweckgebundenen Fördermitteln.

Die Vereine wollen damit in erster Linie die Kosten für hauptamtliche Trainer, Trainingslager und Wettkampfkosten decken. "Das Geld soll hauptsächlich der Begabten- und Nachwuchsförderung zugute kommen, denn hier fehlt es oft am nötigen Geld", erklärt Finn B. Larsen, Vorsitzender der Sportstiftung.

Der Frankfurter Turnverein hat das Geld für seine Fechtabteilung eingeplant. Der FTV bietet derzeit in der Musterschule, der Herderschule und der Schule am Ried Arbeitsgemeinschaften im Fechten an. "Wir stellen dabei Material und Trainer kostenlos zur Verfügung und betreuen etwa 50 Kinder der Klassen fünf und sechs. Diese Breitenarbeit an den Schulen soll weitergeführt und ausgebaut werden, deshalb sind wir für die 20 000 Mark der Sportstiftung sehr dankbar", sagt Hans Buskase vom FTV-Vorstand. Die Schwimmgemeinschaft Frankfurt erhielt einen Scheck über 7500 Mark. Sie will damit die Nachwuchsschwimmer mit den besten Erfolgsaussichten unterstützen und ihnen Aufenthalte in Trainingslagern finanzieren. "Das ist wegen der schlechten Bedingungen in Frankfurt unbedingt nötig", betont SG-Vorstandsmitglied Frank Schneider. In Frankfurt können die Schwimmer der SG ihre Bahnen nicht in 50-Meter-Becken ziehen. Da dies für das Leistungsschwimmen jedoch erforderlich sei, schickt der Verein seinen Nachwuchs zweimal im Jahr ins Trainingslager.

Auch die Leistungsgemeinschaft (LG) Wasserspringen hat die gespendeten 20 000 Mark für Trainingszwecke vorgesehen. Der Zusammenschluß aus dem Höchster Schwimmverein, dem Ersten Frankfurter Schwimmclub, der Sport- und Kulturgemeinschaft Frankfurt und der Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft wird von dem Geld einen hauptamtlichen Trainer finanzieren. "Damit wollen wir für die Leistungssportler bessere Trainingsbedingungen schaffen und so das Defizit an Ausbildung und Training beseitigen", erläutert Peter Schwab, Koordinator der LG.

Die aktiven Sportler des Frankfurter Roll- und Eissportclubs werden mit dem Zuschuß von 1400 Mark Rechnungen begleichen, die noch von der Weltmeisterschaft der Rollsportler im vergangenen Jahr in Miami offen sind.

Da die Antrittsgebühren für die Weltmeisterschaft nach dem WM-Reglement beispielsweise nicht direkt von der Stadt Frankfurt bezahlt werden dürfen, sind die FREC-Mitglieder auf Spenden angewiesen. Sylvia Schenk, Sportdezernentin und Vorstandsmitglied der Sportstiftung, hält es im Grunde für absurd, "wenn eine Stadt nicht den Verein unterstützen darf, der sie bei einer Weltmeisterschaft vertritt".

In diesem Fall tritt die Frankfurter Sportstiftung als "Feuerwehr" auf den Plan. Der 1967 gegründete unabhängige Verein springt ein, wenn Vereine dringend Geld brauchen. Die entsprechenden Anträge werden von einem Gutachterausschuß geprüft, der dann den Vorstand bei seiner Entscheidung berät. Ihr Geld bekommt die Sportstiftung hauptsächlich aus den Erlösen des Presseballs der Sportjournalisten. Finn B. Larsen: "Es hat sich so eingebürgert, daß die Journalisten uns die Einnahmen von etwa 50 000 bis 60 000 Mark überlassen." jan

Enkheim: Vorerst wird es

kein Jugendhaus geben

Seit Dezember 1990 ist der Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) an dem Thema dran und fordert für die jungen Enkheimer einen städtischen Treff. Jetzt bekam das Stadtteilparlament wieder ein "Nein" vom Magistrat im Römer: Eine Jugendfreizeiteinrichtung für Bergen-Enkheim sei auch in der städtischen Liegenschaft Marktstraße 28 "nicht möglich", heißt es in einem neuen Bericht des Frankfurter Magistrats.

Bau-Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD) nennt vor allem "Kostengründe", da die "Aufwendungen für die erforderlichen baulichen Maßnahmen in keinem Verhältnis zum erwarteten Nutzen stehen". Der Magistrat vertröstet den Ortsbeirat auf die Umsetzung des Bebauungsplans "Leuchte". Da sei ein auch Jugendzentrum geplant, dessen "Lage für die Jugendlichen in Enkheim günstiger sein wird". peh

Frauen liegen bei den Männern Patriarchalische Ordnung herrscht im Einwohnermeldeamt

Der Gesetzgeber ist manchmal ganz schön fortschrittlich. Seit vergangenem Jahr dürfen neu verbandelte Eheleute sich nicht nur auswählen, ob sie den Mädchennamen der Frau oder den Jungennamen des Mannes gemeinsam tragen wollen. Sie können auch entscheiden, daß beide ihren Namen behalten. Ulrike F. und ihr Mann haben es so gewollt. Als die junge Gattin sich jetzt auf der Lohnsteuerkarte ihren Ehe-Bonus eintragen lassen wollte, gab es allerdings Probleme. Ihre Unterlagen schienen verschwunden. Die Sachbearbeiterin fand sie schließlich ordentlich abgelegt unter dem Namen des Ehemannes - obgleich der nicht einmal in Frankfurt gemeldet ist.

Siegfried Richter vom Einwohnermeldeamt kann die Empörung der Ulrike F. nachvollziehen - in Grenzen. Es sei "nicht gerechtfertigt", ihre Papiere unter dem Namen des Ehemannes abzulegen, wo der doch gar nicht in Frankfurt wohne.

Richter erläutert, daß die Gesetzesänderung die Verwaltung in eine Zwickmühle gebracht habe. Die Vorgänge "hängen ja voneinander ab", deshalb müßten sie auch zusammen abgelegt werden. Über das Wie "haben wir wirklich nachgedacht". Sie kamen zu einem revolutionären Ergebnis: Auch bei unterschiedlichen Namen werden die Frauen bei ihren Männern untergebracht. Das sei erstens organisationstechnisch am einfachsten - weil man es schon immer so gemacht habe, und zweitens habe diese Vorgehensweise "ein bißchen Tradition", begründet Richter die salomonische Entscheidung.

Allerdings sollten die Betroffenen eigentlich nicht merken, was hinter dem Schalter vorgeht. Frau F. beispielsweise hätte an "ihrem" Schalter bedient werden müssen, weil die Sachbearbeiterin, ohne viel Aufhebens zu machen, blitzschnell zum Kollegen hätte rennen sollen, der jene Anfangsbuchstaben bearbeitet, unter denen der Ehemann registriert ist. Richter schließt auch aus, daß Frau F. von seinem Amt künftig angeschrieben wird als "Herr X.". Es sei denn, es passiert eine Panne . . .

Aber Richter verspricht Linderung. "Noch in diesem Jahr werden die Akten alle verfilmt. Dann ist das Gleichgewicht wiederhergestellt." Bis dahin müssen unabhängigkeitsbewußte Frauen mit dem verwaltungstechnischen Patriarchat leben. Oder sich die Sache mit dem Heiraten noch mal überlegen. abi

Franzosen suchen Kontakt zu Dreieichern

DREIEICH. Das Verschwisterungskomitee Dreieich-Buchschlag sucht Kontaktfamilien für Franzosen aus Montier- en-Der. Eine 60 Jahre alte Französin, die kein Deutsch spricht, möchte Dreieicher kennenlernen. Sie lebt seit fünf Jahren allein und führte zuvor mit ihrem verstorbenen Mann einen Bauernhof. Ein Ehepaar, wovon der Mann (58) nur wenig Deutsch spricht, sucht auch Kontakt zu einem Paar. Das Landwirte-Paar macht außerdem begeistert Fahrradtouren. Wer Interesse hat, wendet sich an Gerlinde Richter, Telefon 0 61 03 / 6 19 67. dok

WETTERAUKREIS.

Unterschriften und Spenden: Frauen rufen zur Zivilcourage auf

OFFENBACH. Unterschriften und Spenden für einen "Offenbacher Aufruf für Zivilcourage gegen die Diskriminierung von Frauen durch Rassismus und Gewalt" sammeln die SPD-Stadträtin Annerose Bovet, die stellvertretende SPD- Stadtverordnetenvorsteherin Lore Ringwald und die städtischen Frauenbeauftragten Ilona Hakert und Karin Dörr.

Sie wollen mit ihrem Aufruf an die Solidarität aller Offenbacherinnen und Offenbacher appellieren, "die humanistische und weltoffene Tradition dieser Stadt zu bewahren".

In dem Aufruf heißt es: "Die alltägliche Gewalt in unserem Lande wächst in erschreckendem Ausmaß - auch die Gewalt gegen Frauen. Bedroht sind vor allem ausländische Frauen: Bürgerkriegsflüchtlinge, Asylbewerberinnen, Einwanderinnen auf der Suche nach Arbeit. Frauen mit ausländischen Lebenspartnern und mit Kindern anderer Hautfarbe haben mit rassistischen Vorurteilen zu kämpfen, ihnen und ihren Kindern drohen Gewalt und Ausgrenzung aus unserer Gesellschaft."

Die Frauen fordern in ihrem Aufruf: "Treten Sie mit uns allen entgegen, die das Zusammenleben in einem Klima von Toleranz durch Worte und Taten vergiften! Beziehen Sie mit uns Stellung gegen Diskriminierung von Frauen durch Rassismus und Gewalt in der Schule, im Kindergarten, am Arbeitsplatz, im Verein. Das ist eigentlich selbstverständlich - es fordert nur ein bißchen Zivilcourage."

Spenden erbitten die Erstunterzeichnerinnen des Aufrufes auf das Konto 274 622 2900 bei der Offenbacher Bank für Gemeinwirtschaft (BLZ 505 101 11). lz

Das Frankfurter Kanalsystem ist besser als ursprünglich erwartet 20 Prozent der Abwasserwege wurden bislang mit der Kamera untersucht / Selbst alte Abschnitte in "verblüffend gutem Zustand"

Der Zustand des Frankfurter Kanalnetzes ist offenbar nicht ganz so schlecht, wie ursprünglich angenommen wurde. So faßt jedenfalls Hans Berthold vom Stadtentwässerungsamt die ersten Ergebnisse einer großangelegten Kanalinspektion im Stadtgebiet zusammen. Bislang habe sich gezeigt, daß auch die 60 bis 80 Jahre alten, mit Klinkersteinen in drei Schichten gemauerten Kanalstücke "noch in einem verblüffend guten Zustand sind", meinte Berthold.

Mit einer Fernsehkamera auf einem Spezialwagen für Rohruntersuchungen forscht eine Firma im Auftrag der Stadt derzeit in Frankfurt nach undichten Stellen in der Kanalisation. Den Untergrund von neun zumeist nördlichen Stadtteilen hat das Gerät bereits unter die Lupe genommen, und damit, so Bertholds Schätzung, knapp 20 Prozent des Abwassernetzes. Besonders aufschlußreich war die Inspektion von 15 Kanal-Kilometern in Goldstein. Sie hatte man mit einem geologischen Gutachten begleitet.

An 45 Stellen war dort von den Kamera-Auswertern eine "schwere Beschädigung" der Kanalrohre festgestellt worden, berichtet Norbert Schneider vom Entwässerungsamt: Risse von zum Teil mehr als einem Meter, Wurzeldurchbrüche, starke Verschiebungen bei den Rohrverbindungen. "Bodenproben haben aber gezeigt, daß längst nicht überall, wo es von innen aus betrachtet nach großem Schaden aussieht, auch wirklich Abwasser austreten", sagt Schneider. Zwischen 20 und 25 Prozent der Rohrstücke mit "schweren Beschädigungen" entpuppten sich nach den bisherigen Erfahrungen in Wirklichkeit als noch dicht.

Aber auch dort, wo Abwasser ins Erdreich sickere, seien die Folgen meist nicht ganz so schlimm, wie zu Beginn der Kanalinspektion befürchtet. Zwar gebe es in unmittelbarer Nähe der Lecks zum Teil "beträchtliche" Verschmutzungen - vor allem mit Coli-Bakterien. "Aber schon einen halben Meter weiter nimmt die Verschmutzung in der Regel rapide ab", sagt Schneider.

Gleichwohl wurden in Goldstein alle Rohre der Kategorie "schwer beschädigt" ausgebuddelt und ersetzt. Bei kleineren Schäden - feinen Rissen, die durch die Kamera-Technik erstmals entdeckt werden können - versuchen die Kanalsanierer zunächst, die Abdichtung mit einem "Innenrohr" aus Kunststoff zu erreichen.

Bis die Rohrinspektion in ganz Frankfurt abgeschlossen ist und auch die teilweise 120 Jahre alten Rohre in der Innenstadt flächendeckend untersucht sind, werden nach Einschätzung Bertholds "noch ein paar Jahre vergehen". 1500 Kilometer Kanalrohre seien im Stadtgebiet verlegt. Die "rollende Kamera" schaffe derzeit im Jahr etwa 150. mat

Diskussion zur Frage: "Droht ein neues 1933?"

Zwei Wochen bevor sich die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 zum 60. Male jährt, wird im Frankfurter DGB-Haus die Frage diskutiert: "Droht ein neues 1933?" Denn, so heißt es in der Einladung eines Trägerkreises, "60 Jahre danach erleben wir neofaschistischen Terror, Pogrome gegen hilfesuchende Einwanderer und Schändung jüdischer oder antifaschistischer Gedenkstätten".

Die Veranstaltung will fragen, wie zu verhindern ist, "daß Geschichte sich wiederholt", wer "bei Pogromen die Schreibtischtäter" und wer "die tatsächlichen Verfassungsfeinde sind".

Als Diskutanten werden Beate Klarsfeld, Eva Demski, Micha Brumlik, Lorenz Knorr von der VVN, Marcel Bathis vom Stadtschülerrat und eine noch nicht benannte Pfarrerin aufgeboten. Das Gespräch ist am Donnerstag, 14. Januar, ab 19 Uhr im DGB-Haus, Wilhelm-Leuschner-Straße 69. clau

Neuer Gasanschluß wird bald teurer

Die Maingas-AG hat ihre Preise für den Hausanschluß einer Erdgasheizung zum Jahresbeginn um 14 Prozent erhöht. Das Unternehmen begründet die erste Preiserhöhung seit 1979 mit erheblich gestiegenen Kosten für den Leitungsbau und die Anschlüsse. In den siebziger Jahren hätten die Beiträge der Gaskunden für einen Hausanschluß 60 Prozent der Herstellungskosten gedeckt, mittlerweile seien es nur noch gut dreißig Prozent.

Wer allerdings noch bis Dezember dieses Jahres ein Angebot für einen neuen Hausanschluß erhält und es spätestens bis Dezember 1994 wahrnimmt, bekommt noch die alten Preise in Rechnung gestellt. Außerdem zahlt die Maingas AG Hausbesitzern, die ihre Heizung auf Erdgas umstellen wollen, bis zum 30. Juni dieses Jahres eine sogenannte Modernisierungshilfe in Höhe von 250 Mark.

Nach der Erhöhung kostet beispielsweise der Hausanschluß für eine Heizung mit einer Leistung von elf Kilowatt knapp 3000 Mark, was einer Erhöhung von gut 300 Mark entspricht. Sofern es sich um eine energiesparende Modernisierung handelt, können Hausbesitzer nach Auskunft des Mieterschutzvereins und des Interessenverbandes Mieterschutz alle anfallenden Kosten auf die Mieter umlegen. Möglich sei in diesem Fall ein Aufschlag von elf Prozent auf die Jahresmiete.

Bei Neubauten würden sich 90 bis 95 Prozent der Hausherren für einen Gasanschluß entscheiden, sagte Maingas-Sprecher Joachim Schwantje. Bei Heizungsumstellungen betrage die Quote 60 bis 65 Prozent. Die Zahl der Kunden nehme jedenfalls ständig zu, sagte Schwantje. Zur Zeit versorgt die Maingas AG 280 000 Kunden im Rhein-Main-Gebiet.

Für eine Erhöhung der Gaspreise sieht Schwantje momentan keine Anzeichen. Nach den gesetzlichen Vorgaben können sie nur dann steigen, wenn auch die Heizölpreise anziehen. Im vergangenen Oktober hatte die Maingas AG die Preise gesenkt. vo

Stuhlflechten lernen beim Werkhof in Langen

LANGEN. Der Werkhof öffnet jetzt wieder seine Pforten für neue Kurse. Und zwar: Zeichnen für Anfänger und Fortgeschrittene, Stuhlflechten, Herstellung von Puppen mit Porzellanköpfen, Bauen von Masken sowie ein Handarbeitskursus zum Thema "Sticken von Tischbändern in Kreuzstichtechnik".

Über die genauen Anfangszeiten, Kosten, informiert der Werkhof im Torbogen, Fahrgasse 3 in Langen unter der Rufnummer 0 61 03 / 2 82 53 und nimmt auch Anmeldungen entgegen. dok

Der Mensch, das Monster Tanztheater aus Frankreich: "Festin"

Das Bild ist voller Grausamkeit: Ein Schleifstein, wie er für Messer verwendet wird, dreht sich in fahlem Licht; ein Mann greift nach einem Buch, öffnet es, preßt die offenen Seiten gegen den rauhen Stein, Seite um Seite wird herausgerissen, zerknüllt, zerstört. Schleift er damit auch, Schicht um Schicht, seine Menschlichkeit ab, die sogenannte Zivilisation, Bildung, Kultur? Eine Stimme aus dem Off erzählt von Monstern, von den dreizehn Arten, auf die sie gezeugt werden können, zum Beispiel "durch Dämonen oder Teufel".

So beginnt "Festin" (Festessen), ein knapp einstündiges Tanztheater-Stück der beiden Franzosen Isabelle Lasserre und Michel Schweizer, die sich vor etwa acht Jahren zusammengetan haben und vor sechs Jahren die "Compagnie Schweizlasser" gründeten, beheimatet in Bordeaux. Das Stück, ihr sechstes für "Schweizlasser" ist jetzt als deutsche Erstaufführung im Frankfurter Mousonturm zu sehen.

Ein Mann und eine Frau tanzen miteinander in "Festin". Eine Beziehungskiste also? Obwohl beide Alltagskleidung tragen, ist ihr Zusammentreffen Zeit und Raum entrückt: Das Bühnenbild besteht - neben der erhöhten Ecke mit Schleifstein und kleinem Bücherregal - nur aus matt schimmernden Metallwänden, an denen als Menetekel, als unheilverkündendes Zeichen die Schneide einer Sense hängt und bisweilen ein einzelner Lichtstrahl hinunterläuft.

Wie überhaupt die Beleuchtung (von Eric Blosse) in diesem Stück das Geschehen höchst dramatisch unterstreicht, etwa durch starke Schatten oder indem das Licht so schwach ist, daß nur die nackten Gliedmaßen ein wenig leuchten, der Rest des Körpers aber im Dunkeln bleibt.

Die Choreographie ist ähnlich holzschnitthaft, kühl, hart. Zeitlupenhafte Bewegungen, die den Körper wie eine Skulptur, ein Kunstwerk in Szene setzen, wechseln ab mit abrupten, athletischen Sprüngen, bei denen die beiden Tänzer auf den Boden oder aufeinander prallen. Zwischen diesen beiden extremen Tempi scheint es nichts zu geben. Mal hängt Isabelle Lasserre wie eine Tote in den Armen von Michel Schweizer, mal springt sie ihn aggressiv an, reißt ihn um. Laurent Dailleau hat dazu eine mitreißende, unheilschwangere Musik komponiert, die wie aus einem Thriller klingt.

Beeindruckend an "Festin" ist die Konsequenz, mit der Isabelle Lasserre und Michel Schweizer ihr "Festessen", ihre Liebesgeschichte tanzen - wenn man denn bei dieser Mischung aus spannungsvoller Anziehung und grausamer Abstoßung noch von Liebe sprechen kann. Eher scheinen da zwei Menschen- Monster, zwei Dämonen ein archaisches, leidenschaftliches Ritual zu zelebrieren.

(Weitere Aufführungen von "Festin" im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, am Dienstag und Mittwoch. Beginn 20 Uhr.) sy

&blt; Gespräch mit Hans Hollmann

Am heutigen Montag veranstaltet der Patronatsverein für die Theater der Stadt Frankfurt im Foyer des Schauspiels Frankfurt ein Gespräch mit Hans Hollmann, dem Regisseur der im Bockenheimer Depot uraufgeführten Stücke "Festung" und "Katarakt" von Rainald Goetz. Beginn 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

&blt; Film im Exzess Im Café Exzess in der Leipziger Straße 91 ist am heutigen Montag um 20 Uhr der Film "Die andere Seite des Lebens" zu sehen.

&blt; Paul Taylor Company in Höchst Die Paul Taylor Dance Company kommt am Montag, 11. Januar, zu einem Gastspiel in die Jahrhunderthalle Hoechst. Sie zeigt Choreographien von Paul Taylor: "Syzygy", "Lost, found and lost" und "Company B". Beginn 20 Uhr.

&blt; Tsartnok-Festival Die Gruppen "Les hommes qui wear espandrillos", "Violet Second" und "Substanz T" sind dabei beim Tsartnok-Festival in Darmstadt vom 11. bis 14. Januar. In der Goldenen Krone, Schustergasse 18, Beginn jeweils 21.30 Uhr. Am 29. Januar ist Tsartnok in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg zu Gast.

&blt; Augsburger Puppenkiste Im Rahmen der Ausstellung über die Augsburger Puppenkiste im Hessischen Rundfunk, Bertramstraße 8, sind in dieser Woche noch einige Aufführungen der Puppenkiste zu sehen. Beginn von Vorstellungen ist jeweils um 10 und um 14 Uhr, sie dauern etwa eine Stunde. Am heutigen Montag wird "Der Prinz von Pumpelonien" gezeigt, am Dienstag "Schlechte Zeiten für Gespenster", am Mittwoch "Urmel aus dem Eis", am Donnerstag "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", am Freitag wieder "Der Prinz von Pumpelonien" und am Samstag "Schlechte Zeiten für Gespenster".

&blt; "Kuli" im Rémond-Theater Der passionierte Seemann Hans Joachim Kulenkampff ("Kuli") spielt die Hauptrolle in "Sturmwanderung", das am 23. Januar im Frankfurter Fritz-Rémond- Theater im Zoo uraufgeführt wird. Das Stück von Ludwig Fels, ein romantisches Seefahrerdrama, soll nach der Frankfurter Premiere in mehr als 100 bundesdeutschen Theatern aufgeführt werden. Parallel zum Bühnen-Auftakt erscheint "Sturmwanderung" auch als Buch (Verlag der Autoren, Frankfurt / Main).

&blt; Städelschüler stellen aus Die Frankfurter Städelschule (Dürerstraße 10) zeigt vom 12. Januar bis zum 6. Februar Werke der Klasse von Raimer Jochims. Die Eröffnung, bei der die jungen Künstler mit ihrem Lehrer anwesend sein werden, ist am heutigen Montag um 19 Uhr.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 10. Januar (FR). Starke Bewölkung und zum Teil länger andauernder Regen. Frischer, in Böen stürmischer Wind aus südwestlicher Richtung, an der See Sturmböen, sagt das Wetteramt vorher. Höchsttemperaturen liegen zwischen acht und zwölf Grad, Tiefstwerte zwischen vier und neun Grad. Weitere Aussichten: regnerisch, mild und windig. (Siehe auch Lokalteil)

Geschäftsleben

Mit Vernunft abnehmen

"Abnehmen - aber mit Vernunft" heißt ein Kurs der Deutschen Angestelltenkrankenkasse (DAK), der am Mittwoch, 13. Januar, um 19 Uhr beginnt. Veranstaltungsort für den Einführungsabend ist die Geschäftsstelle der DAK, Adalbertstraße 26. Weitere Informationen unter der Telefonnummer 77 03 61. reu

"Sonne ist Leben"

Mit einem internationalen Quiz und Malwettbewerb zu dem Thema "Sonne ist Leben" soll Kindern und Jugendlichen die Bedeutung der Sonne nahegebracht werden. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, sich mit den Themen Energie, Umwelt, Natur und Mythologie der Sonne auseinanderzusetzen.

Teilnahmescheine für den Wettbewerb, bei dem es viele Preise zu gewinnen gibt, sind in den Geschäftsstellen der Frankfurter Volksbank erhältlich. reu

Die Arbeitslosigkeit in Frankreich wird immer bedrückender Drei Millionen Männer und Frauen haben derzeit keine Beschäftigung / Zusätzliche Entlassungen stehen bevor

Noch vor kurzem war Vincent Lindon der Typ des erfolgreichen Aufsteigers - jung, dynamisch, leistungsbereit und voller Ideen. Nun repräsentiert er einen Angestellten, dessen Karriere jäh abgeknickt ist. Innerhalb von nur einem Tag hat er seine Stelle verloren, seine Freunde, seine Familie - seine Hoffnungen. Tausende von Franzosen haben am Schicksal Lindons Anteil genommen, einer Geschichte, die Coline Serreau in ihrem neuesten Film "La Crise" erzählt. In dem Kinostück, das in den vergangenen Wochen zum Kassenschlager in Paris wurde, erkennen die Zuschauer ihre Sorgen wieder. Die Krise könnte auch sie treffen, niemand ist mehr vor der Arbeitslosigkeit sicher.

Rund drei Millionen Franzosen - zehn Prozent der Erwerbsbevölkerung - waren Ende Dezember ohne Job, knapp 200 000 mehr als zwölf Monate vorher. Und jeden Tag gibt es neue Hiobsbotschaften. Waren es früher insbesondere Branchen wie die Stahlindustrie, der Bergbau oder die Werften, die als Folge von Strukturkrisen ihre Belegschaften verringerten, so gibt es nun kaum noch Unternehmen und Zweige, die nicht Stellen einsparen oder Personal entlassen.

Jüngstes Beispiel ist die Autoindustrie. Peugeot hat den Abbau von 2600 Arbeitsplätzen angekündigt, Renault will nach 3750 im vergangenen Jahr jetzt noch einmal 2250 wegrationalisieren. Der Nutzfahrzeughersteller RVI wird 1350 Jobs streichen. Entsprechend kündigten die Zulieferbetriebe Kürzungen an. Auch die Unternehmen der Luft- und Raumfahrt - Aerospatiale, Dassault, Snecma - hegen solche Pläne. Nicht viel anders sieht es in der Elektronik aus, bei den Banken, am Bau und sogar in der Nahrungsmittelindustrie, bislang einer der tragenden Pfeiler des produzierenden Gewerbes. Auf rund 600 000, so die pessimistische Prognose des Wirtschaftsmagazins Le nouvel economiste, werde sich Ende 1993 die Zahl der neuen rezessionsbedingten Entlassungen belaufen. Im abgelaufenen Jahr waren es 530 000 Beschäftigte (1991: 477 000), die von den Firmen auf die Straße gesetzt wurden.

Nicht nur quer durch alle Sparten, sondern auch unabhängig von der Unternehmensgröße sind Arbeitsplätze bedroht. Hochqualifizierte Kräfte in kleinen mittelständischen Betrieben, die bislang als Stütze des Arbeitsmarktes galten, müssen genauso um ihren Job fürchten wie leitende Angestellte in Konzernen. Selbst die Ausbildung an einer der renommierten Eliteschulen, deren Absolventen sich jenseits aller Unwägbarkeiten der Konjunktur wähnen konnten, ist kein Schutz mehr vor dem Absturz. Um 60 Prozent ist innerhalb von zwei Jahren die Zahl der hochkarätigen Führungskräfte gestiegen, die ihre Position verloren haben und keine neue mehr finden.

Mit Wehmut denken manche zwanzig Jahre zurück, als der damalige Präsident Pompidou einen Aufstand prophezeite, falls die Zahl der Arbeitslosen über 500 000 steigen sollte. Damals waren freilich die Unterstützungsleistungen weit geringer als heute. Je nach Alter, Arbeitsdauer und Beitragsleistung erhält nun ein Beschäftigungsloser während einer Zeit von bis zu vier Jahren zwischen 57 und 75 Prozent seiner letzten Bruttobezüge. Nach einer Studie des Arbeitsministeriums liegt Frankreich damit nach Deutschland an der Spitze in der OECD.

Nicht nur die allgemein zunehmende Zahl der Erwerbslosen, sondern auch die wachsende Menge der Dauerarbeitslosen haben jedoch dazu geführt, daß die von Unternehmern und Gewerkschaften gemeinsam verwaltete Arbeitslosenversicherung ein Minus von 23 Milliarden Franc (6,7 Milliarden Mark) aufweist. Wegen der Deckung des Defizits ist es zwischen der sozialistischen Regierung und dem Patronat zu einem Streit gekommen. Arbeitsministerin Martine Aubry, eine Tochter des EG-Kommissionspräsidenten Jacques Delors, warf den Arbeitgebern vor, zu leichtfertig den Ausweg aus ihren Schwierigkeiten durch Entlassungen zu suchen. Sie weigerte sich, auf die Finanzforderungen der Unternehmer einzugehen. Schließlich bewilligte Premierminister Pierre Bérégovoy doch fünf Milliarden Franc, womit die Finanzierung der Versicherung bis nach den Wahlen im März gesichert ist.

Ein weiterer Konflikt zwischen Regierung und Arbeitgebern harrt jedoch noch der Lösung. Die Unternehmer fordern die ersatzlose Streichung eines kurz vor Weihnachten in aller Eile verabschiedeten Gesetzes, das Entlassungen künftig wieder von behördlichen Genehmigungen abhängig macht. Diese überstürzt eingebaute Notbremse zeigt die Ratlosigkeit der Regierung gegenüber der Krise. Alle Versuche, dem Problem durch administrative Schritte beizukommen, sind von der Entwicklung überrollt worden. So hatte Regierungschef Bérégovoy im Mai angekündigt, bis zum Herbst würden alle Langzeitarbeitslosen wieder eine Beschäftigung finden. Für manchen sollte sich dieses Versprechen erfüllen. Doch genauso viele, wie aus der Statistik gestrichen werden konnten, waren im Laufe der Monate neu hinzugekommen.

Nun soll versucht werden, durch Teilung von Stellen mehr Franzosen eine Arbeit zu verschaffen. Doch diese Umverteilung führt nicht daran vorbei, daß mehr Beschäftigung nur durch einen Wirtschaftsaufschwung erreicht werden kann. Danach aber sieht es derzeit nicht aus. HANS-HAGEN BREMER (Paris)

Kleine FR

Zweimal Haftbefehl OBERURSEL. Haftbefehl hat das Amtsgericht Bad Homburg gegen zwei Personen erlassen, die am Samstag in Oberursel wegen des Verdachts auf Kreditkartenbetrug und Urkundenfälschung festgenommen worden waren. Wie die Kriminalpolizei mitteilte, fuhren beide mit einem Mietwagen Tankstellen an, kauften mit einer gesperrten Visacard ein und benutzten falsche Papiere. CDU empfängt zum neuen Jahr STEINBACH. Die CDU lädt für Freitag, 15. Januar, 18 Uhr, zum Neujahrsempfang in den Clubraum des Bürgerhauses ein. Als Gast hat sich Forschungsminister Heinz Riesenhuber angekündigt.

Kein fliegender Wechsel mehr Mehrkosten durch neue Vertragsbestimmungen der Telekom

Das Leben könnte so unkompliziert sein, wenn die Telekom mitspielen würde, meint FR- Leser W. leicht ungehalten. Der Student lebt in einer Wohngemeinschaft. Kürzlich ist ein Mitbewohner ausgezogen, auf dessen Name das Telefon angemeldet war. "Wir haben gedacht, einer von uns kann den Anschluß übernehmen", erzählt W., der darin kein Problem sieht. Aber nun habe die Telekom eine Gegenrechnung aufgemacht: Es werde ein neuer Anschluß fällig, desgleichen ein neuer Apparat. Für die Studenten-WG, die mit dem Pfennig rechnen muß, "reine Verschwendung".

Der Telekom-Pressesprecher Michael Hartmann hat als Trost nur Paragraphen anzubieten.

Seit dem 1. Juli 1991 gelten nämlich neue Vertragsbedingungen fürs Telefonieren. So, wie es seither bei Wohnungswechsel nicht mehr möglich ist, den Telefonanschluß des Vormieters unbürokratisch zu übernehmen, sei es auch Wohngemeinschaften verwehrt, einen "fliegenden Wechsel" vorzunehmen.

Der neue Anschluß für 65 Mark einschließlich Anschließen des Apparates ist nach den Worten Hartmanns notwendig, weil alle Telekom-Kunden nach und nach die neue Anschluß-Buchse ("TAE" - das bedeutet im Klartext: "Telekom-Anschluß-Einheit") erhalten sollen. Hier können alle Telefongeräte, die auf dem freien Markt erhältlich sind, einfach eingestöpselt werden.

An dieser TAE endet auch die Verantwortung der Telekom bei Störungen. Sie behebt Schäden an der Leitung bis zur Buchse. Für Kabel und Apparat muß der Kunde selbst sorgen oder einen "Servicevertrag" mit der Telekom abschließen.

Für den neuen Apparat findet Hartmann auch eine Begründung: Die alten Modelle waren Mietgeräte, die nach dem Auszug des Besitzers an den Eigentümer, nämlich die Telekom (als Rechtsnachfolgerin der Post) zurückfallen. Ob die Nachfolger sich nun im Supermarkt etwa einen "telefonierenden Damen-Pumps" kaufen oder bei der Telekom ein neues Gerät kaufen oder mieten, sei ihnen überlassen. Hartmann wollte noch nicht einmal als Ausnahme gelten lassen, wenn einem Telekom- Kunden aus irgendwelchen Gründen "sein" Apparat ans Herz gewachsen ist. Sentimentale Gründe, so heißt es etwas herzlos, spielen bei der "Anpassung der Vertragsverhältnisse" einfach keine Rolle mehr. abi

Im Hintergrund: Algerien Demokratie immer ferner

Ein Jahr nach dem Sturz seines letzten gewählten Präsidenten Chadli Benjeddid steckt Algerien tiefer in der Krise denn je. Kaum jemand trauert dem alten Staatschef nach, gegen dessen Umgebung eine Reihe von Korruptionsprozessen läuft. Aber seit der Ermordung seines provisorischen Nachfolgers Mohammed Boudjaf im Sommer 1992 ist keine Figur in Sicht, die einen glaubwürdigen Repräsentanten abgäbe. Der Streit, ob an jenem 11. Januar 1992 in Algier eine "verfassungsmäßige Machtablösung" oder schlicht ein Militärputsch stattfand, ist vor dem Hintergrund der letzten zwölf Monate längst hinfällig. Seither wird das Land jedenfalls von ein paar Dunkelmännern regiert, die nur das zivile Feigenblatt für die allmächtige Armeeführung unter Verteidigungsminister Khaled Nezzar abgeben. Seit dem 9. Februar 1992 bedienen sie sich dazu einer Reihe von Notstandsdekreten, die alle Rechtsstaatlichkeit nach westlichen Maßstäben verhöhnen.

Noch immer sitzen Tausende politische Gefangene ohne rechtmäßiges Urteil in Internierungslagern, wo sie weder von Angehörigen, Anwälten noch vom Roten Halbmond oder Menschenrechtsorganisationen besucht werden dürfen. Im September und Dezember wurde der Ausnahmezustand durch nächtliche Ausgehverbote und die Einrichtung anonymer Sondergerichte für Delikte gegen die Staatssicherheit noch verschärft.

Die seit 1988 entstandenen rund 60 politischen Parteien und die unabhängige Presse sehen ihren Betätigungs- raum mit jedem Tag weiter eingeschränkt. Die Islamische Heilsfront (FIS) wurde als stärkste Gruppierung und Wahlsiegerin vom 27. Dezember 1991 schon im März verboten. Seither macht sie sich durch Protestaktionen und bewaffnete Anschläge aus dem Untergrund bemerkbar. Ihre gesamte Führung befindet sich entweder im Gefängnis oder auf der Flucht. Die von ihr beherrschten Gemeinde- und Provinzverwaltungen wurden aufgelöst. Der Sozialistenchef und Revolutionsveteran Hocine Ait Ahmed setzte sich aus Sorge um seine persönliche Sicherheit nach dem Mord an Boudjaf erneut ins Ausland ab. Ex-Präsident Ahmed Ben Bella hat sich resigniert in ein "inneres Exil" zurückgezogen. Die kommunistische Partei der "Sozialistischen Avantgarde" (PAGS) löste sich soeben selbst auf, und die ehemalige Befreiungsfront FLN huldigt mit endlosen Flügelkämpfen weiterhin der Selbstzerfleischung. Schließlich wurde seit Sommer mehr als ein halbes Dutzend Zeitungen aus fadenscheinigsten Anlässen für kürzer oder länger verboten. Den übrigen wurde mit mehrfach verschärften Pressegesetzen der Maulkorb der Zensur umgehängt.

An eine Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen, wie sie bei Chadlis Sturz für "spätestens Ende 1993" versprochen wurde, ist unter diesen Umständen nicht mehr zu denken. Der amtierende Staatschef Ali Kafi schließt für sich und seine Juntakollegen jetzt schon eine Kandidatur bei Wahlen aus. Sein Ministerpräsident Belaid Abdesalaam sprach wiederholt von einer Verlängerung der "Übergangszeit zur Normalisierung der Verhältnisse" um drei bis fünf Jahre.

Alles spricht derzeit dafür, daß das Regime ein neues Einparteiensystem nach dem Vorbild der Boumedienne- Zeit in den sechziger und siebziger Jahren auf die Beine zu stellen versucht. Dazu bedient es sich ausgerechnet jener "Patriotischen Sammlungsbewegung", mit deren Gründung sich Boudjaf aus dem Würgegriff der Militärs hatte befreien wollen und damit wohl sein Todesurteil unterschrieb. In ihr, so heißt es nun, sollen alle "gutwilligen Kräfte" von links bis rechts "freiwillig" aufgehen, um dem "gescheiterten Experiment der demokratischen Öffnung" ein Ende zu bereiten und "an die Wurzeln der algerischen Unabhängigkeitsbewegung" zurückzukehren. Was dies im Klartext bedeutet, weiß jeder Algerier aus den schmerzvollen Erfahrungen seit der chaotischen Staatsgründung vor 30 Jahren: die Verewigung jener militärischen Willkürherrschaft, der das Land seinen Niedergang und die daraus erwachsende Hoffnungslosigkeit verdankt.

ALEXANDER GSCHWIND (Madrid)

Die Glascontainer quellen über Abfuhrfirmen kommen mit der Leerung in Oberursel nicht nach

OBERURSEL. Auf dem Platz vor dem Rathaus sieht's inzwischen wieder schön sauber aus, aber vor der Post oder an anderen Sammelstellen im Stadtgebiet glaubt man, vor einer Müllkippe zu stehen. Den Oberurselern, die dieser Tage ihre leeren Einwegflaschen brav in die Glascontainer werfen wollen, bietet sich dort überall das gleiche Bild: Die Behälter quellen über, Flaschen stapeln sich davor und daneben, manche Einwurflöcher sind nur noch durch "Kraxeltouren" über die schmutzigen Flaschenberge zu erreichen.

Dieser wenig schöne Anblick hat allerdings nur zum Teil mit den "Nachwirkungen" der Feiertage zu tun, wie der Erste Stadtrat Eberhard Häfner erläutert. Der Hauptgrund für das Müll-Chaos: Die mit der Abfuhr betrauten Firmen bekommen ihr Altglas zur Zeit nicht mehr los und haben die Container deshalb in den letzten Tagen "nur noch schleppend geleert", so Häfner.

Die Glascontainer werden ebenso wie die Papierbehälter nicht von der Stadt, sondern von eigens dafür beauftragten Firmen geleert. Die aber wissen nicht mehr, wohin mit all den eingesammelten Flaschen, weil der Markt übersättigt ist - als Folge des seit 1. Januar eingeführten EG-Binnenmarktes überschwemmen preisgünstigere Angebote aus anderen EG-Ländern den Altglas-Markt.

Wie Häfner berichtet, hat die Stadt die Firmen schon vergangene Woche in die Pflicht genommen und ihnen die Zusage abgerungen, Zwischenlager für das Altglas einzurichten. "Damit wird der Stau an den Wertstoffstationen bald behoben sein", verspricht Häfner. Eigentlich sollte die Abfuhr bereits bis Donnerstag über die Bühne gegangen sein - bis Montag waren allerdings nur die Container vor dem Rathaues geleert. Doch im Laufe dieser Woche, zeigt sich Häfner optimistisch, werden auch die letzten Flaschenberge verschwunden sein.

Gleichzeitig appelliert der Erste Stadtrat an die Oberurseler, beim Einkaufen künftig stärker auf Mehrwegflaschen zu achten. Inzwischen sei fast jede Getränkeart, von Bier über Saft bis zu Wasser, in diesen umweltfreundlichen Flaschen zu haben.

Einwegflaschen sollten aber weiterhin zu den Containern gebracht werden - allerdings erst wieder, wenn der momentane "Stau" behoben ist. Bis dahin, schlägt Häfner vor, sollte das Glas zu Hause aufbewahrt werden, damit nicht noch mehr Flaschen um die Container herum abgestellt werden und das Stadtbild verschandeln. esi

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Theater: Das gläserne Herz (für Kinder ab drei Jahre), 15 Uhr, Hugenottenhalle. Kinos / Filme Neu-Isenburg. Autokino Gravenbruch: Bodyguard (20 und 22.30 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Sister Act (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood, Fantasia und Neues UT-Kino: Keine Vorstellungen.

Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sister Act ( 20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Boomerang (20 Uhr). - Bambi: Kevin allein in New York (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Kevin allein in New York (15, 17.30, 20.30 Uhr). - Cinema: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.30, 20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: IP 5 (19.30 Uhr); Ran (21.45 Uhr).

Parteien / Parlamente Kelsterbach. Planungs- und Bauausschuß, Rathaus, 18 Uhr. - Kultur- und Sportausschuß, Viktoria-Heim, 19 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Quartier IV: Bridgeclub, 15 Uhr, Luisenstraße 18.

Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Tel. 1 74 15.

Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 3 37 77.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.

Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.

Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, Treff 16 bis 18 Uhr.

Verein Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Tel.66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle, Caritas und Diakonisches Werk, Robert-Bosch-Straße 28: Tel. 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: Tel. 0 61 03 / 6 87 33.

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, 10 bis 14 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.

Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- Leuschner-Platz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei, 15.30 bis 17.30 Uhr, Martin-Luther- Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.

Mörfelden-Walldorf. Kreisgesundheitsamt: Mütterberatungsstunde, DRK- Zentrum Mörfelden von 13.30 bis 15.30 Uhr.

Sozialstation Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74.

Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden.

Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff von 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Blaues Kreuz: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.

Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.

Groß-Gerau. Friedensinitiative, Thema Rassismus, Kulturcafé, 20 Uhr.

Kreisgesundheitsamt: Mütterberatung zur Säuglingspflege, Grundschule Dornheim, 15.30 Uhr.

Kinderschutzbund: Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.

Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.

Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.

Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle Rhein-Main-Flughafen, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

Tips und Termine

Kinos / Filme Dietzenbach. Kommunales Kino: Mr. Johnson, Bürgerhaus, 20 Uhr. Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Sister Act (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Weiblich, ledig, jung, sucht . . . (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Seligenstadt. SPD-Ortsverein: mitgliederoffene Vorstandssitzung, Fraktionszimmer, 20 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.

Dietzenbach. Mütterberatung des Gesundheitsamtes, Kindertagesstätte Martinstraße in Steinberg, 14 bis 15 Uhr.

Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Spitze Feder mit Reizgas

OBERURSEL. Ein spannendes und sicher wieder heiß begehrtes Angebot hat sich die Oberurseler Volkshochschule für ihre Kleinkunstreihe "SPIELart" ausgedacht, die am morgigen Freitag, 15. Januar, beginnt.

Das Kabarett-Ensemble "Die spitze Feder" aus Steinbach, vor zehn Jahren aus einem VHS-Kurs entstanden, macht den Auftakt mit der Premiere ihres neuen Programms "Reizgas".

Am Freitag, 22. Januar, kommt das bekannte Steinauer Marionettentheater nach Oberursel. Leiter K. E. Magersuppe hat sich diesmal das Stück "Die chinesische Nachtigall" ausgesucht.

Aus zwei Gitarren und einem Saxophon besteht das Chamber Jazz Ensemble, das am Freitag, 29. Januar, die VHS- Kleinkunstbühne betritt. Die Musiker kommen aus unterschiedlichen Stilrichtungen: Uli Stüting-Hipler (Jazz), Bastian Fiebig (Rock) und Fabian Payr (Klassik/ Folk) versprechen melodiöse Eigenkompositionen und Bearbeitungen klassischer Musik, etwa von Rameau und Chopin.

Den Abschluß machen am Freitag, 5. Februar, die beiden Jongleure Albert Schlangen und Hans-Peter Wunsch, die Jagd auf eine geheimnisvolle Kiste machen. Mit Compagnon Hristo Calaliogen, der den Beginn des Programms bestreitet, bilden sie das Trio "Keule & Co".

Karten für die SPIELart-Abende gibt es in der Geschäftsstelle der VHS , Oberhöchstadter Straße 7 (Tel. 0 61 71 / 5 20 78), und an der jeweiligen Abendkasse.

Die Veranstaltungen beginnen um 20 Uhr in der Alten Post, Oberhöchstadter Straße 5.

STEINBACH. ". . . aus Liebe zur Heimat" ist der Titel eines satirischen Knallbonbons, das am Sonntag, 17. Januar, 20 Uhr, im Bürgerhaus losgeht. "Die Nestbeschmutzer" Gerd Weismann und Frank Sauer ziehen frisch, fromm, fröhlich und frech über die Niederungen deutscher Tugenden her und angeln in den seichten Gewässern heimatlicher Strömungen. An Land ziehen sie dabei Gartenzwerge und Unterhosen, Saumagen, Feldküchen und Rotkäppchen.

Karten zum Kabarettabend gibt es im Vorverkauf bei Zigarren-Völker am Pijnacker-Platz, Restkarten an der Abendkasse. esi/s

Die erhofften Anrufe von Kunden bleiben aus Betriebe in Dreieich-Sprendlingen bangen wegen neuer Telefonnummern um ihr Geschäft

DREIEICH. "Das ist doch geschäftsschädigend, mir laufen die Kunden davon", schimpft Unternehmer Rolf Melchior aus dem Sprendlinger Industriegebiet. Er, wie auch 16 andere meist mittelständische Betriebe, sind stinksauer auf die Telekom. Deren Werbeslogan auf Telefonkarten zu lesen, "Technologie, die Menschen verbindet, oder Qualität und Sicherheit aus einer Hand", empfinden sie als blanken Hohn. Denn bei der Umstellung ihrer Telefonnummern von fünf auf sechs Stellen ist nach Meinung der Geschäftsleute ein Lapsus nach dem andern passiert. "Was wir aber ausbaden müssen, indem kein Kunde uns mehr erreicht", sagt Geschäftsführer Karl-Hartwig Junior eines Dachdeckerbetriebes.

Was ist passiert: Bereits vor einem Jahr erhielten die betroffenen Betriebe und auch private Telefonnutzer einen Brief der Telekom mit der Nachricht, daß ihre Nummern umgestellt werden. Die neuen Rufnummern wurden ihnen mitgeteilt. Sechs Wochen vor dem Umstellungstermin, dem 8. Dezember 1992, erhielten sie wiederum eine Erinnerungskarte der Telekom.

Da passierte ein Lapsus: Auf 200 verschickten Karten standen versehentlich falsche neue Telefonnummern. Auf Beschwerdeanrufe reagierte die Telekom aber prompt und berichtigte den Fehler, indem sie 200 korrigierte Karten versandte. Ein Computerfehler wurde als Grund angegeben, wie Pressesprecher Michael Hartmann von der Oberpostdirektion in Frankfurt bestätigte. Am 8. Dezember wurde schließlich die Umschaltung in nächtlicher Stunde in die Tat umgesetzt.

Doch statt regem Telefongebimmel in den Betrieben erreicht einige Sprendlinger Firmen bis heute kaum noch ein Anruf eines Kunden, weil viele offenbar wohl die neuen Rufnummerm nicht wissen und noch die alten Nummern anwählen.

Eigene Recherchen der Geschäftsleute ergaben, daß keine Ansagestimme auf der jeweiligen alten Nummer auf die veränderte Telefonnummer hinwies. Die Betriebe hatten sich aber auf einen solchen Ansageservice verlassen. Denn im Kleingedruckten auf der Rückseite der Telekompostkarte stand: "Nach der Umschaltung wird, sofern dies technisch möglich ist, bei Ihrer bisherigen Telefonnummer durch den automatischen Hinweisdienst kostenfrei auf die Änderung hingewiesen."

Auf Anfrage erklärt Pressesprecher Hartmann von der Oberpostdirektion, daß diese Ansagen ein freiwilliger Service von Telekom sei, aber bei diesen Nummern tatsächlich technisch nicht möglich sei, weil der Computer zwei gleiche aufeinanderfolgende Nummern, also 1 1 oder 2 2, nicht erfassen könnte.

Genau solche Nummernfolgen haben aber alle betroffenen Betriebe, und sie wollen sich mit dieser Antwort nicht abspeisen lassen. Melchior: "Das hätte die Telekom doch vorher wissen müssen. Wir stehen jetzt nämlich ganz dumm da, weil die wenigstens Kunden ins neue Telefonbuch gucken oder sich von der Auskunft die neue Nummer sagen lassen. Wenn sie uns nicht erreichen, weil die Leitung unter der alten Nummer tot ist, rufen sie nicht bei der Auskunft, sondern bei unserem Konkurrenten an."

Das bestätigt auch Junior, bei dessen Firma sonst 80 bis 90 Anrufe pro Tag registriert werden und nun seit vier Wochen höchstens fünf Mal pro Tag der Apparat läutet. Junior sagt: "Wenn das so weitergeht, kann ich dichtmachen."

Diese beiden Betriebe möchten nun, daß die Telekom zusätzlich zu ihrer neuen Nummer die alte Rufnummer wieder einschaltet. "Wir wären dann bereit, auf eigene Kosten einen Anrufbeantworter anzuschließen, um so auf unsere neue Nummer hinzuweisen", sagt Melchior. Pressesprecher Hartmann griff auf Anfrage diese Idee sofort auf und forschte bei den Technikern der Telekom nach, ob diese Lösung möglich sei. Seine Nachforschungen kamen jedoch zu keinem für die Betroffenen positiven Ergebnis. "Es tut uns leid. Aber wir können nur dann die alten Rufnummern schalten, wenn wir alle 200 neuen wieder rückgängig machen", erklärt Hartmann. Außerdem wies er nochmals darauf hin, daß die Kunden ein Jahr vorher um die neuen Rufnummern wußten und sie dementsprechend in ihrem Kundenkreis verbreiten konnten. dok

Großeltern füttern Computer statt Enkel Akademie für Ältere regt zum Aktivsein an / Breites Angebot an Seminaren und Besichtigungen

WIESBADEN. Großeltern werden oft gesehen als die, die ihren Enkelkindern in ständiger Harmonie begegnen, Geschichten vorlesen und Schokolade verteilen. Daß die Realität oft anders aussieht, weil sie die Erziehung übernehmen, darauf geht ein Gesprächskreis ein, der in der Akademie für Ältere angeboten wird. Die der Volkshochschule zugeordnete Institution hat jetzt ihr neues Programm vorgelegt. Es will zum Aktivsein anregen und die Akademie als Ort anbieten, an dem die Beteiligten über ihre Lebenserfahrungen gemeinsam mit anderen nachdenken können.

Die im vergangenen Jahr gegründete Einrichtung deckt mit Kursen, Diskussionsveranstaltungen und Gesprächsnachmittagen ein breites Spektrum ab. Verantwortlich leben, Lebenssinn - Lebensbilanz sowie Kultur und Kreativität sind nur einige Themen, die von verschiedenen Veranstaltern unter dem gemeinsamen Dach der Akademie zusammengefaßt sind. Ein Beirat mit Vertretern der Veranstalter wacht über das Konzept.

Ein Ausschnitt aus dem neuen Programm: In der Reihe "Blick hinter die Kulissen" können Seniorinnen und Senioren an Führungen durch die Firmen Taunusfilm und Hoechst teilnehmen, sich eine Zeitungsdruckerei sowie das Polizeipräsidium näher anschauen. Das Seminar "Popmusik - klassische Musik" will Wege zum Verständnis zwischen den Anhängern beider Stilrichtungen anbahnen. Und welche Frau glaubt, ihr Mann könne ein bißchen Nachhilfe in Sachen Bügeln gebrauchen, der kann den professionellen Umgang mit dem Bügeleisen lernen. Oder mit dem Computer - ihn zum Laufen zu bringen und seine Funktionsweisen zu verstehen helfen will beispielsweise der Kurs "EDV für Ältere".

Das Programmheft mit ausführlichen Informationen erhalten Interessenten in der VHS-Geschäftsstelle, Dotzheimer Straße 23. Ihm ist zu entnehmen, bei welchem Veranstalter man sich anmelden kann, was die Kurse kosten und wo sie stattfinden. Außerdem finden sich darin zahlreiche Adressen von Vereinen mit Seniorenangeboten und Hinweise zu den Zulassungsbedingungen für die Universitäten in Mainz, Wiesbaden und Frankfurt. set

Fernwärme kommt aus dem Bundesbahn-Kraftwerk Stadtwerke planen für Gallus- und Gutleutviertel eine umweltfreundliche Versorgung

Die Stadtwerke sehen gute Möglichkeiten, im Gallus- und Gutleutviertel die Energieversorgung verstärkt durch die relativ umweltfreundliche Fernwärme abzudecken. Vor allem bei Neubauprojekten soll künftig der heiße Dampf aus den Kraftwerken der Bundesbahn und der Stadtwerke zum Heizen genutzt werden. "Einige Verträge sind bereits geschlossen, mit vielen Investoren führen wir vielversprechende Verhandlungen", sagt Kurt Schreiber von den Stadtwerken.

Bereits abgemachte Sache sei, daß der Neubaukomplex "Galluspark" an der Kleyerstraße mit Fernwärme aus dem Bundesbahn-Kraftwerk beheizt werde. Ursprungliche Pläne, das Projekt mit einem eigenen Blockheizkraftwerk auszustatten, seien "nicht weiter verfolgt" worden, heißt es in einem offiziellen Magistratsbericht. Man habe weder einen geeigneten Standort für das Klein- Kraftwerk gefunden, noch seien Verhandlungen mit anderen möglichen Groß-Wärmeabnehmern von Erfolg gekrönt gewesen.

Das Fernwärme-Potential des Bahn- Kraftwerks reicht nach Angaben Schreibers jedoch problemlos aus, um zusätzlich noch die beiden Wohnungs-Großprojekte an der Idsteiner und an der Anspacher Straße zu versorgen. Gleichzeitig führe man Verhandlungen mit der Hellerhof-AG, um deren Siedlung nördlich der Idsteiner Straße ebenfalls an das Fernwärme-Netz anzuschließen. Momentan werden die Hellerhof-Häuser noch von einem zentralen Ölkraftwerk versorgt. "Wenn das stillgelegt werden könnte, würde das die Umwelt erheblich entlasten und eine ganze Menge Energie sparen helfen", sagt Schreiber.

Insgesamt könne die Bahn rund 40 Megawatt an Wärmeenergie liefern - rein rechnerisch genug für fast 8000 Zwei- Zimmer-Wohnungen. Weitere 50 Megawatt aus den Heizkraftwerken der Stadtwerke könnten nach den bisher bekannten Planungsvorhaben allein für die Neubauvorhaben rund um den Güterplatz gebraucht werden, meint Schreiber. Als Beispiele nennt er das geplante "Europa- Center" oder die projektierten Hochhäuser auf dem Bundesbahngelände.

Für deren Versorgung wollen die Stadtwerke eine neue Dampfleitung vom Heizkraftwerk West an der Gutleutstraße durch den Hafentunnel über den Güterplatz bis zur Friedrich-Ebert-Anlage bauen lassen. Wenn dort voraussichtlich 1996 die Arbeiten für die U-Bahn in Richtung Universität abgeschlossen seien, könne diese Leitung mit einer bereits vorhandenen Transportleitung vom Heizkraftwerk Messe zur Taunusanlage verbunden werden. Dies schaffe dann genügend Kapazitäten, um weiteren Großkunden in der Innenstadt Fernwärme anzubieten. mat

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Kinos / Filme Neu-Isenburg. Autokino-Gravenbruch: Bodyguard (20 und 22.30 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Sister Act (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20.30 Uhr). - Fantasia: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).

Neues UT-Kino: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr). Sneak Preview (22.30 Uhr).

Vorträge / Kurse

Neu-Isenburg. Dia-Vortrag: Der schwierige Alltag brasilianischer Landarbeiter, 20 Uhr, Ev.-Reformierte Gemeinde, Am Marktplatz 8.

Langen. Dia-Vortrag: Korsika, 18 Uhr, Stadthalle.

Parteien / Parlamente

Langen: CDU-Stadtverband: Vortrag von Fredi Ruths "Die negativen Auswirkungen rot-grüner Schulpolitik", 20 Uhr, Gaststätte "Deutsches Haus", Darmstädter Straße 23.

Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Arbeiterwohlfahrt: Frauentreff, 14 Uhr, Gemeinschaftsraum Altenwohnheim Dresdner Straße.

Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Quartier IV: Lebendige Kunstgeschichte (10 bis 11.30 Uhr), Einführung ins Bridge (15.30 bis 17 Uhr), Luisenstraße 18.

Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.

Dreieich. Sprechtag des Versorgungsamtes Frankfurt, 14 bis 18 Uhr, Sozialamt, Zimmer 11, Sprendlingen, Pestalozzistraße 1.

Städtische Begegnungsstätte "Haus Falltorweg" in Buchschlag: Offener Kaffeetreff, 15 bis 17 Uhr, Falltorweg 2.

Seniorentreff des Diakonischen Werks: Gymnastik und Tänze im Sitzen, 15.30 Uhr, An der Winkelsmühle 5.

Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Anmeldung: Tel. 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, Anmeldung: Tel. 0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst",Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund: Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

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Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Phantom der Oper, 20 Uhr, Stadttheater (ausverkauft). Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Kafka ( 20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Boomerang (20 Uhr). - Bambi: Kevin - allein in New York (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Kevin - allein in New York (15, 17.30, 20.30 Uhr). - Cinema: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.30, 20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: IP 5 (19.30 Uhr); Ran (21.45 Uhr). Vereine / Organisationen Groß-Gerau. Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft (PSAG), Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, AOK-Gebäude. Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Katholisches Bildungswerk: Hinduismus - Buddismus, 20 Uhr, Pfarrzentrum, Flughafenstraße.

Verschiedenes Rüsselsheim. Kindernachmittag: Freud und Leid im Winter "Schneebälle zum Essen", 15.15 Uhr, Museum. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74

Arbeiterwohlfahrt: Seniorenclub Mörfelden, 14.30 bis 18 Uhr, Bürgerhaus.

Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunden: Betreutes Wohnen (11.30 bis 13.30 Uhr) und Kaminclub (18.30 bis 19.30 Uhr), Schillerstraße 16, Walldorf.

Freundeskreis Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen, 20 Uhr, Steinweg 22.

Jugend- und Drogenberatung, Hermannstr. 3, Tel. 2 46 76.

Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf.

Kelsterbach. Sprechstunde des Kreisjugendamtes, 9 bis 11 Uhr und ab 14.30 Uhr, Altenwohnheim.

VdK-Ortsgruppe: Frauennachmittag, 15.30 Uhr, Altenwohnheim.

Volksbildungswerk: Sprechstunde und Kartenvorverkauf, 16 Uhr, Büro im Bürgerhaus. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.

Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach Anmeldung Tel. 0 61 42 / 6 21 09).

Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 6 32 68.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr. 10 und in der Alten- tagesstätte St. Christophorus, Waldweg.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150, 0 61 42 / 56 15 53.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Der Ortsbeirat 5 tagt CDU: Freizeitpark Waldstadion bauen

FRANKFURT-SÜD. Das Gelände um das Waldstadion herum im Stile des Münchener Olympiaparks hergerichtet: Mit diesem spektakulären Vorschlag zur "Steigerung des Freizeitwertes" wartet die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) in der nächsten Sitzung des Stadtteilgremiums auf. Der Antrag steht zur Debatte am morgigen Freitag, 15. Januar, um 19 Uhr im Saal der Altentagesstätte Riedhof, Mörfelder Landstraße 212 (Sachsenhausen).

Ebenfalls auf der Tagesordnung steht ein Antrag des fraktionslosen Ortsbeirates Winfried Hackhausen, der einen Teil der Gartenstraße - eine Grundnetzstraße - verkehrsberuhigt sehen will. Dadurch seien die "vielen dort wohnenden Kinder" weniger gefährdet, heißt es zur Begründung.

Zudem werden die Ortsbeiräte einen Magistratsbericht diskutieren, der sich mit der Verkehrssituation in der Frankensteiner Straße befaßt: Die SPD will sich mit einer kürzlich vorgelegten Stellungnahme der Stadtregierung nicht zufrieden geben. Sie fürchtet, bliebe es bei dem Vorschlag der Behörden, daß das Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen auch weiterhin von den Wirtshausbesuchern zugeparkt wird. ak

Seminar für Tagesmütter in der Elternschule

Die Elternschule des Familienbildungswerks veranstaltet ab Mittwoch, 3. Februar, ein Seminar für Tagesmütter. Dabei sollen Fragen zur Entwicklung und Erziehung von Kindern aber auch zur vertraglichen Regelung der Tagespflege angesprochen werden.

Außerdem gibt es Anregungen und Hilfen, wie in schwierigen Fällen Probleme mit Eltern und Kindern besprochen werden sollten.

Das Seminar beginnt um 20.15 Uhr im Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21, und findet 14tägig statt.

Informationen und Anmeldungen unter der Telefonnummer 15 01 - 1 38. mat

Die Quelle A sprudelt auch in Celle nicht mehr Der Kronzeuge hat sich aus dem Kurden-Prozeß um die PKK-Mitgliedschaft verabschiedet Von Eckart Spoo (Hannover)

Der Kronzeuge Ali Cetiner (38) hat sich verabschiedet. Vor einigen Monaten noch, als es in Bonn um die Verlängerung der Kronzeugen-Regelung ging, priesen ihn die zuständigen Behörden als Muster-Exemplar. Doch nun ist er verschwunden. Er mag nicht mehr aussagen. Nachdem er sich in viele Widersprüche verwickelt hat, macht er jetzt von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch, um sich nicht selber zu belasten.

Was vor dem Oberlandesgericht Celle - und ähnlich auch vor dem OLG Düsseldorf - abläuft, hat viele Züge einer Justizposse, aber im Kern ist es bitter ernst. Es geht um eine hohe, vielleicht lebenslange Freiheitsstrafe, die dem in Celle aufgrund von Behauptungen Cetiners angeklagten Kurden Naim Kilic (32) droht. Es geht um andere Kurden, denen in Düsseldorf der Prozeß gemacht wird. Es geht um die Arbeiterpartei Kurdistans (Partyra Karkeren Kurdistan, PKK), der die Angeklagten angehören - oder angehört haben - sollen. Und im Hintergrund geht es um die Waffenbrüderschaft Deutschlands mit der Türkei, deren Polizei, Geheimdienst und Armee seit vielen Jahren die kurdische Autonomie-Bewegung bekämpfen, wozu sich das Regime in Ankara der Bonner Rüstungshilfe in Milliardenhöhe bedient.

Im Gegensatz zu Jugoslawien, wo sich die Bundesregierung für die Unabhängigkeit Sloweniens und Kroatiens und damit für die Teilung des Vielvölkerstaats nach ethnischen Maßstäben engagierte, unterstützt sie in der Türkei die Zentralgewalt, die den Kurden jedes Recht auf nationale Eigenständigkeit bestreitet. Ähnlich unterstützten frühere Bundesregierungen zum Beispiel Frankreich, als es in einem jahrelangen Krieg gegen die algerische Nationale Befreiungsfront (FNL) das nordafrikanische Territorium als Teil des Mutterlands verteidigte. Die FNL galt damals als terroristische Vereinigung. Ähnlich sieht die Bundesregierung jetzt gemeinsam mit ihren türkischen Alliierten die PKK, die stärkste und militanteste Organisation der Kurden. In diesem Sinn bemüht sich die Bundesanwaltschaft, zumindest die für innerorganisatorische Disziplin zuständigen PKK-Funktionäre als Mitglieder einer terroristischen Vereinigung aburteilen zu lassen.

Ebenso wie in anderen bewaffneten Organisationen, etwa im südafrikanischen ANC, scheint es auch in der PKK zumindest zeitweilig Tendenzen gegeben zu haben, gegen vermeintliche Verräter mit äußerster Härte vorzugehen. Manche Indizien sprechen dafür, daß auch auf deutschem Boden, wo rund 300 000 Kurden leben, PKK-Mitglieder wegen Verrats zur Rechenschaft gezogen und im schlimmsten Fall sogar hingerichtet wurden. Die Beweislage ist allerdings dürftig. Darum brauchte die Bundesanwaltschaft einen Kronzeugen: Ali Cetiner, einen ehemaligen PKK-Funktionär, der zugibt, am Todesurteil gegen den angeblichen PKK- Abweichler Murat Bayrakli mitgewirkt zu haben. Oberstaatsanwalt Lothar Senge als Beauftragter der Bundesanwaltschaft machte Cetiner schon Ende der 80er Jahre Angebote und Zusicherungen, als die Kronzeugen-Regelung in Bonn erst noch beschlossen werden mußte. Für die Bereitschaft, gegen die PKK auszusagen, wurden Cetiner unter anderem die Ausstattung mit einer neuen Identität und die Verbringung in ein anderes Land angeboten. Auf die Berliner Justiz wirkte Senge ein, Cetiner im Prozeß wegen des Mordes an Bayrakli mit einer Minimalstrafe davonkommen zu lassen. Tatsächlich verhängte dann das Landgericht nach kurzem Verfahren eine Freiheitsstrafe von lediglich fünf Jahren.

Auf Aussagen von Cetiner gestützt erhob die Bundesanwaltschaft Anklage gegen 19 Kurden beim Oberlandesgericht Düsseldorf und gegen vier beim OLG Celle. Ihnen allen sollte die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nachgewiesen werden. Als am 8. Januar 1991, vor zwei Jahren, der Prozeß in Celle begann, protestierte die mit der PKK verbündete Nationale Befreiungsfront Kurdistans (ERNK): Wenn es eine Straftat gegeben habe, müsse darüber vor Gericht verhandelt werden. Die Anklage habe aber ersichtlich einen anderen Zweck, nämlich den Befreiungskampf des kurdischen Volkes zu diffamieren.

Anfang 1992, nachdem die türkische Regierung im Schatten des Golf-Kriegs eine Offensive gegen die Kurden eingeleitet hatte, richtete Staatspräsident Turgut Özal an Bundeskanzler Helmut Kohl eine Neujahrsbotschaft, worin er Genugtuung darüber äußerte, daß Deutschland die PKK als terroristisch einstufe. Außerdem enthielt die Botschaft eine "nachdrückliche Bitte" um Hilfe, damit PKK- Mitglieder "der erforderlichen Bestrafung zugeführt" würden. Zu diesem Zeitpunkt hatten Beobachter im Celler Gerichtssaal - einem vielfach gesicherten, bunkerartigen Raum, der ähnlich wie der für sieben Millionen Mark eigens ausgebaute unterirdische OLG-Saal in Düsseldorf an Kriegsgerichtsbarkeit erinnert - längst den Eindruck gewonnen, daß die Anklage wenig Konkretes vorzuweisen hat. Ebenso unergiebig zog sich der Prozeß in Düsseldorf hin, der schon im Oktober 1989 eröffnet worden war. Doch obwohl die Vorwürfe bröckelten, wurde mit wachsendem Kostenaufwand weiterverhandelt.

Bis Ende Juni 1992. Da beendete das OLG Celle nach 132 Verhandlungstagen das Verfahren gegen drei der vier Angeklagten. Für erwiesen erachtete der Senat, daß die drei verschiedene Delikte wie Nötigung, Freiheitsberaubung oder Urkundenfälschung begangen hätten. Aber von Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung war keine Rede mehr. Auch in Düsseldorf lichteten sich die Reihen der Angeklagten. Jetzt sind es dort nur noch vier.

In Celle blieb allein Naim Kilic übrig. Kronzeuge Cetiner als einziger Belastungszeuge will nämlich im Frühjahr 1987 den telefonischen Auftrag bekommen haben, jemandem auszurichten, daß "die Sache erledigt" sei. Nach seiner Darstellung soll Kilic der Anrufer gewesen sein. Mehr sei in dem Telefonat über "die Sache" nicht gesagt worden. Aber es müsse ein Mord gemeint gewesen sein. Die Anklage warf daraufhin Kilic Beteiligung an der Ermordung des von der PKK angeblich als Spion betrachteten H. im März oder April 1987 vor. Als bekannt wurde, H. sei in Schweden noch im Mai 1987 lebend gesehen worden, änderte die Bundesanwaltschaft die Anklage. Als Tatzeit gibt sie jetzt Mai oder Juni 1987 an. Was Kilic zu dem angeblichen Mord beigetragen haben soll, ist nach über 170 Verhandlungstagen ebenso unklar wie zu Beginn. Es fehlt an einer Tatwaffe, an Tatzeugen, an jeglichem Hinweis auf den Hergang der vermuteten Tat. Aber Kilic sitzt deswegen jetzt bereits zwei Jahre und neun Monate in Untersuchungshaft.

Erst Ende Mai 1992, nachdem bis dahin nichts zur Sprache gekommen war, was den Mordvorwurf erhärtet hätte, erschien in Celle der Kronzeuge. Vorher war er ein Jahr lang in dem Düsseldorfer Prozeß vernommen worden. Über seine ersten Aussagen vor der Polizei war Cetiner inzwischen in einem Punkt hinausgegangen: Daß in dem Telefonat die Ermordung H.'s gemeint gewesen sei, habe er von demjenigen erfahren, dem er die Nachricht überbracht habe. Mehr kam auch in den ersten Monaten seiner Vernehmung in Celle nicht heraus. Kein lohnender Zeuge, aber ein teurer. Für seine allwöchentliche Hin- und Rückreise wurde je ein Tag veranschlagt. In welchem fernen Land er lebt, blieb geheim, ebenso sein jetziger Name. Den ganzen August über fehlte er. Angeblich war er krank.

Mitte September schickte Rechtsanwältin Barbara Merkel, die als Zeugenbeistand für Cetiner fungiert, in einer mittäglichen Verhandlungspause ein Fax an die Bundesanwaltschaft. Inhalt: Der Kronzeuge habe in Düsseldorf wohl nicht die volle Wahrheit gesagt, sich also möglicherweise strafbar gemacht. Und Cetiner legte nun dar, er habe schon vor jenem Telefonat von dem Mord gewußt. Anschaulich schilderte er mit etlichen Details, unter welchen Umständen in seiner Gegenwart der Mordauftrag erteilt worden sei. Mehr als fünf Jahre später war es ihm plötzlich eingefallen.

Auf die Frage, wann er bei seinen Zeugenaussagen die Wahrheit gesagt habe, lehnte er die Antwort unter Hinweis auf sein Aussageverweigerungsrecht ab. Nicht anders reagierte er auf die Fragen, ob er - abgesehen von dem Mord, für den er in Berlin verurteilt worden ist - an Planung und Vorbereitung eines weiteren Tötungsdelikts beteiligt gewesen sei und ob er gar an dem Mord mitgewirkt habe, den man dem Angeklagten Kilic zur Last lege. Für die Verteidigung gab es nach der monatelangen richterlichen Vernehmung viel Stoff zum Nachfragen, zumal der Senat darauf verzichtet hatte, dem Kronzeugen manche Widersprüche vorzuhalten. Aber die Verteidiger kamen nicht weit. Am 11. Dezember ersuchte Zeugenbeistand Meckel den Senat, bis zum 16. Dezember mittags zu entscheiden, ob Cetiner ein umfassendes Aussageverweigerungsrecht habe. Am 16. 12. um 13 Uhr - es ging gerade um Cetiners Gespräche mit Oberstaatsanwalt Senge - machte der Kronzeuge einfach Schluß. Er beantwortete keine Frage mehr. Die Richter ließen ihn gehen. Kilics Verteidigerin Barbara Klawitter protestierte: Durch den Abbruch der Vernehmung Cetiners werde das Fragerecht der Verteidigung unzulässig eingeschränkt. Nach der Menschenrechtskonvention gehöre es zu den Mindestrechten des Angeklagten, Belastungszeugen zu befragen. Faktisch sei der Verteidigung das Fragerecht entzogen worden. Das Gericht wies den Einspruch zurück. Am 5. Januar 1993, zu Beginn des dritten Prozeßjahres, verkündete der Senat den Beschluß, "daß dem Zeugen Ali Cetiner gemäß § 55 Absatz 1 der Strafprozeßordnung ein umfassendes Auskunftsverweigerungsrecht zusteht". Begründung: Der Kronzeuge stehe im Verdacht, bis Juni 1987 als Mitglied der PKK-Führung in Europa amtiert und dabei "im Bereich Kontrolle und Nachrichtendienst Tätigkeiten ausgeübt zu haben, die auf die Verfolgung und Bestrafung von Abweichlern oder Parteigegnern bis hin zu deren Ermordung gerichtet waren". Abgesehen davon, daß Cetiner mit weiteren Aussagen in Gefahr käme, Beweise für seine eigene terroristische Tätigkeit zu liefern, gaben ihm die Richter auch darin recht, daß er sich durch einen etwaigen Widerruf früherer Aussagen der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung wegen Falschaussage oder wegen falscher Verdächtigung aussetzen könne.

So werden nun viele Fragen offen bleiben, und zwar gerade die spannendsten. Zum Beispiel: War Cetiner vielleicht der Hauptverantwortliche für die der PKK angelasteten Untaten auf deutschem Boden? Stand er damals bereits in Verbindung mit deutschen Sicherheits- und Nachrichtendiensten? Jedenfalls wurde schon im Sommer 1987 eine großangelegte Razzia bei mutmaßlichen PKK-Mitgliedern in Deutschland amtlich damit begründet, daß Cetiner bedroht sei, wie Klawitter den Akten entnahm.

Wessen Agent war Cetiner, als er Anfang 1988 nach Schweden übersiedelte, wo er sofort und ständig von der Polizei betreut wurde? Welche Dienste leistete er der schwedischen Sicherheitspolizei, die damals nach dem Mord an Ministerpräsident Olof Palme zeitweilig allen Verdacht auf die PKK zu lenken versuchte? In den Stockholmer Polizeiakten jener Zeit findet sich die "Quelle A". Schwedische Zeitungen berichteten amüsiert über das, was aus dieser Quelle sprudelte, zum Beispiel über angebliche Spuren zum iranischen und syrischen Geheimdienst. Im Düsseldorfer PKK-Prozeß bestätigte vor einigen Wochen ein schwedischer Beamter, die "Quelle A" sei Cetiner gewesen.

In welcher Weise arbeiteten in diesem Zusammenhang deutsche Geheimdienste mit der schwedischen Sicherheitspolizei zusammen? Oberstaatsanwalt Senge nahm jedenfalls, wie er in Celle mitteilte, über "eine deutsche Dienststelle" Verbindung nach Schweden auf, während sich Cetiner dort aufhielt; er führte auch selber Gespräche mit der schwedischen Polizei. Über den Inhalt der Gespräche könne er sich nicht äußern, weil die ihm von seiner Behörde erteilte Aussagegenehmigung das nicht gestatte, beschied Senge das Gericht. Auf Fragen nach seinen Kontakten zu deutschen Geheimdiensten verweigerte er ebenfalls die Aussage.

In den Prozessen in Düsseldorf und Celle hängt nun fast alles davon ab, wieweit die Richter den Kronzeugen, der im Laufe der Jahre seine Aussagen in entscheidenden Punkten geändert hat, noch für glaubwürdig erachten. In dem Berliner Mordprozeß, in dem er verurteilt wurde, bescheinigte ihm der psychiatrische Gutachter, "grenzdebil", "von niedriger Intelligenz" und "in Phrasen befangen" zu sein. Weiter heißt es in dem Gutachten, Cetiner sei "ein schwacher Mensch", habe "selbständiges Denken nicht gelernt", "konnte gut auswendiglernen" und sei "als Opfer von Indoktrination sehr geeignet". Was ist von einem solchen Kronzeugen zu erwarten?

Der von ihm beschuldigte Kilic bleibt jedenfalls weiter in U-Haft, und es ist kein Ende des Prozesses gegen dieses vereinsamte Mitglied einer angeblichen terroristischen Vereinigung absehbar.

Das Gesetz kollidiert mit der Verfassung

Ihr berechtigt kritischer Beitrag über das "Investitionserleichterungs- und Wohnlandgesetz" (Bundesrat-Drs. 868/92 vom 3. 12. 1992) bedarf mehrerer weiterführender Ergänzungen (FR vom 6. Januar 1993 "Ist der Müllofen eine ,ganz normale Fabrik&rquote;?").

Das in Rede stehende Gesetz kollidiert mit der Verfassung. Für den Naturschutz steht dem Bund nach Art. 75 GG nur Rahmenkompetenz zu. Dieser Rahmen wird zumindest dann bedingt gesprengt, wenn in Verwaltungs- und Genehmigungsstrukturen der Länder ohne vernünftigen Grund eingegriffen wird. Dieser läge vor, wenn diese Strukturen bei gesetzkonformem Handeln der Behörden zwingend wesentlichen öffentlichen durch den Bund zu wahrender Interessen (hier Wohnungsbau) zuwiderlaufen würden. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Das Gesetz soll zukünftig "die Abarbeitung der Naturschutzinteressen in der Bauleitplanung, damit kein zusätzliches Planungsverfahren nötig ist" (ZMD 47/48 vom 18. 11. 1992), bewirken. Das greift nicht, denn schon jetzt gibt es im Falle tauglicher Bebauungspläne kaum die Erfordernis zusätzlicher Planverfahren im Naturschutz. Weder für ein Bauvorhaben noch für schnelle Baulandausweisung im Bereich einer soliden Bauleitplanung ist Naturschutz ein Hindernis.

Die Argumente mancher Planer, sie hätten um bestimmte Anforderungen der Landschaftsplanung nicht gewußt, sind nach über 15 Jahren Bundesnaturschutzgesetz als Ausrede zu entlarven. Es ist bedauerlich, daß sich einige Bauplanungsbüros "West" gerade gegenüber Genehmigungsbehörden "Ost" derlei Entgleisungen erlaubten. Das Baulandgesetz fördert, daß im "Osten" die Planungsfehler "West" der 60er Jahre wiederholt werden.

Überzogenes Verwaltungshandeln einiger weniger dilettantisch arbeitenden Naturschutzbehörden muß zu entscheidenden rechtlichen Konsequenzen gegenüber diesen einzelnen Behörden führen. Deplaziert ist dagegen der "gesetzliche Rundschlag" zu Lasten grundlegender Belange rechtsstaatlichen Naturschutzes. Dieser wird in zigtausend Baugenehmigungen pro Jahr von Naturschutzbehörden vertreten. Diese sind dabei nachweislich in jenen zigtausend Fällen eben nicht zu selbsternannten Bauverhinderungsbehörden geworden.

Der Schwaetzersche Gesetzentwurf ist eine populistische Kapitulation vor von einer Minorität betriebenen Behördenwillkür, die mit Naturschutz nichts zu tun hat. Vielmehr muß die Aufklärung von Bürgern über ihre Rechte gegenüber Naturschutzverwaltung verstärkt werden. Die Naturschutzverwaltung selber muß das im Interesse mündiger Partnerschaft engagiert unterstützen.

Tilman Kluge, Bad Soden/Ts.

Kurz gemeldet

Norwegen als Reiseland Eine Multivisions-Show über Norwegen als Reiseland veranstaltet das Norwegische Fremdenverkehrsamt am Sonntag, 17. Januar, um 18 Uhr im Zoo-Gesellschaftshaus. Bei der Veranstaltung mit dem Titel "Norwegen natürlich" werden Bilder von Landschaften und Städten gezeigt, untermalt von Live-Musik aus dem skandinavischen Land. Weitere Informationen erteilt das Norwegische Fremdenverkehrsamt, Telefon: 040-22 71-08 10. Banken und Binnenmarkt Zu einem Vortrag mit dem Titel "Banken im europäischen Binnenmarkt" lädt die Hochschule für Bankwirtschaft (HfB) am Montag, 18. Januar um 18.00 Uhr, in den Großen Saal der Commerzbank, Neue Mainzer Straße 32-36 ein. Referent des Abends, der im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Theorie-Praxis-Brücke" steht und ein Bestandteil des Studienkonzepts der HfB ist, wird der Vorsitzende des Vorstandes der Commerzbank, Martin Kohlhaussen, sein.

Für das Tankerunglück sind wir alle verantwortlich

Für das jüngste Tankerunglück vor der Nordküste Schottlands sind nicht nur verantwortungslose Reeder, schlecht ausgebildete Schiffsbesatzungen, marode, unter der Flagge von Billiglohnländern fahrende Schiffe, sondern auch wir alle verantwortlich (FR vom 7. 1. 1993, "Tanker ,Braer&rquote; droht auseinanderzubrechen").

So lange unsere Gesellschaft nach immer größerer Mobilität strebt und diese größtenteils per Pkw und Lkw befriedigt wird, braucht sie Öl zur Erfüllung dieses Wunsches. Die weltweite Energieverschwendung, in der Industrie, in den Haushalten und nicht zuletzt im Verkehr, fordert ihren tödlichen Tribut.

Die ökologischen Schäden, die durch derartige Tankerhavarien angerichtet werden, sind zumeist irreparabel und treffen die schwächsten Lebewesen, nämlich Tiere und Pflanzen.

Dabei vergessen wir Menschen, daß wir Tiere und Pflanzen sowie eine intakte Umwelt nötiger haben, als die Gier nach noch mehr Wohlstand, Konsum und Profit.

Die Erhöhung der Sicherheitsstandards für Tanker und die Festlegung bestimmter Fahrtrouten minimiert zwar die Gefahren, behandelt aber nur ein Symptom. Bei keinen Unfällen im Verkehrsbereich treten die Folgen derart katastrophal zutage wie bei Tankerunglücken.

Der Schlüssel zur Lösung auch dieses Problems liegt bei uns - den auf Kosten der Umwelt und vielen Ländern der Dritten Welt lebenden westlichen Industriestaaten.Rainer Bohnet, Bonn

Nicht "gedemütigt"

Ausgerechnet kurz vor Weihnachten hätten wir, so Reinhard Voss, "in stalinistischer Manier zur Feder" gegriffen und "ein unbarmherziges Regiment gegenüber Andersdenkenden" geführt (FR vom 5. 1. 1993, "Offene Worte erzürnen die Fundi-Fraktion").

Was war passiert? Beate Scheffler hatte öffentlichkeitswirksam die emanzipatorische Erziehung für rechte Gewalttaten mitverantwortlich gemacht. Für uns war nicht die These neu - sie gehört längst zum Standardrepertoire konservativer Bildungs- und Gesellschaftspolitik -, sondern, daß unsere Fraktionskollegin sie vertritt.

Wir haben Beate Scheffler nicht "gedemütigt"; eine "Bestrafung" hat niemand gefordert. Richtig ist allein: Wir haben Beate Schefflers Position inhaltlich scharf kritisiert. Kritische Diskussion ist aber das Gegenteil von Stalinismus.

Marianne Hürten, Brigitte Schumann, Daniel Kreutz und Dr. Manfred Busch/MdL Die Grünen, Düsseldorf

Iraks Parlament bleibt länger

NIKOSIA, 10. Januar (AP). Das 1989 auf vier Jahre gewählte Parlament Iraks bleibt zwei Jahre länger im Amt. Dies teilte der Präsident des Nationalrates, Mahdi Saleh, ohne Angabe von Gründen mit. Bei der Wahl hatte die Baath-Partei von Präsident Saddam Hussein mehr als die Hälfte der 250 Sitze erhalten.

GERHARD SCHRÖDER, niedersächsischer Ministerpräsident (SPD), drängt den SPD-Vorsitzenden und designierten Kanzlerkandidaten für 1994, Björn Engholm, "sehr bald seine Kernmannschaft vorzustellen". Der Oldenburger Nordwest-Zeitung sagte er, ihr sollten auch fachkundige Frauen und Männer angehören, die nicht Mitglieder der SPD sind.

Selbstkritisch meinte Schröder, der dem SPD-Präsidium angehört, dem Vertrauensverlust der Bonner Regierungskoalition, insbesondere des Bundeskanzlers Helmut Kohl, stehe bei den Wählern noch kein entsprechendes Vertrauen in die Bonner SPD gegenüber. (AP)

Metall bietet bis neun Prozent Steigerung der ostdeutschen Tarife soll stark gekürzt werden

HAMBURG, 10. Januar (AP/dpa). Die ostdeutschen Metallunternehmen bieten ihren 300 000 Beschäftigten eine Tariferhöhung von acht bis neun Prozent an. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Dieter Kirchner, sagte der Welt am Sonntag, die Arbeitgeber wollten so einen Ausgleich für die in dieser Höhe erwartete Inflation in Ostdeutschland zahlen. Die Tarifverhandlungen beginnen am Mittwoch.

Gesamtmetall und die Industriegewerkschaft Metall hatten 1990 eine stufenweise Anpassung der ost- an die westdeutschen Tarife vereinbart, den Vertrag aber mit einer Revisionsmöglichkeit versehen. Ursprünglich sollten die Löhne der ostdeutschen Metaller am 1. April von 71 auf 82 Prozent des Westniveaus angehoben werden; das entspricht einer Erhöhung um 26 Prozent.

Die DGB-Vizechefin Ursula Engelen- Kefer sagte im Mitteldeutschen Express in Halle: "Wir müssen verhindern, daß die Arbeitnehmer die Opferlämmer der deutschen Einheit werden." Nur ein Inflationsausgleich könne Reallöhne sichern.

Für die Kommunen ist ein Abschluß im öffentlichen Dienst mit einer "Drei vor dem Komma" ebenso unvorstellbar wie eine Verkürzung der Arbeitszeit. Der Verhandlungsführer der Städte und Gemeinden, Richard Klein, lehnte zudem die Forderung der Gewerkschaft ÖTV nach einer "sozialen Komponente" von mindestens 150 Mark monatlich für die unteren Lohngruppen ab. Eine solche Regelung würde zu "schreienden Ungerechtigkeiten" zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern, aber auch zwischen Qualifizierten und weniger Qualifizierten führen.

Die Arbeitgeber hatten am Freitag ein Angebot von 2,25 Prozent vorgelegt. Die Tarifverhandlungen sollen am 22. Januar fortgesetzt werden. Die ÖTV und die DAG haben Einkommensverbesserungen von fünf und 5,5 Prozent gefordert.

Libyen schließt Grenzen

KAIRO, 10. Januar (AP). Aus Protest gegen die Sanktionen des UN-Sicherheitsrats hat Libyen am Wochenende alle Grenzübergänge zu den Nachbarstaaten für drei Tage geschlossen. Wie der Direktor des Flughafens Tripolis, Mohammed el Schoobi, mitteilte, trat die Anordnung des Justizministeriums am Samstag um 7 Uhr in Kraft. Auf Mutmaßungen angesprochen, daß die Grenzschließungen auch längere Zeit dauern könnten, sagte Schoobi, davon sei ihm nichts bekannt; nach seinen Informationen sollten die Grenzübergänge am Dienstag um 7 Uhr wieder geöffnet werden.

Die libyschen Behörden hatten Ende letzten Jahres mitgeteilt, die wegen mutmaßlicher Verstrickung in das Flugzeugattentat von Lockerbie verhängten Sanktionen hätten dem Land wirtschaftliche Verluste in Höhe von 2,4 Milliarden Dollar eingetragen. Außerdem seien mindestens 200 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Diese seien eine Folge des dichteren Straßenverkehrs und damit des von den UN verfügten Luftverkehrsembargos."Firmen sollten die ungeliebten Umweltschützer lieber einstellen" Worldwatch-Institut stellte Jahresbericht vor / Naturschutz als Gewinnchance / Lob für Hochgeschwindigkeitszüge

WASHINGTON, 10. Januar (AP/dpa). Ein verbreitetes Umweltbewußtsein führe zu einer "neuen Industrierevolution" mit weltweiten Gewinnmöglichkeiten, heißt es im Vorwort zum zehnten Jahresbericht, den das renommierte US-amerikanische Worldwatch Institute am Wochenende unter dem Titel "Zustand der Welt" in Washington veröffentlichte. Er wird jetzt in 27 Sprachen übersetzt.

Die Verfasser, Christopher Flavin und John Young, raten darin den Unternehmen, die bisher gegen Umweltschützer angegangen sind, diese besser als Mitarbeiter zu werben, um so die Gewinne zu verbessern. "Firmen, die nicht lernen wollen, auf umweltschonende Weise Profit zu erzielen, werden bald feststellen, daß sie sich um Gewinne keine Sorgen mehr zu machen brauchen" - weil es keine mehr geben werde. Die Umwelt sei inzwischen zur einem eigenen, mächtigen Markt geworden.

Die Industrie werde neue Autos entwickeln müssen, die mit Wasserstoff, Erdgas, Strom oder weit weniger Benzin angetrieben würden als bisher. "Es hat den Anschein, als ob die Automobilindustrie vor ihren größten Veränderungen steht seit Henry Ford das Modell T (Blechliesl) einführte", heißt es in dem Bericht.

Das Institut prophezeit, daß der derzeit auf 200 Milliarden Dollar (320 Milliarden Mark) taxierte Markt für Umweltprodukte und Dienstleistungen bis zum Jahr 2000 auf 300 Milliarden Dollar (480 Milliarden Mark) steigen wird. Allein der Markt für Solarzellen mit derzeit 500 Millionen Dollar (800 Millionen Mark) verdoppele sich alle vier bis fünf Jahre. Viele Industriezweige entwickelten Produkte, die den Verbrauch von Rohstoffen sowie die umweltschädigenden Emissionen minimierten. In Belgien sei 1992 eine Waschmittelfirma mit einem geschlossenen Produktionkreislauf gegründet worden, die die Umwelt nicht mehr verschmutze.

Zu den neuen Industrien gehörten auch Fischfarmen, die Wiedergewinnung von Stahl und die Produktion von Solarenergie. Die Reinigung von Luft, Wasser und Boden sei bereits ein Unternehmen von 200 Milliarden Dollar pro Jahr, umweltbezogene Industrieumsätze könnten im nächsten Jahrhundert in die Billionen gehen. Die neue US-amerikanische Regierung von Bill Clinton und Albert Gore werde zu weiterem, weltumspannendem Fortschritt auf diesem Gebiet beitragen, sagt Worldwatch-Präsident Lester Brown voraus.

Steuern auf schädliche Produkte wie giftige Chemikalien und Luftverschmutzer seien besser als Bestimmungen für die Förderung grüner Industrien. Ohne Kontrollen sei die Welt von Überbevölkerung bedroht, von Verarmung, verschmutzter Luft, sterbenden Wäldern, Bodenverlusten, vergifteten Wasserwegen, Ozonschädigung und globaler Aufheizung, heißt es in dem Bericht ferner. "Wenn unsere Generation keine Kehrtwende macht, könnten unsere Kinder nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen", wird im Vorwort erklärt.

Seit dem ersten Jahresbericht vor neun Jahren habe der Verlust an tropischen Wäldern um 60 Prozent zugenommen, stellt das Institut fest. Der Bevölkerungszuwachs pro Jahr habe zwischen 80 Millionen im Jahr 1984 auf jetzt 92 Millionen zugenommen.

Die Verluste der Forstwirtschaft durch Luftverschmutzung koste Europa 30 Milliarden Dollar im Jahr, Überweidung koste die afrikanischen Länder sieben Milliarden Dollar im Jahr, und der globale Erwärmungsprozeß koste allein die USA jährlich rund 60 Milliarden Dollar an verlorenen Ernten, geschädigten Wäldern und steigenden Meeresspiegeln.

Auf der positiven Seite verweist Brown darauf, daß in vielen Teilen der Welt die Eisenbahn als umweltfreundliches Verkehrsmittel neu entdeckt werde. "Nach jahrzehntelangen Staus, hohen Ölrechnungen und Smog erkennen viele Regierungen, daß es ein Fehler war, die Eisenbahnen gegenüber den Autobahnen zu vernachlässigen", schreibt Brown und preist die Vorzüge von modernen Hochgeschwindigkeitszügen in Frankreich, Deutschland und Japan.

Washington fragt Pakistan

ISLAMABAD, 10. Januar (AP). Pakistan soll nach dem Willen der künftigen US-Regierung Bill Clintons innerhalb von sechs Monaten Stellung zu dem Vorwurf nehmen, es leiste Waffenhilfe für Separatisten in den indischen Bundesländern Kaschmir und Punjab. Wie der pakistanische Außenminister Shaharyar Khan am Samstag mitteilte, hat der US-Botschafter John Manjo einen entsprechenden Brief übergeben. Shaharyar sagte zu dem Vorwurf, die Regierung in Islamabad leiste moralische, politische und diplomatische Unterstützung für die Separatisten, gebe dem internationalen Terrorismus aber keine Rückendeckung.

Indien wirft Pakistan vor, gewaltsame Ausschreitungen in dem mehrheitlich von Moslems bewohnten Bundesland Jammu und Kaschmir zu schüren. Außerdem bewaffne Pakistan militante Sikhs in Punjab.

Seehofer mit neuen Sparideen Krankenversicherte sollen angeblich mehr für Kuren zahlen

HAMBURG, 10. Januar (AP/Reuter). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) plant nach Angaben der Zeitung Welt am Sonntag, daß die gesetzlich Krankenversicherten mehr für Heilkuren zahlen sollen. Auch an eine Neuregelung der Arbeitgeberbeiträge an die Krankenkassen werde gedacht. Danach sieht das Ministerium eine Möglichkeit darin, die Höhe des Beitrages nach Umsatz oder Gewinn des Unternehmens und nicht mehr wie bisher nach Zahl und Einkommen der Beschäftigten zu berechnen.

Bei der Vorbereitung der nächsten Gesundheitsreform stehen die Kuren dem Bericht zufolge auf dem Prüfstand. Ein Mitarbeiter Seehofers sagte der Zeitung: "Damit wird zu viel Mißbrauch betrieben. Es ist unglaublich, wie viele Versicherte unter der Bezeichnung ,Kur&rquote; auf Kosten der Allgemeinheit Urlaub machen." Die mehr als 250 000 Vorsorge- und Rehabilitationskuren schlügen jährlich mit drei Milliarden Mark zu Buche. Überprüft wird dem Blatt zufolge ferner, ob die Kassen für Medikamente gegen Erkältung, Salben gegen Prellungen, Verbandsmaterial, Fango-Packungen, Heilbäder und Massagen weiterhin zahlen sollen.

Bei den Arbeitgeberbeiträgen werde eine größere "Beitragsgerechtigkeit" angestrebt. "Nach dem heutigen System kann es sein, daß ein Unternehmer, der mit 100 Angestellten eine Million Umsatz macht, genausoviel Kassenbeitrag zahlt wie ein Unternehmer, der mit 100 Angestellten zehn Millionen Umsatz macht", wird ein Mitarbeiter Seehofers zitiert. Die Arbeitgeber lehnten eine Veränderung des bestehenden Systems strikt ab.

Eine Sprecherin des Ministeriums bestätigte am Sonntag in Bonn die Suche nach "intelligenteren Lösungen". Sie wies jedoch Angaben der Zeitung zurück, wonach Seehofer auch plane, Sonderabgaben auf Tabak und Alkohol einzuführen.

Mafia-Reporter ermordet Italienischer Journalist wußte möglicherweise zuviel

ROM, 10. Januar (AP). Ein italienischer Journalist, der schwerpunktmäßig über die Mafia schrieb, ist laut Agenturmeldungen vom Samstag auf Sizilien in der Nähe von Messina erschossen worden. Der 47jährige Guiseppe Alfanao sei am späten Freitag abend von einem Unbekannten in seinem Heimatort Barcellona Pozzo di Gotto erschossen worden, meldete die Nachrichtenagentur AGI.

Der Täter habe Alfana, als dieser sich mit seinem Wagen auf dem Heimweg befunden habe, in einer menschenleeren Seitenstraße gestoppt und durch das geöffnete Seitenfenster erschossen. Nach Vermutungen von Kollegen wurde Alfana von der Mafia ermordet. Die Verbrecherorganisation habe den Reporter entweder zum Schweigen bringen, oder andere Journalisten einschüchtern wollen.

Ein Vertreter des sizilianischen Journalistenverbandes, Mario Petrina, sagte, das Verbrechen gehe auf das Konto der Mafia, die wieder zugeschlagen habe. "Nach wiederholten Drohungen gegen junge Kollegen in Gela, Licata, Messina . . . haben die Killer gehandelt", fügte er hinzu. Alfano berichtete für das Blatt La Sicilia seit August 1991 über den Bandenkrieg verfeindeter Mafiafamilien in seinem Heimatort. Der Chefredakteur der Zeitung, Domenico Tempio, sagte, er sei überzeugt, daß Alfano etwas gewußt haben könnte, das der Mafia hätte gefährlich werden können. Auch die Behörden schlossen nicht aus, daß das organisierte Verbrechen hinter der Bluttat steckt. Bedrohung und Einschüchterung von Journalisten sind auf Sizilien an der Tagesordnung. Einige Redakteure unterlassen es bereits aus Angst um ihr Leben, ihre Artikel mit Namen zu veröffentlichen.

Hoxha weist Anklage zurück

TIRANA, 10. Januar (AP). Im ersten Verfahren gegen die frühere kommunistische Führungselite Albaniens hat die wegen Korruption angeklagte Witwe des früheren Staats- und Parteichefs Enver Hoxha am Samstag alle Vorwürfe zurückgewiesen. Am zweiten Verhandlungstag bezeichnete die 72jährige Nedschimije Hoxha das gegen sie und den ehemaligen Leiter des Dienstleistungsamtes, Kino Buxheli, angestrengte Verfahren als einen politischen Prozeß. "Ich bin heute nicht hier, weil ich der Veruntreuung oder Machtmißbrauchs angeklagt bin, sondern weil ich die Frau von Enver Hoxha war", sagte sie.

Ihr wird angelastet, in der Zeit vom Tod ihres Mannes 1985 bis zum Ende des kommunistischen Regimes 1990 umgerechnet 120 000 Mark Staatsgelder mißbräuchlich verwendet und den Staat um weitere 20 000 Mark geprellt zu haben, weil sie in Anspruch genommene Dienstleistungen und Waren nicht bezahlt habe. In einer 75minütigen Erklärung sagte Frau Hoxha, solche Ausgaben seien "nicht illegal". Sie müßten nach den damals herrschenden Rechtsbedingungen beurteilt werden, "als es einen Einparteienstaat gab und die Partei mit dem Staat gleichzusetzen war". Sie beklagte, daß ihr trotz einer Erkankung keine Haftverschonung gewährt werde und daß man ihr Handschellen angelegt habe.

Ermittlung gegen Moslemchef

MOSKAU, 10. Januar (dpa). Der Generalstaatsanwalt von Tadschikistan hat Ermittlungen gegen das Oberhaupt der Moslems des Landes, Chodscha Akbar Turadschonsoda, eingeleitet, wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass am Samstag meldete. Turadschonsoda und dem Chef der Demokratischen Partei Tadschikistans, Schodmon Jusuf, sowie dem stellvertretenden Vorsitzenden der islamischen Partei der Wiedergeburt, Dowlat Usmon, wird vorgeworfen, im Mai 1992 den Versuch der Machtergreifung unternommen zu haben. Damals hatte die Opposition den später abgesetzten Präsidenten Rachmon Nabijew zu Zugeständnissen bei der Regierungsbildung gezwungen. Der gegenwärtige Aufenthaltsort der drei Beschuldigten ist unbekannt.

Bald Anklage wegen Mölln?

HAMBURG, 10. Januar (dpa). Generalbundesanwalt Alexander von Stahl will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur noch in diesem Monat Anklage gegen die beiden mutmaßlichen Täter der Mordanschläge von Mölln erheben. Der Prozeß soll vor dem schleswig- holsteinischen Oberlandesgericht (OLG) in Schleswig stattfinden.

Der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Förster, sagte dazu am Samstag, das Verfahren werde "mit besonderer Beschleunigung bearbeitet", denn "auch von einem raschen Abschluß der Ermittlungen geht ein Präventionseffekt aus". Ein Zeitpunkt der Anklageerhebung könne jedoch noch nicht genannt werden.

Die zwei Rechtsextremisten Michael Peters (25) und Lars Christiansen (19) sollen im November in der schleswig-holsteinischen Kleinstadt Mölln zwei von Türken bewohnte Häuser mit Molotow- Cocktails angezündet haben. In einem der brennenden Häuser waren eine 51 Jahre alte Frau und zwei Mädchen im Alter von zehn und 14 Jahren ums Leben gekommen. Acht weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Peters und Christiansen haben die Taten gestanden.

Berliner Eishockey-Bundesligist setzte einen Spieler ein, der nicht auf dem Berichtsbogen stand Komma-Lapsus kostet den Preussen Punkte EV Landshuts Niederlage wird in Sieg umgewandelt / Abmahnungen für Freiburger Spieler

Ein "Komma-Lapsus" wird den Berliner Eishockey-Bundesligisten BSC Preussen teuer zu stehen kommen. Er kostet den Verein trotz des 4:1-Sieges über den EV Landshut vermutlich zwei Punkte. Außerdem büßten Präsident Hermann Windler sowie Trainer Billy Flynn an Seriosität ein. Das aber nicht deshalb, weil sie vielleicht das besagte Schriftzeichen an eine falsche Stelle gesetzt hätten. Vielmehr kam im Duell gegen den EVL am 31. Spieltag ihr Verteidiger Michael Komma zum Einsatz, obwohl er nicht auf dem Spielberichtsbogen stand. Routine in den anderen Hallen: Die Düsseldorfer EG gewann 3:2 in Mannheim, der Tabellenzweite aus Köln schlug Schwenningen 6:2 und Hedos München bändigte die Berliner Eisbären (7:2).

Als die Spree-Athener in der ersten Drittelpause ihre Unterlassungssünde bemerkten, wurde der Akteur um das sofortige Verlasssen der Halle gebeten. Wobei ihn die Worte begleiteten, sich möglichst am heutigen Tag nicht mehr sehen zu lassen. Verschwunden war fortan auch der Präsident. Der bislang als moderat geltende Coach verlor unterdessen in der Pressekonferenz die Nerven. Auf Nachfragen hinsichtlich des Mißgeschicks vergriff er sich in den Formulierungen, bezeichnete einen Journalisten gar als einen Idioten.

Vom ehrlichen Eingestehen eines Fehlers war weit und breit nichts zu hören. "Es ist sogar noch versucht worden, Komma nachträglich auf dem Spielbericht einzutragen. Das grenzt an Urkundenfälschung", berichtete Landshuts Ex-Nationalspieler und Mannschaftsleiter Klaus Auhuber.

Gleich wie sich die BSC-Verantwortlichen weiterhin verhalten, die Pluszähler werden sie abschreiben müssen. Schon wenige Minuten nach Anpfiff der Partie machte EVL-Kapitän Udo Kießling Schiedsrichter Schnieder auf die Unkorrektheit aufmerksam. Die Gäste legten daraufhin umgehend offiziell Protest ein. Um bei der Beweisführung auf Nummer sicher zu gehen, schossen die Landshuter von der Bande auch noch Fotos vom regelwidrigen Einsatz des Spielers mit der 11 auf dem Trikot. Landshuts Trainer Pavel Volek wollte zu dem peinlichen Vorgang keine Stellung nehmen. Sein spitzbübisches Lächeln beim Einsteigen in den Mannschaftsbus drückte jedoch eine gewisse Vorfreude auf die mit hoher Wahrscheinlichkeit am "Grünen Tisch" zugesprochenen Punkte aus.

"Sollte sich die Sachlage wie mündlich geschildert tatsächlich bestätigen, kann die Entscheidung nach Artikel 26.2.3.5. der DEB-Spielordnung nur lauten: 2:0 Punkte und 5:0 Tore für Landshut", erklärte Fritz Brechenmacher. Der Bundesliga-Ligaleiter aus München geht davon aus, daß er den Vorgang in schriftlicher Form am Montag auf seinem Tisch zu liegen hat und er noch am selben Tag das Urteil fällt.

Viel Kopfzerbrechen wird dies den Süddeutschen nicht kosten. In der vergangenen Saison hatten sich die DEB- Oberen am 40. Spieltag mit einem ähnlichen Fall auseinanderzusetzen. Hedos München bekam trotz einer 1:8-Heimniederlage gegen den SB Rosenheim den Sieg (2:0 Punkte/5:0 Tore) zugesprochen, da der zum Einsatz gekommene SBR- Stürmer Markus Berwanger nicht auf dem Spielberichtsbogen eingetragen war.

Abmahnungen und Geldstrafen hagelt es für einige Spieler des Eishockey-Bundesligisten EHC Freiburg aufgrund ihrer schwachen Vorstellung bei der 3:6-Heimpleite gegen den Krefelder EV am Freitag abend. Nach einer Absprache von Trainer Ladislav Olejnik mit dem EHC- Vorstand entschloß man sich zu dieser Maßnahme. Die Namen der betroffenen Cracks wurden allerdings nicht genannt.

"Ich bin Profi- und nicht Hobby-Trainer", erklärte Ex-Bundestrainer Olejnik, "einigen Spielern merkt man an, daß sie offensichtlich Angebote anderer Vereine vorliegen haben, die ihnen mehr Geld bieten." Symptomatisch für den desolaten Auftritt der Freiburger Mannschaft war die Tatsache, daß die beiden ältesten Spieler, Torhüter Jiri Crha (42) und Stürmer Thomas Dolak (40), noch die besten Cracks in Reihen der Breisgauer waren.

dpa/sid

Polen dementiert Waffen-Deal

WARSCHAU, 11. Januar (dpa). Die Direktion der Nordwerft in Danzig und Vertreter der Außenhandelsfirma Cenzin haben bei ihren Verhandlungen mit Journalisten des deutschen Fernsehmagazins "Monitor" über die Lieferung von 15 Schnellbooten nicht gegen Embargo-Bestimmungen verstoßen. Das hat nach Angaben polnischer Zeitungen das Amt für Staatsschutz des Landes festgestellt. Den Berichten zufolge hat der Leiter des Amtes, Jerzy Konieczny, jetzt im Parlament (Sejm) in Warschau mitgeteilt, aus Videoaufzeichnungen der Gespräche ergebe sich nicht, daß ein Embargoland am Mittelmeer als Ziel genannt wurde. Die "Monitor"-Reporter hatten vorgegeben, in Polen Waffen kaufen zu wollen.

Nordwerft-Direktor Michal Walenkiewicz versicherte, die polnische Seite habe die deutschen "Kunden" darauf hingewiesen, daß sie vor Vertragsabschluß nachweisen müßten, wohin die Schiffe gehen. Aus den Aufzeichnungen gehe auch hervor, daß der ehemalige Vize-Kulturminister Kazimierz Clapka nicht radioaktives Material, sondern seltene Metalle angeboten habe. Zeitungen zufolge ist im Sejmausschuß der Verdacht aufgetaucht, daß man Polen aus dem internationalen Waffengeschäft drängen wolle.

Glorias Abschußplan im Visier

REGENSBURG, 10. Januar (dpa). Mit Unterschriftenaktionen und der Mobilisierung der Öffentlichkeit will eine Regensburger Bürgerinitiative den von Fürstin Gloria verfügten Abschuß des gesamten Hirschbestands im Fürstlichen Thiergarten Thurn und Taxis bei Donaustauf verhindern. Am 14. und 18. Januar sind nach Mitteilung der Aktionsgemeinschaft im 2250 Hektar großen Wildgehege östlich von Regensburg erste Großjagden mit 75 Jägern zur Dezimierung der auf 250 Tiere geschätzten Rotwildpopulation geplant.

Um die Rentabilität der Holzproduktion zu erhöhen und den Wildverbiß zu reduzieren, plant die fürstliche Verwaltung den Abschuß des gesamten Hirsch- und Mufflonbestands. Die hohen Verbißschäden im fürstlichen Wald seien in erster Linie durch Monokultur und den Einsatz schwerer Holzbearbeitungsmaschinen hausgemacht, behauptet dagegen Bürgerinitiativ-Sprecher Walter Häring.

"Tote Hosen" angezeigt

DÜSSELDORF, 10. Januar (dpa). Wegen Beleidigung und Volksverhetzung hat der Vorsitzende des Düsseldorfer Kreisverbandes der rechtsextremen "Republikaner", Richard Staginus, die Rockband "Die Toten Hosen" angezeigt. Grund sei der Text ihres Liedes "Sascha", teilte das Management der "Toten Hosen" mit. Die "Republikaner" fühlten sich darin als Menschen dargestellt, die auf ein Judengrab pinkelten, Scheiben von Asylbewerberheimen einschmissen und andere fremdenfeindliche Handlungen begingen.

"Wir freuen uns, daß unser Text aufmerksam durchgelesen und anscheinend auch verstanden worden ist", kommentierte Campino, Sänger der Band, die Anzeige. Noch sei unklar, ob der Staatsanwalt Klage erheben werde. "Wir sind in jedem Fall nicht bereit, den Text von ,Sascha&rquote; zu ändern", sagte Campino im Bayerischen Rundfunk.

Wieder freie Fahrt nach Juist

NORDEN, 10. Januar (dpa). Der am Sonntag vor einer Woche wegen Eisgangs eingestellte Fährverkehr zur Nordseeinsel Juist konnte am Samstag wieder aufgenommen werden. Laut Angaben der Reederei Frisia in Norden hat das Tauwetter der letzten Tage die Hafenzufahrt wieder frei gemacht. Noch am Donnerstag warteten mindestens 400 Neujahrsurlauber darauf, zum Festland zurückzukehren. Der Flugtaxi-Service konnte den Ansturm der etwa 3000 Urlaubsgäste, die von der Einstellung des Fährverkehrs betroffen waren, nicht bewältigen.

Ost-Vertriebene fordern Geld

ERFURT, 10. Januar (dpa). Der Bund der Vertriebenen (BdV) hat am Samstag seine Forderung nach einer staatlichen Einmalzahlung an die Vertriebenen in Ostdeutschland bekräftigt. "Jeder Vertriebene in Mitteldeutschland sollte bis spätestens Ende 1995 von Bonn eine einmalige Entschädigung in Höhe von 4000 Mark erhalten", sagte der Thüringer BdV-Landesvorsitzende Paul Latussek zum Abschluß einer Tagung des mitteldeutschen Vertriebenenrates in Erfurt.

Gleichzeitig forderte Latussek die Bundesregierung auf, Vertriebenen künftig zinsverbilligte Kredite zur Verfügung zu stellen und spezielle Programme zur Existenzgründung vorzulegen. Der bisherige Gesetzentwurf des Bundesfinanzministeriums für in Ostdeutschland lebende Vertriebene sehe zwar eine Entschädigungssumme von insgesamt 2,4 Milliarden Mark vor. Bei den Berechnungen sei Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) aber davon ausgegangen, daß in Mitteldeutschland nur noch 600 000 Heimatvertriebene leben, sagte Latussek. Nach Erkenntnissen des Verbandes sei diese Zahl jedoch doppelt so hoch.

Sollte die Bundesregierung in dem Streit um die Entschädigung nicht bald einlenken, werde der Vertriebenenverband darauf mit bundesweiten Demonstrationen reagieren.

Mehr Tote durch Nordirlands Protestanten als durch die IRA

Vor einer Woche drangen Mitglieder der protestantischen Untergrundorganisation Ulster Volunteer Forces (UVF) in einem kleinen Dorf in der nordirischen Grafschaft Tyrone in ein Haus ein, töteten zwei Männer und verletzten einen dritten. Es ist vielleicht kein Zufall, daß die ersten beiden politischen Morde des neuen Jahres in Nordirland auf das Konto einer protestantischen Organisation gingen.

Zwar macht die katholische Irisch- Republikanische Armee (IRA) immer wieder durch spektakuläre Anschläge auf sich aufmerksam. Doch im vergangenen Jahr wurden mehr Zivilisten in Nordirland durch Anschläge protestantischer Extremisten getötet als durch die IRA. Von den 84 Menschen, die 1992 dem nordirischen Bürgerkrieg zum Opfer fielen, wurden inoffiziellen Schätzungen zufolge 29 von der IRA getötet, 38 von protestantischen Extremisten.

Kenner der Verhältnisse warnen davor, daß die Gewalttaten der protestantischen Untergrundorganisationen 1993 noch zunehmen könnten. Der gemäßigte protestantische Abgeordnete Peter Robinson sagte nach den jüngsten Morden, die protestantischen Extremisten seien "wesentlich zahlreicher und wahrscheinlich mindestens so gewalttätig" wie die IRA. Londons Nordirlandminister Patrick Mayhew räumte ein, sie seien schwer bewaffnet und gefährlich.

Die seit einem Jahr zu beobachtende Ausweitung der Aktivitäten der protestantischen Untergrundorganisationen wird von der Polizei auf einen Führungswechsel zurückgeführt. Eine neue Generation sei im Rahmen einer "internen Säuberung" an die Spitze gelangt, begünstigt dadurch, daß mehrere ehemalige Chefs im Gefängnis sitzen. "Es ist inzwischen klar, daß die Loyalisten seit einiger Zeit qualifizierter, kompetenter, entschlossener und unbarmherziger werden", sagte ein Vertreter der Polizei.

Um etwas gegen die Zunahme der Gewalttätigkeiten zu unternehmen, hatte die britische Regierung im August die einzige legale protestantische "Loyalisten"-Organisation, die Ulster Defence Association (UDA), verboten, deren bewaffneter Arm, die Ulster Freedom Fighters (UFF), schon länger in der Illegalität arbeitet. Neben UDA und UFF einerseits und UVF andererseits machten 1991 auch die sogenannten "Kommandos der roten Hand" mit Anschlägen auf sich aufmerksam. Erstmals gab es im vergangenen Jahr zudem gemeinsame Aktionen von UVF und UFF.

Zwar betonten alle Gruppen, daß es sich bei ihren Anschlägen um "Vergeltungsaktionen" für Attentate der IRA handele. Doch ihr Ziel, um jeden Preis eine Vereinigung Nordirlands mit der irischen Republik zu verhindern, scheinen sie entschlossener denn je zu verfolgen. Kürzlich teilte die UFF mit, daß ihre "Einheiten des aktiven Dienstes" - ein sonst von der IRA benutzter Ausdruck - nun ausgerüstet seien, "um den Kampf in einer bislang nicht gekannten Grausamkeit" fortzusetzen.

ANNIE THOMAS (AFP)

UN ebnen Weg für CSFR-Nachfolger

NEW YORK, 10. Januar (AFP). Der UN- Sicherheitsrat hat die Aufnahme der Nachfolgestaaten der Tschechoslawakei in die Vollversammlung der Vereinten Nationen empfohlen. Mit der Aufnahme der Tschechischen und Slowakischen Republik wird die Zahl der UN-Mitglieder auf 181 Staaten steigen.

Clinton kommt nicht

WASHINGTON, 10. Januar (AFP). Der künftige US-Präsident Bill Clinton habe die Einladung zum "Ball der Obdachlosen" ausgeschlagen, der am Vorabend seiner Amtseinführung in Washington stattfinden soll, berichteten die Veranstalter von der "Kreativen Gemeinschaft für Nicht-Gewalt" (CCNV) am Wochenende. Sie zeigten sich sichtlich enttäuscht darüber, daß Clinton nicht mit den etwa 300 geladenen Obdachlosen feiern will. Schließlich habe die Organisation im November insgesamt fast 200 000 Obdachlose motiviert, sich an den Präsidentenwahlen zu beteiligen.

Der "Ball der Obdachlosen", auf dem die Rockgruppe "Fabulous Thunderbirds" auftreten soll, ist für den Abend des 19. Januar geplant. Insgesamt sind rund um den Tag der Amtseinführung Clintons am 20. Januar elf offizielle Bälle vorgesehen.

Zur Person:

KLAUS CROISSANT, Rechtsanwalt und früherer Verteidiger der Roten Armee Fraktion (RAF), hat die Spionage-Anklage des Generalbundesanwalts gegen ihn zurückgewiesen. Der Vorwurf, er habe die westdeutsche Linke an die Stasi verraten, sei "absurd", sagte Croissant, der seit dem 14. September in Berlin in Untersuchungshaft sitzt, der Tageszeitung Neues Deutschland. Es sei "das Gegenteil des Verrates" gewesen. "Ich wollte die Linke und sozialistische Positionen innerhalb der Linken in der BRD stärken", betonte der 61jährige Anwalt. Er räumte einen umfangreichen "Meinungs- und Informationsaustausch mit Beauftragten der DDR" ein. Er habe jedoch niemanden denunziert. (AFP)

Stolpe-Ausschuß befaßt sich mit Plan für Polen-Einmarsch

POTSDAM, 10. Januar (AFP). Die Untersuchung der Freien Universität Berlin, wonach das SED-Politbüro 1980 den Warschauer Pakt zu einem Einmarsch nach Polen bewegen wollte, wird den Stolpe- Untersuchungsausschuß des brandenburgischen Landtags beschäftigen. Der Ausschußvorsitzende Lothar Bisky (PDS) sagte am Samstag, er habe von dem Berliner Politikwissenschaftler Manfred Wilke Dokumente über ein Gespräch zwischen dem früheren Leiter der Arbeitsgruppe für Kirchenfragen beim ZK der SED, Rudolf Bellmann, und dem heutigen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) erhalten, bei dem es um die damalige Lage in Polen gegangen sei.

Den Inhalt der Dokumente, die aus dem PDS-Archiv stammen, könne man "als einen möglichen Kompromiß zwischen SED-Führung und evangelischer Kirche" in bezug auf die damaligen Ereignisse in Polen deuten, sagte Bisky.

Das Gespräch zwischen Bellmann und Stolpe, damals Oberkonsistorialrat der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, habe zu Beginn der achtziger Jahre stattgefunden. Für die Bewertung von Stolpes Kontakten zum DDR-Apparat seien allerdings keine "dramatischen" Neuentwicklungen zu erwarten.

Der "Forschungsverbund SED-Staat" der Freien Universität Berlin hatte am Freitag Dokumente vorgelegt, wonach das SED-Politbüro im Jahre 1980 mehrfach versucht hatte, die Reformbestrebungen der polnischen Gewerkschaft "Solidarnosc" durch einen Einmarsch des Warschauer Paktes in Polen zu zerschlagen.Zur Person

LOTHAR BISKY, Landesvorsitzender der PDS in Potsdam, hat ein Wahlbündnis seiner Partei mit den ostdeutschen "Komitees für Gerechtigkeit" als "eine mögliche Variante" bezeichnet, um 1994 wieder in den Bundestag zu gelangen. Man müsse dabei vor allem versuchen, "mit Persönlichkeiten an die Wähler heranzukommen". Als mögliche zu unterstützende Direktkandidaten nannte Bisky den scheidenden PDS-Chef GREGOR GYSI und den Mitinitiator der Gerechtigkeitskomitees, den brandenburgischen CDU-Politiker PETER-MICHAEL DIESTEL. Bisky tritt Ende Januar auf dem PDS-Parteitag als einziger Kanidat für die Nachfolge Gysis an. (AFP)

US-Botschaft geht nach Berlin

BERLIN, 10. Januar (AFP). Die Botschaft der Vereinigten Staaten hat am Wochenende ihren historischen Standort am Pariser Platz neben dem Brandenburger Tor offiziell wieder in Besitz genommen. Mit einer Feier weihte US-Botschafter Robert M. Kimmitt am Samstag das 6000-Quadratmeter-Grundstück als "einstigen und zukünftigen Sitz der amerikanischen Botschaft in Berlin" ein. Gemeinsam mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen (CDU), enthüllte er eine Gedenkplakette mit gleichlautender Inschrift.

Mit dem Umzug der Bundesregierung wird sich auch die US-Botschaft wieder in Berlin ansiedeln. Am Pariser Platz, wo auch das berühmte Hotel Adlon stand, wird sie sich dann wie vor dem 2. Weltkrieg in Nachbarschaft zu der französischen und britischen Botschaft befinden.

Synode: Wahlkampf ohne Ausländerfeindlichkeit

Der Kampf um Wählerstimmen bei der hessischen Kommunalwahl im Frühjahr darf nicht mit ausländerfeindlichen Argumenten geführt werden.

Diesen Appell hat die Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) an alle Kommunalpolitiker und Kandidaten bei der Kommunalwahl im Frühjahr gerichtet. Parteien sollten "in Inhalt und Stil des Wahlkampfs alles vermeiden, was den Extremismus und die Gewalt fördert", heißt es in einer Erklärung in der neuesten Ausgabe der "EKHN-Mitteilungen".

An die Bürger appelliert das Kirchenparlament, Programme und Persönlichkeiten vor dem Ankreuzen des Stimmzettels genau auf ausländerfeindliche Tendenzen hin zu überprüfen. Die Wähler sollten nicht den "einfachen Lösungen" verfallen, sondern allen Radikalen eine Absage erteilen. Kirchliche Einrichtungen und Gemeinden sollten vor allem Jugendlichen dabei helfen, sie durch persönliche Erfahrungen in der Kirche gegen alle Formen von Radikalismus und Gewalt immun zu machen. Gemeinden müßten ihre unmittelbare Hilfe für Asylbewerber fortsetzen. lhe

WOLFGANG GERHARDT, hessischer FDP-Chef, hat sich für Klaus Kinkel als Vvorsitzenden der Bundespartei ausgesprochen. Zum Auftakt des Kommunalwahlkampfes seiner Partei kündigte Gerhardt in Kassel an, er selbst wolle sich wieder für das Amt eines stellvertretenden Bundesvorsitzenden bewerben. Mit seiner Ankündigung wolle er monatelangen Spekulationen über Personen und Ämter vorbeugen, sagte Gerhardt.

Spion "Mr. Casablanca" gestorben

WEST PALM BEACH, 10. Januar (Reuter). Mit 82 Jahren ist in Florida der frühere britische Spion Frederick Danielski gestorben. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Danielski in seiner Bar in Lissabon deutsche Offiziere ausgehorcht. Nach der dritten Flasche Champagner hätten die Deutschen stets alles ausgeplaudert, erzählte er. Danielski wurde "Mr. Casablanca" genannt, weil seine Geschichte der des Barbesitzers Rick in dem Filmklassiker von 1943 ähnelt.

Icahn gibt das Steuer bei TWA ab

NEW YORK (rtr). Der Chef der US- Fluggesellschaft Trans World Airlines, Carl Icahn, ist von seinem Amt zurückgetreten und hat die Kontrolle über das Unternehmen an die Beschäftigten und Gläubiger der Linie abgegeben. Entsprechende Vereinbarungen wurden jetzt unterzeichnet. Das Unternehmen wird künftig von Robin Wilson und Glenn Zander geführt. Sie sind von den TWA-Beschäftigten, den Gewerkschaften und Gläubigern als Mitglieder des Management- Ausschusses gewählt worden.

In Zusammenhang mit seinem Rücktritt hat Icahn seine gesamten TWA- Aktien auf ein Treuhandkonto transferiert und zudem 200 Millionen Dollar in bar bezahlt, mit denen er die Neuordnung der Firma finanziell unterstützen und ihr helfen will, im Frühjahr den Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Konkursgesetzes zu verlassen. Der Manager verteidigte seine Führung der Fluggesellschaft. In den vergangenen Jahren seien viele Airlines Pleite gegangen, die alle gesünder gewesen seien als TWA bei Übernahme der Kontrolle durch ihn 1986.

Aufgrund ihrer Kostenstruktur sei TWA jetzt "einzigartig positioniert", um auch mit den Giganten der Branche mithalten zu können. Die großen amerikanischen Linien seien in einer "schrecklichen finanziellen Lage". Icahn führte dies auf die "himmelhohen Kosten" und den Kaufrausch dieser Gesellschaften bei der Anschaffung neuer Maschinen zurück.

USA legen Zoll-Liste beim Gatt vor

GENF (rtr/dpa). Die Vereinigten Staaten haben ihren langerwarteten Vorschlag für eine Senkung der Zölle für Industrieerzeugnisse beim Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) in Genf vorgelegt. Ein Mitglied der US-Delegation sagte, das Angebot sehe vor, daß die USA mit ihren wichtigsten Handelspartnern in Einzelverhandlungen den schrittweisen Abbau der jeweiligen heimischen Zölle in den wichtigsten Industriesparten auf Null vereinbaren wollten. Dazu gehörten auch Elektronik-, Holz-, NE-Metall-, Papier- und Pharmaprodukte.

In anderen Zweigen, wie beispielsweise in der Chemie, strebe Washington dagegen auf multilateraler Basis eine Harmonisierung der Sätze an. Die USA reagierten mit ihrem Vorschlag auf eine Offerte der Europäischen Gemeinschaft vom 17. Dezember. Sie will die Zölle auf Industrieprodukte durchschnittlich um knapp 25 Prozent senken und favorisiert statt Einzelfall-Regelungen eine multilaterale Behandlung des Problems.

Ein EG-Sprecher bewertete die Vorlage der Vorschläge als positiv. Sie müssen nun sorgfältig geprüft werden. Am Wochenende führten die Delegationen der EG und der USA bilaterale Gespräche über die Uruguay-Runde. Am Freitag tritt das Lenkungskomitee der Gatt-Verhandlungen zu einer Bestandsaufnahme über den Stand der Gespräche zusammen, die nun schon sechs Jahre dauern.

SPD nennt Kabinett ausgelaugt Opposition sieht die möglichen neuen Minister als ungeeignet an

BONN, 10. Januar (Reuter/FR/AFP). Die SPD hat am Wochenende Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) aufgefordert, den von der FDP als Wirtschaftsminister nominierten Günter Rexrodt abzulehnen. Außerdem kritisierte sie die mögliche Berufung des 43jährigen CDU-Politikers Matthias Wissmann zum Nachfolger von Forschungsminister Heinz Riesenhuber sowie von CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch zum Postminister. Wie das Hamburger Magazin Der Spiegel am Wochenende berichtete, haben sich die Vorsitzenden der Koalitionsparteien bereits auf Wissmann geeinigt. Der Spiegel schrieb außerdem, Bundesumweltminister Klaus Töpfer solle bei der für nächste Woche geplanten Kabinettsumbildung sein Ressort behalten. Außerdem werde der CDU-Abgeordnete Jochen Borchert Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (CSU) ablösen.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck, sagte im Saarländischen Rundfunk, Bötsch und Wissmann seien Leute, die mit den Ressorts "überhaupt noch nie etwas zu tun gehabt haben, und sie verstehen davon ungefähr soviel wie die Kuh vom Schlittschuhlaufen". Solche Personalentscheidungen seien ein Beweis dafür, daß die Regierung "politisch ausgelaugt" sei.

Die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Meier sagte der Bild am Sonntag, angesichts der großen Probleme sei "der Name Rexrodt als Wirtschaftsminister eine Nummer zu klein". Kohl müsse Führungskraft zeigen und einen Wirtschaftsminister von Format berufen.

Die FDP denkt über ein neues Verfahren für die Nominierung ihrer Minister nach. Das bestätigte Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) am Sonntag im Deutschlandfunk. Kinkel betonte, er sei "nicht sehr glücklich" mit dem Wahlverfahren. Trotzdem sei es wirklich demokratisch, ungewöhnlich, aber nicht verfassungswidrig. "Natürlich kann es keinen Zweifel daran geben, daß es das Recht des Bundeskanzlers ist, das alleinige Recht, den Wirtschaftsminister zu ernennen." Kinkel räumte ein, daß es eine Koalitionskrise gäbe, wenn der Kanzler den Kandidaten der Liberalen ablehnte.

(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)

Eier auf Burschenschafter Tumulte bei Treffen rechter Studentengruppen in Jena

JENA, 10. Januar (Reuter/dpa/FR/ AFP). Zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei sowie gut 100 linken und "autonomen" Jugendlichen ist es am Samstag in Jena bei einem Treffen von Burschenschaften - traditions- und nationalbewußten Studentenverbindungen - gekommen. Dabei wurde nach Polizeiangaben ein Polizist verletzt. Die Demonstranten, die "Nazis raus" riefen, hatten die Zugänge zum Tagungsgebäude versperrt und Teilnehmer mit Eiern beworfen. Die Proteste wurden besonders laut und heftig, als der CDU- Bundestagsabgeordnete und ehemalige Berliner Innensenator Heinrich Lummer auf das Gelände des Jenaer Volkshauses fahren wollte. Er konnte erst nach dem Eintreffen von Verstärkung mit einstündiger Verzögerung unter Polizeischutz in das Gebäude gebracht werden, das dann von einem starken Polizeiaufgebot gesichert wurde.

Lummer forderte vor den rund 300 Teilnehmern der Tagung eine Begrenzung der Einwanderung in die Bundesrepublik. Deutschland dürfe nur so viele Ausländer aufnehmen, wie auch integrierbar seien. Integration dürfe aber keinesfalls dazu führen, daß die "deutsche Identität unterlaufen" werde. Modellen einer multikulturellen Gesellschaft erteilte Lummer eine Absage. Demonstrationen zugunsten von Ausländern bezeichnete er als "unerträglich", weil damit "völlig zu Unrecht Ausländerfeindlichkeit der Deutschen unterstellt" werde.

Mehrheitlich sprach sich die Deutsche Burschenschaft dafür aus, als politisches Ziel weiter einen "volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff" zu vertreten. Das Vaterland sei nach dem Selbstverständnis der Burschenschaften nicht mit Staatsgrenzen gleichzusetzen. Die politische Entwicklung in Europa werde langfristig dazu führen, daß sich Staatsgrenzen "von innen heraus nach dem Willen der einzelnen Nationen" verändern, zeigten sich mehrere Redner überzeugt.

"Die Mitglieder der Burschenschaft haben nichts gegen Ausländer, die nach Deutschland kommen, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind", hatte der Verbandssprecher Hans Heckel zum Auftakt vor der Presse in Jena gesagt. Eine multikulturelle Gesellschaft lehne die Burschenschaft jedoch ab. "Die national dominierte Gesellschaft muß bestehen bleiben", erklärte Heckel. Die Welle der Gewalt gegen Ausländer werde von der Burschenschaft aber verurteilt.

In der 1815 in Jena gegründeten Deutschen Burschenschaft sind rund 90 Prozent aller Burschenschaften in Deutschland und Österreich organisiert. In den neuen Bundesländern gibt es derzeit wieder fünf Burschenschaften.

Lange Lichterkette in Köln

KÖLN, 10. Januar (Reuter). Für Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit haben rund 40 000 Menschen am Samstag abend in Köln mit einer Lichterkette demonstriert. Nach Angaben der Veranstalter zog sich die Kette über rund zwölf Kilometer zu beiden Seiten des Rheins und in beiden Richtungen über vier Rheinbrücken. Ziel sei "ein Zeichen zu setzen für Toleranz, gegen Ausgrenzung und Antisemitismus, und für eine Gesellschaft, in der Behinderte und Nichtbehinderte, Ausländer und Deutsche friedlich zusammenleben".

Aufgerufen hatte der Club 68 Köln als "Verein für Behinderte und Nichtbehinderte". Seiner Initiative schlossen sich Gewerkschaften, SPD und Grüne, die Stadt Köln, kirchliche Organisationen, Dritte-Welt-Gruppen, Betriebsräte sowie Jugend- und Schülerorganisationen an. Zum Abschluß läuteten die Glocken des Kölner Doms.

SCHWIMMEN WELTCUP in Peking, erster Wettkampftag, Männer, 100 m Freistil: 1. Caron (Frankreich) 49,04 Sekunden, 2. Troeger (Würzburg) 49,05, 3. Holmertz (Schweden) 49.49, ... 6. Pinger (Heidelberg) 49,79.

400 m Freistil: 1. Sadowyi (Rußland) 3:46,39 Minuten, 2. Loader (Neuseeland) 3:46,51, 3. Holmertz (Schweden) 3:47,20 4. Wiese (Magdeburg) 3:50,12.

50 m Brust: 1. Iwanow (Rußland) 27,55 Sekunden 2. Jianhong (China) 27,86. 3. Warnecke (Essen) 28,04.

200 m Brust: 1. Vossart (Frankreich) 2:12,67 Minuten, 2. Zhenyu 2:14.37, 3. Wenqiang (beide China) 2:14.99.

50 m Schmetterling: 1. Gutzeit (Frankreich) 24,17 Sekunden, 2. Gery (Kanada) 24,49, 3. Frolander (Schweden) 24,80.

200 m Schmetterling: 1. Loader 1:55,23 Minuten, 2. Ponkratow (Rußland) 1:55,41, 3. Keller (Essen) 1:57,45.

100 m Rücken: 1. Selkow (Rußland) 53,37, 2. Weber (Halle) 54,23, 3. Xing (China) 55,77.

100 m Lagen: 1. Keller 55,43 Sekunden, 2. Jun 58,48, 3. Ling (beide China) 58,91.

400 m Lagen: 1. Sacchi (Italien) 4:21,85 Minuten, 2. Guoming (China) 4:24,26, 3. Satars (Mazedonien) 5:18,97.

Frauen, 50 m Freistil: 1. van Almsick (Berlin) 25,00 Sekunden, 2. Ermakowa (Kasachstan) 25,49, 3. Beibei (China) 25,54.

200 m Freistil: 1. Almsick 1:55,84 Minuten (Weltrekord), 2. Bin 1:59,01, 3. Jingyi (beide China) 1:59,33.

1000 m Freistil: 1. Dryden (Kanada) 10:50,2 Minuten, 2. Henke (Potsdam) 10:55,7, 3. Luo (China) 10:56,8, ... 9. Kynast (Halle) 11:09,30.

100 m Brust: 1. Xiaomin (China) 1:07,14 Minuten, 2. Karlsson (Schweden) 1:09,10, 3. Di (China) 1.09.65, ... 5. Brendel (Berlin) 1:10,20.

100 m Schmetterling: 1. Limin (China) 59,68 Minuten, 2. Lundin (Schweden) 1:00,71, 3. Tocchini (Italien) 1:00,84.

50 m Rücken: 1. Xue 28:47 Sekunden (Weltrekord), 2. Li (beide China) 29,16, 3. Lundin 29,56.

200 m Rücken: 1. Bichun (China) 2:10,49 Minuten, 2. Stolze (Berlin) 2:12,55, 3. Dryden 2:13,75.

200 m Lagen: 1. Li (China) 2:11,81 Minuten, 2. Karlsson 2:13,09. 3. Haas (Erfurt) 2:17,68, ... 5. Stolze 2:20,24.

SKI NORDISCH LANGLAUF-WELTCUP in Ulrichen/Obergoms, Frauen, 10 km, klassischer Stil: 1. Wjalbe (Rußland) 28:43,4 Minuten, 2. Kirvesniemi (Finnland) 28:55,9, 3. Belmondo (Italien) 29:00,0, 4. Jegorowa 29:13,6, 5. Lazutina (beide Rußland) 29:19,8, 6. Nybraaten 29:35,8, 7. Dybendahl 29:37,1, 8. Wold (alle Norwegen) 29:39,1, 9. Rolig 29:48,1, 10. Pyykkonen 29:53,5, 11. Määttä (alle Finnland) 30:04,1, 12. Vanzetta (Italien) 30:09,9, 13. Nilsen (Norwegen) 30:12,3, 14. Neumannova (Tschechei) 30:21,5, 15. Nagejkina (Rußland) 30:25,4, ... 26. Kümmel (Oberwiesenthal) 30:58,7, 42. Wille (Maierhöfen) 31:46,8, 44. Schulze (Willingen) 31:54,6. - Standim Weltcup: 1. Wjalbe 240 Punkte, 2. Lazutina 185, 3. Jegorowa 170, 4. Neumannova 147, 5. Belmondo 111, 6. Nybraaten 97, 7. Dybendahl 92, 8. Wold 86, 9. Kirvisniemi 80, 10. Määttä 79.

Männer, 15 km (klassischer Stil): 1. Albarello (Italien) 39:34,5 Minuten, 2. Ulvang 39:44,5, 3. Daehlie (beide Norwegen) 40:08,3, 4. Botwinow (Rußland) 40:12,3, 5. Ottosson (Schweden) 40:14,6, 6. Smirnow (Kasachstan) und Kirvesniemi (Finnland) beide 40:16,9, 8. Prokurorow (Rußland) 40:18,7, 9. Majbaeck 40:23,8, 10. Mogren (beide Schweden) 40:24,3, 11. Vanzetta (Italien) 40:26,0, 12. Buchta (Tschechei) 40:30,4, 13. Behle (Willingen) 40:32,3, 14. Fauner (Italien) 40:46,1, 15. Jevne (Norwegen) 40:52,2, ... 19. Mühlegg (Marktoberdorf) 41:02,4, ...39. Schlickenrieder (Schliersee) 42:12,0, ...49. Rein (Oberhof) 42:29,2, ...55. Fiedler (Oberwiesenthal) 42:53,3, ...57. Kuss (Brend) 42:55,3.

SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Frauen in Cortina d'Ampezzo: 1. Häusl (Schneizlreuth) 1:28,49 Minuten, 2. Zurbriggen (Schweiz) 1:28,64, 3. Seizinger (Halblech) 1:28,67, 4. Merle (Frankreich) 1:28,72, 5. Schuster (Österreich) 1:28,88, 6. Lee- Gartner (Kanada) 1:28,97, 7. Wachter 1:28,98, 8. Kogler (beide Österreich) 1:29,03, 9. Cavagnoud (Frankreich) 1:29,07, 10. Pace (Kanada) 1:29,12, 11. Ginther (Österreich) 1:29,14, 12. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:29,18, 13. Lindh (USA) 1:29,23, 14. Wallinger 1:29,25, 15. Sadleder (beide Österreich) 1:29,36, 16. Ertl (Lenggries) 1:29,57. - Stand im Abfahrts-Weltcup nach drei Rennen: 1. Seizinger 190 Punkte, 2. Zurbriggen 148, 3. Häusl 136, 4. Gutensohn 130, 5. Vogt 127, 6. Bournissen und Lee-Gartner je 118, 8. Lindh 92, 9. Stanggassinger 87, 10. Pace 71, 11. Merle 69, 12. Ginther 61, 13. Gerg, Haas (Österreich) und Wachter je 60. - Gesamtweltcup nach elf Rennen: 1. Wachter 451 Punkte, 2. Seizinger 323 und Merle 323, 4. Wiberg (Schweden) 319, 5. Maier (Österreich) 280, 6. Schneider (Schweiz) 270, 7. Vogt 230, 8. Coberger (Neuseeland) 220, 9. Häusl 217, 10. Gartner 216, . . . 15. Gerg-Leitner 158, 16. Gutensohn 156.

BOB DEUTSCHE VIERERBOB-MEISTERSCHAFT in Winterberg, Endstand nach vier Läufen: 1. Hoppe/Musiol/Kühn/Hannemann (Oberhof) 3:42,40 Minuten (55,56+55,52+55,51+55,81 Sekunden), 2. Czudaj/Bonk/Brannasch/ Szelig (Altenberg) 3:43,03 (55,62+55,65+55,88+55,88), 3. Lochner/Hörig/ Kohlert/Zimmermann (Königssee) 3:43,28 (55,77+55,78+55,85+55,88), 4. Langen/Eger/Jöchel/Huber (Unterhaching) 3:43,35 (55,89+55,96+55,69+55,81), 5. Wiese/Wölm/ Rogge/Haupt (Winterberg) 3:43,60 (55,76+55,87+55,87+56,10), 6. Bosch/Kufner/ Felsen/Platzer (Riessersee) 3:43,68 (55,81+ 55,76+56,02+56,09).

SKI ALPIN WELTCUP-SLALOM der Männer in Garmisch-Partenkirchen: 1. Tomba (Italien) 1:38,65 Minuten (49,61+49,04 Sekunden), 2. Aamodt (Norwegen) 1:39,19 (49,66+49,53) und Stangassinger (Österreich) 1:39,19 (49,51+49,68), 4. Roth (Königssee) 1:39,26 (49,05+50,21), 5. Fogdoe (Schweden) 1:39,58 (49,12+50,46), 6. Gstrein (Österreich) 1:39,66 (49,29+50,37), 7. Girardelli (Luxemburg) 1:39,74 (50,23+49,51), 8. Kosir (Slowenien) 1:39,89 (50,44+49,45), 9. Sykora (Österreich) 1:39,91 (50,43+49,48), 10. Jagge (Norwegen) 1:40,01 (49,40+50,61), 11. Bittner (Krün) 1:40,04 (49,36+50,68), 12. Furuseth (Norwegen) 1:40,31 (50,36+49,95), 13. Strolz (Österreich) 1:40,38 (50,18+50,20), 14. Staub (Schweiz) 1:41,02 (50,28+50,74), 15. Kurt Ladstaetter (Italien) 1:41,11 (50,61+50,50). - Stand im Gesamtweltcup nach zwölf Rennen: 1. Tomba 472 Punkte, 2. Girardelli 423, 3. Aamodt 383, 4. Fogdoe 285, 5. Thorsen (Norwegen) 247, 6. Stock (Österreich) 230, 7. Kjus (Norwegen) 204, 8. Sykora 198, 9. Besse (Schweiz) 196, 10. Heinzer (Schweiz) 158.

ROLLHOCKEY BUNDESLIGA, Männer: RESG Walsum - FC Recklinghausen 8:3 (5:0), GRSC Mönchengladbach - ERSC Stuttgart 12:4 (5:1), SpVg Herten - IG Remscheid 3:21 (3:12), RSV Weil - TGS Ober-Ramstadt 11:3 (7:2), RSC Cronenberg - TV Dortmund 4:2 (2:1), ERG Iserlohn - TUS Düsseldorf 3:8 (2:5).

HOCKEY HALLEN-EUROPAMEISTERSCHAFT der Frauen in London, Endspiel: Deutschland - England 8:3 (2:1) - Spiel um Platz 3: Spanien - Schottland 6:4 (3:1). - Spiel um Platz 5: Frankreich - CSFR 4:2 (2:1). - Spiel um Platz 7: Österreich - Dänemark 4:2 (2:0). - Halbfinale: Deutschland - Schottland 6:3 (2:3), England - Spanien 8:4 (2:1). - Vorrunde: England - Frankreich 7:1, Deutschland - Dänemark 15:0, England - Dänemark 12:1, Deutschland - Frankreich 9:2, Dänemark - Frankreich 4:6, England - Deutschland 2:7, Schottland - Österreich 5:0, Spanien - CSFR 5:3, CSFR - Österreich 3:3, Spanien - Schottland 6:4, Schottland - CSFR 2:0, Spanien - Österreich 10:5.

SQUASH BUNDESLIGA, Frauen: Boastars Kiel - Squash Hoppers Gießen 2:2, ASC Stadthagen - CSC Bamberg 3:1, Landshuter SC - Paderborner SC 2:2, LST Bavaria München - WOS Squash Team Hagen 0:4, Boastars Kiel - CSC Bamberg 1:3, ASC Stadthagen - Squash Hoppers Gießen 4:0, Landshuter SC - WOS Squash Team Hagen 3:1, LST Bavaria München - Paderborner SC 0:4.

Handball

Bundesliga, Männer VfL Gummersbach - TBV Lemgo 21:15 (12:8). - Tore: Dörhöfer (7/3), Erland (5), Plohmann (2), Derad (2), Zimmer (2), Petersen (2), Jaeger (1) für Gummersbach - Wefing (4), Bezdicek (3), Oleksa (2), Blatter (2/1), Marosi (1), Krewinkel (1), Zerbe (1), Mudrow (1) für Lemgo. - Zuschauer: 1800.

VfL Fredenbeck - HCE Rostock 22:19 (11:8). - Tore: Tluczynski (4), Olsson (4), Heinemann (4/2), Peitz (3/3), Neitzel (3), Bölk (2), Traub (1), Baruth (1) für Fredenbeck - Feldbinder (7/2), Borchardt (5/1), Steinke (2), Heiko Ganschow (2), Schlette (1), Rabenhorst (1), Sovadina (1/1) für Rostock. - Zuschauer: 2300.

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt 19:18 (11:10). - Tore: Schwenke (9/7), Wislander (7), Lüdtke (1), Ahrens (1), Scheffler (1) für Kiel - Schneider (4), Jörgensen (4), Menzel (3), Tuitjer (2/2), Wiemann (2), Schubert (2), Mau (1) für Flensburg-Handewitt. - Zuschauer: 7000 (ausverkauft).Fußball-Ergebnisse FRANKREICH (20. Spieltag): Racing Club Lens - Olympique Nimes 0:0, AS Monaco - FC Auxerre 4:0, Girondins Bordeaux - AC Le Havre 3:0, FC Nantes - Olympique Lyon 1:0, Olympique Marseille - FC Toulon 5:2, AS St. Etienne - FC Metz 2:0, FC Sochaux - FC Paris St. Germain 1:3, Racing Straßburg - FC Valenciennes 0:0, SC Montpellier - FC Toulouse 0:1, SM Caen - Olympique Lille 4:3. - Die Tabellenspitze: 1. AS Monaco 33:14 Tore/28:12 Punkte, 2. FC Nantes 36:18/28:12, 3. Olympique Marseille 32:22/27:13, 4. Paris St. Germain 37:16/26:14.

ITALIEN (15. Spieltag): Atalanta Bergamo - AS Rom 3:1, US Foggia - Inter Mailand 1:3, Lazio Rom - AC Brescia 2:0, AC Mailand - US Cagliari 1:0, AC Parma - FC Genua 1:0, AC Pescara - Anconca Calcio 4:3, Sampdoria Genua - Juventus Turin 1:1, AC Turin - SSC Neapel 0:1, FC Udinese - AC Florenz 4:0. - Die Tabellenspitze: 1. AC Mailand 36:14 Tore/27:3 Punkte, 2. Inter Mailand 28:21/19:11, 3. Lazio Rom 32:22/18:12, 4. Atalanta Bergamo 20:21/18:12.

BELGIEN (18. Spieltag): SK Beveren - FC Lüttich 0:0, Lierse SK - FC Brügge 1:2, AA Gent - SC Charleroi 3:1, RSC Anderlecht - SC Lommel 4:2, RC Genk - RWD Molenbeek 2:0, Standard Lüttich - FC Antwerpen 1:5, Germinal Ekeren - FC Boom 7:0, SV Waregem - SK Lokeren 3:1, Cercle Brügge - KV Mechelen 0:3. - Die Tabellenspitze: 1. RSC Anderlecht 44:15 Tore/31:5 Punkte, 2. Standard Lüttich 31:24/25:11, 3. SV Waregem 47:26/22:14, 4. KV Mechelen 32:22/22:14.

GRIECHENLAND (17. Spieltag): Apollon Athen - Larissa 1:1, Edessaikos - Iraklis Saloniki 2:3, AO Xanthi - Pierikos Katerini 8:2, Olympiakos Piräus - AEK Athen 1:0, Ionikos - OFI Kreta 0:1, Aris Saloniki - Korinthos 1:1, Panathinaikos Athen - Panachaiki Patras 2:0, Athinaikos Athen - Apollon Athen 1:0, PAOK Saloniki - Doxa Drama 5:0. - Die Tabellenspitze: 1. AEK Athen 42 Punkte/40:12 Tore, 2. Olympiakos Piräus 40/33:10, 3. Panathinaikos Athen 36/39:11, 4. OFI Kreta 34/33:13.

ENGLAND, Premier Division: FC Arsenal - Sheffield United 1:1, Blackburn Rovers - FC Wimbledon 0:0, FC Chelsea - Manchester City 2:4, Coventry City - Nottingham Forest 0:1, Crystal Palace - FC Everton 0:2, Ipswich Town - Oldham Athletic 1:2, Leeds United - FC Southampton 2:1, FC Liverpool - Aston Villa 1:2, FC Middlesbrough - Queens Park Rangers 0:1, Manchester United - Tottenham Hotspur 4:1, Sheffield Wednesday - Norwich City 1:0 - Tabelle: 1. Manchester United 41 Punkte/34:18 Tore, 2. Aston Villa 41/34:25, 3. Norwich City 41/34:35, 4. Blackburn Rovers 38/34:20.

First Division: Birmingham City - Luton Town 2:1, Brentford - Leicester City 1:3, Bristol City - Newcastle United 1:2, Charlton Athletic - Tranmere Rovers 2:2, Grimsby Town - Bristol Rovers 2:0, Notts County - FC Millwall 1:2, Oxford United - Swindon Town 0:1, Peterborough United - FC Barnsley 1:1, FC Portsmouth - Southend United 2:0, FC Sunderland - Cambridge United 3:3, FC Watford - Wolverhampton Wanderers 3:1, Derby County - West Ham United 0:2 - Tabelle: 1. Newcastle United 56 Punkte/47:22 Tore, 2. West Ham United 42/45:25, 3. Tranmere Rovers 42/44:28, 4. FC Millwall 42/37:21.

HALLENTURNIER in Leipzig: Spiel um Platz 5: Dynamo Dresden - VfB Leipzig 3:2, Spiel um Platz 3:1, FC Nürnberg - FC Sachsen Leipzig 5:3, Spiel um Platz 1: Eintracht Frankfurt - Sigma Olmütz 5:1.

HALLENTURNIER in Hamburg, Halbfinale: Hamburger SV - Hertha BSC Berlin 6:4, Spartak Moskau - 1.FC Kaiserslautern 8:0, Spiel um Platz drei: Hertha BSC Berlin - 1. FC Kaiserslautern 4:2, Finale: Spartak Moskau - Hamburger SV 5:1.

HALLENTURNIER in Hannover: Spiel um den dritten Platz: Mönchengladbach - Wattzenscheid 5:4, Spiel um den 1. Platz: Hannover 96 - 1. FC Köln 5:4.

HALLENTURNIER in Rostock: Spiel um Platz 3: Kaiserslautern - Rostock 5:4, Finale: Sigma Olmütz - Hamburger SV 5:4.

HALLENTURNIER in Köln: Spiel um Platz 3: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 6:3, Finale: Fortuna Köln - Chemnitzer FC 6:4.

FRAUENTURNIER in Crailsheim: Finale TSV Siegen - FSV Frankfurt 4:0 (2:0).

FREUNDSCHAFTSSPIEL: Stadtauswahl von Wolfsburg gegen Schalke 04 2:5 (0:2).

KREISLIGA B FRANKFURT: Birlik Spor - PSV Blau-Gelb Frankfurt 4:2.

MOTORSPORT RALLYE PARIS-DAKAR, Gesamtstand nach der 5. Etappe über 801 km von Tamanrasset nach Adrar (Algerien): 1. Saby auf Mitsubishi 10:00:00 Stunden, 2. Lartigue (beide Frankreich) Citroen 1:38:24 Stunden zurück, 3. Shinozuka (Japan) Mitsubishi 4:04:38, 4. Auriol (Frankreich) Citroen 4:38:26, 5. Servia (Spanien) Lada 5:39:24, 6. Weber (Neufahrn) Mitsubishi 5:54:24.

Sihanouk macht Kehrtwende

PEKING, 10. Januar (AP). Der Präsident des kambodschanischen Nationalrats, Prinz Norodom Sihanouk, will nun doch wieder mit der UN-Friedenstruppe Land zusammenarbeiten. Mit einer am Wochenende in Peking veröffentlichten Erklärung zog Sihanouk seine vor einer Woche ausgesprochene Ankündigung zurück, die Kooperation zu beenden. Für den 28. Januar habe er alle Konfliktparteien sowie UN-Vertreter zu einer Sondersitzung in sein Pekinger Haus eingeladen, auf der "gewisse wichtige Probleme" vor den Parlaments- und Präsidentenwahlen im April oder Mai gelöst werden sollten. Sihanouk bestätigte ferner seine Bereitschaft, für das Präsidentenamt zu kandidieren.

163 Menschen überlebten wie durch ein Wunder Usbekisches Flugzeug überschlug sich bei Bruchlandung in Neu-Delhi und brannte aus / Fehler des Piloten?

NEU-DELHI/JAKARTA, 10. Januar (AP). Wie durch ein Wunder haben am Wochenende alle 163 Menschen an Bord die schwere Bruchlandung eines von Indien gecharterten usbekischen Passagierflugzeugs in Neu-Delhi überlebt, bei der die Maschine völlig zerstört wurde. Sechs Insassen wurden verletzt. Ein Experte sprach von einem klaren Fehler des Piloten, der bei dichtem Nebel landete.

Die aus russischer Produktion stammende TU-154 gehörte zu sechs Maschinen der Uzbek Airlines, die Indian Airlines gechartert hatten, weil über 400 indische Piloten zur Zeit wegen Gehaltsforderungen streiken. An Bord waren 152 Passagiere sowie elf Besatzungsmitglieder: Neun Usbeken, darunter die Piloten, und zwei Inder. Nach dem Flug aus der 1500 Kilometer entfernten Stadt Hyderabad setzte die Maschine in sehr dichtem Nebel am Samstag um 4.06 Uhr Ortszeit hart auf der Landebahn des Internationalen Flughafens Indira Gandhi auf, schlitterte über Asphalt und Grasnarbe, brach auseinander, geriet in Brand und krachte 2270 Meter vom ersten Aufsetzpunkt entfernt in Signallampen. Eine Tragfläche wurde abgerissen, Trümmer lagen im Umkreis von 500 Metern umher. Die Insassen taumelten und stürzten ins Freie, nachdem Türen aufgesprungen waren, und brachten sich in Sicherheit, sechs Menschen kamen ins Krankenhaus.

Leona Anderson aus Kanada berichtete: "Wir landeten etwas hart, dann noch einmal. Dann kippten wir um, und ich stand kopf. Es war völlig dunkel. Leute fielen auf mich, wir standen knietief in Gepäck." Draußen sei der Nebel so dicht gewesen, "daß wir das Flugzeug nicht sehen konnten, obwohl es brannte". Unter den Fluggästen waren nach amtlichen Angaben drei Briten, drei Italiener, zwei Niederländer, ein Franzose und die Kanadierin. Zwei Inder hatten Pässe der USA, ein Inder besaß einen Schweizer Paß.

Während der indische Zivilluftfahrtminister Madhav Rao Scindia nach der Katastrophe seinen Rücktritt erklärte und ein Startverbot für die übrigen sechs usbekischen Maschinen verhängt wurde, sagte der Luftfahrtexperte M.S. Rana, Ursache sei "ein reiner Fehler des Piloten" gewesen. Rana, ehemaliger Luftwaffenpilot und jetzt Beamter im Ministerium für Zivilluftfahrt, berichtete, der usbekische Flugkapitän Erkin Ariopow sei vom Kontrollturm angewiesen worden, wegen des Nebels nicht zu landen. Dies habe er aber ignoriert, weil er offenbar müde gewesen sei und nicht zu einem Ausweichflughafen habe weiterfliegen wollen.

Rana betonte, die Inassen verdankten ihre Rettung dem Umstand, daß die TU-154 sehr robust sei: "Wenn es ein anderes Flugzeug gewesen wäre, hätte es sich überschlagen und wäre zerdrückt worden, und alle wären verbrannt." Seiner Darstellung der Unglücksursache widersprach der Generaldirektor der usbekischen Luftfahrtgesellschaft, Ganij Rafikow. Er sagte der Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-Tass, am fliegerischen Können des Piloten gebe es keinen Zweifel. Aripow habe die Erlaubnis zur Landung erhalten, doch angesichts des Nebels "war es praktisch unmöglich, die Landung zu bewerkstelligen, ohne einen Fehler zu machen". Die Pilotenvereinigung in Indien, wo die Flugkapitäne seit 10. Dezember streiken, hatte gegen den Einsatz der sechs usbekischen Maschinen protestiert und erklärt, sie hätten nicht die nötigen Sicherheitsstandards. Indian Airlines hatte dagegen erklärt, alle geliehenen Flugzeuge seien einer Generalinspektion unterzogen worden. Bereits am Mittwoch kam es in Indien zu einem ernsten Zwischenfall im Flugverkehr, als eine von einem russischen Piloten geflogene TU-154 der Indian Airlines auf dem Militärflugplatz von Madras zur Landung ansetzte, während eine Luftwaffenmaschine starten wollte. Die Passagiermaschine sollte eigentlich auf dem nahe gelegenen Zivilflughafen aufsetzen. Auf ein Feld gestürzt

Ein Flugzeugunglück, bei dem 15 Menschen getötet und 29 verletzt wurden, ereignete sich am Samstag auf der indonesischen Insel Java. Wie die Behörden in der ostjavanischen Provinzhauptstadt Surabaya am Sonntag mitteilten, stürzte das Flugzeug vom Typ Hawker Siddeley der indonesischen Gesellschaft Bouraq vier Minuten nach dem Start in Surabaya auf ein Feld, das einen Kilometer von der Startbahn entfernt ist. Die von der Firma British Aerospace gebaute Maschine, in der sich keine ausländischen Passagiere befunden hätten, sei auf einem Inlandsflug von Surabaya nach Banjarmasin in Südborneo gewesen. Von den Überlebenden hätten 24 Menschen schwere und fünf leichte Verletzungen erlitten.

Ein Mechaniker der Fluggesellschaft berichtete, er habe kurz nach dem Start Funken aus dem Flugzeug schlagen sehen. Offensichtlich habe der Pilot vergeblich versucht, zum Flughafen zurückzukehren.Rebellen-Hochburg gestürmt Angolas Regierungstruppen in Huambo / Unita-Chef geflohen?

LUANDA, 10. Januar (AP/dpa). Nach heftigen Straßenkämpfen mit Einheiten der Unita haben angolanische Regierungstruppen nach eigenen Angaben am Wochenende das Hauptquartier der Rebellen in Huambo erobert. Wie General Jose Maria im Rundfunk sagte, ist Unita- Führer Jonas Savimbi offenbar den Soldaten entkommen. Unita-Sprecher Jorge Chitendo sagte im portugiesischen Fernsehen, die Schlacht um Huambo habe mehr als 100 Todesopfer gefordert. Unita- Einheiten versuchten am Sonntag vergeblich, ihr Hauptquartier mit Artillerie und Bodentruppen zurückzuerobern. Aus der Stadt Luena meldete die Agentur Angop mindestens 50 Opfer von Kämpfen.

Nach Angaben General Marias muß Savimbi Huambo noch vor der Schlacht verlassen haben. Viele Rebellen der Unita waren dorthin geflüchtet, nachdem sie am Freitag von den Regierungssoldaten aus der Nachbarstadt Cuito vertrieben worden waren. Huambos Polizeichef Sukissa sagte im Rundfunk, die Unita-Bitte nach einem Waffenstillstand sei von der Regierung abgelehnt worden. Erst müßten die Rebellen ihr Feuer einstellen. Der Unita-Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York, Marcos Samondo, hatte UN-Generalsekretär Butros Ghali um Hilfe beim Zustandekommen einer Waffenruhe gebeten. In einem Brief warf Samondo der Regierung in Luanda vor, mit einer Militäroffensive die Unita zerstören und die Einparteienherrschaft wiederherstellen zu wollen. Dagegen beschuldigte Außenminister Venancio da Silva Moura am Samstag Savimbi, die Macht nun mit Gewalt erobern zu wollen, nachdem die Unita ihre Wahlniederlage vom September nicht akzeptiert hatte.

Unita und Regierung hatten im Mai 1991, nach 16 Jahren Bürgerkrieg und 350 000 Toten, ein Friedensabkommen unterzeichnet. Doch als die Nationalunion für die volle Freiheit Angolas (Unita) die Wahl an die regierende Volksbewegung für die Befreiung Angolas (MPLA) verlor, begann der Krieg aufs neue. Seit 1975 hatte die von den USA und Südafrika unterstützte Unita versucht, die von Kuba und der Sowjetunion unterstützte MPLA-Regierung zu stürzen.

GdP-Chef Lutz für Seiters-Plan Radarüberwachung der Grenzen findet auch in SPD Befürworter

FRANKFURT A. M., 10. Januar (dpa/ AP). Die Polizeigewerkschaft (GdP) unterstützt Bonner Vorschläge zum Einsatz von Nachtsichtgeräten entlang der deutschen Grenze zu Polen und der Tschechischen Republik, um Ausländer beim illegalen Grenzübertritt aufzuspüren. Die Infrarot- und Radargeräte seien eine "menschliche Technik" und notwendig, um den Asylkompromiß der Parteien nicht "leerlaufen zu lassen", sagte der GdP-Vorsitzende Hermann Lutz im Hessischen Rundfunk. Den Einsatz von Nachtsichtgeräten hatte Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) unter Hinweis auf Personalknappheit beim Bundesgrenzschutz vorgeschlagen. Die SPD- Fraktion hatte den Plan scharf kritisiert.

Nach Angaben des sächsischen Innenministers Heinz Eggert (CDU) soll im Kreis Pirna an der tschechischen Grenze ein Wagen mit der entsprechenden Technik "zur Erprobung" aufgestellt werden. Dies sei mit Seiters abgesprochen, sagte Eggert der Leipziger Volkszeitung.

Auch zwei ostdeutsche SPD-Bundestagsabgeordnete stimmten dem Seiters- Vorschlag zu. Gunter Weißgerber (Leipzig) distanzierte sich in der Bild-Zeitung von der Fraktions-Vizevorsitzenden Herta Däubler-Gmelin, die dem Innenminister vorgeworfen hatte, einen "menschenverachtenden Vorschlag" gemacht zu haben. Weißgerber sagte: "Frau Däubler- Gmelin denkt zu kurz. Es geht bei diesen Abwehrmaßnahmen um den illegalen Grenzübertritt, gegen den sich die Bundesrepublik wehren muß."

Der Zittauer SPD-Abgeordnete Christian Müller sagte: "Bei uns kommen aus den Nachbarstaaten kriminelle Banden sogar mit Nachtsichtgeräten illegal zu uns, brechen in Häuser ein und stehlen Autos . . . Sollen unsere Grenzschutzbeamten diese organisierten Kriminellen etwa nur mit der Taschenlampe suchen?", fragte Müller.

59 Hinrichtungen in China

PEKING, 10. Januar (AP). In China sind am Samstag 59 Menschen mit einem Schuß ins Genick hingerichtet worden, wie die amtlichen Medien am Sonntag berichteten. Die meisten der vollstreckten Todesurteile seien wegen Raubüberfällen auf Straßen und in den meist überfüllten Zügen ausgesprochen worden, hieß es. Es ist ungewöhnlich, daß in China so viele Hinrichtungen an einem Tag stattfinden. Nach Ansicht von Beobachtern sollen die Exekutionen zwei Wochen vor der Hauptreisesaison Nachahmungstäter abschrecken.

Zum chinesischen Neujahrsfest am 23. Januar muß die ohnehin überlastete chinesische Eisenbahn alljährlich Millionen zusätzlicher Reisender befördern.

SPD wirft Kanzler Kohl Politik gegen den sozialen Anstand vor Auch Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände über Kürzungspläne bei Bedürftigen entrüstet / Zweifel am Sozialpakt verstärkt

BONN, 10. Januar (AP). SPD, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände laufen weiter Sturm gegen Regierungspläne zur Kürzung von Sozialleistungen zur Finanzierung des Solidarpakts zum Aufbau Ostdeutschlands. Die SPD äußerte am Wochenende erneut Zweifel am Willen von Kanzler Helmut Kohl (CDU), einen Solidarpakt überhaupt zu schließen.

Die DGB-Vizevorsitzende Ursula Engelen-Kefer nannte die Diskussion um den Mißbrauch von Sozialleistungen scheinheilig. Sie diene Bonn nur als Vorwand, um mit der "Methode Rasenmäher" Sozialhilfe und Arbeitslosenunterstützung zu beschneiden. Dagegen werde eine wirksamere Bekämpfung wirklicher Mißbräuche etwa bei der illegalen Beschäftigung von der Bundesregierung verhindert. Illegale Beschäftigung koste 10 000 Arbeitsplätze und 240 Millionen Mark an Steuern und Sozialversicherungs-Beiträge.

SPD-Fraktionsvize Rudolf Dreßler sagte im Sender Freies Berlin, ein Regierungschef, der Empfängern von Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und -hilfe drei Prozent streichen und das Ergebnis über Jahre einfrieren wolle, sei "nicht mehr auf der Höhe unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit". Das sei "eine Politik gegen sozialen Anstand". Die Menschen mit niedrigem Einkommen seien in den letzten zehn Jahren ausgequetscht worden, sagte Dreßler. Dort sei nichts mehr zu holen. Hingegen könne man fast 30 Milliarden Mark einnehmen durch eine Ergänzungsabgabe auf Familien-Jahreseinkommen über 120 000 Mark, eine Arbeitsmarktabgabe für Freiberufler, Beamte und Abgeordnete und den Verzicht auf die jüngste Vermögenssteuerregelung.

Einen "unerträglichen Anstieg der Armut, Wohnungsnot und Obdachlosigkeit" erwartet das Diakonische Werk der evangelischen Kirche als Folge von Kürzungen bei Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern. In der Neuen Osnabrücker Zeitung wies dessen Präsident Karl Heinz Neukamm darauf hin, daß schon jetzt knapp fünf Millionen Deutsche in Armut lebten, deren Lage sich dann weiter verschlechtern würde. Das gelte vor allem für Kinder. Derzeit sei bereits jeder dritte Sozialhilfeempfänger ein Kind. Waigel: Spar-Gespräche konstruktiv

HAMBURG (dpa). Als "gut und konstruktiv" hat Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) die vertraulichen Gespräche mit vier Länderministern über den Solidarpakt am Wochenende in Stuttgart bezeichnet. An der Begegnung nahmen die Finanzminister von Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein, Heinz Schleußer und Heide Simonis (beide SPD), sowie von Baden-Württemberg und Sachsen, Gerhard Mayer-Vorfelder und Georg Milbradt (beide CDU), teil.

Drei Busse rasten ineinander

CORRIENTES, 10. Januar (AP/FR). Bei einem schweren Busunglück in Argentinien sind mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen und 80 verletzt worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, stießen bei einem Überholmanöver in der Nähe der Stadt Santo Tome zwei Busse frontal zusammen. Einer von ihnen ging in Flammen auf. Ein dritter Überlandbus raste in die verkeilten Fahrzeuge und stürzte um.

Die meisten Todesopfer saßen in einem nach Buenos Aires fahrenden Bus, der rund 600 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt frontal mit dem zweiten Bus zusammenstieß, der nach Asuncion, der Hauptstadt Paraguays, unterwegs war. Fast alle Reisende nach Buenos Aires verbrannten. Auch in dem anderen Fahrzeug, das in zwei Teile zerbrach, kamen mehrere Fahrgäste ums Leben. Die Insassen des dritten Omnibusses kamen mit Verletzungen davon.

Ministerin Schwaetzer unter Druck Rücktrittsforderungen wegen Werbetextes für Immobilienfirma

FRANKFURT A. M., 10. Januar (AP/Reuter/dpa/FR). Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) ist am Wochenende wegen einer Werbe-Kolumne für eine Münchner Immobilienfirma unter Druck geraten. Ähnlich wie bei ihrem Parteikollegen, dem zurückgetretenen Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann, wurde ihr von CDU/CSU und SPD angekreidet, sich mit der Autorität ihres Amtes für Privatfirmen einzusetzen. Schwaetzer wies Rücktrittsforderungen zurück und sagte, sie werde "weiterhin seriöse Foren nutzen, um private Investitionen im Wohnungsbau anzukurbeln". FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff sprach von einer heuchlerischen Kampagne.

Die Kritik hatte sich an einem Artikel Schwaetzers in einer Broschüre der Germania Vermögensanlagen GmbH entzündet. Darin hatte sie zu privaten Investitionen in den Wohnungsbau aufgefordert. Die beanstandete Passage lautet: "Renditeerwartungen und Weiterentwicklung sind vielversprechend, die Ertragsaussichten für Investoren und Anleger sind positiv. Um so mehr ist hier eine seriöse Beratungstätigkeit im Interesse der Kunden gefragt, die solide Marktkenntnisse mit profundem Anlage-Know-how verbindet und dem Vertrauen der Kunden gerecht wird. Die Germania kann hierbei vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiet der Wohnungs- und Gewerbeimmobilien wertvolle Dienste leisten."

Die Bild-Zeitung berichtete, die Immobilienfirma vertreibe neben neugebauten Wohnungen nach eigenen Angaben auch "teilweise entmietete sanierte Altbauten". Die Ministerin antwortete in verschiedenen Interviews, zum damaligen Zeitpunkt habe es keinen Anlaß gegeben, an der Seriösität der Germania zu zweifeln: "Wir haben das geprüft." Schwaetzer fügte hinzu, sie könne Vorwürfe nicht beurteilen, daß die Firma Altbauten vertreibe, aus denen Mieter hinausgedrängt worden seien. Zwar könne man ihren Beitrag von Ende 1992 als Werbung verstehen, "es ist aber nicht so gemeint gewesen", sagte sie. Sie habe nur pflichtgemäß zu Investitionen in den Wohnungsbau ermutigen wollen. "Einen Rücktritt wird es nicht geben", sagte Schwaetzer.

Einen weiteren Vorwurf erhob der Kölner Express. Demzufolge hat Schwaetzer 1990 dem Mieter ihrer Eigentumswohnung auf einem offiziellen Briefbogen mit Bundesadler gekündigt. Sie war damals Staatsministerin im Auswärtigen Amt. Die Ministerin sagte dem Blatt: "Hier handelt es sich um einen uralten, längst abgeschlossenen Fall." Wegen der Wohnungskündigung war Schwaetzer bereits im Mai 1992 kritisiert worden. Sie hatte dem Mieter wegen Eigenbedarfs gekündigt, die Wohnung jedoch verkauft.

Der Vizechef der Unionsfraktion, Heiner Geißler, reagierte auf Schwaetzers Artikel mit der Forderung, der FDP das Wirtschafts- und das Bauministerium zu entziehen. In einem Zeitungsinterview sagte er, die FDP könne sich nur schwer gegen Einzelinteressen durchsetzen und mache sich oft zum verlängerten Arm von Unternehmerinteressen.

Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, der CDU-Abgeordnete Friedhelm Ost, sagte: "Ministerin Schwaetzer schadet mit solchen PR-Artikeln ihrer Glaubwürdigkeit. Ein Regierungsmitglied darf so etwas nicht tun."

CSU-Generalsekretär Erwin Huber sprach in Interviews von untragbarer Reklame und einer Belastung des Koalitionsklimas. Schwaetzer solle ihren Hut nehmen, forderte Huber.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Dreßler forderte den Rücktritt der Ministerin und rasche Neuwahlen. "Nach der zweiten skandalösen Mauschelei eines Ministers mit der Privatwirtschaft ist die Zeit reif für Neuwahlen. Die Bürger sollten entscheiden, ob sie solch ein korruptes Kabinett weiter mittragen wollen." SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag-Wolgast empfahl der FDP eine "Generalinventur in Fragen des politischen Anstands".

FDP-Chef Lambsdorff wies in Interviews darauf hin, daß der frühere Wirtschaftsminister Ludwig Erhard zur Inflationsbekämpfung für Versandhäuser geworben habe. Besonders Neckermann habe er als preiswertes Unternehmen gelobt. Die Forderung nach Schwaetzers Rücktritt nannte Lambsdorff "absurd".

(Leitartikel Seite 3, Germania-Stellungnahme Seite 4)

Bei Bandenkrieg in Dresden im Streit um Jacke erschossen

DRESDEN, 10. Januar (AP). Bei einem Bandenkrieg zwischen Mitgliedern zweier Motorradclubs ist am Wochenende in Dresden ein 26jähriger erschossen worden. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, war es zwischen den rivalisierenden Gangs aus Leipzig und Döbeln auf der einen sowie aus Dresden auf der anderen Seite am Vortag zum Streit darüber gekommen, welche Gruppe Jacken mit dem Schriftzug "Rising Wolf - Waldsassen" tragen dürfe. Sieben Mitglieder der Clubs aus Leipzig/Döbeln seien eigens angereist, um von ihren Gegnern die Herausgabe der symbolträchtigen Jacken zu erzwingen.

Bei der Auseinandersetzung am Samstag morgen schoß ein Bandenmitglied mit einem großkalibrigen Revolver. Der Schuß verletzte einen 26jährigen Dresdner so schwer, daß er Stunden später in einem Krankenhaus starb.

Super-Klo fliegt ins All

CAPE CANAVERAL, 11. Januar (AP/ Reuter). Im US-Raumfahrtzentrum Cape Canaveral hat am Sonntag der Countdown für den ersten Flug einer Raumfähre in diesem Jahr begonnen. Die Raumfähre "Endeavour" soll am Mittwoch morgen mit fünf Astronauten ins All starten. An Bord ist ein 200 Millionen Dollar teurer und zweieinhalb Tonnen schwerer Satellit, den die Crew sechs Stunden nach dem Start aussetzen soll.

Die Raumfähre wird zum fliegenden Klassenzimmer: Bei ihrem Einsatz in der nächsten Woche wird die Besatzung ein Polizeiauto, ein U-Boot mit Federmotor und zwei Dutzend anderer Spielzeuge in die Schwerelosigkeit des Alls mitnehmen, um über Schulfernsehen Physikunterricht zu erteilen.

Und noch andere wichtige Geschäfte haben die fünf Besatzungsmitglieder zu erledigen, wenn sie am Mittwoch starten: Zum Müssen müssen sie versuchshalber auf eine neuentwickelte Toilette, ein Prototyp für künftige Weltraumstationen. Das Teil soll 30 Tage lang benutzbar sein und hat umgerechnet fast 50 Millionen Mark gekostet.

1993 sind acht Fährenflüge geplant.

Labour stimmt Koalition zu

DUBLIN, 10. Januar (AP). Die bislang oppositionelle irische Labour Party hat am Sonntag den Weg für eine Koalitionsregierung mit der Fianna Fail des Ministerpräsidenten Albert Reynolds freigemacht. Auf ihrem Sonderparteitag in Dublin stimmte eine überwältigende Mehrheit der 1200 Delegierten für das geplante Regierungsbündnis.

Das "Ski-Genie" aus Schneizlreuth Regina Häusls fixer Karriereweg nach oben

Sie war gerade sechs und wußte schon, was sie wollte. "Weltcup-Läuferin möcht' ich werden", kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen zurück, als die Erstkläßlerin von ihrer Lehrerin nach ihrem größten Wunsch befragt wurde. Den größten Traum in ihren bisher 19 Lebensjahren erfüllte sich das damals wie heute selbstbewußte bayerische Mädel im italienischen Olympiaort Cortina d'Ampezzo: Regina Häusl gewann die dritte Frauen-Abfahrt dieses Winters und stürmte schon in ihrer zweiten Weltcup-Saison zum ersten Mal auf die oberste Stufe des Siegerpodestes. Was hätte sie der Lehrerin damals auch sagen sollen? Regina war drei, als die beiden älteren Brüder ihre kleine Schwester aufs Schwarzeck bei Berchtesgaden schleppten und auf Ski stellten. Die zog sie seitdem kaum mehr aus. Tennis, Radfahren, Rafting und Klettern sind nur ein Ausgleich für ihre Leidenschaft. Die Anstellung beim Bundesgrenzschutz lassen ihr dazu genügend Zeit.

Vater Alois, der in dem zur Gemeinde Schneizlreuth zählenden Wohnort Jettenberg einen Malereibetrieb führt und nebenbei Hochtouren-Skiführer ist, und Mutter Josepha erkannten und förderten früh das Talent der Tochter. Zwei Goldmedaillen im Riesenslalom und Super-G bei der Junioren-Weltmeisterschaft im Vorjahr im slowenischen Maribor waren der erste Lohn. In Cortina konnte sie mit dem überraschenden Triumph 64 000 Mark an Prämien einstecken, "aber wegen Geld fahre ich nicht Ski".

Natürlich und locker, wie sie das lamentöse Siegeszeremoniell über sich ergehen ließ, hat die deutsche Abfahrts-Meisterin von 1992 die Mutprobe auf der schwierige Tofana-Piste bestanden und sie als zweite deutsche Läuferin nach Evi Mittermaier (1975) siegreich bezwungen. Die "Resi", wie sie gerufen wird, sei ein "Ski-Genie", sagt Frauen-Cheftrainer Rainer Mutschler über die neue Siegläuferin: "Das unglaubliche Skigefühl, angeboren, aber auch hart erarbeitet, und die Gabe, Mißerfolge wegzustecken und Dürrezeiten gelassen zu überstehen, machen aus Regina den Wettkampftypen schlechthin." Gerechnet hatte Mutschler mit ihr, "aber den Sieg in Cortina nicht gerade erwartet". Auch Regina Häusl, die einen Draufgänger wie Alberto Tomba zum Vorbild hat und sich, wie ihre Teamkollegen, gern an den Männern orientiert und Videos von Männer-Rennen als Lernhilfe zunutze macht, geht ihre Karriere "gefährlich schnell nach oben: Mir wär's lieber ein bißchen langsamer." Erfolgsdruck für die WM, für die sie sich in Abfahrt und in ihrer Lieblingsdisziplin Super-G qualifiziert hat, spürt sie nicht. "Das laß' ich auf mich zukommen. Erst einmal will ich das Ganze genießen." dpa

Fünf Frauen gesteinigt

NAIROBI, 10. Januar (dpa). In der "Republik Somaliland", die sich im Mai 1991 einseitig für unabhängig erklärt hatte, sind fünf Frauen wegen angeblichen Ehebruchs und Prostitution zu Tode gesteinigt worden. Eine sechste Frau erhielt hundert Peitschenhiebe, meldete der Afrikadienst des britischen Rundfunks BBC am Sonntag unter Berufung auf Augenzeugen aus Hargeisa. Die Frauen seien am Freitag nach dem Mittagsgebet exekutiert worden. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen haben wiederholt darauf hingewiesen, daß in Somalia, dessen Bewohner fast zu 100 Prozent Moslems sind, der Fundamentalismus immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Aachener Schwimmerinnen nahmen Anabolika Neuer Strafenkatalog in Arbeit DSV plant härteres Vorgehen nach dem neuem Dopingfall

Nach den neuen Dopingfällen will der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) Manipulationen wesentlich härter bestrafen. Sportlern drohen in Zukunft sogar lebenslange Sperren, wenn sie des Dopings überführt werden. Trainern und Funktionsträgern soll schon bei vermutetem Verschulden das Handwerk gelegt werden. Entsprechende Pläne für die Neuordnung des Strafenkatalogs bei Dopingvergehen will der zuständige Arbeitsausschuß dem DSV-Verbandstag schon Ende Mai in Schwäbisch Gmünd zur Beschlußfassung vorlegen. DSV-Präsident Klaus Henter sagt: "Wir müssen und werden mit härteren Bandagen fahren."

Am Freitag abend waren die beiden Aachener Schwimmerinnen Simone Schober (18), Fünfte der Deutschen Meisterschaften 1992 über 100 m und 200 m Brust, und Kristina Quaisser (24) des Anabolika-Mißbrauchs überführt worden. In ihrer Urinprobe fand sich Methenolon, ein in dem Medikament Primobolan enthaltenes Anabolikum. Erwischt wurden die Aachenerinnen, die derzeit keinem DSV-Kader angehören, bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften Mitte Dezember in Hildesheim. Beide wurden von dem für Disziplinarmaßnahmen zuständigen Schwimmwart Hans Hartogh nach Bekanntwerden des Ergebnisses der B-Probe am Institut für Biochemie an der Sporthochschule Köln mit der im Moment im DSV möglichen Höchststrafe von sechs Monaten Sperre belegt. Beide verzichteten auf weitere Rechtsmittel, erklärten jedoch, nicht bewußt gedopt zu haben.

Nach Angaben des DSV-Dopingbeauftragten Jürgen Medla, Richter am Amtsgericht in Würzburg, erklärten beide, sie hätten "nur das getrunken, was der Trainer gemixt und mitgebracht hat". In die Schußlinie geraten ist mit den Aachener Athletinnen ihr Trainer Claus Vandenhirtz, in den 70er Jahren Coach der Weltrekordlerin Christel Justen. Laut Medla wird der DSV über mögliche Schritte und eventuelle Disziplinarmaßnahmen gegen den Trainer beraten und zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Nach der bestehenden DSV-Rechtsordnung ist bei einem "Verstoß gegen die Sportdisziplin" die Verhängung einer Geldstrafe bis zu 10 000 Mark und die "zeitliche und dauernde Aberkennung der Fähigkeit zur Ausübung eines Amtes oder einer Tätigkeit" möglich. Das Problem liegt in der Beweisführung. Dem "Täter" muß nach dem bestehenden DSV-Recht das Vergehen nachgewiesen werden.

Der DSV will bei Dopingverstößen in Zukunft keine faulen Ausreden mehr gelten lassen. "Nur drastische Maßnahmen helfen noch. Sportler, die geschnappt werden, haben in Zukunft nicht mehr mit viel Nachsicht zu rechnen", sagt DSV- Präsident Klaus Henter aus Dortmund, "Trainer, die damit zu tun haben, haben im Schwimmsport nichts mehr zu suchen." dpa/sid

Kasachstan liefert an Rußland

MOSKAU, 10. Januar (dpa). Kasachstan will Rußland in den kommenden Jahren jeweils einige Millionen Tonnen Getreide liefern. Dies sicherte der kasachische Ministerpräsident, Sergej Tereschtschenko, seinem russischen Amtskollegen Viktor Tschernomyrdin am Samstag in der sibirischen Stadt Omsk zu. "Kasachstan wird in der nächsten Zeit 35 bis 37 Millionen Tonnen Getreide im Jahr produzieren, und mehr als die Hälfte können wir Rußland liefern", sagte Tereschtschenko.

Die beiden Regierungschefs führten Verhandlungen von Delegationen der Regionen beiderseits der mehr als 6000 Kilometer langen Grenze zwischen Rußland und Kasachstan an. Die insgesamt 20 Grenzgebiete vereinbarten in einer Reihe von Abkommen eine engere wirtschaftliche, technische und kulturelle Zusammenarbeit. Von den rund 16 Millionen Einwohnern Kasachstans sind etwa 40 Prozent Russen.

PEN-Zentren erinnern an die Bücherverbrennung

BERLIN. Die beiden deutschen PEN- Zentren wollen gemeinsam an die Bücherverbrennungen nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 in Berlin erinnern. Die Veranstaltung soll am 10. Mai an historischer Stelle, dem Opernplatz Unter den Linden, organisiert werden. Der 85jährige jüdische Autor Rudolf Hirsch und seine Frau Rosemarie Schuder hatten den Vorschlag eingebracht. dpa

Massaker im Schnellimbiß

WASHINGTON, 10. Januar (dpa). Unbekannte Täter haben in einem Schnellimbiß in einem Vorort von Chicago im US- Staat Illinois ein Blutbad angerichtet, dem sieben Menschen zum Opfer fielen. Die Polizei entdeckte am Samstag im Küchenbereich der Gaststätte die Leichen von sechs Männern und einer Frau. Das Tatmotiv blieb unklar. Die Polizei konnte nicht sagen, ob ein Raubüberfall verübt wurde.

Bei den Erschossenen handelte es sich um die Eigentümer des Pasta- und Hähnchen-Restaurants, ihren Koch sowie zwei weitere Angestellte. Die beiden anderen Opfer sind zwei Schüler, die in der Imbißstube jobbten.

Votum der Vereine Turn-Bundesliga soll eingleisig bleiben

Für die Beibehaltung einer einteiligen 1. Bundesliga der Turner haben sich am Samstag in Frankfurt/Main die Vereinsvertreter ausgesprochen. Wie bisher sind daran acht Mannschaften beteiligt. Geplant sind sieben Wettkampftage in den Monaten Oktober und November. Ausländer dürfen sofort starten, wenn sie jünger als 18 Jahre sind. Ältere müssen zumindest ein Jahr in Deutschland leben, bevor sie für Mannschaftswettbewerbe Startrecht erhalten.

Die neuen Bundesliga-Termine machten eine Verschiebung der deutschen Meisterschaften notwendig. Sie sollen nunmehr vom 8. bis 10. Oktober und nicht mehr Ende November in Bremen stattfinden. Mit dem 30. April bis 2. Mai wurde nunmehr auch der Dreiländerkampf gegen Ungarn und die Ukraine fest terminiert. Die Qualifikationen der Turner und Turnerinnen für die Weltmeisterschaften (12. bis 18. April in Birmingham) finden im Rahmen des "Turniers der Meister" am 20./21. März in Cottbus statt. dpa

Fußball-Hallenturnier in Hannover und Rostock Dem Gastgeber wuchsen Flügel 96er gewannen nach spannendem Finale gegen den 1. FC Köln

Pokalsieger Hannover 96 stahl wieder einmal den etablierten Mannschaften aus dem Oberhaus die Schau. Der Zweitliga- Tabellenzehnte schlug am Samstag im Finale des Hallen-Fußballturniers in Hannover den 1. FC Köln nach spannendem Verlauf 5:4 und kassierte für den Erfolg eine Prämie von 7000 Mark, während die Kölner 4000 Mark erhielten. Den dritten Platz belegte Borussia Mönchengladbach durch ein 5:4 über Wattenscheid 09.

Ausgerechnet die teuerste Mannschaft des Turnier enttäuschte die über 4200 Zuschauer maßlos: Schalke 04 blieb ohne Sieg und mußte sich frühzeitig von seinen Fans verabschieden. Auch Widzew Lodz kam über eine Statistenrolle nicht hinaus. Die Überraschung der Veranstaltung waren zweifellos die Amateure von Sportfreunde Ricklingen Hannover. Der Landesliga-Tabellenführer verpaßte das Endspiel nur durch ein 1:3 im letzten Gruppenspiel gegen Hannover 96. Peter Wynhoff (Borussia Mönchengladbach), Uwe Tschiskale (Wattenscheid 09) und Martin Groth (Hannover 96) waren mit jeweils vier Treffern die erfolgreichsten Torschützen des Turniers. Der tschechische Fußball-Erstligist Sigma Olmütz gewann das Rostocker Hallenturnier. Vor 3800 Zuschauern in der ausverkauften Stadthalle bezwang Olmütz im Endspiel den Hamburger SV mit 5:4 (2:1). Den dritten Platz belegte der 1. FC Kaiserslautern, der am Vortag das Turnier in der Kieler Ostseehalle zu seinen Gunsten entschieden hatte. Im kleinen Finale gaben die Pfälzer dem gastgebenden Zweitligisten FC Hansa Rostock mit 5:4 (3:1) das Nachsehen.

Die tschechische Mannschaft erhielt für den Turniererfolg eine Siegprämie von 6500 Mark. Neben den 2500 Mark für Platz zwei sicherten sich die Hamburger in der Qualifikation für das Hallen-Masters Ende Januar in München 87 Wertungspunkte. In dem umkämpften Finale, das in der regulären Spielzeit 4:4 endete, wurde der Sieger erst in der Verlängerung (Sudden death) ermittelt. Den goldenen Treffer zum 5:4 erzielte Marosi mit einem Strafstoß. Bester Schütze war der Lauterer Goldbaeck mit sechs Toren. dpa

Fechten-Herrenflorett Weidner triumphierte beim Turnier in Havanna

Sensationeller Triumph der deutschen Florettfechter beim Turnier um den Pokal der Stadt Havanna: Thorsten Weidner (Tauberbischofsheim) gewann auf Kuba das zweite Weltcup-Turnier dieser Saison und liegt nun in der Weltrangliste und in der deutschen Rangliste vorn. Den deutschen Erfolg vervollständigten fünf weitere Athleten im Finale auf den Plätzen drei bis sieben. Ingo Weißenborn (Tauberbischofsheim) wurde Dritter vor Alexander Koch (Essen), Roman Christen, Thomas Endres (beide Tauberbischofsheim) und Ralf Bissdorf (Heidenheim). Karsten Riedel (Hannover) wurde Zehnter, der deutsche Meister Udo Wagner (Tauberbischofsheim) Zwölfter.

Die Mannschafts-Goldmedaillengewinner von Barcelona funktionierten den hochkarätig besetzten Wettkampf in der kubanischen Hauptstadt zu einer deutschen Meisterschaft um. Lediglich Elvis Gregory gelang es, in die Phalanx der Deutschen einzubrechen. dpa

Deutsches Torefest an der Cote d'Azur: Klinsmann viermal, Völler dreimal im Ziel

Sogar Prinz Albert von Monaco war auf der Ehrentribüne des Stadions Louis II schier aus dem Häuschen und klatschte begeistert Beifall. Unten auf dem Rasen zog Jürgen Klinsmann vor 10 000 Zuschauern eine Ein-Mann-Schau gegen Auxerre ab. Beim 4:0-Sieg des AS Monaco über den Tabellen-Fünften Auxerre in der 20. Runde der französischen Fußball- Meisterschaft erzielte der Ex-Stuttgarter alle Tore (7. Minute/32./52./56.) für den Gastgeber und schoß Monaco an die Tabellenspitze. Ein ähnliches Husarenstück gelang auch Rudi Völler. Beim 5:2 von Meister Olympique Marseille gegen Schlußlicht Toulon steuerte der ehemalige Bremer drei Treffer bei und zeigte die stärkste Leistung nach seiner Verletzung. Olympique Marseille ist nun auf dem dritten Tabellenplatz. Klinsmann nahm mit seiner Galavorstellung eine persönliche Revanche für die 1:4-Niederlage im Hinspiel, als sein Gegenspieler Prunier ihn mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln an die Kette gelegt hatte. Diesmal drehte der Schwabe den Spieß um.

Bereits nach sieben Minuten war er ein erstes Mal entwischt und schon schlug es bei Nationaltorwart Martini ein. Keine gute Figur machte Martini beim zweiten Treffer, als ihm der Ball durch die Beine glitt. Nach dem Wechsel ließ "Klinsi" mit seinen gefürchteten langen Konterläufen die Abwehr des Herbstmeisters ein ums andere Mal alt aussehen. Mit zwei weiteren Treffern rundete der Nationalspieler sein Torfestival ab.

"Unsere augenblickliche Angriffsschwäche hatte überhaupt nichts mit Rudis schwacher Form zu tun. 30jährige brauchen halt etwas länger, bis sie den Spielrhythmus nach einer Verletzung wiederfinden." Mit diesen Worten entschuldigte Trainer Goethals Völlers schlechte Leistung beim Nachholspiel am vergangenen Mittwoch in Lille. Der gebürtige Hesse bedankte sich auf seine Weise für das Vertrauen des Coaches. Boksic schickte er nach drei Minuten in die Gasse, der das 1:0 besorgte. Dann übernahm Völler selbst das Toreschießen. In der 19. Minute staubte er ab, in der 30. verlud er Torwart Borelli. Da aber Marseilles Abwehr wiederum nicht den besten Tag erwischt hatte, blieb die Partie durch Meyrieu (24./40.) weiter offen. Nach dem Wechsel machte Völler dann mit einem satten Linksschuß zum 4:2 alles klar (64.), bevor Boksic (82.) den Schlußstrich zog.

Der bisherige Spitzenreiter Nantes kam gegen Lyon über ein 1:0 durch Quedec nicht hinaus und gab deshalb die Tabellenführung an Monaco dank der besseren Tordifferenz ab. Paris St. Germain hatte beim 3:1 in Sochaux keine Probleme. Torschützenkönig bleibt weiter Gravelaine (Caen), der gegen Lille seine Bilanz auf 15 Saisontore schraubte. Klinsmann liegt nun auf Rang zwei mit 13 Treffern. Etwas abgeschlagen ist Rudi Völler, der bisher immerhin auch achtmal erfolgreich war. dpa

Gewichtheber-Bundesliga

ASV Ladenburg auf

Tanzfläche gestolpert

Der ASV Ladenburg stolperte am 5. Wettkampftag der Gewichtheber-Bundesliga zwar nicht auf der Heberbühne, dafür aber auf der Tanzfläche. Der Tabellenführer der Staffel Süd hatte seinen Wettkampf gegen den SV Fellbach zugunsten eines ASV-Vereinsballs verschoben und fiel von der Spitzenposition auf Rang zwei zurück. Die Gunst der Stunde nutzte der AC Mutterstadt, der durch einen 820,5:751,0-Erfolg über den SV Germania Obrigheim die Führung übernahm.

Überraschungen blieben in der fünften Bundesliga-Runde aus. Das beste Ergebnis aller Mannschaften erzielte Titelverteidiger AC Germania St. Ilgen, der 912,2 Punkte gegen KTH Ehrang (685,7) erzielte. Herausragende Akteure waren zwei Bulgaren. Beim Gastgeber dominierte Olympiasieger Assen Zlatew, der bei 82,8 kg Körpergewicht eine Zweikampfleistung von 347,5 kg und damit 192,5 Relativpunkte erreichte. Beim KTH Ehrang hielt Teodosiev (93,8 kg Körpergewicht) mit 362,5 kg und 189,5 Punkten dagegen.

Die Spitzenreiter in den Staffel Nord und Ost festigten ihre Positionen. Der VfL Wolfsburg hatte bei der Kampfgemeinschaft Wolfenbüttel/Braunschweig keine Mühe, zu einem überlegenen 892,0:684,2-Erfolg zu kommen. dpa

Neuauflage im Finale der Ringer-Bundesliga Titelverteidiger Goldbach kontra Schifferstadt Franken siegten mühelos / Sabejew und Gartmann sollen die Revanche der Pfälzer ermöglichen

Titelverteidiger AC Goldbach kontra VfK Schifferstadt: Die Neuauflage des vorjährigen Finals um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Ringen ist nach den klaren Erfolgen beider Teams am letzten Endrundenkampftag perfekt. Die Franken gewannen in der Gruppe A beim KSC Graben-Neudorf sicher mit 24,5:5 Punkten. Im Entscheidungsduell der Staffel B bezwangen die Männer aus der Pfalz den KSV Wiesental sensationell mit 19,5:6,5. Das erste Final-Duell zwischen Goldbach und Schifferstadt findet am kommenden Sonntag (16 Uhr) in der Aschaffenburger Unterfrankenhalle statt.

Der VfK Schifferstadt überraschte wieder einmal die Ringerwelt. Einen Tag vor dem bedeutenden Kampf gegen Wiesental erhielten die Pfälzer die Einbürgerung des 18jährigen Deutsch-Russen Stefan Gartmann, der mit einem überlegenen 17:2-Punktsieg im Papiergewicht über Freddy Scherer schon im ersten Kampf die Nordbadener in einen gewissen Schockzustand versetzte. Als dann Ex- Europameister Arawat Sabejew den früheren Schwergewichts-Weltmeister Uwe Neupert, inzwischen 35 Jahre alt, mit 6:0 bezwang und Fliegengewichtler Stanislaw Kaczmarek überraschend den russischen Europameister Vladimir Tougusow nach 1:45 Minuten auf die Schultern zwang, lagen die Gastgeber bereits mit 10,5:0 in Front.

Halbschwergewichtler Andreas Steinbach holte erst in der vierten Auseinandersetzung mit einem 8:1 über Bogdan Daras den ersten Sieg für Wiesental. Anschließend punkteten jedoch wieder die Hausherren durch Bantamgewichtler Markus Scherer (8:7 nach 0:7 Rückstand gegen Radu Strubert) und Mittelgewichtler Andreas Kubiak (4:2 nach 0:2-Rückstand über Detlef John), so daß Schifferstadts Finalteilnahme bei uneinholbarer 15,4:2,5-Führung nach sechs Kämpfen bereits feststand.

VfK-Trainer Willi Heckmann zeigte sich vor allem "überrascht" von Gartmann, dessen Leistungsstärke er vorher nicht richtig einschätzen konnte. "Gartmann hat den Grundstein zum Sieg gelegt", betonte er. "Mit ihm und Sabejew haben wir im Finale reelle Chancen, uns für die vorjährige Niederlage zu revanchieren." Erst im August 1992 war Gartmann, der auf dem Sprung in die russische Nationalmannschaft stand, in die Bundesrepublik gekommen. Mit ihm hat der VfK Schifferstadt wieder einen Papiergewichtler, der internationales Format besitzt. In den VfK-Reihen stehen jetzt immerhin sechs Athleten, die in Polen, Rumänien beziehungsweise der früheren Sowjetunion das Ringen erlernt haben, inzwischen aber deutsche Staatsbürger sind.

Goldbachs Trainer Gerhard Weissenberger, der gegen Graben-Neudorf "Ringern aus der zweiten Reihe eine Einsatzmöglichkeit gab", hätte "lieber Wiesental als Endkampfgegner gehabt, weil Schifferstadt unberechenbar ist".

Nur noch statistischen Wert besaß in der Gruppe A der 18,5:10-Erfolg der RWG Mömbris/Königshofen gegen den KSV Aalen, wobei es mit dem 2:0-Punktsieg von Torsten Wagner über Schwergewichts-Weltmeister Andreas Schröder (Aalen) eine faustdicke Überraschung gab. B-Staffel-Vertreter ASV Lampertheim (11:13,5 gegen KSV Witten) und Graben-Neudorf schlossen die Endrunde ohne Punktgewinn ab. dpa

REITEN S-Springen, 2. Qualifikation zum Großen Preis von Verden: 1. Schepers (Fröndenberg) auf Pierrot null Fehlerpunkte/39,70 Sekunden, 2. Gundel (Buchloe) auf Physalie 0/41,40, 3. Plate (Oldendorf) auf Grand Slam 0/43,70, 4. Liemke (Werl) auf Pionier 4/38,80, 5. Simon (Hamburg) auf Samanta 4/41,60, 6. Kreutzmann (Lütjensee) auf Filou le Rouge 8/37,10 (alle im Stechen).FECHTEN WELTCUP-TURNIER, Pokal der Stadt Havanna, Florett, Männer, Finale: Weidner (Tauberbischofsheim) - Gregory (Kuba) 5:3, 2:5, 5:0. - Halbfinale: Weidner - Weißenborn (Tauberbischofsheim) 5:6, 6:4, 5:2, Gregory - Koch (Essen) 6:5, 1:5, 5:2. - Viertelfinale: Weißenborn - Hocine (Frankreich) 3:5, 5:1, 5:1, Weidner - Christen (Tauberbischofsheim) 2:5, 6:5, 6:5, Koch - Endres (Tauberbischofsheim) 0:5, 6:4, 6:5, Gregory - Bissdorf (Heidenheim) 5:2, 5:3. - Stand der Weltrangliste nach dem zweiten Weltcup-Turnier: 1. Weidner 164 Punkte, 2. Wagner 149, 3. Omnes (Frankreich) 131, 4. Golubitski ((Rußland) 114, 5. Cerioni (Italien) 96, 6. Schreck (Bonn) 89. - Stand der deutschen Rangliste nach dem dritten Turnier: 1. Weidner 66,4 Punkte, 2. Wagner 58,7, 3. Weißenborn 55,3, 4. Schreck 36,9, 5. Koch 35,5, 6. Christen 29,9, 7. Riedel 28,8, 8. Endres 26,0.

"Rexrodt soll Aufbau im Osten Vorrang geben"

Wirtschaftsminister der neuen Länder formulieren Forderungskatalog / Aktive Sanierung der Betriebe nötig

BERLIN/HAMBURG (dpa). Die fünf ostdeutschen Wirtschaftsminister erwarten vom designierten Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) in seiner künftigen Politik vor allem eine eindeutige Priorität für die neuen Länder. Er sollte sich für eine aktive Sanierung der Betriebe und für den Erhalt beziehungsweise die Schaffung neuer Arbeitsplätze einsetzen, erklärten sie in Interviews der in Berlin erscheinenden Sonntagspost.

Der brandenburgische Ressortchef Walter Hirche, der bei der Nominierung in der FDP Rexrodt unterlegen war, sagte, der neue Wirtschaftsminister müsse "dafür sorgen, daß Bundesaufträge gezielt in den Osten gehen". Außerdem sollte er sich dafür stark machen, daß die Investitionspauschale für Kommunen (300 Mark pro Einwohner) wieder eingeführt werde. Sein Amts- und Parteikollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Conrad-Michael Lehment, erwartet "insbesondere, daß die Finanzierung des Aufschwungs Ost durch den Abbau von Subventionen weitergeführt wird".

Sachsen Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) erklärte, Rexrodt dürfe nicht länger tatenlos zusehen, wie Monat für Monat Tausende von Industriearbeitsplätzen ersatzlos wegfielen. "Es ist allerhöchste Zeit, daß der neue Mann zusammen mit dem Finanzminister der Treuhand grünes Licht für die aktive Sanierung gibt." Der Thüringer Ressortchef Jürgen Bohn (FDP) verlangte, daß Rexrodt dazu beitragen müsse, in Ostdeutschland einen sich selbst tragenden konjunkturellen Aufschwung zu entwikkeln. Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) aus Sachsen-Anhalt meinte, der "Neue" in Bonn müsse den Vorrang des Aufbaus Ost vor dem Ausbau West in praktische Politik umsetzen.

Nach Meinung des früheren Wirtschaftsministers Karl Schiller sollten Rexrodt und Finanzminister Waigel den Zentralbankrat davon überzeugen, in absehbarer Zeit eine Zinssenkungspolitik zu betreiben. "Die hohen Zinsen und der hohe Wechselkurs der D-Mark hemmen unsere Konjunktur, aber auch die unserer europäischen Nachbarn", sagte Schiller der Bild am Sonntag.

Der frühere Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Heinrich Weiss, sieht die Wirtschaft vor der "gefährlichsten Situation nach dem Krieg". Drei negative Entwicklungen überlagerten sich, erklärte er in einem Interview der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Einmal sei dies der Konjunkturabschwung, den es zyklisch immer gebe. Zweitens habe der Beschäftigungsrückgang die Standortnachteile voll aufgedeckt - zu hohe Personalkosten, Überreglementierung, überhöhte Steuern. Drittens sei in Westdeutschland "unser Lebensstil nach der Wiedervereinigung trotz des Finanzbedarfs für den Ausbau im Osten nicht geändert" worden. Das zusammen "überfordert die westdeutsche Wirtschaft und ergibt eine recht negative Aussicht für die nächsten zwei, drei Jahre".

Handball-Europapokal der Frauen Lützellindens schwerer Gang nach Budapest

Drei Heimsiege für die deutschen Frauen-Teams im Handball-Europapokal, aber dennoch kein eitel Sonnenschein. Vor allem das Polster für TV Lützellinden ist nach einem 23:20-Sieg über Epitök Budapest bei den Pokalsiegern nicht groß. Weit günstiger sieht es für TuS Walle Bremen und den BFV Frankfurt/Oder aus. Bremen kam bei den Landesmeistern zu einem 21:13 (10:7)-Erfolg über HC Slovan Duslo Sala aus der Slowakei, Frankfurt/Oder besiegte im IHF-Cup Lutsch Moskau 28:19 (14:8).

Der souveräne Bundesliga-Spitzenreiter Lützellinden verpaßte vor 1400 Zuschauern die Gelegenheit, sich gegen Budapest eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen, weil die Deckung löchrig war. So konnte ein Vorsprung von 7:3 (15.) und 18:12 (45.) nicht behauptet werden. "Wir haben in dieser Saison noch nie so schlecht gespielt wie heute. Ich bin überhaupt nicht zufrieden", schätzte Coach Jürgen Gerlach ein. Seine Mannschaft habe den Rivalen unterschätzt, sei nun im Rückspiel gefordert und müsse "gut arbeiten". Ein heißer Tanz steht in Budapest bevor. dpa

Handball-Bundesliga Große Taten von Ramota Gummersbach mit "Nachwuchs"-Torwart auf Weg nach oben

Die Renaissance des schon so oft verfrüht abgeschriebenen deutschen Rekord-Meisters VfL Gummersbach hat einen neuen Namen: Christian "Eros" Ramota, 19 Jahre, 198 cm groß und Torwart. "Da bleibe ich mal ganz locker und gukke, wie es weitergeht", meinte der blonde Hüne nach dem 21:16 gegen den TBV Lemgo, den das Riesentalent im Tor des erfolgreichsten Handball-Vereins der Welt mit seinen unglaublichen Reflexen fast allein zur Verzweiflung brachte. "Morgen mache ich ein schlechtes Spiel, und dann fragt sich jeder, was macht ausgerechnet ein 19jähriger im Tor des ruhmreichen VfL?"

Der Sonnyboy und ehemalige "Bruder Leichtfuß" ist im Schatten seiner Vorgänger gereift und in seiner zweiten Bundesliga-Saison zur festen Gummersbacher Größe geworden. Seitdem der ehemalige Pulheimer für den verletzten Stammtorwart Heil und als Nachfolger des nach Dormagen abgewanderten Andreas Thiel die Abwehr zusammenhält, geht es mit dem VfL wieder aufwärts. Bundestrainer Emrich, der Ramota schon zum Jugend- Auswahlspieler berief, hatte Ramota zur Verwunderung der Konkurrenz schon in seinen Perspektivkader für die Zeit nach der WM im März in Schweden beordert: "Er ist ein großes Talent mit glänzenden Anlagen. Er hat als Nachwuchsmann das Glück, in der Bundesliga spielen zu dürfen."

Platz 9 nach einem 0:6-Fehlstart und dem Trainerwechsel mit Klaus Brand für den erfolglosen Hvorje Horvat mitten in der Saison soll für Ramota und Gummersbach nur eine Zwischenstation auf dem Weg zurück in die Spitze sein, auf den sich der THW Kiel als "ewiger Zweiter" nach dem dramatischen Nord-Derby mit 19:18 gegen die SG Flensburg-Handewitt wieder begeben hat.

"Knapp genug", meinte Kiels Coach Holger Oertel. Der schwedische Weltmeister Magnus Wislander war mit seinem siebten Tor in letzter Sekunde neben Schwenke (9/7) der Matchwinner. Kiel bestätigte sich als "Nordlicht Nummer 1" und schob sich mit 23:17 Punkten wieder in die Spitzengruppe hinter die im Europacup engagierten Teams von Wallau und Essen.

Aufsteiger Flensburg-Handewitt kämpft mit 16:24 Punkten weiter gegen den drohenden Abstieg. Die zehnte Niederlage des Teams von Trainer Serdarusic ("uns klebt unglaubliches Pech an den Füßen") gewinnt noch mehr Gewicht, nachdem sich der VfL Fredenbeck mit dem 22:19 gegen den Tabellenletzten HC Empor auf 18:22 Punkte verbesserte. Die Düsseldorfer rutschten nach dem 18:21 unter der Woche gegen Bayer Dormagen wieder auf Platz 15 und sind neben Eitra und Rostock (je 8:30) wieder ein Abstiegskandidat. dpa

Im Blickpunkt: Germania "Für Schwaetzers Beitrag nichts bezahlt"

Die Münchner Immobilienfirma Germania hat nach eigenen Angaben für den Beitrag von Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) in ihrer Haus- und Kundenzeitschrift nichts bezahlt. Es sei auch keine Spende an die FDP geflossen, sagte Helmut K. Werner, Aufsichtsratsvorsitzender und Mehrheitsgesellschafter der Germania Vermögensanlagen-Vertriebs GmbH, am Sonntag in München der Deutschen Presse-Agentur. Persönliche oder verwandtschaftliche Beziehungen zu Frau Schwaetzer oder ihrer Familie bestünden nicht, betonte Werner.

Germania habe eine prominente Persönlichkeit für einen Artikel in der Haus- und Kundenzeitschrift "Germania Exclusiv Informationen" gesucht. Deshalb habe Germania-Geschäftsführer Helmut Mattern an das Bundesbauministerium geschrieben, mit Hinweis auf die Aktivitäten der Gesellschaft beim Bau von Seniorenwohnheimen und beim Wohnungsbau in den neuen Bundesländern. Nach einigen Erkundigungen durch das Ministerium über die Tätigkeit des Unternehmens sei der Beitrag pünktlich eingetroffen und in der Ausgabe 3/92 vom November erschienen. "Das Ministerium hat keine Zahlung gewollt und keine erhalten."

Die Germania ist nach Darstellung Werners eine reine Immobilien-Vertriebsgesellschaft mit 100 Mitarbeitern, davon 18 in der Zentralverwaltung in München. Die Haupttätigkeitsfelder umfaßten den Wohnungsbau, sowohl frei finanziert als auch öffentlich gefördert, und den Geschäftsbau. Überwiegend würden für Neubauten Investoren gesucht, das Unternehmen veranlaßt aber auch die Renovierung von Altbauten. Die Gesellschaft sei selbst im Wohnungsbau nicht tätig und übernehme auch keine Bauträgerschaft. "Germania hat noch nie einem Mieter gekündigt und auch noch nie eine Kündigung veranlaßt", sagte Werner.

Seit der Vereinigung Deutschlands liege der Schwerpunkt der Firmentätigkeit in Berlin und den neuen Bundesländern. So biete Germania Immobilien im Osten Berlins und in Leipzig an.

Neben einer Tochtergesellschaft, der Germania Service GmbH (München), die die Eigentümer der Immobilienobjekte weiter betreut, besteht noch eine Schwestergesellschaft in den USA, die Germania of America Inc. (Atlanta). Die US-Gesellschaft tritt im Gegensatz zur deutschen GmbH auch als Bauträger auf. Gesellschafter der Germania Vermögensanlagen-Vertriebs GmbH sind neben Werner, der 51 Prozent am Stammkapital von 1,25 Millionen Mark hält, Rudolf Färber und Johannes C. Hartmann. (dpa)

BIATHLON TESTRENNEN in Oberhof, Männer, 15 km: 1. Luck (Oberhof) 44:03 Minuten (einschließlich 1 Strafminute), 2. Groß (Ruhpolding) 44:20 (2), 3. Hoos (Oberhof) 44:28 (2), 4. Schönthier (Ruhpolding) 45:16 (2), 5. Kluge (Ruhpolding) 46:15 (3), 6. Fischer (Oberhof) 46:21 (3), 7. Kirchner (Oberhof) 46:22 (3), 8. Fischer (Ruhpolding) 46:23 (3).

Frauen, 12 km: 1. Disl (Moosham) 36:45 (2), 2. Schaaf (Willingen) 39:22 (4), 3. Schneider (Altenberg) 41:04 (5), 4. Kesper (Willingen) 43:23 (7), 5. Greiner-Petter-Memm 44:25 (8), 6. Humanik (Oberwiesenthal) 45:44 (10), 7. Schwaab (Oberhof) 45:57 (8).

Erfolgslawine der DSV-Frauen rollte auch beim Weltcup in Cortina d'Ampezzo weiter Regina Häusl triumphierte in der Abfahrt

Platz drei für Seizinger / Merle gewann Riesenslalom / Schwierige Auswahl für WM-Kader

Die Erfolgslawine der deutschen Ski- Damen rollt weiter. Mit dem überraschenden Triumph der erst 19 Jahre alten Regina Häusl und Platz 3 von Katja Seizinger bei der dritten Weltcup-Abfahrt der Saison und dem respektablen achten Platz von Martina Ertl im Riesenslalom in Cortina d'Ampezzo setzten die Läuferinnen des Deutschen Skiverbandes (DSV) nach dem erfolglosen Zwischenspiel von Maribor (Marburg) ihre Serie von Nordamerika auch in Europa fort. Drei Siege, zwei zweite sowie drei dritte Plätze und haufenweise Plazierungen unter den ersten 15 haben das Team zur bisher erfolgreichsten Mannschaft im Skizirkus und zu aussichtsreichen Medaillenanwärtern bei den Weltmeisterschaften in Japan befördert. Cheftrainer Rainer Mutschler kann gut mit der Favoritenlast leben: "Es gibt ohnehin nichts anderes als ,Messer raus&rquote; und voll attakkieren."

Die "wundervollen Tage" (Mutschler) bei azurblauem Himmel über dem italienischen Olympiaort von 1956 waren allerdings überschattet vom Unglück der Michaela Gerg (siehe Bericht auf dieser Seite). Regina Häusl, die auf der Tofana- Strecke ihren ersten Weltcup-Sieg feierte, wird bei der WM einspringen. "Ich kann es kaum glauben", sagte die neue Siegläuferin nach ihrem mit 64 000 Mark Prämien dotierten Erfolg vor der Schweizerin Heidi Zurbriggen und der enttäuschten Katja Seizinger, die als Trainingsschnellste "mehr erwartet" hatte, aber wegen eines Konzentrationsfehlers einen fatalen "Bock" leistete. Der nach dem Freitag-Training - vier Deutsche waren vorn - erwartete totale Triumph blieb aus, weil Michaela Gerg und Kathrin Gutensohn nicht ins Ziel kamen. Mutschler zeigte Verständnis: "Wenn man wie sie voll auf Angriff und mit viel Risiko fährt, passiert so etwas schon einmal."

Am Sonntag, im letzten Riesenslalom vor der WM, wäre für Martina Ertl mehr als Platz 8 drin gewesen. "Ich habe mit zwei brutalen Fehlern im ersten Lauf schon viel verspielt", meinte die 19jährige aus Lenggries nach ihrer Gesamtzeit von 2:34,02 Minuten. Katja Seizinger (Halblech/2:35,53) verpaßte als elfte hinter Christine Meier (2:34,67) aus Rottach- Egern die WM-Norm. Mit zweimal Laufbestzeit feierte die Französin Carole Merle (2:31,54) nach Maribor ihren zweiten und insgesamt 19. Weltcup-Triumph vor Anita Wachter (2:32,20) aus Österreich und der Italienerin Deborah Compagnoni (2:32,77).

Mutschler blieb trotz des gelungenen Wochenendes seiner sachlichen Linie treu: "Wir sind nicht die dominierende Mannschaft, die anderen sind genauso stark", warnte er vor voreiliger WM- Euphorie. Und: "Die Konkurrenz wartet nur auf unsere Fehler, um sie dann eiskalt auszunutzen." Der schwierigen Aufgabe, nach der Vornominierung für die WM am 18. Januar die Fahrkarten nach Morioka zu verteilen, sieht der Chefcoach gelassen entgegen: "Wir haben nur positive Persönlichkeiten, die auch harte, aber konsequente Entscheidungen akzeptieren. Aber sicherlich wird es Tränen geben", sagte Mutschler, der bei der Entscheidung neben den Weltcup-Plazierungen auch das "subjektive Urteil" des Trainerstabs berücksichtigen wird.

Wegen der prekären Schneelage in Garmisch-Partenkirchen wurde das Weltcup-Rennen der Frauen am kommenden Wochenende von dort nach Cortina d'Ampezzo verlegt. Dies gabe der Internationale SKi-Verband (FIS) während des Rennens der Männer in Garmisch bekannt. dpa/sid

Beim Langlauf-Weltcup arbeitete sich die deutsche Staffel auf Rang sechs vor Spurtstarke Italiener bezwangen Norweger Dählie stürzte / Russische Athletinnen dominierten / WM-Tickets für das Quartett um Behle

Der deutsche Rekordmeister Jochen Behle meldete sich am Wochenende bei den von Le Brassus nach Ulrichen verlegten Langlauf-Weltcuprennen in der klassischen Technik wieder in der Weltspitze zurück. Der 32jährige für Hirschau startende Nordhesse erreichte am Samstag über 15 km mit nur 57,8 Sekunden Rückstand auf den italienischen Überraschungssieger Marco Alborello den 13. Rang.

Alborello, der zweifache Olympia-Zweite aus Italien, bezwang durch einen Sturmlauf auf der zweiten Streckenhälfte in 39:34,5 Minuten die dreifachen norwegischen Olympiasieger und Favoriten Vegard Ulvang (39:44,5) und Björn Dählie (40:08,3). Dählie, der nach 7,3 km noch deutlich geführt hatte, stürzte dann allerdings auf einer eisigen Abfahrt und büßte somit wertvolle Sekunden ein. Marco Alborello hatte auch maßgeblichen Anteil am sonntäglichen Erfolg der 4ä10-km- Freistilstaffel vor Olympiasieger Norwegen und Schweden. Das deutsche Quartett sicherte sich mit dem sechsten Platz die Tickets für die kommende Weltmeisterschaft.

In der deutschen Staffel imponierten vor allem die Freistil-Spezialisten Peter Schlickenrieder (Schliersee) als zweitschnellster aller Startläufer sowie Johann Mühlegg (Marktoberdorf - Dritter seiner Runde), der den Oberwiesenthaler Jan Fiedler als Führenden im Feld der 20 Mannschaften auf die dritte Schleife schickte.

Allerdings konnten Fiedler (9.) und Jochen Behle (8.) die Position gegen die Verfolger nicht halten. Silvio Fauner rettete den Sieg mit 4/10 vor Norwegens Schlußmann Björn Dählie sowie 2,9 Sekunden vor Schweden ins Ziel.

Bei den Frauen gewann über 10 km die vierfache Olympia-Dritte Jelena Välbe (Rußland) in 28:43,4 Minuten vor der bereits 38jährigen Finnin Marja-Liisa Kirvesniemi (28:55,9) und Stefania Belmondo aus Italien (29:00,0). Beste deutsche Läuferin war Ina Kümmel aus Oberwiesenthal als 26. in 30:58,7, die ihr die ersten fünf Weltcup-Punkte des Winters einbrachte.

Im Staffelrennen der Frauen setzte sich im schweizerischen Ulrichen über 4ä5 km die Mannschaft Rußlands in der Besetzung Swetlana Nagejkina, Jelena Välbe, Larissa Lazutina und Ljubow Jegorowa in 57:05,0 Minuten vor Italien (57:38,7) und Norwegen (58:17,6) durch. Das deutsche Trio Anke Schulze (Willingen), Sigrid Wille (Maierhofen) und Ina Kümmel erreichte gemeinsam mit der Tschechin Lucie Chroustovska den siebten Rang (59:19,5).

Dabei erzielte Anke Schulze die fünftbeste Zeit der Startläuferinnen in ihrem Abschnitt, Sigrid Wille und Ina Kümmel waren jeweils Sechstschnellste ihrer Runde. Ina Kümmel wechselte auf Position 3 zur tschechischen Schlußläuferin, womit die deutschen Frauen das für sie unbefriedigende Resultat vom Einzelrennen wenigstens etwas korrigieren konnten.

In der Weltcup-Wertung übernahm bei den Frauen Jelena Välbe die alleinige Führung mit 320 Punkten vor ihren Mannschaftskolleginnen Ljubow Jegorowa (270) und Larissa Lazutina (225). Bei den Männern behauptete Vegard Ulvang seine Spitzenposition mit 355 Punkten vor Björn Dählie (332) und dem Kasachen Wladimir Smirnow (280).

Von den deutschen Läufern konnten lediglich Johann Mühlegg (62) und Jochen Behle (46) einige Weltcup-Zähler auf ihrem Konto verbuchen. Im Mannschafts- Weltcup führt Rußland vor dem Team aus Norwegen. dpa

Schwimm-Weltcup in Peking Van Almsick immer schneller Berlinerin stellt zwei weitere Kurzbahn-Weltrekorde auf

Franziska van Almsick hält die Schwimmwelt mit Weltrekorden am laufenden Band in Atem. Erst eine "Show" in Shanghai, dann eine "Gala" in Peking: Innerhalb von vier Tagen stellte die Berlinerin beim Schwimm-Weltcup drei Kurzbahn-Weltrekorde auf. Am Sonntag verbesserte die 14jährige Berlinern ihre erst am Mittwoch in Shanghai aufgestellte Weltbestmarke über 100 m Freistil noch einmal um 13 Hundertstelsekunden auf 53,33 Sekunden. 24 Stunden zuvor hatte sie ebenfalls in der chinesischen Metropole auch über die 200 Meter mit 1:55,84 Minuten in neuer Weltrekordzeit angeschlagen. Sie blieb dabei über eine halbe Sekunde unter der alten Bestmarke von Birgit Meineke (Berlin), die 1983 in Indianapolis in 1:56,35 Minuten zum Welt-Maß gemacht hatte.

"Es ging ganz schön auf die Knochen, so viele Wettkämpfe in so kurzer Zeit hintereinander zu schwimmen", stöhnte Franziska van Almsick am Sonntag. Der dritte Weltrekord fiel ihr deshalb "am schwersten". Trotz ihres phänomenalen Weltrekord-Wirbels in China möchte sie dennoch im Jahre 2000 lieber nicht bei Olympischen Spielen in Peking starten. "Ich bin ja Olympia-Botschafterin für Berlin und hoffe natürlich, daß deshalb auch die Spiele nicht nach Peking vergeben werden", sagte die Sportlerin.

Fünf Siege, drei Weltrekorde: Das "Reich der Mitte" war für Franziska van Almsick eine Reise wert. "Ich habe nicht erwartet, daß ich Rekorde schwimme", diktierte Franziska van Almsick den Journalisten in China in den Block, "aber wenn sie kommen, freue ich mich." Die Pekinger "Volkszeitung" erschien am Sonntag mit einem Foto der Berlinerin. Die chinesische Nachrichtenagentur berichtete von dem deutschen Teenager: "Der Star in Peking".

Die Konkurrenz in Peking hatte in dem 200-m-Rennen nicht den Hauch einer Chance gegen das große Talent aus Deutschland. Lu Bin schlug erst nach 1:59,01, ihre chinesische Landsmännin Le Jinyi nach 1:59,33 Minuten an. Und über 50 m Freistil "spielte" die Berlinerin in 25,00 Sekunden erneut Alleinunterhalterin. Zweite wurde Jewgenia Ermakowa (Kasachstan), schon mit einem Rückstand von 49/100.

Insgesamt war es für die vierfache Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele von Barcelona bereits der vierte Weltrekord ihrer Karriere. Im November hatte sie sich schon über 50 m Freistil mit 24,75 Sekunden an die Spitze der "Ewigen Bestenliste" katapultiert.

Ein weiterer Weltrekord ging am Samstag auf das Konto von Xue Lei. Die Chinesin wurde über 50 m Rücken in 28,47 Sekunden gestoppt, womit sie die Hamburgerin Sandra Völker ablöste, die am 8. Dezember 1991 in Gelsenkirchen 28,59 geschwommen war.

Für einen weiteren Sieg des Deutschen Schwimm-Verbandes sorgte Christian Keller aus Essen über 100 m Lagen in 55,43 Sekunden, was für den 20jährigen Studenten persönliche Bestzeit bedeutete. dpa

Hohe Auszeichnung Aron Schmidhuber 1992 "Welt-Schiedsrichter"

Der 45 Jahre alte Schiedsrichter Aron Schmidhuber wurde als erster Bundesliga-Schiedsrichter zum "Welt-Schiedsrichter 1992" gekürt. Der Unparteiische aus Ottobrunn bei München belegte bei der durch die "Internationale Föderation für Fußball-Geschichte und -Statistik" (IFFHS) unter Fußball-Experten und Fach-Redaktionen aus allen Kontinenten veranstalteten Wahl mit 55 Punkten souverän den ersten Platz vor dem Argentinier Juan Carlos Loustau (29 Punkte) und dem dänischen Vorjahressieger Peter Mickelsen (28).

Vor Mickelsen hatten bisher der Brasilianer Romualdo Arppi Filho (1987), der Franzose Michel Vautrot (1988, 1989) und der Brasilianer Jose Roberto Ramiz Wright (1990) die seit sechs Jahren alljährlich durchgeführte Wahl für sich entschieden.

Nach seiner Teilnahme an der Weltmeisterschaft 1990 in Italien kam Schmidhuber, der seit 1980 Bundesliga- Spiele leitet und seit 1982 als FIFA-Referee fungiert, im vergangenen Jahr auch bei der Europameisterschaft in Schweden zum Einsatz. Bei dieser Gelegenheit erwies er sich als sicherer Referee. dpa

Volleyball-Turnier in Bremen Überall fröhliche Gesichter Deutsche Auswahl für Grand Prix der Weltelite qualifiziert

Deutschlands Volleyballerinnen haben in Bremen den ersten Schritt in eine erfolgreiche Zukunft getan. Weniger der dritte Platz beim 14. Nationenturnier, als vielmehr die überraschende Qualifikation für den ersten World Grand Prix der acht weltbesten Mannschaften sorgte für zufriedene Mienen beim Deutschen Volleyball-Verband (DVV). Mit einem 3:2 (15:6, 7:15, 0:15, 16:14, 15:12) im Plazierungsspiel gegen Italien unterstrich die Mannschaft von Bundestrainer Siegfried Köhler vor 4500 Zuschauern in der Bremer Stadthalle ihr neugewonnenes Selbstbewußtsein und bewies gute Moral. Das Turnier gewann Kuba durch ein 3:0 (15:13, 15:7, 15:11) im Finale gegen Rußland.

"Ich glaube, daß wir uns in Europa unter den ersten Drei etabliert haben. Bei der Europameisterschaft im September streben wir die Silbermedaille an", gab sich Köhler in Bremen ungewohnt forsch. Bereits vier Monate vorher stehen die DVV-Frauen in Tokio, Kuala Lumpur und Taipeh beim mit einer Million Dollar dotierten Grand Prix, dem Gegenstück zur Weltliga der Männer, vor einer großen Herausforderung. "Diese Veranstaltung mit Vergleichen gegen die absolute Weltelite bietet uns ideale Möglichkeiten zur Weiterentwicklung", erwartet Köhler.

Wieviel seiner Mannschaft noch zur Spitze fehlt, zeigte deutlich das glatte 0:3 (8:15, 8:15, 5:15) im Halbfinale am Samstag gegen die Olympiasiegerinnen aus Kuba. Da steckten den Deutschen allerdings noch die Strapazen von drei Qualifikationsspielen in drei Tagen in den Knochen. Mit Freudenschreien und Jubelsprüngen hatten die Spielerinnen am Freitag abend um 20.38 Uhr den zur Reise nach Fernost ausreichenden Gewinn des zweiten Satzes gegen den klar favorisierten EM-Zweiten Niederlande gefeiert. Selbst der sonst eher verschlossene Bundestrainer strahlte über das ganze Gesicht, als feststand, daß sein Team als zweiter Europa-Vertreter neben den Russinnen in Asien dabei ist. "Die Mannschaft hat genau das umgesetzt, was wir vorher besprochen haben", sparte Köhler nicht mit Lob, auch wenn die Partie gegen den Erzrivalen am Ende unglücklich mit 2:3 verloren ging.

Der 48jährige Bundestrainer präsentierte während der Vorrunde in Bremen mit Kristina Schulz, Ute Steppin (beide Schwerin), Karin Steyaert (Münster), Ines Pianka (Feuerbach), Susanne Lahme (Berlin) und Ulrike Schmidt (Tübingen) eine überraschend gut harmonierende Stamm-Sechs. Dabei standen zur Vorbereitung auf den ersten Höhepunkt des Volleyball-Jahres nur wenige Tage zur Verfügung. "Wir mußten dieses Team in einer Woche zusammenschmieden. Wenn man bedenkt, daß zum Beispiel Susanne Lahme und Ines Pianka fast 18 Monate nicht mehr zusammen gespielt haben, ist das hervorragend gelungen", resümierte Köhler. dpa

Tennis-Boom Der deutsche Markt

gibt am meisten her

Der deutsche Markt ist beim weiter anhaltenden Tennis-Boom führend. Das bekräftigten der Vizepräsident der Internationalen Vereinigung der Tennis-Profis (ATP), Jay Richmond, und ATP-Direktor Brian Gottfried am Rande des 7. Internationalen Tennislehrerkongresses in München: "Das Produkt Tennis saugt die Sponsoren über das Fernsehen förmlich an."

Den Einwand, daß die ATP-Tour die Turnierveranstalter über "Terminversteigerungen" mit immer höheren Dotierungen - Preisgeldsteigerung 1992/93 von 47,7 auf 55,6 Millionen Dollar - und ihren Gebühren (1992 über sechs Millionen Dollar) aussaugt, konterte Richmond mit der überraschenden Ankündigung: "Es wird bald keine ATP-Gebühren mehr geben. Wir wollen uns künftig nur über Fernsehrechte und Sponsoren finanzieren." Daß in Deutschland das Interesse ungebrochen ist, stellt die ATP (500 Profis der 2000 im Computer erfaßten) trotz teilweise rückläufiger Einschaltquoten an der Zunahme der Sendezeiten und den weiter wachsenden Werbeetats der Wirtschaft fest.

Brian Gottfried aus Baltimore (42) stellte zudem fest: "Seit ich vor zehn Jahren meine aktive Laufbahn aufgab, hat sich das Spiel total verändert. Früher gab es unter den besten zehn keine sechs Mann mit Größen von 1,90 m und mehr." Diese "Bomber", zuerst Boris Becker, dann Stich und Goran Ivanisevic, beherrschen heute die Szene. dpa

Zyste an der rechten Hand Diego Maradona muß operiert werden

Der argentinische Fußballstar Diego Maradona muß sich in den nächsten Tagen wegen einer Zyste an der rechten Hand einer Operation unterziehen. Der Arzt des spanischen Fußball-Erstligisten FC Sevilla, Graciani: "Der Spieler hat diese Geschwulst bereits seit einiger Zeit. Und sie wächst ständig weiter." dpa

Viertelfinale im Handball-Europapokal der Männer Nach Tempogegenstößen reif für die Insel Wallaus Rückspiel in Island dank des 30:24-Sieges gegen Hafnarfjördur nur noch Formsache

Der Deutsche Meister SG Wallau-Massenheim hat das Halbfinale im Handball- Europacup der Landesmeister schon klar vor Augen. Mit dem 30:24 (16:10) gegen Islands Titelträger HC Hafnarfjördur machten die Hessen am Sonntag vor 2800 Zuschauern in der Frankfurter Ballsporthalle den ersten Schritt zum zweiten Triumph nach dem Sieg im IHF-Pokal 1992. Mit dem Polster von sechs Toren hat das Team von Trainer Heiner Brand vor dem Rückspiel am 17. Januar (20.30 Uhr) die besten Aussichten, in Island den Einzug in die Vorschlußrunde perfekt zu machen. Spielmacher, Torschütze und Garant für den Erfolg war Martin Schwalb mit 8 Treffern, darunter einem verwandelten Siebenmeter.

Ohne den in der 16. Minute am Knie verletzten Kapitän Kaellman setzte sich der Bundesliga-Tabellenerste dank der Tempogegenstöße vor allem in der ersten Halbzeit von Oster (5 Tore) und Scholz (3) von den Außenpositionen bereits nach 30 Minuten auf 16:10 ab. Der 15malige isländische Meister - trainiert und auf dem Spielfeld ergänzt vom ehemaligen Gummersbacher Christian Arason - überraschte Wallau nur in der ersten Phase mit einer unerwarteten 3:0-Führung der Gäste durch den 34jährigen Russen Trufon (6/2).

Dann hatte sich Meister Wallau auf die Spielweise der Insulaner eingestellt. Trainer Brand beorderte Markus Becker (14.) für Hofmann ins Tor, womit er die Weichen auf Sieg stellte. Vom 10:8 (14.) und 15:8 (25.) fiel die Vorentscheidung.

Die unerwartet hohe Zahl von Ballverlusten der Isländer brachten Wallau die entscheidenden (Ball-)Vorteile, die der deutsche Titelträger allerdings nicht immer konsequent nutzte. Erst nachdem Schwalb in der 55. Minute den ersten Wallauer Siebenmeter zum 28:22 verwandelt hatte, war die Partie entschieden. Hafnarfjördur nutzte die Konzentrationsschwäche der Gastgeber nach einer zwischenzeitlichen Aufholjagd nicht. Dormagen überrascht Minsk

Handball-Bundesligist TSV Bayer Dormagen hat gute Karten für das Erreichen des Halbfinals im IHF-Europapokal. Die Dormagener gewannen am Samstag in Solingen überraschend das Hinspiel gegen SKA Minsk (Weißrußland) mit 29:26 (13:11). Dabei zeigte die Mannschaft laut Trainer Schmitz ihre beste Angriffsleistung in der laufenden Saison und hatte in Kohlhaas (12) den überragenden Akteur auf dem Parkett.

Vor 1700 Zuschauern zeigten beide Teams hochklassigen Handball und schenkten sich auch in kämpferischer Hinsicht nichts. Entscheidender Rückhalt in kritischen Situationen war bei Dormagen erneut Nationaltorwart Andreas Thiel, der im zweiten Abschnitt bei einer zwischenzeitlichen Führung von 24:19 (46.) die Nerven behielt und mit guten Paraden den Sieg rettete. Auch Springel (6/2) überzeugte beim TSV, während Minsk in Kohlepo (12/5) und Goldin (4/1) seine besten Akteure hatte. Essen führte Reykjavik vor

TUSEM Essen steht bei seiner neunten Teilnahme vor dem siebten Halbfinaleinzug in einem Handball-Europapokal. Der deutsche Pokalsieger gewann das Viertelfinal-Hinspiel gegen den isländischen Cup-Gewinner Valur Reykjavik 23:14 (12:4) und kann optimistisch zum Rückspiel am kommenden Samstag (16.30 Uhr) in die isländische Metropole fliegen.

Im 57. Europacup-Auftritt zeigte der dreimalige deutsche Meister in der ersten Halbzeit ein großes Spiel und führte den 14maligen isländischen Titelträger vor. 12:4 stand es vor 4500 Zuschauern in der Grugahalle und die Fans waren restlos begeistert. Doch nach dem Wechsel gab es einen Bruch im Essener Spiel, die Isländer kamen bis zur 43. Minute auf 11:15 heran. Dann besann sich das Team von Petr Ivanescu wieder seiner Möglichkeiten und kam noch zum klaren Erfolg.

Jochen Fraatz war mit zehn Treffern, darunter drei verwandelten Strafwürfen, wieder einmal der beste Werfer beim Europacupsieger der Pokalsieger von 1989, aber der 187malige Ex-Nationalspieler schoß auch "sechs Fahrkarten". Frank Arens (4) und der ansonsten schwache Alexander Tutschkin (4) steuerten neben Fraatz die meisten Treffer bei. Zum besten TUSEM-Spieler avancierte Torhüter Bernd Ebner. Der Schlußmann wehrte ein Dutzend schwerer Bälle ab, darunter zwei Strafwürfe.

Die junge Mannschaft aus Reykjavik war dem Druck in der ersten Halbzeit nicht gewachsen. Sie steigerte sich nach dem Wechsel, konnte aber die klare Niederlage nicht abwenden. Weltauswahl- Spieler Wladimir Grimsson war mit fünf Toren sicherster Schütze. Dreimal war Dagur Sigurdsson erfolgreich. dpa/sid

Eisspeed-WM Harald Baumann fürs Halbfinale qualifiziert

Harald Baumann aus Rottach-Egern holte sich am Sonntag mit zwei Punkten Vorsprung den Gesamtsieg beim Viertelfinale zur Eisspeedway-WM in St. Johann/Pongau (Österreich). Die Plätze zwei bis vier machten Antonin Klatovski (Tschechische Republik), der schwedische Vizeweltmeister "Posa" Serenius und Valerij Martemianow aus Rußland punktgleich erst nach einem Zusatzrennen unter sich aus. Georg Landenhammer aus Wasserburg qualifizierte sich als Sechster ebenfalls fürs Halbfinale. dpa

Kitzbühel steht im Regen Hahnenkamm-Abfahrt auf der Streif abgesagt

Das Programm der alpinen Skirennläufer wird durch die Wetterkapriolen der letzten Tage weiter kräftig durcheinandergewirbelt. Nach der Verlegung der für Garmisch-Partenkirchen geplanten Frauen-Abfahrt nach Cortina gab es am Sonntag abend auch bei den Männern wieder eine Änderung. Die Hahnenkamm-Abfahrt, für kommenden Samstag in Kitzbühel geplant, wurde nach einer Besichtigung der "Streif" durch den Sicherheitsbeauftragten des Internationalen Skiverbandes (FIS), Sepp Messner, nach St. Anton verlegt. Dort herrschen derzeit wesentlich bessere Pistenverhältnisse.

Der Slalom soll wie geplant auf dem Ganslern-Hang in Kitzbühel am Sonntag stattfinden. Obwohl laut Reglement Abfahrt und Slalom, die zu einer Kombination gehören, an einem Ort ausgetragen werden müssen, wird die FIS ausnahmsweise die Abfahrt von St. Anton und den Slalom von Kitzbühel als Hahnenkamm- Kombination werten. dpa

Konya verläßt Kornwestheim

Der Kugelstoßer Kalman Konya hat seinen Verein Salamander Kornwestheim verlassen und will in Zukunft für keinen deutschen Verein mehr starten. Mit diesem Schritt entzieht sich der 30jährige deutsche Vize-Meister auch der Gerichtsbarkeit des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), die ein Dopingverfahren gegen ihn eingeleitet hatte. Konya war 1992 wenige Tage vor den Olympischen Spielen in Barcelona vom DLV gesperrt worden, da er zu Doping- kontrollen nicht angetreten war. Simone Bauer Dritte in Budapest Die deutsche Junioren-Meisterin im Florett, Simone Bauer aus Tauberbischofsheim, erreichte beim Fecht-Weltcup in Budapest den dritten Rang. Sie unterlag im Halbfinale der Italienerin Annamaria Giacometti 0:2 (3:5, 0:5). Das Finale gewann die Ungarin Aida Mohamed gegen Giacometti 2:0 (5:2, 5:2). Kaellman-Sperre aufgehoben Das Bundesschiedsgericht des Deutschen Handball-Bundes hat die Disqualifikation des Wallauer Spielers Mikael Kaellman aufgehoben. Er war in der Partie gegen TuRU Düsseldorf vom Platz gestellt worden und hatte wegen der automatisch folgenden Sperre nicht gegen die SG Leutershausen spielen dürfen. Wallau verlor dort mit 20:23. Love früh in Topform Davis Love III. hat beim Saisonstart der US-amerikanischen PGA-Golf-Tour auf dem Par-72-Kurs im kalifornischen Carlsbad mit 272 Schlägen (67+67+69+69) das Turnier der Champions mit einem Schlag Vorsprung vor US Open-Sieger Tom Kite (USA/69+71+69+64) gewonnen. Gutsche verletzte sich beim Skilaufen Einen Anriß des Seitenbandes hat sich der Doppel-Olympiasieger im Kajak- Zweier, Torsten Gutsche (OSC Potsdam), beim Skilaufen in der Tschechischen Republik zugezogen. Livingstone geht in die Berufung Der britische Sprinter Jason Livingstone, der unmittelbar vor den Olympischen Spielen im vergangenen Juli des Dopings überführt worden war, hat gegen die vom britischen Leichtathletik-Verband verhängte Vierjahre-Sperre Berufung eingelegt.Jüdischer Kongreß in Sorge

WARSCHAU, 11. Januar (dpa). Das Präsidium des europäischen Kongresses der Juden hat sich am Sonntag besorgt über den wachsenden Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas geäußert. Bei einer Tagung des Gremiums in Warschau meinte der Vorsitzende des Kongresses, Jean Kahn, dies sei nicht nur ein Problem der Juden, sondern allgemein ein Problem der Freiheit und Demokratie in vielen europäischen Nationen.

Kahn äußerte sich befriedigt darüber, daß der Bau eines neuen Klosters für die Karmeliterinnen in Auschwitz vor dem Abschluß steht. Die jüdische Gemeinschaft habe lange auf die Lösung des Problems des katholischen Klosters auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers gewartet. Das Präsidium der Kongresses tagte zum ersten Mal in einem ehemals kommunistischen Land.

Fußballturniere in Rostock, Hannover, Hamburg und Köln Zwei Zweitligisten schockten die Favoriten Hannover 96 und Fortuna Köln punkteten im Kampf um die Masters-Qualifikation

Die Zweitligisten Hannover 96 und Fortuna Köln haben am Wochenende durch ihre Siege bei den Hallen-Fußballturnieren in Hannover und Köln die Favoriten geschockt und Punkte im Kampf um die Masters-Qualifikation gesammelt. Für Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt und die russische Spitzenmannschaft von Spartak Moskau waren die Erfolge in Leipzig und Hamburg dagegen in dieser Hinsicht ohne Bedeutung. Die Hessen nämlich läßt das Hallen-Finalturnier in München absolut kalt - Leipzig war der einzige Auftritt in der Halle -, und das Top-Team aus der russischen Hauptstadt darf beim Hallen-Masters nicht spielen.

In Hamburg machte der gastgebende Hamburger SV Werbung in eigener Sache und besserte seine leere Kasse auf. Der Bundesligist verlor zwar das Endspiel gegen Spartak Moskau mit 1:5, doch der zweite Platz war immerhin 5000 Mark wert. Spörl erzielte den Gegentreffer für die Hansestädter. Enttäuschend verlief das Turnier dagegen für den FC St. Pauli und Bremen, die bereits nach der Vorrunde die Segel streichen mußten.

Pokalsieger Hannover 96 stahl den etablierten Mannschaften aus dem Oberhaus die Schau. Der Zweitliga-Tabellenzehnte schlug am Samstag im Finale des Hallen-Fußballturniers in Hannover den 1. FC Köln nach spannendem Verlauf 5:4 und kassierte für den Erfolg 7000 Mark, während die Kölner 4000 Mark erhielten. Den dritten Platz belegte Borussia Mönchengladbach durch ein 5:4 über Wattenscheid 09. Dieser Sieg wurde mit 3000 Mark honoriert. Maßlos enttäuscht waren die 4200 Zuschauer von der teuersten Mannschaft des Turniers: Schalke 04 blieb ohne Sieg, und auch Widzew Lodz kam über eine Statistenrolle nicht hinaus.

Ein Zweitligist dominierte am Sonntag auch das Turnier in Köln. Gastgeber Fortuna Köln gewann das Liga-Duell gegen den Chemnitzer FC mit 6:4. Mit dem kleinen Finale mußten sich die favorisierten Bundesligisten vom VfB Stuttgart und Borussia Mönchengladbach begnügen. Der Meister aus Schwaben entschied die Partie gegen den Bundesliga-Abstiegskandidaten vom Rhein mit 6:3 für sich.

Der tschechische Fußball-Erstligist Sigma Olmütz gewann das Rostocker Hallenturnier. Vor 3800 Zuschauern in der ausverkauften Stadthalle bezwang Olmütz im Endspiel den Hamburger SV mit 5:4 (2:1). Den dritten Platz belegte der 1. FC Kaiserslautern, der am Vortag das Turnier in der Kieler Ostseehalle zu seinen Gunsten entschieden hatte. Im kleinen Finale gaben die Pfälzer dem gastgebenden Zweitligisten FC Hansa Rostock mit 5:4 (3:1) das Nachsehen.

Die tschechische Mannschaft erhielt für den Turniererfolg eine Siegprämie von 6500 Mark. Neben den 2500 Mark für Platz zwei sicherten sich die Hamburger in der Qualifikation für das Hallen- Masters Ende Januar in München 87 Wertungspunkte.

In dem umkämpften Finale, das in der regulären Spielzeit 4:4 endete, wurde der Sieger erst in der Verlängerung (Sudden death) ermittelt. Den goldenen Treffer zum 5:4 erzielte Marosi mit einem Strafstoß. Bester Schütze war der Lauterer Goldbaeck mit sechs Toren. dpa

Rechtes Forum in Südafrika

PRETORIA, 10. Januar (AFP). Rechtsgerichtete schwarze und weiße Interessenvertreter haben sich am Samstag mit der südafrikanischen Regierung auf ein neues Gesprächsforum geeinigt, das die festgefahrenen Verfassungsverhandlungen wieder in Gang bringen könnte. Wie die Vereinigung "Concerned South Africans Group" (COSAG) und die Regierung mitteilten, stimmten beide Seiten einer Planungskonferenz unter Teilnahme mehrerer Parteien zu.

Der COSAG gehören die Inkatha-Freiheitspartei (IFP) von Zulu-Chef Mangosuthu Buthelezi, die Regierungen der Schwarzen-Homelands Ciskei und Bophuthatswana sowie die weiße Konservative Partei an, die an der Rassentrennung am Kap festhalten will. Durch die Einigung würde die IFP wieder an den Verhandlungstisch gebracht werden.

"Nur noch Freiwillige"

MOSKAU, 10. Januar (AFP). Russische Rekruten sollen nach Angaben von Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin nur noch auf freiwilliger Basis und mit einem klar umrissenen Auftrag in die Krisengebiete der Ex-Sowjetunion geschickt werden. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass am Samstag meldete, äußerte sich Tschernomyrdin in diesem Sinne bei einem Treffen mit dem Komitee der Mütter russischer Soldaten in Omsk. Mehrere Dutzend Frauen hatten zuvor eine Protestkundgebung durch die Stadt organisiert und auf Transparenten gefordert: "Bringt unsere Kinder nach Rußland zurück", "Holt unsere irrtümlich nach Tadschikistan entsandten Söhne zurück", "Kein zweites Afghanistan".

Lenin-Wache soll weg

MOSKAU, 10. Januar (AFP). Eine Gruppe von Reformern im russischen Parlament hat Präsident Boris Jelzin aufgefordert, die Wache vor dem Lenin-Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau abzuschaffen. Wie die Zeitschrift Moskau News am Samstag berichtete, betonten sie, daß sie nicht den mumifizierten Leichnam des Revolutionärs entfernen wollten. Ihnen gehe es nur um eine "diskretere" Erscheinung des Mausoleums, schrieben die Parlamentarier.

Die beiden Wachposten widersprächen der "Logik des gegenwärtigen entideologisierten Regimes" und stifteten daher nur Verwirrung. Das Festhalten an den Wachposten sei angesichts der "Millionen Opfer des leninistischen Regimes" eine Schande und zeuge von der "Unentschlossenheit des gegenwärtigen Staates angesichts der wachsenden Aggressivität der Verteidiger der totalitären Vergangenheit", heißt es im Brief an Jelzin.

Kurz gemeldet: Partei der Mütter in Ungarn

BUDAPEST, 10. Januar (AFP). Eine "Nationale Partei der ungarischen Mütter" hat sich in Papa in Westungarn formiert. Ihr Ziel ist, der Mutterschaft finanziell und moralisch zur Anerkennung zu verhelfen. Zugleich sollen die Verantwortung und die Achtung des Vaters als Familienoberhaupt wiederhergestellt werden. Mütter sollen zu Hause bei ihrem Kind bleiben können, bis dieses zehn Jahre alt wird. In dieser Zeit solle das Mindestgehalt gezahlt werden.

Indianer arbeiten als Sklaven

BOA VISTA, 10. Januar (AFP). Rund 150 Indianer vom Volk der Yanomanis werden im Norden Brasiliens von Goldgräbern dazu gezwungen, unter sklavenähnlichen Bedingungen zu arbeiten. Das berichtete am Wochenende ein leitender Mitarbeiter der staatlichen brasilianischen Indianerbehörde Funai in Boa Vista, der Hauptstadt des Bundesstaates Roraima. Die Goldsucher ("garimpeiros"), die in das Yanomani-Reservat an der Grenze zu Venezuela eingedrungen seien, gäben den Indianern nur Essen für ihre Arbeit und erlaubten ihnen nicht, sich von dem Ort zu entfernen, wo nach dem Edelmetall gesucht wird. Außerdem seien 300 Indianerinnen zur Prostitution gezwungen worden.

Laut Funai-Angaben halten sich rund 4000 Goldsucher illegal in dem 9,3 Millionen Hektar großen Reservat auf, in dem rund 9000 Yanomanis leben.

Richtersatz zur Ehe empört

ADELAIDE, 10. Januar (AFP). Die Rechtfertigung ehelicher Gewalt durch einen Richter am Obersten Gerichtshof hat in Australien eine Welle der Empörung ausgelöst. Parlamentskandidaten forderten am Sonntag, der 65jährige Richter Derek Bollen müsse sich öffentlich entschuldigen und solle entlassen werden. Bollen hatte in einem Vergewaltigungsverfahren gesagt, es sei "natürlich nicht verkehrt, wenn ein Ehemann angesichts der Weigerung seiner Frau zum Geschlechtsverkehr härtere Vorgehensweisen als üblich" einschlage, um seine Frau zur "Änderung ihrer Meinung zu bewegen". Der Angeklagte war nach viertägiger Verhandlung freigesprochen worden. Die Anklage hatte auf vier Fälle von Vergewaltigung und einen Vergewaltigungsversuch gegen seine Frau gelautet.

Der Direktor der australischen Staatsanwaltschaft, Paul Rofe, entschied Anfang Januar, daß der Oberste Gerichtshof in einer Plenarsitzung über Bollens Äußerungen beraten soll.

Cesar-Preis künftig nur für französische Filme

PARIS. In die Auswahl für die Cesar- Filmpreise kommen künftig nur noch Werke mit französischsprachiger Originalversion. Dies gab die französische Filmakademie bekannt, die den Cesar - das Pendant zum Oscar - verleiht. Die Entscheidung ist eine Reaktion auf die immer zahlreicheren französischen Produktionen in englischer Sprache.

Wegen der besseren Absatzchancen auf dem internationalen und insbesondere auf dem US-Markt sind in den letzten Jahren viele Regisseure dazu übergegangen, in englischer Sprache zu drehen und die Werke anschließend für den französischen Markt zu synchronisieren. AFP

USA melden Nachgeben Iraks Bagdad bestreitet aber Raketenabzug / Neuer Streit mit UN

WASHINGTON / BAGDAD, 10. Januar (AFP/Reuter/FR). Irak hat sich nach Angaben der US-Regierung dem Ultimatum der Golfkriegs-Alliierten gebeugt und alle Flugabwehrraketen aus der südirakischen Flugverbotszone abgezogen. "Wieder einmal hat der irakische Präsident Saddam Hussein angesichts des Zusammenhalts der Alliierten nachgegeben", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, am Samstag in Washington.

Die irakische Regierung bestritt dies: "Entgegen der amerikanischen Beteuerungen sind unsere Flugzeuge und Raketen dort, wo wir entschieden, sie zu stationieren. Sie sind in einem vorbeugenden Alarmzustand und bereit, jede versuchte Aggression zu erwidern", zitierte Radio Bagdad am Sonntag einen Regierungssprecher. Irak ist jedoch nach eigenen Angaben jetzt zu Friedensgesprächen bereit. Arabischen Diplomaten in Bahrein zufolge will Irak so eine Aufhebung des UN-Embargos erreichen.

Die USA hatten Schaubilder verbreitet, denen zufolge Irak die eigentlich veralteten Raketen so aufgestellt haben sollte, daß man US-Flugzeuge in eine Falle hätte locken können. Die Flieger sollen das Flugverbot südlich des 32. Breitengrads zum Schutz oppositioneller Schiiten kontrollieren. Ein hoher Beamter des US- Verteidigungsministeriums sagte in Washington, die Raketen stellten nun keine Bedrohung mehr dar. "Wir sind nicht mehr im Krisenzustand, bleiben aber in Alarmbereitschaft", hieß es.

Ein neues Kräftemessen zwischen Irak und den Vereinten Nationen hat aber schon begonnen, weil Bagdad UN-Flugzeugen die Landung im Land verbot. Die UN forderten umgehend, dieses Verbot aufzuheben, damit weiter die Vernichtung irakischer Massenvernichtungswaffen kontrolliert werden könne. Die USA schlossen sich einer Warnung des UN- Sicherheitsrats an, die Führung in Bagdad müsse mit ernsten Konsequenzen rechnen, falls sie dabei nicht mit den UN zusammenarbeite. Bagdads Außenminister Mohammed Saeed el Sahaf sagte, die UN-Inspektoren müßten irakische Flugzeuge benutzen. (Kommentar Seite 3)

Ghali mit Somaliern zufrieden Waffenstillstand gewürdigt / US-Truppen zum Bleiben bereit

ADDIS ABEBA/MOGADISCHU, 10. Januar (AFP/AP). Über die offizielle Einigung der somalischen Bürgerkriegsparteien in Addis Abeba hat sich UN-Generalsekretär Butros Ghali zufrieden gezeigt. Die rivalisierenden Milizen-Chefs Ali Mahdi und Farah Aidid bezeichneten den vereinbarten sofortigen Waffenstillstand und die Einberufung einer Versöhnungskonferenz am 15. März als "ersten Schritt" vorwärts. Am Wochenende verhandelten die 14 an der UN-Friedenskonferenz beteiligten somalischen Bürgerkriegsfraktionen über die Bildung eines Überwachungskomitees für den Waffenstillstand. Die UN, die USA und die Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) sollen das Komitee kontrollieren.

Die Waffenruhe soll für alle Landesteile gelten und "unter der Kontrolle der jeweiligen politischen Bewegungen" stehen, heißt es in dem am Freitag abgeschlossenen Abkommen. Wie ein Delegationsmitglied der Mahdi-Fraktion sagte, kam die Einigung auf Druck der USA und der UN zustande.

Ein Teil der US-Truppen in Somalia wird entgegen bisherigen Planungen möglicherweise noch Monate oder Jahre dortbleiben, wie am Wochenende verlautete. Generalleutnant Robert Johnston, der Kommandeur der US-Truppe, sagte zwar, ein Teil der 22 000 Soldaten könne voraussichtlich in den nächsten drei Wochen zurückkehren. Doch Oberst Fred Peck, Sprecher des US-Kontingents, ergänzte, die Amerikaner würden die UN- Truppen im Lande vermutlich "in den kommenden Monaten" unterstützen. US- Diplomaten sagten, die neueste Planung schließe die Möglichkeit ein, daß Soldaten aus den USA bis zu zwei Jahre am Horn von Afrika stationiert würden.

Peck zeigte sich am Samstag zufrieden über den "schnellen Erfolg" der Operation "Neue Hoffnung". Die internationalen Truppen hätten schneller vorrücken können als erwartet.

Bei Feuergefechten rivalisierender Gruppen in Mogadischu, in die auch US- Soldaten verwickelt waren, wurden drei Somalier erschossen, wie ein US-Militärsprecher bestätigte. (Kommentar S. 3, weiterer Bericht S. 7)

Kiew fordert Nichtangriffs-Garantie

KIEW, 10. Januar (AFP). Die Ukraine wird den Start-I-Vertrag zur Reduzierung der strategischen Waffen erst unterzeichnen, wenn sie eine formelle Nichtangriffsgarantie der Atommächte erhalten hat. Das teilte der stellvertretende ukrainische Außenminister Boris Tarassjuk am Sonntag mit.

WILLI BIRKELBACH, früherer Vorsitzender der südhessischen SPD, feiert am Dienstag seinen 80. Geburtstag. Er wurde 1913 in Frankfurt geboren und trat nach seiner Ausbildung zum Kaufmann 1930 in die SPD ein. Von den Nazis wurde er wegen aktiver Mitarbeit in einer Widerstandsgruppe in "Schutzhaft" genommen. Von 1949 bis 1964 war Birkelbach Mitglied des Bundestages, anschließend Chef der hessischen Staatskanzlei, Direktor des Landespersonalamtes und Datenschutzbeauftragter.Semlitsch verlängert Vertrag Norbert Winkler geht Matthaei kommt

Fußball-Oberligist SC Neukirchen hat zum Jahreswechsel den Vertrag mit Trainer Nico Semlitsch per Handschlag um ein Jahr verlängert. Michael Matthaei wird Ende Februar vom Konkurrenten FSV Frankfurt zu den Nordhessen wechseln und dabei aus seinem laufenden Vertrag beim FSV herausgelöst werden. Dagegen hat Norbert Winkler den Aufsteiger mit unbekanntem Ziel verlassen.

Der 30jährige Abwehrspieler gab für seine Abmeldung "persönliche und familiäre Gründe" an. SCN-Abteilungsleiter Klaus Raabe vermutet, daß "Winkler der Frust packte", als er von Norbert Rickert auf der Liberoposition verdrängt wurde. "Wahrscheinlich sah er deswegen keine Perspektive bei uns." Winklers Schritt sei aber zu diesem Zeitpunkt unerklärlich, denn Rickert ist wegen einer Kieferoperation gehandicapt und kann nach der Winterpause in den ersten Begegnungen aller Voraussicht nach nicht dabei sein.

Drei Tote und drei Schwerverletzte

OFFENBACH/LIMBURG. In der Nacht zum Sonntag sind bei Verkehrsunfällen je drei Menschen getötet und schwer verletzt worden. Bei Hainstadt (Kreis Offenbach) starben kurz nach Mitternacht ein 49jähriger und ein 28jähriger Autofahrer. Die gleichaltrige Beifahrerin des 28jährigen wurde schwer verletzt. Nach Mitteilung der Polizei war der ältere Wagenlenker auf der Gegenfahrbahn mit dem anderen Auto kollidiert. Einen Toten und zwei Schwerverletzte gab es Samstag abend zwischen Dauborn und Werschau (Kreis Limburg-Weilburg). Nach dem Polizeibericht war ein 25jähriger mit seinem Wagen aus noch ungeklärter Ursache in einer leichten Kurve ins Schleudern geraten und dann quer zur Fahrtrichtung stehengeblieben. Gegen das Hindernis prallte ein mit zwei 28 und 23 Jahre alten Frauen besetztes Auto. Der 25jährige starb im Krankenhaus, die beiden Frauen wurden schwer verletzt. lhe

Es wird stürmisch: 100-Kilometer-Böen

Der Wochenanfang wird stürmisch in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die Wetterämter in Offenbach und Trier gaben Sonntag mittag Sturmwarnung für die drei Bundesländer. Bis Dienstag ist nach Darstellung der Meteorologen stark auffrischender Südwestwind mit schweren Sturmböen zu erwarten. Mit Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Kilometer pro Stunde müsse gerechnet werden. Ursache ist ein atlantisches Sturmtief, das sich über Island zum Orkantief verstärkt und dessen Ausläufer Deutschland vor allem am Montag streifen.

Am Sonntag vermieste Sprühregen, der in der Nacht zum Montag in andauernden Regen übergehen soll, zeitweilig vielen Spaziergängern und Wanderern die Laune. Erst am Dienstag werde sich die Sonne gelegentlich wieder blicken lassen, meinte der Offenbacher Meteorologe. Die Temperaturen sollen am Montag bis zu zehn Grad erreichen und am Dienstag etwas zurückgehen. Nur stellenweise wird es bei aufgelockerter Bewölkung Nachtfrost geben. Für Wintersportler "sieht es finster aus", so der Meteorologe. Nur in der Rhön sind noch einige Schneeflecken.

Der Wetterkundler stufte die derzeitige milde Phase als völlig normal ein. Das Winterwetter in Deutschland schwanke gewöhnlich "zwischen 15 Grad plus und 15 Grad minus". Erst was darüber hinausgehe, sei ungewöhnlich. Eine kalte Wetterperiode wie zum Jahreswechsel könne jederzeit wieder kommen, sei momentan aber nicht in Sicht. lhe

(Wetterbericht heute Seite 16.)

Geburtstags-Schwur Guido Kratschmer läßt den Bob sausen

An seinem 40. Geburtstag hat Guido Kratschmer in Mainz seinen Rücktritt vom Bobsport erklärt. Damit endete für den früheren Zehnkampf-Weltrekordler (8667 Punkte) die zweite Leistungssport-Karriere unerwartet früh nach weniger als 18 Monaten. Der 27malige deutsche Meister war in die Saison 1991/92 im Viererbob des Königseers Rudi Lochner recht erfolgreich gestartet. Nach den dabei erzielten zweiten und vierten Plätzen in der damaligen Weltcup-Ausscheidung folgten schwache Leistungen, die Kratschmer dem "unsauberen Fahrstil" Lochners ankreidete.

Nach verpaßter Olympia-Qualifikation für Albertville begann im vergangenen November die 2. Bobsaison für ihn mit einem enttäuschenden 8. Platz bei der Weltcup-Ausscheidung in Altenberg. "Nachdem ich das Vertrauen in Lochners Fahrkünste verloren habe, sehe ich keinen Sinn mehr im Bob weiterzumachen." lrs

Auf eisglatter Straße ins Schleudern geraten

WALDKAPPEL. Bei einem Serien-Unfall mit drei Fahrzeugen ist am Samstag morgen in Waldkappel (Werra-Meißner- Kreis) ein 54jähriger Tierarzt ums Leben gekommen. Nachdem zunächst ein Pkw auf eisglatter Fahrbahn ins Schleudern geraten war und sich überschlagen hatte, geriet ein zweites Auto, in dem der Tierarzt als Beifahrer saß, auch ins Schlingern und prallte gegen einen Baum. Der Tierarzt wurde getötet. Ein drittes Auto schleuderte ebenfalls und blieb auf dem Dach liegen. lhe

Bei Wirbelsturm 50 Tote

DHAKA, 10. Januar (Reuter). Mindestens 50 Menschen hat ein Wirbelsturm im Bezirk Sylhet in Bangladesch das Leben gekostet. Der Taifun war mit einer Geschwindigkeit von 190 Kilometern in der Stunde am Samstag über die Tee- Region im Nordosten des Landes hinweggefegt, hatte viele Häuser zerstört, Strommasten geknickt und Bäume entwurzelt. Augenzeugen und Rettungsmannschaften berichteten von mindestens 500 Verletzten durch Trümmer. Auch Weidevieh sei umgekommen.

Schießbefehl für Indiens Polizei Viele Tote bei Fehde zwischen Moslems und Hindus in Bombay

BOMBAY, 10. Januar (Reuter/dpa/AP/ AFP). Nach erneuten Gewalttätigkeiten zwischen Hindus und Moslems in den indischen Städten Bombay, Ahmedabad und Baroda haben die Polizeikräfte am Sonntag Schießbefehl erhalten, um Ausgehverbote zu erzwingen. Zur Verstärkung wurden weitere Militäreinheiten in die Zwölf-Millionen-Stadt Bombay verlegt. Die jüngsten, offenbar politisch und religiös motivierten Unruhen haben laut Polizei in den vergangenen fünf Tagen mindestens 162 Menschenleben gefordert. In Bombay war es am Samstag zu Straßenschlachten gekommen, nachdem Randalierer Läden verwüstet und Häuser angezündet hatten. Anlaß war vermutlich die Zerstörung der bedeutenden Moschee von Ayodhya durch Hindus im Dezember.

Die Krankenhäuser Bombays waren Augenzeugenberichten zufolge voll mit Verletzten mit schweren Brandverletzungen, Stich- und Schußwunden. In der City hatten sich Moslems mit der Polizei Schußwechsel geliefert. Nach Polizei-Angaben wurden dabei mindestens sieben Menschen getötet. Mindestens 39 Menschen starben nach Brandschatzung von Läden und Häusern. Löschversuche seien durch Demonstranten behindert worden.

Mit mehr als 400 Salven Tränengas- Munition gingen Sicherheitskräfte in Ahmedabad gegen den wütenden Mob vor. Auch hier gingen bei Scharmützeln zwischen beiden Religionsgruppen Berichten zufolge Läden in Flammen auf. Über 14 Stadtbezirke wurden nach Polizeiangaben Ausgangssperren verhängt, Sicherheitskräfte wurden angewiesen, bei klarer Sicht zu schießen.

Indiens Premier P. V. Narasimha Rao hat seinen Besuch im Nachbarstaat Bangladesch abgesagt, wo er in der Hauptstadt Dhaka an einem Gipfeltreffen des südasiatischen Verbands für regionale Zusammenarbeit teilnehmen wollte. Die Absage erfolgte nach Berichten, denen zufolge militante Moslems die Landung von Raos Flugzeugs verhindern wollten.

Wegen Kritik Pakistans an den Vorgängen in Ayodhya forderte Indiens Außenministerium Pakistan auf, einen Teil seines Botschaftspersonals abzuziehen.

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

Skinheads zerstörten Disco Überfälle in Thüringen / Brandanschlag auf Asylbewerberheim

ERFURT, 10. Januar (Reuter/AFP). Eine Gruppe von 20 Skinheads hat am Samstag abend in Fischersdorf im thüringischen Kreis Saalfeld eine Tanzveranstaltung in einer Gaststätte überfallen. Laut Angaben der Polizei wurden vier Besucher verletzt. Das gesamte Mobiliar des Lokals sei zerstört worden. Zwei mutmaßliche Täter wurden von der Polizei festgenommen, die anderen konnten in Autos flüchten. Die Täter prügelten laut Polizei auf die rund 100 Gäste der Disco- Veranstaltung ein. Für Planung und straffe Führung des Überfalls spreche, daß die Skinheads mit CB-Funkgeräten ausgerüstet gewesen seien, um sich untereinander zu verständigen. Ein Sprecher des Landespolizeipräsidiums in Erfurt sagte, es handele sich um eine "neue Qualität" von Angriffen Rechtsradikaler.

Wie der Polizeisprecher am Sonntag weiter mitteilte, wurden am Freitag abend vier vietnamesische Asylbewerber, die mit einer Autopanne auf der Bundesstraße 85 bei Rudolstadt liegengeblieben waren, von acht bis zehn zum Teil kahlgeschorenen Rechtsgerichteten zusammengeschlagen. Einer der Asylbewerber erlitt eine Stichwunde im Oberschenkel. Alle vier mußten ärztlich behandelt werden. Die Täter entkamen.

In einer Gaststätte in Hirschberg (Thüringen) wollte der Wirt in der Nacht zum Samstag den selbsternannten "Ortsgruppenführer" der rechten Szene und einen seiner Anhänger hinauswerfen, die in Streit geraten waren. Daraufhin gingen die Jugendlichen auf den Wirt los, schlugen ihn und beschossen ihn mit einer Schreckschußpistole. Der Mann wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Die namentlich bekannten Täter sind flüchtig.

Gegen das Flüchtlingsheim in Klosterfelde-Trattendorf wurden in der Nacht zum Sonntag zwei aus Flaschen gebastelte Brandsätze geworfen, wie die Polizei in Oranienburg berichtete. Eine Flasche prallte neben einem Fenster an der Wand ab und zerschellte im Hof. Auch die zweite Flasche verfehlte das Ziel.

Bremer Werften streben Kontrolle in Stralsund an

BONN (rtr). Die Bremer Hegemann- Gruppe und der Bremer Vulkan wollen nach einem Bericht der Wirtschaftszeitung Handelsblatt (Montagausgabe) gemeinsam die Kontrolle bei der Volkswerft Stralsund übernehmen. Der Vulkan wolle sich mit 40 und Hegemann mit 30 Prozent beteiligen, sagte der Alleininhaber der Gruppe, Detlef Hegemann, dem Blatt. Als weiterer Partner sei die Lürssen-Werft (Bremen-Vegesack) hinzugekommen, die 19 Prozent der Anteile erwerben wolle. Die Stadt Stralsund strebe statt ursprünglich vorgesehener 20 nur noch elf Prozent an.

Hegemann werde zugunsten der Lürssen-Werft statt der geplanten 40 nur noch 30 Prozent übernehmen. Die restlichen neun Prozent für diesen Partner kommen von der Stadt Stralsund.

Das Angebot von Vulkan und Hegemann steht in Konkurrenz zu einem der finnischen Finnyards-Gruppe Rauma sowie der norwegischen Unternehmer Ullveit-Moe. Die Geschäftsführung der Volkswerft hat der Treuhand ein Management-Buy-Out vorgeschlagen. Hegemann rechnet laut Handelsblatt mit einer Entscheidung der Treuhandanstalt über die Offerten bis spätestens Februar.

Die Stralsunder sind nach eigenen Angaben bis Ende 1994 voll ausgelastet und erwarten 1993 eine Umsatzsteigerung gegenüber den rund 200 Millionen Mark des Vorjahres. Gewinne verspricht sich das Unternehmen aber erst 1996.

Zwei Deportierte aus Kälte geholt UN-Hubschrauber nahm Palästinenser mit / Beirut gegen Flüge

MARDSCHAJUN, 10. Januar (Reuter/ AP). Zwei der von Israel ausgewiesenen Palästinenser konnten am Wochenende aus dem Niemandsland im südlichen Libanon zurückkehren. Neun weitere irrtümlich Deportierte warteten am Sonntag weiter in der Nässe und Kälte des Behelfszeltlagers auf die Möglichkeit zur Heimkehr. Israel hatte das im Prinzip erlaubt. Doch durchkreuzte Libanons Regierungschef Rafik el Hariri die Pläne des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), die neun Palästinenser mit dem Hubschrauber zu holen. Ein erneuter Flug komme nicht in Frage, sagte Hariri in Beirut, da das Rote Kreuz die jüngste Sondierungsmission mißbraucht habe, um die beiden Palästinenser fortzuschaffen. Die anderen müsse das IKRK durch die israelischen Linien bringen.

Mit Erlaubnis Israels hatten zwei Vertreter des IKRK am Samstag mit einem UN-Hubschrauber das Lager besuchen können und dabei den 16jährigen Bassem as Sijuri sowie einen 31jährigen nierenkranken Palästinenser mitgenommen. 413 als mutmaßliche Unruhestifter deportierte Palästinenser halten weiter in den Zelten aus. Ihre regelmäßige Versorgung durch das Rote Kreuz wird von Libanon und Israel blockiert. Sie sind auf eingeschmuggelte Hilfen angewiesen.

Die Palästinenser waren enttäuscht über die Haltung Libanons. Ihr Sprecher sagte, man respektiere sie, aber man sehe eigentlich keinen Unterschied, ob die Betroffenen nun per Hubschrauber oder auf dem Landweg fortgebracht würden. Immerhin habe Israel durch die Flug-Erlaubnis erkennen lassen, daß es sich für die Palästinenser verantwortlich fühle.

Israels Außenminister Schimon Peres räumte ein, daß die Deportation das Ansehen seines Landes beschädigt habe: "Es besteht kein Zweifel daran, daß die Deportation Schaden angerichtet hat." Sie dürfe aber nicht zu einem Hindernis für den Friedensprozeß im Nahen Osten werden. Die palästinensische Delegation hat die Washingtoner Gespräche verlassen und mitgeteilt, sie wolle nicht eher zurückkehren, bis Israel die UN-Resolution befolge und die Deportierten zurückkehren lasse. (Weiterer Bericht Seite 7)

Gift macht Winzer krank NDR-Sendung: Spätschäden durch Pflanzenschutzmittel

BONN, 10. Januar (Reuter). In den Weinbaugebieten der Mosel wird laut einem Fernsehbericht eine deutliche Zunahme von Erkrankungen des Nervensystems beobachtet. Seit zwei Jahren registriere der Trierer Nervenarzt Peter Binz bei Winzern immer die gleichen Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen, Gedächtnisverlust, Zustände von Verwirrung und Desorientierung und im Spätstadium auch spastische Lähmungen bis hin zum Stillstand von Hirnfunktionen, berichtete am Sonntag der Norddeutsche Rundfunk (NDR) vorab.

Binz führe die Nervenschäden auf den jahrezehntelangen Einsatz von parathionhaltigen Pflanzenschutzmitteln im Weinbau zurück, berichtete der NDR. Von Mitte der 50er bis Ende der 80er Jahre ist nach Panorama-Recherchen vor allem E 605 per Hubschrauber oder mit Sprühgeräten verspritzt worden. Durch neueste Studien sei der Zusammenhang zwischen Vergiftungen mit Organophosphaten (dazu zählt E 605) und Schädigungen der Membran von Nervenzellen eindeutig nachgewiesen.

Binz hat laut NDR nach eigenen Angaben den zuständigen Berufsgenossenschaften über 100 Fälle gemeldet.

E 605 darf seit 1990 nicht mehr versprüht werden. Die heute eingesetzten Ersatzstoffe seien nach Ansicht von Experten aber keinesfalls unbedenklich.

Der Deutsche Weinbauverband wies darauf hin, daß kein Zusammenhang zwischen den Krankheitssymptomen und dem Verzehr von Wein bestehe. Die Beobachtungen gründete sich nur auf Personen, die jahrelang Kontakt mit den Pflanzenschutzmitteln bei der Versprühung gehabt haben.

Zur Person:

GÜNTER VERHEUGEN, Bundestagsabgeordneter aus Kulmbach, ist neuer Chef der Landesgruppe der bayerischen SPD in Bonn. Bei einer Klausur im schwäbischen Kloster Irsee stimmten 15 SPD- Bundestagsabgeordnete aus Bayern für den 47jährigen, der Anfang der 80er Jahre FDP-Generalsekretär war und bei der Wende in Bonn 1982 zur SPD übertrat. Seine Gegenkandidatin, die Abgeordnete SUSANNE KASTNER, erhielt fünf Stimmen, zwei Abgeordnete enthielten sich. Verheugen löst LUDWIG STIEGLER ab, der aus persönlichen Gründen zurückgetreten war. (dpa/Reuter)

Papst-Appell zum Balkankrieg

ASSISI, 10. Januar (Reuter). Papst Johannes Paul II. hat zum verstärkten Einsatz gegen das Blutvergießen auf dem Balkan aufgerufen. Zum Abschluß eines interkonfessionellen Treffens im italienischen Wallfahrtsort Assisi sagte der Papst, der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien bringe Europa an einen Abgrund, vergleichbar der Situation vor dem Zweiten Weltkrieg. Vor bosnischen Moslems bekundete er seine Solidarität mit den Opfern des Bürgerkriegs. An dem Treffen nahmen auch Protestanten, Anglikaner und einige Juden teil.

Der Tragödie, die sich zur Zeit in Bosnien-Herzegowina abspiele, könne nicht länger tatenlos zugesehen werden, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag abend zu Beginn einer Nachtwache, bei der er mit Tausenden Gläubigen für Frieden im ehemaligen Jugoslawien beten wollte. Vertreter der Moslems aus Sarajewo schilderten ihm die bedrückende Lage in der seit April belagerten bosnischen Hauptstadt.

Schutzmasken für Shetland-Bewohner

SUMBURGH, 10. Januar (Reuter/AFP). Die Behörden auf den Shetlandinseln haben am Sonntag Schutzmasken gegen die Luftverschmutzung ausgeteilt, die das auslaufende Öl des gestrandeten Tankers "Braer" verursacht. Zahlreiche Bewohner der nördlichsten britischen Inseln haben in den vergangenen Tagen über Schwindelgefühl und Übelkeit geklagt. Am Sonntag gab es unbestätigte Berichte, wonach Kinder auch unter Ausschlägen leiden. Die britische Regierung will in der kommenden Woche einen Arzt auf die Inseln schicken, um den Gesundheitszustand der Bewohner zu überprüfen.

Die heftigen Winde machten Arbeiten auf der havarierten "Braer" am Sonntag weiterhin unmöglich. Für den Nachmittag und den Montag wurden Windgeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern vorausgesagt. Die sechs Spezial- Flugzeuge, die die Ölpest durch das Versprühen von Lösungsmitteln bekämpfen sollten, wurden am Samstag abgezogen. Der Abzug wurde offiziell mit der Orkan- Ankündigung der Meteorologen begründet. Dagegen wies der Sprecher des Regionalrats der Insel, Malcolm Green, darauf hin, Insel-Bewohner hätten ihre Besorgnis über die giftigen Substanzen ausgedrückt, die zur Bekämpfung der Ölpest nach dem Tankerunglück eingesetzt werden sollten.

(Weitere Berichte Seiten 3 und 20)

El Al gibt Boeing die Schuld Schadenersatz nach Absturz in Amsterdamer Haus gefordert

JERUSALEM, 11. Januar (Reuter/AP). Die israelische Fluggesellschaft El Al will vom US-Flugzeughersteller Boeing Schadenersatz für den Verlust eines Frachtflugzeuges vom Typ 747 fordern. Die Maschine war am 4. Oktober kurz nach dem Start in Amsterdam in ein Hochhaus gestürzt. 43 Menschen starben. Der stellvertretende El-Al-Direktor Amos Amir sagte am Sonntag, nach den Erkenntnissen seiner Gesellschaft sei Boeing allein für das Unglück verantwortlich. El Al werde nicht nur Schadenersatz für den Verlust an Menschenleben und Material verlangen, sondern auch für den eigenen Ansehensverlust und andere noch mögliche Absturzfolgen.

Nach Amirs Darstellung war am Triebwerk Nummer vier ein Sicherheitsbolzen gebrochen, und das Triebwerk riß beim Abfallen auch die benachbarte Turbine mit. Der Vizedirektor erinnerte daran, daß es Ende 1991 einen fast identischen Zwischenfall mit einer taiwanesischen Boeing 747 gegeben hatte.

Daß Boeing darauf nicht rasch und entschlossen regiert habe, "grenzt an Fahrlässigkeit", wie Amir sagte. Allein schon der Umstand, daß der Bolzen gebrochen sei, stelle eine Verletzung der technischen Anforderungen der US-amerikanischen Luftfahrtbehörden FAA dar.

Auf Veranlassung der FAA arbeitet Boeing an neuen Bolzen für die Triebwerksaufhängungen der 747. Es ist das zweite Mal, daß sie geändert werden.

Ein Boeing-Sprecher sagte am Sitz des Unternehmens in Seattle im US-Staat Washington zu den Vorwürfen, der Stand bei Boeing sei derzeit, daß noch keine Unglücksursache festgestellt worden sei. Der Sprecher verwies darauf, daß die niederländischen Behörden ihre Untersuchungen noch nicht beendet hätten und daß es bis zum Abschluß der Ermittlungen noch einge Monate dauern könnte.

Große Menge des Öls soll angeblich noch an Bord sein Messungen per Infrarotstrahlen / Bergungsteams wegen Sturms über den Shetland-Inseln noch immer zur Untätigkeit verurteilt

LONDON, 11. Januar (AP/dpa). Untersuchungen mit Infrarotstrahlen haben nach Angaben britischer Behörden vom Montag ergeben, daß der vor den Shetlandinseln gestrandete Tanker "Braer" vermutlich noch einen großen Teil seiner Ölladung an Bord hat. Dies wurde jedoch von Helfern vor Ort sogleich mit dem Hinweis in Zweifel gezogen, daß das Verfahren, mit Hilfe von Infrarotfotos Schlüsse auf die in den Tanks vorhandenen Ölmengen zu ziehen, noch zu neu sei. Das anhaltend stürmische Wetter vereitelte auch am Montag alle Bergungsbemühungen. Aus demselben Grund sahen sich der britische Thronfolger Prinz Charles und sein Vater Prinz Philip dazu gezwungen, einen geplanten Besuch am Ort der Katastrophe um mindestens einen Tag zu verschieben.

Die orkanartigen Stürme richteten am Montag neuen schweren Schaden an dem Wrack des Tankers an. Das Schiff hat offenbar mehrere Löcher am Schiffsboden. Das eindringende Meerwasser preßt mit enormen Druck Ölfontänen aus Öffnungen auf Deck. Der Chef der niederländischen Bergungsfirma Smit Tak, Geert Koffemann, sagte am Montag abend, er sei nun der Ansicht, daß weit mehr als die Hälfte der Ladung ausgelaufen sei. Er sei nicht sicher, daß noch Öl von dem Schiff abgepumpt werde könne. In den vergangenen Tagen hatten die Männer von Smit Tak die Bergungsaktion vorbereitet und bis zum Montag zehn Tonnen Bergungsgerät nahe der Unfallstelle abgeladen. Doch der Leichter "Tak-10", in den das Öl aus dem Wrack der "Braer" umgepumpt werden soll, lag wegen des schlechten Wetters an der englischen Küste fest.

Bis zum Sonntag abend waren 32 Kilometer Küste verseucht und 785 ölverschmutzte Vögel geborgen worden, 600 davon tot. Umweltschützer rechnen damit, daß es noch Tausende weiterer Tieropfer geben wird.

Die britische Regierung hat am Montag eine amtliche Untersuchung über Möglichkeiten zum besseren Schutz der Küste Großbritanniens vor Verschmutzung durch die Schiffahrt angekündigt. Vor dem Unterhaus in London sagte Verkehrsminister John MacGregor, daß als Folge der Tankerkatastrophe vor den Shetlands unter anderem die Fahrtrouten für Tanker in küstennahen Gewässern überprüft werden sollen. Die Überprüfung soll die amtliche Untersuchung des "Braer"-Unglücks ergänzen. Der Minister berichtete, daß am Montag nachmittag aus dem Tanker wieder "sehr große Mengen Öl ausgelaufen" seien. "Bei der Beseitigung der Schäden halten wir uns an das Prinzip: Der Verunreiniger muß zahlen", ergänzte MacGregor. Im Fall der "Braer" stünden 50 Millionen Pfund (125 Millionen Mark) von der Versicherung des Schiffes und aus dem Internationalen Kompensationsfonds für Ölverschmutzung zu erwarten.

Angesichts des Tanker-Unfalls werfen norddeutsche Umweltverbände Politikern und Reedern Untätigkeit vor. Ähnliche Katastrophen könnten sich wieder ereignen, falls die Verantwortlichen sich nicht stärker im Meeresumweltschutz engagierten. Das erklärten die Aktionskonferenz Nordsee (AKN), der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Umweltstiftung WWF Deutschland am Montag in Bremen.

Die zunehmend brisanten Schiffsladungen erforderten qualifizierte Seeleute, scharfe Sicherheitsbestimmungen und ein "Umdenken beim Energieverbrauch". Die Umweltschützer verlangten ein Verbot für Billigflaggen-Schiffe, die Deutsche Bucht zu befahren, sowie strengere Vorschriften über die Mindestzahl der Besatzungmitglieder. Es sei zusätzlich zu erwägen, ob nicht die Ölfirmen boykottiert werden sollten, die sich zu wenig um den Meeresumweltschutz kümmern. Proteste wegen Ölpest in La Coruna

LA CORUNA (Reuter/dpa). In der nordspanischen Hafenstadt La Coruna haben am Sonntag mehrere tausend Menschen wegen der Ölpest vor ihrer Küste protestiert. Wie die spanische Nachrichtenagentur EFE meldete, verlangten sie von der Regierung, die vom Öl verschmutzte Gegend zum Katastrophengebiet zu erklären. Die Fischer der Gegend, die große Einnahmeverluste hinnehmen müssen, drohten eine Hafenblockade an. Am 3. Dezember war ein griechischer Tanker vor der galizischen Stadt auf Grund gelaufen und hatte einen großen Teil seiner 80 000 Tonnen Öl verloren. Dem griechischen Kapitän des Supertankers, Konstantino Stavridis, der bisher in La Coruna in einem Hotel festgehalten wurde und dem Ermittlungsrichter zur Verfügung stehen mußte, ist gegen eine Kaution von zehn Millionen Peseten (rund 140 000 Mark) die Heimreise gestattet worden.

Neues Parlament in Kabul

KABUL, 11. Januar (Reuter). In Afghanistan ist aus den Reihen der großen Hal-o-Akad-Versammlung ein neues Parlament gewählt worden. Präsidentensprecher Abdul Asis Morad teilte in Kabul mit, die über 1000 Delegierten hätten die 205 Mitglieder des neuen Parlaments bestimmt. Das Parlament soll am 25. Januar zusammentreten und bis zu Neuwahlen amtieren. Seine wichtigste Aufgabe ist die Verabschiedung einer Übergangsverfassung. Die Hal-o-Akad-Versammlung hatte Ende Dezember den provisorischen Präsidenten Rabbani für zwei Jahre zum Staatsoberhaupt gewählt.

Rabbani wird von der radikalen Mojaheddin-Gruppe Hezb-e-Islami unter Führung von Gulbuddin Hekmatjar nicht anerkannt. Dem staatlichen Rundfunk zufolge beschossen Hezb-e-Islami-Rebellen Kabul am Sonntag mit 13 Raketen. Mindestens sechs Menschen seien verletzt worden.

Kreuz- und Innenbandriß in Cortina Für Michaela Gerg ist der WM-Winter zu Ende

Michaela Gerg-Leitner bleibt der große Pechvogel des deutschen alpinen Skisports, nach ihrem Sturz in Cortina d'Ampezzo ist der WM-Winter für sie vorzeitig beendet. Sie zog sich bei der dritten Weltcup-Abfahrt der Damen einen Riß des vorderen Kreuzbandes sowie des Innenbandes im rechten Knie zu. Das ergab eine Untersuchung durch den Verbandsarzt des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), Dr. Ernst-Otto Münch, in Garmisch-Partenkirchen. Michaela Gerg-Leitner, die am Sonntag morgen in Garmisch operiert wurde, wird in der laufenden Saison nicht mehr starten und damit auch bei den Ski-Weltmeisterschaften in Morioka/Japan (3. bis 14. Februar) fehlen.

Die 27jährige war nach 22 Sekunden Fahrzeit am Ende des berühmt-berüchtigten "Tofana-Schuß" gestürzt und mit Tempo 120 in die Fangnetze geflogen. Nach wenigen Minuten stand sie scheinbar unverletzt auf und ging davon. Erst später wurde im Hotel die Verletzung diagnostiziert, ohne daß allerdings das gesamte Ausmaß deutlich wurde.

Michaela Gerg-Leitner hatte sich erstmals bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary einen Kreuzbandriß zugezogen. Die WM-Saison 1993 begann für sie mit einem Trümmerbruch im linken Zeigefinger. sid

Hoher Einstiegspreis Bartels fährt Formel 1 für das Pacific-Team

Der Plettenberger Michael Bartels wird 1993 als zweiter deutscher Fahrer nach Michael Schumacher (Kerpen) in der Formel-1-Weltmeisterschaft starten. Nach monatelangen Verhandlungen unterschrieb der 24 Jahre alte Nachwuchsmann am Wochenende bei dem britischen Einsteigerteam Pacific einen Ein- Jahres-Vertrag mit einer Option auf einen Platz auch für 1994.

Bartels, der sich mit dem vierten Platz in der Formel-3000-Europameisterschaft für die Königsklasse des Automobilsports empfahl, muß Pacific eine Mitgift von 2,5 Millionen Dollar zahlen. Der Verdienst des Deutschen wird durch ein erfolgsbezogenes Prämiensystem bestimmt, ein festes Fahrergehalt gibt es nicht. Für jeden gewonnenen Weltmeisterschaftspunkt erhält der Sauerländer einen Bonus von 5000 Dollar.

Für Bartels ist es der zweite Anlauf in der Formel 1. Bei seinem Debüt vor zwei Jahren scheiterte er im Lotus-Ford viermal an der Qualifikationshürde.

Der Teamkollege des 24jährigen steht noch nicht fest. Nach Aussage von Bartels werden der Belgier Bertrand Gachot und der Italiener Gabriele Tarquini favorisiert.

Pacific fuhr bisher erfolgreich in der Formel 3000 und stellte 1991 mit dem Brasilianer Christian Fittipaldi den Europameister. Bei der Formel-1-Premiere setzt der Rennstall Ilmor-Motoren ein. Mit den überarbeiteten Zehnzylinder- Triebwerken wurden in der vergangenen Saison die englischen Teams Tyrrell und March ausgerüstet. Erste Testfahrten soll Bartels Anfang Februar in Silverstone absolvieren. sid

AMERICAN FOOTBALL NORDAMERIKANISCHE PROFILIGA (NFL), Play-off-Runde, Viertelfinalspiele vom Samstag: Pittsburgh Steelers - Buffalo Bills 3:24, San Franzisco 49ers - Washington Redskins 20:13.

SKI NORDISCH 4x5-km-Staffel der Frauen, freie Technik: 1. Rußland ( Nagejkina/Wjalbe/Lazutina/Jegorowa) 57:05,0 Minuten, 2. Italien (Di Centa/Vanzetta/Paruzzi/Belmondo) 57:38,7, 3. Norwegen (Dybendahl/Wold/Nilsen/Dahlmo) 58:17,6, 4. Schweiz 58:30,4, 5. Frankreich 58:44,0, 6. Finnland 59:10,2, 7. Deutschland/Tschechei (Schulze, Willingen/Wille, Maierhöfen/Kümmel, Oberwiesenthal/Chroustovka, Tschechei) 59:19,5, 8. Tschechei 59:29,0, 9. Schweden 59:31,7, 10. Polen 59:46,1.

BOXEN ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd: BC Singen - BC Esslingen 14:12, Velberter BC - BC Eichstätt 16:10.

ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Nord: SC Neukölln Berlin - BSK Ahlen 13:13, SSV PCK Schwedt - CSC Frankfurt/Main 15:12.

TENNIS KATAR-OPEN der Männer in Doha (475.000 Dollar), Einzel, Finale: Becker (Leimen) - Ivanisevic (Kroatien) 7:6 (7:4), 4:6, 7:5). - Halbfinale: Becker - Edberg (Schweden) 6:4, 6:4, Ivanisevic - Tscherkassow (Rußland) 6:2, 6:2.

Doppel, Finale: Becker/Kühnen (Leimen/ Bamberg) - Cannon/Melville (USA) 6:4, 6:2.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Adelaide/Australien (182.500 Dollar), Einzel, Finale: Kulti - Bergström (beide Schweden) 3:6, 7:5, 6:4.

Doppel, Finale: Woodforde/Woodbridge - Fitzgerald/Warder (beide Australien) 6:4, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Kuala Lumpur/Malaysia (300.000 Dollar), Einzel, Finale: Reneberg (USA) - Delaitre (Frankreich) 6:3, 6:1.

Doppel, Finale: Eltingh/Haarhuis (Niederlande) - Holm/Perderson (Schweden) 7:5, 6:3.

CHALLENGER-TURNIER der Männer in Wellington/Neuseeland (50.000 Dollar), Einzel, Finale: Black (Simbabwe) - Tommy Ho (USA)6:4, 4:6, 6:1.

Doppel, Finale: Black/Annacone (Simbabwe/ USA) - Smith/Knowles (Bahamas) 6:2, 7:6 (7:5).

GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Brisbane/Australien (150.000 Dollar), Einzel, Finale: Martinez (Spanien) - Maleeva (Bulgarien) 6:3, 6:4.

Doppel, Finale: Martinez/ Neiland (Spanien/ Litauen) - McCarthy/Po (USA) 6:2, 6:2.

GEWICHTHEBEN BUNDESLIGA, Gruppe Nord: SVB Wuppertal - TuS Lüchow 729,2:626,7, KG Wolfsburg/ Braunschweig - VfL Wolfsburg 684,2:892,0, GSV Eintracht Baunatal - SSV Samswegen 731,5:730,7, AC Soest - TSV Schw. Tündern 876,1:577,6.

BUNDESLIGA, Gruppe Ost: AC Chemnitz - TSV Stralsund 816,0:620,9, AFC 90 Frankfurt/ Oder - Fortschritt Eibau 878,4:619,7, AC Heros Berlin - AC Plamag Plauen 766,6:740,5, KG Zittau Görlitz - TSC Berlin 625,5:806,9.

BUNDESLIGA, Gruppe Süd: TSV Regen - TB 03 Roding 734,2:666,4, AC Mutterstadt - SVG Obrigheim 820,5:751,0, AC Germ. St. Ilgen - KTH Ehrang 912,2:665,7.

Short Track-DM in Mannheim Favoriten Busch und Goschnik überzeugten

Die Favoriten Susanne Busch aus Erfurt und der Mainzer Rene Goschnik waren bei den 11. Deutschen Meisterschaften der Short Track-Eisschnelläufer in Mannheim wie erwartet die dominierenden Starter. In Abwesenheit der Vorjahres-Meisterin und Mannheimer Lokalmatadorin Gundi Pawasserat sicherte sich die hervorragende Technikerin Susanne Busch nach den Titeln über 500 m und 1500 m, die erstmals ausgetragen wurden, am Sonntag auch noch die 1000 m und die zum Vierkampf zählenden 3000 m. In den vergangenen Jahren war lediglich die Vierkampf-Meisterschaft vergeben worden.

Bei den Männern, wo Titelverteidiger Ingo Bleyl (Bayreuth) und der viermalige Deutsche Meister Jörg Wagner (Mannheim) ebenfalls nicht am Start waren, gewann der Mainzer Favorit Rene Goschnik die Konkurrenzen über 500 m, 1000 sowie 3000 m und damit auch den Vierkampf.

Lediglich der letztjährige Dritte der Deutschen Meisterschaften im Short Track, Bertram Freundl (Bayreuth), konnte die Siegesserie des Mainzers Rene Goschnik durchbrechen und gewann, allerdings durch die Disqualifiaktion seines Klubkollegen Sebastian Linn, das Rennen über 1500 m. sid

EISSCHNELLAUF DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in Mannheim, zweiter und letzter Wettkampftag, Männer, 1.000 m: 1. Goschnik (Mainz) 1:46,12 Minuten, 2. Linn 1:46,68, 3. Freundl (beide Bayreuth) 1:46,82, 4. Bach (Mannheim) 1:49,96.

3.000 m: 1. Goschnik 5:35,13 Minuten, 2. Freundl 5:35,49, 3. Linn 5:36,58, 4. Steckel (Dresden) 5:38,14.

Vierkampf: 1. Goschnik 15 Punkte, 2. Freundl 12, 3. Linn 8, 4. Lemcke (Berlin) 4.

Frauen, 1.000 m: 1. Busch (Erfurt) 1:49,96 Minuten, 2. Strauß (Berlin) 1:52,39, 3. Hackl (Dresden) 1:53,12, 4. Prislegina (Mannheim) disqualifiziert.

3.000 m: 1. Busch 5:40,25 (Deutscher Rekord), 2. Strauß 5:53,76, 3. Röder (Dresden) 6:00,81, 4. Heinz (Bayreuth) 6:00,88.

Vierkampf: 1. Busch 20 Punkte, 2. Strauß 11, 3. Röder 5, 4. Heinz und Prislegina je 2.

SKI NORDISCH 4x10-km-Staffel, freie Technik: 1. Italien (Valbusa/Vanzetta/Albarello/Fauner) 1:41:26,4 Stunden, 2. Norwegen (Sivertsen/Brors/Ulvang/ Daehlie) 1:41:26,8, 3. Schweden (Ottosson/Majbaeck/Haland/Mogren) 1:41:29,3, 4. Frankreich 1:43:19,8, 5. Finnland 1:43:23,9, 6. Deutschland (Schlickenrieder, Schliersee/Mühlegg, Marktoberdorf/Fiedler, Oberwiesenthal/Behle, Willingen) 1:44:08,2, 7. Schweden/Estland 1:44:24,7, 8. Tschechei 1:44:42,8, 9. Schweiz 1:44:43,0, 10. Österreich 1:45:20,5.

Alpine Weltcup-Rennen der Männer auf der präparierten "Kandahar" in Garmisch-Partenkirchen Tomba "explodierte" im Slalom und verwies Roth auf Rang vier Heinzer Schnellster / Girardelli gewann Kombination / Wasmeier Abfahrts-Sechster vor Tauscher / Fiala stürzte über die Ziellinie

Markus Wasmeier fand seinen sechsten Platz schlichtweg "grandios", Abfahrts-Kollege Hansjörg Tauscher war "stolz und glücklich" über seinen siebten Rang, Slalom-Artist Peter Roth dagegen traurig über seinen vierten. Die deutsche Bilanz bei den Weltcup-Rennen in Garmisch-Partenkirchen konnte sich rund drei Wochen vor der alpinen Weltmeisterschaft im japanischen Morioka wahrlich sehen lassen, auch wenn die strahlenden Sieger Franz Heinzer (Schweiz) in der Abfahrt und Alberto Tomba (Italien) im Slalom hießen und dafür je 30 000 Mark Siegprämie einstecken konnten. Marc Girardelli kassierte als Gewinner der Kombination immerhin noch 15 000 Mark und führt nun im Gesamtweltcup mit 568 Punkten vor Tomba (472).

"Das war überfällig", jubelte Heinzer nach seinem Sieg auf der hervorragend präparierten "Kandahar", auf der am Montag (11 Uhr) noch die im Dezember in Val d'Isere ausgefallene Abfahrt nachgeholt wird. Der 30 Jahre alte Abfahrts- Routinier gewann in 1:55,09 Minuten hauchdünn mit zwei Hundertstelsekunden vor dem Italiener Pietro Vitalini, der mit Startnummer 33 ins Rennen gegangen war. Dritter wurde der Österreicher Günter Mader (1:55,26). Markus Wasmeier (Schliersee) belegte in 1:55,48 den sechsten, Hansjörg Tauscher (Oberstdorf) in 1:55,57 den siebten Rang in dem spannenden Rennen, in dem die ersten 14 innerhalb einer Sekunde lagen.

Vorjahressieger Wasmeier hatte für seinen ersten Abfahrtsstart in dieser Saison sogar die Siegerski aus dem Vorjahr angeschnallt. "Jetzt ist er allerdings kaputt", bemerkte der 29jährige ein wenig traurig und zeigte auf die kaputten Kanten. Dennoch hatte er nach seinem Lauf ein Dauerlächeln im Gesicht. "Ich bin selbst überrascht, daß ich vorne dabei bin", wunderte er sich. Seit seiner Verletzung im November hatte er nur einmal Abfahrt trainiert - am Mittwoch in Garmisch. Mit dem Wadenbein hat er "keine Probleme mehr beim Skifahren, nur auf der Straße kann ich noch nicht richtig laufen".

Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt hatte Wasmeier zur Anzeigentafel geschaut, weil er eineinhalb Sekunden schneller war als der vor ihm gestartete Olympiasieger Patrik Ortlieb. "Ich bin super gefahren, ein Platz unter den ersten zehn war mein Wunsch."

Von den Verhältnissen profitierte auch der Vorjahresdritte Hansjörg Tauscher, der mit Startnummer 20 die 3455 Meter lange Piste vom Kreuzjoch hinunterjagte. Zweimal mußte das Rennen jedoch unterbrochen werden. Zunächst stürzte der US-Amerikaner A. J. Kitt in dem Strekkenabschnitt "Hölle", konnte jedoch anschließend auf eigenen Beinen bis ins Ziel fahren. Sein Teamkollege Chad Fleischer hatte weniger Glück. Er mußte ins Krankenhaus geflogen werden, ebenso wie Martin Fiala. Der Leverkusener stürzte über die Ziellinie, wurde damit sogar noch 27. (1:56,46), blutete allerdings heftig aus der Nase.

Am Vortag war Tomba "la Bomba" zum ersten Mal in dieser Saison "explodiert". Der italienische Superstar feierte beim fünften Slalom der Saison auf dem Gundiberg endlich seinen ersten Saisonsieg und zerstörte damit reichlich unsanft die Sieghoffnungen von Peter Roth, der nach dem ersten Durchgang noch geführt hatte und am Ende nur undankbarer Vierter wurde. "Da kann man sich wirklich nur ärgern", klagte der 31 Jahre alte Senior des DSV. "Vierter ist eigentlich nicht schlecht, aber wenn man in Führung liegt, dann will man auch gerne gewinnen."

Seit Samstag abend um halb elf hat er jetzt einen eigenen Sponsor, der ihm bis Saisonende 25 000 Mark plus Prämien bezahlt. Mit einem furiosen zweiten Lauf kämpfte sich Alberto Tomba, der nach dem ersten Durchgang nur an siebter Stelle gelegen hatte, an allen Konkurrenten vorbei und siegte in 1:38,65 Minuten vor den zeitgleichen Kjetil-Andre Aamodt (Norwegen) und Thomas Stangassinger (Österreich) mit jeweils 1:39,19 und Peter Roth in 1:39,26. Armin Bittner, nach dem ersten Durchgang Vierter, rutschte auf den elften Platz ab (1:40,04). sid

DFB-Pokal Eintracht - Leverkusen endgültig am 30. März

Der Halbfinalschlager um den Vereinspokal des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwischen den beiden Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen wird nun endgültig am Dienstag, 30. März, (19.00 Uhr) im Frankfurter Waldstadion ausgetragen. Darauf verständigten sich die beiden Vereine. sid

Tennisturnier in Doha Guter Beginn für Becker Im Endspiel Ivanisevic, im Halbfinale Edberg geschlagen

Boris Becker gewann die mit 475 000 Dollar dotierten Katar Open von Doha nach dramatischen und hochklassigen 2:29 Stunden durch einen 7:6 (7:4), 4:6, 7:5- Finalsieg über den Kroaten Goran Ivanisevic und schob sich in der Weltrangliste wieder auf die vierte Position.

Während Ivanisevic im Scheichtum zunächst vorwiegend durch seine Wutausbrüche für Furore sorgte, überzeugte der 25 Jahre alte Leimener auf dem Weg zu den Australian Open durch selbstbewußtes, konzentriertes und engagiertes Tennis. Sensationelle Ballwechsel kennzeichneten eine in jeder Phase hochklassige Begegnung.

Becker kämpfte trotz einer Wadenverletzung, die kurz vor dem Finale aufgebrochen war, wie in alten Zeiten. Der Aufwärtstrend der letzten Turniere im Olympiajahr setzte sich in Doha eindrucksvoll fort, Becker zeigt sich 1993 voller Tatendrang. Der 25 Jahre alte Leimener will von einem neuen Image allerdings nichts wissen. "Es gibt keinen neuen Boris Becker. Ich habe schon vor Monaten meine Ziele neu gesteckt."

Der erste Satz vor 4000 Zuschauern auf der 30 Millionen Mark teuren Anlage verlief ausgeglichen, keinem der Kontrahenten gelang ein vorentscheidendes Break. Im Tiebreak erwies sich der Weltranglisten-Fünfte aus Leimen als der bessere Returnspieler und entschied unter "Boris, Boris"-Rufen der deutschen Fans mit 7:4 den ersten Durchgang mit 7:6 für sich. Je besser Becker spielte, um so häufiger wurden die Wutausbrüche des Kroaten. Ivanisevic erntete nicht nur die Pfiffe der Zuschauer, sondern kassierte auch eine frühzeitige Verwarnung von Oberschiedsrichter Jorge Dias.

Im zweiten Durchgang war Ivanisevic der Spieler, der durch seine gefürchteten Aufschläge Becker die Initiative nahm. Das Service gab nach 1:34 Stunden und dem 14. As den Ausschlag für den 6:4- Satzerfolg des jungen Mannes aus Split. Das Spiel stand im dritten und entscheidenden Durchgang auf des Messers Schneide. Vor allem in bedrängten Situationen aber war es Becker, der mit seinem Service gegenhielt und nach 2:29 Stunden den ersten Matchball zum 7:5 verwandelte.

Wieder die Nummer eins im Welttennis zu werden, ist trotz des Erfolges von Katar nicht das erste Ziel Beckers 1993 ("Das war ich ja schon"), Bedeutung hat für ihn nur, "aus mir das Optimale herauszuholen".

Das Halbfinale in Katar hatte Becker 6:4 und 6:4 in 1:30 Stunden gegen den topgesetzten Weltranglisten-Zweiten Stefan Edberg, Goran Ivanisevic gegen den Russen Andrej Tscherkassow mit 6:2 und 6:2 gewonnen. Becker führt in den direkten Duellen mit Goran Ivanisevic nunmehr mit 7:4, im Halbfinale des Pariser Hallenturniers und beim ATP-Masters in Frankfurt behielt Becker 1992 ebenfalls die Oberhand. sid

RADSPORT DEUTSCHE MEISTERSCHAFT im Querfeldeinfahren in Lohne/Niedersachsen: 1. Kluge (Berlin) 52:14 Minuten, 2. Berner (Frankfurt) 0:24 Minuten zurück, 3. Nieberding (Lohne) 1:05, 4. Wittig (Köln) 1:19, 5. Arenz (Köln) 1:44, 6. Schwedler (Harvestehude) 2:19, 7. Arnold (Frankfurt) 2:31, ... 9. Krukenbaum (Bielefeld) 3:44:

ITALIEN (15. Spieltag): Atalanta Bergamo - AS Rom 3:1, US Foggia - Inter Mailand 1:3, Lazio Rom - AC Brescia 2:0, AC Mailand - US Cagliari 1:0, AC Parma - FC Genua 1:0, AC Pescara - Anconca Calcio 4:3, Sampdoria Genua - Juventus Turin 1:1, AC Turin - SSC Neapel 0:1, FC Udinese - AC Florenz 4:0. - Die Tabellenspitze: 1. AC Mailand 36:14 Tore/27:3 Punkte, 2. Inter Mailand 28:21/19:11, 3. Lazio Rom 32:22/18:12, 4. Atalanta Bergamo 20:21/18:12.

Spitzenspiel der Eishockey-Bundesliga DEG konnte die "Haie" daheim nicht schlagen

Der deutsche Eishockey-Meister Düsseldorfer EG hat unter Trainer Hans Zach eine weitere Bestmarke aufgestellt. Mit einem 2:2 (1:0, 1:0, 0:2) am 32. Spieltag gegen den rheinischen Erzrivalen Kölner EC ist der Titelverteidiger seit einem Jahr auf eigenem Eis ungeschlagen. Nach diesem Remis im Spitzenspiel beträgt der Vorsprung der DEG an der Tabellenspitze vor den "Haien" weiter zehn Zähler.

Vor 11 200 Besuchern an der ausverkauften Brehmstraße verhinderte der glänzend aufgelegte DEG-Torwart Christian Frütel, der turnusgemäß für Nationaltorwart Helmut de Raaf zwischen den Pfosten stand, in der Anfangsphase einen Rückstand der Düsseldorfer. Dann gelang Nationalstürmer Andreas Brockmann nach exakt 14 Minuten bei Überzahl die Düsseldorfer Führung.

"Oldtimer" Peter John Lee baute zu Beginn des Mitteldrittels mit seinem 24. Saisontreffer die DEG-Führung aus. 13 Sekunden nach Start des Schlußdrittels sorgte Nationalverteidiger Jörg Mayr durch den 1:2-Anschlußtreffer für die Kölner noch einmal für Spannung in einem guten Match, das im dritten Abschnitt hochklassig wurde. Lohn der Kölner Angriffsbemühungen war der 2:2-Ausgleich von Thomas Brandl 56 Sekunden vor der Schlußsirene.

Schiedsrichter Slapke aus Bad Tölz verhängte zwölf Strafminuten gegen Düsseldorf und zehn gegen den KEC. sid

Spiel vom Sonntag Düsseldorfer EG - Kölner EC 2:2 (1:0, 1:0, 0:2). - Tore: 1:0 Brockmann (14:00), 2:0 Lee (24:14), 2:1 Mayr (40:13), 2:2 Brandl (59:04). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 11.200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 12 - Köln 10.

Bundesliga vom Freitag Kölner EC - Schwenninger ERC 6:2 (2:1, 3:1, 1:0). - Tore: 1:0 Stefan (2:02), 1:1 Berwanger (2:45), 2:1 Chaidarow (9:17), 3:1 Hock (25:00), 3:2 Kopta (30:47), 4:2 Lupzig (32:27), 5:2 Steiger (36:54), 6:2 Sikora (58:28). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 7000. - Strafminuten: Köln 8 - Schwenningen 10.

Berliner SC Preussen - EV Landshut 4:1 (2:1, 0:0, 2:0). - Tore: 1:0 Holzmann (9:14), 1:1 Handrick (12:10), 2:1 O' Regan (19:17), 3:1 Holzmann (43:59), 4:1 Hannen (59:40). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 4598. - Strafminuten: Berlin 14 - Landshut 8.

EC Hedos München - EHC Eisbären Berlin 7:2 (3:1, 2:1, 2:0). - Tore: 1:0 Hegen (9:02), 2:0 Truntschka (10:04), 2:1 Schertz (11:16), 3:1 Funk (14:44), 4:1 Franz (24:44), 4:2 Jooris (24:55), 5:2 Hegen (39:34), 6:2 Volland (42:49), 7:2 Hegen (43:09). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: München 10 - Berlin 10.

Mannheimer ERC - Düsseldorfer EG 2:3 (1:1, 0:2, 1:0). - Tore: 1:0 Hanft (3:31), 1:1 Lee (8:19), 1:2 Hiemer (34:24), 1:3 Kummer (35:35), 2:3 Draisaitl (59:41). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 8500 (ausverkauft). - Strafminuten: Mannheim 12 - Düsseldorf 16.

EC Ratingen - ESV Kaufbeuren 3:3 (0:1, 2:0, 1:2). - Tore: 0:1 Lubina (13:14), 1:1 Genze (22:14), 2:1 Cazacu (34:58), 2:2 Birk (41:56), 2:3 Rau (43:23), 3:3 Kienass (48:55). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 2500. - Strafminuten: Ratingen 12 - Kaufbeuren 18.

EHC Freiburg - Krefelder EV 3:6 (2:3, 0:2, 1:1). - Tore: 0:1 Walker (1:29), 0:2 Flemming (2:13), 1:2 Reichel (7:38), 1:3 Flemming (9:01), 2:3 Smicek (19:46), 2:4 Walker (20:29), 2:5 McNeil (31:00), 3:5 Zemlicka (51:03), 3:6 Walker (59:34). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 3500. - Strafminuten: Freiburg 10 - Krefeld 18.

Basketball

Bundesliga vom Sonntag Brandt Hagen - BG TuS Bramsche/Osnabrück 71:73 (33:37). - Beste Werfer: Davis (18), Fiedler (14), Dinkins (12), Suhr (12) für Hagen - Ruddigkeit (21), Dölle (19), Shields (15) für Bramsche/Osnabrück. - Zuschauer: 1200.

TSV Bayer Leverkusen - SG Braunschweig 81:61 (40:34). Beste Werfer: Harnisch (20), Johnson (18), Welp (11) für Leverkusen - Svitek (20), Stein (14), Miglinieks (12) für Braunschweig. - Zuschauer: 950.

Tübinger SV - MTV Gießen 80:86 (46:44). Beste Werfer: Reisewitz (20), Key (14), Schiano (14), Schomers (13) für Tübingen - Th. Andres (34), A. Andres (17), McDonald (17) für Gießen. - Zuschauer: 1300.

SVD Dortmund - Alba Berlin 77:103 (33:46). Beste Werfer: Pernell (16), Truskowski (16), Mlynarski (10) für Dortmund - Primorac (19), Baeck (17), Öztürk (17), Blab (16), Mutapcic (16) für Berlin. - Zuschauer: 900.

TTL Bamberg - BG Stuttgart/Ludwigsburg 106:78 (60:32). Beste Werfer: Jackel (32), Nürnberger (20), Martin (18), Swearengen (14) für Bamberg - Taylor (21), Montgomery (18), Jochum (10), Sieghörtner (10) für Stuttgart/Ludwigsburg. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).

SSV Ulm - TVG Basketball Trier 76:79 (40:36). Beste Werfer: Walker (35), Oldham (17) für Ulm - Reinhardt (17), Devone (15), Johnson (14), Wiegand (12), Marsh (11) für Trier. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft). Bundesliga vom Freitag TSV Bayer 04 Leverkusen - BG Bramsche/ Osnabrück 85:65 (45:33). - Beste Werfer: Koch (22 Punkte), Johnson (16) für Leverkusen - Shields (14), Horman (11), Knost (10) für Bramsche/Osnabrück. - Zuschauer: 800.

BG Stuttgart/Ludwigsburg - SSV Ulm 78:93 (39:40). - Beste Werfer: Kujawa (29), Baker (19), Montgomery (12) für Stuttgart/Ludwigsburg - Walker (31), Laine (16), Oldham (16), Van Waden (13), Sauer (11) für Ulm. - Zuschauer: 2000.

MTV Gießen - TTL Bamberg 73:101 (37:40). - Beste Werfer: Roth (21), A. Andres (20), T. Andres (10) für Gießen - Jackel (26), Nürnberger (24), Swearengen (21) für Bamberg. - Zuschauer: 1000.

TVG Trier - Tübinger SV 80:77 (39:41). - Beste Werfer: Johnson (25), Marsh (24), Reinhardt (12) für Trier - Schomers (22), Key (19), Dietel (16), Schiano (12) für Tübingen. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).

ALBA Berlin - Brandt Hagen 98:84 (58:38). - Beste Werfer: Baeck (27), Primorac (19), U. Blab (16), Freyer (12), Mutapcic (11), Ötztürk (10) für Berlin - Dinkins (24), Fiedler (19), Risse (10), Suhr (10) für Hagen. - Zuschauer: 2200.

SG Braunschweig - SVD Dortmund 53:58 (26:32). - Beste Werfer: Miglieniks (16), Svitek (15) für Braunschweig - Mlynarski (12) für Dortmund. - Zuschauer: 1800.

Eiskunstlauf-EM in Helsinki Marina Kielmann trotz Verletzung qualifiziert

Eine Energieleistung von Marina Kielmann stand im Mittelpunkt des erstmals ausgetragenen Qualifikations-Wettbewerbs bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki. Trotz einer äußerst schmerzhaften Verstauchung des linken Handgelenks qualifizierte sich die deutsche Meisterin mit Rang drei in ihrer Gruppe für das Technikprogramm, das am Dienstag ausgetragen wird.

Einen erfolgreichen Auftakt feierten auch Tanja Szewczenko und Simone Lang, die im zweiten Durchgang ebenfalls problemlos die Ausscheidungs-Hürde mit den Plätzen zwei und drei hinter Titelverteidigerin Surya Bonaly aus Frankreich nahmen.

Sekundenlang sah es jedoch in der finnischen Hauptstadt so aus, als ob die 24 Jahre alte Dortmunderin nach ihrem schweren Sturz beim dreifachen Salchow aufgeben würde. "Ich habe nichts mehr wahrgenommen und nur noch ans Durchhalten gedacht", berichtete die letztjährige EM-Zweite nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus, wo statt des zunächst befürchteten Bruchs "nur" eine schwere Prellung diagnostiziert worden war.

Mannschaftsarzt Dr. Selim Al-Bazaz hatte schon vor der endgültigen Diagnose keine Zweifel daran, daß Kielmann den Wettkampf fortsetzen würde: "Marina ist bewundernswert hart im Nehmen." sid

BELGIEN (18. Spieltag): SK Beveren - FC Lüttich 0:0, Lierse SK - FC Brügge 1:2, AA Gent - SC Charleroi 3:1, RSC Anderlecht - SC Lommel 4:2, RC Genk - RWD Molenbeek 2:0, Standard Lüttich - FC Antwerpen 1:5, Germinal Ekeren - FC Boom 7:0, SV Waregem - SK Lokeren 3:1, Cercle Brügge - KV Mechelen 0:3. - Die Tabellenspitze: 1. RSC Anderlecht 44:15 Tore/31:5 Punkte, 2. Standard Lüttich 31:24/25:11, 3. SV Waregem 47:26/22:14, 4. KV Mechelen 32:22/22:14.

SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT auf der "Kandahar" in Garmisch-Partenkirchen (3455 Meter): 1. Heinzer (Schweiz) 1:55,09 Minuten, 2. Vitalini (Italien) 1:55,11, 3. Mader (Österreich) 1:55,28, 4. Trinkl (Österreich) 1:55,32, 5. Girardelli (Luxemburg) 1:55,37, 6. Wasmeier (Schliersee) 1:55,48, 7. Tauscher (Oberstdorf) 1:55,57, 8. Rey (Frankreich) 1:55,62, 9. Duvillard (Frankreich) 1:55,66, 10. Besse (Schweiz) 1:55,84. - Stand im Abfahrts-Weltcup nach drei Rennen: 1. Besse 206 Punkte, 2. Leonhard Stock (Österreich) 164, 3. Heinzer 164, 4. Girardelli 124, 5. Vitalini 99, 6. Jan Einar Thorsen (Norwegen) 95, 7. Atle Skaardal (Norwegen) 91, 8. Trinkl 88, 9. Patrick Ortlieb (Österreich) 86, 10. Urs Lehmann (Schweiz) 86. - Kombinationswertung (Garmisch-Partenkirchen, Slalom und Abfahrt): 1. Girardelli 968 Punkte, 2. Aamodt 1.774, 3. Mader 2640, 4. Kjus 4064, 5. Stock 4487, 6. Thoeni (Italien) 5685, 7. Locher (Schweiz) 6043, 8. Duvillard 8297, 9. Eberharter (Österreich) 8316, 10. Salzgeber (Österreich) 8848.

Siebter Titel im siebten Wettbewerb Deutsche Hockey-Frauen wieder Europameister

Die deutschen Hockey-Damen bleiben in der Halle unschlagbar. Bei der 7. Europameisterschaft in London gewannen sie durch einen 8:3(2:1)-Finalerfolg gegen Gastgeber England bereits den siebten Titel und nahmen damit gelungen Revanche für die Endspiel-Niederlage bei der Feld-EM 1991 gegen den gleichen Gegner.

Die Rüsselsheimerin Britta Becker war vor 400 Zuschauern mit vier Toren nach Strafecken die beste deutsche Schützin, Anke Wild aus Berlin (2), Tanja Dickenscheid (Rüsselsheim) und die Hamburgerin Philippa Suxdorf markierten die weiteren deutschen Treffer.

Olympiasieger Spanien belegte durch ein 6:4 (3:1) über Schottland den dritten Platz. Die Spanierinnen und die beiden britischen Mannschaften bewiesen bei dieser EM deutliche Fortschritte in Hallentechnik und -taktik.

"Über den Erfolg freuen wir uns sehr, obwohl wir ihn natürlich erwartet haben", sagte Bundestrainer Rüdiger Hänel, der seinen ersten Titel mit der jungen Mannschaft gewann. "Besonders hat mir gefallen, daß auch die Spielerinnen aus dem zweiten Glied zulegen und mithalten konnten."

Der Erfolg war trotz eines frühen 0:1- Rückstandes nie gefährdet. Vor allem, weil im Endspiel im Gegensatz zu den vorherigen Partien die Strafecken sicher verwandelt wurden. Sieben Treffer wurden aus elf Ecken erzielt. "Schön, wie das Tor von Anke Wild zur 3:2-Führung nach einer Ecken-Variante geklappt hat", freute sich Hänel.

Handball

Europapokal der Landesmeister SG Wallau/Massenheim - HC Hafnarfjödur/Island 30:24 (16:10). - Tore: Schwalb (8/1), Oster (5), Stoschek (5), Fuhrig (3), Scholz (3), Kaellma (2), Heckmann (2), Beuchler (1), Kaufmann (1) für Wallau - Trufan (6/2), Sveinsson (5), Pordarson (5), Beinteinsson (3), Arnason (3), Petersen (1), Arason (1) für Hafnarfjördur. - Zuschauer: 2800. Europapokal der Pokalsieger TUSEM Essen - Valur Reykjavik/Island 23:14 (12:4). - Tore: Fraatz (10/3), Arens (4), Tutschkin (4), Menke (3), Töpfer (1), Quarti (1) für Essen - Grinsson (5/1), Dagur Sigurdsson (3), Kristjansson (2/1), Josson (1), Sveinsson (1), Gunnarsson (1), Stefansson (1) für Reykjavic. - Zuschauer: 4500. IHF-Pokal der Männer Saab Linköping - SG Leutershausen 16:22 (5:11). - Tore: Thorsson (6/1), Olsson (3), Claudius (3), Göthe (2), Samuelsson (1), Mörlin (1) für Linköping - Croy (6), Kunze (5), Roth (4), Löffler (2), Voinea (2), Löhr (1), Nagel (1), Schuppler (1) für Leutershausen. - Zuschauer: 1200.

SKA Minsk - Bayer Dormagen 26:29 (11:13). - Tore: Chalepo (12/5), Goldin (4/1), Paschkewitsch (4), Minewski (2), Boronin (2), Klimowets (2) für Minsk - Kohlhaas (12), Springel (6/2), Sitzek (3), Schmidt (3), Scheuermann (2), Klemm (2), Andersson (1) für Dormagen. - Zuschauer: 1695 (ausverkauft). Bundesliga der Männer VfL Gummersbach - TBV Lemgo 21:15 (12:8). - Tore: Dörhöfer (7/3), Erland (5), Plohmann (2), Derad (2), Zimmer (2), Petersen (2), Jaeger (1) für Gummersbach - Wefing (4), Bezdicek (3), Oleksa (2), Blatter (2/1), Marosi (1), Krewinkel (1), Zerbe (1), Mudrow (1) für Lemgo. - Zuschauer: 1800.

VfL Fredenbeck - HCE Rostock 22:19 (11:8). - Tore: Tluczynski (4), Olsson (4), Heinemann (4/2), Peitz (3/3), Neitzel (3), Bölk (2), Traub (1), Baruth (1) für Fredenbeck - Feldbinder (7/2), Borchardt (5/1), Steinke (2), Heiko Ganschow (2), Schlette (1), Rabenhorst (1), Sovadina (1/1) für Rostock. - Zuschauer: 2300.

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt 19:18 (11:10). - Tore: Schwenke (9/7), Wislander (7), Lüdtke (1), Ahrens (1), Scheffler (1) für Kiel - Schneider (4), Jörgensen (4), Menzel (3), Tuitjer (2/2), Wiemann (2), Schubert (2), Mau (1) für Flensburg-Handewitt. - Zuschauer: 7000.

SC Magdeburg - TuS Schutterwald 27:21 (10:9). - Tore: Michel (6), Fiedler (5/4), Fink (4), Liesegang (4), Winselmann (4), Benecke (3), Jankevicius (1) für Magdeburg - Derr (6), Andersson (3/2), Armbruster (3), Heuberger (3), Eckhardt (2), Schilling (2), Bohn (1), Schmidt (1) für Schutterwald. - Zuschauer: 2400.

SG VfL Hameln - TV Eitra 28:20 (17:8). - Tore: Fegter (9/3), Gyurka (6/2), Hahn (5), Tempelmeyer (3), Hönnige (2), Hauck (1), Mävers (1), Koring (1) für Hameln - Janeck (3/2), Fichtner (3), Kelle (3), Janeck (3/1), Zlattinger (2), Kemmler (2), Edleditsch (1), Majstorovic (1), Beck (1), Wörner (1) für Eitra - Zuschauer: 2300 (ausverkauft).

HALLENTURNIER in Köln: Spiel um Platz 3: VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 6:3, Finale: Fortuna Köln - Chemnitzer FC 6:4.

ENGLAND, Premier Division: FC Arsenal - Sheffield United 1:1, Blackburn Rovers - FC Wimbledon 0:0, FC Chelsea - Manchester City 2:4, Coventry City - Nottingham Forest 0:1, Crystal Palace - FC Everton 0:2, Ipswich Town - Oldham Athletic 1:2, Leeds United - FC Southampton 2:1, FC Liverpool - Aston Villa 1:2, FC Middlesbrough - Queens Park Rangers 0:1, Manchester United - Tottenham Hotspur 4:1, Sheffield Wednesday - Norwich City 1:0 - Tabelle: 1. Manchester United 41 Punkte/34:18 Tore, 2. Aston Villa 41/34:25, 3. Norwich City 41/34:35, 4. Blackburn Rovers 38/34:20.

First Division: Birmingham City - Luton Town 2:1, Brentford - Leicester City 1:3, Bristol City - Newcastle United 1:2, Charlton Athletic - Tranmere Rovers 2:2, Grimsby Town - Bristol Rovers 2:0, Notts County - FC Millwall 1:2, Oxford United - Swindon Town 0:1, Peterborough United - FC Barnsley 1:1, FC Portsmouth - Southend United 2:0, FC Sunderland - Cambridge United 3:3, FC Watford - Wolverhampton Wanderers 3:1, Derby County - West Ham United 0:2 - Tabelle: 1. Newcastle United 56 Punkte/47:22 Tore, 2. West Ham United 42/45:25, 3. Tranmere Rovers 42/44:28, 4. FC Millwall 42/37:21.

Simone Bauer Dritte in Budapest

Die deutsche Junioren-Meisterin im Florett, Simone Bauer aus Tauberbischofsheim, erreichte beim Fecht-Weltcup in Budapest den dritten Rang. Sie unterlag im Halbfinale der Italienerin Annamaria Giacometti 0:2 (3:5, 0:5). Das Finale gewann die Ungarin Aida Mohamed gegen Giacometti 2:0 (5:2, 5:2).

Ergebnis-Telegramm

EISHOCKEY ENDRUNDE DER OBERLIGA NORD: Herforder EG - REV Bremerhaven 5:7, EC Harz- Braunlage - ESC Wedemark 3:5, ESC Wolfsburg - ETC Timmendorf 10:5, ESC Frankfurt - Schalker Haie 13:1.

1. ESC Frankfurt 4 42:13 8:0 2. ESC Wedemark 4 32:14 8:0 3. ESC Wolfsburg 4 25:20 5:3 4. ETC Timmendorf 4 27:24 4:4 5. REV Bremerhaven 4 20:30 4:4 6. Herforder EG 5 22:33 3:7 7. EC Harz-Braunlage 4 14:22 1:7 8. Schalker Haie 5 14:40 1:9. FUSSBALL WM-QUALIFIKATIONAfrika, Gruppe 2, in Douala: KAmerun - Zaire 2:1(0:0). Gruppe 3, in Luanda: Angola - Zimbabwe 1:1 (0:1). RADSPORT STUTTGARTER Sechstage-Rennen, Stand nach der dritten Nacht: 1. Freuler/Stutz (Schweiz) 103 Punkte, eine Runde zurück: 2. Chrabtschow/Pieters (Rußland/Niederlande) 249, 3. Kappes/de Wilde (Köln/Belgien) 171, 4. Clark/Bincoletto (Australien/Italien) 154, zwei Runden zurück: 5. Günther/Veggerby (Lippstadt/Dänemark) 158, 6. Stumpf/Betschart (Dittelbrunn/Schweiz) 85, drei Runden zurück: 7. Hess/Dörich (Tübingen/Sindelfingen) 164, fünf Runden zurück: 8. Klaus/Tourne (Berlin/Belgien) 100, sieben Runden zurück: 9. van Slyke/ Woods (Belgien/Australien) 17, acht Runden zurück: 10. Görgen/Haase (Bergheim/Ruhpolding) 120, neun Runden zurück: 11. Doyle/Martinello (Großbritannien/Italien) 78. SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT, Männer in Garmisch- Partenkirchen: 1. Mahrer (Schweiz) 1:53,26 Minuten, 2. Rzehak (Österreich) 1:53,57, 3. Heinzer (Schweiz) 1:53,75, 4. Rey (Frankreich) 1:53,85, 5. Girardelli (Luxemburg) 1:53,98, 6. Wasmeier (Schliersee) 1:54,14, 7. Rungaldier (Italien) 1:54,20, ... 46. Krauss (Berchtesgaden) 1:56,82, ... 53. Tauscher (Oberstdorf) 1:57,04, 60. Zehentner (Aising-Pang) 1:57,64.

Abfahrts-Weltcup (nach vier Rennen): 1. Heinzer 224 Punkte, 2. Besse (Schweiz) 216, 3. Stock (Österreich) 179, 4. Girardelli 169, 5. Mahrer 150, 6. Saardal 120, 7. Rey 111, 8. Trinkl 108, 9. Rzehak 104, 10. Pietro Vitalini (Italien) 99, ... 16. Wasmeier 80, 21. Tauscher 65. TENNIS

FRAUEN-TURNIER (275 000 Dollar) in Sydney, Einzel, 1. Runde: Sabatini (Argentinien/Nr. 1) - Date (Japan) 7:5, 6:2m Zrukakova (Slowakei) - Dahlman (Finnland) 7:5, 6:4, Fendick (USA) - Strnadova (Tschechei) 7:5, 6:2, Appalmans (Belgien) - Garrisson-Jackson (USA/Nr. 8) 6:4, 7:6 (7:3), Shriver (USA) - McQuillan (Australien) 6:3, 4:6, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER, Männer (300 000 Dollar), Einzel, 1. Runde: Stolle (Australien) - Jensen (USA) 6:3, 6:2, Ferreira (Südafrika/Nr. 4) - Apell (Schweden 6:2, 7:5, Tebbutt (Australien/) - Bruguera (Spanien/Nr. 6) 6:7 (0:7), 7:6 (7:4), 6:4, Wheaton (USA) - Boetsch (Frankreich) 7:6 (9:7), 7:6 (7:2), Camporese (Italien) - Doyle (Australien) 6:3, 4:6, 6:3.

GRAND-PRIX-TURNIER, Männer (182 500 Dollar), Auckland/Neuseeland, Einzel, 1. Runde: Renzenbrink (Hamburg) - Damm (Tschechei) 6:4, 6:4, Naewie (Mannheim) - Bryan (USA) 7:6 (7:2), 6:3, Mattar (Brasilien/Nr. 5) - Zoecke (Berlin) 3:6, 6:1, 7:6 (7:4), Shelton (USA) - Karbacher (München/Nr. 6) 3:6, 6:2, 6:2, 6:3, Carlsen (Dänemark) - Champion (Frankreich) 6:4, 6:0, Morgan (Australien) - Filippini (Uruguay/Nr. 7) 6:0, 6:7 (2:7).

FRAUEN-TURNIER (100 000 Dollar) in Melbourne, Einzel, 1. Runde: Martinek (Heidelberg) - Javer (Großbritannien) 6:1, 6:2, Coetzer (Südafrika/Nr. 1) - Endo (Japan) 4:6, 6:1, 6:2, Graham (USA) - Limmer (Australien) 6:2, 7:5.

Eishockey

Düsseldorfer EG - Kölner EC 2:2 (1:0, 1:0, 0:2). - Tore: 1:0 Brockmann (14:00), 2:0 Lee (24:14), 2:1 Mayr (40:13), 2:2 Brandl (59:04). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 12 - Köln 10.

ESV Kaufbeuren - Berliner SC Preussen 2:4 (1:0, 1:2, 0:2). - Tore: 1:0 Hoffmann (16:11), 1:1 Chaboth (23:36), 1:2 Chaboth (25:53), 2:2 Ustorf (33:31), 2:3 Jürgen Rumrich (46:15), 2:4 Hannon (47:11). - Schiedsrichter: Ondertoller (Geretsried). - Zuschauer: 3911. - Strafminuten: Kaufbeuren 2 - Berlin 6.

EHC Eisbären Berlin - Mannheimer ERC 3:3 (1:0, 2:1, 0:2). - Tore: 1:0 Dopita (7:41), 1:1 Poner (20:24), 2:1 Morisson (29:46), 3:1 Morisson (36:21), 3:2 Lala (56:00), 3:3 Lala (58:09). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 3000. - Strafminuten: Berlin 10 plus Spieldauerdisziplinar (Dopita) - Mannheim 10.

Krefelder EV - EC Ratingen 4:3 (1:1, 1:0, 2:2). - Tore: 0:1 Frenzel (11:23), 1:1 McNeil (13:50), 2:1 Walker (28:45), 3:1 Sills (47:03), 4:1 Königer (50:39), 4:2 Wikulow (52:45), 4:3 Grossmann (59:28). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 6800 . - Strafminuten: Krefeld 10 - Ratingen 8.

Schwenninger ERC - EC Hedos München 6:3 (2:0, 1:2, 3:1). - Tore: 1:0 Young (13:59), 2:0 Young (19:37), 2:1 Truntschka (24:13), 2:2 Volland (25:22), 3:2 Hardy (38:20), 4:2 Young (41:23), 4:3 Sterflinger (41:35), 5:3 Young (45:01), 6:3 Martin (49:36). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 4800. - Strafminuten: Schwenningen 20 - München 20.

EV Landshut - EHC Freiburg 6:4 (0:1, 2:1, 4:2). - Tore: 0:1 Smicek (9:32), 1:1 Biakin (25:40), 2:1 Handrick (29:03), 2:2 Gulda (37:55), 3:2 Handrick (40:49), 4:2 Biakin (47:05), 5:2 Boiger (48:33), 5:3 Uvira (56:03), 6:3 Steinbock (57:10), 6:4 Zemlicka (58:17). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 3300. - Strafminuten: Landshut 6 - Freiburg 12.

Eishockey-Bundesliga Kölner EC rüttelte an Festung Meister Düsseldorfer EG seit einem Jahr zu Hause unbesiegt

Der Deutsche Eishockey-Meister Düsseldorfer EG läßt die Rekorde purzeln: Nach dem 2:2 (1:0, 1:0, 0:2) am 32. Bundesliga-Spieltag gegen den rheinischen Erzrivalen Kölner EC ist der Titelverteidiger seit einem Jahr auf eigenem Eis ungeschlagen. Nach dem Remis beträgt der Vorsprung der DEG an der Tabellenspitze vor den zweitplazierten "Haien" weiterhin zehn Zähler.

Unterdessen verspielt Mitfavorit EC Hedos München immer mehr Kredit bei seinen Anhängern. Die drittplazierten Bayern kassierten beim ERC Schwenningen eine 3:6(0:2, 2:1, 1:3)-Niederlage und haben bei 38:26 Punkten nur noch zwei Zähler Vorsprung auf den Krefelder EV, der sich bei seinem 4:3 (1:1, 1:0, 2:2) gegen den EC Ratingen allerdings sehr schwer tat. Überragender Mann bei Schwenningen war Allan Young mit vier Treffern. In einer rassigen und harten Partie ging der ERC schnell in Führung, der mit dem Sieg seinen achten Tabellenrang untermauerte.

Zwei wichtige Punkte im Kampf um die Play-off-Plätze verbuchten der Berliner SC Preussen, der 4:2 (0:1, 2:1, 2:0) beim ESV Kaufbeuren siegte, und der EV Landshut, der den EHC Freiburg mit einem 6:4(0:1, 2:1, 4.2)-Erfolg wieder in den Breisgau schickte. Der Mannheimer ERC mußte sich mit einem 3:3 (0:1, 1:2, 2:0) beim Schlußlicht EHC Eisbären Berlin begnügen. Den Punkt für den MERC rettete im Schlußdrittel Jiri Lala, der als Bundesliga-Torjäger Nummer eins seine Saisontreffer Nummer 25 und 26 erzielte.

Der ESV Kaufbeuren zeigte gegen die motiviert aufspielenden Berliner Preussen, die den Komma-Schock verdaut haben, eine schwache Leistung. Bis Ende des Mitteldrittels gab es ein schmeichelhaftes Unentschieden, dann zogen die Berliner davon, wobei Neuzugang John Chapot nicht nur wegen seiner zwei Tore (24./26) der überragende Mann war. Michael Rumrich (47.) und Hannon (48.) sicherten den Berliner Sieg. Für die Allgäuer trafen Hoffmann (17.) und Ustorf (34.).

Vor 11 200 Besuchern an der ausverkauften Brehmstraße verhinderte der glänzend aufgelegte DEG-Torwart Christian Frütel in der Anfangsphase einen Rückstand der Düsseldorfer. Dann gelang Nationalstürmer Brockmann nach 14 Minuten bei Überzahl die Düsseldorfer Führung. "Oldtimer" Lee baute zu Beginn des Mitteldrittels mit seinem 24. Saisontreffer die Führung aus.

13 Sekunden nach Start des Schlußdrittels sorgte Nationalverteidiger Jörg Mayr durch den 1:2-Anschlußtreffer noch einmal für Spannung. Lohn der Kölner Angriffsbemühungen war der 2:2-Ausgleich von Thomas Brandl 56 Sekunden vor der Schlußsirene. sid/dpa

EISHOCKEY 34. Spieltag: SC Memmingen - SC Riessersee 10:5 (3:1, 3:4, 4:0), SB Rosenheim - EHC Essen-West 5:1 (1:0, 2:1, 2:0), ECD Sauerland - SV Bayreuth 5:4 (0:1, 2:1, 3:2), EHC Nürnberg 80 - ES Weißwasser 7:2 (2:0, 3:0, 2:2), EC Kassel - EC Bad Nauheim 11:4 (8:0, 2:2, 1:2), EC Hannover - Augsburger EV 9:4 (6:2, 2:0, 1:2).

Achtzehn Kriegswaisen aus Bosnien eingetroffen Behindertensportler aus Ebsdorfergrund luden Mädchen und Jungen zu Erholungsurlaub ein

MARBURG. Achtzehn Kriegswaisen aus Bosnien-Herzegowina sind am Wochenende in Marburg eingetroffen. Auf Einladung der "Behindertensportgemeinschaft Ebsdorfergrund e. V." (BSG) werden die Mädchen und Jungen im Alter von 4 bis 18 Jahren einen mindestens dreiwöchigen Erholungsurlaub in Deutschland verbringen. Zunächst einige Tage bei deutschen Gastfamilien in Ebsdorfergrund, einer kleinen Gemeinde im Kreis Marburg-Biedenkopf, später in einer Jugendherberge im ostdeutschen Harz, wohin die BSG Ebsdorfergrund enge Kontakte pflegt. Der Verein setzt sich seit Jahren nicht nur für Behinderte im näheren Umkreis ein, sondern engagiert sich auch in der Entwicklungshilfe in Marburger Partnerstädten: im tunesischen Sfax und in Maribor (Slowenien).

Von dort kommen auch die 18 Kriegswaisen, die mit weiteren 480 Flüchtlingen aus dem umkämpften Krisengebiet Bosnien-Herzegowina in einer Kaserne der ehemaligen jugoslawischen Bundesarmee einquartiert wurden. "Die Lebensbedingungen der bosnischen Flüchtlinge dort sind unzumutbar, keine Heizung, kein warmes Wasser. Es ist unmöglich, in den Kasernen menschenwürdig zu leben", berichtet BSG-Vorsitzender Alfred Lindau, der sich kürzlich gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern ein Bild von der Situation dort gemacht hat. Insgesamt lebten 10 000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina in Maribor, teils in Kasernen, teils in Familien, "ein sehr großer Teil illegal, die Leute haben Angst, sich zu offenbaren", so Lindau. Durch slowenische Kontaktleute hatte er von den schlimmen Zuständen erfahren, unter denen die Familien, vor allem viele Mütter mit Kindern, in den Notquartieren vielfach leiden. Die 18 Kriegswaisen, die nach zweimonatigen Verhandlungen zwischen Österreich und der Deutschen Botschaft nach Marburg kommen konnten (Österreich verweigerte zunächst wegen fehlender Papiere die Durchreise), wurden bislang in der Kaserne von einigen Großfamilien mitversorgt.

Sie sollen nach dem Erholungsurlaub in Deutschland möglichst nicht dorthin zurückkehren müssen. "Wir stehen in Verhandlung mit der Stadt Maribor", so der Vorsitzende der BSG, der gemeinsam mit slowenischen Partnern an die Einrichtung einer SOS-Kinderwohngruppe denkt. "Wir sind aber auch gern bereit, die Waisenkinder längere Zeit in Deutschland zu betreuen", versichert Lindau. Der Schulunterricht könne durch die beiden mitgereisten Betreuerinnen sichergestellt werden.

Für die Flüchtlinge in der Kaserne, die auch weiterhin von dem Verein betreut werden sollen, haben er und seine Mitstreiter bereits einige Hilfstransporte mit Kleidung und Lebensmitteln organisiert. Um wegzukommen von den anonymen Spenden, sollen jetzt deutsche Patenfamilien gesucht werden, die bestimmte bosnische Flüchtlingsfamilien in Maribor unterstützen und womöglich auch persönliche Kontakte suchen. (Interessierte wenden sich an die Behindertensportgemeinschaft Ebsdorfergrund, Alfred Lindau, Am Sandacker 3, 3557 Ebsdorfergrund- Roßberg, Telefon 06424/16 28.)

Mehr Engagement für ihre slowenischen Partner wünscht sich Alfred Lindau von der Stadt Marburg. "Die Partnerstadt Maribor liegt am Boden, die ist pleite", sagt er. Es gebe jeden Tag mehr Arbeitslose, die Geschäfte seien zwar voll mit westeuropäischen Waren, die jedoch kaum jemand kaufen könne. Vor allem jene slowenischen Familien, die schon vor Monaten bosnische Flüchtlinge in ihren Wohnungen aufgenommen hätten, seien teilweise völlig verarmt und überfordert. ANDREA TERSTAPPEN

Hallenturnier bei der Spvgg. Bad Homburg Eintracht aus einem Guß Oliver Bunzenthal erhielt Sonderpreis als bester Torschütze

Die Oberligamannschaft von Eintracht Frankfurt wiederholte beim 6. Hallenfußballturnier der Spvgg. 05 Bad Homburg ihren Vorjahressieg, darf jedoch trotz ihres dritten Erfolges den Wanderpokal nicht endgültig behalten. Dazu bedarf es eines weiteres Erfolges im nächsten Jahr. Das zahlenmäßig kleine Aufgebot von Trainer Ramon Berndroth, der mit acht Akteuren (davon zwei Torhüter) auskommen mußte, zeigte als einzige Mannschaft Indoor-Fußball nach dem Geschmack der Zuschauer. Der Lohn waren 3000 Mark Siegerpreisgeld, aber auch ein Sonderpreis für Oliver Bunzenthal, der mit neun Treffern erfolgreichster Torschütze dieses dreitägigen Spektakels war. Auch der sechfache Torschütze Christian Balzer imponierte mit guten Leistungen.

Doppelpässe, technische Finessen, aber auch gewaltige Schüsse zeichneten die Riederwälder in der Hochtaunushalle aus. "Ich habe hier nichts anderers erwartet, meine Spieler sind für die Halle aufgrund ihres fußballerischen Talentes besonders geeignet", zollte Trainer Ramon Berndroth seiner Mannschaft ein Pauschallob. Sicher agierten auch die beiden Keeper Gerald Schimek und Oka Nikolov, die sich in jedem Spiel nach der Hälfte der Spielzeit (es wurde 1 x 20 Minuten gespielt) abwechselten und zusammen in allen sechs Begegnungen nur fünfmal hinter sich greifen mußten. Es war für beide eine gelungene Generalprobe für ihren Turniereinsatz mit dem Bundesligateam in Leipzig. Auch bei der Hanauer Hallen-Gala werden sie anstelle von Uli Stein (wird in der Halle nicht eingesetzt) und Thomas Ernst (verletzt) zwischen den Pfosten stehen.

Die Riederwälder begeisterten die Fans in allen Begegnungen, siegten in den Gruppenspielen (sicherer als es teilweise das Ergebnis ausdrückt) bereits 3:0 gegen den späteren Finalpartner Spvgg. II, 2:1 gegen die als Spvgg. I firmierende schwächere Formation des Ausrichters, 7:0 gegen den hoffnungslos überforderten Kreisligisten SG Oberursel, sowie in der Zwischenrunde 7:1 gegen den FC Oberstedten und im Semifinale 5:2 gegen den FSV Frankfurt. Die von Claus Fiederer gecoachten Teams der Spvgg. 05 erfüllten unter dem Strich die Erwartungen. Die auf dem Papier stärkere 1. Mannschaft verlor im Viertelfinale 0:1 gegen den mit seiner zweiten Mannschaft angetretenen FSV Frankfurt (0:1), wurde in der Endabrechnung (3:0 im Siebenmeter-Schießen gegen DJK Helvetia Bad Homburg) Fünfter. Die in den Gruppenspielen als Vierter gerade noch in die nächste Runde gekommene zweite Garnitur steigerte sich in der Endrunde, versetzte dem in der Landesliga angesiedelten Lokalrivalen SGK Bad Homburg (4:0) einen Tiefschlag, besiegte im Seminfinale den OFC Kikkers (1:0) und wurde erst vom Eintracht- Nachwuchs ausgebremst. Diese Leistung wurde mit 1500 Mark der insgesamt 6000 Mark Preisgelder honoriert. Der OFC (2:1 gegen den FSV) wurde Dritter. mk

EC Bad Nauheim, Zweite Eishockey-Bundesliga In erbärmlicher Verfassung Trainer Sindelar unterstellt bayerische Nachbarschaftshilfe

Drei "Nackenschläge" mußte Bad Nauheims Eishockey-Trainer Rudolf Sindelar am Wochenende hinnehmen. Zunächst die unglückliche und deutlich zu hoch ausgefallene 5:8(3:4-2:2-0:2)-Heimniederlage gegen den Sechstplazierten EC Hannover, der sich die eigentliche Hiobsbotschaft erst anschloß. Der bisherige Tabellenletzte SC Riessersee siegte im bayerischen Bruderduell sensationell gegen den bisherigen Zweitplazierten Sportbund Rosenheim, der den EC zwei Tage zuvor mit 10:3 deklassiert hatte. Dadurch mußten die Cracks aus der Wetterau nach langer Zeit wieder die "rote Laterne" übernehmen.

"Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Da spielt Riessersee mit sechs Junioren, Rosenheim taucht mit seinem Klasseteam mit Erstligaanstrich auf", vermutete Sindelar wohl nicht ganz zu Unrecht bayerische "Nachbarschaftshilfe" angesichts des praktisch feststehenden Play-off-Platzes im oberen Drittel für die Schützlinge des Rosenheimer Trainers und einstigen Garmischer Eishokkey-Idols Ernst Höfner. Der EC muß sich aber auch an die eigene Nase fassen: Einerseits präsentierte sich die EC-Abwehr, die inzwischen 249 Gegentore nach 33 Spielen (die höchste Quote in der Liga) zu Buche stehen hat, in erbärmlicher Verfassung. Trotzdem hätte es gegen die Schützlinge des Ex-Nauheimer Trainers Gordon Blumenschein reichen können und müssen, aber inzwischen hat sich auch der zu Saisonbeginn oft als "Fels in der Brandung" herauskristallisierende Torwart Carsten Greb von den Unsicherheiten seiner Vorderleute anstecken lassen. Drei Gegentore, davon das alles entscheidende 5:7 kurz vor Schluß, gingen auf die Kappe des mental offensichtlich angeschlagenen EC-Keepers. Aber auch vorne lief es nicht nach Wunsch, wieder einmal sorgte nur die erste Sturmreihe mit vier von fünf Toren für Furore. Poddubny und Pöpel trafen zweimal, nur der Kanadier Latta ließ sich die Butter vom Brot nehmen. Gleich viermal scheiterte Latta am Ex-Nauheimer Markus Flemming, dem Matchwinner für die insgesamt enttäuschende Gästetruppe.

Hannovers Trainer Gordon Blumenschein kann langsam den Möbelwagen bestellen, den Umzug von Bad Nauheim an die Leine vorbereiten. "Wir wollen in den nächsten Tagen mit Blumenschein wegen eines Vertrages über diese Saison hinaus verhandeln, sind bisher mit unserem neuen Coach sehr zufrieden", gibt der ECH-Vorstand "grünes Licht" für den an alter Wirkungsstätte herzlich begrüßten Gordon Blumenschein. "Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, hier als Gegner anzutreten. Wir wollen Kassel noch vom vierten Platz verdrängen und uns damit eine gute Ausgangsposition für die Aufstiegsrunde zur ersten Liga verschaffen", denkt der Deutsch-Kanadier insgeheim an höhere Ziele. Der EC wird dagegen weitaus kleinere Brötchen backen müssen, kann bestenfalls noch Rang zehn vor Memmingen und Riessersee erreichen. Gegen beide Teams muß der EC noch einmal in den lediglich zehn anstehenden Begegnungen bis zum 14. Februar antreten. Mit dabeisein wird im Endspurt trotz eines gegen Hannover erlittenen Muskelfaserrisses Juniorennationalverteidiger Steffen Michel, der aber bisher der desolaten Abwehr ebenfalls keinen Halt vermitteln konnte. Vielleicht auch etwas zuviel verlangt von dem jungen Mann . . . jo.

Die Hälfte der Arbeiten mußten sie wieder einpacken und mit heimnehmen Heinz Schlösser: Wir lernen noch / Ausstellung im Rathaus eröffnet

NIDDERAU. Landesministerium für Wissenschaft und Kunst, Auswärtiges Amt, deutsche Botschaft in Argentinien . . . So beginnt die illustre Unterstützerliste einer im August in Argentinien veranstalteten deutschen Kunstausstellung. Auf Rang vier führt sie einen "Kulturring Nidderau, Main- Kinzig-Kreis (Hessen), Deutschland" an. Die drei jungen Kasseler Künstler und ihre Kollegin demonstrieren ihr Schaffen nun im Rathaus Nidderau. Bei freiem Eintritt ist die Ausstellung Das hohe Engagement eines Ehrenamtlichen dort bis zum 29. Januar montags bis freitags zwischen 9 und 18 Uhr sowie samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

Kunstwerke vergleichbarer Qualität waren am Ort seit der Kunstwerkstatt-Ausstellung im Ostheimer Bürgerhaus nicht mehr zu sehen (siehe auch weiteren Artikel auf dieser Seite).

Nun ist es also auch in Lateinamerika bekannt, das Phantom von Nidderaus kommunaler Kulturpolitik, der Briefkopf "Kulturring". Hinter ihm verbirgt die Stadt, daß ihre Kulturarbeit mit dem Engagement eines Ehrenamtlichen, des rührigen Stadtverordneten und Pensionärs Heinz Schlösser, steht und fällt.

Der Kulturring ist kein Verein, er ist kein Amt; aber er verteilt den trotz finanzpolitisch widriger Zeiten nun auf 60 000 Mark erhöhten Veranstaltungsetat des städtischen Kulturprogramms. Die politische Verantwortung trägt der Kulturausschuß des Parlaments, die inhaltliche der Kulturbeirat sachverständiger Personen.

Mit der Ausstellung scheint die Beiratsarbeit nun wenigstens einmal Früchte zu tragen, an denen nicht allein der Vorsitzende von Beirat und Ausschuß, "Mister Kulturring", das Verdienst trägt: Ein privater Kontakt zwischen Heidi Neumeier, Beiratsmitglied und Stadtbücherei-Chefin, sowie dem in Büdingen gebürtigen Künstler Wolfgang Luh hat die Dinge ins Rollen gebracht. Er spannte die drei anderen mit ein.

Da zeigten sie nun ihre Arbeiten auf den neuen Stellwänden im Parterre des neuen Rathauses. Ein kleines Vernissagenpublikum, fast ausschließlich aus der kommunalen Politik, wurde zum Eröffnungssektchen und drei mageren Ansprachen in einen Nebenraum gequetscht, in dem mehr Gäste gar keinen Platz gefunden hätten.

Stadtrat Heinz Appel hob hervor, daß Nidderau seit vielen Jahren schon "Hobbykünstler"-Ausstellungen unterstütze. Danach wurde einigermaßen eifrig das Angebot zu Gesprächen vor den Bildern genutzt, von denen sich übrigens an dem Abend kein einziges verkauft hat.

Etwas überrascht waren die Kunstschaffenden schon, als sie sahen, wie wenig Ausstellungsfläche man ihnen in Nidderau bot. Die Hälfte der Arbeiten mußten sie wieder einpacken und mit heimnehmen. Eine langfristigere Vorbereitung, nicht nur beim Sponsoring für die Argentinien-Tour, wäre dem Ereignis gewiß angemessen gewesen.

Heinz Schlösser dazu: "Wir lernen noch." Nach diesem "Versuch" meinte er, daß künftig auch das Treppenhaus und die obere Etage des Rathauses einbezogen werden könnten.

Vielleicht wird dann der etwas gedrängte Eindruck, den die Ausstellung schon ohne amtlichen Publikumsverkehr machte, entschärft. Möglicherweise gelingt es den Kulturorganisatoren(innen) noch, das Geld für Hängeleisten aufzutreiben, damit die weiß gestrichenen Flurwände Bilder tragen können.

Es wird wohl nicht leichtfallen, den nun gesetzten künstlerischen Standard beizubehalten. Eine Chance dazu bietet sich der Stadt, sollte sie auf ein Angebot der Kasseler Kunstleute eingehen. Diese wollen 1993 noch südamerikanische Kollegen(innen) nach Europa holen, darunter Spitzenleute Über alte Schatten springen angebracht wie die argentinischen Abgesandten auf der jüngsten documenta sowie der venezianischen Biennale 1991.

Das wäre eine konsequente Fortsetzung der begonnenen Arbeit. Doch stünde es der Stadt bei solch anspruchsvollen Projekten an, nicht wiediesmal im Stil von Kabinettspolitik vier Tage vorher den Coup aus dem Zylinder zu lassen.

Um den Eindruck der Beliebigkeit zu vermeiden, könnte sie eine Ausstellung diesen Kalibers in einen kleinen Zyklus thematisch darauf bezogener Veranstaltungen (Lesung, Vortrag, Film) einbinden; ein halbwegs aktiver Beirat könnte das wohl leisten. Natürlich wäre es für Nidderaus Ansehen als kulturell ambitionierter Kleinstadt wünschenswert, wenn man dabei über alte Schatten spränge und die Kulturszene aus der Umgebung mit den Gästen aus Übersee in Kontakt brächte.

Dann käme es wohl auch nicht mehr vor, daß eine Vernissage punktgenau beginnt und just 90 Minuten später das Licht ausgeknipst wird. (Ul

"Zweimal Seulberg - Hongkong, bitte" - Günter Holle bereist die Welt auf Schienen Ein Lehrer, gepackt vom Bahn-Virus Demnächst ein Diavortrag Von Jürgen Dickhaus

FRIEDRICHSDORF. Bei der Reise von Kapstadt nach Johannesburg genoß er die Landschaft von der Badewanne aus. Weniger komfortabel verlief die Fahrt in einem peruanischen Andenzug: In 4800 Meter Höhe half nur noch das Sauerstoffgerät. Und im Expreß von Benares nach Delhi mußte er die Notbremse ziehen, weil seine Frau die Abfahrt verpaßt hatte - "das ist schließlich kein Kleckerzug, der überall hält". Seine größte Fahrt jedoch führte ihn über 14 000 Kilometer von Seulberg nach Hongkong: Über sie berichtet Günter Holle jetzt in einem Vortrag im Bürgerhaus Köppern (Sonntag, 24. Januar, 17 Uhr). "Je mehr Nervenkitzel, desto besser", sagt der Friedrichsdorfer. Günter Holle als schlichten "Hobby-Eisenbahner" zu bezeichnen, würde ihm kaum gerecht. Seine Bibliothek über das Thema "Bahn" umfaßt Hunderte von Bänden in mehreren Sprachen; im "Dienstzimmer" unter dem Dach des Seulberger Reihenhauses stapeln sich Modell-Loks, Schaffnermützen und Reisesouvenirs aus vier Kontinenten, von Fahrkarten über Signale bis hin zu ausgedienten Gleisnägeln. Daß sich Globetrotter intensiv auf ihre Reisen vorbereiten, ist nicht neu - bei Günter Holle jedoch bekommt das Kapitel "Anschlußverbindungen" eine neue Dimension: Fahrpläne in den entlegensten Winkeln der Erde mittels des "Weltkursbuchs" zu studieren und auf der "Eisenbahn-Weltkarte" anzusehen ist ihm die reine Leidenschaft. Angesichts dessen verblassen altgediente "Inter-Railer" zu seelenlosen Kilometerfressern. Bei seinen "Sesselreisen", wie er das Stöbern in Reiseliteratur nennt, kombiniert Günter Holle dann das Angenehme mit dem Nützlichen. Der 45jährige ist Lehrer für Geographie und Englisch an der Philip-Reis-Schule ("Ein Glück, das ich zwölf Wochen Urlaub im Jahr habe"): Seine Schienenabenteuer sorgen bei nicht wenigen Schülern für leuchtende Augen. Seit sieben Jahren trifft er sich regelmäßig mit Eisenbahnfans, und dann wird unter seiner Leitung an der Schul- Modellbahn gebastelt: Die Mitglieder haben sich allesamt den "Bahn-Virus" von Holle gefangen.

Bei ihm selber liegt es vielleicht an der erblichen Vorbelastung - der Vater war Eisenbahningenieur -, vielleicht auch an der Reiselust bei allerdings akuter Flugangst ("Zug und Flugzeug verhalten sich zueinander wie Trinken und Saufen; im Flugzeug bekomme ich einen Horror"). Immer wieder verläßt er seine bürgerliche Existenz: Das Fortbewegen auf ratternden Gleisen verschaffe ihm Euphorie, in Reisezügen gebe es weder Termine noch "Alltags-Kleinscheiß". Was ihn vor allem fasziniert, ist das "Volkstransportmittel": Auf den tagelangen Fahrten lerne man die einheimische Bevölkerung fast zwangsläufig kennen.

Bei all dem kann es kaum verwundern, daß er seine japanische Frau Mika auf einer Asientour traf. Nach Aussage Holles macht sie jetzt zwar viele Reisen klaglos mit: "Von wegen Komfort: Mitunter landet man in echten Löchern, als Hotelzimmer getarnt." Bei seinem Vorschlag, die Verwandten in Japan statt mit dem Flugzeug auf dem Landwege zu besuchen, starrte sie ihn aber doch "etwas fassungslos" an. Günter Holle, der "natürlich" auch sein Staatsexamen einer "Verkehrsgeographischen Untersuchung des Frankfurter Hauptbahnhofes" widmete, hatte längst Feuer gefangen.

Mit einem freundlichen "Zweimal Seulberg - Hongkong bitte, einfach" war es dabei natürlich nicht getan: Zum Beispiel mußten gleich vier Visa organisiert werden. Die generalstabsmäßig geplante, rund dreiwöchige Tour führte dann im Sommer 1988 in normalen Sitzwagen von Frankfurt nach Budapest, dann zwei Tage lang in einem Schlafwagen nach Moskau und von dort nach Peking - fünf Tage über die Route der berühmten Transsibirischen Eisenbahn ostwärts durch den Ural, Sibirien, entlang dem Baikalsee, quer durch die Mongolei und die Wüste Gobi. Auf seiner "eisernen" Landkarte fehlen ihm jetzt noch Australien und Kanada ("Ich bin in größter Not, daß die Personenstrecken dort noch vor meinem Besuch stillgelegt werden"), Paraguay, das Mekka aller "Dampf-Fans" - das letzte Land der Welt mit Dampfloks - und die sagenumwobene Verbindung vom kirgisischen Alma Ata zum chinesischen Urumchi. Diese Reisen dürften vergleichsweise zivil verlaufen, schließlich überstand er selbst den brasilianischen "Todeszug" mit seiner erklecklichen Ausfallrate an Passagieren: Der grundsätzlich überfüllte Zug hat weder Fenster noch Türen.

Der Mann, dem äußerlich so gar kein Hauch von Freiheit und Abenteuer anhaftet, kommentiert das lakonisch: "Ich habe noch nie einen größeren Unfall erlebt und wurde dank meiner Wachsamkeit noch nie ausgeraubt" - mit einer Ausnahme: Im S-Bahnhof Hauptwache klaute man ihm kürzlich die Brieftasche.

Beim Stelldichein kam die CDU zu spät

MÖRFELDEN-WALLDORF. Nein, das war nicht die Abgeordneten-Ausstellung des Kreises Groß-Gerau, was da am Samstag im Bürgerhaus eröffnet wurde - mit vier Landtagsabgeordneten, einem Bundestagsabgeordneten und viel lokaler Politprominenz. Es war vielmehr die Kreisjugendschau der Geflügelzüchter und zudem eine Kreisziergeflügelschau.

Dennoch, war&rquote;s glattes politisches Parkett, auf dem sich die Züchter da vor dem Kommunalwahltag am 7. März bewegten, wie eine Beschwerde des CDU-Landtagsabgeordneten Rudi Haselbach zeigte: Im Ausstellungsprospekt sei ein Großteil der von Christdemokraten gestifteten Preise im Gegensatz zu den Aufmerksamkeiten der SPD vergessen worden. Lediglich das vom Chef der CDU-/CSU-Bundesfraktion, Wolfgang Schäuble, spendierte Wiedervereinigungs-Buch "Der Vertrag" war im Katalog vermerkt.

Die Züchter versichterten, das sei keine böse Absicht, sondern schlicht darauf zurückzuführen, daß die CDU- Preise erst nach Druck des Ausstellungkataloges eingetroffen seien.

Farblich ausgewogen war die Ziergeflügelausstellung dennoch: Da stand der Schwarzflügel-Pfau unweit der Rotschulterente. Doch während sonst weihevolle Stille herrscht, wenn Prominenz ans Redepult schreitet, krähten und gurrten diesmal die gefiederten Stars hinter Gittern antiautoritär dazwischen. Indes: Als die Abgeordneten gegangen waren, blieben die Tiere zwar unter sich, aber weiter ziemlich munter. cas

Debatte um Pressestreit - als ging's um Fußball Nach dem Gerichtsurteil: SPD sieht ein 1:1-Unentschieden, die WIK eine 0:3-Niederlage für die Stadt

KELSTERBACH. Geteilt waren im Parlament die Meinungen über den Stand des Krachs zwischen der Stadt und der Wochenzeitung "Freitagsanzeiger" nach dem Urteil des Oberlandesgerichtes Frankfurt (OLG). Das hatte die Vertriebssubventionierung des Wochenblattes "Kelsterbach aktuell" mit 19 000 Mark aus dem Stadtsäckel als rechtswidrig, die Form des von der Kommune herausgegebenen "Amtsblattes" aber als in Ordnung befunden. Bürgermeister Fritz Treutel und die SPD werteten das als 1:1-Unentschieden, die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) sah hingegen ob der Vorgeschichte ein 3:0 gegen die Stadt - zeitweilig schien es so, als ging es in den pointierten Redebeiträgen der Stadtverordnetenversammlung um Fußball.

Auch bei der Parlamentsitzung blieb offen, ob der Rechtsstreit abgeschlossen ist oder die Stadt Berufung einlegen wird und es so zu einer neuen Runde kommt. Bis 23. Januar läuft die Frist für die Berufung. Weil erst ab dieser Woche der Rechtsanwalt der Stadt aus dem Urlaub zurück ist, kann laut Bürgermeister Treutel erst dann über weitere Schritte entschieden werden. Zeitdruck gebe es keinen, bis zum Ablauf der Berufungsfrist tage der Magistrat noch zweimal.

"Man könnte meinen, das wäre der erste Rechtsstreit in unserer Stadt", befand Fritz Treutel zum Verfahren und dem öffentlichen Echo. Vom "totalen Sieg" des "Freitagsanzeigers" könne keine Rede sein. So allein stehe die Stadt mit ihrer Auffassung nicht, habe sie doch in erster Instanz obsiegt. In zweiter Instanz sei die Kommune nur in jenem Verfahrenteil unterlegen, in dem es um den Vertriebszuschuß für "Kelsterbach aktuell" gehe. Beim "Amtsblatt" habe sich die Stadt auch in zweiter Instanz durchgesetzt.

Der Magistrat habe die Subventionierung des "Kelsterbach aktuell"-Vertriebs nach bestem Wissen und Gewissen beschlossen, sagte der Bürgermeister. In den zurückliegenden 31 Jahren habe kein einziger Magistratsentscheid aus rechtlichen Gründen revidiert werden müssen. Falsch seien die WIK-Angaben von etwa 500 000 Mark Schaden. Es gehe nur um 19 000 Mark für den Vertrieb.

Von "Doppelpaß-Spiel" zwischen WIK und "Freitagsanzeiger" sprach SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Zeller. Die WIK habe nach dem Urteil in einer Erklärung zugunsten des "Freitagsanzeigers" wie auf "Knopfdruck" reagiert. Zeller warf der Wochenzeitung teilweise einseitige Berichterstattung zugunsten der WIK vor. Dies hat das Blatt bereits als falsch zurückgewiesen; es sieht sich wegen kritischer Berichterstattung als Opfer eines Disziplinierungsversuchs der Stadtoberen im SPD-regierten Kelsterbach. Dagegen sah Zeller die Sozialdemokraten und den Bürgermeister als Ziel einer permanenten Kampagne. Treutel solle wohl mit allen Mitteln "niedergemacht" werden.

Am Ende der Vorwürfe stünden nur 19 000 Mark für Vertrieb von "Kelsterbach aktuell" - diese Ausgaben seien laut Oberlandesgericht nicht rückwirkend, sondern nur künftig zu ändern. So könne kaum vom Sieg des "Freitagsanzeigers" gesprochen werden, nur von einem Unentschieden.

Das "Amtsblatt" der Stadt könne weiter in bisheriger Form erscheinen. Auch das kommunale Presse- und Öffentlichkeitsamt der Stadt Kelsterbach werde weiterarbeiten, betonte Zeller. Dessen Berichte gingen schließlich nicht nur an "Kelsterbach aktuell", sondern alle Zeitungen.

Es gehe nicht um die Höhe des Geldbetrages, sondern um so Grundsätzliches wie Pressefreiheit, kommentierte CDU- Fraktionsvorsitzender Alfred Wiegand Konflikt und OLG-Urteil. Es drehe sich um unzulässige Subventionierung von "Kelsterbach aktuell" und Wettbewerbsverzerrung. Mit den 19 000 Mark aus dem Stadtsäckel sei nach OLG-Meinung die Gefahr einer Beeinflussung gegeben.

Das Gericht habe das ganze thematisch hoch angesetzt, meinte Wiegand, wie auch das Bußgeld von 500 000 Mark bei Zuwiderhandlungen zeige, ersatzweise müsse der Bürgermeister in Haft. Wiegand fügte an Treutel gewandt hinzu: "Ich würde Sie besuchen." Antwort des Bürgermeisters: "Alles klar."

Von einer "schweren Niederlage" für Treutel und die SPD sprach WIK-Stadtverordneter Leo Spahn. Er erinnerte an den Beginn des Konflikts, als die Stadt eine eigene, ihr genehme Zeitung "Kelsterbacher Nachrichten" geplant habe. Wegen schwerer rechtlicher Bedenken habe die Stadt im letzten Augenblick einen Rückzieher gemacht. Durch die Hintertür sei die Stadt mit Subventionierung von "Kelsterbach aktuell" aktiv geworden. Hinzu komme die in etwa zeitgleiche Einrichtung des Presseamtes der Stadt. Dort Beschäftigten mache er keinen Vorwurf, weil sie ja auf Anweisung arbeiteten. Zähle man diese Einrichtung zu den Ausgaben für den Pressekrach zu, komme man auf über 500 000 Mark zu Lasten des Steuerzahlers.

Er habe nichts dagegen, wenn die SPD eine eigene Zeitung mache, aber: "Macht das auf Eure Kosten." Nachhaltig verwies Spahn auf Passagen in dem Urteil, daß der Magistratsbeschluß zur Vertriebssubventionierung "mangels einer gesetzlichen Grundlage rechtswidrig" sei.

Zähle er die gescheiterten Pläne für eine eigene Zeitung, das OLG-Urteil und die Auswirkungen fürs Amtsblatt des Kreises zusammen, komme er auf kein Unentschieden, sondern eine 0:3-Niederlage für die Stadt. Die WIK werde auch das kritische Verfassungsgerichtsurteil zur Selbstdarstellung von Kommunen mit Steuergeldern auf Auswirkungen für Kelsterbach unter die Lupe nehmen: Dann komme vielleicht sogar ein 0:4 heraus. cas

Proteste gegen Umzugsorder für Militärhistoriker Stuttgart und Mitarbeiter des Freiburger Forschungsamts verweisen auf Kosten der Potsdam-Pläne Von unserem Mitarbeiter Karl-Otto Sattler

FREIBURG, 10. Januar. Noch nicht aufgegeben haben die mehr als hundert Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamts (MGFA) in Freiburg, die Stadt und auch die Landesregierung Baden-Württemberg die Hoffnung, daß die Verlegung des Amtes nach Potsdam doch noch abgewendet werden kann. Mitte Dezember hatte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) nach zweijährigen Auseinandersetzungen erklärt, daß das MGFA in die brandenburgische Landeshauptstadt umziehen soll. Allerdings bedarf es noch eines förmlichen Beschlusses des Bundeskabinetts, der im Februar ansteht. Die Stuttgarter Landesregierung der großen Koalition hat nun den Verbleib des MGFA in Freiburg gefordert. Rühes Kritiker, zu denen die große Mehrheit der MGFA-Mitarbeiter zählt, verweisen vor allem auf die hohen Kosten des Umzugs und auf die Erschwerung der wissenschaftlichen Arbeit.

Dem Freiburger SPD-Bundestagsabgeordneten Gernot Erler teilte jetzt das Verteidigungsministerium mit, daß die Renovierung der alten Hohenzollernvilla Ingenheim in Potsdam, die als MGFA-Domizil vorgesehen ist und in der einst das Institut für Militärgeschichte der DDR- NVA residierte, rund 31 Millionen Mark kosten wird - während für die Instandsetzung des Alternativstandorts, des früheren Hauptquartiers der französischen Truppen in Freiburg, nur neun Millionen Mark anfallen würden.

In einer von der MGFA-Personalversammlung fast einstimmig verabschiedeten Erklärung (die auch dem Bundesrechnungshof zugeleitet wurde) wird ausdrücklich auf diese Kosten verwiesen. Zudem kritisieren die MGFA-Historiker, daß die örtliche Trennung des Militärarchivs und des MGFA die wissenschaftliche Arbeit "in unvertretbarer Weise" belaste: Eine intensive Auswertung der Akten wäre selbst bei zahlreichen teuren Dienstreisen über 800 Kilometer nach Freiburg nicht mehr wie bisher möglich. Auch die geplante Außenstelle des Militärarchivs in Potsdam könne diese Defizite nicht beheben. Überdies plane das Militärarchiv, die in Potsdam gelagerten NVA-Akten nach Freiburg zu verlegen. Militärarchivleiter Manfred Kehrig sprach deshalb von einem "Stück aus dem Tollhaus". Am Schwarzen Brett im MGFA hing längere Zeit ein Flugblatt mit scharfer Kritik an MGFA-Chef Günter Roth, der den Umzug nach Potsdam mit betrieben hatte, das unterschrieben war von der "belogenen, betrogenen und verratenen Belegschaft". Rühe hatte erklärt, daß nicht nur Truppenübungsplätze, sondern auch hochkarätige und angesehene Einrichtungen der Bundeswehr in die neuen Länder verlegt werden sollen. Im Großraum Berlin soll ein wissenschaftliches Zentrum der Bundeswehr entstehen; im Gespräch ist auch die Umsiedlung des Münchner Sozialwissenschaftlichen Instituts sowie der Waldbröler Akademie für Information und Kommunikation nach Straußberg. Der Umzug des MGFA - einer Außenstelle des Bundesarchivs von Koblenz - nach Potsdam soll bereits 1994 abgeschlossen sein.

Bei den MGFA-Historikern geht die Sorge um, daß die bislang in einem kritischen Sinn betriebene Geschichtswissenschaft angesichts der Tradition Potsdams und eines direkteren Zugriffs der Militärhierarchie des Verteidigungsministeriums, wo die wissenschaftliche Arbeit des MGFA nicht immer auf Gegenliebe stieß, in den Sog einer traditionalistischen Militärgeschichtsschreibung geraten könnte. Qualifizierte Mitarbeiter könnten aus persönlichen Gründen den Umzug nicht mitmachen, aus dem MGFA ausscheiden und dann vielleicht auf unspektakuläre, aber wirkungsvolle Weise durch konservativere Historiker ersetzt werden.

Der Druck der Hungerbataillone hat nachgelassen Während in Somalia Hilfsmaßnahmen zunehmend greifen, steht die politische Zukunft weiter in den Sternen Von Helmut Opletal (Mogadischu)

eitweise landet hier alle drei Minuten ein Flugzeug der Amerika ner, und jedes Mal werden Unmen-

Z gen von Fahrzeugen, Waffen, Ausrüstung und natürlich auch Soldaten entladen", erklärt ein UN-Offizier auf dem Dach seiner Villa in Mogadischu. Von hier aus läßt sich der gigantische Militäraufmarsch in Somalia, der bislang mehr als 30 000 Soldaten an das Horn von Afrika brachte, gut überblicken: Mächtige Galaxy-Transporter spucken Panzer und Sattelschlepper aus. Neben dem Rollfeld steht ein Container neben dem anderen. An die dreißig Hubschrauber kann man zählen, Hunderte gepanzerte Fahrzeuge warten auf den Einsatz. Rund um den einst beschaulichen Airport ist eine grüne Zeltstadt mit dem größten Militärlager Ostafrikas entstanden.

Dahinter im Hafen herrscht ein ähnliches Bild. Und draußen vor der Küste liegt ein Dutzend Kriegsschiffe vor Anker, angeführt vom Hubschrauberträger "Tripoli" der US-Marines. Auf hoher See warten noch einmal so viele, um ihre militärische Last zu löschen. "Es sieht nicht so aus, als ob sich die Amerikaner nur auf ein kurzes Bleiben einrichten", meint der UN-Offizier, der dies als Anfang einer längerfristigen US-Truppenpräsenz sieht, die keinesfalls nur Somalia, sondern das gesamte Horn von Afrika und auch das unruhige Nachbarland Kenia im Visier hat. "In jedem Fall", fügt er hinzu, "ist die Operation für die US-Streitkräfte ein großes Manöver unter fast echten Bedingungen" - bezahlt von der internationalen Gemeinschaft; denn die Kosten des Somalia-Einsatzes können die Amerikaner von den 270 Millionen Dollar Beitragsschulden bei den UN in Abzug bringen.

Von ausländischen Helfern, aber auch vielen Somalis, wird angesichts des enormen Aufwands immer die gleiche Kernfrage gestellt: Welchen praktischen Nutzen hat die Intervention nach einem Monat wirklich gebracht? Sicher, in Mogadischu gibt es wieder genug zu essen. "Schiffe können im Hafen wieder entladen werden, und von den Lebensmitteln, die wir zu den Speisungszentren in Mogadischu bringen, geht kaum mehr etwas verloren", bestätigt Peter Dronia, ein deutschsprachiger Namibier, der für die Hilfsorganisation CARE die Hafenoperationen abwickelt. Die von den UN-Truppen begleiteten Lkw-Konvois gehen jetzt alle drei Tage nach Baidoa, 260 Kilometer westlich der Hauptstadt, und von dort aus in mehrere umliegende Dörfer. Bardera, Jialalassi und Belet Huen sollen bald dazukommen, wenn die Straßen entmint und die insgesamt 80 Lkw-Züge des Welternährungsprogramms WFP aus Äthiopien eingetroffen sind.

Auch auf dem Markt von Mogadischu sind die Lebensmittelpreise gefallen: Ein Sack mit fünfzig Kilo Reis, der im Juni noch 500 000 Somali-Shilling kostete, ist jetzt schon für 20 000 (fünf US-Dollar) zu haben. Höherwertige Lebensmittel wie Weizenmehl wollen die UN-Organisationen nun auch probeweise verkaufen, um mit dem Geld zusätzliche Hilfsleistungen zu finanzieren. Die große Hungerkatastrophe könnte - wenn einige Wochen lang alles gutgeht - gestoppt werden.

Doch was dann? Die Probleme hätten sich nur verlagert, klagen Vertreter vieler Organisationen. Über die Begleitung von Hilfskonvois hinaus erhielten sie bis jetzt keinen Schutz. Im Hafen habe die Entladung militärischer Güter Vorrang vor Lebensmitteln; die Amerikaner hätten 90 Prozent der Kapazitäten blockiert, und vor ein paar Tagen mußte ein nur halb entladener Frachter wieder aufs offene Meer hinaus, um Platz für ein Kriegsschiff zu machen. Noch reichen allerdings in den Lagerhäusern am Kai die Vorräte für rund zwei Wochen, und bis dahin sollte sich die Situation entspannt haben.

"In einigen Fällen und in einigen Gebieten ist die Unsicherheit jedoch viel größer als vorher", formuliert Mark Stirling vom Kinderhilfswerk UNICEF. Überall dort, wo die UNITAF ("Unified Task Force", der offizielle Name für die ausländischen Truppen unter UN-Mandat) nicht präsent ist, sei die Arbeit humanitärer Organisationen sogar schwieriger geworden: So habe sich die UNICEF aus einigen Gebieten zurückziehen müssen, weil bewaffnete Banden aus Mogadischu nun eben diese Gegenden unsicher machen. Ein Impfprogramm und die Ausbildung lokaler Geburtshelfer in Zentralsomalia mußten vorübergehend eingestellt werden. Sogar in Mogadischu selbst sind Helfer und Reporter verstärkt zur Zielscheibe für Plünderer geworden. Eine italienische Journalistin mußte miterleben, wie einem Fernsehreporter mit einem Messer die Kamera geraubt wurde - am hellichten Tag, nur wenige Meter von einem UN-Posten entfernt! "Wir sind nicht hier, um Gendarmen zu spielen", sagt darauf einer der US-Soldaten, "das ist eine Aufgabe, die die Somalis selber übernehmen müssen." Doch "US-Gendarmen" sind genau das, was sich viele Somalis erhofften, jene schweigende Mehrheit von Zivilisten, die in erster Linie Opfer des Bürgerkriegs sind. Der Jubel, mit dem sie anfangs die Intervention begrüßt haben, ist längst der Enttäuschung gewichen, daß man nach vier Wochen noch immer nicht sicher auf die Straße gehen kann und daß die Milizführer und ihre Clans, die das Land ins Chaos gestürzt haben, nicht entwaffnet werden, sondern zuletzt sogar in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba - legitimiert durch die Anwesenheit des UN-Generalsekretärs - über den Frieden verhandeln durften.

Erst Anfang Januar haben die Amerikaner (und die Streitkräfte aus rund 20 anderen Nationen) begonnen, ihren Aktionsradius in Mogadischu etwas auszuweiten. In dem von China gebauten Nationalstadion wollen sie ihr neues Hauptquartier einrichten. Bis jetzt sind nur der Bezirk um den Flughafen und die Büros der internationalen Organisationen halbwegs gesichert, durch Panzer an den neuralgischen Kreuzungen und gelegentliche Kontrollen aller Fahrzeuge. Noch immer aber ist nicht klar, ob und wie eine allgemeine Entwaffnung erreicht werden soll. So bleibt der Weg nach Norden, zu den Vororten, weiter unsicher: Die meisten Fahrer rasen mit 100 Stundenkilometern durch die lockere Bebauung, um ein möglichst schwieriges Ziel für Heckenschützen abzugeben. Nur drei- oder viermal am Tag kommt hier eine gepanzerte Patrouille der Amerikaner, der Franzosen oder Italiener vorbei, in voller Kampfausrüstung, die Gewehre stets drohend auf Passanten und Fahrzeuge gerichtet. Langsam nur, bestätigen die Bewohner, ziehen sich bewaffnete Milizen und Banditen zurück, vor allem seitdem die Alliierten begonnen haben, Waffendepots auszuheben oder Waffen gegen Lebensmittel einzutauschen, wie jeden Freitag auf dem berüchtigten "Argentinischen Markt", wo neben Munition jeder Art auch Artilleriegeschütze angeboten wurden. Aber systematisch ist dieses Vorgehen noch nicht.

Eine Stadtrundfahrt durch Mogadischu ist immer noch ein riskanter Slalom durch geschützte Gassen, an kritischen Zonen vorbei. Die sogenannte "Grüne Linie", deren Abschaffung die Milizführer Mohamed Farah Aidid und Ali Mahdi Ende Dezember mit einigem Pomp gefeiert haben, besteht mit Ausnahme eines einzigen von den Amerikanern ein paar Stunden am Tag kontrollierten Übergangs immer noch fort: Jeden Übergang von der Seite Aidids zu Ali Mahdis Mogadischu- Nord kontrollieren bewaffnete Milizionäre. Und das frühere Stadtzentrum mit den Skeletten der Hotels, Banken, Regierungsgebäude und der katholischen Kathedrale bleibt gefährliches Niemandsland. Auf Ali Mahdis Seite haben die Interventionstruppen bis jetzt keinen ständigen Stützpunkt eingerichtet. Hier werden viele Waffen noch offen getragen, während man sie "drüben" in Aidids Zone inzwischen versteckt.

Zwischen den Ruinen der zerschossenen Stadt haben sich in Hütten aus Zweigen oder Pappkarton Hunderttausende Flüchtlinge angesiedelt. Die meisten bekamen inzwischen eine Plastikplane zum Schutz vor dem Regen. Das Internationale Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen haben an allen Zufahrtsstraßen Feldküchen aufgestellt, um den weiteren Zuzug nach Mogadischu zu stoppen. Der Druck der Hungerbataillone aus der Provinz hat jedenfalls nachgelassen. Auch das ist ein erster Erfolg der UN-Aktion.

Man staunt immer wieder, mit wieviel Improvisationstalent viele Somalis mit ihrem schwierigen Alltag zurechtkommen: Märkte funktionieren wieder, aus Kriegsabfällen werden Gebrauchsgegenstände hergestellt. Schrottreife Fahrzeuge halten so etwas wie ein öffentliches Verkehrsnetz aufrecht. Zwölf Lehrer einer mit deutscher Entwicklungshilfe errichteten technischen Fachschule haben die nicht geplünderten Geräte in den Werkräumen wieder in Gang gesetzt und betätigen sich jetzt als eine Art Bau- und Reparaturbetrieb für kleinere Organisationen wie das SOS-Kinderdorf, das gerade ein neues Kinderspital und eine Zeltsiedlung für Kriegswaisen errichtet.

Die über 200 somalischen Mitarbeiter des SOS-Projektes, das auf beiden Seiten der Demarkationslinie in Mogadischu aktiv ist, stammen aus allen großen Stammesclans des Landes - ein Somalia im kleinen. Vor ein paar Wochen, kurz vor Beginn der UN-Intervention, drohte Streit und Mißtrauen zwischen den einzelnen Gruppen auch hier die Arbeit zu vergiften. Doch letzten Endes, weil ein Zerfall des Hilfsprojekts auch ihre eigene Überlebensgrundlage bedroht hätte, haben sich die Ärzte und Krankenpfleger, Arbeiter und Bürokräfte zusammengesetzt, ein Komitee aus Angehörigen der verschiedenen Clans gebildet und beschlossen, die gemeinsame humanitäre Arbeit fortzusetzen. Nach außen dringt so zumindest ein schwaches Signal, daß es in Somalia auch anders geht.

Grüne verurteilen die CDU-Absichten

KREIS GROSS-GERAU. "Die Kommunalwahl muß eine Wahl gegen Rechts, gegen Gewalt werden", erklärten für die Kreis-Grünen Gabriele C. Klug und Dirk Langolf. Nachhaltig kritisierten die beiden Ankündigungen der CDU-Kreisspitze und des CDU-Bundestagsabgeordneten Adi Hörsken, die Kommunalwahl am 7. März eventuell auch zu einer Art Volksabstimmung über die Asylpolitik zu machen. Mit solch populistischen Drohungen wärme die CDU die alten Parolen vom Asylmißbrauch wieder auf, warnen die Grünen. So werde der Boden gedüngt, auf dem Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhaß gedeihe.

Nach Grüne-Auffassung sei es vielmehr zu begrüßen, wenn einzelne SPD- Politiker vom sogenannten Bonner Asyl- Kompromiß Abstand nähmen. "Wir brauchen in der Tat keine Grundrechtsänderung, sondern klare gesetzliche Regelungen über einen Sonderstatus für Bürgerkriegsflüchtlinge, ein Einwanderungsgesetz und Einführung der Doppelstaatsbürgerschaft." Das seien die Marksteine zu einer demokratischen und toleranten Gesellschaft, meinen die Grünen. cas

Kleine FR

CDU zum Wahlprogramm BAD HOMBURG. Zur Diskussion und Verabschiedung des Kommunalpolitischen Programms treffen sich die Mitglieder des CDU-Stadtverbands am Dienstag, 12. Januar, um 19.30 Uhr im Forum des Stadthauses.

FDP berät Perspektiven

FRIEDRICHSDORF. Sein Wahlprogramm "Friedrichsdorf 1993 - 2001" berät der FDP-Ortsverband öffentlich am Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Köppern.

Zeltplatz gesucht

BAD HOMBURG. Den Wunsch des Jugendparlaments nach einem Zeltplatz berät der Sport- und Freizeitausschuß der Stadtverordneten am Donnerstag, 14. Januar, um 18 Uhr im Stadthaus. Auf den Spuren Voigts BAD HOMBURG. Durch die derzeitige, dem Hofmaler Voigt gewidmete Ausstellung im Gotischen Haus führt Roswitha Mattausch-Schirmbeck (Stadtmuseum) die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Landeskunde am Samstag, 16. Januar, um 14.30 und um 15.30 Uhr. Kaffeestunde mit Keule & Co BAD HOMBURG. Zur Kaffeestunde mit "Keule & Co" lädt die SPD-Fraktion ältere Homburgerinnen und Homburger für Sonntag, 17. Januar, 14.30 Uhr, ins Kurhaus ein. Die Einladung richtet sich an Heimbewohner und die Bezieher von "Essen auf Rädern". Sie steht in der Tradition von zwei Adventsnachmittagen in den Vorjahren. Das einheimische Künstler-Duo "Keule & Co" unterhält die Gäste mit Jonglage und Clownerie. Gesprächskreis des Kneipp-Vereins BAD HOMBURG. Mit Gesundheitsfragen und -pflege nach Kneipp befaßt sich der monatliche Gesprächskreis des Kneipp-Vereins Taunus. Er trifft sich das nächste Mal am Montag, 18. Januar, um 15.30 Uhr in der Vereins-Geschäftsstelle, Kolberger Weg 28. Götterinsel im Dia BAD HOMBURG. "Bali - Die Götterinsel im Umbruch" ist der erste Dia-Vortrag von Horst Liebelt im neuen Jahr betitelt. Der Fotoclub lädt dazu für Mittwoch, 20. Januar, 20 Uhr, ins Kino im Schwedenpfad. Ehre den Sportlern FRIEDRICHSDORF. Ihre 1992 erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler ehrt die Stadt Friedrichsdorf am Sonntag, 31. Januar, um 10 Uhr im Bürgerhaus.

Heinz Bergner berichtet

BAD HOMBURG. Heinz Bergner, von 1961 bis 1980 Pfarrer an der Erlöserkirche, spricht am Mittwoch, 13. Januar, um 19.45 Uhr im Forum des Stadthauses über "Die Erlöserkirche und ihre Gemeinde". Veranstalter ist der Verein für Geschichte und Landeskunde. che

Frauen lernen, wie sie sich wehren können

BAD HOMBURG. Einen Selbstverteidigungskurs für Frauen bietet das Frauenbüro der Stadt am Samstag und Sonntag, 13. und 14. Februar, an. Er beginnt an beiden Tagen jeweils um 10 Uhr in der Altentagesstätte in der Gartenfeldsiedlung, Heuchelheimer Straße 92c. Mitmachen können alle Homburgerinnen ab 18 Jahre. Die Teilnahme kostet 50 Mark. Anmeldung und Auskunft im Frauenbüro, Tel. 0 61 72 / 10 04 20 oder 10 02 30.

Gurkenkönig, Kinderkunst

BAD HOMBURG. "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" heißt ein Kinderbuch von Christine Nöstlinger. Die Verfilmung dieser Geschichte zeigt die Stadtbücherei am Dienstag, 19. Januar, um 15 Uhr in der Dorotheenstraße 22 und am Donnerstag, 21. Januar, um 14 Uhr in ihrer Zweigstelle Ober-Erlenbach. Der Film ist geeignet für Kinder ab acht Jahren; der Eintritt ist frei.

STEINBACH. Einen großen klassischen Trickfilm können Kinder ab sechs Jahren am Sonntag, 17. Januar, 15 Uhr, im Bürgerhaus sehen. "Gullivers Reisen" heißt er und erzählt die Geschichte vom Gulliver, der nach einem Schiffbruch auf der Insel Liliput strandet.

Karten gibt es ab 14 Uhr an der Tageskasse im Bürgerhaus.

USINGEN. Eine Stunde mit den schönsten Märchen von Hans Christian Andersen können Kinder ab sechs Jahren und ihre Eltern am Sonntag, 17. Januar, 17 Uhr, in der Aula der Christian-Wirth- Schule erleben. "Der standhafte Zinnsoldat", "Die Prinzessin auf der Erbse" oder "Die Nachtigall" spielt und spricht Konrad-Jürgen Kleinicke, musikalisch gerahmt mit Skizzen und Miniaturen. Der Kulturkreis Usinger Land e. V. hat die Veranstaltung organisiert.

KÖNIGSTEIN. Bilder und Objekte von Kindern im Alter von vier bis 13 Jahren zeigt die Kinderkunstwerkstatt ab Sonntag, 17. Januar, 15 Uhr, im ersten Stock des Kurhauses. Ein großer Teil der Bilder beschäftigt sich mit dem Märchen "Igelhans" der Brüder Grimm, das Christian Martin für die Bühne bearbeitet hat. Die Kinder-Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Kinder- und Jugendtheater in Frankfurt. Im September und Oktober 1992 malten und bastelten die Kinder aus Königstein parallel zu den Proben des Stückes; die Bilder wurden dann auch im Kommunalen Kindertheater ausgestellt.

Die Kinder-Kunst-Ausstellung ist bis zum 29. Januar zu sehen, geöffnet täglich von 10 bis 12 Uhr, montags, dienstags und donnerstags auch von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. che/nau

Französische Chansons und Schoßhündchen Myriam in der Englischen Kirche / "Rock gegen rechts" im Gambrinus / In den Musiklokalen sind die Ferien zu Ende

BAD HOMBURG. "C'est la vie" ist ein Chanson-Abend mit der in Deutschland lebenden Französin Myriam betitelt, der am heutigen Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz stattfindet. Die vor 33 Jahren in Rouen geborene Künstlerin singt Lieder von Jacques Brel, Georges Brassens, Edith Piaf sowie eigene Kompositionen. Wolfgang Wels (Frankfurt) begleitet sie am Klavier.

"Ich weiß nicht, wann ich angefangen habe zu singen", sagt Myriam über sich selbst: "Solange ich zurückdenken kann, habe ich gesungen. Es ist einfach meine Leidenschaft. Und irgendwann habe ich mich entschieden, das Singen zu meinem Beruf zu machen." Nach einer "normalen" Schulausbildung zog sie 1979 nach Deutschland. Seitdem tritt sie, zunächst auf kleinen und mittleren Bühnen, in Deutschland auf. Inzwischen hat sie eine erste Schallplatte produziert, an Hörfunk- und Fernsehsendungen teilgenommen und Konzerte in der Alten Oper Frankfurt, der Philharmonie Köln und der Musikhalle Hamburg gegeben.

Das zweite Konzert "Rock gegen rechts" startet im Musiklokal Gambrinus im Fürstenbahnhof am Montag, 18. Januar, 21 Uhr. Zwei Gruppen treten auf: die Bad Homburger Formation "Automanic" und "Cucumbercrisis" aus Rodheim. Der Eintritt kostet drei Mark und das Geld wird für einen guten Zweck zur Verfügung gestellt. Organisiert haben das Konzert D. Briem und M. Kolbe, zwei Studenten, die zu dem Abend auch die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft am Niederstedter Weg eingeladen haben.

FRIEDRICHSDORF. Bossa, Bebop, Blues und Ballads sind Freitag, 15. Januar, ab 20 Uhr in Ganier's Keller zu hören. "Charles Davies & Captured Moments" nennt sich das Trio, das auf Querflöten, Konzertgitarre und Kontrabaß kammermusikalischen Jazz spielt. Stilistisch bewegt sich die Musik zwischen Blues und rhythmischen Latinstücken. Das Trio ist vor allem durch kultivierte Improvisation im klassischen Sinn bekannt geworden.

Das Rezept ihrer musikalischen Suppe verheimlichen "The Lap Dogs" ("Schoßhündchen" heißt die deutsche Übersetzung!) nicht: Man nehme den klassischen Rockabilly der 50er Jahre und füge unter ständigem Rühren Pschychobilly hinzu. Dann würze man das ganze mit einem Teelöffel Blues und einer Prise Country. Verfeinert wird mit einem Hauch Hardcore und danach schlage man die Masse mit zum Teil mehrstimmigem Gesang cremig. Wer den Ohrenschmaus genießen möchte, kann den fünf Musikern am Samstag, 16. Januar, ab 20 Uhr in Ganier's Keller zuhören.

Zigeuner-Swing und Folklore spielt die Gruppe "La Romanderie" bei der Matinée im Friedrichsdorfer Rathaussaal am Sonntag, 17. Januar, ab 11 Uhr. Das Besondere an dem Ensemble ist sein großes Repertoire, es reicht vom Swing-Jazz à la Gershwin und Ellington bis zum Puszta- Traum und populären Operetten-Melodien.

Karten für das Konzert gibt es bei der Informationsstelle im Rathaus und an der Tageskasse.

KÖNIGSTEIN. Melodiösen Rock stellt die Glashüttener Newcomer-Band "Allusion" im Jugendhaus Königstein vor. Für Tanja Nurtsch (Gesang), Heinz Feuerrohr (Bass), Frank Fischer (Schlagzeug), Sven Rosenzweig (Gitarre) und Bernd Gräber (Piano und Synthesizer) ist es erst der zweite öffentliche Auftritt. Beim Debüt Ende 1992 in Schloßborn war das Publikum begeistert. Das Konzert beginnt am Freitag, 15. Januar, um 20.30 Uhr. che/tom/nau

Namen + Notizen

LUDWIG EULER, seit 1980 Leiter der von ihm selbst ins Leben gerufenen Wandergruppe des TSV Ober-Erlenbach, hat sein Amt aus gesundheitlichen Gründen abgegeben. Euler hat an 151 offiziellen Wanderungen des Vereins teilgenommen und einen Großteil davon selbst organisiert; er legte auf diese Weise rund 1800 Kilometer zurück. Unter seine Regie wuchs die Wandergruppe vom anfangs an zwei Händen abzählbaren Kreis auf derzeit jeweils 40 bis 50 Teilnehmer heran. 1987 und in den letzten drei Jahren gewannen die Wanderer des TSV Ober-Erlenbach beim Feldberg-Turnfest jeweils den "August-Ravenstein-Gedächtnispreis". Zum Nachfolger Eulers wurde der 53 Jahre alte Forstmann und frühere Stadtverordnete MARTIN DEMANDT gewählt.

Meditation über "Fleischfresser" und Gedankenwanderungen Vier junge Kunstschaffende aus Kassel zeigen in einem kleinen Ausschnitt die große Spannweite ihrer Arbeiten

NIDDERAU. Gibt es typisch weibliche Kunst? Wenn sie existiert, und es wird gerade mit diskriminierendem Hintersinn immer wieder behauptet, so sprengt ein Temperament wie das der 30jährigen Delia Henss die hierfür von Kritikermachos bereitgehaltenen Kategorien.

Ausdrucksstark bis zum Blutrünstigen würden ihre Lithos die Bilder ihrer Kollegen Wolfgang Luh, Jens Nagels und Andreas Schwietzke glatt übertönen, wenn sie nicht zugleich von großer formaler Strenge wären.

Vielfach bilden zwei am "Fußende" zusammengelegte Blätter eine Arbeit. Der (täuschende) Eindruck allseitiger Symmetrie und einer breiten Bordüre lassen entfernt an orientalische Teppiche denken. Nicht von ungefähr: Die voriges Jahr examinierte Künstlerin hat sich lange mit Paradiesdarstellungen befaßt, wie sie auch Gegenstand der persischen Knüpfkunst sind.

Zwischen außen und innen der Bilder liegt eine Spannung ohne Bedeutungshierarchien. Thematisch befaßt sich Delia Henss eher mit den aus Eden Vertriebenen. Das Bild "Totenköpfe" - acht Schädel gruppieren sich mit überkreuzten Knochen um einen Feuerball. Es bleibt freigestellt, dies als Anspielung auf ein Licht nach dem Tod oder aber als Meditation über das Grauen aktueller Kriege mit ihren Massengräbern, ihren verheerenden Brandschatzungen zu nehmen.

Meditieren wie über eine Tarotkarte kann man auch über andere Arbeiten von Henss. Auch bei sehr expliziten wie dem "Fleischfresser", einem Menschen mit aufgerissenem Raubtiergebiß. Wie eine Spielkartenfigur ist er an der Mittelachse gespiegelt; dort treffen die Speiseröhren im Magen zusammen, dem Zentrum der Gestalt. Den fast ornamentalen Hintergrund machen Totenschädelchen und viele kleine Tiere aus, teils noch ikonologisch bedeutungsgeladen. Gegenstück ist eine mit der Welt und mit sich in Einklang lebende Figur "Mensch und Pflanzen".

Andreas Schwietzke, Jahrgang 1960, der vor seinem Kunststudium Schriftsetzer war, zeigt in Nidderau, wie er einen "Kindheitstick" abarbeitete: den starken Eindruck, den ein Besuch im Pergamonmuseum hinterlassen hat. Details hellenistischer Faltenwürfe stehen großformatig und nur in Grauabstufungen als "Strukturen" in Öl auf Nesseltuch für sich. Sie laden zu Gedankenwanderungen auf abenteuerlich zerklüfteten Oberflächen ein. (Auch vor dreidimensionalen Objekten bleibt einem ja oft nichts anderes, wenn die Museumsleitung das "Berühren der Figüren" verbietet.) Die Arbeiten setzen sich aus mehreren Bildträgern mit Ausschnitten zusammen, die durch Schwietzkes Konstruktion zu einer neuen Einheit werden.

Fotokünstler Jens Nagels, Jahrgang 1950, der zuletzt Lehraufträge im Bereich visulelle Kommunikation der Gesamthochschule Kassel wahrgenommen hat, zeigt neben konventionellen Straßenbildern aus Argentinien große frei gestaltete Arbeiten: Er belichtet Porträts vom Negativ- wie vom Positivfilm; erst nach und nach lassen sich die ineinander verhakten Konturen dechiffrieren. Der unterschiedliche Teint der Gesichter erhöht noch die Rätselhaftigkeit. "Positiv-Negative" nennt Nagels seine Bilder, auch in weiteren Werken geht er spielerisch mit der Umkehrung von Helligkeitswerten um.

Wolfgang Luh, Jahrgang 1950, der in Kassel neben der freien Kunst auch Design studiert hat, ist in Nidderau mit sehr unterschiedlichen Beiträgen präsent. Da ist die brav abstrakte Monotypie mit runden Textiloberflächen oder seine Linoldruck-Variation über "Sterne und Streifen". Eine große Arbeit "message" in Mischtechnik hängt gleich im Eingangsbereich: Als Botschafter (englisch: "messenger", griechisch: "angelos") erscheinen in drei Ausschnitten weiße (Grab-)Engel, angedeutet hinter schwarzem Gitter.

Wird hier ein Paulus aus dem Kerker geführt? Die "Rahmen"-Fläche bietet den Kontrast, hier stürmt eine Fülle von Gesichtern auf die Betrachtenden zu, allesamt aber verschwimmen sie wie in einem Nebel, darin den Reizen/Botschaften gleich, mit denen mensch heute überhäuft wird, ohne große Aussicht auf "Befreiung".

Mit zerzausten Umrissen läßt Luh nebenan einen "running dog" über die Bildfläche springen. Mit ein bißchen Phantasie erweist sich das Tier als eine Erinnerung an die "cave canem"-Mosaike römischer Villen.

Ein historisch-spielerischer Rückbezug wie auch der Titel des Bildes firmiert als "laufender Hund", doch auch ein durch die Architektur der Jahrttausende gültig gebliebenes Ornament. Ul

Myriam singt

BAD HOMBURG. "C'est la vie" heißt ein Chanson-Abend mit der in Deutschland lebenden Französin Myriam am Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz.

Die 33 Jahre alte Künstlerin singt zur Piano-Begleitung Lieder von Brel, Brassens, Piaf und Eigenkompostionen. che

Granate zerriß Tür und Auto Anschlag auf Turnerheim / Sprengkörper aus Jugoslawien

WIESBADEN. In der Nacht zum Samstag ist in Dotzheim auf dem Parkplatz der Gaststätte "Zum Turnerheim" eine Handgranate explodiert. Personen wurden nach Angaben der Polizei nicht verletzt. Splitter des Sprengkörpers beschädigten die Eingangstür und die Fenster der neben der Gaststätte liegendend Turnhalle. Demoliert wurde außerdem ein Auto, das auf dem Parkplatz stand. Von den Tätern fehlt jede Spur. Die Polizei schätzt den Schaden auf etwa insgesamt 10 000 Mark.

Bereits am 11. Oktober 1992 hatten Unbekannte unter dem Fahrzeug des serbischen Wirtes der Gaststätte eine Handgranate deponiert. Dank einer aufmerksamen Zeugin konnte diese damals allerdings gerade noch rechtzeitig entschärft werden.

Obwohl die Vernehmung des Gastwirtes seinerzeit keine Anhaltspunkte ergab, brachte die Polizei den versuchten Anschlag mit dem Bürgerkrieg im früheren Jugoslawien in Verbindung.

Mit verdeckten Ermittlungen und Observationen versuchte die Polizei daraufhin den Tätern auf die Spur zu kommen. Die müssen einer Zivilstreife in der Nacht zum Samstag nur knapp entwischt sein. Als die Granate gegen 3 Uhr in die Luft ging, hielten sich Beamte des Einsatzkommandos nur etwa 80 Meter vom Parkplatz entfernt auf. Eine sofort eingeleitete Großfahndung bis weit über die Stadtgrenze hinaus führte allerdings zu keinem Erfolg.

Eine Nachbarin gab einen Hinweis auf einen silberfarbenen Opel Manta, den die Zeugin nach der Detonation in der Nähe gesehen hatte. Einen solchen Wagen entdeckte die Polizei zunächst in Schierstein. Die Insassen - zwei Männer aus dem ehemaligen Jugoslawien und eine bulgarische Frau - mußten nach ihrer Vernehmung im Präsidium wieder freigelassen werden. Als Täter kommen sie nach Auffassung der Polizei nicht in Frage.

Ein Sprengstoffsachverständiger des hessischen Landeskriminalamtes sagte, die am Samstag morgen auf dem Parkplatz explodierte Handgranate sei jugoslawischer Herkunft. Der Täter muß sie seinen Angaben zufolge von der Karl-Arnold-Straße aus geworfen haben. Polizei und Staatsanwaltschaft suchen jetzt Zeugen, die kurz vor oder nach der Detonation verdächtige Personen oder Fahrzeuge in Tatortnähe gesehen haben.

Hinweise, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, nimmt die Kripo Wiesbaden unter der Rufnummer 06 11 / 345-311 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. tos

Streit um den bärtigen Kaiser

Wieder wogt die Diskussion über den Kaiser hin und her. Die Reiterstatue des bärtigen Mark Aurel (161-180 n. Chr.) hatte bis Anfang der achtziger Jahre auf dem Kapitol gestanden. Dann nahmen sich die Restauratoren ihrer an, reinigten sie fast drei Jahre lang und ließen erhebliche Teile der antiken Vergoldung wieder sichtbar werden, ehe sie strahlend schön ins Herz des alten Roms zurückkehrte.

Sollte der Kaiser wieder auf seinen Sockel gehoben werden, wo er seit dem 16. Jahrhundert als einziges Bronzestandbild des Altertums zu bewundern war? Gereinigt war die Statue zwar, aber ungeschützt vor verschmutzter Luft und saurem Regen, der seit der Industrialisierung über der Ewigen Stadt niedergeht. Halbherzig entschlossen sich die Stadtväter, Marcus Aurelius, den Philosophen-Kaiser, unter Dach und Fach zu bringen. Hier sehen ihn Besucher seitdem zwar aus nächster Nähe. Doch eine Ideallösung ist das nicht. Majestät verlangt Distanz, sonst erdrückt sie den gewöhnlichen Sterblichen.

Holländische Gönner des kaiserlichen Stoikers haben inzwischen Geld gesammelt für eine bronzene Kopie, die auf dem Kapitol ihren Platz finden sollte. Einheimische und Gäste der Hauptstadt könnten Mark Aurel aus dem gewohnten Blickwinkel bewundern, ohne das Original zu ruinieren. Leider sind die Römer nur selten für einfache Lösungen zu haben; mit ihrer täglichen Politik beweisen sie diese Tatsache. Anstatt den holländischen Spendern dankbar zu sein, erhoben viele Skeptiker ihre Stimme: Eine auf photogrammetrischer Basis hergestellte Kopie, so maulten sie, könne die Schönheit des Originals nur ungenau wiedergeben. Ein naturgetreuer Abdruck hingegen bringe die Plastik selbst in Gefahr. Die Verantwortlichen im Stadtrat reagierten wie so oft, wenn wichtige Probleme zu lösen sind: Sie taten nichts.

Zornentbrannt lösten die Niederländer das "comite Marcus Aurelius" (bitte mit accent aigu auf dem e von comite) auf und zogen ihr Angebot zurück. Das trug endlich zur Niederlage der Kritiker bei. Hunderte von Denkmalschützern bedrängten die Regierung in einer Petition, den Ersatz-Kaiser doch noch aufs Kapitol ziehen zu lassen. Probegüsse von Kaiserkopf und Pferdekopf hatten inzwischen den Beweis dafür geliefert, daß der antike Imperator auf dem nun leeren Sockel einen würdigen Nachfolger finden würde. Alberto Ronchey, vor Jahresfrist noch einer der angesehensten Journalisten des Landes, heute Minister für Kulturgüter, nahm schleunigst Kontakt auf mit den Kunstfreunden von Maastricht und ebnete den Weg für die Thronbesteigung Mark Aurels II. Und damit niemand mehr die offizielle Absprache torpedieren könnte, verkündete Francesco Sisinni, Generaldirektor des Ministers: "Es ist beschlossene Sache: Das Reiterstandbild auf dem Kapitol wird durch eine Kopie ersetzt." Sogar das Datum steht schon fest: Es ist der traditionelle Geburtstag der Stadt Rom - 21. April 1994.

HORST SCHLITTER (Rom)

Seligenstädter Malerin stellt in Frankfurt aus

SELIGENSTADT. Eri M. A. Foerster, im japanischen Kamakura geborene und in Seligenstadt lebende und dort unter anderem als Vorsitzende des Bundes Bildender Künstler wirkende Malerin, stellt vom 19. Januar bis zum 12. Februar unter dem Motto "Installation" zum Thema "One World" oder "Die Natur ist stärker . . ." in der Frankfurter Galerie Heusenstammstiftung in der Barckhausenstraße 1-3 im Stadtteil Westend Aquarelle und eine Bild-Plastik "Bewußtheit - der Mensch" aus.

Die Wahl-Seligenstädterin mit eigenen Ausstellungsräumen in der Aschaffenburger Straße hat sich der Grundform des Lebens zugewandt. Sie stellte Serien her, die dieses Thema behandeln. Ihre Zielrichtung sei "ohne das Bewußtsein dahingehend zu erweitern, sich nicht gegen die kosmischen Gesetze aufzureiben mit Krieg, Zerstörung und Machtansprüchen, sondern sich gemeinsam mit allem Lebenden einzufinden". ttt

Flohmarkt-Erlös kommt Kriegsopfern zu Gute

RODGAU. Zugunsten von Kriegsopfern in Bosnien findet am Samstag, 16. Januar, von 14 bis 16 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Roden ein privat organisierter Flohmarkt statt. Die Standgebühr für selbst mitzubringende Tische beträgt zehn Mark, außerdem wird ein Kuchen erwartet, dessen Erlös dem guten Zweck zugute kommt. ttt

Auswärtige dürfen kaufen

RÖDERMARK. Von den acht angebotenen Baugrundstücken im Gebiet "Am Hallhüttenweg" sind nur zwei "weggegangen". Die Stadt bietet jetzt die übrigen auch Auswärtigen zum Preis von 800 Mark plus Erschließungsgebühren an. Voraussetzung: Baubeginn muß innerhalb von drei Jahren sein, weiterverkauft werden darf nur innerhalb von fünf Jahren mit Zustimmung der Stadt. ttt

Veranstaltungsreihe: Treffpunkt Bücherei

RÖDERMARK. "Treffpunkt Bücherei" ist Thema einer Veranstaltungsreihe, in deren Mittelpunkt am Montag, 18. Januar, die Präsentation für den Deutschen Literaturpreis '92 ausgewählter Kinder- und Jugendbücher, darunter auch etliche Bilderbücher, steht.

Für Kinder von fünf Jahren an gibt es vormittags um 10.30 Uhr eine Bilderbuchstunde, in der die Geschichte von "Mathilda und die Feuerwehr" erzählt wird. Ein kleines Mädchen erlebt dabei traumhafte Abenteuer in einem chinesischen Zauberhaus.

Für mindestens Achtjährige ist eine Vorlesestunde um 15.30 Uhr gedacht: "Siebenstorch", die Geschichte von der kleinen Maika und dem Storch, der sich weigert, davonzufliegen.

In einer Abendveranstaltung um 20 Uhr informieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtbücherei über den Jugendliteraturpreis und über die 28 dafür ausgewählten Bücher. Anschließend besteht Gelegenheit zum Meinungsaustausch.

An dem Tag gibt es auch zwei Büchereiführungen, und zwar vormittags um 11 sowie zu Beginn der Abendveranstaltung um 20 Uhr. Die ausgezeichneten Kinder- und Jugendbücher können in einer Sonderausstellung zwischen dem 18. und 22. Januar in Ober- Roden begutachtet werden. ttt

Soforthilfe, die jeder beherrschen sollte

DIEBURG. An Führerscheinbewerber und solche, die ihre Kenntnisse auffrischen wollen, richtet sich der DRK-Kursus "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" am Samstag, 16. Januar, zwischen 8 und 17 Uhr im Dieburger Rotkreuzzentrum, Am Altstädter See 7.

Die Teilnehmergebühr beträgt 35 Mark; um telefonische Anmeldung unter der Rufnummer 0 60 71 / 9 63 70 wird gebeten. ttt

Die Polizei läßt den Bär los Ansteckeraktion soll die Fußgängersicherheit erhöhen

STADT UND KREIS OFFENBACH. Solange der Vorrat reicht können Fußgänger bei den Polizeistationen im Kreisgebiet oder bei den Revieren und im Polizeiladen in Offenbach einen sogenannten Fußgänger-Rückstrahler kostenlos bekommen. Das Sicherheitsbärchen ist sieben mal fünf Zentimeter groß und reflektierend. Es wiegt so gut wie gar nichts und ist im Bedarfsfall jederzeit zur Hand. Ausgestattet mit einem Befestigungsset - Schnur und Anstecknadel - kann man es immer bei sich tragen.

Im Grunde, so die Polizei, sollte jeder Fußgänger ständig einen solchen Sicherheitsreflektor in der Mantel- oder Jackentasche bei sich haben. Da leider immer wieder festgestellt werden müsse, daß Fußgänger dunkel gekleidet am Straßenverkehr teilnähmen, werde ein getragenes Sicherheitsbärchen für mehr Sicherheit sorgen. Unfalluntersuchungen hätten ergeben, daß viele der bundesweit tödlich verunglückten Fußgänger noch leben könnten, wenn sie Reflektoren getragen hätten.

Mit den Rückstrahlern, die den Aufdruck "PP OF" für Polizeipräsidium Offenbach tragen, soll zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beigetragen werden. Unter dem Motto "Fußgänger- Rückstrahler können ,Talismänner&rquote; sein und Leben retten" hofft die Polizei auf viel Zuspruch und Interesse von seiten der Bevölkerung.

Es komme nicht darauf an, daß man sich nur ein Sicherheitsbärchen abhole, sondern es auch im Bedarfsfalle trage, damit der eigene Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit auf den Straßen erfüllt werde.

Gerade für Fußgänger als den schwächsten aller Verkehrsteilnehmer sei dieser Beitrag überlegens- und überlebenswert. Wie sagt doch die Polizei? - Sehen und Gesehenwerden ist eine gute Lebensversicherung. ttt

Indianer kommen ins Museum Heute zweisprachige Bastel- und Vorlesestunde für Kinder

OFFENBACH. Das Thema "Indianer" steht am heutigen Montag, 11. Januar, zur derzeit laufenden Internationalen Bilderbuchausstellung des Klingspor- Museums in dessen Begleitprogramm: Während einer Lesung und Bastelstunde wird die Amerikanerin Kathy Ricco um 15 Uhr in der Herrnstraße 80 für Kinder zwischen sieben und neun Jahren Geschichten in englischer Sprache zum Leben der nordamerikanischen Indianer präsentieren. Das betrifft sowohl die Historie der Ureinwohner Amerikas wie auch deren Kultur.

Nach der Lesung ist die Bastelstunde vorgesehen, in der die Kinder unter Anleitung von Kathy Ricco lernen, wie Indianer-Schmuck hergestellt wird. Wer Lust hat, zusätzlich zu dem im Museum vorhandenen Material noch Muscheln oder Federn zur Ausgestaltung des Schmucks zu nutzen, ist eingeladen, diese "Schätze" mitzubringen. An Materialkosten berechnet das Klingspormuseum drei Mark.

Dieses Angebot richtet sich nicht nur an Kinder, deren Muttersprache Englisch ist. Auch deutsche Mädchen und Jungen kommen auf ihre Kosten sowohl bei der Lesung wie auch beim Basteln. Die Museumspädagogin Sibylle Patzig wird ins Deutsche übersetzen, wenn Kathy Ricco aus der Welt der Indianer vorliest und Bastelanleitungen gibt. ttt

Kreis will sich an Jugendhilfe-Stiftung beteiligen Namhafte Wissenschaftler und Praktiker haben an Stiftung des IB Interesse angemeldet

KREIS OFFENBACH. Der Kreis Offenbach wird sich an der "Offenbacher Stiftung für Jugend- und Familienhilfe" beteiligen. Das hat der Kreisausschuß in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Zur endgültigen Beschlußfassung wird die Satzung der Stiftung nun dem Kreisparlament zugeleitet.

Die Stiftung wird vom Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB) ins Leben gerufen werden. "Damit sollen die bereits in Kooperation des IB mit Stadt und Kreis aufgebauten Dienste im Bereich der Jugendhilfe, insbesondere der sozialpädagogischen Familienhilfe, in einer neuen, den notwendigen Modernisierungsprozessen aufgeschlossenen Organisationsform abgesichert werden", erklärte der Erste Kreisbeigeordnete und Jugenddezernent Frank Kaufmann das Konzept.

Zum Start der Stiftung wird dem Internationalen Bund für Sozialarbeit einmalig ein Betrag von 100 000 Mark zur Verfügung gestellt, die Hälfte davon vom Kreis, die andere Hälfte von der Stadt Offenbach. Sie dienen der Anschubfinanzierung und der Ausstattung der Stiftung mit Grundkapital. Die fachliche Arbeit der Stiftung wird dann ausschließlich durch Leistungsentgelte finanziert.

Kaufmann betonte als besonders erwähnenswert die gewählte Rechtsform als eigenständige Stiftung. Denn dies bedeute, daß kein einzelner Träger oder Finanzier durch Dauersubventionierung die notwendigen Bedarfsanpassungen verhindern oder die Herausbildung überflüssiger bürokratischer Strukturen fördern könne.

Weiter nannte er als Vorteil des Stiftungsmodells die kooperative Verknüpfung zwischen den Trägern der öffentlichen Jugendhilfe als "Dienstleistungsunternehmen" mit der Fachlichkeit und der inhaltlichen Verantwortung des "Dienstleistungsgebers" auf der Ebene des Vorstandes. Dies sichere ab, daß Angebotsveränderungen umgesetzt werden können, ohne daß damit eine Finanzierungsverpflichtung der Jugendhilfeträger vorab definiert wäre.

Der noch zu gründende Beirat der Stiftung sichere sowohl Innovationspotential aus Wissenschaft und Praxis als auch überregionale Sichtbarkeit. So lägen bereits erste Zusagen namhafter Wissenschaftler und Praktiker vor, künftig in der Stiftung mitzuarbeiten. "Es ist ein anspruchsvolles Konzept, das der Internationale Bund für Sozialarbeit für die zukünftige Arbeit der "Stiftung Offenbacher Jugend- und Familienhilfe" entwikkelt hat", erklärte Kaufmann. ttt

Wasser aus Privatbrunnen noch immer ungenießbar

RÖDERMARK. Noch immer ist Wasser aus Privatbrunnen im Bereich von Hermann-Ehlers-, Babenhäuser- und Friedrich-Ebert-Straße in Ober-Roden mit halogenisierten Chlorkohlenwasserstoffen belastet und von daher ungenießbar. Das haben neuerliche Untersuchungen des Wasserwirtschaftsamtes Hanau ergeben. Im August 1992 war von einem Industriebetrieb das Grundwasser rund um Dörner- und Erzberger Straße verunreinigt worden. Bei der Warnung vor dem Gebrauch handelt es sich in erster Linie um Pumpwasser in Kleingärten. ttt

Aktionen wider die Ohnmacht Schillerschule engagiert sich gegen Fremdenhaß und Gewalt

OFFENBACH. "Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer der Schillerschule sind empört über die Gewalt gegen Menschen, die bei uns leben. An unserer Schule lernen, leben, streiten und vertragen sich Kinder und Jugendliche aus 35 Nationen. Fast jede zweite Schülerin, jeder zweite Schüler hat keinen deutschen Paß, hinzu kommen viele mit einem nichtdeutschen Elternteil." Diesen Text haben auch zahlreiche Bürger unterschrieben, die in den zurückliegenden Tagen an einer der Veranstaltungen der Schiller-Gesamtschule teilgenommen, den Tag der offenen Tür wahrgenommen, den Besuch einer EG- Delegation aus Brüssel miterlebt oder ein Stadtgespräch des Hessischen Rundfunks verfolgt haben.

Die Ereignisse von Mölln hatten einen so nachhaltigen Eindruck auf die Schülerschaft gemacht, daß sie sich zwischen dem 2. November und dem Beginn der Weihnachtsferien zu einer Mahnwache an ihrer Schule entschlossen hatte. Auf einem mit Kerzen und Blumen geschmückten Tisch, der an die drei Toten von Schleswig-Holstein erinnern sollte, lag eine Resolution aus, Schülerinnen und Schüler trugen Gedichte vor, es gab Dichterlesungen - so auch mit dem Offenbacher Stadtschreiber Jürgen Groß.

Schüler und Lehrer der Schillerschule wollten nicht länger schweigen, artikulierten sie gemeinsam, wollten nicht länger ihren "ohnmächtigen Zorn in sich hineinschreien", während Nacht für Nacht Überfälle und Angriffe gegen Flüchtlinge und Ausländer stattfänden.

Jeden Angriff gegen Ausländer empfänden sie auch als einen Angriff gegen sich selbst, formulierten Lernende und Lehrende, sie wollten zu protestieren lernen, wenn abfällig über Fremde, Flüchtlinge, Ausländer gesprochen werde. Sie wollten ihren Beitrag dazu leisten, der Gewalt gegen Schwächere, dem alltäglichen Rassismus entgegenzutreten - sei es im Unterricht, in den Pausen, auf dem Schulweg, im Freundeskreis. Schweigen oder sogar zu zuschauen und zu klatschen, wenn Schwächeren Gewalt angetan werde, sei Beihilfe zur Gewalt.

Zusammenarbeiten und gemeinsames Lernen unter einem Dach sei belebend und bereichernd, sagen die Schillerschüler. An ihrer Schule erlebten sie täglich, daß es andere Möglichkeiten als Gewalt gebe, um Konflikte zu lösen.

Auch die Personalversammlung der Theodor-Heuss-Schule hat in einer Resolution gegen Fremdenhaß und Rechtsextremismus aufgerufen. "Zu den Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten wollen wir nicht schweigen", heißt es, "wir stellen uns in unserer täglichen Arbeit der Verantwortung, Toleranz und Friedfertigkeit der Jugendlichen untereinander zu fördern". ttt

Offenbach will Kroatien helfen OB Reuter: Lebens- und Arzneimittel sollen ins Krisengebiet

OFFENBACH. Die Lage der Menschen in und um Sarajewo ist nach wie vor tragisch: Es werden auch weiterhin dringend Lebensmittel, Medikamente und andere Hilfsgüter benötigt. Deshalb weist Oberbürgermeister Wolfgang Reuter auf eine von ihm initiierte Spendenaktion hin und bittet erneut für die vom Krieg betroffenen Menschen um finanzielle Gaben. Bisher sind 1330 Mark auf einem von der Stadt bei der Sparkasse Offenbach eingerichteten Spendenkonto eingegangen.

Diese Summe ist natürlich nur ein "Tropfen" auf dem berühmten "heißen Stein". Und so fehlen noch viele tausend Mark, um wirkliche Hilfe leisten zu können. Sobald ein größerer Betrag vorliegt, sollen Güter wie Lebens- und Arzneimittel gekauft werden, die dann über eine karitative Organisation ins Krisengebiet transportiert werden. Mitglieder des Kroatisch Demokratischen Vereins und des Offenbacher Ausländerbeirates verbürgen sich dafür, daß jedes von der Spendensumme gekaufte Teil direkt den Menschen in Kroatien zugute kommt.

"Wir können uns den Bedürfnissen der Menschen im südöstlichen Europa nicht verschließen", betont Wolfgang Reuter. Es nutze wenig, das tägliche Bedauern beim Betrachten von Fernsehbildern zum Ausdruck zu bringen. Vielmehr gelte es, einmal tiefer in die Tasche zu greifen. Anders könne man von hier aus wenig bewirken. "Wir wollen uns solidarisch mit den Menschen im Krieg erklären. Viele können sich noch heute an die eigenen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg erinnern. Auch wir haben damals Hilfe erfahren."

Spenden werden erbeten auf das Konto 10 758 bei der Sparkasse Offenbach, Bankleitzahl 505 500 20. Bei Beträgen über 100 Mark stellt die Stadt eine Spendenquittung aus. ttt

Träger der Jugendarbeit können jetzt aufatmen

KREIS OFFENBACH. Träger der freien Jugendarbeit und Veranstalter von rund 210 Kinder- und Jugendfreizeiten im vergangenen Jahr können mit einer Aufstockung ihrer Zuschüsse von acht auf zwölf Mark pro Tag und Betreuer rechnen. "Die seitherige Zuschußpraxis von zwölf Mark pro Tag für Gruppenleiter/innen bei Freizeiten der freien Jugendarbeit können unverändert bleiben", freute sich Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann. Die Arbeit der Jugendverbände sei ein wichtiger Bestandteil der Jugendhilfe. Kreisjugendhilfe und Kreisjugendausschuß hatten sich schon bei der Vergabe der damals gekürzten Mittel für eine nachträgliche Auszahlung verbleibender Gelder ausgesprochen.

1992 hatte die Jugendförderung des Kreises 330 000 Mark für die Förderung von Kinder- und Jugenderholung, für Fahrten und Lager zur Verfügung gestellt. Die Träger hatten diese Gelder genutzt, um zahlreichen Kindern und Jugendlichen Erholung und Entspannung vom Alltag zu erlauben.

Auskünfte über die 93er Programme erteilen die Jugendverbände oder das Jugendamt des Kreises Offenbach unter 069 / 8 06 88 91. ttt

Wem es zu sehr zieht, der kann dagegen etwas tun

OFFENBACH. Nicht nur der Wärmeschutz großen Stils an den Außenwänden eines Gebäudes hilft, Energie zu sparen. Auch kleinere Maßnahmen im Haus bremsen den Wärmeverlust. Darauf weist Helmut Treuz hin, der einmal wöchentlich im Offenbacher Rathaus - dienstags von 15 bis 18 Uhr - mit Rat und Tips bei allen die Energie betreffenden Fragen Rede und Antwort steht: das nächste Mal am 12. Januar im Saal 5 im Erdgeschoß des Rathauses.

Diplom-Ingenieur Treuz ist bei seinen Gesprächen auf individueller und kostenloser Basis bereit, das Thema Wärmedämmung zu besprechen. In kurze Worte gefaßt und aus seinem Munde: "Meist führt schon das Verstopfen von Ritzen und Fugen an Fenstern und Türen zu einem erheblich behaglicheren Raumklima und zu geringerem Energieverbrauch." Manchmal ließen sich Türspalten auch durch eine Korrektur der Türaufhängung beseitigen. Mit Hilfe von Unterlegscheiben an den Türbändern könnten schiefhängende Türen meist leicht geradegerichtet und zugige Ritzen geschlossen werden.

Sollte dennoch kalte Luft eindringen, so leisten an den Türbändern angebrachte selbstklebende Dichtbänder und -profile - wie sie auch für Fenster verwendet werden - wertvolle Dienste. "Zur Abdichtung von zugigen Spalten an den Unterkanten von Türen eignen sie sich allerdings nicht. In diesem Fall sind spezielle Bodendichtungen erforderlich". ttt

Pokal-Aus für die Handballerinnen der SG Bruchköbel Mehr als nur eine Lehrstunde Torfrau Müller verhinderte größeres Debakel gegen Leverkusen

Den Regionalliga-Handballerinnen der SG Bruchköbel wurde im DHB-Pokalspiel gegen den TSV Bayer Leverkusen (12:39 - wie berichtet) nicht nur eine Lehrstunde erteilt, sondern auch deutlich aufgezeigt, daß dieser Mannschaft keine allzu rosige Zukunft prophezeit werden kann. Die "Alten" haben offenbar ihren Leistungszenit überschritten, die "Jungen" sind höheren Anforderungen (noch) nicht gewachsen.

Teilweise erhalten sie von (Spieler-) Trainerin Ottrun Weber, die unter dem Strich keine glückliche Hand bei der SGB hat, nicht die erforderliche Chance, werden immer wieder die "Oldies" bevorzugt. Eine Zäsur ist nicht zu vermeiden, sie deutet sich zum Rundenende an. Dank der überragenden Torfrau Elke Müller und einigen starken Feldspielerinnen wie einst Ursula Unvericht, (später Grün-Weiß Frankfurt, jetzt TSG Ober- Eschbach), Monika Berweiler, Stephanie Höflich-Schmidt, kurzzeitigen Lichtblikken anderer Akteurinnen sowie einem anerkannten Coach wie Edmar Verzay respektive Manager Bruno Schuster (beide längst nicht mehr im Amt, aber maßgeblich am Bruchköbeler Regionalliga- Dasein beteiligt) konnte über Jahre die dritte Liga gehalten werden, zuletzt ging es jeweils nur noch ums sportliche Überleben.

Bereits im Sommer wanderten bewährte Kräfte wie Ulla Bernath und Brigitte Bruzdziak mit Kotrainer Thomas Matischak zur TSG Neu-Isenburg ab, veränderten sich Silke Fees und Torfrau Petra Glahn (ebenfalls lange bei der SGB aktiv) zum TV Niedermittlau. Von den Neuzugängen verließ Martina Lindenthal (aus Hünfeld) Bruchköbel längst wieder, lediglich das Grünweiß-Trio Regina Kirschig, Felicitas Döring (beide fehlten im Pokalspiel gegen Leverkusen) und Julia Voggenberger blieb bei der Stange. Die ebenfalls aus Frankfurt gekommene Frederique Seminara verließ die Mannschaft aus beruflichen Gründen. Der neun Feldspielerinnen und zwei Torfrauen umfassende Kader ist nicht im Verein gewachsen, der systematische Aufbau der jungen Spielerinnen fehlt

Gegen Leverkusen gab es in 60 Minuten kaum eine gelungene Kombination. Fang- und Abspielfehler überwogen, war die Abwehrarbeit mangelhaft. Elke Müller verhinderte vor der Pause, als die Westdeutschen mit voller Kraft aufspielten, ein noch größeres Debakel. Erfreulich war die Kulisse von rund 300 Besuchern, die trotz 460 Fahrtkilometer (= 460 Mark) von Bayer Leverkusen und einer ähnlich weiten Strecke der Schiedsrichter, die aus der Pfalz kamen, beiden Teams noch einen Überschuß beschert haben dürften.

SG BRUCHKÖBEL: Elke Müller (bis 30.), Julia Voggenberger (31.-60. im Tor); Monika Berweiler (2), Petra Hoin (3), Sylke Wolafka (1), Stephanie Höflich- Schmidt, Heike Janus, Renate Spiegel (2), Eva Klose (1), Ottrun Weber (3), Uschi Klee. SCHIEDSRICHTER: Back (Hauenstein) und Mardo (Albersweiler). - SIEBENMETER: 1/0:4/4. - STRAFMINUTEN: keine. - ZUSCHAUER: 300.

MAX KÖBEL

Bush und das "amerikanische Jahrhundert" Die Amtszeit des 40. US-Präsidenten - Keine fatalen Fehler, aber verpaßte Gelegenheiten

Dies ist wieder der alte George Bush, wie ihn das Land kennt, aber nicht unbedingt lieben gelernt hat. Die kurze Depression nach der Wahlniederlage vom 3. November ist überwunden. Seine engsten Berater hatten den 40. US-Präsidenten an seinen noch etwas wackeligen Platz in der Geschichte erinnert. Und von da an reiste George Bush wieder um den Erdball, um sein geopolitisches Erbe zu sichern, wie einst die Siedler im amerikanischen Westen ihren "Claim" abgesteckt hatten. Somalia, Saudi-Arabien, Moskau, Paris, Washington, 16 600 Meilen in vier Tagen. Eine globale Ehrenrunde als Be- Von Rolf Paasch (Washington) schäftigungstherapie. Punktesammeln für die außenpolitischen Leistungen, die nach seiner gescheiterten Wiederwahl in Vergessenheit zu geraten drohten: die erste rein humanitäre Truppeninvasion der Weltgeschichte in Somalia; das weitreichendste Abrüstungsabkommen aller Zeiten mit Rußland; und die Weichenstellung für ein militärisches Engagement der internationalen Staatengemeinde im vom Krieg geschüttelten Ex-Jugoslawien.

Warum auch zu Hause bleiben, wird Georg Bush sich gedacht haben. Dort wartete auf ihn nur eine Volkswirtschaft, die nach vierjähriger Vernachlässigung wie in einem gehässigen Racheakt erst am Tag nach seiner Wahlniederlage wieder ihre ersten Wachstumstriebe sprießen ließ. Nein, daheim gab es nichts mehr zu vollenden, weil nie etwas begonnen worden war. Denn George Bushs innenpolitisches Credo war das laisser- faire. Doch wo Ronald Reagan die wirtschaftlichen Freiheiten erst noch durch eine aktive Politik der Deregulierung und des Staatsabbaus herstellen mußte, ließ sein Nachfolger den Dingen einfach ihren Lauf. Auf den wirtschaftlichen Einbruch, das Haushaltsdefizit und die Strukturschwächen der US-Ökonomie wußte der Präsident jedenfalls keine Antwort. Darauf, daß die USA in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts die gleiche Problematik diskutieren würden wie um die Jahrhundertwende und dann wieder in den 30er Jahren - nämlich wie der Wildwuchs eines ins Kraut geschossenen Kapitalismus vom Staat zu beschneiden sei - darauf waren weder Bush noch seine Republikaner nach sieben Jahren gepumpter Prosperität vorbereitet.

Aber auch auf seinen außenpolitischen Erfolgen konnte sich George Bush daheim nach seiner Wahlniederlage nicht ungestört ausruhen. Schienen doch die in der letzten Dekade erfolgreich zugedeckten Skandale nur darauf zu brennen, ausgerechnet zum Ende seiner Amtszeit noch einmal an die Oberfläche zu kommen: Iran-Contra, Irakgate und die illegale Durchsuchung der Paßakte seines Wahlkampfgegners Bill Clinton durch das State Department. Das vorweihnachtliche Pardon für Reagans Verteidigungsminister Caspar Weinberger in der leidigen Iran-Contra-Affäre hatte Bush eine so schlechte Presse eingebracht, daß er in Gefahr lief, als schamloser Selbstbegünstiger aus dem Amt zu scheiden. Denn von dem gesetzeswidrigen Tausch von US-Geiseln in Libanon gegen Waffen für die Ajatollahs im Jahr 1985 und der illegalen Weiterleitung der Erlöse an die nicaraguanischen Contras hatte schließlich auch er als Reagans damaliger Vize gewußt. Nur wann und wieviel, dies werden wir dank einer elaborierten Vertuschungsaktion wohl nie erfahren.

George Bush hat nie verstanden, warum Iran-Contra, dieses nicht mehr demokratisch kontrollierte Agieren der Exekutive, solch hohe Wellen schlug. Heute 68jährig, zählt der Präsident zu der nun abtretenden Zweite-Weltkriegs-Generation, deren Lebensaufgabe, der Kampf gegen den Totalitarismus, nun zu ihrer eigenen Überraschung endgültig gewonnen ist. Daß der dazu formierte "National Security State", dem er in den 70er Jahren als CIA-Chef an höchster Stelle diente, mit dem McCarthyismus, dem Vietnamkrieg und zuletzt eben der Iran-Contra-Affäre oft einen zu hohen Preis forderte, hat Bush wie viele Konservative so nie gesehen. Bis zuletzt blieb er der Logik seines Jahrhunderts treu.

Die Invasion von Panama, die Operation Wüstenschild, der Friedensprozeß im Nahen Osten, der Abschluß des START- Vertrages: George Bushs außenpolitische Bilanz ist beeindruckend, wenn nicht mehr gefordert gewesen wäre. Denn zu beiden Seiten fast all dieser oberflächlichen Erfolge ist eine Spur des Scheiterns zu erkennen. Die lästigen Diktatoren wie Manuel Noriega und Saddam Hussein waren das Produkt einer auch von Bush unterstützten US-Politik. Hinter Saddam vermutete er Hitler. Hinter Gorbatschows Perestroika übersah er den Zerfall des sowjetischen Reiches. Indem er sich an die NATO klammerte, erschwerte er Europas militärische Selbstfindung. An Jugoslawien hielt er noch fest, als es bereits nur noch auf der Landkarte existierte. Bushs Amtszeit war keine Präsidentschaft der fatalen Fehler, sondern der verpaßten Gelegenheiten. Vertane Zeiten, in den Bush die Nostalgie nährte statt eine Vision zu fördern. Er bediente sich der Diplomatie von gestern in einer Welt auf dem Weg in eine noch unbestimmte Zukunft. Wenn es ihm wie im Golf-Krieg paßte, gebrauchte er die missionarische Rhetorik Woodrow Wilsons, an dessen Idealismus er nicht glaubte. Wenn er es wie gegenüber China für richtig hielt, praktizierte er außenpolitischen Realismus, ohne diesen jedoch konzeptionell zu erneuern. Trotz seiner Lehrjahre als China-Gesandter Richard Nixons, so John Judis, sei Bush die Anpassung von Kissingers Realpolitik an die 90er Jahre nicht gelungen. "Bushs Realismus", so Judis in dem Buch Grand Illusion, "hinkte der Realität immer hinterher".

So mußte denn George Bush auf seiner letzten Reise feststellen, daß Saddam immer noch da ist, es in Saudi-Arabien an Demokratie mangelt und daß die Unterzeichnung des START-Vertrages an der politischen Vernachlässigung der sowjetischen Nachfolgestaaten Ukraine und Kasachstan scheitern könnte. Aber er konnte auch mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen, daß der Staatsmann George Bush draußen in der Welt ein weitaus höheres Ansehen genießt, als der US-Präsident daheim. Sogar sein Nachfolger Bill Clinton gratuliert ihm in den Tagen des Übergangs zu seinen außenpolitischen Leistungen, sei es nun in Somalia, Ex-Jugoslawien oder der ehemaligen Sowjetunion. Doch so reflektierende und weitsichtige Ratschläge wie sie Eisenhower mit seiner Abschieds-Warnung vor dem "militärisch-industriellen Komplex" 1960 dem jungen Kennedy mit auf den Weg gab, kann sich Bill Clinton von Bush nicht erhoffen. Des Präsidenten Abschiedsreden im November in Texas und vergangene Woche an der Kadettenschule West Point waren so wenig originell wie seine Politik: eine Wiederholung der jüngsten Geschichte, gespickt mit einigen unverbindlichen Bemerkungen zum selektiven Einsatz militärischer Gewalt. Hier wurde dann noch einmal deutlich, warum George Bush gegen den Demokraten Bill Clinton verloren hat: weil er es während seiner Amtszeit - vielleicht mit Ausnahme des Feldzuges gegen Irak - nie vermocht hat, den US-Bürgern ein neues Selbstverständnis und ein neues Zielbewußtsein zu vermitteln.

Denn nach dem Ende des Kalten Krieges, der ungewöhnlich langen Rezession und anderen Strukturproblemen im Innern bräuchten die USA nichts dringender als neue Aufgaben, ein neues Rollenverständnis, eine neue "frontier", ohne deren psychologischen Ansporn diesem Land der Optimisten der Rückfall in die Zweitklassigkeit droht. Nicht zufällig sind die Magazine in diesen Wochen und Monaten voller historischer Bestandsaufnahmen und Analysen des mit dem Übergang von Bush zu Clinton auch politisch vollzogenen Generationswechsels. Von ehemals Kalten Kriegern wie Präsident Jim Carters Sicherheitsberater Brzezinski, die den Sieg über den Kommunismus allein der Wehrhaftigkeit und Aufrüstung der USA zuschreiben und alle Entspannungsbemühungen als historische Fußnoten abtun; bis zu Systemkritikern wie Gore Vidal, der in dieser Woche in Newsweek schrieb, nach Amerikas "Goldenem Zeitalter" von 1945-50 (!) hätte die Generation George Bushs an jeder Weggabel zur "imperialen Erfüllung", den falschen Abzweig genommen. Wie zu Beginn dieses Jahrhunderts, als Präsident Theodore Roosevelt Amerika den Weg aus einer ländlichen Gesellschaft in eine urbane Industriegesellschaft wies, erwartet man von seinem Präsidenten neben der richtigen Politik nun wieder Führungskraft und Sinngebung. Selbst George Bush, sonst auf seine mangelnde Reflexionskraft eher stolz, hatte nach dem Golf- Krieg bemerkt, daß das alte Jahrhundert - von Time-Gründer Henry Luce 1941 "das amerikanische" getauft - seinem Ende zuging. Vor einem noch siegestrunkenen Kongreß rief er im Sommer 1991 vorsichtshalber "das nächste amerikanische Jahrhundert" aus. Daß seine Präsidentschaft allerdings nicht den Anbruch dieses neuen, sondern das Ende des vorläufig letzten "american century" markieren würde, dies hätte sich George Bush damals im Jubel seiner Landsleute und mit einer Popularitätsrate von über 90 Prozent nicht träumen lassen.

SPD forsch und optimistisch Jahresauftaktveranstaltung in Bad Vilbel mit Lothar Klemm

BAD VILBEL. Forsch und optimistisch gab sich am Freitag abend der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lothar Klemm, bei der Jahresauftaktveranstaltung der Vilbeler Sozialdemokraten im Kurhaus. Keine Wahlkampfrede wolle er halten, hatte Klemm angekündigt, um dann doch in seinem rund 40minütigen Beitrag zu referieren, warum der Wähler und die Wählerin im März ihre Stimme der SPD geben sollten. Persönlich war Landrat Rolf Gnadl zwar nicht anwesend, doch blickte sein Konterfei von allen Seiten auf die zirka 60 Vilbeler Genossinnen und Genossen. Wahlwerbung mit Personen und Parolen: "Hessen gegen Gewalt", "Sicherer, sozialer, gerechter".

Slogans, die der Vilbeler SPD-Vorsitzende Jens Treuner nur unterstreichen konnte. Zentrales Stichwort seiner ausgesprochen moderaten Ansprache zum neuen Jahr: Frieden. So wolle die Vilbeler SPD weiterhin im Gespräch mit allen bleiben, die Sorgen der Bürger erkunden und sie in den politischen Bereich transportieren. Als "Sorgen" führte er unter Verhaltene Kritik anderem die Schulsituation in der Kurstadt an, weiterhin die Wohnungspolitik (Stichwort: Krebsschere), das Zusammenleben mit "Neubürgern" wie Flüchtlingen und Aussiedlern. Treuner räumte ein, daß die SPD zur Wiederholungswahl im vergangenen Jahr Veranstaltungen angeboten habe, "die nicht so populär waren". Verhalten blieb seine Kritik am Magistrat, an dessen Fernbleiben von der Mahnwache gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, an dessen Attacken gegen die freie Meinungsäußerung Vilbeler Bürgerinnen und Bürger.

"Wer is'n des?" fragte eine ältere Sozialdemokratin, als Lothar Klemm hinters Mikrophon trat, und applaudierte ihm zu Aussagen wie: "Der ausländerfeindliche Mief paßt nicht in dieses Land", "Wir dürfen nicht vergessen, daß es soziales Elend vor unserer Tür gibt" und "Umweltbewußtsein ist keine Frage von Schönwetterperioden in der Politik". Die objektive Lage vor der Kommunalwahl, so Klemm, sei besser als die subjektive Stimmung bei den Sozialdemokraten. Ihre wichtigste Aufgabe im März: die Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. "Massiv" wolle die SPD den sozialen Wohnungsbau ankurbeln, versprach Klemm, damit auch Familien und Einzelpersonen mit "einem ganz normalen Einkommen" wieder eine Chance auf dem Wohnungsmarkt bekommen. Als zentrale Aufgabe des kommenden Jahrzehnts für die Region sah Klemm die Umweltpolitik an. Wer jetzt die Dinge treiben lasse, werde im Jahr 2000 ein schlimmes Erwachen erleben. Klemm trennt nicht mehr Ökologie und Ökonomie, sondern setzt auf die Umweltpolitik als "ökonomische Zukunftssicherung". Dazu gelte es, die ökologische Sensibilität zu stärken. Mehr Engagement und Zivilcourage forderte Klemm gegen Hetze und offene Gewalt. "Es reicht nicht, allein darüber zu reden." Die Demonstrationen in den vergangenen Monaten hätten gezeigt, daß die Republik in der Lage sei, sich gegen einen Umbruch von rechts zu wehren. Den Abend setzte die Vilbeler SPD bei Musik von den Telstars, Tanzaufführungen der Gruppe des Spanischen Elternvereins und einem Büfett fort. Ihren Wahlkampf wird sie mit einer Veranstaltung am 17. Februar fortführen, auf der der Hessische Finanzminister Herbert Günther sprechen wird. CORINNA WILLFÜHR

Anwohner(innen) fühlen sich im Stich gelassen Depotstraße: Lebensgefährliche Verkehrssituationen vor allem für Fußgänger und Radfahrer

HANAU. "Ohne Druck geht's nicht", meint Angelika Gunkel, Fraktionsvorsitzende der Bürgerliste Umwelt und Grüne (BUG) im Großauheimer Ortsbeirat. Fürs Haushaltsjahr 1993 hat die Stadtverordnetenversammlung zwar schon Geld in den Haushalt eingestellt, um einen ersten Teil des "Pakets" aus Radwegen und Lärmschutzwänden entlang der Depotstraße mitzufinanzieren. Nach Darstellung der Grünen hat sich die Situation der Anliegerschaft, gerade der Fußgänger(innen) und Radfahrenden seit Freigabe der Brücke im Juni jedoch drastisch verschlechtert.

Kurze Wege zwischen dem ehemaligen "Musiker-" und heutigen "Tierviertel" einerseits und der Waldsiedlung im Osten, wie sie sich während der Zeit der Depotstraßen-Sperrung eingebürgert hatten, sind heute lebensgefährlich. Die Jungen, die die Zumutung der relativ abgelegenen Unterführung noch auf sich nehmen könnten, hüpfen weiterhin an der Einmündung Birkenweg über die Straße. Alte folgen ihnen, weil ihnen der mehrere hundert Meter lange Umweg zu mühsam ist. Wenn sie mit dem Bus fahren müssen, wird die riskante Straßenquerung beinahe unumgänglich.

Mit straßenbegleitenden Fuß- und Radwegen ließe sich das Risiko, so Gunkel, wenigstens mindern. Wenn die aber gebaut sind, verlangt die BUG über die bestehenden Planungen hinaus aus der praktischen Erfahrung nun auch einen wirklich ampelgesicherten Überweg an der Mündung Birkenweg.

Die auch sonst teilweise über das Umsetzen der amtlich festgestellten Pläne hinausreichenden Forderungen seien nicht als Wahlkampfmanöver zu verkennen, rechtfertigt Gunkel den am Samstag morgen mit einer Ortsbegehung bekräftigten neuen Vorstoß. Sie möchte ihn vielmehr als Fortsetzung der vom Großauheimer Ortsbeirat über einen SPD-Antrag ins Stadtparlament gebrachten Initiative verstanden wissen. Aufgrund dieser kann von den ursprünglich erst für 1996 vorgesehenen 600 000 Mark zumindest ein kleiner Teil schon 1993 ausgegeben werden.

Auch im Kreisetat stünden für dieses Jahr noch Mittel; es müsse aber der dringliche Bedarf verdeutlicht werden. Die momentane Situation für Personen zu Fuß oder auf dem Rad entlang der Straße ist grotesk. Die für sie auf der Brücke angelegten Spuren, abgesperrt mit durchgehenden Leitplanken, führen beiderseits auf die schlammigen Böschungsschrägen. Die Bürgerliste Umwelt und Grüne sind mit den vorhandenen Plänen zum Wegebau noch unzufrieden. Die darin vorgesehenen Radwege, so Gunkel, endeten im Nichts: dort nämlich, wo die stumpf abbrechende Landesstraße 3309 auf die Depotstraße stößt. Die Kommunalpolitikerin fordert deshalb eine Vernetzung von Radwegen mit sinnvollen Anbindungen, etwa auch an die Unterführung beim städtischen Bauhof.

Absurder noch scheinen die unfertig aussehenden, aber heimelig mit halben Holzpfosten verkleideten Lärmschutzwände zu beiden Seiten der Brücke. Wen sie schützen, ist unklar; doch wohl nicht die unten durchfahrenden Züge vor den oben drüberrauschenden Lastwagen? Ohnehin kann nur die Anliegerschaft in den Einfamilien- und Reihenhäusern im "Tier-Viertel" auf Schutz vor Belästigung hoffen; den Mietern(innen) in den Hochhäusern am Rand der Waldsiedlung mutet man den Krach des Schwerlastverkehrs zu, weil da technisch eh nichts zu machen sei: Ausreichend hohe Wände gebe es nicht. Auch wegen dieser Ungerechtigkeit hält Angelika Gunkel weiterhin die Sperrung für Lkws für den richtigeren Weg. Ul

Krawalle vor und nach einer NPD-Veranstaltung Autonome wollten Treffen verhindern / Festnahmen Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning 250 Demonstranten haben am Samstag bis in die Nacht hinein in der Innenstadt versucht, eine Veranstaltung der "JN", der Jugendorganisation der NPD, zu verhindern. Neun von ihnen wurden festgenommen und 17 "in Gewahrsam" gebracht, nachdem sie die Eingangstüren der NPD-Fraktionsgeschäftsstelle in der Weißfrauenstraße sowie der Bundesgeschäftsstelle "Hinter der Schönen Aussicht" beschädigt hatten. Gegen 23 Uhr waren drei Demonstranten nach eigenen Angaben von Skinheads in den Main geworfen worden. Einer von ihnen mußte von der Feuerwehr geborgen werden. "Lichterketten reichen nicht", erklärte ein Redner am Vormittag bei der Kundgebung der zumeist jungen Demonstranten, die vorwiegend zur Szene der Autonomen gehörten und sich an der Konstablerwache versammelten: Vielmehr gehe es darum, daß "Frankfurt nicht zum Aufmarschgebiet" Rechtsradikaler werden dürfe. Daher gelte es, hieß vormittags die Parole, die für den Abend vorgesehene Veranstaltung des NPD-Nachwuchses in der Bundesgeschäftsstelle zu verhindern.

Nach der Kundgebung setzen sich die Demonstranten in Bewegung und versammelten sich vor der Geschäftsstelle der NPD. Doch von den Neonazis war nichts zu sehen. Daher machte sich eine Gruppe der Autonomen auf den Weg zur Fraktionsgeschäftsstelle der Rechtsextremen. Dort war die Eingangstür durch Pflastersteine bereits zu Bruch gegangen.

Zurück an der SchönenAussicht wurden die Autonomen von der inzwischen erheblich verstärkten Polizei aufgefordert, die Demonstration zu beenden. Der Befehl der Einsatzleitung: "Platzverweise erteilen" und wenn das nicht fruchte "in Gewahrsam nehmen". "Wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, des Widerstands gegen Polizeibeamte und der Sachbeschädigung", wie ein Sprecher der Polizei später mitteilt, werden neun Demonstranten festgenommen und 17 "in Gewahrsam" gebracht. Nach Angaben der Autonomen sind es über 40.

Bis zum frühen Abend blieb es ruhig. Dann verbreitete sich unter den Autonomen die Nachricht, Rechtsradikale seien unter dem Schutz der Polizei in die Bundesgeschäftsstelle der NPD gebracht worden. Daraufhin errichten die Demonstranten Barrikaden an der Zufahrt zur Mainstraße und versperren den Zugang zu der Geschäftsstelle. Wieder fliegen Steine, die Eingangstür wird beschädigt. Die Polizei rückt an und bildet über die gesamte Breite der Straße "Hinter der Schönen Aussicht" eine Kette, um die Demonstranten zurückzudrängen.

Eine Stunde gegen 20.50 Uhr ziehen einige Autonome nach Sachsenhausen, weil sich in einer Kneipe Rechtsradikale aufhalten sollen. Am Frankensteiner Platz wird von ihnen nach Angaben der Polizei ein Streifenwagen mit Steinen beworfen. Zwei Beamte werden verletzt. Erneut gibt es Festnahmen.

Maritime Kleintierdressur "Kultour '93" mit "Paluna-Varieté" / Avanti Dilletanti!

HANAU. Großer Empfang für die jüngste Besucherin des KULTOUR- Auftakts 1993: mit "enchanté" und "ça va?" und "hocherfreut, Madame!" werden die zweieinhalb Wochen alte Maja und ihre Mama im Comoedienhaus begrüßt. Guillaume le Grand, Coco und Mr. Buick versprühen aber nicht nur ihren Charme bei Müttern mit Kindern (außer Maja gibt es auch noch ein paar ältere), sondern komplimentieren überschwenglich auch alle übrigen Gäste vom Foyer ins Parkett. Berieselt von Bar-Musik der Paluna- Band und unterhalten von Small Talks Mr. Buicks gerät das Publikum schon vor Beginn des klassischen Varieté-Programmes in Champagnerlaune.

"Intim" ist die Situation, hautnah agieren die Artisten ohne Zirkuskuppel während der folgenden zwei Stunden im historischen Scheunentheater. Ob jazz-bluesiges Opening mit Sylvia Moss oder Jonglage mit drei Schachteln in Swing und Tempo der Musiker von Andreas Waschneck, ob Magie in Slapstick und Stil der zwanziger Jahre von Mischa und Marianne Valigura, die mit Zauberlehrling Dieter Jäger ihren Schabernack treiben oder ob Teufelsgeiger Paganini Scholz die Ungarischen Tänze von Brahms rasant herauf-herunter oder fetzig-quer fiedelt, die Kunststücke aus dem "Panischen Museum" der Paluna-Artisten scheinen immer ein bißchen daneben zu sein und sind doch bis ins Detail perfekt.

"Innovativ" nennt der ausgesprochen melodramatische Conférencier Guillaume die zirzensischen Darbietungen dieser jungen, der Frankfurter Szene entwachsenen Künstler, die dem traditionellen Pathos der Manege und dem verruchten Glamour der Varietés kontrapunktisch Parodien entgegensetzen. Solitär ist in dieser Show clownesker Miniaturen einzig Sabina mit "Kontorsionen" auf dem Konzertflügel: Atemlos verfolgt das Publikum die gummiweichen Verrenkungen der zierlichen Schlangenfrau. Glücklicherweise verbreitet Maître Guillaume mit seiner "maritimen Kleintierdressur" - einem salto mortale von acht Ölsardinen in einen Zinkeimer - schnell wieder das spezifische Fluidum anarchistischer Poesie, das diese Varieté- Renaissance so einzigartig macht.

Während Baby Maja ihren ersten Theaterabend in Morpheus' und Mamas Armen verbracht hat, sollten die Kleinkunstfans folgende Termine der Reihe Kultour nicht verschlafen: "Irre Aussichten" präsentiert das Wiesbadener Hinterhaus-Kabarett am 23. Januar, "Ein Irrer ist menschlich" behauptet Hans Werner Olm am 4. Februar. (Karten gibt es bei CD-Tickets und der Volksbühne Hanau) "Kabarett und Jazz" mit Rainer Bange und dem Roland Schneider Trio ist laut Information aus dem Kulturamt restlos ausverkauft. RUTH DRÖSE

Protest gegen Abschiebung der 415 Palästinenser

Etwa 150 Demonstranten haben jetzt in der Innenstadt gegen "die Abschiebung von 415 Palästinensern durch Israel" protestiert. Sie forderten "alle Länder, insbesondere die UN und alle humanitären Organisationen auf, den Deportierten ihr Recht auf eine sofortige Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen und eine Beendigung der Massaker in den palästinensischen Straßen herbeizuführen".

Organisiert worden war der Protestzug vom Opernplatz aus vom "Zentrum für arabische Kultur". ing

Im Blickpunkt: Die See-Igel

LANGEN. Sportliche Ambitionen treiben sie nicht in die Tiefe. "Die See- Igel" möchten sich, so Vorsitzender Detlef Marx, eher als Gruppe von Tauchbegeisterten verstanden wissen, denen es vor allem um den Spaß am gemeinsamen Hobby geht. Erst Ende 1991 hatten sich sieben Kursteilnehmer der Langener Tauchschule zusammengetan und einen eigenen Verein gegründet. Heute zählen zu den "See-Igeln" 15 Erwachsene und ein 13- jähriger Schüler.

Weil keines der Mitglieder einen Tauchlehrerschein vorweisen kann, arbeiten die "See-Igel" weiterhin eng mit der Tauchschule zusammen. Dort leihen sie auch die aufwendige technische Ausrüstung aus, die beispielweise beim "Schnuppertauchen" gebraucht wird.

Eine Gelegenheit zum "Hineinschnuppern" ins Tauchen bietet der Verein rund zehnmal pro Jahr. Von den jeweils 20 bis 30 Interessierten meldet sich laut Detlef Marx jedoch nur etwa jeder Zehnte zu einem weiterführenden Lehrgang in der Tauchschule an: "Offenbar unterschätzen viele den Reiz, den das Tauchen auch in ehemaligen Kiesgruben oder Binnenseen haben kann." Es brauche nicht immer gleich die bunte Unterwasserwelt der Ozeane zu sein.

Wer bei einem der nächsten "Schnuppertauchen" mitmachen möchte oder sich für Tauchkurse interessiert, kann sich beim Vereinsvorsitzenden Detlef Marx über die kommenden Termine informieren - und zwar unter Tel. 0 61 03 / 81 35 5. leo

Franziskaner begleitete Limburgs Bischof Kamphaus als Dolmetscher ins Kriegsgebiet Frierende Menschen roden in Sarajewo ganze Parks Pater Augustin Dragun aus Bosnien zurückgekehrt Von Tobias Schwab

ESCHBORN. "Schauen Sie sich das an!" Die Bilder, die Pater Augustin Dragun aus seiner Heimat Bosnien mitgebracht hat, zeigen den Krieg in den Gesichtern von Toten: zerfetzt, verstümmelt, zertrümmert, als ehemals menschliche Antlitze kaum noch erkennbar. Da verläßt selbst den Ordensmann die bedingungslose Friedfertigkeit des heiligen Franziskus. "Der Westen muß uns helfen und endlich auch militärisch eingreifen." Am Mittwoch ist der Niederhöchstädter Pfarrer von einer sechstägigen Reise aus Bosnien zurückgekehrt. Als Dolmetscher begleitete er den Limburger Bischof Franz Kamphaus und Rupert Neudeck, den Voritzenden des Notärztekomitees Cap Anamur, durchs Kriegsgebiet.

Von Zagreb aus wollte die Delegation unter UN-Begleitung mit zwei Autos Richtung Sarajewo starten. Weil die Blauhelme das ablehnten, flogen Kamphaus, Neudeck und Pater Dragun weiter nach Split und machten sich von dort aus mit einem Geländewagen auf die gefährliche Reise in die belagerte Stadt. Bei Glatteis und Schnee über zum Teil unbefestigte Gebirgsstraßen. "Eine qualvolle Tour", erinnert sich Pater Dragun. Von kroatischen, muslimischen oder serbischen Posten wurden sie immer wieder zu Stopps gezwungen. "Lästig, aber lebenswichtig. Denn die haben uns gewarnt oder umgeleitet, wenn's gefährlich wurde." Nur dank der Posten könnten auch Hilfskonvois sicher nach Bosnien kommen, erklärt Dragun.

Den Limburger Bischof, der mit einem Empfehlungsschreiben des Papstes unterwegs war, und seine Begleiter ließen die Soldaten nach kurzer Kontrolle stets passieren, erzählt Franziskaner-Pater Dragun. Eine der vielen Stationen war Capljina. In der Kleinstadt und den umliegenden Dörfern hat der Krieg im Mai vergangenen Jahres schwere Verwüstungen und viele Tote zurückgelassen. Die Zugänge zur Stadt seien jetzt wieder offen, die Versorgung durch Hilfslieferungen sichergestellt. "Weil die Kroaten das Gebiet halten", erklärt Dragun. "Niemand muß dort mehr hungern, aber die Menschen leben von der Hand in den Mund."

Während die Menschen in Capljina bereits wieder begonnen haben, zerstörte Häuser aufzubauen, liegen die meisten Gebäude in Mostar noch in Schutt und Asche. "Der Dom ist zerstört, das Bischofspalais eine Ruine und die kurz vor dem Krieg renovierte Franziskanerkirche ein riesiger Steinhaufen", stellt Dragun deprimiert fest. Beinahe flächendeckend von Einschüssen und Granatsplittern gezeichnet sei die Altstadt von Mostar. Zwölf Brücken über den Neretva seien unpassierbar. "Weil wir nicht über den Fluß kamen, mußten wir bei Schnee einen qualvollen dreieinhalbstündigen Waldweg nach Kißeljak nehmen."

Dort war erstmal Endstation. Erst nach langwierigen Verhandlungen dänischer Blauhelme mit den Serben konnten Bischof Kamphaus und Rupert Neudeck "Qualvolle Tour" unter dem Schutz von UN-Begleitfahrzeugen zur letzten Etappe nach Sarajewo aufbrechen. Pater Augustin machte derweil einen Abstecher in sein 40 Kilometer nördlich von Sarajewo gelegenes Heimatdorf. Kamphaus und Neudeck hätten viele Gespräche mit Vertretern von Hilfsorganisationen und mit notleidenden Menschen in den Kellern der belagerten Stadt geführt, weiß Dragun. Weil es seit mehr als vier Wochen keinen Strom gibt, fließt auch kein Wasser. Alles Brennbare hätten die noch etwa 350 000 Einwohner der Stadt aus den zerbombten Häusern herausgeholt. Da selbst die Dachstühle schon ausgebeutet sind, fällen die Menschen jetzt Bäume. Ganze Parks und Alleen seien bereits gerodet worden, um bei minus 20 Grad nicht zu erfrieren. "Sarajewo wird zur kahlen Stadt", sagt Franziskaner-Pater Dragun.

Daß der Pazifist Bischof Kamphaus angesichts Zehntausender von Tschetniks vergewaltigter Frauen, schwer verletzter Menschen, denen nicht geholfen werden könne, hungernder Kinder und alter Menschen für einen begrenzten Militäreinsatz unter Leitung der UN plädiere, sei bezeichnend für die schlimme Situation. "Da wird der stellvertretende bosnische Ministerpräsident von Serben ermordet, und die UN verurteilen das", sagt Pater Dragun und hebt die Hände, als flehe er um Hilfe. "Das ist doch ein Witz."

Die Bilder, die der Franziskaner aus seiner Gemeinde mit nach Niederhöchstadt gebracht hat, sind indes nicht nur Bilder des Schreckens. "Da war auch helle Freude und Dankbarkeit, als die Menschen mich in meiner Heimat empfingen." Denn wenige Tage zuvor hatten die 1000 Päckchen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln aus Niederhöchstadt und Umgebung die Region Kraljeva Sutjeska erreicht.

Für die nächste Hilfssendung sammelt der Pater jetzt das, was nach seinen neuesten Informationen am dringendsten gebraucht wird: festes Schuhwerk und Stiefel - vor allem für schulpflichtige Kinder, damit ihnen die Füße bei den eisigen Temperaturen nicht abfrieren.

Und wie sieht der Ordensmann die Zukunft seiner Heimat? "Die kennt nur Gott", meint Augustin Dragun. "Aber das Leben sei die stärkste Waffe der Menschen. "Wir", sagt er und meint Serben, Kroaten und Bosnier, "müssen miteinander auskommen. Aber der Anfang wird nach allem, was bis jetzt geschehen ist, sehr, sehr schwer werden."

Ein Hinterhaus brannte aus

NEU-ISENBURG. Ein Hinterhaus in der Bahnhofstraße ist in der Nacht zum Sonntag fast völlig ausgebrannt. Nach Angaben der Isenburger Feuerwehr mußte einer der Bewohner mit einer Rauchvergiftung ambulant behandelt werden, ein anderer verletzte sich beim fluchtartigen Verlassen des Hauses leicht am Fuß. Die Brandursache war bis Redaktionsschluß ungeklärt, die Offenbacher Kriminalpolizei ermittelt weiter. Der Schaden wird auf rund 250 000 Mark geschätzt.

Wie es hieß, brannte das zweigeschossige Hinterhaus bereits in beiden Stockwerken, als die alarmierte Feuerwehr um kurz nach halb sechs Uhr eintraf. Die Flammen hätten auch schon das rund drei Meter entfernte Hauptgebäude mit der Hausnummer 100 erreicht. Durch den Einsatz von insgesamt 28 Feuerwehrleuten und fünf Fahrzeugen sei es gelungen, das Vorderhaus vor weiterem Schaden zu bewahren. Das hintere Gebäude konnten die Brandschützer jedoch nicht mehr retten: Es brannte bis auf zwei Zimmer im Erdgeschoß vollständig aus.

Als der Wohnungsinhaber, der vom Feuer im Schlaf überrascht worden sein soll, versuchte, den Brand selbst zu löschen, zog er sich eine Rauchvergiftung zu. Gegen 5.50 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Die Lösch- und Aufräumungsarbeiten dauerten bis 9 Uhr an. leo

Rosbach hofft auf Bauzuschuß Kindergarten soll mit 1,2 Millionen vom Land errichtet werden

ROSBACH. Auf 1,2 Millionen Mark aus dem Etat der hessischen Landesregierung hofft Bürgermeister Reinhold Medebach für den Bau des dreizügigen Kindergartens im Neubaugebiet "Obergärten". Eine Hoffnung, die das Stadtoberhaupt jetzt bei einer Begehung des vorgesehenen Bauplatzes gegenüber dem SPD- Landtagsfraktionsvorsitzenden Lothar Klemm aussprach. Allerdings liegt die Entscheidung hierüber zunächst nicht beim Land. Denn dieses fördert nach den Prioritätenlisten der Kreise. Auf welchem Platz Rosbach mit seinem Antrag liegt, ist indes noch unklar. Der Bescheid vom Land, das in seinem Kindergartenprogramm für diese Legislaturperiode 260 Millionen Mark (davon 80 Millionen in '93) für die Schaffung von 20 000 Kindergartenplätzen vorgesehen hat, wird erst nach der Kreisempfehlung ergehen, soll jedoch, so Klemm, "deutlich vor der Sommerpause" entschieden sein. Im vergangenen Jahr waren im Wetteraukreis fünf Kindergärten aus dem Landestopf mitfinanziert worden. Der Bauantrag für die rund zwei Millionen Mark teure Einrichtung in den "Obergärten", so Reinhold Medebach, wird in den nächsten Wochen gestellt werden. Bisher lag die Versorgung mit Kindergartenplätzen in Rosbach bei einhundert Prozent. 1993 wird es nach Auskunft des Bürgermeisters aber erstmalig Warteplätze geben.

Die Kindergartensituation war nur eines der Themen, die der Rosbacher Bürgermeister und Vertreter der SPD mit dem Fraktionsvorsitzenden ihrer Partei im Landtag diskutierten. Auf Einladung des Wetterauer SPD-Landtagsabgeordneten Gerhard Becker hatte Klemm zuvor die beiden Firmen Rosbacher Brunnen und die Ducera Dental, das drittgrößte europäische Unternehmen für Zahnkeramik, besichtigt und dabei Fragen der Bauleitplanung, der Steuerkraft und des öffentlichen Nahverkehrs erörtert.

Wer sich Lebensqualität vor Ort erhalten wolle, so Klemm, müsse Entwicklungsgrenzen akzeptieren, die auch in den Bauleitplanungen berücksichtigt werden müßten. So dürfe nicht mehr um jeden Preis expandiert werden, müßten bei Bauvorhaben, wie beispielsweise beim Rosbacher Brunnen, Alternativen sorgfältig geprüft werden. Klemm teilte Medebachs Hoffnung auf ein Industriestammgleis für das Unternehmen, um so mehr Gewerbeverkehr von der Straße auf die Bahn zu bringen. Die Stillegung des Industriegleises in Karben bezeichnete er als "klassisches Beispiel für eine falsche Entwicklung". Zügig und mit viel Geld müsse dort investiert werden, wo die Schiene nötig sei. Eine intensivere Nutzung der Bahngleise könne durch die Bahnreform erzielt werden, die vorsieht, den Gleiskörper vom Betrieb zu trennen und sie auch für Transporte von privaten Spediteuren freizugeben.

Neue Strukturen müßten auch gefunden werden, so Medebach, um den Generationenvertrag zu ersetzen, so daß stärker "gemischtes Wohnen" von jung und alt ermöglicht werden könne. Überlegungen, die bei Bauprojekten berücksichtigt werden müßten. cor

Wissenschaftliche, touristische und soziale Ziele, Wanderlust und Heimatliebe vereint Frankfurt half: Saatgut für die darbenden Dörfer Taunusklub 125 Jahre alt / 2700 km Wege markiert

HOCHTAUNUSKREIS. Zunächst war es nur ein kleiner Kreis von Auserwählten, der sich am 2. Januar 1868 in Frankfurt versammelte, um die gemeinsame Liebe zum Taunus in Vereinsform zu gießen. Die Frankfurter Bürger, so sie über die nötige Zeit und das Geld für solche Freizeitunternehmungen verfügten, hatten seit 1861 den Feldberg als lohnendes Wanderziel entdeckt. Die in diesem Jahr eröffnete Bahnstrecke nach Oberursel ermöglichte es ihnen, das nahe Mittelgebirge als Tagesunternehmung zu erkunden. Doch wandten sich die Initiatoren des "Taunusklubs" bewußt nicht nur an die eifrigen Wanderer, die sogenannten Feldbergläufer. Ihr Interesse ging über die Freude an körperlicher Bewegung in freier Natur weit hinaus. Die Liebe zur Heimat fördern und verbreiten, diesem Zweck ordnen auch heute noch die Mitglieder des Taunusklubs ihre Aktivitäten zu.

Recht bald gründeten ihre Vorväter eine wissenschaftliche und eine touristische Kommission. Der Taunus sollte unter historischen und geographischen Gesichtspunkten erforscht und gefördert werden. Nicht umsonst zählten neben August Ravenstein, dem bekannten Frankfurter Kartographen, auch andere Mitglieder der physikalischen und geographischen Gesellschaft der Mainmetropole zu den Aktiven.

Pflege und Schutz von Naturdenkmälern gehören ebenso wie etwa die Bestandsaufnahme historischer Grenzsteine oder die Freilegung von Fundament-Resten am Limes zu den ehrenamtlichen Aufgaben der Clubmitglieder. In Zusammenarbeit mit Verkehrsvereinen organsiert der Taunusklub auch heute Spezialführungen etwa zum Thema "Die Karolinger im Taunus", die Interessenten auf historischer Spurensuche begleiten.

Von Anbeginn an galt der Tourismus als ein Mittel, Wohlstand in den hinteren Taunus zu bringen. Denn schließlich waren die Dörfer in jener Region Ende des vorigen Jahrhunderts noch weitgehend vom Handels- und Wirtschaftsleben in der Ebene abgeschlossen. Die meisten Straßen wurden erst nach dem Ersten Weltkrieg gebaut.

So war die Erstellung von Karten, wie sie aus der Initiative des Taunusklubs hervorging, ein erster Beitrag zur Verbesserung der Infrastruktur. Bereits 1871 erschien der erste Wanderführer. Bis heute hat der Taunusklub Wege auf einer Gesamtlänge von 2700 Kilometern markiert, um den Wanderern die Orientierung zu erleichtern. Viele dieser Routen mußten in den 125 Jahren Vereinsgeschichte erst einmal gefaßt und als solche erkennbar gemacht werden. Ruhebänke, Schutzhütten und Aussichtsplätze sorgten dafür, das Leben der Wanderer im Laufe der Jahre zu erleichtern.

Doch bald schon mußten die Gründer des Vereins erkennen, daß allein touristische Dienstleistung die Armut im Hintertaunus nicht so bald beseitigen würde. Der harte Winter des Jahres 1873 veranlaßte sie, eine Wohlfahrtskommission zu gründen, die als erste Aktion Saatgut in die darbenden Dörfer brachte. Potente Spender der Mainmetropole ermöglichten dann auch, daß eine Besenbinderschule in Grävenwiesbach gegründet wurde. Mit diesem Handwerk konnten sich die jungen Bauernburschen ein wenig unabhängiger von der Landwirtschaft machen. Auch eine Schwesternstube zur ambulanten Krankenversorgung und erste Kinderkrippen wurden von dieser Wohlfahrtskommission eingerichtet.

Je mehr es gelang, die Aktivitäten des Vereins von der Zentrale in Frankfurt aus in die einzelnen Ortschaften zu verlagern, um so deutlicher zeigte sich auch, daß die Strukturen sich ändern mußten. Bereits 1883 gingen aus dem Gesamttaunusklub die ersten Zweigvereine hervor, die sich bis heute zu 32 selbständigen Sektionen mit teilweise eigener Satzung und eigener Kassenführung entwickelt haben. 4300 Mitglieder zählt der Verein unter dem Vorsitz des Kreisbeigeordneten Peter Barkey heute.

Wie der gesamten deutschen Wanderbewegung kommt auch dem Taunusklub der allgemeine Trend unter dem Stichwort "Auf sanfte Tour in die Natur" entgegen. So helfen gerade die 400 Jugendlichen im Verein bei allen ehrenamtlichen Aktivitäten eifrig mit. Galt das Auto eine gewisse Zeit lang als wichtigster Zubringer zu den Ausgangspunkten der Wanderungen, so hat der Verein auch hier inzwischen die Zeichen der Zeit erkannt. "Bei unseren Gemeinschaftswanderungen geben wir immer auch die An- und Abfahrtszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel mit an", betont der Vorsitzende des Frankfurter Stammklubs, Karl Fuhrer, das gestiegene Umweltbewußtsein.

Und so müßten, zumindest statistisch, auch 50 Prozent der Wanderer, die am 10. Januar zur alljährlichen Traditionswanderung auf den Feldberg starteten, per Bus oder Bahn angereist sein. GISELA GRAESER-GÜSMANN

Die Verschmitztheit des 18. Jahrhunderts Ein Porträt des Berliner "Lettre"-Verkäufers Robert Nuber

Er zielt direkt ins Unbewußte. Von hinten schleicht er sich heran, während man nichts ahnt - bei einem Essen in einem Restaurant etwa, wenn man sich seinem Gegenüber zuwendet oder gerade an der Bar nach einer gemeinsamen Ebene sucht. Eine tiefe, samtene Stimme ist es, die einen herausführt aus der Enge, etwas Dunkles, wienerisch Gefärbtes. Das Codewort ist "Lettre International", und wenn er es sagt, fühlt man sich ertappt.

Robert Nuber ist die Konfiguration des schlechten Gewissens: des schlechten Gewissens derer, die sich eigentlich für Literatur interessieren möchten, aber lieber in den Szenekneipen von Kreuzberg oder Charlottenburg herumhängen und sich die trockenen italienischen Weißweine als Kulturgut aneignen.

Diese Situationen hat Robert Nuber am liebsten. Er überrascht seine potentielle Klientel an schillernden Orten, wo vieles im Fluß und nach allen Richtungen offen, mit Literatur. Und dadurch durchdringt er die Signale, die eher auf Abwehr, auf Ablehnung hindeuten; er nimmt diese Signale auf und widmet sie um, lädt sie auf mit Literatur - das entwaffnet viele. Diese dreizehn Mark scheinen beim Nippen am Weinglas gut angelegt.

Die Literatur, sie tritt bei Robert Nuber einzig und allein in Gestalt der neuesten Nummer der Zeitschrift "Lettre" auf - der ersten und einzigen europäischen Kulturzeitschrift, die mittlerweile in elf Sprachen erscheint; die deutsche Ausgabe war die vierte. Robert Nuber ist die sinnliche Erscheinungsform von "Lettre".

Manch einer, der sich zu Hause über die Textfluten seines frisch erstandenen "Lettre"-Heftes macht - in einem anderen Druckbild würde ein Heft mehrere gesonderte Bücher ergeben -, sieht das ausufernde Inhaltsverzeichnis mit der Stimme Robert Nubers: "Krisenherde ist ein Schwerpunktthema dieser Nummer - Balkan, Baltikum, Südafrika -, außerdem die Berliner Luft, das Leben in der Stadt; dazu Gedichte von Beckett, bisher unveröffentlichte Gedichte" - Nubers Melodieführung ist dabei eine einzige Rhapsodie, ein dunkel aufgerauhtes Parlando, und an bestimmten Stellen kriegt die Stimme einen charakteristischen Break, einen baßgrundierten Orgelpunkt.

Schon, wie eine Namensnennung wie "Beckett" dabei durchbricht, ist Bildungsgut: Kaffeehausernst, Literatur wie Paglia e fieno auf dem Teller, und Nubers Mimik hat etwas Verschmitztes, etwas aufklärerisch Verschmitztes. Tief aus dem 18. Jahrhundert scheint diese Weltaneignung heraufzudämmern. Nuber sagt nicht "Interessen", er sagt "Inter-esse" - und solch lateinischer Hintergrund führt zwangsläufig zu suggestiven Thesen wie diesen: "Lettre ist ein Fest fürs Lesen!"

Niemand kann sich vorstellen, daß Robert Nuber jemals etwas anderes gemacht hat als "Lettre" zu verkaufen. Er selbst natürlich am wenigsten. Doch wenn man ihn außerhalb seiner angestammten Jagdgründe antrifft, nicht zur Nachtzeit in den einschlägigen Etablissements, sondern bei hellem Tageslicht, muß er sich erst einsprechen.

Das Geheimnis seines Erfolgs ist die Trance, in die er sich hineinversetzt. "Ich bin kalt und laufe mich warm, ich suche mir eine bestimmte Route aus, auf der ich meinen Rhythmus finden kann" - ein magischer Rhythmus, der ihn von anfangs sieben "Lettre"-Handverkäufern zum einzig verbliebenen gemacht hat, weil er der einzige ist, der Erfolg hat.

Es gedeihen die Gerüchte um ihn in West-Berlin, die Gerüchte darüber, wieviel Prozent der gesamten "Lettre"-Auflage über Robert Nuber verkauft werden, und spätestens für den, dem Nuber anläßlich der Frankfurter Buchmesse um Mitternacht vor der Tür des Café Laumer erschien, ist er zum Sinnbild geworden.

Der Mann im anthrazitfarbenen Boss-Anzug, der an den Knien leicht abgeschabt scheint, vermittelt etwas Großbürgerliches, Längstvergangenes. Doch die Kultur, die jemanden wie ihn möglich gemacht hat, die Luft, die ihn nährt, ist eine ganz andere. Es ist die typische Westberliner Befindlichkeit, ein exterritoriales Gelände, ein Treibhaus, in dem viele Sumpfblüten, selten Orchideen gedeihen konnten.

Die Talente, die Robert Nuber als "Lettre"-Verkäufer entwickelt, sind schon früher an ihm aufgefallen - der Mann mit den charakteristischen Kerben im Gesicht und den angegrauten Schläfen hat am Heinrichplatz, mitten im guten alten Kreuzberg 36 als Mitglied des selbstverwalteten Betriebs "Kraut & Rüben" angefangen, als Obst- und Gemüseverkäufer.

"Das war eine gute Schule", sagt der Robert Nuber des Nachmittags, wenn er noch nicht auf seine "Lettre"-Strecke gekommen ist und nach langen Umkreisungen etwas von seiner Identität preiszugeben bereit ist, "ein Kollektiv entsprach meinen Vorstellungen vom Leben. Dabei ging es weniger um die Materie: Kraut & Rüben wurde auch als Vehikel benutzt, Öffentlichkeit herzustellen."

Es war die Hochzeit der Kreuzberger Hausbesetzungen. Dabei kam es des öfteren zu Konflikten: politische Aktivitäten einerseits, das Anbieten von Dienstleistungen andererseits - das kollidierte mitunter. "Meine Stärke war, das zu koordinieren, etwas an den Mann zu bringen", sagt Nuber, der just im Jahr 1968 nach Berlin gekommen war, "das Wien der sechziger Jahre war mir zu eng geworden."

Nuber hat nie kontinuierlich an einem Berufsabschluß gearbeitet. Er entwickelte verschiedene Möglichkeiten, zu überleben. So war er vor seiner Tätigkeit als Obst- und Gemüsehändler jahrelang Familienhelfer bei einem freien Träger, Sozialarbeiter also "außerhalb der Institutionen, wie sie gegeben sind" - ein Westberliner Lebenslauf.

Die späte Blüte als "Lettre"-Verkäufer wirkt da wie eine seltene Konsequenz. Und fast schon wie eine Art Erinnerung. "Mein Radius ist begrenzt, im Vergleich zu dem, was ich vor zehn Jahren gemacht habe", sagt Nuber im Rückblick. Er sei ruhiger geworden. "Ich werde bald fünfzig und wünsche mir, mehr Kraft zu haben."

Er hat es auch im Ostteil der Stadt probiert, "Lettre" zu verkaufen. Doch seine Art stößt dort "auf ein gewisses Unverständnis". Als er in der Bar des Szenekinos "Babylon" den Versuch machte, die Nummer mit dem Schwerpunktthema "Kino" zu verkaufen, stieß er auf Unverständnis.

Wenn er, fast im Doderer-Duktus, mit langen Umschreibungen und Neuansätzen erzählt, wie er erkältet war und sich schneuzen mußte, dabei mit einem Fuß über die Schwelle dieser Bar getreten war, wie er das erzählt und die Reaktion des "jungen Menschen" hinter dieser Bar erwähnt - da wird ein kultureller Graben deutlich. "Eine Öffentlichkeit, die sich leger gibt und es in Maßen auch ist, sieht eben anders aus als in Kreisen, die mehr mit sich beschäftigt sind."

Es herrscht Zugluft in Berlin, auch in West-Berlin. Es war jüngst in einer Kneipe, in der Nuber oft verkehrt und bekannt ist. Als er einem jungen Mann an der Theke, den er für einen Ansprechpartner hielt, das neue "Lettre"- Heft zeigte, sagte der plötzlich: "Es sind ja lauter Juden, die hier veröffentlichen." Empört versuchte Nuber, ihm das Heft aus der Hand zu nehmen - "du bist wohl selbst ein Judenbengel", meinte der andere da. Keiner von den Leuten im Lokal, die Nuber als "Lettre"- Verkäufer kannten, wagte es, für ihn Partei zu ergreifen. Man schaute zur Seite. Als gehe es einfach weiter.

HELMUT BÖTTIGER

Was nützt ansprechende Darbietung, wenn die Schlüsselszenen nicht zu sehen sind? Versperrter Blick in der Arena

Von Joachim Haas-Feldmann

HANAU. Wie gut hätte eine allseits gelobte Original-Broadway-Inszenierung der "Westside Story" dazu beitragen können, als Kritiker Frieden schließen zu können mit der August-Schärttner-Halle als Veranstaltungsort, jener nicht nur sportlich genutzten Hanauer Arena. Doch was nutzt einem die künstlerisch ansprechende Umsetzung des von Leonard Bernstein als Musical-Stoff benutzten Romeo-und-Julia-Motivs, wenn überaus viele der 1500 Zuschauenden den von einer Kugel der gegnerischen Manhattan-Gang getroffenen Hauptdarsteller Tony in einer Schlüsselszene auf dem Boden nicht sehen können? Zum Glück für die Sichtbehinderten im ebenerdigen Zuschauerraum heben die "Jets" und die Sharks", die sich anfeindenden Jugendbanden, nach der selbstverschuldeten Tragödie den Toten abschließend hoch und tragen ihn von der zu niedrigen Bühne.

Der erste Ohrwurm aus dem 1957 uraufgeführten Musical-Klassiker war noch nicht erreicht, da hatte schon eine Wanderungsbewegung vom Inennraum auf die Tribünen der Schärttner-Halle eingesetzt. In der Pause begründeten mehrere Zuschauer übereinstimmend, daß sie ob der schlechten Sicht gewechselt hätten. Auf Schalensitze wohlgemerkt, die im Gegensatz zu den Stühlen auf dem Hallenboden ohne Rückenlehne sind - und das rund zweieinhalb Stunden lang. Kein Wunder, daß das Wort "Frechheit" die Runde machte, denn die Eintrittspreise waren zwischen 48 und 85 Mark gesalzen.

Von "I Feel Pretty", wie es auf derMusical-Bühne hieß, konnte bei vielen Zuschauern zumindest vor der Pause keine Rede sein. Der zweite Teil zog wegen der sich zuspitzenden Dramatik die Menschen mehr in den Bann. Nun hatten sie sich offenbar auch daran gewöhnt, daß in den Hallengängen über den Tribünen dauernd Bewegung war und daß der Dauerblick auf das Drumherum der Halle einem stark ablenken kann.

In dieser Form hat dieses Haus nichts von der Magie, die ein Theater ausmacht. Wie wirkt es auf ein Ensemble, wenn es im Hintergrund nicht das gewohnte Dunkel sieht, sondern die Lampen des Hallenvorplatzes durch die Glasfassade? Daß die Menschen auf der Bühne dennoch ihr Bestes gaben, honorierten die Zuschauenden mit langem Beifall. Zur Bühnenbild- Qualität zählten originalgetrau nachgebildete Kulissen der Manhattan-Straßenfluchten und die Beleuchtung mit eindrucksvollen Menschenschatten. Die Choreographie ist von verschiedenen Kritikern beim Gastspiel in Hamburg übereinstimmend gelobt worden.

Im dortigen Schauspielhaus waren die Füße der Tanzenden zu sehen. Durch die Sichtverhältnisse in der Schärttner-Halle aber war ein abgerundetes Urteil über das Gebotene nicht möglich.

Deyhle und Bär gründen neue Filmgruppe

HAMBURG/STUTTGART. Nachdem sich der Stuttgarter Medienunternehmer Rolf Deyhle zum Jahreswechsel von seinem langjährigen Partner Bodo Scriba getrennt hat, fand er sich nun mit Willi Bär zur DBM, zur Deyhle Bär Media Holding zusammen. DBM, die sich in Produktion, Vertrieb, Lizenzhandel und Abspiel engagiert, gehört zu den größten Medienunternehmen hierzulande.

Deyhle, als Betreiber der Stella GmbH, die die Erfolgsmusicals "Cats" und "Das Phantom der Oper" vermarktet, Musical- König der Republik, und sein Kompagnon Bär werden 1993 allein in den USA über ihre Tochterfirma Connexion sechs große Spielfilme mit einem Gesamtvolumen von 200 Millionen Dollar produzieren.

In der Bundesrepublik werden die Produktionen der Holding primär in Kooperation mit der amerikanischen Major Company UIP vertrieben. Zu den Abnehmern gehören aber auch Verleihe wie Tobis und Scotia. Hinzu kommt die eigene Verleihfirma Impuls in Hamburg für das Arthouse Programm.

Via Connexion hält DBM zudem die Rechte an rund 500 Spielfilmen. An den 130 Leinwänden des Kinobetreibers Hans Joachim Flebbe, darunter die Multiplex- Theater in Essen und Hannover, ist Deyhle ebenfalls beteiligt. fr

&blt; Werkstattgespräch Lutz Fritsch

Am heutigen Mittwoch um 19 Uhr ist im Deutschen Werkbund, wo zur Zeit eine Ausstellung mit Werken von Lutz Fritsch zu sehen ist, ein Werkstattgespräch mit dem Künstler. Die Ausstellung selbst läuft bis zum 24. Januar.

&blt; Heitere Muse in der Alten Oper Im Großen Saal der Alten Oper Frankfurt ist am heutigen Mittwoch "Ein Abend mit Robert Stolz". Dabei singen Petra-Maria Schnitzer (sopran), Norbert Orth (Tenor) und Michael Heltau (Chanson) Lieder von Robert Stolz. Beginn 20 Uhr. Eine Veranstaltung des Bundes für Volksbildung. &blt; Arme Juden, reicheJuden Uri Kaufmann von der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg hält am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr einen Vortrag zum Thema "Arme Juden, reiche Juden - Vom Wandel jüdischer Sozialeinrichtungen im 18. und 19. Jahrhundert". Beginn um 19.30 Uhr, Jüdisches Museum (Filmraum), Schaumainkai.

&blt; "Lover Man" im TAT Nadine Ganases Tanztheater-Stück "Lover Man" hat am heutigen Mittwoch, 20 Uhr, im Theater am Turm in Frankfurt Premiere. Weitere Aufführungen sind bis zum 17. Januar geplant.

&blt; Über Deutsche und Polen Im Palais Jalta (Bockenheimer Landstraße 104) werden am heutigen Mittwoch zwei Bücher vorgestellt: Karl Erich Grözinger spricht über sein Buch "Die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden in Polen und Deutschland vom 16. bis zum 20. Jahrhundert" und Andreas Lawaty und Ewa Kobylinska über "Deutsche und Polen. 100 Schlüsselbegriffe".

&blt; Pluralismus und Dissens Charles Larmore aus New York hält am heutigen Mittwoch, 20 Uhr, im Fachbereichsgebäude Philosophie der Frankfurter Uni (Dantestraße 4-6) einen Vortrag über das Thema "Pluralismus und vernünftiger Dissens". &blt; Führungen in Frankfurter Museen Das Städel bietet am heutigen Mittwoch um 18.30 Uhr eine Führung an durch die Ausstellung "Honoré Daumier - Zeichnungen". Außerdem hält Karlheinz Stierle ab 18.30 Uhr im Nazarenersaal (Dürerstraße 2) einen Vortrag über "Daumier: ein Zeichner in Paris". In der Schirn kann man sich durch die Ausstellung Gabriele Münter (11 Uhr) oder Edward Hopper (19 Uhr) führen lassen. Und das Liebieghaus informiert ab 18.30 Uhr über "Frühmittelalterliche Schatzkunst". &blt; Abbsolution Kabarett von und mit Bernhard Abb unter dem Titel "Abbsolution" gibt es am heutigen Mittwoch, 21 Uhr, im StudentInnenkeller im Darmstädter Schloß, Hochschulstraße 1. &blt; Ringsgwandl "Vogelwild" Georg Ringsgwandl gastiert vom 13. bis 16. Januar mit seinem Programm "Vogelwild" im Mainzer Unterhaus, Münsterstraße 5. Beginn jeweils 20.30 Uhr. Karten unter der Nummer 06 131 / 23 21 21. &blt; Kindertheater in Darmstadt Das Theater am Platanenhain in Darmstadt (Bessunger Straße 125) zeigt jetzt wieder regelmäßig Kindertheater. Und zwar um 10.30 Uhr beziehungsweise 15.30 Uhr die Stücke "Post für den Tiger" und "Am Samstag kam das Sams zurück". Beide Stücke sind für Kinder ab vier geeignet. Auskünfte und telefonische Vorbestellung unter 0 61 51 / 3 35 55 oder 3 35 56. &blt; Figuralchor sucht Sänger Der Figuralchor sucht neue Chorsänger. Voraussetzung sind "eine ausgebildete, beziehungsweise ausbildungsfähige Stimme, sicheres Gehör, Vom-Blatt-Singen, Erfahrung mit gehobener Chorliteratur". Der Chor probt einmal wöchentlich und gibt regelmäßig Konzerte. Interessenten können sich, möglichst bis Anfang Februar, beim Chorvorstand melden: Telefon 06 192 / 4 54 54 (Ingrid Barth). &blt; Performance und Ausstellung Im Dormitorium des Karmeliterklosters finden am Freitag, 15. Januar, 20 Uhr, eine Performance, sowie am 16. und am 17. Januar, jeweils von 11 bis 18 Uhr, eine Ausstellung statt. Veranstalter sind bei der Musik-Performance ("Hundert Tage - traget Hunde") Franz Klee und Brigitte Bee. In der Ausstellung "Die Frankfurter Wand" zeigt Wolfgang Klee dann 100 Bilder und Objekte.

Anschlag auf Zulier-Haus

gra SAARBRÜCKEN, 11. Januar. Ein Sprengstoffanschlag auf ein zweigeschossiges Wohnhaus im saarländischen Ottweiler ist nach ersten Ermittlungen des Landeskriminalamtes in Saarbrücken auf eine Auseinandersetzung unter Sinti- Sippen zurückzuführen. Am Wochenende war aus einem Auto eine Handgranate gegen das Haus geworfen worden, in dem sich zum Zeitpunkt des Anschlags elf Menschen aufhielten. Niemand wurde verletzt.

Das Haus gehörte zum Besitz des als "Millionen-Jongleurs" bekannt gewordenen Sinto Karl Josef Zulier. Zulier hatte mit dem Versprechen von 30 und mehr Prozent Zinsen mehrere hundert Millionen Mark aus Sinti- und Roma-Familien als Einlagen kassiert. Bei einem geplatzten Rückzahlungstermin im Oktober wollten mehrere tausend Gläubiger ihr Geld sehen. Zulier war jedoch zahlungsunfähig. Kurz vor einem weiteren Rückzahlungstermin setzte er sich ab. Der Anschlag wird von der Polizei in Zusammenhang mit den Geldgeschäften gesehen, durch die Zulier "bei seinen Sippenangehörigen in Mißkredit geraten ist."

Mit dem Auto in die Usa Junger Mann starb an Unfallfolgen

WETTERAUKREIS. Ein Todesopfer hat die plötzlich eintretende Eisesglätte in der Nacht zum Samstag in der Wetterau gefordert. Ein 19jähriger Ober-Mörlener erlag nach einem Verkehrsunfall noch auf dem Transport zur Gießener Uni-Klinik seinen schweren Verletzungen.

Angaben der Friedberger Polizei zufolge war der junge Mann in den frühen Morgenstunden auf der Ortsdurchfahrt Ober-Mörlen / Langenhain "aufgrund von Glatteis und vermutlich nicht angepaßter Geschwindigkeit" mit dem Auto von der Straße abgekommen. Er durchbrach die hölzerne Fahrbahnabsperrung, streifte zwei Bäume und raste in die Usa, wobei er sich schwere Verletzungen zuzog. Den Weg ins Krankenhaus überlebte der 19jährige nicht.

Glimpflich kamen zwei Autofahrer davon, die in der gleichen Nacht in der Gemarkung Ranstadt auf Glatteis gerieten. Gegen halb drei kam ein Fahrer mit seinem Kleinwagen auf der Bundesstraße 457 zwischen Ranstadt und Nidda ins Schleudern und schoß über den Straßenrand hinaus. Die Blechkarosse überschlug sich laut Büdinger Polizei und blieb im Straßengraben liegen. Der Fahrer machte sich aus dem Staub.

Eine halbe Stunde zuvor hatte ein Mann aus Effolderbach auf der B 275 zwischen Ranstadt und Selters die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren. Auf dem Seitenstreifen prallte er gegen einen Kurvenabweiser. Bei den beiden Unfällen entstand Schaden in Höhe von etwa 8200 Mark. mk

Kinder präsentieren ihre Tiere Kreisjugendschau der Züchter: Es gibt ein Stadt-Land-Gefälle

MÖRFELDEN-WALLDORF. Rund 300 Stück Geflügel waren am Wochenende im Bürgerhaus Mörfelden die Stars: Die Kreisjugendschau der Rassegeflügelzüchter war mit der Kreisziergeflügelschau verbunden. Wie die Jugendleiterin des Kreisverbandes, Dagmar Neubauer, erklärte, wurde ein kleines Jubiläum gefeiert: die 20. Jugendschau im Kreis.

Für den ausrichtenden Verein, die Mörfelder Geflügelzüchter, hob Vorsitzende Elisabeth Lipps die Bedeutung züchterischer Aktivitäten als Freizeitbeitrag, als Liebe an der Natur, aber auch als Mittel gegen Streß und zunehmende Einseitigkeit des beruflichen Alltages hervor.

Mitgewirkt hatten an der auch als Leistungsmessen gedachten Jugendschau 28 Kinder und Jugendliche, die 255 Zwerghühner, Tauben und Enten präsentierten. Dabei gab es nach Ansicht der Fachleute erstaunliche Leistungen. Die jüngste Teilnehmerin, die sechsjährige Jasmin Al-Dani, erstmals dabei, errang gleich das hochdekorierte Hessische Jugendband.

Die Geflügelzüchter im industriegeprägten Kreis Groß-Gerau haben es nach Auskunft von Jugendleiterin Dagmar Neubauer mit der Jugendarbeit nicht so einfach. Dennoch gebe es einen festen Stamm Aktiver, teilweise mit deutlichem Stadt-Land-Gefälle, also stärkerem Zuspruch in kleineren Gemeinwesen.

Die Kreisziergeflügelschau sei eher eine Sache für Spezialisten, wie Karl Schlappner vom Mörfelder Verein befand. Dabei wagen sich Züchter an diese schwierigen Spezies, die mehr Aufwand und Zeit erfordern. Präsentiert wurden über siebzig Tiere. "Ah" und "Oh" staunender Besucher waren dabei der schönste Lohn für die Züchterarbeit. cas

Volleyball-Bundesliga der Männer Kriftel hat Saisonziel erreicht Nach einem 3:1 bei Düren ist der Klassenerhalt geschafft

"Jetzt gibt es nur noch mathematische Zweifel am Klassenerhalt. Praktisch haben wir unser Saisonziel bereits weitaus früher als geplant erreicht", sagte Kriftels Trainer Luis Ferradas über den 3:1 (9:15-17:16-15:7-15:9)-Sieg beim Mitaufsteiger TV Düren. Mit 10:10 Punkten und acht Zählern Vorsprung zum Vorletzten, SC Leipzig, können die Volleyballer aus dem Taunus eine weitere Saison in der ersten Liga planen. Vor zwei Jahren war TuS Kriftel nach dem ersten Aufstieg prompt wieder abgestiegen.

Von einer Teilnahme an der Meisterschafts-Play-off-Runde, für die sich nur die ersten vier Teams qualifizieren (Kriftel liegt derzeit auf Rang sechs), will Ferradas freilich nichts hören. "Das geht noch über unsere Verhältnisse. Der frühzeitig gepackte Klassenerhalt versetzt uns aber in die gute Ausgangslage, bereits jetzt die neue Spielzeit in aller Ruhe vorbereiten zu können", so Ferradas.

In Düren fiel jedoch ein Wermutstropfen in den Freudenbecher der hessischen Gäste, denn mit Kapitän Volker Braun (Fußverletzung) mußte der seit Wochen am kontinuierlichsten spielende Akteur zu Beginn des vierten Satzes ausscheiden. "Hoffentlich fällt uns Braun nicht länger aus, am Samstag im Heimspiel gegen Dachau kann er auf keinen Fall spielen", befürchtet Ferradas sogar einen längeren Ausfall.

In Düren, das nach wie vor ohne Punktgewinn ist, mußte Kriftel bei seinem zweiten Auswärtssieg energischen Widerstand brechen. Vor 800 Zuschauern in der ausverkauften Halle dauerte es geschlagene zwei Stunden, bevor der Sieg feststand. So dauerte der zweite Satz eine dreiviertel Stunde, mußte Kriftel nach dem 0:1-Satzrückstand sogar zwei Satzbälle zum 0:2-Rückstand abwehren. Erst in der "Verlängerung" des sich später als richtungsweisend herauskristallisierenden zweiten Satzes gelang Kriftel der Ausgleich. In der Folgezeit dominierte der Gast im Duell der beiden Aufsteiger deutlich, die beiden letzten Sätze gingen relativ problemlos an die Mannschaft aus Kriftel. jo.

Taxifahrer überfallen, beraubt und verletzt

BÜTTELBORN. Überfallen, verletzt und beraubt wurde von zwei unbekannten Männern am Sonntag gegen 5.20 Uhr in Klein-Gerau ein 31jähriger Taxifahrer. Der hatte aus Darmstadt zwei Fahrgäste nach Klein-Gerau in die Nähe des ehemaligen Bahnhofsgebäudes gebracht, berichtete die Polizei.

Als es ans Bezahlen ging schlug der hinten sitzende Mann dem Taxifahrer mit einer Pistole auf den Hinterkopf und gab außerdem einen Schuß ab. Vermutlich handelte es sich um eine Schreckschußwaffe, meint die Polizei. Auch der Mann auf dem Beifahrersitz zog eine Pistole und erzwang die Herausgabe der Geldbörse des Taxifahrers mit etwa 400 Mark Bargeld.

Dem Taxifahrer gelang es, aus dem Wagen zu flüchten. Er kam mit einer Platzwunde am Kopf davon. Nach dem Raub suchten auch die beiden Täter das Weite und gaben dabei, so die Polizei, nochmals einen Schuß ab. cas

Als sich die Nebel lichteten, wurde es ernst Stepanovic verläßt Frankfurt und wechselt zu Leverkusen Mehr Geld und längere Laufzeit / Knispel: "Nicht überrascht" Von unserem Redaktionsmitglied Walther Lücker Am zweiten Wochenende des neuen Jahres hat Dragoslav Stepanovic zuerst "Nein" und dann "Ja" gesagt. Zwei Worte nur, sechs Buchstaben. Entscheidungen aber, die Gewicht haben, unumstößlich sein werden und Auswirkungen haben. Der 44 Jahre alte Trainer des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt wird über das Saisonende hinaus nicht beim Tabellenzweiten bleiben, sondern vom 1. Juli 1993 an für den Liga-Konkurrenten Bayer Leverkusen arbeiten. Es war am Samstagmorgen. Am Frankfurter Riederwald waberten klirrend kalt dicke Nebelschwaden über den hartgefrorenen Boden, als Dragoslav Stepanovic um kurz nach halb acht Uhr vor den verbliebenen Teil seiner Mannschaft (der Rest befand sich bereits auf dem Weg nach Leipzig) trat und knapp erklärte: "Ich werde meinen Vertrag nicht verlängern. Die Gründe sind unwichtig und meine Privatsache."

Noch am gleichen Tag sagte der gebürtige Serbe Stepanovic, der am 13. April 1991 in Frankfurt die Nachfolge von Jörg Berger angetreten hatte, bei Bayer Leverkusen zu. Dort wird er einen Vertrag über zwei Jahre erhalten. Der ist ihm in Frankfurt nicht angeboten worden. Und dies, so wird nun offenkundig, war der ausschlaggebende Punkt. "Ich unterschreibe einen Vertrag für drei Monate genauso wie für zehn Jahre", hatte Stepanovic immer wieder in den vergangenen Monaten gesagt, "das ist aber eine Frage des Preises." Seit diesem Wochenende besteht kein Zweifel mehr: Geld wie Laufzeit sagten Stepanovic in Leverkusen mehr zu.

In Frankfurt war er 1991 mit vergleichweise "läppischen" 10 000 Mark Grundgehalt eingestellt worden. Mittlerweile erhält er einen Sockelbetrag von rund 20 000 Mark, Trainer anderer Spitzenvereine streichen fast das doppelte im Monat ein. Der Logik des Profigeschäftes folgend, verläßt Stepanovic seinen "Lieblingsverein" und wechselt in ein "absolut profihaftes Umfeld" nach Leverkusen, wo, mit dem Chemiegiganten "Bayer" im Rücken, ohnehin außergewöhnliche Zahlungen geleistet werden. Außergewöhnliche Erfolge aber konnte der Werksklub über den Gewinn des UEFA-Pokals 1988 hinaus allerdings nicht erreichen. Dafür soll Stepanovic mit seinen bisweilen außergewöhnlichen Methoden Garant sein.

Das Eintracht-Präsidium hatte Stepanovic Mitte November ein erstes schriftliches Angebot gemacht. Ein Jahr Laufzeit, vergleichsweise niedriges Grundgehalt, dafür aber hohe Prämien für den Erfolgsfall. Dies akzeptierte der 44 Jahre alte Fußball-Lehrer nicht. Noch am Mittwoch vor Heiligabend hatte das Eintracht-Präsidium bei einem Bummel über den Weihnachtsmarkt nachgebesssert: Grundgehalt höher, reichlich Erfolgsprämien, Laufzeit ein Jahr. Mehr als das Doppelte, rund 600 000 Mark, hätte Stepanovic, der zu keiner Zeit Forderungen gestellt hatte und sich Angebote stets kommentarlos angehört hatte, verdienen können. Er akzeptierte abermals nicht.

"Jeder vernünftige Mensch, der mehr als bis vier zählen kann, konnte sich an diesem Abend denken, daß es nicht zu einer Verlängerung kommen wird", sagte am Samstag am Riederwald Eintracht- Schatzmeister Wolfgang Knipsel, der sich folgerichtig "nicht überrascht von dieser Entwicklung" zeigte. Bereits am Freitag abend hatte Stepanovic Knispel über seine im Urlaub in Thailand gereifte Entscheidung informiert.

Selbst Vizepräsident Bernd Hölzenbein, der seinen "guten Freund" vor rund zwanzig Monaten gegen Widerstände im Verein, Abneigung im Umfeld und Skepsis bei den Präsidiumskollegen vom Oberligisten Eintracht Trier an den Riederwald geholt hatte und sein eigenes Schicksal mit der Entwicklung des Trainers eng verknüpft hatte, konnte den gradlinigen früheren Weltauswahlspieler nicht "weichklopfen".

"Bernd Hölzenbein wird bis an mein Lebensende mein Freund bleiben. Er hat mir die Chance meines Lebens gegeben. Aber ich habe mit viel Erfolg zurückgezahlt und nun trennen sich die Wege", sagte Stpanovic am Samstagmorgen, während sich die Nebelschwaden am Riederwald langsam lichteten. Ein Zurück war da längst schon nicht mehr möglich. Selbst dann nicht, wenn die Frankfurter Verantwortlichen finanziell zugelegt und die Laufzeit auf zwei oder drei Jahre verlängert hätten. "Ich habe meine Entscheidung getroffen und habe immer gesagt, wenn ich sie bekanntgebe, gibt es nur noch ein nach vorne. Selbst wenn die acht Milliarden hinlegen würden, ginge ich vorbei", sagte Stepanovic in seiner unnachahmlichen Art - ohne einen Hauch von Bitterkeit oder Enttäuschung darüber "daß die Eintracht nicht alles versucht hat, mich zu halten".

So wie er zuließ, daß die Eintracht-Verantwortlichen selbst festlegen, was ihnen sein Engagement wert ist, indem er nichts forderte, so will er sich nun auch nicht über Gründe seiner Entscheidung auslassen. "Ich werde nicht daran rühren, wo es weh tun kann. Wenn ich einen Grund sage, erfinden andere neun weitere dazu. Das will ich nicht. Stepi geht und damit Ende."

Seinen Marktwert hatte Stepanovic in den letzten Monaten selbst am besten taxieren können. Ajax Amsterdam, Manchester United, der VfB Stuttgart, der 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach, der Hamburger SV und schließlich Bayer Leverkusen putzen die Türklinke. Selbst beim FC Bayern München war er für den Fall im Gespräch, daß Erich Ribbeck nicht verlängert. Am Ende gewann Reiner Calmund das Buhlen. "Stepanovic ist ein herausragender Fußballfachmann. Frankfurt spielt den besten Fußball der Liga", sagt der Leverkusener Manager und begründet damit, warum ein solcher Mann verpflichtet wurde.

Leichtathleten für Ablöse

Die einstimmige Wiederwahl des von Norbert Engel (TSV 1860 Hanau) geführten und 13 Mitglieder umfassenden Vorstands des Leichtathletikkreises Offenbach-Hanau bei der Jahresversammlung in Weiskirchen darf als Beweis für die innere Stabilität dieses Bezirkverbandes angesehen werden. Auch was den Leistungsbereich anbetrifft - 1992 wurden drei deutsche, eine süddeutsche und 51 hessische Meisterschaften neben zahlreichen Finalplätzen bei Titelkämpfen aller Altersstufen gewonnen -, gab es weder Kritik noch Klage. Brisanz bis in die Spitze des Deutschen Leichtathletikverbands (DLV) dürfte ein Antrag enthalten, der die Ablösesumme für den Wechsel des Startrechts zum Inhalt hat. Die Entscheidung darüber liegt beim DLV-Verbandstag, der für den 24. April in Duisburg einberufen ist. Ein ebenfalls einstimmig gebilligter Antrag, "bei Hessischen Meisterschaften aller Altersstufen sind nur Mitglieder hessischer Vereine startberechtigt", soll verhindern, daß Athleten von Vereinen außerhalb Hessens an Landesmeisterschaften teilnehmen. Hier hat der Verbandstag des Hessischen Leichtathletikverbands das Wort am 20. März in Viernheim. Als organisatorische Großaufgaben liegen vor den Kreisvereinen 1993 die Süddeutschen Hallenmeisterschaften am 30. und 31. Januar in Hanau und die 100-km-Meisterschaften des gleichen Regionalverbands am 24. April in Rodenbach. che

Kripo warnt vor den neuen Kettenbriefen

RÜSSELSHEIM. Eine neue Kettenbriefserie im Raum Rüsselsheim beschäftigt seit Tagen das Betrugskommissariat der Polizei: Eine Vielzahl von Bürgern habe einen Kettenbrief mit dem Stichwort "System Eigenheim" erhalten. Darin werde versprochen, nach einer Investition von nur 115 Mark innerhalb von vier bis fünf Wochen 300 000 Mark und mehr überwiesen zu bekommen.

Dazu erklärte die Kriminalpolizei: Wenn auch die Beteiligung an solchen Kettenbriefen entgegen früherer Rechtslage nicht mehr strafbar sei, werde dennoch empfohlen, sich sehr gut zu überlegen, ob man sein Geld in ein "derart zweifelhaftes Geschäft" stecke. Nach polizeilichen Erkenntnissen kursierten seit Jahren derartige Systeme nebeneinander her, so daß schon sehr viele Mitspieler mobilisiert werden müßten, um nur den eigenen Einsatz zurückzuerhalten.

Darüber hinaus gelte nach Ansicht der Polizei hier das Sprichwort, den Letzten beißen die Hunde. Es sei ziemlich sicher, daß man bei diesem System zu denen gehöre, die keinen Reichtum ansammelten. Für Rückfragen steht das vierte Kommissariat der Kriminalpolizei Rüsselsheim, Telefon 0 61 42 / 69 60, zur Verfügung. cas

Alles Aussitzen? Der PEN-Ost möchte mit der Wiedervereinigung noch warten

BERLIN. Übrig geblieben ist noch eines: das "Deutsche PEN-Zentrum (Ost)". Die beiden Berliner Akademien sind vereinigt, der Schriftstellerverband auch, aber beim PEN will man sich Zeit lassen. So war auch bei der diesjährigen Jahrestagung des Ost-PEN von einem Aufgehen im bundesdeutschen nicht die Rede: Man wolle erst mal so viele Veranstaltungen "wie nur irgend möglich" zusammen gestalten. Ansonsten gibt es keinen konkreten Zeitrahmen für einen Gesamt-PEN.

Dabei kommt dem Ost-PEN zugute, daß nach der internationalen PEN-Charta verschiedene PEN-Zentren im eigenen Land möglich sind. Die Sonderrolle, einer internationalen Charta verpflichtet zu sein, hat schon zu DDR-Zeiten günstige Auswirkungen gehabt. Der DDR-PEN war eine exklusive, privilegierte Kaste, in der Lockerungsübungen abseits des direkten gesellschaftlichen Zugriffs möglich waren.

Daß daraus nun ein Hort der DDR- Identität wird, ist eine Ironie der Geschichte. Die grundsätzlichen Überlegungen, die der Ost-PEN-Präsident Dieter Schlenstedt vortrug, umspielten die östliche Sicht der Dinge: Er begann programmatisch mit einem Christa-Wolf-Zitat - "Ich habe viel mehr Fragen als Antworten" - und umriß die Selbstsicht der DDR-Intellektuellen. "Die Anschlußdeutschen . . . leben im Zustand der Kolonisierung, der Überflüssigkeit in der Weltwarenproduktion, der Entwertung."

Das Festhalten an linken Utopien ist ein Teil dieses Selbstverständnisses. Resolutionen gegen das Urteil des Bundesgerichtshofes, nach dem Carl von Ossietzky juristisch nach wie vor als "Landesverräter" zu bezeichnen sei, bekräftigen dies, auch die Zuwahl von neuen Mitgliedern, einige davon aus dem Westen, legte den Akzent auf eine linke Tradition: Neue PEN-Ost-Mitglieder sind unter anderem Rudolf Bahro, Walter Janka, Robert Kurz, D. E. Sattler und K. D. Wolff.

Linkes Selbstverständnis und die Mauer der DDR-Identität verbanden sich auf charakteristische Weise in einem Einwurf Stephan Hermlins. Er zitierte Sarah Kirsch, warum sie nicht an den "Gesprächen zur Selbstaufklärung" des Ost-PEN in der Literaturwerkstatt Pankow gekommen sei: Sie setze den Fuß nicht in eine Straße, die nach Majakowski benannt sei. Eine lustige Debatte entspann sich darum, daß das Präsidium geschlossen die Überprüfung durch die Gauck-Behörde beantragt habe, diese Überprüfung aber 150 Mark koste: Man solle "keinen Pfennig für diese Firma" ausgeben, wurde da gesagt, und Rainer Kirsch stellte fest: "Dort erfahre ich nicht, wer ich bin."

Die Gefahr der Bunkermentalität ist nicht zu verkennen. Der Verleger Christoph Links war der einzige, der offensiv forderte, die "Gespräche zur Selbstaufklärung" fortzusetzen - das Wort "Stasi" fiel kein einziges Mal. Wie man sich dazu verhält, daß Rainer Schedlinski PEN-Mitglied ist oder daß der ehemalige hohe Kulturfunktionär Klaus Höpcke mit am Tisch saß, wurde nicht offen thematisiert.

Die Zeit, die man sich im Ost-PEN nehmen kann, die eigene Geschichte aufzuarbeiten - Kommissionen gibt es -, die Ruhe, die man in dieser "Phase der Erneuerung" im jungen Ost-PEN hat: Diese Chancen drohen davon durchkreuzt zu werden, daß es eine Haltung des Aussitzens gibt. Christoph Links hofft, daß durch die Zuwahl von 20 neuen Mitgliedern "frischer Wind" in den Ost-PEN komme - bei einer konkreten Annäherung an den West-PEN müßte die Stasi- Diskussion auf jeden Fall offen geführt werden.

Daß der in Kuba inhaftierte Autor Jorge Pomar Montalvo zum Ehrenmitglied des Ost-PEN gewählt wurde, ist immerhin ein deutliches Zeichen. Montalvo sei "ein Fall, der den Schwierigkeiten ähnelt, die wir haben", gab der Generalsekretär Walter Kaufmann als Begründung an. Das Festhalten an den Utopien wurde in einem Ausruf B. K. Tragelehns deutlich: "Es handelt sich um Kommunistenverfolgung! So hat es in der DDR auch angefangen!"

Es gab Gegenstimmen, nach denen es "angesichts schlimmerer Fälle" von gefolterten Dichtern "bedenklich" sei, ausgerechnet den Kubaner zum Ehrenmitglied zu machen. Der Arbeiterdichter Karl Mundstock verwarf dieses Ansinnen gar in Bausch und Bogen: Man wisse ja, unter welchem Druck von außen Fidel Castro stehe, und Ruth Werner forderte, man solle lieber Milchpulver für die kubanischen Kinder schicken.

Die Besonnenheit setzte sich aber durch: Dieter Schlenstedt verwies auf die "Wiedergutmachepflicht" gerade der Ost- PEN-Mitglieder: es handele sich um einen "symbolischen Akt". Und er wollte es als Hinweis für eine sozialistische Regierung verstanden wissen, "auf Schwierigkeiten nicht mit Repressionen zu reagieren". Der Ost-PEN hat viel Zeit. Und es scheint, er hat auch noch einen langen Weg vor sich. HELMUT BÖTTIGER

Kinderschutzbund nimmt die Beratung wieder auf

RÖDERMARK. Die Beratungsstelle des Deutschen Kinderschutzbundes ist von sofort an wieder in Rödermark präsent: In den umgebauten Räumen im Souterrain der Halle Urberach, Am Schellbusch 1, gibt es dienstags von 16 bis 18 Uhr und donnerstags von 9 Uhr an Sprechstunden. Telefonisch ist das Büro unter der Rufnummer 0 60 74 / 6 89 66 zu erreichen. ttt

Freidenker planen Bund

BERLIN, 10. Januar (KNA). Die Gründung einer Bundesorganisation der Konfessionslosen hat der Deutsche Freidenker-Verband (DFV) angekündigt. Der "Humanistische Verband Deutschlands", der in der kommenden Woche ins Leben gerufen werde, will nach Angaben des DFV-Landesverbandes Berlin gegen "religiöse Allmacht" in der Bundesrepublik kämpfen.

"Immer mehr Menschen wenden sich von religiösen Vorstellungen ab und kehren den Kirchen den Rücken", heißt es in einer Mitteilung der Freidenker vom Wochenende. Die öffentlichen Zuwendungen für die Kirchen erhöhten sich ständig. Die "Missionsarbeit" der Kirchen in Ostdeutschland werde "mit vielen Millionen Mark gefördert". Die Verbände der Konfessionslosen erhielten aber nur geringe Beträge. Der geplante "Humanistische Verband Deuschlands" wolle eine "Gleichbehandlung religiöser und nicht- religiöser Weltanschauungsgemeinschaften durchsetzen" sowie den Interessen der Konfessionslosen in der Gesellschaft zu ihrem Recht verhelfen.

Keine Spur von Abschiedsstimmung Neujahrsempfang des amerikanischen Standortkommandanten in der Argonnerkaserne

HANAU. "Say No to drugs and Yes to Jesus." "I may be slow, but I 'mahead of you." - Noch prägen Wohnmobile und Straßenkreuzer mit solchen Aufklebern sowie die zugehörigen Drive-ins und Autohändler in Wolfgang das Ortsbild. US-Kultur, wie die deutsche Mitbevölkerung sie jahrzehntelang lediglich wahrgenommen zu haben scheint. Ihr allmähliches Verschwinden infolge des Truppenabzugs beendet ein weithin nur oberflächliches deutsch-amerikanisches Nebeneinander.

Keine Spur von Abschiedsstimmung am Samstagnachmittag stellte der Neujahrsempfang des amerikanischen Standortkommandanten Harold M. Neely, Jr. im Offizierskasino der alten Argonnerkaserne zu Schau. Neu und ein Indiz für die atmosphärische Veränderung ist allerdings, daß die Wohnkaserne nicht mehr von Kontrollposten gesichert ist. Gleichwohl machten die stämmigen Zivilisten am Aufgang zum Kasino den Eindruck, als ob mit ihnen über die Sicherheit des Offizierskorps und seiner amerikanischen wie deutschen Gäste nicht zu spaßen wäre. Pompveranstaltung eines Offizierskorps, dem die Soldat(inn)en allmählich ausgehen? Pressesprecher Wolfgang Niebling von der Militärgemeinde verneint pflichtgemäß. Der Empfang wurde auch namens der Standorte Erlensee und Büdingen gegeben, die nach momentanem politischem Entscheidungsstand noch eine amerikanische Zukunft haben.

An Barockspiegeln, einer Rabatte von Weihnachtssternen und an Reproduktionen der Verfassung wie der Unabhängigkeitserklärung vorbei stauten sich die Gäste die großzügige Treppe hinauf. Trotz Anzugspflicht, versteht sich für Militärs der für Außenstehende immer wieder ans Operettenhafte grenzende Putz. Auch der mit drei Hauptamtlichen vertretene Magistrat hatte seinen Uniformierten dabei.

Eine "Schornsteinfegerin" (Zylinder, rußverschmierte Wangen) drückte den Gästen zum Ende des Defilees ein Eckchen Marzipan in die Hand und wünschte ihnen - je nach Augenschein - auf Deutsch, auf Englisch und manchmal mittendrin zur anderen Sprache wechselnd "ein frohes neues Jahr". Stets fröhlich und höchst verbindlich.

Da keine Reden gehalten wurden, öffnete sich den Gästen unmittelbar darauf die Gelegenheit zum größeren oder kleineren Schnack. Kleine Ordonanzen im dreiviertellangen Hosenrock, die kein abgestelltes Glas, keinen durstig dreinschauenden Gast übersahen, wuselten durch die Menge.

Ziemlich schnell verfiel dann auch die Zurückhaltung vor dem Büffet, das aussah, als wolle es bei den "Germans" ein für alle Mal billige Vorurteile über die amerikanische Eßkultur entwurzeln. Auch Hanauer Salonlöwen dürfte wohl selten ähnliches kredenzt werden. Das stilvolle Spektakel ließ sich auch die Büdinger Prinzessin nicht entgehen.

Einen entfernten Eindruck von der amerikanischen Kochkunst abseits des Fastfood-Stereotyps verschaffen sich inzwischen übrigens immer mehr Deutsche, die für eine Acht-Dollar- Mahlzeit ins "Old Argonner Restaurant", einen Stock tiefer als das Kasino, "hereinschmecken". Ul

Ohne Salz und Pfeffer Ulrich Tukur dirigiert "Blaubarts Orchester"

HAMBURG. Er hat den Hamlet gespielt und den Mark Anton, er wird demnächst als der junge Herbert Wehner auf der Mattscheibe erscheinen, er verkörperte Hans Albers und machte sich in Freuds Seelenlabyrinthen zu schaffen, in einem Musical über den Vater der Psychoanalyse.

Seit Peter Zadek ihn 1984 für die Rolle des SS-Offiziers in "Ghetto" entdeckte, stand Ulrich Tukur immer mit einem Bein auf dem Boden des klassischen Theaters und mit dem anderen auf den Brettern des Entertainments, und gern machte er mit einer eigenen Band die Musik der dreißiger Jahre nach.

Der Hamlet von einst ist nun Ritter Blaubart, jener Herr, der seine Gattinnen reihenweise umbrachte. In der Bühnenstory von Thomas Struck, Ulrich Tukur und dem Regisseur Ulrich Waller konserviert Blaubart die gemeuchelten Damen als gespenstisches Orchester - musikalisch und auch mimisch interpretiert von den Hamburger Stadtmusikatzen, einer rein weiblichen hanseatischen Kaffeehaus-Band. "Blaubarts Orchester" wurde uraufgeführt in "Schmidts Tivoli" auf der Reeperbahn. Sein oder Nichtsein dieser mörderischen Nachtmusik hing an ihrem Hauptdarsteller. Anders als der Dänenprinz hat Blaubart nicht mehrere Monologe zu bewältigen, sondern nur einen einzigen; der reicht vom Anfang bis zum Schluß und verbindet musikalische Behauptungen, daß es bei Dir immer so schön war, obwohl Frauen keine Engel sind und es für einen richtigen Mann (natürlich) keinen Ersatz gibt.

Manchmal setzt Tukur mit diesen Songs, allesamt aus dem deutschen Schlagerrepertoire der Vorkriegszeit, ein ironisches Aperqu zu der tödlichen Handlung, manchmal schwelgt er einfach nur in Nostalgie. Aber - anders als bei Hamlet - schmilzt diesmal das allzufeste Fleisch; wenn Tukur immer mal wieder ein Opfer die steile Revuetreppe heraufschleppen muß, perlt der Schweiß, keucht der Atem. Doch ebenso wie Hamlet hat er die Dame seines Herzens nicht gern an seiner Seite. Zwar scheucht er seine Partnerin Annette Maria Marx nicht in ein Kloster wie Ophelia, aber doch in die Kulisse, wo die siebte und letzte Gattin artig warten muß, bis sie mal einen Halbsatz sagen, mal in einen Refrain einfallen darf.

Die Bühne gehört Ulrich Tukur allein, ein begabter Entertainer, der mit dem Publikum zu flirten weiß, ein beweglicher Charming Boy, der ganz nonchalant tänzelt, plaudert, singt; manchmal läßt er auch ein bißchen Brutalität durchscheinen, stellt sie aber gleich augenzwinkernd wieder in Frage.

Alles in allem: "wohl vorgetragen mit gutem Ton und gutem Anstand", aber "kein Salz und Pfeffer in den Zeilen, um den Sinn zu würzen" - Hamlet, Zweiter Akt, zweite Szene.

MECHTHILD LANGE

Der Ortsbeirat 4 tagt Berger Straße soll "entlastet" werden

BORNHEIM. Die Zufahrt zur Berger Straße soll zeitweise gesperrt werden - das fordern die Grünen im Ortsbeirat 4. Sie wollen, daß die Berger Straße von der Höhenstraße in nördliche Richtung samstags von 10 bis 13.30 Uhr "dichtgemacht" wird. Der Antrag steht in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates zur Debatte: am Dienstag, 19. Januar, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24.

Die Grünen begründen ihren Antrag damit, daß jeden Samstag zu beobachten sei, wie viele Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz in die Berger Straße einbögen und über die Eichwald- und Heidestraße auf die Höhenstraße zurückkehrten. Durch den Engpaß in der Heidestraße käme es regelmäßig zu Rückstaus, die zurück bis zur Berger Straße, manchmal sogar bis zur Höhenstraße reichen.

Mit der Sperrung der "Berger" sollen die Autos auf den direkten Weg zum Parkhaus verwiesen werden. Weitere Themen: Die Grünen verlangen ein Modernisierungskonzept für den Großmarkt, die SPD fragt nach der Zukunft des Ostends als Industrie-Standort, und die CDU fordert, die Sportplätze im Ostpark neu herrichten zu lassen. rea

TuS Kriftel, Volleyball Gegen Dachau mit Freier für Braun

In aller Ruhe kann Kriftels Volleyball- Trainer Luis Ferradas den letzten acht Saisonspielen angesichts von 10:10-Punkten entgegensehen. Der 3:1-Auswärtssieg beim Mitaufsteiger TV Düren beseitigte die letzten Zweifel am Klassenerhalt des Erstliga-Aufsteigers. Nun stehen gleich vier Heimspiele in Folge für den Sensations-Aufsteiger aus dem Taunus an. Den Auftakt bildet die Heimpartie am Samstag (20 Uhr) in der Krifteler Weingartenschule gegen den Tabellen-Fünften ASV Dachau.

"Nun meinen einige Super-Optimisten, daß wir sogar noch den vierten Platz und damit die Play-Off-Meisterschaftsrunde erreichen können. Aber soweit ist mein junges Team noch nicht. Trotz des Heimvorteils in den nächsten vier Spielen wären 0:8 Punkte normal", verweist der Argentinier Ferradas auf die kommenden "dicken Brocken".

Nach dem punktgleichen Tabellen- Nachbarn ASV Dachau geben nämlich die heißen Meisterschaftsfavoriten Moerser SC, der SV Bayer Wuppertal sowie der VFB Friedrichshafen ihre Visitenkarte in Kriftel ab. "Normalerweise hätten wir gegen Dachau noch die beste Siegeschance, aber der Ausfall unseres Kapitäns Volker Braun läßt die Aufgabe nicht leichter werden", meinte Ferradas, dessen Team in der Vorrunde beim damals allerdings ersatzgeschwächten ASV Dachau sensationell den ersten Auswärtssieg eroberte.

Die Position des am Fuß verletzten Braun wird voraussichtlich Lars-Björn Freier einnehmen. Der 2,07 m lange Mittel-Blocker galt einst als eines der größten Talente in der ehemaligen DDR, absolvierte dort 93 Junioren-Länderspiele. "Ich habe Vertrauen in Freier, aber er muß sich natürlich erst einmal wieder in das Team hineinspielen", setzt Ferradas auf den mit Abstand längsten Spieler im Team des Tabellen-Sechsten. jo

Fünf Menschen bei Zusammenstoß verletzt

BÜDINGEN. Bei einem Unfall auf der B 457 zwischen Büches und Bleichenbach wurden am Samstag abend fünf Menschen verletzt, zwei davon schwer.

Ein aus Aulendiebach kommender Fahrer beachtete laut Polizeibericht beim Einbiegen in die Bundesstraße nicht die Vorfahrt eines anderen Wagens, der auf der 457 Richtung Bleichenbach fuhr. Beim Zusammenprall wurde das Auto aus Aulendiebach gegen den Unterstand einer Bushaltestelle geschleudert, wo es völlig zertrümmert liegenblieb.

Die Beifahrerin wurde eingeklemmt und später von Feuerwehrleuten aus Aulendiebach und Büdingen befreit. Ebenso wie die anderen vier Insassen beider völlig demolierter Wagen wurde sie zunächst ins Mathildenhospital gebracht, dann aber wegen ihrer schweren Gesichtsverletzungen in die Uni-Klinik Gießen verlegt. mk

Es kam, wer Rang und Namen zu haben meint Neujahrsempfänge in Dudenhofen und Jügesheim: Ansprachen zwischen Small Talk und Brezel Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott RODGAU / KREIS OFFENBACH. Der Name Dudenhofen muß bei Bonner Politikern einen besonderen Klang haben. Weilte erst vor wenigen Wochen beim Hessenabend der örtlichen SPD noch deren Bundestags- Fraktionsführer Ulrich Klose im Bürgerhaus, so zog die CDU jetzt wieder gleich: Mit Wolfgang Schäuble konnte sie einen, nein den gleichrangigen Widerpart aufbieten, von der Funktion als Chef der die Regierung maßgeblich tragenden Partei mehr als ebenbürtig. Über tausend Gäste machten den Auftritt des CDU-Politikers zu einem überregionalen und zudem auch gesellschaftlichen Ereignis. Schließlich war es als Gastgeber dem Dudenhöfer CDU-Boß Hans-Jürgen Lange gelungen, auch Repräsentanten von Botschaften und konsularischen Vertretungen aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Italien, Japan, Mexiko, Ägypten, Frankreich, Israel oder auch Südafrika für die Fahrt in den Rodgauer Stadtteil zu gewinnen.

Schon in der Vergangenheit hatten sich Bundestagspräsidentinnen wie Rita Süßmuth und Annemarie Renger, hessische Ministerpräsidenten wie Holger Börner oder Walter Wallmann, um nur einige zu nennen, in Dudenhofen die Klinke in die Hand gegeben.

Viele der geladenen Gäste am Sonntag hatten sich gerade am Vorabend aus den Augen verloren. Da hatten der Kreistagsvorsitzende Willi Brehm sowie Landrat Josef Lach aus gleichem Anlaß zum Neujahrsempfang ins Jügesheimer Rathaus gebeten.

Hier wie dort gaben sich gewählte Volksvertreter, hauptamtliche Magistrats- und Gemeindevorstandsmitglieder, Repräsentanten von Vereinen, Verbänden, Organisationen ein Stelldichein. Bundeswehruniformen neben Feuerwehr- Dienstbekleidungen, Umweltschützer, Arbeitgeber und -nehmer, Sportler, Musiker, Sänger, Rotkreuzler, Landsmannschafter, Vertriebene, Behördenmenschen, Kulturpreisträger, Ex-Landräte, Bundestagsabgeordnete, Gäste aus Offenbachs thüringischem Partnerkreis Sömmerda vertraut nebeneinander.

Zurück nach Dudenhofen. Selten war das Bürgerhaus so überfüllt wie Sonntag. Wer Rang und Namen zu haben meint, war da. Das Bild hat sich insofern erfreulich gewandelt, als aus der früher dominierenden Männer- eine gemischte Gesellschaft geworden ist.

Die Damen verleihen dem Treffen nicht nur Charme und Farbe, sondern nehmen ihm auch ein wenig an offiziellem Charakter. Und die Herren scheuen sich nicht mehr unbedingt, ein grünes oder rotes Jackett anstelle des früher üblichen schwarzen Smokings oder "Schwalbenschwanzes" zur Schau zu tragen. Natürlich sind - zwischen Small Talk, Begrüßungs-Drink und einer Brezel - Festansprachen unvermeidlich. SPD- Landrat wie auch Bonner CDU-Fraktionsführer sprachen das unbegreifliche Völkermorden im längst zerfallenen Jugoslawien an, nannten aktuelle Themen wie Somalia und Maastricht beim Namen. Josef Lach aus dem Jügesheim benachbarten Nieder-Roden sprach davon, daß es enger werde und Belastungen auch auf die Menschen im Kreis Offenbach zukämen. Wolfgang Schäuble, seit einem Attentat auf ihn an den Rollstuhl gefesselt und nicht allein deswegen von auf allen drei Bürgerhaus-Bühnen postierten Bodyguards, denen man ansah, daß sie mehr als nur Muskeln unter den Trenchcoats trugen, nicht aus den Augen gelassen, appellierte an das freiwillige Engagement seiner Zuhörer, sich sowohl für die nachwachsende wie für die alternde Generation stark zu machen, um das Gemeinwohl zu fördern: "Frieden und Freiheit sind nicht umsonst, sondern nur mit persönlichem Einsatz zu haben."

Hatte der gastgebende Dudenhöfer CDU-Vorsitzende Hans-Jürgen Lange damit einen Lacherfolg erzielt, daß er den Heusenstammer Bürgermeister Josef Eckstein als "besonderen Freund" in Rodgau begrüßt hatte, so traf der Bundespolitiker Wolfgang Schäuble als versierter Wahlkreisabgeordneter aus dem Schwarzwald den Nagel auf den Kopf, wenn er hinter der "Spitze" einen Hinweis auf eine Umgehungsstraße vermutete. Wenn es denn nicht geschickt arrangiert war, so hatte Schäuble mit seiner Bemerkung, daß die Bewohner von Innenstädten sich beklagten und den Menschen am Stadtrand das Problem egal sei, die Lacher zweimal auf seiner Seite: "Wenn Sie über ein Thema (wie die aufgrund einer Heusenstammer Intervention noch gesperrte Rodgau-Ringstraße) lachen können, dann sollte eine Lösung nicht mehr lange auf sich warten lassen."

Verbote drosseln Gewalt

DRESDEN, 10. Januar (dpa/AFP). Nach dem Verbot von drei rechtsextremistischen Organisationen hat der Verfassungsschutz in Sachsen einen Rückgang neofaschistisch motivierter Gewalttaten registriert. Dies stellte der Vizepräsident des sächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Reinhard Boos, am Wochenende in einem dpa-Gespräch fest. In Sachsen seien vor allem die "Deutsche Alternative" und die "Nationale Offensive" aktiv gewesen. Der Rückgang der Straftaten bedeute aber nicht zwangsläufig, daß ausländerfeindliche Aktionen von diesen Organisationen koordiniert worden seien. "Wir haben bisher keine Anhaltspunkte für klare Befehle und eine Steuerung", so Boos. Allerdings gebe es nach seinen Erkenntnissen Berührungspunkte zwischen Skinheads und neonazistischen Organisationen.

Laut Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel ist der Rechtsextremismus in Ostdeutschland besonders ausgeprägt. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl würden in den neuen Bundesländern am meisten rechtsextremistisch motivierte Gewalttaten verübt, berichtet das Magazin in seiner neuesten Ausgabe unter Berufung auf das Bundesamt für Verfassungsschutz. Danach führt Mecklenburg-Vorpommern die Statistik an.

Aus einer schönen, fremden Welt Neue Bilder von Harald Gallasch in der Galerie Hänel

Vor einem dreiviertel Jahr mag es gewesen sein, da standen drei der vier Künstler, Wolfgang Opitz, TERK und Harald Gallasch in einem Ausstellungsraum des Städel herum, betreten, fremd, wie unter Leuten, denen man rein zufällig begegnet. Der vierte im Bunde, eigentlich derjenige der das Zugpferd sein sollte, A. R. Penck, war nicht gekommen. Und dabei galt die Ausstellung des Städel den Arbeiten, die die vier vor rund zwanzig Jahren gemeinsam in Dresden geschaffen haben. Ihre Bilder waren Experimente, mit denen sie beweisen wollten, daß ein gemeinsamer Wille genügt: Vier Künstler arbeiten an einem Bild.

Die Bilder waren Experimente, wie gesagt, und die Ausstellung im Städel war es auch. Sie zeigte, daß nicht viel Sinnvolles dabei herauskommt, wenn vier Individuen ein gemeinsames Kunstwerk schaffen wollen. Die Künstler selbst hatten sich damals recht bald entzweit und eigene Wege eingeschlagen.

Allen voran A. R. Penck, der Kopf der Gruppe, der mittlerweile zu den Arrivierten, den Großverdienern gehört. Ein anderer, der Dresdner Harald Gallasch, stellt derzeit bei Frank Hänel in der Braubachstraße aus.

Wer jetzt seine Bilder sieht und sie mit den im Städel gezeigten vergleicht, der muß glauben, der neue Gallasch sei aus einer anderen Welt gekommen. Haben seine Bilder früher unter dem Zwang der "Spontaneität" gestanden, die Rauchiges und Wolkiges grau, schmutzfarben und ohne erkennbare Struktur auf Papier brachte, so erleben wir heute in Harald Gallasch einen exakten, klaren und konstruktiven Geist.

Er malt phantastische Architekturen, die sich gegenseitig in vielen Schichten durchdringen. Es entstehen Bilder im Bild, Architekturen in der Architektur. Zylinder, Kuben tauchen auf. Schlanke Türme, meist Obelisken, ragen empor wie Abschußrampen, Tore aus Bögen erlauben Durchblicke in andere, verlorengeglaubte Kindheitswelten. Natur kommt nur zum Ornament stilisiert vor: die Scheibe einer Sonne, die gezackte Silhouette eines Waldes oder Baumes. Ein stilisierter Schmetterling, eine Blume. Da und dort durchziehen Molekülketten das Bild, Strahlenbündel, Gitterraster. Und das alles in eigenartig bunten, hellen und kühlen Acrylfarben, die, mit Weiß gemischt, einen einheitlichen Ton anschlagen.

Nur da und dort plötzlich Zeichen, Symbole, die man zu kennen glaubt, die an chinesische Schriftbilder erinnern, aber doch nicht zu entziffern sind, denn sie gehören in eine fremde, utopische Welt, die nur jenseits unserer Zeit zu finden ist und die Gallasch - beinahe als Drohung, aber auch als Verlockung - vor uns ausbreitet.

Ebenso wie jene abstrahierten, bunten Fabelwesen, die an Vierbeiner - ist es der Pegasus, der Zeus-Stier, der Centaur? - oder auch an Vögel (Feuervogel oder Vogel Roch) erinnern, wären sie nicht aus einer anderen Dimension.

Keine Bilder fürs Wohnzimmer, eher für kühl-distanzierte Vorstandsetagen, wenn man's hier erträgt, daß der Mensch nicht mehr existiert, nur noch seine

(Noch bis Ende Januar zu sehen.) wp

Kirche bittet Wirtschaft um Hilfe Neujahrsempfang: Treutel wirbt für qualifiziertes Wachstum

KELSTERBACH. Bilanz und Ausblick diente gestern der Neujahrsempfang des Magistrats. Dazu war Prominenz aus Politik und Wirtschaft ins Bürgerhaus gekommen, so der neue Chef der Flughafen Aktiengesellschaft, Dr. Peter Bender, und der Direktor des Umlandverbandes (UVF), Dr. Rembert Behrendt.

Bürgermeister Fritz Treutel bekannte sich zur kommunalen Selbstverwaltung, die über den Kirchturm hinweg regionale Belange berücksichtige. Treutel bekannte sich zur Partnerschaft mit Industrie, Gewerkschaften, Kirchengemeinden und Vereinen - auch in schwierigen Zeiten. Er versprach Bemühen um soziale Besitzstandswahrung der Kelsterbacher.

Nachdrücklich würdigte der Bürgermeister Bekenntnisse wie die von AKZO- ENKA als größtem lokalem Arbeitgeber zum Standort Kelsterbach, was wichtig für Arbeitsplatzsicherheit sei. Treutel trat gegen Restriktionen bei künftiger regionaler Raumordnungsplanung ein, warb für qualifiziertes Wachstum. 1993 werde die Diskussion über die künftige Nutzung des Caltex-Geländes konkreter werden. Dabei müßten die Folgen neuer Betriebsansiedlungen etwa für den Wohnungsmarkt berücksichtigt werden: "Das muß eine Paketlösung werden."

Zur Standortvorsorge, Lösung sozialer Probleme vor Ort, um beispielsweise Ausländerfeindlichkeit vorzubeugen, und zu friedlichem Miteinander von Deutschen und Ausländern bekannte sich UVF-Direktor Behrendt. Er plädierte auch für Schutz vorhandener Freiflächen und Landschaftserhalt, warb für die Einrichtung eines "Regionalparks" im Ballungsraum.

Grüße für den Kreis überbrachte Landrat Enno Siehr. Er machte sich in seiner Ansprache ebenfalls gegen Haß und Intoleranz stark.

Sein Dankeschön für die Partnerschaft der Stadt mit Vereinen und Kirchen verband Vereinsringsvorsitzender Heinrich Hoffmann, der zugleich Vorsitzender eines Kirchenvorstandes ist, mit der gezielten Bitte an die Wirtschaft, lokalen Kirchengemeinden bei Krankenpflege und Kindergärten zu helfen. Die löbliche Unterstützung der Stadt allein reiche nicht.

Beispielsweise besuchten einen von Kirchengemeinden unterhaltenen Kindergarten rund neunzig Prozent Kinder ausländischer Familien, und ein Großteil davon zahle keine Kirchensteuer, sagte Hoffmann. Dennoch hielten die Kirchengemeinden dieses wichtige Angebot aufrecht. Hoffmann ermunterte Industrie und Gewerbe, bei solchen Zukunftsaufgaben mitzuhelfen: Die Kleinen von heute seien die Bürger von morgen.

Grußworte von Pfarrer Herbert Köhl, ein Beitrag der lokalen Sternsinger, Musikstücke und ein kaltes Büfett rundeten die Veranstaltung ab. cas

Tropfen in der dürren Kulturlandschaft Harald Will organisiert in der Zachäusgemeinde Konzerte / "Niederrad ist Provinz"

NIEDERRAD. "Nirgends ist die Provinz so tief wie wenige Kilometer von der Frankfurter Innenstadt entfernt", meint Harald Will. "Wenn jemand aus Niederrad abends Kultur erleben will, dann orientiert er sich daran, was in der Innenstadt angeboten wird."

Der Gitarrenlehrer der evangelischen Zachäusgemeinde weiß, wovon er spricht. Denn seit 1990 organisiert der engagierte Musikliebhaber in der Kleinen Kirche an der Kelsterbacher Straße klassische Konzerte. Fast eineinhalb Jahre hatte die Durststrecke angehalten, bevor Will sein Kulturangebot den Niederräder Bürgern und Bürgerinnen monatlich ans Herz legen konnte.

"Mittlerweile habe ich keine Angst mehr vor der peinlichen Situation, die Künstler könnten vor einem leeren Kirchenraum spielen", sagt Will. Nur einmal besuchten lediglich zwölf Personen ein Konzert. Und unter den Anwesenden "waren damals auch noch Freunde der Musiker", erinnert sich der Organisator. Und erst die vergangenen vier Veranstaltungen im Oktober und Dezember 1992 haben die Bilanz seiner ehrenamtlichen Kulturarbeit so richtig zum Glänzen gebracht: Zu keiner kamen "weniger als 30 Gäste", und das Gospelkonzert mit den Musikern von "R. A. Blue" aus Darmstadt-Eberstadt war mit etwa 100 Zuhörern ausverkauft.

Darüber freuten sich insbesondere die Sänger. Denn die Künstler, die in der Kleinen Kirche auftreten, erhalten keine Gage. Das kann sich der Ein-Mann-Betrieb von Harald Will nicht leisten: "Ich überreiche den Musikern ungezählt die Eintrittsgelder." Das Honorar liegt meistens zwischen 60 und 500 Mark. Mehr kommt selten zusammen. Fünf Mark kostet der Besuch eines Konzerts. "Und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern", sagt Will. Man will die Besucher nicht mit zu hohen Eintrittsgeldern vergraulen.

Auch der finanzielle Notstand wird sich nicht so einfach beheben lassen. Würde die Zachäusgemeinde künftig Honarare an die Künstler und den Organisator auszahlen, "dann müßte ein hoher Etat eingeräumt werden", was Will allerdings für unwahrscheinlich hält. So bleibt dem Musikliebhaber nichts anderes übrig, als weiterhin zu improvisieren.

An die 15 bis 20 Stunden Arbeit investiert er in ein Konzert. Mit den Musikern bespricht er das Programm, betreut die Proben und malt Plakate. Eine Woche vor dem Auftrittstermin verteilt er die Plakate im Stadtteil. Über einen Mitorganisator "würde ich mich freuen". Dennoch: An Unterstützung und Verständnis für seine Arbeit fehlt es dem Gitarrenlehrer nicht. Die Kosten trägt die Gemeinde. Egal, ob es sich dabei um die Reinigung des Konzertraums, Heizkosten oder Kopien handelt. Im 22 000 Einwohner-Stadtteil gibt es wenig Auswahl an kulturellen Ereignissen, und so unterstützt die Gemeinde die Konzertreihe.

Vorsichtig tastet sich der eingefleischte Niederräder an die Programmgestaltung heran. Die meisten Kompositionen, die in der Kleinen Kirche gespielt werden, stammen aus Barock oder Rennaissance. Im November 1990 trat der Konzertgitarrist und Lehrer Jürgen Klatt mit seinem Programm "Solokonzerte des Barocks" auf. Im April 1991 bot Will ein Benefizkonzert im Rahmen einer Veranstaltungsreihe in der Zachäusgemeinde an. Immer wieder stellten sich junge Studenten der Frankfurter Musikhochschule im Gotteshaus vor. Der Austausch mit den Musikern bereitet dem Veranstalter "enormen Spaß". Hat sich die Konzertreihe erst im Gedächtnis der Niederräder Musikliebhaber festgesetzt, dann "werden die Leute auch regelmäßig kommen".

"Ernste Musik des 20. Jahrhunderts hat hier kein Publikum", stellt der Veranstalter fest. Will versteht sich keineswegs als Vertreter der musikalischen Avantgarde in der Frankfurter Kulturszene. "Es ist überhaupt nicht wichtig, daß ich die Arbeit mache", meint er bescheiden. Wichtig sei, daß in Niederrad überhaupt etwas angeboten wird, was den Rahmen der üblichen Vereinsarbeit sprengt. Großer Beliebtheit erfreuen sich stets Liederabende und Adventskonzerte.

Einen Traum konnte sich Will noch nicht erfüllen: ein Open-air-Konzert auf der Wiese neben der Kirche. Doch dafür braucht der Organisator einen festen Stamm an Mitarbeitern, "eine leistungsstarke Anlage und vor allem ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm". Gut' Ding will Weile haben, denkt sich der Gitarrenlehrer und gibt sich optimistisch: "Ich sehe kein Ende für die Konzertreihe." Je größer das Stammpublikum wird, desto näher rückt das Freiluft-Konzert. Das nächste Konzert ist für Anfang Februar geplant. tin

Rosa und Karl und die der DDR nachtrauern

Der junge Mann mit der Thälmann- Mütze, der per Megaphon die "Arbeiterklasse" mobilisieren und gegen "die Nazi-Brut nicht mit Kerzenstummeln, sondern mit der Arbeiter-Einheitsfront" vorgehen will, hat ungewöhnlich viele Zuhörer. Er steht aber auch günstig - exakt am Ende jener Gudrunstraße, die geradewegs auf den Sozialistenfriedhof in Berlin-Friedrichsfelde führt.

Der Mann ist mit seinem Eifer nicht allein. Ein paar Meter weiter läßt die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) aus einem übersteuerten Kassettenrekorder Arbeiterlieder erdröhnen, nur wenige Schritte entfernt haben sich die Flugblattverteiler postiert, die Rote Fahne, den Spartakus, den Bolschewik, die Berliner Linke oder die Arbeitermacht in Händen.

Die Splittergrüppchen, die in den frühen Morgenstunden ihre Stände aufgebaut haben, können sich eines Massenpublikums gewiß sein: Es sind Zehntausende, die es auch an diesem zweiten Sonntag im Januar wieder zu dem Mauerrund aus rötlichem Ziegelstein zieht - traditionell zu Ehren der vor 74 Jahren ermordeten Sozialistenführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

Doch das allein ist es nicht. Stillschweigend, ja bruchlos hat die Mutation jener einstigen SED-Kampfdemonstration eingesetzt - aus den Zeiten, als die Partei noch immer recht und ihre Führung den stundenlangen Vorbeimarsch ihrer Untertanen zur Selbstbestätigung nötig hatte. Nun kommt man wieder freiwillig. Nun ist es auch Protestmarsch für viele, die sich noch nicht angekommen glauben im neuen Deutschland. Und die ritualisierte Trauer um Liebknecht und Luxemburg mischt sich mit der real existierenden Trauer um die DDR. Es ist ein Bekenntnis in Lichterketten-Dimension.

Vergessen die Zeiten, da das Bemühen der SED-Spitze, "Karl und Rosa" gebührend zu ehren, bisweilen groteske Züge trug. Das Neue Deutschland gewährte kürzlich - in einem seltenen Anflug von Selbstironie - Einblick in die Zeiten, da es als SED-Zentralorgan seine Leser noch mit sechsspaltigen Doppelschlagzeilen langweilte. Natürlich war die Luxemburg/Liebknecht-Demonstration auch 1985 pflichtgemäßer Aufmacher im ND. Die Frage ist lediglich: mit welcher Schlagzeile? Vereinbarungsgemäß paßt der für die Berichterstattung zuständige ND-Abteilungsleiter am Ende der Demonstration seinen Chefredakteur Günter Schabowski ab, um ihm den Überschriftenvorschlag für die Seite 1 zu zeigen: "200 000 Berliner an den Gräbern von Karl und Rosa". Schabowski geht mit der Schlagzeile zu Joachim Herrmann, dem für die Medien zuständigen Politbüromitglied. Herrmann wiederum nimmt den Zettel und reicht ihn dem in seinem Auto bereits abfahrbereiten DDR-Staatschef Erich Honecker rein. Kurze Zeit später nimmt Herrmann den Zettel zurück und übergibt ihn Schabowski. Anderntags lautet die Schlagzeile des ND: "Über 200 000 Berliner an den Gräbern von Rosa und Karl". Ein Schlaglicht auf die Detailbesessenheit der Ostberliner Politbürokraten - letztlich jedoch nur ein Histörchen, mehr nicht.

Geschichte sollte die Luxemburg/ Liebknecht-Demonstration erst drei Jahre später machen. Sie markiert den Anfang vom Ende der DDR. Das Luxemburg-Wort "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden" - aufgegriffen von Bürgerrechtlern, die abseits der offiziellen SED-Parolen für eine Reform in der DDR demonstrieren wollten - wurde an jenem zweiten Januarsonntag des Jahres '88 zur entlarvenden Formel für die Gerontokraten im Politbüro. Sie lassen die Andersdenkenden in den Westen abschieben, neben Dutzenden von Ausreisewilligen trifft es auch die Oppositionellen, die immer betont hatten, in der DDR bleiben zu wollen: Bärbel Bohley, Werner Fischer, Ralf Hirsch, Freya Klier, Stephan Krawczyk, das Ehepaar Templin, Vera Wollenberger. Sie alle verlieren in jenen Tagen den Glauben an die Reformfähigkeit des zweiten deutschen Staates. "Glasnost", schreibt der Ostberliner FR-Korrespondent Karl-Heinz Baum damals, scheine für die SED-Oberen ein "Wort aus irgendeiner exotischen Sprache zu sein". Die SED habe aus vergangenen Fehlern nichts dazugelernt.

Fünf Jahre ist das nun her. Und am Paradoxon, daß ausgerechnet die Luxemburg/Liebknecht-Demonstration

nicht unwesentlich zum Zerfall jener DDR beitrug, für deren Ideale man heute wieder demonstriert, stört sich niemand. So ist es denn auch kein Wunder, daß einige der Tausenden roten Nelken, die an diesem Sonntag das Mahnmal zieren, auf der Gedenkplatte für Walter Ulbricht niedergelegt werden.

AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)

Zweite Handball-Bundesliga Karrers Comeback zur rechten Zeit

Göppingen - Wiesbaden 21:22 (10:10) In der zweiten Handballbundesliga, Gruppe Süd, kann Vorjahresmeister Eintracht Wiesbaden nach dem ersten Rückrundenspieltag weiterhin auf erfolgreiche Verteidigung seines Titels und damit auf den Erstligaaufstieg hoffen. Der Tabellendritte (18:10 Punkte) siegte am Samstagabend vor 2500 Zuschauern beim früheren deutschen Rekordmeister Frisch- Auf Göppingen 22:21 (10:10). Die Wiesbadener weisen weiterhin vier Punkte Rückstand zum Tabellenführer SG Stuttgart-Scharnhausen auf, der am kommenden Samstag in Wiesbaden zum Spitzenspiel erwartet wird.

In Göppingen konnte erstmals nach mehrmonatiger Verletzungspause wieder Außenstürmer Helmut Karrer mitwirken, der mit vier Toren seine Bedeutung für das Spiel der Hessen unter Beweis stellte. Drei Tore warf Karrer in den letzten fünf Minuten, womit Wiesbaden den ständigen Ein-Tore-Vorsprung vorentscheidend auf 22:19 ausbaute.

Die Tore für den Sieger markierten der starke Aufwärtstendenz zeigende Russe Maistrenko (6), Klotz (4), Karrer (4), Armin Freisler (3/1), Jacob, Schulze (je 2) und Bannach (1). jo.

Randalierer verwüsteten Gräber in Rommelhausen

LIMESHAIN. Randalierer verwüsteten in der Nacht zum Samstag zwölf bis 15 Gräber auf dem Gemeindefriedhof Rommelhausen. Einen politischen Hintergrund der Tat schloß ein Sprecher der Büdinger Polizei gestern aus. Es handele sich "einfach um Vandalismus". Hinweise auf die Täter gebe es bislang nicht.

Die Unbekannten rissen Pflanzen aus den Gräbern, schleuderten Kränze umher und zerstörten Kerzen sowie eine gußeiserne Lampe. Das Wachs ließen sie zum Teil über Grabplatten und Einfriedungen laufen. Die Geschädigten werden gebeten, sich bei der Büdinger Polizei unter der Rufnummer 0 60 42 / 5 15 zu melden. Dort sollen auch Bürgerinnen und Bürger anrufen, die Hinweise auf die Täter geben können. Ihre Aussagen werden auf Wunsch vertraulich behandelt. mk

Sport, bunt und verbindend

Sieben Teams kämpften um die Fußball-Stadtmeisterschaft

BAD HOMBURG. Für viele etwas ungewohnt, wackelte der türkische Bauchtänzer Erkan Serçe in der Pause verführerisch mit den Hüften. Alle Zuschauer bekamen außerdem Honig serviert - "als Geste der Freundschaft", wie Hussein Güven vom ausrichtenden Verein, dem türkischen Vatan Spor Bad Homburg, erklärt. Die Bad Homburger Hallenfußball-Stadtmeisterschaften am Sonntag setzten ein multikulturelles Zeichen: Ihr Motto hieß "Mein Freund ist Ausländer", das komplette Eintrittsgeld der rund 450 Zuschauer in der Hochtaunushalle - rund 1700 Mark - kommt dem Arbeitskreis Asyl und den Kindern im Flüchtlingsheim am Niederstedter Weg zugute.

Entsprechend bunt war auch der Austragungsort hergerichtet; die türkische, deutsche und portugiesische Flagge sorgten schon äußerlich für internationales Flair. In der Sache hart, aber durchweg fair gingen die sieben teilnehmenden Mannschaften zu Werk: Schließlich kämpften die Bad Homburger Spielvereinigung 05, SGK 1890 (der spätere Turniersieger), SG Ober-Erlenbach, Vatan Spor, DJK Helvetia, der portugiesische Verein SCCP Bad Homburg sowie die Eschbacher Bomber um immerhin 500 Mark Preisgeld, den von der Stadt gestifteten Wanderpokal und eine Kiste Champagner. Auch der Fairneßpreis, eine antike Teekanne aus der Türkei - er wird für gewöhnlich an den ehrenvollen Letzten verliehen - konnte sich sehen lassen.

Der Rahmen des Turniers war ohnehin recht nobel. Alle Zuschauer nahmen an einer Verlosung teil, bei der ein Essen in einem Homburger Luxushotel sowie Eintrittskarten für die Taunus-Therme, den Sponsor, zu gewinnen waren. Wem das Appetit machte, der konnte auf exquisite Häppchen wie gefüllte Weinblätter, Schafskäse und Kuchen zurückgreifen.

Die Gaumenfreuden lenkten denn auch einige Zuschauer von dem sportlichen Ereignis ab; außerdem mußte schon gehörig Sitzfleisch aufbringen, wer den Marathon von mehr als 20, jeweils 15 Minuten dauernden Spielen nach dem Motto "Jeder gegen jeden" komplett verfolgen wollte. Entsprechend unverkrampft und familiär ging's zu: Die Spieler saßen fast zwischen den Zuschauern, und in den Spielpausen trainierte man ohne Ansehen des Trikots miteinander - "Sportler ohne Grenzen" halt. jd

Die interessante Sportnotiz

Niemienen ausgezeichnet Doppel-Olympiasieger Toni Niemienen wurde von Finnlands Sportjournalisten zum "Sportler des Jahres 1992" gewählt. Der Skispringer, der bei den Olympischen Winterspielen in Albertville zwei Gold- und eine Bronzemedaille gewonnen hatte, lag vor der Goldmedaillengewinnerin von Albertville im klassischen Skilanglauf über 5 km, Marjut Rolig. Pepinghege wird Nationaltrainerin Die Mühlheimerin Irene Pepinghege, in den 60er Jahren 13mal Deutsche Kanu-Meisterin geworden, wird Trainerin der niederländischen Kanu-Nationalmannschaft.Samaranch bekommt Jesse-Owens-Preis Den Jesse-Owens-Preis, gestiftet von US-amerikanischen Wirtschaftsverbänden, bekommt in diesem Jahr Juan Antonio Samaranch, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, für "seine Verdienste um die olympische Bewegung".Tod nach K.o. Ein japanischer Profi-Boxer ist drei Wochen nach seiner K.o.-Niederlage an den Folgen der Niederschläge gestorben. Der Boxer hatte schwere Gehirnverletzungen erlitten und war seit dem Kampf bewußtlos gewesen.

Bredemeier arbeitet für TuRU Horst Bredemeier wird Sportlicher Direktor des Handball-Bundesligisten TuRU Düsseldorf und unterstützt in dieser Funktion auch TuRU-Trainer Vladimir Vukoje. Bredemeier hatte TuRU von 1983 bis 1989 trainiert. Lissek geht es besser Hockey-Bundestrainer Paul Lissek befindet sich nach Angaben der Innsbrukker Universitätsklinik auf dem Weg der Besserung. Er wird noch etwa zehn Tage im Krankenhaus bleiben müssen. Lissek hatte sich bei einem Rodel-Unfall in Meran vor fünf Tagen eine Schädelfraktur zugezogen. De Cesaris bleibt bei Tyrrell Der Italiener Andrea de Cesaris fährt auch in der kommenden Saison für den Formel-1-Rennstall Tyrrell. De Cesaris hat bisher 181 Grand Prix' bestritten. Wuppertal trifft auf Spandau Im Halbfinale des deutschen Wasserball-Pokals erwartet SSF Delphin Wuppertal den Meister Spandau 04, während Würzburg 05 Gastgeber von Rote Erde Hamm ist. Dies ergab die Auslosung. Baumann/Landenhammer im Halbfinale Der deutsche Vizemeister Harald Baumann (Rottach-Egern) und Georg Landenhamer (Eckling) haben sich für das Halbfinale der Einzel-Weltmeisterschaft im Eisspeedway in Hamar (Norwegen) am 23./24. Januar qualifiziert. Im Viertelfinale setzten sie sich im österreichischen St. Johann mit 24 Zählern (Baumann) und 20 Punkten (Landenhamer) durch. Gretzky in Torlaune Trotz zwei Toren war dem kanadischen Eishockeystar Wayne Gretzky auch im zweiten Spiel nach seiner mehrmonatigen Verletzungspause kein Sieg vergönnt. Mit den Los Angeles Kings unterlag der 31jährige bei den Winnipeg Jets 3:6. Mittermayer Zweite in der Buckelpiste Die Olympia-Vierte Tatjana Mittermayer vom SC Rosenheim erkämpfte sich am Samstag im kanadischen Blackcomb einen hervorragenden zweiten Platz im Buckelpistenfahren. Der Sieg ging an die Französin Raphaello Monod (26,20). Klingenthaler Rennen abgesagt Das für den 16./17. Januar geplante Frauenskirennen von Klingenthal/Mühlleithen muß aufgrund fehlenden Schnees abgesagt werden. Das teilte das Klingenthaler Organisationskomitee am Sonntag mit. Die geplanten Weltcup-Wettbewerbe über 10 km (freie Technik) und die 4x5- km-Staffel (Mix) wurden nach Cogne ins italienische Arosa-Tal verlegt, wo sie nunmehr ersatzweise ausgetragen werden.EM in Helsinki zwei Tage verlängert Die Leichtathletik-Europameisterschaften 1994 in Helsinki (7. bis 14. August) wurden um zwei Tage verlängert. Dies ist auf einer Tagung des Europäischen Leichtathletik-Verbandes (EAA) am Sonntag in Linz beschlossen worden. Die Verlängerung war unumgänglich, da durch die politische Veränderung in Europa die Teilnehmerzahl sprunghaft angestiegen ist. Während 1990 bei der EM in Split 34 Länder am Start waren, werden 1994 47 Nationen erwartet. Borg spielt Tennis im Team Der Schwede Björn Borg wird in diesem Sommer erstmals für die amerikanische Team-Tennis-Liga spielen. Der fünfmalige Wimbledonsieger soll das Team Los Angeles verstärken. Auch Jimmy Conners (wechselt nach Phoenix) und Martina Navratilova bei Atlanta haben ihre Rückkehr in die Liga zugesichert. Torvill/Dean planen Comeback Nach Katarina Witt planen auch die Engländer Jayne Torvill und Christopher Dean, die 1984 in Sarajewo Olympiasieger im Eistanzen geworden waren, ein Comeback. Auch sie wollen zu den Olympischen Winterspielen in Lillehamer.

Verein sieht keine Gefahr durch Fasern

HANAU. Während des Neujahrsempfangs des Trägervereins Kulturzentrum Pumpstation hat dessen Vorsitzender Frank Giese der FR gegenüber sich nochmals gegen den Vorwurf der "Bürger für Hanau" (BfH) gewehrt, durch die Fasern im den Schalldämmplatten bestehe Krebsgefahr.

Giese sagte, die von den BfH zitierte Krebsgefahr-Verdachtsliste der Deutschen Forschungsgemeinschaft beziehe sich auf Keramikfasern und nicht auf Mineralfasern aus Basalt oder Steinwolle, wie der Trägerverein sie in der Konzerthalle verwandt habe.

Er zitierte auch ein Informationsblatt der Fachvereinigung Mineralfaserindustrie über "Gesundheitsaspekte von Mineralwolle-Dämmstroffen".

Danach hätten "gezielte Staubuntersuchungen" ergeben, daß "keine statistisch bedeutsame Erhöhung" der in Räume wie die Schweinehalle gedrungenen Dämmfasern gedrungen seien, die Lungenkrebs verursachen könnten.

Vom Krebsverdacht hätten Italien und die Niederlande die Mineralwolle freigesprochen.

Jedoch heißt es im Industriepapier außerdem auch, daß die Internationale Krebsforschungs-Agentur der Weltgesundheitsorganisation die Fasern 1987 als "möglicherweise krebserzeugend" nach Experimenten mit Ratten eingestuft habe. him

Ein Flirt neben der Kürbisfratze "Halloween" in Dortelweil

BAD VILBEL. Bundeskanzler Helmut Kohl gab sich zurückhaltend, derweil Miss Piggy nach einem Flirt Ausschau hielt und Comic-Star Werner Bölkstoff aus dem Herzen der Natur testete. Zorro hatte sich sich vom Kämpfen aufs Tanzen verlegt, Charly Chaplins Bühne war der Tresen.

Der Pater im schwarzen Ornat drückte beide Augen zu, ob der dargebotenen Damenbeine mit roten Strapsen, der Fleischesfülle über der Boxershorts und dem unter schwarzer Spitze hervorlugenden Busenansatz.

Ein Schelm, wer Schlechtes dabei dachte - beim Maskenball der Dortelweiler Freiwilligen Feuerwehr im Saalbau Steul in Dortelweil, schließlich ist erlaubt, was gefällt. Daß der Feuerwehrmaskenball gefällt, zeigte dem Ersten Vorsitzenden der Wehr, Horst Klingenhöfer, in diesem Jahr einmal mehr die Zahl der bereits im Vorverkauf abgesetzten Karten: Allein 150 Masken hatten sich so angekündigt und wurden zum Tusch der "Golden Line" in den Saal, pardon, ins Geisterhaus geführt. Gemäß dem Motto "Halloween" blinkte zum Takt von Foxtrott und Rumba unter schwarzer Lackfolie die Neon- Skelett-Beleuchtung im Sarg neben der Bühne, prosteten sich Waldschrat und Tingeltangeltänzerin im Angesicht eines rot-grünen Totenschädels zu, Flirt neben leuchtender Kürbisfratze: "Verdammt, ich lieb dich".

Teufel, Dämonen und Hexen wie zum amerikanischen Halloween-Fest wollten die Dortelweiler austreiben, zu welcher frühen Morgenstund sie die Geister, die sie riefen, wieder losgeworden sind, ist nicht bekannt, schließlich zeigte so mancher brave Mann an diesem Abend wieder mal, was er vertragen kann.

CORINNA WILLFÜHR

Klaus von Beyme Zivilgesellschaft contra Staatsversagen Rechtsterrorismus und Integrationskrisen im wiedervereinigten Deutschland

Das Staatsversagen schien bis zur deutschen Einigung eine Horrorvision von Sozialwissenschaftlern - für Sozialwissenschaftler geschrieben. Die breite Masse der Wähler nahm es kaum zur Kenntnis. Abnehmende Loyalität der Bürger gegenüber der politischen Klasse und den Institutionen des politischen Systems wurde zwar in Umfragen vielfach gemessen. Aber die schwindende Folgebereitschaft in der veröffentlichten Meinung setzte sich kaum in erhöhte Protestbereitschaft um. Es wurde sogar ein Paradoxon sichtbar: Je kritischer das Wählervolk die politische Klasse und ihre Fähigkeit, die anstehenden Probleme zu lösen, beurteilte, um so geringer wurden die Erwartungen an die politische Führung. "Staatsversagen" schien normal. Der Zynismus der herrschenden Gruppen, der sich in einer schamlosen Selbstbedienung in der Staatskasse durch Diätenerhöhungen, Parteienfinanzierung oder gar Korruption zu dokumentieren schien, wurde mit Zynismus der Bürger beantwortet. Politik galt als schmutziges Geschäft, aber einer mußte es verrichten - soweit hatte die Mehrheit die Regeln einer formalen Demokratie internalisiert. Die politische Klasse schien in erster Linie für sich selbst zu sorgen. Die Bürger begannen diese selbstbezogene Einstellung zu teilen. Das soziale Netz zur Hängematte auszupolstern wurde zum Massensport, der ohne Gewissensbisse ausgeübt wurde.

Dieser zynische Konsens hielt nur in den Schönwetterperioden der Konjunktur. Sowie Staatsverschuldung, Inflation, Ausländerströme und Wirtschaftsflaute kaum noch Margen für eine wie immer ungleiche Verteilung offenließen, kam es zum Verdrängungswettbewerb der Unterprivilegierten. Die Antwort war ein kräftiger Ruck nach rechts und die Anfälligkeit für neopopulistische oder gar rechtsradikale Parolen.

Nur die linke Intelligenz hatte ein Gegenprojekt: die zivile Gesellschaft. Das normative Bild einer Zivilgesellschaft schien das einzige Mittel gegen das Staatsversagen in westlichen Demokratien. Die politische Klasse der westlichen Systeme übte sich nach dem Zusammenbruch des realen Sozialismus weitgehend in Selbstgerechtigkeit. Die ultra-marktwirtschaftlichen Konzepte schienen durch den Untergang der Planwirtschaft ihre Bestätigung zu finden. Die neuen Eliten der friedlichen Revolution in Osteuropa waren nur allzu bereit, den Sirenenklängen der Chicago-boys zu folgen. Selbst Vaclav Havel hat sich mit dem ständigen Vorwurf auseinandergesetzt, daß die neuen Demokratien des Ostens allzu leichtfertig die Steuerungsinstrumente des alten Staatsapparates aus der Hand gegeben haben. Erst nach den schlechten Erfahrungen mit dem "Marktschock" gewannen keynesianische Steuerungstheorien wieder an Boden.

Nur die linke Intelligenz, die sich schwer mit dem neuen Nationalstaat tat, hat aus dem Zusammenbruch des Sozialismus auch einige positive Erfahrungen des Kampfes um Demokratie in Osteuropa zu übernehmen versucht. Die Gefahr dabei war freilich, daß die Zivilgesellschaft zur neuen Ideologie erhoben wurde, obwohl die Bannerträger des Konzepts in der Zeit der Agonie des realen Sozialismus gerade die Ideologien mit diesem Konzept zu überwinden trachteten. Eine weitere Gefahr bestand darin, daß die Entstehung des Begriffs bei den Liberalen von Locke bis zu den Autoren der amerikanischen Federalist Papers weitgehend ignoriert wurde. Die "civil society" als Konzept hatte die Marktwirtschaft immer schon als wichtigen Aspekt der Freiheit mit eingeschlossen. Die politischen Institutionen der liberalen Repräsentativverfassung - noch war das Modell nicht auf eine moderne Demokratie mit allgemeinem Wahlrecht ausgerichtet - waren von der "civil society" nicht zu trennen gewesen. Die linke Intelligenz der westlichen Länder hat hingegen eher den Charakter der neuen sozialen Bewegung gegen die etablierten Institutionen der repräsentativen Demokratie in ihrer Konzeption ausgespielt.

Kleine FR

Dieb im Hospital BÜDINGEN. Ein bislang unbekannter Täter entwendete in der Nacht zum Samstag aus dem Büdinger Mathildenhospital einen Computer samt Drucker im Wert von 3800 Mark. Die Polizei Büdingen (Tel. 0 60 42 / 5 15) bittet um Hinweise. Florstädter Ortsbeiräte tagen FLORSTADT. In einer gemeinsamen Sitzung aller Ortsbeiräte sowie des Haupt- und Finanzausschusses soll der neue Haushalt für 1993 beraten werden. Die Sitzung ist öffentlich und findet am morgigen Dienstag, 12. Januar, um 19 Uhr im kleinen Saal des Nieder-Florstädter Bürgerhauses statt.

Eintracht Wiesbaden, Zweite Handball-Bundesliga "Samstag zählt nur ein Sieg" Gegen Spitzenreiter Stuttgart-Scharnhausen eine volle Halle?

Für den noch amtierenden Handball- Zweitliga-Meister (Gruppe Süd) Eintracht Wiesbaden steht am Samstag (19.30 Uhr) das "Spiel der Spiele" auf dem Programm. In der Wiesbadener Sporthalle am Elsässer Platz gibt der ehemalige Erstligist und derzeit noch souveräne Tabellenführer SG Stuttgart-Scharnhausen seine Visitenkarte ab. "Für uns die letzte Chance, bei vier Punkten Rückstand zu Stuttgart die Meisterschaft noch einmal spannend zu gestalten", hofft Eintracht- Manager Heinz Seliger auf eine Wiederholung des sensationellen 20:16-Vorspielsieges im September in Stuttgart.

Es sollte die bisher einzige Heimniederlage der erst zweimal als Verlierer vom Parkett gegangenen Schwaben bleiben, die am vergangenen Wochenende den letztjährigen Erstligisten SC Leipzig mit 32:20 abkanzelten.

Mit großer Spannung wird in der wahrscheinlich ausverkauften Halle das Duell der beiden russischen Spielmacher Alexander Maistrenko und Sergej Budanow erwartet. Maistrenko erwies sich beim hauchdünnen 22:21-Auswärtssieg der Wiesbadener am vergangenen Wochenende in Göppingen mit sechs Toren als Hauptgarant für den Sieg, der den Landeshauptstädtern überhaupt erst die Möglichkeit zum Wiederanschluß an Stuttgart-Scharnhausen brachte.

In den Reihen der schwäbischen Gäste stehen mehrere erstligaerfahrene Spieler. Insbesondere auf den ehemaligen deutschen Zehnkampf-Juniorenmeister Haigis muß die Eintracht-Abwehr ein Augenmerk haben. "Ich wäre schon sehr enttäuscht, wenn die Halle am Samstag nicht bis auf den letzten Platz gefüllt wäre", meinte Seliger, der sich noch gute Meisterschaftschancen ausrechnet. "Wir erwarten fast noch sämtliche Spitzenteams mit Stuttgart-Scharnhausen, Aue, Dansenberg und Oßweil zu Hause. Aber das ganze günstige Restprogramm nutzt uns nichts mehr, wenn wir den Siegeszug der sich in Topform befindlichen Stuttgarter nicht stoppen können. Am Samstag zählt nur ein Sieg für uns", meinte Trainer Manfred Bengs vor dem Gipfeltreffen.

Der Eintracht-Coach wird nur noch im äußersten Notfall auf seinen Assistenten Manfred Freisler zurückgreifen. "Nur bei extremem Verletzungspech wird der Manfred aufs Parkett zurückkehren." jo

Die zehn Gebote - eine Einführung in die Thora

WETTERAUKREIS. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau lädt für Dienstag, 12. Januar, zu einem Vortrag mit Diskussion ins Bad Nauheimer Hotel Intereuropa ein. Wolfgang Zink, Vorsteher der amerikanisch- jüdischen Militär-Gemeinde Frankfurt, führt unter dem Titel "Die zehn Gebote oder über die Gestaltung des menschlichen Lebens" in die Thora ein.

"Fundis" handeln sich Korb ein NRW-Grüne lehnen Zensuraktion gegen Abgeordnete ab

vs DÜSSELDORF, 10. Januar. Der Parteirat der nordrhein-westfälischen Grünen, höchstes Beschlußgremium zwischen den Parteitagen, hat es am Wochenende mit großer Mehrheit abgelehnt, als Zensor gegen die Landtagsabgeordnete Beate Scheffler zu fungieren. Die jugendpolitische Sprecherin der Fraktion hatte - wie berichtet - in einer Parteizeitschrift Zweifel am Erfolg der emanzipatorischen Erziehung geäußert. Die "Realo"-Abgeordnete war dafür von vier der "Fundi"-Mehrheit der Fraktion angehörenden Grünen beschuldigt worden, "gefährlichen politischen Unfug" verzapft zu haben. Fraktion und Parteirat müßten sich von den "Behauptungen" Schefflers öffentlich distanzieren, hatten die Abgeordneten Schumann, Hürten, Kreutz und Busch verlangt. Nur so sei die "Beleidigung einer ganzen grün-alternativen Lehrerinnen- und Elterngeneration" wieder wettzumachen.

Die Grünen-Landesvorsitzende Kerstin Müller, die im Vorstand die "Fundi"- Mehrheit anführt, hatte dieses Verlangen in der vergangenen Woche zurückgewiesen. Tags darauf scheiterten die vier auch in der Fraktion. Nach einer Vorstandssitzung ließ die Fraktionsführung mitteilen, daß "weder Maulkörbe verteilt noch Mitglieder abgestraft" würden, nur weil deren Position nicht der Mehrheitsmeinung entspreche. Zum Inhalt der Schefflerschen Kritik meinte die Fraktionsführung, daß die emanzipatorische Erziehung insgesamt nicht versagt habe. Das "Hauptproblem" bestehe darin, "daß eine auf Emanzipation zielende Erziehung und eine sie stützende Bildungspolitik nur sehr unzureichend realisiert wurden". Dennoch versuchten die Gegner Schefflers am Wochenende, den Parteirat als Disziplinierungsinstrument zu benutzen. Sie scheiterten damit an einer überraschend großen Mehrheit.

Zivilgesellschaft 2

Der "Deutsche Sonderweg" sollte mit dem Konzept der Zivilgesellschaft überwunden werden, aber er senkte sich wie eine lähmende Glocke über die wohlmeinenden Adepten des Konzepts. Im 19. Jahrhundert hat die deutsche Intelligenz mit Recht die Zivilgesellschaft angelsächsischer Prägung gegen Hegels Staatsgesellschaft ausgespielt. Der Unverständis von Karl Marx gegenüber der "civil society" im angelsächsischen Bereich wurde später von der radikalen Intelligenz übernommen. Nicht ganz zu Unrecht angesichts der scharfen Klassenspaltungen, die gerade die amerikanische und die englische Demokratie zuließ, und die die Egalität der Freien, wie sie von Locke bis zu den Foundingfathers gedacht worden war, als Substrat der "civil society" beeinträgtigte. Noch immer gibt es Klassentrennungen. Aber sie werden auch von Spät- und Postmarxisten nicht mehr als der dominante Konflikt der Gesellschaft angesehen.

Gerade die ritualistische Zelebrierung des Klassenkonflikts im realen Sozialismus bei seiner Auseinandersetzung mit der westlichen Demokratie - unter Leugnung der Klassen- und Ständekonflikte im Sozialismus selbst - löste bei der kritischen Intelligenz der Volksdemokratien eine Gegenreaktion aus. Ein neuer Grundkonflikt wurde gefunden: die Übermacht des Staates gegenüber der Gesellschaft. Die sich als Zivilgesellschaft konstituierende Oppostion schien berufen, gegen diese Übermacht anzugehen. Nur postmoderne Formen des Widerstandes schienen aussichtsreich angesichts der überwältigenden Unterdrückungskapazität sozialistischer Staaten. Von weitsichtigen Vorkämpfern einer Zivilgesellschaft wie György Konrád wurde jedoch schon vor dem Ende des realen Sozialismus klargestellt, daß auch dieser Grundkonflikt nicht "ewig" sein dürfte. Er war an die Konfrontation zweier Blockgesellschaften gebunden. In einer blockfreien Periode hingegen war die Intelligenz als Bannerträger der Zivilgesellschaft schon vorsorglich zur Bescheidenheit ermahnt worden. In ihr würde die Intelligenz Bestandteil einer pluralistischen Elite werden, weil es verschiedene Grundkonflikte in einer pluralistischen Gesellschaft gibt. Intelligenz würde dann zu einer Elitengruppe unter anderen reduziert. Gerade diese Randbedingung wurde jedoch von Teilen der linken Intelligenz in Ost und West nicht akzeptiert. Es fiel ihr schwer, ins Glied zurückzutreten.

Das Konzept der Zivilgesellschaft sollte Hoffnungsträger der Transformation werden. Aber weite Teile der Intelligenz Osteuropas verfielen in eine "Larmoyanz der Geprellten". Eben ins Zentrum des Systems gerückt, fühlte sie sich wieder marginalisiert. Es fehlte auch an kritischer Aufarbeitung der eigenen Rolle im Sozialismus. Übersehen wurde, daß gerade weite Teile der Intelligenz die Lebensdauer des zerfallenden Spätsozialismus verlängert hatten.

Jens Reich hat in Ostdeutschland die objektive Rolle der Intelligenz im Sozialismus am schonungslosesten offengelegt. Aber mit der Überspitzung der These von der Einbindung der Intelligenz in das System übersah er die ambivalente Rolle dieser Gruppe im System. Ohne die Mitwirkung der Intelligenz hätte das sozialistische System einerseits die schwierigen 80er Jahre kaum überstanden. Andererseits hat die Intelligenz mit ihrem wachsenden Agnostizismus gegenüber der Ideologie des Marxismus-Leninismus den friedlichen Übergang auch ermöglicht, entweder durch ideologischen Defätismus oder durch sozialdemokratische Umdeutung der Ideologie. So wurde mit dem Zusammenbruch eine friedliche Transformation möglich, denn die Intelligenz und die Nomenklatur-Klasse war hinreichend demoralisiert, um auf die Demonstrationen von Leipzig, Prag und Budapest nicht mit der gewaltsamen Lösung zu antworten, die China auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking vorexerziert hatte.

Die kulturellen Eliten Osteuropas haben in der Umbruchphase des Sozialismus ein überproportionales Engagement gezeigt. Nur gelegentlich haben sie eine ihnen angediente politische Rolle ausgeschlagen, wie Kurt Masur in der DDR. Andere haben sich von der Bewegung in hohe Ämter tragen lassen, wie Vaclav Havel, der sich als Präsident nach einigem Zögern zur Wiederwahl stellte. Selbst im Modell der "umfunktionierten Revolution" Rumäniens haben sich Intellektuelle für Staatsämter zur Verfügung gestellt, wie der Philosoph Andrei Plesu und der Schriftsteller Mircea Dinescu. Aber viele haben es mit einem geistigen Vorbehalt getan. Plesu erklärte nach seiner Ernennung zum Kultusminister: "Ein solches Amt ändert den Menschen, und ändern will ich mich nicht."

Die Intellektuellen an der Macht hatten es nicht leicht, die ersten Enttäuschungen der Massen zu verarbeiten, wie die Regierung Mazowiecki in Polen zeigte. Wo die Schöngeister in den Bastionen der Macht wie auf dem Prager Hradschin dominierten, wurde ihre ehrenwerte Gesinnungsethik schnell zum Angriffsziel der Profis, wie auch Havel vielfach beklagte. Durch den Zerfall der Forumsbewegungen wurden die Intellektuellen in vielen Ländern Osteuropas rasch wieder von der Macht gedrängt. Die "Macher" rückten nach. Als Havel von Journalisten nach seiner Verdrängung von der Macht gefragt wurde, ob er nicht Abschied nehmen müsse von den alten hehren Prinzipien der Antipolitik, zog er sich nicht ungeschickt aus der Affäre: er habe den Begriff im Hinblick auf Dissidenten im alten Regime wie SolschenizYn oder Walesa gemacht. Der Begriff sei kein Dogma. "Ihn jetzt polemisch gegen mich zu benutzen, ist vollkommen ungerechtfertigt."

Zweite Handball-Bundesliga Schlußlicht so schlecht wie Meisterkandidat

Gelnhausen - Oßweil 15:17 (7:8) Der Unterschied zwischen dem Schlußlicht und dem Tabellenzweiten der Zweiten Handball-Bundesliga war minimal, das Spiel auf niedrigem Niveau erst in den letzten Sekunden endgültig entschieden. Jochen Eisele erzielte mit der Schlußsirene das 15:17, die Anschlußtreffer durch Gabriel Marian (3) waren zu spät gekommen. Die Mängel im Rückraum, wo Seidel und Scholz (je 1) große Schwächen zeigten, waren ein Grund der Niederlage. Gegen einen ebenfalls konfus spielenden Gegner war sogar der dritte Saisonsieg für die Mannschaft von Marek Kowacki möglich, aber die im Rückraum ausgelösten Schwächen setzten sich auf den Außenpositionen fort. Nicht nur die Torgefährlichkeit, sondern auch die Deckungsarbeit ließ auf diesen Positionen viele Wünsche offen. Das nutzte der Gast vor 500 Zuschauern durch Linksaußen Kolb (5/2) und Rechtsaußen Waibel (3) konsequent aus.

Der Gastgeber hatte nach dem 5:7 (24.) zehn starke Minuten, führte letztmals beim 10:9 (35.), bevor sich die TSG durchsetzte. Coors überzeugte im Abschluß, Gyöngyösi (1) und Krüger (2) setzten kämpferische Akzente. mk

Handball-Bundesliga der Frauen Mit Auswärtssieg vom Tabellenende abgesetzt

Berlin - Wiesbaden 20:23 (8:12)

Der Sieg beim Schlußlicht TSC Berlin ließ den Optimismus in punkto Klassenerhalt beim Aufsteiger wachsen. Berlin und der VfL Oldenburg (je 4:22 Punkte) sowie Eintracht Minden (6:20) sind am meisten gefährdet, Wiesbaden hat sich mit 10:16 Zählern von der Gefahrenzone absetzen können. Dank Christine Hermann (11/7 Tore), Katrin Mietzner (4) und Vera Radic (2) hatte der Gast im Rückraum ein Übergewicht und profitierte zudem beim Tempogegenstoß von den läuferischen Qualitäten Petra Ritters (3).

Der TSC setzte Nana Conde (3) in der ersten Halbzeit nur sporadisch ein, was die Abwehrarbeit der Schwarz-Weißen erleichterte. "Diese Entscheidung des Berliner Coaches war uns unerklärlich, denn gerade mit Conde hatten unsere Spielerinnen die meisten Probleme", berichtete Manager Wittmer. Josefine Grosse (9/7) erwies sich als Siebenmeterspezialistin, die gegen Wiesbadens Torfrauen Melanie Günther und Claudia Bauer (45. bis 53. Minute) alle Strafwürfe verwandelte. hdp

Zweite Basketball-Bundesliga der Frauen "Übermotiviert" dem Letzten unterlegen

Freiburg - Kronberg 65:63 (42:33) Verspäteter Böller am ersten Spieltag in der Zweiten Basketball-Bundesliga der Frauen im neuen Jahr: Das sieglose Schlußlicht USC Freiburg bezwang den Tabellenfünften MTV Kronberg mit 65:63 Korbpunkten. "Meine Spielerinnen haben den Gegner nicht unterschätzt, sondern waren eher übermotiviert", analysierte Trainerin Yvonne Schäfer. Davon am meisten betroffen schien Heidi Globig, die es besonders gegen ihre ehemalige Bad Homburger Teamkollegin Elke Gerhold wissen wollte, aber alles verpatzte. Sie erzielte keinen einzigen Punkt. Das erging auch Silke Dehn und Helga Neumann nicht besser. Da zudem Steffi Herzog nur sechs "Körbe" erzielte, war die Überraschung am Ende perfekt.

Die von vier verschiedenen Akteurinnen bewachte Marianna Klimentova (25 Korbpunkte) machte zwar ihren Schnitt, wurde dabei jedoch kräftig "verprügelt" und konnte das Spiel des MTV nicht wunschgemäß lenken. Ilka May (14) und Kim Salentin (10) unterstützten die CSFR-Internationale am besten, aber die Australierin Liz Hamilton (22) sowie Uta Klümpen (21) versetzten dem Favoriten den Knockout. mk

Aufstieg Ringer-Bundesliga

KSV Köllerbach - AV Schaafheim 21:6 Ist der Aufstiegstraum von der 1.Bundesliga für die Ringer des AV 1910 Schaafheim bereits ausgeträumt? Dem sicheren Auftaktsieg gegen den Nordost-Vertreter SV Halle ließ der Verein aus dem Sportkreis Darmstadt-Dieburg in der Vierer- Aufstiegsrunde eine deftige 6:21 Niederlage beim KSV Köllerbach folgen. Die fast 1500 Zuschauer sorgten in der Köllerbacher Halle für einen Hexenkessel. Davon ließen sich Holger Kartschall (technisch überlegner Punktspieg in der 48kg-Klasse gegen Michael Dienhart) und Reinhard Markgraf (2:1 Punktsieger in der 62kg-Klasse gegen Stefan Kurz) am wenigsten beeindrucken. Sie holten die sechs Punkte für den Gast, der allerdings nicht so deutlich unterlegen war, wie es das Endergebnis aussagt. Pech hatte Engin Ürün, der gegen Ceter Fazli nach 4:55 Minuten wegen einer Verletzung aufgeben mußte, was dem Gastgeber vier Punkte einbrachte. Auch Claudio Camporetto holte durch einen technisch überlegenen 15:0-Sieg gegen Normen Krautwurst vier Zähler. Die übrigen Kämpfe wurden knapper verloren. Ärgerlich das 1:4 von Bernd Fröhlich in der Verlängerung, wobei der Gast die Dreier-Wertung zugunsten des 15 kg schwereren Peter Wolz stark anzweifelte. Das Trainergespann Tino Hempel (0:4 gegen Jürgen Both) und Mario Gattnar (0:2 gegen Yakup Gürler) zeigte ebenso wie Peter Krautwurst (1:4 gegen Volker Fritz) eine gute Vorstellung. mk

Hallenturnier in Kriftel

Das populäre Hallenturnier des Fußballkreises Main-Taunus in Kriftel wurde zum vierten Mal vom Landesligisten VfB Unterliederbach (5:1 gegen den SV Flörsheim) gewonnen. Vor rund 2000 Zuschauern in der restlos gefüllten Kreissporthalle erwiesen sich die Schützlinge von Toni Schießer wiederum als ungekrönte Hallenkönige. Die SG Höchst fehlte diesmal und Viktoria Sindlingen enttäuschte als Gruppenletzter maßlos. Viktoria Kelsterbach (5:4 gegen FC Sportfreunde Schwalbach) wurde Dritter. 134 Treffer (Rekord bei der 7. Ausspielung des Offensiv-Cups) brachten allein 4020 Mark für die Leberecht-Stiftung. mk

Wer kennt sie nicht, die praktischen Mitnahmemöbel im Pappkarton: von unschätzbarem Unterhaltungswert, kann Mensch sich doch recht lange mit dem Zusammensetzen beschäftigen. Ich kaufte so ein Stück in Bad Vilbel, ein Teil mit fünf Schubladen für die Küche. Voll Eifer machten die beste aller Freundinnen und ich uns ans Werk, ritsch, ratsch war die Verpackung entfernt, und dann saßen wir eine gute Stunde über dem Bauplan und grübelten, wie Boden, Wände, Schubladen und deren Führungsschienen wohl zusammengehören mögen.

Wer diese Anleitungen, magere Texte und mehrere Zeichnungen, nicht kennt, dem sei hier verraten: Ob Sie Bett, Tisch, Schrank, Stuhl oder Regalwand gekauft haben, die Regieanweisungen scheinen immer gleich. Sie sehen irgendwelche Rechtecke mit vielen Löchern und einen darüber schwebenden Schraubenzieher. Eine Universalanleitung eben. Die Bilder sind durchnumeriert, wenn auch kreuz und quer, die Teile mit Buchstaben versehen, wenn auch ein Prinzip dabei nicht erkennbar ist.

Wir waren guten Mutes, unsere Geduld wurde jedoch gleich zu Beginn strapaziert: Wie werden die zehn Laufschienen für die Schubladen an den Seitenteilen festgeschraubt? Wir fanden in den zahlreichen Reihen von vorgebohrten Löchern zwar zehn identische, wie die Schienen daran zu befestigen waren, blieb uns ein Rätsel. Wir verschoben die Arbeit.

Mein Kollege Peter, passionierter Holzhandwerker, klärte mich auf, warum ich mit der Bastelei nicht weitergekommen war: "Das sind Möbel, die von Männern erdacht sind für Männer, die sie zusammenbauen. Und Männer haben nun einmal eine andere Logik als Frauen." Aha.

Mit einem Seitenteil, einer Schiene und der Tüte Schrauben fuhr ich zu dem Möbelladen, um mir beim Kundendienst erklären zu lassen, wie diese Dinge wohl zusammengehören mögen. Ein freundlicher junger Mann hielt einen Zeigefinger auf die Bauanleitung, mit dem anderen kratzte er sich hinterm Ohr, fünf Minuten lang, dann rief er seinen Kollegen: "Kannst du der Kundin helfen?" Mit gönnerhaftem Blick und bewaffnet mit einem Elektroschraubenzieher nahm er sich des Problems an: Ein Knopfdruck, und eine Schraube versenkte sich in ein Loch, die zweite in ein anderes. "So geht's, und das machen Sie jetzt neunmal." Dankbar verließ ich den hilfreichen Mann. Gleich anderntags gingen wir Frauen ans Werk, die neun restlichen Schienen zu befestigen, jedoch: Wie wir's drehten und wendeten, es gab keinen vergleichbaren Platz, eine Schiene zu verschrauben, geschweige denn neun.

Sie haben es erraten: Schiene Nummer eins war falsch befestigt, wobei Schraube Nummer eins auch noch verkantet war beim - Brrrr! - Reindrehen per Maschine, und Schraube Die andere Logik Nummer zwei ließ sich mit normalem Werkzeug nicht entfernen, sondern mußte nun per Pinzette herausgezogen werden - sie steckte tief in einem Bohrloch, das den doppelten Durchmesser der Schraube hatte . . .

Der Rest ist schnell erzählt. Dank der uns eigenen weiblichen Logik und der Geduld, in der sich unser Geschlecht in Tausenden von Jahren geübt hat, fügten wir - nunmehr die Anleitung völlig ignorierend - das Möbel zusammen. JULIANE KUGLIN

Kleine FR

BUND-Jahreshauptversammlung HANAU. Die Jahreshauptversammlung des BUND-Ortsverbands Hanau beginnt heute, Dienstag, 12. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Reinhardskirche. Der Vorstand soll neu gewählt werden.

Bürger setzten sich durch SPD will die Kritik aus der Nordendstraße aufgreifen

NORDEND. Die Verkehrsführung in der Nordendstraße wird "nachgebessert". Nach mehreren Ortsterminen, auf denen sich die Anwohner jedesmal heftig über die Umbauten in ihrer Straße beschwerten, will die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 3 den verkehrsberuhigten Bereich nun doch umgestalten. Für die nächste Ortsbeiratssitzung hat die SPD einen Sechs- Punkte-Katalog ausgearbeitet, um der Anwohnerkritik Rechnung zu tragen.

Als erstes will die SPD den Parkstreifen in der Mitte der Fahrbahn wieder entfernen lassen; auch nach einer mehrmonatigen Erprobungsphase "wird das Parken in der Fahrbahnmitte von den Anwohnern nicht akzeptiert", begründet Fraktionsvorsitzender Armin Eikenberg diesen "Rückzieher". Um die sehr breite Nordendstraße dennoch zu verengen, sollen die Schrägparkplätze so weit auf die Straße gezogen werden, daß sich die Fahrbahnbreite auf 4,75 Meter reduziert.

Außerdem schlägt die SPD vor (falls die Feuerwehr keine Einwände hat), die Stellflächen auf der Nordseite vollständig auf der Fahrbahn einzurichten - bislang wird dort zwischen den Bäumen geparkt -, um dadurch mehr Parkplätze zu gewinnen. Ein "Freiraum" für Autos soll auch unmittelbar unterhalb des Spielplatzes entstehen: Dort sei die Fahrbahn sechs Meter breit, und es sei "keinem Autofahrer plausibel zu erklären", warum dort nicht geparkt werden dürfe, so Eikenberg. Die SPD fordert, die Halteverbots-Schilder zu entfernen.

Außerdem soll an dieser Ecke ein durchgängiger Radverkehr zwischen Lenau- und Gluckstraße legalisiert werden; "ein Durchfahrtsverbot kann nur als Schikane interpretiert werden", heißt es im Antrag. Letzter Punkt ist die Forderung, den Bürgersteig vor den Häusern Lenaustraße 97 bis Nordendstraße 45 abzupollern, um Parker abzuweisen. rea

CSU dringt auf Einsatz der Bundeswehr in Ex-Jugoslawien Bötsch: Verfassungspolitischer Konsens mit SPD erwünscht, aber nicht notwendig / Kinkel warnt vor Krise in der Koalition

fa WILDBAD KREUTH, 10. Januar. Deutsche Soldaten sollen bei möglichen Militäraktionen im ehemaligen Jugoslawien nach dem Willen der CSU ohne vorherige Klärung der Verfassungslage sofort mitwirken können. Ein Einsatz etwa bei Aufklärungsflügen zur Durchsetzung des Flugverbotes in Bosnien sei "von der Verfassung gedeckt", sagte der CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch am Wochenende im Anschluß an eine CSU- Klausurtagung in Wildbad Kreuth.

Auf einen Konsens mit der SPD über eine entsprechende Änderung des Grundgesetzes will die CSU nicht warten. Wenn es in absehbarer Zeit zu keiner Einigung mit der SPD komme, müsse die Bundesregierung selber ihrer Verantwortung gerecht werden. Ein Konsens über den Einsatz der Bundeswehr bei internationalen Friedensmissionen sei zwar "verfassungspolitisch erwünscht", aber "verfassungsrechtlich nicht notwendig", sagte Bötsch. Ohnehin könne es nur um eine Klarstellung im Grundgesetz gehen.

Im Fall des Krieges in Ex-Jugoslawien sprach sich Bötsch gegen den Einsatz von Bodentruppen aus. Der CSU-Landesgruppenvorsitzende machte dabei aber klar, daß er die Mitwirkung deutscher Soldaten an einer solchen Invasion allein wegen der Warnungen der Militärs vor einem solchen Schritt ablehne. Historische Gründe wegen der Rolle der deutschen Wehrmacht auf dem Balkan während des Zweiten Weltkrieges würden von ihm "so nicht akzeptiert", sagte Bötsch. Deutsche Soldaten könnten nicht auf Dauer ausgeschlossen werden, wenn es um die Herstellung von Frieden und Demokratie gehe.

Insgesamt bekräftigte die CSU ihre Linie, die Mitwirkung der Bundeswehr nicht nur auf Blauhelmeinsätze unter dem Dach der Vereinten Nationen zu beschränken.Butros Ghali in Bonn

BONN (AFP/AP). Auf die Forderung der CSU, nach Erteilung eines entsprechenden UN-Auftrags müßten deutsche Soldaten auch in Bosnien eingesetzt werden, reagierte Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) mit der Warnung vor einer Koalitionskrise. Kinkel sagte im Deutschlandfunk, zwischen Union und FDP sei noch strittig, ob "friedensschaffende" Maßnahmen auch möglich sein sollen, ohne daß die UN sie beschlossen haben. Die FDP will Kampfeinsätze nur unter dem Dach der UN oder auf Beschluß des Sicherheitsrats zulassen, die Union auch mit der NATO, wenn der Einsatz von der UN-Charta gedeckt ist.

Um Fragen des Einsatzes deutscher Soldaten wird es beim Besuch von UN- Generalsekretär Butros Ghali gehen, der Sonntag abend in Bonn eintraf.

Grüne einigten sich auf Liste Kandidaten in "harmonischem Klima" nominiert / Hennemuth vorn

ESCHBORN. Ohne größere Auseinandersetzungen einigten sich die Eschborner Grünen am Samstag auf ihre Liste zur Kommunalwahl. Wie berichtet, war dem ein wochenlanger Streit um den Spitzenplatz der Liste vorausgegangen, den jetzt der Stadtverordnete Wilhelm Hennemuth einnimmt. Die ehemalige Spitzenkandidatin Monika von der Brüggen, die am 11. Dezember das Handtuch geworfen hatte, ist nun auf dem - ebenfalls aussichtsreichen - zweiten Platz.

Nach Auskunft verschiedener Teilnehmer des Treffens ging die Benennung der Liste "anstandslos" in "harmonischem Klima" über die Bühne. Monika von der Brüggen kündigte bereits im Vorfeld an, mit Wilhelm Hennemuth, der sie intern wegen ihrer Spitzenposition angegriffen hatte, in einer Fraktion zusammenarbeiten zu können. Auch Hennemuth sagte auf Anfrage der FR, er könne mit Frau von der Brüggen kooperieren.

Hennemuth sitzt seit 1985 im Parlament. Der 46jährige ist Postbeamter von Beruf. Die 28jährige Monika von der Brüggen lernte Kinderkrankenschwester, holte dann das Abitur nach und möchte sich jetzt an der Fachhochschule zur Sozialarbeiterin ausbilden lassen.

Auf Platz drei folgt Bernd Wilhelm- Brzoska. Der Telekom-Mitarbeiter sitzt seit vier Jahren im Eschborner Parlament. Alexander Schönwetter, Peter Maaßen und Françoise Dauvergne nehmen die weiteren Plätze ein. she

Der Ortsbeirat 9 tagt Grüne: Verkehr mit Sperren verdrängen

FRANKFURT-NORD. Die Verkehrsberuhigung im Gebiet um die Kurhessenstraße werden die Mitglieder des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) in ihrer ersten Sitzung im neuen Jahr am heutigen Donnerstag, 14. Januar, diskutieren.

Das Stadtteilgremium tagt ab 19.30 Uhr im Clubraum 1 des Hauses Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. Die Sitzung beginnt wieder mit der üblichen Bürgerfragestunde.

Die Fraktion der Grünen fordert, jener Variante des beauftragten Planungsbüros Retzko & Topp zuzustimmen, die eine Sperre im Bereich der Landgraf-Philipp- Straße und der Haeberlinstraße vorsieht. Außerdem soll noch die Heylstraße auf der Höhe des Kindergarten unterbrochen werden.

In ihrem Antrag räumen die Grünen ein, daß es Gegner dieser Variante gebe: Diesen Einwänden "vermag der Ortsbeirat aufgrund seiner Verantwortung für das Allgemeinwohl nicht zu folgen", formulieren die Antragsteller.

Denn: Der Durchgangsverkehr im Viertel ist nach Meinung der Grünen "unzumutbar". sen

Urlauberauto von Leitplanke durchbohrt

FULDA. Auf der Rhön-Autobahn (A 7) starben am Samstag zwei Menschen kurz vor der Abfahrt Fulda-Nord. Eine Frau wurde lebensgefährlich verletzt. Das Unglück passierte gegen 15.35 Uhr, als ein Hamburger Fahrzeug (Audi Quattro), dessen Insassen sich auf dem Rückweg von einem Urlaub in Österreich befanden, beim Überholen eines Wagens aus bisher unbekannten Gründen ins Schleudern kam. Der Audi rutschte über die rechte Fahrbahn und prallte gegen eine Leitplanke, die zum Schutz vor dem dort zehn Meter tief abfallenden Hang angebracht ist. Durch den starken Aufprall bohrte sich die Leitplanke in Höhe des Rücksitzes quer durch das Fahrzeug, kam auf der anderen Seite noch fünf Meter heraus und wickelte sich dann regelrecht um das Unfallwrack.

Die 26jährige Mitfahrerin auf dem Rücksitz erlitt tödliche Verletzungen und wurde etwa zehn Meter weit herausgeschleudert. Der 37jährige Fahrer konnte trotz schneller Hilfe durch den Notarzt des ADAC-Rettungshubschraubers "Christoph 28" aus Fulda nicht gerettet werden und starb noch vor der Bergung durch die Feuerwehr. Die Frau des Fahrers auf dem Beifahrersitz wurde schwer verletzt.

Verwandte der Unfallopfer fuhren ebenfalls auf der A 7 ein Stück voraus und mußten im Rückspiegel den Unfall miterleben. Die Autobahn war eine halbe Stunde in Richtung Kassel vollgesperrt, danach wurde der Verkehr einspurig an der Unfallstelle vorbeigeleitet. Es kam zu einem kilometerlangen Stau. ma

Eintracht-Trainer Stepanovic wechselt nach Leverkusen

wl FRANKFURT A. M., 10. Januar. Trainer Dragoslav Stepanovic wird den Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt nach der laufenden Saison verlassen und zu Bayer Leverkusen wechseln. Stepanovic, während dessen Frankfurter Zeit die Eintracht bisher nur vier von 64 Bundesligaspielen verlor, unterschreibt in Leverkusen einen Zwei-Jahres-Vertrag. Kandidaten für die Nachfolge in Frankfurt sind noch nicht bekannt.

(Bericht im Sportteil, Seite 21)

"Wasser nicht vergiften und vergeuden" Sammlung der Sternsinger / Werben für entwicklungspolitisches Schwerpunktprojekt

BRUCHKÖBEL / HANAU. Pastoralreferent Norbert Klinger zeigt den Kindern im Gottesdienst der Bruchköbeler Pfarrei St. Familia einen Behälter mit trüber Brühe. Die stammt aus dem örtlichen Krebsbach. In den Fürbitten der Kinder heißt es später, wir sollten unser Wasser nicht länger "vergiften und vergeuden". Es geht gleichzeitig auch um "Mmili di Mma", so heißt in Nigeria "sauberes Wasser". Dafür sammelten die katholischen Sternsinger/innen in diesem Jahr Geld.

20 von ihnen sangen gestern auf Wunsch bei Bruchköbeler Familien vor. Und die aus der Hanauer Stadtpfarrei warben darüber hinaus am Samstag für das bundesweite entwicklungspolitische Schwerpunkt-Projekt in der Fußgängerzone. Sie verteilten Aufkleber mit Regenbogen und Negerkindern und dem bekannten "C+M+B", das sowohl für die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior, Balthasar steht als auch für "Christus mansionem benedicat" ("Christus segnet dieses Haus").

In St. Familia, einer fortschrittlichen katholischen Gemeinde, sind die Sternsingerinnen nicht von ungefähr in der Mehrheit. Sie tragen gemeinsam mit Pfarrer Walter Götz im Altarraum auch die Fürbitten vor. Dabei greifen sie zu dem Bild, sich nicht gegenseitig das Wasser abzugraben, um für Gerechtigkeit, Frieden und das Bewahren der göttlichen Schöpfung auf der Welt zu werben.

Daß Wasser neben Erde, Feuer und Luft zu den Grundelementen des Lebens gehört, hätten hierzulande leider viele Menschen vergessen, die mit dem Naß unbedacht umgingen, so Gemeindereferent Klinger in seiner Ansprache. Er fragte die Kinder, wie lange ein Mensch ohne Wasser auskommen könne. Die richtige Antwort lautete: sechs Tage - und damit nur ein Fünftel von der Zeitspanne, in der wir ohne feste Nahrung aushalten.

Krebsbach-Wasser oder noch dreckigeres aus einem zweiten gezeigten Krug, das wolle hier niemand trinken. Aber in Nigeria und anderen Entwicklungsländern müßten die Menschen damit vorlieb nehmen und würden davon krank.

Aus Mangel an sauberem Trinkwasser sterben laut Weltgesundheitsorganisation jährlich mehrere Millionen Kinder.

Und 1,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Vor diesem Hintergrund ist die Sternsinger-Aktion nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber eine Vielzahl kleiner Projekte kann zusammen Berge versetzen.

Klinger sah den Bezug zu den Heiligen Drei Königen darin, daß denen zwar an Materiellem nichts gefehlt habe, wie ihre Jesus-Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe zeigten.

Aber zum Leben notwendig sei auch gegenseitige Liebe, nach der sie sich mit Blick auf Jesus gesehnt hätten. Die Sternsinger/innen drückten ihre Solidarität mit ihrem Entwicklungshilfeprojekt aus. him

Der Gewalt auf der Spur Kinder- und Jugendbuchausstellung ist nun im Stadtteil

RÖDELHEIM. Viel neuen Lesestoff bietet die Bezirksbücherei Rödelheim ihren jüngeren Besuchern: Die Kinder- und Jugendbuchausstellung, die im November im Römer zu sehen war, war nun in die Radilostraße "gewandert". Die rund 700 Bücher waren nach Altersgruppen sortiert und über mehrere Tische verteilt. Sie luden ein zum Wühlen, zum Blättern und zum Entdecken: Von einem Buch mit ausgesuchten Bildern von Marc Chagall über die dritte Folge von Paul Maars "Sams-Geschichten" bis hin zu einem Ratgeber für Interrail-Reisende.

Träger der Schmöker-Schau sind das Jugendamt, die Stadtbücherei, das Stadtschulamt, der Stadtelternbeirat und der hessische Verleger- und Buchhändlerverband. Sie hatten dieses Mal auch Lesevorschläge für das Sonderthema "Der Gewalt auf der Spur" ausgesucht. Hierzu gab es Sachbücher für Kinder und Erwachsene sowie Jugendliteratur.

Titel wie "Neue Nazis im Osten" oder "Solange die hier keinen Ärger machen" sprachen für sich: Einer der Schwerpunkte waren der neue Rechtsextremismus und die Ausländerfeindlichkeit. Aber auch die tägliche Gewalt beim Sport und auf dem Schulhof wurden behandelt.

Erstaunlich viele neue Bücher setzten sich mit Kindesmißhandlungen auseinander. Bücher wie "Kein Anfassen auf Komando" und "Wenn ich nur darüber reden könnte . . ." bieten Kindern und Erwachsenen dazu Hilfe an.

Drei bis vier Schulklassen kamen jede Woche in die Bücherei, um sich die Ausstellung anzusehen. "Für die Kinder war das eine tolle Möglichkeit, die Bücherei kennenzulernen", freute sich Brigitte Siebeking. Die Bibliothekarin hatte eine Rallye mit Fragen zu den neuen Büchern vorbereitet und bot außerdem Bibliotheksführungen an.

In einer nachmittäglichen Vorlesestunde stellte sie einen Geheimtip vor: "Petruschkas Lackschuhe" von Vita Andersen. Es erzählt die Geschichte von einem Mädchen, daß sich ein Paar Lackschuhe zum Geburtstag wünscht. Petruschka ist frech, witzig, manchmal eigensinnig und vor allem einfallsreich. So verwendet sie etwa den Staubsauger ihrer Eltern als Sprungseil, bis schließlich der Schlauch abreißt und der Inhalt des Staubbeutels sich im Wohnzimmer verteilt.

Bei einer anderen Gelegenheit schneidet sie ihre langen Haare auf einer Seite ab und versucht dann, sie wieder anzukleben. Aus Wut darüber, daß das nicht gelingen will, vergreift sie sich dann an den Haaren ihrer Mutter. Diese muß zum Frisör, erhält aber anschließend als Geschenk "Zauberbilder, die Haare ganz schnell wachsen lassen."

Als Petruschka ihre Lackschuhe endlich bekommt, wird ihre Schwester Marie neidisch. Petruschka trägt die Schuhe zwar auch nachts im Bett, aber als sie eingeschlafen ist, zieht Marie sie ihr von den Füßen. Der Streit, der folgt, füllt das ganze Buch. Am Ende geht die entnervte Mutter mit den beiden in ein Schuhgeschaft und kauft für den Rest ihres Haushaltsgeldes sämtliche erhältliche Lackschuh-Paare: blaue, weiße und rosarote mit Schleife. Wieder daheim, träumt Petruschka von goldenen Lackschuhen...

Unter Brigitte Siebekings Zuhörern waren Franziska und Helena, die zwischendurch immer wieder kichern und lachen mußten. Aber nicht nur sie waren begeistert: "Das ist einfach ein tolle Geschichte", fand die Bibliothekarin: "Mir selbst hat das Vorlesen Spaß gemacht".

Wer sich das Buch und die Ausstellung ansehen will, hat dazu noch bis morgen, Freitag, 15. Januar, Gelegenheit - und zwar von 11 bis 19 Uhr. lub

Zivilgesellschaft 3

Die "vom Kutschbock des sozialistischen Rumpelgefährts abgesprungene Intelligenz" (Jens Reich) mußte sich in die neue Gesellschaft integrieren. Sie konnte das um so leichter, je größer ihre professionellen Fähigkeiten waren. Sie zeigte jedoch, daß es ihr schwerfiel, auf die alte privilegierte Stellung zu verzichten. Sie teilte diesen Mangel mit der Linksintelligenz Westeuropas, die ebenfalls einen starken Bedeutungsverlust erfuhr. Als Sinndeuter einer künftigen historischen Entwicklung zum humanen Sozialismus verlor sie durch den Zusammenbruch ihre Kompetenz und nicht selten ihre Glaubwürdigkeit, selbst, wenn sie sich nicht als fellow taveller des realen Sozialismus kompromittiert hatte. Larmoyanz breitete sich daher unter der Intelligenz in West und Ost gleichermaßen aus.

Die populistischen Vereinfacher waren die Profiteure des ideologischen Vakuums, das die Idee einer zivilen Gesellschaft in der Hochstimmung der samtenen Revolution vorübergehend auszufüllen schien. Ein weiteres Paradoxon wurde sichtbar: Die westliche Intelligenz, die sich um das Banner der Zivilgesellschaft scharte, hatte in der Transformationsphase gehofft, daß es einen Einfluß der zivilgesellschaftlichen Hochstimmung von Ost nach West geben werde. Sie haben daher - gegen die eigentlichen Prämissen ihrer Ausgangsposition - möglichst viele Institutionen und Sicherungen des alten sozialistischen Systems zu erhalten versucht.

In Ostdeutschland setzte Modrow anfangs seine Hoffnungen auf Gorbatschow. Außer den von der Besatzungsmacht 1945-1949 geschaffenen Eigentumsverhältnissen gelang es kaum, davon etwas in den deutsch-deutschen Verträgen sicherzustellen. In der Zeit der Regierung de Maizières hofften die westdeutschen Linken, daß die Verhandlungsmacht einer nunmehr freigewählten DDR-Regierung ausreichen werde, um einige "Errungenschaften" des alten Systems zu retten. Auch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch. Noch hat es keine Klage auf der Basis der innerdeutschen Einigungsverträge gegeben. Sie waren auch hinreichend vage formuliert worden, etwa bei der Zusicherung einer "pfleglichen Behandlung der Kultur der DDR", um nicht einklagbar zu werden. Unklar war zudem, wer nach dem Beitritt Wächter der Einhaltung der Verträge sein könnte. Selbst das Bundesverfassungsgericht hat eher mit Gründen der Billigkeit argumentiert, und weniger auf Anspruchsgrundlagen der Ostdeutschen aufgrund der Verträge der beiden deutschen Staaten abgehoben.

Die westdeutschen Anhänger der Zivilgesellschaft zogen sich grollend zurück und weigerten sich, auf den fahrenden Zug einer neuen Nationalstaatlichkeit zu springen. Sie wußten aber, daß sie eher der östlichen Intelligenz helfen mußten, zivilgesellschaftliche Elemente der Aufbruchstimmung von 1989 zu retten, als daß sie hoffen durften, von den ex-sozialistischen Anhängern Vorbilder für eine dauerhafte zivilgesellschaftliche Kommunikation zu erhalten. Die osteuropäische Intelligenz trat vielfach den Rückzug an, durch Anpassung oder Eskapismus. Die nachholende Modernisierung überrollte den ersten zivilgesellschaftlichen Konsens und unterwarf sich den Anpassungsprozessen der zweiten nachholenden Modernisierung.

Die westliche Linke hatte einen Fehler gemacht: Sie versuchte in der Tradition des Kampfes gegen den bürokratischen Sozialismus das Konzept der Zivilgesellschaft gegen den übermächtigen Staat einzusetzen. Im Falle Deutschlands schien dies der Moloch eines erweiterten Nationalstaates zu sein. Dieser drohte seinen moderat auf Verfassungspatriotismus geeichten Grundkonsens zu verlieren. Das Konzept der Zivilgesellschaft gewann aber Anfang der neunziger Jahre eine neue Stoßrichtung. Es wurde nicht gegen den zu starken, sondern gegen den schwachen Staat gerichtet. Gerade im Ausland stoßen sehr demokratische Züge des Systems auf Unverständnis: Sie sehen nicht, daß eine Demokratie mit radikalen Maßnahmen sich immer schwer tut. Eine föderalistische Demokratie, die im Kampf gegen den Rechtsextremismus, auf den sie nicht vorbereitet war, lange Phasen der Koordination zwischen den Ländern und dem Bund und den Ländern vorschalten muß, scheint besonders behindert bei der Bekämpfung neuer Gefahren. Hier hat eine neue Konzeption der Zivilgesellschaft kompensatorische Hilfe für Staatsschwäche angeboten: die Zivilgesellschaft nahm die Manifestation der Meinungen der Mehrheit demokratischer Bürger in die eigene Hand.

Zweite Box-Bundesliga Rausch sieht den CSC wieder mal betrogen

Die Amateurboxer des CSC Frankfurt bleiben in der Zweiten Liga weiter sieglos. Auch an der polnischen Grenze gegen den bislang ohne Punkterfolg gebliebenen BC Schwedt setzte es für die Schützlinge von Olaf Rausch eine überaus unglückliche Niederlage.

"Wir wurden schlichtweg betrogen", schimpfte der CSC-Coach, den insbesondere die Punktniederlage seines Weltergewichtlers Kökal ärgerte. Der Türke bestimmte drei Runden lang den Kampf, landete gegen Ibrahim Alberto viele klare Kopftreffer - und verlor dennoch nach Punkten. Auch der Einsatz des für Schwedt boxenden russischen Mittelgewicht-Vizeweltmeisters Alexander Lebziak (Sieg gegen Solomon Petru) schien auf Grund der ungeklärten Freigabekriterien regelwidrig.

Wieder in Topform präsentierten sich die CSC-Punktsieger Künzler (Halbmittel), Bisrat (Bantam) und Abbruchsieger Willi Fischer. Der Superschwergewichtler beendete seinen Kampf bereits nach 30 Sekunden durch einen rechten Haken. Gegner Bischkowski war zuvor zu spät zum Wiegen erschienen und disqualifiziert worden. Warum er später doch starten durfte ist unklar. go

IRK-Besuch in Südlibanon: Mit leeren Händen im Niemandsland

Von Armin Wertz (Jerusalem)

Mit Rufen "Allahu akbar", Gott ist groß, empfingen die über 400 deportierten Palästinenser am Samstag den UN-Hubschrauber, der zwei Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes brachte. Die beiden IRK-Vertreter waren mit Zustimmung der Regierungen Israels und Libanons durch den Grenzübergang Rosh Hanikra zum libanesischen UN-Hauptquartier in Nakoura gebracht worden, von wo sie anschließend in das Lager der Deportierten flogen. Reto Meister, IRK-Chef in Israel, sagte anschließend, die Lage im Lager sei aufgrund der harten Wetterbedingungen, die derzeit in der Region herrschen, sowie des Mangels an Medikamenten "ziemlich schwierig".

Der Sprecher der Deportierten, der Arzt Abdul Aziz Rantisi, hatte zuvor erklärt, über 200 der 415 Lagerinsassen seien krank, 52 davon litten an Erkrankungen wie Diabetes, schlechten Nierenfunktionen oder anormalem Blutdruck. Die beiden IRK-Vertreter kehrten mit einem 16jährigen Jungen, der nach israelischen Angaben "irrtümlich" deportiert worden war, und einem 31jährigen zurück, den sie in ein Krankenhaus zur Behandlung eines Nierenleidens einwiesen.

Für einen zweiten Besuch der beiden IRK-Leute, den Israel genehmigt hat, um neun weitere "irrtümlich" Deportierte zurückzuholen, erteilte die libanesische Regierung keine Genehmigung. Die Israelis sollten die Deportierten "durch die israelischen Linien herausholen", sagte Libanons Ministerpräsident Rafik al-Hariri: Die Palästinenser müßten Libanon wieder "auf dem gleichen Weg verlassen, wie sie hereingekommen sind". Den Grenzübergang bei Metulla hat Israel jedoch inzwischen geschlossen.

Dennoch hofft das IRK, daß "in der kommenden Woche eine Lösung gefunden" wird. Gleichzeitig kündigte das IRK an, bei ihrem nächsten Besuch sollten seine Vertreter "nicht mit leeren Händen" zu den Deportierten kommen. Das IRK wolle Hilfsgüter und Medikamente bringen.

Er mache sich "keine Sorgen darum, was die Vereinten Nationen unternehmen", hatte Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin die Forderung des UN-Generalsekretärs Butros Ghali nach Sanktionen gegen Israel letzte Woche zurückgewiesen. Inzwischen gab Israels Botschafter in Washington die Zusage der US-Regierung bekannt, daß "die USA keinesfalls zulassen werden, daß der Sicherheitsrat einer Resolution zustimmt, die zu Sanktionen gegen Israel führen könnte". Gleichzeitig versicherte Palästinenserführer Faisal Husseini nach einem Gespräch mit dem UN-Abgesandten Chinmaya Gharekhan, daß die palästinensische Delegation nicht zu den Friedensverhandlungen zurückkehren werde, ehe die Deportierten nicht zurückgekehrt seien.

Firmen-Telegramm

Saarbergwerke bauen Stellen ab Die Saarbergwerke werden die Belegschaft bis 1995 auf rund 15 000 Beschäftigte reduzieren. Die Kohleförderung soll dann nur noch 8,2 Millionen Tonnen betragen. Im vergangenen Jahr wurde das Personal bereits um 500 auf knapp 18 300 Männer und Frauen verringert. Die Produktion sank um 230 000 auf 9,1 Millionen Tonnen. Der Absatz fiel um acht Prozent auf knapp neun Millionen Tonnen. Inzwischen liegen an der Saar rund eine Million Tonnen Kohle auf Halde. George Walker vor dem Kadi George Walker, bis August 1991 Chef der in Freizeitaktivitäten tätigen Gruppe Brent Walker, ist des Diebstahls von 12,5 Millionen Pfund (rund 31 Millionen Mark) aus seinem früheren Unternehmen angeklagt worden. Zusammen mit dem früheren Finanzdirektor Wilfried Aquiliuna wurde ihm von einem Gericht außerdem Bilanzfälschung in zwei Fällen zur Last gelegt. Gegen eine Kaution von umgerechnet rund 1,2 Millionen Mark wurde Walker bis zur Hauptverhandlung am 2. April auf freien Fuß gesetzt. Führungswechsel bei Glunz Neuer Vorstandschef des Holzwerkstoff-Herstellers Glunz wird der bisherige stellvertretende Vorsitzende Ernst Wortberg. Er wird am 1. August den bisherigen Amtsinhaber Olaf Glunz ablösen, der an die Spitze des Aufsichtsrates wechselt.

Eastman Kodak verringert Belegschaft Der amerikanische Foto-Konzern Eastman Kodak will nach Zeitungsberichten 3000 Stellen streichen. Noch im Januar sollen 1000 Männer und Frauen entlassen werden. Das Unternehmen hat die Angaben weder bestätigt noch dementiert. Spanier bieten Reisen in Deutschland an Die deutschen Reiseveranstalter erhalten Konkurrenz aus Spanien. Das Touristik-Unternehmen Tiempo Libre hat mit dem Start des EG-Binnenmarktes eine Tochter hierzulande gegründet. Nach Angaben von Geschäftsführer Christoph Heinberger will die Gesellschaft sich zunächst auf den Verkauf von Spanien-Reisen konzentrieren. An Tiempo Libre ist unter anderen die Fluggesellschaft Iberia beteiligt. Wirichs wieder in Familienbesitz Die Wirichs-Gruppe, die zahlreiche Baumärkte, Gartencenter, SB-Warenhäuser und Supermärkte unterhält, ist seit Jahresbeginn wieder voll im Besitz der Familie Wirichs. Nach Angaben des Unternehmens wurden die vom Kaufhaus- Konzern Asko gehaltenen Anteile in Höhe von einem Drittel an der Wolfgang Wirichs GmbH & Co zurückerworben. Die Krefelder Firma hat im vergangenen Geschäftsjahr 1991/92, das am 30. September zu Ende ging, rund 715 Millionen Mark umgesetzt.

Kurz gemeldet

"Arme Juden, reiche Juden" "Arme Juden, reiche Juden" ist ein Vortrag über den "Wandel jüdischer Sozialeinrichtungen im 18. und 19. Jahrhundert" überschrieben, den Uri Kaufmann von der Heidelberger Hochschule für Jüdische Studien am Mittwoch, 13. Januar, 19.30 Uhr, im Filmraum des Jüdischen Museums am Untermainkai 14-15 hält.

"Narrenexpreß" geht auf kleine Weltreise

BAD VILBEL. Auf eine kleine Weltreise begibt sich in diesem Jahr der Narrenexpreß der Bad Vilbeler Fidelen Sandhasen. Ausgangsbahnhof ist das katholische Pfarrhaus St. Nikolaus, Abfahrtszeit: 23. Januar um 19.11 Uhr. Baguette, Wein und Sekt werden den Reisenden in "Frankreich" angeboten, bevor es von dort in die Karibik geht, wo Närrinnen und Narrhalesen Cocktails, auch alkoholfrei, probieren können. Nächster Halt ist im "Wilden Westen" bei Chili con carne und Tequila. Zur Unterhaltung gibt es für die Gäste zwischen den einzelnen Stationen Tanzdarbietungen, im Anschluß an das Programm dürfen sie selbst aufs Parkett. cor

Hohe Belohnung im Fall Computerteile-Diebstahl

ORTENBERG / WIESBADEN. Für Hinweise, die dem Landeskriminalamt helfen, den Raubüberfall auf die Elektronikfirma "Schött-Schnell" in Lißberg aufzuklären, sind inzwischen hohe Belohnungen ausgesetzt worden. Das teilte die Kripo Friedberg jetzt mit.

Danach gibt's für einen Hinweis, der zur Ermittlung und Überführung der Täter führt, 20 000 Mark. Zusätzlich sind für die Wiederbeschaffung des Diebesgutes zehn Prozent des Gesamtwertes, maximal jedoch 80 000 Mark ausgesetzt. Hinweise nehmen das Hessische Landeskriminalamt in Wiesbaden (Tel. 06 11 / 8 31) und die Polizeidirektion Friedberg (Tel. 0 60 31 / 60 10) entgegen. Bei beiden Stellen war gestern nichts darüber zu erfahren, ob die Polizei eine heiße Spur verfolgt. Wie die FR berichtete, hatten vier Maskierte bei dem Überfall vom Donnerstag Computerteile im Wert von rund 1,5 Millionen Mark erbeutet. mk

Zivilgesellschaft 4

Jürgen Habermas hat wohl am pointiertesten für die Linke formuliert, daß die Zivilgesellschaft kein Allheilmittel gegen Staats- und Gesellschaftsversagen ist. Ein Vorurteil gegen die Institutionen, wie es ihm viefach unterstellt worden ist, hat er seinem neuen Werk Faktizität und Geltung von 1992 endgültig widerlegt, wenn er es je gehabt haben sollte. Seine Hoffnungen sind auf die nicht-staatlichen und nicht-ökonomischen Zusammenschlüsse der Bürger auf freiwilliger Basis gerichtet. Die Zivilgesellschaft erscheint als das lang gesuchte Bindeglied zwischen der "Lebenswelt" und der "politischen Öffentlichkeit". Aber sie ist nicht die stark zersplitterte Lebenswelt selbst, und sie ist nicht gefeit gegen populistische Entartungen.

Bleibt die Zivilgesellschaft als ein normatives Ideologieprodukt, dem man in Osteuropa ebenfalls Staatsversagen anlasten muß, und das im Westen gegen die Einrichtungen der repräsentativen Demokratie gerichtet sind? Keineswegs. Angesichts des Staatsversagens in Deutschland lassen sich neuerdings durchaus erfreuliche Ansätze einer zivilgesellschaftlichen Gesinnung erkennen. Allzu lange hat die politische Elite gezögert, Flagge gegen den neuen Rechtsextremismus zu zeigen. Die Republikaner wurden bis vor kurzem nur in Nordrhein-Westfalen vom Verfassungsschutz observiert. Die neue rechte Gefahr wurde bagatellisiert. Schien sie nicht eine Erscheinung des "lunatic fringe", der "verrückten Randszene" der Gesellschaft? Erst das tatenlose und zum Teil beifällige Zusehen der Bürger bei den Übergriffen gegen Asylanten in Rostock hat einer schweigenden Mahrheit die Augen dafür geöffnet, daß die Gesellschaft selbst sich als Zivilgesellschaft zum Handeln aufgerufen fühlen muß, wenn die politische Elite säumig ist.

Vom Bundeskanzler hätte man erwartet, daß er am Tag nach den Ereignissen von Rostock vor Ort gewesen wäre. Auch in Mölln begnügten sich die Herrschenden mit der Präsenz des Ministerpräsidenten Engholm. Die große Demonstration in Berlin wurde mit Verspätung organisiert und war von unschöner Nichtbeteiligung aus Bayern begleitet. Als ein paar Linke die Veranstaltung störten, haben die Veranstalter nicht eben souverän reagiert. Der "Erfolg" der Veranstaltung wurde erst im Nachhinein gegen ein negatives internationales Presseecho konstruiert.

Zum Hoffnungsträger der Zivilgesellschaft gegen das Staatsversagen wurden die Lichterketten, die von freien gesellschaftlichen Vereinigungen an vielen Orten mit immer breiterer Beteiligung der Bevölkerung gebildet worden sind. Sie haben erste Wirkung gezeigt: Die rechte Szene, die sich gern in der latenten Zustimmung der Bürger für ihr zerstörerisches Tun berief, bekam den Beweis vorgeführt, daß sie nicht "Deutschland" repräsentierte, wie sie gern vorgab. Hoffnungsvolle Anzeichen hat es auch vorher schon gegeben. Die beispiellose Solidarität mit den Hungernden in Rußland, und später die Bereitschaft, etwas für die Bürgerkriegsflüchtlinge in Bosnien-Herzegowina zu tun. Die Kritik im Ausland an den deutschen Entgleisungen übersah gelegentlich diese Ansätze zu einem zivilgesellschaftlichen Ethos im vereinten Deutschland. Verfassungsschutz durch Verfassungspatriotismus drängte die politische Elite zum Handeln.

Doch nicht alle Probleme des Landes können auf diese Weise gelöst werden. Die Zivilgesellschaft bleibt ein weitgehend normativ-politisches Konzept. Erstmal richtet es sich nicht gegen eine Staatsbürokratie wie im zerfallenen Sozialismus, sondern gegen Teile der Gesellschaft, die sie am Rechtsterrorismus aktiv oder passiv beteiligten. Staatsrechtler werden nicht säumen, darin neue Gefahren für die repräsentative Demokratie zu wittern. Selbsthilfe der Gesellschaft gegen extremistische Minderheiten wird aber nicht als Bürgerkriegsgefahr wahrgenommen, solange die Kerzenrevolution ihr Pendants in friedlichen Lichterketten findet.

Weitere Betätigungsfelder für die Ansätze einer Zivilgesellschaft müssen entdeckt werden. Nur mit Aufklebern "Fremdenhaß - ohne uns" ist das Problem nicht zu lösen. Das hat die Kampagne der sozialistischen Partei Frankreichs gezeigt, die gegen den populistischen Len-Pen-Radikalismus die Parole "Ne touche pas mon pôte", "Rühr meinen Kumpel nicht an", ausgegeben hatte. Gruppen zur aktiven Betreuung von Ausländern und Asylanten sind an vielen Orten entstanden. Integrationsbemühungen müssen auf Dauer gestellt werden, jedenfalls für den Teil der Immigranten, die ein längerfristiges Bleiberecht in Deutschland erhalten. Die Wirtschaftsblindheit mancher neuer sozialer Bewegungen und einiger idealistischer Konzeptionen der Zivilgesellschaft müssen nicht auf Dauer erhalten bleiben. Auch wirtschaftliche Hilfen zur Integration lassen sich ausbauen. Erste Experimente in westdeutschen Städten haben dies gezeigt.

Die Staatsverdrossenheit am Ende der achtziger Jahre war eher von einem passiven Zynismus getragen. Neopopulistische Kritik an der politischen Klasse hat diese medienverstärkt weiter verbreitet. Aber es fehlte ein positives Konzept. Die Einsicht, daß in einer postindustriellen Gesellschaft der Staat nur eine begrenzte Fähigkeit zur Steuerung behält, ist wichtig, darf aber nicht in zynische Untätigkeit der Gesellschaft umschlagen. Den Theoretikern der Entzauberung des Staates fällt noch heute kaum ein Konzept für ein akteursbetontes Handeln der Gesellschaft ein. Große Teile der Gesellschaft haben diese abstrakten Debatten nicht zur Kenntnis genommen oder wieder zu den Akten gelegt und zu handeln begonnen. Es zeigte sich, daß es kein einseitiges Staatsversagen gibt. Staatsversagen ist immer auch Gesellschaftsversagen - das haben die Ansätze zu einer neuen Zivilgesellschaft gezeigt.

Der Tempelsturm von Ayodhya war kein "Ausrutscher" In Indien greift die religiöse Gewalt auf die Industriemetropolen über und legt das Land lahm

Der Tempelstreit von Ayodhya sorgt weiter für Blutvergießen in Indien. Seit einer Woche massakrieren sich abermals Hindus und Moslems in Bombay und in der Industriemetropole Ahmedabad, der Stadt des Friedensapostels Gandhi. An die hundert Menschen wurden schon wieder umgebracht. Sie kommen hinzu zu den über 1200 Toten, welche die Blutwoche im Dezember forderte, die dem Sturm der alten Babri Moschee durch fanatische Hindus folgte. Premierminister Narasimha Rao hat seine Teilnahme am Gipfeltreffen der südasiatischen Staaten Von Gabriele Vensky abgesagt, das in dieser Woche in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch stattfinden sollte, worauf die ganze Konferenz vertagt wurde. Offiziell wurden Sicherheitserwägungen als Grund angegeben. Immerhin ist es erst eine Woche her, seit 50 000 aufgebrachte Muslims aus dem islamischen Bangladesch versuchten, die Grenze nach Indien zu durchbrechen, um die zerstörte Moschee in Ayodhya wiederaufzubauen. Aber der indische Regierungschef, der immer noch behauptet: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen", obwohl seine Unentschlossenheit immer mehr für die Zuspitzung der Krise verantwortlich gemacht wird, weiß genau, daß es in seinem Land drunter und drüber geht.

Die neuen Unruhen, bei denen abermals Menschen bei lebendigem Leib verbrannt und zu Tode gehackt wurden, bei denen es zu Massenvergewaltigungen von Frauen kam, wo abermals ganze Straßenzüge in Schutt und Asche gelegt wurden, was die Lebensgrundlage von Tausenden, meist sehr armer Menschen zerstörte, aber auch die aggressiv provokative Haltung der Hindu-Extremisten zeigt, daß Ayodhya kein "Ausrutscher" und keine vorübergehende Krise war, wie es die indische Regierung gern darstellen möchte, sondern Teil einer exakt geplanten Strategie mit dem Ziel, das säkulare und, bei allen Einschränkungen, doch immer noch demokratische Indien durch einen faschistischen Hindu-Staat zu ersetzen. In diesem Zusammenhang ist die in Indien heiß debattierte Frage längst akademisch, ob die Zerstörung der Ayodhya- Moschee von langer Hand vorbereitet war. Nicht zufällig waren ja Zehntausende Freiwillige mit Pickeln, Schlaghämmern und Stangen herbeigeschafft worden, alles Werkzeuge, die für eine Gesangs- und Gebetszeremonie, wie sie angekündigt war, nicht gerade vonnöten sind. Zwar mag die Führung der rechts- nationalistischen Indischen Volkspartei BJP immer noch unter Arrest stehen, weil ihr wegen Volksverhetzung der Prozeß gemacht werden soll. Aber diese sich respektabel gebenden Leute haben längst die Kontrolle über ihre straff organisierten Sturmtruppen verloren, die nun aus dem Untergrund agieren, und auch über das Heer safrangewandeter, halbgebildeter Sants und Sadhus, die sich nicht mehr allein als heilige Männer verstehen, sondern die als sogenannte Speerspitze der Hindutva Anspruch auf eine politische Rolle erheben.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Hindu-Extremisten nicht durch irgendeine Aktion ihren Druck auf die Regierung verstärken. Daß sie eine Liste mit 3000 Moscheen aufgestellt haben, die dem Erdboden gleichgemacht werden sollen, wie die in Ayodhya, weil sie angeblich auf einem ehemaligen Hindu-Tempel stehen, haben sie bereits angekündigt. Aber nun soll auch die größte Moschee Indiens, die Jama Masjid in Alt-Delhi dran glauben. Auf einem Treffen der Sants und Sadhus am 25. Januar soll darüber entschieden werden. Außerdem verlangen sie, die Verfassung zu ändern, denn in ihrer jetzigen Form (nämlich der demokratischen, welche die Minderheiten schützt), verewige sie das imperialistische britische System, das nicht geeignet sei, eine homogene Hindu-Nation zu schaffen. Gleichzeitig sind das Nationale Freiwilligenkorps RSS, die Weltorganisation der Hindus VHP und die Brigade des Gottes Hanuman Bajrang Dal im Untergrund dabei, ihre millionenfache Anhängerschaft auf die nächsten Schläge vorzubereiten. "Die können von zivilem Ungehorsam bis zum Bürgerkrieg reichen", kündigte der BJP-Parlamentsabgeordnete des Wahlkreises an, in dem Ayodhya liegt.

All das sind Entwicklungen, welche von der indischen Regierung dringende politische Gegenmaßnahmen erfordern. Doch nichts dergleichen geschieht. Daß Indien dabei ist, seine politische Glaubwürdigkeit vollends zu verspielen, scheint Delhi nicht zu beunruhigen. Statt dessen bezichtigt man die ausländische Berichterstattung der Panikmache und begnügt sich mit hohlen Symbolen.

Zwar hat die Regierung das umstrittene Gelände in Ayodhya beschlagnahmt, aber wie will sie eigentlich ihre Ankündigung in die Tat umsetzen und an der Stelle die Moschee wiederaufbauen? Dort, wo die Hindu-Fanatiker im Dezember in aller Eile bereits einen provisorischen Tempel errichtet haben, dort, wo vor 600 000 bis 900 000 Jahren angeblich der Gott Ram geboren worden sein soll? Ministerpräsident Nehru war noch bereit gewesen, das ganze Streitobjekt eigenhändig zu schließen, und geschlossen wurde es dann tatsächlich, bis ein unverantwortlicher Richterspruch es 1985 wieder öffnete.

Narasimha Rao dagegen will dem Obersten Gerichtshof überlassen zu entscheiden, was eigentlich Sache der Archäologen wäre, nämlich festzustellen, ob an der umstrittenen Stelle ein Hindu- Tempel stand, ehe der erste Moghul-Kaiser Babar dort als Symbol der neuen Herrschaft seine Moschee baute.

Das Oberste Gericht von Uttar Pradesh, dem Unionsstaat, in dem Ayodhya liegt, hat dagegen bereits beschieden, die Götterstatuen in dem provisorischen Ram-Tempel müßten besser als bisher, nämlich zumindest durch ein festes Dach geschützt werden, und es müsse den Hindus gestattet werden, an dieser Stelle ihren Gott zu verehren. Das birgt neuen Zündstoff, denn nun wollen sich auch die Muslims zum Gebet an die Abrißstelle in Marsch setzen. Doch damit nicht genug. Der säkulare Premierminister Narasimha Rao scheute sich nicht, ausgerechnet in dieser Situation, in der mit Hilfe der Religion die derzeitige politische Katastrophe heraufbeschworen wurde, im Angesicht der Fernsehkameras der Nation demonstrativ eine Pilgerfahrt zu einem berühmten Tempel zu unternehmen, um sich den Segen der Brahmanen-Priester zu holen.

Nichts könnte deutlicher zeigen, daß es allen Beteiligten nicht um den Frieden, sondern allein um die Macht im Lande geht. So wie nach wie vor die Schuldigen für die Massaker an Tausenden von Sikhs nach der Ermordung Indira Gandhis 1984 nicht zur Verantwortung gezogen worden sind, scheut sich die regierende Kongreß-Partei auch jetzt politisch einen klaren Kurs einzuschlagen, aus Angst, sie könnte darüber Wählerstimmen verlieren.

Jüngste Meinungsumfragen zeigen nämlich, daß bei vorgezogenen Neuwahlen, wie die BJP sie fordert, der schon jetzt über keine Mehrheit mehr verfügende Kongreß weitere Sitze im Parlament verlieren würde, während die größte Oppositionspartei, die BJP, hinzugewänne. Deshalb will auch die Vereinigte Linke solche Wahlen nicht, die ja kaum etwas anderes wären als ein Referendum über den Weiterbestand der indischen Demokratie.

Ayodhya war ein schwerer Rückschlag für die wirtschaftliche Reformpolitik Delhis, deren Gelingen wesentlich davon abhängt, daß ausländische Investoren ihr Geld und ihr Wissen nach Indien bringen. Die weiter anhaltenden Unruhen, die in Bombay das Wirtschafts- und Finanzzentrum des Landes lahmlegen, und die "Zeichen von Impotenz", welche die "Times of India" an der Regierung feststellt, sind nicht dazu angetan, das Ausland zu beruhigen. Ayodhya stellt damit nicht nur die politische, sondern auch die wirtschaftliche Zukunft Indiens in Frage.

Schlag gegen "gewaltbereite Rechtsradikale": Acht Jugendliche wurden

vorläufig festgenommen

Kripo fand in ihren Wohnungen Propagandamaterial

HUNGEN / WETTERAUKREIS. Als einen gelungenen Schlag gegen gewaltbereite, rechtsradikale Jugendliche wertet Polizeipräsident Manfred Meise eine Aktion der Gießener Kripo in Hungen. In den frühen Morgenstunden des Freitags hatten Beamte des Staatsschutzkommissariates und anderer Abteilungen acht Wohnungen von Heranwachsenden in Hungen und verschiedenen Stadtteilen durchsucht und dabei Propagandamaterial rechtsextremistischer Parteien und Verbände sichergestellt, darunter auch Broschüren der kürzlich verbotenen "Nationalen Front" (NF) sowie sogenannte Krähenfüße und Wurfsterne. Acht Jugendliche im Alter zwischen 14 und 21 Jahren wurden vorläufig festgenommen. Die Durchsuchungsaktion erfolgte auf Beschluß des Amtsgerichtes Nidda. Ob der Kreis der Festgenommenen auch Kontakte in die Wetterau unterhielt, konnte der Sprecher der Gießener Einsatzzentrale gestern nicht sagen. In den vergangenen Monaten waren im Raum Hungen zahlreiche rechtsextremistische, antisemitische und fremdenfeindliche Straftaten von Unbekannten verübt worden. Neben Farbschmierereien mit ausländerfeindlichen Parolen waren dies am 2. April '92 ein Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Inheiden, am 30. August die Schändung einer jüdischen Gedenkstätte in Hungen, am 3. Oktober das Absingen von Nazi-Liedern während einer Musikveranstaltung in Hungen, am 25. Oktober die Bedrohung von Asylbewerbern in Hungen sowie am 18. November die Schüsse auf das Flüchtlingsheim "Quellenhof" in Hungen. Besorgte Anrufe von Bürgern Parallel dazu sollen sich die Anrufe besorgter Bürgerinnen und Bürger beim Staatsschutzkommissariat gehäuft haben, die von rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Jugendlichen berichteten. Sie sollen gruppenweise und einheitlich gekleidet aufgetreten sein. Kurzgeschorenes Haar, Bomberjacken und Springerstiefel seien ihre Erkennungszeichen.

Das Attentat auf das Flüchtlingsheim "Quellenhof" konnte bekanntlich Anfang Dezember geklärt werden. Ein 19jähriger gestand, fünfmal aus einem Auto heraus Nicht "einschlägig bekannt gewesen auf das Gebäude geschossen zu haben. Als Motiv soll er Haß gegen Asylbewerber und Ausländer angegeben haben. Mit ihm sitzt ein 31jähriger in Untersuchungshaft, der als Mittäter gilt.

Die Untersuchungen in diesem Fall ergaben, daß sich um den 19jährigen eine Gruppe junger Leute geschart hatte. Im Zuge der Ermittlungen gegen sie wurden jetzt auf Beschluß des Amtsgerichts Nidda ihre Wohnungen durchsucht. Die Beamten nahmen dabei einen 14-, fünf 16-, einen 20- und einen 21jährigen vorläufig fest.

Sechs davon sind Schüler, von den beiden älteren ist der eine arbeitslos, der andere Soldat. Alle acht waren der Polizei bislang nicht "einschlägig" bekannt. Inwieweit sie für die erwähnten Straftaten in Frage kommen, müssen die Ermittler klären. mk

Montag, 11. Januar

Theater Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".

Hessischer Rundfunk, Foyer Bertramstr. 8: Augsburger Puppenkiste - 10 Uhr, "Der Prinz von Pumpelonien", Teil 1 und 2; 14 Uhr, Teil 3 und 4. Musik Oper, Opernplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Five Pieces Plus One.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Yynxed. Spritzenhaus, Gr. Ritterg. 41-43: 19 Uhr, Duett.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 h, Jo Piano Solo.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: 20 Uhr, Yancy Taylor Trio.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Paul Taylor Dance Company. Kino / Filme Café Exzess, Leipziger Str. 91: 20 Uhr, "Die andere Seite des Lebens - Reportage über KonstiKids". Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 18 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge/Diskussionen Schauspiel Frankfurt/ Patronatsverein für die Theater der Stadt Frankfurt, Theaterplatz: 18 Uhr, Gespräch mit Hans Hollmann, Regisseur.

Institut für Sozialforschung, Universität, Senckenberganlage 26: 14 Uhr, Vortrag in der Reihe "Geschlechterverhältnisse und Politik" - "Reflections on Gender"; 16.30 Uhr, Vortrag "Kontinuität und Bruch: Ärztinnen von Weimar bis in die Nachkriegszeit in Deutschland und im Exil".

Landsmannschaft der Ost- u. Westpreußen e. V. und Danziger: 15 Uhr, Dia-Vortrag "Studienfahrt der Kreisgr. nach Thüringen u. Dresden"; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge, Haus Dorn- busch; 14 Uhr, Kegeln, Ginnheimer Turnhalle.

Nordendgruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 19.30h, Treffen, Eckenheimer Landstr. 93.

Bund der Fußgänger: 19 Uhr, Treffen, "Elsässer Eck", Hohenstaufenstr. 2. Blutspende-Termine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 12.1., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Mi., 13.1., 17 bis 20 Uhr, Fechenheim, Hch.- Kraft-Schule, Fachfeldstr. 34. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel.28 35 25; Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstr. 13, Tel. 43 92 05; Apotheke am Weißen Stein, Eschersheim, Am Weißen Stein 11 / Altheimstr. 20, Tel. 52 16 78; Hausener Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstr. 14, Tel. 78 88 33; Internationale Apotheke im Hessen- Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstr. 235, Tel. 6 31 15 22; Mozart-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 24, Tel. 38 30 48; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Schumann-Apotheke, Schumannstr. 36, Tel. 75 24 09; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 120, Tel. 30 29 29. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierarzt Kind, Holbeinstr. 76, Ffm.-Sachsenhausen, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Montag, 11. Januar

Theater Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".

Hessischer Rundfunk, Foyer Bertramstr. 8: Augsburger Puppenkiste - 10 Uhr, "Der Prinz von Pumpelonien", Teil 1 und 2; 14 Uhr, Teil 3 und 4. Musik Oper, Opernplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".

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Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Duett.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.

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Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Paul Taylor Dance Company.

Neun Autos aufgebrochen und eines demoliert

BAD VILBEL. Ein 20jähriger Bad Vilbeler wurde auf frischer Tat ertappt, als er am Sonntag mittag in der Alten Straße an Autos herumwerkelte. Anwohner hatten die Vilbeler Polizei alarmiert. Der Beschuldigte gab laut Polizei zu, einen VW Golf aufgebrochen zu haben.

Insgesamt neun Autoaufbrüche wurden der Vilbeler Polizeistation außerdem am Freitag und Samstag gemeldet. Aus den Fahrzeugen wurden Gegenstände im Wert von rund 3500 Mark entwendet. Den Schaden, den die Diebe anrichteten, beziffert die Polizei auf 5000 Mark.

Unerkannt konnte ein Autodieb entkommen, der einen in der Lohstraße geparkten Wagen Marke Mitsubishi Colt aufgebrochen und gestohlen, aber den Wagen schon nach zweihundert Metern gegen einen Zaun gefahren hatte. cor

Städelsches Kunstinstitutund Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm, wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego- Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II Peter Eisenman Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6.94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Accrochage - Gyjho Frank, Gabriele Hünninger, Inge Jastram, Elke Ulrich (bis 16. 1.).

Galerie der Dresdner Bank, Schillerstr. 19: geöffnet zu den Schalterzeiten, Ami Blumenthal - "Zwischen den Steinen" (bis 14. 1.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16. 1.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tell. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (bis 16. 1.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventen der Prager Akademie (bis 16. 1.).

Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vandermoere - Malerei (bis 22. 1.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).

Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BfG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordenstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.

Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24.12. bis 10.1.92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).

Graphisches Kabinet im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).

Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 75 90 40: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.). Ausstellungen Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 1 55 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).

Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F.K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).

Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.); Theaterferien 1. 1. bis 7. 1.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).

Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).

Altherrenruderer Wanderfahrten auf Main und Ems geplant

FRANKFURT-SÜD. Die Unternehmungen im vergangenen Jahr und die für 1993 geplanten Aktionen waren die Themen der Jahreshauptversammlung der Vereinigung der Altherrenruderer aus dem Ruderbezirk Frankfurt und Offenbach. Zweimal im Jahr organisieren die Sportler Wanderfahrten. So ging die Reise im vorigen Frühsommer zur befreundeten Rudergemeinschaft "Grünau" nach Berlin und im Herbst ruderten die alten Herren ein paar Tage auf der Lahn.

Auch das Leistungsrudern über zehn Kilometer ist ein fester Termin im Kalender der Altherren-Vereinigung. Hier können, im Gegensatz zu den Wanderfahrten, auch Damen teilnehmen. Im vergangenen Oktober ging es vom Bootshaus der Offenbacher Ruderer fünf Kilometer den Main hinauf und nach einer Wende wieder die gleiche Strecke zurück zum Offenbacher Vereinsdomizil.

Für 1993 sind wieder ähnliche Aktionen vorgesehen. An Fronleichnam, im Juni dieses Jahres, wollen die Herren wieder vier Tage auf "Wanderschaft" gehen, diesmal auf der Ems. Auf den Main, das Hausgewässer der Vereinigung, geht es voraussichtlich im Oktober. Zwei Tage lang wollen die Sportler dann, im Rahmen ihrer Herbstfahrt, von Würzburg aus flußabwärts fahren.

Ebenfalls weitergeführt werden soll in der Weihnachtszeit die Adventskneipe, bei der in den vergangenen Jahren auch regelmäßig Vorträge zu verschiedenen Themen gehört wurden. jan

EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Endrunde: Herforder EG - ESC Wedemark 2:10, ETC Timmendorf - EC Harz-Braunlage 10:5, REV Bremerhaven - ESC Frankfurt 4:14, Schalker Haie - ESC Wolfsburg 3:8.

Beim "Zirkus Don Balli" geht's drunter und drüber

ESCHBORN. Knalli und Balli haben wirklich nur Blödsinn im Kopf. Die beiden Clowns des Wiesbadener Tourneetheaters werden die jungen Eschborner morgen, Dienstag, ganz schön auf Trab halten. Sie treten in dem Theaterstück "Zirkus Don Balli in Nöten" auf und werden den kleinen Zuschauern klarmachen, daß sie für den Zirkusdirektor in die Bresche springen müssen. Denn nicht nur der Kapellmeister ist erkrankt, sondern auch die Artistenfamilie "Trampolinos", die mit Gipsbeinen nun wirklich nicht ihre waghalsigen Kunststücke zeigen kann. Und dann sind dem Zirkus auch noch jede Menge Tiere entlaufen . . .

Das Mitmachtheater ist für Jungen und Mädchen, die älter als drei Jahre sind, gedacht und beginnt um 10 Uhr in der Stadthalle. Der Eintritt kostet zwei Mark. Die Kasse öffnet um 9.45 Uhr. she

Wenige fahren zu schnell Radarmessungen des vergangenen Jahres in Rosbach ausgewertet

ROSBACH. Immer mehr Autofahrer nehmen den Fuß vom Gaspedal, wenn sie durch Rosbach fahren. Dieses erfreuliche Ergebnis brachten die Geschwindigkeitsmessungen im vergangenen Jahr. Gegenüber 1991 wurden 2,2 Prozent weniger Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt und 1,6 Prozent weniger Verwarnungen ausgesprochen.

Insgesamt wurde das Tempo von 31 285 Autos an 21 verschiedenen Meßstellen kontrolliert. In 2117 Fällen wurden Verwarnungen ausgesprochen, 109 Fahrer und Fahrerinnen bekamen einen Bußgeldbescheid des Regierungspräsidiums Kassel zugeschickt.

Für bemerkenswert hält es Bürgermeister Reinhold Medebach, daß die Geschwindigkeitsüberschreitungen nach der Diskussion um die Rechtmäßigkeit der Messungen im Frühjahr deutlich, und zwar von 39 Prozent auf 26 Prozent, zurückgegangen sei. Am häufigsten wird das Tempolimit allerdings nach wie vor in den Durchgangsstraßen überschritten. Die Statistiken zeigen auch, das breitere Straßen zu schnellerer Fahrt verleiten.

Die Konsequenz: Im Bereich der Erich- Kästner-Schule in der Petterweiler Straße in Rodheim wurde die Fahrbahn verengt.

Das soll in kürze auch in der Waldstraße geschehen. Mit der Polizei und dem Straßenbauamt wurden bereits Verhandlungen in die Wege geleitet, um die Fahrbahn zu verengen, damit künftig keiner mehr die Gelegenheit hat, dort mit Tempo 90 durchzubrausen, wie es beim schnellsten (erwischten) Fahrzeug im Stadtgebiet der Fall gewesen war. cor

Bund für Sozialarbeit Organisation bietet Ausbildungsplätze an

FRANKFURT A. M. Um vielen jungen Leuten zu einer qualifizierten Berufsausbildung zu verhelfen, bietet der Internationale Bund für Sozialarbeit (IB) ein sogenanntes Beteiligungsprogramm an.

Die Ausbildung beginnt mit einer einjährigen Vorbereitung, bei der die Jugendlichen zuerst verschiedene Berufe kennenlernen. Die anschließende Berufsausbildung dauert drei Jahre und wird mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer abgeschlossen. Etwa 30 Ausbildungsplätze bietet der IB derzeit an, die von der Stadt mitfinanziert werden.

Das Lehrangebot beginnt am Montag, 1. Februar, und ist breit gefächert: Bürokaufmann, Industriekaufmann, Energieelektroniker und Druckvorlagenhersteller. Die Berater des IB-Berufsbildungszentrums legen Wert darauf, daß sich Interessenten zuächst in einem normalen Betrieb bewerben. Erst wenn sie auf Dauer nicht erfolgreich sind, bietet der IB seine Ausbildungsplätze an.

Auskunft über das Programm gibt das Beratungsbüro, Rebstöcker Straße 55, unter der Telefonnummer 7 38 22 38. di/02

Wilddiebe deponierten Rehfelle im Streukasten

OFFENBACH. Mehrere Rehfelle fanden Beamte des ersten Polizeireviers in einem bei Straßenglätte benötigten Streukasten am Ostendplatz in Bieber, nachdem sie von Anwohnern auf starken Verwesungsgeruch aufmerksam gemacht worden waren. Es gibt bisher keinerlei Er- kenntnisse über die für die offensichtliche Wilddieberei verantwortlichen Täter. ttt

Spohrstraße drehen, "Lenau" entlasten

NORDEND. Die Spohrstraße soll zweimal in ihrer jeweiligen Richtung als Einbahnstraße "gedreht" werden - das fordert die SPD-Fraktion in einem Antrag, der in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates 3 auf der Tagesordnung steht. Zum einen soll die Spohrstraße künftig von der Neuhof- zur Glauburgstraße befahrbar sein, zum anderen soll auch das Stück zwischen Schwarzburgstraße und Nordendstraße "umgekehrt" werden, so daß die Spohrstraße dort als Einbahnstraße von Nord nach Süd verläuft.

Damit hofft die SPD, die Lenaustraße zu entlasten. Denn seit die Straßenführungen in diesem Gebiet im Rahmen der Tempo-30-Zone geändert wurden, hat der Verkehr in der Lenaustraße "erheblich zugenommen", gab Eikenberg den Klagen von Anwohnern recht. Durch die Drehung der Spohrstraße im unteren Bereich soll ein Teil des Verkehrs dorthin verlagert werden. Eine zusätzliche Belastung der Spohrstraße ist nach Meinung Eikenbergs dennoch "nicht zu erwarten".

Hingegen bestehe für das Gebiet nördlich der Glauburgstraße tatsächlich die Gefahr, daß sich dort ein neuer "Schleichweg" entwickle. Autofahrer, die aus Richtung Stadtmitte die Friedberger Landstraße nähmen und nach Nordwesten oder Westen wollten, hätten dann die Möglichkeit, schneller als auf den Grundnetzstraßen - über die Route Neuhof-, Spohr- und Nordendstraße - ihr Ziel zu erreichen. Um diesen Schleichweg zu unterbinden, soll die Spohrstraße im oberen Teil ebenfalls "gedreht" werden.

Außerdem könne man so "zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", sagte Eikenberg: Ein Nebeneffekt sei, daß der von den Anwohnern der Nordendstraße beklagte Durchgangsverkehr auch auf die Grundnetzstraßen verwiesen werde. rea

Mehr Kontakte zu Ausländern Appell der Antifaschisten an die Hanauer Stadtverordneten

HANAU. Die Kreis-Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes / Bund der Antifaschisten hat anläßlich des 60. Jahrestags der NS-Machtübernahme am 30. Januar die Hanauer Stadtverordnetenversammlung aufgefordert, die sozialen Verhältnisse so zu gestalten, daß Ausländerhasser und Neofaschisten nicht erst entstehen oder wieder in die demokratische Lebensgemeinschaft integriert werden könnten. Durch ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm sei der Arbeitslosigkeit benachteiligter Jugendlicher, Frauen und Ausländer entgegenzuwirken. Die Einrichtungen offener Jugendarbeit müßten personell und materiell besser ausgestattet werden.

Die Stadtverordneten sollten sich fürs kommunale Wahlrecht ausländischer Mitbürger einsetzen, fordert die Vereinigung. Den Asylbewerber-Ehefrauen sei ein eigenständiges Asylrecht zuzugestehen. Der soziale Wohnungsbau müsse noch mehr gefördert, Wohngettos verhindert und die Kontakte zu Ausländern durch Versammlungen und Feste gefördert werden. Die Ausländer-Sozialberatung sei auszubauen.

Vor Wahlen solle die Stadt alle Haushalte über Ausländerfeindlichkeit und Neonazismus informieren. Die VHS solle unentgeltlich Veranstaltungen über Rechtsxtremismus anbieten. him

Vorlesestunde für Kinder in der Stadtbücherei

ESCHBORN. Kinder, die sich gerne Geschichten vorlesen lassen, können am Dienstag, 12. Januar, um 16 Uhr in die Stadtbücherei am Rathausplatz kommen. Dort hören sie, wie Helle sich einen Opa fängt. Liz Daehli hat die Geschichte geschrieben.

Eine Woche später erfahren sie, was sich Rolf Herfurtner zum Thema "Motzarella und die Federkerle" ausgedacht hat.

Und "Brittas Briefe" sind Thema am Dienstag, 26. Januar. Rose Lagercrantz hat die Briefe verfaßt. Alle Vorlesestunden beginnen um 16 Uhr. she

Ein Unglück, wie es selten allein kommt

OFFENBACH. Mit einem von einem Firmengelände gestohlenen Lastwagen ohne amtliches Kennzeichen erwischten Polizeibeamte in der Arthur-Zitscher- Straße einen Mann, der zu allem Überfluß auch keinen Führerschein besitzt und angetrunken war. Zuvor war das Bemühen der Polizei, den Fahrer zum Stoppen zu bewegen, im Unfall geendet: Der Mann rammte beim Halten ein geparktes Fahrzeug. ttt

Gemeinsames Handeln zu Polizeistation erbeten

KELSTERBACH. Wenn es um das Durchsetzen lokalpolitischer Fragen gehe, da habe er keine parteipolitischen Berührungsängste, sagte Bürgermeister Fritz Tretuel (SPD) mit Blick auf die Bemühungen um die neue Einrichtung der Polizeistation an der Bergstraße. Treutel regte an, die Landtagsabgeordneten Jürgen May (SPD) und Rudi Haselbach (CDU) sollten in dieser Frage zu einer "konzertierten Aktion" oder sportlichem "Doppelpaß" über die Parteigrenzen hinweg in Wiesbaden kommen. cas

Schonungslos und expressiv Kerstin Feltz im Kaisersaal

Was am Spiel der Violoncellistin Kerstin Feltz immer wieder bewußt wurde, war jene strikte Unbedingtheit, Ausdrucksinhalte gewissermaßen Ton für Ton zu besetzen, spannende "Geschichten" zu erzählen, war die immer neue Entschlossenheit.

Keine geringe Leistung in diesem Kaisersaal-Konzert, bedenkt man, daß die Cellistin, die in Weimar und Moskau studierte, nicht gerade "handliche" Stücke aufs Programm gesetzt hatte, sondern - und das hatte es alles in sich - nach Ludwig van Beethovens A-Dur-Sonate weiterging mit Johannes Brahms' e-Moll- Sonate und mit Zoltan Kodalys diffiziler Solosonate schloß.

Daraus ergab sich, überraschend firm schon bei Beethoven, individuell bekenntnishaftes Gestalten, das kantable Anspannung ebenso einschloß wie intensiv vibrierendes Parlando in sicher sitzenden Piani. Gerade in zurückgehaltenen dynamischen Registern hat sich der Pianist des Abends, Andrew Clifford Larsen, als sensitiv mitgehender, verständnisvoller Duopartner bewährt. Freilich, manchmal hat die energisch artikulierende, dynamisch "aufspielende" Streicherin sensible Gesten im Klaviersatz überspielt.

Kerstin Feltz verblüffte immer wieder durch Tempo-Manipulationen, wenn sie ihrem Ausdrucksbedürfnis allzusehr nachgab. Expressive Linien "sang" sie dann nicht nur aus, sondern mahm sie - fast vermutete man: genießerisch - im Tempo mehr als zuträglich zurück. Das allein ist nicht ganz ungewöhnlich, andererseits ließ die Häufigkeit dieses Verhaltens aufhorchen.

Doch hatte auch die Brahmssonate wunderschön auskalkulierte Mikrodynamik und setzten sich beide Spieler wiederum für eine eher ruhige, im entscheidenden Moment jedoch klar eskalierende Spannung ein. Dann wieder - und das schien doch Schwäche dieser hervorragend begabten jungen Spielerin - ließ man sich auf romantische "Innigkeit", Versunkenheit und auf stabile Tempi gewagt ein (auffällig im zweiten Satz).

Doch genau diese expressive, überexpressive Allüre bekam Kodalys Sonate gut. Kerstin Feltz drückte die manisch- depressiven Stimmungsumbrüche der Komposition in vehementem Strich, in deren emotionaler Gezwungenheit schonungslos dicht und virtuos aus. A. U.

SPD-Fest mit Spielen, Spaß, Musik und Politik

ESCHBORN. Ein großes Kinder- und Familienfest veranstaltet die SPD am Samstag, 16. Januar, in der Stadthalle. "Ferri" unterhält die Kids mit seinem Musik- und Spielprogramm. Außerdem können die Jungen und Mädchen sich schminken und malen oder auf einem Flohmarkt ihre "Schätze" verkaufen. Eltern und andere Interessierte können sich in Gesprächsecken und während einer Diskussionsrunde über die Kinder- und Jugendpolitik der SPD informieren. Vor allem geht es um das Thema Krabbelstuben.

Die Sozialdemokraten wollen außerdem ihr pädagogisches Konzept für ein Kinderhaus erläutern und vorstellen. Getränke, Kaffee und Kuchen warten auf die Besucher, die von 14 Uhr an in die Stadthalle kommen können. she

Pirouetten mit den Stars Kinder durften beim Training für "Holiday on Ice" mitmachen

Das war Klasse. Christina ist geradezu begeistert. "So schön weich" war das flauschige Gefieder des Flügels, den die überdimensionierte Ente für einen Moment um sie legte - einfach wunderbar, findet das achtjährige Mädchen aus dem Hattersheimer Stadtteil Okriftel: Eine Runde hat sie mit der Ente auf dem künstlichen Eis in der Festhalle gedreht. Hand in Hand mit einem der Stars der Eisrevue "Holiday on Ice".

An diesem Nachmittag ist sie ähnlich froh wie Christina oder auch Claudine aus Frankfurt-Goldstein, froh, daß sie so beharrlich war. Auch wenn die Telefonleitung zur Frankfurter Rundschau in der vergangenen Woche, als sie sich für den begehrten Nachmittag mit den Stars melden mußte, ständig besetzt war. Claudine ist drangeblieben, sie hat es immer wieder probiert und - geschafft.

Die Elfjährige gehörte nicht nur zu den ersten 25 Anrufern in der FR-Lokalredaktion, die für sich selbst und eine Begleitperson jeweils eine Freikarte für die zweieinhalbstündige Eislaufgala mit den Stars von "Holiday on Ice" gewonnen hatten. Nein, zusammen mit 24 anderen Kindern konnte Claudine selbst mal aufs Eis.

Beim Probetraining mit den Stars zeigten eine halbe Stunde lang Ioulia Gnilozoubova, Agnieszka Kaczmarska, Margarita Lopez und Ingrid Urbankova, vier der insgesamt 27 Eis-Ballerinen, gemeinsam mit dem Tänzer Guennadi Makrouchine den Kindern, was ein Kufen-Künstler so alles üben muß. Etwa die Drehung: Behutsam anfangend und erst allmählich das Tempo steigern - fertig ist die Pirouette.

Kein leichtes Unterfangen. Aber das wird schon. Die Ansätze sind vielversprechend. Beispielsweise wenn Julia sich von einer der Tänzerinnen an die Hand nehmen läßt und in der Hocke, das rechte Bein ausgestreckt, an der Zuschauertribüne vorbei über das Eis gleitet. Nicht schlecht.

Und nicht ganz unanstrengend. Moritz zumindest ist nach der halben Stunde "ganz schön geschafft". Die Schlittschuhe aus, eine kurze Verschnaufpause auch für den Sechsjährigen, dann kommen die Stars wieder auf das Eis, die den Kindern gerade eben noch die Hand gereicht hatten.

Vorhang auf für die Eisrevue "Holiday on Ice". Noch bis zum kommenden Sonntag, 17. Januar, wird sie in der Festhalle zu sehen sein. ing

Nachrichten-Börse

Kurse in New York sinken Beeinflußt durch die jüngsten Daten vom US-Arbeitsmarkt ist der Dow-Jones- Index für 30 Industriewerte am Freitag an der Wall Street um 17,29 auf 3251,67 Punkte gesunken. Die Erwerbslosenquote betrug im Dezember unverändert 7,3 Prozent.Ambros-Prozeß beginnt Drei Kaufleute, die von 1986 bis 1991 rund 600 Millionen Mark von gutgläubigen Anlegern kassiert haben sollen, müssen sich von heute an in einem der größten Betrugsfälle vor dem Landgericht in Duisburg verantworten. Die Anklage wirft ihnen fortgesetzen gemeinschaftlichen Betrug in einem besonders schweren Fall vor. Als Treuhänder für die eingesammelten Gelder fungierte die in Panama registrierte Ambros Holding. Kredit für Argentinien Die Weltbank hat Argentinien zwei Darlehen über insgesamt 750 Millionen Dollar gewährt. Der erste Kredit über 450 Millionen hat eine Laufzeit von 15, der zweite von 17 Jahren. Eine weitere Ausleihung in Höhe von 400 Millionen Dollar wird erwogen. Deutschland größter Kartoffelproduzent Deutschland ist mit Abstand der größte Kartoffelerzeuger in der Europäischen Gemeinschaft. Wie die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle mitteilt, sind im vergangenen Jahr auf einer Anbaufläche von 364 000 Hektar rund 10,4 Millionen Tonnen geerntet worden. An zweiter Stelle rangieren die Niederlande mit 7,6 Millionen Tonnen, wobei die Fläche allerdings nur 188 000 Hektar betrug. Das beackerte Areal für Kartoffeln hat 1992 in der Gemeinschaft um fünf Prozent auf 1,6 Millionen Hektar zugenommen.

Der Ortsbeirat 9 tagt Grüne: Verkehr mit Sperren verdrängen

FRANKFURT-NORD. Die Verkehrsberuhigung im Gebiet um die Kurhessenstraße werden die Mitglieder des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) in ihrer Sitzung am heutigen Donnerstag, 14. Januar, diskutieren. Das Gremium tagt ab 19.30 Uhr im Clubraum 1 im Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. Die Sitzung beginnt mit der Bürgerfragestunde.

Die Fraktion der Grünen fordert, jener Variante des Planungsbüros Retzko & Topp zuzustimmen, die eine Sperre im Bereich der Landgraf-Philipp-Straße und der Haeberlinstraße vorsieht. Außerdem soll die Heylstraße am Kindergarten unterbrochen werden. In ihrem Antrag räumen die Grünen ein, daß es Gegner dieser Variante gebe: Diesen Einwänden "vermag der Ortsbeirat aufgrund seiner Verantwortung für das Allgemeinwohl nicht zu folgen", formulieren die Antragsteller. Denn: Der Durchgangsverkehr im Viertel ist ihrer Meinung nach "unzumutbar". sen

Namen + Notizen

HELGA und JÜRGEN SCHÜTZ vom Tanzkreis im Verein für Ausgleichssport Frischauf sind Hessenmeister in den Standardtänzen der Senioren C II-Klasse geworden - die Eschborner Tänzer setzten sich gegen 18 andere Paare durch. Die neuen Landesmeister hatten sich auf den Wettkampf gründlich vorbereitet. Dank ihrer hervorragenden Leistung in Mörfelden-Walldorf stiegen sie jetzt in die höhere Senioren B II-Klasse auf.

Kleine Lokalrundschau

Neues beim Altpapier FLÖRSHEIM. Einen neuen Rhythmus haben die Müllwerker für die Abfuhr der Altpapiertonnen. Die 240-Liter-Gefäße werden erstmals am kommenden Mittwoch, 13. Januar, und anschließend alle 14 Tage geleert. Die Tonnen sollen bis um 7 Uhr am Straßenrand stehen, teilt die Verwaltung mit. Hallenbad dicht HOCHHEIM. Wegen des Großputzes werden Wasserfans bald auf dem Trockenen sitzen: Das Hochheimer Hallenbad macht vom 13. Februar bis zum 8. März seine Pforten dicht. In dieser Zeit werden die Kacheln gewienert und die Technik überholt. Gegen Ausländerhaß ESCHBORN. Zu ihrem nächsten Treffen lädt die Initiative "Eschbornerinnen und Eschborner gegen Ausländerfeindlichkeit" für Donnerstag, 14. Januar, ein. Es beginnt um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum in der Hauptstraße 52. CDU-Schlachtfest ESCHBORN. Ein Schlachtfest veranstaltet die Eschborner CDU am Freitag, 22. Januar, um 19.30 Uhr im Bürgerzentrum Niederhöchstadt. Dort geht es freilich nicht blutig zu, vielmehr sollen sich die Gäste bei Musik und Tanz unterhalten. Der Eintritt kostet 15 Mark. Gespräch über Ausländer SULZBACH. Kritik und Gedankenaustausch gleichermaßen soll am Mittwoch, 27. Januar, von 19.30 Uhr an während eines Gesprächsabends über die Veranstaltungsreihe "ausländische Mitbürger in unserer Gemeinde" im Garderobenraum des Bürgerhauses geübt werden. Eine Arbeitsgruppe aus dem Sozial-, Umwelt- und Kulturausschuß lädt alle deutschen und ausländischen Sulzbacher, die interessiert sind, zu dem Treffen ein.

FDP ohne Gütesiegel

Von Martin Winter (Bonn)

Nein, wir wollen gar nicht über politische Moral reden. Oder politischen Anstand. Seien wir bescheiden, und reden wir über die wenigen politischen Sitten, ohne die ein demokratischer Staat sein Ansehen nicht bewahren kann. Politiker sollten zumindest ihren Eid ernst nehmen, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden und seinen Nutzen zu mehren. Wie gesagt, den Nutzen des ganzen Volkes und nicht den eines Vetters oder einer Immobilienfirma. Zum Mindeststandard gehört ebenso, daß einer, der in ein öffentliches Amt will, die demokratisch sorgsam austarierten Rechte der staatlichen Institutionen kennt und respektiert. Selbstverständlich sollte sein, daß die regierenden Parteien das Beste und die Besten aufbieten.

In all diesen Belangen versagen CDU/CSU und Freidemokraten zunehmend. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist den führenden Liberalen das Gefühl dafür abhanden gekommen, was geht und was nicht geht. Die beispiellose Serie von Affären und Peinlichkeiten, die die FDP in den vergangenen Wochen hingelegt hat, verbietet, beschwichtigend von Einzelfällen zu reden. Die Möllemanns, Rexrodts und Schwaetzers sind nur die Symptome einer zunehmenden Verrottung der politischen Sitten.

Der alerte Jürgen Möllemann etwa stürzte nicht über den eigentlichen Skandal, die Vetternwirtschaft. Er stürzte vielmehr, weil seine Public Relations in diesem Fall katastrophal waren. Er hatte zu offensichtlich gelogen. Der hastig zu Möllemanns Nachfolger vorgeschlagene Rexrodt degradierte großspurig bei seinem ersten Auftritt den Kanzler zum Befehlsempfänger der FDP und präsentierte dabei ein erstaunliches und ihn selber diskreditierendes Maß an staatsbürgerkundlicher Ignoranz.

Und nun der Fall Schwaetzer. Niemand verwehrt ihr das Recht, in der Kundenzeitung, also dem Werbeblatt, einer Immobilienfirma die Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung zu loben und um privates Kapital für Sanierung und Aufbau in Ost und West zu buhlen. Von einer freidemokratischen Wohnungsbauministerin ist nichts anderes zu erwarten. Aber selbst bei großzügigster Auslegung der politischen Sitten hat Frau Schwaetzer nicht das Recht, potentiellen Anlegern, die auf der Suche nach satten Renditen sind, die Dienste einer bestimmten Firma zu empfehlen. Sie hat dem Münchner Unternehmen damit ein staatliches Gütesiegel verliehen. Nun wird sie sich das Geschäftsgebaren dieser Immobilienhändler zurechnen lassen müssen. Und andere aus der Branche werden mit Recht um ähnlich freundliche Empfehlungen Schlange stehen.

Das Beste, was Frau Schwaetzer jetzt tun kann, ist zurückzutreten. Damit könnte sie das wichtige Amt des Wohnungsbauministers von dem Odium befreien, mit Immobilienhändlern verbandelt zu sein. Die katastrophale Lage auf dem Wohnungsmarkt fordert vertrauenswürdige und an den Interessen der Mehrheit der Menschen, die bezahlbare und menschenwürdige Wohnungen suchen, orientierte Politik. Eine Politik, die auch zu Konflikten mit Immobilienprofiteuren fähig sein muß. Frau Schwaetzer ist es nicht mehr.

In nun bald 24jähriger, ununterbrochener Regierungsteilhabe und unter Führung von Genscher und Lambsdorff haben die Freidemokraten politisches Augenmaß verloren. Sie führen sich auf, als dürften sie sich alles erlauben. Wer bei ihnen nach politischen Visionen sucht, wird nichts finden. Einige ihrer führenden Repräsentanten benehmen sich, als lebten sie in einer Glücksrad-Gesellschaft: hoher Einsatz, hohes Risiko, hoher Gewinn, anderes zählt nicht. Hauptsache, im Spiel bleiben.

Dem Land und ihr selbst täte es gut, wenn die FDP Gelegenheit bekäme, sich in der Opposition zu erneuern. Programmatisch und personell. Wenn sie endlich gezwungen wäre, die Bürger politisch zu überzeugen, daß Freidemokraten wieder in die Regierung müssen. Aber das harte Brot der Opposition werden die Berufsliberalen wohl nicht so bald essen müssen. Können sie doch auf einen Kanzler vertrauen, der ganz gern von beschädigten und mittelmäßigen Politikern umgeben ist. Um so heller strahlt sein Stern und um so ungenierter kann er Kompetenzen an sich ziehen.

Die anstehende Kabinettsumbildung läßt kaum auf politische und personelle Impulse hoffen. Auch CDU und CSU bieten kein brillantes Personal auf. Während im Land die Arbeitsplätze wegbrechen, die Wirtschaft auf Talfahrt geht, die Wohnungsnot immer größer wird und der Rechtsextremismus immer gewalttätiger sein Haupt hebt, zeigt die Regierung ein Bild der Unfähigkeit und der Unwilligkeit. Unwillig, den Nutzen des Volkes vor den eigenen zu setzen. Unwillig, mit einer politischen und personellen Remedur den skeptisch gewordenen Menschen wieder Vertrauen in die Politik zu geben. Willig nur, an der Macht zu kleben und sie auch bei der nächsten Wahl nicht abzugeben. Es wäre nett, wenn diese Damen und Herren wenigstens aufhörten, dem Volk seine Politikerverdrossenheit zu verübeln.

Zu Boden gerissen: Überfallener biß Täter ein Ohr ab

MAINTAL. Der vom Polizeibericht als "Geschädigter" bezeichnete Mann ist mit dem Schrecken davongekommen, der "Täter" hingegen hat einen Teil seines Ohrs verloren. Die Geschichte, welche sich am Freitag gegen 19.30 Uhr im Rumpenheimer Weg in Bischofsheim ereignete, trug sich laut Polizei etwa folgendermaßen zu:

Ein Hanauer wurde von dem Räuber zu Boden gerissen, wobei ihm dieser die Geldbörse aus der Tasche zog.

Es kam zu einer heftigen Rangelei, in deren Verlauf der Überfallene zubiß und ein Stück von der Ohrmuschel des anderen erwischte.

Zusammen mit einem Unbeteiligten konnte er kurz darauf den davongelaufenen, offenbar drogenabhängigen 34jährigen festhalten und der Polizei übergeben.

Das abgetrennte Stück Ohr konnte nicht mehr gefunden werden.

Nachdem es die chirurgische Ambulanz Hanau abgelehnt hatte, den Verletzten zu behandeln, lieferte ihn die Polizei in die Uniklinik Frankfurt ein. Ul

Der Jubel, mit dem viele Somalis die Intervention begrüßt haben, ist längst der Enttäuschung gewichen, daß man nach vier Wochen noch immer nicht sicher auf die Straße gehen kann.

Gerling rügt die hohen Mieten Vereinsring-Chef kritisiert "Saalbau" beim Neujahrsempfang

ZEILSHEIM. Die Saalbau GmbH soll die Mieten für ihre Bürgerhäuser überprüfen. Das hat der Vorsitzende des Zeilsheimer Vereinsringes, Alfons Gerling, beim Neujahrsempfang am Samstag gefordert. Die gestiegenen Kosten seien für die Vereine oft kaum noch tragbar. Habe der Vereinsring den Saal früher für 400 Mark gemietet, so seien jetzt für einen Abend 800 Mark fällig.

Gerling befürchtet, daß viele Vereine das finanzielle Risiko nicht mehr tragen können und sich deshalb aus den städtischen Bürgerhäusern zurückziehen. Er unterstütze die Forderung des Ortsbeirates 8, der verlange, künftig nicht mehr außer der Miete auch die Bestuhlung in Rechnung zu stellen, erklärte Gerling. Außerdem solle der Freibetrag beim Eintrittspreis auf 18 Mark angehoben werden; bislang zahlt die Stadt dem Veranstalter nur einen Zuschuß, wenn die Billetts nicht teurer als 15 Mark sind.

Saalbau-Geschäftsführer Andreas Eichstaedt machte den zum Neujahrsempfang versammelten Vereinsvertretern in seinem Grußwort jedoch keine Hoffnung auf einen Mietnachlaß. Eichstaedt gestand allerdings einen "taktischen Fehler" ein. Zu schnell und kräftig habe die Saalbau die Mieten angehoben. "Wir hätten die schon früher in mehreren kleineren Schritten anpassen sollen."

Seit Samstag hat der Zeilsheimer Vereinsring zwei neue Ehrenmitglieder. Alfons Gerling überreichte zunächst Hans Grassel die Ernennungsurkunde. Der 90jährige habe sich große Verdienste um das Vereinsleben im Stadtteil und den hessischen Fußballsport erworben, lobte Gerling. Hans Grassel zählte 1919 zu den Gründern des SV Zeilsheim und war unter anderem 22 Jahre lang Kreisfußballwart.

Gleichzeitig mit Grassel wurde auch Richard Gehrunger zum Ehrenmitglied ernannt. Alfons Gerling würdigte ihn als "engagierten Fürsprecher vieler Vereine bei der Hoechst AG". Gehrunger, der bei Hoechst lange Jahre für die Sport- und Vereinsförderung zuständig war, geht demnächst in Ruhestand. tos

RINGEN DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, Endrunde, 6. und letzter Kampftag, Gruppe A: KSC Graben-Neudorf - AC Goldbach 5:24,5, RWG Mömbris/Königshofen - KSV Aalen 18,5:10.

Gruppe B: VfK Schifferstadt - KSV Wiesental 19,5:6,5, ASV Lampertheim - KSV Witten 11:13,5.

IM Finale stehen sich VfK Schifferstadt und AC Goldbach gegenüber.

Alte Christbäume werden am Donnerstag abgeholt

SCHWALBACH. Weihnachtsbäume sammelt die Müllabfuhr am Donnerstag, 14. Januar, ein. Die ausgedienten Tannen sollen von 7 Uhr an am Straßenrand bereitstehen. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, daß die Bäume von Lametta und anderem Schmuck befreit sein müssen, sonst können sie nicht kompostiert werden. Um unnötige Entsorgungskosten zu vermeiden, bittet die Abfallberatung, die Bäume komplett abzuschmücken, bevor sie an die Straße gestellt werden. she

Kleine Kunstwerke gemalt Die Katharinengemeinde zeigte Aquarelle von Kindern

WESTEND. "Kleine Kunstwerke" nannte sich bescheiden die Ausstellung mit Aquarellen von Kindern in der Katharinengemeinde. Wer sie gesehen hat, wird das Wort "klein" nicht auf die Kunstwerke beziehen, sondern lediglich auf das Alter der Kinder. Bei den Ausstellern handelte es sich um sieben Mädchen zwischen neun und zwölf Jahren. Unter der Anleitung der Kunstmalerin Lilo Gwosdz treffen sie sich einmal in der Woche, um ihrem Hobby nachzugehen.

Lilo Gwosdz hat die Kindermalgruppe vor einigen Jahren in der Nordgemeinde gegründet. Seit Januar 1993 ist die Gruppe der Katharinengemeinde angeschlossen und hat deren Namen übernommen. Auch nach der Fusion erhofft sich die Kunstmalerin und Mitglied des Kirchenvorstandes ein Fortbestehen der Gruppe.

Ziel sei es, den Kindern ein Gefühl für Kunst auf ihren Lebensweg mitzugeben, erklärte Gwosdz ihre Idee. Sie verteilt den jungen Künstlern Fotos, die jedoch lediglich zur Anregung dienen sollen. "Abmalen verdirbt das kreative Gestalten von Bildern", meint die Künstlerin. Und so entdeckte der Ausstellungsbesucher in den Bildern verschiedene Interpretationen gleicher Motive.

Die Aquarelle der sieben Mädchen stellten überwiegend Landschaften dar; die verschiedenen Farbgebungen erzeugten immer wieder neue Stimmungen in den Werken. So setzte die zehnjährige Gabi gekonnt warme Rottöne ein, um einen romantischen Sonnenuntergang darzustellen. Ein luftiges Blau durchsetzt von Weiß verwendete Simone als Hintergrund eines Baumes, der einsam in der Landschaft steht - Frühlingsgefühle?

Es seien nicht die wild aneinandergeklecksten Farben, die dann als Kunst ausgelegt werden, vielmehr habe Lilo Gwosdz den Kindern eine gute Beobachtungsgabe, einen Sinn für harmonische Farbabstimmung und harmonischen Bildaufbau vermitteln wollen. "Wenn man versucht, Kindern gezielt zu zeigen, wie man Bilder gestaltet, dann glaube ich, ihnen ein Gefühl für Malerei geben zu können."

Ein Blick auf die Bilder der Kinder überzeugte, daß sich Anspruch und Wirklichkeit decken. Denn sei es das Haus im Grünen von der zwölfjährigen Daniela, der Alpenwanderer von Svenja, Stefanies Blick bei Nacht auf das blaue Meer oder die Winterlandschaft von Anja: In jedem Werk erkannte man eine einmalige Stimmung, Sensibilität für Gestalt und Farben - eben ein Gefühl für Kunst. Von den "Kleinen Kunstwerken" kann manch Großer einiges lernen. ole

Tierschau "unter Glas" Kleintierzüchter zeigten Lokalschau in einer Gärtnerei

NIEDERURSEL/ESCHERSHEIM. Wird ein Raum zu eng, zieht man gewöhnlich um. Genau umgekehrt war die Situation beim Kleintierzüchterverein Niederursel 1907. Der veranstaltete seine Lokalschau diesmal nicht in der Niederurseler Sporthalle, sondern in den kleineren Räumen der Gärtnerei Werner in Eschersheim. Zu wenig Tiere von Qualität seien vorhanden, bedauerte der Vereinsvorsitzende Helmut Hofmann; viele Vereinsmitglieder hätten das Züchten von Geflügel und Kaninchen aufgegeben oder seien durch Krankheit verhindert. So wählte man gemäß der Tierzahl mit der Gärtnerei einen passenderen Raum, um die Lokalschau nicht ausfallen lassen zu müssen.

Trotz der kleinen Züchterschar stellte der Verein 171 Tiere aus. Aber nicht nur die Anzahl, auch die Vielfalt der Rassen konnte sich sehen lassen. Gänse, Enten, große Hühner und Zwerghühner mit den verschiedensten Farbschlägen fanden sich im Bereich "Geflügelzucht"; besonders bunt trieben es die Zwergwyandotten, die sich in schwarzem, weißem, blauem oder "braungehämmertem" Federkleid präsentierten.

Dem Geflügel standen die Tauben in nichts nach. Ihre Züchter zeigten von Strasser, Luchs- und Kingtauben über englische Modena Schietti bis hin zu Schlesischen Mohrenköpfen viele Rassen - im übrigen keine Verwandten der berühmten Eischneeprodukte mit Schokoladenüberzug.

Noten gab es auch: So urteilten die Preisrichter an einen schwarzen Stasser aufgrund seines S-förmigen Brustbeines die Note "ungenügend". Seine kleinere Kollegin hingegen, eine Luchstaube, erntete wegen ausgezeichneter Brusttiefe ein "Sehr gut". Züchter Walter Hahn erhielt für seine blaue Zwergwyandotte den Landesverbandspreis für Rassegeflügelzucht, Heinz Himmelreich für seinen blauen Strasser den Kreisverbandsehrenpreis, Waltraud Greiff den Stadtehrenpreis und Tanja Hahn den Stadtjugendpreis für Geflügelzucht.

Eine glückliche Hand bewies auch Hans-Erwin Schluker. Sein "blauer Wiener" gewann den Landesverbandsehrenpreis für Kaninchen. In dieser Sparte erwiesen sich auch Gutrun Schluker, Rolf März und Waltraud Greiff als erfolgreich und wurden dafür mit Kreisverbandsehrenpreisen ausgezeichnet. ole

RADSPORT STUTTGARTER SECHSTAGE-RENNEN, Stand nach der 2. Nacht: 1. Kappes/de Wilde (Köln/Belgien) 116 Punkte, 2. Clark/Bincoletto (Australien/Italien) 114, eine Runde zurück: 3. Chrabtschow/Pieters (Rußland/Niederlande) 171, 4. Hess/Dörich (Tübingen/Sindelfingen) 138, 5. Günther/Veggerby (Lippstadt/Dänemark) 136, 6. Freuler/Stutz (Schweiz), 63, zwei Runden zurück: 7. Stumpf/Betschart (Dittelbrunn/Schweiz) 57, fünf Runden zurück: 8. van Slijke/Woods (Belgien/Australien) 9, sechs Runden zurück: 9. Görgen/Haase (Bergheim/ Ruhpolding) 84, 10. Klaus/Tourne (Berlin/Belgien) 46, sieben Runden zurück: 11. Henn/Wolf (Heidelberg/Berlin) 116, 12. Bolten/Nepp (Köln/ Krefeld) 30, acht Runden zurück: 13. Doyle/ Martinello (Großbritannien/Italien) 67, 14. Wijnands/Cornelisse (Niederlande) 51, 15. Skibby/ Carrara (Dänemark) 26, elf Runden zurück: 16. Meilleur/Bastianelli (Frankreich) 16.

Stadtteilarbeit klappt gut Eckenheimer SPD empfing "wichtige Meinungsträger"

ECKENHEIM. "Wir sind froh, daß Leute kommen, die Ideen haben und wissen, was im Stadtteil nötig ist", sagt Lilli Pölt, ehrenamtliche Stadträtin, in einer kurzen Pause, bevor sie sich wieder hektisch um ihre Gäste kümmert und Karnevalist Karl Oertl für den humorvollen Teil des Abends sorgt.

Zum Neujahrsempfang der Eckenheimer SPD hat sie viele Vereine aus dem Stadtteil ins Haus Eckenheim eingeladen, darunter Vertreter der Kirchen, des Polizei- und Schäferhundevereins, des VdK, des Turnvereins Jahn und vieler anderer Organisationen und Klubs. "Das sind Vereine, mit denen wir als Partei das ganze Jahr zusammenarbeiten", erklärt Lilli Pölt, "die Chance, all' die Leute zu treffen, die am sozialen und kulturellen Leben teilnehmen, wollen wir uns nicht entgehen lassen". Schließlich geschehe es ja nicht oft, "daß man alle Meinungsträger aus dem Stadtteil beisammen hat", freut sie sich.

Auf den persönlichen Kontakt legt die Sozialdemokratin besonderen Wert, "um zu erfahren, mit welchen Problemen die Vereine bei ihrem ehrenamtlichen Engagement oder bei der täglichen Arbeit konfrontiert sind".

Noch etwas erregt von ihrer Ansprache ist Lilli Pölt schon. Mit Gefühl und Verstand hat sie über die "unschönen Dinge in unserem Land" gesprochen und auf Aktionen gegen Ausländerfeindlichkeit hingewiesen: "Ich möchte Sie bitten, Gewalt gegen unsere ausländischen Mitbürger in Eckenheim nicht zuzulassen."

Als Gast bemüht sich Personaldezernent Achim Vandreike in Vertretung des Oberbürgermeisters in seiner Rede um das gleiche Thema. "Der Stadtteil ist noch ein verhältnismäßig kleiner Rahmen, in dem noch viel Handlungsfreiheit besteht", meinen Lilli Pölt und Vandreike einstimmig: Vorhaben lassen sich schneller durchsetzten.

So habe es nur ein halbes Jahr gedauert, bis nach einer Beschwerde des Seniorenwohnheims eine günstiger gelegene Haltestelle im Marbachweg angelegt wurde. Und die Kindertagesstätten und Horte, die bisher noch fehlen, würden bald eingerichtet.

Der Erfolg der Stadtteilarbeit beruhe eben auf einem guten Verhältnis zwischen Parteien und Vereinen. Häufig besuchen die Politiker die Klubs: "Da gibt es viele Anregungen. Das ist wichtig für eine bürgernahe Partei", sagt Lilli Pölt. Es spiele keine große Rolle mehr, von welcher Partei einer kommt. Wenn es um den Stadtteil geht, zögen alle "mehr oder weniger" an einem Strang. eid

Polizei stellte Unfallflüchtigen

HANAU. Einen Unfallflüchtigen hat die Polizei am Freitagabend in Hanau gestellt. Er hatte gegen 21.50 Uhr in der Französischen Allee an einem stehenden Wagen 6000 Mark Schaden angerichtet. Ein Zeuge konnte der Polizei den Weg weisen; der Festgenommene mußte nach einer Blutprobe den Führerschein abgeben. Ul

Nach Klagen der Anwohner vermittelt das Multikultur-Amt beim Polen-Treff im Westend Handzettel

bitten um

Rücksicht

Zu wenig Toiletten

Am Zaun an der Straße breitet ein Pole bedächtig seine Angebote aus: dickleibige Bildbände mit dem Konterfei eines Landsmannes. Vom Einband lächelt Papst Johannes Paul II. den Gläubigen zu, die wie jeden Sonntag vormittag in die St.-Antonius-Kirche in der Savignystraße strömen. Seit der Limburger Bischof entschieden hat, daß der polnische Gottesdienst in der Savignystraße stattfindet, gehört die St.-Antonius-Kirche zu den bestbesuchten Gotteshäusern in Frankfurt.

Diesmal hielten sich mehrere hundert Polinnen und Polen zwischen Savignystraße und Westendplatz auf. An vergangenen Sommerwochenenden hatten sich dort bis zu 2000 Menschen getroffen. Und das nicht nur zur Freude von Anwohnern und Ordnungshütern, die immer wieder über illegalen Handel, Lärm, Schmutz und zugeparkte Straßen geklagt hatten. Um dieser Ärgernisse Herr zu werden, verteilte das Amt für multikulturelle Angelegenheiten nun Handzettel in polnischer Sprache.

Das Gebiet sei "ein beliebter Treffpunkt", heißt es auf den Zetteln, wogegen "nichts einzuwenden" sei. Nach allerlei Ermahnungen empfiehlt das Amt den Polen "Rücksichtnahme", die dazu beitrage, "feindselige Reaktionen in der Bevölkerung zu vermeiden".

Die Adressaten nehmen das Flugblatt artig entgegen. Kommentieren wollen sie es nicht, was nicht immer an Sprachschwierigkeiten lag. Die offiziellen Einschätzungen stützen sich auf Beschwerden und eigene Beobachtungen, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. "Der Handel ist eigentlich weg", meint Reinhard Huber vom Ordnungsamt. "Alles, was verkäuflich ist, wird hier angeboten", sagt dagegen ein Beamter des 13. Polizeireviers. In den Vorgärten würden ständig Depots mit unverzollten Zigaretten angelegt, und auch der Handel mit Autos und Zubehör blühe nach wie vor.

Sichtbares Zeichen für möglicherweise unerlaubtes Treiben sind nur die Kleinbusse, mit denen Unternehmer Rückfahrten nach Polen anbieten. Pakettransporte nach Polen, früher meist von deutschen Firmen organisiert, gibt es nicht mehr. Nach etlichen Anzeigen und Bußgeldern, die 1000 Mark und mehr betrugen, haben Ordnungsamt und Polizei das Problem in den Griff bekommen. Andere Begleiterscheinungen des Polen-Treffs lassen sich nicht so einfach abstellen. Daß Besucher ihre Notdurft in Vorgärten und Hauseingängen verrichten, würde ein Anwohner am liebsten "gleich mit einer Geldbuße von 50 Mark" bestraft sehen. Dabei gab es bis vor kurzem keine sanitären Anlagen. Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) und ihr CDU-Kollege Helger Wolf finden es "unmenschlich, eine so große Truppe ohne Toiletten zu lassen". Seit zwei Monaten stehen zwei WCs am Westendplatz, und von da an gab es diesbezüglich "keine Beschwerden mehr", versichert Bernd Basten vom Multikulti-Amt. Gleichwohl sind die Toiletten in einem erbärmlichen Zustand und nicht ausreichend, wenn mit den Temperaturen der Andrang am Westendplatz steigt. Dann dürften auch die Klagen der Anlieger wieder zunehmen. "Eine optimale Lösung", sagt Basten, "gibt es nicht." vo

Sommertheater im Winter Seckbacher CDU mußte Neujahrsumtrunk verlegen

SECKBACH. "Wir Frankfurter sind alle Freunde": Mit dieser Ansicht wartete Petra Roth in ihrer Ansprache beim Neujahrsumtrunk des CDU-Stadtbezirksverbandes Seckbach auf. Die Spitzenkandidatin der Frankfurter Christdemokraten für die Kommunalwahl im März nutzte das Treffen, um kräftig die Werbetrommel in eigener Sache rühren. So standen in ihrer Rede überwiegend politische Themen im Vordergrund. Unter anderem appellierte sie an die Besucher des Neujahrstreffens, sich am Wahltag für die Demokratie zu entscheiden und den rechtsradikalen Gruppen den Weg ins Rathaus zu verwehren.

Zum dritten Mal hatte die Seckbacher CDU zu einem Neujahrsumtrunk geladen. Etwa 40 Gäste, darunter Vereinsvorsitzende, Vertreter von Kirchengemeinden und Kommunalpolitiker hatten sich im Saal eingefunden. Marianne Friedrich, Vorsitzende der CDU im Stadtteil, sieht in der Neujahrsrunde eine Gelegenheit, "daß sich zu Jahresbeginn die Bürger Seckbachs unterhalten können, sei es im Gespräch untereinander, aber auch mit den Politikern".

In ihrer Rede nannte die Vorsitzende auch jene drei Mitglieder des Stadtbezirksverbandes, die nach der kommenden Kommunalwahl für Seckbach in den Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) einziehen sollen: Helga Müller-Wankel, Paul Bauriedel und Helga Puttkammer-Cimander.

Zu Spannungen war es im Vorfeld der Veranstaltung gekommen: Das Stadtschulamt weigerte sich, den Christdemokraten die ursprünglich vorgesehenen Räume zur Verfügung zu stellen - geplant war der Neujahrsumtrunk im Speisesaal der Zentgrafenschule. So mußten die Organisatoren sich kurzfristig im Saal in der Zeuläckerstraße 1-3 einmieten. Die Behörde hatte ihr Veto laut Marianne Friedrich mit der Begründung eingelegt, das Überlassen von Schulräumen für "widmungsfremde Zwecke" sei nicht zulässig.

Die Vorsitzende hält diesen Grund für "an den Haaren herbeigezogen". Es sei doch bekannt, daß die Seckbacher SPD "seit Jahr und Tag" ihren alljährlichen "Tanz in den Mai" in den Räumen der Friedrich-Ebert-Schule abhalte. ole

Randale am Bahnhof: 40 Autos und Busse beschädigt

HANAU. An nicht weniger als 40 Personenwagen und Bussen, die rund um den Hauptbahnhof abgestellt waren, haben Unbekannte in der Nacht zum Samstag laut Polizeibericht Schäden in bisher noch nicht hochgerechnetem Umfang angerichtet.

Bahnhofspersonal entdeckte am Samstagmorgen, daß an vielen Fahrzeugen Antennen abgeknickt, Außenspiegel abgebrochen oder Scheibenwischer ausgerissen waren.

Hinweise zu den Taten nimmt die Polizei unter der Hanauer Rufnummer 100-1 entgegen. Ul

Farbe bekennen

Das nunmehr achtmonatige bosnische Bürgerkriegsdrama, von dem viele glauben mochten, daß es so gut wie alle Phasen der Barbarei bereits durchlaufen habe, ist um eine politische Dimension reicher. Verglichen mit dem vieltausendfachen Tod von Zivilisten könnte eine solche Zuordnung des kaltblütigen Mordes eines Menschen, und sei es auch des bosnischen Vizepremiers Hakija Turajlic, übertrieben erscheinen. Was ihm jedoch eine besondere Bedeutung gibt, ist, daß er im Beisein von UN-Offizieren erfolgte.

Selbst wenn es sich um die unkontrollierbare Tat eines serbischen Soldaten gehandelt haben mag, aktualisiert sie die Frage nach der Rolle der UN-Blauhelme auf dem bosnischen Kriegsschauplatz. Es ist nur logisch, daß der bosnische Präsident, Alija Izetbegovic, postwendend als Voraussetzung der Fortführung der Genfer Verhandlungsrunde die Frage nach Recht und Pflicht ihres Waffeneinsatzes stellt. Das entspricht der muslimischen Strategie, über die UN die Internationalisierung des Krieges und damit doch noch die militärische Wende zu erreichen und Bosnien-Herzegowina als ungeteilten Einheitsstaat zu erhalten.

Die UN gerät unter zusätzlichen Druck, Farbe zu bekennen. Entscheidet sie sich dafür, ihrer provozierenden Hilflosigkeit durch einen partiellen Waffeneinsatz entgegenzuwirken, macht sie damit den Schritt, selbst in den Bürgerkrieg einbezogen zu werden. Zieht sie die Konsequenz nicht, stellt sich die Frage ob man die einem zunehmenden Sicherheitsrisiko ausgesetzten Blauhelme als hilflos untätige Staffage des bosnischen Bürgerkrieges belassen oder nicht besser gleich abziehen soll. (yr)

Schöne Worte und Gewalt

Von Waffenstillstand ist die Rede, von Versöhnung gar. Doch die Realität in Somalia spricht nach wie vor die Sprache der Gewalt. Vier Wochen nach dem US- Einmarsch ist selbst Mogadischu noch immer kein sicherer Ort. Aber UN-Chef Butros Ghali ist es zufrieden, daß die Warlords in Addis Abeba zögernd eine in keinem Punkt bindende, höchst brüchige Vereinbarung gebilligt haben. Das US- Kommando preist seine Erfolge bei der Sicherung der Hungerhilfe und schielt bereits nach dem schleichenden Abzug.

Die schönen Worte von Addis haben die USA erzwungen, indem sie General Aidid die Schlagkraft ihrer Waffen spüren ließen, etliche der seinen zerstörten und so selbst zur Kriegspartei wurden. Die "Rambos" von Somalia spielen nun ein bißchen Krieg gegen die Amerikaner; Schußwechsel werden Alltag. Nicht eben ein Bild wahren Friedens. Selbst die Ansätze dazu könnten sich rasch im somalischen Sand verlieren, sobald die Amerikaner das Exerzierfeld ihrer ersten human-militärischen Aktion verlassen.

Im akuten Notfall Somalia, der vielen bereits als Beleg dafür gilt, daß nur die Rückkehr des "weißen Mannes" Afrikas Krise kurieren könne, stoßen eben die "weißen Gendarmen" schon jetzt an ihre Grenzen. Wieviel Krisenmangement von außen machbar ist, wie weit die Intervention gehen soll und kann, darüber wird bald eine heftige Diskussion anheben. Weite Teile Afrikas etwa als neues "Protektorat" - das ist eine Vision mit Gewicht, an der sich auch die UN nur verheben können. Schnell und leicht läßt sich jedenfalls der somalische Knoten so wenig entwirren wie die vielen anderen in der unruhigen Welt 1993. bk

Bürgermeister Faeser kündigt Einsparungen an Gedränge beim Neujahrsempfang / Stadt will medizinisches Zentrum in Kroatien aufbauen helfen

SCHWALBACH. Langsam schiebt sich die Schlange vor, geduldig warten die Gäste noch in Hut und Mantel, bis auch sie schließlich die Garderobe passiert und sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen haben. Dichtes Gedränge und klirrende Sektgläser im Vorraum des großen Saals im Bürgerhaus: "Frohes neues Jahr", schallt es allenthalben.

Folgt man der Neujahrsansprache von Bürgermeister Horst Faeser (SPD), ist dieser Wunsch auch bitter nötig. Charakterisiert er das vorige Jahr doch nach einer Zeit der Stabilität und des Friedens als "aus dem Rahmen fallend". Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien "erschütterte uns". Die Stadt will helfen, ein medizinisches Zentrum in Kroatien aufzubauen.

Einen Hoffnungsschimmer macht Faeser in dem "weiteren Schritt zu Europa" aus. Das europäische Recht habe allerdings auch "erstaunliche Auswirkungen auf die Kommunen". Der Verwaltungschef zitierte unter Kopfschütteln der Zuhörenden aus dem Baurecht für den öffentlichen Bereich.

Er kündigte an, die Kommune werde ihre Kontakte zu einer polnischen Stadt und möglicherweise auch zu den Kapverden ausbauen, um sowohl im europäischen Osten als auch in der sogenannten Dritten Welt zu helfen. Faeser mahnte, gerade weil die Hessische Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge auf Schwalbacher Gemarkung liege, sollten die Schwalbacher "besonders dafür eintreten, daß Ausländerhaß in unserer Stadt und in Deutschland keine Chance hat".

Im vergangenen Jahr seien mit dem Wohnungsbau in der Stadtmitte, dem neuen Gewerbegebiet am Kronberger Hang und dem ersten Abschnitt für den Unteren Markt Projekte gelaufen, mit denen "wir durchaus zufrieden sein können". Für 1993 kündigte Faeser wegen der "negativen Entwicklung der Steuern bei vorhandenen Betrieben" zwar Verbesserungen, aber auch Einsparungen im sozialen Bereich an. Faeser appellierte an die Schwalbacher, am 7. März wählen zu gehen: "Lassen wir es nicht so weit kommen wie vor 60 Jahren, als Hitler die Weimarer Demokratie zerschlug." she

Rechtsradikale Szene Acht Jugendliche vorläufig festgenommen

HUNGEN. Die Gießener Kripo hat am Freitag in Hungen (Kreis Gießen) acht Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren vorläufig festgenommen. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnungen fanden die Beamten Propagandamaterial rechtsextremistischer Parteien und Verbände, darunter Broschüren der kürzlich verbotenenen "Nationalen Front" (NF) sowie sogenannte Krähenfüße und Wurfsterne.

In Hungen haben sich in den letzten Monaten rechtsextremistische, antisemitische und fremdenfeindliche Straftaten gehäuft. Inwieweit die Jugendlichen dafür verantwortlich zu machen sind, müssen die laufenden Ermittlungen klären.

Die Kripo war ihnen auf die Spur gekommen, nachdem sie einen 19jährigen verhaftet hatte, der gestand, am 18. November fünfmal aus einem Auto heraus auf das Hungener Asylbewerberheim "Quellenhof" geschossen zu haben. mk

Ohne Schuld und Sühne Klaus Lüderssen über Mauerschützen: "Der Staat geht unter - das Unrecht bleibt?"

Jeder erahnt, daß es einen Unterschied macht, ob sich ein ehemaliger DDR-Grenzsoldat wegen eines von ihm im Straßenverkehr überfahrenen oder an der Berliner Mauer erschossenen Menschen vor Gericht verantworten muß. Dieser Unterschied besteht zu dem als Fahrlässigkeitstat weniger gravierenden Verkehrsunfall darin, daß der vorsätzlich handelnde "Mauerschütze" sich möglicherweise auf besondere Rechtfertigungsgründe berufen kann. Mit anderen Worten: Während es bei dem Verkehrstoten nicht darauf ankommt, ob er in West- oder Ost-Berlin überfahren wurde, könnte der Grenzer deshalb von Strafe verschont bleiben, weil er gerade als solcher tätig geworden ist.

Die Fragen, um die es hierbei geht, führen auf direktem Wege zu den fundamentalen Prinzipien des Rechtsstaates. Deshalb bemühen sich auch vornehmlich Juristen um Antworten, die von ihnen in einer wachsenden Zahl von Gerichtsverfahren mit gleichgelagerter Problematik ohnehin gegeben werden müssen. Der Beitrag von Klaus Lüderssen zu dieser Auseinandersetzung ist deswegen bemerkenswert, weil nicht nur die Verknüpfung von Rückwirkungsverbot und Rechtspositivismus deutlich wird, sondern auch die Methode, mit der in solchen Fällen vorzugehen ist.

Das in Art. 103 Abs. 2 GG verankerte Rückwirkungsverbot schließt aus, wegen einer Tag bestraft zu werden, die zum Zeitpunkt ihrer Begehung nicht strafwürdig war, etwa, weil das DDR-Grenzgesetz oder entsprechende Vorschriften zur Anwendung gekommen wären. Es kommt also darauf an, ob die entsprechenden, den Täter schützenden Sondervorschriften als zu beachtendes Recht anzusehen sind. Um dies zu beurteilen, ist die Bereitschaft und die Fähigkeit erforderlich, das "fremde Recht" aus sich selbst heraus zu verstehen. Dieses "Fremdverstehen" hält Lüderssen auch für rechtsstaatlich geboten.

Interpretiert man in dieser Weise vor dem Hintergrund der Verfassung der DDR und ihrer gesamten Rechtsordnung das "Grenzgesetz" und die eine "Republikflucht" unter Strafe stellenden Vorschriften des DDR-StGB, so müssen diese als Recht qualifiziert werden. Kein Recht sind aber dann die Befehle, anderweitigen militärischen Anweisungen und Rituale, die den Alltag der Grenzsoldaten wesentlich prägten, da sie im DDR-eigenen Verständnis als Rechtsstaat keine Rechtsqualität erlangten.

Lüderssens Methode eines eingeschränkt rechtspositivistischen Fremdverstehens hat unmittelbare Konsequenzen für die Verfahren gegen Grenzsoldaten wie für die gegen Mitglieder des "Nationalen Verteidigungsrates". Alle diejenigen "Mauerschützen", die den ihnen vom Grenzgesetz und den übrigen Vorschriften abgesteckten Rahmen bei der Verhinderung einer "Republikflucht" überschritten und damit persönliche Schuld auf sich geladen haben, wären somit zunächst zu verurteilen.

Für ihre Exzeßtat gäbe es keinen beachtlichen Rechtfertigungsgrund. Stellt sich aber in den Gerichtsverfahren heraus, daß die ihnen gegebenen Befehle und die nachfolgenden Belobigungen für den rücksichtslosen Gebrauch der Schußwaffe tatsächlich für die einzelnen Grenzsoldaten unübersehbare Maßstäbe setzten, wären sie für ihre Exzesse subjektiv exkulpiert, während ihr Verhalten nunmehr den Spitzen der Befehlskette und damit letztlich auch den Mitgliedern des "Nationalen Verteidigungsrates" zuzurechnen wäre.

Die Rechtsfragen, um die es geht, sind unabhängig von spektakulären Prozessen immer aktuell. Die Antworten, die in der gegenwärtigen Debatte gegeben werden, sind Anlaß, den eigenen Standpunkt zu überdenken, sich fundamentale Prinzipien des Rechts und des Rechtsstaates erneut zu erarbeiten. THOMAS KREUDERKlaus Lüderssen: Der Staat geht unter - das Unrecht bleibt? Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, 16 DM.

Schutzengel und Schlagerkönigin Kevin Costner beschützt und becirct Whitney Houston als "Bodyguard"

FRANKFURT A. M. Alle großen und kleinen Kinder lieben Kevin Costner, den netten Jungen von nebenan, der mit dem Wolf tanzen kann und als Robin Hood die Reichen bestiehlt und den Armen hilft. Manche Popfans mögen Whitney Houston, die schöne farbige Schlagerkönigin mit der schmalzigen Sopranstimme und den watteweichen Schmusehits für ein Millionenpublikum. Ein klarer Fall für ein klassisches Starvehikel.

Der Titelsong ist schon ein Hit. Das Video dazu mit Szenen aus dem Film läuft täglich im Musikfernsehkanal MTV. Und den Film zum Song gibt's jetzt endlich auch. Kevin Costner spielt einen wortkargen Bodyguard, der eine erfolgreiche Popsängerin beschützen soll. Er ist der Beste im Schutzengelmetier. Nur einmal hat er versagt, ausgerechnet als Beschützer von Ronald Reagan. Das nagt an ihm.

Whitney Houston heißt im Film zwar Rachel Marron, aber sie singt natürlich ihre sechs neuen Songs von der Langspielplatte. Kevin Costner steht daneben und paßt auf. Das geht der Sängerin zunächst mächtig auf die Nerven, bis sie endlich davon überzeugt ist, wirklich in Gefahr zu sein. Natürlich steckt hinter allem die neidische Schwester und ein gefallener Schutzengel, der schon damals beim Reagan-Attentat der eigentlich Schuldige war.

Der zuverlässigste Schutzengel ist, wie frau weiß, der liebende Mann gleich nebenan im Bett, aber das darf Kevin Costner nur eine Szene lang sein, schließlich muß er eigentlich den einsamen Wolf mimen, weswegen er gerne in Kurosawas Samuraifilm "Yojimbo" geht, und ein echtes Samuraischwert hat er auch. Alles Schwindel.

Kevin Costner ist eher einer zum Heiraten und Festhalten, und auch die Frisur von Steve McQueen macht aus ihm keinen harten Burschen. An den wortkargen Einzelgänger aus "Bullit" hatte Lawrence Kasdan nämlich gedacht, als er das Drehbuch schrieb. Doch zum Glück konnte sich 1975 keiner für Kasdans Stoff erwärmen, weswegen er mit ganz anderen Filmen seinen Durchbruch schafte: mit "Silverado", "Die Reisen des Mr. Leary" und zuletzt mit "Grand Canyon".

Aber irgendwie wurmte es Kasdan, daß sein erstes Drehbuch nie verfilmt worden war. Regisseur Mick Jackson muß nun die dünne Storysuppe auslöffeln. Er müht sich redlich, mit gehetzter Kamera und aufwendigen Szenerien in Nobeldisco und Luxushotel wenigstens ein paar Schauwerte in den Film zu bringen. Aber zwischen Kevin Costner und Whitney Houston springt nie ein Funke über, den wortkargen Bodyguard nimmt man dem linkischen Costner sowieso nie ab, und über die hanebüchene Kriminalgeschichte mit diversen möglichen Attentätern verliert selbst der gutwilligste Zuschauer bald den Überblick.

Einen Herzenswunsch aber hat sich Whitney Houston wenigstens schon jetzt erfüllen können: einen Oscar als beste Schauspielerin, den sie (in einer Filmszene) mit Tränen in den Augen in Empfang nehmen kann. Und mit dem Oscar in der Hand zu sterben, niedergestreckt von einem Attentäter, das wäre ja noch was gewesen. Aber der dumme Bodyguard wirft sich dazwischen. Er rettet ihr das Leben. Das ist sein Job.

Ach, Kevin Costner ist so nett. Lange kann man ihm nicht böse sein. Und Whitney Houston singt noch ein Lied. Costner ist längst schon woanders im Einsatz, beim elitären Rotaryclub. Ein Priester beschwört pathetisch den Schutz der Engel herbei. Die Kamera fährt auf Kevin Costner zu, der Wache steht: cool, edel und unbeugsam - Erzengel Gabriel würde vor Neid erbleichen. Nur der Heiligenschein fehlt. - (Elysee 1, Royal, Autokino Gravenbruch; OF Excelsior, Turm 6)

JOSEF SCHNELLE

REITEN NATIONALES TURNIER in Verden/Aller, S- Springen nach Fehlerpunkten und Zeit: 1. Krijnen (Mühlen) Garfield 0 Fehlerpunkte/23,30 Sekunden, 2. Wiltfang (Thedinghausen) Falke 0/24,50, 3. Nieberg (Homberg-Ohm) Zirkana 0/25,30, 4. Nagel (Friedrichskoog) Palermo 4/23,80, 5. Tebbel (Mühlen) Giorgio Armani 8/28,60 (alle im Stechen).

SQUASH BUNDESLIGA, Männer: Paderborner SC - OSC Ingolstadt 2:3, RSS Recklinghausen - SC OA Altdorf/Nürnberg 1:4, 1. SC Bonn-Pennenfeld - Boastars Kiel 1:4, SCS Wahn/Köln - DHSRC Hamburg 4:1, Paderborner SC - SC OA Altdorf/Nürnberg 4:1, RSS Recklinghausen - OSC Ingolstadt 0:5, 1. SC Bonn Pennenfeld - DHSRC Hamburg 3:2, SCS Wahn/Köln - Boastars Kiel 3:2.

Heute ins Kino: Gestohlene Kinder

Ein junger Carabinieri erhält die Aufgabe, zwei Kinder - einen Jungen, ein Mädchen - in ein Heim zu bringen, indessen die Mutter der beiden vor Gericht gestellt wird, hat sie doch das Mädchen schon seit einigen Jahren als Prostituierte verkauft.

Die Verhaftung der Mutter, des Freiers ist nur die kurze Einleitung zu einem Film, der sich Zeit nimmt, die langsame Annäherung des jungen Polizisten an seine beiden Schützlinge zu beschreiben. Während er mit ihnen quer durch Italien zum einen, dann zum zweiten Kinderheim reist (weil man sie im ersten nicht behalten will), lernt er, die zunächst abweisend-störrischen Kinder ein bißchen besser zu verstehen, lernen aber auch die beiden, in ihm nicht nur den Feind vom Amt zu sehen. So daß der Carabinieri den "Abgabetermin" schließlich immer mehr herauszögert.

"Gestohlene Kinder" von Gianni Amelio ist ein stiller Film; die Reise im Raum entspricht einer Reise im Innern - und für die muß man ein bißchen Geduld mitbringen.

(In Frankfurt läuft "Gestohlene Kinder" derzeit noch im Orfeo, Hamburger Allee 45.) sy

Die gefährlichen Salmonellen

Der Appetit auf ein Frühstücksei, auf Spiegel- oder Rühreier, ja sogar auf Süßspeisen und Eis, die mit Eiern hergestellt wurden, vergeht einem, wenn man die Warnungen von Ärzten und Mikrobiologen hört. Das Hühnerei, so erklären sie, ist in vielen Fällen ein gefährlicher Keimträger, denn es kann Salmonellen enthalten, die dem Huhn gar nichts, dem Menschen aber sehr viel ausmachen. Insbesondere zwei Salmonellenstämme lösen nicht nur schwere Magen-Darm-Entzündungen aus, sondern führen unter Umständen sogar zum Tod. So starben allein 1992 in Deutschland 200 Menschen an Salmonellen-Infektionen, und die Zahl der Erkrankungen hat sich innerhalb der letzten beiden Jahre von 91 000 auf 200 000 erhöht.

Wie Wissenschaftler künftig Salmonellen-Epidemien verhindern wollen, ist noch unklar. Auch hier stellt sich zunächst die Frage, wo das Übel seinen Anfang hat: bei der Henne oder beim Ei. Tatsächlich nisten sich die Salmonellen schon in den Eierstöcken der Hennen ein, und damit sind deren Eier infiziert. Auch das Hühnerfleisch ist ein Keimträger, je nachdem, wie rasch es nach dem Schlachten über die Tiefkühlkette auf den Herd kommt und wie lange es bei ausreichender Hitze gegart wird.

Kälte macht den Salmonellen nichts aus. Die Keime werden lediglich daran gehindert, sich noch rascher zu vermehren. Wer aufgetautes Hühnerfleisch stundenlang bei Küchentemperatur herumliegen läßt, hat es bei der Zubereitung dann mit Unmengen von Salmonellen zu tun. Deshalb sollte man das Auftauwasser unbedingt wegschütten. Das unter fließendem Wasser gereinigte und mit Küchenkrepp trockengetupfte Hühnchen muß dann mindestens eine Dreiviertelstunde schmoren oder braten, damit alle Keime sicher abgetötet werden. Gleiches gilt für einzelne Geflügelteile wie Hühnerbrust und -schenkel.

Wie aber sollen Eier künftig behandelt werden, damit man sie guten Gewissens verzehren kann? Der Bundesgesundheitsminister plant Maßnahmen, damit die Eier fortan nur noch in einer ununterbrochenen Kühlkette von der Zuchtanlage bis zum Endverbraucher vertrieben werden dürfen. Außerdem müssen Eier-Packungen ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen. Entscheidend ist jedoch, daß die Verbraucher ihr Verhalten ändern. Sie sollten Eier grundsätzlich im Kühlschrank und nicht bei Zimmertemperatur aufbewahren. Wer weiterhin mit Appetit seine Eier essen möchte, dem rät Professor Dr. Manfred Kist vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Universität Freiburg: Die Eier ins kalte Wasser einlegen, erhitzen und vier Minuten kräftig kochen lassen. Anschließend nicht kalt abschrecken, sondern einfach aus dem Wasser herausnehmen. Das Ei weitere sechs Minuten stehen lassen und erst dann essen. In der Zwischenzeit hat sich nämlich die Kerntemperatur des Eis auf 60 bis 70 Grad Celsius erhöht. Diese Wärme vertragen Salmonellen nicht. Dennoch wird das Ei dabei nicht hart. Spiegeleier, so rät Professor Dr. Kist, brät man auf beiden Seiten bei großer Hitze. Auch Rührei in einer stark erhitzten Pfanne zubereiten und mehrere Minuten lang durchrühren. Hartgekochte (zehn bis zwölf Minuten) Eier sind unbedenklich. Speisen, die rohe Eier enthalten wie etwa Tatar, gehören nicht mehr auf den Tisch. Auch Kuchenteig, der rohe Eier enthält, darf nicht stundenlang bei Zimmertemperatur "gehen".

Ebenfalls gefährlich ist das Aufbewahren zerbrochener Eier im Kühlschrank, wo Temperaturen um plus sechs Grad Celsius herrschen. Das Eiklar ist meist nicht stark verseucht. Im Eigelb sitzen jedoch die meisten Salmonellen und können sich innerhalb eines Tages um Achterpotenzen vermehren, warnt Professor Kist in der Ärztezeitung "Medical Tribune". Salmonellenarm sind nur ganz frisch gelegte Hühnereier, von denen aber immerhin 90 Prozent bereits Einzelkeime aufweisen. Mit jedem Tag, den das Ei von der Henne bis zum Verbraucher unterwegs ist, wächst ihre Zahl sprunghaft. Weil zur Zeit jedoch weder die rasche Zulieferung frischer Eier noch die ununterbrochene Kühlkette garantiert werden, fordern Ärzte, die Hühner als Keimträger selbst zu kurieren.

Das Impfstoffwerk Dessau-Tornau hat zusammen mit dem Institut für bakterielle Tierseuchenforschung Jena und der Universität Leipzig einen Impfstoff gegen Salmonellen-Infektionen bei Geflügel entwickelt. Er soll zusammen mit dem Trinkwasser den Tieren verabreicht werden und ist für Menschen unschädlich. Das Mittel wurde kürzlich amtlich zugelassen und soll auch auf dem europäischen Markt verwendet werden. Dr. med. HANNS H. WENK

Frühstück intim

Das Frühstück als privates Kulturereignis verändert sich, wenn es unterwegs eingenommen werden muß. Es verliert das Intime. Es verkommt zur Nahrungsaufnahme. Wer 1000 Hotelfrühstücke intus hat, ist für sein Leben gezeichnet.

Ich kenne Leute, die können in einem Hotelzimmer mit ungemachtem Bett frühstücken. Ich kann das nicht. Lieber noch gehe ich den Leidensweg zum Frühstücksbüfett. Dort reihe ich mich zu Leuten, deren Rasierwasser meine Nase kränkt. Ich rieche Raucher, die nicht mal rauchen. Von den Lautsprechern tropft Claydermans Öl. Meine Nachbarin bestellt eine zweite Tasse "Kaffe". Mit Betonung auf der ersten Silbe, und so schmeckt er auch.

An der Theke sehe ich Mitesser, die bedienen sich nicht, die machen Beute. Manche trinken ihren Saft gleich im Stehen am Tatort. Nachgefaßt trinken sie den zweiten Saft im Gehen. Hierfür habe ich keine Erklärung. Der im Stehen nachgefaßte Saft ergibt noch einen Sinn. Man faßt nach. Der gehend nachgeschüttete Saft könnte seine tiefere Bedeutung in der Urangst des Menschen haben, jemand wolle ihm etwas wegnehmen.

Das sind elementare Verhaltensformen aus der Steinzeit. Warum hat sich meine Nachbarin so verschwenderisch mit einem Duftwasser begossen, daß ich meinen eigenen Quark nicht mehr schmekke? Die Lady tat es jenen weiblichen Wesen im Urwald gleich, die zu gewissen Zeiten den männlichen Artgenossen durch Düfte oder rotgefärbte Hinterteile aufmunternde Signale zusenden. Ob meine Nachbarin, die übrigens ein knallrotes Unterteil trägt, gerade mich meint, will ich mir nicht einbilden. Jedenfalls sprüht sie Moschusdüfte über meine Teetasse. (Moschus, lerne ich, ist das Sekret aus einer Drüse des männlichen Moschus, einem hirschähnlichen Paarhufer in Innerasien.)

Lieber Hotelgast, der du zum Hotelfrühstück einkehrst, lasse alle Hoffnung fahren. Du frühstückst streng nach DIN (Deutsche Industrie-Norm). Es ist dem Erfindergeist gelungen, die menschlichen Frühstücksbedürfnisse in Verpackungsgrößen von Fingerhüten, Reagenzgläsern und Nußschalen zu minimieren. Du frühstückst 10 Gr. Butter, 15 Gr. Honig, 20 Gr. Fabrikmarmelade und 30 Gr. grobe Leberwurst. Alles ist mit bewundernswerter Technik in Plastik, Silberpapier und Dünnblech gepreßt. Du läßt dich hinreißen und ißt die Wurst? Nun bist du Geheimnisträger, denn:

der Inhalt grober Leberworscht ist bisher völlig unerforscht.

Zur Entsorgung des Verpackungsmülls steht auf jedem Tisch ein Abfalleimer mit Ornamenten bereit.

Vielleicht denkst du jetzt wehmütig an dein herrlich privatimes Frühstück daheim. Ich rühre mir da zuweilen kindesselig "Happen-Pappen" aus heißer Milch, alten Brötchen, Zucker und Kakao zusammen. Ein mir bekannter Topmanager der europäischen Autoindustrie bereitet sich sein tägliches Kindheitserlebnis mit reichlich Zucker auf dem Butterbrot. Freund Paul preßt allmorgendlich aus Gesundheitsgründen Früchte zu Saft. Welch ein Kulturkontrast zum DIN-Frühstück im Hotel!

Einmal betrat ich in einem Hotelchen das Frühstückszimmerchen für vielleicht sieben Gäste. Auf jedem Tellerchen prangte, wie bei den sieben Zwergen, ein einsames Semmelchen mit einem - am Außenumfang gemessen - erstaunlich großen Innenloch. Da ich der erste Gast und noch allein war, konnte ich meinen Bedarf von den anderen Tischen decken. Das hat mich gefreut. HORST VETTEN

Dichtung und Wahrheit Der von Klaus Briegleb und Sigrid Weigel herausgegebene Band über "Gegenwartsliteratur seit 1968"

Eine Geschichte der Gegenwartsliteratur ist kein Werk der Wissenschaft, sondern eines der Kritik. Nimmt man die Wissenschaft als das, was sie sein will, als ein Unternehmen, das seinen Gegenstand kennt, das in Distanz zu ihm getreten ist und sich seiner theoretisch zu bemächtigen sucht, so ist die Untauglichkeit dieses aktuellen Stoffes für solch eine Absicht offenbar. Die Sache, von der die Rede sein soll, die Literatur, die gerade entstanden ist und die hier einen Anspruch auf wissenschaftliche Beachtung erhebt, entsteht ja erst, indem von ihr die Rede ist. Insofern leistet auch ein Kompendium, das fast 900 Seiten umfaßt, wie die von Briegleb und Weigel herausgegebene Sozialgeschichte der Gegenwartsliteratur seit 1968 nicht viel mehr und nichts wesentlich anderes als ein Zeitungsartikel, in dem die Autorität eines Journalisten dafür bürgt, daß ein eben erschienenes Buch der Beachtung überhaupt wert ist. Im übrigen begnügen sich Kritiken dieser Art mit einer Charakteristik des Werks, mit - um Friedrich Schlegel, den Begründer der modernen Literaturkritik zu zitieren - dem Versuch, das "innerste Wesen eines außerordentlichen Geistes nach allen seinen Eigenheiten" lebendig vor Augen zu führen. Die Kritik ist eine Vorstellung, bei der an das neue Werk der Maßstab einer mittelmäßigen Brauchbarkeit angelegt wird.

Als eine Orientierungshilfe ist denn auch diese Sozialgeschichte der Gegenwartsliteratur zu verstehen. Es ist kein Zufall, daß ein beträchtlicher Anteil der Mitarbeiter Literaturkritiker, Essayisten, Regisseure, Schriftsteller, Redakteure sind, kurz: Journalisten oder Germanisten, die gern Journalisten wären, Leute also, die das Geschäft mit der Gegenwartsliteratur habituell betreiben und es hier in den übergreifenden Artikeln nur fortsetzen. Bei so vielen Mitarbeitern kann logischerweise auch das Ergebnis der Arbeit nicht besser und nicht schlechter als durchschnittlich sein, und bei so viel praktizierendem Sachverstand können Inhalt und Begriff dessen, was zur Zeit als Gegenwartsliteratur gilt, nur bestätigt werden.

Eine Distanz dem aktuellen Gegenstand gegenüber ist bestenfalls in den Beiträgen des Herausgebers zu bemerken. Briegleb gibt sich alle Mühe, bei der Beurteilung der aktuellen Literatur die historischen Kenntnisse seines Faches anzuwenden. Bei ihm gibt es das Handwerkszeug der Gattungen, Motive, Sujets und rhetorischen Mittel, er sieht sich bemüßigt, sogar etwas wie die neue Gattung der "Väterliteratur" nach altem Rezept exakt zu definieren, er mißt die Heimatliteratur am Begriff des Realismus, überprüft die Nähe der Literatur der Gegenwart zur experimentellen oder avantgardistischen Literatur vom Anfang des Jahrhunderts.

In striktem Kontrast zu Brieglebs terminologischem Akademismus, der, wenn er sich auch in einer gewissen wichtigtuerischen Manieriertheit darstellt, durchaus ergiebig ist beim Versuch, die Werke zu verstehen, steht der Beitrag von Thomas Rothschild über die "Österreichische Literatur". Der temperamentvoll geschriebene Essay beteiligt sich selbst am "Diskurs der öffentlichen Stellungnahme" selbst, den er für das literarische Leben in Österreich für so typisch und nicht unbedingt lobenswert erachtet. Es nähert sich dem Klatsch und liest sich deshalb außerordentlich unterhaltsam, was Rothschild über die Machenschaften von Wolfgang Kraus, den Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, erzählt, was er von gewissen Denunziationen der Witwe Sperber und den Bestechungen von Juries zu berichten weiß.

In diesem Zirkus der Intrigen, über den sich Rothschild um so verärgerter zeigt, je mehr er damit seine Leser zu amüsieren weiß, ist dann freilich Handke eher eine Figur, die sich durch die besondere Schläue bei der Durchsetzung ihrer mehr egoistischen als kulturpolitischen oder gar literarischen Ziele auszeichnet, als ein Autor von poetischen Werken.

Jedenfalls ist der Leser, halb hingezogen, halb abgestoßen, doch mittendrin in Rothschilds Literaturprater, während ihn bei so manch anderem Beitrag nur das allerernsteste Interesse bei der Lektüre wird halten können - zumal wenn ihn in einer Geschichte der deutschen Literatur die gelegentliche Schlamperei im Umgang mit der deutschen Sprache ärgert: da kündigt eine Überschrift "Literatur über und von kulturellen Minderheiten" an oder verspricht, indem der faule Schrägstrich gebraucht wird, eine Abhandlung über "Deutsche Autoren über/ in der Fremde".

Der hohe Informationsgrad, den alle Abhandlungen haben, tröstet so ganz nicht über die Inhomogenität der Qualität hinweg. Wessen Geist sich zum Beispiel bei den Katalogisierungen und Werkregesten im Kapitel über "Literatur der Fremde" nicht langweilt, der wird mit Sicherheit die stilistischen Pirouetten in den Beiträgen von Briegleb nicht akzeptieren wollen.

Dichtung 2

Mit dem hohen Informationsgrad, der den Band auszeichnet, ist aus einer Schwierigkeit, in die heutzutage schlechterdings jede Literaturgeschichte gerät, eine Tugend geworden. Nachdem nämlich in den sechziger Jahren der Lektürekanon eines gebildeten Bürgertums in Frage gestellt worden ist, läßt sich schwer noch ausmachen, was überhaupt Gegenstand und Inhalt eines historischen Überblicks sein sollten. Auch wer heute eine Geschichte der Literatur des 18. Jahrhunderts verfaßt, ist sich nicht mehr sicher, ob er ausführlicher über die Hamburgische Dramaturgie oder über moralische Wochenschriften schreiben, ob er nicht zugunsten einer breiteren Darstellung der Entwicklung des Buchmarktes Schiller einige Seiten stehlen soll.

Der Rückhalt, den für die Vergangenheit immerhin noch gewohnte Lektüren und Vorstellungen bieten können, fällt für die Gegenwart ganz weg. Da nicht feststeht, was der Inhalt einer Literaturgeschichte sein soll, kann er das nur sein, wovon in der kulturellen Öffentlichkeit gerade die Rede ist. Das Spektrum dessen, was in den letzten Jahren in den Feuilletons besprochen wurde, hat also Eingang gefunden in den Band - und freilich noch einiges mehr.

Der Reihentitel einer "Sozialgeschichte der Literatur" nicht nur, sondern vor allem die egalitäre Ausrichtung der gegenwärtigen Literaturwissenschaft verpflichtet zur Beachtung vor allem der Literatur einer nicht-intellektuellen Autorenschicht. Die Kapitel über "Literatur von unten" und "Literatur der Fremde - Literatur in der Fremde" behandeln Texte von Arbeitern, Kinderliteratur, Migrantenliteratur, die thematisieren den Einfluß von Subkultur und Beatliteratur auf den literarischen Betrieb und berichten von Schreibbewegungen in Frauengruppen; ein Kapitel über Literatur von Frauen ist heute ohnehin selbstverständlich.

Die Erweiterung des Themenbereichs in die Nähe von Gebrauchstexten rechtfertigt es allerdings nicht, daß auch der Film in einer Literaturgeschichte seinen Platz findet, zumal von Drehbüchern, vom literarischen Anteil am Film also, in diesem Falle so gut wie gar nicht die Rede ist. An dieser Stelle, wie auch im Kapitel über die Zeitschriften, in dem der Literaturbegriff so weit gespannt ist, daß sich gar die Frage stellt, ob nicht etwa auch der Playboy, dessen hohe Honorare immerhin renommierte Dichter zu Beiträgen veranlassen, unter die literarischen Zeitschriften zu zählen sei, zeigt sich die Unsicherheit, in die die Theorie bei der Bestimmung dessen, was Literatur sein soll, mittlerweile geraten ist.

Auf der anderen Seite zeigt sich auch diesmal bei der Bestimmung der Themen die typische intellektuelle Berührungsangst vor der Trivalliteratur. Die romantische Sehnsucht des Intellektuellen richtet sich auf die unteren Schichten, deren unbeholfenste Schreibversuche er verehrt, das naheliegende Raffinement eines Schriftstellers hingegen aus der eigenen Schicht, der zur Unterhaltung eines großen Teils der Bevölkerung beiträgt, wird als ein Verrat mit Mißachtung gestraft.

Da zeigt sich denn, daß die soziale Perspektive, die diese "Sozialgeschichte der Literatur" haben soll, keine analytische Energie ist, sondern eher ein von Mitleid und Herablassung getragener politischer good will. Mit dem, was bei der Begründung der Reihe noch mit dem Begriff einer Sozialgeschichte verbunden gewesen sein muß, hat diese Selbstdarstellung des politischen Gewissens wenig gemein. Die Studentenbewegung, die ja schließlich mit dem Epochenjahr 1968 der Orientierungspunkt des Bandes ist, entwickelte eine Literaturtheorie, die die Verschlüsselung der Texte aufzubrechen suchte und die Verschleierung der poetischen Rede auf ihre ökonomische Basis begründen wollte. Diese ideologiekritische Perspektive hat - so ist an dem Band deutlich genug abzulesen - ihr zeitbedingtes Ende gefunden. Sie ist durch die breite Darstellung faktischer Zusammenhänge in Politik und Kulturpolitik ersetzt worden. Nicht eine Theorie, sondern eine Haltung bestimmt Auswahl und Organisation von Stoffen und Themen; die Schrift wird nicht durchleuchtet auf ihren Hintergrund, sondern nur beleuchtet in der Umgebung dramatischer Ereignisse; die deutsche Literatur der Gegenwart wird nicht analysiert, sondern erzählt. HANNELORE SCHLAFFER

Klaus Briegleb und Sigrid Weigel: Gegenwartsliteratur seit 1968.In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Hsg. von Rolf Grimminger. Bd. 12. Carl Hanser Verlag München 1992, 885 Seiten, 128 DM.

Bundesliga-Kommentar

Manches ist Dragoslav Stepanovic gelungen. In einer ganz entscheidenden Phase hat er Eintracht Frankfurt auf dem Weg des Erfolges begleitet. Er war und bleibt bis zum Saisonende immer noch das, was man den "Mann zur rechten Zeit" nennt. Das von Jörg Berger begonnene Werk hat er fortgeführt, weiterentwickelt und bis an den Rand der Perfektion geführt. Als im April 1991 Berger an denen gescheitert war, die in der Frankfurter Fußball-Mannschaft das Sagen hatten, kam Stepanovic, hemdsärmelig und voller Tatendrang. Zuvor nur von Amateur-Vereinen angeheuert und dort mehr als einmal wegen seinem unbändigen Hang zur Professionalität gescheitert, stieß er als Nobody ins Bundesligageschäft. Dort nahm er die Allüren der Stars hin und führte sie zum Erfolg. Er ließ gewähren, wer muckte, sortierte aus, wer die Leistung nicht brachte. Stepanovic fand und brachte die Jungen, wenn die Alten nicht liefen, wie er es sich vorstellte. Seine Arbeit im Training entspringt keinem Lehrbuch, seine Entscheidungen kommen aus dem Bauch, sie entbehren oft jeder Logik. Das hat Stepanovic bald den Ruf des "Zampanos" eingebracht. Auf den Spuren von Ernst Happel, Branko Zebec und Gyula Lorant wähnen ihn viele seit geraumer Zeit. Operettenhaftes Manches erreicht, vieles auch nicht kreiden ihm seine Kritiker an. Die einen wie die anderen mögen sagen was sie wollen: Stepanovic brachte die Eintracht auf Kurs. Wer von 64 Meisterschaftsspielen nur vier verliert, muß wohl mehr drauf haben als nur eine gute Mannschaft richtig aufbieten zu können. Denn gute Mannschaften haben andere auch, aber damit nicht unbedingt Erfolg. Stepanovics künftiger Arbeitgeber Bayer Leverkusen ist da wohl das beste Beispiel.

Manches hat Stepanovic in Frankfurt erreicht. Manches aber auch nicht. Es ist ihm nicht gelungen, die Kritiker zum Schweigen zu bringen. Argwöhnisch wurde sein zugegeben oft seltsames Treiben beobachtet. Und es ist ihm auch nicht gelungen, das Präsidium von der Richtigkeit seiner Handlungen so zu überzeugen, daß es ihm ein längerfristiges Engagement angeboten hätte. Sich an den unergründlichen aber systemimmanenten Abläufen des Fußballs orientierend, mutmaßen die Eintracht-Verantwortlichen wohl, der mit Ecken und Kanten ausgestattete Stepanovic könne sich demnächst "rundlaufen" und sich bald abschleifen im stetig wiederkehrenden Prozeß der Reibung.

Binnen Stunden ist Stepanovic seinerzeit verpflichtet worden, binnen Stunden hat er in Frankfurt ab- und in Leverkusen zugesagt. Kein Zweifel, der lustig-listige Serbe ist ein Mann der Tat. Leverkusen darf sich freuen und Frankfurt sich mit einer Träne im Knopfloch verabschieden.

WALTHER LÜCKER

Kaufhof-Manager im Zwielicht "Spiegel": Staatsanwalt ermittelt wegen Steuerhinterziehung

cri FRANKFURT A. M. Gegen Führungskräfte des Kaufhof-Konzerns soll die Kölner Staatsanwaltschaft angeblich wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung ermitteln. Dies berichtet das Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe. Die Untersuchungen sollen sich demnach auch auf den Vorstandsvorsitzenden des Warenhaus-Unternehmens, Jens Odewald, erstrecken. Ausgelöst worden seien die Ermittlungen durch eine Anzeige eines ehemaligen Angestellten.

Ihr zufolge sollen die Manager über den Konzern jahrelang Beträge zwischen 50 000 und mehreren Millionen Mark auf privaten Schwarzkonten deponiert haben, will das Blatt in Erfahrung gebracht haben. Für die Gelder hätten die Manager angeblich Zinsen eingestrichen, aber keine Steuern gezahlt, behaupte der ehemalige Geschäftsführer einer Kaufhof-Tochter.

Laut Spiegel hat der frühere Angestellte die Anlagemöglichkeit bis vor kurzem selbst genutzt, sich aber den Behörden inzwischen offenbart. Er habe darüber hinaus angegeben, daß die Konten in der Bilanz des Konzerns nicht auftauchten. Sollte sich dies bestätigen, so das Blatt, hätten sich die Manager auch noch des Bilanzbetrugs schuldig gemacht.

In einer ausführlichen Stellungnahme weist der Kaufhof die Vorwürfe gegen den Vorstand "mit aller Entschiedenheit zurück". Die Beschudigungen wertet das Warenhaus-Unternehmen als "Racheakt eines im Mai 1992 wegen gravierender Unregelmäßigkeiten" fristlos entlassenen Mitarbeiters. Die Holding habe zu "keinem Zeitpunkt" Schwarzkonten irgendwelcher Art geführt. Auch habe es nie "nicht ausgewiesene Konten" in der Bilanz gegeben.

Der Kaufhof biete seinen Führungskräften an, in gewissem Umfang einen Teil ihres Gehalts im Unternehmen auf entsprechenden Konten anzulegen, die variabel verzinst würden. Die Erträge daraus seien "auch und insbesondere" von Vorstandschef Odewald "ordnungsgemäß versteuert" worden.

Die Führung dieser Konten werde jährlich von den Abschlußprüfern ordnungsgemäß kontrolliert. Selbverständlich tauchten diese Guthaben auch in der Bilanz als Verbindlichkeiten auf - "im übrigen ein jahrzehntelang geübtes Verfahren".

Daß die Staatsanwaltschaft Köln gegen Kaufhof-Manager ermittelt, wird von der Holding nicht ausdrücklich bestritten. Sie betont in ihrer Stellungnahme vielmehr, daß der Staatsanwaltschaft "in dieser Angelegenheit alle erforderlichen Auskünfte" erteilt und Unterlagen vorgelegt würden. Damit solle verhindert werden, "daß aus einem Racheakt Rufmord wird".

Programme und Prospekte

Von Oman nach Mauretanien führen die Studien- und Erlebnisreisen, die Dr. Foerst Reisen Gmbh, Albert-Mays-Str. 11, 6900 Heidelberg 1, Tel. 0 62 21 / 2 18 01 in ihrem neuen Katalog vorstellen. Der Spezialveranstalter hat sich seit fast 15 Jahren der kleinen besonderen Reise in den Orient verschrieben. Die Reisevorschläge in dem schmalen Katalog reichen von der komfortablen Hotel-Studienrundfahrt durch Syrien bis zum Trekking auf Mulis im Hohen Atlas. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf zwölf Reisende. FR

In die Savoyer Alpen geht es mit dem Ski-France-Express, der 12 Städte in Deutschland mit den französischen Skigebieten verbindet. Im Liegewagen gut gebettet, die Skiausrüstung sicher verwahrt rollt man nachts los und steigt am folgenden Tag in Chambéry oder Albertville, Moutiers oder Bourg-St-Maurice aus. An den Zielbahnhöfen warten Transferbusse. FR

Die Mönche vom Berg Athos werden ihre Klöster weiterhin für männliche Besucher öffnen, nachdem sie im Sommer letzten Jahres aus Protest gegen die Steuerpläne der Athener Regierung ihre halbautonome Republik vorübergehend geschlossen hatten. Zu den Reiseveranstaltern, die einen Aufenthalt auf dem Heiligen Berg im Programm haben, zählt die Mitte 1992 neugegründete Agentur Terra Travel, Postfach 30 14 44, 5300 Bonn 3, Tel. 02 28 / 46 56 43. Geschäftsführer Carl A. Berndt richtet sein Angebot an Menschen, die abseits eingefahrener Touristenrouten die kulturellen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten fremder Länder erwandern wollen. Die siebentägige "Pilgerreise" zu einigen der 20 Athos-Klöster ist für männliche Interessenten geeignet, die gut zu Fuß sind und mit einfacher Unterbringung und Verpflegung vorlieb nehmen. Reisetermine: 24. Juni, 1. und 8. Juli 1993. Mitreisende Frauen können während des Aufenthaltes der Männer auf dem Heiligen Berg einen Badeurlaub auf der Halbinsel Chalkidiki buchen. Preis mit Flug nach Thessaloniki ab 1590 Mark. - Per pedes erkundet werden können mit Terra Travel auch die Ägischen Inseln Kos, Tilos und Nisiros sowie der Peloponnes.

Die jeweils 14tägigen Wanderreisen kosten ab 1890 Mark. Termine für die Inseln: 24. April, 8. und 22. Mai sowie 5. Juni 1993, für den Peloponnes 15. und 29. August und 12. September. FR

Für Kids ab fünf Jahre hat das Jugendferienwerk, Faktoreistr. 1, 6600 Saarbrücken, Tel. 06 81 / 3 50 91 Reisen in beliebte Ferienziele an der Nord- und Ostsee, in Österreich und Deutschland zusammengestellt. Die Jugendlichen zwischen 16 und 25 können nach Frankreich, Italien, Spanien oder Griechenland reisen. Sprachreisen werden nach Frankreich und England mit Übernachtung in Gastfamilien offeriert. FR

Reisen in die russische Arktis und zum Nordpol hat Windrose Fernreisen, Kurfürstendamm 202, 1000 Berlin 15, Tel. 030 / 881 30 59 im neuen Programm. Im Frühjahr, zur klimatisch günstigsten Zeit, bietet sich jeweils zwölf Teilnehmern die Chance, auf dem Nordpol zu stehen. Ausgangspunkt ist die Polarstation Prima auf der Inselgruppe Severnaja Semlja, wo die etwa 20stündige Exkursion beginnt. Die erste Reise vom 11. bis 20. Mai 1993 kostet 12 990 Mark. Neu im Programm sind auch Reisen nach Guyana und zum "Götterberg" Kailash im Himalaya.Im Mittelpunkt der zoologisch-naturkundlichen Reisen stehen ein Wal-Kreuzfahrt zum Saguenay-Fjord am St. Lorenz- Strom, eine Kreuzfahrt nach Grönland zu Walrossen und Eisbären an der Hudson Bay sowie zwei Spezialreisen zur Tierwelt Brasiliens und Alaskas. FR

Der Ferienpark Granzow liegt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte und wartet auch im Winter auf Gäste. Der Ferienpark mit seinen 232 Ferienhäusern wurde Mitte 1992 privatisiert und wird seitdem intensiv saniert. Es gibt ein Restaurant und einen SB-Markt. Zur Freizeitgestaltung stehen Boots- und Fahrrad-Verleih sowie Freiluft-Tischtennisplatten zur Verfügung. Im Sommer werden ein Abenteuerspielplatz, Kegelbahn und Tennishalle mit Außenplätzen fertiggestellt. Preis für eine Woche in einem Haus für vier Personen 627 Mark in der Nebensaison. Nähere Informationen beim Geschäftsführer Feriendorf Granzow, Dorfstraße, 0-2081 Granzow, Tel. 03 98 33 / 2 07 34. FR

Urlaubsgenüsse für Individualisten verspricht Outdoor-Travel, W + R Naturreisen, Friedrichstr. 24, 7146 Tamm, Tel. 071 41 / 60 70 90 seinen Kunden. Die können sich üben im Kanufahren, im Bergsteigen, Rafting, Segeln, Fallschirmspringen. "Wir möchten unseren Gästen die Welt zeigen, wo die Natur noch den Lebenslauf bestimmt" sagen die Veranstalter. So führen Trekking-Touren nach Korsika, Aktiv-Sport-Wochen nach Tirol, und wer die "Schule der Wildnis" mitmachen will, kann das in den spanischen Pyrenäen oder in der schwedischen Wildmark tun. FR

Von Finnland nach St. Petersburg führt eine zwölftägige Radreise, die Radwander-Touristik, Margret u. Günter Reishofer, Ruedorffer Passage, 8200 Rosenheim, Tel. 0 80 31 / 3 17 40 anbieten. Nach einem Abstecher durch die finnische Seenlandschaft geht es von Helsinki über die Grenze und in zwei Tagesetappen nach St. Petersburg. Es werden rund 300 Kilometer im Sattel verbracht; einige Strecken werden mit Bus oder Tragflügelboot zurückgelegt. Ein Service-Bus ist ständig in der Nähe und transportiert das Gepäck. Die Reise kostet inklusive Flug ab Hamburg, Übernachtung und Halbpension 4 430 Mark. FR

Günstige Mietwagen kann man jetzt zum preiswerten Last Minute-Flug dazubuchen. l'tur, Augusta Arcaden, 7570 Baden-Baden, Tel. 07221 / 197 06 offeriert diesen Service seit Januar 1993. Vertragspartner ist die Sunny Cars AG in München. Im Preis enthalten sind jeweils Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung. Es besteht keine Kilometerbegrenzung. Die Reservierung sollte spätestens 24 Stunden vor der Abreise erfolgen. FR

Von Karthago nach Brandenburg Eine Inszenierung von Christian Dietrich Grabbes "Hannibal"

FRANKFURT/ODER. Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) zählt zwar zu den Klassikern unserer dramatischen Literatur. Auf deutschen Bühnen ist er ein rarer Gast. Immer mal wieder kündigt ein Regisseur eine Neuinszenierung eines seiner Stücke an, doch schließlich macht er sich doch lieber an "Onkel Wanja".

Grabbes Stücke - er begann mit zwei kaum spielbaren Historienschinken um die Kaiser Barbarossa und Heinrich VI. - sind nicht leicht auf die Bühne zu bringen. Zu seinen Lebzeiten wurde nur ein einziges - "Don Juan und Faust" - aufgeführt, in seiner Heimatstadt Detmold. Dort war auch vor wenigen Jahren sein "Napoleon" zu sehen, in einer vorzüglichen Inszenierung des Intendanten Ulf Reiher, die auch für das Fernsehen aufgezeichnet worden ist.

Folgen in anderen Theatern hatte dies nicht. So mußte man aufhorchen, als das Kleist-Theater am äußersten Ostende der Republik den "Hannibal" ankündigte. Dies Drama ist zum größten Teil in der Großen Bockenheimer Gasse in Frankfurt am Main geschrieben, wo sein Verfasser viel Zeit mit Rheinweintrinken im berühmten Hotel "Schwan" zu verbringen pflegte.

Es geht um das tragische Ende des berühmten nordafrikanischen Feldherrn, der die Römer von Norden her überrascht und besiegt hatte, aber mit der saturierten Gesellschaft seiner Heimat in Konflikt liegt. Gibt es da Verbindungslinien zum Zusammenbruch der DDR-Gesellschaft? Die Leitung des Kleist-Theaters bejahte diese Frage und kündigte zunächst an, den "Hannibal" mit einer Collage von Texten über die Große Französische Revolution kombinieren zu wollen.

Daraus wurde nichts, schlicht "Hübner" heißt jetzt die Collage eines namenloses Autorenkollektivs und ihr "Held" ist ein einfacher DDR-Bürger, der sich nicht anpassen will, einen Ausreiseantrag stellt, schließlich aber im Stasi-Gefängnis umgedreht und zum Spitzel gemacht wird. Dies wird jeweils vor dem "Hannibal" im Theatercafé von sechs Schauspielerinnen und Schauspielern auf einem Feld roter Nelken dargestellt, wobei die Texte durchweg im Chor gesprochen werden (Regie Rudolf Koloc).

Das ist auch für den zugereisten Westler recht eindrucksvoll, die Einheimischen quittieren fast jede Pointe mit Kopfnicken. Daß die Autoren versuchten, die Geschichte auch noch in die Gegenwart zu verlängern, war zuviel des Gutgemeinten - nicht weil nun westliche Lebens- und Wirtschaftsformen kritisiert wurden, sondern weil dies bei einer Spieldauer von einer reichlichen Stunde allzu verkürzt geschehen mußte.

Dann also "Hannibal". "Hannibal"? "Scheiß Afrika" ist der erste Satz, den der Titelheld in dieser Aufführung von sich gibt, Lutz Günzel, anzusehen wie leicht verkommener Maurerpolier im Ruhestand. Von Grabbe bleibt nicht viel, wenn auch diese rohe Dramaturgie, diese eingefügten Kraftworte zu ihm passen. Das müßte zumindest im Programmheft, hier die Rückseite eines Plakats, ausgewiesen werden. Koautoren waren wohl der Dramaturg Ralf Fiedler und der Regisseur Armin Petras.

Aber auch Gotthold Ephraim Lessing kommt in zwei längeren Passagen zu Wort, unter anderem mit Teilen der Ringparabel. Der uninformierte Zuschauer muß so meinen, die sei von Grabbe. Dessen Dramentext wird nach nun allzu bekannter Manier - Einar Schleef und Frank Castorf lassen grüßen - ausgebeutet für eine Aussage, die berechtigt sein mag, aber von Grabbe wenig übrigläßt.

Und da man auch den eigenen Texten offensichtlich nicht traut, wird die Handlung mit ohrenbetäubender Rockmusik überlegt, müssen die Akteure sich akrobatisch betätigen und wie wild über die Bühne toben. Und eine, Rahel Ohm, die sich als gute Sprecherin erweist, wenn sie ausnahmsweise mal sprechen darf, wird als Alitta dauernd angehalten, entsetzlich zu kreischen. Und ist es wirklich so komisch, wenn drei Rüpel zu Rockmusik um ein Sofa herumrennen und sich dann, wenn die Musik plötzlich aufhört, um einen Platz auf dem Sitzmöbel streiten, einmal, zweimal, aber dann immer noch mal?

Der Regisseur leidet überhaupt unter einer Überfülle von Einfällen, die er allzu genüßlich ausspielt. Es geht um Gewalt in allerlei Spielarten, gestern, heute und morgen, und die für solche theatralischen Kraftakte eigentlich gar nicht geeignete (Behelfs-)Bühne, deren Ausstattung durch Philipp Stölzl zu den positiven Eindrücken des Abends gehört. Der Pyrotechniker des Hauses war reichlich beschäftigt. An optischen Reizen fehlt es nicht.

Gegen Ende werden mehrfach überlaut Äußerungen einer Ossi-Dame unmittelbar nach dem Fall der Mauer eingeblendet, die jubelt, aufrecht durchs Brandenburger Tor gehen zu können. Doch mit Hannibal hat dies alles nur sehr entfernt etwas zu tun. Irgendwann wird ein riesiger Toaströster auf die Bühne geschoben, nach und nach klettern Menschen empor und werden geröstet. Einmal wird auch Asche zurückgeschleudert. So treibt man mit Entsetzen Scherz. Denn gelacht wurde reichlich an diesem Abend.

Wir sind offensichtlich angesichts der täglichen Berichte über Gewalt in ihren brutalsten Spielarten schon so abgebrüht, daß wir (wir? wer?) dies nur noch komisch finden können, überall und auch in Frankfurt an der Oder. War das die Botschaft, die der Regisseur Armin Petras verbreiten wollte?

Ich finde es prinzipiell begrüßenswert, daß das Kleist-Theater zu den wenigen Theatern im Osten gehört, die nicht auf Nummer Sicher gehen, nicht nur. Doch diese "Hannibal"-Inszenierung besteht nur aus Oberflächenreizen.

HORST KÖPKE

(Weitere Aufführungen vorgesehen für den 16. und 20. Januar sowie den 11. und 20. Februar.)

EISKUNSTLAUF EUROPAMEISTERSCHAFT in Helsinki, Frauen, Qualifikation, Gruppe B: 1. Claeys (Belgien), 2. Bajul (Ukraine), 3. Kielmann (Dortmund), 4. Leray (Frankreich), 5. Czako (Ungarn), 6. Kulovana (Tschechei), 7. Butirskaja, 8. Markowa (beide Rußland), 8. Krieg (Schweiz), 10. Rechnio (Polen), 11. Mauri (Italien), 12. Dimitrowa (Bulgarien).

Frankfurt und seine Dörfer Die VHS im Norden hat Neues im Frühjahrsprogramm

FRANKFURT-NORD. Es kann sich wieder gebildet werden: Am kommenden Montag, 8. Februar, beginnt das Volkshochschul-Frühjahrssemester. In Bonames, Am Bügel, in Nieder-Eschbach, Kalbach, Nieder-Erlenbach, Harheim und Preungesheim liegt inzwischen in den meisten Geschäften, Banken und Stadtteilbüchereien das Frühjahrsprogramm des VHS-Stadtteilzentrums Nord aus. Erhältlich ist es außerdem im Stadtteilbüro Nord (Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre- Straße 26).

Insgesamt 144 Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Bereichen werden angeboten. Neu im Programm sind: Ein Bildungsurlaub "Frankfurt und seine Dörfer" mit der Frage, welche Veränderungen die Eingemeindung der nördlichen Vororte bewirkt hat sowie der Kurs "Mädchen in der Planung", in dem die vorhandenen Freiräume im Stadtteil erkundet und Ideen entwickelt werden sollen, die sich an den Bedürfnissen von Mädchen orientieren.

Im Bereich Psychologie gibt es ein Wochenendeseminar "Gestaltarbeit mit Märchen". In der Reihe "Betrifft: Erziehung" für Eltern mit Kindern im Vorschulalter gibt es die Themen "Kinder im Spannungsfeld verschiedener Kulturen", "Hyperaktivität und Unruhe bei Kindern", "Umgang mit der eigenen Agressivität" sowie "Sprachentwicklung". Ferner gibt es erstmals ausländische Folkloretänze. Die neuen Angebote im kreativen Bereich sind "Chinesische Tuschemalerei", "Zeichnen für Anfänger", "Seidenmalerei am Wochenende" und "Schweizer Stoffpuppen". Im Bereich "Kochen/Nähen" wird angeboten "Backen für Diabetiker", "Nähen am Vormittag", "Modewerkstatt am Wochenende".

Bei den Fremdsprachen werden in Englisch und Italienisch/Spanisch neue und weiterführende Kurse angeboten. Erstmals gibt's einen Bildungsurlaub "Englisch für echte Anfänger". Im Frühjahr und Sommer gibt es zehn Deutschkurse auf verschiedenen Stufen.

Neben Buchführung, Maschinenschreiben und EDV gibt es wieder den "Bürolehrgang für Frauen". Darüber hinaus Kurse aus den Bereichen Philosophie, Literatur, Gesundheit und Musik .

Umfangreich ist das Angebot für ältere Bürger in den nördlichen Stadtteilen: Zeichnen und Malen, Keramik, Gymnastik, Schwimmen sowie Atem- und Entspannungsübungen.

Anmeldungen für die Kurse in Eckenheim/Preungesheim sind möglich ab Donnerstag, 4. Februar, von 9 bis 17 Uhr (Sozialzentrum Marbachweg, Dörpfeldstraße). Erster Anmeldetermin für alle anderen Nord-Kurse: Samstag, 23. Januar, von 14 bis 17 Uhr (Otto-Hahn-Schule, Nieder-Eschbach, Urseler Weg 27). Informationen zum Nord-Programm gibt's unter Tel. 2 12-3 18 14 oder -318 16. di

Basketball-Bundesliga der Männer Im Süden ein Dreikampf an der Spitze Bamberg in Gießen nach dem Wechsel ungefährdet / Ulmer Walker wieder herausragend

Unter einem unglücklichen Stern stand der Bundesliga-Jahresauftakt des deutschen Basketballmeisters TSV Bayer 04 Leverkusen. Zwar gelang dem Nord-Tabellenführer (28:4 Punkte) im Spitzenspiel mit 85:65 gegen den Rangdritten BG Bramsche/Osnabrück die deutliche Revanche für die 59:60-Hinspielniederlage, doch schied Spielmacher Clinton Wheeler in der 19. Minute mit einer Adduktorenzerrung vorzeitig aus. Der Einsatz des 33jährigen Amerikaners für den Europaligaschlager gegen Real Madrid am kommenden Donnerstag ist stark gefährdet.

Koch (22) und Kannard Johnson (16) waren die erfolgreichsten Werfer für den Meister, dessen Trainer Dirk Bauermann auch den Bankspielern längere Einsatzzeiten einräumte. Bester Punktesammler der erneut ohne ihren verletzten amerikanischen Topscorer Wendt angetretenen Niedersachsen war dessen Landsmann Shields (14). Der überragende Nationalspieler Baeck (27) führte Vizemeister ALBA Berlin (20:12) beim 98:84 über Brandt Hagen zur erfolgreichen Revanche für die Pokalviertelfinalniederlage. Beim westfälischen Cup-Finalisten glänzte der Amerikaner Dinkins (24). Neuling SVD Dortmund (Mlynarski/12) schaffte durch den überraschenden 58:53-Sieg bei der SG Braunschweig (Miglinieks/16) den Anschluß an die Play-off-Kandidaten.

Im Süden verlor die BG Stuttgart/Ludwigsburg nicht nur ihr Heimspiel klar mit 78:93 gegen den SSV Ulm, sondern auch die Tabellenführung an den TTL Bamberg, der beim MTV Gießen mit 101:73 deutlich gewann. Mit jeweils 20:14 Punkten bilden Bamberg, Ludwigsburg und Ulm ein punktgleiches Spitzentrio. Vor 2100 Zuschauern in der ausverkauften Ludwigsburger Rundsporthalle war Ulms Amerikaner Walker (31) der herausragende Akteur. Bei Ludwigsburg brachte es Center Kujawa auf 29 Punkte.

Das Nationalspieler-Duo Jackel (26) und Nürnberger (24), der das Duell gegen Gießens Spielmacher Armin Andres (21) nicht nur nach Punkten für sich entschied, führte Bamberg zum Erfolg in Gießen. Bester Spieler der ohne den verletzten Villwock angetretenen und nach der Pause völlig zusammenbrechenden Hessen war US-Center Roth (21). Die Gießener (16:18) müssen nach der dritten Heimniederlage wieder um ihre Play-off- Teilnahme bangen, weil der TVG Trier (14:20) durch das 80:77 gegen den Tübinger SV wieder Anschluß fand. Vor der Rekordkulisse des 17. Spieltages von 2200 Zuschauern trumpfte Triers Duo Steven Johnson (25) und Marsh (24) groß auf. Tübingens Top-Werfer waren Schomers (23) und Key (20). dpa

Nicht angeschnallt: Frau schwer verletzt 37jähriger baute mehrere Unfälle

HOFHEIM. Bei einem Autounfall hat sich am Freitag abend eine 39jährige Beifahrerin beide Arme gebrochen, Schnittwunden im Gesicht erlitten und mehrere Schneidezähne eingebüßt. Der 37jährige Flörsheimer, der den Wagen steuerte, bekam bei mehreren Kollisionen nur leichte Blessuren ab.

Zunächst krachte es nach Angaben der Polizei gegen 21.15 Uhr im Schmelzweg. Dort war der Flörsheimer beim Abbiegen in die Hattersheimer Straße von der Straße abgekommen und hatte einen Linienbus gerammt. Unbekümmert setzte der 37jährige die Fahrt fort, ließ allerdings die Stoßstange und ein Nummernschild seines Autos zurück. Im Bus wurde laut Polizei keiner der Fahrgäste verletzt.

Schon kurze Zeit später prallte der Mann mit seinem Wagen in der Rheingaustraße in Marxheim frontal gegen eine Hausmauer. Kurz zuvor hatte er laut Polizeibericht schon einen Begrenzungspfosten "umgemäht" und eine Hauswand gestreift.

Die schweren Verletzungen zog sich die Beifahrerin bei dem Aufprall auf die Hausmauer zu. Da die 39jährige nicht angeschnallt war, wollte sie sich am Armaturenbrett abstützen und brach sich dabei beide Arme.

Den Führerschein des 37jährigen kassierte die Polizei. Außerdem ließen die Beamten eine Blutprobe nehmen. tos

Das Wetter

Wetterlage Die Fronten eines Orkantiefs über dem Nordmeer ziehen über Deutschland hinweg ostwärts. Dabei wird mit kräftiger südwestlicher Strömung milde Meeresluft nach Mitteleuropa geführt.

Vorhersage bis Dienstag früh Im Südosten anfangs Aufheiterungen, im Tagesverlauf hier wie im übrigen Deutschland starke Bewölkung und zum Teil länger andauernder Regen.

Höchsttemperaturen 8 bis 12 Grad. Tiefstwerte 4 bis 9 Grad. Frischer, in Böen stürmischer Wind aus südwestlichen Richtungen, an der See Sturmböen.Weitere Aussichten für Dienstag Anfangs Regen, später im Norden und in der Mitte Schauer. Weiterhin mild und windig. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 2 Amsterdam

Regen 12 Athen

stark bewölkt 8 Barcelona

wolkenlos 13 Bordeaux

stark bewölkt 8 Bozen

wolkenlos 4 Brüssel

Regen 12 Dublin

stark bewölkt 10 Helsinki

leicht bewölkt 3 Innsbruck

leicht bewölkt 2 Istanbul

wolkig 6 Kairo

wolkig 15 Larnaka

Regen 11 Las Palmas

wolkenlos 11 Lissabon

Nebel 5 Locarno

leicht bewölkt 7 London

Regen 11 Madrid

leicht bewölkt 4 Malaga

leicht bewölkt 13 Mallorca

stark bewölkt 13 Moskau

bedeckt -3 Neapel

stark bewölkt 14 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

stark bewölkt 11 Rom

bedeckt 11 St. Petersburg

Schneeschauer 1 Stockholm

wolkig 4 Tel Aviv

Regen 10 Tunis

leicht bewölkt 15 Varna

leicht bewölkt 3 Venedig

Nebel 2 Warschau

bedeckt 5 Wien

leicht bewölkt 8 Zürich

leicht bewölkt 5

Deutschland

Berlin

stark bewölkt 9 Dresden

bedeckt 10 Feldberg/Ts.

Sprühregen 4 Feldberg/Schw.

in Wolken 2 Frankfurt/M.

bedeckt 9 Freiburg

stark bewölkt 12 Garmisch

leicht bewölkt 3 Hamburg

Regen 9 Köln/Bonn

bedeckt 11 Leipzig

stark bewölkt 10 München

stark bewölkt 10 Norderney

Sprühregen 7 Rostock

bedeckt 8 Sylt

Regen 4 Wasserkuppe

Regen 4 Zugspitze

stark bewölkt 6 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und

Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 8.21 Uhr Sonnenuntergang 16.46 Uhr

Kleine FR

Kulturpolitische Bilanz

FRIEDBERG. Über Reaktionen auf die Einstellung des Friedberger Magazins wird der Kulturausschuß in seiner Sitzung am Mittwoch, 13. Januar, ab 17 Uhr im Stadthaus 2 sprechen.

Seniorenrunde mit Kurt Stapp

FRIEDBERG. Zur Seniorenrunde am Mittwoch, 13. Januar, ab 15 Uhr im SPD- Treff Friedberg (Engelsgasse 8) hat die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen den Kreisbeigeordneten Kurt Stapp eingeladen. Er soll über seine Arbeit im Altenbeirat des Wetteraukreises berichten. Neujahrsempfang

FRIEDBERG. Ihren Neujahrsempfang gibt die Stadt Friedberg am Freitag, 15. Januar. Die geladenen Gäste treffen sich ab 18 Uhr im Alten Rathaus (Kaiserstraße 21).

Für Frieden beten BÜDINGEN / NIDDA. Zu einer Gebetsstunde für den Weltfrieden lädt die Büdinger Pfarrei St. Bonifatius für Freitag, 15. Januar, um 18 Uhr in die katholische Kirche Nidda ein.

Maria Molkenteller de Haag und Siegfried Wurche ausgezeichnet Engagiert, tolerant und einfühlsam Zwei neue Ehrenbürger

ESCHBORN. Zwei Eschborner, die sich für das Wohl der Stadt mit großem Engagement eingesetzt haben, wurden am Freitag während einer Feierstunde vor dem Neujahrsempfang mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet: Maria Molkenteller de Haag und Siegfried Wurche. Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) betonte, die Ehrenbürgerschaft sei die höchste Auszeichnung, die eine Kommune zu vergeben habe. Sie dürfe nur für "besondere Verdienste" verliehen und nicht "entwertet" werden.

Beide Geehrten sind keine gebürtigen Eschborner: Maria de Haag zog erst 1969 nach Niederhöchstadt. Siegfried Wurche kam unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Eschborn.

Der Arbeitersohn aus Niederschlesien ist nach den Worten des Bürgermeisters nicht nur geprägt von Toleranz gegenüber seinen Mitmenschen, sondern stand und steht auch immer auf der Seite des "kleinen Mannes". Wurche engagierte sich bald für seine neue Heimat und wurde Vorsitzender der Wohnungskommission. 1948 kam der Ehrenbürger, der 1933 in die SPD eintrat, in die Gemeindevertretung, wurde 1954 Vorsitzender des Parlamentes und war bis 1974 ehrenamtliches Mitglied zunächst im Gemeindevorstand, später im Magistrat. Zudem gründete er Vereine mit, war deren Vorsitzender und acht Jahre lang ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht.

Maria de Haag gründete 1974 den Schwimmclub Westerbach mit und engagierte sich in zahlreichen anderen Vereinen, zum Beispiel in der Historischen Gesellschaft Eschborn, im Kappenclub Niederhöchstadt und im Deutschen Roten Kreuz. Das FDP-Mitglied ist außerdem "engagierte Initiatorin und Förderin des Eschborner Weihnachtsmarktes und des Niederhöchstädter Marktes". Außerdem arbeitet Maria de Haag seit 1976 als Schiedsfrau, mit "Einfühlungsvermögen".

Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinz Koch (CDU) würdigte Siegfried Wurche als jemanden, der "sehr frühzeitig formulierte, was eine Stadt am Rande der Großstadt an Aufgaben zu erfüllen hat". Nämlich nicht Schlaf- oder Satellitenstadt zu sein, sondern selbstverwaltete Körperschaft. "Wir sind mit unseren Gedanken heute oft noch bei Ihren Gedanken von damals, die die Grundschnur unseres Handelns von heute sind", sagte Koch. Wurche habe "bei vielen Gelegenheiten Vorträge von seltener Tiefe gehalten" und seiner Rolle als Schriftsetzer, die sich zur Avantgarde unter den gewerblichen Arbeitnehmern zählen, alle Ehre gemacht.

Koch würdigte Maria de Haag als von einer "besonderen Leidenschaft des Helfens geprägt". Die Pastorentochter zeige eine "sittliche Haltung", sich dem "Nächsten zuzuwenden und handelnd auf ihn zuzugehen". Maria de Haag bedankte sich mit "großer Freude" und "ein wenig Stolz" für die hohe Auszeichnung. Siegfried Wurche, der "Arbeitersohn aus Niederschlesien, der hier eine Heimat gefunden hat", mahnte, es gebe "viele Verblendete", die den Eindruck erweckten, als wollten sie hier wieder diktatorische Zustände. Er rief den gut 500 Gästen zu: "Lassen wir das zarte Flämmchen der Lichterketten weiterleuchten!" she

Apotheken- und Uhrenmuseen

"Das Reiselexikon" hat der Münchner Callway-Verlag seine jüngste Produkt- Idee getauft: eine im schlanken Hochkantformat aufgemachte Hardcover-Serie "für all jene, die reisend den Spuren ihres Hobbys oder ihres Berufs folgen möchten". Wie es sich gehört, beginnt das "Lexikon" mit dem Buchstaben A - wie "alte Apotheken". Annähernd zweihundert dieser kultur-, wissenschafts- und technikhistorischen Sachzeugen im deutschsprachigen Raum (einschließlich pharmaziehistorischer Sammlungen in Museums- oder Privatbesitz) stellt Autorin Daniela Mohr in knappen, aber aufschlußreichen und gut formulierten Texten vor.

In Deutschland reicht die - alphabetisch gegliederte - Auswahl von der Karls-Apotheke in Aachen bis zur Engel- Apotheke von Würzburg; in Österreich hält die Autorin neben dem Besuch der traditionsreichsten Wiener Apotheken unter anderem auch Abstecher nach Friesach, Innsbruck, Linz, Obernberg, Salzburg, St. Veit und Wels für lohnenswert. In der Schweiz empfehlen sich nach Angabe von Daniela Mohr nur Basel, Bern und Zürich als Dorado für Freunde gegenständlicher Pharmaziegeschichte.

Eine Vielzahl der beschriebenen Apotheken und Sammlungen stellt der Band auch per Foto vor, das Gros davon in Schwarzweiß. Im Mittelteil findet der Leser gebündelt zwei Dutzend brillante Farbaufnahmen von Apothekengebäuden und Apothekergerät, die auch im Kerngesunden den Wunsch wecken, in Arzneikeller zu steigen oder einzutreten in Alchimistenküchen und prachtvoll ausgestattete "Offizien".

Etwas weniger anregend wirkt hingegen der zweite Band der "Reiselexikon"- Reihe; gewidmet dem Thema Uhren. Denn das Autorenduo Christian Pfeiffer- Belli und Christoph B. Konrad hat den beschreibenden Text zu einzelnen Museen und Sammlungen historischer Zeitmesser oftmals auf nur zwei Zeilen reduziert, dafür aber jeder Einrichtung ein Kästchen zugeordnet, in dem anhand der dort verzeichneten Sternchenanzahl der Umfang und die Struktur der Kollektion abgelesen werden kann. (ein Stern = ein bis zehn Exemplare, drei Sterne = mehr als 50 Exemplare einer bestimmten Uhrenart). Angesichts der Fülle der genannten Museen und Sammlungen - es sind mehr als dreihundert, verteilt über den gesamten Erdball - waren Mini-Texte und graphische Hilfen wohl zwangsläufig geboten. Allerdings geriet der "Uhren"- Band so eher zu einem Adreßbuch denn zu einem "Reiselexikon". Eine Beschränkung - etwa auf den deutschsprachigen Raum wie bei dem "Apotheken"-Band oder zumindest auf Europa - hätte dieser Publikation besser getan. min

Alte Apotheken und pharmaziehistorische Sammlungen von Daniela Mohr, Callwey-Verlag, München 1992, 128 Seiten mit 90 schwarzweißen und 24 farbigen Abbildungen, 49,80 Mark.

Uhren-Museen und Sammlungen historischer Zeitmesser von Christian Pfeiffer-Belli und Christoph B. Konrad, Callwey-Verlag, München 1992, 160 Seiten mit 123 schwarzweißen und 24 farbigen Abbildungen, 49,80 Mark.

WASSERBALL EUROPAPOKAL DER POKALSIEGER, Halbfinale, Hinspiel: NO Patras/Griechenland - Hohenlimburger SV 9:12 (3:2, 1:5, 3:1, 2:4).

LEN-TROPHY, Halbfinale, Hinspiel: UTE Budapset - ASC Duisburg 8:5 (0:1, 2:1, 2:2, 4:1).

WASSERBALL-POKAL der Männer, Viertelfinale: Rote Erde HAmm - Jan Wellem Düsseldorf 9:7 (7:7, 2:3, 1:2, 1:1, 3:1) n.V., SV Würzburg - Bayer Uerdingen 10:6 (1:1, 2:3, 3:0, 4:2), Duisburg 98 - Spandau 04 Berlin 6:12 (0:4, 0:3, 2:3, 4:2), SSF Delphin Wuppertal - Waspo Hannover 9:6 (1:2, 1:1, 3:2, 4:1).

Drogensüchtiger (28) wurde tot aufgefunden

OBERURSEL. Am Samstag abend fand die Polizei die Leiche des 28jährigen Thomas K. in der Wohnung seines Freundes in einem Oberurseler Mehrfamilienhaus. Die Ermittlungen der Bad Homburger Kriminalpolizei ergaben, daß der Mann sich aufgelöste Tabletten eines starken Beruhigungsmittels sowie Heroin injiziert hatte - eine sogenannte Misch- Intoxikation.

Thomas K. ist das erste Drogenopfer dieses Jahres im Hochtaunuskreis. Er war der Polizei seit längerem als Konsument harter Drogen bekannt und hatte wiederholt Freiheitsstrafen wegen einschlägiger Eigentumsdelikte verbüßt. Am 4. Jaunuar kehrte er von einem Hafturlaub nicht ins Gefängnis zurück.

Nach Angaben der Polizei hielt er sich seitdem in der Wohnung des Freundes auf. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat inzwischen eine Obduktion der Leiche angeordnet. jd

Wahre Einsichten über Osnabrück

Die Mitte

Poststempel verbreiten nicht selten tiefe Einsichten: so im Fall des jahrelang auf Osnabrücker Briefen prangenden Sinnspruchs "Osnabrück: Stadt der goldenen Mitte". Dieser Ausspruch ist so schütternd wahr, so bis ins Mark treffend, daß man dem Philosophen im Oberpostsekretärsgewande, der ihn ersann, für so viel Scharfsinn danken kann. Osnabrück ist der Inbegriff der Mitte. Osnabrück ist Mitte. Nichts ist in Osnabrück, was nicht Mitte wäre. Nun darf man nicht etwa Mitte als Mittelpunkt verstehen, denn davon ist Osnabrück das geographische, architektonische, kulturelle und überhaupt das Gegenteil. Osnabrücks Mitte ist das gewisse Nichts. Osnabrücks Mitte ist das statistische Mittel aller bundesdeutschen Städte über 100 000 und unter 250 000 Einwohnern. Osnabrück ist die Provinz der Mitte. Jetzt, nach der Wiedervereinigung, kann man sich an Osnabrücks Mitte schon mit einiger Verklärung erinnern: Osnabrück war eine Ansiedlung um die Normalzeituhr der alten Bundesrepublik. Das war die goldene Zeit der "goldenen Mitte".

Der Klüngel

Wie jeder halbwegs gebildete Mensch weiß, wurde in Osnabrück der 30jährige Krieg beendet. Vielleicht liegt darin der tiefere historische Grund für das Osnabrückische Konsensmodell der Konfessionen. Es wird mit einer Strategie ausgefochten, die in Osnabrück erfunden wurde: mit dem Klüngel. Klüngel ist die schwer zu beschreibende, heilige Trinität von Partei-Seilschaft, Kontostand und Gebetbuch, die nur den Katholiken wirklich glückt, weswegen sich die Gegenseite auf Ökomene-Kuschelkurs verlegt hat. Klüngel ist nicht mehr als eine effektive korporatistische Struktur: Klüngel ist eine ausgeprägte Bewußtseinsform, die jederzeit an die Stelle staatlicher Gewalt zu treten im Stande ist: Wenn der Schrebergartenabschnittsbevollmächtigte für die Jägerzaunhöhe katholisch und von der SPD ist, kommt der stellvertretende Schrebergartenvereinsblockwart für die Sauberkeit der Gehwege von der CDU und ist evangelisch. Für die FDP bleiben Überhangposten. Die Grünen sind nicht klüngelfähig.

Das Osnabrückisch

Die Sprache unterscheidet, wie man weiß, den Menschen vom Tiere. So auch in der Hase-Metropole. Die Aussprache nunmehr unterscheidet, um es in gebührender Deutlichkeit hervorzuheben, Osnabrückisch vom restlichen Niederdeutschen. Die klassisch- osnabrückische Färbung des Westfälischen ist gekennzeichnet durch große Transparenz und Fülle der Vokale unter Konsonantenverschluckung, so wie es der folgende schöne Satz aus dem Mund eines auf sprachliche Tradition haltenden Gesamtschullehrers deutlich macht: "Jetz gehsse abba nachn Heah Rektor hin, abba dalli." Eine Übersetzung ins Hochdeutsche, die alle Nuancen dieses Bahnhofsviertel-Cockney berücksichtigt, ist nahezu ausgeschlossen. Die Vokaldehnung ist geradezu eine Leidenschaft des ansonsten eher nüchternen nativen Osnabrückers, nicht nur, wenn er sich in der Gemeinschaft von Sprachgenossen weiß: da ist dann die Rede von "Geschia", das "feahtich" gespült ist; intensiv trauert man einem Kaufhaus namens "Heahtie" nach und ist ansonsten meistens "auffer Pahtie" anzutreffen. "Füahchtalich" findet man den Ruhrpott-Akzent, mit dem das Osnabrückische selbstredend als aristrokatisches, südliches Nordwestniedersächsisches auch nicht entfernt verwandt ist.

Der Teebeutelhochwurf

Die wohl bezeichnendste Konkretisierung der nordwestfälisch-südniedersächsischen Weltläufigkeit stellt der Osnabrücker Teebeutelhochwurf dar. Bei diesem wenig aufwendigen und in seiner charmanten Geselligkeit bisweilen an das Ambiente des südeuropäischen Boccia erinnernden Sport kommen alle charakteristischen Eingenschaften des noch-norddeutschen Fast-Mittelgebirglers und Nahezu- Flachländers voll zum Tragen: Nur an Regentagen und, worauf besonderer Wert gelegt wird, nur bei starkem Gegenwind, nehmen die Kombattanten in eine lockeren Reihe vor ihren Pkws Aufstellung. Wurfzulässig sind ausnahmslos frische Hibiskusteeteebeutel. Auf das Kommando des Unparteiischen werfen alle Teilnehmer nicht mittels Armschwung, sondern aus dem Handgelenk ihren Hibiskusteeteebeutel in die Höhe. Diese Wurfart ist sehr traditionsbewußt, sie stammt von einer alt-sächsischen Praktik des Gottesurteils ab: Jener, vor dessen Füßen die meisten Teebeutel zu liegen kamen, galt im Sinne der Sippe als unschuldig. Der Wurf erfordert auch heute noch große Geschicklichkeit, damit nicht der durchnäßte Hibiskusteeteebeutelfaden reißt und das Geschoß eine unerwünschte Flugrichtung nimmt. Weitere Spielregeln sind nicht bekannt, was damit zusammenhängen dürfte, daß Beobachter beim Osnabrücker Teebeutelhochwurf nicht zugelassen sind. Man nimmt an, daß von den geworfenen Teebeuteln mystische Kräfte ausgehen, die sich positiv auf die Ausscheidung von körpereigenen Schlacken auswirken. Zweifler führen dies freilich auf den Genuß des vorher gebrauten Hibiskustees zurück.

Der Findlingshub

Brauchtum und Traditionsbewußtsein - das sind die beiden Konstanten, die das Denken des homo Osnabrugensis zu einem bemerkenswert hohen Grad determinieren. Zu den ältesten und schönsten Sitten des Landes zwischen A 33 und Mittellandkanal zählt der Osnabrückische Findlingshub. Zur Erinnerung an die herausragende architektonische Leistung der Vorfahren in Form ihrer formschönen Hügelgräber versammeln sich am letzten Tag im Februar zwanzig Handwerksgesellen um jeden Findling in der Umgebung Osnabrücks. Genau um 16 Uhr und fünf Minuten versuchen die hochmotivierten jungen Leute, den Gesteinsbrokken anzuheben, um ihn genau fünf Sekunden in der Luft zu halten.

Ein unmittelbarer Sinn ist diesem Tun nicht zu entnehmen. Chroniken berichten uns, daß in den letzten 250 Jahren der Osnabrückische Findlingshub nur ganze zwei Mal geglückt sei, wobei allerdings bei einem dieser beiden Male der Verlust einer großen Zehe bei einem der Findlingsheber zu beklagen war. Weiterhin wird vermutet, daß es sich beim Findlingshub außerdem um eine frühe Kommunikationsform handelt, da ja bekanntlich nördlich des Osnabrücker Kulturraums schon getrommelt wird.

ROLF-ULRICH KUNZE

Die Dinge ändern sich mit großer Geschwindigkeit Eine Reise nach Warschau ist immer auch eine Reise in die deutsche Vergangenheit

Die Frau in dem goldfarbenen Kleid spielt Chopin, wen sonst. Sie spielt die Werke des genialen polnisch-französischen Halbbluts traumhaft schön, sagen Kenner, die die Musik, die zwischen Romantik und Revolution schwebt, lieben. Von den tanzenden Fingern der Frau wandern die Augen in die hohen, vergoldeten Spiegel des kleinen Saals im Myslewicki-Palast, schweifen über die Wandmalereien, die Gemälde und Kristalleuchter und Stuckdecken und bleiben schließlich an den kahlen Bäumen im Park hängen, der durch die schlanken Fenster zu sehen ist. Es ist ein nebliger, kalt-nasser Tag in Warschau. Die Luft ist von Autoabgasen und Industrierauch geschwängert; ein Problem in Warschau, sagen die polnischen Begleiter. Im Lazienki-Park, dieser riesigen grünen Lunge Warschaus, füttern Mütter mit ihren dick vermummten Kindern zahme Pfauen, Enten, Schwäne, Möwen.

Volkspark ist geworden, was einmal königliches Plaisir war, der Sommersitz des letzten polnischen Königs Stanislaw August Poniatowski. Majestät ließ bauen, verschönern, Glanz und Gloria entstehen, bevor Polen verloren war - an Russen und Preußen und später, 1794, auch an Österreich. Der Myslewicki-Palast (1775), eines der frühesten Beispiele des klassizistischen Stils in der Palastarchitektur Polens, schenkte der König seinem Neffen. Nach dem 2. Weltkrieg hielten sich hier viele Diplomaten und Staatsmänner auf, Gandhi, Nixon, Richard von Weizsäkker. So steht es in den Prospekten.

Die Frau beendet Chopin und neigt kurz und anmutig den Kopf vor den deutschen Besuchern. Diese genossen ein Privileg. Vor normalen Reisenden spielt die Frau in dieser Umgebung nie. Die deutschen Besucher applaudieren und kaufen eine Kassette mit Werken von Chopin, gespielt und interpretiert von Iwona Klimaszewska, Musikerin am Konservatorium von Warschau, der Frau im goldfarbenen Kleid.

Kassetten von Chopin sucht man vergeblich dort, wo das andere Leben ist: der sogenannte Russenmarkt am "Stadion 10 Lecia" im Stadtteil Praga. Hier, im größten Freiluft-Bazar Polens, lassen sich die Folgen des Zusammenbruchs der ehemaligen Sowjetunion studieren. Tausende von Bürgern aus den ehemaligen Südrepubliken der UdSSR, einst Kolonialbeute der Zaren, haben sich mit einigen echten, aber meist getürkten Einladungspapieren aus Polen als Kleinhändler auf dem Damm des Stadions niedergelassen - ein, so scheint es, riesiger ovaler Ring menschlichen Elends, der von polnischen Marktaufsehern und russischen Mafiagangs beaufsichtigt wird. Hier werden die letzten Produkte sowjetischer Planwirtschaft und private Habseligkeiten, Schmuggel- und Diebesgut verramscht; Produkte wie rosa Lokomotivchen aus Plastik, die pfeifen, wenn man in den Schornstein der Lok bläst. "Musika", lacht die dicke, junge Frau, die das Spielzeug verkauft, "Musika, Musika." Und ihre Goldzähne blinken als einziger Reichtum im weiten Rund. Die Alte nebenan schwenkt eine fette Salamistange zum Verkauf, und als sie den Fotoapparat sieht, schiebt sie sich die Wurst zwischen die von einem schweren Mantel bedeckten Schenkel. Dröhnendes Gelächter ringsum. Derbes Volkstheater.

Runzelige Äpfel liegen neben Einwegspritzen, Zahnbürsten und einem einzelnen Paar Kinderschuhen. Ein Mann mit mongolischem Gesicht hat einen Schlagbohrer neben einem antiquierten Säbel und einem Degen ausgebreitet, daneben warten ein Tauchsieder, ein Fläschchen mit Nagellack und eine Knoblauchknolle auf Käufer. Aber nur wenige kaufen. Ein ganzes Bündel Langlaufski, Marke Germina, wird angeboten, so wie Sägeblätter made in Western-Germany, Kettensägen aus der ehemaligen DDR, deutsche Nazi- Orden und russischer Kaviar, die Dose für sieben Mark. "Zu teuer", meinen polnische Hausfrauen, die den Handel der deutschen Besucher beobachten.

Zwischen den Tausenden von Käufern und Verkäufern wieseln Männer, die auffällig, aber wie zufällig, unablässig Dollar- und Zlotybündel durch ihre Finger gleiten lassen. Unmöglich, zu begreifen, was hier geschieht. An den Hängen und am Fuß des Stadions sind polnische Händler die Platzhirsche. Sie verkaufen vor allem billige Textilien aus dem fernen und nahen Osten. Im Gewühl der Menschen fallen Frauen in schweren Pelzmänteln auf, die wiederum schwere Pelzmäntel über dem Arm tragen und zum Kauf anbieten. Der Russenmarkt - das ist das Angebot der Ärmsten an Arme. Oder täuscht das, und die Händler aus Georgien und Armenien, aus der Ukraine, Weißrußland oder Moldawien sind die Wohlhabenden und die polnischen Käufer die Armen?

Jan, der Reiseführer von Polish Travel, der ersten privaten polnischen Reiseagentur, weiß das auch nicht so genau, und seine Kollegin Mariola auch nicht. Eines nur ist sicher: Der Handel in Polen wird bereits zu über 90 Prozent von privaten Firmen und Unternehmen abgewickelt. Die Wochenzeitung "Polityka" kommentiert die Lage im Land mit einem Anflug von Zynismus: "Verzeihung, aber es geht uns besser."

Michael Goerdt, der deutsche Generalmanager des soeben neu eröffneten First- Class-Hotels "Bristol" in Warschau, will seinem Gastland nichts Böses nachsagen. Aber in der postkommunistischen Ära scheinen sich viele Vorurteile über die polnische Wirtschaft zu bestätigen. Goerdt diplomatisch: "Ich bewundere jeden westlichen Unternehmer, der den Mut hat, in Polen zu investieren." Nur ein halbes Jahr Polen, der Umgang mit Behörden, den staatlichen Repräsentanten, den inzwischen privaten Handwerksbetrieben und Lieferanten haben den Deutschen fast geschafft. Hinzu kommen die hohen Importzölle, die Steuern, die Preissprünge, die galoppierende Inflation. Geduld mit den polnischen Verhältnissen aber kann der Manager nicht haben, denn er steht unter Erfolgsdruck. Das wiederum verstehen viele polnische Mitarbeiter und Partner nicht, die die planwirtschaftliche Muße noch im Kopf haben.

Ihr war 1981 auch das in Polen unvergessene Traditionshotel, gebaut 1899-1901, zum Opfer gefallen. Nach zehn Jahren Verfall und Ausplünderung wurde Anfang Dezember 1992 das "Bristol" wieder in der renovierten und restaurierten Pracht des ursprünglichen Wiener Sezessionsstils eröffnet und als "Wiedergeburt einer Legende gefeiert". Jetzt ist es zur bevorzugten Adresse westlicher Geschäftsleute und zum Treffpunkt der neuen Reichen Warschaus geworden. In seiner kühlen Schönheit liegt das Hotel als Wahrzeichen eines der neuen Wahrzeichen Warschaus nur zehn Minuten von der Altstadt entfernt.

Diese stieg wie Phönix aus der Asche, original und mit immensem Aufwand rekonstruiert. Nach dem Warschauer Aufstand von 1944 hatten die Deutschen die Stadt mit Feuer und Dynamit planmäßig eingeebnet. Wieder aufgebaut wurde auch das zerstörte Königsschloß, in dem eine weißhaarige, kleine Dame nun von der einstigen Größe Polens im Mittelalter und von der Zerstörung ihrer Stadt in der jüngsten Vergangenheit erzählt. Die Frau, eine polnische Lady, spricht mit leiser Stimme, ohne einen Anflug von Vorwurf in der Stimme und bar jeglicher Aggressivität gegenüber den deutschen Besuchern. Jan und Mariola sagen: "Was Vergangenheit ist, ist Vergangenheit."

Aber in den kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt, auf dem Geviert des alten Marktes, entlang der Reste der Stadtmauern aus Ziegelsteinen wird jeder Deutsche auf Schritt und Tritt an die Geschichte seines Landes erinnert. Gußeiserne Tafeln, manchmal gerahmt von Stacheldraht, beschwören sie: An dieser Mauer wurden zehn Polen erschossen, an dieser Hauswand 15 hingerichtet . . . eine Litanei des Leidens. Wie ist es zu verstehen, wenn Gombrowicz schreibt: "Der Pole ist durch Niederlagen geformt, der Deutsche - durch Siege." Gehört dazu auch jener Sieg über die aufständischen Juden im einstigen Warschauer Getto, vor dessen Denkmal Willy Brandt kniete und die Welt um Verzeihung bat? Jetzt schmücken wieder Bänder in den deutschen Farben ein kümmerliches Blumenarrangement, das am Sockel des Denkmals welkt.

Das Getto - das ist heute ein Park samt vierstöckiger Wohnblocks. Von hier aus führten einst Gleise zum "Umschlagplatz" - das erschütterndste und auch unscheinbarste Denkmal Warschaus. Vier schlichte, glatte marmorne Wände auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle umschließen einen leeren Raum. In eine der Außenwände des Denkmals ist dieses furchtbare Wort in Großbuchstaben und in Deutsch eingemeißelt: UMSCHLAGPLATZ. Aber hier wurden keine Güter umgeschlagen, sondern Menschen, Juden aus dem Getto. Vom UMSCHLAGPLATZ fuhren die Züge direkt nach Treblinka. Dort brannten die Öfen. An die Opfer erinnert diese Inschrift: "Along this path of suffering and death over 300 000 Jews were driven 1942-43 from the Warzaw Ghetto to the gaschambers fo the Nazi Extermination Camp."

Es ist schön, vom Schloßplatz auf die Weichsel hinunterzuschauen, über die Giebel der Altstadt hinweg und über die Türme der Kirchen. Schön auch die vielen kleinen Geschäfte in der verwinkelten Altstadt. Alles gibt es, alles ist käuflich. Die Mangelwirtschaft hat ausgedient, die Marktwirtschaft ihren Siegeszug angetreten, zu Preisen allerdings, die die meisten Polen nicht bezahlen können. Eine entspannte Atmosphäre liegt über den wieder erstandenen Bürgerhäusern im alten Viertel der Millionenstadt, die noch nicht von schreienden Reklamefluten aufgeheizt wird. Eilig hat es offenbar niemand. Niemand scheint etwas zu versäumen.

Unter den gotischen Backsteinbögen der St.-Johannes-Kathedrale in der Altstadt nehmen wie jeden Tag die Bettler Platz. 10 000 Zloty - eine Mark als milde Gabe. An der Siegesmund-Säule vor dem Schloß wird wie an jedem Tag ein Briefmarkenhändler "Deutsches Reich" anbieten, während ein anderer Armbanduhren mit dem Hakenkreuzemblem aus seinen Taschen zaubert. Die Uhren kommen aus Rußland, sagt der Verkäufer. Beutegut der Roten Armee.

100 Gramm Rindfleisch kosten in einem guten Restaurant wie dem "Fukura" am Altmarkt zwischen 20 000 und 30 000 Zloty. Zu teuer für die meisten Polen, sagt Jan, der von Lehrer auf Touristiker umgestiegen ist und jetzt für seine Firma zusammen mit seiner Kollegin Mariola den deutschen Urlaubsmarkt erschließen will. Vieles wird noch schieflaufen. Aber der Schuldige an den polnischen Verhältnissen ist, zumindest in einem Reiseführer, schon gefunden: der polnische Präsident. Mit feiner Ironie und trockenem Witz, die beide sowohl den Fortschritt wie das Chaos einschließen, endet das Vorwort zu dem Reiseführer "Ein historischer Führer in das neue Warschau". "Beachten Sie", heißt es dort, "daß sich die Dinge in Warschau mit ungeheurer Geschwindigkeit ändern . . . Deswegen möchten wir Sie daran erinnern, daß dieses Buch bereits im Herbst 1991 auf den neuesten Stand gebracht wurde. Haben Sie aber irgendwelche Beschwerden vorzubringen, dann richten Sie sie bitte an: Lech Walesa - Belwedere, 54/56 ska St. Warzawa. Er ist an allem schuld."

Darüber wird man am Abend bei Kerzenschein, Rehrücken und teurem Rotwein im "Bristol" diskutieren. Barbara Witkowska von der Warschauer Oper wird die speisenden Gäste auf der Harfe begleiten. Ganz zart wird sie spielen, und selbstvergessen lächeln. Nur wenige Gäste beachten die junge Frau an der Harfe, denn die Fremden und die Einheimischen, die hier essen und trinken und eifrig reden, die wollen alle die Zukunft Polens gestalten. Jeder auf seine Art. Jeder zu seinem eigenen Nutzen. Das schafft eine unsichtbare Spannung in dieser Stadt des Übergangs. Deswegen muß man nach Warschau reisen, solange das Alte und das Neue noch nebeneinander existieren. Vielleicht mußte deswegen Barbara Witkowska so verloren lächeln, wegen der großen Sorge so vieler Menschen um das arme Polen.

RAINER SCHAUER

Marathon im Quartett

Mit 104 Mannschaften zu je vier Läufern, wobei jeder einzelne 10,55 km zurückzulegen hatte, wies der Marathon-Staffellauf des SKV Mörfelden ein ausgezeichnetes Teilnehmerfeld auf. Sieger in der Hauptklasse der Männer wurde der TSV Friedberg-Fauerbach mit Schremmer, Ilge, Rolle, Weirich in 2:24:46 Stunden vor dem TSV Pfungstadt in 2:32:36, der LG Offenbach in 2:33:22 und weiteren 52 Gegnern, unter ihnen als bester aus Frankfurt Spiridon auf Rang sechs in 2:35:09 (Jessen, Wodniok, Reichelt, Weber). Bei den Senioren, Jahrgang 1953 und älter, setzte sich der TV Waldstraße Wiesbaden durch gegen 23 Konkurrenten, unter ihnen Spiridon Frankfurt an vierter Stelle in 2:37:40 mit Haberbeck, Reichardt, Mitterdörfer, Aderhold. Die schnellste Staffel bei den Frauen stellte der LC Olympia Wiesbaden (Janicke, Tiedje, Schmidt, Hambrecht) in 3:00:24 Stunden vor dem TSV Friedberg-Fauerbach in 3:02:58 und weiteren 14 Gegnern, unter ihnen an vierter Position Spiridon Frankfurt mit Junker, Biskup, Rosenberg, Behning in 3:05:40. -ch

Wie die Amerikaner Saddam Hussein mit High-Tech ausstatteten Noch einen Tag vor dem Überfall Iraks auf Kuwait genehmigten die USA die Ausfuhr von Computern / Von Bernd W. Kubbig

Wie stark auch die amerikanische Ausfuhrpolitik von außenpolitischen Interessen gekennzeichnet war, die das Ziel der Nonproliferation dominierten, zeigte sich unmittelbar bis zum 2. August 1990, als Präsident Bush auf die Invasion Saddam Husseins in Kuwait mit einem umfassenden Handelsembargo gegenüber Bagdad reagierte. Fast ein Jahrzehnt lang war der Irak aus amerikanischer Sicht das wichtigste regionale Bollwerk gegen das fundamentalistische Regime des Ajatollah Khomeiny gewesen. Die Reagan-Administration hatte die amerikanische Politik 1982 geändert, als sie Bagdad von der Liste der Staaten strich, die als terroristisch eingestuft werden oder aber Terroristen unterstützen. Der Überfall Iraks auf Kuwait dokumentiert indes, daß die US-Politik ein Fehlschlag war. Die hegemonialen Ambitionen einer Regionalmacht ließen sich nicht dadurch zügeln, daß man ihr Zugang zu amerikanischer Hochtechnologie gewährte. (. . .)

Der entschiedene Anti-Irankurs amerikanischer Administrationen und vielleicht ein beträchtliches Ausmaß an Blindheit, die die "Torheit der Regierenden" (Barbara Tuchman) oft ausmacht, mögen erklären, warum die US-Exekutive unmißverständliche Warnungen von Anfang 1989 über die nuklearen Ambitionen Saddam Husseins falsch deutete oder gar ignorierte. (. . .)

Die Pro-Irakpolitik der Bush-Administration ist durch die Tatsache gekennzeichnet, daß der Präsident im Oktober 1989 eine geheime Direktive unterschrieb, in der er engere Beziehungen mit Bagdad anordnete. Die amerikanische Regierung wollte dem Regime $ 1 Mrd. an finanzieller Hilfe gewähren, und zwar über einen Kredit des Landwirtschaftsministeriums. Außenminister Baker gelang es, dieses Ministerium auf Kurs zu bringen, denn die zuständigen Beamten waren gegen ein solches Darlehen, weil sie sicher waren, daß der Irak seine Schulden nicht zurückzahlen würde. Der amerikanische Kredit trug indirekt zur Aufrüstung Bagdads bei. Denn das Regime Husseins konnte die subventionierten amerikanischen Nahrungsmittel für die Ernährung der Iraker verwenden. Dadurch vergrößerte sich Bagdads Spielraum, mit den Reserven in harter Währung Waffen zu kaufen, die dann im Golfkrieg eingesetzt wurden. George Bush hatte bereits als Vizepräsident eine wichtige Rolle gespielt, als es um die Gewährung amerikanischer Hilfe für den Irak ging. So hatte er beispielsweise Anfang 1987 den Vorsitzenden der Export- Import-Bank dazu gedrängt, seinen anhaltenden Widerstand gegen neue Kredite für Bagdad aufzugeben. Die Bank änderte ihre Entscheidung und bewilligte $ 200 Mio. für ein neues Darlehen, das vorher nicht gewährt worden war, weil Bagdad seine Schulden nicht zurückgezahlt hatte.

Es steht außer Frage, daß neben den vorrangigen politischen Erwägungen auch wirtschaftliche Interessen bei der US-Ausfuhrpolitik eine Rolle spielten. Zwischen 1985 und 1990 wickelte das Handelsministerium 1133 Anträge auf die Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen ab, ihr Wert belief sich auf $ 1,969 Mrd. Der größte Teil von ihnen (69 Prozent) wurde bewilligt, nämlich 771 Anträge mit einem Finanzvolumen von $ 1,5 Mrd. Nur 39 Anträge (drei Prozent) im Werte von $ 27 Mio. wurden zurückgewiesen und 323 (29 Prozent) in Höhe von $ 443 Mio. schickte das Bureau of Export Administration des Handelsministeriums zurück. Die zuständigen Behörden erlaubten den Verkauf von Computern, Radioausrüstungen und technischen Geräten, die für die Entwicklung von Raketen und die Analyse ihrer Flugbahn genutzt werden können. Bewilligt wurden auch Werkzeugmaschinen und technisches Gerät, das Satellitenbilder zu lesen vermag. Genau einen Tag vor dem Überfall Iraks auf Kuwait genehmigte das Handelsministerium den Verkauf von technisch hochwertigen Geräten zur Datenübertragung. Dieser Export an die Regierung in Bagdad belief sich auf $ 695 000.

Alle wichtigen Akteure (Außen-, Energie- und Verteidigungsministerium) waren am Genehmigungsverfahren beteiligt, und etwas mehr als zehn Prozent (66) aller bearbeiteten Anträge überprüfte die hierfür zuständige interministerielle Sub-Group on Nuclear Export Coordination. In der Administration war man sich also bei vielen Gütern einig, obwohl die Behörden wußten, daß sie für militärische Einrichtungen im Irak bestimmt waren. So genehmigte die Bush-Administration Computer, Flugsimulatoren und andere technologische Erzeugnisse im Wert von mehr als $ eine Mio. für Sa'ad 16, ein Forschungszentrum nördlich von Bagdad, das während des Golf-Krieges vernichtet wurde - die USA gingen davon aus, daß hier Zerstörungsmittel entwickelt wurden, unter ihnen ballistische Raketen und chemische Waffen. Außerdem erteilte das Handelsministerium im Februar 1989 ohne Einwände des Pentagon und des Außenministeriums eine Ausfuhrlizenz, die den Verkauf von ca. 1201 eines Spezialgleitmittels betraf. Hergestellt hatte das Öl im Wert von $ 30 000 das in Pennsylvania ansässige Unternehmen Du Pont des Nemours & Co. Sie ist die einzige US-Firma, deren Waren, dem Inspektorenteam der Internationalen Atomenergie-Organisation zufolge, in verschiedenen Nuklearanlagen Iraks vorgefunden wurden.

Im Gegensatz zu einem geheimen Bericht der Bush-Administration kamen die Untersuchungen der US-Abgeordneten Gonzales, Vorsitzender des Committee on Banking, Finance and Urban Affairs im Repräsentantenhaus, zu folgenden Ergebnissen: Mindestens dreizehn amerikanische Firmen lieferten, möglicherweise ohne es zu wissen, technisches Gerät und Technologie für Bagdads Nuklearwaffenprogramm. Zu den wichtigsten, bis dahin nicht bekannten Informationen gehören:

• Die 13 von der italienischen Banca Nazionale del Lavoro (BNL) finanzierten US-Unternehmen, die direkt an der Entwicklung der Condor II (irakischer Codename: Projekt 395) beteiligt waren, sind: Mack Truck, Lincoln Electric, Rotec Industries, Hewlett & Packard, EMCO Engineering, IONICS, Dresser Construction, Mundratech, Caterpillar Tractor Co., Grove Manufacturing, Ingersoll Rand Co., Liebherr-America, Mannesmann Demag. Die in Atlanta ansässige Zweigstelle der BNL, die im übrigen der italienischen Regierung gehört, gab dem in den USA und in Europa operierenden irakischen Beschaffungsnetzwerk einen Kredit von über $ zwei Mrd. Das Committee on Banking, Finance and Urban Affairs verfügt über Unterlagen, aus denen hervorgeht, daß die amerikanischen Exporte dazu verwandt wurden, einen Teil der Infrastruktur zu bauen, die notwendig war, um die Condor II serienmäßig herzustellen - also genau das Programm, dessen Stopp die Bush-Administration als einen ihrer größten Erfolge bei der Nichtweiterverbreitung von ballistischen Raketen bezeichnet.

• Der Ausschuß hat ebenfalls Belege darüber, daß amerikanische Firmen Materialien für andere irakische Raketenprogramme geliefert haben, bei denen es unter anderem um die Herstellung von veränderten Scud-Trägersystemen ging (irakische Codenamen: Projekte 144 und 1728).

• Das Handelsministerium genehmigte zahlreiche Exporte für amerikanische und ausländische Firmen, obwohl das Technical Corps for Special Projects (TECO) als Empfänger angegeben war. Bei TECO handelt es sich um die irakische Organisation, die für das Projekt 395 und die Programme zur Modifizierung der Scud-Raketen verantwortlich ist. Dabei wußten sowohl das Handels- als auch das Außenministerium um die zweifelhaften Aktivitäten von TECO.

Zwischen den am Genehmigungsverfahren beteiligten Ministerien und Behörden gab es in einer Reihe von Fällen Meinungsunterschiede. So kriselte es offenbar in der normalerweise stabilen Koalition von Handels- und Außenministerium, als das Department of Commerce versuchte, die amerikanische Ausfuhrpolitik im Technologiebereich für Irak zu verschärfen, nachdem Saddam Hussein im Frühling 1990 gedroht hatte, Giftgas gegen Israel einzusetzen. Beamte des Handelsministeriums stießen in den entsprechenden interministeriellen Besprechungen jedoch auf den Widerstand von Beamten des State Department. Sie hatten offenbar andere politische Prioritäten.

Die traditionellen Meinungsverschiedenheiten zwischen Pentagon und Handelsministerium setzten sich in einer Reihe von Fällen fort. So blockierte das Department of Defense die Ausfuhr von vier Schmelzöfen an Bagdad, deren angeblicher Zweck es war, Prothesen für irakische Opfer des Krieges gegen Iran herzustellen. Die Schiffsladungen wurden in letzter Minute am 27. Juni 1990 in den Hafenanlagen von Philadelphia gestoppt. Offensichtlich ohne andere Behörden zu konsultieren, hatte das Handelsministerium den Export dieser Öfen bewilligt, nachdem sie von der COCOM-Liste und der sogenannten Commodity Control List gestrichen worden waren (COCOM = Coordinating Committee for Multilateral Export Control/Komitee zur Koordinierung der multilateralen Exportkontrolle). Das Pentagon soll sein Vorgehen mit neuen Erkenntnissen der Geheimdienste begründet haben. Ihnen zufolge plante Irak, die von der in New Jersey ansässigen Firma Consare exportierte Ware zum Schmelzen von Uran und Zirkonium zu verwenden - das sind Stoffe, die notwendig sind, um einen Nuklearsprengkopf zu bauen.

Vorher hatte die Ausfuhr eines Analog- und eines Hybridcomputers für das Sa'ad 16-Forschungszentrum zu beträchtlichen Kontroversen zwischen dem Pentagon und dem Handelsministerium geführt. Das Department of Commerce hatte die Genehmigung bereits ausgesprochen (übrigens mit dem ursprünglichen Einverständnis des Pentagon), aber das Verteidigungsministerium setzte die Genehmigung außer Kraft, indem es diese Exporte zu einer Angelegenheit des Nationalen Sicherheitsrates machte. Auch hier berief sich das Pentagon auf neue Informationen der Geheimdienste über den Sa'ad 16-Komplex.

Die Politik der Bush-Administration gegenüber dem Irak wirft für die als "nationaler Sicherheitsstaat" agierenden USA Fragen auf zwei verschiedenen Ebenen auf. Sie betreffen zum einen die Legalität der Ausfuhr, aber auch die Notwendigkeit, Kontrollisten zu verlängern und die Genehmigungsverfahren zu verbessern. Sie betreffen zum anderen die strukturellen Grenzen, angesichts der kaum zu vereinbarenden unterschiedlichen Interessen eine kohärente und ernsthafte Nichtverbreitungspolitik zu entwerfen und durchzuführen. Offensichtlich fielen die kontroversen Exporte nach 1987 weder unter die Verordnungen des Handelsmisteriums, die die MTCR- Richtlinien umsetzen, noch waren sie im MTCR-Anhang aufgelistet. Da mehrere bewilligte Güter für bekannte Raketeneinrichtungen bestimmt waren, hätte die Ausfuhr vom Handels- und Außenministerium im Rahmen ihrer Kompetenz untersagt werden können - vorausgesetzt, daß sie hierzu bereit gewesen wären. Dies ist die Auffassung des Pentagon, die aus leicht erklärbaren Gründen vom Department of Commerce bestritten wird.

Die andauernden Untersuchungen und die seit 1991 an die Öffentlichkeit dringenden Informationen über die skandalöse Ausfuhrpolitik der Administrationen Reagan und Bush belegen: Auch hier ist das Konzept der Administration durch die strukturelle Kluft zwischen dem Prinzip der Nonproliferation und der starken Rhetorik einerseits und der tatsächlichen Politik andererseits gekennzeichnet. Auch hier wurde der Stellenwert des Ziels, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen einzudämmen, den anderen amerikanischen "nationalen Interessen" untergeordnet. Wie kurzsichtig und zweifelhaft sie definiert wurden, macht die amerikanische Beteiligung am Bau der Scud-Raketen deutlich, die ihrerseits im Golf-Krieg auch gegen amerikanische Truppen eingesetzt wurden.

Kurzum, die politischen Prioritäten amerikanischen Außenverhaltens stellen die Bedeutung des feinmaschigen - aber eben doch zu umgehenden - Netzes von Gesetzen und Verordnungen genauso fundamental in Frage wie die Relevanz des ausgeklügelten - aber eben doch auszuhebelnden - Genehmigungsverfahrens.

Die Bush-Administration war in der Lage, ihre schizophrene Politik gegenüber dem Irak für einen langen Zeitraum zu kaschieren (es ist an sich schon ein Skandal, daß verschiedene Behörden innerhalb der amerikanischen Bürokratie offensichtlich versuchten, die Legislative zu täuschen, indem sie ihr zugesandte Dokumente veränderten; darüber hinaus waren die Behörden bemüht, die Nachforschungen des Kongresses über die BNL und ihre Rolle bei der Finanzierung der Massenvernichtungswaffen Iraks zu behindern).

Es war diese Situation scheinbarer Glaubwürdigkeit, die es der amerikanischen Regierung zum damaligen Zeitpunkt erlaubte, auf andere Staaten wie die Bundesrepublik Deutschland Druck auszuüben, um deren Ausfuhrsystem zu verbessern.

Katz-und-Maus

Der gewählte US-Präsident Bill Clinton hat gut daran getan, sich am vergangenen Wochenende mit vier ehemaligen US-Außenministern zu treffen. Je mehr außenpolitischen Rat er bekommt, um so besser. Zusätzlich zu den Kriegen in Somalia und Bosnien steht nun auch wieder Angola in Flammen und der Rückzug der Flugabwehrraketen durch Irak vor Ablauf des Ultimatums kann keinesfalls bedeuten, daß Clinton nicht auch sofort am Persischen Golf wird Entscheidungen treffen müssen.

Ganz im Gegenteil. Der nächste Showdown ist schon programmiert. Nachdem die direkte Konfrontation mit der US- Luftwaffe für Saddam zu heiß geworden ist, versucht er nun erneut gegen die UN und ihre Inspektionen zu löcken. Auch hier wird er wie bisher schließlich wieder einknicken.

Trotzdem muß die Frage gestellt werden, wem dieses endlose Katz-und-Maus- Spiel am Rande des bewaffneten Konflikts nützt? Wächst in Irak der Widerstand gegen Saddam Hussein? Oder tun ihm die UN und die USA am Ende gar einen Gefallen, indem sie Iraks Souveränität beschneiden und es dem Diktator möglich machen, sein Volk gegen "ausländische Feinde" zusammenzuschweißen?

Annähernd zwei Jahre versucht nun George Bush den im Golf-Krieg nicht geschafften Sturz Husseins durch Sanktionen nachzuholen. Der neue Präsident hat die Chance, diese Politik zu überprüfen. sie

DM im Viererbob in Winterberg Wolfgang Hoppe fuhr der Konkurrenz davon

Die Trophäensammlung von Wolfgang Hoppe ist komplett. In Winterberg sicherte sich der Oberhofer nach zwei Olympiasiegen, sechs Weltmeister- und drei Europameisterschaften erstmals den Titel des gesamtdeutschen Meisters im Viererbob. Mit seinen Hintermännern Bogdan Musiol, Axel Kühn und Rene Hannemann gewann der mit 25 Medaillen bei internationalen Wettkämpfen erfolgreichste Pilot der Welt nach vier Laufsiegen in einer Gesamtzeit von 3:42,40 Minuten. Zweiter wurde Europameister Harald Czudaj (Altenberg) in 3:43,03 Minuten vor dem Olympia-Zweiten im Zweierbob, Rudi Lochner vom Königssee (3:43,28).

Nach der DM im Zweier- und Viererbob, der letzten internen Qualifikation für die Europameisterschaften in zwei Wochen in St. Moritz (16. bis 23. Januar) und die WM in Igls (6. bis 14. Februar), nominierte Bundestrainer Raimund Bethge neben Hoppe auch Czudaj im Vierer für die WM. Im kleinen Schlitten werden Hoppe und Zweierbob-Meister Christoph Langen (Unterhaching), der in 3:43,35 Minuten auf Rang vier landete, in Igls teilnehmen. Bei der EM werden Rudi Lochner (Königssee), Sepp Dosthaler (Königssee) und Dirk Wiese (Winterberg) für den Deutschen Bob- und Schlittensportverband (DBSV) starten.

Die Weichen auf Sieg stellte Hoppe schon in den beiden ersten von insgesamt vier Läufen mit zwei Bestzeiten in der 1325 m langen Eisröhre. Der Vorsprung von Hoppe betrug auf den zweitplazierten Titelverteidiger Czudaj annähernd zwei Zehntelsekunden - im Bobsport fast schon Welten. sid

NEUE Männer braucht das Land! Der Hilferuf der Popsängerin Ina Deter hat den Ruhm der Künstlerin überlebt. Nun greift das Gallus Theater den griffigen Spruch wieder auf. Im Januar- Programm bleibt die Bühne vorwiegend den männlichen Darstellern vorbehalten: jenen, die einen Gegenentwurf zu bieten haben zum dumpfen Chauvinismus alter Kameraden, wie ihn die Theatermacher mit Grausen Das Programm der Woche gerade wiederauferstehen sehen. Arbeit am Menschenbild: Das sei eben - so lautet die schlichte und lakonische Einsicht - auch immer Arbeit am Männerbild. Mit unter den Mannsbildern sind die "Tolleranzen", die Pop-Minimalisten von "Ganz Schön Feist" und schließlich noch das junge Entertainer-Trio Grunewald, Krechel und Fritsch.

Donnerstag, 14. Januar, 20 Uhr: "Heiße Herzen", die inzwischen 30. Auflage der ironischen Szenen aus dem Männerleben, gespielt von den "Tolleranzen" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Alles weg'n de Leut", die nostalgische Lieder- und Anekdotensammlung des holländischen Allround-Talents Robert Kreis, im Neuen Theater Höchst an der Emmerich- Josef-Straße 46 a.

20.30 Uhr: "Aysche und Richard", ein Stück von Peter Slavik über zwei Lebensläufe in Zeiten des erstarkenden Faschismus, im Theater in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 15. Januar, 20 Uhr: "Fräulein Julie", das Strindberg-Drama in einer neuen Inszenierung des Theaters "Grüne Soße", im Theaterhaus (Schützenstraße 12); "Alles weg'n de Leut" in Höchst und "Heiße Herzen" im Gallus.

20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", die aktuelle Produktion der Jungen Bühne Frankfurt im Kellertheater (Mainstraße 2); "Aysche und Richard" im TiB.

Samstag, 16. Januar, 15 Uhr: "Siggi, der kleine Ritter", Kindertheater ab fünf Jahren mit Fridolins Puppentheater, im Gallus Theater.

19 Uhr: "Nachtwache", die lange Nacht des Psychodramas von Lars Noren, inszeniert vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17). 20 Uhr: "Fräulein Julie" im Theaterhaus, Robert Kreis in Höchst, die "Tolleranzen" im Gallus.

20.30 Uhr: "Aysche und Richard" im TiB und "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater.

Sonntag, 17. Januar, 16 und 20 Uhr: "Varieté am Sonntag", die 13. Produktion des hauseigenen Programms, diesmal mit den Zauberern "Les Illusions", dem Conférencier Max Nix und der mongolischen Kontorsions-Truppe "Tunga", laut Ankündigung "die schönsten Biegedamen aus der Schatzkiste des Orients". 20 Uhr: "Heiße Herzen" im Gallus Theater.

Dienstag, 19. Januar, 10 und 15 Uhr: "Plabutsch ist futsch!", ein Stück für Kinder ab drei Jahren mit dem Clownstheater Patü (Neues Theater Höchst).

Mittwoch, 20. Januar, 20 Uhr: "Sanft und sündig", eine Minimal-Pop-Show mit dem Trio "Ganz Schön Feist"; drei Stimmen, einige Instrumente, "unverstärkt" im Gallus Theater. Und nochmals um 20 Uhr: "Fräulein Julie" im Theaterhaus. two

Funkstille zwischen Leverkusen und Stepanovic bis nach dem Pokal-Halbfinale gegen die Eintracht Axel Kruse: "Es hat wohl niemand Tränen von mir erwartet" Fassungsloser Binz lobt seinen Trainer / Im Widerstreit der Interessen / "Ziehe weiter durch, und wer nicht mitmacht, fliegt"

Einen Vertrag für zehn Jahre hätte er unterschreiben können und wenn nötig sogar seine Rente in Frankfurt eingereicht. Und bei der Eintracht hätte es nicht nur Vizepräsident Bernd Hölzenbein gern gesehen, "wenn er noch ganz lange bei uns geblieben wäre". Nun aber geht Dragoslav Stepanovic schneller als erwartet. Überrascht registrieren dies all jene, die glaubten, eine Vertragsverlängerung sei überhaupt kein Problem. Und selbst die, die dachten, es könne zwar Probleme geben, aber am Ende stünde die Einigung, sind perplex über die Tatsache, mit welcher Rigorosität der Serbe sein "Ding" durchgezogen hat.

So unterschiedlich die Reaktionen in der Eintracht-Fangemeinde, so sind sie auch innerhalb der Mannschaft gewesen. Stürmer Axel Kruse bemühte wieder einmal den drastischen Teil seines Vokabulars: "Das ist mir doch scheißegal, wenn der geht. Was geht mich der Mist an. Es hat hoffentlich niemand Tränen von mir erwartet." Heinz Gründel, ebenfalls aus dem Kreis der Stepanovic-Kritiker, sagte süffisant: "Ich kann Stepi nur gratulieren. Das ist das Beste, was ihm passieren konnte. Wer weiß, was hier noch alles passiert."

Beim Hallenturnier in Leipzig mochte Stefan Studer die Entscheidung seines Trainers nicht kommentieren, doch sein breites, vielsagendes Grinsen ist ebenso überliefert wie die fassungslose Reaktion von Libero Manfred Binz: "Daß Stepi geht, ist ganz schlecht für uns. Eine Katastrophe. Er hat in Frankfurt eine Mannschaft aufgebaut und großartige Arbeit geleistet. Er war mein bislang bester Trainer." Auch Rudi Bommer, zuletzt zum Vertrauten von Stepanovic avanciert, sagte: "Ich bin überrascht, und es tut mir unglaublich leid. Ich habe gehofft, daß er bleibt."

In Leverkusen, wo am Sonntag Stepanovics Verpflichtung bekanntgegeben worden war, wurde sofort eine Funkstille zwischen den neuen Vertragspartnern ausgerufen. Beide Klubs treffen am 30. März im Halfinale des DFB-Pokals aufeinander, und diese Tatsache entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Denn mit der Eintracht würde Stepanovic gern das Double mit Meisterschaft und Pokalgewinn schaffen, andererseits ist es nur in seinem Interesse, wenn Leverkusen international vertreten ist.

In Frankfurt hat Stepanovic, ganz Profi, indessen angekündigt, bis zu seinem letzten Arbeitstag "voll durchzuziehen". Günstiger als noch in der letzten Saison sieht er die Möglichkeiten für den ganz großen sportlichen Erfolg: "An meiner Arbeitsweise wird sich überhaupt nichts ändern. Ich ziehe weiterhin voll durch. Wer da nicht mitmacht, der fliegt raus, und die Jungen werden spielen." -wl-

Bosnien-Gespräche trotz Mordes Genfer Konferenz nach Tötung Turajlics fortgesetzt / Izetbegovic zu Islam-Treffen

GENF/SARAJEWO, 10. Januar (sim/ AFP). Ungeachtet der Ermordung des bosnischen Vize-Ministerpräsidenten Hakija Turajlic durch einen serbischen Milizionär hat am Sonntag in Genf die entscheidende Verhandlungsrunde über eine politische Lösung in Bosnien- Herzegowina begonnen. Staatschef Alija Izetbegovic kam zwar trotz einer Boykottdrohung nach Genf, doch flog er noch am Nachmittag nach Dakar weiter, um an einem Treffen von zwölf Außenministern islamischer Staaten teilzunehmen. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) hat den Serben ein Ultimatum gestellt, bis zum 15. Januar die Resolutionen des Weltsicherheitsrats zu verwirklichen. Izetbegovic will aber am Montag nach Genf zurückkehren. Während seiner Abwesenheit leitet Außenminister Haris Silajdzic die Delegation.

Auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und der Präsident Rest- Jugoslawiens, Dobrica Cosic, sowie der Präsident Kroatiens, Franjo Tudjman, und der Führer der Kroaten Bosnien- Herzegowinas, Mate Boban, kamen nach Genf. Die Schlüsselfigur des Jugoslawienkonflikts, der serbische Präsident Slobodan Milosevic, wird am Montag erwartet.

Nach dem ersten zweistündigen Direktgespräch mit führenden Vertretern der drei Bürgerkriegsparteien sagte der Ko-Präsident der Jugoslawien-Konferenz, Lord Owen, die bosnischen Serben hätten ihre Ablehnung des von ihm und Cyrus Vance unterbreiteten Plans bekräftigt. Karadzic hat der Konferenz einen eigenen Plan für eine Verfassung vorgelegt, der dem Willen seiner Seite nach einem serbischen "Staat im Staate" entspricht. Dagegen bestehen die Moslems auf Erhalt eines Einheitsstaates. Der Friedensplan, der unter der Schirmherrschaft der UN und der EG erörtert werden soll, sieht die Umwandlung Bosnien-Herzegowinas in einen dezentralisierten Staat mit zehn Provinzen vor. Er wurde bislang nur von den bosnischen Kroaten angenommen. Für den Fall des Scheiterns der Genfer Verhandlungen wird allgemein mit einer internationalen Militärintervention in Bosnien gerechnet.

Die Fortsetzung der Friedensgespräche war erneut in Frage gestellt worden, nachdem ein serbischer Milizionär Turajlic in einem Fahrzeug der UN-Schutztruppe erschossen hatte. Der französische Kommandant des Fahrzeugs, Patrice Sartre, teilte mit, der Täter sei von seinen Vorgesetzten festgenommen worden. Turajlic befand sich auf der Rückfahrt vom Flughafen Sarajewos in die Stadt, als der Wagen an einer serbischen Straßensperre gestoppt wurde. Nach Angaben des französischen Verteidigungsministeriums erkannten die rund 50 Milizsoldaten Turajlic und beschuldigten die UN- Truppe, mit den Feinden Serbiens verbündet zu sein. Oberst Sartre habe sich zwischen die Soldaten und Turajlic gedrängt, um einen Übergriff zu verhindern. Plötzlich habe ein Soldat über die Schulter des Obersten hinweg Schüsse durch die offenstehende Tür des Fahrzeugs auf Turajlic abgegeben.

Der Vorfall löste weltweites Entsetzen aus. UN-Generalsekretär Butros Ghali erklärte: "Dieser Mord ist um so abscheulicher, als sich Turajlic in einem Fahrzeug der Vereinten Nationen und unter dem Schutz der Weltorganisation befand." Der UN-Sicherheitsrat sprach von einem "empörenden Terrorakt". Die serbische Regierung in Belgrad reagierte zunächst nicht auf den Anschlag. (Kommentar S. 3)

SCHLUSSWORT

"Ich gehe davon aus, daß sich Eintracht Frankfurt und Dragoslav Stepanovic einigen werden." Reiner Calmund, Manager von Bayer Leverkusen, zu Beginn der vergangenen Woche.

Das böse Erwachen aus dem schwarzen Goldrausch Nach Jahren des Öl-Wohlstandes droht nun die Ölpest das Leben auf den Shetlandinseln zu verändern

Im Grunde, im innersten Innern, hatten die Shetländer eine Öl-Katastrophe ja immer befürchtet. Nicht diese Katastrophe: Nicht das Aufgrundlaufen eines Tankers auf der Durchfahrt, nicht eine Ölpest in wochenlangem Wintersturm. Auf diese Katastrophe, auf den "Zufallstreffer" der "Braer" - um ein Haar hätte der steuerlos treibende 90 000-Tonnen- Tanker am vorigen Dienstag die Klippen der Shetlands noch verfehlt! - war man auf den Inseln nicht gefaßt gewesen.

Zwar hatte der Insel-Rat schon seit längerem vor den Risiken der nahen Tanker-Passage, vor mangelhaft ausgerüsteten Schiffen und schlecht ausgebildeten Mannschaften gewarnt: So ganz geheuer war es den Inselbewohnern und ihren politischen Repräsentanten in derShetland-Hauptstadt Lerwick nie gewesen, daß Hunderte von Billig-Tankern aus aller Reeder Länder jährlich dicht an den Küsten Shetlands vorbeidampften. Die geltende Fünfzehn-Kilometer-Sperrzone für Tanker wie die "Braer", die sich auf der kürzesten Route von Norwegen nach Von Peter Nonnenmacher (z. Z. Lerwick) Kanada befand, als ihr vor der Südküste Shetlands der Motor ausfiel, hätte man schon gern etwas ausgeweitet. Daß aber ein Schiff wie die "Braer" ganz einfach so gegen die Felsen von Garth's Ness geworfen werden könnte, trotz Sperrzone und Küstenwache und Bergungsschiffen und allem Drum und Dran, hatte sich niemand auszumalen gewagt.

Nein, die Shetländer waren, wenn überhaupt auf ein Unglück, dann auf eins am anderen Ende der Insel eingestellt gewesen. Nicht an der Südspitze, sondern am Nordende der Hauptinsel, in Sullom Voe, hätten sie, im Fall der Fälle, eine Öllache, ein Ölunglück erwartet. Dort nämlich, in der Einöde der shetländischen Hügel und Buchten, 40 Kilometer von Lerwick und noch einmal soviel von der Unglücksstelle der "Braer" entfernt, liegt die geheime Quelle shetländischen Stolzes und shetländischer Nervosität.

In Sullom Voe schlägt das schwarze Herz der Inseln. Hier, in einem weitläufigen Hafengelände, an einem geschützt gelegenen, tiefeingeschnittenen Meeresarm, werden jede Woche 800 000 Tonnen Öl umgeschlagen - das Zehnfache der Menge, die die "Braer" an Bord hatte. Sullom Voe ist Europas größter Öl-Terminal. Vor fünfzehn Jahren aus dem Nichts entstanden (wobei das Nichts kein Nichts war, sondern eine alte Brutstätte seltener Vogelarten), ist Sullom Voe heute eine enorme Industrieanlage, der größte Arbeitsplatz der Inseln, ein BP-Imperium mitten in der Wildnis.

Hier, in Sullom Voe, läuft der schottische Ölreichtum aus dem Meeresboden der Nordsee, durch zwei gigantische Rohrleitungen an Land geführt, in den Kesseln der Ölindustrie zusammen. Von hier wird das Öl weiterverschifft in alle Welt. Weithin sichtbar, flackern über den blaßroten Heidekraut-Hügeln von Sullom Voe die Feuer der Ölanlagen. Im Hafen liegen drei Tanker an diesem Tag, zwei schon beladen, mit Zehntausenden von Tonnen schwarzen Goldes in den stählernen Bäuchen. Pilotschiffe und Bergungskräne drängen sich am Hafeneingang, bei den Verwaltungsgebäuden der Hafenmeisterei. An der Straße spritzt die Gischt der See über den Asphalt: Ein Schild, kuriose Feinfühligkeit, warnt Autofahrer vor kreuzenden Fischottern.

Mit "Platz an der Sonne" übersetzen die Einheimischen den alten, nordischen Namen Sullom, der früher der Name der Bucht war und heute, als roter Fleck auf der Karte, für das shetländische Öl-Business steht. Kein Name könnte passender sein; denn als Anspruch auf einen Platz an der Sonne haben die Shetländer ihr Öl-Abenteuer von Anfang an betrachtet, und nach und nach auch erlebt.

In zäher Manier handelten sie in den siebziger Jahren mit der Ölindustrie Verträge aus, die ihnen beispiellose Pachtzinsen und Hafengebühren - im letzten Jahr 170 Millionen Mark - sicherten. Mit kühlem Kaufmannssinn kanalisierten sie diese Gelder in Fonds, die dem Zugriff der Regierung drunten in London entzogen blieben und ganz den Inseln zur Verfügung standen. Und in kluger Voraussicht investierten sie ihre Öl-Profite in neue wirtschaftliche Projekte und in bessere soziale Verhältnisse - in neugeschaffene Wirtschaftszweige, in Straßen, in Neubauten, in kollektive Einrichtungen.

Voller Neid blickten in den achtziger Jahren andere britische Kommunalverwaltungen nach Shetland hinauf. Gegen die herrschende Tory-Ideologie der öffentlichen Enthaltsamkeit, wie sie London im Rest des Königreichs durchsetzte, rekonstruierte der kleine, eigenwillige Insel-Rat in Lerwick mit Hilfe seiner Öl- Einnahmen bewußt die ökonomische und soziale Struktur der Shetlands. Auf allen 15 bewohnten Inseln der Shetlands stößt man heute auf die Früchte dieser Reformbemühung. Kleine Hallenbäder, Sportanlagen, Schulen, Gemeindehallen, Altersheime sind inselauf, inselab entstanden; den Rentnern hat der Öl-Profit einen jährlichen Weihnachtsbonus, von derzeit immerhin 500 Mark pro Person, eingetragen.

Im wirtschaftlichen Bereich hat die Insel-Administration mit Rat und Tat und kräftigen Krediten Kleinunternehmen und Alternativbetriebe gefördert - im Blick auf eine Zukunft ohne Öl, auf ein Shetland ohne Sullom Voe und ohne Tankerbesuche. Mit dieser Politik suchte man rechtzeitig Weichen zu stellen: Denn das Ende des Öls läßt sich, aufs Ende des Jahrhunderts zu, absehen. Schon jetzt ist der Bauboom des shetländischen Ölzeitalters Geschichte. Die Beschäftigungs- und Einwohnerzahlen der Inseln sinken (von 30 000 vor zehn Jahren auf 22 000), der Ölumschlag in Sullom Voe ist bereits rückläufig (40 Prozent weniger als zu Spitzenzeiten). Immerhin gelang es dem Shetland-Rat so, die im übrigen Großbritannien grassierende notorische Arbeitslosigkeit auf Armeslänge zu halten. Auch heute noch herrscht auf den Inseln praktisch Vollbeschäftigung.

Daß sich das nun, mit dem Tankerunglück vor Garth's Ness, ändern wird, ist die größte Sorge der Shetländer. Dabei hatten sie alles Erdenkliche getan, um das Risiko von Tankerunfällen und anderen Ölunglücken, in Sullom Voe jedenfalls, auf ein Minimum zu reduzieren. Gewissenhaft hatten sie die Planung und den Betrieb der Anlage überwacht. Mit strikten Regeln hatten sie den Schiffsverkehr unter Kontrolle und die Schiffahrtswege und Verladeplätze relativ ölfrei gehalten. Nur einmal, kurz nach Einweihung Sullom Voes 1978, war es zu einem schweren Zwischenfall gekommen, als die "Esso Bernicia", ein 190 000-Tonnen- Tanker, gegen eine Hafenmole schlug und tausend Tonnen Rohöl verlor, und als im Sund von Yell Tausende von Vögeln und Enten der Ölpest zum Opfer fielen.

Diesmal, 15 Jahre später, ging es nicht mehr so glimpflich ab wie bei der "Bernicia". Bei der Katastrophe der "Braer" ist schon jetzt, soweit sich das abschätzen läßt, das Vierzigfache der damaligen Menge ins Meer gelangt. Und das ist nur die Hälfte der 85 000-Tonnen-Fracht des zum Wrack zerschlagenen Tankers; die andere Hälfte soll sich noch, eine zähflüssige Zeitbombe, an Bord befinden. Vor den Folgen des "Bernicia"-Unfalls konnte man noch die Augen verschließen. Die Folgen des "Braer"-Desasters sind so leicht nicht mehr zu ignorieren. Öl an den Küsten, das schon jetzt den Fischfang in einem Teil der Inselgewässer abgewürgt hat und in anderen Regionen die Lachszucht bedroht; Öl auf den Feldern, das die Weiden, die Schafe, die Ernten vergiftet; Öl auf den Insel-Stränden, in den Buchten, in den Naturreservaten - ein schwarzer, unauswaschbarer Fleck auf dem einst lupenreinen Namen der Shetlands als Urlaubsziel.

Mit einemmal sind alle Shetländer, die nicht unmittelbar für die Ölindustrie arbeiten, zu einer Realität erwacht, die lange Zeit nicht viel mehr schien als eine ferne, winzige, vernachlässigbare Möglichkeit. Alarmiert vermerken Shetlands Lachszüchter, daß ihre Produkte drunten in Britannien schon boykottiert werden, während Shetlands Fischer ein staatliches Fischereiverbot auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratkilometern und von unbestimmter Dauer in Kauf nehmen, nur um die Kundschaft draußen in der Welt nicht zu verlieren.

Die Bauern im Süden der Inseln weinen ihren Krautköpfen und Kartoffeln nach und suchen schleunigst ihre Schafe in Sicherheit zu bringen. Und Gastwirte, Hoteliers und Ladeninhaber prophezeien einen pechschwarzen Sommer. Warum, fragt man auf Lerwicks Einkaufsstraße sarkastisch, sollten Leute, die es nach frischer Luft und klarem Wasser gelüste, jetzt ausgerechnet noch nach Shetland kommen? Ein harter Schlag auch das für die Insel-Ökonomie: Tourismus war, mit 56 000 Besuchern allein im letzten Jahr, ein wachsender Pfeiler der Shetland- Wirtschaft und wurde als solcher von den Insel-Politikern für die Nach-Öl-Ära auch bewußt gefördert.

Nun sind, auf einen Schlag, die schönen Pläne und das diskrete Wirtschaftswunder der Shetlands ins Wanken geraten - gebremst, die Ironie geht auch in Lerwick nicht verloren, von eben dem Öl, auf das die Inseln ihren Wohlstand bauten. Nicht alle Shetländer akzeptieren zwar diese Verbindung: Einige fluchen, nun, da der erste Schrecken sich gelegt hat, vor allem auf die unter liberianischer Flagge untergegangene und mit einer offenbar überforderten Drittwelt-Crew bemannte "Braer" und schwören darauf, daß unter ihrem Regime, bei ihrer eigenen Sicherheitspolitik, ein solches Unglück ausgeschlossen gewesen wäre. "Liberianische Seeeleute werden hier nicht bedient", schrieb ein Ladenbesitzer in Lerwick in seinem Ärger vorige Woche an seine Schaufensterscheibe.

Die Robben und Fischottern freilich, die mittlerweile ölverschmiert auf den kleinen Insel-Kolonien Shetlands gesichtet werden, interessiert es wohl wenig, in wessen Öl sie schmoren, und wie es zur Verpestung ihres salzigen Lebenselexiers kam. Sie, und die Tausende von Vögel, die nun einen jämmerlichen Tod finden werden, hat auch niemand um ihre Meinung gefragt.

EISHOCKEY BUNDESLIGA, 31. Spieltag: Kölner EC - Schwenninger ERC 6:2 (2:1, 3:1, 1:0), EC Ratingen - ESV Kaufbeuren 3:3 (0:1, 2:0, 1:2), EC Hedos München - EHC Eisbären Berlin 7:2 (3:1, 2:1, 2:0), EHC Freiburg - Krefelder EV 3:6 (2:3, 0:2, 1:1), Mennheimer ERC - Düsseldorfer EG 2:3 (1:1, 0:2, 1:0), Berliner SC Preussen - EV Landshut 4:1 (2:1, 0:0, 2:0).

TISCHTENNIS BUNDELIGA, Frauen: Bayer Uerdingen - VfB Lübeck 6:8.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TTC Weinheim - TTC Grenzau II 9:6, TTF Ochsenhausen - Steiner Bayreuth 9:2, FTG Frankfurt - ESV Jahn Kassel 7:9.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen: Rot-Weiß Klettham II - SV Neckarsulm 4:8, Darmstadt 98 - TV Großenlinden 6:8, Rot-Weiß Klettham II - TSV Röthenbach 3:8, Victoria Wombach - VfL Sindelfingen 8:2, TV Bergen-Enkheim - VfL Sindelfingen 3:8, Darmstadt 98 - KSV Hessen Kassel 3:8.

OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: Psot SV Mühlhausen - TTV Schmalkalden 9:0, TTC Asslar - TSG Sandershausen 8:8, Electronic Erfurt - SV Jenaer Glas 9:4.

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: Lotus München - FC Baunach 74:83 (35:39), SV Oberelchingen - DJK Würzburg 80:65 (42:32), Telekom PPostSV Karlsruhe - TV Lich 71:81 (29:48), TSV Speyer - TSV Breitengüßbach 80:76 (35:39), BG MAXX Offenbach/ Neu-Isenburg - Steiner Bayreuth 90:110 (40:58), TV Langen - FC Bayern München 99:73 (41:33).

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TSV Nördlingen - KuSG Leimen 68:58 (39:30), TVG Trier - Heidenheimer SB 86:102 (44:46), USC Freiburg - MTV Kronberg 65:63 (42:33), Eintracht Frankfurt - DJK Don Bosco Bamberg 67:82 (35:41), DJK Würzburg - MTSV Schwabing 75:57 (34:29).

CDU attackiert die Nordend-Beruhigung Fella nennt beim Neujahrsempfang Wahlkampfthemen / Kein Parkplatz für Petra Roth

NORDEND. "Ich komme gleich auch", meinte die Frau im großen Wagen. Und sie suchte, suchte, und fand schließlich doch einen: Petra Roth, CDU-Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters, merkte selbst, wie schwer im Nordend ein Parkplatz zu finden ist. Nicht nur deswegen war die Parkplatznot Thema beim Neujahrsempfang der CDU Nordend, zu dem etwa 40 Gäste aus Vereinen, Schulen und anderen Institutionen in die Geschäftsstelle in der Friedberger Landstraße gekommen waren.

Neben Petra Roth und Bürgermeister Hans-Jürgen Moog diskutierten auch Mandatsträger und Parteimitglieder aus dem Stadtteil bei Sekt und Brötchen über kommunalpolitische Themen: "Wir wollen einen direkten persönlichen Kontakt entstehen lassen", sagte Michael Fella, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Ortsbeirat 3. Ähnlich will er auch den Wahlkampf führen: vor allem mit Informationsständen. Wichtigstes Thema wird dabei die Verkehrsberuhigung sein, die nach Ansicht der CDU unsachgemäß geplant worden ist: "Gerade beim Oeder Weg haben Anwohner der kleinen Nebenstraßen die Folgen der Sperrung zu spüren bekommen. Das war ein Fehler, der ja jetzt behoben werden mußte." In diesem Zusammenhang kritisierte Fella auch das Parkplakettensystem, das nicht den Bedürfnissen der Bürger entsprechend eingerichtet worden sei. Um Parkplätze zu schaffen, wiederholte er die CDU-Forderung nach Anwohnertiefgaragen: "Die wären auf mehreren Grundstücken möglich." Ein weiteres zentrales Thema ist für die Stadtteil-CDU die "innere Sicherheit". Im Sommer sei die Zahl der Straßenüberfälle stark angestiegen und halte sich seitdem auf einem hohen Niveau: "Bürger des Nordends - und nicht nur ältere - haben immer öfter Angst, in den Abend- und Nachtstunden das Haus zu verlassen. Sie verzichten lieber auf kulturelle Veranstaltungen und Besuche."

Deshalb fordern die Christdemokraten mehr uniformierte Polizeistreifen zu Fuß und regen zusätzlich die Bildung einer örtlichen Arbeitsgruppe an, in der Vertreter der Polizei, des Jugendamtes und der Stadtwerke sitzen sollen. "Ursachen für die steigende Gewalt sind unter anderem ein zunehmender Werteverfall und eine Beziehungslosigkeit innerhalb von Familien", meint Michael Fella. Am 25. Januar wird die CDU zu diesem Thema eine Diskussion mit Fachleuten und Mitgliedern der CDU-Stadtverordnetenfraktion organisieren. Nicht ausreichende Unterrichtsmittel und zu wenige Lehrer bereiten der Partei außerdem Kopfzerbrechen - die Eröffnung der Integrierten Gesamtschule Nordend habe dazu geführt, daß die Mittel ungleich verteilt würden. Andere Schulen müßten nun darunter leiden. Konkrete Versprechen für den Fall des Wahlsieges will Fella allerdings nicht abgeben: "Die Zeiten, in denen man das machen konnte, sind vorbei. Wir wollen auf Probleme aufmerksam machen und Lösungsmöglichkeiten zeigen. Allerdings immer mit Blick auf die Finanzen". laf

Pause von der Winterpause Sechs Handballteams spielten um den Wanderbembel

SACHSENHAUSEN. "Wenn man jahrelang kein Turnier hatte, muß sich das erst wieder richtig durchsetzen", kommentiert Steffen Mitze. Deshalb war der Pressewart der Handballabteilung der Turngemeinde (TG) Sachsenhausen 04 auch nicht traurig über das geringe Zuschauerinteresse: Lediglich 150 Zuschauer insgesamt besuchten am vergangenen Wochenende das erste Wanderbembel- Turnier. Fünf Mark kostete der Eintritt an jedem der drei Wettkampftage.

Am Freitag und Sonntag wurde das Turnier in der Sporthalle Süd in der Willemer Straße ausgetragen. Nur am Samstag mußten die Spieler in die Fechenheimer Fabriksporthalle in der Wächtersbacher Straße ausweichen: "Die Hallentermine werden sehr kurzfristig vergeben. Am Samstag spielten die Basketballer von Eintracht Frankfurt in Sachsenhausen - deshalb mußten wir eben den Austragungsort verlegen", erklärt Mitze.

Sechs Mannschaften aus der Frankfurter Umgebung kämpften in zwei Gruppen um den Pokal. Die Spiele gingen über die reguläre Spieldauer von sechzig Minuten: "Meist hat man bei solchen Gelegenheiten eigene Regeln. Wir wollten die vierwöchige Winterpause unterbrechen und den Teams die Möglichkeit geben, sich auf die Rundenspiele unter normalen Bedingungen vorzubereiten", erläutert der Pressewart: "Das Ganze war im ersten Jahr auch eher für die Aktiven als für die Zuschauer gedacht."

Dem Sieger winkte als Preis der Pokal und 150 Mark für die Vereinskasse. Die zweitplazierte Mannschaft konnte sich über eine Freifahrt mit dem Ebbelwei- Express freuen. "Wir wollten das Turnier bewußt ein wenig regional gestalten", sagt Mitze. Deswegen durfte der Konkurrent aus dem Stadtteil, der Turn- und Sportverein Sachsenhausen, natürlich nicht fehlen. Das Lokalderby war dann auch die am meisten beachtete Partie.

In einer Spielpause am Sonntag bot die Gymnastikabteilung der ausrichtenden TG 04 eine Showtanzeinlage. Neben der Jazztanzformation "Private Dancers" trat auch "Alegria" auf. Die 13 Mädchen und Frauen kommen aus Deutschland, Kroatien und Spanien und widmen sich unter der Anleitung von Alicia Fernandez dem Flamenco: "Gerade heutzutage muß man hervorheben, daß solche multinationalen Gruppen ohne Probleme funktionieren. Außerdem wird dem Gesamtverein die Möglichkeit zur Darstellung gegeben."

In der Handballabteilung sind von den 140 Mitgliedern etwa 70 im Spielbetrieb aktiv: "Das geht von der E-Jugend ab sieben Jahren bis hin zu den Männern. Außerdem gibt es auch drei Frauenmannschaften", erläuterte Steffen Mitze. Auch im nächsten Jahr soll das Wanderbembel-Turnier ausgetragen werden. Dann hoffen die Ausrichter auch auf ein größeres Zuschauerinteresse. laf

"Hardcore" gegen Drogen "Endpoint" und "Ego Trip" rockten im Jugendzentrum

BOCKENHEIM. "Man könnte den Stil als Hardcore bezeichnen. Allerdings gibt es da auch sehr viele verschiedene Richtungen", erklärt Hajo Greif vom Bockenheimer Jugendzentrum. Etwa hundert Besucher kamen in die Varrentrappstraße, um die beiden Rockgruppen "Endpoint" und "Ego Trip" zu sehen. Für acht Mark Eintritt wurden mehr als zwei Stunden harte Gitarrenklänge geboten. Beide Bands zählen sich selbst zur "autonomen Alternativszene". "Endpoint" kommt aus den Vereinigten Staaten und ist seit Mitte Dezember in ganz Deutschland auf Tournee.

Die fünfköpfige Band tritt in Jugendzentren oder auch in besetzten Häusern auf. Aus der Nähe von Schweinfurt kommen die vier Männer von "Ego Trip". Beide Bands haben schon bei kleinen Firmen Platten produziert: "Meistens läuft das unter Freunden im Do-it-yourself- Verfahren", meint Hajo Greif: "Die Musiker achten auch darauf, daß sie im kleinen Rahmen und für geringe Preise auftreten.

In ihren Texten stellen sie den Drogenkonsum in Frage. Sie sind allesamt Vegetarier. Greif: "Mit solchen Sachen lassen sich vielleicht die Mitglieder der sogenannten Straight Edge-Bewegung kennzeichnen." Straight Edge bedeutet: bewußt mit seinem Leben und seiner Umwelt umzugehen.

Aus der Szene in ganz Hessen kamen Anhänger dieser Richtung angereist, um das Konzert mitzuerleben: "Ich kenne sogar Leute, die aus Hannover hierhergefahren sind. Das Frankfurter Umfeld würde auch gar nicht ausreichen", meint Greif. Mit anderen zusammen organisiert er jeden Monat ein bis zwei Konzerte im Bockenheimer Jugendzentrum.

Neben diesen Aktionen gibt es noch einen Siebdruckraum und ein Fotolabor in der Varrentrappstraße. In regelmäßigen Abständen wird in der "Volxküche" zu einem Preis von vier Mark "viel Essen für wenig Geld" geboten. Meistens handelt es sich dabei um vegetarische Speisen. Vor einem Jahr wurde das Erdgeschoß des Hauses in eine reine Frauenetage umgebaut. laf

Eintracht mit Wiener Blut

Auf einen guten Jahresauftakt könne die Frauen des Hallenhockey-Bundesligisten Eintracht Frankfurt verweisen. Beim Internationalen Turnier in Wien wurden sie ungeschlagen Sieger. Obwohl sie ohne die noch in Kiew weilende Natella Krasnikowa und Ingrid Asprion antreten mußten, schlugen sie Grashopper Zürich 20:0, Arminia Wien 10:4, UHC Hamburg 16:4 und Rotweiß München 12:4. Beate Deininger und Dagmar Bremer (je 16) und Sonja Pyrczek erzielten die meisten Treffer. ks

Hallenmangel erschwert Sportbetrieb VfL Goldstein wird 40 Jahre alt / Handballer richteten fünften Flughafen-Cup aus

GOLDSTEIN. Der Verein für Leibesübungen Goldstein 1953 (VfL) wird 40 Jahre alt: Mit dem fünften Flughafen-Cup der Handballer und einem anschließenden Fest zeigte sich der VfL gleich zu Beginn seines Jubiläumsjahres von der besten Seite. Dabei stellte der VfL einmal mehr unter Beweis, was seinen Erfolg ausmacht: sportliche Leistungen und gemeinsames Feiern in guter Stimmung.

Für den Sport waren an diesem Tag die Handballer zuständig, die den dritten Platz in der Carl-von-Weinberg-Schule belegten. Das Turnier beherrschte jedoch der Regionalligist TSG Münster, der mit 6:0 Punkten den Erfolg des vergangenen Jahres wiederholen konnte. Den zweiten Platz belegte Oberligist Schott Mainz.

Spannend war auch das vorletzte Spiel des Tages: Der VfL (Bezirksliga) setzte sich gegen die TSG Sulzbach (Oberliga) knapp, aber verdient mit 11:10 durch. Großen Anteil am Sieg hatte VfL-Torhüter Andreas Meiss. Der hatte sich gegen seine ehemaligen TSG-Mitspieler, für die er noch in der vergangenen Saison Bälle abwehrte, besonders ins Zeug gelegt.

Doch der VfL bot den etwa 300 Zuschauern an diesem Tag nicht nur guten Handball. In einer Pause zeigten beispielsweise die Jazz-Mädchen zur Musik von Michael Jackson ihr Können. Mit Höchstleistungen glänzte aber auch der Festauschuß. Den ganzen Tag waren etwa 50 Helfer um das Wohl der Sportler und Besucher bemüht: tagsüber in der Halle und abends bis spät in die Nacht im Biergarten. Für die Musik sorgte das Duo "Remember" und für die Gaumenfreuden gab es ein reichhaltiges Büfett. Unter den Gästen war auch Sportdezernentin Sylvia Schenk.

Für Gesprächsstoff sorgten unter anderem die (großen und kleinen) Erfolge des vergangenen Jahres. Der Erinnerung half dabei eine Fotowand auf die Sprünge, auf der sich die 15 Abteilungen des VfL vorstellten. Die Leichtathleten beispielsweise blicken auf zwölf Kreis- und sieben Vizemeisterschaften zurück. Die Tennisabteilung freute sich über den Aufstieg von vier der zehn gemeldeten Mannschaften in verschiedene Ligen.

Der eigentliche Erfolg für den Breitensport-Verein mit seinen 1200 Mitgliedern aus 15 Nationen sind jedoch seine Turniere und Feste, bei denen neben dem Sport die Unterhaltung im Mittelpunkt steht. Ganz vorne in der Gunst des Publikums stand dabei der Nationalitäten- Treff im Sommer, zu dem etwa 800 Besucher gekommen waren - unter ihnen auch Sylvia Schenk. Am Vorabend des Turniers der Hand- und Volleyballer stimmte ein buntes Programm und Köstlichkeiten aus elf Ländern die Gäste auf die kommenden Tage ein. Besonderen Anklang fand dabei die Bauchtänzerin Linda Mescal, die im Herbst wegen der großen Nachfrage einen Workshop anbot und dabei die Kunst des Hüftschwungs vermittelte.

Ein Blick auf andere Aktionen macht aber auch deutlich: Der VfL ist ein Verein mit großem Angebot und viel Engagement. So organisierte der VfL wieder die traditionellen Goldsteiner Spiele - ein sportlicher Spaß für die ganze Familie -, beteiligte sich am Kerbeumzug und unternahm Ausflüge in die Umgebung.

Und die Mischung aus Sport und Spiel kommt offensichtlich an - auch bei der Jugend. "Wir haben keine Nachwuchsprobleme", erklärte Pressesprecherin Sandra Thomazewski. Aber: Der Mangel an Hallen erschwert auch beim VfL den Sportbetrieb. "Wir brauchen mehr Raum für unsere Aktiven." Das könnte erreicht werden, wenn die Hallen der Goldsteinschule und der Gesamtschule für den Verein schon vor 18 Uhr zugänglich wären. Doch dieses Problem wird das Jubiläum sicher nicht verderben. Und daß der VfL feiern kann, bewiesen die Mitglieder nach dem Flughafen-Cup. Das Fest war freilich erst der Auftakt zu den Feiern zum 40jährigen Vereinsbestehen. ara (siehe auch untenstehenden Kasten)

Festkalender ist prall gefüllt VfL Goldstein feiert ein Jahr lang seinen 40. Geburtstag

GOLDSTEIN. Nicht mit einem, sondern mit vielen Festen feiert der Verein für Leibesübungen Goldstein 1953 (VfL) in diesem Jahr sein 40jähriges Vereinsbestehen. Den Anfang machten die Handballer mit dem fünften Flughafen-Cup und einem anschließenden Fest. Die VfL-Jugend setzt den Reigen der Geburtstagsfeiern am Freitag, 19. Februar, mit einer Disco fort. Einen Tag später, am Samstag, 20. Februar, steht für den Verein die "fünfte Jahreszeit" unter dem Motto "Vor 40 Jahren" auf dem Programm.

Während der Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, wird das Jubiläum sicher wieder im Mittelpunkt stehen. Mit zwei Ausflügen werden die Mitglieder dann die warme Jahreszeit begrüßen. Die Termine: Am 25. April heißt es "Trimm-Trab ins Grüne" und am 16. Mai steht ein Ausflug auf dem Programm.

Zum Auftakt der Turnierwoche zwischen dem 9. und 13. Juni feiern die Mitglieder wieder; diesmal unter dem Motto: "Wir in Goldstein - ganz international" (9. Juni). Tags darauf beginnt das Volleyball- und Handball- Turnier. Innerhalb dieser fünf Tage sind wieder alle zu den Goldsteiner Spielen eingeladen, die in diesem Jahr den Titel "Die letzten 19 Jahre" tragen. Und vom 28. Juni bis 3. Juli folgt mit der Sportwoche das nächste große Ereignis, das mit der Siegerehrung des 12-Stunden-Laufs seinen Abschluß finden wird.

In der Zeit vom 20. bis 22. August ist die Tennisabteilung Ausrichter des Goldstein-Cups. Für den 25. September steht die Krönungsfeier der Goldsteiner Rosenkönigin im Kalender. Gespannt dürfen die Mitglieder des VfL schon jetzt auf das geturnte Märchen sein. Der Titel des Märchens ist zwar noch nicht bekannt, doch der Erfolg von "Schneewittchen" 1988 weckt große Erwartungen. Mit den beiden Weihnachtsfeiern für Kinder (12. Dezember) und Erwachsene (17. Dezember) geht das Jubiläumsjahr zu Ende. Nähere Auskunft gibt Sandra Thomazewski unter Telefon 6 66 58 05. ara

Eine Blutspur führte zum Tatort

Mit schweren Verletzungen ist ein 37 Jahre alter Amerikaner jetzt morgens gegen 6.30 Uhr von einer Marktfrau an der Konstablerwache aufgefunden worden.

Er war am Arm von einem Schuß getroffen worden. Ob seine Verletzung am Kopf ebenfalls auf einen Schuß zurückzuführen ist, ließ sich nach dem Bericht der Polizei bislang nicht feststellen.

Der Mann konnte noch nicht genauer zum konkreten Hergang der Tat vernommen werden, teilte ein Sprecher der Polizei mit.

Bisher hat der 37jährige nur angeben können, wo er unterwegs gewesen war, bevor die Schüsse gefallen waren und er sich bis an die Konstablerwache geschleppt hatte: Er hatte in der Brönnerstraße ein Lokal besucht, das er gegen 6 Uhr verließ. Von dort aus machte er sich schließlich auf den Weg in Richtung Zeil.

Nach Angaben der Polizei zog sich von der Brönnerstraße aus bis zu dem Ort, an dem der Amerikaner dann von der Marktfrau gefunden wurde, eine Blutspur.

In der Brönnerstraße war "ein kleiner Mann" auf den farbigen Amerikaner zugekommen, berichtete der in Frankfurt lebende 37jährige. Der bisher noch nicht beschriebene Täter habe dann auf ihn geschossen. Mehrere Schüsse sollen dabei auf den Amerikaner abgefeuert worden sein.

Trotz seiner schweren Verletzungen schleppte sich der Amerikaner noch bis zur Konstablerwache und brach dort zusammen.

Eine nähere Beschreibung des Täters erwartet die Polizei durch die Aussagen von Zeugen der Tat. Sie werden daher gebeten, sich mit der Kripo unter den Telefonnummer 755 -41 11oder -40 40 in Verbindung zu setzen. ing

Für Nachrichten

ENTSCHEIDENDE VERHANDLUNGSRUNDE ÜBER BOSNIEN BEGANN MIT VERSPÄTUNG

Von unserem Korrespondenten Pierre Simonitsch

Genf, 10. Januar. Ungeachtet der Ermordung des bosnischen Vizepremiers Hakija Turajlic hat am Sonntag in Genf die entscheidende Verhandlungsrunde über eine politische Lösung in Bosnien- Herzegowina begonnen. Staatschef Alija Izetbegovic zog seine am Vortag ausgesprochene Drohung, die vereinbarten Gespräche zu boykottieren, zurück. Auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic und der Präsident Rest-Jugoslawiens, Dobrica Cosic, trafen in Genf ein. Dem Vernehmen nach übte die Europäische Gemeinschaft unter dänischem Vorsitz, verkörpert durch Aussenminister Ulf Ellemann-Jensen, starken Druck auf die serbische Seite aus, die Verhandlungen fortzusetzen. Weitere Teilnehmer sind der Präsident Kroatiens, Franjo Tudjman, und der Führer der Kroaten Bosniens-Herzegowinas, Mate Boban. Die Schlüsselfigur des Jugoslawienkonflikts, der serbische Präsident Slobodan Milosevic, wird heute Montag zur Konferenz stossen.

Wegen der Emotionen, welche die Ermordung des bosnischen Moslempolitikers ausgelöst haben, stand der Fortgang der Verhandlungen vorerst in Frage. Anstatt wie geplant um 11 Uhr konnte die Konferenz erst um 16 Uhr zusammentreten. UN-Generalsekretär Butros-Ghali, der am Samstag zufällig gemeinsam mit Izetbegovic in Paris weilte, vermochte den Präsidenten Bosniens-Herzegowina in einem Telefongespräch zur Weiterreise nach Genf umstimmen. In einem Interview mit der FR sagte Butros-Ghali, die Ermordung des bosnische Vizepremierministers sei ein "Unfall". "Solche Unfälle dürfen kein Hindernis für den Friedensprozess darstellen", betonte der UN-Generalsekretär.

Präsident Izetbegovic flog am Sonntagabend nach Dakar, um an einem Treffen von zwölf Aussenministern islamischer Staaten teilzunehmen. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) hat den Serben ein Ultimatum gestellt, bis zum 15. Januar die Resolutionen des Weltsicherheitsrats zu verwirklichen.Izetbegovic will aber am Montag wieder nach Genf zurückkehren. Während seiner Abwesenheit leitet Aussenminister Haris Silajdzic die Delegation.

Weder die Serben noch die Moslems von Bosnien-Herzegowina akzeptieren den Plan der Kopräsidenten der Genfer Jugoslawienkonferenz, das Land in zehn weitgehend selbständige Provinzen aufzuteilen. Nur die Kroaten haben bisher das mit einer Landkarte versehene Dokument unterzeichnet.

ENDE xxxx

einbarten Gespräche zu boykottieren, zurück. Auch der bosnische Serbenführe

Deutsche Meisterschaft im Rad-Cross in Lohne Kluge und Berner siegten Der Amateur vom VC Frankfurt startet bei der WM als Profi

Der 24jährige Odenwälder Ralph Berner vom VC Frankfurt hat in Lohne- Vechta in Niedersachsen seinen Deutschen Meistertitel im Querfeldeinradfahren der Amateure erfolgreich verteidigt. Vor ihm kam nach dem einstündigen Rennen auf der 2,1 Kilometer langen Strecke am Aussichtsturm mit Start und Ziel im Stadion von Lohne nur der Profi- Weltmeister Mike Kluge aus Berlin mit 30 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Im kommenden Jahr wird es nur noch einen Titelträger geben, da auch die Weltmeisterschaft 1994 von Profis und Amateuren gemeinsam bestritten wird.

Hauptgegner der beiden Meister war der Einheimische Franz-Josef Nieberding, der als streckenkundiger Mann vom Start weg davonstürmte, lange allein in Führung lag, bis ihn bei Halbzeit des Rennens Mike Kluge überholte und zwei Runden vor Schluß auch Ralph Berner, der sich sein Rennen gut eingeteilt hatte. Er nahm den Lokalmatadoren noch 45 Sekunden ab. "In Sorge, daß ich ihn nicht erwischen könnte, war ich eigentlich nie", meinte der Odenwälder selbstbewußt.

Auf den nächsten Plätzen kamen die Kölner Thorsten Wittig und Jörg Arenz sowie Jens Schwedler aus Hamburg. Arenz und Schwedler galten als die Hauptkonkurrenten von Berner, müssen aber nun um ihre WM-Fahrkarte bangen.

Der VC Frankfurt brachte außer Meister Berner auch noch Norbert Arnold auf Platz sechs, Carsten Bresser auf Platz zehn und Timo Berner auf Platz 15 ins Ziel. Timo Berner wollte eigentlich zum ersten Mal als Profi starten, aber es klappte in dieser Woche nicht mehr mit dem Lösen der Lizenz, da der Vorsitzende des Deutschen Profiverbands, Manfred Böhmer, auf Reisen weilte.

Bei den Profis war Volker Krukenbaum (Herborn) auf Platz neun der Zweitbeste im Feld der 80 Starter. Timo Berner will bei der Weltmeisterschaft in der Nähe von Venedig am Profirennen teilnehmen.

Bei den Welttitelkämpfen in der Nähe von Venedig zählt sich Kluge zu den Mitfavoriten, weiß aber, "daß es als Titelverteidiger natürlich schwerer wird". Kluge hatte im vergangenen Jahr die WM-Krone in Leeds errungen, bei den Amateuren war er schon 1985 und 1987 Weltmeister.

"Der Kurs in Italien wird, selbst wenn es ständig regnet, nicht zur Schlammstrecke. Sie ist technisch sehr anspruchsvoll", verriet Bundestrainer Klaus Jördens, der mit den Leistungen der Nationalfahrer sehr zufrieden war. boe/sid

Holzbrücke wird zur neuen Grilloase führen ,Monte&rquote;-Ersatz kostet 2,5 Millionen Mark

FRANKFURT-SÜD. Seit dem vergangenen Frühjahr ist der Frankfurter Stadtwald um ein Freizeitrefugium ärmer: Der Grillplatz auf dem Monte Scherbelino mußte wegen der bevorstehenden Altlastensanierung der undichten Mülldeponie geschlossen und abgerissen werden (die Stadtteil- Rundschau berichtete). Unterdessen war die Stadt jedoch nicht untätig und hat sich nach einem Ersatzgelände für das Beleibte Ausflugsziel umgesehen. Jetzt stellten Umweltdezernat und Forstamt ihre Pläne für einen neuen Grillplatz an der Isenburger Schneise vor.

In der nordöstlichen Ecke des Stadionparkplatzes soll noch in diesem Jahr ein 130 mal 45 Meter großes Areal zum Grillplatz ausgebaut werden. Die Kosten für das Projekt betragen etwa 2,5 Millionen Mark. Die Hälfte dieser Summe wird der Umlandverband Frankfurt (UVF) beisteuern, der auch für die Sanierung der Deponie Monte Scherbelino verantwortlich ist, für die andere Hälfte kommt die Stadt Frankfurt auf.

Insgesamt fünf Grillhäuschen mit jeweils vier Feuerstellen sieht der Plan des Forstamtes auf dem Parkplatzgelände vor. Außerdem sollen zwei offene Feuerstellen eingerichtet und zehn Sitzgruppen mit Tischen installiert werden. Damit die Erholungssuchenden möglichst umweltfreundlich zur Isenburger Schneise gelangen können, sind Fahrradstellplätze vorgesehen. Eine Fußgängerbrücke über die stark befahrene Schneise soll eine sichere Verbindung zum nördlichen Stadtwald und der Straßenbahnhaltestelle herstellen. 220 neu gepflanzte Spitzahorne werden den Autoparkplatz vom Grillgelände abgrenzen.

Wie in den Waldspielparks wird auch auf dem neuen Gelände ein Betriebsgebäude errichtet. Ein Aufseher wird "von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dort sein", versicherte die Pressesprecherin des Umweltdezernates, Dagmar Beckmann auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Und auch der Brandschutz werde durch zwei Wasserstellen und Feuerlöscher gewährleistet.

Obwohl das Vorhaben bisher nur von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet wurde und die Bau- und Finanzierungsvorlage noch den Gang durch die Behörden macht, rechnet Dagmar Beckmann noch in diesem Frühling mit dem Baubeginn. "Wahrscheinlich im Frühjahr nächsten Jahres wird der Grillplatz in Betrieb genommen", schätzte die Sprecherin. Mit etwas Glück könnten aber bereits in diesem Herbst die ersten Würstchen ihren angenehmen Duft im Stadtwald verbreiten. hen

Heringsessen mundete Auch Anita Breithaupt besuchte den SPD-Ortsverein

NIEDERRAD. "Wir sind heute zum gemütlichen Plaudern und Erzählen da, wollen dieses angenehme Beisammensein aber auch zum politischen Diskutieren nutzen." Die Landtagsabgeordnete Anita Breithaupt begrüßte die Gäste des Heringsessens der Niederräder SPD und wies gleich darauf hin, daß das Treffen in der Altentagesstätte Im Mainfeld nicht etwa reiner Wahlkampf, sondern kontroverses Diskutieren durchaus erwünscht sei. "Wir wollen die politische Arbeit der vergangenen Legislaturperiode auf den Prüfstein stellen", kündigte sie an.

Neben Frau Breithaupt waren ihr Mann, der Ortsvereins-Vorsitzende Dankwart Breithaupt, die Ortsbeirats-Spitzenkandidatin Elke Tafel sowie die ausscheidende Johanna Hofmann in die Altentagesstätte gekommen. Nachdem sich die rund 50 Besucher mit Hering und Pellkartoffeln gestärkt hatten, gaben Anita Breithaupt und Elke Tafel einen Abriß der SPD-Landes-und Kommunalpolitik. Die im Anschluß erwünschte "kontroverse Diskussion" stellte sich jedoch nicht ein, da die meisten Gäste sowieso der SPD nahestanden. Vielmehr schloß sich an die Reden der Politikerinnen ein freundschaftliches Plaudern an, bei dem Politik eher eine Nebenrolle spielte.

"Vor vier Jahren haben wir das Herings- essen zum ersten Mal angeboten. Von Jahr zu Jahr kommen mehr Leute hinzu", freute sich Dankwart Breithaupt. Zusammen mit dem Sommerfest sei das Heringsessen inzwischen die wichtigste Veranstaltung der SPD-Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem bei alleinstehenden älteren Frauen sei der Treff um die Mittagszeit sehr beliebt, "weil sie sich abends einfach nicht mehr auf die Straße trauen", meinte der Ortsvereinsvorsitzende.

Besonders den Ausführungen von Ortsbeiratsmitglied Elke Tafel folgten die Niederräder interessiert. "Die von uns begonnene Verkehrsberuhigung muß im nördlichen Niederrad fortgeführt werden. Weitere Tempo 30-Zonen sind eine Hauptaufgabe für die kommende Wahlperiode", versprach die Spitzenkandidatin und warnte außerdem davor, die Bürostadt weiter auszubauen. "Das Maximum ist erreicht. In Zukunft müssen mehr bezahlbare Wohnungen enstehen."

Johanna Hofmann, seit 20 Jahren im Ortsbeirat 5 aktiv, wird zum Ende der laufenden Wahlperiode aus ihrem Amt ausscheiden. "Man muß einen langen Atem haben, um für seinen Stadtteil etwas zu erreichen", resümierte sie nach zwei Jahrzehnten politischer Aktivität.

Erfolgreich war sie auch beim Umsetzen bürgernaher Politik. Regelmäßig brachte die hauptberufliche Lehrerin ihre Schulklassen mit in die Beiratssitzungen. "So lernt man schnell demokratische Spielregeln kennen und anwenden", sagte die Sozialdemokratin. Für ihre Arbeit im Ortsbeirat 5 wird Johanna Hoffmann am kommenden Samstag, 16. Januar, um 17 Uhr, im Haus Niederrad, Goldsteinstraße 33, geehrt. hen

HANDBALL IHF-POKAL, Männer, Viertelfinale, Hinspiel: SKA Minsk - Bayer Dormagen 26:29 (11:13), Saab Linköping/Schweden - SG Leutershausen 16:22 (5:11).

EUROPAPOKAL DER LANDESMEISTER, Männer, Viertelfinale, Hinspiel: SG Wallau- Massenheim - HC Hafnarfjördur (Island) 30:24 (16:10).

EUROPAPOKAL DER POKALSIEGER, Männer, Viertelfinale, Hinspiel: TUSEM Essen - Valur Reykjavik 23:14 (12:4).

EUROPAPOKAL DER LANDESMEISTER, Frauen, Achtelfinale, Hinspiel: TuS Walle Bremen - Slovan Duslo Sala/TCH 21:13 (10:7).

EUROPAPOKAL DER POKALSIEGER, Frauen, Achtelfinale, Hinspiel: TV Lützellinden - Epitök Budapest 23:20 (11:9).

BUNDESLIGA, Frauen: Berliner TSC - DJK SW Wiesbaden 20:23 (8:12).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: EHV Aue - VfL Günzburg 18:16 (8:8), TV Gelnhausen - TSG Ludwigsburg-Oßweil 15:17 (7:8), TPSG FA Göppingen - TuS Eintracht Wiesbaden 21:22 (10:10), SG Stuttgart-Scharnhausen - SC Leipzig 32:20 (11:10), CSR Erlangen - TuS Fürstenfeldbruck 28:18 (11:10), TSV KA-Rintheim - VfL Heppenheim 19:20 (9:11), TuS Kaiserslautern-Dansenberg - VfL Pfullingen 29:19 (13:12).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: BSC Urberach - HBV Jena 22:13, TSG Ober-Eschbach - ThSV Eisenach 26:18, SG Kirchhof - SG Bruchköbel 18:19, TSG Leihgestern - SG Hessen Hersfeld 12:10, SV Darmstadt 98 - TV Flörsheim 19:14.

OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Süd: TV Idstein - TG Nieder-Roden 17:12, TSG Offenbach-Bürgel - TG Rüsselsheim 26:20, TV Büttelborn - TV Wicker 19:29, TV Großwallstadt II - TV Flörsheim 16:14, SG Anspach - TuS Holzheim 16:20.

OBERLIGA HESSEN, Frauen, Gruppe Süd: PSV Heusenstamm - SSG Bensheim 29:14, TSG Walldorf - SU Mühlheim 10:17, TV Groß- Umstadt - TuS Eintracht Wiesbaden 25:10, SV Crumstadt - TV Sulzbach 12:15, TuS Kriftel - TSG Offenbach-Bürgedl 17:16, TSG Oberursel - TSV GW Frankfurt II 11:11.

POKALRUNDE AUF VERBANDSEBENE, Männer: OFC Kickers - TuS Dotzheim 13:16.

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: SG Wehrheim/Obernhain - TuS Zeppelinheim 24:21.

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Grünen stellen Kandidaten auf WEILROD. Am Freitag, 15. Januar, treffen sich die Grünen Weilrod um 20 Uhr in der Gaststätte "Zur Sonne" in Gemünden, um die Kandidatenlisten zur Kommunalwahl und die Ortsbeiräte Weilrods aufzustellen. Außerdem geht es um Organisation und Schwerpunkte der zukünftigen Arbeit in Weilrod. Neujahrsempfang der CDU NEU-ANSPACH. Die Neu-Anspacher Christdemokraten veranstalten am Sonntag, 24. Januar, ab 10.30 Uhr einen Neujahrsempfang im großen Saal des Bürgerhauses. Eingeladen sind die Vorsitzenden der örtlichen Vereine und Verbände, Vertreter der Kirchengemeinden, Geschäftsleute und Repräsentanten des öffentlichen Lebens. Umrahmt wird der Empfang durch Walter Unger am Piano und die Chorvereinigung Anspach. Ortsbeirat tagt WEHRHEIM. Die Bebauungsplanentwürfe "Schießmauer I" und "Bahnhofstraße I" stehen auf der Tagesordnung der nächsten gemeinsamen Sitzung von Ortsbeirat und Bau- und Planungsausschuß am Montag, 25. Januar. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus.Nächster Blutspendetermin GRÄVENWIESBACH. Das Deutsche Rote Kreuz veranstaltet die nächste Blutspende-Aktion am Freitag, 22. Januar. Der Aderlaß findet von 18 bis 21 Uhr im Bürgerhaus Grävenwiesbach statt.

In der Berger Straße explodieren die Mieten 80 Mark pro Quadratmeter für Ladenlokale

NORDEND/BORNHEIM. In der Berger Straße müssen immer mehr Ladenbesitzer aufgeben: Sie können die Mieten nicht mehr bezahlen. Preise bis zu 80 Mark pro Quadratmeter und teilweise 300prozentige Mietsteigerungen bedrohen ihre Existenz. Zwischen Friedberger Anlage und Bornheimer Uhrtürmchen mußten in den vergangenen drei Monaten sechs Geschäfte schließen oder umziehen. Bei drei weiteren laufen noch in diesem Quartal die Mietverträge aus.

Auch die Anwohner leiden unter dem Strukturwandel. So kann man in manchen Abschnitten der Berger Straße zwar sein Duftwässerchen in vier verschiedenen Läden kaufen, zum nächsten Metzger aber ist es weit. Nach einem Café, in dem man sich ausruhen kann, sucht man in der oberen Berger Straße vergebens, die Auswahl an Imbißstuben ist dagegen groß.

Daß die Gewerberäume wegen der extrem hohen Quadratmeterpreise manchmal nicht zu vermieten sind, wird dabei in Kauf genommen. Unter Umständen sparen die Hausbesitzer damit sogar Steuern. Ein ehemaliges Reformhaus am Bornheimer Uhrtürmchen etwa stand mehr als ein Jahr leer, weil die Miete von 4000 Mark monatlich verdoppelt wurde. Erst jetzt wird das Ladengeschäft zum Restaurant umgebaut.

Nahe der Höhenstraße mußte das seit mehr als 80 Jahren in Bornheim ansässige Elektrogeschäft Bund & Sohn weichen; die Vermieterin hatte den Inhabern vor Ablauf des Mietvertrages nicht einmal ein neues Angebot unterbreitet. Sie will die Ladenfläche mit den Räumen der Reinigung im selben Haus zusammenlegen und den etwa 400 Quadratmeter großen Laden für 24 000 Mark monatlich vermieten. Bislang hat sich aber kein neuer Mieter gefunden; das Geschäft steht leer. Die Reinigung hat unterdessen ein Ausweichquartier in der Habsburgerallee bezogen - allerdings mit weniger als der halben Ladenfläche.

Auch Metzger Menacher in der unteren Berger Straße hat kein neues Angebot erhalten: Bis zum 31. März muß er seinen Laden räumen. Andere Geschäftsinhaber, deren Mietverträge ebenfalls auslaufen, wollen sich zu ihrer Situation nicht äußern, weil sie Nachteile für weitere Verhandlungen oder die Einbehaltung ihrer Kaution befürchten. Sie alle sind in der gleichen Situation: Viele haben durch ihre Investitionen den Standort Berger Straße aufgewertet und so die Mieten ungewollt in die Höhe getrieben. Ein Umzug wird erschwert, da viele der alteingesessenen Betriebe auf ihre Stammkundschaft angewiesen sind.

Dennoch gibt es praktisch keinen gewerblichen Mieterschutz. Nur für bereits ausgelaufene Verträge, die stillschweigend verlängert wurden, besteht ein dreimonatiger Kündigungsschutz. Da diese Spanne für einen geregelten Ausverkauf nicht reicht, gibt es jetzt eine Bundesratsinitiative mit dem Ziel, die Kündigungsfrist auf sechs Monate zu verlängern. "Auch das ist - wenn es denn durchkommt - nur ein Tropfen auf den heißen Stein", meint Horst-Hubert Moritz vom Frankfurter Einzelhandelsverband dazu.

Er vermutet, daß die Vermieter gezielt von Maklern mit der Aussicht auf Höchstmieten gelockt werden. Die Makler selbst verdienen an einem Mieterwechsel nämlich kräftig mit. Abgesichert seien deshalb nur Geschäftsinhaber, die im eigenen Haus arbeiten oder einen langfristigen Mietvertrag haben (gängig sind Laufzeiten von fünf bis zehn Jahren). Um die Lage der Einzelhändler zu verbessern, fordert Moritz ein erheblich besseres gewerbliches Mietrecht.

Der Geschäftsführer der Frankfurter Industrie- und Handelskammer (IHK), Aribert Heilmann, lehnt dies ab. Seiner Ansicht nach bedarf ein Vertrag zwischen Kaufleuten keines sozialpolitischen Schutzes, da beide kommerzielle Ziele verfolgten. Gleichzeitig appelliert er an die Hausbesitzer, bei ihren Mietforderungen auch die Stadtgestaltung und die Bedürfnisse der Anwohner zu beachten.

Die Stadt Frankfurt hat keinerlei Handhabe gegen die Mietenexplosion bei Gewerberäumen. Auch eine Erhaltungssatzung nach Freßgass-Vorbild sei in der Berger Straße ein "stumpfes Schwert", meint Michael Kummer vom Planungsdezernat. Durch die Satzung könne man nämlich nur verhindern, daß mehrere kleine Geschäfte zu einem großen mit mindestens 3000 Quadratmetern Ladenfläche zusammengelegt werden. Derzeit plane niemand in der Berger Straße eine solche Investition, dafür sei das Einzugsgebiet viel zu klein. Außerdem bestehe hier eine besondere Konkurrenzsituation, da die Straße genau zwischen Hessen- Center und Zeil liegt. Eine Erhaltungssatzung für die Berger Straße sei daher weder nützlich noch geplant, sagt Michael Kummer. gun

Wer wird Stepanovic-Nachfolger? Schäfer und Heynckes als Wunschkandidaten

"Nun sehen wir betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen." Kaum hatte Dragoslav Stepanovic seine Entscheidung kundgetan, Eintracht Frankfurt zum Saisonende zu verlassen, schossen die Spekulationen über seine Nachfolge ins Kraut. Wer wird in der kommenden Saison das Zepter am Riederwald schwingen? Um diese Frage zu beantworten, haben die Verantwortlichen des Vereins nun genügend Zeit. Sie stehen zwar keineswegs vor einem Scherbenhaufen, wie mancherorts schon gemutmaßt wird, doch die Lösung diverser Probleme drängt. Denn neben der Suche nach einem neuen Trainer steht das Eintracht- Präsidium vor einem Berg auslaufender Verträge. Uli Stein, Uwe Bein, Axel Kruse, Rudi Bommer, Heinz Gründel, Edgar Schmitt, Stefan Studer, Michael Klein, Jochen Kientz, Thomas Ernst und Ralf Weber (hat noch eine Option im Vertrag) warten auf die Gespräche über ihre Zukunft. Daß diese durch die nun ungeklärte Trainer-Frage nicht einfacher werden, scheint klar.

"Bernd Hölzenbein wird ganz sicher zwei, drei Kandidaten aus dem Hut zaubern", sagte schon am Samstag frohgemut Schatzmeister Wolfgang Knispel, der wie schon im Falle Stepanovic dem Vizepräsidenten das entscheidende Wort überlassen will. Wie groß in den nächsten Wochen der Kandidatenkreis tatsächlich werden wird, ist wohl nur zu erahnen. Doch schon heute gehören einige renommierte Fußball-Trainer zur engeren Wahl, denn es ist kaum zu erwarten, daß Hölzenbein abermals einem Neuling im Geschäft den Steigbügel hält.

Einer der Wunschkandidaten von Eintracht-Präsident Matthias Ohms ist seit einigen Jahren schon Winfried Schäfer, der gerade in dieser Saison den Karlsruher SC zu einem überraschenden Höhenflug führte. "Schäfer könnte ich mir gut bei uns vorstellen", sagte Ohms schon zu Zeiten, als er für Jörg Berger um einen Zwei-Jahresvertrag stritt. Bernd Hölzenbein indessen scheint einem Engagement von Jupp Heynckes nicht abgeneigt gegenüberzustehen. Der früherer Gladbacher und Bayern-Trainer ist derzeit bei Atletico Bilbao tätig und hat dort wieder den gewünschten Erfolg. Wie Ohms über Schäfer, so sagte Hölzenbein über Heynckes: "Das wäre ein Mann, den ich mir in Frankfurt vorstellen könnte." Und dieses Zitat ist ganz frisch, stammt es doch aus der Zeit vor Weihnachten, als für Hölzenbein absehbar war, daß die Verlängerung mit Stepanovic kaum noch realisierbar sein würde.

Von Otto Rehhagel steht indes das Wort von vor vielen Jahren: "Erst wenn ich in Frankfurt Trainer bin, wird die Eintracht Meister." Und denkbar wäre schließlich vielleicht sogar ein Wechsel des ruhigen und besonnenen Reinhard Saftig, der sich in Leverkusen zwar um eine Vertragsverlängerung bemühte, dem jetzt aber Dragoslav Stepanovic vorgezogen wurde. -wl-

Das Wetter

Wetterlage

Die Fronten eines Orkantiefs über dem Nordmeer ziehen über Deutschland hinweg ostwärts. Dabei wird mit kräftiger südwestlicher Strömung milde Meeresluft nach Mitteleuropa geführt. Vorhersage bis Dienstag früh

Im Südosten anfangs Aufheiterungen, im Tagesverlauf hier wie im übrigen Deutschland starke Bewölkung und zum Teil länger andauernder Regen.

Höchsttemperaturen 8 bis 12 Grad. Tiefstwerte 4 bis 9 Grad.

Frischer, in Böen stürmischer Wind aus südwestlichen Richtungen, an der See Sturmböen. Weitere Aussichten für Dienstag

Anfangs Regen, später im Norden und in der Mitte Schauer.

Weiterhin mild und windig.

Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 2 Amsterdam

Regen 12 Athen

stark bewölkt 8 Barcelona

wolkenlos 13 Bordeaux

stark bewölkt 8 Bozen

wolkenlos 4 Brüssel

Regen 12 Dublin

stark bewölkt 10 Helsinki

leicht bewölkt 3 Innsbruck

leicht bewölkt 2 Istanbul

wolkig 6 Kairo

wolkig 15 Larnaka

Regen 11 Las Palmas

wolkenlos 11 Lissabon

Nebel 5 Locarno

leicht bewölkt 7 London

Regen 11 Madrid

leicht bewölkt 4 Malaga

leicht bewölkt 13 Mallorca

stark bewölkt 13 Moskau

bedeckt -3 Neapel

stark bewölkt 14 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

stark bewölkt 11 Rom

bedeckt 11 St. Petersburg

Schneeschauer 1 Stockholm

wolkig 4 Tel Aviv

Regen 10 Tunis

leicht bewölkt 15 Varna

leicht bewölkt 3 Venedig

Nebel 2 Warschau

bedeckt 5 Wien

leicht bewölkt 8 Zürich

leicht bewölkt 5

Deutschland

Berlin

stark bewölkt 9 Dresden

bedeckt 10 Feldberg/Ts.

Sprühregen 4 Feldberg/Schw.

in Wolken 2 Frankfurt/M.

bedeckt 9 Freiburg

stark bewölkt 12 Garmisch

leicht bewölkt 3 Hamburg

Regen 9 Köln/Bonn

bedeckt 11 Leipzig

stark bewölkt 10 München

stark bewölkt 10 Norderney

Sprühregen 7 Rostock

bedeckt 8 Sylt

Regen 4 Wasserkuppe

Regen 4 Zugspitze

stark bewölkt 6

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 8.21 Uhr

Sonnenuntergang 16.46 Uhr

Frauenturnier in Crailsheim FSV Frankfurt erst im Finale besiegt

Erst im Finale wurde die Frauen- Fußball-Mannschaft des FSV Frankfurt beim internationalen Turnier in Crailsheim vom TSV Siegen besiegt: Mit 0:4 (0:2) unterlagen die Bornheimerinnen, dennoch war Trainer Walz insgesamt mit den Leistungen des Teams zufrieden. Als einziges Manko betrachtete er die Tatsache, daß man sich zu oft auskontern ließ.

In den Vorrundenspielen schlug der FSV Sindelfingen mit 3:1, spielte gegen Straßburg 2:2 und gewann gegen Southampton 5:0. Gegen Budapest unterlagen die FSV-Frauen dann allerdings mit 1:3. Im Halbfinale wurde Lüttich mit 3:2 geschlagen; im Finale gab es dann die klare Niederlage gegen Siegen, wo am nächsten Wochenende ein weiteres international gut besetztes Fußball-Frauenturnier auf dem Programm steht. -est-

HEUTE LESEN SIE

Nahost Zwei Palästinenser heimgekehrt Seite 2

Leitartikel FDP ohne Gütesiegel Seite 3

Berlin Der Zug für Rosa und Karl Seite 5

Feuilleton Besuch in Bukarest Seite 8

Dokumentation Krieg als Kulturphänomen Seite 11

Wirtschaft Stimmungstief im Westen Seite 12

Frankfurt Polizeieinsatz bei NPD-Treffen Seite 13

Kulturspiegel Porträt Dorothy Stuart Seite 16

Hessen Mitbestimmung in der Kirche Seite 17

Aus aller Welt Bruchlandung überlebt Seite 20

Fernsehen und Funk Seiten 9+10

Roman / Filmspiegel Seite 18

SPORTRUNDSCHAU Frauen-Abfahrt Häusls erster Sieg Seite 23

Vierer-Bob Hoppe gewann souverän Seite 23

Tennis Becker siegte in der Wüste Seite 26

Greenpeace war zuerst auf den Shetlands

Die "Solo" hatte den richtigen Riecher. Zu Jahresanfang, als noch niemand an eine Ölkatastrophe in den Shetlands dachte, war der Stolz der Greenpeace-Flotte bereits zu den Inseln vor dem atlantischen Winde unterwegs - das rücksichtslose Ausfischen der Shetland-Gewässer hatte das Prestige- Schiff der Meeresschützer zu Protestaktionen angezogen.

Als dann am Dienstag voriger Woche der Tanker "Braer" vor Shetland auf Grund lief und seine schwarze Last sich über die Inselküsten ergoß, war die "Solo" in Position. Prompt konnte Greenpeace im Gewimmel der Küstenkutter in der Shetland-Hauptstadt Lerwick Flagge zeigen, die Regenbogen- Flagge der Ölverächter. Zugleich fand sich das Schiff, mit seinen 30 Umwelt- Aktivisten an Bord, freilich in Lerwicks Hafenmauern gefangen: Die Winterstürme und Unwetter der letzten Tage haben der "Solo" das Auslaufen ebenso unmöglich gemacht wie den Bergungsschiffen, die zum Löschen der Restbestände des verunglückten Tankers, 40 Kilometer südlich von Lerwick, angerückt sind.

"Deprimierend" nennt einer der Greenpeace-Leute, der deutsche Meeresbiologe Thomas Henningsen, diese Verzögerung der Hilfsaktionen. Ungeduldig sieht man bei Greenpeace dem Tag entgegen, an dem der Wind sich mäßigt und an dem die "Solo" Kurs auf die Inselchen und abgelegenen Buchten nehmen kann, auf denen Robben, Fischottern und Vögel im angeschwemmten Öl festsitzen.

"Wir haben", sagt Henningsen, "unsere Krankenstation an Bord vorübergehend in ein Aufnahmequartier für ölverpestete Tiere umgewandelt." Als eine Art Durchgangslager für die Öl- Opfer will das Greenpeace-Schiff in den kommenden Wochen fungieren, als Anlaufstation vor dem Weitertransport der betreffenden Tiere zur Behandlung und "Entpestung" drunten in Schottland.

Derweil kommen Henningsens Kollegen an Deck geklettert, zurück von den Stränden am Südzipfel der Shetlands, wo sie den ganzen Tag über, bis zum frühen Einbruch der Dunkelheit, tote und halbtote Tiere aufgelesen haben. Es ist, räumen sie müde ein, eine Sisyphusarbeit: "Aber wer will sich dieser Arbeit verweigern?" Von Kapitänen anderer Schiffe habe man am gleichen Tag erfahren, daß nun, nach den Vögeln, erstmals auch die Robben in großer Zahl betroffen seien.

"Wir wollen ja keine apokalyptischen Bilder malen", meint Thomas Henningsen. "Aber niemand sollte die Folgen dieses Unglücks herunterspielen. Dies ist eine der größten, vielleicht die größte Umweltkatastrophe der jüngsten Zeit in Europa. Die Folgen wird man erst noch zu sehen bekommen. Wenn so ein Tankerunglück sich daheim im Wattenmeer ereignete, wäre es das Aus fürs Wattenmeer."

Kein gutes Wort hat Henningsen für die Praxis der Reedereien, in "Billigländern" anzuflaggen und "alte Kisten" wie die "Braer" ohne Lotsen, ohne voll ausgebildete Besatzung, in fragwürdigem Zustand auf die Reise zu schicken. Wenn schon Öl um die Welt gefahren werden müsse, dann brauche man zuallermindest sichere Schiffe für diesen Transport.

Aber auch die offiziellen Maßnahmen zur Eindämmung der Ölpest in den Shetlands, das Aussprühen Hunderter von Tonnen Chemikalien auf den Ölteppich, findet bei Greenpeace keine Sympathien. "Die chemische Keule ist doch ein zusätzliches Umweltverbrechen. Mit der verseucht man Meeresteile, die vorher noch nicht verseucht waren. Einige der Stoffe sind so giftig, daß sie in anderen Ländern verboten sind." Immerhin habe die shetländische Bevölkerung, weil selbst betroffen von der Giftspritzerei, auf die Bedrohung umgehend und allergisch reagiert. "Die offiziellen Stellen wollen doch nur zeigen, daß sie was unternehmen. Die betreiben rein kosmetische Korrektur."

Im übrigen macht man sich auf der "Solo" keine Illusionen über die Dauer des Schocks, den die "Braer"-Katastrophe ausgelöst hat. Ein bißchen habe das Unglück die Aufklärung über die Natur des Öls ja erleichtert; und gewisse Konsequenzen, wie die Festlegung neuer Routen für Öltanker, würden von den verantwortlichen Stellen vielleicht gezogen werden.

Ansonsten werde aber wohl, wenn erst am Montag Prinz Charles' Besuch an der Unglücksstelle vorüber sei, die Aufregung rasch wieder abklingen.

PETER NONNENMACHER (Lerwick/Shetland)

Der Ortsbeirat 6 tagt Infrastruktur soll verbessert werden

GRIESHEIM. Der Ende 1992 vorgestellte Rahmenplan für das Areal zwischen Waldschulstraße und In der Schildwacht wird in der kommenden Sitzung des Ortsbeirates 6 diskutiert. Die Stadtteilpolitiker treffen sich am Dienstag, 19. Januar, 17 Uhr, im Höchster Bolongaropalast erstmals in diesem Jahr.

Die Fraktion der Grünen fordert vor der Verwirklichung des Rahmenplans eine verbesserte soziale Infrastruktur für Griesheim. Außerdem liegt dem Ortsbeirat 6 ein Magistratsbericht zum geplanten Ausbau der bizonalen Siedlung vor.

Darüber hinaus hat der Magistrat auf einen Antrag des Beirates geantwortet, der ein Verbot von Zigaretten- und Alkoholwerbung im Ortsbezirk fordert. hen

In Schwanheim Friedhofs-Parkplatz bleibt ein Ärgernis

SCHWANHEIM. Der Parkplatz des Schwanheimer Friedhofs bleibt Konflikstoff zwischen dem Schwanheimer CDU- Stadtverordneten Helmut Heuser und dem Grünen-Stadtrat Tom Koenigs. Nach einem Brief Heusers habe Dezernent Koenigs zugegeben, daß der Zustand des Parkplatzes schlecht sei. Heuser: "Er konnte aber nicht angeben, warum keine Verbesserung erzielt werden konnte". Heuser bezeichnete es als "vorgeschobenes Argument", daß auch die Verhandlungen mit dem hessischen Straßenbauamt bezüglich der Flächennutzung unter der Brücke noch nicht abgeschlossen seien. Dafür sei ausreichend Zeit gewesen.

Koenigs habe in einem Schreiben an Heuser angekündigt, daß ein Teilbereich des Parkplatzes am Alten Schwanheimer Friedhof im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel von etwa 20 000 Mark befestigt würde. Heuser: "Dieser Betrag reicht nur für 400 Quadratmeter".

Heuser: "Die bereits durchgeführten Arbeiten sind hinausgeschmissenes Geld, das die Zustände am Parkplatz überhaupt nicht verbessert". Offensichtlich habe der Magistrat weder das Geld noch den Willen, wirklich etwas "Gescheites" für die Parkplatzbenutzer zu machen. di

KREISLIGA B FRANKFURT: Birlik Spor - PSV Blau-Gelb 4:2.

Auf einen Blick

Ski alpin

Aus für Michaela Gerg S. 23

Frauen-Abfahrt

Häusls erster Sieg S. 23

Weltcup-Slalom

Tomba bremste Roth aus S. 23

Vierer-Bob

Hoppe gewann souverän S. 23

Handball-Europapokal

Klarer Vorsprung für Wallau S. 25

Schwimmen

DSV will härter durchgreifen S. 26

Tennis

Becker siegte in der Wüste S. 26

Grüne zeigen sich beim Namen kompromißbereit

ebo KASSEL, 10. Januar. Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) hat am Sonntag in Kassel dafür plädiert, den Namen der Grünen bei einem Zusammenschluß mit dem Bündnis 90 nachzustellen ("Bündnis 90/Die Grünen"). Es sei wichtiger, sagte er vor Delegierten beider Parteien, daß der Zusammenschluß zustande käme, als durchzusetzen, daß die Bezeichnung "Grüne" im Namen der neuen Partei vorne stehe. An dem Treffen auf Anregung Fischers nahmen rund 40 Mitglieder des Länderrates der Grünen und rund 25 Vertreter der Verhandlungsversammlung vom Bündnis 90 teil.

Auch andere Delegierter der Grünen zeigten sich kompromißbereit in der Namensfrage. Sie fürchten, daß der ausgehandelte Vertrag bei den Mitgliedern des Bündnis 90 nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit bekommen könnte.

Demonstranten versuchten Veranstaltung der jungen Rechtsextremen zu verhindern Krawalle begleiten NPD-Teffen Neun Festnahmen Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning 250 Demonstranten haben am Samstag bis in die Nacht hinein versucht, eine Veranstaltung der "JN", der Jugendorganisation der NPD, zu verhindern. Neun von ihnen wurden nach Angaben der Polizei im Laufe des Tages festgenommen und 17 "in Gewahrsam" gebracht, nachdem sie die Eingangstüren der NPD-Fraktionsgeschäftsstelle in der Weißfrauenstraße sowie der Bundesgeschäftsstelle "Hinter der Schönen Aussicht" beschädigt hatten. Gegen 23 Uhr waren drei Demonstranten nach eigenen Angaben von Skinheads in den Main geworfen worden. Einen mußte die Feuerwehr bergen. Der Protest gegen die Veranstaltung des NPD-Nachwuchses, zu dem neben anderen antifaschistischen Gruppen auch das antirassistische Notruftelefon aufgerufen hatte, begann vormittags an der Konstablerwache. Dort versammelten sich 250 meist junge Demonstranten, die vorwiegend zur Szene der Autonomen gehören. "Frankfurt", erklärte ein Redner, dürfe "nicht zum Aufmarschgebiet" der Neonazis werden. Daher müsse die am Abend vorgesehene Veranstaltung der "JN" verhindert werden.

Nach der Kundgebung setzten sich die Demonstranten über die Zeil in Richtung Freßgass' in Bewegung und stießen die Sonnenschirme um, die die FDP dort an ihrem Infostand aufgestellt hatten. Ein Stand der rechtsextremen Freien Wählergemeinschaft (FWF) auf dem Liebfrauenberg wurde nach Angaben der Partei umstellt. Während des Protestzuges bat die Polizei wiederholt darum, keine Leuchtmunition oder Silvesterknaller abzufeuern. Die Demonstration endete mittags zunächst vor der NPD-Geschäftsstelle. Von dort aus liefen einige Autonome zur Fraktionsgeschäftsstelle der Rechtsextremen in der Weißfrauenstraße. Dort wurde die Eingangstür mit Pflastersteinen beschädigt. Die Autonomen kehrten in das Quartier zwischen Schöner Aussicht und Fischerfeldstraße zurück und wurden von inzwischen erheblich verstärkten Polizeikräften aufgefordert, die Demonstration zu beenden. Dann kam der Befehl der Einsatzleitung: "Platzverweise erteilen" und - wenn das nicht fruchte - "in Gewahrsam nehmen". "Wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, des Widerstands gegen Polizeibeamte und der Sachbeschädigung", wie ein Sprecher der Polizei mitteilte, wurden neun Demonstranten festgenommen und 17 "in Gewahrsam" gebracht, um mögliche Straftaten zu verhindern. Nach Angaben der Autonomen waren es über 40 Festnahmen.

Danach blieb es ruhig. Bis sich am frühen Abend im Kreise der Autonomen die Nachricht verbreitete, die Polizei habe Mitglieder der NPD in die Geschäftsstelle geleitet. Dies sei "sicher nicht" geschehen, dementierte dies am Sonntag ein Polizeisprecher.(Fortsetzung auf Seite 14)

Auf reifglatter Fahrbahn ins Schleudern geraten

Bei einem Verkehrsunfall zu nächtlicher Stunde ist nach dem Bericht der Polizei jetzt ein 25 Jahre alter Mann schwer verletzt worden. Die beiden Insassen des zweiten Wagens, der an der Kollision in Nieder-Erlenbach beteiligt war, mußten ebenfalls ärztlich versorgt werden: Der 27 Jahre alte Fahrer und seine 24jährige Beifahrerin wurden in ein Krankenhaus gebracht.

Gegen 0.30 Uhr war der 27jährige Mann aus Bad Vilbel mit seinem Wagen auf der Landesstraße "L 3008" von Nieder-Erlenbach aus in Richtung Bad Vilbel unterwegs. Der 25jährige befuhr die Umgehungsstraße in entgegengesetzter Richtung.

Auf reifglatter Fahrbahn geriet der Wagen des 27jährigen nach Angaben der Polizei plötzlich ins Schleudern: Er prallte gegen das Fahrzeug des 25 Jahre alten Mannes. Die beiden Fahrzeuge wurden bei dem Zusammenprall erheblich beschädigt. ing

Küken unter Wärmelampe Kleintierzuchtverein 1912: Lokalschau war gut besucht

SECKBACH. Die heimliche Attraktion auf der Lokalschau des Kleintierzuchtvereins 1912 Seckbach befand sich etwas abseits vom Hauptgeschehen: In einem von allen Seiten mit Silberpappe abgeschirmten Käfig tummelten sich unter einer wärmenden Lampe elf Welsamer Küken des Züchters Helmut Schnitzer, die erst zwei Wochen zuvor geschlüpft waren.

In seiner kleinen Eröffnungsrede begrüßte der Vorsitzende Klaus Speck die zahlreiche Besucher und wies darauf hin, "daß das Wetter auch den Tieren zu schaffen macht". Einige seien krank und hätten nicht ausgestellt werden können.

Dennoch war die Halle des Turnvereins 1875 Seckbach voller Kaninchen, Hühner und Tauben. Die Seckbacher Züchter bemühen sich, Tiere möglichst vieler unterschiedlicher Rassen großzuziehen - und in der Tat: Die Vielfalt der ausgestellten Arten beeindruckte Besucher und Preisrichter.

Mit Blumen gekennzeichnet waren die Käfige der ausgezeichneten Tiere. Einmal erteilten die Juroren sogar die Höchstnote "vorzüglich": Christa Specks Pfautauben sind ein herausragender Zuchterfolg. Sie erhielt einen Landesverbandsehrenpreis und eine Stadtplakette als Zuchtpreis. Der zweite Geflügel-Landesverbandsehrenpreis ging an Peter Glück und seinen Orpington-Hahn. Heinz Urban und Heinz Damm gewannen jeweils einen Kreisverbandsehrenpreis und eine Stadtprämie.

Bei den Kaninchen erhielt Josef Prehler für seine Rex-Blau-Zucht einen Landesverbandsehrenpreis. Weitere Kreisverbandsehrenpreise erhielten Monika Emmel, Benjamin Lungwitz, Willi und Gerda Nickol und Dieter Schreiber. In der Wertung der sechs besten Tiere nahm Josef Prehler den Vereinspokal mit nach Hause. Den zweiten Platz belegte Gerda Nickol, gefolgt von Benjamin Lungwitz als jüngstem Teilnehmer - er ist erst elf Jahre alt.

Was den Züchter-Nachwuchs angeht, macht sich Klaus Speck Sorgen: Benjamin ist der einzige seiner Altersgruppe. "Wir sind aus dem Alter raus, als unsere Kinder noch klein waren", sagte der Vorsitzende. Die Generation danach fehlt. "Heute hat ja keiner mehr Platz für so viele Tiere", bedauert auch Karl-Heinz Metzmacher, der Kreisvorsitzende der Rassekaninchenzüchter. "Wer will heute noch einen Gockel krähen hören?" Dennoch wollen die Seckbacher Züchter sich künftig mehr um Nachwuchs bemühen.

Mit den Züchtern am Kaffeetisch saß auch Klaus Bieringer. Als Vorsitzender des TV 1875 war er mitverantwortlich für den Erfolg der Ausstellung. Er betonte, es sei wichtig, daß die Vereine sich gegenseitig unter die Arme griffen, zumal es in Seckbach kein Bürgerhaus gebe. "Wir müssen alles nur ein bißchen koordinieren, und dann geht es schon."

Schnell verkauft waren die Lose der reichhaltigen Tombola. "Bei uns stimmt das Mischungsverhältnis aus Gewinnen und Nieten", meinte Klaus Speck. Die Vereinsmitglieder hatten über 200 Preise gestiftet, darunter einen Stereo-Kassettenrekorder, Wurstspezialitäten, Wein, Sekt und Bier, ein Teeservice, Bücher und vieles mehr. Abgerundet wurde die Lokalschau mit einem geselligen Züchterabend. lub

VOLLEYBALL NATIONEN-CUP der Frauen, Endspiel: Kuba - Rußland 3:0 (15:12, 15:7, 15:10). - Spiel um Platz 3: Deutschland - Italien 3:2 (15:6, 7:15, 0:15, 16:14, 15:12). - Spiel um Platz 5: Türkei - CSFR 3:1 (8:15, 15:13, 15:11, 15:11).

BUNDESLIGA, Männer: Post Telekom Berlin - SV Bayer Wuppertal 0:3 (12:15, 12:15, 14:16), ASV Dachau - 1. VC Hamburg 3:1 (13:15, 15:13, 15:11, 15:1), TV Düren - TuS Kriftel 1:3 (15:9, 16:17, 7:15, 9:15).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: FTM Schwabing - VGF Marktredwitz 0:3, SV Schwaig - VfL Sindelfingen 3:0, USV TU Dresden - SSV Nordhausen 0:3, SV Fellbach - Internat Höchst 3:1, SSG Etzbach - SV Eintracht Mendig 1:3, USC Gießen - VBC Ludwigshafen 1:3, SV Lohhof - VGF Marktredwitz 0:3.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TG Rüsselsheim - TV Creglingen 0:3, TV Metternich - TV Dingolfing 3:2, DJK Karbach - Ettlinger SV 3:1, TV Fechingen - VC Wiesbaden 3:0.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: Eintracht Frankfurt - Blau Gelb MArburg 3:0, Orplid Frankfurt - SSC Vellmar 3:2, TV Biedenkopf - Orplid Darmstadt 3:2, TG Rüsselsheim - TSV Bleidenstadt 3:0.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: TG Wehlheiden - SV Saar 05 Saarbrücken 1:3, TSG Bretzenheim - TV Hülzweiler 3:0, VBC Ludwigshafen - TSV Bleidenstadt 3:1, Blau Gelb Marburg - Orplid Darmstadt 1:3.

"Kunst macht einen munter und fröhlich" Falkenheim: viele Angebote an Jugendliche

GALLUS. Emilio, Josip, Fortunato und Tano klettern, springen und kugeln sich auf dem Boden. In den bunten Kostümen sehen sie aus wie professionelle Akrobaten, ihre Sprünge wirken sicher. Sie klettern abwechselnd auf die Schultern des Kameraden, machen Handstand, schlagen Purzelbäume. Kein Patzer unterläuft den jungen Artisten. Sie haben von ihrem Lehrer Raymondo Reyer viel gelernt. "Super!", schreit ein faszinierter Zuschauer. Dann gibt es tosenden Beifall von den Rängen für die jungen Akteure.

Die Jugend-Kultur-Werkstatt des Falkenheims Gallus präsentierte sich von ihrer Schokoladenseite. Angesagt war die Jahresabschlußfeier in der Sulzbacher Straße 16-20 - die Heimat der "Gallus Kulturwochen". Kinder und Jugendliche der Paul-Hindemith-Schule, der Georg- August-Zinn-Schule und der Ackermann- Schule zeigten dort eine breite Palette von Arbeitsergebnissen, die im Laufe des vergangenen Jahres in Kursen und Projektwochen zusammengekommen waren.

Seit 1990 organisiert das Falkenheim Gallus, das von der Stadt Frankfurt jährlich etwa 180 000 Mark Subventionen erhält, in enger Zusammenarbeit mit Schulen zahlreiche Seminare und Projekte. Das Angebot des Hauses ist vielfältig: Es reicht von Akrobatik über Literatur, Trommel-Performance, Fotografie, Grafik und Malerei bis zu Bildhauerei und Journalismus.

"Man darf nie über etwas schreiben, was man nicht weiß. Und wenn man etwas nicht weiß, muß man im Lexikon nachschauen." So hört es sich an, wenn die kleine Hillar über die Kunst des Schreibens referiert. Die Frankfurter Autorin Christa Hein arbeitete mit jungen Schülern und Schülerinnen der Ackermann-Schule an Märchen und Kurzgeschichten. Und gemeinsam mit der Klasse 10 d der Paul-Hindemith-Schule erstellte die Schriftstellerin den "Gallus- Report". "15 Exemplare wurde gedruckt und waren sofort vergriffen", berichtete sie dem Publikum stolz.

Eine andere 10. Klasse der Hindemith- Schule setzte sich fotografisch mit dem Drogenproblem auseinander. Die Künstler Herbert Cybulska und Klaus Sommerfeld aus Frankfurt und Berlin arbeiteten mit Jugendlichen an Rollenspielen. Heraus kam eine packende Ton-Dia-Show mit Action, ein wenig Blut und einer klaren Aussage: Nein zu Drogen.

"Die Künstler", beschrieb Sozialpädagoge Daniel Rottner, "schließen ein Arbeitsbündnis mit den Klassen." Zusammen werden Ideen gesponnen, Konzepte ausgearbeitet, zur praktischen Arbeit übergegangen. Ali Renani und Özcan Kaplan weihten Jugendliche in die Kunst der Sprühgrafik ein. Nach kleineren Fingerübungen durften sich die Schüler und Schülerinnen auf dem Blech eines Doppeldeckerbusses und eines Containers austoben.

"Poets in residence" - so lautet ein Projekt amerikanischer Schriftsteller, die dem Schwund ihrer Leserschaft nicht mehr länger zusehen wollen. Sie gehen an Schulen, bilden Schreibwerkstätten für Kinder und Jugendliche und versuchen über dieses Engagement, die junge Generation für Literatur zu begeistern. "Mit unserer Schreibwerkstatt wollen wir dieselben Ziele erreichen", sagte Daniel Rottner. Und eine Kursteilnehmerin beschrieb in knappen Worten ihre Motivation, an den Kursen teilzunehmen: "Kunst kann man selbst erfinden und machen. Kunst macht einen munter und fröhlich." tin

Das Frankfurter "Prinzenpaar", Großer Rat und Ehrensenat beim Oberbürgermeister Auftakt

für zwei

Kampagnen

"Ausländer sind dabei"

Mit donnernden Helaus machten die närrischen Abordnungen der Karnevalvereine dem Stadtoberhaupt Andreas von Schoeler jetzt ihre Aufwartung. Allen voran das Frankfurter Prinzenpaar Bernd I. und Petra I. sowie die Präsidiumsmitglieder des "Großen Rates" und Mitglieder des Ehrensenats. Ratspräsident Konrad Trapp wünschte bei diesem traditionellen Neujahrsempfang im Römer-Foyer dem OB für das neue Jahr "alles Gute, Wohlergehen, Glück und vor allem Gesundheit, verbunden mit einem Dankeschön für die zum Wohle der Bürger geleistete Arbeit".

Dank sagte Trapp auch für die Hilfe der Stadt bei der Pflege fastnachtlichen Brauchtums, insbesondere für die Unterstützung nach dem Ausfall der Kampagne '91 infolge des Golfkrieges. Als Neujahrsgabe überreichte er dem OB Weck, Worscht und Ebbelwei. Die Frankfurter Spezialitäten sollen "Kraft zum Bestehen der Kampagne und zur anstehenden Wahl geben".

1993 sei ein ganz besonderes Jahr für die Fassenacht, wie es nur alle vier Jahre vorkommt, verwies von Schoeler auf zwei Kampagnen, bei denen er sich zum einen als Senatspräsident, zum anderen als Oberbürgermeister tummeln muß. Welche die Närrischste sein werde, bleibe abzuwarten. Eines sei sicher: "Im Närrischen ist der Römer schwer zu überbieten." Er jedenfalls freue sich auf beide Kampagnen. Den Vereinen wünschte der OB viel Erfolg, volle Säle und weitere gute Jugendarbeit.

Fastnacht in der Mainmetropole, so von Schoeler, sei eine gemeinsame Tätigkeit von deutschen und ausländischen Mitbürgern. Selbstverständliches Zusammenleben zeichne Frankfurt aus: "Wir wollen unsere Stadt von rechtsextremistischen Lumpen und von Gewalttätern nicht kaputtmachen lassen und zusammenstehen als Frankfurter für diese schöne und weltoffene Stadt."

Dazu wollen auch die Karnevalisten beitragen. Trapp: "Wir werden alle ausländischen Folkloregruppen in Frankfurt zur Teilnahme am Fastnachtszug auffordern." "Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Petra I." überreichte von Schoeler einen Nelkenstrauß in den Frankfurter Farben (mit Küßchen, versteht sich), dem Prinzen Bernd I. einen Bembel. dixi

Niemand ist autorisiert, eine Sparüberlegung für tabu zu erklären Was der Fraktionschef der CDU/CSU, Wolfgang Schäuble, den Bundestagsabgeordneten zum neuen Jahr schrieb

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Zum Beginn des neuen Jahres möchte ich Ihnen danken für die freundschaftliche Zusammenarbeit, mit der wir im vergangenen Jahr viele schwierige Aufgaben meistern konnten. Wir haben im vereinten Deutschland aus sehr unterschiedlichen Bindungen und Problemstellungen zur Gemeinsamkeit gefunden. Diese Kraft zur Einheit werden wir brauchen, denn Zukunftsängste und Unsicherheiten prägen das Meinungsklima stärker als in den zurückliegenden zehn Jahren.

Das hat mit den Veränderungen und Widersprüchen zu tun, die sich in Deutschland, Europa und weltweit seit 1989 mit sich beschleunigender Dynamik vollziehen. Hinzu kommt der besorgniserregende Mangel an Vertrauen in etablierte Parteien und Institutionen. Dieser Befund wird dadurch nicht besser, daß er Regierung und Opposition gleichermaßen betrifft und daß das nicht nur in Deutschland, sondern ganz ähnlich in fast allen westlichen Demokratien festzustellen ist.

Schwierigkeiten bei der Vollendung der deutschen Einheit, vielfältige Risiken und Auseinandersetzungen bis zu militärischen Konflikten fast überall, wo noch vor kurzem der Sowjetkommunismus herrschte, rezessive Tendenzen in der wirtschaftlichen Entwicklung in allen Industrieländern, Überforderung des modernen Sozialstaates bei abnehmender innerer Kohärenz der freiheitlichen Demokratien - was immer die Ursachen im einzelnen sein mögen, die Fülle der politischen Probleme und Aufgaben, die sich gleichzeitig stellen, erfordert, daß wir uns vorrangig mit den wirklich existenziellen Fragen beschäftigen. Gelegentlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß manche der zu sehr üblich gewordenen Aufgeregtheiten und Spielereien den Herausforderungen unserer Zeit nicht gerecht werden.

Um unserer Verantwortung und unserem Führungsauftrag gerecht zu werden, müssen wir uns konzentrieren - und dies um so mehr, als die Hälfte der Legislaturperiode bereits hinter uns liegt und der Gestaltungsspielraum 1994 bei 10 Kommunalwahlen, 7 Landtagswahlen, der Europawahl und der Bundestagswahl sehr begrenzt sein wird. Aus all diesen Gründen wird 1993 an uns besondere Anforderungen stellen.

1. Angesichts einer besorgniserregenden Zunahme von Extremismus, Gewalttaten, Drogenmißbrauch, Kriminalität gilt es, den freiheitlichen Rechtsstaat zu stärken. Mit der Vereinbarung zur Asylpolitik, zu der wir die SPD nach jahrelanger Verweigerung endlich vor Weihnachten bewegen konnten, eröffnet sich eine Chance, zunehmender Staatsverdrossenheit entgegenzuwirken, die viele Bürger empfanden wegen der Unfähigkeit, den offenkundigen Mißbrauch des Asylrechts wirkungsvoll zu bekämpfen.

So kann auch die Grundlage für ein freundliches Miteinander von Deutschen und ausländischen Mitbürgern wieder verbessert werden. Die Vereinbarung muß unverzüglich gesetzgeberisch wie im praktischen Vollzug umgesetzt werden. Dem ebenso haltlosen wie durchsichtigen Versuch des niedersächsischen Ministerpräsidenten Schröder, die Verwirklichung der Beschlüsse zu verzögern und dafür dem Bundesinnenminister die Verantwortung zuzuschieben, treten wir mit Entschiedenheit entgegen. Wir haben verabredet, die notwendigen Gesetzentwürfe als Fraktionsinitiative gemeinsam einzubringen und dafür den Bundesinnenminister um Formulierungshilfe gebeten. Es ist verdienstvoll, daß er dies so schnell getan hat.

Weniger verdienstvoll ist, daß zwar Kollegen aus den Koalitionsfraktionen unmittelbar nach Weihnachten schon für Gespräche zur Verfügung standen, nicht aber die SPD. Die Sozialdemokraten sollten sich nicht schon wieder klammheimlich aus den getroffenen Vereinbarungen verabschieden.

Ebenso dringlich bleibt die Bekämpfung von Extremismus, organisiertem Verbrechen und allgemeiner Kriminalität. Die Polizeien von Bund und Ländern brauchen die notwendigen gesetzlichen Instrumentarien. Das reicht von der Verschärfung des Haftrechts bis zum Einsatz technischer Mittel auch in Wohnungen. Eine Grundgesetzänderung ist hierzu notwendig, und je schneller die SPD auf diesem Gebiet handlungsfähig wird, um so eher können wir gefährliche Entwicklungen bekämpfen. Mindestens ebenso wichtig bleibt für die Polizei der unentbehrliche Rückhalt von Öffentlichkeit und Politik, um inneren Frieden und Sicherheit gewährleisten zu können.

2. Nach dem Ende des Ost-West-Gegensatzes ist - wie das ehemalige Jugoslawien jeden Tag schrecklich belegt - Krieg in Europa wieder möglich geworden. Die Pflicht, Frieden und Freiheit zu sichern, muß vielfältige Risiken und im einzelnen schwer vorhersehbare Entwicklungen bedenken. Nur wenn die zivilisierte Völkergemeinschaft jeden, der militärische Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele einsetzen möchte, davon überzeugt, daß er auf entschiedenen, überlegenen Widerstand stoßen wird, bleibt der Friede sicher. Wir Deutsche werden uns, nachdem wir Einheit und Souveränität wiedererlangt haben, dabei nicht verweigern können. Friedensfähigkeit heißt für uns mehr denn je Bündnisfähigkeit. Deshalb werden wir uns an friedenserhaltenden wie friedensschaffenden Maßnahmen der Vereinten Nationen, des Atlantischen Bündnisses oder eines Europäischen Streitkräfteverbundes beteiligen müssen.

Nach unserer Überzeugung ist das durch Art. 24 GG verfassungsrechtlich geregelt. Solange die verfassungsrechtliche Grundlage aber bestritten wird, bleibt eine Klarstellung notwendig - die besser durch eine Einigung in Bonn als durch eine Entscheidung in Karlsruhe herbeigeführt wird. Dazu hat die Koalition mit ihrer Vereinbarung vom 23. 12. 1992 die SPD eingeladen. Die Verantwortung liegt nun allein bei der SPD, durch eine Einigung über den Einsatz der Bundeswehr bei friedenserhaltenden und friedensschaffenden Maßnahmen eine Entscheidung in Karlsruhe entbehrlich zu machen. Eine Beschränkung der Einsatzmöglichkeiten etwa nur auf Blauhelm- Einsätze kommt dabei für uns nicht in Frage, weil wir so weder bündnisfähig bleiben noch unserer Verantwortung für den Frieden gerecht werden könnten.

3. Die Sicherung von Frieden und Freiheit nach innen und außen, das sind die Grundforderungen, die die staatliche Gemeinschaft erfüllen und für die sie von ihren Bürgern notfalls auch Opfer fordern muß. In einer Welt, in der Grenzen nicht mehr so trennen, aber auch nicht mehr so vor den Auswirkungen von Problemen in anderen Teilen dieser Erde schützen, heißt das, unsere globale Verantwortung stärker wahrzunehmen. Dies gilt auch und vor allem in der Umweltpolitik, die selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht an Bedeutung verlieren darf. Wir werden uns in den nächsten Wochen mit den Grundfragen der Energiepolitik beschäftigen und damit, wie der in Rio gesetzte Anfang einer globalen Umweltverantwortung durch konkrete nationale wie internationale Schritte fortgeführt werden kann. Solange wir weltweit auf Kernenergie nicht verzichten können, ist dabei mit Ausstiegsszenarien wenig geholfen.

Globale Verantwortung heißt, daß die Industrieländer der nördlichen Hemisphäre ihre Entwicklungshilfe verstärken müssen, um ein stabiles Gleichgewicht für unseren Globus zu finden, der aus den Fugen zu geraten droht. Dazu gehört auch, daß wir unsere Flüchtlings- und Katastrophenhilfe verstärken und durch eine wirksame Koordinierung aller staatlichen Zuständigkeiten und gesellschaftlichen Initiativen ihre Effizienz verbessern müssen. Ein Staatssekretär als Beauftragter der Bundesregierung, der alle Ressortzuständigkeiten bündelt, würde dafür ein geeigneter Ansatz sein.

Ohne verstärkte weltweite Verantwortung und Hilfe werden dramatische Wanderungsbewegungen gewiß nicht zu vermeiden sein.

4. All dies überfordert die Kräfte jedes einzelnen Staates, und deshalb bleibt die europäische Einigung unsere vorrangige Aufgabe. Zum 1. Januar 1993 ist der große einheitliche Europäische Binnenmarkt verwirklicht worden. Bundeskanzler Helmut Kohl hat dafür wie für das Zustandekommen des Maastricht-Vertrages entscheidend die Weichen gestellt. Europas Einigung jetzt, nach dem Ende der Ost-West-Teilung, unumkehrbar zu machen, ist die richtige Antwort auf die geschichtliche Herausforderung. Ein vereintes Europa ist für uns der beste Stabilitätsanker, um in einer sich rasch ändernden Welt voller Gefahren und Konflikte Frieden und Freiheit zu sichern.

Mit der vereinbarten Grundgesetzänderung zu Art. 16 GG können wir die Abkommen von Schengen und Dublin in Kraft setzen, so daß die Ratifizierungsverfahren kurzfristig abgeschlossen werden können.

Nach der Ratifizierung des Maastricht- Vertrages bleibt für uns eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, damit Europa in den existentiellen Fragen endlich handlungsfähig wird, ebenso vorrangig wie eine europäische Verfassung, die das Subsidiaritätsprinzip durch klare Kompetenzzuweisungen an die verschiedenen Ebenen und eine stärkere Rolle des Europäischen Parlaments in der politischen und rechtlichen Willensbildung des vereinten Europa durchsetzt. Europa muß eine gedeihliche Entwicklung der Reformstaaten im Osten zu Demokratie und sozialer Marktwirtschaft sicherstellen, weil Europa nicht an der Ostgrenze des vereinten Deutschlands enden darf.

5. Die Überwindung der Folgen von 40 Jahren Teilung und Sozialismus muß uns zuerst in Deutschland gelingen. Der Aufbau Ost muß auch in schwierigerer Konjunkturlage Vorrang vor dem weiteren Ausbau im Westen haben. Mit den Beschlüssen von Erfurt und Leipzig im vergangenen August hat die Fraktion wichtige Impulse für einen schnelleren wirtschaftlichen Aufbau in den neuen Bundesländern gesetzt - von der Beschleunigung und Entschlackung der Genehmigungsverfahren über die effektivere Förderung von Mittelstand und Wohnungsbau bis zur Bewältigung der finanziellen Belastungen im Rahmen eines Solidarpakts. Die wirtschaftliche Lage ist weltweit - auch in Westdeutschland - schwieriger geworden. Unsere Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik muß sich auf die Förderung von Wachstum und Beschäftigung konzentrieren und eine Überforderung unserer gesamtwirtschaftlichen Leistungskraft vermeiden. Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft hängt nicht nur mit stabilen und vertrauensbildenden wirtschafts- und finanzpolitischen Rahmenbedingungen zusammen, sondern auch mit den wichtigen Entscheidungen im Bereich der Technologie, der Energie- und der Verkehrspolitik, des Umweltschutzes und der Telekommunikation. Diese fünf Aufgabenbereiche sind eng miteinander verzahnt. Wir werden diesen Strukturfragen der modernen Technik- und Wirtschaftsentwicklung große Aufmerksamkeit widmen und müssen in diesem Jahr Postreform und die Bahnreform durchsetzen. Die zweite Stufe der Unternehmenssteuerreform muß so rasch wie möglich in Kraft gesetzt und die gesamtstaatliche Neuverschuldung zurückgeführt werden. Dazu müssen Länder und Gemeinden die im Finanzplanungsrat verabredete Begrenzung ihrer Ausgabenzuwächse ebenso einhalten, wie wir das im Bundeshaushalt gemeinsam durchgesetzt haben. Weitere einschneidende Sparbeschlüsse werden unausweichlich sein, um kurzfristig zusätzliche Mittel für den Aufbau Ost verfügbar zu machen. Wir haben versprochen, dazu kurzfristig einen Nachtragshaushalt aufzustellen. Daran werden wir uns halten. Und deshalb ist auch niemand autorisiert, für die Fraktion vorab diese oder jene Sparüberlegung für tabu zu erklären. Der Bundesfinanzminister kann sich auf die Unterstützung der Fraktion bei der Durchsetzung der gemeinsam im Juni wie im Herbst verabredeten Konsolidierungsstrategie verlassen.

Zugleich muß Klarheit geschaffen werden, wie ab 1995 ein Finanzvolumen von annähernd 100 Milliarden DM jährlich - Einbeziehung der neuen Länder in den Bund/Länder-Finanzausgleich, Rückführung der Neuverschuldung in den Haushalten der neuen Länder, Überführung der Altlasten von 40 Jahren SED-Herrschaft in die ordentlichen Haushalte - dauerhaft bewältigt werden kann. Keiner kann sich seiner Verantwortung entziehen. Deshalb erwarten wir, daß die Gespräche über den Solidarpakt zügig zum Abschluß gebracht werden, damit wir in den beiden Januar-Sitzungswochen in der Fraktion die notwendigen Entscheidungen erarbeiten können.

Schon diese wenigen Bemerkungen zeigen, welche schwierigen und weittragenden Entscheidungen wir in den kommenden Wochen zu treffen haben. Je schneller, klarer und geschlossener wir dies zustande bringen, um so besser werden unsere Chancen sein, die Probleme zu meistern und zugleich den wachsenden Verdruß vieler Menschen an einem Bild von Politik entgegenzuwirken, an dessen Zustandekommen wir alle in Bonn nicht ganz unbeteiligt sind. Die Reaktion nicht nur der Sozialdemokraten auf die Veröffentlichung von Prüflisten für Einsparungen, von denen doch jeder weiß, daß sie im Prinzip ganz unvermeidlich sind, zeigt, daß manche noch nicht begriffen haben, daß die Zeit zu ernst ist für parteitaktische Spielereien von der Art, mit der Lafontaine schon 1990 gescheitert ist. Unser Volk weiß, daß wir nicht auf Dauer über unsere Verhältnisse leben können - was wir mit zu hohen Lohnkosten, zu niederen Arbeitszeiten, zu hohen Zinsen, zu viel Fehlsteuerung von Sozialleistungen, zu wenig Effizienz und Kostenbewußtsein in öffentlichen Verwaltungen, zu langen Genehmigungszeiten und zu viel Modernitätsverweigerung ganz offensichtlich tun.

Je ehrlicher wir das aussprechen und je konsequenter wir daraus die notwendigen Schlüsse ziehen, um so mehr wird uns das Vertrauen zuwachsen, ohne das auch ein moderner Sozialstaat in einer Zeit struktureller Veränderungen nicht stabil geführt werden kann.

Die Union als die größte Fraktion im Deutschen Bundestag und die Koalition von CDU/CSU und FDP sind vom Wähler in besondere Verantwortung gestellt. Ich freue mich darauf, mit Ihnen gemeinsam in den kommenden Monaten weiter daran zu arbeiten, diesem Auftrag gerecht zu werden.

Mit freundlichen Grüßen

Der Ortsbeirat 6 tagt Den Schwanheimer Ortskern schützen

GOLDSTEIN / SCHWANHEIM. Nach sechs Wochen Pause trifft sich der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westlichen Stadtteile) erstmals im neuen Jahr am Dienstag, 19. Januar, um 17 Uhr im Höchster Bolongaropalast, Bolongarostraße 109.

Ein wichtiges Thema wird dabei die Erhaltungssatzung für den alten Ortskern Schwanheims sein. In der vergangenen Sitzung hatten die Ortsbeiräte einen entsprechenden Vortrag des Magistrats zurückgestellt, der nun erneut zur Beratung ansteht.

Auf der Tagesordung steht außerdem ein Magistratsbericht zur Planung einer neuen Kreuzung am Knotenpunkt Goldsteinstraße, Lyoner Straße und Schwanheimer Uferstraße.

Die Stadtteilparlamentarier werden sich zudem mit einem Schreiben des Magistrats befassen, in dem die Stadtregierung zu der Frage "Ist Goldstein Stadtteil oder nicht?" Stellung nimmt. hen

Frankfurter Fußballbundesligist nahm zweigeteilt die Arbeit wieder auf Eintracht gewann in Leipzig und daheim trainierte ein Russe 5:1-Finalsieg gegen Olmütz / Nationalverteidiger Tschadadze nimmt Schupperkurs am Riederwald / 1,5 Millionen Mark Ablöse

Zweigeteilt nahmen die Profis des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt an diesem Wochenende ihre Arbeit wieder auf. Begleitet von den Turbulenzen um Trainer Dragoslav Stepanovic gewannen zehn Spieler durch einen ungefährdeten 5:1-Sieg das Hallenturnier von Leipzig im Finale gegen das tschechische Team von Sigma Olmütz. Der Rest der Mannschaft nahm am Riederwald die Vorbereitung für die am 20. Februar mit dem Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden beginnende Rückrunde auf.

Gut möglich, daß Eintracht Frankfurt und Trainer Stepanovic bis dahin über einen neuen Spieler verfügen können. Seit Samstag jedenfalls nimmt der russische Nationalspieler Kochaber Tschadadze eine Art Schnupperkurs beim Tabellenzweiten der Bundesliga. Schon bei der Europameisterschaft in Schweden, wo der 24jährige für die damalige "Gemeinschaft Unabhäniger Staaten" (GUS) spielte, waren die Frankfurter auf den Innenverteidiger aufmerksam geworden. Doch die Bemühungen scheiterten, weil Tschadazes Verein Dynamo Moskau nicht bereit war, ihn während der laufenden Saison (von März bis Dezember) abzugeben.

Vor kurzem hatte Schatzmeister Wolfgang Knispel erneut Kontakt aufnommen und sich am vergangenen Dienstag nach Moskau aufgemacht. Diesmal hatte er mehr Glück. Es gelang ihm, den Spieler davon zu überzeugen, sich die Möglichkeiten in Frankfurt anzusehen. Mit Dynamo Moskau handelte Knispel eine Transfersumme in Höhe von 1,5 Millionen Mark für den Fall aus, daß Tschadaze sich zu einem Wechsel entschließt. Er wird am heutigen Montag mit auf die spanische Ferien-Insel Gran Canaria fliegen, wo die Eintracht für eine Woche ihr Trainings-Quartier bezieht und dort ein internationales Turnier bestreiten wird. Vom Deutschen Fußballbund hat Tschadaze für die Zeit vom 8. Januar bis 1. Februar eine befristete Spielgenehmigung für Freundschaftsspiele erhalten. Während Tschadaze und die anderen in Frankfurt beim Lauftraining und ersten Ballübungen schwitzten, gewannen Uwe Bein, Anthony Yeboah, Manfred Binz, Slobodan Komljenovic, Agustine Okocha, Marek Penksa, Neuzugang Admaczuk, Stefan Studer sowie die Torhüter Schimek und Nikolov in Leipzig - in erster Linie wegen ihrer Leichtfüßigkeit - eine Prämie in Höhe von 6500 Mark.

Und neue Freunde gewannen die Frankfurter in Leipzig obendrein. Beim Qualifikationsturnier zum diesjährigen Hallenmasters überzeugte die Eintracht durch filigrane Ballkünste und technische Kabinettstückchen. Vor allem Augustine Okocha spielte sich schnell in die Herzen der Fußball-Fans und war gar zum Publikumsliebling avanciert, als er gleich im ersten Spiel drei Tore erzielt hatte. Der vierte Treffer bei diesem 4:3 gegen Dynamo Dresden war Uwe Bein gelungen.

Zwar unterlagen die Frankfurter trotz zweier Tore von Yeboah gegen den 1. FC Nürnberg 2:3, doch am Sonntag im Halbfinale gegen Sachsen Leipzig sorgten Treffer von Binz, Penska, Bein und Adamczuk für einen 5:3-Sieg und damit für den Einzug in das Endspiel. Da schossen dann Studer (2), Okocha, Yeboah und Bein die Frankfurter zu einem klaren 5:1- Sieg gegen Olmütz.

Für Eintracht Frankfurt allerdings ist dieses Turnier ohne Belang, denn der Bundesliga-Spitzenklub nimmt an keinem weiteren großen mehr teil und kann sich von daher auch nicht für das Masters qualifizieren. Nach der Rückkehr aus Gran Canaria wird die Eintracht ein lokales Hallenturnier in Hanau bestreiten und dann eine Woche in Portugal trainieren. Die Vorbereitung in Frankfurt läuft vorwiegend in dem eigens aufgestellten Zelt am Riederwald, wo Trainer Stepanovic an manchen Tagen gleich gegen drei Oberligisten spielen will. -wl-

Streifenwagen demoliert Polizei steht vor Rätsel

Die Scheiben zweier Streifenwagen der Polizei sind jetzt an der Ostparkstraße eingeschlagen worden. Warum sie zertrümmert wurden, ist bislang unklar.

Um 2.25 Uhr waren Beamte des 5. Polizeireviers zu einer Gaststätte in der Ostparkstraße gerufen worden. Angeblich, so die Pressestelle der Polizei, sollte dort eine Schlägerei im Gange gewesen sein. Als die Beamten mit zwei Streifenwagen an der Gaststätte im Ostend eintrafen, war es bereits ruhig geworden. Daher kehrten die Polizisten zu ihren Fahrzeugen zurück. Dort stellten sie fest, daß die Scheiben der Streifenwagen von Unbekannten demoliert worden waren. ing

kur Butros Ghali in Bonn

Die Mühen der Ebene Hal Hartleys bemerkenswerter Film "Simple Men"

FRANKFURT A. M. Die Geschichten des unabhängigen amerikanischen Filmemachers Hal Hartley scheinen den Regeln des Monopoly-Spiels zu folgen: Zieht einer eine Ereigniskarte, dann kann es ihm passieren, daß er an den Ausgangspunkt zurückkehren muß. So ähnlich ergeht es jedenfalls dem Helden von "Simple Men", der bei einem von ihm selbst geplanten Raubüberfall Opfer eines Set-ups wird und plötzlich vor dem Nichts steht: Seine eigene Freundin hat ihn um Geld und Liebe betrogen.

Widerwillig und ratlos rechnet Bill McCabe zusammen, was ihm geblieben ist, und begibt sich zusammen mit seinem Bruder Dennis (William Sage), einem introvertierten Studenten, auf die Suche nach dem verschollenen Vater. Bill senior, ehemaliger Baseballstar, Anarchist und Vogelfreier, repräsentiert eine jener öffentlichen Legenden, jener überlebensgroßen Erscheinungen, in deren Schatten sich amerikanische Söhne meist vergeblich mühen - seine Vita erzählt noch vom Abenteuer, das den Nachgeborenen abhanden gekommen scheint.

Das Ziel ihrer Reise, die Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Vater, ist jedoch nur äußeres Movens eines ohnehin recht gemächlich dahindriftenden Plots: Der Regisseur und Autor zeigt sich an psychologischen Verschlingungen und dem Wirken des Mythos nicht sonderlich interessiert; er bedient sich des bekannten Musters bloß, um seine Charaktere überhaupt in Bewegung zu versetzen.

Hartleys dritter abendfüllender Film ist, wie die Vorgänger "The Unbelievable Truth" und "Trust", mit den Mühen der Ebene beschäftigt. Seine Schauplätze findet der Filmemacher zwischen den einförmigen Reihenhäusern der bürgerlichen Vorstadtwelt von Long Island - bei ihm gibt es weder den urbanen Glamour, der sich im neueren Kino nach dem obligaten Schwenk über eine Skyline zu entfalten pflegt, noch haben seine Settings den morbigen Appeal der Provinznester, die David Lynch als Hort des Bösen gelten. Die "Simple Men" durchmessen Hartleys Heimatstadt Lindenhurst zwar in Erfüllung des amerikanischen Imperativs, der dem einzelnen bedeutet, stets in Bewegung zu bleiben, doch kommen sie tatsächlich nicht recht vom Fleck. Und das Merkwürdige, das ihnen "on the road" begegnet, ist nurmehr ein schwacher Reflex auf die alte Verheißung des Unbekannten, das am Ende eines langen Weges stehen soll: Es ist eher die Bizarrerie des Alltags, und sie wird auch von der Inszenierung mit einer gewissen abgeklärten Selbstverständlichkeit hingenommen. Denn die Kamera scheint so wenig wie die handelnden Personen einem Übermaß an Emotion, einem Zuviel an Aufregung gewachsen zu sein. Sie schützt sich vor Exaltation, indem sie die Schauspieler in vordergründig kunstlose und unmittelbare, von den Grundfarben Blau, Rot und Gelb dominierte Bilder einpaßt.

Wie in manchen Arbeiten von Alan Rudolph neigen Hartleys Figuren dazu, sich Pläne vom Leben zu machen - daß sie nie funktionieren, ist das Prinzip, das die Handlung vorantreibt. "There are no such things as romance and adventure", sagt der enttäuschte Bill, nachdem sein perfektes Verbrechen gescheitert ist, und entwickelt mit buchhalterischer Präzision einen Katalog von Maßregeln, die ihn vor weiterem Schaden bewahren sollen. Der einmal aufs Kreuz gelegt wurde, wird sich nicht mehr verlieben, er wird blonde Verführerinnen meiden und als Zyniker die Niederungen zwischen "trouble" und "desire" durchqueren. Der Film freilich gestattet seinem Protagonisten nicht einmal die Geste - die Selbststilisierung im Scheitern. Bill, der sich so beherrscht gibt, gerät vollends in Verwirrung, als ihm doch wieder die Liebe begegnet, wiederum in Gestalt einer blonden Frau, die der ersten allerdings wenig ähnelt, weil sie greifbarer, bodenständiger ist.

Alle angedeuteten Klischees und Topoi - das Kriminalschema vom betrogenen Betrüger, die Struktur des Roadmovies, die übermächtige Vaterfigur, die angestrengte Lakonie des "loser"-Films, die nur die Kehrseite des Pathos darstellt - werden in "Simple Men" so lange variiert und dementiert, bis sie eine verträgliche Form angenommen haben.

In Lindenhurst, so drängt es sich auf, schrumpfen die großen Kinokonflikte auf normales, menschliches Maß. Die Konfrontation mit dem endlich aufgespürten Vater erbringt keine Einsichten, sondern enthüllt sich als veritable Anti-Klimax; der Aufbruch der Brüder führt nicht weiter als zwei Busstationen; der Gangster Bill träumt davon, seiner häuslichen Geliebten die Wirtschaft zu führen; seine erwachten Gefühle indes - die so etwas wie eine Entwicklung indizieren - kann er nicht mehr ausleben, denn er hat schon wieder eine miese Karte gezogen: Gehen Sie ins Gefängnis, setzen Sie drei Runden aus!

Bitter oder besonders traurig wirkt das nicht. Während im aktuellen Mainstream-Kino für gewöhnlich die unterschiedlichen Verfahren und Elemente - Dialog, Musik, mise en scène - zur Dekkung gebracht, in der Suggestivität der einen, einfältigen Wirkung zusammengeschlossen werden, hat Hartley die Inkongruenz, den Bruch und die Vagheit entdeckt. Es ist nicht unbedingt ein Paradox, zu behaupten, daß seine Filme gerade deshalb so stimmig wirken: Sie bilden auf diese Weise nur die Unübersichtlichkeit der Verhältnisse selbst ab - aus der Perspektive des Einzelnen versteht sich, der nicht recht begreift, warum die Würfel so und nicht anders fallen.- (Harmonie)

SABINE HORST

Zweite Basketball-Bundesliga Nach dem Wechsel nochmal aufgedreht

Langen - Bayern München 99:73 (41:33) Gegen den Tabellenletzten der Zweiten Liga legten die Langener Basketballer nach der Pause einen Zahn zu und entschieden die Begegnung dank eines 26:6- Zwischenspurtes binnen neun Minuten vorzeitig. Den größten Abstand hatten die Gastgeber in der 38. Minute zwischen sich und die Bayern gelegt, als sie einen Vorsprung von 29 Punkten herausgeworfen hatten.

Langens Coach Joe Whitney konnte es sich angesichts des deutlichen Vorsprungs leisten, Spieler zu bringen, die sonst nicht so häufig zum Einsatz kommen. Gleichwohl gingen die meisten Punkte auch in dieser Begegnung wieder auf das Konto von Frank Sillmon, der 36 Zähler sammelte. Neben dem US-Amerikaner kamen noch Norbert Schiebelhut (12) und Thomas Krull (11) auf ein zweistelliges Resultat.

Der TV Langen behauptete mit seinem Erfolg den zweiten Platz in der Süd- Gruppe der Zweiten Liga; innerhalb des Spitzenquartetts gab es keine Verschiebungen, da sowohl Tabellenführer Steiner Bayreuth als auch der FC Baunach (3.) und der SV Oberelchingen (4) ihre Spiele gewannen. ah

Trostlosigkeit hinter Gefängnismauern Kunst als Arbeitsauflage: Straffällig gewordene Jugendliche meißeln Skulpturen

GALLUS. Dem Betrachter bietet sich ein Koloß von einer Wand: klotzige Steine, die einem die Sicht auf die andere Seite des Raumes versperren. Erst in unerreichbarer Höhe gibt es einen Ausblick durch Gitterstäbe. Auf der einen Seite der Wand steht ein Stuhl, auf der anderen Seite ein Bett. Beide Objekte sind aus grobem Stahlrohr und Stahlgitter zusammengeschweißt. Der Stuhl wirkt wie ein Provisorium. Wahrlich, kein Platz zum Ausruhen. Das Bett provoziert Assoziationen mit Nagelbetten von Fakiren. "Knastwand" heißt das Objekt und vermittelt annähernd die Trostlosigkeit, die hinter Gefängnismauern herrscht.

Der junge Mann, der das Kunstwerk "Knastwand" angefertigt hat, "spricht aus eigener Erfahrung", erklärte der Frankfurter Bildhauer Michael Siebel auf der Vernissage. Gemeinsam mit 20 Jugendlichen hat der Frankfurter Künstler von August bis Dezember an Skulpturen und Objekten gearbeitet, die jetzt im Hauptlager der "Deutschen Bundesbahn" ausgestellt wurden.

Dieses Projekt "stellt eine sinnvolle Alternative zu den sonst üblichen Arbeitsauflagen für straffällig gewordene Jugendliche dar", zog Friedrich Meihofer, Sozialpädagoge im "Falkenheim Gallus", Zwischenbilanz. Anstatt die auferlegten Arbeitsstunden mit Beschäftigungen in Wohlfahrtsverbänden abzuleisten, wurden die jungen Frauen und Männer hier an die Kunst der Bildhauerei herangeführt. Die Veranstalter "Kulturwochen Gallus" organisierten das Projekt. Die Kosten für die Bildhauerwerkstatt teilten sich das "Falkenheim Gallus" und die "Deutsche Bundesbahn". Das Garten- und Friedhofsamt stellte den Jugendlichen kostenlos das Arbeitsmaterial zur Verfügung - ausrangierte Grabsteine.

Konflikte gab es in der Gruppe keine. "Hier gibt es weder Autos noch Videos - also nichts, worum sich die jungen Leute streiten müßten", drückte es ein Organisator des Projekts ein wenig lapidar aus. Was den Erfolg des Projektes tatsächlich ausmacht, "ist die persönliche Betreuung der Jugendlichen", meinte Meihofer. Innerhalb der vergangenen fünf Monate ist der Kern der Gruppe "eng zusammengewachsen". Einige Teilnehmer kamen nach Ableisten ihrer Arbeitsstunden weiterhin in die Werkstatt. Mancher war vom Hämmern und Meiseln derart angetan, daß er sich auch ohne richterliche Auflage an die Arbeit machte: Alesi (13) beispielsweise fertigte eine steinerne Vogeltränke an.

Mit Hammer und Meißel formten die Jugendlichen Phantasietiere, bannten Pflanzen in Stein oder stellten ausgefallene Objekte her. Manches darunter ist dekorativ, anderes sozialkritisch, einiges versprüht Witz. Beispielsweise der "Stuhl des Präsidenten": ein Gemeinschaftswerk eines vierköpfigen Teams. Noch während der Ausstellung waren die jungen Künstler so fasziniert von ihrem Raumobjekt, daß sie sich gegenseitig in dem protzigen Sessel sitzend fotografierten.

Bis Ende März wird die Bildhauerwerkstatt fortgeführt. Ob die Arbeit mit jeweils 20 Jugendlichen danach fortgesetzt werden kann, ist von der finanziellen Unterstützung abhängig. "Wir suchen derzeit nach neuen Geldquellen", sagte Meihofer. An Bewerbern hingegen fehlt es den Veranstaltern nicht. Meihofer: "Wir erhalten täglich neue Anrufe."

Voraussichtlich im April werden die ausgereiften Skulpturen und Objekte im Hauptbahnhof einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Und am 23. Mai beteiligen sich die jungen Bildhauer an der "Kunstmeile" der Abschlußveranstaltung der "Kulturwochen Gallus". tin

AC Mailand mit großartiger Serie Seit 50 Punktspielen ohne Niederlage

In der italienischen Meisterschaft feierte der AC Mailand am Sonntag eine ganz besondere Serie: Die Mannschaft ist nach dem 1:0 gegen US Cagliari seit 50 Punktspielen ungeschlagen.

Andreas Möller schoß beim 1:1 von Juventus Turin gegen Genua das Tor, wurde aber später ausgewechselt.(sid

Zweite Basketball-Bundesliga Johnson machte die Hälfte aller BG-Punkte

Offenbach - Bayreuth 90:110 (40:58) Der Tabellenführer und hohe Favorit auf den Aufstieg in die Bundesliga kontrollierte, wie nicht anders zu erwarten, von Beginn an die Begegnung im Neu- Isenburger Sportpark. Jochen Bezler, Trainer der BG Maxx Offenbach/Neu- Isenburg, konstatierte denn auch nüchtern: "Wir hatten nie eine ernsthafte Chance, das Spiel zu gewinnen." Daß Brandt Johnson 45 Punkte und genau die Hälfte aller Zähler der Offenbacher machte, erklärt sich auch daraus, daß ihm die Last des Punktens fast allein zuviel, denn der nächst ihm beste BG- Schütze, Ralf Bülter, konnte wegen einer Verletzung nicht spielen. Neben Johnson trafen in der Partie gegen Bayreuth noch Jens Oltrogge und Goran Leko (je 13) zweistellig.

Für Offenbach, das die zweite Hälfte - nach hohem Rückstand zur Pause - immerhin ausgeglichen gestalten konnte, wiegt die Heimniederlage auch deshalb nicht so schwer, weil von den anderen abstiegsgefährdeten Mannschaften lediglich dem TV Lich ein Sieg gelang. Damit bleibt die BG Maxx nach 18 von 22 Spielen der regulären Saison auf dem neunten Rang. ah

VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Männer, 12. Spieltag: ASV Dachau - 1. VC Hamburg 3:1 (13:15, 15:13, 15:11, 15:1), TV Düren - TuS Kriftel 1:3 (15:9, 16:17, 7:15, 9:15), Post Telekom Berlin - SV Bayer Wuppertal 0:3 (12:15, 12:15, 14:16), SC Leipzig - Moerser SC 0:3 (9:15, 13:15, 9:15).

1. SV Bayer Wuppertal 10 10 0 30:7 20:0 2. Moerser SC 10 9 1 27:7 18:2 3. VfB Friedrichshafen 9 7 2 24:10 14:4 4. SCC Berlin 9 6 3 20:14 12:6 5. ASV Dachau 10 5 5 19:17 10:10 6. TuS Kriftel 10 5 5 17:20 10:10 7. 1. VC Hamburg 10 3 7 18:25 6:14 8. Post Telekom Berlin 10 3 7 14:23 6:14 9. SC Leipzig 10 1 9 5:27 2:18 10. TV Düren 10 0 10 6:30 0:20

Zweite Basketball-Bundesliga der Frauen Fünf korblose Minuten warfen Eintracht zurück

Frankfurt - Bamberg 67:82 (35:41) Zunächst hielt sich die Eintracht gegen den Tabellendritten gut, führte nach acht Minuten sogar mit 15:13 und konnte bis zur Pause den Rückstand in Grenzen halten. Nach dem Wechsel aber gelang den Frankfurter Basketballerinen, die ohne Eva Santina-Romero antreten mußten, fünf Minuten lang kein Korb, nach welcher Phase die DJK Don Bosco mit 53:35 in Führung lag und die Partie quasi entschieden hatte.

Gegen die sehr ausgeglichene Mannschaft aus dem Fränkischen, die in Fowler (22 Punkte) und der Centerin Beate Brehm (18) ihre besten Kräfte hatte, stand die Eintracht also, nicht unerwartet, auf dem verlorenen Posten. Sandra Kojic (19), Steffi Kudla (14), Steffi Wegeler (12) und Eva Strippel (11) machten für die Eintracht die meisten Punkte.

Frankfurt bleibt auf dem vorletzten Platz der Liga (6:24 Punkte) und trifft am kommenden Wochenende in München auf die einen Rang davor liegenden Schwabingerinnen (10:20). Mit bangem Blick schauen die Eintracht-Spielerinnen zudem nach unten, denn dem Schlußlicht USC Freiburg gelang (gegen Kronberg) jetzt der erste Sieg. ah

Krawalle begleiten NPD-Treffen . . .

(Fortsetzung von Seite 13) Von den Autonomen wurde daraufhin an der Zufahrt zur Mainstraße eine Barrikade errichtet und die Eingangstür zur NPD-Geschäftsstelle beschädigt. Die Polizei rückte erneut an: Die Ordnungshüter bildeten in der Straße "Hinter der Schönen Aussicht" eine Kette, um die Demonstranten zurückzudrängen.

Einige Autonome zogen währenddessen nach Sachsenhausen ab, weil sich dort in einer Kneipe Rechtsradikale aufhalten sollten. Am Frankensteiner Platz, berichtete die Polizei, wurde um 20.50 Uhr von den Autonomen ein Streifenwagen mit Steinen beworfen. Zwei Beamte wurden verletzt. Wenig später wurden vor dem Heilig-Geist-Krankenhaus zwei Männer von einer Gruppe Unbekannter zusammengeschlagen. Beide Männer, so vermutet die Polizei, gehören zum NPD- Nachwuchs.

Wallau trifft auf's Kljaic-Team Siggi Roch steht zum 400. Mal in der Bude

Zum ersten Mal im Aufgebot des TV Großwallstadt stand Siegfried Roch am 5. September 1981 beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Doch da mußte der Torwart noch zuschauen. Manfred Hofmann aus der Weltmeister-Mannschaft von 1978 beanspruchte den Platz zwischen den Pfosten. Eine Woche später aber absolvierte Roch dann sein erstes Spiel für die Unterfranken.

Mehr als ein Jahrzehnt ist seitdem vergangen, und Roch, der bald 34 Jahre alt wird, steht noch immer im Tor des TVG. Am Mittwoch im Heimspiel gegen den Deutschen Meister SG Wallau/Massenheim (20 Uhr in der Aschaffenburger Unterfrankenhalle) bestreitet der gelernte Steinmetz sein 400. Pflichtspiel für den TVG. Längst ist Roch, der über den VfB Wunsiedel und den TSV Milbertshofen an den Main gekommen war, eine Großwallstädter Institution geworden. "Hier werde ich meine Karriere beenden und danach mit der Familie auch bleiben", sagt er.

Seit Beginn der Saison ist er der Spieler mit der konstantesten Leistung bei den Mainfranken. "Er gehört nach wie vor zu den besten der Liga", sagt sein Trainer Velimir Kljaic.

Rochs Karriere war ein ständiges Auf und Ab. Meister, Pokalsieger, IHF-Europapokalsieger mit dem TV Großwallstadt, 39 Länderspiele, Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Los Angeles auf der einen Seite. Eine schwere Krankheit 1987, der in letzter Sekunde verpaßte Europacupsieg gegen den FC Barcelona, der Abstiegskampf mit dem TV Großwallstadt vor zwei Jahren und das Pech, hinter Andreas Thiel und Stefan Hecker häufig nur die Nummer drei gewesen zu sein, die andere Seite.

Großwallstadt ist fast genau auf den Tag ein Jahr zu Hause ungeschlagen; am 12. Januar 1992 schaffte als bisher letzter Verein Milbertshofen das Kunststück eines Auswärtssieges bei der TVG. Für zwei Leute steht das Regional-Derby am Mittwoch unter besonderen Vorzeichen, Großwallstadts Trainer Velimir Kljaic, der Wallau im vergangenen Jahr zum Titel führte, und Ralf Heckmann, der von Großwallstadt zum Meister ins "Ländche" gewechselt war. "Es wäre Quatsch, von einem alltäglichen Spiel zu reden. Es ist ein etwas komisches Gefühl, gegen die alten Jungs zu spielen", sagte der Kroate. Noch immer wohnt Kljaic in der Region; beobachtete "seine" SG am Sonntag beim wenig berauschenden Europacup-Sieg gegen Hafnarfjördur.

"Es wird für uns schwer.Die Tagesform wird entscheiden, ich siedele die Chancen bei 50:50 an", hält sich Kljaic mit einem Tip zurück. Mikael Kaellman, der sich im Spiel gegen die Isländer eine Knieverdrehung und eine Bänderzerrung zugezogen hatte, wird gegen Großwallstadt nicht spielen können. Kaellman ist es auch, der als erster Ausländer überhaupt von der Fachzeitschrift Deutsche Handball- Woche zum "Handballer des Jahres 1992" gewählt wurde. Bei den Frauen schaffte das Elena Leonte (TV Mainzlar). sid/jo.

Rückspiel im Handball-Europapokal auf Island wird eine reine Formsache Der Deutsche Meister ist reif für die Insel Schwache Leistungen / "Leichtes Tief" / Wallau/Massenheim - Hafnarfjördur 30:24 (16:10)

Ganz anders, als es dem Verein lieb ist, beschäftigt zur Zeit der Finne Mikael Kaellman die SG Wallau/Massenheim. In der Bundesliga gegen TuRU Düsseldorf sah er die Rote Karte, gegen Leutershausen mußte er zuschauen und seine Mannschaft verlor, und auch beim deutlichen 30:24(16:10)-Sieg im Europapokal-Viertelfinale gegen Islands Meister HC Hafnarfjördur mußten die Wallauer drei Viertelstunden ohne ihren Star auskommen. Genau deren eine war nämlich gespielt, als Kaellman sein zweites Tor erzielte und bei dieser Unternehmung einen Schlag auf das Knie erhielt. Fortan mußten die deutschen Handballmeister ohne den Finnen auskommen, den eine leichte Kapselverletzung vermutlich auch gegen Großwallstadt am Mittwoch am Mittun hindern wird.

Mehr schlecht als recht verkrafteten die Wallauer diesen Ausfall, die hohe Anzahl Tore war mehr auf die schlechte Verfassung der Gäste als auf überragende eigene Spielkünste zurückzuführen. "Kaellmans Ausscheiden darf bei unserer Besetzung eigentlich nicht so ins Gewicht fallen", kritisierte Wallaus Trainer Heiner Brand denn auch seine Mannen und konstatierte im gleichen Atemzug ein "leichtes Tief".

Daß sich dieses nicht in Windeseile in ein schweres verstärkte, hatte am Sonntag in der Höchster Ballsporthalle vor allem mit dem Gegner zu tun. "Zu viele Fehler", bescheinigte Spielertrainer Kristjan Arason (1 Tor) sich und seiner Mannschaft - allein zehn der 16 Wallauer Tore in der ersten Hälfte fielen nach Ballverlusten der Gäste durch Tempogegenstöße oder in deren Anschluß. Bei einem dieser Angriffe kam auch Abwehrspezialist und Publikumsliebling Henry Kaufmann zu seinem, wiewohl einzigen, so doch vielumjubelten Treffer. Bei einer zweiten Gelegenheit nur wenig später warf er den Ball allerdings an die Latte und zeigte damit eine der unangenehmen Eigenschaften der Wallauer Angreifer an diesem Tag. Abgesehen von den Außen Michael Scholz (3), Christian Stoschek und Olaf Oster (je 5) zeigten sich die Spieler des Meisters ausgesprochen großzügig, wenn es galt, gute Chancen zu vergeben. Während Martin Schwalb (8/1) solide, wenn auch weit entfernt von seinen Möglichkeiten agierte, so zeigten Mike Fuhrig (3), Ralf Heckmann (2) und Stephan Schoene schlicht zu wenig.

Insbesondere Schoene geht derzeit offenbar schief, was auch immer er anpackt. Acht Mal versuchte er gegen Hafnafjördur ein Tor zu erzielen - ohne jeden zählbaren Erfolg. Hinzu kam eine schlichtweg katastrophale Vorstellung in der Abwehr - unengagiert und ohne Einsatz sah er zu, wie auf seiner Abwehrseite ein ums andere Mal Sigurdur Sveinsson und Halfuan Pordarson (beide 5) zum Zuge kamen. Der indisponierte Ex-Nationalspieler - er hat seinen Vertrag noch nicht verlängert, vielleicht bedrückt ihn dies - konnte sich bei Torhüter Markus Becker bedanken, daß das Spiel nicht knapper oder gar mit einer Niederlage endete. Becker hatte nach einer Viertelstunde den schwachen Peter Hofmann abgelöst und sich in eine hervorragende Form gesteigert. "Wenn ich wüßte, was mit Schoene los ist, wäre mir auch wohler", war Trainer Brand um guten Rat verlegen. Gleichzeitig machte er aber der gesamten Abwehr den Vorwurf, "mangelndes Engagement" gezeigt zu haben. Fast keine Abpraller hätten sich die Verteidiger sichern können und überhaupt einen sehr schläfrigen Eindruck bei der Abwehrarbeit gemacht.

Die Schwäche des eigenen Teams an diesem Tage war der Punkt, an dem sich beide Trainer übrigens weitgehend einig waren. Der Ex-Gummersbacher Arason verzichtete angesichts des Ärgers über die Vielzahl der leichten Ballverluste seiner Mannschaft auch darauf, über die unberechtigte Rote Karte für seinen Mittelmann Gudjon Arnason (3) viereinhalb Minuten vor dem Ende nach einem Foul an Oster zu lamentieren. Arason hatte nach drei Minuten allen Grund zu jubeln, als Alexei Trufan (6/2) eine 3:0-Führung herausgeworfen hatte, nach neun Minuten Anlaß, sich über das erste Unentschieden zu ärgern. Dann verging ihm das Lachen wohl, angesichts der stetigen Wallauer Führung. Sieben Minuten vor dem Ende kam Hafnarfjördur auf drei Tore heran (24:21), ehe Schwalb im Schlußspurt noch dreimal traf.

Dennoch sieht Arason dem Rückspiel recht gelassen entgegen. Vertrauend darauf, daß seine Mannschaft so schlecht nicht wieder spielen werde, denkt er im Rückspiel auf der Insel, den Sechs-Tore- Rückstand noch aufzuholen. Daran mag Wallaus Trainer Brand nun gar nicht glauben. Da seine Mannschaft kaum ein zweites Mal so lustlos spielen werde, rechne er fest mit dem Einzug ins Europacup-Halbfinale. ARND FESTERLING

Wir wollen heute gewinnen Gardemädchen tanzten im Bürgerhaus Bornheim um Punkte

Die Stimmung war toll und zeitweise auch ausgelassen. Dafür sorgten schon die vielen Fans bei der 30. Gardeolympiade des "Großen Rates" der Karnevalvereine Frankfurt. Das gut besuchte Bürgerhaus Bornheim bot ein farbenprächtiges Bild. 14 Tanzgarden, elf Schautanzgruppen und elf Tanzmariechen standen im Wettbewerb um Pokale und Medaillen.

Mit großem Interesse verfolgte Geo Wahl, Jury-Obmann im Bund Deutscher Karneval, vor allem die Darbietungen der Schautänze. Während auf der Bühne die ersten Tanzmariechen Bein und Können zeigten, Jury-Obmännin Heidrun Frank mit dem Auswerten der Zahlen beschäftigt war und Klaus-Peter Musch (Präsident der "Fidelen Eckenheimer") locker vom Hocker zur Überbrückung die Zeit zwischen den Auftritten mit flotten Sprüchen ausfüllte, probten draußen im Bürgerhaus-Foyer schon verschiedene Garden und Schautanzgruppen.

"Zum Aufwärmen", meinte Marion Schroth, die Trainerin der Niederräder Garde. "Wir wollen heut' gewinnen." Marions Schützlinge errangen später tatsächlich, wie schon im vergangenen Jahr, im Marschrhythmus "Gold" und den Pokal. Die Mädchen des Niederräder Carneval-Vereins mit ihrer Kommandeuse Rosi de Stoppany jubelten, als das Ergebnis verkündet wurde: 267 Punkte! Da gab's auch Freudentränen.

Großartige Leistungen boten noch die Nächstplazierten, die Prinzeßgarde der "Heddemer Käwwern" (261 Punkte) und die Garde der "Fidelen Nassauer" aus Heddernheim (254). Nur knapp die Bronzemedaille verfehlten die Mädchen der "Nordendler". Sie mußten sich diesmal mit dem vierten Platz zufriedengeben.

In der Konkurrenz Gardetanz Polka überraschte die Vertretung der Oberräder "Wespen", von Heike Krasemann trainiert, mit einem zweiten Platz (258 Punkte). Die Goldmedaille ging erneut an die Garde der Frankfurter Karnevalgesellschaft "Narrhalla". Sie gewann überlegen und unangefochten mit 278 Punkten. Die Vorjahrszweiten vom KV "Sterntaler" (247 Punkte) errangen Bronze. In Abwesenheit der Siegerin von 1992, Manuela Chroscz vom KTC Bornheim, dominierten Nicole Heleine (283) und Mascha Müller (271) von der Karnevalgesellschaft "Narrhalla" bei den Solistinnen.

Die Bronzemedaille ging mit 241 Punkten an Martina Gutmann (CC "Blau-Rot" Niederrad). Höhepunkte boten die Schautanzgruppen bis zwölf und ab 13 Personen mit den Siegern "Weiße Mützen" (Sambatanz) "Heddemer Käwwern" (Taitanz). dixi

Büdinger Hallenfußball-Kreismeisterschaften Sechs Siege durch "Shoot out" Lissberg hatte die neue Regel am besten raus / Fairer Auftakt

Das Hallenfußball-Fieber hat nun auch die Kicker des Fußballkreises Büdingen erfaßt. Die Premierenveranstaltung der erstmals ausgetragenen Kreismeisterschaften in Gedern verlief jedenfalls recht vielversprechend. Die Ausrichter der Folgeveranstaltungen dürfen hoffen, etwas mehr als die gekommenen 250 Zuschauer in die Halle zu locken. Der nächste Vorrundenkick ist für den 23. Januar in der Büdinger Wilhelm-Lückert-Halle anberaumt. Eine Regelung, die anderenorts überhaupt nicht angewandt wird, sorgte für die Höhepunkte.

Die Veranstalter hatten nämlich im Vorfeld beschlossen, daß es bei den Büdinger Kreismeisterschaften keine Punkteteilungen geben würde. Ein "Shoot out" wurde für den Fall des Torgleichstandes nach 15 Minuten vorgesehen und mußte gleich sechsmal für die Entscheidung sorgen. Die besten "Shooter" waren die Spieler des SV Lissberg, die auf diese Weise gleich dreimal zum Sieg kamen. Die Gruppensiege erkämpften sich in Gruppe A Rot-Weiß Gelnharr, in Gruppe B setzte sich der SV Merkenfritz durch. Doch auch der SV Burgbracht/Bossgesäß und die nervenstarken Lissberger ziehen als Tabellenzweite in die Zwischenrunde ein.

Wer hätte gedacht, daß das "Shoot out" so oft Anwendung finden würde. Es mag an den kleinen Handballtoren liegen, die eine klare Entscheidung während der regulären Spielzeit erschweren. So haben die Veranstalter bereits beschlossen, im nächsten Jahr auf die etwas größeren Jugendtore zurückzugreifen. Obwohl auch die "Shoot out"-Regelung durchaus ihren Reiz hat. Je drei Spieler beider Teams treten zum direkten Duell mit dem gegnerischen Keeper an. Dieses Duell ist weniger ungleich als das beim Siebenmeterschießen, denn der Torwart darf sich innerhalb des Schußkreises frei bewegen, sobald der Schütze vom Mittelkreis aus gestartet ist. Die Spieler des SV Lissberg hatten anscheinend zuvor Anschauungsunterricht bei einem Eishockeyspiel betrieben, denn sie besiegten den KSV Eschenrod (2:1), den SV Eichelsachsen/ Wingershausen (2:1) und FC Ortenberg (4:2) im "Shoot out" und qualifizierten sich hierdurch mit 6:2 Punkten als Zweiter der Gruppe B für die Zwischenrunde.

Eine klägliche Rolle spielte in der Gruppe A Bezirksligist FC Alemannia Gedern. Die Gederner verabschiedeten sich in der eigenen Halle mit 0:8 Punkten von der Kreishallenrunde. Die erfolgreichsten Torschützen waren mit je drei Toren Thomas Gerhardt (Burgbracht), Thomas Fassion, Thomas Christ (beide Eschenrod), Uwe Klassert, Peter Schmidt (beide Lißberg), Ralf Otremba und Barkus Rüb (beide Merkenfritz). Trotz der teilwei- se sehr spannenden Spiele verhielten sich zur Freude der beiden sicheren Schiedsrichter Schäfer (Bindsachsen) und Klein (Gedern) stets fair. Bis auf eine Zeitstrafe mußten die beiden Unparteiischen nicht nennenswert einschreiten. "Eklats" beugte der Büdinger Kreisfußballausschuß mit dem Hinweis vor, daß eine Mannschaft, die vorzeitig abreist, mit einer dreijährigen Turniersperre zu rechnen hat.

ABSCHLUSSTABELLEN DES 1. SPIELTAGES: Gruppe A: 1. Rot-Weiß Gelnhaar 6:2 Punkte/8:4 Tore, 2. SV Burgbracht/Bössgesäß 6:2/6:3, 3. TSG Bleichenbach 4:4/5:6, 4. SV Selters/Wippenbach 4:4/4:5, 5. FCA Gedern 0:8/4:9 - Gruppe B: 1. SV Merkenfritz 6:2/7:3, 2. SV Lissberg 6:2/8:5, 3. SV Eschenrod 4:4/9:7, 4. FC Ortenberg 4:4/4:7, 5. SV Eichelsachsen/Wingershausen 0:8/2:8 ina

Der FSV 08 Ravolzhausen gewann das Hallen-Fußball-Turnier der Spvgg. Langenselbold Progres sorgte auch ohne Finalteilnahme für den Höhepunkt Bernbach "mehr als gut" ersetzt / Niederrodenbacher Frank Trimhold war bester Torschütze / Klein-Krotzenburg enttäuschte

Bezirksoberligist FSV 08 Ravolzhausen erwies sich beim Hallen-Fußball-Turnier der Spvgg. 1910 Langenselbold als großer Indoor-Spezialist und gewann den mit 1500 Mark dotierten DEA-Cup. Finalpartner FC Germania Niederrodenbach mußte sich nach der 4:5-Niederlage im Endspiel mit Rang zwei respektive 800 Mark Preisgeld bescheiden. Dennoch überraschten die beiden Vereine der dritten Amateurklasse die eigentlichen Favoriten FV Progres Frankfurt und Gastgeber Spvgg. 1910 Langenselbold (9:7 in der Begegnung um Rang drei) sowie den Nord- Landesligisten SG Bad Soden/Ahl, der nach einem allerdings spektakulären 13:4 Rekordsieg gegen den Büdinger A-Klassisten TSV Stockheim Siebter wurde.

Die beiden Süd-Landesligisten erhielten 400 beziehungsweise 200 Mark, die Sodener mußten sich mit einem "Blauen" zufriedengeben. Zwischen diese Landesliga-Vertreter schoben sich die SG Bruchköbel und Eintracht Oberissigheim (10:4), die die Plätze fünf und sechs belegten. Die größte Enttäuschung in der Vorrunde stellte Landesligist Germania Klein-Krotzenburg (nur Gruppenfünfter) dar, während der VfB Großauheim und SV Neuses ebenso wie in der anderen Gruppe Eintracht Oberissigheim und TSV Stockheim das meiste Pech entwickelten. Sehr schwach präsentierten sich der KSV Langenbergheim (0:12 Punkte/6:32 Tore) und der SV 1930 Langenselbold (0:12/8:34).

Der Budenzauber in der Sporthalle der Gesamtschule kam unter dem Strich bei den insgesamt 1100 Zuschauern gut an, das Positive überwog bei weitem das Negative. Trotz ihres dritten Ranges erwiesen sich die Kicker vom FV Progres als große Bereicherung. Turnierhöhepunkt war keineswegs das Endspiel, sondern das Halbfinale zwischen dem FSV Ravolzhausen und dem FV Progres (5:4 nach Verlängerung). Die Neuberger und die Frankfurter rissen mit ihrem Tempofußball, gespickt mit technischen Finessen, flüssigen Kombinationen und kernigen Schüssen die fast 500 Endspielbesucher von den Plätzen. Der FSV glich technische Nachteile durch Laufarbeit, Einsatz und unbändigen Willen aus. Was Zeljko Knezevic, Adis Krpc, Nijat Kadric oder Dragoslav Kovjenic boten, war Fußball der Extraklasse. Die bekannten Abschlußschwächen, aber auch das ungezügelte Temperament entschieden gegen die fortschrittlich spielenden Progres- Fußballer.

Den besten Torjäger stellte der Turnierzweite Niederrodenbach, der im etatmäßigen Abwehr- und Mittelfeldspieler Frank Trimhold, Sohn von Ex-Nationalspieler Horst Trimhold, seinen "Topscorer" hatte: 13 Treffer markierte der Blondschopf, der auch sonst zu den schillernden Figuren dieses Indoor-Spektakels zählte. Der Oberissigheimer Dirk Parnow (12) erwies sich ebenfalls als ein Mann für die Halle. Zeljko Knezevic (11) und Sodens Mike Gaul (10) folgten auf den Rängen drei und vier. Trimhold durfte einen Pokal und 50 Mark in Empfang nehmen. Inklusive der neun Finaltore registrierte der Ausrichter 332 Tore. Bad Sodens 13:4 gegen Stockheim blieb neben Bruchköbels 10:4 gegen Oberissigheim das einzige zweistellige Resultat, beim 9:0 gegen 1930 Langenselbold schrammte der vom Vereinspräsidenten Walter Nix gecoachte Nord-Landesligist ebenso wie der spätere Turniersieger Ravolzhausen gegen Langenbergheim (9:1) hauchdünn daran vorbei. Als Ergebniskünstler erwies sich Germania Niederrodenbach: Die vier Gruppenspiele wurden unisono 4:3 gewonnen, dazu gab es ein 2:2 gegen Progres Frankfurt und ein atypisches 0:0 (das einzige in allen 48 Turnierspielen) gegen den SV Neuses. Ravolzhausens 2:0 gegen 1910 Langenselbold war ein Meilenstein zum Gruppensieg.

Nach den bedauerlichen Vorkommnissen in Niederrodenbach und Windecken blieb es in Langenselbold bei einer roten Karte wegen Schiedsrichterbeleidigung gegen Bruchköbels Trainer Wolfgang Knapp, der selbst noch einmal die Stiefel geschnürt hatte und sich mit Alex Sevowicz (1860 Hanau) anlegte. Die Unparteiischen hatten sonst keine großen Probleme, die Routiniers Karl-Heinz Kessler (TSV 1860 Hanau) und Manfred Poth (Großauheim) brachten auch die Endrundenspiele sicher über die Bühne. "Die Fairneß war oberstes Gebot, der spielerische Aspekt stand im Vordergrund, Bernbach wurde durch Progres mehr als gut ersetzt", rekapitulierte Vorsitzender und Turnierchef Dieter Fuchs. Sein Ziel 1994: ein Qualifikationsturnier mit lokalem Bezug und ein Hauptfeld mit acht Teilnehmern sowie vier Qualifikanten.

Endspiel: FSV Ravolzhausen - Germania Niederrodenbach 5:4 (2:1). Ein Akteur prägte das Finale entscheidend: Peter Cataldo. Der Rodenbacher handelte sich beim 2:1 eine völlig überflüssige Zeitstrafe wegen Reklamierens ein, und in dieser Phase schnürten die Neuberger durch Jamann (23.) und Elverfeld (24.) den Sack zu. Trimholds Treffer zum Torjägerpokal setzte wiederum Jamann das 5:2 entgegen, erst in der letzten Spielminute besann sich Cataldo auf Wiedergutmachung und verkürzte mit zwei Treffern. Torwart Ralf Schmidt - bester Keeper des Turniers -, Steffen Rücknagel, Volker Wünsch (stärkster Abwehrspieler), Axel Weise, Jan Elverfeld und Michael Jamann setzten beim Sieger die Glanzlichter. Der FSV war ausgeglichener besetzt, siegte aufgrund seiner Konterstärke verdient. Dado Novakovic, Frank Trimhold, Sven Ungermann und Peter Cataldo imponierten beim Verlierer. FSV RAVOLZHAUSEN: Schmidt; Berg, Braueer, Rücknagel, Heck, Weise, Elverfeld, Wünsch, Jamann. GERMANIA NIEDERRODENBACH: Orta; Novakovic, Rimac, Trimhold, Ungermann, Marchhauser, Knapp, Kramb, Cataldo (Baumbach, Rössler). TORE: 1:0 Rücknagel (3.), 1:1 Ungermann (11.), 2:1 Weise (15.), 3:1 Jamann (23.), 4:1 Elverfeld (24.), 4:2 Trimhold (25.), 5:2 Jamann (29.), 5:3 Cataldo (30.), 5:4 Cataldo (30.). - SCHIEDSRICHTER: Kessler (Hanau) -

ZUSCHAUER: 480. MAX KÖBEL

Der FC Germania Dörnigheim holte bei den Maintaler Hallenfußball-Stadtmeisterschaften den Titel Erst das Finale machte die unzureichenden Vorstellungen wett 600 Zuschauer kamen in die Maintalhalle / Der Titelverteidiger 1. FC Hochstadt wurde durch Siebenmeterschießen gestoppt

Die Maintaler Fußballfans "lechzten" nach den Feiertagen nach ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung: 600 Fans bildeten bei den dritten offiziellen Stafdtmeisterschaften in der Maintalhalle eine Rekordkulisse. Aber die acht Mannschaften honorierten diese Tatsache nur unzureichend. Die Leistungen waren eher bescheiden, lediglich beim Endspiel zwischen dem FC Germania Dörnigheim (Maintaler Rekord-Stadtmeister) und dem FSV Bischofsheim (2:0) wurde die Brillanz früherer Veranstaltungen erreicht. Beim Spiel um Platz drei spielte Titelverteidiger 1. FC Hochstadt (6:2 gegen Hellas Maintal) mit Wut im Bauch, denn der Favorit war ebenso wie der Rivale vom Hochstädter Waldsportplatz im Halbfinale unglücklich durch ein Siebenmeterschießen am Finale vorbeigeschlittert. Sowohl Hochstadt I als auch Bischofsheim I sowie Germania Dörnigheim und der FC Hellas trennten sich nach wenig berauschenden Vorstellungen 2:2. Im anschließenden Penalty-Kick quakten die Bischofsheimer "Frösche" mit 6:5 etwas lauter, während das Team von der Eichenheege 5:4 gegen die "Hellenen" obenauf blieb. In den Gruppenspielen hatte der 1. FC Hochstadt gegen den späteren Stadtmeister Germania Dörnigheim 2:1 gewonnen, dominierte klar die Szene. Auch die griechische Mannschaft um den deutschen Trainer Horst Weber (früherer Hessenauswahlkeeper beim 1. FC Hochstadt) war in den Gruppenspielen dem FSV Bischofsheim 3:2 überlegen, im Überkreuzverfahren entschied das Siebenmeterschießen gegen die bis dato erfolgreichsten Formationen.

Obgleich auf die größeren Jugendtore gespielt wurde, gab es einen bedenklichen Torerückgang: Von 106 auf 71 schrumpfte die Gesamtquote. Mit vier Treffern avancierten Denis Romeiser (Germania Dörnigheim), Frank Hildebrandt (1. FC Hochstadt) und Jörg Tsaklas (Hellas Maintal) bereits zu den erfolgreichsten Schützen, von einem Torjäger war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Es gab nur wenige spektakuläre Tore (wie Gert Krafts Winkelkracher) oder plazierte Kopfbälle, es gab auch nur wenige Indoor-Künstler: Der frühere Frankfurter und Duisburger Profi Norbert Fruck (Germania Dörnigheim) war einer davon, der Grieche Stavros Rouskakis (FC Hellas) ein weiterer Ballvirtuose. Einzig beim abschließenden Gruppenspiel zwischen Kewa Wachenbuchen und dem FSV Bischofsheim (0:2) kam etwas Hektik auf, ansonsten kamen die sicheren Referees Papaczek (Hanau), Herbener (Großauheim), Rohn (Ostheim) und Himmel (Bruchköbel) ohne rote Karten und ähnlich drakonische Maßnahmen aus.

Der 1. FC Hochstadt erwies sich als idealer Ausrichter, hatte mit der Organisation keinerlei Probleme. Dafür klappte es bei den "Lila-Weißen" mit der Titelverteidigung nicht.

Endspiel: Germania Dörnigheim - FSV Bischofsheim 2:0. Der Bezirksligist und der ranghöhere FSV lieferten sich eine bis zuletzt spannende und gutklassige Partie, wobei die Entscheidung erst in der letzten Minute fiel. Fruck und der Kroate Miodrag Vusenovic markierten binnen weniger Sekunden mit einem Doppelschlag die Entscheidung gegen die "Frösche". In den 20 Minuten wurden die Fans für manche Unzulänglichkeit in den 12 Gruppen- sowie den Endrundenspielen entschädigt. DÖRNIGHEIM: Jüriens, Krebs, Reiblich, Kronfoth, Fruck, Noack, Striebhardt, del Rivero, Kneipp, Vusenovic (Pütter). BISCHOFSHEIM: Hofacker; Weisser, Braun, Schlund, Simon, Harnischfeger, Wünsche, Raudnitzky, Eschmann, Wolf. TORE: 1:0 Fruck (20.), 2:0 Vusenovic (20.). - SCHIEDSRICHTER: Himmel (Bruchköbel). - ZUSCHAUER: 600 (ausverkauft).

Gruppenspiele: FC Hochstadt I - SV Dörnigheim 2:0. Hochstadt II - Kewa Wachenbuchen 1:5, Germania Dörnigheim - Bischofsheim II 3:0. Bischofsheim I - FC Hellas 2:3, Hochstadt I - FC Germania 2:1, Hochstadt II - Bischofsheim I 2:4, DSV - Bischofsheim II 1:1, Wachenbuchen - FC Hellas 1:3, Hochstadt I - Bischofsheim II 2:0, Hochstadt II - FC Hellas 1:1, DSV - FC Germania 1:3. Wachenbuchen - Bischofsheim 0:2. Tabelle nach den Gruppenspielen - Gruppe A: 1. FC Hochstadt 6:0 Punkte/6:1 Tore, 2. Germania Dörnigheim 4:2/7:3, 3. Dörnigheimer SV 1:5/2:6, 4. Bischofsheim II 1:5/1:6. Gruppe B: 1. FC Hellas Maintal 5:1 Punkte/7:4 Tore, 2. FSV Bischofsheim I 4:2/8:5, 3. Kewa Wachenbuchen 2:4/6:6, 4. FC Hochstadt II 1:5/4:10.

ZWISCHENRUNDE (Überkreuzverfahren): 1. FC Hochstadt - FSV Bischofsheim 5:6 im 7-m- Schießen (2:2), Germania Dörnigheim - Hellas Maintal 5:4 im 7-m-Schießen (2:2). - PLAZIERUNGSSPIELE: 7. Rang: FSV Bischofsheim II - FC Hochstadt II 3:1, 5. Kewa Wachenbuchen - Dörnigheimer SV 4:2 im 7-m-Schießen (4:4), 3. FC Hochstadt - FC Hellas 6:2 - 1. Platz: Germania Dörnigheim - FSV Bischofsheim 2:0. MAX KÖBEL

Kriftel setzte sich durch

Sieger des Hans-Fischer-Gedächtnis-Turniers der SG Nied wurden die Handballer von TuS Kriftel I. Sie setzten sich im Finale mit einem 14:11 gegen den starken A-Ligisten TG Schwanheim durch. Dritter wurde der Veranstalter durch ein 9:6 über den Klassenkonkurrenten TuS Nieder-Eschbach. ki

Münster düste vorneweg

Erwartungsgemaäß vorneweg düste Handball-Regionalligist TSG Münster beim 5. Turnier um den Flughafen-Cup des VfL Goldstein, der zugleich auf 40 Jahre Handball im Verein zurückblickte. Münster setzte sich in der Carl- von-Weinberg-Schule im entscheidenden Spiel gegen den TSV Schott Mainz mit 11:7 durch. Enttäuschend als Letzter dagegen die TSG Sulzbach. ki

Von Gabriele Venzky

Hallen-Leichtathletik-Meeting in Kalbach Wehe, wenn sie losgelassen Hessens "Gladiatoren" ließen mit guten Leistungen aufhorchen

"Die Gladiatoren der Leichtathletik dürfen den Winter über nicht eingesperrt werden. Die sind auch während der Hallensaison heiß auf den Wettkampf." Günter Eisinger, Hochsprung-Trainer der LG Frankfurt, lieferte die Begründung, weshalb sich am Sonntag 500 Teilnehmer aus 72 Vereinen in der neuen Frankfurter Leichtathletik-Halle zum Wintermeeting trafen. Das zweite Hallensportfest der LG Frankfurt hatte, natürlich mitbedingt durch die optimalen Wettkampfbedingungen, Athleten aus dem ganzen Bundesgebiet angelockt. "Die große Resonanz der Aktiven hat den ursprünglich geplanten Rahmen der Veranstaltung weit gesprengt." Der LG-Vorsitzende Carl Terstegen sah dies als besten Beweis dafür, daß die erst im letzten Jahr eingeweihte Wettkampfstätte von den Sportlern "hervorragend angenommen wird".

Eine Woche vor den am selben Ort stattfindenden hessischen Hallenmeisterschaften wurden die besten Leistungen denn auch von der beinahe vollzählig versammelten hessischen Leichtathletik- Spitze abgeliefert. Hochspringer Thorsten Marschner (LG Frankfurt) floppte die Konkurrenz mit seiner Siegeshöhe von 2,20 m in Grund und Boden. Dabei muß sich der ehemalige DDR-Athlet von seinem weiblichen Pendant einiges abgeschaut haben. Die US-Amerikanerin Angie Bradburn hatte ihm schließlich vorgemacht, wie's geht. Mit übersprungenen 1,87 m deklassierte sie ihre Mitstreiterinnen, wobei die Viertplazierte, Helen Sanzenbacher (TV Gelnhausen), mit 1,75 m ihre Zugehörigkeit zur deutschen Nachwuchsspitze unter Beweis stellte.

In den Sprint-Wettbewerben meldeten sich zwei weitere Frankfurter läuferisch zu Wort. Hartmut Eifler (LG) rannte über 60 m in 6,95 Sekunden persönliche Bestzeit und schaffte damit gleich auch noch die Qualifikation für die deutschen Hallen-Meisterschaften. Daß der 28jährige damit im Endklassement hinter Andreas Koch (USC Mainz), der 6,93 lief, nur Zweiter wurde, zeigt, daß die mit 106 Startern zahlenmäßig bestbesetzte Konkurrenz auch qualitativ herausragte.

Der zweite Lokalmatador, der sich im Sprint hervortat, war Christian Geiser (Eintracht). Über 200 m siegte er in 21,70 Sekunden, womit er seine Anwartschaft auf den Hessentitel unterstrich. Bei den Frauen war Gabriele Becker (LAZ Bruchköbel) erfolgreichste Teilnehmerin. Über 200 m siegte die 17jährige in ausgezeichneten 25,10 Sekunden, und auch über 60 m war sie in 7,59 nicht zu schlagen. reh

FAUSTBALL BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: SpVgg Weil der Stadt - SV Hof 3:1, SG Darmstadt - TuS Koblenz 0:3, TV Wünschmichelbach - TSV Roth 3:0, TV Eibach - VT Hagsfeld 2:3, SV Hof - TuS Koblenz 2:3, SpVgg Weil der Stadt - VT Hagsfeld 3:0, TV Klarenthal - TSV Roth 1:3, TV Eibach - SG Darmstadt 3:0.

BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: TV Käfertal - SV Hof 1:2, TV Käfertal - SKG Rodheim-Bieber 0:2, SV Hof - TVJ Eckenheim 2:0, TV Käfertal - TVJ Eckenheim 2:0, SV Hof - SKG Rodheim-Bieber 2:0, TSV Niederhall - SV Erlenmoos 2:0, TSV Niedernhall - ATS Kulmbach 2:1, SV Erlenmoos - TV Böblingen 0:2, TSV Niederhall - TV Böblingen 0:2, SV Erlenmoos - ATS Kulmbach 2:0.

Stadtmeisterschaften im Hallen-Fußball Teutonia verpaßte Hattrick Auch bei der Soma durch den TV eine Wachablösung

Die Fußballer der Hausener Teutonia verpaßten den dritten Titelgewinn hintereinander bei den Obertshausener Hallenfußball-Stadtmeisterschaften. Die Bezirksoberliga-Vertretung mußte vor 300 Zuschauern dem Team der Gastgeber, dem FC Croatia Obertshausen, den Vortritt lassen. Die Gastgeber überzeugten nicht nur auf fußballerischem Gebiet. Sie erwiesen sich auch, wie bereits im Sommer auf dem Feld, als zuverlässiger und rühriger Ausrichter.

Für einen negativen Höhepunkt sorgte die Soma-Vertretung der Obertshausener Kickers, die ganz einfach nicht zum Turnier erschien. Doch auch hier wußte der Veranstalter Rat: Der FC Croatia formierte kurzerhand ein zweites Team, womit der Wettbewerb der Soma-Mannschaften ordnungsgemäß durchgeführt wurde.

Der Wettbewerb der ersten Mannschaften begann gleich mit einer faustdicken Überraschung. Titelverteidiger Teutonia unterlag dem Croatia- Team mit 2:3 und verspielte damit frühzeitig die Chancen auf eine Titelverteidigung. Croatia bot auch gegen Kickers Obertshausen (5:1) und zum Abschluß gegen den TV Hausen überzeugende Partien und sicherte sich ohne Verlustpunkt den Wanderpokal der Stadt Obertshausen. Die Teutonen waren zeitgleich auch beim Turnier des FC Dietzenbach zugange, hatten ihre "Hallenkünstler" jedoch eigentlich für die Stadtmeisterschaften nominiert. Deren Künste hielten sich jedoch in Grenzen. So blieb beispielsweise der letztjährige Torschützenkönig Markus Henderkes blaß, war der 17jährige Keeper Mark Bamberger die einzige schillernde Figur in Reihen der Teutonia.

Nach der Niederlage gegen Croatia kamen die Teutonen gegen den TV über ein 2:2 nicht hinaus, schossen sich jedoch mit dem 3:0 gegen die Kikkers noch auf den zweiten Platz. Die Kickers erzielten ganze zwei Tore, hatten in Kapitän Michael Ries einen überragenden Spieler, aber ansonsten nicht viel zu bieten. Warum die Soma der Kickers nicht erschienen war, darüber wußte niemand so recht Bescheid. Auch Trainer Franz Rehart nicht. Vom Kickers-Vorstand war niemand präsent, um die Ungereimtheiten zu klären.

Überlegener Sieger des Soma-Turnieres wurde der TV Hausen mit drei Siegen. Die Teutonen waren auch hier Titelverteidiger und landeten auf dem dritten Rang.

Erfreulicherweise mußte der sichere Schiedsrichter-Routinier Mathias Ulmer (TSV Lämmerspiel) kein einziges Mal zu drastischen Mitteln greifen. Die Spieler verhielten sich stets fair und anständig. Zumindest diejenigen, welche zur Stadtmeisterschaft erschienen waren, wie man das wohl erwarten darf.

RESULTATE UND TABELLEN, ERSTE MANNSCHAFTEN: Teutonia Hausen - FC Croatia Obertshausen 2:3, Kickers Obertshausen - TV Hausen 1:4, Teutonia Hausen - TV Hausen 2:2, Kickers Obertshausen - FC Croatia Hausen 1:5, Teutonia Hausen - Kickers Obertshausen 3:0, TV Hausen - FC Croatia Hausen 2:3.

TABELLE: 1. FC Croatia Obertshausen 6:0-Punkte/11:5-Tore, 2. Teutonia Hausen 3:3/7:5, 3. TV Hausen 3:3/8:6, 4. Kickers Obertshausen 0:6/2:12.

RESULTATE UND TABELLEN, SOMA-MANNSCHAFTEN: Teutonia Hausen - FC Croatia Obertshausen I 5:4, FC Croatia Obertshausen II - TV Hausen 2:3, Teutonia Hausen - TV Hausen 2:4, FC Croatia Obertshausen II - FC Croatia Obertshausen I 4:5, Teutonia Hausen - FC Croatia Obertshausen II 1:2, TV Hausen - FC Croatia Obertshausen I 4:0.

TABELLE: 1. TV Hausen 6:0-Punkte/11:4-Tore, 2. FC Croatia Obertshausen II 2:4/8:9, 3. Teutonia Hausen 2:4/8:10, 4. FC Croatia Obertshausen I 2:4/9:13. ina

Eishockey-Oberliga Auch die "Haie" kleine Fische für die "Löwen"

Frankfurter ESC - Schalke 13:1 Das Geschehen an der Tabellenspitze der Eishockey-Oberliga Nord scheint sich zu einem Zweikampf zwischen dem Frankfurter ESC und dem ESC Wedemark zu entwickeln. Der Rückstand des ebenfalls zum Favoritenkreis in dieser Endrunde gezählten ETC Timmendorf beträgt nach einer 5:10-Niederlage beim ESC Wolfsburg bereits vier Punkte, und das nach nur vier Spielen. Die Frankfurter "Löwen" entledigten sich am Sonntag abend ihrer Pflichtaufgabe gegen den Tabellenletzten Schalker "Haie" mit einem 13:1(3:1, 4:0, 6:0)-Sieg.

Die Gäste, die bis zur 18. Minute ein 1:1 gehalten hatten, wurden angesichts ihres rapiden Kräfteschwunds um so ärger vorgeführt, je länger die Partie dauerte.

Auffällig auch in diesem Spiel vor 7000 begeisterten Zuschauern die Rückkehr von Trevor Erhardt zu alter Torgefährlichkeit. Der kanadische Center traf viermal und verbesserte damit seine Ausbeute an diesem Wochenende auf acht Tore insgesamt. Für den zweiten zweistelligen Frankfurter Sieg binnen 48 Stunden sorgten außerdem die Treffer von Jaufmann (4), Zajic, Scholz, Grzesiczek, Thornbury und Schaal. Sim.

Zweite Eishockey-Bundesliga Dritte Abfuhr im dritten Hessen-Derby

Kassel - Bad Nauheim 11:4 Erwartungsgemäß ohne Chance auf einen Punktegewinn blieb Eishockey- Zweitligist EC Bad Nauheim als Gast des Viertplazierten, EC Kassel. Im dritten Hessenderby dieser Saison, in der nur noch zehn Spieltage bis zum Beginn der Auf-und Abstiegsrunde ausstehen, setzte es für das Schlußlicht die dritte Niederlage. Vor 3200 Zuschauern siegten die technisch haushoch überlegenen Schützlinge von Jerzy Potz aufgrund ihrer körperlichen und technischen Überlegenheit auch in dieser Höhe verdient mit 11:4 (8:0, 2:2, 1:2).

Für das katastrophale Eröffnungsdrittel der Gäste gab es keine Entschuldigung, wenngleich dem EC mit Pöpel, Kadow und Michel gleich drei Stammspieler kurzfristig ausgefallen waren. Bereits nach sechs Minuten räumte Torwart Greb entmutigt den Kasten, nachdem Brittig, Egen, Bannatyne und Hills für Kassel getroffen hatten. Sein Nachfolger Riede stand genau 25 Sekunden im Gehäuse, ehe es erneut einschlug. Die weiteren Tore des Aufstiegsaspiranten markierten Naster (2), Hills, Bannaytne, Trattner, Hartfuß und Moeser.

Für die kaum kämpfenden Nauheimer traf Prada zweimal zum 1:8 und 2:9 im Mitteldrittel. Im Schlußdrittel sorgten Sindelar und Verteidiger Emminger für die Resultatskosmetik. jo.

Montag, 11. Januar

Kino / Filme Café Exzess, Leipziger Str. 91: 20 Uhr, "Die andere Seite des Lebens - Reportage über KonstiKids". Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 18 im Anzeigenteil. Vorträge/Diskussionen Schauspiel Frankfurt/ Patronatsverein für die Theater der Stadt Frankfurt, Theaterplatz: 18 Uhr, Gespräch mit Hans Hollmann, Regisseur.

Institut für Sozialforschung, Universität, Senckenberganlage 26: 14 Uhr, Vortrag in der Reihe "Geschlechterverhältnisse und Politik" - "Reflections on Gender"; 16.30 Uhr, Vortrag "Kontinuität und Bruch: Ärztinnen von Weimar bis in die Nachkriegszeit in Deutschland und im Exil".

Landsmannschaft der Ost- u. Westpreußen e. V. und Danziger: 15 Uhr, Dia-Vortrag "Studienfahrt der Kreisgr. nach Thüringen u. Dresden"; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge, Haus Dorn- busch; 14 Uhr, Kegeln, Ginnheimer Turnhalle.

Nordendgruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 19.30h, Treffen, Eckenheimer Landstr. 93.

Bund der Fußgänger: 19 Uhr, Treffen, "Elsässer Eck", Hohenstaufenstr. 2. Blutspende-Termine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 12.1., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Mi., 13.1., 17 bis 20 Uhr, Fechenheim, Hch.- Kraft-Schule, Fachfeldstr. 34. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel.28 35 25; Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstr. 13, Tel. 43 92 05; Apotheke am Weißen Stein, Eschersheim, Am Weißen Stein 11 / Altheimstr. 20, Tel. 52 16 78; Hausener Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstr. 14, Tel. 78 88 33; Internationale Apotheke im Hessen- Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstr. 235, Tel. 6 31 15 22; Mozart-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 24, Tel. 38 30 48; Nibelungen-Apotheke, Nibelungenallee 59, Tel. 55 48 44 und 55 49 47; Schumann-Apotheke, Schumannstr. 36, Tel. 75 24 09; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Str. 120, Tel. 30 29 29. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

19 bis 23 Uhr

Tierarzt Kind, Holbeinstr. 76, Ffm.-Sachsenhausen, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst

in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. Gefechte in Somalia Waffenruhe vereinbart

ADDIS ABEBA/MOGADISCHU, 11. Januar (AP). Die Vertreter der verschiedenen somalischen Bürgerkriegsparteien haben sich am Sonntag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba auf das Inkrafttreten eines Waffenstillstandes verständigt. In Mogadischu kam es zu den schwersten Kämpfen seit einem Monat. US-Marineinfanteristen töteten bei Feuergefechten mit Milizen drei Somalier.

Die somalischen Bürgerkriegsfraktionen hatten sich bereits am Freitag im Grundsatz auf die Waffenruhe geeinigt, ohne Details festzulegen. Die am Sonntag erzielte Übereinkunft sieht die Entwaffnung der Milizen vor. Die schweren Waffen sollen von einer Gruppe kontrolliert werden, die zur Überwachung des Waffenstillstands eingesetzt bleibt, bis Somalia eine legitimierte Regierung hat.

Der Vereinbarung zufolge sind auch die Banden zu entwaffnen, die nicht der Kontrolle der Bürgerkriegsparteien unterstehen. Es blieb jedoch offen, wie dies bewerkstelligt werden soll. Die Entwaffnung soll bis 1. März abgeschlossen sein. Dieser Termin liegt zwei Wochen vor Beginn der Versöhnungskonferenz, auf die sich die Bürgerkriegsparteien geeinigt hatten.

In Mogadischu kam es entlang der sogenannten grünen Grenze zwischen den Bürgerkriegsparteien des Übergangspräsidenten Ali Mahdi Mohamed und seines Rivalen Mohamed Farah Aidid zu den schwersten Gefechten seit der Landung der US-Truppen vor einem Monat. Dutzende von Menschen wurden verletzt.

US-Marineinfanteristen in Mogadischu wurden am Sonntag mehrmals angegriffen. Scharfschützen versuchten, sie in der Nähe der ehemaligen US-Botschaft in einen Hinterhalt zu locken. Die US-Soldaten eröffneten das Feuer auf die bewaffneten Somalier. Drei Somalier wurden getötet, die US-Soldaten blieben unverletzt.

Rebellenstützpunkt erobert

LIMA, 11. Januar (AP). Bei Gefechten zwischen Armeesoldaten und Rebellen sind am Wochenende in Peru mindestens 29 Menschen getötet worden. Wie Präsident Alberto Fujimori mitteilte, konnte die Armee einen Stützpunkt der Guerilla- Gruppe Leuchtender Pfad in der Nähe der Stadt Aguaytiz im Nordosten des Landes erobern. Dabei seien 15 Rebellen getötet worden. Bei einem Angriff von Kämpfern der Guerillabewegung Tupac Amaru auf die Stadt Moyobamba wurden Medienberichten zufolge mindestens 14 Menschen getötet. Wie es hieß, hatten 500 Guerilleros die Stadt mit Maschinengewehren und Mörsern angegriffen.

. . . und außerdem Der Wald wird nicht mehr aufgeräumt

Der größte Teil der Wälder in Niedersachsen kann in diesem Jahr nicht "aufgeräumt" und durchforstet werden, denn Förster und Waldbesitzer werden das Bruchholz und die jungen Stämme nicht mehr los. Seit dem Novemberorkan "Ismene" ist der Markt für sogenanntes "Schwachholz" völlig zusammengebrochen. Forstdirektor Gerd Lukow von der Landwirtschaftskammer Hannover bezeichnet die Situation als "katastrophal". Ministerialrat Axel Delorme vom hannoverschen Forstministerium spricht gleichzeitig von "der größten Misere seit langer Zeit".

Während der Windwurf in den teils mit Steuermitteln wirtschaftenden Staatsforsten zumindest noch zersägt und auf Lagern gestapelt werden kann, läuft in den privaten Wäldern nichts mehr. "Die Besitzer, meist Landwirte, müßten pro Festmeter rund fünf Mark draufzahlen", berichtet Forstamtsleiter Richard Brandes aus Rotenburg/Wümme. "Also bleibt alles liegen."

Schon seit fünf Jahren sinken die Preise für Industrieholz, das beim Durchforsten geschlagen oder aber durch Stürme geworfen wurde und zur Herstellung von Papier und Sperrholz dient. Die Ursachen dafür liegen nach Darstellung von Lukow in einer deutlichen Strukturveränderung des Marktes. Das Altpapier hat inzwischen die Hälfte des gesamten Papiermarktes erobert, so daß einige Papierfabriken in Skandinavien schließen mußten. Außerdem machen Holz-Billigangebote aus Osteuropa und aus Übersee den heimischen Anbietern Konkurrenz. Erschwerend kommen nun noch die Sturmschäden hinzu.

Etwa 300 000 Festmeter Bruchholz hat allein der Novemberorkan in Niedersachsen hinterlassen. "Das hat den Hahn endgültig zugedreht", sagt Brandes. Denn zusammen mit dem teilweise noch auf Halde liegenden Windwurf vom Orkan im Winter 1990 seien solche Mengen Schadholz angefallen, wie es sie zuvor noch nie gegeben hat.

Daß nun alles liegenbleiben muß und Bestände auch wegen der Absatzschwierigkeiten vorerst nicht aufgeforstet werden, hat nach Meinung von Lukow weitreichende Folgen. "Solcher Wald ist anfällig auch für kleinere Stürme." Zudem biete Windwurf einen idealen Brutplatz für den gefürchteten Borkenkäfer.

Um den ohnehin schon geschädigten Wald nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch als Erholungsraum und Öko-Faktor zu erhalten, suchen Forstleute jetzt nach Auswegen. Für Amtsleiter Brandes aus Rotenburg ist Wald "nicht zum Nulltarif zu haben", man müsse Programme entwickeln, um auch den Steuerzahler vor einem möglichen "Notgroschen Wald" zu bewahren.

Ein solches Programm liegt schon in der Schublade: Nach Lukows Angaben wird über eine sogenannte "thermische Nutzung" nachgedacht, das ist Energiegewinnung durch Holzverbrennung in umweltfreundlichen Blockkraftwerken. In Dänemark und in der Schweiz gebe es die schon, sagt Lukow, "unsere Pläne sind aber erst im Reißbrettstadium".

ANGELIKA HOFFMANN (AP)

Haiti - USA

Boot mit 400

Flüchtlingen

gesunken

MIAMI, 11. Januar (AP). Ein seit drei Wochen vermißtes Boot mit fast 400 haitianischen Flüchtlingen ist nach Angaben der US-Küstenwache vor den Bahamas gesunken.

Wie die US-Küstenwache in Miami im US-Staat Florida am Sonntag mitteilte, wurden vor der Nordostküste Kubas nur acht Überlebende gerettet. Einem Bericht der kubanischen Behörden zufolge erklärten die Geretteten, ihr Schiff, die 25 Meter lange "Virgen Mirach", sei am 21. Dezember gesunken. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich 396 Menschen an Bord befunden.

Nach Angaben der US-Küstenwache hatte ein Schiff mit dem Namen "Vier-ge Miracle" am 19. Dezember Haiti verlassen. Sie wollte fünf Tage später Miami erreichen, kam aber nie dort an. Es gebe zwar noch keine Bestätigung, daß es sich um dasselbe Schiff handele, die Daten stimmten aber weitgehend überein, sagte ein Sprecher der Küstenwache, Joe Dyne. "Wenn es wirklich stimmt, dann ist das eine große Tragödie", sagte Dyne.

Kriegsverbrecherprozeß vertagt

ADELAIDE, 11. Januar (AP). In Australien ist am Montag der Prozeß gegen den 69jährigen Heinrich Wagner vertagt worden, dem Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs vorgeworfen werden. Laut Anklage soll Wagner zwischen Mai 1942 und September 1943 als Angehöriger der Polizeikräfte in der von den Deutschen besetzten Ukraine 19 Kinder und einen Eisenbahnarbeiter getötet haben und an der Ermordung von 104 Juden beteiligt gewesen sein. Der Angeklagte, der in den 50er Jahren nach Australien kam, beteuert seine Unschuld. Seine Anwälte beantragten, das Verfahren einzustellen, da eine Verteidigung nach so langer Zeit nicht mehr möglich sei. Das Gericht will bis zum 21. Januar entscheiden, ob es diesem Antrag stattgibt.

KUWAIT / NEW YORK, 11. Januar (AP/Reuter). Zwei Jahre nach Beginn des Golf-Kriegs hat der bislang schwerste Zwischenfall an der irakisch-kuwaitischen Grenze eine neue Krise heraufbeschworen: Rund 200 bewaffnete Iraker drangen südlich der Hafenstadt Umm Kasr auf kuwaitisches Gebiet vor und raubten ein Munitionsdepot aus, wie dort stationierte UN-Beobachter in der Nacht zum Montag mitteilten.

Piloten der US-Luftwaffe vertraten nach Kontrollflügen über dem Süden Iraks die Auffassung, eine neue militärische Konfrontation sei nur noch eine Frage der Zeit.

Der Sprecher der Beobachtermission der Vereinten Nationen (UNIKOM), Abdel Latif Kabbadsch, teilte mit, daß die Iraker in Zivilkleidung mit schweren Transportfahrzeugen die Grenze überschritten hätten. Bei dem Versuch, die Iraker an der Grenze aufzuhalten, stießen ein UN-Fahrzeug und ein irakischer Lkw zusammen. Die Eindringlinge überfielen nach Darstellung Kabbadschs den 400 Meter auf kuwaitischem Gebiet liegenden Stützpunkt Camp Chor und beschlagnahmten eine große Anzahl von Waffen, darunter vier Schiffsabwehrraketen des chinesischen Typs "Seidenraupe". Diese waren offenbar während des GolfKriegs im Frühjahr 1991 von den Alliierten erbeutet worden. "Dem Anführer der Iraker wurde mitgeteilt, daß sie sich auf kuwaitischem Territorium befänden und sofort nach Irak zurückkehren müßten", sagte der UNIKOM-Sprecher. "Aber die Iraker fuhren damit fort, die Bunker aufzubrechen und ihren Inhalt zu entwenden." Der Kommandeur der UN-Beobachter, Generalmajor Timothy Dibuama, forderte nach einer Meldung der kuwaitischen Nachrichtenagentur KNA ein Dringlichkeitstreffen mit irakischen Offiziellen, um gegen die Grenzverletzung zu protestieren und die Rückgabe der Waffen zu verlangen.

Nach Angaben der UNIKOM ereignete sich der Zwischenfall am Sonntag morgen gegen 7.10 Uhr (Ortszeit) und dauerte etwa eineinhalb Stunden. Laut Kabbadsch war es in den vergangenen Wochen bereits mehrmals zu Grenzverletzungen ähnlicher Art gekommen. Vor dem 3. Januar seien umfangreiche Truppenbewegungen im irakischen Grenzgebiet beobachtet worden. Am 2. und 3. Januar versuchten rund 500 Iraker nach seinen Angaben vergeblich, Wassertanks, Container, Kabelrollen und anderes Material wegzubringen, das sie nach ihrer Darstellung vor der neuen Grenzziehung zurückgelassen hatten.

Die Grenze zwischen Irak und Kuwait war nach dem Golf-Krieg neu festgelegt worden. Dabei wurden im vergangenen Jahr einige vormals irakische Gebiete - darunter auch Teile des Ölfelds Rumailah und Vororte der Hafenstadt Umm Kasr - Kuwait zugeschlagen. Dies wird von der irakischen Regierung nicht anerkannt.

Mit scharfem Protest reagierten die ständigen UN-Sicherheitsratsmitglieder USA, Rußland, Großbritannien und Frankreich am Sonntag auf den Überfall der Iraker auf die kuwaitischen Munitionsdepots. Aus Kreisen der Vereinten Nationen verlautete, die Diplomaten der vier Länder hätten beim UN-Vertreter Iraks in New York Protest eingelegt und klargestellt, daß das Eindringen von Irakern über die neu markierte Grenze Kuwaits und die Wegnahme von Raketen nicht hingenommen werden könne. Noch am Montag wollten sich die Mitglieder des Sicherheitsrats weiter mit dem Zwischenfall befassen.

Am Wochenende war eine drohende militärische Konfrontation zwischen Irak und den USA in letzter Minute abgewendet worden. Anlaß der Krise war die ultimative Aufforderung an Irak, seine am 32. Breitengrad stationierten Flugabwehrraketen abzuziehen. Südlich dieser Linie kontrollieren US-amerikanische, britische und französische Flugzeuge ein Flugverbot, das die Vereinten Nationen zum Schutz der dort lebenden oppositionellen Schiiten im vergangenen August verhängt haben. Während die Iraker die Raketen nach US-Darstellung kurz vor Ablauf des Ultimatums zurückgezogen haben, meldete die Regierung in Bagdad, sie sei auf die Forderung nicht eingegangen.UN-Inspektoren Flugrechte beschränkt Außerdem beschränkte die irakische Regierung am Sonntag die Flugrechte der UN-Inspektoren, die gemäß des Waffenstillstandsabkommens vom April 1990 die Massenvernichtungswaffen Iraks aufspüren und vernichten sollen. Die Landebeschränkung für UN-Flugzeuge könnte die Alliierten zu einer militärischen Reaktion veranlassen, sagte der Leiter des UN-Inspektionsprogramms, Rolf Ekeus. Radio Bagdad berichtete am Sonntag abend, daß sich Staatspräsident Saddam Hussein mit dem Kommandeur der Luftwaffe, Generalleutnant Musahim Saab el Hassan, und anderen hohen Offizieren getroffen habe. Zuvor habe er das Hauptquartier des 4. Heerescorps im Landesinneren besucht und sich von dessen Fähigkeiten unterrichten lassen, "das irakische Volk gegen die ungerechte amerikanische Aggression zu verteidigen".

Beamtenbund sind 2,25 Prozent zu wenig

BAD KISSINGEN, 11. Januar (AP). Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Werner Hagedorn, hat die Forderung seiner Organisation nach Erhöhung der Beamtenbesoldung um fünf Prozent als Sicherung der Realeinkommen verteidigt.

Die Beamten verzichteten bereits auf Beträge in Milliardenhöhe, indem sie nicht den Abbau ihres Einkommensrückstandes einforderten und in diesem Jahr auf jede weitere Arbeitszeitverkürzung verzichteten, sagte Hagedorn am Montag zum Auftakt der gewerkschaftspolitischen Tagung des Beamtenbunds in Bad Kissingen. Damit seien auch die Beamten bereit, ein Solidaritätsopfer zu bringen, erklärte Hagedorn nach dem vorab veröffentlichten Redetext.

Dagegen sei das von den öffentlichen Arbeitgebern am vergangenen Freitag vorgelegte Angebot von 2,25 Prozent Gehaltserhöhung im öffentlichen Dienst, an dem sich auch die Beamtenbesoldung orientiert, "noch deutlich unter der Grenze, die zur Sicherung der Realeinkommen notwendig ist", kritisierte er.

Die Beamteneinkommen seien "keine Reservekasse". Die Beamten wehrten sich dagegen, "daß der Staat, der als Dienstherr Loyalität einfordert, der erste ist, der hier eine bequeme Beute wittert". Der Großteil der Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes gehöre nicht zu den Großverdienern der Gesellschaft.

Auf der traditionellen Jahrestagung des Beamtenbundes wollte Bundesinnenminister Rudolf Seiters in einem "Schlagabtausch" auf Hagedorns Worte reagieren. Zentrale Themen des zweitägigen Treffens, an dem auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger teilnimmt, sind der europäische Binnenmarkt und die geplante Europäische Union.

Die Beamten können nach den Worten von Bundesinnenminister Rudolf Seiters in diesem wie im kommenden Jahr nur geringe Einkommensverbesserungen erwarten. Angesichts der notwendigen Mittel für den Aufbau Ostdeutschlands erwarte er, daß die Beamten überwiegend zustimmen würden, "wenn durch eine spürbare Zurückhaltung bei den Linearanpassungen für 1993 und 1994 zum Erfolg des Gemeinschaftswerks Aufbau Ost beigetragen wird", sagte Seiters den Delegierten in Bad Kissingen.

Der Bundesinnenminister räumte ein, die Beamten seien an der Bewältigung der finanziellen Lasten für die neuen Länder angemessen beteiligt gewesen. Der Beitrag des öffentlichen Dienstes zum Solidarpakt für den Aufbau Ostdeutschlands müsse deshalb "in einem ausgewogenen Verhältnis zu den Belastungen der anderen gesellschaftlichen Gruppen stehen", sagte Seiters. Er sicherte zu, "daß wir zur Normalität zurückkehren können, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen sich verbessert haben". Dann sei auch wieder eine regelmäßige Anpassung der Beamtenbesoldung an die allgemeine wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung möglich.

Eggert kritisiert Kohls "Wildwuchs"-Äußerung

BERLIN, 11. Januar (AP). Der stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU, der sächsische Innenminister Heinz Eggert, hat Bundeskanzler Helmut Kohl wegen seiner Äußerung über den "Wildwuchs" bei den Sozialleistungen kritisiert. Die Bild-Zeitung zitierte ihn mit den Worten: "Er hätte diese unsinnige, einseitig auf die sozial Schwachen ausgerichtete Spardiskussion sofort beenden müssen. Jetzt ist der Eindruck entstanden, man fängt zuerst bei den Kleinen an." Zudem könne er im Gegensatz zu Kohl im Osten Deutschlands keinen sozialen Wildwuchs entdecken, obwohl er "Menschen kenne, die auch hier das Sozialsystem ausbeuten".

Zwei Todesopfer bei Kollision

FRIEDRICHSDORF. Zwei Todesopfer forderte in der Nacht zum Montag ein Unfall auf der Bundesstraße 455 bei Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis).

Wie das Regierungspräsidium Darmstadt mitteilte, war ein 30jähriger Autofahrer am Ende einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geraten und dort frontal auf einen entgegenkommenden Wagen geprallt. Der 30jährige und die 19 Jahre alte Beifahrerin des zweiten Autos wurden dabei tödlich verletzt.

Wie weiter berichtet wurde, erlitt auch der 21jährige Fahrer des zweiten Wagens schwerste Verletzungen und mußte in das Kreiskrankenhaus Bad Homburg gebracht werden. Die Bundesstraße mußte für die Rettungsarbeiten drei Stunden lang gesperrt werden. AP

Zweiter Mensch mit Pavianleber Organempfänger ist ein 62jähriger Gelbsuchtpatient

PITTSBURGH, 11. Januar (AP). Die Ärzte der Pittsburgher Universitätsklinik haben einen zweiten Versuch unternommen, einem an unheilbarer Gelbsucht leidenden Menschen mit der Einpflanzung einer Pavianleber das Leben zu retten. Der 62jährige Patient befand sich nach der 13stündigen Operation am Montag in kritischem Zustand, wie eine Sprecherin mitteilte. Wie bei dem ersten Empfänger wäre eine menschliche Spenderleber ebenfalls von dem Hepatitis-B-Virus angegriffen und zerstört worden, erklärte das Operationsteam.

Es wird vermutet, daß die Affenleber gegen Gelbsucht immun ist. Der erste Empfänger einer Pavianleber, ein 35jähriger aidsinfizierter Mann, war am 6. September vergangenen Jahres 70 Tage nach der Transplantation gestorben. Eine Überdosis eines Mittels, das die Organabstoßung verhindern sollte, löste eine tödliche Infektion aus. Der 62jährige ist nicht HIV-infiziert.

Ärzte hatten sich trotz des Todes des ersten Patienten zuversichtlich über die Erfolgsaussichten von Transplantationen von Tierorganen geäußert. Sie verwiesen darauf, daß die Pavianleber damals vom Körper nicht abgestoßen worden sei, daß sich ihr Umfang in fast einem Monat verdreifacht und damit den Anforderungen des neuen Körpers angepaßt habe. Zudem sei die Pavian-DNA, der genetische Code, in Herz, Lungen, Nieren und den Lymphknoten des Patienten entdeckt worden. Affen kehrten zur Erde zurück

MOSKAU (AP). Zwei Affen, die Ende vergangenen Jahres an Bord einer russischen Raumkapsel ins All geschossen wurden, sind am Sonntag wohlbehalten auf die Erde zurückgekehrt. Das berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax. Die Affen waren am 29. Dezember zusammen mit Pflanzen, Insekten und einigen Zellkulturen mit einer Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Plesezk in den Weltraum befördert worden. Laut Angaben des Pressedienstes des Militärischen Raumfahrtprogramms überwachten Experten der Europäischen Raumfahrtagentur, darunter Wissenschaftler aus Deutschland und Italien, die Experimente mit den Tieren. Nach offiziellen Angaben wurden die Affen für weitere medizinisch-biologische Tests nach Moskau gebracht.Tote Eskimos auf der Kirmes

ANCHORAGE, 11. Januar (AP). Einst als Jahrmarktvergnügen mißbraucht, sollen die Mumien zweier Eskimos jetzt ihre letzte Ruhe bei ihrem Stamm in Alaska finden. Wie der Kurator des Naturgeschichtlichen Museums in Cincinnati, Wesley Cowan, am Sonntag mitteilte, sind die Besitzer der Mumien seinem Rat gefolgt, die sterblichen Überreste einer erwachsenen Frau und eines fünf- bis sechsjährigen Mädchens an die Inupiat- Eskimos in Point Hope an der Nordwestspitze von Alaska zu übergeben.

Die durch Frost und Austrocknung konservierten Leichen waren dort vor 80 Jahren in einer Höhle von einem Bergmann entdeckt worden. Die unbekleideten Toten waren nach Angaben Cowans dann in mehreren Staaten der USA gegen Bezahlung zur Schau gestellt worden. Ihr genaues Alter ist nicht bekannt.

Die Stammesältesten der Inupiat reagierten entsetzt auf die Nachricht, daß zwei der ihren tot auf Jahrmärkten herumgereicht worden waren. Der Bürgermeister von Point Hope, David Stone, kündigte an, daß die Mumien auf dem Dorffriedhof beigesetzt werden sollen. Das Schicksal der Frau und des Mädchens habe die Ältesten an eine Eskimogeschichte erinnert, in der eine Frau nach einem schlimmen Streit mit ihrem Mann solange herumirren mußte, bis sie keinen Platz mehr auf der Welt fand.

Deportierte fordern Boykott Araber sollen Friedensgespräche mit Israel abbrechen

MERDSCH EL SOHUR/JERUSALEM 11. Januar (AP/AFP/Reuter). Der Sprecher der von Israel ins südlibanesische Niemandsland deportierten mehr als 400 Palästinenser, Abdel Asis Rantisi, hat am Montag die Teilnehmer des arabischen Außenministertreffens in Kairo zum Abbruch der Friedensverhandlungen mit Israel aufgefordert. Der Arzt aus dem Gaza-Streifen rief die Arabische Liga außerdem dazu auf, sich auf allen politischen Ebenen verstärkt für die Rückkehr der am 17. Dezember ausgewiesenen Männer einzusetzen. Den gleichen Hilfsappell richtete er an die in Dakar tagende Islamische Weltkonferenz. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) bekräftigte ihre Enschlossenheit, die Fortsetzung der Washingtoner Nahost-Friedensgespräche von der Rückkehr der Deportierten abhängig zu machen. Der syrische Außenminister Faruk el Scharaa äußerte sich besorgt, daß der Konflikt um die Deportierten die internationalen Friedensbemühungen untergraben könnte.

Auch die zweite UN-Mission zur Vermittlung in dem Konflikt konnte keine Bewegung in die verhärtete Position Israels bringen. Ministerpräsident Yitzhak Schamir verteidigte am Sonntag abend nach einer Unterredung mit dem UN- Sondergesandten Chinmaya Gharechan die Abschiebung erneut und warnte die UN vor weiteren Schritten. Er habe deutlich gemacht, daß es sich um eine zeitlich begrenzte "Versetzung" und nicht um eine endgültige Ausweisung handele, sagte Rabin. Gharechan seinerseits warnte Rabin, er solle nicht auf ein Veto der USA rechnen, wenn der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erneut über die Massendeportation berate. Die UN hatten die nach der Ermordung eines israelischen Grenzpolizisten erfolgte Ausweisung am 19. Dezember in der Resolution 799 verurteilt und Israel aufgefordert, die Entscheidung zurückzunehmen.

Um eine Verhängung von UN-Sanktionen über Israel zu vermeiden, will der israelische Außenminister Schimon Peres am Mittwoch nach Paris reisen. Dort soll Peres UN-Generalsekretär Butros Ghali treffen, sagte ein hoher Beamter im israelischen Außenministerium. Dem Sprecher zufolge rechnet Israel damit, daß die US-Regierung mögliche UN-Sanktionen mit einem Veto verhindern wird.

Israelische Soldaten erschossen am Montag wieder einen jungen Palästinenser im Westjordanland.

Prozeß gegen "Finanz-Haie" eröffnet Rund 50 000 Anleger sollen um Hunderte von Millionen betrogen worden sein

DUISBURG (AP/spi/rtr/dpa). In einem der spektakulärsten Anlagebetrugs-Prozesse der deutschen Justizgeschichte müssen sich seit gestern zwei Gründer der 1991 zusammengebrochenen Anlagefirma Ambros S. A. vor der Wirtschaftsstrafkammer des Duisburger Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern im Alter von 42 und 43 Jahren vor, rund 50 000 gutgläubige Anleger um 612 Millionen Mark geprellt zu haben. Das Verfahren gegen den dritten Firmengründer wurde wegen dessen schwerer Erkrankung vorläufig eingestellt. Dieser Angeklagte zitterte nach Angaben von Prozeßbeobachtern am ganzen Körper und konnte kaum gehen.

Die Staatsanwälte Peter Lichtenberg und Bernd Englisch beschuldigten die mutmaßlichen "Finanz-Haie" in der mehrstündigen Anklageverlesung, spätestens seit Anfang 1989 Anleger mit völlig unrealistischen Gewinnversprechen dazu gebracht zu haben, daß sie ihr Geld der in Panama registrierten und mit einer Niederlassung in Mülheim/Ruhr vertretenen Ambros anvertrauten, die damit an amerikanischen Terminbörsen spekulieren sollte. Obwohl das Unternehmen seit August 1988 "immense Verluste" gemacht habe, hätten die Angeklagten mit vorgetäuschten Gewinnen neue Kunden geworben, um weiter die erfolgsabhängigen Provisionen kassieren zu können.

So seien frei erfundene Jahresrenditen von 22 bis zu 33 Prozent angegeben worden, berichteten die Staatsanwälte. Fällige Zahlungen seien im "Schneeball"-Verfahren aus den Ersparnissen neuer Anleger finanziert worden, bis das System Anfang 1991 zusammenbrach. Für ihre Anlagefirma warben die Angeklagten den Ermittlungen zufolge mit einem schlagkräftigen bundesweiten Vertriebssystem, in dem bis zu 3000 Vermittler auf Provisionsbasis arbeiteten.

Auf den Markt gebracht hatten die Ambros-Gründer ihr Anlagesystem im Oktober 1986. Dabei konnten Kunden zwischen einem sogenannten Sparvertrag mit monatlichen Raten und einem Verwaltungsvertrag mit einer einmaligen Einzahlung von mindestens 1000 Mark wählen. Mit dem Geld sollen die Angeklagten in den USA spekuliert haben. Bis Oktober 1987 sei es ihnen gelungen, tatsächlich Gewinne zu erzielen. Doch dann seien infolge eines weltweiten Kurssturzes die gesamten angelegten Gelder verlorengegangen.

Danach, so die Vorwürfe, hätten sich die Angeklagten mit neuen Finanzmitteln auf andere hochriskante Geschäfte verlegt. Doch seien hier nach einer kurzen Erfolgssträhne seit August 1988 fast ausschließlich Miese eingefahren worden. Den insoweit entstandenen Gesamtverlust beziffert die Anklagebehörde auf 232 Millionen Mark. Gegenüber den Anlegern hätten die mutmaßlichen Täter die Einbußen aber bewußt verheimlicht und frei erfundene Renditen festgelegt.

Um die auf fortgesetzten Betrug in einem besonders schweren Fall lautende Anklage bewältigen zu können, beschränkte sich die Staatsanwaltschaft auf 2675 Fälle (von insgesamt mehr als 81 000) mit einem Gesamtvolumen von 87,6 Millionen Mark. Die Beweismittel füllen 136 Aktenordner.

Die vorläufige Einstellung des Verfahrens gegen einen Mitangeklagten sorgte für teilweise heftigen Widerspruch von im Gerichtssaal anwesenden Geschädigten. Eine Frau protestierte: "Mein Mann wollte sich das Leben nehmen wegen den Leuten." Andere Zuhörer beschimpften die Angeklagten lautstark als "Schweinehunde". Die "Geldberater" sitzen seit Februar 1991 in Untersuchungshaft. Der Prozeß gegen sie ist vorerst bis Ende März terminiert.

Das Konkursverfahren über das hierzulande befindliche Ambros-Vermögen sollte nach Angaben des Düsseldorfer Rechtsanwalts Dieter Zirpins vom Dezember mangels Masse kurzfristig eingestellt werden. Für die geschädigten und nicht durch sogenannte Arreste gesicherten Gläubiger bedeutet dies, daß sie ihre Forderungen in den Schornstein schreiben können.

Hamburger gucken in die Röhre

HAMBURG, 11. Januar (AP). Die Weströhre des Hamburger Elbtunnels ist wegen Bauarbeiten von Dienstag bis zum 4. März gesperrt. Wie die Hamburger Baubehörde am Montag mitteilte, sind in den kommenden Wochen im Elbtunnel nur vier von sechs Fahrbahnen frei für den Straßenverkehr. Die 3325 Meter lange Tunnelröhre werde in dieser Zeit saniert.

Bewaffnete Iraker dringen in Kuwait ein Waffen aus Depot mitgenommen / UN protestieren

KUWAIT / BONN / NEW YORK, 11. Januar (AP/Reuter/dpa). Bewaffnete, aber zivil gekleidete Iraker sind über die Grenze nach Kuwait vorgestoßen. Unter dem Protest dort stationierter Beobachter der Vereinten Nationen (UN) holten sie am Sonntag Waffen aus einem Depot und fielen am Montag in einen von Bagdad beanspruchten Marinestützpunkt ein. UN-Generalsekretär Butros Ghali sagte in Bonn, er hoffe auf "eine sehr scharfe Antwort" des Sicherheitsrats. Das UN-Gremium nahm am Montag abend Beratungen über das irakische Vorgehen auf.

In einem in New York veröffentlichten Bericht für den Sicherheitsrat warf Butros Ghali den Irakern vor, rücksichtslos gegen UN-Regeln verstoßen zu haben. Die jeweils 150 bis 200 Iraker drangen laut UN-Angaben in ein Gebiet ein, das vor dem Golf-Krieg zu Irak gehört hatte, im vorigen Jahr aber von den UN Kuwait übergeben worden war. Bagdad erkennt die neue Grenze nicht an.

Der UN-Beobachter in dem entmilitarisierten Grenzstreifen, Abdel Latif Kabbadsch, berichtete, die Eindringlinge hätten am Montag begonnen, Lagerhäuser abzubauen. Am Sonntag hätten sich bewaffnete Iraker in Zivil in einer ehemaligen irakischen Marinebasis großer Mengen irakischer Waffen, darunter Boden- Boden-Raketen, bemächtigt. Bei dem Versuch, sie an der Grenze aufzuhalten, sei ein UN-Fahrzeug von einem irakischen Lastwagen gerammt worden.

Iraks UN-Botschafter Nissar Hamdun sagte, sein Land habe mit den Beobachtern zusammengearbeitet, um gemäß der vom Sicherheitsrat bis 15. Januar gesetzten Frist sein Eigentum heimzuholen. Die Vereinbarung über den Abtransport sei am 29. Dezember genehmigt worden. USA, Rußland, Großbritannien und Frankreich protestierten gegen Iraks Vorgehen.

("Im Blickpunkt" S. 2, Leitartikel S. 3)

Polizist mit Schüssen aus Schrotgewehr tödlich verletzt

METTMANN, 11. Januar (AP). Drei maskierte und bewaffnete Männer haben am Sonntag abend bei Wülfrath im Kreis Mettmann nach einem Überfall auf eine Tankstelle einen 32 Jahre alten Polizisten mit Schüssen aus einem Schrotgewehr getötet. Wie die Kreispolizeibehörde berichtete, erlag der Beamte am Montag in der Universitätsklinik Essen den Folgen seiner Schußverletzungen. Die unbekannten Gangster hatten bei dem Tankstellenüberfall Geld geraubt und waren dann mit einem gestohlenen Wagen geflohen. Von den Tätern fehlte noch jede Spur.

Nach Darstellung der Behörde hatten zwei maskierte und mit Schrotgewehren bewaffnete Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren am Sonntag gegen 21 Uhr die Tankstelle in Wülfrath betreten. Nach dem Raub bestiegen sie einen Fluchtwagen, in dem ein dritter Täter wartete. Wenige Minuten später löste die Polizei eine Ringfahndung aus, in deren Verlauf der 32jährige Diensthundeführer der Mettmanner Polizei meldete, er habe das Täterfahrzeug auf einem Feldweg in der Nähe der Tankstelle vor sich. Nach dieser Durchsage brach der Funkkontakt zu dem Beamten ab. Die Besatzung eines kurz darauf eintreffenden Streifenwagens fand ihren Kollegen hinter seinem stark beschädigten Dienstwagen mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen bewußtlos auf dem Feldweg. Der Mann war von einem Schuß mit Schrotmunition im Gesicht getroffen worden.

Über eine Million Minen an innerdeutscher Grenze

BONN, 11. Januar (AP). Die DDR hat an der innerdeutschen Grenze zwischen 1961 und 1985 insgesamt 1 322 700 Minen verlegt. DDR-Grenztruppen hätten ab 1985 fast alle Minen geräumt, erläuterte die Bundesregierung in ihrer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der Gruppe Bündnis 90/Grüne im Bundestag.

Nach der deutschen Einigung seien die dazu angelegten Minenprotokolle überprüft worden mit dem Ergebnis, daß der Verbleib von 33 868 Minen unklar geblieben sei. Es sei nicht geklärt, wie viele dieser Minen durch Schneelast, Wild oder andere Einflüsse ausgelöst worden seien oder noch im Grenzstreifen lägen. Grenzabschnitte, in denen Differenzen zwischen verlegten oder geräumten Minen festgestellt worden seien, seien als minengefährdet eingestuft worden. Fachleute hätten inzwischen 331 Minen, die unbeschädigt waren, gefunden und gesprengt. Die Entminung des ehemaligen Grenzstreifens wird nach Angaben der Bundesregierung bis Ende März 1995 dauern.

Historiker belastet Ulbricht

LEIPZIG, 11. Januar (AP). Die Waldheimer Schnellverfahren, in denen die DDR- Justiz 1950 auch Todesurteile gegen Regimegegner fällte, sollen von Walter Ulbricht persönlich stark beeinflußt worden sein. Das sagte der Historiker Wolfgang Eisert am Montag im Prozeß gegen einen der Waldheimer Richter vor dem Leipziger Landgericht aus. Der spätere SED- Chef Ulbricht war damals zuständig für staatliche Organe im Sicherheitssekretariat der Partei.

Eisert, der sich mit historischen Quellen zur Verflechtung zwischen Partei und Justiz in der DDR-Zeit beschäftigt, sagte, Ulbricht habe eine entscheidende Mittlerfunktion zwischen der sowjetischen Militärverwaltung und der SED innegehabt. Zwar gebe es nach seinem Erkenntnisstand keine Aufzeichnungen über Gespräche, jedoch Auflagen des Zentralsekretariats der SED für die Waldheimer Prozesse, für die hauptsächlich Ulbricht verantwortlich war. So sei den Richtern damals nahegelegt worden, möglichst hohe Strafen - zwischen 20 und 25 Jahren - auszusprechen.

ALFRED SEIDL, früherer bayerischer Innenminister, hat sich der Verfassungsbeschwerde des FDP-Politikers MANFRED BRUNNER gegen die Zustimmung zum Maastrichter Vertrag angeschlossen. Wie Seidl mitteilte, beantragte er in Karlsruhe, seine Beschwerde mit der von Brunner zu verbinden. Der jetzt 81jährige Seidl war von 1977 bis 1978 bayerischer Innenminister und leitete zwischen 1972 und 1974 die CSU-Landtagsfraktion. 1974 ging er als Staatssekretär ins bayerische Justizministerium. Auch vier Europaparlamentarier der Grünen wollen den Vertrag von Maastricht zu Europäischen Union kippen. Das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete, ein Berliner Rechtsanwalt habe im Auftrag von HILTRUD BREYER, CLAUDIA ROTH, FRIEDRICH-WILHELM GRAEFE ZU BARINGDORF und WILFRIED TELKÖMPFER beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde eingelegt. (AP)

USA verweigern Entschädigung

WASHINGTON, 12. Januar (AP). Der Oberste Gerichtshof der USA hat es abgelehnt, panamaischen Staatsbürgern für die während der US-Invasion von 1989 erlittenen Verluste Entschädigungszahlungen zuzugestehen. Der Gerichtshof schloß sich damit nicht der Auffassung der Zivilkläger an, wonach der Panamakanalvertrag aus dem Jahre 1977 eine Grundlage für ihren Rechtsstreit bietet.

Während der Invasion der US-Truppen zur Ergreifung des damaligen panamaischen Diktators Manuel Noriega, den die USA wegen Drogenhandels vor Gericht stellen wollten, waren in dem lateinamerikanischen Land über 200 Zivilpersonen ums Leben gekommen. Mehrere hundert weitere Panamaer waren verletzt worden. Außerdem hatten die US-Soldaten hohen Sachschaden angerichtet.

18,5 Millionen auf der Flucht

HELSINKI, 12. Januar (AP). Die Zahl der Flüchtlinge weltweit ist nach Angaben der UN im vergangenen Jahr auf die Rekordhöhe von 18,5 Millionen angestiegen. Wie der Auslandsleiter des UN- Hochkommissariats für Flüchtlingsangelegenheiten (UNHCR), Sören Jessen-Petersen, in Helsinki bekanntgab, erhöhte sich die Zahl im Vergleich zu 1991 um 3,5 Millionen, davon allein drei Millionen Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Das UNHCR habe 1992 eine Milliarde Dollar für Menschen ausgegeben, die vor ethnischen, religiösen und nationalen Konflikten geflohen seien.

Zu den neuen Aufgaben, der sich das UNHCR gegenübersehe, gehöre die Winterhilfe für Flüchtlinge, sagte Jessen-Petersen. Beispielsweise habe man im letzten Winter 1700 Dörfer für die Kurden in Nordirak wiederaufgebaut. Zu den größten Flüchtlingsgruppen zählen laut UN- Hochkommissariat zwei Millionen Afghanen, die in Pakistan und Iran leben, 1,5 Millionen Mosambikaner in Malawi, Südafrika und Simbabwe, eine Million Somalier in diversen Ländern Afrikas, 600 000 Flüchtlinge innerhalb Tadschikistans und 280 000 Birmaner in Bangladesch.

Präsident Montenegros bestätigt

BELGRAD, 11. Januar (AP). Der Präsident des jugoslawischen Bundeslandes Montenegro, Momir Bulatovic, ist im Amt bestätigt worden. Bei der Stichwahl am Sonntag erhielt der 36jährige Bulatovic 63,3 Prozent und sein Herausforderer Branko Kostic 36,7 Prozent der Stimmen.

Räuber schossen Polizisten ins Gesicht

WÜLFRATH, 11. Januar (dpa). Mit einem Schrotschuß ins Gesicht haben drei Räuber einen 32jährigen Polizisten in der Nacht zum Montag in Wülfrath im Rheinland lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben der Polizei hatten die Verbrecher eine Tankstelle überfallen. Bei ihrer Flucht begegneten sie dem alarmierten Diensthundeführer auf einem Feldweg nur zwei Kilometer vom Tatort entfernt. Offenbar schossen sie den Beamten nieder, als dieser sie mit seinem Hund in Schach halten wollte. Eine Großfahndung nach den Tätern verlief bis zum Montag vormittag ergebnislos.

Zug rammte Kleinlaster bei Rödermark

FRANKFURT A. M., 11. Januar (dpa). Bei zwei schweren Verkehrsunfällen sind in der Nacht zum Montag und am frühen Montag morgen in Südhessen fünf Menschen getötet worden. Nach Auskunft der Bundesbahn starben drei Menschen, als auf einem unbeschrankten Bahnübergang bei Rödermark (Kreis Offenbach) ein Kleintransporter von einem Nahverkehrszug gerammt wurde. Der Wagen wurde mehrere hundert Meter von der Lokomotive mitgeschleift. Zwei Tote gab es kurz vor Mitternacht im Hochtaunuskreis, als ein 30jähriger aus den neuen Bundesländern auf der Strecke Köppern-Friedberg in einer leichten Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geriet und dort den Wagen eines 21jährigen rammte. Der Unfallfahrer und die 19jährige Beifahrerin in dem gerammten Fahrzeug wurden getötet. Der Fahrer des entgegenkommenden Wagens überlebte schwer verletzt.

Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Helsinki Sturz in der Qualifikation wirft Marina Kielmann nicht um Goldmedaille bleibt eindeutiges Ziel / Titelverteidigerin Surya Bonaly überzeugte / Witt-Comeback sorgt für Motivationsschub

Der harten Bauchlandung soll der Höhenflug folgen. "Ich bin nicht am Boden zerstört, doch der Schreck ist mir schon in die Glieder gefahren", atmete Marina Kielmann, Deutschlands Medaillenhoffnung bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Helsinki, erleichtert auf. In der erstmals ausgetragenen Qualifikation war die Vize-Europameisterin beim dreifachen Salchow gestürzt und hatte sich eine starke Prellung an der rechten Hand zugezogen. "Ich denke nicht, daß mich diese Verletzung behindern wird", sagte die kämpferische Dortmunderin vor dem heutigen Technikprogramm der Frauen.

Nach zwei Bronze- und einer Silbermedaille in den vergangenen drei Jahren will die 23jährige Bürokauffrau ein goldenes EM-Glied in ihre Erfolgskette einfügen. "Ich habe mir immer hohe Ziele gesetzt, und mein Ziel ist, einmal Europameisterin zu werden", hofft Marina Kielmann auf die Gunst der Stunde und des Schauplatzes. Denn 1977 hatte bei der ersten EM-Auflage in Helsinki mit Anett Pötzsch ebenfalls eine Deutsche gewonnen. Im EM-Qualifkationslaufen hatte aber die Französin Surya Bonaly mit einem guten Kür-Vortrag demonstriert, daß sie den dritten Gold-Streich energisch anstrebt.

Einen zusätzlichen Schub bewirkte zudem die Ankündigung der sechsfachen Europameisterin Katarina Witt (1983 bis 1988), im kommenden Winter ein Comeback bei den Amateuren zu wagen. "Natürlich hat dies Diskussionen ausgelöst. Und ich hatte den Eindruck, daß sie eine motivierende Wirkung haben wird. Denn unsere Läufer wollen sich nicht einfach von den Profis beiseite drängen lassen", berichtete Michael Föll, Delegationschef und Schatzmeister der Deutschen Eislauf-Union (DEU), der zwei EM-Medaillen prognostiziert hat. Neben Marina Kielmann ruhen die Hoffnungen der DEU auf dem Paarlauf. Die Chemnitzer Mandy Wötzel/Ingo Steuer - sie laufen erst seit Spätsommer zusammen - sind in diesem Winter in vier Wettbewerben siegreich gewesen. Doch auch Peggy Schwarz/Alexander König können in den Medaillenkampf eingreifen. Die Berliner, 1992 Fünfte und 1988 EM-Dritte, scheinen wieder fit zu sein, nachdem sie bei den Deutschen Meisterschaften wegen einer Hüftverletzung von Peggy Schwarz noch aufgeben mußten. "Sie ist wieder gesund. Die Verletzung hat sich als nicht so gravierend erwiesen", so Föll.

Als Letzte sind am Sonntag Jennifer Goolsbee/Hendryk Schamberger in Helsinki eingetroffen. Die Essener Eistänzer müssen am Donnerstag an den Start. Sie haben das gleiche Ziel wie Meister Ronny Winkler (Berlin): Ein Rang unter den ersten Zehn, um zwei Startplätze für das Olympia-Jahr zu sichern. EM 1995 doch in Stuttgart?

Die Entscheidung, ob Stuttgart 1995 die Eiskunstlauf-Europameisterschaft austragen oder zurückgeben wird, fällt am 7./8. Februar auf der Präsidiumssitzung der Deutschen Eislauf-Union (DEU). "Ich bin jetzt optimistischer, daß die EM in Stuttgart bleibt", erklärte Michael Föll (Stuttgart) am Montag in Helsinki.

Der Grund für seine Zuversicht ist, daß der ursprünglich von der DEU geforderte Bau einer Trainings-Eishalle - von den 16 Millionen Mark Kosten hätte die Stadt Stuttgart sechs Millionen übernehmen müssen - nicht mehr zum Stolperstein werden wird. "Es gibt an- dere Lösungen. Stuttgart verfügt noch über andere geeignete Sportstätten", so Föll. dpa

Orkan verhindert weiter Bergung

LERWICK, 11. Januar (dpa). Ein Orkan mit Windböen um 160 km/h und haushohe Wellen verhindern weiter die Bergung von Öl aus dem vor den Shetland-Inseln gestrandeten Tanker "Braer".

Naturschützer haben inzwischen mehrere hundert tote Seevögel und die ersten im Öl umgekommenen Otter und Seehunde geborgen. "Das wahre Ausmaß der Katastrophe ist viel größer", betonte ein Sprecher der Umweltschutzorganisation "Friends of the Earth". An den ölverschmierten Stränden sei nur ein Teil erkennbar: "Was draußen geschieht, sehen wir hier gar nicht."

Heute nachmittag wollen Prinz Charles und Prinz Philip die Shetlands besuchen.

(Siehe auch Seite 3)

Fleisch wird immer unbeliebter

BONN, 11. Januar (dpa). Die Westdeutschen essen weniger Fleisch. Dagegen ist bei Getreideprodukten, vor allem bei Weizen, eine leichte Zunahme des Verbrauchs festzustellen, schreibt am Montag der Bonner Landwirtschaftsinformationsdienst (AID). Laut AID haben sich die Ernährungsgewohnheiten in den alten Bundesländern in den vergangenen vier Jahren insgesamt verändert. So seien auch Obst und Gemüse im Aufwärtstrend. Das treffe ebenfalls für Frischmilcherzeugnisse sowie für Käse und Geflügel zu. Hingegen deute sich bei Zucker und Fetten eine leichte Abwärtsentwicklung an. Verstärkt habe sich der Rückgang des Eierkonsums.

Zwei Tote bei Wohnhausbrand

TRABEN-TRARBACH, 11. Januar (dpa). Ein 72jähriger Mann und seine 68 Jahre alte Lebensgefährtin sind in der Nacht zum Montag bei einem Wohnhausbrand in Traben-Trarbach an der Mosel ums Leben gekommen. Das Haus brannte vollkommen aus. Nach Auskunft der Polizei in Wittlich war das Feuer aus unbekannter Ursache kurz nach Mitternacht ausgebrochen. Die beiden Hausbewohner verständigten noch die Nachbarn, konnten sich aber nicht mehr in Sicherheit bringen, da das Feuer sich sehr schnell ausbreitete.

Eier gegen iranischen Außenminister

WIEN, 11. Januar (dpa). Bei einem Zwischenaufenthalt in Wien ist der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati am Montag von iranischen Oppositionellen mit Eiern beworfen worden. Die Volksmodjaheddin waren in den Frühstücksraum des Welajati-Hotels eingedrungen und hatten ihre Eierwürfe mit regierungsfeindlichen Parolen begleitet. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Männer und zwei Frauen festgenommen. Welajati hatte am Sonntag auf dem Wege zur Konferenz Islamischer Staaten in der senegalesischen Hauptstadt Dakar einen Zwischenaufenthalt in Wien eingelegt.

Dynamit-Schiff vor Norwegen explodiert

OSLO, 11. Januar (dpa). Ein Schiff mit 200 Tonnen Dynamit und anderem explosiven Material an Bord ist am Montag vor der südnorwegischen Küste bei der kleinen Insel Skjernoey explodiert. Dies berichtete die norwegische Agentur NTB. Der Frachter "Stavfjord" war am Samstag abend bei der Insel auf Grund gelaufen. Die 120 Inselbewohner waren daraufhin in Sicherheit gebracht worden. Am Sonntag konnten sie wieder zurückkehren, nachdem die Polizei davon gesprochen hatte, daß die Gefahr gebannt sei. Niemand sei bei der Explosion verletzt worden, hieß es.

Weiter Kämpfe in Abchasien

MOSKAU, 11. Januar (dpa/AP). Die schweren Kämpfe zwischen georgischen Regierungstruppen und Einheiten des nach Unabhängigkeit strebenden Abchasien haben auch in der Nacht zum Montag angehalten. Unter Berufung auf das Verteidigungsministerium von Abchasien meldete die Nachrichtenagentur ITAR- TASS, die georgische Seite habe die abchasischen Stellungen am Fluß Gumista mit schwerer Artillerie beschossen. Auch im Süden Abchasiens gab es nach diesen Angaben unverändert Kämpfe zwischen abchasischen Partisanen und georgischen Truppen. Auf beiden Seiten habe es Tote und Verletzte gegeben.

Die russische Armee in Georgien warf den Streitkräften der Kaukasus-Republik vor, 40 Soldaten mit Waffengewalt in ihrem Stützpunkt festzuhalten, um so die Übergabe von Waffen und Munition zu erzwingen. Georgische Regierungsbeamte wiesen den Vorwurf zurück, teilten aber mit, daß Zivilisten aus Protest gegen eine Verminung des Geländes den Stützpunkt in der westgeorgischen Stadt Lagodechi umlagerten.

Arbeitgeber auf Waigels Kurs Solidarpakt mit Ruf nach geringerer Sozialleistung verknüpft

KÖLN, 11. Januar (dpa/AFP/Reuter). Die Arbeitgeber haben am Montag dafür plädiert, im Rahmen des Solidarpakts die Sozialhilfeleistungen begrenzt einzuschränken. "Es wäre angemessen, den Abstand zwischen Sozialhilfeleistungen und Arbeitseinkommen von Anfang der 80er Jahre wiederherzustellen", heißt es in einem Kommentar im Mediendienst der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände in Köln. Zur Begründung wird angeführt, die Sozialhilfeleistungen kämen den Nettoeinkommen der unteren Lohngruppen "teilweise sehr nahe". In nicht wenigen Fällen würden sie sogar erreicht oder überschritten. Die Beschäftigten müßten sich zunehmend fragen, ob Arbeit noch lohne.

FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff bezeichnete den Solidarpakt als "richtig und wünschenswert". Die Liberalen wollten aber den Inhalt sehen, bevor ihm zugestimmt werden könne, sagte Lambsdorff in Bonn. Er verlangte mit Blick auf die von Finanzminister Theo Waigel (CSU) beabsichtigten Kürzungen bei Sozialhilfe, Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe ein "geschlossenes Konzept". Weitere Steuererhöhungen vor 1995 lehnte Lambsdorff ab. Sie wären wirtschafts- und konjunkturpolitisch "das Falscheste". Aller Voraussicht nach sei eine Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags von 1995 an "das Vernünftigste".

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Heiner Geißler hat in einem Brief an die Unionsabgeordneten für die Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags plädiert.

Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Heinz Eggert rügte Bundeskanzler Helmut Kohl wegen seiner Äußerungen über einen zu beschneidenden "Wildwuchs" bei Sozialleistungen. Kohl hätte diese unsinnige, einseitig auf die sozial Schwachen ausgerichtete Spardiskussion sofort beenden müssen, sagte Eggert, zugleich sächsischer Innenminister, der Bild-Zeitung. Es sei der Eindruck entstanden, man fange bei den Kleinen an. Zudem könne er in Ostdeutschland keinen sozialen Wildwuchs entdecken.

Orchesterauflösung in Freiberg

FREIBERG. Das Orchester des Stadttheaters im sächsischen Freiberg wird aufgelöst. Wie Intendant Rüdiger Bloch mitteilte, soll über die Hälfte der jetzt 34 Musiker ab 1. August in der Mittelsächsischen Philharmonie weiterbeschäftigt werden.

Die Mittelsächsische Philharmonie, deren Sitz noch nicht feststeht, soll ein Orchester mit 70 bis 80 Musikern werden und Konzerte im mittelsächsischen Raum geben, aber auch weiter das Musiktheater in Freiberg bedienen. Im Gegenzug will das Freiberger Stadttheater in Riesa und Döbeln spielen. dpa

Bankenverband erwartet sieben magere Jahre

DÜSSELDORF (dpa). Zur Vermeidung einer langandauernden Wirtschaftskrise hat der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Eberhard Martini, Wirtschaft und Gesellschaft aufgefordert, zu "schlankeren Produktionsstrukturen" zurückzukehren. Bei seiner Rede auf dem Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf verlangte der Lobbyist des Geldgewerbes, überzogene Ansprüche an das Sozialprodukt zurückzufahren und die Verteilungs- sowie Sozialpolitik neu zu definieren. "Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft stärken und zur notwendigen Wachstumsdynamik zurückfinden."

Die Anzahl der mageren Jahre dürfte nach Einschätzung von Martini eher "biblisches Ausmaß" erreichen, also sieben statt der zwei oder drei Jahre, die gelegentlich in der Öffentlichkeit genannt würden.

Eine Schlüsselrolle bei der Lösung wirtschaftlicher Probleme komme der Lohnpolitik zu, warnte der Bayern-Hypo- Chef. Die Obergrenze für Einkommensanpassungen werde vom Produktivitätsfortschritt gezogen. Die Sicherung der Realeinkommen in der laufenden Lohnrunde hält der Verbandsboß daher für ein zu weit gestecktes Ziel.

Martini forderte die Finanzpolitiker auf, Subventionen entschlossen abzubauen, um den Anstieg der Neuverschuldung - ihn bezifferte der Bankenpräsident von 1992 bis 1995 auf 850 Milliarden Mark - erheblich zu bremsen. Steuer- und Abgabenerhöhungen sind seiner Ansicht nach wegen ihrer wachstumshemmenden Folgen eindeutig der "schlechtere Weg" bei der Konsolidierung der Staatsfinanzen.

Leverkusens Noch-Trainer ist über die Art und Weise der Trennung verärgert Zwischen Bayer und Saftig stimmt die "Chemie" nicht mehr "Mit mir hat Calmund überhaupt nicht verhandelt" / Querelen mit neuer Vorstandsspitze / Spieler reagierten überrascht

Auf seinen Arbeitgeber, den Bundesliga-Klub Bayer Leverkusen, ist Noch-Trainer Reinhard Saftig derzeit nicht sonderlich gut zu sprechen. Der 40jährige Fußball-Lehrer ist enttäuscht über die Art und Weise, wie die Führungsriege des Werks-Klubs in den letzten Tagen und Wochen in der Trainerfrage vorgegangen ist. "Mit mir hat der Verein überhaupt nicht verhandelt, es hat nur Gespräche gegeben. Deshalb kann ich die Aussage, ich sei die erste Verhandlungsadresse gewesen, auch nicht nachvollziehen", kritisierte Saftig, der am Saisonende von Dragoslav Stepanovic (Eintracht Frankfurt) abgelöst wird.

"Daß ein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird, ist normal und gehört zum Geschäft. Aber selbst als wir auf dem zweiten Tabellenplatz standen, ging das Gerede um den Trainerposten schon los. Das waren damals mehr als nur Gerüchte", erklärte Reinhard Saftig ernüchtert.

Bereits im November, als die Namen von Christoph Daum (VfB Stuttgart) und Otto Rehhagel (Werder Bremen) als potentielle Nachfolger gehandelt wurden, klagte er: "Da läuft eine gezielte Kampagne gegen mich." Verantwortlich für den rauheren Umgang im Verein macht der Coach, der im Sommer 1991 zu Bayer gewechselt war, vor allem die neue Klubführung mit Präsident Rolf Büll und Fußball-Abteilungsleiter Kurt Vossen. "Meinen auslaufenden Zweijahresvertrag habe ich noch mit dem früheren Präsidenten Fischer abgeschlossen, zu dem ich ein ausgezeichnetes Verhältnis habe. Seit die Führung gewechselt hat, ist es jedoch nicht mehr so wie früher", betonte Saftig: "Das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung." Manager Reiner Calmund, der Stepanovics Verpflichtung einfädelte und perfekt machte, sitze hingegen "zwischen den Stühlen". Saftig: "Er trifft letztlich nicht die Entscheidungen."

Dennoch kann der als "Softie" geltende Saftig seine "riesengroße Enttäuschung" nicht verhehlen. "Ich bin überzeugt, daß wir über den DFB-Pokal oder die Meisterschaft ins internationale Geschäft gekommen wären. Wir sind in der Bundesliga oben dran und haben zudem in der Rückrunde ein Heimspiel mehr als Dortmund."

Daß die Aufgabe durch das frühe Bekanntwerden der Trennung für ihn nicht einfacher wird, ist dem Diplom-Sportlehrer klar: "Nach zwei Niederlagen in Folge geht die Diskussion wahrscheinlich los. Aber mein Verhältnis zur Mannschaft ist gut. Und ich will für den Verein und mich das Bestmögliche herausholen." Der Frust über das ihm schon vor einigen Tagen mitgeteilte Vertragsende hat bei Saftig den Ehrgeiz gesteigert. "Ich will mich mit einem Erfolg in Leverkusen verabschieden. In der Bundesliga noch zwei, drei Ränge auf einen sicheren UEFA- Cup-Platz klettern und vor allem versuchen, DFB-Pokalsieger zu werden. Schon wenn ein Ziel erreicht wird, kann niemand von mangelndem Erfolg reden", nannte Saftig seine Ziele. Hochbrisant wird vor allem das DFB-Pokal-Halbfinale in Frankfurt mit dem Duell Saftig contra "Stepi" am 30. März.

"Erfolgreich ist man erst, wenn man über einen längeren Zeitraum arbeiten kann. Hier war das selbst Trainern, die einen bekannteren Namen tragen als ich, nicht möglich", erinnerte Saftig, dessen Mannschaft in der vorigen Saison aufgrund vieler Verletzter einen UEFA-Cup- Platz in letzter Minute verpaßte, an gescheiterte "Größen" wie Dettmar Cramer oder Rinus Michels.

In dieser Saison hat er noch zwei "heiße Eisen" im Feuer und will diese nutzen, auch um sich für andere Klubs interessant zu machen. "Bisher habe ich alles abgeblockt. Das wird sich jetzt natürlich ändern", betonte Saftig, der erneut ein Amt als Erstliga-Coach anstrebt. Da kommt es ihm entgegen, daß die halbe Liga auf Trainersuche ist. Kritiker warfen Reinhard Saftig nach seinen Gastspielen in Dortmund (1986-1988), wo er nach Querelen mit dem Vorstand und Stürmer Frank Mill freiwillig ging, und Bochum (1989-1991) vor, er sei zu weich für das knallharte Bundesliga-Geschäft.

Überrascht und zurückhaltend reagierten die Bayer-Profis auf den Trainerwechsel. Saftigs Abgang stößt im Team keineswegs auf reine Begeisterung. "Das muß ich erst einmal verdauen", meinte Mittelfeldspieler Andreas Fischer. "Daß es Stepi wird, hat mich schon überrascht", sagte Torwart Rüdiger Vollborn am Sonntag.

"Ich komme mit Saftig gut zurecht", erklärte Mannschaftskapitän Franco Foda. Der von Reinhard Saftig wiederholt stark kritisierte und zuweilen auch auf die Bank gesetzte Rumäne Ioan Lupescu meinte hingegen: "Im Fußball zählt halt alleine der Erfolg, und Saftig hat mit uns in der letzten Saison nur den sechsten Platz erreicht. Auf Stepanovic fiel wohl die Wahl, weil er in Frankfurt gute Arbeit leistet." dpa/sid

Hamburger Bach-Preis für Alfred Schnittke

HAMBURG. Im Rahmen eines Konzerts der Hamburger Philharmoniker hat der wolgadeutsche Komponist Alfred Schnittke gestern den mit 20 000 Mark dotierten Bach-Preis der Hansestadt erhalten. Gleichzeitig überreichte Kultursenatorin Christina Weiss das mit der Auszeichnung verbundene Stipendium in Höhe von 10 000 Mark an den jungen Hamburger Tonsetzer Jan Müller-Wieland.

Der Johann-Sebastian-Bach-Preis ist die höchste musikalische Auszeichnung der Elbmetropole. Er wurde 1950 zum 200. Todestag des Komponisten von Senat und Parlament gestiftet. Die Jury würdigte Schnittke, der seit 1989 in Hamburg lebt, als einen der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart. dpa

Schweizer Daniel Mahrer gewinnt Abfahrtslauf in Garmisch Sieg im "Emmentaler-Look" Markus Wasmeier wird Sechster / "Gewisses Etwas" fehlt

Markus Wasmeier mischt gut drei Wochen vor der alpinen Ski-Weltmeisterschaft wieder in der Weltspitze mit, "nur das gewisse Etwas fehlt mir noch". Bei der zweiten Weltcup-Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen landete der 29 Jahre alte Schlierseer am Montag erneut auf Platz sechs und war damit nur sechs Wochen nach seiner Verletzung wieder bester Läufer des Deutschen Skiverbandes (DSV).

Zweite Parallele der beiden Rennen: Wieder gab es auf der Kandaharstrecke einen Schweizer Triumph. Team-Senior Daniel Mahrer feierte eine Woche nach seinem 31. Geburtstag seinen achten Weltcup-Sieg; Franz Heinzer, Sieger vom Sonntag, machte den Erfolg der Mannschaft im "Emmentaler-Look" als Dritter hinter dem Österreicher Peter Rzehak komplett.

Markus Wasmeier, der in Garmisch nach Wadenbeinbruch und Schulterverletzung sein Comeback auf der Abfahrtspiste feierte und diese Disziplin kaum trainieren konnte, ist mit seiner erstaunlich schnellen Rückkehr die große Hoffnung der deutschen Männer. Mit seiner Zeit von 1:54,14 Minuten verpaßte er nur um 29/100 Sekunden einen Platz auf dem "Treppchen". "Er ist eine Leitfigur. Markus ist der Leitwolf für die anderen. Jedes Team braucht einen Läufer, der in die Weltspitze fährt. Gut für die Mannschaft, daß er wieder da ist", meinte Willi Lesch, der Technische Leiter im DSV. Allerdings blieb der "Leithammel-Effekt" am Montag aus. Die anderen deutschen Läufer spielten in den Ergebnislisten nur eine untergeordnete Rolle: Stefan Krauss (Berchtesgaden/1:56,82) war als 46. zweitbester DSV-Starter.

Routinier Mahrer, der sich erst am Freitag im Training zwei Rippen geprellt und einen Wirbel verklemmt hatte, gewann mit einem Traumlauf vor allem im unteren Streckenteil in 1:53,26 Minuten vor Rzehak (1:53,57), der sich überraschend mit Nummer 28 nach vorne fuhr, und Heinzer (1:53,75). Der Sieger sicherte sich bei der Nachhol-Abfahrt von Val d'Isere 29 000 Mark Preisgeld. Wieder eine starke Leistung zeigte Allrounder Marc Girardelli als Fünfter. Der Luxemburger baute damit seine Führung im Gesamt-Weltcup mit nun 613 Punkten vor dem Italiener Alberto Tomba (472) weiter aus.

Der Olympia-Vierte und Vorjahressieger Wasmeier war mit seinem Resultat hochzufrieden. "Ich hätte mich auch gefreut, wenn ich hier unter die ersten 15 gefahren wäre. Immerhin war das heute erst meine zweite Abfahrt", meinte er. "Die Sicherheit ist wieder da. Nur manchmal kann ich bei gewissen Streckenteilen noch nicht eiskalt in der Hocke bleiben. Aber das ist das fehlende Training", bewertete er seine Form. Völlig von der Rolle war dagegen Hansjörg Tauscher, der am Sonntag Siebter geworden war. Vor nur rund 2000 Zuschauern - kein Vergleich mit der tollen Stimmung vom Vortag - landete der Ex-Weltmeister aus Oberstdorf mit fast vier Sekunden Rückstand noch hinter den "Sternchenfahrern" auf Rang 53.

Riesenfreude dagegen bei Mahrer, der 1991 in Garmisch gewonnen hatte, in dieser Saison aber noch nie unter die besten fünf gefahren war: "Jetzt müssen sie mich zur WM nach Morioka mitnehmen. Nach dem gestrigen Ergebnis als 25. hätte ich nie geglaubt, daß ich heute gewinne." Der WM-Dritte von Saalbach, der schon neun Jahre im Weltcup mitfährt, bescherte den bei Olympia arg gebeutelten Schweizern den dritten Sieg in der vierten Abfahrt der Saison.

Erneut gab es in Garmisch einen schweren Sturz: Der Franzose Jean-Luc Cretier strauchelte im Ziel und rutschte in die Zuschauer, kam aber mit Prellungen davon.

Auch Martin Fiala (Leverkusen) befindet sich auf dem Weg der Besserung. Der 24jährige hatte sich am Sonntag bei einem Sturz im Zielraum das Nasenbein gebrochen und sich eine Gehirnerschütterung zugezogen. "Er ist bereits wieder bei der Mannschaft", erklärte Willi Lesch am Montag. dpa/sid Rennen nach St. Anton verlegt

Der Schneemangel in den Alpen wirbelt das alpine Weltcup-Programm kräftig durcheinander. Nach der Verlegung der Frauen-Rennen von Garmisch-Partenkirchen nach Cortina d'Ampezzo (Abfahrt, Super-G, Slalom vom 15. bis 17. Januar) mußten auch die Hahnenkamm- Rennen der Männer in Kitzbühel abgesagt werden. Abfahrt und Slalom finden nun am Freitag und Samstag in St. Anton am Arlberg statt, wo genügend Schnee vorhanden ist. An welchem Tag welches Rennen ausgetragen wird, muß erst noch entschieden werden.

Alte Thyssen-Villa abgebrannt

MÜLHEIM/RUHR, 11. Januar (dpa). Bei einem Brand in der unter Denkmalschutz stehenden alten Thyssen-Villa in Mülheim/Ruhr ist am Montag die 70jährige Industrielle Marita Grillo ums Leben gekommen. Die Tochter der Toten, die Dressurreiterin und Olympia-Siegerin Gabriela Grillo, soll sich noch aus dem Haus gerettet und einen Schock erlitten haben. Brandursache ist vermutlich eine nicht gelöschte Weihnachtskerze gewesen, teilte die Polizei mit.

Der größte Teil der Backstein-Villa, die die Familie Grillo 1973 erworben und mit Millionen-Aufwand hatte restaurieren lassen, wurde laut Feuerwehr zerstört.

Paris plant Befreiung der Lager Frankreich ist notfalls zu Alleingang in Bosnien bereit

PARIS, 11. Januar (dpa/Reuter/AFP). Frankreich plant die Befreiung von Gefangenen aus den Lagern in Bosnien- Herzegowina. Außenminister Roland Dumas kündigte an, Frankreich werde die Lager notfalls gewaltsam und im Alleingang ohne Hilfe der Alliierten befreien.

Die Ankündigung erfolgte 48 Stunden nach dem Tod des bosnischen Vize-Regierungschefs Hakija Turajlic, der in Sarajewo in Anwesenheit französischer UN-Soldaten von einem serbischen Milizionär erschossen worden war. Paris ist aber offenbar uneins über das Vorgehen. Der Minister für humanitäre Aufgaben, Bernard Kouchner, übernahm die Vorbereitung der Aktion und kündigte für den heutigen Dienstag einen Plan "zur Befreiung einer gewissen Anzahl Frauen" an.

Nach einem Gespräch mit Dumas sagte Kouchner jedoch, ein Einsatz militärischer Zwangsmittel sei von der UN-Resolution 798 nicht gedeckt. Diese fordert die Schließung der Lager und ruft den UN- Generalsekretär auf, "alle nötigen Mittel, über die er vor Ort verfügt, einzusetzen", um freien Zugang zu den Lagern zu erhalten. Dumas sagte dagegen, alle für ein Eingreifen nötigen UN-Beschlüsse und Rechtsgründe lägen vor. Verteidigungsminister Pierre Joxe stellte sich hinter Dumas, fügte aber hinzu, die Entscheidung liege bei Staatspräsident François Mitterrand. Das bürgerliche Parteienbündnis UDF forderte eine Sondersitzung der Nationalversammlung und ein Ultimatum an Serbien. Ein Sprecher der bosnischen Serben kündigte in Genf an, die Franzosen müßten mit erbittertem Widerstand rechnen. Offenbar handele es sich mehr um einen innenpolitischen Coup. (Weitere Berichte Seiten 2 und 3)

Kirgistan in tadschikischen Konflikt hineingezogen

MOSKAU, 11. Januar (dpa). Der Bürgerkrieg in Tadschikistan droht auf die Nachbarrepublik Kirgistan überzugreifen. Bewaffnete moslemische Gruppen aus Tadschikistan haben die Grenze zu Kirgistan übertreten und drei Menschen erschossen sowie 18 Geiseln genommen. Das meldete die Nachrichtenagentur ITAR-TASS am Montag unter Berufung auf den kirgisischen Rundfunk. Die Tadschiken hätten dazu aufgerufen, "unter die Flagge des Islam zu treten" und auf einem Verwaltungsgebäude die grüne Flagge des Islam gehißt. Die Regierung von Kirgistan hatte ein sogenanntes "Sonderregime" über die Grenzstadt Osch verhängt, um den Flüchtlingsstrom aus Tadschikistan besser kontrollieren zu können. In Kirgistan hat der Islam traditionell geringen Einfluß.

Einheiten der tadschikischen Regierung begannen ITAR-TASS zufolge am Montag einen Angriff auf die von der islamischen Opposition beherrschten Städte Rogun und Obigarm, östlich der Hauptstadt Duschanbe.

Grund für Alzheimer entdeckt?

LONDON, 11. Januar (dpa). Britische Mediziner glauben die Ursache der bislang unheilbaren Alzheimer-Krankheit entdeckt zu haben. Die Erkrankung entsteht demnach bei der Erneuerung von Verbindungen zwischen Gehirn-Nerven, wie sie jeder im Alter um 55 bis 60 Jahre erlebt. Die Patienten leiden unter geistigem Verfall, der häufig um das 50. Lebensjahr beginnt.

"Das Hirn wehrt sich gegen den Alterungsprozeß durch eine zweite Wachstumsphase, aber das geht nicht bei jedem gut", stellte Gareth Roberts vom Forschungsteam des Londoner Krankenhauses St. Mary's in der Fachzeitschrift Neuroreport vom Montag fest. "Nach unserer Überzeugung vertragen bestimmte Menschen die zusätzlich erzeugte Menge von Protein (Eiweiß) nicht, die mit diesem Erneuerungsprozeß einhergeht."

Die Forscher fanden heraus, daß Gehirnzellen in einer bestimmten Region der Gehirnrinde erhebliche Mengen einer Eiweiß-Substanz enthalten, deren Überproduktion offenbar Alzheimer auslöst. Die Menge von "Beta-Amyloid Precursor Protein" (BAPP) in diesen Zellen war wesentlich größer als in den Gehirnrinden- Zellen gesunder Menschen.

Kurz gemeldet Neue konservative Partei in Slowakei

BRATISLAVA, 11. Januar (dpa). In der Slowakei haben sich mehrere vorwiegend konservative Parteien zu einem "Demokratischen Block" (DB) zusammengeschlossen. Die amtliche slowakische Nachrichtenagnetur TASR meldete, der DB wolle für Demokratie und Minderheiten sowie für ein gutes Verhältnis mit den Tschechen eintreten. Eier gegen Irans Außenminister in Wien WIEN, 11. Januar (dpa). In Wien ist der iranische Außenminister Ali Akbar Welajati am Montag von oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin mit Eiern beworfen worden. Welajati reiste später nach Tirana, wo er wie in Wien über den Bosnien-Konflikt sprechen wollte. Bewaffnete in Algerien getötet ALGIER, 11. Januar (AFP). Sechs bewaffnete Zivilisten sind in den vergangenen drei Tagen bei Auseinandersetzungen mit Soldaten in den algerischen Departements Blida und Bouira getötet worden. Das teilte die Gendarmerie mit. Ukraines Staatschef in Israel TEL AVIV, 11. Januar (Reuter). Der Präsident der Ukraine, Leonid Krawtschuk, weilt zu einem Staatsbesuch in Israel. Israel zufolge geht es dabei um den Ausbau der kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen. Taiwan schiebt Chinesen ab TAIPEH, 11. Januar (dpa). Taiwan will rund 2000 aus China illegal eingereiste Arbeitssuchende abschieben. Nach Angaben der Polizei wurden seit September 1987 rund 19 000 Arbeitssuchende von der Polizei aufgegriffen.

Küstenfrachter mit Dynamit explodierte nach Entwarnung

OSLO, 11. Januar (dpa). Der mit 200 Tonnen Dynamit beladene Küstenfrachter "Stavfjord" ist am Montag vor der südnorwegischen Küste bei der Insel Skjernöy explodiert. Die Detonation, bei der niemand verletzt wurde, ereignete sich, nachdem die Behörden Entwarnung gegeben hatten.

Der Frachter war bereits am Samstag auf Grund gelaufen. Die 120 Bewohner der Insel Skjernöy wurden zunächst evakuiert. Am Sonntag konnten sie wieder zurückkehren, nachdem die Behörden erklärt hatten, es bestehe keine Explosionsgefahr mehr. Sie begründeten dies damit, daß das Schiff umgekippt sei und der Sprengstoff wegen des eingedrungenen Wassers nicht mehr explodieren könne.

Die Bewohner der Insel Skjernöy wurden am Montag morgen von einem ohrenbetäubenden Knall geweckt, der über eine Entfernung von fünf Kilometern zu hören war. Nach dem Unglück wollten Behördensprecher keine Fragen nach der frühen Aufhebung der Evakuierung beantworten.Deutsche Shakespeare- Gesellschaften vereinigen sich

WEIMAR. Die in Weimar und Bochum ansässigen deutschen Shakespeare-Gesellschaften werden sich voraussichtlich bei einer ersten gemeinsamen Mitgliederversammlung vom 22. bis 25. April in der ostdeutschen Klassikerstadt wiedervereinen. Weimar werde dann nach einer Übergangsfrist alleiniger Sitz der traditionsreichen Gesellschaft, sagte der Vizepräsident des ostdeutschen Verbandes, Günther Klotz.

Auch alle Bücher und Archivalien sollen wieder in die Thüringer Stadt kommen, die mit über 10 000 Bänden eine der umfangreichsten Fachbibliotheken über den großen Theatermann aus Stratford- upon-Avon besitzt. In der 1864 zum 300. Geburtstag des englischen Dramatikers in Weimar gegründeten Shakespeare-Gesellschaft hatten 1963 ideologische Auseinandersetzungen zum Bruch und zur eigenständigen Entwicklung beider Gesellschaften geführt. dpa

US-Militär stürmte Waffenmarkt Somalische Kriegsparteien einigten sich auf Waffenstillstand

NAIROBI/ADDIS ABEBA, 11. Januar (dpa). Mit leichten Panzern und rund 900 Marinesoldaten hat das US-Militär am Montag in Mogadischu eine Aktion zur Schließung des größten Waffenmarktes in der somalischen Hauptstadt gestartet. Kampfhubschrauber überflogen den "Bakara"-Bazar und riefen die Bevölkerung per Lautsprecher auf, alle Waffen den Soldaten abzugeben. Gleich darauf hätten die Marinesoldaten das Marktviertel gestürmt, teilte ein US-Militärsprecher mit. Die Marines seien auf keinen Widerstand gestoßen; es sei eine große Anazhl Waffen fonfisziert worden.

Die Razzia der US-Soldaten war nach Angaben des Sprechers die bislang größte Aktion zur Beschlagnahme von Waffen, seit die "Operation neue Hoffnung" vor einem Monat begonnen hat. Auf dem Bazar war bislang von Granaten über Sturmgewehre bis zu Flugzeugabwehrwaffen alles zu haben gewesen. Ein großer Teil der Waffen stammte aus Armeebeständen, die nach dem Sturz des Diktators Barre geplündert worden waren.

In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba verständigten sich die 14 somalischen Kriegsparteien im Grundsatz auf die Modalitäten für einen sofortigen Waffenstillstand. Eine Reihe anderer Punkte blieb bei der UN-Friedenskonferenz über Somalia dagegen weiterhin offen. Teilnehmer sagten, die Verhandlungen müßten nach acht Tagen wahrscheinlich erneut verlängert werden.

Die geplante Unterzeichnung einer Schlußerklärung scheiterte am Montag morgen daran, daß die Kriegsparteien sich nicht auf die Teilnehmer der geplanten "nationalen Versöhnungskonferenz" einigen konnten. Umstritten blieb auch die Tagesordnung für dieses Treffen, das am 15. März in der äthiopischen Hauptstadt stattfinden soll. Dagegen verständigten sich die Delegationen vorläufig darauf, daß die Einhaltung eines Waffenstillstands von unabhängigen Beobachtern unter Einschluß von UN-Vertretern überwacht werden soll. Sie kamen ferner überein, daß die Milizen weitgehend entwaffnet werden sollen. Alle schweren Waffen sollen den Beobachterteams abgeliefert werden.

Vance und Owen wollen jetzt raschen Erfolg der Bosnien-Konferenz Serbiens Präsident erstmals an Verhandlungen über Verfassung beteiligt / Hinweise auf Kompromißbereitschaft Karadzics

GENF/SARAJEWO, 11. Januar (dpa/ Reuter/AFP). Bei den Genfer Bosnien- Gesprächen ist am Montag erstmals auch der serbische Präsident Slobodan Milosevic in die Verhandlungen einbezogen worden. Die Konferenzpräsidenten Cyrus Vance und Lord Owen versuchten, einen ersten Durchbruch in der Frage einer Verfassung für Bosnien-Herzegowina zu erreichen. Nach Einschätzung von Konferenzsprecher Fred Eckhard zeigten die Gespräche mit Bosniens Serbenführer Radovan Karadzic, daß die Vorstellungen über die künftige Verfassung nicht mehr weit auseinanderliegen.

Eckhard sagte, bei den Verhandlungen werde "Druck" gemacht, um möglichst rasch eine Einigung zu erreichen. Nach Agenturmeldungen vom Montag abend erwarten die Konferenzvorsitzenden am heutigen Dienstag eine endgültige Stellungnahme der Serben zu dem von ihnen vorgelegten Friedensplan. Karadzic zeigte sich nach Abschluß der Gespräche überzeugt, daß ein Kompromiß gefunden werden könne. Er akzeptiere, daß Bosnien eine internationale Einheit bilden solle, die Serben müßten jedoch ihre Identität als Verfassungsvolk erhalten. Unklar war, ob Karadzic damit von seiner Forderung nach einem serbischen Staat innerhalb Bosniens abgerückt ist.

Milosevic, der als Verfechter eines Groß-Serbien gilt, sagte, er sei gekommen, damit es sobald wie möglich Frieden in Bosnien gebe. Diplomaten meinten, die Anwesenheit Milosevics könne zu rascheren Entscheidungen führen.

Die bosnischen Serben hatten am Sonntag einen eigenen Acht-Punkte-Plan zur künftigen Verfassung Bosniens vorgelegt und dabei bekräftigt, einen eigenen "Staat im Staate" bilden zu wollen. Vance und Owen wollen mit ihrem zehn Punkte umfassenden Plan jedoch an der Souveränität und territorialen Integrität Bosnien-Herzegowinas festhalten, schlagen aber die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas in zehn Provinzen vor.

In Bosnien ging das Blutvergießen unvermindert weiter. Die seit Monaten umkämpfte Stadt Gradacac am Rande eines von serbischer Seite benötigten Nachschubkorridors lag erneut unter schwerstem serbischen Artilleriebeschuß, berichtete der bosnische Rundfunk. Dagegen sprach die Belgrader Agentur Tanjug von Angriffen moslemischer und kroatischer Verbände in der Umgebung der Stadt Brcko auf der gegenüberliegenden Seite des Korridors.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk erwägt jetzt den Abwurf von Hilfsgütern aus der Luft, um den von der Versorgung über Land abgeschnittenen Menschen in Ostbosnien zu helfen. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks starben in mehreren belagerten und isolierten Ortschaften Ost-Bosniens in den vergangenen 24 Stunden mindestens 200 Menschen durch Hunger und Kälte.

Erstmals seit Beginn ihrer Stationierung in Bosnien im Herbst haben sich UN-Friedenstruppen offenbar gegen unbekannte Angreifer zur Wehr gesetzt. Nach einem Bericht des kroatischen Rundfunks war eine britische Fahrzeugkolonne in der Nähe von Kladanj im Nordosten des Landes in einen Hinterhalt geraten und mußte sich den Weg freischießen.

Die USA entsandten ihren Flugzeugträger "John F. Kennedy" in die Adria. Der Londoner Times zufolge hat die britische Regierung Pläne zur Entsendung des Flugzeugträgers "Ark Royal" und seiner Begleitschiffe in die Adria ausgearbeitet. Für eine Militärintervention in Bosnien sprach sich der Generalsekretär der Islamischen Weltkonferenz (OIC), Hamidf Algabid, auf einer Sitzung des OIC-Exekutivbüros in Dakar aus.

Ex-Manager Lösch gesteht co op-Verschleierung

FRANKFURT A. M. (dpa). Verschleierungsmanöver des co op-Vorstandes gegenüber verschiedenen Banken hat der mitangeklagte Ex-Direktor des Handelskonzerns, Norbert Lösch, im Frankfurter Strafprozeß zugegeben. Um die Unterstützung von Geldinstituten bei der Börseneinführung der co op-Aktie 1986 sowie bei Kreditvergaben zu gewinnen, habe der Vorstand diese etwa über bestimmte Beteiligungsverhältnisse im Konzern nicht oder falsch informiert. Damit sollte die wirtschaftliche Lage des Unternehmens in günstigerem Licht erscheinen.

"Das war nicht meine Politik", sagte Lösch vor Gericht. Jedoch habe er die Linie des Vorstandes "in falsch verstandener Nibelungentreue in einem gewissen Ausmaß unterstützt". Lösch behauptete, in seinen persönlich geführten Gesprächen mit Bankenvertretern habe er sich offener geäußert, als nach der vom Vorstand vorgegebenen Linie vorgesehen war. Jedoch sei auch er "nicht deutlich genug geworden, das gebe ich zu".

Die Fortsetzung der Aussage von Lösch war gestern unerwartet in Frage gestellt, weil seine Verteidigung eine Prozeßunterbrechung zum Zweck einer "intensiven Beratung" mit ihrem Mandanten forderte. Daraufhin beantragten die Anwälte des Hauptangeklagten, Ex-Aufsichtsratsvorsitzender Alfons Lappas, ihrem Mandanten das Wort zu erteilen. Das bewog die Verteidigung Löschs, den Antrag auf Unterbrechung zurückzuziehen.

Warschau erwägt Visumpflicht

WARSCHAU, 12. Januar (dpa). Das polnische Innenministerium verlangt die Einführung einer Visumpflicht und beglaubigter Einladungen für Bürger der ehemaligen Sowjetunion. Diese Papiere sollen auch von Bürgern aus Bulgarien, Rest-Jugoslawien (Serbien, Montenegro), Mazedonien sowie Bosnien-Herzegowina verlangt werden. Innenminister Andrzej Milczanowski begründete die Maßnahme mit der großen Zahl von Straftaten, darunter Morden und Raubüberfällen, die von Bürgern dieser Staaten in Polen begangen werden.

Das polnische Außenministerium steht der Forderung nach einer Visumpflicht skeptisch gegenüber. Im Auswärtigern Amt in Warschau wird darauf verwiesen, daß die Reisefreiheit zu einem Prinzip der polnischen Außenpolitik gehört. Erwogen wird dagegen die Einführung amtlich bestätigter Einladungen, für die man eine Gebühr zu entrichten hätte.

NOK will Spitze nicht ändern Tröger in Lillehammer Chef de Mission

Auch 1994 bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer wird Walther Tröger Cef de Mission der deutschen Mannschaft sein. Auf der ersten Sitzung des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland in Frankfurt/Main bestimmte dieses Gremium am Montag seinen Präsidenten zum sechsten Mal zum Chef bei Olympischen Winterspielen. Zudem beschloß das NOK-Präsidium, das erstmals von Tröger selber geleitet wurde, für dieses Jahr keine Strukturveränderung in der Spitze vorzunehmen. Bis zum Ende des Jahres wird Heinz Henze das Amt des Generalsekretärs kommissarisch weiter ausüben; erst dann wird ein Nachfolger für Tröger auf dieser Position bestimmt. Auf der Hauptversammlung am 22./23. Oktober in Frankfurt/Main wird das komplette Präsidium neu gewählt.

Das NOK-Präsidium will in den kommenden Tagen ein klärendes Gespräch mit Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) führen, um einen Überblick über die Finanzsituation für die kommenden Jahre zu erhalten. Der Bundesrechnungshof hatte in einem Bericht im vergangenen Jahr eine stärkere Einbeziehung der NOK-Rücklagen gefordert. "Darüber muß man Gespräche führen, kann man aber auch", erklärte Tröger zuversichtlich. Große Einschnitte scheint der ehemalige NOK-Generalsekretär nicht zu befürchten.

Für die Vorbereitung auf die im kommenden Jahr stattfindenden Olympischen Winterspiele wurde in Frankfurt eine Präsidialkommission mit Walther Tröger, dem Athleten-Vertreter Volker Grabow und Ulrich Feldhoff, den Vorsitzenden des Bundesausschusses Leistungssport (BAL) eingesetzt. Für Lillehammer will das NOK an dem bewährten Prinzip einer Vorauswahl für eine Kernmannschaft festhalten. dpa

Olympia 2000 Peking übergab die Bewerbungsunterlagen

Vertreter Pekings haben dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, am Montag in Lausanne die offiziellen Unterlagen für die Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 übergeben. Samaranch zeigte sich "sehr erfreut über die Kandidatur". Wie das IOC mitteilte, betonte Zhongqyan Wu vom Pekinger Komitee: "Die Dokumente repräsentieren den guten Willen von Millionen und Aber-Millionen von Chinesen, die die Spiele in Peking willkommen heißen möchten."

Bis zum 1. Februar müssen auch die anderen sieben Städte, die bis zum Meldeschluß am 15. April 1992 beim IOC ihre Kandidatur angemeldet hatten, diese Unterlagen präsentieren. Dabei sind Antworten auf alle entscheidenden Organisationsprobleme zu geben.

Die Vertreter Berlins werden nach IOC-Angaben am 27. Januar mit den Dokumenten in Lausanne erwartet. Neben Berlin und Peking wollen Brasilia, Istanbul, Mailand, Manchester, Sydney und Taschkent die Sommerspiele in sieben Jahren ausrichten. Die IOC-Vollversammlung wählt am 23. September die Olympiastadt der Jahrtausendwende. dpa

Hamburger Grüne für Bündnis

HAMBURG, 12. Januar (dpa). Die Hamburger Grünen haben als letzter grüner Landesverband einer Vereinigung mit dem Bündnis 90 unter dem gemeinsamen Namen Bündnis 90/Die Grünen zugestimmt. Die Teilnehmer einer Mitgliederversammlung stimmten bei nur zwei Enthaltungen für den Zusammenschluß mit dem ostdeutschen Bündnis. Bis auf Berlin und Nordrhein-Westfalen haben sich nach Angaben von Parteisprecherin Jutta Biallas inzwischen alle Grünen-Landesverbände für eine Vereinigung ausgesprochen. (Bericht auf Seite 3)

Weizsäcker: Vereinigung ist Schwerpunkt

BONN, 11. Januar (dpa). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat die weitere Vereinigung Deutschlands als Schwerpunkt der Politik im neuen Jahr bezeichnet. Dies sei eine wesentliche menschliche, wirtschaftliche und soziale Aufgabe, sagte der Bundespräsident am Montag auf seinem traditionellen Neujahrsempfang in der Villa Hammerschmidt in Bonn. Der Bundespräsident bekräftigte auch die Forderung nach einem humanen Zusammenleben der Gesellschaft, auch mit den ausländischen Mitbürgern. Dafür brauche man nicht den Staat, vielmehr hätten die Menschen selbst die Kräfte, dies zu praktizieren, wie die Lichterketten gezeigt hätten. Als weiteren Punkt, bei dem im neuen Jahr Fortschritte erzielt werden müßten, nannte Weizsäcker das Zusammenwachsen Europas.

Fotowettbewerb übers Alter

BONN, 11. Januar (dpa). Zu einem Fotowettbewerb "Über das Alter in Europa" hat Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) Jugendliche und Senioren aufgerufen. Teilnehmen können Fotoamateure bis 18 und ab 60 Jahren. Ziel des Wettbewerbs zum "Europäischen Jahr der älteren Menschen und der Solidargemeinschaft der Generationen" sei, mehr Verständnis zwischen den Generationen zu fördern und zu einem realistischeren Bild von Altsein und Altwerden beizutragen, erklärte Rönsch am Montag in Bonn. Preise im Wert von insgesamt 15 000 Mark stehen zur Verfügung.

Einsendeschluß beim Institut für Bildung und Kultur e. V. (Küppelstein 34, 5630 Remscheid) ist der 30. April 1993.

Kohl über Rexrodt verärgert

BONN, 11. Januar (dpa/hll/AFP). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat sich in einem Brief an FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff kritisch mit dem Auswahlverfahren für den neuen Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) auseinandergesetzt. Kohl erinnerte daran, daß der Bundespräsident gemäß Grundgesetz die Bundesminister auf Vorschlag des Bundeskanzlers ernenne. Diese Vorschrift stehe nicht zur Disposition einzelner Parteien oder Fraktionen.

"Es ist selbstverständlich, daß ich die dem Bundeskanzler in der Verfassung zugeschriebenen Rechte wahrnehmen werde. Diese Klarstellung ist auch geboten wegen der inakzeptablen Äußerungen zu diesem Thema seitens des vorgeschlagenen Kandidaten für das Amt des Bundesministers für Wirtschaft", schrieb Kohl. Rexrodt hatte nach seiner Nominierung durch die FDP gesagt, der Bundeskanzler habe diese Entscheidung zur Kenntnis zu nehmen und zu akzeptieren.

Nach Angaben aus dem CDU/CSU- Fraktionsvorstand sieht Kohl die Koalition in einer schwierigen Phase. Derzeit balle sich alles zusammen, um das Regierungsbündnis auszuhebeln, sagte Kohl nach Angaben von Teilnehmern. Zugleich habe Kohl deutlich gemacht: "Ich will mit dieser Koalition weiterarbeiten."

Regierungssprecher Dieter Vogel teilte in Bonn mit, in dieser oder in der nächsten Woche sei "einiges an Entscheidungen" des Kanzlers über die angekündigte Regierungsumbildung zu erwarten. Die angeblich bevorstehende Ablösung von Forschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) wurde von dessen Sprecher als "reine Spekulation" bezeichnet.

Das Bonner CO2-Ziel wackelt Staatssekretär Kolb macht Verkehrslawine verantwortlich

BONN, 11. Januar (dpa). Erstmals ist von Regierungsseite angedeutet worden, daß das angestrebte Ziel einer Minderung des Kohlendioxid-Ausstoßes um bis zu 30 Prozent bis zum Jahr 2005 mit den bisherigen Maßnahmen nicht verwirklicht werden kann. Der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Heinrich Kolb (FDP), vertrat in der Enquête-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" am Montag die Auffassung, daß dieses "Orientierungsziel" zur Reduzierung des wichtigsten Treibhausgases voraussichtlich nicht zu erreichen sein werde. Insbesondere im Verkehrsbereich werde es wegen des Nachholbedarfs in den neuen Bundesländern schwer sein, zu einer wirksamen Verringerung der CO2-Emissionen zu gelangen, meinte Kolb. Marktwirtschaftlich sinnvoll sei die aufkommensneutrale Umlage der Kfz- auf die Mineralölsteuer. Ein Ausstieg aus der Atomkraft ist nach Kolbs Auffassung auch unter dem Aspekt der CO2-Verringerung nicht möglich.

Der Parlamentarische Staatssekretär des Umweltministeriums, Paul Laufs (CDU), bekräftigte dagegen am selben Tag beim erstmals tagenden "Grünen Runden Tisch" zur Rettung des Waldes die Bonner CO2-Zielsetzung. Allerdings räumte auch er ein, daß die wachsende Verkehrslawine stark zur Kohlendioxid- Belastung beitrage. Ziel müsse jetzt die Senkung des Spritverbrauchs auf fünf bis sechs Liter pro 100 Kilometer sein.

Der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der CDU-Abgeordnete Wolfgang von Geldern, legte einen Forderungskatalog zusätzlicher Maßnahmen zur Rettung des Waldes vor. Die Gemeinschaft, die zu dem Runden Tisch Vertreter von Bundesministerien sowie der Umwelt- und Forstverbände eingeladen hatte, hält eine stufenweise Anhebung der Mineralölsteuer für unerläßlich, um die Bürger zum Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr zu bewegen. Der Deutsche Naturschutzring verlangte eine Anhebung der Mineralölsteuer auf bis zu fünf Mark pro Liter. Für den Pkw-Kauf sollte eine besondere Steuer eingeführt, innerdeutsche Kurzstrekkenflüge müßten verboten werden.

Angolas Streitkräfte melden Eroberungen

LUANDA / ABIDJAN, 11. Januar (AFP). Eine Woche nach Beginn ihrer Großoffensive scheinen die Regierungsstreitkräfte in Angola die wichtigsten Städte des Landes wieder unter ihre Kontrolle gebracht zu haben.

Das ging in der Nacht zum Montag aus Berichten des staatlichen Hörfunks hervor. Nach Ansicht von Beobachtern dürften die Kämpfe in den vergangenen Tagen das Ende der rechtsgerichteten Guerilla-Organisation UNITA bedeuten, deren Chef Jonas Savimbi nach Berichten des Radios am Samstag aus seinem Hauptquartier im südlichen Huambo geflüchtet war. Die UNITA-Vertretung in Abidjan an der Elfenbeinküste bestritt jedoch am Sonntag abend, daß Savimbi geflohen sei. Er halte sich weiterhin in Huambo gemeinsam mit der Parteiführung auf, hieß es.

Das staatliche Radio und der UNITA- Sender Vorgan meldeten unterdessen, daß sich Armee und Guerilla in der Nacht zum Sonntag weiterhin Gefechte um Huambo herum geliefert hätten. Zehn ranghohe UNITA-Offiziere wurden dem Radio zufolge gefangengenommen; zahlreiche Waffen wurden beschlagnahmt. In den Straßen der Stadt lägen viele Leichen. Auch Vorgan meldete anhaltende Kämpfe in Huambo. Über den Aufenthalt Savimbis wurde nichts bekannt.

Ein westlicher Militärattaché in Luanda sagte, Savimbi sei "in den Busch geflohen". 16 Jahre lang hatte der Guerillaführer mit Unterstützung der US-Regierung einen Krieg gegen die marxistische Führung in Luanda geführt, bis im Mai 1991 ein Friedensabkommen geschlossen wurde. Nach seiner Wahlniederlage im September hatte er den bewaffneten Kampf wieder aufgenommen. Nach Ansicht von Beobachtern hat der UNITA-Chef nach den jüngsten Gefechten kaum eine Chance mehr, Staatspräsident Angolas zu werden. Als Begründung wird die mangelnde ausländische Unterstützung sowie sein geschädigter Ruf angeführt: Savimbi könne sich kaum mehr als Vorkämpfer der Demokratie verkaufen, nachdem er auf das unter UN-Aufsicht zustande gekommene Wahlergebnis mit Waffengewalt geantwortet habe.

SPD fordert Rücktritt in der Affäre Schwaetzer

OSNABRÜCK, 11. Januar (AFP/Reuter). Die Sozialdemokraten haben Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) aufgefordert, Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) wegen der Werbung für eine Immobilienfirma aus ihrem Amt zu entlassen. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, der Schlüssel in dieser "unerträglichen Affäre" liege jetzt beim Bundeskanzler. Dieser müsse im Interesse des Ansehens der deutschen Politik die Kabinettsumbildung für diesen unumgänglichen Schritt nutzen.

Dreßler bekräftigte, daß er den einzigen Unterschied zur Affäre von Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) darin sehe, daß Frau Schwaetzer ihre Werbetätigkeit sofort eingestanden habe. Die Tatsache, daß sie sich in einer Unternehmerzeitschrift öffentlich geäußert habe, mache den Vorgang aber noch schlimmer. Frau Schwaetzer verteidigte ihren umstrittenen Beitrag für eine Werbebroschüre der Münchner Immobilienfirma "Germania" noch einmal nachdrücklich. Der Bild-Zeitung sagte die FDP-Politikerin, sie habe "für die Wohnungspolitik der Bun- desregierung geworben". Dies tue das Ministerium "auch in anderen seriösen Zeitungen", wenn dies der Wohnungspolitik diene. Frau Schwaetzer wörtlich: "Da gibt es ganze Ordner voll im Ministerium."

Der Geschäftsführer der "Germania Vermögensanlagen GmbH", Mattern, bestritt in der Augsburger Allgemeinen Berichte, wonach seine Firma selbst sogenannte Luxussanierungen vornehme und Altmieter vertrieben habe. Zum Vorwurf gegen Irmgard Schwaetzer sagte Mattern, zwar habe er Informationen über die Firma zur Verfügung gestellt, der betreffende Artikel in der Hauszeitung seiner Gesellschaft sei aber von der Ministerin "völlig frei formuliert" worden. Mattern betonte, im Zusammenhang mit der Kolumne seien keine Zahlungen an Schwaetzer oder an die FDP geleistet worden. Wohl habe die Firma den Liberalen 1990 und 1991 jeweils 5000 Mark gespendet, dies habe aber mit dem Artikel nichts zu tun. Gegen Irmgard Schwaetzer wurden inzwischen neue Vorwürfe laut. Informationen der Kölner Zeitung Express zufolge stellte die Politikerin im September 1990 dem Mieter ihrer Bonner Eigentumswohnung die Kündigung des Mitverhältnisses auf einem offiziellen Briefbogen zu. In dem mit dem Bundesadler versehenen Schreiben sei unter anderem ihre damalige Funktion als Staatsministerin im Auswärtigen Amt aufgeführt gewesen, berichtete das Blatt. Frau Schwaetzer sagte dem Express, es handele sich um einen "uralten, längst abgeschlossenen Fall". Wegen der Kündigung war die Politikerin dem Blatt zufolge bereits im Mai 1992 in die Schlagzeilen geraten. Sie habe das Mietverhältnis damals wegen Eigenbedarfs gekündigt, die Wohnung dann aber nicht bezogen, sondern verkauft.

Als "uralt" und "falsch" bezeichnete auch FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff den jüngsten Vorwurf gegen Irmgard Schwaetzer. Im Deutschlandfunk sagte Lambsdorff am heutigen Montag, der Vorgang, auf den sich der Express berufen habe, sei längst erledigt.

Die Affären um Möllemann und Schwaetzer schädigen nach Ansicht des CDU/CSU-Fraktionsvize Heiner Geißler das Ansehen der gesamten Bundesregierung. Im Hessischen Rundfunk sagte Geißler, derartige Vorgänge innerhalb der FDP färbten auch negativ auf die anderen Regierungsparteien, vor allem auf die CDU ab. Geißler betonte, er habe nie den Rücktritt von Schwaetzer gefordert, die "politisch eine gute Frau" sei. Die Werbung für das Immobilienunternehmen bezeichnete der CDU-Politiker als "Ausrutscher". (Siehe auch Seite 3)

SPD fordert Ministerium für Aufbau Ost

HALLE, 11. Januar (AFP). Ein eigenes Bundesministerium für den Aufbau in den neuen Ländern und ein eigenes Ressort Europa hat die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier gefordert. In einem Interview mit dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express sagte die Sozialdemokratin, Bundeskanzler Helmut Kohl müsse endlich wirtschaftspolitische Schwerpunkte setzen. Sie empfahl, die 1991 erfolgte Dreiteilung der Ressorts Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit aufzuheben und statt dessen ein Aufbauministerium Ost und ein Europa-Ministerium zu schaffen. "Es darf jedoch kein zusätzlicher Ministerposten entstehen", sagte sie dem Blatt.

Verursacht der "Gameboy" bei Kindern epileptische Anfälle?

Eine Schreckensnachricht für Eltern und Kinder kommt aus Großbritannien: Die auch in Deutschland ungemein populären Videospiele sollen bei Kindern epileptische Anfälle auslösen können. Die britischen Medien verbreiten in wachsender Zahl Geschichten von Kindern, die bei der Beschäftigung mit dem "Gameboy" oder ähnlichen Spielen plötzlich von heftigen Zuckungen befallen wurden oder in Bewußlosigkeit fielen. Sogar ein Todesfall wurde bereits gemeldet. Das Industrie- und Handelsministerium in London sah sich inzwischen veranlaßt, eine Untersuchung der möglichen gesundheitlichen Auswirkungen der Videospiele auf die Kinder einzuleiten. Die Hersteller weisen die Vorwürfe allerdings energisch zurück.

"Nintendo hat meinen Sohn getötet", zitierte das Massenblatt Sun am Samstag die Mutter eines vor kurzem verstorbenen 14jährigen Jungen. Jasminder hatte knapp eine Stunde "Super Mario", das Spiel mit dem gutmütig wirkenden Feuerwehrmann, gespielt, als er plötzlich heftig zuckend zusammenbrach. Nach wenigen Minuten war der Junge tot. Wenngleich es sich um den bislang einzigen in Großbritannien bekannten Todesfall handelt, der möglicherweise mit einem Videospiel zusammenhängt, mußten bereits viele Eltern ihre bewußtlosen oder an Zuckungen leidenden Kinder vom Rettungswagen ins Krankenhaus bringen lassen. Manche Eltern mußten auch Mund-zu- Mund-Beatmung praktizieren, weil das Kind plötzlich blau im Gesicht anlief: So beispielsweise die 14jährige Samantha, deren Mutter sagt, sie habe ihre Tochter während der zehnminütigen Ohnmacht bereits für tot gehalten.

Laut Angaben von Medizinern sind jedoch nicht alle Kinder, die bei der Beschäftigung mit Videospielen von derartigen Attacken heimgesucht werden, Epileptiker. Die Anfälle bedeuteten auch nicht, daß sie zu Epileptikern geworden seien. Vielmehr leiden diese Kinder den Ärzte-Angaben zufolge unter der sogenannten Photosensibilität, einem relativ weitverbreiteten Leiden, das sie hochempfindlich auf die blinkenden Lichter der Spiel-Maschinen reagieren lasse. Unter epileptischen Kindern kommt die Photosensibilität allerdings deutlich häufiger vor als bei den Nicht-Epileptikern.

Die Giganten auf dem weltweiten Videospiel-Markt, Nintendo und Sega, bestreiten, daß von ihren Produkten ein größeres Gesundheitsrisiko ausgeht. Nintendo teilte mit, nur "ein kleiner Teil der Bevölkerung könne beim Betrachten bestimmter Blinklichter einen epileptischen Anfall erleiden". Sega seinerseits versicherte, die möglichen Risiken seien "extrem gering". Bislang gebe es keinen "medizinischen Beweis", daß die Spiele solche Attacken hervorrufen könnten.

Im übrigen halten die Hersteller für die Eltern simple Ratschläge bereit: Geachtet werden soll darauf, daß die videospielenden Kinder regelmäßig Pausen einlegen und die Augen des Kindes nicht zu dicht am Schirm sind.

JOELLE GARRUS (AFP)

Mehr als 100 Länder schaffen C-Waffen ab

PARIS, 11. Januar (AFP). Mehr als hundert Länder werden in dieser Woche in Paris die UN-Konvention über das Verbot von Chemiewaffen unterzeichnen.

Zu der feierlichen Unterzeichnung dieses historischen Abkommens wurden alle 179 UN-Mitgliedsstaaten sowie Monaco, die Schweiz, der Vatikan, Tonga, die Cook-Inseln, Nauru, Tuvalu und Kiribati eingeladen. Mehr als hundert Staaten haben nach Angaben des französischen Außenministeriums ihre Teilnahme zugesichert.

Die Feierlichkeiten beginnen am Mittwoch am Sitz der UNESCO mit Eröffnungsreden von UN-Generalsekretär Butros Ghali und dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand und dauern bis einschließlich Freitag.

Ungewiß war wenige Tage vor Beginn des Treffens noch die Teilnahme der arabischen Staaten. Sie verlangen, daß Israel seinen Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag zusichert, bevor sie selbst die C-Waffenkonvention unterschreiben.

Bisher haben sich allein die USA und die ehemalige Sowjetunion zum Besitz von Chemiewaffen bekannt. Die Verhandlungen über das C-Waffen-Verbot wurden im September in Genf im Rahmen der UN-Abrüstungskonferenz erfolgreich abgeschlossen. Die Konvention, die innerhalb der kommenden zwei Jahre in Kraft tritt, sieht das Verbot der Herstellung, des Gebrauchs und der Lagerung von chemischen Waffen vor. Für die Vernichtung der Waffenbestände ist eine Frist von zehn Jahren gesetzt. Die Umsetzung der Bestimmungen wird durch Kontrollen der militärischen Einrichtungen und der Produktionsstätten gewährleistet.Bombenexplosion in Pakistan

KARATSCHI, 11. Januar (AFP). Mindestens 13 Menschen sind am Montag bei einer Bombenexplosion in einer Siedlung mit Bihari-Flüchtlingen in der Stadt Kotri, 60 Kilometer nördlich von Karatschi, getötet worden. 25 Menschen wurden verletzt. Die Polizei vermutet,daß militante Mitglieder der nationalistischen Jiya- Sindh-Partei das Attentat verübten. Diese Organisation lehnt die Ansiedlung der Biharis in der Provinz Sindh ab.

Die Regierung rief den Alarmzustand aus und gab den Befehl, Truppen an strategisch wichtigen Punkten in der Provinz Sindh zu postieren. Ministerpräsident Nawaz Sharif hat versprochen, die etwa 238 000 Biharis, die seit Jahren im Exil in Bangladesch leben, in ihrer pakistanischen Heimat wieder anzusiedeln.

45 Personen an einem Tag hingerichtet

PEKING, 11. Januar (AFP). In der südchinesischen Stadt Guangzhou in der Provinz Guangdong sind an einem einzigen Tag 45 Personen hingerichtet worden, die wegen Schwerverbrechen verurteilt wurden. Das berichtete am Montag die halbamtliche Nachrichtenagentur China News Service (CNS). Wie es weiter hieß, waren die zum Tode Verurteilten des Mordes, Raubes und der Verwaltigung für schuldig befunden worden. Allein am Samstag hätten Gerichte in der Provinz Guangdong tausend Personen wegen krimineller Delikte verurteilt. 300 unter ihnen erhielten die Todesstrafe, berichtete CNS.

Nationalpolizei-Chef abgesetzt

SAN SALVADOR, 11. Januar (AFP). In El Salvador ist der Direktor der Nationalen Polizei, Oberst Ciro Lopez Roque, von Präsident Alfredo Cristiani abgesetzt worden. Das wurde am Sonntag aus politischen Kreisen in San Salvador bekannt. Lopez Roque wird von Menschenrechtsorganisationen für Hunderte von willkürlichen Hinrichtungen, Folterungen und das "Verschwinden" von Personen während des Bürgerkrieges verantwortlich gemacht.

In politischen Kreisen hieß es, der Präsident habe die Entlassung von Lopez Roque wahrscheinlich als Teil der im Friedensabkommen vorgesehenen Umstrukturierung der Militärspitze beschlossen. Eine UN-Kommission hatte in einer geheimen Liste die Entlassung von mehr als 100 Offizieren, darunter sieben Generälen, wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen empfohlen. Am Silvestertag hatte Cristiani neue Kommandeure für die acht Militärregionen des Landes ernannt, die oberste Kommandostruktur der Armee jedoch unverändert belassen.

Bananen gegen Waffen

MANILA, 11. Januar (AFP). Ein Geschäft "Bananen und Kokosnüsse gegen Waffen" wollen die Philippinen mit Rußland machen. Der zukünftige philippinische Botschafter in Moskau, Romualdo Ong, sagte am Montag in Manila, er wolle einen Handelsvertrag über Produkte abschließen, die beide Seiten dringend benötigten. So hätten ihm russische Regierungsvertreter versichert, Moskau sei an Bananen, Kokosöl, Schuhen und Kleidung interessiert.

Sein Land wiederum bemühe sich, die Streitkräfte zu modernisieren, sagte Ong. Dabei wolle Manila nach der Schließung der US-Stützpunkte und der Kürzung der US-Militärhilfe nicht mehr nur auf Militärmaterial aus den Vereinigten Staaten bauen. Rußland hatte den Philippinen vor kurzem Flugzeuge und Ausrüstung für die Marine angeboten.

Schiff hatte 14 Tonnen Heroin geladen

ANKARA, 11. Januar (AFP). Die türkische Marine hat am Samstag in internationalen Gewässern nördlich des Suez-Kanals ein Schiff mit 14 Tonnen Heroin aufgebracht. Das wurde am Montag aus informierten Kreisen in Ankara bekannt. Den Berichten zufolge kam die unter türkischer Flagge fahrende "Lucky-S" aus Pakistan. Die Ladung war für die Türkei, Italien, Spanien und die Niederlande bestimmt. Der Frachter soll türkischen Mafiabossen gehören.

Tiefflug-Simulator umstritten

HAMBURG, 11. Januar (AFP). Die militärische Führung im Bundesverteidigungsministerium will nach Informationen des NDR-Magazins "Panorama" auf die Beschaffung von Tiefflug-Simulatoren verzichten. Nach Angaben des Magazins vom Montag sind der Haushalts- und der Verteidigungsausschuß des Bundestags Ende vergangenen Jahres durch Luftwaffen-Inspekteur Hans-Jörg Kuebart entsprechend unterrichtet worden.

Die Bundesregierung hatte 1989 dem Magazin zufolge 600 Millionen Mark für die Beschaffung von sieben Tiefflug-Simulatoren für die Tornado-Geschwader von Luftwaffe und Marine bewilligt. Ein kanadisch-deutsches Unternehmen habe Ende 1991 einen Prototypen fertiggestellt, der umfangreich getestet wurde. Hinter der Ablehnung durch Tornado-Piloten und die Militärführung stecken nach Ansicht des SPD-Berichterstatters im Haushaltsausschuß, Horst Jungmann, sachfremde Gründe: "Die Piloten wollen lieber fliegen als im Simulator sitzen."

Sechs Tote bei Grubenunglück

JOHANNESBURG, 11. Januar (AFP). Bei einem Grubenunglück in einer südafrikanischen Goldmine sind am Freitag 200 Kilometer südwestlich von Johannesburg sechs Bergarbeiter getötet und sieben weitere verletzt worden. Das teilte die Anglo American Corporation am Montag mit. Den Angaben zufolge wurde der Einsturz der Grube in 1400 Meter Tiefe von einem Erdbeben der Stärke 3,0 auf der Richterskala verursacht. Die Leichen seien am Wochenende und am Montag gefunden worden, hieß es.

Neue Zeugen zu Stolpe

POTSDAM, 11. Januar (AFP). Die brandenburgische CDU hat zur Aufklärung der Verstrickungen des heutigen Brandenburger Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) mit dem DDR-Staatssicherheitsdienst weitere Zeugenvernehmungen gefordert. Unter anderen solle im Stolpe-Untersuchungsausschuß zu den neuesten Vorwürfen, wonach Stolpe sich Anfang der 80er Jahre zustimmend zu einem möglichen Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in Polen geäußert haben soll, das frühere SED-Politbüro- Mitglied Werner Eberlein vernommen werden, sagte das Ausschußmitglied Markus Vette (CDU) am Montag in Potsdam.

Eberlein sei an Gesprächen über eine mögliche militärische Intervention in Moskau beteiligt gewesen. Weitere Zeugen sollten nach Ansicht von Vette zu Stolpes Studienzeit in Jena und zu der Wiederwahl des früheren Bischofs von Berlin und Brandenburg, Albrecht Schönherr, gehört werden.

AKW-Training in Greifswald

BONN, 11. Januar (AFP). Das Personal von Atomkraftwerken in Osteuropa soll mit Bonner Hilfe besser geschult werden. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) will die Mittel für das Sicherheitstraining in diesem Jahr mehr als verdoppeln. Die Förderung werde von 3,3 Millionen Mark im vergangenen Jahr auf nunmehr rund 7,8 Millionen Mark erhöht, kündigte Töpfer am Montag in Bonn an. Das Geld solle für die Aus- und Weiterbildung von Reaktorpersonal, von Mitarbeitern der Behörden und Sachverständigen-Organisationen verwendet werden. Das Angebot umfasse Sicherheitsseminare und Schulungen am Atomkraftwerks- Simulator in Greifswald (Mecklenburg- Vorpommern).

Töpfer sagte, bei dem Angebot, das in den betroffenen Staaten auf überaus positive Resonanz gestoßen sei, handele es sich lediglich um eine "Nothilfe", die nicht als stillschweigende Billigung des weiteren Betriebs der veralteten Kraftwerke ausgelegt werden dürfe.

Kosloduj wieder am Netz

SOFIA, 11. Januar (AFP). Der zweite Reaktorblock des bulgarischen Atomkraftwerks Kosloduj ist am vergangenen Samstag wieder in Betrieb genommen worden. Wie die bulgarische Nachrichtenagentur BTA am Montag berichtete, war der Block zuvor bereits zweimal abgeschaltet worden. Ein Team internationaler Experten hatte ihn ein Jahr lang überholt, er war dann zu Jahresanfang wieder in Betrieb genommen worden. Schon am 4. Januar wurde er wieder gestoppt, da nach Angaben eines Kraftwerks-Sprechers an einer Pumpe des Hauptkreislaufes des Kühlungssystems "kleine Mengen" radioaktiven Dampfs entwichen. Nach seinen Angaben bestand jedoch "keine Gefahr für die Umwelt".

Der zweite Reaktorblock war von Experten des Internationalen Verbandes der Atomkraftwerksbetreiber (WANO) in einer Etappe ihres Sanierungsprogramms überholt worden. Die Internationale Atomenergie-Organisation in Wien hatte Reparaturarbeiten an den veralteten Reaktorblöcken eins bis vier mit je 440 Megawatt Leistung empfohlen, dessen Unsicherheit im vergangenen Jahr Schlagzeilen machte.

Ermittlungen nach Störfall

DORTMUND, 11. Januar (AFP). Zwei Wochen nach Bekanntwerden des Störfalls im stillgelegten Hochtemperaturreaktor (THTR) Hamm-Uentrop hat sich nun auch die Staatsanwaltschaft in die Untersuchungen eingeschaltet. Die Behörde habe Vorermittlungen wegen des Austritts von 7000 Liter radioaktiv verseuchtem Wasser aufgenommen, teilte die Staatsanwaltschaft Dortmund am Montag mit. Ein Ermittlungsverfahren sei noch nicht eingeleitet worden.

Das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium hatte am 29. Dezember bestätigt, daß das Regenwasser aus einem Trichter unter dem Reaktorgebäude in zwei darüberliegende Räume gestiegen und dort mit radioaktivem Tritium verseucht worden war. Nach eigenen Angaben wurde das Ministerium bereits am 18. Dezember durch die Betreibergesellschaft des THTR von dem Zwischenfall unterrichtet. Ob das Wasser verdunstete oder in den Boden sickerte, ist noch nicht geklärt.

Erneut schwere Gefechte im Zentrum Angolas

LUANDA, 11. Januar (AFP/AP). Aus mehreren Städten in Zentralangola sind am Montag erneut schwere Kämpfe gemeldet worden. Nach Niederlagen am Wochenende habe die Unita angolanischen Medienberichten zufolge Gegenangriffe auf Huambo, Luena und Kuito gestartet.

Unbekannt ist nach wie vor, wo sich Unita-Führer Jonas Savimbi aufhält. In einer Ansprache, die angeblich von einem Unita-Sender aus Huambo ausgestrahlt wurde, dementierte Savimbi Meldungen, er sei aus der Stadt geflohen.

Regierung und Unita meldeten aus mehreren Provinzen Erfolge ihrer jeweiligen Truppen. Angaben über die Zahl der Opfer lagen zunächst nicht vor. Augenzeugen berichteten in den Straßen Huambos lägen zahlreiche Leichen.

Nach Angaben des staatlichen Rundfunks kontrollieren die Regierungstruppen inzwischen die meisten Städte des Landes, darunter die Provinzhauptstädte Luena, Craxito und Ndalatando.

Blinddarm bald teuer?

BONN, 11. Januar (AFP). Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) hat geplante weitere Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen scharf kritisiert. Die DAG warnte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) vor "weiterer Demontage der sozialen Krankenversicherung". Wer bei vorbeugenden Gesundheitsmaßnahmen der Krankenkassen den Rotstift ansetze, handele sozialpolitisch unverantwortlich und finanzpolitisch kurzsichtig, sagte das für Sozialpolitik zuständige DAG-Vorstandsmitglied Lutz Freitag am Montag in Bonn. "Wer heute die Kosten der Arzneimittel für Erkältungskrankheiten aus dem Leistungskatalog streichen will, wird morgen auch nicht davor zurückschrecken, die Blinddarmoperation zum persönlichen Kostenrisiko zu machen", sagte Freitag.

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) warnten davor, wieder von einer Gesundheitsreform zu sprechen. AOK- Hauptgeschäftsführer Franz Josef Oldiges sagte im Saarländischen Rundfunk, der Bürger werde erst in den nächsten Monaten spüren, was die jüngste Reform für ihn bedeute.

Zur Person:

ULLA JELPKE, Bundestagsabgeordnete von der PDS/Linke Liste, ist wegen Verletzung der Bannmeile beim Kanzleramt vom Landgericht Bonn in zweiter Instanz zu einer Geldstrafe von 3000 Mark verurteilt worden. Wie die PDS-Pressestelle in Bonn mitteilte, will Jelpke (Bild: dpa) in die Revision gehen. Die Abgeordnete hatte am 27. September 1991 aus Anlaß von Gesprächen der Fraktionen zum Asylverfahrensgesetz vor dem Kanzleramt eine Pressemitteilung an Journalisten verteilt. Das Gericht habe es als erwiesen bezeichnet, daß sich Jelpke an der parallel vor dem Kanzleramt stattfindenden Aktion der Grünen beteiligt habe, deretwegen es ebenfalls bereits Verurteilungen gegeben habe, hieß es. (AFP)

Neue Pflanze patentiert

BRÜSSEL, 12. Januar (AFP). Das US- Patentamt wird erstmals eine durch Genveränderungen gegen Insektenbefall widerstandsfähige Pflanze patentieren, teilte das Unternehmen Plant Genetic Systems (PGS) im belgischen Gent mit. Eine entsprechende Mitteilung sei dem Generaldirektor der Firma, Walter De Logi, am Montag in San Francisco gemacht worden. Den Pflanzen wurde über genetische Manipulationen Proteine der Bakterie Bacillus Thuringiensis (BT) zugefügt. Diese normalerweise im Boden vorkommende Bakterie ist für Raupen tödlich. Insekten, die von entsprechend manipulierten Pflanzen fressen, sterben innerhalb weniger Tage, so daß die Pflanze selbst durch den Insektenbefall kaum beeinträchtigt würde, teilte PGS mit. PGS will vor allem Mais und Gemüse gegen Insektenbefall schützen.

Berufsschüler nach rechts offen

WIEN, 12. Januar (AFP). Mehr als die Hälfte aller jungen Österreicher ist empfänglich für rechtsextremistische Ideen. Das ergab eine jetzt veröffentlichte Umfrage unter 3000 Schülern, die das österreichische Erziehungsministerium in Auftrag gegeben hatte. Demnach sind Berufsschüler offener für rechtsextremistische Ideen als Realschüler oder Gymnasiasten. 66 Prozent der Berufsschüler zeigten Verständnis für Anschläge auf Asylbewerberheime in der Bundesrepublik. Bei den übrigen Schülern waren es 57 Prozent.

Rund zehn Prozent der Berufsschüler sind nach eigenen Angaben Mitglied oder Sympathisanten einer rechtsextremen Organisation. Bei den befragten Realschülern und Gymnasiasten waren es fünf Prozent. Rund ein Drittel der Berufsschüler - 16 Prozent der Realschüler und Gymnasiasten - bezeichnet Gewaltakte gegen Ausländer grundsätzlich als "zulässig und tolerierbar". Österreichs Jugendministerin Maria Rauch-Kallat betonte, daß die Umfrageergebnisse "sehr ernst" genommen werden müßten.

Serben wollen Friedensplan nicht annehmen

GENF / SARAJEWO, 12. Januar (AFP/ Reuter/dpa). Die bosnischen Serben haben am Dienstag morgen in Genf die im Friedensplan der Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen vorgesehene Errichtung eines eigenständigen, dezentralisierten Staates abgelehnt. "Wir wollen nicht in einer neuen Nation verschmelzen", sagte der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic einem französischen Fernsehsender. Seine Delegation bleibe bei ihrem Gegenvorschlag eines Acht-Punkte-Plans, der insbesondere keine staatliche Einheit Bosnien-Herzegowinas vorsieht.

Offensichtlich unbeeindruckt von den Bemühungen um eine Friedenslösung in Genf dauerten am heutigen Dienstag morgen die Kämpfe in und um die bosnische Hauptstadt Sarajewo an. Nach Berichten des bosnischen Rundfunks kamen automatische Waffen und Granatwerfer zum Einsatz. Bosnische Einheiten und serbische Freischärler hätten sich Schießereien vor allem im Bezirk Hrasno und um die Vrbanja-Brücke hinter dem alten Parlament westlich des Stadtzentrums geliefert. Auch aus Gorazde und Srebrenica im Osten Bosnien-Herzegowinas wurden schwere Kämpfe gemeldet.

Unterdessen fordert der bosnische Winter offenbar immer neue Opfer. Nachdem der bosnische Rundfunk schon am Vorabend von mehr als 200 Toten als direkte Folge von Hunger und Kälte im Osten Bosniens berichtet hatte, erhöhte sich diese Zahl bis Dienstag drastisch. Mindestens 195 neue Todesfälle wurden demnach in der kleinen Ortschaft Zepa an der Drina registriert, nachdem am Vorabend noch von 47 Toten seit Sonntag gesprochen worden war.

Frankreichs Außenminister Roland Dumas stieß mit seiner Äußerung über einen französischen Alleingang bei der Befreiung von Gefangenen aus serbischen Lagern auf Widerspruch in seiner eigenen Regierung. Verteidigungsminister Pierre Joxe sagte am Montag in Paris, er glaube, daß Dumas falsch interpretiert worden sei. Sowohl der Außenminister als auch Staatspräsident François Mitterrand meinten, daß Frankreich zu gemeinsamen Schritten mit anderen Staaten bereit sei, falls der UN-Sicherheitsrat handeln wolle.

Das kroatische Gesundheitsministerium hat in Ostslawonien insgesamt elf Massengräber ausfindig gemacht. Dies geht aus einem Zwischenbericht des Ministeriums über die "Massenerschießungen" im Krieg zwischen Serbien und Kroatien zwischen Juli 1991 und Januar 1992 hervor, der am Montag in Zagreb veröffentlicht wurde. Das Gesundheitsministerium wurde von der kroatischen Regierung damit beauftragt, die Massengräber aufzulisten. Zur Zeit sind die Gebiete, in denen sich die Massengräber befinden sollen, unter serbischer Kontrolle. Der Zwischenbericht beruht auf schriftlichen Unterlagen und Augenzeugenberichten. Die UN-Schutztruppen (UNPROFOR) hatten es den kroatischen Ermittlern aus Sicherheitsgründen nicht gestattet, die Orte aufzusuchen, an denen die Massengräber liegen sollen.

Im einzelnen werden in dem Bericht alleine fünf Massengräber in der Stadt Vukovar aufgeführt, die am 18. November 1991 nach dreimonatiger Belagerung von serbischen Einheiten erobert worden war. In diesen Massengräbern befänden sich insgesamt 1750 Leichen.

Ein weiteres Massengrab mit "höchstwahrscheinlich" 303 Leichen befindet sich nach diesen Angaben in Ovcara unweit von Vukovar. In Tordinci seien nach Feststellungen der UNPROFOR unweit der katholischen Kirche 208 Tote gemeinsam mit Tierkadavern begraben worden.

Zwischen 1500 und 2000 Journalisten und Techniker, fast die Hälfte der Beschäftigten im staatlichen serbischen Fernsehen, müssen einen bezahlten unbefristeten Zwangsurlaub antreten. Die Belgrader Zeitungen bezeichnen am Dienstag diese Maßnahme als "politische Säuberung" durch die Sozialisten und die mit ihnen verbündeten extremistischen Radikalen nach den gewonnenen Wahlen in Serbien. (Weiterer Bericht Seite 3)

Löwenburg - vor 200 Jahren als Ruine erbaut

KASSEL. Die Kasseler Löwenburg feiert Geburtstag: Vor 200 Jahren legte Landgraf Wilhelm IX. von Hessen- Kassel den Grundstein zu einem grotesken, in Europa ungewöhnlichen Burgbau. Zwischen 1793 und 1801 ließ der Fürst mit dem Ritter-Spleen für viel Geld oberhalb seines sündhaft teuren Schlosses Wilhelmshöhe an der Teufels- und Wolfsschlucht im Kasseler Bergpark eine mittelalterliche Ritterburg auftürmen.

Der Kurhesse ließ den Bau absichtlich als gotische Burgruine planen, so, als hätte sie seit Urzeiten den Angriffen fremder Heerscharen getrotzt. Wirkliche Schäden hat die Löwenburg - neben der österreichischen Franzenburg einzige neomittelalterliche Ritterburg - erst im Zweiten Weltkrieg erlitten. Rüstkammer, Damen- und Herrenflügel, Kirche und Pförtnerhaus wurden frühzeitig wiederhergestellt. 1986 hat die Restauration des von Bomben beschädigten Mauerwerks begonnen.

Für drei Jahre hatte der Bauherr seinen Architekten Heinrich Christian Jussow zum Anschauungsunterricht nach England und Schottland, der Wiege der Ritterburgen, gesandt. Die Vielzahl seiner Eindrücke verbaute Jussow ganz nach dem Geschmack Wilhelms zu einem mittelalterlichem Sammelsurium von Türmchen und Ziermauern. Das poröse und weiche Tuffgestein aus dem Habichtswald erleichterte ihm das Schleifen der Burg bis zum Ruinencharakter.

In der mit 60 Metern Länge überaus klein ausgefallenen Anlage zeigten sich ungeplante Mängel: Der Burggraben mußte trocken bleiben, weil das Wasser direkt in die Kellergewölbe abgelaufen wäre. Die Zugbrücke, ein anderes Stiefkind des Erbauers, ließ sich vom ersten Tag an keinen Millimeter bewegen. Für Wilhelms Frau wäre es ein leichtes gewesen, ihren Gatten in den luxuriösen Gemächern seiner Mätresse Caroline von Schlotheim zu überraschen.

Wie die Nachfolger Wilhelms, so setzte auch die Gemahlin Prinzessin Wilhelmine Caroline von Dänemark keinen Fuß in die Löwenburg. Die neuen Herren von Schloß Wilhelmshöhe, unter ihnen König Jerôme von Westfalen, der Bruder Napoleons I., und die letzten deutschen Kaiser taten dies jedoch aus einem anderen Grunde. Ihnen war das Leben in dem kalten Gemäuer nicht unterhaltsam genug.

Der Landgraf, seit 1803 Kurfürst Wilhelm I., der sogar seinen Nachwuchs in Kinderrüstungen zu stecken pflegte, empfand das Ritterleben jedoch als so erstrebenswert, daß er sich als Protestant unter der - dem Mittelalter entsprechend - katholisch angelegten Burgkirche begraben ließ. Eine kapitale Statue, im Gegensatz zur Löwenburg etwas zu groß ausgefallen, erinnert an den Bauherrn, der sich als einziges Mitglied seiner Familie dort unten in die Gruft legen ließ. Selbst der Junker Louis von Eschwege, der im März 1821 nach 24stündiger Totenwache neben Wilhelm in zugiger Ritterrüstung an einer Lungenentzündung starb, blieb nach dem Tod nicht an seiner Seite.

Der "einsame" Wilhelm wird sich in seiner Gruft nun noch einige Jahre gedulden müssen, bis seine "Burg-Attrappe" mit einem Restaurierungsaufwand von 20 Millionen Mark in altem Ruinen-Glanz erstrahlt und im Burghof wieder Serenaden gespielt werden. Die Löwenburg kann nicht, wie ursprünglich geplant, zum 200. Jahrestag der Grundsteinlegung wiederhergestellt sein. Für Besichtigungen mit Führung bleibt die Burg aber geöffnet.

WOLFGANG DAHLMANN (dpa)

TASSILO TRÖSCHER, den früheren hessischen Landwirtschaftsminister, ehrt der Hessische Landtag am Freitag mit einem Empfang: Er hatte Ende Dezember seinen 90. Geburtstag gefeiert. Tröscher gehörte den Kabinetten der Ministerpräsidenten Georg-August Zinn und Albert Osswald von Januar 1967 bis Dezember 1970 als Chef des Landwirtschaftsressorts an. Der Sozialdemokrat war in den sechziger Jahren Vorsitzender des Agrarausschusses beim Bonner Parteivorstand. Sein Nachfolger im Ministeramt war der am Sonntag gestorbene Werner Best. (Siehe Nachruf auf dieser Seite)

Bürgermeister weiter für Städtebauförderung

GRÜNBERG. Elf hessische Bürgermeister haben an Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und den hessischen Wohnungsbauminister Jörg Jordan (SPD) appelliert, die Städtebauförderung beizubehalten. Wie Bürgermeister Siegbert Damaschke (CDU) aus Grünberg (Kreis Gießen) berichtete, haben er und seine zehn CDU- und SPD-Kollegen aus vergleichbaren Städten in gemeinsamen Schreiben Kohl und Jordan darauf hingewiesen, es könne nicht im Interesse des Bundes und des Landes sein, als Folge der gestrichenen Fördermittel die Innenstadtentwicklung zumindest der kleineren Städte zu beenden. Grund für den Appell ist laut Damaschke der Bundestagsbeschluß vom 4. Dezember, die Bundesmittel für die Städtebauförderung für 1993 zu streichen. Der Wegfall der Bundesmittel ziehe vermutlich auch die Einstellung der Landesförderung nach sich, befürchtet Damaschke. Das bedeute nicht nur das Ende für die laufenden Maßnahmen zur Stadtkernsanierung der davon betroffenen Städte. Auch das während der vergangenen zehn bis 15 Jahren Entstandene werde gefährdet, schreiben die Bürgermeister unter anderem von Schotten und Lauterbach im Vogelsberg sowie ihre Kollegen aus Ortenberg (Wetterau) und dem südhessischen Flörsheim.

Bei dem Wegfall der öffentlichen Förderung von jährlich 2,2 Millionen Mark beispielsweise für die Sanierung der 13 000 Einwohner zählende Stadt Grünberg bedeutet das laut Damaschke einen Investitionsverlust von sechs bis acht Millionen Mark pro Jahr.

Auch in Grünberg gebe es bei rund 300 Wohnungssuchenden Wohnungsnot. Ohne die Fortsetzung der Stadtkernsanierung könne sie nicht abgebaut werden, sondern steige noch an, sagte der Bürgermeister. gds

Hobbyforscher hatte die Skelett-Teile vergraben

ESCHWEGE. Die Skelett-Teile von drei Toten, die im September vergangenen Jahres von einen Pilzsammler in einem Wald bei Hessisch Lichtenau gefunden worden waren, sind nicht etwa nach einem Verbrechen verscharrt worden. Vielmehr hatte ein Gärtner und Hobby- Archäologe die in den siebziger Jahren von ihm auf einem Klosterfriedhof gefundenen Knochen und einen mit Lack präparierten Totenschädel, den er geschenkt erhalten hatte, im Wald vergraben.

Den Hobbyforscher habe nach dem Tod einer nahen Verwandten wegen der Knochen das schlechte Gewissen geplagt und er habe sich mit einem Geistlichen über eine würdige Art der Bestattung beraten, teilte die Polizei in Eschwege (Werra-Meißner-Kreis) am Montag mit.

Zu dieser Lösung des zunächst höchst mysteriösen Kriminalfalles hatte der Hobbyforscher selbst beigetragen. Nach Bekanntwerden der Skelettfunde meldete er sich bei der Polizei und erzählte, er habe die Knochen in ein Stück Stoff und in Samt gehüllt und in einem Pappkarton in den Waldboden versenkt. Entsprechende Stoffteile wurden noch in seiner Wohnung gefunden. Offenbar hatten Tiere die Knochen ans Tageslicht befördert. mb

Ehefrau Säure ins Gesicht geschüttet - Haftstrafe

DARMSTADT. Zu sechs Jahren Haft hat das Landgericht Darmstadt am Montag einen 30jährigen verurteilt, der seiner Frau Säure ins Gesicht geschüttet und sie völlig entstellt hatte. Der türkische Chemiearbeiter aus dem Kreis Darmstadt-Dieburg wurde noch im Gerichtssaal wegen Fluchtgefahr in Haft genommen. Die Frau, die nach einer zeitweisen Trennung wieder mit ihm zusammenlebt, setzte sich im Verfahren für den 30jährigen ein.

Das Paar, in dessen Ehe es nach Ansicht des Gerichts wegen unterschiedlicher Wertvorstellungen zu erheblichen Spannungen kam, hatte sich 1990 getrennt. Der Mann habe jedoch nicht begreifen können, daß er in das Leben seiner Frau nicht mehr eingreifen durfte, hieß es in der Urteilsbegründung. Er lauerte ihr auf, bedrohte und mißhandelte sie. Im Oktober 1991 machte er eine Drohung wahr und schüttete ihr Schwefelsäure ins Gesicht.

Die 24jährige Frau ist auch nach 20 Operationen noch entstellt. Weitere Eingriffe stehen ihr bevor. Sie hat ein Auge verloren, auf dem anderen sieht sie nur noch zwischen zehn und 40 Prozent. lhe

200 Bosnier starben an Hunger und Kälte

S A R A J E W O / L O N D O N , 11. Januar (Reuter/dpa). Im Osten Bosnien-Herzegowinas sind Rundfunkberichten zufolge am Wochenende binnen 24 Stunden fast 200 Menschen an Hunger und Kälte gestorben.

Die Menschen hätten in fünf überwiegend von Moslems bewohnten Orten gelebt, die zum Teil seit Beginn des Bürgerkriegs von Hilfslieferungen abgeschnitten seien, meldete Radio Sarajewo am Sonntag. Unabhängige Bestätigungen für die Angaben gab es zunächst nicht. Vertreter der Vereinten Nationen (UN) wollen einem Sprecher zufolge am Montag die bosnischen Serben in ihrem Hauptquartier bei Pale nahe Sarajewo um Erlaubnis für die Entsendung von Hilfskonvois in das Hungergebiet ersuchen.

Wie Radio Sarajewo meldete, kamen die Menschen in den 24 Stunden von Samstag mittag auf Sonntag mittag um. Allein 104 seien in Zepa gestorben, außerdem 47 in Srebrenica, 22 in Konjevic Polje sowie 13 in Kamenica und neun in Cerska. In Zepa, das wie Cerska seit Beginn der Kämpfe im Frühjahr von der Belieferung mit Versorgungsgütern abgeschnitten ist, warten mindestens 33 000 Menschen verzweifelt auf Nahrungsmittel, Medikamente, Kleidung und Brennstoff. Die UN haben erklärt, bislang hätten die Serben noch nicht einmal UN-Erkundungstrupps nach Zepa gelassen.

Die UN wollten am Sonntag ihre Hilfslieferungen nach Bosnien wieder aufnehmen, die sie nach der Ermordung des bosnischen Vize-Ministerpräsidenten Hajika Turajlic weitgehend eingestellt hatte. Wegen dichten Nebels konnten in der Hauptstadt Sarajewo jedoch keine Flugzeuge mit Hilfsgütern landen. Vom heutigen Montag an wollen die UN versuchen, die Stadt täglich mit 150 Tonnen Brennholz zu beliefern. Nach UN-Angaben wurden 15 schwerkranke alte Menschen aus einer Klinik im Sarajewoer Vorort Nedzarici evakuiert. Dort waren in der vergangenen Woche zwölf Personen erfroren. In Großbritannien gibt es nach einem Bericht der Tageszeitung The Times Pläne für eine Entsendung des Flugzeugträgers "Ark Royal" und Begleitschiffen in die Adria. Eine Entscheidung über die Entsendung eines Eingreifverbands nach wiederholten serbischen Angriffen auf britische Soldaten in Bosnien hänge jedoch vom Ausgang der Genfer Friedensgespräche ab, die am heutigen Montag weitergehen sollten, hieß es in dem Zeitungsbericht. Erstmals seit Beginn ihrer Stationierung in Bosnien im Herbst eröffneten britische Panzer am Sonntag massiv das Feuer auf unbekannte Angreifer. Wie der kroatische Rundfunk am Montag berichtete, war ein Konvoi britischer UN-Friedenstruppen am Vortag in der Nähe von Kladanj in einen Hinterhalt geraten. Die britischen Panzer nahmen daraufhin die Stellungen der Angreifer unter massiven Beschuß und kämpften sich den Weg frei. Bei den britischen Blauhelmen habe es keine Verwundeten gegeben, während über Nationalität und mögliche Verluste der Angreifer keine Angaben vorlagen.

Ungeachtet der Friedenskonferenz in Genf haben die verfeindeten bosnischen Bürgerkriegsparteien ihre Kämpfe in der Nacht zum Montag unvermindert fortgesetzt. Nach Berichten des bosnischen Rundfunks tobten vor allem im Osten des Landes erbitterte Gefechte, in deren Verlauf die serbische Seite noch am Vorabend Kampfflugzeuge gegen die Stadt Srebrenica eingesetzt habe. Dabei seien mindestens drei Menschen gestorben. Auch im Norden Bosniens tobten schwere Kämpfe. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks lag einmal mehr die Stadt Gradacac unter heftigem Artilleriefeuer aus serbischen Stellungen. Angaben über mögliche Opfer lagen nicht vor. Montenegros Präsident wiedergewählt PODGORICA (dpa). Der bisherige Präsident des Staatspräsidiums von Montenegro, der Teilrepublik Rest-Jugoslawiens, Momir Bulatovic, ist bei der Stichwahl am Sonntag mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. Das teilte die Wahlkommission am Montag mit. Bulatovic bekam 63 Prozent der abgegebenen Stimmen, sein Gegenkandidat Branko Kostic 37 Prozent. 50 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimmen ab.

Garantien für die Ukraine

KIEW, 11. Januar (Reuter). Führende Atommächte sind nach den Worten des ukrainischen Außenministers Boris Tarasjuk bereit, seinem Land die geforderten Sicherheitsgarantien als Gegenleistung dafür zu geben, daß die Ukraine den START-I-Abrüstungsvertrag ratifiziert. Tarasjuk sagte jetzt in Kiew, dies sei ihm in Washington zugesagt worden. Falls der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) die Garantien bekräftige, habe sein Regierung keine Vorbehalte gegen die START-I-Ratifizierung.

Von den vier Nachfolgestaaten der Sowjetunion, die über Atomwaffen verfügen, hat bisher nur Rußland den Abrüstungsvertrag für strategische Atomwaffen ratifiziert. Dies steht außer in der Ukraine noch in Weißrußland und Kasachstan aus. Zum Jahresbeginn hatten die USA und Rußland schon das Nachfolgeabkommen START-II besiegelt.

Unruhen in Indien Truppen im Anmarsch

BOMBAY, 11. Januar (Reuter). In der indischen Stadt Bombay gerät die Lage nach tagelangen Gewalttätigkeiten zwischen Hindus und Moslems offenbar immer mehr außer Kontrolle. Die Unruhen halten an. In Bombay kamen am heutigen Montag bislang acht Menschen ums Leben. Der indische Verteidigungsminister Sharad Pawar kündigte am heutigen Montag die Entsendung von Truppen an. Nach seinen Worten sollen sie "gnadenlos mit Brandstiftern und Randalierern aufräumen". Die Polizei der Zwölfmillionenstadt sprach heute von insgesamt 150 Toten und über 360 Verletzten seit Mittwoch. Allein am gestrigen Sonntag abend seien bei religiös und politisch motivierten Zusammenstößen wieder in Indien mindestens 34 Menschen getötet worden. Überall werde gebrandschatzt und geplündert.

Anwohner berichteten, die Sicherheitskräfte seien offenbar nicht in der Lage, das verhängte Ausgehverbot durchzusetzen. An zahlreichen Stellen griffen fanatisierte Hindus Wohnungen und Läden von Moslems mit Steinen und Brandsätzen an.

In Bombay haben die Ausschreitungen von den Slums, wo Hindus und Moslems eng beieinander leben, offenbar auch auf die wohlhabenderen Stadtteile Dadar, Matrunga, Worli und Mahin übergegriffen. Tausende Moslems versuchen seit Tagen, der Gewalt durch Flucht zu entkommen. Anlaß der Unruhen in Bombay wie auch in der indischen Stadt Ahmedabad dürfte die Moschee-Zerstörung von Ayodya sein. Hindus hatten im Dezember das islamische Gotteshaus zerstört, um dort einen Tempel für ihre Rama-Gottheit zu errichten.

Großbrand in Attendorn

BONN, 11. Januar (Reuter). Aus noch ungeklärter Ursache ist in der Nacht zum Montag in Attendorn (Nordrhein-Westfalen) ein Großbrand entstanden. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde eine Häuserzeile durch das Feuer zerstört. Der Brand sei in einem neueröffneten Imbiß-Restaurant entstanden und habe sich rasch über einen dreigeschossigen Häuserkomplex ausgebreitet. Personen seien nicht verletzt worden. 16 Feuerwehren waren den Angaben zufolge mit 150 Leuten im Einsatz. Die gesamte Innenstadt wurde gesperrt. Bis zum Morgen sei der Brand jedoch weitgehend unter Kontrolle gebracht worden. Die Schadenshöhe war noch nicht absehbar.

Kohl reist Ende Februar nach Japan

BONN/TOKIO, 11. Januar (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl wird seinen im Oktober wegen des EG-Sondergipfels verschobenen Besuch mehrerer Staaten des Fernen Ostens im Februar nachholen. In Regierungskreisen in Bonn hieß es am Montag, Kohl werde Japan vom 26. Februar bis 1. März besuchen. Außerdem stehen auf dem Programm des Kanzlers Besuche in Indien, Singapur, Indonesien und Südkorea. Mit diesen Ländern liefen noch die Feinabstimmungen über das Programm, hieß es in Bonn. Kohl hatte die Länder ursprünglich im Oktober besuchen wollen. Doch sagte er die Reise wegen des Sondergipfels der EG Mitte Oktober in Birmingham ab.

Honecker muß nicht als Zeuge aussagen

BERLIN, 11. Januar (Reuter). Der frühere DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker will im Prozeß gegen seine Mitangeklagten, den ehemaligen DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler, dessen Stellvertreter Fritz Streletz und den früheren Suhler SED-Bezirkschef Hans Albrecht, nicht aussagen. In einer Erklärung an das Berliner Landgericht begründete Honecker am Montag seine Haltung mit seiner Stellung in der SED und im DDR-Staatsapparat. Er habe ein vollständiges Auskunftsverweigerungsrecht, "das einem Zeugnisverweigerungsrecht gleichkommt". Die Kammer schloß sich dieser Auffassung an.

Weiße erwägen Auswanderung

JOHANNESBURG, 11. Januar (Reuter). In Südafrika erwägen nach Erkenntnissen der südafrikanischen Forschungsgruppe HSRC über 250 000 Weiße, das Land wegen der Wirtschaftskrise, der Gewalttaten und der ungewissen politischen Zukunft zu verlassen. Wie HSRC-Sprecher Lawrence Schlemmer am Montag mitteilte, ist diese Zahl noch nie so hoch gewesen wie jetzt. Mit dem Gedanken an eine Auswanderung tragen sich laut Schlemmer vor allem Buren. Allerdings sei nicht gesagt, daß alle auch tatsächlich auswandern würden. Angaben des Statistischen Amtes zufolge ist bei den Weißen mit Hochschulabschluß die Zahl der Ausgewanderten von Januar bis September 1992 gegenüber dem gleichen Zeitraum 1991 um neun Prozent gestiegen.

In Südafrika wird die Beteiligung der Schwarzen an der politischen Macht vorbereitet, was auf den Widerstand von Anhängern der Rassentrennung stößt. Die Entwicklung wird von Gewalttaten unter den Schwarzen begleitet, bei denen seit 1990 über 6000 Menschen getötet worden sind.

Italien pumpt wieder im Ausland Rom testet Märkte mit "Jumbo" über vier Milliarden Mark

sch FRANKFURT A. M. Nach knapp zweijähriger Pause startet Italien mit einer "Jumbo-Anleihe" über vier Milliarden Mark ein Comeback an den internationalen Kapitalmärkten. Die Emission, bisher die zweitgrößte DM-Auslandsanleihe, wird mit einer Laufzeit von fünf Jahren unter Federführung der Deutschen Bank aufgelegt. Die Verzinsung will der Branchenprimus heute bekanntgeben. Der Erlös dient der Finanzierung des riesigen Staatsdefizits und der Auffüllung der in der Krise des Europäischen Währungssystems (EWS) dahingeschmolzenen Reserven der Zentralbank in Rom. Geldnot habe die Republik aber nicht dazu gezwungen, den Markt wieder anzuzapfen, erklärt Mario Draghi, Generaldirektor des Schatzministeriums.

Er streicht vielmehr heraus, was Rom inzwischen getan habe. Geschehen ist tatsächlich einiges. So wurde 1992 die automatische Anpassung der Löhne an die Inflation (scala mobile) abgeschafft, die Regierung startete ein drastisches Sparprogramm, im September wurde die Lira im EWS abgewertet und schied aus dessen Wechselkursmechanismus aus. Einen Termin für die Rückkehr in den Verbund wollte Draghi bei einer Präsentation nicht nennen. Viel wichtiger als der Zeitpunkt sei, daß es zu einem glaubwürdigen Wiedereintritt komme. Erforderlich sei zudem Ruhe an den Devisenmärkten. Aus seiner Sicht ist inzwischen die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft des Landes mehr als wiederhergestellt. In der Bevölkerung und bei den Politikern habe die Überzeugung an Boden gewonnen, daß jetzt "strukturelle Anpassungen" erforderlich seien, damit es künftig aufwärtsgeht. So enthalte das vom Parlament verabschiedete Finanzpaket 1993 - es soll das Etatdefizit von 162 Billionen Lire (rund 175 Milliarden Mark) auf 150 Billionen und dessen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von mehr als zehn auf 9,3 Prozent drücken - auf dauerhafte Wirkung angelegte Reformen etwa bei der Sozialversicherung und bei den Steuern sowie Privatisierungen.

Draghi gibt sich zuversichtlich, daß mit dem Erfolg der Wirtschaftspolitik auch die Anleihen des Landes wieder höher eingestuft werden. Die US-Rating-Agentur Moody&rquote;s hatte Italien-Titel im August auf "AA3" abgestuft. Gemessen an der Kreditwürdigkeit spielt Rom danach in der vierten Liga der Finanzmärkte. Die Verzinsung der Mark-Anleihe, Start eines umfangreichen internationalen Mittelaufnahmeprogramms und erste DM-Emission des Landes, dürfte daher deutlich über der des 5,5-Milliarden-Mark-Jumbos Großbritanniens liegen. London zahlte im Oktober einen Aufschlag von zehn Basispunkten auf die Rendite der fünfjährigen Bundesobligationen.

Rußland steigert Ölausfuhr deutlich

MOSKAU (rtr/FR). Rußland hat im vergangenen Jahr trotz erheblich verringerter Förderung seinen Rohölexport in Länder außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) kräftig gesteigert. Nach Mitteilung des Moskauer Brennstoff- und Energieministeriums kletterte die Ausfuhr um 22 Prozent auf 66,2 Millionen Tonnen. Zusätzlich wurden reichlich 64 Millionen Tonnen in die Ukraine, nach Weißrußland und nach Kasachstan geliefert.

Erklären läßt sich die deutliche Exportzunahme vor allem damit, daß es den Förder-Unternehmen seit einiger Zeit erlaubt ist, zehn Prozent ihres Öls direkt an ausländische Kunden zu verkaufen. Dieser Tatbestand und die traditionellen Verbindungen zur ehemaligen DDR machten Rußland zum wichtigsten Rohöl-Lieferanten für Deutschland. Vor der Vereinigung hatte jahrelang Großbritannien an der Spitze gelegen.

Die Erdölproduktion ist nach Angaben der Förderfirma Rosneftegaz um 14 Prozent auf noch knapp 396 Millionen Tonnen geschrumpft. Damit blieb Rußland hinter Saudi-Arabien zwar die zweitgrößte Fördernation der Welt, doch die Aussichten sind düster. Wegen der Erschöpfung großer Felder und des Raubbaus in anderen dürfte die Produktion erneut sinken. Offizielle Stellen sagen für 1993 zwar 340 Millionen Tonnen voraus, doch setzen viele westliche Fachleute hinter diese Zahl ein dickes Fragezeichen.

Neuer Stabschef in Moskau

MOSKAU, 11. Januar (Reuter). Rußlands Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin hat den 56jährigen Wladimir Kwasow zum neuen Stabschef der Regierung bestellt. Wie die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS am Montag weiter meldete, unterzeichnete Präsident Boris Jelzin ein entsprechendes Dekret. Der Stabschef der Regierung ist verantwortlich für die Abläufe innerhalb der Regierungsbürokratie. Kwasow ist ein ehemaliger Kollege Tschernomyrdins aus dem staatlichen Energiekonzern Gasprom. Kwasow löst Alexej Golowkow ab, der als enger Gefolgsmann des im Dezember von Tschernomyrdin abgelösten Reform-Ministerpräsidenten Jegor Gaidar galt.

Rußlanddeutsche lenken ein

MOSKAU, 11. Januar (Reuter). Die größte Organisation der Rußlanddeutschen, die "Wiedergeburt", rückt von ihrem Kurs der Konfrontation gegen die Bundesregierung ab und will nicht länger die Auswanderung nach Deutschland propagieren. "Wir arbeiten an einem entsprechenden Konzept, das auf dem Kongreß des Zwischenstaatlichen Rats der Rußlanddeutschen im Februar beschlossen werden soll", sagte am Montag der Chef der "Wiedergeburt", Heinrich Groth, auf Anfrage. Die Wende zu mehr Engagement für die in der Ex-UdSSR bleibenden Rußlanddeutschen begründete Groth mit einer großzügigeren Bereitschaft Bonns, die Emigrationswilligen aufzunehmen.

Groth hatte bisher ein fünfjähriges Emigrationsprogramm für die Ausreisewilligen gefordert und der Bundesregierung vorgeworfen, die Zuwanderung durch bürokratische Hürden zu begrenzen. Er rückte auch von seiner Forderung ab, das Projekt der deutschen Wolga-Republik für tot zu erklären.

Autos rollen vor

FRANKFURT A. M. (FR). Zum Wochenbeginn haben die Kurse an der Frankfurter Aktienbörse keine klare Richtung eingeschlagen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) bewegte sich im Vergleich zum Freitagsschluß nur minimal. Er ging mit 1531,96 Zählern praktisch unverändert aus dem Markt. Etwas Farbe gab dem ruhigen Geschehen auf dem Parkett Nachfrage von der Deutschen Terminbörse (DTB), wie Händler berichteten. Mit Blick nach vorn versprachen sich Optimisten unter ihnen positive Impulse von den anhaltenden Hoffnungen auf Zinssenkungen. Zu den Tagesfavoriten zählten Autowerte.

In diesem Teil des Marktes fuhren Daimler um sechs Mark vor. Aber auch BMW und Volkswagen kamen voran. Von einer Kaufempfehlung profitierten Thyssen-Aktien, wie es weiter hieß. Diese Papiere zogen um 3,20 Mark an. Dagegen gehörten Deutsche Bank und Commerzbank zu den Verlierern. Die Titel der Großchemie verabschiedeten sich mit wenig veränderten Kursen.

Am Frankfurter Rentenmarkt stiegen die Kurse öffentlicher Anleihen weiter, die Renditen gaben entsprechend erneut nach. Mit 6,96 Prozent fiel die Durchschnittsrendite erstmals seit langem unter die Marke von sieben Prozent. Die Bundesbank verkaufte per saldo Titel im Nennwert von fast 795 Millionen Mark.

Auch bei den DM-Auslandsanleihen herrschte laut Händlern eine freundliche Stimmung. Für die Jumbo-Emission der Republik Italien über vier Milliarden Mark erwarteten sie eine "gute" Nachfrage. Die Bonität des Schuldners spiele angesichts des knappen Angebots in diesem Teil des Marktes eher eine untergeordnete Rolle, hieß es dazu. Die Anleihe solle einen Kupon von 7,5 Prozent erhalten.

Sechs vorm Komma beim Kapitalzins

FRANKFURT A. M. (rtr/FR). Am Frankfurter Rentenmarkt ist die Umlaufrendite gestern auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren gefallen. Die Durchschnittsrendite öffentlicher Anleihen sank nach Angaben der Bundesbank von sieben Prozent am Freitag auf 6,96 Prozent und erreichte damit das niedrigste Niveau seit etwa Anfang September 1989. Die Kurse der Papiere zogen bei lebhaftem Geschäft um bis zu 30 Pfennig an. Die freundliche Stimmung begründeten Rentenhändler damit, daß die Hoffnungen auf eine Leitzinssenkung der Frankfurter Währungshüter "weiter im Markt" seien.

Sollte der Renditerückgang anhalten, dann dürfte Baugeld, dessen Preis der Entwicklung am Kapitalmarkt folgt, noch günstiger werden. Die Bayerische Vereinsbank, die bereits in der vergangenen Woche ihre Hypothekenzinsen gesenkt hatte, nahm gestern ihre Sätze nochmals zurück. Mit effektiv 8,04 Prozent bei fünf- und 8,09 bei zehnjähriger Zinsbindung näherten sich die Münchner, wie inzwischen auch andere Institute, hier der Acht-Prozent-Marke. Weiter entfernt davon ist die von den Bayern neu angebotene 15jährige Festschreibung mit effektiv 8,22 Prozent.

Am Devisenmarkt gab der Dollar unterdessen trotz der Spannungen in der Golfregion nach. Die amtliche Notiz der US-Währung fiel in Frankfurt von 1,6490 am Freitag auf 1,6345 Mark.

Moslems fliehen aus Bombay Armee soll "rücksichtslos" eingreifen / Hindu-Führer freigelassen

BOMBAY, 11. Januar (Reuter/AFP). Der indische Verteidigungsminister Sharad Pawar hat wegen der bürgerkriegsähnlichen Unruhen zusätzliche Soldaten in die Zwölf-Millionen-Stadt Bombay gesandt und leitet den Einsatz selbst. Der Minister sagte, die Armee habe den Befehl, rücksichtslos mit den Brandstiftern und Randalierern aufzuräumen. Armee und Polizei eröffneten am Montag an mindestens zwölf Stellen in der Stadt das Feuer. Laut Polizei lagen zunächst keine Berichte über Opfer vor. In der Stadt Ahmedabad hatten Polizisten in der Nacht zum Montag 16 Randalierer erschossen.

Augenzeugen zufolge griffen am Morgen Hindus in Banden Häuser und Geschäfte von Moslems an. Sie hätten Brandsätze und Steine geworfen. Auch Säuren seien verwendet worden. Die Übergriffe der fanatisierten Hindus führten zu einer Massenflucht der Moslems aus Bombay. Banken, Börsen und die meisten Geschäfte schlossen.

In Bombay und Ahmedabad kamen laut Polizei und Krankenhäusern in den vergangenen sechs Tagen mindestens 215 Menschen ums Leben. Allein in Bombay gab es zudem mehr als 700 Verletzte.

Die indische Regierung ließ unterdessen sechs Führer der Hindu-Partei frei, die nach der Zerstörung der Moschee von Ayodhya im Dezember verhaftet worden waren. Den sechs Politikern war vorgeworfen worden, für die durch den Abriß der Moschee ausgelösten Unruhen zwischen Moslems und Hindus verantwortlich zu sein. Moslemische Gruppen riefen daraufhin zum Boykott der offiziellen Feierlichkeiten zum 43. Jahrestag der Gründung der Republik Indien auf.

(Siehe auch "Im Blickpunkt", Seite 2)

IG Metall zeigt sich im Osten nicht kompromißbereit

HANNOVER / HAMBURG, 12. Januar (Reuter). Eine Revision der vereinbarten Stufenpläne zur Lohnanpassung in der Metallindustrie Ostdeutschlands lehnt die IG-Metall weiterhin ab. Die Gewerkschaft sei zwar wegen der Revisionsklausel verpflichtet, Verhandlungen zu führen, werde aber "keinen Millimeter vom 1991 vereinbarten Stufenplan abweichen", sagte der IG-Metall-Bezirksleiter Hannover, Jürgen Peters. Am heutigen Mittwoch wird in Magdeburg die erste Verhandlungsrunde im Osten für Sachsen-Anhalt beginnen. Mit Aktionen von Metallern sei dabei zu rechnen.

Der Bezirksleiter der IG-Metall Küste, Frank Teichmüller, sagte in Hamburg, die Gewerkschaft werde "weder eine Verschiebung noch eine Verringerung des Stufenplans" akzeptieren. Im Stufenplan ist vorgesehen, die Einkommen von 71 Prozent auf 82 Prozent des Westniveaus anzuheben, das entspricht einer Erhöhung von 26 Prozent.

Ärzte streiten über Müllöfen Gutachten verneint Risiko / Kritiker fordern Vilmars Rücktritt

In der Ärzteschaft ist ein heftiger Streit über ein Gutachten zur Schädlichkeit von Müllverbrennungsanlagen ausgebrochen. In dem am Montag vom Präsidenten der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, vorgestellten Gutachten kommen Experten zu dem Schluß, daß durch Müllverbrennungsanlagen auf neuestem Stand selbst in Reinluftgebieten die Schadstoffbelastung der Luft nicht meßbar erhöht würde. Vertreter der Landesärztekammern von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz kritisierten das Gutachten als unseriös und forderten wegen "Überschreitung seiner Zuständigkeit" den Rücktritt Vilmars.

Der Leiter des vom wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer verfaßten Gutachtens, Professor Hans-Werner Schlipköter, bezeichnete die Untersuchung unter Mitarbeit mehrerer Toxikologen und Biochemiker als "sehr wissenschaftlich und objektiv". Die Müllverbrennungsanlagen seien "eine hervorragende technische Entwicklung, zu der wir Ärzte ja sagen können", sagte Schlipköter. Die Einwendungen gegen die Müllverbrennung wegen der dadurch erhöhten Dioxinbelastung seien nicht haltbar.

Die zu der Veröffentlichung der Studie angereisten Kritiker sagten, Menschen würden bei jeder Müllverbrennung stärker mit giftigen und krebserregenden Substanzen belastet. Das Gutachten verletze deshalb die ethischen Grundsätze ärztlichen Handelns. Michael Jaumann vom Umweltausschuß der Landesärztekammer Baden-Württemberg sagte, das Gutachten sei auf dem wissenschaftlichen Stand von 1985. Insbesondere seien die Erkenntnisse der US-Umweltbehörde EPA zur krebserregenden Wirkung von Dioxinen nicht enthalten. Die US- Experten hielten schon ein Dreitausendstel der Dioxinmenge für schädlich, "die uns diese Herren hier zumuten wollen".

Jaumann sagte weiter, der Deutsche Ärztetag als das höchste Gremium der rund 250 000 deutschen Ärzte habe im Mai 1990 gegen die Müllverbrennung votiert. Das Gutachten der Bundesärztekammer, die lediglich organisatorische Funktion habe, stelle daher eine Überschreitung der Zuständigkeit dar. Außerdem seien mehrere Befürworter, jedoch keine Gegner der Müllverbrennung an der Untersuchung beteiligt gewesen. Die Kritiker forderten den sofortigen Rücktritt Vilmars und kündigten rechtliche Schritte gegen die Veröffentlichung des "Alibigutachtens" an. Vilmar wies die Forderungen als "absurd" zurück.

Der Bundesverband der Bürgeraktion "Das bessere Müllkonzept" warf der Bundesärztekammer am Montag vor, sie bete mit dem "Freibrief" für die Verbrennungsanlagen das nach, "was die Müllverbrennungslobby vorbetet". Reuter/dpa

Warnung an Ägypten-Touristen

KAIRO, 11. Januar (Reuter). Islamische Fundamentalisten haben ausländischen Touristen am Montag geraten, bestimmte Stadtteile von Kairo wegen voraussichtlicher Zusammenstöße militanter Moslems mit den Sicherheitskräften zu meiden. Ein Sprecher der Gama'a el Islamija (Islamische Gruppe) erklärte in einem Anruf bei einer Nachrichtenagentur weiter, Ausländer sollten "mit Rücksicht auf ihr Leben" auch auf Besuche in den Städten Dayrut und Qena in Oberägypten verzichten. In diesen Regionen sei mit Unruhen zu rechnen, wenn Ägyptens Regierung ihre Haltung in bezug auf den Islam und die Gruppe nicht ändere.

Am Donnerstag hatte sich Gama'a el Islamija zu einem Anschlag auf einen Bus mit deutschen Touristen in Kairo bekannt. Mit den Aktionen gegen das Tourismusgewerbe - die größte Devisen- Einnahmequelle des Staates - will sich die Gruppe für die Verhaftung vieler Mitglieder der Bewegung rächen. Gama'a el Islamija will aus Ägypten einen strikt moslemischen Staat machen.

"Viele Asylabkommen nötig" Leutheusser fordert Vereinbarungen mit allen Nachbarstaaten

FRANKFURT A. M., 11. Januar (Reuter/AP). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat die Bundesregierung zum Abschluß von Asylabkommen mit allen deutschen Nachbarstaaten aufgefordert. In ein europäisches Asylrechtssystem müßten auch Polen, die Tschechische Republik und die Slowakei, Österreich und die Schweiz einbezogen werden, sagte die Ministerin am Montag bei einer Tagung des Deutschen Beamtenbundes in Bad Kissingen. "Vereinbarungen mit diesen Staaten halte ich für zwingend erforderlich."

Leutheusser-Schnarrenberger sagte, in der von der Bundesregierung angestrebten europäischen Asylkonvention müßten drei Garantien verankert werden. Jeder Flüchtling müsse in mindestens einem EG-Land rechtliches Gehör mit der Überprüfung von Urteilen durch eine unabhängige Instanz bekommen. Die Genfer Flüchtlingskonvention und die Europäische Menschenrechtskonvention müßten einheitlich angewendet und der EG-Gerichtshof in Grundsatzfragen des Asylrechts einbezogen werden. In Hannover einigten sich SPD und Grüne trotz unterschiedlicher Positionen auf einen gemeinsamen Landtagsantrag zur Asylfrage. Der Sprecherin der SPD- Fraktion zufolge verdeutlichen beide darin ihre verschiedenen Haltungen zum Bonner Asylkompromiß. Der Koalitionsvertrag verpflichtet die rot-grüne Landesregierung, gemeinsam abzustimmen. Deutlich mehr Delikte gegen Ausländer HANNOVER (AP). Die Zahl der Straftaten gegen Ausländer ist in Niedersachsen 1992 um 151 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen, teilte das Innenministerium am Montag in Hannover mit. Tarifparteien gemeinsam gegen rechts DÜSSELDORF (dpa). Eine gemeinsame Position gegen Fremdenhaß sowie für Demokratie und Toleranz haben die deutschen Gewerkschaften und Arbeitgeber am Montag in einem Aufruf bezogen. Gefordert sei der demokratische Rechtsstaat, aber auch jeder einzelne.

Hohe Last bei kleinem Lohn Fiskus langt knapp oberhalb des Existenzminimums kräftig zu

BONN (rtr). Erwerbstätige, deren Einkommen knapp oberhalb des Existenzminimums liegt, müssen 1993 mit einer sehr schnell wachsenden Steuerbelastung rechnen. Das geht aus Tabellen hervor, die das Finanzministerium gestern veröffentlichte. Danach zahlen Ledige für die ersten 54 Mark über dem an der Sozialhilfe orientierten Existenzminimum von 12 041 Mark immerhin 33 Mark an den Fiskus. Das entspricht einer Grenzsteuerbelastung von gut 61 Prozent. Nach der alten Steuertabelle liegt die Grenzsteuerbelastung in diesem Einkommensfeld bei 19 Prozent. Der Spitzensteuersatz für Gutverdienende beträgt 53 Prozent.

Mit den neuen Steuertabellen setzt das Ministerium eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom September 1992 um, nach der geringverdienenden Steuerpflichtigen die "Erwerbsbezüge" belassen werden müssen, die unter dem an der Sozialhilfe orientierten Existenzminimum liegen. Die neuen Tabellen gelten nach der Mitteilung des Hauses Waigel bis zu einer gesetzlichen Regelung. Zu den Erwerbsbezügen würden nicht nur Arbeitseinkommen gerechnet, sondern auch Renten aus der gesetzlichen Unfallversicherung, Erziehungs- und Ausbildungsbeihilfen, Stipendien, steuerfreie Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit und eine Reihe anderer Bezüge.

In der Splittingtabelle für Verheiratete werden die ersten 108 Mark oberhalb des Existenzminimums von 19 115 Mark mit 66 Mark Abgaben belastet, was ebenfalls einem Satz von über 61 Prozent entspricht. Die erhöhten Steuersätze gelten nach der Tabelle bei Ledigen bis zu einem Einkommen von 15 011 Mark. Von den ersten 2970 Mark oberhalb des Existenzminimums behält das Finanzamt danach 1839 Mark ein. Bei Verheirateten gelten die Sätze bis zu einem gemeinsamen Erwerbseinkommen von 22 787 Mark. Bei diesem Einkommen fallen für die ersten 3672 Mark oberhalb des Existenzminimums 2172 Mark Steuern an.

Die neuen Tabellen gelten nur für Geringverdiener. Für Ledige mit höheren Erwerbsbezügen gelten die normalen Einkommensteuertabellen.

DGB pocht auf Arbeitsschutz

BERLIN, 11. Januar (Reuter). Mehr als 1,6 Millionen Beschäftigte in den neuen Bundesländern sind nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Der DGB teilte am Montag in Berlin mit, davon seien 800 000 gesundheitsschädigendem Lärm, 225 000 Gefahrstoffen, 290 000 Ganzkörpervibrationen und 700 000 schweren physischen Belastungen ausgesetzt. Zwar gälten im Gebiet der ehemaligen DDR die Bestimmungen des bundesdeutschen Arbeitsschutzes, doch hätten Betriebs- und Personalräte kaum ausreichend Kenntnisse der Probleme.

Arafat kündigt Abbruch der Gespräche an

DAKAR, 12. Januar (Reuter). Die Nahost-Gespräche der Palästinenser mit Israel können nach den Worten von PLO-Chef Yassir Arafat nur fortgesetzt werden, wenn Israel die mehr als 400 deportierten Palästinenser zurückkehren läßt. Es werde mit Sicherheit keine neuen Verhandlungen vor der Rückkehr der in Südlibanon festsitzenden Palästinenser in die von Israel besetzten Gebiete geben, sagte der Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) am Montag nach einer Sitzung der Islamischen Weltkonferenz in Dakar. Der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Eviatar Manor, erklärte, Arafat könne sagen was er wolle, "wir reagieren nicht auf Bemerkungen Arafats".

Tennis-Turniere in Ozeanien Deutsche Spieler mit Licht und Schatten

Licht und Schatten wechselten bei den deutschen Tennisprofis bei Turnieren in Ozeanien. Zum Auftakt beim mit 182 500 Dollar dotierten Grand-Prix-Turnier im neuseeländischen Auckland setzte sich der Hamburger Qualifikant Jörn Renzenbrink mit 6:4 und 6:4 gegen Martin Damm (Tschechische Republik) durch und steht ebenso in der zweiten Runde wie Markus Naewie (Mannheim), der den US-Amerikaner Steve Bryan mit 7:6 (7:2) und 6:3 bezwang.

Für den an Position sechs eingestuften Münchner Bernd Karbacher kam dagegen durch ein 6:3, 2:6 und 3:6 gegen Bryan Shelton (USA) das vorzeitige Aus. Auch für den Berliner Markus Zoecke war nach dem 6:3, 1:6, 6:7 (4:7) gegen den an Nummer fünf gesetzten Brasilianer Luiz Mattar das Turnier bereits zu Ende.

Beim mit 275 000 Dollar dotierten Turnier in Sydney steht Barbara Rittner (Leverkusen) in der zweiten Runde. Dabei profitierte die 19jährige vom Verletzungspech ihrer an Position sechs gesetzten Kontrahentin Helena Sukova (Tschechische Republik), die sich beim Stande von 6:2, 3:6 und 5:5 im entscheidenden Durchgang nach einem Sturz am Bein verletzte und aufgeben mußte. Die an Nummer eins eingestufte Argentinierin Gabriela Sabatini behielt gegen die Japanerin Kimiko Date erwartungsgemäß mit 7:5 und 6:2 die Oberhand. sid

Eishockey-Bundesliga Kölner schlagen nach Remis kecke Töne an

Der Abstand zum Meister Düsseldorfer EG ist zwar nach wie vor riesengroß, doch der Rivale Kölner EC ist nach dem 2:2 im rheinischen Eishockey-Schlager an der Brehmstraße keß geworden. "Wir haben einen Punkt verloren", erklärte der russische KEC-Trainer Wladimir Wassiljew, "denn wir waren zwei Drittel die bessere Mannschaft." Zwar lagen die "Haie" schon 0:2 beim Tabellenführer im Hintertreffen und kamen im hochklassigen Schlußdrittel erst 56 Sekunden vor der Schlußsirene zum Ausgleich, doch beeindruckten sie durch ihre Stärke in der Schlußphase, nachdem sie zu Beginn viele Chancen ausgelassen hatten.

Da Verfolger EC Hedos München (3:6 in Schwenningen) weiteren Boden verlor und der Abstand zu Köln auf sieben Punkte anwuchs, dürfte der Wassiljew- Truppe der zweite Rang bis zum Ende der Vorrunde kaum mehr zu nehmen sein. Ein Verschnaufen gönnt der 52 Jahre alte Eishockey-Lehrer seiner Mannschaft aber nicht. Die Frage, ob er seinen Cracks zur Belohnung für das Remis in Düsseldorf und vor dem nächsten Spiel am Dienstag trainingsfrei gebe, beantwortete Wassiljew mit russischem Understatement: "Wieso? Wir haben noch keine Play-offs."

Für DEG-Trainer Hans Zach war der dritte Heimpunktverlust der Saison kein Beinbruch, "obwohl ich wohl als Spieler in den Torpfosten gebissen hätte, wenn ein 2:0 zu Hause nicht zum Sieg reicht." Als Coach sieht er es gelassener und analysierte: "Wenn man zehn Punkte Vorsprung hat, läßt bei den Spielern die Konzentration nach, weil die Wertigkeit des Spiels eine andere wird."

Das größte "Sorgenkind" des Meistermachers von der Brehmstraße ist ohne Frage zur Zeit der Kanadier Dale Derkatch. Gegen Köln mußte er im zweiten Drittel pausieren und läuft weiter seiner Form hinterher. "Er ist im Kopf nicht frei", nahm Zach den einstigen Bundesliga-Torjäger in München und Rosenheim in Schutz, erwartet jedoch vom 1,65 m kleinen Eishockey-"Zwerg", daß er sich seinem Defensivkonzept unterordnet.

Der Nordamerikaner, der nach verunglücktem Gastspiel in Zürich nach wenigen Monaten in die Bundesliga zurückkehrte, ist nach eigenen Worten "völlig frustriert". Derkatch: "Ich habe in den letzten drei Spielen nicht einmal aufs gegnerische Tor geschossen. Ich laufe und laufe, aber es kommt nicht viel dabei herum." Schwenningen verlängerte unterdessen den Vertrag mit Trainer Ross Yates und Assistent Bob Burns jeweils um ein Jahr bis 1994. sid

DSV leitet Diziplinarverfahren ein Trainer Vandenhirtz unter Dopingverdacht

Daß Doping nicht nur ein Thema im Spitzensport der ehemaligen DDR war, sondern auch in der alten Bundesrepublik, wird zu Beginn des neuen Jahres immer offensichtlicher. Der Aachener Schwimmtrainer Claus Vandenhirtz, dessen Schützlinge Simone Schober und Kristina Quaisser am Freitag vom Deutschen Schwimm-Verband (DSV) wegen Anabolikamißbrauchs für sechs Monate gesperrt worden sind, hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt.

Die Eltern von Simone Schober wollen einen Rechtsanwalt einschalten. Elsa Schober: "Wir klagen gegen Unbekannt wegen Körperverletzung. Wenn das mit den Getränken stimmt, müssen alle Aachener Schwimmer Dopingmittel bekommen haben." Ihre Tochter habe niemals etwas zu sich genommen, Vandenhirtz habe ihr gegenüber jede Beteiligung abgestritten. DSV-Schwimmwart Hans Hartogh unmißverständlich: "Trainer, die Athleten dopen, gehören bestraft. Daran kann es keinen Zweifel geben."

Die am Freitag gesperrten Schwimmerinnen hatten übereinstimmend erklärt, nicht gedopt zu haben: "Wir haben nur getrunken, was uns der Trainer gemixt hat." DSV-Präsident Klaus Henter: "Wir müssen endgültig härtere Bandagen fahren." Der DSV hat am Montag wegen "dringenden Tatverdachts" offiziell ein Diziplinarverfahren gegen den Trainer eingeleitet.

Den Vandenhirtz-Rücktritt gab am Montag der Vereinsvorsitzende des SV Aachen 06, Ludwig Corsten, bekannt. "Ich war nie Berufstrainer, der Schwimmsport mein Hobby", erklärte Claus Vandenhirtz, der jede Schuldzuweisung in dem Dopingfall von sich weist. "Ich sehe keine Vertrauensbasis mehr."

Claus Vandenhirtz feierte seinen größten Trainererfolg, als Christel Justen 1974 in Wien in Weltrekordzeit über 100 m Brust Europameisterin wurde. Christel Justen, die nur sechs Monate nach den damaligen Titelkämpfen überraschend ihren Rücktritt erklärt hatte, sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung: "Ich habe mich oft bei den Doping-Debatten gefragt, warum immer nur der Osten angeprangert wird, das war doch bei uns genauso."

Vandenhirtz hatte nach Informationen des Blattes gegenüber Christel Justen in den 70er Jahren Tabletten als Vitamin- Präparate angepriesen, die sich nach pharmazeutischer Untersuchung als Anabolikum Dianabol herausstellten. Christel Justen war zum Zeitpunkt der ersten Anabolika-Gaben 13 Jahre alt. sid

Besser küssen ohne Mütze Offizieller Start der närrischen Kampagne im Römer

FRANKFURT A. M. Der närrische Auftakt zur Kampagne '93 ist mit dem Neujahrsempfang im Römer, der "30. Gardeolympiade" im Bürgerhaus Bornheim, einer Fremdensitzung des KTC "Rot- Weiß" und einem Ordensfest beim Carneval-Club "Blau-Rot" in Niederrad gut gelungen. Auffällig war im Foyer eine Abkehr von der Tradition: Der Musikzug des Karneval-Clubs "Die Nordendler" unter Dirigent Reinhard Schmitt spielte statt des Narrhallamarsches "Ritzambaa" beim Einzug der Abordnungen "Anker gelichtet" und "Down by the Riverside".

Verändert hat sich auch der Mitarbeiterstab des "Großen Rates" gegenüber 1992. Neu hinzugekommen sind die Karnevalisten Helmut Schäfer, Peter Flieger und Werner Brauburger. Dadurch verteilen sich die Aufgaben im erweiterten Präsidium nun auf zehn Mitglieder.

Das Präsidium des Großen Rates wird sich bei den Neuwahlen im Frühjahr verändern. Unter Ratspräsident Konrad Trapp, der voraussichtlich bei der Jahreshauptversammlung nicht mehr kandidieren wird, blieb dieses Gremium jahrzehntelang eine Domäne der Männer. Ob sich dies unter einem neuen Präsidenten - Klaus Fischer hat seine Kandidatur inoffiziell bereits in mehreren Gesprächen angekündigt - fortsetzt, bleibt abzuwarten. Nach Jahren wird in jedem Fall Vizepräsident Geo Wahl das Präsidium verlassen. Hier böte sich die Chance, eine Frau zur Vizepräsidentin zu wählen. Dankesworte tauschten die Offiziellen aus: Präsident Trapp dankte für die Leistungen der Stadt und des Oberbürgermeisters, wünschte dem OB Kraft zum Bestehen der närrischen Kampagne und der bevorstehenden Kommunalwahl. Andreas von Schoeler revanchierte sich für die Wünsche und das Neujahrspräsent - Weck, Worscht und Ebbelwei - mit einem Dank an die Aktiven, an die Vereine sowie mit einem Dankeschön für Jugendarbeit und Ausländerintegration.

Dem neuen Frankfurter Prinzenpaar Petra I. und Bernd I. widmete das Stadtoberhaupt einen kleinen Vers: "Jeder weiß es von uns allen, mir is es längst schon aufgefallen, daß das Prinzenpaar unsrer Stadt je einen Doktorentitel hat. Deshalb, un des is net polemisch, is unsre Fassenacht mal akademisch; un des zum erste Mal seit 137 Jahr, wie wunnerbar." Der Prinzessin überreichte der OB Blumen. Das obligatorische Küßchen mußte er für die vielen Fotografen mehrmals wiederholen. Dazu hatte er die Narrenmütze abgesetzt: "Es küßt sich besser."

Aufgefallen ist noch: Vom Prinzenpaar der Kampagnen 1991 und 1992, Jürgen I. und Eva I., redete niemand mehr. Eine offizielle Verabschiedung im Kreis der Vereinsabordnungen gab's nicht, das Paar stand im Römer-Foyer abseits. dixi

Handball-Oberliga, Gruppe Süd, der Männer Turnverein Wicker überraschte mit Kantersieg

Der erste Spieltag im neuen Jahr brachte in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Mäner keine große Überraschungen. Im Spitzenspiel besiegte die TSG Bürgel den immer schwächer werdenden Neuling TG Rüsselsheim klar mit 26:20, übernahm damit die dritte Tabellenposition von den zuletzt von Niederlage zu Niederlage eilenden Opelstädtern. Ganz vorne verblieben Dotzheim und Breckenheim, die ihr Spitzenspiel (20:19 für Dotzheim) bereits zwischen den Jahren austrugen.

Eine kleine Überraschung stellte der hohe Auswärtssieg von Wicker (29:20) in Büttelborn da. Dagegen fiel der Heimsieg des TV Idstein gegen das stark abstiegsbedrohte Nieder-Roden in die Kategorie "Pflichtsieg" (17:12).

Weiterhin auf dem letzten Platz verbleibt Neuling TV Flörsheim nach der Auswärtsniederlage bei der Bundesliga- Reserve des TV Großwallstadt. Noch Hoffnung auf die weitere Oberliga-Zugehörigkeit kann Aufsteiger SG Anspach trotz der Heimniederlage gegen Holzheim schöpfen. Nach der fünfwöchigen Pause zwischen den Jahren legt die Oberliga bereits wieder eine kleine Verschnaufpause am nächsten Wochenende ein. Der Grund: Pokalspiele der zweiten Runde auf Hessenebene.

TV Büttelborn - TV Wicker 19:29 (10:13). "So konsequent im Abschluß habe ich den TV Wicker noch nie erlebt", staunte selbst der langgediente Pressesprecher Edmund Volk über den Tatendrang der Wickerer Angreifer beim bisherigen Fünftplazierten TV Büttelborn. Der höchste Saisonsieg der Wickerer überrascht angesichts der personellen Probleme, mußten doch neben dem angeschlagenen Krollmann und Urlauber Markus Möschl noch Jürgen Franz und Alexander Fritsch während der Partie aus unterschiedlichen Gründen vorzeitig zum Duschen.

Jürgen Franz zog sich nach nur vier Minuten eine schwere Meniskusverletzung zu, dürfte langfristig ausfallen. Alexander Fritsch beendete das Spiel wegen einer roten Karte (Unsportlichkeit) ebenfalls bereits vor der Pause, wird wohl nur für eine Partie (beim Pokalspiel in Ober-Roden) fehlen. Die Schützlinge von Trainer Anthes ließen sich trotzdem nicht von den heimstarken Büttelbornern beeindrucken, gingen nach ständig ausgeglichenem Spiel kurz vor dem Pausentee erstmals mit drei Toren in Führung. Nach dem Wechsel hielt Büttelborn lange Zeit noch halbwegs mit. So führte Wicker mit 18:14 (40.) und 21:17 (50.).

Wicker kam dann zu sieben Tore hintereinander zwischen der 50. und 57. Minute, führte sogar mit 28:17. Überragender Akteur auf dem Büttelborner Parkett war der nie zu bremsende Heiko Mehler (10/4), der die TVB-Abwehr fast im Alleingang demontierte. Sehr stark auch die Vorstellung von Kreisläufer Daniel Heiß (5), der auch in der Defensive - ebenso wie Torwart Kessler - Akzente setzte. So fiel nur die Verletzung von Jürgen Franz als Wermutstropfen in den Freudenbecher.

TV Großwallstadt II - TV Flörsheim 16:14 (7:6). Die Talfahrt des Tabellen- Schlußlichtes TV Flörsheim scheint nicht mehr aufzuhalten. Allerdings plagten TVF-Coach Norbert Schleith vor dem Auswärtsmatch am Sonntagabend bei der heimstarken Bundesliga-Reserve des TV Großwallstadt erhebliche Aufstellungsprobleme. Neben den grippekranken Ostmann und Pitz fehlte auch noch Dittmar Nauheimer (Rückenbeschwerden) sowie Holger Blaha (Knieverletzung). So konnten nur acht Feldspieler auflaufen. Dieses "letzte Aufgebot" schlug sich bei der Auswärtsniederlage recht wacker, führte in der Elsenfelder Sporthalle sogar im ersten Abschnitt mit 5:4. Die Flörsheimer Abwehr zeigte keineswegs eine "abstiegsreife" Leistung, aber in der entscheidenden Schlußphase fehlte dem quantitativ schwachen Aufgebot vom Untermain die Kraft zu einer erfolgreichen Aufholjagd. Das nutze Großwallstadt ab der 50. Minute, baute die Führung vorentscheidend auf 14:10 aus.

Flörsheim kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung gegen die gut stehende 6:0- Deckung des TVG. Es reichte noch einmal mit drei Toren hintereinander zum 13:14-Anschlußtreffer. Der TVF spielte in Mainfranken mit Brauße und Devito im Tor, im Feld mit Schütz (1), Kohl (6/4), S. Breckheimer (1), Gröschl, Jung (1/1), Kirchner (3), Klang (2), W. Breckheimer.

SG Anspach - TuS Holzheim 16:20 (8:9). Eine bittere Heimniederlage für den abstiegsbedrohten Neuling SG Anspach, der den Schwung aus den letzten Spielen des alten Jahres nicht hinüberretten konnte. Nur einmal ging Anspach mit 2:1 in Führung. Ansonsten bestimmte der Gast das Geschehen. Die SGA vergab fast anfängerhaft viele hochkarätige Chancen. Die Tore für Anspach: Eifert (4/3), Piecha (3), Gracia (2), Datz, Sehl, Stojanovic, Buhlmann, Jäger (je 1) und Wünsch (2/1).

TV Idstein - TG Nieder-Roden 17:12 (8:3). Die Idsteiner widerholten vor 280 Fans ihren Vorrundensieg mit exakt dem gleichen Ergebnis. Der Einsatz von Routinier Hans-Werner Maul (Rückraum Mitte) und Trainer Josef Embs wirkte sich positiv aus. Der Gast aus dem Rodgau warf in der ersten Hälfte nur ein Feldtor, was an der überragenden Leistung von Torwart Jens Illner lag. Imponierend agierte auch die Mittelverteidigung mit Gerold Hauzel, Manfred Voll, Michael Buckel und Olaf Reinwald. Reinwald (6), Rudat, Embs, Neumann (alle 3) sowie Hauzel (2/2) markierten die Treffer für die Idsteiner, die nach ihrer schnellen 4:1-Führung nie in Schwierigkeiten gerieten. jo

SPD Wölfersheim blickt zurück auf acht Jahrzehnte Gertrud Stüber dokumentiert das "rote Nest"

WÖLFERSHEIM. "Zum ersten Mal waren bei dieser Wahl auch die Sozialdemokraten mit eigenen Kandidaten angetreten, vermochten jedoch nicht, eine Mehrheit zu erlangen." Die Rede ist von den Gemeinderatswahlen 1913 in Wölfersheim, zitiert nach dem Kirchenbuch desselben Jahres. Die Passage in der schwerleserlichen Handschrift hat Gertrud Stüber kopiert und auf eine der ersten Seiten eines riesigen Folianten geklebt. In ihm hat die langjährige Vorstandsfrau der SPD Wölfersheim nicht nur die Geschichte der örtlichen SPD dokumentiert, die in dieser Woche ihr 80jähriges Bestehen feiert, sondern die "demokratische Entwicklung der Gemeinde", wie sie selbst es formuliert.

Die mühsam zusammengetragene Dokumentation nimmt Gertrud Stüber zum Jubiläum auseinander und arrangiert die einzelnen Blätter auf Stellwänden in der Wetterauhalle zu einer Ausstellung. Sie wird Donnerstag abend im Rahmen des offiziellen Festaktes mit dem hessischen Innenminister Herbert Günther eröffnet.

Durch den über den eigenen Tellerrand hinausgespannten Bogen "konnte ich Dinge einbringen, die mich jucken", erklärt Gertrud Stüber, warum sie sich bei der Sammlung historischen Materials nicht auf die SPD beschränkt hat. "Gejuckt" hat sie vor allem "unser großes Desaster" bei den letzten Kommunalwahlen 1989. Die SPD büßte seinerzeit in Wölfersheim ihre absolute Mehrheit ein, mit der sie laut Stüber nach dem Krieg nicht nur in Wölfersheim, sondern auch in den früher selbständigen Ortsteilen regiert hatte. Die NPD bekam knapp 17,5 Prozent der Stimmen, nachdem sie 1985 schon 11,4 Prozent erreicht hatte. "Es hieß überall, Wölfersheim sei ein braunes Nest. Das hat mich geärgert. Ich wußte doch, daß es kein braunes Nest ist, und da habe ich angefangen, zu recherchieren", sagt Gertrud Stüber über die Geschichte der zwischen Buchdeckel gepappten Geschichte.

Wahllisten hat sie denn auch gleich seitenweise abgeheftet und zeigt auf die Ergebnisse. "1930, da hatten die Nazis in Wölfersheim nur acht Prozent, im Reich waren es schon 18." Und überhaupt: "Wäre die Bauernpartei deutschnational geblieben und hätte die NSDAP nicht unterstützt, hätte die älter ausgesehen", versucht Stüber die Wölfersheimer zu verteidigen. Keineswegs "alt" sahen die Nazis im März 1933 aus. SPD und KPD kamen in Wölfersheim zusammen auf etwa 46,7 Prozent, die NSDAP auf 45,9. Kurz vor Hitlers "Machtergreifung" waren die Nationalsozialisten schon auf 43 Prozent gekommen.

Gertrud Stüber räumt der Zeit zwischen 1933 und 1945 in ihrer Dokumentation viel Raum ein, sie geht nicht - wie andere Chroniken - großzügig darüber hinweg. Nur eines will sie in ihrer Ausstellung nicht zeigen: die Bilder, die Wölfersheimer während der Nazizeit im Ort zeigen. Schließlich könnten einige wiedererkannt werden . . .

Zurück zu den Anfängen: Auf den ersten Seiten der Chronik sind junge Sänger und Turner zu sehen. "Die bürgerlichen Vereine haben die Arbeiter nicht mitmachen lassen, also gründeten sie ihren eigenen Gesang- und Turnverein", erklärt Stüber. Erst aus diesen Vereinen heraus sei das politische Engagement und 1913 schließlich die Entscheidung gewachsen: "Wir stellen uns zur Wahl."

Das Zweiklassenwahlrecht begünstigte seinerzeit noch die Besitzenden. "Es war unmöglich, daß arme Leute zu etwas kommen", regt sich Stüber jetzt noch auf.

Schnell kommt sie über die ersten Wahllisten nach dem Ersten Weltkrieg zum letzten bürgerlichen Bürgermeister August Kraft. Tagebuchnotizen eines Reichsbanner-Mitglieds folgen. Am 8. März 1933 der Eintrag: "Rathaus Wölfersheim u. auf dem Singberg Hakenkreuzfahne gehißt." Protokolle von Hausdurchsuchungen bei örtlichen SPD- und KPD- Mitgliedern folgen, Dokumente über die Ermordung Karl Klees durch Nationalsozialisten und die Einsetzung des "strammen SA-Mannes" (Stüber) Schmidt als Bürgermeister. Die "Judenkartei" zeigt, wo sich die Verfolgten 1937 melden mußten, welche Zweitnamen sie anzulegen hatten. Die Frauen Sarah, die Männer Israel. Dazu zeigt Stüber alte und neue Fotos von Häusern in Wölfersheim, in denen damals deutsche Juden lebten, und einen Bericht über "die Kristallnacht in Hessen".

Abrupt kommt sie zum "Neubeginn 1945" und beschreibt in groben Zügen den "Zusammenbruch des NS-Regimes und den demokratischen Neubeginn in Wölfersheim". Die Verwaltungen seien nur langsam von belasteten Beamten gesäubert worden. "Die Bevölkerung war verängstigt, und es war sehr schwer, unbelastete Bürger für eine politische Mitarbeit zu gewinnen." Auf Vorschlag "beherzter Bürger", die als Nazi-Gegner bekannt waren, setzte die Militärregierung zum 1. Mai Otto Weißgerber als Bürgermeister ein.

Die SPD wurde nach Stübers Unterlagen gleich 1945 "neu ins Leben gerufen". Schon im November waren 65 Mitglieder gemeldet. Wieder folgen Wahllisten. Mit Hermann Pfeffer wird der erste SPD- Bürgermeister gewählt. "Strauß-Ergebnisse" (Stüber) folgen für die Sozialdemokraten bei den Gemeinderatswahlen. Bilder dokumentieren den Aufschwung. Der Kindergarten wird eingeweiht, das Rathaus, Straßen und Häuser werden gebaut. Mit der Gebietsreform, bei der die Gesamtgemeinde Wölfersheim mit ihren fünf Ortsteilen entstand, klingt Stübers Rückblick aus. MONIKA KAPPUS

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Von Mittwoch, 13. Januar, bis Dienstag, 19. Januar

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Pun Tow" und "OSD" heißen die Gruppen, die beim Rockkonzert am Freitag, 15. Januar, im Jugendzentrum Mörfelden auftreten. Beginn: 20 Uhr.

Musik soll am Freitag, 16. Januar, beim 1. Multikultikonzert ein Zeichen gegen Fremdenhaß setzen. Musiker aus Mörfelden-Walldorf und Umgebung, Christliche Flüchtlingshilfe, Kulturinitiative und die Stadt zeichnen für das Konzert in der Stadthalle verantwortlich. Es spielen die deutsch- irische Formation "Catch 22", die "Houseband", der Brasilianer Toninho de Santos mit seiner Band und die Jonglagegruppe "Soda & Gomorrhum". Beginn: 19 Uhr; Eintritt: fünf Mark.

KELSTERBACH. Das Nibelungenlied, eines der Hauptwerke mittelalterlicher Literatur, inspirierte unter anderem Friedrich Hebbel zu einem Theaterstück. Seine Version diente Pavel Kohout als Vorlage für eine Neufassung, die am Samstag, 16. Januar, 20 Uhr, im Bürgerhaus zu sehen ist. Wer eintauchen will in die Sagenwelt um Siegfried, seine Gemahlin Kriemhild und den Burgundenkönig Gunther: Karten an der Abendkasse kosten 15 und 18 Mark.

GROSS-GERAU. Eine Mischung aus Rock, Rave und Reggae präsentiert "Paradise" am Samstag, 16. Januar, im Kulturcafé. Die Band, die viel auf der iberischen Halbinsel unterwegs ist und bei der Weltausstellung in Sevilla spielte, beginnt um 20 Uhr.

"Die zwölf Geschworenen" heißt das Theaterstück um einen Mordprozeß, bei dem dem Angeklagten die Todesstrafe droht. Einer der Geschworenen hat Zweifel, stößt eine Diskussion um Recht und Gerechtigkeit an. Im legendären Film spielte Henry Fonda diese Rolle, auf der Bühne der Jahnturnhalle stellt am Montag, 18. Januar, 20 Uhr, Horst Tappert die entscheidenden Fragen. Karten gibt's beim Informationsschalter des Stadthauses für 12 und 14 Mark.

RÜSSELSHEIM. Shakespeares Komödie "Ein Sommernachtstraum" steht am Donnerstag, 14. Januar, 20 Uhr, auf dem Spielplan des Stadttheaters. Zu sehen ist das Spiel um Wirklichkeit und Phantasie in der Inszenierung des Theaters Cottbus.

Um 21 Uhr beginnt am selben Abend im "Rind" in der Reihe "Forum Rhein-Main" das Rockkonzert mit den "Kicking Balls". Am Freitag, 15. Januar, 21 Uhr, folgt im "Rind" ein Folkrock-Crossover mit der Gruppe "Paddy goes to Hollywood".

Für Freunde des Tanzes ist der Ballettabend gedacht, den die Landesbühnen Sachsen am Samstag, 16. Januar, 20 Uhr, im Stadttheater gestaltet. Auf dem Programm stehen "Petruschka" von Igor Strawinsky und Jean Francaix' "Les Demoiselles de la Nuit".

"Die Herren Damen lassen bitten": Am Sonntag, 17. Januar, 20 Uhr, lädt das Ensemble der Berliner Gruppe "Chez nous" zur Travestieshow.

BÜTTELBORN. Pop, Swing und Klassik bestimmen die musikalische Richtung, die am Sonntag, 17. Januar, im Café Extra vorgegeben wird: um 20 Uhr spielt die Gruppe "Two in Tune".

"Der Toasterdrache" mit dem Kindertheater Speyer stellt sich am Montag, 18. Januar, 15 Uhr, dem Nachwuchs im Café Extra vor. Zum Vormerken

RÜSSELSHEIM. Die Reihe "Kleinkunst im Rind" wird am Mittwoch, 27. Januar, 21 Uhr, mit dem Kabarett "Gnadenlos deutsch" fortgesetzt. Matthias Beltz nimmt aufs Korn, was ihm an deutscher Spießbürgerlichkeit und Scheinheiligkeit unterkommt. wal

Deutschland kommt eine extrem wichtige Rolle in den UN zu UN-Generalsekretär Butros-Ghali über das Ziel seines Bonn-Besuchs und die wachsende Bedeutung der Weltorganisation

FR: Herr Generalsekretär, wozu dienen die Blauhelme in Bosnien, wenn sie nicht einmal fähig sind, eskortierte Politiker vor Mördern zu schützen?

Butros-Ghali: Man darf einen Unfall nicht mit einer permanenten Mission gleichsetzen. Die Blauhelme ermöglichen die humanitäre Hilfe für Bosnien. Sie erlauben es, einen Waffenstillstand aufrechtzuerhalten, selbst wenn dieser von Zeit zu Zeit gebrochen wird. Die Blauhelme verringern die Spannung im Land. Unfälle passieren, sie dürfen aber kein Hindernis für die Verhandlungen, für den Friedensprozeß darstellen.

FR: Es gibt da noch einige andere Aspekte. Die Blauhelme sind nicht in der Lage, die "ethnischen Säuberungen" zu verhindern, und sie können nicht die Heimkehr der Vertrieben in die von den Serben eroberten Gebiete durchsetzen.

Butros-Ghali: Ich unterschätze weder die Greueltaten noch die vorliegenden Schwierigkeiten. Aber das derzeitige Mandat der Blauhelme lautet, den Frieden zu erhalten und humanitären Beistand zu leisten, welcher äußerst wichtig ist, weil er Tausende Leben rettet und den Menschen hilft, den Winter zu überstehen. Es trägt auch dazu bei, den Friedensprozeß in Gang zu halten.

FR: Sie haben sich gegen eine Militärintervention ausgesprochen, unter anderem aus der Sorge um die Sicherheit der Blauhelme. Bilden diese UN-Truppen nicht andererseits eine Art Schutzschild für die serbischen Streitkräfte?

Butros-Ghali: Ich möchte hier präzisieren, daß ich mich nicht einer Militärintervention widersetze. Eine solche Entscheidung obliegt dem Sicherheitsrat. Ich habe lediglich auf die Gefahren hingewiesen, welche die Durchführung von zwei unterschiedlichen Operationen heraufbeschwören würde. Man kann nicht gleichzeitig eine friedenserhaltende und eine friedenserzwingende Operation abwickeln. Als ich die Entsendung der französischen, britischen, indischen, ägyptischen und jordanischen Truppen erbeten habe, galt dies einer friedenserhaltenden Mission - also ohne Teilnahme an Kampfhandlungen. Falls der Sicherheitsrat beschließt, dieses Mandat abzuändern, so brauchen wir die Zustimmung der Teilnehmerstaaten, oder es müssen die Truppen ausgewechselt werden.

FR: Also die Blauhelme abziehen und durch Kampftruppen ersetzen . . .

Butros-Ghali: Genau. Ich widersetze mich also nicht einer eventuellen Entscheidung des Sicherheitsrats. Meine Rolle besteht aber darin, den Sicherheitsrat und die internationale Öffentlichkeit darauf hinzuweisen, daß dies eine Änderung des Unternehmens verlangt.

FR: Die friedenserhaltenden Missionen funktionieren nirgends so richtig. In Kambodscha werden Blauhelme von den Roten Khmer gefangengenommen, in Südlibanon werden sie von den Israelis herumgeschubst und dürfen nicht einmal den 415 Deportierten zu Hilfe kommen. Müßte nicht das gesamte Konzept neu überdacht werden?

Butros-Ghali: Nein. Das Konzept beruht auf dem Einverständnis der Konfliktparteien. Die Friedenstruppen halten die Gegner auf Distanz. Wenn die Protagonisten keinen Frieden wollen, können wir ihn auf solche Weise nicht durchsetzen. Wenn wir entscheiden, den Frieden zu erzwingen, was durch Kapitel VII der UN-Charta gedeckt ist, so handelt es sich um eine andere Operation.

FR: Nehmen wir den Fall Kambodscha. Haben Sie persönlich jemals angenommen, daß die Roten Khmer, die weiterhin von den Massenmördern Pol Pot und Khieu Samphan geleitet werden, sich demokratischen Spielregeln unterwerfen?

Butros-Ghali: Sie sehen nur einen Aspekt der Kambodscha-Operation. Es gibt einen viel wichtigeren. Wir waren fähig, 360 000 Flüchtlinge heimzuführen und zu reintegrieren. Wir haben vier Millionen Menschen auf Wählerlisten eingetragen. Wir entminen und reparieren alle Landstraßen. Das sind äußerst konstruktive Aspekte, die nicht genügend gewürdigt werden. Jetzt befinden wir uns in Verhandlungen mit den Roten Khmer, und ich glaube, daß wir die Schwierigkeiten überwinden werden. Wenn es nicht gelingt, werden die Wahlen eben ohne Beteiligung der Roten Khmer stattfinden.

FR: Sie haben in Ihrer "Agenda für den Frieden" die Schaffung einer Schnelleingreiftruppe im Dienste der UN und eines Fonds für Friedensmissionen vorgeschlagen, der anfangs mit einer Milliarde Dollar gefüllt werden soll. In welchem Stadium befinden sich die diesbezüglichen Beratungen?

Butros-Ghali: Sowohl im Sicherheitsrat wie in der Generalversammlung waren die Reaktionen äußerst positiv. Ich habe auch von zahlreichen Staaten zustimmende Antworten erhalten. Sie sind bereit, dem Sicherheitsrat auf Verlangen binnen 24 Stunden Schnelleingreiftruppen zur Verfügung zu stellen. Es würde sich um nationale Einheiten handeln, die speziell ausgebildet wären und auf Abruf bereitstünden. Mit anderen Staaten würden wir Abkommen über die Bereitstellung von Transportmitteln für die Truppen treffen. Schließlich stünden dem Sicherheitsrat in verschiedenen Weltgegenden Waffenlager zur Verfügung. Auf diese Weise müßte ich nicht jedes Mal eine neue Operation auf die Beine stellen, beginnend mit der Ausbildung von Soldaten, der Suche nach Transportmitteln, dem Kauf von Fernmeldegeräten, der gesamten Logistik und so weiter.

FR: Haben Sie eine Größenordnung für ein solches ständiges Truppenreservoir im Kopf?

Butros-Ghali: Darüber laufen derzeit Verhandlungen. Ein Ausschuß hoher Militärs arbeitet an einem Plan. Sobald dieser Plan fertig ist, werde ich ihn den Mitgliedstaaten unterbreiten. Meine Idee wäre eine Größenordnung von 50 000 oder 100 000 Mann, bereitgestellt von 30 bis 40 Ländern. Wenn bestimmte Länder keine Soldaten schicken wollen, würde ich sie um Ingenieureinheiten, Ärzte, Lastwagen oder Flugzeuge bitten. Wir könnten also im Bedarfsfall eine Auswahl treffen und in wenigen Stunden oder Tagen die für die Friedenserhaltung notwendigen Streitkräfte zusammenstellen. Wir könnten sogar im Rahmen einer vorbeugenden Diplomatie Soldaten entsenden, wie wir es schon in Mazedonien tun, wo kein Krieg herrscht, wo wir aber auf Antrag eines Staates, der sich bedroht fühlt, 500 Blauhelme hinschicken.

Wir haben heute mit Einverständnis der südafrikanischen Regierung 100 Beobachter nach Südafrika entsandt, welche die Gewalttätigkeit im Auge behalten. Es gibt also eine Fortentwicklung. Sehen Sie, man sollte sich nicht auf offene Konfrontationen festlegen. Wir haben in rund 30 Länder Beobachter zur Kontrolle von Wahlen geschickt. Experten begaben sich zum Studium der Minderheitenprobleme in die Baltenstaaten. Wir entsenden militärische Beobachtermissionen, die vor Ort eine Situation überwachen, um Entscheidungen vorzubereiten, falls sich die Lage verschlimmert.

FR: Scheint es Ihnen vereinbar, wenn Staaten wie Deutschland oder Japan, die einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat anstreben, sich aus irgendwelchen Gründen nicht aktiv an Friedensmissionen beteiligen?

Butros-Ghali: Es findet hier bereits ein Wandel statt. Japan beteiligt sich in Kambodscha, und ich hoffe, daß Deutschland in Zukunft ebenfalls an Friedensoperationen teilnehmen wird.

FR: Werden Sie bei Ihrem Besuch in Deutschland über Einzelheiten einer solchen Beteiligung an Friedensmissionen diskutieren? Haben Sie konkrete Vorschläge im Gepäck?

Butros-Ghali: Ohne in die Details gehen zu wollen, kann ich Ihnen sagen, daß ich an Deutschland appellieren werde, sich an den Friedensoperationen der UN zu beteiligen. Deutschland kommt eine extrem wichtige Rolle in den UN zu. Eines der Ziele meines Besuchs in Bonn ist, der Regierung und der Bevölkerung zu erklären, welche Bedeutung wir der Rolle zumessen, die Deutschland in den Vereinten Nationen spielen könnte.

FR: Sie meinen wohl nicht die Entsendung von Feldköchen, sondern von Einheiten, die in der Lage wären, sich selbst zu verteidigen?

Butros-Ghali: Es ist Sache der Regierung, zu entscheiden, ob sie Köche oder Soldaten entsenden will. In beiden Fällen wären wir der Bundesregierung und dem deutschen Volk sehr dankbar für die Teilnahme an Friedensoperationen.

FR: Sollen Nichtmitglieder der UN wie die Schweiz in gleicher Weise zu den Friedensmissionen beitragen?

Butros-Ghali: Wir haben eine Schweizer Sanitätseinheit in der Westsahara stehen. Ich bin mit der Schweizer Regierung in Kontakt.

FR: Sehen Sie eine wachsende Bereitschaft der Weltöffentlichkeit, auf Völkerrechtsbruch und schwere Verletzungen der Menschenrechte mit Gegengewalt zu reagieren?

Butros-Ghali: Es ist schwierig, auf diese Frage zu entworten. Es hängt von den Problemen ab. Kein Problem gleicht dem andern, jedes ist spezifisch. Eines ist aber gewiß: Die öffentliche Meinung droht umzukippen, sobald bei Gewalt gegen Gewalt eigene Soldaten das Leben verlieren.

FR: Gibt es vielleicht dennoch eine Schwelle, wo die Staatengemeinschaft den Brutalitäten, wie sie jetzt aus Ex-Jugoslawien gemeldet werden, nicht länger zusehen kann, ohne ihre eigenen Werte zu verraten?

Butros-Ghali: Ich bin einverstanden - es gibt eine solche Schwelle. Bevor man aber zu einer Militärintervention greift, sollte man nochmals versuchen, zu verhandeln.

FR: Wenn Sie nach Ihrem ersten Amtsjahr Bilanz ziehen, haben Sie dann den Eindruck, neue Akzente gesetzt zu haben?

Butros-Ghali: Meine Arbeit unterscheidet sich nicht von jener meines Vorgängers, aber die Situation hat sich verändert. Es gibt viel mehr Konflikte, die Vereinten Nationen genießen mehr Glaubwürdigkeit und wir haben mehr Probleme zu lösen. Ich erinnere Sie an ein Ereignis von kapitaler Bedeutung, das die öffentliche Meinung in Bann gezogen hat, nämlich den Umweltgipfel von Rio. 1992 haben sich wichtige Dinge ereignet, bei denen die UN als Motor, als Führungskraft auftraten.

Ein weiteres Beispiel für die veränderte Situation ist, daß im vergangenen Jahr zwei Dutzend neue Staaten Mitglieder der UN wurden, darunter alle Republiken der früheren Sowjetunion. Wir haben in den neuen Hauptstädten Büros eröffnet und helfen diesen Ländern, am internationalen Leben teilzunehmen. Die Verantwortung der UN ist vielfältiger geworden. Wir beschäftigen uns jetzt mit Problemen der Demokratisierung, der Menschenrechte, mit wirtschaftlichen, sozialen und strukturellen Reformen. Die Vereinten Nationen spielen eine wachsende Rolle in planetarem Maßstab.

FR: Die UN zählen bereits 181 Mitglieder. Wenn diese Tendenz der Auflösung der Föderationen anhält, könnten es bald einige hundert mehr sein. Wäre die Organisation dann noch funktionsfähig? Oder gibt es eine vernünftige Eingrenzung des Selbstbestimmungsrechts der Völker?

Butros-Ghali: Ich glaube, daß es eine vernünftige Eingrenzung des Selbstbestimmungsrechts der Völker geben muß. Wir müssen das verhindern, was ich den Mikronationalismus nenne, und an seiner Stelle den Zusammenschluß von Staaten ermutigen. Meiner Ansicht nach haben die im Kapitel VIII der UN-Charta vorgesehenen regionalen Körperschaften größte Bedeutung, weil sie helfen könnten, der Balkanisierung des Planeten entgegenzuwirken.

FR: Einer Ihrer Amtsvorgänger, Kurt Waldheim, hat den Job des UN-Generalsekretärs den unmöglichsten Beruf der Welt genannt. Stimmen Sie mit dieser Ansicht überein?

Butros-Ghali: Ich teile diese Meinung, gleiche sie aber durch einen großen Optimismus und die neue Glaubwürdigkeit der UN aus. Die Tatsache, daß alle Staaten die UN zum Handeln auffordern, daß die UN in allen Ecken der Welt präsent sind, ja sogar die Tatsache, daß gewisse Entscheidungen der UN so umstritten sind, erbringt den Beweis, daß die Vereinten Nationen neue Aufgaben haben. Diese schwierige Mission scheint unmöglich, aber ich glaube, daß man sie mit Willen und politischer Vorstellungskraft erfüllen kann im Interesse des Friedens, der Sicherheit und der Entwicklung. Wir sitzen alle im gleichen Boot. Die weltumspannenden Telekommunikationen und Massenmedien, der Schiffs- und der Flugverkehr, die Gesundheits- und Umweltschutzbestimmungen benötigen ein Forum, und dieses Forum sind die Vereinten Nationen.

Mit Butros Butros-Ghali sprach unser Genfer UN-Korrespondent Pierre Simonitsch in Paris.

Einbrecher nahmen Tresor samt Inhalt mit

MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit Knakken hielten sich die Täter, die vermutlich in der Nacht zum Sonntag in die Büroräume einer Speditionsfirma im Starkenburgring einbrachen, nicht auf: Sie nahmen gleich den kompletten Tresor mit. Den würfelförmigen Geldschrank transportierten die Diebe über eine Treppe in die Lagerhalle, von dort per Hubwagen ins Freie, wo sie ihn abtransportieren.

Im Tresor sollen sich etwa 5000 Mark Bargeld und einige Verrechnungsschecks befunden haben, teilte die Polizei mit. Bevor die Täter verschwanden, brachen sie noch drei per Vorhängeschlösser gesicherte Kühlschränke auf und stahlen die Getränkekasse. wal

Dotzheim und Breckenheim verbleiben in der Handball-Oberliga der Männer ganz vorn Überraschungen blieben nach der Pause aus Wickers Tatendrang gegen Büttelborn nicht zu bremsen / Golla ließ Rüsselsheimer verzweifeln

Der erste Spieltag im neuen Jahr brachte in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer keine großen Überraschungen. Im Spitzenspiel besiegte die TSG Bürgel den immer schwächer werdenden Neuling TG Rüsselsheim klar mit 26:20, übernahm damit die dritte Tabellenposition von den zuletzt von Niederlage zu Niederlage eilenden Opelstädtern. Ganz vorne verblieben Dotzheim und Breckenheim, die ihr Spitzenspiel (20:19 für Dotzheim) bereits zwischen den Jahren austrugen. Eine kleine Überraschung stellte der hohe Auswärtssieg von Wicker (29:20) in Büttelborn da. Dagegen fiel der Heimsieg des TV Idstein gegen das stark abstiegsbedrohte Nieder-Roden in die Kategorie "Pflichtsieg".

Weiterhin auf dem letzten Platz verbleibt Neuling TV Flörsheim nach der Auswärtsniederlage bei der Bundesligareserve des TV Großwallstadt. Noch Hoffnung auf die weitere Oberligazugehörigkeit kann Aufsteiger SG Anspach trotz der Heimniederlage gegen Holzheim schöpfen. Nach der fünfwöchigen Pause zwischen den Jahren legt die Oberliga bereits wieder eine kleine Verschnaufpause am nächsten Wochenende ein. Der Grund: die Pokalspiele der zweiten Runde auf Hessenebene.

TV Büttelborn - TV Wicker 19:29 (10:13). "So konsequent im Abschluß habe ich den TV Wicker noch nie erlebt", staunte selbst der langgediente Pressesprecher Edmund Volk über den Tatendrang der Wickerer Angreifer beim 29:19 (13:10)-Kantersieg beim bisherigen Fünftplazierten TV Büttelborn. Der höchste Saisonsieg der Wickerer überrascht angesichts personeller Probleme, mußte doch neben dem angeschlagenen Krollmann und Urlauber Markus Möschl noch Jürgen Franz und Alexander Fritsch während der Partie vorzeitig zum Duschen.

Jürgen Franz zog sich nach nur vier Minuten voraussichtlich eine schwere Meniskusverletzung zu, dürfte langfristig ausfallen. Alexander Fritsch beendete das Spiel wegen einer roten Karte (Unsportlichkeit) ebenfalls bereits vor der Pause, wird voraussichtlich nur für eine Partie (beim Pokalspiel in Oberroden) fehlen. Die Schützlinge von Trainer Anthes ließen sich trotzdem nicht von den heimstarken Büttelbornern beeindrukken, gingen nach ständig ausgeglichenem Spiel kurz vor der Pause erstmals mit drei Toren in Führung. Nach dem Wechsel hielt Büttelborn lange Zeit noch halbwegs mit, so führte Wicker im Derby mit 18:14 (40.) und 21:17 (50.).

Danach brachen bei den abwehrschwachen Büttelbornern jedoch alle Dämme. Wicker kam zu sieben Toren in Folge zwischen der 50. und 57. Minute, führte sogar mit 28:17. Überragender Akteur auf dem Büttelborner Parkett war der nie zu bremsende Heiko Mehler (10/4), der die TVB-Abwehr fast im Alleingang demontierte. Sehr stark waren auch die Vorstellungen von Kreisläufer Daniel Heiß (5) sowie Torwart Kessler. So fiel nur die Verletzung von Jürgen Franz als Wermutstropfen in den Freudenbecher. Beste Werfer beim TVB waren noch Schmid (3) und Etzold (5).

TSG Bürgel - TG Rüsselsheim 26:20 (12:9). Im Spitzenspiel bezwang die TSG Bürgel die TG Rüsselsheim auch in dieser Höhe verdient. Vor gut 150 Zuschauern überragte beim Sieger einmal mehr der seit Wochen in Topform agierende Schlußmann Golla, der die Angreifer aus der Opelstadt schier zur Verzweiflung brachte. Bürgel, jetzt Tabellendritter vor dem Verlierer Rüsselsheim, zeigte eine meisterschaftsverdächtige Abwehrleistung. Die TSG-Angreifer nutzten die Angriffsschwächen der Gäste in Form von schnellen und meistens sicher verwandelten Tempogegenstößen.

Beste Werfer beim Sieger waren Zindt (7), der Pole Olchowka (6) und Heinl (3). Rüsselsheim konnte einmal mehr nicht an die starken Leistungen im ersten Meisterschaftsdrittel anknüpfen, als die TGR sogar die Tabellenspitze hielt. Die zwölf Treffer der jeweils viermal erfolgreichen TGR-Spieler Axel und Ingo Porz sowie Schmid reichten noch nicht einmal zu einer achtbaren Niederlage.

TV Großwallstadt II - TV Flörsheim 16:14 (7:6)

Die Talfahrt des Tabellen-Schlußlichtes TV Flörsheim scheint nicht mehr aufzuhalten. Allerdings plagten TVF-Coach Norbert Schleith vor dem Auswärtsmatch am Sonntagabend bei der heimstarken Bundesligareserve des TV Großwallstadt erhebliche Aufstellungsprobleme. Neben den grippekranken Ostmann und Pitz fehlte auch noch Dittmar Nauheimer (Rückenbeschwerden) sowie Holger Blaha (Knieverletzung). So konnten nur acht Feldspieler des Neulings auflaufen. Dieses "letzte Aufgebot" schlug sich bei der 14:16 (6:7)-Auswärtsniederlage recht wakker, führte in der Elsenfeld-Sporthalle sogar im ersten Abschnitt mit 5:4.

Großwallstadt mit dem überragenden und bereits erstligaerfahrenen Hauptmann (sechs Tore) konnte gerade einen hauchdünnen 7:6-Vorsprung in die Pause retten. Die Flörsheimer Abwehr zeigte keineswegs eine abstiegsreife Leistung, aber in der entscheidenden Schlußphase fehlte dem quantitativ schwachen Aufgebot vom Untermain die Kraft zu einer erfolgreichen Aufholjagd. Das nutze Großwallstadt ab der 50. Minute, baute die bis dahin knappe Führung vorentscheidend auf 14:10 aus.

Flörsheim kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung gegen die gut stehende 6-zu-0-Deckung des TVG, es reichte noch einmal mit drei Toren in Folge zum 13:14- Anschlußtreffer. Den längeren Atem besaßen aber die Gastgeber, erst mit dem Schlußpfiff gelang Flörsheim der vierzehnte und letzte Treffer in einem durchschnittlichen Spiel.

TV Idstein - TG Nieder-Roden 17:12 (8:3). Der TV Idstein schob sich mit dem deutlichen Heimsieg wieder ins vordere Mittelfeld mit wieder positivem Punkteverhältnis. Dagegen muß die TGN verstärkt um den Klassenerhalt zittern, Nieder-Roden findet sich mit 11:21-Punkten derzeit auf dem viertletzten Platz wieder. Glück im Unglück für die TGN, daß die übrigen Abstiegskontrahenten ebenfalls Federn ließen. Der Gast zeigte erschrekkende Schwächen in Abwehr und primär im Angriff, mit nur zwölf Treffern ist in der Oberliga auswärts kein Blumentopf zu gewinnen. So hatte Idstein keine Probleme, die Schlüsselpartie zu gewinnen. Beste Werfer waren für den Sieger Reinwald (6), Rudat, Neumann und Spielertrainer Embs (je 3). jo

Die Wolken hingen tief, und es war noch recht dämmrig. Daher, so hoffe ich, haben viele das schlechte Beispiel nicht gesehen, daß zwei Polizeibeamte in einem VW-Bus gaben, der deutlich als Dienstwagen der Polizei gekennzeichnet war: Die beiden jung und kräftig wirkenden Beamten parkten am Montag morgen auf dem Behinderten-Parkplatz vor dem Postamt; einer erledigte drinnen Postalisches.

Sicher, man soll manches nicht so eng sehen. Deswegen habe ich auch das Kennzeichen wieder vergessen. Aber fragen lassen müssen sie sich schon, die Gesetzeshüter, wem sie noch einen Strafzettel verpassen wollen, wenn sie sich selbst nicht an die Verkehrsordnung halten - ohne daß irgend ein Notfall erkennbar gewesen wäre.

Oder sollte die Polizei dazu übergegangen sein, Behinderten in ihren Reihen eine Chance zu geben? Der Beamte im Schalterraum war aller- Kein Vorbild dings recht beweglich und machte nicht den Eindruck, von einer sichtbaren Behinderung eingeengt zu sein.

Bleibt wohl das Resümee, daß Beamte auch Menschen sind, die gelegentlich ihrer Faulheit nachgeben. Schade nur, daß mir das beim nächsten zu langen Parken in einer zeitlich begrenzten Zone nicht viel helfen wird . . . GEORG LINDE

Zwei Tote bei Köppern Schwerer Frontalzusammenstoß auf Bundesstraße

FRIEDRICHSDORF. Zwei Menschenleben forderte ein Frontalzusammenstoß, der sich in der Nacht zum Montag auf der Bundesstraße 455 bei Köppern ereignete. Verursacht hat ihn nach Mitteilung der Polizei ein 30jähriger Fahrer, dessen Wagen auf die linke Straßenseite geriet. Der Lenker des entgegenkommenden Autos erlitt lebensgefährliche Verletzungen.

Zu der Kollision kam es zwischen der Kreuzung der Bundesstraße am Köpperner Tal und der Autobahnauffahrt am Ende einer Rechtskurve. Auf regennasser Fahrbahn verlor der 30jährige, der aus Ostdeutschland stammt, um Mitternacht vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen Dienstwagen. Er war sofort tot.

Im anderen Auto wurde die 19jährige Beifahrerin aus Neu-Anspach so schwer verletzt, daß sie im Notarztwagen starb. Der Fahrer (21), ebenfalls aus Neu-Anspach, überlebte mit schwersten Verletzungen. Alle drei Unfallopfer waren in ihren Fahrzeugen eingeklemmt und mußten von der Feuerwehr Köppern befreit werden. Männer der Bommersheimer Wehr leuchteten den Unfallort mit ihrem Spezialfahrzeug aus.

Die Polizei geht davon aus, daß keine der drei Personen angeschnallt war. Die Bundesstraße war für drei Stunden voll gesperrt. Öl und Benzin liefen aus und bildeten mit dem Regenwasser einen schmierigen Film, den die Feuerwehr abstreute. Außerdem wurde das Geschehen mit einer Spezialkamera rekonstruiert.

Der Schaden beläuft sich laut Polizei auf 30 000 Mark. Wie sie ermittelte, war der Unfallverursacher zuvor von Ostdeutschland nach Köppern gekommen und dort in ein Auto seines Arbeitgebers, einer Spedition, umgestiegen. Mit dem wollte er nach Weiterstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg fahren. tom

Irakische Soldaten drangen in Kuwait ein

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Eschborn. "Zwiebeln und Butterplätzchen", Komödie, Stadthalle, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Ein Engel an meiner Tafel (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Jeremy Irons - Kafka (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr).

Kino 3: Kevin - Allein in New York (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Kevin - Allein in New York (20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Str. 1: Die Schöne und das Biest (17.30 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Portraits und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).

Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus", zu den Öffnungszeiten (bis 31. 1.). Vorträge / Kurse Hofheim. "Am südlichsten Punkt Europas: Die unbekannte Kanarische Insel El Hierro", Grundschule Marxheim, Schulstraße, 19.45 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.

Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kelkheim. Malteser soz. Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besor- gungsdienst für Senioren und kranke Men- schen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechst., Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Beratungen; Alte Schulstraße 8,Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 /55 57.

Vereine / Organisationen Flörsheim. Evangelischer Frauenkreis Weilbach: Handarbeiten und Basteln, Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 20 Uhr.

Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.

Schwalbach. Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Badener Straße 23, Limes, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Bad Soden. Seniorenclub Neuenhain: Kaffeenachmittag mit Dia-Vortrag, Bürgerhaus, 15 Uhr.

Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Tanz am Vormittag, 10 bis 11.30 Uhr.

Flörsheim. Seniorentanzkreis, Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 15 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Wandergruppe, 10 Uhr (Anmeldung unter Tel. 49 66); Musikgruppe mit der "Altmünster- Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.

Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen mit Programm " Wer rastet, der rostet", Kirchgasse, 15 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Singkreis mit Renate Uthe, Bürgerhaus, Raum 1 und 2, 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Neues vom Frieder und seiner Oma", Hauptstraße 48, 15 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 16 bis 20 Uhr.

Kelkheim.Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr.

Flörsheim. Evangelische Gemeinde: Gymnastikstunde für jung und alt, Gemeindehaus, Erzbergstraße 13 a, 17.30 bis 18.30 Uhr.

Hofheim. Mütterberatung und Mehrfachschutzimpfung, Verwaltungsnebenstelle Massenheim, 10 bis 11.15 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Robert Kreis "Alles weg'n de Leut", 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Gas Food Lodging (20.30 Uhr).

Ausstellungen Firmenmuseum Hoechst AG, Höchster Schloß: Kunst von Z. Vangeli, 10 - 16 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Caritas: Kasinostr. 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstr. 121, 20 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Ev. Gemeinde: Kinder- club mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 - 16.30 Uhr.

Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Die drei Musketiere, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Was Ihr wollt, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Wiesbadener Lehrerkabarett "Ich liebe meinen Beruf", 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind sie richtig, Schwank, 20.15 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die Schöne und das Biest (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Bitter Moon (14, 17, 20 Uhr).

Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).

Gamma: Candyman's Fluch (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Boy meets girl (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Raising Cain, engl. Originalfassung (17.30, 19.45, 22 Uhr). Ausstellungen Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Eddie Constantine "Architekturmodelle", 15 bis 18 Uhr (bis 14. 2.).

Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30, 15 bis 18.30 Uhr (bis 29. 1.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 16 Uhr.

Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;

Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.) , Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Kurse / Vorträge Fachhochschule Wiesbaden: "Deutsche Jugend: rechtsextrem?", Vortrag von Dr. Konrad Schacht, Leiter der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Audimax der FH Wiesbaden, Kurt-Schumacher-Ring 18, 19 Uhr. Vereine / Organisationen Nueva Nicaragua: "Solidarität mit Ocotal", Infoabend, Gemeindehaus der Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5, 20 Uhr.

Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. ohne Gewähr

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Telefon: 0 60 31 / 640 00.

Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 833 59.

Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1 c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau; 15.30 Uhr Ernährung bei hohem Cholesterin.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.

Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.

Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Alte Mühle: Kurt Spielmann - "Das Nashorn", Kindertheater, 15 Uhr, Lohstr. 13.

Nidda. Zauberei und Illusionen mit Magier Dondo Burgardo, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.

Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.

Naturschutzgruppe: Versammlung, 20 Uhr, Gasthaus Zur Krone.

Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-7 J. 15-16.30 Uhr; Kinder von 7-10 J. 16.30-18 Uhr; Kinder von 10-14 J. 18-19.30 Uhr; Erwachsene, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Bund der Vertriebenen: Tag der Begegnung, 15 Uhr, Blücherstr. 23.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offener Arbeitskreis "Leben und Wohnen im Alter", Treffen, 18-19.30 Uhr, Altenheim Heilsberg, Pestalozzistr. 10.

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Aueweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.

Butzbach. Hausfrauenverband: Handarbeitsnachmittag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Verband der Heimkehrer: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Rolandsbogen. Niddatal. Seniorenclub Assenheim: Treffen, 20 Uhr, BkS.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.

Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

Seniorenclub: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Altenstadthalle.

Obst- u. Gartenbauverein: Treffen, 20 Uhr, Altenstadthalle. Vorträge / Kurse Friedberg. Frauenzentrumsverein: orientalischer Bauchtanz, Kursbeginn, 18 Uhr f. Anfängerinnen, 20 Uhr für Fortgeschr., Blindenschule.

Bad Nauheim. Ges. f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Vortrag "Die 10 Gebote - oder - über die Gestaltung menschlichen Lebens, eine Einführung in die Thora" v. W. Zink, anschl. Diskussion, 19.30 Uhr, Hotel Intereuropa.

Johanniter-Unfallhilfe: Herz-Lungen- Wiederbelebung, Teil I, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.

Bad Vilbel. Tanzschule Peetz: Fortschrittkursus für Paare und Singles, 20.30-22 Uhr, Pfarrsaal Dortelweil.

Butzbach. KVHS: "Lebensraum des Menschen im 21. Jh.", Kursbeginn, 19.30 Uhr, Weidig-Gymnasium.

Karben. KSV Klein-Karben: Gitarren- u. Keyboard-Unterricht, Besprechung, 19.30 Uhr, Vereinshaus. Parteien / Parlamente Florstadt. Sitzung des Haupt- u. Finanzausschusses, 19 Uhr, BH Nieder- Florstadt. Blutspendetermin Karben. DRK: Blutspendemöglichkeit v. 18-20.30 Uhr, Bürgerhaus Petterweil. Polio-Schluckimpfung Die nachstehenden Termine gelten für Schulkinder im 4. Schuljahr, Säuglinge ab 3. Lebensmonat, Kleinkinder u.a.

Friedberg. 14-15.30 Uhr, Gesundheitsamt Europaplatz, Zi. 94.

Büdingen. 14-15.30 Uhr, Gesundheitsamt-Außenstelle, Seemenbachstr. 3. Abfallsammlung Butzbach. Sperrmüllabfuhr in Fauerbach, Münster, Wiesental, Bodenrod, Hausen-Oes und Maibach. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).

Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).

Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15, 20.15 Uhr) - Keller: Sister Act (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Kevin - allein in New York (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Sister Act (20 Uhr) - Bambi: Boomerang (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal + Princess: keine Vorstellungen.

Schöneck. Sternpalast: Kevin - allein in New York (19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Halbblut (19.30 Uhr); Leningrad Cowboys go America (21.45 h).

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Wasserhahn ein bißchen zugedreht BAD ORB. Der Wasserverbrauch im Herzheilbad war im vergangenen Jahr gegenüber 1991 leicht rückläufig, teilen die Stadtwerke mit. Die möglichen Gründe dafür: die Preiserhöhung zum 1. Juli oder der Wassernotstand im Sommer, von dem Bad Orb allerdings ausgeschlossen war. Nach dem Unwetter im Juni wurde in der zweiten Jahreshälfte mehrere Monate die Aufbereitungsanlage im Autal genutzt. Parlament diskutiert Huttengrundhalle BAD SODEN-SALMÜNSTER. Auf reges Interesse dürfte heute abend eine Sondersitzung der Stadtverordneten stoßen: ab 18.30 Uhr werden dort die neuesten und möglicherweise auch letzten Pläne für die Huttengrundhalle vorgelegt, deren Realiserung seit Jahren immer wieder verschoben wurde. Kauck an der FBG-Spitze BIRSTEIN. Heiner Kauck führt wieder die Kommunalwahlliste der Freien Bürger-Gemeinschaft an, die insgesamt 68 Namen umfaßt. Ziel der FBG: das letzte Ergebnis mit sieben Plätzen in der Gemeindevertretung zu halten. Für Birstein ist laut Heiner Kauck nach den großen Anstrengungen und Investitionen im Abwasserbereich in der nächsten Zeit eine finanzielle Konsolidierungsphase angesagt.SPD Brachttal nominiert Kandidaten BRACHTTAL. Auch in Brachttal ist der SPD-Ortsverein in diesen Tagen dabei, die Kandidaten für die Kommunalwahl zu nominieren. Die verbindliche Liste wird am Donnerstag, 14. Januar, erstellt. Die Sozialdemokraten treffen sich dazu um 20 Uhr in der alten Schule Hellstein.Rolf Müller gibt sich bürgernah

FLÖRSBACHTAL. Der CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Dr. Rolf Müller belebt das politische Geschehen in Flörsbachtal. Am Freitag, 15. Januar, steht er ab 19.30 Uhr im "Flörsbacher Hof" politisch Interessierten Flörsbachtalern Rede und Antwort. Seniorenwanderung FREIGERICHT. Am Rathaus in Somborn beginnt am heutigen Dienstag, 12. Januar, um 13.45 Uhr eine Seniorenwanderung. Ziel ist die Gaststätte "Puszta- Keller" in Neuenhaßlau.

Neue Bürgerliste in Gelnhausen

GELNHAUSEN. Eine neue Bürgerliste kündigt sich in Gelnhausen an. Die Initiative "Bürger für Gelnhausen" trifft sich heute abend um 20 Uhr in der Gaststätte "Zur Kaiserpfalz". Sie will bei der Kommunalwahl am 7. März kandidieren. Die Bürgerliste strebt nach eigenen Angaben eine verkehrsberuhigte und menschengerechte Stadt an und will sich für günstige Wohnungen sowohl für junge Familien als auch für alte Menschen engagierenSängerlust sucht Mit-Sänger

GRÜNDAU. Der Gesangverein Sängerlust Breitenborn hofft im neuen Jahr auf neue Sängerinnen und Sänger. Zur ersten Probe am Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr im Dorfgemeinschafthaus sind deshalb spezielle Gäste herzlich willkommen, die vielleicht Interesse am Chorgesang haben.

Fast alle wollen in den Jossgrund

JOSSGRUND. Der Jossgrund zählt erstmals über 4000 Einwohner. Nach der jüngsten Kreisstatistik waren dort zum 30. Juni 1992 4097 Frauen und Männer gemeldet, 126 mehr als ein halbes Jahr zuvor. Die Spessartgemeinde weist damit zum wiederholten Male die größte Zuwachsrate kreisweit auf.

Vier Frauen unter zehn

WÄCHTERSBACH. Eberhard Breul führt die 20köpfige Liste der Bürgerinitiative Wächtersbach für die Kommunalwahl an. Neben der arrivierten Magistratsfrau Renate Holzapfel auf Platz zwei befinden sich mit Ingrid Nickel auf Rang 4 und Michaela Urbanek-Steinberger sowie Ismute Teews vier Frauen unter den ersten zehn. Neuer Gesangsverein beginnt Proben LINSENGERICHT. Die Sängervereinigung Geislitz feiert Premiere: am Freitag, 15. Januar, findet um 18.30 Uhr im Vereinslokal bei "Carlo" die erste Gesangsstunde des jungen Chores statt. Dirigent der neuen Truppe ist Carsten Altvater, der auch den Männerchor leitet. Diskussion über Frauen-Weiterbildung SCHLÜCHTERN. Aus- und Weiterbildung von Frauen im ländlichen Raum steht im Mittelpunkt einer Podiumsveranstaltung des Bezirkslandfrauenvereins im Zusammenarbeit mit dem Kreisbüro für Frauenfragen. Die Veranstaltung beginnt am Mittwoch, 13. Januar, um 19.30 Uhr in der Raiffeisenbank. Interessiert an einer Krabbelgruppe? SINNTAL. Die evangelische Kirchengemeinde Altengronau möchte eine Krabbelgruppe einrichten. Interessierte Mütter mit kleinen Kindern treffen sich am Mittwoch, 13. Januar, zu einer ersten Besprechung um 15.30 Uhr im Gemeindehaus.Umbau der Alten Schule begonnen STEINAU. Die alte Schule in Bellings ist von einem Baugerüst eingerahmt. Vor kurzem haben dort die Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten begonnen. Das denkmalgeschützte Gebäude wird in ein Dorfgemeinschaftshaus mit Jugend- und Gemeinderaum umgebaut. SPD präsentiert ihre Kandidaten BIEBERGEMÜND. Die Sozialdemokraten werden am Freitag, 15. Januar, ihr Team für die Kommunalwahl vorstellen. Die Kandidatenliste wird im Dorfgemeinschaftshaus Roßbach erörtert, Beginn: 20 Uhr.

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Sauna im desolaten Zustand BAD ORB. Ein Besuch der Sauna im Orber Thermalbad hat die SPD geschockt. Die Kabinen seien im miserablen Zustand, die Fußbodenheizung funktioniere nicht, Fliesen hätten Löcher und Risse, das Holz sei von außen zerlöchert, von innen gequollen und zersplittert, konstatiert der Ortsvereinsvorsitzende Wolfgang Bauer beim Anblick der Männersauna. Die Einrichtung sei eines Heilbades unwürdig und müsse unabhängig von den Neugestaltungsplänen des gesamten Bades sofort saniert werden. Keller liefen voll Wasser BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Regen der vergangenen Tage und die Schauer gestern vormittag haben in der Kurstadt für Überschwemmungen gesorgt und der Feuerwehr viel Arbeit beschert. Zahlreiche Keller liefen über, stundenlang mußten die Helfer auspumpen, teilte die Polizei mit. In Ahl standen sämtliche Holzbaracken an der Baustelle der Autobahnbrücke unter Wasser. 7793 Menschen leben in Biebergemünd BIEBERGEMÜND. Die Bevölkerungszahl der Gemeinde ist weiter gestiegen, zum 30. Juni 1992 zählte Biebergemünd 7793 Einwohner, 103 mehr als sechs Monate zuvor. Der Anstieg ist alleine auf Zuwanderung zurückzuführen, Geburten- und Sterbefälle hielten sich die Waage. In den sechs Ortsteilen leben durchschnittlich 99 Menschen pro Qudratkilometer.

Sprechstunde schon heute BIRSTEIN. Die Sprechstunde des Kreisbauernverbandes ist verlegt worden und findet am heutigen Mittwoch, 13. Januar, um 14.15 Uhr in der Gaststätte Mohr statt. Wer Rat vom Jugendamt braucht, sollte heute morgen von 9.30 bis 11.30 Uhr im Rathaus vorbeischauen. CDU nominieren Kandidaten BRACHTTAL. Auch die CDU stellt ihre Kandidatenlisten für die Kommunalwahl auf. Treffpunkt der Christdemokraten ist am Donnerstag, 14. Januar, die Gaststätte Weisgerber in Udenhain, die Versammlung beginnt um 20 Uhr. Narren laden ein FLÖRSBACHTAL. Faschingstreiben in Flörsbachtal: Am Freitag abend, 15. Januar, bittet der Karnevals-Club Kempfenbrunn in der Gaststätte "Zur Linde" zum Tanz, am Samstag abend lädt die Feuerwehr Flörsbach zum bunten Treiben in die SKG-Halle ein. Dauerbrenner im Ortsbeirat FREIGERICHT. Der Ortsbeirat von Altenmittlau beschäftigt sich heute abend um 19 Uhr in der Kolpingstube einmal mehr mit dem Dauerbrenner Kalksteinbruch. Zur gleichen Zeit kommt das Gremium in Horbach zusammen. Dort treffen sich die Mitglieder im Gasthaus "Zur Linde". Treffen der Grünen GELNHAUSEN. Die Kommunalwahl und der Meerholzer Landweg sind Themen, denen sich der Grünen-Ortsverband Mittlere Kinzig am Donnerstag, 14. Januar, ab 20 Uhr in der Mitgliederversammlung im "Schelm von Bergen" widmet.Neujahrsempfang für Ältere GRÜNDAU. Die evangelische Kirchengemeinde veranstaltet alljährlich auch einen Neujahrsempfang für die ältere Generation. Treffpunkt für die Bewohner der Ortsteile Hain-Gründau, Mittelgründau und Gettenbach ist diesmal das Bürgerhaus in Hain-Gründau. Der Nachmittag mit Musik sowie Kaffee und Kuchen beginnt um 14.30 Uhr, der Busfahrdienst startet um 14 Uhr an den Haltestellen. Lob für Malteser-Hilfsdienst HASSELROTH. Lobende Wort vom Bürgermeister beim Neujahrsempfang für den Malteser Hilfsdienst. Dieser hat in Eigeninitiative das Feuerwehrhaus in Gondsroth renoviert und für seine Zwekke hergerichtet. Das Haus soll künftig auch Treffpunkt des Arbeitskreises Asyl werden, sagte Klaus Traxel. CDU ehrte Mitglieder JOSSGRUND. Bei der Mitgliederversammlung in Lettgenbrunn hat die CDU Jossgrund 14 ihre Parteimitglieder geehrt, darunter Hermann Korn und Albert Weismantel, die den Christdemokraten seit 40 Jahren treu sind. Vorfahrt nicht beachtet LINSENGERICHT. 10 000 Mark Schaden und ein Leichtverletzter sind die Folge eines Zusammenstoßes von Personenwagen und Laster in Großenhausen. Der Autofahrer hatte laut Polizei die Vorfahrt des Lastwagens mißachtet, als er von der Kreisstraße 897 auf die Landesstraße 2306 abbiegen wollte. Der Mann erlitt bei der Kollision leichte Kopfverletzungen. Wind blies Wand um SCHLÜCHTERN. Auch in Schlüchtern haben Regen und heftige Windböen ihre Spuren hinterlassen. Gegen 10 Uhr stürzte gestern vormittag in Hohenzell die Seitenwand eines hölzernen Unterstellschuppens ein. Personen wurden nicht verletzt. Die Feuerwehr rückte aus, um das Gebäude vor dem kompletten Zusammenbruch zu bewahren.

Musikverein wählt Vorstand SINNTAL. Im Vereinslokal Reif treffen sich am Freitag, 15. Januar, die Mitglieder des Musikvereins Oberzell. Bei der um 19.30 Uhr beginnenden Jahreshauptversammlung stehen Vorstandswahlen auf dem Programm. Europa-Union zur Asylpolitik STEINAU. Die Situation von Asylbewerbern und Ausländern ist das Thema einer Veranstaltung, zu der der Kreisverband der Europa-Union am Donnerstag, 14. Januar, in die Gaststätte "Zum Grünen Baum" einlädt. Ab 19.30 Uhr referiert dort der Sozialamtsleiter der Kreisverwaltung, Klaus Pichl. Kulturkeller öffnet seine Türen WÄCHTERSBACH. Der neue Kulturkeller ist fertiggestellt. Die Räumlichkeiten in der ehemaligen alten Schule neben der evangelischen Kirche werden am Freitag, 15. Januar, ab 20 Uhr mit einer "Schnupperparty" offiziell eröffnet. Musik und Cocktails gibt es kostenlos.

In dem stilvoll eingerichteten Gewölbe, das etwa 70 bis 80 Personen Platz bietet, werden künftig sicher viele Veranstaltungen des Kleinkunstkreises Märzwind stattfinden.

Zwischen Vogelsberg und Spessart

BMW überschlug sich BAD ORB. Auf der Fahrt von Bad Orb Richtung Eiserne Hand hat sich am Dienstag abend ein Autofahrer mit seinem BMW überschlagen und dabei leicht verletzt. Der Wagen war in einer Linkskurve auf den Seitenstreifen geraten. Anschließend übersteuerte der Fahrer und rutschte mit dem BMW rechts den Abhang hinunter. Am Auto entstand 30 000 Mark Schaden. Kindergarten wird teurer BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Kindergartengebühren steigen von 90 auf 100 Mark im Monat. Nachdem die katholische Kirchengemeinde als Träger die Beiträge für die Einrichtungen in Salmünster und Ahl zum 1. Januar erhöhte und demnächst auch in Bad Soden anheben wird, kündigte Bürgermeister Bruno Döring an, daß der städtische Kindergarten im Huttengrund zum 1. April nachzieht.Jagdgenossenschaft tagt BIEBERGEMÜND. In der Gaststätte Schick findet am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr die Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Lanzingen statt. Rentenberatung der BfA BIRSTEIN. Die Raiffeisenbank Vogelsberg bietet am heutigen Donnerstag wieder einen Rentenberatungstermin an. Der Versichertenälteste der BfA, Friedrich Volz, ist von 14 bis 17 Uhr in der Geschäftsstelle zu sprechen. Treffen der Brachttaler Grünen BRACHTTAL. Ihre Themenliste für die Kommunalwahl erörtern die Brachttaler Grünen am heutigen Donnerstag. Treffpunkt ist um 20 Uhr die Alte Schule in Hellstein. Computer für Schulbibliothek FREIGERICHT. Die Kopernikusschule erhält einen Bibliothekscomputer. Der Freundes- und Förderkreis der Gesamtschule hat die dafür notwendigen 3000 Mark zur Verfügung gestellt. Die Bibliothek soll künftig in Kooperation mit der Volksbücherei Freigericht für jedermann geöffnet werden.

Landfrauen planen weitere Aktionen GELNHAUSEN. Neue Protestaktionen gegen die Kriegsgreuel in Jugoslawien werden am heutigen Donnerstag um 20 Uhr im Frauenzentrum in der Kuhgasse 8 besprochen. Nach der gemeinsamen Demonstration mit den Landfrauen vor kurzem auf dem Obermarkt sollen neue Aktionsformen gefunden werden. Alle zwei, drei oder vier Wochen? GRÜNDAU. Mit einer Fragebogenaktion möchte die Gemeinde eruieren, ob der derzeit 14tägige Abholrhythmus der Hausmülltonnen verlängert werden soll. Im Gespräch sind Leerungen nur alle drei oder vier Wochen. Laut Bürgermeister könnte damit zumindest ein Teil der Mehrkosten durch die erneut erhöhten Gebühren aufgefangen werden. Gut gedrückt ist halb gewonnen HASSELROTH. Die Friedrich-Hofakker-Halle in Niedermittlau ist am Samstag, 16. Januar, ein Mekka für Skatfreunde. Ab 15 Uhr geht es dort beim 17. Kinzigtal-Turnier um große Preise. Dem Sieger winken 1000 Mark, dem Zweitplazierten 500 Mark. Ausrichter ist der Skatclub Kinzigtal Hasselroth, das Startgeld beträgt 15 Mark. Lothar Röder führt FWG-Liste an JOSSGRUND. Nun hat auch die FWG ihre Kandidaten für die Kommunalwahl bekanntgegeben. Die Liste wird vom Fraktionsvorsitzenden Lothar Röder aus Oberndorf angeführt. Am Ortsproporz orientiert folgen auf den weiteren Plätzen August Steets (Pfaffenhausen), Ilse Heinemann (Lettgenbrunn) und Dieter Harnischfeger (Burgjoß). Radweg nach Großenhausen kommt LINSENGERICHT. Der seit langem angestrebte Radweg von Großenhausen zur Landesstraße 3202 könnte bald realisiert werden. Landrat Karl Eyerkaufer schrieb nun, daß das Projekt ins Landesprogramm aufgenommen wurde. Sofern keine anderen Prioritäten gesetzt würden, könnte 1994 das erste Geld fließen. Bilder von Felix Muche gesucht SCHLÜCHTERN. Zur Vorbereitung einer Gemäldeausstellung von Felix Muche, der sich nach seinem Wohnort Ramholz benannte, möchte sich die Stadt einen Überblick über alle vorhandenen Werke verschaffen. Besitzer von Bildern sollten sich deshalb mit dem Ausstellungsorganisator Ludwig Steinfeld, Telefon 24 40, in Verbindung setzen. Feuerwehren treffen sich SINNTAL. Gleich drei Freiwillige Feuerwehren haben am Wochenende ihre Jahrshauptversammlung. Die Breuningser Brandschützer treffen sich am 15. Januar, um 20 Uhr im Dorfgemeinschafthaus, zur gleichen Zeit tagt die Züntersbacher Wehr in der Gaststätte Schmidt. 24 Stunden später kommt die Neuengronau- er Feuerwehr im Gerätehaus zusammen. Weihnachtsbäume im Hutzelfeuer STEINAU. In Ulmbach wird am Samstag, 16. Januar, ab 18.30 Uhr das Hutzelfeuer brennen. Die dafür benötigten Weihnachtsbäume werden von der Schützenjugend am Freitag ab 14 Uhr und am Samstag ab 9.30 Uhr eingesammelt. Kunst im Rathaus WÄCHTERSBACH. "Art im Amt" heißt es ab Samstag, 16. Januar, wieder im Wächtersbacher Rathaus, wo der Magistrat um 14 Uhr eine neue Ausstellung eröffnet. Bis zum 31. Mai sind in dem Verwaltungsgebäude Ikonen von Florentina Mihai und Plastiken von Alexandru Mihai zu besichtigen.

Zwischen Vogelsberg und Spessart

An 10 000 fehlt nicht mehr viel BAD ORB. Die Kurstadt nähert sich weiter der 10 000-Einwohner-Grenze. Zum 30. Juni 1992 lebten 9547 Menschen in Bad Orb, über 100 mehr als noch sechs Monate zuvor. Bad Orb besitzt vor allem für Auswärtige Anziehungskraft. 130 Neubürger kamen im vergangenen halben Jahr hinzu. 41 Geburten stehen 66 Sterbefälle gegenüber. Erweiterung im Frühsommer fertig BAD SODEN-SALMÜNSTER. Im Frühsommer soll nach Angaben des Kreises die Erweiterungsbau des Krankenhauses in Salmünster bezugsfertig sein. In dem 33-Betten-Haus finden Patienten dann modernere Zimmer und sanitäre Einrichtungen vor. Lumpenball des TV Bieber BIEBERGEMÜND. Zum Lumpenball bittet der Turnverein Bieber am heutigen Freitag abend in den Saal Urbach. Musikalisch wird das närrische Treiben von der Band "Corrida" begleitet. "Liedertafel" wählt Vorstand BIRSTEIN. Der Gesangverein "Liedertafel" tagt heute, Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr im katholischen Pfarrheim. Wichtigster Punkt der Jahreshauptversammlung sind die Vorstandswahlen. Obstbauer ehren Jubilare BRACHTTAL. Der Obst- und Gartenverein Brachttal wird am Samstag, 16. Januar, einige Jubilare ehren. Das Ganze findet während der Jahreshauptversammlung ab 20 Uhr im Schlierbacher Feuerwehrgerätehaus statt. 200 000 Mark für Freibad-Sanierung FLÖRSBACHTAL. Die weitere Sanierung des Freibades in Lohrhaupten ist nach Aussagen von Bürgermeister Horst Sakschewski einer der Investitionsschwerpunk in Lohrhaupten in diesem Jahr. Etwa 200 000 Mark seien für die Modernisierung erforderlich.

Basar für Kommunionskleidung

FREIGERICHT. Wer seine Kinder für die Kommunion nicht komplett neu einkleiden will, sollte am Samstag, 16. Januar, zwischen 10 und 16 Uhr im Sturmiushaus in Somborn vorbeischauen. Auf dem Basar, der einem wohltätigen Zweck dient, werden gebrauchte Anzüge, Kleider, Schuhe und Kränzchen verkauft. Die Sachen werden heute zwischen 15 und 18.30 Uhr entgegengenommen.

Neue Zahnarzt-Notdienst-Regelung

GELNHAUSEN. Der DRK-Kreisverband ist ab sofort nicht mehr für die Bekanntgabe des zahnärztlichen Sonn- und Feiertagsdienstes zuständig. Wie der Ansagedienst künftig geregelt wird, ist bei Dr. Schneider, Telefon 0 60 55 / 37 06 zu erfahren, teilt das Rote-Kreuz mit.

Zwei Treffen der Ornithologen

GRÜNDAU. Gleich zweimal treffen sich am Wochenende in Gründau die Ornithologen. Die Vogelschutzgruppe Breitenborn tagt am heutigen Freitag um 20 Uhr im Gasthaus "Hubertus", die Vogel- und Naturschutzfreunde Hain-Gründau treffen sich am Samstag, 16. Januar, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle.

Günther Neumann führt BVH an

HASSELROTH. 41 Namen, darunter 17 Frauen, stehen auf der Kommunalwahlliste der Bürgervertretung Hasselroth (BVH). Auf Platz eins rangiert Günter Neumann. "Eine absolute Mehrheit verhindern" ist nach Angaben des Vorsitzenden Otto Betz das Ziel der BVH.

Auto geriet ins Schleudern LINSENGERICHT. 10 000 Mark Schaden und einen Leichtverletzten hat ein Unfall auf der Kreisstraße 897 gefordert. Laut Polizei war ein Fahrer von Großenhausen nach Lützelhausen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit und Glätte ins Schleudern geraten und mit einem entgegenkommenden Wagen kollidiert. Umweltschützer vor Ort SCHLÜCHTERN. Der Arbeitskreis "Umweltschutz Schlüchtern" sieht sich am Samstag, 16. Januar, in Hohenzell um. Dabei wird die Auswirkung der Getrenntsammlung im Bereich der Mülldeponie ebenso diskutiert, wie die Auswirkungen der neuen Kompostierungsanlage. Treffpunkt ist um 10 Uhr auf dem Parkplatz. Hutzelfeuer in Weichersbach SINNTAL. In Weichersbach lodert wieder das Hutzelfeuer. Das Brennmaterial, die Weihnachtsbäume, werden am morgigen Samstag, 16. Januar, von der Feuerwehr eingesammelt und sollten am Straßenrand bereitgelegt werden. "Germania" sucht neuen Vorsitzenden STEINAU. Einen Nachfolger für Erhard Merz, der sein Amt als Vorsitzender zur Verfügung gestellt hat, sucht der Musikverein Germania am 16. Januar. Die Jahreshauptversammlung beginnt um 20 Uhr im Vereinslokal "Zum weißen Roß". Ortsbeirat Wittgenborn tagt WÄCHTERSBACH. Mit zwei Anträgen der DKP beschäftigt sich der Ortsbeirat Wittgenborn am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr im Gemeinschaftshaus. Die Kommunistische Partei hat eine zusätzliche Planstelle für eine Erzieherin im Kindergarten beantragt. Außerdem werden zwei Fußgängerüberwege in der Waldensberger Straße gefordert.

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Wirbelsäulengymnastik BAD ORB. Wirbelsäulengymnastik wird ab Mittwoch, 20. Januar, 18.30 Uhr, im Orber Thermalbad angeboten. Die Teilnahme am Kursus, der sich über zehn Abende erstreckt, kostet 100 Mark. Der Betrag wird von den Krankenkassen zum Teil erstattet. Anmeldungen nimmt die Stadtverwaltung, Telefon 0 60 52 / 86 25, entgegen.

Scheck für die Kindergärten

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Einen Scheck über fast 7000 Mark hat der Gewerbeverein Salmünster für die Ausstattung der Kindergärten gespendet. Das Geld war während der Weihnachtszeit zusammengekommen: Die Einzelhändler hatten auf Kundenpräsente verzichtet und statt dessen für den guten Zweck gesammelt.Maskenball der "Edelweiß"-Sänger

BIEBERGEMÜND. "Stimmung und Gaudi" verspricht der Gesangverein "Edelweiß" Breitenborn für seinen Sängermaskenball am heutigen Samstag ab 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Für die musikalische Unterhaltung sorgen die "Bessebacher Musikanten", Masken haben freien Eintritt.

Vortrag über Pflanzenschutz

BIRSTEIN. Wie rentabel sind Pflanzenschutzmaßnahmen? Diese Frage beantwortet Stefan Hilscher vom Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft am Montag, 18. Januar, in Fischborn. Der Vortrag beginnt um 20 Uhr und findet im Feuerwehrgerätehaus statt. Bericht über Hilfstransport BRACHTTAL. Videos und Dias vom letzten Hilfstransport in die russische Stadt Troitzk flimmern am Mittwoch, 20. Januar, im evangelischen Gemeindehaus in Schlierbach über die Leinwand. Zu den Impressionen über die Rußlandhilfe lädt die Arbeitsgruppe Troitzk alle interessierten Bürger ein. Der Beginn ist um 20 Uhr. Feuerwehr sucht Festdamen FLÖRSBACHTAL. Schon jetzt bereitet die Freiwillige Feuerwehr Lohrhaupten eifrig ihr 100. Jubiläum im nächsten Jahr vor. Für die Festtage über Pfingsten sind bereits Bands und Kapellen verpflichtet worden. Was den Brandschützern noch fehlt, sind die Festdamen. Frauen, die Freude und Zeit hätten, sollten sich mit Werner Glück oder Erich Glück in Verbindung setzen. Kostenloser Vereinskalender FREIGERICHT. "Bei uns ist immer was los" - unter diesem Motto hat die Gemeinde einen Veranstaltungskalender für 1993 zusammengestellt, in dem die Termine von sämtlichen Vereinen und Verbänden berücksichtigt sind. Die Broschüre im Taschenformat liegt im Foyer des Rathauses kostenlos aus. Neujahrsempfang in Gelnhausen GELNHAUSEN. Die Barbarossastadt bittet wieder zum Neujahrsempfang. Stadtverordnetenvorsteher Willi Kurz lädt dazu für Dienstag, 19. Januar, ab 19 Uhr in den Kaisersaal des Romanischen Hauses ein. Kartenvorkauf für Kappensitzung GRÜNDAU. Der Kartenvorverkauf für die Karnevalssitzungen der Vereinsgemeinschaft in Breitenborn samstags, 23. und 30. Januar, beginnt heute. Die Tikkets sind ab 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus erhältlich. Jäger wählen Vorstand JOSSGRUND. Die Oberndorfer Jagdgenossen treffen sich am heutigen Samstag, 16. Januar, um 20 Uhr im Gasthaus "Rabenschlößchen". Wichtigstes Thema der Versammlung sind die Neuwahlen des Vorstandes. Kollision beim Einbiegen LINSENGERICHT. 15 000 Mark Schaden hat ein Lastwagenfahrer am Donnerstag mittag auf der Geislitzer Straße in Altenhaßlau angerichtet, als er nach links in die Hauptstraße einbiegen wollte und einen entgegenkommenden Personenwagen nicht beachtet hatte. Dessen Fahrer erlitt bei der Kollision Verletzungen.Sturmschäden kosten weiter SCHLÜCHTERN. Unverändert ungünstig ist die Situation im Schlüchterner Wald, der der Kommune seit den Sturmschäden vor fast drei Jahren stets zusätzliche Kosten beschert. Auch in diesem Jahr ist nach Angaben von Bürgermeister Falko Fritzsch mit einem Verlust von rund 550 000 Mark zu rechnen. Etatdebatte in Sterbfritz SINNTAL. Die Haushaltsdebatte steht am Montag, 18. Dezember, in der Gemeindevertretung an. Die Sitzung in der Mehrzweckhalle Sterbfritz beginnt um 19 Uhr. Außerdem auf der Tagesordnung: der Bebauungsplan für das Gebiet "Am Flur" in Mottgers, darüber hinaus eine Fragestunde. Mehr Geburten als Sterbefälle STEINAU. Einen satten Geburtenüberschuß hatte die Stadt im vergangenen Jahr. Zwischen dem 31. Dezember 1991 und dem 30. Juni 1992 erblickten 84 Steinauer das Licht der Welt, dem stehen 41 Sterbefälle gegenüber. Nach der Kreisstatistik hat die Stadt zum Stichtag 10 729 Einwohner. Landmaschinenindustrie hat Sorgen WÄCHTERSBACH. Erhebliche Umsatzeinbußen mußte die deutsche Landmaschinenindustrie im ersten Halbjahr 1992 verkraften. Wie Kreislandwirt Friedhelm Schneider bei einer Vorstandssitzung des Bauernverbandes in Aufenau ausführte, verbuchte die Landtechnik ein Minus von mehr als zehn Prozent, bei Traktoren gingen die Aufträge sogar um 17 Prozent zurück. Die Aussichten seien nicht rosig, nachdem der Investitionsbedarf in Ostdeutschland nun weitgehend gedeckt sei.

Namen + Notizen

HANS GENSERT, Diplom-Ingenieur und ehemaliger Executive Direktor der Fertigungs- und Zusammenbauwerke der General Motors Europa in Zürich, ist Gastredner beim Neujahrsempfang des Gewerbevereins Rödermark am Samstag, 16. Januar, um 11 Uhr im Gasthaus "Zum Stern" in Urberach. "Die Bedeutung der Autoindustrie für die Region" wird Thema seines Festvortrags sein. ttt

HANS EICHEL, hessischer Ministerpräsident, wird gemeinsam mit seinem Parteifreund und Landrat Josef Lach sowie dem Rodgauer Ersten Stadtrat Thomas Przibilla während eines "Neujahrstalks" am Mittwoch, 13. Januar, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Roden Rede und Antwort zu Rodgauer und landespolitischen Themen stehen. Moderieren wird an dem Abend Ulrike Holler, die Frau des Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler. ttt

KARL MAY, Vorsitzender im Sportkreis des Kreises Offenbach, hat am heutigen Dienstag Grund zu guter Laune: Aus der Hand der Kreisbeigeordneten und Sportdezernentin Adelheid D. Tröscher kann er einen Scheck über 2000 Mark entgegennehmen, mit dem die Politikerin die Arbeit des Sportkreises - zusätzlich zu den üblichen Förderungsmitteln - anerkennen und würdigen will. Wer Karl May kennt, weiß, daß er danken, aber auch darauf hinweisen wird, daß die Arbeit der Sportvereine im Kreis Offenbach gar nicht genug unterstützt werden kann. ttt

Positives Lebensgefühl auf der St.-Nikolaus-Bühne Bereits die dritte Einstudierung der jungen Truppe

BAD VILBEL. Ein Held, gar ein Prophet, wollte Jonas, der Hebräer, nicht sein, dann schon eher im Liegestuhl dösen und Zeitung lesen. Das aber gefiel Gott nicht. Er hatte für Jonas den Auftrag, in der Stadt Ninive, wo Lügen, Raub und Hurerei herrschten, zu predigen. Jonas aber will nicht "zu diesen ausgeflippten Rechtsradikalen" und flüchtet vor dem Herrn mit einem Schiff nach Tarsis. Erst in der Not des Sturms erkennt er, daß sein Verhalten Gott erzürnt hat. Er bittet die Mannschaft, ihn über Bord zu werfen - und landet im Bauch eines Walfischs.

Dicke Rauchschwaden hüllten den Pappfisch am Sonntag nachmittag auf der Bühne im Gemeindesaal der St.-Nikolaus-Kirche in Bad Vilbel ein. Ein Fenster nur gab den Blick frei auf den mit seinem Schicksal hadernden Jonas, dargestellt von Simone Lipinski. Die 13jährige aus Klein-Karben spielte die Hauptrolle im Musical "Jona" der "Kärber Kirchenmäuse", dem als Vorlage wie bereits in "Die Hochzeit zu Kanaan" und "Die Schrift an der Wand" wieder eine Geschichte aus dem Alten Testament diente.

Rund 150 Kinder und Erwachsene verfolgten gespannt das Bühnengeschehen unter der Leitung von Chorleiter Gerhard Radgen, der die 23 Mädchen und vier Jungen am Keyboard begleitete. Premiere hatte "Jona" bereits einen Abend zuvor in Achenbach in der Nähe von Biedenkopf. Einstudiert haben die "Kärber Kirchenmäuse" ihr Musical auf einer Freizeit in Nieder-Dieten. Dort wurden die Songs aus dem von der Gesangspädagogin Hella Heizmann arrangierten Singspiel geprobt, die kleinen Tanzeinlagen studiert, das Bühnenbild besprochen, der Einsatz auf das Playbackspiel abgestimmt. Nicht immer gelang allerdings die Übertragung des historischen Stoffs auf die Gegenwart, denn warum bitte sind die Bürger Ninives "ausgeflippte Rechtsradikale"? Bereits seit vier Jahren verkünden die Jungen und Mädchen im Alter zwischen 9 und 17 Jahren auf musikalische Art und Weise die christliche Botschaft. Rockelemente wechseln sich mit Sprechgesang ab, Soli mit Choreinlagen. Daß die "Kärber Kirchenmäuse" ihr Publikum erreichen, bewiesen sie schon mit den zur Einstimmung in das Musical dargebotenen Liedern, bei denen die Besucher mitsingen konnten.

Ob im Song vom König David, der ein Mensch mit Stärken und Schwächen war wie "du und ich", oder in ihrer musikalischen Aufforderung an die Erwachsenen "Macht doch die Welt nicht kaputter, als sie ist", die "Kärber Kirchenmäuse" machten ihr Ziel deutlich: aus dem Glauben ein positives Lebensgefühl zu entwickeln, das allerdings einer gewissen Naivität nicht entbehrte. cor

Mit Feuer und Farbe Das Jugendsinfonieorchester des Landes Hessen spielte Dvoràk und Varèse

Ob Schüler oder Studenten, Konzerte des musikalischen Nachwuchses genießen und bedürfen im allgemeinen ein gehöriges Maß an Konzessionen von seiten des familiär verbundenen Publikums. Auf diese Art Taktgefühl brauchte sich das Jugendsinfonieorchester des Landes Hessen bei seinem Konzert im Sendesaal des Hessischen Rundfunks am Dornbusch nicht verlassen, machten die Musikerinnen und Musiker, zwischen 12 und 24 Jahre jung, durchweg den Eindruck musikalischer Professionalität.

Mehr noch, im Vergleich zu manchem soliden philharmonischen Orchesterapparat entwickelte die hessische Jugend eine überaus reiche Palette an frischer Farbigkeit und Spielfreude. Selbst die Befürchtung, das Orchester wäre bei Mozarts Jupiter-Sinfonie im Köchelverzeichnis um einige Nummern zu hoch eingestiegen, fegten die jungen Musiker temperamentvoll beiseite. In rasantem Tempo und ohne öligen Schmelz spielten sie im ersten Satz auf, das Menuett nahmen sie luftig und beschwingt, dabei homogen wie ein Orchester aus einem Guß.

Diese Geschlossenheit zu erreichen, haben die Jugendlichen wenig Zeit: in komprimierten Arbeitsphasen, jeweils auf knappe Wochen der Schulferien beschränkt, werden einerseits gezielt die einzelnen Instrumentengruppen, andererseits auch das Spiel im Ensemble herausgebildet. Gefördert und gefordert werden sie dabei von Dozenten der einzelnen Fachbereiche, darunter auch den Dirigenten dieses Konzerts. Hubert Buchberger und Gerhard Müller-Hornbach, Professoren der Hochschule für Musik und selbst praktizierende beziehungsweise produzierende Musiker, stellten jeweils "ihre" Instrumentengruppe separat vor: zu Beginn, mit der "Phantasia über ein Thema von Thomas Tallis" von Vaughan Williams, die Streicher, darauf die Bläsergruppe mit Dvoráks Serenade op. 44. Vom vollen, mächtigen Streicherklang bis zum sordinierten Pianissimo wurde in der "Phantasia", dieser Hommage an das elisabethanische England, alles an dynamischer Vielfalt aufgeboten. Gleich routiniert gelang den Bläsern in der ebenfalls bewußt im alten Stil gehaltenen Serenade die stilistische Gratwanderung zwischen erdverbundener Derbheit und vollendeter Kunstmusik eines Antonin Dvorák.

Die Gruppierung der einzelnen Ensembles auf der Bühne wie etwa die erhöht abgesetzten Concertino-Streicher der "Phantasia" trug jeweils viel zum Hörverständnis bei, auch wenn die Sicht durch die gut zwei Dutzend Mikrophone ein wenig getrübt war.

Auf Streichen und Blasen, auf Harmonie und Melodie sollte sich die Arbeit des Orchesters aber nicht beschränken. Mit Edgar Varèse und seinen prophetischen Utopien vom emanzipierten Geräusch, dem organisierten Lärm hatte es einen echten Reformer der Musik im Programm. Sein Percussion-Stück "Ionisation", ein Ausbund dynamisch-rhythmischer Energie, ist original für dreizehn Schlagzeuger gesetzt, wurde hier jedoch von nur acht eindrucksvoll in Szene gesetzt. Gemäß futuristischer Manifestationen, das industrielle Zeitalter brauche ebensolche Töne, wurden große Klänge geformt in der Regelmäßigkeit eines Sonatensatzes. Daß die herrliche groteske, durch Varèse endlich instrumental verstandene Sirene von der Pianistin bedient wurde, mag ungewöhnlich sein, paßt aber zu dem Eindruck, den die jungen Musiker an diesem Abend machten: unkonventionell wie die Jugend, aber professionell, wie es die Musik verlangt. STEFAN SCHICKHAUS

Tagestip: Flugreise Check-in am Bahnhof

An den Airport Service-Schaltern der Lufthansa in sechs Intercity- Bahnhöfen können vom 15. Februar an auch Condor-Passagiere ihre Bordkarten für Flüge ab Frankfurt erhalten. Die Dienstleistung ist kostenlos. Bisher galt dieses Angebot in den Bahnhöfen von Köln, Bonn, Koblenz, Nürnberg, Würzburg und Aschaffenburg nur für Kunden der Lufthansa.

An den Schaltern dieser Stationen dürfen fortan auch die Passagiere der Chartertochter Condor einchecken und ihr Gepäck aufgeben. Reisende können sich am Flughafen dann direkt zum Abflug-Gate begeben. Die Koffer werden automatisch bis zum Zielort weiterbefördert.

Nur wer ein festgebuchtes Flugtikket von einer der beiden Linien sowie eine gültige Bahnfahrkarte für die Strecke zum Airport vorlegt, kann diesen Kundendienst in Anspruch nehmen. Das Einchecken ist bereits 24 Stunden vor Abflug möglich. Eine letzte Chance besteht bis 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges.

Am Münchner Hauptbahnhof bietet die Lufthansa einen ähnlichen Service für Passagiere an, die mit der Gesellschaft vom Flughafen im Erdinger Moos abfliegen. Wer im Bahnhof eincheckt, braucht in der Bayern-Metropole ein gültiges Ticket, aber keine Karte zur Zugbenutzung. gem

Auto gefunden - Diebe entwischt

FRIEDRICHSDORF. Nur wenige Stunden mußte ein Friedrichsdorfer Autofahrer am Wochenende um seinen Wagen bangen. Der VW-Golf Syncro war nach den Angaben der Kriminalpolizei zwischen Samstag nachmittag und Sonntag früh aus einer Tiefgarage im Krokusweg gestohlen worden. Eine Streife fand das Auto am Sonntag vormittag in Rosbach im Wetteraukreis. ill

Heute Kindertheater in der Alten Mühle

BAD VILBEL. Heute öffnet sich die "Theaterkiste" mit einem Kindertheaterstück in der Alten Mühle: "Ein Nashorn dreht durch" lautet der Titel der Geschichte, die für Kinder ab fünf Jahren gedacht ist.

Um 15 Uhr geht's los im Saal des Kulturzentrums, wo das Theater "Vorhang" aus Niedernberg auf Einladung der Jugendpflege die Geschichte von drei Negerküssen, einem Krokodil mit Zahnweh, einem Nashorn mit Ärger im Straßenverkehr und einem schwerhörigen Nilpferd (unser Bild) erzählt. Der Eintritt kostet fünf Mark. de

Beim Überholen kollidiert

OBERURSEL. Bei einem Unfall auf der L 3004 wurde am Sonntagmittag ein Beifahrer leicht verletzt. Das in Richtung Sandplacken fahrende Auto war beim Linksabbiegen auf einen Parkplatz von einem nachkommenden Fahrzeug überholt worden. Beim Zusammenstoß entstand ein Schaden von 14 000 Mark. ki

Wir gratulieren

Frau Klara Huwe, Bad Vilbel, zum 92. Geburtstag.

Herrn Helmut Krämer, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Lorenz Zimmermann, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Friedrich Nagel, Klein-Karben, zum 71. Geburtstag.

Frau Agnes Bos, Klein-Karben, zum 77. Geburtstag.

Frau Marie Zinndorf, Rendel, zum 91. Geburtstag.

Frau Elisabeth Spahn, Assenheim, zum 93. Geburtstag.

Frau Emma Hahn, Bönstadt, zum 81. Geburtstag.

Herrn Johannes Merkel, Ilbenstadt, zum 80. Geburtstag.

Frau Margaretha Lauth, Ilbenstadt, zum 77. Geburtstag.

Frau Berta Dauth, Kaichen, zum 83. Geburtstag.

Irakische Soldaten . . .

Gastfamilien für junge Franzosen gesucht

HANAU. Der gemeinnützige Verein zur Förderung der internationalen Verständigung (Nacel) sucht für 13- bis 18jährige Jugendliche aus Frankreich vom 7. bis 27. Juli 1993 deutsche Aufnahmefamilien mit Gleichaltrigen im Hanauer Raum. Die jungen Gäste sind haftplicht- und krankenversichert und sprechen ausreichend deutsch. Deutsche Schüler/innen, die einen Gast aufnehmen, werden im allgemeinen nach Frankreich eingeladen, da die Aufnahme auf freundschaftlicher Grundlage erfolgt.

Auch wer keinen Gast aufnehmen kann, hat die Möglichkeit, über Nacel günstig drei Sommerferienwochen in Frankreich, Irland, oder den USA zu verbringen. Die deutschen Jugendlichen werden dort von Familien mit mindestens einem Kind eingeladen.

Nachfragen beantwortet Anne von Gleichen beim Sprachereisenservice, Telefon 069 / 7 41 05 60. him

"Deutschlands Rolle wichtig" FR-Interview mit Ghali / "Nicht gegen Intervention in Bosnien" Von unserem Korrespondenten Pierre Simonitsch

PARIS, 11. Januar. UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat es als ein Ziel seines Besuches in Bonn bezeichnet, "der Regierung und der Bevölkerung zu erklären, welche Bedeutung wir der Rolle zumessen, die Deutschland in den Vereinten Nationen spielen könnte". Dies sei "eine extrem wichtige Rolle", sagte er der Frankfurter Rundschau in einem Interview in Paris vor seiner Abreise nach Bonn.

Butros-Ghali ging darin nicht nur auf seine Erwartungen hinsichtlich einer Teilnahme Deutschlands an UN-Friedensoperationen ein, sondern nahm auch ausführlich zum Verhalten der Vereinten Nationen in bezug auf den Krieg in Ex- Jugoslawien Stellung. Einer Militärintervention in Bosnien widersetze er sich nicht, sagte er. Eine solche Entscheidung obliege aber dem UN-Sicherheitsrat. Er habe lediglich auf die Gefahren hingewiesen, welche die Durchführung von zwei unterschiedlichen Operationen heraufbeschwören würde. "Man kann nicht gleichzeitig eine friedenserhaltende und eine friedenserzwingende Maßnahme abwikkeln", erläuterte er. "Als ich die Entsendung der französischen, britischen, indischen, ägyptischen und jordanischen Truppen erbeten habe, galt dies einer friedenserhaltenden Mission - also ohne Teilnahme an Kampfhandlungen. Falls der Sicherheitsrat beschließt, dieses Mandat abzuändern, so brauchen wir die Zustimmung der Teilnehmerstaaten, oder es müssen die Truppen ausgewechselt werden."

Goldtaler-Gutscheine ab heute abholen

OBERURSEL. Die Gewinner der Goldtaler-Verlosung des Bundes der Selbständigen (BDS) können ab heute, Dienstag, in der Parfümerie Kappus, Holzweg 25, ihre Einkaufgutscheine abholen.

Gutscheine im Wert bis zu 1000 Mark haben gewonnen: Elise Feld, Austraße 1 (1000 Mark); Andreas Natusch, St.-Ursula-Gasse 26 (500 Mark); Christine Reidelbach, Im Rosengärtchen 1 (500 Mark); Tim Carlo Jörges, Drosselweg 12 (200 Mark); Renate Brüderle, Herzog-Adolf-Str. 19 (200 Mark); Katrin Schneider, Herrnwaldstraße 9, Königstein (100 Mark); P. u. P. Otto, Feldbergstr. 63 (100 Mark); Ursula Jörges, Eberstr. 10 (100 Mark); Gisela Kunz, Oberhöchstadter Str. 23 (100 Mark); Bertram Huke, Zu den Ringwällen 7 (100 Mark); Gudrun Hillenbrand, Am Goßgang 26 (100 Mark). ki

Autos stießen beim Linksabbiegen zusammen

BAD HOMBURG. Schaden in Höhe von insgesamt 17 000 Mark entstand bei zwei Autounfällen am Sonntag. Am Nachmittag stießen zwei Personenwagen auf der Schillerstraße zusammen, abends kollidierten zwei andere an der Kreuzung Daimler-/Siemensstraße. Ursache war laut Polizei in beiden Fällen mangelnde Aufmerksamkeit beim Linksabbiegen. ill

Seniorennachmittag im Gemeindezentrum

MAINTAL. Die evangelische Kirchengemeinde Maintal-Dörnigheim veranstaltet in ihrem Gemeindezentrum, Berliner Straße 58, am morgigen Mittwoch, 15 Uhr, einen Seniorennachmittag. Ilse Gödel, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Besuchsdienstes der Kirchengemeinde, wird Lichtbilder von den Inseln Rügen und Hiddensee (Mecklenburg-Vorpommern) zeigen und dazu von ihren Erlebnissen berichten.

Unter der Telefonnummer 0 61 81 / 49 10 31 können diejenigen anrufen, die gehbehindert sind und dennoch an dem Treffen teilnehmen wollen. Sie werden mit Automobil geholt und wieder heimgebracht. pom

Projekt Hanauer Kläranlage eine "Großinvestition der Zukunft" Ausbau und Sanierung soll 180 Millionen Mark kosten / Geplant ist ein Arbeitskreis, der das Vorhaben begleitet

HANAU. Baudezernent Jürgen Dressler spricht von "der Großinvestition der Zukunft": Die Erweiterung und Sanierung der Hanauer Kläranlage, die bis Ende des Jahrtausends Millionen verschlingen wird. Genaue Kosten für die umfangreichen Baumaßnahmen stehen noch nicht fest. Aufgrund erster Untersuchungen werden sie jedoch auf rund 180 Millionen Mark geschätzt. Der Hanauer Magistrat beschloß am Montag nun die Vergabe von Planungsleistungen über rund fünf Millionen Mark. Außerdem soll ein Arbeitskreis gebildet werden, der die Baumaßnahmen begleitet. Ihm sollen Vertreter der Fraktionen im Hanauer Stadtparlament sowie der Kläranlagen angeschlossenen Städte Bruchköbel und Maintal und Fachleute aus der Verwaltung angehören.

Bereits 1991 hatte das Regierungspräsidium in Darmstadt einen mit der Stadt Hanau abgestimmten Fristenplan für die Sanierung und Erweiterung der Gruppenkläranlage Hanau festgelegt. Danach wird die genehmigungsreife Planung bis Ende 1994 und die Vergabe der Bauleistungen im Jahr 1995 erwartet. Die verbesserte, umweltgerechtere Abwasserreinigung soll im wesentlichen durch weitere Reduzierung der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor erfolgen. Deren Elimination wurde bereits in einem Gutachten Professor Dr. Pöpels von der Technischen Hochschule Darmstadt untersucht. Diese Arbeit dient auch als Grundlage für die erste grobe Kostenschätzung von 180 Millionen Mark, von denen 92 Millionen Mark auf die Baukosten, 46 Millionen Mark auf die maschinellen Kosten, 22 Millionen auf die elektrotechnischen Arbeiten und 20 Millionen Mark auf Ingenieurleistungen entfallen. Verläßliche Zahlen sind jedoch erst dann möglich, wenn die Vor- und Entwurfsplanungen, die der Magistrat nun vergeben will, abgeschlossen sind.

"Die Summe stellt auf jeden Fall alle bisherigen Investitionen in den Schatten", sagt Baudezernent Dressler. Dennoch kann die Stadt das teure Bauwerk nicht weiter herausschieben: Nach der derzeitigen Erlaßlage des Regierungspräsidiums Damrstadt sollen die Sanierungsmaßnahmen zur Nährstoffelimination allgemein bis Ende 1995 abgeschlossen sein. Sollten die abgesprochenen Sanierungsfristen nicht eingehalten oder die vom Regierungspräsidenten festgelegten Grenzwerte überschritten werden, drohen strafrechtliche Konsequenzen. Der Sanierungsbedarf ergibt sich außerdem aus wirtschaftlichem Kalkül: 1993 und 1995 werden die Kommunen mit einer Erhöhung der Abwasserabgabe pro eingeleiteter Schadstoffeinheit zur Kasse gebeten, womit sich die Kanalisation erheblich verteuert.

Bereits Ende vergangenen Jahres hatte Stadtkämmerer Norbert Kress daher Gebührenerhöhungen um mehr als 43 Pfennig pro Kubikmeter für Ende dieses Jahres angekündigt. In "fernerer Zukunft" ab dem Jahr 2000 rechnet er aufgrund der kostspieligen Investitionen mit einer Verdoppelung der Gebühren, die derzeit bei 2,25 Mark pro Kubikmeter Abwasser liegen. Im Vergleich zu umliegenden Kommunen, betonte Oberbürgermeister Hans Martin, liege die Hanauer Gebühr ohnehin im unteren Bereich. Das hängt auch mit Investitionen vergangener Generationen zusammen: In Hanau wurde bereits Ende des vergangenen Jahrhunderts eine Kanalisation gebaut. Ein Großteil der Rohre wurde durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs nicht in Mitleidenschaft gezogen und ist heute, obwohl längst abbezahlt, noch funktionstüchtig. res

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 1 49 59, Leonhardstr. 16.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1 c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15 Uhr Kurseelsorge - freies Malen, 15.30 Uhr Vortrag: Abnehmen - wie?

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 8 71 34.

Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.

Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Büdingen. Kulturkreis: Literarischer Salon, 19.30 Uhr, Uralt-Rathaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.

Ges. z. Förderung deutsch-irischer Verständigung: Informationsabend zum Schüleraustausch, ab 19 Uhr, BGH Dorheim. Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16-18 Uhr, Rettungswache. Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.

Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.

Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.

Bürgeraktive: Gemeinsam kochen und essen, ab 11.30 Uhr; Englische Konversation, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.

Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.

Mütterzentrum: Die Trotzköpfchen, Treff f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J., 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.

Seniorenclub Höchst / Oberau: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, KiGa Höchst.

VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.

Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.

Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 47 / 27 16.

Hirzenhain. Seniorennachmittag, 14.30 Uhr, BH Glashütten, Buszubringer: 14 Uhr Hirzenhain, Bushaltestelle Buderus- Parkpl.; 14.05 Uhr Merkenfritz, Bushaltest. Im Obergarten.

Ranstadt. Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume unter d. kath. Kirche.Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Kurseelsorge: Vortrag "Liebe und Eros in bibl. Tradition, gemalt von Künstlern und Künstlerinnen" v. Prof. Dr. H. Schwebel, 19.30 Uhr, Haus der Gesundheit.

Bad Vilbel. Ev. Frauenhilfe: Gesprächsreihe Gesundheitslexikon für die Allerkleinsten (0-3 J.), Teil I, 20 Uhr, Grüner Weg 4-6.

Jüdisches Diaspora-Museum, Frankfurter Straße: Kursus "Jüdisches Brauchtum und Feste". 20 Uhr.

Tanzschule Peetz: Grundkursus für Paare u. Singles bis 35 J., 19-20.30 Uhr, Pfarrsaal Dortelweil. Parteien / Parlamente Friedberg. Sitzung des Kulturausschusses, 17 Uhr, Bismarckstr. 2.

SPD: Seniorennachmittag mit Kurt Stapp, 15 Uhr, Engelsgasse 8.

Wöllstadt. Sitzung des Bauausschusses, 19 Uhr, MZH Ober-Wöllstadt, Gartenstr. 17.

Karben. Die Grünen: Plenumstreffen der Grünen Wählerinitiative, 20 Uhr, Gaststätte Zum Niddatal Okarben.

Nidda. Die Grünen: Stammtisch für Mitglieder und Interessierte, 20 Uhr, Gaststätte Bürgerhaus.

Glauburg. SPD: Podiumsdiskussion "Situation der Grundschule und des Kindergartens in Glauburg", 20 Uhr, DGH Stockheim. Polio-Schluckimpfung Die nachstehenden Termine gelten für Schüler im 4. Schuljahr, Säuglinge ab 3. Lebensmonat, Kleinkinder u.a.

Friedberg. 14-15.30 Uhr, Gesundheitsamt, Zimmer 94, Europaplatz.

Büdingen. 14-15.30 Uhr, Gesundheitsamt-Außenstelle, Seemenbachstr. 3. Abfallsammlung Rosbach. Weihnachtsbaum-Sammlung in Nieder-Rosbach.

Butzbach. Abfuhr der gelben Säcke in Pohl-Göns, Kirch-Göns, Ebersgöns und Griedel. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).

Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).

Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93).

Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15, 20.15 Uhr) - Keller: Sister Act (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Kevin - allein in New York (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Sister Act (20 Uhr) - Bambi: Boomerang (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Sister Act (20 Uhr) - Princess: Kevin - allein in New York (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin - allein in New York (19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Halbblut (19.30 Uhr); Leningrad Cowboys go America (21.45 Uhr). (ohne Gewähr)

Polizei sucht Zeugen eines Verkehrsunfalles

KARBEN. Zeugen eines Unfalles sucht die Polizei: Am Freitag mittag mußte eine Autofahrerin auf der Landesstraße 3351 am Ortsausgang von Groß-Karben vor einem Lastwagen ausweichen, der ihr entgegenkam, wie die Polizei berichtet.

Die Frau mußte danach stark abbremsen, kam von der Straße ab und schleuderte in den Graben, wo ihr Auto nach 30 Metern liegenblieb. Der Fahrer des Lastwagens habe ohne anzuhalten die Fahrt fortgesetzt.

Wer den Unfall beobachtet hat, melde sich bei der Polizeistation Bad Vilbel, Telefon 0 61 01 / 70 45. de

Der Ortsbeirat 11 tagt CDU: Stelzenlösung zu den Akten legen

FRANKFURT-OST. Der Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) wird sich in seiner nächsten Sitzung in erster Linie mit dem Thema Verkehr beschäftigen. Damit befassen sich fast alle Anträge, die am Montag, 18. Januar, ab 19.30 Uhr im Speisesaal der Seckbacher Zentgrafenschule (Eingang von der Hochstädter Straße) diskutiert werden.

Auf Wunsch der CDU wird es um den Autobahnanschluß der A 66 gehen: Der vom Magistrat geprüfte Vorschlag mit der "Stelzenlösung" soll nun offiziell zurückgezogen werden. Außerdem fordern die Christdemokraten, die "Kölner Teller" im Ortsbezirk 11 abzubauen, sie stellten "unzumutbare Verkehrshindernisse" beispielsweise für Notarztwagen dar.

Die SPD fordert für die Grundnetzstraßen Bebraer Straße und Wächtersbacher Straße in Fechenheim die Einführung von Tempo 30. Dort sei es in den vergangenen Wochen wiederholt zu schweren Unfällen gekommen. Außerdem verlangen die Sozialdemokraten vom Magistrat, der "wilden Parkerei" im Bereich der Unfallklinik (Friedberger Landstraße) ein Ende zu machen und auf der Festeburg befestigte Abstellflächen einzurichten. ak

Ein Ort, "wo man nicht zu Hause und doch nicht an der frischen Luft ist" - so bezeichnet der Wiener Volksmund sie. Die berühmten Cafés und Kaffeehäuser von Paris und Rom, Wien und Madrid bieten seit jeher reichlich Stoff für Geschichtsbücher und Anekdotensammlungen. Bekannte Künstler, Diplomaten und Politiker nahmen dort in gediegenem Ambiente Platz; und bis heute haben diese Treffpunkte wenig von ihrem Glanz verloren. Gemessen daran nehmen sich die Cafés vor unserer Haustür bescheiden aus. Dennoch sind gerade sie es, die zur Belebung der Innenstädte beitragen und nicht selten auch ihr Flair ausmachen. Wir stellen ein paar von ihnen vor.

Gespräch über Freizeit ins Bürgerzentrum verlegt

ESCHBORN. Zwölf bis 15 Jahre alte Eschbornerinnen und Eschborner sollen sagen, wie sie ihre Freizeit gerne gestalten möchten. Dies zu erfahren, ist Ziel einer Anhörung, die die "Aktion kinderfreundliche Stadt" der SPD, wie angekündigt, für Donnerstag, 14. Januar, 15 Uhr, plant. Der Ort der Veranstaltung mußte jedoch kurzfristig verlegt werden, und zwar vom Rathaus ins Bürgerzentrum Niederhöchstadt. Alle Jugendlichen und Erwachsenen sind eingeladen, ihre Meinung zu sagen. she

"Bravo, bravo . . .": Viele für Peterhof 600 kamen zur Kleinen Oper

BAD HOMBURG. 7145 Mark spielte am Sonntag nachmittag im Kurtheater die Kinderoper "Bravo, bravo, Papageno" für die russische Stadt Peterhof ein, mit der Bad Homburg freundschaftlich verbunden ist. Die Taunussparkasse spendierte zusätzlich 1000 Mark, so daß Oberbürgermeister Wolfgang Assmann einen Scheck von 8145 Mark überreichen konnte. Das Geld wird dem "Deutsch-russischen Förderverein Bad Homburg e. V." zur Verfügung gestellt, der sich um die Hilfe für Peterhof kümmert.

600 große und kleine Zuschauer waren zur 101. Aufführung der Oper gekommen, die Otto Mayr mit seiner Sing-Truppe als Benefizveranstaltung organisiert hatte. Das Kurtheater war voll. "Wir mußten sogar den oberen Rang noch aufmachen", sagt Otto Mayr - und das trotz der für Kindertheater ungewöhnlich hohen Eintrittspreise von zehn und 15 Mark. "Die Leute wußten, daß das Geld für Peterhof bestimmt ist, und zeigten ihre Spendenbereitschaft." s

Lizenz für Babysitter

RODGAU. Einen "Babysitter-Führerschein" verspricht die Familienbildungsstätte der AWO den mindestens 15 Jahre alten Mädchen und Jungen, die an einem am Freitag, 5. Februar, um 16.30 Uhr im Jügesheimer Frauentreff in der Gartenstraße 22-24 beginnenden und sich über drei Spätnachmittage erstreckenden Kursus teilnehmen. Anmeldungen unter den Rufnummern 0 60 74 / 36 94 oder 3 29 35. ttt

&blt; Führungen Frankfurter Museen

Das Museum für Moderne Kunst (Domstraße 10) bietet am 12. und 13. Januar Führungen an: am Dienstag um 15.15 Uhr zu "On Kawara und Hanne Darboven", am Mittwoch um 11 Uhr zu "Franz Erhard Walther und Siah Armajani" und um 18 Uhr zu "Das Museum als künstlerische Werkstatt". Das Museum für Völkerkunde läßt am Mittwoch um 18 Uhr durch seine Ausstellung "Mythos Maske" führen; und das Liebieghaus informiert ab 18.30 Uhr über die "Frühmittelalterliche Schatzkunst". &blt; Ausstellung Fjodor Ljutov Im "Palais Jalta" (Bockenheimer Landstraße 104) wird am heutigen Dienstag um 20 Uhr eine Ausstellung eröffnet mit Arbeiten von Fjodor Ljutov. Ljutov stellt Bilderzyklen aus, zu denen er literarische Texte verfaßte. Zur Eröffnung der Ausstellung wird er Auszüge aus "Das Land des immerwährenden September" lesen. Die Ausstellung ist bis zum 19. Februar zu sehen, geöffnet ist sie Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr. &blt; Füße im Feuer Matthias Beltz gastiert mit seinem Kabarett-Programm "Füße im Feuer" vom 12. bis zum 24. Januar im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4. Vorstellungen sind geplant täglich außer Montag, 18. Januar, Beginn 20 Uhr. &blt; Midori in der Jahrhunderthalle Die Violinistin Midori Goto gastiert am heutigen Dienstag zusammen mit dem Orchestre National de France in der Jahrhunderthalle Hoechst, Konzertbeginn 20 Uhr. Auf dem Programm stehen das Violinkonzert D-Dur von Brahms und die 5. Sinfonie von Prokofieff. &blt; Neue Bilder von Horst Wilbert Im Bürgerhaus Bornheim wird am heutigen Dienstag um 19 Uhr eine Ausstellung mit neuen Bildern von Horst Wilbert eröffnet, Arnsburger Straße 24. Die Ausstellung dauert bis 26. Januar und ist täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Eintritt frei. &blt; Ausstellung über Lateinamerika Im Rathausfoyer der Stadt Dietzenbach (Kreis Offenbach) ist bis zum 29. Januar eine Ausstellung zur Geschichte Lateinamerikas zu sehen, die den Titel trägt "Der geraubte Kontinent". Sie wurde unter anderem von Studenten der Offenbacher Hochschule für Gestaltung konzipiert. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr, Dienstag bis 18 Uhr. &blt; Laura und Tiger am Rosenmontag Am 22. Februar, Rosenmontag, spielen im Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, die in Frankfurt bereits bekannten "Laura and her tigers" aus Prag. Die Veranstaltung wurde zusätzlich ins Programm genommen. Karten können unter der Nummer 40 58 95-20 reserviert werden. &blt; Albert Hennig Noch bis zum 20. Januar sind in der Galerie Zuta, Rathaus-Passage in Wiesbaden (Ellenbogengasse) Arbeiten von Albert Hennig zu sehen: Aquarelle, Pastelle und Monotypien. Telefon 06 11 / 30 22 36. &blt; 20er und 30er Jahre Die Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstraße 32 in Frankfurt, zeigt noch bis zum 27. Januar Arbeiten auf Papier aus den zwanziger und dreißiger Jahren. Unter anderem von Brockmann, Dix, Erbslöh, Holtz, Kantoldt, Schlichter, Uhden und Wegner. Geöffnet ist die Galerie Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 14 Uhr. &blt; Premiere verschoben Das Staatstheater Wiesbaden verschiebt die Premiere von "Der Tod und das Mädchen": vom 21. auf Mittwoch, den 27. Januar (19.30 Uhr). &blt; Gianni Colombo "Spazio curvo" (Der gekrümmte Raum) ist der Titel einer Ausstellung mit Werken von Gianni Colombo, die noch bis zum 30. März in der Galerie Hoffmann, in Friedberg (Görbelheimer Mühle) zu sehen ist. Geöffnet ist Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag von 11 bis 20 Uhr. &blt; Kinder-Kultur-Programm Die "Frankfurter Flöhe", ein Heft, das das Kinder-Kultur-Programm in den Frankfurter Stadtteilen umfaßt, ist jetzt neu für Januar bis Juni 1993 erschienen. Darin sind nicht nur Veranstaltungen, sondern auch wichtige Anschriften und Telefonnummern. In einem "Kalender" kann jedes Kind selbst seine Kulturtermine eintragen - von Filmen und Theater bis zum Fasching und Ferienkarussell. Herausgeber ist das Jugendamt, Zeil 57, Telefon 21 23 64 95.

Wir gratulieren

Frau Edith Georgy, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Gertrud Klinge, Klein-Karben, zum 80. Geburtstag.

Frau Hildegard Trumpfheller, Assenheim, zum 77. Geburtstag.

Frau Anna Hüttl, Ilbenstadt, zum 74. Geburtstag.

Stasi-Kasperl? Heiner Müller, plötzlich bekennend

Vielleicht war es ein Fehler, daß Heiner Müller in seiner kürzlich (bei Kiepenheuer & Witsch) erschienenen Autobiographie nicht ausdrücklich auf seine Stasi-Kontakte aufmerksam machte. (Vielleicht wurden entsprechende Passagen nachträglich gestrichen. Müller überprüfte und autorisierte den von Tonbandprotokollen abgeschriebenen Text freilich selbst). Gleichwohl darf man von den jetzigen "Enthüllungen" keine Sensation erwarten. Müller, der sich stets den Anschein eines Zynikers gab, hatte offenbar vielen Leuten in Ost und West gegenüber seine Stasi-Verbindungen erwähnt. Als Inhaber zweier Reisepässe konnte er ungehindert bei Tag und Nacht die Grenzen passieren - keine Überraschung, daß solche Privilegien auch einen Loyalitätspreis kosteten.

Müller verhehlte nie, daß er als "ein Stück DDR-Geschichte" an Versuchen der Umgestaltung des Systems "von innen" teilgenommen hatte, und möglicherweise hatten all seine formellen und informellen Gespräche mit Sicherheitskräften keine andere Bewandtnis als vernünftige Einflußnahme auf eine der Vernunft wenigstens partiell zugängliche Macht. Und sollte das eine Illusion gewesen ein, so bleibt dem Dramatiker noch die (freilich prekäre) Rechtfertigung, Praktiken und Winkel des Sicherheitssystems als "Material" studiert zu haben.

Haben Müllers Informationsgespräche die DDR-Kulturszene vor einigem noch Schlimmeren bewahrt (oder sie wenigstens unberührt gelassen), oder wurden dabei Personen geschädigt, ungute Tendenzen und Maßnahmen bekräftigt und bestätigt? Letzteres ist auch deswegen unwahrscheinlich, weil Müller (anders als sein Schriftstellerkollege Hermann Kant) keine offizielle Funktion in der Kulturpolitik der DDR hatte.

Kulturexponenten vom Typus Heiner Müllers sind nicht unbedingt sonderlich sympathisch. Ihre Distanz zu Institutionen macht sie jedoch in gewisser Weise unangreifbar. Glaubhaft, daß Müller sich selbst nichts vorzuwerfen hat; zu wünschen auch, daß niemand je ihm ernstlich etwas vorwerfen muß. Die Überlebenslist, die auch diesen Typus hervorbrachte, resultiert aus Zuständen, die nichts und niemanden unbeschädigt lassen.

Der illusionslose Zyniker könnte derlei moralisch integrer überstehen als ein naiver Idealist. Müller könnte für die Staatsautorität nicht die Rolle des denunziatorischen Teufels, sondern den Part Kasperls gespielt haben. Das wäre die banale, aber nicht unehrenhafte Pointe einer Aufdeckung, die den Autor Müller nicht unbedingt bloßstellte. H.K.J.

Stadtverwaltung hat wieder länger geöffnet

KÖNIGSTEIN. Der personelle Engpaß in der Stadtverwaltung ist vorbei: Neue Mitarbeiter sind eingestellt, die im April eingeschränkte Sprechzeit ist aufgehoben. Seit 1. Januar gelten wieder folgende Öffnungszeiten: montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8.30 bis 12 Uhr sowie montags von 15.30 bis 17.45 Uhr.

Die Verwaltungsstelle im Alten Rathaus von Falkenstein ist nach wie vor dienstags von 8 bis 10 Uhr geöffnet, die in Schneidhain donnerstags von 8 bis 10 Uhr. In Mammolshain können die Bürger mittwochs von 14 bis 16 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 12 Uhr anklopfen.

Die Verwaltungsstellen nehmen Anträge auf Rente, Hausbrand- und Weihnachtsbeihilfe und Wohngeld an, dazu Anträge auf Rundfunkgebührenbefreiung und solche nach dem Schwerbehindertengesetz.

Außerdem kann man dort Führungszeugnisse, Meldebescheinigungen für den Führerschein und Ersatz-Lohnsteuerkarten beantragen. esi

Kurstabelle erweitert und neu gestaltet

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

mit der heutigen Ausgabe erweitert die Frankfurter Rundschau ihren Service für Geldanleger. Die auf eine volle Seite ausgedehnte sowie neu und übersichtlicher gestaltete Kurstabelle enthält jetzt viele zusätzliche Informationen. So werden wesentlich mehr Aktien als bisher mit fortlaufenden Notierungen aufgeführt, und bei allen deutschen Dividendenwerten sind neben den aktuellen Kursen die Höchst- und Tiefststände der vergangenen zwölf Monate genannt.

Die Rubrik Investmentfonds enthält nun etwa 360 statt wie bisher rund 140 Titel und - auf vielfachen Wunsch - zudem die jeweiligen Vortageskurse. Neu in die Tabelle aufgenommen wurden Kurse der Deutschen Terminbörse. Außerdem zeigt eine neue Rubrik "Auf einen Blick" neben dem Deutschen Aktienindex und dem Rentenindex die aktuellen Konditionen der Bundeswertpapiere und die deutschen Leitzinsen.

Die Tabelle finden Sie heute auf Seite 13. FR

Was verbindet und was trennt die Frauen?

NEU-ANSPACH. "Was verbindet und was trennt deutsche und ausländische Frauen?" - so heißt das Diskussionsthema beim nächsten "Runden Tisch", zu dem der "Frauentreff" für Donnerstag, 14. Januar, einlädt. Zur Sprache kommen sollen unter anderem der gemeinsame Einsatz von Frauen für ihre Interessen, und Trennendes, wie Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt oder unterschiedliche Auffassungen zur Lebensplanung und Emanzipation.

Die Bundesgeschäftsführerin des "Verbands internationaler Familien und Partnerschaften" wird die Moderation zusammen mit einer Vertreterin des Büros für staatsbürgerliche Zusammenarbeit in Wiesbaden übernehmen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im "Frauentreff", Schubertstraße 32. cn

Erneut brannten Tonnen mit Altpapier

BAD VILBEL. Am frühen Sonntag morgen mußte die Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel gegen 5.20 Uhr ausrücken, um sechs Altpapiertonnen zu löschen, die unbekannte Täter in Brand gesetzt hatten. Die Papiertonnen standen an einer Hauswand in der Frankfurter Straße 40. Die Hauswand wurde durch die Hitzeeinwirkung erheblich geschwärzt. Die Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen des Brandes. Der Schaden wird auf 2000 Mark geschätzt. de

Handball-Regionalliga Südwest der Männer Großes Derby kann steigen Groß-Bieberau und Groß-Umstadt gewannen die Generalproben

Das große Derby zwischen dem neuen Spitzenreiter der Männer-Handball-Regionalliga Südwest, TSG Groß-Bieberau und dem ebenfalls am Wochenende erfolgreichen Tabellen-Fünften TV Groß- Umstadt kann steigen. Beide Teams betrieben mit ihren Siegen Werbung für diesen lokalen Knüller, der für 1000 Besucher am Sonntag (18 Uhr) in der Großsporthalle "Im Wesner" garantieren sollte. Die Groß-Bieberauer mußten hart kämpfen, um 19:18 in Obernburg obenauf zu bleiben, die heimstarken "Umstädter" deklassierten den bisherigen Spitzenreiter TuS Griesheim (23:17), der hierdurch auf Rang zwei zurückfiel. Da auch der TV Lützellinden (19:17 in Eschwege) gewann, trennen das Führungsquartett nur noch zwei Pünktchen. Münster hatte bereits im vorgezogenen Spiel Asbach/Modau 29:18 abgekanzelt. Die Brisanz des 15. Spieltages wird durch den Spitzenschlager TuS Griesheim gegen TSG Münster (Sonntag, 17 Uhr, Sporthalle Gerhart- Hauptmann-Schule) zusätzlich geschürt. Lützellinden (gegen Kassel) könnte der eigentliche Gewinner dieser Konstellation werden. Das Hauptaugenmerk sollte jedoch nach Groß-Bieberau gerichtet sein.

TuSpo Obernburg - TSG Groß-Bieberau 18:19 (9:11). Der Titelanwärter wankte in der Valentin-Ballmann-Sporthalle, aber er fiel nicht. Pech für den Gast: der bis dahin überragende Schlußmann Wolfram Volk mußte in der 51. Minute nach einem Gesichtstreffer von Löffler das Feld für Frank Schumann räumen. Glück für die TSG: Beim 18:18 (59. Minute) parierte der zweite Mann und Oliver Setterl markierte 15 Sekunden vor Schluß nach einem Anspiel Beißers von der Linksaußenposition her die Entscheidung. Nach einem kleinen Fehlstart (1:4) dominierte die Mannschaft um Spielertrainer Milan Brestovansky nach dem 4:4 (19.) das Geschehen, geriet lediglich beim 13:12 nach 45 Minuten noch einmal in Rückstand. Wesentlich war die Abwehr eines Siebenmeters von Albert Karrer (48.), noch wichtiger die Treffsicherheit von Setterl, der fast 50 Prozent aller "Bieberauer" Tore erzielte. Daneben waren Christopher Malik und Stefan Beißer in Bestform. Die beiden Regionalliga-Dauerbrenner (gehören gemeinsam seit neun Jahren dieser Klasse an) lieferten sich einen Kampf auf Biegen und Brechen, die mit 650 Zuschauern fast vollbesetzte Halle glich einem Tollhaus. Am Ende jubelte der größere Teil der Fans, denn allein 400 Groß- Bieberauer erlebten diesen Erfolg.

TSG GROSS-BIEBERAU: Wolfram Volk (bis 51.), Frank Schumann (Tor); Stefan Beißer (3), Jens Wackerfuß, Tobias Maurer (2), Milan Brestovansky, Jens Rousselot, Dirk Wackerfuß, Oliver Setterl (9/4), Bernd Ziegler (2), Christopher Malik (3).

TV Groß-Umstadt - TuS Griesheim 23:17 (12:12). Wolfgang Laubenheimer, großer alter Mann der Griesheimer, wurde am Ende nicht nur von Fred Müller (9 Tore), sondern auch von Joachim Czwikla (7/3) übertroffen, und ohne eine größere Quote ihres Goalgetters (sechsmal erfolgreich) sind die Griesheimer nur die Hälfte wert. In der ersten Halbzeit zeigten beide Abwehrreihen, inklusive der Keeper eine biedere Leistung, später steigerte sich Martin Rauch zur Bestform, während die Griesheimer weiterhin große Löcher im Deckungsverband zeigten. Mit 11:5 entschied der Aufsteiger gegen den Zweit-Bundesliga-Absteiger die zweite Halbzeit eindeutig für sich. "Am Ende mußte die relativ alte Griesheimer Formation dem hohen Groß-Umstädter Tempo Tribut zollen", freute Pressewart Norbert Geist über die Vorteile des TVG nach dem Wechsel. Der zündende Funke war längst auf das Publikum übergesprungen, die Stimmung unter den 700 Zuschauern war besser als im Derby gegen Groß-Bieberau. Bis zum 17:16 (51.) hielt Griesheim das dem Gegner Giftkörner in die Augen streuen, dann setzte sich der Gastgeber binnen sechs Minuten auf 21:16 ab. Fred Müller (2), Tippe und Czwikla warfen diese alles entscheidenden Tore. Als Manndecker gegen Laubenheimer verdiente sich Thomas Müller ein Sonderlob. "Alles Müller oder"? Diese Frage stellten sich nach der Toreflut von Fred Müller und der "Verhinderungstaktik" durch Thomas Müller nicht nur die Groß-Umstädter Fans. Ferner imponierte Linksaußen Oliver Kreß.

TV GROSS-UMSTADT: Martin Rauch (Tor); Jörg Riecke (1), Dietmar Tippe (1), Fred Müller (9), Per Brauneck, Klaus Keller, Thomas Müller (1), Oliver Kreß (3), Steffen Frankenberg (1), Joachim Czwikla (7/3). hdp

Bachpatenschaften

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, unsere Umwelt zu schützen. Eine besonders interessante ist die sogenannte Bachpatenschaft. Gerade Familien ohne eigenen Garten bietet sich hier Gelegenheit, Umweltschutz mit Naturerlebnissen zu kombinieren.

Zugegeben, einiges an Mühe und Ausdauer verlangt einem solch eine Bachpatenschaft ab: An dem Stück Wasserlauf, für dessen Pflege man sich verantwortlich erklärt, gilt es unter anderem, den Wasserlauf freizuhalten, Gehölze und Pflanzen zu pflegen und zurückzuschneiden und gegebenenfalls Neuanpflanzungen vorzunehmen. Zuständig für die Vergabe von Bachpatenschaften ist die lokale Bau- oder Umweltbehörde, manchmal auch das jeweilige Bezirksamt.

Im Zeichen von Flurbereinigung und Gewässerbegradigung wurden in den vergangenen Jahrzehnten manche Fehler gemacht. Diese gingen voll zu Lasten der dort heimischen Tiere und Pflanzen. Vieles wird heute wieder rückgängig gemacht, Bäche werden renaturiert, Uferböschungen der Flora und Fauna zurückgelegt. Verbesserungen, an denen auch Bachpaten mitwirken: Haben Sie Interesse? FR

Die Debatte über die zukünftige Energiepolitik in Deutschland ist wieder entbrannt, seitdem die Chefs von zwei Stromkonzernen in ihrem Brief an Kanzler Kohl einen neuen Energiekonsens angemahnt haben. Aspekte einer möglichen Energiewende beleuchtet die FR ab heute in einer Serie auf der Umweltseite. Erstes Thema: das Beispiel Dänemark.

Für die Händlerschürze bitte

Schwaetzer

verwenden

Kripo vermutet Zigarette als Ursache für Brand

NEU-ISENBURG. Eine unbedacht liegengelassene glimmende Zigarette war aller Wahrscheinlichkeit nach die Ursache des Brandes, zu dem es in der Nacht zum vergangenen Sonntag in einem Hinterhaus an der Isenburger Bahnhofstraße gekommen ist.

Wie der Sprecher der Offenbacher Kriminalpolizei, Karl-Heinz Raupach, gestern mitteilte, könne nach den bisherigen Ermittlungen ein technischer Defekt, wie beispielweise ein Kurzschluß, ausgeschlossen werden. Er sagte: "Wir gehen von fahrlässiger Brandstiftung durch einen der Bewohner aus."

Nach ersten Schätzungen entstand durch das Feuer ein Schaden in Höhe von rund 250 000 Mark. Während das zweigeschossige Hinterhaus bis auf zwei Zimmer völlig ausbrannte, wurde das nur wenige Meter entfernte vordere Gebäude mit der Hausnummer 100 nur leicht beschädigt.

Als einer der Bewohner des Hinterhauses versuchte, den Brand selbst zu löschen, zog er sich eine Rauchvergiftung zu und mußte ambulant behandelt werden. Ein anderer verletzte sich beim fluchtartigen Verlassen des Gebäudes leicht am Fuß. leo

In der Handball-Regionalliga der Frauen wird es in der Spitze noch interessanter SG Bruchköbel landete einen Überraschungscoup gegen den Tabellendritten Schlechte Pokal-Vorstellung wieder gutgemacht / Chancen gegen Kirchhain genutzt/ Leihgestern fand das richtige Mittel gegen Hersfelds Spitzenspielerin Bors

Hut ab vor der SG Bruchköbel: Zwei Tage nach ihrer desolaten Vorstellung im DHB-Pokal gegen Bayer Leverkusen (siehe separater Bericht) siegte die Mannschaft überraschend beim Tabellendritten der Frauenhandball-Regionalliga Südwest, SG Kirchhof, mit 19:18 und entfernte sich mit 8:16 Punkten weiter aus der Abstiegszone.

Die Bruchköbelerinnen trugen mit diesem Coup dazu bei, daß es an der Spitze noch interessanter wurde. Das Gros hierzu steuerte allerdings die TSG Leihgestern bei: Mit ihrem 12:10 im Verfolgertreffen gegen den Aufsteiger SG Hessen Hersfeld stieß der letztjährige "Vize" erstmals auf Position zwei vor. Es war der achte Sieg des Teams von Wetterau- Grenze in Serie. Damit führt die spielfreie Eintracht Wiesbaden (hatte bereits vor Weihnachten gegen Hofheim 17:11 gewonnen) mit 20:4 Punkten vor der TSG Leihgestern, Hessen Hersfeld und der SG Kirchhof (alle 18:6) sowie der TSG Ober- Eschbach (17:7), die Eisenach (5:19) weiter in den Keller stürzte. Jena (4:20) ist nach seiner 13:22-Niederlage in Urberach weiterhin Schlußlicht. Die TSG Leihgestern erwartet jetzt im absoluten Schlagertreffen Spitzenreiter Eintracht Wiesbaden (Samstag, 19.30 Uhr, Stadthalle Linden), die SG Bruchköbel am Sonntag (17 Uhr, Großsporthalle Nord) ihren alten Rivalen TSG Ober-Eschbach.

SG Kirchhof - SG Bruchköbel 18:19 (9:11). Kirchhof war die lange Weihnachtspause nicht bekommen, die heimstarke Mannschaft präsentierte sich in einer mäßigen Verfassung. Das nutzten die kampfstarken Bruchköbelerinnen, die ihre Chancen konsequenter nutzten, in der Schlußphase zum Sieg aus. In der 52. Minute (18:16) schien der Gastgeber den standesgemäßen Sieg in der Tasche zu haben, aber die SGB riß das Steuer mit einer Energieleistung doch noch herum. Die überragende Renate Spiegel machte in der 59. Minute mit ihrem sechsten Treffer die Überraschung perfekt. Selbst ohne Urlauberin Regina Kirschig sowie die am Knie operierte Felicitas Döring - ferner wurden Eva Klose und Andrea Wohland in der Melsunger Stadtsporthalle nicht eingesetzt - kam Bruchköbel zum Zuge. Die sechs Feldspielerinnen spielten ohne Pause durch, was einen hohen Kraftaufwand bedeutete. Nach einem Kirchhofer Zwischenspurt vom 12:14 zum 15:14 löste Julia Voggenberger in der 45. Minute Elke Müller mit Erfolg ab. Sie kassierte nur noch drei Gegentreffer. Daneben waren Renate Spiegel und Monika Berweiler (5) die Erfolgsgaranten.

SG BRUCHKÖBEL: Elke Müller (bis 45.), Julia Voggenberger (Tor); Monika Berweiler (5), Petra Hoin (2), Stephanie Höflich-Schmidt (4/2), Renate Spiegel (6), Heike Janus, Ottrun Weber (2).

TSG Leihgestern - SG Hessen Hersfeld 12:10 (7:4). Die TSG Leihgestern spielte nicht gegen die Mannschaft von Hessen Hersfeld, sondern gegen die kroatische Spitzenspielerin Zrinka Bors. Diese markierte alle zehn Tore, davon allerdings sechs durch Siebenmeter und den Rest durch Freiwürfe. Im Feld kam sie nicht zum Zuge. Die Taktik von Trainer Dirk Langsdorf, der zunächst Heike Münch und dann Britta Lenz gegen diese Ausnahmespielerin stellte, ging vollends auf.

Mit einem Blitzstart legte die TSG in der ersten Viertelstunde (7:2) vor 170 begeisterten Fans den Grundstein. Dennoch wurde die Luft dank Zrinka Bors wieder dünner. Beim 9:8 und 10:9 wackelte Leihgestern, aber Sabine Weidmann setzte jeweils einen drauf. Nach dem erneuten Anschlußtreffer durch Bors zum 11:10 (56.) besorgte Andrea Utschig mit einem Penalty die Entscheidung. Dreimal hatten die Gastgeberinnen in der Stadthalle Linden einen Siebenmeter vergeben, Britta Lenz sogar beim 11:9 in der heiß umkämpften Endphase. Siegesgarant blieb letztlich Torfrau Maren van Kessel, die im Stile einer Bundesliga-Keeperin hielt.

TSG LEIHGESTERN: Maren van Kessel, Ulrike Zeiss (bei einem Siebenmeter im Tor); Carmen Velten (2), Anke Wacker, Heike Münch (2), Katja Dölz, Andrea Utschig (2/2), Sandra Bleuel (1), Pia Schmidt, Britta Lenz (2/2), Sabine Weidmann (3), Regina Mühlig. mk

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 13. Januar, bis Dienstag, 19. Januar

RÖDERMARK. Polens älteste und international erfolgreichste Jazzgruppe, das "Jazz Band Ball Orchestra", das auf eine dreißigjährige Geschichte zurückblicken kann und 1962 von dem Trompeter Jan Kudyk mit fünf gleichgesinnten Studenten der Krakauer Musikhochschule ins Leben gerufen wurde, ist am Samstag, 16. Januar, um 20.30 Uhr zu Gast beim Jazzclub Rödermark in dessen Keller der Turnerschaft in der Friedrich-Ebert-Straße in Ober-Roden. Musikalisch hat sich das "JBBO" ganz dem Swing-Jazz der 40er Jahre hingegeben, hat aber stets ein so großes Repertoire parat, daß die Freunde des Dixieland ebensowenig zu kurz kommen wie die Anhänger des Harlem-Jump und Boogie-Woogie mit Anklängen an den Rhythm & Blues.

RODGAU. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kleinkunst und Kabarett" gastiert am Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Roden der Satiriker Hans Scheibner mit seinem brandaktuellen Programm "Hohn und Gelächter". Für die, die immer alles bezahlen müssen, gibt es mit Hans Scheibner nicht die geringsten Verständigungsschwierigkeiten: Er ist der, der sich von keiner Ideologie vereinnahmen läßt, der vor "denen da oben" kein Blatt vor den Mund nimmt, der so entwaffnend komisch und ehrlich über den Alltag des gewöhnlichen Menschen erzählen, lachen und spotten kann . . .

Ein tolles Zirkusabenteuer können am Samstag, 16. Januar, von 11 bis 13 sowie 14 bis 16 Uhr sowie am Sonntag, 17. Januar, zwischen 14 und 17 Uhr Kinder zwischen vier und 14 Jahren erleben, wenn sie dann eine im Bürgerhaus Dudenhofen vom Zirkus "Rämmi Dämmi" aufgebaute Manege besuchen. Die Kinder können hinter die Kulissen sehen, in die geheimnisvolle Welt des Zirkus' eintauchen und sich gefangennehmen lassen von der Atmosphäre der Artistenschar. ttt

Kabel-Bündnisse in der EG Knick in der Brüsseler Optik

Nun scheint es amtlich: Bei der Prüfung von Fusionen und Gemeinschaftsunternehmen durch die EG-Kommission wird zweierlei Maß angelegt. Diesen Eindruck nährt das unterschiedliche Vorgehen bei zwei Bündnissen am Kabelmarkt. Das Projekt von Siemens und Philips scheiterte, auch wenn Firmensprecher dies bestreiten, daran, daß die Eurokraten der vom Bundeskartellamt verfolgten ablehnenden Haltung zuneigten (siehe FR von Samstag). Sosehr es zu begrüßen ist, daß der Pakt zwischen Siemens und Philips nicht zustande kommt, weil beide Unternehmen zusammen in Deutschland bei Orts- und Fernmeldekabeln einen Marktanteil von weit über 33 Prozent kontrolliert hätten, sosehr zeigt dieser Vorgang die schiefe Optik in Brüssel bei der Beurteilung von Firmen-Allianzen.

Zur Erinnerung: Es ist noch kein volles Jahr her, da erhob die EG-Kommission keine Einwände gegen die Fusion der französischen Alcatel und der AEG Kabel. Bedenken gegen diese Ehe, die frappierend dem nun geplatzten Vorhaben von Siemens und Philips ähnelte, wurden übergangen. Der Grund: Die Pariser Regierung verstand es, ihre industriepolitischen Gewichte zugunsten von Alcatel in die Waagschale zu werfen; ja sie riskierte zeitweise sogar einen heftigen Streit mit Bonn, ehe man am Rhein kleinlaut einlenkte. Die rigidere Haltung der EG-Kartellwächter im Fall Siemens/Philips läßt die Hoffnung keimen, daß in Brüssel Firmen- Bündnisse künftig strenger an wettbewerblichen Kriterien gemessen werden und industriepolitische Argumente erst einmal außen vor bleiben. Die Beispiele am Kabelmarkt beweisen allerdings, daß sich derjenige selbst in die Tasche lügt, der die bisherige Politisierung der Brüsseler Beschlüsse als Legendenbildung abtut. has

SPD-Geburtstag: Alle Menschen sind eingeladen

WÖLFERSHEIM. Mit einem Festakt beginnt die SPD Wölfersheim am Donnerstag, 14. Januar, um 19 Uhr ihr Programm zum 80jährigen Bestehen. Dazu sind alle Bürger und Bürgerinnen "besonders herzlich eingeladen". Die Festansprache hält Hessens Innenminister Herbert Günther. Anschließend wird die Ausstellung "Die politische Entwicklung in Wölfersheim in diesem Jahrhundert" eröffnet. Sie ist in der Wetterauhalle zu sehen, in der sämtliche Jubiläumsveranstaltungen über die Bühne gehen.

Am Freitag, 15. Januar, sind Schülerinnen und Schüler der Singbergschule zu Gast bei der SPD. Um 8 Uhr beginnt eine Veranstaltung über die Weimarer Republik. Am Nachmittag ab 17 Uhr laden die SPD-Senioren zum Neujahrsempfang ein. Dabei werden auch die Gewinner des Jubiläumspreisausschreibens ausgelost.

Bei einer Informationsveranstaltung der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen am Samstag, 16. Januar, ab 14 Uhr geht es um das Frauen- und das Zwei-Klassen-Wahlrecht. Haidi Strelitz, Abgeordnete im Landtag, referiert.

Ein politischer Frühschoppen steht am Sonntag, 17. Januar, ab 10 Uhr auf dem Festprogramm. Für 15 Uhr ist ein Kindernachmittag angesetzt. Der Kinderchor "Die Haaglerchen" (Melbach) tritt auf. Außerdem spielen Mitglieder der Frankfurter Puppenbühne "Theater im Laden" das Stück "Der Baum, Ben und die Beule". mk

Handball-Regionalliga Südwest der Frauen BSC hielt kräftig dagegen Kurzfristige Schwächeperiode gegen Jena blieb ohne Folgen

Der Rückrunden-Auftakt in der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest wurde zum Wochenende für die beiden Vertreter aus dieser Region: Der BSC 47 Urberach distanzierte Schlußlicht HBV Jena (22:13), der SV Darmstadt 908 setzte sich 19:14 gegen den TV Flörsheim durch. Damit haben sich die "Lilien" (12:12) und die Mannschaft aus dem Rödermarker Stadtteil (11:13) zunächst einmal solide Mittelplätze gesichert. Zu den beiden Rangletzten aus Thüringen, die offenbar selbst in der Regionalliga überfordert sind, klafft eine große Lücke. Eisenach (18:26 in Ober-Eschbach) weist 5:19-, Jena jetzt 4:20-Zähler auf. Allerdings sind auch Flörsheim (6:18) und Hofheim (7:17) stark gefährdet. Der BSC 47 Urberach kann mit einem Erfolg in Eisenach (Samstag, 16 Uhr, Sporthalle an der Katzenau) bereits alle Spatzen für diese Runde fangen. Ähnlich ergeht es den Darmstädterinnen, die am gleichen Tag (17 Uhr, Werner-Seelenbinder-Halle) Jena weiter Richtung Oberliga stürzen können. Die Kapriolen an der Spitze (peinliche Kirchhofer Heimniederlage gegen Bruchköbel, Hersfelder 10:12-Pleite in Leihgestern) kam im Falle Bruchköbels dem BSC Urberach nicht sonderlich gelegen.

BSC 47 Urberach - HBV 90 Jena 22:13 (9:6). Fünf schwache Minuten (Jena glich nach dem 10:6 in der 36. Minute zum 10:10 aus) hätten dem Gastgeber beinahe eine weitere unangenehme Überraschung beschert. Dieses Mal hielt der BSC jedoch kräftig dagegen, markierte in zwei Minuten drei Treffer und setzte sich bis zum 19:11 ab. In der Endphase imponierte die Mannschaft von Trainer Claus- Peter Gotta, die komplett antreten konnte, bestens mittels Videoaufzeichnungen auf die Thüringerinnen eingestellt wurde und mit Tempogegenstößen allein in den letzten neun Minuten fünfmal erfolgreich war. Als Spezialistin erwies sich Lilo Schilff, die den Jenarinnen immer wieder davonlief und vier schnelle Gegenstöße mit Toren abschließen konnte. "Meine Mannschaft steigerte sich in allen Bereichen, die harte Vorbereitung hat sich offenbar ausbezahlt", freute sich Trainer Gotta über den ersten Sieg seit 25. Oktober 1992. Vor allem war es der erste deutlich herausgespielte Saisonsieg, der die etwa 100 Fans am Ende doch noch restlos zufriedenstellte.

BSC 47 URBERACH: Silvia Löhr (Tor); Inge Hose (2), Lydia Grießmann (1), Beate Thierolf-Seida (4/2), Siggi Gotta (5), Claudia Rettner (2), Sabine Thimm, Ivonne Konrad, Kerstin Braunschweig (3), Lilo Schilff (5), Sandra Rinnenburger.

SV Darmstadt 98 - TV Flörsheim 19:14 (8:8). Astrid Momberg ist über dem Berg. Die nach einem Kreuzband-Abriß fünf Monate pausierende Torfrau des SV Darmstadt 98 verdiente sich nach dem 13:13 in der 50. Minute eine Bestnote. Sie wehrte nicht nur alle Attacken der Flörsheimerinnen ab, sondern leitete immer wieder Tempo-Gegenstöße ein. Diese führten besonders durch die schnelle Anette Unsleber zur Entscheidung. Mit dem 17:13 binnen vier Minuten war der Markt am Böllenfalltor gehalten. Mit zwei Siebenmetern von Claudia Wolf wurde der Sieg besiegelt. Anette Unsleber nahm nach starken zehn Minuten der Gäste (2:3) Karin Sehring in "Fraudekkung", was dem SVD mit dem 7:4 (20.) zunächst klare Vorteile brachte. Dann hatte der Gast den Dreh raus, erspähte am Kreis immer wieder Lücken und führte kurz nach der Pause wieder mit 10:8. Trainer Jörg Kämer stellte hiernach wieder auf eine 6:0-Deckung um, und er hatte Erfolg mit dieser Maßnahme. Ebenso wichtig war der Torfrauen-Wechsel, denn Meike Herdt kochte im zweiten Teil der ersten Halbzeit auf kleiner Flamme. Obwohl Alexia Pfeifer im TVF-Tor nach dem Wechsel imponierte, setzte es in der Schlußphase noch ein unerwartetes Debakel.

SV DARMSTADT 98: Astrid Momberg, Meike Herdt (15. bis 30. im Tor); Anke Schmitz (3/1), Lis Helleboe (1), Claudia Wolf (5/3), Anette Unsleber (5), Nicole Bassenauer (1), Barbara Schade, Petra Mares (3), Susanne Schmälter, Sabina Wallwey, Ute Schultheiß (1). mk

260 Laufwillige nahmen es in Altenstadt mit der "Dreikönigs"-Strecke auf Herbert Moos war erneut der Läuferkönig Bei den Frauen Silke Welt vorn / Der SSC Hanau-Rodenbach schickte die meisten Athleten

Eine stärkere Beteiligung als in den vergangenen Jahren erlebten die Verantwortlichen des VfL Altenstadt beim diesjährigen Dreikönigslauf. Mit 260 Läufern ist die Zahl der Wettkämpfer leicht gestiegen, erfreulich ist für Organisator Johann Götzfried vor allem die recht hohe Zahl bei den Schülern und Jugendlichen.

Das stärkste Feld schickte dabei der SSC Hanau-Rodenbach ins Rennen, allein neun Nachwuchsathleten kamen aus diesem Verein. Jugendliche und Erwachsene hatten wie immer die alte, zehn Kilometer lange Dreikönigsstrecke zu bewältigen, die als recht anspruchsvoll gilt und gleich mehrere Steigungen enthält. Auch über alte Limeswege joggten die 260 Sportler. Die Schüler testeten ihre Leistung lediglich auf einem Kurzkurs von 1500 Metern.

Seit nunmehr 16 Jahren findet der Altenstädter Dreikönigslauf statt, und einer, der bestimmt nicht zum ersten Mal an den Start ging, war Karl Schneider aus Frankfurt. Geboren im Jahr 1921, war er der älteste Teilnehmer dieses Laufes. Der Verein mit den meisten Startern ließ sich dagegen nicht so einfach ermitteln: Mit jeweils 25 Sportlern, die ins Ziel kamen, lagen der SSC Hanau-Rodenbach und der SC Rot-Weiß Altenstadt gleichauf. Die Veranstalter sprachen den Wanderpokal nach Rücksprache mit beiden Kontrahenten aber den Hanauern zu, gewissermaßen als Auszeichnung für die zahlreichen gemeldeten Athleten im Nachwuchsbereich.

Ein neuer Streckenrekord wurde in diesem Jahr nicht aufgestellt. Zwar ging Herbert Moos von der LG Rhein-Wied mit einer Zeit von 34,11 Minuten erneut als Sieger hervor, seine Bestzeit aus dem Jahr 1991, als er eine Zeit von 32,56 lief, verbesserte er aber nicht. Bei den Frauen erreichte die Ziellinie als Erste Silke Welt von der LG Frankfurt mit einer Zeit von 39,11 Minuten. Vom Ausrichter VfL Altenstadt war Abdelhamid Rahmani der erfolgreichste Athlet, wobei die Elite des in diesem Jahr 25 Jahre alten Vereins zum größten Teil als Helfer eingespannt war. Rahmani bewältigte die zehn Kilometer in 42,56 Minuten und wurde in seiner Altersklasse M 40 14. Die Ergebnisse:

Gesamtsieger: 1. Herbert Moos, LG Rhein- Wied, 34,12 Minuten; 2. Oliver Schäfer, SC Rot- Weiß Altenstadt, 34,12; 3. Michael Schrodt, SSC Hanau-Rodenbach, 34,34.

Klassensieger: Männer M 20: 1. Oliver Schäfer, SC Rot-Weiß Altenstadt, 34,12; Männer M 30: 1. Wolfgang Schlägel, SSC Hanau-Rodenbach, 34,49; Männer M 40: 1. Herbert Moos, LG Rhein-Wied, 34,11; Männer M 50: 1. Horst Huss, TV Oberstedten, 38,01; Männer M 60: 1. Hugo Nikot, LT Ginnheim, 47,08; Männer M 65: 1. Arnold Kowalsky, Reichelsheim, 54,20.

Frauen W 20: 1. Silke Welt, LG Frankfurt, 39,11; Frauen W 30: 1. Ulrike Pietsch, LSC Bad Nauheim, 44,38; Frauen W 40: 1. Eveleyn Latta, TG Ober-Roden, 46,40; Frauen W 50: 1. Anneliese Rohde, TSG Nieder-Rodenbach, 50,14.

Jugend, männlich: 1. Roman Sebulke, SSC Hanau-Rodenbach, 36,38.

Jugend, weiblich: 1. Sandra Satta, SSC Hanau-Rodenbach, 42,06. Schüler 10 000 Meter: 1. Martin Keller, TS Büdingen, 60,57. Schülerinnen 10 000 Meter: 1. Nanette Roland, TV Echzell, 69,05.

Schülerinnen/Schüler 1500 Meter: Schüler A: 1. Mohamed Gassem, SSC Hanau-Rodenbach, 5,05; Schüler B: 1. Hersel Lienhard, TV Oberrodenbach, 5,30; Schüler C: 1. Omar Gassem, SSC Hanau-Rodenbach, 5,33; Schüler D: 1. Uwe Schnobl, KSV Langen-Bergheim, 6,40. Schülerinnen A: 1. Nadine Fleckenstein, SSC Hanau- Rodenbach, 6,02; Schülerinnen B: 1. Nabila Amazzal, SSC Hanau-Rodenbach, 6,29; Schülerinnen C: 1. Madeleine Sandig, Rheinzabern, 6,15: Schülerinnen D: 1. Fabienne Sandig, Rheinzabern, 7,41. rip

Wer möchte mitfahren zur Skifreizeit?

BAD VILBEL. Die evangelische Christuskirchengemeinde lädt ein zur Skifreizeit für junge Erwachsene ab 20 Jahren im Schweizer Skigebiet Flimm-Laax. Abfahrt ist am Sonntag, 28. Februar, Rückkehr am 7. März. Übernachtet wird in einem alten Bauernhaus mit Ofen, Matratzenlagern und kaltem Wasser.

Wer trotzdem (oder gerade deswegen) mitfahren möchte für 240 Mark inklusive, melde sich möglichst umgehend bei Pfarrer Klaus Neumeier, Telefon 8 53 55. de

Handball-Regionalliga Südwest der Frauen Spitzenspiel der Tabellen-Ersten am Samstag TSG Leihgestern erwartet Eintracht Wiesbaden / Ober-Eschbach muß nach Bruchköbel

Das war der Tag für Eintracht Wiesbaden. Obgleich der Spitzenreiter der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest selbst nicht im Einsatz war - die Partie gegen den TV Hofheim (17:11) wurde bereits vor Weihnachten ausgetragen -, verbesserte sich die Lage an der Spitze: Die SG Hessen Hersfeld verlor nämlich im Verfolgertreffen bei der TSG Leihgestern (10:12) und die SG Kirchhof patzte sensationell zu Hause gegen die abstiegsgefährdete SG Bruchköbel (18:19). Hierdurch führt das Team aus der Landeshauptstadt (20:4 Punkte) mit zwei Zählern vor Leihgestern, Bad Hersfeld und Kirchhof (alle 18:6) sowie drei vor der TSG Ober-Eschbach (17:7), die erwartungsgemäß gegen den ThSV Eisenach (26:18) gewann. Die Konsequenz nach dem Rückrunden-Auftakt: Fünf Meisterschaftsanwärtern stehen zwei gesicherte Teams sowie fünf Abstiegskandidaten - darunter der TV 1860 Hofheim (7:17 Punkte) und vor allem der TV 1861 Flörsheim (6:18) - gegenüber. Allerdings haben die beiden Main-Taunus-Vereine noch einen leichten Vorteil gegenüber dem Thüringischen SV Eisenach (5:19) und HBV Jena (4:20), das beim 13:22 in Urberach ebenfalls wie ein Absteiger spielte.

Ober-Eschbach muß am Sonntag (17 Uhr, Großsporthalle der Heinrich-Böll- Gesamtschule Nord) zum Überraschungsteam aus Bruchköbel, während die übrigen Klubs dieser Region mit Spitzenteams konfrontiert werden: Zeitgleich (Sonntag, 17 Uhr) erwartet der TV Hofheim die SG Kirchhof (Brühlwiesenhalle) sowie der TV Flörsheim den Aufsteiger Hessen Hersfeld in der Graf-Stauffenberg-Halle. Der große Knüller steigt jedoch in der Stadthalle Linden, wo die beiden Tabellen-Ersten TSG Leihgestern und Eintracht Wiesbaden (Samstag, 19.30 Uhr) zusammentreffen.

TSG Ober-Eschbach - ThSV Eisenach 26:18 (14:10). 44 Treffer, davon 24 in der ersten Halbzeit - den 100 Stammbesuchern der TSGO wurde in der Halle am Massenheimer Weg Außergewöhnliches serviert. Alle neun Feldspielerinnen kamen zu Toren, Angela Jordan fand nach schwächeren Wochen zur alten Torgefährlichkeit zurück. Die Rechtsaußen war mit fünf Feldtoren die Nummer eins, fünfmal war auch Petra Sattler erfolgreich, zweimal jedoch mittels Siebenmeter. Die stark abstiegsgefährdeten Eisenacherinnen boten dem Verein aus dem Bad Homburger Stadtteil bis zur 22. Minute (10:9) paroli, eine starke Phase kurz vor und nach der Halbzeit ließ die Mannschaft von Trainerin Sigrid Zernikow, die plötzlich wieder günstigere Meisterschaftschancen hegt, bis zur 35. Minute auf 18:10 davonziehen. Diesen Acht-Tore- Vorsprung brachte das Team über die Runden. Nach dem 22:13 (50.) erhielt auch Ersatzkeeperin Petra Schaab eine Chance - fünf Gegentore sprachen nicht unbedingt für sie. "Endlich einmal konnte unsere Mannschaft in der Offensive überzeugen", freute sich Betreuer Norbert Blöser. Da beim nächsten Spiel Ursula Unvericht (bisher Grünweiß Frankfurt/Bundesliga) ihr Debut geben kann, rechnet sich die TSGO noch eine reelle Chance aus.

TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol (bis 50.), Petra Schaab (Tor); Carola Schröder (2), Birgit Specht (4/3), Petra Sattler (5/2), Kathrin Nüchter-Schmidt (3), Monika Engel (2), Nasaria Makey (2), Sabine Zernikow (1), Sybille Arras (2), Angela Jordan (5).

SV Darmstadt 98 - TV Flörsheim 19:14 (8:8). Die Schmidt-Schützlinge zeigten in der Halle am Böllenfalltor 50 Minute eine akzeptable Leistung (13:13), um doch noch als klarer Verlierer das Spielfeld verlassen zu müssen. Nach dem Darmstädter 7:4 - eine Folge der "Fraudeckung" gegen Karin Sehring - sah es nicht allzu gut aus, dann setzte der Gast mehr auf Aktionen über den Kreis, holte Zug um Zug auf und führte später 10:8.

Der Gegner ordnete prompt wieder eine andere Deckungsvariante an, Anette Unsleber wurde von Spielmacherin Karin Sehring weggenommen. Conny Moritz und Kristina Blahe rückten mit jeweils vier Treffern in den Vordergrund, die höheren Kraftreserven, aber auch die ausgeglichener besetzte Mannschaft brachten Darmstadt am Schluß Vorteile. Während der TVF immer wieder an Torfrau Astrid Momberg scheiterte, leitete diese Tempogegenstöße ein, die durch Anette Unsleber (5) jetzt vermehrt zu Toren führten. Alexia Pfeifer hatte in dieser Phase trotz guter Leistung keine Chance mehr.

Entscheidend waren die unplazierten Würfe und Ballverluste beim Gast, der zudem am Ende nichts mehr zusetzen konnte. Selbst das Darmstädter "Plus" an Strafminuten (12:8) konnte nicht genutzt werden. Corinna Fehler fehlte krankheitsbedingt, Katja Szünder (Schulterblessur) wurden ebenso wie Urlauberin Claudia Kramer vermißt.

TV FLÖRSHEIM: Ursula Thon-Müller (bis 30.), Alexia Pfeifer (Tor); Karin Sehring (2/1), Conny Moritz (4), Birgit Wolf (1), Kristina Blaha (4/2), Corina Christ (1), Ulrike Körner, Gabi Dietz (1), Jutta Kaufmann (1/1). mk

Junge Union Karben lädt an ihren Info-Stand

KARBEN. Mit einem Infostand präsentiert sich die Junge Union Karben in Zusammenarbeit mit der örtlichen CDU am kommenden Samstag, 16. Januar, von 9 bis 12 Uhr im Stadtzentrum von Groß- Karben. Eingeladen dazu wurde unter anderen der Landratskandidat der Wetterauer CDU, Rainer Schwarz, der für Gespräche mit den Bürgern/-innen zur Verfügung steht. Zugegen sein werden auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Eva- Maria Römer, der Stadtverbandsvorsitzende Rolf Hollender und der Vorsitzende der CDU in Groß-Karben, Felix von Leonhardi. Außer Informationsmaterial gibt es auch warme Getränke. de

Das Ding vom Niederrhein oder "tote Vögel" fliegen nicht Ein Besuch der Atomruine von Kalkar weckt Erinnerungen an die Auseinandersetzungen während der zehnjährigen Bauzeit Von Reinhard Voss (Düsseldorf)

Auch Journalisten haben Interessen. Viele haben auch Überzeugungen. Die öfter offenzulegen, käme der Glaubwürdigkeit des Gewerbes sicher zugute. Deshalb soll nicht verschwiegen werden, daß die jüngste Erkundung des FR-Korrespondenten, von der hier die Rede sein soll, für ihn überaus erfreulich war. Gut zehn Jahre ist es her, da wurde er mit Tausenden anderer Frauen und Männer von der Polizei am Ort des Geschehens wie ein Hase über Felder und durch Hecken gejagt, von Wasserwerfern naßgespritzt, mit Knüppeln bedroht. Und als er in der geschlagenen Menge abzog, höhnte ihm die Polizei über Lautsprecher aus dem Hubschrauber nach: "Auf Wiedersehen . . ."

Das war am 2. Oktober 1982. Der "Schnelle Brüter" in Kalkar am Niederrhein war an jenem Samstag der wohl am besten gesicherte Bau in der Bundesrepublik Deutschland gewesen. Heute ist er einer der denkbar ödesten. Wer hier die örtlichen Gegebenheiten nicht kennt, hätte Schwierigkeiten, dieses beispiellose Denkmal atomaren Größenwahns der deutschen Energieerzeuger überhaupt zu finden. Denn das Schild, das an der Kreisstraße 67 von Rees nach Goch am Kalkaer Ortsteil Hönnepel vorbei den Weg zum Atomkraftwerk wies, ist inzwischen abgeschraubt worden. Vor dem Eingang zum grau-blauen Betonklotz, der - keiner weiß es ganz genau - so um die zehn Milliarden Mark verschlungen hat (wovon die deutschen Steuerzahler die weitaus größte Teilsumme aufbringen mußten), fehlen auch die Schilder mit den Besuchs- und Besichtigungszeiten. Es gibt nämlich nichts mehr zu besichtigen.

Blind und schmutzig sind die Scheiben des Besucherpavillons. "Das Informationszentrum ist ab 12. 11. 1991 geschlossen", kündet lapidar schwarz auf weiß ein Zettel an der Eingangstür. Und darunter die fünf Buchstaben SBK - GL. Was wohl so viel heißen soll wie Schnelle-Brüter-Kernkraftwerksgesellschaft - Geschäftsleitung. Von der oder deren Bevollmächtigten ist hier am Ort des Geschehens niemand mehr zu sprechen.

Der Pförtner im Personaleingang, der einsam und verloren in einer Empfangsloge sitzt, deren Ausmaße jedem Arbeitsraum eines Vorstandsvorsitzenden Ehre machen würde, zuckt hilflos die Schultern auf die Frage, wer hier denn noch einem neugierigen Journalisten Auskunft geben könnte. Aber der gute Mann greift zum Telefon, wählt eine Nummer, leitet das Begehr des Besuchers weiter, lauscht einen Augenblick in die Hörmuschel und meldet dann zurück: "Hier gibt niemand mehr Auskunft." Aber immerhin erhält der Besucher eine Fax-Nummer. Bei der könne der Journalist schriftlich seine Fragen einreichen, solle er mitteilen, sagt der Pförtner. Später im FR-Büro wird die Fax-Nummer gewählt, der Wunsch nach Auskunft angemeldet. Aber eine Antwort gibt es nicht.

Zurück zum Pförtner in Kalkar. Der Mann sieht unterbeschäftigt aus und scheint nicht unfreundlich zu sein. Deshalb noch die Frage: "Wie viele Leute arbeiten denn hier noch?" Der Mann überlegt kurz, ob er solch Frage beantworten darf und sagt dann: "So zwischen 20 und 25." Er geht ein paar Schritte zu einer Kladde, zählt kurz nach und konkretisiert die Antwort: "Heute sind es 21." Ungefragt setzt er hinzu: "Gespenstisch ist das, wenn man bedenkt, was früher hier los war." Früher, das war vor zehn Jahren, als mehr als 3000 Männer ihren Lebensunterhalt beim Bau des umstrittensten Atomkraftwerk der Republik verdienten. Für die heute dort noch tätigen 21 Leutchen wird das Kraftwerk des gescheiterten Projekts nicht mehr angeworfen. Die wenigen noch benutzten Büros werden mit Radiatoren geheizt. Die Klimaanlage ist längst abgeschaltet.

250 Millionen Mark hat die Bundesregierung noch einmal lockergemacht, seit im März 1991 in Bonn der "tote Vogel" - das Wort stammt vom ja wahrlich nicht industriefeindlichen Grafen Lambsdorff - endgültig beerdigt wurde. Mit Hilfe dieses Geldes wird die Atomruine notdürftig instand gehalten - und eifrig ausgeschlachtet. Was in anderen Atomkraftwerken gebraucht werden könnte, wird mit Billigung des Bundesforschungsministers in Kalkar ausgebaut und verscherbelt. Italiener, US-Amerikaner, Japaner, Neuseeländer - um nur einige zu nennen - zeigten schon Interesse an der Fledderei des "toten Vogels". Das als Kühlmittel vorgesehene, wegen seiner leichten Entzündbarkeit hoch gefährliche Natrium ist zum größten Teil aus dem Kühlsystem abgepumpt und verkauft worden. Das gleiche gilt für Öl, Schmierfette und Chemikalien, die bei unsachgerechter Wartung Schaden anrichten könnten. Edelmetall aus dem Brüterkern, das in seiner Formung nur in diesem Typ eines Atomkraftwerks verwendet werden konnte, landet bei den Schrotthändlern. Selbst der Stacheldraht, der die Betonwand hinter dem Wassergraben rings um den Brüter zusätzlich bewehrte, hat inzwischen eine andere Verwendung gefunden. Alle Schlagbäume stehen hoch, die Wachmannschaften sind längst abgezogen.

Warum das Gefühl ". . . alles schön friedlich, alles gar prächtig gescheitert . . ." verschweigen? Und wie aussichtslos hatte es damals vor so vielen, vielen Jahren ausgesehen, als der Bauer Josef Maas, als die später als "Tiger von Kalkar" verehrte Gerda Degen und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter den Kampf gegen den Brüter begonnen hatten! Wieviel Hohn und Spott hatten sie geerntet, wieviel Prügel bezogen und Prozesse verloren, als sie gegen den monströsen Brüter antraten. Bauer Maas verlor dabei Haus und Hof und das Städtchen Kalkar seinen guten Ruf.

Der strahlende Brennstoff für das in Kalkar vom Düsseldorfer SPD-Fraktionsvorsitzenden Friedhelm Farthmann so apostrophierte "Höllenfeuer" erreichte zwar nie das unfertige Bauwerk, weil die Regierung Rau Ende der 80er Jahre die immer wieder geforderte Einlagerungsgenehmigung für die nuklearen Brennstäbe verweigerte - aber genügend rumgesprochen hatte sich dies in der Republik nicht. 4192 Kalkar als Herstellungsort von Kondensmilch? Das schien zahlreichen Supermarkt-Ketten kein Verkaufsschlager zu werden. Unter solch Adresse seien Lebensmittel nicht zu verkaufen. Jetzt kommt die Kondensmilch aus 4192 Appeldorn, einem Stadtteil von Kalkar. Auch das neue Gewerbegebiet erhielt vorsorglich eine neue Adresse. Die dort geplanten Molkereien und Käsereien werden ihre Ware aus 4192 Kehrum liefern, auch dies ein Stadtteil von Kalkar.

Dennoch ist Stadtdirektor Rainer Jürgenliemk nicht unzufrieden. Insgesamt 137 Millionen Mark preßten die Kommunalpolitiker in Kalkar aus Kassen von Bund und Land als Wiedergutmachung für das gescheiterte Brüterprojekt. Mit diesen Millionen werden neue Gewerbegebiete erschlossen, neue Betriebe angesiedelt, wird die Infrastruktur insgesamt verbessert. Wenn der Stadtdirektor trotz der Millionen von einer "schwierigen Lage" in Kalkar spricht, so hat dies seinen Grund in den Förderrichtlinien von Bund und Land. Denn zu jeder Million aus Bonn und Düsseldorf müssen die Stadtväter in Kalkar aus dem Stadtsäckel als Eigenanteil ein paar Zehntausender zulegen. Und das fällt der Stadt trotz Gebührenerhöhungen, Stellenabbau und Streichungen bei fast allen Positionen des städtischen Etats nicht leicht.

Hinzu kommt die auch zwei Jahre nach dem aus Bonn verfügten Brüterstopp noch immer ungeklärte Frage, was denn nun eigentlich aus dem Betonklotz am Rheinufer werden soll. Am 20. Januar tagt einmal mehr jener Arbeitskreis Kalkar, in dem Repräsentanten der Stadt, des Kreises Kleve, der örtlichen Industrie- und Handelskammer, des Bundesforschungsministeriums, mehrerer nordrhein-westfälischer Landesministerien und Vertreter der Atomlobby über neue Nutzungsmöglichkeiten des Bauwerks beraten. Ob die Vertreter der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke und der Siemens-Tochter Interatom diesmal - Stadtdirektor Rainer Jürgenliemk sagt: "endlich" - konkrete Vorschläge auf den Tisch legen, ist eher zweifelhaft. Die Idee, den Betonklotz als atomares Zwischenlager zu benutzen, wurde in Düsseldorf bereits als "absurde Gedankenspielerei" vom Tisch gefegt. Nordrhein-Westfalen sei nicht bereit, "eine solche Perversion von Energiepolitik mitzumachen", polterte Friedhelm Farthmann.

Auch in Kalkar selbst würde es nach Einschätzung von Stadtdirektor Jürgenliemk Ärger geben, falls die "konzeptions- und ideenlose Atomkraft-Lobby" (Friedhelm Farthmann) hier ein atomares Zwischenlager einzurichten versuchte. Nach Einschätzung des Stadtdirektors hat diese Atomlobby in Kalkar ohnehin nur drei Alternativen: Entweder ein betriebsfertiges Gaskraftwerk, ein betriebsfertiges Ölkraftwerk - jeweils zu verwenden nur für den Spitzenverbrauch, weil es für die Grundversorgung in der Region genügend Elektrizität gibt - oder das Ding muß, verlangt Rainer Jürgenliemk, "völlig abgerissen werden". Die nordrhein-westfälischen Grünen, die den Kampf gegen den Brüter jahrelang organisierten und finanziell unterstützten, haben noch eine andere Idee. Das ausgeschlachtete Ding am Niederrhein solle so stehen bleiben, wie es jetzt ist - als Warnung vor dem "Machbarkeitswahn der Atommafia".

Dienstag, 12. Januar

Vorträge / Diskussionen Polytechnische Gesellschaft:19 Uhr, Lichtbilder-Vortrag, "Spanien im Mittelalter: Kreuzungspunkt zwischen Orient und Okzident", Kundenzentrum der Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Str. 47-53.

Lectorium Rosicrucianum, Mainzer Landstr. 160: 20 Uhr, Vortragsreihe, "Die Suche nach Wahrheit".

Deutscher Alpenverein: 19.30 Uhr, Dia-Vortrag, "Abenteuer wilder Osten", Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.

IPPNW - Internationale Ärzte zur Verhütung eines Atomkrieges: 18 Uhr, Ringvorlesung: "Günther Anders im Dialog mit dem Hiroshimapiloten", Klinikum der J.W.Goethe- Universität, Hörsaal 2, Haus 23 A, Theodor- Stern-Kai 7.

AK Interkulturelles Lernen / Multikulturelle Sozialarbeit: 18 Uhr, Jour fix - Interkultureller Diskurs, AMKA, Barckhausstraße. 1-3, 1. Stock.

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 und 20 Uhr, Panorama-Dia-Vortrag, "USA - Südwest".

Sonstiges

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria.

City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2km, 4km und 8km.

PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).

Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Dia-Installation und Kneipenabend (Kunstverein Freigehege.)

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 15 Uhr, Singen mit Frau Kückelhan.

Frauen-Verband: 16 Uhr, Nachmittagstreff, "Historix" im Historischen Museum, Saalgasse 19.

Fachverband für Hauswirtschaft: 15 Uhr, Gesprächsrunde der Umweltgruppe, Sachsenhausen, Affentorhaus, Affentorplatz, Raum 5.

English Speaking Club, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 19.30 Uhr, Chit- chat social evening.

Hobby-Börse für aktive ältere Bürger, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Offene Hobby-Runde.

frankfurter werkgemeinschaft: 14 bis 18 Uhr, Klubcafé, Lenaustr. 24.

Märkte

Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, dienstbereit:

Alte Apotheke P. Reisen, Bergen-Enkheim, Marktstr. 7, Tel. 0 61 09 / 27 29; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstr. / Ecke Antoniterstr., Tel.30 10 54; Central-Apotheke, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Str. 37-45, Tel. 5 07 37 53; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67 und 28 32 71; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 23, Tel. 62 33 60; Jupiter-Apotheke, Leipziger Str. 11, Tel. 77 14 72; Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstr. 4, Tel. 44 68 01; Schiller-Apotheke, Glauburgstr. 64,Tel. 55 23 25. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierarzt Kind, Sachsenhausen, Holbeinstr. 76, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst

(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen

Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Kleine FR

Zuschuß bei Umrüstung auf Gas WETTERAUKREIS. Hausbesitzer, die Interesse an einer modernen Erdgasheizung haben und die zur Zeit noch mit Öl etwa heizen, haben noch bis 30. Juni 1993 die Möglichkeit, für die Umrüstung der Heizung auf Gas einen Modernisierungshilfe-Zuschuß bei der Maingas AG in Frankfurt zu stellen. Das sind etwa 250 Mark für einen Gas-Hausanschluß. Fastenwoche BAD VILBEL. Am Montag abend hat im evangelischen Gemeindezentrum Massenheim eine Fastenwoche begonnen, die jeden Abend um 20 Uhr bis zum 17. Januar fortgesetzt wird. Naturfreunde Karben tagen KARBEN. Der Vorstand der Karbener Naturfreunde lädt alle Mitglieder ein zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 22. Januar, um 20 Uhr in der Schutzhütte Okarben. Am Sonntag drauf, 24. Januar, bricht eine Gruppe der Naturfreunde zur ersten Wanderung des Jahres auf: 9 Uhr an der Schutzhütte. Das komplette Programm ist in der Schutzhütte am Heitzhöferbach erhältlich. Neujahrstreffen der CDU BAD VILBEL. Der CDU-Stadtverband kündigt sein Neujahrstreffen am Freitag, 15. Januar, ab 19 Uhr, im Kurhaus an. Zu diesem Treffen wird Petra Roth erwartet, die CDU-Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt in Frankfurt.

Höchster protestieren: Zu viel Verkehr in der Mittelstraße

ALTENSTADT. Mit einer Unterschriftenaktion protestieren 110 Höchster aus der Mittelstraße gegen Belastungen durch Auto- und Lastkraftverkehr. "Der Durchgangsverkehr hat in der letzten Zeit zugenommen und ist an manchen Tagen unerträglich", heißt es in einem Schreiben an den Landrat und das Hessische Straßenbauamt. Stellvertretend formuliert worden ist die Protestnote von Horst Heinzmann, der in der Mittelstraße lebt und auch die Unterschriftensammlung initiiert hat. Schätzungsweise 90 Prozent der Mittelsträßler hätten unterzeichnet.

Höchst mit seiner vergleichsweise engen Ortsdurchfahrt wird von vielen Pendlern und Berufsfahrern als Schleichweg benutzt. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens in Altenstadt nutzen Heinzmanns Angaben zufolge insbesondere Fahrzeuge, die in die Waldsiedlung mit ihrem Industriegebiet wollen (oder von dort kommen), die Höchster Ortsdurchfahrt, eine Kreisstraße. Belastet würden die Anwohner allerdings auch durch den Schwerverkehr der Limeshainer Firma Strauch und der Büdinger Firma Glock. Heinzmann zählte am vorigen Nikolaustag alleine zwischen 15.25 und 16.25 Uhr 240 Autos. Danach habe das Verkehrsaufkommen noch weiter zugenommen.

Die Lärmbelästigung führt Heinzmann nicht nur auf den Verkehr selbst zurück, sondern auch auf die Qualität der Fahrbahn, die er als "Flickenteppich" bezeichnet. Die Folge seien "starke Erschütterungen". Weder das Tempolimit von 30 Stundenkilometern noch die markierten Parkplätze (von der Bahnhofstraße bis zum Herrnzaun) hätten die Belastung gemindert. Da die Parkplätze "tagsüber so gut wie nie" genutzt würden und somit kein geschwindigkeitsminderndes Hindernis darstellten und das Tempolimit häufig mißachtet werde ("Radarmessungen finden immer an der gleichen Stelle statt und werden über Funk von den Lkw-Fahrern weitergegeben"), schlägt Heinzmann das Aufstellen von Blumenkübeln oder farbige Schraffierungen auf der Fahrbahn als Tempozügler vor: "Wir als Anwohner sind nicht mehr bereit, noch länger unter diesen Bedingungen zu leiden, und bitten um baldige Änderung." sal

Ymos-Betriebsrat: Aufruf zur Lichterkette

OBERTSHAUSEN. Nach den Mordanschlägen in Mölln hatte der Betriebsrat der Ymos AG im vergangenen November spontan zu einer Mahnwache gegen Ausländerfeindlichkeit aufgerufen. Etwa 300 Menschen hatten sich damals vor den Ymos-Wohnblocks eingefunden. "Wir wollen es aber nicht bei dieser einmaligen Aktion belassen", sagt Josef Wingsheim, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Deshalb plane der Betriebsrat weitere Aktionen in diesem Jahr.

Eine startet bereits am Mittwoch, 13. Januar. Für 19 Uhr ruft der Betriebsrat alle Obertshausener zur Teilnahme an einer Lichterkette auf. Treffpunkt ist der Parkplatz am Einkaufszentrum an der Leipziger Straße. Von dort aus soll sich die Lichterkette über die Fußgängerbrücke an der Gathofkreuzung in den Stadtteil Hausen fortsetzen. Die Teilnehmer werden gebeten, Kerzen selbst mitzubringen.

Nach Mitteilung des Ymos-Betriebsrates sind etwa ein Drittel der 1880 im Obertshausener Werk Beschäftigten Ausländer. pmü

Tip-Vorschau

1. AC Florenz - Turin Calcio 1 2. Brescia Calcio - AC Mailand 2 3. AS Rom - Sampdoria Genua 1 4. SSC Neapel - Lazio Rom 0 5. Inter Mailand - AC Parma 1 6. Juventus Turin - Pescara Calcio 1 7. Genua 1893 - Atalanta Bergamo 0 8. Ancona Calcio - Udinese Calcio 0 9. Cagliari Calcio - Foggia Calcio 0 10. Manchester City - Arsenal London 1 11. FC Wimbledon - FC Liverpool 2

6 aus 45

17 - 26 - 29 - 33 - 37 - 42

Hilflos mit "Montagsauto" Kundin muß geleasten Wagen trotz Pannen behalten

Bereits nach einem Kilometer war für FR-Leserin Christine G. der Spaß mit ihrem frisch geleasten Auto vorbei: Das nagelneue Fahrzeug blieb gleich mehrmals auf der Strecke liegen, blockierte den Verkehr und mußte schließlich abgeschleppt werden. Die Firma, bei der Christine G. das Auto erworben hatte, reparierte das Auto.

Einige Tage später wurde die Fahrt mit dem neuen Gefährt jedoch wieder unfreiwillig unterbrochen. Bei einer Geschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde ging der Wagen aus und gefährdete dabei andere Verkehrsteilnehmer. Wieder mußte das Auto abgeschleppt werden. In der Zwischenzeit waren Frau G. weitere Mängel aufgefallen: Die Wischanlage funktionierte nicht richtig und auch die Deckenleuchte versagte ihren Dienst. Nur mit Mühe sprang der Wagen überhaupt an.

Das Autohaus behob zwar die Schäden, jedoch kurz darauf war das Auto wieder kaputt. Weitere Abschleppaktionen, unter anderem durch den ADAC, folgten. Christine G. verlangte schließlich von der Firma die Wandlung, das heißt, ihr Auto gegen ein anderes gleichwertiges Fahrzeug umzutauschen. "Haben mindestens zwei vergebliche Reparaturversuche an derselben Stelle durch den Händler stattgefunden", erklärt Paul Wieja von der ADAC-Mitgliederberatung, "so hat auch der Kunde mit einem geleasten Auto Anspruch auf Wandlung." Dies gelte jedoch nicht für "Lappalien", wie zum Beispiel den Ausfall der Deckenbeleuchtung oder der Wischanlage, sondern nur für schwerwiegende Schäden.

Der Geschäftsführer des Automobilhauses und die Herstellerfirma lehnen die Wandlung jedoch ab. Nach ihrer Darstellung seien die Reparaturen jedes Mal an einem anderen Autoteil ausgeführt worden und somit die Voraussetzungen für eine Wandlung nicht gegeben. Trotzdem, so räumt zumindest der Geschäftsführer des Autohauses ein, handele es sich bei dem Wagen offensichtlich um ein "Montagsauto", das allen Beteiligten "nur Ärger" bereite.

Die Herstellerfirma besteht jedoch nach wie vor auf der offiziellen Regelung, daß einer Wandlung eine dreimalige Nachbesserung vorangegangen sein muß. "Wenn das Auto weiter verrückt spielt, dann werden wir als Vertragswerkstatt die Reparaturen übernehmen. Die Garantie läuft insgesamt zwei Jahre", versichert der Chef der Werkstatt. Ein schwacher Trost für Christine G., die inzwischen ihr Auto lieber in der Garage läßt, da sie befürchtet, erneut liegenzubleiben. reu

Festlich bis fröhlich

Concordia 1839 bat zum Ball / Verdiente Mitglieder geehrt

WÖLLSTADT. Festlich, aber nicht steif war die Atmosphäre am Samstag abend beim Ball des Gesangvereins Concordia 1839 im Bürgerhaus in Nieder-Wöllstadt. Mit Ludwig van Beethovens "Die Himmel rühmten" eröffnete der Chor unter Leitung des Vize-Chorleiters Helmut Thorn den festlichen Abend, zu dem Zweiter Vorsitzender Bernhard Heger rund 280 Gäste begrüßen konnte. Doch nicht allein klassische Werke wurden dem Publikum geboten, sondern auch Volkslieder wie "Auf der schwäbsche Eisebahne", Gesangseinlagen des Kinderchors "Concordia-Schwalben" und Schlager, die die "Concordia-Finken" unter Leitung von Martin Winter anstimmten.

Für Gerhard Fink, Peter Münk, Helmut Köppler, Karl Straub und Willy Zink war der Abend ein besonderes Ereignis. Heinrich Pfeffer vom Vorstand des Sängerbundes Hessen, Kreisgruppe Friedberg, ehrte die fünf Männer für 25 Jahre Vereinsmitgliedschaft. Bereits 40 Jahre lang ist Helmut Repp Mitglied des Nieder- Wöllstädter Gesangsvereins - seit Samstag nun auch Ehrenmitglied.

Nach Musik zum Zuhören konnten die Gäste zu den Rhythmen der "Star-Combo" tanzen oder in der Weinlaube bei einem kühlen Tropfen plaudern. Weiterer Höhepunkt des Abends: die große Tombola, bei der es über 300 Preise zu gewinnen gab. cor

Amerikanische Anbieter attackieren Computer-Festung Japan Aggressive Konkurrenz aus den USA zettelt PC-Preiskrieg an / Offensive trifft Nippons Rechnerriesen unvorbereitet

Nippons Computerindustrie bekommt jetzt auch im eigenen Land die Schmerzen der Konkurrenz zu spüren. Innerhalb weniger Wochen zwangen ihr die Erzrivalen aus den Vereinigten Staaten einen tückischen Preiskrieg bei Personalcomputern (PC) mit ungewissem Ausgang auf. Der japanische Rechnerriese NEC nahm den Kampf bisher eher halbherzig an. Er kündigte für Februar ein neues Modell an, dessen Vorzug vor allem darin besteht, daß es ohne Leistungseinschränkung etwa halb so teuer ist wie der Vorgänger. Damit berechnet das Unternehmen aus Tokio den Kunden freilich immer noch rund ein Drittel mehr, als etwa die Compaq aus Texas seit dem Spätherbst im Inselstaat verlangt.

Dennoch gilt die Korrektur als Sensation, denn bisher hatte sich Nippons Branchenführer mit seinem Anteil von 53 Prozent am inländischen Markt zuhause absolut sicher gefühlt und eine "Niedrigpreispolitik" stets verächtlich zurückgewiesen. Ein Sprecher erklärt die Wende fast schon entschuldigend mit einer plötzlichen "Senkung der Produktionskosten". Daß der Goliath hektisch auf den amerikanischen Angriff reagiere, dementiert er wenig überzeugend. Dem Wirtschaftsblatt Nihon Keizai Shimbun erscheint die Festung des japanischen Computermarktes bereits endgültig geknackt.

Der Glaube an die Überlegenheit heimischer Geräte, gepaart mit der schwierigen Entwicklung von Programmen aufgrund der komplizierten japanischen Schriftzeichen, zwang die Kunden jahrelang zum Kauf inländischer Produkte und verschreckte ausländische Anbieter. Offenkundig haben jetzt große US-Hersteller nicht nur die technischen Probleme des Marktzugangs im Kostengriff. Sie wollen erklärtermaßen "den Löwen in der eigenen Höhle schlagen". Als erster bot Japan-Neuling Compaq einen Standard-PC für umgerechnet 1600 Mark an. In den ersten drei Tagen setzten die Leute aus Houston 4000 Geräte ab. Der Niederlassungschef meinte euphorisch: "Ich denke, das wird die Computerwelt in Japan verändern." IBM zog über ihre japanische Tochter forsch nach und warf für weniger als 2500 Mark einen Mittelklasse-Rechner auf den Markt - der Preiskrieg war definitiv eingeleitet.

Der Angriff gilt einem Gegner, der in einer mißlichen Lage steckt. Der NEC- Konzern beispielsweise, der den Löwenanteil des japanischen PC-Marktes von knapp 2,4 Millionen Einheiten (1991) kontrolliert, wurde im vorigen Jahr weltweit von Compaq vom dritten Platz verdrängt. Sein Stück vom globalen PC-Kuchen schrumpfte nach Angaben von Marktforschern von 6,4 auf 5,1 Prozent. Die Tokioter reagieren inzwischen mit erheblichen Personaleinsparungen. Und ein Vorstandsmitglied kommentierte die US-Offensive ungewöhnlich deutlich: "Ehrlich gesagt, sind wir derzeit auf einen Kampf über den Preis nicht vorbereitet."

Der Wettbewerbsnachteil japanischer Hersteller hat vor allem hausgemachte Gründe. Zwar kommen sie mit tragbaren Rechnern (Laptops) auf riesige Stückzahlen, doch sieht es bei Tischgeräten ungünstig aus. Wegen der engen Wohnungen ziehen viele Kunden eine einfache Textverarbeitungsmaschine im Notizbuchformat den aufwendigeren und größeren Rechnern vor. Zudem arbeitete die Software bisher recht langsam und war relativ teuer, weil mehrere tausend komplizierte chinesische Schriftzeichen sowie zwei Hilfsalphabete zu verarbeiten sind.

Die Rezession in Japan deckt solche Probleme schonungslos auf. Der Umsatz dürfte im Geschäftsjahr 1992 zum ersten Mal seit 1975 gefallen sein. Der Entwicklungsverband japanischer Elektronikhersteller schätzt den jüngsten Produktionswert auf umgerechnet rund 55 Milliarden Mark. Gemessen an 1991 wäre dies ein Minus von gut zehn Prozent. Noch vor kurzem hatte die Organisation ein Plus von sieben Prozent erwartet. Eigentlich ist es für Nippons Elektronikkonzerne üblich, in so schweren Zeiten globale Einbußen durch ein hohes Preisniveau am Binnenmarkt wenigstens teilweise auszugleichen. Diesen "Königsweg" versperren nun die aggressiven Konkurrenten aus den Vereinigten Staaten.

Ihr Angriff zeigt nicht nur über den Preis Wirkung. Fujitsu, die Nummer zwei der japanischen Rechnerwelt, und der Elektronik-Gigant Matsushita, der Geräte mit dem System des Zweitplazierten verkauft, kündigten bereits an, daß sie auch IBM-kompatible Computer anbieten wollen. Der US-Konzern liefert dafür eine zweisprachige amerikanisch-japanische Variante des Betriebssystems DOS. Damit wird es auch den Japanern möglich, preiswerte Teile aus Taiwan und anderen asiatischen Staaten einzubauen und weltweit übliche Software einzusetzen. Mit der totalen Öffnung des Marktes für DOS-Anbieter bricht gleichzeitig Nippons Preismonopol im eigenen Land zusammen.

Bis vor kurzem mußten die japanischen Kunden für einen PC zuhause bis zu dreimal mehr bezahlen als außerhalb der Grenzen des Inselreiches. Kein Wunder, daß Reiseagenturen in Fachzeitschriften Hongkong- oder Singapur-Flüge als "Computer-Trips" für den Kauf eines Rechners annoncierten. Die Hersteller ließen sich dies gefallen, weil das PC-Segment am Computermarkt in Nippon relativ klein war. Der Umsatz lag 1991 bei etwa 15 Milliarden Mark. Um internationalen Maßstäben gerecht zu werden, müßte sich die PC-Verbreitung von statistisch derzeit einem Gerät pro 9,2 Einwohner auf den US-Standard von einem Rechner je 3,4 Personen erhöhen. Das würde einen Anstieg der Verkäufe auf nicht weniger als fünf Millionen Stück pro Jahr bedeuten. Darauf hoffen wohl jetzt die kühnsten Optimisten aus den USA. RAINER KÖHLER (Tokio)

Neubeginn im heulenden Elend "Pericles" von Shakespeare: Peter Palitzsch inszeniert am "Berliner Ensemble"

BERLIN. Das war am Sonntag abend in dem berühmten "Theater am Schiffbauerdamm" für das von Helene Weigel und Bertolt Brecht 1949 gegründete "Berliner Ensemble", die einstige Staatsbühne der DDR, ein Neubeginn in größter Verwirrung - um es freundlich zu sagen.

Nach dieser ersten Veranstaltung einer anderen Zeitrechnung zu urteilen, gibt es weder im Amt des Berliner Kultursenators noch unter den fünf Intendanten (Palitzsch, Zadek, Matthias Langhoff, Marquardt und Müller) eine Vorstellung davon, was mit und an diesem Theater geschehen soll.

Nur so viel hat man sich offenbar vorgenommen: Nichts soll in Zukunft mehr so sein wie es an diesem Haus einmal war. Also zum neuen Start natürlich kein Stück von Brecht. Aber auch äußerlich rabiate Veränderungen, im Parkett wurde sogar die alte Bestuhlung ersatzlos herausgerissen, die drei Logenränge wurden teilweise verhängt; auf der Bühne mußte der fest installierte Rundhorizont weichen. Der Abend dieser Wiedereröffnung wirkte wie ein Akt der Austreibung, ein Exorzismus "bösen" DDR-Geistes.

Wenngleich mit einem falschen (und auch noch reichlich lahmen) Furor. Es ist nämlich bei all dem heiligen Veränderungseifer auch viel von dem gleich mit- vertrieben worden, das einmal den Ruhm des BE begründet hatte und besser zu erhalten oder jedenfalls wiederzubeleben gewesen wäre: Brechts Idee der Notwendigkeit einer Nähe des Theaters zur Gesellschaft; der Sinn für Artistik wie für dramaturgische Konsequenz bei der Beschreibung von Wirklichkeit; Phantasie als ein Ausdruck der Lust am Denken; schauspielerische Disziplin. Was nach der Verschrottung des Alten nun noch geblieben ist - es ist das heulende Elend. Nur diese Gewißheit haben wir jetzt: So, wie das BE sich an diesem Abend dargestellt hat, kann (und sollte) es keine Zukunft haben.

Das ist besonders bitter für Peter Palitzsch, der es, ein letzter Gerechter des deutschen Theaters, auf sich genommen hatte, dreißig Jahre nachdem er das Haus, das seine Lehrstätte war, verlassen hatte, nun dort die Wiederkehr zu wagen. Am Ende der Premiere stand er verlegen lächelnd unter den Schauspielern an der Rampe, mit einem roten Schal und roten Rosen, der schüttere Beifall wurde da etwas herzlicher - ein anrührendes Bild, das einzig erinnernswerte des Abends, einen weiten Weg ist der Mann gegangen und gekommen, großer Bogen einer deutschen Theater-Biographie.

Aber in der Aufführung selbst hatte sich der Bonus, den jeder diesem Palitzsch zu geben bereit war, doch rasend schnell verbraucht. Kaum zu rechtfertigen schon die Entscheidung für das Stück, "Pericles", diese erste von Shakespeares "Romanzen", viel schwächer als die anderen, "Cymbeline", "Das Wintermärchen", "Der Sturm", und wahrscheinlich erst ab dem dritten Akt dem Dichter überhaupt zuzuschreiben. Die dem achten Buch der "Bekenntnisse eines Liebenden" von John Gowers entnommene Geschichte von dem König Pericles, der hinter das Geheimnis eines Mächtigen kommt (des Antiochus, der, das ist das Geheimnis, in inzestuöser Beziehung mit seiner Tochter lebt) und von dem Tyrannen deswegen verfolgt, ein Flüchtling wird, unterwegs zuerst sein Glück macht, eine Frau findet, die ihm eine Tochter gebiert, dann die beiden verliert und endlich wundersamerweise zum glücklichen Ende die zwei Totgeglaubten lebendig wiederfindet - diese eher mühsam voranbewegte Handlung war im frühen siebzehnten Jahrhundert ein populärer Stoff, das Stück wurde da viel gespielt; später verliert sich seine Spur, in Deutschland ist es 1924 (!), in Mannheim, zum ersten Mal gegeben worden. Es ist, heute kann man sagen, eine Art von sehr gekünsteltem "road-theatre", Pericles unterwegs durch ferne Zeiten und allerhand märchenhaft-seltsame Begebenheiten. Zauber und Witz der Reise können einem allerdings jetzt beim Lesen sehr schal vorkommen, abgestanden.

Wollte ein Regisseur sich dennoch darauf einlassen, müßte er die Wunder an den Schnittstellen der Handlung in einem aufblühenden, schwärmerischen Zaubertheater vor Augen bringen, in glänzenden Bildern den alten Traum der Ur-Utopie ausmalen: daß alle Verhältnisse und Schicksale, so schrecklich wir sie erleben, doch am Ende immer zum Glücklichen sich wenden müssen. Aber solch phantastisches Zaubern liegt Peter Palitzsch, der in seinen besten Arbeiten ein poetischer Realist war, leider am allerwenigsten.

So war die Wahl dieser Vorlage ungeschickt. Noch problematischer durch die neue Übersetzung, die der Dramaturg Holger Teschke verfertigt hat. Der möchte nämlich raunend die politische Gegenwart einarbeiten in die alten Texte, so läßt er den von Shakespeare (oder von wem immer) eingeführten Erzähler Gower (eine Anspielung auf jenen John Gowers, der den schon in der hellenistischen Antike bekannten Stoff in den erwähnten "Bekenntnissen" weitergereicht hatte) allerhand düstere Sätze zu deutschen Verhältnissen sagen, traniger Politkitsch, den in der Aufführung Volker Spengler als massiger Melancholiker mit trauriger Würde abliefert. Nur, solche Aktualisierung läßt sich mit dem Stück schon überhaupt nicht bewerkstelligen.

Wie nimmt man die Aufführung wahr? Die meisten Zuschauer werden hart strapaziert. Sie müssen nämlich, da die Bestuhlung entfernt wurde, für die Dauer von drei Stunden entweder auf kleinen Würfeln hocken, oder sie müssen stehen; nur die Berliner Kultur-Prominenz hatte bei der Premiere die Bequemlichkeit von Logenplätzen und grinste auf das Fußvolk herunter. Es mag ja im "Pit" von Shakespeares Globe-Theatre so Praxis gewesen sein - heute ist so ein Arrangement ärgerlich, zumal die Elisabethaner sich während der Aufführungen bewegen (kommen und gehen, essen und trinken) durften, während das in Berlin als Störung nicht erwünscht ist.

Zwar zieht Palitzsch einzelne Szenen von der Bühne über Stege und Podeste immer mal wieder auch in den Zuschauerraum, aber dieses Ausgreifen ist eher krampfhaft als zwingend. Krampf ist jedoch vor allem die durchgängige Verulkung aller Figuren. Sie wird vor allem mit den Kostümen Karl Kneidls erzwungen, der hier vor keiner noch so schlichten Veralberung zurückgeschreckt ist. Die Potentaten, Ekkehard Schall als halbnackter Antiochus mit eng geschnürtem Schmerbauch zum Beispiel, kommen so lächerlich daher wie die Opfer, etwa Hermann Beyer als mehrmals sich entblößender Jammermann.

Nur keine Poesie, heißt die Parole gegen den Text. Brüche spielen - bis alles in Trümmern liegt. Palitzsch will die Szenen ausnahmslos krude, erbärmlich, schäbig, häßlich haben; und die Menschen, Männer wie Frauen, vor allem kaputt. Das gelingt ihm und seinen Schauspielern auch restlos: Vielleicht sollten ja Widersprüche am Verhalten der einzelnen hervorgetrieben und sichtbar werden - das Ergebnis ist aber, daß man meinen muß, eine Laienspielschar vor sich zu haben, nicht ein einziger, keine Schauspielerin und kein Schauspieler, keiner von den Älteren und schon gar keiner von den Jüngeren, der darüber hinauskäme. Von seinem Potential an Intelligenz, Artistik, Disziplin gibt das Ensemble nur einen vollständig deprimierenden Eindruck, aussichtslos.

Und das muß man dann natürlich sagen: So unbeholfen, unbegabt die Truppe wirkt - war es wohl doch richtig, daß sie zu dieser Eröffnung keinen Brecht gespielt hat. Obwohl Brecht für das "Berliner Ensemble" theaterpolitisch eine vernünftige Entscheidung gewesen wäre. Von dem Stückeschreiber und dem Theatermacher Brecht läßt sich nämlich immer noch lernen, wie zu vermeiden ist, was sich in seinem alten Haus nun als das falsche Neue ereignet hat. So blöd war der nicht. PETER IDEN

"Deutschland kommt eine extrem wichtige Rolle in den UN zu. Eines der Ziele meines Besuchs in Bonn ist, der Regierung und der Bevölkerung zu erklären, welche Bedeutung wir der Rolle zumessen, die Deutschland in den Vereinten Nationen spielen könnte."

Das Wahlprogramm der SPD wird verabschiedet

MAINTAL. Die Delegierten des SPD- Stadtverbandes Maintal aus allen vier Stadtteilen treffen sich am morgigen Mittwoch, 18 Uhr, im Colleg des Bürgerhauses Maintal-Bischofsheim zu einer Versammlung. Zentraler Punkt der Tagesordnung ist die Schlußdebatte und Verabschiedung des Wahlprogramms der Maintaler SPD für die Kommunalwahl am 7. März.

Fraktionsvorsitzender Mario Arendt wird das Programm, das unter dem Motto "Mit Erfolg in die Zukunft - SPD Maintal" steht, einbringen und erläutern. "67 Delegierte befassen sich mit dem Entwurf, der in Arbeitsgruppen in wochenlanger Arbeit erstellt und in allen vier Ortsvereinen ausführlich diskutiert wurde", teilt der Medien- Service der SPD dazu mit. "Die Anregungen und Forderungen, die sich in Diskussionen ergaben, wurden in den Entwurf aufgenommen und sollen am Mittwoch abend abschließend bera- ten werden." Die Veranstaltung ist öffentlich. pom

"Meine Idee wäre eine Größenordnung von 50 000 oder 100 000 Mann, bereitgestellt von 30 bis 40 Ländern. Wir könnten also im Bedarfsfall in wenigen Stunden oder Tagen die für die Friedenserhaltung notwendigen Streitkräfte zusammenstellen."

Heute Vortrag über "Torf im Garten?"

BAD NAUHEIM. Die Reihe "Naturnahe Gärten und begrünte Häuser" wird am heutigen Dienstag, 12. Januar, um 19.30 Uhr im Alten Rathaus fortgesetzt. Michael Nörpel informiert über "Torf im Garten - Torf in der Natur".

Wie Rudi Nein, Vogelschützer aus Bad Nauheim und Organisator der städtischen Veranstaltungsreihe, mitteilt, will Nörpel vermitteln, daß Torf kein Dünger ist und den Boden versauert. Er werde derzeit vorwiegend dazu benutzt, exotische Pflanzen hochzuziehen. Das Gewinnen von Torf zerstöre das Ökosystem Moor. In Hessen gebe es mit dem "Roten Moor" in der Rhön inzwischen nur noch ein "halbwegs intaktes" Moor. Der Referent soll auch Alternativen zum Torfeinsatz aufzeigen. mk

Komödie handelt vom Leben zweier Strohwitwer

ESCHBORN. "Zwiebeln und Butterplätzchen" - eine Kombination, die nicht so richtig zusammenpaßt. Und so scheitert denn auch der ausgedehnte Lokalbummel, den zwei Strohwitwer in der Komödie des Theaters am Kurfürstendamm mit zwei netten Damen planen, an den überraschend wiederkehrenden Ehefrauen. Peer Schmidt und Chariklia Baxevanos spielen die Hauptrollen in der Komödie, die am Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr in der Stadthalle aufgeführt wird. Karten gibt es bei Schreibwaren Kraft an der Hauptstraße und bei Schreibwaren Höhne, Steinbacher Str. 8. Die Abendkasse ist ab 19 Uhr geöffnet. she

Im Wortlaut "Man sprach mit Paranoikern" Der Dramatiker Heiner Müller über seine Stasi-Kontakte

"Ich war und ich bin ein Stück DDR- Geschichte, und ich glaube schon, es geht um die Auslöschung von DDR-Geschichte, und da ist das ein guter Schritt, so eine Aktion, so eine Denunziation. Und es ist ganz schwer in dieser giftgeschwollenen Atmosphäre, überhaupt darüber zu reden. Der Hauptpunkt ist, ich hatte natürlich, das ist unvermeidlich in einer Position, wie ich sie hatte, Kontakt mit der Staatssicherheit. Ich weiß nicht, mit wie vielen hundert Mitarbeitern ich gesprochen habe, ohne zu wissen, daß sie Mitarbeiter der Staatssicherheit waren. In jeder Theaterkantine saß da einer, mindestens einer, und es gab auch direkte Gespräche. Ich wußte, ich rede nicht mit der Heilsarmee. Ich mußte immer wissen, was ich sage und was ich sagen kann. Und ich mußte auch immer wissen, wann ich lügen muß. Das gehört zu solchen Gesprächen. Und ich habe versucht, zu beraten und Einfluß zu nehmen auf Dinge, weil, es war ab einem bestimmten Zeitpunkt ab nicht mehr möglich, mit Parteifunktionären vernünftig zu reden, gerade in den letzten Jahren. Und da war es möglich, mit Stasi-Offizieren vernünftig zu reden, weil die mehr Informationen hatten und mehr wußten über die wirkliche Lage als ein Parteifunktionär, der seinen Nachtschlaf nur noch zustande brachte, indem er sich Illusionen machte.

Das war die Situation. Ich habe da überhaupt nie ein moralisches Problem drin gesehen, sehe ich auch heute nicht. Man wußte, man sprach mit Paranoikern, und das war ganz klar.

Mich hatte natürlich auch interessiert dieses Warnsystem, mich hat dies auch interessiert als Autor, dieses Material. Wie funktionieren solche Gehirne und solche Apparate? Das will ich zugeben, war auch eine Neugier. Ein anderer Punkt war sicher, ich hatte nie eine staatliche Funktion in der DDR wie zum Beispiel Hermann Kant, der natürlich über seine staatliche Funktion immer Kontakt haben mußte. Das war ganz selbstverständlich. Ich war auch nie Leiter eines Theaters, die das auch haben mußten.

Und ich war nicht in der Partei. Ich war seit '61 nicht mehr im Schriftstellerverband, ich war also über keine Organisation kontrollierbar. Deswegen gab es das Interesse, mich auch auf so eine Weise zu kontrollieren. Das war mir auch bewußt. Aber ich war, glaube ich, damals schon erwachsen. Ich wußte wirklich, wie ich rede und wie ich mit denen rede. Das lief im allgemeinen so ab, der sagt also, wir haben jetzt hier diesen Fall. Was halten Sie davon? Was sollen wir tun? Was können wir tun? Das war das eine.

Dann ging es um, auch natürlich, um Theater, und es ging um, sogar um Literatur, manchmal. Eine Aufgabe dieser mit Kultur befaßten Offiziere war ja auch, den Funktionären Texte zu interpretieren, die sie nicht lesen konnten. Die Kulturfunktionäre kamen meistens aus irgendeinem Handwerk, der letzte Kulturminister war Konditor, glaube ich, von Beruf. Und, die brauchten gebildete Leute, die ihnen sagen, was steht in diesem Text. Ich habe keinen Orden bekommen, außer dem Nationalpreis. Der wurde nicht von der Staatssicherheit verliehen. Und vorher war ich mal, ich glaube, Aktivist. Und das war in jedem Betrieb normal, wenn man 5 Jahre da war, kriegte man irgendeinen Aktivistenorden, oder so was, das war im Theater.

Also ich habe weder Orden bekommen, noch irgendwelches Geld. Das ist alles lächerlich. Und da waren die auch viel zu intelligent, so was überhaupt für möglich zu halten und denen war auch klar, daß ich nicht ihr Freund oder Alliierter war, ich war ein potentieller Feind, und das war das Interesse, diesen potentiellen Feind irgendwie unter Kontrolle zu halten. Ich hatte nie das Gefühl, daß ich was zu verbergen habe. Ich kann zu allem stehen, was ich gesagt und gemacht habe, ich kann zu nichts stehen, was in irgenwelchen Akten steht, solange ich es nicht kenne."

Heiner Müllers Äußerungen, wiedergegeben in einem Interview von "Spiegel-TV".

Auf einen Blick

Seite II USINGEN. Geht CDU-Chef Gerhard Liese als Kämmerer zum Umlandverband Frankfurt? Seite III OBERURSEL. Die Anmeldefrist läuft: Bei der Volkshochschule wollen viele vieles lernen. Seite IV LOKALSPORT. Gegen Eisenach überzeugt Regionalligist TSG Ober-Eschbach endlich auch in der Offensive.

SKV Mörfelden, Marathon-Staffel Nur drei Mannschaften mußten aufgeben Teilnehmerzahl des Vorjahres nicht erreicht / Bestmarken der Darmstädter blieben bestehen

Nicht ganz so rege Beteiligung wie im Vorjahr, dafür aber erneut gute Stimmung gab es beim Marathon-Staffellauf der Sport- und Kulturvereinigung (SKV) Mörfelden. 110 Mannschaften mit je vier Läuferinnen und Läufern traten an. Immerhin 14 Teams weniger als noch 1992. Dafür erreichten aber auch 107 Mannschaften das Ziel. Ein außerordentlich hoher Prozentsatz, wie Organisator Heinrich Hormel seiner Statistik entnehmen konnte.

Der Titelverteidiger ASC Darmstadt beteiligte sich in diesem Jahr nicht an dem Mörfelder Läufer-Treffen. Dieser Ausfall erklärt vielleicht schon einen Teil des Rückgangs. Und weil die Leistungsträger aus Darmstadt fehlten, kam dieses Jahr keine Mannschaft auch nur annähernd an den bestehenden Streckenrekord heran, zumindest nicht bei den Aktiven. Da liegt er nämlich bei 2:17,43 Stunden. Diesmal lief als erste die Mannschaft des TSV Friedberg-Fauerbach nach 2:24,46 Stunden über die Ziellinie.

Besser sah es bei den Senioren aus. Hier siegte der TV Waldstraße Wiesbaden mit einer Zeit von 2:26,50 (der Rekord in dieser Klasse liegt bei 2:24,17).

Auch bei den Frauen blieb die vom ASC Darmstadt mit Spitzenläuferinnen wie Charlotte Teske gesetzte Bestmarke unerreicht. Die Damen des LC Olympia Wiesbaden erreichten in dieser Klasse nach 3:00,34 Stunden das Ziel.

Eine Sonderwertung schrieben die Veranstalter für Mannschaften aus, die zusammen älter als 200 Jahre waren. Diesen Titel holten sich die Läufer(innen) der LG Bad-Soden-Neuenhain. Sie wurden mit dem neu geschaffenen Walter- Velke-Gedächtnispokal ausgezeichnet. Walter Velke war ein langjähriger Anhänger der Mörfelder Winterlaufserie und verstarb im letzten Frühjahr im Alter von 61 Jahren. Seine 91jährige Mutter überreichte den Gedächtnispokal.

Beeindruckt hat eine Damen-Mannschaft des OSC Höchst, die zusammen schon über 250 Jahre zählt. Vor allem die 80jährige Johanna Luther erntete den Respekt der jungen Lauf-Kollegen und -Kolleginnen. Diese Staffel kam nach 4:10,00 Stunden über die Ziellinie.

Ergebnisse: Aktive (Rekord bei 2:17,43 Stunden): 1. TSV Friedberg-Fauerbach 2:24,46; 2. TSV Pfungstadt 2:32,36; 3. LG Offenbach 2:33,22; 17. TV Groß-Gerau 2:45,58; 22. TSV Wolfskehlen 2:50,38; 25. TV Königstädten 2:55,00; 28. LG Büttelborn 2:55,36; 30. LG Dornheim 2:57,20; 41. LG Mörfelden-Walldorf 3:08,51; 51. LG Büttelborn II 3:20,10; 54. LG Büttelborn III 3:28,24; 55. Licher Main-Rhein 3:29,18.

Senioren ab M40 (Rekord bei 2:24,17 Stunden): 1. TV Waldstraße Wiesbaden 2:26,50; 2. LC Michelin Bad Kreuznach 2:34,59; 3. Lauftreff Königstädten 2:34,59; 12. LG Mörfelden-Walldorf 2:50,44; 15. TV Crumstadt 2:53,36; 17. TSV Wolfskehlen 2:55,26; 28. TSV Wolfskehlen II 3:10,49; 29. TV Groß-Gerau 3:11,24.

Frauen (Rekord bei 2:38,00 Stunden): 1. LC Olympia Wiesbaden 3:00,34; 2. TSV Friedberg Fauerbach 3:02,58; 3. TV Waldstraße Wiesbaden 3:04,47; 8. TV Groß-Gerau 3:20,12;

Familienwertung: 1. Familie Gürpinar aus Darmstadt 3:33,05. rip

"Gehwege zu Lasten der Autofahrer verbreitern" Alternativer Verkehrsclub fordert Fußgängerbeauftragten Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Schubert Analog zum Amt des Fahrradbeauftragten hat der Kreisverband Frankfurt des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) eine Lobby für Fußgänger gefordert. Der Fußgängerbeauftragte sollte innerhalb der Verwaltung "beratend und kontrollierend" tätig sein und sämtliche Planungen koordinieren, bei denen Belange der Fußgänger berührt sind. Eine der wichtigsten Aufgaben sei die Einrichtung von "fußgängerfreundlichen, konfliktfreien Ampelschaltungen". Zumeist seien diese einseitig an den Interessen des Autoverkehrs orientiert. In Frankfurt, so begründete der alternative Verkehrsclub seine Initiative, "klafft eine große Lücke bei der Förderung des umweltfreundlichen Zufußgehens". Bislang sei nur der Umbau einiger Hauptachsen in der Innenstadt fußgängerfreundlich erfolgt oder in Vorbereitung. Als löbliches Beispiel nannte VCD- Sprecherin Gisela Becker den neuen oberirdischen Fußweg zwischen Hauptbahnhof und Kaiserstraße.

VCD-Vorstand Kurt Steffenhaben appellierte an die Stadt, künftige Gehwege "zu Lasten der Autofahrer" mit einer Mindestbreite von vier Metern zu bauen. Zugleich müsse auch das legale Gehwegparken künftig untersagt werden. Poller und Blumenkübel zum Schutz der Fußgänger dürften nicht mehr auf den Gehwegen selbst, sondern "dort installiert werden, wo sie hingehören: auf die Fahrbahn". Entlang von Wohnstraßen, die wie Eschersheimer Landstraße, Reuterweg oder die Friedberger Landstraße zugleich auch Hauptverkehrsstraßen sind, müßten in kürzeren Abständen sichere Fußgängerpassagen eingerichtet werden.

Im Aufgabenkatalog des Fußgängerbeauftragten ganz vorne stehen sollte das Thema Ampelschaltung. Orientierung müßte dabei die vom Juni 1992 stammende "Richtlinie für Signalanlagen" bieten. In diesem in Nordrhein-Westfalen erarbeiteten Leitfaden ist vorgesehen, daß Autofahrer beim Rechtsabbiegen nicht mehr zeitgleich Grün mit querenden Fußgängern bekommen sollen. Dafür wird die verstärkte Nutzung des "Rundumgrüns" empfohlen - im Kreuzungsbereich zeigen dann zur selben Zeit alle Fußgängerampeln Grün.

Das Rundumgrün gibt es in Frankfurt bislang nur an wenigen Stellen. Zur Ausnahme zählen der Kreuzungsbereich des Grüneburgwegs mit der Straße Im Trutz sowie der Schnittpunkt der Wittelsbacherallee mit der Waldschmittstraße.

Als Negativbeispiel nannte der VCD dagegen den Knotenpunkt Wittelsbacherallee / Saalburgallee. Zur Haltestelle der Straßenbahnlinie 12 in Richtung Innenstadt gebe es dort von einer Straßenseite aus überhaupt keinen Überweg. An anderer Stelle müßten die Fußgänger auf einer "Mittelinsel von knapp zwei Quadratmetern und von Autos umtobt" auf das nächste Grün warten.

In der Fachgruppe Fuß- und Fahrradverkehr will der VCD in den kommenden Wochen systematisch wichtige Kreuzungen im Stadtgebiet auf ihre Schwächen hin untersuchen.

Bauausschuß Wöllstadt tagt am Mittwoch

WÖLLSTADT. Der Kauf eines Löschfahrzeuges für die Freiwillige Feuerwehr Ober-Wöllstadt steht auf dem Programm des Bauausschusses, der am Mittwoch, 13. Januar, um 19 Uhr im Kolleg der Mehrzweckhalle Ober-Wöllstadt, Gartenstraße 17, tagt. Womöglich kommt auch die Situation um den Bau für die Feuerwehr in Nieder-Wöllstadt zur Sprache.

Wie der Bauausschuß, so berät auch der Ausschuß für Sport-, Kultur- und Soziales am Dienstag, 19. Januar, um 19 Uhr im Kollegraum der Mehrzweckhalle über den Entwurf des Haushaltplanes 1993.

Außerdem steht ein Schreiben der Interessengemeinschaft Wöllstädter Eltern zur Spielplatzsituation im Ort zur Debatte. Die Eltern aus Ober-Wöllstadt hatten unter anderem vorgeschlagen, durch Selbsthilfe hier und da für etwas mehr Farbe auf den Kinderspielplätzen zu sorgen. de

Kleine Lokalrundschau

"Baker Boys" im Schloß In der Reihe "Filme im Schloß" zeigt das Kulturamt am Freitag, 15. Januar, um 18.30 und 20.45 Uhr im Biebricher Schloß die amerikanische Filmkomödie "Die fabelhaften Baker Boys" in der Originalfassung.Neue Sprechzeiten Die Mitarbeiter der Wohnungsvermittlungsstelle im Kurt-Schumacher-Ring 2-4 sind künftig mittwochs und freitags von 8 bis 12 Uhr zu sprechen. Die bisherige Montags-Sprechstunde entfällt. Emil Szymannsky Retrospektive Dem vor zehn Jahren gestorbenen Künstler Emil Szymannsky ist eine Ausstellung gewidmet, die am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr in der Villa Clementine, Frankfurter-/Wilhelmstraße, eröffnet wird. Sie ist bis zum 31. Januar donnerstags und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Probleme nach der Scheidung Während des nächsten Treffens des Interessenverbandes Unterhalt und Familienrecht am Mittwoch, 13. Januar, um 19.30 Uhr im Roncalli-Haus, Friedrichstraße 26-28, werden sich Geschiedene über ihre seelischen Probleme aussprechen, wenn sie nach der Trennung ihre Kinder nur noch selten oder überhaupt nicht mehr sehen. Konzert für Orgel und Blockflöte Orgel- und Blockflötenmusik aus vier Jahrhunderten erklingt am Sonntag, 17. Januar, um 17 Uhr in der evangelischen Kirche in Bierstadt. Es musizieren das Blockflötenensemble Bierstadt und der Organist Thomas Schwarz. Derek James im Café Cicero Das Uwe-Gehring-Quartett stellt am Samstag, 16. Januar, um 20.30 Uhr im Café Cicero, Kirchgasse 50, den amerikanischen Saxophonisten Derek James vor. Referat über Rechtsextremismus Propagandamethoden und "Tarnung der wahren Absicht" der Rechtsextremisten in der Bundesrepublik beschreibt Dr. Joachim Schwagerl am Mittwoch, 20. Januar, um 19.30 Uhr in einem Vortrag, den er in der Fachhochschule, Bleichstraße, halten wird. Schwagerl war früher Referent für den informativen Verfassungsschutz im hessischen Innenministerium.Im Wortlaut: Fragen der Grünen zum Kreiswerke-Verkauf ". . . kann derzeit nicht beantwortet werden"

MAIN-KINZIG-KREIS. Um die Chuzpe darzustellen, mit der der Kreisausschuß die Anfragen der Grünen zum geplanten Teilverkauf der Kreiswerke Gelnhausen abbügelte, hat die Fraktion der FR die entsprechende Vorlage aus dem Landratsamt überlassen. Die FR dokumentiert das bemerkenswerte Schriftstück im Wortlaut: "Die Kreistagsfraktion Die Grünen hat am 11. November folgende Anfrage an den Kreisausschuß gerichtet:

1) Werden zur Zeit noch Verkaufsverhandlungen zwecks Teilverkaufs der Kreiswerke Gelnhausen geführt? Und wenn ja, mit wem?

Antwort (des Kreisausschusses): nein.

2) Sind die im Kreistagsbeschluß vom 24. Mai 1991 genannten Energieversorgungsunternehmen EAM, OVAG und ÜWAG noch an der Übernahme von Anteilen der Kreiswerke interessiert? Wer von den genannten ist nicht mehr interessiert?

Antwort: siehe Antwort zu Frage 1.

3) Gab oder gibt es weitere im Kreistagsbeschluß vom 24. Mai nichtgenannte Kaufinteressenten für Anteile der Kreiswerke?

Antwort: ist dem Kreisausschuß nicht bekannt.

4) Warum ist es bis jetzt noch zu keinem Teilverkauf der Kreiswerke gekommen? Wenn doch schon ein Teilverkauf stattgefunden hat, warum wurde darüber dem Kreistag nicht berichtet?Antwort: Ein Teilverkauf hat nicht stattgefunden.

5) Welche Hindernisse bestehen, einen Teilverkauf durchzuführen beziehungsweise über einen erfolgten Teilverkauf im Kreistag zu berichten? Wie können diese Hindernisse beseitigt werden?

Antwort: siehe Antwort zur Frage 4.

6) Ist es richtig, daß ein Teilverkauf derzeit nicht zu den im Kreistagsbeschluß vom 24. Mai genannten Bedingungen erfolgen kann?

Antwort: Dieser Wertung in der Fragestellung kann sich der Kreisausschuß nicht anschließen.

7) Sind die steuerlichen Probleme jetzt gelöst, und wenn nein, welche steuerlichen Probleme gibt es noch?

Antwort: kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.

Pfarrgemeinderäte rufen zu Hilfe für Bosnier auf

BAD SODEN / SULZBACH. Kostenlose Betten für verletzte Bosnier aus Sarajewo sollen in den Krankenhäusern des Kreises zur Verfügung gestellt werden. Das fordern die Pfarrgemeinderäte von Bad Soden und Sulzbach. Sie reagieren damit auf einen Aufruf des Limburger Bischofs Franz Kamphaus, der gemeinsam mit Rupert Neudeck von der Hilfsorganisation Notärztekomitee "Cap Anamur" jetzt aus dem bosnischen Kriegsgebiet zurückgekehrt ist (wir berichteten).

Kamphaus und Neudeck forderten Bundesregierung und UN-Flüchtlingskommissariat auf, eine Zusage für den Transport von 300 Schwerverletzten aus Sarajewo nach Deutschland zu geben.

Die Pfarrgemeinderäte hoffen, daß bei einer Zusage auch Klinikbetten im Kreis "kostenlos" zur Verfügung gestellt werden. Bei "unüberwindlichen Schwierigkeiten" müßten Pfarrgemeinden und Privatleute um Spenden gebeten werden.

"Es wäre eine Schande für Europa und die Christen, wenn diese Bevölkerungsgruppe in der Stunde ihrer größten Bedrohung im Stich gelassen würde", formulierte der Bischof. Und die Pfarrgemeinderäte von St. Katharina in Soden und der katholischen Kirchengemeinde in Sulzbach sagen: "Es wäre eine Schande für den Main-Taunus-Kreis und die hier lebenden Christen, wenn es nicht auch bei uns möglich wäre, hier eine angemessene Hilfe zu leisten." she

Messungen sollen feststellen, in welcher Form der Rödelberg saniert werden muß Wie fließt das Wasser?

Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Die Vorbereitungen für die Sanierung der Altlastendeponie Rödelberg sind offenbar weiter vorangeschritten, als die Stadt Langenselbold bislang angenommen hat (die FR berichtete). Innerhalb der nächsten Wochen will die vom Land Hessen gegründete ASG, die Altlasten-Sanierungs-Gesellschaft, mit weiteren Untersuchungen des ehemaligen Abfallplatzes beginnen. Die Ergebnisse von Grundwasser- und Bodenluftmessungen sollen festlegen, in welcher Form der Rödelberg saniert werden muß. Klarheit über das Konzept soll bis Ende 1993 herrschen. Der Wirtschaftsplan für das Projekt Rödelberg liegt zwar noch nicht genehmigt auf dem Tisch der ASG, doch im hessischen Umweltministerium ist Behördensprecherin Renate Gunzenhauser sich sicher, daß die Gelder demnächst zur Verfügung gestellt werden. 400 000 Mark hat die Wiesbadener Sanierungsgesellschaft für die Untersuchungen der Langenselbolder Altlast beantragt. Der Rödelberg ist eines von sechs neuen Projekten der ASG, die in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Insgesamt 15 Altlasten, darunter auch Großprojekte wie Pintsch in Hanau, bearbeitet die Gesellschaft bereits derzeit. Gemeinsam mit dem Umweltministerium und dem hessischen Sanierungsbeirat hatte die ASG für '93 eine Prioritätenliste für weitere gefährliche Altlasten erstellt. Der Rödelberg war dabei an vierter Stelle von sechs möglichen Investitionen in diesem Jahr.

Nachdem das Hanauer Wasserwirtschaftsamt bereits in den vergangenen zwei Jahren Vorarbeit geleistet hat und ein Sanierungsverfahren für das Grundwasser und die Bodenluft erprobte, sind jetzt laut Birgit Schmitt-Biegel zusätzliche Untersuchungen erforderlich. Die Diplom-Ingenieurin der ASG leitet die Untersuchungen am Rödelberg. Die Notwendigkeit weiterer Messungen erklärt sie mit der schwierigen Grundwassersituation der Deponie. Oberhalb des Rödelberges befinde sich eine Wasserscheide. "Wir wissen noch zu wenig darüber, wie das Wasser fließt und wie weit sich die Schadstoffe schon ausgebreitet haben", so Birgit Schmitt-Biegel.

In der Hauptsache handelt es bei den gefundenen Schadstoffen im Grundwasser um Chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) und um die BTX-Aromate Benzol, Toluol und Xylol. Allesamt Giftstoffe aus der Gruppe der Lösungsmittel. Bei Messungen des Umweltministeriums 1989 und 90 wurden im Umfeld der Deponie außerdem Dioxine im Boden gefunden. Eine Bodenprobe, die auf einer unbearbeiteten und landwirtschaftlich ungenutzten Fläche gezogen wurde, überschritt den zulässigen Grenzwert von fünf Nanogramm Dioxin pro Kilogramm Boden damals um das Siebenfache. Ein Wert, der in der Stadt und bei den Landwirten erhebliche Unruhe auslöste.

Parallel zu den weiteren Grundwasseruntersuchungen der ASG wird die Gesellschaft auch erneut Bodenluftmessungen vornehmen, um die, so Schmitt-Biegel, verschiedenen Belastungsschwerpunkte genauer festzulegen. Auch in der Bodenluft wurden damals CKW, BTX-Stoffe und Methangas gemessen. Ein Stoff, so die Ingenieurin, der von Fäulnisprozessen innerhalb der Deponie zeugt. Die Werte seien jedoch vermutlich geringer als bei normalen Deponien. Dennoch müsse das Gas abgepumpt und, wenn nötig, verbrannt werden.

Sowohl die Schadstoffe im Grundwasser als auch in der Bodenluft sollen über Aktivkohlefilter gereinigt werden. Das Verfahren wurde bereits mit sogenannten Striptürmen erprobt, die für wenige Monate schon am Rödelberg während der Erprobungsphase aufgebaut waren. Wie diese Anlagen dimensioniert werden müssen, sollen die jetzigen Untersuchungen erbringen. Die Größenordnung der Ausgasung der Deponie, in der illegal Sondermüll abgelagert wurde, ist entscheidend für das Sanierungskonzept und die Frage, ob der Rödelberg eine Oberflächenabdichtung benötigt oder nicht. Sind die Mengen gering, so Schmitt-Biegel, reiche das Absaugen der Gase von der Deponieoberfläche aus. Bei größerer Ausgasung müsse der Rödelberg jedoch abgedichtet werden. Mit rund acht Millionen Mark Kosten eine teure Angelegenheit.

Bis zum Ende des Jahres soll der Umfang der Sanierung feststehen.

Bericht aus erster Hand über Nicaragua-Projekt

WIESBADEN. "Solidarität mit Ocotal" lautet das Thema eines Informationsabends des Vereins Nueva Nicaragua am Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr im Gemeindehaus der Ringkirche, Kaiser- Friedrich-Ring 5.

Inge Konradi, die seit 1988 in Ocotal arbeitet, wird über die dortige Schulsituation und über die Gründe des zunehmenden Analphabetismus berichten. Sie gibt auch Informationen über die politische und wirtschaftliche Lage in Nicaragua und über Wiesbadener Solidaritätsprojekte in Ocotal. maf

Ein Konzert als Gedächtnisstütze Jiddische Lieder im Hoftheater

WIESBADEN. Jiddische Lieder singt und spielt die Münchener Harfenistin Susanne Weinhöppel am Montag, 18. Januar, um 20 Uhr im Pariser Hoftheater.

Mit diesem Konzert wollen Pariser Hoftheater, der Förderkreis "Aktives Museums deutsch-jüdischer Geschichte in Wiesbaden" und die Grünen die jüdische Geschichte des Hauses in der Spiegelgasse im öffentlichen Bewußtsein halten. Denn das Pariser Hoftheater befindet sich in jenem Gemäuer, das den jüdischen Mitbürgern früher als Badehaus und Hotel "Zum Rebhuhn" diente. In dem daneben liegenden Anbau befindet sich vermutlich eine Mikwe, ein jüdisches Reinigungsbad.

Der Magistrat hat zwar inzwischen dem Förderkreis Räume des Gebäudes in der Spiegelgasse 11 für das Vereinsarchiv zur Verfügung gestellt. Vermißt wird von den Veranstaltern des Konzerts allerdings ein Konzept für den Gesamtkomplex der drei kleinen benachbarten Häuschen in der Spiegelgasse. maf

Erneut Austausch mit irischen Jugendlichen Schülerinnen und Schüler aus der Wetterau können sich während der Sommerferien beteiligen

WETTERAUKREIS. Für Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren bietet die Friedberger Gesellschaft zur Förderung Deutsch-Irischer Verständigung in diesem Sommer zum dritten Mal einen Austausch mit Altersgenossen aus der Republik Irland an. Wie Karl Buxmann, Präsident der Gesellschaft, betont, "ist dies ein Austausch auf individueller und familiärer Basis, der von der Gesellschaft vermittelt, organisiert und betreut wird".

Das insgesamt sechswöchige Austauschprogramm läuft vom 15. Juli bis zum 26. August. Die jungen Iren kommen eine Woche vor Beginn der Hessischen Schulferien an und bleiben drei Wochen in der Wetterau. Am 4. / 5. August fliegen sie zusammen mit ihren deutschen Partnern auf die Grüne Insel zurück.

Mit dem Austausch werden laut Buxmann erfahrungsgemäß zwei wesentliche Ziele erreicht: Zum einen würden junge Menschen beider Länder einander nähergebracht und der Grundstein für internationale Freundschaften gelegt. Viele frühere Teilnehmer hätten die gegenseitigen Besuche bereits privat fortgesetzt. Zum anderen gebe es "für das Sprachenlernen kaum angenehmere und erfolgreichere Voraussetzungen, als völlig in der fremdsprachlichen Umgebung eingebunden zu sein und dabei von Freunden unterstützt zu werden". Zudem sei ein Austausch erheblich billiger als eine Feriensprachschule.

Manchmal können auch ältere Schülerinnen und Schüler vermittelt werden. Allerdings sei das nicht so leicht, weil irische Jugendliche in der Regel mit 18 ihr Abitur in der Tasche haben. Besonders für diese Altersgruppe, aber auch für jüngere Schüler vermittelt die Gesellschaft auch bezahlte Aufenthalte in irischen Familien, falls kein Austausch zustande kommt. Dieses Angebot besteht auch schon für die Osterferien.

Schülerinnen und Schüler, die ins Land der Regenbogen reisen möchten, können sich direkt an Karl Buxmann, Taunusstraße 9, 6361 Reichelsheim, Telefon 0 60 35 / 27 13, wenden. Erste Auskünfte dürften die Jugendlichen auch bei ihren Englischlehrern einholen können. Denn die Gesellschaft hat auch alle Realschulen, Gymnasien und Gesamtschulen im Wetteraukreis mit Informationsmaterial versorgt. mk

Sonnenberger Bibelwoche dreht sich um Jesus

WIESBADEN. "Jesus - Bilder eines Menschen" lautet das Thema der diesjährigen Sonnenberger Bibelwoche vom 25. bis 28. Januar im evangelischen Gemeindehaus, Kreuzbergstraße 9.

Namhafte Referenten werden von Montag bis Donnerstag jeweils um 20 Uhr "Bilder und Zerr-Bilder, die wir von Jesus ins uns tragen", erläutern. maf

Mahnfahrt und Referat zum Thema Fremdenhaß

WIESBADEN. "Ist die deutsche Jugend rechtsrextrem?" Eine Antwort auf diese Frage will der Leiter der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Dr. Konrad Schacht, am Mittwoch, 13. Januar, um 19 Uhr in einem Vortrag geben. Sein Referat hält er im Audimax der Fachhochschule am Kurt-Schumacher- Ring 18.

Im Fachbereich Sozialwesen wird das Thema mit einem Studientag unter dem Titel "Fremdenhaß und Rechtsrextremismus" weiterverfolgt. Geplant ist am Donnerstag, 14. Januar, auch eine historische Mahnfahrt durch Wiesbaden. maf

Selbsterfahrung anhand des eigenen Horoskops

WÖLLSTADT. Selbsterfahrung anhand des eigenen Horoskopes bietet ein Workshop des Vereins Wege zum Selbst bei Monika Laube-Schulze ab 1. Februar.

Ein kostenloser Informationsabend wird am Freitag, 15. Januar, um 20.15 Uhr in Nieder-Wöllstadt, Lindenstraße 8, angekündigt. de

Film als Anstoß für Gedankenaustausch Neue Reihe im Aller-Welt-Kino

WIESBADEN. Im Aller-Welt-Kino (Archivkino Caligari, Marktplatz 9) zeigt der Verein zur Förderung der deutsch-nicaraguanischen Freundschaft "Nueva Nicaragua" Filme aus der Türkei, dem Iran, aus Afghanistan, Jamaika und Burkina Faso.

Viele Flüchtlinge und Einwanderer, die in Wiesbaden wohnen, kommen aus diesen Ländern. Die Aktiven von "Nueva Nicaragua" hoffen, daß sie mit einigen von ihnen über das Medium Film einen "interkulturellen Gedankenaustausch" führen können. "Wir wollen außerdem ein kleines Zeichen der Solidarität setzen und zur gegenseitigen Verständigung beitragen."

Die Termine: Dienstag, 19. Januar, 19 Uhr: "Die Herde" (Türkei); Dienstag, 16. Februar, 19.30 Uhr: "Wo ist das Haus meines Freundes?" (Iran); Dienstag, 16. März, 19.30 Uhr: "Die Trauer des Afghanen" (Afghanistan); Dienstag, 20. April, 19.30 Uhr: "Reggae Sunsplash" (Jamaika); und Dienstag, 18. Mai, 19.30 Uhr: "Yaaba" (Burkina Faso).

In dem Filmnachtgespräch am Dienstag, 16. Februar, wird der iranische Exilschriftsteller Bahamand Nirmumand nach der Filmvorführung aus der Sicht eines kritischen iranischen Intellektuellen Informationen über die derzeitige politische Lage in Iran und über das gegenwärtige Klima in Deutschland geben. maf

Nicht nur auf oppulenten Klang gesetzt Bachs Weihnachtsoratorium in der Dreikönigskirche wurde zum Hörerlebnis

SACHSENHAUSEN. Beim nächsten Konzert sollte sich die Frankfurter Singakademie einen größeren Raum suchen. Die Dreikönigskirche war restlos ausverkauft und viele Leute mußten unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Sie bekamen keine Eintrittskarte mehr, obwohl die Preise saftig und das Programm wahrlich keine Sensation war: Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium Teil 1-3. Die Musiker bürgten allerdings für Qualität. Die Frankfurter Singakademie und glänzende Gesangssolisten wurden vom Württembergischen Kammerorchester Heilbronn begleitet, die Leitung hatte Jörg Faerber.

Es begann gleich furios: Der Eingangschor "Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage" hatte Saft und Kraft, und selbst im rasanten Tempo gingen keine Details verloren. Wenn der Riesenchor im Forte sang, dröhnten die Ohren. Das Spitzenorchester aus Heilbronn wurde spielend übertönt, nur die Trompeter des Ensembles Guy Touvron schmetterten noch lauter. Die Musiker setzten aber beileibe nicht nur auf oppulenten Klang. Bemerkenswert die Feinheiten, die Jörg Faerber in der Partitur entdeckte und wie er sie mit seinem Orchester und dem Frankfurter Chor herausarbeitete. Die Choräle waren nicht einfach mächtige Klangbrocken, sondern Kunstwerke. Im "Brich an, o schönes Morgenlicht" oder "Schaut hin, dort liegt im finstern Stall" spürte der Heilbronner Dirigent Nuancen auf, über die sonst gnadenlos hinweggesungen wird.

Das Weihnachtsoratorium besteht aus sechs Kantaten. Bach verwendete dabei viele Stücke, die er bereits für andere, weltliche Kantaten komponiert hatte. Er unterlegte neue Texte und fügte Choräle und Rezitative ein. Alle sechs Kantaten an einem einzigen Abend zu musizieren wäre zuviel des Guten. So hat es sich (leider) eingebürgert, nur die ersten drei zu spielen. Auch in der Kirche am Sachsenhäuser Ufer beschränkte man sich auf die erste Hälfte des Oratoriums.

Ziemlich ungerecht sind die Arien verteilt. So darf die Altistin gleich dreimal solistisch singen, die Sopranistin hat dagegen keine einzige Solo-Arie. Ein Choral, ein Rezitativ und ein Duett mit dem Baß ist alles für sie. Ihren Kurzauftritt erledigte Sopranistin Simone Nold tadellos. Altistin Nadja Michael war mit dem vorgegebenen Tempo ihrer ersten Arie "Bereite dich, Zion" nicht einverstanden. Die fließenden Achtel waren ihr zu schnell, sie sang oft deutlich hinter den Instrumenten her. Das Stück verlor an Homogenität. Besser gelangen ihr die beiden übrigen Arien, in denen sie mit klarer und auch in tiefen Lagen voluminöser Stimme überzeugte. Die auf den Plakaten angekündigten Tenor- und Baßsolisten mußten wegen Krankheit kurzfristig absagen. Tenor Jörg Dürmüller und Bassist Michael Volle sprangen ein. Jeder Sänger von Rang hat das Weihnachtsoratorium im Repertoire, und so war es für die beiden auch kein Problem, sich ins Solistenensemble einzufügen.

Vom Württembergischen Kammerorchester eine professionelle Leistung zu erwarten, ist nur recht und billig - das Ensemble zählt zu den besten in Deutschland. Die Frankfurter Singakademie stand den Instrumentalisten kaum nach. Aufmerksam und flexibel sangen sie selbst die schwierigen Teile, wie den Chor "Ehre sei Gott in der Höhe" oder "Lasset uns nun gehen". Daß der Sopran bei der Wiederholung des Chors "Herrscher des Himmels" für einige Takte das Tempo verschleppte, war für die Maßstäbe dieses Abends schon ungewöhnlich.

"Für das Geld hätte ich mir lieber eine CD kaufen sollen", murrte ein Zuhörer nach dem Konzert in der Dreikönigskirche. Gesehen hat er von den Künstlern rein gar nichts. Die spielten oben auf der Nordempore, er saß genau darunter und hatte 20 Mark für die Karte bezahlt. Sein Unmut ist verständlich, doch sollte ihm das Live-Erlebnis allemal mehr wert sein als eine Tonkonserve. ECKART BAIER

"Gedankenaustausch" der CDU mit Landwirten

MAINTAL. Der CDU-Stadtverband Maintal wendet sich speziell an Maintaler Landwirte mit einer Einladung zum "Gedankenaustausch", der am morgigen Mittwoch, 13. Januar, 20 Uhr, im Bürgerhaus Maintal-Wachenbuchen stattfinden soll.

"Die Christdemokraten wollen damit an ein Gespräch anknüpfen, das im Juli des vergangenen Jahres stattgefunden hatte", teilte Parteisprecherin Angelika Feuerbach mit.

Die CDU verspreche sich von der Begegnung mit den Bauern "wertvolle Anregungen" für die kommunalpolitische Arbeit. pom

"Es gibt Menschen, die sind noch schlimmer wie ich." Fritz Treutel, Bürgermeister von Kelsterbach, in der Stadtverordnetenversammlung.

Lichterkreis

gegen den

Fremdenhaß

SELIGENSTADT. Mit einer Lichterkette haben Sonntag abend mehr als 2500 Menschen in Seligenstadt gegen Ausländerfeindlichkeit protestiert. Initiiert von einzelnen Stadtverordneten, denen sich alle Fraktionen anschlossen, haben Seligenstädter zum Ausdruck gebracht, daß sie den in den vergangenen Monaten gerade in ihrer Stadt geschürten Vorurteilen gegen Menschen mit fremdem Paß ablehnend gegenüberstehen. Unter den Teilnehmern auch Vertreter der Geistlichkeit und des politischen Lebens, an der Spitze Bürgermeister Rolf Wenzel. Es gelang auch, den Kreis vom zentralen Marktplatz via Bahnhof-, Einhard- und Frankfurter Straße mit Menschen zu schließen, die mit Kerzen, Fackeln und anderen Leuchten ihr Unverständnis über rohe Gewalt artikulierten. (FR-Bild: Weiner)

Fernöstlicher Charakter Yumiko Samejima und Hans Deutsch konzertierten

PREUNGESHEIM. Yumiko Samejima hatte in der Festeburgkirche ein Heimspiel. Knapp die Hälfte der Besucher beim Liederabend in der evangelischen Kirche An der Wolfsweide waren Landsleute der japanischen Sopranistin. Kein Wunder: Im Fernen Osten gilt sie als "populärste Klassik-Sängerin" (so stand's im Programmheft). Und am Klavier saß ein noch bekannterer Vetreter seiner Zunft: Helmut Deutsch. Das Konzert versprach viel und hielt (beinahe) alles.

Das Programm trug der deutsch-japanischen Koproduktion Rechnung. Neben Liedern von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann und Antonin Dvorak musizierten die beiden Künstler sechs Stücke japanischer Komponisten. Nur zwei davon besaßen einen eigenen, "fernöstlichen" Charakter, die anderen klangen eher wie europäische, ein wenig impressionistisch angehauchte Spätromantik. I

hr beachtliches Temperament offenbarte Yumiko Samejima bereits in den Mozart-Liedern, obwohl dort, verglichen mit Dvoraks Zigeunermelodie, eher Zurückhaltung angesagt ist. Wo Pathos verlangt war, etwa im "Lied der Trennung", trumpfte die Sopranistin mit beinahe opernhafter Attitüde auf, das Goethe-Lied "Das Veilchen" sang sie dagegen schlicht und zurückhaltend.

Noch besser kam das Temperament der Sängerin aus dem Land der aufgehenden Sonne in den romantischen Liedern zur Geltung. In Robert Schumanns Liederzyklus "Frauenliebe und -leben" nach Texten von Adalbert von Chamisso begeisterten vor allem "Er, der Herrlichste von allen" und das unruhig drängende "An meinem Herzen, an meiner Brust".

Nicht restlos konnte die Intonation der Sängerin zufriedenstellen. In hoher Stimmlage - etwa bei den Einsatztönen von "Süßer Freund, du blickest" - blieb sie oft eine Spur unter der geforderten Tonhöhe. Auch Dvoraks Zigeunermelodie litt an manchen Stellen unter scharfen Reibungen mit der Klavierbegleitung.

Bei ihrem Partner Helmut Deutsch konnte sich die Sopranistin bedanken. Er bügelte einige Unebenheiten durch sein aufmerksames, souveränes Spiel aus. Von gegenseitigem Blickkontakt hielt Yumiko Samejima nämlich nichts - oder glaubte ihn nicht nötig zu haben. Nur das Publikum, das behielt sie fest im Auge. Bei Liedern mit häufigen Tempoänderungen, so in Schumanns "Ich kann's nicht fassen", ist visueller Kontakt zwischen den Musikern eine hilfreiche Stütze.

Daß es zu keinem größeren Malheur kam, lag vor allem am Mann am Klavier. Bei den Mozart- und Schumann-Liedern übte sich Helmut Deutsch noch in Zurückhaltung, bei Dvoraks Zigeunermelodie forderte der Pianist aber sein Recht. Gleich beim ersten Stück "Mein Lied ertönt, ein Liebespsalm" trumpfte nicht nur die Sängerin, sondern auch ihr Partner am Flügel mit donnernden Kaskaden auf. Und in "Reingestimmt die Saiten!" spornten sich beide zu beinahe musikantischem Überschwang an.

Als Zugaben hielten die Künstler, neben einem Brahms-Lied, noch zwei Stükke mit Wiener Charme parat. Als Extra- Bonbon für ihre Fans sang Yumiko Samejima die zweite Strophe des Ohrwurms "Wien, du Stadt meiner Träume" auf Japanisch. ECKART BAIER

Friedensgruppe zeigt "Wahrheit macht frei"

WEHRHEIM. Das nächste Treffen der Wehrheimer Friedensgruppe ist am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus Wehrheim. An diesem Abend wird der Film "Wahrheit macht frei" gezeigt, der den Rechtsextremismus zum Gegenstand hat.

Der Film behandelt die Gefährlichkeit des Rechtsextremismus und zeigt insbesondere, wie er international organisiert ist. Von deutschen Fernsehanstalten wurde der Film bisher nicht vollständig gesendet. jd

Diese "Models" sind vor ihrem Auftritt keiner Mode unterworfen 33 Kleintierzüchter präsentierten ihre Hühner, Tauben und Kaninchen im Bürgerhaus Rodheim / Zuchtpreis ging an Karl Mörler

ROSBACH. Vom Schnabel bis zu den Beinen - kritische Blicke warfen am Wochenende im Rodheimer Bürgerhaus acht Juroren der Preisrichtervereinigung der Kleintierzüchter im Landesverband Hessen/Nassau auf Tümmler, Möwchen und Deutsche Modeneser. Leistung war es nicht, die zählte, auf die Schönheit der Tauben, Kaninchen und Hühner kam es an. Insgesamt 33 Aussteller waren mit 480 Tieren, darunter 51 Hühner, 70 Zwerghühner und 24 Kaninchen, zur 13. Stadtschau, ausgerichtet vom Kleintierzuchtverein Rodheim, gekommen.

Auch wenn an dem einen oder anderen Federvieh noch geringe Kritik anzubringen war, etwa "eine hängende Ostfeder" bemängelte oder nur "strafferes Halsgefieder", Erster Vorsitzender Kurt Winkler war mit Niveau und Bewertung ausgesprochen zufrieden. 12mal erreichten die Ausstellungsexemplare die Höchstnote, 33mal erhielten sie "hervorragend".

Einen Leistungspreis der Stadt Rosbach konnte Erwin Kreh bei den Kaninchen mit seinen Kleinchinchillas mit nach Hause nehmen.

Weitere Leistungspreise gingen an die Kastilanier von Peter Wenze, die Zwerg- Welsumer von Walter Sommerlad, die Deutschen Modeneser von Hans Fischer und die Coburger Lerchen von Jugendzüchter Maik Ilshöfer.

Eine Diät mußten die "Models" vor ihrem Schauauftritt, den sie gurrend und krähend kommentierten, nicht einhalten, Federn lassen hingegen schon.

Bereits seit 27 Jahren züchtet Kurt Winkler Kleintiere, zunächst Hühner, später Tauben. Die Zucht, so sagt er, sei wie ein Perpetuum mobile: Glaubt man, ein Ziel erreicht zu haben, wartet schon wieder ein neues. Zwar ändere sich das Schönheitsideal für eine Taube nicht so schnell wie die Mode, doch legt der Bundeszuchtausschuß genau eine Musterbeschreibung fest, der das Tier möglichst weitgehend entsprechen muß.

Besonders erfolgreich mit seiner Zucht war auch Karl Mörler, der in der Abteilung Tauben mit seinen Memeler Hochfliegern den Zuchtpreis des Kreisverbandes Friedberg der Rassegeflügelzüchter entgegennehmen konnte. cor

Zuwenig Politik für Arbeitslose Wirtschafts-Institut kritisiert osteuropäische Reformstaaten

rb FRANKFURT A. M. Drei Jahre nach Beginn der Wirtschaftsreformen in Osteuropa sind schon über fünf Millionen Polen, Bulgaren, Ungarn, Rumänen, Tschechen und Slowaken ohne Arbeit. Ein weiterer Anstieg sei programmiert, meint das arbeitgebereigene Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Die Öffnung zum Weltmarkt bremse die Produktion, und in den Betrieben herrsche ein hohes Maß an "verdeckter Arbeitslosigkeit".

Vor diesem Hintergrund kritisiert das IW in einer Studie, daß diese Staaten noch zuwenig unternehmen, um die Folgen des Beschäftigungseinbruchs "durch arbeitsmarktpolitische Instrumente abzufedern". Im vergangenen Jahr hätten sie im Schnitt lediglich ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) dafür zur Verfügung gestellt. Zum Vergleich: Mit westdeutscher Hilfe wurden in der Ex- DDR 1992 rund 43 Milliarden für Arbeitsmarktpolitik ausgegeben - 22 Prozent der ostdeutschen Wirtschaftsleistung.

Auch die Verwendung der ohnehin knappen Mittel lasse in Osteuropa zu wünschen übrig: Für eine aktive Beschäftigungspolitik bleibe kaum Spielraum. Folgerichtig fehle es überall an Qualifizierungs-Angeboten und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Weniger als ein Prozent der Erwerbslosen (Ausnahme Ungarn) nehme an Kursen der beruflichen Fortbildung oder Umschulung teil.

Das Kölner Institut fordert deshalb, daß die Bundesrepublik diesen Staaten mehr technische und personelle Hilfe auf diesem Gebiet zukommen läßt - schon um im eigenen Interesse eine wachsende Wanderungsbewegung von Arbeitslosen gen Westen zu verhindern. "Allerdings sollte dabei nicht erneut der Fehler begangen werden", meint das IW, "einem auf völlig anderen Erfahrungen aufbauenden System perfektionierte westliche Vorstellungen von Arbeitsmarktpolitik überstülpen zu wollen."

Die Forscher bringen aber selbst einige Vorschläge. So befürworten sie einen "allmählichen Übergang" von der Staats- zur Versicherungsfinanzierung, wobei noch längere Zeit beides gemischt bleiben sollte. Um die im Zusammenhang mit der Modernisierung der Produktion dringend notwendige berufliche Fortbildung zu sichern, schlägt das IW eine Kombination aus "Qualifizierungspflicht" für Arbeitslose und "Qualifzierungsgutscheinen" (personenbezogene Lohnsubventionen) vor. Dadurch könne zugleich verhindert werden, daß die innerbetrieblichen Weiterbildungs-Kapazitäten abgebaut würden.

Weiterhin müsse der Staat in den Krisen-Regionen mittels ABM Ersatz-Arbeitsplätze schaffen, die zugleich privaten Investitionen den Weg ebnen könnten. Schließlich sollten Existenzgründungen von Erwerbslosen gefördert werden.

Protest vom Naturschutzbund Steinauer Verein lehnt Hochgeschwindigkeitstrasse ebenfalls ab

STEINAU. Der Naturschutzbund Steinau hat sich in der Reihe der Gegner einer Schnellbahntrasse durch den Huttengrund eingereiht. Einhellig lehne man dieses Vorhaben ab, beschloß der Verein während einer Mitgliederversammlung.

Die Trasse gefährde nicht nur Naturschutzgebiete und damit eine Reihe von Tier- und Pflanzenarten, sondern beeinträchtige auch den Erholungswert der Landschaft. Den Bewohnern des Kinzigtals sei eine weitere Belastung über die Autobahn, die bereits vorhandene Bahn und den Bau zweier Gasleitungen hinaus nicht zuzumuten. Die Steinauer Naturschützer befürchten nicht nur einen enormen Landschaftsverbrauch, sondern sehen erheblichen Schaden am Naturhaushalt auch durch Brückenbauten, zusätzliche Stromleitungen und deren Masten und durch Lagerung von Erdaushub vom Tunnel- und Trassenbau.

Prinzipiell sei der Ausbau des Personenverkehrs auf der Schiene zu begrüßen, nicht jedoch zu Lasten der ohnehin über Gebühr strapazierten Natur. "Ernsthaft" müßten daher andere Trassenvarianten überprüft werden, beispielsweise die Erweiterung der vorhandenen. Die Bahn müsse vom "Höchstgeschwindigkeitsdenken" abkehren, um die Erfordernisse des Naturschutzes und Bedürfnisse der Bürger in Einklang zu bringen.

Der Zusammenschluß der bereits aktiven Bürgerinitiativen sei ausdrücklich zu begrüßen - nur mit Unterstützung aller, auch der örtlichen Parteien und Kommunen, sei die "voreilige" Planung der Bundesbahn zu verhindern. az

Handball-Oberliga der Frauen, Gruppe Süd TuS Kriftel kann wieder Hoffnung schöpfen Nach dem Zittersieg gegen die TSG Bürgel jetzt schon drei Punkte Abstand zu m Vorletzten

Spitzenreiter SU Mühlheim startete mit einem 17:10-Auswärtssieg erfolgreich ins neue Jahr, behauptete mit einem Punkt Vorsprung vor dem TV Groß-Umstadt (25:10 gegen Eintracht Wiesbaden II) den Platz an der Sonne in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen. Die beiden Spitzen-Teams sind nun unter sich, denn der Drittplazierte Bensheim kam beim starken Aufsteiger PSV Heusenstamm gleich mit 14:29 böse unter die Räder. Bereits fünf Punkte liegt nun Bensheim hinter dem Spitzenduo zurück. Da dürften Mühlheim und Groß-Umstadt den Titelkampf unter sich ausmachen.

Im erbitterten Abstiegskampf kann die zuvor wochenlang sieglose TuS Kriftel wieder Hoffnung nach dem 17:16-Zittersieg gegen die TSG Bürgel schöpfen. Kriftel bleibt zwar Drittletzter, hat aber bereits drei Punkte Vorsprung vor dem Vorletzten Eintracht Wiesbaden II. Völlig abgeschlagen die TSG Oberursel, obwohl den Taunusstädterinnen ein 11:11-Remis gegen Grün-Weiß Frankfurt auf eigenem Parkett gelang. In einem weiteren Spiel trennten sich der SV Crumstadt und TV Sulzbach mit 12:15. Am nächsten Wochenende gibt es bereits wieder eine kurze Unterbrechung wegen der anstehenden Pokalspiele der zweiten Runde auf Hessenebene.

TuS Kriftel - TSG Bürgel 17:16 (10:7). Bereits zweimal (im Pokal und Meisterschaft) unterlag TuS Kriftel in dieser Saison der TSG Bürgel. Jetzt gab es gegen den Angstgegner einen Zittersieg, der die kargen Hoffnungen auf den Klassenerhalt nährte. Der erste doppelte Punktegewinn im fünften Spiel unter der Regie des neuen Trainers Alexander Raquet. "Unser bestes Saisonspiel", lobte prompt Raquet. Herausragend bei den Gastgeberinnen war Torfrau Martina Link, die die Schützlinge von Bürgels Trainerin Hanne Koch schier zur Verzweiflung brachte. "Wir sind an der Krifteler Torfrau und unseren Nerven gescheitert", lautete der Tenor aus dem Lager des Überraschungs- Verlierers. Bürgel verpaßte den Sprung auf Rang fünf, muß nun mit 15:15-Punkten Absicherung nach hinten betreiben.

Kriftel kann dagegen mit neuem Mut an die noch ausstehenden sieben Spiele herangehen. "Ich habe meine Spielerinnen vor Kriftel gewarnt. Die standen mit dem Rücken zur Wand und haben bis zur Erschöpfung gefightet", resümierte TSG- Trainerin Hanne Koch. In der Schlußphase kam Bürgel, das anfangs 5:3 geführt hatte, noch einmal bis auf einen Treffer (16:15) heran. Die siebenmal mit Siebenmetern erfolgreiche Krifteler Torjägerin Marion Blume stellte jedoch mit dem 17:15 die Weichen endgültig auf Sieg. Der Bürgeler Anschlußtreffer fiel zu spät. Erfolgreichste Torschützinnen für die Gastgeberinnen waren Marion Blume (7/7) und Heike Armbrust (3). Die von Flörsheim zurückgekehrte Andrea Kretzschmar blieb noch ohne Torerfolg.

TV Groß-Umstadt - Eintracht Wiesbaden II 25:10 (13:6). Mit nur acht Feldspielerinnen reiste die Regionalliga- Reserve von Eintracht Wiesbaden zum Zweitplazierten TV Groß-Umstadt. Zu Beginn war es keine klare Sache für den gastgebenden Meisterschafts-Aspiranten, denn nach zwanzig Minuten stand nur ein 7:6-Vorsprung zu Buche. "Da haben wir zu unkonzentriert abgeschlossen, waren etwas überheblich", resümierte TVG- Pressesprecher Manfred Tabola nach dem späten Schützenfest. Für die Toreflut des TVG vornehmlich im zweiten Abschnitt, in dem das Wiesbadener Rumpf- Aufgebot kräftemäßig abbaute, zeigten sich Ilka Belkowsky, Ulrike Tabola und Kerstin Tschotschek (je 5 Tore) verantwortlich. Für den schon abgeschlagenen Vorletzten aus der Landeshauptstadt kristallisierte sich einmal mehr Kerstin Eifler (7/4) als Alleinunterhalterin heraus. Im nächsten Meisterschaftsspiel dürfte es für Groß-Umstadt in vierzehn Tagen wesentlich schwerer werden. Dann geht es zum Gipfeltreffen gegen Spitzenreiter SU Mühlheim . . . . .

TSG Oberursel - Grün-Weiß Frankfurt 11:11 (3:5). Zu wenig zum Leben, zuviel zum Sterben. So kann man die Punkteteilung für das abgeschlagene Schlußlicht TSG Oberursel gegen die Grün-Weißen aus Frankfurt betrachten. Das 11:11 stellte erst den dritten Pluspunkt für die Taunusstädterinnen dar, die bei nur noch sieben Spielen kaum noch ernsthafte Chancen auf den Klassenerhalt besitzen dürften. Immerhin zeigten die Gastgeberinnen eine deutliche Steigerung in der Abwehr, lagen allerdings fast ständig mit einem Treffer gegen die Gäste vom Main im Hintertreffen. In der Schlußminute roch es plötzlich sogar nach dem zweiten TSG-Saisonsieg, denn Oberursel führte durch die dreifache Torschützin Ina Langner mit 11:10. Dreißig Sekunden vor Schluß gelang den Grün-Weißen jedoch noch der insgesamt verdiente Ausgleich. Für Oberursel trafen neben Ina Langner (3) noch Claudia Schuster (4/2), Andrea Wagner (2), Iris Kress und Elke Stunz (je 1). jo

Liese: "Glückwünsche sind verfrüht" Wird Usinger CDU-Vorsitzender hauptamtlicher Kämmerer im Umlandverband?

USINGEN. "Das wäre eine reizvolle Aufgabe", erklärt Gerhard Liese. Der Usinger Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU kann sich sehr gut vorstellen, die Karriereleiter heraufzufallen und Kämmerer im hauptamtlichen Verbandsausschuß des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) zu werden. Amtsinhaber Friedrich Flacchus (CDU) tritt 1995 in den Ruhestand, und in der UVF-Zentrale wird Liese bereits als Nachfolger gehandelt. Seit 1987 ist Gerhard Liese Leiter des Staatlichen Schulamtes in Bad Homburg (einem von 26 in Hessen); 1979 war er in die Schulaufsicht eingetreten. Daß er dies nicht "auf ewig" bleiben würde, war abzusehen - Liese galt schon mehrmals als Aspirant auf Führungsposten im Hochtaunuskreis. So war sein Name auch als Kandidat für den Kreisvorsitz der CDU im Gespräch. Und als der Usinger Bürgermeister Rolf Eggebrecht und sein Erster Beigeordneter Jürgen Konieczny über den Korruptionsskandal stolperten, sah mancher ihn schon als den künftigen Bürgermeister. Diesmal werden Liese ausgezeichnete Chancen nachgesagt. Beim Umlandverband ist er bestens bekannt, gehört er doch seit acht Jahren der UVF-Verbandsversammlung an. Außerdem ist Liese seit vier Jahren Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses.

Sollte die derzeitige große Koalition zwischen SPD und CDU fortgesetzt werden, dürfte sich an der augenblicklichen Ressortverteilung zudem wenig ändern. Der Posten bliebe also "in der Familie"; Liese würde einen Parteikollegen beerben. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende im Parlament des UVF, Alfons Faust, hält große Stücke auf Liese: "Ein wirklich geeigneter Bewerber, denn er ist ein ausgezeichneter Kommunalpolitiker." Als Kämmerer wäre Liese vor allem mit der Erstellung der Haushaltspläne befaßt; zuarbeiten würden ihm dabei rund 2000 Mitarbeiter.

Liese jedoch weist Glückwünsche als "absolut verfrüht" von sich. "Man sollte das Fell des Bären nicht verteilen, solange er noch nicht erlegt ist", sagt der 53jährige. Schließlich müsse er von seiner Fraktion nominiert werden. Außerdem bleibe abzuwarten, wie sich die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl gestalten werden. Von einer Vorentscheidung zu seinen Gunsten könne im gegenwärtigen Stadium deshalb nicht die Rede sein.

"Im Falle des Falles" ginge er dem Hintertaunus aber keineswegs verloren. Seinen vielfältigen ehrenamtlichen Verpflichtungen im Hintertaunus würde er auch weiterhin nachgehen. "Dazu bin ich hier zu sehr verwachsen" - womit er zu verstehen gibt, daß der Name Gerhard Liese dann also nicht völlig aus der Usinger Kommunalpolitik verschwinden würde. jd

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 13. Januar, bis Dienstag, 19. Januar

NEU-ISENBURG. Für ein ganz junges Publikum öffnet die Isenburger Hugenottenhalle am Mittwoch, 13. Januar, und Donnerstag, 14. Januar, jeweils 15 Uhr, ihre Pforten: Das Frankfurter Klappmaul-Theater macht Theater für Kinder ab vier Jahren. Gespielt wird das Stück "Die Nähmaschine".

DREIEICH. Auch das Bürgerhaus in Dreieich-Sprendlingen will Kindern etwas bieten. Am Mittwoch, 13. Januar, kommt um 14.30 Uhr und 16.30 Uhr "Der Kartoffelkönig" auf die Bühne. Dabei handelt es sich um ein Puppenspiel von und mit Dieter Brockfeld für kleine "Menschen ab vier Jahren".

Die Bühne des Bürgerhauses gehört am Donnerstag, 14. Januar, 20 Uhr, dem legendären Rockidol "Elvis". Das Musical dreht sich um "The Man - The Music - The Legend" und wird von der American Musical Company unter der Leitung von Kevin Wood aufgeführt.

Und noch einmal Kindertheater: Für die Bühne neu geschrieben haben Bernd Wilms und Maria Reinhard das Stück von Frank L. Baum "Der wunderbare Zauberer von Oos". Damit gastieren sie am kommenden Freitag, 15. Januar, 15 Uhr, im Sprendlinger Bürgerhaus.

Am Samstag, 16. Januar, 20 Uhr, ist Jazz-Prominenz aus Mailand, Frankfurt und Stuttgart im Bürgerhaus. Dort wird musikalisch Neujahr nachgefeiert. Paolo Tomelleri, Charles H. Höllering, Fritz Hartschuh, Tilo Wagner, Wolfgang Mörike und Stefano Bagnoli treffen sich zum "Clarinet Summit".

Zu einem verspäteten Neujahrskonzert laden am Sonntag, 17. Januar, 17 Uhr, der STG-Musikzug, die SKG- Chorgemeinschaft, das SKG-Akkordeonorchester und die MGV-Eintracht ins Bürgerhaus ein.

LANGEN. Klaus Pohls Blitzreaktion auf das einig Vaterland "Karate-Billi kehrt zurück" wird am Samstag, 16. Januar, 20 Uhr, von den Theatergastspielen Kempf in der Stadthalle aufgeführt. Regie führt Karin Hercher.

Pohls Beitrag zu den Mülheimer Theatertagen wurde zum Theater-Hit der Saison. Es entstand als Auftragswerk des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg und zeigt die Bürger einer ehemaligen DDR-Gemeinde im "neuen Sachsen" in den Fängen der Staatssicherheit. dac

Steinbach verteilt den neuen Abfallkalender

STEINBACH. Umfangreicher als sonst ist der neue Abfallkalender der Stadt ausgefallen, der in diesen Tagen an alle Haushalte verteilt wird. Die Einführung des Dualen Systems bringt nicht nur mehr Aufwand beim Getrenntsammeln von Müll, sondern auch mehr Abfuhrtermine. Die hat die Stadt in einer 14seitigen Broschüre samt Übersicht zusammengepackt, wobei auch noch einmal ausführlich erläutert wird, was es mit dem grünen Punkt auf sich hat.

Im Abfallkalender ist auch ein Stadtplan abgedruckt, in dem alle 20 Sammelstellen eingezeichnet sind. Dort befinden sich seit Anfang des Jahres Container für Papier, Weißglas und ein gemeinsamer Behälter für Grün- und Braunglas.

Nicht erfaßt vom Dualen System werden organische Küchen- und Grünabfälle. Hier wirbt die Stadt nachdrücklich für eine Eigenkompostierung, die sogar auf dem heimischen Balkon möglich ist. Tips dazu geben der städtische Kompostberater Halm oder Umweltberater Pfeffer. esi

Anna-Krüger-Preis für Jens Reich

BERLIN. Der Berliner Molekularbiologe und Essayist Jens Reich ist erster Träger des Anna-Krüger-Preises des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Der Preis ist mit 50 000 Mark dotiert und wird im Mai verliehen.

In der Begründung hieß es, mit Reich werde ein Wissenschaftler und Autor ausgezeichnet, "der die Erfahrungen des politischen Umbruchs und seine Erwartungen in die Zukunft Europas in einer floskelfreien, präzisen und anschaulichen Prosa reflektiert". fr

Rosbacher Senioren fahren nach Bad Vilbel

ROSBACH. Rosbachs Senioren fahren am Donnerstag, 28. Januar, zu einem Besuch ins Bad Vilbeler Brunnen- und Heimatmuseum. Dazu wird ab sofort um Anmeldung gebeten. Der Kostenanteil für die Fahrt und Museumsführung beträgt zehn Mark, die bei Anmeldung zu zahlen sind.

Der Bus fährt um 13.35 Uhr an der Gaststätte Wehrheim in Nieder-Rosbach ab, um 13.40 Uhr am Marktplatz in Rodheim. Im Anschluß an den Museumsbesuch ist ein Stadtrundgang in Bad Vilbel geplant. Die Rückfahrt ist gegen 18 Uhr vorgesehen.

Die Fahrt ist Teil des Programmes der Seniorenarbeit "Gezielte Freizeit".

Die Anmeldung ist bei der Stadtverwaltung unter der Rufnummer 0 60 03 / 82 20 möglich. de

Der Ortsbeirat 7 tagt Die Jugendpolitik steht im Mittelpunkt

FRANKFURT-WEST. "Die Brotfabrik muß erhalten bleiben." Das fordern die Grünen in einem Antrag, über den in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) abgestimmt wird. Die Brotfabrik sei der einzige Ort im Bezirk, der größere Kulturveranstaltungen gestatte.

Außerdem stehen am kommenden Dienstag, 19. Januar, ab 19.30 Uhr im großen Saal der katholischen Christ-König- Gemeinde, Damaschkeanger 157 (Praunheim / Westhausen) vor allem Themen zur Jugendpolitik auf der Tagesordnung des Stadtteilparlaments.

So verlangt die SPD, sowohl in der Siedlung Westhausen als auch im Praunheimer Ortskern Jugendtreffs einzurichten. Weiterhin fordern die Sozialdemokraten den Magistrat auf, über die Schulbezirksgrenzen in Westhausen nachzudenken, sie teilten das Gebiet in zwei Hälften und rissen die Kinder "aus ihren Sozialgemeinschaften" heraus.

Schließlich werden sich die Stadtteilpolitiker in der ersten Sitzung des neuen Jahres noch einmal mit den beiden Tempo-30-Zonen in Rödelheim und in Praunheim befassen: Die in der vergangenen Sitzung vorgeschlagenen Nachbesserungen sollen beschlossen werden. ak

Verhöhnung des Parlaments? Kreiswerke-Verkauf: Grüne verlangen erneut klare Fakten

MAIN-KINZIG-KREIS. Als Aushebelung der demokratischen Kontrolle sehen die Grünen die Verhaltensweise der Verwaltung, wenn es um den Anteilsverkauf der Kreiswerke Gelnhausen geht. Das ursprüngliche, mit der SPD gemeinsame Anliegen, mit der Ausgliederung dieser Institution zum einen die maroden Finanzen des Kreises zu sanieren und Kapital für den Bau von Blockheizkraftwerken in Zusammenarbeit mit den Stromlieferanten zu bilden, ist inzwischen zu einem Zankapfel im Parlament geworden.

Nachdem eine Zufallskoalition von CDU, Grünen und NPD einen Stopp der Verkaufsverhandlungen beschlossen hatte, legte der Kreisausschuß Widerspruch gegen dieses Votum ein. Dieser muß jetzt erneut im Parlament abgestimmt werden (die FR berichtete). Bei gleichlautendem Ergebnis könnte es passieren, daß der Kreis gegen seine gewählten Repräsentanten klagt.

Weil sich die Verantwortlichen im Landratsamt seit Monaten bedeckt geben, ob und wie der Verkauf nun vonstatten gehen soll, hatten die Grünen im November detailliert Auskunft über das Procedere und den Stand der Dinge verlangt. Was ihnen da allerdings schriftlich mitgeteilt wurde, empfinden sie als Verhöhnung der Kontrollinstanz Parlament. Fraktionssprecher Peter Stahl: "Der Kreisausschuß war offensichtlich nicht bereit, die Schweigedecke, die seit 18 Monaten über den Verhandlungen liegt, auch nur ein wenig anzuheben. Die stereotype Beantwortung mit ,ja, nein, weiß nicht&rquote; ist eine Methode und keine Antwort."

Die Grünen sind der Auffassung, daß ein Vermögen im Umfang von 59 Millionen Mark nicht einfach in Geheimverhandlungen, die sich über das Ende der Wahlperiode hinaus erstrecken könnten, zur Disposition gestellt werden darf. Der Kreistag müsse das Verfahren überwachen können. Schließlich seien dafür verbindliche Bedingungen festgelegt worden. Die Fraktion hat daher eine neuerliche Anfrage eingebracht und verlangt deren detaillierte Beantwortung bei der nächsten Kreistagssitzung am 5. Februar. die Fragen sind mit der Eingabe vom November weitgehend identisch.

Auf Anfrage der FR sagte der Pressesprecher im Landratsamt, Heinrich Sülzer, über die schriftlich dargelegten Antworten hinaus sei der zuständige Dezernent des Kreises nicht in der Lage, weitere Auskünfte zu geben. Auch darüber, warum die Verwaltung den Parlamentariern die Informationen verweigert, schwieg sich Sülzer aus. hein (Siehe auch "Im Wortlaut")

Verbraucher lieben es in der Krise gemütlicher Heim- und Haustextilindustrie baut auf spürbare Umschichtung im Konsum zu ihren Gunsten

cri FRANKFURT A. M. Die Heim- und Haustextilindustrie setzt auf Psychologie. "Je mehr es draußen stürmt, desto gemütlicher macht man es sich drinnen", interpretiert Rainer Herding vom Industrieverband Gewebe die aktuelle wirtschaftliche Krise. Die Haustextil-Branche setze auf eine "spürbare Umschichtung" innerhalb des Konsumverhaltens "zu ihren Gunsten". Ähnliche Hoffnungen macht sich Claus Mölders vom Heimtextil-Verband. Schon häufiger hätten die Hersteller von Bettausstattungen, Möbel- und Polsterbezugsstoffen, Gardinen und Decken davon profitiert, wenn zum Beispiel die Nachfrage nach Autos zurückgegangen sei. Mit Wachstum rechnen die Organisationen gleichwohl 1993 nicht. Mölders und Herding fänden es schon recht beachtlich, wenn in dem äußerst schwierigen Umfeld beim Umsatz ein Ergebnis von plus/minus null in Westdeutschland herausspringen würde.

Zu den Preisen wollen sie keine Prognosen abgeben, können dazu für 1992 aber auch nichts Präzises sagen. Wo die Entwicklung hinlaufe, dafür werde die morgen beginnende und bis 16. Januar in Frankfurt stattfindende Fachmesse Heimtextil erste Anhaltspunkte bieten. Angesichts der gestiegenen Kosten dürfte aber sicher "hart gerungen werden", sagt Herding. Zu der Ausstellung am Main, die nur Fachpublikum zugänglich ist, haben sich 2332 Firmen aus 55 Ländern angemeldet. Zwei Drittel der Aussteller kommen aus dem Ausland.

Bei Standardware sind nach Angaben des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels überhaupt keine Preisaufschläge drin, so sein Sprecher Willi Mangei. Höchstens "Innovationen" könnten teuer verkauft werden. Sie böten auch die einzige Chance, ergänzt der Haustextil-Fachmann Herding, Kosten weiterzugeben. Für Mangei ist dies überhaupt der einzige Ausweg aus der Krise: "Wir müssen dem Verbraucher etwas anbieten, was er noch nicht hat."

Ob die Hoffnung auf einen zumindest stagnierenden Umsatz in der laufenden Periode in Erfüllung geht, bleibt dahingestellt. Für das vergangene Jahr hatte zumindest der Heimtextil-Verband dies für seine Branche auch schon angenommen. Tatsächlich kam es ganz anders, wie Mölders eingestehen muß: Schätzungsweise werde der Umsatz um 3,5 Prozent zurückgegangen sein, wobei das Geschäft im Inland wohl das Vorjahresniveau erreicht haben dürfte. Der Importdruck allerdings wächst. 30 Prozent der hierzulande angebotenen Waren werden eingeführt. "Sehr unbefriedigend" sei der Export mit einem angenommenen Minus von acht Prozent verlaufen. Die Ausfuhrquote werde sich daher um etwa einen Punkt auf 20 Prozent reduziert haben.

Die Haustextil-Sparte kann für 1992 auch nicht mit rosigen Daten aufwarten, wobei genaue Angaben nur für das erste Semester vorliegen. Die Produktion verringerte sich im Vergleich zum entsprechenden 91er Zeitraum dem Wert nach um 16 Prozent auf 689 Millionen Mark. Die Ausfuhr nahm um rund vier Prozent auf knapp 183 Millionen Mark ab. Dem stehen Importe über 674 Millionen Mark gegenüber (minus 9,6 Prozent).

In Ostdeutschland hat es die Textilindustrie insgesamt äußerst schwer, sich der veränderten Situation nach der Vereinigung und dem Wegfall der Osteuropa- Märkte anzupassen. Der Schrumpfungsprozeß mit einem enormen Stellenverlust ist auch noch nicht abgeschlossen. Das erste Halbjahr war nach Angaben von Michael Bauer, Vorstandsmitglied des nordostdeutschen Branchenverbandes, von "deutlichen Umsatzeinbrüchen" bei Haustextilien gekennzeichnet, in der zweiten Hälfte der abgelaufenen Periode habe sich das Geschäft etwas erholt. Er setzt nun auf die Hilfe der Bundesregierung, die ein Aktionsprogramm zur Absatzförderung verabschiedet hat.

Bei Heimtextilien nahm die Produktion von Januar bis Juni in den neuen Ländern um ein Fünftel ab. Ihr Anteil an der gesamtdeutschen Fertigung dieses Zweiges machte 3,6 Prozent von 3,3 Milliarden Mark (minus vier Prozent) aus.

Andrang in der VHS-Geschäftsstelle den ganzen Vormittag über: Kurskartenverkauf hat gestern begonnen

Gymnastik war schon nach einer halben Stunde restlos ausgebucht

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst: Schlangestehen nach Kultur

Von Marcel Keiffenheim

OBERURSEL. Der alte Herr ist fast bis an die Grenze der Kunst vorgestoßen. Ein langer Weg war es dorthin, den er schon vor Jahren begonnen hatte. Immerhin mußte er nicht alleine durch die Zeiten wandern: Seine Frau, mit 80 noch zwei Jahre älter als er selbst, hat ihn durch alle Niederungen und über alle Höhen der Kunstgeschichte begleitet. Sie nicht alleine: 30 bis 40 Oberurseler erforschten in den vergangenen Semstern gemeinsam Kunst und Kultur - im Volkshochschulkreis für ältere Bürger.

Gestern ist der alte Herr zur letzten Etappe seiner Kunstreise aufgebrochen: mit der Anmeldung zum neuen Kurs. Die Einschreibefrist für die VHS begann am Montag und läuft noch bis Unterrichtsbeginn am 25. Januar. Während der 78jährige die neuen Hörerausweise für sich und seine Frau im Portemonnaie verstaut, sinniert er, welche Themen der Kreis sich wohl in der Zukunft vornehmen wird. "Mit der Kunst sind wir jetzt in der Neuzeit angelangt; da geht es ja dann nicht mehr weiter." Ob es wieder zurück zum Bodenständigen, Handwerklichen gehen soll, womit die Oberurseler Senioren sich beschäftigten, als er 1980 dazustieß, will er aber offenlassen: "Wir sind mit den Jahren immer schöngeistiger geworden." Doch wohin die Reise auch immer gehen mag - der 78jährige will mit seiner Frau auch weiterhin im Kreis dabeisein: "Solange die Füße uns tragen."

Dafür muß man allerdings früh aufstehen. Das Anmeldeprinzip, erklärt Bärbel Glöser, eine der kommissarischen Geschäftsführer: "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst." Deshalb standen gestern die ersten bereits morgens um 7 Uhr vor der VHS-Geschäftsstelle Schlange. Um 8 Uhr, als Glöser mit vier Kollegen eintraf, warteten bereits 20 Leute. Und als eine halbe Stunde später Einlaß war, drängelten sich gut 50 Leute vor dem Eingang.

Wer in einem der Schlagerangebote der VHS unterkommen will und zudem bei den Kurszeiten nicht flexibel ist, für den ist solche Eile schon geboten. Nach einer halben Stunde war der erste Kurs - Gymnastik - voll; gegen Mittag standen vier weitere Seminare unter "Ausverkauft" auf einer Schiefertafel: Zeichenschule, Aquarell, Keramik und eine Minigruppe. Insgesamt findet Glöser solche Pünktlichkeit aber "übervorsichtig". Der voll besetzte Gymnastikkurs ist einer von insgesamt 19, die Minigruppe eine von sechs im Angebot.

Die 54jährige Hausfrau hat geduldig angestanden, ehe sich für den Kurs "Islam" einschreiben konnte. Der muslimische Glaube, sagt sie, habe sie interessiert, seit ihr Sohn das Thema vor Jahren im Religionsunterricht durchgenommen hatte. Sogar ein Buch über den Islam hat sie deswegen gekauft, "aber nie gelesen, weil ich als Hausfrau und Mutter so wenig Zeit dafür habe". Die Kursstunden an zehn Montagvormittagen wirkten da als heilsamer Zwang. Und damit sie für die Religion die Alltagspflichten auch wirklich einmal die Woche beiseite schiebt, hat sie eine Freundin überredet, ebenfalls den Kurs zu belegen. Freilich hat nicht erst der Islam die 54jährige zur VHS geführt. Früher hat sie schon Kurse in Yoga und Meditation belegt. Das hat sie - ergänzt durch Stepptanz - in ein professionelles Sportstudio verlegt.

Den Trend kennt auch Bärbel Glöser: Die Teilnahmerzahlen bei den VHS-Angeboten für Körper und Geist habe insgesamt abgenommen.

Das heißt aber nicht, daß auch die Volkshochschule auf dem absteigenden Ast ist: Allein am Montagmorgen sind fast 1000 Anmeldungen eingegangen; am Ende werden es nach Glösers Schätzung - wie in jedem Frühjahr - rund 2500 Einschreibungen sein: "Die Leute sind heute eben viel breiter interessiert als früher."

SU Mühlheim behauptete vordersten Spitzenplatz in der Handball-Oberliga der Frauen Maßgeschneiderte Probe vor dem Spitzenduell Ute Köhl sorgte für Heusenstammer Toreflut / Groß-Umstadt erst im zweiten Teil konzentriert

Spitzenreiter SU Mühlheim startete mit einem 17:10-Auswärtssieg erfolgreich ins neue Jahr, behauptete mit einem Punkt Vorsprung vor dem TV Groß-Umstadt (25:10 gegen Eintracht Wiesbaden II) den Platz an der Sonne in der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen. Die beiden Spitzenteams sind nun unter sich, denn der Drittplazierte Bensheim kam beim starken Aufsteiger PSV Heusenstamm gleich mit 14:29 böse unter die Räder. Bereits fünf Punkte liegt nun Bensheim hinter dem Spitzenduo zurück, da dürften Mühlheim und Groß-Umstadt den Titelkampf unter sich ausmachen.

Im erbitterten Abstiegskampf kann die zuvor wochenlang sieglose TuS Kriftel wieder Hoffnung nach dem 17:16-Zittersieg gegen die TSG Bürgel schöpfen. Kriftel bleibt zwar Drittletzter, hat aber bereits drei Punkte Vorsprung vor dem Vorletzten Eintracht Wiesbaden II. Völlig abgeschlagen die TSG Oberursel, obwohl die Taunusstädterinnen ein 11:11-Remis gegen Grün-Weiß Frankfurt auf eigenem Parkett gelang. In einem weiteren Spiel trennten sich der SV Crumstadt und TV Sulzbach mit 12:15. Am nächsten Wochenende gibt es bereits wieder eine kurze Unterbrechung wegen der anstehenden Pokalspiele der zweiten Runde auf Hessenebene.

TuS Kriftel - TSG Bürgel 17:16 (10:7). Bereits zweimal (im Pokal und Meisterschaft) unterlag TuS Kriftel in dieser Saison der TSG Bürgel. Jetzt gab es gegen den Angstgegner einen Zittersieg, der die kargen Hoffnungen auf den Klassenerhalt nährte. Der erste doppelte Punktegewinn im fünften Spiel unter der Regie des neuen Trainers Alexander Raquet. "Unser bestes Saisonspiel", lobte prompt Raquet. Herausragend bei den Gastgeberinnen war Torfrau Martina Link, die die Schützlinge von Bürgels Trainerin Hanne Koch schier zur Verzweiflung brachten. "Wir sind an der Krifeler Torfrau und unseren Nerven gescheitert", lautete der Tenor aus dem Lager des Überraschungs-Verlierers. Bürgel verpaßte den Sprung auf Rang fünf, muß nun mit 15:15-Punkten Absicherung nach hinten betreiben.

Kriftel kann dagegen mit neuem Mut an die noch ausstehenden sieben Spiele herangehen. "Ich habe meine Spielerinnen vor Kriftel gewarnt, die standen mit dem Rücken zur Wand und haben bis zur Erschöpfung gefightet", resümierte TSG- Trainerin Hanne Koch. In der Schlußphase kam Bürgel, das anfangs 5:3 geführt hatte, noch einmal bis auf einen Treffer (16:15) heran. Die siebenmal mit Siebenmetern treffende Krifteler Torjägerin Marion Blume stellte jedoch mit dem 17:15 die Weichen endgültig auf Sieg, der Bürgeler Anschlußtreffer fiel zu spät. Erfolgreichste Torschützinnen für die Gastgeberinnen waren Marion Blume (7/7) und Heike Armbrust (3), die von Flörsheim zurückgekehrte Andrea Kretzschmar blieb noch ohne Torerfolg.

TV Groß-Umstadt - Eintracht Wiesbaden II 25:10 (13:6). Mit nur acht Feldspielerinnen reiste die Regionalligareserve von Eintracht Wiesbaden zum Zweitplazierten TV Groß-Umstadt. Zu Beginn war es keine klare Sache für den gastgebenden Meisterschaftsaspiranten, denn nach 20. Minuten stand nur ein 7:6-Vorsprung zu Buche. "Da haben wir zu unkonzentriert abgeschlossen, waren etwas überheblich", resümierte TVG-Pressesprecher Manfred Tabola nach dem späten Schützenfest. Für die Toreflut des TVG vornehmlich im zweiten Abschnitt, in dem das Wiesbadener Rumpfaufgebot kräftemäßig abbaute, zeigten sich vornehmlich Ilka Belkowsky, Ulrike Tabola und Kerstin Tschotschek (je 5 Tore) verantwortlich. Für den schon abgeschlagenen Vorletzten aus der Landeshauptstadt kristallisierte sich einmal mehr Kerstin Eifler (7/4) als Alleinunterhalterin heraus. Im nächsten Meisterschaftsspiel dürfte es für Groß-Umstadt in vierzehn Tagen wesentlich schwerer werden, dann geht es zum Gipfeltreffen gegen Spitzenreiter SU Mühlheim . . .

TGS Walldorf - SU Mühlheim 10:18 (5:8). Überraschend souverän behauptete sich Spitzenreiter SU Mühlheim im Derby beim heimstarken Neuling TGS Walldorf. Der Sieg war die maßgeschneiderte Generalprobe für das Spitzenspiel in zwei Wochen gegen Verfolger Groß-Umstadt. In Walldorf glänzte erneut der SU-Rückraum mit Stephanie Haus (6/1) an der Spitze. Außerdem stellte die aggressive Abwehr des Spitzenreiters die Walldorferinnen vor ungeahnte Probleme. Mühlheim glänzte mit schnellem, präzisen Spiel, zeigte Regionalliga-Format. Die SU-Kreisspielerinnen konnten sich zwar nicht in die Torschützenliste eintragen, schafften aber mit ihren Sperren und ständigen Wechseln den nötigen Rückraum für den wurfgewaltigen Mühlheimer Rückraum.

Walldorf, durch die Niederlage mit jetzt 15:15-Punkten - immer noch eine glänzende Bilanz für einen Aufsteiger - auf Platz sieben zurückgefallen, konnte kein einziges Mal in Führung gehen. Esther Kurth (4/3) war noch die erfolgreichste TGS-Torschützin, für Mühlheim trafen ins Schwarze: Stephanie Haus (6/1), Susanne Emmert (3), Susanne Franke (2), Heike Lindner (2/1), Ingrid Banszerus (2) und Romy Marini (1).

PSV Heusenstamm - SSG Bensheim 29:14 (15:10). Was wäre der PSV ohne seine Neuzugänge? Allen voran Ute Köhl, die vor dieser Saison gemeinsam mit Ellen Thierolf und Kerstin Heim vom Regionalligisten BSC Urberach zum Oberligsten wechselte. Die Rückraum-Spielerin setzte beim unerwartet deutlichen Erfolg im Verfolgertreffen mit neun Toren die Akzente. Viermal war die großgewachsene und wurfstarke Spielerin dabei mit einem Siebenmeter erfolgreich. Kerstin Heim steuerte vier Treffer bei, Ellen Thierolf war zweimal erfolgreich. Mit Katja Witt (1) trug sich eine weitere Neuverpflichtung (kam von der TG Nieder- Roden) in die Torschützenliste ein. An der Rekordquote von 29 Treffern waren vom alten Stamm Michaela Rhein (7), Maria Russo und Bettina Höfinghoff (je 3) erfolgreich. Die Mannschaft von Trainer Joachim Rhein hatte den besseren Start (6:3) und machte sich die Torfrauschwächen der SSG, die ohne etatmäßige Keeperin angereist waren, zunutze. Unmittelbar nach der Pause bauten die Heusenstammerinnen ihren Fünf-Tore-Vorsprung entscheidend aus. Besonders Kreisläuferin Michaela Rhein trumpfte nach dem Wechsel in beeindruckender Form auf. jo

Kein Platz für die Vereine im Rumpenheimer Schloß Investor will schon im Herbst mit dem Wiederaufbau beginnen: Eigentumswohnungen, Büros und Restaurant Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz

OFFENBACH. Der Kopfbau des Rumpenheimer Schlosses wird jetzt ohne Beteiligung der Rumpenheimer Vereine aufgebaut. Investor Manfred Staab von der Mommenheimer Bauträger-Gesellschaft V.I.M. GmbH bei Mainz hofft nach nun dreijährigen Vorbereitungen, endlich im Herbst 1993 mit dem Neuaufbau des Rumpenheimer Schlosses beginnen zu können. Weil mit dem Magistrat nur noch einige wenige Detailfragen zu klären seien, rechnen er und Helmut Reinhardt, Denkmalspfleger und stellvertretender Leiter des Bauaufsichtsamtes, damit, daß schon im Februar das Stadtparlament dem Aufbaukonzept zustimmt und dann auch bald der Bauantrag positiv beschieden wird.

Die Bürgerinitiative Rumpenheim (BIR) kämpft seit über 20 Jahren für die Restaurierung des Landgrafenschlosses und legte diverse Aufbau-, Nutzungs- und Finanzierungsmodelle vor. Sie beklagt nun, daß die Zukunft des Schlosses vom Magistrat völlig aus der öffentlichen Diskussion genommen worden sei.

Verständnis bekundend, daß Verhandlungen mit Investoren nicht auf dem öffentlichen Markt ausgetragen werden und "ohne nun behaupten zu wollen, daß auch in Offenbach hinter verschlossenen Türen unsaubere Geschäfte zum Schaden der Bürger gemacht werden", meint die BIR: "Folgerichtig weiß die Öffentlichkeit nicht, wer der zukünftige Investor ist, ob ein Vorvertrag abgeschlossen wurde, was darin steht. Obwohl das Schloß die einzige große und wirklich wertvolle historische Immobilie im Besitz der Stadt ist und die Nutzung wesentliche Auswirkungen auf unseren Stadtteil und die Stadt haben wird."

Staab gab der FR Auskunft. Er geht von einer zweijährigen Bauzeit aus. Rund 15 Millionen Mark will er in den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kopfbau investieren, um darin um die 20 Eigentumswohnungen, Büros für Anwaltskanzleien und ein großes Restaurant mit Sommerterrasse zu errichten. Staab und Reinhardt sind sich auch darüber einig, daß der Kopfbau so wieder hergestellt wird, wie er vor seiner Zerstörung vor dem Krieg war.

Ursprünglich hatte die Stadtverordnetenversammlung - wie von der BIR verlangt - beschlossen, daß es im Kopfbau auch Platz für öffentliche Räume gegeben müsse. Investor Staab bot den Vereinen im Erdgeschoß eine rund 130 Quadratmeter große Fläche für öffentliche Veranstaltungen an, verlangte aber dafür von der Stadt und/oder den Vereinen einen Baukostenzuschuß von rund 750 000 Mark. Die Bürgerinitiative BIR, auf deren Initiative bereits die Seitenflügel und der Marstall des Schlosses aufgebaut und durch die Umwandlung in Wohnungseigentum finanziert werden konnte, schaute sich die Planung gut an, befragte die Vereine um deren Meinung. Das Ergebnis ihrer Überlegungen teilte die BIR dem Magistrat Ende November 1992 in einem Brief mit: "Das Konzept entspricht nicht unseren Vorstellungen von einer öffentlichen Nutzung des Schlosses." Das Konzept folge nicht der von Magistrat und Stadtparlament angestrebten "gemischten Nutzung". Die für die Vereine vorgesehenen Räume seien für die Vereinsarbeit unbrauchbar.

Die BIR schreibt: "Niemand vermag zudem einzusehen, warum wir für rund elf Prozent (rund 750 000 Mark) der Kosten (laut Gutachten) fünf Prozent des Schlosses zurückerwerben sollen, nachdem die Stadt die Schloßruine praktisch verschenkt." Investor Staab bekommt Ruine und Grundstück von der Stadt in Erbpacht. Er und auch Reinhardt werten diesen Brief als Absage der BIR und der Vereine und als Verzichtserklärung, weiter am Wiederaufbau des Kopfbaues mitzuarbeiten.

Die BIR befürchtet auch, daß künftig keine romantischen Freiluftveranstaltungen mehr im Schloßhof stattfinden werden. Staab hingegen hat nichts dagegen, daß in seinem Vertrag mit dem Magistrat festgeschrieben wird, daß der Schloßhof auch künftig für mindestens sechs öffentliche Freilicht-Veranstaltungen im Jahr zur Verfügung steht.

Umleitungsstrecke bleibt weiterhin bestehen

MAINTAL. Die Stadtverwaltung von Maintal weist darauf hin, daß die wegen der Bauarbeiten in der Kennedystraße im Stadtteil Dörnigheim eingerichtete Umleitungsstrecke der Buslinie 703 über die Mozartstraße weiterhin bestehen bleibt, obwohl die Kennedystraße vorübergehend für den Verkehr freigegeben worden ist.

"Nachdem die Baufirma bei Nachlassen des Frostes wieder mit den Bauarbeiten beginnt, muß auch weiterhin die Umleitungsstrecke beibehalten werden", heißt es wörtlich seitens der Verwaltung. Die frühere Haltestelle "Alter Friedhof" wird folglich nicht angefahren. pom

Der Ortsbeirat 15 tagt SPD fordert erneut Sozialarbeiterstelle

NIEDER-ESCHBACH. Bereits seit Oktober 1991 ist die Stelle eines damals in den Ruhestand versetzten Sozialarbeiters in der Sozialstation Nordweststadt, der sich besonders um die Probleme in Teilen der Siedlung Am Bügel kümmerte, vakant. Grund dafür ist die von der Stadt beschlossene Wiederbesetzungssperre im sozialen Bereich.

Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach) fordert deshalb, daß die Stelle umgehend neu besetzt wird. Als Begründung liegt dem Antrag ein Schreiben des Arbeitskreises Bügel bei, in dem auf die besondere Notwendigkeit dieser Stelle hingewiesen wird.

Diskutiert wird der Antrag neben anderen auf der ersten Sitzung des Gremiums in diesem Jahr am Mittwoch, 20. Januar, 19.30 Uhr, im Kirchlichen Nachbarschaftszentrum der evangelischen Gemeinde Am Bügel, Ben-Gurion-Ring 39.

Weitere Themen der Sitzung sind die Satzung zur Änderung der Abfallgebühren, die Einrichtung einer Vorschulklasse an der Michael-Grzimek-Schule, der Neubau einer Turnhalle auf dem Gelände der Otto-Hahn-Schule und schließlich bauliche Maßnahmen an der Nieder-Eschbacher Gesamtschule. jot

Der Ortsbeirat revidiert Kein Verkehr mehr in zwei Richtungen

GRIESHEIM. Der Ortsbeirat 6 zieht jetzt die Konsequenz aus den anhaltenden Protesten der Anwohner gegen die Ende Oktober des Vorjahres eingerichtete erste Tempo-30-Zone in Griesheim.

In seiner Sitzung am Dienstag, 19. Januar, 17 Uhr, im Höchster Bolongaropalast wird das Stadtteilparlament die Rücknahme des Zweirichtungsverkehrs beschließen, um so das beidseitige Parken zu ermöglichen, wie Thomas Schlimme (Grüne) der Stadtteil-Rundschau erklärte. Mit der Umsetzung des Beschlusses rechnet er "in absehbarer Zeit".

Die Änderungen: In der Hartmannsweiler-, Link- und Fabriciusstraße wird der Zweirichtungsverkehr aufgehoben und die frühere Einbahnstraßenregelung wieder eingeführt. Gleichzeitig wird auch das Parken zu beiden Fahrbahnseiten erlaubt. Ebenfalls zu Einbahnstraßen werden die Straßen Am Weidenbaum und Am Wingertsgrund erklärt, um auch hier das beidseitige Parken zu legalisieren.

Beibehalten werden dagegen neben der Tempobegrenzung auf 30 Kilometer pro Stunde auch die sogenannten "Stellvertreter", die das Freihalten der Kreuzungsbereiche sicherstellen sollen. Letztlich gescheitert ist der Ortsbeirat in seinem Bemühen um eine Verkehrsberuhigung im Stadtteil an der damit verbundenen Verknappung des Parkraumes, gegen die Anwohner zuletzt in einer Anhörung im Dezember lautstark protestiert hatten (wir berichteten). "Der Widerstand ist so groß", zog Schlimme das Fazit, "das Konzept ist so nicht durchzuziehen." joh

Sport am Dienstag

EISHOCKEY OBERLIGA-NORD-ENDRUNDE: Braunlage - ESV "Löwen", (20 Uhr). HANDBALL

2. POKALRUNDE auf Verbandsebene, Frauen: SG Arheiligen - VfL SW Griesheim (20.30 Uhr, Sportzentrum). FUSSBALL

FREUNDSCHAFTSSPIEL: SV Darmstadt - Banik Ostrau (19.30 Uhr, Bürgerpark-Nord).

Eine Eingrenzung des Selbstbestimmungsrechts der Völker, um die "Balkanisierung des Planeten" zu verhindern, fordert Butros Ghali auf Seite 7.

Briefe an die Redaktion "Wir leben gerne in Nied"

Zum Artikel "Nie etwas anderes als Baustellen gesehen" vom Samstag, 9. Januar, schreiben uns die FR-Leser Erika

"Als geborene Niederin und 1948 aus Unterliederbach zugezogener Nieder schmerzt es uns, unseren liebgewonnenen Stadtteil in einer erschreckend negativen Schilderung dargestellt zu sehen.

Auch uns gefallen Grünflächen besser als Baustellen mit ihren störenden Einwirkungen. Hierbei kann und darf es aber niemand gleichgültig sein, wenn es an Wohnraum, insbesondere für junge Familien mangelt.

Unser Wohnbereich mit seinen beiden Flüssen, den malerischen Altarmen am Niddalauf, das erholsame Spazieren von der Wörtspitze entlang der Nidda nach Rödelheim, ist einmalig schön. In unseren Gewässern erstarkt der Fischbestand, eine Vielzahl von Wasservögeln hat dort Quartier bezogen, und die Fischreiher sind an den Gewässern zu sehen.

Bevor unser Nied einer Wertung unterzogen wird, müssen auch diese positiven Seiten aufgewogen werden. Ein einseitiges Urteil ist unvollständig und damit falsch. Wir wehren uns dagegen, daß unser Stadtteil Nied einer "öden Schlafstadt" gleichgesetzt wird. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß die vier Nieder Kirchengemeinden mit Begegnungen und Veranstaltungen den Gemeinschaftssinn fördern helfen und pflegen. Dies kam bei der Großveranstaltung der vier Nieder Kirchengemeinden "Nied im Gespräch" unter Beteiligung vieler Nieder Vereine zum Ausdruck.

Es spricht für die Nieder Bürger/innen, bereits im Jahre 1857 den Gesangverein "Thalia" gegründet zu haben. In ständiger Folge kamen weitere Vereinsgründungen hinzu. So feiert in diesem Jahr unser "Obst- und Gartenbauverein Nied" sein 100jähriges Bestehen. Die Sportgemeinschaft Nied mit ihren zahlreichen Abteilungen darf mit Stolz auf ihre Entwicklung und Leistungen verweisen. In den insgesamt 49 Nieder Vereinen kann je- der seine Interessen finden. Der zuletzt ge- gründete "Polo"-Verein, Teil unseres Reiterhofes, ist als Besonderheit zu nennen.

Für unseren Stadtteil ist es eine Bereicherung, daß im Jahre 1982 der Gründung des "Heimat- und Geschichtsvereins Nied e. V." nichts mehr im Wege stand.

Die alljährliche "Gewerbeschau" der Nieder Geschäftsleute ist längst zu einer großen Begegnung geworden.

Wir leben gerne in Nied."

Erika und Erich Bay, Bergmannweg 21, 6230 Frankfurt 80

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Neuer Bund am Barentsmeer Skandinavien und Rußland wollen in Nordregion kooperieren

gam KOPENHAGEN, 11. Januar. Im äußersten Norden Europas soll die Zusammenarbeit zwischen Rußland und Skandinavien institutionalisiert werden. Die Außenminister Rußlands, Norwegens, Schwedens und Finnlands gründeten am Montag im norwegischen Kirkenes einen "Barentsrat" (benannt nach dem Barentsmeer), dessen Hauptaufgaben wirtschaftliche Kooperation und die Bewältigung der enormen Umweltprobleme sind.

Der Rat soll durch ein regionales Organ ergänzt werden, in dem auch die russischen Regionen Murmansk und Archangelsk vertreten sind. Diese selbständige Rolle für die rohstoffreichen russischen Provinzen hatte Widerspruch bei konservativen Kräften in Moskau ausgelöst.

Im Barentsmeer werden riesige Öl- und Gasvorkommen vermutet, und auch an Erzen und Mineralen ist das Gebiet reich. Die Öffnung der Nordost-Passage, die den Schiffsweg nach Fernost freigibt, soll die Region auch zu einer wichtigen Handelsstraße machen. Der neue Rat hofft auf finanzielle Hilfe der EG.

"Sicherheitspolitische Stabilität in einem der am stärksten militarisierten Gebiete der Welt" nannte Schwedens Außenministerin Margaretha af Ugglas als wichtigstes Ziel. Auf der russischen Kola- Halbinsel befindet sich die weltweit größte Truppen- und Waffenkonzentration.

Umweltschutzgruppen forderten in Kirkenes, den Kampf gegen die Umweltzerstörung in den Mittelpunkt der Kooperation zu stellen. Die Schwefeldioxid-Emissionen der auf Kola gelegenen Nickel- Schmelzwerke in Nikel und Montschegorsk sind größer als jene der gesamten skandinavischen Industrie, und das Atomkraftwerk von Polyarni Zory bei Murmansk wird von der Atomenergiebehörde zu den zehn gefährlichsten der Welt gezählt. Die Barentsee wird von Rußland für die Versenkung von radioaktivem Abfall mißbraucht. Einem Verbot dieser Praxis widersetzte sich Rußlands Außenminister Andrej Kosyrew.

24jährige Autofahrerin bei Unfall schwer verletzt

NEU-ISENBURG. Schwere Verletzungen zog sich am Sonntag morgen eine 24 Jahre alte Autofahrerin bei einem Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 459 zu. Nach Angaben der Polizei kam die Frau, die in Richtung Dietzenbach unterwegs war, in einer langgezogenen Rechtskurve hinter dem Gravenbrucher Autokino mit ihrem Wagen nach links von der Straße ab und prallte auf dem Grünstreifen gegen den Pfosten eines Verkehrszeichens. Das Fahrzeug soll danach herumgeschleudert worden und auf der Beifahrerseite liegengeblieben sein. Der Unfallschaden wird auf etwa 16 000 Mark geschätzt. Offenbar war die Autofahrerin angetrunken, denn die Polizei stellte nach einer Blutentnahme den Führerschein der 24jährigen sicher. leo

"Schnaufpause" ist ins Bürgerhaus umgezogen

NEU-ANSPACH. Neues Jahr - neue Räume: Das Frauen- und Müttercafé "Schnaufpause" ist ins Bürgerhaus Neu-Anspach umgezogen. Von Donnerstag, 14. Januar, an bietet der Treff im Clubraum III Frauen und Müttern einmal in der Woche Kontakt- und Gesprächsmöglichkeiten bei einer Tasse Kaffee oder Tee.

Das "Café" ist immer donnerstags von 9.30 bis 11.30 geöffnet. Kinder sind willkommen und werden betreut. cn

CDU-Stadtrat wechselt politisches Lager Ottokar Frey will bei den Kommunalwahlen für die "Bürger für Mühlheim" kandidieren

MÜHLHEIM. Die Korrosion der sogenannten Altparteien setzt sich fort. Erst haben sechs SPD-Stadtverordnete ihre Fraktion verlassen und eine eigene Fraktion der "Freien Sozialdemokraten" gegründet; dann ließ sich der ehemalige stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Heinz Hölzel zum Vorsitzenden der von den SPD-Abweichlern initiierten Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" wählen. Jetzt hat das CDU-Magistratsmitglied Ottokar Frey erklärt, bei der nächsten Kommunalwahl im März für die "Bürger für Mühlheim" kandidieren zu wollen.

"Den Ausschlag hat das Verhalten der CDU-Fraktion bei der Etatberatung gegeben", sagt er. Da wäre es klüger gewesen, wenn sich die CDU der SPD als künftiger Koalitionspartner zu erkennen gegeben hätte, anstatt einen Rachefeldzug zu starten, ließ er durchblicken.

Zur Erinnerung: Bei der Etat-Verabschiedung hatte die CDU zusammen mit den Freien Sozialdemokraten und den Grünen der SPD - die ihre absolute Mehrheit verloren hatte - eine Abstimmungsniederlage nach der anderen beigebracht. Jens Niklaus, der CDU-Fraktionsführer, rechtfertigte dies im Unterschied zu Frey mit dem Hinweis, es wäre unklug gewesen, diese Chance nicht zu nutzen.

Frey glaubt dagegen, daß keine Partei bei den nächsten Kommunalwahlen eine absolute Mehrheit schaffe, die SPD danach also auf einen Koalitionspartner angewiesen sein wird. In dieser Richtung ein positives Zeichen zu geben, habe die CDU-Fraktion versäumt, ärgert er sich. Sein Ärger mir der Partei reicht aber weiter zurück. Nach dem schlechten Abschneiden der CDU bei den Kommunalwahlen 1989 "hatte ich andere personelle Vorstellungen", sagt er beispielsweise.

Der Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" prophezeit Frey ein "achtbares zweistelliges Ergebnis". Er engagiere sich für die "Bürger in Mühlheim", weil er gegen jede Form ideologischer Politik sei. Sich selbst bezeichnet Frey als "überzeugten Christdemokraten". Wegen ihrer Überparteilichkeit mache es keine Probleme, in der neuen Wählergemeinschaft mitzuarbeiten. Eigentlich wollte Frey die Kommunalpolitik an den Nagel hängen. Er hatte sich nicht mehr um einen aussichtsreichen Platz auf der CDU-Liste beworben und wollte auch nicht mehr für den Kreistag kandidieren, dem er seit 1978 angehört.

Frey ist seit 1970 CDU-Mitglied, war CDU-Fraktionschef in Lämmerspiel und saß später im Mühlheimer Stadtparlament. Mitglied des Magistrats war er von 1982 bis 1985 und ist es wieder seit 1989.

Wenn Frey für die "Bürger in Mühlheim" kandidiere, dann habe er damit "formlos" seine Mitgliedschaft in der CDU gekündigt, meint Fraktionschef Jens Niklaus und erklärt, die CDU sei mit Frey "ein Problemkind" los. Niklaus traut den "Bürgern in Mühlheim" zwar kein zweistelliges Ergebnis zu, aber durchaus den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.

Am Donnerstag, 14. Januar, treffen sich die "Bürger für Mühlheim" um 20 Uhr in der TGL-Gaststätte in der Fritz-Erler- Straße 12 zur ersten Mitgliederversammlung. An diesem Abend soll die Kommunalwahlliste gewählt werden. pmü

Atomwaffen-Weitergabe bleibt weltweit Unsicherheitsfaktor Forscher stellen Nichtverbreitungskonzept vor / Iran Testfall für deutsche Exportpolitik / Vor neuem Nord-Süd-Konflikt gewarnt Von unserem Redaktionsmitglied Edgar Auth

FRANKFURT A. M, 11. Januar. Die Weiterverbreitung von Atomwaffen bleibt nach Ansicht Frankfurter Friedensforscher ein Hauptproblem internationaler Sicherheitspolitik. Bei der Vorstellung ihrer Studie "Nuklearexport und Aufrüstung" nannten Bernd W. Kubbig und Harald Müller von der "Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung" (HSFK) am Montag Indien, Pakistan, Nordkorea, Israel, Irak, Libyen und Nachfolgestaaten der Sowjetunion als Länder mit Atomwaffen-Ambitionen.

Für Deutschland bilde die Ausfuhrpolitik gegenüber Iran einen "problematischen Testfall". Kubbig/Müller zufolge sind die genehmigungspflichtigen deutschen Exporte in das islamische Land am Golf stark angestiegen. 80 Prozent dieser Ausfuhren würden genehmigt.

"Es wäre verheerend, wenn die Bundesrepublik ein oder zwei Atomkraftwerke dorthin exportieren würde", warnte Kubbig. Teheran lege sich offenbar genügend Uran und Kapazitäten zur Anreicherung und Wiederaufarbeitung zu, um Atomwaffen bauen zu können. Partner seien dabei derzeit unter anderem China und Argentinien.

Inwieweit die höchst positiv eingeschätzten neuen deutschen Exportrichtlinien konsequent umgesetzt werden, ist für die Friedensforscher die derzeit offene Hauptfrage. Der Bundestag habe es versäumt, sich Kontrollrechte gesetzlich abzusichern. Es sei auch unklar, ob sich im Bundesausfuhramt schon eine "ernsthafte Kontrollmentalität durchgesetzt hat". Zu fürchten sei, daß die kurz vor Weihnachten 1992 veröffentlichte neue Ausfuhrliste die zurückhaltende Exportpolitik wieder aufweicht. Möglich bleibe, daß die technischen Kennzeichen (Parameter) für Waren, die zur Rüstungs- und Zivilproduktion taugen (dual use), so festgelegt würden, daß solche Güter gar nicht mehr genehmigungspflichtig sind.

Die deutschen Exportkontrollen könnten auch über den neuen europäischen Binnenmarkt umgangen werden, warnen die Autoren. Hier drohten Mitgliedsstaaten mit schwächerem Exportkontrollsystem zur Durchgangsstation für Mehrzweckgüter zu werden.

Nach Ansicht der Fachleute könnte die Entwicklungshilfe ein Hebel sein, um die Begierde armer Länder nach rüstungstauglicher Hochtechnologie zu zügeln. Wer hochrüste und die Menschenrechte mißachte solle weniger erhalten. Gleichzeitig warnen die Friedensforscher vor einer neuen Nord-Süd-Konfrontation. Um bei Entwicklungsländern den Eindruck eines Diktats aus dem Norden zu vermeiden, schlagen sie enge Zusammenarbeit vor. Atom-Lieferstaaten und führende Länder der ärmeren Welt sollten ständig beraten. Um die Weitergabe von Raketentechnologie einzudämmen, müsse die Peitsche von Sanktionen mit dem Zukkerbrot von Anreizen verbunden werden. Industrieländer könnten Mitarbeit bei zivilen Weltraumprojekten anbieten.

Die HSFK-Mitarbeiter begrüßen, daß die Bundesrepublik die Gefahr nicht überbewertet. Nur wenige Länder seien mit ihren Raketen "langfristig und hypothetisch" für den Westen bedrohlich. Meist werde aufgrund regionaler Rivalitäten aufgerüstet, wie die Beispiele Indien und Pakistan zeigten. Auf Ablehnung stoßen "militärtechnologische Patentrezepte", wie sie derzeit die USA entwickeln. Diese steuern das im Kalten Krieg entworfene "Krieg-der-Sterne"-Projekt (SDI) auf eine Raketenabwehr gegen Angriffe aus dem Süden (GPALS) um.

In ihrer Studie warten die Forscher mit neuen Einzelheiten über die Beteiligung der USA an der Aufrüstung ihres derzeitigen Hauptfeinds Irak auf. So hätten nach Erkenntnissen des US-Kongresses 13 statt der bisher bekannten einen US- Firma - möglicherweise unwissentlich - Technologie für Bagdads Atomwaffenprogramm geliefert. US-Unternehmen hätten auch Materialien für die Effektivierung der sowjetischen Scud-Raketen beigesteuert, mit denen dann unter anderem US-Stützpunkte beschossen wurden. Dabei habe die Regierung George Bush das feinmaschige und vorbildliche US-Genehmigungsverfahren umgangen.

Um solches künftig zu vermeiden, schlagen die HSFK-Autoren ein internationales Nichtverbreitungskonzept vor. Dazu gehört: Ein wirksames Inspektionssystem mit unbeschränkten Zugangsrechten für Inspektoren wie derzeit in Irak für alle Staaten; ein Frühwarnsystem, das international verstreute Informationen über Exportgenehmigungen und Ermittlungsverfahren, aber auch Satellitenbeobachtungen bündelt; eine internationale Vereinbarung über Sanktionen gegen "Möchtegern-Kernwaffenstaaten" und ihre Helfer; eine stärkere Rolle des UN-Sicherheitsrats; regionale Rüstungskontrolle und Sicherheitsgarantien für Nicht-Atomwaffen-Staaten.

Die alte Unordnung

Von Karl Grobe

Die Niederlage von 1990 hat der irakische Diktator Saddam Hussein nie für sich akzeptiert. Er hat mitsamt seinem System die "Operation Wüstensturm" überlebt; er hat frohlockend die Niederlage des George Bush in den Wahllokalen der USA beobachtet; er wiegt sich in dem Glauben, als Verteidiger der Würde Arabiens letztlich obsiegt zu haben. Angesichts der Reaktionen ringsum ist das nicht aberwitzig. Falls darüber hinaus weltpolitisches Denken in Bagdad einen Platz hat, wird es Bestätigung auch darin finden, daß die von Bush Anfang 1990 volltönend ausgerufene "Neue Weltordnung" nicht stattgefunden hat.

In diesem Zusammenhang sollten die neuen Konfrontationen betrachtet werden, die sich die Bagdader Regierung in diesen Tagen leistet. Sie haben mehr mit dem Selbstverständnis der dort Herrschenden zu tun als mit einem strategischen Plan, an dessen Ende, koste es, was es wolle, ein neuer Krieg stehen könnte. Irak könnte ihn kaum führen; er ginge jetzt nicht mehr um die Wiederherstellung eines früheren Zustandes, sondern um die Vernichtung des Regimes. Dafür wird es aber kein Mandat der Vereinten Nationen geben. Irak kann ihn seinerseits materiell nicht führen und will es offenbar auch nicht. Die den Westen, besonders die USA, provozierenden Gebärden und Maßnahmen sollen, wie eh und je, Kraft demonstrieren. Dafür hat sich das Regime, offenbar Saddam selbst, geeignetes Terrain ausgesucht.

Iraks Regierung könnte, wenn sie sich auf eine rechtliche Auseinandersetzung einlassen wollte, durchaus stichhaltige Argumente anführen. Das gilt für die Auseinandersetzung über die Luftabwehrraketen in Süd-Irak wie für das Abräumen von Waffen und Material aus dem Lager bei Umm Qasr. Das Flugverbot über Irak südlich vom 32. Breitengrad hat ja nicht Demilitarisierung bedeutet, so wünschenswert das im Interesse des Überlebens der Schiiten und der Sumpf-Araber auch wäre. Flugabwehrstellungen sind also nicht automatisch untersagt.

Bei den jüngsten Beutezügen - bei weitem nicht den ersten - nach Kuwait hat das Bagdader Regime eine von den UN neu gezogene Grenze verletzt. Seit der Gründung Kuwaits, 1913, war die sehr allgemein definiert. Zehn Jahre danach legten britische Kolonialoffiziere sie ebenso unscharf ins Gelände, erst neun Jahre später begann Irak sie zu akzeptieren. Im vorigen Jahr wurde sie abermals revidiert, diesmal mit genauen Angaben - in der Regel zu Lasten Iraks, das sich dagegen energisch verwahrte. Einige Gebietsstreifen wurden Kuwait zugeschlagen, darunter das Militärlager südlich Umm Qasr. Daß Bagdad inzwischen stillschweigend "die Karten berichtigt" hat, ist nicht anzunehmen. Das juristische Spiel mit Argumenten und Paragraphen war zudem nie seine Sache.

Saddam Husseins Regime provoziert die Widersacher von den Vereinten Nationen bewußt, und es achtet darauf, diese Provokationen in eine Grauzone zu legen. Es nimmt, ohne es deutlich zu sagen, die Weltorganisation und die Reste der Koalition von 1990 beim Wort, das hohl bleibt. Schließlich hat keine der Sicherheitsrats-Resolutionen, die die "Operation Wüstensturm" begründeten, eine nach dessen Ende gezogene Linie zum Gegenstand gehabt. Das erklärte Ziel, die Wiederherstellung der Unabhängigkeit Kuwaits, ist erreicht, und zwar (nach Resolution 687) in den Grenzen von 1963.

War es 1990 ein Kriegsziel, den irakischen Völkern zu einem demokratischen und multinationalen Regime zu verhelfen? Offenkundig nicht. Nur hat diese Vorstellung in Verkennung der Tatsachen mancher Planung zugrundegelegen. Indes, niemand hat den Bagdader Diktator zu stürzen vermocht, dessen primäre Stärke unter anderem in der Uneinigkeit seiner internen Gegner liegt.

War die "Neue Weltordnung" wirklich Bushs Ziel? Wohl auch nicht. Das Wort war rhetorische Begründung für die militärische Operation und dafür, daß die USA mit einem UN-Mandat auftraten, das die Weltorganisation ihr angesichts der Annektionspolitik Bagdads nicht verweigern wollte und konnte. Eine griffige Übersetzung der lateinischen Phrase pax Americana mag es also gewesen sein, nachdem nur die USA als Supermacht übriggeblieben schienen.

Schienen; denn weltpolitische Allmacht ist ihnen nicht zugefallen. Der "amerikanische Frieden" endet folglich dort, wo die amerikanischen Interessen enden. Darin ist nicht einbegriffen, Demokratie und Menschenrechte in Irak (oder etwa in China) herzustellen, wenn dies von innen her nicht geschieht. Die Patenschaft für die unterdrückten Völker der Erde mit allen Konsequenzen zu übernehmen sind die USA nicht bereit und fähig. Es spricht Bände, daß zur Begründung einschlägiger Verzichte auf ökonomische Interessen hingewiesen wird, daß die Sicherung von Rohstoffquellen und Absatzmärkten andererseits immer Argument für Interventionen ist. "Sie sagen Gott und meinen Kattun", hieß es einst zur Kennzeichnung imperialer Politik. An die Stelle der Baumwolle ist das Erdöl getreten. Im übrigen mag das neue, alte Welt-Chaos fortbestehen, wenn es die Interessen der Macht nicht gefährdet. Da kann Saddam Hussein sich sicher fühlen, noch.

Wer sah den Mercedes 500 SL? Kripo hat Fragen in Zusammenhang mit Computerteile-Raub

ORTENBERG / WIESBADEN. Der Mercedes-Benz, den vier Maskierte nach dem Raubüberfall auf die Elektronikfirma "Schött-Schnell" in Lißberg als zweites Fluchtauto nutzten, ist wieder aufgetaucht. Schon einen Tag später, so die Mitteilung aus dem ermittelnden Landeskriminalamt gestern, sei der Daimler des Geschäftsführers der überfallenen Firma auf dem Ortenberger Marktplatz sichergestellt worden.

In diesem Zusammenhang richtet die Polizei an die Bevölkerung folgende Fragen, die sie gestern auch in Ortenberg per Flugblattaktion verbreitete: Wer hat in der Zeit zwischen Donnerstagabend (7. Januar), 19.45 Uhr, und Freitagmorgen den schwarzen Mercedes 500 SL mit Friedberger Kennzeichen in Lißberg oder Ortenberg gesehen und kann Angaben zu den Personen oder anderen Fahrzeugen machen, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Mercedes stehen? Wer hat in Lißberg in den vergangenen Wochen "unter verdächtigen Umständen" Personen und Fahrzeuge in der Nähe der geschädigten Firma in der Vogelsbergstraße gesehen? Wer kann ansonsten sachdienliche Hinweise zu dem Überfall machen?

Wie bereits berichtet, wurden insgesamt maximal 100 000 Mark Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter und zur Wiederbeschaffung des Diebesgutes führen. Hinweise, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, nehmen das Landeskriminalamt, Telefon 06 11 / 8 31, und die Polizei Friedberg, Telefon 0 60 31 / 60 10, entgegen.

Auf die Frage, ob das Landeskriminalamt inzwischen eine heiße Spur verfolgt, sagte sein Pressesprecher gestern: "So würde ich das nicht formulieren wollen. Die Ermittlungen laufen." Wieviele Hinweise inzwischen eingingen, konnte er nicht sagen.

Bei dem Überfall hatten vier maskierte Räuber am Donnerstag vergangener Woche Computerteile im Wert von etwa 1,5 Millionen Mark erbeutet. mk

Bezirksliga Hochtaunus: FC Inter Oberursel - FSV Friedrichsdorf (am heutigen Dienstag, 19.30 Uhr), SG Hausen - TSG Pfaffenwiesbach (am morgigen Mittwoch, 20.15 Uhr). jbp

Grüne gegen Schloßplatz-Markt "Verlegung war ein Flop" / Fragen zum städtischen Zuschuß

BAD HOMBURG. "Die Verlegung des Weihnachtsmarktes war ein Flop." Die Bad Homburger Grünen schlossen sich in ihrer jüngsten Fraktionssitzung dem vernichtenden Urteil der Händler, der Aktionsgemeinschaft Handel, Handwerk, Gastronomie und der "Mehrzahl der Besucherinnen und Besucher" an.

"Selbstkritisch müssen wir zugeben, daß unsere Zustimmung zur Verlegung des Weihnachtsmarktes auf den Schloßplatz falsch war", zeigt sich Grünen-Sprecher Michael Korwisi bekehrt - und verspricht Abhilfe: "Mit uns Grünen wird es 1993 dort keinen Weihnachtsmarkt mehr geben."

Eine reine Rückverlegung auf den Kurhausvorplatz scheidet für die Öko-Partei allerdings auch aus, "denn sonderlich atmosphärisch und heimelig war das ja auch nicht". Sie schlägt statt dessen vor, sich an den Weihnachtsmärkten in den Nachbarstädten zu orientieren, die nur ein Wochenende dauern: "Da könnten sich die vielen Vereine der Stadt leichter einbringen, und auf dem Markt- oder Waisenhausplatz könnte sich sicherlich eine gute vorweihnachtliche Atmosphäre entwickeln."

Diese und andere Vorschläge beschäftigen auch den Kulturausschuß am Donnerstag, 14. Januar, ab 17.30 Uhr im Sitzungszimmer 1 des Stadthauses (2. Obergeschoß). Die Ausschußvorsitzende Beate Fleige (SPD) hat das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, um rechtzeitig vor der Wahl-Pause Bilanz zu ziehen und die Weichen für nächsten Advent zu stellen. Zuletzt hatte das Stadtparlament vor rund einem Jahr mit den Stimmen aller Fraktionen die Verlegung auf den Schloßplatz beschlossen.

Zum jüngsten Markt üben die Grünen nicht nur Selbstkritik - sie werfen zudem dem Magistrat unklare Finanzen vor und fordern Aufklärung: "Es ist völlig unklar, wohin die 120 000 Mark, die für den Markt bereitgestellt wurden, versickert sind."

Magistratsvorlagen zu dem Markt hatten im November vorgerechnet, daß das Geld für Dekoration, Beleuchtung und Werbung gebraucht werde. stk

Türkei will beim Ausbau der Infrastruktur klotzen

öhl ATHEN. Die Türkei plant für dieses Jahr eine Reihe von großen Infrastrukturprojekten. Vorgesehen ist der Bau von Autobahnen, Flughäfen, Kraftwerken und Pipelines sowie von Bewässerungsanlagen für die Landwirtschaft.

Im Rahmen eines Straßenbau-Programms sollen in dieser Periode acht neue Autobahnteilstücke mit einer Gesamtlänge von rund 580 Kilometern entstehen. Die Regierung will darüber hinaus den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Istanbul und Ankara ebenso international ausschreiben wie das Projekt eines Eisenbahn- und Straßentunnels unter dem Bosporus. Er soll den europäischen und den asiatischen Teil Istanbuls miteinander verbinden. Die Gesamtkosten der beiden Vorhaben werden auf sechs bis sieben Milliarden Dollar veranschlagt.

Auch der Startschuß für den Bau eines neuen Großflughafens bei Samsun an der Schwarzmeerküste soll in diesem Jahr fallen. Mit der früheren Sowjetrepublik Aserbaidschan hat sich die Türkei über die Verlegung einer Pipeline geeinigt. Mit deren Hilfe soll aserisches Öl über die Enklave Nachitschewan nach Midyat in der Südosttürkei befördert werden.

Noch im Frühjahr soll am Euphrat nahe der Ortschaft Birecik damit begonnen werden, einen vierten Staudamm zu errichten. Weitere Pläne umfassen ein großes Bewässerungsprojekt südlich von Ankara sowie die Erweiterung und Modernisierung der Trinkwasserversorgung in türkischen Städten.

Dietzenbach verliert 280 Arbeitsplätze IG-Metall-Gewerkschafter sehen eine "dramatische Entwicklung" in der Stadt

DIETZENBACH. Die Ankündigung einer Welle von Entlassungen beunruhigt zur Zeit die Beschäftigten der Metallbranche in Dietzenbach. Der schwedische Autohersteller Volvo wird in seiner Dietzenbacher Niederlassung zum 31. Dezember 1993 den Bereich Personenwagen schließen und nach Brühl (Nordrhein-Westfalen) verlagern. Für die Stadt bedeutet das den Verlust von über 200 Arbeitsplätzen. Eine Teilschließung hat zudem die Maschinenfabrik Esab-Masing zum Sommer angekündigt - von 124 Beschäftigten werden 70 entlassen. Von Kurzarbeit bei den Firmen Martin KG und Vogel AG sind außerdem über 300 Mitarbeiter/innen betroffen.

"Unsere schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden", meinten gestern Manfred Hartmann und Theo Beez, die Geschäftsführer der IG Metall für Stadt und Kreis Offenbach. Die beiden Gewerkschafter hatten erst vor wenigen Wochen angesichts des Konjunkturabschwungs eine Zunahme von Kurzarbeit und Entlassungen prophezeit. Sie bezeichnen inzwischen die Entwicklung als "dramatisch": Innerhalb von vier Monaten stieg die Zahl der Metall-Mitglieder, die ihren Arbeitsplatz verloren, von 400 auf 1000.

Volvo in Dietzenbach gehört schon seit Jahren zu den Sorgenkindern der Gewerkschaft, denn der schwedische Konzern hat Schritt für Schritt die Zahl der Beschäftigten reduziert. "Ein langsames, mühsames Sterben" nennt das IG-Metall- Geschäftsführer Hartmann.

Mit dem Betriebsrat liegt die Geschäftsleitung - wie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Rolf Lang bestätigt - seit langem im Clinch. Demnächst wird es wegen der Entlassung von zwei Betriebsratsmitgliedern eine Verhandlung vorm Arbeitsgericht geben.

"Wenn der Betriebsrat nach der Zukunft des Unternehmens gefragt hat, ist er meist angelogen worden", sagt Manfred Hartmann und nennt als Beispiel für das schlechte Klima die jüngste Ankündigung. Obwohl die Unternehmensleitung offenkundig schon lange wußte, daß der Konzern seine Zusammenarbeit mit dem französischen Autohersteller Renault verstärken wird, war eine Verlegung des Firmensitzes nach Brühl (zur Deutschland-Niederlassung von Renault) noch in der Betriebsversammlung Anfang Dezember kein Thema.

Offiziell mitgeteilt wurde die Entlassung von 58 Beschäftigten und die geplante Umsetzung von weiteren 148 ins Rheinland erst am 8. Januar - lediglich eine halbe Stunde vor der Belegschaft wurde der Betriebsrat informiert. Von einem Interessenausgleich zugunsten der Belegschaft oder einer Beratung mit der Geschäftsleitung konnte laut Rolf Lang keine Rede sein.

In Dietzenbach bleibt nach dem 1. Januar 1994 lediglich der Volvo-Bereich Nutzfahrzeuge mit 125 Mitarbeitern/innen erhalten. Für die übrigen Beschäftigten sehen Gewerkschaft und Betriebsrat schwarz, an eine Chance auf Arbeitsplätze in Brühl können sie nicht glauben.

Bei der Firma Esab-Masing, die inzwischen zum Konzern ABB gehört, wird die Abteilung Sondermaschinen aufgelöst - Schweißroboter werden weiterhin hergestellt. Auf der Liste derjenigen, denen bis Mitte des Jahres gekündigt wird, stehen auch die Namen der fünf Betriebsratsmitglieder. Betriebsratsvorsitzender Adolf Bürstlein kündigte gestern an, daß er und seine Kollegen für einen vernünftigen Sozialplan kämpfen werden. Auf der Entlassungsliste stehen nach seinen Worten vor allem Männer und Frauen, die zwischen 20 und 40 Jahren bei dem Unternehmen beschäftigt sind und wahrscheinlich keinen neuen Arbeitsplatz mehr finden. Mit Kurzarbeit möchten mehrere Dietzenbacher Firmen verhindern, daß in einem Auftragsloch unwiederbringlich Arbeitsplätze verschwinden. Bei der Vogel AG, einem Zulieferbetrieb der Autoindustrie, wurden in den vergangenen Monaten von 155 Mitarbeitern bereits zehn entlassen, die übrigen arbeiten zum größten Teil kurz. Zwischen Weihnachten und Neujahr wurde außerdem erstmals Betriebsurlaub angeordnet.

Das Familienunternehmen Martin - ein Zulieferbetrieb der Druckindustrie - beschäftigt noch 170 Arbeiter und Angestellte. Seit April wird dort kurzgearbeitet. 13 Entlassungen stehen bevor. "Mit Abfindung und sozialer Komponente", wie der Betriebsratsvorsitzende Günter Diefenbach versichert. hf

Mozarts Freunde liebten die heitere Musik Kompositionen vergessener Virtuosen in der Schloßkirche / Pulcinella-Quartett in Kronberg / Meisterkonzert

BAD HOMBURG. Violine und Violoncello, gespielt von Rudolf Gähler und Klaus Lindig, sind am Sonntag, 17. Januar, 20 Uhr, Partner der Orgel in der Schloßkirche. Beim Konzert "Orgel plus . . . stehen Werke von Bach, Händel und Rheinbarger auf dem Programm. Hayko Siemens spielt die Orgel.

Beim Schloßkonzert am Freitag, 22. Januar, 20 Uhr, wird das Ensemble "Musica Antiqua" aus Köln Musik von "Mozarts Freunden" spielen. Das ursprünglich für diesen Termin vorgesehene Gastspiel der Kremsierer Hofkapelle muß aus personellen Gründen verschoben werden. "Musica Antiqua" ist bereits im Januar 1990 in Bad Homburg aufgetreten. Die Gruppe gilt seit 15 Jahren als Inbegriff für die lebendige Darstellung alter Musik auf historischen Instrumenten. "Mozarts Freunde" werden an diesem Abend sein Johann B. Vandal, Pietro Nardini, Stephen Storace, J. Michael Haydn und Antonio Salieri. Es ist Musik von Komponisten, wie sie im Wien des 18. Jahrhunderts aus jedem geöffneten Fenster klang, Musik aus einer Zeit, in der sich in der Donaumetropole die Opernereignisse überschlugen und jeder Adelshaushalt seine musikalischen Favoriten hatte. Viele der klassischen Virtuosen sind vergessen, beim Konzert in der Schloßkirche soll ihre Musik wieder lebendig werden. Es ist eine heitere und klangvolle Gesellschaftsmusik, wie sie auch in London damals geschätzt wurde.

Karten für beide Konzerte in der Schloßkirche gibt es im Verkehrsamt im Kurhaus (Tel. 06172 / 12 13 10) und an der Abendkasse.

KRONBERG. Daniel Giglberger (Violine), Max Peter Meis (Violine), Ralf Ehlers (Viola) und Stefan Giglberger (Violoncello) sind zusammen das "Pulcinella-Quartett", das am Samstag, 16. Januar, 20 Uhr, im Saal des Altkönigstiftes beim Kammermusikabend des Kulturkreises spielt. Auf dem Programm stehen das Streichquartett D-Dur (op. 20/4) von Joseph Haydn, das Streichquartett F-Dur (op. 18/1) von Ludwig van Beethoven und das Streichquartett g-Moll (op. posth. D 173) von Franz Schubert.

Wer kein Abonnement für die Kammerkonzertreihe hat, bekommt Einzelkarten an der Abendkasse im Altkönigstift. KÖNIGSTEIN. Zwölf Papageno-Variationen von Ludwig van Beethoven können die Zuhörer beim 90. Meisterkonzert im Luxemburger Schloß am Freitag, 22. Januar, 20 Uhr, unter anderem hören. Solisten des Abend sind Daniel Veis (Violoncello) und Helena Veisova (Klavier) aus Prag. Das Paar hat bereits vor zwei Jahren mit großem Erfolg in Königstein gastiert. Außer der Beethoven-Musik spielt das Paar die Sonate e-moll (op.38) von Johannes Brahms, die Sonate Nr. 2 von B. Martinu und die Sonate c-Moll (op. 32) von Saint-Saëns. Karten für das Konzert gibt es im Kurbüro (Fußgängerzone Hauptstraße), Tel. 06174 / 202 - 251. nau

Kleinlaster gegen Zug: Vier Menschen starben Fahrzeug mehrere hundert Meter weit mitgeschleift

RÖDERMARK. Vier Tote hat Montag früh ein schwerer Verkehrsunfall an einem unbeschrankten Bahnübergang zwischen Ober-Roden und Rodgau im Kreis Offenbach gefordert. Ein mit vier Arbeitern besetzter Kleintransporter kollidierte um 7.33 Uhr mit dem Nahverkehrszug 7912 von Ober-Roden nach Offenbach.

Die Männer, drei 21, 27 und 34 Jahre alte Deutsche sowie ein 60jähriger türkischer Staatsangehöriger, befanden sich auf dem Weg zu ihrer unweit der Bahnlinie gelegenen Baustelle, der Kläranlage der Stadt Rödermark. Ihr Fahrzeug wurde mehrere hundert Meter von der vier Waggons ziehenden Diesellok mitgeschleift, die Opfer wurden bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

Zur Zeit des Unglücks herrschte noch Dunkelheit und Regen, die drei Spitzenlichter der Lokomotive sollen intakt gewesen sein. Der Fahrer des Kleintransporters muß den nahenden Zug übersehen haben, erklärte als Sprecher der Frankfurter Bundesbahn-Direktion Walter Henss gestern das schwere Unglück.

Nur mit einem sogenannten Andreaskreuz gesichert, erfordere ein solcher Bahnübergang die besondere Aufmerksamkeit eines Chauffeurs. Obwohl asphaltiert, ist der Feldweg nicht für den öffentlichen Verkehr freigegeben, wird aber von vielen Bewohnern des im westlichen Teil von Ober-Roden gelegenen Neubaugebiets als "Schleichweg" benutzt.

Die einspurige Bahnlinie, die bis voraussichtlich 1997 zur S-Bahn ausgebaut werden soll, war für mehrere Stunden gesperrt, zumal die Lokomotive nach der Karambolage manövrierunfähig war. Die zahlreichen Berufspendler auf der Strekke mußten auf Busse ausweichen. Die Bundesbahn erhielt ihren Schienenverkehr lediglich bis zum Rodgauer Stadtteil Nieder-Roden aufrecht.

Das schwere Unglück wird der Diskussion in Rodgau Nahrung verleihen, wo sich gerade eine Bürgerinitiative gebildet hat, die sich gegen geplante Unterführungen im Zuge der künftigen S-Bahn sträubt und für die Beibehaltung vorhandener - beschrankter - Bahnüberführungen ausspricht, weil sie von den Tunnels einen Zuwachs an Kriminalität und die Gefährdung von Frauen befürchtet. ttt

Christoph Klotz hat mit dem Wechsel von Gelnhausen nach Wiesbaden das große Los gezogen "Glaube an einen Sieg gegen Spitzenreiter Scharnhausen" Dann ist Handball-Zweitligist Eintracht Wiesbaden in der Meisterfrage wieder mit dabei / FR-Interview mit dem 27jährigen

Vor einem guten halben Jahr machte Christoph Klotz (Bild) seinen Wechsel vom TV Gelnhausen zur Eintracht Wiesbaden perfekt. Der 27jährige Diplom- Betriebswirt kam mit der Empfehlung von 128 Feld- Saisontoren vom Liga-Konkurrenten nach Wiesbaden. Derzeit stehen die Gelnhäuser ohne Klotz auf dem letzten Tabellenplatz und schweben in akuter Abstiegsgefahr. Klotz scheint den richtigen Weg gewählt zu haben. Die Saisonvorgabe für ihn und seine neuen Mannschaftskameraden war nach dem Scheitern in der Aufstiegsrunde zur Ersten Bundesliga am Ende der Saison 1991/92 klar: Die Eintracht soll in diesem Jahr den Aufstieg in die höchste Spielklasse schaffen. Zwar rangiert das Team aus der Landeshauptstadt derzeit "nur" auf dem dritten Rang, aber der Rückstand auf Spitzenreiter SG Stuttgart/ Scharnhausen ist mit vier Zählern noch nicht uneinholbar. Zumal die Stuttgarter am Samstag (20 Uhr) in der Sporthalle am Elsässer Platz gastieren. Im Falle eines Sieges, den der immer noch in Gelnhausen wohnende "Rückraum-Bomber" Klotz erwartet, wäre das Titelrennen wieder offen. Wie er sich in Wiesbaden eingelebt hat und was er mit der Eintracht noch erreichen will, darüber unterhielt sich FR-Mitarbeiterin Ina Schneider mit Christoph Klotz.

FR: Herr Klotz, Sie sind zu Beginn der Saison vom TV Gelnhausen zu Eintracht Wiesbaden gewechselt. Haben sich Ihre Erwartungen in sportlicher Hinsicht erfüllt?

Christoph Klotz: "Ja. Am Anfang war es natürlich eine ganz schöne Umstellung, da ich mich ja auch beruflich verändert habe. Aber mittlerweile bin ich sehr zufrieden."

Wurden Ihre Wünsche auch im beruflichen Bereich erfüllt?

"Ich mache hier in einer Export-Factoring-Firma ein Traineeprogramm und durchlaufe alle Abteilung. Das gefällt mir gut, macht wirklich Spaß."

Wohnen Sie bereits in Wiesbaden?

"Nein, ich wohne immer noch in Gelnhausen-Haitz. Aber ein Umzug ist geplant." Wie oft fahren Sie die fast 100 Kilometer lange Strecke von Gelnhausen nach Wiesbaden?

"Ich bin ja auch hier berufstätig, fahre die Strecke also mindestens sechsmal pro Woche hin und zurück. Das ist sehr stressig. Ich stehe jeden Morgen im Stau. Ich werde wohl bald umziehen, zumal Wiesbaden eine sehr schöne Stadt ist und kulturell viel zu bieten hat."

Bestehen noch Kontakte zu Ihren ehemaligen Teamgefährten vom TV Gelnhausen? "Ja, erstmal wohne ich ja noch in Gelnhausen und da trifft man oft Leute. Zu den Spielern, mit denen ich dort längere Zeit zusammenspielte, habe ich noch viel Kontakt."

Wie sehen Sie die Entwicklung in Gelnhausen? Ist der Abstieg für den TVG noch zu vermeiden?

"Wie es im Moment aussieht, glaube ich nicht, daß der TVG den Klassenerhalt noch schafft. Da hätte schon vor Weihnachten etwas passieren müssen. Der Vorstand hätte ein Zeichen setzen müssen, daß man den Klassenerhalt noch schaffen will. Aber es sind ja noch Spieler weggegangen, wie Knut Schaeffter, anstatt neue Spieler zu holen. Es war klar, daß es für den TVG schwer wird ohne die beiden besten Torschützen Marek Kordowiecki und mich. Aber daß es so schlimm kommen würde, damit habe ich nicht gerechnet."

In wenigen Tagen wird beim TV Gelnhausen ein neuer Vorstand gewählt. Könnten Sie sich vorstellen, zum TV irgendwann zurückzukehren, wenn Umfeld und Management funktionieren?

"Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Für mich ist natürlich auch die berufliche Seite ausschlaggebend. Das muß man alles abwarten. Es käme natürlich auch auf die sportliche Entwicklung in Gelnhausen an."

Worin liegen die größten Unterschiede zwischen dem TV Gelnhausen und der Eintracht?

"Die Eintracht hat von der Qualität her stärkere Spieler - teilweise mit Erstliga- Erfahrung - und den größeren Kader. Dazu werden gute junge Leute eingebaut. Wir haben hier eine eingespielte Mannschaft, in Gelnhausen gab es viele Wechsel. Der Vorstand dort war nicht in der Lage, die guten Spieler zu halten, obwohl sie teilweise in Gelnhausen wohnten und mit Herz für diesen Verein spielten. In Gelnhausen wurden viele Fehler im Management gemacht. Ansonsten gibt es keine gravierenden Unterschiede."

Wie stehen für diese Saison die Aufstiegschancen der Eintracht?

"Die Rückrunde ist noch lang. Wenn wir am Samstag gegen Scharnhausen gewinnen, dann stehen die Chancen wieder gut. Bei einer Niederlage fallen wir etwas ab."

Wird dieses Spiel gegen Scharnhausen die Entscheidung bringen?

"Für uns wird es auf jeden Fall eine Vorentscheidung werden. Wir müssen gewinnen, um vorne dran zu bleiben. Ich denke, daß wir es auch schaffen."

Die Eintracht hat bisher erst 268 Tore erzielt, damit sogar weniger als Schlußlicht Gelnhausen? Worin liegt diese Offensiv-Schwäche begründet?

"Dafür haben wir die beste Abwehr. Das hängt miteinander zusammen. Unsere Gegner spielen oft minutenlang auf unser Tor, ohne einen Treffer zu erzielen. Daher bleibt uns wenig Zeit, die Tore zu machen. Aber solange unsere Abwehr so gut steht, ist das überhaupt kein Problem. Wenn man nur 15 Tore kassiert, dann braucht man keine 30 zu erzielen."

Ist Christoph Klotz ein Garant für die gute Abwehrarbeit der Wiesbadener? Welche Rolle spielen Sie im Team?

"Ich hoffe doch. In der Abwehr sieht man die Einstellung der Spieler. Da zählt das kämpferische Moment. Ich spiele im Angriff auf halblinks. In der Abwehr bekleide ich in der 3:1-Deckung entweder die Halbposition oder trete zentral an. Meine Spielanteile in Angriff und Dekkung sind ausgeglichen."

Inwieweit haben Sie ihre Zukunft als Handballer bereits vorausgeplant? Wie geht es weiter?

"Ich habe gar nicht vorausgeplant, denn es kann alles ganz schnell vorbei sein. Zum Beispiel, wenn man sich verletzt. Ich bin auch schon 27 Jahre alt und werde bestimmt keine zehn Jahre mehr Handball spielen. Ich plane nicht längerfristig." Was sind ihre wichtigsten Wünsche für das junge Jahr 1993?

"Gesund bleiben und mit Wiesbaden in die Erste Bundesliga aufsteigen."

Ein Gruß oder ein Tip in Richtung Gelnhausen?

"Nein, da kann ich leider nicht helfen. Die müssen sich schon selbst überlegen, was sie tun können."

Im Februar steht das Spiel bei Ihrem Ex-Klub an. Rechnen Sie mit Buhrufen oder Beifall?

"Ich rechne auf keinen Fall mit Buh- Rufen. Ob Beifall kommt, das weiß ich nicht. Aber ich glaube nicht, daß die Leute in Gelnhausen böse auf mich sind."

SIEGFRIED TITTMANN, Fraktionsvorsitzender der rechtsextremistischen Deutschen Volksunion (DVU) in der Bremerhavener Stadtverordnetenversammlung, zählt zu den Schöffen, die vom Parlament und einem Ausschuß für das Amtsgericht Bremerhaven benannt wurden. Tittmann gehört wie die Vorsitzende der DVU-Fraktion in der Bremer Bürgerschaft, MARION BLOHM, zu den 20 Laienrichtern einer Strafkammer des Gerichts. Deren Vorsitzender Bernd Asbrock bestätigte auf Anfrage ferner, daß es bei entsprechendem Losentscheid dazu kommen könne, daß beide Rechtsextremisten gemeinsam an einer Sitzung teilnehmen und den hauptamtlichen Richter dann überstimmen könnten. Bei den Sitzungsterminen dieses Jahr sei das jedoch nicht der Fall. Richter Asbrock sagte weiter, er wisse nicht, ob Tittmann wie Frau Blohm durch ausländerfeindliche Äußerungen in der Öffentlichkeit hervorgetreten sei. Diese war deshalb von ihm am Freitag - wie berichtet - in dem Prozeß gegen einen Türken als befangen abgelehnt worden. Die alleinige Mitgliedschaft in der DVU reiche für eine solche Entscheidung jedoch nicht aus, meinte Asbrock. (pit)

Trotz Protesten fielen 17 Bäume Bebauungsplan am Steinheimer Schloß zum Opfer / Vier Häuser bezugsfertig Verbliebene Roteiche arg ramponiert Firma wirbt mit "exklusiver Wohnlage mit altem Baumbestand" Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Eine "Wohnresidenz am Steinheimer Schloß" baut die Firma RMB Bauprojekte (Obertshausen) zwischen Ludwigstraße und ehemaliger Illert-Villa seit vergangenem Juli. Doch die 30 Eigentumswohnungen, die dort Mitte 1993 in vier Häusern bezugsfertig sein sollen, sind den unmittelbaren Nachbarn seit langem ein Ärgernis, weil sie die Bebauung als zu klotzig empfinden. 17 Bäume fielen trotz Protesten dem Bebauungsplan von 1987 zum Opfer. Nun ist auch eine verbliebene Roteiche stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Nachdem deren Wurzeln beim Ausschachten schon arg strapaziert wurden, erging es vor einigen Tagen dem größten Teil der Baumkrone ähnlich. Die Vermutung aus der Nachbarschaft, die Baufirma Schmeil habe mehr Platz für ihren Kran gebraucht und daher die Säge angesetzt, bestreitet die Beschuldigte aber. Nach einem Sturm hätten Äste herabgehangen, und die seien beseitigt worden, erfuhr die FR als Begründung.

Martin Schroth von Hanaus Unterer Naturschutzbehörde rechnet damit, daß die Roteiche trotz der Schäden Überlebenschancen hat. Für die 17 gefällten Bäume müsse Ausgleich und Ersatz geleistet werden. In der Praxis sieht das so aus, daß RMB 21 neue Bäume pflanzen muß, dabei wegen des knappen Platzes aber aufs Areal einer Nachbarin angewiesen ist. Auf Proteste gegen das Baumfällen hin reagieren Untere Naturschutzbehörde und Bauaufsichtsamt stets mit dem Hinweis, auch der städtische Naturschutzbeirat habe dem zugestimmt.

Würde das Baugebiet heute geplant, ist sich Stadtbaurat Jürgen Dressler mit Schroth einig, würde auf den Naturschutz mehr Rücksicht genommen. 1987 jedoch habe das noch keine so große Rolle gespielt wie heute. Damals, so Dressler, sei eher an vier Einfamilienhäuser auf 2400 Quadratmetern Fläche gedacht worden als an 30 Eigentumswohnungen samt Tiefgarage darunter.

"Am besten wäre der alte Bebauungsplan aufgehoben worden", kommentierte Dressler die Querelen um die Baugenehmigung weiter, aber das sei in der Alltagsroutine der Verwaltung "irgendwie untergegangen". Baurechtlich bestehe für RMB ein alter Rechtsanspruch, und dieser überwiege auch die spätere Baumschutzsatzung, wonach Bäume mit mehr als 60 Zentimeter Stammumfang nicht fallen dürften.

Daß die gebaute Tiefgarage nicht im rechtsgültigen Bebauungsplan steht, hält Dressler nicht für ungewöhnlich, denn die Tiefgarage sei befreiungsfähig. Die Alternative dazu wäre aus seiner Sicht "eine versiegelte Parkplatzfläche" gewesen. Abgesehen davon, daß dafür durch die verdichtete Wohnbebauung kein Platz mehr gewesen wäre, fürchten die Nachbarn Verkehrsprobleme, wenn Bewohner oder Besucher der "Wohnresidenz" auf die Ludwigstraße einbiegen wollen.

Daß die Bebauung zu klotzig sei, wie es die Nachbarn sehen, hält Hanaus Stadtbaurat für "eine subjektive Sichtweise". Dennoch erreichten die Nachbarn vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof ein Teilziel, die Höhe eines Hauses zu kappen. Daraufhin schaltete sich die benachbarte evangelische Kirchengemeinde wieder in den Rechtsstreit ein mit dem Ziel, das auch bei einem weiteren angrenzenden Haus der "Wohnresidenz" zu erlangen. Von Anfang an hatten die Nachbarn argumentiert, die im Bebauungsplan festgesetzte Geschoßflächenzahl werde überschritten.

Peter Gallenkamp, Leiter des Hanauer Bauaufsichtsamts, hatte daraufhin im vergangenen Sommer bestätigt, RMB habe die zulässige Ausnutzung "geringfügig überschritten". Das beschneide aber die Rechte der Nachbarn nicht. Die Baugenehmigung sei monatelang mit Anwälten verhandelt worden, wandte er gegen den Vorwurf ein, die Stadt verfechte mit erstaunlicher Vehemenz die Sache von RMB. Die Baugrenzen seien überprüft und eingehalten worden.

In die 30 Eigentumswohnungen investiert RMB sieben bis acht Millionen Mark. Die 49 bis 75 Quadratmeter großen Wohnungen sollen 300 000 bis 450 000 Mark kosten. In ihren Reklameprospekten wirbt die Firma nicht nur mit dem nur 30 Autominuten entfernt liegenden Rhein-Main-Flughafen, sondern auch mit einer "exklusiven Wohnlage mit altem Baumbestand".

Der Ortsbeirat 10 tagt Bürger fordern die Haltestelle "zurück"

FRANKFURT-NORD. Es ist gerade zwei Monate her, daß die Haltestelle der Buslinie 34 im Marbachweg um weniger als hundert Meter in die Höhe des Sozialzentrums verlegt wurde, um den Senioren der Einrichtung das leichtere Einsteigen zu ermöglichen. Doch bei vielen Bürgern stößt diese Maßnahme des FVV auf Widerstand. Sie wollen, wie aus einer Unterschriftenliste hervorgeht, die Haltestelle an der Einmündung Eckenheimer Landstraße wieder zurückhaben.

Ein entsprechender Antrag der CDU- Fraktion wird auf der ersten Sitzung des Ortsbeirates 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) am Dienstag, 19. Januar, 19.30 Uhr, im Saal der katholischen Kirchengemeinde Sankt Bonifatius, Oberer Kalbacher Weg 7, diskutiert.

Seit es in der Engelthaler Straße Tempo 30 gibt, hat sich an der für Fußgänger gefährlichen Situation nichts verändert, meint die CDU. Autofahrer hielten sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkung. Die Union fordert deshalb die Anbringung von Tempo-30-Markierungen, verstärkte Radarmessungen und eine optische Verengung der Straße.

Weitere wichtige Themen der Ortsbeiratssitzung sind: Sitzbänke (sie wurden bei Bauarbeiten entfernt) für die Siedlung "Am Burghof" in Bonames, die unzumutbare Gehwegsituation in Preungesheim und Altglas-Sammelcontainer in Eckenheim. jot

Der Mensch versucht, seine Fehler zu revidieren Zahl der Rebhühner steigt wieder / Winter machte ihnen zu schaffen / FR-Serie, letzter Teil

MAIN-KINZIG-KREIS. "Das Rebhuhn kommt wieder", prophezeit Naturschützer Wilhelm Kircher zuversichtlich. Bis das kehlig-räuspernde Gegacker des grau- braun gesprenkelten Hühnervogels wieder häufiger auf den ausgeräumten Fluren zu hören sein wird, können allerdings noch viele Jahre vergehen. Dem "Kulturfolger" wurde die Nähe des Menschen zum Verhängnis. Der schuf durch die Rodung von Wald und die Umwandlung zu Ackerland zunächst die Voraussetzungen dafür, daß sich das Federvieh in Mitteleuropa ansiedelte. Doch dann entzogen die industrialisierte Landwirtschaft und ihre staatlichen Helfer dem Rebhuhn im Wortsinn den Boden unter den Krallen.

Wer an Rebhühner denkt, dem kommen Grimms Märchen oder Rittergelage in den Sinn, bei denen es an dieser Art Wildbret nicht fehlen durfte. Die Zeiten haben sich geändert, die rundlichen, taubengroßen Tiere, etwas kleiner als das Haushuhn, aber mindestens so schmackhaft, sind kaum noch in der Landschaft, dafür aber auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten anzutreffen und wurden als solche vor zwei Jahren zum "Vogel des Jahres" erklärt.

Mehrere Faktoren haben bewirkt, daß heutzutage ein Streit zwischen Naturfreunden und Jägern darüber, ob letztere dem Bestand zu arg zusetzen, obsolet geworden ist. Weil die Populationen in den vergangenen Jahrzehnten so drastisch zurückgegangen sind, sind die Jagdpächter sogar dazu übergegangen, nachzuzüchten und zu "verwildern" und sie dann auszusetzen. Ein Halali lohnt nicht bei geschätzten 2000 bis 3000 Tieren im gesamten Kreisgebiet.

Das Rebhuhn hält sich zwar bevorzugt in der offenen, baumarmen Landschaft auf, benötigt aber andererseits auch Brachen, Ödländereien, verkrautete Vegetation, Sträucher und Feldraine, die dem Federvieh sowohl die nötige Nahrungsgrundlage als auch Deckung und Ruhe vor Mardern, Füchsen und schließlich dem Menschen bieten.

Diesen etwas verwilderten Lebensraum, der besonders für den Schutz der Gelege wichtig ist, aber gibt es - spätestens nach dem Kahlschlag der Flurbereinigung - kaum noch. Die wenigen Reservate sind voneinander abgetrennt, so daß eine genetische Degeneration, wie bei anderen Tierarten auch, eintritt.

Als weitere Ursache der Gefährdung gilt die intensive Landwirtschaft mit Spritzen von Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden, kurz, alle möglichen Giftkombinationen. Die Jungvögel sind in den ersten Lebenswochen zu 90 Prozent auf Insektennahrung angewiesen. Die aber fehlt entweder, oder die Käfer, die mit dem hakenförmigen, kräftigen Schnabel geknackt werden, sind derart toxisch, daß die Küken daran eingehen. Der ehemalige Charaktervogel in den Fluren Europas gehört zur Familie der Fasanen, die wiederum zur Gattung Hühnervögel zählen. Sie entwickeln, vor allem in der kälteren Jahreszeit, ein interessantes soziales Verhalten: Sie schließen sich nämlich zu einem Wintervolk zusammen. Dichtgedrängt übernachten sie in einer Federkugel, die sie sogar Frostnächte mit bis zu 50 Grad minus schadlos überstehen läßt.

Im Frühjahr, wenn es wärmer wird, lösen sich die Verbände auf. Die Balz beginnt. Das Weibchen legt im April und Mai etwa zehn bis 20 Eier im Strauchwerk ab. Während sich die Jungvögel zunächst von Insekten ernähren, stellen sie ihren Speisezettel später auf saftiges Grün, Getreide und Sämereien um.

Naturschützer im Kreis haben Anzeichen dafür, daß sich der Bestand langsam wieder erholt. Dazu bedarf es allerdings der Hilfe des Menschen in Form von Altgrassäumen, Biotopvernetzungen, extensiver Landwirschaft und der Einsaat von Flächen mit artgerechten Wildkräutermischungen. Darum kümmert sich beispielsweise die Natur- und Vogelschutzgruppe Hailer-Meerholz. Deren Vorsitzender Wilhelm Kircher kann einige kleinere Erfolge vermelden, die nicht nur dem Rebhuhn, sondern auch anderen Vogel- und Tierarten zugute kommen.

Seit drei Jahren arbeitet der Verein mit Unterstützung der Stadt Gelnhausen daran, ein Vernetzungskonzept zu verwirklichen, also Brücken zwischen vorhandenen Reservaten zu schaffen. Dazu wurde auch Ackerland gepachtet, um dort Sträucher und Streuobstbäume anzusiedeln. Während die Tierschützer in Hailer Licht am Ende des Tunnels sehen, gilt ihnen Meerholz noch als großes Sorgenkind. Definitive Aussagen, so Kircher, sind allerdings erst im Frühjahr möglich. In den vergangenen Wochen haben starker Frost und fehlende Nahrung den Tieren schwer zu schaffen gemacht. hein

Der Brand ging den Kindern nahe "Da war ein Räuber drin"

KÖNIGSTEIN. Die Mädchen und Jungen aus dem abgebrannten evangelischen Kindergarten in Falkenstein haben am Montag ihr neues Domizil bezogen. Der alte Trakt des katholischen Kindergartens an der Heinzmannstraße soll für die 25 Kinder nun eine neue Heimat werden - zumindest für die nächsten Monate. 50 Quadratmeter groß ist der provisorisch eingerichtete Gruppenraum, der dem katholischen Kindergarten bislang als Gymnastik- und Mitarbeiterraum diente. Hinzu kommen Wasch- und Ankleideräume sowie ein kleines Büro.

"Was den Waschraum und die Garderobe betrifft, haben wir jetzt sogar mehr Platz als vorher", freut sich die Leiterin der Kindergruppe, Marion Linker. An die neuen Räumlichkeiten müssen sich Erzieher und Kinder jedoch erst einmal gewöhnen. Alles ist anders.

"Der vertraute Rahmen ist plötzlich weggefallen", sagt die Sozialpädagogin, die am Montag sogar einige Tränen trocknen mußte. Zwei Kinder konnten sich mit ihrer neuen Bleibe noch nicht so recht anfreunden und legten Protest ein.

Auch die anderen haben den Brand, der vermutlich von einem Unbekannten während der Weihnachtsferien entfacht worden war, noch nicht ganz verarbeitet: "Das steckt vielen noch in den Knochen", meint Frau Linker.

Immer wieder fragen die Kleinen, warum ihr Kindergarten denn gebrannt hat. Mit detektivischem Spürsinn haben sich einige sogar schon darangemacht, den Täter zu entlarven.

"Vielleicht war da ein Räuber drin", vermuten zwei Vierjährige. Der kleine Felix ist sich sicher, daß der Teufel persönlich das Feuer gelegt haben muß.

Mit den Mädchen und Jungen des katholischen Kindergartens haben die Kinder bislang noch wenig Kontakt. Berührungspunkte gibt es höchstens bei der Pause auf dem kleinen Hof. "Die Kinder müssen erst einmal lernen, wo ihr eigener Bereich ist. Denn der bedeutet für sie auch ein Stück Sicherheit", erklärt die Erzieherin. Geplant seien jedoch gemeinsame Veranstaltungen, etwa die bevorstehende Faschingsfeier.

In ein paar Tagen, so hofft Linker, werden sich alle Kinder an die neuen Räume gewöhnt haben. Das vom katholischen Kindergarten bereitgestellte Mobiliar und Spielzeug haben die Kleinen schon in ihren Besitz genommen. "Mir gefällt vor allem das große Kasperletheater", schwärmt der vierjährige Loni. Denn so ein großes hatte es im alten Kindergarten nicht gegeben. KATJA IRLE

DBV startet in Spanien und erfreut Aktionäre

doe FRANKFURT A. M. Mit dem Start des Europäischen Binnenmarktes verstärkt auch die Versicherungsgruppe DBV ihre Aktivitäten jenseits der Grenzen. Seit Neujahr vertreiben die Wiesbadener über ein mehrheitlich gehaltenes Gemeinschaftsunternehmen mit dem Grupo Asegurador La Equitativa in Spanien und Portugal ihre Krankenversicherungs-Produkte. Binnen zwölf Monaten soll die junge Tochter Hispasalud dort fünf bis sechs Millionen Mark umsetzen.

Bislang ist die DBV mit zwei Töchtern in Belgien und Holland, die im vergangenen Jahr knapp 64 Millionen Mark (plus 10,5 Prozent) kassierten, erst sehr bescheiden im Ausland vertreten. Hierzulande steuern die Wiesbadener aber dank des Ausbaus der eigenen Vertriebsmannschaft wie der Zusammenarbeit mit Maklern und den umstrittenen Strukturvertrieben (Volksmund: "Drückertruppen") auf rasantem Wachstumskurs. Die Beitragseinnahmen der Konzerngesellschaften dürften sich 1992 auf rund drei Milliarden Mark (plus 13,7 Prozent) summiert haben. Besonders deutlich legten die vier Lebens-Töchter - darunter auch ein gemeinsam mit dem Fürther Versandhaus Quelle betriebener Ableger - um 15,7 Prozent (Branchenschnitt: 9,5 Prozent) auf fast 1,8 Milliarden Mark Einnahmen zu.

Die Commerzbank, die noch immer 48,3 Prozent des Kapitals hält, und Kleinaktionäre können zufrieden sein: Der Vorstand will die Dividende von zuletzt sieben Mark je Aktie für 1992 erhöhen.

"Diesmal wird uns in der Rückrunde nicht die Luft ausgehen" Sieben Punkte sind ein sattes Polster für Kelsterbach Stabilisierung der Abwehr zahlte sich aus / Auch Trainer Rainer Blechschmidt schwärmt und profitiert vom intakten Umfeld

Noch nie war der FC Viktoria Kelsterbach seinem Ziel so nahe. Noch nie war der Aufstieg in die Fußball-Bezirksoberliga so greifbar wie jetzt. Die Hinrunde in der Bezirksliga gestaltete sich beinahe zum totalen Triumph für den Kelsterbacher Verein: Bis auf zwei Unentschieden gewann Viktoria alle Spiele. Und das mit einer Deutlichkeit, die aus Vereinssicht für die Rückrunde hoffen läßt. Mit sieben Punkten Vorsprung führt der Klub jetzt die Tabelle an. Grund zur Zuversicht. "Diesmal wird uns in der Rückrunde nicht die Luft ausgehen", prophezeit Manfred Fischer, der Spielausschuß-Vorsitzende. Denn die Rückrunde ist schon seit Jahren das Manko der Kelsterbacher.

Der Traum vom Aufstieg ist nicht zum ersten Mal in greifbare Nähe gerückt. Schon seit gut drei Jahren hatte Viktoria das Zeug dazu, spielte ganz vorne mit und ist dann doch - in der Rückrunde - stets knapp gescheitert. Diesmal jedoch sieht sich Manfred Fischer seinem Ziel näher als bisher. Die Neuzugänge zu Saisonbeginn haben gehalten, was sie versprochen hatten. Die Spieler sind auch konditionell fit, haben schon mehrfach ein Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit gewonnen, wenn den Kontrahenten langsam die Puste ausging. Mit einer guten Vorbereitung und Testspielen stimme Trainer Rainer Blechschmidt seine Truppe schon jetzt auf den Spielbeginn am 7. Februar ein, so Manfred Fischer.

Fischer ist der Mann, der dank seines Sportverstandes, aber auch dank seiner Kontakte zur Wirtschaft und zu anderen Vereinen viel Anteil hat am Erfolg. Er ist zum größten Teil für das ideale Umfeld bei Viktoria Kelsterbach verantwortlich. Für ein Umfeld, das sowohl die 16 Spieler als auch Trainer Blechschmidt zu schätzen wissen. Blechschmidt kam im Februar 1992 an den Main und wollte schon in der letzten Saison aufsteigen. Das hat so kurzfristig dann zwar nicht mehr geklappt, dafür ging es der Coach in der Punktrunde 92/93 um so energischer an. Weils in Kelsterbach auch finanziell stimmt, bauten Blechschmidt und Fischer eine Mannschaft zusammen, die schon jetzt locker in der Bezirksoberliga mitspielen könnte.

Verbessert wurde dabei vor allem die Abwehr. Denn bislang hatte der Verein immer falsch investiert, wie sich Manfred Fischer ausdrückt: Die Abwehr wurde sträflich vernachlässigt. Doch auch vorne sicherte sich Viktoria Spitzenkräfte: Mit dem oberliga-erfahrenen Erich Rodler sowie mit Uwe Wenzel stehen Meisterschützen zur Verfügung, die den Aufstiegs-Konkurrenten frühzeitig das Fürchten lehrten. Die 26 Tore von Wenzel und die 24 Treffer von Rodler dürften in dieser Klasse in der Hinrunde unerreicht sein.

Ein wichtiger Faktor für den Erfolg ist wie überall der Trainer. Mit Rainer Blechschmidt verpflichtete der Verein im Februar letzten Jahres einen Fachmann, der schon von 1980 bis 1983 bei der Viktoria arbeitete und daher die Bedingungen kennt. Blechschmidt gilt als Arbeiter, den die Arbeit am Erfolg mehr reizt als der Erfolg selbst. Er liebt Herausforderungen und kam daher gerne an den Main.

Auch die Mannschaft ist motiviert. Leistungsabhängige Prämien statt einem festen Monatsgehalt sichern die regelmäßige Teilnahme am Training. Aber das wäre kaum nötig. Die Mannschaft ist sich einig, will die sportliche Perspektive, die der Kelsterbacher Verein bietet, nutzen. Aufstieg lautet auch hier die einhellige Maxime. Der Erfolg hat seinen Preis. Gerade im Fußball gibt's nichts mehr umsonst, schon gar nicht in der Tabellenspitze. Daß bei Viktoria Kelsterbach relativ viel Geld zur Verfügung steht, ist der Verdienst des Vereinskonzeptes. "Die Hauptaufgabe des Vereins ist es, Geld ranzuschaffen", macht Manfred Fischer deutlich. Schon im letzten Sommer erklärte der Vorsitzende Karl-Heinz Herth: "Ohne Geld geht in unserem Sport nichts mehr."

Das Geld erwirtschaftet der Verein mit seinem Vereinsheim, das nicht verpachtet ist, sondern in dem die Frauen der Vorstandsmitglieder abwechselnd und ehrenamtlich für die Bewirtung sorgen. Diese Erträge sind der Grundstock. Dazu kommen Spenden und Zuschüsse, die dank guter Kontakte rege fließen.

Ob der FC Viktoria Kelsterbach seine Erfolgsserie fortsetzen und damit den langersehnten Aufstieg realisieren kann, wird sich ab 7. Februar zeigen. ANDREAS RIPPL

Deutsche und Ausländer reden übers Miteinander

FLÖRSHEIM. Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit - für die Internationale Solidaritätsgruppe Flörsheim kein Grund, "sich in dem Bewußtsein in den Sessel zurückzulehnen, daß ja etwas gegen Ausländerfeindlichkeit geschieht", sagt Anne Gottas: "Wir leben in einer Gesellschaft, die bunter und damit auch fremder geworden ist. Ein Zusammenleben mit Menschen aus anderen Kulturen ist immer schwierig und bringt immer viele Probleme mit sich."

Und diese Probleme lösten sich nicht dadurch, daß jeder bekunde, er sei nicht ausländerfeindlich. Deshalb möchte die Internationale Solidaritätsgruppe über Schwierigkeiten, Probleme und Erfahrungen im Zusammenleben zwischen Deutschen und Ausländern sprechen: Am morgigen Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr kommt Sabine Kriechhammer- Yagmur von der Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen in die Begegnungsstätte Falkenberg im Stadtteil Keramag. md

Streit zwischen Sinti endete tödlich Strengste Sicherheitsvorkehrungen nach Morddrohungen gegen Angeklagten Von Rüdiger Arendt HANAU / GELNHAUSEN. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat gestern vor der Hanauer Schwurgerichtskammer der Prozeß gegen den 30 Jahre alten Sinto Monty B. aus Langenselbold begonnen. Weil zuvor Morddrohungen gegen den Angeklagten bekannt geworden waren, ließ der Vorsitzende Richter Dr. Klaus Frech den Gerichtssaal sowie den Zuhörereingang von über einem Dutzend Polizeibeamten sichern. Dem 30jährigen Musiker wird vorgeworfen, am 7. Juli 1991 in Gelnhausen-Höchst seinen 54jährigen Schwiegervater mit einem Revolverschuß in den Kopf getötet zu haben. Vorausgegangen waren jahrelange familiäre Auseinandersetzungen zwischen zwei Sinti-Familien aus Langenselbold und Höchst. Der Angeklagte wird von dem Münchner Rechtsanwalt Rolf Bossi vertreten. Als ethnologischen Sachverständigen berief das Gericht gestern morgen den in Hanau lebenden Anton Vojn, der der Vereinigung ehemaliger rassistisch Verfolgter im Dritten Reich angehört. Vojn soll über Sitten und Gebräuche von Sintis berichten. Vor dem Hintergrund ehrverletzender Äußerungen und Verstößen gegen Sittenkodexe zwischen den beiden verfeindeten Familiensippen muß wohl auch die Tat gesehen werden, die sich am 7. Juli 1991 gegen Mittag vor dem Anwesen des Getöteten abspielte. Eine Gruppe von rund zwanzig Männern aus dem Umfeld des Angeklagten war teilweise bewaffnet nach Höchst gefahren und dort auf etwa 30 Frauen und Männer der Gegenpartei gestoßen. Nach zunächst verbalen Auseinandersetzungen war es schnell zu körperlichen Attacken zwischen den Beteiligten und schließlich zu dem tödlichen Schuß gekommen. Der Schwiegervater des Angeklagten brach nach einem Schuß in den Hinterkopf tot zusammen.

Monty B. schilderte gestern zunächst, wie es aus seiner Sicht zu dem jahrelangen Streit mit tödlichem Ausgang gekommen ist. Als den Hauptschuldigen in diesem Familiendrama bezeichnete er seine Schwiegermutter, die sich von Anfang an gegen seine Heirat "nach Sinti-Art" ( keine Hochzeit im bürgerlich-rechtlichen Sinne) im Jahre 1980 gestemmt habe. Der Einfluß der Schwiegermutter sei so groß gewesen, daß er sich gegen seine Frau schon bald nicht mehr habe durchsetzen können und auch keinen Einfluß auf seine zwei Kinder mehr gehabt habe, schilderte der Angeklagte dem Gericht vor dichtbesetzten Zuhörerreihen. Unter dem Einfluß der Schwiegermutter habe im Laufe der Jahre die Ehe so stark gelitten, daß man schließlich nur noch wegen der Kinder zusammengeblieben sei. Zwei Monate vor der Tat zog seine Frau mit den Kindern dann aus der gemeinsamen Wohnung aus und wohnte bei ihren Eltern in Höchst. In diesen acht Wochen will sich der 30jährige mehrfach bemüht haben, den Kontakt zu seinen Kindern aufrechtzuerhalten, was ihm aber von der Schwiegermutter immer schwerer gemacht worden sei. Wenige Tage vor dem 7. Juli muß es dann zwischen seiner Mutter und der Schwiegermutter telefonisch zu einer Eskalation gekommen sein, nachdem diese erneut den Besuch der Kinder verweigert habe. Dabei müssen Beleidigungen ausgesprochen worden sein, die nach dem Sittenkodex der Sinti das Schlimmste darstellen, was man sich vorstellen kann. Unter anderem soll der Vater des Angeklagten, der im Jahre 1984 starb, beleidigt worden sein, "eine Art Todsünde". Wer wen zunächst beleidigt hat, müssen die nächsten Verhandlungstage, bei denen über 40 Zeugen gehört werden sollen, zeigen. Auf jeden Fall fuhr eine "Delegation" der Höchster Familie drei Tage vor der Tat in dessen Abwesenheit zur Wohnung des Angeklagten und demolierte die komplette Einrichtung. Drei Tage später suchten rund 30 Frauen und Männer die Familie des Angeklagten erneut auf. Ein Cousin der Schwiegermutter fungierte dabei als "Rächer" und verprügelte den 30jährigen .

Außerdem soll der später Getötete die Mutter des Angeklagten derart mit Tritten traktiert haben, daß sie mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Wenige Stunden später setzte sich dann eine Gegentruppe aus der Familie des Angeklagten in Richtung Höchst in Bewegung. Es galt, die schweren Verletzungen der Mutter und die vorausgegangenen verbalen Auseinandersetzungen zu rächen. Den Revolver hatte der Angeklagte zwei Tage vor der Tat in Hanau gekauft, "weil ich Angst um mich und meine Familie hatte". Den Schuß auf seinen Schwiegervater will er ebenfalls aus Angst abgegeben haben, weil kurz zuvor aus einem Fenster im Haus auf ihn geschossen worden sei. Er habe seinen Schwiegervater aber niemals töten, sondern ihn nur von sich fernhalten wollen, sagte er gestern. Während der Tat habe er unter Kokain-Einfluß gestanden. Die Drogen habe er genommen, nachdem die Probleme in der Ehe immer größer geworden seien. Der Angeklagte befindet sich derzeit auf freiem Fuß, nachdem er ein Jahr lang in Untersuchungshaft war. Inzwischen ist er aus dem Hanauer Raum weggezogen, nachdem seine Mutter das Fünffamilienhaus in Langenselbold verkauft hatte.

Am Mittwoch "Holiday on Ice" "Kultur-Treff für Senioren" / Die exakten Abfahrtszeiten

MAINTAL. Die erste Fahrt, die die Stadtverwaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur-Treff für Senioren" im neuen Jahr anbietet, führt am morgigen Mittwoch zu einer Aufführung der Schau "Holiday on Ice" in der Frankfurter Festhalle.

Die Vorstellung beginnt um 16 Uhr.

Der von der Stadt Maintal eingesetzte Bus startet am Bürgerhaus des Stadtteils Wachenbuchen um 14 Uhr, um 14.05 Uhr am Bürgerhaus Hochstadt, um 14.15 Uhr am Kaiserplatz in Dörnigheim, fünf Minuten später an der Alten Apotheke Dörnigheim, um 14.30 Uhr am Rathaus Bischofsheim und um 14.35 Uhr am Bürgerhaus Bischofsheim.

Die Verwaltung betont in diesem Zusammenhang ausdrücklich, daß auf zu spät kommende Teilnehmerinnen und Teilnehmer "nicht gewartet werden kann".

Der nächste "Kultur-Treff" findet am 25. Januar statt.

Dabei soll beraten und geplant werden, wohin die Reise im Februar führen könnte. pom

Pharmagrossist Merckle darf Firmen schlucken

BERLIN (dpa/rtr). Der bayerische Pharmagroßhändler Adolf Merckle darf sich weitere Beteiligungen zulegen und damit zu einem der führenden Grossisten in diesem Zweig in Deutschland aufsteigen. Das Bundeskartellamt erlaubte dem Unternehmer die geplanten mehrheitlichen Engagements bei den Pharmagroßhandlungen Reichelt in Hamburg, Hageda in Köln und Otto Stumpf in Fürth.

Vor dem Okay zu den Übernahmen mußte Merckle in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag zusichern, daß er eine Stumpf-Tochter in München sowie die dortige Niederlassung der Hageda samt deren Kundenstämmen an Wettbewerber verkaufen wird. Ohne diese Zusagen wären nach Angaben des Kartellamts die Übernahmen untersagt worden, weil Merckle dann durch die Zusammenschlüsse auf den drei Regionalmärkten Oberbayern, Niederbayern und Schwaben eine beherrschende Stellung erreicht hätte.

Die drei von Adolf Merckle künftig kontrollierten Gesellschaften repräsentieren einen Umsatz von zusammen rund 2,5 Milliarden Mark. Der bayerische Pharmagrossist ist darüber hinaus in der Branche nicht nur mit dem Unternehmen seines Namens in Blaubeuren vertreten, sondern beherrscht auch die Majorität der Großhandlung Schulze. Des weiteren nennt Merckle die Mehrheit des Ulmer Generikaherstellers Ratiopharm sein eigen.

Geburtsvorbereitung beim DRK HANAU. Ein Geburtsvorbereitungskursus bietet der DRK-Kreisverband Hanau vom 26. Februar an in seinem Zentrum in der Feuerbachstraße an. Am 6. März beginnt ein Säuglingspflegekursus in der Molitorstraße in Steinheim. Auskunft und Anmeldung für beide Kurse sind unter der Telefonnummer 0 61 81 / 1 06 15 möglich.

Flüchtlingsschiff gesunken

MIAMI, 11. Januar (AP/AFP). Ein seit drei Wochen vermißtes Boot mit fast 400 haitianischen Flüchtlingen ist nach Angaben der US-Küstenwache wahrscheinlich vor den Bahamas gesunken. Wie die Küstenwache in Miami im US-Staat Florida jetzt mitteilte, wurden vor der Nordostküste Kubas acht Überlebende gerettet. Die kubanische Regierung habe die US-Küstenwache darüber informiert, daß nach Angaben der Geretteten ihr Schiff, die 25 Meter lange "Virgen Mirach", am 21. Dezember gesunken sei. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich 396 Menschen an Bord befunden. Nach Angaben der US- Küstenwache hatte ein Schiff mit dem Namen "Vierge Miracle" am 19. Dezember Haiti verlassen.

Auch das kubanische Rote Kreuz teilte mit, daß ein Schiff mit fast 390 Flüchtlingen auf dem Weg nach Florida gesunken sei. Es gebe keinerlei Hinweise, daß außer den Geretteten andere Flüchtlinge das Unglück überlebt hätten.

Kormorane - erst geschützt, nun eine Plage?

In den siebziger Jahren zog die Rarität zahlreiche Vogelfreunde in das Naturschutzgebiet Taubergiessen, in ein Altrheingebiet südlich von Straßburg auf der badischen Seite des Stroms: Dort konnten besonders im Herbst und Winter noch Kormorane beobachtet und fotografiert werden, eine Gattung, die vom Verschwinden bedroht war. In ganz Europa zählte man Ende der siebziger Jahre nur noch rund 4000 Paare, weswegen die Kormorane zur geschützten Art erklärt wurden. Mittlerweile freilich sind die Vögel zu einer Plage geworden - und zwar für die Fischer und Angler im südlichen Elsaß, wo Massen von Kormoranen in diesen Wochen wieder Seen, Teiche und Flüsse auf der Nahrungssuche plündern.

Das Schutzprogramm für den Kormoran war überaus erfolgreich: Inzwischen wird die Zahl der Paare in Europa auf rund 27 000 geschätzt. Die Kormorane nisten in den warmen Jahreszeiten vor allem in Holland und Dänemark. Im Winter jedoch zieht es die Vögel in wärmere Gefilde nach Süden. Und dabei fallen Massen von Kormoranen auch ins südliche Elsaß ein, um dort ihr Winterquartier aufzuschlagen. Die pfiffigen Vögel haben entdeckt, daß es in dieser Ecke im Oberrheingebiet im Winter meist gar nicht mehr so kalt ist und daß im Oberelsaß fette Weidegründe im Wasser locken: Die rund 20 000 oberelsässischen Angler unterhalten fast in jedem Dorf einen Fischteich, und zudem werden im Umfeld des Sundgaus unweit der Schweizer Grenze zahlreiche Fischzuchten betrieben - in dieser Region gilt beispielsweise der Karpfen als besondere Spezialität und auch touristische Attraktion.

Für die Fischer- und Anglervereinigung hat sich der Kormoran zu einem wahrhaften Konkurrenten, zu einem regelrechten Alptraum entwickelt. Immerhin frißt ein solcher Vogel im Durchschnitt rund 400 Gramm Fisch am Tag. Bei der Nahrungssuche sind die Kormorane äußerst effektiv, sie jagen in ganzen Gruppen, verfolgen ihre Beute auch unter Wasser und verletzen obendrein Fische, die sie gar nicht fressen. Die Angler-Assoziation befürchtet langfristige Schäden. In manchen Fischzuchten schnappten sich die Kormorane bis zu 90 Prozent des Fischbestands. In einzelnen Teichen im Sundgau, in denen sich normalerweise die Karpfen in Massen drängen, blieben nur wenige Exemplare übrig.

Und noch eine Sorge plagt die Angler: Demnächst soll im südlichen Oberrhein der Lachs wieder angesiedelt werden, indem mehrere Millionen Sälmlinge ausgesetzt werden - ein Projekt, das durch die gefräßigen Kormorane in Gefahr geraten könnte. Schon jetzt tummeln sich viele dieser Vögel an oberelsässischen Lachslaichgewässern.

Die Fischer- und Anglervereinigung will nun in Gesprächen mit der oberelsässischen Präfektin Helene Blanc nach Auswegen suchen, die aber schwer zu finden sein dürften. Zwar gelten die Kormorane mittlerweile nicht mehr als eine vorrangig zu schützende, weil vom Aussterben bedrohte Art. Doch im Oberelsaß dürfen die Vögel nicht geschossen werden, da sie nicht als schädlich eingestuft sind. Und selbst wenn die Jagd auf Kormorane in Ausnahmefällen, so die Wildereien in den Fischbeständen gar zu schlimm sind, gestattet würde, wäre das grundlegende Problem angesichts der großen Zahl der Wintergäste nicht gelöst. Aus Sicht des Anglerverbands ist dem Übel nur an der Wurzel beizukommen - nämlich durch eine "Geburtenkontrolle" an den sommerlichen Nistplätzen. Da müßte dann aber erst einmal in Holland und Dänemark die erforderliche Überzeugungsarbeit geleistet werden.

KARL-OTTO SATTLER

"Es ist nötig, behutsam vorzugehen" Ein mehr als unsensibler Eingriff in eine höchst brisante Angelegenheit

MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Sexueller Mißbrauch von Kindern ist ein Gewaltverbrechen. Wie schwierig die Aufklärung ist, zumal dann, wenn sich der Verdacht gegen einen Vater richtet, wissen diejenigen am besten, die sich professionell damit beschäftigen und dabei zunächst den Schutz des Kindes im Auge behalten müssen.

Der Maintaler CDU-Stadtverordnete Kurt Romeiser hat nun einen Fall zum Anlaß genommen, Erzieherinnen eines Maintaler Kinderhortes schwer zu belasten und sich dabei noch als Sittenwächter und Bewahrer rechtsstaatlicher Ordnung aufzuspielen.

Dazu erklärte Kreis-Pressesprecher Heinrich Sülzer auf Anfrage der FR, weil der Verdacht auf sexuellen Mißbrauch eines Kindes bestand, habe das Jugendamt beim Familiengericht Antrag auf anderweitige Unterbringung des Kindes gestellt. Dagegen habe der Vater geklagt und in erster Instanz das Sorgerecht zugesprochen bekommen. "Die zweite Instanz läuft noch. Das Kind ist wieder beim Vater, aber der Verdacht ist nicht ausgeräumt", so Sülzer.

Wie damit in einem Maintaler Kinderhort umgegangen worden sei, wertet Romeiser als "abenteuerlich und schier unfaßbar". Er bezieht sich auf eine Anfrage an den Magistrat zu einem Aufklärungsbuch ("Kindermachen geht so"), das auf Empfehlung der Hanauer Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, "Lawine", in dem Maintaler Kinderhort als "pädagogisches Hilfsmittel bei der Eingrenzung von Verdachtsfällen des Kindesmißbrauchs" benutzt worden ist, wie Maintals Sozialdezernentin Priska Hinz bestätigte. Romeiser will recherchiert haben, daß Erzieherinnen "Gehörtes aus ihrem Dienstbereich - auch aus Gesprächen mit Erwachsenen - weitererzählen in der Absicht, den ihnen anvertrauten Kindern Stellungnahmen oder zumindest Bemerkungen zu entlocken und dann deren Aussagen zu Papier zu bringen." Dabei sollen die Erzieherinnen "sogar soweit gegangen sein, Details von Beschuldigungen, die im Zusammenhang mit dem Verdachtsfall gegen einen Bürger unserer Stadt erhoben werden, vor mehreren Kindern zur Sprache zu bringen und dabei gezielte Fragen zu stellen und deren Antworten aufzuschreiben".

Wörtlich Romeiser weiter: "Die gesammelten Aussagen wurden in einem Beobachtungsbericht bei voller Namensnennung festgehalten, der mit dem Kreisjugendamt in Hanau vereinbart worden sein soll, und den ausdrücklichen Vermerk enthielt, daß diese Aussagen an die Kriminalpolizei weitergeleitet werden dürfen. So stell' ich mir Akten des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes vor." Schließlich geht Romeiser soweit, die Rolle des Aufklärungsbuches als "Lockvogel" zu bezeichnen und sich auf einen Therapeuten zu berufen, der davon gesprochen habe, "daß auf festgestellte sexuelle Phantasien des betroffenen Kindes 'nicht unerheblich die Aufklärungsarbeit des Hortes stimulierend wirkte'". - Also hat das Kind sich was zurechtgesponnen, oder wie?

"Es ist doch selbstverständlich, daß wir Auffälligkeiten nachgehen und eine Stellungnahme abgeben", meinte Priska Hinz auf Anfrage. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Meine Leute haben getan, was sie aus pädagogischer Sicht tun müssen. Die rechtliche Seite ist Sache des Jugendamtes."

Gegen Romeisers Verhalten wandte Hinz ein: "Es ist übel, den Fall so in die Öffentlichkeit zu bringen, statt mal nachzufragen und sich zu informieren. Gerade in so einem Fall ist es doch nötig, behutsam vorzugehen."

Jugendamtsleiter Walter Geppert sah zunächst "das Problem, daß der Betroffene identifiziert wird". "Wir haben den Kindergarten nicht aufgefordert, zu berichten. Aber wenn ein solches Geschehen sich zuträgt, hat das Jugendamt im Interesse des Kindes dafür Sorge zu tragen, daß weiterer Schaden vom Kind abgewendet werden kann. Daß der Betroffene uns dabei wenig hilft, ist verständlich. In diesem Fall ist ein Helferkreis zusammengetreten, um zu sehen, was zu tun ist, um sicher zu werden, daß es sich um sexuellen Mißbrauch handelt. Das Kind ist intensiv beobachtet worden, ein Bericht wurde angefertigt, aber es gab keinen konkreten Auftrag vom Jugendamt."

Wie kam es zu diesem "Bericht"? "Das ist schon ein falsches Wort", kommentierte eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle "Lawine": "Wir sind die fachliche Beratung, und wir waren auch im Rahmen von Fortbildung in dieser Einrichtung. Im konkreten Fall haben wir Beratung und Supervision geboten. Es ging erst einmal darum, in der Einrichtung zu klären: Was ist dran am Verdacht? Und dann ging es darum, daß die Erzieherin aufschreibt, was sie weiß und erfahren hat. Das raten wir in allen Fällen."

Ob das Amt einen "Bericht" gefordert habe oder nicht, sei ganz unerheblich, betonte die "Lawine"-Mitarbeiterin: "Es geht um die Frage, wie das Kind zu schützen ist, im Einvernehmen der Helferkonferenz, jeder mit seinem Schwerpunkt. Hier ist mal deutlich zu machen, daß es um ein Gewaltverbrechen geht und nicht etwa um Schuleschwänzen. Aber Herr Romeiser tut so, als ginge es um Pippifax." Es habe bisher noch nicht einen einzigen Fall gegeben, daß vorschnell ein Verdacht geäußert worden sei. Bei Verhaltensauffälligkeiten von Kindern würden zunächst viele andere potentielle Ursachen geprüft, etwa Scheidung der Eltern, Geburt eines Geschwisterkindes oder Todesfall in der Familie: "Erst wenn sich bei den Erzieherinnen selbst der Verdacht verdichtet, gehen sie zur Beratungsstelle. Und hier geht es um einen sehr massiven Verdacht." pom

Gesprächsrunde der Kirchengemeinde

LANGENSELBOLD. Die evangelische Kirchengemeinde Langenselbold und Dekan Peter Gbiorczyk laden erneut für Montag, 25. Januar, 20 Uhr, ins Gemeindezentrum ein. Thema der geplanten Gesprächsrunde sind die zehn Gebote. Gbiorczyk wird sich an diesem Abend mit dem fünften Gebot "Du sollst nicht töten" auseinandersetzen. alu

Ein Seminar mit dem Thema "Fremdenfeindlichkeit"

WETTERAUKREIS. Um Fremdenfeindlichkeit und Fremdenfreundlichkeit geht es bei einem Seminar, das das Jugendbildungswerk des Wetteraukreises am ersten Februarwochenende (5.-7.) in der Jugendherberge Wetzlar veranstaltet.

Werden wir Deutschen von Fremden überschwemmt? Was ist eigentlich deutsche Kultur? Wieviel Deutschsein braucht der Mensch? Wo und wie macht sich kulturelle Vielfalt bemerkbar? Provokante Fragen, mit denen sich die 14- bis 25jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer konfrontiert sehen werden. Mit Videokamera und Kassettenrekorder sollen sie in Wetzlar auf die Suche nach Antworten gehen, sich ein eigenes Bild machen und Meinungen sammeln.

Die Teilnahme am Seminar kostet 20 Mark. Anmeldungen werden bis 1. Februar unter der Rufnummer 0 60 31 / 8 31 19 angenommen. mk

Sauberkeit ist eine Zier, und Öl gehört ins Auto, nicht auf Inselstrände. Solange Öl die Räder unserer Fahrzeug- und Plastik-Kultur am Schnurren hält, als unsichtbares Medium, als flüssiger Transmissionsriemen der industriellen Produktion, ist es uns recht, verlieren wir kein böses Wort über es. Wenn es aber die vorgezeichneten Bahnen verläßt, wenn es sich plötzlich selbständig macht und sich ergießt über Küsten und Inseln, wie jetzt im Falle der Shetlands, dann sind wir peinlich berührt. Ölteppiche laufen unserer Sauberkeitserziehung zuwider. Ölteppiche müssen geschrubbt, Ölstrände gewienert, Ölinseln aufgemoppt werden, damit wir uns nicht schämen müssen vor Mutter Natur (und vor uns selbst). Her mit der Giftspritze, um das giftige Öl in tiefere Tiefen zu senken, wo es uns nicht mehr ins Auge sticht! Hauptsache, wir haben anschließend, nach der peinlichen Entleerung eines Tankers, wieder ein blankpoliertes Meer, ein ölfreies Environment.

Nur: Ganz so ölfrei, wie sich's ausnimmt, ist unsere "normale" Umwelt - das heißt die Welt in den Katastrophen-Pausen - ja wahrhaftig nicht. Ölfreiheit Ein britischer Kollege, John Vidal, hat dieser Tage einmal aufgelistet, was wir, hier in Britannien und draußen auf den Weltmeeren, unserer Umwelt heimlich, still und leise zumuten. Zehnmal soviel Öl, wie bei Tankerunglücken freigesetzt wird, fließt nach Vidals Rechnung in die Weltmeere, weitgehend unbemerkt, ohne daß sich jemand darüber ereifert. Mehr Vögel, als das Shetland-Öl töten wird, fallen alltäglich allein dem massiven britischen Straßenbau-Programm zum Opfer. Mehr Fischottern, als in den Shetlands leben, sind in ganz Britannien durch die Flußverschmutzungen und Flußbegradigungen des letzten Jahrzehnts ums Leben gekommen. Wer redet davon, von der täglichen, der stummen, der irreversiblen Vernichtung der Fauna und Flora?

Mit der permanenten Katastrophe läßt sich leben. Nur die spektakulären Fälle ("Öltanker leckgeschlagen") schrecken, kurzfristig, als grobe Beleidigung unserer Sinne die öffentliche Meinung auf. Nachher, wenn aufgeräumt, geschrubbt, gewienert ist, läßt sich der Rest leicht wieder vergessen.

PETER NONNENMACHER (London)

Der Ortsbeirat 2 tagt FDP fragt nach Bau der Kirche im Park

FRANKFURT-WEST. Organisierter Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit in Frankfurt - das ist eines der Themen, mit dem sich auf Verlangen der Grünen der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) in seiner Sitzung am Montag, 18. Januar, beschäftigen wird. Beginn im Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28 (Feuerwache), ist um 19 Uhr.

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung ist der kürzlich begonnene Neubau der griechisch-orthodoxen Kirche im Grüneburgpark. Die FDP fragt die Stadtregierung, wieso eine Genehmigung für das Vorhaben erteilt werden konnte, obwohl Parkbäume und das alte, nun abgerissene Gebäude unter Natur-, beziehungsweise Denkmalschutz standen.

Außerdem werden sich die Stadtteilpolitiker mit zahlreichen Verkehrsthemen befassen: So will die SPD schweren Lastern die Fahrt durch einen Abschnitt der Falkstraße untersagen, die Grünen fordern Nachbesserungen für die Tempo-30- Zone Bockenheim-Mitte. In einem gemeinsamen Antrag wünschen die beiden Fraktionen eine Linksabbiegerspur an der Kreuzung Hansa- / Miquelallee für Autos, die vom Norden kommend die Hansaallee befahren. ak

Taschentrick: alte Frau beraubt Diebinnen erbeuten 8000 Mark

NIED. Schmuck und Geld im Wert von mehr als 8000 Mark stahlen zwei bislang unbekannte Trickdiebinnen einer 89 Jahre alten Frau am vergangenen Freitag in der Straße Taunusblick im Stadtteil Nied.

Wie die Polizei gestern mitteilte, sprach eine der Täterinnen die 89jährige auf der Straße an, als die gerade mit Einkaufstüten beladen in ihre Wohnung zurückkehren wollte. Die Diebin bot ihr an, die Taschen nach Hause zu tragen, was die 89jährige auch dankbar annahm.

Im Treppenhaus angekommen, ging die Täterin hinter ihrem Opfer her und ließ die Wohnungstür einen Spalt weit offen,ohne daß dies die alte Frau bemerkte. Die Trickdiebin setzte sich für einige Minuten mit ihrem Opfer an den Küchentisch, um sie in ein Gespräch zu verwikkeln und abzulenken.

Das nutzte eine Komplizin, die währenddessen durch die offene Wohnungstür in das Schlafzimmer der 89jährigen eindrang und aus dem Nachttisch Schmuck, Uhren und Geld erbeutete.

Die Komplizin ging anschließend in die Küche, um ihre Kollegin abzuholen. Noch bevor die alte Frau überhaupt mißtrauisch wurde, verschwanden beide Trickdiebinnen unerkannt. gre

PKV setzt auf Verbandssäulen Versicherungen wollen Lobby-Spitze straffen / GDV als Dach

doe FRANKFURT A. M. Der Streit über die künftige Organisation der Interessenvertretung der Versicherungsbranche kocht höher. Die privaten Krankenversicherungen (PKV) lehnen nicht nur zum offenbar überwiegenden Teil ein Aufgehen ihres Verbandes in einer Einheitslobby der Risikoschutzgilde ab. Vielmehr kontern sie das vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) propagierte Modell einer Verschmelzung der fünf Assekuranz- Fachorganisationen und des GDV mit einem Gegenvorschlag: Die mehr als 400 hiesigen Versicherungen sollen nicht länger direkt im Gesamtverband organisiert sein. Statt dessen solle sich der GDV auf die Funktion einer reinen Dachorganisation beschränken.

Die derzeitige Verbandsstruktur der Assekuranzgilde ist recht üppig: Neben dem GDV als Organ sämtlicher Gesellschaften beschäftigen getrennte HUK-, Sach-, Transport-, Lebens- und Krankenversicherungsverbände insgesamt knapp 700 Leute. Viele Gesellschaften sind daher in mehreren Verbänden Mitglied. Auf einer Mitgliederversammlung des PKV- Verbandes, auf der 42 von 52 Firmen vertreten waren, sprachen sich nun auch die Krankenversicherungen für eine prinzipielle Straffung der Strukturen aus. Die Debatte, so berichten Beobachter, habe jedoch ein "eindeutiges Ergebnis" hinsichtlich einer möglichen Auflösung des PKV-Verbandes gebracht: Dessen "Autonomie", so die offizielle Erklärung, "darf nicht in Frage gestellt werden".

Damit erteilen die Krankenversicherer den Bemühungen von GDV-Präsident Georg Büchner, sämtliche Verbände zu einer "Vereinigung deutscher Versicherer" zu fusionieren (siehe FR vom 29. Dezember), eine klare Absage. Sie wollen Doppelarbeiten künftig vielmehr durch eine "Drei-Säulen-Lösung" vermeiden: Die Unternehmen werden im Lebens-, Schaden- oder Krankenversicherungsverband organisiert, über denen wiederum der GDV als gemeinsames Dach schwebt.

GDV-Chef Büchner, der die Reform in diesem Jahr über die Bühne bringen will, hat die Vorstände sämtlicher Assekuranzen um die Bekanntgabe ihrer Position bis Mitte diesen Monats gebeten. In der ursprünglichen Version dürfte er seinen Fusionsplan aufgrund des massiven Widerstandes der Kranken-Gesellschaften kaum umsetzen können. Mit Spannung wird nun das Abstimmungsverhalten der Allianz-Tochter DKV erwartet. Die Allianz, obwohl über den GDV seit ihrer umstrittenen Ost-Expansion vergrätzt, gehört zu den entschiedensten Verfechtern eines Einheitsverbandes. Die DKV als Branchenprimus der privaten Gesundheitsschützer hat bislang für die Autonomie des PKV-Verbandes plädiert.

Treffen soll auch die Sprachlosigkeit beenden Initiative denkt an Begleitung von Asylbewerbern Von Astrid Ludwig GROSSKROTZENBURG / RODENBACH. Die Ausschreitungen gegenüber Asylbewerbern und die Morde von Mölln haben überall Menschen mobilisiert. In Großkrotzenburg gründete sich im Dezember vergangenen Jahres die "Initiative gegen rechts in Großkrotzenburg". Auf Vorschlag des örtlichen evangelischen Pfarrers Heinz Daume organisiert die Initiative für Freitag, 15. Januar, jetzt erstmals ein Treffen zwischen den in der Gemeinde lebenden Asylbewerbern und den Großkrotzenburger Bürgern. Geplant ist das Treffen um 16.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Schulstraße. Bereits zu Weihnachten hatte eine kleinen Gruppe katholischer und evangelischer Kirchenmitglieder die Asylbewerber in ihren Containern besucht. Sie überreichten kleine Geschenke, die vom Erlös einer Nikolaus-Aktion der katholischen Jugend in Großkrotzenburg erstanden worden waren.

Das Treffen am Freitag, 15. Januar, so die Initiative, soll die "Sprachlosigkeit" zwischen Großkrotzenburgern und den "Neubürgern" beenden. Hilflosigkeit sei vor allem dort zu spüren, wo es um konkrete Gesten der Solidarität mit den angefeindeten Menschen gehe, resümierten die Initiatoren nach einem ersten Treffen im Schinderhannes in Großkrotzenburg. Sie denken jetzt an eine kontinuierliche Begleitung der Asylbewerber in der Gemeinde. Sie wollen bei Sprachkursen oder Behördengängen zur Seite

Ein Zeichen setzen will auch der Rodenbacher Jürgen Zern. Nachdem in vielen Städten Deutschlands bereits Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit entzündet wurden, will der Rodenbacher eine solche Aktion auch in seiner Heimatgemeinde starten.

Den 30. Januar, den Tag der Machtübernahme der Nazis in Deutschland vor 60 Jahren, hält der Rodenbacher dabei für einen guten Zeitpunkt, in der Gemeinde Solidarität und Verbundenheit mit ausländischen Menschen zu demonstrieren. Damals seien auch Menschen verfolgt, gefoltert und ermordet worden. In einem offenen Brief an die Gemeinde, das Parlament, die Kirchengemeinden, Vereine und Organisationen bittet Zern nun um Unterstützung für eine Lichterkette in Rodenbach. Interessenten können sich an Jürgen Zern, Tel. 0 61 84 / 5 22 05, melden.

Ein Rauchverbot, das rein gar nichts ändert

BAD NAUHEIM. Die Bad Nauheimer CDU will vom Stadtparlament das Hochwald-Krankenhaus zur rauchfreien Zone erklären lassen. Diesen Vorstoß hat der Chefarzt des städtischen Krankenhauses, Dr. Christian Müller, jetzt als "völlig unsinnig" bezeichnet.

Aus folgendem Grund: Das Rauchverbot sollte sowohl für das medizinische und pflegende Personal als auch für Patienten und Besucher gelten. Dieses generelle Rauchverbot schränkte die CDU jedoch prompt in ihrem Antrag durch die Forderung ein, daß für die "Raucher separate Räume zur Möglichkeit des Rauchens" eingerichtet werden soll, so CDU-Fraktionsvorsitzender Karl Josef Künstler wörtlich.

Räume, in denen das Personal und die Patienten rauchen dürfen, sind jedoch seit langem schon vorhanden. Da in den Operationssälen, auf den Fluren, in den Kranken- und Untersuchungszimmern sowieso nicht geraucht werden darf, ändere sich durch die Annahme und Umsetzung des CDU-Antrages an der derzeitigen Situation im Hochwaldkrankenhaus "rein gar nichts", so Chefarzt Dr. Müller zur FR. str

Kreis will private Busse per Computer einkaufen Unnötige Standzeiten und Leerläufe sollen vermieden werden / Gespartes Geld für neue Strecken

KREIS OFFENBACH. Die Kreis-Verkehrsgesellschaft Offenbach (KVG) will den Buseinsatz auf allen Linien im Kreisgebiet mit Hilfe von elektronischer Datenverarbeitung verbessern. Aus diesem Grund sollen in Kürze Vertreter des Frankfurter Verkehrsverbundes (FVV), des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) und der Verkehrsgesellschaft Untermain (VU) zusammenkommen, um die Möglichkeiten eines computergestützten Rechenprogramms auszuloten. KVG-Geschäftsführer Ralf Scholz: "Wir stehen zur Zeit in direkten Verhandlungen oder beratender Tätigkeit zur Einführung neuer oder Verdichtung bestehender Busverbindungen im Kreis Offenbach."

Dabei sei aufgefallen, daß jede zusätzliche Leistung seitens der Verkehrsgesellschaft Untermain extra ausgeschrieben und vergeben werde. Es sei auch deutlich geworden, daß die eine oder andere Leistung sehr teuer erkauft werde, die Fahrzeuge dann aber nicht ausgelastet seien, sondern lange Standzeiten bis zur nächsten Fahrt hätten. Auch diese Wartezeiten müßten mitbezahlt werden und gleichzeitig, weil bereits "gebucht", könnten die Busse für einen anderen Einsatz nicht genutzt werden.

Wenn nun im Verlauf der zurückliegenden Jahre eine Vielzahl solcher Buskurse jeweils einzeln auf einer Linie eingerichtet worden seien, habe es nicht ausbleiben können, daß ohne eine entsprechende Koordination viele Standzeiten oder "Leerläufe" in die Planung eingeflossen seien.

Der Erste Kreisbeigeordnete und KVG- Aufsichtsratsvorsitzende Frank Kaufmann zu diesem Problem: "Wir werden uns künftig den Einsatz eines EDV- Programms zunutze machen, die entsprechenden Busleistungen danach einkaufen und die Umlaufpläne erarbeiten (lassen)."

Die Kreis-Verkehrs-Gesellschaft müsse dann nicht mehr einzelne Fahrten oder Routen ausschreiben, sondern könnte ein bestimmtes Zeit- und Busbudget erwerben. "Der tatsächliche Einsatz der Busse auf bestimmten Linien wird dann durch den Auftraggeber zu Beginn einer Fahrplanperiode festgelegt."

Soweit sich durch die Umstellung auf ein solches System ein Rationalisierungseffekt abzeichne, Busse oder Fahrleistungen also frei würden, womit die Verantwortlichen rechneten, könnten diese ohne zusätzliche Mehrkosten umgehend für neue Strecken eingesetzt werden.

"Entsprechende EDV-Programme sind auf dem Markt vorhanden und kurzfristig verfügbar. Wir erwarten, daß der FVV und die VU unsere Vorstellungen unterstützen", sagt Kaufmann, "kein privater Anbieter braucht um Aufträge zu bangen, KVG und die Städte des Kreises haben beim FVV und der VU schon heute so viele zusätzliche Busfahrten angefordert, daß die Rationalisierungsgewinne voll einem besseren Angebot zugunsten der Bevölkerung zugute kämen."

Und da zur Zeit eine Reihe von Verbesserungen im öffentlichen Personen-Nahverkehr auf den Rhein-Main-Verkehrsverbund delegiert würden, fügt Ralf Scholz hinzu: "An diesem Beispiel wären die Verantwortlichen mit einem gemeinsamen Sofortprogramm unmittelbar handlungsfähig." ttt

30-Stunden-Kraft im Frauentreff Viel öfter geöffnet

NEU-ANSPACH. Im neuen Jahr wird der "Frauentreff" seinem Namen Ehre machen und in noch größerem Umfang als bisher "Treffpunkt" für Frauen und Mütter sein. Die Öffnungszeiten der Vereinsräume im Ärztehaus, Schubertstraße 32, haben sich mehr als verdoppelt. Der Grund: Dem Verein ist es gelungen, im Rahmen eines Beschäftigungs-Projektes des Landes Hessen die Finanzierung einer 30-Stunden-Kraft zu erhalten. Die neue Mitarbeiterin, Ute Weingärnter, hat in der vergangenen Woche bereits ihren Dienst angetreten.

Künftig können Frauen mit und ohne Kinder, Fragen und Problemen montags bis freitags jeweils vormittags von 10 bis 12 Uhr in den Treff kommen; nachmittags stehen die Räume donnerstags von 15.30 bis 18.30 Uhr offen. Auch telefonisch ist zu diesen Zeiten unter der Rufnummer 0 60 81 / 4 37 22 stets Auskunft zu erhalten.

Die neue Mitarbeiterin ermöglicht außerdem ein neues Angebot des Vereins: An einem Abend in der Woche wird der "Frauentreff" zur "Frauenkneipe" werden. Berufstätige Frauen oder Mütter, die tagsüber das Angebot nicht nutzen können, erhalten so die Gelegenheit, sich bei Kaffee oder Wein zu unterhalten und zu informieren.

Als weitere Neuerung hat der Verein beschlossen, Frauen mit geringem Einkommen, arbeitslosen Frauen, Sozialhilfeempfängerinnen, Schülerinnen und Studentinnen ermäßigte Gebühren für die "Frauentreff"-Kurse zu ermöglichen. Wer die entsprechenden Belege vorlegt (schriftlich oder persönlich), muß nur für 20 Prozent der Kurskosten aufkommen. Die Hilfe wurde ermöglicht, indem der Verein aus seinen Mitteln einen Sozialfonds einrichtete. cn

Impftermine im Kampf gegen Kinderlähmung

WETTERAUKREIS. Nachdem jetzt in den Niederlanden mehr als 60 Menschen an Kinderlähmung (Poliomyelitis) erkrankt sind, macht das Gesundheitsamt noch einmal auf die Bedeutung der Schluckimpfung aufmerksam. Ab sofort bietet das Kreisgesundheitsamt mehrere Impftermine in Friedberg und Büdingen an. Die FR veröffentlicht sie jeweils in ihrem Veranstaltungskalender "Tips und Termine". Die Grundimmunisierung besteht aus drei Schluckimpfungen. mk

Aufgespießt

"An die Telegrammannahme im Bundeshaus Bonn: Hallo, ich bitte um die Versendung des nachstehenden Telegrammtextes an Herrn Karl Haas, z.Zt. Gastwirtschaft "Zum Lohbusch", Lohstraße 19, 4354 Datteln. Lieber Karl, mit großer Freude habe ich die Nachricht vernommen, daß Du mit der höchsten Auszeichnung des Deutschen Schützenbundes dekoriert wurdest. Dazu gratuliere ich Dir sehr herzlich und füge meinen Glückwünschen die Feststellung hinzu, daß Du Dich nun schon über Jahrzehnte hinweg selbstlos für das Schützenwesen engagiert hast und Du von daher diese Auszeichnung sehr redlich verdient hast. Für Deine weitere Arbeit in der Mutter-Gilde wünsche ich Dir viel Kraft und Erfolg bei bestmöglicher Gesundheit. In diesem Sinne bin ich mit herzlichen Grüßen an Dich und Adelheid sowie die gesamte Schützenbruderschaft einschließlich König Siggi und Königin stets Dein Horst Niggemeier, MdB." Wunsch des Dattelner SPD- Bundestagsabgeordneten Horst Niggemeier nach Versendung eines Glückwunschtelegramms aus Datteln nach Datteln über den Umweg Bonn.

"Aktion Rumänienhilfe" bittet um Spenden

DREIEICH. Das Spendenkonto der "Aktion Rumänienhilfe", die sich besonders für ein Krankenhaus in Seghetu- Marmatiei einsetzt, ist leer. Deshalb appelliert sie an die Bevölkerung, sich weiter großzügig zu zeigen.

Eine Ärztedelegation aus der Klinik für psychisch Kranke war jüngst zu einem Besuch in Dreieich und bekam bei dieser Gelegenheit von der Leitung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Riedstadt ein medizinisches Gerät geschenkt. Das Gerät kann jedoch nur in Betrieb genommen werden, wenn fehlende Teile ergänzt werden. Sie kosten 3 000 Mark.

Spenden können bei der Volksbank Dreieich auf das Konto mit der Nummer 6 558 577, Bankleitzahl 505 922 00 eingezahlt werden. dac

Büdinger Schlachthof erhält eine Schonfrist Euro-Richtlinien für diesen Betrieb noch nicht gültig

BÜDINGEN/WETTERAUKREIS. Von einer Schonfrist für den genossenschaftlichen Schlachthof in Büdingen berichtet der Kreisbauernverband Wetterau. Nach Angaben aus dem Hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit kann in Büdingen zunächst weiter geschlachtet werden, weil die umstrittene "Schlachthof-Richtlinie" des Rates der Europäischen Gemeinschaft vom Juli 1991 in der Bundesrepublik nicht fristgerecht zum Jahreswechsel umgesetzt werden konnte, heißt es in der Mitteilung der Bauern. Wie lange die Schonfrist dauern wird, steht noch nicht fest.

Im Wetteraukreis hatte die Richtlinie der Eurokraten - wie bereits mehrfach berichtet - entschiedenen Widerspruch provoziert. Metzgerinnung, die Betreiber des Schlachthofes, der Kreisbauernverband und Politiker unterschiedlicher Couleur sehen den genossenschaftlichen Betrieb vor ungeheure Forderungen gestellt. Investitionen in einer Größenordnung von schätzungsweise 1,5 Millionen Mark sind nötig, etwa um einen Ladetunnel und Aufenthaltsräume zu bauen. Den nun erlangten Aufschub wertet die gemeinsame Initiative, die kürzlich von Brüssel eine veränderte Richtlinie verlangte, nach Angaben des Bauernverbandes als "vorläufigen Erfolg".

Den Unterzeichnern der Resolution kommt es besonders darauf an, kleine Betriebe mit der aufwendigen Richtlinie zu verschonen. Die Neuordnung dürfe erst für Schlachthöfe gelten, die 40 und mehr Großvieheinheiten pro Woche zerlege und nicht bereits für solche mit 20 und mehr. Die Büdinger Metzger schlachten durchschnittlich 15 Stück Großvieh und zwischen 90 und 100 Schweine (drei Schweine werden als eine Großvieheinheit gerechnet).

Hessens Landwirtschaftsminister Jörg Jordan (SPD) teilte dem Kreisbauernverband eigenen Angaben zufolge mit, daß er sich dafür einsetzen wird, "Änderungen bei den Anpassungsfristen für kleinere Schlachthöfe einzubringen." sal

Im Blickpunkt: Rennfahrer Bartels Folgen einer Freundschaft

Wenn der Mann aus Plettenberg vor, sagen wir mal, vier Monaten gesagt hätte, ich fahre 1993 für das Pacific-Team die Formel-1-Saison, dann hätten mit dem Motorsport nicht so vertraute Menschen gefragt: Na und? oder: Wer ist Pacific? Nun aber, da die Ankündigung des Sauerländers just jetzt kommt und mit der Nachricht verbunden ist, daß er, Michael Bartels, sich für 2,5 Millionen Dollar in den Stall einkaufen mußte (Fahrer ohne Zugkraft müssen nämlich - verkehrte Profi-Welt - noch Geld für ihren Arbeitgeber mitbringen), hört der Klatschkundige die Nachtigall trapsen und sagt: Ich sage nur Graf.

"Unverschämtheit", ruft der Rennfahrer, wenn ihm Andeutungen zu Ohren kommen wie: der Name Graf habe ihm das Entrée bei Sponsoren verschafft oder gar, Steffi habe einen Scheck ausgestellt. Und wenn er das auch dementiert: Niemand nimmt ihm ab, daß sein (teurer) Einstieg in die Formel 1 und seine Liaison mit der Tennisspielerin aus Brühl nichts miteinander zu tun haben. Wer sich mit Prominenz einläßt, hat nichts mehr zu lachen. Bartels kann ein Lied davon singen, seit er zehn Tage lang zusammen mit Stefanie Graf in einem Wohnmobil gemütlich durch die USA kutschiert ist. Plötzlich ist er viel mehr, als er als Fahrer schneller Autos jemals war.

Tele-Tennisexperten andererseits werden künftig scharf die Graf-Box bei Turnieren ins Auge fassen. Den Stars ist es nämlich eigen, daß sie ihre Liebsten in der Loge plazieren, so daß der Beobachter aus der Ferne anhand der Anwesenheitsliste sich ansatzweise ein Bild von der seelischen Verfassung von Sportler oder Sportlerin machen kann. Künftig also steht während eines Graf-Matches neben der Frage: Wie steht es? auch die Frage: Ist Bartels da, und wenn nein, wo ist er? im Raum. (Boris Becker hat diesbezüglich insofern Ruhe, als Barbara Feltus stets da sitzt, wo sie hingehört - an der Seite des Feldes ihres Freundes.)

Nein, diese Menschen, ruhmbekleckert und in Geld schwimmend, haben auch ihr Päckchen zu tragen. Insbesondere jene, die schon in so jungen Jahren medienwirksam tätig sind, daß ihre Mann- oder Frauwerdung sozusagen vor aller Augen vonstatten geht. Die Recherchen nach möglicher männlicher oder weiblicher Begleitung der Sportgröße, von einschlägigen Gazetten vor einem Millionenpublikum ausgebreitet, münden in eine hochnotpeinliche Befragung nach Freund oder Freundin.

Wehe dem Star, der keine befriedigenden Auskünfte geben kann. Die Rache ist mein, spricht so mancher Journalist.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Auf einen Blick

Seite II Der Schlachthof Büdingen hat noch eine Gnadenfrist. Er wird bis auf weiteres nicht aufgrund neuer EG-Verordnungen geschlossen. Der Protest der Bürger hatte Erfolg. Seite III "Eltern und Kinder werden unnötig verunsichert": Streit zwischen Reuter- und Kennedyschule geht weiter. Seite IV Lokalsport: Herbert Moos und Silke Welt gewannen den Dreikönigslauf in Altenstadt.

Weitere Mittel für Obertor-Sanierung

HANAU. Der Hanauer Magistrat hat weiteren Mitteln für die Sanierung des Obertores in Mittelbuchen zugestimmt. Nachdem sich im vergangenen Jahr herausgestellt hatte, daß die zunächst veranschlagten Kosten für die Instandsetzung des historischen Gebäudes und den Umbau zum Museum von rund 170 000 Mark nicht reichen, stellt die Stadt Hanau nun insgesamt 275 000 Mark zur Verfügung. Diese Summe reicht jedoch nur, weil die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins einen Teil der Arbeiten in Eigenregie übernehmen. Stadtbaurat Jürgen Dressler bezifferte ihre Leistung auf rund 170 000 Mark. Die Stadt übernimmt lediglich Materialkosten sowie die Sanierung des Kellergewölbes und des Fachwerks, das stark durch Fäulnis, Pilz- und Insektenbefall geschädigt ist.

Der Heimat- und Geschichtsverein, dem mittlerweile rund 50 Mitglieder angehören, will für die Nutzung als Museum zwei Ausstellungsräume, einen Mehrzweckraum sowie eine Toillette einrichten. Im Dachgeschoß sowie im Obergeschoß des Torgebäudes sollen weitere Ausstellungsflächen entstehen. Der Gewölbekeller wird zu Lagerzwecken hergerichtet. Kulturdezernent Klaus Remer begrüßt den Beschluß des Magistrats auch aufgrund der breiten Resonanz, die die Sanierung des Obertors bei den Mittelbuchener Bürgern habe. res

"Nicht in Sicherheit wiegen" SPD-Vorsitzender Pawlik schreibt Brief zum Wahlkampf

"Die Kommunalwahl muß auch ein Symbol werden gegen Unfähigkeit, Vetternwirtschaft im Interesse betuchter Interessengruppen und Zerstörung der sozialen Sicherheit durch die Bundesregierung". Sieghard Pawlik, Vorsitzende der Frankfurter SPD, geht in einem Wahlkampf-Brief an die Mitglieder seiner Partei mit Anspielungen auf den Möllemann- Rücktritt und die neue Affäre um Bundeswohnungsministerin Schwaetzer (FDP) für ein privates Unternehmen auch auf aktuelle bundespolitische Themen ein. Das Schwergewicht des Pawlik- Rundschreibens liegt indessen bei der Kommunalpolitik.

Der SPD-Vorsitzende warnt die Parteigenossen, "scheinbar" günstige Umfrage- Ergebnisse, die einen erneuten Wahlsieg der rot-grünen Koalition in Aussicht stellen, nicht zu überschätzen. Die SPD dürfe sich nicht in Sicherheit wiegen.

Diese Passage des Textes steht auch mit Informationen der SPD in Zusammenhang, nach denen die im vergangenen November vom Mannheimer Ipos-Institut durchgeführte Befragung zur Kommunalwahl am 7. März in den nächsten Wochen wiederholt werden soll. Da die CDU bei der ersten Umfrage nur auf überraschend niedrige 32 Prozent kam und damit noch weit unter das Frankfurter Ergebnis der Kommunalwahl von 1989 (36,6 Prozent) zurückfiel, wird bei den Parteien damit gerechnet, daß die Union bei einer Wiederholung günstiger abschneidet. Die Führung der SPD befürchtet, daß eine deutliche Verbesserung der CDU Rückenwind geben könnte.

Pawlik listet den eigenen Mitgliedern noch einmal die Erfolge der SPD-Politik auf und wirft der CDU Flucht aus der Verantwortung und Konzeptionslosigkeit vor. Die Union habe ihre Erstarrung immer noch nicht überwunden. Sie zeichne im Wahlkampf ein Zerrbild von der Stadt. "Zwischen verbaler Fundamentalopposition, halbherzigem Hinterherlaufen hinter der Sachpolitik des Magistrats und der SPD lavierend, hat die CDU auch mit ihrer neuen Vorsitzenden kein Gestaltungskonzept für Frankfurt entwickelt." cg

Verkehrsunfall gibt einige Rätsel auf

GRÜNDAU. Etwas mysteriös erscheint der Polizei ein Unfall, der sich gestern Nacht in Lieblos ereignet haben soll. Dort hat sich ein 22jähriger eine schwere Fraktur an Schulter und Bein zugezogen. Der junge Mann gab an, gegen 1.30 Uhr in der Weinbergstraße von einem weißen Mercedes erfaßt und über Motorhaube und Windschutzscheibe geschleudert worden zu sein.

Eine sofortige Überprüfung des Wagens, der 22jährige meldete auch das Kennzeichen, macht die Beamten stutzig. Am Fahrzeug sind keine Unfallspuren zu erkennen, der Motor war kalt. Laut Polizei ist es "auszuschließen, daß mit diesem Wagen zu fraglichen Zeit gefahren wurde". jan

Mit seinem Projekt in Haiti kämpft ein schweizer Entwicklungshelfer gegen Abholzung, gegen Ignoranz - und nun auch gegen die Staatsgewalt.

Bekannte Gesichter auf der Liste der FWG

LANGEN. Die Freie Wählergemeinschaft / Nichtparteigebundene Einwohner-Vertreter (FWG-NEV) setzt bei der nächsten Kommunalwahl auf ihre Riege von Stadtverordneten: Auf den vorderen Rängen ihrer Liste kandidieren Egon Hoffmann, Wilma Rettig, Dr. Werner Schneider, Rainer Pages, Ulrich Vedder, Rosel Müller und Gerhard Beer, die alle derzeit im Stadtparlament sitzen.

Neue Gesichter gibt es erst ab Platz 8: Peter Lasch, Pensionär, Dr. Oliver Krumm, Arzt im Dreieich-Krankenhaus, Manfred Stein, selbständiger Kaufmann, Diplom-Ingenieur Joachim Rinner und Jacob Seibel, Fahrer bei der städtischen Müllabfuhr.

Die Liste umfaßt insgesamt 35 Kandidaten. Derzeit hat die Fraktion der FWG in der Stadtverordnetenversammlung acht Mitglieder. dac

14 Tonnen Heroin entdeckt

öhl ATHEN, 11. Januar. Türkischen Drogenfahndern ist ein spektakulärer Erfolg gelungen. Nachdem die Polizei bereits Mitte Dezember drei Tonnen Heroin auf einem Schiff und am Jahreswechsel 1,35 Tonnen Morphin in einem Lastzug an der türkisch-georgischen Grenze hatte beschlagnehmen können, stellten Beamte der türkischen Marine und der Polizei am Samstag auf einem Frachter im Mittelmeer 14 Tonnen Heroin sicher. Wie aus Polizeikreisen in Ankara zu erfahren war, wurde das Schiff in internationalen Gewässern nördlich der Einfahrt zum Suezkanal aufgebracht. Das an Bord entdeckte Rauschgift stammte nach Erkenntnissen der Fahnder aus Pakistan und soll für Abnehmer in der Türkei, Italien, Spanien und den Niederlanden bestimmt gewesen sein.

Internationale Wirtschaftsflaute schlägt auf den Frankfurter Immobilienmarkt durch

Die Spendierhosen angezogen Junge Männer gaben 8277 Mark für den Springerzug aus

HERBSTEIN. Genau 8277 Mark haben 13 junge Männer (Vogelsbergkreis) bei der traditionellen "Versteigerung" für einen Platz im historischen "Herbsteiner Springerzug" bezahlt. Vor 350 Zuschauern ersteigerte der 25jährige Stefan Wiegand für 4601 Mark das Recht, ein Jahr lang als "Bajazz" am Anfang des Springerzuges zu tanzen.

Das ist die höchste Einzelsumme, die bisher jemals dafür bezahlt wurde. Der bisherige Rekordbetrag lag bei 4500 Mark.

Die vom Bajazz angeführten sechs Paare - bei denen Männer auch die Mädchenrollen übernehmen - halten in einer Hand einen bunten Schirm, fassen sich mit den freien Händen an und springen gemeinsam mit Innen- und Außendrehungen hoch in die Luft.

Die Mitwirkung im Springerzug gilt bei den jungen Männern von Herbstein als "ehrenvolle Aufgabe" und erreichte bei der 89er Versteigerung die Rekordsumme von über 11 000 Mark.

Die Existenz des Zuges ist seit 1688 nachgewiesen, geht in den Ursprüngen aber wohl bis ins 13. Jahrhundert zurück, als Fahrensleute sich mit Tänzen zum Winteraustreiben Geld verdienten.

Der Springerzug ist nicht nur die besondere Attraktion bei der Fastnacht, sondern vertritt Herbstein alljährlich auch bei vielen auswärtigen Festen und auf dem Hessentag.

Alle Erlöse kämen der Arbeit des Springerzuges, der Traditionspflege sowie der Erhaltung des einzigen hessischen Fastnachtsmuseums in Herbstein zugute, hieß es. ma

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Ampelanlage fällt aus

HANAU. Die Ampelanlage an der Frankfurter Landstraße/Vor der Kinzigbrücke ist wegen dringender Umbau- und Erneuerungsarbeiten vom 18. bis 22. Januar außer Betrieb.

Karten für die TV-Fassenacht

HANAU. Für die Fernsehsendungen "Hessen lacht zur Fassenacht" am 11. Februar und "Fröhlich eingeschenkt" am 18. Februar in der Hanauer August-Schärttner-Halle sind noch Eintrittskarten zu haben. Interessierte wenden sich an das Hanauer Verkehrsbüro am Marktplatz. Musikkurse für Kinder und Erwchsene HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert bietet einen Musikkursus für Kinder im Vorschulalter ab Donnerstag, 28. Januar (14.30 Uhr) an und einen Gitarrenkursus für erwachsene Anfänger ab Mittwoch, 27. Januar (16 Uhr). Anfragen und Anmeldungen telefonisch unter 0 61 81 / 2 23 12. Erste Rate für die Aufstockung HANAU. Der Hanauer Magistrat hat am Montag Aufträge mit einem Gesamtvolumen von mehr als 400 000 Mark für die Aufstockung der Kaufmännischen Schulen beschlossen. So wird die Stadt 322 000 Mark für Abbruch-, Beton- und Mauerarbeiten bezahlen sowie 82 000 Mark für Gerüstbauten.

Der Weg zu Gott

HANAU. "Zeig mir den Weg zu Gott" ist der Titel eines Elterngesprächskreises über die religiöse Erziehung von Kindern in den ersten Lebensjahren, der am Mittwoch, 27. Januar, um 20 Uhr im Hanauer Bangert bei der Katholischen Familienbildungsstätte beginnt. Dort findet ab den 28. Januar 1993 jeweils donnerstags um 20 Uhr auch ein Seminar zum Thema "Neue Religiösität - Wege und Irrwege heutiger religiöser Sehnsucht". Anfragen und Anmeldungen telefonisch unter 06181/22312. Die Mutter-Tochter-Kiste

HANAU. Ob es einen Weg zum befreiten Umgang mit der Mutter-Tochter-Beziehung gibt, darauf versucht ein Gesprächsabend der Katholischen Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert am Donnerstag, 30. Januar, um 19.30 Uhr eine Antwort zu geben.

Im Blickpunkt: Irak Politik der Nadelstiche

Knapp zwei Jahre nach Beginn des alliierten Luftkrieges gegen Irak am 15. Januar 1991 und wenige Tage vor dem Machtwechsel im Weißen Haus in Washington hat Bagdads Gewaltherrscher Saddam Hussein erneut die Golfkriegs-Gegner herausgefordert. Mit Überfällen auf das Grenzgebiet, das nach Kriegsende Kuwait zugeschlagen worden war, hat Iraks Führung die Spannungen im nördlichen Golfgebiet bis an die Schwelle zum Konflikt gesteigert. Zuvor hatten irakische Kampfflugzeuge wiederholt das UN- Flugverbot südlich des 32. Breitengrades verletzt, und am Freitag hatte Bagdad ein Landeverbot für Maschinen der Vereinten Nationen verhängt. Auf eine Konfrontation jedoch ist der wirtschaftlich wie militärisch ausgeblutete Irak keineswegs vorbereitet. Auch wenn Saddam Hussein dem irakischen Rundfunk zufolge am Sonntag demonstrativ mit dem Stab der irakischen (Rest-)Luftwaffe konferierte und Verteidigungsminister Ali Hassan al Madschid auf einer Inspektionsreise die "Kampfbereitschaft" des 4. Armeekorps im Zentralirak überprüfte: Iraks Führung scheint sich ihrer militärischen Schwäche durchaus bewußt zu sein. Doch gleichzeitig vertreten politische Beobachter die Ansicht, die irakische Spitze sei außerstande, die internationale Reaktion auf ihre Provokationen richtig einzuordnen. Im Vorfeld der Wachablösung im Weißen Haus sei sie offenbar der Meinung, daß durch eine Politik der Nadelstiche eine Lockerung des seit 30 Monaten gültigen UN- Embargos gegen Irak vorbereitet werden könnte.

Gewiß muß dem scheidenden George Bush das Hohngelächter aus Bagdad in den Ohren klingen: Er, der "Sieger" von Kuwait wurde abgewählt; Saddam Hussein hingegen, Vater der "Mutter aller Schlachten", sitzt trotz seiner militärischen Niederlage noch fest im Sattel. Häme allein kann indes nicht der einzige Grund für Saddams Offensive sein. Erneut, so scheint es, will Bagdad der Öffentlichkeit im eigenen Land wie in der arabischen und islamischen Welt demonstrieren, daß die Vereinten Nationen unter dem Druck der USA im Nahen Osten zweierlei Maßstäbe anlegen - je nachdem, ob es sich um Israel oder um arabische Staaten handelt.

Die UN-Politik stellt sich aus Bagdads Sicht so dar: Während die Israelis allen Bestimmungen des Völkerrechts zuwider ungestraft Palästinenser ausweisen und im "Niemandsland" zum Libanon ihrem Schicksal überlassen können, müssen Araber auch dann mit Strafaktionen rechnen, wenn sie - wie Irak - "nur" auf der Wahrung ihrer Souveränität bestehen. Während der Westen ungerührt zusieht, wie in Bosnien Moslems vergewaltigt und massakriert werden, ist er unverzüglich zur Anwendung von Waffengewalt bereit, sobald ihm arabische und islamische Länder wie Irak nicht zu Willen sind. Derart demagogische, wenngleich nicht vollkommen substanzlose Argumente finden vor allen Dingen in jenen arabischen "Bruderländern" Iraks eine immer stärkere Resonanz, in denen sich der islamische Fundamentalismus auf dem Vormarsch befindet - so beispielsweise in Ägypten, dessen Führung sich im Kuwait-Konflikt vorbehaltlos auf seiten der USA und deren UN-Alliierten engagiert hatte.

In Kairo steht die Irak-Frage seit Montagabend auf dem Tagungskalender einer außerordentlichen Außenministerkonferenz der Arabischen Liga. Ursprünglich war das Treffen, an dem die Außenminister Iraks und Kuwaits teilnehmen, einberufen worden, um einen Protest gegen Israels Repressionspolitik in den besetzten Gebieten zu formulieren. Jetzt allerdings wird eine Erörterung der Spannungen am Golf unumgänglich werden.

PETER GERNER (Kairo)

Namen+Notizen

HEINRICH WASSERMANN, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Friedberg, feierte zu Jahresbeginn sein silbernes Dienstjubiläum. Am 2. Januar 1968 war er als Referent für Raumordnung, Handel und Verkehr in die Dienste der Kammer getreten. 1976 wählte ihn die Vollversammlung der IHK Friedberg zum Hauptgeschäftsführer. Er wurde damit Nachfolger von Friedrich Türck. Den Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Wassermann heute laut Pressemitteilung darin, für ansiedlungswillige Betriebe bezahlbare Flächen im Kammerbezirk zu finden. In der Grenzlage zur Wirtschaftsmetropole Frankfurt sieht er in der Standortfrage den problematischsten, gleichzeitig aber auch chancenreichsten Bereich seiner Tätigkeit. Der 1942 in Halle (Saale) geborene Wassermann lebt heute in Florstadt. Er ist seit 1969 verheiratet und hat einen Sohn. Nach seinem Hobby befragt, nennt er die Arbeit.

VIKTOR UMSONST bleibt weiterhin der Spitzenkandidat der UWG für den Ortsbeirat der Bad Nauheimer Kernstadt. Der Kaufmann will dafür sorgen, daß ein Mitglied des nächsten Magistrates den Kontakt zu den Ortsbeiräten halten soll, damit Anträge und Anregungen aus den Stadtteilen mehr Gehör verstärkt vom Magistrat berücksichtigt werden. Die Ortsbeiräte dürften nicht länger ein "lästiges Anhängsel der kommunalen Selbstverwaltung" sein, sondern eine echte Interessenvertretung des Bürgers vor Ort. Auf Platz zwei der UWG-Ortsbeiratsliste kandidiert die Hausfrau Wiltrud Meub. Auf den weiteren Plätzen folgen der Ingenieur Rudolf Ewald, der Amtsrat in Ruhestand Friedrich Mädel und der Geschäftsführer Klaus- Karl Sasse.

FRIGGA SCHOTTE ist die Spitzenkandidatin der Bad Nauheimer Grünen für das nächste Stadtparlament. Die im Stadtteil Schwalheim lebende Lehrerin wurde dafür einstimmig von den Grünen nominiert. Frigga Schotte ist derzeit Mitglied des Bad Nauheimer Magistrates. Auf Platz 2 der Grünen-Liste kandidiert JÜRGEN GROTH (Steinfurth), der seit 1985 dem Bad Nauheimer Stadtparlament angehört. Groth ist nicht nur Fraktionsvorsitzender der Bad Nauheimer Grünen, sondern auch Mitglied des Wetterauer Kreistages. Auf den weiteren Listenplätzen folgen ROLF MEISTER, ANDREAS FRIEDRICH (beide Schwalheim), RAINER MARIAN (Nieder-Mörlen) und KARIN HOFFMANN (Rödgen).

Für den Ortsbeirat Schwalheim kandidieren ANDREAS FRIEDRICH und ROLF MEISTER und für den Ortsbeirat in Steinfurth JÜRGEN GROTH. Damit stellen sich die Grünen erstmals in beiden Ortsbeiräten zur Wahl.

Die Prüfung zum Industriemeister haben jetzt sieben Männer aus genausovielen Wetterauer Betrieben bestanden. Und zwar THOMAS KRAFT (Bell & Howell GmbH, Friedberg), STEFAN PHILIPPI (VDO ADOLF SCHINDLING AG, Bad Nauheim), THOMAS PISCHINGER (Industrieautomation MSR GmbH, Wölfersheim), KLAUS RITZEL (Buderus Kundenguss GmbH, Hirzenhain), CHRISTOPH RUMCZYK (BWG Butzbacher Weichenbau, Butzbach), ANDREAS SCHÄFER (PTG GmbH, Gedern) und PETER WEILAND (TKS Klima GmbH, Karben). Das beste Prüfungsergebnis des Industriemeister-Lehrganges erzielte KLAUS RITZEL, der dafür während der Freisprechungsfeier besonders ausgezeichnet wurde.

Nach Angaben der IHK ist der Industriemeister eine technische Führungskraft mit erweiterten betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Der Industriemeister sei sowohl ein Mittler zwischen Betriebsleitung und seiner Arbeitsgruppe und zwischen den Mitarbeitern in seiner Gruppe. Die Kenntnisse zum Industriemeister erwarben die Gesellen neben ihrem Beruf in einem zweijährigen Lehrgang.

ELEONORE EBERS leitet seit 25 Jahren das katholische Müttergenesungsheim in Bad Nauheim, das im Haus Gutenberg in der Küchlerstraße 7 sein Domizil hat. Für ihr langjähriges Engagement hat die 63jährige am Wochenende die Martinus-Medaille, die höchste Auszeichnung der Diözese Mainz, von Domkapitular Josef Seuffert erhalten.

Seuffert sagte in seiner Laudatio, daß Eleonore Ebers mit der von ihr konzipierten Mütterkurarbeit in "vorbildlicher Weise medizinische Therapie und Seelsorge" miteinander verbinde. So erstelle die Diplom-Sozialarbeiterin nicht nur die Konzepte für die Kuren, sondern koordiniere die Aufgaben der Mitarbeiter und führe Beratungsgesgepräche mit den Müttern.

Dabei wird sie von einem Badearzt, einer Pädagogin, einer Theologin, einer Krankenschwester, einer Gymnastiklehrerin, von einer Psychologin und mehreren Mitarbeitern in der Verwaltung und der Hauswirtschaft unterstützt.

Im Haus Gutenberg werden Kuren für Mütter, Familien, Alleinerziehende und Kinder durchgeführt. Jährlich werden zehn - jeweils vierwöchige Mütterkuren - in Bad Nauheim angeboten. Pro Kur können höchstens 60 Frauen daran teilnehmen.

Das Mütterkurheim der katholischen Kirche in Bad Nauheim ist das einzige in der Diözese Mainz.

Beamte zu Mäßigung gemahnt Innenminister Seiters verlangt Zurückhaltung in der Tarifrunde

AH BAD KISSINGEN, 11. Januar. Vor einer falschen Weichenstellung in der Tarifrunde 1993 hat Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) am Montag in Bad Kissingen gewarnt. Eine "spürbare Zurückhaltung" bei den Personalkosten sei angesichts der angespannten Lage der öffentlichen Haushalte nötig, sagte Seiters zu Beginn einer zweitägigen Arbeitstagung des Deutschen Beamtenbundes. Deren Defizit werde auch 1993 über 200 Milliarden Mark betragen. Ein niedriger Tarifabschluß im öffentlichen Dienst - das Arbeitgeberangebot liegt derzeit bei 2,25 Prozent - sei eine entscheidende Voraussetzung für den Aufschwung Ost.

Seiters appellierte an die Beamten, die sich durch das Dienst- und Treueverhältnis dem Gemeinwohl besonders eng verpflichtet wüßten, "in dieser Stunde außergewöhnlicher Belastungen des Gemeinwesens" ihre besondere Verantwortung zu erkennen.

Der Vorsitzende des Beamtenbundes, Werner Hagedorn, wehrte sich dagegen, daß der Staat, der als Dienstherr Loyalität einfordere, hier eine "bequeme Beute" wittere. Die Beamteneinkommen seien "keine Reservekasse". Die Forderung nach einer Gehaltsanhebung um fünf Prozent bedeute lediglich eine Sicherung der Realeinkommen, sagte Hagedorn. Der Beamtenbund sei zu Solidaritätsopfern bereit, verzichte etwa auf weitere Arbeitszeitverkürzung und den Abbau des Einkommensrückstandes zur Wirtschaft. Die Bonner "Streichliste" aber sei "das Gegenteil von Solidarität und sozialer Ausgewogenheit". Hier solle bei denen "abkassiert" werden, die die Hilfe des Staates am dringendsten benötigten.

Hagedorn wandte sich gegen Vorstellungen von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU), die Einkommen in Ostdeutschland auf dem jetzigen Stand (74 Prozent des Westniveaus) einzufrieren. Dies sei ein "massiver Schlag gegen die Tarifautonomie" und gefährde den Aufbau einer leistungsfähigen Verwaltung. Ziel müsse sein, die "heute real existierende Zwei-Klassen-Gesellschaft in Ost und West" zu überwinden, sagte er.

Ältere Mädchen kommen zu kurz Spielplatz-Zwischenbericht

BAD HOMBURG. "Insbesondere für ältere Mädchen sind im innerstädtischen Bereich kaum öffentliche Spielflächen vorhanden." Zu diesem Urteil kommt Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) in einer Magistratsvorlage zu den Bad Homburger Spielplätzen. Weitere gravierende Defizite vermag er in einem Zwischenbericht zum Spielplatzentwicklungsplan nicht zu erkennen. Für Kleinkinder sei die Versorgung mit Spielplätzen im Gegenteil "relativ gut".

Auch der Zustand der Spielgeräte sei "befriedigend", urteilt die Stadtverwaltung. Sie ließ bis November eine Bestandsaufnahme der städtischen Plätze durchführen. Diese ergab, daß in Neubaugebieten und am Stadtrand mehr Spielplätze anzutreffen sind als in älteren und innenstadtnäheren Bereichen. Bis auf Ausnahmen seien alle Plätze ohne Gefahr durch Autoverkehr zu erreichen.

Für ältere Kinder und Jugendliche allerdings, so der Oberbürgermeister, "ist das Angebot . . . nicht so gut wie für die kleinen Kinder" - trotz Tischtennisplatten und Bolzflächen auf "zahlreichen Spielplätzen". Da die Bolzplätze zudem hauptsächlich Jungen anlocken, gehen vor allem ältere Mädchen völlig leer aus. Wolfgang Assmann kann hier nur trösten, diese Problematik stelle sich "auch in anderen Städten immer wieder dar".

Weitere Aussagen sind laut der Magistratsvorlage erst nach Abschluß des nächsten Planungsschritts möglich. Dieser soll Anfang April erreicht sein. Den jetzigen Zwischenbericht berät der Jugend- und Sozialausschuß am Mittwoch, 13. Januar, ab 18.30 Uhr im Sitzungszimmer I des Stadthauses (2. Obergeschoß). stk

"Energiemobil" in Hanau

HANAU. Das "Energiemobil" des Main-Kinzig-Kreises, kommt in den ersten Monaten dieses Jahres wieder nach Hanau. Am Dienstag, 19. Januar, können sich Bürger von 9 bis 16 Uhr Tips zum Energiesparen am gewohnten Standort auf dem Marktplatz holen.

Am 4. Februar werden die Energieberater im Stadtteil Mittelbuchen Station machen. Weitere Termine auf dem Marktplatz sind für den 25. Februar, 25. März und 27. April angesetzt. res

"Millionenschaden verhindert" Stengel: Schnelles Eingreifen der Feuerwehr zahlte sich aus

BAD VILBEL. Die Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel mußte im vergangenen Monat 16mal zur Brandbekämpfung ausrücken und viermal bei Unfällen helfen. Das teilt Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel in seinem Einsatzbericht mit.

Bis zum Eintreffen der Wehr sei insgesamt ein Schaden von 375 600 Mark entstanden. Durch das schnelle und sachgemäße Eingreifen der Vilbeler Wehr habe ein größerer Schaden von 1 878 000 Mark verhindert werden können.

"Wenn alles ruhig schläft, ist die Gefahr einer Brandausbreitung am größten und für unser Leben am gefährlichsten", gibt Stengel zu bedenken. Aus der Erfahrung schildert er, daß nachts oft Brände in Wohnungen und Produktionsanlagen stundenlang an versteckten Stellen schwelen, bevor die ersten Flammen sichtbar werden.

"Dagegen kann man vorbeugen", rät der Stadtbrandinspektor. Wenn schon in einer frühen Entstehungsphase eines Brandes alarmiert wird, kann meist größerer Schaden verhindert werden. Wer Interesse hat, sich und sein Haus zu schützen, dem empfiehlt Stengel den Einbau eines Rauch- und Gasmelders. Bei Rauchentwicklung gibt das über Batterie oder Netz betriebene Gerät einen lauten Ton von sich; es kostet rund 150 Mark.

Außerdem berichtet Stengel, daß er als Stadtbrandinspektor immer wieder Anfragen von Feuerwehrleuten erhält, die dringend eine Wohnung in Bad Vilbel oder den Stadtteilen suchen. Da es für die Wehr wichtig ist, daß möglichst viele ihrer Kräfte auch in der Brunnenstadt wohnen und im Einsatzfall schnell erreichbar sind, bittet der Stadtbrandinspektor um Hinweise, wenn eine Wohnung zu vermieten ist. Stengel ist unter der Rufnummer 8 66 97 zu erreichen. de

Dienstag, 12. Januar

Theater Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 88 u. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Compagnie Schweizlasser - "Festin", Tanztheater; Studiobühne: 20 Uhr, Matthias Beltz - "Füße im Feuer", Kabarett.

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstraße 8: Augsburger Puppenkiste - 10 und 14 Uhr, "Schlechte Zeiten für Gespenster". Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik Alte Oper, Opernplatz: Mozart Saal: 20 Uhr, Kammermusik-Abend (Klarinette/ Violoncello/Klavier).

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Back to the 60's & 70's-Disco.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, at the Crossroads.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secretlife.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Count Down.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Duett - Rock 'n' Roll und Oldies.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz-Trio.

Negativ, Walter-Kolbstr. 1: 20 Uhr, Crowbar/I Hate God.

La Bohème Weinkeller, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Peter Glessing-Trio, Blues- Swing-Hardbop.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Orchestre National de France.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

51jährige wurde brutal überfallen

NIDDA. Ihre Hilfsbereitschaft ist jetzt einer 51jährigen aus dem Niddaer Stadtteil Ulfa zum Verhängnis geworden. Wie die Kripo Friedberg aus kriminaltaktischen Gründen erst gestern mitteilte, wurde die 51jährige in der Nacht vom 29. auf 30. Dezember Opfer eines brutalen Überfalls. Ein etwa 25 Jahre alter und zirka 1,75 Meter großer Mann von kräftiger Statur hatte gegen 3.15 Uhr bei der Frau Sturm geklingelt und sie gebeten, telefonieren zu können, da er wegen eines Verkehrsunfalls Hilfe benötige. Doch seine Geschichte erwies sich nur als Vorwand. Kaum hatte die Frau ihm die Tür geöffnet, warf der Unbekannte, der vermutlich eine Faschingsmaske trug, sie zu Boden, drohte ihr weitere Gewalt an. Als sich die 51jährige zur Wehr setzte und laut um Hilfe schrie, schlug der Täter auf sie ein. Dabei erlitt die Niddaerin Prellungen und Blutergüsse am Kopf. Erst als Nachbarn auf das Geschehen aufmerksam wurden, ließ der Mann von seinem Opfer ab und flüchtete.

Nach ihren bisherigen Ermittlungen geht die Kripo Friedberg davon aus, daß der Täter "mit hoher Wahrscheinlichkeit" aus Nidda stammt, einen konkreten Verdacht gibt es jedoch noch nicht. Hinweise auf das Verbrechen nimmt die Kripo Friedberg unter Tel. 0 50 31 / 60 10 entgegen. cor

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).

Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, So. geschlossen; Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm- Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Accrochage - Gyjho Frank, Gabriele Hünninger, Inge Jastram, Elke Ulrich (bis 16. 1.).

Galerie der Dresdner Bank, Schillerstr. 19: geöffnet zu den Schalterzeiten, Ami Blumenthal - "Zwischen den Steinen" (bis 14. 1.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16. 1.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tell. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (bis 16. 1.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventern der Prager Akademie (bis 16. 1.).

Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vnadermoere - Malerei (bis 22. 1.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).

Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordenstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.

Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24.12. bis 10.1.92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).

Graphisches Kabinet im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).

Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).

Galerie Raphael, Grünebergweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.). Ausstellungen Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).

Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F.K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).

Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.); Theaterferien 1. 1. bis 7. 1.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).

Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tgl., 10 bis 22 Uhr, Horst Wilbert - Neue Bilder (bis 26. 1.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).

Kleine FR

GLR verabschiedet Programm RIEDSTADT. Ihr Kommunalwahlprogramm will die Grüne Liste Riedstadt (GLR) heute, Mittwoch, 13. Januar, 19 Uhr, in der Goddelauer "Schmuckerstube" verabschieden. Zudem soll über die Organisationsstruktur der GLR gesprochen werden. Autogenes Training RÜSSELSHEIM. Ein neuer Intensivkurz für autogenes Training und Meditation startet am Donnerstag, 14. Januar, 18.30 Uhr, bei der evangelischen Matthäusgemeinde am Böllenseeplatz. Information gibt es bei Kursleiterin Waltraud Schmitt-Schwarzer, Tel. 0 61 05 / 4 44 00. Die Teilnahme Jugendlicher und Erwachsener ist konfessionell nicht gebunden. Feuerwehr tagt GROSS-GERAU. Die Berkacher Feuerwehr kommt am Freitag, 15. Januar, im Dorfgemeinschaftshaus zusammen. Eröffnung ist um 20 Uhr mit der Dienstversammlung der Einsatzabteilung, wobei auch Beförderungen anstehen. Anschließend folgt die Jahreshauptversammlung des Vereins der Freiwilligen Feuerwehr. Essen der Mitarbeiter KELSTERBACH. Mitarbeiteressen ist beim DLRG-Bezirk am Samstag, 16. Januar, ab 19 Uhr, im Hotel Lindenhof angesagt. Dies ist gleichzeitig die Jahresabschlußfeier 1992. Per Dia auf Schiffstour MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Kreis der Ruheständler schippert "mit dem Postdampfer von Bergen nach Kirkenses". So heißt der Dia-Vortrag, der am Donnerstag, 14. Januar, im katholischen Pfarrzentrum von Mörfelden angeboten wird. Der Nachmittag beginnt um 14.30 Uhr, Referentin ist Wilhelmine Harich. Grunderwerb wird teurer KELSTERBACH. Überplanmäßige Ausgaben von 142 000 Mark fielen für den Grunderwerb zum Bau des Alten- und Pflegeheimes an, teilte der Magistrat mit. Die Mehrkosten seien durch Haushaltsmittel abgedeckt. Interesse an Kulturtrips? MÖRFELDEN-WALLDORF. Auch im neuen Jahr will die katholische Kirchengemeinde wieder regelmäßig Museums- und Ausstellungsbesuche organisieren. Wer Interesse hat, kann sich unter der Rufnummer 0 61 05 / 7 43 63 informieren. Gottesdienst in der Hüttenkirche MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Förderkreis Hüttenkirche lädt für Sonntag, 17. Januar, 15 Uhr, zum Gottesdienst in der Hüttenkirche ein. Die Predigt gestaltet Pfarrer Gernot Bach-Leucht. Thema: "Deutscher Faschismus seit 1933". Neujahrsempfang beim TC MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Vorstand des Tennis-Clubs lädt alle Mitglieder für Sonntag, 17. Januar, zum Neujahrsempfang ein. Beginn ist um 11 Uhr im TGS-Vereinsheim, Okrifteler Straße. Hütte geöffnet MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Ortsgruppe im Naturschutzbund Deutschland macht darauf aufmerksam, daß die Hütte im "Nassen Tal" am Sonntag, 17. Januar, von 10 bis 12 Uhr geöffnet ist. Die nächsten Termine sind am 21. Februar und 21. März.

Kürzere Wartezeiten bei Familienberatung

HANAU. Da die Familien- und Jugendberatung am Hanauer Sandeldamm mit sechs Planstellen für Psychologen und Sozialpädagogen seit 1993 nur noch für die Stadt und nicht mehr für den Altkreis zuständig ist, rechnet Sozialdezernent Klaus Remer mit einem Ende der vorher monatelangen Wartezeiten für Familien und junge Menschen.

Bisher sei der Auftrag des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, Trennungs- und Scheidungsberatung sowie Hilfen für junge Volljährige zu leisten, aus Kapazitäzsgründen "kaum zu erfüllen" gewesen. Nun aber lasse sich das vorbeugende Angebot "etwas verbessern".

Die ambulante Hilfe hält Remer für "ebenso wichtig wie sinnvoll", denn das spare Folgekosten bei der stationären Hilfe.

Ein Heimplatz koste pro Jahr mehr als 75 000 Mark und erreiche damit fast die Personalkosten für eine Planstelle in der Familien- und Jugendberatung. him

Schweden in arger Finanzklemme Bürgerliche Regierung plant tiefe Einschnitte ins soziale Netz

gam STOCKHOLM. Schweden droht im laufenden, bis Ende Juni reichenden Haushaltsjahr ein Etatdefizit von 198 Milliarden Kronen (umgerechnet 44 Milliarden Mark). Das entspricht rund 15 Prozent des Bruttosozialprodukts und ist mehr als doppelt so viel wie der bisher größte Fehlbetrag. Tiefrot sind auch die Zahlen für 1993/94. Die liberale Finanzministerin Ann Wibble taxiert das Minus auf 162 Milliarden Kronen, was freilich nicht viel heißen will, denn zunächst hatte sie für dieses Jahr nur ein Loch von 70 Milliarden Kronen erwartet.

Die offizielle Arbeitslosigkeit klettert nach Berechnungen der Regierung auf den Nachkriegs-Rekord von 6,2 Prozent in diesem und sieben Prozent im nächsten Jahr. Zählte man die in Umschulungskursen und Bereitschaftsjobs Beschäftigten hinzu, läge die Quote erstmals über zehn Prozent. Dennoch setzt die Regierung gerade hier den Hobel an: Arbeitslose sollen künftig während der ersten fünf Tage nach ihrem Stellenverlust kein Geld erhalten. Anschließend soll das Arbeitslosengeld von 90 auf 80 Prozent des letzten Lohnes gesenkt werden. Den in öffentlichen Beschäftigungsprojekten Untergebrachten droht eine Lohnkürzung von zehn Prozent. Auch Stipendien, Wohnungsbeihilfen, Krankengeld, Militär- und Kulturausgaben werden in dem Budgetentwurf beschnitten.

Für das Wahljahr 1994 jedoch verspricht die bürgerliche Regierung die Wende zum Besseren. Ein durch die abgewertete Krone begünstigter Export soll für neuen Aufschwung mit Steigerungsraten des Sozialprodukts um drei Prozent von 1995 an sorgen. Bis 1998 will Stockholm auch das Etatdefizit aus der Welt geschafft haben. Weitere Sparpakete von zehn Milliarden Kronen jährlich hält Ministerin Wibble hierzu für notwendig.

Bei der Opposition stieß der Haushaltsplan auf bissige Kritik. Die Sozialdemokraten nannten ihn eine "Katastrophe für Schweden" und warfen der Regierung vor, die Kontrolle über die Entwicklung verloren zu haben. "Bei Wirtschaftswachstum, Arbeit und gesunden Staatsfinanzen hat die Regierung die Waffen gestreckt", sagte Parteichef Ingvar Carlsson. Die Gewerkschaften kündigten Proteste gegen die geplanten Verschlechterungen für die Arbeitslosen an.

Der Wert der Krone ist seit dem 19. November, als die Reichsbank die Bindung an das Europäische Währungssystem (EWS) aufgab, um 22 Prozent gesunken. Experten hatten damals ein Abgleiten um höchstens 15 Prozent erwartet. Obwohl die Regierung offiziell die Rückkehr zum Ziel hat, kündigten ihr nahestehende Ökonomen an, daß die Krone während der nächsten ein bis zwei Jahre nicht wieder an das EWS gekoppelt werde.

Die Devise heißt Sparen Isa Petersohn informierte SPD-Senioren über Etat '93

SACHSENHAUSEN. "Wir können noch keine Aussage machen, wie wir sparen werden. Beim Nachtragshaushalt in diesem Jahr werden wir jeden einzelnen Posten überprüfen." Isa Petersohn, stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Römer, machte den Sachsenhäuser SPD- Senioren bei deren monatlichem Treffen klar, wie es um den Etat der Stadt bestellt ist: Jede Mark muß umgedreht werden. "Es wird ein hartes Geschäft, wenn wir den Haushalt zurückfahren werden." Betroffen sei davon auch der Sozialbereich. "Einsparungen in diesem Bereich werden sich nicht vermeiden lassen", gab Isa Petersohn offen zu.

Mit 87 Millionen Mark Mindereinnahmen ist für 1992 zu rechnen. Da sich der neue Etat aus den Einnahmen des Vorjahres errechne, fehle dieser Betrag im aktuellen Haushalt: "Das bedeutet, daß 1993 nicht nur an Personal gespart wird", sagte Petersohn, obwohl die Personalkosten mit mehr als einer Milliarde Mark bei dem Gesamtetat von vier Milliarden den größten Einzelposten ausmacht.

"Das Sparen in den Dezernaten wird den größten Heckmeck geben. Wenn es um Abstriche geht, ist sich jeder Dezernent der nächste", prophezeite Isa Petersohn. "Wenn wir sparen, wollen wir auch unsere eigenen Akzente setzen, weil wir bestimmte Schwerpunkte schaffen wollen." Daß Errungenschaften wie der "Frankfurt-Paß" erhalten bleiben, vielleicht sogar noch ausgebaut werden, dafür setze sie sich ein. Auf die Frage, wie es mit den Einsparungen im Bereich Kultur stehe, erklärte Petersohn: "Die Kultur kostet nicht nur, sie bringt auch etwas ein. Große Ausstellungen bringen Millionen von Besuchern, was die Kultur zu einem Wirtschaftsfaktor macht."

Insgesamt keine guten Nachrichten für die SPD-Senioren. Denn gerade die Älteren sind von den Einsparungen im Sozialbudget betroffen. Ihnen geht es aber auch um die "kleineren" Angelegenheiten in den Stadtteilen. "Da gibt es einige Haltestellen, die man zusammenlegen sollte, zum Beispiel in der Mannheimer Straße" - ein einstimmiger Vorschlag. Oder die fehlenden Anschlüsse an die S-Bahn und die viel zu hohen Treppen in den Bussen: "Ob man da nicht die tiefliegenden Busse einsetzen könnte?"

Isa Petersohn machte sich zu den Vorschlägen Notizen. Doch nicht nur wenn es um Verbesserungsvorschläge geht, sind die Senioren wichtig: "Die Senioren sind eine wichtige Stütze für die SPD", sagte sie, und auch die Ortsvereinssitzungen sähen "ohne Senioren ein bißchen mager aus." eid

Einladung zum Geburtstag

Vom Neuthor-Verlag in Michelstadt, Odenwald, erreichte uns die Einladung zu einer Geburtstagsfeier. Wir möchten sie hiermit an unsere Leser weitergeben, von denen vielleicht der ein oder andere einen Toast ausbringen will.

"Sehr geehrte Damen und Herren, in diesem Jahr können wir den 230. Geburtstag des Schriftstellers Seume feiern.

Wir möchten Sie daher zu einer kleinen Geburtstagsfeier am Freitag, den 29. 1. 1993, um 20 Uhr in die Kneipe MAMPF Sandweg 64/Ecke Seumestraße (!) einladen.

J. G. Seume wurde am 29. 1. 1763 in Poserna, Kreis Weißenfels, Sachsen- Anhalt geboren. Literarisch sind die beiden Reisebücher "Spaziergang nach Syrakus" 1803 und "Mein Sommer 1805" am besten bekannt. Das letztere ist ja in unserem Verlag erschienen, da Seume hierin seine Reise nach Moskau durch Polen, das Baltikum, Rußland, Finnland, Schweden und Dänemark beschreibt.

Wir wollen ihm zu Ehren einen Toast oder mehrere Toasts ausbringen, verschiedene Häppchen probieren, etwas kurzes über sein Leben und etwas kurzweiliges über seine Kneipen- und Herbergserfahrungen hören.

Da eine seiner Lebenserfahrungen lautete "Es ginge vieles besser, wenn man mehr ginge", verweisen wir auf die nahegelegene U-Bahn-Station Merianplatz, warnen wir vor der katastrophalen Parkplatzsituation in jenem Viertel, und erwarten Sie zu einem fröhlichen Abend." fr

FDP beim Empfang: Wir haben die Hefe

OFFENBACH. Die Offenbacher FDP und ihr Vorsitzender Ferdi Walther versichern bei fast jeder Gelegenheit, etwas ganz Besonderes in der kommunalpolitischen Szene zu sein. Walther erklärt, warum seine Liberalen im Gegensatz zu den anderen Parteien keine Sparbrötchen backen, so: "Mehl haben die anderen auch. Aber wir haben die Hefe."

So gestalten die Liberalen ihren Neujahrsempfang im mit Wissen vollgestopften Bücherturm des Büsing- Palais "als Podium der unabhängigen Offenbacher" und als Party-Treff für jene Leute, die in der Stadt, in einem Verband oder Verein etwas zu sagen haben, schon immer mal in Ruhe und miteinander reden wollen, aber angesichts ihrer randvollen Terminkalender wie die Königskinder einfach nicht zusammenkommen.

Damit es dabei nicht an Diskussionsstoff mangelt, lädt die FDP einen Redner ein, den sie als Quer- und Vorausdenker einschätzt und dem sie zutraut, die treibende Hefe beisteuern zu können. Diesmal lud sie den Offenbacher Pfarrer Joachim Voppe, Dekan der hessischen Altkatolischen Kirche, ein. Er sprach über "Offenbach - eine Stadt der Toleranz". Die Altkatholische Gemeinde hat ihre liberalen und republikanischen Wurzeln im Paulskirchen-Parlament von 1848. Sie erkennt den Papst nicht an.

Voppe, der bei der Lichterkette am Rathaus gegen Rechtsextremismus sprach, versicherte den "Offenbachern mit deutschen und ausländischen Pässen": "Das böse häßliche Deutschland erstickt an der eigenen Saat, richtet sich selbst zugrunde." Die Krawalle seien eher ein Schrei der Jugend nach Liebe und Geborgenheit. Vobbe verlangte eine neue Politik, denn der Konsum treibe zu sehr ins Gegeneinander: "Wenn sich die Wertvorstellungen darauf beschränken, daß für Geld alles zu haben ist, dann wären zwar die Hände voll, aber der Kopf leer." lz

Ozon-Killer FCKW verschwand Reinigungen und Metaller arbeiten jetzt schadstoffrei

Bis zum letzten Tag waren die Maschinen der chemischen Reinigungen mit dem Ozon-Killer FCKW gelaufen. Seit dem 1. Januar ist damit Schluß. Um die Umwelt zu schonen und der Ozonschicht nicht noch weiter zuzusetzen, dürfen Reinigungen, aber auch Metallbetriebe nicht mehr mit FCKW-haltigen Lösungsmitteln an Leder oder metallische Werkstücke ran. Die Bundesimissionsschutzverordnung hat das Reinigungsmittel aus den Werkstätten verbannt. Die Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht sind nun jeden Tag unterwegs, um deren Einhaltung zu überprüfen, sagt Fachbereichsleiter Willi Föll.

Denn vor allem den chemischen Reinigungen will das FCKW-Verbot gar nicht passen. Besonders kleinere Betriebe stehen vor der kostspieligen Alternative: investieren oder schließen. Die alten Maschinen, die einst bis zu 160 000 Mark kosteten, haben nur noch Schrottwert.

Manche der mehr als hundert Reinigungen in Frankfurt dürften diese Umstellung kaum verkraften, meint Gewerbeaufseher Föll. Die Verordnung sei allerdings schon seit 1990 bekannt gewesen. Zum 1. Januar lief die letzte Übergangsfrist für die FCKW-Verwender ab.

Viele Reinigungsunternehmen waren sich offenbar über die Alternativen nicht so recht im klaren. Denn vor allem für empfindliche Kleidungsstücke mit dem "F" auf dem Etikett hatte es bisher keine andere Reinigung gegeben. Die Reinigung mit dem geläufigen Perchlorethylen (PER) - Kennzeichen auf dem Pflegeetikett "P" - könne Farben ineinanderlaufen lassen und Lederbesätze abfärben, warnte die Verbraucherzentrale und riet, Textilien mit dem "F" ganz zu meiden.

Der Frankfurter Reinigungsfilialist Röver fühlt sich inzwischen gleichwohl auch für die "F"-Produkte fit. Nachdem er für drei seiner 17 Filialen 300 000 Mark teure Maschinen angeschafft hat, werden auch diese Kleidungsstücke weiter angenommen. Das neue Reinigungsmittel auf Benzinbasis ist allerdings ebenfalls umstritten. Früher seien ähnliche Mittel wegen Explosionsgefahr vom Markt genommen worden, sagt Gewerbeaufseher Föll. luf

Der Sturm

zerrte an

den Nerven

Kein Unheil in Frankfurt

Die Nacht war Streß. Windgeister rüttelten an den Scheiben, Böen peitschten gegen den Rolladen, kalte Lüfte schummelten sich durch versteckte Ritzen, und dann scharrten auch noch die Äste der benachbarten Lärche an der Wand. Am Morgen aber zeigte sich der Kollege unbeeindruckt von solch widriger Witterung. Nach kurzem Überlegen nahm er all seinen Mut zusammen und setzte sich aufs Fahrrad, um wie gewohnt zur Arbeit zu radeln. Keine Sturmböe riß ihn von den Rädern. Im Gegenteil, kräfiger Rückenwind blies ihn geradezu ins Büro.

Die ersten Sturmwinde des neuen Jahres mögen ein wenig an den Nerven gezerrt haben, viel Unheil angerichtet haben die Böen nicht, die am Montag und Dienstag mit bis 90 Stundenkilometern durch die Frankfurter Innenstadt brausten. Die Männer von der Feuerwehr mußten gerade mal ausrücken, um einem umgefallenen Bauzaun in der Rödelheimer Thudichumstraße wieder aufzuhelfen. Im bald bezugsfertigen "Kronenhaus" in der Westendstraße kletterten die Brandschützer hinauf, um eine Montageplattform ordentlich festzuzurren. Das Ding hatte in schwindelnder Höhe im Sturm geschlackert.

Allein beim "Abbau" des Weihnachtsbaums am Kaiserplatz kam der Wind den Arbeitern zuvor: Nicht sachte, sondern dramatisch kam der Baum aufs Pflaster; größere Schäden gab es nicht.

"Eigentlich ganz banale Einsätze", resümierte Feuerwehr-Sprecher Hans- Hermann Müller. Und auch Forstamtsleiter Werner Ebert fand es kaum der Rede wert, daß das Stürmchen "hier und da" vielleicht einen Baum umgeblasen habe. Schlimmeres habe das Wetterchen im Stadtwald jedenfalls nicht angerichtet. Was in Frankfurt so vergleichsweise zahm angekommen ist, sind die Ausläufer des Orkantiefs, das den Tanker "Braer" mit 85 000 Tonnen Rohöl an Bord gegen die Küste der Shetlandinseln geworfen und dann noch die Bergung erschwert hatte. Die Rhein-Main-Region liege im Randbereichs dieses Orkantiefs, sagt Norbert Bonanati, der Meteorologe vom Dienst des Offenbacher Wetteramtes - und dabei bleibt es erst einmal. Noch ein paar Tage soll es hier kräftiger als gewohnt blasen, die Meteorologen haben ihre Sturmwarnung erst einmal bis Mittwoch mittag verlängert. Aber es ist ein wirklich mildes Lüftchen, das uns das Orkantief bringt. Denn aus Südwest schleppt es recht laue Temperaturen an, von Frost vorerst keine Spur.

Den Passanten in der City wurde das Stürmchen gestern gleichwohl ziemlich lästig. Den Kopf tapfer in den Wind gestreckt, stemmten sie sich den Böen entgegen. Weil das Stürmchen zwischen den Hochhäusern erst so richtig in Fahrt kam, sah man die Fußgänger meist mit beiden Händen um Hut und Mantel bemüht.

Und selbst, als es mal tröpfelte, traute sich kaum einer, seinen Schirm aufzuspannen. luf (Wetterbericht auf Seite 26)

Erika Fellner spricht über: Echte Betreuung statt Vormundschaft

WETTERAUKREIS. Zum Thema "Betreuung statt Vormundschaft und Pflegschaft - Was hat sich geändert?" spricht Hochschuldozentin Erika Fellner am Donnerstag, 28. Januar, um 19 Uhr im Bürgerhaus Heuchelheim (Reichelsheim). Die SPD-Senioren im Unterbezirk Wetterau haben das "Gesetz zur Reform des Rechts der Vormundschaft und Pflegschaft für Volljährige" zum An- laß genommen, ihre Veranstaltungsreihe zu brennenden sozialen Problemen forzusetzen. Mitveranstalter sind die SPD- Ortsvereine Florstadt, Reichelsheim und Echzell sowie der Ortsbezirk Bingenheim.

In der Vortragsankündigung wird moniert, daß in der Vergangenheit durch Vormundschaften und Gebrechlichkeitspflegschaften ohne zwingenden Grund in "elementare Rechte von Betroffenen" eingegriffen worden sei. Mit dem zur Diskussion stehenden Gesetz sei ein Instrument geschaffen worden, die negativen Folgen des alten Rechts "zumindest stark einschränken zu können". mk

Gedichte von Bachmann im Literaturtelefon

HANAU. Im Hanauer Literaturtelefon werden vom 15. Januar, bis 21. Januar, Gedichte unter der Telefonnummer 0 61 81 / 2 41 41 Gedichte von Ingeborg Bachmann gelesen.

Die Dichterin, heißt es in der Ankündigung, die von 1926 bis 1973 lebte, gibt die Gedanken einer "skeptischen Generation wieder, die dem Existenzialismus verwandt sind".

Sie beschreibt in nüchterner Sprache eine "düstere Welt", welche eine eigene Symbolik enthält. res

Opulenter Klang Weihnachtsoratorium, II. Teil

Nachdem in Frankfurt einen Advent lang die drei ersten Teile von Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium aufgeführt worden waren, hatte das Publikum in der Bockenheimer Frauenfriedenskirche das besondere Glück, auch einmal den zweiten Teil der sechssätzigen Folge in einer sich profilierenden Besetzung zu erleben.

Der Frankfurter Konzertchor, Solisten, das Hessische Kammerorchester und der Dirigent Siegfried Heinrich, soeben von einem Gastspiel in Prag zurückgekehrt, zelebrierten diese dramaturgisch spannend gesetzte Sentenz über die Geburt des Erlösers in sauber koordinierten Rhythmen über klar pulsierendem Metrum, aber auch im Hinblick auf die melodische Schönheit zahlreicher arioser Gegebenheiten.

Entspannt in Szene gerückte Kantabilität, romantisierend im differenzierungsfähigen Vollklang des überdimensionalen Ensembles vermittelten sich trotz manch opulenter Klangeinstellung: Durchhöhrbar, nachvollziehbar in strikt wie entspannt austarierten Abläufen.

Als ginge das alles "von selbst", formierte sich dieser wohl größte Frankfurter Chor zu überzeugend aufgebauten Klangflächen und hatte auch noch Konzentration genug, chorische Koloraturen, ausdrucksvoll und tipptopp funktionierend aneinander zu addieren.

Im gleiche Sinn einer gewissermaßen selbstverständlich sich gebenden Singweise gelang es um so mehr, Homogenität in aneinander vorbeidriftenden Strukturen konsequent zu schaffen. Im Sinn oratorischer Dramatik war es vor allen Dingen der Schlußsatz, der - brillant ausgesungen und durchleuchtet - auch im brillant musizierten Bläsersatz nachhaltig beeindruckte.

Geschlossenheit gehobener Ordnung hatten die Gesangsoli nur partiell. So hatte der Tenor Martin Hundelt Ansatzschwächen in höherer Lage: Deklamatorische Momente waren nicht jederzeit einwandfrei durchgesetzt. Dagegen artikulierte Daniel Kaleta einen flüssigen Baß und Pavla Ksicova einen expressiven Alt. Die eingesprungene Sopranistin Astrid Gärtner fand zu elegant vertiefter Linie. ALEXANDER ULLMANN

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hof- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 55.

Oberursel/Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.

Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstr. 32, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.

Kronberg/Königstein. Alte-Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a.

Max Nix und die verflixte 13 "Varieté am Sonntag" im Neuen Theater Höchst

Ist es tatsächlich schon die Dreizehnte? Kaum möchte man es glauben. Zumindest die Premieren sind noch genauso proppenvoll wie bei den zurückliegenden zwölf Produktionen. Das "Varieté am Sonntag", Höchsts entscheidender Beitrag zur Frankfurter Unterhaltungskultur, besitzt offenbar eine ungebrochene Anziehungskraft für das Publikum aus den westlichen Stadtteilen und dem Taunus. Mit dem dreizehnten, wie sie es nennen "verflixten", Programm knüpft das Neue Theater mittlerweile an eine selbst mitbegründete Tradition an.

Die Auswahl der Nummern ist konventionell: viel Akrobatik - mit Sprüngen, auf Rollschuhen, am Trapez; dazu Magie und Jonglage. Durch das Programm führt diesmal "Max Nix", ein Tölpel im Hausmeister-Look, der durch seine Ungeschicklichkeit nicht immer ganz geglückte Zwischenakzente setzt.

Zum temporeichen Auftakt lassen sich "die Lipsis" in das weichfedernde Netz ihres Trampolins fallen. Die beiden reizen die Möglichkeiten der Neuen Theater- Bühne fast bis zum "Anschlagen" aus, indem sie sich bis dicht unter die Scheinwerferleisten hochschleudern lassen. In ein- oder mehrfachen Saltos fallen sie zurück, wagen Drehungen im Duo und spielen mit ihren Körpern: Als würde er einen Ball auf den Boden prellen, so läßt der Artist seine zusammengerollte Partnerin hoch und runter wippen.

So wichtig wie beim Trampolinspringen ist der richtige Rhythmus auch bei den Trapezübungen der Pat Cornell, die ihre Vorstellung zu Rock-Musik choreographiert hat. Und auch bei den "Tornadas", einem Paar Rollschuh-Läufer mit Faible für Spanien. An Flamenco orientiert ist der Tanz, den sie auf ihren Rollerskates zeigen. Sie drehen sich von Todesspiralen zu höllischen Schrauben, werfen dabei feurige, wilde Blicke - ein kleines bißchen unfreiwillige Komik läßt sich dabei nicht vermeiden.

Bewußt spaßig ist Rüttli Polter, eine Clown-Jongleurin aus der Schweiz. Mit den Händen ist sie allerdings geschickter als mit der Zunge, die nicht immer so spitz ist, wie sie es selbst gerne hätte. Doch wenn sie das Diabolo schwingt, sie das sanduhrförmige Gebilde auf der Schnur entlangrollen läßt, in die Höhe wirft, das Seil scheinbar verknotet und trotzdem immer wieder entwirrt, bevor die Rolle auf den Boden fällt, dann hat das Drive.

Weniger energievoll und schon ein bißchen abgestanden: "Les Illusions", die auf der Bühne eine Plastikblumen-Orgie feiern, hervorgezaubert aus metallenen Kisten. So etwas gab's schon origineller präsentiert, von Altmeister "Dinardi" etwa.

Keine Sensationen unter der Zirkuskuppel in Höchst; das neue Programm ist vielleicht nicht das aufregendste unter den bisherigen dreizehn - genauso unterhaltsam wie die vorangegangenen ist es allemal. Und was will Varieté mehr als angenehm unterhalten?

("Varieté am Sonntag" gibt es bis zum 4. April jeden Sonntag um 16 und 20 Uhr im Neuen Theater Höchst, Emmerich- Josef-Straße 46a, in Frankfurt-Höchst.)

DIRK FUHRIG

Liebling Hopper

Er war ein Amerikaner, wie es im Buche steht und hat seinem Land ein stimmungsvolles Poesiealbum gemalt: Wolkenkratzer und Holzhäuser, Segelschiffe und Fischkutter, Straßenkreuzer und Lastwagen, Hotelhallen und Kinosäle, Stripteasegirls und Ehefrauen, die unendliche Weite, das unendliche Meer. Die Besucher der Edward-Hopper-Ausstellung in der Frankfurter Kunsthalle Schirn kneifen die Augen zusammen und legen, als ginge es darum, eine Gemse am Steilhang des Groß-Venedigers zu entdecken, die Handkante wie eine Schirmmütze an die Stirn.

Sie strengen sich an, jede Einzelheit zu erkennen, jeden Schatten zu deuten, jedes Wetter zu spüren, jenes von den Bildern ausgehende Einsamkeitsgefühl zu genießen, das so entsetzlich anheimelnd ist. Das Publikum ist heiter bis erleichtert, so wie es Reisende nach dem ersten Rundgang durch ihr Stammhotel sind. Die Zimmer sind seit dem letzten Besuch unverändert geblieben, der Portier ist noch da, der Geruch im Restaurant ist der gleiche geblieben, an der Aussicht hat sich nichts verändert, gleich wird im gegenüberliegenden Haus das Deckenlicht angehen.

Die Zuschauer drängeln, sie sind zufrieden. Sie fühlen sich, anders als sonst in Ausstellungen, nicht wie Betrogene, nicht wie Außenseiter, sondern wie lang erwartete Gäste. Edward Hopper, der Malerei inszenierende Dramaturg, war der Ahnungslose, der alles wußte, der Räume schafte, um Zeuge für die Innen- und die Außenperspektive des Lebens zu sein.

Dieses "Zu-Hause-Gefühl" in Gefühlen, dieses Vibrato, teilnehmender Beobachter zu sein, hat aus dem amerikanischen Maler den wirklichkeitserschaffenden Liebling Hopper gemacht. Seine Bilder sind Zeichen, die jeder entschlüsseln kann. "Ich verstehe hier alles", sagte triumphierend eine Frau.

Liebling Hopper hat das Erfolgsrezept für seine kinemathographische Suggestion schon in den ersten Jahren des Jahrhunderts im Repertoire gehabt. Auf kleinen Ölbildern, im blaugraustichigen Schattenton der Fotografie, zeigt er die Weihestunden für sein Seelenbarometer: Ein Mann einsam auf seinem Bett, eine Frau einsam auf einer kleinen Bühne, ein Maler einsam vor Leinwand und dahinter einsam sein Modell.

Der Maler erzählt vom herzergreifenden Schweigen, vom Leben im angehaltenen Augenblick. Hoppers Publikum liebt das, steht Schlange, füllt die Kassen und schwelgt. Ein Frankfurter Maler hat die Gunst der Stunde und die damit verbundene Sehnsucht nach dem Besitz erkannt und bietet die originalgetreue Kopie.Für knappe dreitausend Mark hängt die Hopperwelt über der Garnitur und verströmt kostengünstig das handgemalte Verlorenheitsgefühl. V. A.

Steudel-Ausstellung

HANAU. Der Hanauer Maler Heinz Steudel zeigt ab Freitag, 15. Januar, ab 17 Uhr Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen in einer Ausstellung im Rathausfoyer.

Interessenten können zur Eröffnung ab 17 Uhr kommen. Die Schau wird bis zum 31. Januar gezeigt. Geöffnet ist täglich von 10 bis 13 Uhr sowie in der Zeit von 15 bis 18 Uhr. res

Schwerer Unfall am Bahnübergang Bruchwiese Vier Menschen kamen ums Leben / Kleintransporter kollidierte mit Personenzug 7912

RÖDERMARK. Vier Tote hat Montag früh um 7.33 Uhr ein schwerer Unfall an der Bruchwiese in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kläranlage zwischen Ober- Roden und Rollwald gefordert.

Die vier Arbeiter einer Rodgauer Firma, die sich auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle befanden, kollidierten in einem Kleintransporter mit dem fahrplanmäßigen Personenzug 7912 von Ober- Roden nach Offenbach. Das Fahrzeug und seine Insassen wurden laut Polizeibericht mehrere hundert Meter mitgeschleift. Fahrgäste im Zug kamen nicht zu Schaden.

Der nicht für den öffentlichen Verkehr freigegebene Feldweg über die Bahnlinie ist lediglich mit einem sogenannten Andreaskreuz gesichert, zur Zeit des Unglücks regnete es und herrschte noch Dunkelheit. Um sie von jedem Verdacht freizusprechen, veranlaßte die Polizei sowohl bei den Autoinsassen wie beim Lokführer Blutproben.

Die Bahnlinie war nach der Kollision für Stunden gesperrt, zumal die Zugmaschine des vier Waggons mit sich führenden Verbandes manövrierunfähig war. Die Passagiere zwischen Rödermark und Rodgau-Nieder-Roden wurden auf Busse verwiesen.

Bürgermeister Walter Faust konnte sich nicht an ein ähnliches Vorkommnis erinnern. Lediglich in Rollwald war vor mehreren Jahren einmal ein Lastwagenfahrer bei der Karambolage mit einem Zug zu Tode gekommen. ttt / Bild: dpa

(Siehe auch Hessenseite)

Mit Beratern und Brutkästen beginnt Bonn in Usbekistan In der GUS sucht die Entwicklungshilfe neue Wege / Härtl: Möglichkeiten überschätzt / GTZ startet Studienfonds

Die beiden Transportmaschinen, die vergangene Woche in der usbekischen Hauptstadt Taschkent landeten, weckten Erinnerungen an gute, alte Entwicklungshilfezeiten. An Bord hatten sie 90 Tonnen an Arzneien und medizinischen Geräten aus Ostdeutschland sowie den Bonner Staatssekretär Wighard Härtl.

Nachdem sich 1992 vor allem deutsche Gutachter und Besucher aller Art in den fünf zentralasiatischen GUS-Republiken tummelten, gelten die nun gelandeten Kisten im Wert von 4,5 Millionen Mark als eigentlicher Startschuß Bonner Entwicklungszusammenarbeit mit der Region. Bestimmt sind die Geräte für 17 Kliniken am pestizidverseuchten Aral-See, wo laut Härtl "die Kindersterblichkeit dreimal so hoch ist wie in der übrigen GUS".

Die humanitäre Hilfe, die zugleich Arbeitsplätze in der Ex-DDR sichern sollte, sei bei den Usbeken auf große Resonanz gestoßen, erzählt Härtl. So habe Staatspräsident Islam Karimow im Gespräch mit ihm begrüßt, daß die Bundesrepublik als erstes westliches Land konkret auf die Hilfeersuchen Usbekistans reagiert habe. Ansonsten reisten eben nur jede Menge Experten im Land herum.

Allerdings dürften die Erwartungen Karimows, daß "die wirtschaftliche Weltmacht Deutschland" bald mehr als nur ein paar Berater und Brutkästen schickt, so rasch kaum in Erfüllung gehen. "Man überschätzt dort unsere Möglichkeiten", betont Härtl. Im laufenden Jahr verfügt das Entwicklungsministerium nur über einen Sondertitel von 81 Millionen Mark an Beratungshilfe - für ganz Osteuropa und die GUS. Finanzhilfe bei Aufbau und Modernisierung der darniederliegenden Wirtschaft und Infrastruktur soll erstmals bei den jetzt beginnenden Diskussionen über einen Bonner Nachtragshaushalt '93 im Frühjahr zur Sprache kommen. Härtl macht sich allerdings wenig Hoffnung auf allzu großes Entgegenkommen des Bundesfinanzministers.

Als die wichtigsten westlichen Entwicklungshilfe-Geber sich kurz vor Weihnachten in Paris erstmals mit Vertretern Kirgistans, Usbekistans, Aserbeidschans und Kasachstans zusammensetzten, um die künftige Hilfe zu planen und zu koordinieren, hätten die Usbeken nicht sehr gut abgeschnitten, berichtet ein deutscher Teilnehmer. Mangelndes Problembewußtsein hinsichtlich der Öko-Katastrophe am Aral-See und der schleppenden Demokratisierung habe deren Selbstdarstellung geprägt, während andererseits Kirgisen und Kasachen mit ihren Reformfortschritten und ihren (für ausländische Investoren interessanten) Rohstoffvorkommen ein "offenes Ohr" gefunden hätten. Aber auch deren Hilfswünsche - 400 bis 500 Millionen Dollar pro Land in diesem Jahr - dürften vom Westen kaum erfüllt werden. Außer der Türkei hätten sich alle in Paris anwesenden Regierungen und Organisationen mit Zusagen zurückgehalten, berichtet der Teilnehmer, die Weltbank als Gastgeber habe sich auf jeden Fall "mehr erhofft".

Zum jetzigen Zeitpunkt scheinen die von Usbekistans Präsident etwas geringschätzig eingestuften westlichen Berater ohnehin sinnvoller zu sein als neue Kredite, die nur die Verschuldung hochtreiben. Man müsse zuerst einmal die Länder kennenlernen, begründet Dieter Biallas von der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) das vorsichtige Vorgehen dort. "Wir wissen zum Beispiel kaum, mit wem wir überhaupt zusammenarbeiten." Um das zu ändern hat die GTZ gerade zwei Langzeit- Experten nach Usbekistan und Kirgistan entsandt, die dort flexibel den Einsatz von Studien- und Fachkräftefonds in Höhe von sechs beziehungsweise acht Millionen Mark 1993 steuern sollen. Finanziert werden daraus Informationsreisen von "Entscheidungsträgern" in den Westen ebenso wie Kurzzeitberater.

Bei seinen eigenen Besuchen hat Biallas Licht und Schatten dicht beieinander erlebt. Im Vergleich zu Afrika oder Lateinamerika seien Allgemeinwissen, Bildungssystem und Fachkräftequalifikation in den GUS-Republiken wesentlich weiter entwickelt. Auf der anderen Seite mangele es fast völlig am Wissen über marktwirtschaftliche Prozesse und an den dazu nötigen Institutionen. Selbst führende (Markt-)Wirtschaftsberater der dortigen Regierungen seien selbst noch nie im kapitalistischen Ausland gewesen.

Die Beratungsaufgaben, die auf die GTZ-Leute warten, sind denn auch vielfältig: Aufbau einer Finanzverwaltung und einer Arbeitslosenversicherung zum Beispiel oder die Unterstützung der Anfang Januar von fünf GUS-Republiken gegründeten Stiftung Aral-See, die laut Härtl "ein Konzept zur Rettung der Umwelt erarbeiten" soll. Usbekische Kommunen berät die GTZ über die "Einführung von Regeln des privaten Wirtschaftens im Transportwesen", berichtet Biallas. Bewußt vermeidet er in diesem Zusammenhang das Wort "Privatisierung", denn die stehe in vielen Gebieten dort mangels geeigneter Unternehmer gar nicht auf der Tagesordnung. Kommunale Versorgungsbetriebe wie hierzulande seien zwar eine Möglichkeit, betont er, doch wolle man "nicht unser Modell exportieren". Die Reformstaaten bräuchten vor allem "gesellschaftliche Organisationen, in denen Verantwortung möglich ist". Das aber sei nicht von außen zu schaffen, "das müssen sie selbst machen". Erst im persönlichen Kontakt lasse sich gemeinsam herausfinden, "ob wir überhaupt helfen können". ROLAND BUNZENTHAL

Müll vermeiden oder sortieren Auch die Rosbacher bekommen jetzt die "gelben Säcke"

ROSBACH. Mit dem deutlichen Aufruf an die Bürger, Abfall zu vermeiden, wo immer das möglich ist, kündigt Abfallberater Bernhard Hertel die ersten Abfuhrtermine für die sogenannten gelben Säkke an. In diesem Säcken wird von nun an Verpackungsmüll mit dem irreführenden "grünen Punkt" gesammelt und abgeholt: in Nieder-Rosbach und Rodheim am 21., in Ober-Rosbach am 22. Januar.

Die Sammlung wird durch den "grünen Punkt" bezahlt, der wiederum durch die Verbraucher finanziert wird, die pro Plastik- oder Aludose beim Einkauf rund zwei Pfennig draufzahlen müssen.

In der Erläuterung zur Einbindung des "Dualen Systems" in das Abfallkonzept der Stadt Rosbach bittet Hertel die Bürger zu beachten, daß der "grüne Punkt" kein Umweltzeichen ist. Durch den Kauf der so gekennzeichneten Produkte leisten die Verbraucher keinen Beitrag zum Umweltschutz und zur Rohstoffeinsparung. Wer umweltbewußt und verpakkungsarm einkauft, benutzt Mehrwegsysteme. "Diese Systeme haben keinen grünen Punkt, weil sie nicht sofort wiederverwertet werden müssen, sondern über einen längeren Zeitraum genutzt werden können", stellt Hertel klar. Es sei keineswegs besonders umweltfreundlich, Produkte mit dem "grünen Punkt" zu benutzen - es werde allerdings mit der Assoziation "Grün" dieser Eindruck erweckt.

In den gelben Sack gehören Verpakkungen aus Kunststoff wie Becher für Joghurt, Quark, Margarine, Plastikflaschen für Spül- und Waschmittel, Kunststoffolien wie Tragetaschen, außerdem Verpakkungen aus Verbundstoffen wie Milch- oder Safttüten.

Verpackungen aus Aluminium gehören in die roten Tonnen. Diese werden demnächst im Stadtgebiet aufgestellt, sobald sie von der Herstellerfirma geliefert werden. Bis dahin werden die Bürger gebeten, dieses Metall aufzuheben, in Notfällen kann es in den gelben Sack gegeben werden.

Styropor kann wie bisher im Bauhof abgegeben werden.

Grün- und Naßabfälle wie Küchenabfälle, Gartenschnitt, Kaffeefilter gehören auf den Kompost. Altglas wird weiter in den Containern gesammelt, ebenso Altpapier. Dosen werden in den Dosenschrott- Container geworfen.

Behälter mit schädlichen Restinhalten wie Chemikalien, außerdem Windeln, Binden haben in der Wertstoffsammlung nichts zu suchen. Sie gehören entweder zum Rest- oder gar zum Sondermüll.

Für weitere Fragen steht der Abfallberater Bernhard Hertel, Telefon 0 60 03 / 8 22 51, oder zum Dualen System die Abfallberatung des Wetteraukreises, Telefon 0 60 31 / 8 32 20, zur Verfügung. de

Antje Dertinger "Es war mir nicht bewußt, daß ich kämpfte" Zum 150. Geburtstag der Ärztin Franziska Tiburtius

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Bedrohlicher wirkte auf männliche Mediziner dagegen eine hochgebildete Frau, die ein reichliches Jahrhundert vor Franziska Tiburtius lebte: Dorothea Erxleben (1715-1762) hatte schon vor 250 Jahren eine Kampfschrift fürs Frauenstudium verfaßt; und nach diversen Petitionen war ihr vom preußischen König der Universitätsbesuch zum Studium der Medizin genehmigt worden. Doch Dorothea Erxleben mußte sich wegen der Erziehung von acht Kindern auf autodidaktisches Studieren beschränken. Währenddessen wirkte sie bereits als geschätzte medizinische Helferin. Approbierte Ärzte allerdings verklagten Dorothea Erxleben als "Kurpfuscherin". Da meldete sie sich 1754 unter Berufung auf die einstmals erteilte königliche Studienerlaubnis zur Promotion. Sie bestand sie mit hervorragendem Ergebnis und erhielt 1754 als erste deutsche Frau das Doktordiplom - für das sie sich in fließendem Latein bedankte. Bis zu ihrem frühen Tod wirkte die Frau eines Pfarrers nun in ihrer Heimatstadt Quedlinburg als auch formal anerkannte Ärztin.

"Ich kann ignorieren, was hinter meinem Rücken gesprochen wird und ärgere mich nicht allzu heftig über Fehlschläge, an denen ich keine Schuld habe." Franziska Tiburtius, geboren am 24. Januar 1843. (Bild: Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz)

Glauburg: Kindergarten und Grundschule

GLAUBURG. Die Situation der Grundschule und des Kindergartens in Glauburg will die örtliche SPD im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion am Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Stockheim erörtern. Am Podium diskutieren unter Leitung der SPD-Vorsitzenden Irmgard Reichert Landrat Rolf Gnadl, Bürgermeister Eberhard Langlitz, Grundschulrektor Klaus Kaiser und Kindergartenleiterin Gabi Reichert. mk

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Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Apotheke am Markt, Bad Homburg, Louisenstr. 19.

Oberursel/Steinbach. Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Str. 1 c.

Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.

Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.

Spanien zu Gast in der Kinderbibliothek

BORNHEIM. Was hat Spanien mit Kolumbus zu tun? Das haben sich spanische Kinder gefragt und zu dem Thema Bilder gemalt und Texte geschrieben. Ihre Werke sind nun in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek zu sehen: Die Ausstellung in der Arnsburger Straße 24 (Bornheim) beginnt am Dienstag, 19. Januar, und ist bis Samstag, 30. Januar, zu sehen.

Offiziell eröffnet wird die Schau am Freitag, 22. Januar. Vor allem Kinder ab fünf Jahren sind eingeladen, sich von den spanischen Jungen und Mädchen über deren Heimatland, über Sitten und Bräuche informieren zu lassen. Außerdem werden spanische Tänze vorgetragen und spanische Gerichte serviert. Für die Veranstaltung, die um 15 Uhr beginnt, ist eine Anmeldung (Telefon: 21 23 36 31) erforderlich. Ansonsten sind die Öffnungszeiten der Bibliothek dienstags bis freitags von 13 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 13 Uhr. ak

Vortrag über Luftbelastung durch Schadstoffe

NIDDA. Über die "Luftbelastung durch Schadstoffe im heimischen Raum" spricht der Umweltberater Dr. Stefan Brückmann am Donnerstag, 14. Januar, während einer Informationsveranstaltung des Ortsverbandes der Niddaer Grünen. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Nidda. Brückmann kandidiert auf Platz zwei der Grünen- Kandidatenliste für das Stadtparlament. Die Grünen waren bei der Kommunalwahl vor vier Jahren noch nicht angetreten.

"Ozon, Schwefeldioxide, Stickoxide, Staub, Ruß und Sommersmog sind Schlagworte, die inzwischen in aller Munde sind.

Was sie bedeuten, wie die bodennahe Ozonbelastung zustande kommt und welche Auswirkungen diese Stoffe auf unsere Gesundheit haben", wird Brückmann in seinem Vortrag nach Angaben der Grünen berichten.

Im Anschluß an das Referat bestehe die Möglichkeit zur Diskussion. sal

Komödie von Curth Flatow

BAD NAUHEIM. Ein "Verlängertes Wochenende" können Besucher des Kurtheaters am Donnerstag, 21. Januar, verbringen. Die Komödie Düsseldorf zeigt das gleichnamige Stück von Curth Flatow ab 19.30 Uhr auf der Kurhausbühne. In den Hauptrollen sind Klaus Kaluscha und Yamuma Vanamali zu sehen.

In Dreieich laufen wieder mehr in den Ehehafen ein

DREIEICH. Laut Statistik ist Dreieich im vergangenen Jahr weder gewachsen noch geschrumpft: Die Einwohnerzahlen haben sich kaum verändert. Am Jahresende 1992 hatten 42 758 Menschen, etwas mehr Frauen als Männer, ihren Wohnsitz in Dreieich. Das sind 34 Personen weniger als 1991. Die Zahl der Ausländer erhöhte sich leicht um 29 auf 5 651 Männer und Frauen.

Dreieichs Bevölkerung verteilt sich auf die Stadtteile wie folgt: Knapp die Hälfte wohnt in Sprendlingen, nämlich 21 759 Personen. In Dreieichenhain leben 8 454 Menschen, in Götzenhain 5 162, in Buchschlag 3 282 und in Offenthal 4 101.

Den Statistikern ist vor allem eine Zahl aufgefallen: 243 Paare gaben sich im vergangenen Jahr vor dem Standesbeamten das Ja-Wort. 1991 waren es nur 202 Paare. Die meisten Heiratslustigen waren nicht älter als 30 Jahre, schätzte die Standesbeamtin. Etwa zehn Prozent der Hochzeiter seien älter als 60 Jahre gewesen.

Die Zahl der Geburten lag bei 341, davon waren 172 Jungen und 169 Mädchen. Amtlich registriert wurde 198 Todesfälle, 29 mehr als im Vorjahr. dac

Fußball-Termine

Der Ortsbeirat 14 tagt CDU will neue Straße ins Gewerbegebiet

HARHEIM. Der geplante Neubau von etwa 700 Wohnungen führt schon seit Monaten zu heftigen Diskussionen im kleinen Stadtteil Harheim. Auf der Sitzung des zuständigen Ortsbeirats 14 am Montag, 18. Januar, stellt die CDU-Fraktion deshalb gleich vier Anträge zu den vorliegenden Bebauungsplänen für Harheim-Nord und Harheim-Südwest. Die Stadtteilpolitiker tagen ab 20 Uhr im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten 21.

Der Magistrat soll unter anderem beauftragt werden, ein Klimagutachten anfertigen zu lassen. Die Konservativen befürchten eine Behinderung der Kaltluftzufuhr aus dem Taunus.

Im Rahmen der Erschließung der Neubegebiete regt die CDU weiterhin an, eine neue Zufahrtsmöglichkeit in das Harheimer Gewerbegebiet einzurichten. Bisher fahren die Autos über die Philipp- Schnell-Straße ins Gewerbegebiet, was "für die Anlieger äußerst störend und belästigend ist", heißt es in dem Antrag.

Die SPD will die Spitzenstraße und die Maßbornstraße als Tempo-30-Zone ausweisen. Das geht aus einem Antrag der Sozialdemokraten hervor. tin

Firmen-Telegramm

Stopp für Düngemittel bei Süd-Chemie Die Süd-Chemie wird die Düngemittelherstellung im bayerischen Werk Kelheim stillegen. Dadurch gehen 50 Arbeitsplätze in der Region verloren. Die Unternehmensleitung begründet diese Entscheidung mit dem stark schrumpfenden Markt für diese Produkte in Westeuropa, verschärftem Importdruck und einer unbefriedigenden Ertragssituation. Wechsel an der Deminex-Spitze Das bisherige Vorstandsmitglied der Erdölversorgungsgesellschaft Deminex, Paul Haseldonckx, übernimmt vom 1. Oktober an den Vorsitz des Gremiums. Er löst Ernst Leonhardt ab, der in sein Beratungsunternehmen zurückkehrt. Vergleich für Nordbutter Die Nordbutter-Werke haben einen Antrag auf Eröffnung eines Vergleichsverfahrens beim Amtsgericht Rendsburg gestellt. Die wochenlangen Versuche, die Meierei-Genossenschaft Nordmark zu retten, zu deren Verbund Nordbutter gehört, sind somit erst einmal gescheitert. Advanta schlägt wieder zu Die Advanta-Managementgruppe Frankfurt hat eine Beteiligung von 24,9 Prozent an der Münchner Planungs- und Bauberatungsgesellschaft AIC übernommen. Der bisherige Hauptgesellschafter des Unternehmens, Gerd Rupp, bleibt bei AIC mit mehr als 50 Prozent engagiert.

Statistik weist 1048 Unfälle aus Zwei Menschen starben 1992 auf den Straßen in Hofheim

HOFHEIM. Nur unwesentliche Veränderungen gegenüber dem Vorjahr weist die Unfallstatistik der Hofheimer Schutzpolizei für das Jahr 1992 aus. Die Beamten legten nun den Bericht vor, der alle Karambolagen in der Kreisstadt und in Kriftel umfaßt.

Demnach ist die Zahl der Unfälle um 29 auf 1048 zurückgegangen. Dabei entstanden Sachschäden von etwa 4,3 Millionen Mark. Wie schon 1991 starben auch im vergangenen Jahr zwei Verkehrsteilnehmer, 27 (29) Menschen erlitten schwere Verletzungen. In 172 (180) Fällen kamen die Unfallbeteiligten mit leichten Verletzungen davon.

Völlig unterschiedlich verteilen sich die Crashs auf die einzelnen Hofheimer Stadtteile. In Wildsachsen geht es gemäß des Jahresberichts am ruhigsten zu: Nur ganze 23mal stießen dort Autos zusammen oder kollidierten mit Radfahrern und Fußgängern. Danach folgen in der Statistik Langenhain, Diedenbergen und Lorsbach mit 45, 46 beziehungsweise 56 Unfällen.

In Wallau und Marxheim forderte der Verkehr einen höhreren Tribut. 153 und 136 Kollisionen verzeichnet der Jahresbericht in den beiden Stadtteilen. In Marxheim kam zudem ein 92jähriger Mann ums Leben.

Am meisten passierte jedoch auch im vergangenen Jahr in der Hofheimer Innenstadt: 383 Unfälle nahmen die Polizisten der kreisstädtischen Dienststelle auf. Allein 73 der insgesamt 199 Verletzten holten sich ihre Blessuren hier. Und auch einen Todefall weist der Bericht aus: Ein 85jähriger starb an den Folgen eines Unfalls.

1992 krachte es in der Nachbargemeinde Kriftel 206mal. Bei einer Reihe von Unfällen war auch Alkohol im Spiel. 61mal kassierten die Beamten in diesem Zusammenhang Führerscheine. set

DM1 01029C1D To:

allvier From:

RUNDUM Date:

11-JAN-1993 14:21:50 Subject: hg an kehrseite --------- hg an kehrseite

hg an f rundschau , ba z : an red. letzte seite

hg an stuttg. aus aller welt

guten tag aus madrid 11.1.

es folgt kurznachricht spanien

Wassermangel in Spanien

Mitten im Winter leidet Zentral- und Südspanien an Wassermangel. Die anhaltende Trockenheit hat dazu geführt, dass die Behörden in vier Städten und acht Provinzen der Bevölkerung Sparmassnahmen auferlegen mussten. In Sevilla wird das Wasser in den Haushalten nicht mehr wie bisher acht, sondern zwölf Stunden pro Tag abgestellt. Die Stadtverwaltung empfahl u.a.den Restaurants, zur Wassereinsparung den Gästen die Mahlzeiten in wegwerfbarem Plastikgeschirr zu servieren. Der Wasservorrat in den Stauseen für die Stadt und die Umgebung reicht noch für 40 Tage.

Aehnliche Einschränkungen sind in Cadiz, Ciudad Real und Avila getroffen worden. In Toledo trinkt die Bevölkerung ab Montag Wasser aus dem Tajo-Fluss. In weiten Gegenden sind die Stauseen so wenig gefüllt, dass die Experten Grundwasser in bis zu 500 Meter tiefen Notbohrungen anzapfen müssen. In Madrid verhinderte am Montag Nebel einen Luftverschmutzungs-Rekord und Verkehrsbeschränkungen. Leichte Regen wurden nur für den Norden des Landes angesagt, doch diese grüne Gegend kennt keine Wasserprobleme.

ende.

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Autorengespräch mit Valentin Senger

WIESBADEN. Valentin Senger, Autor des bekannten autobiographischen Romans "Kaiserhofstraße 12", in dem er sein Überleben mitten in Frankfurt während der Nazizeit schildert, ist am Samstag, 16. Januar, um 14.30 Uhr zu Gast im "Erzählcafé Maldaner", Marktstraße.

Auf Einladung der Wiesbadener SPD und der Gesellschaft zur Förderung von Publizistik und Kommunikation wird er aus seinem Leben erzählen. Senger wird aber auch zur gegenwärtigen politischen Situation in Deutschland Stellung nehmen. Motto: "Gibt es Grund zu neuen Ängsten?" maf

Dieb ging betrunken auf Tour: Führerschein weg

HÖCHST. Wegen Einbruchs in ein Auto und Trunkenheit am Steuer muß sich ein Mann aus Frankfurt vor dem Richter verantworten. Gegen zwei Uhr morgens versuchte der Angetrunkene laut Polizei am Sonntag, ein Autoradio aus einem Wagen zu stehlen.

Win Zeuge hatte die Beamten alarmiert. Als sie am Tatort in der Farbenstraße eintrafen, entdeckten sie den Täter in einem Gebüsch. Er gab zu, mit seinem Wagen auf Diebestour gefahren zu sein. Da er nach Alkohol roch, kassierten die Beamten den Führerschein. gre

Ein Scherzo und drei Sonaten

BÜDINGEN. Einen festen Platz im Rahmen des Theaterkreises der Kreisvolkshochschule haben die Konzertveranstaltungen. In diesem Jahr gestalten Thorsten Klingelhöfer (Klavier) und Markus Gonther (Violine) das Konzert am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Büdingen.

Neben Johannes Brahms Scherzo c- Moll für Violine und Klavier werden sie Debussys Sonate für Violine und Klavier in g-Moll und Robert Schumanns Sonate für Violine und Klavier a-Moll, opus 105 sowie Paul Hindemiths Suite 1922, opus 26 für Klavier solo spielen. Die von der Kreisvolkshochschule eingesetzten Sonderbusse fahren nach dem üblichen Fahrplan. Karten sind noch an der Abendkasse erhältlich.

Mit allen Mitteln gegen "Republikaner" Freigericht will Auftritt der Rechtsextremen verhindern / Gerichtsstreit droht Von Jörg Andersson FREIGERICHT. Die "Republikaner" rühren im Freigericht die Wahlkampftrommel. Mit dem Chefagitator Franz Schönhuber an der Spitze will die rechtsextreme Partei am Donnerstag, 21. Januar, in der Freigericht- Halle in Altenmittlau ihren politischen Standpunkt eindrucksvoll untermauern. Gegen die Pläne hat der Gemeindevorstand sein Veto eingelegt und einer ultimativen Aufforderung des Kreisverbandes der "Republikaner", die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, eine Absage erteilt. Nun droht ein gerichtlicher Streit. Daß der Main-Kinzig-Kreis im Zuge des Kommunalwahlkampfes von publicityträchtigen "Republikaner"-Auftritten nicht verschont werden soll, hatte sich bereits vor vier Wochen in Hanau angedeutet. Dort rangeln die Beteiligten um einen Termin in der Stadthalle am 27. Februar, den der stellvertretende Bundesvorsitzende Rolf Schlierer angekündigt wurde. Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin (SPD) will die Wahlveranstaltung einer Partei, die mit ihrer "Ausländerfeindlichkeit" und "Intoleranz" eine "große Gefahr für das menschliche Miteinander" darstelle, mit allen Mitteln verhindern. In Gelnhausen, wo die NPD im Stadtparlament vertreten ist, versuchten die "Republikaner" mit Hilfe von Schönhuber Fuß zu fassen. Die Stadt hat den im Februar vorgesehenen Auftritt des Bundesvorsitzenden in der Stadthalle abgelehnt. Erster Stadtrat Hubert Müller: "In der Halle ist nichts frei, die ist bis zum 8. März ununterbrochen belegt."

Um eine ähnliche Absage im Freigericht zu vermeiden, hatte ein Parteimitglied, der in Neuses einen Gastronomiebetrieb führt, bereits Anfang Dezember im Rathaus vorgefühlt.

Am 16. Dezember bat der Kreisvorsitzende Bert-Rüdiger Förster schriftlich um einen Termin am 21. Januar. Die Gemeinde setzte sich daraufhin gleich mit dem Hessischen Städte- und Gemeindebund in Verbindung. Zwei Wochen später meldete sich der Kreisverband der Rechtsextremen noch einmal in aller Deutlichkeit: Ungeduldig mahnte Förster eine Entscheidung, "wie immer sie auch ausfällt", an. Man werde sich nicht bis wenige Tage vor dem 21. Januar hinhalten lassen. Für den Fall, daß sie die Halle nicht bekommen, drohen die "Republikaner" mit einer Klage und einem Antrag auf einstweilige Verfügung vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt.

Unbeeindruckt davon hat der Freigerichter Gemeindevorstand in der vergangenen Woche das Ansinnen der Schönhuber-Anhänger abgewiesen. Nach Angaben von Bürgermeister Manfred W. Franz ist die Antwort am 8. Januar per Einschreiben verschickt worden. Danach "kommt eine Vergabe der Halle an den Kreisverband der Republikaner nicht in Betracht". Der Grund: "Wir haben satzungsgemäß festgelegt, daß die Freigericht-Halle als öffentliche Einrichtung nur den örtlichen Vereinen und Körperschaften zur Verfügung gestellt werden kann", erklärt der Rathauschef.

Die Gemeinde läßt außerdem erkennen, daß sie eine juristische Auseinandersetzung nicht scheut. Für den Fall eines eventuellen Verwaltungsstreitverfahrens hat man den Hessischen Städte- und Gemeindebund mit der Wahrnehmung der Interessen beauftragt. Franz: "Wir wehren uns mit aller Form gegen die Veranstaltung."

Die Juristen aus Mühlheim haben Erfahrung in dieser Angelegenheit. Schon mehrfach haben Kommunen über diesen Weg einen "Republikaner"-Auftritt verhindert. Dabei ist die Rechtslage nicht so einfach, weil es sich bei der Schönhuber- Partei um keine verbotene Organisation handelt. "Der Hinweis auf die Rechtsextremität reicht nicht aus", weiß Abteilungsleiter Josef Gewinner. Aufgrund der möglichen Prozeßvertretung könne er zu der Situation im Freigericht nichts genaueres ausführen.

Unabhängig davon, ob Franz Schönhuber auftritt oder nicht, werden die "Republikaner" auch im Freigericht zur Kommunalwahl antreten. Nachdem die rechtslastige Gruppierung bereits vor Weihnachten einen Listenvorschlag eingereicht hat, ist es ihr mittlerweile auch gelungen, die notwendigen 74 Unterschriften von Ortsansässigen vorzulegen, die eine Kandidatur der Partei befürworten.Einbrecher unterwegs BUTZBACH / BAD NAUHEIM. Feuerzeuge, Pfeifen und Tabak schleppten Einbrecher aus einem Geschäft im Butzbacher Housing-Area davon. Unbekannte Diebe ließen in einem Bekleidungsgeschäft in der Bad Nauheimer Kurstraße Jeans-, Stoff- und Sweatjacken mitgehen.

Freiwillige Feuerwehr Rendel tagt

KARBEN. Die Freiwillige Feuerwehr Rendel lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr im Gerätehaus der Heinrich-Steih- Straße.

35 Prozent für die Gläubiger? Deutscher Umwelttag bietet teilweise Schuldenbegleichung an

Der Verein "Deutscher Umwelttag" bietet seinen Gläubigern an, 35 Prozent der noch offenen Schulden aus der gleichnamigen Großveranstaltung in Frankfurt zu begleichen. Das bestätigte der vorläufige Vergleichsverwalter, der Frankfurter Anwalt Bernhard Hembach. Sollten die Gläubiger diesen Vorschlag akzeptieren, müßten sie immer noch auf Forderungen in Höhe von insgesamt rund einer Million Mark verzichten.

Nachdem Mitte September vergangenen Jahres weit weniger Besucher als erwartet zum Deutschen Umwelttag (DUT) gekommen waren, blieb der Verein nach Angaben Hembachs auf "mehreren hundert" offenen Rechnungen sitzen: Schreinereien und Elektriker wollten die von ihnen errichteten Bühnen, Ökomärkte und Lichtanlagen bezahlt haben, Referenten und Dolmetscher reichten ihre Honorare ein. Doch die Kassen waren leer: Statt der erhofften 35 000 Eintrittskarten waren nur 17 000 verkauft worden. Und auch sonst muß man sich kräftig verrechnet haben. Denn auch nach Abzug aller Zuschüsse, unter anderem von der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen, verblieb nach unwidersprochenen Angaben eine Deckungslücke von rund 1,5 Millionen Mark. Der Veranstalter-Verein, hinter dem namhafte Umweltverbände wie der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), aber auch die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher (AgV), der Deutsche Gewerkschaftsbund oder der Deutsche Sportbund stehen, meldete Ende Oktober beim Frankfurter Amtsgericht Vergleich an.

Die Veranstalter sind nach Angaben Hembachs nicht bereit, alle Rechnungen zu akzeptieren. Strittig sei beispielsweise noch, ob die Forderungen für die Herstellung des Umwelttag-Katalogs überhaupt anerkannt werden müßten. Der Katalog war erst in der Nacht vor der Eröffnung des Umwelttages geliefert worden.

Ein Sprecher des Amtsgerichts bestätigte den Eingang des Vergleichsvorschlages, dem aber noch formelle Einverständnis-Erklärungen der DUT-Vorstandsmitglieder nachgereicht werden müßten. Wenn dies nachgeholt ist, könne die Verhandlung mit den Gläubigern auf Anfang März terminiert werden.

Vergleichsverwalter Hembach zeigte sich optimistisch, daß der 35-Prozent-Vorschlag akzeptiert werde: "Denn die Alternative dazu ist gar nichts." mat

Morgen Gespräch über die Situation der Flüchtlinge

MAIN-TAUNUS-KREIS. Wohnungsmangel, die Situation der Kriegsflüchtlinge im Main-Taunus-Kreis und Erfahrungen mit der Einrichtung von Flüchtlingskommissionen - beispielweise in Hattersheim - sind die Themen für das zweite Gespräch am "runden Tisch" mit Spitzenpolitikern des Kreises. Dazu lädt das Katholische Bezirksamt für morgen, Mittwoch, 20 Uhr, ins Kreishaus auf dem Hofheimer Hochfeld ein.

Die abendliche Gesprächsrunde steht unter dem Motto: "Viele Kulturen - eine Zukunft." ana

Bestechungsskandal in der Schifferstädter Ringer-Halle? Für Geld aufs Kreuz gelegt Wiesentaler will 3000 Mark für Niederlage kassiert haben

Schmierenkomödie oder Skandal? Knapp eine Woche vor dem ersten Endkampf um die Mannschaftsmeisterschaft der Ringer hat ein Athlet des in der Endrunde gescheiterten KSV Wiesental eine angebliche Bestechungsaffäre aufgedeckt. Der für die Badener startende Russe Wladimir Togousow will von seinem für Schifferstadt kämpfenden Landsmann Arawat Sabajew 3000 Mark bekommen haben, damit er gegen den Pfälzer Stanislaw Kaczmarek verliert. Tatsächlich kassierte Europameister Togousow am Samstag eine Schulterniederlage. Zunächst machte er für seinen Mißerfolg eine Knieverletzung verantwortlich. Als der Wiesentaler Vorstand die Verletzung am Sonntag morgen von seinem Vereinsarzt überprüfen und behandeln lassen wollte, erzählte der Sportler dann dem Vereinsvorsitzenden Hermann Breunig, dem hinzugezogenen Rechtsanwalt Walter Heiler und anderen Vorstandsmitgliedern seine Version des Mißerfolges. Der Schifferstädter Vereinschef Robert Litzenburger sieht der für den heutigen Dienstag angesetzten Schiedsgerichtsverhandlung des Deutschen Ringerbundes gelassen entgegen: "Das ist so ein absoluter Schwachsinn, da kann ich nur lachen." Nach Angaben Togousows kam Sabajew am Donnerstag in seine Wohnung und übergab ihm die 3000 Mark. Sabajew sei von Litzenburger unter Druck gesetzt worden, weil mit den Papieren des eingebürgerten Russen Gartmann etwas nicht in Ordnung sei. Aus Wiesental wird außerdem verbreitet, der zweifache Europameister Sabajew habe die Dokumente für die Einbürgerung des Schifferstädter Deutsch-Russen Stefan Gartmann in Rußland besorgt und gegenüber Togousow gesagt, die habe er dort "gekauft". Eine Geschichte, die der äußerst ruhig wirkende Litzenburger knapp kommentiert: "Eine Unverschämtheit. Die reitet der Teufel." Gartmann, der schon zuvor auf dem Ausländerplatz für den siebenmaligen Deutschen Meister in der Bundesliga gerungen hatte, war erst einen Tag vor dem Kampf deutscher Staatsbürger geworden. "Reiner Zufall", wie der VfK-Vorsitzende betont.

Im Gespräch mit der FR räumt der Wiesentaler Vereinschef Herman Breunig ein, das Geld bei Togousow nicht gesehen zu haben. Der habe immer wieder gejammert, "ich bin ein dummer Bub" und auf eine Hosentasche gezeigt, in der die Summe aufbewahrt sein sollte. "Wir wollten keine Durchsuchung", begründet Breunig den Verzicht auf eine genaue Prüfung. Nach Ansicht der Wiesentaler, die am Montag auch die Staatsanwaltschaft einschalteten, bestätigt ein "gewichtiges" Indiz ihren Bestechungsverdacht. Der Wirt der Gaststätte "Alba" will den Superschwergewichtler Sabajew am Donnerstag beim Essen in seinem Lokal gesehen haben. Zu diesem Vorwurf wollte sich Litzenburger gestern nicht äußern. "Das ist unser Trumpf in der Schiedsgerichtsverhandlung."

Litzenburger, im Hauptberuf Leiter der Sportschule in Schifferstadt und ehrenamtlicher Schatzmeister des Deutschen Ringerbundes, hat "seinen" Ringer Sabajew eindringlich befragt: "Der bestreitet alle Vorwürfe." Ausschließen will er nicht, daß Wiesental Togousow zu solchen Äußerungen erpreßt. Wie auch immer die Geschichte zustande kam, für den Schifferstädter ist dies übelster Stil, der nur dem Ringkampfsport schadet. "Die Wiesentaler sind mehr als schlechte Verlierer."

Der Vorsitzende des DRB-Schiedsgerichtes, Dieter Beuter, hat die Verhandlung nach Forst bei Bruchsal gelegt. Dem Gremium, gegen dessen Entscheidung es keine Berufung gibt, gehören neben Beuter noch je ein Vertreter der betroffenen Vereine an. Zur Wahrheitsfindung hat Beuter einen gerichtsvereidigten Dolmetscher hinzugezogen, "damit auch sprachlich nichts verlorengeht". Eile tut not, weil der erste Finalkampf zwischen dem AC Bavaria Goldbach und dem VfK Schifferstadt bereits am kommenden Sonntag um 16 Uhr in der Unterfrankenhalle in Aschaffenburg stattfindet.

Die negativen Schlagzeilen über den Ringersport schmecken DRB-Generalsekretär Manfred Müller (Frankfurt/M.) verständlicherweise gar nicht. Nach Müllers Erkenntnissen hat Togousow bisher trotz Aufforderung auch nichts Schriftliches unterzeichnet. Gar nicht vorstellen kann sich der Generalsekretär, daß DRB- Präsidiumsmitglied Litzenburger in den vermeintlichen Fall verstrickt ist: "Der ist superkorrekt. Der weiß doch, was für ihn und Schifferstadt auf dem Spiel steht." Und außerdem, so fügt Müller an: "Der Litzenburger ist nicht so dumm wie der Wirtschaftsminister."

JÜRGEN AHÄUSER

FDP: "Polizei braucht moderne Datentechnik"

WETTERAUKREIS. Als falschen Schritt in eine richtige Richtung kommentierte die Spitzenkandidatin der FDP für den nächsten Kreistag, Barbara Uhdris, den Erlaß des hessischen Innenministers Günther, wonach bei Bagatellunfällen keine Unfallaufnahme mehr erfolgen soll (die FR berichtete).

Es sei zwar ein berechtigtes Anliegen, die Polizei von Tätigkeiten zu entlasten, die nicht in den Tätigkeitsbereich fallen, um Kräfte für andere Arbeiten freizusetzen. Die Aufnahme von Bagatellunfällen sei jedoch nur deshalb so zeitintensiv, weil die Beamten gezwungen seien, sich im Innendienst oft mühsam mit dem Ausfüllen von Formularen und Schriftsätzen abzuplagen, ohne dabei durch eine moderne Text- und Datenverarbeitung unterstützt zu werden. Viel dringlicher als der Abbau eines Aufgabengebietes sei es, so Uhdris, die Polizei mit Text- und Datenverarbeitungsanlagen auszustatten.

Damit ließe sich die Bearbeitungszeit für einen Verkehrsunfall erheblich verkürzen und die so freiwerdenden Kapazitäten für das von Günther genannte Ziel der Verhütung und Bekämpfung von Straftaten einsetzen. Schließlich hat Uhdris noch viele andere Bereiche entdeckt, in denen die Polizei von fachfremden Aufgaben befreit werden könne. So seien das Entstempeln von Kraftfahrzeugkennzeichen bei nicht vorhandener Versicherung und der Transport von Häftlingen noch viel weniger originäre Aufgaben der Polizei als die Unfallaufnahme vor Ort. str

Kunst in der Literatur von Frauen

FRIEDBERG. Mit dem Wirken von Künstlerinnen und Künstlern in Literatur, Musik und Bildender Kunst beschäftigt sich der Kreisvolkshochschulkurs "Kunst und Künstler/innen in der Literatur von Frauen".

Der Kurs unter der Leitung von Dr. Christa Franke stellt Texte von politisch aktiven Frauen aus der Zeit von 1848 bis zum Ende der Weimarer Republik vor. Unter anderem wird über die Arbeiten von Hedwig Dohm, Louise Otto-Peters und Johanna Klinkel diskutiert. Das Seminar beginnt heute abend um 19.45 Uhr in der Gesamtschule Friedberg und wird an neun weiteren Abenden fortgesetzt. Nähere Auskünfte erteilt die Kreisvolkshochschule Friedberg unter der Rufnummer (0 60 31) /8 38 40.

Kein Platz für angehende Juristen Hessen und Rheinland-Pfalz nehmen Studienanfänger nicht auf

-ke WIESBADEN/MAINZ, 11. Januar. Hessen und Rheinland-Pfalz werden im kommenden Sommersemester erstmals die Aufnahme von Studienanfängern im Fach Jura aussetzen. Die zunächst auf ein Semester beschränkte "Nullrunde" an den vier Universitäten Frankfurt, Gießen, Marburg und Mainz sei nötig geworden, nachdem eine von beiden Ländern getragene Initiative für ein bundesweites Verteilungsverfahren nicht durchgesetzt werden konnte, sagte ein Sprecher des hessischen Wissenschaftsministeriums der Frankfurter Rundschau.

Da örtliche Zulassungsbeschränkungen bereits für 33 von 39 bundesdeutschen Hochschulen mit dem Studiengang Rechtswissenschaften bestehen, sähen sich beide Bundesländer, die zusammen mit zwei Universitäten in Thüringen den Zugang in diesem Wintersemester noch offengehalten hatten, einem Run von Studenten ausgesetzt. Man sei aber nicht bereit, die "Folgelasten" der Hochschulpolitik anderer Länder zu tragen.

In diesem Wintersemester hatten sich an der Mainzer Universität bei einer Kapazität von 689 Erstsemestern 916 Studienanfänger angemeldet, in Frankfurt waren es bei 659 Plätzen 804, in Gießen meldeten sich 490 Studierende bei 388 Plätzen. Besonders kraß ist das Mißverhältnis in Marburg. An dieser Hochschule, die im Gegensatz zu anderen keine Anmeldefristen kennt, liegt die jährliche Aufnahmequote bei 313 Studenten - dort meldeten sich 1042 Erstsemester an.

Nach Darstellung des Sprechers sehen die beiden Länder in ihrem Aufnahmestopp ein "letztes Mittel", doch noch zu einer bundesweiten Verteilung im Fach Rechtswissenschaften zu kommen. Um für diesen Fall allen Studieninteressenten einen Hochschulplatz zu garantieren (wenn auch nicht immer am gewünschten Ort), müßten manche Länder unter Umständen eine höhere als die von ihnen bisher festgelegte Zulassungsquote akzeptieren, sagte der Sprecher. Unklar sei derzeit, ob Zulassungsbeschränkungen auch für das Wintersemester 93/94 erforderlich werden. Gewöhnlich sind die Zugänge zum Wintersemester noch erheblich größer als zum Sommersemester.

Eine "Luxussuite" in der Kirche mit Feldbetten Sieben Männer und eine Frau haben in der Gemeinde von Pfarrer Schäfer Obdach gefunden Von Anita Strecker BAD SODEN / MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Beste zu Anfang, sagt Pfarrer Paul Schäfer: "Unser Sterne-Hotel." Er stößt die Tür zum "Turmzimmer" auf. Sie streift haarscharf am Etagenbett vorbei, das den Raum nahezu ausfüllt. Auf den letzten freien Quadratzentimetern bis zur Wand kann gerade noch eine Person stehen. Hier in der "Luxussuite" der katholischen Kirchengemeinde an der Salinenstraße leben zwei obdachlose Männer - Dauergäste bei Schäfer. Seit vier Jahren stellt der Seelsorger Obdachlosen und Flüchtlingen in der Unterkirche - und in seiner Garage - ein Bett und eine warme Mahlzeit bereit. Vor allem sind es Männer, die nach gescheiterter Ehe den Halt verloren haben. Einige waren auch straffällig geworden, bekamen nach der Haft keinen Fuß mehr auf den Boden. Jetzt wurschteln sie sich so durch - mit Gelegenheitsjobs, Diebstählen und mit Alkohol. Zur Zeit sind sieben Männer und eine Frau beim Pfarrer untergekommen. "Die Not wird immer größer, und wir haben hier ja Platz." Außerdem, sagt Schäfer, dürfe die Verkündigung der Botschaft Jesu nicht nur verbal geschehen. Der Seelsorger hat erst vor zwei Tagen "schnell nochmal" zwei Feldbetten besorgt. Das eine steht im Gang vor den Toiletten in der Unterkirche - die neue Herberge für eine Flüchtlingsfrau aus Bosnien.

Eine Notlösung, sagt Schäfer. Aber er weiß, daß so schnell keine andere zu erwarten ist. Von Stadt und Kreis verspricht er sich keine Hilfe: "Bescheid wissen alle, aber sie halten sich vorsorglich stillschweigend raus." Mehr: Mit dem Lamento, keine billigen Wohnungen in Bad Soden zu finden, scheint für die Verwaltung das Problem sogar abgehakt. Bürgermeister Kurt Bender (CDU) gibt auch unumwunden zu, daß an Unterkünfte für Obdachlose nicht zu denken ist: "Wir haben schon Schwierigkeiten, alle Asylsuchenden unterzubringen."

Schäfers Problemlösung sieht anders aus: Er öffnet die Tür zum Vorraum der Toilette. Dort stehen seit einiger Zeit ebenfalls zwei Betten, umlagert von Plastiktüten, Koffern, Konservendosen - Domizil zweier Männer aus Bosnien. "Auch das hier ist noch Luxus." Schäfer geht voran zu den Garagen seiner Pfarrwohnung. Schon am Eingang läßt ein scharfer, süßlich-muffiger Geruch den Atem stocken. Lüften geht nicht, weil es kein Fenster gibt, "immerhin ist eine Heizung drin".

Eigentlich sollte die Garage nur Durchgangsstation für zwei, drei Nächte sein. Die Realität stellt jedoch andere Forderungen. Obdachlosigkeit, sagt der Geistliche, sei nunmal kein Problem, das wie Phoenix aus der Asche steige, sobald die Quecksilbersäule unter null sinke. So haben sich hier drei "Stammkunden" häuslich eingerichtet: Das vierstöckige Etagenbett verschwindet fast unter alten Decken und Schlafsäcken. Auf improvisierten Regalen stehen all die Habseligkeiten und Andenken, die sie aus glücklicheren Zeiten herübergerettet haben. Ein "Stammkunde" ist nach fast vier Jahren allerdings verschwunden: Das obere Bett, "das von Alex", ist leer. Seit einiger Zeit weiß Schäfer, daß sein Schützling irgendwo gestorben ist - als körperliches Wrack nach Trunksucht und Krankheiten, die das verwahrloste Leben mit sich brachten. "Am Ende konnte er kaum noch laufen und hatte keine Kontrolle mehr über sich." Wer einmal auf der Platte gelandet ist, hat kaum Chancen, wieder in "geregelte" Verhältnisse zu kommen, weiß Schäfer. Selbst wenn sie Arbeit finden, wie der junge Kurde, der ein Bett in der "Luxussuite" bewohnt. "Er könnte 800 Mark Miete für eine Wohnung zahlen, bloß die findet er nicht."

In der Küche des Gemeindezentrums riecht's noch nach Bratkartoffeln vom Mittagessen. Schwester Paula Sanne schrubbt letzte Flecken vom Spülstein. Mit ihren über 70 Jahren kocht die Franziskaner-Nonne Sonntag wie Werktag für die "Kunden", wäscht deren Kleider und hält die Unterkünfte sauber. "Nein, das ist nichts Besonderes", winkt sie fast flüsternd ab, "es muß halt gemacht werden."

Paul Schäfer weiß, was er ihr abverlangt. Weiß, daß sie mitunter angepöbelt wird, wenn die Männer zuviel getrunken haben. Weiß, daß am nächsten Morgen Betten und Räume auch mal versifft sind oder nach einem handgreiflichen Streit alles durcheinandergeworfen ist. Einer angestellten Putzkraft, so Schäfer, könnte er die Arbeit nicht zumuten.

Während die Leute der Stadtverwaltung "wohlweislich" nicht vorbeischauten - "sie könnten ja in die Pflicht genommen werden" -, stünden seine Gemeindeglieder "erstaunlich hilfsbereit" hinter dem "Herbergsbetrieb", der das laufende Geschäft mit dem provisorisch untergebrachten Hort und den regelmäßigen Seniorentreffen erschwere. "Die stecken mir sogar mal einen Scheck zu."

Was der Geistliche gut brauchen kann. Denn auch die Versorgung der Obdachlosen geht "voll auf Kasse" der Kirchengemeinde.Das Wetter

FRANKFURT A. M., 11. Januar (FR). Gebietsweise Regen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen sieben und zehn, die Tiefstwerte in der Nacht zwischen zwei und sieben Grad. Weitere Aussichten: Regnerisch, windig und mild. (Siehe auch Lokalteil)

FWG optimistisch trotz der Korruptionsaffäre

USINGEN. Lothar Vielhauer ist Spitzenkandidat der Usinger FWG für die Kommunalwahl im März. Der Fraktionsvorsitzende sieht der Wahl optimistisch entgegen - trotz der Verwicklung des einstigen Aushängeschildes, des Ersten Beigeordneten Jürgen Konieczny, in die Korruptionsaffäre. "Wir brauchen nicht hinterm Berg zu halten", so Vielhauer.

Bei der Wahl vor vier Jahren hatte die FWG 16 Prozent der Stimmen und damit sechs Sitze im Stadtparlament errungen. Unter Führung von Jürgen Klein war die Fraktion daraufhin eine Koalition mit der CDU eingegangen. Das Festhalten an Konieczny, der wochenlang wegen des Vorwurfes der Bestechlichkeit in U-Haft saß und erst nach einem Geständnis auf freien Fuß gesetzt wurde, hatte Anfang 1992 jedoch zum Bruch mit der CDU geführt.

Auf Platz zwei der Liste kandidiert der Vereinsringvorsitzende Reinhard Brötz. Es folgen Willy Hofmann, Klaus Perner, Gaby Unger, Wolfgang Hochapfel, Horst Anthes, Erwin Lichtenthäler, Christiane Abel und auf Platz zehn Leopold Schnerch. Der bisherige Stadtverordnete Friedhelm Golla wird nicht mehr antreten. jd

Kinder lernen den "Lebensraum Bach" kennen Volkshochschule legt Frühjahrsprogramm vor / Neben Altbewährtem interessante Neuerungen

SCHMITTEN. Das neue Programm für das Frühjahrssemester der Volkshochschule liegt vor. Die Kurspalette reicht von Musikstunden über Wanderungen bis zu Sprachkursen und präsentiert wieder eine bunte Mischung aus Bewährtem und Neuem. Zu letzterem gehört unter anderem das Angebot für Kinder: "Lebensraum Bach" heißt der neue Kursus für Jungen und Mädchen ab acht Jahren, zu dem sie die VHS in der Osterferienzeit einlädt. Neues für Anfänger und Fortgeschrittene bietet das Sprachen-Programm, diesmal mit Englisch, Französisch und Italienisch. Wer Geschichts- und Naturfreund zugleich ist, sollte sich die bekannten "historischen Wanderungen" und die "Erkundungen der heimischen Fauna und Flora" vormerken.

Zum bewährten Frühjahrsprogramm zählt auch der Nähkurs mit Anregungen für neue Schnitte und Moden für Anfängerinnen und Fortgeschrittene. Das Nähen wird nur vormittags angeboten. Die etablierte "Runde", eine Seminargruppe für Frauen, wird fortgesetzt. Diesmal steht das Thema "Frauenkunst in und um Frankfurt" im Mittelpunkt der Treffen, bei denen unter anderem auch ein Besuch mit Führung im Städel vorgesehen ist. Neben der bildenden Kunst wird aber auch Musik und Kabarett von Frauen nicht zu kurz kommen.

Wer sich sportlich fit halten möchte, dem bietet die VHS-Außenstelle Oberursel in Schmitten Gymnastik oder Yoga an: für Frauen zwischen 45 und 60 Jahren einen Gymnastikkurs in der Arnoldshainer Hattsteinhalle. Mehrere Yogakurse werden im evangelischen Gemeindehaus in Arnoldshain veranstaltet. Die Musik-Volkshochschule lädt wieder zum Instrumentenunterricht ein. Neu hinzu kommt im Frühjahr Ballettunterricht.

Das Programm ist in Geschäften und im Rathaus erhältlich; Anmeldungen sind ab sofort jeweils dienstags von 14.30 bis 16.30 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr im Rathaus möglich. Weitere Informationen unter der Telefonnummer 0 60 84 / 33 96 (Ria Leut). cn

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Bodyguard (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Gefährliche Liebschaften (17 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Schöne und das Biest (16 und 19 Uhr); Sister Act (21 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Kevin allein in New York (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Der mit dem Wolf tanzt (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. "C'est la vie!" - Chansonabend der Sängerin Myriam, Kulturzentrum Englische Kirche, 20 Uhr.

Steinbach. Theateraufführung "Zwiebeln und Butterplätzchen", Saal des Bürgerhauses, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Galerie Scheffel, Ferdinandstr. 19: "Grafik des Expressionismus" und "Auras del Silencio" von Ricardo Calero, 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18.30 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Farbradierungen von Günter Desch, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Luxemburger Schloß: Bilder des Schweizer Malers Jan-Peter Fluck im Rahmen der Schloßkonzertreihe, 14 bis 16 Uhr.

Vorträge/Kurse Bad Homburg. Vortrag "Homburg-Aktivitäten in Mittel-, Ostdeutschland und Rußland", Referent: Siegfried Keiling, Kurhaus, 19.30 bis 21.30 Uhr.

Beginn des Geburtsvorbereitungskurses für Paare für den Entbindungsmonat April/Mai 93, Elternschule Taunus, Dorotheenstr. 9-11, 19.45 Uhr. Anmeldung: Tel. 0 61 72 / 69 09 45.

Parteien/Parlamente Bad Homburg. Sitzung des Sport- und Freizeitausschusses der Stadtverordnetenversammlung, Sitzungszimmer II, 2. OG., Stadthaus, Marienbader Platz 1, 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Öffentliche Mitgliederversammlung des FDP-Ortsverbandes, Bürgerhaus Friedrichsdorf-Köppern, 20 Uhr.

Oberursel. Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbandes, Rathaus, Saal E01, 20 Uhr.

Königstein. Sitzung des Ortsbeirates Falkenstein, Bürgerhaus Falkenstein, Kleiner Saal, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92 - 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.

Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 21 Uhr.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.

Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn- Straße 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 9.30 bis 11.30 Uhr, Tel. 7 34 02.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.

Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.

Behindertenschwimmen im Hallenbad, 18 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.

Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr.

Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Spielkreis der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 16 - 17.30 Uhr.

Gemeinschaftskreis Alt Homburg: "Homburger Nachmittag mit Brunnengebabbel", Landgrafenschloß, Weißer Saal, 15 Uhr.

Schweigekreis und Friedensgebete für das ehemalige Jugoslawien, St.-Marien- Kirche, 19 Uhr.

Friedrichsdorf. Deutsche Rheumaliga: Jahreshauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft "Hochtaunuskreis", Altentagesstätte, Friedr.-Ludwig-Jahn Str.29 a, 18 Uhr. Informationen zu Mitfahrgelegenheiten: Tel. 0 61 72 / 7 25 96 oder 4 15 36.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Treffen im Müttercafé "Schnaufpause", Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen 10 bis 13 Uhr; Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.

Vereinszentrum "Alte Schule": Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14.30 bis 17 Uhr.

Seniorenkegeln in der Gaststätte "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 bis 19.30 Uhr.

Oberursel. Seniorentagesstätte, Hospitalstr. 9: Gemütliches Beisammensein, 15 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Beginn des Anfängerkurses, Seniorenwohnanlage, Kronberger Str. 2, 10 Uhr; Tanz ab 15.30 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr.

Steinbach. Jugendhaus: Offene Beratung, 14 bis 17 Uhr; Film-AG, 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.

Lebenshilfe erhält eine 12 000-Mark-Spende

FRIEDBERG. Etwa 12 000 Mark mehr kann die Lebenshilfe für geistig und körperlich Behinderte in Friedberg seit dem 70. Geburtstag von Hermann Fischer, dem Präsidenten der IHK Friedberg, verplanen. Der Jubilar hatte Gratulanten gebeten, auf persönliche Geschenke zu verzichten und statt dessen für die Lebenshilfe zu spenden.

"Rüssel" mag Koalition nicht Junge Leute wollen im März zur Kommunalwahl kandidieren

RÜSSELSHEIM. Bewegung kommt in die kommunalpolitische Szene: Eine Liste "Rüssel" will bei der Kommunalwahl am 7. März für das Stadtparlament kandidieren. Gestern gingen die Vorbereitungen zur Aufstellung der neuen Liste in eine entscheidende Runde: Die Bemühungen um die letzten der insgesamt 118 notwendigen Unterstützer-Unterschriften für die amtliche Zulassung der neuen Liste liefen auf Hochtouren. Ende Januar will sich die Gruppe mit ihrem Programm bei einer Pressekonferenz vorstellen.

Die Anhänger der Liste "Rüssel" setzen sich im wesentlichen aus jungen Leuten aus Rüsselsheim und Umgebung zusammen, die zwischen 19 und 22 Jahren alt sind. Es handelt sich dabei meist um ehemalige Schüler des Rüsselsheimer Immanuel-Kant-Gymnasiums. Sie verstehen sich als unkonventionelle Alternative zur herkömmlichen Parteienlandschaft, vor allem zur Rüsselsheimer großen Koalition aus SPD und CDU. Mit ihrer Kandidatur wollen sie - realistisch die eigenen Chancen wegen der Fünf-Prozent-Hürde abwägend - vor allem ein Signal setzen für die Parteienverdrossenheit vieler Zeitgenossen. Bisher sind sechs Kandidaten für die "Rüssel"-Liste im Gespräch.

Sie verstehen sich nach eigener Einschätzung als ernsthafte Alternative, wollen zwar auch ihren Spaß, setzen aber keineswegs nur auf Klamauk. Bei den Vorbereitungen dieser Newcomer in der Lokalpolitik spielten verschiedenste Erwägungen eine Rolle. So wurden Kontakte zu Anhängern der Liste für Nicht-, Erst- und Protestwähler (fNEP) hergestellt, die bei der zurückliegenden Kommunalwahl beachtliche 4,4 Prozent erzielt hatte. Derzeit gibt es nach "Rüssel"-Einschätzung keine Anzeichen dafür, daß es zum 7. März eine "fNEP"-Neuauflage geben wird. Allerdings, ganz auszuschließen sei deren Kandidatur auch wieder nicht.

Eingehend diskutierten die "Rüsselianer" auch, ob sie den sich als Alternative verstehenden Grünen im Stadtparlament Stimmen wegnehmen könnten. Am Ende seien die Beteiligten aber der Meinung gewesen, daß die Grünen doch nicht die Alternative seien, wie sie sie sich vorstellten.

Eine weitere Alternative könnten die Wähler in Rüsselsheim außerdem noch bekommen: In der Stadt laufen Bemühungen zur Aufstellung einer weiteren Kommunalwahlliste. Drei junge Leute sammeln hierfür Unterschriften. cas

Ortsbegehung in Wolf

BÜDINGEN. Eine Ortsbegehung mit anschließendem Frühschoppen plant die SPD in Büdingen-Wolf für Sonntag, 24. Januar. Daran sollen auch Erster Stadtrat Wilhelm Kröll und Ortsvorsteher Bernd Hehn teilnehmen. Treffpunkt 10 Uhr "Zum Wolfsbachtal" (Sandhofstr. 1).

Vortrag: Wie verhindere ich einen Herzinfarkt?

BAD NAUHEIM. Über die Möglichkeiten, einen Herzinfarkt zu vermeiden und die Folgen zu lindern, informiert Dr. med. Wolfgang Koenig am Dienstag, 19. Januar, ab 19.30 Uhr im Konzertsaal des Bad Nauheimer Kurhauses. Koenig ist Arzt für Innere Krankheiten und leitender Arzt der Klinik Wetterau der Bundesanstalt für Angestellte (BfA) in Bad Nauheim.

Zu dem Vortrag - der Eintritt ist frei - laden gemeinsam die Barmer Ersatzkasse, das Hessische Staatsbad Bad Nauheim und die Deutsche Herzstiftung alle interessierten Bürger ein.

Über das Thema informiert auch eine Wanderausstellung der Deutschen Herzstiftung vom 19. Januar bis 2. Februar im Haus der Gesundheit. Mehrere Texttafeln zeigen, wie man einen Herzinfarkt erkennt, ihm vorbeugt und wie er behandelt wird. str

Spannung durch Nähe Ausstellung "Gegensätze" im Bornheimer Bürgerhaus

BORNHEIM. Aus dem Hobby wurde eine Leidenschaft: Vor sechs Jahren entdeckte Ursula Barner ihr Interesse für die Fotografie. Anfänglich benutzte sie die Kamera nur, um Urlaubserlebnisse auf Film zu bannen. Bald aber stellte die heute passionierte Freizeit-Fotografin fest, daß "ich einen geschulten Blick habe". Ohne Umschweife fixiert sie das Wesentliche einer scheinbar alltäglichen Situation, arbeitet mit Unschärfen und Schatten, schult ständig ihr Gefühl für Farbkombinationen. Gemeinsam mit ihrem Bekannten Hans-Jürgen Buch präsentiert Ursula Barner bis Ende Januar unter dem Titel "Gegensätze" eine Reihe jüngerer Arbeiten in der Stadtteilbücherei Bornheim (Arnsburger Straße 24).

Sie zeigt in ihren Aufnahmen große Liebe für das Detail. Oft lichtet sie Pflanzen im Großformat ab oder präsentiert einen Ausschnitt einer Gesamtsituation. Sie rückt dem Objekt auf die Pelle. Und gerade diese körperliche Nähe zum Gegenstand erzeugt Spannung, verleitet zum näheren Herantreten. Der Betrachter muß es der Fotografin gleichtun.

Gegensätzlich arbeitet Hans-Jürgen Buch. Der gelernte Graphikdesigner begibt sich mit der Kamera auf die Suche nach Strukturen. Im Vordergrund seiner Landschaftsaufnahmen stehen weder die Farben noch die Stimmung. Sie sind eher Beiwerk des Gesamtkunstwerkes. Viel wichtiger ist dem Designer, geometrisch anmutende Formen herauszuarbeiten. Die unterschiedlichen Grün- und Grautöne liegen eindimensional schimmernd nebeneinander. Buch verzichtet oft auf das Spiel mit Licht und Schatten und vermeidet so eine räumliche Tiefe. Die Landschaft wirkt platt, mit geschliffener Oberfläche, und besteht fast nur noch aus Farbflächen und Linien: Horizont, symmetrisch angelegte Baumreihen, Wiesen und Felder.

Mit dem Foto "Blaues Licht" entfernt sich Ursula Barner ein einziges Mal konsequent vom Fotorealismus. Wie blaue Farbe, die ins dunkle Off überschwappt, wirkt das im gedämpften Licht reflektierte Wasser einer Lagune. Kein Ufer, kein Stein ist auf dem Bild zu entdecken. Lediglich die rhythmische Bewegung der Flüssigkeit läßt ahnen, daß es sich hier um Wasser handeln könnte. Die Phantasie beginnt, Wellen zu schlagen.

Die Ausstellung "Gegensätze" ist bis zum 30. Januar dienstags bis donnerstag von 13 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr in der Stadtteilbücherei (Arnsburger Straße 24) zu sehen. tin

JU gegen große Koalition Antrag für den kommenden Kreisparteitag angekündigt

MAIN-KINZIG-KREIS. Gegen die Bildung einer großen Koalition von SPD und CDU nach der Kreistagswahl am 7. März haben sich namhafte Vertreter der Jungen Union ausgesprochen. Um die Mutterorganisation auf Kurs zu bringen, will die JU einen entsprechenden Antrag beim Kreisparteitag der Christdemokraten am kommenden Samstag in Hanau zur Abstimmung stellen, somit "allen schädlichen Koalitionsspekulationen ein Ende setzen und das Ziel der Union bekräftigen, bei den Wahlen eine Mehrheit gegen SPD und Grüne im Kreistag zu erringen". Wortführer der Initiative sind die beiden Kreistagskandidaten Alexander Noll aus Großkrotzenburg und Michael Reul aus Gelnhausen. Die meinen, die CDU müsse eine glaubhafte Alternative zu den Sozialdemokraten darstellen. Sie erinnern dabei an das "Chaos", das die rot-grüne Koalition herbeigeführt habe: Deren Politik und "Klüngelei" seien für den "Offenbarungseid des Kreises in der Müllpolitik, den Ruin der Kreisfinanzen und die jetzige politische Lähmung des Kreises verantwortlich".

Für eine solche Partei könne die CDU nun nicht den Steigbügelhalter spielen, meint der JU-Kreisverband. Es dürfe nicht einmal im Ansatz der Eindruck entstehen, die Union werde aus "schnöden Machtinteressen nach der Kommunalwahl mit der Bankrotteurin SPD gemeinsame Sache" machen. Damit schadeten sich die Christdemokraten selbst, nähmen in Kauf, daß die Wähler kleine Parteien bevorzugten oder gar die Radikalen wählten. Ein zersplittertes Parlament aber könne die Probleme am wenigsten lösen. Fazit von Noll und Reul: Die Zeit sei reif für einen politischen Wechsel. Der funktioniere aber nur ohne die SPD. Der CDU-Kreisparteitag müsse sich daher eindeutig gegen eine große Koalition aussprechen. hein

Nachrichten-Börse

EG nennt US-Zollvorstoß unzureichend Das jüngste Angebot der Vereinigten Staaten in den Verhandlungen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) zu einer Abschaffung beziehungsweise Senkung der Zölle geht nach Auffassung der EG nicht weit genug (siehe FR von gestern). Es reiche nicht an die Zugeständnisse der Europäischen Gemeinschaft heran, werde aber noch weiter geprüft, sagte ein Sprecher. Slowakei erhält Kredit für Telefonnetz Zum Aufbau eines 570 Millionen Dollar teuren Glasfaser-Telefonnetzes winkt der Slowakei ein Kredit über 257 Millionen Dollar. Eine Entscheidung über die Vergabe der Mittel würden die Gläubiger Europäische Investitionsbank, Weltbank und Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung im Februar fällen, heißt es in Bratislava. Ausgezahlt werde das Geld voraussichtlich Anfang April. Nicaragua wertet Cordoba ab Nicaragua hat die Landeswährung Cordoba um ein Fünftel im Verhältnis zum Dollar abgewertet. Damit soll der Export angekurbelt werden. Nunmehr müssen für einen Dollar sechs statt bisher fünf Cordoba gezahlt werden. Ausländer in Rumänien aktiv Das Engagement ausländischer Firmen in Rumänien ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Von den insgesamt rund 20 500 bestehenden Gemeinschaftsfirmen, die seit Anfang der neunziger Dekade registriert wurden, sind zuletzt allein rund 12 400 gegründet worden. Am aktivsten sind die Deutschen, die an rund 2500 Unternehmen beteiligt sind.

Kleine FR · Kleine FR

Gelber Sack und Altpapier KÖNIGSTEIN. Die Entsorgungsfirma Wagner sammelt heute in Königstein zum ersten Mal die gelben Säcke ein. Am morgigen Donnerstag wird das Altpapier abgefahren. Nächster Termin für den gelben Sack ist Mittwoch, der 27. Januar, Papier wird wieder am 15. April abgeholt. Asyl-Arbeitskreis trifft sich heute STEINBACH. Der Arbeitskreis Asyl trifft sich am Mittwoch, 13. Januar, 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus. Es soll ein Sprecher für den Kreis gewählt werden. Neue Mitarbeiter sind willkommen.Thema Müllvermeidung OBERURSEL. Der TV "Die Naturfreunde" lädt zu einer Informationsveranstaltung mit Manfred Hainz zum Thema Müllvermeidung ein: Freitag, 15. Januar, 20 Uhr, Schuckardts-Mühle, Altkönigstraße 53.

CDU-Mitgliederversammlung OBERURSEL. Der CDU-Stadtverband Oberursel lädt ein zur Mitgliederversammlung am Donnerstag, 14. Januar, 20 Uhr im Rathaus. Ortsbeirat tagt KÖNIGSTEIN. Am Donnerstag, 14. Januar, tagt um 20 Uhr der Ortsbeirat Falkenstein im Bürgerhaus. Thierse spricht über deutsche Einheit KRONBERG. Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und "Spitzen-Ossi" Wolfgang Thierse spricht am Freitag, 15. Januar, 14.30 Uhr in der Stadthalle Kronberg, Berliner Platz, über "schwierige Gemeinsamkeit - gemeinsame Schwie- rigkeiten" im vereinten Deutschland. ALK informiert über Müll KÖNIGSTEIN. Über Mülltourismus, Müllgebühren und den gelben Sack informiert der Umweltexperte der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein, Hennes Leppin, am Samstag, 16. Januar, zwischen 10 und 13 Uhr an einem Stand in der Fußgängerzone. Anmeldung für Erstkläßler KRONBERG. Kinder, die zwischen dem 2. Juli 1986 und dem 1. Juli 1987 geboren wurden, werden jetzt schulpflichtig. In der Oberhöchstädter Grundschule können sie vom 15. bis 18. Februar zwischen 8 und 11 Uhr im Sekretariat angemeldet werden. Die Eltern sollen ihr Kind, das eingeschult werden soll, dorthin mitbringen und Geburtsurkunde oder Familienstammbuch dabeihaben. Fundsachen stapeln sich im Rathaus OBERURSEL. Fahrräder, Geldbörsen, Armbanduhren: im Oberurseler Fundbüro sind im Dezember wieder etliche verlorengegangene Gegenstände abgegeben worden. Die Besitzter können sich bis spätestens Mai im Rathaus, Zimmer 102 (Tel. 0 61 71 / 50 22 71), melden.

Im Blickpunkt: Unruhen in Bombay Erbitterter Verteilungskampf

In Bombay herrscht Bürgerkrieg, seit einer Woche nun schon, und die Situation verschlechtert sich von Tag zu Tag. Häuser und Hütten stehen in Flammen, in den Straßen liefern sich bewaffnete Banden erbitterte Schlachten mit den Ordnungskräften, Plünderer ziehen von Geschäft zu Geschäft, Menschen werden abgestochen, erschlagen, zerhackt, verbrannt, erschossen. In den Hospitälern der Stadt sind selbst die Gänge vollgepackt mit Verletzten, Sterbenden und Toten. Während es, abgesehen von dem politisch instabilen Unionsstaat Gujarat, im übrigen Land einigermaßen ruhig ist, herrscht in der Zwölf-Millionen-Stadt Bombay offener Aufruhr. Um fast eine Million Menschen wächst Bombay jährlich, die meisten von ihnen sind Zuwanderer. Doch da die Stadt auf einer Insel liegt, gibt es keinen Platz zum Ausweichen. Selbst Bankangestellte, Lehrer und Kleinunternehmer sind froh, wenn sie wenigstens einen Platz in einer Slumhütte finden - der Verteilungskampf ist ein Kampf um das schiere Überleben.

Schon vor Jahren haben sich der alteingesessene Mittelstand und die Oberklasse eine Shiv-Sena-Stadtregierung gewählt. Diese rechtsextreme Hindu-Partei hatte versprochen, "Ordnung" zu schaffen. Freilich ist auch sie an dem Moloch Bombay gescheitert, vor allem an Gangstern und Banden, die mafia-ähnlich die Kontrolle übernommen haben. Daß die Unruhen derartige Ausmaße annehmen, nachdem die Behörden gerade eine neue Offensive gegen die Unterwelt eingeleitet haben, ist kein Zufall. Die Zerstörung der Moschee von Ayodhya durch fanatische Hindus war ein willkommener, vordergründiger Anlaß, für das, was sich wirklich abspielt: ein unerbittlicher Verteilungs- und Machtkampf. Die Linke spricht sogar von Klassenkampf.

Die Shiv Sena will vorzeitige Neuwahlen in ganz Indien erzwingen. Für die Kriminellen ist es im aufgeheizten Klima ein Leichtes, Hindus und Moslems gegeneinander aufzuhetzen, so daß diese die Drecksarbeit für sie erledigen: Indem sie sich nämlich beispielsweise gegenseitig die Slums anzünden, die auf unbezahlbarem Grund stehen, so daß die Baulöwen dort einträgliche Hochhäuser errichten können. Willig ausführende Organe sind jene, die von indischen Zeitungen mit dem deutschen Wort "Lumpen" umschrieben werden: frustrierte junge Männer aus den Slums, die sich um ihre Hoffnungen betrogen sehen. Es waren übrigens die gleichen "Lumpen", welche im Namen des Hinduismus die Moschee in Ayodhya dem Erdboden gleichgemacht haben.

Indiens furchtsame Regierung hat bisher in dem Bestreben, durch eine "weiche" Strategie ihre Macht zu sichern, sogar die Führungen der rechts-chauvinistischen Indischen Volkspartei BJP und der Weltorganisation der Hindus, VHP, aus dem Arrest entlassen, denen sie nach Ayodhya zunächst wegen Volksverhetzung den Prozeß hatte machen wollen.

Andererseits hat Verteidigunsminister Sharad Pawar nun seine Armee nach Bombay in Marsch gesetzt. Er weiß, was es für den Ruf Indiens bedeutet, wenn das wichtigste Finanz- und Wirtschaftszentrum des Landes im Chaos versinkt. Schließlich ist Sharad Pawar der frühere Regierungschef von Maharashtra, dessen Hauptstadt Bombay ist. Aber auch er handelt sicher nicht uneigennützig, wenn er hier nun so massiv Flagge zeigt.

Sharad Pawar ist neben dem Minister Arjun Singh der Hauptanwärter für den Posten des künftigen indischen Premiers. Beide haben sich entschlossen, durch Härte Punkte zu sammeln. "Es ist das erste Mal, daß ich der Armee ausdrücklich erlaube, auf Zivilisten zu schießen", sagte der Verteidigungsminister. Bisher waren vor allem paramilitärische Verbände und Polizei im Einsatz, die sich zurückhielten - war doch der Polizei vorgeworfen worden, sie habe bei blutigen Auseinandersetzungen im Dezember ganz gezielt Jagd auf Moslems gemacht. GABRIELE VENZKY

Der Gesprächsstoff ging noch nie aus

NIDDERAU. Nach längerer Anlaufphase hat sich der Stammtisch des Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit" Windekken in der Gaststätte "Post" nach Angaben des stellvertretenden Vereinsvorsitzenden Ralf Pagels eingebürgert.

Jeden zweiten Donnerstag im Monat, also auch am Donnerstag, 14. Januar, wieder, versammeln sich alt und jung, Frauen und Männer gegen 20 Uhr um den Vereinswimpel.

Seit einem Jahr treffen sich hier Mitglieder. Wie Pagels versichert, ist ihnen dabei bis heute der Gesprächsstoff - von den Vereins- und Stadtneuigkeiten bis zu großen Sportereignissen - noch nie ausgegangen. Ul

Notdienste

Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.

Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.

Mühlheim. Ärztl. Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.

Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztl. Notdienstzentrale, Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.

Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.

Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Schmanck, Babenhausen, Justus-Arnold-Str. 14, Tel. 0 60 73 / 22 82.

Dieburg. Über DRK, Tel. 0 60 71 / 27 55.

Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.

Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.

Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.

Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).

Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzent. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn Hausarzt nicht erreichbar). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Offenbach. Sa. und So.: Dr. Brunner, Offenbach, Kaiserstr. 29, Tel. 88 71 07 oder 88 77 88, priv. 82 31 03.

Östlicher Kreis: Sa. und So.: Dr. Kukalj, Heusenstamm, Frankfurter Str. 31 a, Tel. 0 61 04 / 6 51 12, priv. 0 61 04 / 6 57 83.

Westlicher Kreis. Sa. und So.: Dr. Manfred Werner, Mainstr. 20, Dietzenbach 2 (Steinberg) Tel. 0 60 74 / 2 92 01, priv. 0 60 74 / 2 48 52. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Tierarzt Knell, Frankfurt, Beethovenplatz 7, Tel. 72 66 66.

Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Dr. Trillig, Obertshausen- Hausen, Tel. 0 61 04 / 7 54 70.

Westkreis Offenbach. Den Notdienst (Klein- und Großtiere) erfahren Sie von Ihrem Hausarzt. Apotheken Offenbach. Sa.: Einhorn-Apotheke, Frankfurter Str. 42, Tel. 81 31 73 und Apotheke am Buchhügel, Lichtplattenweg 51, Tel. 85 59 20; So.: Schwanen-Apotheke, Marktplatz 8, Tel. 88 74 70 und Stern-Apotheke, Bürgel, Bürgerplatz, Tel. 86 25 15.

Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Beethoven-Apotheke, Obertshausen, Beethovenstraße 21 c,Tel. 4 27 55.

Mühlheim. Sa. u. So.: Neue Raths-Apotheke, Bahnhofstraße 1, Tel. 7 22 13.

Dietzenbach. Sa.: Paracelsus-Apotheke, Rathenaustr. 35, Tel. 3 12 15; So.: Martins- Apotheke, Babenhäuser Str. 23, Tel. 4 15 23.

Rodgau. Sa.: St. Peter-Apotheke, Rodgau 6 (Weiskirchen), Waldstraße 8, Tel. 51 52; So.: Adler-Apotheke, Rodgau 3 (Nieder-Roden), Puiseauxplatz 1, Tel. 7 27 67.

Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Palatium-Apotheke, Seligenstadt, Palatiumstr. 3, Tel. 37 68; So.: Rosen-Apotheke, Klein-Krotzenburg, Wilhelm-Leuschner-Str. 42, Tel. 41 91 u. St. Kilian-Apotheke Mainflingen, Schillerstr. 25, Tel. 2 46 47.

Babenhausen. Sa. und So.: Schloß-Apotheke, Bahnhofstr. 34, Tel. 52 94.

Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48; So.: Apotheke am Rathaus, Münster, Tel. 3 23 63; Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56.

Neu-Isenburg. Sa.: Rathaus-Apotheke, Tel. 2 22 49; So.: Dreieichen-Apotheke, Bahnhofstr. 92, Tel. 2 27 78.

Dreieich. Sa.: Stadttor-Apotheke, Dreieichenhain, Dreieichplatz, 1, Tel. 8 13 25; So.: Fichte-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 37, Tel. 37 30 85.

Langen / Egelsbach. Sa.: Rosen-Apotheke, Langen, Bahnstr. 119, Tel. 0 61 03 / 2 30 61; So.: Spitzweg-Apotheke, Langen, Bahnstr. 102, Tel. 0 61 03 / 2 52 24.

Medikamenten- und Pflegenotdienst, bis Mo. 5 Uhr: 01 30 / 82 10 10 (Ortstarif). Krankentransporte Stadt und Kreis Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73. - Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33. - Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 /2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11.

Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit unter Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Anneliese Stiegelmeier, Tel. 36 16, priv. 3 32 25.

Dreieich. Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.

Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.

Langen. Zentrum Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.

Neu-Isenburg. Über Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins, Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Sa. und So., Tel. 40 39. Elektro-Notdienst Stadt und Kreis Offenbach. Sa./So., Elektro-Henne, Offenbach, Kraftstr. 10, Tel. 0 69 / 83 79 60.

(Ohne Gewähr)

Die "Wilden Kerle" wieder unterm Dach

Nein, die Betreuung von 16 "Wilden Kerlen" muß nicht, wie jüngst prophezeit, zum nächsten Ersten "im Römer stattfinden". Es geschehen noch Wunder, und ein Kinderladen findet in Frankfurt einen Raum. Auch einer, der sich "Wilde Kerle" nennt. Fast zehn Jahre lang war der Sitz des Kinderladens eine Hinterhofidylle an der Lenaustraße 59: Matschen und planschen im Hof sommers inbegriffen. Dann stand der Verkauf des Dorados ins Haus.

Die Kinderladen-Eltern haben beim Preis von 350 000 Mark vergeblich mitzubieten versucht: Der Bank reichte "nach Erstellung von Wertgutachten" das Häuschen als Bürgschaft nicht. Und die Stadt als Zuschußgeberin gab die Prüfung der Eingabe um eine Bürgschaft in die Abstimmung der bekanntermaßen langsam mahlenden Amtsmühlen.

Da mußte der Kinderladen passen. Eine Galerie bekam den Zuschlag. "Ärgerlich", kommentierte Jutta Dollnick beim Kinderladen-Dachverband "Landesarbeitsgemeinschaft Freie Kinderarbeit Hessen", "daß so was den Kindern verlorengeht". "Im Rahmen des Einsatzes um die Abschaffung sozialer Mißstände" wurden geharnischte Pressemitteilungen verschickt. Unter anderem eben mit der Warnung, die Knirpse kämen ab Februar im Römer spielen.

"Kinderfreundliche Mitmenschen/Vermieter gesucht!" verbreitete die "Landesarbeitsgemeinschaft". Und das eben ist, nachdem die Eltern mit ihrem Anliegen "im Nordend durch alle Läden gegangen sind", inzwischen gelungen: Die 16 "Wilden Kerle" werden zum 1. März in der Petterweilstraße 65 von einer Gebäudereinigungsfirma aufgenommen, die sich in neuen Räumen zu vergrößern beabsichtigt. clau

Abnehmen mit der AOK

WETTERAUKREIS. Die AOK Wetteraukreis startet am 1. und 4. März wieder Abnehmkurse. Sie dauern 20 Wochen. Weitere Infos unter Tel. 0 60 42 / 8 41 05.

Zweimal spielt das Transparente Theater

HEUSENSTAMM / MÜHLHEIM. Mit der Epoche des Sturm und Drang setzt sich das Theaterstück "Die respectable Gesellschaft oder die Ruinen von Athen" auseinander. Die Schauspielerin und Leiterin des "Transparenten Theaters Heusenstamm", Eva Zeidler, hat die Posse von August von Kotzebue in eine Rahmenhandlung gestellt, die in den nächsten Tagen gleich zweimal zu sehen ist.

In Heusenstamm gibt die Laienbühne das Stück am Samstag, 16. Januar, 19.30 Uhr, im Pfarrheim St. Cäcilia in der Schloßstraße 8.

In Mühlheim wird das Stück am Mittwoch, 20. Januar, ebenfalls um 19.30 Uhr gezeigt, und zwar als Eröffnung des diesjährigen Programms des Kulturamtes im Kino "Augenblick" in der Bahnhofstraße 77. In dem Stück geht es um die Suche einer Liebhaberbühne in Erfurt im Jahre 1798 nach einem neuen Theaterstück. Jedes Mitglied schlägt ein Stück vor und spielt eine Szene daraus. Auf diese Weise stellt das Transparente Theater verschiedene typische Autoren der Sturm-und- Drang-Periode vor, wie August Wilhelm Iffland, den jungen Goethe oder Maximilian Klinger. pmü

Zur Sache: Hadeka darf keine Gewinne machen

SCHWALBACH. Die Handelszentrale deutscher Kaufhäuser (Hadeka) ist eine 1887 gegründete Genossenschaft, in der zur Zeit rund 1250 kleine und mittlere Textileinzelhändler aus ganz Deutschland zusammengeschlossen sind. Sie halten Anteile, die bei kleineren Häusern beispielsweise in der Größenordnung von 4000 Mark liegen. Die Händler können bei der Hadeka ganze Kollektionen oder Einzelposten kaufen, die die Genossenschaft im Großhandel günstig erwirbt und ohne große Preissteigerungen an die ihr angeschlossenen Häuser weitergibt. Sie sind dazu nicht verpflichtet, aber 80 Prozent ihrer Waren beziehen sie über die Genossenschaft.

Der Hadeka gehören zudem noch etwa 800 Modeläden an, die keine "Genossen" sind. Für verschiedene Leistungen der Hadeka zahlen die insgesamt rund 2000 selbständigen Häuser im Schnitt 0,4 Prozent ihres Umsatzes. Zu den Leistungen gehören unter anderem Werbemappen mit Vorschlägen für Anzeigen oder -beilagen. Über die Hadeka können Werbebriefe an Stammkunden versandt, Modenschauen organisiert und Prospekte erstellt werden.

Ein eigener Versicherungsdienst gibt Tips, und Ladenbauarchitekten beraten bis hin zur Schaufenster-Gestaltung. 85 Prozent der Hadeka-Partner führen ihre Geschäfte in Orten mit weniger als 30 000 Einwohnern.

Die Hadeka ist ein Unternehmen, das keine Gewinne machen darf und sich als Selbsthilfeorganisation für den Mittelstand versteht. Seit 1974 sitzt die Hadeka in Schwalbach. Früher gab es 20 solcher Organisationen für den kleineren Textilhandel, heute sind es nur noch vier. Die Hadeka ist die einzige Genossenschaft. Sie ist nach Auskunft ihres Vorstandsvorsitzenden Walter Oberhorner am ehesten mit Zusammenschlüssen der kleinen Lebensmittelläden zu vergleichen, die früher existierten. she

AV Schaafheim: Aufstiegsrunde zur Ersten Bundesliga im Ringen Normen Krautwurst: "Haben uns noch nicht aufgegeben" Höhe der Niederlage in Köllerbach überraschte / Am Samstag gilt es in Bonn-Duisdorf für den AV, die letzte Chance zu nutzen

Die Ringer des AV Schaafheim mußten das tun, was man gemeinhin "durch die Hölle gehen" nennt. Bei ihrer Anreise in Köllerbach, zum zweiten Kampf der Bundesliga-Aufstiegsrunde, wurden sie von 1300 frenetischen Köllerbacher Fans begrüßt und fanden sich in einem wahren "Hexenkessel" wieder. Doch damit nicht genug: Auch sportlich war der KSV Köllerbach für die Schaafheimer an diesem Tag nicht zu bezwingen und schickte die AV-Staffel mit einer recht heftigen 6:21- Niederlage nach Hause.

Eine mindestens ebenso schwierige Aufgabe erwartet das Team um Tino Hempel und Marion Gattnar nun beim TKSV Bonn-Duisdorf, der die Tabelle der Aufstiegsrunde anführt und bereits den KSV Köllerbach besiegen konnte. Am Samstag (19.30) Uhr werden die AV- Ringer ihren zweiten "heißen Tanz" in dieser Woche zu absolvieren haben. Und wenn sie noch ein Wort in der Aufstiegsfrage mitreden wollen, dann können sie sich in Bonn keinen Ausrutscher erlauben. Nach dem Auftaktsieg gegen Halle fiel die Niederlage in Köllerbach doch unerwartet hoch aus. Das 6:21 spiegelt jedoch auch nicht unbedingt das tatsächliche Kräfteverhältnis wider. So mußte mit Engin Ürün einer der Leistungsträger des AV vorzeitig gegen Fazli Yeter aufgeben. Eine Verletzung hinderte den 57-Kilo- Mann am Weiterringen, doch AV-Pressewart Normen Krautwurst ist zuversichtlich, daß Engin Ürün in Bonn wieder auf der Matte stehen kann.

Unglücklich kam auch die Niederlage von Schwergewichtler Bernd Fröhlich gegen den 15 Kilogramm schwereren Peter Walz zustande. Mit der entscheidenden Dreier-Wertung für Walz in der Verlängerung waren nämlich die Schaafheimer Ringer und Fans überhaupt nicht einverstanden. Auch Mario Gattnar mußte sich nur knapp mit 0:2 gegen Yakup Gürler geschlagen geben und Tino Hempel präsentierte sich gegen den kampfstarken und lautstark unterstützten Jürgen Both nicht von seiner allerbesten Seite. Mit seiner 0:4-Niederlage hatte man im Schaafheimer Lager nicht gerechnet, doch zugegebenermaßen wuchs Jürgen Both - ebenso wie sein Bruder Jörg beim 8:0 über Sigi Sauer - über sich hinaus.

Die einzigen erfolgreichen Schaafheimer blieben so Holger Karschall, der Michael Dienhart keine Chance ließ und mit 17:0 überlegen siegte, sowie Reinhard Markgraf, der Stefan Kurz mit 2:1 niederhielt. Doch auch die Leistungen von Gattnar, Fröhlich und Peter Krautwurst, der gegen Volker Fritz ein 1:4 errang, waren durchaus ansprechend.

"Der Aufstiegszug ist noch nicht abgefahren. In der Mannschaft ist die Stimmung auch durch die etwas überhöhte Niederlage nicht getrübt. Wir haben uns also keineswegs bereits aufgegeben", berichtet Normen Krautwurst. Allerdings schätzt der Pressesprecher die Bonner ähnlich stark ein wie den KSV Köllerbach. Es muß schon alles passen in Bonn, wenn der AV dort etwas ausrichten soll. Letztlich ist es auch für die Schaafheimer keine Schande, gegen solch etablierte Teams zu verlieren, hat man mit dem Erreichen dieser Aufstiegsrunde die Erwartungen bereits übertroffen. Ganz frei und locker können die Schaafheimer also nach Bonn fahren und vielleicht liegt hierin ja der Schlüssel für einen Überraschungserfolg.

AV SCHAAFHEIM: Holger Kartschall (bis 48 kg), Ralf Markgraf (52 kg), Engin Ürün (57 kg), Reinhard Markgraf (62 kg), Peter Krautwurst (68 kg), Sigi Sauer (68 kg), Normen Krautwurst (74 kg), Tino Hempel (82 kg), Mario Gattnar (90 kg), Bernd Fröhlich (130 kg).

TABELLE DER AUFSTIEGSRUNDE: 1. TKSV Bonn-Duisdorf 4:0 Punkte/41,5:15 Mannschaftspunkte, 2. KSV Köllerbach 2:2/34:19,5, 3. AV Schaafheim 2:2/24,5:30,5, 4. SV Halle 0:4/11,5:46,5. ina

SPD veranstaltet Neujahrskonzert

GROSSKROTZENBURG. Statt eines Neujahrsempfangs veranstalten die Großkrotzenburger Sozialdemokraten am Sonntag, 17. Januar, ein Neujahrskonzert in der ehemaligen Synagoge der Gemeinde. Das Konzert mit dem örtlichen mittelalterlichen Ensemble "Diletto Musicale" beginnt um 10 Uhr.

Landrat Karl Eyerkaufer wird die Grußworte sprechen. alu

Frankfurter Garden tanzen in Hofheim

FRANKFURT A. M. Der Tanzsportclub "Grün-Weiß" im 1. Frankfurter Gardecorps ist am Samstag und Sonntag, 16./17. Januar (jeweils ab 9 Uhr), Ausrichter des "22. Gardetanzsportturniers" in der Stadthalle Hofheim (Chinonplatz 2-4). Es nehmen auch Garden, Schautanzgruppen und Solistinnen aus Frankfurt teil.

Gemeldet sind rund 1500 Aktive, die in 61 Disziplinen um Punkte und Pokale wetteifern. "Leider sind Turniere in dieser Größenordnung in Frankfurt nicht mehr möglich", bedauert Turnierleiter Walter Faust. Das Gardecorps mußte vor Jahren schon aus Kostengründen vom Bürgerhaus Nordweststadt ins Umland ausweichen, "wo Hallen zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung stehen".

Der Verein habe mittlerweile auch volle Unterstützung von der Stadt Hofheim, deren Bürgermeister Rolf Felix diesmal die Schirmherrschaft für das tanzsportliche Ereignis übernommen hat. dixi

Skifreizeit für Langläufer

SELIGENSTADT. Zu einer Skifreizeit im österreichischen Filzmoos lädt der Skiklub vom 6. bis 13. Februar ein. Geeignet ist der Urlaub - der auch verlängert werden kann - vor allem für Langläufer und Familien mit kleinen Kindern. Untergebracht sind die Teilnehmer/innen in einem gemütlichen Hotel. Weitere Informationen und Anmeldung: bei Graf, Telefon 0 61 82 / 2 21 07. hf

FDP will Koalition mit CDU Notfalls wollen die Liberalen auch mit SPD und Grünen regieren

Der Vorstand der Frankfurter FDP hat sich erwartungsgemäß für eine "bürgerliche Koalition" mit der CDU nach der Kommunalwahl am 7. März ausgesprochen. Dies teilte Kreisvorsitzender Hans- Joachim Otto jetzt mit. Der Beschluß des Vorstandes fiel einstimmig. Es gilt als sicher, daß die für den 27. Januar ins Kolpinghaus einberufene Mitgliederversammlung des FDP-Kreisverbandes diese Empfehlung bestätigen wird.

"Frankfurt muß besser regiert werden", heißt es im Vorstandspapier. Die rot-grüne Koalition müsse abgelöst werden. Sie habe zu verantworten, daß die Finanzen der Stadt zerrüttet seien, die innere Sicherheit abgenommen habe und die Verkehrsprobleme zunähmen. Der bisherige Magistrat wolle zudem das gegliederte Schulsystem aushöhlen und strebe die Einheitsschule an.

Vor dem Hintergrund einer repräsentativen Meinungsumfrage, bei der sich Ende 1992 nur 32 Prozent für die Union und 4,8 Prozent für die Liberalen ausgesprochen hatten, und angesichts der letzten Kommunalwahl, die SPD und Grünen eine sichere Mehrheit von über 50 Prozent gebracht hatte, teilte Otto gleichzeitig mit, daß die FDP aber bereit sei, die "Regierbarkeit der Stadt" sicherzustellen. Die Entscheidung für die CDU sei als "erste Priorität" zu verstehen.

Gemeint ist, daß die Frankfurter FDP auch eine Koalition mit Sozialdemokraten oder Grünen nicht ablehnen wird, wenn nach dem 7. März keine CDU/FDP- Mehrheit zustande kommt. Otto: "Eine negative Koalitionsaussage darf es nicht geben." Die Zusammenarbeit mit den Republikanern oder anderen "extremistischen Kräften" lehnen die Freidemokraten dagegen konsequent ab.

"Frankfurt hat eine große Tradition als weltoffene und liberale Stadt", heißt es in der Beschlußempfehlung des FDP-Vorstandes an die Mitglieder. Gerade in Zeiten wachsender Intoleranz und Gewalt komme es darauf an, daß die demokratische Mitte bei der Kommunalwahl gestärkt werde. cg (Siehe Kommentar)

Tischtennis-Regionalligist TTC Assenheim trifft am Wochenende auf Andernach und Wolfhagen Gegen "Allstar-Team" erneut Leistungsstärke demonstriert Begegnung mit Top-Spielerinnen endete 7:7 / Kenner der Szene sind mittlerweile vom Aufstieg der Wetterauerinnen überzeugt

Mit den Spielen beim TTV Andernach und beim TTC Wolfhagen läuten die Tischtennisspielerinnen des TTC Assenheim das neue Jahr in der Regionalliga Südwest ein. Dieses Jahr soll sie in die 2. Tischtennisbundesliga führen, und daß dieser Wunsch in Erfüllung geht, davon ist mittlerweile fast jeder Kenner der Szene überzeugt. Auch nach Andernach und Wolfhagen reisen die Assenheimerinnen mit ihrer stärksten Mannschaft und wollen mit einer konzentrierten Leistung vier weitere Punkte verbuchen. Da auch am nächsten Spielwochenende zwei Auswärtsspiele auf dem Plan stehen und die Assenheimer Fans in der Winterpause die Künste ihrer Tischtennisasse sicher vermißt haben, ließen sich die Verantwortlichen um Damenwart Franz Bohr und 2. Vorsitzenden Reiner Drodt zum Jahresbeginn etwas ganz Besonderes einfallen. Sie luden sich eine Mannschaft nach Assenheim, die von der Spielstärke her in der 1. Bundesliga mithalten könnte und lockten mit dieser Veranstaltung über 120 Fans in die Halle.

Wer es bis dahin noch nicht gewußt hatte, der bekam es nun endgültig demonstriert: Die Assenheimer Tischtennisspielerinnen haben das Zeug zum Aufstieg in die 2. Liga. Einen bessere Maßstab als das geladene "Allstar-Team" kann man sich kaum vorstellen. Mit Nationalspielerin Anke Schreiber, die in der 1. Bundesliga für die TuS Glahne spielt, Bianca Bauer (ETuS Konz) der zweitbesten Regionalligaspielerin, Andrea Lieder (Ex-Bundesligaspielerin) vom aufstrebenden Oberligateam TTC Staffel und Zweitligaspielerin Anja Serafin (TV Großenlinden), der amtierenden Hessenmeisterin, hatten sich die Assenheimer wahrhaft die "grande dames" des hessischen Tischtennissports an die Tische geholt. Dementsprechend hochklassig waren die 14 Spiele, die nötig wurden um das 7:7 am Ende herzustellen. Unter den Augen des Sportwartes des Hessischen Tischtennisverbandes, Herrn Günter Domes, boten die Assenheimerinnen und ihre Gäste echte Zelluloidball-Kunst.

In den Doppel hatten die Gäste zunächst die Nase vorn. Schreiber/Lieder besiegten Batinic/Böttcher mit 2:1 obwohl die Assenheimerinnen im dritten Satz bereits mit 18:11 geführt hatten. Giese/Bohr besiegten jedoch im Anschluß Bauer/Serafin mit 2:1 wobei Sandra Bohr eine herausragende Leistung bot. Branka Batinic unterstrich dann gegen Bianca Bauer mit einem glatten Zweisatzsieg ihre Stellung als beste Einzelspielerin der Regionalliga. Karina Giese unterlag Bundesligaspielerin Anke Schreiber auch glatt, ehe Conny Böttcher gegen Andrea Lieder in drei Sätzen einen weiteren TTC-Sieg einfuhr. Sandra Bohr unterlag Anja Serafin, Branka Batinic setzte sich auch gegen die Bundesligaspielerin Anke Schreiber durch. Mit 21:17, 15:21 und 21:17 behielt die Kroatin die Oberhand in diesem Spitzenspiel.

Karina Giese unterlag Bianca Bauer während Cornelia Böttcher Anja Serafin bezwang. Sandra Bohr unterlag auch Andrea Lieder glatt, ebenso erging es Cornelia Böttcher gegen Schreiber. Batinic schlug Severin und Bohr unterlag Bauer, so daß sich alle Augen auf das entscheidende Match zwischen Karina Giese und Andrea Lieder richteten. Beim Stand von 1:1 nach Sätzen hatte die Staffelerin die Nase im dritten Durchgang vorn, doch Karina wehrte gleich vier Matchbälle ab und schaffte mit viel Einsatz den umjubelten 23:21-Erfolg. Das Unentschieden war auch das angemessene Ende dieses Tischtennisfestes. Sandra Bohr darf ihre drei Niederlagen relativieren, denn tags zuvor hatte sie sich in Kriftel bei den Hessischen Meisterschaften der Juniorinnen die Titel im Doppel (mit Christine Ballmann, TTC Hainstadt) und im Mixed (mit Markus Debo, Bezirk Lahn) erspielt. Im Einzel war sie erst im Halbfinale an der Zweitligaspielerin Cordula Krüger (Bergen-Enkheim) hauchdünn mit 21:11, 17:21 und 20:22 gescheitert. Im Doppel besiegte das ungesetzte Duo Ballmann/ Bohr dann die an Nummer eins gesetzten Krüger und Katja Röhrer (Kassel, 2. Liga). Das Sandra Bohr nach 12 absolvierten Spielen tags darauf etwas kraftlos war, dürfte also weder ihrer Zuversicht noch ihrer Freude über das Erreichte Abbruch getan haben. ina

Kleine FR

Jahresversammlung der Wehren SCHÖNECK. Die gemeinsame Jahreshauptversammlung der Feuerwehren in Schöneck findet am Freitag, 19. Februar, ab 20 Uhr im Gerätehaus Büdesheim statt.

Volvo macht sich in Hessen noch kleiner

DIETZENBACH (dpa/FR). Volvo Deutschland verlegt zum 1. Januar nächsten Jahres ihren Firmensitz von Dietzenbach (Kreis Offenbach) nach Brühl am Rhein, wo seit langem die deutsche Renault-Tochter sitzt. Von diesem Standort aus wird Volvo bei gleichzeitig verstärkten Marketing-Anstrengungen künftig das Pkw-Geschäft managen, während die Sparte Nutzfahrzeuge in Hessen bleibt; vorläufig jedenfalls, denn immer wieder flammen Spekulationen darüber auf, daß dieser Teil ins Ausland verlagert werden soll.

Nach der permanenten Ausdünnung der Belegschaft und des Aufgabenspektrums in Dietzenbach - in den vergangenen zehn Jahren wurden rund 700 Stellen gestrichen - sind von dem Umzug des Pkw-Geschäfts jetzt noch rund 200 Männer und Frauen betroffen. Angaben der Offenbacher IG Metall, denenzufolge 148 Beschäftigten das Angebot unterbreitet werde, nach Brühl zu gehen, während 58 mit Kündigung rechnen müßten, werden von der Firma nicht bestätigt.

Die Verlagerung ist vor dem Hintergrund der engen und durch gegenseitige Kapitalbeteiligungen unterlegten Liaison zwischen dem französischen Renault- und dem schwedischen Volvo-Konzern zu sehen. Rationalisierungsmöglichkeiten dieser Verbindung sollen nun offenbar auch auf fremden Märkten ausgeschöpft werden. Die Vertriebsnetze der beiden Autohersteller in Deutschland bleiben jedoch, wie betont wird, getrennt.

Edelsteine als vielfältige Helfer

BAD NAUHEIM. Mit einem Wochenendseminar eröffnet der Naturheilverein Bad Nauheim-Friedberg am 16. und 17. Januar sein neues Programm. Norbert Kuhl (Karben), Gründer des Institutes für geistiges Heilwerden, wird über "Edelsteine als vielfältige Helfer" berichten. Das Seminar findet jeweils von 10 bis 17 Uhr im Alten Rathaus von Bad Nauheim statt. Anmeldeunterlagen können telefonisch unter 0 60 32 / 3 22 70 angefordert werden. str

Hallen-Fußball: Hanauer Stadtmeisterschaften in der August-Schärttner-Halle Generalprobe für die Hanauer Fußball-Gala? Preisgelder wurden erhöht / Alemannia Klein-Auheim ist Titelverteidiger / 16 Vereine dabei

Stellen die Stadtmeisterschaften in Hanau nicht mehr dar, als eine Generalprobe für das Hallenfußballspektakel schlechthin, die "1. Hanauer Fußball- Gala"? Die "Gala" am 23. und 24. Januar ist mit Namen wie Eintracht Fankfurt, Werder Bremen und FC Kopenhagen besetzt, die Stadtmeisterschaften werden wohl von den Teams des Gala-Veranstalters FC 1893 Hanau, Türk Gücü Hanau oder dem TSV 1860 beherrscht werden. Aber über Bezirksoberliga-Niveau kommt derzeit kein Hanauer Stadtverein hinaus, so daß am 16. und 17. Januar in der August-Schärttner-Halle wohl kaum "Fußball-Schmankerl" à la Bein, Binz und Yeboah zu erwarten sind. Dennoch kann die Stadtmeisterschaft eigentlich nur gewinnen, denn im vergangenen Jahr litt sie ebenso unter den unzulänglichen Rahmenbedingungen wie dem geringen Zuschauerzuspruch, und dies könnte im Hinblick auf die große "Show" am Wochenende darauf eigentlich nur besser werden.

So wurden bereits im Vorfeld die Preisgelder für den zukünftigen Hallenmeister kräftig erhöht. Statt dem etwas mageren "Blauen" des Vorjahres darf der Sieger 1993 immerhin 500 Mark mit nach Hause nehmen, für den Zweiten bleiben 400, für den Dritten immerhin noch 300 Mark über. Immerhin 16 Vereine jagen in der Goldschmiedestadt dem Leder hinterher, doch es ist im fußballerischen Bereich sicher nicht alles Gold, was glänzt. So darf sich der FC Hanau 1893 als Bezirksoberligist bereits als "Hecht im Karpfenteich" wähnen, alle übrigen Klubs sind in den Bezirks- und Kreisligen angesiedelt. Völlig überraschend holte sich im Vorjahr der FC Alemannia Klein-Auheim den Titel, was für die Ausgeglichenheit des Feldes und damit verbundene spannende Spiele spricht.

Der Startschuß zur "Mammut"-Veranstaltung fällt am Samstag um 13 Uhr mit der Partie SG Steinheim gegen FC Mittelbuchen. Um 22 Uhr erst gehen die Lichter in der Halle aus. Am Sonntag ab 11 Uhr geht es dann in die entscheidende Phase: Zunächst werden in einer Zwischenrunde die Halbfinalteilnehmer ermittelt, die ab 14 Uhr um den Einzug ins Endspiel streiten. Das "kleine" und das große Finale stellen den Schlußpunkt dar. Zuvor wird noch eine spanische Folkloregruppe für Kurzweil sorgen, was beweist, daß die Organisatoren aus den Fehlern des vergangenen Jahres doch gelernt zu haben scheinen. Wenn dann auch noch der Sieger der Stadtmeisterschaften in diesem Jahr die Gravur in den Siegerteller spendiert bekommt und nicht - wie im Vorjahr - selbst bezahlen muß, dann sind die Hanauer auf dem richtigen Weg. Ob die Stadtmeisterschaften damit mehr als eine Generalprobe für die "Gala" sind, diese Frage bleibt jedoch offen. ina

Informationsabend über den grünen Punkt

GROSSKROTZENBURG. Einen Informationsabend über den grünen Punkt veranstaltet die Großkrotzenburger SPD am Donnerstag, 21. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus der Gemeinde. In Großkrotzenburg löst der gelbe Sack das bestehende System der Getrenntsammlung ab. Für die Gemeinde, die bislang erfolgreich getrennt Wertstoffe gesammelt habe, stellt sich nach Ansicht der SPD die Frage, ob das neue System Rück- oder Fortschritt bedeutet. Erich Pipa, zuständiger Dezernent des Main-Kinzig-Kreises, die Abfallberaterin des Kreises, Laub, sowie Vertreter des BUND, von Greenpeace und der Verbraucherzentrale in Hanau werden an diesem Abend Rede und Antwort stehen. alu

Neujahrsempfang des Gemeindevorstandes

SCHÖNECK. Der Neujahrsempfang des Gemeindevorstandes findet am Donnerstag, 21. Januar, ab 19.30 Uhr im Bürgertreff statt.

Er wendet sich vor allem an die seit dem abgelaufenen Jahr Volljährigen und an Personen, die bei der Bundeswehr, beim Zivildienst oder als Helfer(in) in einem sozialen Dienst ihre Arbeit beendet haben und nach Schöneck zurückgekehrt sind.

Geladen sind zudem Mitbürger(innen), die sich in Sport oder Gesellschaftsleben besondere Meriten erworben haben.

Mit dem alljährlichen Empfang möchte der Gemeindevorstand das gegenseitige Kennenlernen auch mit den Repräsentant(inn)en von Gemeindeverwaltung und -politik fördern. Ul

Fußball-Bezirksliga Hochtaunus

FC Königstein souverän

In der Fußball-Bezirksliga Hochtaunus bezog die TSG Pfaffenwiesbach vom FC Königstein gleich eine deftige 1:5-Packung.

TSG Pfaffenwiesbach - FC Königstein 1:5 (1:0). Tore: 1:0 Jörg Bodenröder, 1:1 Boese, 1:2 Auch, 1:3 Schiller, 1:4 Mertner, 1:5 Richter. - Beste Spieler: Steigerwald (P) sowie Richter und Mertner (K). jbp

Frankfurter Künstlerin lädt ein zur Vernissage

SELIGENSTADT. Bilder der in Frankfurt lebenden Künstlerin Christiana Crüger präsentiert das Kunstforum vom 17. Januar bis einschließlich 7. März in der Galerie, Frankfurter Straße 13. Die Vernissage beginnt am Sonntag, 17. Januar, um 17 Uhr.

Die 37jährige Malerin stammt aus Berlin und hat sieben Jahre lang an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert. Sie lebt seit über zehn Jahren als freischaffende Künstlerin in Frankfurt.

Christiana Crüger hat bereits einige Auszeichnungen für ihre Arbeiten erhalten. Ihr Malstil steht dem Fotorealismus nahe - sie verfremdet jedoch ihre Motive durch die Wahl der Farben, des Ausschnitts und der Komposition.

Die Galerie im Alten Haus ist künftig nicht nur samstags, sonn- und feiertags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet, sondern erstmals auch an einem Werktag: donnerstags zwischen 16 und 20 Uhr. hf

Vorstandswahlen bei den TVG-Handballern "Die Zahlen müssen alle auf den Tisch"

Das "Schattenkabinett" bei den Handballern des TV Gelnhausen, die am 22. Januar zur Jahreshauptversammlung respektive vorgezogenen Vorstandswahlen rufen, steht bereits. Das ließ jedenfalls Georg "Schorsch" Müller, der sich augenblicklich mit Rainer Dotzauer um die sportlichen Belange der 1. Mannschaft kümmert, nach der Niederlage gegen Oßweil in der Pressekonferenz verlauten. Der Abteilungsleiter (anstelle des zurückgetretenen Hagen Mootz), dessen Stellvertreter (derzeit Rodney Lechleidner) und der Kassenwart sollen neu gewählt werden. Die Ausschüsse (wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb 2. Bundesliga und gemeinnütziger Bereich) werden von der Abteilungsleitung bestimmt. Erstaunlich: Der Trainervertrag mit Marek Kowacki ist immer noch nicht vom Trainer unterschrieben. "Es müssen noch einige Details geklärt werden", sagte Müller. In acht Tagen soll diese Aktion endgültig über die Bühne. Eine Verzögerungstaktik bezüglich der Neuwahlen ist nicht bekannt, aber auch nicht auszuschließen.

Ein neuer Trikotwerbepartner wurde inzwischen gefunden, wie es allerdings wirtschaftlich aussieht und vor allem weitergehen wird, muß die Mitgliederversammlung zeigen. "Dabei sollen alle Zahlen auf den Tisch gelegt werden", bestätigte Rainer Dotzauer. "Das Rad mußte zurückgedreht werden, in der 2. Bundesliga bewegen sich stets etwa 60 bis 80 Prozent am Rande eines Konkurses", zeigt Dotzauer die Notwendigkeit der personellen Zäsur vor der Runde, aber auch die jetzige Lage auf. Spektakuläre Verpflichtungen waren (und sind) aus diesem Grund nicht zu verwirklichen. Das Ziel des TVG bleibt zwar der Klassenerhalt, realistisch ist jedoch bei sieben Punkten Rückstand der Abstieg in die Regionalliga. "Falls wir absteigen, dann möglichst ohne Schulden", lautet die Devise beim jetzigen "Macher", der nicht dem Vorstand angehört. Andererseits verhehlt Dotzauer nicht, daß bei einigermaßen vernünftiger Finanzpolitik auch zukünftig die 2. Bundesliga zu erhalten wäre. Offenbar nur eine Frage der Sponsorenpotenz.

Sportlich steht der Gang zum mitgefährdeten VfL Günzburg (Sonntag, 16.30 Uhr) bevor. Eine undankbare Aufgabe, tatsächlich die letzte Chance noch einmal an Günzburg, Fürstenfeldbruck (je 10:18 Punkte) sowie den SC Leipzig (9:19) heranzukommen. An einen Auswärtssieg glaubt niemand, die Spieler müßten dann mehr an einem Strang ziehen. Das ist augenscheinlich nicht der Fall, weder Kowacki noch Dotzauer gelungen, alle unter einen Hut zu bringen. hdp

Schubert und Wittemeier halten SPD-Sprechstunde

NIED. Auch im neuen Jahr wollen die Nieder Sozialdemokraten hin und wieder ganz Ohr sein. Zur ersten Bürgersprechstunde laden die Genossen für Donnerstag, 14. Januar, ins Zentrum der Nieder Arbeiterwohlfahrt, Lotzstraße 21, ein.

Dort werden SPD-Ortsbeirat Rolf Schubert und Uwe Wittemeier, erstmals Kandidat für das Stadtparlament, von 18 bis 19 Uhr den Bürgerinnen und Bürgern wieder Rede und Antwort stehen. Und die können den beiden Sozialdemokraten dann auch mal wieder so richtig ihre Meinung sagen. tos

Aktionsbündnis trifft sich wieder ERLENSEE. Die erste Zusammenkunft der Fliegerhorstgegner im neuen Jahr findet am Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Langendiebach, Fröbelstraße, statt.

Kleine FR

Senioren-Tanztee GROSSKROTZENBURG. Zum ersten Senioren-Tanztee im neuen Jahr lädt die Gemeinde Großkrotzenburg für Mittwoch, 13. Januar, von 15 bis 18 Uhr ins Bürgerhaus ein. Schmidtchen Schleicher wird durch das Programm führen. Ausschuß berät über Konzessionsvertrag RODENBACH. Über einen neuen Konzessionsvertrag mit der EAM wird die Gemeinde Rodenbach am Donnerstag, 14. Januar, 20 Uhr, in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses beraten. Die Fraktionsvertreter kommen im großen Sitzungsaal des Rathauses zusammen.Panorama-Audivisions-Diaschau HANAU. Eine Panorama-Audiovisions- Diaschau über "USA und Kanada" bietet das ADAC-Reisebüro Hanau am Dienstag, 19. Januar, ab 20 Uhr in der Hanauer Stadthalle. Zuvor beraten Fachleute über beide Reiseländer. Eintrittskarten für sieben Mark sind beim ADAC, Sternstraße, erhältlich. "Robin Wood" trifft sich HANAU. Die Regionalgruppe Hanau von "Robin Wood" trifft sich am Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr in der Bürogemeinschaft Großauheim, Auwanneweg 72 (Kontakttelefon 0 61 81 / 5 31 39). Ortsbeirat tagt HANAU. Der Steinheimer Ortsbeirat tagt am Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr öffentlich im Sitzungssaal der Verwaltungsstelle (Ludwigstraße 92).

Das Wetter

Wetterlage Die Ausläufer des Orkantiefs mit Kern vor der norwegischen Küste beeinflussen vor allem die Mitte und den Süden Deutschlands. Während in diesen Bereichen milde Meeresluft wetterbestimmend bleibt, wird in den Norden vorübergehend kühlere Luft geführt.

Vorhersage bis Mittwoch früh In der Mitte und im Süden bedeckt mit teils längerem Regen. Im Norden wechselnde Bewölkung und einzelne Schauer. Höchsttemperaturen im Norden um 7, sonst um 10 Grad. Tiefstwerte 2 bis 7 Grad. Frischer bis starker, im Norden stürmischer Wind um Südwest.

Wochenvorhersage Mittwoch: Anfangs im Norden und Osten gering bewölkt, sonst bedeckt und von Südwesten her länger andauernder Regen. Weiterhin mild.

Donnerstag: Nach Durchzug eines Regengebietes wechselnd wolkig, etwas zurückgehende Temperaturen.

Freitag bis Montag: Im Norden stark bewölkt mit Regen. Temperaturen: 7 bis 10 Grad. Im Süden teils neblig-trüb, teils sonnig. Nachts leichter Frost, tagsüber recht mild. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 17 Amsterdam

stark bewölkt 10 Athen

leicht bewölkt 11 Bozen

wolkig 3 Brüssel

Regen 10 Dublin

wolkig 2 Helsinki

Regen 5 Innsbruck

stark bewölkt 7 Istanbul

leicht bewölkt 5 Kairo

wolkig 12 Larnaka

leicht bewölkt 13 Las Palmas

leicht bewölkt 18 Lissabon

Nebel 8 Locarno

bedeckt 6 London

stark bewölkt 8 Madrid

bedeckt 3 Mallorca

leicht bewölkt 13 Moskau

leicht bewölkt -1 Neapel

wolkig 12 Nizza

stark bewölkt 14 Paris

Regen 12 Rom

wolkig 15 St. Petersburg

bedeckt 3 Stockholm

leicht bewölkt 3 Venedig

wolkig 7 Warschau

wolkig 8 Wien

bedeckt 1 Zürich

Regen 10

Deutschland

Berlin

bedeckt 11 Dresden

bedeckt 12 Feldberg/Ts.

Sprühregen 5 Feldberg/Schw.

Regen 3 Frankfurt/M.

stark bewölkt 11 Freiburg

Regen 13 Garmisch

wolkig 10 Hamburg

bedeckt 10 Köln/Bonn

Regen 12 Leipzig

stark bewölkt 11 München

stark bewölkt 14 Norderney

stark bewölkt 8 Rostock

bedeckt 10 Sylt

wolkig 6 Zugspitze

stark bewölkt -3 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42

(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 8.21 Uhr Sonnenuntergang 16.48 Uhr

Politisch klug

Die vergangenen Wochen haben es gezeigt: Die Bundesregierung kann beim Thema Bundeswehreinsätze im Rahmen der UN nicht mit dem Kopf durch die Wand. Sowohl innerhalb der Regierung als auch zwischen Regierung und Opposition bedarf es einer sauberen Diskussion dieses Themas. Und zwar ohne Aktionismus und Druck von außen.

Da ließ der Besuch von UN-Generalsekretär Butros Ghali in Bonn wenig Gutes erwarten, denn der Generalsekretär dringt darauf, daß sich Deutschland als drittgrößter Beitragszahler der Weltorganisation an UN-Aktionen mit mehr beteiligt als nur dem Geldsäckel.

Dies vorausgeschickt, muß man Butros Ghali bescheinigen, sich politisch klug dieser delikaten Aufgabe entledigt zu haben. Er bestätigte dem Bundeskanzler, der ja ursprünglich gehofft hatte, dem Generalsekretär deutsche Truppenbeteiligungen zusagen zu können, alle Argumente, die Kohl braucht, um politisch zu überzeugen. Aber Butros Ghali achtete sorgfältig darauf, Verständnis für die auf Grund der deutschen Geschichte schwierige innenpolitische Debatte zu zeigen.

Dies sollte eine Einigung zwischen den Bonner Parteien einfacher machen, denn die Debatte um Bundeswehreinsätze für die UN muß ohne äußeren Druck geführt werden. Schließlich geht es nicht darum, die Verfassung möglichst den eigenen Überzeugungen gemäß zu interpretieren, sondern um einen tragfähigen, die Bevölkerung überzeugenden Konsens. sie

Maskierter Räuber flüchtete im Auto An Tankstelle 800 Mark erbeutet

BAD SODEN. Mit vorgehaltener Pistole und den Worten "Überfall, schnell Geld aus der Kasse!" bedrohte ein maskierter Mann am Sonntag gegen 18 Uhr die Inhaberin einer Tankstelle an der Königsteiner Straße.

Die 46jährige nahm rund 800 Mark aus der Kasse und legte die Scheine auf den Tresen. Der Räuber verstaute das Geld in einer Plastiktüte und rannte davon. Eine Zeugin beobachtete den Flüchtenden, als der sich die Strumpfmaske vom Gesicht zog. Er soll in der Beethovenstraße in ein weißes Auto der Marke Daimler-Benz eingestiegen sein.

Die Kriminalpolizei in Hofheim bittet um Hinweise auf den Täter unter der Rufnummer 0 61 92 / 2 07 90. set

Kein Geld mit dieser Karte Im neuen Jahr gab es Überraschungen am Bankautomaten

Die Weihnachtseinkäufe hatte FR- Leser Theo A. gut überstanden - am ersten verkaufsoffenen Samstag diesen Jahres wollte er sich gleich wieder ins Getümmel stürzen. Weil ihm das nötige Kleingeld fehlte, nahm Theo A. seine Eurochequekarte mit, um sich am Geldautomaten der Frankfurter Sparkasse auf der Zeil zu versorgen. Dort herrschte "reger Betrieb", erinnert sich der FR-Leser. Allerdings "haben viele dumm geguckt", als sie ihre Scheckkarte dem Automaten anvertrauten. "Die Karte kam nicht wieder raus, und Geld gab es auch nicht", stellte Theo A. fest. Einige bargeldlose Sparkassenkunden hätten den Einkaufsbummel daraufhin abhaken können.

Warum sich der Automat stur stellte, war dem FR-Leser schnell klar. Viele Eurochequekarten der Frankfurter Sparkasse verloren zum Jahresende ihre Gültigkeit und wurden umgetauscht. "Viele Leute denken nicht daran, die neue Karte abzuholen", mutmaßt Theo A. Statt den Kunden auf den Kontoauszügen "alles Gute im neuen Jahr" zu wünschen, hätte die Frankfurter Sparkasse auf den Auszügen rechtzeitig über die Umtauschaktion informieren sollen. Außerdem, findet Theo A., müßten die Geldautomaten für eine Übergangszeit noch die alten Scheckkarten annehmen.

Adolf Albus von der Frankfurter Sparkasse vermag sich kaum vorzustellen, daß der Kunde vom Umtausch der Scheckkarten nichts mitbekommen hat. In allen Filialen seien Hinweisschilder in die Kassenboxen gehängt worden, und die Mitarbeiter hätten die Kunden auf die Umtauschaktion angesprochen, versichert Albus. Ein kleiner Rundruf in den Filialen habe ergeben, daß die neuen Karten "zum Jahresende weitgehend draußen waren". Nur "kleine Restposten sind noch übrig".

Auch beim nächsten Umtausch in zwei Jahren werden die Geldautomaten die alten Karten gnadenlos einziehen. "Eine Nachfrist hat es noch nie gegeben", meint Albus, denn die Ausgabe würde schon lange vor Jahresende anlaufen. Daß Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker ihren Dienst verweigern, habe einen guten Grund: "Wir wollen verhindern, daß unsere Kunden mit einer ungültigen Scheckkarte herumlaufen." vo

Koalitionsregierung in Irland Fianna Fail und Labour über gemeinsames Kabinett einig Von unserem Korrespondenten Peter Nonnenmacher

LONDON, 11. Januar. Die Republik Irland erhält in dieser Woche eine neue Regierung, nachdem sich die bisherige Regierungspartei Fianna Fail und die Labour Party auf eine Koalitionsvereinbarung geeinigt haben. Beide Parteien wollen den Fianna-Fail-Vorsitzenden Albert Reynolds zum Regierungschef und den Labour-Vorsitzenden Dick zu seinem Stellvertreter wählen.

Die neue Regierung, der neun Fianna- Fail- und sechs Labour-Minister angehören sollen, steht wesentlich weiter links als frühere irische Regierungen. Nach ihrem Erfolg bei den Wahlen vor sieben Wochen gelang es der Labour Party, wichtige Teile ihres Parteiprogramms - etwa im Bereich der Sozialreformen und staatlicher Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit - in die Koalitionsvereinbarung einzubringen. Entsprechende Zustimmung fand die Vereinbarung am Sonntagabend auf einem Sonderparteitag Labours.

Etliche Labour-Politiker haben aber weiter Vorbehalte gegen Fianna Fail und besonders gegen die Person des Regierungschefs. Sie werfen Reynolds Bestechlichkeit und schlechten politischen Führungsstil vor. Der Labour-Vorsitzende Dick Spring meinte dazu, seine Partei werde nur so lange in der Regierung bleiben, wie absolutes Vertrauen der Bevölkerung garantiert sei.

Im Parlament wird die neue Koalition über 101 der 166 Sitze verfügen. Diese breite Basis unterscheidet das Reynolds/ Spring-Kabinett von früheren irischen Regierungen, die sich meist nur auf knappe Mehrheiten und spezielle Arrangements stützen konnten.

(Kommentar auf Seite 3)

32 CDU-Plakatständer zerstört oder entwendet

MAINTAL. Seit Anfang Dezember seien 32 CDU-Plakatständer allein im Stadtteil Dörnigheim zerstört oder entwendet worden, beschwert sich Ortsverbandsvorsitzender Armin Hochmuth.

Die Partei hat deswegen nun Anzeige erstattet.

Der Schaden gehe in die Tausende, weshalb von einem Kavaliersdelikt oder Lausbubenstreich nicht mehr die Rede sein könne. Ul

Kohl und FDP-Spitze stützen Schwaetzer Rücktritt der Ministerin wegen Werbekolumne ausgeschlossen / "Vorwürfe absurd"

BONN, 11. Januar (hll/fa/AFP). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sieht "nicht den geringsten Grund" für einen Rücktritt von Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP). Obwohl es "die eine oder andere Äußerung" gebe, die "kritikwürdig" sei, habe Kohl "nicht die Absicht", der Forderung des SPD-Politikers Rudolf Dreßler zu folgen und die Ministerin zu entlassen, sagte Regierungssprecher Dieter Vogel am Montag in Bonn. Schwaetzer ist wegen einer Werbekolumne für die Münchner Immobilienfirma Germania sowie wegen der Verwendung ihres Abgeordneten-Briefbogens zur Kündigung des Mieters ihrer Eigentumswohnung ins Gerede gekommen.

Zuvor hatte die FDP-Spitze Schwaetzer den Rücken gestärkt. FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff wies nach einer Präsidiumssitzung Rücktrittsforderungen als "absurd" zurück. Die Ministerin habe ihre Amtspflichten nicht verletzt. Wenn im Fall der Unterstützung von Unternehmen durch Minister derartige Maßstäbe angelegt würden, könnten "ganze Bundeskabinette" entvölkert werden, sagte er.

Lambsdorff wies Kritik von CDU/CSU- Fraktionsvize Heiner Geißler und CSU- Generalsekretär Erwin Huber an der Ministerin scharf zurück. Die Liberalen seien "nicht der Fußabtreter" der anderen Parteien. Zwei Spenden der Firma Germania von jeweils 5000 Mark stünden in keinem Zusammenhang mit der Werbekolumne Schwaetzers und seien an FDP- Untergliederungen gegangen. Kohl bezeichnete nach Angaben aus dem CDU/ CSU-Fraktionsvorstand die Kritik Geißlers als "unerträglich". Geißler soll in einem Zeitungsinterview die FDP als "Klientelpartei" bezeichnet haben.

Indirekt kritisierte Lambsdorff die Verwendung eines Abgeordneten-Briefbogens, den Schwaetzer wegen Eigenbedarfs zur Kündigung ihrer Eigentumswohnung vor zwei Jahren verwendet habe. Abgeordneten-Briefbogen sollten privat besser nicht benutzt werden. "Das sieht auch Frau Schwaetzer so."

Germania-Geschäftsführer Helmut Mattern bestätigte der FR, daß seine Firma 1990 und 1991 zweimal jeweils 5000 Mark an die FDP gespendet habe. Die Spenden seien an den Kreisverband Schweinfurt und den Bezirksverband Unterfranken gegangen. Die Zahlungen hätten in Zusammenhang mit zwei Referaten des Schweinfurter FDP-Bundestagsabgeordneten Hermann Rind vor Mitarbeitern der Germania gestanden. Rind, von Beruf Steuerberater, habe die Vorträge auf internen Veranstaltungen der Firma gehalten. Er sei dort als Bundestagsabgeordneter aufgetreten und habe kein Honorar verlangt, sondern um Spenden für seine Partei gebeten. "Irgend jemand kannte den, da kam dann der Kontakt zustande", sagte Mattern.

Auf den Text von Bauministerin Schwaetzer in der Germania-Hauspostille hat die Firma Mattern zufolge "überhaupt keinen Einfluß" genommen. "Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir haben die Bauministerin um eine Kolumne gebeten und sie hat es gemacht. Wir haben dafür nichts bezahlt", sagte Mattern. Die Germania sei "nicht FDP-nahe". Hinweis auf Scientology-Sekte

Die Berliner tageszeitung berichtet von einem neuen Vorwurf. Der Möwe-Verlag aus Idstein/Taunus werbe mit einer Stellungnahme Schwaetzers für das Buch "Faszination Fertighaus", dessen Autor der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau, Hans Weber, sei. In der Werbung heiße es: "Eine Stellungnahme von Bundesbauministerin Dr. Irmgard Adam-Schwaetzer rundet dieses informative und leicht zu lesende Werk ab, das sich kein künftiger Hausherr entgehen lassen sollte." Laut taz gilt der Möwe-Verlag unter Experten als Unternehmen, das von der "Scientology"-Sekte gesteuert werde. Ein Sprecher Schwaetzers sagte, keinem Ministerium könne zugemu- tet werden, die religiösen Neigungen derer zu prüfen, die den Druck von öffentlichen Äußerungen in die Hand nähmen.

(Weiterer Bericht und Kommentar S. 3)

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Hühnerzüchter haben Schwein Aber: Schweine-Halter müssen ihre Tiere krankenversichern

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ziegenzüchter haben Schwein gehabt, Besitzer von Borstentieren dagegen nicht. Denn wenn Sau oder Eber mehr als 20 Kilo auf die Waage bringen, sind am 1. Februar 4,40 Mark pro Tier für die hessische Tierseuchenkasse fällig. Mehr als 600mal Schwein bedeutet in diesem Fall für den Landwirt doppelt Pech: Vom 601. Schinkenlieferanten an kostet die Versicherung 5,70 Mark.

Pferdehalter müssen nichts berappen; Ziegenbesitzer kommen, wie schon angedeutet, ungemolken davon, Geflügelzüchter bleiben ungrupft. Und Fischzüchter - was sagt man da? Jedenfalls will die Tierseuchenkasse auch von ihnen keine Beiträge.

Wer Schafe im Stall stehen hat, sollte ihren Geburtstag kennen: Lämmer bis zu elf Monaten sind beitragsfrei, von einem Jahr an kostet das Schaf 4,70 Mark. Bienen werden Volk für Volk mit 4,50 Mark versichert.

Die Tierseuchenkasse, eine Einrichtung des Landes Hessen mit Sitz in Wiesbaden, ist eine Pflichtversicherung für knapp 50 000 Tierhalter. "Wenn ein ganzer Bestand notgeschlachtet werden muß, sichert die Kasse die Existenz des Landwirtes", sagt Hans Georg Jost, Ortslandwirt von Eddersheim. Seine Rinder muß er pro Stück mit 2,50 Mark versichern. Dafür gab die Kasse einen Zuschuß für die jährliche Impfung gegen Maul- und Klauenseuche: Inzwischen ist die tödliche Rinderkrankheit so selten geworden, daß 1993 auf die "Schluckimpfung für Rinder" verzichtet werden kann.

Warum Schweine teurer zu versichern sind als Rinder? Schweineseuchen sind häufiger als Rinderepidemien - und die Abdeckereien verlangen für verendete Schweine mehr als für tote Rinder. Das Geld für die hessische Seuchenkasse sammeln die Kommunen ein. In Hattersheim zum Beispiel kamen 1992 2 500 Mark zusammen, Tendenz sinkend, sagt Kämmereileiter Werner Roser. Früher sei die Seuchen-Versicherung wichtiger als heute gewesen, berichtet Ortslandwirt Jost: "Ich habe in den letzten Jahren von keiner Seuche erfahren."

Doch wehe dem Bauern, der sich vor den Zahlungen drückt: Er verliert den Versicherungsschutz. Und das kann schweinisch teuer werden. md

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Bauantrag hängt noch immer in den Mühlen der Verwaltungen CDU-Fraktion fragt nach Wasseraufbereitungsanlage fürs Fischbacher Ziegeleigelände / Geld aus dem Etat '92 blieb unberührt

KELKHEIM. Die CDU-Fraktion wird allmählich ungeduldig: Vor einem Jahr bereits hat das Parlament - nach langem Hin und Her mit Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) - 800 000 Mark für eine Wasseraufbereitungsanlage im Fischbacher Ziegeleigelände bereitgestellt. Das Jahr ist verstrichen, doch passiert ist nichts. "Bisher hieß es, ein Gutachten stehe noch aus, um mit dem Bau beginnen zu können." Nach gut einem Jahr aber, meint CDU-Fraktionschef Wolfgang Männer, wäre es doch an der Zeit, daß Bewegung in die Sache käme.

Denn die reicht bereits in den Spätherbst 1990 zurück: Anwohner im Neubaugebiet des Ziegeleigeländes war es allmählich spanisch vorgekommen, daß ihre Kupferleitungen auffällig oft brachen und sich ständig Grünspan an den Abflußrohren bildete. Kurzerhand ließen sie das Wasser, das nur in ihrer Siedlung noch aus dem Kelkheimer Untergrund gepumpt wird, untersuchen. Es stellte sich heraus, daß der Säuregehalt die zulässigen Grenzwerte übersteigt. Die Erklärung war gegeben. Doch waren erst etliche Briefwechsel zwischen Verwaltung und den Betroffenen nötig, etliche Diskussionen in den Ausschüssen sowie im Parlament und nicht zuletzt auch etliche Schlagzeilen in den Gazetten - bis sich Kelkheims Volksvertreter im Dezember 1991 darauf einigten, die normgerechte Qualität des Fischbacher Wassers per Aufbereitungsanlage zu garantieren.

Daß die Säure bis heute ungehindert an den Rohren frißt, sei jedoch nicht etwa auf Lust- und Tatenlosigkeit der Verwaltung zurückzuführen, versichert Rathaussprecherin Inge Voigt. Denn: Für den Bau fehle kein Gutachten, sondern die landschaftsschutzrechtliche Genehmigung. Ein Name, der ebenso kompliziert klingt wie das Verfahren realiter ist. Daß zwischendurch auch noch das Krebsbachtal zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, habe die Sache zusätzlich kompliziert.

Inge Voigts Blick in die Annalen führt zurück zum 2. Dezember 1991. Damals wurden die Pläne für eine Anlage erstellt und am 16. Januar 1992 an die Untere Wasserbehörde geschickt. Um keine Zeit zu verlieren, hätte der zuständige Rathausangestellte gleichzeitig die Obere Naturschutzbehörde im Darmstädter Regierungspräsidium verständigt. Einen Monat später brütete die Betriebskommission der Kelkheimer Stadtwerke über den Unterlagen; und nach weiteren vier Wochen wurden "landschaftspflegerische Begleitpläne" bei der Unteren Naturschutzbehörde eingereicht. Die Verwaltungsmühlen mahlten. Im Mai - genau am 18. - landeten selbige Pläne schließlich bei der Oberen Naturschutzbehörde.

"Danach hörten wir erst mal nichts mehr", so Rathaussprecherin Voigt - bis der zuständige Sachbearbeiter im Juli schließlich erfuhr, daß die Unterlagen mittlerweile beim Hessischen Landesamt für Landesentwicklung in Wiesbaden lägen. Wiederum Sendepause - bis der Rathausangestellte Anfang Oktober, nach zwei weiteren Anrufen, herausbekam, daß der Bauantrag wegen Krankheit und Urlaubs der zuständigen Sachbearbeiterin noch unbearbeitet war.

Kurze Zeit später klingelte diesmal das Telefon im Kelkheimer Rathaus: Aus Darmstadt kam die Nachricht, daß das Krebsbachtal zum Naturschutzgebiet avancierte und der Bauantrag zur Wasseraufbereitungsanlage nunmehr im "Ausweisungsdezernat für Naturschutzgebiete" liege. Mit einer Genehmigung sei frühestens in sechs Wochen zu rechnen. Ein letzter Anruf Ende Dezember brachte, laut Inge Voigt, folgende Nachricht: "Der Fall wurde noch nicht bearbeitet, weil die zuständige Sachbearbeiterin im Urlaub ist." ana

Zwei Mädchen sprühten mit Tränengas

OFFENBACH. Von zwei Mädchen nach der Uhrzeit befragt, schickte sich am Freitagabend gegen 20.15 Uhr eine 34jährige in der Domstraße in Höhe des Arbeitsamtes an, freundlich Auskunft zu geben. Als sie auf die Armbanduhr sah, sprühte ihr dann jedoch eines der Mädchen plötzlich Tränengas in die Augen.

Die Frau rief um Hilfe, und als ein älteres Paar sich ihrer annahm, flüchteten die beiden Mädchen in Richtung Innenstadt. Sie sollen 14 bis 16 Jahre alt, knapp 160 Zentimeter groß sein und beide blonde Haare haben. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. pmü

Statt Jugendstrafe die Rückfahrkarte nach Prag Prozeß gegen Tschechen nach Überfall auf Autofahrer

Statt einer Jugendstrafe wegen räuberischer Erpressung hat ein 20 Jahre alter Tscheche jetzt von einem Frankfurter Gericht die Rückfahrkarte nach Prag bekommen. Der Angeklagte war Ende November letzten Jahres verhaftet worden, nachdem er in Niederrad versucht hatte, einem Autofahrer mit Gewalt den Wagen zu entwenden.

Wie die Beweisaufnahme vor dem Amtsgericht ergab, war der junge Mann in der Tschechei vom Militärdienst desertiert, als er Probleme mit seinen Vorgesetzten bekam. Spontan fuhr er per Anhalter Richtung Norden, um in Bad Homburg eine Freundin zu besuchen. Doch das Mädchen, das er eigenen Angaben zufolge gern geheiratet hätte, war nicht da. So stand der 20jährige allein und ohne Geld auf der Straße.

Übernächtigt und hungrig suchte er nach einer Fahrgelegenheit zur Rückreise. Da sah er, wie in der Forsthausstraße ein Autofahrer seinen Wagen verließ. Er warf den Mann mit einem Body-Check zu Boden, setzte sich ans Steuer und wollte starten. Doch der Autofahrer hatte vorher den Zündschlüssel abgezogen. Es kam zu einem kurzen Handgemenge, dann gab der Angeklagte auf und ließ sich von der Polizei festnehmen.

In der Verhandlung vertraten die Prozeßbeteiligten übereinstimmend die Ansicht, daß auf den 20jährigen noch Jugendstrafrecht anzuwenden war. Die Verteidigung sprach von einer Verzweiflungstat. Allein im fremden Land, habe sich der Angeklagte nicht mehr anders helfen können. Ähnlich sah es der Staatsanwalt. Da es sich um räuberische Erpressung handelte, wollte er jedoch nicht auf die Verhängung einer Jugendstrafe verzichten. Sein Antrag: sechs Monate mit Bewährung.

Das Gericht unter Vorsitz von Richterin Sigrid Christ beließ es bei einer Verwarnung. Ihrer Auffassung nach war eine Jugendstrafe nicht geboten, da im vorliegenden Fall keine Schwere der Schuld festzustellen war. In diesem Zusammenhang wies die Richterin darauf hin, daß der Autofahrer keinen Strafantrag wegen Körperverletzung gestellt hatte. Vielmehr hatte er zum Ausdruck gebracht, der junge Tscheche tue ihm leid. Auch ohne Jugendstrafe, so die Richterin, werde der 20jährige begreifen, daß man "aus Jux und Dollerei nicht einfach in ein fremdes Land fahren kann".

Mit der Verwarnung bekam der Angeklagte zwar noch vier Wochen Dauerarrest, doch waren die aufgrund der Untersuchungshaft bereits verbüßt.

Um ihm die Rückreise zu ermöglichen, hatte sich Richterin Christ in der Verhandlungspause mit der Jugendgerichtshilfe in Verbindung gesetzt. Nach Absprache zwischen den Behörden konnte der Tscheche nun in der Braubachstraße vorsprechen und seine Fahrkarte nach Prag abholen. Bei seiner Ankunft muß er aber damit rechnen, daß er sich wegen Fahnenflucht verantworten muß. Außerdem muß er noch fünf Monate seiner Militärdienstzeit ableisten. Lepp

Polizei bittet um Zeugenaussagen

HANAU. Widersprüchlich sind die Aussagen zweier Autofahrer, die am Mittwoch vergangener Woche in einen Unfall verwickelt waren. Die Polizei hat den genauen Hergang noch nicht klären können und bittet daher um Zeugenhinweise, die unter der Telefonnummer 0 61 81 / 100 - 295 entgegengenommen werden.

Im Industrieweg waren einen Opel Kadett und ein VW-Transporter kollidiert, dabei hatte der 27 Jahre alte Opel-Fahrer Kopfverletzungen davongetragen. Der Blechschaden wird auf 26 000 Mark geschätzt. az

Werner Best, der erste Umweltminister, ist tot Der 65jährige Sozialdemokrat erlag mit 65 Jahren einem Krebsleiden

WIESBADEN. Bundesweit war Werner Best(SPD) der erste, der den Titel "Umweltminister" führte und damit ein ganz neues Amt bekleidete. Hessen lag damit wieder einmal vorn. Es war 1970, als Ministerpräsident Albert Osswald das neue Ministerium einrichtete, damals allerdings noch mit dem Zusatz "Landwirtschaftsministerium". Bis zu einem selbständigen Umweltressort brauchte es noch die Grünen und weitere 15 Jahre im Land.

Werner Best war auch der erste Umweltminister, der über einen Skandal stolperte. Keine drei Jahre, nachdem er das Amt übernommen hatte, mußte Werner Best im Giftmüllskandal um den Hanauer Fuhrunternehmer Plaumann zurücktreten. Hessen hatte damals seinen größten Umweltskandal. Deutschlands erster Umweltminister ist am Sonntag in seiner Heimatgemeinde Waldgirmes bei Gießen im Alter von 65 Jahren an Krebs gestorben. Dort soll er am Donnerstag beigesetzt werden. Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) würdigte den Verstorbenen am Montag als "Wegbereiter einer ökologisch orientierten Politik und engagierten Streiter für die Umwelt". "Best hat sich bleibende Verdienste erworben", sagte der Regierungschef. Der Sohn eines Landwirtes aus dem früheren Kreis Wetzlar, der Rechts- und Staatswissenschaften studierte und in Wirtschaftswissenschaften promovierte, stieß nach dem Krieg bald zur SPD. Dort zählte er zu den Machern und Pragmatikern. Best wurde Gemeindevertreter und Kreistagsabgeordneter, der sich schon bald für andere Aufgaben qualifizierte. Ab 1958 gehörte er für 20 Jahre dem hessischen Landtag an, wirkte dort überaus erfolgreich: er war zeitweiliger Chef der Fraktion, ihr "Vize" und außerdem Vorsitzender des wichtigen Hauptausschusses.

Für ein Ministeramt hatte er sich auch als Landrat in Wetzlar qualifiziert. Als Anhänger der Effizienz von Großgemeinden hatte er in seiner Behörde vorexerziert, wie eine Verwaltung rationalisiert werden kann. Rund ein Drittel seiner dreihundert Beschäftigten sparte der gelernte Wirtschaftswissenschaftler ein. In der Zeit der Zusammenlegungs- und Neugliederungseuphorie galt Best als Befürworter oder sogar "Vater" der neuen, später als verunglückt angesehenen Kunststadt Lahn, die aus den Städten Gießen und Wetzlar gebildet wurde.

In der SPD zählte Best immer zum gestandenen rechten Flügel, der seine Gegner stets in die ideologische Ecke zu drängen versuchte. Als Umweltminister scheiterte der Pragmatiker jedoch. Es war wie bei fast allen politischen Skandalen: Der neue Minister nahm Hinweise und Warnungen nicht ernst und mußte später eingestehen, doch frühzeitig über illegale Giftmüllablagerungen informiert gewesen zu sein. Im Giftmüll ging Best als erster, aber nicht letzter Umweltminister unter. Dahinter verblaßten auch Ungereimtheiten um Baugenehmigungen und Grundstücke.

Bests politische Karriere war mit dem Rücktritt jedoch noch nicht beendet. Er wirkte weiter in der SPD-Fraktion. Das Aus kündigte sich 1977 mit einem Schwenk um 180 Grad an. Vom Befürworter der Kunststadt Lahn war Best zum Befürworter der Rück-Auflösung Lahns geworden. Nach 20 Jahren wurde er nicht mehr als Landtagsabgeordneter nominiert, 1978 mußte er auch den Unterbezirksvorsitz abgeben.

Danach wurde es still um ihn, der von 1984 bis 1990 noch einmal an seine Zeit als Umweltminister anknüpfte. Best wurde Landesvorsitzender Hessen im Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV). Aber auch an der Spitze des größten hessischen Umwelt- und Naturschutzverbandes galt er als eigenwillig. 1990 wählten ihn die Vogelschützer wegen fehlender Perspektiven und Schwächen in der Programmatik vorzeitig ab.

Best, das machte seine letzte öffentliche Herausforderung im Naturschutz klar, war eben nicht der Mann für Programme und Impulse, sondern eher ein Praktiker, der am Giftmüll im Umweltschutzministerium gescheitert ist und dennoch einer Idee zum dauerhaften Durchbruch verholfen hat. gra

"Mit Rushdie versöhnen"

LONDON, 11. Januar (epd). Im Streit um den Autor der "Satanischen Verse", Salman Rushdie, hat der Präsident des britischen "Muslim-Parlaments", Kalim Siddiqui, zur Versöhnung aufgerufen. Beide Seiten sollten "vergeben und vergessen", sagte er der Tageszeitung Guardian zufolge bei der jüngsten Sitzung des Gremiums. Siddiqui ist damit von seiner bisherigen Position abgerückt, den Mordaufruf von Ayatollah Khomeiny aus dem Jahr 1989 zu unterstützen. "Wir Muslime sollten die Affäre hinter uns bringen", fügte er hinzu.

Autofahrer nahm vor der Polizei Reißaus Kennzeichen waren gestohlen

KRIFTEL. Vier Mitfahrer saßen noch im Auto - doch der Chauffeur fehlte: Als die Polizei in der Nacht von Sonntag auf Montag ein Frankfurter Auto kontrollieren wollte, das zu schnell fuhr, gab der Fahrer auf der Autobahn A 66 Gas und machte sich in Richtung Wiesbaden aus dem Staub. An der Ausfahrt Hofheim-Nord schaltete er sogar das Licht aus.

Trotzdem gelang es den Beamten, das Fahrzeug in Kriftel ausfindig zu machen, wo es von der Straße abgekommen war und ein Verkehrsschild "umgemäht" hatte. Der Fahrer war geflüchtet, die Mitfahrer aber saßen noch im Wagen. Die Polizei ermittelte, daß das Auto als vorübergehend stillgelegt gemeldet war. Es hatte gestohlene Nummernschilder. set

Bewohner kamen noch rechzeitig nach Hause

OFFENBACH. Gerade noch eindämmen konnten die heimkehrenden Bewohner eines Hauses in der Parkstraße einen Brand, den Einbrecher am Samstag abend verursachten. Sie hatten eine Tischdecke um eine Glühbirne gewickelt, die sich selbst entzündete. Außerdem stahlen sie zwei Fotoapparate, Schmuck und einen Pelzmantel und beschädigten mehrere Gemälde. pmü

Niederlage für das Kartellamt Kammergericht kippt einstweilige Anordnung gegen Horten

has FRANKFURT A. M. Der Kartellsenat des Berliner Kammergerichts unter Vorsitz von Richterin Rosemarie Werner hat dem Bundeskartellamt eine bittere Pille verabreicht. Die einstweilige Anordnung der Wettbewerbshüter gegen den Warenhauskonzern Horten, mit der dessen indirekter Einfluß auf den Reise-Riesen Touristik Union International (TUI) beschnitten wurde, hob das Gericht auf. Diese Entscheidung hatte sich zuvor schon in der mündlichen Verhandlung über die Beschwerde von Horten und dessen Anteilseigner Westdeutsche Landesbank (WestLB) abgezeichnet.

Das Gericht betonte während der Verhandlung, daß der Schritt des Kartellamtes wohl nicht gerechtfertigt sei. Eine derartige Anordnung sei zwar auch im Fusionskontrollverfahren zulässig, ein öffentliches Interesse sei aber nur zu begründen, wenn die Schwierigkeiten bei einer möglicherweise anstehenden Entflechtung weit über das übliche Maß hinausgingen. Der Berliner Behörde schrieb Frau Werner ins Stammbuch, sie habe nicht ausreichend dargelegt, welches Hauptsacheverfahren Grundlage für die Anordnung sei, also welcher Zusammenschluß geprüft wird und eventuell untersagt werden soll.

Zu dem juristischen Mittel der Anordnung hatten die Wettbewerbshüter gegriffen, weil sie sich von Horten und der WestLB düpiert fühlten. Als die Beamten von der Spree den Einstieg der Landesbank bei dem Düsseldorfer Warenhauskonzern freigaben, war ihnen versprochen worden, daß die Satzung der 50prozentigen Horten-Tochter HS Touristik geändert würde. Der Hintergrund: Die HS Touristik ist zu 25 Prozent an der TUI beteiligt. Zunächst wurde die Satzung auch umformuliert, später jedoch wieder zurückgeändert, womit die WestLB über Horten und deren Ableger erneut Einfluß auf die Geschicke von TUI bekam. Diese Verbindung sollte durch die einstweilige Anordnung gekappt werden, weil die WestLB schon maßgeblich an der Touristikgruppe LTU beteiligt ist.

Bei seinem Einschreiten hatte das Kartellamt eine Mehrheitsbeteiligung der WestLB an Horten unterstellt. Die Bank bestritt ein solches Engagement; sie sei nur noch mit 1,1 Prozent direkt und mit 24,4 Prozent indirekt beteiligt. An dieser Stelle hakte auch das Gericht ein. Es wollte wissen, ob das Kartellamt einen Zusammenschluß (den Mehrheitserwerb von Horten durch die WestLB) untersagen wolle, der heute nicht mehr existiere.

Die Niederlage vor dem Kadi kommentiert das Kartellamt mit dem Hinweis, es sei "eine ganze Reihe neuer Rechtsfragen" angeschnitten worden. Behördensprecher Jürgen Kiecker: "Die Anordnung schien uns notwendig, weil wir eine ernsthafte Gefährdung des Wettbewerbs gesehen haben."

Das Stelldichein im Stundenhotel wurde teuer

Den Beischlaf in einer Absteige des Bahnhofsviertels hat jetzt ein 62jähriger teuer bezahlt. Dem Mann wurden von einer etwa 30 Jahre alten Prostituierten 12 000 Mark gestohlen. Doch das ist nicht alles: Das Geld hatte der aus Braunschweig stammende Mann mitgebracht, um sich in Frankfurt einen Gebrauchtwagen zu kaufen.

Er lernte die Frau am Freitag nachmittag am Hauptbahnhof kennen. Zunächst zog er mit ihr durch einige Lokale, ehe sie gegen 19 Uhr ein Stundenhotel in der Elbestraße aufsuchten.

Dort sprang die Frau plötzlich aus dem Bett, berichtete der Mann der Polizei, raffte ihre Kleider zusammen und verließ das Zimmer. Die Tür sperrte sie ab. Der 62jährige wurde vom Portier befreit. Bei der Überprüfung seiner Geldbörse stellte er fest, daß diese leer war.

Die Polizei vermutet, daß die Prostituierte den Diebstahl bereits während des Lokalbummels plante, nachdem sie das gefüllte Portemonaie ihres Begleiters bemerkt hatte. Die Frau wird von dem Geschädigten als etwa 1,65 Meter groß und korpulent beschrieben. Sie trug eine Lederjacke mit Nieten sowie Stiefel. habe

Ein Narrenhaus - nur Prestige zählt Bei der Genfer Friedenskonferenz herrscht babylonisches Sprachengewirr

Wenn die Anführer der südslawischen Stämme zum Friedenspalaver nach Genf kommen, schlägt sie babylonisches Sprachengewirr. Was einst in den Wörterbüchern Serbokroatisch hieß, verstehen sie partout nicht mehr. Um die vom Himmel gefallenen Sprachbarrieren zu überwinden, mußten die UN im Saal 8 des Völkerbundpalasts drei Übersetzerkabinen einrichten. Auf den Glasscheiben steht in großen Buchstaben: Izetbegovic, Cosic/ Milosevic/Karadzic und Tudjman/Boban. Dialektakrobaten mühen sich ab, den richtigen Akzent zu treffen, damit die Ohren der Staatsmänner nicht von den bar- Von Pierre Simonitsch (Genf) barischen Lauten des Nachbarvolkes belästigt werden. "Es ist ein Narrenhaus," meint ein aus dem ehemaligen Jugoslawien angereister Journalist.

Im dem spartanisch möblierten Saal, dessen drei hohe Fenster den Blick auf einen Parkplatz freigeben, spielt sich der Poker um Krieg oder Frieden in Bosnien- Herzegowina ab. Den einzigen Schmuck bildet ein Holzmosaik an der Stirnwand, als dessen Schöpfer sich der dänische Künstler Jacob Petersen zwischen den beiden Weltkriegen verewigt hat. Die Einlegearbeit stellt die Kontinente dar: Europa auf dem Stier, die Pyramiden, einen Drachen, ein Känguruh, einen Indianer und einen Kaktus. Doch globale Betrachtungsweisen sind den Verhandlungspartnern fremd. Sie streiten um Provinzgrenzen. Dahinter steckt ein erbarmungsloser Kampf um die regionale Vormacht, bei dem jede Seite der anderen Völkermordabsichten unterstellt.

Die "Verhandlungen der letzten Chance" nannte UN-Generalsekretär Butros Ghali den seltsamen Vorgang, der jetzt in Genf seinem Höhepunkt zutreibt. Der Ausdruck ist inzwischen so abgelatscht wie die Schuhe der uniformierten Saaldiener. Vor lauter verstrichenen letzten und allerletzten Chancen, den Krieg in Bosnien-Herzegowina auf dem Verhandlungstisch zu beenden, verläßt selbst den unermüdlichen Kopräsidenten der Jugoslawienkonferenz die Geduld. Cyrus Vance als Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs und David Owen als Vermittler der EG, die inzwischen wie Zwillinge auftreten, vermögen ihren Frust kaum zu verbergen. In einer Pressekonferenz erntete Lord Owen Gelächter, als er verkündete, die Standpunkte der Konfliktparteien hätten sich "angenähert, was die Zahl der Fragen betrifft".

Wie ein Deus ex machina soll nun der serbische Präsident Slobodan Milosevic den Durchbruch schaffen. Der engagierte Verfechter Groß-Serbiens zog bisher von seiner Hauptstadt Belgrad aus die Fäden. Es brauchte ein gerüttelt Maß an internationalem Druck, um den starken Mann, der mit nationalistischen Parolen überlegen die jüngsten Wahlen gewann, an den Verhandlungstisch zu bringen. Milosevic kam am Montag morgen in Genf an, doch die Fotografen und Reporter warteten viele Stunden vergebens auf das Eintreffen des früheren Bankdirektors im Völkerbundpalast. Schließlich schlich Milosevic unbemerkt von der Journalistenhorde in Begleitung des montenegrinischen Präsidenten Momir Bulativic durch einen Nebeneingang, um sich schnurstracks zu einem verspäteten Mittagessen mit den Konferenzvorsitzenden zu begeben.

Somit ist die gesamte politische Creme der Nachfolgestaaten Jugoslawiens an den Ufern des Lac Leman versammelt - nur die am Geschick der früheren Sozialistischen Föderation nicht mehr interessierten Slowenen fehlen. Hinter den Nadelstreifenanzügen der frischgebackenen Staatsmänner glänzen die goldbetreßten Uniformen der Generalstabschefs. Der greise Präsident Rest-Jugoslawiens, Dobrica Cosic, gezeichnet von mehreren Herzattacken, macht neben seinen Kollegen bereits den Eindruck eines Friedensengels. Zur orthodoxen Weihnacht am 7. Januar hatte er seinen Landsleuten im Fernsehen das "schmerzhafte Dilemma" veranschaulicht, in dem sich die serbische Nation angeblich befindet: "Entweder eine politische und militärische Kapitulation oder eine Militärintervention der mächtigsten Staaten der Welt."

Im ersten Rang auf der Gegenseite steht der kroatische Staatschef Franjo Tudjman. Der Weltkrieg-II-Partisane, dessen Vater von der Ustascha umgebracht wurde, verdankt den Aufstieg zu höchsten Weihen seinem nationalistischen Programm. Nach dem Krieg in der jugoslawischen Armee als Politkommissar tätig, verlor er wegen seines Bekenntnisses zum "kroatischen Volkstum" noch unter Tito seinen Posten als Schreibtischgeneral, wurde sogar ins Gefängnis gesteckt. Seine autoritäre Machtausübung ist nicht unumstritten. Das hinderte ihn nicht daran, zu behaupten, die Presse seines Landes sei die freieste der Welt.

Der Präsident jenes Staates, um den es in Genf eigentlich geht, nämlich Bosnien- Herzegowina, trägt seit kurzem militärischen Look. Alija Izetbegovic geht nicht mehr ohne das schwarze Barett, auf dem das Wappen seiner Republik prangt: sechs gelbe Lilien auf blauem Grund mit einem weißen Querbalken. Sein Hauptfeind Radovan Karadciz, ein früherer Psychiater, macht hingegen auf zivil. Der Präsident der selbstproklamierten Serbischen Republik Bosniens läßt seine sorgfältig gepflegte Haarmähne von keiner Mütze plattdrücken. Auf die Frage einer Journalistin, ob ihm die Aussicht, auf einer Kriegsverbrecherliste zu stehen, keine Sorgen bereite, konnte der Seelendoktor nur herzlich lachen.

Wenn sich Izetbegovic und Karadzic am Tisch im Saal 8 gegenübersitzen, blikken sie aneinander vorbei. Die dritte Konfliktpartei Bosniens-Herzegowinas, die kroatische Minderheit, wird vom Ökonomisten Mate Boban angeführt. Boban drängt sich selten in den Vordergrund.

Gemeinsam ist den politischen Senkrechtstartern ihr Hang für staatsmännisches Auftreten. Ohne Mercedes und UN- Protokollchef läuft da nichts. Die Veranstalter raufen sich die Haare, wie sie das Prestigebedürfnis ihrer ungleichen Gesprächspartner befriedigen können. Hinsichtlich des selbsternannten Präsidenten der bosnischen Serben haben sie das Problem der Ansprache gelöst, indem sie ihn schlicht Doktor nennen.

Magistrat will Planung für L 3005 ruhen lassen

KÖNIGSTEIN. Die Planungen für die sogenannte Taunusschul-Anbindung, den Abstecher der L 3005 zwischen der Falkensteiner Straße und der B 455 kurz vor dem Kreisel, wird vom Königsteiner Magistrat neu überdacht. Wie der Erste Stadtrat Klaus Dehler der FR sagte, wolle man in der nächsten oder übernächsten Stadtverordnetenversammlung vorschlagen, beim Land Hessen ein Ruhen des Planfeststellungsverfahrens für die Straße zu beantragen.

"Der Bau der Straße ist nicht mehr einsehbar", begründete Klaus Dehler die überraschende Absichtsänderung der Stadt. Die L 3005 würde die Planungsüberlegungen für die neue Sportstätte "Kampfbahn C" beeinflussen, die bereits seit 1972 in der Planung ist.

Die Aktionsgemeinschaft Liebenswertes Königstein (ALK) hatte den "Seitenarm" der Falkensteiner Straße seinerzeit als einzige Partei heftig kritisiert und einen neuen Unfallschwerpunkt prophezeit. esi

Bank-Hochschule lädt zur Besichtigung ein

Zu einem Tag der offenen Tür lädt die Hochschule für Bankwirtschaft (HfB) am Samstag, 16. Januar, von 10 bis 16 Uhr in die Sternstraße 8 ein.

Die Besucher haben die Möglichkeit, das Lehrangebot und die Aktivitäten der privaten Hochschule kennenzulernen, die seit April 1991 Fach- und Führungsnachwuchskräfte für die Kreditwirtschaft ausbildet. reu

SPD will Besuchern zeigen, wo's langgeht

HÖCHST. Die SPD möchte Höchstbesuchern künftig genau zeigen, wo's langgeht. Vom Magistrat fordern die Sozialdemokraten Schaukästen mit Stadtteilplänen, die am Bahnhof und an der Straßenbahnendhaltestelle angebracht werden sollen. Auf denen sollten dann die Fußwege zu Ämtern und Behörden im Stadtteil eingezeichnet sein.

Höchst, so die Begründung des SPD- Antrags für den Ortsbeirat, sei nach wie vor zentraler Sitz städtischer Ämter und Behörden des Main-Taunus-Kreises. Viele ortsunkundige Besucher erreichten den Stadtteil mit Bussen, S- und Straßenbahnen. Die könnten dann an den Haltestellen im Schaukasten nachschauen, wie sie am schnellsten zu AOK, Arbeitsamt, Gericht oder in den Bolongaropalast kommen. tos

An der Strippe: Heinz Leyer von der ABM-Bewilligungsstelle Fürchterlicher Einschnitt kam 1992

USINGEN. Werden die Weichen für die Einstellung eines hauptamtlichen Jugendpflegers noch vor den Wahlen wieder neu gestellt? Erst Anfang Dezember hatte das Parlament mit einer Mehrheit aus CDU und FWG gegen die Stimmen von SPD und Grünen die Stelle für das Haushaltsjahr 1993 abgelehnt. Doch der Streit um Festanstellung oder ABM- Stelle ist wieder neu entfacht, nachdem die Jugendlichen aus Protest gegen den Parlamentsbeschluß ihr Zentrum im neuen Jahr selbst geschlossen haben (FR vom 9. Dezember). Während die FWG mittlerweile bereit ist, das Thema neu zu "überdenken", setzt CDU-Chef Gerhard Liese unverändert auf die ABM-Stelle. Im vergangenen Jahr lehnte die Bewilligungsstelle beim Frankfurter Arbeitsamt den Antrag aus Usingen jedoch ab. FR-Redakteurin Claudia Nenninger fragte den Leiter der Bewilligungsstelle, Heinz Leyer, nach den Aussichten für dieses Jahr.

FR: Wie groß ist der Topf, den Sie für ABM-Stellen in Ihrem Amtsbezirk - Stadt Frankfurt, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, westlicher Landkreis Offenbach, Mörfelden-Walldorf, Karben und Bad Vilbel - 1993 verteilen können?

LEYER: Das steht zur Zeit noch völlig in den Sternen. Erst Ende Februar/Anfang März werden wir den Bewilligungsrahmen vom Landesarbeitsamt erfahren. Zur Zeit wird Ihnen aber auch dort noch niemand sagen können, wie hoch die Kontingente diesmal ausfallen, selbst Prognosen können wir nicht machen.

FR: Welche Summe stand Ihnen im vergangenen Jahr zur Verfügung?

LEYER: In den letzten Jahren konnten wir immer mit mehr als 20 Millionen Mark rechnen, 23 oder 24 Millionen Mark. Vergangenes Jahr kam jedoch der fürchterliche Einschnitt, der auch mit der deutschen Einheit zusammenhängt: Wir erhielten nur neun Millionen Mark. Viele Dinge konnten wir deshalb nicht machen.

FR: Ihrem Rotstift fiel auch der Antrag für einen Jugendpfleger in Usingen zum Opfer. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie die Anträge?

LEYER: Wir mußten letztes Jahr zum ersten Mal überlegen, was wir machen können und lassen müssen und haben einen Prioritätenkatalog erstellt. Ein Antrag hat demzufolge die größten Chancen, wenn der Träger uns die Übernahme in ein Dauerarbeitsverhältnis zusichert. An zweiter Stelle stehen Maßnahmen, die unter die Rubrik "Arbeiten und Lernen" fallen, das betrifft vor allem Jugendliche. Danach folgen Projekte für Langzeitarbeitslose und Schwerbehinderte.

FR: Wie viele Anträge gehen bei Ihnen jährlich ein?

LEYER: Im Durchschnitt 400. Sie kommen natürlich über das Jahr verteilt. Im Augenblick haben wir zwölf Verlängerungs- und sechs Neuanträge. Wir schieben auch keinen Stau vor uns her. Alle Anträge vom vergangenen Jahr sind bearbeitet. Ihre Zahl wird vermutlich sogar unter 400 liegen, da sich die Träger schon auf die Einsparungen eingerichtet haben. Zur Zeit laufen rund 400 Maßnahmen mit über 500 Leuten.

FR: Kann sich Ihre Prioritätenliste ändern, wenn die neuen Mittel bekannt sind?

LEYER: Selbstverständlich. Alles ist offen.

FR: Was können Sie einem Antragsteller empfehlen?

LEYER: Die Anträge nicht zurückhalten, denn es wird mit ABM weitergehen, auch wenn wir nicht wissen, in welchem Umfang.

FR: Wann verschicken Sie die nächsten Ablehnungen?

LEYER: Sie gehen frühestens Anfang April raus. Das gilt auch für die Zusagen.

Tips und Termine

Theater / Literatur / Musik Offenbach. Power Metal, F 63, Frankfurter Str. 63, Sa., 20 Uhr.

Dreieich. Clarinet Summit, Swing, Bürgerhaus Sprendlingen, Sa., 20 Uhr.

Langen. Karate Billi kehrt zurück (Schauspiel), Stadthalle, Sa., 20 Uhr.

Neu-Isenburg. Paddy goes to Holyhead, Bahnhofstr. 50, Sa., 20 Uhr.

Manfred Siebald, Liedermacher, Christusgemeinde, Wilhelm-Leuschner-Str. 72, Sa., 19.30 Uhr.

Rödermark. "Jazz geht's los", Jazzclub, Keller TS Ober-Roden, Sa., 20 Uhr. Fasching / Karneval Dietzenbach. Bürgerhaus, Fremdensitzung der Tanzgarde, Sa. 19.11 Uhr.

Neu-Isenburg. 26. Ball der Senatoren - Isenburger Lumpenmontag, Hugenottenhalle, Sa., Einlaß 18.31 Uhr.

Rodgau: Fremdensitzung der TGS Karnevalsabteilung, Vereinshalle Ostring Jügesheim, Sa., 19.30 Uhr. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15, Sa. auch 22.15 Uhr). - Palast: Die Schöne und das Biest (13.30, 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15, Sa. auch 22.45 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr); Candymans Fluch (Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Kevin allein in New York (13, 15.15); Der Tod steht ihr gut (17.45, 20, Sa. auch 22.15 Uhr). - Broadway: Der letzte Mohikaner (15.30, 17.45, 20.15. Sa. auch 22.30 Uhr).

Dietzenbach. Komm. Kinderkino, Bürgerhaus: Der kleine Magier (So., 15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (16, 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Sister Act (20.30 Uhr, So. auch 16, 18 Uhr); Sister Act + Bodyguard/Doppelnacht (Sa. 22.45 Uhr).

Langen. Hollywood: Die Schöne und das Biest (Sa.+ So. 15 Uhr); Bodyguard (17.15, 20, Sa., auch 22.45 Uhr). - Fantasia: Kevin allein in New York (Sa. + So. 15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.30, 20, Sa., auch 22.45 Uhr).

Neues UT-Kino: Basic Instinct (Sa., 20 Uhr); Grüne Tomaten (So., 20 Uhr). Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Die Schöne und das Biest (15, 16.30 Uhr); Bodyguard (18, 20.15, Sa. auch 22.45 Uhr). - Zeitlos: Kevin allein in New York (15.15 Uhr); Sister Act (17.30, 19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr).

Neu-Isenburg. Autokino-Gravenbruch: Der letzte Mohikaner (Sa. 20 Uhr, So. 19 Uhr). More Money (Sa. 22.30 Uhr, So. 21.30 Uhr).

Kommunales Kino, Musikraum Hugenottenhalle: Curly Sue (Sa., 16 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (17, 20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Tom und Jerry (14.30 Uhr); Sister Act (20.30 Uhr, So. auch 17 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Kevin allein in New York (14 Uhr, Sa auch 16.15 Uhr); Bodyguard (Sa. 20, 20.30 Uhr, So 16.15, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Tom und Jerry (Sa. 14, 16, So. 14 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20 Uhr, So. auch 16 Uhr); Monty Pythons auf hoher See (Sa., 22.30 Uhr). Parteien / Parlamente Offenbach. SPD-Ortsverein Tempelsee- Lauterborn, Jahresfest, AW-Heim, Hainbachtal, Waldstr. 353, Sa., 15 Uhr.

Dietzenbach. SPD-Ortsverein, Haspelessen/Neujahrsempfang, Gaststätte Alt- Dietzenbach, Sa., 11 Uhr.

Dreieich. Junge Liberale, Kreisverband: The Fab Four, Konzert gegen Gewalt von Rechts, Sa., 20.30 Uhr.

SPD-Stadtverband, Neujahrsempfang, SKG-Sporthalle, Seilerstr. 9., So., 11 Uhr.

Neu-Isenburg. Haupt- und Finanzausschuß: Haushalt, Rathaus, Sa., 9 Uhr.

CDU-Stadtverband, Neujahrsempfang, Hugenottenhalle, So., 11 Uhr.

Rodgau. SPD: Mitmachzirkus "Rämmi Dämmi", Bürgerhaus Dudenhofen, Sa. 11 und 14 Uhr, So. 11 und 14 Uhr. Ausstellungen Seligenstadt. Christiana Crüger, Malerei, Vernissage, Galerie des Kunstforums, Frankfurter Str. 13, So., 17 Uhr. Vereine Langen. Obst- und Gartenbauverein, Jahreshauptversammlung, Stadthalle, Großer Saal, So., 15 Uhr.

Brieftaubenzüchter "Klub" 03, Brieftauben-Siegerschau, Gemeindehaus Stadtkirche, Frankfurter Str. 3-5, So., 9-17 Uhr.

Rodgau. Winterball der Sportvereinigung Weiskirchen, Bürgerhaus Weiskirchen, Sa., 20 Uhr.

Naturschutzbund Dudenhofen, Exkursion zur Bongschen Kiesgrube; Ludwig- Erhard-Platz, So., 10 Uhr. Sonstiges Offenbach. Schallplattenbörse, Stadthalle, Waldstraße, So., 10 Uhr.

Kopfüber in die Nacht, Disco, Isenburger Schloß, Sa., 22 Uhr.

Neu-Isenburg. Tanztee, Quartier IV, Luisenstr. 18, So., 15 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", Frankfurter Str. 48: Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.

Mühlheim. Frau-Mutter-Kind: Alleinerziehenden-Treff für Frauen, Sa., 15 Uhr, Lessingstr. 25. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach: Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03/5 18 84.

Kreis DA-Dieburg: Tel. 0 60 71 / 3 30 33. Impfungen Montag Offenbach. Polioimpfung: Bürgel, Uhlandschule, 8.30-10.15, Waldheim, Friedrich-Ebert-Schule, 10.45-11.15 Uhr.

Doppelter Persilschein

Nun hat Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer einen Persilschein in doppelter Ausfertigung bekommen. Sowohl Regierungschef Helmut Kohl (CDU) als auch der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff sehen nichts Anrüchiges daran, daß sie offiziell für eine Immobilienfirma warb und mit dem Bundesadler im Briefkopf ihrem privaten Mieter kündigte. Freilich äußern sich die beiden abgestuft: Während Lambsdorff Rücktrittsforderungen "absurd" nannte, fand Kohl etwas "kritikwürdig", ohne aber für einen Rücktritt den "geringsten Grund" zu sehen.

Irmgard Schwaetzer kann mit dieser eindeutigen Art der Rückendeckung zufrieden sein. Ihrem parteiinternen Widersacher Jürgen Möllemann hatten weder Lambsdorff noch Kohl so viel Vertrauen entgegengebracht und mit ihren Äußerungen über Werbebriefe zugunsten eines Familienmitglieds die Stellung des inzwischen zurückgetretenen Bundeswirtschaftsministers geschwächt. Falls nicht weitere Enthüllungen über dubiose Praktiken Schwaetzers auftauchen, dürfte sie die bevorstehende Regierungsumbildung überstehen.

Besser wäre es gewesen, wenn Kohl/ Lambsdorff eindeutig formuliert hätten, wo die Grenzen eines Ministeramts liegen. Lambsdorffs flapsiger Hinweis, wer in dem Schwaetzer-Artikel Verwerfliches sehe, müsse "ganze Bundeskabinette entvölkern", läßt Schlimmes ahnen. In manchen Ministerbüros, wohl nicht nur in Bonn, sondern auch in Landeshauptstädten, wird die Suche nach peinlichem Belastungsmaterial beginnen. hll (Bonn)

Sicherheitsbärchen sind ausgegangen

OFFENBACH. Kaum auf dem Markt sind die kostenlos verteilten "Sicherheitsbärchen" bereits vergriffen. Es habe einen wahren Run auf die "Rückstrahler" gegeben, mit denen Fußgänger im Dunkeln auf sich aufmerksam machen können, sagt die Polizei. Sie will die Aktion wiederholen. pmü

Sportnotizen

Timman besiegt Short in zweiter Partie In der zweiten Partie des Kandidatenturniers um den Herausforderer von Schach-Weltmeister Garry Kasparow besiegte der Niederländer Jan Timman (41) in San Lorenzo de El Escorial bei Madrid den Briten Nigel Short (27), der die weißen Steine führte. Die erste Partie endete remis. Das Recht, im Sommer Kasparow herausfordern zu dürfen, erwirbt der Spieler, der zuerst 7,5 Punkte erreicht. Wiesbaden gegen TUS Homberg In der dritten Handball-Pokalrunde Frauen muß der DJK Wiesbaden zum TUS Homberg reisen. Meister Walle Bremen trifft auf Oldenburg. Hausverbot für Krabbe-Coach Der frührere Trainer von Katrin Krabbe, Thomas Springstein, hat beim SC Neubrandenburg Hausverbot erhalten. Mit den wegen Dopings suspendierten Sprinterinnen Grit Breuer und Manuela Derr hatte Springstein versucht, den kommunalen Sportstätten-Komplex im Jahnstadion zum Training zu nutzen. Livingstone geht in die Berufung Der britische Sprinter Jason Livingstone, der vor den Olympischen Spielen im vergangenen Juli des Dopings überführt worden war, hat gegen die vom britischen Leichtathletik-Verband verhängte Vierjahre-Sperre Berufung eingelegt. Schäfer "Trainer des Jahres" Winfried Schäfer vom Bundesligisten Karlsruher SC ist von der Sportsendung dran als "Trainer des Jahres 1992" ausgezeichnet worden. Hinter ihm plazierten sich Ribbeck (Bayern München), Rehhagel (Werder Bremen), Hitzfeld (Dortmund) und Stepanovic. Zobel verlängert in Kaiserslautern Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat den Vertrag mit Trainer Rainer Zobel um ein Jahr bis zum 30. Juni 1994 verlängert. Hahnenkamm-Abfahrt verlegt Wegen Schneemangels wurde die legendäre Hahnenkamm-Abfahrt von Kitzbühel am kommenden Samstag abgesagt und nach St. Anton verlegt.

Handelszentrale deutscher Kaufhäuser in der Krise: 70 Millionen für Verkauf der Immobilie noch nicht in der Kasse Mit "Kündigungswellen" soll jetzt Schluß sein Zahl der Mitarbeiter schon jetzt auf 300 geschrumpft Von Susanne Hoerttrich SCHWALBACH. Angeschlagen präsentiert sich die Handelszentrale deutscher Kaufhäuser (Hadeka) Fahrern, die auf der Landesstraße 3005 Richtung Kronberg unterwegs sind. Das ist die Genossenschaft mit rund 2000 kleinen und mittleren Textileinzelhandelshäusern nicht nur äußerlich. Die Zahl der Mitarbeiter am Firmensitz in Schwalbach schrumpfte von 1990 bis heute von 480 auf etwa 300. Und Vorstandsvorsitzender Walter Oberhorner sagte in einem FR-Gespräch, die Hadeka wäre am Ende, hätte sie nicht ihre wertvolle Immobilie am Kronberger Hang zum Großteil verkaufen können. Doch die etwa 70 Millionen Mark, die die Hadeka aus dem Erlös von rund 50 000 Quadratmetern nicht mehr benötigter Fläche erzielen möchte, klingeln noch nicht in der Kasse. Zwei Käufergruppen, die je drei Parzellen Richtung S-Bahn und auf dem jetzigen großen Parkplatz erworben haben, wollen nämlich erst zahlen, wenn der Bebauungsplan rechtskräftig ist. Immerhin ist die Hälfte der Kaufsumme laut Oberhorner nun auf dem Weg, da die Areale an der Bahn bereits bebaut werden dürften.

Die zweite Hälfte des Geldes fließt aber erst, wenn die Behörden der geplanten Verkehrsführung am Kronberger Hang zustimmen und der Bebauungsplan rechtskräftig werden kann. Oberhorner erhofft sich freilich schon von der ersten Zahlung eine spürbare Erleichterung der finanziellen Situation.

Dabei dienen die 70 Millionen der Genossenschaft nicht mal als Polster für die Rücklage: Sie gehen direkt an die DG- Bank, der die Hadeka aufgrund ihres geringen Eigenkapitals hohe Kredite zurückzahlen muß. Für die Zinsen blättert die Hadeka jährlich acht Millionen hin.

Um aus den roten Zahlen herauszukommen, wandte das Unternehmen in den vergangenen Jahren noch ein anderes Mittel an: Die Mitarbeiter wurden mit immer neuen Nachrichten von bevorstehenden Kündigungen geschockt. Doch jetzt, nachdem die Beschäftigten in der Schwalbacher Zentrale auf etwa 300 reduziert worden sind, soll nach Auskunft von Oberhorner Schluß sein mit "Kündigungswellen". Nur noch "Einzelpositionen" sollten wegfallen.

Betriebsratsvorsitzender Rolf Öhm weist darauf hin, daß nach dem Umstrukturierungs- und Rationalisierungskonzept die Zahl der Arbeitsplätze erst in 1995 auf 300 geschrumpft sein sollte. "Wir sind betroffen, weil das vorzeitig in Angriff genommen wurde und das Personal die Rechnung immer mitbezahlen muß", so Öhm. Doch andererseits seien Rationalisierungen zwangsläufig. Konjunktureinbrüche, vor allem in der Textilbranche, trugen zur schlechten Lage der Hadeka bei. Der Betriebsrat sorgt sich, daß weitere Arbeitsplätze wegfallen. Insbesondere die verspätet eintreffenden Zahlungen für die Immobilie stimmen ihn "nachdenklich". Der Betriebsrat habe daher der Geschäftsleitung angeboten, falls es noch mehr Schwierigkeiten beim Bebauungsplan und anderen Auflagen gebe, wolle er beim Regierungspräsidium zu bedenken geben, "daß Arbeitsplätze unnötigerweise in Gefahr sind", so Öhm.

Auf die Frage, ob mit dem Verkauf von zwei Dritteln der Schwalbacher Immobilie nicht das letzte Faustpfand aus der Hand gegeben und die Hadeka auch künftig gefährdet sei, sagte Oberhorner: "Im Betriebsergebnis schreiben wir schon jetzt schwarze Zahlen, nur im Finanzergebnis noch nicht." Doch: "Wenn wir die 70 Millionen Mark haben, entsteht in Zukunft eine ganz andere Kostenlage", da die Zinszahlungen wegfallen.

Andererseits mache er sich aber "große Sorgen, wie es meinen Mitgliedern draußen im Markt geht". Oberhorner ist überzeugt: "Wir müssen die Hadeka auch deshalb am Leben erhalten, weil die Mitglieder sie brauchen." Knipse die Hadeka die Lichter aus, werde das auch ein "nicht geringer Teil unserer Mitglieder tun". Da kleine Textilhändler auf dem absteigenden Ast sind, die Hadeka aber die Zahl ihrer Anschlußhäuser halten muß, hofft Oberhorner auf weitere Märkte in Richtung Ex-DDR und Europa.

Zudem sucht er starke Finanzpartner, die eventuell über die Tochtergesellschaften einsteigen, um das Problem des mangelnden Eigenkapitals zu lösen. Oberhorner glaubt, bei den kleinen Modekaufhäusern werde es kein großes Sterben wie bei den Tante-Emma-Läden geben. Denn: "Bei Mode ist die Individualität beim Verbraucher höher als bei Konservendosen."

Klage gegen Richter in Chile

SANTIAGO, 11. Januar (epd). Die Abgeordnetenkammer des chilenischen Parlaments hat Verfassungsklage gegen vier Richter des Obersten Gerichtshofs wegen "beträchtlicher Pflichtverletzung" bei der Aufklärung von Verbrechen der Militärdiktatur erhoben. Der Beschluß wurde in Valparaiso nach 18stündiger Debatte mehrheitlich mit den Stimmen der Koalitionsparteien gefaßt. Abgeordnete rechtsgerichteter Parteien stimmten dagegen.

Als Mitglieder einer Kammer des Obersten Gerichtshofs hatten die vier Richter im Dezember den Prozeß um die Ermordung eines linksgerichteten Politikers im Jahr 1974 an die Militärgerichte überwiesen. In der Überweisung des Verfahrens an die Militärgerichte sahen die Abgeordneten einen Verstoß gegen die von Chile unterzeichneten internationalen Menschenrechtskonventionen. In ihnen ist festgelegt, daß Verbrechen von Militärs gegen die Zivilbevölkerung von zivilen Gerichten verhandelt werden müssen.

SPD informiert über Verkehrspolitik

WESTLICHE STADTTEILE. Wohin mit den Autos der Sossenheimer Neubürger, die auf dem Moha-Gelände wohnen werden ? Darüber und über noch viel mehr informiert die SPD am heutigen Dienstag in einer Diskussion zum Thema "Verkehrspolitik in Frankfurt und den westlichen Stadtteilen". Stadtrat Martin Wentz und Ortsvorsteher Rudolf Hartleib werden ihre Vorstellungen erläutern.

Die Sossenheimer Sozialdemokraten laden zu der Gesprächsrunde für heute, 20 Uhr, in die Altenwohnanlage, Dunantring 8, ein. gre

Ärger wegen neuer Radiolizenz Wurde Frequenz vorschriftswidrig nach Weinheim vergeben?

Der Heidelberger Rechtsanwalt und SPD-Stadtrat Nils Weber hat bei der Landesanstalt für Kommunikation Baden- Württemberg (LfK) Widerspruch gegen die Vergabe der Heidelberger UKW-Sendefrequenz 106,1 an das Weinheimer "Radio Wachenburg" eingelegt und Bedenken angemeldet, ob bei der Frequenzvergabe alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Weber vertritt den Besitzer des Heidelberger Gasthauses und Kulturtreffs "Alte Krone", Ahmet Pekkip, der sich ebenfalls um die neue Frequenz beworben hatte und mit ihr ein Heidelberger Lokalradio betreiben wollte - ein Angebot, das es dort im Gegensatz zu anderen Städten noch nicht gibt.

Pekipp hatte seine Bewerbung bei der LfK Anfang September 1992 angemeldet und den seiner Meinung nach bestehenden Bedarf für ein Heidelberger Lokalradio dargelegt. Verglichen mit anderen Städten, so seine Begründung, habe Heidelberg bisher auf diesem Gebiet wenig zu bieten, die in der Region vorhandenen Hörfunksender nähmen von der Stadt nicht die wünschenswerte Notiz und beschränkten sich auf eine äußerst knappe Berichterstattung. Ein "Radio Heidelberg" so argumentierte er, könnte aktuelle Themen anders aufgreifen; angesichts nur einer einzigen Zeitung in der Stadt könnte es das Medienangebot abrunden. Um diesen Ansprüchen auch gerecht zu werden, kündigte er die Gründung eines Programmbeirats an.

Eine Antwort auf seine Bewerbung hat der Heidelberger Geschäftsmann bis heute nicht bekommen. Statt dessen sendet auf 106,1 MHZ seit kurzem ein "Oldy-Radio" den lieben langen Tag "Musik, die Spaß macht". Denn ohne die neue Sendefrequenz auszuschreiben, hatte der Vorstand der LfK sie am 30. September letzten Jahres gegen eine Verwaltungsgebühr von 1000 Mark kurzerhand der Weinheimer Rundfunk GmbH Radio Wachenburg zugeteilt. Einen Tag vor Weihnachten ordnete Lfk-Präsident Eugen Volz die sofortige Vollziehung des Zulassungsbescheids an. Seither sendet Radio Wachenburg seine Oldies nicht nur wie bisher auf einer, sondern auf zwei Frequenzen in der ganzen Kurpfalz.

Nach Meinung des Heidelberger Rechtsanwalts, der Stuttgarter Kollegen beauftragte, auch beim dortigen Verwaltungsgericht den Sofortvollzug anzufechten, hat die LfK bei der Vergabe gegen zwingende Vorschriften des Landesmediengesetzes verstoßen, wonach für die Zuteilung von Frequenzen eine Ausschreibung und die Mitwirkung eines Programmbeirats vorgesehen sei. Die LfK habe sich statt dessen auf eine Übergangsvorschrift berufen, die jedoch nur bei der Verbesserung der Versorgung eines Gebiets oder der Erhöhung der Reichweite eines Programms gelte. Das treffe jedoch im Gegensatz zu den Angaben der LfK in diesem Fall nicht zu, vielmehr handle es sich hier um die Zuteilung eines völlig neuen Sendegebiets.

Außerdem hält der Heidelberger Anwalt der LfK vor, daß sie mit ihrer Entscheidung gegen den Paragraphen 24 des Landesmediengesetzes verstoße, der die Meinungsvielfalt sichern solle. Radio Wachenburg werde zu 99 Prozent von der Diesbach-Medien GmbH beherrscht, die als Herausgeber der Weinheimer Nachrichten ein Monopol auf dem lokalen Zeitungsmarkt besitze und außerdem nicht unerheblich am Regionalsender "Radio Regenbogen" beteiligt sei. So komme zu einem bereits bestehenden Doppelmonopol noch ein Heidelberger Sender, auf den die Bürger der Stadt keinerlei Einfluß hätten.

Gegen das Vorgehen der LfK protestierte inzwischen auch der Heidelberger Verein "Brennpunkt Medien". Er verlangte die Einstellung des Oldiesenders. Der Verein möchte in Heidelberg ein Bürgerradio nach nordrhein-westfälischem Vorbild gründen. Auf Rat des ehemaligen Lfk-Direktors habe er daher ein Kozept für die Aufteilung kommerzieller und nichtkommerzieller Interessen für die Frequenz 106 erstelllt, erklärte ein Vereinssprecher. Trotzdem sei man nun einfach übergangen worden.

JOHANNA EBERHARDT

Hahner bleibt an der Spitze der Steinbacher JU

STEINBACH. Christoph Hahner steht weiter an der Spitze der Jungen Union. Die Jahreshauptversammlung der CDU- Nachwuchsorganisation bestätigte ihn ebenso im Amt wie Schatzmeister Roger Marzell und Pressesprecher Mathias König. Neu im JU-Vorstand ist Stephanie Charrier als stellvertretende Vorsitzende und Schriftführerin. Auch in der Stadtpolitik will die Junge Union tüchtig mitmischen. Pressesprecher König verweist darauf, daß neben ihm (Platz 5) auch Ulrike Linhardt als zweites JU-Mitglied auf Platz 3 der CDU-Liste für die Kommunalwahl im März vertreten ist. mak

Der UN-Chef kam, hörte, doch nichts war klar In Bonn weiter unvereinbare Positionen zur Beteiligung der Bundeswehr an Militäreinsätzen Von Martin Winter (Bonn)

Einen größeren Gefallen hätte UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali seinen Bonner Gastgebern gar nicht tun können. Vor der versammelten Presse forderte er "vollkommen undiplomatisch" die "volle" politische, wirtschaftliche und militärische Beteiligung der Deutschen an den Vereinten Nationen.Natürlich wußte der Generalsekretär, der zu seinem Antrittsbesuch nach Bonn gekommen war, daß die Deutschen damit so ihre Probleme, vor allem Verfassungsprobleme, haben. Dafür bekundete er seinen Respekt und hob hervor, daß das Ansehen der Deutschen deswegen in der Welt "keinen Schaden" nehme.

Das wird nun wiederum die, die der Verfassungsdebatte vorwerfen, außenpolitischen Schaden anzurichten, wenig freuen.Immerhin, mit je unterschiedlicher Gewichtung nahmen Kanzler, Außenminister und Abgeordnete Gelegenheit, Butros-Ghali ihre ganz eigene Sicht der Dinge zu schildern. Ob der Generalsekretär nun mit einem klareren Bild zurück nach New York fährt, bewahrte er bei sich.

Während er seine Gesprächstour durch Bonn machte, gab es in der Regierungsstadt immer noch keine Anzeichen für eine verfassungspolitische und verfassungsrechtliche Einigung über den Einsatz der Bundeswehr außerhalb der NATO (out of area).

Eigentlich wollten sich die Parteien am Mittwoch zu Verhandlungen über eine Verfassungsänderung treffen. Doch die SPD winkte am Montag ab: sie will erst einmal von der Regierung wissen, was deren Position ist. In der Tat sind die Auffassungen von CDU/CSU, FDP nd SPD nur schwer auf einen verfassungsrechtlich tragbaren gemeinsamen Nenner zu bringen. Außerdem scheint der Wille zum Kompromiß in der Union nur schwach ausgeprägt: Trotz aller Bekundungen, eine "Grundgesetzklarstellung" aus "politischen" Gründen für notwenig zu halten, hoffen viele Christdemokraten doch eher auf eine verfassungsgerichtliche Regelung.

Da nach Meinung von CDU/CSU das Grundgesetz der Bundeswehr keine Einsatzbeschränkungen auferlegt, wollen manche Christdemokraten das Urteil der Karlsruher Richter über die Klage der SPD gegen den Einsatz der Bundeswehr in der Adria abwarten. Ganz recht käme ihnen auch, wenn die Sozialdemokraten gegen die Absicht der Bundesregierung, 1500 Soldaten inklusive Kampftruppen nach Somalia zu schicken, das Gericht anriefen. Doch so einfach, das wissen auch die Christdemokraten, wird es ihnen nicht gemacht. Denn ihr Koalitionspartner FDP besteht auf einer Grundgesetzergänzung, um den Einsatz der Bundeswehr zu regeln.

Mehrfach hat die Koalition vergeblich versucht, sich in dieser Frage auf eine gemeinsame Position zu einigen. Inzwischen ist das Klima zwischen den Partnern ziemlich frostig. Es gehört jedenfalls nicht zum üblichen Umgang unter Regierungspartnern, wenn der außenpolitische Sprecher der Union, Karl Lamers, der FDP (und der SPD) vorwirft, mit ihren Positionen die "außenpolitische Handlungsfähigkeit" Deutschlands zu gefährden und den europäischen Partnern in "empörender Weise" mit Mißtrauen entgegenzutreten.

Hinter diesem Angriff, von dem Lamers Außenminister Klaus Kinkel (FDP) nur ganz vorsichtig ausnahm, steht ein Grundwiderspruch: Während CDU/CSU die Bundeswehr an allen nur denkbaren Einsätzen auch außerhalb von UN-Beschlüssen teilnehmen lassen will, beharrt die FDP auf friedenssichernden und friedensherstellenden Einsätzen nur im Rahmen der Vereinten Nationen. So jedenfalls steht es in einem Präsidiumsbeschluß der FDP vom August vergangenen Jahres. Wie fest dieser Beschluß steht, ist in Bonn allerdings unklar.

Karl Lamers jedenfalls meint, die Union werde "sich durchsetzen", weil sowohl FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff als auch Außenminister Klaus Kinkel "eigentlich" die CDU-Position verträten. Lamers beruft sich dabei auf Interviews des Außenministers vom Wochenende, in denen dieser davon gesprochen hatte, daß "Einsätze der Bundeswehr aufgrund eines Sicherheitsratsbeschlusses erfolgen oder unter UNO-Dach stattfinden" könnten.

Hier scheint der Freidemokrat in der Tat die Position seiner Partei aufzuweichen. Lamers und Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), die gerne eigenen Aktionen, etwa der Westeuropäischen Union (WEU), das Signum der UN geben würden, ohne die UN zu beteiligen oder auch, um gegen deren Willen handeln zu können, schöpfen schon Hoffung.

Sie glauben nämlich, daß Kinkel mit "unter dem UNO-Dach" das gleiche meint wie sie, wenn sie vom "Rahmen der Charta der Vereinten Nationen" reden. Dieses Zauberwort benutzt die Union fleißig. In der Praxis bedeutet es, daß man sich bei Aktionen auf den Artikel 51 der UN berufen will, der allen Mitgliedstaaten erlaubt, sich allein oder gemeinsam gegen eine Aggression zur Wehr zu setzen.

Da fühlt sich Kinkel allerdings mißverstanden. Für ihn heißt "unter UNO-Dach" ganz klar: Es muß eine wie auch immer geartete "Zustimmung" der UN geben. Eine Aktion gegen ein Nein des Sicherheitsrates komme für ihn nicht in Frage, sagt Kinkel.

Für seine Vermutung, die FDP-Spitze sei zu einer Aufweichung ihrer Position bereit, kann Lamers allerdings auch die "Petersberger Beschlüsse" der neun Mitglieder der WEU vom Sommer vergangenen Jahres anführen, die Kinkel immerhin unterschrieben hat. Auf dem Petersberg bei Bonn hatte die WEU beschlossen, ihre Truppen auch für "humanitäre Aufgaben", für friedenserhaltende Maßnahmen und für "Kampfeinsätze" zur Verfügung zu stellen. Diese Einsätze müssen nicht an Beschlüsse der UN gebunden sein.

In aller Deutlichkeit sagte das Außenamtsstaatssekretär Dieter Kastrup im Dezember im Auswärtigen Ausschuß. Den WEU-Einsätzen müsse nur "in der Regel ein Beschluß des UN-Sicherheitsrates" vorausgehen. Auf jeden Fall gelte, daß der "Einsatz im Einklang mit den Bestimmungen der Charta der Vereinten Nationen" stehen müsse. Im Klartext ist das der Bezug auf Artikel 51 der UN- Charta, wie ihn auch die CDU macht.

Der FDP wollen die Christdemokraten mit einer großzügigen parlamentarischen Regelung und einer Bremse gegen militärische Alleingänge Deutschlands entgegenkommen. Zum einen bot Lamers am Montag an, daß der Bundestag in jedem "Einzelfall" über den Bundeswehreinsatz beschließen muß. Dabei könnte er sich "abgestufte" Mehrheiten vorstellen. Für einen Kampfeinsatz etwa eine größere ("Kanzlermehrheit oder Zweidrittelmehrheit") als für Blauhelmeinsätze. Zum anderen, sagte Lamers, soll eine Klausel im Grundgesetz sicherstellen, daß die Bundeswehr nur im Rahmen "zwischenstaatlicher Organisationen" (zum Beispiel EG) oder "kollektiver Sicherheitssysteme" (NATO, WEU, KSZE) eingesetzt werden darf.

Doch alles das sind nur Luftnummern der Koalition, solange die SPD nicht bereit ist, ihre strikte Position - Blauhelme ja, Kampfaufträge bestenfalls nach einer grundlegenden Reform der UN und auch dann nur unter deren Kommando - zu revidieren. Weder die FDP noch die Union wollen den harten Kurs der SPD mitmachen. Allerdings hat auch die SPD mit ihren Beschlüssen Probleme.

So ist es unter Sozialdemokraten durchaus umstritten, ob ein Blauhelm- Einsatz in Somalia mit einer Kampfkomponente, die humanitäre Hilfe sichern soll, noch von den Parteibeschlüssen gedeckt ist.

In Bonn werden zur Zeit drei Möglichkeiten gehandelt, das Problem des Bundeswehreinsatzes zu lösen: Entweder einigen sich Sozial- und Christdemokraten auf der Linie der FDP. Oder die FDP gibt ihre Überzeugung auf, daß es einer Verfassungsergänzung bedarf. Dann wäre der Weg für ein Bundeswehreinsatzgesetz mit einfacher Mehrheit frei. Oder das Verfassungsgericht entscheidet.

Belohnung für Hinweise auf Sprengstoffanschlag

WIESBADEN. Ungeklärt sind nach wie vor die Hintergründe des Sprengstoffanschlags auf eine Gaststätte in Dotzheim. Der Regierungspräsident (RP) in Darmstadt hat unterdessen eine Belohnung in Höhe von 5000 Mark ausgesetzt für Hinweise, die zur Festnahme der Täter führen. Wie gestern berichtet, war in der Nacht zum Samstag auf dem Parkplatz der Gaststätte "Zum Turnerheim" in Dotzheim eine Granate explodiert. Menschen wurden dabei nicht verletzt. Den Schaden an Gebäude und einem Auto beziffert die Polizei auf etwa 10 000 Mark.

Die Ermittler tappen derzeit noch im dunkeln. Weder auf die Täter noch über die Hintergründe des Anschlags gibt es nähere Informationen. Die Polizei sucht nach wie vor Zeugen, die vor der Gaststätte oder auf dem Parkplatz etwas Verdächtiges gesehen haben.

Nach dem Mordanschlag auf den Wirt im Oktober hatte der RP bereits 3000 Mark Belohnung ausgesetzt. Diese Summe erhöhte er gestern um 2000 Mark.

Hinweise nimmt die Polizei in Wiesbaden unter der Rufnummer 0611 / 34 53 11 entgegen. Etwaigen Anrufern sichern die Beamten Vertraulichkeit zu. kkü

Den Unterricht boykottiert Klasse 3B will nicht in die asbestverseuchten Räume

KÜNZELL. Nach monatelangen, zunächst internen Auseinandersetzungen um die Asbest-Kontamination der "Florenberg"-Grundschule in Künzell-Pilgerzell bei Fulda hat der Streit einen Höhepunkt erreicht: Zum Schulbeginn am Montag boykottierte die Klasse 3B geschlossen den Unterricht in den asbestverseuchten Räumen.

Für die Eltern ist der Aufenthalt ihrer Kinder in den vom TÜV Hessen mit der "Gefahrenstufe I" belegten Räumen des Schulgebäudes "nicht mehr weiter zumutbar". Sie wollen nicht bis zur angekündigten "Totalsanierung" in den Sommerferien warten und die 22 Jungen und Mädchen erst wieder zur Schule schikken, wenn "asbestfreie Ausweichräume" angeboten werden, erklärte Klassenelternvorsitzende Christa Reinhard.

Die Mehrheit des 13köpfigen Schulelternbeirates hält dagegen die Gefährdung "nicht für so groß, daß die Schule von heute auf morgen geschlossen werden muß". Das gewählte Elterngremium, so dessen Vorsitzender Wolfgang Göb, habe sich nach genauer Information und Bewertung der Fakten mit den Verantwortlichen der Behörde darauf geeinigt, daß die Auslagerung der Schule - die wegen der nun bekannten längeren Sanierungsdauer von bis zu 12 Wochen nötig wird - bis zu den Sommerferien organisiert wird. Der zuständige Dezernent des Schulträgers Landkreis Fulda, Erster Kreisbeigeordneter Gerhard Möller, erklärte am Montag: "Wir fahren die Geschichte in höchster Dringlichkeitsstufe, wir haben uns nichts vorzuwerfen."

Die Eltern der 22 Kinder aus Klasse 3B werfen dem Landkreis jedoch zu langsames Reagieren auf bekannte Gefahren vor: Die 1971 schlüsselfertig von einer französischen Firma errichtete Flachdach-Schule in Stahlstützenkonstruktion wurde aus Feuerschutzgründen mit Promasbest versehen - an den Stahlstützen, in den abgehängten Decken. Die Eltern vermuten auch in den Zwischenwänden den krebserregenden Schadstoff.

Als Beweis für "eine Verschleppung" legte der Ehemann von Christa Reinhard (und Kinderarzt) Dr. Wolfgang Reinhard eine "Chronologie" vor: Danach stellte der TÜV Hessen im Dezember 1990 in der Pilgerzeller Schule Promasbest fest und empfahl Sanierungsmaßnahmen. "Davon haben die Eltern nichts erfahren", kritisiert er.

Der TÜV - so der Schulelternbeiratsvorsitzende - teilte die Schule damals in die "Dringlichkeitsstufe II - Sanierung innerhalb von drei Jahren" ein. In den Sommerferien 1991 erfolgte eine "Teilsanierung", die, wie Kreisbeigeordneter Möller zugibt, "unvollständig war". Die Arbeiten führten für kritische Eltern jedoch zur "Verschlimmerung": Richtlinien wurden von der normalen Baufirma nicht eingehalten, die Stahlträger zwar mit Gipskartonplatten umkleidet, aber etwa Steckdosen gesetzt und dabei Möglichkeiten zum Entweichen der Asbestfasern geschaffen. So kam der TÜV im Bericht vom November 1991 für einen Raum zum Ergebnis: ". . . 546 Asbestfasern pro Kubikmeter Raumluft . . . eine Freigabe des Raumes kann nicht erfolgen . . ." Der Grenzwert liegt bei 500 Fasern.

Spätere Proben zeigten laut TÜV " . . . insgesamt den Befund einer Kontamination des Gebäudes". "Anstatt etwas zu unternehmen, standen im Bibliotheksraum über fünf Monate wegen eines Wasserschadens Deckenteile offen", kritisiert Reinhard und befürchtet die Verseuchung des gesamten Gebäudes. In mehreren Gesprächen kamen sich jedoch die immer besorgter werdenden Eltern, die Mehrheit des Schulelternbeirates und die Kreispolitiker nicht näher. gwa

Weniger Autos in der Innenstadt: Arbeitsgruppe prüfte legale und illegale Parkplätze Zum Parken gibt es Parkhäuser Stadt streicht Stellplätze Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Schubert 935 illegale Parkplätze weniger in der City, dafür 208 Stellflächen mehr für Behinderte und 265 Plätze zusätzlich, die künftig den Anliegern im Fischerviertel rings um das Arbeitsamt sowie im Bereich Bleichstraße / Seilerstraße vorbehalten bleiben. Die "Arbeitsgruppe zur Verhinderung illegaler und zur Reduzierung legaler Parkmöglichkeiten im öffentlichen Straßenraum" hat elf Monate die City durchforstet, und nun hat das mit der Auswertung beauftragte Büro Albert Speer & Partner seinen Abschlußbericht präsentiert. In dem faustdicken Aktenordner ist ein Stück der neuen Frankfurter Verkehrspolitik belegt: Es geht, wenn man will. Auf 18 Ortsterminen hatten sich Vertreter von Stadtplanungsamt, Verkehrsüberwachung, Ordnungsamt, Straßenbauamt, Polizei, Bauverwaltungsamt sowie der Industrie- und Handelskammer getroffen und dabei die Innenstadt auf verkehrs- und verbotswidrig abgestellte Kraftfahrzeuge hin abgesucht.

Das Ziel war klar gesteckt. Dauerparker - und dabei in erster Linie die Berufspendler - sollten auf Busse und Bahnen verwiesen und Kurzzeitparker von den Straßen in die Parkhäuser verlagert werden. Schließlich hatte Helmut Schmitt, Chef der städtischen Parkhäuser, ständig geklagt, daß die Garagen von montags bis freitags selbst in zentraler Lage über weite Strecken des Tages nicht ausgelastet sind.

Zudem sollten die Gehwege und Fahrradspuren wieder denen zur Verfügung stehen, für die sie ursprünglich geplättelt worden sind: den Fußgängern. Denn im Laufe der Jahre hatten sich Autofahrer Quadratmeter um Quadratmeter erobert und jede freie Fläche in Beschlag genommen, wenn sie nur zwei Meter breit und vier lang war.

Zu den Begünstigten zählen sollte auch der Handel. Wo es machbar erschien, strich die Arbeitsgruppe deshalb Parkplätze ohne zeitliche Einschränkung und ordnete dafür Ladezonen an.

"Das funktionierte reibungslos", bilanzierte Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) die Arbeit des Expertengremiums. Das es klappte, lag in erster Linie an der für eine Arbeitsgruppe dieser Größenordnung völlig neuen Organisationsstruktur. Die Gruppe bestand aus ausgewiesenen Fachleuten, die mit den entsprechenden Kompetenzen ausgestattet waren. So konnte - bis auf wenige Einzelfälle - bereits beim Rundgang entschieden werden, daß beispielsweise rings um das Goethehaus 40 Parkuhren demontiert, dafür aber sechs Behindertenparkplätze neu ausgewiesen werden, in der Porzellanhofgasse aus fünf Dauerparkplätzen drei mit Parkuhren und zwei für Behinderte wurden oder in der Weißfrauenstraße fünf Parkuhren zugunsten einer Ladezone fielen.

Klaus Pape, Chef des Bauverwaltungsamtes und Koordinator der bislang einmaligen Aktion, schätzt, daß bislang rund 20 Prozent der illegalen Parkplätze zumeist mit Hilfe von gußeisernen Pollern beseitigt sind. Schwerpunkt dabei waren der Bereich um das Parkhaus Hauptwache, der Stoltzeplatz sowie die Bleidenstraße und die Töngesgasse.

Daß zur Zeit kein weiterer illegaler Standplatz beseitigt wird, hat, so sagt Baudezernent Protzmann, nichts mit dem Kommunalwahltermin am 7. März zu tun, wie böse Zungen behaupten, sondern einen ganz einfachen Grund: "Uns sind die Poller ausgegangen."

Vortrag zur Drogenhilfe

OFFENBACH. Um neue Wege in der Drogenhilfe geht es in einem Vortrag, zu dem das Bella Vista für Donnerstag, 14. Januar, 20 Uhr, in die Berliner Straße 118, einlädt. Es referieren die Leiterinnen der Frauentherapie Camille in Königstein. pmü

Beten und Spenden gegen die Not in Ex-Jugoslawien

OBERURSEL/KRONBERG. Angesichts des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien laden die evangelischen und katholischen Kirchen von Stierstadt zu einem ökumenischen Friedensgebet ein: am Freitag, 15. Januar, in der St.-Sebastian-Kirche (St.-Sebastian-Straße).

Auch die Arbeitsgemeinschaft Kronberger Frauenverbände läßt die Not in den Kriegsgebieten nicht ruhen. Sie rufen zu Spenden für vergewaltigte Frauen und Mädchen in Bosnien auf: auf das Konto 2 22 22 22 des Komitees "Cap Anamur" bei der Stadtsparkasse Köln (Bankleitzahl 370 501 98). mak

Dubliner Erwartungen

An die Bildung einer neuen Regierung in Dublin diese Woche knüpfen sich hohe Erwartungen. Kann die Regierung Albert Reynolds, kann der Juniorpartner, die irische Labour Party, diese Erwartungen erfüllen? In der Tat ist mit Labours Eintritt in die Regierung dem merklichen Linksruck auf der Insel bei den Wahlen vor sieben Wochen Rechnung getragen worden. Das neue Selbstbewußtsein Labours ist unübersehbar, und im Koalitionsprogramm hat Reynolds Fianna-Fail-Partei Labour erhebliche Zugeständnisse gemacht. Vor allem in der Beschäftigungspolitik und bei Sozialreformen sollte das ein frisches Lüftchen in die irische Politik tragen: So einfach wie bisher werden die fortschrittsfeindlichen Kräfte künftig nicht mehr Politik diktieren können.

Wieweit und mit welchem Effekt Labour der Regierung den Stempel eigener Vorstellungen aufdrücken kann, hängt auch von der prekären Wirtschaftslage ab, in der Irland sich befindet - Desillusionierung der Bevölkerung ist eine Gefahr, der die Partei in der Regierungs- Mitverantwortung, wenn es erst zu einschneidenden Maßnahmen kommt, kaum entrinnen wird. Fianna Fail wiederum, der eher konservative Koalitionspartner des kuriosen Bündnisses, wird in den kommenden Monaten an Labours sozialen und liberalen Ideen - etwa in der Frage der Abtreibung - genügend Reibungsfläche finden. Immerhin erweist sichReynolds Partei als pragmatisch genug, dies Bündnis überhaupt einzugehen: Von Prinzipien hat sich Irlands größte Partei noch nie bremsen lassen, wenn es um Machterhaltung ging. P.N. (London)

Klaus Betz Winterurlaub um den Faktor Schnee bereinigt Yverdon les Bains im Schweizer Jura: Wohlbefinden auch ohne Skier

In Basel verlasse ich den Eurocity "Berner Oberland". Skifahren alleine ist nicht länger mein Programm. Es soll mir recht sein, falls es schneit, aber wenn nicht, ist's weiter kein Desaster. Ich bin auf "Umsteigen" eingestellt. Der Zug in die für mich neue Richtung fährt auf Gleis 10, es ist ein Intercity in die Romandie. Manche sagen Westschweiz dazu, für wiederum andere fährt man (Achtung: schimpfwortverdächtig!) zu den "Welschen" - jedenfalls wird dort französisch gesprochen, und wenn ein Besucher das nicht kann, oft sogar auch deutsch.

Im Abschnitt B am Gleis 10 herrscht an diesem nebligen Dezembernachmittag nur wenig Betrieb. Mitfahren möchte vor allem ein Grüppchen mobiltelefonbestückter Jung-Diplomaten auf der Heimreise nach Genf, ferner eine Palette voller Kartons mit der Aufschrift "Schnittblumen" für den Migros-Markt in Neuchâtel und schließlich ich, Alleinreisender in Sachen Winterurlaub - ohne Schneefall-Zwang. Dies zu verwirklichen habe ich mir einen Ort ausgesucht, der zweierlei zu befriedigen verspricht: vorrangig den Wunsch nach Entspannung und Erholung, nachrangig das Liebäugeln mit dem Wintersport, falls es denn vielleicht doch mal schneit. Der Ort - vor Jahren bin ich durchgekommen - heißt Yverdon les Bains.

So sitze ich jetzt mutterseelenallein im Zug nach Yverdon und setze alles, so scheint es, auf eine Karte. In Wirklichkeit bin ich mir längst sicher, bei einer Adresse unterzukommen, die mir für meine Absichten jeden Spielraum läßt. Das 23 000-Einwohner-Städtchen, nur mal so für sich genommen, am Fuße des Jura gelegen und zugleich an den Ufern des Lac de Neuchâtel, wäre ohne diese meine Trumpfkarte wahrscheinlich gerade mal so reizvoll wie Marktredwitz im Vergleich zu Baden-Baden. Und dies trotz Savoyarden-Schloß aus dem Jahr 1260, trotz historischer Stadtkulisse, trotz der Tatsache, daß Heinrich Pestalozzi und Jean-Jacques Rousseau hier gelebt und von hier aus gewirkt haben. Aber weil ich bei meinem damaligen Kurzbesuch festgestellt habe, daß es Kurorte gibt, in denen man nicht kuren muß, und Thermalbad-Hotels, in denen Gesunde nicht von weniger Gesunden getrennt sein müssen, um sich wohl zu fühlen, und weil ich seither außerdem weiß, daß der auf über 1600 Höhenmeter ansteigende Jura im Winter ein prächtiges Langlaufrevier bietet, eines, das ich gar per "Panoramabahn" erreichen kann, darum habe ich mich hier, im Grand Hotel des Bains einquartiert. Das Haus, vor gut drei Jahren erst wiedereröffnet, ist im Eigentum der Stadt. Es wurde für 40 Millionen Franken teils neu erbaut, teils höchst aufwendig restauriert. Zwar ist man außerhalb der Schweiz nicht so bekannt wie Bad Ragatz oder Leukerbad, gleichwohl legt man Wert auf Tradition. Das erste "Hotel des Bains" gab es hier immerhin schon 1736.

Zählen wir uns einfach zu jenem Drittel der Gäste, die der "Wellness" wegen kommen. So bin ich ein Wochenpauschalist in Halbpension, und statt die Nebenkosten nun für Skipaß und die Späßchen drumherum auszugeben, investiere ich diesmal in eine Langlauf-Museums- und Dampfbad-Kombination, eine Algenpakkung-Massagen- und Thermalbad-Mischung, für die ein einziges Motto ausschlaggebend ist: Un peu de tout - von allem ein bißchen.

Ich muß zugeben, daß die ersten Schritte am Ankunftstag noch etwas unsicher ausfallen, aber an die angenehm entspannende Atmosphäre hier gewöhnt man sich schnell. Angenehm ist zum Beispiel, daß das Belle-Epoque-Ambiente im historischen Teil des Hauses nicht mit brettsteifem Gehabe daherkommt. Angenehm ist, daß man sich durchaus auch im Bademantel die derzeit im Haus befindliche Ausstellung über zeitgenössische russische Malerei anschauen kann, bevor man in das Thermalbad hinüberschlendert. Und angenehm ist ferner, daß man abends stets zwischen dem leichten "Menü Sante" oder dem nicht minder bekömmlichen "Menü Pension" wählen kann, zwischen Crevetten-Cocktail und Gemüseauswahl also oder Kalbmilkencremesuppe und Kaninchenfilet an grüner Pfeffersauce.

Die Suppe fängt an, mir zu schmecken. Vorzüglich gar, wenn ich in der "Rotonde" Platz nehme - das ist ein wunderschöner Kuppelbau, der zuweilen als Piano-Bar dient - und dort Zeitung lese, etwa über zwei Seiten hinweg die Leserbriefe in der Basler Zeitung, weil hier die Volksseele kocht. Seit sich die mit ihrer Pro-Haltung bei der EWR-Volksabstimmung "unterlegenen", meist frankophilen Kantone wie die weitsichtige, aber machtlose Minderheit vorkommen, genügen schon kleinste Hinweise darauf, um ein abendfüllendes Thema zu eröffnen. Das alles, während Herr Nagy, der Hauspianist aus Budapest, einen Klassiker zum besten gibt, von dem ich stets geglaubt habe, so gut könne man ihn nur mit der Zither spielen: Ich spreche natürlich vom "Dritten Mann".

Eigentlich wird mir erst am zweiten Tag klar, was an dieser Reise anders ist. Bin ich doch in einer Region unterwegs, in der auch die Schweizer selbst Urlaub machen. Das zeigt sich beispielsweise hoch droben im Jura, im "des Cluds", einem direkt an der Loipe gelegenen Skihütten-Restaurant, zu dem mir von allen Seiten her eingeflüstert wird, ich müsse dort unbedingt "Filet Mignon" bestellen. Das in der Tat erstklassige Lendenstück ist indes nur ein Teil der Attraktion. Die mindestens ebenso vergnügliche Tatsache ist, daß Camille und ich über zweieinhalb Stunden nicht aus dieser Kneipe herauskommen, weil wir links und rechts, mit für mich wildfremden Leuten, in Deutsch, Französisch und Englisch parlierend, so ziemlich alles durchhecheln, was es in Sachen "Olympiade in Lausanne?" " Die Schweiz und ihre Zukunft neben der EG" und, natürlich, über "Ausländerhaß in Deutschland" zu fragen und zu beantworten gibt. Ich bin zu einem Gespräch mit Nachbarn gereist.

Camille ist ein ortsansässiger Langlauf-Guide, mit dem ich mich an diesem Tag verabredet hatte. Unten im nebelverhangenen Yverdon wollte ich kaum glauben, daß im Jura oben ordentliche Sicht herrscht und vom ersten Schneefall Anfang Dezember so viel liegengeblieben ist, daß es für eine kleine Langlauftour reicht. Doch die Überraschung an diesem Morgen ist perfekt. Mit der Lokalbahn Yverdon-Ste. Croix, 8.46 Uhr ab, 9.23 Uhr an, bin ich nach einer halben Stunde Fahrt schon dort angekommen, wo der "Balkon zur Schweiz" liegt: in Ste. Croix beziehungsweise Bullet.

Die Ecke ist wirklich ein Logenplatz. Unter mir wabert ein gigantisches Nebelmeer in der Größenordnung von: links voraus der Oberrhein, rechter Hand der Genfer See. Und über allem ragt die Kette der Alpengipfel hervor, als ginge es heute morgen um einen Zählappell. "346 Gipfel zwischen Bodensee und der Region um Grenoble", versichert Camille, "kann man an klaren Tagen von hier aus sehen." Und Camille wird auch sonst nicht müde - oh diese durchtrainierten Langläufer! -, mir während der Skitour über das Hochplateau des Jura seine Heimat näher zu erklären.

Hier oben hat man selbstverständlich immer von der Land- und Forstwirtschaft gelebt. Aber ähnlich wie zum Beispiel im Schwarzwald hatte man sich hier auch schon vor über 100 Jahren auf eine "Heimarbeitsindustrie" spezialisiert, mit der man in Fachkreisen zu einer Art "Nabel der Welt" geworden ist. Die Rede ist von jenen höchst aufwendig konstruierten "mechanischen Musikinstrumenten", die wir alle als (walzengesteuerte) kleine Taschendrehleiern, Spieldosen, Musiktruhen oder gar als Orchestrion kennen. Obwohl die großen Zeiten dieser Instrumente eigentlich vorbei sind, wird solch wundersam magisches Gerät noch heute produziert und verkauft. In der Masse als "Happy-birthday-to-you-Taschenorgel" für ein paar Franken, in der großen Klasse allerdings als auf jeweils 50 Stück limitierte, kostbarste und aufwendig mit Intarsien verzierte Musiktruhen, aus deren Innerem es genauso golden und silbern herausglänzt, wie es hell und klar klingt. Ein solches Meisterstück kostet heute zwischen 50 000 und 80 000 Schweizer Franken und findet immer noch Liebhaber in aller Welt. Zu hören, zu besichtigen, aber auch zu kaufen gibt es diese Kunstwerke der mechanisch erzeugten Musik im Museum CIMA (Centre International de la Mecanique d'Art), ganz in der Nähe des Bahnhofs von Ste. Croix.

Den dritten Tag verbringe ich vollständig im Hotel und frage mich, ob ich all die Jahre über nicht "schneeblind" war. Seit 20 Minuten nämlich liege ich entspannt in einer Zone absoluter Ruhe. Grasgrün sozusagen, am ganzen Körper mit Meeresalgen bestrichen und in wohlig warme Tücher eingewickelt, kann ich mir partout nicht mehr erklären, warum ich jemals etwas gegen das Wort "Beauty-Farm" gehabt habe. Die "Schwellenangst" erscheint mir plötzlich nur noch als billiges Argument, um an alten Gewohnheiten festzuhalten. Wenn ich mir jetzt beispielsweise vorstelle, über vereiste Skipisten mit nur dürftig ausreichender Schneedecke abzufahren, in Windjakke und -hose eingepackt, um anschließend nur ja nicht im Lift zu frieren, fällt es mir schwer, meine früheren Entscheidungen für die Bretter nachzuvollziehen.

Nachher wird mir Monsieur Fernand eine Auflockerungsmassage verpassen, von der mir alle Lendenwirbel einzeln, die Rippen als Ganzes, der Ischiasnerv und die Nackenmuskulatur im besonderen, die unmißverständliche Nachricht zukommen lassen, es habe ihnen gutgetan. Nach einem angemessenen Mittagsschlaf werde ich sodann zum Schwimmen gehen, im Freien - für 20 Minuten

(Fortsetzung Seite II)

Die "Eleganz der Ökologie" zieht jetzt ins Schlafzimmer ein Politiker-Wäsche und Antischnarchkissen werden auf der "Heimtextil" angeboten / Konjunkturbarometer für die Wirtschaft

"Je mehr es draußen stürmt, desto gemütlicher macht man es sich drinnen" ist eine jener Thesen, mit denen sich die "Heimtextil", der "Welt größte Fachmesse für Heim- und Haustextilien", vom 13. bis 16. Januar Mut und ernsten Optimismus zuspricht.

Die erste Messe des Jahres, stets als Konjunkturbarometer gewertet, vereinigt sechs Fachmessen in zehn Hallen und auf 20 Ebenen des Frankfurter Messegeländes und verspricht, dank der Bemühungen der 2332 Aussteller, den erwarteten Einkäufern den "Aufbruch in eine größere Freiheit".

Und damit es auch dem an der Wohnwelt Interessierten möglich ist, die Trendvisionen der Designer für "mentales Wohnen" anzusehen, ist am letzten Messetag, den 16. Januar, die Kongreßhalle mit dem Trend-Village und die Gemeinschaftspräsentation "Spectrum" in Halle 1, 2. Stock, dem all- gemeinen Publikum gegen Eintritt zugänglich.

Ansonsten ist die Heimtextil den Fachbesuchern - im letzten Jahr waren es an die 60 000 Gäste - vorbehalten. Nur sie dürfen sich an der "Erlebniswelt Bad", dem "Tapetenpark", den Wandbekleidungssensationen und den neuesten Wasserbetten ergötzen.

Das unschlagbare Schlagwort "Die Eleganz der Ökologie" rafft alle Vorurteile hinweg. Gerührt sieht man auf Rupfen und Jute. Die Ökologie im Schlafzimmer verlangt nach ungebleichter Baumwolle, handbestickt.

Viel ist von Maulbeerseide für die Polsterung die Rede. Britisches Zubehör von Borten, Fransen, Minirüschen und Schlüsselquasten, damit alles so richtig gemütlich wird, nennt sich "Elisabethanisches Programm".

Bettwäsche wird nostalgisch, handgemalt im Traumhaus-Dessin oder als Serie "Hurra Deutschland" abgeboten. Da hat man denn Björn Engholm oder Helmut Kohl auf Kopfkissen und Schlafdecken. Für eventuelle Alpträume wird nicht gehaftet. Und ob das Anti-Schnarchkissen, das den Namen "Ruhe" trägt, wirklich jene ätzenden Geräusche aus dem Schlafzimmer verbannt, kommt wohl auf die Intensität des Schnarchers an. Es ist anatomisch richtig geformt, gibt eine gute Schlafposition, ist ein geschütztes Modell und garantiert zumindest "Schnarchminderung". Angeboten werden auch Matratzen, die den schlimmsten Schlafstörungen den Garaus machen. Stützkissen haben Öko- Bezüge aus Frottee-Tricot, 100 Prozent Baumwolle, die handgepflückt aus biologischem Anbau kommt und sich Green Cotton nennt.

Für müde Füße gibt's ein blaues Kissen mit eingebautem Vibrator, mit Batterie angetrieben, das man auch für Nacken und Rücken verwenden kann.

Als "Weltpremiere" der Messe darf jenes Sitzbett gelten mit fünf einzeln zu steuernden Motoren, mit denen stufenlos der gesamte Körper hochgelagert oder Rücken-, Kopf- und Fußteil in die gewünschte Position zu bringen sind. Mit dem fünften Motor läßt sich das Fußteil auf "Relax" einstellen, indem der Knie- Knick stufenlos abgesenkt und angehoben wird. E-S

Friedhelm Gieske wird 65 Streiter für einen Konsens

Als Friedhelm Gieske (unser von- Brauchitsch-Foto) am 1. Januar 1988 das Amt des Vorstandssprechers

beim RWE übernahm, begann in Essen eine neue Ära. Unter seiner Regie wurde das Unternehmen zielstrebig vom reinen Stromerzeuger zu einem auf sechs Säulen ruhenden Mischkonzern umgemodelt. Spektakulärer Beginn dieser Transformation war der Kauf der Deutschen Texaco (heute Dea) für 1,8 Milliarden Mark.

Auch energiepolitisch setzte der promovierte Jurist Akzente, indem er - obwohl Befürworter der Kernenergie - erkannte und auch predigte, daß ein strikter Atomkurs in diesem Lande nicht durchzuhalten sei. Er führte damit in seinem Haus eine Politik fort, die zuvor Rudolf von Bennigsen-Foerder, der 1989 gestorbene Chef des Veba-Konzerns, eingeleitet hatte. Fiel unter dem adeligen Manager das Projekt der Wiederaufarbeitung in Wackersdorf, so ist Gieske hauptverantwortlich für den Schlußstrich beim Schnellen Brüter in Kalkar. Das hat ihm unter Manager-Kollegen nicht nur Beifall eingebracht - ebensowenig wie der jüngste gemeinsame Vorstoß mit seinem Veba-Kollegen Klaus Piltz in Bonn und Hannover, eine neue energiepolitische Verständigung herbeizuführen.

Gieske, seit 1953 beim RWE und seit 1972 im Vorstand, wird am heutigen Dienstag 65 Jahre alt. Chef bleibt er noch bis nächstes Jahr. Wahrscheinlich nicht mehr lange genug, um während der Amtszeit seinen Wunsch nach einem "länder- und parteiübergreifenden Konsens" in der Energiepolitik erfüllt zu sehen. spi

Stadthalle soll Mekka der Oldie-Freunde werden

OFFENBACH. Die Stadthalle soll am Samstag, 30. Januar, "zum Mekka der Oldie-Freunde" werden. Deshalb präsentieren das städtische Kulturamt und die Städtische Sparkasse zwei britische Superbands der sechziger Jahre: Herman's Hermits und die Fortunes. Außerdem treten Wheap aus Offenbach, Merlins Fantasy Farm und Stumple Beats auf. Die Moderation hat Buddy Caine übernommen.

Karten für 29 Mark für diese "Supernight of Rock'n'Roll" gibt es von sofort an im Verkehrsbüro, Stadthof. An der Abendkasse kostet eine Karte 32 Mark. lz

Heiner Müller bekennt sich zu Stasi-Beziehungen

BERLIN, 11. Januar (FR). Der Dramatiker Heiner Müller hat in einem Gespräch mit "Spiegel-TV" langjährige Stasi-Kontakte eingeräumt. Dies sei opportun gewesen, als mit der SED-Führung nicht mehr zu reden gewesen sei. Geld habe er nicht erhalten, angeschwärzt habe er niemanden und Inoffizieller Mitarbeiter (IM) sei er auch nicht gewesen.

In ersten Reaktionen zeigte sich Wolf Biermann über dieses Bekenntnis Müllers überrascht, der jedenfalls auch "ein Dorn im Fleisch der Bonzen" gewesen sei". Hermann Kant, ehemaliger Präsident des DDR-Schriftstellerverbandes und korrespondierendes Mitglied der Staatssicherheit, glaubte zuerst an einen "der üblichen zynischen Müller-Witze", nannte das Eingeständnis dann "hoch erstaunlich" und einen "fürchterlichen Schlag".

(Wortlaut und Kommentar im Feuilleton)

Theater-Gebäck mit Zwiebeln

STEINBACH. "Zwiebeln und Butterplätzchen" heißt die Komödie, die das Ensemble des Theaters am Kurfürstendamm aus Berlin heute abend um 20 Uhr im Steinbacher Bürgerhaus aufführt. Die beiden Briten Johnnie Mortimer und Brian Cooke verarbeiten die ungewöhnlichen Zutaten des Titels zu einem grandiosen Unterhaltungserfolg.

Georg Roper, chronisch muffliger Londoner Kauz aus Überzeugung, zieht es vor, die 25. Wiederkehr seiner Vermählung nicht bei einer Wiederholung der seinerzeitigen Hochzeitsreise, sondern lieber beim geliebten Kreuzworträtsel zu Hause zu feiern.

Zum Verhängnis wird ihm dabei sein Schwager Humphrey, der seine eigene und Georgs Frau dazu bringt, die bereits gebuchten Reise-Plätze in Anspruch zu nehmen. Der lebenslustige Humphrey arrangiert, als die Frauen fort sind, ein Treffen mit zwei jungen Damen, und die Verwicklungen nehmen ihren Lauf . . .

Peer Schmidt spielt den "Muffler" Georg, Christian Wölffer führt Regie und spielt den leichtsinnigen Schwager. Chariklia Baxevanos und Karin Schlack sind die Darstellerinnen der beiden Ehefrauen; hinzu kommen Katrin Zimmermann und Sabine Jekel.

Karten zur Aufführung sind ab 19 Uhr an der Abendkasse erhältlich.

BAD HOMBURG. Das Schauspiel "Bitterer Honig" von Shelagh Delaney wird im Kurtheater am Dienstag, 19. Januar, 20 Uhr (Abonnement D), gespielt. Unter der Regie von Alex Freihart agieren unter anderen Silvia Seidel und Nate Seids. nau

Butros-Ghali fordert auch Soldaten von Bonn Volle Beteiligung an UN-Aktionen verlangt Von unserem Korrespondenten Martin Winter BONN, 11. Januar. Die "volle Beteiligung" Deutschlands an allen - auch militärischen - Aktionen der Vereinten Nationen (UN) hat deren Generalsekretär Butros Butros-Ghali am Montag in Bonn gefordert. Ohne die "drittstärkste Nation" seien die UN nicht in der Lage, "ihre Aufgaben" zu erfüllen. Vor Journalisten widersprach Butros- Ghali, der zu seinem Antrittsbesuch nach Bonn gekommen war, Behauptungen, deutsche Truppen seien in anderen Ländern nicht willkommen. Außer in ein paar Fällen wie in Jugoslawien sehe er "keine Vorbehalte" gegen eine deutsche Beteiligung an militärischen Aktionen.

In einem Interview der Frankfurter Rundschau, das in Paris vor seiner Abreise nach Bonn geführt wurde, hatte Butros-Ghali auf die Frage nach dem UN- Einsatz bewaffneter deutscher Soldaten gesagt: "Es ist Sache der Regierung zu entscheiden, ob sie Köche oder Soldaten entsenden will. In beiden Fällen wären wir der Bundesregierung und dem deutschen Volk sehr dankbar für die Teilnahme an Friedensoperationen." (Bericht dazu auf dieser Seite.)

Die deutsche Debatte über eine Verfassungsänderung, um einen Einsatz der Bundeswehr weltweit möglich zu machen, stand am Montag im Mittelpunkt der Gespräche Butros-Ghalis mit Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP). Nach Kinkels und Butros-Ghalis Auskunft ging es aber auch um konkrete Aktionen der UN.

Der UN-Generalsekretär begrüßte die Bereitschaft der Bundesregierung, 1500 Soldaten nach Somalia zu schicken. Ob die UN dieses Angebot annehmen, ist aber noch ungewiß. Noch gibt es keinen Beschluß des UN-Sicherheitsrates über das weitere Verfahren nach einem möglichen Ende der Kämpfe. Bei Kohl und Kinkel drang Butros-Ghali allerdings darauf, so schnell wie möglich vor allem Polizisten, aber auch Techniker für den Wiederaufbau in Somalia zur Verfügung zu stellen. Er betonte, daß seine Anforderungen an Deutschland nicht in erster Linie finanzieller, sondern politischer und personeller Art seien.

(Weitere Berichte Seiten 3, 4 und 7)

Bei Volleyball-Turnier in Metternich Mit starker Gastspielerin TG Rüsselsheim war mit der Form nach der Pause zufrieden

Nach der verkorksten Hinrunde in der zweiten Volleyball-Bundesliga Süd der Frauen hatte sich die Mannschaft der TG Rüsselsheim vorgenommen, bis zum ersten Saisonspiel im neuen Jahr eine Pause einzulegen. Ganz untätig waren die TG-Frauen aber nicht und nahmen an einem hochklassig besetzten eintägigen Turnier in Metternich beim Klassen- Nachbarn teil. Unter den fünf Teams belegte die Turngemeinde zwar nur Rang vier, war aber mit einigen Spielen recht zufrieden und gab sich für den Beginn der Rückrunde optimistisch.

Der Wettbewerb wurde von den widrigen Hallen-Temperaturen in Koblenz- Oberwerth überschattet. "Es waren höchstens 13 Grad", zitterte TG-Team- Manager Klaus Mayer noch Tage danach. Zum anderen hatten die Rüsselsheimerinnen Personalprobleme, denn wegen des frühen Termins zum Jahresbeginn weilten einige noch im Urlaub, wie Katja Wust, Anett Steiger und Sabine Dehnel, die jedoch kurz vor Spielbeginn zurückkehrte und verspätet eintraf. Zuspielerin Tanja Busch fiel wegen einer Erkrankung aus.

Neben Jolantha Azubike - die in allen Spielen hervorragende From zeigte -, Stefanie Herold, Christine Lorenz, Barbara Schlosser, Linda Dubiel und Claudia Eckel - die sehr stark spielte und ihrer Rolle als bisheriger Ersatzfrau erheblich entgegenwirkte - mischte bei der Turngemeinde noch eine Gastspielerin mit: Petra Meyer vom Zweitligisten TVDB Bremen. Wie kommt die starke Außen- Angreiferin aus der Freien Hanse-Stadt zum Rüsselsheimer Verein? Sie ist die Freundin von Werner Richnow, Spieler des Rüsselsheimer Männer-Teams.

Die Plazierungen des Turniers in Metternich: 1. TV Hörde, 2. TV Metternich, 3. Kreuzau, 4. TG Rüsselsheim, 5. Nationalmannschaft Luxemburg. gw

Weilbacher Jugendliche malten zweites Plakat gegen Vorurteile und Fremdenhaß Dankeschön an den Kollegen aus der Türkei Clique plant weitere Aktionen

FLÖRSHEIM. "Für 1992 danke ich dem griechischen Gastwirt, dem türkischen Gemüsehändler und meinen ausländischen Arbeitskollegen. Und allen Deutschen, die verstehen." Daneben das Bild von Susi Wallitzer (23) aus Weilbach. Noch einige Tage werden sie und ihr Satz auf der Plakatwand die Passanten an der Frankfurter Straße ansehen.

Dort, wo sonst Profi-Marketing für die richtige "Verkaufe" von Marlboro oder Mercedes sorgt, hing bereits im Dezember ein ähnliches Plakat. Bernd Jäger, "Kerbevadder" von 1985, bekannte: "Meine Eltern flüchteten aus Westpreußen." Und Zahid, dessen Eltern 1990 aus Pakistan flohen, ist zuversichtlich: "Ich werde Kerbevadder im Jahr 2000!" (die FR berichtete).

Die Plakataktion der etwa zehnköpfigen Clique aus Weilbach - eine spontane Aktion. Die Gärtnerin Susi Wollitzer arbeitet jeden Tag mit Ausländern zusammen; "und ich habe sehr viel Spaß dabei." Der Dankeschön-Satz fiel ihr während der Direkt-Übertragung der Bambi-Preisverleihung ein: Einer der geehrten Schauspieler bedankte sich nicht bei Regisseuren, Kollegen oder Geldgebern, sondern bei dem türkischen Taxifahrer und der kroatischen Bedienung, die ihm das Leben leichter und schöner machten. "Da wurde mir klar, wieviel Gutes mir Ausländer das vergangene Jahr getan haben." Manchmal bildet auch die Glotze.

Angst vor "dummer Anmache" wegen ihres Bekenntnisses hat die 23jährige nicht: "Warum denn auch: So denke ich, und dazu stehe ich." Noch einen Monat lang haben die jungen Erwachsenen die Plakatwand für elf Mark am Tag gemietet - und brüten bereits über neuen Ideen. "Laßt euch überraschen", sagt Susi Wallitzer. md

Das Januar-Programm in der Harmonie Eine satirische Seefahrt

SACHSENHAUSEN. Die 500-Jahr-Feiern zur Entdeckung Amerikas sind zwar seit genau zwei Wochen Historie, doch wer einen satirischen Nachschlag zu dem vieldiskutierten Thema haben will, der sitzt im Sachsenhäuser Lichtspielhaus Harmonie in der ersten Reihe: "Mach's nochmal Columbus" lautet der Titel der englischen Produktion, die Gerald Thomas 1992 drehte.

Während die Inquisition zu Hause Schinkenstullen serviert und das Königspaar um die Leselampe streitet, kämpft Chris Columbus - eine Art angegrauter Indiana Jones in Strumpfhosen - gegen die Tücken der christlichen (und weniger christlichen) Seefahrt: Feuer unter Deck, Giftmischer in der Kombüse, eine Bauchtänzerin in der Kapitänskoje, Meuterei, Wasserschweine, Indianer und - so steht's in der Vorankündigung - "hemmungslose Schweinereien".

Das Werk mit Jim Dale, Peter Richardson und Sara Crowe in den Hauptrollen ist noch bis einschließlich Mittwoch, 27. Januar, zu sehen. Die genauen Anfangszeiten können der Tagespresse entnommen werden.

"Simple Men", der zweite Schwerpunkt des Januar-Programms, setzt ein thematisches Gegengewicht. Im Jahr 1991 von Hal Hartley in Amerika gedreht, spielen in den Hauptrollen Robert Burke, William Sage, Karen Sillas und Elina Löwenstein. Die Handlung: Zwei Brüder begeben sich auf die Suche nach ihrem Vater, einem ehemaligen Baseballstar. Seit 23 Jahren haben sie kein Lebenszeichen mehr von ihm bekommen: Er hat sich nach einem Bombenattentat in den Untergrund abgesetzt. Die Spur führt zunächst nach Long Island. Zwei Frauen wissen mehr über die Vergangenheit, als sie bereit sind zu erzählen - vorerst zumindest . . .

Wie die Fäden der Erzählung zusammenknüpft werden und die Abrechnung der beiden Söhne mit der Vergangenheit ins Finale mündet, das beweist Meisterschaft. Nicht ohne Grund bescheinigten Kritiker dem dritten Streifen Hartleys, er sei "der endgültige Beweis, daß er zu den herausragenden Autoren des neuen amerikanischen Kinos" zähle.

Zu sehen ist "Simple Men" täglich ab dem heutigen Donnerstag, 14. Januar. Beginn ist voraussichtlich gegen 18, 20.30 und 22.30 Uhr.

Genauere Zeiten sind der Tagespresse zu entnehmen oder direkt bei der Harmonie, Dreieichstraße 54 (Lokalbahnhof) oder unter der Telefonnummer 61 35 50 zu erfahren. ak

Gesucht: ein Jürgens-Ersatz Stift braucht Baumanagement

BAD HOMBURG. Das Kuratorium des Rind'schen Bürgerstifts sucht nach der Kündigung von Baumanager und Ex- Landrat Klaus-Peter Jürgens eine Ersatzlösung für das Bau- und Finanzmanagement des Stift-Neubaus in der Bad Homburger Gymnasiumstraße. "Diese Funktion muß besetzt sein", urteilt der Kuratoriumsvorsitzende und Landrat Jürgen Banzer (CDU), "sie ist nicht verzichtbar". Banzer nahm nach seinem Urlaub erstmals zu der Kündigung Stellung.

Bei einem "Objekt der Größenordnung von 50 Millionen Mark" sei es "sinnvoll und notwendig", daß jemand die Stiftung als Bauherrn vertrete. Wobei es mitnichten nur um die Auswahl von Kacheln gehe, sondern um Entscheidungen bis hin zur Zimmergröße des geplanten Seniorenzentrums, so Banzer.

"Ich bin nicht korrekt zitiert worden, deswegen bin ich auch böse", wehrt sich der Landrat gegen die kolportierte Aussage, der Baumanager dürfe entscheiden, "ob die Kacheln grau oder dunkelgrau werden sollen". Sein Vorgänger Klaus- Peter Jürgens hatte dieses Zitat sowie Berichte über ein angebliches Versagen bei hochdotiertem Gehalt als so abwertend und diffamierend empfunden, daß er zum Jahresende seinen Nebenjob als Stifts-Baumanager kündigte. Mit einem Brief an den verreisten Parteifreund wollte Banzer gestern die Situation klären, Dank und Bedauern ausdrücken.

"Ich muß akzeptieren, daß er aufhört", sagt Banzer. Widerspruchsmöglichkeiten des Kuratoriums gebe es nicht; Jürgens habe sich in seinem Vertrag ausdrücklich ein einseitiges Kündigungsrecht ausbedungen: "Er hat Wert darauf gelegt."

Nach dem mit Jürgens nach seinem Abschied als Landrat 1991 geschlossenen Vertrag hätte dieser für das Baumanagement insgesamt 150 000 Mark Honorar vom Rind'schen Bürgerstift erhalten - zusätzlich zu seiner Landratspension und seinem Gehalt als Manager eines Bauunternehmens. Das Honorar wurde monatlich gezahlt - die Hauptarbeit für den Baumanager Jürgens wäre allerdings erst mit dem Baubeginn gekommen.

So fragten die Grünen bereits nach der Gegenleistung für die monatlichen Zahlungen. "Er war stark eingeschaltet in die Planung", attestiert Banzer Jürgens allerdings buchstäblich gewinnbringende Arbeit: "Hätten wir ein privates Bauberatungsunternehmen eingeschaltet, hätten wir das Fünffache gezahlt." stk

Petra Roth: Polizisten bleiben im Regen stehen

Als "Kuhhandel" hat die CDU-Kreisvorsitzende Petra Roth den Vertrag zwischem dem Land und der Stadt bezeichnet, der die Übernahme der Landesanteile an der Städtischen Wohnheim GmbH durch die Frankfurter Wohnungsbau-Holding vorsieht. Dieser Vertrag habe zur Folge, daß wohnungssuchende Polizeibeamte "völlig leer ausgehen und im Regen stehenbleiben", erklärte Roth. Wie die FR berichtete, ist der Vertrag am 1. Januar inkraft getreten.

Roth kritisierte, daß Stadt und Land gleichermaßen "ihre Fürsorgepflichten gegenüber den Polizeibeamten vernachlässigen". Sie erinnerte an einen Vorschlag der CDU-Landtagsfraktion, wonach freiwerdende Wohnungen, an denen das Land beteiligt sei, bevorzugt Polizeibeamten zur Verfügung gestellt werden sollten. vo

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Montag freundlich eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte kletterte während der ersten Stunde des Handels an der Wall Street um 6,22 auf 3257,89 Punkte.

In Japan zeigte die Entwicklung gestern nach unten. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel gab um 45,14 auf 16 589,55 Zähler nach.

Smog zwingt Italien in die Knie Viele Großstädte verfügten Verkehrsstopp für private Autos

sir ROM, 11. Januar. Ein anhaltendes Hochdruckgebiet ist schuld daran, daß in vielen italienischen Großstädten Smog herrscht. Die routinemäßig gemessenen Werte überschritten die vom Gesetz vorgesehenen Grenzen bei weitem und zwangen die lokalen Behörden zum Eingreifen. Rom machte am Sonntag schon den Anfang mit einem dreistündigen Verkehrsstopp. Am Montag folgten Florenz und Mailand mit schärferen Maßnahmen. Turin wird sich ihnen am heutigen Dienstag anschließen. Bologna, Modena und Bozen verbieten abwechselnd den Fahrzeugen mit geradem und ungeradem Kennzeichen zu fahren. Como, Varese und Bergamo stehen kurz vor Alarm stufe 1.

Die Römer nahmen am Sonntag gleichmütig die Verkehrsruhe zwischen 17.30 und 20.30 Uhr hin. Nur rund 6500 Fahrer glaubten nicht an strenge Kontrollen durch die Verkehrspolizei und mußten deshalb eine Geldbuße von 100 000 Lire (rund 110 Mark) hinnehmen. Weil auf dem Kapitol nie einfache Problemlösungen ausgearbeitet werden, legte die Stadtverwaltung an allen drei aufeinanderfolgenden Tagen verschiedene Sperrstunden fest.

Am Montag von 10 bis 17 Uhr erlebte die lombardische Hauptstadt Mailand ein Fahrverbot zum ersten Mal an einem Arbeitstag, wodurch der Zugang zum historischen Zentrum und die Geschäfte rings um den Dom erheblich beeinträchtigt waren. 1,3 Millionen private Fahrzeuge mußten stehenbleiben. Wie erwartet, konnten die Verkehrsbetriebe nicht genügend zusätzliche öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stellen. Vor allem beschwerten sich die Bürger, daß zwischen Vorankündigung und Eintreffen der Sperre nur wenige Stunden lagen.

Die Maßnahme zur Reinhaltung der Luft hatte sogar eine politische Konsequenz: Der städtische Assessor Massimo De Corolis von den Christdemokraten verfocht verbittert die Überzeugung, der schädliche Verkehrsstopp sei zu vermeiden gewesen, während der für die Maßnahme verantwortliche "grüne" Regionalminister Carlo Monguzzi trocken erklärte: "Die Gesundheit der Menschen ist mir wichtiger als der ungestörte Ablauf der Geschäfte."

Natürlich wußte der Generalsekretär, daß die Deutschen mit Einsätzen der Bundeswehr so ihre Probleme, vor allem Verfassungsprobleme, haben. Dafür bekundete er seinen Respekt und hob hervor, daß das Ansehen der Deutschen deswegen in der Welt "keinen Schaden" nehme.

Der Ortsbeirat 8 tagt Im Mittelpunkt der Sitzung: Schulen

FRANKFURT-NORD. Die Zukunft der Integrativen Schule im Praunheimer Weg in Niederursel ist unsicher. Die städtischen Fördermittel wurden für 1993 von 400 000 auf 250 000 Mark gekürzt. Die Grünen im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim) machen sich jetzt für die Schule stark. Sie fordern den Magistrat auf, "in einem Nachtragshaushalt die benötigten Mittel von 150 000 Mark bereitzustellen".

Mit einem entsprechenden Antrag der Grünen beschäftigt sich der Ortsbeirat in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag, 14. Januar. Die Stadtteilpolitiker tagen ab 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz, Nidaforum 2.

Für die Ernst-Reuter-Schule I im Praunheimer Weg setzt sich die CDU- Fraktion in einem Antrag ein: Die Stadt soll einen zusätzlichen Schulhausverwalter einstellen. Bis vor zehn Monaten teilten sich vier Männer die Arbeit. Derzeit sei die Stelle aber nur von zwei Leuten besetzt, bemängeln die Konservativen.

In einem anderen Antrag fordern die Christdemokraten mehr Stellplätze für Behinderte in der Parkebene unterhalb des Nordwestzentrums. mo

Heim des Vereinsrings ausgebucht "Fühlen uns zu Hause"

RÖDELHEIM. Leichte Musik, gute Laune und jede Menge Gelegenheit zum Schwätzen und Babbeln, das bot der Neujahrsempfang des Rödelheimer Vereinsrings. "Wir wollen, daß die Vereinsvertreter in lockerer Runde zum Jahresanfang mal zusammenkommen", so Vereinsringvorsitzender Hans Heinz in seiner Begrüßung. Den musikalischen Part im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße hatte Akkordeonspieler Gerd Knauer übernommen, am Schlagzeug begleitet von Willi Kalberlah. Der Vorsitzende freute sich, daß auch einige Kommunalpolitiker (wenn auch viele durch Abwesenheit glänzten) das Gespräch mit den Vereinen suchten. Heinz nutzte den Empfang zum Rückblick aufs vergangene Jahr. Erfreulicherweise konnte der Erweiterungsbau fertiggestellt werde. "Das hat uns zwar erheblich was gekostet, aber es ist verkraftbar." Das Raumangebot sei jetzt "nahezu optimal und auf die Bedürfnisse der 24 Vereine zugeschnitten". Die durch die Umbauten entstandene Nische mit der großen Eckbank eigne sich gut für Stammtischrunden oder für kleine Feiern bis zu 16 Personen. Die Vereine wissen das Angebot sehr zu schätzen und fühlen sich hier "wie zu Hause", wie der Belegungsplan zeige.

Regelmäßig treffen sich die drei Gesangvereine ebenso hier wie die Naturfreunde und die Schützen zu ihren Übungsstunden. Die Karnevalisten kommen und die Briefmarkenfreunde. Zum Nachmittagskaffee treffen sich die Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt, um nur einige Veranstaltungen zu nennen. Dazu gibt es jede Menge Versammlungen.

Fest geplant im neuen Jahr sind bereits musikalische Früh- und Dämmerschoppen der Gesangvereine und ein volkstümliches Konzert sowie das Oktoberfest der Naturfreunde. Der SPD-Ortsverein, der hundert Jahre alt wird, will sich auch noch was einfallen lassen.

Einen festen Platz im Terminkalender haben die Jazzfrühschoppen am Sonntag vormittag mit namhaften Musikern, die Vereinsringwirt Bernd Ermster in unregelmäßiger Folge organisiert. Er gilt als "guter Geist des Heims" und sorgt zusammen mit Frau Hannelore und Tochter Michaela für eine lockere und heitere Atmosphäre.

"Die Zusammenarbeit mit den Vereinen macht Spaß", sagt Ermster zwischen zwei Zügen am nie ausgehenden Glimmstengel, "ich hab' meinen Vertrag gerade wieder um sieben Jahre verlängert." rw

Bürgertreff Westhausen Zwei Tage im Zeichen der Wasserhäuschen

WESTHAUSEN. Die Wasserhäuschen- Ausstellung des Frankfurter Fotografen Hubert M. Gloss ist am Samstag, 23., und Sonntag, 24. Januar, im Bürgertreff in der Kollwitzstraße 1 zu sehen. Vorbereitet und organisiert wird das "Wasserhäuschen-Wochenende" vom Westhausener Kulturkreis in Zusammenarbeit mit der Saalbau GmbH.

Zur Eröffnung am Samstag, 19.30 Uhr, kommen auch Wasserhäuschenbesitzer, außerdem zeigen Videofilme das bunte Treiben an diesen für Frankfurt so typischen Trinkhallen. Um die richtige Atmosphäre zu schaffen, wird mitten im Bürgertreff ein nachgebautes Wasserhäuschen Getränke anbieten. Am Sonntag ist die Ausstellung von 14 bis 18 Uhr geöffnet. rw

Phantombilder als Fahndungshilfe Skinheads hatten Straßenbahnfahrer schwer verletzt

Die Polizei fahndet seit Anfang der Woche mit Phantombildern nach den beiden etwa 20 Jahre alten Skinheads, die Ende vergangenen Jahres einen Trambahnfahrer in Niederrad mit Schlägen und Tritten schwer verletzt hatten. Die rechtsradikalen Jugendlichen wollten dem 28jährigen einen Denkzettel verpassen, weil der sich gegenüber einem Türken hilfsbereit gezeigt und dem Fahrgast eine Auskunft erteilt hatte. Sie fielen über den Stadtwerke-Angestellten an der Endhaltestelle Haardtwaldplatz her, nachdem alle anderen Fahrgäste den Zug verlassen hatten.

Der Fahrer war aufgrund einer Wirbelsäulenverletzung tagelang gelähmt. Als er das Krankenhaus verlassen konnte, erklärte er sich zur Zusammenarbeit mit den Spezialisten für Phantombilder beim Bundeskriminalamt bereit. Die jetzt veröffentlichten Fotos sind das Ergebnis dieser Kooperation.

Die beiden Täter fielen dem Trambahnfahrer durch die Tätowierung "Skin" auf, die sie im glattrasierten Haaransatz oberhalb des rechten Ohres trugen. Während einer von ihnen auf alle zehn Finger Buchstaben geritzt hatte, trug der andere auf dem rechten Unterarm das Bild eines Mannes mit Schwert. Der athletischere von beiden - etwa 1,80 Meter groß - war mit schwarzen Springerstiefeln, Bluejeans und blaukariertem Hemd bekleidet. Auch der kleinere - etwa 1,70 Meter groß - trug eine olivgrüne Bomberjacke mit Toten- und Wolfsköpfen als Aufkleber. In den Nacken beider Täter erkannte das Opfer einen blauen Punkt von anderthalb Zentimeter Durchmesser.

Für Hinweise, die zur Aufklärung des Falles führen, hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt. Die Sachbearbeiter der Kripo sind unter den Telefonnummern 7 55 43 89 und 7 55 40 41 zu erreichen. habe

Wintersport nur auf über

1500 Metern möglich

Wegen der weiter anhaltenden Warmluft kann derzeit nur in Höhenlagen von über 1500 Metern mit guten Wintersportbedingungen gerechnet werden.

Unter den nachfolgend aufgeführten Telefonnummern können die aktuellen Schneehöhen in den Wintersportgebieten der Bundesrepublik, der Schweiz, Österreichs, Frankreichs und Italiens abgefragt werden:

Harz: 0 53 21-2 00 24

Hoher Meißner: 0 56 02-24 09

Hunsrück: 0 65 33-71 50

Kurhessisches Bergland: 0 56 86-367

Odenwald: 0 62 07-25 54

Rhön: 0 66 54-12 11

Siegerland/Wittgenstein: 02 71-1 15 30

Taunus: 0 60 82-27 27

Thüringen: 03 68 74-581

Vogelsberg: 0 60 44-66 66

Waldeck: 0 56 32-40 132

Westerwald: 0 27 75-200 oder -14 11

Österreich-Information: 069-2 06 98

Schweiz, Verkehrsbüro: 069-25 60 010

Südtirol (Italien), Schneetelefon:

0039-471-97 85 77

ADAC-Schneebericht: 089-76 76-25 56 (Deutschland), -25 57 (Österreich), -25 58 (Italien), -25 59 (Schweiz) und -25 60 (Frankreich). FR

Roma in Tschechischer Republik fürchten "staatlichen Rassismus" Prager Generalstaatsanwalt will Einwanderung verhindern und Menschenrechte aussetzen / Sonderrechte für Polizei geplant Von unserem Korrespondenten Ulrich Glauber

PRAG, 12. Januar. Unter den Roma in der Tschechischen Republik wächst die Angst, ihre Bevölkerungsgruppe könnte Opfer der Folgen der CSFR-Teilung werden. Jüngster Anlaß für die Befürchtungen ist ein umstrittener Gesetzesvorschlag des tschechischen Generalstaatsanwalts Jiri Setina, der zur Abwehr eines verstärkten Zuzugs von Roma aus der Slowakei die Menschenrechte zeitweise außer Kraft setzen soll. Die Bürgerinitiative der Roma (ROI) nannte jetzt den Entwurf, den Setina dem tschechischen Parlament vorgelegt hat, verfassungswidrig. Sollte sich die Prager Regierung nicht umgehend von den Anzeichen "staatlichen Rassismus" distanzieren, will die ROI ihre Mitglieder zum bürgerlichen Ungehorsam aufrufen.

Nach den Plänen des Generalstaatsanwalts sollen an Orten, die "von Migration bedroht" sind, Behörden und Polizei auf bestimmte Zeit Sonderrechte erhalten. Unter anderem wären sie dann befugt, jederzeit Wohnungen und Häuser zu kontrollieren, ob sich darin "nicht angemeldete und unerwünschte Personen" aufhalten. Besucher, die mit ihren Gastgebern nicht verwandt sind, müßten für ihre Visite eine Genehmigung des zuständigen Einwohnermeldeamtes erhalten. Zudem soll die Aufenthaltsdauer nach Setinas Vorstellungen auf fünf Tage beschränkt werden, für jeden weiteren Tag wäre eine Gebühr von zehn Kronen (umgerechnet rund 55 Pfennig) zu bezahlen. Bei Verstoß gegen die Vorschriften sind in dem Entwurf hohe Haftstrafen oder Geldbußen vorgesehen. Der Entwurf soll ähnlich lautende Erlasse von Kommunalverwaltungen in Nordböhmen legalisieren, wo überdurchschnittlich viele der schätzungsweise 300 000 Roma der Tschechischen Republik leben.

In den tschechischen Medien stießen die Pläne des obersten Staatsanwalts der Republik allerdings auf einhellige Kritik. Mit der Argumentation, die dem Gesetzentwurf zugrunde liege, könne auch die Ära des Kommunismus elegant als "zeitlich und örtlich begrenzte Aussetzung der Menschenrechte" bezeichnet werden, schrieb die rechte Prager Tageszeitung Telegraf und sprach von einem "unglaublichen Fehler" des Generalstaatsanwalts. Dessen Kollegen von der Prager Staatsanwaltschaft nannten den Entwurf rechtlich "völlig unqualifiziert" und "Zeugnis der Ignoranz der geltenden Rechtsnormen". Der Vorsitzende des Verfassungsausschusses im tschechischen Parlament stufte den Entwurf als rassistisch ein.

Bei aller Ablehnung des konkreten Vorgehens des Generalstaatsanwalts klingt in vielen Kommentaren und Stellungnahmen jedoch Verständnis für dessen Anliegen durch. Der Wunsch nach Ruhe und Sicherheit münde bei vielen sonst rechtschaffenen Menschen in den Ruf: "Zigeuner raus!" schreibt die liberale Tageszeitung Lidove noviny. Deshalb müsse die Initiative des Generalstaatsanwalts als Anregung verstanden werden, eine Antwort auf die "Roma-Frage" zu finden. Dazu reichten jedoch die bestehenden Gesetze aus.

Angesichts solcher zweideutigen Äußerungen fordert die Roma-Initiative ROI jetzt eine klare Stellungnahme der tschechischen Regierung. "Wir waren immer loyal gegenüber der Regierung, aber wenn sie nicht gemeinsam mit dem Parlament rechtzeitig reagiert, werden wir über Schritte bürgerlichen Ungehorsams nachdenken", sagte die stellvertretende ROI-Vorsitzende Klara Samkova.

Der ROI-Vorsitzende Emil Scuka fügte hinzu, die Regierung sehe der weiteren Entwicklung des Problems tatenlos zu und lasse dabei die rechte Organisation Klub der engagierten Parteilosen (KAN) gewähren, deren Untergliederung im westböhmischen Rokycany zur Bildung einer "Heimwehr" zum Kampf gegen Roma-Kriminalität durch Selbstjustiz aufgerufen hatte.

Etwas Werbung in Ehren, mag keiner verwehren Wie die FDP in Bonn dem Versuch begegnet, "ganze Bundeskabinette zu entvölkern"

Die Bonner Bauministerin Irmgard Schwaetzer hat, was ihrem gescheiterten Minister-Kollegen und Partei"feind" Jürgen Möllemann vorenthalten blieb: Die Rückendeckung der FDP. Otto Graf Lambsdorff packte am Montag den ganz großen Schild aus, um der übers Wochenende in die Schlagzeilen geratenen Liberalen aus Düren beizustehen. "Sachlich nicht zu beanstanden" findet er die Art und Weise, in der sich die Parteifreundin für die Münchner Immobilienfirma Germania ins Zeug gelegt hat. Rücktrittsforderungen - wie sie bei der SPD, aber auch in der Union laut wurden - findet Von Peter Ziller (Bonn) Lambsdorff absurd und kleinkariert. Würden bei der Unterstützung von Unternehmen durch Minister derartige Maßstäbe angelegt, könnte man "ganze Bundeskabinette entvölkern".

Auch Kanzler Helmut Kohl, der bislang noch nicht preisgab, wer der bevorstehenden kleinen Kabinettsreform zum Opfer fällt, steht zur Bauministerin. Zwar gefalle dem die eine oder andere Äußerung nicht, ist von Regierungssprecher Dieter Vogel zu erfahren. Für einen Rücktritt sehe Kohl aber "nicht den geringsten Grund".

Frau Schwaetzer wird bei soviel Verständnis ein Stein vom Herzen fallen. Nicht auszuschließen ist nämlich, daß in den kommenden Tagen weitere Artikel, Kolumnen und Briefe mit freundlichen Worten für Unternehmen auftauchen, die nicht nur nach dem Geschmack von Puristen die Grenzen zur Werbung überschreiten. Im Bauministerium wurde am Wochenende zusammengezählt, wieviel Grußworte und Namensbeiträge das Haus in den vergangenen zwei Jahren verließen. Sprecher Jörg Ihlau: "Wir haben 102 Schreiben gezählt." Wenn dabei auch mal ein "freundliches Wort" über Unternehmen gefallen sei, würde ihn das nicht wundern.

Mit Werbung hat für Schwaetzer ihre an Germania-Kunden als Exklusiv-Information versandte Kolumne nichts zu tun. Sie stehe zu "jedem Satz, der da drinsteht", heißt es in ihrem Amt. Diese selbstbewußte Äußerung könnte im Wohnungsbauausschuß des Bundestages für Nachfragen sorgen. Der werbende Charakter der umstrittenen Schlußpassage ihrer Kolumne ist offenkundig. In der hebt Schwaetzer zunächst ganz allgemein die Bedeutung von seriöser Beratung und solider Marktkenntnisse für interessierte Kapitalanleger hervor. Um dann festzustellen: "Die Germania kann hierbei vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrungen auf dem Gebiet der Wohn- und Gewerbeimmobilien wertvolle Dienste leisten."

Zuarbeiter der FDP-Politikerin unterstreichen insbesondere, daß die Formulierung das Wort "kann" enthalte. Thomas Hetz, Leiter des Ministerbüros, zieht die Grenzen so: "Es wäre ein dicker Hund, wenn sie gesagt hätte, dieses Unternehmen ist das beste." Tatsächlich habe seine Chefin aber nur dargelegt, daß Germania wertvolle Dienste leisten könne.

Der SPD reichen die am Montag in Bonn feilgebotenen Erläuterungen nicht. Der wohnungspolitische Sprecher der Fraktion, Achim Großmann, will die Ministerin am Mittwoch im Ausschuß zu "allen mit der Affäre zusammenhängenden Fragen" anhören. "Der Werbetext für die Germania Vermögensanlagen GmbH kann nicht in Harmlosigkeit heruntergespielt werden, wie dies die Ministerin versucht." Klären will Großmann, warum zunächst abgestritten wurde, daß Germania früher zugunsten der FDP gespendet hat. Und neugierig ist die Opposition, ob die Münchner in die Spekulation mit umgewandelten Altbauten verwickelt sind.

Tatsächlich räumt die Firma ein, daß an Untergliederungen der FDP in Bayern in den Jahren 1990 und 1991 jeweils 5000 Mark flossen. Die Beträge wurden im Zusammenhang mit zwei Vorträgen des FDP-Bundestagsabgeordneten Hermann Rind vor Vertriebspartner der Germania überwiesen. Dabei habe es sich aber nicht um ein Entgelt, sondern um Spenden gehandelt. Einfluß auf den Text der Schwaetzer-Kolumne habe man nicht genommen und auch hierfür nichts bezahlt, versichert die Geschäftsführung. Lambsdorff hatte am Wochende erklärt, bei der FDP-Bundesorganisation seien keine Spenden der Germania eingegangen. Von bayerischen Kassen war nicht die Rede gewesen.

Nach Darstellung ihres Büroleiters Hetz nahm auch Schwaetzer keinen direkten Einfluß auf den Inhalt des "Grußwortes". Dieses sei in der Abteilung für Allgemeine politische Grundsatzangelegenheiten verfaßt worden. Er habe mit dem Autor über die "Kann-Formulierung" gesprochen. "Ich hätte nicht vermutet, daß eine solche Formulierung solche Kritik auslösen kann." Hetz findet die gewählten Worte nicht "verwerflich". Hätte sie freilich gestrichen, wenn er die inzwischen entstandenen Probleme auch nur "geahnt hätte".

Der Ausschuß wird Frau Schwaetzer zur Wochenmitte aber nicht nur zu ihrer Rolle als Kolumnistin befragen. Inzwischen wurde nämlich eine in Grundzügen bekannte Altlast ausgegraben. Im Mai 1992 war die Liberale in die Schlagzeilen geraten, weil sie im September 1990 dem Mieter ihrer Eigentumswohnung unter Hinweis auf Eigenbedarf kündigte. Ein negativer Geschmack hängt dem Rausschmiß freilich nicht an, weil die FDP- Frau das Apartment später nicht selbst bezog, sondern verkaufte. Ihr Hinweis, schließlich sei sie zu ihrem späteren Ehemann gezogen, erläutert den Sinneswandel durchaus hinreichend. Heikel ist vielmehr, daß Schwaetzer dem Mieter nicht auf einem privaten Briefbogen kündigte, sondern ihren offiziellen Bogen benutzte, der sie unter dem Symbol des Bundesadlers als Mitglied des Deutschen Bundestages und damalige Staatsministerin im Auswärtigen Amt auswies.

Schwaetzer kennt die offene Flanke bei diesem Thema. Die Verwendung eines anderen Briefpapiers, räumt sie heute ein, wäre besser gewesen. Wahrscheinlich verstieß sie damals gegen die Verhaltensrichtlinien für Parlamentarier. Diese legen in Paragraph 5 fest: "Hinweise auf Mitgliedschaft im Bundestag in beruflichen oder geschäftlichen Angelegenheiten sind unzulässig."

Zu schnell in die Kurve: Fahrer bei Unfall verletzt

ESCHBORN. Weil er zu schnell fuhr, geriet das Auto eines 21jährigen am Montag morgen auf der L 3005 in Höhe der Großmärkte aus der Kurve. Der Wagen prallte laut Polizei frontal mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Der 21 Jahre alte Chauffeur kam mit leichten Verletzungen davon, der Fahrer des anderen Wagens blieb unverletzt. Schaden: rund 23 000 Mark. set

Neuer Gesprächskreis für Frauen um die 50

NEU-ISENBURG. Was tun, wenn die Kinder volljährig sind und das elterliche Zuhause verlassen? Wo sind neue Aufgaben und Lebensziele? Speziell an Mütter um 50 wendet sich ein neuer Gesprächskreis, den die Isenburger Frauenbeauftragte Gabriele Loepthien und Gundula Sauer, Leiterin des Treffs im Quartier IV, gemeinsam veranstalten. Unter der Leitung einer Therapeutin sollen sich die Teilnehmerinnen eine Bilanz ihres bisherigen Lebensabschnittes ziehen.

Wer beim Gesprächskreis "Frauen im Wechsel der Lebenszeiten" mitmachen möchte, der am Dienstag, 26. Januar, beginnt und im Quartier IV jeweils dienstags von 17 bis 19 Uhr zehnmal stattfinden soll, kann sich im städtischen Frauenbüro im Rathaus oder unter der Rufnummer 241 - 755 anmelden. leo

Der Ortsbeirat 1 tagt Berliner Straße bald Willy-Brandt-Straße?

FRANKFURT-OST. "Willy-Brandt-Straße" - so könnte die Berliner Straße in der Innenstadt künftig heißen. Für diesen Vorschlag, der auch schon in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert wurde, macht sich jetzt die Grünen-Fraktion im Ortsbeirat 1 (Innenstadt, Bahnhof, Gutleut, Gallus) stark. Mit dem entsprechenden Antrag beschäftigen sich die Stadtteilpolitiker in ihrer Sitzung am Dienstag, 19. Januar. Der Ortsbeirat tagt ab 19 Uhr im Haus Gallus (Kleiner Saal 1), Frankenallee 111.

Die Berliner Straße nach dem im Oktober verstorbenen Alt-Bundeskanzler zu benennen, kritisieren allerdings dortige Geschäftsleute: Denn die müßten Briefköpfe, Visitenkarten und andere Adressenhinweise neu drucken lassen.

Der Spielplatz in der Kindertagesstätte Liebfrauen in der Brönnerstraße 24 soll erweitert werden. Das fordert die SPD- Fraktion in einem Antrag. "Die vom Caritasverband betriebene KT leidet seit langem unter Raummangel", monieren die Sozialdemokraten. mo

Vor Gericht jongliert DDR-Bonze mit Worten

"Die Grenzverletzer haben immer die Nacht oder den Nebel ausgenutzt, um unerkannt diese Aufgabe wahrzunehmen." Einer der Sätze in der verschleiernden Sprache des Angeklagten: Fritz Streletz, einst Sekretär im DDR-Verteidigungsrat und heute angeklagt, für die Todesschüsse an der einstigen innerdeutschen Grenze mitverantwortlich zu sein. Er sagte am Montag vor der 27. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichtes aus. Mit "Aufgabe wahrzunehmen" meint er die Flucht aus der DDR.

Der Prozeß kommt ohne den Mitangeklagten Erich Honecker - dessen Verfahren abgetrennt wurde - und ohne den bisherigen Vorsitzenden Richter Hansgeorg Bräutigam - der wegen Befangfenheit abgelöst wurde - am 14. Verhandlungstag ein gutes Stück voran. Zum ersten Mal erörtert das Gericht unter dem neuen Vorsitzenden Hans Boss den Kernpunkt der Anklage: die Sitzung des Verteidigungsrats am 3. Mai 1974. Damals soll der Schießbefehl in Worte gefaßt worden sein, meint jedenfalls die Staatsanwaltschaft.

Streletz hatte damals - er bestreitet das nicht - folgende Sätze des SED- Generalsekretärs und Vorsitzenden des Verteidigungsrats, Erich Honecker, aufgeschrieben: "Nach wie vor muß bei Grenzdurchbruchsversuchen von der Schußwaffe rücksichtslos Gebrauch gemacht werden, und es sind die Genossen, die die Schußwaffe erfolgreich angewandt haben, zu belobigen." Weiter schrieb Streletz auf: "Der pioniermäßige Ausbau der Staatsgrenze muß weiter fortgesetzt werden." Gemeint war die Verminung der Grenze.

Honeckers Sätze lesen sich eindeutig. Doch so will sie der Angeklagte nicht verstanden wissen. Honecker selbst hat, als er noch am Prozeß teilnahm, diese Sätze bestritten. Streletz versucht nun ihre Bedeutung herunterzuspielen.

Wortprotokolle von Sitzungen des Verteidigungsrats habe es nie gegeben, gibt Streletz an. Auch das Zitierte sei kein Wortprotokoll. Es sei im übrigen die einzige Niederschrift der zahlreichen Sitzungen des Verteidigungsrats.

Was er aufgeschrieben habe, sei weder ein Befehl noch eine Anordnung oder gar eine Weisung für den verbindlichen Einsatz der Schußwaffe gewesen, sagt Streletz. Honecker habe niemals eine Erklärung abgegeben, die es rechtfertigen könnte, anzunehmen, dieser habe einen bedingungslosen Schußwaffeneinsatz ohne Rücksicht auf Menschenleben angeordnet.

Die Schußwaffe hätten Grenzsoldaten nur anwenden dürfen, erzählt Streletz, wenn für sie Gefahr für Leib und Leben bestanden habe oder wenn "der Grenzdurchbruch mit schwerer Technik erfolgte" - gemeint ist die Flucht aus der DDR mit Lastwagen oder gar Panzern. Warum dann überhaupt Menschen an der DDR-Grenze umkamen, diese Frage wird Streletz in der nächsten Verhandlung auf Fragen der Richter, Staatsanwälte oder Nebenkläger beantworten müssen.

Streletz' einstiger Vorgesetzter, Erich Honecker, wird die Aussage kaum bestätigen. Der Versuch der Streletz-Verteidigung, Honecker als Zeugen zu laden, lehnt das Gericht ab. Honeckers Anwälte hatten dem Gericht zuvor eine Erklärung gefaxt, in der sich der 80jährige Krebskranke "angesichts meiner Stellung in der DDR" auf ein grundsätzliches "Aussageverweigerungsrecht, das einem Zeugnisverweigerungsrecht gleichkommt", beruft. Davon werde er auf jeden Fall Gebrauch machen.

Zur Verteidigung führt Streletz einen besseren Zeugen ein, General Konjew, einst Oberbefehlshaber der Sowjettruppen in Deutschland (GSSD). Dieser habe am 14. September 1961 schriftlich dem DDR-Verteidigungsminister "ein strenges Grenzregime" empfohlen, auch die Ausweisung von Bewohnern der Grenzdörfer und das Anlegen von Minenfeldern. Die DDR habe die Empfehlung als Verpflichtung aufgefaßt. Im übrigen seien alle "das Grenzregime" berührenden Fragen stets mit den GSSD oder/und mit den Warschauer Vertragsstaaten abgestimmt worden.

Lange verbreitet sich Streletz über "Grenzprovokationen an der Staatsgrenze aus der Tiefe der BRD". 360 000 Male sei dies allein 1973 vorgekommen. Dazu zählt er auch die westdeutschen Schulklassen, die die Grenze besichtigten. Richter Hans Boss fragt ihn, ob im Verteidigungsrat immer so gesprochen worden sei. Streletz antwortet, "den jungen Menschen wurde doch gesagt: "Hier endet der Rechtsstaat. Dort drüben beginnt der Unrechtsstaat". KARL-HEINZ BAUM (Berlin)

Börs' Anwältin schweigt zu Haftprüfungsantrag

KRIFTEL. "Es tut sich nichts - noch nichts." Die gestern aus dem Urlaub zurückgekehrte Anwältin des Krifteler Bürgermeister Hans-Werner Börs wollte gestern keine Stellungnahme abgeben, ob sie gegen die Ablehnung der Haftbeschwerde vorgehen wird. Das Frankfurter Landgericht hatte am 28. Dezember die von Monika Banzer eingereichte Haftbeschwerde verworfen. Gegen diesen Beschluß könnte sie vor das Oberlandesgericht ziehen.

"Ich will mir nicht in die Karten schauen lassen", begründete die Verteidigerin ihr Schweigen. Ob sie einen weiteren Haftprüfungsantrag, der täglich neu gestellt werden könne, einreiche, sagte sie ebenfalls nicht. "Dann müßten ja auch neue Argumente vorhanden sein." Statt dessen sei sie froh, daß zumindest momentan keine zusätzlichen Vorwürfe von seiten der Staatsanwaltschaft vorlägen. Der Krifteler Bürgermeister, dem fortgesetzte Bestechlichkeit und Betrug vorgeworfen werden, sitzt seit knapp elf Wochen im Höchster Gefängnis. set

Das Wetter

Wetterlage Die Ausläufer des Orkantiefs mit Kern vor der norwegischen Küste beeinflussen vor allem die Mitte und den Süden Deutschlands. Während in diesen Bereichen milde Meeresluft wetterbestimmend bleibt, wird in den Norden vorübergehend kühlere Luft geführt. Vorhersage bis Mittwoch früh In der Mitte und im Süden Deutschlands bedeckt und gebietsweise andauernder Regen. Im Norden wechselnde Bewölkung und einzelne Schauer.

Tageshöchsttemperaturen im Norden um 7, sonst um 10 Grad Celsius. Tiefstwerte in der Nacht zum Mittwoch 2 bis 7 Grad Celsius. Frischer bis starker, im Norden stürmischer Wind um Südwest. Wochenvorhersage Mittwoch: Anfangs im Norden und Osten gering bewölkt, sonst bedeckt und von Südwesten her länger andauernder Regen. Weiterhin mild.

Donnerstag: Nach Durchzug eines Regengebietes wechselnd wolkig, etwas zurückgehende Temperaturen.

Freitag bis Montag: In der Nordhälfte vorherrschend stark bewölkt mit Regen. Bei Temperaturen von 7 bis 10 Grad. In der Südhälfte teils neblig-trüb, teils sonnig, zeitweise auch wolkig. Nachts leichter Frost, tagsüber außerhalb von Nebelgebieten recht mild. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 17 Amsterdam

stark bewölkt 10 Athen

leicht bewölkt 11 Barcelona

leicht bewölkt 11 Bordeaux

Regen 11 Bozen

wolkig 3 Brüssel

Regen 10 Dublin

wolkig 2 Helsinki

Regen 5 Innsbruck

stark bewölkt 7 Istanbul

leicht bewölkt 5 Kairo

wolkig 12 Larnaka

leicht bewölkt 13 Las Palmas

leicht bewölkt 18 Lissabon

Nebel 8 Locarno

bedeckt 6 London

stark bewölkt 8 Madrid

bedeckt 3 Malaga

wolkenlos 17 Mallorca

leicht bewölkt 13 Moskau

leicht bewölkt -1 Neapel

wolkig 12 Nizza

stark bewölkt 14 Paris

Regen 12 Rom

wolkig 15 St. Petersburg

bedeckt 3 Stockholm

leicht bewölkt 3 Tunis

leicht bewölkt 15 Varna

leicht bewölkt 1 Venedig

wolkig 7 Warschau

wolkig 8 Wien

bedeckt 1 Zürich

Regen 10

Deutschland

Berlin

bedeckt 11 Dresden

bedeckt 12 Feldberg/Ts.

Sprühregen 5 Feldberg/Schw.

Regen 3 Frankfurt/M.

stark bewölkt 11 Freiburg

Regen 13 Garmisch

wolkig 10 Hamburg

bedeckt 10 Köln/Bonn

Regen 12 Leipzig

stark bewölkt 11 München

stark bewölkt 14 Norderney

stark bewölkt 8 Rostock

bedeckt 10 Sylt

wolkig 6 Zugspitze

stark bewölkt -3 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42

(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 8.21 Uhr Sonnenuntergang 16.48 Uhr

HEUTE LESEN SIE

Somalia Waffenmarkt gestürmt Seite 2

Leitartikel Neue Krise am Golf Seite 3

Wirtschaft "Finanzhaie" vor Gericht Seite 11

Sport Saftig ist sauer Seite 15

Forum Humanwissenschaften Codesysteme schreiben Seite 16

Frankfurt Büro-Etagen stehen leer Seite 17

Fernsehen und Funk Seiten 9+10

Börse Seite 13

Freie Aussprache Seite 14

Roman Seite 15

Filmspiegel Seite 20

Frankfurter Stadtplan ist jetzt aktualisiert

Der vom Stadtvermessungsamt herausgegebene Frankfurter Taschenstadtplan ist im Maßstab 1:21 000 bis 1:32 000 in einer aktualisierten Auflage neu erschienen. Dabei handelt es sich um eine Verkleinerung des Amtlichen Verkehrsplanes mit dem Format 62,5 mal 85,5 Zentimeter, gefalzt zur handlichen Größe von 9,5 mal 21 Zentimeter.

Erhältlich ist der Stadtplan im Technischen Rathaus (Gelber Bauteil, Zimmer 157), Braubachstraße 15, montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr. Die Schutzgebühr beträgt zwei Mark. Um die Lesbarkeit des Planes zu verbessern, wurde der Grundriß erstmals in einem hellen Grau gedruckt. Auf der Rückseite: das Straßenverzeichnis und die Anschriften der wichtigsten Behörden. pia

Die Festwoche auf Videofilm Cassette über die 1200-Jahr-Feier Bommersheims wird gezeigt

OBERURSEL. Die Festwoche zum 1200jährigen Bestehen von Bommersheim, im vergangenen August gefeiert, ist Höhepunkt eines Videofilms, der in diesen Tagen fertig geworden ist. Am Freitag, 15. Januar, können sich alle Interessierten den Film um 19.30 Uhr im Haus Bommersheim ansehen.

Der Film ist eine Dokumentation besonderer Art, in der viele Wochen mühevoller Kleinarbeit stecken: Von Bürgern und Vereinen zur Verfügung stehende Videoaufnahmen wurden von Arnold Nell und Heribert Unkelbach ausgewertet, zusammengeschnitten und mit einem Text versehen. So wurde aus einer Fülle von Aufnahmen auf unterschiedlichen Videosystemen ein einheitlicher Film.

Das Videoband zeigt jedoch nicht nur die Festwoche: Die geschichtlichen Abläufe Bommersheims werden mit Bild- und Schriftdokumenten belegt und erzählt, Exponate aus dem Stadtarchiv und dem Oberurseler Museum gezeigt, historische Ansichten erscheinen im Wechsel mit den heutigen Straßenzügen. Im Mittelpunkt steht dann jedoch die Festwoche: begonnen mit den Vorstandssitzungen über die Aufbauarbeiten, mit Festeröffnung und Vereinsolympiade, mit Kerbetreiben, Brunneneinweihung und Festgottesdienst. Der Bürgermeister ist beim Rundgang durch die Festhöfe zu sehen, und natürlich wurde auch der Festumzug auf Video gebannt.

Mit dem Film sollen sowohl die Neubürger angesprochen werden, die sich für die geschichtliche Entwicklung ihres Stadtteils interessieren, als auch die Alteingesessenen, die vor allem auch die beteiligten Personen und Vereine wiedersehen wollen. Der VHS-Film besteht aus zwei Cassetten zu je 30 Minuten und kostet 59 Mark. Am Abend der Vorführung kann er gekauft oder bestellt werden.

Vor Beginn der Veranstaltung ist für 19 Uhr eine ökumenische Denkandacht in der katholischen Kirche St. Aureus und Justina angesetzt, den Pfarrer Fettback und Pfarrer Perne halten werden. esi

Der OB stand Modell für Computer-Anzeige SPD sieht Parallelen zu Möllemanns Werbebriefen Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. "In Bad Homburg ist Bürgernähe amtlich", verkündet der Computer-Hersteller Hewlett-Packard in ganzseitigen Anzeigen - für den amtlichen Touch sorgt Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU). Er posierte für die Annonce als Foto-Modell unterm Weißen Turm. "Mit maßgeschneiderten Computer-Lösungen von Hewlett-Packard lassen sich Verwaltungsvorgänge schneller und kostengünstiger abwickeln", läßt er sich im Anzeigentext zudem werbewirksam zitieren. "Nach Bonner Vorbild?", fragt die SPD - es klingt durchaus hoffnungsvoll: Schließlich ist FDP-Ministerin Irmgard Adam-Schwaetzer derzeit wegen Lobschreiben für eine Immobilienfirma unter Druck, ihr Parteifreund Jürgen Möllemann über seine Preisreden für pfiffige Einkaufswagen-Chips schon gestürzt. "Offensichtlich ist es kein Vorrecht glückloser FDP-Bundesminister . . ., mit ihrem Namen und Titel für Firmen Reklame zu schieben", entdeckt der Bad Homburger SPD-Chef Udo Fröhlich durchaus Parallelen - Assmann selbst dagegen nur Wahlkampf-Getöse. "So brandaktuell ist das Ganze nicht", erklärt er; die Anzeigen seien drei oder vier Jahre alt. Einen Bezug zwischen seinem Engagement für die ortsansässigen Computer-Bauer und den Minister-Fehltritten gibt es für ihn schon deshalb nicht.

Fröhlich allerdings hat die Anzeigen erst kürzlich entdeckt, in den September- und November-Nummern des Mitteilungsblatts für den Deutschen Städtetag, zielgruppengerecht für die Kollegen Bürgermeister. Warum die alten Annoncen dort noch einmal geschaltet wurden, war gestern bei der Hewlett-Packard-Zentrale in Böblingen nicht zu klären.

"Das Werbe-Engagement von OB Assmann paßt ganz und gar nicht mehr in eine Zeit, in der die Bürger von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Politiker wollen", kritisiert Fröhlich: "Gerade im Hochtaunuskreis müßte jedem klar sein, wohin das führen kann. Offensichtlich hat Herr Assmann bereits die Turbulenzen rund um die Hochtaunus-Korruptionsaffäre verdrängt und die Mahnung der Öffentlichkeit und auch seines Landrates vergessen, wonach die Politiker mehr Distanz zu Geschäftspartnern der öffentlichen Hand halten sollten."

Hier werden für Assmann aus dem Wahlkampfgeplänkel ebenso "böse Unterstellungen" wie bei Fröhlichs Fragen nach Honoraren oder CDU-Parteispenden für "dieses werbliche Entgegenkommen" (Fröhlich). "Ich habe keinen Pfennig bekommen, keinen Computer - und die Stadt auch nicht", versichert der Oberbürgermeister. Und: "Ich sammle keine Spenden für die CDU."

Er fragt sich, wie sich ein Politiker überhaupt noch für die heimische Wirtschaft einsetzen könne, wenn dahinter jeweils sofort Schlimmes vermutet werde. Andere Bad Homburger Großunternehmen könnten dennoch nicht automatisch eine Werbe-Empfehlung des Oberbürgermeisters erwarten.

Mit Hewlett-Packard seien für die Stadtverwaltung spezielle Lösungen erarbeitet worden - "mit Mercedes-Benz oder PIV habe ich nie zusammen etwas entwickelt", macht Wolfgang Assmann die Besonderheit der damaligen Anzeige klar. Zudem sei es Ende der 80er Jahre um eine komplette Anzeigenserie gegangen, in der die Firma ihre "maßgeschneiderten Computer-Lösungen" für verschiedene Kunden vorgestellt habe. Darunter das Senckenberg-Museum, ein Großunternehmen, ein Handwerksbetrieb und eben Bad Homburg. Die Verwaltung habe schon viele Jahre erfolgreich mit Hewlett-Packard zusammengearbeitet, erklärt Assmann - auch den "wesentlichen Unterschied" zu den Minister-Fällen. So habe es gegen vertretbares Engagement indirekt Werbung für den Wirtschaftsstandort Bad Homburg gegeben, kostenlos: "Da sah ich damals keine Bedenken."

Den Bestechungsskandal gab es damals noch nicht, die zweite große Bad Homburger Computerfirma ASI auch nicht. "Das tut uns nicht weh", zeigt man sich dort ohnehin souverän und verweist auf Erfolge bei Behörden - ohne OB.

Meldefrist für Wahl endet am 1. Februar

HATTERSHEIM. Wie meldet man eine Partei oder Wählergruppe zur Kommunalwahl am 7. März an? Hans Hofmann, Wahlleiter in Hattersheim, sagt, wie es geht: Parteien und Wählergruppen können Wahlvorschläge, also Kandidatenlisten, noch bis zum 1. Februar um 18 Uhr während der Dienststunden schriftlich bei ihm einreichen. Verboten ist es, Wahlvorschläge mehrerer Parteien oder Wählergruppen zu verbinden.

Etablierte Parteien und Wählergruppen, die also bereits im Kommunal-Parlament beziehungsweise Kreistag, im Landtag oder im Bundestag vertreten sind, brauchen die Unterschrift von mindestens fünf Wahlberechtigten. Neulinge haben es schwerer: Sie benötigen die Autogramme von mindestens doppelt so vielen Wahlberechtigten, wie Parlamentarier zu wählen sind. In Hattersheim wären dies 74, da 37 Stadtverordnete gewählt werden. Jeder Wahlberechtigte kann übrigens nur einen Wahlvorschlag unterschreiben. md

SPD sagt Gespräche über Bundeswehreinsätze ab Vorerst kein Treffen mit Koalition zu Verfassungsänderung / Union auf Konfliktkurs mit FDP

wtr BONN, 11. Januar. Gescheitert ist der Versuch von Außenminister Klaus Kinkel (FDP), noch in dieser Woche zu Verhandlungen zwischen der Bonner Regierungskoalition und der SPD über eine Verfassungsänderung zugunsten weltweiter Bundeswehreinsätze zu kommen. Die SPD lehnte am Montag ein "Spitzengespräch" zum "jetzigen Zeitpunkt" ab.

Wie SPD-Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul der Frankfurter Rundschau erläuterte, mache solch ein Treffen erst dann Sinn, wenn CDU/CSU und FDP eine gemeinsame Regierungsposition vorlegen könnten. Zum anderen, so heißt es in einem Beschluß des SPD- Präsidiums, setze ein "sinnvoller Dialog voraus", daß die Regierung nicht immer gegen die Sozialdemokraten Entscheidungen wie beim Bundeswehreinsatz in der Adria oder in Somalia treffe.

Unterdessen sind CDU und CSU offensichtlich entschlossen, es wegen der deutschen Soldaten an Bord der Awacs-Aufklärungsflugzeuge über der Adria zu einem Koalitionskonflikt mit der FDP kommen zu lassen. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Karl Lamers, forderte Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf, dem Verlangen der Fraktion zu folgen und die Soldaten auch im Falle eines Kampfeinsatzes an Bord zu lassen. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) hingegen warnte vor einer Anwendung der "Richtlinienkompetenz" des Kanzlers. Bei "verfassungsrechtlichen Fragen" ziehe die nicht, sagte er.

Kinkel selbst hat mehrfach verfassungsrechtliche Bedenken gegen eine Teilnahme deutscher Soldaten geäußert, falls der UN-Sicherheitsrat ein militärisches Durchsetzen des Flugverbotes über Bosnien-Herzegowina beschließen sollte. Die Awacs-Aufklärer müßten dann die Jagdflugzeuge auf ihre Ziele lenken.

Der außenpolitische Sprecher der CSU, Christian Schmidt, vertrat sogar die Auffassung, daß die Bundesrepublik möglicherweise die NATO verlassen müßte, wenn sie ihre Soldaten von den Awacs- Fliegern abziehe. Bonn behindere dann nämlich die Umsetzung eines UN-Beschlusses, zu der sich die NATO verpflichtet habe, meinte er. Außerdem würde solch eine Entscheidung den "serbisch-kommunistischen Völkermord in Bosnien" verlängern. Mahnung aus der Friedensbewegung

wn FRANKFURT A.M. Das "Komitee für Grundrechte und Demokratie" hat UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali in einem offenen Brief darauf hingewiesen, daß zahlreiche Gruppen der deutschen Friedens- und Menschenrechtsorganisationen die Teilnahme deutscher Soldaten an jeglichen Einsätzen im Rahmen der UN entschieden ablehnen. Es handele sich bei Einsätzen außerhalb des NATO-Gebietes um eine "schleichende De-facto-Außerkraftsetzung unserer Verfassung". Das Komitee forderte Butros- Ghali auf, er möge sein "Gesuch nach deutschen Soldaten für die Vereinten Nationen zurückziehen".

Messerstich: Haftbefehl wegen versuchter Tötung

Gegen einen Marokkaner ist wegen versuchter Tötung ergangen. Der 23jährige wird von einem 18 Jahre alten Landsmann beschuldigt, ihn mit einem Messer niedergestochen zu haben. Das Opfer wurde von einem Passanten gefunden. Das Motiv für die Bluttat ist unbekannt.

Gegen den Beschuldigten laufen mehrere Ermittlungsverfahren wegen Rauschgifthandels. Der Mann war zuvor am Bahnhof wegen Verstoßes gegen das Asylverfahrensgesetz festgenommen worden. Er ist in einem Heim in Dessau gemeldet und besitzt für Frankfurt keine Aufenthaltserlaubnis. Die Beamten waren noch mit der Prüfung beschäftigt, als sie erfuhren, daß nach ihm wegen versuchter Tötung gefahndet wird. habe

OB antwortet seinem Amtskollegen in Tel Aviv

"Lieber Herr Lachat, trotz alldem sind Zeichen der Hoffnung unübersehbar." Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler antwortete in der vergangenen Woche auf einen besorgten Brief, den sein Amtskollege Shlomo Lachat Mitte Dezember aus der Partnerstadt Tel Aviv nach Frankfurt geschickt hatte. Lachat - "dieser Brief ist nicht als Anklage gemeint" - hatte sich unter dem Hinweis auf sechs Millionen Ermordeter tief besorgt über den Rassenhaß und das "Wiederaufstehen der Nazi-Lieder" in der Bundesrepublik geäußert. Sein Schreiben solle ein Ruf sein, "mit nötiger Entschlossenheit und Mut zu handeln, um diese krebsartigen Geschwüre zu bekämpfen und ein für alle mal abzuschaffen".

"Es ist für uns alle beschämend", schrieb von Schoeler in seiner Antwort, "daß dieser Brief, von dem Sie hofften, ihn niemals an einen deutschen Amtskollegen schreiben zu müssen, dennoch geschrieben werden mußte." Es gebe nichts zu beschönigen. In den letzten Monaten habe sich ein neonazistischer Mob ausgetobt, rechtsradikale Gewaltverbrecher hätten Menschen ermordet, Flüchtlinge aufgegriffen, Fremde gejagt, Ausländer diskriminiert und jüdische Friedhöfe verwüstet. "Dafür gibt es keine Entschuldigung."

Von Schoeler macht aber auch auf die Lichterketten und Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus aufmerksam. In Tel Avivs Partnerstadt Frankfurt habe ein gigantisches Rockkonzert stattgefunden, zweihunderttausend Menschen hätten sich auf der Straße gegen den Haß solidarisiert. Ein Zeichen der Hoffnung, so der OB, sei ihm stets auch die Partnerschaft zwischen den beiden Städten gewesen. cg

A., Goettingen, 200,-; Anett Ackermann, Ffm 71, 30,-; Bernd Ackermann, Duesseldorf 13, 20,-; Klaus-Dieter Adam, Koblenz, 66,-; Rolf Adam, Rodgau, 100,-; E. Adamy, Ffm 50, 50,-; Erich Adelberger, Schwalbach am Taunus, 150,-; Adler-Apotheke Rodiger, Berlin 65, 300,-; Klaus Ahting, Ratekau, 50,-; Aichmüller, 100,-; Joachim Albert, Ffm 70, 50,-; Eva Albich, Ffm 70, 20,-; H.-E. Allmayer, Koenigstein-F., 1000,-; Ellen u. Lothar Alm, Grevenbroich, 80,-; B. Altehagen, 100,-; Susanne Altmeyer, 50,-; E. Am Ende, Ffm 50, 50,-; K. Ament, Ffm 90, 20,-; AMI GmbH, Ffm 1, 1000,-; Claudia Amou, Menden, 100,-; G. Andel, Lich, 150,-; Andreß, Bielefeld 1, 500,-; Ankenbrand, Hamburg 56, 500,-; Annau, Ffm, 100,-; Thomas Anzinger, Nidderau 2, 60,-; Dr. Christa Appel, Ffm 70, 300,-; H. Appel, Ffm 60, 50,-; Reiner Appl, Hasselroth 1, 250,-; ARGUK-Umweltlabor GmbH, Oberursel 5, 400,-; Dr. Alexander Arnold, 20,-; Dr. Helmut Arnold, 100,-; K.H. Arnoldt, Darmstadt, 20,-; Asmus, Ffm 70, 300,-; H.W. Asmus, Maintal 4, 20,-; Sonja Aßmuß, Nidda, 100,-; Rainer Auerbach, Ffm 71, 50,-; Agnes Azizieh- Thölking, 100,-; B.F., Liederbach, 200,-; Claudia Bablok, Bad Vilbel, 220,-; Rudolf Bach, Mainhausen 1, 100,-; Dietrich Bachmann, Neu-Isenburg, 50,-; Gisela Bachmann, 40,-; Ernst Bachthaler, Oberursel, 50,-; Doris Baden, Kelkheim, 100,-; M. Bades, Ffm 1, 70,-; Birgit Bäder, 100,-; Maren Bär, Dreieich, 30,-; M. Balasch, Hanau, 200,-; Bernd Bandow, Bad Homburg, 100,-; Stefan Barislovits, Ffm, 100,-.

Michael Barry, Niedernhausen, 150,-; Erich Bartel, Amtsrat a.D., Buedingen, 25,-; Kurt Bartels, Ffm, 50,-; D. Barthelmann, Ffm 70, 300,-; Peter Bauer, Maintal, 20,-; Rüdiger u. Susanne Bauer, Petersberg 3, 3000,-; Dr. V. Baulig, Friedrichsdorf, 50,-; Dr. Baum, Sulzbach, 200,-; Markus Baumeister, Duisburg 1, 100,-; K. Baumgart, Ffm 1, 200,-; Angelika Bauss, Hasselroth 2, 50,-; V. Beauvais, 50,-; Thomas Becher, Rodgau 2, 50,-; H. u. J. Bechthold, Bruchkoebel, 100,-; G. Beck, Berlin 41, 100,-; Olgitta Becke-Simon, 100,-; Karl-Heinz Becker, Sandhausen, 50,-; Reinhard Becker, Ffm, 50,-; Beer, Meerfelden, 200,-; Manfred Behncken, 40,-; Werner Behrens, Stadthagen, 100,-; Horst Behrmann, Rosbach 3, 30,-; Rainer Benz, Dietzenbach, 100,-; U. Bergen, Cuxhaven, 150,-; Dietrich u. Frau Berger, 100,-; Claus Berkhoff, Riedstadt, 200,-; G. Bermel, Ffm, 100,-; Carla Bernardi GmbH, Ffm 60, 300,-; Dr. H. Bernardus, Ffm 60, 100,-; Ingeborg Bernert, 100,-; Dr. Hans Gerd Berscheid, Kronberg, 600,-; Besmer, Ffm, 100,-; Textilreinigung 'Tadellos' Bethgeu. Hornig, 20,-; Beyer, Ffm, 20,-; Rudolf Beyer, Eschborn, 50,-; M. Bickel, Langen, 200,-; Elke Bieler, Ffm 50, 100,-; O. Bingula, Bad Homburg, 50,-; Dieter Bischoff, 100,-; Ch. Biskamp, Bad Hersfeld, 100,-; Hugo Blaum, 100,-; Helmut Blauth, Bad Homburg v. d.H., 50,-; Schäfer u. Bleistift, 20,-; Edda Blischke, 50,-; Reiner Block, Darmstadt, 50,-; Birgit Blum, Witzenhausen, 20,-; Bobsin & Partner Immobilien, 500,-; Hannelore Bock, 100,-; Prof. Dr. P. Böger, Konstanz, 50,-; Bögershausen, 20,-; Elmar Boelinger, 120,-.

Gerd Böll, Ludwigshafen, 10,-; Markus Bös, Schluechtern, 50,-; Holger Böterk, Ffm 70, 111,-; Thomas Boguslawski, 91,20; Hans Hermann Bohrer, Neu-Isenburg, 100,-; K. Bonik, Offenbach/Main, 100,-; A. Borgmeyer, Bremen, 100,-; Th. Borngräber, Oberursel, 100,-; A. Brand, 100,-; Brandt, Lich, 100,-; Brandt-Gollmann, Marburg, 40,-; Alex Braun, 400,-; Frank Braun, 100,-; Gottfried Braun, Darmstadt, 200,-; Lieselotte Braun, 10,-; W. Braun, Ffm 70, 30,-; Werner Brehm, Ffm 90, 300,-; Hans-Jürgen Breidenstein, 100,-; Breiter, 30,-; Breiter, Karben, 100,-; K.D. Bremer, Kronberg, 10,-; Clemens Brendel, Moenchengladbach 2, 100,-; S. u. E.-M. Brendel, 200,-; Ruhrkohle Handel Brennstoffe GmbH ZN Frankfurt, Ffm 60, 500,-; Heidi Breuer, Ffm 1, 500,-; Elfried Briese, Darmstadt, 200,-; Marianne Brinkmann, Oberursel, 100,-; Andreas Bröker, Karlsruhe 21, 100,-; Barbara Brost, Steinach, 100,-; B. Brude-Repp, Nidderau, 75,-; Gerda Brückner, Schwalbach am Taunus, 100,-; Annelie Brühl, Alsbach-Haehnlein, 400,-; Anita Bürger, Ffm 90, 20,-; R. u. M. Bürgin, Maintal 2, 50,-; Bender GmbH Büro- u. Objekteinrichtungen, Ffm 50, 200,-; Dr. Reinh. Büttner, 500,-; Buettner & Co. GmbH, Sulzbach, 5000,-; Irmgard Buggert- Fehn, 70,-; Doris Buhr, 50,-; Klaus Dieter Busch, Ffm, 50,-; Horst Buss, Bous, 30,-; Caesperlein, Dortmund 1, 345,67; Canenbley, Bederkesa, 100,-; Raymond Casneuf, 200,-; M. Chelius, 150,-; Antje Christ, Herne 1, 200,-; Eugen Christ, Bad Vilbel 3, 40,-; Christine, 0,-; Wolfgang Claus, Ffm, 100,-; Dr. E. Claussen, Bremerhaven, 50,-; M. Cordes, Neu-Isenburg, 100,-.

Walther Cormann, Lindau, 100,-; Susanna Cranz, 50,-; Crociani u. Schmidt, Koeln 1, 300,-; Prof.Dr.F. Crüsemann, Bielefeld 13, 200,-; CTC Fotostudios GmbH, Neu-Isenburg, 105,-; G. Cwionkalla, 80,-; Edgar Czappa, Ffm, 20,-; Guenter Czepek, 1000,-; Sophie Däschner, 50,-; Heidi Daich, Moerfelden - Walldorf, 50,-; Danicke, Ffm, 100,-; N. Danos, Ffm 1, 70,-; Dr. Rolf u. Ursula Darmstadt, 100,-; Barbara David, Ffm 90, 50,-; H. David, Ffm 1, 2000,-; Gernot Decker, 20,-; Decon Design Contor GmbH, Ffm 70, 150,-; Gerhard Degen, 10,-; Erwin Deis, Florstadt 1, 40,-; G. Delmer, 150,-; Sabine Demel, Giessen, 100,-; Karl-Heinz u. Ingrid Denz, Friedrichsdorf, 60,-; Frieda u. Paul Deppert, Frankfurt 80, 30,-; E. Der, Ffm 50, 80,-; E. Dernbecher, Idstein, 300,-; E. Derscheidt, 50,-; S. Detering, Hamm 1, 200,-; Reinhard Diefenbach, 5,-; Monika Diefenbach-Strathdann, 100,-; Andrea Diehl, 100,-; Diem, Ffm, 50,-; Prof. Dr. H.P. Dienes, Mainz, 200,-; Ch. Dietrich, Ffm 50, 100,-; R. u. W. Dietsch, 80,-; Dr. Dietz, Bad Vilbel, 200,-; Roland Dietz, Offenbach/Main, 100,-; Wolfgang Dietz, Hanau, 100,-; Paul Dilger, Reutlingen, 200,-; Dr. A. Diller, Meinerzhagen, 500,-; Melanie Döbert, Obertshausen, 5,-; Ursula Döppes, 50,-; Rainer Dörbaum, 300,-; Hannelore Dörfelt-Dohrmann, Hamburg-Norderstedt, 300,-; Carla Döring, Ffm 1, 100,-; Ingrid Döring, 50,-; E. Dörrhöfer, Floersheim, 50,-; Marion Dollner-Buhl, Viernheim, 10,-; Agnes Donerki, Ffm 60, 20,-; Eva Dornbusch, Ffm 70, 25,-; Dieter Drill, Ffm 50, 100,-; Horst Dröse, Ffm 50, 300,-.

E.L., 50,-; O. Eberhard, Trier, 50,-; R. Eberle, Saarbruecken, 50,-; Dr. Eckert, Rodgau 1, 150,-; Eggeling, 30,-; Kurt Eggmann, Ffm 1, 50,-; Else Ehmann, Ffm, 50,-; Ehmcke, Ffm, 300,-; Ingeborg Ehrhardt, 30,-; Margarete Eichler, Ffm, 400,-; Christa Eisenhuth, Ffm 60, 200,-; Dr. H. Ellebracht, Koeln 80, 200,-; M. Ellger, 70,-; O. Emmes, Giessen, 250,-; Klaus Engel, 100,-; Werner Engelmann, L-Luxembourg, 200,-; Dorothee Engewald, Extertal, 50,-; Dr. M. Engler, Wiesbaden, 150,-; J. Engler, Bad Soden 2, 1500,-; Peter Ergh, Ffm 50, 100,-; Jan-Peter Ernst, Wiesbaden, 100,-; D. Eschenbach, Ffm 1, 150,-; Bettina Esser, 10,-; G. Ettlich, Ffm 60, 30,-; Berthold Ewald, Ffm 71, 150,-; R. Ewert, Gruenberg, 50,-; Eysholdt, Hanau, 100,-; R. Fabian, Bad Homburg, 100,-; Erika Fachinger, Bad Homburg, 40,-; Karin Färber, Dietzenbach, 50,-; Peter Faisz, Offenbach/Main, 100,-; Hch. Falter, Ffm, 100,-; A. Fauß, Homburg, 20,-; Anja Faust, 80,-; R. Fectrini, Ffm 1, 185,-; Karola Felzmann, Niedernhausen, 200,-; Anna Fertig, Ffm 1, 50,-; B. Fiedler-Göckel, 50,-; Hans Fiekers, Kronberg, 500,-; Jürgen Filter, Ffm 70, 300,-; Inge Finis, Ffm 60, 50,-; Johannes Fink, Moerfelden - Walldorf, 100,-; S. Finke, Koenigstein, 100,-; W. Finke, Ffm 90, 200,-; Heribert Firchbach, Ffm 70, 10,-; Fischbach, Usingen 1, 50,-; Annette Fischer, Essen, 50,-; Dr. Benno Fischer, Berlin 12, 100,-; B. Fievet, Kaiserslautern, 100,-; Petra Fleckenstein, Kirchheimbolanden, 40,-; Joachim Flinner, 200,-.

Gudrun Flöter, Berlin 41, 100,-; Rotraut Flohr, Schwaebisch Hall, 200,-; FR-Leser aus Brüssel (Belgien), 200,-; Wolfgang Franck, Obertshausen, 30,-; H.-W. Frank, Darmstadt, 200,-; Klaus Frank, 50,-; Peter Frank, Ffm 1, 250,-; Franke, 150,-; Gert Franke, Ffm, 10,-; Waltraud u. Uwe Franke, Darmstadt, 150,-; U. Franz, Wuppertal, 50,-; Franzel, Mannheim, 100,-; Ingrid Franzen, Offenbach/Main, 150,-; Frassur GmbH, Ffm 71, 1000,-; S. Frei, Bruchkoebel, 200,-; Gernot Frenking, Marburg, 300,-; Gisela u. Stefan Freystätten, Seligenstadt, 20,-; Harald Frick, Trebur 3, 100,-; Michael Frickel, Offenbach/Main, 10,-; Regine Friederich, Stuttgart 1, 500,-; C. Friedhofen, Dudweiler, 50,-; Hiltrud Fritsch, 20,-; J. Fritsch, Ffm 60, 100,-; Maria Fritsch, Nidderau 2, 100,-; Heinz Fröhlich, Hainburg, 60,-; Frömel, Bad Homburg v.d.H., 50,-; Anna Frommhold, Langen, 50,-; Früchtl-Staab, Offenbach/Main, 200,-; Walter Fuchs, Karben, 40,-; M. Fuhrmann, Kassel, 100,-; Dieter Fuhrmans, Berlin 33, 50,-; L. Funk, Bremen 1, 10,-; W. Funke, Bonn 1, 50,-; H. Gaerth, Ffm 1, 25,-; Wolfgang Gärtner, Muehlheim am Main, 50,-; Wolfgang Galeazzi, Boppard 1, 100,-; Marion Galeris, Maintal, 300,-; Uwe Ganz, Dreieich, 100,-; E. Gast, Weilrod 7, 100,-; Gaul, Moerfelden - Walldorf, 50,-; Frede Gebhard, 50,-; Jürgen Gehler, Muelheim a.d. Ruhr-Speldorf, 20,-; Dieter Geiger, Ffm 60, 100,-; Heide Geiger, Ffm 70, 200,-; Renate Geis, Ffm 90, 100,-; Ulrike Geissert- Barry, Niedernhausen, 200,-; Jörg Geißler, 100,-; R. Gelsinger-S., Ffm 56, 20,-; Dieter Gensler, Roedermark, 100,-; Maria Gensler, Rödermark 3, 80,-; Detlef Georgi, 100,-.

Peter Gerlach, Schöneck, 100,-; Rolf Gerlach, Neu-Isenburg, 100,-; B. Gernsleid, Duesseldorf, 150,-; Annette Gerster, Friedrichsdorf, 100,-; Dr. Raimund Gerz, Ffm, 200,-; Gestefeld, 200,-; V. Giebels, Wuppertal 1, 10,-; Giebenhahn, 20,-; M. Gittrich, Maintal 1, 5000,-; K. Glatthorn, 50,-; Manfred Glieber, Moerfelden - Walldorf, 100,-; Klara Gliese, Ffm 70, 50,-; K.H. Glock, Ffm, 20,-; Wolfram Gödde, 20,-; R. u. W. Göritz, Hamburg 67, 50,-; Ch. Görlich-Schneider, Bad Vilbel, 150,-; Göttler, Ffm 50, 555,-; Dietrich Goldmann, 10,-; Peter Goll, Ffm 1, 50,-; Heidem. Gomolzig, Offenbach/Main, 20,-; Gordan, 700,-; Prof. Dr. Ludwig Gortner, 50,-; Heidi Gosch, Langen, 50,-; Gotta GmbH, 2500,-; Grabert, Bad Vilbel, 50,-; H. Graf, Kriftel, 100,-; H. Graf, Karlsruhe 21, 50,-; Ludwig Graser, Bischberg, 50,-; Grau/Greilich, 100,-; P. Gref, 100,-; Matthias Grein, Hofheim, 30,-; Wolfgang Grentzsch, Ffm, 50,-; Dagmar Grenz, Koeln 41, 150,-; M. Grenz, Marburg, 50,-; Dr. L. Grenzmann, Goettingen, 50,-; Griegutsch, Moerfelden - Walldorf, 200,-; Karl Gries, Offenbach/Main, 50,-; Klaus Grillmaier, Ffm, 50,-; Heinz Grimm, Maintal 1, 100,-; Rainer Grimm, Seeheim-Jugenheim, 50,-; Dieter Gröpel, Steinbach/Ts., 100,-; Sven Grötecke, Ffm 60, 10,-; Manfred Groeteke, Hamburg 60, 100,-; Günter Groß, Ffm 50, 200,-; Uwe Grote, Kelkheim, 100,-; E. Grüning, Bruehl, Rheinl, 100,-; Gruppe L.I.S.A., 100,-; Jutta Gruss-Rinck, Neukirchen-Vluyn, 80,-; Erika Gühne, Ffm 50, 25,-; Thomas Gündling, Ffm, 100,-; Christian Gürtler, 20,-.

Daniela Güthert, 200,-; A. Gumbrecht, Oldenburg, 200,-; R. Gutermuth, Obertshausen 2, 50,-; Ursula Gutjahr, Erlensee, 50,-; Peter Gutting, Pirmasens, 100,-; H., Ffm, 200,-; H.K., Ffm 70, 50,-; H.M., Ffm 50, 30,-; Ludwig Haas, 600,-; V. Haase, Ffm 70, 120,-; Johannes Habisreutiger, Velbert 11, 50,-; Christiane Hachmuth, Ffm 1, 150,-; Herta Hachmuth, Ffm, 100,-; Hackbarth u. Spay, 100,-; Martin Hackemann, 100,-; W. Hackenberg, Ffm, 30,-; R. Hackl, Ffm 60, 100,-; Peter Hadermann, Bruchköbel, 25,-; Wolfgang Häuser, 150,-; Eckehart Hagen, Bonn 1, 100,-; Hildegard Hahmeyer, Hamburg 73, 50,-; Hain, Dreieich, 50,-; Gebr. Ausserehl. Hala, Ffm, 300,-; Sian Hamer, Ffm, 200,-; Dieter u. Michaela Hamm, Hattersheim, 100,-; Werner Hamm, Langen, 100,-; M. Hamm-Dröser, Ffm 90, 50,-; Klaus u. Gisela Hammann, 100,-; Holger Hammel, Nidderau 5, 50,-; Fam. Hampe, Ffm, 50,-; Jochen Hampe, 100,-; W. Hanel, Ffm 70, 120,-; Dr. Reinhard Hanke, Erlensee, 75,-; Hanousel, Bruchköbel, 5,-; M. Hansel, Heusenstamm, 50,-; K. Hansen, Ingelheim, 10,-; Wulf Hansen, Hamburg 65, 100,-; Andreas Hansert, 70,-; Gerd Hardach, 50,-; Silvia Hardt, Schwalbach am Taunus, 100,-; Harlelias, Ffm, 50,-; Hans Hartmann, Bad Nauheim, 30,-; Ute Hartter, Eppstein 3, 150,-; I. Haschtmann-Köhler, Friedberg, Hessen, 200,-; Gerd Haß, Eppstein 2, 50,-; Gerhard Hassler, 100,-; Herbert Hastrich, Langen, 50,-; H. u. G. Hatschaturian, Roedermark, 30,-; A. Haus, Wehrheim, 200,-; Hubert Hauschild, 100,-; Dirk-Arthur Hauschildt, Ffm, 200,-.

Walter Hausmann, 200,-; Hans-Rolf Haybach, 100,-; R. Heck, 100,-; Heck-Schönauer, Giessen, 50,-; Claudia Heer, 50,-; M. Hegner, Duisburg 1, 200,-; Petra Heider, Ffm 50, 100,-; Petra Heidt, 30,-; Christoph Heil, Fulda, 200,-; Jürgen Heil, Ffm 1, 50,-; Elke Hein, Ffm 50, 50,-; Monika Hein, Ffm, 150,-; Margret Heinen, Frankfurt 80, 1000,-; E. Heinrich, Ffm 1, 50,-; G. Heinrich, Niedernhausen, 2000,-; Ingrid Heinrich, Oberursel, 50,-; Heinrich Heinzel, Ffm 70, 50,-; Thilo Heinzel, 50,-; Jürgen Heldt, Ffm 60, 50,-; Klaus Helfrich, Ffm 70, 100,-; Ilse Heller, Egelsbach, 10,-; M. Hemmerich, Hanau 9, 50,-; Heide Hempel, Usingen, 30,-; Ehel. Henkel, 200,-; Albrecht Hennemann, Ffm, 150,-; Edeltrud Hennig, Daverden, 50,-; D. Henning, 100,-; Wolfgang Hercher, Ffm, 30,-; Dr. K. Herdrich, Ffm 61, 30,-; Jürgen Heringlake, Welver, 35,40; Wilma Herke, Oestrich-Winkel, 170,-; Michael Herold, Ffm 90, 150,-; Caroline Herrscher, Hofheim, 30,-; Horst Hertel, Ffm 1, 150,-; Herzberg, Hilden, 200,-; Herzig, Maintal 2, 100,-; G. Herzog, Bad Vilbel, 50,-; W.-D. Heß, Usingen, 100,-; Martina Heß-Hübner, 100,-; M. Hesse, Wolfsburg, 50,-; Sabine Hettinger, Kelkheim, 50,-; C. Heubaum, Hannover, 80,-; F. Heurich, Ffm 1, 100,-; H. Heuser, Maintal 1, 20,-; L. Heute, Ffm, 250,-; W. Heyne, Trebur 2, 200,-; Gabriele Hickler, Offenthal, 150,-; M. Hierlinger, Ffm, 150,-; Lore Hildebrandt, Ffm 1, 150,-; Hermann Hillebrand, Ffm 50, 70,-; Alexander Hiller, Bad Vilbel 1, 160,-.

Hiller-Noback, Ffm 1, 20,-; Hillig, Ffm 1, 150,-; Ursula Hillmann, Ffm, 200,-; Gerd Himmel, Hamburg, 100,-; Anna-Maria Hipp-Reisen, 50,-; Hermann Hoch, Moers, 100,-; Dr. Günter Hochstadt, 200,-; Höfling-Stoll, 50,-; Gisela Höhn, 100,-; K. Höhne, Friedberg, Hessen 5, 20,-; Walter Hölscher, Ffm, 30,-; Hölter, 50,-; W. Hönge, Ffm, 200,-; Walter Höpfner, Ffm 60, 500,-; Dr. Hörtling, Ravensburg, 20,-; Lothar Höse, Ffm, 30,-; Hans-Jürgen Hoffmann, 400,-; Hofmann, Gruendau, 50,-; Heinz u. Gisela Hofmann, Neu-Isenburg, 100,-; Richard Hofmann, Idstein, 75,-; St. Hofmann, 50,-; Michael Hohmann, Kelkheim, 250,-; Hermann Holl, Grenzhausen, 100,-; Angelika Hollnagel, Ffm 70, 100,-; Peter u. Petra Homburg, 60,-; Jürgen Homolka, 50,-; Hood, Bensheim, 50,-; Johanna Hoornweg, Berlin 12, 30,-; Andreas Hoppe, 200,-; R. Horak, Seevetal 3, 50,-; P. Horn, Koenigsfeld 5, 150,-; J. Horsch, 100,-; Irma Hover, Buehl, 50,-; K.-P. Hubbertz, Marburg, 100,-; Liane Huck, Ffm 70, 100,-; A. Hudler, Ffm, 100,-; B. Hübener, Ffm 60, 100,-; Hühne, Ffm 1, 20,-; Dieter Hünermund, Frankfurt 80, 50,-; T. Hütter, Ffm 60, 50,-; H. Huhn, Ffm, 20,-; Christe D. Hunzinger, Heidelberg, 15,-; Hortense Hurberger, 150,-; R. u. H. Huth, 50,-; Dieter Ickstadt, Maintal 3, 50,-; Birgit Ilchmann, Offenbach/Main, 100,-; B. Illebach, Bad Soden, 30,-; A. Imann, 50,-; Immer, Bielefeld, 99,99; INS GmbH, Friedrichsdorf 2, 500,-; J. Isselstein, Linden, 200,-.

J.K., 50,-; Berthold Jäger, Ffm, 50,-; Joachim Jäger, Melle 1, 150,-; Egon Jaeger, Ffm 70, 30,-; Holger Jänicke-Petersen, Hamburg, 30,-; Petra Jäschke-Wagner, Ffm, 20,-; Jaesler, 0,-; Gerd-Ingo Jagsch, Altenstadt, Hess, 20,-; Maria-A. Jahn, Detmold 16, 100,-; S. Jahn, Rendsburg, 30,-; H. Jahncke, Maintal 2, 100,-; Jakobsen, 100,-; Jakubczih, Hofheim, 50,-; W.J. Jansen, Maintal 2, 100,-; Dr. Jörg Jantur, Rödermark, 150,-; Thorsten Jeck, Bielefeld, 40,-; Friedrich Jendrzejek, Ffm, 50,-; Hermann Jessen, Hamburg 60, 100,-; Ingeborg Joachim, Ffm 60, 100,-; C. Jobst, Bad Wildungen, 100,-; Michael Joengen, Hattersheim, 360,-; A. Johann, Oberursel 5, 100,-; Rolf John, Kaiserslautern, 30,-; I. Joneleit, Rodgau 3, 80,-; Manfred A. Joswig, 100,-; Fr. Jünger, Ffm 90, 30,-; Ursula Jürgens, Hesel, 100,-; Dr.med. O. Jürgensen, Darmstadt, 500,-; Hess. Ministerium für Jugend, Familie u. Gesundh., Wiesbaden, 500,-; Karl-Heinz Jumel, 10,-; Dr. Klaus Junkker, 1000,-; Dr. Klaus Juncker, Bad Soden, 1770,-; Christine Jung, Giessen, 50,-; J. Jung, Eschborn 2, 1000,-; Christa Junge, Ffm 90, 200,-; Junghans, 20,-; D. Jungmann, Ffm, 100,-; G. Junior, 500,-; Dr. Ralf Justiz, Berlin 20, 500,-; K.E., 500,-; Traudel Kädtler-Lansfuß, Rosengarten, Kr. Harburg 11, 100,-; H. Kaeser, Meinhard 1, 200,-; Kahle, Hamburg 56, 500,-; Dr. Wolfgang Kaiser, Reinbek, 300,-; K.-W. Kaiser, Ffm, 100,-; S. Kajka, Ffm 90, 20,-; Dieter Kallmeyer, 200,-; H. Kalupa, Ulm, 20,-; Sibylle Kamkawi, 50,-; Dieter Kammerer, Langen, 50,-; Kapitza, 150,-.

Beate Kappel, Offenbach/Main, 100,-; J. u. A. Kappler, Kelsterbach, 250,-; H. Karger, Eschborn, 20,-; Uta Karmakar, Neu-Isenburg, 100,-; Hanna Karnahl, Neu-Anspach, 500,-; Thomas Karnahl, Neu-Anspach, 250,-; I. Karschny, Luebeck, 100,-; Helga Kasper, Mainz, 20,-; Erwin Katein, Dortmund 30, 200,-; P. Kaulich, Ffm, 50,-; Maria Kaus, Frankfurt 80, 50,-; L. Kauski, Groß-Bieberau, 50,-; K. Kayser, Ffm 90, 100,-; Sylvia Keady, 100,-; Kegelclub 'Holzköppe', Kelkheim, 100,-; K.H. Kehr, Ffm, 50,-; Heinz Keim, Langen, 50,-; Siegfried u. Helga Keitz, 100,-; Enno Kelling, 100,-; Oskar Kempf, Ortenberg 2, 100,-; Volker Kern, Ladenburg, 1300,-; Willi Kesper, Ffm 90, 30,-; Monika Kessenbrock, Ffm 90, 100,-; H. u. K. Kessler, 30,-; Martin Kessler, 500,-; Heide Khatschaturian, Offenbach/Main, 150,-; Dr. S. Kienzle, Mainz, 100,-; Herwig Kiesel, Messel, 25,-; Wilhelm Kiewitz, Ffm 1, 10,-; M. Kilb, Ober-Moerlen, 1000,-; E. Kinzebach-Knote, Ffm 70, 50,-; K. Kirschner, Bomlitz, 200,-; Kittel, 20,-; Ch. u. D. Klähn, Essen 1, 100,-; Fritz Klamp, Ffm, 100,-; Kurt Klaus, Ffm 60, 50,-; Sabine Klaus, Ingelheim, 500,-; H. Klee, Dreieich, 200,-; Eckhard Kleefen, Dietzenbach 2, 20,-; S. Kleemann, 100,-; Regina Klein, Karben, 50,-; Stefanie Klein, Pirmasens, 30,-; U. Kleinmann, Ffm 71, 800,-; Wolfgang Kleto, Brensbach, 50,-; Andreas Kling, 100,-; Maria Klink, Niddatal 1, 50,-; Monika Klischies, Bad Nauheim, 50,-; Juergen Klix, 250,-; Paul Klöppinger, Dietzenbach, 50,-; Horst Klostermann, 100,-; Anke Klotzbach-Reitz, Roedermark, 50,-.

Carsten Klug, Ffm 1, 25,-; Franz-Karl Klug, 50,-; M. Stevanin Klunkert, Blankenheim, Ahr, 150,-; Ulrike Klute, 150,-; Ingrid Knab-Lemke, Berg, 100,-; H.J. Knoblauch, Neu-Isenburg, 100,-; G. Offczas u. W. Knobloch, 100,-; A. Knörndel, 20,-; W. Knöss, Moerfelden - Walldorf, 100,-; Marianne Knoess, Hofheim, 100,-; Edeltraut Knopp, Maintal, 50,-; Helga Koch, Ffm, 20,-; Raf. O. Koch, Ffm 70, 100,-; Robert Koch, Ffm, 150,-; E. Koch-Grünberg, Echzell, 100,-; Michael Köditz, Hammersbach, 100,-; R. Köhler, Bad Homburg, 20,-; Peter Köhnlein, Ffm, 10,-; Karl-Heinz König, Frankfurt 80, 200,-; M. König, Ffm, 100,-; Walter König, Altenstadt, Hess, 200,-; Koerner, 50,-; Astrid Körner-Paeben, Ennepetal, 200,-; Tilo Kößler, 50,-; Hannelore Kötter-Franzmann, 100,-; P. Kolb, Langen, 100,-; Dr. Koloski, Bremen 70, 25,-; I. Konrad, Belm, 100,-; C. Kopitzki, Kassel, 40,-; Alexander Kopsch, Ffm 70, 50,-; B. Korinth, Reutlingen, 300,-; Ernst Kornmann, Maintal 1, 100,-; Winfried Kosubek, Ffm 50, 50,-; Heinz- Jürgen Kott, Oberursel, 100,-; Johannes Krabbe, 50,-; Axel Krämer, 25,-; D. Krämer, Ffm, 25,-; L. Krätz, Trippstadt, 100,-; Ute Krahl, Ffm, 50,-; Erhard Krajewski, 400,-; Anthony Kramer, Ffm 70, 50,-; Stefan u. Barbara Kranzdorf, 200,-; Hildegard Krasser, 40,-; Claudia Kraus, Bad Schwartau, 100,-; Hans Kraus, Friedrichsdorf, 30,-; Stefan Kraus, 40,-; K. Krause, 100,-; Werner Krause, Maintal 2, 100,-; Walter Kraushaar, Ffm 50, 20,-; Hilbert Krauss, 200,-; Dr. Gisela Kraut, Wehrheim, 100,-.

Johannes Krautwurst, Bad Nauheim, 100,-; Kreck, Schöneck 1, 50,-; Norbert Kremer, Ffm 90, 200,-; G. Krennrich, Ludwigshafen, 200,-; G. Krenzer, Karben 3, 10,-; Kress, Hofheim, 50,-; Kreß-Beck, Bad Soden, 200,-; B. Kreuth, Darmstadt, 100,-; Thomas Kreutzmann, Maintal 3, 50,-; Michael Krieger, 100,-; Krier, Wettenberg 1, 100,-; Christel u. Dr. A.-G. Krist, Kiel-Schulensee, 200,-; Rolf Kritzler, Ffm 1, 200,-; W. Kröber, Eschborn, 20,-; Hildegard Kröhnke, Koeln 41, 20,-; Ch. Kroemer, 25,-; Dr. Hunscha u. Dr. Kroneberger, Ffm 1, 300,-; Kroner, Floersbachtal, 50,-; Anna u. Jörg Kropp, 100,-; Hildegard Krott, Wiesbaden, 100,-; P. Krüger, Neu-Isenburg, 30,-; T.H. Krüger, Offenbach/Main, 100,-; KS Office, 100,-; E. Kudur, Offenbach/Main, 100,-; A. Kühn, Mainz 32, 50,-; S. Kühn, Bochum, 50,-; Gisela Küllmer, Frankfurt 80, 25,-; Hildegard Kuhlke, Recklinghausen, 200,-; Margot Kuhlmann, Ffm, 30,-; H. Kuhnke, Ffm 1, 200,-; N. Kunz, Gernsheim, 200,-; B. Kunze, Bad Homburg, 100,-; Dr. M Kunze, Hofheim, 100,-; Annette Kurlemann, 100,-; Wilhelm Kurt, Offenbach/ Main, 150,-; K.v. Kurzynski, 100,-; Dr. C. Kuschel, Hamburg-Oststeinbek, 50,-; Georg Lamik, Frankfurt 80, 50,-; Elke Lamm, Hofheim, 100,-; Lampert, Plön, 100,-; Ulrich Lamprecht, Krefeld, 100,-; Mitarb. d. Staatsanwaltschaft Landgericht Frankfurt, 100,-; Mitarb.d.Staatsanwaltschaft Landgericht Frankfurt, Ffm, 1400,-; Detlev Lang, Idstein, 300,-; Suse Lang, 200,-; Langheinrich, Obertshausen, 100,-; Erika Laschner, 5,-; Dr. Lauschke, Kiel, 100,-; Weihnachtsfeier LBS-Betrieb Frankfurt, 170,-; LBZ in Hessen, Hauptverw., Ffm 1, 2000,-; G. Lebiger, Ffm 70, 500,-.

Max-Manfred Lehmann, Ffm 90, 100,-; Uwe Lehmpfuhl, Dortmund 1, 100,-; Dr. Birgit Lehnis, Roedermark, 40,-; Manfred Lehr, 30,-; P. u. S. Leinburger, 50,-; Rolf Leißing, Ffm 1, 50,-; Wolfgang Lelatt, 100,-; Martina Lemmer, Giessen, 50,-; Michael Lenarz, Offenbach/Main, 200,-; Lenger, Offenbach/Main, 20,-; I. Lengies- Jäger, Bad Soden, 50,-; Christine Lensch, Ffm 90, 100,-; Barbara Lenz, Lorsch, 20,-; Rose u. Wolfgang Lenzner, 50,-; Thomas Leonhardi, Ffm 60, 50,-; A. Leser, 50,-; Volker Leske, 300,-; Günter Liedtke, Gelnhausen 2, 10,-; Jürgen Lindemann, Ratingen, 50,-; G. Link, Kelkheim, 50,-; Lipp, Oberursel, 100,-; P. Lippl, Offenbach/Main, 25,-; Ernst List, Eiterhagen, 500,-; Karin Littmann, 100,-; Elmar Lixenfeld, Ffm, 250,-; K. Enders-Loch u. L. Loch, Kauenberg, 50,-; Hans-Gerhard Löffler, Kirchhain, 100,-; Margarete Löffler, Ffm 60, 50,-; Elke Lötterle, Ffm 61, 100,-; Monika Löwenkamp, Hanau,

Grüne diskutieren heute über die Kommunalwahl

SCHWALBACH. Wie sie in den Wahlkampf ziehen wollen und was im einzelnen für den 7. März zu tun ist, besprechen die Grünen heute, Dienstag, von 20 Uhr an im Restaurant Nikopolis, Marktplatz 13. Auch Nichtmitglieder können zu der Versammlung kommen. ana

Armenlobby: Ab zwei Grad über Null offene Bahnhöfe

Der Verein "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" fordert von der Stadt, daß die U-Bahn-Stationen auch bei Temperaturen "ab mindestens zwei Grad über Null" für Obdachlose geöffnet werden. Durch die schlechte Ernährung und Gesundheit vieler auf der Straße lebender Menschen drohe schon bei diesen Temperaturen Gefahr durch Unterkühlung. Ferner sollten im Innenstadtbereich Container für jeweils nicht mehr als zwei Bewohner mit Wasch- und Duschgelegenheit aufgestellt werden, verlangt der Vereinsvorsitzende Jochen Meurers von der Stadt.

"Lobby" begrüße zwar, daß sich bei der SPD-Fraktion im Römer "etwas in Richtung Öffnung der B-Ebenen Hauptwache und Konstablerwache bewegt", meint Meurers mit Blick auf Äußerungen des SPD-Fraktionschefs Günter Dürr von vergangener Woche; als "menschenverachtend" verurteilte der Verein allerdings Dürrs Meinung, daß "uneinsichtige und starrsinnige arme Leute" die vorhandenen Schlafplätze der Stadt nicht nutzten.

In den Massen-Schlafsälen werde über Ungeziefer und körperliche Bedrohungen geklagt. In den Zelten würden die Wohnungslosen durch die dort installierte "Schockheizung" stark schwankenden Temperaturen und damit Gesundheitsgefährdungen ausgesetzt, schreibt Meurers in einer Erklärung. mat

15,-; Horst Lohfink, 50,-; Elvira Louppe, 100,-; Luckhaupt, Darmstadt, 50,-; Erika Luckner- Lay, Schwalbach am Taunus, 300,-; M. Luderer, Ffm 90, 50,-; G. u. Chr. Ludig, Kronberg, 100,-; W. Lückel, Marburg, 100,-; Ulrich Lüer, Maintal 4, 300,-; Josef Lürkens, Ffm, 200,-; R. G. Lunz, Ffm, 100,-; Joseph F. Luttenberger, Obertshausen, 100,-; Annemarie Lux, Neuss, 100,-; Tilmann Maas, Hanau, 100,-; Gerd Machold, 100,-; Machura, Bramsche, 100,-; Roland Maehrle, Eschborn, 150,-; L. Maertens, 500,-; I. Mahr, Asslar, 100,-; Malerin, 100,-; H. Malkmus, Hofheim, 50,-; V. Malsy, Bremen, 50,-. Maike Malz, Wiesbaden, 30,-; Dr. Gerald Mann, 1000,-; Horst Mannel, Eschborn, 50,-; Gerolf Marbach, Esslingen, 250,-; Karin u. Werner Marburg, Karben 1, 125,-; G. Marchand, Hofheim 3, 500,-; D. Marck, Ffm 60, 70,-; Christa Markwat, Ffm 70, 100,-; Marquardt, 99,90; Paolo Marques, 50,-; Brigitte Marr, Ffm 1, 500,-; Ulrike Marschall, Ffm 1, 15,-; Brigitte Marten, Karben 3, 20,-; R. Martin, Ffm 60, 100,-; Volkmar Martin, Ffm 1, 200,-; Gabi u. Horst Marx, Oberursel, 100,-; Dr. Renate Marx-Molliere, 100,-; N. N., 50,-; Massek, 40,-; Th. Massing, 50,-; H. Mathes, Ffm, 50,-; Martin Matthiesen, Frankfurt 80, 150,-; Heinz Maul, Bad Homburg, 200,-; Toni Maus, 200,-; W. May, Ffm 1, 100,-; Bernd Mayer, Ffm 71, 20,-; Achim Meier, 100,-; Achim Meier, 100,-; J. Meier, Budenheim, 400,-; Joachim Meier, Ffm 50, 50,-; M. Meier, 10,-; Manfred Meier, Ffm, 100,-; Heidi Meis, 50,-; P. Meise, Ffm 50, 80,-; Wolfgang Menges, Ffm 56, 30,-; Gerhard Mensinger, 100,-; Gerd Merget, 200,-; K. Merget, Roedermark, 50,-; Mering, Ffm 1, 30,-; I. Merkel, Hanau 1, 100,-; Peter Mertz, Altenstadt, Hess, 200,-; Christoph Mestmacher, Siegburg, 100,-; Helmut Mettin, Rodgau 3, 200,-; B. Mettler-Meibom, Essen, 100,-; Martin Mewus, Walzbachtal, 200,-; Werner Meyer, Hofheim, 50,-; Klaus Meyer-Gasters, 200,-; Dr. U. Michaelsen-Krain, Ober Ramstadt, 50,-; Karin Michalski, Bad Homburg, 30,-; Rainer Michels, Dortmund 1, 30,-; Dietmar Michelsen, Hamburg 65, 50,-.

Erhard Mierke, Ffm 70, 30,-; Ute Mingo- Zeiß, Albach, 100,-; Petra Mink, Ffm 1, 150,-; Dr. Frank Mitze, Ffm 70, 100,-; Christiane Mölle, 30,-; Dr. Möller, 20,-; Dagmar Moldan, Ffm, 120,-; Bärbel Morath, Offenbach/Main, 100,-; Ulrike Mühlen, Ffm 1, 50,-; Rainer Mühlfeld, Kleinheubach, 20,-; Mueller, Oberursel, 40,-; F. u. W. Müller, 150,-; Gerhard Müller, Kriftell, 200,-; Horst Müller, Eppstein 2, 50,-; Horst u. Erika Müller, Moerfelden - Walldorf, 50,-; Ing.-Büro Helmut Müller, Wächtersbach, 50,-; Joachim Müller, Wabern, 100,-; Klemens Müller, 80,-; M. u. L. Müller, Ffm, 60,-; Margareta Müller, Bad Homburg, 150,-; Susanne Müller, Giessen, 100,-; W. Müller, Limburg 1, 100,-; Gisela Müller MPS-Bank, 100,-; Müller u. Franke, Gross-Gerau, 100,-; S. Müller, Baumdienst Obert, Ffm 50, 100,-; M. Mümpfen, Ffm, 30,-; E. Münch, Korbach, 400,-; Klaus- Uwe Münch, Gruenberg-Weitershain, 200,-; Margot Münzberg, Bad Vilbel, 20,-; Mulch, Asslar, 50,-; Munske, Hamburg 65, 30,-; N.N., 20,-; N.N., 20,-; N.N., 20,-; N.N., 30,-; N.N., 30,-; N. N., 50,-; N.N., 50,-; N.N., 100,-; N.N., 100,-; N.N., 100,-; N.N., 150,-; N.N., 30,-; N.N., 100,-; N.N., 10,-; N.N., 20,-; N.N., 30,-; N.N., 30,-; N.N., 50,-; N.N., 50,-; N.N., 100,-.

N.N., 100,-; N.N., 100,-; N.N., 200,-; N.N., 100,-; N.N., 200,-; N.N., 100,-; N.N., 400,-; N.N., 20,-; N. N., 50,-; N.N., 30,-; N.N., 50,-; N.N., 80,-; N.N., 100,-; N.N., 150,-; N.N., 50,-; N.N., 200,-; N.N., 40,-; N.N., 20,-; N.N., 50,-; N.N., 20,-; N.N., 30,-; N.N., 100,-; N.N., 10,-; N.N., 100,-; N.N., 20,-; N.N., 50,-; N.N., 30,-; N.N., 100,-; N.N., 200,-; N.N., 750,-; N. N., 100,-; N.N., 500,-; N.N., 20,-; N.N., 50,-; N.N., 100,-; N.N., 100,-; Heidi Nadegge, Walldorf, 100,-; W. u. R. Nägel, Rodenbach, 100,-; Nagel, Roedermark, 30,-; W. u. J. Nagel, Mainz 21, 50,-; Nahamowitz, 100,-; Elvira Nass, 50,-; Juergen Neitzel, Berlin 10, 50,-; M. u. D. Neugebauer, Karben 3, 50,-; M.L. Neumann, Wächtersbach, 30,-; Joh. Nicklas, Ffm 50, 100,-; Hannelore Nicolay, Wiesbaden, 300,-; M. Niebergall, Ffm 70, 20,-; M. Nienerza, Wehrheim, 500,-; Nigius, Ffm, 50,-; Dr. Nippoldt, 200,-.

Nölke, Dreieich, 10,-; Ulrike Noll, 100,-; A.L. Norpoth, Essen 1, 10,-; B. Norpoth-Hug, Rheinberg, 200,-; Hans Noth, Sulzbach, 70,-; K. Nouck, 50,-; Cornelia Nowack, 200,-; Peter Nowak, Hanau 7, 100,-; Jürgen Nowatzki, Karben 1, 50,-; Wolfgang Nürmberger, Hamburg 65, 100,-; Ingrid u.Walter Oberle, Karben, 50,-; Ingrid Oberreich, Ffm 50, 200,-; Ilse Ochs, 350,-; Angela Oelschlägel, Ffm 70, 50,-; Volker Oetzel, 100,-; Frieda Ohmen, Brachttal, 20,-; Oldendorf, Berlin 15, 200,-; Uwe Opolka, Tuebingen, 20,-; Aenne Orth, Ffm 70, 20,-; Arnim Oscheka, Gelnhausen, 100,-; Petra Ott-Wiedemann, Hattersheim 3, 100,-; B. Otter, 100,-; Otto, 100,-; Karin Otto, Kelkheim, 50,-; Wolfgang Overbeck, Koeln 1, 50,-; P.N., Ffm, 1700,-; Wolfgang Paatsch, 100,-; Siegrun Päßler, 20,-; Klaus Pagel, Paderborn, 30,-; Klaus Pagel (2), Paderborn, 30,-; I. Pampel, Ffm, 100,-; Jürgen Papp, Ffm, 100,-; PAR GmbH, Ffm 70, 500,-; W. Parr, Freigericht, 30,-; H. Patzner, Bad Lippspringe, 40,-; Gerhard Pauls, Ffm 90, 50,-; Samml. Landw. Rentenbk. u. Pensionärs Cafe, 450,-; Johanna Peter, Dortmund 1, 100,-; Jobet Peterek, Rodgau 1, 100,-; H. Peters, Bad Vilbel, 30,-; Hannelore Petersen, Duesseldorf, 50,-; Erwin Petri, Ffm, 100,-; J. u. S. Petri, Ffm 70, 50,-; Hauke Peyn, Dietzenbach, 150,-; Rita Pfadt, Ffm 70, 100,-; M. Pfeiffer, 30,-; Werner Pfeiffer, Ffm 50, 20,-; S. Pfisterer, Ffm 71, 10,-; Dr. Pflug, Mainz, 25,-; Franziska Pfüller, 100,-; Karl A. Pfüller, 100,-.

Claire Pick, 50,-; Dr. Hans-Gerd Pieper, Essen 1, 500,-; Ulrich Pieper, Bochum 6, 200,-; Peter Pier, Hofheim 3, 100,-; Heiner Pietzsch, Ffm 50, 100,-; Dr. M. Piper, Freigericht 1, 50,-; Jürgen Placke, Maintal 1, 330,-; Lotte Plechatsch, Ffm 90, 100,-; Ploecher, Kelkheim, 20,-; H. Pöllnzner, 100,-; Pohl, Herzberg, 100,-; Pohl, Ffm, 50,-; Frank Pohlers, Ffm 50, 50,-; Petra Dillemuth u. Lars Pohlmann, 100,-; Hunderfünfundzwanzig Jahre Polizeipräsidium, Ffm, 1650,-; R. Polzer, 10,-; Holger Poneleit, 30,-; Adolf Pons, Moerfelden - Walldorf, 200,-; Athanasios Pourikas, 50,-; Praetorius, Ffm 70, 70,-; G. Preiß, Ffm, 30,-; Preuss, Reinfeld, 100,-; Joachim Preuss, Berlin 65, 250,-; Uta Preussker, Halstenbek, 50,-; Jens Priedemuth, 20,-; Karin Prinz, Schwalbach am Taunus, 100,-; G. Proesler, Münster, 100,-; R. Protzmann, 100,-; Przyborowski, Ffm, 20,-; Dr.med. W.-Christian Püschel, Giessen, 100,-; Bernd Quasebarth, Ffm 70, 100,-; Rita Quast, Darmstadt, 50,-; Querl, Ffm 50, 50,-; Franz Quint, Maintal 1, 70,-; R.W., 50,-; Thomas Raab, Bad Winznach, 100,-; Kornelius Radermacher, Nidderau 4, 130,-; Michael Radowski, Ffm 60, 300,-; Emmerich Radu, 100,-; Dr. Wolfgang Raether, 400,-; Horst Räuber, Frankfurt 80, 25,-; Rafeld, Ffm, 50,-; H. Rappel, 30,-; Karl Rarichs, Neu-Isenburg, 100,-; Rath, Ffm, 50,-; Gerda Rath, Osnabrück, 50,-; Sigrid u. Rainer Ratmann, Idstein 2, 50,-; Rau, 10,-; Heinz-Günter Rau, Obertshausen, 200,-; Monika Rau, Ffm, 50,-; U. Rauer, 100,-.

G. Rausch, Schöneck 2, 20,-; Rauschenbusch, Dortmund, 50,-; Dr. E. Rautenberg, 100,-; Frieder Rave, Ffm 70, 30,-; Michael Rebsch, Ffm 60, 150,-; Zirkus Red Hot Hottentots, Hanau, 3471,50; U. Regenstein, 75,-; I. Rehm, Kiel-Quarnbek, 50,-; Jutta Rehm-Abelt, 30,-; G. Reiberich, 200,-; Irene Reich, Hofheim, 80,-; Rolf Reichelt, Muehltal, 100,-; Rose Reichelt, 20,-; Ulf Reichelt, 100,-; Norbert Reichenbach, Bad Homburg, 50,-; Reichert, Dreieich, 50,-; Stefan Reichhardt, Langen, 30,-; Reifarth, Huettenberg, 100,-; Peter Reimann, Bad Homburg, 250,-; Ingrid Reimer, Koenigstein 3, 30,-; J. u. M. Reimer, Neu-Anspach, 100,-; Reinke, Huerth, 50,-; Klaus Reise, Moerfelden - Walldorf, 30,-; P. Reisinger, Giessen, 50,-; M. Reiter, Ffm, 50,-; Frank Thomas Reith, Ffm 1, 100,-; B. Reitz, 100,-; Willy Rekers, Nidderau-Erbstadt, 200,-; Th. Renger, Pfungstadt, 50,-; Paul Rennig, Spiesen-Elversberg, 50,-; Gundula Rentrop, Osnabrueck, 200,-; Tobias Rentzsch, Bad Homburg, 400,-; L. Reusner, Hamburg 50, 5,-; H. Reuter, Bad Homburg, 100,-; Reutter, Ffm 60, 200,-; Horst van Rhee, Ffm, 100,-; Gerd Rhein, Neu-Anspach, 100,-; Rhode, Ffm 90, 50,-; Beate Richter, Otterbach, 50,-; Heinz Richter, 100,-; Helmut Richter, Offenbach/ Main, 1000,-; Jürgen Richter, 100,-; Matthias Richter, 20,-; Stephan u. Bettina Richter, Wilhelmshaven, 50,-; H.-J. Ricke, Bippen, 200,-; Sven Rickertsen, Wedemark, 20000,-; H. Riedel, Staufen, 80,-; Armin Riedl, Ffm 50, 30,-; Anneliese Riedmeier, Ffm 70, 130,-; Horst Ries, Steinbach, 15000,-; R. Righes, Ffm, 100,-.

Dietrich Rindt, Schlossborn, 1000,-; G. Rinke, Bremen, 200,-; H. Rinner, Bad Vilbel, 150,-; Klaus Rixecker, Langen, 100,-; Marion Rodewald, Marburg, 50,-; Dirk Rodis, Oberursel, 300,-; H.P. Röder, 150,-; Marc Rödiger, Luebeck, 120,-; Corinne Röhl, Darmstadt, 50,-; Röhricht, Gross-Zimmern, 200,-; Römer, Steinbach/Ts., 20,-; Dr. Rogne, Friedrichsdorf, 30,-; Rohde, Nidderau, 50,-; Marga Rohde, Ffm 71, 50,-; R. Rohde, Ffm 50, 20,-; Juliane u. Ralf Rohde (2), Kaltenkirchen, 50,-; Renate Rohrer, 200,-; B. Rojan, Linden, 30,-; Rolands Fitness Center, Bad Homburg, 100,-; Roos, Langen, 200,-; M.R. Roschker, 150,-; Birgit Rosemann, Hamburg-Schenefeld, 200,-; Monika Rosenkranz, Ffm 70, 30,-; M. Rosenstock, Langgoens, 200,-; Erhard Rosenthal, 50,-; H.C. van Rossum, Bad Nauheim, 100,-; Christian Rost, Rinteln, 50,-; Ellen Roth, Berlin, 50,-; R. Rothe, Wachtberg, 100,-; Rottmann, 50,-; Christa Rozell, Mainz, 50,-; Dr. Rüdiger Rubel, 100,-; B. Rudolff, 50,-; Dr. Rübesam, Ffm, 500,-; Rainer Rübsamen, Ffm, 50,-; Liselotte Rügamer, Oberursel 4, 30,-; Friedhelm Rühl, Uebach-Palenberg, 100,-; Renate Rütten, 50,-; T. Ruggeberg, Ffm 50, 30,-; P. Ruhnau, Ffm 70, 200,-; Cornelis Ruijter, Ffm, 200,-; Kenneth F. Rupar, Hattersheim, 200,-; H. Rupprecht, Braunschweig, 200,-; Iris Rust, Ffm 71, 50,-; Stefan Sachs, Schöneck 3, 120,-; E. Sahorsch, Dreieich, 20,-; I. Sanders, Ffm, 50,-; A. Sartory, Wittmoldt, 100,-; Anna Sasse, Darmstadt, 120,-; Klaus Sassmannshausen, Bremen, 20,-; G. Sauer-Leichter, Buseck, 100,-.

Manfred Sauerbrey, Frankfurt 80, 50,-; C. Savage, Bad Soden, 30,-; Sch, 0,-; Schad, 100,-; Wogram u. Schade, Bischofsheim b. Rüsselsheim, 100,-; A. Schäfer, Oberursel 5, 100,-; Bernhard Schäfer, Ffm, 50,-; S. Schäfers, Hamburg 52, 100,-; Manfred Schaffer, Gross- Gerau, 50,-; O. Schaffner, 200,-; Christiane Schauer, Alzenau, 50,-; Roswitha Scheer, Hagen 1, 100,-; M. Schefer, Offenbach/Main, 100,-; D. Scheibel, Wöllstadt, 100,-; Schelle, Buedingen, 20,-; H. Schellhas, Ffm, 200,-; Jürgen Schendler, Hambuehren, 70,-; Günter Schepp, Friedberg, Hessen, 100,-; W. Scheuering, 20,-; Jutta Scheurich, 30,-; Helga u. Manfred Schewe, Ffm 50, 50,-; Schiebener, Schöneck, 75,-; Olaf Schiek, Kelsterbach, 50,-; H.J. Schilling, Bad Vilbel, 50,-; Helmut Schimpff, Dreieich, 100,-; Andreas Schindler, Neu-Anspach, 100,-; Heinrich Schirach, 50,-; Hans Schlange-Schöningen, Seulberg, 100,-; Annette Schlebusch, Ffm, 100,-; E. Schleicher, Neu-Isenburg, 50,-; Hans Schleicher, Aachen, 100,-; Doris Schleswig, Limburg 5, 10,-; Solveig Schley, Hannover 1, 100,-; Schlicht, Kassel, 500,-; Christine Schlößler, Ffm, 100,-; Carlo Schlüter, Kriftel/ Ts., 250,-; D. Schmäling, Offenbach/Main, 20,-; Andrea Schmalz, 100,-; V. Schmid, 100,-; B. Schmidt, Ffm 90, 50,-; Christian Schmidt, Hofheim, 150,-; Günter Schmidt, Ffm, 50,-; H. Schmidt, 20,-; H. Schmidt, Landshut, 100,-; H. Schmidt, Heidelberg, 50,-; H. u. E. Schmidt, Ffm 50, 100,-; Heinz Schmidt, Ffm, 50,-; Renate Schmidt, Ffm 90, 200,-; Stefan Schmidt, Bochum 7, 100,-; Schmidt-Böcking, Kelkheim, 100,-; Christine Schmidt-Nord, Ffm, 100,-.

Anton Schmitt, 150,-; Carmen-Sylvia Schmitt, Gross-Gerau, 90,-; H. u. P. Schmitt, Ffm, 100,-; Heide Schmitz, Ffm, 100,-; K.H. Schnarr, Ffm, 50,-; R. Schneck, Ffm 70, 300,-; Schneider, 200,-; H. Schneider, Moerfelden - Walldorf, 100,-; Iris u. Norbert Schneider, Ffm 60, 50,-; Schnell, Ffm 71, 100,-; Jo. Schnitzbauer, Ffm 60, 20,-; Udo Schöfer, Eifelborn, 30,-; Werner Schölei, Pfungstadt, 150,-; Margarete Schöler, Ffm 60, 100,-; Rainer Schönfisch, Bensheim 3, 300,-; A. Schöning, Marburg, 50,-; Carin Schönwälder, Langen, 100,-; A. Schöpplein, Rodenbach 1, 100,-; Otto Schoett, 300,-; Scholl, 100,-; Dupre u. Scholl-Dupre, Rodgau, 100,-; Hartmut oder Beate Scholz, Rellingen, 100,-; Schommartz, 50,-; Bernhard Schoppmann, Bonn 1, 40,-; M. u. R. Schott, Bruchköbel, 50,-; C. Schrader, Umkirch, 50,-; Michael Schrader, Bochum, 100,-; R. Schraewer, Bruchkoebel, 200,-; Raro Schreeb, Mainz, 10,-; Schreiber, 110,-; Dr. W. Schreiber, Limburg, 200,-; K. u. G. Schröder, Rodenbach, 50,-; Dr. Wolfgang Schroedter, Niedernhausen, 150,-; U. Schröter, Bad Orb, 20,-; Erich Schülbe, Ffm, 30,-; Eva Schüller-Eckert, Moerfelden - Walldorf, 100,-; Schüssler, 100,-; Friedhelm Schütte, Essen 1, 120,-; Schüttler, Moers 1, 100,-; Schütz, Ffm, 100,-; Helmut Schütz, 100,-; R. Schütz, 400,-; Schütze, Ffm 60, 100,-; Dorothea Schütze, Ffm, 100,-; Rainer Schütze, 100,-; Robert Schützendorf, 50,-; Schugof-Sieffert, Bad Vilbel, 100,-; Hildegard Schulte, 50,-; Wolfgang Schultz, Hamburg 60, 1000,-; Andreas Schulz, Darmstadt, 1000,-; K. Schulz, Berlin 47, 400,-.

Waltraud Schulz-Imkratt, Karlsruhe 41, 100,-; Schulze, Halle, 20,-; Bernhard Schulze, Berlin, 100,-; Bernhard Schulze, Berlin, 100,-; Anton Schupp, Offenbach/Main, 100,-; Marian Schuster, Heidelberg, 200,-; A. Schwab, Ffm, 100,-; Andrea Schwab, Bruchkoebel, 50,-; Thomas Schwabe - Mobilfunk-Cityruf, 150,-; Schwalb, Wattenheim, 25,-; Annemarie Schwarz, Neu-Isenburg, 20,-; Herbert Schwarz, 100,-; Horst Schwarz, Ober-Moerlen, 20,-; R. Schwarz, Roedermark, 50,-; L. Schwedes, Ffm, 100,-; Thomas Schwenk, Ffm 70, 50,-; E. Schweren, Ffm, 100,-; Werner Schwind, Idstein, 111,11; Ursula Schwippert, Dreieich, 300,-; B. See, Rosbach, 100,-; Dirk Seeber, Darmstadt, 200,-; Vera Seehof, Ffm, 100,-; E. Seibel, Moerfelden - Walldorf, 100,-; M. Seibert, Ffm 50, 30,-; Irmgard Seichter, Ffm, 30,-; Seidel, Ffm 70, 10,-; Ch. Seidel, Hofheim, 50,-; M. Seim, Bad Nauheim, 200,-; Georgis Semak, Ffm, 50,-; Maria Semmel, Hasselroth 2, 10,-; Karl Senft, Ffm, 50,-; G. Sens, Essenheim, 30,-; H.-J. Severin, Maintal 4, 10,-; H. Seydler, Koenigstein, 100,-; Gerhard-Alexander Siegl, 10,-; B. u. S. Siegmund, 100,-; Karin Siehr, Bad Soden, 100,-; E. Siekmann, 50,-; E. Siller, Bad Homburg, 50,-; Dr. Wolfgang Simon, 250,-; Rudolf W. Sirsch, Bad Nauheim, 20,-; SKG Sporttaucher, 230,-; Gisela Soennecken, Ffm 90, 50,-; R. Sokolowski, Ffm 50, 50,-; Ulla van der Sondt, 100,-; U. Sonnabend, Ffm 1, 50,-; Renate Sonntag, 30,-; Sony Music, Ffm, 15000,-; Peter Sosenheimer, 100,-; Gerhard Spatt, Aislingen, 300,-; Gerhard Spatt, Aislingen, 300,-.

E. Spatzler, Kronberg, 100,-; Gisela Speidel, Ffm 1, 150,-; Bernhard Sperzel, Ffm 70, 250,-; W. Spethmann, Detmold, 20,-; U. Spiekermann, Olsberg 1, 10,-; Gernot Spinnler, 30,-; Spitz, Koeln 41, 500,-; Gabi Sprinkelhof, Kelkheim, 100,-; Stadtteilladen (Kultur...), 10,-; Städt. Küchenbetriebe, 1115,50; Stähler, Neu- Anspach, 50,-; D. Stahl, Obertshausen, 100,-; Detleff Stang, 30,-; Vera Stark, Wiesbaden, 1000,-; Ruth Starzacker, Lich-Langsdorf, 50,-; H. Steen, Ffm, 100,-; Lutz Stegemann, Hannover 81, 50,-; Peter Stegemann, Maintal 2, 100,-; Heinrich Stegmann, Floersheim-Wicker, 150,-; Dr. Ulrich Stegmeir, 300,-; Steiger, Ffm, 30,-; H. Steiger, Duesseldorf 1, 100,-; Y. Steigerwald-Molzahn, 100,-; M. Steinacker, Kelkheim, 100,-; Renate Steinbrinck, Hamburg 76, 100,-; Isolde Steinke, 100,-; M. Steinke, Ffm, 30,-; Dr. Arthur Steinmetz, Kriftel, 100,-; Thomas Stender, Hamburg 90, 50,-; Sterzel, Hamburg 1, 100,-; Helga Stetter-Braunewell, Ffm 1, 100,-; Liselotte Stock, Eschborn, 250,-; Lothar Stock, Friedberg, Hessen, 50,-; Stocker, 100,-; Thomas Stocker, Ffm 60, 30,-; Reinhard Stöcker, Melle 1, 50,-; Herbert Stötzel, Darmstadt, 150,-; Jürgen Stoffregen, Muenchen 60, 150,-; E. Stolz, Offenbach/Main, 100,-; Stolzenberger, 100,-; Storch, Lauterbach, Hessen, 20,-; Ute Straßer, 100,-; Straßmann, 100,-; Strauch, Hollenstedt- Appel, 100,-; B. Strnat, Braunschweig, 100,-; Helmut Strobl, 1000,-; Gerhard Ströh, 100,-; B. Struck, Dreieich, 100,-; Stuckenberg, Hespe, 50,-; Herm. Stumme, Darmstadt, 40,-; Margot Subtil, Ffm, 50,-.

Thomas Suckfüll, Ffm 90, 150,-; Vera Süß, Roedermark, 50,-; Wolfgang Sulzbach, 40,-; Marianne Sund, Berlin 22, 100,-; Werner von Swietochowski, 50,-; Ilse Taesler, Gross-Umstadt, 30,-; N. N., 50,-; Axel Tappert, 100,-; Helga Tappert, 50,-; P. Tautz, Ffm 90, 100,-; Brigitte Technow, Krefeld, 100,-; E. Tellmann, 30,-; B. u. M. Temmesfeld-Wollbrück, 200,-; H. u. B. Tesch, Karben 1, 100,-; Ellen Teschner, Ffm, 20,-; Dietmar Teuber, 100,-; N. N., 1000,-; Susanne Thauer, 120,-; Heinz und Irmgard Theis, Eppstein, 100,-; H. Thiemeyer, Darmstadt, 200,-; Tim Thilthorpe, 20,-; Martina Thoben, 300,-; Reimer Thode, Neu-Isenburg, 50,-; Joachim Thomae, Muenster-Altheim, 120,-; Helga Thomas, Ffm 71, 100,-; H. Thonfeld, Ffm 50, 100,-; U. Throll-Schlepper, Oberursel, 100,-; Elmer Tielmann, Kirchen 1, 20,-; Marianne Tillner, Bremen, 100,-; Titsch, 100,-; Bernd Todte, Frankfurt 80, 20,-; J. Tolle, Ffm 71, 50,-; F. Trampedech, Buseck 1, 100,-; Alfred Traue, 9,-; Herbert Trautmann, Dietzenbach, 100,-; H. Trautzburg, Ffm, 30,-; O. Tremmel, Langenselbold, 25,-; E. Tressel, Marburg, 150,-; Marianne Triebstein, 100,-; Lydia Tschinke, Frankfurt 80, 100,-; U.G., 100,-; P. Uebel, Dreieich, 50,-; Charlotte Ueckert-Hilbert, Hamburg 67, 200,-; Dr. med. T. Ufken, Coburg, 200,-; Heinz Uhlig, Ffm 1, 50,-; Walter Ulkler, Darmstadt, 100,-; Axel Unger, Ffm 50, 50,-; Dr. Unkelbach, Hanau 9, 200,-; Alexandra Urban, Offenbach/Main, 10,-; Dr. Richard Urban, 50,-; Rainer Urbin, Fulda, 1000,-.

Valatha, Ockenheim, 50,-; M. Valster, Rodgau 3, 50,-; Ursula u. H.J. Varain, Giessen, 3000,-; Prof. Dr. Marie Veit, Marburg, 100,-; A. Venedey-Grenda, Pohlheim 1, 50,-; H. Verron, Berlin 21, 250,-; Peter Vetter, Kelkheim, 200,-; Sabine Vetter, Odenheim, 30,-; U. Vetter, Frankfurt 80, 150,-; Andreas Vierheller, 10,-; Helge Völker, Langenselbold, 25,-; Dieter Vogel, Neuberg, 300,-; Vogel-Bichmann, Ffm 1, 200,-; Helga Vogelmann, Ffm 50, 50,-; Hiltrud Vogler, Ffm 70, 50,-; Dr. H. Volk, Bad Vilbel, 100,-; E. Volz-Lawitschka, Glashuetten 3, 100,-; Dr. Eva Vorholz, 500,-; G. Waber, Frankfurt 80, 150,-; Rosemarie Wachendorff, Reinheim, 200,-; Ulrike Wäschenfelder, 20,-; Christiane Wagenbach, Neu-Isenburg, 100,-; E. Wagenhöfer, 50,-; B. u. R. Wagner, Ffm 1, 200,-; D. Wagner, Seevetal 3, 200,-; Dr. Rolf Wagner, Darmstadt, 1070,-; E. Wagner, 50,-; Heinz Wagner, Ffm 90, 20,-; Josef Wagner, Ffm 50, 50,-; Karl Wagner, Dietzenbach, 150,-; Liselotte Wagner, Ffm 60, 25,-; E. Waibel, Karlsruhe 21, 50,-; H. Walker, Ffm 60, 50,-; C. u. H. Walter, Ffm 50, 50,-; Imke Walter, 20,-; Peter Walther, Hofheim, 100,-; R. Walther, Rodgau 1, 30,-; Wanner, 30,-; Bernhard Wardel, Wöllstadt, 100,-; Birgit Warnecke, Freiburg im Breisgau, 100,-; E. Wayerhäuser, Gross-Gerau, 100,-; Albert Weber, Braunschweig, 100,-; Annette Weber, 500,-; Georg Weber, Ffm, 100,-; Georg Weber, Ffm 50, 100,-; Kurt Weber, Bruchköbel, 50,-; Peter Weber, Eschborn/Ts. 1, 1000,-; U. Weber, Seeheim-Jugenheim, 50,-; Heike Weckend- Mertens, 80,-; Wefers, Bremen, 50,-; Sabine Wegener, Darmstadt, 100,-.

M. Wehner, Ffm 71, 20,-; G. Weidenfeller, Augsburg, 80,-; Christa Weigand-Bentler, Huenfeld, 50,-; H.-J. Weikert, Ffm, 50,-; H. Weil, Ffm, 30,-; R. Weinem, Treis-Karden, 20,-; Ch. Weining, 50,-; H. Weinle, Ffm, 50,-; H. Weirich, 100,-; W. Weirich, Ffm 90, 20,-; Gabriele Weiß, Ffm 50, 50,-; Dr. H. Weiß-Ewig, Hanau 7, 200,-; Dr. Jürgen Weissenborn, Kleve, 300,-; A. Weitbrecht, Ffm 1, 150,-; M. Wellmer, Wuppertal, 95,-; Sebastian Welter, Bonn 1, 30,-; G. Weltken, Ffm 60, 100,-; Walter Welzel, Darmstadt, 800,-; Wende, 100,-; Rolf Wendel, Ffm 60, 50,-; Dr. Ernst Wenig, Ffm, 50,-; U. Wenke, Bad Homburg, 100,-; Lydia Wenz, 50,-; Heinz Wenzel, Steinbach, 25,-; A. Werner, Ffm 90, 10,-; Dr. D. Werner, Berlin 61, 250,-; Dr. Renate Werner, Muenster, 100,-; G. Werner, Ffm 1, 200,-; Helga Werner, Ffm 50, 200,-; Ruth Werner, Ffm 50, 50,-; Siegfried Wersch, Moerfelden - Walldorf, 75,-; Jutta Werth, Mainz, 200,-; Christoph Wessels, Ahlen, 105,-; Ulrich Westermann, Ffm 70, 300,-; Westhölter, Neu-Isenburg, 50,-; Katja Wetklo, Schwalbach am Taunus, 20,-; W. Wiebel, Frankfurt 80, 30,-; Günther Wiechmann, Hamburg 71, 150,-; K. u. B. Wiedemann, Bad Homburg, 300,-; A. Wiederhold, Offenbach/Main, 100,-; Wieland, Langen, 30,-; Dr. Emmanuel A. Wiemer, Ffm 70, 500,-; Elsa Wienskowski, Dortmund, 100,-; Annemarie Wiese-Klaar, 250,-; E. u. K. Wiesmann, Bielefeld 1, 150,-; Heinz Wild, Ffm, 100,-; Bender Mikrofilm Inh. W. Wilfer, Moerfelden - Walldorf, 300,-; Brigitte Wilhelm, Neresheim, 50,-; H. Wilhelm, Ffm 1, 100,-; Gabi Wille, Hofheim, 50,-; Horst Wille, 50,-.

F. Willert, 150,-; M. Willig, Ffm 1, 20,-; Renate A. Wilson, 100,-; Jürgen Wilzbach, Mainhausen, 25,-; Inge u. Manfred Wink, Ffm, 250,-; Irmgard Winkler, Sprendlingen, 50,-; Karin Winning, Wiesbaden, 150,-; Bernd u. Gerti Wionski, Neu-Isenburg, 250,-; Ulrich Wirtz, Bruchkoebel 4, 300,-; V. Wissenbach, 100,-; Wistlich, 100,-; S. Witt, Griesheim, 100,-; Witte- Peters, Hattingen 17, 100,-; Erwin Wittkuhn, Hamburg-Norderstedt 1, 10,-; Anni Wittmer, Frankfurt 80, 50,-; Klaus Wöring, Frankfurt 80, 250,-; Peter Wöscher, Landau i.d. Pfalz, 200,-; M. Wöste, Ffm 50, 100,-; Wohlfarth, Ffm 60, 50,-; Sieglinde Wohnig, 20,-; Woitscheck, Ffm 60, 50,-; A. Woll, Ffm, 50,-; E. Wolter, Bad Soden-Salmuenster, 20,-; Worch, Heusenstamm, 100,-; Margit Worth, Ffm 60, 100,-; H. Wrangelheim, 20,-; A. Wüst, Ffm 50, 20,-; B. Wüst, Oberursel, 30,-; M. Wufka, Ffm 60, 20,-; Dr. D. Wunder, Bad Nauheim, 340,-; D. Wyludda, Roedermark, 30,-; Halver Yalcin, 50,-; Dr. Hermann Zager, Schwalbach am Taunus, 20,-; Corina Zeller-Spiegel, Ffm 60, 200,-; Zenker, Ffm 70, 100,-; R. Zenkner, Bad Vilbel, 30,-; J. Zerfass, 50,-; Dr. W. Ziegelmayer, 50,-; Ulrich Ziem, 200,-; Ulf Zietlow, Berlin 41, 100,-; W. u. G. Zikofsky, Waechtersbach, 15,-; R. Zils, 100,-; Manfred Zimmer, Ffm 60, 100,-; Werner Zimmer, 100,-; Zimmermann, Ffm, 30,-; E. Zimmermann, Offenbach/Main, 50,-; Renate Zoch, Ffm, 100,-; Dieter u. Hannelore Zwicker, Regensburg, 100,-.

Einführung in die Kunst der Hardanger-Stickerei

KELKHEIM. Für Frühjahrsmüdigkeit bleibt zumindest den Kelkheimern keine Zeit. Mit ihrem neuen Kursprogramm lockt die Kulturgemeinde Kleine und Große hinterm Ofen hervor: Da wäre zum Beispiel die Kunst der Hardanger- Stickerei im Angebot - eine Plattstich- Nadelei mit filigraner Durchbruchtechnik. Was kompliziert klingt, ist in Wirklichkeit leicht zu erlernen. Einzige Voraussetzung: die Lust, akkurat zu zählen und zu arbeiten. Das Ergebnis in Form von Kissen und Decken glänzt als Schmuckstück in jeder Wohnung.

Der Stick-Kursus beginnt am 10. Februar, und ist dann jeweils mittwochs in der Zeit zwischen 9.15 und 11.15 Uhr in der Pestalozzischule. Anmeldungen sind möglich bei Kursleiterin Hannelore Zech, Tel. 0 61 92 / 4 53 81. ana

Der Ortsbeirat 1 tagt Berliner Straße bald Willy-Brandt-Straße?

FRANKFURT-WEST. "Willy-Brandt- Straße" - so könnte die Berliner Straße in der Innenstadt künftig heißen. Für diesen Vorschlag, der auch schon in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert wurde, macht sich jetzt die Grünen-Fraktion im Ortsbeirat 1 (Innenstadt, Bahnhof, Gutleut, Gallus) stark.

Mit dem entsprechenden Antrag beschäftigen sich die Stadtteilpolitiker in ihrer nächsten Sitzung am kommenden Dienstag, 19. Januar. Der Ortsbeirat tagt ab 19 Uhr im Haus Gallus (kleiner Saal 1), Frankenallee 111.

Die Berliner Straße nach dem im Oktober verstorbenen Altbundeskanzler zu benennen, kritisieren allerdings dortige Geschäftsleute: Denn die müßten Briefköpfe, Visitenkarten und andere Adressenhinweise neu drucken lassen.

Container für Obdachlose auf dem Gelände der Hirtenkapelle im Gutleut fordern die Grünen in einem anderen Antrag. Die Gutleutgemeinde habe sich dazu bereit erklärt, betont Antragsteller Michael Krämer.

Der Magistrat soll dafür sorgen, daß der geplante Spielplatz in der Gutleutstraße 147 "endlich in Betrieb genommen wird". Einen entsprechenden Antrag legt die CDU-Fraktion vor. mo

Magistrat unterstützt Initiative für Lettland

EPPSTEIN. Der Magistrat hat beschlossen, die private Initiative eines Niederjosbacher Ehepaars zu unterstützten, das noch in diesem Monat einen Hilfstransport nach Lettland schicken will. Aus der Stadtkasse sollen 1000 Mark zur Finanzierung der Lieferung fließen.

Um die Waren zu lagern, hat die Stadt bereits das ehemalige Rathaus in Niederjosbach zur Verfügung gestellt. Außerdem bittet der Magistrat die Bürgerinnen und Bürger, das Projekt ebenfalls zu unterstützen. set

7000 Mark Belohnung im Mordfall Ramadanovski

Die Staatsanwaltschaft hat im Mordfall Ramadanovski eine Belohnung von 7000 Mark ausgesetzt. Der 28jährige war am vergangenen Donnerstag in Bockenheim niedergeschossen worden. Er starb noch am Tatort in der Nähe des Westbahnhofs an inneren Blutungen. Über ein mögliches Motiv weiß die Mordkommission bislang nichts. Hinweise nimmt die Polizei über die Telefonnummern 7 55 40 11 und 7 55 40 40 entgegen. habe

Kommentar

Das ist mal ein pragmatische Koalitionsaussage: am liebsten, so der FDP- Kreisvorsitzende Otto, würden die Liberalen natürlich mit den Christdemokraten eine Rathauskoalition eingehen. Wenn es aber nicht reicht für schwarz-gelb am 7. März, dann gingen die Freidemokraten zur Not auch mit den Roten und Grünen ein Bündnis ein.

So opportunistisch das klingt - die Frankfurter FDP kann gar keine andere Wahlaussage machen. Rechtslastig wie noch nie in Frankfurt steuert der Kreisverband seit Jahren einen so schnurgeraden Parallelkurs zur Union, daß es mitunter schwerfällt, Unterschiede zwischen den beiden Parteien auszumachen. Der ehemals dominierende links-liberale Flügel ist längst zu einem kaum noch erkennbaren Stummel gestutzt.

Da ist die Wahlausage für eine Koalition mit den Christdemokraten nur folgerichtig. Ein "Offenhalten" hätten die Frankfurter der FDP nicht abgenommen. Zudem haben die Freien Demokraten an diese taktische Variante ganz üble Erinnerungen. Als der Parteilinke Andreas von Schoeler (damals noch Klarheit für den Wähler FDP) gegen eine Koalition mit der Wallmann-CDU war und der Rechte Heinz-Herbert Karry dieses Bündnis wollte, konnten sich die Freidemokraten nicht zu einer Koalitionsaussage durchringen und verprellten mit diesem Spagat selbst treue Stammwähler. Seit 1981 sieht die FDP der Römerpolitik von außen zu.

Doch der FDP-Kreisvorstand kann natürlich rechnen. Und nach allen Prognosen und einer seriösen Umfrage ist es kaum vorstellbar, daß CDU und FDP gegenüber der letzten Kommunalwahl fast zehn Prozent gutmachen. Wenn Ottos kleine liberale Truppe überhaupt die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Für Rot-Grün aber könnte es eng werden. Möglicherweise wird ein Dritter im Bunde zur Mehrheit benötigt. Und vielleicht - manche Sozialdemokraten träumen davon - reicht es sogar für ein SPD/FDP-Bündnis und die Grünen könnten ausgebootet werden.

Sollen die Freidemokraten jetzt versprechen, sie würden diese Chance zum Mitregieren nach zwölfjähriger Abstinenz nicht nutzen? Das würde ihnen ohnehin keiner glauben. Daß SPD und Grüne sich lange zierten, wenn die Liberalen dringend zum Weitermachen gebraucht würden? Es ist kaum anzunehmen.

"Politiker müssen wandelbar sein", hieß ein gern zitierter Spruch von Heinz-Herbert Karry. Und ehe nach der Wahl das Geschrei vom "Verrat" und vom "Umfallen" anhebt, sagt Hans-Jochim Otto schon mal vorab, wie die zweitbeste Lösung für seine Partei aussehen könnte.

Da wissen die Wähler wenigstens, woran sie sind. CLAUS GELLERSEN

Naturschützer bangen um Frankfurter Grün

Der Kreisverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat in einem Brief an die Frankfurter Bundestagsabgeordneten auf die "dramatischen Auswirkungen" des geplanten Bonner "Investitionserleichterungs- und Wohnbaugesetzes" hingewiesen. Nach Ansicht des BUND-Sprechers Volker Rothenburger bedeutet das Gesetz für den Ballungsraum "die Abschaffung jeden Schutzes der Grünflächen vor Bebauung".

Während bislang im Bundesnaturschutzgesetz festgelegt sei, daß durch Bebauung und Naturverbrauch keine Verschlechterung des Naturhaushaltes eintreten dürfe, werde im Gesetzentwurf davon abgewichen: "Keine Naturschutzbehörde soll künftig prüfen, inwieweit bei Bauvorhaben das städtische Grün geschützt werden kann", schreibt Rothenburger. Zudem sehe das Gesetz einen Abbau von Beteiligungsrechten im Genehmigungsverfahren von Müllverbrennungsanlagen vor.

Der BUND hat die Frankfurter Abgeordneten aufgefordert, mitzuteilen, wie sie sich bei der für Februar oder März anstehenden Abstimmung über das Gesetz verhalten werden. mat

Glückskasten

LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 10 165 459,60 DM; Kl. 2: 779 545,20 DM; Kl. 3: 48 120,00 DM; Kl. 4: 5954,30 DM; Kl. 5: 121,10 DM; Kl. 6: 53,90 DM; Kl. 7: 9,00 DM.

ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 63 314,60 DM; Kl. 2: 4632,70 DM; Kl. 3: 341,90 DM.

AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 2 050 409,15 DM; Kl. 2: 49 993,70 DM; Kl. 3: 808,20 DM; Kl. 4: 34,70 DM; Kl. 5: 4,30 DM.

SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 3 377 777,00 DM; Jackpot: 59 135,20 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.

RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 205,40 DM; Kl. 2: 27,40 DM; Rennen B: Kl. 1: 16,80 DM; Kl. 2: 5,20 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 26 647,20 DM.

(Ohne Gewähr)

Zu Fuß auf der Autobahn: Tödliche Verletzungen

Bei einem Unfall auf der Autobahnbrücke über den Main jetzt ein Mann getötet worden, der ein kurzes Stück zu Fuß auf der Fahrbahn unterwegs war. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 44jährigen aus Litauen.

Der Mann war gegen 3.30 Uhr mit seinem Lastzug auf der A 5 nach Süden gefahren, als ihm auf der Brücke ein anderer Lastzug auffiel, der mit eingeschalteter Warnblinkanlage auf dem Seitenstreifen stand. Er parkte dahinter, stieg aus und ging zum Führerhaus des Schwertransporters. Die Polizei hält es für möglich, daß er seinem Kollegen helfen wollte. Doch bevor er diesen ansprechen konnte, wurde er von einem weiteren Lastzug erfaßt.

Der 44jährige flog meterweit durch die Luft und erlitt beim Aufprall tödliche Kopfverletzungen. habe

Ein Kleinod süßer Köstlichkeiten seit 55 Jahren: das "Café Eckes" in der Bleichstraße

FVV bietet zur Heimtextil Ticket für Messegäste an

Aus Anlaß der Heimtextil - vom Mittwoch bis Samstag dieser Woche auf dem Frankfurter Messegelände - verkauft der FVV ein preisgünstiges Messegast- Ticket. Es kostet für das Tarifgebiet Frankfurt einschließlich Flughafen 16, für den gesamten Verbundraum 30 Mark. Die Karte wird am Flughafen, im Hauptbahnhof und auf dem Messegelände angeboten.

Besuchern, die auf dem Flughafen ankommen, empfiehlt der FVV die Expreß- Buslinie, die am Terminal Mitte zwischen 8 und 11 Uhr im 15-Minuten-Takt abfährt. Vom Hauptbahnhof fahren Verstärkungszüge zur Messe. Dadurch besteht alle drei Minuten ein Anschluß. habe

Plaketten auch in der City Neue Prioritätenliste?

"Bei den Begehungen wurde festgestellt, daß es einige wenige Straßen gibt, in denen den Anwohnern nur durch Parkbevorrechtigung zweckmäßig ein Stellplatz zu sichern ist." Der scheinbar belanglose Absatz im Abschlußbericht der Arbeitsgruppe zum Abbau illegaler Parkplätze in der City wird bei zahlreichen Anwohnern im Quartier zwischen Petersenstraße, Krögerstraße und Bleichstraße sowie im "Fischerviertel" zwischen Brückhofstraße, Fischerfeldstraße und Mainstraße helle Begeisterung auslösen. Bislang nämlich standen sie Anwohner nicht auf der Prioritätenliste des Magistrats für die Einführung des Plakettenparkens.

Innerhalb des Anlagenrings hatte der Magistrat - abgesehen von einigen Sonderregeln im Bereich Dom/ Römer, in denen schon vor Jahren Stellflächen mit abschließbaren Pollern vergeben wurden - keine Notwendigkeit für derlei Parkprivilegien gesehen.

Nach den Feststellungen der Experten vor Ort ist sich Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) aber sicher: "Anders als mit der Plakette können wir den dortigen Bewohnern nicht aus der Parkplatzmisere helfen." Zu viele Pendler machen ihnen die raren Plätze streitig. Protzmann hat inzwischen seinen Magistratskollegen Martin Wentz (SPD) von der Planung gebeten, die Prioritätenliste zu überarbeiten. Das Fischerviertel soll darin neu ausgewiesen, die Gebiete um Bleichstraße und Lange Straße dem Nordend-Plakettengebiet zugeschlagen werden. Entlang der Eschenheimer und der Friedberger Anlage möchte Protzmann die heute noch vorhandenen Dauerparkplätze für jedermann durch 120 Anwohner-Plätze, Parkuhren und Kurzzeit-Stellflächen ersetzen.

Die Gewinner des Parkplatz-Revirements in der City sind zweifellos Anwohner und Behinderte: Die Statistik weist für Anwohner eine Zuwachsrate von 111 und für Behinderte sogar von 124 Prozent aus. gang

Vortrag zur Natur am Golf im Senckenberg-Museum

Über den Stand der Untersuchungen zur Ölverschutzung in der Golfregion geht es beim nächsten Vortrag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Friedhelm Krupp vom Forschungsinstitut Senckenberg wird am Mittwoch, 13. Januar, 18.30 Uhr, im Festsaal des Naturkunde-Museums (Senckenberganlage 25) mit Hilfe von Dias die Artenvielfalt der Golfregion mit ihren Korallenriffen, Seegraswiesen, Vögeln und Schildkröten darstellen. Gleichzeitig sollen die Folgen der Ölkatastrophe gezeigt werden, die der Golfkrieg verursachte.

Im Hintergrund des Vortrags stehen Pläne, die Region in ein Naturschutzgebiet umzuwandeln. mat

,Tägliche Erfahrung&rquote;

Zum Artikel "Kräftig Dampf abgelassen" vom Donnerstag, 7. Januar (Stadtteil-Rundschau Nr. 1), schreibt unsere Leserin Anne Dähn, die Auf dem Schafberg 30 wohnt:

Als langjährige und bislang überzeugte Leserin der FR protestiere ich gegen die meiner Meinung nach tendenziöse und verfälschende Darstellung einer Bürgerversammlung in Griesheim.

Schon die zweite Überschrift "Die Bürger sind uneins" entspricht nicht den Tatsachen. Die Griesheimer sind sich fast ausnahmslos einig in der Befürwortung der Tempo-30-Zone, lehnen aber andererseits die Art der Umsetzung ebenso entschieden ab.

Diese Ablehnung drückt sich keineswegs - wie der Reporter glauben machen will - nur in Buh-Rufen und Pfiffen aus, sondern wurde durch eine Vielzahl von sachlichen Argumenten untermauert.

Wichtige Kritikpunkte waren unter anderem der Verlust von etwa 150 Parkplätzen (samt der daraus resultierenden extremen Zunahme des Parkplatzsuchverkehrs), die Aufstellung von "Stellvertretern" (die zwischenzeitlich Feuerwehrautos erheblich behinderten) und die Schaffung von zwei neuen "Rennstrekken" (früher Rechts-vor-Links-Regelung; jetzt Grundnetz, also Vorfahrtsstraße) innerhalb der Tempo-30-Zone.

Die tägliche Erfahrung der Bürger, daß die angebliche "Verkehrsberuhigung" in Griesheim in Wirklichkeit zu einem vorher nicht dagewesenen Chaos geführt hat, ist Ursache dafür, daß die Griesheimer nicht mehr bereit sind, sich geduldig anzuhören, welch segensreiche Auswirkungen die verkehrspolitischen Maßnahmen angeblich für die Menschen hätten.

Wenn die Leiterin des zuständigen Planungsbüros ängstlichen Bürgerinnen, die nachts vergeblich einen Parkplatz in der Nähe ihres Hauses suchen, auf freie Parkplätze am Rand einer Grünanlage verweist, sollte sie sich über erboste Reaktionen nicht wundern.

Und ein Grüner Ortsbeirat, der die Bürger durch extrem unbedachte Worte provoziert, avanciert - auch wenn er sich später dafür entschuldigt - zwangsläufig zum Buhmann.

Es ist nur zu hoffen, daß es dem Ortsvorsteher Rudolf Hartleib und allen besonnen Kräften im Ortsbeirat 6 gelingen möge, durch eine sinnvolle Änderung des Verkehrskonzeptes für Griesheim die erhitzten Gemüter noch vor der Kommunalwahl abzukühlen, um schlimme Auswirkungen auf das Wahlergebnis zu verhindern.Krisensignale auch in Frankfurt Neujahrsempfang der IHK / OB: strikte Sparmaßnahmen

Eine wirtschaftliche Talfahrt prognostiziert der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages, Hans Peter Stihl: Die Konjunktur werde in diesem Jahr "zunächst weiter abflachen und durch eine Fortsetzung des Beschäftigungsabbaus gekennzeichnet sein", sagte Stihl beim Neujahrsempfang der Frankfurter Industrie- und Handelkammer (IHK). Auch der Präsident der Frankfurter IHK, Frank Niethammer, wies auf wirtschaftliche Krisenerscheinungen und Einbrüche in bestimmten Branchen hin.

Als Ursache für den Konjunkturabschwung nannte Stihl die schlechte weltwirtschaftliche Lage, aber auch "das schnelle Anwachsen der Staatsschuld" und "eine unverantwortliche Lohnpolitik". Er forderte drastische Kürzungen der staatlichen Ausgaben und Subventionen sowie Lohnabschlüsse, die "keinesfalls über der Inflationsrate, sondern nur darunter liegen". Daß ausländische Investoren in Deutschland "fast nichts mehr investieren wollen", liegt nach Stihls Auffassung auch an rechtsextremen Gewalttaten. Für den Exporterfolg deutscher Firmen zähle auch "unser Image". IHK- Präsident Niethammer dankte Stihl dafür, daß er die Bewerbung Frankfurts um den Sitz der Europäischen Zentralbank unterstütze. Niethammer wies in seiner Rede auf die Ertragseinbrüche bei der Chemie, der Automobilindustrie, im Maschinenbau und in der Stahlindustrie hin. In Hessen werde 1993 erstmals seit zehn Jahren mit einer ungünstigeren Entwicklung der Industriekonjunktur als im übrigen Westdeutschland zu rechnen sein. Niethammer erwartet einen Rückgang der Industrieproduktion in Hessen um 3,2 Prozent. Der Stadt Frankfurt empfahl der IHK-Präsident eine Konsolidierung der Finanzen. Die Privatisierung kommunaler Dienstleistungen müsse vorbehaltlos geprüft werden.

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler kündigte erneut "strikte Sparmaßnahmen" an. Innerhalb von vier Jahren sollen 1000 Stellen in der Stadtverwaltung wegfallen. Auch Privatisierungsmöglichkeiten müßten geprüft werden. Ziel des Magistrats sei es, die Wirtschaftskraft der Stadt Frankfurt zu stärken. vo

Tips für Yverdon

ANREISE: mit dem Auto: bis Basel, Weiterfahrt über Biel/Bienne, Neuchâtel bis Yverdon. Mit dem Zug: Wer eine Bahncard der DB besitzt, fährt bis Basel schon recht günstig. In diesem Fall lohnt es sich wohl nicht, den Swiss-Paß der SBB zu kaufen, weil das Stück von Basel bis Yverdon kurz ist. Wer jedoch Ausflüge nach Lausanne, Genf oder Zürich plant (der Swiss-Paß wird auf Schiffen, im Postbus und nahezu allen anderen Bahnen akzeptiert), sollte sich die Anschaffung überlegen. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen der Swiss-Card, 130 Franken, 2. Kl. (erlaubt nur für die freie Hin- und Rückfahrt zum Ferienziel und weitere Reisen zum halben Preis) und dem Swiss-Paß, 250 Sfr., 2. Kl. - acht Tage gültig - oder 290 Sfr., 2. Kl. - 15 Tage gültig (erlaubt freie Fahrt durchs ganze Land). Erhältlich im Reisebüro oder beim Schweizer Verkehrsbüro.

UNTERKUNFT: Das Grand Hotel des Bains (vier Sterne), Av. des Bains 22, CH-1400 Yverdon-les-Bains, Tel. 0041/24/217021, Fax 0041/24/212190 verlangt je nach Länge des Aufenthaltes unterschiedliche Preise: Für eine Nacht kostet das DZ inkl. Frühstück ab 220 Sfr. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Pauschalangeboten. Eine Woche "Ski- und Badespaß" etwa (sieben Übernachtungen), inkl. Halbpension und freiem Eintritt zu den Thermalbädern, sowie fünf Tage Langlauf in Ste. Croix/Les Rasses, kosten inkl. Unterricht und Hotelbus zu den Loipen: 1221 Sfr. pro Person. Im Hotel La Prairie (vier Sterne), Av. des Bains 9, Tel. 024/211919, Fax 210079, variieren die DZ-Preise zwischen 170 und 190 Sfr. inkl. Fr., plus 40 Sfr. bei Halbpension. Im Motel des Bains (drei Sterne), Av. des Bains 21, Tel. 024/231281, Fax: 221494, beträgt der DZ-Preis zwischen 125 und 150 Sfr., plus 22 Sfr. bei Halbpension. Das Maison Blanche (zwei Sterne), Ch. de Calamin, Tel. 024/212642, Fax: 210633, berechnet für DZ ohne Dusche 78 bzw. 85 und für DZ mit Dusche 115 bis 125 Sfr. inkl. Fr. und jeweils 22 Sfr. für Halbpension. Das De l'Ange (ein Stern), Clendy 25, Tel. 024/242006 nimmt für DZ inkl. Fr. zwischen 70 und 100 Sfr. (ohne/mit Dusche) und berechnet für die Halbpension ebenfalls 22 Sfr. Ferienhäuser und/oder Zimmer sind in Yverdon, je nach Ausstattung, zwischen 200 und 400 Sfr. die Woche zu haben. Das örtliche Verkehrsamt (siehe: Auskunft) sendet eine detaillierte Liste und nimmt Reservierungen entgegen.

VERKEHRSMITTEL: Wer ohne Auto anreist, muß das nicht bereuen. Direkt vor dem Hotel befindet sich eine Bushaltestelle, ein Taxi vom/bis zum Bahnhof kostet ca. acht Franken, zu den unmittelbar in der Umgebung liegenden Dörfern gibt es Busverbindungen. Die Bahn bis hinauf nach Ste. Croix und zurück fährt stündlich von frühmorgens bis spätnachts. In Ste. Croix warten Postbusse für die Weiterfahrt. Nach Vallorbe fährt zweimal täglich ein Bus mit TGV-Anschluß (Lausanne-Paris). Yverdon selbst ist im Stundentakt per Intercity an Lausanne, Genf und Zürich angebunden.

GELD: Landeswährung ist der Schweizer Franken (Sfr.) zum gegenwärtigen Kurs von ca. 1,10 Mark.

WEINPROBE/VERKAUF: In der Probierstube der Cave de Bonvillars, CH-1427 Bonvillars, Tel. 024/711268 - an Werktagen und Samstagvormittag geöffnet.

SKIVERLEIH: in Ste. Croix/Les Rasses bei WM Sport, Willy Mermod, Tel. 024/613890 oder 611358. Dort sind auch Karten über die Loipen auf dem Jura erhältlich. Langlauf ist im Französischen: "Skis de fond."

MUSEEN MECHANISCHER MUSIKINSTRUMTENTE: Neben dem besprochenen CIMA in Ste. Croix (Tel. 024/614477) sei hier noch ganz besonders auf das seit 1955 bestehende "Musée Baud" im Nachbarort L'Auberson hingewiesen (traditioneller Familienbetrieb, Reparaturwerkstatt) Tel. 024/613388 oder 612484.

AUSKUNFT: Office du Tourisme et du Thermalisme d'Yverdon-les-Bains, Place Pestalozzi, CH-1400 Yverdon-les-Bains. Tel. 0041/024/216975 (man spricht Deutsch) oder Schweizer Verkehrsbüro, Kaiserstraße 23, 6000 Frankfurt a. M. 1, Tel. 069 / 25600121-24. be

Ohne Plakette geparkt - Autofahrerin fühlt sich "gelinkt" Strafzettel: Amtsleiter der Verkehrsüberwachung hält "Vorsatz" für unvorstellbar / Autofahrer auf Beschilderung hingewiesen

"Die haben mir eine Falle gestellt." Derart entrüstet sich eine Autofahrerin über eine Streife der Verkehrsüberwachung, mit der sie letzte Woche in der Sachsenhäuser Holbeinstraße zusammentraf. Die Frau hatte ihr Fahrzeug gegen 8.15 Uhr vor dem Haus Nr. 44 eingeparkt. Sie stieg aus, wünschte der Hipo ein freundliches "Guten Morgen" und suchte dann einen Arzt auf. Als sie zurückkehrte, steckte ein "Knollen" an der Windschutzscheibe.

Die Frau stellte die Streife zur Rede und erfuhr erst jetzt, daß sie in einer Zone geparkt hatte, die bis 9 Uhr für Anwohner reserviert ist. Die Hilfspolizisten informierten erst jetzt, auf der anderen Straßenseite könne sie ohne Plakette parken. "Warum", so ärgert sich die Autofahrerin, "haben die mich nicht sofort darauf hingewiesen?" Die Antwort sind die Verkehrsüberwacher schuldig geblieben, weshalb sich die Frau gelinkt fühlt: "Die wollten mich abkassieren."

Das kann sich Amtsleiter Werner Hartwig nicht vorstellen. Er vermutet, seine Mitarbeiter hätten zunächst den Eindruck bekommen, daß es sich um eine Verkehrsteilnehmerin mit Ortskenntnis handele, die nach dem Einparken ihre Plakette aus dem Handschuhfach nehmen und sichtbar hinter der Scheibe plazieren würde. Erst später hätten sie bemerkt, daß die Frau für dieses Gebiet keinen Parkausweis besitzt.

Die Verkehrsteilnehmerin ist aber auch deshalb wütend, weil sie den Eindruck hatte, daß die Parkreihe nicht deutlich genug als Plakettenzone beschildert war. Das wiederum bezweifelt die Straßenverkehrsbehörde, die anordnet, wo die blauen Parkschilder mit dem weißen Zusatz "Anwohner" aufgestellt werden sollen. Es gelte die Faustregel, wonach die Blechtafeln nicht weiter als etwa 50 Meter auseinanderstehen sollten. Die Schilder seien in der Straßenverkehrsordnung vorgeschrieben.

Das Amt habe deshalb keinen Spielraum für die Kennzeichnung der Plakettengebiete. Farbliche Markierung, wie etwa die blauen Zonen in Frankreich, sind hierzuland nicht vorgesehen.

Werner Hartwig weist auf die große Zahl der Plakettengebiete in Frankfurt hin. Weil Autofahrer in Quartieren grundsätzlich mit Parkvorbehalten rechnen müßten, könne man auch erwarten, daß sie sich in Zweifelsfällen vor Ort sorgfältig über die Rechtslage informierten. habe

Studenten:

Ja zu Europa, nein

zu den Politikern

Von Matthias Bartsch

Wenigstens beim wissenschaftlichen Nachwuchs steht sie noch im Kurs, die Europäische Gemeinschaft. 4260 Studierende aus allen zwölf EG-Ländern hat das französische Marktforschungsinstitut Ipsos befragt, und von denen sagen immerhin gut zwei Drittel ja zur europäischen Staatsbürgerschaft, zu den Verträgen von Maastricht und zum kommunalen Wahlrecht am Aufenthaltsort. Aber auf die Politiker, die dem gemeinsamen Europa seine Gestalt geben sollen, hält kaum noch ein "Studi" besonders große Stücke. Nur jeder dritte traut seinen Volksvertretern den dazu nötigen Sachverstand zu; allenfalls Franzosen und Portugiesen schenken ihnen noch etwas mehr Vertrauen. Auch in diesen Ländern sind laut Ipsos jedoch mindestens vier von fünf Studenten davon überzeugt, daß die Damen und Herren Regierenden sich nicht im geringsten um das Allgemeinwohl kümmern. Europaweite Politikverdrossenheit

Noch deutlicher wird die europaweite Politikverdrossenheit, wenn es um die Frage geht, wer denn akzeptable Lösungen für Probleme wie Arbeitslosigkeit, Krieg, Aufstieg der extremen Rechten oder Umweltverschmutzung haben könnte. Nur jeder zehnte Student, der Ende vergangenen Jahres aus Anlaß einer europaweit an den Universitäten ausgeschriebenen "Wissensolympiade" befragt worden war, erwartete von politischer Seite eine Besserung der Lage. Noch schlimmer sieht es bloß für die Kirchen aus, die je nach EG-Land zwischen einem und fünf Prozent genannt wurden. Offenbar genießen nur noch die Professoren Kredit bei den Studierenden: 58 Prozent der Befragten erwarteten die Wende zum Besseren von wissenschaftlichen Experten.

Welche Themen der Hochschul-Nachwuchs selbst als erstes anpacken würden, das variiert in den EG-Ländern. Deutsche, Spanier und Portugiesen nennen mit klarer Mehrheit den Umweltschutz. Der läßt jedoch belgische und französische Jungakademiker eher kalt: Nur jeder dritte würde sich dort für die Umwelt engagieren. Die Menschenrechte sind dagegen fast durchgehend ein wichtiges Thema für Europas Studenten: Außer in Italien (Platz sieben) stehen sie überall auf Rang zwei der "Wichtigkeitsskala". Den dritten Platz nimmt - auch in Deutschland - der Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus ein. Zwei Drittel der befragten deutschen Studenten sehen große Probleme im Aufstieg der extremen Rechten.

Mit Begriffen wie "Staat" und "Nation" können vor allem deutsche Jungakademiker der Studie zufolge wenig anfangen. Nur in südeuropäischen Ländern gilt die Nation für 80 bis 90 Prozent der Studenten als "hochrangiger Wert". In den meisten EG-Ländern halten etwas mehr als 60 Prozent die Nation für wichtig, in Deutschland sind es 44 Prozent. Links oder rechts?

Und noch eine "Sonderrolle" des akademischen Nachwuchses in Deutschland: Fast die Hälfte der Studenten bezeichnet sich als politisch "links" - mehr als in irgendeinem anderen EG-Land. In Frankreich und Belgien rechnet sich laut Ipsos nur jeder fünfte dem linken Spektrum zu, eine politisch "rechte" Sicht glaubt dagegen mehr als ein Viertel der Studierenden zu haben. In Dänemark denkt sogar fast jeder zweite "rechts", in Deutschland sind es nur 15 Prozent der Studenten. Sozialistische Ideen haben hierzulande für jeden dritten Studenten noch einen "Wert". Mit 34 Prozent ähnlich stark ist allerdings die Gruppe der befragten Deutschen, die einen "Kapitalismus" befürwortet. In Frankreich stehen sogar 61 Prozent dem Begriff "Kapitalismus" freundlich gegenüber.

Recht eindeutig läßt sich übrigens die Frage nach der gemeinsamen Sprache der europäischen Kommilitonen und Kommilitoninnen beantworten: Fast jeder, der heute in einem EG-Land studiert, spricht englisch. Vorbehalte gibt es nur in Spanien und Italien, wo etwa ein Viertel der Befragten keine ausreichenden Kenntnisse dieser Sprache hat. Französisch wird sehr viel seltener gelernt: Die Verbreitung dieser früheren "Euro-Sprache" schwankt zwischen 30 und 80 Prozent. Deutsch ist da noch wesentlich weiter abgeschlagen. Es wird beispielsweise auf der iberischen Halbinsel und in Griechenland gerade mal von neun bis zwölf Prozent der Studierenden gesprochen.

Für den Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim ist das Auswärtsspiel vorentscheidend Remis in Memmingen könnte zu wenig sein Heimaufgabe gegen den Spitzenreiter Augsburg scheint unlösbar / Gäste kommen mit Römer

Noch fünf Wochenenden (zehn Spiele) hat Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim Zeit, um sich vom letzten Platz und damit der schlechtesten Ausgangsbasis für die am 19. Februar beginnende Abstiegsrunde zu lösen. Bestenfalls noch Rang zehn, derzeit vom vier Punkte besser plazierten SC Memmingen eingenommen, ist realisierbar. Für diesen Platz, der Heimrecht in den jeweils entscheidenden Play-off-Abstiegsspielen im ersten und einem möglicherweise entscheidenden dritten Match garantiert, "interessiert" sich aber auch noch der mit dem EC punktgleiche Vorletzte und Altmeister SC Rießersee.

An diesem Wochenende dürfte eine erste Vorentscheidung in diesem bayerisch- hessischen Dreikampf fallen, denn am Sonntag (18 Uhr) treffen der gastgebende SC Memmingen und der EC Bad Nauheim im Allgäu aufeinander. Im Vorspiel landete der EC seinen bisher ersten und leider auch einzigen Auswärtserfolg, inzwischen hat sich das Memminger Team personell etwas verändert. "Wir müssen mindestens einen Punkt entführen, um unsere geringen Chancen auf Platz zehn zu wahren. Aber selbst ein Remis könnte bei vier Zählern Rückstand zu wenig sein", sieht EC-Trainer Rudolf Sindelar dem fünftletzten Auswärtsspiel mit "Hochspannung" entgegen. Zuvor steht das Schlußlicht auf eigenem Eis am Freitag (19.30 Uhr) vor der fast unlösbaren Heimaufgabe gegen den Spitzenreiter Augsburger EV.

"Vielleicht bekommen wir auch einmal Schützenhilfe wie zuletzt Rießersee gegen Rosenheim, aber leider gibt es keine landsmännischen Verbundenheiten zu Augsburg", meinte in einer Mischung von Ironie und Bitterheit Sindelar. Der EC- Coach kann voraussichtlich wieder auf die zuletzt in Kassel fehlenden Spieler Michel, Pöpel und Kadow zurückgreifen. Augsburg kreuzt mit dem nach einer Fingerfraktur wieder genesenen Andy Römer auf, der sich beim ersten Gastspiel in der Wetterau mächtig mit dem Kanadier Walt Poddubny (der eine Matchstrafe erhielt), den Zuschauern und sogar den Journalisten anlegte. Der AEV besteht aber nicht nur aus Andy und Bruder Heinrich Römer: Die Glanzlichter bilden Torwart Ian Wood, der Kanadier Naud und Nationalspieler Medicus in der Superabwehr (beste Bilanz aller Vereine mit unter 100 Toren). Im Angriff sorgt der Berliner Neuzugang Toni Krinner (früher Eintracht Frankfurt) für Furore, der Kanadier Ales Polcar hat bereits 34 Tore markiert. Nauheims Kontrahent SC Rießersee muß am Freitag zu Hause gegen Weißwasser antreten, gastiert am Sonntag in Augsburg. Die Garmischer haben sich im Gegensatz zum EC noch einmal verstärkt, der kanadische Torjäger Fred Ledlin kehrte ebenso an den Fuß der Zugspitze zurück wie der kurze Zeit inaktive Abwehrspieler Robert Hörl. Da spricht alles für die EC-Kontra- henten, obwohl auch Memmingen und Rießersee finanziell nicht auf Rosen gebettet sind . . . jo

Falschparker müssen bald mehr zahlen, wenn sie ihr Auto abholen Abschleppgebühren: Polizei und Fachfirmen beraten neue Vertragsbedingungen / Zahlen anderer Großstädte erwartet

In Frankfurt werden die Abschleppgebühren in absehbarer Zeit angeglichen. Das Polizeiverwaltungsamt und die Arbeitsgemeinschaft der Fachfirmen (AAG) beginnen in dieser Woche erste Gespräche über einen neuen Vertragsabschluß, in dem höhere Tarife festgeschrieben werden sollen. Bislang kostet ein Abschleppauftrag, der von der Schutzpolizei erteilt wird, meist weniger als 100 Mark. Läßt die Verkehrsüberwachung der Stadt das Hindernis an den Haken nehmen, dann löhnt der Zahlungspflichtige mehr als das Doppelte.

Bisweilen fällt der Unterschied noch drastischer aus. Eine Frau aus dem Nordend wurde im Februar auf Veranlassung der Polizei zu einem der Abstellplätze der AAG geschleppt. Die Rechnung belief sich auf knapp 72 Mark. Als sich der Vorgang im September, diesmal im Auftrag der kommunalen Verkehrsüberwachung, wiederholte, summierte sich der Betrag auf 220 Mark. Viele Autofahrer begreifen nicht, warum mit zweierlei Maß gemessen wird. Das hat juristische Gründe.

Zwischen der Polizeiverwaltung und den Abschleppern gilt ein im September 1989 zum letzten Male geänderter Kontrakt, in dem die Kostenfrage geregelt ist. Der Vertrag läuft noch bis Februar nächsten Jahres. Erst dann können die Gebühren erhöht werden. Dafür will die AAG sorgen. Im Polizeiamt weiß Michael Manasek, daß daran kein Weg vorbeiführt, weil die Betriebskosten in den letzten drei Jahren um deutlich über zehn Prozent gestiegen sind.

Doch was letzlich bei den jetzt beginnenden Verhandlungen herauskommt, das läßt der Verwaltungsmann offen. Werner Hartwig, Chef der Verkehrsüberwachung, hält ein Ergebnis für möglich, daß sogar über den Gebühren liegt, die von der Kommune akzeptiert werden. Michael Manasek wartet auf die Resultate einer Umfrage bei den Polizeibehörden anderer Großstädte.

Aus München hat er schon Bescheid bekommen. Dort gilt momentan noch eine Grundgebühr von 90 Mark, die jedoch nach Auskunft aus der bayrischen Landeshauptstadt Mitte des Jahres angehoben wird.

Die Pauschale von 220 Mark haben Stadt Frankfurt und Abschlepper in einem Vertrag vereinbart, der seit 1. Januar 1992 Gültigkeit besitzt. Dem Abschluß ging eine Ausschreibung der Stadt voraus, an der sich die AAG als einzig leistungsfähiger Firmenverbund beteiligt hat.

Das Angebot wurde mit einer Kosten- Nutzen-Kalkulation begründet, die sowohl von der kommunalen Vergabekommission wie auch von der Aufsichtsbehörde beim Regierungspräsidenten in Darmstadt akzeptiert worden ist.

In Frankfurt boomt das Geschäft mit dem Abschleppen. Die Polizei hat zu ihren günstigeren Konditionen im letz- ten Jahr 12 000 Fahrzeuge wegschaf- fen lassen, die verkehrsgefährdend abgestellt waren. Die Verkehrsüberwachung erteilte 23 200 derartige Aufträge. habe

Abschied

Das war's dann. Im November schon waren die Vorbereitungen getroffen, daß er nicht wieder zu frisch, zu feucht und noch zu fett auf den Tisch käme, der Weihnachtsstollen. Drei große Laibe buk die kundige Hausfrau, mit Mehl und "guter Butter", mit Citronat und Orangeat und Rosinen und . . . na, mit Sachverstand und viel Liebe. Dann kamen die großmächtigen Wunderwerke in die kühle Speisekammer, wo sie ihrem finalen Zweck entgegenlüfteten.

Wir durften angesichts der reichlichen Vorsorge schon mal vorkosten - und trotzdem uns auf ein "Frühstückbrot" der besonderen Güteklasse so bis etwa in den Februar hinein freuen.

Falsch kalkuliert: Gestern, an einem stinknormalen Tag, kalendermäßig so völlig unspektakulär, gestern also war es, da die Weihnachtszeit ihr Ende nahm - die letzten zwei Scheiben, besser: Scheibchen und der runde Ranken wärmten uns Leib und Seele.

Kein Grund zu Trauer, dieser Abschied: Weihnachten kommt wieder. Ihr Bastian

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Dienstag, 12. Januar

Theater Fritz-Rémond-Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 88 u. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Compagnie Schweizlasser - "Festin", Tanztheater; Studiobühne: 20 Uhr, Matthias Beltz - "Füße im Feuer", Kabarett. Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstraße 8: Augsburger Puppenkiste - 10 und 14 Uhr, "Schlechte Zeiten für Gespenster".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Mozart Saal: 20 Uhr, Kammermusik-Abend (Klarinette/Violoncello/ Klavier).

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Back to the 60's & 70's-Disco.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, at the Crossroads.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secretlife. Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Count Down.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Duett - Rock 'n' Roll und Oldies.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz- Trio.

Negativ, Walter-Kolbstr. 1: 20 Uhr, Crowbar / I Hate God.

La Bohème Weinkeller, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Peter Glessing-Trio, Blues-Swing-Hardbop.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Orchestre National de France.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Vorträge / Diskussionen Polytechnische Gesellschaft:19 Uhr, Lichtbilder-Vortrag, "Spanien im Mittelalter: Kreuzungspunkt zwischen Orient und Okzident", Kundenzentrum der Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Str. 47-53.

Lectorium Rosicrucianum, Mainzer Landstr. 160: 20 Uhr, Vortragsreihe, "Die Suche nach Wahrheit".

Deutscher Alpenverein: 19.30 Uhr, Dia-Vortrag, "Abenteuer wilder Osten", Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.

IPPNW - Internationale Ärzte zur Verhütung eines Atomkrieges: 18 Uhr, Ringvorlesung: "Günther Anders im Dialog mit dem Hiroshimapiloten", Klinikum der J.W.Goethe- Universität, Hörsaal 2, Haus 23 A, Theodor- Stern-Kai 7.

AK Interkulturelles Lernen / Multikulturelle Sozialarbeit: 18 Uhr, Jour fix - Interkultureller Diskurs, AMKA, Barckhausstr. 1-3, 1. Stock.

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 und 20 Uhr, Panorama-Dia-Vortrag, "USA - Südwest".

Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "On Kawara und Hanne Darboven".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 20 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2km, 4km und 8km.

PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).

Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Dia-Installation und Kneipenabend (Kunstverein Freigehege.)

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 15 Uhr, Singen mit Frau Kückelhan.

Frauen-Verband: 16 Uhr, Nachmittagstreff, "Historix" im Historischen Museum, Saalgasse 19.

Fachverband für Hauswirtschaft: 15 Uhr, Gesprächsrunde der Umweltgruppe, Sachsenhausen, Affentorhaus, Affentorplatz, Raum 5.

English Speaking Club, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248: 19.30 Uhr, Chit- chat social evening.

Hobby-Börse für aktive ältere Bürger, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Offene Hobby-Runde. frankfurter werkgemeinschaft: 14 bis 18 Uhr, Klubcafé, Lenaustr. 24.

Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke P. Reisen, Bergen-Enkheim, Marktstr. 7, Tel. 0 61 09 / 27 29; Bahnhof-Apotheke, Höchst, Dalbergstr. / Ecke Antoniterstr., Tel.30 10 54; Central-Apotheke, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Str. 37-45, Tel. 5 07 37 53; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67 und 28 32 71; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 23, Tel. 62 33 60; Jupiter-Apotheke, Leipziger Str. 11, Tel. 77 14 72; Merkur-Apotheke, Heddernheim, Heddernheimer Landstraße 27, Tel. 57 14 33; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstr. 4, Tel. 44 68 01; Schiller-Apotheke, Glauburgstr. 64,Tel. 55 23 25.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Tierarzt Kind, Sachsenhausen, Holbeinstr. 76, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Rußland Teure Pässe

Seit 1. Januar ist in Rußland ein liberalisiertes Paßgesetz in Kraft. Jetzt können Russen für 5000 Rubel einen Paß kaufen, der es ihnen erlaubt, innerhalb von fünf Jahren unbeschränkt außer Landes zu reisen. Der Konsulardienst des Außenministeriums, der zu Zeiten des Sozialismus jährlich 200 000 Pässe ausstellte, erwartet für dieses Jahr 20 Millionen Antragsteller. Ein Boom ist dennoch nicht zu erwarten, da die meisten Leute kein Geld zum Reisen haben. Das meint auch Alexander

Matthias Schepp Atomschrott im Nordmeer An der russischen Küste lautert ein Umweltdesaster

Auch ohne daß die Komsomoltz schon

"Die Container mit den radioaktiven Abfällen wurden immer über Bord gehievt und dann fallengelassen. In den ersten Jahren kam es vor, daß die Container zu leicht waren. Mit Karabiner-Gewehren haben wir dann solange Löcher hineingeschossen, bis sie sanken." (Bilder:)

Philippinen Vulkan wird vermarktet

Die Naturkatastrophe auf den Philippinen, bei der im Frühjahr 1991 beim Ausbruch des Vulkans Pinatubo 850 Menschen starben, wird jetzt touristisch vermarktet. Dazu bietet die staatliche Tourismusagentur ab Manila vier ein- und zweitägige Touren an. Die Hauptattraktionen dieser Abenteuertrips sind der Sacobia-See bei San Vincente und der 300 Quadratkilometer große Pinatubo-See bei San Marcelino. Beide der etwa zehn Meter tiefen Gewässer entstanden erst vor anderthalb Jahren, als sich Regenwasser in den riesigen Mulden sammelte, die von der Lava gebildet wurden.

Auf dem 22 Kilometer langen Wanderweg zu den Seen kommen die Gäste unter anderem an den verschütteten Dörfern Aglao und Buhawen vorbei sowie an einer von grauschwarzer Vulkanasche umgebenen Orangenplantage, die auf unerklärliche Weise erhalten blieb. In den Seen kann geangelt werden, nachdem die Regierung darin zwei Millionen Fische aussetzen ließ; zudem werden jetzt Bootstouren angeboten. Bei gutem Wetter kann man auch per Hubschrauber in den Krater des Pinatubos fliegen, der immer noch raucht und stets die Kulisse bei diesen Vulkantrips bildet. faf

Freie Aussprache

"Voreiliger Aktionismus" Zum Artikel "Der Raserei und der Nötigung ein Ende setzen", FR, 30. 12. 1992:

Erst dachte ich, es wäre ein satirischer Beitrag, dem war aber nicht so. Man weiß nicht, wo die Ursachen für die negative Verkehrsbilanz zu suchen sind, aber man plant Aktionen.

Solange die Ursachen für Unfälle nicht erforscht sind, sollte jeder voreilige Aktionismus unterbleiben. Eine vernünftige Verkehrsführung und ein gut durchdachtes Gesamtverkehrskonzept scheinen mir die beste Unfallvorbeugung zu sein.

Um das zu erreichen, könnte man auch jedem Polizisten und jedem Bürger - denn das sind die Hauptbetroffenen - für Verkehrsverbesserungsvorschläge eine kleine Prämie geben. Denn man sollte nicht nur Verkehrsfehlverhalten bestrafen. H. G. Bender Patienten alle gleich? Zur Berichterstattung über Zahnärzte, die ihre Kassenzulassung zurückgeben (FR vom 28. 12.):

Wir haben nicht zufällig hinter die Aussage "Wir behandeln alle gleich" ein Ausrufezeichen und ein Fragezeichen gesetzt. Nicht nur Zahnärzte geben im wachsenden Maße ihre Kassenzulassung zurück und behandeln nur noch Privatpatienten. Es gibt immer noch Praxen mit gesonderten Wartezimmern für "Private", erhalten Privatpatienten unbegrenzt Verordnungen für Arzneimittel und Heil- und Hilfsmittel wie Massagen und Krankengymnastik, während Kassenpatienten diese Verordnungen zunehmend vorenthalten werden.

Wer weiß schon, daß türkischen Patientinnen und Patienten, wie allen Nicht-EG- Ausländern, keine Kuren auf Kosten des Rentenversicherungsträgers verordnet werden können, weil sie sonst den Anspruch auf ihre Rente verlieren, oder daß Asylbewerber ärztliche Behandlung nur im akuten Krankheitsfall erhalten und chronische Erkrankungen nicht behandelt werden dürfen?

Die neuesten sozialpolitischen Entscheidungen werden dazu führen, daß das Fragezeichen hinter unserer Aussage zunehmend das Ausrufezeichen verdrängt. Dr. Winfried Beck, Offenbach "Schenk nach Paris" Zum Artikel "Stadträtin zeigt sich ratlos", FR vom 5. 1.:

Was führte zur Entscheidungsschwäche von Sylvia Schenk (SPD)? Ist es nun der urlaubende Amtsinhaber, deutsche Expertenhörigkeit, Links-Thatcherismus oder die verstümmelte Stimme des Gefühls? Warum wird den Obdachlosen so wenig zugetraut? Was sie außerhalb der U-Bahnhöfe zustande bringen, werden sie auch innerhalb dieses Bereichs zustande bringen: Selbstorganisation.

Wir brauchen uns nichts vorzumachen, bei der noch anhaltenden wirtschaftsliberalen Grundstimmung wird die Situation für sozial Schwache noch schwieriger. Ich bin bereit, für entscheidungsschwache StadträtInnen eine Exkursion nach Paris zu organisieren, um zu verdeutlichen, wie unkonventionelle Hilfe aussehen kann. Unabdingbare Voraussetzung ist der Wille zu helfen. Es spricht alles dafür und nichts dagegen, daß wir verhindern, daß aus "Deutschland (einmal mehr) ein Wintermärchen" gemacht wird.

Michael Keller, Berlin

Europa Einkaufstourismus blüht

Durch den Wegfall der Zollschranken registriert die Wochenzeitung "The European" einen regelrechten Einkaufstourismus, an dem sich auch die Bürger der Nicht-EG-Staaten beteiligen. Demnach fahren die Deutschen in die Tschechische Republik wegen billiger Kosmetik- und Schreibwarenartikel, nach Belgien wegen des günstigen Alkohols sowie nach Italien und Frankreich, um dort hochwertige Kleidung zu kaufen. Andererseits kommen die Holländer nach Deutschland wegen preiswerter Compact-Discs und Küchenmöbel, die Dänen, um Kleidung, Spielwaren und Reifen einzukaufen, die Schweizer und Polen wegen billiger Lebensmittel und Elektroartikel. faf

Niederlagen für Squash Insel

Trotz großen kämpferischen Einsatzes endete das Zweitliga-Wochenende der Squash Insel Frankfurt wie erwartet mit zwei Niederlagen (1:5, 0:5) gegen den Tabellendritten HSC Nürtingen. Aus dem Frankfurter Aufgebot Michael Gäde, Wilfried Gebhardt, Bernd Waldinger Michael Schmoll und Stuart Sinclair konnte nur Gäde im allerersten Spiel des Wochenendes einen Sieg verbuchen. Die Entscheidung über den Klassenerhalt des Vorletzten fällt nun am 13./14. Februar, wenn die Squash Insel Karlsruhe und Käfertal empfängt. fes

Bewaffnete in Algerien getötet

ALGIER, 11. Januar (AFP). Sechs bewaffnete Zivilisten wurden in den vergangenen drei Tagen bei Auseinandersetzungen mit Soldaten in den algerischen Departements Blida und Bouira getötet.

Kreuzburghalle soll bald wieder aufgebaut werden Fraktionen stimmten auf Sondersitzung für Vorhaben

HAINBURG. Unter den im Hainburger Gemeindeparlament vertretenen drei Fraktionen - Christ- und Sozialdemokraten sowie Grüne - gibt es keinen Zweifel und keine Unstimmigkeit, daß die in der Nacht zum 18. Dezember 1992 im Ortsteil Klein-Krotzenburg aus bisher noch unbekannter Ursache bis auf die Grundmauern niedergebrannte Kreuzburghalle schleunigst wieder aufgebaut werden muß. In einer Sondersitzung des Gemeindeparlamentes nannte der am 28. Februar vorzeitig aus dem Amt scheidende Bürgermeister Herbert Wemelka eine Mindest- Bauzeit von anderthalb Jahren, um den ihm selbst an die Nieren gegangenen Verlust wettzumachen. Einmütig bewilligten die Gemeindevertreter zunächst einmal vier Millionen Mark an überplanmäßigen Ausgaben, die sie von der Brandversicherungskammer Darmstadt für gedeckt halten.

Die Kreuzburghalle wäre von Beginn des in ihr ausgebrochenen Feuers nicht zu retten gewesen. Diesen Eindruck vermittelte Gemeindebrandmeister Werner Merget in seinem der Gemeindevertretung abgestatteten Bericht über die Geschehnisse von der Nacht zwischen dem 17. und 18. Dezember. Obwohl die ersten Angriffe seiner Wehrleute gegen das anscheinend anfangs nur im Thekenbereich wütende Feuer von Erfolg gekrönt zu sein schienen, habe sich später herausgestellt, daß sich die Flammen schon bis in die Installationen durchgefressen hatten: "Die Halle war nicht mehr zu retten."

Drei Feuerwehrleute haben sich offenbar in akuter Lebensgefahr befunden, als die Tribüne auf sie niederkrachte. Wie durch das berühmte Wunder blieben sie unverletzt. Der Ortsbrandmeister gab den verantwortlichen Kommunalpolitikern den Rat, beim Wiederaufbau der von Schulen, Vereinen, Volkshochschule und nicht zuletzt allen Bürgern so dringend gebrauchten und gern genutzten Halle ein Frühwarnsystem einzubauen, um eine Wiederholung einer ähnlichen Katastrophe zu verhindern.

"Die Gemeinde Hainburg weiß noch nicht definitiv, was von dem geretteten Mobiliar wiederverwertbar ist. Stühle und Tische sind verrußt und verkohlt, anderes Inventar muß auf seine Eignung hin überprüft werden", sagte der Bürgermeister den Gemeindevertretern.

Wenn die Ursache des Feuers bis zur Stunde auch noch nicht geklärt sei, setzte Herbert Wemelka doch auf die Zuverlässigkeit der Versicherungen: "Diese Frage ist geklärt."

Auch wurde Dank an die Nachbar- Kommunen Seligenstadt, Mainhausen und Hanau ausgesprochen, die den Hainburgern inzwischen Heimrecht böten, um ihre sportlichen und kulturellen Aktivitäten fortzusetzen. Radsportler und Turnervereinigung in Hainburg hätten ebenso ihre Unterstützung nicht versagt.

Die drei Fraktionen in der Gemeindevertretung hatten keinerlei Meinungsverschiedenheiten, mit dem Wiederaufbau der Kreuzburghalle sofort zu beginnen. Arne Görner von der CDU ließ keinen Zweifel an der Notwendigkeit des Neubeginns zu, rechtfertigte die Sondersitzung damit, daß "in der Schreckensnacht zum 18. Dezember ein kultureller, sportlicher und gesellschaftlicher Mittelpunkt zunichte gemacht" worden sei.

Auch Marion Hoffmann für die SPD- Fraktion befürwortete einen sofortigen Wiederaufbau der Halle in Klein-Krotzenburg und forderte, alle verbesserungswürdigen, vor allem brandschutztechnische Maßnahmen dabei zu berücksichtigen. Thorwald Ritter, Sprecher der Grünen, scherte keineswegs aus der Phalanx seiner Vorredner aus, meinte aber, daß es keiner Sondersitzung und damit zusätzlicher Gelder bedurft hätte, um einem selbstverständlichen Vorhaben zuzustimmen. Fazit: Unmittelbar nach der Kommunalwahl am 7. März wird eine Baukommission aus Mitgliedern des Gemeindeparlaments und -vorstandes gebildet, um den Neubau der Kreuzburghalle, an Kosten heutzutage auf rund 15 Millionen Mark veranschlagt, auf den Weg zu bringen. ttt

CDU drängt bei Blauhelm-Debatte

OSNABRÜCK, 12. Januar (AP). CDU- Politiker haben vor dem Hintergrund des Besuches von UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali ihre Forderungen an SPD und FDP bekräftigt, Bundeswehrsoldaten zu Einsätzen unter dem Kommando der Vereinten Nationen (UN) in die Welt ziehen zu lassen.

CDU-Generalsekretär Peter Hintze forderte in einem Zeitungsinterview FDP und SPD auf, "den Weg für einen Verfassungskonsens über die Einsätze der Bundeswehr frei zu machen, der es Deutschland ermöglicht, seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen".

UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali hatte am Montag an Deutschland appelliert, die vollen Pflichten aus der UN-Charta bis hin zur Beteiligung an friedensschaffenden Kampfeinsätzen zu übernehmen. Die SPD hatte am gleichen Tag die Einladung von Außenminister Klaus Kinkel (FDP) zu einem Gespräch über künftige Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr ausgeschlagen.

In der in Düsseldorf erscheinenden Westdeutschen Zeitung vom Dienstag meinte Hintze, falls SPD und FDP einer nötigen Verfassungsänderung nicht zustimmten, "muß die Regierung auch ohne klarstellende Verfassungsänderung handeln". Die Not in Somalia und "vor unserer Haustür in Bosnien lasse endlose, fruchtlose Debatten nicht zu".

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl- Heinz Hornhues, warf der SPD eine schwere Brüskierung des UN-Generalsekretärs vor.

In der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte er, die Sozialdemokraten betrieben ein unwürdiges Doppelspiel gegenüber dem Bonner Gast, wenn sie verbal den Eindruck einer verstärkten deutschen Unterstützung der UN-Einsätze erweckten, zugleich aber die entscheidende volle Mitwirkung blockierten.

Der außenpolitische Sprecher der SPD, Norbert Gansel, wies im privaten Fernsehsender SAT 1 diesen Vorwurf scharf zurück. Es sei ein "verlogenes und zynisches Spiel", wenn die Bundesregierung verlautbare, die hungernden Somalis könnten nicht warten, bis die SPD das Grundgesetz ändere, sagte Gansel. Die SPD habe bereits vor sechs Monaten einen Gesetzentwurf vorgelegt.

(Kommentar auf Seite 3)

Atlantiküberquerung im Kanu Haie erzwangen Abbruch

SAN JUAN, 12. Januar (AP). Haie und Hunger haben die Atlantiküberquerung in einem Kanu eines britischen Brüderpaares beendet. Die beiden Männer erreichten am Sonntag völlig erschöpft und entkräftet Jamaika und mußten in ein Krankenhaus der Stadt Port Antonio eingeliefert werden. "Wir waren in einer wirklich schlimmen Situation", berichtete der 32jährige Chris Newman am Montag in einem Telefoninterview. 68 Tage zuvor war er mit seinem 30jährigen Bruder Stuart in Portugal in See gestochen.

Ihr Ziel, als erste mit einem Kanu von Europa nach Amerika zu fahren, erreichten sie nicht. Dafür waren sie aber froh, überhaupt noch am Leben zu sein. Wie Chris Newman berichtete, litten sie schon zu Beginn der Fahrt an Hunger, da sie nicht so viel Fisch fangen konnten wie sie gehofft hatten. Zeitweise aßen sie deshalb sogar Seetang.

Mit dem Fang eines Delphins glaubten sie, ihre Probleme gelöst zu haben. Der Delphin zog aber nur zahlreiche hungrige Haie an. Rund 80 Kilometer südlich der Dominikanischen Republik kenterte dann das sieben Meter lange Kanu - mitten in dem Haischwarm. "Sie rissen das Delphinfleisch aus dem Boot heraus", berichtete Chris. "Und wir waren zu der Zeit auch noch im Wasser, mit blutverschmierter Kleidung."

Die beiden Brüder kamen unverletzt davon, ihr Kanu aber war von den Haien in der Freßorgie schwer beschädigt worden: Die Navigationsinstrumente gingen verloren, der Mast für ein Hilfssegel war zerstört. Zum Paddeln waren sie inzwischen auch zu schwach. Strömung und Wind brachten sie dann schließlich aber doch noch 480 Kilometer weiter westlich nach Jamaika. Ein Fischer reichte ihnen zur Stärkung drei Fische, die Polizei brachte sie in ein Krankenhaus.

Kunstherz eingepflanzt

TUCSON, 12. Januar (AP). Mit einem künstlichen Herzen soll eine todkranke US-Amerikanerin am Leben gehalten werden, bis ihr in vier bis acht Wochen ein menschliches Spenderherz eingepflanzt werden kann. Das teilte der leitende Herzchirurg Jack Copeland vom Medizinischen Zentrum der Universität von Arizona in Tucson mit. Der erste Eingriff dieser Art in den USA seit zwei Jahren sei am Montag abend problemlos verlaufen, der Zustand der 46jährigen Mutter von zwei Kindern sei kritisch.

Copeland sagte, die Patientin habe an einer chronischen Virusinfektion am Herzen und fortschreitendem Herzversagen gelitten. Am Montag nachmittag habe sich ihr Zustand so verschlechtert, daß nur mit der Einpflanzung der aus Plastik und Metall bestehenden Pumpe ihr Tod verhindert werden konnte. "Sie lag im Sterben", sagte der Arzt.

Copeland gelang 1985 die erste Überbrückung eines tödlichen Herzversagens mit einem künstlichen Herzen. Sein damaliger Patient erhielt nach neun Tagen ein menschliches Spenderorgan und lebte damit viereinhalb Jahre.

Massenflucht vor Unruhen in Bombay

BOMBAY, 12. Januar (AP). Mehrere tausend Bewohner der indischen Millionenstadt Bombay haben am heutigen Dienstag wegen der anhaltenden Zusammenstöße zwischen Hindus und Moslems die Flucht ergriffen. Auf den Bahnhöfen drängten sich verzweifelte Menschen, die aus Angst vor den blutigen Unruhen ihre Koffer gepackt hatten.

In Neu-Delhi rief der Führer der militanten Hindupartei PJP, L. K. Advani, zu einem Ende des Blutbads auf.

In der siebten Brandnacht in Folge kamen nach Polizeiangaben erneut mindestens drei Menschen ums Leben. Die offizielle Bilanz der Unruhen stieg damit auf 137 Todesopfer. Nach Schätzungen aufgrund von Angaben der Krankenhäuser fielen der Gewalt aber mehr als 200 Menschen zum Opfer. Unabhängigen Beobachtern zufolge waren die meisten von ihnen Moslems. Am Dienstag wurde nach einer Meldung der indischen Nachrichtenagentur UNI auch ein Stadtratsmitglied der regierenden Kongreßpartei erschlagen, der die Lage in einem brennenden Elendsviertel erkunden wollte.

"Ich weiß nicht, wann dieser Irrsinn endet", sagte der Polizeichef von Bombay, S. K. Bapat. "Ich kann nur sagen, daß wir alles tun, was wir können." Mehr als 1700 Personen sind bisher wegen der Beteiligung an den Unruhen verhaftet worden.

Einen Tag nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis appellierte der Führer der Bharatiya-Janata-Partei (BJP) an Hindus und Moslems, das Blutvergießen zu beenden. Auslöser der Unruhen war die Zerstörung der Moschee in der nordindischen Stadt Ayodhya durch militante Hindus am 6. Dezember.

Iraker überschreiten erneut Grenze

KUWAIT, 12. Januar (AP/Reuter). Wenige Stunden nach der Verurteilung durch den Weltsicherheitsrat sind am Dienstag zum dritten Mal in Folge mehr als 100 Iraker nach Kuwait eingedrungen. Wie der Sprecher der im Grenzstreifen eingesetzten UN-Beobachter, Abdel Latif Kabbadsch, mitteilte, setzten sie die Zerstörung von Gebäuden des Marinestützpunkts Umm Kasr fort und "nahmen alles mit, was sie nur tragen konnten". Den UN-Beobachtern sei erklärt worden, Irak wolle den Stützpunkt vollständig abbauen.

Wie an den beiden Vortagen hätten sich die Iraker zuvor nicht um die erforderliche Genehmigung der UN bemüht, sagte der Sprecher der Beobachtermission (UNIKOM). Die Iraker dürfen nach UN-Bestimmungen noch bis zum 15. Januar ziviles Gerät aus ihrem früheren Stützpunkt abtransportieren, der nach der neuen Grenzziehung nun zu Kuwait gehört. Am Sonntag hatten die Iraker unter dem Protest der UN-Beobachter aber auch Waffen aus einem Munitionsdepot mitgenommen, darunter vier Schiffsabwehrraketen des chinesischen Typs "Seidenraupe".

Nach Angaben des UNIKOM-Sprechers nahmen die unbewaffneten Eindringlinge am Dienstag unter anderem Fensterscheiben und elektrische Kabel mit. "Wir können nichts anderes tun, als den Zwischenfall nach New York zu melden", sagte Kabbadsch.

Dort verurteilte der UN-Sicherheitsrat die irakischen Grenzverletzungen am Montag abend als Verstoß gegen das Waffenstillstandsabkommen vom April 1991 und forderte die Rückgabe der Raketen. In einer nichtbindenden Resolution warnte das höchste Entscheidungsgremium der UN die Regierung von Staatschef Saddam Hussein vor "ernsten Konsequenzen" im Falle einer Wiederholung.

Nach der Verlesung der Entschließung durch den amtierenden Ratspräsidenten, den japanischen UN-Botschafter Yoshio Hatano, zogen sich die 15 Mitglieder des höchsten UN-Entscheidungsgremiums überraschend zu einer weiteren Sitzung hinter verschlossenen Türen zurück. Dem Vernehmen nach wollten sie noch über Änderungen der Resolution beraten. Die Erklärung wurde dann aber einstimmig bestätigt. Zuvor hatte UN-Generalsekretär Butros-Ghali in Bonn "eine sehr scharfe Antwort" auf die Grenzverletzung angekündigt.

Hatano erklärte, es sei gegenwärtig nicht beabsichtigt, Irak mit Gewalt zur Einhaltung der Waffenstillstandsverpflichtungen zu zwingen, die die Bagdader Regierung nach der Niederlage im Golfkrieg im April 1991 eingegangen war. "Ich denke, wir sollten den Druck auf Irak mit anderen Mitteln aufrechterhalten", sagte der Ratspräsident in New York. Damit verwies er zum einen auf das bestehende Handelsembargo gegen Irak, zum anderen offenbar auch auf die Möglichkeit eines Militärschlags durch die USA, Großbritannien und Frankreich zur Durchsetzung des von der UN im August 1992 verhängten Flugverbots über dem Süden Iraks.

Der russische UN-Botschafter Juli Woronzow meinte, daß die Kette irakischer Übergriffe Anlaß zu ernster Besorgnis gebe. Sein US-Kollege Edward Perkins ergänzte, Irak sei von den USA, Frankreich und Großbritannien gewarnt worden, nicht noch einmal zu dem Stützpunkt zurückzukehren.

Hingegen erklärte der irakische UN- Botschafter Nisar Hamdun, die Aktion vom Sonntag sei von den UN-Beobachtern genehmigt worden. "Wir hatten mit den UNIKOM-Teams zusammengearbeitet, aber es gab auf ihrer Seite wahrscheinlich ein Mißverständnis", sagte der Diplomat. Die Iraker seien Arbeiter und keine Soldaten gewesen. Er betonte, daß die UN seinem Land nicht den Besitz von "Seidenraupen"-Raketen untersagt habe.

Der irakische Generalleutnant Amir Raschid sagte am Montag abend im staatlichen Fernsehen, die irakische Regierung habe das Recht zu allen von ihr für sinnvoll erachteten Verteidigungsbemühungen. Die Luftwaffe sei jetzt in einer besseren Verfassung als vor dem Golf-Krieg. Außerdem seien "in allen Teilen Iraks" Raketen stationiert, sagte der General. Dies sei ein Akt der Selbstverteidigung und bedeute nicht, daß US- Flugzeuge angegriffen werden sollen.

In scharfer Form hat Großbritannien auf die jüngsten Grenzverletzungen durch Irak reagiert. Der britische Verteidigungsminister Malcolm Rifkind nannte im BBC-Fernsehen am Dienstag die wiederholte Mißachtung des UN-Sicherheitsrats durch Iraks Regierung "unerträglich". Iraks Präsident Saddam Hussein müsse klar sein, daß dieses Verhalten "nicht geduldet" werde.

Klimasteuer

Bonn

verzichtet auf

CO2-Abgabe

BONN, 12. Januar (AP). Die Bundesregierung will nicht im nationalen Alleingang eine Klimaschutzsteuer einführen.

Eine Sprecherin des Finanzministeriums in Bonn bestätigte am Dienstag einen Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, wonach auf die Einführung einer nationalen Kohlendioxid-Abgabe verzichtet und statt dessen eine gesamteuropäische Lösung angestrebt werden soll.

Die Sprecherin sagte, ein nationaler Alleingang bringe nichts für den Umweltschutz und gefährde zudem die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Inzwischen liege ein EG-Richtlinienentwurf für eine EG-weite Energiesteuer vor. Sie solle allerdings erst eingeführt werden, wenn andere Industriestaaten vergleichbare Maßnahmen getroffen hätten.

Die Klimaschutzsteuer oder CO2-Abgabe soll nach Vorstellung der Bonner Koalition dazu beitragen, daß das Ziel einer Verminderung des CO2-Ausstoßes in Deutschland um 25 Prozent bis 2005 erreicht werden kann.

Skifahrer bei Liftunfall abgestürzt

OBERSTDORF, 12. Januar (AP). Bei einem Skiliftunfall sind auf dem 2274 Meter hohen Nebelhorn bei Oberstdorf im Allgäu fünf Wintersportler verletzt worden. Wie die bayerische Landespolizei heute mitteilte, war das Umlaufseil am Montag aus unbekannter Ursache aus den Laufrollen der Stütze 5 gesprungen. Die Wintersportler wurden aus den Sesseln des Einersessellifts geschleudert. Sie stürzten etwa fünf Meter tief und fielen auf Schneeboden. Bei vier der fünf Verletzten handelte es sich um britische Soldaten. Nach Mitteilung der Polizei besteht bei keinem der Verletzten Lebensgefahr.

"Plenarsaal im März beziehen"

BONN, 12. Januar (AP/dpa). Die Baukommission des Deutschen Bundestags verlangt nach den Worten ihres Vorsitzenden Dietmar Kansy (CDU), daß der neue Plenarsaal des Bundestags bis zum 1. März wieder bezogen werden kann. Bis dahin müsse die Lautsprecheranlage wieder funktionieren. Wie dies zu erreichen sei, ob durch Änderung der elektroakustischen Anlage, der Raumakustik des Glasbaus oder beides, sei Angelegenheit der zuständigen Bundesbauverwaltung.

Die Experten streiten weiter darüber, wie die Mängel im neuen Plenarsaal beseitigt werden können. Umfangreiche Messungen hätten, laut Kansy, inzwischen die Vermutung bestätigt, daß die fehlende Abstimmung zwischen Raum- und Elektroakustik die Hauptursache für die Probleme mit der Anlage seien.

Die Lautsprecheranlage des 256 Millionen Mark teueren Neubaus war am 24. November zusammengebrochen. Seither tagt der Bundestag wieder im Wasserwerk.Hotelschiff gesunken

UECKERMÜNDE, 12. Januar (AP). Ein Hotelschiff ist an seinem Dauerliegeplatz im Hafen der vorpommerschen Stadt Ueckermünde aus bisher ungeklärter Ursache innerhalb einer Stunde gesunken. Wie ein Sprecher der Stadtverwaltung am Dienstag berichtete, war das Schiff "Rugen" mit 30 Gästebetten zum Zeitpunkt des Unglücks am Montag leer. Die Mannschaft eines Nachbarschiffes hatte von der "Rugen" ein "undefinierbares Geräusch" vernommen. Unmittelbar danach habe sich das Hotelschiff zur Seite geneigt und sei langsam abgesackt. Experten vermuten eine Beschädigung des Schiffes durch Eisgang.

HBV-Warnstreiks im Osten

DÜSSELDORF/KÖLN, 12. Januar (AP). Wie die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) mitteilte, kam es am Dienstag erstmals zu Warnstreiks im Versicherungsgewerbe der neuen Bundesländer. Rund 700 Versicherungsangestellte in Magedeburg und Dresden hätten für zwei bis drei Stunden die Arbeit niedergelegt, um die Forderung nach Angleichung der Gehälter ans Westniveau noch in diesem Jahr zu unterstützen. Bisher liegt das Einkommensniveau bei 75 Prozent des westdeutschen Gehaltsspiegels. Die Arbeitgeber haben Gehaltserhöhungen um lediglich 8,4 Prozent angeboten.

DSF will Länder auf Schadenersatz verklagen

Das Deutsche Sportfernsehen (DSF) hat rechtliche Schritte gegen die Verweigerung einer Sende-Erlaubnis in Berlin und Brandenburg angekündigt. Der Münchner Sender erklärte am Dienstag, er werde Schadenersatz verlangen. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hat die Einspeisung des zum Jahresbeginn gestarteten Programms ins Kabelnetz verweigert und die von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien erteilte bundesweit geltende Sendezulassung beanstandet, weil sie darin einen Verstoß gegen die Konzentrationsbestimmungen des Rundfunkstaatsvertrags sieht.

Der Geschäftsführer des Münchner Senders, Donald P.T. McLoughlin, wertete die Aussperrung aus dem Berliner und Brandenburger Kabelnetz als "Willkürakt, weil an dem nunmehr endlich erfolgreichen Nachfolgeprogramm von Tele 5 ein Exempel statuiert werden soll, für das eine Reihe anderer Programme denkbar geeigneter wären". Der Sender erklärte: "Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg mischt sich ohne rechtlichen Grund in ein abgeschlossenes Verfahren ein, für das nach Rundfunkstaatsvertrag und bayerischer Verfassung ausschließlich die Bayerische Landeszentrale für neue Medien zuständig ist."

Das DSF hat auch im Saarland noch keine Einspeisungsgenehmigung für das Kabelnetz erhalten. Die dortige Landesanstalt für das Rundfunkwesen halte die Sendelizenz der Münchner Kollegen für rechtmäßig, teilte ihr Sprecher Werner Röhrig auf Anfrage mit. Der Medienrat des Saarlands werde sich aber erst am 16. Februar mit dem DSF-Antrag befassen können. AP

Rheinland-Pfalz will kleine Mengen Haschisch dulden

MAINZ, 12. Januar (AP). Der Konsum von Haschisch und Marihuana soll nach den Vorstellungen der rheinland-pfälzischen Regierung künftig nicht mehr als Straftat, sondern nur noch als Ordnungswidrigkeit gelten. Wie Justizminister Peter Caesar am Dienstag mitteilte, beschloß das Kabinett eine entsprechende Gesetzesinitiative im Bundesrat. Ziel sei es, künftig erst den Erwerb oder Besitz von mehr als 20 Gramm Haschisch oder 100 Gramm Marihuana unter Strafe zu stellen.

"Dies ist ein wichtiger Schritt auch zur Entkriminalisierung Jugendlicher, die nicht wegen eines Jugendabenteuers als vorbestraft gelten sollen", sagte der FDP- Politiker. Eine generelle Freigabe von Rauschgift, gleich ob harte oder weiche Drogen, komme aber nicht in Frage.

Wie die Staatskanzlei in Mainz ergänzend mitteilte, sollen Konsumenten, bei denen mehr als 20 Gramm Haschisch oder 100 Gramm Marihuana gefunden werden, künftig mit höchstens drei Jahren statt bisher fünf Jahren bestraft werden können. Für Rauschgifthändler bleibe es nach dem rheinland-pfälzischen Gesetzentwurf bei einer Strafandrohung von fünf Jahren Haft.

Eine ähnliche Initiative war laut Staatskanzlei im September 1992 vom Bundesrat abgelehnt worden, weil Hessen und Niedersachsen sich bei der Abstimmung enthielten.

Mangosaft gegen Flugzeug

PEKING, 13. Januar (AP). Eines der ausgefallensten Tauschgeschäfte zwischen China und Rußland muß noch von den Behörden in beiden Staaten abgesegnet werden: Chinesischer Mangosaft gegen ein russisches Verkehrsflugzeug. Wie die in Peking erscheinende Zeitung Gongren Ribao am Dienstag berichtete, wurde der Tauschhandel, der 212 Güterwagenladungen Mangosaft gegen ein Flugzeug des Typs Iljuschin umfaßt, Ende Dezember zwischen dem staatlichen Fruchtsafthersteller Haikou Yedao und einer russischen Handelsgesellschaft in Moskau vereinbart. Bei einem ähnlichen Geschäft habe eine chinesische Handelsgesellschaft vor kurzem vier russische Verkehrsflugzeuge im Tausch gegen 500 Güterwagenladungen Konsumware erhalten, berichtete die Zeitung.

Polizei stoppte Kriegsspiele am Stadtrand von München

MÜNCHEN, 12. Januar (AP). Auf einem stillgelegten Firmengelände am Stadtrand von München haben am Sonntag 15 junge Männer in Kampfanzügen einen Häuserkampf mit sogenannten Gotcha- Waffen inszeniert. Wie die Polizei am Montag berichtete, lieferten sich die Männer im Alter zwischen 15 und 26 Jahren langanhaltende Feuergefechte mit gewehrähnlichen Druckluftwaffen. Nachdem Passanten auf das Kriegsspiel aufmerksam geworden waren und die Polizei alarmiert hatten, umstellten Beamte das Gelände und machten dem makabren Spiel ein Ende.

Gegen die Teilnehmer erging Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Die Männer sind laut Polizei keiner politischen Gruppierung zuzurechnen. Bei ihnen handele es sich in erster Linie um Schüler und Studenten, aber auch um Bank- und Speditionskaufleute sowie einen Maschinenschlosser, die bei dem Spiel den Nervenkitzel gesucht hätten, sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei konnte insgesamt 13 "Gotcha-Waffen" (abgeleitet von "got you", deutsch: "Ich hab' dich erwischt") sicherstellen. Außerdem trugen die Teilnehmer ein ganzes Arsenal von Farbkugeln bei sich. Diese Kugeln werden aus den Druckluftwaffen abgefeuert und markieren beim Opfer die vermeintlichen Einschußstellen.Im Wortlaut: Verfassungsgerichtshof Berlin Die Honecker-Entscheidung

Entscheidend für das Ende des Prozesses gegen Erich Honecker war der Beschluß des Berliner Verfassungsgerichtshofes. Dessen Presseerklärung dazu lautete: Der Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin hat heute über die Verfassungsbeschwerde Erich Honeckers entschieden, die sich gegen die Entscheidung der Strafkammer des Landgerichts Berlin, mit der die Einstellung des Verfahrens und die Aufhebung des Haftbefehls abgelehnt worden ist, und gegen den diese Entscheidung bestätigenden Beschluß des Kammergerichts richtet. Der Entscheidungstenor des Beschlusses des Verfassungsgerichtshofs lautet:

Der Beschluß des Kammergerichts vom 28. Dezember 1992 (. . .) verletzt das Grundrecht des Beschwerdeführers auf Achtung seiner Menschenwürde, soweit die Haftbeschwerde als unbegründet zurückgewiesen wird. Insoweit wird der Beschluß aufgehoben. Im übrigen wird die Verfassungsbeschwerde gegen diesen Beschluß zurückgewiesen.

Der Beschluß des Landgerichts Berlin vom 21. Dezember 1992, (. . .) mit dem die Einstellung des Verfahrens und die Aufhebung des Haftbefehls gegen den Beschwerdeführer abgelehnt worden ist, verletzt ebenfalls das Grundrecht des Beschwerdeführers auf Achtung seiner Menschenwürde. Der Beschluß wird aufgehoben.

Die Sache wird an das Landgericht Berlin zurückverwiesen. Das Verfahren ist gerichtskostenfrei. Das Land Berlin hat dem Beschwerdeführer die notwendigen Auslagen zu erstatten.

Der Beschluß des Kammergerichtshofs beruht im wesentlichen auf den folgenden Überlegungen:

Die Verfassung von Berlin enthält als ungeschriebenen Verfassungssatz ein Bekenntnis zur Unantastbarkeit der menschlichen Würde. Sie verpflichtet alle staatliche Gewalt des Landes Berlin, also auch die Gerichte, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Sie verleiht dem einzelnen ein Grundrecht auf Achtung seiner Menschenwürde. Die Verletzung dieses Grundrechts kann mit der Verfassungsbeschwerde gerügt werden. Der Verfassungsgerichtshof ist deshalb berechtigt, Entscheidungen von Berliner Gerichten auf die Einhaltung des Grundrechts auf Achtung der Menschenwürde zu überprüfen. Dies gilt auch, wenn gerichtliche Entscheidungen vornehmlich auf Bundesrecht beruhen, wie der Verfassungsgerichtshof bereits im Dezember in einem anderen Verfahren entschieden hat.

Das Kammergericht ist in dem Beschluß vom 28. Dezember 1992 aufgrund der vorliegenden medizinischen Gutachten, die es für überzeugend hält, zu der Auffassung gelangt, daß Erich Honecker aufgrund seiner weit fortgeschrittenen Krebserkrankung den Abschluß des Verfahrens vor der Strafkammer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr erleben wird. Auf der Grundlage dieser Tatsachenwürdigung ist der Verfassungsgerichtshof zu der folgenden verfassungsrechtlichen Beurteilung gelangt:

Ein Strafverfahren kann seinen Zweck, eine verbindliche Entscheidung über die dem Angeklagten zur Last gelegten Taten herbeizuführen, nicht mehr erreichen, wenn der Angeklagte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ende des Strafverfahrens nicht mehr erreicht. Es wird damit zum Selbstzweck. Für die weitere Durchführung eines solchen Strafverfahrens gibt es keinen rechtfertigenden Grund. Auch ein Haftbefehl ist kein Selbstzweck, sondern hat die ausschließliche Funktion, die Durchführung des Strafverfahrens und die spätere Strafvollstreckung zu sichern.

Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, der der Verfassungsgerichtshof folgt, widerspricht es der Würde des Menschen, ihn zum bloßen Objekt von Strafverfahren und Haft zu machen. Dies gilt, wie das Bundesverfassungsgericht ausgesprochen hat, selbst gegenüber einem verurteilten Straftäter, der sich in schwerer und unerträglicher Weise gegen alles vergangen hat, was die Wertordnung der Verfassung unter ihren Schutz stellt. Ungeachtet der besonderen Schwere der dem Beschwerdeführer Honecker zur Last gelegten Taten greift deshalb auch zu seinen Gunsten das Grundrecht auf Achtung der Menschenwürde ein. Nach Auffassung des Verfassungsgerichtshofs versteht es sich von selbst, daß der Verfassungsbeschwerde nicht entgegengehalten werden kann, daß die DDR den Angeklagten und Untersuchungsgefangenen einen auch nur annähernd gleichen Schutz der Menschenwürde nicht gewährt hat.

Der Mensch wird zum bloßen Objekt staatlicher Maßnahmen insbesondere dann, wenn sein Tod derart nahe ist, daß die Durchführung eines Strafverfahrens ihren Sinn verloren hat. Insbesondere ist es mit dem Gebot der Achtung der Menschenwürde unvereinbar, einen Angeklagten, der von schwerer und unheilbarer Krankheit und von Todesnähe gekennzeichnet ist, weiter in Haft halten. Ein solcher Zustand begründet einen absoluten Aufhebungsgrund für die Untersuchungshaft. Das Kammergericht hat dies nicht beachtet. Sein Beschluß läßt nicht einmal erkennen, daß es die Möglichkeit der Verletzung von Grundrechten überhaupt in Erwägung gezogen hat. Er war daher aufzuheben, soweit er die Beschwerde gegen die die Aufhebung des Haftbefehls ablehnende Entscheidung der Strafkammer zurückgewiesen hat.

Der Beschluß der Strafkammer war insgesamt aufzuheben. Der Strafkammer lagen dieselben medizinischen Gutachten und Stellungnahmen vor wie dem Kammergericht. Es hätte sich der Strafkammer deshalb aufdrängen müssen, bei der Entscheidung über die Anträge des Beschwerdeführers auf Einstellung des Strafverfahrens und Aufhebung des Haftbefehls auch der Frage nachzugehen, ob das Grundrecht des Beschwerdeführers auf Achtung seiner Menschenwürde bei einer Fortdauer der Haft und einer Fortführung der Hauptverhandlung verletzt wird. Diese Prüfung hat die Strafkammer offenbar unterlassen. Ihre Ausführungen legen den Schluß nahe, daß sie grundrechtliche Gesichtspunkte überhaupt nicht in Erwägung gezogen hat. Dies zwingt zu einer Aufhebung ihres Beschlusses.

Erweist sich die Verfassungsbeschwerde gegen eine gerichtliche Entscheidung als begründet, hebt der Verfassungsgerichtshof sie auf. Er ist nach dem Gesetz nicht berechtigt, anstelle der Strafkammer oder des Kammergerichts in der Sache zu entscheiden. Der Verfassungsgerichtshof hat die Sache daher an die Strafkammer zurückverwiesen. Die Strafkammer wird nunmehr unter Beachtung der vorstehend dargestellten verfassungsrechtlichen Rechtslage unverzüglich erneut über die Anträge auf Aufhebung des Haftbefehls und Einstellung des Strafverfahrens zu entscheiden haben.

Daraufhin beschloß das Landgericht:

In der Strafsache gegen Erich Honecker, geboren am 25. August 1912 in Neunkirchen/Saar, zur Zeit in dieser Sache in Untersuchungshaft in der JVA Berlin-Moabit zu Gefangenenbuchnummer 2955/92 wegen Totschlags, hat die 27. große Strafkammer des Landgerichts Berlin in der Sitzung vom 12. Januar 1993 auf Grund der bindenden Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes des Landes Berlin vom selben Tage gemäß § 30 des Gesetzes über den Verfassungsgerichtshof beschlossen:

1. Das Verfahren gegen den Angeklagten Honecker wird wegen Eilbedürftigkeit außerhalb der Hauptverhandlung auf Kosten der Landeskasse eingestellt (§§ 206 a, 467 Abs. 1 StPO).

2. Der Haftbefehl der Kammer vom 11. Oktober 1992 wird bezüglich des Angeklagten Honecker aufgehoben. Eine Entschädigung für die erlittene Untersuchungshaft ist gemäß § 5 Abs. 2 StrEG ausgeschlossen, da sich der Angeklagte durch Aufenthalt im Ausland dem Strafverfahren vorsätzlich entzogen hat.(...) (AP/dpa)

Ausschuß braucht mehr Zeit

POTSDAM, 12. Januar (AP). Der Untersuchungsausschuß im brandenburgischen Landtag wird mehr Zeit für die Klärung der Stasi-Vorwürfe gegen Ministerpräsident Manfred Stolpe brauchen als geplant. Wie der Ausschußvorsitzende, der PDS-Fraktionschef Lothar Bisky, am Dienstag in Potsdam erklärte, werden auf Antrag der CDU noch drei weitere Zeugen gehört. Ursprünglich sollte die Zeugenanhörung am Dienstag abgeschlossen sein.

. . . und außerdem Japaner heiraten in Australien

Die Braut Hitomi weint, Bräutigam Yoshihiro bewahrt mühsam die Fassung - eine nicht ungewöhnliche Szene bei einer japanischen Hochzeit. Allerdings findet die Zeremonie nicht im Familienkreis in Tokio statt, sondern in einer kleinen Kirche im australischen Sydney. Zeugen sind nur ein wild um sich knipsender und über Bänke und Kanzel springender Fotograf, ein Chauffeur sowie die Dolmetscherin, die noch heftiger gerührt ist als die Braut.

Die beiden japanischen Hochzeiter folgen einem Trend: Allein im vergangenen Jahr schlossen rund 2000 Paare aus dem Lande der aufgehenden Sonne den Bund fürs Leben auf dem fünften Kontinent. Firmen wie Australian Weddings Blessings (Australische Hochzeitssegen) bieten komplette Pakete an: Flug, Zeremonie, Kleidung, Blumen, Chauffeur, Dolmetscher und Hochzeitsreise, Fotos oder Videofilm inklusive. Trotzdem ist der Trip nach Australien viel billiger als eine traditionelle Hochzeit daheim in Japan, die umgerechnet einige zehntausend und oft mehr als 100 000 Mark verschlingen kann.

Die 140 Jahre alte Kirche St. Andrews im Sydneyer Stadtteil Balmain entspricht genau den romantischen Vorstellungen der Japaner. Es ist ein kleines, altes und gemütliches Gotteshaus, aus mächtigen Sandsteinquadern erbaut und von einem schattigen Kirchhof umgeben. Und Pastor Lambert Carter wirkt wie der gütige Hirte aus dem Bilderbuch. Der 67jährige Geistliche der Kongregationalistischen Kirche, einer freikirchlich-evangelischen Glaubensrichtung, vor 33 Jahren aus England eingewandert, hat seit 1974 mehrere hundert japanische Paare getraut. Fast alle sind Schintoisten oder Buddhisten.

Carter ist sich der Kritik aus der Kirche bewußt. Von einem "Ausverkauf des Glaubens" ist die Rede. Er sieht das anders: "Ich lege den Samen in die Erde. Ob er aufgeht, wird die Zukunft zeigen." Als allerdings vor ein paar Jahren eine Hochzeitsfirma seine Kirche exclusiv zwei Tage pro Woche mieten wollte, machte er nicht mit. "In dieses Haus kann jeder kommen, zu jeder Zeit."

Der Gottesmann, der neben Theologie auch Psychologie studiert hat, bereitet die Paare vor. Mit Hilfe der Dolmetscherin bekamen auch Hitomi und Yoshihiro ihre Unterweisung und sprachen - auf englisch - brav den Eheschwur nach. Nach der Generalprobe klappte es auch in der Kirche gut. Zum Ende der Zeremonie schenkte Carter der Braut eine rote Rose und nahm dem Bräutigam das Versprechen ab, diesen Brauch an jedem Hochzeitstag zu wiederholen.

Stapelweise bekommt Carter Briefe von den Paaren, die er getraut hat, fast alle mit Einladungen. "Ich könnte mühelos ein Jahr in Japan verbringen, ohne für eine Übernachtung zu zahlen." Einige von ihm Getraute reisten sogar kurzentschlossen nach Australien, als ihre Ehe in Schwierigkeiten geriet, um sich von Carter Rat zu holen. Besonders glücklich aber machte ihn, daß ein von ihm getrautes Paar vor einigen Jahren zum christlichen Glauben übertrat.

ALEXANDER HOFFMANN (dpa)

"Helden von Cordoba" trimmen Österreichs National-Teams Triumvirat gibt den Ton an Prohaska, Obermayer und Pezzey auf Ernst Happels Spuren

Drei ehemalige große Spielerpersönlichkeiten bilden das neue Trainer-Triumvirat im österreichischen Fußball. Herbert Prohaska (37), früherer Spielmacher von Austria Wien und in der Fußball-Szene auch bekannt als "Schnekkerl", übernahm in der vergangenen Woche den Posten des Austria-Nationaltrainers in der Nachfolge des verstorbenen Ernst Happel. Mit ihm rückten zwei weitere "Helden von Cordoba", die 1978 bei der Weltmeisterschaft mithalfen, die Deutschen mit 3:2 zu bezwingen, in die Verantwortung: Erich Obermayer wurde vom Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) zum Assistenzcoach Prohaskas berufen und der einst für Frankfurt spielende Bruno Pezzey zum neuen Trainer der "U 21"-Junioren-Auswahl benannt.

"Ich glaube, daß wir die bestmögliche Lösung gefunden haben. Prohaska, Obermayer und Pezzey bringen alle Voraussetzungen mit, um einmal das Format eines Beckenbauer oder Happel zu bekommen", erklärte ÖFB-Präsident Beppo Mauhart, als er im Wiener Tabakmuseum die neuen Hoffnungsträger vorstellte. Gleichzeitig appellierte der ÖFB-Chef, die neue Betreuer-Crew nicht sofort an den Maßstäben eines Happel zu messen. Weder national noch international komme ein Mann an das Charisma des im November verstorbenen Teamchefs heran.

Aber die Hoffnungen auf einen neuen Aufschwung der österreichischen Mannschaft seien berechtigt. Die Erfahrung und auch die Erfolge des Gespanns können sich sehen lassen. Gemeinsam bringen es die drei Ex-Nationalspieler auf 220 Länderspieleinsätze. Das Trio bilde "ein harmonisches Betreuerteam".

Nun gelte es an die "Erfolge '92" - 4:0 gegen Litauen, 5:2 gegen Israel - anzuknüpfen. Prohaska, der zuvor Junioren- Trainer war, wird zugetraut, die Talfahrt des österreichischen Fußballs zu beenden. Immerhin spielte er bei Austria, bei Inter Mailand und beim AS Rom und feierte bei seinem Stammklub einen glänzenden Trainer-Einstand. Erst nach den beiden Meisterschaften und dem Pokalsieg mit Austria wechselte er als Junioren-Coach zum ÖFB.

"Ich habe nie gezögert, das Amt des Teamchefs zu übernehmen", meinte Prohaska. Daß er - wie Vogts an Beckenbauer - an seinem großen Vorgänger gemessen wird, erschüttert ihn nicht: "Für jeden, der jetzt nach Happel gekommen wäre, wäre es schwer geworden." dpa

Abgeordnete für Luftangriffe Politiker von SPD, CDU und den Grünen unterzeichnen Aufruf

hll BONN, 12. Januar. Abgeordnete mehrerer im Bundestag sowie dem Europaparlament vertretener Parteien treten für Bombenangriffe auf serbische Einheiten in Bosnien-Herzegowina ein. In Bonn und Straßburg kursierte am Dienstag ein Aufruf mit dem Titel "Wer jetzt nicht handelt, macht sich mitschuldig". Die Erstunterzeichner fordern "zur Eindämmung und zur Beendigung der serbischen Aggression in Bosnien und Herzegowina und zur Bestrafung der Kriegsverbrecher den begrenzten militärischen Einsatz von NATO-Luftstreitkräften".

Der Aufruf wird verbreitet von den Bundestagsabgeordneten Stefan Schwarz (CDU) und Horst Niggemeier (SPD). Unterschriften liegen vor von den CDU- Bundestagsabgeordneten Peter Kurt Würzbach, Christian Schwarz-Schilling und Hartmut Koschyk, den CDU-Europaabgeordneten Hans-Gert Pöttering und Friedrich Merz, der Grünen-Europaabgeordneten Eva Quistorp, dem CSU-Politiker Hans Graf Huyn und dem Vorsitzenden der Jungen Union, Hermann Gröhe. Außerdem fordern die Unterzeichner die Aufhebung des Waffenembargos für Bosnien und Herzegowina, ein internationales Gericht und einen internationalen Hilfsfonds für vergewaltigte Frauen.

Auch die Hamburger Grünen sprachen sich, wie die Deutsche Presse-Agentur ergänzend meldete, für militärische Einsätze der UN im ehemaligen Jugoslawien aus. Dieser Beschluß fiel am Montag nach hitziger Debatte mit knapper Mehrheit bei einer Mitgliederversammlung. Die Bundesregierung soll sich zudem für eine Aufhebung des Waffenembargos gegenüber Bosnien-Herzegowina einsetzen.

Dem Beschluß zufolge sollen internationale UN-Friedenstruppen alle Konzentrationslager in Bosnien, Herzegowina, in den besetzten Gebieten Kroatiens, Serbiens und Montenegros schließen, den Zugang zu den Dörfern Bosnien-Herzegowinas durch einen "humanitären Korridor" sichern und "irreguläre" militärische Gruppen und Polizei entwaffnen.

US-Studenten dachten um

LOS ANGELES, 12. Januar (dpa). Die Unruhen in Los Angeles (US-Staat Kalifornien) im Frühjahr 1992 haben bei den jungen US-Studenten zu einem "dramatischen Bewußtseinswandel" geführt. Wie am Montag aus dem Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Bildungsforschung der Universität Kalifornien und des Amerikanischen Bildungsrats hervorging, ist noch nie der Wunsch nach "guten Beziehungen zwischen allen Rassen" so stark und die Bereitschaft zu persönlichem Engagement in der jeweiligen Heimatgemeinde so groß gewesen wie 1992.

Rund 300 000 Studienanfänger an 606 Universitäten und Colleges in den USA hatten Fragen über ihren persönlichen Lebensstil und über ihre Einstellung zu sozialen Themen beantwortet. Dabei räumten 42 Prozent der Verständigung zwischen allen Rassen "höchste" oder "sehr hohe" Priorität ein - acht Prozentpunkte mehr als 1991 und damit die bedeutendste Bewußtseinsänderung, die jemals in der 27jährigen Geschichte der Studentenbefragung festgestellt wurde.

Clinton steckt zurück

WASHINGTON, 12. Januar (dpa). Der gewählte US-Präsident Bill Clinton hat eingeräumt, daß es ihm möglicherweise doch nicht gelingen wird, sein Wahlkampfversprechen zu halten und das Haushaltsdefizit in vier Jahren zu halbieren. "Das Defizit ist viel höher als damals, als ich das gesagt habe", sagte Clinton in einem Fernsehinterview. Er verwies auf die jüngsten Vorhersagen von Präsident George Bush, wonach das Defizit im nächsten Jahr 50 bis 100 Milliarden Dollar größer ist, als bisher erwartet.

Seine bislang geplanten Einsparungen von 145 Milliarden Dollar seien jetzt keine 50prozentige Verringerung mehr, sagte Clinton. Alles was darüber hinausgehe, hänge von Umständen ab, die er nicht mehr vorhersagen könne.

China für schnellere Reformen

PEKING, 12. Januar (dpa). China will seine Wirtschaftsreformen 1993 beschleunigen, die staatliche Kontrolle aber nicht lockern. Auf einer Rede vor Altkadern des Partei- und Staatsapparates nannte Parteichef Jiang Zemin drei Schwerpunkte: den Agrarsektor als Grundlage der Wirtschaft zu stärken, die Effizienz der Staatsbetriebe zu erhöhen und die Kontrolle des Gleichgewichts zwischen den Wirtschaftsbereichen zu sichern.

In den Äußerungen des Generalsekretärs heißt es, man wolle speziell die Kreditvergabe und die Geldemission streng überwachen. Versprochen werden weitere Reformen der Betriebe, der Preise und Steuern, des Außenhandels und der Planungsmechanismen. Ferner rief der Parteichef auf, das Volk, besonders die Jugend, zu "Patriotismus, Kollektivismus und sozialistischem Bewußtsein" zu erziehen.53 000 fliehen vor den Fluten

MANILA, 12. Januar (dpa). Die gewaltigen Überschwemmungen in der südphilippinischen Provinz Davao del Norte haben seit Sonntag elf Menschen das Leben gekostet und rund 53 000 Einwohner vorübergehend aus ihren Häusern vertrieben. Die Behörden der schon an Weihnachten von wolkenbruchartigen tropischen Regen und Hochwasser heimgesuchten Provinz haben am Montag die Regierung um umfangreiche Nothilfe gebeten."Niemand" auf Wahlzettel?

OAKLAND, 12. Januar (dpa). Die Grünen im US-Staat Kalifornien wollen durch eine Änderung des Wahlsystems erreichen, daß Wähler auf den Stimmzetteln für "Niemanden der Obengenannten" votieren können, wenn Wahlen für Stadträte, Bürgermeisterämter oder den Gouverneursposten anstehen. Entscheide sich eine Mehrheit für diese "Nullösung", soll nach dem Willen der Grünen noch einmal gewählt werden, und zwar mit einer komplett neuen Namensliste.

Da hierzu die kalifornische Verfassung geändert werden müßte, benötigen die Grünen eine Million Unterschriften, um über ihren Vorstoß in einem Volksentscheid abstimmen zu lassen. Sie wollen nach eigenen Angaben ausschließen, daß sich die Bürger aufgrund unattraktiver Kandidaten "für das geringere Übel" entscheiden müssen oder gar nicht wählen.

Nevada ist bisher der einzige US-Bundesstaat, in dem für "niemanden" votiert werden kann, doch gewinnt dort nach wie vor der Kandidat, der die meisten Stimmen auf sich vereinigt.

Unita-Führer auf der Flucht? Widersprüchliche Angaben über Stand der Kämpfe in Angola

LUANDA, 12. Januar (dpa/AFP). Der Führer der angolanischen Oppositionsbewegung Unita, Jonas Savimbi, ist nach Berichten von Radio Angola vom Dienstag nach Zaire geflohen. Nach Angaben von "zuverlässigen Quellen" habe Savimbi das Land nach Zusammenstößen seiner Truppen mit dem angolanischen Militär in einem südafrikanischen Flugzeug verlassen, berichtete der Sender. In Kinshasa werde sich Savimbi mit Mobutu Sese Seko, dem Staatspräsidenten Zaires, und mit dem Staatsoberhaupt der Elfenbeinküste, Felix Houphouet-Boigny treffen, um eine Invasion von Söldnern nach Angola zu planen.

Demgegenüber sagte Savimbi im Lissaboner Nachrichtensender TSF, er sei in Huambo, wo er sich seit Wochen aufgehalten hatte. Dem Sender sagte Savimbi weiter, er sei bereit, an einem zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen teilzunehmen. Auch sei er bereit, in Genf mit dem angolanischen Präsidenten Jose Eduardo dos Santos zusammenzutreffen. Savimbi wies darauf hin, daß Santos bei dem ersten Wahlgang im September weniger als 51 Prozent der Stimmen erhalten habe. Santos sei daher nicht der gewählte Präsident. Dieser müsse vielmehr erst in einer Stichwahl ermittelt werden.

Der Außenminister Angolas, Venancio de Moura, schloß am Dienstag im TSF ein Treffen zwischen Savimbi und Santos in Genf aus. "Wir wissen zur Zeit nicht, ob Savimbi der Chef einer Oppositionspartei ist oder der Anführer einer Rebellion gegen den demokratischen Staat", fügte Moura hinzu. Der Außenminister wollte ein Treffen des Präsidenten mit Savimbi in dem Rundfunkinterview jedoch nicht generell ausschließen. Es müsse jedoch Teil eines umfassenden Plans zur Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den Parteien sein.

Die Ergebnisse der Wahlen im September erkennt die Unita nicht an. Vielmehr zog sie nach ihrer Niederlage ihre Vertreter aus der Übergangsverwaltung des Landes zurück. Danach war es wieder zu Kämpfen zwischen den Bürgerkriegsparteien gekommen.

Zwangsurlaub für Fernsehleute

BELGRAD, 12. Januar (dpa). Zwischen 1500 und 2000 Journalisten und Techniker, fast die Hälfte der Beschäftigten im staatlichen serbischen Fernsehen, müssen einen bezahlten unbefristeten Zwangsurlaub antreten. Belgrader Zeitungen bezeichnen am Dienstag diese Maßnahme als "politische Säuberung" durch die Sozialisten und die mit ihnen verbündeten extremistischen Radikalen nach den gewonnenen Wahlen in Serbien. Fast alle Zwangsbeurlaubte sind Mitglieder der regimekritischen Unabhängigen Gewerkschaft oder oppositioneller Parteien.

Grünes Licht für KLM und Northwest

NEW YORK (dpa). Das Verkehrsministerium in Washington hat die enge Allianz der niederländischen KLM und der Northwest Airlines endgültig gebilligt. Die Fluggesellschaften erhielten eine kartellrechtliche Ausnahmegenehmigung, die abgestimmte Flugpläne, gemeinsame Wartung, gegenseitige Hilfen bei der Passagierabfertigung und andere kostensparende Aktionen ermöglicht. Das Ministerium verwies anläßlich des formellen Okay für die Kooperation auf das "Open Skies"-Abkommen zwischen den USA und den Niederlanden, das den Linien der Länder unbegrenzten Zugang zu den Zielen des Vertragspartners garantiert.

Die KLM Royal Dutch Airlines kontrolliert 49 Prozent des Kapitals der finanziell angeschlagenen Northwest. Während die Niederländer vor allem in Europa und auf den Transatlantikrouten stark sind, verfügen die Amerikaner über ein relativ großes US-Streckennetz und hohe Marktanteile im Pazifikverkehr nach Japan und in andere asiatische Länder. Damit ergänzen sich beide und bilden eine Allianz, der gute Chancen gegeben werden, im Konkurrenzkampf der Branche zu überleben.

Die Regierung Bush hatte vor wenigen Tagen eine Beteiligung von Air Canada an Continental Airlines gebilligt. Zuvor hatte sie den geplanten Einstieg von British Airways bei US Air abgelehnt.

Ruf nach Waffen für Bosnien Beschluß der Moslem-Staaten / Paris schwächt Drohung ab

NAIROBI/SARAJEWO, 12. Januar (dpa/Reuter). Die Staaten der Islamischen Weltkonferenz (OIC) haben eine Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina gefordert. Damit solle Bosnien die Möglichkeit erhalten, sich gegen die serbischen Angreifer zu verteidigen, argumentierten die Teilnehmer bei einem Treffen, das am Montag abend in der senegalesischen Hauptstadt Dakar zu Ende ging.

Wie der französische Auslandssender RFI berichtete, verlangten die islamischen Staaten eine militärische Intervention der Vereinten Nationen, falls die bosnischen Serben ihre schweren Waffen nicht unter UN-Kontrolle stellten.

Frankreichs Außenminister Roland Dumas stieß mit seiner Äußerung über einen französischen Alleingang bei der Befreiung von Gefangenen aus serbischen Lagern auf Widerspruch in seiner eigenen Regierung. Verteidigungsminister Pierre Joxe sagte in Paris, er glaube, daß Dumas falsch interpretiert worden sei. Sowohl der Außenminister als auch Staatspräsident François Mitterrand meinten, daß Frankreich zu gemeinsamen Schritten mit anderen Staaten bereit sei, falls der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) handeln wolle. Ministerpräsident Pierre Bérégovoy sagte, er habe manchmal den Eindruck, daß die Bedeutung eines Krieges nicht ernst genug genommen werde. Die "Stimme des Herzens" müsse mit der Stimme des Verstandes zusammengehen.

Die UN beantragten bei den bosnischen Serben eine Durchfahrterlaubnis für Konvois mit Lebensmitteln für die Hungergebiete Ostbosniens. Der bosnische Rundfunk berichtete über neue Hunger- und Kältetote. Die Kämpfe in Bosnien dauerten an. Gefechte wurden aus dem Nordwesten um Bihar, aus Zentralbosnien um Olovo und Maglaj, Turbe und Novi Grad, sowie aus dem Norden um Brcko und Gradacac gemeldet. Auch in Sarajewo gab es Gefechte, bei denen Granatwerfer eingesetzt wurden.

Acht Tote bei "Hexenverbrennungen"

NAIROBI, 12. Januar (dpa). Unter dem Vorwurf angeblicher Hexerei sind acht ältere Menschen in Kenia bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, fiel eine Bande von 40 Jugendlichen in der Gegend von Kisii (Westkenia) über sechs Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 50 und 78 Jahren her. Die mit Buschmessern und Keulen Bewaffneten zerrten die Opfer aus ihren Häusern, schlugen sie zusammen, übergossen sie mit Benzin und zündeten sie an. Zwei Frauen starben im Schlaf, als die Bande ihr Wohnhaus in Brand setzte. Die Jugendlichen ließen bei ihrer Hetzjagd, die sich am Sonntag nachmittag ereignete, insgesamt vier Häuser angeblicher "Hexenmeister" in Flammen aufgehen. Vier mutmaßliche Bandenmitglieder wurden festgenommen.

Ehrlicher Finder gab 150 000 Mark ab

NÜRNBERG, 12. Januar (dpa). Ein 42jähriger Geschäftsmann in Nürnberg konnte der Versuchung widerstehen: Der Mann gab 150 000 Mark bei der Polizei ab, die er in einer Tasche auf der Straße gefunden hatte. Der Eigentümer der Geldtasche hat sich bislang noch nicht gemeldet, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Angst in ostdeutschen Großstädten

HAMBURG, 12. Januar (dpa). Jeder vierte Großstadt-Bewohner hat Angst vor Verbrechen. Nur 12 Prozent fühlen sich in den Metropolen sicher. Das ergab eine Umfrage des Kölner Instituts für empirische Psychologie. Zwei von drei Befragten forderten mehr Schutz auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Umfrage bei 2200 Großstadt-Bewohnern fand im Auftrag der Illustrierten stern in den Städten Berlin, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Rostock, Schwerin und Halle statt. Dabei zeigte sich, daß vor allem in ostdeutschen Städten Angst herrsche. Jedoch ist Frankfurt am Main die Stadt mit den meisten Straftaten pro Einwohner, so der stern.

L O N D O N , 12. Januar (dpa/AFP). Prinz Charles und Prinzessin Diana haben selbst in den letzten Jahren konkurrierende britische Blätter mit Informationen über ihre scheiternde Ehe versorgt.

Dies geht aus einem Schreiben des Vorsitzenden des Beschwerde-Ausschusses der britischen Presse (PCC), Lord McGregor, hervor, das am Dienstag in der seriösen Londoner Tageszeitung Guardian veröffentlicht wurde. Der Brief hat in der britischen Presse am Dienstag lebhaftes Echo gefunden.

Der Besitzer des konservativen Boulevardblatts Daily Mail, Lord Rothermere, hat dem Brief zufolge den Ausschuß-Chef bereits im Mai 1991 informiert, daß das Thronfolgerpaar seine jeweilige Darstellung der Eheprobleme über unterschiedliche Zeitungen in die Öffentlichkeit bringe. Er warnte Lord McGregor vor den daraus möglicherweise entstehenden Problemen für den Aus- schuß, ein dem Presserat vergleichbares Organ zur Selbstkontrolle der britischen Presse.

Die jetzige Veröffentlichung des Schreibens folgt der Information vom Wochenende, daß in einem amtlichen Bericht der Regierung Schritte zur Begrenzung der Berichterstattungsfreiheit empfohlen werden. Zur Begründung für diese Maßnahmen werden unter anderem Berichte über die Eheprobleme von Charles und Diana angegeben.

In dem von Lord McGregor autorisierten Brief wird vor allem auf die Rolle von Prinzessin Diana verwiesen. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Buchs "Diana: Die wahre Geschichte" im Juni 1992 habe sie zum Teil mit Hilfe von Freunden ihre Darstellung der Ehe mit Prinz Charles in die Presse lanciert, heißt es darin. Behauptungen über Dianas Mitwirkung an entsprechenden Veröffentlichungen waren zunächst vom Buckingham-Palast dementiert worden. Später aber zog der Privatsekretär der Königin, Sir Robert Fellows, dieses Dementi zurück und erklärte, er habe im guten Glauben gehandelt, als er die Mitwirkung der Prinzessin bestritt.

Auch für Königin Elisabeth II. dürfte der Bericht des Guardian unangenehm sein. Hatte sie doch noch im Dezember die Presse unter Hinweis auf ihr "schreckliches Jahr" um eine wohlwollende Berichterstattung gebeten.

UN-Gespräche über Somalia festgefahren

ADDIS ABEBA, 12. Januar (dpa). Die Friedensgespräche der somalischen Bürgerkriegsparteien in Addis Abeba waren am heutigen Dienstag erneut festgefahren. Die Führer der wichtigsten Gruppierungen kamen am Vormittag mit dem äthiopischen Staatschef Meles Zenawi zusammen, um ein Scheitern der Verhandlungen zu verhindern. In Mogadischu hieß es, die Milizenchefs würden noch heute ohne eine Einigung an Bord eines UN-Flugzeugs in Somalia zurückerwartet. Dies wurde von Konferenzteilnehmern nicht bestätigt.

Aktion gegen Ausländerhaß in Hotels

BERLIN, 12. Januar (dpa). Das deutsche Gastgewerbe will eine bundesweite Aktion gegen Ausländerhaß und für Toleranz und Weltoffenheit starten. Die Aktion des Deutschen Hotel- und Gaststätten- Verbandes (Bonn) stehe unter dem Motto "Wir alle sind Freunde", sagte der Präsident der Hotel- und Gaststätten-Innung Berlin und Umgebung, Michael Wegner, auf dem traditionellen Neujahrsempfang des Verbandes am Montag abend in Berlin. Dem deutschen Gastgewerbe werde bei anhaltenden ausländerfeindlichen Vorkommnissen die Existenzgrundlage entzogen.

Kurz gemeldet: Den Haag will Armee verkleinern

DEN HAAG, 12. Januar (dpa). Die niederländischen Streitkräfte sollen in den kommenden fünf Jahren fast halbiert werden. Dies sieht ein Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Relus Ter Beek vor. Ferner wird die Wehrpflicht abgeschafft, so daß die Niederlande ab 1998 eine reine Berufsarmee haben werden. Reformer leitet russischen Rundfunk MOSKAU, 12. Januar (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat den Reformer Wjatscheslaw Braguin zum Leiter des zentralen russischen Fernseh- und Rundfunksenders Ostankino ernannt. Der 54jährige ist Mitglied der Demokratischen Bewegung Rußlands. Meisterspionin starb in Moskau MOSKAU, 12. Januar (AFP). Leontina Cohen alias Helen Kroger, einstmals berühmte Spionin des sowjetischen Geheimdienstes KGB, ist - wie jetzt bekannt wurde - Ende Dezember in Moskau gestorben. Leontina Cohen und ihr Mann hatten in den USA Erkenntnisse über den Atombombenbau gesammelt. Hungerstreik in Albanien TIRANA, 12. Januar (dpa). In der albanischen Stadt Shkoder ist am Dienstag eine Gruppe von rund 50 früheren politischen Häftlingen in einen Hungerstreik getreten. Sie wollen einen finanziellen Ausgleich für Haftzeiten während der kommunistischen Diktatur durchsetzen. Krawtschuk lädt Rabin ein JERUSALEM, 12. Januar (dpa). Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat den israelischen Regierungschef Yitzhak Rabin zu einem Besuch der früheren Sowjetrepublik eingeladen. Amt für Benazir Bhutto ISLAMABAD, 12. Januar (AFP). Die pakistanische Regierung hat Oppositionsführerin Benazir Bhutto zur Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Parlaments ernannt. Bhutto wertete die Entscheidung als "Schritt zur Versöhnung mit der Regierung".

Entscheidung über Honecker

BERLIN, 12. Januar (dpa). Der Berliner Verfassungsgerichtshof hat in der Nacht zum Dienstag eine Entscheidung über das Schicksal Erich Honeckers gefällt. Ob das Gericht dem Antrag auf Einstellung des Prozesses und Haftentlassung des schwer krebskranken Honekker folgte, ist allerdings noch nicht bekannt, sagte ein Sprecher des Berliner Abgeordnetenhauses am Dienstag vormittag. Es wurde allerdings bekannt, daß Honecker vorerst weiter in U-Haft bleiben muß. Die Nebenklage im Prozeß gegen Honecker hat unterdessen das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe angerufen, um eine eventuelle Freilassung des 80jährigen ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs zu verhindern. Honecker soll heute erneut ärztlich untersucht werden.

"Weiter in Südafrika kämpfen"

JOHANNESBURG, 12. Januar (dpa/ AFP). Die südafrikanische Befreiungsbewegung Pan Afrikanischer Congreß (PAC) ist im Gegensatz zum größeren Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) nicht bereit, den bewaffneten Kampf gegen die weiße Regierung in Südafrika einzustellen. Das sagte PAC-Sprecher Sabelo Phama der größten von Schwarzen gemachten Zeitung, Sowetan. Die Fortsetzung des Kampfes begründete Phama damit, daß "die strategischen Ziele der nationalen Befreiung und der Selbstbestimmung noch nicht erreicht sind".

Der frühere Chef des geheimen Zivilen Kooperationsbüros (CCB) der südafrikanischen Armee muß sich am 26. Februar wegen einer Falschaussage vor Gericht verantworten. Webb hatte geleugnet, Pläne zur Ermordung eines Journalisten und eines Rechtsanwalts, der dem ANC nahestand, gekannt zu haben. Der CCB soll als Fassade für staatlich unterstützte Todesschwadronen gedient haben.

In zwei Wochen 41 Punkte in Flensburg

ERFURT, 12. Januar (dpa). Innerhalb von nur zwei Wochen ist ein Erfurter Lastwagenfahrer der Polizei mehr als 30mal bei Geschwindigkeitskontrollen in die Falle gefahren. Wie ein Sprecher des Magistrats am Dienstag berichtete, hatte der 32jährige mit seinem Wagen die Höchstgeschwindigkeit immer deutlich überschritten. Beim Verkehrszentralregister des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg habe er für die Verstöße in den vierzehn Tagen 41 Punkte gesammelt. Dem unbelehrbahren Mann sei der Führerschein entzogen worden.

Außenseitermethode geht auch

MAINZ, 12. Januar (dpa). Bei der Behandlung der Hautkrankheit Neurodermitis müssen die gesetzlichen Krankenkassen unter Umständen auch die Kosten für Außenseitermethoden übernehmen. Nach einem am Dienstag in Mainz veröffentlichten Urteil des Landessozialgerichts Rheinland-Pfalz widerspricht es dem Sinn und Zweck ärztlicher Tätigkeit, wenn sie sich ausnahmslos mit schulmedizinisch anerkannten Behandlungsmethoden zufriedengibt. In begründeten Ausnahmenfällen müsse die Krankenversorgung vielmehr auch Außenseitermethoden einschließen (Az.: L 5 K 79/91).

Das Gericht urteilte damit zugunsten einer 24jährigen Neurodermitis-Patientin, bei der die Schulmedizin versagte, die Behandlung mit einem aus eigenem Blut und Urin hergestellten Präparat aber half. Dafür wollte die Kasse die Kosten von rund 4500 Mark nicht übernehmen.

Prag will Grenze sichern

PRAG, 12. Januar (dpa). Auch die seit Jahresbeginn unabhängige Tschechische Republik will sich vor der befürchteten Flüchtlingswelle aus osteuropäischen Staaten schützen. Der tschechische Verteidigungsminister Antonin Baudys sagte nach einem Bericht der linksorientierten Zeitung Rude pravo vom Dienstag, Böhmen und Mähren müßten sich gegen einen großen Zustrom von Asylanten nicht nur aus der Slowakei, sondern beispielsweise aus Rußland und der Ukraine, wehren.

Die Armee sei darauf vorbereitet, die Grenze mit der Slowakei abzusichern, falls die Gefahr drohe, daß als Folge der Zuwanderung die Sicherheit der Tschechischen Republik gefährdet werden könnte. Eine Bevölkerungswanderung in eine Richtung bedeute immer eine Gefährdung nicht nur der politischen, sondern auch der wirtschaftlichen Stabilität, betonte Baudys.

Außer Witt zieht es weitere Stars aufs Olympia-Eis Profi-Comeback als Amateur Barna und Klimowa/Ponomarenko denken über Rückkehr nach

Katarina Witt hat eine Lawine ausgelöst, die bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Helsinki viel Staub aufwirbelt. Das geplante Olympia-Comeback der 27 Jahre alten sechsfachen EM-Gewinnerin findet immer mehr Nachahmer unter ihren Profi-Kollegen. Zugleich spaltet die von der Internationalen Eislauf- Union (ISU) beschlossene Regel 103, die eine Reamateurisierung von Profis ermöglicht, das Schlittschuh-Lager in Befürworter und Gegner. "Entscheidend ist, ob der Rummel dem Sport oder nur den Stars nützt", zweifelt ISU-Vizepräsident Josef Dedic. Eine andere Antwort hat Peter Krick, der Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU) parat: "Dem Eiskunstlauf fehlt es an Persönlichkeiten. Deshalb ist es positiv, wenn die alten Stars zurückkehren, das belebt."

Immer länger wird die Liste der Namen, die tatsächlich den Sprung zurück in die Amateur-Arena wagen wollen. Olympiasieger Brian Boitano, Europameister Petr Barna, Weltmeisterin Kristi Yamaguchi und Pirouetten-Königin Denise Biellmann reizt es ebenso wie die Eistanz-Superstars Jayne Torvill/Christopher Dean und Marina Klimowa/Sergej Ponomarenko sowie Natalia Mischkutionok/Artur Dmitriew. Das bewunderte "Liebestraum"-Paar will sich Anfang Februar endgültig entscheiden. "Sie vermissen das Flair, die Atmosphäre des Wettkampfes, die Beachtung", erzählt ihre heutige Managerin und frühere Trainerin Tamara Moskwina, die als "Geheimagentin" bei der EM die Chancen auslotet.

Wieder im Rampenlicht stehen, umjubelt zu werden, nicht als ein flüchtige Nummer einer Eisrevue zu gelten - dies lockt manche Stars mehr als der schnöde Mammon. Bis zum Mai müssen sich die rückkehrwilligen Profis - sie können sich nur einmal Reamateurisieren lassen - endgültig entscheiden, ob sie das olympische Wagnis anpacken wollen. Über den Antrag von Kati Witt wird das ISU-Präsidium jedoch schon am 12. Februar entscheiden.

Wer den Amateur-Status wiedererlangt, muß sich aber auch den Regeln und Anforderungen der ISU unterwerfen. Neben Ausdruck und Attraktionswert der Kür müssen ebenso die technischen Raffinessen beherrscht werden. "Ohne Sprünge geht es nicht", stellt Dedic, der deshalb keine "Invasion der Profis" erwartet, klar. Der italienische Erfolgstrainer Carlo Fassi hat deshalb seiner ehemaligen Schülerin Jill Trenary, die er 1990 zum WM-Sieg führte, von einer Rückkehr abgeraten: "Sie kann ja nur zwei dreifache Sprünge." Kati Witt, ebenfalls kein Rotations-Genie, will es trotzdem versuchen. dpa

Erneut Iraker-Trupp in Kuwait UN-Beobachter spricht diesmal von nur "geringem" Vergehen

KUWAIT-STADT, 12. Januar (dpa/Reuter/AFP). Zum dritten Mal binnen drei Tagen ist am Dienstag eine Gruppe von etwa 150 Irakern in das entmilitarisierte Gebiet eingedrungen, das nach dem Golf- Krieg Kuwait zugeschlagen wurde, und hat Material abtransportiert. Es handele sich diesmal aber um keinen Verstoß gegen Bestimmungen der Vereinten Nationen (UN), sondern nur um ein "geringes" Vergehen, sagte Abdel Latif Kabbadsch, Sprecher der UN-Beobachter (UNIKOM) in Kuwait.

Kabbadsch räumte ein, daß Irak die Aktion zuvor mit Kuwait über UNIKOM hätte abstimmen müssen. "Da sie jedoch keine Waffen beseitigen, handelt es sich nicht um einen Verstoß." Die Iraker hätten unter anderem Fenster aus Gebäuden entfernt, die Irak vor dem Golf-Krieg errichtet hatte. Am Sonntag hatten Iraker "Seidenraupen"-Raketen und andere Waffen abtransportiert und am Montag andere Güter fortgebracht. Kabbadsch hatte beide Vorfälle "illegal" genannt.

Der UN-Sicherheitsrat hatte deshalb Irak am Montag abend scharf verurteilt und vor "ernsten Konsequenzen" gewarnt, sollte es diese Aktivitäten fortsetzen. Die UN hatten Bagdad bis zum 15. Januar Zeit gegeben, irakisches Zivil-Material aus dem Gebiet zu räumen, aber nur mit vorheriger Genehmigung.

Kuwaits Regierungschef Scheich Saad el Abdallah el Sabah rief am Dienstag zu einer "Mobilisierung aller verfügbaren Mittel" zur Verteidigung des kuwaitischen Territoriums auf.

Irak hat inzwischen laut einem Bericht der US-Zeitung New York Times Flugabwehrraketen auch in die Flugverbotszone im Norden des Landes verlegen lassen. Eine Batterie SA-2-Raketen sei beim Saddam-Staudamm 40 Kilometer nördlich von Mossul stationiert worden. Eine Batterie SA-3-Raketen stehe näher an Mossul. Zum Schutz der Kurden sind Irak über dem Gebiet nördlich des 36. Breitengrades sämtliche Militärflüge verboten.

Termin-Chaos im Ski-Weltcup nach der Kitzbühel-Absage Schnee- und Umsatzschmelze Millionenverluste / Restprogramm bis zur WM noch ungewiß

Temperaturen wie im Frühling, Schneemangel - drei Wochen vor der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Japan droht das Terminchaos im Weltcup. Nach einem problemlosen Winter ist die alte "Krankheit" des alpinen Skisports wieder ausgebrochen. Prominenteste Opfer: Die Organisatoren der Rennen in Kitzbühel. Die mit 300 000 Schweizer Franken höchstdotierte Weltcup-Veranstaltung fiel ausgerechnet beim Jubiläum "100 Jahre Skilauf in Kitzbühel" wegen des Wärme- Einbruchs in den Alpen aus. Die Hoteliers befürchten Millionenverluste. Und im Weltcup steht das Restprogramm bis zur WM im Februar noch in den Sternen.

"Nur keine Panik. Wir haben alles im Griff und werden eine Lösung finden", sagte Tito Giovannini, der Weltcup-Direktor im Internationalen Skiverband (FIS), zwar beschwichtigend. Doch erst am späten Montag abend war das Programm für das Wochenende geklärt: Die abgesagte Hahnenkamm-Abfahrt findet am Samstag in St. Anton statt, der Kitzbüheler Slalom am Sonntag auf der anderen Seite des Arlbergs in Lech. Wie die darauffolgende Weltcup-Woche, die WM-"Generalproben", aussehen soll, darüber wird am heutigen Mittwoch beraten.

Die Kitzbüheler haben mit ihren Jubiläen kein Glück: Schon vor drei Jahren beim 50. Geburtstag der Hahnenkamm- Rennen fiel die tradtionsreichste Weltcup-Veranstaltung aus. "Es gibt noch keine genaue Aufstellung über die Kosten. Aber wir können schon sagen, daß der Skiklub Verluste machen wird", sagte Klub-Geschäftsführer Michael Huber.

Viel schlimmer aber ist der Verlust für den Tourismus. Die langfristigen Schäden könnten leicht die 100 Millionen Schilling (umgerechnet 14 Millionen Mark) erreichen, befürchtete der Fremdenverkehrsverband.

Schon am vergangenen Wochenende hatte Garmisch-Partenkirchen nur mit Müh und Not, mit Verlegen und Verschieben zwei Abfahrten und einen Slalom der Männer durchgezogen. Für die Frauenrennen am kommenden Wochenende aber reichte der Schnee nicht mehr. Die Frauen fahren erneut in Cortina d'Ampezzo. Die letzte Veranstaltung vor der WM vom 22. bis 24. Januar in Haus im Ennstal ist zwar bis jetzt gesichert. Aber in den Sturzräumen neben der Abfahrtspiste fehlt ebenfalls noch Schnee.

Bei den Männern stehen nach langen Beratungen Termine und Orte für das Wochenende fest, aber der Traum von märchenhaften Preisgeldern wie in Kitzbühel ist wohl geplatzt. Denn fraglich ist, ob die vom Renommee der berühmten "Streif" angelockten Sponsoren nun nach St. Anton gehen. dpa

Zur Person:

XING-HU KUO, ehemaliger Bautzen- Häftling aus China, verklagt den Freistaat Sachsen vor dem Bautzener Arbeitsgericht auf Schadensersatz. Ein entsprechendes Schreiben der Anwaltskanzlei des ehemaligen Dolmetschers der chinesischen Botschaft in der DDR habe die Justizbehörde der ostsächsischen Stadt jetzt erhalten. Dies teilte eine Sprecherin des Amts am Dienstag auf Anfrage mit. Kuo war von 1965 bis 1972 im Stasi-Gefängnis Bautzen II inhaftiert. Er will mit seiner Klage nach Angaben seiner Anwälte eine Wiedergutmachung für geleistete Zwangsarbeit während seiner Haft erreichen. Die Tätigkeit der Häftlinge für das Schaltgerätewerk in Oppach sei ein "sittenwidriges und rechtswidriges, auf Zwangsarbeit beruhendes faktisches Arbeitsverhältnis" gewesen. Dafür sei ihm bis auf 13 Ost-Mark monatlich der Lohn vorenthalten worden. Deshalb fordere er vom Freistaat 71 064 Mark, die mit vier Prozent zu verzinsen seien. (dpa)

Kat-Autos nicht anschleppen

MÜNCHEN, 12. Januar (dpa). Autos, die mit einem Katalysator ausgestattet sind, sollten bei Startschwierigkeiten nicht angeschleppt werden. Bei einem solchen Manöver könnte unverbrannter Treibstoff in den Auspuff gelangen und sich dort entzünden, warnte der Deutsche Touring Automobil Club (DTC) am Dienstag in München. Dabei könnte der Katalysator so stark beschädigt werden, daß eine kostspielige Reparatur die Folge wäre. Der DTC rät allen Kat-Autobesitzern, ein Starthilfekabel mit sich zu führen, um notfalls von einem anderen Fahrzeug Strom "abzuzapfen".

"Die Kleinen hängt man . . ."

BOCHUM, 12. Januar (dpa). Die Redensart "Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen" verdient nach Untersuchungen von Sprachwissenschaftlern den Titel "Sprichwort des Jahres 1992". Das ergab eine Untersuchung innerhalb eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützten Projekts, das von Professor Karl Eimermacher (Ruhr-Universität Bochum) und Professor Ruprecht Bauer (Universität/Gesamthochschule Essen) betreut wird, teilte die Ruhr-Universität am Dienstag mit. Bei der Untersuchung von Sprichwörtern in den Medien habe sich herausgestellt, daß die Spitzenstellung des genannten Sprichworts durch politische Affären etwa um den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker oder den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe motiviert sei. Mit dem Zitat verliehen die Journalisten der in der Bevölkerung verbreiteten Angst Ausdruck, daß nur die Kleinen gefaßt würden, während die "großen Tiere" davonkämen.Lord darf man nicht heißen

ZWEIBRÜCKEN, 12. Januar (dpa). Auf der Liste unzulässiger Vornamen steht nach einer Entscheidung des Pfälzischen Oberlandesgerichts Zweibrücken nun auch der "Lord". Nach Auskunft der Justizpressestelle vom Dienstag erteilten die Richter einem entsprechenden Namenswunsch für einen Jungen in letzter Instanz eine Absage. Der Standesbeamte habe "Lord" zu Recht zurückgewiesen, weil der Name "geeignet sei, seinen Träger der Gefahr der Lächerlichkeit auszusetzen" (Az.: 3 W 212/92).

Agassi sagt Melbourne ab Huber ist in Sydney eine Runde weiter

Mit wechselnden Erfolgen verliefen in Sydney, Melbourne und Auckland bislang die Generalproben der deutschen Tennisspieler für die am Montag beginnenden "Australian Open". Bei den Frauen zitterte sich in Sydney (275 000 Dollar) als zweite Deutsche nach Barbara Rittner (Leverkusen) die Heidelbergerin Anke Huber in die zweite Runde. Die 18jährige Weltranglisten-Dreizehnte gewann nach 2:22 Stunden 6:4, 4:6, 7:6 (7:5) gegen Ann Grossman (USA) und trifft am Donnerstag im Achtelfinale auf die Österreicherin Judith Wiesner. Beim Turnier in Melbourne (100 000 Dollar) blieb Wiltrud Probst (München) dagegen in der ersten Runde mit 5:7, 2:6 gegen Fang Li (China) auf der Strecke.

Beim Männer-Turnier in Auckland (182 000 Dollar) erreichten mit Marc Goellner (Neuss), Jörn Renzenbrink (Hamburg) und Markus Naewie (Mannheim) drei deutsche Spieler die zweite Runde, während Markus Zoecke (Berlin) und Bernd Karbacher (München) gleich in der ersten Runde ausschieden.

Goellner schlug Simon Yould (Australien) 6:3, 4:6, 6:3, Renzenbrink besiegte Martin Damm (Tschechische Republik) 6:4, 6:4 und Naewie gewann 7:6 (7:2), 6:3 gegen Steve Bryan (USA). Zoecke unterlag Luiz Mattar (Brasilien) 6:3, 1:6, 6:7 (4:7) und Karbacher gegen Brian Shelton (USA) 6:3, 2:6, 3:6.

Die am Montag beginnenden Australian Open werden, zumindest was die Frauen betrifft, mit 29 der weltbesten dreißig Spielerinnen und der Titelverteidigerin Monica Seles an der Spitze das stärkste Teilnehmerfeld in ihrer 70jährigen Geschichte haben.

Bei den Männern haben krankheitsbedingte Absagen der Amerikaner Ivan Lendl (Leistenzerrung) und Andre Agassi (Bronchitis) die Elite zwar ein wenig ausgedünnt, aber immer noch führt der Titelverteidiger und Weltranglisten-Erste Jim Courier (USA) eine Setzliste mit elf der besten fünfzehn Spieler an.Lendl, für den Melbourne mit zwei Turniersiegen allerdings immer ein gutes Pflaster war, will sogar trotz der Verletzung ab nächstem Wochenende im Flinders Park trainieren, um eventuell doch noch zu starten. dpa/sid

Neuer ARD-Chef Plog mahnt zur Wachsamkeit

Der neue ARD-Vorsitzende, NDR-Intendant Jobst Plog, will eine offensive Auseinandersetzung mit den privaten Sendern führen. Dies zähle zu den Schwerpunkten seines "Regierungsprogramms", sagte Plog in einer Rede beim NDR-Jahresempfang am Dienstag in Hamburg. Er rief dazu auf, "das öffentlich-rechtliche System als eine der fundamentalen Errungenschaften unserer freiheitlichen Republik zu verteidigen".

Plog, der den ARD-Vorsitz am 1. Januar übernommen hat, ging mit den kommerziellen Fernseh-Veranstaltern scharf ins Gericht. Die Programme der Privatsender seien es, in denen die zu Recht beklagte Häufung von Gewaltdarstellungen anzutreffen sei. Die öffentlich- rechtlichen Sender hätten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Information und Unterhaltung, während die Privaten vorwiegend Unterhaltung und Werbung böten. "ARD und ZDF leisten unverändert die Grundversorgung", betonte Plog. Die Privaten erbrächten dagegen nach einer Studie des Instituts für empirische Medienforschung "keine substantiellen Programmleistungen".

Wer trotzdem kommerzielle Veranstalter und Öffentlich-Rechtliche in einen Topf werfe, dem mangele es nach den Worten von Plog "entweder an Sachverstand oder er führt anderes im Schilde". Der NDR-Intendant zielte damit neben anderen auf den Bonner CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble, der vor kurzem die Abschaffung der Rundfunkgebühr vorgeschlagen hatte mit der Begründung, die Programme der öffentlich- rechtlichen und der kommerziellen Sender unterschieden sich nicht mehr.

"Ich fürchte, hinter den laut vorgetragenen populistischen Phrasen steckt mehr", sagte Plog. "Einzelne Partei-Hierarchen und Staatskanzleien proben die Vernichtung des unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks."

Plog rief die Öffentlichkeit und alle ARD-Mitarbeiter zur Wachsamkeit auf. Die Gesellschaft müsse entscheiden, ob sie sich ein Rundfunksystem leisten wolle, "das neben Unterhaltung auch Kultur bietet und insbesondere unabhängig informiert. Oder will die Gesellschaft von Glücksrädern überrollt oder von Brüll- Shows betäubt werden?" dpa

Hinrichtungen in Algerien

ALGIER, 12. Januar (dpa). In Algerien wurden erstmals zwei Todesurteile gegen mutmaßliche moslemische Terroristen vollstreckt, die in jüngster Zeit von der algerischen Justiz verhängt worden waren. Wie das Justizministerium am Montag in Algier bekannt gab, hatte der Staatsrat unter Präsident Ali Kafi ein Gnadengesuch abgelehnt, das von zwei wegen Mordes und Verschwörung gegen den Staat zum Tode verurteilten Armee- Angehörigen gestellt worden war.

Die beiden Unteroffiziere Rahmoun Noureddine und Fodhil Ahmed sollen im Februar an einem Terroranschlag im Hafen von Algier beteiligt gewesen sein. Dabei waren acht Soldaten, ein Polizist und zwei der Angreifer getötet worden.

Die Bekanntgabe der Hinrichtungen erfolgte genau ein Jahr nach dem erzwungenen Rücktritt des früheren Staatspräsidenten Chadli Bendjedid. Der seitdem regierende Staatsrat annullierte Parlamentswahlen und verhinderte damit eine Machtübernahme der radikalen Islamischen Heilsfront.

Banden jagen Andersgläubige Unruhen in Bombay dauern an / Imam beschuldigt Regierung

NEU-DELHI, 12. Januar (dpa/Reuter). Die religiösen Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Hindus, denen in der westindischen Stadt Bombay seit Freitag mehr als 200 Menschen zum Opfer fielen, dauerten auch am Dienstag an. Nach Angaben des amerikanischen Nachrichtensenders CNN sind fast 20 000 Menschen, überwiegend Moslems, auf der Flucht. Der Imam der Jama Masjeed-Moschee in Neu-Delhi beschuldigte die indische Regierung am Dienstag vor einer Reise nach Bombay, Indien werde angesichts der landesweiten Gesetzlosigkeit zu einem zweiten Beirut.

Die Tageszeitung Pioneer berichtete am Dienstag in Neu-Delhi, Banden von je 30 bis 40 Personen machten Jagd auf Menschen mit anderer Religionszugehörigkeit und griffe sie an. "Ich weiß nicht, wann dieser Wahnsinn endet", zitierte die Times of India den Polizeichef von Bombay. Berichten zufolge wurden Polizisten mit Benzinbomben und anderen Geschossen angegriffen, als sie versuchten, die Situation zu entschärfen. Unterdessen haben die Unruhen nach Medienberichten von den Barackensiedlungen Bombays auf neue Stadtteile übergegriffen.

Angesichts der Plünderungen und Brandstiftungen hätten mehrere hundert Menschen ihre Häuser verlassen, um mit dem erstmöglichen Zug die Stadt zu verlassen, schrieb die Times of India. Die Stadtverwaltung habe vier Sonderzüge eingesetzt, um Flüchtlinge nach Nordindien zu bringen. Inzwischen gleicht Bombay nach Agenturberichten einer Garnisonsstadt. Tausende Soldaten und Mitglieder paramilitärischer Einheiten seien einsatzbereit. Schulen und Banken blieben am Dienstag geschlossen.

Steuerzahlers Haus angezündet

BUENOS AIRES, 12. Januar (dpa). Die Steuerehrlichkeit eines argentinischen Blumenzüchters kommt den Mann teuer zu stehen. Nachdem er sich entschlossen hatte, seine Steuern zu zahlen, wurde er dafür von der "Mafia" bestraft. Nach Angaben des Chefs der argentinischen Steuerbehörde, Ricardo Cossio, waren Unbekannte Heiligabend in das Haus des Unternehmers in der Provinz Buenos Aires eingedrungen, hatten die Familie ins Bad gesperrt und Feuer gelegt. Das Haus brannte nach einem Zeitungsbericht vom Dienstag völlig aus. Das sei eine "typische Mafia-Aktion", meinte Cossio. Andere Blumenzüchter haben nach seinen Worten Drohungen erhalten, weil sie ihre Steuerschulden beglichen und damit die Verdienstmöglichkeiten der Sparte offengelegt hatten.

Viele sind nach vielen Seiten offen Trainer-Karussell ist auf Touren gekommen

Der erste Wechsel eines prominenten Trainers hat das Job-Karussell in der Fußball-Bundesliga auf volle Touren gebracht. Nach der Einigung des noch bis zum Saisonende bei Eintracht Frankfurt tätigen Dragoslav Stepanovic mit Bayer 04 Leverkusen fielen zu Wochenbeginn zwei weitere Entscheidungen: Der 1. FC Kaiserslautern verlängerte den Kontrakt mit Rainer Zobel vorzeitig um ein Jahr bis zum 30. Juni 1994, und der FC Schalke 04 legte sich auf einen Nachfolger für Udo Lattek fest, der zum Saisonende seine Trainer-Karriere beenden will. Allerdings werden die Gelsenkirchener erst "in den nächsten zehn Tagen" - so hieß es nach einer Schalker Präsidiumssitzung am Montag abend - den Namen des neuen Mannes preisgeben.

"Vielleicht werden wir am Ende alle überraschen", meinte Schalke-Schatzmeister Rüdiger Höffken. Da der Kandidat aber bereits in dieser Saison im Personalbereich aktiv werden soll, meinen Schalker Insider, es könne sich nur um den derzeit ohne Engagement dastehenden Helmut Schulte handeln. Die ebenfalls mit Schalke in Zusammenhang gebrachten Jörg Berger, dessen Vertrag beim 1. FC Köln am 30. Juni ausläuft, und der in Leverkusen ausgebootete Reinhard Saftig könnten aufgrund ihrer aktuellen Verpflichtungen kaum nebenher für Schalke tätig werden.

Doch das Geheimnis um den neuen Schalke-Trainer ist nicht die einzige ungelöste Frage im Trainer-Geschäft: Nicht weniger als neun Cheftrainer-Stellen in der Bundesliga sind nach dem 1. Juli noch vakant. Die Meldungen aus Leverkusen, Schalke und Kaiserslautern bilden da nur den Anfang. In den nächsten Tagen und Wochen sollen bei mehreren Vereinen Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Intensiv bemüht sich derzeit vor allem der 1. FC Köln um einen neuen Trainer, weil Berger zum 30. Juni die Rheinländer verlassen muß. Ebenso sicher ist, daß sich die Wege von Peter Neururer und des 1. FC Saarbrücken trennen. Nur bis Saisonende laufen auch die Trainer-Kontrakte bei Bayern München (Erich Ribbeck), dem 1. FC Nürnberg (Willi Entenmann), dem Hamburger SV (Benno Möhlmann), Bayer Uerdingen (Friedhelm Funkel) und Wattenscheid 09 (Hannes Bongartz). Allerdings liegen in diesen Fällen teilweise Absichtserklärungen für Vertragsverlängerungen vor. Möglich ist, daß Bongartz in Wattenscheid zum Sportdirektor befördert wird und ihm ein Trainer die tägliche Arbeit mit der Mannschaft abnimmt.

Den Markt nach einem neuen Mann grasen neben den Kölnern und dem 1. FC Saarbrücken insbesondere Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach ab, wo Bernd Krauss nach dem Wechsel des "Job-Hoppers" Jürgen Gelsdorf zum VfL Bochum nur als "Interimslösung" gilt. Diesen Klubs steht ein Heer von arbeitssuchenden Trainern gegenüber. Gladbach liebäugelt nun bereits mit Saftig. Präsident Karl-Heinz Drygalsky sagte, er sei ein "interessanter Mann", den er sehr schätze. Saftig will sich jedoch nach "allen Seiten offenhalten" und wird sicherlich noch bei anderen Vereinen als möglicher Kandidat genannt werden. Aber nicht nur Saftig, Berger und Neururer sind ab dem 1. Juli für neue Engagements frei.

Der Name des Dänen Morten Olsen, obwohl er bei seinem Trainer-Debüt in Bröndby recht kläglich scheiterte, kursierte in Gladbach, bis er den unterschriftreifen Vertrag mit einer Gage in Millionenhöhe ablehnte, und in Köln. Die Meldung vom Wochenbeginn, der 99malige Nationalspieler werde nicht beim 1. FC Köln als Trainer einsteigen, dementierte Olsen: "Nein, das kann nicht sein, das Thema Köln ist für mich nicht erledigt."

In Frankfurt bezeichnete Vizepräsident Bernd Hölzenbein, den nach Bilbao gewechselten Jupp Heynckes als "Trainer, der zu uns passen würde". Winfried Schäfer, obwohl in Karlsruhe bis 1994 gebunden, und Werner Lorant werden auch als Möglichkeiten für die Eintracht ins Spiel gebracht. Und auch der in Schweiz tätige Uli Stielike hofft auf ein Engagement bei einem deutschen Spitzenverein.

Fest steht beim Trainer-Karussell: Endet die Fahrt, haben einige alte Namen neue Arbeitgeber, meist zu höheren Bezügen als zuvor. Dragoslav Stepanovic hatte Offerten auch - wie die Klubs nun zugaben - aus Schalke und Köln. Damit konnte er seine Gage in Leverkusen auf rund eine Million Mark pro Jahr hochtreiben. dpa

Friedensfahrt steht im Terminkalender Die Zukunft der Tour ist trotzdem fraglich

Die Friedensfahrt der Radamateure ist nach der Absage der deutschen Organisatoren noch nicht gänzlich vom internationalen Kalender verschwunden. Im Terminplan 1993 des Internationalen Radsportverbandes (UCI) ist die Traditions- Tour erneut als Weltcuprennen mit der höchsten Wertungskategorie (super) ausgeschrieben. Ausrichter sollen vom 8. bis 16. Mai der tschechische und der polnische Verband sein. Derzeit ist allerdings gänzlich ungewiß, ob beide Länder dieses Unternehmen überhaupt finanzieren können. Beide Verbände drückt noch ein riesiger Schuldenberg aus dem Vorjahr.

Hintergrund für die Aufnahme in den Wettkampfkalender ist unter anderem ein Brief von UCI-Präsident Hein Verbruggen (Niederlande) an die Mitglieder der Direktionskomitees und die technischen Kommissionen der UCI und Amateur-Föderation (FIAC) sowie die Marketing-Kommission, in dem er sich für das Weiterbestehen der Fahrt einsetzt.

Auf dem UCI-Kongreß im November in Orlando gab es einen speziellen Tagesordnungspunkt "Friedensfahrt". Ungeachtet aller Schwierigkeiten dieses Jahres wird am 25. Januar die technische Kommission der FIAC anläßlich der Cross- Weltmeisterschaften in Italien über die Friedensfahrt 1994 beraten. Hier sieht auch das vom zweimaligen Weltmeister und Friedensfahrtsieger Gustav-Adolf Schur (Magdeburg) geleitete Kuratorium einen Ansatz für die weitere Arbeit.

Erster Schritt zur Wiederbelebung der Fahrt soll im Februar die Gründung eines eingetragenen Vereins werden, der ein klares Konzept für die weitere sportliche Entwicklung der Fahrt und das dazugehörende Marketing vorlegt. Zur Zeit gehören rund 100 Mitglieder zum Kuratorium. Bei der Vereins-Gründung soll vor allem die Entwicklung des internationalen Radsports und die Öffnung der Olympischen Wettbewerbe für die Profis berücksichtigt werden. dpa Sören Lausbergs verunglückte schwer

Der deutsche Vizemeister im 1000-m- Bahn-Zeitfahren, Sören Lausberg vom Frankfurter Radsport-Club 90, hat - wie erst jetzt bekannt geworden ist - bei einem Verkehrsunfall in der Silvesternacht schwere Verletzungen erlitten. Der 23jährige war im Zentrum von Frankfurt/Oder aus bisher noch ungeklärter Ursache mit seinem Pkw gegen einen Baum geprallt. Dabei hatte sich Lausberg einen komplizierten Beckenbruch, eine Fußfraktur, mehrere Kiefernbrüche und zahlreiche Schnittwunden zugezogen.

In einer sechseinhalbstündigen Operation im Frankfurter Klinikum wurde der Unteroffizier bei der Bundeswehr-Sportkompanie sofort ärztlich versorgt. Derzeit befindet er sich noch auf der Wachstation. "Der Unfall ist für uns alle ein großes Unglück", sagte Trainer Jörg Winkler. Die sportliche Zukunft des Bahnradsportlers ist ungewiß. "Auf jeden Fall wird er noch sechs Wochen im Krankenhaus bleiben müssen", so sein Trainer. dpa

"Epileptikern nicht generell Computerspiele verbieten"

BIELEFELD, 12. Januar (dpa). Kindern, die unter epileptischen Anfällen leiden, sollten nicht generell Computerspiele verboten werden. Das sagte der Leiter des Informationszentrums Epilepsie (IZE), Stefan Heiner, am Dienstag in Bielefeld. In Großbritannien hatte wie berichtet ein 14jähriger Junge beim Computerspiel einen Krampfanfall erlitten und war daran gestorben. Untersuchungen sollen nun klären, ob sein Tod tatsächlich auf das Spiel zurückzuführen ist.

Dem IZE sind keine entsprechenden Fälle in Deutschland bekannt. Studien hierzu lägen nicht vor, sagte Heiner auf Anfrage. Er wies aber darauf hin, daß Schlafentzug durch das Spielen bis in die Nacht oder eine Überempfindlichkeit gegen das Flimmern auf dem Bildschirm (Photosensibilität) einen Anfall auslösen könnte. Dies sei jedoch kein Grund, Epileptikern grundsätzlich Computerspiele zu verbieten.

Den Betroffenen werde ohnehin schon pauschal zu viel verboten, ohne zu berücksichtigen, daß das Krankheitsbild individuell verschieden ist. Die Eltern von kranken Kindern sollten darauf achten, daß ihre Schützlinge nicht zu lange über den Spielen hocken und gegebenenfalls von einem Arzt feststellen lassen, ob Photosensibilität vorliegt.

Beim letzten Super-G vor der WM Favoritenstellung für Japan unterstrichen Marc Girardelli lacht sich ins Fäustchen Mit dem 40. Weltcup-Sieg in seiner Karriere Gesamtführung ausgebaut / Wasmeier schimpfte

Allround-Skirennläufer Marc Girardelli steuert energisch seinem fünften Weltcup-Gesamtsieg entgegen. Der 29 Jahre alte Wahl-Luxemburger feierte am Dienstag beim Super-G im österreichischen St. Anton am Arlberg den 40. Weltcup-Triumph seiner langen Karriere und zog der Konkurrenz im Kampf um die Gesamtwertung weiter davon. Zwei Tage nach seinem Kombinations-Sieg von Garmisch-Partenkirchen gewann der Routinier vor dem Norweger Jan-Einar Thorsen und Günther Mader aus Österreich. Die Läufer des Deutschen Skiverbandes (DSV) fuhren beim letzten Super-G vor der Weltmeisterschaft in Japan hinterher: Hansjörg Tauscher wurde 27., Markus Wasmeier kam auf Rang 33.

Der Slalom-Weltmeister und zweifache Olympia-Zweite Girardelli unterstrich seine Favoritenstellung für die WM. Mit einem ungewohnten Gefühlsausbruch jubelte er gleich los, nachdem er mit der Zeit von 1:28,53 Minuten vor Thorsen (1:28,82) und Mader (1:29,07) ins Ziel gerast war. Er lachte lauthals, reckte die Faust in die Luft und scherzte beim Interview. "Es sind mehr hinter mir als vor mir", antwortete er, angesprochen auf eine weitere Bestmarke: Mit der Zahl seiner Siege rangiert er in der "ewigen Bestenliste" zusammen mit dem Schweizer Pirmin Zurbriggen auf Rang zwei hinter dem Schweden Ingemar Stenmark (86).

Schon bei der Startnummern-Ziehung spielte Girardelli seine ganze Erfahrung aus. Freiwillig nahm er die Nummer 15, "weil wir keine Besichtigung hatten und ich bei den Läufern vor mir studieren wollte, wo man alles riskieren kann und wo man Tempo wegnehmen muß. Der Poker ist aufgegangen", jubelte er denn auch im Ziel.

In dieser Saison hat Girardelli bereits die Riesenslaloms von Alta Badia und Kranjska Gora sowie die Garmischer Kombination gewonnen und ist auf dem besten Weg, nach 1985, 1986, 1989 und 1991 den Pokal für den Gesamt-Weltcup erneut in seine Vitrine zu stellen. Mit 713 Punkten führt er jetzt schon mit Riesenvorsprung vor dem Italiener Alberto Tomba (472) und dem Norweger Kjetil- Andre Aamodt (449). "Die Chancen stehen sehr gut, ich muß nicht immer einem Rückstand hinterlaufen", meinte er aber noch vorsichtig.

Er hat in diesem Jahr ein Mammutprogramm hinter sich, hat alle Rennen bestritten und ist immer noch nicht zu bremsen. Dabei hat sich das Multitalent in seiner 13jährigen Weltcup-Karriere schon so viele Knochen gebrochen wie kein anderer, ist offiziell anerkannter Teilinvalide. Doch weder der lädierte Körper, noch eine in Garmisch zugezogene Erkältung konnten den gebürtigen Vorarlberger stoppen. Er kassierte umgerechnet rund 17 000 Mark für den Sieg und schraubte seine bisher gewonnene Preisgeld-Summe auf rund 145 000 Mark.

Markus Wasmeier (1:31,76), der sich zuletzt in Garmisch mit zwei sechsten Plätzen in die Weltspitze zurückgemeldet hatte, fuhr diesmal hinterher und hatte über drei Sekunden Rückstand auf den Führenden. "Eine unglückliche Fahrt, ich habe mich nach unten gekämpft, aber die Piste hat mich wohl beherrscht", meinte der Schlierseer und schimpfte: "Es war von Anfang an saublöd. Die haben uns nicht mal eine Piste zum Einfahren gegeben. Eine unglaubliche Schweinerei, so was ist nur in Österreich möglich. Auf der schweren Piste war das lebensgefährlich." Wasmeier zürnte weiter im Zielraum: "Ohne Einfahren hast du kein Gefühl für den Ski. Das soll aber keine Entschuldigung für meine schwache Leistung sein." Tauscher (1:31,27) fand sich "verkrampft". Der Berchtesgadener Stefan Krauss und Hannes Zehentner (Aising-Pang) schieden in dem einige Male wegen starken Winds unterbrochenen Rennen aus. dpa/sid

Kampagne gegen "Krebsmaus"

BRÜSSEL, 12. Januar (dpa). Tierschutzverbände aus Europa haben zum Widerstand gegen die "Krebsmaus" aufgerufen und eine europaweite Kampagne gegen das für medizinische Zwecke gentechnisch manipulierte Tier gestartet. Die Tierschützer wollen verhindern, daß die vor allem für die Erforschung von bösartigen Geschwulsten entwickelte Krebsmaus unter dem Schutz eines Patentes in ganz Europa Einzug hält.

Wie die Verbände unter Führung der britischen Vereinigung zum Stopp von Tierexperimenten am Dienstag in Brüssel mitteilten, sei die Patentierung der Krebsmaus aus moralischen und religiösen Gründen zum Schutze von Tier und Mensch strikt abzulehnen.

Die von der US-Universität Harvard künstlich erzeugte Maus ist vom Europäischen Patentamt in München im Mai 1992 bereits patentiert worden. Doch kann den Angaben zufolge noch bis zum 12. Februar Einspruch erhoben werden.

Die Verbände befürchten, daß die Patentierung der Krebsmaus den Weg für weitere Genmanipulationen an Tieren ebnet. Der Krebsmaus könnten schon bald manipulierte Laborhunde oder künstliche Forschungsaffen folgen.

Schwimmen nach den Doping-Fällen Die Angst vor dem Rückzug der Sponsoren

Die neuen Dopingfälle erschüttern den deutschen Schwimmsport in seinen Grundmauern. "Ich befürchte, bei unserem schlechtem Namen werden alte Bäder eher verkauft und zugeschüttet, als saniert oder renoviert", sagt Folkert Meeuw, früherer Leistungsträger und jetziger Vize-Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Die Vereine müssen um ihre Trainingsstätten fürchten, dringend benötigte Fördergelder durch die Öffentliche Hand sind in Frage gestellt.

Die am Wochenende bekanntgewordenen Anabolika-Fälle könnten für den DSV weitreichende Folgen haben. Die Angst vor einer noch größeren Zurückhaltung möglicher Sponsoren ist groß. "Der Fall Aachen ist nicht unbedingt dazu angetan, Firmen die Eingebung zu geben, jetzt sponsoren wir den deutschen Schwimm-Sport", weiß DSV-Präsident Klaus Henter. "Inwieweit kann Franziska von Almsick mit ihren Weltrekorden das aufwiegen, was der Fall Aachen dem DSV an Schaden zugefügt hat?" dpa

Skinhead-Prozeß eröffnet

KRAKAU, 12. Januar (dpa). In Krakau hat am Dienstag der Prozeß gegen sieben polnische Jugendliche begonnen, die am 1. Oktober 1992 im Stadtteil Nowa Huta drei deutsche Fernfahrer aus Eisenhüttenstadt überfallen und einen von ihnen tödlich verletzt hatten. Als Motiv für ihre Tat hatten sie angegeben, daß sie Ausländer und Deutsche nicht mögen. Dabei beriefen sie sich auf die "Skin-Ideologie". Sie hätten den Fahrern einen Denkzettel erteilen, aber nicht töten wollen.

Die Verteidigung betonte, daß der Halbbruder eines der Hauptangeklagten, Artur Fratczak, am 8. Oktober 1990 in Liebenau in der ehemaligen DDR von einer Bande deutscher Randalierer zusammengeschlagen worden war. Er starb am 15. Oktober an den Folgen.

Sitte-Wandbild abmontiert

SUHL. Im thüringischen Suhl wird ein großflächiges Wandbild von Willi Sitte abmontiert. Der Maler, einer der profiliertesten staatstreuen Künstler der DDR und Kunstprofessor in Halle, hatte das Gemälde als eine Allegorie auf Klassenkampf und sozialistische Lebensfreude gestaltet. Im Zuge der Umgestaltung des Suhler Kongreßzentrums sollen auch zwei weitere Zeugnisse des sozialistischen Realismus anderer Künstler aus dem Stadtbild verschwinden. Die Stadt, seit 1977 Eigentümer des überdimensionalen Sitte-Werkes, strebt den Verkauf des Bildes an. dpa

London warnt vor Störwellen

LONDON, 13. Januar (dpa). Elektromagnetische Störwellen von Computern, Funktelefonen, Radios und anderen elektronischen Geräten können Unfälle erzeugen, die Menschenleben kosten. Darauf wies am Dienstag die britische Regierung in London hin. In Großbritannien habe ein computergesteuerter Kran aufgrund von störenden elektromagnetischen Wellen seine Ladung frühzeitig fallenlassen und dabei einen Arbeiter getötet, sagte der zuständige Minister im Handelsministerium, Edward Leigh. In Japan seien Roboter wegen ähnlicher Störungen außer Kontrolle geraten und hätten zwei Arbeiter getötet.

Das Ministerium startete jetzt eine Informationskampagne, um Unternehmen auf die Gefahren aufmerksam zu machen.Siemens und Skoda wieder an einem Tisch

ERLANGEN (dpa/FR). Siemens und der tschechische Konzern Skoda (Pilsen) sind bemüht, ihr gespanntes Verhältnis in Ordnung zu bringen. Mit diesem Ziel wurden jetzt in Erlangen die Verhandlungen über eine Zusammenarbeit wieder aufgenommen. Wie es in einer gemeinsamen Stellungnahme dazu heißt, stand bei den Gesprächen "in konstruktiver Atmosphäre" verabredungsgemäß nur das Gemeinschaftsunternehmen Skoda Transport unter Einbindung der deutschen Partnerfirmen im Mittelpunkt. Bei den genannten Partnern im Schienenfahrzeugbau handelt es sich um die einschlägigen Siemens-Beteiligungen (Krauss- Maffei und Krupp Verkehrstechnik sowie Duewag).

Beide Seiten seien übereingekommen, die Verhandlungen fortzusetzen. In den kommenden Wochen sollen strittige Punkte aufgearbeitet werden. "An Spekulationen über den Ausgang dieser Verhandlungen wollen sich weder Skoda noch Siemens beteiligen." Mit Rücksicht auf die schwierigen Gespräche sei Stillschweigen über Einzelheiten verabredet worden. Mit am Tisch auf tschechischer Seite saßen Banken.

Siemens verhandelt seit Herbst 1991 mit dem größten Maschinenbau- und Kraftwerksbaukonzern der tschechischen Republik über zwei Gemeinschaftsunternehmen - Skoda Transport und Skoda Energo - wobei die Deutschen jeweils die Mehrheit übernehmen wollen.

Anklage legt Beschwerde ein Rechtsmittel gegen Honecker-Beschluß / Flugticket nach Chile

BERLIN, 12. Januar (dpa/Reuter/geg). Die Berliner Staatsanwaltschaft hat gegen die Einstellung des Honecker-Prozesses Beschwerde eingelegt. Justizsprecherin Uta Fölster sagte am Dienstag abend, daß die Beschwerde an das Berliner Kammergericht aber nichts an einer Freilassung des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs ändern würde, falls die 14. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts am Mittwoch auch den zweiten Haftbefehl gegen den schwer krebskranken 80jährigen aufhebt.

Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft richte sich auch gegen die Aufhebung des Haftbefehls wegen der Toten an Mauer und Stacheldraht. Die Justizsprecherin bemängelte, daß das Verfahren außerhalb der Hauptverhandlung eingestellt worden sei und daß die Richter den Beschluß nicht begründet hätten. Auch der Anwalt einer Nebenklägerin, Hans- Eckhard Plöger, kündigte an, Beschwerde beim Kammergericht einzulegen.

Das Landgericht hatte das Verfahren wegen des Totschlagverdachts auf Kosten der Landeskasse eingestellt. Eine Haftentschädigung erhalte Honecker nicht, da er sich dem Prozeß durch seine Flucht nach Moskau entzogen habe, sagte ein Gerichtssprecher.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) sagte zur Einstellung des Strafverfahrens: "Ich habe nicht erwartet, daß diese Entscheidung so ausfällt." Nun müsse jedem klargemacht werden, der damit Schwierigkeiten habe, "daß das auch eine Möglichkeit ist im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens", sagte sie dem ZDF.

Der Vorsitzende des Bundestagsrechtsausschusses, Horst Eylmann (CDU), meinte: "Wenn ein Mann so krank ist, daß seine Tage gezählt sind, dann wäre es ein grober Verstoß gegen die Menschlichkeit und die Rechtsstaatlichkeit, wenn er weiter in Untersuchungshaft gehalten würde."

"Es tut weh, Honecker entschwinden zu sehen", sagte der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse der Münchener Abendzeitung. Er wisse, daß vor allem viele Ex-DDR-Bürger verletzt seien, "daß da einer davon geht, der für so viel Leid und Unrecht verantwortlich ist". Diese Menschen sollten aber verstehen, "daß ein Rechtsstaat sich von Unrechtsregimen dadurch unterscheidet, daß er auch verwerflichste Täter in ihrer Menschenwürde respektiert".

Falls das Landgericht Berlin auch den zweiten Haftbefehl wegen Untreue aufhebt, wird Honecker möglicherweise noch am Mittwoch nach Chile ausreisen, wo sich seine Ehefrau Margot und seine Tochter aufhalten. Honeckers Anwalt Friedrich Wolff sagte, sein Mandant habe schon ein Flugticket für eine Reise nach Chile. Für einen Abflug Honeckers an diesem Mittwoch sei alles vorbereitet. Er gehe davon aus, daß Honecker von der Polizei auf dem Weg von der Untersuchungshaftanstalt zum Flughafen geschützt und die Sicherheit Honeckers gewährleistet werde. Chile erklärte sich bereit, Honecker einreisen zu lassen.

Zuvor hatte das Bundesinnenministerium bestätigt, dem ehemaligen DDR- Staatschef könne ein Reisepaß ausgestellt werden. Es gebe keine Einwendungen gegen den Antrag Honeckers auf Ausstellung eines Passes, der den Berliner Behörden vorliege.

Zinsen in Europa sollen fallen Schlesinger sucht Balance / Sapin von Senkungen überzeugt

FRANKFURT A. M. (dpa/rtr). Eine konzertierte Zinssenkungsrunde in Europa hat der Generaldirektor der italienischen Notenbank, Lamberto Dini, gefordert. Er würde dies weiteren Währungsabwertungen vorziehen, sagte der Notenbanker vor Experten aus Wirtschaft und Politik, die gestern in Frankfurt zu einer ökonomischen Tagung der sieben wichtigsten Industrieländer ("G 7-Council") zusammenkamen. Dies könne zwar bedeuten, daß die Teuerung in Deutschland langsamer zurückgehe, doch das Ausbrechen inflationärer Tendenzen anderswo vermeiden und eine Annäherung der Preisentwicklung in Europa fördern.

Bundesbankchef Helmut Schlesinger erklärte, zwar müsse sein Haus durch eine Verlangsamung der Geld- und Kreditexpansion auf eine sinkende Inflation hinwirken, doch schließe das "nicht allen Spielraum für die Geldpolitik der Bundesbank aus". Es gelte, mit Blick auf die flaue Konjunktur einer- und das übermäßige Geldmengenwachstum andererseits die "richtige Balance zu finden". Sein Vize Hans Tietmeyer verteidigte den straffen Kurs der Währungshüter. Dieser habe mit dem schleppenden Wirtschaftswachstum nichts zu tun. Die langfristigen deutschen Zinsen seien angesichts der Herausforderung der deutschen Vereinigung vielmehr "erstaunlich niedrig".

Der Staatssekretär im Bonner Finanzministerium, Horst Köhler, hält hierzulande "ein negatives Wachstum" im Jahresdurchschnitt der laufenden Periode für möglich. Gemäßigte Lohnabschlüsse und eine Konsolidierung der mittelfristigen Steuerpolitik würden "eine gesunde Basis für niedrigere Zinsen schaffen", fügte er hinzu.

Überzeugt davon, daß es im laufenden Jahr in Europa zu durchgreifenden Zinssenkungen kommen werde, zeigte sich Frankreichs Finanzminister Michel Sapin. Er begründete seine Ansicht mit "einem bemerkenswerten Rückgang der inflationären Spannungen in Verbindung mit geringerem Wachstum 1993".

Tischtennis-Europaliga Schweden ließen dem DTTB-Trio keine Chance

Erwartungsgemäß haben Deutschlands Tischtennisspieler das Endspiel in der Europaliga verpaßt. Ohne den pausierenden Europameister Jörg Roßkopf war das Team am Dienstag abend in der schwedischen Stadt Kumla beim 0:4 gegen Weltmeister Schweden chancenlos. Die von 1100 Zuschauern angefeuerten Skandinavier hatten bereits das Halbfinal-Hinspiel 4:2 gewonnen und gaben sich in Bestbesetzung keine Blöße.

Das ersatzgeschwächte Team des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) gewann lediglich zwei Sätze. Steffen Fetzner (Düsseldorf) unterlag 14:21, 21:5, 15:21 gegen Peter Karlsson. Georg-Zsolt Böhm (Grenzau), der den verletzten Lübecker Peter Franz vertrat, zog sich in seinem 103. Länderspiel beim 16:21, 20:22 gegen Olympiasieger Jan-Ove Waldner achtbar aus der Affäre.

Weltmeister Jörgen Persson erteilte Richard Prause (Grenzau) beim 21:10, 21:15 eine Tischtennis-Lektion. Den Siegpunkt für die Skandinavier, die kurz vor Spielbeginn eine neue Regel des Weltverbandes ITTF präsentierten und ihre Schläger in Anwesenheit der dänischen Schiedsrichter mit neuen Belägen "frischklebten", holten die Weltmeister Peter Karlsson/Thomas von Scheele im Doppel. Sie schlugen die Kombination Fetzner/Prause mit 21:15, 18:21, 21:13. dpa

Eiskunstlauf-EM Kielmann vor der Kür auf dem zweiten Platz

Die erste Hälfte der Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki könnte zu einem Medaillen-Fest der Deutschen werden. Zum Auftakt der Titelkämpfe fanden auch die deutschen Paarlauf-Meister Mandy Wötzel/Ingo Steuer die Spur des Erfolges. Das Chemnitzer Duo mußte im Technikprogramm nur den beiden russischen Paaren Ewgenia Schischkowa/Wadim Naumow und Marina Eltsowa/Andrej Buschkow den Vortritt lassen. Peggy Schwarz/Alexander König aus Berlin erreichten trotz vieler Verletzungsprobleme den vierten Platz.

Zuvor hatte bereits Vize-Europameisterin Marina Kielmann ihre goldenen Ambitionen als Zweite des Technikprogramms unterstrichen. Nur die zweimalige EM-Gewinnerin Surya Bonaly (Frankreich) wurde vor ihr plaziert.

Die Dortmunderin Marina Kielmann ist noch nie so dicht an den europäischen Titel herangelaufen wie in der finnischen Hafenstadt. "Das war mein bestes Kurzprogramm in diesem Winter, das war optimal", freute sich die 24jährige Bürokauffrau, die zuvor zweimal Bronze- und 1992 sogar die Silbermedaille gewann, nach ihrem fehlerfreien Vortrag. Der schwere Sturz zwei Tage zuvor in der Qualifikation, bei dem sie sich eine Prellung am Handgelenk zugezogen hatte, erwies sich dabei nicht als Handicap. "Ich bin einfach rausgegangen. Schlimmer hätte es doch nicht mehr kommen können", berichtete die willens- und kampfstarke Westfälin. Gelassen sieht sie der Kür-Entscheidung am Donnerstag entgegen: "Ich will nur gut laufen."

Für eine Überraschung sorgte Schlittschuh-Teenager Tanja Szewczenko (15), die bei ihrer EM-Premiere auf Anhieb Platz vier eroberte. "Ich bin da ganz lokker rangegangen", sagte die Düsseldorferin. Sie wurde erst von der letzten Läuferin des Wettbewerbs, Oksana Bajul, noch vom dritten Platz verdrängt. Die gleichaltrige Ukrainerin hatte dabei viel Glück: Wegen eines sich während der Kurzkür gelösten Schnürsenkels durfte sie nochmal von vorn beginnen, wodurch einige Patzer nicht gewertet wurden. Simone Lang (Oberstdorf), EM-Vierte 1992, kam auf den neunten Rang. Für sie sind damit die Chancen, eines der beiden Tickets für die Weltmeisterschaft Mitte März in Prag zu gewinnen, stark gesunken. dpa

Holzschutzmittelprozeß: Unterlagen freigegeben

Einige von der Frankfurter Staatsanwaltschaft beschlagnahmten Unterlagen des Bayer-Konzerns über gesundheitsgefährdende Holzschutzmittel sind vom Landgericht Frankfurt wieder freigegeben worden. Die Unterlagen stehen im Zusammenhang mit dem Prozeß, in dem zwei Geschäftsführern der Bayer-Tochter Desowag Körperverletzung durch Vertrieb von Holzschutzmitteln mit den Giftstoffen PCP und Lindan vorgeworfen wird. dpa

Nach Prozeßende weitere Aufklärung des DDR-Unrechts verlangt Unterschiedliche Reaktionen auf Honeckers Haftentlassung / Gerichtsentscheidung als Erfolg des Rechtsstaates gewertet

FRANKFURT A. M., 13. Januar (AFP/ dpa/Reuter/AP). Die Freilassung des einstigen DDR-Staatschefs Erich Honecker ist am Mittwoch von verschiedenen Politikern als rechtsstaatlich notwendig bewertet worden. Die Bundesregierung habe die Entscheidung einer unabhängigen Justiz "nicht zu kommentieren, sondern zu respektieren", sagte Regierungssprecher Dieter Vogel in Bonn. Die Aufhebung der Haftbefehle kennzeichne eine Rechtsstaatlichkeit, wie sie Honecker selbst, als er noch die Macht in der DDR ausübte, nie angewandt habe. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) lehnte eine Stellungnahme ab. Die aus Ostdeutschland stammende Frauenministerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich persönlich enttäuscht. Die außergerichtliche Aufklärung der DDR-Vergangenheit müsse verstärkt werden, damit nicht der Eindruck entstehe, daß nur die kleinen Täter, nicht aber die großen bestraft würden.

Die Aufarbeitung des DDR-Unrechts dürfe nun nicht nachlassen, sagte auch der stellvertretende SPD-Vorsitzende und frühere ostdeutsche Bürgerrechtler Wolfgang Thierse im Saarländischen Rundfunk. "Es ist schon bitter zu hören, daß der Hauptverantwortliche entschwindet", hatte er am Abend zuvor dem privaten Fernsehsender n-tv gesagt. Aber der Rechtsstaat sei nicht dazu da, "Vergeltungsbedürfnisse zu befriedigen". Es unterscheide eben den Rechtsstaat vom Unrechtsregime, daß er selbst einem Straftäter seine Menschenwürde lasse. Auf die Frage, wie es nun um die Menschenwürde der Opfer an Mauer und Stacheldraht bestellt sei, antwortete er: "Diese Menschenwürde wurde zu DDR-Zeiten verletzt. Man kann sie nicht wiederherstellen, indem man Honecker die Menschenwürde raubt."

Der Vorsitzende der Bundestags-Enquetekommission zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte, Rainer Eppelmann, bewertete die Freilassung Honeckers als zwar ärgerlich, aber notwendig für den Rechtsstaat. Er verstehe aber auch Wut und Betroffenheit angesichts dieser Entscheidung, sagte der aus der DDR stammende CDU-Politiker.

Es müsse deutlich bleiben, daß Honekker nicht freikomme, weil er unschuldig, sondern weil er todkrank sei, sagte der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/ Grüne, Konrad Weiß. Die Ausreise nach Chile aber führe die Entscheidung des Gerichts "ad absurdum". Wenn Honecker so krank sei, gehöre er in ein Krankenhaus. "Nichts hindert seine Angehörigen, zu ihm zu kommen." Für den DDR-Bürgerrechtler und Bundestagsabgeordneten vom Bündnis 90, Wolfgang Ullmann, gilt Honecker "als Verantwortlicher für den Schießbefehl an der Mauer". Das sei bislang nicht widerlegt worden, sagte er der Thüringer Allgemeinen.

Karin Gueffroy - die Mutter des letzten Maueropfers - betonte im ZDF, sie hege keine Rachegefühle. Sie rügte jedoch das Gericht. Es habe sich mit Verfahrensfragen aufgehalten und sei nicht zum Hauptpunkt der Anklage gekommen. Honecker dürfe jetzt das Recht auf Ausreise in Anspruch nehmen, ein Recht, das die DDR ihren Bewohnern verweigert habe, ergänzte sie bitter.

Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite, rügte die Einstellung des Honecker-Verfahrens als Schlag ins Gesicht der Angehörigen der Maueropfer. In der ARD-Sendung "Tagesthemen" sagte Seite am Dienstag abend, der Rechtsstaat sei in der alten Bundesrepublik in den vergangenen 20 Jahren immer mehr ausgehöhlt worden. Er selbst habe das schmerzlich bei den Ausschreitungen in Rostock erfahren, sagte Seite.

Der Vorsitzende der Verfassungskommission von Bund und Ländern, der Staatsrechtler Rupert Scholz, kritisierte im Radiosender Antenne Niedersachsen die Entscheidung des Berliner Verfassungsgerichtshofes, der am Dienstag eine anhaltende Haft und die Fortführung des Prozesses als Verstoß gegen die Menschenwürde Honeckers gewertet hatte. "Daß das Berliner Verfassungsgericht sich zuständig erklärt hat, ist eine Anmaßung", sagte Scholz. Das Landesverfassungsgericht könne nicht über Bundesrecht entscheiden.

Der designierte Vorsitzende der SED- Nachfolgepartei PDS, Lothar Bisky, bezeichnete die Freilassung Honeckers als "Sieg der Vernunft". Bisky sagte in Potsdam, es wäre "äußerst problematisch und fragwürdig gewesen, einen Mann, der im Sterben liegt, abzuurteilen".

Geißler wehrt sich gegen Kohl-Kritik

BONN, 12. Januar (dpa). Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Heiner Geißler, hat sich gegen die Kritik von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) gewehrt und sie als nicht berechtigt bezeichnet. Kohl hatte vor dem Fraktionsvorstand der Unionsparteien Äußerungen von Geißler zum Koalitionspartner FDP als "unerträglich" bezeichnet. Geißler reagierte darauf am heutigen Dienstag im Deutschlandfunk mit den Worten, von Helmut Kohl habe man wochenlang - über Weihnachten und Neujahr - nichts gehört. Die Sache mit dem zurückgetretenen Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) habe sich quälend hingezogen, wodurch das Ansehen der Regierung gelitten habe. Das Ansehen der Regierung sei entscheidend, entscheidend auch für die Zustimmung zu den Parteien, sagte Geißler. "Der Kanzler sollte nicht diejenigen kritisieren, die Fehler aufzeigen, sondern diejenigen, die die Fehler machen."

SPD soll Gesetz stoppen Umweltverbände fordern Nein zu Beschleunigungsrecht

BONN, 12. Januar (dpa/epd). Die führenden Umweltverbände haben die SPD aufgefordert, das von der Bundesregierung vorgelegte Gesetz zur Erleichterung von Investitionen und der Ausweisung von Wohnbauland am Donnerstag im Bundesrat abzulehnen, da es zu einer drastischen Beschränkung des Umweltschutzes und einem Abbau von Bürgerrechten führe. Der Vorsitzende des Naturschutzbundes, Jochen Flasbarth, warf der Bundesregierung vor, sie versuche "bewußt" die Umweltverbände auszuschalten. Wenn die SPD diese gesetzliche Regelung im Bundesrat nicht verhindere, "werden die Umweltverbände 1994 bei der Bundestagswahl und den Landtagswahlen verhindern, daß die SPD als ökologische Volkspartei auftritt".

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Naturschutzbund und der Deutsche Naturschutzring warnten vor einem Rückschlag für den Umweltschutz. "Wir haben nichts gegen Beschleunigungen", sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weinzierl. Für Verzögerungen seien auch die Umweltverbände nicht verantwortlich zu machen. Die 2000 örtlichen Mitgliedsgruppen des BUND hätten in der Vergangenheit in 88 Prozent aller Genehmigungsverfahren zugestimmt. Lediglich bei zwölf Prozent habe es Differenzen gegeben. Notwendig zur Beschleunigung von Verfahren bei Wohnungs- oder Industrieprojekten sei vor allem, die "schwerfälligen Verwaltungen" auf Trab zu bringen. Die Verbände lehnten auch die von Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) vorgelegte Technische Anleitung (TA) zur Beseitigung von Siedlungsabfall, zu dem auch der Hausmüll gerechnet wird, ab. Sie lasse als einziges Vorbehandlungsverfahren für eine gefahrlose Deponierung die Verbrennung zu, wurde kritisiert. Auch darüber entscheidet die Ländervertretung am Donnerstag. (Kommentar S. 3)

Weitere Bonner Milliarden für Nürnberger Bundesanstalt

BONN, 12. Januar (dpa). Die Bundesanstalt für Arbeit ist in größeren Schwierigkeiten als bisher angenommen. Zur Sicherung ihrer Liquidität hat Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) zu Lasten des Bundeshaushalts 1992 weitere 3,68 Milliarden Mark zugeschossen. Das wurde im Bundesfinanzministerium am Dienstag bestätigt. Damit erhöht sich die Bonner Unterstützung der Bundesanstalt für 1992 auf rund 13,5 Milliarden Mark, wovon allerdings 4,9 Milliarden Mark aus dem Bundesetat 1991 stammen.

In Bonn wird erwartet, daß der Bund trotz der umstrittenen Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes auch 1993 zur Finanzierung des Defizits der Arbeitsverwaltung herangezogen wird. Aufgrund der in der Gesetzesnovelle festgelegten Leistungseinschränkungen und der Erhöhung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung seit Anfang 1993 von 6,3 auf 6,5 Prozent wird allerdings eine Entlastung der Bundesanstalt um insgesamt fast zehn Milliarden Mark erwartet.

Existenzgründer im Westen auf dem Rückzug

BONN (dpa). Förderkredite über rund 8,8 (Vorjahr 8,6) Milliarden Mark hat die bundeseigene Deutsche Ausgleichsbank 1992 an ostdeutsche Existenzgründer vergeben. Die Unterstützung beim Aufbau eines gewerblichen und freiberuflichen Mittelstandes in den neuen Bundesländern war damit erneut der bei weitem stärkste Förderzweig, berichtet Vorstandssprecher Walter Althammer. Insgesamt bewilligte das Institut Darlehen und Bürgschaften von 13,3 (14,8) Milliarden.

Deutlich gesunken ist die Zahl der Anträge von westdeutschen Existenzgründern. Nach dem Auslaufen des Eigenkapitalhilfeprogramms Ende 1991 seien diese häufig mit einer äußerst schmalen Basis an haftenden Mitteln ausgestattet.

In den neuen Bundesländern, wo bislang 131 000 Existenzen gefördert wurden, sei die Entwicklung dagegen erfreulich, meint Althammer. Von den Gründungen gingen starke Wachstumsimpulse aus. So sei durch die Förderkredite ein Investitionsvolumen von rund 14 Milliarden Mark mitfinanziert worden. Die durchschnittlichen Gründungskosten seien aber in Ostdeutschland mit 360 000 Mark um die Hälfte höher als im Westen, was im wesentlichen an den größeren Aufwendungen zur Herrichtung von Gewerbe- und Praxisräumen liege. Bislang erwiesen sich die ostdeutschen Gründungen als außerordentlich bestandsfest.

Job-Ticket künftig steuerfrei Bonn will Zuschüsse des Arbeitgebers zum Umsteigen nutzen

BONN (dpa/FR). Arbeitgeberzuschüsse für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit öffentlichen Verkehrsmitteln sollen künftig steuerfrei bleiben. Die Bundesregierung will diese Anregung des Bundesrates aufgreifen. Das hat gestern das Bonner Kabinett beschlossen. Nicht folgen will die Regierung dem Vorschlag der Länderkammer, wonach auch Zuschüsse zur Benutzung eines Taxis auf dem Weg zur Arbeit steuerfrei sind.

Wie der Geschäftsführer der CDU/CSU- Fraktion, Jürgen Rüttgers, dazu erläutert, würden nunmehr "zwei Fliegen mit einer Klappe" geschlagen: Durch die Begünstigung des Job-Tickets würden Arbeitnehmer und Arbeitgeber steuerlich entlastet, "was angesichts des aktuellen Konjunkturverlaufs das Gebot der Stunde ist". Zugleich werde bei Pendlern der Umstieg vom eigenen Auto auf öffentliche Verkehrsmittel gefördert.

Bislang erlaubt das Gesetz nur, die von den Verkehrsbetrieben gewährten Ermäßigungen für die Job-Tickets steuerfrei an die Arbeitnehmer weiterzuleiten. Soweit der Arbeitgeber den Fahrausweis zusätzlich subventioniert und ihn seinen Beschäftigten gratis oder verbilligt überläßt, zählt diese Vergünstigung zum Lohn. Dadurch unterlag sie bisher dem Lohnsteuerabzug, wobei der Arbeitgeber die Steuer individuell berechnen oder pauschal mit 15 Prozent ohne Belastung des Arbeitnehmers entrichten konnte.

Laut Rüttgers sind viele Unternehmen und Behörden bereit, ein Job-Ticket für ihre Belegschaften einzuführen. Bislang habe dem eine schwierige und komplexe Steuergesetzgebung im Wege gestanden. "Hier wird jetzt Ballast abgeworfen."

Die Förderung eines Umsteigens vom Pkw wird jedoch dadurch konterkariert, daß die Kilometerpauschale für Autofahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte bei den Werbungskosten seit 1989 von 43 auf 65 Pfennig erhöht wurde. Bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel können dagegen nur tatsächlich entstandene Kosten angesetzt werden.

Vorwürfe gegen Rabins Partei

JERUSALEM, 12. Januar (AFP). In Israel hat die staatliche Prüferin für Wahlkampfgelder, Myriam Ben Porat, der regierenden Arbeitspartei am Montag vorgeworfen, sich die Macht im Juni 1992 erkauft zu haben. Wie aus ihrem Bericht an Parlamentspräsident Schewah Weiss hervorgeht, zahlte die Partei von Ministerpräsident Yitzhak Rabin über den Gewerkschaftsdachverband Histadrut 600 000 Dollar an die ultraorthodoxe Schas-Partei, damit diese nicht an den Gewerkschaftswahlen 1989 teilnahm und stattdessen die Arbeitspartei unterstützte, welche Histadrut kontrolliert. Die Schas-Partei soll das Geld dann für ihren Wahlkampf im vergangenen Sommer verwendet haben. Seit den Wahlen sitzt sie in der Regierung Rabin.

Ferner wirft Ben Porat der Arbeitspartei vor, dem früheren kommunistischen Abgeordneten Charlie Bitton, der als Unabhängiger kandidierte, 100 000 Dollar gezahlt zu haben. Ein 1990 unterzeichnetes Abkommen habe vorgesehen, daß die Arbeitspartei Bitton finanziell hilft, damit dieser im Falle seiner Wahl wiederum die Leute Rabins unterstütze. Er errang allerdings kein Mandat. Der Vorsitzende der Arbeitspartei-Fraktion im Parlament, Elie Dajan, wies die Vorwürfe zurück.

Experte empfiehlt feste Bauzinsen

KÖLN, 12. Januar (AFP). Kreditnehmer sollen jetzt feste Zinsbindungen bei den Baudarlehen eingehen. Dazu hat der frühere Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Professor Hans Karl Schneider, die Verbraucher in der Kölner Tageszeitung Express am Dienstag aufgefordert. Als Begründung sagte er, die Zinssätze bei den Baudarlehen seien zur Zeit sehr günstig. Zwar sei richtig, daß die Zinsen aufgrund der Entwicklung in Deutschland noch tiefer sinken könnten, doch Gefahren drohen Schneiders Worten zufolge von außen. "Sollte die Konjunktur in den USA anspringen, dürfte die Inflationsrate in den Staaten steigen mit der Folge, daß auch die Zinsen in den USA nach oben klettern. Auch der deutsche Markt wäre davon betroffen."

Peking offizieller Olympia-Kandidat

PEKING, 12. Januar (AFP). Peking hat am Montag offiziell seine Kandidatur für die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 eingereicht. Wie die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag meldete, wurde eine Bewerbung dem IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch in Lausanne ausgehändigt. Die Rolle der Gastgeber spielen wollen neben Peking Berlin, Brasilia, Istanbul, Manchester, Mailand, Sydney und Taschkent. Das IOC wird seine Entscheidung am 23. September fällen.

Bush vergibt noch Posten

WASHINGTON, 12. Januar (AFP). Der Generalsekretär des Weißen Hauses, James Baker, ist am Montag von US-Präsident George Bush in den Verwaltungsrat des Internationalen Woodrow-Wilson- Zentrum für Außenpolitik berufen worden. Ebenfalls auf diesen Posten berufen wurden Bushs Sprecher Marlin Fitzwater und Roger Porter, innenpolitischer Berater des scheidenden Präsidenten. Die Berufungen sind bis zum Oktober 1998 gültig. Vor seiner Übernahme ins Weiße Haus hatte Baker das Außenministerium geleitet, das er im August 1992 verlassen hatte, um Bushs Wahlkampf zu organisieren.

Rußlands Spione geben nicht auf

WASHINGTON, 12. Januar (AFP). Sie spionieren weiterhin, doch nur noch auf die feine Gentleman-Art: Das versicherte zumindest ein Verantwortlicher des russischen Geheimdienstes seinen US-Gastgebern in Washington. Wie Generalleutnant Vadim Kirpischenko mitteilte, spioniert Rußland zwar immer noch die USA aus, doch nicht mehr in dem Ausmaß wie zu sowjetischen Zeiten. "Die russischen Geheimagenten machen nicht mehr in den USA als ihre amerikanischen Kollegen in Rußland", fügte sein Mitarbeiter Jewgeni Primakow hinzu, Chef der KGB-Nachfolgeorganisation SVR. Der SVR und der US-Geheimdienst CIA nahmen kürzlich eine begrenzte Zusammenarbeit auf, um den Rauschgift- und Atomwaffenhandel sowie das organisierte Verbrechen und den Terrorismus zu bekämpfen.

Ölfirmen nach Preisabsprache bestraft

OLYMPIA, 12. Januar (AFP). Drei US-Ölgesellschaften, die unter dem Vorwurf der Preisabsprache in vier Bundesstaaten standen, haben zugestimmt, insgesamt 77 Millionen Dollar Strafe zu zahlen. Wie der Justizminister des Staates Washington, Ken Eikenberry, mitteilte, handelt es sich um die Unternehmen Chevron, Mobil und Shell. Gemeinsam mit vier anderen Ölgesellschaften waren sie 1977 von den Bundesstaaten Washington, Oregon, Arizona und Kalifornien angezeigt worden, Preisabsprachen getroffen zu haben. Eikenberry zufolge wurde durch die jetzige Einigung ein "sehr teurer Prozeß" verhindert, der im Februar beginnen sollte.

Enthüllungen über Charles und Di Presse selbst informiert

LONDON, 12. Januar (AFP). Prinz Charles und Prinzessin Diana haben offenbar konkurrierende Boulevardblätter im Herbst auf dem Höhepunkt ihrer Streitigkeiten selbst mit den neuesten Informationen aus ihrem zerrütteten Eheleben versorgt. Das berichtete am Dienstag die Tageszeitung The Guardian. Nach der überaus intensiven Berichterstattung hatte die Regierung damals die Medien für ihre fortlaufenden Enthüllungen über das Prinzenpaar, das inzwischen getrennt lebt, scharf kritisiert und eine Verschärfung der Pressekontrolle angekündigt.

Der Guardian bezieht sich in seiner Darstellung auf ihm vorliegendes Schreiben des Vorsitzenden der Presse-Beschwerde-Kommission (PCC), Lord McGregor an Sir David Calcutt. Dieser hatte dringend Reformen der Medien-Gesetzgebung gefordert.

Dem Papier zufolge wußte unter anderem auch Premierminister John Major über den Hintergrund der "undichten Stelle" im Buckingham-Palast Bescheid, aus dem immer wieder Details aus dem Privatleben am Hofe an die Öffentlichkeit drangen.

McGregor, der zuvor selbst noch die Presse für ihre Enthüllungen attackiert hatte, bezeichnete das Verhalten der königlichen Medienstars in dem Schreiben als "äußerst peinlich" für die Beschwerde-Kommission.Ebenso unangenehm dürfte der Bericht des Guardian für Königin Elizabeth II. sein. Hatte sie doch noch im Dezember die Presse unter Hinweis auf ihr "schreckliches Jahr" um eine wohlwollende Berichterstattung gebeten. Zudem hatte ihr Privatsekretär Sir Robert Fellowoes gegenüber der PCC zunächst bestritten, daß Prinzessin Di hinter einem Teil der Veröffentlichungen steht. Dafür hat sich Sir Robert inzwischen entschuldigt.

Sturm verhindert weiter Pumparbeiten

SUMBURGH, 12. Januar (AFP). Ein Sturm mit Windgeschwindigkeiten von etwa 100 km/h hat bis Dienstag mitag vor den Shetland-Inseln weiterhin alle Pumparbeiten am Wrack des liberianischen Tankers "Braer" verhindert. Eine spürbare Wetterbeserung war nach Auskunft der Küstenwache im Verlauf des Tages nicht zu erwarten. Sollten die Bergungsarbeiten auch am Dienstag unmöglich bleiben, würden nach Angaben der Küstenwache alle Bergungsversuche vermutlich nutzlos sein. (Siehe auch Seite 24: "Aus aller Welt")

Mordkomplott aufgedeckt

BOGOTA, 12. Januar (AFP). Die Generalstaatsanwaltschaft in Kolumbien hat am Montag Berichte über ein Komplott zur Ermordung von zwei Dutzend linksgerichteten Politikern bestätigt. Unter den Personen, die im Auftrag paramilitärischer Gruppen in Bogota und anderen Städten getötet werden sollten, seien unter anderem der kommunistische Abgeordnete Manuel Cepeda und Aida Abella, Führer der Partei Patriotische Union (UP). Diese war 1984 nach dem Waffenstillstandsabkommen zwischen der Regierung und den Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) gegründet worden. Die paramilitärischen Gruppen hätten Meuchelmörder gedungen, um die linken Politiker zu töten und dafür 120 Millionen Pesos (etwa 270.000 Mark) bereitgestellt, hieß es. Beobachter werteten die jüngste Entführung und Ermordung des UP-Abgeordneten Rodrigo Garcia als Teil des Komplotts.

Epidemie im Elsaß 26 Wildschweine getötet

STRASSBURG, 12. Januar (AFP). 26 Wildschweine sind am Montag bei einer Treibjagd im Straßburger Stadtwald Robertsau in den Rheinauen erlegt worden, für die die Straßburger Präfektur eine Sondererlaubnis erteilt hatte. Die Behörde begründete diesen Entschluß mit der stark angewachsenen Zahl der Borstentiere in der Straßburger Region. Die Tiere richteten in den Wäldern erhebliche Schäden an. In den Vorjahren hatten die Jagdbehörden gemeinsam mit den "Grünen Brigaden", der elsässischen Naturschutzpolizei, den Bestand reguliert, indem sie im Straßburger Raum "überschüssige" Wildschweine lebend einfingen und an anderen Orten aussetzten.

Auf diese Methode wurde in diesem Jahr wegen der sich ausbreitenden Schweinepest verzichtet. Diese Epidemie ist vor rund einem Jahr in Lothringen ausgebrochen und breitet sich auch im Elsaß aus.

Bisher sind nach Schätzungen der Jäger mindestens 3000 Tiere der Krankheit zum Opfer gefallen. Da nicht auszuschließen sei, daß auch Tiere im Straßburger Stadtwald infiziert sind, habe die Präfektur die Sondertreibjagd genehmigt, hieß es.

Die erlegten Tiere werden in einem Sonderlabor untersucht. Die Behörden wollen auf diese Weise feststellen, ob die Epidemie trotz aller Vorkehrungen bereits im Straßburger Raum angekommen ist. In Haguenau sowie in Saverne im Norden und Nordwesten von Straßburg wurden vor einigen Monaten Fälle von Schweinepest entdeckt. Anschließend hatten die Jagdbehörden entlang dem Rhein-Marne-Kanal einen elektrischen Zaun angebracht - in der Hoffnung, auf diese Weise ein Ausbreiten der Epidemie zu verhindern. Zuletzt hatte diese Krankheit vor rund 30 Jahren im Elsaß unter Wildschweinen gewütet.

USA schieben Haitianer ab

PORT-AU-PRINCE, 12. Januar (AFP). 236 von den US-Behörden abgewiesene Flüchtlinge aus Haiti, unter ihnen Frauen und Kinder, sind am Montag in Port-au-Prince in Haiti eingetroffen. Die Flüchtlinge waren am Samstag von der "Forward", einem Schiff der US-Küstenwache, vor der zuden Bahamas gehörenden Insel Great Inagua aufgegriffen worden. Sie hätten vergeblich versucht, dem Schiff zu entkommen, teilte der Kapitän der "Forward", Jim Morton mit.

Damit stieg die Zahl der von den USA direkt in ihre Heimat abgeschobenen Haitianer auf 5974. Die Abschiebung geht auf eine Entscheidung von US-Präsident Geroge Bush vom Mai 1992 zurück, wonach die Haitianer als "Wirtschaftsflüchtlinge" anzusehen seien. Seit dem Militärputsch gegen den demokratisch gewählten haitianischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide im September 1991 sind tausende von Haitianern über das Meer in Richtung der Küste der USA geflohen. Viele von ihnen ertranken.

Aristide, der seit seinem Sturz im venezolanischen Exil lebt, rief seine Landsleute am Montag dazu auf, gewaltlosen Widerstand zu leisten, um die Rückkehr zur Demokratie zu erzwingen.

Slowenien fühlt sich provoziert

LJUBLJANA, 12. Januar (AFP). Die slowenische Regierung hat Kroatien vorgeworfen, in den vergangenen Tagen mehrfach mit Torpedobooten in slowenische Territorialgewässer eingedrungen zu sein. Wie ein Sprecher des slowenischen Außenministeriums am Dienstag außerdem mitteilte, hat sich der jüngste derartige Vorstoß am Montag in der Bucht von Piran ereignet.

Dieser Abschnitt der Küste wird seit vergangenem Juni von der slowenischen Küstenwache kontrolliert, der exakte Grenzverlauf zu Kroatien wurde jedoch noch nicht endgültig festgelegt. Im slowenischen Fernsehen wurde der Zwischenfall am Montag als "kroatische Provokation" bezeichnet. Der slowenische Botschafter in Zagreb protestierte offiziell beim kroatischen Außenministerium. Kroatien schlug inzwischen nach Auskunft des kroatischen Botschafters in Slowenien direkte Gespräche zwischen Vertretern beider Staaten vor, um eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden.

Neues Dementi von Stolpe

POTSDAM, 12. Januar (AFP). Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat den Verdacht zurückgewiesen, im Jahre 1980 einen Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten nach Polen befürwortet zu haben. Vielmehr habe sich die Kirche intensiv bemüht, die von der damaligen DDR-Führung angestrebte militärische Invasion zu verhindern, mit der die Reformbestrebungen der Gewerkschaft Solidarnosc zerschlagen werden sollten, sagte Stolpes Sprecher Erhard Thomas am Dienstag in Potsdam.

Der evangelische Bischofskonvent habe das SED-Regime im Dezember 1980 darauf hingewiesen, "daß Deutschland und damit auch die DDR eine besondere Schuld gegenüber Polen hat" und deshalb dort niemals wieder deutsche Truppen einmarschieren dürften, hieß es weiter. Dem Stolpe-Untersuchungsausschuß des Brandenburgischen Landtags liegen Dokumente aus dem PDS-Archiv vor, denen zufolge sich Stolpe in einem Gespräch mit dem damaligen Leiter der Arbeitsgruppe beim ZK der SED, Rudolf Bellmann, positiv über eine militärische Intervention geäußert haben soll.

Georgier lassen Russen frei

MOSKAU, 12. Januar (AFP). Eine Einheit von 46 russischen Soldaten ist nach dreitägiger Geiselhaft von der georgischen Armee freigelassen worden. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar- TASS berichtete, trafen die Soldaten am Montag in der georgischen Hauptstadt Tiflis ein. Einem russischen Armeesprecher zufolge waren die 46 Männer am Donnerstag gefangen genommen worden, als sie versuchten, Waffen auf einer Militärbasis zu beschlagnahmen.

Chile Militärhilfe angeboten

SANTIAGO DE CHILE, 12. Januar (AFP). Der britische Außenminister Douglas Hurd hat sich während seines eintägigen Besuchs in Chile für eine engere Zusammenarbeit auf militärischem Gebiet zwischen seinem und dem südamerikanischen Land ausgesprochen. Mit Verteidigungsminister Patricio Rojas habe er Möglichkeiten besprochen, der chilenischen Armee Militärmaterial zu liefern und bei der Ausbildung zu helfen, sagte Hurd am Montag in Santiago de Chile.

Die chilenische Luftwaffe will möglicherweise britische Jagdbomber und Abfangjäger kaufen, die an die Stelle der britischen Hawker Hunter treten sollen. Bei der mit britischen Raketen ausgerüsteten Marine hatten im vergangenen Jahr britische Schiffe die aus den USA stammende überalterte Flottille abgelöst. In Zusammenarbeit mit einer britischen Firma entwickelte die chilenische Armee überdies eine Boden-Boden-Kurzstrekkenrakete, die für den Abschuß von Flugzeugen aus umgebaut werden kann.

Rosen und Sterne Trauerfeier für Rudolph Nurejew

PARIS. Waren sie die Lieblingsblumen von Rudolph Nurejew? Rosen in verschwenderischer Fülle sandten jedenfalls Verehrer, Kollegen und Berufspartner zur offiziellen Trauerfeier für den vergangene Woche gestorbenen Tänzer, die am Dienstag in der Pariser Garnier-Oper stattfand. Ein gewaltiger Kranz aus roten und pfirsichfarbenen Blüten stammte von der Reederfamilie Niarchos, der Choreograph Roland Petit und seine Frau Zizi Jeanmaire hatten weiße Rosen geschickt. Ein Gesteck kam von der Deutschen Oper in Berlin. Der Chef der Pariser Oper, Pierre Bergé, hatte ein prunkvolles Arrangement in Rot mit der Widmung "Merci, Rudolph" senden lassen, in Weiß war der Kranz des Kulturministeriums gehalten.

Zwischen den pompösen Gebinden lagen bescheidene Sträuße und Blumen unbekannter Bewunderer. Die Namenlosen, die Nurejew als einen der größten Tänzer unserer Zeit verehren, hatten keinen Zutritt: Die offizielle Zeremonie war auf Angehörige des Toten und offizielle Vertreter des Kulturlebens beschränkt. Der Sarg wurde auf den ersten Absatz der Freitreppe im Opernfoyer getragen.

Auf den Treppenstufen war das Opernballett versammelt. Die Tänzerinnen und Tänzer umstanden stumm den Sarg ihres einstigen Meisters, während die Trauergäste, darunter Kulturminister Jack Lang und die beiden Schwestern des Toten, zu Füßen der Treppe Platz genommen hatten. Nicht wenigen, vor allem weiblichen Gästen kamen die Tränen, als ein Kammerensemble zu Beginn Johann Sebastian Bachs Fuge Nr. 1 intonierte.

Danach wurden fünf Texte in Originalsprache verlesen, die das universelle Wirken und den Grenzen überstrahlenden Glanz des mit 54 Jahren an Aids gestorbenen Künstlers versinnbildlichten. Den Auftakt machte ein Auszug aus Puschkins "Eugen Onegin" auf russisch, es folgten eine Szene aus dem ersten Akt von Lord Byrons "Manfred" auf englisch, ein italienischer Text von Michelangelo und auf deutsch der Monolog aus dem fünften Akt von Goethes "Faust", "Ich bin nur durch die Welt gerannt . . ." Den Abschluß bildete ein Text von Arthur Rimbaud in Französisch, der Sprache des Landes, in dem Nurejew nach seinem Wechsel in den Westen seine zweite Heimat fand und wo er auch begraben werden wollte.

"Ein Stern hat den Himmel der Menschen verlassen", sagte Kulturminister Jack Lang, der die einzige Ansprache der Trauerfeier hielt. "Doch die Astronomen sagen, daß das Licht der Sterne noch sehr lange nach ihrem Verlöschen leuchtet." Er schloß seine Rede mit den Worten: "Lieber Rudolph, wir lieben Dich."

Nach der Trauerfeier in der Oper wurde der Leichnam in den Pariser Vorort Sainte-Genevieve-des-Bois überführt und auf dessen russischem Friedhof im engsten Familienkreis bestattet. Der Tänzer findet dort neben dem 1986 gestorbenen Choreographen Serge Lifar seine letzte Ruhe. Auf dem 1926 eingerichteten Friedhof sind rund 7000 russische Emigranten bestattet. VERENA ADT (afp)

Rangun behält Aung in Arrest

RANGUN, 12. Januar (AFP/Reuter). Die birmanesische Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi bleibt vorest unter Hausarrest. Allerdings hat die in Birma regierende Militärjunta am Dienstag erstmals angedeutet, daß Aung freigelassen werden könnte. Auch könne der Oppositionspolitikerin erlaubt werden, in Birma zu bleiben. Das teilte der stellvertretende Geheimdienstchef Oberstleutnant Kyaw Win in Rangun mit. Einschränkend fügte er jedoch hinzu, zuvor müßten eine neue Verfassung verabschiedet und eine neue Regierung gebildet werden. Das könne drei Jahre oder länger dauern.

Die Militärregierung hatte Aung 1989 unter Hausarrest gestellt. Bei den Wahlen von 1990 gewann ihre Partei, die Nationale Liga für Demokratie (NLD), über 80 Prozent der Stimmen. Die Militärjunta ignorierte das Wahlergebnis.

Brand in tschechischem AKW

PRAG, 12. Januar (AFP). Bei einem Brand in dem tschechischen Atomkraftwerk von Dukovany ist am Montag abend ein Arbeiter verletzt worden. Radioaktive Strahlung sei nicht ausgetreten, berichtete am Dienstag die Nachrichtenagentur CTK. Der Brand habe sich an mehreren Wasserstoffflaschen außerhalb des Reaktorbereiches entzündet. Der Arbeiter wurde den Angaben zufolge mit Verbrennungen in ein Krankenhaus gebracht. Eine Spezialeinheit des Werkes und Feuerwehren aus der Umgebung hätten das Feuer innerhalb einer Stunde unter Kontrolle gebracht.

Senat für Berlin-Brandenburg

BERLIN, 12. Januar (AFP). Der Berliner Senat hat einer Fusion der Bundeshauptstadt mit Brandenburg am Dienstag zugestimmt. Auf seiner Sitzung billigte er die entsprechende Empfehlung der gemeinsamen Regierungskommission, die Fusion bis Ende 1999 zu vollziehen. Die brandenburgische Landesregierung wurde aufgefordert, nun ebenfalls "ohne weitere Verzögerung" zuzustimmen. "Sachgründe" gegen die "ausgewogenen, gemeinsam erarbeiteten Kommissionsempfehlungen" seien nicht ersichtlich, meinte der Senat. Er bemängelte damit die Entscheidung Brandenburgs, die ursprünglich ebenfalls für den 12. Januar angesetzte Entscheidung im Kabinett zu verschieben.

Hintergrund ist ein Streit in der Potsdamer Ampelkoalition über ein zukünftiges gemeinsames Bundesland. Beim Bündnis 90 bestehen Bedenken gegen ein Zusammengehen mit Berlin.

BERND HENN, parteiloses Bundestagsmitglied, wird wieder der Abgeordnetengruppe der PDS/Linke Liste beitreten. Wie die PDS in Bonn mitteilte, stimmte die Abgeordnetengruppe der Wiederaufnahme Henns zu. Henn habe seine Bereitschaft, in die Gruppe zurückzukehren, vor allem damit begründet, daß die dramatische Rechtsentwicklung in Deutschland eine verstärkte Kooperation auf seiten der Linken erfordere. Die Meinungsverschiedenheiten, die vor rund einem Jahr zu seinem Austritt geführt hätten, seien zwar nicht alle ausgeräumt, würden aber angesichts dieser Situation weniger bedeutend. (AFP)

DT 64 kehrt nicht auf Kurzwelle zurück

Der ostdeutsche Jugendsender DT 64 wird nicht auf Kurzwelle zurückkehren. Eine blockweise Ausstrahlung von DT 64 im MDR-Hörfunkprogramm "MDR-life" komme nicht in Betracht, sagte der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Udo Reiter, jetzt vor der Presse in Leipzig. Reiter wies damit einen Vorschlag der sächsischen Staatskanzlei zurück, die eine Integration des Jugendradios in das Programm "MDR-life" als die beste Lösung propagiert hatte. Dieser Vorschlag sei "letztlich unsinnig", sagte Reiter. Eine Hörergruppe werde dann durch eine andere vertrieben. Entweder das Programm werde wie bisher zusätzlich und mit billigender Duldung der drei Länder ausgestrahlt, "oder es wird eingestellt". Sonst bleibe nur die Ausstrahlung über Satellit, sagte Reiter.

Das "Netzwerk der Initiativen zum Erhalt von DT 64" hatte zuvor schon eingewandt, ein via Satellit gesendetes Jugendprogramm könne nur noch von einer technisch gut ausgerüsteten Elitejugend empfangen werden. Das Netzwerk fordert die Zuteilung der nächsten zu vergebenden Frequenzen an das Jugendradio, das derzeit nur über Mittelwelle empfangen werden kann. Das 1964 aus einem "Deutschlandtreffen" der FDJ hervorgegangene Jugendradio, das in Ostdeutschland eine engagierte Anhängerschaft hat, war vom MDR übernommen und auf Mittelwelle fortgeführt worden. AFP

Streit um Radar an Ostgrenzen Seiters wehrt Kritik Stolpes an elektronischer Überwachung ab

POTSDAM/BONN, 12. Januar (AFP). Der Streit um die von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) angekündigte elektronische Überwachung der deutschen Ostgrenzen geht weiter. Am Dienstag wies Seiters die Kritik des brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) an dem geplanten Einsatz von Radargeräten und Infrarot an der Grenze zu Polen und der Tschechischen Republik zurück. Stolpes Vorwurf, die Einführung neuer Technik an der Grenze sei nicht mit der polnischen Regierung besprochen worden, sei falsch. Das Thema sei vielmehr im Dezember mit Polen wohl erörtert worden, sagte Seiters. Süssmuth mahnt die UN BONN (AFP). Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) hat die Vereinten Nationen (UN) aufgefordert, sich stärker den Ursachen für die weltweiten Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen zuzuwenden. "Wir wissen, daß es nicht möglich ist, Flüchtlinge durch Mauern abzuhalten", sagte Süssmuth am Dienstag bei einem Mittagessen für UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali. Bekämpft werden müßten die Verletzung von Menschenrechten und Menschenwürde, und die Rechtsbrecher müßten vor einem internationalen Gerichtshof konsequent zur Verantwortung gezogen werden. Weizsäcker sieht Neubesinnung BONN (Reuter). Die rechtsextremistischen Gewalttaten gegen Ausländer haben nach Auffassung von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu einer Neubesinnung der Gesellschaft in Deutschland geführt. Die Mehrheit der Bevölkerung stehe dafür ein, daß die Würde eines jeden hier lebenden Menschen geschützt werde, sagte Weizsäcker beim Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps.

Erste Flüchtlinge kehren zurück Menchú fordert Sicherheitsgarantie von Regierung Guatemalas

MEXIKO-STADT, 12. Januar (AFP). Die erste Gruppe der im mexikanischen Exil lebenden Flüchtlinge aus Guatemala hat am Montag mit der Rückkehr in ihre Heimat begonnen. Wie ein Sprecher des Flüchtlingshilfekomitees in Mexiko-Stadt mitteilte, könnte sich die ursprünglich für Mittwoch vorgesehene Grenzüberquerung der Flüchtlinge verzögern, weil nicht genügend Busse von Hilfsorganisationen für ihre Rückkehr bereitstünden. Die Flüchtlinge wollten notfalls jedoch auch zu Fuß heimkehren, sobald alle Rückkehrwilligen in Comitan im mexikanischen Bundesstaat Chiapas versammelt seien.

Nach Angaben des Sprechers beschlossen das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) und die Mexikanische Flüchtlingshilfekommission (COMAR), solange keine Busse bereitzustellen, wie bei den Verhandlungen zwischen der guatemaltekischen Regierung und Vertretern der Flüchtlinge keine Einigung über die Rückkehrroute, den Termin der Rückkehr und Maßnahmen zum Schutz der Flüchtlinge erzielt worden sei.

300 Flüchtlinge seien am Montag von Lagern im mexikanischen Bundesstaat Campeche aus zu Fuß in Richtung Comitan aufgebrochen. Weitere 1500 aus dem Bundesstaat Chiapas sollten am Dienstag folgen. In den drei südmexikanischen Bundesstaaten leben rund 45 000 Flüchtlinge aus Guatemala. Bei den meisten handelt es sich um indianische Bauernfamilien, die zwischen 1979 und 1984 vor der blutigen Unterdrückung durch die guatemaltekische Armee geflüchtet waren.

Während die Flüchtlinge über die Panamericana-Straße in die für sie vorgesehenen Siedlungsgebieten im nordwestlichen Departement Quiche gelangen wollten, beharrte die guatemaltekische Regierung unter Staatspräsident Jorge Serrano weiterhin auf einer wesentlich kürzeren Route. Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú, die selbst im mexikanischen Exil lebt, forderte die Behörden in Guatemala auf, den Willen der Flüchtlinge zu respektieren und ihnen die Rückkehr in die Heimat auf der von ihnen gewünschten Route zu gestatten. Nach ihrer Ankunft in Guatemala-Stadt appellierte Menchú am Dienstag an die guatemaltekische Regierung, ihr im Oktober 1992 abgegebenes Versprechen zu halten und das Leben und die Sicherheit der Flüchtlinge zu gewährleisten.

Ermittlungen gegen Eierwerfer

KARLSRUHE, 13. Januar (AFP). Generalbundesanwalt Alexander von Stahl ermittelt gegen einen der mutmaßlichen Eierwerfer, der Bundespräsident Richard von Weizsäcker bei der Großkundgebung gegen Ausländerfeindlichkeit am 8. November in Berlin angegriffen hatte.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte auf Anfrage, daß sie wegen Verdachts der Verunglimpfung des Bundespräsidenten ermittelt. Zu Einzelheiten war nichts zu erfahren. Nach Informationen der Berliner tageszeitung handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen 28jährigen Mann.

25 000 Offiziere entlassen?

MOSKAU, 13. Januar (AFP). Die Führung der russischen Armee entläßt nach Darstellung einer oppositionellen Offiziers-Organisation in großem Stil Offiziere, die mit der von Moskau betriebenen Verteidigungspolitik nicht einverstanden sind. Das "Komitee für die Einberufung einer Offiziersversammlung" gab die Zahl der Offiziere, die in den vergangenen Wochen entlassen wurden, am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Moskau mit 25 000 an. Das Komitee warf dem russischen Verteidigungsminister Pawel Gratschew vor, seine Politik ziele auf die "Zerschlagung" und "Demoralisierung" der Armee ab. Das Komitee nahm für sich in Anspruch, im Namen von 75 Prozent des Offizierskorps zu sprechen.

Im Tierheim brüllt der Löwe Auch ein Tiger und zwei Wölfe locken viele Besucher an

RÜSSELSHEIM. Während sich die Samtpfoten im Tierheim von Rüsselsheim (Kreis Groß-Gerau) immer über Besuch freuen - zweien der rund 20 Katzen dort kommt man, im Wortsinn, besser nicht ins Gehege. Zu Indra und Ronald traut sich nicht einmal Tierpflegerin Heidi Christen: "Bei Ronalds fünf Zentnern würd' ich glatt umfallen", sagt sie und streichelt dem ausgewachsenen Löwen durch den Maschendraht die Mähne. Angeblich ist dies das einzige deutsche Tierheim, wo Wildkatzen wohnen.

Und da werden sie auch bleiben; wegzugeben sind sie nicht. "Wenn doch einmal jemand fragt, sage ich, daß ich so riesige Halsbänder nicht da habe", meint die Tierpflegerin. Wenn Ronald und Indra durch ihr Gehege laufen, ab und zu brüllen und Besucher mit großen, grünen Augen mustern, sind sie das, was beide schon immer waren: eine Attraktion. "Viele Leute kommen nur wegen ihnen." Auch nicht abzugeben: zwei Wölfe. Bereits bei ihrer Geburt im "Safariland" bei Groß-Gerau waren Ronald und Indra, neben mehreren Dutzend anderen Wildkatzen, Anziehungspunkt für Tierfreunde - bis vor einigen Jahren der Park schloß. Die Raubtiere seien an Händler gegangen, und wenig später habe eine Fachzeitung Löwen- und Tigerfelle angeboten: "Da wußten wir, was los ist", sagt Heidi Christen. Sie kaufte sich Roland und Indra, die sie als Pflegerin im "Safariland" mit der Flasche großgezogen hatte. Bei ihrer Anstellung in Rüsselsheim habe sie angemerkt, "daß ich zwei Katzen mitzubringen habe, die aber etwas groß sind".

Nach anfänglichem Erstaunen über Tiger und Löwe habe der Heim-Vorstand eingewilligt, Roland und Indra ein Gehege zu bauen. Den Unterhalt für die beiden bestreitet Heidi Christen allein. Verbrauch pro Monat: ungefähr ein Rind. dpa

Hochwasser in Mittelhessen befürchtet

GIESSEN, 12. Januar (lhe). Eine Hochwasserwarnung für Mittelhessen hat das Regierungspräsidium Gießen am Dienstag herausgegeben. Polizei und Feuerwehr wurden wegen anhaltender Regenfälle in Alarmbereitschaft versetzt. Die Behörde befürchte das größte Hochwasser der vergangenen Jahre in Mittelhessen, meinte ein Sprecher des Regierungspräsidiums. Derzeit ist nach Darstellung des Sprechers entlang der Lahn von Marburg bis Gießen die Hochwasserstufe zwei überschritten, es gibt vereinzelte Überschwemmungen im Uferbereich, einige Kreisstraßen sind wegen Überschwemmungsgefahr bereits gesperrt.

Auf "Einbrecherjagd": Heizung tickte, da schoß sich der Mann ins Bein

MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein 51jähriger aus Mörfelden-Walldorf (Kreis Groß-Gerau) hat die Geräusche seiner neuen Heizung für Einbruchslärm gehalten und sich bei der Suche nach dem vermeintlichen Täter selbst ins Bein geschossen.

Wie die Polizei Groß-Gerau am Dienstag mitteilte, war der Mann in der Nacht erwacht, weil er im Keller etwas Verdächtiges zu hören glaubte. Mit geladenem Revolver stieg er hinab, blieb jedoch nach eigener Aussage an einer Türklinke hängen. Dabei ließ er die Waffe fallen, aus der sich ein Schuß löste, der den 51jährigen in den Oberschenkel traf.

Als ihn die herbeigerufenen Polizisten nach dem Waffenschein fragten, mußte der Verletzte passen; nun wird gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. lhe

Handel mit gestohlenen Schecks: drei Jahre Haft

Ein 28jähriger Mann muß drei Jahre ins Gefängnis, weil er mit gestohlenen Euroschecks im Wert von 400 000 Mark gehandelt hat. Nach Feststellung des Landgerichts Frankfurt hatte der Industriekaufmann, ein Kroate, der mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, 1988 und 1989 insgesamt 797 Schecks übernommen, um sie im Ausland einzulösen und dafür eine "Umsatzbeteiligung" von 20 Prozent zu kassieren.

Eingelöst wurden die Schecks von ihm vor allem in Italien, Spanien und der Schweiz. Wie der Mann vor Gericht erklärte, unterhielt er bereits seit Jahren Kontakte zum Frankfurter "Rotlichtmilieu". Nachdem er mit einer Firma Pleite gemacht habe, hätten ihn Vertreter dieses Milieus zum Handel mit den Schecks überredet. Festgenommen wurde er aufgrund eines Hinweises aus dem Milieu, weil man anscheinend mit seiner "Arbeit" nicht ganz zufrieden war. lhe

ANKE WERNER erhielt die "Dietmar- Hölzl-Medaille", die höchste Auszeichnung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) für Freizeit auf dem Lande. Frau Werner ist Geschäftsführerin des Fachbereichs Landfrau, Familie und Gesellschaft. Sie habe erkannt, daß Bauernhof-Urlaub für Bäuerinnen "eine ideale Chance für ein selbständiges und einträgliches Arbeitsgebiet" sei.

Rezepte gefälscht und Formulare gehortet

WIESBADEN. Nicht nur Blanko-Rezepte, sondern auch Blanko-Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen sowie ein selbstgefertigtes Stempelset fand die Polizei bei einem 19 Jahre alten Drogensüchtigen in Wiesbaden. Der Mann war aufgefallen, weil er versucht hatte, ein gefälschtes Rezept in einer Apotheke einzulösen.

Wie die Polizei berichtete, mußte das Medikament erst bestellt werden. Da der Apotheker die Fälschung erkannte, wartete die Polizei bereits, als das Rezept eingelöst werden sollte. Statt des 19jährigen erschienen aber zwei ebenfalls einschlägig bekannte 23jährige Männer, die vorläufig festgenommen wurden.

Nachdem die Beamten bei der Durchsuchung der Wohnung des 19jährigen die Blanko-Formulare gefunden hatten, wurden die drei Männer wieder auf freien Fuß gesetzt. Der 19jährige forderte unter Drohung mit einem Messer von seinen Komplizen, ihre Aussagen zurückzunehmen. Daraufhin wurde der junge Mann aufs neue festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt.

Die Vordrucke hatte er vor Weihnachten bei einem Wiesbadener Arzt gestohlen, so die Polizei. lhe

Krause: Monopol von Rhein-Main brechen

Mit schnelleren Bahnverbindungen zwischen dem Frankfurter und anderen deutschen Flughäfen will Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) die "Monopolstellung" des Frankfurter Flughafens aufbrechen. Das machte der Bonner Politiker jetzt deutlich.

Das Konzept solle die Luftverkehrsdrehscheibe Rhein-Main entlasten und Druck auf die Flughafengebühren ausüben, sagte der Minister dieser Tage beim offiziellen Start der Deutschen Flugsicherungs GmbH (DFS) in der Frankfurter Nachbarkommune Offenbach. Die DFS, die bereits seit dem 1. Januar arbeitet, ist die privatrechtliche Nachfolgeorganisation der früher als Behörde geführten Bundesanstalt für Flugsicherung.

Krause hob insbesondere hervor, das Ende der Monopolstellung von Rhein- Main werde bereits mit dem Start der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Düsseldorf-Köln-Frankfurt mit direkten Flughafen-Anbindungen im Jahre 1996 eingeläutet.

Sein Ministerium, so Krause, habe darüber auch mit betroffenen Fluggesellschaften gesprochen und er sei sicher, daß ein Teil des Luftverkehrs von Frankfurt nach Köln / Bonn oder Düsseldorf abwandern werde. Fluggästen, die von Frankfurt aus nach Übersee starteten, sei eine solche kurze Zugfahrt auch zuzumuten.

Der neue Geschäftsführer der DFS, Dieter Kaden, zeigte sich beim Antrittsbesuch des Ministers überzeugt, daß die deutsche Flugsicherung nach ihrer Privatisierung effektiver arbeiten und zu einem Abbau flugsicherungsbedingter Verspätungen beitragen werde.

Kaden begündete diese Zuversicht unter anderem damit, daß die Flugsicherungs-GmbH künftig von den formalen Zwängen des öffentlichen Dienst- und Haushaltsrechts befreit sei. Außerdem werde die bis 1996 geplante Integration der militärischen Flugsicherung zusätzliche Kapazitäten am deutschen Himmel schaffen. lhe

Brutaler Räuber wollte Verkäuferin anzünden

LIMBURG. Ein unbekannter Räuber hat in Limburg eine 40jährige Verkäuferin schwer mißhandelt und versucht, die Frau anzuzünden. Das Opfer des Überfalls mußte mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden.

Wie die Polizei am Dienstag berichtete, hatte der etwa 35jährige Räuber die Frau gezwungen, rund 800 Mark Bargeld aus der Ladenkasse herauszugeben. Als sich die Verkäuferin gegen den Täter wehren wollte, schlug dieser ihren Kopf so lange auf den Betonfußboden, bis sie bewußtlos wurde.

Nachdem sie wieder zu sich gekommen war, übergoß der Räuber sein Opfer mit einer brennbaren Flüssigkeit und drohte: "Du hast mich erkannt, jetzt wirst Du angezündet." Dann schlug er den Kopf der Frau noch mehrmals an eine Wand.

Während der Verbrecher im Nebenraum nach einem Feuerzeug suchte, konnte die Frau blutüberströmt ins Nachbarhaus flüchten.

Der etwa 1,85 Meter große Täter ist entkommen. lhe

25jähriger vermutlich bei Brand erstickt

DIEBURG. Ein 25 Jahre alter Mann aus Dieburg ist vermutlich bei einem Brand in seinem Schlafzimmer erstickt. Niemand hatte das Feuer bemerkt, das wahrscheinlich wegen mangelnder Luftzufuhr von selbst erlosch. Wie die Kriminalpolizei Darmstadt am Dienstag berichtete, wurde die Leiche des Mannes am Nachmittag entdeckt.

Ein Freund hatte sich um den 25jährigen Sorgen gemacht, weil er tagelang nichts von ihm gehört hatte und er auf sein Klopfen und Klingeln nicht reagierte. Der Freund benachrichtigte die Polizei, auf deren Veranlassung Feuerwehrleute die Tür aufbrachen und den Toten im Schlafzimmer fanden.

Als Todesursache vermutet die Polizei Rauchvergiftung. Türen und Fenster der stark beschädigten Wohnung seien geschlossen gewesen. lhe

Volkswagen will kürzertreten Entscheid über weniger Investitionen und Personalabbau

HANNOVER (rtr/FR). Der Aufsichtsrat von Volkswagen kommt am heutigen Mittwoch zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Auf ihr dürften eine drastische Kürzung der Investitionspläne sowie ein stärkerer, vorgezogener Stellenabbau beschlossen werden. Das Kontrollgremium werde entsprechend der Empfehlung des neuen Vorstandschefs Ferdinand Piëch die für dieses Jahr vorgesehenen Ausgaben auf etwa sechs Milliarden Mark halbieren, heißt es inoffiziell. Bei der November-Sitzung des Aufsichtsrates im spanischen Martorell hatte Piëch-Vorgänger Carl Hahn ein Vorstandspapier mit dem Titel "Konzernplanung 41" bis 1997 präsentiert und sich damit eine Abfuhr eingehandelt. Sein Nachfolger legt heute eine geänderte Version 41 a vor. In ihr ist dem Vernehmen nach auch das Ziel enthalten, den Personalabbau um 12 500 Stellen um ein Jahr und damit auf 1993 vorzuziehen. Zuletzt wurde die unter der Marke VW arbeitende Belegschaft um 5000 auf noch 120 000 Leute reduziert. Im Gesamtkonzern (einschließlich Audi, Seat und Skoda) sei mit einer Verringerung der Beschäftigtenzahl bis Ende 1994 um 30 000 zu rechnen, verglichen mit 273 000 Ende Dezember.

Volkswagen will ferner die Werke in Profit Center aufteilen, um mehr Transparenz über die jeweiligen Kostenstrukturen und Ergebnissituationen zu bekommen. Vermutlich wird auch die Ablösung des 62 Jahre alten Vorstandsmitglieds Peter Frerk beschlossen, der die Ressorts Recht, Revision und Volkswirtschaft leitet. Piëch möchte seinen Vertrauten aus Audi-Zeiten, Jens Neumann (47), in die Wolfsburger Topetage hieven. Dieser soll das neue Aufgabenfeld Konzernstrategie, Organisation und Systeme leiten. Ob bereits heute über die Zukunft weiterer Spitzenmanager entschieden wird, ist ungewiß. "Ein Schlachtfest wird es nicht geben", mutmaßt ein Insider und bezieht sich damit offenbar auf die jüngste Ausgabe des Manager Magazin. Die Zeitschrift schreibt, daß fünf Mitglieder des aus neun Leuten bestehenden Vorstandes "auf der Abschußliste" stünden. Darüber hinaus plane Piëch "einen noch gründlicheren Kahlschlag" in der Geschäftsleitung der Marke VW, wo nur der Chef und Konzern-Vize Daniel Goeudevert, der einstige SPD-Bundestagsabgeordnete und heutige Rheingau-Professor (European Business School) Ulrich Steger sowie Alexander Kowling (Personal) ihrer Posten sicher sein könnten.

Finanzchef Dieter Ullsperger, dessen Name von einigen Publikationen in Zusammenhang mit einem Revirement ebenfalls stets genannt wird, hatte bereits im Dezember von einer Rücknahme der 92er Investitionen um zehn Prozent auf neun Milliarden Mark berichtet.

British Airways zahlt Virgin Schadenersatz

LONDON (rtr/dpa). Als Schadenersatz für eine Werbekampagne mit "schmutzigen Tricks" wird British Airways (BA) dem Konkurrenten Virgin Atlantic Airways 610 000 Pfund (rund 1,5 Millionen Mark) zahlen. Vor einem Londoner Gericht einigten sich die beiden Kontrahenten auf dieses "Schmerzensgeld". Außerdem hat sich BA bei dem kleinen Wettbewerber entschuldigt.

Von dem Geld erhält Virgin-Eigentümer Richard Branson 110 000, seine Firma 500 000 Pfund. Außerdem übernimmt die privatisierte blau-rote Airline die Gerichtskosten in Höhe von drei Millionen Pfund (etwa 7,6 Millionen Mark).

Dem gerichtlichen Vergleich war der Vorwurf von Virgin vorausgegangen, der konkurrierende Flugriese wolle dem eigenen Haus absichtlich schaden. BA habe sich vor zwei Jahren direkt an Passagiere von Virgin gewandt und Gerüchte über die finanzielle Situation des Konkurrenten lanciert.

In einer Stellungnahme nach dem Ende des Prozesses erkennt British Airways "ohne Vorbehalte an, daß die von uns vorgebrachten Anschuldigungen gegen den guten Glauben und die Integrität von Richard Branson und Virgin Atlantic absolut unwahr sind". An der Kampagne gegen den Konkurrenten seien Angestellte, nicht aber BA-Direktoren beteiligt gewesen.Mann 24 Jahre lang nackt angekettet

BANGKOK, 12. Januar (Reuter). 24 Jahre lang hat ein Mann in Thailand nackt an einen Pfahl angekettet im Hinterhof des Hauses seiner Familie gelebt. Thailändische Zeitungen berichteten mit Bildern am Dienstag, sein Bruder habe Tan Intararujikul mit dem Fuß an den Pfosten am Haus der Familie in der Nordprovinz Phrae angekettet, nachdem Tan als junger Mann aus einem Heim für geistig Behinderte weggelaufen sei. Die Familie habe den Jugendlichen damals in die Anstalt gebracht, weil er keine Kleidung anziehen wollte. Sozialarbeiter hätten ihn jetzt befreit, nachdem Nachbarn Anzeige erstattet hätten.

Clinton steckt Sparprogramm zurück

WASHINGTON, 12. Januar (Reuter). Der künftige US-Präsident Bill Clinton hat sein Wahlversprechen abgeschwächt, er werde das Haushaltsdefizit bis 1996 um die Hälfte reduzieren.

In einem Fernsehinterview sagte er am Montag abend, die angestrebte Haushaltssanierung hänge von zwei Voraussetzungen ab. Zum einen müsse der Kongreß eine Gesundheitsreform verabschieden, mit der die Kostenentwicklung mit der allgemeinen Preissteigerung in Einklang gebracht werde. Andererseits müsse die US-Wirtschaft schneller wachsen. Clinton kündigte zusätzliche Ausgabenkürzungen an.

Das Haushaltsdefizit der USA wird nach Prognosen der scheidenden Regierung Bush von gegenwärtig 290 Milliarden Dollar langfristig um mindestens 60 Milliarden Dollar steigen. Clinton sagte, die Difizitschätzungen für die kommenden Jahre seien sehr viel höher ausgefallen seit er sein Versprechen abgegeben habe. Die ursprünglich beabsichtigte Kürzung um 145 Milliarden Dollar sei jedoch erreichbar und werde möglicherweise übertroffen. In seinem Wahlprogramm "Putting People First" hatte er Streichungen im Umfang von 140,3 Milliarden Dollar binnen vier Jahren angekündigt.

Der designierte Haushaltsdirektor im Präsidialamt, Leon Panetta, kündigte vor einem Senatsausschuß "harte Entscheidungen" zur Haushaltssanierung an. Er schwächte Clintons Ankündigung ab, die Steuerbelastung von Familien mit mittleren Einkommen zu reduzieren, und spielte den Umfang eines möglichen Konjunkturprogramms herunter. Eine Besteuerung der Reichen sei wahrscheinlich der beste Weg, um die Deckungslücke im Etat zu verringern, sagte er in der Anhörung. Doch sei eine Umsatzsteuer ebenfalls denkbar, und auch eine Benzinsteuer könne nicht ausgeschlossen werden.

Friedenskonferenz gefährdet Somalische Gruppen über Verhandlungsteilnehmer zerstritten

ADIAS ABEBA, 12. Januar (Reuter). Die für März geplante Friedenskonferenz für Somalia ist gefährdet. Am Rande eines Treffens der somalischen Bürgerkriegsparteien in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba sagten Delegierte am Dienstag, es werde um die Frage gestritten, welche Bürgerkriegsparteien an der Konferenz teilnehmen sollten.

Vertreter von 15 verfeindeten somalischen Gruppen hatten sich am Montag in Addis Abeba eine sofortige Waffenruhe und den Beginn der Abrüstung schwerer Waffen vereinbart. Zudem soll bei einer Versöhnungskonferenz im März eine Übergangsregierung geschaffen werden. Das einwöchige Treffen unter Leitung der UN war offiziell am Montag zu Ende gegangen. Die Delegierten bemühten sich jedoch auch am Dienstag noch um eine Lösung des Streits um die Teilnahme an der Konferenz, der auch die Vereinbarungen über die Waffenruhe und die Entwaffnung blockierte.

Nach Angaben der meisten in Addis Abeba vertretenen Gruppen will der mächtige Clanchef Mohamed Farah Aidid eine Bevorzugung der drei stärksten Bürgerkriegsparteien bei der Versöhnungskonferenz durchsetzen. Dagegen fordern elf Gruppierungen, die lose mit Aidids Rivalen Ali Mahdi Mohamed verbündet sind, eine Gleichberechtigung kleinerer Gruppen sowie religiöser Würdenträger und Politiker bei der Konferenz.Bonn schickt keine Entwicklungshelfer

BONN (Reuter). Aus Sicherheitsgründen sollen in der nächsten Zeit noch keine Entwicklungshelfer aus Deutschland nach Somalia entsandt werden. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Carl-Dieter Spranger, sagte am Dienstag in einem Interview des Fernsehsenders n-tv, in Somalia sei mit einem längeren Konflikt zu rechnen. "Ich habe hier entscheidende Bedenken", sagte Spranger. Auch dürfe Bonn die Kriegsführung der somalischen Verantwortlichen nicht mit Millionen an Entwicklungshilfegeldern fördern.

Siemens legt Geld im eigenen Hause an

MÜNCHEN (rtr). Der Elektronikriese Siemens will als erstes deutsches Industrieunternehmen einen Teil seiner hohen Liquidität von fast 20 Milliarden Mark künftig in einer eigenen Kapitalanlagegesellschaft managen. Ein Konzernsprecher bestätigt einen Bericht der Börsen-Zeitung: Die Genehmigung für den Betrieb der neuen Siemens Kapitalanlagegesellschaft mbH (SKAG) durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen liege vor.

Als "Zielgröße" peilt der Konzern, der seinen Gewinn trotz erheblicher Probleme bei Chips und Computern im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 1991 / 92 um neun Prozent auf 1,95 Milliarden Mark gesteigert hatte, zunächst an, rund fünf bis sechs Milliarden in Fonds der SKAG anzulegen und diese selbständig zu verwalten. Das bedeute eine deutliche Erhöhung, da bislang lediglich rund drei Milliarden in institutionellen Spezialfonds investiert würden. Schwerpunktmäßig arbeitete Siemens dabei mit der Deutschen Gesellschaft für Fondsverwaltung zusammen, einer Tochter der Deutschen Bank.

Der Siemens-Sprecher begründet das neue Vorgehen mit der Absicht, das eigene Know-how im Konzern zu nutzen und eigene Ziele stärker bei der Anlage der Finanzvolumina in den Vordergrund zu rücken. Damit verbunden seien eine Risikominimierung und nicht zuletzt bessere Möglichkeiten zum Steuersparen.

Haniel hält an Plänen für Ost-Investitionen fest

DUISBURG (rtr). Die Handels- und Transportgruppe Haniel will trotz der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Ostdeutschland an den dortigen Investitionsplänen festhalten. Bisher seien an über 50 Standorten mehr als 800 Millionen Mark eingesetzt worden, und bis Ende 1994 soll die Schwelle von einer Milliarde überschritten werden, sagt Firmenchef Hans Georg Willers. Insgesamt habe die Gruppe ihre Investitionen im vorigen Jahr auf rund 700 Millionen annähernd halbiert. Eine Pause bei den Engagements hatte Haniel nach zahlreichen Akquisitionen in den vergangenen Jahren bereits angekündigt.

Der Umsatz erhöhte sich zuletzt - überwiegend durch internes Wachstum - um sieben Prozent auf 18,4 Milliarden Mark. Die Ergebnisbeiträge der einzelnen Sparten und der Konzernjahresüberschuß lägen wiederum "auf hohem Niveau", sagt Willers, ohne konkreter zu werden. Er nennt lediglich den Cash-flow, der mit rund 640 (Vorjahr 615) Millionen "einen neuen Spitzenwert" erreicht habe. 1991 hatte der Konzern einen Überschuß von 231 Millionen ausgewiesen. Der zu den Duisburgern gehörende drittgrößte US-Lebensmittelgroßhändler Scrivner habe trotz der Rezession Umsatz und Gewinn gesteigert. Im laufenden Jahr wird die Konjunkturschwäche laut Willers "nicht spurlos" an Haniel vorübergehen.

Brüssel macht Weg frei für Konjunkturprogramm

BRÜSSEL (rtr). Die Brüsseler Kommission hat den vom Edinburgher EG- Gipfel initiierten Europäischen Investitionsfonds (EIF) zur Förderung des Wirtschaftswachstums in der Gemeinschaft formell gebilligt. Damit ist der Weg frei für die Verhandlungen zur Gründung des Fonds. Dazu müssen das Statut der Europäischen Investitionsbank (EIB) auf einer Regierungskonferenz geändert und eigene Regeln für den EIF ausgearbeitet werden, in denen die Ziele wie auch Projekte des Fonds definiert werden sollen.

Wirtschaftskommissar Henning Christophersen forderte in der Sitzung eine schnelle Einrichtung des Topfs. Die Verhandlungen sollten möglichst bis zum Sommer abgeschlossen sein, damit die Finanzierung erster Projekte schon in der zweiten Jahreshälfte anlaufen könne.

Der Fonds soll mit einem Kapital von zwei Milliarden Ecu (vier Milliarden Mark) ausgestattet werden. 40 Prozent trägt davon die EIB, je 30 Prozent die Kommission und private Banken. Das EIF-Kapital ermöglicht es, Kredite von fünf bis zehn Milliarden Ecu zu garantieren, womit Investitionen von bis zu 20 Milliarden Ecu unterstützt werden können. Gefördert werden Infrastrukturprojekte wie Straßenbau und Eisenbahnen sowie mittelständische Unternehmen. Am kommenden Montag werden sich die Finanzminister mit dem Thema befassen.

Bei Raub Fluchtauto geklaut

ADELAIDE, 12. Januar (Reuter). Zu Fuß mit seiner Beute flüchten mußte ein Gangster im australischen Adelaide - jemand hatte ihm sein vor dem überfallenen Supermarkt abgestelltes Fluchtauto geklaut. Der Räuber hatte laut Polizei den von ihm zuvor ebenfalls gestohlenen Fluchtwagen mit laufendem Motor vor dem Geschäft abgestellt. Ein Radfahrer habe beobachtet, wie der Gangster in den Supermarkt lief, und sei mit dem Auto losgefahren, um es ein paar Straßen weiter abzustellen. Mit einem Schuß in die Decke hatte der Räuber im Laden seiner Forderung nach Bargeld Nachdruck verliehen.Insiderkommission prüft Klöckner-Aktiengeschäfte

FRANKFURT A. M. (rtr/FR). Die Insiderkommission der Düsseldorfer Börse und das hessische Wirtschaftsministerium gehen einem Verdacht auf Insiderhandel in Klöckner-Aktien nach. Eine mißbräuchliche Ausnutzung eines Informationsvorsprungs könnte sich rund einen Monat vor dem Vergleichsantrag des Unternehmens im Dezember ereignet haben. Heinrich Wiesen, Vorsitzender des Düsseldorfer Gremiums, erklärt: "Wir sind dabei, uns erste Informationen über Umsätze und Kursbewegungen zu verschaffen." Man sei noch nicht soweit, um "gezielte Überprüfungen einzuleiten".

Laut Börsen-Zeitung waren dem für die Aufsicht am Main zuständigen Staatskommissar im Wiesbadener Wirtschaftsressort, August Schäfer, ungewöhnlich hohe Klöckner-Umsätze aufgefallen. So seien am 6. November rund 775 000 Aktien gehandelt worden, verglichen mit üblichen 30 000 bis 40 000 Stück.

Die Sprecherin des Ministeriums er- klärt, das Amt werde ein rechtliches Prüfungsverfahren wegen des Insiderverdachts einleiten. Die Frankfurter Börse sei inzwischen offiziell gebeten worden, Daten über Umsätze und Kursbewegungen bei Klöckner bereitzustellen. Bei der Börse war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Für die Vorwürfe ist die Kommission am Rhein zuständig, da Düsseldorf Klöckners Heimatbörse ist. Die Insider-Gremien arbeiten im Rahmen freiwilliger Selbstkontrolle.

Öltanker "Braer" zerbrach

FRANKFURT A. M., 12. Januar (FR). Eine Woche nach seiner Havarie vor den Shetland-Inseln ist der Öltanker "Braer" am Dienstag bei Sturm und schwerer See auseinandergebrochen. Die Inselbehörden teilten mit, in der Nacht sei das Schiff in mindestens vier Teile zerbrochen. Das Rest der ursprünglich 84 500 Tonnen Öl an Bord ergieße sich ins Meer. Ein Vertreter einer niederländischen Bergungsfirma sagte, es seien höchstens noch einige hundert Tonnen Öl in den Tanks des Schiffes.

(Bericht "Aus aller Welt")

Bundestagspräsidentin Süssmuth tadelt Bauministerin Schwaetzer Verwendung von Parlaments-Briefkopf für Kündigungsschreiben an Mieter moniert/"stern" erhebt neue Vorwürfe

BONN, 12. Januar (Reuter/ptz/AFP). Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) hat am Dienstag einen Tadel von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) erhalten. Offizielle Briefkopfbögen des Bundestages sollten ausschließlich für mandatsbedingte Korrespondenzen verwendet werden, erklärte Süssmuth am Dienstag nach Vorwürfen, Schwaetzer habe dem Mieter ihrer Bonner Eigentumswohnung mißbräuchlich mit einem Schreiben mit amtlichem Briefkopf gekündigt.

Einen Verstoß gegen Verhaltensregeln der Abgeordneten sah die Bundestagspräsidentin darin jedoch nicht. Dort heißt es: "Hinweise auf die Mitgliedschaft im Bundestag in beruflichen oder geschäftlichen Angelegenheiten sind unzulässig."

Die von Ministerin Schwaetzer Ende 1992 in einem Werbetext empfohlene Immobilienfirma "Germania" galt in Fachkreisen schon seit Jahren als "schwarzes Schaf", wie am Dienstag bekannt wurde. Bereits 1989 und im April 1991 habe der Wirtschaftsdienst "Gerlach-Report" vor der Firma gewarnt. 1991 hielt Gerlach dem US-Angebot der Firma ("Germania Property Investor XV") folgende Mängel vor: "Prospektlücken und bedenkliche Prospektfehler, keine vollständige Darstellung der Risiken, keine Beantwortung des Treuhänder-Fragenkatalogs".

Neue Vorwürfe gegen Frau Schwaetzer erhob am Dienstag die Hamburger Illustrierte stern. Eine private Finanzierungsfirma habe eine Informationskampagne des Bundesbauministeriums in den neuen Bundesländern für eigene Zwecke genutzt. Die Ministerin trage die Verantwortung dafür, daß dabei ratsuchende ostdeutsche Bürger "einem westdeutschen Kreditmakler in die Hände fielen", meldete der stern. Berater der Berliner Firma "phan GmbH", einer Tochter der Kölner "mibeg", hätten die Kampagne benutzt, um an Namen und Anschriften von potentiellen Kunden für private Baufinanzierungen heranzukommen. Mit der Aktion "Besser wohnen" des Ministeriums sollten in den Jahren 1991 und 1992 die neuen Bundesbürger beraten werden.

Laut stern sollen die Berater der mibeg-Tochter "phan" den "klaren Auftrag gehabt haben, nach potentiellen Kunden für eine private Baufinanzierung Ausschau zu halten". Nur Ratsuchende, die Investitionsabsichten erkennen ließen, seien angeschrieben und zu Seminaren und kostenpflichtigen Einzelgesprächen eingeladen worden. Das Ministerium habe von der Doppelfunktion offenbar nichts gewußt.

Der Geschäftsführer der "mibeg" in Köln wies die Vorwürfe des sterns als unwahr zurück. Die Beschuldigungen seien "durch nichts zu halten".

Hauptstädte wollen mehr Geld

HANNOVER, 12. Januar (Reuter). Die Hauptstädte der 13 deutschen Flächenländer haben mehr Geld von den Landesregierungen gefordert. Die Hauptstädte hätten besondere Belastungen zu tragen, die künftig bei der Gestaltung des kommunalen Finanzausgleichs berücksichtigt werden müßten, sagte Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) am Dienstag nach einer Konferenz des Deutschen Städtetages in Hannover. Der Vizepräsident der Organisation forderte, den Hauptstädten sollten in Zukunft Zuschläge gewährt werden.

Denkbar sei auch, daß die Regierungssitze besondere Zuschüsse für den öffentlichen Nahverkehr sowie soziale und kulturelle Einrichtungen erhalten. Da die hohe Zahl der Landesbediensteten in den Hauptstädten vielfach zu Engpässen auf dem Wohnungsmarkt geführt habe, sollten die Landesregierungen künftig selbst für den Bau von Mitarbeiterwohnungen und Kindertagesstätten aufkommen.

Raketen in Nord-Irak stationiert In Flugverbotszone entdeckt /Erneut Iraker in Kuwait

WASHINGTON, 12. Januar (Reuter/ AFP). In Nord-Irak droht eine neue Konfrontation zwischen den westlichen Golf- Alliierten und der Regierung von Staatschef Saddam Hussein. Der NATO-Oberbefehlshaber in Europa, US-General John Shalikashvili, sagte am Dienstag in Washington, die Iraker hätten Luftwabwehrraketen in der Flugverbotszone im Norden des Landes, die von den Alliierten zum Schutz der Kurden festgelegt wurde, in Gefechtsbereitschaft versetzt.

Shalikashvili sagte, die Iraker hätten bei den Raketenstellungen bislang kein Radar eingesetzt, um Flugzeuge der Alliierten aufzuspüren. Wegen der Gefechtsbereitschaft der Raketen des sowjetischen Typs SA-2 und SA-3 könne es aber zu gefährlichen Unfällen kommen. Shalikashvili wertete die Aktion Iraks als Beispiel dafür, wie Saddam Hussein die Geduld der Alliierten teste. In der vergangenen Woche hatten die Verbündeten Irak militärische Schläge angedroht, wenn es die in der südlichen Sperrzone stationierten Raketen nicht abziehe.

Zum dritten Mal binnen drei Tagen ist am Dienstag eine Gruppe von etwa 150 Irakern in das entmilitarisierte Gebiet eingedrungen, das nach dem Golf-Krieg Kuwait zugeschlagen wurde, und hat Material abtransportiert. Es handele sich diesmal aber nur um ein "geringes" Vergehen, sagte Abdel Latif Kabbadsch, Sprecher der UN-Beobachter (UNIKOM) in Kuwait. Er räumte ein, daß Irak die Aktion zuvor mit Kuwait über UNIKOM hätte abstimmen müssen. "Da sie jedoch keine Waffen beseitigten, handelt es sich nicht um einen Verstoß gegen Bestimmungen der Vereinten Nationen." Die Iraker hätten unter anderem Fenster aus Gebäuden entfernt, die Irak vor dem Golf-Krieg errichtet hatte.

Der UN-Sicherheitsrat hatte Irak wegen der Grenzverletzungen der Vortage am Montag abend scharf verurteilt und vor "ernsten Konsequenzen" gewarnt, sollte es diese Aktivitäten fortsetzen.

Rühe gegen Awacs-Ausstieg

BONN, 13. Januar (Reuter/sp). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) lehnt einen Ausstieg der deutschen Soldaten aus den Awacs-Fernaufklärungsflugzeugen der NATO im Fall einer Militärintervention im früheren Jugoslawien strikt ab. Wenn die NATO im Auftrag der UN das Flugverbot über Bosnien-Herzegowina durchsetzen sollte, sei dies ausgeschlossen, sagte Rühe am Dienstag vor der Unionsfraktion. Gemäß Verfassung nehmen Deutsche derzeit nicht an Awacs-Flügen über Nicht-NATO- Staaten wie Österreich und Ungarn teil. Das Verteidigungsministerium argumentiert aber, ein Einsatz in Ex-Jugoslawien sei ohne das deutsche Personal nicht zu bewältigen. Ein Ausstieg würde praktisch das Bündnis lähmen.

Der niedersächsische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), widersprach Forderungen nach einer Militär-Intervention in Bosnien. Das Kriegsgrauen würde dadurch nicht beendet, sondern verschlimmert. Auch die Forderung nach Aufhebung des Waffenembargos sei eine totale Umkehrung der bisherigen Versuche, den Konflikt zu begrenzen.

Vertrag zum Verbot der C-Waffen fertig

PARIS, 13. Januar (Reuter). In Paris wird heute nachmittag zum ersten Mal ein Vertrag zur völligen und weltweiten Ächtung einer ganzen Kategorie von Massenvernichtungswaffen unterzeichnet. Voraussichtlich 115 Staaten wollen auf der Konferenz der Konvention zum Verbot der Chemiewaffen beitreten. Die Konvention kann in zwei Jahren in Kraft treten, wenn sie bis dahin von 65 Staaten ratifiziert worden ist. Die unter UN-Aufsicht vereinbarte Konvention verbietet Einsatz, Entwicklung, Produktion und Weitergabe der C-Waffen. Zur Überwachung der Einhaltung sind scharfe Kontrollen vorgesehen.

Ergebnis-Telegramm

FUSSBALL LÄNDERSPIEL: Senegal - Frankreich 1:3 (0:2).

FREUNDSCHAFTSSPIEL: Darmstadt 98 - Banik Ostrau 1:0 (0:0).

EISKUNSTLAUF

EUROPAMEISTERSCHAFTEN in Helsinki, Frauen, Stand nach dem Technikprogramm: 1. Bonaly (Frankreich) 0,5 Punkte, 2. Kielmann (Dortmund) 1,0, 3. Bajul (Ukraine) 1,5, 4. Szewczenko (Düsseldorf) 2,0, 5. Butirskaja (Rußland) 2,5, 6. Czako (Ungarn) 3,0, . . . 9. Lang (Oberstdorf) 4,5.

Paarlauf, Stand nach dem Technikprogramm: 1. Schischkowa/Naumow (Rußland) 0,5, 2. Eltsowa/Buschkow (Rußland) 1,0, 3. Wötzel/Steuer (Chemnitz) 1,5, 4. Schwarz/König (Berlin), 2,0, 5. Kovarikova/Novotny (Tschechische Republik) 2,5, 6. Monod/Monod (Schweiz) 3,0, . . . 11. Silnitzkaja/ Kreft (Berlin) 5,5.

RADSPORT

STUTTGARTER Sechstage-Rennen, Stand nach der vierten Nacht: 1. Chrabtschow/Pieters (Rußland/Niederlande) 315. 2. Clark/Bincoletto (Australien/Italien) 239, 3. Kappes/de Wilde (Köln/Belgien) 220, 4. Günther/Veggerby (Lippstadt/Dänemark) 202, 5. Freuler/Stutz (Schweiz) 161, eine Runde zurück: 6. Hess/Dörich (Tübingen/Sindelfingen) 204. SKI ALPIN WELTCUP-SUPER-G der Männer in St. Anton (Österreich): 1. Girardelli (Luxemburg) 1:28,53 Minuten, 2. Thorsen (Norwegen) 1:28,82, 3. Mader (Österreich) 1:29,07, 4. Skaardal (Norwegen) 1:29,36, 5. Hangl (Schweiz) 1:29,52, 6. Colturi (Italien) 1:29,65, 7. Duvillard 1:29,76, 8. Alphand (beide Frankreich) 1:29,79, 9. Salzgeber 1:29,82, 10. Eberharter (beide Österreich) 1:29,95, 11. Aamodt 1:30,02, 12. Stiansen (beide Norwegen) 1:30,03, 13. Besse 1:30,11, 14. Heinzer (beide Schweiz) 1:30,12, 15. Ortlieb (Österreich) 1:30,33, . . . 27. Tauscher (Oberstdorf) 1:31,27, . . . 33. Wasmeier (Schliersee) 1:31,76.

Stand im Gesamt-Weltcup nach 15 Rennen und einer Kombination: 1. Girardelli 713, 2. Alberto Tomba (Italien) 472, 3. Aamodt 449, 4. Heinzer 336, 5. Thorsen 329, 6. Fogdoe (Schweden) 285, . . 17. Roth (Königssee) 157, . . 31. Armin Bittner (Krün) 134, . . . 35. Wasmeier 115, . . . 39. Tauscher 113, . . . 53. Barnerssoi (Halblech) 80.

Stand im Super-G-Weltcup nach 3 Rennen: 1. Thorsen 230, 2. Assinger (Österreich) 129, 3. Skaardal 124, 4. Girardelli 120, 5. Heinzer 112, 6. Colturi 100. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER in Sydney, Männer, erste Runde: Sampras (USA/Nr. 1) - Medwedew (Ukraine) 2:6, 6:3, 6:2, Sanchez (Spanien) - Krajicek (Niederlande/Nr. 2) 7:6 (8:6), 7:6 (7:3), Pioline (Frankreich) - Forget (Frankreich/Nr. 3) 7:6 (8:6), 6:3.

Frauen, erste Runde: Huber (Heidelberg/Nr. 5) - Grossman (USA) 6:4, 4:6, 7:6 (8:6), Sanchez (Spanien/Nr. 2) - Meshki (Georgien) 4:6, 6:4, 6:0, Capriati (USA/Nr. 4) - Demongeot (Frankreich) 6:1, 6:2, McNeil (USA/Nr. 7) - Labat (Argentinien) 6:4, 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER in Auckland, Einzel, erste Runde: Göllner (Neuss) - Youl (Australien) 6:3, 4:6, 6:3, Antonitsch (Österreich) - Moraing (Essen) 6:3, 6:7 (3:7), 6:2.

TURNIER der Frauen in Melbourne, Einzel, erste Runde: Li (China) - Probst (München) 7:5, 6:2.

TURNIER in Jakarta, erste Runde: Steeb (Stuttgart) - Roig (Spanien) 6:4, 6:2, Kühnen (Bamberg) - Nargiso (Italien) 7:6, 6:4, Prinosil (Amberg) - Delaitre (Frankreich) 6:4, 6:2. TISCHTENNIS EUROPALIGA, Männer, Halbfinale (Rückspiel): Schweden - Deutschland 4:0; Waldner - Zsolt-Böhm (Grenzau) 21:16, 22:20, Karlsson - Fetzner (Düsseldorf) 21:14, 5:21, 21:15, Persson - Prause (Grenzau) 21:10, 21:15, Karlsson/ von Scheele - Fetzner/Prause 21:15, 18:21, 21:13; Hinspiel 4:2, damit Schweden im Endspiel.Künftig Qualifikationen für Box-EM Länder müssen sich um freie Plätze schlagen

Auf über 40 Landesverbände hat sich der Europäische Amateurbox-Verband (EABA) nach dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion, Jugoslawiens und der CSFR vergrößert. "Da platzen künftige Europameisterschaften mit unbegrenzter Teilnehmerzahl völlig aus den Nähten, deshalb mußten wir laut über eine Teilnehmerbegrenzung nachdenken", erklärte EABA-Vizepräsident Heinz Birkle.

Wenn ab 1994 Europa-Titelkämpfe auf die geraden Jahre verlegt wurden, um nicht mit Weltmeisterschaften im gleichen Jahr zu kollidieren und zugleich als Teil der Olympia-Qualifikation zu gelten, wird es Qualifikationskriterien für die Teilnehmer geben. Die Zahl der EM-Teilnehmer soll in jeder der zwölf Gewichtsklassen auf 16 beschränkt werden.

Dabei sind Medaillengewinner der vorhergehenden Weltmeisterschaften und die Finalisten der vorangegangenen Europameisterschaften automatisch qualifiziert. Der Ausrichter künftiger EM-Titelkämpfe soll mindestens sechs Teilnehmer stellen können. Die weiteren Teilnehmer werden in vier Turniergruppen ermittelt, die sich nach der Mannschaftsplazierung der EM richten.

Eine entsprechende Empfehlung gab ein Expertengremium mit Präsident Emil Jetchew (Bulgarien), Vizepräsident Örnulf Hansen (Norwegen), der zugleich Vorsitzender der Technischen und Regelkommission ist, Sören Thomsen (Dänemark) als Vorsitzender der Trainerkommission und Vizepräsident Heinz Birkle an die Exekutive des EABA. sid

Auftakt zur Eiskunstlauf-EM Kielmann kämpfte sich auf Rang zwei

Auftakt nach Maß für das Frauen-Trio der Deutschen Eislauf-Union (DEU): Bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki wahrten Marina Kielmann aus Dortmund und sensationell auch EM- Debütantin Tanja Szewczenko (Düsseldorf) mit den Plätzen zwei und vier ihre Medaillenchancen. Lediglich Titelverteidigerin Surya Bonaly aus Frankreich war für die beiden deutschen Läuferinnen im Technikprogramm unerreichbar. Auf Rang drei schob sich Oksana Bajul aus der Ukraine.

Mit bewundernswertem Kampfgeist arbeitete sich insbesondere Marina Kielmann nach vorne. Die Deutsche Meisterin, die sich in der Qualifikation am Sonntag bei einem Sturz eine unangenehme Prellung im linken Handgelenk zugezogen hatte, trat mit Schmerzen und einem Tapeverband an, kam aber dennoch ohne Fehler durch ihren Vortrag. Ein lauter Jubelschrei beim Doppelaxel dokumentierte überdeutlich, wie erleichtert die 24jährige über ihren gelungenen Auftritt war.

Erste Gratulantin und aufmerksame Schülerin war Tanja Szewczenko. Die erst 15 Jahre alte Gymnasiastin zeigte nur Minuten später sogar eine schwierigere Sprungkombination mit dem dreifachen Rittberger als Kielmann und konnte sich mit strahlendem Gesicht über ihre Plazierung freuen.

"Besser konnte es kaum laufen", sagte Trainer Peter Mayer, der seinen Schützling schon bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Seoul zur Bronzemedaille geführt hatte.

Dagegen konnte Simone Lang ihre gute Form aus dem Qualifkations-Wettkampf am Sonntag nicht bestätigen. Die Oberstdorferin patzte bei ihrer Sprungkombination und wurde von den Preisrichtern zu Recht auf Rang neun zurückgestuft. Sie dürfte im Kampf um Edelmetall keine Chance mehr haben und wahrscheinlich auch die EM-Qualifkation verpassen.

In der Kür-Entscheidung am Donnerstag ist der Titel-Hattrick für Surya Bonaly kaum zu verhindern. Nach einer weitgehend verkorksten Olympia-Saison präsentierte sich die dunkelhäutige, auf der Insel La Reunion geborene Läuferin sprungstark wie eh und je und zeigte sich auch im künstlerischen Ausdruck verbessert.

Das Finale verspricht dennoch äußerste Spannung, denn Kielmann und Szewczenko dürfen in der letzten Startgruppe aufs Eis gehen. Nach der offiziellen EM-Eröffnung fand am Abend das Technikprogramm der Paarläufer statt. sid

Nachfolger von Udo Lattek steht fest Schulte trainiert Schalke Arbeitsbeginn vielleicht schon bald / Ribbeck verlängerte

Helmut Schulte wird ab der kommenden Saison beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 Nachfolger des noch amtierenden Trainers Udo Lattek. Das wurde am Dienstag aus Mannschafts-Kreisen bestätigt. Schulte soll bei dem Klub einen nur für die Bundesliga gültigen Zwei-Jahres-Vertrag erhalten. Offiziell wollen die Gelsenkirchener den neuen Trainer am heutigen Mittwoch bekanntgeben.

Der 35 Jahre alte Schulte hatte zuletzt bei Schalkes Liga-Konkurrent Dynamo Dresden gearbeitet, dort aber nach Ende der vergangenen Saison und dem Klassenerhalt überraschend gekündigt. Anschließend war der Sauerländer, der durch seine Arbeit beim FC St. Pauli bekannt geworden war, als Hobby-Journalist und Kommentator für einen privaten Fernsehsender tätig.

Denkbar scheint, daß Schulte das Traineramt schon vor Beginn der Rückrunde am 20. Februar übernimmt und Lattek nur noch als Berater fungiert. "Mir soll es recht sein, wenn der neue Trainer so früh wie möglich seine Arbeit aufnimmt, damit er auf die neue Saison vorbereitet ist", erklärte Lattek am Dienstag.

Erich Ribbeck verlängerte am Dienstag seinen Vertrag beim deutschen Fußball- Rekordmeister FC Bayern München um ein Jahr bis zum 30. Juni 1994. Wie der Bundesligist mitteilte, sei die Entscheidung bei einer Präsidiumssitzung "in beiderseitigem Einvernehmen" getroffen worden. Ribbeck hatte sich im Dezember Bedenkzeit bis zum Ende des Winterurlaubs der Bayern erbeten und immer betont: "Wenn ich verlängere, dann nur um ein Jahr. Ich will keinen Rentenvertrag."

Auch der 1. FC Kaiserslautern und Trainer Rainer Zobel werden ihre Zusammenarbeit fortsetzen. Der Pfälzer Verein gab seinem Coach einen bis zum Ende der Saison 1993/94 laufenden Kontrakt.

Nach dem Wechsel von Dragoslav Stepanovic von der Frankfurter Eintracht zu Bayer Leverkusen haben damit binnen weniger Tage vier Fußball-Bundesligisten die Trainer-Frage für die kommende Saison gelöst. Nur bis Saisonende laufen die Trainer-Verträge beim 1. FC Köln (Jörg Berger), 1. FC Saarbrücken (Peter Neururer), 1. FC Nürnberg (Willi Entenmann), dem Hamburger SV (Benno Möhlmann), Bayer Uerdingen (Friedhelm Funkel) und Wattenscheid 09 (Hannes Bongartz). Möglich ist, daß Bongartz in Wattenscheid Sportdirektor wird. dpa/sid

Verhandlung vor Ringer-Gericht Vorwurf der Bestechung wurde zurückgezogen

Im Bestechungsfall der Ringer-Bundesliga hat der Kronzeuge Wladimir Togusow aus Rußland seine Aussage, er sei für eine Niederlage bestochen worden, vor dem Schiedsgericht des Deutschen Ringerbundes in Forst bei Bruchsal widerrufen. In einer Eidesstattlichen Erklärung hatte Togusow gesagt, er habe sich im Kampf zwischen dem VFK Schifferstadt und dem KSV Wiesental nach Erhalt von 3000 Mark auf die Schultern gelegt und damit für eine vorzeitige Niederlage seines Vereins gesorgt. Schifferstadt hatte den Kampf mit 19,5:6,5 gewonnen (die FR berichtete).

Nach dem Kronzeugen Togusow bestritt auch dessen Landsmann Arawrt Sabejew, für Schifferstadt 3000 Mark an Togusow übergeben zu haben. Togusow, der in Potsdam geboren wurde, und Sabejew sind seit vielen Jahren eng befreundet und waren von 1985 bis 1990 gemeinsam in der Nationalmannschaft der ehemaligen Sowjetunion aktiv. Die Verhandlung vor dem Schiedsgericht dauerte bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch an.

Togousow besitzt im übrigen bereits seit dem 28. Dezember 1992 kein gültiges Visum für Deutschland mehr. Dies wurde am Dienstag bei einer Routine-Kontrolle der örtlichen Polizei festgestellt. Der Fliegengewichts-Europameister von 1991 muß daher bis zum Samstag Deutschland verlassen haben.

Noch vor der Verhandlung des Schiedsgerichts des Deutschen Ringerbundes (DRB) in Forst bei Bruchsal am Dienstag abend wurde bekannt, daß Vereinsvertreter am Sonntag Wertgegenstände - unter anderen einen Videorecorder und eine Stereo-Anlage - aus der Wohnung von Togousow in Waghäusel sichergestellt hatten, um eine vorzeitige Flucht des Russen zu verhindern. sid/dpa

Rückzieher des TT-Verbandes Es darf doch wieder geklebt werden

Der Internationale Tischtennis-Verband (ITTF) hat das erst seit Jahresbeginn geltende Verbot des sogenannten Frischklebens teilweise wieder aufgehoben und modifiziert. Nach einem am Dienstag bekannt gewordenen ITTF-Schreiben ist das Bekleben der Schläger mit den Belägen fortan mit drei ungiftigen Stoffen unter Aufsicht eines Schiedsrichters wieder erlaubt. Der Weltverband hatte das Frischkleben zum 1. Januar aus gesundheitlichen Gründen verboten, da in den Klebemitteln enthaltenen Lösungsmittel zum Teil giftige Dämpfe aufsteigen. sid

Eishockey-Bundesliga Hedos hoher Sieg gegen die Düsseldorfer

Hedos München hat seine "schwarze Serie" gegen den Deutschen Eishockey- Meister Düsseldorfer EG endlich durchbrochen. Nach fast drei Jahren und 13 Niederlagen in Folge seit dem letzten Sieg in einem Play-off-Spiel der Saison 1989/90 gewannen die Bayern erstmals wieder ein Punktspiel gegen die Kufen- Cracks von der Brehmstraße. 7000 begeisterte Fans in der nicht ausverkauften Münchner Olympiahalle feierten am Dienstag abend den 5:1 (3:1, 1:0, 1:0)-Erfolg ihres Teams, daß der DEG am 33. Bundesliga-Spieltag die dritte Saisonniederlage beibrachte. Ausgerechnet der Ex- Düsseldorfer Dieter Hegen beendete die DEG-Hoffnungen mit seinem vorentscheidenden Treffer zum 4:1 im zweiten Drittel.

Die DEG zieht trotz dieser Niederlage weiterhin an der Tabellenspitze einsam ihre Kreise und hat noch acht Punkte Vorsprung auf den rheinischen Erzrivalen Kölner EC. Die "Haie" hatten 48 Stunden nach ihrer starken Vorstellung beim 2:2 in Düsseldorf mit Schlußlicht Eisbären Berlin beim 4:2 (1:0, 2:1, 1:1)-Sieg keine Schwierigkeiten.

Die Münchner Kufencracks verteidigten mit dem Erfolg über Düsseldorf ihren dritten Tabellenplatz und nun drei Punkten Vorsprung vor dem Krefelder EV, der durch seine 3:4 (1:0, 0:1, 2:3)-Niederlage beim Berliner SC Preußen seine Play-off- Chancen schmälerte. Die Preussen, denen nach dem unberechtigten Einsatz von Verteidiger Komma möglicherweise die zwei Punkte aus dem mit 4:1 gewonnenen Heimspiel gegen den EV Landshut durch den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) abgezogen werden, verschafften sich im Kampf um einen der acht begehrten Play-off-Plätze wieder etwas Luft.

Der Mannheimer ERC konnte seinen Abwärtstrend vor heimischer Kulisse wieder nicht bremsen. Das Team um Torschützen-König Jiri Lala, der mit dem zwischenzeitlichen 1:2 seinen 27. Saisontreffer erzielte, kassierte durch ein 2:4 (0:2, 2:0, 0:2) gegen den Schwenninger ERC bereits die dritte Heimniederlage in Folge.

Gut im Rennen um den Einzug in die Play-offs ist auch der ESV Kaufbeuren, der beim direkten Verfolger EHC Freiburg 5:4 (1:0, 2:1, 2:3) gewann. Für eine Überraschung sorgte der Tabellenvorletzte EC Ratingen, der seine Fans mit einem unerwartet deutlichen 8:2 (3:0, 3:0, 2:2)-Sieg gegen den EV Landshut begeisterte. sid

EC Hedos München - Düsseldorfer EG 5:1 (3:1, 1:0, 1:0) - Tore: 1:0 Hilger (0:25), 2:0 Seyller (2:39), 3:0 Steiger (6:28), 3:1 Schmidt (15:22), 4:1 Hegen (33:16), 5:1 Hilger (52:02). - Schiedsrichter: Bertulotti (Schweiz). - Zuschauer: 7000. - Strafminuten: München 12 - Düsseldorf 12 plus 10 Disziplinar (Brockmann).

Mannheimer ERC - Schwenninger ERC 2:4 (0:2, 2:0, 0:2) - Tore: 0:1 Martin (1:43), 0:2 Trojan (6:21), 1:2 Lala (23:35), 2:2 Draisaitl (31:43), 2:3 Schreiber (41:42), 2:4 Kopta (51:12). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 4500 . - Strafminuten: Mannheim 2 - Schwenningen 4.

Kölner EC - EHC Eisbären Berlin 4:2 (1:0, 2:1, 1:1) - Tore: 1:0 Steiger (7:54), 2:0 Nötzel (26:40), 3:0 Sandner (26:48), 3:1 Jooris (27:08), 3:2 Rochfort (45:24), 4:2 Brandl (59:54). - Schiedsrichter: Schaeufl (Landsberg). - Zuschauer: 4500. - Strafminuten: Köln 4 - Berlin 8.

EHC Freiburg - ESV Kaufbeuren 4:5 (0:1, 1:2, 3:2) - Tore: 0:1 Rau (12:22), 1:1 Zemlicka (25:33), 1:2 Ustorf (28:38), 1:3 Lubina (37:57), 1:4 Purves (41:37), 2:4 Reichel (47:46), 2:5 Mayer (53:14), 3:5 Smicek (57:50, Penalty), 4:5 Plachta (59:56). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 2200. - Strafminuten: Freiburg 14 plus 10 Disziplinar (Gross) - Kaufbeuren 16.

EC Ratingen - EV Landshut 8:2 (3:0, 3:0, 2:2).- Tore: 1:0 Wikulow (9:19), 2:0 Bergen (15:49), 3:0 B. Fuchs (19:57), 4:0 Grossmann (24:16), 5:0 B. Fuchs (29:34), 6:0 Grossmann (36:34), 6:1 Gardner (40:35), 7:1 Swetlow (47:39), 8:1 Ewtuschewski (58:24), 8:2 Abstreiter (59:09). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 2342. - Strafminuten: Ratingen 18 - Landshut 24 plus Spieldauerdisziplinar (Bleicher).

Berliner SC Preussen - Krefelder EV 4:3 (0:1, 1:0, 3:2) - Tore: 0:1 Peter Ihnacak (8:18), 1:1 O'Regan (27:12), 2:1 Chaboth (43:42), 2:2 Kuhnekath (44:23), 3:2 O'Regan (54:20), 3:3 Eaken (55:40), 4:3 Holzmann (57:03). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 4500. -Strafminuten: Berlin 14 - Krefeld 19.

Ergebnis-Telegramm

EISHOCKEY BUNDESLIGA, aktuelle Tabelle nach dem Punktabzug für Berliner Preussen.

OBERLIGA NORD, Endrunde: ESC Wolfsburg - Herforder EG 5:1, EC Harz-Braunlage - ESC Frankfurt 3:5.

1. ESC Frankfurt 5 47:16 10:0 2. ESC Wedemark 4 32:14 8:0 3. ESC Wolfsburg 5 30:21 7:3 4. ETC Timmendorf 4 27:24 4:4 5. REV Bremerhaven 4 20:30 4:4 6. Herforder EG 6 23:38 3:9 7. EC Harz-Braunlage 5 17:27 1:9 8. Schalker Haie 5 14:40 1:9 EISKUNSTLAUF EUROPAMEISTERSCHAFTEN in Helsinki, Paarlauf, Endstand: 1. Eltsowa/Buschkow (Rußland) 2,0 Punkte, 2. Wötzel/Steuer (Chemnitz) 3,5, 3. Schischkowa/Naumow (Rußland) 4,5, 4. Kovarikova/Novotny (Tschechei) 5,5, 5. Schwarz/König (Berlin) 7,0, 6. Monod/Monod (Schweiz) 9,0, 7. Tobiasch/Smirnow (Rußland) 10,5, 8. Beretsnaja/Slakschow (Lettland) 12,0, 9. Zielinska/Siudek (Polen) 14,0, 10. Pristaw/Tkatschenko (Ukraine) 14,5, 11. Silnitzkaja/Kreft (Berlin) 16,5, 12. Soames/Jenkins 18,5, 13. Pearce/Shorten (alle Großbritannien) 20,5, 14. Abitbol/Bernadis (Frankreich) 20,5 (besseres Kürergebnis zugunsten von Pearce/Shorten), 15. Grigorewa/Scheiko (Weißrußland) 22,5.

Männer, Stand nach dem Technikprogramm: 1. Dimitrenko (Ukraine) 0,5, 2. Jääskelainen (Finnland) 1,0, 3. Tataurow (Rußland) 1,5, 4. Urmanow (Rußland) 2,0, 5. Kostin (Lettland) 2,5, 6. Candoloro (Italien) 3,0, 7. Millot (Frankreich) 3,5, 8. Tyllesen (Dänemark) 4,0, 9. Cousins (Großbritannien) 4,5, 10. Winkler (Chemnitz) 5,0. FUSSBALL

HALLENTURNIER in Metz, Finale: 1. FC Kai- serslautern - FC Metz 5:4 (3:1). Spiel um Platz drei: 1. Fc Saarbrücken - FA Epinal 8:7 (6:4).

HALLENTURNIER in Chemnitz, Finale: FC Chemnitz - Widzew Lodz 3:2 (2:2, 2:1) nV. Spiel um Platz drei: 1. FC Nürnberg - VFB Leipzig 2:1 (1:1).

ENGLAND, Liga-Cup, Viertelfinale: FC Arsenal - Nottingham Forest 2:0. Damit Arsenal im Halbfinale gegen Crystal Palace.

F.A.-Cup, 3. Runde: FC Ipswich Town - Plymouth Argyle 3:1, FC Burnley - Sheffield United 2:4, FC Everton - FC Wimbledon 1:2, Tranmere Rovers - Oldham Athletic 3:0.

PRIVATSPIELE, in Stuttgart: Stuttgarter Kickers - Dynamo Kiew 4:1 (1:0).

LÄNDERSPIEL "U 20" in Isparte/Türkei: Türkei - Deutschland 2:2 (1:2). RADSPORT SECHSTAGE-RENNEN in Stuttgart, Stand nach der fünften Nacht: 1. Chrabzow/Pieters (Rußland/Niederlande) 405 Punkte, 2. Clark/ Bincoletto (Australien/Italien) 309, 3. Kappes/ de Wilde (Köln/Belgien) 303, 4. Freuler/Stutz (Schweiz) 205; eine Runde zurück: 5. Günther/ Veggerby (Zwingenberg/Dänemark) 241; zwei Runden zurück: 6. Hess/Dörich (Tübingen/Sindelfingen) 229, 7. Stumpf/Betschart (Dittelbrunn/Schweiz) 133; sieben Runden zurück: 8. Tourne/Klaus (Belgien/Berlin) 114; zwölf Runden zurück: 9. van Slyke/Woods (Belgien/Australien) 75; 13 Runden zurück: 10. Görgen/Haase (Bergheim/Ruhpolding) 169, 11. Doyle/Martinello (England/Italien) 129, 17 Runden zurück: 12. Skibby/Carrara (Dänemark) 97; 19 Runden zurück: 13. Henn/Wolf (Heidelberg/Berlin) 288; 20 Runden zurück: 14. Wijnands/Cornelisse (Niederlande) 110, 15. Bolten/Nepp (Köln/Krefeld) 54; 30 Runden zurück: 16. Meilleur/Bastianelli (Frankreich) 44. TENNIS Turnier in Sydney (535 000 Dollar), Achtelfinale, Frauen: Rittner (Leverkusen) - Zrubakova (Slowakei) 6:1, 6:3, Sabatini (Argentinien/Nr. 1) - Fendick (USA) 6:4, 4:6, 6:2, Shriver (USA) - McNeil (USA/Nr. 7) 6:1, 7:6 (7:5), Whitlinger (USA) - Appelmans 7:5, 6:4, Fairbank-Nideffer (Südafrika) - Jaggard (Australien) 3:6, 6:1, 7:6 (8:6), Frazier (USA) - Cunningham (USA) 6:3, 6:2.

Männer: Sampras (USA/Nr. 1) - Woodforde (Australien) 6:4, 6:3, Ferreira (Südafrika/Nr. 4) - Stolle (Australien) 6:4, 6:2, Muster (Österreich/Nr. 7) - Fromberg (Australien) 6:4, 7:6 (7:5), Kulti (Schweden) - Holm (Schweden/Nr. 8) 7:5, 6:4, Svensson (Schweden) - Sanchez (Spanien/TV) 7:6 (7:0), 6:4, Wheaton (USA) - Pioline (Frankreich) 3:6, 6:3, 6:4, Mansdorf (Israel) - Bergstroem (Schweden) 7:5, 6:2, Camporese (Italien) - Tebbutt (Australien) 2:6, 7:6 (7:2), 6:2.

GRAND-PRIX-TURNIER (300 000 Dollar) in Djakarta/Indonesien, 2. Runde: Steeb (Stuttgart/Nr. 2) - Olhowsky (Russland) 6:1, 3:6, 6:3, Prinosil (Amberg) - Herrera (Mexiko/Nr. 8) 6:3, 3:6, 6:1, Haarhuis (Niederlande/Nr. 3) - Kühnen (Bamberg) 7:6 (7:3), 3:6, 6:3, Gilbert (Frankreich) - Siemerink (Niederlande) 5:7, 6:3, 6:3, Santoro (Nr. 4) - Raoux (beide Frankreich) 6:1, 6:1, Elthingh (Niederlande) - Skoff (Österreich) 7:6 (8:6), 7:6 (8:6), Reneberg - Tarango (beide USA) 6:2, 7:6 (7:2).

FRAUEN-TURNIER in Melbourne (100 000 Dollar), Achtelfinale: Field (Australien) - Martinek (Heidelberg) 6:7 (4:7), 7:5, 7:5, Coetzer (Südafrika) - Testud (Frankreich) 6:1, 7:5, Sawamatsu (Japan/Nr. 2) - Goodridge (Australien) 6:4, 6:1, Sawschenko-Neiland (Lettland) - Halard (Frankreich/Nr. 3) 6:1, 0:6, 6:4, Graham (USA) - Hy (Kanada/Nr. 4) 6:3, 6:1, Fusai (Frankreich) - Zardo (Schweiz/Nr. 5) 7:5, 0:6, 6:3, Provis (Australien) - Li (China) 7:6 (7:3), 6:0.

TURNIER in Adelaide/Australien, erster Spieltag: Rote Gruppe: Courier (USA) - Woodbridge (Australien) 6:1, 6:3.

Blaue Gruppe: Korda (Tschechei) - P. McEnroe (USA) 6:1, 6:2. VOLLEYBALL EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Männer: Aris Thessaloniki - 1. VC Hamburg 3:1 (15:3, 14:16, 15:8, 15:4),Messaggero Ravenna/Italien - Moerser SC 3:0 (15:5, 15:7, 15:11).

Verschlechterung?

Herr Hans-Jürgen Thomas, Vorsitzender des Ärzte-Hartmannbundes, hat sich geirrt, wenn er als Hauptursache für das Ansteigen der Krankenkassenbeiträge auf 20 Prozent bis zum Jahr 2000 die "verschlechterte" Altersstruktur verantwortlich macht (FR vom 6. 1. 1993 "Nachrichten-Börse, Krankenkassenbeiträge bei 20 Prozent").

Es muß nämlich heißen: die "verbesserte" Altersstruktur. Sollte Herr Thomas tatsächlich eine höhere Lebenserwartung als Verschlechterung der Altersstruktur ansehen, dann kann man tröstlicherweise davon ausgehen, daß sich seine Betrachtungsweise spätestens dann ändern wird, wenn er "in die Jahre kommt".

Gerhard Hein, Frankfurt am Main

Berlin "Nicht einmal als Hausmeister" sei sie geeignet, hat das Bündnis 90/Grüne die Stadtregierung verspottet. In der Tat: Zum zweitenmal seit 1990 haben Wasserrohrbrüche Verwüstungen in der nach einem Schuhcremefabrikanten benannte Villa Lemm angerichtet. Schon beim erstenmal 1990 betrug der Schaden an dem vom Berliner Senat verwalteten Gebäude eine halbe Million Mark. Dabei war das Haus an der Havel einst ein Schmuckstück. Der britische Stadtkommandant hatte hier residiert und rauschende Feste gefeiert, der Bundeskanzler hatte zeitweise ein wohlwollendes Auge darauf geworfen. Wenn die ramponierte Villa nun wohl allmählich nur noch per Schleuderpreis verkäuflich wird, liegt dies freilich nicht nur an der fahrlässiger Verwaltung vor Ort, sondern auch an den zögerlichen Bonner Umzugsfreude. Es kommt einfach keiner. Immer mehr ehemalige Gebäude der Alliierten stehen nach deren Abzug leer und werden von der Oberfinanzdirektion für die Bundesregierung vorgehalten; es werden regelrechte Listen geführt. Zum Teil hat man auch im Vorgriff auf die Hauptstadtfunktionen dem Bund gehörende Gebäude gleich nach der Wende freigemacht. So wurde beispielsweise im Grunewald vor drei Jahren ein Altenheim für geistig behinderte Senioren aus einer 600-&metresq;-Villa hinausgeworfen, das Gebäude aber steht immer noch leer. Es hat sich kein Interessent gefunden, der die Renovierungskosten übernehmen will. Die Bausubstanz ist dadurch nicht besser geworden. Lediglich einen Trost hat die Oberfinanzdirektion zu bieten. Mit einem Seitenhieb auf die mit der Hausverwaltung der Villa Lemm überforderte Stadtregierung heißt es: "Wir stellen wenigstens das Wasser ab." ojw Sachsen Peter-Michael Diestel, übernehmen Sie! Wenn das kein Fall für das "Komitee für Gerechtigkeit" ist, was dann? Was reden wir - der hier zu schildernde Tatbestand müßte Anlaß genug sein, über die Gründung einer ostdeutschen Partei gezielt nachzudenken. Aber allemal!

"Ich fuhr 37 Jahre unfallfrei und hatte leider jetzt einen Unfall." So lasen wir es unlängst aus der Feder von Horst K. (Chemnitz) in der Sächsischen Zeitung. Es ist, auf 25 langen Zeilen, die ergreifende Schilderung eines jener ungezählten, unbeachteten Vereinigungsopfer im deutschen Osten. Niemand hat sich bislang um die K.s gekümmert, Herr Diestel.

"Bei Grün-Gelb" (dies böte sich doch als künftige Parteifarbe an) "wollte ich noch über die Kreuzung, doch ein BMW hielt plötzlich." Und nun kommt's: "Normalerweise wäre ich noch hinter dem BMW zum Stehen gekommen. Leider wurde mir der weiße Pfeil (Plaststreifen/ Plastefarbe) zum Verhängnis, da die Reifen nicht griffen, das Auto rutschte und auf den BMW auffuhr." Wir haben den dumpfen Aufprall förmlich im Ohr; Sie nicht, Herr Diestel?

"Ich habe", schreibt K., "den Unfall auf mich genommen, finde es aber nicht in Ordnung, daß ich meine 37jährige unfallfreie Fahrweise durch diesen tückischen weißen Pfeil beenden muß."

Tückisch, der Pfeil. Da muß man wohl kaum nachfragen, woher er denn plötzlich kommt, der Pfeil. Von drüben natürlich. Ohne Vorwarnung, ohne Expertendiskussion, ohne Testphase: papp und zack. Der Westen klebt. Der Osten malt. Jetzt klebt der Westen auch im Osten, und der Osten rutscht aus. Ist das etwa gerecht? Vbn Rheinland-Pfalz Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping bricht zu Beginn des Jahres in - für seine sonstige Politik - ungewohnter Radikalität mit den Traditionen der Vorgängerregierungen. Scharping entzieht der Landeshauptstadt Mainz einen jährlichen Höhepunkt des Gesellschaftslebens. Alle Jahre wieder zum Neujahrsempfang standen die Mainzer Gesellschaftsgrößen auf der Treppe zum Festsaal der Staatskanzlei an, um den Regierungschefs persönlich die Hand zu schütteln. Das große "Defilee", bei dem sich die Spitzen der Gesellschaft (qua Einladung) Zentimeter um Zentimeter zur Spitze der CDU-Regierung vorarbeiten durften, gehörte für SPD-Mann Scharping schlicht "abgeschafft". Ein erster Versuch, sich den händedrückenden Gesellschaftsspitzen zu entziehen und zwanglos von Grüppchen zu Grüppchen zu marschieren, schlug beim Neujahrsempfang 1992 fehl. Aus alter Gewohnheit formierten sich Unternehmer, Gewerkschafter, Verbandsspitzen, Kirchenfürsten, Bürgermeister, Landräte und das normale Volk zur "langen Reihe" der Händeschüttler. Bis zum Ende seiner ersten Legislaturperiode als Ministerpräsident will Scharping nun dem Mainzer Defilee entfliehen. Der SPD-Politiker zieht mit seinem Kabinett wie mit einem mittelalterlichen Hofstaat zum Neujahrsempfang übers Land. 1993 ist er in Ludwigshafen, 1994 in Trier, 1995 in Kaiserslautern und 1996 in Koblenz. Dabei soll sich auch die Form entscheidend ändern, versichert Scharpings neue Protokollchefin Ingeborg Hoffstadt. In Ludwigshafen, der größten Industriestadt des Landes, waren ausländische Jugendliche und ihre Familien, Sozialwaisen und Vertreter des Arbeitslebens neben einem eingeschränkten Kreis von Offiziellen zum Meeting geladen. Schülerinnen und Schüler aus Ludwigshafen trugen Texte über den "inneren Zusammenhalt der Gesellschaft" vor, die normalerweise so gar nicht einer Neujahrsempfangs-Gesellschaft entspricht. gra Sachsen-Anhalt Man muß die Feste feiern, wie sie fallen. Ein löblicher Spruch, gegen den die Bürger, wie sich aus eigener Lebensanschauung nachvollziehen läßt, im allgemeinen nichts einzuwenden haben. Bürgernähe bewies insofern auch die Landesregierung Sachsen-Anhalt, als sie im vergangenen Jahr beschloß, es den Bayern und Baden-Württembergern nachzutun und den 6. Januar zum zusätzlichen Feiertag zu erklären. Vielleicht auch hatte der Gedanke dieses Tages, der den Heiligen Drei Königen gewidmet ist, den Landesvater Werner Münch besonders inspiriert. Die von Casper, Melchior und Balthasar nach alter Überlieferung überbrachten Morgengaben könnten schließlich ebenso als sinnfälliges Bild für den erhofften Aufschwung Ost dienen. Doch dagegen stand Finanzminister Wolfgang Böhmer, der völlig unheilig wenngleich irdisch pragmatisch auf die drei Morgengaben von Investitionen, Arbeitsplätzen und wachsendes Bruttosozialprodukt setzt. Also sprach der Minister nach dem Feste, daß dieser arbeitsfreie Tag viel zu teuer gekommen sei. Wegen der Produktionsausfälle mache das gesamte Land fast 60 Millionen Miese. Ganz zu schweigen von dem Kaufkraft- Verlust! Hatten doch viele der Sachsen- Anhaltiner die gewonnene Freizeit zur beliebten Shopping-Fahrt ins benachbarte Niedersachsen genutzt. Wen wundert's in einem Land, das protestantische Hochburgen wie die Luther-Stadt Wittenberg sein eigen nennt? Aber immerhin läßt sich nun sagen, man hat's versucht und sich insofern aufgeschlossen gegenüber dem katholischen Brauchtum gezeigt. Auch wenn's das erste und letzte Mal gewesen sein sollte. geg

Katastrophale Zustände

Uns Seemannsfrauen sind die von Ihnen aufgeführten, katastrophalen Zustände in der Seeschiffahrt keineswegs unbekannt (FR vom 7. 1. 1993 "Tanker ,Braer&rquote; droht auseinanderzubrechen"). Die geforderten, verstärkten Sicherheitsstandards sind nicht der Weisheit letzter Schluß.

Ein Boykott der Staaten, die die Abkommen zur Sicherheit und Meeresverschmutzung nicht unterzeichnen, verantwortungsvollere Inspektionen bei alten wie neuen Schiffen, Verlangen von eindeutigen Eignernachweisen von den Versicherungen, ausreichende Besetzung mit qualifizierten Seeleuten wäre sinnvoller.

Fanziska Felsch (Verband der Seemannsfrauen e. V.), Hamburg

Höchst überflüssig

"Mit einem ,Dilemma&rquote;", das bei Lichte betrachtet gar keines ist, "müßten die Deutschen schon selbst fertig werden", äußerte der tschechische Außenminister Zieleniec neulich in Prag (FR vom 7. 1. 1993 "Im Hintergrund: Tschechei oder Tschechien? - Ein Problem für die Deutschen").

Es geht dabei um die Bezeichnung für das gute alte Böhmen, das nun einmal durch die Siegermächte des Ersten Weltkriegs ersetzt wurde durch das Kunstwort Tschechoslowakei:

Rechnung tragend dem in den Pariser Vorortverträgen von 1919 geschaffenen neuen Staatswesen, dem Vielvölkerstaat von Tschechen, Slowaken, Ungarn und Ruthenen, aber eben auch Deutsch-Böhmen, die man fortan Sudetendeutsche nannte.

Wir Sachsen, Bayern und Schlesier, die an das alte Böhmen grenzten, kürzten den langen Namen für den neuen Nachbarstaat ab zu "Tschechei". Und eben dieses praktische Wort ist es, das jetzt plötzlich einen höchst überflüssigen Wirbel hervorruft, weil es angeblich eine herabsetzende Wirkung habe. An seiner Stelle solle man solch alberne Formulierungen wie Tschechien oder Tschechenland einführen.

Ich weiß nicht, ob sich jemals ein Türke aufgeregt hat, weil man dessen Vaterland bei uns Türkei nennt; mit der Mongolei ist es dasselbe.

Und, da bei uns in Sachsen und Brandenburg ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung zu den Sorben zählt, die wir allerdings Wenden nennen, gibt es eben von alters her auch eine Wendei.

Kein Mensch hat sich meines Wissens nach je daran gestört.

Es ist also höchst überflüssiges Literatengezänk, was da durch die begrüßenswerte Meldung der FR dem deutschen Publikum zur Kenntnis gebracht wird.

Fritz Borges, Mühlheim am Main

Folter und Mord an der Tagesordnung

Am 7. Januar 1993 berichtete die FR unter der Schlagzeile: "Deutscher Journalist im ,Doktorraum&rquote; der türkischen Polizei" von dem deutschen Journalisten Stephan Waldberg, der nach Angaben seines Vaters nach seiner Verhaftung im Südosten der Türkei unter dem Vorwurf der Kuriertätigkeit für die verbotene kurdische Arbeiterpartei gefoltert worden ist. In dem gleichen Artikel findet sich die Information: "Das Internationale Presseinstitut erklärte die Türkei zum welt- weit gefährlichsten Land für Journalisten." Wenn Journalisten dort derartig gefährdet sind, dann kann man sich denken, wie es politisch Andersdenkenden, wie es den verfolgten Kurden ergehen mag. Daß es auch aus Deutschland gelieferte Waffen sein können, die gegen die Verfolgten eingesetzt werden, haben deutsche Tageszeitungen mehrfach berichtet. Am 8. 1. 1993 ("Freibrief zum Abschieben") wird der Leser der FR darüber informiert, daß das Bundesinnenministerium offenbar darauf hinarbeitet, u. a. die Türkei auf eine Liste sogenannter verfolgungsfreier Staaten zu setzen, um Flüchtlingen aus diesem Land ein vollständiges Asylverfahren verwehren zu können. Die Korrespondentin der FR Ferdos Forudastan formuliert wörtlich: "Die Türkei gilt als Staat, in dem Folter und Mord an politisch Andersdenkenden und Kurden an der Tagesordnung sind."

Eigenartig. Sollte sich bei Verantwortlichen in Bonn eine Art Schonhaltung gegenüber Ereignissen in der Türkei entwickeln, so daß Menschenrechtsverletzungen gar nicht mehr wahrgenommen werden, selbst auch dann, wenn ein deutscher Journalist betroffen ist?

Wenn nicht einmal politisch Verfolgte aus der Türkei bei uns noch Asyl erhielten, dann müßte man sich tatsächlich fragen, was von diesem Verfassungsrecht auf Asyl eigentlich noch übrigbleibt?

Prof. Dr. Hans Mausbach, Frankfurt am Main

Monolog eines Ausländers Robert Schneiders "Dreck", uraufgeführt am Thalia-Theater

HAMBURG. Ein Mann verkauft Rosen abends in den Lokalen, er kommt aus dem Irak, aus Basra, er ist illegal in Deutschland, aber er ist gern hier. Das sagt er jedenfalls und er sagt auch, daß er dieses Land liebe. Natürlich habe er kein Recht, hier zu leben, schließlich sei er nur ein Stück Dreck, er stinke, er mache Lärm, er verbreite Unzucht und Brutalität, kurz, er sei lästig und unerwünscht.

Der Monolog eines Ausländers, dreißig Jahre alt, dunkelhäutig. Der Autor Robert Schneider arbeitet mit einem Trick. Er läßt seinen Immigranten keine Klagelieder singen, nicht auf sein Elend zu Hause pochen, keine Verteidigungsreden führen, er legt ihm vielmehr alle jene Vorurteile in den Mund, die deutsche Mitbürger gegen Ausländer vorbringen. Dieser Araber scheint so sehr darauf erpicht zu sein, sich zu integrieren, daß er sogar die Haßtiraden seiner unfreiwilligen Gastgeber übernimmt.

Robert Schneider, geboren 1961, hat im vergangenen Herbst Aufsehen erregt mit seinem ersten Roman "Schlafes Bruder", der Geschichte eines Bauernsohnes, der ohne jede Bildung und gegen den brutalen Widerstand seiner Eltern zu einem musikalischen Genie heranreift und dann - so Schneider - "sein Leben zu Tode brachte, nachdem er beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen". Ein phantastischer, auch verwirrender Lebenslauf wird da erzählt in einer intensiven, farbigen, manchmal bewußt altertümelnden Sprache.

Robert Schneider ist Österreicher, er lebt in einem Dorf in Vorarlberg. Sein Theatertext "Dreck" erinnert an einen anderen österreichischen Dichter, an Thomas Bernhardt. Auch dessen Stücke tendierten ja immer zum Monologischen, zur Selbstbeschreibung, zur Selbstentäußerung. Schneider benutzt eine ähnliche Technik der kreisenden Sprachbewegungen, spielt mit dem Anklingen eines Themas, seiner Wiederholung und Variation. Mit dem gleichen Wortmaterial stellt er immer wieder neue Sinnzusammenhänge her.

In Hamburg fand die Uraufführung statt, im Thalia-Theater das in den letzten Wochen immer wieder Lesungen und Diskussionen zum Thema Ausländerhaß ins Programm genommen und für das Monatsende eine große Benefiz-Veranstaltung mit internationalen Stars angesetzt hat. Peter Franke in der Rolle des Iraki Sad - "In der englischen Sprache heißt sad traurig" - hatte keine Maske gemacht, kein Versuch des mit kantigem Kopf und blond-grau meliertem schütteren Haar sehr deutsch aussehenden Schauspielers, sich in eine orientalische Figur zu verwandeln. Franke hockt in einem kleinen Geviert in der schwarzen Wand der Vorbühne. Dort gibt es einen gekachelten Fußboden, fleckige Wände, hoch oben aufgehängt einen Stuhl, darauf ein Plastiktopf mit roten Rosen (Bühnenbild Annette Breuer). Kaum Bewegungsraum für den Akteur, er ist geradezu eingezwängt.

Die Behauptung, die Peter Franke und der Regisseur Wolfgang Starczewski aufstellen, heißt: Fremde sind keine Exoten, sie sind so wie wir, das Publikum. Ein Deutscher, der einen Fremden spielt, der sich wie ein Deutscher benimmt, hält eine lange Rede an die Leute im Parkett; Franke verlegt sich weniger auf eine Figur, sondern konzentriert sich auf den Text, auf Inhalte - nur in wenigen Momenten klingt das alles ein bißchen zu didaktisch, überwucherte die Botschaft die Szene. Für großen und einvernehmlichen Applaus der Zuschauer konnte sich am Ende neben dem Hauptdarsteller auch der Autor bedanken.

MECHTHILD LANGE

Fotos von Jugendfahrt nach Siebenbürgen

NEU-ISENBURG. Was Isenburger Jugendliche während einer einwöchigen Bildungsfahrt nach Rumänien erlebt haben, ist ab sofort bis zum 8. Februar in einer Fotoausstellung im Rathaus an der Hugenottenallee zu sehen. Unter dem Titel "Willkommen in Transsilvanien" werden Schwarz-Weiß-Bilder präsentiert, die eine Gruppe von 16 Jungen und Mädchen Anfang Oktober 1992 aufnahm. Das städtische Jugendbüro hatte die Reise ins siebenbürgische Schäßburg veranstaltet.

Auf den ausgestellten Fotografien werden nicht nur berühmte rumänische Kirchenburgen gezeigt, sondern auch versucht, den Alltag der Menschen in Siebenbürgen zu dokumentieren - einem Land, in dem Rumänen, Ungarn, Deutsche und Angehörige weiterer ethnischer Minderheiten zusammenleben. leo

Die Amerikaner halten an Wildflecken fest

WILDFLECKEN. Die amerikanische Regierung will nach Angaben der US- Botschaft in Bonn den Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön nicht aufgeben. Diese Aussage machte Bundesverteidigungsminister Volker Rühe gegenüber dem osthessischen CDU-Politiker Alfred Dregger.

Nach Angaben Rühes verfolge die US- Regierung derzeit keine Planungen, den Truppenübungsplatz aufzugeben oder die dort stationierten Truppen zu verringern. Dregger erklärte dazu in Fulda, somit wären alle Gerüchte entkräftet, die sich zur Zeit im grenznahen bayerischen Bad Brückenau verstärkten.

Den Vermutungen zufolge hatte es angeblich Gespräche mit Rühe über eine Auflösung des Manöverplatzes und den Beginn des Truppenabzuges im Februar dieses Jahres gegeben.

Der Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön umfaßt auf einer Gesamtfläche von rund 7300 Hektar - davon 1800 Hektar in Hessen - mehr als 40 Schießbahnen für alle Waffengattungen.

Friedensgruppen, Bürgerinitiativen und auch einige Politiker fordern seit dem Wegfall der innerdeutschen Grenze immer öfter eine Auflösung des umweltbelastenden Manöverplatzes, der von Kurorten und Fremdenverkehrsgemeinden umgeben ist. gwa

"Publikum akzeptiert Neues nur in kleinen Dosen" Narren schunkeln zwischen Tradition und Zeitgeist: Wie ist bei einer Sitzung am besten Stimmung zu machen?

WESTKREIS OFFENBACH. Karnevalisten wollen nur das eine - lustig sein und lachen, Stimmung machen. Doch weil ihr Publikum immer schwerer zufriedenzustellen ist, müssen sich die Fastnachtsvereine Gedanken machen, ob sie eher an den traditionellen Kappensitzungen festhalten oder neue Stilelemente wie Kabarett und Conferenciers einführen sollten. Wie eine FR-Umfrage zeigt, sind nicht nur die Geschmäcker der Zuschauer verschieden, sondern auch die Strategien der Klubs.

Reichen für eine stimmungsvolle "Fassenachts"-Sitzung ein paar derbe Witze und ein adrettes Tanzmariechen? "Nein", stellt Dieter Deißler, Vorsitzender des Sprendlinger Karnevalvereins, klipp und klar fest. Das Beziehungsgefüge zwischen den Narren auf dem Podium und den Zuschauern im Saal sei ein labiles: "Wenn nichts von unten hochkommt und von oben nichts nach unten zurückspringt, dann läuft gar nichts."

Der Anspruch des Publikums sei in den vergangenen Jahrzehnten ständig gewachsen und "Stimmung zu machen" mittlerweile ein schwieriges Unterfangen. "Die Leute sind übersättigt von den vielen Veranstaltungen innerhalb weniger Tage." Den Ablauf der Sitzungen zu verändern, davon hält Deißler aber nichts. Er setzt seit dem Gründungsjahr 1960 auf ein "ausgewogenes Programm" mit viel Musik und "kritischen" Büttenreden.

"Entscheidend ist allein, ob der Funke überspringt", meint er, warnt jedoch davor, mangelnde Originalität durch Professionalität ersetzen zu wollen. Wie bei der "Fernseh-Fastnacht" in Mainz: "Profihaft gemacht, aber bierernst. Das hat mit Fasching nichts mehr zu tun." Das Publikum wolle lediglich sehen, "daß du dir Mühe gibst, wenn du da oben stehst".

Daß sich die Geschmäcker verändert haben, glaubt auch Günther Hartmann, Chef der "Bremser" im Bürgerverein Buchschlag: "Heute sind Show-Effekte und Klamauk gefragt. Eine politische Rede am Abend - das reicht, leider." Vor allem die junge Generation sei der "Vorhaltungen" eines gesellschaftskritischen "Protokollers" überdrüssig.

Die "Bremser" haben sich darauf eingestellt. Statt traditioneller Gardemärsche bieten sie Potpourris weltbekannter Musicals an - in diesem Jahr ist "New York, New York" an der Reihe. Solche "anspruchsvollen Darbietungen" verbesserten, so Hartmann, nicht nur den Zuspruch der Zuschauer, sondern würden auch Nachwuchssorgen beheben: "Seit wir moderne Tänze vorführen, gibt's bei uns keinen Mangel mehr an jungen, karnevalsfreudigen Mädels."

Fasching der Zukunft solle sich an Karneval à la Brasil orientieren. "Weg von Smoking und Abendkleid, hin zur närrischen Verkleidung des Publikums", nennt der "Ober-Bremser" den Trend: "Die Leute sollen sich auch selbst in Stimmung bringen, nicht nur dasitzen und denken ,nu macht mal&rquote;."

Die traditionellen Narrenwege allzuweit zu verlassen, hält Hans Hoffart für gefährlich: "Das Publikum akzeptiert Neues nur in kleinen Dosen." Als Präsident der Langener Karnevalsgesellschaft habe er Anfang der achtziger Jahre versucht, mit einer Big-Band nach dem Vorbild Glenn Millers ein "völlig neues Stilelement" einzuführen. Vor allem Zuschauer "von 40 Jahren aufwärts" seien jedoch ganz und gar nicht begeistert gewesen. Besser angekommen zu sein, wenn auch nicht mehr taufrisch, weil bereits 25 Jahre alt, scheint eine andere "Neuerung". Um keine "Barriere" zwischen sich und den Zuschauern mehr überwinden zu müssen, schafften die Langener ihr Elferrats-Podium ab. Seitdem sitzen die bekappten Führungsköpfe "zwanglos" auf der Bühne - an Einzeltischen und in der zweiten Hälfte des Abends nicht mehr im Smoking, sondern ebenfalls verkleidet. Hans Hoffart glaubt, derzeit einen "Trend zum Traditionellen" zu erkennen. So stehe den Leuten der Sinn nicht mehr nach Jazztanz, sondern nach einem "richtigen Gardemarsch". Der närrische Zug der Isenburger "Kümmler" fährt seit 1969 auf dem gleichen Gleis. "An unseren Sitzungen hat sich kaum etwas geändert", sagt Präsident Walter Streb. Er betont, daß dies nicht etwa an mangelnder Flexibilität liege: "Unsere Stärke ist halt der 40köpfige Chor, und wir sind nun mal in erster Linie ein Männer-Gesangverein." Dennoch erwartet Streb einen Kurswechsel in der Narrenszene. "Karneval 2000" werde wohl mehr als bislang Kabarett und Revue ähneln - "mit Zauberer und Conferencier statt Elferrat". Wohin sich der Zeitgeist entwickelt, darüber hat sich auch Bernd Wichlow von den "Watzedoniern" in Neu-Isenburg Gedanken gemacht: "Out ist alles Steife, Förmliche und Theatralische." Dagegen sei lockerer Umgang mit dem Publikum "total in".

Ausgedient habe auch der ordensbehängte Narrenpräsident, der die Sitzung mit viel "Brimborium" führe: "Was angeboten werden muß, ist eher ein lockerer Plauderer." GERHARD BAYER

Am 16. März 1978 fuhr der Tanker "Amoco Cadiz" unter liberianischer Flagge in Richtung Rotterdam, als er auf Grund lief und auseinanderbrach. Aus seinen Tanks, die 230 000 Tonnen Rohöl faßten, strömte eine schwarze Flut, die in einer Länge von sechzig und einer Breite von sieben Kilometern an die bretonische Küste gespült wurde und eine große Wirtschafts- und Umweltkatastrophe verursachte. Der französische Staat und die geschädigten Gemeinden klagten auf über eine Milliarde Franc Schadensersatz. Aber es ist ein zehn Jahre dauerndes Gerichtsverfahren notwendig gewesen, um das Durcheinander zu entwirren.

Die "Amoco Cadiz", in Monrovia (Liberia) auf den Namen einer liberianischen Gesellschaft mit Sitz auf den Bermudas zugelassen, gebaut in einer spanischen Werft, gesteuert von einer Mannschaft mit einem italienischen Kapitän, geschleppt von einem deutschen Schiff, in französischen Küstengewässern auf Grund gelaufen, war tatsächlich amerikanisch und wurde von der Amoco International Oil Company kontrolliert, die selbst zur Standard Oil of Indiana in Chicago gehörte. Letztere wurde schließlich am 21. April 1984 als verantwortlich erklärt. 1986 wurde immer noch über die Höhe der Entschädigung für die französischen Opfer der Katastrophe gestritten.

Während all dieser Jahre hatte die liberianische Administration, die sich ausgesprochen sicher war, nicht verantwortlich zu sein, zwei kleine Berichte über die Affäre offensichtlich mit dem Ziel zusammengestellt, den Reeder "abzufertigen". Schon am 30. Juni 1978 hatte eine französische Senatskommission einen Bericht veröffentlicht, dem vor allem entnommen werden konnte, daß "die Staaten streng die Kontrollrechte, die ihnen zukommen, ausüben müssen . . . "

Es genügt, sich eine Weltkarte anzuschauen, um sich davon zu überzeugen. Das Meer bedeckt zwei Drittel des Planeten, und dieses "Niemandsland" ist das Kapital der Handelsschiffahrt. Es entzieht sich von Natur aus den organisierten Staaten, deren einzig mögliche Vorsichtsmaßregel seit Jahrhunderten getroffen wurde und die lautet: Für den Zugang zum Meer reicht eine rechtliche Abdeckung aus, die in der Zulassung des Schiffes auf ein staatliches Register besteht und die durch die auf dem Schiffsheck flatternde Fahne symbolisiert wird. Selbst eine Versicherung ist nicht vorgeschrieben. Wenn die Mehrzahl der Reeder eine abschließt, beruht dies auf den Forderungen derjenigen, die die Schiffe chartern und die vor allem an den Schutz der Fracht denken, die ihnen gehört. Lediglich die westeuropäischen Länder üben aufgrund der Abkommen von Den Haag und später Paris eine Sicherheitskontrolle in ihren Häfen aus. Diese Kontrollen sind nicht auf die Billigflaggen beschränkt. Nicht jede "schlechte Flagge" ist eine Billigflagge, und nicht jede Billigflagge ist eine schlechte Flagge.

Einem Schiff nachzuspüren, ist oft genug ein Wagnis. Änderung des Empfängers, Besitzerwechsel, Flaggenwechsel, Namensänderungen, Austausch der Mannschaften . . . Dem Londoner Versicherungsunternehmen Lloyd's, das die Seerückversicherung zentralisiert, gelingt es nur schwer, sein als Bezug dienendes Jahrbuch der Weltflotte, das achtzehn dicke Bände umfaßt, auf dem laufenden zu halten.

Ein Seeschiff ist ein kleines Stück staatliches Territorium, dessen einziger Herr nach Gott der Kapitän ist. Seine alleinige Aufgabe besteht darin, die Gesetze desjenigen Landes anzuwenden, wo das Schiff registriert ist. Was passiert, wenn dieses Land weder Recht noch Glauben kennt, also gewissenlos ist, und auf diesem kleinen Stück Territorium alles erlaubt ist? Natürlich alles, was der Reeder entscheidet. Im Grunde genommen muß er also die "Schiffahrtsregeln" respektieren. Allerdings gibt es wenig Polizei auf offenem Meer . . .

Diese "Gefälligkeit" bezeichnen die wenig moralisierenden Briten als "flags of convenience" - Billigflaggen. Fast jedes dritte Schiff ist unter Billigflagge zugelassen. Tanker aus Liberia, Panama, Zypern, von den Bahamas, sogar von Honduras, Saint-Vincent, Gibraltar, den Caymaninseln oder aus Vanuatu . . . Alle geben das Recht auf die Benutzung des Meeres mittels bescheidener Registriervorschriften, aber sie schreiben kaum Pflichten vor. Deswegen ist die Fracht billiger, und sie spekulieren auf die Einkünfte der Reeder. Die Importeure führen ihrerseits natürlich die Transportausgaben an. Die Fracht ist ein Kostenfaktor, der die Gewinne belastet. Warum sollten sie ungebührlich hohe Auflagen bezahlen? ( . . . )

Liberia: die Fiktion im Reinzustand

Als der ägyptische Oberst Nasser 1956 den Suezkanal schloß, bedeutete dies zunächst für die Ölgesellschaften eine Katastrophe. Diese Situation zwang sie deshalb, immer schwerere Tanker zu chartern, die um Afrika fuhren. Bei dieser Gelegenheit entdeckten sie Monrovia. An der Westküste des Schwarzen Kontinents, auf halbem Wege zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und den europäischen Häfen hat die Regierung des Ministaates Liberia ihren Sitz.

Von diesem Zeitpunkt an trägt Liberia zu der reinen Fiktion bei, indem dieser Staat seine Flagge Schiffen gewährt, die unter seinem Namen in einer Einrichtung in der Nähe von New York zugelassen werden. Das Register steht dort sehr offen, und lediglich der Ort muß gewechselt werden.

Für die Reeder ist dies das Paradies um die Straßenecke. Es herrscht weder Steuerzwang noch gibt es Sozialabgaben oder Sicherheitsauflagen, da Liberia zu dieser Zeit noch keine internationale Meereskonvention mitunterzeichnet hat. Ein Telegramm, eine Banküberweisung, und die Sache ist erledigt. Viele liberianische Schiffe haben wahrscheinlich niemals Monrovia gesehen. Es werden so viele Schiffe in diesem Wunderregister zugelassen, daß Liberia 1966 offiziell die größte Seemacht der Welt vor Großbritannien wird . . .

Das Goldene Zeitalter

Während des großen Booms der Handelsschiffahrt versorgen sich die Reeder nach Herzenslust auf einem zukunftsträchtigen Markt. Von 1960 bis ins Rekordjahr 1979 vervielfachen sie die von ihren Schiffen transportierte Jahresladung. Der Suezkanal ist geschlossen. Nichts hindert mehr den Bau von Supertankern. Es setzt ein Wettrennen um Riesengrößen ein. Der 1950 vom Stapel gelassene "Atlantic Seaman" maß 30 155 Bruttoregistertonnen (BRT). Die 1969 vom Stapel gelassene "Universe Ireland" mißt dagegen 326 933 BRT.

In diesem euphorischen Klima bleibt die Konkurrenz lebendig. Die staatlichen Flotten rivalisieren mit den Billigflaggen. 1969 sind 36 Millionen BRT auf Billigflaggen zugelassen, zehnmal mehr als 1948. Liberia reißt mit 29,2 Millionen BRT den Hauptanteil an sich, davon über ein Drittel Öltanker und ein Drittel Trockenladungen. Die panamesische Flagge übernimmt den Rest von 5,4 Millionen BRT. Bereits 17 Prozent der Handelsflotte der Welt wird unter Billigflaggen gesteuert. Aber das ist nur ein Durchschnitt.

Über ein Viertel der Tanker-Schiffe - 26 Prozent - sind in den "offenen" Registern eingetragen und 23 Prozent der Mineral- und Massengütertransporte. Lediglich acht Prozent anderer Lastschiffe hissen die Billigflagge. Im Jahre 1969 ist fast jedes fünfte Schiff, das in einer der Werften weltweit vom Stapel gelassen wird, direkt auf Liberia oder Panama eingetragen. Die weltweit an erster Stelle stehenden japanischen Werften bestimmen offiziell 28 Prozent ihrer Produktion für Liberia. ( . . . )

Wem gehört diese ganze Phantomflotte? Darauf antwortete die OECD in ihrem Jahresbericht über die Seetransporte von 1969: "Ungefähr die Hälfte der globalen Tonnage unter Billigflagge wird von Gesellschaften oder Personen aus Nordamerika kontrolliert; ein großer Teil des Rests gehört griechischen Interessen." 1975 erfolgte ein neuer Schritt. Mehr als ein Viertel aller Schiffe fährt nun unter Billigflagge; dieses Verhältnis ändert sich bis 1986 kaum. Allein Liberia hat fast ein Viertel der Schiffe und 28 Prozent der Tanker zugelassen. Es sind zwar Scheinzulassungen, aber der Handel ist sehr wohl Wirklichkeit. Von zehn für den Außenhandel der westlichen Länder über das Meer transportierten Tonnen wird 1975 nach Angaben der OECD je nach Warensorte jede dritte Tonne unter Billigflagge transportiert. Mit 34 Prozent ihres Handels unter der "flag of con- venience" führen die Vereinigten Staaten. Die Erdölfracht bleibt die Spezialität der liberianischen Flagge, die sich die Trokkenladung mit der panamesischen Flagge aufteilt.

Ende der siebziger Jahre hat sich die Liste der Billigflaggen anbietenden Länder weiter verlängert. Honduras, die Philippinen, Barbados und Vanuatu haben sich angeschlossen. Die beiden letzteren bieten wie übrigens die Bahamas den Reedern einen umfassenden Service an: "Offshore"-Finanzzentren (= kaum regulierte und schwer zu kontrollierende Zonen für Bankgeschäfte, Anm. d. Übersetzers), Steuerparadies, offenes Seeregister.

1980 transportieren die Schiffe unter Billigflagge ein Drittel der Importe der westlichen Industrieländer sowie ein Viertel ihrer Exporte. Die Vereinigten Staaten sind Meister dieser Gattung. Die Hälfte ihrer Einfuhren und ein Viertel ihrer Ausfuhren über Meer reisen in Phantomschiffen.

Eine erste Folge dieser Begeisterung: über die Hälfte der Ausfuhren neuer Schiffe verliert sich in einem dichten Nebel. Von 1976 bis 1980 haben die Schiffswerften für 66,63 Milliarden Dollar neue Schiffe exportiert. Man findet aber nur 33 Milliarden Dollar in den offiziellen Importrechnungen. Wie soll man sich darüber wundern? Die Empfänger der verschwundenen Exporte sind die Länder mit Billigflaggen, darunter fast zur Hälfte Liberia und Panama. Selbstverständlich werden alle diese auf dem "Schwarzmarkt" gekauften Werkzeuge benutzt, um "schwarz" zu arbeiten.

Es gibt nur wenig Ökonomen, die sich dafür interessieren. Erwin Veil von der OECD beziffert jedoch 1982 die durch die Billigflaggen eingeführte Verzerrung für das Jahr 1982 auf neun Milliarden Dollar. Der Rest von 23 Milliarden Dollar erklärt sich ihm zufolge vor allem aus "der klassischen Abrechnung unter Wert der aus dem Transport erfolgten Einnahmen", deren Daten, wie er schreibt, "von den Transportgesellschaften gesammelt werden und deshalb gewisse Lücken aufweisen könnten". Fünf Jahre später führt die genauere Untersuchung des Internationalen Währungsfonds 32,5 Milliarden Dollar an Nettofrachteinnahmen auf die "fehlenden Flotten" zurück.

Billigflaggen als Sicherheitsventil

Diese komplizierten Rechnungen beschäftigen die Seehandelsmächte in dieser Wachstumsperiode kaum. Was sie zu stören beginnt, ist die unlautere Konkurrenz, die die Billigflaggen in den weltweiten Wettbewerb einführen sowie die Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften, die sie tolerieren. Ob es sich um Industrieländer oder Entwicklungsländer handelt, alle wollen ihren Anteil an einem in voller Expansion befindlichen Markt wie dem der Handelsschiffahrt sichern. Aber nicht alle befinden sich in der gleichen Lage. Die von bestimmten Entwicklungsländern aus den Billigflaggen geschöpften Gewinne erregen die Begierden. Über die USA und Griechenland mit ihren fiktiven Flotten, die größer als ihre offiziellen sind, wird öffentlich hergezogen. Die anderen industrialisierten Seehandelsländer wie Frankreich und Norwegen, die weniger als fünf Prozent ihrer nationalen Tonnage unter Billigflaggen registrieren, oder die Bundesrepublik Deutschland (etwas unter zehn Prozent) regen sich selbst ein wenig auf. Deren Gefühle sind übrigens ziemlich zurückhaltend. Sie denken bereits an die Vorteile des Status quo: Sind die Billigflaggen nicht ein ausgezeichnetes Sicherheitsventil?

Die Entwicklungsländer sind viel offensiver. Aus ihrer Sicht sind die Billigflaggen nichts anderes als eine Form von Neokolonialismus, dessen erste Konsequenz darin bestehe, ihre eigene Seehandelsentwicklung zu verhindern. "Jedem Staat seine Flotte", so lautet bald darauf die von einer Gruppe von Entwicklungsländern ausgegebene Losung. Niemand kümmert sich darum, zur Kenntnis zu nehmen, ob ein Land aus einem Minimum an Seehandelstradition Vorteile ziehen kann, was einen unentbehrlichen Trumpf in der Entwicklung einer staatlichen Flotte bedeutet. Ihre Überlegung ist einfach, unmißverständlich und von Illusionen genährt. Der Handel unter Billigflaggen, bemerken sie, ist im wesentlichen ein Süd-Nord-Handel; die auf den "liberianischen" Tankern angeheuerten Mannschaften stammen fast alle aus der Dritten Welt; das Verbot der Billigflaggen und der Schiffe, die sie hissen, würde den Entwicklungsländern automatisch zu Flotten verhelfen.

Der Fiskus ist niemals der Greuel der Reeder gewesen. Sie haben viel einfachere Mittel, diesen zu umgehen, als daß sie dafür die Billigflaggen hätten erfinden müssen. Es handelt sich vor allem darum, den Sozialgesetzen zu entgehen, die die Seeleute in allen Ländern mit einer entwickelten Seehandelstradition schützen. Unter dem Druck der Gewerkschaften der Seeleute sind die Löhne und die Stärke der Mannschaften allmählich reglementiert worden. Die Gesetze über die Finanzierung der Berufsausbildung werden in der Schiffahrt genauso angewandt wie in jeder anderen industriellen oder Handelsbranche auch.

Alle diese sozialen Auflagen unterscheiden sich von Land zu Land in der Weise, daß die Kosten einer Mannschaft von einer offiziellen Flagge zur anderen von derselben bis zur doppelten Höhe variieren kann. In den Ländern mit Billigflagge sorgt das Fehlen jeglicher sozialer Reglementierung für noch viel niedrigere Personalkosten. Nicht einmal die Regel der Nationalität der Mannschaften, an die sich die Gewerkschaften der Seeleute der westlichen Länder lange Zeit mit verzweifelter Energie geklammert haben, findet hier Anwendung.

Kurz, die Billigflaggen sind für die Handelsschiffahrt das, was die Entwicklungsländer für die Industrie sind: eine bequeme Weise, billige Arbeitskräfte zu beschäftigen. Ein Tanker unter liberanischer Flagge ist genauso eine "delokalisierte" Investition wie zum Beispiel eine von einem Multi errichtete Montagefabrik in Asien. Allerdings ist das politische Risiko geringer, denn nichts zwingt den Reeder, mit seinem Schiff in den Gewässern des Registrierlandes vor Anker zu gehen.

Die Scheinzulassung ist auch ein bequemes Mittel, der finanziellen Reglementierung der Länder mit Seehandelstradition zu entgehen. Dieser Faktor trug entscheidend zur Entstehung der Billigflaggen bei. In jedem Reeder steckt ein Spekulant, der vor allem auf dem Euromarkt auf Kredit kauft. Die kreditgebende Bank nimmt natürlich eine Hypothek auf das Schiff. Dieser Vorgang kann zum Beispiel mehrere Wochen in den Winkelzügen der staatlichen Bürokratie in Anspruch nehmen. In einer halben Stunde, der Zeit für ein Telex, ist in Liberia alles geregelt. Wenn die Bank das Schiff wieder erlangen muß, erfolgt der Vorgang mit derselben Geschwindigkeit, als ob diese von einer Scheinzulassung profitieren würde. Was für eine Hypothek zutrifft, gilt für eine gewöhnliche Schiffslizenz. Zahlreiche Reeder machen ihre Gewinne nicht mit der Fracht, sondern mit dem spekulativen Kauf und dem dann zum besten Zeitpunkt erfolgenden Wiederverkauf der Schiffe. Es ist folglich ein beträchtlicher Vorteil, täglich verkaufen zu können.

Und die Sicherheit? Tankerkatastrophen wie die anfangs erwähnte der "Amoco Cadiz" verursachen Angst und Schrecken. Gewiß sind nicht alle Schiffe unter Billigflagge schwimmende Särge, obgleich noch viel zu viele dazu gezählt werden. Eine ad-hoc-Gruppe der OECD hat 1975 die gesamten registrierten Verluste unter den Schiffen über 1000 BRT zwischen 1964 und 1973 untersucht. Die damaligen Schlußfolgerungen sind aufschlußreich: "Die Schiffsverluste unter Billigflaggen betragen das Vierfache der OECD-Mitgliedsländer und das Dreifache der gesamten Welthandelsflotte. Diese Kluft scheint beinahe unabhängig von Alter oder Tonnage der Schiffe zu sein. Keine äußere Ursache wie etwa der Einsatz von Schiffen auf oft befahrenen Routen scheint die relativ mittelmäßigen Ergebnisse der Billigflaggenflotten zu erklären, die daher nur den gesparten Nutzungs- und Wartungsnormen zugerechnet werden können."

Die Nutzungs- und Wartungsnormen der Schiffe unter Billigflagge hängen weniger von der Flagge als von den Reedern und den Charterern ab. Die von der Londoner Versicherungsgesellschaft Lloyds verlangten Prämien bemessen sich nach den eingegangenen Risiken ab und folglich nach den mehr oder weniger guten Bedingungen der Schiffsnutzung und -instandhaltung.

Die Krise und die Zweitregister

Der Einbruch erfolgte 1979, dem Rekordjahr der weltweiten Seefracht, in dem 3,77 Milliarden Tonnen an Waren über das Meer transportiert wurden; außerdem war es das Jahr des zweiten Ölschocks. Für die Handelsschiffahrt stellte dies eine teuflische Verkettung dar. Zuerst verringerte sich zusehends der Abtransport der Mineralöle im Persischen Golf. Die Öltransporte, deren Tonnage seit 14 Jahren im Rhythmus von jährlich sieben Prozent gewachsen war, gingen 1980 um acht Prozent, 1981 um zehn Prozent und 1982 um 13 Prozent zurück. Die Vorstellung leerer Tanker versetzte die Reeder in Schrecken. 1983 erreichte ihre Überkapazität 42 Prozent, trotz der unglaublichen Zahl von Tankschiffen, die billig eingesetzt wurden: 23 Millionen Tonnen Gesamtzuladung (dw) 1982 und 24 Millionen 1983.

Mit ein wenig Verspätung ereilte diese Entwicklung auch die Trockenschiffsfracht mit einem Tiefpunkt von vier Prozent 1982. Als der internationale Handel die Rückwirkung des zweiten Ölschocks erfuhr, erlitt die Handelsschiffahrt insgesamt hohe Verluste. In der Größenordnung von tausend Tonnen erreichte der Rückgang zwischen 1979 und 1985 eine Höhe von 25,4 Prozent. Zwischen 1980 und 1985 verringerte sich der von der Konferenz der Vereinten Nationen über den Handel und Entwicklung (CNUCED) geschätzte Umsatz um 16 Prozent oder 23 Milliarden Dollar.

Die Handelsschiffahrt mußte sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Die Reeder der westlichen Länder wetteiferten um einen ständig expandierenden Markt. Jeder von ihnen mußte von nun an seine Flotte zu den günstigsten Kosten einsetzen, um zu überleben. Und obendrein wurden sie von Hongkong, Taiwan, Südkorea, Singapur und sogar Osteuropa und der Volksrepublik China herausgefordert, die neu hinzugekommen sind und die jegliche Gefälligkeit verpönten und deren Flaggen auf Schiffen mit billigen Mannschaften wehten. Die Billigflaggen wurden immer verführerischer. Die entwikkelten Länder mit einer Seehandelstradition setzten sich dagegen zur Wehr, indem sie die "Zweitregister" - dieselben Farben, Normen auf halbmast - erfanden.

Nacheinander geben die europäischen Seehandelsmächte dem Kostendruck nach. Der erste Staat, der aufgibt, ist Norwegen, das übrigens auch das Opfer seiner Erfolge ist. Das Nordmeeröl führt zu seinem Wohlstand, der wiederum besonders die Löhne der norwegischen Seeleute klettern läßt. Diese sind doppelt so hoch wie die der französischen Seeleute.

Die Reeder entfliehen zuhauf der norwegischen Zulassung, um den neuen sozialen Gegebenheiten zu entkommen. Denn das norwegische Seegesetz schreibt

Kleine Lokalrundschau

Aktionen gegen Fremdenhaß NEU-ISENBURG. Welche Aktionen die Isenburger Flüchtlingshilfe in den kommenden Monaten vorhat, um gegen Fremdenfeindlichkeit zu protestieren, soll mit allen Interessierten am Donnerstag, 14. Januar, besprochen werden. Treffpunkt ist um 20 Uhr im großen Saal des TSG-Heims in der Beethovenstraße 53. Blut spenden in Dreieichenhain DREIEICH. Die nächste Möglichkeit zum Blutspenden bietet das DRK in Dreieichenhain am Donnerstag, 14. Januar: in der Zeit von 18 bis 20 Uhr in der Ludwig- Erk-Schule im Haimerslochweg 3. "Monotypien" von Bernhard Jäger NEU-ISENBURG. "Monotypien" ist der Titel der Ausstellung mit Werken des Künstlers Bernhard Jäger, die am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr in der Isenburger Galerie "Patio", Waldstraße 115, eröffnet und danach noch bis zum 5. Februar zu sehen sein wird.

Wenn der Kopf mitläuft NEU-ISENBURG. Über den "psychosozialen Effekt beim Laufen" wird Manfred Dietrich vom hessischen Leichtathletikverband am Freitag, 15. Januar, um 19.30 Uhr in der Halle des Sportparks an der Alicestraße sprechen. Titel des Vortrags, zu dem der Lauftreff des Isenburger Tennisclubs einlädt: "Der Kopf läuft mit . . ." Diskussion über Krankenkasse LANGEN. Wer mit der Senioren-CDU Langen am Freitag, 15. Januar, zu einer Diskussionsveranstaltung fahren möchte, die die Senioren-Union in Mühlheim zum Thema "Krankenversicherung der Rentner" veranstaltet, sollte an diesem Tag um 14.15 Uhr vorm Restaurant "Wienerwald" an der Langener Bahnstraße sein. Nachmittag für Geburtstagskinder DREIEICH. Zu einem Senioren-Nachmittag lädt die Dreieichenhainer Burgkirchengemeinde für Freitag, 15. Januar, alle Bürger ein, die im letzten Quartal 1992 70 Jahre oder älter geworden sind. Von 15 Uhr an gibt es im Gemeindehaus in der Fahrgasse 57 fürs leibliche Wohl Kaffee und Kuchen und zur Unterhaltung Frankfurter Mundart-Vorträge von Lothar Habermehl. Sitzungsmarathon zu Geldnöten NEU-ISENBURG. Um Auswege aus den Isenburger Geldnöten, sprich: den Haushaltsplan 1993, soll es beim öffentlichen Sitzungsmarathon des Haupt- und Finanzausschusses gehen, der am Freitag, 15. Januar, um 17 Uhr beginnt und und Samstag, 16. Januar, um 9 Uhr in die zweite und letzte Runde geht. Start und Ziel sind im Plenarsaal des Rathauses an der Hugenottenallee. "Curly Sue" flimmert über Leinwand NEU-ISENBURG. Wie ein achtjähriges Mädchen und ein Herumtreiber, gespielt von James Belushi, arglose Zeitgenossen hereinlegen und sich damit ihren Unterhalt "verdienen", ist am Samstag, 16. Januar, um 16 Uhr in der Isenburger Hugenottenhalle zu sehen. Über die Leinwand des kommunalen Kinos flimmert dann John Hughes Streifen "Curly Sue". Manfred Siebald singt fromme Lieder NEU-ISENBURG. Mit seinem Programm "Lieder, Worte, Gedanken" tritt der christliche Liedermacher Manfred Siebald am Samstag, 16. Januar, um 19.30 Uhr in der evangelischen Christusgemeinde in der Wilhelm-Leuschner-Straße 72 auf. Siebald brachte bereits mehrere Schallplatten und Gedichtbände heraus und lehrt Amerikanistik an der Mainzer Universität. Manfred Kanther ist "Gaststar" NEU-ISENBURG. Manfred Kanther, christdemokratischer Oppositionsführer im hessischen Landtag, ist am Sonntag, 17. Januar der "Gaststar" des Neujahrsempfangs der Isenburger CDU. Ort des Geschehens wird von 11 Uhr an die Hugenottenhalle sein.

HEUTE . . . . . . sagte der junge Mann: "Meine Braut macht zur Zeit einen Kochkurs!" - "Ei, guck emal da! En Kochkors! Kann se schond Hasbel mit Kraut?" - "Das weiß ich nicht! Letzten Sonntag jedenfalls hat sie einen köstlichen Pudding serviert!" - "En Budding! Na, dann sin die erst beim Be!"

. . . kam ein Mann ins Geschäft und sagte zur Verkäuferin: "Ich hätt gern e Paar Hosedräächer, Frollein!", und die Verkäuferin ging zum Hosenträgerständer und sagte unterwegs zu ihrer Kollegin: "Widder aaner, der wo im neue Jahr abspecke will!"

. . . sagte der Gast zur Kellnerin: "Es dhut merr laad, Frollein, awwer ich hab bloß aan Kloß geschafft! Den annere muß ich zurickgewwe!" Die Kellnerin sagte: "Kein Problem! Den bekommt unser Hausschwein!" Der Gast sagte zu seiner Frau: "Ei, wen werd dann die dademit maane?"

Drei Frauen und ein Engel Gespräch mit der Choreographin Nadine Ganase über ihr Stück "Lover Man"

Montagabend. Nadine Ganase sitzt an einem Tischchen im TAT-Café, schiebt eine Zigarettenschachtel hin und her, überlegt, erklärt, zeichnet für ihre Mitarbeiter imaginäre Linien, Pläne auf die Tischfläche. Vor drei Stunden ist sie in Frankfurt angekommen, am Mittwochabend ist ihr Tanztheater-Stück "Lover Man" am Theater am Turm zu sehen. Sie zeigte es auch schon in Antwerpen, Dijon, im Théâtre de la Bastille in Paris, wird von Frankfurt aus nach London reisen - die Tournee, sagt sie, fängt jetzt erst richtig an. Unterwegs zu sein, das mache ihr nicht viel aus: "Ich mag die Erfahrung mit unterschiedlichen Zuschauern."

Nadine Ganase (geboren 1961), Tänzerin und Choreographin, ist es gewöhnt, unterwegs zu sein. Sie tanzte sechs Jahre lang in Anne Teresa De Keersmaekers Ensemble "Rosas", arbeitete dann mit verschiedenen europäischen Gruppen, begann schließlich selbst zu choreographieren. "Lover Man" ist ihr zweites Stück, an einem dritten und vierten arbeitet sie bereits.

Bei den "Rosas" war jede Tänzerin am kreativen Prozeß beteiligt, etwa in Form von Improvisationen, so Nadine Ganase. Der Übergang zu eigener choreographischer Arbeit sei ihr darum nicht schwergefallen. Auch die nötigen Kontakte hatte sie schon - in Belgien muß man Ko-Produzenten vorweisen können, wenn man vom Staat finanzielle Unterstützung haben will. Was sie jetzt bekommt, reicht freilich nur für eine kleine Gruppe.

Aus der Not macht sie eine Tugend. Weil sie sich keine große Compagnie leisten kann, hat sie für "Lover Man" nur zwei Frauen (sie selbst tanzt die dritte Frauenrolle) und einen Mann engagiert - auf die Idee zu der Konstellation brachte sie Wim Wenders Film "Der Himmel über Berlin". Der Mann steht außerhalb, als eine Art Engel. Er spricht die Texte, unter anderem von Peter Handke und Marguerite Duras. Erzählt aber wird in "Lover Man" von der "Intimität unter Frauen", ihrer Freiheit im Umgang miteinander: "Es gibt so viel, was man über Frauen sagen kann, auch ohne Männer", sagt Nadine Ganase.

Von ihren Tänzerinnen verlangt sie vor allem eine starke technische Basis, dazu eine "sensuality of motion", Sinnlichkeit in der Bewegung, aber auch die Fähigkeit, zur Choreographie beizutragen. "Ich frage sie zum Beispiel: Wo ist euer Verlangen, wo in eurem Körper hat es seinen Sitz?" Die Ensemble-Szenen habe sie choreographiert, doch bei den Solos habe jede Tänzerin Gelegenheit zur Improvisation. "Ich versuche, ihre persönliche Sprache zum Vorschein zu bringen."

Die Zukunft des Tanzes sieht die Choreographin, die in Brüssel lebt und arbeitet, in der Verbindung von Theater und Tanz, wie zum Beispiel bei Pina Bausch. In ihrem eigenen Stück will sie trotz der Einbindung von Texten keine Geschichte erzählen, "it's not a story", sagt sie, sondern "eine Abstraktion". Und faßt diese Geschichte, die keine ist, dann doch in einem Satz zusammen: "Sie erzählt von einem Engel (Mann), der durch eine weibliche Landschaft wandert."

(Aufführungen von "Lover Man" im TAT sind geplant vom heutigen Mittwoch an bis zum Sonntag, Beginn 20 Uhr.)

SYLVIA STAUDE

Kulturgemeinde bietet auch Kosmetikkursus an

KELKHEIM. Ein perfektes Make-up macht noch lange kein perfektes Aussehen. Was alles dazugehört, um seinen Mitmenschen einen hübschen Anblick zu bieten - Gesichtspflege und -massage, die richtige Ernährung, Fußreflexzonentherapie oder die richtigen Farben und richtigen Kleider - das vermittelt Christa von Campe-Brendel vom 22. Februar an jeweils montags, 19.30 bis 21 Uhr, in der Rossertschule in Ruppertshain. Anmeldung zu dem Kosmetikkursus sind unter Telefon 0 61 95 / 57 25 möglich.

Der Lehrgang ist jedoch nur ein kleiner Mosaikstein aus dem Angebot der Kelkheimer Kulturgemeinde. Einen Gesamtüberblick über das Programm finden Interessierte im Heft der Volkshochschule Hofheim und ab Mittwoch, 20. Januar, in der Broschüre der Kelkheimer Kulturgemeinde. Beide Hefte liegen im Rathaus, in der Stadtbücherei und in den Buchhandlungen aus. ana

den Reedern offensichtlich die norwegischen Sozialabgaben und Löhne vor. Allein während des Jahres 1986 verlassen umgerechnet sechs Millionen BRT die offizielle norwegische Flotte. Die norwegische Regierung schafft das "Norway International Shipping Register" (NIS), ein scheinbarer Widerspruch der rein liberalen Tradition. Die Sicherheitsvorschriften werden nicht verhandelt; die norwegischen Bestimmungen werden ebenso angewandt wie die der ILO (Internationale Arbeitsorganisation in Genf). Es wird sogar die Möglichkeit untersucht, den interessierten Reedern ein in Norwegen befindliches "Management" aufzuerlegen. Aber der ganze Rest ist verlockend. Es dürfen ausländische Seeleute und ebenso ausländische Reedereien sein.

Vor allem sind die ausländischen Besitzer teilweise von der norwegischen Steuer befreit. Was die ausländischen Seeleute angeht, so unterliegen sie nicht den Abgaben auf das Einkommen natürlicher Personen. Folglich können ihnen die Reeder wirklich viel weniger bezahlen als den norwegischen Seeleuten. Aber die Ehre ist sicher: Es ist natürlich die norwegische Flagge, die auf den 192 Ende März 1988 im "NIS" zugelassenen Schiffen weht.

Norwegen hat eine Innovation durchgesetzt. Mit dem "NIS" hat es eine Methode entwickelt, die in Europa Furore machen wird: die "Zweitflagge" oder "offshore- Flagge", wie die Angelsachsen sie bezeichnen, die auch einen einfallsreicheren Ausdruck verwenden: "flag within the flag" - die Flagge in der Flagge. Im August 1986 gab der mächtige internationale Verband der Transportarbeiter zu, daß das Register der Isle of Man kein Billigregister ist, was viel wert ist, da die mit dem Register von Man liebäugelnden Reeder keine sozialen Konflikte in den Häfen mehr fürchten mußten.

Ein anderer Fall ist Polen. Trotz seiner Seehandelstradition, seiner mächtigen Werften und der sehr niedrigen Löhne seiner Seeleute ist seiner Schiffahrt der Durchbruch nicht gelungen. Seine Flotte hat sich zwischen 1969 und 1980 gerade mal verdoppelt, um danach zu stagnieren. Um Devisen zu erlangen, exportierte Gdansk fast seine gesamte Produktion. Die polnischen Seeleute, die die billigsten der Welt sind, heuern vor allem auf Schiffen unter Billigflagge an, deren Nutzungskosten in diesem Fall die ganze Konkurrenz herausfordert. Die jährlichen Personalkosten eines gleichwertigen Schiffes überschreiten keine 338 000 Dollar, wenn das Schiff auf eine Billigflagge zugelassen ist, die nicht diejenige Librias ist und die Seeleute Polen sind.

Offene Häfen

Als am 8. Februar 1986 in Genf die Schlußakte der internationalen Verhandlungen, die bei der CNUCED während der Euphorie von 1979 eröffnet wurden, unterzeichnet wird, wird die Situation der Seeschiffahrt dadurch gänzlich umgekehrt. Die nicht weniger als 23 Wochen innerhalb von zwei Jahren dauernden Versammlungen führten zu keinen oder, um genau zu sein, zu fast keinen Ergebnissen. Anfangs versuchte jeder Staat, seinen Anteil an der wachsenden Quelle zu bekommen. Am Ende ist jedem bewußt gewesen, daß es darum geht, durch Kostensenkung auf einem schrumpfenden Markt zu überleben. Die Entwicklungsländer haben stillschweigend ihren Forderungskatalog aufgegeben.

Die Schlußakte bestätigt den Status quo. Die Konvention erlegt dem Zulassungsland der Schiffe nur eine einzige wirkliche Verpflichtung auf. Diese besagt, daß es sich vor der Registrierung vergewissern muß, ob zwischen ihm und dem Schiff tatsächlich eine Verbindung existiert. Eine Zusatzbedingung wird jedoch gestellt: Das Zulassungsland kann die Einstellung inländischer Seeleute bei den Mannschaften fordern.

Die strikte Anwendung der Konvention sollte wenigstens die schnelle Identifizierung der Benutzer und der tatsächlichen Schiffseigner erlauben, wenn es um ihre Verantwortung geht. Außerdem sollten ihren Opfern die endlosen Verfahren der Verantwortungssuche erspart bleiben, wie das für sie bei der "Amoco Cadiz" der Fall war. Die Konvention sollte ebenso mit den Phantom-Eigentümern Schluß machen, die ihre Mannschaften über Monate hin in entfernten Häfen ohne Sold lassen.

Die Seekonvention von Genf verpflichtet zu nichts weiterem, was ihr übrigens schroffe Kritiken von den Gewerkschaften der Seeleute eingebracht hat. Diese neue Definition der Verbindung zwischen Schiff und Flagge - eine in Wahrheit sehr lockere Verbindung - verallgemeinert den Begriff des "Nicht-Wohnsitzes" in der Handelsschiffahrt. Die Europäer werden davon profitieren, wenn sie auch nicht die eigenen Seeleute, so doch wenigstens den Anschein dadurch retten.

Jedes dritte Schiff unter Billigflagge

Kaum daß die Genfer Seekonvention unterzeichnet wurde, sprang der Anteil der Schiffe unter Billigflagge plötzlich von 27 Prozent auf 31,8 Prozent der Weltflotte. Zwischen 1986 und 1987 wechselten zehn Millionen BRT von offiziellen auf "offene" Register über. Etwas mehr als ein Viertel aller Schiffe hißte eine Billigflagge; 1988 war es fast ein Drittel. Der Seegütertransport orientiert sich ganz auf eine gesteigerte "Delokalisierung". Die Reeder brauchen nur zwischen Billigflaggen, Zweitflaggen und den Flaggen der neuindustrialisierten Länder mit billigen Arbeitskräften den besten Ertrag für ihre Schiffe zu wählen. Und für die fiktiven Eigentümergesellschaften genügt eine Adresse in weiter Ferne.

Bis 1988 zögerten noch allerhand Reeder, diesen Entschluß zu fassen. Die Staaten mit einer Seehandelstradition hielten sie davor zurück, die Gewerkschaften der Seeleute drohten, und die nationalen Reglementierungen besorgten den Rest. Nun aber stürzen fast alle diese Hindernisse nacheinander ein. Das einzige noch solide Hindernis sind die "Konferenzen". Die Linienschiffe, die regelmäßig derselben Spur folgen, fahren fast ausschließlich unter nationalen Flaggen. Die Staaten, die sie miteinander verbinden, behalten sich diesen Verkehr vor. Sie unterstützen die Reederkartelle, die an der regelmäßigen Linie teilhaben, die "Konferenzen", auf denen man sich über den Ausschluß der Konkurrenz mit dem Segen der Regierung verständigt. Das Monopol aufgrund dieser Konferenzen dürfte kaum angegriffen werden, trotz der Empfehlungen der OECD, die die Staaten aufforderte, in dieser Angelegenheit auf ein Mindestmaß an Konkurrenz zu achten.

Im Dezember 1986 sind die Wirtschaftsminister der Europäischen Gemeinschaft übereingekommen, die öffentlichen Subventionen der Schiffswerften auf 28 Prozent des Schiffswertes zu kürzen. Diese Subventionen sollten übrigens bis Ende 1989 nicht nur in Europa, sondern in allen Mitgliedsländern der OECD endgültig verschwinden. Danach werden nur noch die Gewerkschaften der Seeleute als letztes Bollwerk gegen die Verbreitung der Billigflaggen übrigbleiben. Aber seit der Schaffung des britischen Zweitregisters auf der Isle of Man ist bekannt, daß dieses Bollwerk ebenso sehr zerbrechlich ist.

Dagegen sind die letzten Spuren der "Flaggenreservierung" sehr bedroht. Es ist in der Tat wenig wahrscheinlich, daß das Europa von 1993 seine Transporte den europäischen Flaggen vorbehalten wird. Die Ölgesellschaften werden daher veranlaßt, auf Billigflaggen zurückzugreifen. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt veranlassen die Staaten die Reeder dazu, "Patrioten" zu bleiben, indem sie ihnen Subventionen zukommen lassen. Die Reeder waren offensichtlich eingeladen, die Bestellung ihrer Schiffe bei den inländischen Werften zu tätigen, die ihrerseits größtenteils subventioniert waren.

Diese Epoche scheint wohl vollendet zu sein. So viele Schiffe, die auf diese Weise erworben wurden, sind durch die Krise im Schiffsfrachtverkehr unnütz geworden, so daß es unvorstellbar geworden war, die Steuerzahler noch länger die Kosten tragen zu lassen.

Für die Reeder wird bald das Hissen einer nationalen Flagge keinen Vorteil mehr darstellen. Sie werden immer stärker von den Billigflaggen gelockt werden. Die Bermudas, Bahamas, Vanuatu, die Caymaninseln bieten ihnen bereits einen Service an, in dem "alles inbegriffen" ist, vom Steuerparadies über die "offshore"- Finanzen bis zum abgabenfreien Seeregister. Eine wahrhafte Raserei hat sich der Reeder auf der ständigen Suche nach der billigsten, mit den geringsten Zwängen verbundenen und flexibelsten Zulassung - in den von ihren Versicherern auferlegten Grenzen - bemächtigt. Ihre Schiffe wechseln nun so schnell von einer Flagge zur anderen, daß die CNUCED endgültig darauf verzichtet hat, sie zu identifizieren. Die Nachforschung wäre zu teuer für ein derart vergängliches Ergebnis. Das Register von Antigua (britische Karibikinsel), in das im April 1987 5000 BRT eingetragen waren, hatte acht Monate später 370 000 BRT zugelassen.

Die deutschen Banken hatten ihrer Reederklientel geraten, auf diese Weise ihre Kosten zu reduzieren. Im Gegensatz dazu verlor das für seine vollkommene Nachgiebigket berühmte Register der Caymaninseln 1987 den Anteil, den es 1986 gewonnen hatte. Seine Flagge zog ein wenig zuviel die systematischen Kontrollen der amerikanischen Küstenwachen auf sich. Die überdrüssigen Reeder übertrugen ihre Schiffe in andere Register der Karibik.

Die Krise hat die Sieger gekrönt und sehr viele Verlierer am Boden zurückgelassen. Zu den ersteren gehört Panama, das Liberia und vor allem aber den anderen Billigregistern den Rang abläuft, deren Flaggen nun auf über einem Viertel der Phantomschiffe wehen. Zu den Verlierern gehören als Opfer seiner guten Absichten Liberia, aber besonders die offiziellen Register der entwickelten Länder wie dasjenige Norwegens, das zwei Drittel seiner Flotte innerhalb von sieben Jahren wegziehen ließ. Die systematische Unterschätzung der Einnahmen der Handelsflotte, die etwa 30 Milliarden Dollar jährlich betragen, hat also keinen Grund wieder zurückzugehen.

Es kann von einem Synergieeffekt zwischen Billigflagge, Offshore-Finanzzentrum und Steuerparadies gesprochen werden, das heißt: bestimmte unter ihnen verbinden das Nützliche mit dem Angenehmen, um den Kunden anzulocken. Zwischen den neu Hinzugekommenen und den großen Alten herrscht eine erbitterte Konkurrenz. Das Gesetz des Dschungels wäre eine ungeeignete Metapher für diesen Kampf auf dem Wasser, der zweifellos mehr einer Schlacht von Haien ähnelt.

Der weltweit organisierte Club "Zonta International" engagiert sich für Menschen in Not Hilfsaktionen ohne die Hilfe der Männer Auch Sodener Vereinigung unterstützt Frauen in Bosnien Von Anita Strecker

BAD SODEN. Ingrid Gräfin zu Solms- Wildenfels sieht nicht aus wie eine Frau, die leicht aus der Fassung zu bringen ist. Wohl überlegt scheint sie zu sondieren, abzuklopfen und auszuloten, was Sache ist, um dann mit kühlem Kopf zu entscheiden. Typisches Merkmal einer Zontianerin? Vielleicht. Immerhin ist die Bad Sodener Internistin, die sich schlicht mit "Solms" vorstellt, Präsidentin der Area Deutschland von "Zonta international", jenes weltweit organisierten Clubs berufstätiger Frauen in verantwortlicher Stellung, der "Service jeder Art leistet". Anders gesagt: Menschen in Not hilft.

1987 hat die Ärztin den Zonta-Club Bad Soden/Kronberg gegründet. 38 gestandene Frauen, im Schnitt zwischen Mitte 30 und 40 Jahren alt, gehören ihm mittlerweile an: Ärztinnen, Juristinnen, Frauen aus Sozialberufen, Wissenschaftlerinnen, Managerinnen, Geschäftsfrauen in leitenden Positionen. Gewiß, ein elitärer "Verein" mit konservativ-hierarischen Strukturen, der gerade deshalb immer wieder kritisiert wird. Aber wie formuliert es doch "Gouvernor" Irene Wiese von Ofen, bis 1992 Vorsitzende des "mitteleuropäischen Districts XIV" in der Zonta-Infobroschüre: "Elite ist etwas Gutes, wenn man sie für andere nutzbar macht."

Erst vor kurzem organisierten die Bad Sodener und Kronberger Zontianerinnen ein hochkarätiges Konzert zugunsten der ökumenischen Sozialstation in Bad Soden. Nutznießer früherer Aktionen waren etwa die Deutsche Gesellschaft für Muskelschwund und die Kinderheime in Königstein und Hattersheim. Jüngstes Zonta-Projekt: Hilfe für Frauen in Bosnien-Herzegowina. Ein Vorhaben, sagt Gräfin zu Solms-Wildenfels, an dem sich voraussichtlich die Zonta-Clubs weltweit beteiligen werden.

Seit einer Woche ist die Ärztin aus Zagreb zurück: "Wir hängen uns nicht an andere Hilfsorganisationen an, sondern überzeugen uns selbst vor Ort, was läuft, was not tut und was man tun kann." So sachlich knapp sie berichtet, ihre Erschütterung über das Gesehene kann sie nicht verbergen: die Not auf der Straße, die Gespräche, die Bilder mißhandelter Frauen, "die selbst mir als Ärztin einen Schock versetzten. Man fragt sich, ob das noch Menschen sind, die sowas machen."

Sie weiß, daß die mißhandelten, muslimischen Frauen gebrandmarkt sind - in der Gesellschaft zu Freiwild verdammt. Selbst in Kroatien werde ihnen zur Zeit jede Hilfe verweigert. Die Regierung habe kein Geld, deshalb würden Flüchtlingsfrauen einfach nicht mehr registriert. "Wer nicht registriert ist, bekommt keine gelbe Karte, und ohne gelbe Karte bekommen die Frauen keine ärztliche Hilfe. Sie können sich nicht mal Lebensmittel kaufen."

Für die Zontians Ansatz ihrer Hilfe, die in drei Stufen greifen soll: "Einmal werden wir mit Kleinlastern und Kombis Medikamente nach Split fahren und vor Ort verteilen", kündigt Ingrid zu Solms- Wildenfels an. Zudem sollen Zonta-Expertinnen Seminare für bosnische Ärzte anbieten, wie mit mißhandelten, verängstigten Frauen umzugehen ist. Die Idee, sagt die Ärztin und Psychotherapeutin, stamme von Frauen aus Zagreb. Im Frühjahr wollen sich erste Gruppen auf den Weg machen und Wochenendseminare zur Probe anbieten. Nicht zuletzt sammeln die Zonta-Frauen Geld, um in Bosnien- Herzegowina "Secret Center" als anonyme Anlaufstellen einzurichten: "Wir wollen in belebten Gegenden unauffällige Häuser mieten, wo Frauen gynäkologisch versorgt werden, psychische Hilfe bekommen und auch mal übernachten können."

Ein ehrgeiziges Projekt - und alles ohne männliche Unterstützung? Für die großgewachsene Mittvierzigerin keine Frage. Denn schon in der Vergangenheit haben die Zontians Touren in Dritte- Welt-Länder oder nach Osteuropa organisiert, etwa Hilfskonvois für polnische Rentnerinnen. Natürlich, räumt Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels ein, würden auch Männer angeheuert. "Wir haben nicht aus feministischen Gründen etwas gegen sie - nur bisher hat es eben auch immer ohne sie geklappt."

Besonders mutig oder tollkühn sind die Zonta-Frauen jedoch nicht. "Wir stürzen uns nicht einfach in ein Abenteuer", sagt die Ärztin. Jeder Schritt sei durchdacht und akribisch organisiert. Verbindungsfrauen - auch im ehemaligen Jugoslawien - loteten alle Möglichkeiten und Gefahren aus. Dabei helfe vor allem die Verbindung zur UNO, speziell zur UNIFEM, der Hilfsorganisation für Frauen: "Unsere UNO-Frau in Split sagt uns genau, was geht und wo die Grenzen sind."

Waldenser reisen im Mai nach Amerika

MÖRFELDEN-WALLDORF. Höhepunkt der Veranstaltungen der Walldorfer Waldenserfreunde im neuen Jahr soll die dreiwöchige Reise in die USA werden, wo sie das vor hundert Jahren von Waldensern gegründete Städtchen Valdese in North-Carolina besuchen und eine Rundreise durch den Nordosten der Vereinigten Staaten planen. Für den USA-Trip vom 27. Mai bis 13. Juni haben sich bereits 16 Reiselustige angemeldet. Wer sich anschließen will, bekommt bei Walter Gahn, Tel. 68 37, Informationen.

Zeitnäher ist der Vortrag, zu dem die Waldenserfreunde für Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr, ins evangelische Gemeindezentrum Walldorf einladen. Dr. Carla Lichenthal (Heidelberg) referiert über kulturelle und wirtschaftliche Impulse, die von den vor 300 Jahren nach Deutschland geflohenen Hugenotten ausgingen.

Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Waldenser am Montag, 15. Februar, 19 Uhr, im Gemeindezentrum. wal

Im Blickpunkt: Zonta-Clubs in 56 Ländern der Welt

Zonta - ein Name, der eher an Esoterik, denn an einen Club gesettelter Karrierefrauen denken läßt. Ingrid Gräfin zu Solms-Wildenfels glaubte denn auch zuerst an "irgend so einen Weiberverein", als sie vor gut fünf Jahren von einer Freundin zu einem Zonta-Vortrag eingeladen wurde. Doch das Feuer sprang über - ihre Freundin gründete einen Club in Friedberg, sie einen für Bad Soden und Kronberg. Mittlerweile ist sie Präsidentin aller 63 Zonta-Clubs in Deutschland und somit Ansprechpartnerin von 2050 Mitgliedern.

Entstanden ist die Frauenhilfsorganisation 1919 im US-amerikanischen Buffalo. Den Namen Zonta und das Emblem mit dem "Z" in der Mitte haben die Gründerinnen von den Siouxindianern übernommen: "Z" steht für Licht-, Sonnenstrahlen oder plötzliches Aufleuchten, die übrigen vier Buchstaben für zusammenhalten und verbinden, gemeinsam tragen, für Obdach, Redlichkeit und Vertrauenswürdigkeit.

Grundsätze, die bis heute das Programm bestimmen: Dazu gehören persönliche, sachliche und finanzielle Hilfen für lokale, nationale und internationale Projekte. Die Förderung von Menschenrechten in der Welt, ebenso der rechtlichen, politischen und wirtschaftlichen Stellung der Frau und die internationale Zusammenarbeit und Solidarität als Grundlage für den Frieden. Außer Entwicklungshilfeprojekten oder der Unterstützung sozialer Gruppen hat Zonta auch Stiftungen ins Leben gerufen, organisiert Vorträge, Seminare und Studienreisen.

Der elfköpfige internationale Vorstand und die Hauptgeschäftsstelle von "Zonta International" sind in Chicago. Die weltweite Organisation hat mehr als 1000 Clubs und rund 40 000 Mitgliedern in 56 Ländern. 1931 wurde der erste deutsche Club in Hamburg gegründet. ana

Rettungsstation soll zur Saison in Betrieb gehen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Wenn im Mai die ersten Schwimmer am Walldorfer Badesee anrücken, soll die neue Rettungsstation fertig sein. "Sie ist im Werden", sagt Ilona Knodt, die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Rettungsdienst Walldorfer Badesee (IRBW).

Die Kosten übernimmt die Stadt. Die Kostenschätzung von 270 000 Mark stammt aus dem Jahr 1991, und Bürgermeister Bernhard Brehl hofft, "daß sie bis zur Abrechnung Gültigkeit hat". Der größte Teil, 190 000 Mark, geht für reine Baukosten drauf. Bereits Anfang vergangenen Jahres wurde mit dem Anschluß der Badesee-Gebäude ans Kanalnetz begonnen: Für etwas über 26 000 Mark verschwinden die Sickergruben am Badesee.

Brehl räumt ein, daß die neue Rettungsstation, die den IRBW-Mitgliedern mehr Raum schafft, nicht gerade billig ist. Doch ist der Neubau seiner Meinung nach letztlich eine Investition, die sich bezahlt mache. Die IRBW-Leute arbeiten zwar im Auftrag des Magistrates, tun dies aber ehrenamtlich und kostenlos. Zu ihren Aufgaben gehört neben dem Wachdienst auch das Einkassieren der Parkgebühren für die Stadt. Darüber hinaus "tauchen wir auch manchmal, um den Dreck aus dem See zu holen", berichtete Ilona Knodt. Doch sei der Müll im See seit der Einzäunung deutlich geringer geworden.

Der Verein freut sich auf die neue Station. Und Brehl sieht sich dadurch bestätigt: Wenn die IRBW-Leute die Arbeit ehrenamtlich versähen, müsse die Stadt ihnen auch ordentliche Arbeitsbedingungen schaffen. wal

Stiller Undank

Freund J. gehört zu denen, die keine Minute Ruhe ertragen können. Kaum kommt er nach Hause, wird irgendeine Lärmquelle eingeschaltet. Desgleichen beim Autofahren. Der erste Griff nach dem Türschließen gilt dem Radio. Deshalb machte es ihn ganz rappelig, in dieses Auto einzusteigen, in dem das Radio stumm blieb. Wackelkontakt.

Während der Fahrt zum Restaurant machte er sich dann auch "nützlich". Er hob das Radio aus dem Armaturenbrett, wackelte an Drähten, schimpfte und werkelte - mit Erfolg. Leider nur, solange er den Kasten in der Hand hielt. Kaum schob er ihn zurück in die Halterung, erlosch die Stimme wieder. Irgendwann hatte er es geschafft. Womöglich hätte er wegen dieser Herausforderung noch auf das Abendessen verzichtet.

Die ganze Anstrengung wird ihm nichts nützen: Das Radio bleibt aus. Die Besitzerin des Autos kann es nicht ausstehen, beschallt zu werden. Auch bei der nächsten Fahrt wird er wieder selber reden müssen. Ihre Bastienne

Nützliches Wissen über pflanzliche Arznei

WETTERAUKREIS. Die Kreisvolkshochschule (KVHS) bietet jetzt einen Kurs an, der unter dem Titel "Phytopharmaka" Wissenswertes über pflanzliche Arzneimittel vermitteln soll. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen Möglichkeiten und Grenzen dieser besonderen Medikamentierung kennenlernen.

Der Kurs wird an drei Samstagen jeweils von 9 bis 13 Uhr abgehalten und beginnt am 23. Januar in der Gesamtschule Friedberg. Die Gebühr beträgt 30 Mark.

Anmeldungen bis zum 15. Januar unter Tel. 0 60 42 / 88 51 92. mk

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hofheim. " . . . aus Liebe zur Heimat", Kabarett mit den "Nestbeschmutzern", Stadthalle, 20 Uhr.

Filmspiegel

Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sister Act (20 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kevin - Allein in New York (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).

Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Kevin - Allein in New York (20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Der mit dem Wolf tanzt (20.15 Uhr).

Ausstellungen

Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Portraits und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (bis 15. 1.).

Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e. V., zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 31. 1.).

Vorträge / Kurse

Hochheim. Kolpingfamilie: Erste Hilfe - Auffrischungskurs, Vereinshaus Wilhelmstraße, 20 Uhr.

Hofheim. Deutscher Hausfrauenbund: Diavortrag "Sibirien", Teil 2, von Irmgard Buch, Haus der Vereine, 15 Uhr.

Kriftel. Bund für Volksbildung: "Eine Reise zu den Lofoten", Diavortrag von Walter Heß, Rat- und Bürgerhaus, 20 Uhr.

Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr.

Parteien / Parlamente Bad Soden. CDU-Frauen: Treffen, Ratsstuben Neuenhain (Bürgerhaus), 20 Uhr.

Flörsheim. SPD: Öffentliches Verkehrsforum "Die Region und der Verkehr", Weilbach, Weilbachhalle (Kolleg), 19 Uhr. Hochheim. Präsentation der Zwischenergebnisse der Umfrage "Stadtspielplätze", Rathaus, 15 Uhr.

SPD: Preisverleihung der Mal- und Klebeaktion "kinderfreundliche Stadt", Hochheimer Hof "Gut Stubb", 16.30 Uhr. Vereine / Organisationen Eschborn. Initiative "Eschbornerinnen und Eschborner gegen Ausländerfeindlichkeit": Treffen im katholischen Gemeindezentrum, Hauptstraße 52, 20 Uhr.

Hattersheim.BUND: Jahreshauptversammlung, "Gärtnerhaus", Glockenwiesenweg, 19.30 Uhr.

Hofheim. Deutsche Rheuma-Liga: Treffen junger Rheumatiker zum Gesprächskreis, AOK, Wilhelmstraße 16, 20 Uhr.

Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).

Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Klaviermusik zur Dämmerstunde, Stiftstheater, 17 Uhr.

Flörsheim. Altenkegeln, Stadthalle, 14.30 bis 16.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.

Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 14 Uhr.

Kinder / Jugendliche Eschborn. Anhörung zum Thema "Freizeitgestaltung für 12 - 15jährige", Bürgerzentrum Niederhöchstadt, 15 Uhr.

Flörsheim. "Güterschuppen": Jugendcafé, Bahnhofstraße, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Liederbach. Jugendcafé: Spiel- und Bastelnachmittag für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Sportlerheim, Wachenheimer Straße, 15.30 Uhr. Sonstiges Flörsheim. Evangelische Kirchengemeinde Weilbach: Café-Haus, Faulbrunnenweg 3, 15 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Robert Kreis "Alles weg'n de Leut, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Bob Roberts (18.30 Uhr); Primary (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Firmenmuseum der Hoechst AG im Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.). Vorträge / Kurse Nied. Dia-Vortrag von Adalbert Vollert "Kirche in Nied 1160 - 1992", Heimatmuseum, Beunestraße 9 a, 19.30 Uhr. Parteien / Parlamente Nied. SPD: Bürgersprechstunde mit Rolf Schubert und Uwe Wittemeier, AWO-Zentrum, Lotzstraße 21, 18 bis 19 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Gersthofer Straße 4, Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Pro Familia: Sexualberatung / Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.

Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86.

Vereine / Organisationen

Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.

Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Ev. Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", 17 bis 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative: Schachspielen, 10 bis 12 Uhr, Gebeschusstraße 44; Ausstellungsbesuch im Städel "Daumier als Zeichner", Schaumainkai 63, Treffpunkt dort, 15 Uhr.

Unterliederbach. Ev. Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstraße 11, 14 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: La Bohème, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Maria Stuart, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Phrasenmäher "Sanfte Exzesse", Kabarett, 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 20.15 Uhr.

Filmspiegel

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20, 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die Schöne und das Biest (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Bitter Moon (14, 17, 20 Uhr).

Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).

Gamma: Ihr größter Coup (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Kafka (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: The crying game (17, 19.45 Uhr). Auf offener Straße (22.30 Uhr).

Ausstellungen

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Eddie Constantine "Architekturmodelle", 15 bis 18 Uhr (bis 14. 2.).

Penta-Hotel, Auguste-Viktoria-Straße 15: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).

Stadtteilbibliothek Bierstadt, Theodor- Fliedner-Schule: "Naturerlebnis Aukamm", 9 bis 12.30 Uhr (bis 29. 1.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 19 Uhr (bis 5. 2.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 16 Uhr.

Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38 - 40, Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.

Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: Schwalbacher Straße 72, Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 /5 11 22.

Pro Familia: Offene Sprechstunde, Langgasse 3, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.

Evangelische Ringkirchengemeinde: Eltern-Kind-Treff, Kaiser-Friedrich-Ring 5, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Puppenspielgruppe "Guggemol": Neubeginn des Arbeitskreises für Puppenspiel, Kindertagesstätte, Wallufer Straße 15, 19.30 Uhr.

Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Polio-Schluckimpfung: Bierstadt, Robert-Koch-Schule, Venatorstraße 10, 14 bis 15 Uhr. - Ohne Gewähr -

FR-Leser wundert sich: Bus der Linie 30 fuhr plötzlich die alte Route "Fahrer wußte nichts von den Neuerungen"

BAD VILBEL. Als der Bad Vilbeler H. nach arbeitsfreien Tagen zur Jahreswende erstmals wieder in den 30er Bus stieg, um von der Endstation Nordbahnhof kommend wenigstens ein Stück weit in Richtung Erzweg mitfahren zu können, erlebte er eine Überraschung: "Der Fahrer wendete und fuhr über Dieselstraße wieder in die Kasseler Straße".

Nachdem infolge des Umbaues der Frankfurter Straße die Wohngebiete auf dem Niederberg ohnehin sehr schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, fand der Vilbeler diese "Neuerung" nicht gerade servicefreundlich.

Denn bekanntlich fährt der FVV- Bus der Linie 30 seit Mitte November durch die Parkstraße und den inzwischen geöffneten Schwarzen Weg in Richtung Frankfurt. Das ist zwar nur eine Annäherung an die Innenstadt, aber immerhin schon etwas näher als die Kasseler Straße - besonders im Regen.

Zu Zeiten, als der Bus noch durch die Frankfurter Straße im Innenstadtbereich verkehrte, wich er im Berufsverkehr zwischen 16 und 19 Uhr auf die Route Kasseler Straße aus, weil die Frankfurter oft heillos verstopft war und es für den großen Bus kaum ein Durchkommen gab. Mit der neuen Route seit November durch die Parkstraße war die Notwendigkeit des Ausweichens entfallen. Fahrgäste, die von der S-Bahn kommend die Innenstadt und den Niederberg erreichen wollen, konnten sich zumindest bis zur Parkstraße ihrem Ziel annähern. Im neuen Jahr aber habe sich der Busfahrer auf den Fahrplan berufen und sei im Berufsverkehr wieder vom Nordbahnhof kommend auf die Kasseler abgebogen, berichtet H.

Auf Anfrage der FR bestätigen sowohl der FVV als auch ein Sprecher der Stadtwerke Frankfurt, die für Personalfragen zuständig sind, daß der Bus in Richtung Frankfurt nur durch die Parkstraße fährt. Es sei möglich, daß mancher Fahrer nach dem Urlaub frisch eingesetzt worden sei und die neue Regelung nicht kenne - die innerhalb des bereits gültigen Winterfahrplans getroffen wurde.

Diese Nachricht freut den Vilbeler Busbenutzer, gleichwohl wundert er sich: "Ich habe noch vor wenigen Tagen eine ganz andere Auskunft beim FVV bekommen." Der Sprecher der Stadtwerke empfiehlt, im Zweifelsfall sollten die Fahrgäste den Fahrer auf die neue Situation hinweisen. Für alle Fälle können sie sich ja diesen FR-Artikel einstecken und dem Fahrer zum Lesen geben. de

"Spiegel"-Fechterei

Es begab sich aber, daß ein Gebot ausging im elften Jahr als Kohl Kanzler war, daß alle Welt über die Medien zu diskutieren und deren ruchloses Treiben zu verurteilen habe. Zur Diskussion machte sich auch auf der "Spiegel" aus Hamburg, eines Kanzlers Ruf eilfertig folgend, dessen Mühen um "geistig-moralische Führung" das Magazin seit jeher genüßlich verulkt.

Da vergoß der Autor der jüngsten Titelgeschichte "Die schamlose Gesellschaft" bittere Zähren über die Verrohung der Deutschen, über sinkende Schamschwellen, hemmungslose Obszönität und Gewalt, als sei's eine Epistel der deutschen Bischofskonferenz. Düster grummelten dazu im Hintergrund kulturkritische Bässe. Apokalypse an der Hamburger Ost- West-Straße?

Mitnichten. Der "Spiegel" ist ein vorwärtsgewandtes Organ, und deshalb kümmert er sich auch nicht um sein Geschwätz von gestern. Peter Stolle, der rastlose Pointentaumel verriet ihn auch ohne eigene Autorenzeile, stellte an den Pranger, was die Kollegen noch vor Jahresfrist als Kunstwerk sui generis gepriesen hatten und in der nächsten Ausgabe wieder preisen werden. Urs Allemanns "Babyficker" und Bret Easton Ellis' "American Psycho" neben "Glücksrad"- Dreher und Ex-Porno-Akteur Peter Bond, "Das Schweigen der Lämmer" neben den "Böhsen Onkelz" und dem "Killer-Krokodil" - fürwahr eine gemischte Gesellschaft, ein populistischer Supermarkt, der den vielen, vielen bunten Smarties der gerügten privaten TV-Anstalten in nichts nachsteht.

Infantile Scherze über einen Schamhaarfriseur wichen der gouvernantenhaften Entrüstung, daß Worte wie Blasen und Ficken (im "Spiegel" nur in Anführungszeichen) "schon fast zum gutbürgerlichen Sprachschatz" gehören, und wo kein Witzchen mehr parat war, da wurde mit besorgter Miene Norbert Elias Theorie über den Prozeß der Zivilisation bemüht. Die Titelzeile des Beitrags, gleichfalls schamhaft in Gänsefüßchen gefaßt, entnahm man praktischerweise gleich dem "Bayernkurier": "Das deutsche Volk landet im Schweinestall".

Daß Urteilen unterscheiden heißt und nicht jeder Gedanke in eine krachende Pointe mündet, davon weiß das kalauergespickte Geraune über Tabus nichts. Lieber versteckt man sich pfäffisch hinter Zitaten, die den Untergang des Abendlandes dämmern sehen, nicht ohne sie zuvor noch mit leisem Spott übergossen zu haben. Derlei Bigotterie ist nicht weit entfernt vom geschmähten SAT 1- Chef, der "Freiräume für die Phantasie" schaffen will und dabei nur Knete & Quoten meint.

Wer auf einen Diskurszwang reagiert, wer den Ball aufnimmt, den ihm die Kohls und Merkels zuspielen, der sollte nicht glauben, von ein paar hübsch gedrechselten Sottisen ließe sich die Diskurspolizei beeindrucken, mit ein paar abgedroschenen Seitenhieben auf Kanzler und Kleriker wäre mehr erreicht als "Spiegel"-Fechterei. Wer seine Schlachtordnung im wesentlichen vom Stammtisch übernimmt, der wird auch nicht weit über dessen moralische Empfehlungen hinausgelangen.

Daß es sich bei dem "Schweinestall" um einen gesellschaftlichen Zustand handelt, der sich mit den Kategorien Verbieten oder Gewährenlassen nicht "ausmisten" läßt, hätte man bei genauerem Nachfragen von dem Wissenschaftler Hans Peter Duerr erfahren können. Das messerscharfe Magazin, das keinen Politiker seine Spesenrechnung ungeschoren schönen läßt, war jedoch nicht einmal imstande, den durchaus kompetenten Ethnologen im begleitenden Interview ernstlich zu befragen.

"Welche Formen der Repression sind jeweils gesellschaftlich notwendig und welche nicht", darüber sei nachzudenken, erklärte Duerr. Fragen? Keine, mag auch über der schlichten Formel "gesellschaftlich notwendig" der lange Schatten Josef Stalins liegen, mag auch an diesem Punkt - und nicht im Ausbreiten der schärfsten Zoten - das Terrain beginnen, wo eine Debatte schmerzhaft wird, weil sie die Beteiligten zwingt, Farbe zu bekennen und Gründe zu benennen.

Die Faulheit des Denkens assoziiert sich lieber mit der Scheinheiligkeit. Was wäre der "Spiegel" ohne diese süffigen Themen, derselbe "Spiegel" im übrigen, der keine "Personalien"-Seite am Heft- ende ohne ein paar Quadratzentimeter nacktes weibliches Fleisch erscheinen läßt?

Wer mit unverkennbarer Häme von "bayerischen Landfrauen" berichtet, die "Unterschriften für ein gesetzliches Verbot von Sex und Gewalt" sammeln, der muß aufpassen, daß er nicht bald zum Hamburger Stadtpfarrer wird, der seinen Voyeurismus unter dem Vorwand ausagiert, er prüfe doch nur aufopferungsvoll sündige Bilder und Schriften, um Schaden von seinen Schäfchen zu wenden.

PETER KÖRTE

Theaterstück über HIV und Aids "halt mich, pack mich, küss mich" heißt das nach dem Tagebuch eines HIV-infizierten Mannes inszenierte Zwei-Mann- Stück der Frankfurter "Theatercompagnie Tagträumer", das auf Einladung der örtlichen Aids-Hilfe am Wochenende in Marburg zu sehen ist. Die Aids-Hilfe will mit der vom Marburger Magistrat unterstützten Aufführung einen Beitrag "zum Entstehen einer Atmosphäre leisten, in der sich von HIV und Aids Betroffene nicht mehr verstecken müssen". Termine am 15., 16. und 17. Januar jeweils um 20 Uhr im Kulturladen KFZ, Schulstraße 6.

KORBACH. Zu einer Lichterkette gegen Gewalt und Fremdenhaß rufen für diesen Mittwochabend in Waldeck-Frankenberg der DGB, die Grünen, die Friedensinitiative, die SPD und die Kreisregierung auf. Die Demonstration mit Teilnehmern aus dem ganzen Kreis soll um 18 Uhr an unterschiedlichen Treffpunkten in Korbach beginnen. feu/tap

"Perspektiven linker Rechtspolitik" Mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema "Perspektiven linker Rechtspolitik" eröffnet der Bundesarbeitskreis kritischer Jura-Gruppen an diesem Freitag um 19.30 Uhr in den Räumen der Evangelischen Studentengemeinde in Marburg (Rudolf-Bultmann- Straße 4) sein Bundestreffen.

GEW zieht nach Karlsruhe

ulf FRANKFURT A. M., 12. Januar. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat gegen die Bedarfskündigungen von Angehörigen des öffentlichen Dienstes in den neuen Ländern Verfassungsbeschwerde eingelegt. Im Namen von mehr als 40 betroffenen Lehrkräften und Mitarbeitern von Hochschulen und Forschungseinrichtungen trat der Bremer Arbeitsrechtler Wolfgang Däubler den Gang nach Karlsruhe an. Nach Däublers Ansicht verstößt die im Vorjahr verfügte Verlängerung der Frist, in denen Bedarfskündigungen möglich sind, gegen das Rechtsstaatsprinzip. Dieses verbiete es, befristete Übergangsbestimmungen des Einigungsvertrages nachträglich zu Lasten der Betroffenen zu verändern.

Im Einigungsvertrag waren Bedarfskündigungen, in denen der ordentliche Kündigungsschutz nicht oder nur bedingt gilt, zwei Jahre ab Beitritt möglich. Diese Frist wäre am 3. Oktober 1992 abgelaufen. Auf Antrag des Freistaates Sachsen, der vom Bundesrat unterstützt worden war, hatte der Bundestag durch Gesetz die Frist bis zum 31. Dezember 1993 verlängert. Dies war auf Protest der Gewerkschaften gestoßen.

Geteilte Ansichten über Umgang mit Steuergeldern SPD und CDU sehen keinen Anlaß zum Tadel / WIK moniert: Durch den Haushalt fließt das Bier

KELSTERBACH. Wurde mit den Steuergroschen in Kelsterbach richtig und sorgsam umgegangen? Diese Frage beschäftigte im Stadtparlament die Kommunalpolitiker wegen der vorliegenden Prüfungsberichte zu den Jahresrechnungen 1989 und 1990.

SPD und CDU sahen den ordnungsgemäßen Umgang mit Steuergeldern als gegeben und werteten die Berichte des Kreisrechnungsprüfungsamtes Groß-Gerau als Bestätigung guter Verwaltungsarbeit. Die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) dagegen hatte Bedenken und sah einige Haken im Bericht. Dabei ging es letztlich um die politische Verantwortung für die Ausgabenpolitik: Die formelle Feststellung der Berichte fiel einstimmig aus; die Entlastung gaben aber nur SPD und CDU, die WIK votierte dagegen.

"Ohne Fehl und Tadel" hätten die Prüfer die Kelsterbacher Verwaltungsarbeit befunden, freute sich Bürgermeister Fritz Treutel. Er bekannte sich zu Haushaltsresten als "politischen Ansätzen" im Etat.

Ganz anders sah dies WIK-Stadtverordneter Leo Spahn und erinnerte an frühere Prüferaussagen über Kelsterbachs Etatwerke wegen zahlreicher lokaler Festlichkeiten: "Durch den Kelsterbacher Haushalt fließt das Bier." Außerdem hob Spahn auf kritische Passagen im Prüfungsbericht ab, vor allem was Haushaltsüberschreitungen durch über- und außerplanmäßige Ausgaben und Haushaltsreste betreffe. Spahn kritisierte auch, daß der jeweilige Haushaltsplan in Kelsterbach - anders als in umliegenden Kommunen - immer erst sehr spät eingebracht und verabschiedet werde.

Hier werde mit einigen kleineren Punkten in den Krümmeln gesucht und dies geschehe vor dem Hintergrund eines Etatwerks von 161 Millionen Mark, widersprach der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Zeller der Kritik. Die großen Aufgaben seien entgegen Spahns Ausführungen ohne wesentliche Beanstandung abgewickelt worden. Darauf sei man stolz.

Es müsse zwischen Beanstandungen und Bemerkungen unterschieden werden, forderte für die CDU Alfred Wiegand die WIK auf. Es gebe laut Prüfungsberichten beispielsweise keine Mängel im Kassenbereich der Stadt Kelsterbach, meinte Wiegand. Auch er regte aber an, den Haushaltsplan künftig früher einzubringen und zu verabschieden. Vielleicht könne durch einen Doppelhaushalt ein vernünftiger Turnus erreicht werden. cas

Minister spricht über Verkehr in der Region

FLÖRSHEIM. Öffentlicher Nahverkehr, Straßenbau, Schnellbahn und Flughafenausbau - das sind die Themen eines Verkehrsforums der SPD.

Angesagt dazu hat sich auch Hessens Minister für Wirtschaft und Verkehr, Ernst Welteke (SPD). Mit von der Partie am Donnerstag, 14. Januar, um 19 Uhr im Kolleg der Weilbachhalle ist auch Uwe Stint von der Vorbereitungsgesellschaft für den Rhein-Main-Verkehrsverbund. Das Gespräch wird von dem Ersten Kreisbeigeordneten Gerd Mehler (SPD) moderiert. kkü

Namen + Notizen

CARSTEN GROSS aus Mörfelden- Walldorf, wird die Pressearbeit für den neuen CDU-Landtagsabgeordneten Rudi Haselbach (Mörfelden-Walldorf) übernehmen. cas

KARL-HEINZ WAGNER, Oberamtsrat bei der Stadtverwaltung Kelsterbach, wurde einstimmig vom Stadtparlament zum Gemeindewahlleiter gewählt. Sein Stellvertreter ist Manfred Schmidt. cas

Kleine Lokalrundschau

Ausländerbeauftragte berichtet KRIFTEL. Wie Ausländerbeauftragte den in Deutschland aufgeflammten Rassismus mit bekämpfen können, referiert die Hattersheimerin Bosiljka Dreher heute, Mitwoch, beim SPD-Forum im Bürgerhaus Kriftel. Beginn: 20 Uhr. Treffen der CDU-Frauen BAD SODEN. Die Frauen in der CDU kommen am Donnerstag, 14. Janaur, um 20 Uhr in den Ratsstuben des Neuenhainer Bürgerhauses zusammen. Sie wollen Veranstaltungen und Fahrten für 1993 besprechen. Dias von den Lofoten KRIFTEL. Zu einem einen Diavortrag über die Lofoten in Norwegen lädt der Bund für Volksbildung für Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr ins Rat- und Bürgerhaus ein. Walter Heß berichtet darin unter anderem über ein finnisches Glokkenmuseum, über eine Kanu-Wildwasser- Rallye und eine schwedische Erzgrube. Blues mit Matchbox HATTERSHEIM. Klassiker von Little Walter und Muddy Waters stimmt die "Matchbox Bluesband" am Freitag, 15. Januar, ab 21 Uhr im Hattersheimer Posthofkeller an. Einen Tag später, Samstag, 16., gastiert dort von 21 Uhr an die Gruppe "Ahl Männer", die sich als "die gnadenlose BAP-Kopie" bezeichnet. SPD-Neujahrstreffen SULZBACH. Die Sulzbacher Sozialdemokraten laden zum traditionellen Neujahrstreffen für Samstag, 16. Januar, von 19 Uhr an in den Musikraum der Eichwaldhalle ein. Für Speisen und Getränke zum Selbstkostenpreis ist gesorgt. Toleranz für Fremde HOCHHEIM. "Wenn Toleranz ein Fremdwort ist", lautet der Titel eines Informationsabends der Kolpingfamilie am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr im Vereinshaus Wilhelmstraße. Der Frankfurter Theologe Arnold Tomaschek referiert über Asylsuchende und ihre Probleme.Hausfrauen besuchen Dinos SCHWALBACH. Einen Besuch des Senckenberg-Museums hat der Hausfrauenbund für Dienstag, 19. Februar, geplant. Die Frauen fahren um 9.48 Uhr mit der S-Bahn am Bahnhof Limes los. Anmeldungen nimmt Frau Striffler unter Telefon 8 62 39 entgegen.

Aufstellen von Containern verzögert sich Stadt Hanau kann derzeit nicht die Quote bei Asylbewerber-Aufnahme erfüllen Von Regine Schlett HANAU. Die Stadt Hanau kann derzeit die Quote bei der Aufnahme hessischer Asylbewerber nicht erfüllen. Nachdem zunächst geplant war, daß bis Ende vergangenen Jahres weitere 180 Menschen an drei Standorten in Großauheim, Klein-Auheim und in Kesselstadt Unterkunft finden, gibt es Probleme mit dem Betreiber, der Firma Saßmann GmbH. Aufgrund der Brandschutzauflagen der Stadt verlangt das Unternehmen aus Altenstadt 35 Mark pro Tag und Asylbewerber. Angesichts des Regelsatzes von 19 Mark findet Gerhard Müller, Pressesprecher des Regierungspräsidenten, die hohe Forderung "vorsichtig ausgedrückt utopisch". Sozialdezernent Klaus Remer (SPD) ärgert sich: "Wir sind arg im Verzug", kommentiert er die Terminverschiebungen. Bisher habe man im Regierungspräsidium glücklicherweise Rücksicht auf die Verzögerungen genommen. "Aber der Druck wächst", sagt der Sozialdezernent. Er schiebt den Schwarzen Peter dem Baudezernat zu: "Ich bin davon ausgegangen, daß die Container bis November stehen." Der "Prüfungsvorgang" der Bauverwaltung habe jedoch "überraschend lange gedauert".

Baudezernent Jürgen Dressler (SPD) hat Anfang des Jahres die Genehmigungen für zwei Standorte an der Lise-Meitner-Straße in Großauheim und an der Frankfurter Landstraße in Kesselstadt erteilt. Die Prüfung der Bauanträge, die erst im Oktober eingingen, habe einige Zeit gedauert, weil aus Brandschutzgründen "höchstmögliche Sicherheit" gefordert sei, so Dressler. Bei den Wohneinheiten, die eine Herstellerfirma aus Kroatien liefert, gebe es keine entsprechende standardisierte Typenprüfung. "Wir mußten die Container auf Herz und Nieren abchecken", sagt Peter Gallenkamp, Leiter des Hanauer Bauaufsichtsamts. So wurden beispielsweise einzelne Nachweise für schwere Entflammbarkeit der Baustoffe nachträglich angefordert. Um auch angesichts der besonderen Gefährdung von Heimen für Asylbewerber ein "Restrisiko" auszuschalten, verlangt die Behörde außerdem die Einrichtung einer Brandmeldeanlage sowie einen Mitarbeiter, der rund um die Uhr erreichbar ist. Und schließlich will das Bauaufsichtsamt verhindern, daß die Wohneinheiten längerfristig stehenbleiben. Die Baugenehmigung wurde auf fünf Jahre befristet.

Remer wundert sich, warum diese Aspekte nicht bereits vor eineinhalb Jahren geprüft wurden, als Saßmann bereits einen Bauantrag für eine damals noch größer geplante Unterkunft für rund 300 Asylbewerber gestellt hatte. Gallenkamp klärt auf: Weil dieser Antrag schon aus städtebaulichen Gründen scheiterte, habe seine Behörde keine weiteren Kriterien geprüft.

Hans-Jürgen Saßmann spricht angesichts der nun formulierten Auflagen von "schier unlösbaren Aufgaben". Allein die Brandwache, rechnet er vor, schlage pro Einrichtung mit monatlich 15 000 Mark zu Buch. Die Befristung der Genehmigung erhöhe die Finanzierungskosten, und auch die Erschließung sowie eine monatliche Pacht von 3500 Mark für das Grundstück in der Lise-Meitner-Straße habe er zunächst nicht kalkuliert. Den Tagessatz von 19 Mark, der noch im Herbst vergangenen Jahres mit dem Sozialdezernat weitgehend abgesprochen schien, hält Saßmann daher für "illusorisch".

Sozialdezernent Klaus Remer, der zu diesem Zeitpunkt noch voll des Lobes über die einmütigen Verhandlungen mit dem Betreiber war, ist auf diese Entwicklung nicht vorbereitet. Kritik, daß die Stadt bei solchen lukrativen Geschäften mit Asylbewerbern für mehr Durchsichtigkeit sorgen müsse, hatte er damals zurückgewiesen. Hessische Flüchtlingsinitiativen fordern seit Jahren kontrollierbaren Wettbewerb, indem die Vertragsbedingungen von den Kommunen anhand öffentlicher Ausschreibungen festgelegt werden. Ein solches Verfahren hielt Remer für überflüssig, obwohl er keine genauen Kriterien für die Auswahl der in Hanau tätigen Unternehmen nennen konnte.

Die Firma Saßmann, hatte der Sozialdezernent lediglich erklärt, zeichne sich durch "breite Erfahrung" aus. Diese Erkenntnis, die dem Altenstädter Unternehmen in der Konkurrenz zu anderen Firmen auf dem florierenden Markt den Zuschlag bescherte, habe die Sozialverwaltung "durch Gespräche vor Ort" gewonnen, ließ Remer verlauten.

Nun hat sich die Begeisterung für Saßmann gelegt. Sozialamtsleiter Manfred Vosbeck schaut sich derzeit bereits in Einrichtungen der Konkurrenz im Rhein- Main-Gebiet um. Denn der Großteil der Asylbewerber, versichert der Sprecher des Regierungspräsidenten, wird für einen Tagessatz von 19 Mark verpflegt. "Das reicht fast immer", weiß Gerhard Müller. Nur in "besonderen Einzelfällen" zahle das Land bis zu 25 Mark. Diese Aufschläge müssen jedoch eigens im Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit in Wiesbaden bewilligt werden: "Darüber gehen wir nicht hinaus", sagt Müller.

Der Pressesprecher läßt kein Zweifel aufkommen: "Die Stadt Hanau ist am Zug." Sie muß nach Ansicht des Regierungspräsidenten nun entweder Saßmanns Preis drücken oder einen anderen Betreiber suchen. Allzu lange, auch das macht der Sprecher klar, kann seine Behörde nicht mehr warten. "Die Kommunen müssen ihre Abnahmeverpflichtungen erfüllen und entsprechende Vorsorge treffen."

Wie der Hanauer Sozialdezernent dies leisten will, steht in den Sternen. "Wenn der Regierungspräsident nicht zahlt, wird es eng", sagt er nur. Sollte die Stadt von dem Geschäft mit Saßmann zurücktreten, könnten gar Schadensersatzforderungen drohen, beschreibt Remer das Dilemma. (Siehe auch Kommentar)

Auch für Berufstätige gibt es eine Lösung des Problems Thema Sonderabfall / Zweimal jährlich an einem Samstag

MAIN-KINZIG- KREIS. Wohin mit den alten Pötten voller Dispersionsfarbe und den Ölresten? Was machen mit eingetrockneten Klebstofftuben, mit den Überbleibseln von "Holz-Schutzmitteln", Lösungssubstanzen und Reinigern oder mit abgelaufenen Arzneimitteln? Im Main-Kinzig-Kreis gibt es dafür die mobile Sondermüllsammlung, die an nicht weniger als 86 Haltepunkten diese Abfall-"Fraktion" von Haushalten und Kleingewerbe mitnimmt.

FR-Leserin Hildegard M. hat damit allerdings ein Problem: Wie kann sie als alleinstehende Berufstätige ihren Sonderabfall loswerden, ist die Sammlung gewöhnlich doch just zu den Zeiten, in denen die meisten Menschen ihrer Arbeit nachgehen.

Es ist doch wohl nicht zuzumuten, daß die Frau deswegen extra einen Tag Urlaub nimmt. Kreis-Pressesprecher Heinrich Sülzer pflichtet bei, erinnert aber daran, es sei durchaus gängig, beispielsweise für die Autozulassung einen freien Tag zu nehmen. Eine Frage der Gewichtung.

Sülzers Recherche im Kreishaus ergibt, daß Leserin M. durchaus geholfen werden kann. Nicht etwa durch eine feste Abgabestelle, wo sie auch außerhalb ihrer Dienstzeit die Utensilien von der monatelang zurückliegenden Hausrenovierung abgeben könnte. Auch ist es, wie Sülzer ausdrücklich betont, verboten, die Stoffe an den Haltepunkten des Sammelfahrzeugs einfach abzuladen. Schließlich könne die im Auftrag des Kreises tourende Mobilbesatzung ohne direkte Übergabe nie sicher sein, daß die Inhalte den Etiketten der Behälter entsprechen; viele Gefäße sind gar nicht beschriftet.

Die Lösung für das Problem der Berufstätigen ist viel komfortabler: Laut Sülzer wird jeder Haltepunkt des Sondermüllmobils zweimal jährlich an einem Samstag angesteuert. Bis 15.30 Uhr warte an diesen Terminen die Fahrzeugbesetzung der Schlüchterner Firma Henning auf die "Kundschaft". Das heißt: Wer zur Arbeit geht, kann seinen Sondermüll dennoch ordnungsgemäß abliefern. Er / sie muß ihn eben nur eine Weile, höchstens ein halbes Jahr lang, im Keller lagern.

Eine zusätzliche Möglichkeit für manche Berufstätige bietet sich an, wo das Mobil Freitag nachmittags auftaucht. An Freitagen wartet das Fahrzeug bis 16.30 Uhr, also dann, wenn viele schon zum Wochenende daheim sind. Ul

Aus Spaß an der Freude entstehen die Teddys Bastelgruppe der Naturfreunde sucht noch Mitwirkende / Als nächstes Harlekins oder Puppen?

MÖRFELDEN-WALLDORF. Handgemachtes steht bei den Frauentreffs im Mörfelder Naturfreundehaus im Mittelpunkt: Gemeinsam basteln sie Teddybären in allen möglichen Variationen. Es ist der Spaß an der Freude und am geselligen Beisammensein, der Frauen des Ortsverbandes der Naturfreunde zu solchen Bastelstunden zusammenkommen läßt.

Die Frauen wollten nicht einfach kaufen, sondern die bei vielen Kindern auch im Elektronikzeitalter nach wie vor beliebten Schmusebären selbst herstellen. Und nicht nur die eigenen Enkelkinder und sonstige Anverwandte der sechsköpfigen Bastelgruppe freuen sich über die Produktion aus der Teddybären-Werkstatt. Zunächst erarbeiten sich die Frauen um Helga Hechler und Kätta Gerbig die Grundbegriffe des Teddybär- Bastelns. Anleitungsbücher halfen bei den ersten Versuchen, dann war Fingerfertigkeit in der Praxis gefragt. Einige Bastlerinnen haben erstaunliche Meisterschaft entwickelt: Verschiedenfarbige Teddybären mit Knopfaugen entstanden bislang bei zwei Zusammenkünften. Und die manches Kind bewegende Frage wurde auch geklärt: Wie es im inneren eines Teddys aussieht. Er wird nämlich mit Synthetikwatte gefüllt.

Der Basteltreff soll eine Fortsetzung erfahren, auch wenn die Teddybären- Werkstatt nach weiteren ein bis zwei Treffen vermutlich ihre Arbeit eingestellt haben wird. Die nächsten Projekte sind schon im Gespräch: So wird darüber nachgedacht, künftig Puppen oder Harlekins herzustellen. Mitstreiter/innen sind übrigens noch willkommen. Sie können im Naturfreundehaus die Treffen der Bastelgruppe erfahren.

Den Anstoß zu den Basteltreffs gaben Helga Hechler und Kätta Gerbig. Wie Helga Hechler unterstreicht, seien beide schließlich auch die Kulturreferentinnen des Naturfreunde-Ortsverbandes und sie erhofften sich durch solche Angebote eine Belebung der Aktivitäten im Ortsverband. Gedacht werde auch an die Gründung einer Theatergruppe der Naturfreunde, die Aufführungen in Theatern der Umgebung besuche. cas

18jähriger von zwei Radfahrern überfallen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Ein 18jähriger Schüler aus Mörfelden wurde am Samstag Opfer eines Raubüberfalls. Wie die Kripo erst jetzt mitteilte, war der Mann gegen 14 Uhr per Fahrrad auf dem Mörfelder Weg von der Gesamtschule in Richtung Walldorf unterwegs. Kurz vor Erreichen der ersten Häuser sei er von zwei Männern auf Mountainbikes überholt und zu Boden gerissen worden. Die beiden hätten auf ihn eingeschlagen, sein Rennrad im Wert von 800 Mark und die Geldbörse gestohlen. Der 18jährige erlitt Prellungen und Hautabschürfungen.

Die Täter sollen 18 bis 20 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß und dunkelhaarig sein. Einer hatte schulterlanges Haar, trug schwarze Bomberjacke und Jeans. Der andere hatte kurze Haare, trug Jeans und graue Strickweste. Hinweise erbittet die Kripo Rüsselsheim, Tel. 061 42 / 69 60. wal

Heute Kursus "Jüdisches Brauchtum und Feste"

BAD VILBEL. Im jüdischen Diaspora- Museum treffen sich die Teilnehmer/innen des Kurses über "Jüdisches Brauchtum und Feste" am heutigen Mittwoch um 20 Uhr.

Unter Leitung von Petra Kunik soll die Verknüpfung des Familienlebens mit dem Festtagezyklus anschaulich werden.

Am folgenden Mittwoch, 20. Januar, wird die Reihe im Gemeindehaus der Christuskirchengemeinde fortgesetzt. de

Unter den aktiven Alten macht sich der Frust breit Geplanter Seniorenbeirat nicht mehr vor den Wahlen

NEU-ANSPACH. Die Aufbruchstimmung unter den Senioren ist verpufft. Der geplante Seniorenbeirat wird voraussichtlich nicht mehr in dieser Legislaturperiode gegründet werden, weil das Parlament hierzu keinen Beschluß mehr fassen kann. Das Thema steht nämlich nicht auf der Tagesordnung der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl. Begründung: "Wir wollen nichts übers Knie brechen. Nur die dringend notwendigen Dinge wurden im Dezember nach der Meinung des Ältestenausschusses auf die Tagesordnung gesetzt", erklärt der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD).

"Der Seniorenbeirat ist trotzdem eine wichtige Angelegenheit", betont Rübsamen im gleichen Atemzug. Auch aus diesem Grund hält er es für korrekt, den Satzungsentwurf des Senioren-Arbeitskreises "in Ruhe" zu prüfen und die Gründung dem neugewählten Parlament zu überlassen. Die Verwaltung will den "In Ruhe prüfen" Entwurf der Senioren vor der Verabschiedung im Parlament erst mit der Mustersatzung des Städte- und Gemeindebundes vergleichen.

Unter den aktiven Alten in der Gemeinde macht sich Resignation breit. "Leider mußten wir hinnehmen, daß die Gemeindevertretung unseren Wunsch vor den Wahlen nicht erfüllen kann", bedauert Franz Hufnagl vom Arbeitskreis Seniorenbeirat. Die Enttäuschung ist um so größer, als die Senioren ihre Hausaufgaben prompt erledigt haben. Im November legten sie nach nur wenigen Wochen Arbeit ihren Satzungsentwurf vor (FR vom 20. November). Die Verwaltung hatte hingegen gut ein Jahr gebraucht, bis sie den Gründungsauftrag vom Parlament in Angriff nehmen konnte.

Die Verzögerungen gehen auf Kosten der rund 1100 Senioren in der Großgemeinde, von denen sich 350 für einen Beirat ausgesprochen hatten und etwa 40 zur aktiven Mitarbeit bereit sind. "Es gibt so viele Probleme, die den älteren Bürgern fremd sind", meint Hufnagl und erinnert an das Betreuungsgesetz, das ab 1. Januar in Kraft ist, oder die Möglichkeiten, Sozialeinrichtungen in Anspruch zu nehmen. Der Arbeitskreis fordert daher: "Wir älteren Bürger wollen auf kommunalpolitischem Gebiet mitwirken, gefragt werden und unser Wissen einsetzen. Diese Voraussetzungen sollte die Gemeindevertretung möglichst bald schaffen."

Die Forderungen der Senioren sind inzwischen von der CDU in Form einer Anfrage verarbeitet worden und somit doch noch auf die Tagesordnung der nächsten Parlamentssitzung am 25. Januar gerückt. Allerdings können Anfragen keine Beschlüsse zur Folge haben, sondern nur Antworten. Diese will die CDU jedoch zu fünf Fragen einholen, die vor allem Aufschluß über die bisherige Leistung der Verwaltung in dieser Sache geben soll.

So verlangt die CDU unter anderem Aufklärung darüber, warum der Satzungsentwurf noch nicht dem Parlament vorgelegt wurde. Außerdem fragt sie ironisch: "Vertritt der Gemeindevorstand die Auffassung, daß mit einer derart zögerlichen Bearbeitung ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger motiviert werden können, den von der Gemeindevertretung beschlossenen Seniorenbeirat mit Leben zu füllen?" CLAUDIA NENNINGER

Indianer aus Schülerhand stehen im Rathaus Wache

OBERURSEL. Lebensgroße Indianer werden - als Skulpturen - ab Freitag, 15. Januar, 18 Uhr, im Foyer des Rathauses Wache stehen. Die Monumente sind Teil einer Ausstellung von Schülerarbeiten aus dem Fachbereich Kunst der Erich-Kästner-Schule, die dann eröffnet wird. Die Schau kann für zwei Wochen während der Dienstzeiten im Rathaus besichtigt werden. Das Motto der Ausstellung lautet "Mamikajopa - Augen der Wachsamkeit", womit als Abschluß des "Kolumbus-Jahres" 1992 an die Kultur der nordamerikanischen Indianer erinnert werden soll. mak

Zunächst soll sich alles ein wenig einspielen Gelbe Säcke, neue Altglascontainer: Auch Wächtersbach hat die Müllabfuhr umstellen müssen

WÄCHTERSBACH. "Wie das alles laufen wird", meint Norbert Prager, "müssen wir abwarten." Auch der Umweltberater der Stadt Wächtersbach - wie die Zuständigen der meisten anderen Kommunen - klingt nicht sehr zufrieden, wenn es um die Neuregelung der Müllabfuhr im Zusammenhang mit der Einführung des "Dualen Systems" (DSD) geht. Deswegen hat sich Wächtersbach auch vorbehalten, die eine oder andere getroffene Regelung wieder zu revidieren, falls sie sich in der Praxis als wenig sinnvoll erweisen sollte.

Das gilt beispielsweise für den "gelben Sack", jenen Plastibeutel also, der kurz vor Jahreswechsel an alle Haushalte verteilt wurde und der sämtliche Verpakkungsmaterialien aufnehmen soll, soweit sie nicht aus Glas oder Pappe/Papier bestehen. Derzeit hat das private Müllabfuhr-Unternehmen, das für die Stadt Wächtersbach arbeitet, den Auftrag, die Säcke einmal im Monat abzuholen. Erfahrungen in anderen Städten und Gemeinden haben aber schon jetzt gezeigt, daß das zu selten ist: Der oft mit Lebensmittelresten behaftete Verpackungsabfall fängt im Sack an zu müffeln.

Norbert Prager ahnt bereits die Beschwerden: "Gegebenenfalls stellen wir um auf 14tägigen Abholrhythmus." Gleichzeitig strebt die Stadt an, die Säcke - die schließlich selber ein Mehr an Verpackungsabfall darstellen - über kurz oder lang gegen gelbe Tonnen auszutauschen. DSD-Bedingung ist nun auch, Altglas nach Farben sortiert zu sammeln. Daher ist in diesen Tagen die Zahl der Altglas- Container an den insgesamt 35 Standorten im Stadtgebiet sprunghaft angestiegen. Nunmehr stehen dort drei Behälter: für weißes (farbloses), grünes und braunes Glas. Nichts geändert hat sich an der Regelung für Altpapier. Die dazugehörigen Tonnen bleiben vor den Haustüren stehen und werden einmal pro Monat geleert. Vorerst unverändert bleibt auch der Leerungsrhythmus für die Restmülltonne: alle zehn Tage. Allerdings soll später, wenn sich alles ein wenig eingespielt hat, auf einen 20-Tage-Rhythmus umgestellt werden.

Die Stadt hat bereits vor Weihnachten allen Haushalten einen Müllkalender zugestellt, der sämtliche Daten auflistet. Derzeit arbeitet Norbert Prager an einem Infoblatt, daß auch einiges Wissenswerte zum Thema Müllgebühren enthält. Werden sich für Wächtersbach Einsparungen ergeben? "Ist möglich", meint der Umweltberater, "sie werden aber nicht der Rede wert sein." az

Fußball-Kreismeisterschaften Friedberg "Shoot-Out" sorgte für Unterhaltung

Zweifellos waren der Kreisfußballausschuß und die Sparkasse Wetterau als Organisator der Friedberger Hallenfußball-Kreismeisterschaft gut beraten, im Vorfeld der sechsten Ausgabe durch neue Regularien einem möglichen Attraktivitätsverlust vorzubeugen. Der erste Teil des Vorrundenprogramms, das am Wochenende in den Sporthallen in Groß- Karben, Butzbach, Echzell, Friedberg und Ober-Rosbach über die Bühne ging, hat auch bewiesen, daß durch die eigentlich recht simple Regeländerung bei untentschiedenem Ausgang durch ein sofort nachfolgendes "Shoot-Out" den Sieger zu ermitteln, für die Zuschauer eine enorme Steigerung des Unterhaltungswerts unverkennbar ist. Diese Tatsache verspricht somit für die am 29. und 31. Januar in der Friedberger Dieffenbach-Halle steigende Zwischen- und Endrunde eine wesentliche Belebung seitens des Publikums-Interesses.

Zum aktuellen Stand der Dinge: Mit den Bezirksligisten KSV Bingenheim und SV Nieder-Wöllstadt sowie den A-Ligisten SV Germania Leidhecken und KSG/20 Groß-Karben sicherten sich vier weitere Klubs die Zwischenrunden-Tickets. Titelverteidiger SG Rodheim, Landesligist KSV Klein-Karben sowie die Bezirksoberligisten SV Steinfurth, SV Reichelsheim, SV Nieder-Weisel und SV Germania Ockstadt waren von vornherein für die Runde der letzten 16 Mannschaften gesetzt. Die sechs restlichen Plätze sind für die Sieger der Vorrundengruppen reserviert, deren Gruppenspiele am Freitag, 15. Januar jeweils ab 18 Uhr abgeschlossen werden. bo

Liederabend mit Werken von Mozart und Brahms

DREIEICH. Bereits zum siebten Mal werden am Freitag, 15. Januar, die Sopranistin Mechthild Bach und die Pianistin Susanne von Laun im Sprendlinger Bürgerhaus gastieren. Der Liederabend beginnt um 20 Uhr und ist Teil der Schubertiade, einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe der Musikschule Dreieich und des Magistrats. Zum Programm der beiden Künstlerinnen gehören neben Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Franz Schubert und Johannes Brahms auch die "sieben frühen Lieder" von Alban Berg.

Wie bei allen vorausgegangenen Gastspielen werden Mechthild Bach und Susanne von Laun auch diesmal wieder am darauffolgenden Samstag, 16. Januar, zwischen 11 und 16 Uhr einen Workshop in der Musikschule anbieten.

Eintrittskarten sind sowohl im Bürgerhaus Sprendlingen (06103 / 600 031) und allen bekannten Vorverkaufsstellen als auch bei der Musikschule in der Konrad- Adenauer-Straße 22 oder unter der Rufnummer 613 73 erhältlich. leo

Die SPD hat die Gespräche mit der Koalition über den weltweiten Einsatz der Bundeswehr vorerst abgesagt, und innerhalb der Regierungsparteien wird über das Wie auch noch gestritten. Der wegen seiner kritischen Haltung zur herrschenden Militärdoktrin aus dem Dienst entlassene Flottillenadmiral Elmar Schmähling hat dagegen eine klare Position: In einem Offenen Brief an Verteidigungsminister Volker Rühe, den wir dokumentieren, bewertet er sowohl den Einsatz deutscher Sanitäter in Kambodscha als auch die mögliche Teilnahme von Soldaten in Somalia als verfassungswidrig. Schmähling wirft Rühe vor, auch den Weg für Kampfeinsätze der Bundeswehr ohne Auftrag und Zustimmung der Vereinten Nationen ebnen zu wollen. Schmählings Position steht damit zugleich im krassen Gegensatz zu den Ausführungen von Klaus Naumann, Generalinspekteur der Bundeswehr, dessen Gedanken zur "Sicherheit in Zeiten globalen Umbruchs" die FR am 9. Dezember 1992 dokumentiert hatte.

Handball-Oberliga Frauen / Gruppe Nord TSV Klein-Linden rutschte aus Der TV Ortenberg kam erst nach einer Standpauke in Schwung

Standesgemäßer Sieg des neuen Tabellenfünften TV Ortenberg gegen Schlußlicht TSV Kirchhain (21:16), unerwarteter Ausrutscher des TSV Klein-Linden in Hünfeld (12:13) sowie eine saftige 10:27 Niederlage für den TV Gedern in Kassel kennzeichneten den 15. Spieltag der Frauen-Handball-Oberliga Hessen, Gruppe Nord. Für das Trio aus dem Wetterau- Grenzgebiet gilt weiterhin eine Plazierung in der oberen Tabellenhälfte als Saisonziel, für den TV Gedern dürfte dieses Unterfangen durch die Babypause von Meike Jackel am schwersten werden. Die Personaldecke hat jetzt endgültig den kritischen Punkt erreicht.

Am Wochenende folgt die 2. Pokalrunde auf Verbandsebene. Der TV Ortenberg muß am Sonntag (15.15 Uhr, TVH-Halle, Hauptstraße) "nur" nach Hüttenberg, dafür die Gedernerinnen erneut nach Kassel, zum Bezirksligisten KSV Hessen (So., 16 Uhr, Kalbhenn-Halle). Am nächsten Oberliga-Spieltag genießt das hiesige Dreigestirn am Samstag (23. Januar) geschlossen Heimrecht: Gedern trifft auf den Hünfelder SV (17 Uhr, Gesamtschule), Ortenberg auf die TG Melsungen (19.30 Uhr, Großsporthalle Konradsdorf) und Klein-Linden auf die HSG Reinhardswald-Trendelburg (19.30 Uhr, Herderschule, Gießen-West).

TV Ortenberg - TSV Kirchhain 21:16 (7:8). Die vierwöchige Weihnachtspause bekam den Ortenbergerinnen zunächst nicht. Trotz eines soliden Zweitorevorsprungs bis zur 25. Minute (7:5) kippte das durch die Ungarin Rita Horvat (6 Tore) verstärkte Schlußlicht vor 150 Zuschauern bis zur Halbzeit das Ergebnis. Das zu statische Spiel resultierte aus der fast bereits gewohnten kurzen Deckung gegen Heike Mitschola, die in den ersten 30 Minuten daraus zu wenig machte. Nach dem 7:9, nach dem Wechsel, fruchtete die Standpauke von Trainer Horst Kunz, in gut 10 Minuten zogen die Gastgeberinnen auf 13:10 respektive später 18:12 davon. Wie fast immer leitete Heike Mitschola, die trotz ihrer Sonderbewachung neunmal traf, die Wende ein. TV ORTENBERG: Claudia Lux (bis 30.), Judith Jobst (Tor); Heike Mitschola (9/4), Katja Preuß (2), Nancy Glathe (2), Anett Kraban (2), Bettina Lenz (3/2), Silke Welt-Hartmann, Katja Müller, Andrea Heinl (3), Petra Müller. VfL Kassel - TV Gedern 27:10 (13:3). Das war nicht der Tag des TVG. Besonders Torfrau Marion Sittner wurde von ihren Vorderleuten im Stich gelassen. Nach 20 Minuten (9:2) stand der Sieger quasi bereits fest, das Debakel führte bis zum 24:6, bevor Gedern dem überheblich gewordenen VfL vier Treffer in Folge ins Nest legte. Die gerade noch acht Feldspielerinnen bildeten ohne Meike Jackel keinen geschlossenen Abwehrblock. "Nach dem Ausfall von Meike Jackel müssen wir die gesamte Taktik ändern, in Kassel erreichte keiner Normalform, das war ein rabenschwarzer Tag für uns", resümierte Trainer Bernd Silberling. TV GEDERN: Marion Sittner (Tor); Birgit Appel (3), Ina Müller (2), Katharina Jung (1), Heike Haas (2), Sylvia Langlitz (1), Ursula Silberling, Dagmar Silberling. Hünfelder SV - TSV Klein-Linden 13:12 (9:5). Auch Klein-Linden litt unter einer schlechten Vorbereitung, konnte seine Siegesserie (10:0 Punkte) nach vier Wochen Spielpause nicht fortsetzen. Dennoch war vor 200 Zuschauern ein Sieg leicht möglich, aber sieben Bälle, darunter zwei Siebenmeter, prallten vom Innenpfosten ins Feld zurück. Der TSV vergab ferner zwei weitere "Penaltys". Die Aufholjagd hatte dennoch das 12:12 (57.) beschert, aber 20 Sekunden vor Schluß warfen die Osthessinnen das Siegestor. TSV KLEIN-LINDEN: Christien Rau (bis 15.), Sabine Engel (Tor); Barbara Valentin (2/1), Christine Volk, Karen Schäfer, Antje Breithaupt (2), Sabine Briegert, Heike Breithaupt (5), Michaela John, Caro Strauch (1/1), Barbara Gruber (1), Simone Albach (1). HANS-DIETER PUTH

SV Bernbach, Fußball "Schaffrath-Team" hat volles Programm

Am Montag leitete Karl Schaffrath sein erstes Training beim Fußball-Landesligisten SV Bernbach, an diesem Wochenende (15./16. 1.) folgt beim stark besetzten Turnier des FC Wallernhausen (in Nidda) die erste (Hallen-)Bewährungsprobe für die Freigerichter, die sich bereits am 20. Januar an den Oberliga-Tabellenführer Kickers Offenbach heranwagen wollen. Dieses Spiel soll um 18.30 Uhr im Sportzentrum Somborn ausgetragen werden. Der Wechsel Halle-Feld-Halle setzte sich am 23./24. 1. mit der Teilnahme an der großen Hanauer Fußball- Gala fort. Dort messen sich die Freigerichter - wie berichtet - in den Gruppenspielen mit Eintracht Frankfurt, FC Kopenhagen und dem FC Bayern Alzenau. Beim darauf folgenden Winter-Cup (auf Kunstrasen) in Neuses spielen die Schaffrath-Schützlinge zunächst gegen Germania Klein-Krotzenburg (26. 1., 19 Uhr) und im zweiten Gruppenspiel (28. 1., 19 Uhr) gegen den SV Jügesheim. Ferner wollen sie dort am 31. 1. bei den Finalspielen erst um 17 Uhr (Endspiel) antreten. Auf üblichem Untergrund soll am 6. Februar (14.30 Uhr) beim Oberligavertreter SV Wiesbaden und zuletzt am 13. 2. (14.30 Uhr) zu Hause gegen den FC Hanau 93 "getestet" werden. Das Nachholspiel gegen die SG Riedrode soll am 20. 2. (14.30 Uhr) auf dem Sportplatz am Birkenhainer Weg absolviert werden. Bereits mit einem Remis wäre der SVB (24:8) wieder Dritter, will jedoch bis auf drei Zähler an Spitzenreiter SV Mörlenbach heranrücken, was einen Sieg gegen den Tabellennachbarn (24:10 Punkte) voraussetzt.

Offiziell wurden vom SVB inzwischen die Verpflichtungen von Jochen Michel (SG Egelsbach), Gregor Krakowiak (OFC Kickers) und Antonio Abbruzzese (TSG Kälberau) bestätigt. "Damit sind unsere personellen Dispositionen für diese Saison endgültig abgeschlossen", meldete der für den Spielbetrieb verantwortliche Kurt Herzog. hdp

Ein Optimum an Balance

KARBEN. Wer mit einem "Neujahrskonzert"-Assoziationen wie feucht-fröhlichen Silvesterausklang mit Johann Strauß oder inhaltsschweren Jahresanfang mit Beethoven verbindet, wurde bei dem unter dieser Überschrift stehenden Konzert in der Klein-Karbener Michaeliskirche angenehm überrascht. Eckart Sellheim (Hammerklavier) brachte es gemeinsam mit seiner Ehefrau Judy May (Mezzosopran) fertig, das - auch aus vielen Kindern bestehende - Publikum zwei Stunden in Bann zu halten mit Musik, die eher den intimen und leisen Tönen verpflichtet war.

Ende des 18. Jahrhunderts wurde das die Saiten anreißende Cembalo vom die Saiten anschlagenden Hammerflügel abgelöst. Aus diesem ging dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das moderne Klavier hervor. Aus jener Zeit hatte der in den USA lebende Eckart Sellheim mit viel Liebe und überaus kenntnisreich Kompositionen für das Hammerklavier zusammengetragen, in denen der Charakter des Instruments, seine Vorzüge, offenkundig wurden. Dies sind Ausdrucksmittel des galanten und empfindsamen Stils, geprägt durch subjektiven Ausdruck, der einzig durch den Anschlag erzeugt wird. Bereits in der ausladenden Szene, in der Joseph Haydn die Verzweiflung Ariadnes darüber beschreibt, daß sie von Theseus als "Dank" für die Befreiung aus dem Labyrinth verlassen wird, lotete Sellheim das Spektrum musikalischer Raffinessen aus. Ohne Vernachlässigung der "großen", fast opernhaften Form ging von der Klavierbegleitung eine Fülle von Stimmungswerten aus, mit reichen Verzierungen fein ziseliert. Im Zusammenwirken mit der Singstimme ergab sich so ein Optimum an Durchhörbarkeit und dynamischer Balance.

Mit extrem weit vorn gebildetem Klang, die Kiefer kaum öffnend, brachte Judy May Sellheim das Kunststück fertig, Texte - auch in den deutschsprachigen Liedern - verständlich zu artikulieen. Bei dieser Singweise wirkten die Höhenregister freilich fahl, und die Modulationsbreite für unterschiedliche Stimmungen blieb begrenzt. Ganz anders hingegen der Pianist, der sowohl als Liedbegleiter als auch in den Solobeiträgen alle Möglichkeiten des Instruments ausschöpfte. Dabei ging von der variablen Verzierungskunst und den graziösen Elementen, etwa in einer Sonate von Friedrich Wilhelm Rust oder in Carl Philipp Emanuel Bachs Fantasie c-Moll ein besonderer Reiz aus, der wirkungsvoll mit zerrissenen, stürmisch drängenden Passagen kontrastierte. Die stärksten Eindrücke in den Liedgruppen ergaben sich dort, wo May Sellheim Gelegenheit hatte, direkte Emotionen auszudrücken, etwa im neckisch virtuosen Scherzo des Goethe-Freundes Zelter ("Gleich und Gleich") oder in den Mozart-Liedern ("Der Zauberer", "Die Alte").

Mit launig tiefgründigen und informativen Worten führte Eckart Sellheim durch das Programm - sich wohltuend abhebend von sogenannten Moderatoren. Mit Konzerten dieses hohen Standards wird der nunmehr in der zweiten Saison angebotenen Konzertreihe in Klein-Karben der erfreulich große Zuhörerstamm sicher bleiben. ARND KNAUER

Freie Fahrt für Radler auf Fußweg Stadt ebnet den Weg zwischen Kneipp- und Moltkestraße

BAD SODEN. Die Anregungen stammten zwar schon von Mitte August, doch daß die Stadt Mitte Dezember nicht nur negativ reagierte, dürfte die Verkehrsinitiative "Liebenswertes Bad Soden" entschädigen. Wie deren Sprecherin Uta Poenitz vom Leiter des Ordnungsamtes erfuhr, soll der zwischen Sebastian- Kneipp-Straße und Moltkestraße gelegene Fußweg künftig auch von Radfahrern benutzt werden dürfen. Die entsprechende Anordnung sei bereits erteilt worden.

Noch etwas Geduld ist aber gefragt: Es müßten noch Gehwegplatten verlegt werden, um Weg und Deckel von Versorgungsschächten auf ein einheitliches Niveau zu bringen. Sonst sei die Verkehrssicherheit gefährdet, wurde den Fahrradverfechtern mitgeteilt. Die freuen sich indes über eine zweite fahrradfördernde Nachricht. In Kürze will die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft mit Sitz in Hofheim gestatten, daß Räder in ihren Bussen mitgenommen werden können. Dieser zusätzliche Service sei auf Nachfrage Bad Sodens zugesagt worden. Wer den Hin- und Rückweg zwischen Neuenhain und Innenstadt per Zweirad scheut, kann also demnächst sein Gefährt im Bus transportieren lassen.

Warten müssen die Radlfans allerdings immer noch auf die Öffnung der Einbahnstraßen entgegen der für Autofahrer geltenden Richtung, wie es in den sogenannten unechten Einbahnstraßen in niederländischen Städten praktiziert wird. Das Ordnungsamt erhielt vom hessischen Verkehrsministerium die Nachricht, daß dies nicht gestattet sei. Lediglich für einen Versuch in drei Frankfurter Testgebieten habe man Ausnahmen erlaubt. Nach zwei Jahren erfolge eine Auswertung der Erfahrungen. Solange sei von "eigenen Versuchen" abzusehen.

Probleme gebe es auch mit diebstahlsicheren Fahrradständern, die sich die Initiative an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet wünscht. Die installierten Abstellanlagen ermöglichten kein sicheres Anschließen der Räder, kritisieren sie. Auf Unverständnis stößt ferner die abgelehnte Öffnung des Fußgängerweges zwischen Kronberger Straße und Parkstraße für Radler, obwohl der Weg sehr breit sei. Eine Gefährdung der Fußgänger sei nicht zu befürchten.

Offen ist noch, ob landwirtschaftliche Wege für Radler freigegeben werden. Die Ortsbauern sind dagegen; vor allem während der Erntezeit. Das Befahren der Feldwege dagegen könne stillschweigend geduldet werden, meinen sie. set

Handball-Verbands-Pokal Um den Sprung in die dritte Runde

Die Handball-Terminplanungen bleiben selbst für Insider ein Buch mit sieben Siegeln: Nach vier Wochen Weihnachtspause und einem Punktspiel folgt die 2. Pokalrunde auf Verbandsebene, wodurch die im Pokal nicht mehr beschäftigten Vereine wiederum spielfrei sind. Im Männerwettbewerb sind aus dem gesamten Main- Kinzig-Kreis, wo es außer dem TV Gelnhausen keinen höherrangigen Klub gibt, die beiden Bezirksliga-Spitzenteams SG 1910 Schlüchtern und SG 1868 Bruchköbel im Wettbewerb. Der Verein aus dem östlichen Kreisgebiet, der zum Bezirk Fulda und daher zur Nord-Gruppe gehört, spielt am Sonntag (17 Uhr, Großsporthalle "In den sauren Wiesen") gegen den HC Landwehrhagen. Die SG Bruchköbel empfängt am Samstag (19.15 Uhr, Großsporthalle der Henrich-Böll- Gesamtschule Nord) den Oberligisten SG Anspach und ist dennoch kein Außenseiter. Den beiden mit der Oberliga kokettierenden Klubs wird allgemein der Sprung in die dritte Runde zugetraut. Bei den Frauen gelten die Nord-Vertreter TV Gedern und TV Ortenberg sowie der TV 1892 Niedermittlau in der Süd-Gruppe als letzte Hoffnugnsträger. Die Hasselrother wollen am Samstag (19.30 Uhr, Sporthalle Gesamtschule Somborn) gegen den Oberliga-Vertreter TSG Bürgel ihre Chance wahrnehmen. dip

Bei erster NOK-Sitzung unter Leitung des neuen Präsidenten kam Daume mit der Rolle als Co-Star noch nicht ganz zurecht Am runden Tisch sind immer noch ein paar Plätze frei Gremium aus Sport, Wirtschaft, Politik soll im März tagen / Hilfsaktion für bosnische Kinder / Tröger Chef de Mission in Lillehammer

Die erste Präsidiumssitzung des Nationalen Olympischen Komitees von Deutschland (NOK) in Frankfurt/Main am Montag hatte Premierencharakter. Walther Tröger fungierte zum ersten Mal als Präsident, sein Vorgänger und neuer Ehrenpräsident Willi Daume kam mit dem Part des Co-Stars noch nicht ganz zurecht.

Auf die Premiere des runden Tisches, der die wenig effektive Deutsche Sportkonferenz ablösen soll, muß man dagegen noch etwas warten. Willi Daume, der sich zum Ziel gesetzt hat, eine Art sportliche "Tafelrunde König Artus" zu installieren, an der die Besten aus Sport, Wirtschaft und Politik sitzen sollen, betonte, daß die Sportvertreter feststünden, es aber nach wie vor schwierig sei, Personen aus der Wirtschaft zu finden. Ende Februar, Anfang März soll die Besetzung komplett sein und das Gremium erstmals tagen.

Tröger stellte eine Hilfsaktion vor, die vom Auswärtigen Amt und den UN unterstützt wird: Für 600 bosnische Kinder werden Pakete mit Lebensmitteln und Kleidung auf den Weg gebracht, außerdem wurden für ein Kinderkrankenhaus Medikamente gespendet. Geplant war eigentlich, so Daume, daß 600 Kinder aus Sarajewo in Berlin und Brandenburg unter dem Motto "Olympiastadt hilft Olympiastadt" Urlaub machen sollten. Die gute Tat sei gleichzeitig eine gute Imagewerbung für den Olympiabewerber Berlin, gab Daume zu verstehen. Wegen der militärischen Lage mußte man nun von den Ferienplänen Abstand nehmen und entschloß sich zur Paketaktion, für die sich Sponsoren zur Verfügung stellten. Das deutsche NOK richtete außerdem im Frankfurter Haus des Sports für die bosnischen Kollegen ein Büro ein, das für eine weitere Maßnahme als Koordinierungsstelle gedacht ist: Nachwuchssportler sollen aus dem Kriegsgebiet ausgeflogen werden, um weiter trainieren und sich auf Wettkämpfe vorbereiten zu können. Unterstützt werden die Bosnier auch von den Komitees aus Japan, der Türkei, der USA und Kanada.

Die Winterspiele in Lillehammer im nächsten Jahr beschäftigen das NOK schon intensiv. Eine Präsidialkommission mit Walther Tröger, dem Athletenvertreter Volker Grabow und dem Vorsitzenden des Bundesausschusses Leistungssport (BAL), Ulrich Feldhoff, wurde eingesetzt. Fest steht auch schon der Chef de Mission: Er heißt, wie bei fünf Spielen zuvor auch, Walther Tröger. Für Lillehammer wird das NOK an dem Prinzip der Vorauswahl für eine Kernmannschaft wie auch an dem Kriterium der Endkampfchance festhalten.

Da bereits in neun Monaten, nämlich am 22./23. Oktober in Frankfurt/Main, Neuwahlen des Präsidiums anstehen, standen diesmal Personal- oder Strukturveränderungen nicht zur Diskussion. Bis Ende des Jahres wird Geschäftsführer Heiner Henze das Amt des Generalsekretärs kommissarisch mitbetreuen, erst dann wird die Stelle ausgeschrieben.

Geld ist natürlich in Zeiten der Sparwelle auch für das NOK ein Thema, nicht zuletzt auch wegen der Olympischen Spiele in Berlin, für die bis zum 27. Januar die Bewerbungsunterlagen in Lausanne vorliegen müssen. In den nächsten Tagen wird der NOK-Präsident mit Bundesinnenminister Rudolf Seiters ein Gespräch führen, um einen Überblick über die zu erwartenden Mittel zu bekommen. Der Bundesrechnungshof hatte eine stärkere Einbeziehung der Rücklagen gefordert, die sich 1991 auf rund 16,8 Millionen Mark beliefen (in dieser Summe sind auch Immobilien und zweckgebundene Mittel enthalten).

Auch im vorolympischen Jahr überschlagen sich für das NOK die Termine. Eine Vielzahl an Testwettbewerben stehen in Lillehammer an, "wo Vertreter des NOK oder des BAL vor Ort sein werden", so Tröger. Vom 22. bis 24. Mai wird in Berlin gefeiert: Das Treffen der Olympiasieger von Mexiko City und Grenoble 1968 wird diesmal einen ganz besonderen Akzent haben. Vor 25 Jahren zogen zwei deutsche Mannschaften in die olympischen Arenen ein. Außerdem wird das Deutsche Olympische Institut eingeweiht, und schließlich hat man sich zum 80. Geburtstag des Ehrenpräsidenten Daume am 24. Mai einiges vorgenommen.

Als Ostsee-Anrainer werden die Deutschen auch an den Ostseespielen in Tallinn teilnehmen, zu denen die baltischen Länder eingeladen haben. Auch hier leistet des NOK Hilfestellung als Koordinator. BIANKA SCHREIBER-RIETIG

Handball-Verbandspokal, Frauen und Männer TG Ober-Roden will auch den Skalp des Oberligisten Wicker

Die Handball-Oberliga muß nach ihrem ersten Spieltag im neuen Jahr die Punktrunde sofort wieder unterbrechen, denn an diesem Wochenende folgt die zweite Pokalrunde der Männer und Frauen auf Verbandsebene. Eine Logik ist in dieser Planung nicht zu erkennen. Sie erschwert die Vorbereitungen der Trainer, denn einige Teams müssen zwangsweise an diesem Pokaltag pausieren. Von den Männer-Oberligisten erreichten TSG Bürgel und der TV Büttelborn die zweite Runde, treffen am morgigen Samstag (19.30 Uhr) in der Sporthalle an der Jahnstraße direkt aufeinander.

Außenseiter Kickers Offenbach wurde im Nachholspiel der ersten Runde vom Oberligisten TuS Dotzheim mit 13:16 (6:7) gebremst. Die TSG Bürgel ist damit der letzte Offenbacher Handball-Kreisvertreter. Die TG Ober-Roden zählt im Handball nicht zum Kreis Offenbach, hat aber nichtsdestotrotz als krasser Außenseiter (Sieg gegen den Oberliga-Spitzenklub TG Rüsselsheim) die zweite Runde erreicht und will heute, 20 Uhr, Großsporthalle Ober-Roden, den Skalp des TV Wicker, somit eines weiteren Oberliga-Vereins. Die SKV Mörfelden spielt am Sonntag (18 Uhr) gegen TuS Dotzheim.

In der Frauen-Konkurrenz sind die Sport-Union Mühlheim sowie erneut die TSG Bürgel die letzten Offenbacher Vertreter. Die Mannschaft von Trainerin Hanne Koch gilt beim Oberliga-Absteiger und langjährigen Wegbegleiter TV Niedermittlau (Samstag, 19.30 Uhr, Großsporthalle Somborn) als Favorit, was auch auf Oberliga-Spitzenreiter Mühlheim beim abgeschlagenen Schlußlicht TSG Oberursel zutrifft.

Der Bezirk Darmstadt wird in weitaus größerer Anzahl repräsentiert, wenngleich mit dem SV Crumstadt (Sonntag, 16 Uhr beim TV Sulzbach) und der SSG Bensheim nur noch zwei Oberligisten dabei sind. Bensheim muß am Sonntag (16.30 Uhr, Kreissporthalle) zum krassen Außenseiter SKV Büttelborn.

Weiter spielen: HSG Reichelsheim/ Beerfurth gegen SVC Gernsheim (Samstag, 17.30 Uhr, Gesamtschule Reichelsheim), TV Hattersheim gegen TSV Habitzheim (Sonntag, 15.45 Uhr, Sporthalle Karl-Eckel-Weg) sowie DJK Schwarz- Weiß Griesheim gegen SG Arheilgen (Sonntag, 13.30 Uhr, Sporthalle Paul-Hindemith-Schule, Schwalbacher Straße). dip

Handball-Verbandspokal, Frauen/Männer Idstein spielt in der Hallen Wallrabenstein

Der Oberliga-Tabellenzweite TuS Dotzheim hat als letzter Verein den Sprung in die zweite Handball-Pokalrunde auf Verbandsebene gepackt. Der Wiesbadener Stadtteil-Verein hatte allerdings beim B- Klassisten (!) Kickers Offenbach einige Mühe, um mit 16:13 (7:6) die Oberhand zu behalten. Auch der zweite Auftritt brachte dem Schulz-Team nicht das erhoffte Heimlos. Der Regionalliga-Anwärter muß zur SKV Mörfelden, einem weiteren Kreisligisten. Diese Hürde soll am Sonntag (18 Uhr, Kurt-Bachmann-Halle) ebenfalls genommen werden. Von den Oberliga-Vereinen treffen der TV Idstein und der TV Flörsheim am Sonntag (17 Uhr) direkt aufeinander. Allerdings müssen die Idsteiner auf ihr gewohntes Terrain an der Taubenberghalle, wo ein Fußball- Turnier ausgetragen werden soll, verzichten. Mit der Zustimmung des Verbandes sowie der Flörsheimer wird die Begegnung in der Halle Wallrabenstein ausgetragen.

Lokalen Charakter hat das Treffen zwischen dem Pokalschreck TG Hochheim (Bezirksliga Wiesbaden) und dem Tabellen-Elften der Oberliga, TSG Sulzbach. In der Großsporthalle der Gesamtschule werden am Sonntag (18 Uhr) mindestens 300 Zuschuaer erwartet.

Nicht nur Flörsheim, Sulzbach und Dotzheim, sondern auch die SG 1862 Anspach (morgen, 19.15 Uhr, Großsporthalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule Nord gegen die SG Bruchköbel) und der TV Wicker, der heute, 20 Uhr, in Ober-Roden auf die TG trifft, stehen auswärts auf dem Prüfstand.

In der Frauen-Konkurrenz hält Oberliga-Schlußlicht TSG Oberursel die Fahne im Hochtaunuskreis aufrecht. Dem Regionalliga-Absteiger, der auf direktem Weg in die Bezirksliga I durchzusacken scheint, droht jedoch gegen den Oberliga- Tabellenführer Sport-Union Mühlheim das Ende aller Cup-Hoffnungen. Zumal dieses Spiel am Samstag (19 Uhr) nicht in Oberursel, sondern in Stierstadt (Sporthalle der Gesamtschule) absolviert werden muß. Die Außenseiter aus dem Bezirk Wiesbaden treffen im Falle TV Wicker gegen TG Bad Soden (Sonntag, 17 Uhr, Goldbornhalle) direkt zusammen, während der TV Hattersheim am Sonntag (15.45 Uhr, Großpsorthalle am Karl- Eckel-Weg) den TSV Habitzheim erwartet. dip

Im Gespräch: Gewerkschafter aus Nicaragua "Kein Grund zur Hoffnung"

Nicaragua ist in Bewegung. Durch eine Regierungsumbildung haben die Sandinisten unter Präsidentin Violeta Chamorro wieder an Macht gewonnen - so scheint es. Der rechte Block, der der Präsidentin einst ins Präsidentenamt verhalf, ist inzwischen in die Opposition gegangen. Mario Quintana, Vorsitzender der Nicaraguanischen Lehrergewerkschaft ANDEN, möchte an eine bessere Zukunft der Sozialpolitik - für die sich die Sandinisten immer besonders einsetzten - trotzdem nicht glauben. Er hält es für möglich, daß Chamorro die neu eingesetzten sandinistischen Minister als "Alibi" benutzt. Am Beispiel Bildung erläutert er, wie es um die Sozialpolitik in Nicaragua steht. FR-Mitarbeiterin Johanne Nikel sprach in Frankfurt mit dem Gewerkschaftsführer. Daß die neue Regierungs-Konstellation eine Verbesserung für den sozialen Bereich bringe, glaubt Quintana erstmal nicht. Es wäre möglich, sagt er, daß die Einflußmöglichkeiten der Sandinisten in der Regierung nicht "echt" seien. Es könne aber auch sein, "daß die Sandinisten nachgegeben haben in Grundsatzpositionen wie Wirtschaftspolitik und Eigentumsfragen", sagte er.

Daß die Gewerkschaft die größte Chance, einen Weg aus der Sozial- und damit aus der Bildungsmisere zu finden, bei den linksgerichteten Sandinisten sieht, sei kein Wunder, meint Quintana. Drei verschiedene Erfahrungen habe man in den letzten Jahren gemacht: die Somoza-Diktatur, die Sandinisten-Regierung und Chamorros "Versöhnungspolitik". ". . . und die Sandinisten haben für die Bildungspolitik nun mal am meisten getan." Die Gewerkschaft wolle jedoch nicht mißverstanden werden: Wenn sich andere Gruppen oder Parteien ebenfalls für Verbesserungen im sozialen Bereich einsetzten, wäre ihm das ebenso recht. Doch "ganz unabhängig davon, wie sich die Regierung jetzt bildet", meint der Gewerkschafts-Chef, "an unseren Forderungen ändert sich nichts."

Am Beispiel der Schulpolitik in Nicaragua sehe man, wie Chamorro mit sozialen Fragen umgehe. Beständig reduziere sie die Lehreranzahl (3500 wurden seit 1990 entlassen, 35 waren es in den letzten zwei Monaten). Mittel für nötiges Schulmaterial gebe es fast gar nicht. Die Lehrer könnten von ihrer pädagogischen Arbeit allein nicht leben. An einem sogenannten "Bonus"-System liege es mitunter, sagte Quintana, daß rund 30 Prozent der Kinder im "schulfähigen" Alter nicht zur Schule gehen könnten. Die "Bonus"-Regelung wurde von der Regierung eingeführt, um die sehr schlechten Lehrergehälter aufzubessern, wobei die Lehrer ein "Schulgeld" bei den Eltern der Schüler "eintreiben" müssen. Kaum eine Familie könne oder wolle dieses jedoch bezahlen. Auch die schlechte ökonomische Lage sei mit schuld am Bildungsmangel der Kinder, meinte er. Viele Kinder müßten arbeiten. In den Schulen selbst, die oftmals nur "reine Bretterbuden" seien, gebe es für diejenigen, die es wenigstens geschafft hätten, zu kommen, nicht einmal Stühle, Pulte oder Bücher.

Daß Violeta Chamorro am "weiteren Privatisieren des Schulwesens" großes Interesse habe, ist für Quintana "keine Frage". Den "teuren" Bildungsapparat versuche sie immer mehr in fremde Hände abzuschieben. "Das Zusammenspiel zwischen Regierung und Kirche" beispielsweise sei immer stärker geworden. Außerdem sehe er in dem Vorhaben für 1993, die Schule zu einer Sache der Gemeinden zu machen und sie "in die Hände der Bürgermeister zu legen", einen weiteren Schritt in die falsche Richtung.

"Ich glaube nicht, daß sich etwas verändern wird." Die Einschätzung des Nicaraguaners klingt eher pessimistisch. Doch das ist wohl kein Wunder bei einer "eher noch verhärteten Konfrontation zwischen Regierung und Gewerkschaft in der letzten Zeit".

Eine Sportstätte vom lieben Gott, nicht von der Stadt Murren der Vereine über fehlende Übungseinrichtungen ist unüberhörbar / Reuter rät, Sponsoren zu suchen

OFFENBACH. Rund vier Millionen Mark beträgt der Sport-Etat 1993 der Stadt Offenbach. Davon gibt der Magistrat für die Unterhaltung der städtischen Sportanlagen einschließlich Kikkers-Stadion und Sporthalle Bürgel allein 2,5 Millionen Mark aus. An die 112 Offenbacher Sportvereine mit ihren rund 27 000 Mitgliedern zahlt die Stadt in diesem Jahr an allgemeiner Sportförderung 330 000 Mark und 108 160 Mark Jugendförderung. Außerdem erhalten die Vereine, die eigene Anlagen haben, noch 124 000 Mark.

Beim Neujahrsempfang der Stadt für die Sportvereinsvorstände im Stadthallen-Restaurant betonte Sportdezernent und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, daß Magistrat und Stadtparlament trotz Haushaltssanierungskonzept die städtischen Zuschüsse für die Vereine nicht gekürzt haben, um damit den gesellschafts-, gesundheits- und sozialpolitischen Stellenwert der Sportvereine zu unterstreichen.

Trotzdem war bei diesem Empfang von den Vereinsvertretern viel Unmut über die Sportpolitik der Stadt zu hören. Sie fühlen sich nicht ausreichend unterstützt und allein gelassen angesichts der langen parteipolitischen Auseinandersetzungen um Haushaltssanierung und Bäderkonzept. Die Vereine haben große finanzielle Probleme, denn die allgemeinen Kosten sind gestiegen. Die Übungsleiter wollen mehr Geld. Die Stadt hat die Mieten und Benutzergebühren für Stadthalle, Büsing- Palais und Schulturnhallen angehoben.

Rudolf Opitz, Vorsitzender der SG Rosenhöhe, berichtet, daß wieder viele Kinder in die Sportvereine drängen. Das schafft Raumprobleme, weil es zu wenig Sporthallen gibt. Außerdem klagt er: "Wir müssen dauernd Übungsstunden ausfallen lassen, weil eine Turnhalle wieder mal wegen Renovierung geschlossen ist."

Carlo Enders, Vorsitzender des Tanzsport-Clubs Maingold Casino und Veranstalter großer Bälle, sagt: "Für unsere Turniere können wir uns Stadthalle und Büsing-Palais nicht mehr leisten. Wir werden wahrscheinlich in die Bürgerhäuser des Kreises ausweichen müssen."

Alfred Seeger, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Offenbacher Rudervereine (IGOR) und des Rudervereins Hellas, gibt sich gelassen: "Unsere wichtigste Sportstätte ist der Main, und den hat nicht die Stadt, sondern der liebe Gott geschaffen. Wir haben uns auf die Sparmaßnahmen eingerichtet und machen unser Wintertraining nicht mehr in Schulsporthallen, sondern in unserem Vereinshaus." Harald Großmann erinnert: "Wir Sportschützen warten seit Jahren auf einen Schießstand."

Karl May, Vorsitzender des Sportkreises Stadt und Kreis Offenbach, hofft, daß nun endlich der Kreis Offenbach die Sporthalle für seine Berufsschule im Lauterborn, der August-Bebel-Schule, baut. Auch die Sporthalle für die städtischen Berufsschulen Theodor-Heuss- Schule und Käthe-Kollwitz-Schule auf dem Buchhügel sollte noch in diesem Jahrtausend gebaut werden. May kritisiert den Kreis Offenbach und lobt die Stadt, daß sie trotz ihrer Finanzmisere die Sportförderung nicht gekürzt, sondern nur eingefroren hat.

FWG-Stadtverordneter Armin Bayer bringt seinen von der rot-schwarzen Koalition abgelehnten Antrag zum Haushaltsplan wieder ins Gespräch: "Die Stadt sollte die Jugendzuschüsse von 2,50 auf 3,50 Mark pro Mitglied anheben."

Reuter bittet angesichts der leeren Stadtkassen die Vereinsvertreter um Verständnis, auch für die Schließung von Parkbad, Stadtbad und demnächst noch des Tambourbades. Ihre Sanierung und Modernisierung sei einfach nicht bezahlbar. Murren unter den Zuhörern, als Reuter rät, verstärkt die Hallenbäder im Umland zu besuchen: "Die Offenbacher fahren ja auch in die Alte Oper nach Frankfurt. Wir müssen eben die Durststrecke gemeinsam bewältigen."

Ganz zufrieden ist Hans-Jürgen Lüttich, Vorsitzender des Ersten Offenbacher Schwimmclubs (EOSC). Sein Verein bekommt in diesem Jahr 1,5 Millionen Mark. Mit dem Geld wird das vereinseigene Bad auf der Rosenhöhe saniert. Lüttich hofft, daß die Umkleidekabinen, ein Planschbecken und ein Nichtschwimmerbecken rechtzeitig zum Beginn der Freibad-Saison im Mai fertig ist.

Reuter rät den Vereinen, verstärkt nach Sponsoren zu suchen. Sportförderern sei es zu verdanken, daß weiterhin die Stadtmeisterschaften der Fußballer in der Stadthalle ausgetragen werden können.

Kurt Vetter, unermüdlicher Förderer der Sportvereine und inzwischen pensionierter Werbeleiter der städtischen Sparkasse, warnte jedoch, auf eine dauernde Großzügigkeit der Sponsoren zu hoffen, vor allem in wirtschaftlich problematischen Zeiten: "Eine Zitrone kann man nicht endlos ausquetschen." lz

FWG beklagt Zeitverlust Der Kindergarten in Oberau hätte früher gebaut werden sollen

ALTENSTADT. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) von Altenstadt bedauert, daß erst jetzt mit dem Bau eines Kindergartens in Oberau-Süd begonnen wird. Weil zwei Jahre lang auf Zuschüsse für das Bauvorhaben gewartet worden sei, habe "eine große Zahl von Kindern" nur unter erschwerten Bedingungen einen Kindergarten besuchen können oder keinen Platz zur Verfügung haben.

Aus Sicht der Freien Wähler wäre es sinnvoller gewesen, auf Zuschüsse zu verzichten und mit eigenen Mitteln den Bau zu beginnen. Auch das Dorfgemeinschaftshaus Waldsiedlung, so FWG-Pressesprecher Urbanek, sei ohne eine Mark Zuschuß gebaut worden: "Die Gemeinde hat das problemlos verkraftet. Das wäre auch in diesem Fall so gewesen."

Der Neubau sollte - wie mehrfach berichtet - ursprünglich 3,5 Millionen Mark kosten. Nachdem Bürgermeister Gerd Göllner die Pläne der Gemeinde in Wiesbaden vorgetragen hatte, wurde ihm signalisiert, daß Altenstadt nicht mit Geld aus der Landeskasse rechnen könne. Wer derart große Pläne schmiede, müsse sie auch selbst finanzieren. Danach wurde ein neues Modell entwickelt, das nur noch 2,5 Millionen Mark kostet. Das Land Hessen und der Landeswohlfahrtsverband bezuschussen diese Variante zusammen mit einer Million Mark. Gegenüber dem ursprünglichen Modell muß die Gemeindekasse nun zwei Millionen Mark weniger aufbringen. sal

26jährige sticht mit Messer zu

HANAU. Eine Polizeistreife hat am Montag gegen 17.25 Uhr eine 26 Jahre alte Frau aus Hanau festgenommen, die mit einem Messer auf eine 35jährige eingestochen hatte. Wie ein Polizeisprecher berichtete, sind beide Frauen als Drogenkonsumentinnen bekannt.

Die Auseinandersetzung, bei der die 32jährige an Wange und linker Schulter verletzt wurde, spielte sich in der Krämerstraße ab. Weshalb es zu dem blutigen Streit kam, ist derzeit noch unklar. az/lhe

Kunst ohne Öffentlichkeit? Wandbild auf Zeit im Bürohaus der IG Metall

Jetzt hat die IG Metall ihr Kunstwerk. Am gestrigen Dienstag hat man es in der Bürostadt Niederrad der Öffentlichkeit übergeben. Franz Steinkühler, der Chef, mit dessen Einverständnis der Kooperationsgedanke zwischen der Gewerkschaft und der Städelschule in die Tat umgesetzt wurde, sprach bei dieser Gelegenheit davon, daß die IG Metaller von den Künstlern und ihren Kunstwerken, "Anstöße und Ideen bekommen" möchten, Ideen "die wir auch in unserem gewerkschaftlichen Alltag nutzen können".

Die Kooperation zwischen Städelschule und IG Metall, zwischen Kunstakademie und Gewerkschaft, ist befristet: Zunächst soll drei Jahre lang einmal jährlich eine Schülerin oder ein Schüler der Meisterklasse die große Wand des Bürohaus- Foyers in der Bürostadt gestalten, ganz so, wie das eben W. A. Hansbauer, ein Schüler von Jörg Immendorff ("Café Deutschland"), getan hat. Den Versuch einer Interpretation schenkte sich der Metaller-Chef wohlweislich.

Schlau zog sich auch Kasper König, der Direktor der Städelschule, aus der Affäre, denn er kritisierte nicht das Bild, sondern dessen Auftraggeber: Der Umzug der IG-Metall-Verwaltung in die Bürostadt sei ein Verlust an urbaner Qualität, rügte er, und das Bild hier auszustellen, sei eine Fiktion von Öffentlichkeit, die an reine Selbstdarstellung grenze. Ein Bild dieser Art existiere nur durch die vermittelte Öffentlichkeit - hier sei es fehl am Platz. Meinte andererseits, daß Demokratie nicht auf Konsens aufgebaut sei, sondern auf Konflikt, und so sei auch die Konfliktfähigkeit das tägliche Geschäft des Künstlers. Das Bild selbst interpretierte König nicht, er verwies lediglich darauf, daß es "gegen den Strich gebürstet" sei.

Das ist nun allerdings das Minimum, was zu dem Bild zu sagen wäre, dessen Schöpfer anscheinend die Handschrift seines Lehrers nicht leugnen will. Staunend, grinsend oder kopfschüttelnd standen so gestern früh die geladenen Gäste, Handwerker und viele Bürokräfte des Hauses vor dem Kraftakt aus Eitempera, Ruß und Lehm, der sich in zahllosen abstrus und überraschend wirkenden Bildern ergeht. Kühe, Katzen und Hunde sind die Hauptakteure der auf einem Holzgerüst angesiedelten Menagerie und natürlich auch Menschen: Eine Kuh hat ihr Haupt schon unter der Guillotine, während ein Revolverheld, in einem Boot liegend, einen Teddybären mit kühnem Schuß vor dem Tod durch den Strang errettet. Eine Frau sägt linkisch an dem Gerüst - anscheinend der Weltbühne - auf dem sie sitzt. Eine andere steckt mit Kopf und Oberkörper im Sumpf und zeigt statt dessen ihr aus- (oder ein)ladendes, mit einem Tanga versehenes Hinterteil, aus dem seltsame Blumen sprießen, während daneben ein Youngster verwegen auf einer Kreuzung von Motorrad und Gitarre reitet. Im Hintergrund reiht sich eine Kette von aufgefädelten Kühen von Baum zu Baum, in deren zerfetzten Kronen Panzer, Schiffe und Häuser nisten.

Es wäre fast endzeitlich makaber, das Wandbild, wenn es nicht andererseits so gewollt naiv und so nachahmerisch verquer gemalt wäre. Aber immerhin gab der Künstler im Gespräch zu, daß über das Bild auch gelacht werden dürfe. wp

Wie wär's mit Schmandhering? Gastronomen bieten heimische Kost / Ausstellung informiert

MÜHLHEIM. Auf den Geschmack an heimischer und bodenständiger Küche wollen die drei Gastronomen Landhaus Waitz, Abthof und Rothe Warthe ihre Gäste bringen. Schmandhering auf Apfelscheibe mit Bauernbrot, Mühlheimer Dutte mit Sauerkraut gefüllt, Lämmerspieler Porreesuppe oder eine Müllemer Pfanne nach Urgroßmutters Rezept stehen beispielsweise auf den Speisekarten.

Die drei Gastronomiebetriebe beteiligen sich an einer Aktion der Arbeitsgemeinschaft Fremdenverkehr Stadt und Kreis Offenbach, mit der die Eigenständigkeit der Region und das, was sie an gastronomischer Leistung von der bürgerlichen bis zur Spitzenküche vorzuweisen hat, einmal herausgestellt werden soll, erläuterte Klaus Barthelmes, neben Matthias Müller einer der Initiatoren.

Zurückgegriffen hat die Arbeitsgemeinschaft dabei auf die Aktion "Hessen à la carte" des Hessischen Rundfunks. Insgesamt beteiligen sich 16 Gastronomen aus Stadt und Kreis an der vier Monate dauernden Werbekampagne, die Ende November in Offenbach gestartet wurde. Sie alle sind in einer Broschüre aufgelistet, die in der Offenbach-Information vor dem Rathaus Offenbach, im Kreishaus oder in Filialen der städtischen Sparkasse und der Sparkasse Langen-Seligenstadt zu erhalten sind. Die Sparkassen beteiligen sich an der Werbeaktion.

Parallel zum kulinarischen Angebot wird heute um 11 Uhr in der Mühlheimer Zweigstelle der Sparkasse Langen-Seligenstadt eine dreiwöchige Ausstellung eröffnet, die seit November in Offenbach zu sehen war und die der Leiter des Museums auf der Veste Otzberg, Gerd Grein, zusammenstellte. Dargestellt wird die Tradition hessischer Kochkunst, alte Rezepte und Küchenutensilien werden vorgestellt. Am 15. Februar ist eine weitere Ausstellung zum Thema in Seligenstadt zu sehen, die vom dortigen Landschaftsmuseum zusammengetragen wird.

Mit ihrem regionalen kulinarischen Angebot liegen die Gastronomen nach eigener Aussage im Trend, der hin zur neuen Einfachheit gehe, wieder größere und wuchtigere Portionen auf den Tisch zu bringen. Daß der Gast daran Geschmack findet, lasse sich in Stadt und Kreis Offenbach unterschiedlich beobachten, berichtet Elke Grönow, Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes. Wenn dem Hungrigen die Menüs erklärt würden, komme die heimische Küche auch an, verrät einer der Gastronomen. pmü

"Brot statt Knaller": Die Spendierlust ist gesunken

WETTERAUKREIS. Die Arbeiter-Samariter-Jugend (ASJ) Wetterau hat vor Silvester im Rahmen der Initiative "Brot statt Knaller" in Bad Vilbel und Friedberg 4500 Mark gesammelt. Die Spendengelder wurden laut Pressemitteilung an das Diakonische Werk für "Brot für die Welt" überwiesen.

Im Jahr zuvor hatten die Jugendlichen noch etwa 6000 Mark aus ihren Sammelbüchsen gekippt. Daß 1992 weniger Geld zusammenkam, schreiben sie hauptsächlich einem personellen Engpaß zu. Dadurch konnten sie in Friedberg nur an zwei Tagen sammeln.

"Die Spendenfreudigkeit ist im Vergleich zum letzten Jahr aber auch zurückgegangen", urteilt Johanna Bickel, die für die Sammlung in Friedberg verantwortlich zeichnete. Es habe den Anschein, als machten sich Steuererhöhungen, Wirtschaftsflaute und zunehmende Unsicherheit über zukünftige Einkommen bemerkbar. So sei der Spendenaufruf der Jungsamariter und privat agierender Jugendlicher auf den Haupteinkaufsmeilen von Vilbel und Friedberg "oftmals ein sehr zweifelhaftes Vergnügen" gewesen. Johanna Bickel: "Besonders ärgerlich ist es, wenn Leute auf unsere Frage nach einer Spende durch uns hindurchblicken, als wären wir überhaupt nicht da."

Ob die Aktion "Brot statt Knaller" auch im nächsten Jahr stattfinden könne, sei noch ungewiß. "Auf jeden Fall werden wir aber auch Ende 1993 auf die eine oder andere Weise aktiv sein", verrät Matthias Röhler, stellvertretender Jugendleiter der ASJ Wetterau. mk

Iraker überschreiten erneut Grenze

(Fortsetzung von Seite 1) die USA, Großbritannien und Frankreich zur Durchsetzung des von der UN im August 1992 verhängten Flugverbots über dem Süden Iraks.

Der russische UN-Botschafter Juli Woronzow meinte, daß die Kette irakischer Übergriffe Anlaß zu ernster Besorgnis gebe. Sein US-Kollege Edward Perkins ergänzte, Irak sei von den USA, Frankreich und Großbritannien gewarnt worden, nicht noch einmal zu dem Stützpunkt zurückzukehren.

Hingegen erklärte der irakische UN- Botschafter Nisar Hamdun, die Aktion vom Sonntag sei von den UN-Beobachtern genehmigt worden. "Wir hatten mit den UNIKOM-Teams zusammengearbeitet, aber es gab auf ihrer Seite wahrscheinlich ein Mißverständnis", sagte der Diplomat. Die Iraker seien Arbeiter und keine Soldaten gewesen. Er betonte, daß die UN seinem Land nicht den Besitz von "Seidenraupen"-Raketen untersagt habe. Der irakische Generalleutnant Amir Raschid sagte am Montag abend im staatlichen Fernsehen, die irakische Regierung habe das Recht zu allen von ihr für sinnvoll erachteten Verteidigungsbemühungen. Die Luftwaffe sei jetzt in einer besseren Verfassung als vor dem Golf-Krieg. Außerdem seien "in allen Teilen Iraks" Raketen stationiert, sagte der General. Dies sei ein Akt der Selbstverteidigung und bedeute nicht, daß US-Flugzeuge angegriffen werden sollen.

In scharfer Form hat Großbritannien auf die jüngsten Grenzverletzungen durch Irak reagiert. Der britische Verteidigungsminister Malcolm Rifkind nannte im BBC-Fernsehen am Dienstag die wiederholte Mißachtung des UN-Sicherheitsrats durch Iraks Regierung "unerträglich". Iraks Präsident Saddam Hussein müsse klar sein, daß dieses Verhalten "nicht geduldet" werde.

"Stinkender" Badesee war Auslöser für neue Idee: Wintertriathlon beim SC Undina Bruchköbel Einige Siegchancen blieben im Matsch der Radstrecke stecken Organisator Frank Röder kam am besten mit dem knöcheltiefen Morast zurecht / Skilanglauf ist als vierte Disziplin im Gespräch

Der umgekippte Bärensee bei Bruchköbel hatte den Triathleten vom SC Undina den für Herbst 91 geplanten "Schwimm- und Run"-Wettbewerb vermasselt. Das stinkende Badegewässer, in dessen trübe Fluten sich nicht mal mehr die hartgesottenen Ausdauersportler stürzen wollten, war zu guter Letzt jedoch Auslöser für eine neue Idee. Die um ihren sportlichen Jahresausklang gebrachten Triathleten des SC Undina machten aus der Not eine Tugend und kreierten flugs eine neue Wettbewerbsform. Der sogenannte Wintertriathlon, bei dem die "Amphibiensportler" der feuchten Disziplin im Hallenbad frönen und das erkältungsträchtige Straßenradfahren durch eine Tour mit dem Mountain-Bike ersetzen, ward aus der Taufe gehoben.

Ideengeber Frank Röder (26), selbst seit sieben Jahren als Triathlet aktiv, wundert sich, "warum vor mir noch keiner einen derartigen Einfall hatte". Bevor der Bruchköbeler Winter-Triathlon im letzten Jahr sein erfolgreiches Debüt erlebte, hatte der Student der Lebensmittel- Technologie "überhaupt erst einmal von einer vergleichbaren Veranstaltung gehört". Nachdem die Resonanz bei den Athleten schon im letzten Jahr überraschend groß war, konnte sich Frank Röder vergangenen Sonntag über einen leichten Teilnehmerzuwachs freuen. Die auch für Hobbysportler zu bewältigenden Distanzen von 800 Meter zu Wasser, 12,5 Kilometer auf dem Mountain-Bike sowie sechs Kilometer zu Fuß, hatte alte Triathlon-Hasen und Totalanfänger gleichermaßen angelockt. Von den insgesamt 60 ins Rennen gegangenen Aktiven, mußten sich jedoch überdimensional viele frühzeitig geschlagen geben. Von 52 Männern durchquerten nur 35 die Ziellinie; die acht gestarteten Frauen dezimierten sich auf dem schlammigen Untergrund der Mountain-Bike-Strecke um mehr als die Hälfte.

Über den bisweilen mehr als knöcheltiefen Matsch auf der Querfeldeinstrecke waren denn nicht wenige der Teilnehmer geradezu erzürnt. Obwohl es zur Gewohnheit vieler Triathleten gehört, des Winters aufs Mountain-Bike umzusatteln, war ihnen die Bruchköbeler Schlammschlacht des Guten doch zuviel. Wo reelle Siegchancen im Morast steckenblieben, war die frenetische Anfeuerung der mitunter belustigten Zuschauer, ein schwacher Trost. Der Vorjahreszweite Gerold Friecke (Bruchköbel) beispielsweise, wurde ein ums andere Mal von objektiv schwächer einzustufenden Radfahrern überholt, und war am Ende "ganz schön geknickt". Für derlei Lammentieren hatte Organisations-Chef Frank Röder ganz und gar kein Verständnis. "Die Leute hätten wissen müssen, was auf sie zukommt. Die notorischen Nörgler sollte man einfach ignorieren." Trotz dieser kleinen Mißstimmungen war der Bruchköbeler Winter-Triathlon auch in diesem Jahr eine voller Erfolg. Die meisten der angetretenen Leistungssportler nutzen die zu dieser Jahreszeit einmalige Wettkampfgelegenheit für einen ersten "Form- check" und waren ansonsten erfreut, Kolleginnen und Kollegen aus der Triathlon- Szene zum Fachsimpeln zu treffen. Wo der Spaß an der Freud bei den meisten im Mittelpunkt stand, war dementsprechend Raum für sportliche Überraschungen.

Eine solche lieferte Veranstaltungsleiter Frank Röder höchstpersönlich. Obwohl in organisatorischen Belangen den ganzen Tag über voll eingespannt, ließ er es sich nicht nehmen, außer Konkurrenz selbst an den Start zu gehen. Diese Entscheidung wurde von unerwartetem Erfolg gekrönt, denn Frank Röder war schneller als alle anderen und beendete den Wettbewerb als inoffizieller Sieger. Die Überraschung über die eigene Leistung spielte der an diesem Tag beste Radfahrer sogleich herunter. "Ich habe die Mountain-Bike-Strecke selbst ausgesucht und war von daher natürlich bevorteilt." Da überließ er die Siegestrophäe schon lieber dem zur erweiterten hessischen Spitze zählenden Darmstädter Jochen Oechsner. Der für das Tria-Team des MTV Kronberg startende Michael Böhler war mit dem zweiten Platz vollauf zufrieden. Für den dritten der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft '92 hatte der Unterhaltungsaspekt ohnehin im Vordergrund gestanden. Dritter wurde Dirk Friebe (Bruchköbel), der ähnlich wie sein Vereinskollege Frank Röder auf dem Mountain-Bike am besten zurecht kam.

Seine Schnelligkeit im Sattel begründete der 27jährige mit seiner Tätigkeit als Fahrradkurier. Unter den drei Frauen, die am Ende das Ziel erreichten, war Claudia Pollikeit vom TSV Solingen erwartungsgemäß die schnellste. Als Siegerin des Zusatzwettbewerbs bei den Duathlon-Weltmeisterschaften im letzten Juni in Frankfurt war sie in Bruchköbel ohnehin als Favoritin an den Start gegangen. Dahinter belegte die Wahl-Texanerin Susi Williams vor Dorothee Acker (RV-Tria-Wächtersbach) Rang zwei. Unabhängig von seinem sportlichen Erfolg möchte Frank Röder den Bruchköbeler Winter-Triathlon auch in Zukunft nicht mehr missen.

Ganz im Gegenteil. Falls der in hiesigen Breitengraden zur Seltenheit gewordene Schneefall doch mal einsetzen sollte, würde er dem Namen "Winter-Triathlon" gern alle Ehre machen. Zusätzlich zum Schwimmen, Radfahren und Laufen könnte dann ein Skilanglaufkurs den Kanon der Ausdauerdisziplinen ergänzen. In diesem Jahr hat das Wetter allerdings noch dazwischengefunkt.

MARGIT REHN

Stadthallen GmbH für Verkehrsbüro zuständig

HANAU. Mit dem Jahreswechsel ist die Hanauer Stadthallen GmbH unter Geschäftsführer Ulrich Plotzitzka für das städtische Verkehrsbüro am Marktplatz zuständig geworden.

Die Gesellschaft übernahm die beiden Mitarbeiterinnen und die Räume des Verkehrsbüros.

Vorher war das Hanauer Hauptamt zuständig gewesen.

Die Stadtverwaltung verspricht sich von der jetzigen privatwirtschaftlichen Gesellschaft größere Flexibilität. So soll das Verkehrsbüro künftig in den Vorverkauf für Veranstaltungen mit einbezogen werden. him

Maskenbau und Maskenspiel

BAD VILBEL. Wegen zu geringer Nachfrage konnte der für Anfang des Monats geplante Workshop "Maskenbau und Maskenspiel" in der Alten Mühle nicht durchgeführt werden. Er soll nun zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Interessenten, die mit Andreas Nowak, Thomas Kippenberg und Arnold Pfeiffer vom Wiener Masken- und Musiktheater die Kunst des Spiels mit selbstgebauten Masken erlernen möchte, können sich unter Tel. (0 61 01) 60 23 33 anmelden.

Initiative Brandholz diskutiert mit Politikern

NEU-ANSPACH. Die Bürgerinitiative Brandholz lädt für Montag, 18. Januar, Vertreter der Usinger Parteien um 20 Uhr in die Stadthalle (Raum 2). Für Usingen haben bisher der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Braun, FWG-Fraktionsvorsitzende Lothar Vielhauer, Raymond Hahn für die Grünen, BEU-Chefin Monika Mann und FDP-Chef Kai Götte zugesagt; von der CDU bekam die Bürgerinitiative keine Antwort.

Für Neu-Anspach nimmt CDU-Parteichef Holger Bellino teil, für die FWG- UBN deren Vorsitzender Wolfgang Hafemann, für die Grünen Werner Freund und die FDP Kai Götte. Der Neu-Anspacher SPD-Vertreter war noch nicht bekannt.

Die Parteien sollen ihren Standpunkt zur geplanten Deponie "Brandholz Neu" darstellen und nach Vorstellung der Bürgerinitiative "klar darstellen", wie Maßnahmen gegen die Erweiterung finanziert werden sollen. Außerdem sollen Alternativen zur Erweiterung vorgeschlagen werden.

Die Politiker müssen sich kurz fassen: Ihre Diskussionsbeiträge werden auf je fünf Minuten beschränkt, nach Abschluß der Beiträge können die Zuhörer Fragen an die Parteienvertreter richten. Die Gesprächsleitung hat Rudolf Brehm. jd

"Birdie" fliegt gegen die Wand Telekom stellt Funkdienst ein / Millionen in den Sand gesetzt

doe FRANKFURT A. M. Das drahtlose Hosentaschentelefon "Birdie" gibt keinen Pieps mehr von sich. Gut zwei Jahre nach dem Start des ersten Feldversuches in Münster stellt die staatliche Post-Tochter Telekom das millionenteure Pilotprojekt bis Mitte des Jahres sang- und klanglos ein. Das "Arme-Leute-Mobiltelefon" sollte mittels eines 180 Gramm leichten Gerätes das ungebundene Fernsprechen im Umkreis von Telefonzellen ermöglichen. "So etwas hätte vor 15 Jahren einen Markt gefunden", kritisiert Wilhelm Hübner, der Chef des Postbenutzerverbandes. Die Einführung des technisch überholten Dienstes sei "von Anfang an nicht verantwortbar" gewesen.

Die Idee zu "Birdie" stammt ursprünglich aus Großbritannien, wo der Dienst unter dem Namen "Telepoint" erstmals 1989 praktiziert wurde. Ende der achtziger Jahre, argumentiert Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater, habe man für das digitale D-Mobilfunknetz noch Gerätepreise von 4000 Mark erwartet. Da sei "Birdie" (das schnurlose Gerät gibt es für rund 900 Mark) als attraktive Alternative erschienen. Der wesentlich günstigere Preis, so hoffte die Telekom, werde die eindeutigen Nachteile des Systems - gesprochen werden kann nur in einer Entfernung von maximal 150 Metern zur Funkzelle; der Teilnehmer kann nur selbst wählen, aber nicht angerufen werden - wettmachen. Doch es kam ganz anders: Zum Monatsende dürften sich bereits rund 200 000 Teilnehmer in den beiden komfortableren D-Netzen tummeln. Deren Handgeräte gibt es inzwischen schon für 2000 Mark, und es scheint nur eine Frage von Monaten, wann die 1000- Mark-Grenze durchbrochen wird. Diesen Boom, betont Kindervater, habe man bei der "Birdie"-Einführung nicht erwarten können. Wieviel für das nun auslaufende System investiert wurde, will er nicht verraten. Kundenlobbyist Hübner spricht von einem "mindestens zweistelligen Millionenbetrag", der "komplett in den Sand gesetzt" wurde. British Telecom hat ihr "Telepoint"-Netz übrigens schon 1991 dichtgemacht.

In Deutschland ist das tragbare "Vögelchen" nicht über die Testphase hinausgeflogen. Zwei Pilotprojekte in Münster und München (seit Oktober 1991) zählten insgesamt 4200 Teilnehmer. Plaudern konnten diese ausgewählten "Versuchskaninchen" in der Nähe von 340 Telefonzellen, die mit einem speziellen Sender - erkennbar durch eine umgedrehte Pyramide auf dem Dach - ausgerüstet waren. Die Handgeräte von Siemens und Motorola wurden bei den Pilotprojekten kostenlos zur Verfügung gestellt. Für die Gebühreneinheit verlangte die Telekom 39 Pfennig.

Geschichte des Jazz

BAD VILBEL. Nach New Orleans, die Stadt des Jazz und eines der berühmtesten Vergnügungsviertels der Vereinigten Staaten, führt die musikalische Reise mit der international renommierten Barrelhouse Jazzband aus Frankfurt und Gästen am Sonntag, 17. Januar, 16 Uhr im Kulturzentrum Alten Mühle. Die seit 1953 bestehende Formation, deren Mitglieder nach ihrer Teilnahme am Internationalen Jazzfestival in New Orleans die Ehrenbürgerschaft der Stadt erhielten, werden Stücke aus der Entstehungszeit des Jazz um 1917 bis heute spielen. Horst Langkamm, Musiklehrer an der Frankfurter Waldorfschule, wird dabei erläutern, wie sich die "neue Stimme der Musik" entwickelte, was den Jazz aus New Orleans charakterisiert und von anderer, gefälligerer Unterhaltungsmusik unterscheidet.

Nicht mehr Parteien, sondern Bürger entscheiden Deshalb ist die politische Zukunft des Altenstädter Bürgermeisters Göllner heute noch ungewiß

ALTENSTADT. Die Unabhängige Liste (UL) ist die letzte einflußreiche politische Gruppe in Altenstadt, die dem parteilosen Bürgermeister Gerd Göllner noch den Rücken stärkt. Nach der SPD erklärten nun auch führende Vertreter von CDU und FWG im Gespräch mit der FR, daß sie eine Wiederwahl Göllners im nächsten Jahr nicht unterstützen werden.

Der Bürgermeister, mittlerweile von der ökologisch-sozialen UL einstimmig zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl im März nominiert, gibt sich in dieser für ihn schwierigen Situation kämpferisch. Falls die UL ein gutes Wahlergebnis erziele, was für seine erneute Kandidatur maßgeblich sei, hätten in der Direktwahl für das Bürgermeisteramt schließlich die Männer und Frauen Altenstadts die Entscheidung in der Hand und nicht die Funktionäre der einzelnen Parteien: "Mal sehen, ob das plebiszitäre Element wirkt."

Aus der Sicht der UL hat es Göllner in der Vergangenheit verstanden, "auch in der schwierigen Situation in der Gemeindevertretung zwischen allen Gruppierungen weitgehend eine Einigung herzustellen". Nur so sei es überhaupt gelungen, "die Arbeit aller im Gemeindeparlament vertretenen Gruppen gezielt zum Wohle der Gemeinde einzusetzen". Im Parlament verfügt keine Fraktion über die absolute Mehrheit, es existiert auch keine Koalition.

Für die CDU, die mit neun Vertretern im Parlament nach der SPD die zweitstärkste Fraktion aufbietet, stellte sich Göllner in der Vergangenenheit nicht als jener Moderator dar, den die UL in ihm sieht. "Wir haben den allgemeinen Eindruck, daß hier der Bürgermeister macht, was er will", sagt Fraktionsvorsitzender Fritz Scherer, der wegen seiner starken Belastung im Beruf künftig nicht mehr dem Parlament angehören wird. Klaus Baumberger, Scherers Stellvertreter, fügt hinzu: "Ich kann mich an nichts erinnern, wo er einmal etwas die CDU Unterstützendes gesagt hat."

Der Ausbau des Dachgeschosses des Rathauses, von Göllner ohne Parlamentsbeschluß in die Wege geleitet, brachte aus CDU-Sicht "das Faß zum Überlaufen" (Scherer). Beschlüsse, die Göllner nicht passen, führe er nur schleppend oder gar nicht aus. Die Debatte über eine Stellplatzsatzung habe ihn beispielsweise unberührt gelassen, anschließend sei fast ein Jahr lang nichts passiert. Ganz ähnlich verhalten habe er sich, als eine Polizeistation für Altenstadt verlangt worden sei. Zwar habe Göllner sich an die zuständige Behörde gewandt, doch deren negative Antwort sei von ihm erst auf Anfrage mitgeteilt worden.

Welche Konsequenzen die CDU, die Göllner bereits bei seiner vorigen Wiederwahl nicht mehr unterstützte, aus ihrer Kritik am Bürgermeister zieht, bleibt zunächst offen. Bislang fehlt der eindeutige Beschluß einer Mitgliederversammlung. Für Scherer und Baumberger steht allerdings fest, daß die CDU sich bei der ersten Bürgermeister-Direktwahl nicht für Göllner einsetzen wird. Ob sie einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken wird, macht Scherer davon abhängig, "wie sich die Situation entwickelt". Das Ergebnis der nächsten Kommunalwahl wird innerparteilich als wichtiger Hinweis genommen, ob ein Christdemokrat oder eine Christdemokratin überhaupt eine Chance gegen den jetzigen Amtsinhaber oder einen SPD-Kandidaten hätte. Anders als in der SPD, wo Peter Pfeffer, Jürgen Walther und Wilhelm Wenzel bereits Interesse an der Göllner-Nachfolge angemeldet haben, wagte sich im CDU- Ortsverband offenbar bislang noch niemand nach vorn. Scherer erklärte im Gespräch mit der FR definitiv, nicht ins Rathaus einziehen zu wollen. Was andere CDU-Spitzenpolitiker anbelangt, sagte er: "Es hat keiner gesagt, ich möchte es machen, es ist auch keiner designiert worden."

Derzeit scheint es durchaus denkbar, daß die CDU nicht mit einem eigenen Kandidaten antritt und möglicherweise den Favoriten oder die Favoritin einer anderen Partei unterstützt. "Vielleicht zieht die FWG noch den Nonplusultra- Mann aus dem Ärmel", sagt Baumberger. Für Scherer persönlich wäre unter Umständen auch ein Sozialdemokrat wählbar. Der dürfte dann allerdings nicht Pfeffer, Walther oder Wenzel heißen. Eher denkbar wäre für ihn ein Mann wie der amtierende Hauptamtsleiter Gerhard Lipp, der für die Sozialdemokraten in Ranstadt bereits einmal gegen Bürgermeister Landmann ins Rennen gegangen war und sich an Spekulationen über sein weiteres Fortkommen in Altenstadt nicht beteiligen möchte ("Was in einem oder eineinhalb Jahren sein wird, kann ich noch nicht sagen"). Für Scherer jedenfalls ist Lipp nicht allein "persönlich und menschlich integer", sondern auch fachlich "mit Sicherheit spitze".

Auch innerhalb der FWG, die Göllner anfangs gemeinsam mit der CDU erst in das Bürgermeisteramt gehievt hatte, ist von einer künftigen Unterstützung des derzeitigen Rathauschefs nach den Worten von FWG-Sprecher Günter Bögelein "nicht auszugehen". Göllner habe die Fraktion in der jüngeren Vergangenheit "schmählich links liegen lassen". Im übrigen sei die FWG über den frühen Zeitpunkt der Diskussion bei den anderen Parteien "überrascht". Die Wählergemeinschaft habe sie noch nicht geführt, und er könne folglich auch nicht sagen, ob die FWG einen eigenen Vorschlag zur Direktwahl beisteuern werde.

Bürgermeister Göllner gibt sich gelassen. "Ich kriege von allen Seiten mittlerweile mitgeteilt, ich möchte doch bitte weitermachen." Dazu zählten auch Mitglieder aus Parteien, allerdings nicht aus den einzelnen Fraktionen, "sondern von der Basis". Und genau darauf komme es schließlich an: "Es gibt ja die Direktwahl." BERND SALZMANN

Gesucht und nicht gefunden Der 1. Lenzewski-Violinwettbewerb für den deutschen Geiger-Nachwuchs

Der 1. Lenzewski-Violinwettbewerb in der Frankfurter Musikhochschule endete mit einer bösen Überraschung: Keine der Geigerinnen und Geiger erreichte die letzte Runde. Das Finale am Sonntag fiel ins Wasser. Als "Trostpreis" gab es für Monika Bruggaier, Christine Plath und Matthias Wächter - sie hatten die dritte Runde erreicht - je 2500 Mark.

"Keiner der Geiger hatte Preisträgerniveau", kommentierte Hans-Dieter Resch, Rektor der Musikhochschule und Jurymitglied, das Ergebnis. Wütend und enttäuscht äußerten sich Teilnehmer nach Abbruch des Wettbewerbs: "Die Jury ignorierte Lenzewskis Absicht der Nachwuchsförderung."

Ein Violinwettbewerb sollte dem deutschen Geigernachwuchs auf die Sprünge helfen. So wollte es Gustav Lenzewski. Der Ende 1988 verstorbene ehemalige Professor an der Frankfurter Musikhochschule war über das mangelnde künstlerische Niveau von Studenten und Absolventen der Musikhochschulen enttäuscht. Die Klagen sind nicht neu. Monatelang sind Konzertmeisterpositionen nicht besetzt, häufig sitzen ausländische Musikerinnen und Musiker in den Orchestern am ersten Pult.

Deshalb ist der Lenzewski-Wettbewerb ausdrücklich dem deutschen Geigernachwuchs vorbehalten. Die Konkurrenz soll aber nicht Sprungbrett für eine Solistenkarriere sein. Dafür sind die Wettbewerbe in Moskau, Brüssel, oder Montreal da. In Frankfurt sind breite Kenntnisse des sinfonischen, solistischen und kammermusikalischen Repertoires verlangt - gesucht werden künftige Konzertmeister.

Die Resonanz der jungen Geiger auf die neue Konkurrenz war dürftig: 14 Teilnehmer hatten sich angemeldet, sieben traten zur ersten Runde an. Hier scheiterten zwei, und so waren es noch fünf Violinisten - drei Frauen und zwei Männer -, die in Runde zwei vor dem Publikum und einer hochkarätig besetzten Jury den ersten Satz aus Beethovens Violinkonzert spielten. Saschko Gawriloff, Kölner Professor, war Vorsitzender das Gremiums, ihm zur Seite saßen seine Geigerkollegen Thomas Brandis, Walter Forchert, Ida Bieler und Hubert Buchberger, sowie Hans-Dieter Resch und der Chefdirigent des RSO Frankfurt Dimitrij Kitajenko.

Die Gründe für die schwache Beteiligung am Lenzewski-Wettbewerb sind nicht schwer zu erraten. Im inflationären Wettbewerbsgeschäft locken renommiertere Konkurrenzen und die Anforderungen in Frankfurt waren ungewöhnlich: Teile aus Bachs Solosonaten und der Matthäuspassion, das Violinsolo aus Richard Strauss' "Heldenleben", das Rondo aus der Haffner-Serenade Mozarts, den ersten Satz aus Beethovens Violinkonzert und, in der Finalrunde, ein modernes Konzert von Berg, Bartok oder Hindemith. Dazu Kammermusik und Vom-Blatt- Spiel.

Gesucht werden nicht Solisten, sondern die Konzertmeisterin, der Konzertmeister der Zukunft. So stand es in der Ausschreibung des Lenzewski-Wettbewerbs. Wohlgemerkt der Zukunft. Und nicht Geiger, die sich bereits heute gegen internationale Konkurrenz durchsetzen können. Nach dem Urteil der Jury taugt keiner der Violinisten für eine Führungsposition im Orchester. Ein zweifelhaftes Ergebnis. Urteilten die Juroren allein nach musikalischen und technischen Kriterien oder bewerteten sie auch die potentielle Durchsetzungskraft gegenüber einem hundertköpfigen Orchester? Wurde nicht doch - nach üblichem Wettbewerbsschema - ein potentieller Solist gesucht, der dann eine Konzertmeisterposition bekleidet? Am ersten Pult der Berliner Philharmoniker oder anderer Spitzenorchester sitzen freilich Musiker mit allen solistischen Fähigkeiten.

Teilnehmer sparten denn auch nicht mit Kritik am schwammig formulierten Wettbewerbsprofil. "Mit Nachwuchsförderung hatte das Ganze nichts zu tun. Wenn ich gewußt hätte, daß hier die Meßlatte auf ARD-Wettbewerbsniveau liegt, hätte ich mir das halbe Jahr Vorbereitung erspart."

In zwei Jahren will die Lenzewski-Stiftung eine zweite Auflage der Konkurrenz wagen. "Wir denken über Aufhebung der nationalen Bindung nach. Vielleicht wird auch das Pflichtprogramm modifiziert", so Hans-Dieter Resch. Organisation und Jury sollten sich bis 1995 genau überlegen, wer beim Lenzewski-Violinwettbewerb gefördert werden soll. Mit einer Leventritt-Konkurrenz in Provinzformat ist niemandem gedient. Und wer von Musikern Hervorragendes verlangt, sollte diese Maßstäbe zuerst bei sich selbst anlegen - Organisation und Öffentlichkeitsarbeit können beim nächsten Mal nur besser werden. ECKART BAIER

Charles und Di gaben Ehe-Details an Presse

Die Fahrt im "Gurtschlitten" zeigt, welche Kräfte bei einem Zusammenstoß frei werden "Ich wohne doch um die Ecke" 20 Prozent fahren ohne

Tanja G. wollte den "Schlitten" selber einmal ausprobieren. Die 26jährige hatte sich am Rande der Kuhwald-Siedlung gerade auf einem Sitz festgeschnallt, da löste der Vorsitzende der Verkehrswacht, Werner Krembzow, die Bremse und schickte die Hessenkollegiatin eine fünf Meter hohe Stahlrutsche hinunter, an deren Ende ein Eisensockel wie ein Prellbock wirkt.

Beim Auftreffen schnellten Kopf und Körper nach vorne und blähten das elastische Band auf. Ohne den Sicherheitsgurt, so beschreibt Krembzow die Folgen, wäre die junge Frau zehn Meter weit durch die Luft geflogen, denn die Simulation auf dem Gurtschlitten entsprach einem Aufprall bei Tempo 40.

Tanja G. verließ das Demonstrationsobjekt sichtlich beeindruckt. "Jetzt habe ich eine Vorstellung davon, was es bedeutet, wenn man angeschnallt ist", faßt sie das Erlebnis zusammen.

Ein paar Minuten früher hatte sie die Gurtpflicht noch lässig gehandhabt. Auf der Fahrt vom Kolleg in Rödelheim zur Kuhwald-Siedlung baumelte der Gurt neben dem Fahrersitz.

"Ich wohne doch um die Ecke", entschuldigte sie das Versäumnis. Der Polizist, der sie Am Römerhof auf den Seitenstreifen winkte, zeigte sich unbeeindruckt und brummte ihr das obligatorische Verwarnungsgeld von 40 Mark auf. Doch anders als sonst verband er damit die Einladung, die Wucht eines Aufpralls doch einmal am eigenen Leib in einem "Gurtschlitten" zu erleben.

Mit den Gurtkontrollen startete die Frankfurter Verkehrspolizei eine Sicherheitsaktion, mit der sie bis Jahresende jeden Monat einen anderen Schwerpunkt setzen will. Im Februar, wenn die tollen Fastnachtstage anstehen, gilt das Augenmerk dem Alkohol am Steuer.

Die Überprüfung der Anschnalldisziplin steht am Beginn der Kampagne, weil die Polizei bei der Planung der Sondereinsätze mit einer Verschärfung der Gurtpflicht in der Straßenverkehrsordnung zum 1. Januar gerechnet hatte. Doch es wird wohl April, ehe die Bestimmung gilt, daß künftig auch Kinder unter zwölf Jahren auf dem Rücksitz angeschnallt werden müssen.

Die erste anderthalbstündige Überprüfung Am Römerhof endete für die Polizeibeamten mit einem ernüchternden Ergebnis: Von 357 Insassen waren 74 - oder 20,7 Prozent - nicht angegurtet, darunter 57 Fahrer. Alle wurden sie gebührenpflichtig verwarnt. Das Resulat scheint die Auffassung der Polizei zu bestätigen, daß die Zeiten mit einer Anschnallquote von mehr als 90 Prozent vorbei sind. Doch das soll sich ändern: Sieben weitere Kontrollen bis Ende des Monats in Frankfurt und im Main-Taunus-Kreis sollen die Disziplin der Autofahrer stärken und die Erkenntnisse vertiefen.

Unfallforscher haben längst die lebensrettende Bedeutung des Sicherheitsgurtes im Straßenverkehr nachgewiesen. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, daß jeder zweite Unfalltote noch leben könnte, hätte er den Gurt getragen. Dreiviertel aller Schwerverletzten wären mit leichten Blessuren oder gar unverletzt davon gekommen, wenn sie sich angeschnallt hätten.

Bestürzend ist für die Polizisten vor allem ein Ergebnis: Mehr als ein Drittel aller Kinder sitzt im Auto noch ungesichert, und das, obwohl inzwischen Schutzeinrichtungen für alle Altersstufen und Kindergrößen auf dem Markt angeboten werden. habe

Soldaten werden ohne rechtliche Basis in Abenteuer geschickt Für den humanitären Einsatz von Bundeswehreinheiten in Somalia muß das Grundgesetz geändert werden / Von Elmar Schmähling

Von schwarzen Löchern Regisseur Hans Hollmann über Stücke von Rainald Goetz

"Wie kann man ausgerechnet die fürchterliche Wannseekonferenz mit diesem schrillen Café Normal kombinieren? Das finde ich geradezu blasphemisch." Die ältere Dame, zu Gast auf einer Veranstaltung des "Patronatsvereins für die Theater der Stadt Frankfurt" mit Regisseur Hans Hollmann, hofft sichtlich auf Aufklärung und Hilfe, darauf, daß ihr Entsetzen über Rainald Goetz' Stück "Festung" auf Verständnis stoßen möge.

Hollmann und einige Mitglieder des Ensembles (Jessica Steinke, Alfred Edel, Inge Engelmann und Jürgen Holtz) geben sich im Verlauf dieses Montagabends im Nachtfoyer des Schauspielhauses redlich Mühe, die vielen Fragen der Zuschauer zu den Ende Dezember in Frankfurt uraufgeführten Stücken "Festung" und "Katarakt" zu beantworten. Die ungewöhnliche Mixtur von "Heidegger und Hardrock, von höherer Bildung und Rockmusikkultur" fasziniere ihn ja gerade so an dem "genialen" Autor, erläuterte Regisseur Hollmann, der auch schon Goetz' "Krieg" in München inszenierte, der Fragerin. So sei das nun mal mit der Avantgarde, meinte der aus Graz stammende Regisseur. In den fünfziger Jahren sei auch Dürrenmatts "Besuch der alten Dame" in Zürich auf Unverständnis gestoßen. "Später wird man Goetz besser verstehen." Man müsse akzeptieren, daß es innovativen Theaterautoren wie Goetz heute nicht mehr darum gehe, eine Botschaft zu vermitteln, "er zeigt uns einfach einen Ausschnitt der Wirklichkeit, in dem wir uns wiedererkennen. Natürlich setzt er dabei viel Kenntnis und Bildung voraus".

Auch Schauspieler Alfred Edel brachte die Zeit ins Spiel. So erinnerte er daran, daß "im 19. Jahrhundert der durchschnittliche Zeitungsleser noch überall mitreden konnte, das kann er heute nicht mehr", da sich die intellektuellen Vordenker immer mehr vom Durchschnitt (und voneinander) entfernten. Erschwerend komme bei Goetz und anderen (Edel: "Überbau: Chaos-Theorie") hinzu: "Man glaubt ja heute nicht mehr an die Kausalität, die unsereiner als realistisch empfindet", und Edel erinnerte an das Zeitgemäße der Goetzschen Parallelität von Assoziationen, die jeder Fernsehzuschauer allabendlich beim "Channelswitchen" in die Tat umsetze. Goetz' Stücke dokumentierten so die verwandelten Formen der Wahrnehmung.

Schließlich, schloß sich Hollmann an, hätten zu Beginn des Jahrhunderts die Expressionisten in der Malerei und Schönberg in der Musik ebenfalls drastisch mit den Hör- und Sehgewohnheiten gebrochen. Das sei bei Goetz auch so: "Ich laß es zu und lebe mit den schwarzen Verständnislöchern."

Gelächter unter den etwa 60 Zuschauern rief ein Bekenntnis des Schauspielers Jürgen Holtz hervor: "Ich lerne meine Texte sehr schwer, habe Angst vor ihnen, lehne sie zunächst ab." Der schwierige assoziative Text von "Katarakt" ("Wo nehme ich bloß die Eselsbrücken her?") habe sich ihm erst dann erschlossen, als er dessen Musikalität erkannte. Holtz war es auch, der die trefflichste Metapher für die unverstandenen Stücke fand: Mitten im uns ertränkenden Informationsüberfluß durch Werbung und Unterhaltungsbranchen "reißen Leute wie der Goetz ein Fenster auf und sagen ,Luft&rquote; - und da bin ich stolz drauf."

FRAUKE HASS

Brand in Fabrikhalle: 100 000 Mark Schaden

BRACHTTAL. Eine technische Ursache hat nach Angaben der Kriminalpolizei ein Feuer, das in der Nacht zu Dienstag in einer Lager- und Fabrikationshalle in Neuenschmidten ausbrach. Nach Schätzungen beläuft sich der Schaden in dem Maschinen- und Werkzeugbetrieb auf rund 100 000 Mark.

Den Meldungen zufolge hatte eine Anwohnerin gegen ein Uhr nachts Brandgeräusche aus der etwa 20 mal 50 Meter großen Halle vernommen und die Polizei alamiert. 40 Feuerwehrleuten hätten die Flammen schnell unter Kontrolle bekommen und ein Übergreifen auf Werkzeuge und Maschinen weitgehend verhindert.

Das Feuer, das die Holzkonstruktion der Halle und den Dachstuhl erheblich zerstörte, dürfte nach den Ermittlungen der Kripo im Bereich der Heizungs- und Umluftanlage entstanden sein. jan

In der Bar an der Ecke ist die Luft zum Schneiden. Auf dem Tresen, eingehüllt von dicken Rauchschwaden, sitzt ein kleines Mädchen und zeigt stolz sein neues Kleid mit Rüschen und Zipfeln und vielen bunten Farben. Laut ist es in der Bar "Les Halles", wie immer an Markttagen. In den Ekken und an den Tischen stapeln sich die Plastiktüten. Nein, die Ökologie und die Gesundheit hat im französischen Kreisstädtchen Vesoul auch im neuen Jahr noch keine Chance. Weit und breit sind wir die einzigen, die Die "Europa-Wurst" mit Stofftaschen auf den Markt ziehen und Salat und Radieschen, Suppenhuhn und Honig in die umweltfreundlichen Beutel einpacken lassen.

Zwei Monate nach dem Inkrafttreten des Gesetzes, mit dem ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen und Plätzen verhängt worden war, haben sich die Vesouler eingerichtet. In allen Kneipen und Bars rund um den Marktplatz, pardon: den "Platz der Republik", hängen Schilder oder Zettel - mal handgemalt, mal piekfein gedruckt. "Bar fumeur" ist da zu lesen. Oder über dem Tresen hängt ein Bild mit einer dreist qualmenden Zigarette. Auch unsere Bar "Les Halles", in der Algerienfranzosen und "Beurs", die im Land geborenen Franzosen mit nordafrikanischen Eltern und Großeltern, ihren Kaffee oder Pastis trinken, ist mit einem Federstrich zur Raucherbar geworden. Was den Wirt nicht hindert, uns zum neuen Jahr köstliche Geleebonbons zu schenken. "Santé", sagt er und räumt den vollen Aschenbecher vom Tischchen. Irgendwie wärmt die Geste - Gesetze, Ökologie und Gesundheit hin oder her.

Auch unser Metzger in den Markthallen überrascht uns nach dem Schwätzchen über die schwierige Lage in der Welt, das grenzenlose Europa und das Elend der Bauern in dieser Region der Franche Comté. Mit roten Backen und einem wundervoll gezwirbelten Schnurrbart packt er schwungvoll eine luftgetrocknete Wurst ein und legt sie auf die Lammkoteletts. "Pour l&rquote;Europe", sagt er und strahlt uns dabei an. jr

Soli und Improvisation üben Ein E-Gitarren-Workshop für junge Musiker in Friedberg

FRIEDBERG. Die Gitarre ist mitzubringen zum E-Gitarren-Workshop von Joachim Rothe am Freitag, 22. Januar (17 bis 22 Uhr), und Samstag, 23. Januar (15 bis 22 Uhr), in Friedberg, Computer und Mehrspurbandmaschine stellt der Musiklehrer zur Verfügung. Thema des Workshops ist die Bearbeitung und Improvisation von Jazz-Standards, nicht das Nachspielen von Songs, sondern die Entwicklung von Soli wird geübt.

Notenkenntnisse sind keine Voraussetzung, allerdings sollten die Teilnehmer Ohne Notenkenntnisse und Teilnehmerinnen über Grundkenntnisse der Tonleiter und Akkorde verfügen.

Das Besondere an dem Kursus von Joachim Rothe: Die Gitarrenklänge können auf die Mehrspurbandmaschine gespielt werden, die mit einem Computer synchron läuft, weitere Instrumente werden dazu eingespielt, so daß der Sound einer Band entsteht.

"Viele Gitarrenspieler achten zuviel auf die Finger und zuwenig auf die Töne", erklärt der Lehrer an der Musikschule Friedberg. Die Technik macht es möglich, daß die Schüler sich ihr Spiel bei jeder Geschwindigkeit anhören können, ohne daß sich der Ton verändert. Der Computer also ersetzt die Band.

Gerne würde Joachim Rothe auch Band-Workshops anbieten, doch dazu fehlt es in Friedberg an geeigneten Räumen. Selbst die Musikschule verfügt nicht über einen schalldichten Übungsraum.

Wer Interesse an dem Workshop hat, sollte sich möglichst umgehend bei Joachim Rothe, Tel. 0 60 31/1 41 16, oder bei der Musikschule Friedberg, Tel. 0 60 31/30 34, anmelden. Die Teilnahmegebühr beträgt 110 Mark, für Schülerinnen und Schüler der Musikschule 70 Mark. cor

Zu allen Glocken gehören Gesichter und Geschichten Heike Halberstadt stellt in der Stadtbücherei aus Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka

DREIEICH. In der Zeitschriftengalerie der Stadtbücherei Sprendlingen herrscht fast vollkommene Ruhe. Außer dem Rascheln von Papier stört die Besucher nichts bei ihrer Lektüre - es sei denn, den einen oder anderen würde es kräftig in den Fingern jukken. Das kann leicht passieren, denn geradezu einladend hängt dort derzeit eine alte Frankfurter Straßenbahnglocke, das Schmuckstück der Sammlung von Heike Halberstadt (kleines Bild).

"Glocken aus aller Welt": Dieser Titel der Ausstellung (bis 29. Januar) ist nicht übertrieben. Was Heike Halberstadt zusammengetragen hat, kommt aus China, Kenia, England, Mexiko und vielen anderen Ländern. Ein kleiner Teil sind Geschenke von Freunden und Verwandten, die meisten haben sie und ihr Mann Gustav - er ist der Leiter des Bürgerhauses Sprendlingen - aus dem Urlaub selbst mitgebracht.

"Mit jeder Glocke verbinde ich Menschen und Erlebnisse", erklärt die Sammlerin ihr Hobby. Aus fernen Ländern nimmt sie etwas mit heim, "das den Urlaub verlängert".

Bei den Erinnerungsstücken handelt es sich nicht immer um Glocken. Heike Halberstadt sammelt auch noch Wandteller und besonders schöne Steine. "Wenn uns die Kinder am Flughafen abholen, lachen sie über meine schwere Tasche." Dabei muß sie einiges mangels Platz zurücklassen: "In Prag wartet noch ein Quarz aus Böhmen auf mich, auf Gomera ein 25 Kilogramm schwerer Mühlstein." Neuerdings bringt sie sich außerdem Spazierstöcke mit - "auch eine tolle Sache", meint sie.

Glocken sammelt sie seit mittlerweile 20 Jahren. Viele hängen im Wohnzimmer, weil sie das "unheimlich warm und gemütlich" findet. Hin und wieder zupft sie an den Kordeln und erfreut sich an den Klängen. "Bei den Trojka-Glocken aus Leningrad hört man förmlich die Kutschen kommen", schwärmt sie.

Zu den meisten Stücken kann sie eine Geschichte erzählen. So bekam sie eine Pferdeglocke von einer befreundeten Familie aus Jugoslawien, aus einer Gegend, "in der vor einigen Jahren das Fuhrwerk das einzige Fortbewegungsmittel war". Als die Familie das letzte Pferd abschaffte, erinnerte sie sich der Sammelleidenschaft von Heike Halberstadt und ließ die Glocke nach Deutschland bringen. "Heute liegt die Stadt in Trümmern", meint die Sammlerin nachdenklich.

Eine Ziegenglocke ist das Geschenk einer Zirkusfamilie, die einmal vor dem Bürgerhaus Sprendlingen ihr Zelt aufgeschlagen hatte. Zu den Jubiläumsveranstaltungen gab es jede Menge Blumen, auf die ein Ziegenbock ganz versessen war. "Wir waren ganz verliebt in das Tier." Später schenkten ihr die Artisten nicht nur eine Glocke, sondern auch den dazugehörigen Ziegenbock. "Wir haben ihn Emil getauft", erinnert sich Heike Halberstadt schmunzelnd.

Durch die Arbeit im Bürgerhaus - mit ihrem Mann ist sie seit 20 Jahren dabei - haben die Halberstadts Kontakte mit Künstlern und Ausstellern in aller Welt. Diese Freundschaften und außerdem Reiselust machen die Halberstadts zu Weltenbummlern, deshalb ist ihre Souvenirsammlung so international. "Eigentlich habe ich keinen ausgesprochenen Sammeltrieb", sagt die Glocken-Liebhaberin über sich. "Im Laufe der Zeit kommt eben eine zur anderen."

Zwei Tote bei Unfällen in Nordhessen

HOFGEISMAR/FRITZLAR, 12. Januar (lhe). Bei Verkehrsunfällen sind in der Nacht zum Dienstag in Nordhessen zwei Menschen getötet und einer schwer verletzt worden. Bei Hofgeismar (Kreis Kassel) kam Polizeiangaben zufolge ein 22jähriger Autofahrer um Mitternacht auf gerader Strecke von der Straße ab und prallte gegen einen Baum. Der in seinem Fahrzeug eingeklemmte Mann starb am Unfallort. Auf einer Bundesstraße bei Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) geriet am Dienstag morgen ein 56jähriger Mann aus Baunatal auf die Gegenfahrbahn, streifte ein entgegenkommendes Fahrzeug und stieß mit einem anderen frontal zusammen. Der 56jährige starb, der 23jährige Fahrer des entgegengekommenen Autos wurde schwer verletzt.

Den gelben Sack gibt's jetzt auch im Supermarkt

OBERURSEL. Wer immer noch keinen gelben Sack für Verpackungsmüll erhalten hat, kann den jetzt im Supermarkt abholen: bei Tengelmann, Hauptstraße 21; Penny, Hohemarkstraße 107, Tengelmann, Adenauerallee 21; und Mini Mal, Zimmersmühlenweg 74.

Wenn die Wertstofftüten, die der Oberurseler Magistrat dort auslegen läßt, nicht ausreichen sollten, können sie direkt bei der Firma Wagner bestellt werden - Tel. 0 61 45 / 3 20 27. Die Entsorgungsfirma ist nach Auskunft der Stadtregierung dafür verantwortlich, die Säcke abzuholen und zu verteilen.

Um die Probleme beim Austeilen der Tüten künftig zu vermeiden, will der Magistrat die gelben Säcke ab der zweiten Jahreshälfte generell in Supermärkten zum Abholen auslegen lassen. mak

Für die Händlerschürze bitte

Irak (Kuwait)

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Im Blickpunkt: Flüchtlingsskandal Dänischer Premier in Nöten

Vom Inhalt eines Untersuchungsberichts hängt die politische Zukunft des dänischen Ministerpräsidenten Poul Schlüter ab. Mogens Hornslet, Leiter des Untersuchungsgerichts, das im Auftrag des Parlaments den "Tamilen-Skandal" durchleuchten sollte, veröffentlicht am Donnerstag seinen 6000 Seiten starken Schlußrapport. Sollten Hornslets Schlußfolgerungen andeuten, daß Schlüter in seiner Handhabe des Skandals das Parlament hinters Licht führte, ist der Rücktritt des seit mehr als zehn Jahren regierenden konservativen Premiers unausweichlich. Hauptperson der Tamilen-Affäre ist zwar nicht Schlüter, sondern der ehemalige Justizminister und Parlamentspräsident Erik Ninn-Hansen. Da dieser jedoch seine Posten in Folge des Skandals längst verloren hat, konzentriert sich das politische Interesse auf die Rolle, die Schlüter bei der Aufklärung oder Verschleierung der Affäre spielte. 1987 hatte Ninn-Hansen unter fadenscheinigen Begründungen rund 200 tamilischen Flüchtlingen aus Sri Lanka das im dänischen Ausländergesetz verbriefte Recht auf Nachholung ihrer Familien verweigert. Ninn-Hansen machte geltend, daß der Ausländerbehörde die Mittel fehlten, um die Anträge auf Familienzusammenführung zu bearbeiten, und daß sich die Lage auf Sri Lanka so weit gebessert hatte, daß eine baldige Heimkehr der Tamilen bevorstand.

Beides war unwahr. Die Anträge lagen fertig behandelt in der Behörde und mangelten nur der Unterschrift des Ministers. Und die UNO-Flüchtlingsbehörde warnte eindringlich vor einer Rücksendung von Flüchtlingen nach Sri Lanka. Doch Ninn-Hansen lehnte das damals geltende liberale Ausländergesetz, das eine parlamentarische Mehrheit ihm aufgezwungen hatte, ab und versuchte, die Rechtsbestimmungen auf administrativem Weg zu umgehen. Erst eineinhalb Jahre später, als Ninn-Hansen das Justizministerium verlassen hatte, genehmigte sein Nachfolger H. P. Clausen die Anträge auf Familienzusammenführung.

Der Rechtsbruch kostete Ninn-Hansen ein halbes Jahr später den Ehrenposten des Parlamentspräsidenten, auf den Schlüter den konservativen Nestor befördert hatte, um ihn aus dem Justizressort abzuziehen: die Radikalliberalen, damals konservativer Koalitionspartner, wollten lieber die Regierung verlassen als für Ninn- Hansen stimmen. Schlüter opferte seinen ehemaligen Förderer, und Clausen rückte erneut nach. Damit hielt Schlüter den Fall für erledigt. Alles sei aufgeklärt, sagte er wenig später im Parlament: "Nichts ist unter den Teppich gekehrt."

Als eine parlamentarische Mehrheit dennoch die Einsetzung eines Untersuchungsgerichts erzwang, entstand in den Verhören mit beteiligten Politikern und Beamten ein anderes Bild: daß Schlüter viel mehr und viel früher von den Rechtsverdrehungen im Justizministerium erfahren haben mußte, als er selbst geltend machte, daß er entscheidende Erklärungen über die Affäre mit Ninn-Hansen abgestimmt hatte, und daß er dem Parlament in seiner berühmt gewordenen "Teppich- Rede" sein Wissen vorenthielt. Auch mit H. P. Clausen verwickelte sich Schlüter in Widersprüche: dieser behauptete, er habe den Regierungschef über den vollen Umfang des Skandals informiert. Schlüter sagt, er habe nur von "einigen, wenigen Fällen" gewußt.

War Schlüters Mitverantwortung also weit größer als die, die ein Regierungschef stets zu tragen hat? Hat er das Parlament hinters Licht geführt, als er den Fall als aufgeklärt bezeichnete, obwohl sich viel Schmutz unter dem Teppich verbarg?

Die Folgen können von einem blanken Freispruch bis zur Einleitung eines Verfahrens vor dem "Reichsgericht" reichen, einer seit 1910 nicht mehr gebrauchten Institution, die über Politiker urteilen soll, die das Parlament hintergingen. Die politischen Konsequenzen sind überschaubarer: ist der Rapport für Schlüter so belastend, wie die Beobachter des Untersuchungsverfahrens erwarten, dann wird die Opposition mit ihrer parlamentarischen Mehrheit den Ministerpräsidenten zum Rücktritt zwingen. H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)

Kindergarten Groß-Karben ist ab Montag wieder offen "Braune Brühe" war Kondenswasser / Dach ist dicht

KARBEN. Der evangelische Kindergarten in Groß-Karben wird am kommenden Montag wieder geöffnet. Das war bei der Kirchengemeinde Groß- Karben zu erfahren. Am Freitag zuvor wird noch einmal die Raumluft auf Schadstoffe gemessen. Eltern, die erst das Ergebnis der Messung abwarten wollen, bleibt es freigestellt, ihre Kinder vorerst nicht in den Kindergarten zu schicken.

Die FR hatte am 7. Januar unter der Überschrift "Braune Brühe tropfte ins Haar" darüber berichtet, daß nach dem Ende der Frostperiode von der Decke besagte Flüssigkeit getropft war. Untersuchungen hätten inzwischen ergeben, daß die Tropfen nicht von außen durchs Flachdach gedrungen sind, sondern daß es sich um Kondenswasser handelte. Das habe sich nach dem Klimawechsel von der extemen Kälte zu den deutlich milden Temperaturen gebildet. Bestätigt sieht sich die evangelische Kirchengemeinde Groß-Karben in dieser Einschätzung durch die Beobachtung, daß es auch während der zum Teil heftigen Regenfälle der zurückliegenden Tage nicht durch das Dach geregnet hat.

Das Flachdach sei erst kürzlich provisorisch abgedichtet worden. Für eine gründliche Sanierung sind die ersten Entscheidungen getroffen worden.

Am Dienstag sandte die Mitarbeiterin des Pfarrbüros Briefe an alle betroffenen Eltern, in denen der Sachverhalt erläutert wird. de

Ein Alptraum-Märchen vom Krieg im Mietshaus

WIESBADEN. Eine "Radikalkomödie" des derzeit in Deutschland meistgespielten Theaterautoren Werner Schwab steht am Samstag, 16. Januar, auf dem Spielplan des Kleinen Hauses im Wiesbadener Theater.

Titel des Dramas: "Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos". Geschildert wird ein groteskes Alptraum-Märchen in einem dreigeschossigen Mietshaus, in dem Krieg aller gegen alle geführt wird.

Inszeniert wurde das Stück von Verena Plümer. Beginn der Premierenaufführung ist um 19.30 Uhr. maf

Idee fürs Afex-Areal: Wohnen ohne Autos

WIESBADEN. Wohnen ohne Auto - diesen "Traum eines jeden Stadtmenschen" möchte die Wiesbadener Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) auf dem Afex- Gelände in Mainz-Kastel verwirklicht sehen. Auf diesem Areal, das derzeit noch von der US-Armee genutzt wird, sollten Häuser für Menschen entstehen, die auf ein eigenes Auto verzichten. "Dadurch entfallen Straßenlärm, Abgase und Unfallgefahren, außerdem kann auf Parkplätze, Garagen und Zufahrten verzichtet werden."

Mit der S-Bahn-Anbindung nach Frankfurt, Buslinien nach Mainz und Wiesbaden sowie einer gewachsenen Infrastruktur im direkt angrenzenden Ortskern von Kastel sei der Standort für ein solches Projekt ideal. Die Häuser sollten überdies in ökologischer Bauweise errichtet werden. maf

Beherzter Passant verfolgte Räuber

HANAU. Gefaßt hat die Polizei am Montag abend einen 33 Jahre alten Mann, der an der Ecke Krämerstraße/ Steinheimer Straße eine 40 Jahre alte Frau überfallen und ihr zwei Taschen geraubt hatte.

Ein beherzter Passant, so die Polizei, verfolgte den Räuber durch mehrere Straßen, konnte ihn auch schließlich einholen und zu Boden reißen, wobei der 33jährige die eine Tasche verlor, aus der er jedoch bereits Geld herausgenommen hatte. Obwohl der Täter erneut floh, schnappte ihn eine Streife kurz darauf. az

Ein Bund für Tiere und Pflanzen Verbände gründeten vor zehn Jahren Naturschutz-Arbeitsgruppe

WIESBADEN. Ausflüge und Vorträge, Arbeitseinsätze zur Hege und Pflege der Landschaft und intensive Öffentlichkeitsarbeit sind im Rückblick der Naturschutz-Arbeitsgruppe Wiesbaden (NAG) aufgeführt, die seit nunmehr zehn Jahren in der Landeshauptstadt besteht.

Im Januar 1983 schlossen sich die Bergwacht, der Deutsche Bund für Vogelschutz, der Bund für Umwelt und Naturschutz, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und die Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen zusammen. Ihr Ziel: Fürderhin wollten sie gemeinsam an einem Tau ziehen und den Lebensraum bedrohter Pflanzen und Tiere in der Region schützen.

Außer den Aktiven der insgesamt fünf Mitgliedsverbände zählt die Arbeitsgruppe noch rund 250 "freie" Mitarbeiter, die bei den Einsätzen vor Ort die Ärmel hochkrempeln. Unterstützt werden sie jeweils von Fachleuten, die beispielsweise bei der Kartierung bestimmter Landschaften anhand der dort vorgefundenen Pflanzen- und Tierarten geholfen haben. Der Biotopsicherungsplan der Landeshauptstadt basiert auf Erkenntnissen der ehrenamtlichen Naturzschützer: Die vorge- schlagenen Schutzgebiete wurden ausnahmslos in dieses Konzept übernommen.

Ein NAG-Sprecher über die Arbeit: "Wir haben gemäht und Amphibienüberwege gesichert, Laichgewässer angelegt, Nist- und Brutkästen für Vögel aufgehängt und Quartiere für Fledermäuse geschaffen." Insgesamt reichen die Aktivitäten der Arbeitsgruppe über Wiesbaden hinaus in den Rheingau bis nach Lorch und das Wispertal. Die Arbeit der engagierten Umweltschützer wird von den Behörden unterstützt. Ihnen wird beispielsweise das Werkzeug zur Verfügung gestellt - Motorsägen und Mähmaschinen. Die Stadt Wiesbaden würdigte 1983 die Arbeit der Gruppe mit der Verleihung ihres Naturschutzpreises.

Wer bei der Naturschutz-Arbeitsgruppe mitmachen möchte, sollte sich bei Richard Abt, Telefonnummer 06 11 / 44 68 32, melden. Bei ihm kann auch das Programm für das Jahr 1993 angefordert werden. Darin enthalten ist unter anderem eine Übersicht über Treffen und Aktionen zum Schutz von Natur und Tieren in und rund um Wiesbaden. maf

"Republikaner" wollen in die Stadthalle

GELNHAUSEN. Die "Republikaner" wollen die Gelnhäuser Stadthalle zum Schauplatz eines Landesparteitages machen. Wie aus einem Schreiben des Kreisverbandsvorsitzenden Bert-Rüdiger Förster hervorgeht, haben die Rechtsextremen die Reservierung bei der Stadt Gelnhausen für Samstag, 15. Mai, beantragt.

Förster reagierte damit auf eine kurze Notiz des Gelnhäuser Hauptamtsleiter Jürgen Schwaab an den Kreisverband der "Republikaner". Hintergrund: Dieser hatte am 14. Dezember bei der Stadt um einen Termin für eine Wahlkampfveranstaltung der "Republikaner" im Februar nachgefragt, bei der auch der Bundesvorsitzende Franz Schönhuber sprechen sollte. Der Magistrat teilte daraufhin mit, daß die Halle nur langfristig gemietet werden könne und die von den Rechtsextremen vorgeschlagenen Termine belegt seien. "Der nächste freie Termin ist der 15. Mai 1993", heißt es in dem dritten und letzten Satz des kurzen Schreibens.

Die Antwort der "Republikaner" erfolgte prompt. Nur drei Tage später setzte Förster einen Brief auf, in dem er sich für den genannten Termin bedankt. Weiter heißt es: "Da der Kreisverband Main-Kinzig der Partei ,Die Republikaner&rquote; in 1993 Ausrichter des Bezirks- bzw. Landesparteitages ist, nehme ich die Gelegenheit wahr, Sie um Reservierung der Stadthalle Gelnhausen für den 15. Mai 1993 zu bitten."

Die rechtslastige Gruppierung kündigt für den Parteitag eine Anhängerschar von etwa 200 Personen an. Gleichzeitig hat die Schönhuber-Partei noch einmal deutlich gemacht, daß sie mit ihrem bayerischen Chefagitator an der Spitze am Aufmarsch in der Freigericht-Halle in Altenmittlau am 21. Januar festhalte. Die Plakate seien gestern in Druck gegangen. jan

VHS fährt nach China, Italien und Unterfranken

NEU-ISENBURG. Wer auf Studienfahrten in der Ferne lernen möchte, kann in der ersten Jahreshälfte zwischen drei Angeboten der Volkshochschule wählen: Wenige freie Plätze gibt es für die Reise, die vom 27. März bis zum 18. April durch China führt. Dabei können ein paar Tage in Hongkong "drangehängt" werden.

Vom 8. bis 17 Mai können Volkshochschüler in Rom, Sorrent und Capri kulturelle Sehenswürdigkeiten und faszinierende Naturlandschaften genießen. Nicht ganz so weit entfernt ist das Ziel der Studienreise am 5. und 6. Juni: In Unterfranken soll auf den Spuren der Künstler Balthasar Neumann und Tilmann Riemenschneider gewandelt werden. Ein Termin zum Vormerken: Per Schiff und Bus nach Schottland geht es in der Zeit vom 6. bis zum 16. August.

Interessierte können sich montags bis freitags, 9 bis 12 Uhr, bei der VHS-Geschäftsstelle, Carl-Ulrich-Straße 11, Telefon 06102 / 254 746, anmelden. leo

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 /23 36.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 16-18 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Elternkreis Friedberg: SH-Initiative von Familien mit Suchtproblemen, 19 Uhr, Haus der Jugend- und Drogenberatung, Schützenrain 9.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atem- und Entspannungsübungen am Gradierbau, 15.30 Uhr Arbeitsgruppe: Wieviel Energie brauche ich?

Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.

Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 894 78.

Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.

Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.

Alleinerziehenden-Treffen: 20.30 Uhr, Ev. Gemeinde Klein-Karben. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Lesung Nidda. Nidda literarisch: Heinrich Böll, gelesen von Klaus Bauer, 20 h, Bürgerhaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).

VCD: Treffen für Mitglieder und Interessierte, 19 Uhr, Literaturcafé Haagstr.

Adam spielt: Spielabend, ab 19 Uhr, IG- Heim, Ockstädter Str.

Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eing. Stadtschulele Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücherstr.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt: 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Treff für Kinder v. 12-15 J.: Dortelweil, ab 14 Uhr, Altes Rathaus Bahnhofstraße.

Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Bürgerhaus.

Echzell. Sportschützengemeinschaft: Heringsessen, Schützenhaus.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, 15-17 Uhr; Müttergesprächsgruppe, 20.15 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

Naturschutzring Waldsiedlung: Versammlung, 20 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung. Vorträge / Kurse Friedberg. Frauenzentrumsverein: Seminar zur Einführung in Tarot, 20 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).

Bad Nauheim. VHS: Dia-Vortrag "Goethes italienische Reise, Zweiter Aufenthalt in Neapel und Rom" v. Dr. W. Strack, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Butzbach. Bund für Volksbildung: Dia- Vortrag "Salzburg - die Mozart-Stadt". 20 Uhr, Bürgerhaus.

Butzbacher Senioren 1976: Dia-Vortrag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Karben. JUKUZ: Phantasiebilder-Bastelaktion (nur für Mädchen), 15 Uhr, Mädchenraum Selzerbrunnenhof.

Altennachmittag mit Dia-Vortrag "Schöne Landschaften Kloppenheims", 15 Uhr, Pfarrsaal St.-J.-Nepomuk-Gemeinde. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Bad Nauheim. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Sportheim Hauptstr. 102.

Echzell. SPD, ArGe sozialdemokratischer Frauen: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Horlofftalhalle.

Niddatal. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 19 Uhr, Hauptstr. 2, Assenheim. Karben. Sitzung des Ausschusses für Bauwesen, Städteplanung und Verkehr, 19.30 Uhr, BH Petterweil.

Nidda. Die Grünen: "Smog? - im Reinluftgebiet Nidda?", Informationsveranstaltung, 20 Uhr, Bürgerhaus. Polio-Schluckimpfung Die nachstehenden Termine gelten für Schüler im 4. Schuljahr, Säuglinge ab 3. Lebensmonat, Kleinkinder u.a.

Friedberg. 16.30-18 Uhr Landratsamt Europaplatz.

Büdingen. 14-15.30 Uhr Gesundheitsamt-Außenstelle, Seemenbachstr. 3.

Verschiedenes Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen.

Büdingen. Neujahrsempfang, 19 Uhr, Bürgerhaus. Abfallsammlung Rosbach. Weihnachtsbaum-Abfuhr in Rodheim.

Butzbach. Abfuhr der Gelben Säcke in Pohl-Göns, Kirch-Göns und Ebersgöns. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).

Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).

Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Wintermärchen (19 Uhr); 1492 - Eroberung des Paradieses (21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Die Schöne und das Biest (20 Uhr) - Bambi: Boomerang (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Bodyguard (20 Uhr) - Princess: Sister Act (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin - allein in New York (16 Uhr); Die siebente Saite (19.45 Uhr); IP 5 (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Gestohlene Kinder (19.30 Uhr); City of hope (21.45 Uhr).

(ohne Gewähr)

Selbst den Zugang zum Golfspiel ermöglicht die Volkshochschule: Am 25. Januar beginnt das neue Semester Klüger werden wird immer attraktiver Die Programmbroschüre liegt vor / Interessenten können sich ab sofort anmelden

BAD HOMBURG. Das Grundgesetz nur unterm Arm zu tragen, genügt nicht, wie politische Diskussionen beweisen. In der Volkshochschule (VHS) Bad Homburg kann jetzt jeder versuchen, das Gesetz durch Studium und Diskussion auch in den Kopf zu bekommen. Der Kurs, der die tieferen Einblicke in die Grundrechte ermöglichen soll, ist nur einer von mehr als 600, die im neuen Semester angeboten werden und die für viele Interessen vieles bieten: Wer mag, kann das Golfspiel erlernen, im "rollenden Literaturseminar" Hölderlins Wirkungsstätten besuchen oder "Die Erde als Müllhalde" untersuchen.

Die Volkshochschule, berichtet Geschäftsführer Alfred Schläger, befindet sich weiter im Aufwind. Von 1987 / 88, als die VHS in das Haus an der Elisabethenstraße einzog, bis 1992 hat sich die Zahl der Kurse um fast die Hälfte erhöht, die Teilnehmerzahl hat sich in dieser Zeit verdoppelt - 1992 wurden 13 061 "Kunden" gezählt. Mit neuen Themen reagiert die VHS , sagt Schläger, auch auf aktuelle Entwicklungen. So wird sich eine Wochenend-Zukunftswerkstatt mit der zunehmenden Gewalt in der Gesellschaft beschäftigen und "Soziale Kreativität statt Gewalt" fordern. Blicke in die Vergangenheit sind aber auch gestattet: "Donar contra Christus" ist der Titel eines Geschichtsseminars, das sich mit der Missionierung der Südgermanen beschäftigt und zu Exkursionen einlädt.

Eine Reihe von Veranstaltungen wendet sich wieder speziell an Frauen: Sie können sich in Rhetorik schulen lassen, Selbstsicherheit trainieren und Selbstverteidigung lernen (das wird übrigens auch für "ältere Herren" angeboten).

Im Bereich Wirtschaft und Recht wird neben Themen wie Immobilien oder Steuer auch auf "Marketing" eingegangen. Ein Existenzgründungs-Seminar wendet sich vor allem an türkische Mitbürger, die sich in Deutschland selbständig machen möchten.

Die Palette der pädagogischen und psychologischen Weiterbildung reicht von Spielgruppen über "Erste Hilfe am Kind" bis zur Sucht- und Drogenprävention und Informationen über das neue hessische Schulgesetz. Behandelt werden auch Themen wie "Angst" und "Leichter lernen - besser behalten".

"Gutes Benehmen", soweit sich das mit Regeln lernen läßt, können Männer und Frauen im "Knigge-Zirkel" diskutieren; die alte Benimm-Vorschriften sind wieder gefragt. Die Philosophie kommt diesmal heiter daher mit dem Thema "Paradoxes, Verhextes und Vernügliches aus Philosophie, Logik und Alltag".

"Energie aus der Sonne" ist nicht nur ein Thema für Öko-Freaks, in VHS-Kursen wird es anwendbar behandelt, und zukünftige Häusle-Bauer können theoretisch schon mal "Ein Niedrigenergiehaus bauen".

Das Fremdsprachenangebot ist durch Portugiesisch ergänzt worden, und neu sind Anfängerkurse, die nur einmal wöchentlich stattfinden. Sie sind für Leute gedacht, die nicht viel Zeit aufwenden können, aber sich vor allem in Urlaubsländern in der Landessprache verständigen möchten.

Neben Nähen, Klöppeln und Sticken gibt es im Bereich der Hauswirtschaft wieder exotische Kochkurse; japanische und indische Gerichte stehen auf dem Speisezettel. Wem das zu extravangant ist, kann sich an die heimischen Köstlichkeiten halten und hessisches Backwerk oder Biobrot in den Ofen schieben. Das rutscht sicher noch besser in den Magen, wenn außerdem Sekt- und Weinproben bei der VHS gebucht werden.

Das Programmheft der Volkshochschule liegt in Verwaltungsstellen und Geschäften aus. Anmelden können sich die Interessierten in der Geschäftsstelle Elisabethenstraße 4-6 (Tel. 06172 / 23006 / 7), montags bis donnerstags 9 bis 12 und 15 bis 19.30 Uhr, freitags 9 bis 12 Uhr.

Über die Programme und Anmeldungszeiten der VHS-Außenstellen in Ober- Erlenbach, Friedrichsdorf, Grävenwiesbach, Neu-Anspach, Usingen, Wehrheim und Weilrod wird die FR in den nächsten Tagen informieren. nau

Architektur-Studenten aus Darmstadt entwarfen Traumhäuser für den Leinwand-Detektiven Lemmy Caution Bruchbude und Luxusvilla für den Kintopp-Helden Eddie Constantin indes bevorzugt Hotelzimmer Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Um es gleich vorwegzunehmen: Eddie Constantin wohnt in einem wunderschönen Haus in der Bodenstedtstraße, nicht weit vom Kurpark entfernt. Er benötigt also kein neues Domizil. Den Architekturstudenten der Technischen Hochschule in Darmstadt war das egal: Sie entwarfen "ein Haus für Lemmy Caution" - neun verrückt gestaltete Gemäuer gleichermaßen für Eddie wie für Lemmy, zwei Persönlichkeiten der Filmgeschichte, die sie nicht voneinander unterscheiden mochten.

Der Filmstar, dem die einfallsreichen Arbeiten gewidmet waren, studierte am Montag abend im Bellevue-Saal eingehend die Modelle - und war beeindruckt: "It's phantastic", rief Eddie Constantin immer wieder aus, "wirklich wunderbar". Keiner der Entwürfe könnte je verwirklicht werden - es sei denn mit der Kraft der Phantasie. Aber ein "Wohlfühlhaus" war auch nicht das Ziel dieser kreativen Höhenflüge der angehenden Architekten. Sie sollten, erläuterte Professor Max Bächer von der TH Darmstadt, "ein Experiment im Blindflug ansteuern". Eddie Constantin, der seit 14 Jahren in Wiesbaden lebt, wurde deshalb gar nicht erst nach seinen Wünschen gefragt: "Denn dann", fürchtete Professor Bächer, "hätten wir lauter Hotelzimmer entwerfen müssen." Dort nämlich, gestand der Schauspieler, "fühle ich mich am wohlsten". Prof. Bächer, selbst ein Eddie-Constantin-Fan, hatte im vergangenen Jahr seine Studenten mit der Begeisterung für den superdetektivischen Leinwandhelden angesteckt. Sie studierten Bücher über ihn, sahen sich seine Filme an und beschlossen, der legendären Kintopp-Gestalt mit dem Knautschgesicht ein originelles Geburtstagsgeschenk zu machen: "Ein Haus für Lemmy Caution", dem Schauspieler, der Ende Oktober vergangenen Jahres 75 Jahre alt wurde, nachträglich überreicht und nun in einer Ausstellung im Bellevue-Saal in der Wilhelmstraße 32 zu bewundern. Was ist den Studenten aus Darmstadt da nicht alles in den Sinn gekommen: eine luxuriöse Villa, von Karibikwellen umspült, für den Privatmann Eddie, neben einer Bruchbude, "irgendwo down town in Manhattan", für den Leinwand-Helden Lemmy - beide Gemäuer allen geographischen Gegebenheiten zum Trotz nur von einer riesigen Filmspule voneinander getrennt. Ein Student empfahl ein Grabmal als Behausung: Nur dort werde der rastlose Eddie-Lemmy zur Ruhe kommen. Die Zimmer dieses Entwurfs wären nicht zu betreten: "gedachte Räume" . . . Ein unbebautes Grundstück in Paris inspirierte einen anderen Studenten zu einem ungewöhnlichen Modell: ein schwebender Kubus, in dem auf verschiedene Etagen verteilt Café, Filmstudios und ein Detektivbüro zu etablieren wären, und der zwar eine Bar, aber "weder Küche noch Klo" vorsieht. Eine Bildergeschichte im Comic-Stil wurde als Bastelanleitung für ein merkwürdiges Zuhause entworfen. Das Gebäude erinnerte Oberbürgermeister Achim Exner an ein Militärflugzeug: "Ist schöner als der Jäger 90." Konterte der jugendliche Urheber des Entwurfs: "Und günstiger im Preis."

In welchem der neun Häuser er gerne leben würde, Eddie Constantin hat es nicht verraten. Aber das hatten die angehenden Architekten auch gar nicht erwartet. Sein Lob galt allen - augenzwinkernd formuliert, wie es seine Kinofreunde gewohnt sind: "Auch die Deutschen haben Talent." Er sei gerührt über soviel Enthusiasmus. Eddie Constantin in Hochstimmung: "It's a beautiful life in a beautiful city with nice people." Ein Kompliment, das der OB allerdings zu relativieren wußte.

Eddie Constantin hatte dem Rathauschef nämlich einmal spitzbübisch anvertraut, was ihm an Wiesbaden so gut gefalle: "daß man von hier aus so schnell in Paris ist".

Zur Sache: Schau der Pläne

Die Entwürfe, Zeichnungen, Comics und Modelle der Architekturstudenten der Technischen Hochschule Darmstadt zum Thema "Ein Haus für Lemmy Caution" sind bis zum 14. Februar im Bellevue-Saal, Wilhelmstraße 32, ausgestellt. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr.

Gleichzeitig startet eine Filmreihe "Hommage à Eddie Constantin" im Archivkino Caligari, Marktplatz 9. Die Termine: 26. 1., 21.30 Uhr: "Alphaville", 2. 2., 19.30 Uhr: "Malatesta", 2. 2., 21.30 Uhr: "Warnung vor einer heiligen Nutte", 9. 2., 19.30 Uhr: "Europa abends" und 16. 2., 19.30 Uhr: "Eddie". maf

Raub mißlang: Polizei nahm einen 27jährigen fest

MAINTAL. Die Polizei hat einen 27 Jahre alten Mann aus Wachenbuchen festgenommen, der am Montag abend versucht hatte, in der Goethestraße in Bischofsheim eine 40 Jahre alte Frau zu überfallen.

Die Frau konnte jedoch fliehen und die Polizei alarmieren.

Eine Schreckschußpistole, mit der der 27jährige die 40jährige bedroht hatte, wurde von der Polizei ebenfalls sichergestellt. az

Republikaner wollen in Halle Entscheidung des Magistrats soll bis Mitte Januar fallen

HANAU. Der Hanauer Stadtverband der rechtsextremen Republikaner will die Stadthalle als Ort für eine Wahlveranstaltung am 27. Februar vor dem Verwaltungsgericht durchsetzen, wenn die Stadthallen GmbH bis zum 22. Januar keine Zusage erteilt habe.

Das schrieb der Vorsitzende der Partei, Bert-Rüdiger Förster, jetzt der Stadthallen GmbH und verwies auf das Grundrecht der Versammlungsfreiheit. Hauptredner soll der stellvertretende Republikaner-Bundesvorsitzende Rolf Schlierer sein. Oberbürgermeister Hans Martin sagte auf FR-Anfrage, der Magistrat werde bis Mitte Januar entscheiden, ob die Halle an die rechtsextreme Partei vergeben werde oder nicht.

Im Dezember hatte Martin schon zu erkennen gegeben, daß die Republikaner in der Stadthalle nicht willkommen seien. Der FR sagte er, für eine eventuelle gerichtliche Auseinandersetzung müsse er für diesen Einzelfall mit konkreten Hinweisen aufwarten können, daß "Zoff" zu befürchten sei. Die Verwaltung beschaffe derzeit Informationen über einen Fall in Niedersachsen, wo ein Verwaltungsgericht eine Republikaner-Veranstaltung verbot, weil eine Morddrohung gegen den Republikaner-Bundesvorsitzenden Franz Schönhuber vorgelegen habe. him

Polizei nimmt Autodiebe fest

LANGENSELBOLD. Als Autodiebe haben sich am Montag abend zwei 18 und 23 Jahre alte Männer aus Langenselbold betätigt. Die Polizei nahm sie fest.

Gegen 22 Uhr war gemeldet worden, daß in der Amselgasse ein Opel Ascona entwendet worden sei. Die Polizei entdeckte das verlassene Auto in der Nähe und beobachtete es. Kurz darauf tauchten die beiden jungen Männer auf. Sie gaben den Diebstahl zu und gestanden außerdem einen weiteren, versuchten Autodiebstahl. az

Wer fuhr bei Rot über die Kreuzung?

OBERURSEL. Freie Fahrt in die Kreuzung Lange Straße / Homburger Landstraße in Oberursel meinten zwei Autofahrer zu haben. Einer muß allerdings "Grün" mit "Rot" verwechselt haben, denn am Montag um 7.15 Uhr stießen die Fahrzeuge auf der Kreuzung zusammen, obwohl die Ampel laut Polizei funktionierte. Den Schaden schätzen die Ordnungshüter auf 4000 Mark. Wer gesehen hat, welcher Wagen bei "Rot" fuhr, sollte sich bei der Polizei melden. mak

Mittwoch, 13. Januar

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod oder der Vampir von St. Petersburg".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16: 20 Uhr, "Talfahrt".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere - Spezial".

Goethe-Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 / 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Compagnie Schweizlasser, "Festin", Tanztheater; Studiobühne: 20 Uhr, Matthias Beltz - "Füße im Feuer", Kabarett.

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, "Lover Man".

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/Foyer: Die Augsburger Puppenkiste - 10 Uhr, "Urmel aus dem Eis", Teil 1 und 2; 14 Uhr, Teil 3 und 4.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Neujahrskonzert - "Ein Abend mit Robert Stolz", Rundfunkorchester des Hessischen Rundfunks.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The California Kid.

Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco. Irish Pub, Kleine Rittergasse 11: 21 Uhr, True Blue.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Blues Bube.

Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Time Bandits, Rock 'n'Roll.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20 Uhr, Izio Gross Trio.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Christof Sänger Trio.

Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Theta Flute Quartett.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Vorträge / Diskussionen Verein Eckankar: 19.30 Uhr, Vortrag und Gespräch "Die spirituelle Lebenskraft im Alltag", Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 19.30 Uhr, Vortrag "Arme Juden - Reiche Juden".

Theosophische Gesellschaft (TGD): 19.30 Uhr, Vortrag "Das große Hirn und das kleine Herz", Liebfrauenschule, Schäfergasse 23.

Städelsches Kunstinstitut, Schaumainkai 63, Nazarenersaal: 18.30 Uhr, Vortrag "Daumier: Ein Zeichner in Paris".

Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Naturmuseum Senckenberg, Senckenberganlage 25, Festsaal: 18.30 Uhr, Lichtbildervortrag "Ein marines Naturschutzgebiet für die Golfregion: Planungen und Ziele".

Institut für Psychoanalyse der J. W. Goethe- Universität: 20 Uhr, Vortrag "Die ,Helle Kammer&rquote; und der ,Dunkle Kontinent&rquote;", Universitäts- Hauptgebäude, Hörsaal I.

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Vortrag mit Filmvorführung "The Visible Man - Die Frage nach einer emanzipativen Kultur des Films.

Lesben- und Frauenreferat der Universität Frankfurt: 18 Uhr, Diskussion abgeschlossener feministischer Diplomarbeiten: "Betriebliche Gleichstellungspolitik vor dem Hintergrund der Gleichstellungsinteressen von Frauen und von Unternehmen", Turm, Raum 2105, Robert- Mayer-Str. / Ecke Senckenberganlage.

Universität des 3. Lebensalters, J. W. Goethe-Universität, Hörsaalgebäude, Hörsaal I: 16 Uhr, Vortrag "Zum Wahrheitsproblem im amerikanischen Pragmatismus". Museen / Führungen Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Wissenschaftliche Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Franz Erhard Walther und Siah Armajani" und 18 Uhr, "Das Museum als künstlerische Werkstatt".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung, "Frühmittelalterliche Schatzkunst".

Schirn Kunsthalle am Römerberg: 11 Uhr, Führung zu Gabriele Münter - "Die Rolle der Volkskunst in den Werken des ,Blauen Reiters&rquote;"; 19 Uhr, "Der sinnliche Körper bei Edward Hopper".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung, "ZEDAKA - Ethik und Geschichte der jüdischen Sozialarbeit".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Kinder- und Jugendhaus Bonames, Harheimer Weg 20 a: 15 Uhr, "Hasenherz" (ab 6 Jahre).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Stummfilme "Vergebens" und "Die schwarze Kugel oder Die geheimnisvollen Schwestern" mit Vortrag: "The Visible Man - Die Frage nach einer emanzipativen Kultur des Films.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 22 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: Fahrt zu den Adler-Werken Haibach mit Schloßbesichtigung in Aschaffenburg; Abfahrt 9 Uhr, Eschenheimer Turm; Spaziergang mit Frau Behm; Treffen 14 Uhr, Straßenbahnhaltestelle Zoo.

Gesellschaft für Deutsche und Polnische Kultur: 19 Uhr, Buchvorstellungen und -besprechungen: "Die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden in Polen und Deutschland vom 16. bis zum 20. Jahrhundert" und "Deutsche und Polen. 100 Schlüsselbegriffe"; Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104.

frankfurter werkgemeinschaft: 11 Uhr, Treff Lenaustr. 24; 17 Uhr, Doppelkopfrunde (L24).

Frankfurter Stadtwaldverein 1903: 19 Uhr, Äppelwein-Abend, Gaststätte "Riedhof", Mörfelder Landstr. 210. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Gallus-Apotheke, Mainzer Landstr. 270, Tel. 73 41 14; Grüneburg-Apotheke, Grüneburgweg 5, Tel. 55 17 75; Hortus-Apotheke , Oberrad, Offenbacher Landstr. 299, Tel. 65 36 51; Katharinen-Apotheke, Bornheim, Seckbacher Landstr. 59, Tel. 46 43 69; Kleist-Apotheke, Friedberger Landstr. 119, Tel. 59 03 96; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90/ Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 37, Tel. 31 67 54; Mohren-Apotheke, Eschersheim, Alt-Eschersheim 63, Tel. 51 48 72; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierarzt Kind, Sachsenhausen, Holbeinstr. 76, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Ästhetik allein genügt nicht Die Nieder-Wöllstädter Malerin Karen Roberts-Pitts will mit ihren Bildern zur Diskussion anregen

WÖLLSTADT. Wer sich auf der Couch im Wohnzimmer des Reihenhauses in der Nidda-Straße in Nieder-Wöllstadt niederläßt, befindet sich in prominenter Gesellschaft: Lebensgroß sitzt Michael Gorbatschow in Anzug und Krawatte, ganz aus Stoff, auf dem Sofa. Mehr noch: Von allen Wänden blicken Konterfeis des einstigen Staatschef der Sowjetunion auf den Besucher, mal lachend, mal nachdenklich, mal nackt am Arm einer jungen Frau, immer in grellen Farben.

Insgesamt 18 Bilder hat die Nieder- Wöllstädter Künstlerin Karen Roberts- Pitts "Gorbi" gewidmet. Dem Mann, "der uns Amerikanern ein anderes Bild von den Russen vermittelt hat", erklärt die 37jährige US-Amerikanerin ihr Faible für den Politiker. Für sie ist er ein "Hero".

Das Ende des Kalten Krieges, Glasnost und Perestroika, Rassismus und Gewalt thematisiert die in der Nähe von Chicago geborene Tochter einer konservativen nord-amerikanischen Mittelstandsfamilie in ihren Bildern, als politische Malerin versteht sie sich dennoch nicht. "Ich male, was immer meine Phantasie anregt, was mich beschäftigt." Zum Beispiel die Rassenunruhen im Mai 1992 in Los Angeles, die sie in einer neuen Bilderserie in der Gemeinschaftsausstellung "Cosmic messengers" ab Samstag, 16. Januar, in der Wiesbadener Galerie Nilu und in einer Einzelausstellung ab 16. Januar in der Dorrsgalerie Wiesbaden zeigt.

Karen Roberts-Pitts ist Autodidaktin, malte ihr erstes Bild 1985. Zum Beginn ihres künstlerischen Schaffens von den Impressionisten, besonders von Auguste Renoir, beeinflußt, widmete sie sich mehr und mehr dem Expressionismus, studierte die Werke von Vincent van Gogh. Malte sie anfangs mit feinen Pinselstrichen in zarten Tönen, trägt sie heute am liebsten nachmittags und selten länger als vier Stunden pro Tag Öl auf Acryl in großen Flächen und starken Farbkontrasten auf die Leinwand auf. Wenigstens in groben Umrissen muß dabei sofort das Motiv entstehen. "Ich muß es auf einen Schlag ausdrücken, sonst wird es im Kopf vergiftet."

Die rein ästhetische Darstellung sei ihr langweilig geworden, erklärt die studierte Anglistin. Zwar könne sie verstehen, daß viele Menschen sich nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht mit intellektueller Kunst auseinandersetzen möchten, doch sie selbst wolle nicht beim "röhrenden Hirsch an der Wand" stehenbleiben. Ihre Werke sollen zur Auseinandersetzung anregen. "Wenn wir nicht über Themen wie Rassismus und Gewalt reden, kommen wir nicht weiter." Was Karen Roberts-Pitts nicht will: Probleme verschieben. Ein Grund auch dafür, daß sie sich entschieden hat, nicht auf die aktuelle Situation in Deutschland einzugehen, sondern die Auseinandersetzungen zwischen Schwarzen und Weißen in den USA künstlerisch zu verarbeiten. "Deutschland hat mit Rassismus auch Probleme, doch ich bin der Ansicht, jeder sollte bei seiner Heimat anfangen. Ich wohne zwar seit neun Jahren in Deutschland, bin aber hier keine Bürgerin."

Mit dem Gefühl, eine Fremde zu sein, sieht sich Karen Roberts-Pitts häufiger konfrontiert, dann, wenn Menschen die zierliche und energische junge Frau mit dem amerikanischen Akzent "goldig" finden, dann fühlt sie sich nicht ernstgenommen, nicht akzeptiert. So konnten auch ihre Kolleginnen, die sie bei einer einjährigen Tätigkeit in einer Fabrik am Fließband porträtierte, nicht verstehen, daß Karen Roberts-Pitts sie "so häßlich malte" - in fahler grüner Farbe, mit leerem Gesichtsausdruck, freudlos, verhärmt. "Aber wir fühlen uns doch so bei der Arbeit", hatte sie ihnen erklärt.

Den Menschen den Spiegel vorzuhalten, ihnen zu zeigen: "Seht, wie häßlich wir sind", das hat Karen Roberts-Pitts erfahren, wollen sie nicht. Einsehen mußte sie auch, daß ihr Idealismus der 70er Jahre, die Welt verändern zu können, enttäuscht wurde. Resigniert hat die 37jährige nicht: "Jeder ist verantwortlich, in Beruf und Familie zu verändern, was er kann."

Sie selbst habe ihr Leben vor drei Jahren verändert, aufgehört zu rauchen, angefangen, sich um die Harmonie von Geist und Körper zu kümmern. Im Sommer joggt die Künstlerin täglich an der Nidda entlang, im Winter macht sie Bodybuildung, trainiert besonders häufig vor einer Vernissage, um sich "auszupowern", der Angst keinen Raum zu geben. Alpträume hat sie dennoch , "daß keiner kommen könnte, daß einer erschreckt, wenn er meine Bilder sieht".

Bei aller Souveränität, Karen Roberts- Pitts versteckt ihre Schwächen nicht, bekennt sich zu ihrem Egoismus, bedauert, in den Jahren in Deutschland einen Teil ihrer Spontaneität verloren zu haben. Ein Tribut an die Realität, der auch ihr Jugendwunsch, Lyrikerin zu werden, zum Opfer fiel: "Ein Bild verkauft man immer noch eher als ein Gedicht." An diesen Jugendtraum und damit an ein Stück von sich wurde sie vor kurzem durch eine Französin in Paris erinnert: "Sie war klein und romantisch, ging durch die Kneipen und verkaufte ihre Gedichte. Und ich? Natürlich hab' ich eins gekauft." Verlegene Blicke.

CORINNA WILLFÜHR

Mit dem Hammer auf Hinterkopf geschlagen

HANAU. Eine Platzwunde am Hinterkopf trug ein 19 Jahre alter Hanauer davon, als er am Montag mittag von einem 30jährigen mit einem Hammer geschlagen wurde.

Der 19jährige hatte mit Bekannten in der Fahrstraße gestanden, als plötzlich der 30jährige auftauchte und zum Hammer griff.

Als Motiv nimmt die Polizei private Streitigkeiten an. Nach dem Täter wird noch gefahndet, seine Identität ist jedoch bekannt. az

Sie kümmert sich um die Dietzenbacher Kids

DIETZENBACH. Als Koordinatorin für die verschiedenen Hausaufgabenhilfe- Projekte in der Stadt hat das Amt für Jugend zum Jahresbeginn die Sozialpädagogin Maud Möller (nebenstehendes Foto, links) eingestellt. Die 31jährige wird ein Veranstaltungs- und Betreuungskonzept für die sogenannten "Lückekinder" erstellen - für die Neun- bis 13jährigen, die bisher von keinem städtischen Programm erfaßt werden. Demnächst werden in der Schäfergasse Räume, die bereits von der Stadt angemietet wurden, nach der Sanierung dieser Altersgruppe zur Verfügung stehen.

Hauptaufgabe wird für Maud Möller, die bisher in dem Offenbacher sozialen Brennpunkt "Eschig" gearbeitet hat, zunächst jedoch die Kontaktaufnahme mit den vier Trägern der Hausaufgabenhilfe sein: Arbeiterwohlfahrt, Volkshochschule und den beiden Kirchen. Sie wird außerdem Gespräche mit Schulen, der Schulsozialarbeit und dem Juz führen. Ziel wird es sein, die bereits bestehende Beratung von Kindern und Eltern sowie die pädagogische Betreuung noch zu verstärken.

Seit 1982 bieten die vier Träger in Dietzenbach Hausaufgabenhilfe an. Täglich werden zwischen 14 und 17 Uhr rund 250 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren betreut. Dadurch werden nicht zuletzt die Horte entlastet. Die Stadt unterstützt die Projekte jährlich mit einem Zuschuß in Höhe von 350 000 Mark.

Auf eine Anregung des Jugendparlaments geht die zweite Aufgabe der neuen Mitarbeiterin zurück. Das Gremium war nämlich der Meinung, daß die Stadt zur Zeit zuwenig für die Kids tut - also für diejenigen Mädchen und Jungen, die für den Spielplatz schon zu alt, fürs Juzaber noch zu jung sind. Um sie soll sich nun Möller kümmern und mit ihnen ein Veranstaltungsprogramm austüfteln.

Die Sozialpädagogin hat ihren Arbeitsplatz im Bewohnerzentrum am Starkenburgring. Sprechstunden: montags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr, dienstags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr, Telefon 2 78 45 oder 2 78 54. hf

Fraueninteressen werden zuerst geopfert "Wahlprüfsteine" des Frauenbeirats für die Kommunalwahl am 7. März Von Astrid Ludwig HANAU/MAIN-KINZIG-KREIS. Die erste Auflage von 1000 Exemplaren ist bereits vergriffen: Ebenso wie der deutsche Gewerkschaftsbund und andere Organisationen hat der Frauenbeirat des Main-Kinzig-Kreises für die Kommunalwahlen im März jetzt "Wahlprüfsteine" herausgegeben. An ihnen sollen sich die Parteien und ihre Frauenpolitik messen lassen. Zugleich sollen sie für die Bürger und Bürgerinnen Orientierungshilfen sein. "Das sind unserer Forderungen an die Politik", sagt Connie Keber, Mitarbeiterin des Hanauer Frauenhauses. Im Frauenbeirat des Kreises sitzen neben den drei Frauenbeauftragten aus Maintal, Hanau und dem Kreis auch Vertreterinnen der Beratungsstelle "Lawine", des Vereins "Frauen helfen Frauen" und des DGB.

Der seit sechs Jahren bestehende Beirat will mit seinen "Wahlprüfsteinen" die Diskussion über Frauenthemen und frauenfreundliche Politik in den Parteien und Frauenverbänden anregen. Die Bürger/innen sollen gerade für diese Themen im bevorstehenden Wahlkampf sensibilisiert werden.

Für den Frauenbeirat stellt sich nach wie vor die Frage, was für Frauen im Kreis politisch getan wird, welche Angebote sie wahrnehmen können. Die Bilanz ist für Connie Keber und die Gewerkschafterin Monika Sanner-Jakob negativ. Obwohl Frauen mittlerweile auf allen Ebenen und Gremien mitarbeiteten und frauenpolitische Ansätze einbrächten, seien die Ergebnisse gering und müßten in Zeiten kommunaler Geldknappheit anderen Schwerpunkten nur zu oft weichen. Der Frauenbeirat befürchtet, daß die Kommunen sich auf dem Rücken der Frauen etwa im Bereich der Kindergartenplätze auf den Rückzug begeben. "Und die meisten Frauen lassen sich das auch noch ohne Widerstand gefallen", glaubt Maintals Frauenbeauftragte Anne Denecke. Ein weiteres Beispiel, daß in Zeiten wirtschaftlichen Abstieges Fraueninteressen zuerst geopfert werden, lieferte selbst der Deutsche Gewerkschaftsbund, als er zum 1. Mai 1992 sein zunächst beschlossenes Thema "Frauen gehen vor" angesichts der bevorstehenden Rezession kippte. "Frauen", so sagt Monika Sanner- Jakobs, "sind immer als erste betroffen".

Daß der Frauenbeirat wenig Zuversicht in die Parteien in puncto Frauenpolitik hat, äußert Connie Keber: "Es gibt keine Partei, die unsere Forderungen bislang erfüllt. Doch wir bleiben Idealisten". Nach Ansicht der Hanauer Frauenbeauftragten Rosemarie Lück werde die Realisierung der Frauenbeirats-Ziele vermutlich Jahre dauern. Eine dieser Forderungen ist nach wie vor der Ausbau des Frauenhauses in Hanau. Eine Renovierung des alten Hauses, die nach dem gescheiterten Neubau wieder ins Visier genommen wurde, halten die Vertreterinnen des Trägervereins für nicht machbar. Weitere Themen sind die Vereinbarkeit für Frauen von Familie und Beruf, ein frauenfreundlicherer Personennahverkehr, ein frauengerechtes Wohnen im Kreis, der breitgefächerte Bereich Frauen und Stadtplanung, sowie Gewalt gegen Frauen und sexuelle Gewalt gegen Kinder.

Noch eine weitere Forderungen, die den Frauen auf den Nägeln brennen: Die Umsetzung der seit 1992 gültigen Gesetzeslage, Frauenbüros in den Kommunen einzurichten oder Frauenbeauftragte einzustellen. Bislang hat nur ein Bruchteil der Kreis-Kommunen diese Auflagen erfüllt. Vor und auch nach der Kommunalwahl wird der Frauenbeirat die Parteien in die Pflicht nehmen. Für Mittwoch, 27. Januar, ist in der Hanauer Begegnungsstätte Tümpelgarten eine Podiumsdiskussion mit Spitzenpolitiker/innen geplant. Sie sollen sich zu den frauenpolitischen Forderungen erklären. Beginn der Veranstaltung, an der die CDU-Spitzenkandidatin Margret Härtel, die SPD-Frau Heidi Bär, die Grüne Ursule Conen und Oberbürgermeister Hans Martin sowie der CDU-Direktkandidat für das Amt des Landrates, Hubert Müller, und die Liberale Heidi- Marie Himmler teilnehmen, beginnt um 19.30 Uhr.

Am "lila Montag", dem 8. März, wollen die Frauen des Beirates dann erforschen, wie viele ihrer Geschlechtsgenossinnen den Sprung in die Parlamente geschafft haben, um dort künftig Frauenpolitik zu vertreten.

Zu haben sind die Frauenprüfsteine des Beirates bei der Stadt Hanau, dem DGB am Freiheitsplatz und beim Frauenbeirat des Kreises selbst. Kontaktadresse ist hier das Büro für Frauenfragen, Telefon 06181/292 314.

Geht Ordnung vor Schönheit? FR-Leserin: Bundesbahn schneidet alle Hecken radikal ab

WETTERAUKREIS. Täglich fährt Hilde J. aus Reichelsheim mit der Bahn zur Arbeit. Hungen - Friedberg - Lauterbach - Friedberg. Der Umwelt zuliebe, wie sich auf den Werbeplakaten der Bahn allerorten lesen läßt. Zwischen Beienheim und Friedberg erfreuten sie bislang dichte Hekken aus Holunder-, Schwarzdorn- und Schlehensträuchern, Lebensräume für Vögel, Kleininsekten und Igel. Neulich fing sich ihr Blick nicht mehr im Gebüsch: Arbeiter begannen, die Hecken zurückzustutzen, bis auf 20 bis 30 Zentimeter über dem Boden.

So jedenfalls ist es in einem offenen Brief zu lesen, den Hilde J. jetzt der Deutschen Bundesbahn - Abteilung Umweltschutz - schickte. Darin fragt sie an: "Ich möchte wissen, wie sich so etwas mit Ihrer Reklame vereinbaren läßt, und was ich machen kann, damit diese Hecken stehenbleiben."

Nichts, glaubt man Kurt Stadler, dem Pressesprecher der DB in Frankfurt. Die Werbung werde von der deutschen Eisenbahnreklame, einer Tochter der Bundesbahn, gemacht, lenkt er erstmal ab. Und die Bahn sei schließlich gehalten, kommerziell zu arbeiten, verantwortlich mit Steuergeldern umzugehen. Heißt: Die Hecken werden alle paar Jahre "auf den Stock gesetzt" und zwar durchgängig entlang des jeweiligen Streckenabschnittes. Die Sicht muß frei bleiben, und das darf nicht zuviel (Geld) kosten.

Generell aber gilt laut Landratsamtsprecher Michael Elsaß, der für die Untere Naturschutzbehörde spricht: Hecken sollten nur abschnittweise massiv gekürzt werden, damit die Lebewesen, die dort Unterschlupf gefunden haben, Rückzugsräume haben. Normale Unterhaltungsmaßnahmen der Bahn müßten von der Behörde nicht genehmigt werden, wohl aber solche, bei denen ganze Buschpartien abrasiert werden. Natürlich gehe die Sicherheit vor und würden wohlbegründete Maßnahmen auch genehmigt. Über den konkreten Fall seien die amtlichen Naturschützer nicht informiert worden, wüßten also auch nicht, ob die Pflegearbeiten hätten genehmigt werden müssen oder nicht. "In den nächsten Tagen", so Elsaß, wollen sie sich "von der Sache ein eigenes Bild machen".

Generell weiß er zu berichten, daß es in Sachen Naturschutz "schon ein bißchen länger leichte Probleme mit der Bahn gibt". Trotz Absprache zwischen den zuständigen Ministerien gebe es vereinzelt Leute bei der DB, die sich nicht an das Hessische Naturschutzgesetz gebunden fühlten.

Stadler zitiert denn auch zur Rechtfertigung der auch ihm nicht genauer bekannten Maßnahme das Bundesbahngesetz, Paragraph 38: "Die Deutsche Bundesbahn hat dafür einzustehen, daß ihre dem Betrieb dienenden baulichen und maschinellen Anlagen sowie die Fahrzeuge allen Anforderungen der Sicherheit und Ordnung genügen. Baufreigabe, Abnahme, Prüfungen und Zulassungen durch andere Behörden finden für die Eisenbahnanlagen und Schienenfahrzeuge nicht statt." Natürlich, so fügt er an, halte sich die Bahn dennoch ans Naturschutzgesetz.

Elsaß kontert auf Nachfrage: Es gebe eine Absprache zwischen Bahnbetriebswerken und Unterer Naturschutzbehörde, daß auch Pflegemaßnahmen auf Bahngelände vorab abgeklärt werden müßten, so sie genehmigungspflichtig seien.

Generell empfiehlt er Umweltfreunden, die von naturschutzwidrigen Aktionen Wind bekommen, die Untere Naturschutzbehörde einzuschalten. Sie ist unter der Rufnummer 0 60 31 / 83 - 8 55 oder 8 - 59 im Landratsamt zu erreichen. mk

Langenselbolder Fußballturnier Ergebnisse

Stand nach den Gruppenspielen, Gruppe A: 1. FSV Ravolzhausen 10:2 Punkte/25:10 Tore, 2. Spvgg. Langenselbold 10:2/22:9, 3. Eintr. Oberissigheim 6:6/20:15, 4. TSV Stockheim 6:6/18:18, 5. Germ. Klein-Krotzenburg 6:6/16:19, 6. 1.FC Langendiebach 4:8/13:17, 7. KSV Langenbergheim 0:12/6:32.

Gruppe B: 1. Germ. Niederrodenbach 10:2 Punkte/18:14 Tore, 2. FV Progres Frankfurt 9:3/24:16, 3. SG Bruchköbel 8:4 /26:13, 4. SG Bad Soden/Ahl 6:6/25:17, 5. VfB Großauheim 5:7/19:19, 6. SV Neuses 18:25/4:8, 7. SV Langenselbold 0:12/8:34. Spiel um Platz 7: SG Bad Soden/Ahl - TSV Stockheim 13:4.

Spiel um Platz 5: SG Bruchköbel - Eintr. Oberissigheim 10:4.

Halbfinals :FSV Ravolzhausen - FV Progres 5:4 (3:3) nach Verlängerung. Tore: 1:0 Wünsch (7 m), 1:1 Krpc, 2:1 Heck, 3:1 Weise, 3:2 Balaz, 3:3 Krpc, 4:3 Weise, 5:3 Elverfeld, 5:4 Knezevic. Germ. Niederrodenbach - Spvgg. Langenselbold 7:2. Tore: 0:1 Fries, 0:2 Becker, 1:2 Novakovic, 2:2 Trimhold, 3:2 Novakovic, 4:2 Kramb, 5:2 Trimhold, 6:2 Trimhold, 7:2 Novakovic. Spiel um Platz 3: FV Progres - 1910 Langenselbold 9:7. Tore: 0:1 Fries, 0:2 Becker, 1:2 Lovez, 2:2 Kadric, 2:3 Becker, 2:4 Coleman, 3:4 Arsenic, 4:4 und 5:4 Knezevic, 6:4 Arsenic, 6:5 Koch, 7:5 Krpc, 7:6 Fries, 7:7 Koch, 8:7 Balaz, 9:7 Lovrc. mk

Betrunkener Autofahrer rammte geparkte Autos

STEINBACH. Gegen zwei geparkte Autos schleuderte der Wagen eines nach Polizeiansicht angetrunkenen Fahrers am Dienstag morgen gegen 1.30 Uhr auf der Berliner Straße in Steinbach. Dabei entstand Blechschaden von rund 12 000 Mark. Den Führerschein des Autofahrers hat die Polizei einbehalten. mak

44 Wohnwagen nach Kroatien Großer Erfolg eines ungewöhnlichen Spendenaufrufs

MARBURG/WETZLAR. 44 gespendete Wohnwagen werden heute vom Gelände der Wetzlarer Sixt-von-Arnim-Kaserne per Bahn auf den Weg nach Kroatien geschickt. Vor einem Monat hatte der Marburger Verein "Terra Tech" den ungewöhnlichen Spendenaufruf gestartet, um angesichts der eisigen Temperaturen Bürgerkriegsflüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien vor dem Erfrierungstod zu retten.

Die 44 Wagen von Spendern aus ganz Hessen und auch aus Thüringen sind nach Auskunft des Vereins, der sich sonst in Entwicklungshilfeprojekten engagiert, "alle in einwandfreiem Zustand". Zwei Terra-Tech-Mitglieder werden den vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) finanzierten Transport ins kroatische Sisak im Grenzgebiet zu Bosnien begleiten und dort Allesbrenneröfen einer Budapester Spezialfirma in die Wohnwagen einbauen. Auch gespendete Decken, Kinderspielzeug, Kleidung und Nahrungsmittel werden mitgenommen.

In Zusammenarbeit mit dem DRK war zunächst geplant, die Wagen als Notunterkünfte für bosnische Flüchtlinge in Kroatien zu nutzen. Da der Zustrom dieser Flüchtlinge dort nach Angaben der DRK-Verantwortlichen jedoch geringer als erwartet war und die Flüchtlinge auch in festen Behelfsunterkünften untergebracht werden konnten, werden sie nun als Zwischenunterkünfte für Flüchtlingsfamilien dienen, die im kroatisch- bosnischen Grenzbereich um Sisak in teils zerstörte Orte wieder rückgesiedelt werden sollen.

Das Vorhaben sei abgestimmt mit dem deutschen Verbindungsbüro in Zagreb, das alle Maßnahmen deutscher Hilfsorganisationen koordiniere, so Eberhard Völzing vom Verein Terra Tech. Völzing leitet hauptberuflich die Arbeitsvermittlung im Marburger Arbeitsamt.

Sisak liegt nach Informationen von Terra Tech in einem von den UN kontrollierten Gebiet zwischen der kroatischen Hauptstadt Zagreb und dem bosnischen Banja Luka. Familien, deren Häuser total zerstört sind, sollen die Wohnwagen bis zum Wiederaufbau als Leihgabe erhalten. Das kroatische DRK als neuer Besitzer der mobilen Domizile kann sie danach erneut für ähnliche Zwecke einsetzen. tap

Auf Irrfahrt in der Wirklichkeit Unterwegs zwischen Gegensätzen in Berlin

Wer jetzt lebt, zuhört und zusieht, muß seine Wahrnehmung konditionieren zur Verarbeitung großer Spannweiten. Nur ein Auszug, zum Beispiel: zwei Tage in Berlin, neuere Begebenheiten dort, weltenweit auseinander und doch zugehörig einer Realität:

Vierzigtausend ziehen zum Grab von Karl Liebknecht, dem Mitgründer der deutschen KP, sie hatten's ihm im Liede oft geschworen, treu zu sein, und halten sich noch daran, gegen die veränderte Welt, an der sie Gutes nicht finden wollen. Verbitterte, mürrisch-entschlossen trotten sie unter grauem Himmel durch die städtischen Wohnquartiere im Osten, deren viel beklagter Zustand, noch über Jahre nicht aufzubessern, auch zu Lasten des kommunistischen Regimes geht, dem Liebknecht als ein Heroe galt. 40 000, so viele wie Biberach an der Riß Einwohner hat.

Andererseits, es scheint nun so, als werde der Reichstag doch noch verpackt. Vierzigtausend Quadratmeter Fläche (wieder die Zahl) will der Künstler Christo mit silberfarbenem Stoff überziehen, festgezurrt mit Tausenden von Metern Seil. Neben den Fotos von einigen seiner früheren Verpackungen, in Bern, Rom, Kassel und Paris, wird ein Modell des Reichstag-Projekts im Ostberliner "Marsstall" ausgestellt, gleich am "Palast der Republik", im Zusammenhang einer Reihe, die "Mauer im Kopf" heißt.

Mehrere Millionen würde die Realisierung des Vorhabens kosten, Christo will das Geld selber aufbringen, aus dem Erlös des Verkaufs von Skizzen. Seit mehr als zwanzig Jahren schon trägt er sich mit dem Plan, zum ersten Mal wird er jetzt unterstützt von einem wichtigen Bonner Funktionsträger, der Präsidentin des Bundestages, Rita Süssmuth. Andere Politiker allerdings halten dagegen. Sie bemühen heuchlerisch "die Würde" des Baus, obwohl für ihre eigene immer weniger spricht, daran denken sie seltener.

Christo verspricht mit seiner Verhüllung des Bauwerks von Paul Wallot (von 1894) für vierzehn Tage ein Erlebnis großer Schönheit neuer Art, schwärmt von den Reflexionen des Lichts auf dem Tuch, von dem Wind, der den Faltenwurf spielerisch verändern werde. Gegenüber den älteren Vorzeichnungen drücken am aktuellen Modell die Konturen des Gebäudes stärker durch, Christo sagt, es werde verpackt viel größer erscheinen als hüllenlos, die Berliner würden staunen.

Auch groß, jedoch nackt stehen die Figuren der Bildhauer der Nazi-Zeit am Stadion der Hitler-Olympiade von 1936. Berlin bewirbt sich nun wieder um die Ausrichtung Olympischer Spiele, die Planer haben Schwierigkeiten mit dem horrenden Figurenschmuck. In die Diskussion hat Wolf Jobst Siedler sich mit dem Vorschlag eingeschaltet, die Figuren keinesfalls zu entfernen, er prägt für sie, allen Ernstes, den Begriff "athletischer Klassizismus", das sei internationaler Zeitstil gewesen damals, bewußte Abkehr vom Purismus des Bauhauses, hin zum Pathos, auch in Rom und Paris gebe es entsprechende Belege.

Die Skulpturen, plädiert Siedler (in der FAZ vom 12.1.), dürften nicht haftbar gemacht werden für die politische Haltung derer, die sie seinerzeit aufgestellt haben. Tollkühnes Absehen von der Moral der Geschichte: Natürlich stehen die Werke auch dafür, wie ihre Schöpfer, Georg Kolbe, der junge Breker und Konsorten, sie und sich selbst benutzen ließen. Was sonst? Aber Siedler und andere wollen ja auch, Großmanns Traum wie der von der Olympiade, das Berliner Stadtschloß wiederhaben, den Symbolbau feudaler Herrschaft, damit wieder eine städtebauliche Ordnung herrsche Unter den Linden. Jedoch, daß etwas einmal war, wie das Schloß, oder noch herumsteht, wie die nackten Helden-Kretins am Olympia-Stadion - soll das heißen, wir müßten es abermals errichten oder unbedingt behalten?

Es hat also auch Heiner Müller, das ist noch eine Diskussion, in die wir geraten, der Stasi vielleicht das eine und andere gesteckt. Bei der verunglückten Wiedereröffnung des "Berliner Ensembles" am Sonntag saß er mit Kleinkind in einer Loge des innen demolierten Theaters, vor dem als Skulptur in Lebensgröße Brecht hockt, weise lächelnd, der listige Chinese, umgeben von dicken schwarzen Säulen, auf denen güldene Sinnsprüche aus seinem Werk zu entziffern sind. Müller ist jetzt einer der fünf Intendanten von Brechts BE, das Kind in seinem Arm krähte, als die Aufführung mit der Geschichte von Shakespeares armem Prinzen Pericles begann, den es umtreibt, seit er weiß, daß der mächtige Herrscher Antiochus mit der eigenen Tochter zu Bett geht, statt diese und das dem Pericles zu überlassen. Wird Müller noch Intendant sein (und Professor an der HBK), wenn erst alle wissen, was das vergangene Regime von ihm zu wissen bekam?

Mit seinen Texten hat Heiner Müller oft geholfen, daß wir uns erinnern. Jetzt wieder, mit seiner Person, da oben in der Loge. Der Abend liegt weiter zurück, als der Whisky alt war, den wir damals tranken. Mit Peter Palitzsch und Horst Laube war Müller spät, nach einer Probe am Frankfurter Theater, zu Besuch in die Wohnung gekommen. Der Mann, der sie im Taxi gefahren hatte, wurde auch hereingeholt, er trank mit (nur weniger). Laube war es, der Müller spaßhaft ermunterte, sich zum Grundriß der Wohnung und dem Verlauf des Gesprächs Notizen zu machen, damit er "seinen Leuten" in Ost-Berlin etwas zu übergeben hätte. Müller ist zynisch ernsthaft geblieben, das mache er sowieso. Alle wußten, auch die Veranstalter der italienischen Theaterkongresse, an denen Müller lustlos teilnahm, um immer mal wieder herauszukommen, daß seine Beweglichkeit erkauft werden mußte.

Der Preis hat uns nicht wirklich beschäftigt. Was er erzählt hat, drüben, nach jeder Rückkehr - sie werden, falls er erzählt hat, wie er erzählt hat, großer Verschlüsseler, der er ist, kaum verstanden haben, daß er nichts erzählt hat. Auch Müller nun freigegeben zur Durchleuchtung - wer bleibt dann noch, was? - Berliner Widersprüche in diesen Tagen. Tollhaus der Zeit. Das Bild vom Narrenschiff. Wir alle mit an Bord.

PETER IDEN

SPD: Wir werden den Fritz schon einbinden Treutel läßt seine Rolle nach 1997 offen, wenn er altersbedingt nicht mehr Bürgermeister sein darf

KELSTERBACH. Welche Aufgabe Fritz Treutel nach seinem altersbedingten Abschied vom Bürgermeistersessel im Jahr 1997 übernehmen wird, ließ das seit 31 Jahren amtierende Stadtoberhaupt am Montagabend bei einer Pressekonferenz des SPD-Ortsverein offen: Nur, eine ganz unwichtige Rolle wird der Vollblutpolitiker auch ehrenamtlich wohl kaum spielen, so viel wurde klar. Er selbst machte klar: "Mein Leben gehört dieser Stadt."

Treutel hatte bereits angekündigt, daß er auch übers Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze von 67 Jahren für politisch hauptamtlich Wahlbeamte hinaus ehrenamtlich für Kelsterbach und seine Bürger tätig sein wolle. Was genau das aber sein wird, steht bisher nicht fest, und Treutel selbst schwieg dazu am Montag: es sei noch zu früh, um darüber mehr zu sagen. Erster Stadtrat Erhard Engisch kommentierte: "Wir werden den Fritz schon einbinden."

Deshalb war es nach Auskunft des stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Erhard Engisch auch 1993 ausgemachte Sache für die Genossen, daß Treutel wiederum Spitzenkandidat bei der Kommunalwahl am 7. März werde. Dadurch solle klar gemacht werden, wer für wen und was stehe. Lange bitten ließ sich der so Erkorene übrigens nicht.

Formell abstimmen über diesen Vorschlag des Vorstandes muß allerdings noch der SPD-Ortsverein bei der Mitgliederversammlung am Freitag, 15. Januar, 19.30 Uhr, in der Mehrzweckhalle am Schloßplatz. Dort steht die von Treutel vor Günter Niessner, Erhard Engisch, Karin Domin und Jürgen Zeller angeführte Kandidatenliste zur Diskussion und Abstimmung. 25 Prozent der Kandidatenplätze - mithin jede vierte Position - seien SPD-Frauen vorbehalten. Dabei handele es sich keineswegs um Alibi- Frauen, betonte der Vorstand bei der Pressekonferenz.

Der Titel des Referats des Bürgermeister und Ortsvereinschefs Treutel bei der Mitgliederversammlung am Freitag ist nahezu Programm: "Es geht um Kelsterbach". Die SPD-Spitze zeigt sich zuversichtlich, daß sie ihre seit vierzig Jahren behauptete absolute Mehrheit auch am 7. März werde verteidigen können: "Wir bauen die Brücke ins fünfte Jahrzehnt." cas

Kleine FR

Schnittlehrgänge BÜTTELBORN. Die Reihe der neuen Schnittlehrgänge startet der Obst- und Gartenbauverein Worfelden am Samstag, 16. Januar, 14 Uhr, auf dem Gelände Schilling, An der Trift 44 a, in Worfelden. Fachkundige Tips gibt Erwin Emmer. Weitere Lehrgänge sind vorgesehen am 27. Februar, 15. Mai und 24. Juli. "Stammheim" als Film RÜSSELSHEIM. Fortgesetzt wird am Mittwoch, 20. Januar, die VHS-Filmreihe "Illusionen - Holzwege des menschlichen Fortschritts" mit dem Streifen "Stammheim". Die Vorführung beginnt um 20 Uhr in der Stadtbücherei am Treff. Wanderung vorbereitet BÜTTELBORN. Eine geführte Wanderung durch heimische Kulturen veranstaltet die Abteilung Freizeit-Sport des TV 1888 am Samstag, 16. Januar. Start: 14.30 Uhr an der Turnhalle. Jahreshauptversammlung MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Mitglieder der Rentnergemeinschaft Sonnenschein treffen sich am Dienstag, 19. Januar, zur Jahreshauptversammlung. Bilanz wird um 15 Uhr im Kleinen Saal des SKG-Heims gezogen. Orientalische Nacht STOCKSTADT. "Orientalische Nacht" ist das Motto eines Maskenballs des BdV am Samstag, 16. Januar, 20.11 Uhr, in der Altrheinhalle. Tauschabend KELSTERBACH. Einen Tauschabend hat für Montag, 18. Januar, 19.30 Uhr, der Briefmarken-Sammler-Verein im "Kastanieneck" vorbereitet. Politischer Frühschoppen MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum kommunalpolitischen Frühschoppen lädt die Walldorfer SPD für Sonntag, 24. Januar in die SKG-Gaststätte ein. Der Frühschoppen beginnt um 10.30 Uhr, als Gast hat sich der Bundestagsabgeordnete Dr. Norbert Wieczorek angesagt. Schluckimpfung KELSTERBACH. Termine zur Schluckimpfung gegen Kinderlähmung sowie Diphterie-Tetanus-Impfung hat das Kreisgesundheitsamt für kommenden Dienstag, 19. Januar, 13.30 bis 14.30 Uhr, in der Bürgermeister-Hardt-Schule sowie 15 bis 18 Uhr in der Karl-Krolopper-Schule vorbereitet. Bauausschuß diskutiert BÜTTELBORN. Der Bebauungsplan "Georg-August-Zinn-Straße / Gässelweg", Bauanträge und -voranfragen werden den Bauausschuß der Gemeindevertretung am Mittwoch, 20. Januar, 20 Uhr, im Büttelborner Gebäude der Gemeindeverwaltung beschäftigen. Naturschützer tagen MÖRFELDEN-WALLDORF. Zur Jahreshauptversammlung lädt die Mörfelden-Walldorfer Ortsgruppe im Naturschutzbund Deutschland für Donnerstag, 28. Januar, ins evangelische Gemeindezentrum Ludwigstraße ein. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Vorstandswahl. Im Anschluß an die Hauptversammlung zeigt Kurt Helbig einen Farbfilm und Dias zum Thema "Der Wiedehopf in Walldorf".

Tanztherapeutische Selbsterfahrung

ROSBACH. "Mein Rhythmus ist mein Raum" lautet die Einladung zu einer tanztherapeutischen Selbsterfahrung für Frauen am Samstag und Sonntag, 23. und 24. Januar, in der Steinstraße von Ober- Rosbach. Kursleiterin Sigi Berger gibt zur Selbsterfahrung einige Gedanken mit: "Bewege ich mich in meinem eigenen Rhythmus oder lasse ich mich vor allem durch fremde Rhythmen bewegen? Wie sieht mein persönlicher Lebensrhythmus aus? Wieviel Raum nehme ich mir?" Mit diesen Fragen wollen sich die Teilnehmerinnen mittels Tanz und Bewegung beschäftigen. Daneben bleibt Zeit für Entspannung und Massage. Angesprochen sind Frauen aller Alters- und Berufsgruppen, die sich auf die Erfahrung mit sich und anderen einlassen wollen. Anmeldung für den Kurs am 23. von 14 bis 18 Uhr und am 24. von 12 bis 16 Uhr bei Sigi Berger, Schloßstraße 7, Frankfurt 90, Telefon 0 69 / 70 24 43. de

Unglück am Bahnübergang: Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft

RÖDERMARK. Die Ursache für den schweren Unfall am Bahnübergang Bruchwiese in Rödermark, bei dem am Montag morgen vier Menschen ums Leben kamen, ist noch nicht geklärt. Die Darmstädter Staatsanwaltschaft hat nach Angaben ihres Sprechers Georg Nauth die Ermittlungen aufgenommen, um zu klären, wer an dem Unglück schuld ist. "Jede Feststellung ist jetzt noch verfrüht", sagte Nauth.

Die Frankfurter Neue Presse hatte in ihrem Bericht vom Dienstag die Frage aufgeworfen, ob die Bahn an dem Tod der vier Bauarbeiter schuld sei. Der Übergang zwischen Ober-Roden und Rodgau, an dem der Kleinlaster mit den vier Insassen von einem Zug erfaßt worden war, sei "völlig ungesichert". Das Andreaskreuz, das den Fahrer vor dem Zug hätte warnen können, sei nur "notdürftig" zu ebener Erde an einem Pfahl befestigt und auch bei guter Sicht kaum auszumachen.

Zu diesem Vorwurf wollte sich der Pressesprecher der Bahn, Kurt Stadler, jedoch nicht äußern: "Ich bin kein Jurist." Die Bundesbahn wolle das Ergebnis der Untersuchung der Staatsanwaltschaft abwarten. Allerdings stellte Kurt Stadler fest: "Der Übergang ist gesichert, das Warnkreuz ist durchaus zu sehen."

Für die Staatsanwaltschaft lehnte Sprecher Nauth jede "Spekulation" zur Schuldfrage ab. Ein Sachverständiger sei eingeschaltet worden, alle Fragen würden geprüft. Dazu gehöre die Sache mit dem Andreaskreuz ebenso wie die Tatsache, daß der Fahrer des Kleinbusses einen Schleichweg gefahren war.

Der Feldweg über die Bahnlinie ist für den Autoverkehr gesperrt. Er wird jedoch von vielen Autofahrern aus dem Neubaugebiet im westlichen Teil von Ober-Roden genutzt. Die vier Bauarbeiter, die dem Unfall zum Opfer fielen, waren auf dem Weg zur Kläranlage der Stadt Rödermark. dac

Zum Frühstück war's zu spät Alles ist eine Sache des Timings - oder doch nicht?

Am frühen Morgen mußte die Freiwillige Feuerwehr Bad Vilbel gegen 5.20 Uhr ausrücken, um sechs Altpapiertonnen zu löschen, die unbekannten Täter in Brand gesetzt hatten. Die Papiertonnen standen an einer Hauswand in der Frankfurter Straße 40. Die Hauswand wurde durch Hitzeeinwirkung erheblich geschwärzt. Die Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen des Brandes. Der Schaden wird auf 2000 Mark geschätzt.

Die Freiwillige Feuerwehr Rendel lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 29. Januar, um 20 Uhr im Gerätehaus der Heinrich-Steih-Straße.

Heute öffnet sich die "Theaterkiste" mit einem Kindertheaterstück in der Alten Mühle: "Ein Nashorn dreht durch" lautet der Titel der Geschichte, die für Kinder ab fünf Jahren gedacht ist.

Nachdem ich gestern morgen um 6.00 Uhr von meiner Oma geweckt wurde, zog ich mich schnell an, mit dem einzigen Hintergedanken, diesen Tag erfolgreich und ohne Tadel zu überstehen. Ich wollte noch einen Happen essen aber dafür war es schon zu spät - halbacht - und Herr Filus wollte mich in wenigen Minuten zu meiner Praktikumsstelle mitnehmen, die ich zuvor noch nicht zu Gesicht bekam. Nach einem längeren, verkehrsreichen Weg, fuhren wir dann in das Druck- und Verlagshaus "Rundschau" ein. Kurz darauf wurde ich in das Büro von Herrn Megerlin, der sich dieses mit einigen anderen Mitarbeitern teilte, begleitet. Dieser Mann war sehr freundlich zu mir und begann mir in einer längeren Unterhaltung die Arbeiten und Aufgaben die hier zu erledigen waren, verständlich zu machen. Um mir komplizierte Fragen vorzuenthalten, zeigte er mir einen großen Teil des Gebäudes und begann in seiner Erklärung mit der frühen Druckerkunst und endete mit der Koordinierung des Zeitungsaufbaus, mit Hilfe von hochwertigen Computern. Obwohl der ganze Verlauf schwer zu verstehen war, war es interessant und lehrreich für mich. Nach ca. drei Stunden kamen wir in die Kantine in der ich sogleich ein wenig aß und etwas trank.

Zu schnell auf die Überholspur gewechselt

GRÜNDAU. Zwei Leichtverletzte und 15 000 Mark Schaden sind die Folge eines Unfalls, der sich am Montag abend auf der A 66 in Höhe der Anschlußstelle Gründau-Lieblos ereignete.

Wie die Autobahnpolizei mitteilt, wechselte ein Verkehrsteilnehmer Richtung Fulda von der Auffahrt direkt auf die Überholspur und achtete dabei nicht auf einen von hinten herannahenden Wagen. Dessen Fahrerin fuhr mit Wucht auf. jan

Sonderabfall-Sammlung in Niederdorfelden

NIEDERDORFELDEN. Die Abteilung Abfallwirtschaft und Umwelttechnik des Main-Kinzig-Kreises führt am Freitag, 15. Januar, in Niederdorfelden eine Sonderabfall-Sammlung durch.

Die Annahme erfolgt von 11 bis 12.30 Uhr auf dem Parkplatz "Hinter dem Hain" und von 13 bis 14.30 Uhr auf dem Parkplatz neben dem Bürgerhaus.

Als Sonderabfall gelten für diese Aktion Farben und Lackrückstände, Lösungsmittelreste, Holz- und Pflanzenschutzmittel, Chemikalien, Batterien und Medikamente. Nicht angenommen werden Altreifen, Altöle und Autobatterien. Zur Abgabe der Sonderabfälle gelten die üblichen Mengenbeschränkungen.

Im Zweifelsfall ist unter der Telefonnummer 3001 im Rathaus entsprechender Rat zu holen. pom

Urnengang am 7. März - einziger Stimmungstest der Republik Hessen vor der Kommunalwahl (1): Ausgangslage, Themen und Erwartungen der Parteien / Die Rechtsextremen im Blickpunkt

WIESBADEN. Von Wahlkampf zu sprechen, ist bislang übertrieben. Allein in Frankfurt hängen lange schon Plakate, überall sonst herrscht noch Ruhe - aber nicht mehr lange. Zwar war selbst bei den (folgt man Umfragen) rot-grünen "Favoriten" von Wahlkampflaune bisher wenig zu spüren. Das harte Stück Arbeit, bis zu den hessischen Kommunalwahlen am 7. März noch ein paar "aktive Wochen" zu absolvieren, nehmen die politischen Profis aller Parteien aber dennoch mit Routine auf sich.

Zu klar waren bislang in vielen hessischen Kommunen die Verhältnisse, als daß durch das Wahlergebnis vom 7. März ein grundlegender Umschwung ausgerechnet im Bonner CDU-Stimmungstief zu erwarten wäre. 1989 hatte die SPD trotz deutlichem Zuwachs bei den Grünen ihr zweitbestes Nachkriegsergebnis erzielt, ist die CDU trotz damaliger Regierungsführung auf Ergebnisse von vor zwanzig Jahren zurückgefallen (33,3 Prozent). Hessen wird seitdem noch flächendeckender von sozialdemokratischen Verwaltungschefs regiert als das SPD- Stammland Nordrhein-Westfalen.

Rot-Grün holte bei der damaligen Kommunalwahl die Mehrheit selbst im katholischen Limburg, nur mehr drei (von 21) Landräten stellt die CDU, und natürlich gab es 1989 auch den Machtwechsel zugunsten von Rot-Grün in Frankfurt, auf das bei hessischen Kommunalwahlen immer alle Beobachter schauen.

1993 geht es nun vor allem um die Frage, ob die absoluten SPD-Mehrheiten in Nordhessen stabil bleiben (und die SPD die Stadt Kassel auch "nach" Hans Eichel allein halten kann). Es geht um "wackelige", knappe rot-grüne Mehrheiten in einigen Landkreisen am Rande der Rhein- Main-Region (Limburg-Weilburg, Offenbach) und die Auflösung des chaotischen "Patts" im Rheingau-Taunus-Kreis.

Es sind erstmals auch die bescheidenen Auftritte Rechtsradikaler in hessischen Kommunalparlamenten zu bilanzieren, denn in drei Kreisen und in Frankfurt hatten sie 1989 schon die Fünf- Prozent-Hürde übersprungen. Die "Republikaner" wollen nun erstmals flächendeckend antreten - eine Ankündigung, die sich am 1. Februar (dem Abgabeschluß für Wahllisten) erst noch bestätigen muß. Und es steht Rot-Grün in Frankfurt erneut zur Abstimmung.

Die Wahlbeteiligung wird einiges darüber aussagen, wie die vielzitierte "Parteienverdrossenheit" sich auswirkt. Die Prozentzahl der Rechtsextremen ist für die meisten gerade 1993 schon jetzt die wichtigste Frage. Sie könnte auch kommunal zu großen Koalitionen zwingen wie im Landtag von Baden-Württemberg. Käme es dazu in nennenswerter Zahl, wäre das auch für die rot-grüne Landtagsmehrheit eine veränderte Voraussetzung mit Langzeitwirkung.

Gleichzeitig geht es auch schon darum, ob die CDU sich zwei Jahre nach ihrem hessischen Regierungsverlust von 1991 wieder etwas aufrappelt und neuen Führungsanspruch anmelden kann. Nach ihrem 89er Desaster (nur mehr 4200 von 13 100 Sitzen in den Gemeindeparlamenten) kann sie theoretisch eigentlich nur hinzugewinnen - wird allgemein erwartet. Und doch fühlt sie sich gerade in diesen Januartagen wieder einmal von eiskaltem Bonner Gegenwind behindert (vor allem die Debatte über Sparvorschläge), will sich gerade bei ihr die Offensive nicht recht einstellen.

Die SPD hingegen spricht nun doch davon, nicht nur "führende Kommunalpartei" zu bleiben, sondern auch das 89er Ergebnis "einstellen und ausbauen" zu wollen. Die Grünen (zuletzt bei Kommunalwahlen sieben Prozent) sind schon jetzt glücklich, daß sie wieder flächendeckend Kandidaten zusammenbekommen haben, nachdem sich ihre Gründergeneration mit landesweit zuletzt 667 Gemeindeparlaments- und 142 Kreistagssitzen verschlissen hat. Seit dem "Konsenskurs" der Bonner SPD gegenüber der Union sehen sie bei den hessischen Wahlen für sich keine großen Probleme mehr.

Die FDP dagegen muß wie die CDU aus einem tiefen Keller herauskommen (1989 nur mehr 4,4 Prozent, 326 Gemeinde- und 38 Kreistagsmandate). Sie versucht es unter anderem durch die Unterfütterung ihres Wahlkampfs mit einer Unterschriftensammlung für eine Änderung des Wahlverfahrens (Kumulieren/ Panaschieren).

Erneut gibt es eine ganze Reihe regionaler Besonderheiten neben den großen Trends. Die CDU-Hochburg Fulda "stand" bislang noch, eine große Sparkoalition hat Rot-Grün inzwischen in der Stadt Offenbach abgelöst. In Marburg steht die SPD nach der Beendigung der rot-grünen Zusammenarbeit zwischen vielen Stühlen, im Rheingau-Taunus-Kreis wird vielleicht erst Hessens erste Landrats-Direktwahl im Mai Aufschluß darüber geben, welche der beiden großen Parteien nach einem grünen Interims-Landrat die Führung übernimmt. Ein paar schwarz- grün regierte Dörfer gibt es schon - und auch sonst allerlei Ausnahmen von der Regel, die deshalb dennoch Regel bleibt. Alle vier Landtagsparteien haben zentrale Wahlaufrufe verfaßt, die freilich nur die üblichen politischen Themen allgemein anreißen - vor allem: Wohnungsbau, Zuwanderung/Ausländerfeindlichkeit, Kinderbetreuung/Frauenpolitik, Straßenbau (bei letzterem sieht die CDU in Nordhessen Angriffspunkte gegen SPD-Bastionen). In der Kommunalpolitik selbst haben in den vergangenen vier Jahren manche "Renner" an Bedeutung verloren, sind neue entstanden. Die Müllpolitik beispielsweise ist heute eher ein weniger bedeutendes Thema als früher; Verkehrsberuhigung, Kindergartenmisere und öffentlicher Personennahverkehr sind im Kommen.

Hinter all solchen Fragen steht, weil vor allem Kommunalpolitik immer auch mit Geldausgeben oder -einsparen zu tun hat, die oft schwierige kommunale Finanzlage als eigentliches Hauptproblem, über das in Wahlkämpfen freilich selten viele Worte verloren werden.

Welches dieser Themen wird die Wahl entscheiden? Wenn die Profis unter den Meinungsforschern und in den Parteizentralen recht haben, kein einziges, sondern die allgemeine politische Stimmung. Das war, mit Abstrichen, auch bei früheren Kommunalwahlen so. Die CDU hatte 1989 - mit Schaden letztlich für sich selbst - aus überregionalen Gründen in Hessen erstmals versucht, in letzter Minute mit einem Anti-Ausländer-Wahlkampf Stimmung zu machen und dadurch rechtsextremen Parteien den Weg in den Frankfurter Römer und in drei hessische Kreistage geebnet. Diesmal stehen Bundes- Themen erst recht im Mittelpunkt, denn die hessische Wahl ist der bundesweit einzige Urnengang des Jahres.

Also werden die Bonner "Spitzen" anrücken, um den bundesweit einzigen Stimmungstest zu beeinflussen. Also werden die Parteien kurz vor dem 7. März diejenigen Bonner Themen "hochziehen", von denen sie Nutzen erwarten. Und die Kommunalwahl wird - sogar international - ja auch als Barometer für die Lage in der größer gewordenen Republik wahrgenommen werden.

Ein Satz aus einem Mitte Dezember veröffentlichten FDP-Aufruf macht deutlich, wie sehr die Parteien das schon jetzt einbeziehen: "Die hessische Kommunalwahl muß für die innere Situation unseres eigenen Landes und in und für Deutschland ein Signal ausstrahlen."

So hoch sie bundesweit also "gehandelt" wird, ist sie innerhessisch ein wenig entwertet durch die Einführung der Bürgermeister-Direktwahl, mit der nach dem Rheingau-Taunus-Landrat (2. Mai) am 9. Mai in Darmstadt erstmals auch das Amt eines Rathauschefs zur Volksabstimmung steht. Aber dennoch wird am 7. März darüber entschieden, welche politischen Mehrheiten in Hessens Stadt- und Kreisparlamenten bis 1997 regieren.

RICHARD MENG

Nach Kollision im Straßengraben gelandet

GELNHAUSEN. Kräftig gekracht hat es am Montag mittag auf der Ostspange. Dort hatte laut Polizeiangaben ein von der Autobahn aus Richtung Hanau kommender Verkehrsteilnehmer auf die Landesstraße abbiegen wollen und dabei einen Personenwagen von Höchst Richtung Gelnhausen übersehen.

Nach der Kollision kam das Fahrim Straßengraben zum Stehen. Den Schaden beziffert die Polizei auf 11 000 Mark. jan

Ein preiswerter Flirt mit der eigenen Gesundheit AOK und DRK haben ein gemeinsames Gesundheitsprogramm mit vielen Kursen aufgestellt

HOCHTAUNUSKREIS. Da sind die Gesundheitsexperten ganz realistisch: An die Popularität eines Kurses zum Thema "Wie lerne ich flirten?" werden sie nicht heranreichen. Aber nützlich sind die Seminare allemal, die die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in diesen Wochen gemeinsam starten.

"Wir haben mit unseren Kursen den Willen gestärkt, gesund zu leben", blickt Ehrenfried Böhn von der AOK zurück. Als "Hit" im Programm hat sich in den letzten Jahren etwa die Rückengymnastik herausgestellt. Dieser Kursus ist im Programm wieder vertreten. Marianne Bastian, die beim DRK die Angebote koordiniert, hat auch schon einen Favoriten für die neue Staffel: "Die Osteoporose wird sicher der Renner." Gegen diese Knochenkrankheit sollen Bewegungs- und Entspannungsübungen helfen.

Ein Schwerpunkt unter den 17 Kursen in Bad Homburg, Friedrichsdorf, Oberursel und Steinbach ist die Anleitung zur richtigen Ernährung. Die AOK-Ernährungsberaterin Esther Linker wendet sich damit an Leute mit Bluthochdruck, Diabetes, Stoffwechselstörungen und Gicht, bietet aber auch Seminare über gesunde vollwertige Kost und vernünftiges Abnehmen an. Gegen Streß wollen die Initiatoren mit Yoga und dem Kursus "Aktiv entspannen" anrücken.

Großes Augenmerk richten die Krankenkasse und das Rote Kreuz auch auf das Thema häusliche Pflege. Kurse dazu: "Angehörige pflegen Angehörige" und "Krankenpflege in der Familie". Zudem können pflegende Angehörige in einem Gesprächskreis Kontakt aufnehmen.

Ein Sorgenkind des vergangenen Jahres bleibt im Programm: Das "Gesundheitstraining zur Unterstützung der natürlichen Heilkräfte bei Krebs" kam im Herbst aus Mangel an Teilnehmern nicht zustande. Marianne Bastian hält dennoch an dem Angebot fest: "Weil es eine gute Chance ist, den Gesundungsprozeß anzukurbeln."

Das Kursprogramm wird komplettiert durch zwei Themen, die erstmals dabei sind: "Neuen Schwung für die Beine" verspricht Kursleiterin Mechthild Schradin bei Venenleiden. Und fragt vor der nächsten Grippe: "Muß man denn gleich den Doktor holen?"

Zwölf Krankenschwestern, Gymnastinnen, Pädagoginnen und Psychologinnen leiten die Kurse, die in der Regel acht Nachmittage oder Abende dauern. Die Preise liegen zwischen 40 und 100 Mark. Bei regelmäßiger Teilnahme erstattet die AOK Hochtaunus ihren Versicherten die volle Gebühr; ebenso verfahren die DAK und die Barmer Ersatzkasse.

Über alle Kurse sowie über weitere Ansprechpartner informiert die Broschüre "Unser Gesundheitsprogramm". Sie ist erhältlich bei den Gemeindeverwaltungen, beim DRK, Tel. 0 61 72 / 12 95 - 0, oder bei der AOK, Tel. 0 61 72 / 2 72 - 1. ill

FDP stellt das Hanau der Zukunft vor

HANAU. Einen Zukunftsentwurf für die städtebauliche Entwicklung Hanaus, Ergebnis eines Projektseminars an der Technischen Hochschule Darmstadt, will der FDP-Ortsverband Hanau am Montag, 25. Januar, um 19.30 Uhr in der Begegnungsstätte im Stadtteil Freigericht vorstellen. Das Thema des Liberalen Forums lautet "Hanau - vom Aschenputtel zur Prinzessin?". In der Ankündigung heißt es, der städtebauliche Entwurf beziehe eindeutig Stellung für Hanau und seine Qualitäten.

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Gelbe Gaben landen bald vor den Haustüren Plastik- und Metallabfälle: Ab Montag gibt es in Homburg Informationen und Sammelsäcke

BAD HOMBURG. Eine dicke, gelbe Plastikrolle liegt vor der Haustür, im Briefkasten stecken zwei gelbe Zettel. So beginnt ab Montag auch in Bad Homburg die neue Zeit der Müllabfuhr: Außer den gewohnten Mülltonnen sammeln Müllmänner ab Februar im sogenannten Dualen System alle 14 Tage auch gelbe Säcke ein. In sie sollen die Bad Homburger künftig alle Wegwerfverpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundstoffen (wie bei Saft- und Milchtüten) geben, auf daß diese wiederverwertet werden - wenigstens teilweise.

Die gelben Rollen enthalten 26 Säcke, ausreichend für die Sammeltermine eines Jahres, die gelben Zettel Informationen zu dem neuen Abfallsystem und den Abfuhrterminen (siehe auch Seite IV). Und Warnungen des Magistrats, damit niemand glaube, der gelbe Sack lasse alle Abfallprobleme verschwinden: "Vermeiden Sie Verpackungsmüll beim Einkauf . . . Nur so läßt sich tatsächlich Abfall vermeiden!" Der Einführung des Dualen Systems wollte sich die Stadt dennoch nicht widersetzen. Schließlich bezahlen alle Verbraucher seit Monaten an der Ladenkasse mit jeder Verpackung mit aufgedrucktem "grünem Punkt" ein bis 20 Pfennig für das Duale Abfallsammelsystem und seine gelben Säcke. Mit deren Einführung, so Stadtrat Wolfgang Weber (CDU), sollen nun "die Bürger für das, was sie bezahlen, auch etwas bekommen".

Die Stadt wirbt allerdings dafür, daß die Säcke möglichst leer bleiben: "Der grüne Punkt ist trotz seiner grünen Farbe keineswegs ein Umweltzeichen", warnt Abfallberaterin Christiane Keller- Rötlich, "Mehrwegverpackungen sind die ökologisch bessere Alternative".

Flaschen, Gläser und Kartonverpakkungen sollen sowieso nicht im Sack, sondern in den Glas- und Altpapier-Containern landen. Wobei auch hier Neues kommt: 36 zusätzliche Wertstoffstationen werden ab Ende des Monats aufgestellt; die vorhandenen erhalten neue Glascontainer, um Altglas nach Farben getrennt zu sammeln. So kann es besser wiederverwertet werden, erklärt Peter Wackenhut von der Wiesbadener Firma Knettenbrech, die in Bad Homburg die Abfallsammlung im Dualen System organisiert. Zudem schützen die neuen Sammelbehälter besser vor Lärm.

Die gelben Säcke können zwischen den Abfuhrterminen beim Recycling-Hof Ober-Eschbach abgegeben werden. Die Abfälle in ihnen müssen nach Vorschrift nur grob gereinigt werden; Christiane Keller-Rötlich selbst allerdings säubert gründlicher: "Ich rate zum Spülen."

Ratsuchende können sich auch in anderen Fragen rund um die Abfallsammlung an sie wenden (Tel. 100 - 471). Die Abfallberaterin erklärt auch, wie sie von Mülltonnen, die durch den gelben Sack übergroß geworden sind, kostenlos auf kleinere Gefäße umsteigen können. stk

In jeder Dienststelle stehen jetzt bunte Kästen Doch der Gelbe Sack macht Steinbach noch Probleme

STEINBACH. Die bunten, vorne offenen Kästen stapeln sich in jeder Dienststelle: blau für Papier und Pappe, gelb für Metalle und Kunststoffe und grün für Glas. "Die städtischen Bediensteten gehen mit gutem Beispiel voran", lobt Bürgermeister Edgar Parnet: Seit Anfang des Jahres wird auch im Steinbacher Rathaus der Abfall getrennt gesammelt.

Doch nicht überall im Städtchen wird das Duale System (DSD) so gut angenommen. "Wir haben noch Probleme mit der Einführung des Gelben Sacks", räumt der städtische Umweltbeauftragte Walter Pfeffer ein. Zwar hat theoretisch jeder Haushalt zwischen Weihnachten und Silvester sechs bis acht Säcke von der beauftragten Firma Meinhardt erhalten - doch noch immer rufen Steinbacher im Rathaus an und fordern Säcke nach. "Die wurden meist unten im Hausflur abgelegt, und vielleicht hat sie in einigen Häusern ein Bewohner mit reingenommen und noch nicht an die anderen weitergegeben", mutmaßt Pfeffer.

Wie dem auch sei - im Rathaus, bei Frau Rost-Lorey an der Auskunft oder beim Umweltbeauftragten, Zimmer 12, gibts noch genug von den Plastiksäcken. Bei Walter Pfeffer laufen derzeit die Drähte heiß, weil viele Bürger noch Fragen haben oder einfach ihren "Frust loswerden wollen", wie er voller Verständnis sagt. Was denn nun genau reinkommt in den Sack, ob man die verschiedenen Abfallarten denn in getrennten Gelben Säkken sammeln muß oder auch, wer denn diesen Mist mit dem Dualen System überhaupt verzapft habe - all das muß er Dutzende Male am Tag freundlich beantworten.

Einen positiven Effekt zeitigt das neue Sammelsystem aber jetzt schon: Etwa 20 bis 25 Steinbacher melden sich pro Tag bei der Stadt, um kleinere Tonnen für ihren Restmüll zu bestellen. Die 80-Liter- Tonne, erst im vergangenen Jahr eingeführt, ist neuerdings die begehrteste. "Die Leute merken eben jetzt schon, daß sie viel weniger Restmüll haben", freut sich Walter Pfeffer.

Zur Zeit wird in der Verwaltung überlegt, wie man auf die geringeren Restmüll-Mengen reagieren kann. "Eine Möglichkeit wäre, zu der wöchentlichen auch eine zweiwöchige Leerung anzubieten", meint Bürgermeister Parnet. "Fernziel" wäre dann eine genormte Tonnengröße und das Wiegen des Abfalls - die Müllmenge würde dann per EDV erfaßt und daraus am Ende des Jahres die Gebühren berechnet. Die Nachbarstadt Eschborn hat bereits einen Probelauf mit diesem Wiegeprinzip hinter sich - doch laut Parnet wird das System erst in vier, fünf Jahren ausgereift sein - es hapert noch mit der Datenerfassung.

Das Duale System wird künftig etwa 35 000 bis 38 000 Mark im Jahr an die Stadt zahlen - drei Mark pro Einwohner für die Standplätze und deren Reinigung und 50 Pfennig pro Einwohner für die "Abfallberatung". Diese Summe wird bei der nächsten Kalkulation für die Müllgebühren natürlich mit einfließen - "die Steinbacher zahlen das Duale System also nicht doppelt", beruhigt Parnet.

Im Laufe des Frühjahrs will die Stadtverwaltung vor allen Mehrfamilienhäusern gelbe Tonnen aufstellen, in die die Gelben Säcke bis zur Abfuhr geworfen werden können. Die Tonnen sind bestellt, doch die Wartelisten bei den Firmen sind lang. Wie die Gelben Säcke weiterhin verteilt werden, ist noch nicht mit der Firma Meinhardt geklärt. Die nächste Abfuhr in Steinbach ist am Freitag, 22. Januar - ab sieben Uhr morgens sollten die verschnürten Säcke gut sichtbar am Straßenrand stehen. esi

"Wir wollen eine satte rosarote Mehrheit im Parlament und tiefschwarze Zahlen im Kelsterbacher Etat." Fritz Treutel, Bürgermeister und SPD-Chef von Kelsterbach, über Ziele für die nächste Legislaturperiode.Namen + Notizen

HERMA STEFAN aus Erzhausen bei Darmstadt ist zur neuen Grünkohlkönigin Hessens gewählt worden. Der Plattdeutsche Verein "Snack Platt" in Bruchköbel entschied sich damit erstmals für eine Frau als kommende Würdenträgerin. Herma Stefan ist gebürtige Norddeutsche. Sie stammt aus Bremerhaven und hat in ihrer Wahlheimat einen Freundeskreis zur Traditionspflege gegründet. Die Krönung der Grünkohlkönigin ist für Samstag, 23. Januar, um 11 Uhr im Seniorentreff-Mitte in Bruchköbel geplant.

GÜNTER NOWAK und KARL KOWOLL sind seit 25 Jahren bei der Polizei tätig. Der 44 Jahre alte Polizeihauptkommissar Nowak war zunächst Ausbilder der Bereitschaftspolizei in Hanau, anschließend kam er nach Oberursel, bevor er Ende der 70er Jahre nach Maintal versetzt wurde und die dortige Station mit aufbaute. Seitdem ist er in dem Revier Dienstgruppenleiter. Ebenfalls Polizeihauptkommissar ist der 46 Jahre alte Kowoll, der bei der Schutzpolizei in der Direktion Hanau für die Funktechnik und die gesamte technische Ausrüstung verantwortlich ist. Zuvor war er Dienstgruppenleiter in Büdingen und Ausbilder in Wiesbaden.

Kritik und Rückendeckung zugleich für Schmück Erster Beigeordneter steht nach wie vor unter Druck

NEU-ANSPACH. Manfred Schmück steht unter Druck. Der Erste Beigeordnete und Baudezernent wird jetzt schon in aller Öffentlichkeit von seinem Parteivorstand angegriffen; sein Verhalten in der Baulandfrage "In der Hölle" sei "absolut unverständlich" (die FR berichtete). Gerüchte, daß er die Kommunalwahl nicht als Erster Beigeordneter überstehen werde, weist SPD-Sprecherin Heike Seifert jedoch zurück: "Sachliche Kritik muß möglich sein." CDU-Fraktionschef Uwe Kraft hingegen vermutet "Seilschaften" um den augenblicklichen SPD-Fraktionschef Klaus Dornbusch am Werk; in der Sache selbst habe Schmück sich korrekt verhalten.

Vor der entscheidenden Sitzung des Bauausschusses hatte sich Manfred Schmück mit Kreisbauamtsleiter Günter Bündgen getroffen. In diesem Gespräch erklärte Bündgen, daß er entgegen früherer Gutachten nichts mehr gegen das Baugesuch der Familie Mikutta einzuwenden habe. Der anschließende Auftritt von Schmück in der Sitzung wird völlig unterschiedlich bewertet: Schmück behauptet, er habe sich jeglicher persönlicher Bewertung enthalten und nur die Meinung des Kreisbauamtsleiters referiert. "Die objektive Urteilsfindung ist schließlich auch meine Aufgabe als Baudezernent. Eine persönliche Meinung zu dem Baugesuch habe ich nie geäußert", erklärt Schmück.

Heike Seifert, die nicht selbst an der Sitzung teilnahm, sieht das anders. "Entgegen aller Gepflogenheiten" habe Schmück nur Bündgens Position vertreten und das ablehnende Votum des Gemeindevorstandes zu dem Baugesuch mit keiner Silbe erwähnt. "Damit hat er sich die Meinung von Bündgen zu eigen gemacht und gegen alle einschlägigen Beschlüsse der Fraktion verstoßen." Solche Kritik müsse aber möglich sein, genieße Manfred Schmück doch "nach wie vor" Rückendeckung durch die Fraktion und den Vorstand.

Ebenso entschieden weist sie die Vermutung zurück, der bei der Nominierung zum Ersten Beigeordneten unterlegene Klaus Dornbusch wolle sich nun "an Schmück rächen". Gerade Dornbusch sei es nämlich immer wieder gewesen, der Schmück Brücken gebaut habe. "Nachdem er bei der Mitgliederversammlung Brückenbauer Dornbusch unterlegen war, hat sich gerade Klaus Dornbusch für die Wahl Schmücks eingesetzt", erklärt die zukünftige Fraktionschefin. Die einzigen, die Manfred Schmück in Frage stellten, seien die CDU-Parlamentarier - auch wenn sie ihn jetzt vermeintlich unterstützen.

Ob Parteitaktik oder nicht: CDU-Parteichef Holger Bellino spricht sich dagegen aus, Schmück "in die Wüste zu schicken" - wenngleich etwas süffisant: Eine Abwahl würde erstens zu teuer, denn der auf sechs Jahre gewählte Schmück sei erst ein Jahr dabei. Außerdem sei ein starker Bürgermeister viel wichtiger.

Und Uwe Kraft erklärt: "Schmück hat sich richtig verhalten. Es gibt keinen Grund, das Baugesuch abzulehnen. Wenn der Flügel um Dornbusch etwas anderes meint und Schmück attackiert, muß er sich nach seinem Demokratieverständnis fragen lassen." JÜRGEN DICKHAUS

Wir gratulieren

Herrn Karl Rübsamen, Okarben, zum 78. Geburtstag.

Frau Elfriede Triltsch, Petterweil, zum 75. Geburtstag.

Frau Erna Karpf, Assenheim, zum 78. Geburtstag.

Frau Elisabeth Keim, Ilbenstadt, zum 79. Geburtstag.

CDU Rosbach: Bahn muß attraktiver als Auto sein Gedanken des Verkehrsexperten Brenner zum neuen Zubringerbus zur S-Bahn Friedrichsdorf

ROSBACH. Die Rosbacher CDU kündigt eine Fachtagung zum Thema Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) noch im Lauf dieses Monats an. Damit wolle sie versuchen, eine "breitere Akzeptanz für eine Verbesserung des ÖPNV zu erreichen".

Die ab 14. Dezember eingerichteten neuen Busverbindungen der Stadt Rosbach zur S-Bahn in Friedrichsdorf begrüßt der CDU-Stadtverband Rosbach- Rodheim. Wie FR berichtet, werden seit Dezember morgens und abends im Berufsverkehr zwei zusätzliche Fahrten von und zur S-Bahn angeboten. Bereits im September 1991 habe der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Eckhard Brenner, eine verbesserte Anbindung Rodheims an die S-Bahn zu den Hauptverkehrszeiten gefordert.

Brenner kritisiert heute allerdings, daß es Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) versäumt habe, in seiner Pressemitteilung auch einen Fahrplan mit den Abfahrtzeiten von den Stadtteilen Ober- Rosbach, Nieder-Rosbach und Rodheim zu veröffentlichen. Die CDU befürchtet daher, daß sich ohne ausreichende Informationen keine Fahrgäste einfinden werden. Auch sei die Zeit für die Bekanntmachung der Neuerung viel zu kurz gewesen. Obendrein habe der Magistat nicht auf den großen Vorteil hingewiesen, daß die Bahnzeitkarten auch beim Stadtbus anerkannt werden. Diese Flexibilität für den Fahrgast sei entscheidend für den Erfolg des Busses, "da sich kein Berufstätiger den Luxus einer zweiten Monats- oder Jahreskarte parallel zur Bahn leisten werde", argumeniert Brenner für die CDU.

Damit zeigt er zugleich auf, wie die Akzeptanz für den ÖPNV leicht gefördert werden kann: Indem endlich statt wohlfeiler Worte von Bund, Land, Kreis, Kommunen und Beförderungsunternehmen (Bahn) wirklich der ÖPNV verbessert wird und Bahnfahren nicht teurer ist als der Treibstoff fürs Auto.

Eine offene Frage bleibt für Brenner allerdings die Anerkennung einer Stadtbus-Zeitkarte bei der Bahn und einer Vereinbarung über einen entsprechenden Einnahme-Ausgleich, der zwischen Verkehrsträgern üblich ist. Er habe schon 1991 auf das beispielhafte Buskonzept der Stadt Friedrichsdorf hingewiesen, das eine 20minütige Taktanbindung an die S-Bahn garantiert.

Das gegenwärtige Angebot kann nach Einschätzung des CDU-Politikers nur ein erster Schritt zu einer grundlegenden Verbesserung des ÖPNV sein. Es gelte, die Zeit bis zu einer Ideallösung der Verlängerung der S-Bahn über Rosbach nach Friedberg zu überbrücken. Bisher seien schon viele Gutachten erstellt worden, ohne daß viel bewegt worden sei. Brenner bezweifelt auch, ob die letzte Fahrgastzählung der Bundesbahn auf der Strecke - die ausgerechnet in den Schulferien durchgeführt worden sei -, zu aussagefähigen Zahlen herangezogen werden könne.

Große Hoffnungen setzt die CDU nach seinen Worten auf die Gründung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), der die Strecke als Teil des Verkehrsringes um Frankfurt aufwerten wolle und damit bereits Schwung in die Diskussion gebracht habe. de

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 15. Januar in Milligramm je Kubikmeter Luft.

Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,0) 0,036 (0,016) 0,021 (0,006) CO (50) 1,0 ( 0,5 ) 2,1 ( 0,3 ) NO2 (0,2) 0,075 (0,056) 0,052 (0,047) Staub (0,45) 0,022 (0,030) 0,031 (0,021)

- = kein Meßwert bekannt

(in Klammern Werte vom Vortag)

SO2 = Schwefeldioxid

CO = Kohlenmonoxid

NO2 = Stickstoffdioxid

* nach VDI-Richtlinie 2310

Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU).

Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Der Kleene Punker (15.15 Uhr), Der Tod steht ihr gut (17.30, 20 Uhr).

Central: Ihr größter Coup (15.15, 17.30, 20 Uhr).

C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr).

Grimm-Center I: Kevin allein in New York (14.30, 17, 20 Uhr).

Grimm-Center II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).

Grimm-Center III: Wo, bitte, geht's nach Hollywood? (15, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Sister Act (15.30, 18, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin allein in New York (19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Bodyguard (20.15 Uhr).

Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Bodyguard (20.15 Uhr).

Kulturmix Hanau. Jazzkeller, Philippsruher Allee: Yamaha Synthesizer Workshop, 20 Uhr, Eintritt frei.

Goldschmiedehaus: Ausstellung Schätze Deutscher Goldschmiedkunst.

Nidderau. Ausstellung "Das andere Gesicht", 9 bis 18 Uhr Rathaus Heldenbergen.Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23: 9, 15 und 19 Uhr Nähen und Zuschneiden, 18.15 und 20.15 Uhr Geburtsvorbereitung, 19.30 Uhr Rückbildungsgymnastik. Parteien/Parlamente Hanau. Ortsbeirat Klein-Auheim: 19 Uhr Sitzung Verwaltungsstelle.

Struktur- und Umweltausschuß: 16 Uhr Sitzung Rathaus-Altbau.

Bürgersprechstunde OB Martin 10 Uhr.

Maintal. SPD-Delegiertenversammlung, 18 Uhr, Bürgerhaus Bischofsheim.

CDU-Gespräch mit Landwirten, 20 Uhr, Bürgerhaus Wachenbuchen. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Jugendgerichtshilfe-Verein, Telefon 1 58 56: 15 Uhr Beratung.

Pro Familia, Vor dem Kanaltor 3: 9 Uhr Sprechstunde.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen bei Trennung/Scheidung, Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen sowie bei psychischer und physischer Mißhandlung, Telefon 2 68 67.

Sprechstunde der Lawine, Beratungsstelle, für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, 10 bis 17 Uhr Beratung und Treff für Mädchen und junge Frauen, Bruchköbeler Landstraße 39 a, Telefon 8 48 00.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

AOK, Mühlstraße 2 a:18 Uhr Vortrag "Rückenschule".

Familien- und Jugendberatung, Sandeldamm 21: 17 Uhr Offener Treff.

Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Erlensee. Treff der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 Uhr Erlenhalle.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 45 77.

Frauenzentrum, Kuhgasse 8: 9 bis 12 Uhr Beratung.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Robin Wood: 20 Uhr Treffen Auwanneweg 72.

Aktionsbündniss gegen Rassismus: 20 Treffen Alfred-Delp-Straße 10.

AK Asyl: 20 Uhr Treffen Bürgerhaus Taubengasse.

Die Falken, Treffen 16 Uhr Tümpelgarten.Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim: 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene.

Evangelischer Kirchenbezirk Am Limes: 9 und 10 Uhr Frauengymnastik GZ Waldsiedlung, 14.30 Uhr Kinder-Hobbytheke GZ Großkrotzenburg, 15 Uhr Fan'70 Schülercafé Teehaus Marienstraße, 20 Uhr Kochgruppe Mutter-Kind-Treff GZ Großkrotzenburg.

Maintal. Seniorengymnastik, 9.15 und 10.30 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.

Evangelische Gemeinde Bischofsheim: 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung, 14 Uhr Klavierunterricht, 15 Uhr Mutter- Kind-Gruppe, 18 Uhr AG Tischtennis.

Jugendzentrum, Hermann-Löns-Straße 2 a: 16 Uhr Offenes Haus mit Disco.

Evangelische Gemeinde Hochstadt: 10 Mutter-Kind-Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 15 Uhr Geburtstagsparty für Senioren, 18 Uhr Offener Spieleflur, 19 Uhr Posaunenchor.

Frauentreff, 20 Uhr Bürgerhaus Hochstadt. Langenselbold. Schwimmbadbus nach Erlensee: Abfahrt 15 Uhr an allen Bushaltestellen. Evangelische Gemeinde: 15 Uhr Spielkiste, 20 Uhr Elterngesprächskreis.

Seniorentreff: 14.30 Seniorennachmittag Haus Gründautal.

Großkrotzenburg. Seniorentanztee, 15 Uhr, Bürgerhaus.

Jugendzentrum: 15 bis 21 Uhr.

Bruchköbel. Evangelische Kirchengemeinde: 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.30 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe. Rodenbach. Evangelische Kirchengemeinde: 14 Uhr Altennachmittag im Gemeindezentrum Buchbergstraße.

Hanauer Singletreff, 20 Uhr Gaststätte Da Raffaele.

Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe 15 Uhr Gemeindehaus Büdesheim.

Frauentreff, 20 Uhr Gemeindehaus Windecken.

Gelnhausen. Frauenzentrum, Kuhgasse 8: Treffen ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.(Alle Angaben ohne Gewähr)

Manchmal wollen die Mädchen halt ohne die Jungen quatschen Geschlechtsspezifische Angebote sind ein Schwerpunkt des neuen Konzeptes im Jugendzentrum / Jugend hat andere Wünsche

DIETZENBACH. Mit einem veränderten Konzept hat das Mitarbeiter-Team des städtischen Jugendhauses an der Rodgaustraße in den vergangenen Monaten nach den Worten von Bürgermeister Jürgen Heyer erfolgreich gearbeitet und vor allem die Kontakte zu Acht- und Neuntkläßlern der Ernst-Reuter-Schule verstärkt. Das Projekt "Übergang Schule- Beruf" mit Informationen über verschiedene Berufe und eingehender Beratung wird in diesem Jahr fortgesetzt.

Gut angenommen wird auch das Angebot eines speziellen Mädchentages: Jeweils donnerstags treffen sich die Zwölf- bis 18jährigen zu Gesprächen und Kursen. Jungen haben dann keinen Zutritt zum Jugendhaus.

Ehe die Juz-Mitarbeiter/innen gestern vor der Presse eine Bilanz ihrer Arbeit in den vergangenen zwei Jahren zogen, versuchte Walter Fontaine (Leiter des Amtes für Jugend, Sozialarbeit und Schulen), die grundsätzlichen Veränderungen innerhalb der Jugendarbeit seit den siebziger Jahren zu verdeutlichen. Während damals die jungen Leute, die meist überaus politisch interessiert waren, die neuerrichteten Jugendzentren in Selbstverwaltung führten und dort das kollektive Erlebnis suchten, haben es heutzutage die Juz' mit einer Ansammlung von lauter Individualisten zu tun. "Sie wollen in kleinen Gruppen ihren Hobbies nachgehen - dezentrale Einrichtungen sind in", so die Erkenntnis von Fontaine.

Für den Kreis Offenbach hat die Fachhochschule Darmstadt inzwischen eine Studie über die Veränderungen innerhalb der Jugend und ihre Wünsche erarbeitet. Sie wird in Kürze vorgelegt. Die Schlußfolgerungen aus den Ergebnissen, so Amtsleiter Fontaine, habe man in Dietzenbach eigentlich schon vorweggenommen und ein entsprechendes Konzept in die Tat umgesetzt.

Dabei hat sich gezeigt, daß Gruppen mit verschiedenen Bedürfnissen und Erwartungen an das Juz-Angebot nicht auf engem Raum dicht beieinander untergebracht werden sollten. Deshalb bemüht sich auch die Stadt, mehr dezentrale Einrichtungen anzubieten. So entsteht in der Robert-Koch-Straße zur Zeit ein neuer Jugendtreff, vor allem für junge Ausländer. In Steinberg ist die Stadt derzeit noch auf der Suche nach geeigneten Räumen. Eine wichtige Vermittlerrolle spielt das Jugendhaus inzwischen für junge Leute, die in absehbarer Zeit die Hauptschule verlassen und auf der Suche nach einem passenden Beruf sind. Seit 1991 hat sich die Zusammenarbeit mit der Ernst-Reuter-Schule verstärkt. Bewährt hat sich laut Juz-Mitarbeiter Michael Liebig ein regelmäßiges Informations- und Beratungsangebot: einmal monatlich ein Projekttag, der als Schulunterricht gilt - und das fortlaufend in der achten und neunten Klasse. Ergänzt wird das - in Kooperation mit dem Arbeitsamt - durch zwei zweiwöchige Betriebspraktika. Zur Zeit nehmen 80 Jugendliche an diesem Programm teil. Sie erfahren dort nicht nur eine Menge über verschiedene Berufsbilder, sondern üben Bewerbungsschreiben oder Vorstellungsgespräche, besichtigen Firmen und lernen, neugierige Fragen zu stellen.

Der zweite Schwerpunkt im Juz-Angebot ist seit einiger Zeit das sogenannte "geschlechtsspezifische Angebot". Dagmar Dörner vom Jugendhaus definiert das Programm so: "Es ist für Mädchen gedacht, die mal ungestört von Jungen miteinander quatschen oder sich mit was beschäftigen wollen, das ihnen Spaß macht." Da gibt es beispielsweise Kurse im Fotolabor oder mit der Videokamera, einen Lehrgang in Selbstverteidigung und einen Nähkursus, in dem sich junge Ausländerinnen und Deutsche bei der gemeinsamen Arbeit und im Gespräch näherkommen. In den einzelnen Gruppen treffen sich zwischen sechs und zehn Mädchen, die jüngsten sind zwölf und die ältesten 18 Jahre alt. Inzwischen hat sich aus einigen musikalischen Mädchen eine Rockband gebildet, die zweimal monatlich probt. Dagmar Dörner: "Die möchten demnächst auch mal öffentlich auftreten." Die Jugendpflegerin wird in den kommenden Monaten nicht nur die Mädchentreffs organisieren, sondern erstmals auch die städtischen Ferienspiele vorbereiten. In der Vergangenheit hatte das Bewohnerzentrum Starkenburgring diese alljährliche Freizeit angeboten.

Am Konzept wird sich wohl nicht viel ändern, wenn sich zwischen dem 26. Juli und 13. August wieder 280 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren treffen. Anmeldungen nimmt das Jugendzentrum allerdings erst nach dem 1. April entgegen. Schon früher melden können sich Betreuer/innen, die bei den Ferienspielen gegen Honorar mitmachen möchten. Wer sich dafür interessiert, sollte sich bei Dagmar Dörner, Telefon 3 14 94, melden. HELGA FRANKE

HERMA STEFAN ist jetzt hessische Grünkohlkönigin. Vom Plattdeutschen Verein "Snack Platt" in Bruchköbel (Main-Kinzig-Kreis) wurde erstmals eine Frau gekürt. Die Auszeichnung fällt der norddeutschen "Heimatvertriebenen" Herma Stefan aus Erzhausen bei Darmstadt zu, die einen Freundeskreis gründete, der sich die Pflege des Plattdeutschen und seiner Traditionen zum Ziel gesetzt hat. Die gebürtige Bremerhavenerin soll am 23. Januar in Bruchköbel die königlichen Insignien, Krone, Schärpe und Grünkohlstrauß, erhalten. Hessische Grünkohlkönige waren zuvor unter anderem Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) und der Sportjournalist Hans-Joachim Rauschenbach.

Das WIR-Wahlprogramm detailliert kennenlernen

RONNEBURG. Die Ende vergangenen Jahres gegründete "Wählergemeinschaft in Ronneburg" (WIR) will sich am heutigen Donnerstag, 20 Uhr, im Gasthaus "Zur Krone" im Ortsteil Hüttengesäß erstmals der Öffentlichkeit vorstellen.

Mit dieser Informationsveranstaltung will die Gruppe Interessierten Gelegenheit bieten, das WIR-Wahlprogramm kennenzulernen und mit den Mitgliedern ins Gespräch zu kommen.

Wie berichtet, will WIR mit einer eigenen Liste zur Kommunalwahl am 7. März antreten. Unter der Fernsprechnummer 0 61 84 / 6 31 36 erteilt die Vorsitzende Susanne Wolf weitere Auskünfte.

"Jeder, der möchte, daß Ronneburg lebens- und liebenswert bleibt, sollte die Chance nutzen, sich bei uns zu engagierten", teilte die Vorsitzende mit. pom

Einbrecher machten zweimal reiche Beute

NEU-ISENBURG. Gleich zweimal haben am Montag Einbrecher zugeschlagen und dabei Beute im Wert von mehreren tausend Mark gemacht: Nach Angaben der Polizei drangen zwischen 18 und 19.30 Uhr Unbekannte in ein Haus in der Friedhofstraße ein, nachdem sie ein Fenster mit einem Stein eingeworfen hatten. Als die Bewohner zurückkehrten, vermißten sie nicht nur Schecks, zwei Autotelefone, eine Handtasche und verschiedene Ausweispapiere, sondern auch mehr als 800 Mark Bargeld.

Wenige Stunden zuvor hatten Einbrecher die Terassentür eines Hauses im Kastanienweg eingeschlagen und anschließend die Räume im Erdgeschoß durchwühlt. Laut Polizei entwendeten die Täter eine Krügerrand-Goldmünze, eine goldene Halskette, einen Ring, eine Lederjacke und rund 1500 Mark Bargeld. leo

Der Kandidat, den kaum jemand kennt, stellt sich im Lande vor Mit Christian Wulff möchte die CDU bei den nächsten Wahlen in Niedersachsen den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder ablösen

Der niedersächsische CDU-Landesvorsitzende Josef Stock ist katholisch. Zwei seiner drei Stellvertreter sind katholisch: Bundesinnenminister Rudolf Seiters und Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth. Spitzenkandidat für die Landtagswahl 1994 soll nun ein junger Mann werden, der ebenfalls katholisch ist: Christian Wulff. In einem protestantisch geprägten Bundesland, dessen katholischer Bevölkerungsanteil gerade eben 20 Prozent erreicht, kann das Erstaunen und Mißmut erregen. Vor allem in der CDU selbst.

Insofern war es für Wulff ein besonders wichtiger Auftritt, den er in Hermannsburg vor dem Evangelischen Arbeitskreis (EAK) der niedersächsischen Christdemokraten absolvierte. Der kleine Ort an der Örtze mitten in der Heide ist den Lutheranern im Lande teuer: als Sitz des Hermannsburger Missionswerks, der Lutherischen Heimvolkshochschule und anderer kirchlicher Einrichtungen. Dort gab nun am vergangenen Wochenende der vom Landtagsabgeordneten Gustav Isernhagen (Hermannsburg) geleitete EAK dem 33jährigen Osnabrücker Rechtsanwalt, der Ende dieses Monats vom Landesparteitag in Hannover zum Herausforderer des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder gewählt werden soll, Gelegenheit sich vorzustellen. Das war schon deswegen notwendig, weil die meisten der im Saal Versammelten von ihm kaum mehr wußten als den Namen.

Zwar hat Wulff schon etliche Karrieresprossen erklommen: Er war Bundesvorsitzender der Schüler-Union und Landesvorsitzender der Jungen Union, gelangte dadurch auch in den Landesvorstand der CDU, ist Vorsitzender des Parteibezirks Weser-Ems und leitet die Stadtratsfraktion in Osnabrück; auf Bundesebene arbeitet er in der CDU-Grundsatzkommission mit. Doch den Landespolitikern war er noch kaum bekannt, als Landesvorsitzender Stock ihn im vergangenen Herbst unvermittelt als neuen Hoffnungsträger der Partei präsentierte. Seitdem muß Wulff viel reisen, vor allem jetzt, in den letzten Wochen vor dem Parteitag.

Daß einer, der bisher nicht dem Landtag angehört, geradewegs das Amt des Ministerpräsidenten anstrebt, hat innerparteilich Skepsis und Sorge ausgelöst - vor allem in der Landtagsfraktion. Deren Vorsitzender, Jürgen Gansäuer, fühlte sich längst berufen und befähigt, im nächsten Landtagswahlkampf gegen Schröder anzutreten, mit dem er in jeder Landtagssitzung möglichst viele Unfreundlichkeiten austauscht, wobei er unter freudigem Gejohle seiner Fraktionskollegen gern dicht an den Rand des Statthaften geht und bisweilen auch ein wenig darüber hinaus. Nach Stocks Vorstoß für Wulff reagierte Gansäuer zunächst tief beleidigt. Er meldete dann seine eigene Kandidatur an, hörte angestrengt auf das Echo, mußte feststellen, daß es nicht sehr aufmunternd für ihn ausfiel, und gab schließlich erbittert seine Ambitionen auf, nachdem sich auch herumgesprochen hatte, daß Helmut Kohl in Bonn den jungen Juristen aus Osnabrück protegiere. So verlor Wulff bald seinen einzigen Konkurrenten, noch bevor es zu einem direkten Kräftemessen gekommen wäre. Doch er behielt den Makel, auf den aus der Gansäuer-Ecke oft hingewiesen wurde: daß es ihm an landespolitischer Erfahrung und Kompetenz fehle.

Um so dringlicher ist nun sein Bedürfnis, sich landauf, landab überall zu zeigen, wo er eingeladen wird: vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten bis zum Rundfunk, von den Krabbenfischern an der Nordsee bis zum Betriebsrat in Salzgitter. Das ist ihm offenbar nicht beschwerlich, im Gegenteil. Er ist jung genug und so neu in diesem Metier, daß er es noch genießen und sogar damit kokettieren kann: "Ich hatte eine Versammlung in Harsefeld. Da passierte es mir in meiner Rede, daß ich sagte : . . . hier in Harsewinkel. Das wurde da nicht gut aufgenommen - auch nicht als ich schnell hinzufügte, wie man das in einer solchen Situation macht, ich hätte nur mal prüfen wollen, wie aufnahmefähig das Publikum noch war."

Auch wenn ihm das in Harsefeld, einer Landgemeinde hinter Buxtehude, ungewohnte Minuspunkte eintrug, in Hermannsburg amüsierten sich die Zuhörer über die Episode, mit der Wulff seinen Vortrag einleitete. Er stellte sich damit als einen Kandidaten dar, der weiß und um Verständnis dafür bittet, daß auch er vielleicht einmal einen Fehler macht, aber sein Pensum gelernt hat. Ein guter Schüler. Der schlanke Blonde mit dem tadellosen Blazer wirkt, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung in einem Porträt des Aufsteigers befand, so smart, daß ältere Frauen ihn als Schwiegersohn wünschen. Für die Jungen aber sei er einer der Ihren, rühmte ihn die HAZ.

Als einer der Jungen in der niedersächsischen Landespolitik galt bisher Gerhard Schröder. In der Führungsetage der Bonner SPD gibt es kaum Jüngere als ihn. Aber im nächsten Jahr, wenn die Niedersachsen ihren neuen Landtag wählen, wird er 50, erreicht also ein gesetztes Landesvater-Alter. Bei den Grünen, mit denen er gemeinsam regiert, kommen die meisten Aktiven jetzt an die 40 heran. Nachwuchs ist in beiden Parteien kaum in Sicht.

"Gegenwärtig erreicht keine Partei die Jugend", legte Wulff seinen protestantischen Unionsfreunden dar und veranlaßte sie zum Nachdenken darüber, daß es wohl um so klüger sei, wenn sich nun die CDU gezielt um diese starke, zukunftssichernde Wählergruppe bemühe. Dazu bot Wulff sich an - auch indem er deutlich machte, daß er nicht dazu neigt, der Konfrontation mit den Grünen hilflos aus dem Wege zu gehen wie manche älteren CDU-Semester. "Die Grünen sind völlig verbonzt", sagte er. Das klang jugendlich und angriffsfreudig genug, daß man es in Hermannsburg hoffnungsvoll vernahm und Zutrauen zu dem Redner faßte, der an seiner Sprachgewandtheit keinen Zweifel ließ.

Bei seinem ganzen Auftritt - nicht nur im Referat, auch in der anschließenden Diskussion - gab es keinen Moment der Sprachlosigkeit, der Unsicherheit. Klar, flüssig, in frischem Tempo bediente Wulff die EAK-Mitglieder mit allem Wesentlichen, was Konservative gern hören: Es sei erschreckend, daß die 13- bis 14jährigen heute zu 70 Prozent pessimistisch dächten. Eine "wertorientierte Erziehung" tue not. Wer Rechte geltend mache, müsse auch bereit sein, Pflichten zu erfüllen. Vieles unzählige Male Gehörte klang aus dem Munde dieses jungen Mannes fast wie neu. Was kann man von einem werdenden Spitzenpolitiker der CDU mehr verlangen?

"Pflicht zur Leistung", "Leistung für den Staat", mit solchen Parolen verschaffte sich Wulff dankbaren Applaus, desgleichen mit Warnungen vor dem Anspruch auf "Rundumversorgung zum Nulltarif", mit sorgenvollen Bemerkungen über einen zu hohen Staatsanteil am Sozialprodukt und mit kräftigen Worten gegen "immer mehr Bürokratisierung". Und er gewann nicht nur das Einverständnis von Vertretern der Wirtschaft, sondern auch von Pädagogen und Theologen, wenn er zum Beispiel versicherte: "Wir sind nicht die Partei des Geldbeutels, sondern wollen Herz, Geist und Gemüt der Menschen erreichen."

Auf Schröder kam Wulff erst ganz am Ende zu sprechen. Ein EAK-Sprecher hatte ihm Mut machen wollen mit der Bemerkung, wenn vielleicht 1994 noch nichts aus dem angestrebten Regierungswechsel in Hannover werde, dann könne es doch - wie früher schon einmal - nachher im Lauf der Wahlperiode klappen, also durch Auseinanderbrechen der Regierungsmehrheit, wie es 1976 Ernst Albrecht gelungen war. Wulff widersprach: Er sehe "gute Chancen" für 1994. Begründung: Wie Björn Engholm schwenke auch Schröder auf CDU-Positionen ein. Die rot-grüne Koalition könne ihre Versprechen nicht einlösen. Nach der Landtagswahl 1990 hätten CDU und FDP bei allen anderen Wahlen in Niedersachsen die Mehrheit erreicht.

Eher beiläufig, um nicht polemisch zu wirken, erinnerte Wulff daran, daß Schröder 1987 in einem Interview mit den Lutherischen Monatsheften gesagt habe, als Sozialist müsse man das Paradies auf Erden für möglich halten; es gelte, Verhältnisse zu schaffen, wo die Kirchen überflüssig würden. Inzwischen habe sich Schröder zwar als sehr wandlungsfähig erwiesen, zum Beispiel in der Deutschland- und jüngst in der Asylpolitik. Aber damit habe sich gerade erwiesen, daß die CDU die Weichen richtig gestellt habe, Vertrauen verdiene und mit entsprechendem Selbstbewußtsein vor die Wähler treten könne. Daraufhin blieb dem Gastgeber Gustav Isernhagen nur noch zu sagen, daß es bei der Wahl des Spitzenkandidaten nicht auf dieses oder jenes Gesangbuch ankomme, zumal die niedersächsische CDU nicht überaus reich an jungen Talenten sei. Kurz: Wulff könne mit breiter Unterstützung rechnen.

Ähnlich erfolgreich - ohne sich jeweils viel Neues einfallen lassen zu müssen - war Wulff auch bei seinen anderen Veranstaltungen. Allzu genaue Aussagen zu einzelnen Themen wurden ihm kaum irgendwo abverlangt. Ein Sachprogramm, so kündigte er an, werde nach seiner Nominierung im Laufe des Jahres erarbeitet. Gegen Ende des Jahres werde er dann seine Mannschaft vorstellen. "Es werden Frauen und Männer sein, die die Politik glaubhaft vertreten. Und dann gewinnen wir auch die Wahl", prophezeite er im Interview der hannoverschen Neuen Presse. Da sich die bisherige Führungsriege der CDU-Landespolitiker im Streit zwischen Stock und Gansäuer fast paralysiert hat - Beispiel: Schatzmeister Dietrich Hoppenstedt tritt aus Verärgerung darüber, daß es im geschäftsführenden Landesvorstand an Teamgeist mangele und Stock ohne jede vorherige Diskussion Wulff aufs Podest gehoben habe, zum 30. Januar zurück -, wird Wulff voraussichtlich großen innerparteilichen Spielraum haben und andere junge Leute um sich scharen können. Erwartungsfroh ließ die Junge Union bereits wissen, Wulffs Spitzenkandidatur verspreche einen "Bill-Clinton-Effekt".

ECKART SPOO (Hannover)

Theater-Verein Oberursel probt für die Premiere im April / Iris Hochbergerserste Regie Boulevardkomödie frisch aufgepeppt "Mustergatte" Billie raucht nicht, trinkt nicht, guckt nicht nach anderen Frauen

OBERURSEL. Beim Schäkern ist der Fred einfach nicht zu schlagen. "Was möchtest du?", flötet ihm die kesse Ehefrau zu - und meint natürlich die Auswahl an Drinks in der Hausbar. Fred antwortet mit öliger Schwerenöter-Stimme: "Alles, was du hast!" Das begeistert Iris Hochberger: "Super!" Zwar steht der Spruch nicht im Skript. Aber was soll die Regisseurin auf Texttreue bestehen, wenn aus einem ihrer Schauspieler mit solcher Urmacht der Liebhaber hervorbricht. "Der Satz kommt gut; der muß einfach drinbleiben."

Damit ist "Der Mustergatte", den der Theater-Verein Oberursel seit kurzem einstudiert, natürlich immer noch jugendfrei. Denn die Boulevardkomödie hat der Amerikaner Avery Hopwood "vor Jahrzehnten" geschrieben. Wann genau, weiß eigentlich keiner im Verein so genau; die Entstehungszeit schätzt Regisseurin Iris Hochberger daraus, daß im Original ganz antiquiert "von Grammophonen und Haarteilen die Rede ist". Billie, der "Mustergatte", raucht nicht, trinkt nicht und interessiert sich nicht für Frauen. Kein Wunder also, daß seine Ehefrau woanders nach Abwechslung Ausschau hält, was wiederum das gemeinsame Eheschiff gehörig schlingern läßt. Bis Billie, von einem Freund über die Frauen und das Leben aufgeklärt, das Ruder herumreißen will . . .

Den Stoff, der in der Nachkriegszeit immerhin schon mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle verfilmt worden war, nutzt der Theater-Verein Oberursel für eine Premiere: Es ist das erste Stück, das ohne Mitwirkung des Gründers und Mentors Jochen Ziegler auf die Bühne gebracht wird. Hochberger, im Hauptberuf Leiterin der Sparkasse in Burgholzhausen, hätte sich die Regie "noch vor einem Jahr nie zugetraut". Die Doppelbelastung - sie spielt auch eine der Hauptrollen - hat sie nur gewagt, weil sie das Stück schon früher einmal mit einem anderen Amateurtheater aufgeführt hatte.

"Text bitte!": Billie, der "Mustergatte", hat auf der Bühne Platz genommen. Und erfährt nun, daß seine Frau Margret (Marion Förder) ihn verlassen will, wozu sie der windige Fred (Stefan Jacobs) angestiftet hat. Wie darauf reagieren? Billie weiß nicht mehr weiter. Aber Gerhard Maas, der den Mustergatten mimt, auch nicht - obgleich bei dem Angestellten einer Fluglinie solche Hänger selbst in diesem frühen Probenstadium selten sind.

Sein Hobby Schauspielerei betreibt der 46jährige mit der Ernsthaftigkeit eines Spätberufenen. Denn was die Bretter ihm bedeuten, hat er für sich erst vor zweieinhalb Jahren wiederentdeckt, als Jochen Ziegler per Zeitungsanzeige Theaterinteressierte zusammensuchte. Maas erinnerte sich seiner - spärlichen, aber schönen - Schauspielerfahrungen vor 35 Jahren in einem Sportclub und wurde Gründungsmitglied im Theater-Verein.

Daß er als "Mustergatte" möglicherweise am großen Heinz Rühmann gemessen wird, stört ihn durchaus nicht. Erstens will die Theatertruppe keine Neuauflage der Filmklamotte, sondern eine "zeitgemäße Fassung". Und außerdem, sagt Maas fachmännisch, "war der Rühmann da ohnehin nicht so gut". Das Urteil von Iris Hochberger über "ihren" Mustergatten ist da freundlicher: "Das ist schon recht ordentlich. Und bis zur Premiere (am 17. April in der Stadthalle Oberursel) werden wir natürlich noch viel besser."

MARCEL KEIFFENHEIM

FHW-Liste: Frauen vorn Freie Wähler im Aufbruch

BAD HOMBURG. Die "Freien Homburger Wähler" (FHW) ziehen mit der Steuerbevollmächtigten Helga Dabelow als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf. Gut 70 Frauen und Männer segneten am Montag abend die Kandidatenliste der Wählergemeinschaft für die Kommunalwahl am 7. März einstimmig ab. Der politisch prominenteste Kandidat findet sich auf Platz 6: Der frühere SPD-Stadtverordnete und Ober-Erlenbacher Ortsvorsteher Hans-Peter Schäfer, der wegen der geplanten Anlage zur Klärschlammtrocknung aus der SPD austrat, will über die FHW politisch weiterarbeiten: unabhängig von Parteizentralen, wie er betont, "fernab aller Ideologien und Dogmen".

Hinter Helga Dabelow führen zwei weitere Frauen die Liste an: die Grafik-Designerin Regina Henze von der Aktionsgemeinschaft Kleiner Tannenwald und Hausfrau Gisela Pfeiffer, Mitbegründerin der Ober-Erlenbacher Bürgerinitiative gegen die Klärschlammtrocken-Anlage.

Gegenüber den damaligen Ankündigungen ist die Liste aber weiter gewachsen. Die Freien Wähler schicken jetzt insgesamt zwölf Frauen und 16 Männer ins Rennen. Auf den vorderen Plätzen stehen noch Egon Backhus und Curt Nau (Plätze 4 und 5). Der einstige Gründer der Wählergemeinschaft, Curt Hoffmann, rangiert auf Platz 8 hinter FHW-Vorstandsmitglied Gerhard Steuding. Es folgen die im Mieterschutz aktive Waltraut Hirschelmann und Hans-Günther Beermann.

Zugleich wählte die Mitgliederversammlung einen neunköpfigen Vorstand anstelle des bisherigen kommissarischen Vorstands, dessen drei Mitglieder jedoch alle in ihrem Amt bestätigt wurden. Kandidaten und Vorstand schwärmten nach der Versammlung übereinstimmend von der "Aufbruchstimmung".

Diese sei auch durch letzte Appelle der CDU-Konkurrenz auf der Versammlung nicht gestört, sondern eher beflügelt worden. Die FHW setzt als bürgerliche Alternative auf enttäuschte CDU- und FDP- Anhänger. Erklärtes Wahlziel ist, die Mehrheit von CDU und FDP im Stadtparlament zu brechen, um selbst Zünglein an der Waage zu werden. Eine Koalition wollen die Freien Wähler keinesfalls eingehen, sondern reine "Sachpolitik" betreiben. So sollen Bürgerinteressen laut FHW-Vorstellungen wieder im Mittelpunkt stehen und die "Allparteien-Koalition der Bürger-Mißachtung" weichen. stk

Die Stadt steigt ein Zehn Millionen Mark fürs Stift

BAD HOMBURG. Einnahmen von rund zehn Millionen Mark kann das Rind'sche Bürgerstift jetzt fest für die Finanzierung seines Neubaus in der Gymnasiumstraße einplanen - allein von der Stadt Bad Homburg. 6,6 Millionen Mark will diese verbindlich als Kaufpreis für das jetzige Stift-Gelände in der Elisabethenstraße bieten. Hinzu kommen Zusagen über gut 1,7 Millionen Mark für den Erwerb von rund 50 Plätzen in der Tiefgarage des geplanten Seniorenzentrums und einen ebenso hohen Zuschuß zu dessen Baukosten. Dies sehen Pläne des Magistrats vor, die dem Stadtparlament Ende des Monats zur Abstimmung vorgelegt werden. Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU), zugleich Vizevorsitzender des Stift-Kuratoriums, will mit dem frühen Stadtverordnetenbeschluß dem Bürgerstift Klarheit für die Planung bringen.

Auch die Stadt sei an dem angestrebten Deal höchst interessiert: Sie könne das Stift-Gebäude in der Elisabethenstraße für die Stadtbücherei nutzen und diese so mit der benachbarten Volkshochschule verzahnen. 6,6 Millionen Mark seien für dieses Grundstück in der Innenstadt ein günstiger Preis - der Baukostenzuschuß solle deshalb dem Stift auch Verluste gegenüber einem Verkauf auf dem freien Markt ausgleichen.

Die reinen Baukosten für das Seniorenzentrum werden auf 40 Millionen Mark geschätzt. Der Bau soll im Herbst beginnen. stk

Familiennachmittag mit Ehrungen

RÖDERMARK. Zu einem Familiennachmittag lädt die Rödermärker SPD für Sonntag, 24. Januar, um 15 Uhr ins KSV-Heim in Urberach ein.

Landrat Josef Lach wird verdienstvolle Mitglieder ehren, zum Programm wollen die KSV-Gesangsabteilung sowie die Jazztanzgruppe der Turnerschaft Ober- Roden beitragen. ttt

Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).

Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, So. geschlossen; Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18.-20. Jahrhundert.

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman ,Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände&rquote;" (bis 31. 1).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze"; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz- Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).

Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).

Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F. K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).

Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg. Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres). Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Accrochage - Gyjho Frank, Gabriele Hünninger, Inge Jastram, Elke Ulrich (bis 16. 1.).

Freunde Frankfurts, Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition, Schellgasse 8, Tel. 61 59 18: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; Betti Häring: Zeichnungen, Aquarelle und Radierungen (bis 24. 1.).

Kein gemeinsamer Nachrichtenkanal von ARD und ZDF? Der ARD-Vorsitzende Jobst Plog: "Wir werden mit neuen möglichen Partnern reden" / Fernsehrat des ZDF tagt am Freitag

Ein von ARD und ZDF gemeinsam betriebener Fernseh-Nachrichtenkanal wird zunehmend unwahrscheinlich. Der Fernsehrat des ZDF, so zuverlässige interne Prognosen im Sender, wird nach aller Voraussicht auf seiner Sitzung am 14./15. Januar keinen positiven Vorschlag zur Beteiligung an einem solchen TV-Kanal vorfinden oder verabschieden. Im Vordergrund wird vielmehr die Alternative stehen, ob ARD und ZDF in einer koordinierten Aktion oder auch allein jeweils ihre Hauptprogramme künftig auch über Satellit verbreiten werden. Eine gemeinsam abgestimmte Entscheidung böte sich an, weil es eine alternierende Ausstrahlung des Wiederholungs-Vormittagsprogramms sowie eine gemeinsame Verbreitung der ebenfalls alternierend von den beiden Systemen gestalteten Morgen- und Mittagsmagazine gibt. Die vorher ebenfalls bestehende Nachrichtenkanal- Alternative für das ZDF, im Rahmen einer lange verhandelten Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Sender CNN, hatte sich durch eine Beteiligung von CNN am deutschen Nachrichtenkanal n-tv zerschlagen (die FR berichtete darüber). Eine Doppel-Option - sowohl die Etablierung eines Nachrichtenkanals als auch die Satelliten-Verbreitung der Hauptprogramme - gilt in der jetzigen Finanzsituation als nicht erfüllbar.

Derzeit bestehen noch unterschiedliche Berechnungsgrundlagen, welche Kosten eine zusätzliche Satelliten-Verbreitung des jeweiligen ARD- und ZDF-Hauptprogramms verursachen würde. Die Spannweite liegt zwischen 40 und 80 Millionen Mark allein für die dann auf europaweiter Grundlage anfallenden Rechtekosten für jedes System. Die ARD, so ist intern zu erfahren, legt dabei derzeit eine niedrigere Grundeinschätzung vor, die sich zwischen 30 und 40 Millionen Mark bewegt. Hinzu kämen noch die Kosten für die Transponder-Miete, die sich auf rund 10 Millionen Mark belaufen würde. Die Gesamtkosten für die Satellitenverbreitung werden mithin auf 100 bis 120 Millionen Mark geschätzt. Bevorzugtes Satellitensystem wäre der ASTRA der luxemburgischen kommerziellen Betreibergesellschaft SES. Auf dieses System, so ein Hauptgrund, sind vor allem viele Nutzer in den neuen Bundesländern ausgerichtet. Die Empfängerstruktur ist dort anders aufgebaut als in den alten Ländern: Zahlreiche Ostdeutsche empfangen keine Programme über die herkömmliche Antenne mehr. Sie sollen deshalb über Satellit - auch eine intensive Verkabelung steht nicht in Aussicht - von ARD und ZDF erreicht werden.

Gegenüber epd betonte der neue ARD- Vorsitzende, NDR-Intendant Jobst Plog, nochmals seine positive Grundeinstellung für einen Nachrichtenkanal. Die ARD sei im Informationssektor die Nummer eins. Weil sich im Fernsehen neben traditionellen Vollprogrammen "mehr und mehr" auch Spartenprogramme etablierten, lohne es sich, über einen Nachrichtenkanal nachzudenken. Über die künftige Konstellation sagte Plog, daß durch den Einstieg von CNN bei n-tv eine neue Situation entstanden sei: "Wir werden mit neuen möglichen Partnern reden, aber es ist noch zu früh, um konkret etwas übersehen zu können." Zur Satellitenverbreitung des Ersten Programms sagte Plog ergänzend: "Ich halte die Satellitenverbreitung für eminent wichtig. Diese Frage wird auch Thema sein, wenn ich mich mit den Intendantenkollegen im März zusammensetze, um gemeinsam für die nächsten zwei Jahre Prioritäten festzulegen." Seine eigene Rolle relativiert der NDR-Intendant dabei: "Der ARD-Vorsitzende ist kein ARD-Chef. Er ist allenfalls ein Steuermann. Ich will das Schiff ohne Mast- und Schotbruch durch die Wogen steuern - mit heilem Steuerrad." epd

Dornholzhausen soll um 75 Wohnungen wachsen Für das Gelände der früheren Seifenfabrik Saalburgstraße wird der Bebauungsplan geändert

BAD HOMBURG. Das Vereinsheim Dornholzhausen soll neue Nachbarn erhalten: Auf dem Gelände der früheren Seifenfabrik Ball an der Saalburgstraße sollen 75 neue Wohnungen entstehen. Wenn das Stadtparlament Ende Januar der jetzt vom Magistrat dazu abgesegneten Bebauungsplan-Änderung zustimmt, kann ihr Bau noch dieses Jahr beginnen.

Diesen Zeitplan nannte Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) gestern. Der geltende Bebauungsplan "Holzesheimer Feld" weist für das ehemalige Firmengelände zwischen Saalburg- und Ricarda- Huch-Straße gewerbliche Nutzung aus. Die Änderung, die der Grundstücksbesitzer anregte, sieht nun Wohnhäuser vor.

Entscheidenden Widerspruch im Stadtparlament erwartet Weber nicht. So habe sich der Dornholzhäuser Ortsbeirat vorigen Februar einstimmig für die Änderung ausgesprochen; der Bau- und Planungsausschuß hat den Magistrat im August beauftragt, sie umzusetzen. Nach dem Ja des Stadtparlaments könnte binnen kurzem die Bürgerbeteiligung folgen, die Änderung bis Jahresende rechtskräftig und der Bau begonnen werden.

Die 75 Wohnungen sollen in einem U- förmigen Bau entstehen, dessen Hauptfront sich 70 Meter die Saalburgstraße entlangzieht. Der größte Teil wird drei Etagen hoch. Eine Tiefgarage soll 125 Autos Platz bieten.

Das von den Satteldächern fließende Regenwasser muß nach den Festsetzungen des Bebauungsplans in Zisternen gesammelt und als Brauchwasser verwendet werden - überschüssiges Wasser soll nicht im Kanal landen, sondern ortsnah versickern. Für Weber ist dies ein Kompromiß zwischen den Forderungen nach Trinkwassersparen durch Zisternen und Versickernlassen zugunsten des Grundwasserspiegels - wie vom Wasserwirtschaftsamt empfohlen.

Das Versickern soll die zusätzliche Versiegelung von 900 Quadratmeter Boden durch den Neubau mildern. Die "Planungsgruppe Freiraum und Siedlung" befürchtet ansonsten vor allem eine Absperrung des Kaltluftflusses entlang des Heuchelbachs. Schon das bisherige Gebäude sei als "Kaltluftabflußhindernis" aufzufassen, der höhere Neubau stelle einen "zusätzlichen Eingriff in die lokale Luftzirkulation" dar. Zuvor führt die Gruppe aus, "der Talabschnitt im Plangebiet" könne "als wichtiges ,flaschenhals- ähnliches&rquote; Bindeglied für die lokale Luftzirkulation angesehen werden, welches in seiner Funktion äußerst bedroht ist und keinerlei Einengung mehr verträgt!".

Insgesamt urteilen die Planer dennoch, der Eingriff in den Naturhaushalt durch den Bau sei "gering". stk

"Der neue Park-&-Ride-Platz hat Fernwirkung für Frankfurt" / Im Hochsommer soll er fertig sein Die Stadt Maintal plant ins nächste Jahrtausend Millionen-Kosten sind abgedeckt / 116 Autostellplätze Von Helmut Pomplun MAINTAL. Auf und neben dem Park-&-Ride-Platz an der Biege der Bruno-Dressler-Straße/Ecke Gutenberg-Straße im Stadtteil Bischofsheim herrscht allmorgendlich Chaos. Die Berufspendler, die bis hierher mit dem Automobil fahren und in die Bundesbahn umsteigen, haben längst die angrenzenden Flächen in Schlammwüsten verwandelt. Die Dressler-Straße ist beidseitig zugeparkt. Das soll nun bald anders werden: Rund 200 Meter vom Bahnhaltepunkt in östlicher Richtung entfernt - zwischen Bahntrasse und Senefelderstraße - hat die Stadt mit den Vorarbeiten für einen weiteren Park-&-Ride-Platz begonnen. 116 Stellplätze sollen hier entstehen, mustergültig "durchgrünt" und exakt vor dem künftigen "Bahnhof Bischofsheim". - Die Stadt plant ins nächste Jahrtausend. Was hier auf (noch) wüstem Acker in unmittelbarer Nachbarschaft der Bundes- Fachschule für Kälte- und Klimatechnik entstehen soll, wird nicht gerade billig. Allein 1,075 Millionen Mark verbaut die Stadt für die Entwässerung. Unter dem Haushaltsposten Straßenbau sind weitere 1,270 Millionen Mark ausgewiesen, insgesamt also 2,345 Millionen Mark.

Der ganze Batzen wird indes nicht den Stadt-Säckel belasten. Das Land Hessen legt aus zwei Töpfen kräftig zu. Bereits Mitte November kam vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie der Bewilligungsbescheid, wie vom Leiter des Amtes für Steuern und Finanzen, Horst Werner, auf Anfrage der FR zu erfahren war.

Aus Mitteln des Gemeinde-Verkehrs- Finanzierungs-Gesetzes fließen maximal 999 800 Mark nach Maintal und nochmals bis zu 46 600 Mark aus dem Etat des Finanz-Ausgleichs-Gesetzes. "Zuschußfähig ist eine Gesamtsumme von 2,475 Millionen Mark. Wenn wir weniger brauchen, fallen die Fördermittel entsprechend geringer aus", kommentierte Horst Werner.

Baudezernent Dr. Karl-Heinz Schreiber (SPD) nannte das Objekt "eine der wichtigsten verkehrspolitischen Maßnahmen in Maintal", als er kürzlich der Presse die Pläne vorstellen wollte - die aber "leider" irgendjemand mitzunehmen vergessen hatte. Der neue Park-&-Ride- Platz habe "Fernwirkung für Frankfurt", prophezeite Schreiber: "Wir nehmen mit dem Bau ein Stück S-Bahn voraus."

Mit Genugtuung verwies der Politiker auf die langfristige Verkehrsplanung der Stadt Maintal. "Heute können wir problemlos mit dem Bau beginnen, weil schon seit Jahren die Weichen für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs gestellt worden sind. Sowohl das Gelände für den Park-&-Ride-Platz wie für den Bau zwei weiterer Gleise wurde freigehalten und steht nun für den schnellen Ausbau zur Verfügung."

Laut Schreiber zahlt auch die Stadt Frankfurt einen Zuschuß, weil sie dringend interessiert ist, weiteren Autoverkehr aus dem Umland vor den Toren der Stadt zu lassen. Insgesamt werde Maintal schlußendlich nur rund 750 000 Mark aufzuwenden haben. Davon werden allein für die Installation von abschließbaren Fahrrad-Ständen - sogenannten Fahrrad-Safes - etwa 80 000 Mark verwendet. Zunächst aber muß der Abwasserkanal verlegt werden. Dafür sind die Vorarbeiten angelaufen. Wie der Leiter des Tiefbauamtes, Paul-Gerhard Ruf, mitteilte, wird der Kanal nicht nur für den neuen Parkplatz, sondern auch zur weiteren Erschließung des Gewerbegebietes notwendig. Voraussichtlich im März soll mit dem Bau des Park-&-Ride-Platzes begonnen werden. Amtsleiter Ruf rechnet mit einer Bauzeit von fünf bis sechs Monaten: "Etwa im Hochsommer dürften wir fertig sein."

Die Pläne für den neuen Parkplatz, der eine Art Musterbeispiel werden soll, haben die Landschaftsarchitekten Angelika Meyer und Meinrad Schneider aus Neu- Isenburg erarbeitet. "Herausragendes Merkmal der Planung ist die intensive Durchgrünung der Anlage", kommentiert Ralf Sachtleber, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt:

"Aus gestalterischen Gründen wurde auf den Bau weiterer Parkplätze verzichtet und die Anpflanzung zahlreicher Bäume und Grünanlagen vorgesehen." Von den geplanten 116 Autostellplätzen sollen sieben Behinderten vorbehalten bleiben. Um eine übermäßige Bodenversiegelung zu vermeiden, werden die Stellplätze mit Rasen-Gittersteinen befestigt. Noch Zukunftsmusik ist die Planung für einen zweiten Bauabschnitt: Vergrößerung des Parkplatzes, Halteplätze für Busse und Taxis, Wartehallen, Kioske und anderes mehr stehen zur Debatte - wenn die nordmainische S-Bahn gebaut wird und der neue "Bahnhof Bischofsheim" entsteht, genau dort, wo jetzt die Bagger ins Erdreich greifen.

Ob das noch vor der Jahrtausendwende was wird? Karl-Heinz Schreiber ist optimistisch: "Nach Verlautbarungen der Deutschen Bundesbahn ist damit zu rechnen, daß die nordmainische S-Bahn noch in diesem Jahrzehnt gebaut wird."

Das Vox-Team in Köln formiert sich

Klaus-Peter Schmidt-Deguelle (42) übernimmt ab Februar 1993 als Nachrichtenchef die Leitung des aktuellen Ressorts beim neuen Privatsender VOX und ist damit verantwortlich für die stündlichen Nachrichten "punkt vox", die Hauptnachrichtensendung "welt-vox", das Mittagsmagazin "vox midi" und das tägliche Interview "vis a vox".

Seit 1987 ist Schmidt-Deguelle Leiter der ARD Aktuell Redaktion (Tagesschau, Tagesthemen, Brennpunkt, Morgen- und Mittagsmagazin) beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt und stellvertretender Leiter der aktuellen Fernsehabteilung des HR. Außerdem moderiert er in Frankfurt die täglichen Hauptnachrichten "Drei Aktuell" von Hessen drei.

"Die neue Aufgabe reizt mich", so Schmidt-Deguelle. "Ich bin überzeugt, daß VOX dem Informationsbedürfnis der Zuschauer besser nachkommen wird, als es die privaten Fernsehsender zur Zeit tun.

Andreas "Leo" Lukoschik, als Moderator des ARD-Gesellschaftsmagazins "Leo's" einem Millionenpublikum vertraut, wird neuer Infotainment-Chef bei VOX. Noch vor dem Sendestart des in Köln ansässigen Programmanbieters wird der 39 Jahre alte Journalist und Diplompsychologe Thomas Wilsch ablösen, der Moderationsaufgaben übernimmt, unter anderem die werktägliche Talkshow "Nachmittalk". "Ich werde nach Köln umziehen, in die elektronische Medienhauptstadt Deutschlands, und dort den Unternehmensbereich Infotainment mit den Redaktionen von insgesamt 18 Sendungen übernehmen - Unterhaltungschef also", sagte Lukoschik der dpa. "Nach einjähriger Bildschirm-Abstinenz habe ich einige Konzepte im Hinterkopf, die ich nach Köln mitbringen werde." Näheres wollte "Leo" noch nicht verraten. Auf dem Bildschirm bei VOX wird Lukoschik nach eigenen Angaben erst in der zweiten Hälfte 1993 erscheinen: "Erst muß das Programm mal laufen."

Die Fernsehjournalistin Desiree Bethge (42) geht ebenfalls zum Privatsender VOX. Wie der Kölner Sender mitteilte, wird die gebürtige Frankfurterin als Nachrichtenredakteurin vor und hinter der Kamera für die stündliche Nachrichtensendung "punkt vox" arbeiten. Desiree Bethge war zuletzt als Redakteurin und Moderatorin bei "stern TV" (RTL) tätig, davor als Moderatorin der WDR-Sendung "ZAK". dpa

Vorzüge von Fertigmilch

HANAU. Ab dem vierten Lebensmonat werden die Vorzüge der Muttermilch gegenüber Fertigmilchnahrung fraglich, meint die Hanauer Verbraucherberatung (Wilhelmstraße 11-13, Telefon 1 66 05) mit Blick auf die Gesundheit von Neugeborenen. Zunächst biete Muttermilch die natürlichste und beste Ernährung, schütze vor allergischen Reaktionen, biete psychologische und praktische Vorteile.

Die Bedenken gründen die Verbraucherschützer weniger auf allgegenwärtige Schwermetalle als vielmehr auf krebsauslösende polychlorierte Biphenyle, Dioxine und Furane, die sich meist über tierische Lebensmittel im Körperfett der Mutter ansammeln und beim Stillen aufs Baby übertragen werden. Säuglinge nähmen so eine "wesentlich höhere" Dioxindosis auf, als das Bundesgesundheitsamt für Erwachsene toleriere. Die Auswirkungen auf den kindlichen Organismus seien derzeit noch nicht bekannt. Das Risiko sei nicht zu unterschätzen, da Säuglinge während eines raschen Wachstums mit enormen körperlichen Veränderungen und ständigem Zellaufbau beschäftigt seien, ohne bereits über ausreichende Abwehrmechanismen zu verfügen.

Wenn länger als vier Monate gestillt werden solle, sei deshalb eine Muttermilch-Schadstoffuntersuchung ratsam. Das gelte auch, wenn die Mutter über 30 Jahre alt sei und ihr erstes Kind stille, wenn die Mutter untergewichtig, in Chemie- oder Metallindustrie beschäftigt sei oder nahe einer Müllverbrennungsanlage oder in einem Ballungsbeiet wohne. him

Schon 177 Anmeldungen zum neuen VHS-Semester

RODGAU. Innerhalb der ersten Woche, in der die neuen VHS-Programme ausliegen, haben sich bereits 177 Hörerinnen und Hörer für die 180 Kurse der Volkshochschule Rodgau verbindlich angemeldet. VHS-Leiter Helmut Krämer rechnet wieder mit 1600 bis 1700 Teilnehmern für das am 8. Februar beginnende Semester. Bisherige "Renner" sind die Kurse "Aquarellmalerei für Fortgeschrittene", "Blumenstecken für Fortgeschrittene", der Kochkursus "Neue Rezepte", "Hatha- Yoga für Anfänger", Wirbelsäulengymnastik, Soft-Aerobic. Die Programme liegen im Rathaus, städtischen Anlaufstellen, Geldinstituten und Buchhandlungen kostenlos aus; Auskünfte unter den Rufnummern 0 61 06 / 69 32 25 oder 1 47 50. ttt

Die innere Balance finden FTG bietet viele Kurse an / Auch für Nichtmitglieder

FRANKFURT A. M. Die Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft (FTG) in Bockenheim bietet ab Mitte Januar für jung und alt wieder zahlreiche Sportkurse an. Für Kinder stehen verschiedene Angebote auf dem Programm: "Flitzplatz - Kinder machen Bewegung" heißt ein Kurs. Die Kleinen können beim Klettern, Balancieren, Schaukeln, Springen oder Rollen, elementare Bewegungserfahrungen sammeln. "Kreativer Kindertanz" und "Ballettkurse" sind weitere Angebote Judokurs für Kinder für Kinder. Im Judokurs lernen die Kleinen, wie sie einen Gegner durch Wurf, Halte- oder Würgegriff besiegen können. Verschiedene Tricks und Techniken werden auch beim Jonglieren ausprobiert.

Auch das Angebot für die Erwachsenen ist bunt und umfangreich. "Gesellschaftstanz" steht für Anfänger und Fortgeschrittene auf dem Programm. Die Teilnehmer können ihre Tanzkenntnisse auffrischen, aber auch neue Tänze lernen. Im "Jazztanz" steht die Freude an der Bewegung im Vordergrund. "Badminton" ist ein Federball ähnliches Spiel. Diese Sportart kann in einem Einführungskurs kennengelernt werden.

"Callanetics" kommt aus Amerika und ist eine Mischung aus Gymnastik, Yoga und Ballett. Problemzonen wie Po-, Oberschenkel- und Bauchmuskulatur werden trainiert. Auch Zivilisationsschäden wie beispielsweise Rückenschmerzen können durch gezielte Übungen der Tiefenmuskulatur behandelt werden. Im Kurs "Entspannungsverfahren" sollen Spannungs- und Streßzustände beeinflußt werden. Bei "Yoga für Anfänger" sollen Körper und Geist zu innerer Harmonie gelangen. Der Kurs für Fortgeschrittene heißt "Yoga, Entspannung und Meditation".

Im "Stretching für Anfänger" werden die Muskeln An- und Entspannt. "Step Aerobic" ist eine gelenkschonende Art des Aerobic. Für gesundheitsbewußte Interessenten ist das Sportangebot noch nicht erschöpft. Kurse wie "Kräftigungs- und Fitneßgymnastik", "Problemzonengymnastik", "Wirbelzonengymnastik", und eine "Ambulante Herzsportgruppe" werden angeboten. Speziell für Herren ist das "Fitneßtraining für Männer".

Auch Workshops bietet die FTG für Erwachsene an. Tanzbewegungen aus den Bereichen Hip, Rap und Techno werden im "Street-Jazz" ausprobiert. Im "Jazztanz" sollen verschiedenen Tänze mit Hilfe von Bildern, Texten oder Klängen entwickelt werden. In dem Workshop "Tanzwerkstatt für Frauen" können sich die Damen individuell bewegen. Die eigene Persönlichkeit kann im "Ausdruckstanz" mit eingebracht werden. Und im Arbeitskurs "Selbsthypnose und positives Denken" lernen die Teilnehmer verschiedene Entspannungstechniken.

Die Sportkurse der Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft 1847 können auch von Teilnehmern besucht werden, die nicht Mitglied im Verein sind. Weitere Informationen gibt die Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 77 49 29. *nia

God Bless Hollywood! Bill Clinton und die Unterhaltungsindustrie: Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

LOS ANGELES. Er hätte leidenschaftlich gern in dem Chor mitgesungen, den Whoopi Goldberg in "Sister Act" dirigierte, erklärte Bill Clinton während einer exklusiven Wahlveranstaltung im vergangenen September in Los Angeles.

Von Barbra Streisand bis Dustin Hoffman waren sie alle zu der festlichen Gala erschienen: 1200 der "begabtesten, kreativsten und einfühlsamsten Amerikaner", wie der Präsidentschaftskandidat es in seiner Begrüßungsrede formulierte. "Ich habe immer zu der ,kulturellen Elite&rquote; gehören wollen, die andere verurteilen", fuhr er, in Anspielung auf Vizepräsident Dan Quayles Attacken gegen die Unterhaltungsindustrie, fort. Hollywoods Crème de la crème dankte ihm am Ende des Abends mit mehr als 1,1 Millionen Dollar Wahlkampfunterstützung.

Aus den ersten Umarmungsversuchen hat sich inzwischen eine Freundschaft entwickelt. Hollywood ist nach zwölf Jahren republikanischer Schelte rehabilitiert: Der neue amerikanische Präsident, der sich selbst als leidenschaftlicher Kinogänger bezeichnet, in Fernseh-Talkshows Saxophon spielt, eine Schwäche für moderne Kunst und Elvis hat, ist einer von ihnen.

Er wird sogar die Wochenenden im kalifornischen Küstenort Summerland verbringen - in einem Strandhaus, das zwei der erfolgreichsten Fernsehproduzenten für ihn gemietet haben. Vizepräsident Dan Quayles Angriffe gegen die "kulturelle Elite", jene "Un-Amerikaner", die den "Wert der Familie" nicht zu schätzen wissen, sind vergessen: Hollywood darf wieder patriotisch sein.

"God Bless America", wird Barbra Streisand, ihrem Lampenfieber bei Live- Auftritten zum Trotz, am 19. Januar anläßlich der großen Amtsantritts-Party für den Präsidenten singen. Die von Quincy Jones produzierte Welcome-Veranstaltung ist ein Spektakel der Superlative, gegen das sich wahrscheinlich jede Oscar-Verleihung wie eine mittelmäßige Off-Theater-Inszenierung ausnimmt.

Auf der exklusiven Einladungsliste sind die Namen aller großen Hollywoodstars vertreten. Zwischen Klassik und Jazz, Rock und dem College-Chor aus Little Rock werden Künstler wie Whoopi Goldberg, Jack Nicholson, Harry Belafonte und Jack Lemmon auf die Bühne steigen und den Präsidenten mit Vorschlußlorbeeren kränzen.

Dem Bürger, der die Polit-Show am Bildschirm verfolgen kann, sei indessen eine eigennützige Frage erlaubt: Was kann der Kinogänger von der neuen Freundschaft zwischen Hollywood und Washington erwarten? Werden jene Studiochefs, die Clintons soziales Engagement beklatschten, künftig Filme produzieren, die sich mit Problemen wie Aids, Obdachlosigkeit, Analphabetismus oder Kindesmißhandlung auseinandersetzen? Wohl kaum. Denn Sex, Gewalt, Gelächter und ein Happy-End brauche der erfolgreiche Hollywoodfilm, meinte der Studiochef in Robert Altmans "The Player".

Selbst das Veto eines Präsidenten dürfte daran nur schwer etwas ändern. Die Amtsantritts-Gala in Landover wird für die Freunde von der Filmindustrie indessen die heißeste Party des Jahres sein. God Bless Hollywood!

CHRISTA PIOTROWSKI

"Zunächst einmal wird ja preiswerter Wohnraum vernichtet" Wohnungsamtsleiter bestätigt Mietpreisbindung bei Aufstockung / "Aber: Die Gesetze zielen nicht auf die kleinen Bauherren"

Bauherren, die alte Hausteile abreißen, um neue - und zusätzliche - Wohnungen zu bauen, müssen in Kauf nehmen, daß ihnen das Frankfurter Amt für Wohnungswesen zumindest für Teile des neuen Gebäudes eine langfristige Mietpreisbegrenzung vorschreibt, obwohl sie keine öffentlichen Mittel in Anspruch nehmen.

Dies bestätigte jetzt Klaus Miehrig, der Leiter der Behörde. Der Amtschef nahm damit zu schweren Vorwürfen der Frankfurter Liberalen Stellung, die der Römerverwaltung "hirnrissige Behinderung" privater Investoren vorgeworfen hatte. Die Stadt drangsaliere Bauwillige mit völlig überzogenen Forderungen. Die FR berichtete.

Der Fall: Die Eigentümer eines Mehrfamilienhauses im Nordend wollen das Gebäude um eine Etage aufstocken und - baurechtlich unproblematisch - damit in der Höhe zu den Nachbarn rechts und links aufschließen. Für diesen Umbau muß die oberste Wohnung zunächst abgerissen werden, ehe die zwei neuen Etagen errichtet werden können. Die Vermieter besorgten den betroffenen Bewohnern mit deren Einverständnis eine Ersatzwohnung. Gebaut werden aber darf nicht.

Das Amt für Wohnungswesen legte erst einmal einen Vertrag vor, mit dem sich die Bauherren verpflichten sollen, 74 von insgesamt 107 Quadratmetern in den neuen Etagen auf zehn Jahre für höchstens 10,50 Mark zu vermieten und zudem für diese Räume Mieter zu akzeptieren, die den Richtlinien des "Frankfurter Programms für familiengerechtes Wohnen" genügen.

In dem Vertragstext wird auf das Gesetz zur Verbesserung des Mietrechtes und zur Begrenzung des Mietanstiegs sowie auf die Hessische Verordnung über das Verbot der Zweckentfremdung hingwiesen.

"Zunächst einmal wird ja preiswerter Wohnraum zerstört", sagt Klaus Miehrig unter Hinweis auf den notwendigen Abbruch des obersten Geschosses. Deshalb sei es gerechtfertigt und der gesetzlich abgesicherten Sozialbindung von Eigentum entsprechend, wenn das Amt für Wohnungswesen in einer der neuen Etagen auf zehn Jahre eine geringere Miete festschreibe, als möglicherweise auf dem Markt erzielt werden könne.

Unabhängig von der in der Vergangenheit tatsächlich bezahlten Miete legt die Behörde einen bisherigen Quadratmeterpreis von bisher sieben bis acht Mark monatlich in dem Nordendhaus zugrunde. Aus dieser Preisannahme errechnen sich (der amtliche Schlüssel ist 130 Prozent) auch die 10,50 Mark pro Quadratmeter, die künftig von den Besitzern in den neuen, modernen Räumen verlangt werden dürfen.

Miehrig räumt ein, daß der Finanzierungsplan der Hauseigentümer mit der verlangten langjährigen Mietpreisbeschränkung nicht mehr aufgehen könnte; daß der Umbau und damit auch die Errichtung von neuem Wohnraum möglicherweise von Amts wegen verhindert werden könnte.

Das letzte Wort ist indessen noch nicht gesprochen. Der Amtsleiter signalisierte im Gespräch mit der FR Gesprächsbereitschaft und deutet an, daß der Vertragstext noch abgemildert werden könnte. Die Gesetze zielten nicht in erster Linie auf die kleinen Bauherren. cg

Sogar der Schiedsrichter spendete für arme Kinder

OBERURSEL. 7600 Mark haben Weißkirchener Bürger den 30 Sternsingern und ihren acht Betreuern gespendet, die zwei Tage lang von Tür zu Tür zogen, um Geld für Kinder in der Dritten Welt zu sammeln. "Im Hochhaus Am Gaßgang mußten wir an jeder Tür singen", berichtete Lars, und Florian erzählte stolz: "Manche Leute waren sehr neugierig und haben uns über die heiligen drei Könige ausgefragt, doch wir wußten gut Bescheid." Auch zum Sportplatz zog eine Gruppe der Sternsinger und sang im Anschluß an ein Fußballspiel. "Fast alle haben uns was gegeben, sogar der Schiedsrichter", freute sich Judith. Im Pfarrheim von St. Crutzen wärmten sich alle bei Hefezopf und Getränken auf, und am Tag darauf gab es nach dem Gemeindegottesdienst auch noch Erbsensuppe. hko

Metro will Asko-Übernahme als Aufholfusion verstanden wissen Conradi verweist auf Lebensmittelhandel / Teilverkauf von Töchtern soll Geld bringen / "Entlassungen vor allem bei Häuptlingen"

has FRANKFURT A. M. Metro-Chef Erwin Conradi ist sichtlich bemüht, das Reich der zur Interessensphäre von Otto Beisheim gehörenden Gruppe kleiner zu reden, als es tatsächlich ist. Ihn stört, daß sein Haus in der Öffentlichkeit als "ein Gigant" gilt. Bei einem - geschätzten - Umsatz, den Conradi partout nicht nennen will und nur als "beachtlich" quantifiziert, inklusive der jetzt mehrheitlich übernommenen Saarbrücker Asko (Konzernerlös 1991 immerhin rund 20 Milliarden Mark) von etwa 70 Milliarden Mark und einem von dem Manager für die gesamte Gruppe in der Größenordnung von 40 Milliarden Mark angegebenen Einkaufsvolumen, liegt die Einstufung der Metro als Riese freilich nahe. Doch Conradi lenkt von solchen Volumina ab. Die Metro sei das "am breitesten diversifizierte Handelsunternehmen". Dies ist für ihn ausschlaggebend bei der Bewertung. Denn entscheidend seien die jeweiligen "Produktmärkte". Und deshalb will er die Übernahme der Asko-Majorität als "Aufholfusion im Lebensmitteleinzelhandel" verstanden wissen. In Deutschland habe die Metro in dieser Branche vor dem Erwerb des saarländischen Unternehmens mit einem Geschäftsvolumen von zwölf Milliarden Mark auf Rang acht gelegen. "Unsere Position ist eigentlich sehr schlecht gewesen", berichtet Conradi. Der Primus in diesem Beritt, Rewe, erlöst seinen Worten zufolge im wesentlichen mit Lebensmitteln etwa 37 Milliarden. "Nach der Aufholfusion" liege sein Haus nun auf Platz sechs in der Hitliste mit rund 23 bis 24 Milliarden an Nahrungsmittelumsätzen. Der Industrie schreibt Conradi in seiner Rolle als Asko-Aufsichtsratschef ins Stammbuch, er gehe davon aus, daß nun im Vergleich zu Rewe der "Abstand zu den uns gewährten Einkaufspreisen kleiner wird".

Darauf baut auch Asko-Vorstandsvorsitzer Klaus Wiegandt. Ihm obliegt nun die Aufgabe, in den nächsten 24 Monaten einen europäischen Einzelhandelskonzern zu zimmern, der "in vielen Sparten Marktführer sein" und auf fünf Säulen ruhen werde. Ergeben soll sich dieses Gebilde aus der raschen Verschmelzung der verschiedenen Asko-Aktivitäten und der Metro-Gesellschaft MHB, einer Holding für SB-Warenhäuser wie die Massa-Filialen und für Möbel- und Baumärkte. Für Conradi bietet dieser Zusammenschluß "neue strategische Optionen". Der künftig laut Wiegandt "fundiert gerüstete" Handelskonzern unter der Führung der Asko- Holding steht derzeit für

• 11,5 Milliarden Mark Umsatz in SB- Warenhäusern,

• zehn Milliarden in Lebensmittel-Supermärkten,• 3,5 Milliarden in Baumärkten,

• drei Milliarden in Möbelhäusern und

• 1,4 Milliarden in Textil-Läden unter dem Label Adler.

Bei der Umsetzung der Verschmelzung von Asko und MHB wollen Conradi und Wiegandt die bei solchen Gelegenheiten oft zitierten Synergien realisieren. Zum einen versprechen sie sich solche Effekte nach dem Motto eins plus eins gleich drei in der Warenbeschaffung durch Verringerung von Konditionennachteilen beim Einkauf, zum anderen aber auch beim Durchforsten der Kostenstrukturen. Die Ära, in der 13 Hauptverwaltungen für die verschiedenen Vertriebslinien zuständig waren, soll beendet werden. Fünf Headquarters streben die Manager an. Da liegt es auf der Hand, daß Personal abgebaut wird. "Konkrete Aussagen" dazu, so Wiegandt, ließen sich aber noch nicht machen. Für ihn ist es allerdings "keine Frage", daß auch Entlassungen anstehen werden, "vor allem bei den Häuptlingen" in den Führungsetagen. Wiegandt: "Bei den Indianern liegt nicht das Problem." Eine Entlassungswelle schließt Conradi jedenfalls ausdrücklich aus. Für Asko arbeiten gegenwärtig etwa 65 000 Leute, in der MHB verdienen rund 20 000 Männer und Frauen ihr Geld.

Unter die Vielzahl von Namen für die verschiedenen Aktivitäten - von zum Beispiel Real über Massa, Huma, Suma, Primus, Meister bis hin zu Praktiker und Unger - will das Management langfristig einen Schlußstrich ziehen. In den einzelnen Sparten soll dann nur mit je einem Namen gearbeitet werden. Vorteile, also Synergien im Sprachgebrauch der Firmenchefs, verspricht man sich dadurch nicht zuletzt in der Werbung.

Um das "Bilanzbild zu verbessern", will sich Asko fortan Kapital - Wiegandt spricht von einer Milliarde Mark - über den Teilverkauf von Tochtergesellschaften beschaffen. Am weitesten gediehen scheinen Pläne, den Ableger Praktiker (Baumärkte) zu 25 Prozent "nach draußen" zu vergeben. Vor einem Börsengang sollen die Anteile "in einem Zwischenschritt" bei institutionellen Anlegern untergebracht werden. Das erste Modell dieser Art soll schon im ersten Semester 1993 stehen.

Im Rumpfgeschäftsjahr 1992 (erste neun Monate) fiel das Asko-Ergebnis erwartungsgemäß wieder negativ aus. Wiegandt macht dafür die fehlenden Umsätze im Weihnachtsgeschäft und hohe Zinslasten verantwortlich. "Einige Dinge" seien aber auch nicht so gelaufen, "wie wir uns das vorgestellt haben". Dazu gehört das aus der Vor-Wiegandt-Ära stammende Engagement bei der Zeitarbeitsfirma Adia, das zusätzliche Abschreibungen nötig macht. In der Rechnungsperiode 1992/93 (Ende September) sollen nun verstärkt außerordentliche Gewinne mobilisiert werden durch die Abgabe von Grundstücken und Beteiligungen, um eine "endgültige Bereinigung der Vergangenheit" (Wiegandt) zu erreichen.

Verschnupft Françoise Sagan: Warum ich?

Françoise Sagan hat die Nase voll - von Kokain und Kokaingeschichten. Wieder einmal läuft ein Ermittlungsverfahren gegen sie, mit der entsprechenden Begleitmusik der Presse, denn wieder einmal hat die französische Polizei einen Dealer geschnappt, der behauptet, die berühmte Schriftstellerin gehöre zu seinen Kunden. Daß sie kokainsüchtig ist, hat die Sagan niemals geleugnet. Bloß daß man ihr wieder und wieder wegen derselben - wie sie findet - Lappalie den Prozeß macht, kommt ihr langsam komisch vor.

Stecken vielleicht politische Absichten dahinter? Diese hanebüchene Vermutung hat sie früher selbst als Paranoia abgetan. Doch es ist nicht das erste Mal, schreibt sie in einer persönlichen Erklärung, die "Le Monde" publizierte, daß sie just zwei Monate vor einem Wahltermin als Gesetzesbrecherin ins Rampenlicht gerät: es ist das vierte Mal. Das scheint ihr allmählich "ein bißchen übertrieben".

Da sie mit François Mitterrand befreundet ist und immer deutlich für ihn eintrat, liegt der Schluß nahe, daß man versucht, sie schlecht zu machen, um ihn zu treffen. "Aber warum?", lautet der fast verzweifelte Hilfeschrei der Autorin. "Ich habe keines dieser Pöstchen oder Sonderrechte, keine Sinekure oder sonstige Vergünstigung geerbt, die irgend jemanden stören könnte . . . Ich gehöre vielmehr zu den wenigen Leuten, die keiner Fliege - egal, ob von der Linken oder von der Rechten - etwas zuleide tun."

Außer sich selbst, wäre hinzuzufügen, denn mit einem "Recht auf Selbstzerstörung" begründet sie ja ihren Kokainkonsum. Mag sein, daß es ein solches Recht gibt; ein Recht auf Privatheit wird ihr in der Mediengesellschaft sicher nicht zuteil.

So muß sie ihren Fall via "Le Monde" öffentlich erörtern: Der verhaftete Dealer soll Tout-Paris beliefert haben, hieß es in anderen Blättern. Aber von den angeblich 40 Prominenten, die in seinem Adreßbuch standen, wurde fast nur Françoise Sagan namhaft gemacht. Dabei, so behauptete die Polizei, ließ sie sich nicht einmal direkt beliefern, sondern hatte einen Mittelsmann: nur der befand sich auf der Kundenliste. Und um welche Mengen soll es sich handeln? 40 Gramm in zwei Jahren, rechnet die Sagan vor, das ergibt weniger als zwei Gramm pro Monat. "Unter diesen Umständen würde man keinen Geschäftsmann oder Industriellen dermaßen an den Pranger stellen - nur mich", schreibt sie. Wie sagte Henry Kissinger einmal? "Auch Paranoiker haben Feinde." B.M.-U.

Kleine FR

Zwölf Krankenpflegehelfer GROSS-GERAU. Zwölf Männer und Frauen haben erfolgreich den einjährigen Krankenpflegehilfe-Kurs an der Krankenpflegeschule des Kreises in Groß-Gerau absolviert. Landrat Enno Siehr beglückwünschte die Absolventen bei einer Feierstunde. GLR fördert Gutachten RIEDSTADT. Die Grüne Liste Riedstadt (GLR) unterstützt mit 800 Mark die von Umweltschutzgruppen aus dem Ried geplante Erstellung eines Gutachtens zur PCB-Verbrennungsproblematik in der Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim.Spiele für Erwachsene MÖRFELDEN-WALLDORF. Ursula Brehl und Karin Krakow zeichnen verantwortlich für den "Spielnachmittag anderer Art" für Erwachsene, zu dem die Arbeiterwohlfahrt für Samstag, 16. Januar, einlädt. Was sich die beiden Frauen ausgedacht haben, soll eine Überraschung werden. Gespielt wird von 15 bis 18 Uhr im Gruppenraum im Tiefgeschoß des Bürgerhauses. Scharping in der Jahnturnhalle GROSS-GERAU. Prominenter Gast ist am Montag, 25. Januar, 18 Uhr, in der Jahnturnhalle der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Rudolf Scharping, bei einer SPD-Veranstaltung zur Kommunalwahl.Stadtwerke-Bilanz liegt aus MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Jahresabschluß der Stadtwerke Mörfelden für das Wirtschaftsjahr 1990 liegt von Montag, 18. Januar, bis einschließlich Freitag, 29. Januar, aus. Die Unterlagen können bei den Stadtwerken im Verwaltungsgebäude Kirchgasse während der üblichen Dienstzeiten eingesehen werden. Kinderschutzbund informiert RÜSSELSHEIM. Einen Informationsabend veranstaltet der Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes am Mittwoch, 20. Januar, 20 Uhr, im Hessenring 20. Dabei geht es ums Kinder- und Jugendtelefon sowie Fragen der Gesprächsführung. Rückfragen sind unter Tel. 0 61 42 /56 36 24 möglich. Zwei Impftermine MÖRFELDEN-WALLDORF. Zwei Schluckimpfungstermine werden im Januar angeboten: in Mörfelden am Dienstag, 21. Januar, 13.30 bis 16 Uhr, im DRK- Heim Annastraße; in Walldorf am Donnerstag, 26. Januar, 14 bis 18 Uhr, im DRK-Heim Waldstraße.

Flotte Schnitte für Frühjahrsmode lernen

ESCHBORN. Wie schneidere ich mir die Frühlingsgarderobe in leuchtenden Farben und leichten Stoffen selbst? Diese Frage beantwortet die evangelische Andreas-Kirchengemeinde in Niederhöchstadt mit Nähkursen, die sie für Anfänger und Fortgeschrittene anbietet.

Die Kurse beginnen am Mittwoch, 13. Januar, um 8.30, 14.30 und 19 Uhr und dauern zehn Wochen. Wer sich anmelden oder näher informieren möchte, ruft Frau Duttenhöfer, Tel. 06173 / 62874, an. Die Kursteilnehmer treffen sich im Gemeindezentrum am Langen Weg 2. she

Kino-Programme auf Seite 26/27

Theater im Rhein-Main-Gebiet auf Seite 28

"Mittlerweile steht schon die siebte Geschäftsaufgabe bevor" IKE reagierte jetzt mit einem offenem Brief auf eine "geradezu dreiste" Presseerklärung von Bürgermeister Erwin Schmidt

SCHÖNECK. Mit einem teilweise scharf formulierten offenen Brief reagierte die Interessengemeinschaft des Kilianstädter Einzelhandels (IKE) auf eine Presseerklärung von Bürgermeister Erwin Schmidt über dessen Unterredung mit der Industrie- und Handelskammer Hanau (vgl. FR vom 6. Januar).

Der Bürgermeister hatte den Einzelhändler(innen) selbst die Schuld an ihren Imageproblemen zugeschoben. Mit ihren "negativen Stellungnahmen" begehe die IKE einen "psychologischen Fehler", den es abzustellen gelte.

Der Brief erinnert daran, daß seit mehr als einem halben Jahr ein von 17 Geschäftsleuten unterzeichneter Schrieb ohne Antwort des Gemeindevorstandes geblieben ist, wogegen es dem Bürgermeister offenbar weniger Arbeit mache, eine "geradezu dreiste" Pressemitteilung loszuschicken.

Darin habe sich Schmidt aus dem Protokoll des Treffens mit der IHK die ihm genehmen Passagen herausgesucht und verschwiegen, daß er von seinen Gesprächspartnern "mehr als deutlich auf die untragbare und existenzbedrohende Situation des Kilianstädter Einzelhandels in der Frankfurter Straße aufmerksam gemacht" wurde.

Wenn Schmidt von einem "psychologischen Fehler" spreche, so meine er doch wohl eher, daß ihm das "ständige Bohren" der Einzelhändler bezüglich der Verkehrssituation an der Ortsdurchfahrt "nicht ins Konzept paßt".

Man könne es sich nicht länger bieten lassen, schreiben Joachim Wiebel und Manfred Jagodzinski für die IKE, von einem ähnlichen Schicksal ereilt zu werden, wie sechs Kolleg(inn)en, die in jüngerer Zeit schließen mußten.

Die Untätigkeit des Bürgermeisters und des Gemeindevorstandes bedrohe die Existenzen. Mittlerweile stehe die siebte Geschäftsaufgabe bevor: der Kindermoden-Laden im "Uffelmannschen Hof" mache zu. Der "Kilianstädter Resteinzelhandel" sei schon jetzt kaum noch imstande, eine glaubwürdige Werbung zur Kundengewinnung zu starten, wenn der Einkaufsbummel für die Kundschaft zum "Hindernisrennen auf Leben und Tod" auf befahrenen Bürgersteigen werde.

Wie der Bürgermeister bedauere man die mangelnde Beteiligung des örtlichen Einzelhandels an einem Weihnachtsmarkt; allerdings wird die Schuld umverteilt: die von der IKE vertretenen Einzelhändler(innen), hätten kein einziges Schreiben von der Gemeinde bezüglich eines solchen Marktes erhalten, obwohl die Ausrichtung von Märkten laut Satzung Gemeindesache ist.

Dennoch habe der "dezimierte" Einzelhandel Kilianstädtens einen kleinen Weihnachtsmarkt auf die Beine gestellt, dem als "Miniveranstaltung" allerdings "beinahe erwartungsgemäß" kein Erfolg beschieden gewesen sei.

"Erklären Sie also den Weihnachtsmarkt 1993 zur Chefsache", schreiben Wiebel und Jagodzinski an Bürgermeister Schmidt, "die IKE macht mit." Ul

In Dillenburg macht sich Steilmann unbeliebt Hessischer Betrieb des Bekleidungskonzerns wird geschlossen / Streit über Sozialplan

Klaus Steilmann hat in der Öffentlichkeit das Image des guten Unternehmers. Der Chef des Bekleidungs-Herstellers gleichen Namens mit inzwischen 1,7 Milliarden Mark Jahresumsatz gilt als einer, der nicht nur absahnen will, sondern sich auch Gedanken macht. Nicht ohne Grund ist er kürzlich in den erlauchten Club of Rome ("Grenzen des Wachstums") aufgenommen worden. Aus dem Haus der Wattenscheider Gruppe stammt die erste Öko-Kollektion, Firmenpatron Steilmann hat die rumänische und chinesische Regierung beim Umbau ihrer Wirtschaft beraten. Er gibt sich als vehementer Streiter für den Erhalt der europäischen Bekleidungsbranche und möglichst vieler Stellen, da seiner Meinung nach ansonsten ein Teil der Kultur verloren ginge.

Im hessischen Dillenburg wäre einigen Leuten schon damit gedient gewesen, wenn der umtriebige Manager ihre Arbeitsplätze erhalten hätte. Tatsächlich wird er nämlich das Werk in dem 25 000 Einwohner zählenden Städtchen dichtmachen. Betroffen sind davon rund 150 Beschäftigte, davon 130 Frauen - etwa die Hälfte älter als 40 Jahre. Geschlossen werden sollen die Pforten Ende Januar, vorausgesetzt bis dahin steht der Sozialplan. Darüber gibt es aber noch Streit. Steilmann will nämlich nur 1,7 Millionen Mark zahlen, was den Arbeitnehmervertretern zu wenig ist. Die IG Textil verlangt 700 000 Mark mehr. Was Gewerkschaft, Betriebsrat und Beschäftigte besonders ärgert, ist, daß der Modezar und Fußballmäzen Steilmann den Dillenburgern die Rote Karte zeigt, in Cottbus jedoch ein neues Werk mit 220 Stellen aufmacht. "Dort läßt sich Steilmann als Geburtshelfer feiern, hier in Dillenburg dagegen ist er der Totengräber", wettert Gewerkschaftsvertreter Hans-Jürgen Trühe.

Erfolgreich wirtschaftet das hessische Werk nicht. Seit Anfang der Dekade fielen jährlich etwa eine Million Mark Verlust an, sagt Betriebsleiter Carsten Körber. Im übrigen berichtet er von Schwierigkeiten, "qualifiziertes Personal und vor allem Nachwuchs" zu finden. Dies sei einer der wesentlichen Gründe, warum das Werk aufgegeben werde. In Ostdeutschland hingegen gebe es in diesem Punkt keine Probleme. Betriebsratsvorsitzende Marianne Scherer will diese Erklärung nicht akzeptieren. Probleme, Nachwuchs zu finden, gebe es doch überall, zumal die Bekleidungsindustrie schlecht bezahle. Das Werk in Dillenburg habe immer noch relativ viele Auszubildende gefunden. Im übrigen seien mit Personalmangel allein auch nicht die roten Zahlen zu erklären. Sie meint, daß hauptsächlich das frühere Management versagt hat - Carsten Körber wurde erst vor anderthalb Jahren von den Wattenscheidern an die Spitze der Firma berufen. So sei häufig das zu verarbeitende Material ausgegangen, sagt sie.

An Führungsqualität scheint es wirklich gemangelt zu haben. Der Bürgermeister der Stadt, Helmut Meckel, hat zum Beispiel im Zusammenhang mit den Schwierigkeiten der Firma gehört, daß die Belegschaft beziehungsweise der Betriebsrat die nötige Zusammenarbeit hätten vermissen lassen und zum Beispiel Überstunden verweigert worden seien. Körber kann dies nicht bestätigen. Auseinandersetzungen gebe es immer. Er sei in einem Großteil seiner Anliegen aber mit dem Betriebsrat einig geworden. Tatsächlich hätten die Arbeitnehmervertreter der Zentrale in Wattenscheid sogar angeboten, daß die Beschäftigten auf die tarifliche Lohnerhöhung als Beitrag zur Gesundung des Unternehmens verzichten wollten. Ein derartiges Ansinnen habe Klaus Steilmann aber "aus sozialen Erwägungen" zurückgewiesen.

Daß sich der Konzernlenker Gedanken darüber macht, ob die Belegschaft mit ihrem Geld über die Runden kommt, muß auf sie angesichts der bevorstehenden Schließung und des knickrigen Sozialplan-Angebots - pro Kopf rund 11 000 Mark - wie Hohn wirken. Die Aussichten, eine neue Stelle zu finden, sind gering. "Es gibt zu wenig Frauenarbeitsplätze in der Region", sagt Bürgermeister Meckel. Dies soll sich ändern, dafür will er sorgen. Der Initiative der katholischen und evangelischen Kirchenvertreter ist es nicht zuletzt zu verdanken, daß Steilmann zumindest eine Zusage abgerungen werden konnte. Er hat versprochen, den Betrieb nur an jemanden zu verkaufen, der wenigstens einigen Dillenburgern eine Beschäftigungsmöglichkeit bietet.

CHRISTINE SKOWRONOWSKI

Mysteriöse Umstände nach Eifersuchtsdrama Mutmaßlicher Täter erst nach einem Vierteljahr angezeigt / Prozeßauftakt ohne Opfer

HANAU. Wegen versuchten Mordes muß sich seit gestern vor der Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht der 35 Jahre alte Heinz-Hans L. aus Erlensee verantworten. Dem 35jährigen wird vorgeworfen, in der Nacht vom 28. auf den 29. September 1991 vor der Diskothek "Pascha" in Erlensee einen Besucher mit einem Messer leicht sowie einen zweiten schwer verletzt zu haben. Schnelle ärztliche Hilfe rettete dem Mann damals das Leben.

Der Prozeß wirft vor allem deshalb viele Fragen auf, weil der mutmaßliche Täter erst drei Monate nach der Tat von einem Bekannten bei der Polizei angezeigt worden war. Außerdem fehlten beim Auftakt am Dienstag aus unerfindlichen Gründen die Opfer aus dem Kreis Offenbach, die als Nebenkläger auftreten. Nur der Rechtsanwalt der beiden nahm neben dem Staatsanwalt Platz.

Der Beschuldigte selbst leugnete seine Tatbeteiligung, gab vor, sich an jenem Tag in Frankfurt aufgehalten zu haben, wofür er allerdings keine Alibizeugen präsentieren konnte. Ungewöhnlich an diesem Verfahren ist auch, daß die Polizei bei ihren Ermittlungen keine Gegenüberstellungen zwischen den Opfern und dem vermeintlichen Täter angeordnet hatte. Eines der beiden Opfer hatte in seinen polizeilichen Vernehmungen lediglich aufgrund einer Lichtbild-Vorlage den Erlenseer als Täter benannt. Die beiden Offenbacher sollen nun bis zum nächsten Verhandlungstag am Donnerstag nächster Woche aufgefunden worden sein. Laut Anklage soll der 35jährige seinen beiden Opfern gegen 2 Uhr nachts außerhalb der Diskothek aufgelauert haben und mit einem Stilett auf sie losgegangen sein. Einer der beiden Offenbacher wurde dabei am Hals leicht verletzt, der andere mußte mit schweren Hals- und Lungenverletzungen ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Staatsanwaltschaft glaubt, daß Eifersucht das Motiv des Angeklagten gewesen ist. Einer der beiden Offenbacher soll in der Diskothek mit der Ehefrau des Beschuldigten angebändelt haben. Der 35jährige befand sich zur Tatzeit gerade auf Sozialurlaub im Rahmen des offenen Strafvollzugs in Frankfurt. Er muß gegenwärtig wegen anderer Strafdelikte noch eine Haftstrafe bis 1995 absitzen.

Angezeigt wurde der Angeklagte von einem Bekannten, dessen Ehefrau mit ihm in den Wochen nach der Tat ein Verhältnis gehabt haben soll. Die beiden haben sich inzwischen wieder versöhnt und leben wieder zusammen. Der Mann wiederholte gestern seine Aussage bei der Polizei, er habe damals von seiner Frau gehört, daß der 35jährige in jener Nacht zwei Menschen mit einem Messer verletzt habe. Dies habe sie ihm selbst erzählt.

Trotz des wiederhergestellten Ehefriedens mochte sich die Frau allerdings nicht mehr an eine solche Aussage erinnern. Die Strafkammer ist jetzt dringend auf die Aussagen der beiden Nebenkläger angewiesen, ansonsten könnte der Prozeß platzen. are

Produkt großer staatlicher Liberalität

Die Kirche liegt naturgemäß dort im Bett, wo der Tod wartet, denn das ist ihre Aufgabe (Leserbrief von K. Ph. Mertens in der FR/FRA vom 9. 1. 1993 "In der Tat folgt die Kirche einer seltsamen Logik"). Das Wort von der Hure Babylon ist kein alttestamentliches, sondern stammt aus der Offenbarung des Johannes.

Der Einsatz der Militärpfarrer wird hier von Herrn Mertens sehr klischeehaft gedacht. Der Staat leistet sich mit der Militärseelsorge doch eine erstaunliche Narrenfreiheit auf seinem eigenen Territorium:

er bietet einen Raum der geistigen Freiheit für Pfarrer, die so dem Druck der Gemeinde für ein paar Jahre entgehen können.

In Wirklichkeit ist die Militärseelsorge in der bei uns geübten Form ein Produkt großer staatlicher Liberalität.

Werner Jeserick, Fürth im Walde

Hallo, Amerika! Die "Paul Taylor Dance Company" aus den USA gastierte in der Jahrhunderthalle Hoechst

Wenn die jungen Tänzer in modisch- sportlichen Zweiteilern von gelber bis oliver Farbe und weißen Halbschuhen lokker auf die Bühne marschieren, denkt man spontan an eine Modeschau für legere Yuppies. Ihr Ballett heißt unverfänglich "Company B" zu einem musikalischen Medley der "Andrew Sisters" aus den Fünfzigern. Doch die Choreographie von Paul Taylor für seine Dance Company ist Anfang 1991 entstanden und setzt sich in vorsichtiger Anklage mit dem Golfkrieg auseinander.

Das Werk ist typisch für den flotten US-Tanzschöpfer Taylor, Jahrgang 1930. Seine Botschaft wird behutsam in einen ausgelassen-frischen Bewegungsreigen gewoben, erscheint theatergeschulten Deutschen eher mild, den Amerikanern schon überkritisch. Aber man kann durchaus politische Untertöne vernachlässigen und sich am reinen sportlichen Tanz erfeuen. Daß im Vordergrund amerikanischer "Way of life" pulsiert, während hinten vor wüstensandfarbener Projektion Soldaten zu marschieren scheinen, hat wenig Bedeutung.

Viel intensiver faszinieren formale Bewegungselemente. Rasante Läufe, wuchtige Sprungsalven, im Oberkörper nach hinten gebeugte, wippende Tänzer, rasch wechselnde Gruppenzusammensetzungen, mal mit dem, dann blitzartig gegen den Takt agierende Ballerini, die sich wie Basketbälle umherschleudern, eingestreute Elemente voll witziger Skurrilität - das macht "The Paul Taylor Dance Company" beim Gastspiel in der Jahrhunderthalle so unverwechselbar. Man delektiert sich an reinem, wie Champagner perlendem Tanz.

Im Mittelstück "Lost, Found and Lost" zu vom Band eingespielten Oldies werden Verluste nicht allzu traurig beklagt. Das Ensemble ist schwarz verschleiert, hübsche Paillettenmuster sind neckisch auf die Genitalregionen genäht. Aus starren Bildern entwickeln sich zügige Tänze wie fröhlicher Leichenschmaus nach der Beerdigung.

Nachhaltigsten Eindruck hinterläßt das Schlußballett "Syzygy" (Polarität, 1987). Im fahlen Licht düsterer Szene kontrastieren Breakdance-Elemente zu etablierter Tanzmusik. Eine Ballerina versucht sich rührend in neoklassischen Attitüden, während das übrige Ensemble munter modern um sie herumwirbelt. Man merkt, daß Choreograph Taylor, Sportler und Tänzer zugleich, sein Publikum mit augenzwinkernder Kritik bei rasanten Bewegungen eher amüsieren statt verstören möchte. ROLAND LANGER

Staatsanwältin spricht über Jugendkriminalität

OBERURSEL. Jugendkriminalität und Jugendstrafe sind die Themen einer Diskussionsveranstaltung des Frauenrings am Mittwoch, 20. Januar. Iris Becker, Jugendstaatsanwältin beim Frankfurter Landgericht, wird über Sinn und Zweck des Strafvollzugs und über Ursachen der Jugendkriminalität berichten. Der Vortrag beginnt um 15.30 Uhr im Foyer der Stadthalle.

Am 28. Januar (19.30 Uhr) besucht der Frauenring die Sternwarte des Physikalischen Vereins in Frankfurt; Nähere Informationen gibt Sigrid Ronimi, Telefon (0 61 72) 3 95 58. hko

Briefe

Straßenbauamt ist äußerst unsensibel Zu unserem Artikel "Heimlich Rennstrecke ausgebaut" (FR vom 5. Januar) über die Ausbesserung der B 455 zwischen Eppstein und Bremthal erreichte uns folgender Leserbrief:

"Mit seinem möglicherweise rechtswidrigen Vorgehen bei den sogenannten Ausbesserungsarbeiten an der B 455 hat das Hessische Straßenbauamt seinen Ruf als Behörde bestätigt, die gegenüber Belangen des Natur- und Landschaftsschutzes und den dazugehörigen Vorschriften äußerst unsensibel ist. Und die Eingriffe der Straßenbauverwaltung im Raum Eppstein gehen weiter: In diesen Tagen wird entlang der B 455 am 1,8 Kilometer langen Baumstreifen geklotzt, daß es nur so seine Art hat. Einer Veröffentlichung des Straßenbauamtes zufolge bleibt noch bis 28. Februar Zeit, den Fortgang der Holzerei persönlich in Augenschein zu nehmen.

Man wird den Herren vom Straßenbauamt in Frankfurt künftig genauer auf die Finger sehen müssen - um zu verhindern, daß der schöne Main-Taunus-Kreis und besonders der Eppsteiner Raum durch unsensible, die Natur nicht berücksichtigende Beton-Bürokraten und Straßen-Perfektionisten verschandelt wird.

Dieter Neuhaus

Burgstraße 62

6239 Eppstein

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Menschliches Chamäleon in allen Lebenslagen Das Filmforum Höchst im Neuen Theater zeigt die Komödie "Zelig" von Woody Allen

HÖCHST. "Zelig" ist der totale Opportunist. Der New Yorker Jude will es allen recht machen und von jedermann geliebt werden. Wenn er mit dem Gangster spricht, wird Zelig selbst zum Ganoven, jazzt eine farbige Band in seiner Nähe, wird er selbst zum Farbigen. Sogar beim Psychiater, der ihn wegen seiner Anpasserei behandelt, wird Zelig zum Seelendoktor. "Zelig" - so heißt auch der Streifen von Woody Allen, der im Filmforum Höchst, Neues Theater, Emmerich-Josef- Straße 46 a, über die Leinwand flimmert. Die Komödie über das menschliche Chamäleon Zelig gilt als das hintergründigste, schwärzeste und zugleich gnadenloseste Werk von Woody Allen (Freitag, 15. Januar, 18.30 Uhr, Samstag, 16. Januar, 18,30 Uhr, Sonntag, 17. Januar, 20,30 Uhr).

"Bob Roberts" geht mit Country-Songs auf Stimmenfang für sich selbst - schließlich will er US-Präsident werden. Bob Roberts schildert, wie die Hauptfigur spielend mit den Tricks der US-amerikanischen Wahlkämpfer umgeht und dabei zur Country-Rock-Ikone wird. Mit dem Auftreten eines Pop-Idols und den konservativen Slogans der Country-Songs verkauft er seine politische Botschaft. Regisseur Tim Robins prangert mit seinem Film die Manipulationsstrategien der US-Politiker an (Donnerstag, 14. Januar, 18,30 Uhr, Freitag, 15. Januar, 20,30 Uhr, Samstag, 16. Januar, 20,30 Uhr, Sonntag, 17. Januar, 18,30).

Um US-Wahlkampf dreht sich auch das Dokumentarstück "Primary". Der einstündige Streifen ist eine Auswahl aus 20 Stunden belichtetem Material. Erzählt wird eine Episode aus dem Vorwahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur im Jahr 1960. Hubert Humphrey und John F. Kennedy treffen als Hauptkontrahenten in Wisconsin aufeinander (Donnerstag, 14. Januar, 20,30 Uhr). Das englische Werk "If" schildert den Aufstand dreier Schüler gegen die Hierarchie im Internat. Sie wehren sich gegen Bigotterie, Heuchelei und Unterdrückung (Dienstag, 19. Januar, 18 Uhr).

Einen dokumentarischen Trip entlang der deutsch-polnischen Grenze schildert Regisseur Andreas Voigt in dem Film "Grenzland - Eine Reise". Bei beiden Aufführungen im Neuen Theater (Dienstag und Mittwoch, 19. und 20. Januar, jeweils 20 Uhr) wird Voigt zugegen sein.

Für Kinder ab sechs Jahren läuft "Land in Sicht". Der Film von Benno Kürten beschreibt den Urlaub Yvonnes auf dem Land, die sich in ein Pferd verliebt. Gleichzeitig verknallen sich aber die beiden Jungs Alex und Reiner in die Pferdenärrin. Das bringt viele Probleme für die Kinder . . . (Freitag, 15. Januar, und Sonntag, 17. Januar, 15 Uhr). gre

Lichterkette für ein friedliches Miteinander und gegen Gewalt Sammelpunkt am Freitag, 29. Januar, um 18 Uhr auf dem Marktplatz / Großes Interesse an Veranstaltung / Vorbesprechung

HANAU. Für ein friedliches Miteinander und gegen Gewalt ein Zeichen zu setzen, soll Ziel einer Lichterkette in Hanau am Freitag, 29. Januar, sein.

Sammelpunkt ist um 18 Uhr der Marktplatz, damit auch die Beschäftigten des Einzelhandels daran teilnehmen können.

Wie groß das Interesse an dieser Veranstaltung ist, davon waren auch die Koordinatoren des städtischen Gesamtpersonalrats und des DGB Main-Kinzig überrascht: Der Raum des Hanauer DGB-Jugendheims war bei der Vorbesprechung am Montag brechend voll.

Um allen Beteiligungswilligen gerecht zu werden, sei ein möglichst breiter Konsens der Demokraten notwendig, sagte der DGB-Kreisvorsitzende Sepp Sigulla. Mit diesem Argument für einen größten gemeinsamen politischen Nenner wandte er sich gegen den Einwand des Hanauer Grünen-Stadtverordneten Wulf Hilbig, eine Lichterkette ohne Aussage zum Aushöhlen des Asyl-Grundrechts in Deutschland sei politisch unglaubwürdig.

Uwe Rüdiger von den Hanauer Grünen kritisierte, daß die Lichterkette beispielsweise nicht zum Freigerichtviertel führe, wo viele der von Rechtstätern bedrohten Ausländer wohnen.

Dagegen wandte Oberbürgermeister Hans Martin ein, an der Französischen Allee lebten auch viele Ausländer, und dort solle die Lichterketten-Route verlaufen.

Auf einem Flugblatt mit allen aufrufenden Vereinen und Verbänden auf der Vorderseite soll auf der Rückseite die Punkte im Stadtplan enthalten, wo die Lichterkette herführt.

Eine Verbindung soll zwischen Freiheits- und Marktplatz sowie Wallonisch- Niederländischer Kirche hergestellt werden.

Beteiligen sich sehr viele Menschen auch aus dem Umland, sei an mehr zu denken, hieß es bei der Vorbesprechung. Auf die Eigenorganisationskräfte könnten die Koordinatoren bauen, sagte Martin Hoppe von der Stadtverwaltung aus der Erfahrung mit Lichterketten in anderen Städten.

Der Auftakt der Lichterkette soll mit keiner Ansprache verbunden sein. Hoppe schlug vor, später einen runden Tisch zu bilden, an dem Vereine und Verbände die Ursachen von Gewalt und Rechtsextremismus diskutieren könnten.

Willi Hausmann vom Hanauer Helferkreis für Asylbewerber warnte, mit "Gegen"-Formulierungen Menschen mit ihren Ängsten - wie beispielsweise Sozialhilfebezieher - nicht in eine Ecke zu drängen, "wo sie nicht hin wollen". Er bevorzuge die Allgemeinaussage "für Gewaltfreiheit". Nach seiner Erfahrung gebe es in Hanau "viel mehr Hilfs- als Gewaltbereite".

OB Martin nahm die Anregung auf, am Balkon des Historischen Rathauses ein Transparent mit dem Motto der Lichterkette aufzuhängen.

Er kündigte in der Magistratspressekonferenz auch an, in der letzten Januarwoche ein Städtetags-Plakat kleben zu lassen, auf dem an historische Zusammenhänge erinnert wird: "Ausländer haben Deutsche aufgenmommen - Flüchtlinge vor 60 Jahren."

An die Lichterkette schließt sich am 29. Januar um 20 Uhr ein Konzert "Gemeinsam gegen Rechts" an, veranstaltet von mehreren Jugendorganisationen. him

Oper intim "Pimpinone" in der Fledermaus-Bar

WIEN. Der Plan klang gut: Weg mit dem Operntrödel und hinein in den Keller, in ein kleinformatiges Musiktheater, das vom Kunstmythos befreit seine Späße treiben darf. Diese Attacke gegen den aufgeblähten Staatsopernbetrieb reitet seit letzter Saison das Team des Wiener Jugendstiltheaters und plaziert seine Produktionen in die frivole Atmosphäre der Fledermaus-Bar. Keine Heldentenöre zum Anhimmeln, keine stundenlangen Opernwürmer, sondern Kabarettsänger und aufpolierte barocke Intermezzi.

Eine Entschlackungskur also, die sich über ihren Unterhaltungswert hinaus mit den buffonesken Unterwanderern der offiziellen Barockoper einen subversiven Touch geben will. Nach den zwei früheren Produktionen "La Serva Pedrona" (Pergolesi) und "Susannas Geheimnis" (Wolf-Ferrari) startet das neue Jahr mit "Pimpinone" von Georg Philipp Telemann, einer Komödie ohne Happy-End vom reichen alten Mann, der für seine Geilheit auf das hübsche Kammermädchen hart büßen muß.

Aus dem Ehepakt zwischen Geld und Sex geht Pimpinone als Verlierer hervor; die habgierige Vespetta triumphiert über den buchstäblich Verstummten. Die Inszenierung von Olivier Tambosi setzt sich frech über Werktreue hinweg, bastelt einiges hinzu, verkürzt durch halb deutsche, halb italienische Texte die Monotonie der Da-capo-Arien und springt zwischen Spielebene und direkter Publikumsansprache hin und her.

Weder Darsteller noch Publikum werden geschont - auch hintere Plätze sind keine Garantie, von dem liebesverwirrten Pimpinone oder der koketten Vespetta in Ruhe gelassen zu werden. Colleen-Rae Holmes - ein hosenzerrissenes Discomausi mit puppigem Gehabe - und der Mimikkünstler Johann Leutgeb toben durch den gesamten Raum, grimassieren, tanzen, fallen aus ihrer Rolle, hauen und umgarnen sich.

Ein Klamaukfeuerwerk, das am Anfang zuviel des Guten ist und erst am Ende, ausgeglüht, Zeit zur Musik läßt. Bis auf die Schlußnummern (und die hinreißende Falsettarie des mit sich selbst duettierenden Pimpinone) blieb man am Premierenabend auf musikalischer Diät, die auch der Begleitpart (Walter Bass am Klavier) nicht anreicherte. Zwar würzten allerlei musikalische Einlagen (natürlich! Wagners Brautchor) Telemanns Werk, doch bewirkte die Reduktion der Streicherpartitur auf einen Barflügel die Sterilität einer Korrepetitorpobe.

Klamauk herrscht vor, und wehe, es langweilt sich einer. Die Kelleroper der Wiener Art ist nette Unterhaltung für die gehobene Schicht und alles andere als ein Pendant zum Kellertheater. Das Ambiente - kabarettistische Tradition der "Fledermaus-Bar" hin, Kellerraum her - bleibt vertraut elitär: Man sitzt in roten Plüschsesselchen, genießt überteuerte Getränke zum gepflegtem Pausenjazz und freut sich, den Wissenschaftsminister Buseck dem Schnabernack Pimpinones ausgesetzt zu sehen. Staatsoper light.

ANDREA ZSCHUNKE

CDU denkt an die Musikschule Depot-Markt als Standort für Unterrichtsräume im Gespräch

OBERTSHAUSEN. Für die Musikschule und ihre rund 900 Schülerinnen und Schüler eigene Unterrichtsräume zur Verfügung zu stellen, ist ein Ziel, das sich die CDU für die nächste Legislaturperiode gesetzt hat. Im Gespräch ist dabei der zentral zwischen beiden Stadtteilen gelegene Depot-Markt, dessen Eigentümer das Gebäude aufstocken will, erklärte die CDU-Spitze, als sie jetzt einen Ausblick auf die Zukunft gab.

Vieles was die CDU in ihrem Wahlprogramm verspricht, ist bereits bekannt. Der Tunnel unter der S-Bahn in der Bahnhofstraße gehört dazu ebenso, wie der Bau einer weiteren Kindertagesstätte in der Vogelsbergstraße, die Rodaurenaturierung oder eine neue Brücke über die B 448.

Diese und weitere kostenträchtige Unternehmungen wie der Bau von 55 Sozialwohnungen und die Kanalsanierung lassen nur noch wenig Spielraum für weitere Projekt, zumal in Zukunft die Steuern selbst im immer noch reichen Obertshausen nicht mehr so sprudeln werden, wie in der Vergangenheit. Die heimische Wirtschaft spürt die Konjunkturflaute bereits, bei Mayer, Ymos sowie Herzing & Schroth wird kurzgearbeitet.

Als "gemäßigt" bezeichnete denn auch CDU-Fraktionschefin Hildegard Bühl den Blick in die Zukunft. Angesichts der konjunkturellen Lage hatte der Magistrat seinen Etat 1993 bereits als "Sparhaushalt" klassifiziert und die erwarteten Steuereinnahmen für dieses Jahr um drei Millionen heruntergesetzt.

Dennoch soll nach CDU-Willen einiges geschehen, beispielsweise für die Jugend. Das Jugendhaus solll umgestaltet und dort ein Jugendcafé eingerichtet werden. Außerdem soll die Jugenddisco im Schwimmbad wieder in Betrieb gehen. Mittels Kultursponsoring will die Stadt zusammen mit einem Bankinstitut unter anderem Rockkonzerte veranstalten.

Nachdem die Bücherei am Bürgerhaus Hausen ausgebaut und renoviert worden ist, denkt die CDU laut Hildegard Bühl auch darüber nach, die Obertshausener Bücherei aus ihrem Kellerdasein im Rathaus in der Beethovenstraße zu befreien. Sie könne beispielsweise mit der Bücherei der katholischen Kirche verbunden werden. Außerdem sollten die beiden bislang noch nebeneinander herlebenden Büchereien beider Stadtteile vernetzt werden. Vorteil wäre: Der Nutzer könnte dann in Hausen erfahren, ob ein von ihm gesuchtes Buch in Obertshausen im Regal steht. pmü

Eigentlich ist die Gegend um Yverdon les Bains hervorragend zum Langlaufen geeignet. Aber nicht immer liegt hier im Winter so viel Schnee. Für diesen Fall bietet der kleine Kurort einige sehr angenehme Alternativen. (Bilder: SVZ)

(Zeichnung: Dietlof Reiche)

Eppstein wollte mitbestimmen "Drehpunkt" kontra Stadt wegen "Nein" zur Förderung

HOFHEIM/EPPSTEIN. Geld nur gegen Mitbestimmung - so lautete verkürzt die Antwort der Stadt Eppstein, als der Hofheimer Verein für ambulante sozialtherapeutische Behandlungs- und Beratungsdienste "Drehpunkt" um Fördermittel der Burgstadt nachsuchte. Wie Mitarbeiter Albert Eisenach berichtet, sollte die Kommune anteilig am Defizit der Einrichtung beteiligt werden, denn es werden auch Eppsteiner Patienten behandelt.

Entgegen der Darstellung von Stadtrat Peter Reus, der Verein habe gewünschte Unterlagen über Patientenzahlen und Finanzierung nicht abgeliefert, beharrt Geschäftsführer Wolfgang Freydank darauf, umfassend informiert zu haben. Ein Wirtschafts- und Stellenplan sei der Stadt übersandt worden. Auf die schriftliche Anfrage, ob noch Unterlagen benötigt würden, seien keine weiteren Auskünfte angefordert worden.

Außerdem bedeute die gewünschte Mitsprache in Entscheidungsgremien der "Drehpunkt"-Sozialstation einen massiven Eingriff in die selbständige und unabhängige Arbeit der Freien Wohlfahrtspflege. Freydank: "Daß Mitentscheidung in der Selbstverwaltung gemeinnütziger Trägervereine ausschießlich gegenüber unserer Einrichtung erhoben wird, erscheint uns nicht nur unverständlich, sondern dokumentiert klar, daß mit übersteigertem Anspruch und Formalien eine politische Entscheidung umgangen werden soll."

Zahlen aus der Arbeit des Sozialdienstes mit welchen von der zweiten ansässigen Sozialstation zu vergleichen, hält Freydank gleichfalls für überzogen. Ein Vergleich sei nicht möglich, da es keine allgemeingültigen Pflegestandards gebe. Das Errechnen eines Förderungsanteils sei daher unredlich. Außerdem würden die Vorleistungen für die gesamte Stadt und nicht nur für einen täglich unterschiedlich großen Teil der Eppsteiner Bevölkerung erbracht. set

Autobahn-Vignetten am Postschalter

BÜDINGEN/FRIEDBERG. Wer jetzt mit dem Auto in die Schweiz will, kann sich langes Suchen und Warten an der Grenze ersparen. Denn ab sofort kann man die Schweizer Autobahn-Vignette auch in den Postämtern Büdingen und Friedberg kaufen. Obwohl es die Vignetten ab sofort in 151 Ämtern der Oberpostdirektion Frankfurt gibt, sind die Postämter in Büdingen und Friedberg die einzigen im Kreisgebiet, die sie führen.

Der Preis wird von der Eidgenössischen Finanzverwaltung auf der Basis der jeweils aktuellen Devisenwechselkurse festgesetzt. Preisänderungen werden von der Post rechtzeitig bekanntgegeben. Zur Zeit beträgt der Verkaufspreis pro Vignette 34 Mark.

Gerade jetzt zur Skisaison erleichtert diese Vereinbarung zwischen der Deutschen Bundespost und der Eidgenössischen Oberzolldirektion in Bern den Wintertouristen die Anreise zu ihren Urlaubszielen in der Schweiz. Der Betriebsversuch ist zunächst bis zum 30. November befristet. str

Der verflixte Ton und die verflixte Frage Nüchterne Nachbemerkungen zum verpatzten Beginn einer Opernsaison

MAILAND. Eminente wirtschaftliche Schwierigkeiten führten in Italien gegenwärtig zur Kürzung von 30 Milliarden Lire (etwa 37 Millionen Mark) der im Vergleich zu Deutschland ohnehin kargen Suventionen für die 13 staatlich voll finanzierten Opernhäuser. Dabei ist die Mailänder Scala mit einer Etatverringerung von 2,5 Milliarden (etwa drei Millionen Mark) noch glimpflich davongekommen. Sie steht mit einem Gesamtbudget von 108 Milliarden (knapp 130 Millionen Mark) auch im internationalen Maßstab nicht schlecht da. An anderen italienischen Musikbühnen - zum Beispiel in Venedig oder Bologna, aber nicht nur dort - geht die Sparwelle allerdings entschieden an die Substanz; das Programm mußte drastisch gekürzt werden, die Häuser müssen sich große Sorgen um ihr künftiges Profil machen.

Die Vorgänge um die Scala-Saisoneröffnung im vergangenen Dezember muten in diesem ernsten Kontext fast frivol an. Immerhin, Streikdrohungen im Vorfeld führten zu nichts - die Öffentlichkeit hätte angesichts der angespannten Finanzsituation für Muskelspiele des Theaterpersonals auch wenig Verständnis gehabt. Die Verdi-Premiere "Don Carlos" fand also pünktlich statt. Den Dienst versagt hat - für den Bruchteil einer Sekunde - etwas anderes: die Stimme von Luciano Pavarotti. In der Eröffnungsvorstellung hatte er, Star der Stars, Tenor aller Tenöre, bei einem hohen "h" in der Autodafé-Szene (2. Akt der vieraktigen Mailänder Fassung) eine leichte Unsicherheit und wurde grausam ausgepfiffen. Weltuntergangsstimmung herrschte. Und das banale, allzu menschliche Faktum der kleinen Insuffizienz und der darob großen Publikumsempörung (die ja wohl das eigentliche Skandalon des Abends war) geisterte tagelang durch die Kulturseiten der Gazetten in aller Welt. Inzwischen kann Beruhigendes gemeldet werden: In weiteren Aufführungen sang Pavarotti souverän, der verflixte hohe Ton gelang. Es kann aufgeatmet werden. Die Gefahr einer nationalen Identitätskrise ist gebannt.

Um auch über Ernsteres zu sprechen, stellt sich die Frage, ob die Mailänder "Don Carlos"-Neuinszenierung tatsächlich zum großen Theaterereignis wurde, wie es angekündigt und erwartet worden war, zur kulturellen Botschaft, die vor der ganzen Welt Zeugnis ablegen sollte von der Vitalität und dem geistigen und künstlerischen Potential der zur Zeit von Skandalen und Bestechungsaffären geplagten Stadt. Sie ist auf jeden Fall zu verneinen. Ohne das geringste Zögern in bezug auf Franco Zeffirellis stockkonservative, indeenlose Inszenierung in eigenen luxuriösen, stilistisch durch die spanische und toskanische Renaissance geprägten Bühnenbildern, mit spektakulären Massenarrangements, die die Bühne total zubauten und verstellten, so daß zum szenischen Spiel überhaupt keine Möglichkeit blieb. Zeffirelli will es offenbar nicht wahrhaben, daß die originalgetreue Nachbildung kunstgeschichtlicher Monumente auf der Bühne - selbst wenn geschmackvoll bewerkstelligt - heute keine Lösung für das Theater bedeutet. Das ist nicht Werktreue, sondern längst überholte Konvention, Hollywood- Ausstattung für das Fernsehen. Und von Personenregie kann bei Zeffirelli überhaupt nicht die Rede sein. So richteten sich die einzigen Proteste des sehr freundlichen Publikums der zweiten Vorstellung, das die Ausschreitungen der Premiere (nicht nur gegen Pavarotti) offenbar wiedergutmachen wollte, gegen den Regisseur.

Ganz anderen Standard hatte selbstverständlich der musikalische Teil des Mailänder Verdi-Projekts, aber auch hier wollte sich das große Glücksgefühl nicht - oder nur sehr gelegentlich - einstellen. Übrigens schon deshalb nicht, weil die Entscheidung für die bequemere, gekürzte, vieraktige Fassung des "Don Carlos" für eine ambitionierte Einstudierung, die Maßstäbe setzen will, heute nicht mehr in Frage kommen dürfte. Selbstverständlich agierte Riccardo Muti am Pult überlegen, brillant, mit der Attitüde des Virtuosen. Der gute - wenn man will, sehr gute - Dirigent war an jedem Ton zu spüren, der bedeutende Musiker, der eigenes zum Werk zu sagen hat, nur selten. Am ehesten beim Berliozschen Klangzauber, den das Vorspiel zum zweiten Akt entfaltete, außerdem in der Einleitung und Begleitung von Philipps Monolog, am sehr plastisch akzentuierten Beginn der Kerkerszene und am warmen, dabei kernig angespannten Ton der allderdings nicht hundertprozentig synchron spielenden Geigen.

Kostbare Details, keine Frage, aber der große Bogen fehlte diesem "Don Carlos". So wirkte die Autodafé-Szene knallig, grell rasant, aber nicht monumental, andererseits waren die vielen subtilen Lyrismen dieser Oper nicht mit letzter Hingabe erfüllt. Bis auf das bereits erwähnte Vorspiel zum zweiten Akt blieb Muti die exquisiten Klangvaleurs der Partitur weitgehend schuldig, ebenso die affektgeladenen Höhepunkte und Verdichtungen (eine Ausnahme: die Auseinandersetzung Philipp-Elisabeth im dritten Akt), und der Auftritt der Ketzer, die zum Scheiterhaufen geführt werden, ließ die besessene Intensität des Rhythmus und die unheimlichen Baßfarben vermissen. Insgesamt blieben diesmal die düstere Atmosphäre und depressive Grundstimmung des Stückes unterbelichtet, das Drama im Orchester fand nicht richtig statt - und auch nicht auf der Bühne, da Muti mit den Solisten vermutlich nicht mit letzter Konsequenz geprobt hatte. Deren Phrasierung, Artikulation und Diktion muteten oft unverbindlich an. Etwa die des hoch prominenten Rollendebütanten Luciano Pavarotti, der zwar mit beglückend sonorer, biegsamer, frischer, metallisch strahlender Stimme von erlesenem Timbre sang, aber nicht über die musikalische Intelligenz und die Ausdruckspalette verfügte, nach denen die vielen Feinheiten und Nuancen der Titelpartie verlangten. Dafür wäre eine ganz andere Vorbereitung erforderlich gewesen.

Eine imposante, schauspielerisch und musikalisch zwingend ausgeformte, in jedem Detail glaubhafte Bühnenfigur präsentierte dagegen Samuel Ramey als Philipp II.; sein substanzreicher Baß kam dem fesselnden Rollenporträt sehr zugute. Stets um Differenzierung bemüht zeigte sich auch Daniela Dessi, eine Elisabeth mit - abgesehen von gelegentlich aufgerauhten Höhen - herrlicher Sopranfarbe. Ihr zur Seite stand Luciana D'Intino, eine stimmlich prachtvolle Eboli, die allerdings keine Töne der Leidenschaft, der Verzweiflung und des wilden Aufbegehrens kannte. Paolo Conis (Posa) Bariton schien im ersten Teil im Klangvolumen begrenzt - und hatte erhebliche Intonationsprobleme im Arioso um zweiten Bild des ersten Akts -, gewann später an sonorem Profil, ließ aber bis zuletzt Pathos und eindringlich expressive Linienführung vermissen. Alexander Anisimov schließlich war ein Großinquisitor von nicht sonderlich ausgeprägter Physiognomie.

Vor 15 Jahren kam an der Scala ein "Don Carlos" heraus, mit Claudio Abbado am Dirigierpult. Das war - zumindest musikalisch - die Offenbarung, die jetzt umsonst herbeigesehnt wurde.

GABOR HALASZ

Der SV Melitia Roth gewann erneut das Bad Orber Hallenfußball-Turnier um den "Febau-Cup" Kühle Temperaturen und Neuauflage des letztjährigen Finals Wächtersbacher konnten auch mit fünf Feldspielern Röther Sieg nicht verhindern / 850 Zuschauer kamen in die Großsporthalle

Da fühlte man sich doch glatt um ein Jahr zurückversetzt, als die Teams des SV Melitia Roth und Germania Wächtersbach zum Finale um den Hallenfußball-"Febau-Cup" in Bad Orb antraten. Denn auch im Vorjahr hatten diese beiden Teams das Endspiel um die 300 Mark Siegprämie bestritten. Und wie vor Jahresfrist setzte sich auch beim "Febau-Cup 1993" Bezirksoberligist SV Melitia durch, bezwang die Germanen jedoch statt mit einem berauschenden 4:2 in diesem Jahr nur mit 1:0. Aufwärts ging es in Bad Orb mit den Zuschauerzahlen, zur Freude des veranstaltenden FSV, der ansonsten jedoch wenig Grund zur Ausgelassenheit hatte. Die insgesamt 850 Besucher mußten nämlich miterleben, wie ihr eigenes Team sich mächtig schwertat und mit dem mageren sechsten Rang hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Prämie in Höhe von 100 Mark sicherte sich der VfB Oberndorf durch einen fulminanten 7:1- Erfolg im "kleinen Finale" gegen den TSV Lohrhaupten. Für den überraschend starken Außenseiter sprangen immerhin noch 50 Mark heraus. Obwohl es in Bad Orb durchaus nicht zimperlich zuging, konnten die Schiedsrichter von drakonischen Maßnahmen absehen. Ohne rote Karte und schwerwiegende Verletzungen lief das Turnier ab. Dennoch hatten die Fans ihre Freude an den spannenden und torreichen Partien. Im Vorfeld sorgten die Vertreter der SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf für etwas Unmut beim Ausrichter, indem sie wegen Personalmangels kurzfristig absagten. Eingesprungen war die SG Waldensberg. Etwas unangenehm waren auch die "erfrischenden" Temperaturen in der Halle am Samstag, die besonders den Zuschauern zu schaffen machten. Am Sonntag war dieser Lapsus glücklicherweise behoben, heizten zudem die Teams den Besuchern mit spannenden Spielen ein.

In die Halbfinalspiele stießen aus der Gruppe I die verlustpunktfreie Röther Melitia und das Überraschungsteam aus Lohrhaupten vor, während die Gastgeber mit 8:4-Punkten scheiterten. Noch enttäuschender traten die Kicker von Germania Bieber (0:12-Punkte) auf, die allerdings zeitgleich bei den Offenbacher Stadtmeisterschaften aktiv waren. In Gruppe II setzten sich die Wächtersbacher durch, nur einen Punkt besser als der VfB Oberndorf. Der FC Burgjoß scheiterte haarscharf und die Liebloser Viktoria blieb auf der Strecke. Ebenso die zweite Vertretung der Gastgeber, die allerdings mit einem 1:0-Erfolg über Oberndorf für die Sensation sorgte. In den Halbfinalspielen setzten sich die Gruppensieger durch und bestätigten den Vorrunden- Verlauf. Roth machte mit den Oberndorfern (4:1) ebenso "kurzen Prozeß" wie die Wächtersbacher mit dem Kreisligateam aus Lohrhaupten (4:0).

So mußten die wackeren Lohrhauptener auch im "kleinen Finale" fast machtlos mitansehen, wie sich der angestaute "Frust" der Oberndorfer Kicker über sie entlud und gerieten mit 1:7 unter die Räder. Paul Sachs (3), Matthias Weismantel, Udo Lingenfelder, Alexander Glassen und Udo Sachs netzten für den VfB ein, während auf der Gegenseite nur Göksel Günes traf. Im Endspiel ging es dann äußerst spannend zu. Fünf Minuten vor dem Abpfiff brachte Uwe Fuchs den Titelverteidiger in Führung. Die Wächtersbacher stürmten nun mit "Mann und Maus" und kurz vor dem Ende sogar mit einem fünften Feldspieler anstatt des Keepers, doch trotz einer Zeitstrafe gegen den Röther Torschützen reichte es nicht mehr zum Ausgleich. Damit bleibt der Wanderpokal auf seinem angestammten Platz in der Vitrine des SV Melitia. RESULTATE UND TABELLEN:

Endklassement Gruppe I: 1. Melitia Roth 12:0-Punkte/16:3-Tore, 2. TSV Lohrhaupten 9:3/16:11, 3. FSV Bad Orb I 8:4/18:4, 4. SV Pfaffenhausen 6:6/11:11, 5. SV Brachttal 6:6/14:15, 6. SG Waldensberg 2:10/2:20, 7. Germania Bieber 0:12/3:17.

Gruppe II: 1. FC Germania Wächtersbach 10:2/19:10, 2. VfB Oberndorf 9:3/17:6, 3. FC Burgjoß 9:3/16:7, 4. FSV Viktoria Lieblos 5:7/13:19, 5. KG Wittgenborn 5:7/11:20, 6. FSV Bad Orb II 3:9/6:12, 7. SV Sotzbach 3:9/12:23.

HALBFINALE: Melitia Roth - VfB Oberndorf 4:1, Germania Wächtersbach - TSV Lohrhaupten 4:0.

SPIEL UM PLATZ DREI: VfB Oberndorf - TSV Lohrhaupten 7:1.

FINALE: Melitia Roth - Germania Wächtersbach 1:0. INA SCHNEIDER

Exportmotor läuft auf niedrigen Touren

sch FRANKFURT A. M. Hoffnungen, der Exportmotor möge die hiesige Konjunktur in Schwung halten, haben einen neuen Dämpfer bekommen. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes halbierte sich der Überschuß im deutschen Außenhandel im November im Vorjahresvergleich in etwa auf 1,7 Milliarden Mark. Gegenüber den 5,5 Milliarden im Oktober schmolz er noch stärker ab. Dahinter steckt nach Angaben der Wiesbadener, daß der Wert der ausgeführten Waren binnen Jahresfrist um 7,8 Prozent absackte, während die Einfuhren um 4,8 Prozent und damit weniger stark sanken. Im Vergleich zum Oktober nahmen Exporte (minus zwölf Prozent) und Importe (minus 6,8) noch deutlicher ab. Mit Verzögerung dürfte sich in den Statistiken nun auch die verstärkte Aufwertung der Mark gegenüber den Währungen wichtiger Konkurrenten seit September niedergeschlagen haben. Von Januar bis November steht ein Handelsüberschuß von 32,4 Milliarden zu Buche.

In der übergreifenden Leistungsbilanz entstand im November nach vorläufigen Zahlen ein Loch von 0,7 Milliarden Mark, dem ein Negativsaldo von 1,5 Milliarden im Oktober und ein Überschuß von 1,9 Milliarden Mark vor Jahresfrist vorausgegangen waren. Für die ersten elf Monate kommt in dieser Aufstellung, die neben dem Warenhandel noch andere Transaktionen umfaßt, ein Fehlbetrag von 34,2 Milliarden Mark heraus.

Die SG Bruchköbel gewann ihr eigenes Handball-Turnier Als Schlüchtern ging wurde Fußball gespielt Die Gäste aus dem Ostkreis zeigten sich beleidigt und verzichteten auf das Spiel um Rang drei

Beim Handball-Turnier der SG Bruchköbel klappte aus Sicht der Gastgeber einfach alles. Nur das Team der SG Schlüchtern schlug ein wenig aus der Reihe. Die Bruchköbeler durften 300 zahlende Zuschauer in der Halle begrüßen. Die Spieler begeisterten mit schnellem, aber fairem Handballsport. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, sicherte sich das Team der Gastgeber auch noch den Turniersieg und die 400 Mark Prämie. Im Finale bezwangen die Bruchköbeler den TV Petterweil, der sich in Gruppe II mit 17:13 gegen den Favoriten aus Schlüchtern durchgesetzt hatte und noch 300 Mark einstrich.

Dieses Vorrundenspiel sorgte für den einzigen negativen Zwischenfall. Die Schlüchterner konnten am Sonntag nur noch auf acht Spieler zurückgreifen, lasteten die Niederlage allerdings den Schiedsrichtern an. Neutrale Beobachter sahen das anders, doch die SG-Spieler und Trainer Dimitriu mochten sich gar nicht beruhigen und fielen unangenehm auf, so SGB-Turnierleiter Uwe Jüngling, indem sie sich "sehr danebenbenommen haben".

Der Gipfel: Die SG-Spieler packten kurzerhand die Taschen und reisten ab, ohne das Spiel um Rang drei gegen Bad Vilbel absolviert zu haben. Die Organisatoren erklärten Schlüchtern zum Turnier- Achten und verschoben die Plazierungsspiele kurzerhand nach oben. Von Schlüchterns Abteilungsleiter Seitel, der nicht in Bruchköbel dabei war, kamen hernach mäßigende Worte. Er bat um Verständnis für die Abreise der durch Urlaub und Verletzungen arg dezimierten Mannschaft und wird das klärende Gespräch mit den Veranstaltern suchen.

Den dritten Rang und 200 Mark erhielt der TV Bad Vilbel zugesprochen, der statt des Spieles gegen Schlüchtern ein flottes Fußball-Treffen gegen die SGB II auf das Parkett legte und mit 4:3 siegte. Die "Zweite" der Bruchköbeler unterlag im Spiel um Platz fünf, diesmal wieder per Hand, mit 25:26 der FT Dörnigheim. Rang sieben sicherte sich der - insgesamt enttäuschend schwache - TV Kesselstadt mit einem 19:17 über den TV Langenselbold.

Auch der Preis für den besten Werfer, eine Sporttasche, blieb in Bruchköbel. Jan Cwik war mit 23 Toren bester Schütze, nur knapp vor seinem Teamkollegen Jurek Garpiel mit 22 Treffern. 21 mal traf Adi Woitusch von der SGB II. Mit nur sechs Strafpunkten sicherten sich die "unhöflichen" Gastgeber auch noch den Fairneßpokal. Im originellen Siebenmeter-Werfen der Trainer setzte sich Norbert Rube, Coach des TV Bad Vilbel, im Stechen gegen Petterweils Uli Lechler durch und erhielt eine Wurst.

Bleibt im Nachhinein zu hoffen, daß weder die Bruchköbeler noch die Schlüchterner nun die beleidigte Leberwurst spielen und die Ungereimtheiten auf vernünftige Weise aus der Welt schaffen können. Dann wären beim fest geplanten neunten SGB-Turnier 1994 vielleicht auch die Schlüchterner vertreten und könnten beweisen, daß sie auch ganz einfach gut Handball spielen können. ina

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TTC ASSENHEIM, TISCHTENNISTURNIER FÜR ZWEIERTEAMS, MÄNNER

Sektor3/6

Ein wenig im Schatten der Frauen stehen sie schon, die Tischtennisspieler des TTC Assenheim. Angesichts der Erfolgswelle ihrer weibliche Kolleginnen, die unangefochten die Tabelle der Regionalliga anführen und der Zweiten Bundesliga entgegenstreben, sind die tischtennis- spielenden Männer des TTC jedoch keineswegs untätig und richteten am Wochenende ein hochkarätig besetztes Turnier für Zweier-Mannschaften aus. Leider lockten auch die Vertreter der Hessenliga-Teams TTC Dorheim und KSG Dortelweil nur wenige Besucher in die Halle. Das Kommen hätte sich gelohnt, denn es waren hochklassige und spannende Spiele zu sehen.

In der A-Konkurrenz dominierten die Spieler des TTC Dorheim und des TV Burgholzhausen, der mit den Spielern der zweiten Mannschaft (Erste Verbandsliga) antrat. In Gruppe A setzte sich das Dorheimer Gespann Hausner/Berg sicher vor den Burgholzhausenern Nowak/Weichwald durch, in Gruppe B dominierten die Dorheimer mit Ex-Bundesligaspieler Kirchherr/Geppert vor den Burgholzhausenern Schmitter/Ludwig.

Die Vertretung des gastgebenden zweiten Verbandsligisten Stange/Barknecht konnte mit 1:8-Sätzen in Gruppe B nichts ausrichten. Ebensowenig kam in Gruppe A das Dortelweiler Duo Merz/Gnisia zum Zuge, konnte lediglich die Mittelbuchener Schröder/Anthes besiegen. So kam es in den Halbfinals zu zwei Dorheim-Burgholzhausener Duellen. Die beiden Hessenliga-Teams setzten sich erwartungsgemäß jeweils mit 3:0 durch und standen sich im vereinsinternen Finale gegenüber. Dorheim II mit Frank Geppert und Torsten Kirchherr sicherte sich mit einem glatten 3:0 über die Vereinskollegen den Sieg.

Auch in der B-Konkurrenz der Bezirksliga- und Bezirksklasse-Spieler dominierten die Dorheimer. Das Duo Margaroscan/Mandler setzte sich im Finale gegen Prokasky/Schmitt vom TC Dornbusch durch. Die C-Konkurrenz gewannen Dallwitz/Schultheis von der SG Bauernheim durch ein 3:1 über die Erbstädter Rose/ Morick. ina

Boote statt Birken - Max Liebermanns Sommerhaus

Bonn mahnt die Türkei

aud FRANKFURT A. M., 12. Januar. Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik (AA) hat im Fall des in Kurdistan inhaftierten Reporters Stephan Waldberg bei der türkischen Regierung offiziell eine Demarche eingereicht. Nach Angaben eines Sprechers trug die deutsche Seite vor, daß weder die Bundesregierung noch die Öffentlichkeit nachvollziehen könnten, daß Waldbergs Verfahren nur schleppend vorangehe. Waldberg war am 23. Oktober 1992 verhaftet worden. Ihm wird vorgeworfen, die in der Türkei verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) zu unterstützen. Dagegen dürfte nach Bonner Ansicht feststehen, daß der freie Reporter mit seinen Recherchen für den badischen Sender Radio Dreyeckland nicht für die PKK tätig geworden sei.

Nachdem die FR kürzlich über Vorwürfe von Waldbergs Vater berichtet hatte, sein Sohn sei gefoltert worden, brachte das AA nach Angaben des Sprechers auch diese Anschuldigungen bei der türkischen Seite vor. Dies sei von Ankara zur Kenntnis genommen und eine Überprüfung bei den zuständigen Behörden zugesagt worden. Die deutschen Behörden hätten über Waldbergs Vater nur von "psychischer Tortur" gewußt.

Sturmböen und Regenfälle Zahlreiche Straßen sind gesperrt

FULDA/KASSEL. "Wenn man heute auf der Bundesstraße 40 fährt, kommt man sich vor wie auf einem Damm." So schildert ein Polizist des Polizeipostens Neuhof im Kreis Fulda seinen Eindruck von der "Seenplatte". Was den Beamten dabei amüsierte: "Das Hochwasser hat beinahe die Polizeistelle erreicht."

Nach orkanartigen Böen und schweren Regenfällen vor allem in Ost- und Nordhessen waren allein im Kreis Fulda am Nachmittag noch zwanzig Straßen infolge Hochwassers gesperrt. Äste und umgestürzte Bäume, die weitere Fahrbahnen unpassierbar gemacht hatten, waren bereits in den Morgenstunden beiseite geräumt worden.

In Großenlüder zum Beispiel war am Dienstag die Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 254 Fulda-Lauterbach gesperrt, der Verkehr mußte über kleinere Nachbarorte umgeleitet werden. In Hünfeld breitete sich die Haune so stark aus, daß die Zufahrtsstraße vom Stadtteil Hünhan zur Bundesstraße 27 unpassierbar war.

Im Vogelsbergkreis waren die Kreisstraße 80 zwischen Schlitz-Pfordt und Fraurombach sowie die Landesstraße 3139 beim "Rixfelder Kreuz" in der Nähe von Herbstein dicht. Im Gebiet um die Stadt Alsfeld mußte die Feuerwehr bereits in der Nacht zum Dienstag über 40 überschwemmte Keller auspumpen.

In Kassel blieb die Fulda gestern trotz anhaltender Regenfälle in ihrem Bett. Dennoch standen in Trendelburg (Kreis Kassel) viele Keller unter Wasser. Im Stadtteil Gottsbüren erreichte das Naß sogar das Betriebsgebäude der Kläranlage, mehrere Klärbecken liefen über.

Befürchtet wurde, daß die elektronische Steuerung ausfallen könnte: Gegen 11 Uhr jedoch hatten die Mitarbeiter die Situation nach Angaben des Trendelburger Bauamtsleiters wieder "im Griff".

gwa/ebo

In Karben: Mülltonnen-Umtausch bis zum Freitag beantragen

KARBEN. Umtausch von Mülltonnen in Karben (Stichtag 1. Januar) kann nur noch bis Freitag, 15. Januar, beantragt werden. Daran erinnert der Magistrat der Stadt Karben die Bürger/innen. Die bis zum Freitag zum Umtausch gemeldeten Tonnen werden im Laufe der nächsten Tage und Wochen ausgewechselt. Die neuen Müllmarken gelten bis zum Umtausch auch für die alten Müllgefäße.

Bei später eingehenden Anträgen (Stichtag 10. März) kann erst im nächsten Quartal (1. April) umgetauscht werden. In diesem Fällen wird pro Umtausch eine Verwaltungsgebühr von 20 Mark erhoben. de

Denkmalgeschützter Bau am Königsberger Ring steht schon lange leer: Jetzt sollen die Handwerker kommen Fürs Daubhaus werden noch Mieter gesucht Stadt wehrt sich gegen Vorwurf, Projekt verzögert zu haben Von Matthias Drobinski HOCHHEIM. Vermauerte Fensterhöhlen, blinde Scheiben, zerbrochene Rolläden, ein verwahrlostes Grundstück: Das Daubhaus am Königsberger Ring in Hochheim bietet seit zwei Jahren ein trauriges Bild. Die strahlende Zukunft des Objektes läßt sich jedoch seit wenigen Tagen im Konferenzraum der "Kobold Bauträgergesellschaft" in Eppstein-Vockenhausen ahnen: Dort steht ein Modell im Maßstab 1:100 des renovierten, denkmalgeschützten Hauses und des Wohn- und Bürokomplexes, der dort gebaut werden soll. Wann der erste Spatenstich erfolgt, ist unklar: Noch gibt es zu wenig Interessenten, die sich in dem Zwölf-Millionen-Bau einmieten wollen. Doch daran, daß die Kobold-Bauträgergesellschaft für 25 000 Mark ein maßstabgetreues Modell habe anfertigen lassen, "sehen Sie, daß wir zuversichtlich sind, genügend Mieter zu bekommen", sagt Geschäftsführer Hanspeter Kobold. "Sobald die Hälfte der Fläche vermietet ist, rückt der Bagger an."

Und damit das möglichst schnell geschehen kann, hat Kobold die Frankfurter Makler-Gesellschaft "Apollo" beauftragt, Mieter zu finden. Wie erfolgreich die Immobilien-Vermittler bisher waren, möchte Kobold nicht sagen - "aber in den nächsten Tagen wird ein Werbe- Schild der Apollo am Daubhaus aufgestellt." Auch das Modell diene dazu, potentiellen Kunden zu zeigen, wo sie einmal wohnen oder arbeiten können: Das Daubhaus aus den 20er Jahren mit dem Schmuck-Fachwerk soll frei als eigenständiges Bauwerk stehenbleiben und auf 587 Quadratmetern Büros beherbergen. Ein Übergang mit gläsernen Wänden und einem Glasdach stellt die Verbindung zum Neubau her: Hier entstehen im Dachgeschoß sechs Wohnungen mit insgesamt 570 Quadratmetern Fläche; sie sind zwischen 30 und 157 Quadratmeter groß. 2368 Quadratmeter auf zwei Stockwerken bleiben für Büroräume von variabler Größe. In der Tiefgarage gibt es 78 Stellplätze, 15 weitere oberirdisch. Dazu kommen ein Wintergarten am Daubhaus, Grünflächen und ein Kinderspielplatz: "Wir wollen keinen Fremdkörper in Hochheim bauen, sondern einen Gebäudekomplex, der sich harmonisch in die Umgebung einfügt", erklärt Kobold.

Das und den Erhalt des markanten Daubhauses hatte die Denkmalschutzbehörde des Kreises dem Bauträger zur Auflage gemacht - einer der Gründe, warum der Main-Taunus-Kreis die 1990 beantragte Baugenehmigung erst am 21. Juli 1992 erteilte. Außerdem hatten auch Anwohner Bedenken geäußert; sie fürchteten vor allem mehr Lärm und Verkehr wegen der Büros und Wohnungen. Und auch ein rechtsgültiger Bebauungsplan mußte erstmal aufgestellt werden. Doch den Vorwurf, die Behörden der Stadt Hochheim und des Kreises hätten zu langsam gearbeitet, möchte Hochheims Bauamtsleiter Dietmar Dietrich nicht gelten lassen: "Das mag nach außen so ausgesehen haben - intern wurden die Anträge aber gleichmäßig bearbeitet."

Kobold jedoch betont, daß er wegen der lange Wartezeit einige wichtige Interessenten verloren habe. "Sie können ein Unternehmen, das Büroräume sucht, nicht über Jahre hinweg hinhalten." Auch hätten sich inzwischen die "wirtschaftlichen Rahmendaten geändert". Kurz: Alles sei teurer geworden, und das bekämen auch seine Mieter zu spüren: "So ein Bau wird einfach nicht billiger." Schäden am Daubhaus, das seit Jahren leersteht, seien aber nicht festzustellen.

Nun sind die Jahre der Unsicherheit vorbei, zeigt sich Hanspeter Kobold zuversichtlich. Er hebt die Plexiglas-Haube von dem Modell des Gebäudekomplexes ab: "Ich glaube, auf das Ergebnis können wir stolz sein." Doch dann seufzt er im gleichen Atemzug: "Das war das schwierigste Bauvorhaben, das ich jemals betreut habe."

Basar-Spende: ein neues Auto für den Pflegedienst

SCHWALBACH. Einen neuen Wagen für den ambulanten Pflegedienst nahm die Ökumenische Zentralstation für Kranken-, Alten- und Familienpflege in Schwalbach und Niederhöchstadt vor kurzem entgegen.

Das Fahrzeug wurde aus dem Erlös des Bastelbasars am Buß- und Bettag erworben. Zur Übergabe vor dem Haus der Zentralstation in Schwalbach kamen auch viele Frauen aus den Kirchengemeinden in Schwalbach und Niederhöchstadt, die am Basar mitgewirkt hatten. Sie freuten sich über das Ergebnis ihrer Bemühungen. Das Auto nutzen die Schwestern der Zentralstation, um pflegebedürftige Menschen zu erreichen. she

Stadt sucht Pächter für Schwimmbad-Kiosk

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Stadt sucht einen Pächter für das Kiosk im Waldschwimmbad und hat eine entsprechende Ausschreibung vorgenommen. Demnach gilt der Pachtvertrag für drei Jahre und wird jährlich verlängert, falls der Kontrakt nicht bis zum 31.12. des laufenden Jahres gekündigt wird. Per Vertrag werden auch die Pflichten des Pächters festgeschrieben: Darunter fallen zum Beispiel Auflagen zum Sortiment, das am Kiosk verkauft werden darf, oder die Verpflichtung, die Umgebung der Trinkhalle sauber zu halten. Die Ausschreibungspflicht läuft noch bis 15. Februar.

Die Angebote werden vom Magistrat am 19. Februar geöffnet und gesichtet, so daß mit Beginn der Badesaison auch der Kioskbetrieb laufen könnte. wal

Liese: "Die Glückwünsche sind verfrüht" Wechsel zum Umlandverband?

USINGEN. "Das wäre eine reizvolle Aufgabe", erklärt Gerhard Liese. Der Usinger Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU kann sich sehr gut vorstellen, die Karriereleiter heraufzufallen und Kämmerer im hauptamtlichen Verbandsausschuß des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) zu werden. Amtsinhaber Friedrich Flacchus (CDU) tritt 1995 in den Ruhestand, und in der UVF-Zentrale wird Liese bereits als Nachfolger gehandelt.

Seit 1987 ist Gerhard Liese Leiter des Staatlichen Schulamtes in Bad Homburg (einem von 26 in Hessen); 1979 war er in die Schulaufsicht eingetreten. Daß er dies nicht "auf ewig" bleiben würde, war abzusehen - Liese galt schon mehrmals als Aspirant auf Führungsposten im Hochtaunuskreis. So war sein Name auch als Kandidat für den Kreisvorsitz der CDU im Gespräch. Und als der Usinger Bürgermeister Rolf Eggebrecht und sein Erster Beigeordneter Jürgen Konieczny über den Korruptionsskandal stolperten, sah mancher ihn schon als den künftigen Bürgermeister.

Diesmal werden Liese ausgezeichnete Chancen nachgesagt. Beim Umlandverband ist er bestens bekannt, gehört er doch seit acht Jahren der UVF-Verbandsversammlung an. Außerdem ist Liese seit vier Jahren Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses.

Sollte die derzeitige große Koalition zwischen SPD und CDU fortgesetzt werden, dürfte sich an der augenblicklichen Ressortverteilung zudem wenig ändern. Der Posten bliebe also "in der Familie"; Liese würde einen Parteikollegen beerben. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende im Parlament des UVF, Alfons Faust, hält große Stücke auf Liese: "Ein wirklich geeigneter Bewerber, denn er ist ein ausgezeichneter Kommunalpolitiker."

Liese jedoch weist Glückwünsche als "absolut verfrüht" von sich. "Man sollte das Fell des Bären nicht verteilen, solange er noch nicht erlegt ist", sagt er. jd

Zwischen Ich und Ich ist der Zwischenraum riesig Schlacht (noch) ohne Beweise oder: Heiner Müller und das Interesse an erledigten Fällen

Enttäuschung ist der Wettersturz einer Erwartung, die sich über ihren Gegenstand falsch ins Bild gesetzt hat. Das Überraschende daran, daß Heiner Müller bei der Staatssicherheit aktenkundig war, ist nur der Umstand, wie wenig es überraschen konnte. Bislang besteht der Skandal darin, daß die, für die nun eine Welt zusammenbricht, die Trümmer so lenken, daß auch das Werk erschlagen wird.

Noch ist der casus unkonturiert, und solange die Wahrheit eine Akte bleibt, die vollständig noch keiner gesehen hat, ist die Wahrheit ein Gerücht. Entscheidend ist allein, ob Heiner Müller aus Selbsterhaltung Verrat an anderen, oder aus Gründen des ästhetischen Bestandsschutzes den kleinen Verrat an sich selber begangen hat, um sich (wie Brechts Keuner) der Gewalt zu beugen, damit die Stücke die Macht überleben. Im übrigen hat Heiner Müller stets mit seiner Tuchfühlung zur Staatssicherheit kokettiert, und daß er das Privileg des Reisens, seine gedoppelte Lebenswelt, in der Münze der Integrität bezahlt hat, füllt in aller Unklarheit den geständigen Zwischentext seiner Autobiographie. Denn von "Schuld" hat er gesprochen, als Anderson, Schedlinski und andere Prenzlberger ihre Rührmixlyrik noch als Partisanenmélange auftischten. Wer es lesen wollte, konnte es tun. "Bis zu meinem Tod muß ich mit meinen Widersprüchen leben, mir selbst so fremd wie möglich."

Daß Heiner Müller nicht selber alle Karten auf den Tisch gelegt hat, war ein Fehler; daß das, was er als private "Schuld" mit seinem Gewissen austrägt, vom Spiegel-TV konkretisiert werden mußte, unnötig. Denn er, der das traurigste Abschiedsgedicht auf den Kommunismus schrieb, auf das "Grab seiner Jugend", er hatte, trivial, einen privilegierten Zugang zu seiner Wahrheit, deren Enthüllung er als öffentliche Person der Öffentlichkeit schuldig gewesen wäre.

Es mag, wie in der Christa-Wolf-Debatte, manchem entgangen sein, aber in diesem Krieg ohne Schlacht hat Heiner Müller in allen Rollen, in allen Kostümen posiert, aber nicht als Saboteur des realen Sozialismus, bis zuletzt nicht, und mürrisch erst, als das "Volk" die Wandlitzer Riege längst heim in die Laube geschickt hatte - obwohl die Standschaffner der Weltrevolution ihn zum Gegner gestempelt, seine Stücke in den Westen umgesiedelt oder verboten hatten, eines nach dem anderen, nicht für Jahre, sondern für Jahrzehnte.

Seine affirmative und ambivalente Haltung zur DDR hat Heiner Müller vorgezeigt wie eine offene Wunde; sein Glaube an den Kommunismus war ein Abgrund an Ehrlichkeit, in der Regel: "Konstruktiver Defaitismus". "Soweit ich zurückdenken kann, habe ich versucht, mich der DDR gegenüber loyal zu verhalten". Er habe zwar am Schluß auf den "Untergang" der DDR gewartet, "ihn aber nicht gefördert", denn das "Problem war die Alternativlosigkeit der Alternative" - das Problem war die Bundesrepublik: "Daß eine Sphinx uns anblickt, wenn wir der Freiheit ins Gesicht sehen, sollte uns nicht wundern." Deshalb liebte und haßte Heiner Müller, symbiotisch verstrickt, die DDR als Hoffnung und Material, und dieser Affekt speiste das Energiezentrum seines Schreibens: "Für meine Literatur war das Leben in der DDR so etwas wie die Erfahrung Goyas in der Zange zwischen seiner Sympathie für die Ideen der Französischen Revolution und dem Terror der napoleonischen Besatzungsarmee."

So verehrte Heiner Müller die "Zange" wie sich selbst. Wer das moralische Urteil über diese Kollaboration mit dem Paradox sprechen wollte, hätte es längst tun können. Seine Stücke samt Beipackzettel, Redefetzen und Interviews, sein Rotwelsch war Klartext von Anfang an. Wer den Dichter nun schrumpfen sieht, hat ihn vorher nicht gelesen.

Aufklärung, natürlich, aber Heiner Müllers Paßwort war es nie, so wie auch Demokratie ihm als trügerisches Theater erschien, als westliche, offensichtlich unvermeidliche Regeleinheit für das Gröbste, als Finte der Herrschaften, der "Deutschen Bank" und ihrer Bonner Abgeordneten. Heiner Müllers Denkgebäude ist dagegen aus anderem Zement, eben nicht aus der einst landesüblichen Knetmasse von Revolution und Philantropie, Freiheit und Selbstverwirklichung nebst friedlicher Vervollkommnung der Luftwaffe und des Menschengeschlechts.

Schon immer kam er ins Schwärmen, zuletzt noch in seiner Autobiographie, wenn er von den Großvätern erzählte, vom jungen Brecht, von Carl Schmitt und Ernst Jünger, von jenem noch immer unentschärften Explosivgemisch der zwanziger Jahre, als die Rechte die Linke und vice versa ausfütterte, als Benjamins "Destruktiver Charakter" mit dem Jüngerschen "Abräumen" per Du und die Revolution plötzlich nicht mehr die Lokomotive, sondern die Notbremse des Weltgeistes war.

Daraus sprach Einsicht. Der Erste Weltkrieg hatte die anlaufende Moderne demaskiert, nun war Fortschritt die Katastrophe und der Untergang. Die Konsequenzen waren seelenverwandt und grundverschieden. Für Hitlers Kronjuristen Carl Schmitt, der noch 1945 den stalinistischen Lukàcs pries, sollte die Diktatur das "Chaos" einfrieren, stillstellen und kommandieren. Bei Heiner Müller übernahm diesen Auftrag der reale Kommunismus - er sollte den Terror des Kapitals in Schach halten, er war die Notbremse einer Geschichte, die sich aus Angst vor ihrem Ende selber umbringt. Deshalb war der sozialistische Staat auf deutschem Boden eine "Stellung, die gehalten werden mußte". So hat er Marx mit Nietzsche ausgenüchtert und mit Carl Schmitt auf Vordermann gebracht: Kommunismus vertagt die Apokalypse.

Geschichte ist ein Verbrennen, die Zeit ihr Gehilfe und Irrsinn ihre Signatur. Die RAF ("das letzte Drama der bürgerlichen Welt") war der mörderische "Aufhalter" im Westen, die Mauer war es im Osten. Ohne diese negative Geschichtsphilosophie, die Zeit als gestundete Frist denkt, kann man einen Satz wie den, die "Mauer sollte die Zeit anhalten", nicht verstehen. Fällt Moskau als Großinquisitor, erodiert die Weltgeschichte, dann geht der Krieg ohne Schlacht weiter, "Krieg auf drei Kontinenten". Durch diese Optik prophezeite Heiner Müller die Barbarei im Satellitengürtel der abgewrackten Sowjetunion zu einem Zeitpunkt, als die Fukuyamas des Westens noch die Friedensengel der Nachgeschichte singen hörten.

Die Katastrophe des Sozialismus war für Heiner Müller weniger die Unfreiheit, als die raumtiefe Dummheit, die in Stalin Gestalt angenommen hatte. Tragisch war daran nur, daß der Leviathan, also die rettende Gegenmacht zum Kapital, "von gefangenen Befreiten bewohnt wurde", deren Kader am Ende nur noch die Marxsche Idee parodierten. Elende Stagnation, progressive Idiotie und Vergreisung. Der Sozialismus war erst "Joch und Geschenk", am Ende nur noch Joch. "Die Replik auf die Konzentrationslager war das sozialistische Lager."

Auf dem Friedhof des Ostens bekam Müllers Ästhetik des Schreckens nun den Auftrag", die Macht nicht abzuschaffen, sondern ihr den Spiegel vorzuhalten, bis sie wieder das Alphabet ihrer Herkunft aufsagen konnte. Seine Dramen wollten "Neugeburt", "permanente Revolution", und der Auftrag war die eine und einzigartige, die inquisitorische Frage: "Wer hat die Revolution verraten?" Darum die Lieblings-Metaphorik des blutigen "Zerreißens", die Vorstellung, der Revolutionär sei der "Hammer / Mit dem das Kapital die Revolution / Ans Kreuz schlägt". Doch wie Christus wird die Revolution auferstehen: "Das Gespenst des Kommunismus / Klopfzeichen in der Kanalisation / Begraben immer wieder von der Scheiße, / Und aus der Scheiße steht es wieder auf."

Daß Heiner Müller Widersacher jeglicher Macht sei, also Foucaults alter ego unter dem Sternenhimmel der Weltbühnen, dies ist eine weitere linkssentimentale Legende. Denn wer den Kapitalismus durch eine sozialistische Gegenmacht aufhalten, den "Clinch mit dem Bösen" ertragen will bis zur "Ankunft des Messias", der ist ein Adventist, auch wenn die "Klopfzeichen in der Kanalisation" zweideutig sind: Ankunft oder Untergang, beides ist möglich. Den Untergang hätte (Carl Schmitt auf links gewendet) der Sozialismus aufhalten können; die Kunst sollte (wie Benjamins destruktiver Charakter) Wege für das "Neue" freischlagen: Schrecken ist die erste Gestalt des Neuen, "Auflösung Hoffnung."

Scheinheilig, wenn die, die ihm, zermürbt von der westdeutschen Premierenbourgeoisie, einst das Haupt kränzten, nun bei veränderter Aktenlage feststellen, daß der DDR-Nationalpreisträger Heiner Müller nicht Torquato Tasso, sondern ein anti-apokalyptischer Kommunist war, der den Kommunismus, der ihn von der Bühne jagte, immer noch anziehender fand als das, was sich westlich der Mauer abspielte, die er mit dem zweiten Paß in der Hand so oft wie kaum ein zweiter überwinden konnte.

Checkpoint Charlie war für den Mauerspringer nur eine Tapetentür, und im deutschen Westen senkte sich Weihrauch über die Katastrophen seiner Stücke, obwohl sie inkommensurabel waren wie keine sonst. Unvergessen, wie die modische Apokalyptik ihn als Korrepetitor des Weltuntergangs, die abgeklärte Linke als Anarchisten und die Postmoderne ihn als Harlekin von Robert Wilson eingekleidete. Interessiert hat sich Heiner Müller dagegen allein für die Gewalt und Schuld, die die technische Zivilisation dem Planeten und seinen letzten Menschen in barer Münze heimzahlt. "Schuld schafft Verbrechen".

Gewiß hat Heiner Müller der Hamletmaschine einer kruden Geschichtsphilosophie geopfert, und auf ihrem Altar verendeten dann seine armseligen Subjekte wie in der Wirklichkeit dieses Jahrhunderts. Aber der Rest ist nicht Schweigen. Heiner Müllers Werk ist gewalttätig bis in die Rippen der Grammatik, aber als Spurensicherung, als Chronik von Germania Tod in Berlin, als Gravur im Wohlstandslack. Seine Texte, eine blanke Zumutung, buchstabieren die Zeichen an der Wand, und unter der dünnen Eisdekke der Zivilisation spüren sie nicht den Wärmestrom der Utopie, sondern einen schwarzen Fluß ohne Ufer: den der Barbarei.

Der Skandal, daß Heiner Müller dabei die unverächtlichen Fortschritte der Freiheit verachtet, die spröden und für ihn anämischen Prozeduren der Demokratie, diese Ignoranz löscht nicht den Brandsatz seines Werks, und es mag, wie so oft, keine Konvergenz zwischen Text und Autor geben, auf die er, nebenbei, nie Anspruch gemacht hat. "Zwischen Ich und Ich ist der Zwischenraum riesig".

Wahr ist für ihn allein die Übertreibung, an der kein Mangel herrscht. "Die BRD ist eine durch zwei Weltkriege gesundgeschrumpfte Firma, die Identität ihrer Bevölkerung der Kurs der D-Mark. Freiheit gründet auf Gewalt und Konsum ist der letzte Reiter der Apokalypse". Wenn, wie jetzt, die deutsche Vergangenheit zur Idylle gefärbt werden soll, weil die Zukunft der Zuwachsgesellschaft das Gemeinwesen in Panik versetzt, werden die Texte von Heiner Müller doppelt unzumutbar. Dann steigt das Interesse an erledigten Fällen wie die Fieberkurve der Krise. Doch es gibt keine apriorische Kontaktschuld zwischen Schrift und Leben, und deshalb kann man, wie bei Heidegger und Paul de Man, allein dem Werk den Prozeß machen: Nur das Standgericht des Gerüchts verklebt Leben und Werk zur Wirkungsgeschichte.

Die Summe einer Existenz, dividiert durch Integrität, ergibt immer einen Bruch, was nichts entschuldigt. Ein Leben kann beschämen, weil es nur seiner selbst eingedenk war, sein Gewissen zum Schweigen gebracht und deshalb Schuld auf sich geladen hat. Aber die Gerechtigkeit der Deutung besteht nun einmal darin, ein Werk so zu lesen, als würde die Schuld im Text eines Lebens darauf keine Schatten werfen. THOMAS ASSHEUER

Und wie aussichtslos hatte es damals vor so vielen, vielen Jahren ausgesehen, als der Bauer Josef Maas, als die später als "Tiger von Kalkar" verehrte Gerda Degen und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter den Kampf gegen den Brüter begonnen hatten! Wieviel Hohn und Spott hatten sie geerntet, wieviel Prügel bezogen und Prozesse verloren, als sie gegen den monströsen Brüter antraten. Bauer Maas verlor dabei Haus und Hof und das Städtchen Kalkar seinen guten Ruf.

Kommentar

Nicht nur Sport ist im Verein am schönsten, sondern auch die Geselligkeit. Jugendliche, die in Sportvereinen aktiv sind, so belegen die Sozialwissenschaftler, fallen bei Polizei und Jugendbehörden kaum auf. Die gesellschafts- und sozialpolitische Bedeutung der Vereine entstand durch ehrenamtliches Engagement.

Die so oft der eitlen Selbstdarstellung gescholtenen Funktionäre klagen, daß sich kaum noch jemand findet, Aufgaben im Verein zu übernehmen. Kein Wunder auch, denn angesichts ständig steigender Kosten können die Vereine immer weniger ein halbwegs attraktives Angebot finanzieren, wissen nicht, wo sie das Geld für den Unterhalt der Sportanlagen, für die Mieten der Turnhallen, auch für Übungsleiter hernehmen sollen. Die kargen städtischen Zuschüsse reichen hinten und vorne nicht.

Der Unmut der Vereinsvorstände, wie er beim Neujahrsempfang der Stadt deutlich wurde, ist deshalb ver Nur Streicheleinheiten ständlich. Denn allein mit Streichel- und Schmeicheleinheiten, die der Oberbürgermeister und Sportdezernent Reuter verteilte, ist den Vereinen nicht gedient. Seine optimistische Prophezeiung, daß nach der leider notwendigen Durststrecke sicherlich bald wieder bessere Zeiten kommen, empfinden sie eher als ein Eingeständnis der Rathauspolitiker, ebenfalls nicht zu wissen, wie es mit dem Vereins- und Breitensport weitergehen soll.

Der Rat des Sportdezernenten, noch mehr bei der heimischen Wirtschaft betteln zu gehen, bringt die Vereinsvorstände eher zum Lachen, denn schon jetzt geben sie sich bei den Sponsoren die Klinke in die Hand.

Offenbach sei eine Sportstadt, sagte der Oberbürgermeister stolz. Gleichwohl wollen er und der Stadtkämmerer den Vereinen noch eine zusätzliche Last aufbürden: die Pflege der Sportstätten. Dafür brauchen sie dann weniger Miete zu bezahlen.

Beim Sportforum haben die Vereine dies abgelehnt, weil sie wissen, daß das nur noch mehr Geld kosten wird, und sie nicht genug freiwillige Helfer für die Anlagenpflege bekommen.

Magistrat und Stadtparlament müssen aufpassen, daß sie mit ihrem Haushaltssanierungskonzept nicht die noch ziemlich intakte Offenbacher Vereinsstruktur zerschlagen. Denn es sind die Vereine, die die Stadt trotz geschlossener Bäder, Jugendzentren und Theater noch attraktiv machen. Bewiesen wird das auch dadurch, daß viele Offenbacher, die in den Kreis gezogen sind, ihrem Verein die Treue gehalten haben.

SIEGFRIED SCHOLZ

Der Versuchung widerstanden

NÜRNBERG, 12. Januar (dpa). Ein 42jähriger Geschäftsmann in Nürnberg konnte der Versuchung widerstehen: Der Mann gab 150 000 Mark bei der Polizei ab, die er in einer Tasche auf der Straße gefunden hatte. Der Eigentümer der Geldtasche hat sich bislang noch nicht gemeldet, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

US-Army bedient sich privater Firmen

MAIN-KINZIG-KREIS. Die US-Streitkräfte wollen in Zukunft verstärkt Privatfirmen mit Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten auf ihren deutschen Stützpunkten beauftragen. Dieses Vorhaben geht aus einer Antwort an den hessischen SPD-Landtagsabgeordneten Roland Battenhausen hervor. Er hatte sich über die Praxis der Army beschwert, amerikanische Leiharbeiter mit Golfkriegsgeldern in die Bundesrepublik zu holen, anstatt Deutsche zu beschäftigen, wie es laut bestehender Vereinbarungen eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre.

Was das Verbindungsbüro der Militärs nun mitteilte, entspricht den Befürchtungen der Arbeitnehmervertreter der Zivilbeschäftigten: Bedingt durch den Truppenabzug und die Ungewißheit, welche Verteidigungspolitik der neue Präsident der Vereinigten Staaten, Bill Clinton, verfolgen wird, läßt sich die Army auf keine festen Bindungen durch Arbeitsverträge und feste Beschäftigungsverhältnisse mehr ein, bedient sich stattdessen Subunternehmen für einmalige Aufträge. Gleichzeitig werden die Stellen, die deutschen Zivilbeschäftigten zustanden, systematisch abgebaut.

Wie das Verbindungsbüro dem Landtagsabgeordneten mitteilte, sollen die Arbeiten öffentlich ausgeschrieben werden. Erhalte dann eine nichtdeutsche Firma den Zuschlag, müsse sie Arbeitskräfte einsetzen, die eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für die Bundesrepublik aufwiesen oder Bürger der EG seien. hein

Skifahrer vom Lift geschleudert

OBERSTDORF, 12. Januar (AP). Bei einem Skiliftunfall sind auf dem 2274 Meter hohen Nebelhorn bei Oberstdorf im Allgäu fünf Wintersportler verletzt worden. Wie die bayerische Landespolizei am Dienstag mitteilte, war das Umlaufseil am Montag aus unbekannter Ursache aus den Laufrollen der Stütze fünf gesprungen. Die Wintersportler wurden aus den Sesseln des Einersessellifts geschleudert. Sie stürzten etwa fünf Meter tief und fielen auf Schneeboden. Bei vier der fünf Verletzten handelte es sich um britische Soldaten. Sie befinden sich derzeit zur Skiausbildung im Oberallgäu.

Die Ost-Lehrer und das "Rentenstrafrecht"

Dorne Knoblochs Stimme vibriert, wenn sie die Anekdote aus Freudenstadt erzählt, die sie so "bezeichnend" findet für ihre Situation im wiedervereinigten Deutschland. Die gebürtige Königsbergerin, die es in den Kriegswirren über Dänemark, das Erzgebirge und Thüringen schließlich nach Leipzig verschlagen hat, hat die gutgemeinte Frage noch im Ohr, die ihr kürzlich eine West-Kollegin in ebenjenem Freudenstadt gestellt hat.

Auf einer Tagung war man ins Gespräch gekommen, und Dorne Knobloch hatte - wie das so ist - von ihren Lebensverhältnissen berichtet, der täglichen Rennerei und Rechnerei, den gut 1000 Mark Rente. Viel Mitleid erntete die Sächsin auf Anhieb nicht: "Du bekommst wohl die Rente wöchentlich ausgezahlt?", wunderte sich die West- Kollegin.

Bekommt sie nicht. Mit exakt 1145 Mark im Monat Rente plus 151 Mark Wohngeld muß die 64jährige ehemalige Lehrerin ("48 Berufsjahre, davon 39 im pädagogischen Bereich") ihr Dasein fristen. Das reicht, rechnet sie am Dienstag in Berlin vor, hinten und vorne nicht. Den finanziell bessergestellten Bekannten und Freunden kann sie bei deren Unternehmungen nicht mehr folgen. Urlaubsreisen sind längst nicht mehr drin. Dabei hatte die Leipzigerin die 1989 auch durch die Montagsdemonstrationen in der "Heldenstadt" miterrungene Reisefreiheit eigentlich verstärkt nutzen wollen. Nun ist sie auf einem anderen Weg - in Richtung Altersarmut.

Ein typischer Fall. Doch es gibt noch krassere. 820 Mark, das haben Stichproben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ergeben, beträgt im Schnitt die Abschlagszahlung der Rentenversicherungsträger für ehemalige DDR-Pädagogen. Exakte Berechnungen der individuellen Rente, mehr als zwei Jahre nach dem Zusammenschluß der beiden deutschen Staaten, stehen noch immer aus. Die Datenlage ist schlecht. Die Ausstattung der Rentenversicherungsträger auch.

Und die Generation derer, die nun aufs Altenteil gesetzt wurden, hat darunter zu leiden. "Auf jeden Fall", prangerte es der GEW-Vorsitzende Dieter Wunder am Dienstag in Berlin an, seien die Rentner in den neuen Bundesländern die "Verlierer der deutschen Einheit". Wunder regt sich nicht nur über das lasche "Verwaltungshandeln" auf. Er redet für seine Klientel sogar von "Rentenstrafrecht". Das Rentenrecht aber, so der GEW-Vorsitzende, sei keine geeignete Form, um jemanden politisch zu bestrafen.

Denn über den ehemaliegn DDR-Pädagogen wurde der Knüppel - per Rentenüberleitungsgesetz und Einigungsvertrag - in ganz großen Kreisen geschwungen: Übertrifft die ehemalige DDR-Rente, so wollen es die Bestimmungen, die Durchschnittsrente um mehr als den Faktor 1,4, so wird die Rentenauszahlung automatisch auf den Durchschnittsbetrag zurückgestuft. Hintersinn der Regelung war es, die ehemaligen Begünstigten des SED-Regimes auf ihre alten Tage mittels kärglichem Rentenbescheid noch an frühere Frevel zu erinnern. Nun trifft es, ohne Einzelfallprüfung, gelegentlich auch die Falschen.

Die GEW will, in konzertierter Aktion mit anderen Gewerkschaften, demnächst Front machen gegen diesen "Skandal, der nicht erträglich ist". Aus dem Bonner Arbeitsministerium wurde den Gewerkschaftern vor kurzem signalisiert, daß man an der gegenwärtigen Auszahlungspraxis nicht rütteln wolle. Das Chaos, so habe es aus dem Hause Blüm gelautet, werde dann nur noch viel größer.

Solche Töne geben den Gewerkschaftern dann schon mal Grund für Bitterkeit: "Man wartet", bringt es einer an diesem Dienstag in Berlin auf den Punkt, "auf die biologische Lösung - daß die Kollegen einfach sterben".

AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)

Acht ältere Menschen bei "Hexenverbrennungen" getötet

NAIROBI, 12. Januar (dpa). Unter dem Vorwurf angeblicher Hexerei sind acht ältere Menschen in Kenia bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, fiel eine Bande von 40 Jugendlichen in der Gegend von Kisii in Westkenia über sechs Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 50 und 78 Jahren her.

Die mit Buschmessern und Keulen bewaffneten Rowdys zerrten die Opfer aus ihren Häusern, schlugen sie zusammen, übergossen sie mit Benzin und zündeten sie an. Zwei Frauen starben im Schlaf, als die Bande ihr Wohnhaus in Brand setzte. Die Jugendlichen ließen bei ihrer Hetzjagd, die sich am Sonntag nachmittag ereignete, insgesamt vier Häuser angeblicher "Hexenmeister" in Flammen aufgehen.

Vier mutmaßliche Bandenmitglieder wurden festgenommen. Die Lokalbehörden erklärten, die Frauen und Männer seien getötet worden, weil sie im Verdacht gestanden hätten, der Hexerei nachzugehen.

Grüne stellen heute ihre Wahlliste auf

BUTZBACH. Heute abend nominieren die Grünen ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die Ortsbeiräte der Kernstadt und der Stadtteile. Das Besondere daran: Die Grünen wollen auch interessierten Bürgern Listenplätze zur Verfügung stellen, die nicht Mitglied der Ökopartei sind. Besonders den Frauen möchten die Grünen Mut machen, dieses Angebot zu nutzen, da es ein Einstieg in die politische Verantwortung darstelle.

Die Kandidatenkür beginnt am Mittwoch, 13. Januar, ab 20 Uhr im Gasthaus "Alt-Butzbach" in der Wetzlaer Straße 3. str

Neuer Kindergarten soll rund 50 Plätze bieten Stadt will noch in diesem Jahr am Mittelweg bauen lassen / Eltern müssen mehr Beitrag zahlen

SCHWALBACH. Rund drei Millionen Mark hat die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr für ihre drei städtischen Kindergärten und die Unterstützung der konfessionellen Einrichtungen ausgegeben. Das sagte Bürgermeister Horst Faeser während einer SPD-Veranstaltung. Faeser erinnerte nicht nur daran, daß die Zahl der Betreuerstellen sich seit 1989 von zwölf auf 22,5 fast verdoppelt habe. Er kündigte für 1993 auch den Bau eines weiteren städtischen Kindergartens am Mittelweg an. Das Geld dafür ist im Haushalt eingeplant, und einen Vorentwurf gibt es auch schon.

Die rund 50 Plätze in einem weiteren Kindergarten in altersgemischten Gruppen würden bis 1994 dringend gebraucht - nicht nur für das Neubaugebiet in der Stadtmitte, sondern auch für Aussiedlerkinder und die geburtenstarken Jahrgänge in der gesamten Stadt. Jede Kindergartengruppe soll einen Raum für die pädagogische Arbeit, einen Spiel- und einen Schlafraum bekommen. Außerdem sollen sich alle Gruppen in einem gemeinsamen Turnraum austoben.

Der Platz für ein Kind koste im Monat 800 Mark, rechnete der Rathauschef vor. Da die Elternbeiträge in der Regel ein Drittel der Kosten decken sollen, sei "eine etwas höhere Beteiligung der Eltern künftig unvermeidbar", kündigte Faeser an.

Er begründete dies auch mit höheren Ausgaben für das Personal und die Einrichtung der Kindergärten. Bürgermeister Faeser machte deutlich, er erwarte von der zuständigen Dezernentin Ulrike- Sofie Scholtz zur nächsten Haushaltsdebatte einen Vorschlag für höhere Kindergartenbeiträge. Doch auch dann sollten die Eltern weniger als die eigentlich vorgesehenen 30 Prozent Selbstbeteiligung zahlen müssen.

Auf Anfrage der FR sagte Ulrike Scholtz, es gebe noch keine konkreten Vorstellungen für die Gebührenerhöhungen. Zum neuen Kindergartenjahr sei allerdings wieder eine leichte Anpassung an die Kosten wie im vergangenen Jahr geplant. 1992 waren die Beiträge um fünf Prozent gestiegen.

Ulrike Scholtz wies auf ein Votum der Stadtverordnetenversammlung hin, das besagt, die Beiträge sollten den Kosten immer schrittweise angepaßt werden. Damit soll vermieden werden, was 1990 eingetreten war: Damals wurden die Elternbeiträge auf einen Schlag um ein Viertel erhöht, weil in den Jahren zuvor die Gebühren nicht an die Kosten angeglichen worden waren. she

Aufgespießt

"Diese Frage interessiert mich auch." Forschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) auf die Frage von Journalisten, ob er glaube, Opfer der bevorstehenden Kabinettsumbildung zu werden.

Kleine FR

Fußgängerin schwer verletzt FRIEDBERG. Schwere Verletzungen erlitt eine 20jährige Fußgängerin aus Friedberg, als sie am Montag gegen 17.30 Uhr beim Überqueren der Kaiserstraße vom Wagen einer Autofahrerin aus Wölfersheim angefahren wurde. Die junge Frau habe die Kaiserstraße überquert, ohne auf den Fahrzeugverkehr zu achten, teilt die Polizei mit. Die Autofahrerin, die mit ihrem Wagen auszuweichen versuchte, erlitt leichte Verletzungen. Polizei: Vorfahrt mißachtet FRIEDBERG. Ein Autofahrerin aus Friedberg wurde bei einem Verkehrsunfall am Montag gegen 18.55 Uhr an der Einmündung der Landesstraße nach Ockstadt in die Bundesstraße 455 schwer verletzt. Die aus Richtung Ockstadt kommende Friedbergerin habe beim Einbiegen auf die Bundesstraße nicht die Vorfahrt eines in Richtung Rosbach fahrenden Friedbergers beachtet. Drei Baggerschaufeln gestohlen ALTENSTADT/NIDDATAL. Drei schwere Baggerschaufeln im Wert von etwa 25 000 Mark wurden von einer Baustelle an der Landesstraße zwischen Altenstadt und Ilbenstadt entwendet, berichtet die Polizei. Vier Lautsprecher entwendet BUTZBACH. Zwei Lautsprecherboxenpaare im Wert von zusammen knapp 3000 Mark wurden während der Weihnachtsferien aus dem Musikzimmer der Schrenzerschule gestohlen, teilt die Polizei mit. Reh ausgewichen: verunglückt KEFENROD. Weil sie einem Reh ausweichen wollte, kam eine auf der Landesstraße von Hitzkirchen nach Kefenrod fahrende Frau aus Büdingen mit ihrem Wagen ins Schleudern und fuhr in den Straßengraben.

Araber fordern Strafe für Israel Liga blockiert aber für Deportierte Friedensprozeß nicht

hpg KAIRO, 12. Januar. Ohne den nah- östlichen Friedensprozeß in Frage zu stellen, haben die Außenminister der Arabischen Liga den UN-Sicherheitsrat am Dienstag aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Rückkehr der von Israel ausgewiesenen 415 Palästinenser in ihre Heimat zu erzwingen. Zum Abschluß ihrer zweitägigen Sondersitzung in Kairo nahmen die Minister in ihrem Kommunique auch nur indirekt Bezug auf eventuelle UN-Sanktionen gegen den jüdischen Staat. Sie verlangten vom Sicherheitsrat, Artikel 7 der UN-Charta durchzusetzen. Darin werden den UN-Mitgliedern Strafen bis hin zur militärischen Intervention angedroht, falls sie sich einer Aggression schuldig machen, den Frieden bedrohen oder eine UN-Entschließung mißachten.

US-Außenamtssprecher Richard Boucher nannte dagegen Sanktionen ungeeignet zur Lösung des Deportiertenproblems. Er ließ Reuters zufolge in Washington aber offen, ob die USA einen solchen Antrag im Weltsicherheitsrat durch ihr Veto blockieren würden.

Mit ihrem vorläufigen Beschluß vom Dienstag ist die Liga dem Rat des ägyptischen Außenministers Amre Musa gefolgt, der seine Amtskollegen aufgefordert hatte, im Vorfeld des Präsidentenwechsels in den USA alles zu unterlassen, was die Friedensverhandlungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn gefährden könnte. Die PLO hatte gefordert, alle bilateralen und multilateralen Gespräche mit Israel solange auszusetzen, bis die Deportierten wieder nach Hause zurückkehrt seien.

Libanon will laut Nachrichtenagentur AP die Versorgung der Deportierten über sein Gebiet verhindern. Libanesische Soldaten versperrten ihnen auch den Weg zum Dorf Libbaja, wo sie sich bisher versorgt hatten. Ein Militärsprecher in Beirut sagte, von "libanesischem Gebiet" werde jede Versorgung der Deportierten unterbunden. Libanon will die am 17. Dezember Deportierten nicht aufnehmen.

FDP eröffnet Wahlkampf Mit Solms, Holzfuß und dem Asylthema

BUTZBACH. Mit Politprominenz wird die Butzbacher FDP am Freitag, 15. Januar, ab 20 Uhr im Gasthaus "Zum Stern" ihren Wahlkampf eröffnen. Neben dem Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Hermann-Otto Solms, kommen der Europaabgeordnete der Liberalen, der Bundeswehrgeneral a. D. Martin Holzfuß, der Landtagsabgeordnete der FDP, Jörg-Uwe Hahn, und die Spitzenkandidatin der Wetterauer FDP, Barbara Uhdris. Solms will in einer Rede die Grenzen und Möglichkeiten des Asylkompromisses aufzeigen. str

Spenden Warten auf den Beleg

Schlecht behandelt fühlen sich derzeit viele Spender vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Tausende, die dem Hilfswerk 1992 ein hübsches Sümmchen von mehr als 100 Mark überwiesen, haben dafür immer noch keine Quittung in der Hand. Sie müssen ihre Einkommensteuererklärung, bei der sie die Spende absetzen wollen, aufschieben, weil die Rot-Kreuzler auf sich warten lassen. Wer hingegen Geld etwa an die Caritas, Misereor oder das Diakonische Werk schickte, bekam seinen Beleg nach deren Angaben rechtzeitig zugesandt.

Beim DRK sind nach dessen Auskunft "einige tausend Spender" betroffen. Als Gründe nennt eine Sprecherin das hohe Spendenaufkommen und Probleme in der Verwaltung. Sie meint, der Fall zeige, daß der alte Vorwurf gegen die Organisation, sie betreibe einen zu großen Verwaltungsaufwand, nicht richtig sei. Vielmehr wären nicht genug Leute im Einsatz, um die Vielzahl von Spendenquittungen auszustellen und abzusenden.

Einen Spender, der schon im August überwiesen hat, kann die knappe Erklärung kaum zufriedenstellen. Er wird laut DRK wohl noch bis Ende Februar warten müssen und fragt sich nun, ob das Geld für die gute Tat an die richtige Adresse gegangen ist. gem

Beim VCD gibt's jetzt Kummerkasten für Radler

KREIS GROSS-GERAU. Einen Kummerkasten für Radfahrer und Radfahrerinnen hat der Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) eingerichtet, um zu erfahren, wo Probleme beim regionalen Radverkehr liegen. Gemotzt werden darf über alles, was Pedalrittern das Leben schwer macht: Ob zugeparkte Radwege, gefährliche Kreuzungen oder schlechte Abstellmöglichkeiten. Die Kummerkasten-Anschrift: Bettina Müller, Adalbert-Stifter-Straße 1, 6080 Groß-Gerau.

Der Kreisverband des VCD sammelt die Probleme. Die Mitglieder wollen sie in den monatlichen Treffen des Fahrrad- Arbeitskreises, der auch Nicht-Mitgliedern offensteht, diskutieren und sich für Lösungen einsetzen. Nächster Treff ist am Freitag, 15. Januar, 19 Uhr, bei Frank Groehl in Groß-Gerau (Europaring 53). Auf der Tagesordnung stehen diesmal Radtour-Projekte für den Sommer. wal

Wir gratulieren

Robert Harnischfeger, Sudetenstraße 30 in Maintal, zum 85. Geburtstag am Mittwoch, 13. Januar.

Erna Knochenhauer, Bonhoefferstraße 16 in Maintal, zum 90. Geburtstag am Mittwoch, 13. Januar.

Emilie und Philipp Stock, Brucknerstraße 6 in Maintal, zur diamantenen Hochzeit am Mittwoch, 13. Januar.

Empfang für Kinder mit Clowns und Akrobaten

SCHWALBACH. Während die Erwachsenen am vergangenen Sonntag festlich gewandet während ihres Neujahrsempfangs die Gläser hoben, tollen die Kinder am kommenden Freitag bei einem eigens für sie arrangierten Empfang durch die Räume des Bürgerhauses. Von 16 Uhr an werden Akrobaten, Tänzerinnen und Clowns für Stimmung sorgen; zudem ist ein Buffet mit Kreppeln und Brezeln aufgebaut.

Die Schwalbacher Jugendpflege bereitete zusammen mit dem Spielmobil das Programm vor, das Kinder gemeinsam mit ihren erwachsenen Verwandten besuchen können. Eintritt und Mitmachen sind für alle kostenlos. she

Liederabend in der Scheune

BAD NAUHEIM. Einen Gesangsabend mit Liedern und Arien gestalten am Mittwoch, 20. Januar, die beiden Sopranistinnen Anja-Lisa Lührmann und Juliane Lauckner sowie Charlotte Heinke in der Steinfurther Pfarrscheune. Christian Ferber aus Bad Nauheim und Antony Jenner von der Universität Gießen werden sie am Klavier begleiten.

Die drei Sängerinnen stellen ein Programm vor, mit dem sie in den nächsten Wochen die Aufnahmeprüfung an verschiedenen Musikhochschulen machen werden. Zu hören sein werden unter anderem Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Wolfgang Amadeus Mozart sowie von Hindemith und Berg. Konzertbeginn ist um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.

Im Blickpunkt: Philippinen Poker um Marcos-Millionen

Sechs Jahre nach der Flucht des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos ins Exil nach Hawaii eröffnet sich eine Chance, einen Teil der unrechtmäßig von ihm erworbenen Milliarden ins Land zurückzuführen. Die Witwe des Diktators, Imelda Romualdez- Marcos, ist bereit, unter bestimmten Bedingungen 19 Schweizer Nummernkonten freizugeben. Am vergangenen Dienstag sollte der Vertrag unterschrieben werden. 356 Millionen US-Dollar, die Marcos auf Schweizer Nummernkonten deponiert hatte, sollen auf Konten auf den Philippinen überwiesen werden. Doch im letzten Augenblick hatte es die Erbin des Diktators vorgezogen, ihren Neujahrsurlaub in Hongkong zu verlängern. Und ohne ihre Unterschrift will die Credit Suisse, die die Marcos- Millionen seit 1986 eingefroren hat, den Transfer nicht vornehmen.

Viele Millionen US-Dollar hat die philippinische Regierung bereits ausgegeben, um dem illegal erworbenen Reichtum des Diktators und seines Clans auf die Spur zu kommen. Auf fünf bis 10 Milliarden US-Dollar werden die Summen geschätzt, die der Marcos-Clan und seine Günstlinge über einen Zeitraum von 20 Jahren aus der Staatskasse abgezweigt haben sollen. Mehrere Hundert Scheinfirmen habe Marcos weltweit gegründet, um vor allem internationale Entwicklungsgelder abzuschöpfen, die zum Aufbau des Landes bestimmt waren, behauptet der Generalstaatsanwalt in Manila. Doch bislang sind lediglich jene 356 Millionen US-Dollar aufgetaucht, die die Marcos-Familie in die Schweiz abgeschoben hatte.

Die Credit Suisse, die die Nummernkonten führt, hat den Zugang zu den Guthaben eingefroren, bis ein philippinisches Gericht nachgewiesen hat, daß diese Gelder unrechtmäßig erworben wurden. Nunmehr haben sich die Marcos-Witwe und die philippinische Regierung geeinigt, die Millionen zunächst einmal auf die Philippinen zurückzuführen.

Präsident Fidel Ramos wäre zu einem Kuhhandel bereit: Frau Marcos soll der um Bargeld verlegenen Regierung 70 Prozent der Summe überlassen, während der Rest auf einem Privatkonto der Witwe deponiert werden könnte. Doch noch immer erhebt Frau Marcos uneingeschränkten Anspruch auf die Schweizer Konten. Denn bei den 356 Millionen Dollar handele es sich um legale Geschäftsgewinne ihres Mannes und um einen Goldschatz aus der ehemaligen japanischen Kriegskasse, den er noch vor Amtsantritt entdeckt habe.

Imelda Marcos ist jedoch bereit, auf ihren uneingeschränkten Anspruch zu verzichten, und stellt dazu Bedingungen. Zum einen pokert sie um Straffreiheit, sollten die Gerichte gegen sie entscheiden. Zudem fordert sie die Rückführung der Leiche ihres Mannes, der noch immer in einem gekühlten Mausoleum auf Hawaii aufgebahrt ist. Schließlich soll Ramos eine Übereinkunft vom Sommer des vergangenen Jahres unterzeichnen. In Gesprächen mit der "Kommission für saubere Regierung" hatte sie dafür plädiert, alle noch ausstehenden Forderungen der philippinischen Regierung an den Marcos-Clan auf dem Verhandlungswege zu klären. Mit seiner Unterschrift unter diese Übereinkunft würde der Präsident für die philippinische Regierung auf eine Strafverfolgung des Clans verzichten, könnte im Gegenzug jedoch eine gütliche Teilung der noch ausstehenden Marcos-Milliarden einfordern. Nicht vollziehbar wäre dann auch ein Entscheid US-amerikanischer Gerichte, die Frau Marcos als Rechtsnachfolgerin ihres Mannes für von diesem begangene Menschenrechtsverletzungen entschädigungspflichtig macht.

Ramos ist im Gegensatz zu seiner Amtsvorgängerin Corazon Aquino zu weitreichenden Kompromissen bereit. Er hat keine persönliche Fehde mit Frau Marcos auszufechten. Nun muß er sich bis zum 9. Februar entscheiden, ob er den Forderungen der Marcos-Witwe nachgeben will.

JÜRGEN DAUTH (Singapur)

Energieverbrauch senken: Acht Familien an Versuch beteiligt

MAIN-KINZIG-KREIS. Acht Familien im Main-Kinzig-Kreis haben sich jetzt bereiterklärt, an einem Versuch teilzunehmen, ihren Energieverbrauch im Laufe eines Jahres um 30 Prozent zu senken. Betreut wird das Projekt vom EnergieWende-Komitee und dem Energieberater des Kreises, Roland Kolb.

Neben dem Verbrauch von Strom, Öl, Gas und Wasser im Haus wird auch der Bereich Verkehr in den Versuch einfließen.

Durch die Erhebung von Daten sollen Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Haushalten geschaffen werden.

Die "EnergyWatcher" wollen sich monatlich treffen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Der nächste Termin ist Donnerstag, 21. Januar.

Wer sich noch an dem Programm beteiligen will, kann jederzeit und kostenlos mitmachen, heißt es in einer Pressmitteilung des Energie-Wende-Komitees.

Weitere Informationen sind unter der Telefonnummer 0 61 81 / 5 31 39 erhältlich. hein

Klägliche Anklage führt wohl zu Freispruch

Im Sommer 1991 meldete Hamburgs Polizei einen großen Erfolg: Vier ihrer Geheimbeamten hatten im schleswig- holsteinischen Pinneberg zwei junge Männer aus Hamburgs autonomer Szene dabei erwischt, wie sie Gehwegplatten auf ein Zuggleis legten, über die wenig später der Eilzug 3563 raste. Die beiden jungen Männer wurden verhaftet und sechs Monate lang unter dem Vorwurf des Mordversuchs hinter Gitter gesetzt, obwohl sie immer wieder ihre Unschuld beteuerten. Zu Beginn des vergangenen Jahres begann ihr Verfahren vor dem Itzehoer Landgericht. Zu Beginn dieser Woche, am 51. Verhandlungstag, kündigte Richter Manfred Selbmann an - früher wegen manch eines harten Urteils in Sachen Protest gegen das Atomkraftwerk Brokdorf gescholten - er werde die beiden Angeklagten wahrscheinlich freisprechen müssen. Selbmann wörtlich: "Da es schwer vorstellbar ist, daß die Anklagebehörde weitere Beweismittel bringt, muß die Staatsanwaltschaft mit Schwierigkeiten rechnen, ihr Anklagebegehren durchzubringen."

Die Grünen in Hamburg sprechen bereits von einer Fortsetzung einer Serie von Polizeiskandalen. Tatsächlich ist dieses lange Verfahren von Beginn an mehr und mehr zu einem Problem der vier "Supernasen" aus der Hamburger Polizei und wohl auch ihrer Vorgesetzten geworden, deren Vorwürfe auf äußerst wackeligen Konstruktionen beruhten. Das war auch am vergangenen Montag nicht anders, als die Aussagen der Beamten sich wieder als Phantasieprodukte erwiesen. So sagte der Besitzer einer Baumschule aus, die Angeklagten hätten sich zu dem Zeitpunkt, als der Zug die Gehwegplatten zertrümmerte, an seinem Rosenfeld aufgehalten. Das aber liegt zwanzig Minuten von dem Ort entfernt, wo die vier Beamten die beiden Männer bei dem frevelhaften Tun beobachtet haben wollen.

Schon seit den ersten Prozeßtagen verstrickten sich die verkleidet auftretenden Beamten, die die beiden Angeklagten damals in einigen hundert Metern Entfernung beim Plattenlegen erkannt haben wollen, trotz offenkundiger vorheriger Absprache und gründlicher Beratung entweder immer wieder in Widersprüche oder sie verweigerten die Aussage mit dem Hinweis auf höhere Weisungen. Zusätzliches Dunkel kam in den Prozeß, als der Hamburger Senat die Herausgabe der Observationsakten mit dem Hinweis verweigerte, eigentlich hätten die vier Staatsschützer gar nicht die beiden Angeklagten verfolgen, sondern im Rahmen einer Amtshilfe für das Bundeskriminalamt (BKA) eine oder mehrere andere Personen beobachten sollen. Die Festnahme der beiden jungen Leute wäre somit also nur eine Art Zufallsprodukt gewesen.

Nicht nur die Angeklagten und ihre Verteidiger fragen sich seit langem, warum Polizei und Staatsanwältin trotz der immer offenkundigeren Beweisnot und des kläglichen Schauspiels, das die Anklage bietet, weitermachen. Sollten Verhaftung und der Prozeß dazu dienen, die oben erwähnte Fahndungspanne zu vertuschen, wie es etwa Manfred Mahr von der Arbeitsgemeinschaft Kritischer Polizisten meint? Oder haben die Angeklagten recht, die das Verfahren im Zusammenhang mit den politischen und polizeilichen Auseinandersetzungen im Hamburger Stadtteil Schanzenviertel sehen, wo einst die Observation der beiden Angeklagten, die dort zur autonomen Szene gehören, begann. In dem Viertel gibt es seit längerer Zeit heftigen Streit um das einstige "Flora"-Theater, an dessen Stelle der Senat gern ein Musical-Theater gesetzt hätte, was nach hartem Widerstand im Viertel dann nicht geschah. Jetzt wird zwischen linken Gruppierungen und der Stadt um die weitere Verwendungen des "Flora"-Theaters gestritten.

Der Itzehoer Prozeß wird in jedem Fall im Hamburger Rathaus ein Nachspiel haben. Die Grünen haben bereits zahlreiche Anfragen zu diesem Fall gestellt, die aber mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht beantwortet wurden. Nach dem voraussehbaren Freispruch wollen die Grünen die Sache wieder auf die Tagesordnung bringen.

KARSTEN PLOG (Hamburg)

Im Blickpunkt: Kicker und Reifeprüfung Kopf-Ball

"Für ein Drittel mehr", hob der Spieler bei den sich hinschleppenden Vertragsverhandlungen selbstbewußt an, "unterschreib' ich nicht. Ich will mindestens ein Viertel." Es war Horst Szymaniak, so ist es überliefert, der diesen schon lange legendär gewordenen Satz in grauer Bundesliga-Vorzeit leichtfertig von sich gegeben hat, und spätestens seit damals ist es wie in Stein gemeißelt: Fußballer haben nix im Kopf, können allenfalls eine mit Luft gefüllte Schweinsblase halbwegs geradeaus kicken und halten im Normalfall den Libero für den einzigen im Team, der lesen kann. Ohnehin, so geht die Mär, sollen Intelligenz und Klugheit dem Erfolg des gemeinen Fußballers nicht sonderlich förderlich sein: Er habe, stammelt der verhinderte Torjäger in akutem Erklärungsnotstand, nur deshalb die Kirsche neben das Tor gesetzt, "weil ich zu lange überlegt habe". Ohne lange nachzudenken, so die andere Version, habe er einfach abgezogen - und prompt landete der Ball im Winkel. Wer als Fußballer den Kopf benutzte - außer zum Kopfball - galt in der Branche (siehe Ewald Lienen) lange Zeit zumindest als suspekt.

Das Fachblatt Kicker hat dieser Tage den Kickern in den Schulranzen geguckt und herausgefunden, daß immerhin 92 von 440 Lizenzspielern und Vertragsamateuren das Abitur erreicht haben. Das sind 21 Prozent - fast wie im richtigen Leben. Damit liegen die Profis zwar unter dem (west-)deutschen Durchschnitt von etwa 27 Prozent, aber über dem, was uns das Vorurteil vom unterbelichteten Fußballer weismachen will. Und was sagt uns das? Spielen also "intelligente" Kicker einen intelligenteren Fußball? Und Klubs ohne Abiturienten somit entsprechend stupide? Ein Blick ins Detail verrät Aufschlußreiches. In Bremen und Stuttgart rennen elf Kicker mit Hochschulreife hinter dem Ball her, in München fünf und in Frankfurt nur einer, beim Tabellenletzten Uerdingen aber sechs.

Abitur-haben oder nicht haben hat also relativ wenig mit der Leistung auf dem Platz, hat wenig mit Spielintelligenz zu tun. Sicher, die taktische Schulung könnte diffenzierter, die Rhetorik geschliffener sein, auf der Fahrt zum Stadion könnte anstelle eines Kartenspiels auch mal ein Dürrenmatt aufgeblättert werden - ob der Abiturient in Stutzen dann aber auch die vermaledeite Kugel über die Torlinie drückt, ist damit noch lange nicht gesagt. Sowas lernt man halt nicht auf der Penne.

Auf was es wirklich ankommt, hat Eintrachts Noch-Trainer Stepanovic auf den Punkt gebracht: "Für mich ist es egal, ob einer einen Doktortitel hat, ein bißchen oder ganz doof ist. Hauptsache, er ist ein guter Fußballer." THOMAS KILCHENSTEIN

Nun mach' aber mal 'nen (grünen) Punkt

SCHMITTEN. Seit Januar ist das "Duale System Deutschland" kreisweit eingeführt. Die Industrie kann die Vorgaben für das Recycling jedoch nicht annähernd erfüllen: Die gesetzlich vorgeschriebene Wiederverwertung des Mülls ist nur zu einem geringen Teil gesichert, der weitaus größte Teil des Abfalls wird lediglich zwischengelagert beziehungsweise verbrannt - Grund genug für die Schmittener FR-Leserin Ria Leut, uns einen ironischen Kommentar mit dem Titel "Nu mach' aber mal 'nen (grünen) Punkt!" zu schicken.

"Eigentlich sind wir ja ganz brave Staatsbürger: demonstrieren nicht, hinterziehen fast keine Steuern, lassen nachts den Hund nicht bellen, wie gesagt: richtig angepaßt!

Aber nu komm ich nicht mehr mit. Haben die uns doch vor kurzem von der Gemeinde gelbe Säcke mit Gebrauchsanweisung vor die Tür gelegt. Alle Verpakkungen, die einen grünen Punkt tragen, sollen in Zukunft dort hinein - aber natürlich gespült und blitzsauber müssen sie sein!

Und das ist der Punkt: Da stehe ich Tag für Tag und spüle nicht nur das Geschirr, sondern auch noch den Müll, Verzeihung: die Wertstoffe. Dieser Wasserverbrauch!

Wenn man bedenkt, daß bisher erst zehn Prozent (oder sind es zwanzig?) wiederverwertet werden - was aber nichts an meinen Überlegungen ändern würde - und der Rest auf dem Müllberg landet, so kann ich mich über diese horrende Wasserverschwendung nur aufregen!

Zumindest eines ist tröstlich: Wir Deutschen kommen demnächst wahrscheinlich ins Guinness-Buch der Rekorde: als Land mit den absolut saubersten Müllhalden der Welt!"

4500 steinerne Zeugen der Geschichte Streit ist selten: Das Amt für Denkmalschutz berät Architekten und Eigentümer

FRANKFURT A. M. "Schauen Sie sich mal die schönen, etwas durchgebogenen Balken im Mauerwerk an. Die müssen unbedingt so erhalten bleiben!" Hans- Günter Hallfahrt vom Amt für Denkmalpflege erklärt dem Architekten, wie er sich die Renovierung eines alten Bauerngehöftes in Nieder-Erlenbach vorstellt.

Das Anwesen ist eines von 4500 unter Denkmalschutz stehenden Objekten im Frankfurter Stadtgebiet. Nachdem der Hof den Besitzer gewechselt hat, wurden bereits verschiedene Pläne für eine neue Nutzung vorgelegt. Hans-Günter Hallfahrt muß dazu nun sein Placet geben. "Interessiert bin ich selbstverständlich auch an der Innennutzung des Gebäudes." Auch sie ist genehmigungspflichtig, denn nicht nur das äußere Erscheinungsbild ist für die Denkmalpflege von Bedeutung, Ausstattung und historische Dekoration der Innenräume unterstehen ebenso dem Denkmalschutz. Das Bauernhaus wird wahrscheinlich zum Wohnhaus umgebaut. Verstöße gegen die Vorschriften sind selten, wie Hans-Günter Hallfahrt berichtet. "Die Bevölkerung akzeptiert unsere Arbeit und unterstützt sie auch. Und das macht die Erhaltung von Kulturdenkmälern natürlich leichter."

Um die Arbeit effektiver zu machen, wurde im Jahr 1986 vom Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden eine sogenannte Denkmaltopographie für die Stadt Frankfurt angelegt. In diesem Wälzer ist jedes der zu schützenden Anwesen aufgeführt, mit Plänen, Zeichnungen und Fotografien dokumentiert. In den Augen der Mitarbeiter ist das für den Denkmalschutz eine bedeutende Leistung: "Solch eine verbindliche Dokumentation fördert die Rechtssicherheit. Wir können so unsere Ziele notfalls auch in gerichtlichem Rahmen besser durchsetzen. Aber zum Glück ist das sehr selten nötig."

Wie bei allen Denkmalobjekten geht es auch bei dem Bauernhof in Nieder-Erlenbach vor allem um die Materialechtheit. Hans-Günter Hallfahrt weiß: "Ein Fachwerkhaus darf nicht nur als solches angemalt werden, sondern es muß auch wirklich eines sein. Wichtig ist, Originalsubstanz zu erhalten. So ein Haus ist schließlich ein Zeuge der Geschichte. Bei diesem Gebäude hier werden wir die Renovierung mit Naturschiefer und Eichenholz machen." Dabei darf die Bausubstanz des Bauerngehöftes nicht gefährdet werden.

Wer sich bei der Denkmalpflege einen verstaubten Studienbetrieb vorstellt, wird schnell eines besseren belehrt. Die städtischen Pfleger sind zu Besichtigungsterminen in allen Frankfurter Vororten ständig unterwegs. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Beratung von Immobilieneigentümern, die zum großen Teil in den Räumen des Denkmalamtes in der Domstraße stattfinden. Viele Eigentümer von geschützten Häusern möchten ihre Anwesen modernisieren, informieren sich über Förderungen der Stadt oder haben Fragen zu baulichen Veränderungen.

Die Beratungsgespräche bei der Denkmalpflege werden durch Kontakte mit Ämtern wie der Bauaufsicht oder dem Amt für Kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung ergänzt. Die Berater legen darauf Wert, schon in der ersten Planungsphase mit den Eigentümern in Kontakt zu stehen, denn "was einmal durch unsachgemäße Maßnahmen verhunzt worden ist, läßt sich nur schwer beheben".

Aufklärung, wie man mit denkmalgeschützten Gebäuden umgeht, leisten auch die Veröffentlichungen des Denkmalamtes. Die "Beiträge zum Denkmalschutz" behandeln meist ein umfangreiches Thema, das Faltblatt "Notizen zum Denkmalschutz" beschreibt in kurzer Form ein ganz bestimmtes Objekt. Beide Veröffentlichungen wollen die Geschichte der Stadt Frankfurt begreifbarer machen und die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt fördern. pia

Steuerfreies Existenzminimum Übergang zum Übergang

Man muß es sich auf der Zunge zergehen lassen, was als Reaktion auf das Karlsruher Urteil auf dem Bürokratie-Boden des Bundesfinanzministeriums erblüht: Nämlich die "Vorgriffsregelung" zur "Übergangsregelung" zur "Steuerfreistellung des Existenzminimums beim Lohnsteuerabzug". Bis 1996 verlangen die Richter eine umfassende Neufassung des Grundfreibetrags. Am Gesetz, das bis dahin gelten soll, wird in Bonn noch gefeilt.

Der Übergang zum Übergang weicht allerdings erheblich von den Vorgaben des Verfassungsgerichts ab (siehe untenstehender Tagestip). Erster Punkt: Die Grenze von 12 000 Mark Jahreseinkommen ist zu niedrig. Das Finanzministerium hatte bei den Verhandlungen in Karlsruhe selbst ein Existenzminimum für 1992 in Höhe von 13 910 Mark angegeben, das für Sozialhilfe zuständige Bundesfamilienministerium beziffert es sogar auf 15 000 Mark. Zweiter Punkt: Bei Ehegatten wird der Betrag nicht - wie sonst im Steuerrecht üblich - verdoppelt, sondern in Anlehnung an das Sozialhilferecht auf 19 000 Mark beschränkt. Das führt aber dazu, daß zwei ledige, in "wilder Ehe" zusammenlebende Partner mit gemeinsamen steuerbefreiten 24 000 Mark sich besserstehen, mithin der Grund- gesetz-Schutz der Familie verletzt ist.

Dritter Punkt: Die Regelung, wonach jede zusätzliche Mark an Einkünften über der Grenze von 12 000/19 000 Mark in einem "Übergangsbereich" mit rund 60 Prozent Grenzsteuersatz abkassiert wird, verstößt eindeutig gegen das Leistungsprinzip, auf das sich die Bundesregierung in ihrer Steuerpolitik sonst stets beruft. Ein Teilzeit-Arbeitnehmer, der bisher unter dieser Grenze liegt, wird sich vermutlich hüten, durch zusätzliche Arbeitsstunden über diese Marke zu rutschen, bliebe ihm doch netto nur wenig mehr in der Tasche als bisher. Zugleich ist dies ein klarer Verstoß gegen den Karlsruher Spruch. Im Urteilstext heißt es wörtlich: "Entscheidend ist, daß von den das Existenzminimum übersteigenden Einkommensteilen dem Steuerpflichtigen jeweils angemessene Beträge verbleiben, also nicht ein Progressionssprung stattfindet, der die vertikale Gleichheit im Verhältnis geringer zu höheren Einkommen außeracht läßt." Vierter Punkt schließlich: Die gerade vom Gesetzgeber beschlossene Erhöhung der Freibeträge für Zinseinkünfte wird für viele Bürger durch die Hintertür wieder aufgehoben.

Will Minister Theo Waigel eine erneute Verfassungsklage vermeiden, muß er das eigentliche Übergangsgesetz schon etwas anders ausgestalten. Eine verfassungskonforme Version dürfte ein bis zwei Milliarden Mark jährlich mehr kosten. Vorschlag: Wenn die zum 1. Januar 1993 in Kraft getretene Entlastung der Unternehmen bei der Vermögen- und Gewerbekapitalsteuer (Einnahmenausfall: 1,8 Milliarden) wieder aufgehoben würde, wäre dieser Betrag gedeckt. rb

In Butzbach: "Miss Daisy und ihr Chauffeur"

BUTZBACH. Die Komödie "Miss Daisy und ihr Chauffeur" zeigt am Mittwoch, 20. Januar, ab 20 Uhr das Münchner Tourneetheater im Bürgerhaus Butzbach. In den Hauptrollen sind Lola Müthel und Robert Owens zu sehen.

Daisy Werthan, jüdische Witwe in Atlanta, muß erkennen, daß sie mit 72 Jahren nicht weiter Auto fahren kann, zumal sie gerade ihren Packard zu Schrott gefahren hat und bei den Versicherungen als "untragbares Risiko" gilt. Sie heuert den schwarzen Witwer Hoke an, doch nur widerspenstig steigt sie mit ihm in den Wagen. Mit der ersten Autofahrt indes beginnt eine lange Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar. cor

Weniger Lesungen, mehr Diskussionen Die Romanfabrik bekommt ein neues Aussehen und einen neuen Programm-Chef

Die Romanfabrik hüllt sich in ein neues Gewand. Neue Farben, eine neue Theke und eine Bühnenbeleuchtung sind geplant. Und an einen neuen Namen für die Kneipe müssen sich die Gäste auch gewöhnen. "Die Einkehr" muß gehen, "Der blinde König" kommt. Für den Namen stand eine Ballade von Ludwig Uhland Pate. Er signalisiere Veränderungen, sagt Michael Hohmann. Der neue Programm-Macher der Romanfabrik hat sich zusammen mit dem neuen Wirt Matthias Schinke viel vorgenommen.

Nicht nur äußerlich soll sich in dem Literatur- und Kleinkunstkeller im Frankfurter Ostend etwas bewegen. Mit neuen Programmschwerpunkten wollen die beiden versuchen, "das alte Publikum zu halten und ein neues zu gewinnen", so Hohmann. Statt acht Lesungen pro Monat werden künftig nur noch vier angeboten. Der Zuhörer soll dabei allerdings nicht nur konsumieren. Hohmann moderiert die Lesung, stellt den Autor vor, eine Diskussion soll sich anschließen. "Wir haben reduziert, um attraktiv zu sein", erklärt der neue Chef, der vermehrt Diskussionszirkel anbieten möchte, um damit auch die finanzielle Belastung für die Romanfabrik zu verringern.

Neben den alten Rubriken wie beispielsweise dem "Comicmacher-Treff" oder "Jeder darf mal", möchte der promovierte Lehrer für Französisch und Spanisch auch Kabarett und Musik anbieten. Gerade das Chanson liegt Hohmann, der in Paris und Montpellier studierte, am Herzen.

Das kostet Geld. Und davon hat die Romanfabrik genauso wenig wie früher. Der Etat liege immer noch bei 100 000 Mark. Daran solle sich auch nichts ändern. Dies sollen die Rathaus-Fraktionen Hohmann trotz des Sparkurses versichert haben. Seine Zauberformel heißt daher Kostenteilung. Denn neben der Reduzierung der Lesungen schweben dem 38jährigen Kooperationen mit dem Institut Français und dem Goethe-Institut vor. Erste Erfolge kann er bereits verbuchen. Der Romancier Patrick Chamoiseau, Preisträger des Prix Goncourt, wird auf Grund seiner guten Verbindungen zum Institut Français in diesem Jahr in der Romanfabrik gastieren.

Kostenteilung erhofft sich Hohmann auch bei Projekten mit der benachbarten Gerhart-Hauptmann-Schule. Neben Lesungen und Theaterprojekten in der Schule, möchte er einen Literaturwettbewerb einrichten. Ein Thema könnte hier die Fremdenfeindlichkeit sein.

Hohmann sucht außerdem nach Gönnern und Sponsoren. Wie schon für seine Vorgänger kein leichtes Unterfangen. Vor allem will er einen Mäzen für den Romanfabrikschreiber finden, den es, mangels Geld, seit eineinhalb Jahren nicht mehr gibt. "Eines meiner Ziele. Wenn mir das gelingt, das wäre wirklich toll", sagt Hohmann.

Auch kulinarisch soll sich im Keller was verändern. Das Angebot wird erweitert: Kleine Snacks wird es geben, die Getränkekarte deutlich erweitert.

Das Februarprogramm steht unter dem Thema "Realismus" und sieht unter anderem eine Lesung von Sarah Kirsch (11. Februar) vor. Eine Diskussion mit den kulturpolitischen Sprechern der demokratischen Rathaus-Fraktionen steht am 24. Februar an. Zusammen mit den Freien Kulturinitiativen erhofft sich Hohmann Aufschluß darüber, "welche Kultur sich entfalten und in Frankfurt künftig Fuß fassen kann". JÖRG HANAU

Private Flugsicherung kostet erst einmal mehr DFS kündigt Gebührenerhöhung um ein Viertel an / Minister Krause: Modell für Bahnreform

jk FRANKFURT A. M. Manager von Luftverkehrsunternehmen, die von einer privatrechtlich organisierten Flugsicherung in Deutschland niedrige Gebühren erhofft hatten, sind um eine Illusion ärmer. Das Gegenteil ist der Fall. Die am Jahresbeginn aus der Bundesanstalt für Flugsicherung hervorgegangene DFS Deutsche Flugsicherung GmbH bittet erst einmal zur Kasse. Die Aufschläge beziffert Dieter Kaden, Chef der Geschäftsleitung, auf 25 bis 28 Prozent. Seine Begründung: Aufgrund eines früheren Bundestag-Beschlusses seien die Nutzer zwei Jahre lang nicht mit dem wahren finanziellen Aufwand der Flugsicherung belastet worden. Nachdem für die DFS, deren alleiniger Eigentümer weiterhin der Bund ist, nun das Prinzip der Vollkosten- Deckung gelte, seien die Aufschläge unausweichlich. Für die Lufthansa, die seit Jahren vehement Klage über die nach ihrer Meinung in Deutschland viel zu teure Flugsicherung führt und die 1992 weltweit dafür rund 600 Millionen Mark bezahlen mußte, nach lediglich 300 Millionen zwei Jahre zuvor, beziffert Kaden das zusätzliche Gebührenvolumen hierzulande auf 20 bis 25 Millionen Mark.

Mit dem Abschied von der ehemaligen Behörde und dem Berufsbeamtentum ist Kaden zufolge jetzt aber die Voraussetzung dafür geschaffen, daß die Flugsicherung und deren technische Ausstattung "mittelfristig nicht mehr den limitierenden Faktor im System Luftverkehr darstellen". Bei der DFS, die sich als Dienstleistungsunternehmen für die Luftfahrt verstehe, werde ein Kosten-Nutzen-Denken Einzug halten.

Der Bonner Verkehrsminister Günther Krause wertet es als einen Vorteil der Privatisierung, daß die Flugsicherung nicht länger vom Bundeshaushalt und von dem Gerangel bei dessen jährlicher Aufstellung abhänge. Dadurch ließen sich längerfristige Konzepte und Investitionen besser planen und umsetzen. Außerdem sei man nun auf dem besten Weg, zivile und militärische Flugsicherung zusammenzufassen und bis Ende 1996 in Deutschland und Europa "ein Flugstraßen-System zu entwickeln", das dem wachsenden Verkehrsaufkommen gerecht werde.

Nicht zuletzt sieht der CDU-Politiker in diesem Fall ein Beispiel für die von ihm vorangetriebene Bahnreform. Ebenso wie für die DFS bedürfe es für die Schiene eines Personalüberleitungskonzepts, und ebenso wie im Tower solle es künftig bei der Bahn heißen, daß Verkehrsdienstleistungen nicht sozialisiert und über Steuern finanziert würden, "sondern daß derjenige, der sie in Anspruch nimmt, dafür auch bezahlt". In diesem Zusammenhang tritt Krause erneut mit Nachdruck für die Verabschiedung der Bahnreform zum 1. Januar ein, für die ebenfalls wie für die Gründung der DFS eine Grundgesetzänderung nötig ist. Seinen Worten zufolge würden jeden Tag, an dem Reichs- und Bundesbahn in ihrer gegenwärtigen Struktur fortbestehen, 27 Millionen Mark vergeudet.

In die Flugsicherungstechnik wollen Kaden und seine Leute in diesem Jahr 370 Millionen Mark investieren, nachdem die frühere Bundesanstalt 1992 rund 300 Millionen aufgewendet hat. Im Mittel der darauffolgenden Vier-Jahres-Periode sind jeweils um die 350 Millionen Mark geplant, für deren Finanzierung unter Umständen auch der Kapitalmarkt in Anspruch genommen wird.

Beschäftigt sind in der deutschen Flugsicherung rund 5000 Männer und Frauen. 650 davon sitzen in der Verwaltung am Frankfurter Kaiserlei-Kreisel. Der weitaus größte Teil bevölkert die 22 Außenstellen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Techniker sowie Systemleute, und ein Drittel davon sind Fluglotsen. Bis auf die ersten 60, mit denen die neue Ära begonnen hat, werden sie demnächst alle vor der Entscheidung stehen, sich weiterhin vom Luftfahrtbundesamt ausleihen zu lassen oder zur DFS als Arbeitgeber überzuwechseln.

Abfallberater geben Tips zum "gelben Sack"

SCHWALBACH. Schon vor Weihnachten haben Müllwerker die ersten gelben Säcke an Schwalbacher Haushalte verteilt. Am 19. Januar, wollen sie sie zum ersten Mal wohlgefüllt wieder abholen. Obwohl die Bürger auch schriftliche informiert wurden, was in den Sack hinein soll, meldeten sich bei der Stadt viele Verunsicherte. Hier erklärte man ihnen, daß Metalle, Kunststoffe und Verbundstoffe wie Kartons in den Sack gehören.

Wer sich nochmals näher erkundigen will, erreicht Abfallberaterin Marschall unter Telefon 804-153. Die ARGE Abfall des Main-Taunus-Kreises berät unter der Rufnummer 0 61 22 / 60 19. she

Vergoldete Kamera gestohlen ALTENSTADT. Bargeld und einen vergoldeten Fotoapparat erbeuteten Einbrecher, die in der Nacht zum Dienstag in eine Firma in der Altenstädter Waldsiedlung eindrangen.

. . . sind sie bei gleicher Eignung und Leistung bevorzugt einzustellen Die hessische Frauenministerin legt den Entwurf eines Gleichberechtigungsgesetzes vor / Heide Pfarrs Erläuterungen

I. Geltungsbereich und Ziel des Gesetzes

1. Das Hessische Gleichberechtigungsgesetz gilt für die Landesverwaltung, für die Gerichte des Landes, und für die Hochschulen, - für die Gemeinden, Gemeindeverbände und kommunalen Zweckverbände, - für juristische Personen des öffentlichen Rechtes, die der Aufsicht des Landes unterstehen (mittelbare Landesverwaltung), sofern sie 50 und mehr Beschäftigte haben. Juristische Personen öffentlichen Rechts, die der Aufsicht des Landes unterstehen und weniger als 50 Beschäftigte haben, sollen in ihrer Personalwirtschaft die Grundsätze dieses Gesetzes anwenden.

Das Gesetz gilt auch für den Hessischen Rundfunk.

Insgesamt gilt es für knapp 400 000 Beschäftigte in Hessen.

2. Es gilt nicht für selbstverwaltete Berufsverbände öffentlichen Rechts (Kammern), die bei ihrer Personalwirtschaft jedoch die Grundsätze des Gesetzes anwenden sollen.

3. Ziel des Gesetzes ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an allen Positionen und Berufen im öffentlichen Dienst. Zur Erreichung dieses Zieles werden Frauen gezielt beruflich gefördert, insbesondere durch Frauenförderpläne mit verbindlichen Zielvorgaben.

Das Gesetz wird auf dreizehn Jahre befristet. Damit können zwei volle Frauenförderpläne (jeweils sechs Jahre) ausgewertet und die Erfahrungen hieraus ggf. zur Grundlage weiterer Regelungen gemacht werden.

II. Frauenförderung - Zielvorgaben - Frauenförderpläne

1. Für jede Dienststelle wird ein Frauenförderplan erstellt. Personalstellen mehrerer Dienststellen können in einem Frauenförderplan zusammengefaßt werden. In Kommunalverwaltungen wird mindestens ein Frauenförderplan für jede Gemeinde und jeden Gemeindeverband aufgestellt. Für Eigenbetriebe und Krankenanstalten werden eigene Frauenförderpläne aufgestellt. Bei juristischen Personen des öffentlichen Rechts, die der Aufsicht des Landes unterstehen, sowie beim Hessischen Rundfunk wird jeweils mindestens ein Frauenförderplan aufgestellt.

2. Frauenförderpläne werden jeweils für sechs Jahre aufgestellt. Sie enthalten für jeweils zwei Jahre verbindliche Zielvorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Jede Besoldungs-, Vergütungs- und Lohngruppe innerhalb des Geltungsbereichs eines Frauenförderplanes bildet einen Bereich; weitere Unterteilungen, z. B. nach Berufen, sind möglich. Frauen sind unterrepräsentiert, wenn innerhalb eines Bereichs weniger Frauen als Männer beschäftigt sind. Grundlage für die Ermittlung der Zielvorgaben sind eine Bestandsaufnahme und Analyse der Beschäftigtenstruktur im Geltungsbereich des Frauenförderplanes sowie eine Schätzung der im Geltungszeitraum zu besetzenden Stellen, sei es durch Neueinstellung oder durch Beförderung.

3. In jedem Frauenförderplan sind grundsätzlich mehr als die Hälfte der zu besetzenden Stellen zur Besetzung durch Frauen vorzusehen, es sei denn, die Tätigkeit kann nur von einem Mann ausgeführt werden oder es sind nachweislich nicht genügend Frauen mit der notwendigen Qualifikation zu gewinnen.

4. Die Frauenförderpläne enthalten auch Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie zur qualitativen Aufwertung der Tätigkeit an Arbeitsplätzen, die überwiegend mit Frauen besetzt sind. Soweit erforderlich, sind auch Maßnahmen vorzusehen, die geeignet sind, überwiegend mit Männern besetzte Arbeitsplätze so umzugestalten, daß sie auch von Frauen besetzt werden können.

5. Das weitere Verfahren zu Kontrolle und Vollzug von Frauenförderplänen wird geregelt:

a) In der Landesverwaltung bedürfen Frauenförderpläne der Zustimmung der Dienststelle, die die unmittelbare Dienstaufsicht ausübt. Frauenförderpläne, die bei Ministerien oder der Staatskanzlei aufgestellt werden, werdem im Benehmen mit dem für Frauenpolitik zuständigen Ministerium aufgestellt. Frauenförderpläne, die bei dem für Frauenpolitik zuständigen Ministerium aufgestellt werden, werden im Benehmen mit dem Landespersonalamt aufgestellt.

b) Frauenförderpläne in Gemeinden und in Gemeindeverbänden sind der Gemeindevertretung bzw. dem Kreistag zur Beschlußfassung vorzulegen, Frauenförderpläne der kommunalen Zweckverbände der Verbandsversammlung, Frauenförderpläne des Landeswohlfahrtsverbandes ebenfalls der Verbandsversammlung. Frauenförderpläne in kommunalen Verwaltungen sind öffentlich bekanntzumachen und der Aufsichtsbehörde zur Kenntnis zu geben.

c) Frauenförderpläne der übrigen der Aufsicht des Landes unterstehenden öffentlich-rechtlichen juristischen Personen werden im Benehmen mit der Dienststelle, die die Rechtsaufsicht ausübt, aufgestellt. Rechtsaufsichtliche Beziehungen bleiben unberührt. Frauenförderpläne des Hessischen Rundfunks bedürfen der Zustimmung des Verwaltungsrates.

6. Die Dienststellen berichten der Stelle, deren Zustimmung der Frauenförderplan bedarf bzw. mit deren Benehmen er zu erstellen ist oder dem Organ, das ihn beschließt, jeweils nach zwei Jahren über die Personalentwicklung und die durchgeführten Maßnahmen.

7. Werden die Zielvorgaben des Frauenförderplanes für jeweils zwei Jahre nicht erfüllt, bedarf in der Landesverwaltung jede weitere Einstellung oder Beförderung eines Mannes in einem Bereich, in dem Frauen unterrepräsentiert sind, der Zustimmung der Stelle, die dem Frauenförderplan zugestimmt hat, bei Personalstellen der Ministerien oder der Staatskanzlei der Zustimmung des Landespersonalamtes. In Gemeinden ist die Zustimmung des Gemeindevorstandes, in Gemeindeverbänden die Zustimmung des Kreisausschusses, bei kommunalen Zweckverbänden die Zustimmung des Verbandsvorstandes und beim Landeswohlfahrtsverband die Zustimmung des Verwaltungsausschusses erforderlich. Bei den übrigen der Aufsicht des Landes unterstehenden juristischen Personen öffentlichen Rechts ist die Zustimmung des Organs, welches die Geschäftsführung wahrnimmt, erforderlich. Die Angelegenheit ist der Aufsichtsbehörde zur Kenntnis zu geben.

8. Wenn zum gesetzlich vorgesehenen Zeitpunkt kein Frauenförderplan in Kraft ist, dürfen in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, keine Einstellungen oder Beförderungen vorgenommen werden.

9. Erfolge bei der Erfüllung der Frauenförderpläne sind bei der dienstlichen Beurteilung der Beschäftigten mit Führungsverantwortung und der Personalentscheiderinnen und Personalentscheider zu berücksichtigen.

III. Grundsatzkriterien für Ausbildung, Einstellungen und Beförderungen sowie Besetzungen von Gremien

1. Stellenausschreibungen und Vorstellungsgespräche a) in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, sind Stellen grundsätzlich in den Dienststellen, im nach- oder übergeordneten Bereich sowie öffentlich auszuschreiben.

b) Stellen sind so auszuschreiben, daß auch eine Besetzung durch Teilzeitbeschäftigte in Frage kommt. Auf die Verpflichtung zur Erhöhung des Frauenanteils ist hinzuweisen. Ausnahmen von den Grundsätzen unter a) und b) bedürfen der Zustimmung der Frauenbeauftragten. c) Liegen nach der ersten Ausschreibung keine Bewerbungen von Frauen vor, die die gesetzlichen oder sonst vorgesehenen Qualifikationen nachweisen, kann die Frauenbeauftragte verlangen, daß die Stelle erneut ausgeschrieben wird.

d) In Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, werden mindestens ebenso viele Frauen wie Männer oder alle Frauen, die die für die Ausfüllung der Stelle erforderliche Qualifikation nachweisen, zum Vorstellungsgespräch eingeladen.

2. Auswahlentscheidungen

a) Um die tatsächliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern bei Einstellungen und Beförderungen sowie die Erfüllung der Frauenförderpläne zu gewährleisten, sind Eignung, Befähigung und fachliche Leistung ausschließlich entsprechend der Anforderungen der zu besetzenden Stelle oder des zu vergebenden Amtes zu beurteilen.

b) Dienstalter, Lebensalter oder der Zeitpunkt der letzten Beförderung sind nur insoweit heranzuziehen, als sie Einfluß auf Eignung, Befähigung oder fachliche Leistung haben.

c) Familienstand oder Einkommen des Partners oder der Partnerin dürfen nicht zu Ungunsten von Bewerberinnen und Bewerbern berücksichtigt werden. Reduzierungen der Arbeitszeit, Verzögerungen beim Abschluß der Ausbildung sowie Beurlaubungen aus familiären Gründen dürfen sich nicht nachteilig auf die dienstliche Beurteilung auswirken und das berufliche Fortkommen nicht beeinträchtigen. Eine regelmäßige Gleichbehandlung von Beurlaubung mit Beschäftigten ist damit nicht verbunden. Durch Familien- oder soziale Arbeit erworbene Erfahrungen sind als Qualifikation zu berücksichtigen. Dies gilt insbesondere, wenn Familienarbeit neben der Erwerbsarbeit geleistet wurde.

d) Sind Bewerberinnen und Bewerber wegen der Versorgung von Kindern oder von nach ärztlichem Zeugnis pflegebedürftigen Angehörigen aus dem öffentlichen Dienst ausgeschieden oder konnten sie nach Ableistung eines Vorbereitungsdienstes keinen Antrag auf Übernahme in den öffentlichen Dienst stellen, so sind sie bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt einzustellen. e) Bei freiwerdenden Stellen sind Beschäftigte bevorzugt zu berücksichtigen, die bei unbefristeter Reduzierung der Arbeitszeit oder vor Ablauf einer befristeten Reduzierung der Arbeitszeit wieder zur regelmäßigen Arbeitszeit zurückkehren wollen.

f) Frauen, die bei einer Dienststelle im Geltungsbereich dieses Gesetzes eine Ausbildung in einem Beruf abgeschlossen haben, in dem der Frauenanteil bislang unter 20 Prozent liegt, sind nach der Ausbildung mindestens zu dem Anteil in ein ihrer Qualifikation entsprechendes Beschäftigungsverhältnis zu übernehmen, den sie an den erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Ausbildung stellen.

3. Ausbildungen

a) Soweit für Ausbildungsberufe ausgebildet wird, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, ist mindestens die Hälfte der Ausbildungsplätze mit Frauen zu besetzen. Wenn trotz aller Bemühungen nicht genügend Bewerbungen von Frauen vorliegen, kann mehr als die Hälfte der Ausbildungsplätze mit Männern besetzt werden.

b) Qualifikationsstellen im Hochschulbereich sind je Fachbereich mindestens mit dem Anteil von Frauen zu besetzen, den sie an den Absolventinnen und Absolventen des jeweiligen Fachbereiches stellen. Beschäftigungsverhältnisse für Studierende im Wissenschaftsbetrieb sind mindestens mit dem Anteil von Frauen zu besetzen, den sie an den Studierenden des jeweiligen Fachbereiches stellen.

4. Gremien

Bei der Besetzung von Kommissionen, Fachkonferenzen, Beiräten, Verwaltungs- und Aufsichtsräten sowie sonstigen Gremien sollen Frauen zur Hälfte berücksichtigt werden.

IV. Arbeitsbedingungen

1. Dienststellen sind verpflichtet, Arbeitszeiten anzubieten, die es den Beschäftigten ermöglichen, neben der Erwerbstätigkeit Kinder und Pflegebedürftige zu betreuen und Haushaltstätigkeiten zu erledigen. Gleitende Arbeitszeit ist einzuführen, soweit nicht dringende dienstliche Belange entgegenstehen. Möglichkeiten der Einschränkung der Präsenzpflicht am Arbeitsplatz sind in Betracht zu ziehen.

2. Anträgen von Beschäftigten auf Teilzeitarbeit, Beurlaubung oder flexible Arbeitszeit zur Betreuung von Kindern unter zwölf Jahren oder pflegebedürftigen Angehörigen ist vorrangig zu entsprechen. Bei Teilzeitbeschäftigung aus den vorgenannten familiären Gründen besteht Anspruch auf Rückkehr zur Vollzeitarbeit. Beschäftigten, die aus familiären Gründen beurlaubt sind, werden kurzfristig Beschäftigungsverhältnisse sowie Fortbildungen, die zur Erhaltung und Anpassung ihrer Qualifikation geeignet sind, vorrangig angeboten.

3. Erstmals ist auch ein personeller Ausgleich für die nachgeburtliche Mutterschutzzeit (acht Wochen) vorzunehmen. Dies ist auch bundesweit ein Novum. Darüber hinaus wird der personelle Ausgleich für Teilzeitbeschäftigungen und Beurlaubungen aus vorgenannten familiären Gründen gesetzlich gewährleistet.

4. Teilzeitbeschäftigten sind dieselben beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten und Fortbildungschancen einzuräumen wie Vollzeitbeschäftigten. Die Wahrnehmung von Leistungsaufgaben steht der Reduzierung der Arbeitszeit grundsätzlich nicht entgegen.

5. Geringfügige Beschäftigungsverhältnisse (nach § 8 Abs. 1 Nr. 1 des SGB IV) werden nicht begründet.

6. Die Dienststellen sind verpflichtet, sexuellen Belästigungen durch Aufklärung vorzubeugen und bekannt gewordenen nachzugehen. Im Wiederholungsfall sind sexuelle Belästigungen der Dienststellenleitung zu melden. Sexuelle Belästigungen sind unerwünschte sexuelle Annäherungsversuche, unerwünschter Körperkontakt sowie wiederholt sexuell abfällige oder abwertende Bemerkungen, Gesten oder Darstellungen, die von den Betroffenen als beleidigend, erniedrigend oder belästigend empfunden werden.

V. Frauenbeauftragte und ihre Kompetenzen 1. Frauenbeauftragte werden in jeder Dienststelle mit mehr als 20 Beschäftigten bestellt. Soweit Personalstellen mehrerer Dienststellen in einem Frauenförderplan zusammengefaßt werden, wird für diesen Frauenförderplan eine zusätzliche Frauenbeauftragte bestellt. Die Aufgabe kann einer Beschäftigten im Frauenbüro oder einer ähnlichen Stelle nach § 4 b HGO oder § 4 a HKO übertragen werden. Jede Frauenbeauftragte erhält eine Vertreterin.

2. Frauenbeauftragte haben das Recht, an allen personellen Maßnahmen nach §§ 63 und 77 HPVG, allen sozialen (§ 71 HPVG) und organisatorischen Maßnahmen (§ 84 HPVG) sowie an dem Frauenförderplan beteiligt zu werden, der Personalstellen ihrer Dienststelle betrifft. Zusätzliche Frauenbeauftragte haben das Recht, an allen personellen Maßnahmen (§§ 63, 77 HPVG) und den Frauenförderplänen für die Dienststellen des nachgeordneten Bereiches beteiligt zu werden, für die sie bestellt wurden.

3.a. Frauenbeauftragte sind von Maßnahmen, an denen sie zu beteiligen sind, rechtzeitig zu unterrichten. Sie haben zwei Wochen Gelegenheit zur Stellungnahme, eine Verkürzung der Frist auf eine Woche entsprechend § 69 HPVG ist möglich. Bei nicht rechtzeitiger Beteiligung ist die Entscheidung zwei Wochen auszusetzen und die Beteiligung nachzuholen. 3.b. Frauenbeauftragte können sich unmittelbar an die Dienststellenleitung sowie auf dem Dienstweg an die oberste Dienstbehörde und das für Frauenpolitik zuständige Ministerium wenden. Das gilt nicht in der mittelbaren Landesverwaltung sowie in Gemeinden, Gemeindeverbänden und kommunalen Zweckverbänden. 3.c. Das für Frauenpolitik zuständige Ministerium koordiniert und organisiert den Informationsaustausch unter den Frauenbeauftragten und ihre Fortbildung. 4. Frauenbeauftragte haben ein aufschiebendes Vetorecht; d. h. sie können Maßnahmen, an denen sie zu beteiligen sind, widersprechen. Hilft die Dienststelle einem Widerspruch nicht ab, ist in der Landesverwaltung auf Antrag der Frauenbeauftragten die Entscheidung der Dienststelle, die die unmittelbare Dienstaufsicht wahrnimmt, einzuholen; auf Antrag von Frauenbeauftragten bei den Ministerien oder der Staatskanzlei die Entscheidung des Landespersonalrates. Bei Gemeinden ist auf Antrag der Frauenbeauftragten die Entscheidung des Gemeindevorstandes, bei den Gemeindeverbänden des Kreisausschusses, bei kommunalen Zweckverbänden des Verbandsvorstandes und beim Landeswohlfahrtsverband des Verwaltungsausschusses einzuholen. Bei den übrigen Personen öffentlichen Rechts ist auf Antrag der Frauenbeauftragten die Entscheidung des Organs, welches die Geschäftsführung wahrnimmt, einzuholen.

5. Frauenbeauftragte sind im erforderlichen Umfang von ihren übrigen dienstlichen Aufgaben zu entlasten und mit den erforderlichen räumlichen, personellen und sachlichen Mitteln auszustatten. In Dienststellen mit mehr als 200 Beschäftigten wird hierfür eine Stelle mit der Hälfte der regelmäßigen Wochenarbeitszeit zur Verfügung gestellt, in Dienststellen mit mehr als 500 Beschäftigten eine volle Stelle. In Dienststellen mit mehr als 800 Beschäftigten ist der Frauenbeauftragten eine Mitarbeiterin mit der Hälfte der Regelarbeitszeit, in Dienststellen mit mehr als 1000 Beschäftigten eine Mitarbeiterin der vollen Regelarbeitszeit zuzuordnen.

Zur Person:

JOSIP VIDIC, wegen "Verdachts auf Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz" in U-Haft genommener katholischer Geistlicher von Jandelsbrunn und Wollaberg im Bayerischen Wald, ist wieder auf freiem Fuß. Er konnte gegen eine Kaution von 10 000 Mark das Gefängnis in Traunstein verlassen. Sein Anwalt rechnet damit, daß das Verfahren "spätestens im März" vor dem Amtsgericht in Freyung eröffnet wird und daß sein Mandant als freier Mann den Gerichtssaal verläßt. Der aus Kroatien stammende Priester war Ende Oktober 1992 im Zuge einer Großrazzia gegen Waffenschieber festgenommen und wegen "Verdunklungs- und Fluchtgefahr" verhaftet worden. KNA

Geschwindigkeit soll auch nachts kontrolliert werden Neues Radarmeßgerät in Karben im Einsatz

KARBEN. Wer künftig abends über die B 3 durch Okarben düst, sollte sich lieber an die Geschwindigkeitsbeschränkung halten: An den Ortseingängen wollen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes mit dem neuen städtischen Radargerät, das Bürgermeister Detlev Engel jetzt der Öffentlichkeit vorstellte, demnächst auch nachts die Einhaltung der vorgeschriebenen 50 Stundenkilometer überprüfen. Nicht zuletzt soll diese Maßnahme dem Lärmschutz der Bürger dienen, die im Wohngebiet an der Bundesstraße leben.

Der Kauf des Radargerätes war bei den Etatberatungen 1992 beschlossen worden. Allerdings hatte der Magistrat wegen der Entscheidung des Oberlandesgerichtes Frankfurt erst einmal abgewartet, bis die hessische Landesregierung durch einen neuen Erlaß die Kompetenz solcher Kontrollen für die Kommunen geklärt hatte.

Der Bürgermeister stellte klar, daß es der Stadt bei dem Einsatz des Radargeräts nicht darum gehe, den Bürgern Geld abzunehmen und den Stadtsäckel zu füllen. Immerhin schlägt das Gerät samt Wagen mit 140 000 Mark zu Buche. Hinzu kommen die Personalkosten. "Vielmehr ist es gerade für ältere Bürger und nicht zuletzt Familien mit Kindern wichtig, die Geschwindigkeiten auf unseren Straßen zu reduzieren", erklärte Engel.

Seit 24. September ist das Gerät im Einsatz. Nach den bisherigen Erfahrungen hat sich herausgestellt, daß offensichtlich an vielen Stellen der Stadt zu schnell gefahren wird: vor allem an den Ortseingängen. Gerade in der Ortseinfahrt von Klein-Karben (aus Richtung Rendel) sei es oft schwierig, zum Einkaufsmarkt auf der anderen Straßenseite zu gelangen. Herausgestellt hat sich nach den Worten von Uwe Axtmann, der zusammen mit Bernd Schwebel das Meßgerät bedient, daß seit den Kontrollen die Geschwindigkeitsbeschränkungen eingehalten werden. Mittlerweile wird im gesamten Stadtgebiet kontrolliert, auch in den Wohngebieten mit Tempo-30-Zonen. Dazu kann das Meßgerät aus dem Fahrzeug ausgebaut werden. So können auch enge Ortsstraßen überblickt werden.

Axtmann berichtete von Erfahrungen mit Messungen am Selzerbrunnenhof. Dort sei etwa ein Autofahrer aufgefallen, der mehrfach am Tag mit hoher Geschwindigkeit die Kurve geschnitten habe. Seit es zum ersten Mal "geblitzt" habe, sei auch er langsamer gefahren.

Der berühmte Blitz wird erst bei einer Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von neun Kilometern ausgelöst. Bei einer Überschreitung bis zu 20 Kilometern bekommen die Fahrer/innen eine Verwarnung mit entsprechender Forderung von der Stadt. Ab 21 Kilometern kommt ein Bußgeldbescheid aus Kassel, vor allem aber werden in Flensburg fleißig Punkte registriert.

Anwärter für einen Führerscheinentzug scheint es schon auf Karbens Straßen zu geben. So sei auf der B 3 bei Okarben jemand 42 Kilometer mehr als zulässig gefahren. Am Ortseingang von Groß- Karben (aus Richtung Burg-Gräfenrode) wurden bei einem Autofahrer 83 statt 50 Stundenkilometer gemessen.

Bisher sind die Mitarbeiter acht Stunden pro Woche auf der Straße aktiv. Hinzu kommen dann jeweils die Auswertungen. Die Einsatzzeit soll nach und nach ausgeweitet werden, kündigte Susanne Schubert für die Stadtverwaltung an. Fahrer, deren Kraft insbesondere im Druck aufs Gaspedal zu liegen scheint, müssen sich vor allem auf nächtliche Geschwindigkeitsmessungen einstellen. de

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).

Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, So. geschlossen; Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 21 23 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert.

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego- Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).

Museum Judengasse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6.94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Museen / Führungen

Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Wissenschaftliche Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen - Menschen - Weltbilder".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 18 Uhr, Führung zu "Das Museum als künstlerische Werkstatt".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung, "Frühmittelalterliche Schatzkunst".

Schirn Kunsthalle am Römerberg: 19 Uhr, Führung zu "Der sinnliche Körper bei Edward Hopper".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung, "ZEDAKA - Ethik und Geschichte der jüdischen Sozialarbeit".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, allgemeine Führungen Di., 11 Uhr, u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Accrochage - Gyjho Frank, Gabriele Hünninger, Inge Jastram, Elke Ulrich (bis 16. 1.).

Galerie der Dresdner Bank, Schillerstr. 19: geöffnet zu den Schalterzeiten, Ami Blumenthal - "Zwischen den Steinen" (bis 14. 1.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10-13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16. 1.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastraße 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (16. 1.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventen der Prager Akademie (bis 16. 1.).

Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vnadermoere - Malerei (bis 22. 1.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).

Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BfG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordendstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.

Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24.12. bis 10.1.92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).

Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 75 90 40: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).

Galerie Raphael, Grünebergweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.). Ausstellungen

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausst. "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).

Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F. K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).

Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).

Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tgl., 10 bis 22 Uhr, Horst Wilbert - Neue Bilder (bis 26. 1.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).

Ausstellungen Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).

Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F. K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).

Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).

Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tgl., 10 bis 22 Uhr, Horst Wilbert - Neue Bilder (bis 26. 1.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).

Karstadt überspringt 20-Milliarden-Hürde

spi ESSEN. Der Warenhauskonzern Karstadt setzte im vergangenen Jahr erstmals mehr als 20 Milliarden Mark um. Insgesamt kassierte das Unternehmen 20,7 Milliarden, wobei in diesem Wert die Mehrwertsteuer enthalten ist. Karstadt dehnte das Geschäftsvolumen damit um 8,2 Prozent aus. Auf die neuen Bundesländer entfielen 2,5 Milliarden Mark des Umsatzes, das sind 500 Millionen mehr als in der Vorperiode. Zum Gewinn macht der Konzern gegenwärtig noch keine Angaben.

Den größten Zuwachs im Karstadt-Imperium mit knapp 28 Prozent meldet die Reisetochter NUR Touristic. Sie schlug knapp 2,4 Millionen Urlaubstrips im Wert von rund 2,4 Milliarden Mark los. Weitere 565 Millionen brachten im Tourismus- Zweig ausländische Ableger. Die Karstadt-Reisebüros kamen auf ein Umsatzplus von gut 22 Prozent. Sie nahmen 740 Millionen Mark ein.

Deutlich geringer fiel das Wachstum in den 164 Warenhäusern von Karstadt aus. Auf unveränderter Verkaufsfläche und ohne jene Filialen, die durch Umbauten geschäftlich benachteiligt waren, wurde der Vorjahreswert lediglich um 1,5 Prozent übertroffen. Insgesamt legten die Warenhäuser aber knapp sieben Prozent zu und zählten 13,2 Milliarden Mark in den Kassen. Der Versand-Ableger Nekkermann machte im vergangenen Jahr Erlöse von 3,4 Milliarden möglich. Er bescherte damit eine Steigerungsrate von gut drei Prozent.

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 10. September in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

WI-Mitte WI-Süd SO2 0,01 ( - ) 0,005 ( - )

NO2 0,05 ( - ) 0,03( - )

Staub 0,04 ( - ) 0,03 ( - )

(in Klammern Wert vom Vortag)

Hier veröffentlichen wir, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte stammen von zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im Stadtgebiet. SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei- Stunden-Mittelwert angegeben.

SO2 und NO2 sind wesentlich am sauren Regen beteiligt. Staub ist nicht nur wegen allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können weitere Schadstoffe, zum Beispiel Dioxine, anhaften. -ohne Gewähr-

Werner Zientz steht bei der CDU an der Spitze

ALTENSTADT. Der Lehrer Werner Zientz, Mitglied des Gemeindevorstandes, ist der Spitzenkandidat der Altenstädter CDU für die Kommunalwahl. Auf Platz zwei steht die Hausfrau Anne Sievers, die neu ins Parlament einziehen wird. Auf den Plätzen drei und vier kandidieren der Chemiker Klaus Baumberger, stellvertretender Fraktionschef, und der Vertriebsinspektor Mario Machnicki.

Fraktionsvorsitzender Fritz Scherer und seine Stellvertreterin Margot Ossowski wollen dem nächsten Parlament aus beruflichen beziehungsweise privaten Gründen nicht mehr angehören. sal

Mittwoch, 13. Januar

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 21 23 74 44: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Tarelkins Tod oder der Vampir von St. Petersburg".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred Brehm-Platz 16: 20 Uhr, "Talfahrt".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere - Spezial".

Goethe-Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 / 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Compagnie Schweizlasser, "Festin", Tanztheater; Studiobühne: 20 Uhr, Matthias Beltz - "Füße im Feuer", Kabarett.

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, "Lover Man".

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: Die Augsburger Puppenkiste - 10 Uhr, "Urmel aus dem Eis", Teil 1 und 2; 14 Uhr, Teil 3 und 4.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 04 00: Großer Saal: 20 Uhr, Neujahrskonzert - "Ein Abend mit Robert Stolz", Rundfunkorchester des Hessischen Rundfunks.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, The California Kid.

Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.

Irish Pub, Kleine Rittergasse 11: 21 Uhr, True Blue.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Blues Bube.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Time Bandits, Rock 'n' Roll.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20 Uhr, Izio Gross Trio.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Christof Sänger Trio.

Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Theta Flute Quartett.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Pinguine feiern Fastnacht mit Gags und Gardetanz

SCHWALBACH. Eine Fastnachtsfeier für Männer und Frauen, die älter als 64 Jahre sind, veranstaltet der "Carneval- Club Pinguine" am Mittwoch, 17. Februar.

Wer den Scherzen der Narren zuhören und die Tanzmariechen anschauen möchte, muß sich bis zum Mittwoch, 10. Februar, Einlaßscheine am Informationsschalter im Eingang des Rathauses abholen. Der CC Pinguine beginnt sein Programm um 15.30 Uhr, Einlaß ist von 15 Uhr an. Die Seniorenfastnacht geht um 18 Uhr zu Ende. she

"Eindeutig widerlegt"

Zu unserem Artikel "Realschüler werden für Demo bestraft" in der Stadtteil-Rundschau Süd vom 7. Januar schrieben uns Realschulrektorin Monika Intrau und Realschulkonrektor Helmut Strahlendorf von der Deutschherrenschule, folgenden Leserbrief:

Der Artikel entbehrt jeder sachlichen Grundlage und objektiven Darstellung. Schüler unserer Schule verließen am 2. Dezember um 11.20 Uhr die Schule, die Kundgebung auf dem Opernplatz begann um 13.20 Uhr. Die sechste Stunde endet um 13 Uhr. Die Zeiten belegen zweifelsfrei wie unhaltbar Titel und Untertitel sind. Von einer Entschuldigung im Sinne des reißerischen Untertitels war seitens der Schulleitung nie die Rede. Sie ist eine Erfindung des Autors.

Im übrigen war der Mutter auf ihr Schreiben drei Tage später schriftlich mitgeteilt worden, daß eine abschließende Bewertung, wie mit den Fehlstunden umgegangen wird, erst nach schulinternen Beratungen erfolgen wird. Auch dieses Schreiben lag dem Autor vor und widerlegt eindeutig die Überschrift, die von einer Strafe als Faktum spricht. Im Gegensatz zu dem in Auszügen wiedergegebenen Brief der Mutter fand das Schreiben der Schulleitung allerdings keine Erwähnung in dem Artikel, obwohl es dem Autor noch vor Weihnachten zuging.

Es handelte sich bei der "Demo" auch nicht um den Marsch Frankfurter Schulen, wie dargestellt, also einer gemeinsamen Kundgebung aller Frankfurter Schüler und Schulen, von der jeder Kenntnis hätte haben müssen, sondern um die Veranstaltung eines Bornheimer Gymnasiums, dessen Schülervertretung die benachbarten Schulen zur Teilnahme mit eingeladen hatte. An die Deutschherrenschule in Sachsenhausen war eine solche Einladung nicht ergangen. Insofern lag der Schulleitung keinerlei Information vor - weder vom Veranstalter selbst, noch von der eigenen Schülervertretung, der Schulaufsicht, dem Elternbeirat oder Kollegen. Eine Teilnahme der Schüler an dem Marsch konnte es ohne Kenntnis des Veranstalters und damit der Route ebensowenig geben wie eine vorherige Absprache der Schulleitung mit dem Elternbeirat und eine Benachrichtigung der Eltern; denn selbstverständlich kann die Schule, bei rechtzeitiger Mitteilung an die Eltern und nach Rücksprache mit der Staatlichen Schulaufsicht, aus einem besonderen Anlaß die sechste Stunde verkürzt halten, um beispielsweise den Schülern die Teilnahme an einer wichtigen Veranstaltung zu ermöglichen.

Die Schule hat jedoch die Pflicht, die Eltern darüber vorher zu benachrichtigen. Sie müssen als Erziehungsberechtigte den Grund wissen, wenn ihre Kinder früher oder später nach Hause kommen, und entscheiden können, ob sie der Teilnahme ihres Kindes an einer außerschulischen Veranstaltung zustimmen. Es gibt verbindliche Regelungen, die wir als Schulleitung im Interesse von Eltern und Schülern, nicht zuletzt aus versicherungsrechtlichen Gründen, nicht vernachlässigen können.

Wie hätten die Reaktionen ausgesehen, wäre ein Schüler verunglückt und die Schule hätte erklären müssen, ihn ohne vorherige Kenntnis der Eltern weit vor Veranstaltungsbeginn beurlaubt zu haben? Da dem Autor der oben geschilderte Sachverhalt rechtzeitig mündlich und schriftlich mitgeteilt wurde, muß es verwundern, daß dieser keinerlei Niederschlag in seinem Bericht findet.

Kartellamt geht gegen Grünen Punkt vor Behörde will Duales System bei Transportverpackungen stoppen / Verfahren läuft

czyk BERLIN. Das Bundeskartellamt hat gegen die von Industrie und Einzelhandel getragene Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD), die den Grünen Punkt für Verpackungen vergibt, ein Verwaltungsverfahren mit dem Ziel eingeleitet, den privaten Entsorger vom Einsammeln gewerblicher Verkaufs- und Transportverpackungen fernzuhalten. "Die Märkte für Entsorgung monopolisieren sich", beklagt Dieter Wolf, Präsident der Berliner Wettbewerbsbehörde. Rechtliche Konsequenzen hat der Verwaltungsakt zunächst noch nicht. Vom Dualen System wird nun eine Stellungnahme erwartet.

Die Grüne-Punkt-Gesellschaft organisiert auf der Grundlage der aus dem Bundesumweltministerium stammenden Verpackungsverordnung das Sammeln und Sortieren von Verkaufs-Gebinden. Dafür haben die Länderumweltminister Ende vergangenen Jahres sogenannte Freistellungsbescheide verschickt, die den Einzelhandel von der Rücknahmepflicht gebrauchter Hüllen befreien. Gleichzeitig hätten die Länder das Duale System auch mit der Beseitigung von gewerblichem Verpackungsmüll beauftragt, bemängelt Klaus-Peter Schultz, Leiter der zuständigen Beschlußabteilung im Kartellamt. "Wir wollen das Vordringen in den gewerblichen Bereich verhindern", stellt er fest. Der DSD-Versuch, auch in diesen Markt vorzustoßen, sei durch die Verpackungsverordnung nicht gedeckt.

Die Kartellwächter befürchten "verheerende Folgen" für die mittelständischen Entsorger von gewerblichem Abfall, vor allem die Altpapierhändler, und einen weiteren Zugriff des DSD auf das lukrative Geschäft mit Transportverpackungen. "Erschwerend", so Behördenchef Wolf, komme ein Konzentrationsprozeß bei den Müllbeseitigungsunternehmen hinzu. Vor allem große Energieversorger wie etwa VEW oder RWE, die schon in vielen Kommunen eine Monopolstellung innehätten, kauften sich derzeit bei kleinen und mittleren Entsorgern ein, um im Geschäft mit dem Müll noch stärker mitmischen zu können: "Wenn erst ein Monopol existiert, ist es zu spät", weiß Wolf.

Die Wachstumsraten in der Abfallbranche beziffern die Wettbewerbshüter auf bis zu 40 Prozent im Jahr. "Es geht nicht darum, einen Konflikt zwischen Wettbewerbsrecht und Umweltschutz zu induzieren", versichert Wolf. Ohne die "Toleranz" und "sehr pragmatische Haltung" des Bundeskartellamts bereits beim Entstehen der Verpackungsverordnung wäre das Duale System schließlich gar nicht "arbeitsfähig" geworden.

DSD-Sprecherin Petra Rob meint laut dpa zu dem Verfahren, das Bundeskartellamt differenziere nicht nach den Verpackungsarten, wie es die Länder und die Verpackungsverordnung vorsähen, sondern nach den sogenannten Anfallstellen der Stoffe. Dies sei aber mit der Verordnung nicht vereinbar. Das Verwaltungsverfahren sollte dazu dienen, eine notwendige Klarstellung zu erreichen.

Vom Minnelied zum Irischen "Hofbarde der Leuchtenburg" gastiert in der "Eisdiele"

SCHÖNECK. "Verlangen thut mich krenken" und "Time for Another" überschreibt Nikolai de Treskow die Musik, die er am Donnerstag, 21. Januar, ab 21 Uhr in der "Eisdiele" Kilianstädten (Frankfurter Straße) darbieten will.

Der "Hofbarde der Leuchtenburg" spannt dabei einen Bogen vom mittelalterlichen Minnelied über Bretonisches, Walisisches und Irisches hin zu Dylan-Songs - Liebeslieder, Rebellenlieder, Auswandererlieder.

De Treskow begleitet sie mit einem Sammelsurium interessanter Instrumente, etwa einer speziellen Harfe, einer Drehleier und der einfachen und dennoch sehr vielseitigen Bodhrán- Trommel. Der Musiker tritt seit 1987 solistisch auf; zuvor schon hatte er als Sänger bei der irischen Folkband "Poitin " mitgewirkt. Seit 1988 ist er an experimentellen Musikprojekten beteiligt, 1989 war er Schauspieler und Musiker am Burgtheater Münzenberg, 1990 Puppenspieler am "Klappmaul"- Theater Frankfurt. Vergangenes Jahr war er als Musiker an den Münchener Kammerspielen sowie in einer Produktion des dortigen Kulturzentrums Gasteig engagiert.

Zum irischen Klang bietet die Eisdiele übrigens auch irisches Essen und Trinken an. Ul

Spirituals mit Melbra Rai

WÖLFERSHEIM. Mit "Go tell it on the mountain", einem der wohl bekanntesten Spirituals, beginnt am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr in der reformatorischen Kirche in Wölfersheim das Konzert mit der schwarzen Sängerin Melbra Rai. Melbra Rai sang bereits als Kind in Schul- und Kirchenchören Gospels und Spirituals. Mit 18 Jahren begann ihre Karriere als Schauspielerin in einer Off-Broadway-Show, Bühnenengagements bei einer Entertainment-Gruppe der Air Force folgten. Doch Melbra Rai, die auch ein Theaterstück über Josefine Baker schrieb, wendete sich von der Schauspielerei wieder der Musik zu. In Köln lernte sie den Pianisten Berthold Matschat kennen, der sie auch in Wölfersheim auf Tasteninstrumenten begleiten wird.

Holzapfel in Florstadt

FLORSTADT. Über Schule spricht Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) mit den Bürgern bei seinem Besuch am Mittwoch, 20. Januar, um 15.15 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Florstadt.

Zwei Autos in der Urseler Straße gestohlen

BAD HOMBURG. Vom frei zugänglichen Gelände eines Kraftfahrzeughändlers in der Urseler Straße sind während des vergangenen Wochenendes zwei VW Golf gestohlen worden. Ihren Wert gibt die Polizei mit 42 000 Mark an.

Die beiden Gebrauchtwagen, ein tornadoroter G 60 und ein Golf CL in der Farbe dunkelgraumetallic, waren nach der Mitteilung der Polizei bislang noch nicht für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen. ill

Auch die Kirchengemeinden brauchen nun Computer Zweite Credo-Bit-Messe in Friedberg gibt Informationen über Einsatz der Rechner / 600 Teilnehmer erwartet

FRIEDBERG. Über 600 Teilnehmer aus allen Konfessionen und Freikirchen aus dem gesamten Bundesgebiet werden zur 2. Credo-Bit erwartet, die am nächsten Dienstag, 19. Januar, in Friedberg eröffnet wird. Die bis Freitag dauernde Computermesse will kirchlichen Mitarbeitern und Laien - Computer-Anfängern und -Profis - die Möglichkeiten von Computereinsätzen zeigen und eine fachkundige Plattform für eine kritische Auseinandersetzung mit den Computern bieten.

Neben den Schulungen von einzelnen Programmen wird sich die Messe auch mit so brisanten Themen beschäftigen wie Computer in der Kirche - Fluch oder Segen?; Menschen und Computer in der Zukunft - Globale Kommunikation oder wortlose Gesellschaftf?; PC-gestützte Zeitplanung; Kerknet - die Entwicklung eines Hilfsmittels zur Vermittlung des Evangeliums; Der Computer als Wunschmaschine - Freizeit und Spielverhalten am PC und Virtuelle Welt - Cyperspace. Über die Freiheit und Verantwortung christlicher Publizistik spricht Prof. Meier Reutti, der an der Universität Erlangen lehrt. Prof. Zottl von der Katholischen Universität Eichstätt präsentiert Theolit, ein Projekt zur Verdatung wissenschaftlicher Literatur im Bereich der Pastoraltheologie. Pfarrer Werner Tiki, der ebenso durch seine Cartoons wie durch sein Buch "MS-Dose" bekannt ist, wird über DTP und Layouten mit Tiki sprechen.

Im vergangenen Jahr hatte die erste Credo-Bit Bundespostminister Schwarz- Schilling eröffnet. Schirmherr der Auflage ist Hans-Wolfgang Heßler, Direktor des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik und Fernsehbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Heßler: "Millionen von Menschen sind heute mit Computersystemen vertraut, ja zum Teil darauf angewiesen. Elektronische Hard- und Software und all das, was sich damit verbindet, sind Bestandteil einer globalen Infrastruktur und damit eine Herausforderung an alle . . . eine Aufgabe, der sich insbesondere Mitglieder und Mitarbeiter der Kirche nicht entziehen können." Heßler weiter: "In diesem Sinne übernimmt das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik für Credo-Bit die Schirmherrschaft."

Veranstalter des Kongresses ist der vor sechs Jahren von Pfarrer und Pfarrerinnen aus verschiedenen Kirchen und Freikirchen gegründete Verein "Pfarrer & PC". Der Verein will den Einsatz von Personalcomputern für die Kirche und die Gemeindearbeit erproben und fördern sowie durch Beratung und Schulung Erfahrungen vermitteln. Der gemeinnützige Verein gibt mit "Pfarrer und PC" vierteljährlich sogar einmal ein Magazin heraus.

Weitere Informationen über die Veranstalter und die Messe gibt Pastoralreferent Norbert Albert, Weihergasse 10, in 6470 Büdingen (Tel. 0 60 41 / 5 02 54). Bei Albert kann man sich auch anmelden. str

Männer lernen alles von Kochen bis zum Bügeln

SCHWALBACH. Ist der Haushalt nur Sache der Frauen, und bricht ohne sie die vielzitierte "Männerwirtschaft" durch? Der Deutsche Hausfrauenbund in Schwalbach meint "nein". Und damit die Herren der Schöpfung sich selbständig Steaks braten und Hemden bügeln können, bietet der Hausfrauenbund seinen Grundkursus im "Kochen, Waschen und Bügeln für Männer" ab Mittwoch, 3. Februar, wieder an. Treffpunkt ist die Küche in der Martinsklause im katholischen Gemeindezentrum St. Martin.

Nähere Informationen erteilt die Vorsitzende des Vereins, Ursula Merz, unter Telefon 0 61 96 / 8 38 73. she

Männer lernen kochen, waschen, putzen, bügeln In der Familien-Bildungsstätte starten wieder alltagsnützliche Lehrgänge für alle

WETTERAUKREIS. In der Familien- Bildungsstätte beginnen in der zweiten Januarhälfte mehrere neue Kurse. Die Säuglingsgymnastik für Babys startet am Dienstag, 19. Januar, um 9.30 Uhr in der Büdinger Lateinschule. Eine Stunde später krabbeln Minis durch die Lateinschule. Bewegungsspiele stehen auf dem Programm.

Um das erste Jahr mit dem Baby dreht sich alles bei einer Gesprächsrunde, die am Freitag, 29. Januar, um 10 Uhr erstmals im evangelischen Gemeindehaus in Büdingen zusammenkommt. Mütter und Väter können sich über ihre Erfahrungen austauschen und den Rat einer Fachfrau etwa zu Fragen der Ernährung und Entwicklung ihres Schützlings einholen.

Wer seinen Haushalt in den Griff bekommen will, aber nicht so recht weiß wie, dem dürfte in dem Kurs "Hauswirtschaft als Beruf" weitergeholfen werden. Die Familien-Bildungsstätte in der Ankündigung: "Es ist heute selbstverständlich, daß Frau oder Mann einen Beruf erlernt. Nur einen erlernt fast niemand mehr, den Beruf, der Frau oder Mann befähigt, einen Haushalt zu führen." Das Weitergeben hauswirtschaftlicher Grundregeln von einer Generation zur nächsten klappe heute oft nicht mehr. Junge Leute hätten daher häufig Schwierigkeiten, einen Haushalt zu organisieren. Die Familien-Bildungsstätte bietet deshalb zusammen mit dem Deutschen Hausfrauenbund einen Grundbildungslehrgang Hauswirtschaft an. Am Freitag, 15. Januar, um 16 Uhr beginnt der zweite Unterrichtsblock. Einsteiger sind dazu willkommen. Auf dem Lehrplan stehen Verbraucherkunde, Finanzplanung, Haushalt als Marktpartner, Sozialversicherung, Recht im Alltag, rationelle Arbeitsgestaltung sowie Wohnungseinrichtung und -pflege.

Im "Männer-Spezial" gibt's darüber hinaus noch Extra-Kurse für Vertreter des angeblich so starken Geschlechts, das sich aber in Haushaltsangelegenheiten gerne schwach gebärdet. In einem Crash- Kursus können Männer an fünf Samstag vormittagen in der Bildungstätte Bad Nauheim (Frankfurter Straße 34) lernen, richtig zu waschen, zu bügeln und zu putzen. Außerdem kochen sie jeweils für ein gemeinsames Mittagessen. Ein Informationsgespräch ist für Samstag, 16. Januar, von 13 bis 14 Uhr geplant. Der Kursus beginnt eine Woche später.

"Tanz mal wieder" heißt ein Angebot für Samstag, 16. Januar. Von 9 bis 13 Uhr können Tanzbegeisterte "ohne Leistungsdruck" in der Familien-Bildungsstätte Bad Nauheim Folkloretänze ausprobieren.

Weitere Informationen und Anmeldung zu allen Kursen bei Anita Lipp, Tel. 0 60 44 / 20 39, oder in der Familien-Bildungsstätte Bad Nauheim, Tel. 0 60 32 / 3 33 43. mk

Rocker-Kampf wurde mit Gewehren geführt Bewährungsstrafe wegen unerlaubten Waffenbesitzes

Ein 29 Jahre alter Kraftfahrer, Ex-Mitglied beim Motorradklub "Mufflers" ("Auspüffen") aus Harheim und außerdem passionierter Entenzüchter, wurde jetzt wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.

Zu dem Gewehr, dessentwegen er verurteilt wurde, war der Angeklagte nach einem Streit gekommen, der sich zwischen dem "Biker"-Club der "Mufflers" und dem Rockerclub "Gremium" entzündet hatte. Das "Gremium" begab sich im Herbst 1989 mit rund 100 Leuten zu den "Mufflers" nach Harheim, die dem Ansturm nur 15 Mann entgegenzusetzen hatten. Nach Aussage des Angeklagten schienen sie bereit, "uns die Jacken auszuziehen und auf die Ampel zu hauen".

Derart eingeschüchtert, so der Bericht des Angeklagten, habe sich nach diesem ersten "Showdown" die Hälfte der "Mufflers" von ihrem Club verabschiedet. Zur anderen Hälfte gehörte der Angeklagte, "leider", wie er vor Gericht gestand. Denn nun hätten sich die "Mufflers" bedroht gefühlt - und seien zur Bewaffnung übergegangen: Über Belgien schmuggelten der Clubvorsitzende und seine Helfer halbautomatische Waffen über die Grenze; auch der Angeklagte kam auf diese Weise an sein Gewehr.

Tatsächlich tauchte das "Gremium" zwei Wochen danach wieder auf: Übergangslos entwickelte sich zwischen beiden bewaffneten Seiten eine Schießerei, bei der jedoch niemand verletzt wurde. Durch einen Irrläufer erlitt allerdings der Angeklagte, als er danach aus seinem Versteck krabbelte, einen Armdurchschuß von einem Mit-"Muffler", der ihn für ein Gremium-Mitglied gehalten hatte.

Durch diesen Zwischenfall stark verstört, entschied sich der Angeklagte nun zum "Ausstieg aus dem Milieu" und gab sein Abzeichen zurück. Seine Versuche jedoch, die Waffe an den Clubvorsitzenden auszuhändigen, scheiterten. Niemand wollte "das Ding wiederhaben", im Gegenteil; der Chef habe bald darauf sogar die Bezahlung des Gewehrs gefordert. Der Angeklagte weigerte sich, woraufhin der "Muffler"-Vorsitzende nach Angaben des Ex-Mitglieds zum Angriff überging.

Waren es erst nur Drohungen gegen Verwandte des Angeklagten, wurde die Gangart des Vorsitzenden nach Aussage des Angeklagten alsbald schärfer: In der Kleingartenanlage, wo er Enten züchtete, hätten einige Mufflers eines Nachts ein Massaker an dem Federvieh angerichtet.

Daraufhin war er laut Anklage in Begleitung dreier Freunde und sehr aufgebracht zu einem "Muffler-Mitglied" gefahren, hatte ihn in den Kleingarten gelockt und mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen, bei der Polizei gegen den Vorsitzenden der "Mufflers" auszusagen. Der Angeklagte selbst erstattete später auf dem Revier dann auch Selbstanzeige wegen unerlaubten Waffenbesitzes, um "reinen Tisch zu machen". ee

Leiter des Bauamtes vorläufig festgenommen Staatsanwaltschaft: Verdacht der Vorteilsannahme

BISCHOFSHEIM. Im Amtszimmer vorläufig festgenommen wurde am Montag wegen Verdacht der Vorteilsannahme der Leiter des Bauamtes der Gemeinde Bischofsheim. Die Festnahme wegen Verdunkelungsgefahr bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Oberstaatsanwalt Georg Nauth, der FR. Bei den Ermittlungen gehe es um einen Betrag von mehr als 10 000 Mark. Zur Festnahme sagte Bürgermeister Berthold Döß (SPD) am Dienstag: "Ich kann das bestätigen" und "Es war ein Schock". Er kündigte amtsinterne Untersuchungen an.

Auf die Spuren des Bauamtsleiters in Bischofsheim waren die Ermittler laut Nauth bei ihrer Recherche in der sogenannten südhessischen Bestechungsaffäre bei einem Bauunternehmen in Taunusstein gestoßen. Dort seien Unterlagen sichergestellt worden. Dieser Geschäftsmann aus dem Rheingau-Taunus-Kreis sei inzwischen ebenfalls vorläufig festgenommen worden.

Die Staatsanwälte recherierten in Taunusstein wegen des Bestechungsskandals in Bensheim, bei dem bereits fünf Festnahmen erfolgt sind. Dort sollen Bauunternehmen Beamte im Zusammenhang mit Bauaufträgen bestochen haben. Zwei weitere Festnahmen gab es in Groß-Zimmern. Mit der Aktion in Bischofsheim erreichte diese Welle in Südhessen jetzt erstmals den Kreis Groß-Gerau.

Bei der Firma in Taunusstein fanden die Ermittler laut Oberstaatsanwalt Nauth Hinweise, die zur vorläufigen Festnahme des Bischofsheimer Bauamtsleiters führten. Festnahmen wegen Verdunkelungsgefahr seien in solchen Fällen üblich. Sowohl der Bauamtsleiter als auch der Unternehmer aus Taunusstein sollten gestern dem Haftrichter vorgeführt werden. Ein Ergebnis dieses Termins war bis Redaktionsschluß der Lokalrundschau nicht bekannt.

In Bischofsheim sprach sich die Nachricht von der Festnahme wie ein Lauffeuer herum. Bürgermeister Döß war im Gespräch mit der FR von dem Ereignis sichtlich betroffen. Schließlich handele es sich um jemanden, der seit rund dreißig Jahren bei der Gemeinde arbeite. Bisher gebe es im Rathaus keine Hinweise auf ein schuldhaftes Verhalten des Bauamtsleiters, erklärte Döß.

Angeblich gehe bei alledem wohl um ein Projekt im Sportstättenbau. Ab Mittwoch würden amtsintern Untersuchungen anberaumt, würden alle Unterlagen gesichtet. Viel Material mitgenommen hätten die Ermittler der Darmstädter Staatsanwaltschaft nicht, nur einen kleinen Aktenordner beschlagnahmt. cas

DRK unterrichtet in "Sofortmaßnahmen"

MAIN-TAUNUS-KREIS. Wie helfe ich Verletzten am Unfallort? Was tue ich, bis der Rettungswagen eingetroffen ist? "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" zu treffen, lernen Führerscheinbewerber und andere, die ihre Kenntnisse auffrischen möchten, in Kursen beim Deutschen Roten Kreuz, die jeweils 35 Mark kosten.

Schwalbacher können dies am Samstag, 16. Januar, zwischen 8 und 16 Uhr in der DRK-Station, Hauptstraße 1 a, tun. Hofheimer kommen am Montag, 18. Januar, und am Dienstag, 19. Januar, von 19 bis 22.30 Uhr in der Geschäftsstelle des DRK-Kreisverbandes im Schmelzweg 5 zusammen. Kelkheimer können den Kursus am Montag, 25. Januar, und am Mittwoch, 28. Januar, belegen - und zwar jeweils von 19 bis 22.30 Uhr in der DRK- Station, Alte Schulstraße 8. she

Halb wild und halb gezähmt Zwischenbilanz der Reihe "Many Dreams of Many Gardens"

Neue Gärten für die Stadt - nein, kein weiterer Slogan aus dem Umweltdezernat, sondern die Grundidee einer neuen Veranstaltungsreihe: "Many Dreams of Many Gardens". Unter diesem Titel präsentieren internationale Künstler in Frankfurt ihre Arbeiten und Projekte zum Thema "Garten". Architekten, Filmemacher, Musiker, Schriftsteller - Künstler aller Disziplinen sollen den Garten als natürlichen Freiraum für die Künste wiederentdecken, und mit ihnen das Publikum. Nach einer Reihe von Vorträgen, die am kommenden Dienstag mit dem Architekten Peter Eisenman ihren Abschluß findet, plant Organisator Harald Wittich für den Sommer die zweite Phase von "Many Dreams", mit einer Reihe teils spektakulärer Ausstellungen und Aufführungen.

Der Garten als Treffpunkt der Künste: Diese aus dem Barock stammende Tradition wird ihre Renaissance erleben, da ist sich Wittich sicher. Er sieht bei vielen zeitgenössischen Künstlern Hinweise auf ein neues Natur-Bewußtsein, in dem die Natur nicht mehr, wie in den vergangenen zweieinhalb Jahrhunderten, "als reine Ressource zur Ausbeutung" verstanden werde. Vergnügungsparks der Marke "Disneyland" und die künstliche BUGA-Herrlichkeit stellen für Wittich die Folgen unserer Natur-Entfremdung dar. Der "zweiten Natur" dieser neuzeitlichen Gärten setzten viele Künstler nun ihre Utopien entgegen, und "Many Dreams" soll als Bühne für ihre kühnen Entwürfe dienen.

Doch es geht Wittich nicht nur um Ausblicke in utopische Natur-Paradiese, nicht um schwärmerische Visionen zum weitläufigen Thema. Der Garten soll auch als ganz konkreter Ort künstlerischer Auseinandersetzung vorgestellt werden: Eine halb wilde, halb gezähmte Landschaft in der Stadt, in der Bildhauer, Musiker, Theaterleute ihre Arbeiten zeigen könnten. Der Garten als Spielraum, als sich ständig wandelnder Ort von Natur- und Kunsterfahrung - auch als Alternative zum institutionalisierten Kunsterleben im Museum, im Theater, im Kino. Der Garten, sagt Wittich, sei eben "nicht als Ort der Belehrung vorgeprägt". Das ist der Idee von "Kunst im öffentlichen Raum" zwar sehr ähnlich; letztere aber empfindet Wittich oft als "zu unverbindlich", um überhaupt als Kunst wahrgenommen zu werden.

Im Garten also sollen sich Versprechungen einer "Kunst für alle" einlösen. Ludger Gerdes, einer der beteiligten Künstler, entdeckt im Garten gar das "missing link" der Künste, das fehlende Bindeglied zwischen den Gattungen, aber wohl auch zwischen Natur und Kultur.

Den Humus für viele dieser Ideen lieferte 1989 der "Theatergarten Bestiarium", eine New Yorker Ausstellung, die nun in einer verkleinerten Version gezeigt werden soll. Dreizehn internationale Künstler arbeiteten an dem grandiosen Modell dieses Gartens der Künste mit, der alle anderen Kunst-Schauplätze in sich vereinigt: "Der Garten als Theater als Museum", hieß es im Untertitel der Ausstellung. Ein Kulturgarten, der auch einem "anarchischeren Zugang zur Kunst" den Weg ebnen sollte.

Der "Theatergarten" soll aber nur eine der vielen Attraktionen von "Many Dreams" darstellen. Wittichs Wunschliste ist lang: Die Performance-Künstlerin Laurie Anderson, die Avantgarde-Musiker Brian Eno und Glenn Branca sollen im Juni und Juli ihre Garten-Kunstwerke darbieten; Architekten wie Aldo Rossi und Rem Kohlhaas könnten das veränderte Verhältnis von gebautem Raum und natürlicher Umgebung erläutern. Beispiele bildender Kunst sieht Wittich unter anderem bei James Turrell, der sich mit den atmosphärischen Wechselwirkungen von Licht und Landschaft auseinandersetzt. Film, Literatur, Theater, Ballett - alle Künste sollen im Frankfurter Veranstaltungs-Garten ihr Plätzchen finden.

Im Juni und Juli schon soll das traumhaft schön anmutende Projekt Realität werden, hofft Wittich. Und damit es nicht nur bei den Träumen bleibt, hat er bereits zwei Frankfurter Gärten ausgespäht, in denen sich die Idee vom öffentlichen Kunstgarten verwirklichen ließen: Im Günthersburgpark, dem eine Erweiterung bevorsteht, sowie im geplanten Stadtteil-Park in Nieder-Eschbach. Im Sommer werden die Veranstaltungen freilich erstmal an den gewohnten Stätten des Frankfurter Kulturlebens, in den Kunsthäusern und Theatern, zu erleben sein.

Peter Eisenmans Vortrag "Architektur und Garten" ist am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr im Dominikaner-Kloster zu hören. two

Weitere Festnahmen Bestechungsaffäre weitet sich aus

BISCHOFSHEIM/TAUNUSSTEIN. Zwei weitere Festnahmen sind im Zusammenhang mit der Bestechungsaffäre in Baubehörden und Bauunternehmen Südhessens am Wochenanfang erfolgt. Das teilte Oberstaatsanwalt Georg Nauth als Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt gestern mit.

Im Amtszimmer festgenommen wurde wegen des Verdachts der Vorteilsannahme der Leiter des Bauamtes der Gemeinde Bischofsheim (Kreis Groß-Gerau) sowie ein Bauunternehmer aus Taunusstein im Rheingau-Taunus-Kreis. Dem Beamten wird vorgeworfen, von dem Unternehmen Gegenleistungen bei Vergabe eines Bauauftrages angenommen zu haben. Der Oberstaatsanwalt sprach in diesem Zusammenhang von "mehr als 10 000 Mark".

Der jetzigen Aktion vorausgegangen waren Recherchen der Staatsanwälte im Zusammenhang mit dem Bestechungsskandal in Groß-Zimmern im Landkreis Darmstadt-Dieburg und in Bensheim (Kreis Bergstraße). Beim Taunussteiner Bauunternehmen und dem Bischofsheimer Bauamtsleiter seien belastende Unterlagen sichergestellt worden. Beide Festgenommene wurden gestern dem Haftrichter vorgeführt.

Bereits in Haft sitzen drei Beamte der Stadt Bensheim sowie zwei Geschäftsleute aus Bensheim und Pfungstadt, außerdem ein Bauunternehmer und ein leitender Beamter aus Groß-Zimmern. Vom Dienst suspendiert ist Groß-Zimmerns Bürgermeister Walter Thünken. cas

REGINE HILDEBRANDT (SPD), Sozialministerin in Brandenburg, hat entschieden den Vorstellungen des stellvertretenden CDU- Bundesvorsitzenden und sächsischen Innenministers Heinz Eggert widersprochen, wonach die "Zumutbarkeitsklauseln" für Arbeitslose zu überdenken seien. Zwar sei es auch ihrer Ansicht nach einer medizinisch-technischen Assistentin zumutbar, für eine Zeit als Laborantin zu arbeiten. Auch könne ein Geologieprofessor "als Geologe in einer neugegründeten Firma für Altlastsanierung arbeiten", ihn aber als "Laboranten zu beschäftigen, wäre unsinnig und auch unzumutbar"; es dürfe "keine schleichende Dequalifikation" geben, weil sich sonst der Ingenieur schließlich beim Arbeitsamt als "Facharbeiter" wiederfinde. Wenn überhaupt eines unzumutbar sei, dann das Wort des Bundeskanzlers vom "sozialen Wildwuchs". Hier im Osten wolle jeder arbeiten, und wenn etwas wuchere, sei es die Arbeitslosigkeit. "Gegen diesen 'Wildwuchs' muß mehr als bisher getan werden," sagte Frau Hildebrandt. (ojw)

Sie helfen in der Not: Mobile Dienste für Pflegebedürftige

FRANKFURT A. M. Viele wissen nicht, wohin sich ältere, kranke und behinderte Menschen wenden können, wenn sie die mobilen Dienste - ob nur vorübergehend oder auch auf Dauer - in Anspruch nehmen wollen. Dazu zählen Hilfe in der Wohnung und beim Einkaufen, ambulante Pflegehilfe und die Lieferung von "Essen auf Rädern".

Die Mitarbeiter der Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste informieren über die Vielzahl der ambulanten Angebote, die Möglichkeiten der einzelnen Dienste und helfen, die passende Hilfe zu finden und zu vermitteln. Für die Frankfurter Stadtteile sind die folgenden Beratungs- und Vermittlungsstellen zuständig:

Obermain (Ostend, Innenstadt, westliches Nordend, Altstadt): Hanauer Landstraße 16 a, Telefon 44 20 86 und 44 20 88.

Eschersheim (Eschersheim, Frankfurter Berg, Preungesheim, Dornbusch, Berkersheim, Eckenheim, Ginnheim): Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Carl-von-Drais-Straße 20, Telefon 54 90 09;

Gallus (Griesheim, Gutleut, Gallus, Bahnhof): Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum, Gutleutstraße 317 a, Telefonnummer 2 71 06 80 oder 2 71 06 81;

Bockenheim (Rödelheim, Westhausen, Westend, Kuhwald, Hausen, CarlSchurz-Siedlung): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe in der Friesengasse 7, Telefon 77 60 18;

Bornheim (Bornheim, östliches Nordend): Caritas Hauspflege, Böttgerstr. 22, Telefon 46 70 31;

Sachsenhausen (Sachsenhausen, Oberrad): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Johanna- Melber-Weg 1, Telefon 62 80 66;

Nordweststadt (Praunheim, Bonames, Römerstadt, Nieder-Eschbach, Harheim, Nieder-Erlenbach, Heddernheim, Kalbach, Niederursel): Deutsches Rotes Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefonnummer 71 91 91 21;

Bergen-Enkheim (Riederwald, Fechenheim, Seckbach, Bergen-Enkheim): Hilfezentrum im Hufeland- Haus in der Wilhelmshöher Straße 34, über Telefon 4 70 42 29, 4 70 42 81 oder 4 70 43 44;

Goldstein (Goldstein, Schwanheim, Niederrad): Evangelischer Regionalverband, An der Schwarzbachmühle 83 (Goldstein), Telefon 35 60 86.

Höchst (Unterliederbach, Zeilsheim, Sossenheim, Nied): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Windhorststraße 33 I/7, Telefon 30 30 04. star

Aus der Biographie des Grafen Oriola Neue Vorträge des Geschichtsvereins

FRIEDBERG. Über die politische Biographie des Wetterauer Reichstagsabgeordneten (1893-1910), Graf von Oriola, spricht am nächsten Donnerstag, 21. Januar, Kulturdezernent Michael Keller um 20 Uhr im Klosterbau. Er eröffnet damit das Programm des Friedberger Geschichtsvereins für das erste Halbjahr 1993. Fortgesetzt wird die Reihe am 18. Februar mit einem Vortrag von Museumsleiter Gerd J. Grein vom Volkskundemuseum in Otzberg im Odenwald über die Geschichte der Empfängnisverhütung und des Kondoms in vergangenen Jahrhunderten.

Nicht nur für all jene interessant, die an der Exkursion des Geschichtsvereins im Sommer 1990 teilgenommen haben, ist das Referat von Bernd Vorläufer-Germer am 18. März über das "Führerhauptquartier Adlerhorst 1939-1945 in Ziegenberg/ Wiesental und Umgebung". Eine Brücke zwischen Geschichtsunterricht und Archivstudium möchte Dr. Thomas Lange am 29. April mit seinem Beitrag "Zwischen Aktenschrank und Zeigestock. Archivpädagogik als neuer Zugang zu Quellen der Regionalgeschichte" schlagen.

Neben diesen vier Vorträgen plant der Friedberger Geschichtsverein am 16. Mai eine Tagesfahrt an den Neckar zu den Burgen zwischen Eberbach und Guttenberg. Eine weitere Exkursion führt nach Hirzenhain, wo die Kirche, das Kunstgußmuseum und das Mahnmal für die Opfer des SS-Massakers besucht werden. Unter Führung des Vereinsvorsitzenden Hans Wolf steht die Fahrt nach Sachsen und Sachsen-Anhalt zu den Wirkungsstätten von Bach und Luther vom 2. bis 4. Juli.

Kommentar

Wieder einmal hat sich die Notwendigkeit öffentlicher Kontrolle über die lukrativen Geschäfte privater Firmen mit der Unterbringung von Asylbewerbern bestätigt. Im Nebel der "Ermessensentscheidungen", wie sie Sozialdezernent Klaus Remer für sich beansprucht, kann keiner mehr nachvollziehen, wie Firmen ausgewählt werden und Absprachen zustandekommen. Daß die Stadt nun mit "utopischen" Preisforderungen der Saßmann GmbH zu kämpfen hat, verleiht einer langjährigen Forderung hessischer Flüchtlingsinitiativen Nachdruck: Die Vertragsbedingungen müssen mit einer öffentlichen Ausschreibung von Anfang an auf den Tisch.

Der Sozialdezernent konnte bisher nicht überzeugend begründen, warum dieses Verfahren, das auch in den Vergabevorschriften für "alle von der Stadt Hanau zu vergebenden Lieferungen und Leistungen" festgelegt ist, im Sozialbereich nicht gelten soll.

Die Frage wird noch drängender, sollte sich herausstellen, daß die Stadt nun doch auf preiswertere Angebote anderer Betreiber zurückgreifen und Versäumnisse vielleicht sogar Schadensersatzansprüche befriedigen muß. Dann ist Remer in der Pflicht, für solche für den Steuerzahler kostspielige Folgen seiner "freihändigen Vergabe" geradezustehen. Doch auch wenn Stadt und Land kein finanzieller Nachteil entsteht: Die Hanauer Sozialpolitik hat mit den Versäumnissen ihres Dezernenten bei der Unterbringung von Asylbewerbern bereits Schaden genommen. REGINE SCHLETT

Autofahrer übersah Lastwagen - Unfall

WIESBADEN. Ein Schaden von mehr als 37 000 Mark entstand bei einem Unfall am Montag nachmittag in der Platter Straße. Wie die Polizei gestern berichtete, fuhr ein 35jähriger Mann mit seinem Wagen rückwärts von einem Grundstück. Dabei übersah er offenbar einen Lastwagen. Verletzt wurde bei dem Zusammenstoß niemand. kkü

Regierung verkriecht sich nicht Atombunker in der Eifel soll nur noch als Archiv genutzt werden Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

DÜSSELDORF, 12. Januar. Die nordrhein-westfälische Landesregierung will sich nicht mehr wie bislang geplant im Fall eines Atomkrieges in einem Bunker in der Eifel verkriechen. Der 1962 für rund zehn Millionen Mark gebaute Bunker in der Eifel soll vielmehr künftig als Archiv oder zu anderen Zwecken genutzt werden.

Alle Landesregierungen in den alten Bundesländern verfügen über solche Regierungsbunker. Ihre genaue Lage und ihre Ausstattung gelten als "geheim". Obwohl bereits in den zurückliegenden Jahren teure Fernmelde-Standleitungen abgeschaltet und die dort gelagerte Verpflegung nicht mehr regelmäßig ausgewechselt wurde, verschlang der Atombunker jährliche Unterhaltskosten von rund einer Million Mark. Heute verfügt der Regierungsbunker nach Informationen der FR nur noch über eine ganz gewöhnliche Telefonleitung "nach draußen".

Neben den Landesregierungen haben auch die meisten Regierungspräsidenten und Oberkreisdirektoren eigene Ausweichquartiere für den Kriegsfall. Nach Ansicht von Innenminister Herbert Schnoor fehlt zumindest für die Regierungsbunker ein "Bedrohungsszenario", das solchen Aufwand rechtfertigen könnte. Bei dem Bau des Bunkers in der Eifel waren die Planer noch davon ausgegangen, daß die Landesregierung bis zu 30 Tage lang tief unter der Erde ausharren müsse, um die Geschicke des Landes im Kriegsfall zu lenken. Zu der Ausstattung gehörten neben Lebensmittelvorräten, einem eigenen Tiefbrunnen und einer eigenen Druckerei auch das Studio für einen Radiosender. Für den wiederum lag schon ein Musikband mit Trauermelodien parat. Das besonders idyllisch gelegene Eifelörtchen Kall hatte man als Standort für den Bunker gewählt, weil hier keine Bomben und keine Flüchtlingstrecks im Fall des Falles zu erwarten gewesen wären. Selbst die meisten Dorfbewohner hatten nichts von der Existenz des Regierungsbunkers gewußt, weil dessen Einfahrt durch die Garage eines Privathauses getarnt war.

Ministerpräsident Johannes Rau ist durch die Aufgabe des Bunkers um eine - mögliche - Sorge ärmer. Nicht alle Regierungsmitglieder und ihre engsten Stäbe hätten nämlich im Notfall Platz in dem Bunker gefunden. Rau hätte wählen müssen, wer im Kriegsfall rein durfte und wer hätte draußen bleiben müssen.

Auf einen Blick

Seite II Computer zeigt Kirche im Ackerboden: Mit neuen Methoden suchen die Archäologen das alte Nieder-Hörgern. Seite III Kindergarten in Groß-Karben ist ab Montag wieder offen: Braune Brühe war "nur" Kondenswasser. Seite IV Lokalsport: Berichte aus dem Sportgeschehen der Region

SPD will Aufwertung des Wirtschaftsministeriums

sp HANNOVER. Der Wechsel an der Spitze des Bundeswirtschaftsministeriums sollte nach Ansicht des niedersächsischen Wirtschaftsministers Peter Fischer (SPD) dazu genutzt werden, die Kompetenzen dieses Ressorts auszuweiten. Die Bonner Behörde müsse einen neuen Aufgabenzuschnitt und damit wieder die Leitfunktion erhalten, die sie unter Ludwig Erhard und Karl Schiller gehabt habe. Zu den Zuständigkeiten des Möllemann-Nachfolgers müßten die Geld- und Währungspolitik sowie die Aufsicht über die Treuhandanstalt gehören. Außerdem empfiehlt Fischer eine Zusammenlegung mit dem Bundesministerium für Forschung und Technologie.

Der SPD-Politiker wirbt für diese Vorschläge mit dem Argument, daß sich dadurch die oft zu langsamen Entscheidungsprozesse in der Bundesregierung beschleunigen ließen. Die jetzige Aufgabenhäufung im Finanzministerium überfordere Ressortchef Theo Waigel. Bei der Privatisierung der Treuhand-Betriebe geht es für Fischer in erster Linie um Wirtschafts- und nicht um Finanzpolitik.

Kleine FR · Kleine FR

Bürgergespräche des Stadtbaurats HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler lädt von Januar bis März zu elf Bürgergesprächen ein: am 20. Januar um 16 Uhr in der Steinheimer und um 18 Uhr in der Klein-Auheimer Verwaltungsstelle, am 27. Januar um 16 Uhr in der Großauheimer Verwaltungsstelle und um 18 Uhr in den Kollegräumen 1 und 2 des Bürgerhauses Wolfgang, am 10. Februar um 16 Uhr in der Verwaltungsstelle Mittelbuchen und um 18 Uhr in der Kesselstädter Reinhardskirche, am 18. Februar um 16 Uhr in der Begegnungsstätte Hafen und um 18 Uhr in der Begegnungsstätte Freigericht, am 24. Februar um 16 Uhr in seinem Rathaus-Dienstzimmer 411, am 25. Februar um 16 Uhr im Grünflächenamt (Theodor-Fontane-Straße) und am 3. März im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.Lastwagen demolierte Fußgängerampel HANAU. Ein Schaden von 10 000 Mark entstand, als am Montag morgen ein Lastwagen die Fußgängerampel an der François-Kaserne in der Lamboystraße demolierte. Nach Angaben der Polizei erfaßte der Ladenflächenkran, der offensichtlich nicht richtig verankert war, den Peitschenmast und riß ihn um.

Achtjährige von Auto erfaßt HANAU. Leichte Verletzungen erlitt am Montag nachmittag ein achtjähriges Mädchen, das mit einem Fahrrad die Julius-Leber-Straße hatte überqueren wollen. Dabei wurde es von einem Auto erfaßt.Seniorennachmittag BRUCHKÖBEL. Zum Seniorennachmittag mit Gottesdienst, Kaffeklatsch und einem Gastspiel der Theatergruppe "Frischluft" lädt die katholische Kirchengemeinde "St. Familia" für Sonntag, 17. Januar, um 14.30 Uhr zunächst in der Kirche, anschließend im Haus Shalom ein. Wer den Fahrdienst in Anspruch nehmen möchte, kann sich bis Freitag, 15. Januar, unter der Telefonnummer 7 15 85 im Pfarrbüro anmelden.Französisch für Fortgeschrittene BRUCHKÖBEL. Einen Konversationskreis in französischer Sprache will die Stadt im Februar ins Leben rufen. Die erste Vorbesprechung ist am Montag, 25. Januar, um 10.30 Uhr im Seniorentreff- Mitte geplant.

Weitere Informationen hat Irmgard Lebküchner, Telefon 0 60 85 /23 54.

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Baugebiet "In der Hölle": Der Erste Beigeordnete Manfred Schmück (SPD) ist unter Druck. Seite III OBERURSEL. Boulevardkomödie beim Theaterverein: Proben-Eindrükke vom "Mustergatten". Seite IV BAD HOMBURG. Was die Volkshochschule im neuen Semester so alles im Angebot hat.

"Um als echter Egelsbacher zu gelten, sollte man dem Verein schon beitreten"

Noch freie Plätze bei EDV-Kursen für Frauen"

Im Kurs "EDV für Frauen" vom 25. Januar bis 29. März sind noch Plätze frei. Der Lehrgang findet jeweils montags von 18 bis 20.30 Uhr statt. Nähere Informationen unter Telefon: 069 / 7 41 14 04. reu

"Liebe und Eros einst"

BAD NAUHEIM. "Liebe und Eros in biblischer Tradition, gemalt von Künstlern und Künstlerinnen" ist das Thema eines Vortrags mit Bildbeispielen, den Professor Dr. Horst Schwebel vom Institut für Kirchenbau und christliche Kunst der Gegenwart heute, Mittwoch, um 19.30 Uhr im Haus der Gesundheit hält.

Kleine FR

Senioren tanzen DIETZENBACH. Der Senioren-Tanzkreis unter der Leitung eines Tanzlehrers wird sich am morgigen Donnerstag, 14. Januar, wieder im Reinhard-Göpfert- Haus treffen. Beginn: 18 Uhr. "Schweigen der Lämmer" SELIGENSTADT. In ihrer Reihe "Frauenfilm" zeigt die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) am heutigen Mittwoch den Thriller "Das Schweigen der Lämmer". Die Vorstellung fängt um 20 Uhr im Turmpalast an der Bahnhofstraße an. Wer macht in Lich mit? RÖDERMARK. Die Stadt sucht noch Vereine und/oder Gruppen, die sich am Hessentag-Umzug am 18. Juli in Lich beteiligen möchten. Angesprochen sollten sich auch ausländische Organisationen fühlen. Die Stadt ist bereit, die Teilnehmer/innen finanziell zu unterstützen. Zuschüsse gibt auch das Land Hessen. Weitere Infos gibt es beim Kultur- und Sportamt im Rathaus. Anmeldung bei der Musikschule DIETZENBACH. In den neuen Kursen (Instrumentalunterricht, musikalische Früherziehung und Grundausbildung) bei der Musikschule sind noch einige Plätze frei. Die Lehrgänge beginnen Anfang Februar. Auskünfte erteilt die Musikschule, Darmstädter Straße 33, Telefon 4 48 26 - Sprechstunden täglich von 9 bis 12 Uhr, montags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr. Spielen und bewegen RODGAU. Einen Kursus "Spielen und bewegen nach dem Prager Programm" für Eltern und ihre Babies von der sechsten Lebenswoche an offeriert die Evangelische Familien-Bildung. Veranstaltungsort ist das evangelische Gemeindehaus in Dudenhofen. Der Lehrgang beginnt am 5. Februar um 9.45 Uhr. Infos: Telefon 0 61 06 / 2 34 13. Frau aktuell RODGAU. Frauen stärken sich selbst den Rücken mit einem Seminar, das die Gruppe "Frau aktuell" nach dem 20. Januar anbietet. Treffpunkt ist jeweils mittwochs um 19.30 Uhr das "Haus der Begegnung" in Jügesheim, Vordergasse. Anmeldungen nimmt bis Montag, 18. Januar, Ulrike Schmitz, Tel. 3110, entgegen. Grün an der Kita DIETZENBACH. Ein Frankfurter Landschaftsarchitekt hat jetzt den Auftrag der Stadt für die Gestaltung der Außenanlagen an der geplanten Kindertagesstätte Stiergraben erhalten. Sein Honorar beträgt rund 42 000 Mark - insgesamt kostet die Grünanlage 356 000 Mark. Polio-Imfung in Dietzenbach DIETZENBACH. Jetzt geht es bei der Polio-Schluckimpfung für Säuglinge, Schulkinder der vierten Klasse und impfwillige Erwachsene in die zweite Runde. Impftermine des Kreisgesundheitsamtes sind in Dietzenbach am Mittwoch, 20. Januar, von 16.30 bis 18 Uhr in der Kindertagesstätte Friedensstraße und am 25. Januar von 17 bis 18 Uhr in der Steinberger Kindertagesstätte Martinstraße.

32jährige wurde von einem Radler belästigt

HOFHEIM. Ein Exhibitionist belästigte am Freitag eine 32jährige Hofheimerin, die aber erst jetzt Anzeige erstattete. Wie die Polizei gestern mitteilte, ging die Frau um 11.15 Uhr auf dem Dr.-Lieser- Weg in Richtung der Gaststätte "Viehweide" spazieren. Dabei überholte sie ein 30 bis 35 Jahre alter Mann auf einem Mountainbike. Plötzlich sei der Radler hinter dem Zaun einer Obstplantage aufgetaucht; er habe sich direkt vor sie gestellt, die Hosen runtergelassen und onaniert, sagte die 32jährige der Polizei. she

Die Grünen und das liebe Geld Zwist über die Finanzierbarkeit von Wahl-Forderungen

HANAU. Unter Hanaus Grünen gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, ob die Forderungen für die Kommunalwahl auch damit verbunden sein sollen, was sich davon finanzieren läßt angesichts einer halben Milliarde Mark städtischer Schulden. Vorstandsmitglied Uwe Rüdiger meinte, es sei unglaubwürdig, nur wünschenswerte Projekte aufzulisten und deren Finanzierbarkeit auszuklammern. Fraktionsvorsitzender Elmar Diez wiederum ist der Auffassung, daß es nicht Aufgabe der Grünen sei, so zu tun, als regierten sie.

Der FR sagte Diez, wenn alle Forderungen auf die Finanzierbarkeit hin abgestimmt würden, blieben keine Forderungen mehr übrig. Die von der Partei im Wahlprogramm gesteckten Ziele seien über mehrere Jahre hinweg zu betrachten. Immerhin könne es ja sein, daß wieder mehr Haushaltsmittel zur Verfügung stünden als bisher.

Diez gestand zu, daß bei manchen Projekten wegen des "enger gewordenen Finanzrahmens" intensiver als bei anderen die Frage zu stellen sei, wo das Geld dafür herkomme. Dazu zähle er den kommunalen Wohnungsbau. Die Grünen sagten aber auch stets, wo sie Einsparmöglichkeiten sähen. - Diez nannte als Beispiel einen Theaterneubau, den sie ablehnten. - Wenn der politische Willen vorhanden sei, so Diez' Überzeugung, ließen sich viele Projekte trotz finanzieller Probleme auch in die Praxis umsetzen.

Sein Fraktionskollege Wulf Hilbig sagte, in eventuelle Verhandlungen mit anderen Parteien brächten die Rathaus- Grünen nach der Wahl ihre Programmforderungen ein, um zu sehen, was sich davon umsetzen lasse. Andere Parteien forderten auch viel, wies er den Vorwurf mangelnder Glaubwürdigkeit zurück.

Die Grünen-Versammlung kam überein, dem Kommunalwahlprogramm Vorschläge hinzuzufügen, wie sich Etatforderungen finanzieren ließen. him

FWG grollt wegen Automarkt Magistrat weist Kritik als "falsch" zurück

DREIEICH. Die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) hat die Pläne der Bayerischen Motoren-Werke, auf dem ehemaligen Wiedekind-Gelände an der Frankfurter Straße einen Gebrauchtwagenmarkt zu eröffnen, zum Anlaß genommen, Rot- Grün zu attackieren. Die Magistratsmehrheit habe ein Dienstleistungszentrum auf dem Grundstück verhindert, meint die FWG, die nach langer Abstinenz bei den nächsten Kommunalwahlen antreten will. Die Folge der "verfehlten Kommunalpolitik" seien "700 Autos statt 800 Arbeitsplätze". Diese Kritik wiesen Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) und der Erste Stadtrat Werner Müller (SPD) in seltener Einmütigkeit zurück.

Nach Darstellung der FWG waren die alten Pläne der Grundstückseigentümer, an der Frankfurter Straße ein Dienstleistungszentrum zu bauen, an einer "unsozialen Entscheidung" des Magistrats gescheitert. Als "fadenscheiniger" Grund sei genannt worden, die Verdichtung des Gewerbegebietes hätte kaum zu bewältigende Auswirkungen auf das Straßennetz. Damit hat der Magistrat aus Sicht der FWG den Dreieichern das Gebrauchtwagenzentrum eingebrockt, für das BMW das Gelände nun gemietet hat. Darin sehen die Freien Wähler einen "rot-grünen Salto" der "Anti-Auto-Ideologen". Sie sagen zusätzlichen Verkehr voraus.

"Der Eindruck, wir hätten das Dienstleistungszentrum verhindert, ist falsch", verteidigten Abeln und Müller den Magistrat. Man habe in den Jahren 1990 und 1991 über eine Reduzierung des Bauvorhabens, das in der geplanten Dimension "nicht genehmigungsfähig" gewesen sei, mit der Investorengruppe verhandelt und die Verhandlungen auch erfolgreich abgeschlossen. "Die Stadt hatte dann ihre Zustimmung zu der Bauvoranfrage erteilt."

Daß das Zentrum dennoch nicht verwirklicht worden sei, sei eine Entscheidung des Investors gewesen, betonte Abeln. "Das lag weder am Magistrat noch an der Stadt." dac

"Duales System" lehnt Auflagen für "Grünen Punkt" ab Verwertungsgesellschaft klagt gegen Bundesländer / Fischer droht mit Rücknahme der Freistellungserklärung Von unserem Redaktionsmitglied Stephan Börnecke

FRANKFURT A. M., 12. Januar. Die Verwertungsgesellschaft "Duales System Deutschland" (DSD) hat gegen die Auflagen in den Freistellungserklärungen, die von den 16 Bundesländern abgegeben wurden, Klage oder Widerspruch vor den Verwaltungsgerichten erhoben. Mit den Freistellungserklärungen werden Handel und Industrie von der seit dem 1. Januar geltenden Rücknahmepflicht von Verkaufsverpackungen entbunden. Die Gesellschaft, die den "Grünen Punkt" vergibt, wehrt sich gegen Nebenbestimmungen, etwa einer Berichtspflicht über gesammelte und verwertete Stoffe, die zum Teil bis zur Größe der einzelnen Gemeinden quantifiziert werden sollen, sagte die Justitiarin der DSD, Petra Rob, der FR.

Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) ermahnte DSD zur Einhaltung der Auflagen. Hessen werde sonst die Freistellungserklärung zurückziehen.

Nach Aussage von Petra Rob stellen die meisten der je nach Bundesland verschiedenen Auflagen - in Hessen sind das 15, im Saarland und Hamburg jeweils elf - für ihr Unternehmen einen "unglaublichen bürokratischen Aufwand" dar. Die Fülle der unterschiedlich befristeten Vorschriften führe zu einem "Nachweis- und Kontrollaufwand", der von der Verpackungs-Verordnung nicht gedeckt sei. Auch Forderungen nach wissenschaftlichen Gutachten über die Zusammensetzung der Reststoffe oder die gewünschten Rückstellungen für den Fall eines Bankrotts der DSD seien aus den Bestimmungen des Gesetzgebers nicht herleitbar. Nur die geforderte Befristung der Freistellung für Kunststoffverpackungen wolle die DSD respektieren.

Ein Sprecher des saarländischen Umweltministers und derzeitigen Vorsitzenden der Umweltministerkonferenz Jo Leinen (SPD) sagte der FR, in den von der DSD nun gewünschten Nachverhandlungen dürfe niemand "an der Grundsubstanz rütteln". Auch Hessen will "keine Abstriche" machen. Ohne die Auflagen hätte Hessen die Freistellungserklärung nie abgegeben, sagte Joschka Fischer.

(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)

Einbrecher stehlen Geld, Schmuck und Münzen

WIESBADEN. Auf Beutezug waren Einbrecher in Delkenheim und Mainz- Kastel. Nach Angaben der Polizei kamen die Täter am Montag zwischen 7.25 und 20 Uhr, hebelten jeweils die Türen auf. In Delkenheim ließen sie Schmuck und Münzen im Wert von 6000 Mark mitgehen; in Kastel stahlen sie Bargeld und Schmuck im Wert von 16 000 Mark. kkü

Bad Orber Initiative betreut seit Jahren Jungen und Mädchen aus sozialen Randgruppen - wie lange noch? Immer mehr Kinder, aber immer weniger Geld Diplom-Pädagogin wird Verein verlassen müssen Von Jörg Andersson BAD ORB. Seit 20 Jahren leistet die Orber Kinderinitiative soziale Brennpunktarbeit. Ihr Domizil in der Bahnhofstraße ist so etwas wie ein Auffangbecken für Jungen und Mädchen aus den sozial schwachen Schichten und gesellschaftlichen Randgruppen. Als der gemeinnützige Verein 1972 seine Arbeit aufnahm, da kümmerten sich die Pädagogen vorwiegend um etwa zwei Dutzend Kinder aus dem Leimbachtal, einer Siedlung mit vielen Sozialwohnungen, die im Orber Volksmund abschätzig "Klein-Chikago" genannt wird. Aus- und Übersiedler sowie Asylsuchende haben den Kreis der Betreuungssuchenden in der Kurstadt in den vergangenen Jahren auf rund 100 emporschnellen lassen. Doch die Zukunft der Einrichtung, deren sozialpädagogisches Konzept von Kommunalpolitikern gerne gelobt wird, ist in Gefahr, seit feststeht, daß der Landeswohlfahrtsverband die finanzielle Unterstützung einstellen wird. Der Brief, der vor wenigen Wochen aus Kassel eintrudelte, bereitet den zwei langjährigen hauptamtlichen Beschäftigten Thomas Klein (41) und Udo Kopp (42) ebenso Kopfzerbrechen wie der Diplom- Pädagogin Heidi Weinel, die vor anderthalb Jahren über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM) zum Verein stieß. 28 500 Mark hat der Landeswohlfahrtsverband in den vergangenen Jahren jährlich nach Bad Orb überwiesen. Doch damit ist bald Schluß. Nach dem neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz sollen ab 1994 örtliche Träger die Erziehungshilfe übernehmen. Ergebnis: Im laufenden Jahr zahlt der Landeswohlfahrtsverband nur noch das nötigste. Die Aufnahme neuer Projekte oder die Aufstockung von Planstellen ist "nicht mehr möglich", heißt es in dem Schreiben.

Konkrete Auswirkung für die Kinderinitiative: Heidi Weinel wird Ende Juli ihre Koffer packen müssen. Eine Verlängerung der ABM-Stelle um ein weiteres Jahr scheint unmöglich, weil eine Übernahme der 37jährigen in ein festes Arbeitsverhältnis vom Verein aufgrund der chronisch knappen Kasse nicht garantiert werden kann.

Die Mehrarbeit in der Kinderinitiative - in den letzten vier Jahren hat sich die Zahl der zu Betreuenden nahezu verdoppelt - wäre nicht mehr zu bewältigen. Schon derzeit hat der Verein Anspruch auf eine weitere Halbstagskraft. Doch für die seit einem Jahr vom Arbeitsamt genehmigte weitere ABM-Stelle findet sich niemand. "Erzieherinnen sind knapp geworden", weiß Thomas Klein. Der Sozial- Pädagoge faßt das Problem der Kinderinitiative so zusammen: "Die Zahl der Kinder ist zuletzt ständig gestiegen, die finanzielle Situation hat sich verschlechtert." Spenden, Mitgliedsbeiträge sowie Zuschüsse von Landesjugendamt, Kreis und Stadt reichen nicht aus, um ein gesichertes Finanzierungskonzept aufzustellen, daß der auch der sozialpädagogischen Komponente Rechnung trägt.

Dabei muß der Verein schon jetzt mit einfachsten Mitteln zurechtkommen. Nach mehreren Zwangsumzügen bewohnen Kinder, Jugendliche und Betreuer ein altes Wohngebäude mit der angrenzenden ehemaligen Güterabfertigungshalle am Bahnhof. Neben einigen kleinen Zimmern ist der alte Holzschuppen "der einzige Raum, in dem sich die Kinder austoben können", erzählt Udo Kopp. Doch in diesen Tagen ist in dem langezogenen Gebäudetrakt, in dem eine Spielburg, eine Tischtennisplatte und ein kleines Billardspiel stehen, empfindlich kalt. Eine Heizung gibt es nicht, die Wände sind nicht isoliert, durch das Dach tropft an mehreren Stellen der Regen.

In zwei Gruppen arbeiten Thomas Klein, Udo Kopp und Heidi Weinel mit den rund 100 Kindern und Jugendlichen, von denen etwa die Hälfte regelmäßig, die anderen mehr sporadisch dort auftauchen. Die Sechs- bis Zwölfjährigen werden von 14 bis 16 Uhr betreut, danach kommen die Älteren. Vorwiegend Jungen sind es, die unter Aufsicht Hausaufgaben machen und spielen. Doch seit Heidi Weinel da ist, gibt es auch eine Mädchengruppe. Der Anteil ausländischer Kinder ist auf mittlerweile 30 Prozent gewachsen. Auch das bringt Schwierigkeiten. Durch die vielen Aussiedler und Asylbewerber ist die Fluktuation zuletzt besonders hoch gewesen. Dazu brauchen diese Kinder intensivere Hilfe. "Während sich die sprachlichen Defizite gerade bei den jüngeren schnell abbauen lassen, sind die schulischen Leistungen das größere Problem", berichtet die Diplom-Pädagogin.

Nicht leicht ist auch die Integration ständig neuer ausländischer Kinder in die bestehenden Gruppen. Die Fremdenfeindlichkeit läßt auch Kinder nicht unberührt, gerade wenn bei sozial Benachteiligten Existenzängste hinzukommen. Unter den 100 Kindern sind einige Sonderschüler, gerade drei haben den Realschulabschluß. Um so stolzer ist die Kinderinitiative, wenn es ihr in diesem Umfeld trotzdem gelingt, Spannungen abzubauen und ein sozial intaktes Gruppenleben aufzubauen. Udo Kopp: "Gerade das fordern unsere Politiker angesichts der zunehmenden Rechtsradikalität und Ausländerfeindlichkeit doch jetzt."

So setzen die Betreuer in den nächsten Monaten auch auf weitere Hilfe der Stadt, die erst vor zwei Monaten die "wertvolle Arbeit der Kinderinitiative" lobte und derzeit neben knapp 10 000 Mark Zuschuß die Räumlichkeiten samt Nebenkosten zur Verfügung stellt. Auch vom Kreis erhofft man sich zusätzliche Unterstützung. Doch die Chancen stehen offensichtlich nicht gut. Die Gremien des Jugendhilfeausschusses werden demnächst darüber beraten. "Niemand kann sagen, wie es aussieht, doch es ist zu befürchten, daß der Kreis nicht alles übernehmen kann", teilte Pressesprecher Heinrich Sülzer gestern mit.

Hallenfußball-Meisterschaften der Stadt Offenbach Wolfgang Rothenbücher schoß in einem Spiel sechs Tore Wehmut über die ungewisse Zukunft dieser Titelkämpfe machte sich unter den Zuschauern und Spielern in der Stadthalle breit

Wird es das letzte Mal gewesen sein, daß sich alle Offenbacher Fußballklubs unter einem Dach versammelten, um ihren Hallen-Stadtmeister zu ermitteln? Die Zukunft der Offenbacher Hallenmeisterschaften ist ungewiß, steht und fällt mit der Frage, ob die Stadt Offenbach im nächsten Jahr noch Besitzer der Stadthalle sein wird. Um den Stadtsäckel zu entlasten, suchen die Verantwortlichen einen Käufer für die Stadthalle.

Im Falle der Übernahme durch einen privaten Investor, soviel ist klar, könnten sich Sponsor Coca-Cola und die beteiligten Klubs die Austragung des Hallen- Spektakels nicht mehr leisten. Bereits in diesem Jahr reichten trotz der fabelhaften Zahl von 2700 Zuschauern an den drei Turniertagen die Einnahmen gerade aus, um die Kosten zu decken.

Schade wäre es um den Offenbacher Hallen-Kick, der bei Fans und Vereinen gleichermaßen gut ankommt. Besonders hart würde dies sicher die Kicker der SG Rosenhöhe treffen, die sich in diesem Jahr den Titel erspielten und ihn natürlich nicht gerne "kampflos" in ihrer Vitrine behalten möchten, sondern gerne einen zweiten Erfolg "draufsetzen" würden. Doch keine andere Halle in der Lederstadt würde die Voraussetzungen für eine solche Veranstaltung bieten.

25 Mannschaften beteiligten sich am Titelrennen. Bis auf den SC 07 Bürgel war damit alles vertreten, was in Offenbach dem Volkssport Nummer eins frönt. Die über zwei Meter hohen Banden an den Seiten und die großen Jugend-Tore sorgten wiederum für schnelle, abwechslungsreiche Spiele und viele Treffer. Es ging lebhaft zu in der Stadthalle. Die Fans kamen auf ihre Kosten und trugen ihren Teil zur tollen Stimmung bei. Die spielerischen Glanzlichter setzten erwartungsgemäß die drei Bezirksoberliga- Teams SG Rosenhöhe, Germania Bieber und die Reserve der Offenbacher Kikkers, die traditionell nicht ihr sportlich übermächtiges Oberliga-Team ins Rennen schicken.

Auf ein aufwendiges Rahmenprogramm hatten die Offenbacher aus Kostengründen verzichtet, was bei den Fans jedoch eher gut ankam. Fußball pur begeisterte die Zuschauer, zumal ein Derby ja das andere jagte. Bereits zum Auftakt kamen am Freitag 900 Besucher, zum Finale platzte die Halle mit über 1000 Zuschauern fast aus den Nähten. Die Spieler sparten nicht an Einsatz. Es wurde verbissen gekämpft, doch glücklicherweise blieben fast alle Aktionen in einem anständigen Rahmen. Lediglich Thorsten König (Sparta Bürgel) handelte sich am ersten Tag eine rote Karte ein und Biebers Josef Monetti mußte zur zahnärztlichen Behandlung gebracht werden. Ein Ellbogencheck des Hellenen Cestic kostete ihn Teile seiner Kauwerkzeuge. Die Unparteiischen unterstellten dem "Bösewicht" jedoch wohlwollend keine Absicht. Gegenüber fünf roten Karten im Vorjahr zeigten sich die Kicker jedoch insgesamt friedfertig. Schwerwiegende Verletzungen blieben ansonsten aus.

In die Rolle der erfolgreichen Außenseiter schlüpften in diesem Jahr die Sportfreunde Offenbach und die FT Oberrad. Die Sportfreunde setzten sich in der Vorrundengruppe 5 gegen Zrinski und Espanol durch, die FT behielt in Gruppe 2 gegenüber dem VfB Offenbach und der Wiking die Oberhand. Auch hierin liegt ein besonderer Reiz des Offenbacher Hallen-Festivals: Neben den "Etablierten" schaffen auch wenigstens zwei der "Kleinen" stets den Sprung in die Zwischenrunde und haben dort die Fans als Außenseiter oft auf ihrer Seite. Den beiden diesjährigen "Underdogs" nutzte das jedoch im Verlauf der Zwischenrunde wenig: In Gruppe A belegten die Sportfreunde am Ende mit 0:6 Punkten ebenso wie die FT in Gruppe B mit 0:6 den vierten Platz. Im Spiel um Platz sieben besiegten die Oberräder die Sportfreunde dann mit 3:1. Im Spiel um Platz fünf kam es zum Bieberer Derby zwischen der Germania und dem FC. Der favorisierte Bezirksoberligist setzte sich mit 3:2 durch.

Etwas überraschend standen die DJK Eiche Offenbach und der FC Hellas im Halbfinale. Beide Halbfinalspiele endeten jedoch mit Erfolgen der Favoriten SG Rosenhöhe (4:2 gegen Eiche) und der Kikkers (4:1 gegen Hellas) und bestätigten die Rangfolge nach Abschluß der Zwischenrunde. So bestritten der DJK Eiche Offenbach, der in Pedro Rufino einen ausgesprochenen Hallen-Künstler aufbot und Hellas das "internationale" Spiel um Platz drei. Hier bezwang die DJK Eiche den FC Hellas, dem allmählich die Kräfte schwanden, mit 6:3 und sicherte sich die 150 Mark Prämie, während sich die Hellenen mit einem "Blauen" zufriedengeben mußten.

Wie im Vorjahr hatte es die SG Rosenhöhe, die einen spielerisch sehr ansehnlichen Fußball bot und in "Filigran-Techniker" Michael Macziek sowie Routinier Andreas Rüger zwei der auffälligsten Spieler stellte, bis in das Endspiel geschafft. Doch 1992 waren die Kicker vom Waldhof haarscharf in der Verlängerung mit 4:5 an Germania Bieber gescheitert.

Nun stand mit dem OFC ein ähnlich "schwerer Brocken" im Weg. Es schien auch in diesem Jahr nicht für die SG zu reichen, als Sven Schneider, einer der besten Turnierspieler, die Kickers mit 1:0 nach vorn brachte. Doch Ingo Schmeykal, Andreas Rüger und Andreas Godulla verwandelten den Rückstand in ein 3:1. Noch einmal brachte Schneider die Kickers heran, doch mit den Treffern durch Miljenko Ribicic und Patrick Ihlefeld setzten sich die Rosenhöher endgültig die Krone auf und sicherten sich die 250 Mark Siegprämie. 200 Mark blieben immerhin für die junge Kickers-Elf, die zudem den Fairneß-Pokal erhielt, der mit einem Umtrunk verknüpft ist.

Zudem dürfen die Kickers für sich in Anspruch nehmen, in Muzafer Dolovac den besten Keeper, in Sven Schneider einen der besten Feldspieler und in Thorsten Kruse und Sevdali Arifi mit je fünf Treffern zwei sehr gute Torschützen gestellt zu haben. Das Kunststück, sechs Treffer in einem Spiel zu erzielen, gelang allerdings dem Sportfreunde-Spieler Wolfgang Rothenbücher in der Partie gegen Espanol. Neben dem jungen Dolovac überragte bei den Keepern Andreas Griesenbruch von Germania Bieber, was den Germanen jedoch nicht zur Titelverteidigung verhalf.

Lobend erwähnt werden müssen auch unbedingt die Leistungen der Schiedsrichter Diehm (TSV Heusenstamm), Bittelbrunn (SV Zellhausen), Ehlert (VfB Offenbach), Lekic (Spvgg. Dietesheim), Kiwak (SC Buchschlag) und Lorenz (Germania 94 Frankfurt), die noch dazu kostenlos vollbracht wurden. Die Schiedsrichter setzten mit dem Verzicht auf ihre Spesen ein Zeichen zugunsten der Offenbacher Stadtmeisterschaften, die im Sportgeschehen der Stadt Offenbach sicher eine klaffende Lücke hinterlassen würden, könnten sie nicht mehr stattfinden. INA SCHNEIDER

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Zwiebeln und Butterplätzchen STEINBACH. Die Komödie "Zwiebeln und Butterplätzchen" mit Peer Schmidt wird am heutigen Donnerstag, 14. Januar, um 20 Uhr im Bürgerhaus aufgeführt. Beratung des Mietervereins OBERURSEL. Der Mieterverein veranstaltet am Freitag, 15. Januar, von 18 bis 20 Uhr seine nächste Beratungsstunde im Alten Hospital, Hospitalstraße 9. Kaperkreuzer "Emden" OBERURSEL. Der Fachbuchautor Theo Beer ist am Freitag, 15. Januar, bei der Marinekameradschaft Oberursel zu Gast. Er wird sein neuestes Buch über den Kaperkreuzer "Emden" vorstellen. Beginn ist um 20 Uhr im "Haus Passat", Tabaksmühlenweg. Dia-Vortrag über Hinterpommern OBERURSEL. Die Pommersche Landsmannschaft, Kreisgruppe Hochtaunus, veranstaltet am Samstag, 16. Januar, einen Dia-Vortrag zum Thema "Hinterpommern im Vergleich": 15 Uhr, Parkhotel Waldlust, Hohemarkstraße 168. Fremdensitzung KÖNIGSTEIN. Der Narrenring Königstein veranstaltet am Samstag, 16. Januar, seine erste Fremdensitzung im Großen Saal des Hauses der Begegnung. Beginn: 19 Uhr. CDU-Dämmerschoppen OBERURSEL. Die CDU lädt am Sonntag, 17. Januar, zum Dämmerschoppen ins Gasthaus "Zum Taunus", Kurmainzer Straße 50, ein. Beginn ist um 17 Uhr. FDP-Neujahrsempfang KRONBERG. Die FDP lädt am Sonntag, 17. Januar, von 11 bis 13 Uhr zum Neujahrsempfang mit Wolfgang Mischnick in den Recepturkeller an der Friedrich-Ebert-Straße ein. Vorgestellt werden die Kandidaten zur Kommunalwahl. Kinderkunst-Ausstellung KÖNIGSTEIN. Arbeiten der Kinderkunstwerkstatt Königstein werden ab Sonntag, 17. Januar, im ersten Stock des Kurhauses gezeigt. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, montags, dienstags und donnerstags außerdem von 15 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. JU-Hauptversammlung KRONBERG. Die Junge Union Kronberg trifft sich am Montag, 18. Januar, 19.30 Uhr, zu ihrer Jahreshauptversammlung im Raum Fuchstanz/Herzberg in der Stadthalle. Königsteiner Forum KÖNIGSTEIN. In der Vortragsreihe "Königsteiner Forum" referiert am Montag, 18. Januar, Professor Friedrich Kübler über "Medien, Verfassung und publizistische Ethik". Beginn ist um 20 Uhr im Luxemburger Schloß, ab 19.15 Uhr ist ein zwangloses Vorgespräch geplant. Teeklönschnack für Senioren STEINBACH. Zu Ostfriesentee und Kluntjes lädt die Deutsche Gesellschaft zu Rettung Schiffsbrüchiger am Montag, 18. Januar, um 15 Uhr in die Seniorenwohnanlage, Kronberger Str. 2, ein. Gezeigt wird ein Film über die Arbeit der Hilfsorganisation. Vorverkauf beim Kappen-Klub beginnt KRONBERG. Der Kartenvorverkauf für die Karnevalsitzungen des Kappen- Klubs am 6. und am 13. Februar beginnt am Montag, 18. Januar, ab 8 Uhr im Obstparadies Hainstraße 6. Der traditionelle Klubabend findet Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr im Ritterkeller statt. Ausschußtagung im Rathaus STEINBACH. Die nächste Sitzung des Ausschusses für Jugend, Senioren, Sport und Kultur der Stadtverordnetenversammlung findet am 19. Januar, ab 19 Uhr im Sitzungszimmer des Rathauses statt. Diskutiert wird unter anderem über Anträge der Grünen, die die Einrichtung eines Frauenbüros und die Einstellung einer Frauenbeauftragten fordern.

Bündnis 90/Grüne rücken Naturschutz an die erste Stelle Gesetzentwurf in Bonn vorgelegt / Land- und Forstwirtschaft nachgeordnet / Verbandsklage aufgenommen / Kritik an Töpfer

Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 12. Januar. Der Naturschutz soll nach den Vorstellungen der Bundestagsgruppe Bündnis 90/Grüne künftig Vorrang vor den Interessen von Land- und Forstwirtschaft haben. Die Bundestagsgruppe stellte am Dienstag in Bonn einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. Mit ihm soll nach Angaben des umweltpolitischen Sprechers von Bündnis 90/Grüne, Klaus-Dieter Feige, der Trend in der Bundesgesetzgebung gestoppt werden, der sich Feige zufolge gegen Natur- und Umweltschutz richtet. Der Sprecher verwies auf das vorgesehene Planungsbeschleunigungsgesetz, das einen "zügellosen Raubbau" an den Naturreserven zulasse. Die von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) bereits vor Jahren angekündigte Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes liege hingegen immer noch nicht vor.

Der mit den Naturschutzverbänden gemeinsam erarbeitete Gesetzentwurf von Bündnis 90/Grünen soll eine "Leitfunktion" für alle anderen umweltbezogenen Gesetze wie Luftreinhalterecht, Wasserhaushaltsrecht, Energierecht, das zukünftige Bodenschutzgesetz, Waldgesetz, Baugesetzbuch oder die Landwirtschaftsgesetzgebung haben. Paragraph 1, der die Ziele des Entwurfs beschreibt, verzichtet im Gegensatz zum geltenden Gesetz darauf, den Schutz der Natur auf ihre Nutzbarkeit für den Menschen zu beschränken. Statt dessen gelten "Naturgüter um ihrer selbst willen" für erhaltenswert. Nach Ansicht der Grünen ist es unmöglich, festzulegen, welche Tiere und Pflanzen für den Erhalt des Naturhaushalts geschützt werden müssen. Diese Erkenntnis zwinge zu der Einführung eines "eigenständigen Existenzrechts der belebten (biotischen) Naturelemente und zu einer Abkehr vom Nützlichkeitsprinzip des geltenden Rechts".

Folgerichtig gibt es im Gesetzentwurf keine Ausnahmeklauseln für die Land- und Forstwirtschaft, sondern Nutzungsregelungen. Dabei gilt der in Paragraph 2 enthaltene Grundsatz: "Die Nutzung von Naturgütern hat so zu erfolgen, daß sie nachhaltig auch für künftige Generationen zur Verfügung stehen." Eine in Paragraph 10 ausführlich geschilderte Eingriffsregelung verbietet alle vermeidbaren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft. Unvermeidbare Eingriffe etwa aus "überwiegenden Gründen des Gemeinwohls" müssen durch "Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege am Ort des Eingriffs ausgeglichen" werden.

Paragraph 4 dient als Ersatz für ein bisher fehlendes Staatsziel oder gar ein Grundrecht Umwelt- und Naturschutz im Grundgesetz. Er verpflichtet jeden einzelnen Bürger zum verantwortungsvollen Umgang mit der Natur: "Jede Person hat nach Maßgabe dieses Gesetzes zur Verwirklichung der Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Landschaftspflege beizutragen und sich so zu verhalten, daß Natur und Landschaft nicht mehr als nach den Umständen unvermeidbar beeinrächtigt werden."

Schließlich erfüllt der Gesetzentwurf eine langjährige Forderung der Umweltverbände: die Einführung der Verbandsklage. Die von Töpfer geplante Neufassung des Naturschutzgesetzes verwehrt den Verbänden das Recht, stellvertretend für betroffene Bürger gegen Projekte mit Auswirkungen auf Natur und Umwelt klagen zu können.

Vorsorge muß nach Ansicht von Bündnis 90/Grünen die Leitlinie des Naturschutzes sein. Das im Jahr 1976 verabschiedete, zehn Jahre später "marginal verbesserte" Bundesnaturschutzgesetz leiste dagegen keinen Beitrag, um die "noch nie dagewesene" vom Menschen betriebene Naturzerstörung aufzuhalten, kritisiert die Bundestagsgruppe in der Begründung ihres Gesetzentwurfes.

Die entscheidende Schwachstelle im derzeitigen Naturschutzgesetz sei die von den Regelungen weitgehend verschonte land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung. So könne es etwa zu der "grotesken Situation kommen, daß das Abpflücken einer Orchidee bei Strafe verboten ist, die Umwandlung ihres Standortes in Ackerland und damit die Vernichtung ihres Lebensraumes ohne Sanktion bleibt und schon gar nicht verhindert wird". (Weiterer Bericht auf Seite 4)

Fußball-Stadtmeisterschaft Die Ergebnisse auf einen Blick

HALLENFUSSBALL-STADTMEISTERSCHAFTEN OFFENBACH, STATISTIK

TABELLEN, RESULTATE, NAMEN DER STADTMEISTERSCHAFTEN:

SG ROSENHÖHE, HALLENFUSSBALL- STADTMEISTER 1993: Oliver Muthig (Tor); Mohamed Maazouzi, Michael Schnarr, Miljenko Ribicic, Michael Macziek, Matthias Winter, Andreas Rüger, Ingo Schmeykal, Andreas Godulla, Thomas Haller, Heiko Schäfer, Patrick Ihlefeld; Trainer: Jürgen Heilmann.

TABELLEN NACH ABSCHLUSS DER VORRUNDE: GRUPPE 1: 1. SG Rosenhöhe 4:0-Punkte/8:0-Tore, 2. Wacker 2:2/4:5, 3. Maroc 0:4/3:10.

GRUPPE 2: 1. FT Oberrad 3:1/3:2,2. VfB 2:2/3:1, 3. Wiking 1:3/2:5.

GRUPPE 3: 1. Hellas 3:1/10:2, 2. Blau-Gelb 3:1/2:1, 3. Portugues 0:4/1:10.

GRUPPE 4: 1. Germania Bieber 4:0/13:2, 2. Aris 2:2/6:4, 3. Rot-Weiß 0:4/2:15.

GRUPPE 5: 1. Sportfreunde 3:1/9:2, 2. Zrinski 3:1/4:2, 3. Espanol 0:4/2:11.

GRUPPE 6: 1. DJK Eiche 4:0/7:1, 2. Gemaa Tempelsee 2:2/3:5, 3. SKG Rumpenheim 0:4/1:5.

GRUPPE 7: 1. FC Bieber 3:1/8:4, 2. BSC 99 3:1/6:4, 3. Italsud 0:4/2:8.

GRUPPE 8: 1. Kickers 6:0/19:1, 2. Türkischer SV Offenbach 4:2/9:7, 3. DJK Sparta Bürgel 2:4/4:9, 4. HFC Bürgel 0:6/3:18.

TABELLEN NACH ABSCHLUSS DER ZWISCHENRUNDE: GRUPPE A: 1. SG Rosenhöhe 6:0/14:5, 2. Hellas 3:3/11:9, 3. Germania Bieber 3:3/5:7, 4. Sportfreunde 0:6/1:10.

GRUPPE B: 1. Kickers Offenbach 6:0/14:2, 2. DJK Eiche Offenbach 4:2/7:6, 3. FC Bieber 2:4/5:7, 4. FT Oberrad 0:6/1:12.

HALBFINALESPIELE: SG Rosenhöhe - DJK Eiche Offenbach 4:2, Kickers Offenbach - FC Hellas Offenbach 4:1.

PLAZIERUNGSSPIELE, PLATZ 7: FT Oberrad - Sportfreunde Offenbach 3:1, PLATZ 5: Germania Bieber - FC Bieber 3:2, PLATZ 3: DJK Eiche Offenbach - Hellas Offenbach 6:3, PLATZ 1: SG Rosenhöhe - Kickers Offenbach 5:2. ina

Höchster Nachwuchs-Schmiede steht am Scheideweg Konkurrenz ist groß beim Kampf ums talentierte Volleyball-Kind Leipzig, Berlin und Friedrichshafen buhlen ebenfalls um die jungen Sportler / "Wir sind ganz schön durchgerüttelt worden"

1983 bis 1993 - zehn Jahre Volleyball- Internat Höchst. Trotz der Jubiläumszahl ist niemand im Deutschen Volleyballverband so recht zum Jubeln zumute. So, wie der von sportlichem Mißerfolg und finanziellen Sorgen gebeutelte gesamte Verband, so steht auch die "Nachwuchs- Schmiede" am Scheideweg. "Wenn es in diesem Jahr nicht gelingt, einen starken Jahrgang 77/78 zu gewinnen, dann ist die Idee mit dem Volleyball-Internat wohl überholt." Trainer Günter Hamel, seit der Gründung Sportlehrer an der "Volleyball- Schule", weiß wovon er spricht: "Wir sind ganz schön durchgerüttelt worden".

Gleich von mehreren Seiten wehte dem Internat ein scharfer Wind ins Gesicht. Zunächst stellte die Wende in der ehemaligen DDR den ohnehin nie so gefestigten Anspruch nach Identität zwischen dem Internat und der Juniorennationalmannschaft weiter in Frage. Der Osten Deutschlands bot gleich ein Dutzend gut ausgebildeter Jung-Volleyballer für das gemeinsame schwarz-rot-goldene Team an. Dann entzog der Chemiegigant vor den Toren Frankfurts, der dem Sportler- Heim nicht nur wegen des Namens nahestand, den jungen Leuten das bisher so großzügig gewährte "Asylrecht".

Der Konzern brauchte die Plätze im werkseigenen Lehrlingswohnheim für den eigenen Nachwuchs. Mehr als ein Jahr war höchst ungewiß, ob die Idee Volleyball-Internat wegen fehlender Unterkünfte nicht schon beerdigt werden müßte. Der deutscher Turnerbund hat schließlich mit Unterstützung des DVV sein Wohnheim in der Otto-Fleck-Schneise aufgestockt. Jedenfalls hat der Schwebezustand dazu geführt, daß es keinen Internats-Jahrgang 75/76 gibt. Zehn Spieler des Jahrgangs 73/74 halten das Fähnlein der Volleyballschule der Nation derzeit noch mühsam aufrecht.

Drei Schüler, je ein Student, ein Zivildienstleistender, ein Auszubildender und ein Praktikant sowie drei Soldaten, die nominell der Sportfördergruppe in Mainz angehören, bilden "eine heterogene Gruppe, wie es nach meiner Ansicht noch keine gab", meint Hamel. Zum erstenmal sind mit Thomas Hikel, Holger Philipssen und Klaus Riedel Bundeswehrangehörige im Kader, die unter profihaften Bedingungen trainieren können. "Die müssen beschäftigt werden", ist der Diplom-Trainer bemüht, den möglichen Leerlauf gegen Null zu drehen.

Noch immer kommen die meisten talentierten Jugendlichen aus den kleinen Vereinen, was ein interessantes Schlaglicht auf die Nachwuchsarbeit der Elite- Liga wirft. Mit dem größer gewordenen Deutschland ist auch die Konkurrenz um die lernfähigen Volleyballer größer geworden. In Berlin und Leipzig sind in der Nachfolge der Kinder- und Jugendsportschulen weitgehend intakte Förderstützpunkte erhalten geblieben, die nun mit dem Internat Höchst um Anerkennung buhlen. Außerdem baut der VfB Friedrichshafen ein Teilzeitinternat auf.

Dennoch hofft Hamel, daß der teilweise "hartnäckige Widerstand" im Jubiläumsjahr gebrochen und ein leistungsfähiges Juniorenteam aufgebaut werden kann. "Ziel soll sein, daß zwei oder drei den Sprung in die Männer-Nationalmannschaft schaffen.

Immerhin gibt es aus Ost-Deutschland jetzt einiges Interesse, junge Volleyballer nach Frankfurt zu schicken. Allerdings fällt es Eltern aus den neuen Bundesländern nicht leicht, die 600 Mark Eigenbeitrag monatlich aufzubringen. Ein Nachteil beim "Kampf ums Kind" gegenüber den Talentschuppen in Berlin und Leipzig. Ziel soll es sein, in zwei Jahren wieder bis zu 15 jungen Volleyballern den Feinschliff im Baggern, Schmettern und Pritschen beizubringen. Die Konzentration auf einen Standort hält Hamel für sinnvoll, weil nur so Lehrgänge von größerer Dauer möglich sind.

Bei allen Vorteilen, die ein Internat bietet, sieht der 37 Jahre alte Coach aber auch einen Nachteil: "Nach drei Jahren des Zusammenseins unter den gleichen Lebensbedingungen gleichen sich auch die Leute an. Oft sind alle schlecht gelaunt, oft sind alle gleichzeitig gut drauf." Künftig will der Trainer noch mehr darauf achten, die Individualität seiner Spieler zu erhalten.

Im Jubiläumsjahr zehn soll der Name "Internat Höchst" zum alten Eisen gehören. Schließlich liegt der Lebensmittelpunkt der jungen Sportler mittlerweile im Frankfurter Stadtwald. Gerne möchte Hamel auch das Wort Internat streichen. Denn nach seinen Erfahrungen verbinden junge Leute damit meist das schlechte Image einer Erziehungsanstalt, "wo von Klosterfrauen noch die Sauberkeit der Fingernägel kontrolliert wird."

JÜRGEN AHÄUSER

Das Wetter

Wetterlage In einer zügigen westlichen Höhenströmung überqueren nordatlantische Tiefausläufer rasch Deutschland von West nach Ost. Ihnen folgt teils milde, teils frische Meeresluft.

Vorhersage bis Donnerstag früh

Im Süden zeitweise aufgelockerte, sonst starke Bewölkung und zeitweise, in der Mitte zum Teil länger andauernd und ergiebig Regen.

Höchsttemperaturen im Norden um 5, im Süden um 10 Grad. Tiefsttemperaturen hier um 8, im Norden um 3 Grad.

Im Süden schwacher bis mäßiger, im Norden frischer bis starker und böiger Wind aus Südwest bis West.

Weitere Aussichten für Donnerstag

Übergang zu wechselnder, vielfach starker Bewölkung mit Schauern und auch im Süden Temperaturrückgang.

Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 17 Amsterdam

leicht bewölkt 7 Athen

leicht bewölkt 14 Barcelona

wolkenlos 15 Bordeaux

Regen 12 Bozen

bedeckt 3 Brüssel

leicht bewölkt 7 Dublin

wolkig 2 Helsinki

Schneeschauer 1 Innsbruck

leicht bewölkt 6 Istanbul

wolkenlos 7 Kairo

leicht bewölkt 15

Larnaka

wolkenlos 14

Las Palmas

wolkenlos 19

Lissabon

stark bewölkt 16

Locarno

bedeckt 6

London

wolkig 5

Madrid

bedeckt 4

Malaga

wolkenlos 18 Mallorca

leicht bewölkt 15 Moskau

wolkig 3 Neapel

wolkig 15 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

wolkig 9 Rom

leicht bewölkt 16 St. Petersburg

stark bewölkt 1 Stockholm

wolkig 2 Tunis

wolkenlos 17 Varna

leicht bewölkt 11 Venedig

Nebel 6 Warschau

Regen 6 Wien

stark bewölkt 5 Zürich

Regenschauer 15

Deutschland

Berlin

Regen 3 Dresden

Regen 7 Feldberg/Ts.

in Wolken 1 Feldberg/Schw.

Regenschauer 4 Frankfurt/M.

stark bewölkt 8 Freiburg

Regen 14 Garmisch

leicht bewölkt 9 Hamburg

wolkig 5 Köln/Bonn

stark bewölkt 6 Leipzig

Regen 6 München

stark bewölkt 18 Norderney

leicht bewölkt 4 Rostock

leicht bewölkt 5 Sylt

wolkig 3 Zugspitze

leicht bewölkt -2

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 8.20 Uhr Sonnenuntergang 16.49 Uhr

GOP rechnet im März mit "sechs Sitzen"

WEHRHEIM. Spitzenkandidatin der Wehrheimer GOP (Gemeindemitglieder ohne Parteibindung) für die Kommunalwahl ist die Fraktionsvorsitzende und Sozialausschuß-Vorsitzende Magdalene Kutzmann-Longard. Auf Platz zwei folgt Harald Stenger als Bauexperte der GOP, auf Platz drei Vorsitzender Dieter Nohl. Auf den Plätzen vier und fünf rangieren neue Gesichter: Peter Poggendorff und Michael Müller. Auf Platz sechs kandidiert Günter Oesterreich, der Vertreter der GOP im Gemeindevorstand.

Auf Platz sieben folgt die derzeitige Gemeindevertreterin Christel Tamm. "Das ist keine Zurückstufung", erklärt Harald Stenger vor dem Hintergrund, daß die GOP nur vier Plätze im Gemeindeparlament hält und Platz sieben daher "aussichtslos" sein könnte. "Bei der Wahl im März rechnen wir mit sechs Sitzen, ein Platz davon wäre für den Gemeindevorstand. Außerdem ist Christel Stamm auf Platz eins im Ortsbeirat Wehrheim", erklärt Stenger.

Auf Platz acht ein neues Gesicht: Helmut Neubauer, auf Platz neun der mit zwanzig Jahren jüngste Bewerber der GOP, Werner Etzel. Auf Platz zehn tritt der GOP-Kassierer Günter Richter an. jd

Sprinkler wehrte sich gegen Gabelstapler

BAD HOMBURG. Eine ungewollte Dusche nahm ein Mitarbeiter der Fresenius AG am Dienstag vormittag. Im Hochregallager der Pharma-Firma verlud der Mann mit dem Gabelstapler Kartons. Dabei schrammte er gegen einen Sprinkler an der Hallendecke, was dieser prompt mit "Wasser marsch" quittierte.

Die Feuerwehr saugte das ausgetretene Wasser anschließend ab. Schaden entstand nicht, wie ein Fresenius- Sprecher mitteilte. Nur einige Papp- Verpackungen mußten erneuert werden, weil sie naß geworden waren - was man wohl auch von der Arbeitsmontur des Staplerfahrers annehmen darf. ill

Kleine FR

Erste Probe des Orchesters MÜHLHEIM. Seine erste Probe startet das neugegründete Schülerorchester der VHS Musikschule am Donnerstag, 14. Januar, 17.30 Uhr, in der Musikschule in der Zimmerstraße 15 unterm Dach. Mitmachen können außer den Schülern auch andere Freunde des Ensemble-Unterrichts. Sie müssen dafür eine Gebühr von zehn Mark zahlen. Für Fragen steht die Musikschule unter der Rufnummer 06 108 / 601-606 zur Verfügung. Geleitet wird das Orchester vom Musikschulleiter Roland Hallwirth. CDU zur Altenpolitik MÜHLHEIM. Die Vorstellungen der CDU zur Altenpolitik in Städten und Gemeinden sind das Thema einer Wahlkampfveranstaltung, zu der die Senioren- Union für Donnerstag, 21. Januar, 15 Uhr, in das "Mühlheimer Wirtshaus", Friedensstraße 110, einlädt. Das Referat hält der Bundestagsabgeordnete Klaus Lippold.Schulbuchausstellung OFFENBACH. Die Schulbuchausstellung, eine Informationsbörse für Lehrer, Eltern und Verlagsvertreter, findet am Dienstag, 19. Januar, den ganzen Tag über in der Geschwister-Scholl-Schule, Erich-Ollenhauer-Straße 1, statt.

3000 Mark für Hinweis auf verletzten Einbrecher

ORTENBERG. 3000 Mark Belohnung wurden für Hinweise auf einen Einbrecher ausgesetzt, der am vergangenen Donnerstag zwischen 12 und 19.30 Uhr in eine Wohnung in den Wingerten eingebrochen war. Der Ganove entwendete zwei Bilder (ein 80 mal 80 Zentimeter großes Mohnblumenmotiv und eine 80 mal 100 Zentimeter große Küstenlandschaft), eine antike böhmische Pendeluhr mit einem aus Messing gehämmerten Ziffernblatt und Schmuck, darunter ein hellblaues Amulett aus Glas mit einem eingefrästen Frauenkörper und Edelsteinfassung. Bei dem Einbruch habe sich der Täter stark verletzt und eine größere Menge Blut verloren, berichtet die Polizei. Eventuell sei die Wunde ärztlich versorgt worden. ieb

SPD-Ministerin pries Firma Brusis-Aufsatz für nordrhein-westfälisches Unternehmen

vs DÜSSELDORF, 12. Januar. Die nordrhein-westfälische Bauministerin Ilse Brusis (SPD) hat im Januar vergangenen Jahres in einer firmeneigenen Broschüre besonders lobende Worte für die Unternehmensgruppe Bast, das größte private Wohnungsunternehmen in Nordrhein-Westfalen, gefunden. Diese Unternehmensgruppe liefere "mit einem umfassenden Service-Angebot für Mieter und Mieterinnen beste Voraussetzungen für Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der eigenen Wohnung und ihrem Umfeld", heißt es in dem mit ihrem Bild gezierten Grußwort. "Auch der Kapitalanleger", schreibt Brusis, "werde durch breitgefächerte Serviceleistungen zur Investition ermuntert. Für mich ist diese Betreuungsleistung ein wesentliches Element für erfolgreiche Wohnungspolitik".

Der Düsseldorfer Regierungssprecher Wolfgang Lieb und Brusis Pressesprecher Achim Dalheimer sahen in diesem Lob der sozialdemokratischen Ministerin für das Wohnungsbauunternehmen keine Parallele zum "Fall Schwaetzer". Wenn jemand etwas Gutes tue, dürfe man auch gut über ihn reden, verteidigte Lieb den Beitrag der Ministerin. In solchen Grußworten, wie sie von den Mitgliedern der Landesregierung zu Dutzenden geschrieben werden, müßte man "auch die Wahrheit sagen dürfen", meinte der Regierungssprecher. Achim Dalheimer versicherte, daß es sich bei der Unternehmensgruppe Bast um ein "durch und durch seriöses Unternehmen" handele, daß mit seinen Mieterbüros und der von Bast eingeführten Mietermitbestimmung genau den Zielen der nordrhein-westfälischen Wohungsbaupolitik entspreche. Seine Ministerin habe deshalb in dem Beitrag für die Firmenzeitung keine Werbung betrieben, sondern einen "reinen Sachstandsbericht" gegeben, erklärte Dalheimer.

Der Pressesprecher verwies auf einen Beitrag des Direktors des Deutschen Mieterbundes in der gleichen Ausgabe der Firmenzeitung, in dem der Repräsentant der Mieter sich wünschte, daß es "300 Basts gäbe".

SPD bei Asylrecht unter Druck Koalition setzt Lesung des Gesetzentwurfs für nächste Woche an

hll BONN, 12. Januar. CDU/CSU und FDP setzen die SPD beim Asylrecht unter Druck. Die Bonner Koalitionsparteien verabredeten am Dienstag, entgegen den Absprachen mit den Sozialdemokraten, schon in der kommenden Woche den umstrittenen Gesetzentwurf von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) allein im Parlament einzubringen. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Struck sagte dazu: "Wenn die Regierung das durchpeitschen will, dann ohne uns."

Regierungssprecher Dieter Vogel teilte nach einem Gespräch der Koalitionsspitzen in Bonn mit, die Regierung wolle "sich nicht durch Verzögerungstaktiken der SPD beeindrucken lassen". Die Koalition sei zu weiteren Gesprächen mit der SPD bereit, bestehe aber darauf, in der nächsten Woche die erste Lesung "der verabredeten Gesetzesänderungen zum Asylrecht" im Bundestag vorzunehmen.

Die Union hält die Beratung des Seiters-Entwurfs für "eilbedürftig". Dieser wird in etlichen Passagen von der SPD abgelehnt, weil er über die Absprachen hinausgehe. CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Rüttgers sagte am Dienstag, mit ihren "Querschüssen" gegen Seiters gefährde die SPD den "Asylfahrplan" und untergrabe außerdem die deutsche Verhandlungsposition in den Gesprächen mit den östlichen Nachbarländern über Asylabkommen.

Die SPD zeigte sich von der Absicht der Regierungsparteien, das Gesetzgebungsverfahren zu beschleunigen, überrascht. Struck sagte, die erste Lesung des vorliegenden "Diskussionsentwurfs" werde nicht so schnell möglich sein, weil die bisherigen Texte des Bundesinnenministeriums in einigen Punkten nicht dem Asyl-Kompromiß mit der SPD entsprächen. "Für uns gilt der Grundsatz: Sorgfalt vor Eile", sagte Struck.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

Grünes Licht für gelbe Säcke: Fahrplan der Aktion "Grüner Punkt" in Bad Hom burg Nach diesem Kalender werden ab Februar alle 14 Tage die "gelben Säcke" in den Straßen der Kurstadt eingesammelt / Teil II der Abfuhrbezirke zum Ausschneiden

BAD HOMBURG. In diesen Tagen finden alle Bad Homburger gelbe Plastiksäcke vor ihrer Haustür. Sie sollen zum Sammeln von Dosen und anderen Metallabfällen, Kunststoff-Flaschen, -Bechern, Folien und Gemüseschalen sowie Verbundstoffen wie Saft-, Milch- und Vakuumverpackungen dienen. Abgeholt werden die Säcke ab Februar. Diese Abfuhr geschieht "kostenlos" - die Bürger bezahlen sie bereits als Kunden an der Ladenkasse mit einem Aufschlag für den sogenannten grünen Punkt. Die FR veröffentlicht heute die zweite Hälfte der Abfuhrbezirke; an den entsprechenden Wochentagen werden künftig alle 14 Tage die gelben Säcke eingesammelt, wenn sie rechtzeitig am Straßenrand bereitstehen. Es empfiehlt sich, die Abfuhrtermine im Kalender zu markieren.

Montag, 8. Februar: Am Amburger Berg, Am Baumgarten, Am Kirchberg, Am Pilgerrain 3 - 7, Am Rabenstein, Am Sitzergraben, Am Wingertsberg, Am Zollstock 1 - 29 und 4 - 16, An der hohlen Eiche, Baierstraße, Dietigheimer Straße 1 - 3, Döllesweg, Ellerhöhweg, Fichtestraße, Friedberger Straße, Fußgasse, Goethestraße, Grabengasse, Hauptstraße, Heinrich-von-Kleist-Straße, Herderstraße, Immanuel-Kant-Straße, Im Rosengarten, Kirschblütenweg, Leibnizstraße, Lessingstraße, Obere Terrassenstraße, Paul-Ehrlich-Weg, Philosophenweg, Quellenweg, Raabstraße, Raiffeisenplatz, Raiffeisenstraße, Rebenweg, Schellingstraße, Schillerstraße, Schopenhauerstraße, Seedammweg (gerade Hausnummern), Steingasse, Theodor-Storm-Straße, Untere Terrassenstraße, Viktoriaweg, Weinbergsweg, Weinmühlstraße, Wingertsbergweg.

Dienstag, 9. Februar: Am Elisabethenbrunnen, Am Hohlebrunnen, Augustaallee, Bahnhofstraße 2 - 12, Erlenweg, Ferdinandsplatz, Ferdinandstraße, Frankenstraße 1 - 5 und 2 - 4, Friedrichstraße, Friesenstraße, Georg-Speyer-Straße, Herrngasse 1, Kaiser-Friedrich-Promenade, Keltenstraße, Kisseleffstraße, Lindenweg, Louisenstraße, Philipp-Reis-Straße, Römerstraße 22 - 48 und 23 - 57, Schöne Aussicht, Schulberg, Trappstraße, Wilhelm- Meister-Straße.

Mittwoch, 10. Februar: Ackerstraße, Ahornweg, Alemannenweg, Am alten Bach, Am Linsenberg, Am Pilgerrain 9, 11, 17, Am Schützbrett, Am Steingritz, Am Zollstock 16 - 36 und 31 - 49, An der Flurscheid, An der Leimenkaut, Auf dem Gleichen, Auf der Schanze, Auf der Steinkaut, Blumenweg, Chattenweg, Eschbacher Weg, Fabriciusring, Feldstraße, Flurstraße, Foellerweg, Frankenstraße 8 - 12 und 9 - 11, Frankfurter Landstraße 1 bis 39 und 2 - 54 und Kiosk, Gotenstraße, Haingärten, Hanauer Weg, Hasselmannring, Hewlett-Packard-Straße von Hanauer Weg bis Jakob-Lengfelder-Straße, Hinterm Hain, Homburger Weg, Hügelstraße, Im Weidengrund, In der Lach, Jakob- Lengfelder-Straße 36 - 152 und 43 - 93, Kinzigstraße, Lahnstraße, Lange Meile, Lorscher Straße, Mainstraße, Moselstraße, Neckarstraße, Neugaßhohl, Niddastraße, Oberer Mittelweg, Rainweg, Römerstraße 1 - 21 und 2 - 20, Seedammweg (ungerade Hausnummern), Steigweg, Stift-Tepl- Straße, Sudetenstraße, Ulmenweg, Unterer Mittelweg, Wiesenstraße, Zum Dornbach. Donnerstag, 11. Februar: Adelhartstraße, Alte Weinstraße, Alt-Gonzenheim, Am Hang, Am Krämersrain, Am Sauereck, Am Seeberg, An den Brunnengärten, Bejaiaweg, Bienäcker, Blütenweg, Brunnenweg, Cabourgweg, Churer Weg, Exeterweg, Forsthausstraße, Friedrichsdorfer Straße, Gartenstraße, Grenzstraße, Gunzostraße, Haberweg, Haingrabenweg, Holzhäuser Straße, Im Atzelnest, Im Heimgarten, Im Winkel, In den Brühlwiesen, In den Hessengärten, In den Lichgärten, In den Lindengärten, Jahnstraße, Jakob-Lengfelder-Straße 1 - 29 und 4 - 34, Kalbacher Straße, Kartäuserstraße, Kirchgasse, Kirchplatz, Langwiesenweg, Lindenstraße, Mainzer Straße, Massenheimer Weg, Mayrhofener Weg, Mondorfer Weg, Pfarrbornweg, Pfingstbornstraße, Terracinaweg, Zehntgasse, Zum Bornberg. Freitag,12. Februar: Ahlweg, Akazienstraße, Am alten Rathaus, Am hohen Feld, Am Holderstauden, Am Nußgrund, Am Winterstein, Auf dem Teich, Auf der Nachtweide, Beudeweg, Bleichstraße, Bornstraße, Buchenweg, Burgholzhäuser Straße, Du-Pont-Straße, Eichenstraße, Emmerichshohl, Fasanenstraße, Fliederweg, Fuchshohl, Haardtwaldstraße, Haselnußweg, Hasenpfad, Hesselbergstraße, Hewlett-Packard-Straße, Hinterm Hain, Holzweg, Hornburger Straße, Im Vogelsang, In den Gärten, Josef-Baumann- Straße, Kappesgasse, Kastanienstraße, Kiefernweg, Kleine Brückenstraße, Magnolienweg, Martinskirchstraße, Melibocusstraße, Münzenberger Straße, Neue Fahrt, Nieder-Erlenbacher-Straße, Norsk- Data-Straße, Ober-Erlenbacher-Straße, Ober-Eschbacher Straße, Odenwaldstraße, Oleanderweg, Platanenring, Quirinstraße, Riedweg, Ringstraße, Rhönstraße, Sanddornweg, Schlehenweg, Schmaler Weg, Seulberger Straße, Spessartstraße, Steinhohlstraße, Steinkleeweg, Steinmühlstraße, Taunusblick, Vilbeler Straße, Weingartenstraße, Weißdornweg, Wetterauer Straße, Zum Lohwald, Zum Wingert.

Steinbach wählt diesmal sechs Abgeordnete mehr

STEINBACH. In Steinbach werden am 7. März 37 statt bislang 31 Stadtverordnete gewählt, weil die Zahl der Einwohner auf über 10 000 angestiegen ist. Die Stadt hatte schon einmal, in der Legislaturperiode von 1977 bis 1981, 37 Abgeordnete im Parlament, dann sank die Zahl der Einwohner wieder vorübergehend.

Bis zum 1. Februar müssen die Wahlvorschläge der Parteien bei Wahlleiter Rolf Riegel in der Gartenstraße vorliegen. Zum stellvertretenden Wahlleiter wurde Walter Pfeffer ernannt. esi

Zwist wegen Adria-Klage Abweichende Stellungnahme der Union verärgert die FDP

wtr BONN, 12. Januar. Zwischen den Bonner Koalitionspartnern CDU/CSU und FDP gibt es eine starke Verärgerung wegen der Absicht der Unionsfraktion, dem Verfassungsgericht eine eigene Stellungnahme zur Adria-Klage der SPD zuzuleiten. Der außenpolitische Sprecher der FDP, Ulrich Irmer, nannte diesen Schritt einen "Affront" gegen seine Partei. In der vergangenen Woche nämlich hatte sich die Koalition auf eine gemeinsame Klageerwiderung geeinigt, die in dieser Woche dem Verfassungsgericht in Karlsruhe übergeben werden soll.

Die Karlsruher Richter müssen über den Antrag der SPD entscheiden, den Einsatz deutscher Soldaten in der Adria zur Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien für verfassungswidrig zu erklären. Das Urteil könnte nach Auffassung von Politikern und Juristen für die Debatte über eine Verfassungsänderung zum Einsatz der Bundeswehr dann entscheidend sein, wenn die Verfassungsrichter den Einsatz nach Artikel 24 des Grundgesetzes bewerten und nicht, wie die Sozialdemokraten und auch die Freidemokraten, nach Artikel 87. Die CDU/ CSU will als Grundlage den Artikel 24 durchsetzen und feststellen lassen, daß der Adria-Einsatz durch Deutschlands Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen und in der NATO gerechtfertigt sei. Geschähe dies, hätten es FDP und SPD schwer, sich bei den politischen Verhandlungen mit ihrer Auffassung durchzusetzen, daß es nach Artikel 87 (Aufgaben der Bundeswehr) einer verfassungsrechtlichen Präzisierung des Bundeswehreinsatzes bedarf.

Die Union hofft, Karlsruhe zu einer Entscheidung auf Grundlage des Artikels 24 bewegen zu können. "Das wäre für uns ganz gut", hieß es am Dienstag in der CDU-CSU-Fraktion. Sie konterkariert damit allerdings auch einen Beschluß der Koalition, der unter Vorsitz von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in der vergangenen Woche gefaßt worden war. Danach umfaßt die Klageerwiderung der Bundesregierung sowohl Artikel 24 als auch Artikel 87 und stellt die auch unter Juristen umstrittenen verschiedenen Verfassungsinterpretationen dar.

Neuer Präsident für die Direktion Postdienst

Die Direktion Postdienst Frankfurt am Main hat einen neuen Präsidenten. Dieter Mais, bislang als Bereichsleiter des Postdienstes (gelbe Post) bei der Oberpostdirektion in Stuttgart tätig, wird am Montag, 18. Januar, offiziell in sein neues Amt eingeführt.

Sein Vorgänger, Friedrich Brunner, bekleidete seit 1. März 1990 dieses Amt, das nun umbenannt wurde, und trat vor kurzem in den Ruhestand. Er wird am 18. Januar im Rahmen einer Feierstunde offiziell verabschiedet. reu

Plane auf Benzstraße gefegt Baum stürzte auf B 8 / Sturmböen im Main-Kinzig-Kreis

MAIN-KINZIG-KREIS. Nur in einzelnen Fällen mußte sich bis gestern nachmittag die Polizei mit den Folgen der Sturmböen, die über den Main- Kinzig-Kreis hinwegfegten, befassen. Kleinere Schäden wurden zwar registriert, Menschen kamen dabei aber nicht zu Schaden.

Am Montag nachmittag zertrümmerten herabfallende Äste in der Hanauer Innenstadt die Heckscheibe eines geparkten Autos, gestern vormittag stürzte ein Baum auf die B 8 bei Großauheim und verursachte lediglich vorübergehende Verkehrsbehinderungen wie auch die Beseitigung von Isoliermaterial einer Lagerhalle, das auf die Benzstraße geweht worden war.

In Hammersbach kippte der Sturm einen auf dem Parkplatz an der Langenbergheimer Straße abgestellten PKW-Anhänger um, abgeknickte Bäume mußten in Flörsbachtal-Mosborn und an der Landesstraße zwischen Bad Orb und Burgjoß entfernt werden. In Schlüchtern-Hohenzell hielt schließlich die Seitenwand einer hölzernen Scheune dem Wind nicht stand, die Feuerwehr mußte das Dach absichern.

Nach Angaben der Hanauer Feuerwehr hielten sich auch die Hochwasserschäden im Kreis in Grenzen. Trotz der im Laufe des gestrigen Vormittags ansteigenden Wasserhöhen, standen lediglich in Bad Soden-Salmünster rund ein halbes Dutzend Keller unter Wasser und mußten ausgepumpt werden. are

Augen zu

Das "Investitionserleichterungsgesetz" ist zwar nicht leicht auszusprechen, klingt aber in Zeiten der drohenden Rezession irgendwie gut. Auch ein "Wohnbaulandgesetz" verheißt Erleichterung in Wohnungsnöten. Wenn sich dann mit beidem noch die Vorstellung verbindet, daß so der hoch und heilig versprochene, bloß ausgebliebene Aufschwung Ost herbeidekretiert werden kann, gibt es in der Bundesregierung kein Halten mehr.

Getreu dem Motto "Was schert mich mein Öko-Smalltalk von gestern" sollen der Naturschutz und die Mitspracherechte der Bürger gestutzt werden, um die freie Entfaltung der Wirtschaft nicht zu gefährden. In den 80er Jahren sei es erforderlich gewesen, das "Bewußtsein für die Endlichkeit der Natur zu fördern und umzusetzen", belehrte die Bonner Bauministerin uns jüngst. Jetzt hätten andere Interessen Vorrang. Was das heißt, ist klar: Die vorgestrige Sichtweise des Verhältnisses von Ökonomie und Ökologie wird wieder salonfähig. Auf umweltverträglichen Aufschwung legt man keinen Wert. Hauptsache, der Schornstein raucht.

Mit ihrem Aufschwunglatein ist die Regierung am Ende. Und anstatt dort zu beschleunigen, wo die Bremser wirklich sitzen - in der eigenen Industriepolitik, in den Verwaltungen, beim Kampf gegen die Bodenspekulation, im vielfach überkomplizierten Recht - trifft es natürlich den Bereich mit der schwächsten Lobby. An den SPD-regierten Bundesländern liegt es nun, ob die Augen-zu-Modernisierer durchmarschieren können. jw

Jeder fünfte Fahrer wurde nachts "geblitzt"

BAD SODEN. Abends wird die Königsteiner Straße in der Kurstadt zur Rennstrecke - diese Erfahrung der Anwohner bestätigten jetzt Geschwindigkeits-Messungen des Radartrupps der Frankfurter Polizei: Jeder fünfte Autofahrer, 27 von 135, tappte in die Radarfalle, die die Gesetzeshüter am 28. Dezember zwei Stunden lang zwischen 21.20 und 23.20 Uhr aufgestellt hatten. 20 der Verkehrssünder fuhren zwischen 51 und 70 Stundenkilometer, weitere sieben bretterten mit mehr als 70 "Sachen" durch Bad Soden. Der schnellste Raser fuhr 89 Stundenkilometer - er bekommt nun eine saftige Geldstrafe und Punkte in Flensburg.

Deutlich weniger Verstöße registrierten die Polizisten mittags; von 195 Autos fuhren lediglich zwölf zu schnell. Und morgens zeigten die Kurstädter und ihre Gäste die meiste Disziplin: Keiner wurde "geblitzt". md

"Pfeilgift-Frösche" Thema des Diavortrags

NIDDERAU. "Pfeilgift-Frösche" sind Thema des ersten Diavortrags, den der Nidderauer Verein "Aqua-Terra" im neuen Jahr veranstaltet. Am Freitag, 15. Januar, ab 20 Uhr spricht Harald Divossen in der Schloßberghalle Windecken über diese südamerikanischen Tierchen.

Divossen, so gibt der Verein an, gelte als "großer Experte" auf diesem Gebiet. Der Eintritt ist frei. Ul

Zeitvertreib in der Stadtbibliothek

BRUCHKÖBEL. In der neuen Stadtbibliothek locken neben viel Lese- und Hörstoff auch einige Veranstaltungen mit unterschiedlichen Zielrichtungen. Einen Spielenachmittag bietet beispielsweise der Erlerlenseer Rollen-, Simulations- und Gesellschaftsspieleverein am Samstag, 16. Januar, um 14 Uhr an. Dabei sollen neben bekannten Brett- und Gesellschaftsspielen auch Neuheiten, insbesondere aus dem Bereich Fantasy, vorgestellt werden.

Die "Riesen-Reise", ein Mitmachmärchen mit Musik erzählt Michael Gemkow am 10. Februar für Kinder ab drei Jahren. Unter dem Motto "Verbrannte Dichter" stellt Arnim Reinert am 6. Mai Werke von verfolgten Autoren im Dritten Reich, unter anderem von Kurt Tucholsky, vor. Für den Herbst ist eine Buchausstellung zum Thema "Dinosaurier" in Vorbereitung. Geplant ist außerdem ein Diavortrag über Nepal und die Vorstellung eines Frauen-Romans. Mehr Informationen gibt es im Aushang der Bücherei. hein

"Ein Mangel an moralischen Grundsätzen" Herbe Kritik an Kurt Romeiser, CDU / Elternbeirat: Wir vertrauen den Erzieherinnen

MAINTAL. "Wahlkampf am ungeeignetsten Objekt, das man sich vorstellen kann, wird derzeit von der Maintaler CDU betrieben. Nach dem Motto, ,etwas wird schon hängenbleiben', versucht der CDU-Stadtverordnete Kurt Romeiser den Eindruck zu erwecken, im Hort Berliner Straße würden unmoralische Dinge geschehen", kritisiert Thomas Wanka im Namen des Elternbeirates die massiven Angriffe des CDU-Fraktions-Pressesprechers Romeiser (siehe FR vom Dienstag: "Es ist nötig, behutsam vorzugehen").

Ohne auf die Vorwürfe, die "völlig aus der Luft gegriffen" seien, nochmals eingehen zu wollen, sei Tatsache, "daß die Bemühungen der Erzieherinnen einem kleinen Mädchen galten, dem zu helfen und es zu beschützen ihre Pflicht ist. Wir Eltern erwarten von unseren Erzieherinnen, daß sie sich für unserer Kinder engagieren, und genau das ist hier, unter Beachtung aller Vorschriften, geschehen", stellt Elternbeirat Wanka fest.

Wenn Romeiser nun den Fall in die Öffentlichkeit zerre, um sein lokalpolitisches Süppchen darauf zu kochen, zeige das "einen bemerkenswerten Mangel an moralischen Grundsätzen". Die Eltern der Hortkinder wagten sich derzeit nicht vorzustellen, wie diese Pressekampagne der CDU auf das Mädchen und die betroffene Familie wirken werde, unabhängig von jeder Schuldfrage.

Wenn es Romeiser wirklich um die Sache ginge, hätte er sich auch mit dem Elternbeirat in Verbindung setzen müssen, der gerade für solche Fälle da sei. Aber Romeiser gehe es offensichtlich so sehr um Provokation in der Öffentlichkeit, daß er tunlichst vermeide, die Eltern zu befragen, urteilt Wanka: "Vielmehr vergleicht er in beleidigender Weise die völlig korrekte Arbeit der Erzieherinnen mit Stasi- Methoden, und diese Ungeheuerlichkeit allein reicht schon aus, an seiner Qualifikation als Volksvertreter zu zweifeln."

Mehrmals betont Wanka, daß die Eltern den Erzieherinnen vertrauen und sie auch für geeignet halten, mit dem Thema Sexualität angemessen umzugehen. Dieses Vertrauen sei keineswegs blind, stütze sich aber auf positive Erfahrungen.

Romeiser und die CDU sollten ihre Zensurversuche unterlassen, fordert Wanka und stellt fest: "Auf keinen Fall werden sich die Eltern von irgendeiner Partei vorschreiben lassen, welche Bücher in unserem Hort gelesen werden dürfen und welche nicht!" pom

Kleine Lokalrundschau

Fred Wesley Group im "Cicero" Die Fred Wesley Group spielt am Mittwoch, 20. Januar, um 20.30 Uhr im Café Cicero, Kirchgasse 50. Klavierabend mit Poldi Mildner Die Rachmaninoff-Gesellschaft lädt ein zu einem Klavierabend für Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr ins Kurhaus. Poldi Mildner spielt Werke von Schumann, Chopin und Rachmaninoff. Gespräch mit Aussiedlerinnen "Angekommen - auch angenommen?" lautet das Motto eines Gesprächs mit Aussiedlerinnen am Donnerstag, 28. Januar, um 19.30 Uhr im Haus der evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6. Zu Gast ist Ruth Kaiser vom Internationalen Bund für Sozialarbeit. Premiere im Theaterstudio Ein Polit-Thriller des Exil-Chilenen Ariel Dorman wird im Studio des Staatstheaters aufgeführt: "Der Tod und das Mädchen". Premiere ist am Mittwoch, 27. Januar, um 19.30 Uhr. Benefizkonzert für die Aids-Hilfe Musik aus der Konserve und Live-Session der beiden Musiker "Supreme Family" erfüllen am 21. Januar, um 21 Uhr im Tanz- palast Park Café, Wilhelmstr. 36, einen gu- ten Zweck. Der Erlös des Konzerts soll der Wiesbadener Aids-Hilfe zugute kommen.

Eine Disco für Senioren Die nächste Senioren-Disco ist am Mittwoch, 20. Januar, um 15 Uhr im Hilde-Müller-Haus, Waluffer Straße 15. Gestaltet wird der Nachmittag von der Tanzschule Weber.

Rückenschule der AOK

Am Mittwoch, 20. Januar, beginnt im AOK-Gesundheitsforum, Kreuzberger Ring 13, ein neuer Rückenschul-Kursus, der acht Abende umfaßt. Die Kursgebühr beläuft sich auf 120 Mark, AOK-Versicherten wird die Teilnehmergebühr erstattet.

Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 0611-447149 erbeten.

Musikalischer Abschluß der Amerika-Reihe

WIESBADEN. Mit "An All American Recital" beschließt die Volkshochschule gemeinsam mit der Musikakademie am Sonntag, 17. Januar, den Themenschwerpunkt des VHS-Semesters "500 Jahre Europa-Amerika".

Die Schülerinnen und Schüler der Musikakademie haben für das Konzert ein kontrastreiches Programm ausgearbeitet. Sie geben einen Überblick über die amerikanische Musikkultur von südamerikanischen Gitarrenklänge bis zu Jazzstandards für Saxophon-Quartett und Combobesetzung. Beginn: 17 Uhr im Festsaal des Rathauses. Kostenlose Eintrittskarten gibt es bei der VHS-Geschäftsstelle, Dotzheimer Straße 3, und an der Rathauspforte. maf

Briefe

"Fröhlich auf dem linken Auge blind" Zu der Attacke des Bad Homburger SPD-Vorsitzenden Udo Fröhlich auf Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU), der für den Computerbauer Hewlett-Packard Werbung machte (Dienstag, 12. Januar), erhielt die FR den folgenden Leserbrief:

Eben flippt der Herr Fröhlich total aus. Statt damals dem OB Assmann eine Dankeskarte zu schreiben (ungefähr mit dem Inhalt: Danke, lieber OB, daß Du für die hier angesiedelten heimischen Betriebe so geschickt Reklame machst, daß Du auch noch unsere schöne Stadt mit tollen Fotos weltweit als touristische Attraktion darstellst und wir hoffentlich dadurch noch mehr Steuereinnahmen haben), wird hier ganz blöde losgetrommelt.

Und dabei wird auf dem blinden linken Auge übersehen, daß der Herr Kanzlerkandidat a. D., Ministerpräsident Lafontaine, sich nicht zu dumm vorkam, mit einem später für mehrere Jahre Haft in Stuttgart-Stammheim verurteilten Kapitalanlage-Betrüger (namens Steinhart) für dessen sogenannte Spaßbäder in der Weise Reklame in den Verkaufsprospekten zu machen, daß damit Hunderte von Bürgern Millionenschäden erlitten haben. Die alten Leute haben mit ihren Sprichworten schon recht: Wenn man in einem Glashaus sitzt, sollte man nicht gleich mit großen Steinen werfen - vor allen Dingen nicht zur Unzeit. Herrn Assmann sollte man durch die heimische Presse auffordern, seinen Amtspflichten noch stärker nachzukommen, nämlich die heimische Wirtschaft zu fördern und sich nicht durch unqualifiziertes Wahlkampf-Blabla davon abbringen zu lassen. Klaus Steiner Stockheimer Weg 9 Usingen 1

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Stadt verbummelt den Vorsprung Grüne kritisieren Wertstoff-Politik

WIESBADEN. "Hart am Rande des Dilettantismus" nannten die Grünen im Rathaus die Einführung der Wertstoffsammlung in der Landeshauptstadt. Gelbe Abfallsäcke seien gar nicht oder in Bezirken verteilt worden, wo sie nicht vorgesehen sind, Container fehlten an vielen Stellen, statt dessen häuften sich die Sperrmüllhalden an den Containerplätzen.

Die Umweltpartei warf dem Magistrat vor, die Verpackungsverordnung, die seit Juli 1991 bekannt sei, nicht genügend vorbereitet zu haben. "Der Magistrat gebärdet sich völlig überrascht und verwirrt selbst die Gutwilligsten durch hektische und konzeptlose Betriebsamkeit."

In diesem Zusammenhang wiederholten die Grünen ihre Kritik daran, daß nach wie vor bei Straßenfesten und auf den Weihnachtsmärkten "tonnenweise Wegwerfgeschirr" geduldet werde. Die Stadt habe "in den Jahren der SPD-Alleinverantwortung" ihren Vorsprung in der Wertstoffsammlung verbummelt. "Mittlerweile ist fast jede oberhessische Landgemeinde fortschrittlicher im Sammeln und Verwerten als die Landeshauptstadt", sagte Jan Karsten Meier. maf

Leser-Forum

"Akademie für Ältere" blickt hinter Kulissen

WIESBADEN. Einblick in die verschiedensten Bereiche der Arbeitswelt gewährt die "Akademie für Ältere" allen Wiesbadener Senioren. Sie können in den verschiedensten Firmen einen Blick hinter die Kulissen werfen. So beispielsweise am Dienstag, 19. Januar, um 14 Uhr bei einer Führung durch die Taunusfilm GmbH, Unter den Eichen.

Am Dienstag, 2. Februar, ebenfalls um 14 Uhr ist eine Besichtigung des Werks Kalle vorgesehen. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Tor Süd in der Rheingaustraße in Biebrich. Später folgen der Besuch eines Druckzentrums in Mainz-Mombach, ein Rundgang durch das Polizeipräsidium und eine Begehung des Bergkirchenviertels. maf

Vorhang auf für die Stars von morgen Gala-Abend im Pariser Hoftheater

WIESBADEN. Das Pariser Hoftheater hat sie aufgestöbert, heute sind sie noch schnuppe, morgen vielleicht schon Sternchen am Showhimmel. Die Suche nach Talenten im Rhein-Main-Gebiet ist auf ein breites Echo gestoßen. Das Pariser Hoftheater präsentiert den ersten Gala- Abend am Mittwoch, 20. Januar, um 20.30 Uhr mit vier begabten Gruppen. Das Publikum kürt dann den Sieger des Abends und vergibt die Siegestrophäe: das "Pariser Sternchen".

Um die Gunst des Publikums wirbt ein Quartett höchst unterschiedlicher Künstler: "Panoptikum" ist ein humoriges Trio aus Kriftel: Eigene Texte und wilde Kostüme sind das Markenzeichen der nebenberuflichen Komödianten. Teilzeit-Lover, Golden-Girls und Telestar geben sich ein munteres Stelldichein bei einer gagreichen Comedy-Show.

Verzauberungen verspricht ein Nachwuchstalent aus Höchst: Der Zauberer Marvin hat Tricks und Kniffe mit Karten und Zylindern und andere Überraschungen in seinem Programm. Aus Steinbach kommt das Jugendkabarett "Spitze Feder": Das Ensemble schreibt Texte und Songs - Zeitgeisterscheinungen werden satirisch aufs Korn genommen.

Arabischer Bauchtanz ist das Metier der Wiesbadener Tanzgruppe Shanna. Mehrere Damen haben sich dieser sinnlichen Kunst verschrieben und bieten eigene Choreographien aus 1001 Nacht.

Kartenvorbestellungen sind unter der Telefonnummer 0611 / 300607 möglich. maf

Polizei stellt acht Kilo Heroin sicher

OFFENBACH. Einen türkischen Drogenkurier aus Cuxhaven und vier Türken aus Frankfurt und Offenbach haben das Frankfurter Rauschgift-Kommissariat und die Offenbacher Kriminalpolizei am Montag nachmittag in einer Wohnung in der Offenbacher Innenstadt festgenommen. Außerdem stellten die Beamten acht Kilogramm Heroin sicher. lz (Ausführlicher Bericht in der Stadtrundschau)

Wird nun Vox gegen den Sender DSF ausgespielt? Der Streit um den Fernseh-Sportkanal spitzt sich zu

Diverse Telephonanrufe von aufgebrachten Fernsehzuschauern müssen seit einigen Tagen die Mitarbeiter der Medienanstalt Berlin-Brandenburg über sich ergehen lassen. Die Zuschauer sind sauer, weil sie das Deutsche Sportfernsehen (DSF) in Berlin und Umgebung nicht zu sehen bekommen. Die Privatfunkkontrolleure in der Medienanstalt verweigern nämlich die Einspeisung des am Jahresanfang aus dem Privatsender Tele 5 hervorgegangenen DSF in die Kabelnetze von Berlin und Brandenburg. Springers "Bild" sprach sogleich vom "TV-Skandal des Jahres" und forderte die Leser indirekt auf, bei den "Anstalts-Bürokraten" Dampf abzulassen: "Falls Sie sich beschweren wollen: Medienanstalt, Europa-Center, 14. Stock . . ."

Der Skandal ist indes ein ganz anderer. Springers Massenblatt unterschlug den Lesern wohlweislich die Beteiligung des eigenen Konzerns sowie des Springer- Großaktionärs und Münchner Medienmultis Leo Kirch am DSF. Und daß der Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Hans Hege, gute Gründe hat, die Verbreitung des DSF zu untersagen (siehe FR vom Dienstag), ließ "Bild" ebenfalls unter den Tisch fallen. Das Sportfernsehen ist bereits der fünfte Sender, den sich Leo Kirch und sein Sohn Thomas im Kommerz-TV einverleibt haben, nach Sat 1 und Premiere (Leo), Pro 7 und Kabelkanal (Thomas). Maßgeblich mitwirken darf ein Veranstalter eigentlich nur bei zwei Programmen. So sehen es die Konzentrationsbestimmungen im Rundfunkstaatsvertrag der Bundesländer zum Schutz der Meinungsvielfalt vor.

Die Attacken von Springers "Bild" auf die Medienanstalt Berlin-Brandenburg sind nur ein weiterer Beleg für die geballte Meinungsmacht, über die Leo Kirch mittlerweile verfügt. Jahrelang haben die Privatfunkkontrolleure in den Landesmedienanstalten untätig zugesehen, wie Kirchs Privatfernsehimperium immer weiter anwuchs. Hans Hege aus Berlin ist der erste Direktor, der ernsthaft versucht, der Medienkonzentration Einhalt zu gebieten. Erst beanstandete er (die FR berichtete) die von der bayerischen Landesmedienzentrale ausgestellte Sendelizenz für das DSF und forderte die bundesweite Abschaltung des neuen Sportkanals. Und der nächste Schritt steht unmittelbar bevor. Hege wird, da die bayerische Landeszentrale sich seinem Ansinnen widersetzt, beim Verwaltungsgericht München Klage einreichen, um das DSF vom Bildschirm zu verbannen.

Dem Präsidenten der bayerischen Landeszentrale, Wolf-Dieter Ring, fehlt dafür jegliches Verständnis. Hege wolle, kritisiert Ring, "nicht nur den Berliner, sondern allen Zuschauern ein bereits in den ersten Tagen ansprechendes Sportprogramm auf formaljuristischem Weg wegnehmen". Der bayerische Präsident übt sich im Gleichklang mit der Springer- Presse. Dabei hatte es lange Zeit so ausgesehen, als ob Ring dem DSF die "Rote Karte" zeigen würde. Trotz massiven Drucks der CSU, von Leo Kirch & Co., endlich die Sendelizenz für den Sportkanal auszustellen, spielte Ring im Herbst vergangenen Jahres da nicht mit. Es gebe noch Klärungsbedarf, ob beispielsweise die Ringier AG aus der Schweiz neben Kirch, Springer und dem italienischen TV-Magnaten Silvio Berlusconi tatsächlich zu den Gesellschaftern des DSF zähle, wie offiziell angegeben. Dies müsse geprüft werden, ließ der bayerische Präsident verlauten, "das mache ich nicht mit der linken Hand".

Während Ring wenigstens noch den Versuch unternommen hatte, der Regierungspartei in seinem Bundesland zu trotzen, läßt dagegen Klaus Schütz von der Landesanstalt für Rundfunk in Nordrhein-Westfalen jegliche Eigenständigkeit vermissen. Bezeichnenderweise zog es der ehemalige SPD-Politiker Schütz Mitte Dezember vor, zum SPD-Staatskanzleiminister Wolfgang Clement zu eilen, anstatt sich zusammen mit seinen Direktorenkollegen in Dresden den Kopf darüber zu zerbrechen, wie der Medienkonzentration Einhalt geboten werden könne.

Bei Clement standen die Beteiligungsverhältnisse am neuen Informationskanal Vox zur Debatte, der am 25. Januar startet. Vox ist Bestandteil der Senderfamilie, die der Bertelsmann-Konzern von Nordrhein-Westfalen aus mit Clements tatkräftiger Hilfe als Gegenstück zu Kirchs Privatfernsehimperium aufbauen will. Auch bei Vox und Bertelsmann haben Hege und einige von dessen Direktorenkollegen Konzentrationsbedenken. Doch Schütz und die Landesanstalt für Rundfunk in Nordrhein-Westfalen kümmert das nicht weiter.

Genauso leichtfertig wie die SPD bei Bertelsmann schiebt auch die CSU bei Kirch Bedenken beiseite. Für eine übermäßige Konzentration im Privatfernsehen fehle jeder Beweis, tönt der CSU-Generalsekretär Erwin Huber. Von Kirch erhoffen sich Huber und dessen Parteifreunde konservativ geprägte Programme, und dazu haben sie neuerdings auch allen Anlaß.

Der neue Sat 1-Informationsdirektor Heinz Klaus Mertes kam vom Bayerischen Rundfunk, wo er seine Treue zur CSU wiederholt am Bildschirm unter Beweis gestellt hatte. Kaum war Mertens bei Sat 1, da machte der von Kirch und Springer dominierte Privatsender Bundeskanzler Kohl seine Aufwartung. Kohl darf in diesem Jahr gleich sechsmal in Sat 1 auftreten, jeweils befragt von Journalisten.

Unter dem Druck der CSU knickte letzten Endes auch der bayerische Landesmedienpräsident Ring ein und erteilte Kirchs DSF kurz vor dem Jahreswechsel die Sendelizenz. Die Prüfung habe ergeben, daß beim Sportfernsehen alles in Ordnung sei, verkündete Ring öffentlich. Die Sendelizenz selbst liest sich anders. Da ist von "Defiziten" bei den vom DSF und seinen Gesellschaftern eingereichten Unterlagen und von Vorbehalten die Rede, insbesondere im Hinblick auf den angeblichen Einstieg der Ringier AG. Um trotzdem die Lizenz erteilen zu können, unternahm Ring einige Verrenkungen.

Mit dem jetzt erfolgen Einspruch aus Berlin hatte die bayerische Landeszentrale offenbar nicht gerechnet. Bei der Beanstandung der DSF-Sendelizenz spricht der Berliner Direktor Hege den "Druck" der CSU auf Ring offenbar an. Die CSU wiederum droht mit Gegenmaßnahmen. Ist Kirchs Sportkanal in Berlin und Umgebung weiterhin nicht zu sehen, dann gerät im Freistaat die Verbreitung von Vox per Kabel in Gefahr. Ob Vox in Bayern ausgestrahlt werde, das wolle man erst einmal abwarten, reagiert der CSU-Generalsekretär Huber im Aufsichtsgremium der Landeszentrale ablehnend.

Die Richtung bei Vox (TV-Magazine von Spiegel, Süddeutscher Zeitung, Zeit und anderen linksliberalen Blättern) paßt der CSU ebensowenig wie die Sendung Spiegel TV im Programm von RTL. Schon vor Jahren hatte Huber deshalb bei der Bundespost angefragt, ob sich die Ausstrahlung von Spiegel TV bei RTL nicht auf das SPD-regierte Bundesland Nordrhein-Westfalen begrenzen lasse. Huber war damals allerdings noch kein Erfolg beschieden. KLAUS OTT

Charles und Diana belieferten die Presse selbst mit Ehe-Internas Neues vom britischen Thronfolger und seiner Frau / Pressezensur-Pläne waren bisher mit der Hof-Berichterstattung begründet worden Von unserem Korrespondenten Peter Nonnenmacher

LONDON, 12. Januar. Teils amüsiert, teils mit Besorgnis sind in Großbritannien neue Enthüllungen aufgenommen worden, die deutlich machen, in welchem Maße sich der englische Thronfolger und seine Frau im vorigen Jahr der Presse des Landes bedienten, um der Öffentlichkeit ihre jeweilige Seite des Ehekriegs zu verkaufen. Vor allem Prinzessin Diana, die inzwischen getrennt von ihrem Mann lebt, hat sich in diesem "privaten Pressekrieg" offenbar durch nüchternes Kalkül ausgezeichnet. Charles reagierte auf Dianas Offensive mit der Unterrichtung eigener befreundeter Journalisten über seine Ansichten zum Ehezwist.

Die neuen Enthüllungen gehen aus einem vertraulichen Brief des Vorsitzenden des britischen Ausschusses für Presse-Beschwerden, Lord McGregor, hervor, der an den Londoner Guardian weitergegeben wurde. In dem Brief berichtet Lord McGregor über ein Gespräch mit dem Verlagschefs des Times-Verlags, Andrew Knight, in welchem dieser ihm erklärte, "daß die Prinzessin von Wales sich an der Bereitstellung von Informationen über den Stand ihrer Ehe für die Regenbogenpresse beteiligte".

Dies geschah zum Zeitpunkt, an dem Dianas Leidensgeschichte bei Hofe im vorigen Sommer in einem Buch unter dem Titel "Diana: Ihre wahre Geschichte" publiziert wurde. In dem Buch, das die Times als Serie veröffentlichte, kamen enge Freunde der Prinzessin zu Wort, und es war schon damals vermutet worden, daß die Prinzessin dem Buch ihren Segen gegeben und möglicherweise sogar selbst zu ihm beigetragen hatte.

Um dem Buch zu zusätzlicher Publizität und Autorität zu verhelfen, hatte Diana, wie sich jetzt herausstellte, Presse-Fotografen eingeladen, sie zusammen mit ihren im Buch zitierten Freunden abzulichten. Im Anschluß an jene Buch-Veröffentlichung, die zum ersten Mal das Ausmaß der Entfremdung zwischen Charles und Diana darstellte, hatte Charles seinerseits über seine Ratgeber freundlich gesonnene Redaktionen über seine Sicht der Dinge "aufgeklärt".

Auch ein anderer Verlagsboß, der Daily-Mail-Verleger Lord Rothermere, bestätigte Lord McGregor diesen Sachverhalt. Beide Eheleute, sagte Lord Rothermere, "benutzten nationale Zeitungen dazu, ihre eigenen Darstellungen des Ehezwistes in die Öffentlichkeit zu tragen". Lord McGregor charakterisierte dies Verhalten des Thronfolger-Paares am Dienstag als "bekümmerlich und deprimierend".

Für Lord McGregors Presse-Beschwerdestelle, das höchste Selbstkontroll-Organ der britischen Presse, waren die Enthüllungen besonders peinlich, weil Lord McGregor im letzten Jahr in ungewöhnlich scharfer Form Journalisten dafür gerügt hatte, "mit ihren Fingern in den Seelen anderer Leute herumzuschmieren". Zu diesem Zeitpunkt, schreibt Lord McGregor nun in seinem Bief, hatte der Privatsekretär der Königin, Sir Robert Fellowes, ihm eine ausdrückliche Versicherung gegeben, daß weder Charles noch Diana sich in Sachen ihrer Ehe der Presse in irgendeiner Form bedienten.

Sir Robert, der auch ein Schwager Prinzessin Dianas ist, mußte sich später für diese Irreführung entschuldigen. Aus Lord McGregors Brief geht im übrigen auch hervor, daß Premierminister John Major und Teile der Regierung von den Zeitungs-Manipulationen des Prinzen und der Prinzessin von Wales schon seit einiger Zeit wußten.

Die jüngsten Enthüllungen haben erhebliche politische Bedeutung im Königreich, weil Regierung und Parlament derzeit gerade neue Maßnahmen der Pressezensur prüfen. Die betreffenden Erwägungen zur Einschränkung der Pressefreiheit waren gerade von der Palast-Berichterstattung des Vorjahres ausgelöst und von Lord McGregors damaliger Rüge der schreibenden Zunft verstärkt worden. Nun scheinen viele Abgeordnete mit der Einrichtung einer staatlichen Pressekontroll-Stelle eher zu zögern. Die Mehrheit der Parlamentarier, die demnächst über entsprechende Vorschläge entscheiden müssen, scheint dazu zu neigen, Pressezensur als Selbstkontroll-Maßnahme der Medien beizubehalten. Viele Politiker fordern aber eine Beschränkung des Gebrauchs von Telelinsen und Lauschgeräten in der Privatsphäre von Personen, die von Reportern verfolgt werden.

Zum Parken gibt es Parkhäuser

Der Tanker brach auseinander Alarm auf Shetlands / Fast alles Öl ist nun ausgelaufen Von unserem Korrespondenten

PN LONDON, 12. Januar. Auf den Shetland-Inseln haben die anhaltenden Orkane die Bergung des vor einer Woche gestrandeten Öl-Tankers "Braer" endgültig vereitelt. Am Dienstag brach das Schiff in Stücke. Öl sprudelte aus immer neuen Lecks und Bruchstellen an die Meeresoberfläche. Holländische Bergungsexperten vor Ort räumten ein, daß nun wohl fast die ganze 85 000-Tonnen- Ladung des Tankers ausgelaufen sei und "sich höchstens noch ein paar hundert Tonnen an Bord befinden".

Das lange erwartete Auseinanderbrechen des Schiffs, in Stürmen von über 150 Stundenkilometern und in 20 Meter hohen Wogen, wurde am Dienstag vom Leiter der Rettungsaktionen, Kapitän George Sutherland, als "traurig, aber nicht überraschend" bezeichnet. Umweltschützer und Shetland-Bewohner befürchten nun schwere weitere Schäden entlang der Inselküsten. Von offizieller Seite wird dagegen betont, das ausgelaufene Öl werde in den Stürmen rasch abgebaut, und ein unmittelbares Gesundheits-Risiko für die Shetländer sei nicht erkennbar.

Trotz dieser Versicherung wurde den Insel-Bewohnern in den betroffenen Gebieten am Dienstag von ihren Gesundheits-Experten erneut empfohlen, zu Hause zu bleiben und Türen und Fenster geschlossen zu halten. Der Insel-Rat ließ außerdem vorsorglich Schutzmasken austeilen. Das schottische Gesundheitsamt bereitet eine ärztliche Untersuchung für jene 600 Shetland-Bewohner vor, die in einem 3-Kilometer-Radius vom Unglücksort wohnen.

Die Regierung in London hat derweil zusätzliche finanzielle Hilfe für die Shetlands angekündigt. Außer der internen Untersuchung zur Unfallursache soll nun auch eine Untersuchung zur generellen Sicherheit der britischen Küstengewässer stattfinden. Neue Restriktionen für Tanker-Routen werden von London in Aussicht gestellt. EG stellt Katastrophenhilfe bereit

BRÜSSEL (AP). Die Europäische Gemeinschaft teilte am Dienstag mit, sie stelle den Shetland-Inseln eine Million ECU (rund zwei Millionen Mark) für Maßnahmen gegen die Ölverschmutzung zur Verfügung.

Der größte Teil solle den Inselbewohnern zukommen, die restlichen 330 000 ECU für ökologische Maßnahmen und die Entgiftung von Meerestieren eingesetzt werden.

Firmen-Telegramm

Commerzbank erhöht das Kapital Mit einer Kapitalerhöhung um nominal 125 Millionen will sich die Commerzbank mehr Spielraum für künftiges Wachstum verschaffen. Damit erhöhen sich die Eigenmittel des Instituts auf 9,7 Milliarden Mark. Die neuen Aktien werden den Anteilseignern im Verhältnis elf zu eins zu 200 Mark das Stück angeboten. Die Bezugsfrist beginnt am 20. Januar und endet am 3. Februar. Die Titel sind für 1993 voll gewinnberechtigt. Flender will Werk dichtmachen Das zur Deutschen Babcock gehörende Antriebstechnik-Unternehmen Flender will das vor zwei Jahren von Thyssen übernommene Getriebewerk in Herne schließen. 270 Beschäftigten droht damit der Verlust ihrer Jobs. Die Fertigung von Sondergetrieben soll nach Bocholt und ins ostdeutsche Penig verlagert werden, erläutert Flender. "Stormarner Tageblatt" verkauft Die Lübecker Nachrichten haben das Stormarner Tageblatt an den Schleswig- Holsteinischen Zeitungsverlag in Flensburg veräußert, nachdem sie es vor fünf Jahren gekauft hatten. Das Blatt reagiert damit auf einen Beschluß des Bundesgerichtshofes, der die Untersagung des Deals durch das Bundeskartellamt bestätigt hatte.

Berwein zieht nach Frankfurt um Das der Londoner Bank Warburg gehörende Wertpapierhandelshaus Berwein zieht von München nach Frankfurt um. Als Gründe gibt Geschäftsführer Ulrich Lichtenberg an, daß die Mainmetropole weiter an Bedeutung gewinne und sämtliche Aktivitäten der Gesellschaft unter einem Dach konzentriert werden sollen. AM Wohlenberg beantragt Vergleich Die Hannoveraner Firma AM Wohlenberg, die graphische Maschinen und Systeme herstellt, hat den Antrag auf Vergleich gestellt. Bei einem Umsatz von 94 Millionen Mark fielen im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 1991/92 rund 16 Millionen Mark Verlust an. Das Unternehmen, das nichts mit dem fast gleichnamigen Werkzeugmaschinenbauer zu tun hat, beschäftigt rund 420 Männer und Frauen. PKI baut Stellen ab Bis zu 500 der gut 5000 Stellen bei der Philips Kommunikations Industrie (PKI) werden bis Ende des Jahres am Firmensitz in Nürnberg dem Rotstift zum Opfer fallen. Der Tele- und Bürokommunikationshersteller begründet dies mit der geringeren Nachfrage. Negativ wirkten sich unter anderem auch Investitionskürzungen der Telekom aus.

S-Bahn-Fahrgast hielt Rowdy auf

FRIEDRICHSDORF / BAD HOMBURG. Weil ein 51jähriger Fahrgast eingriff, konnte die Polizei am Montag nachmittag einen jungen Mann festnehmen, der zuvor zwei Zugbegleiter der S-Bahn belästigt und mißhandelt hatte. Nach den Angaben der Polizei war der 20jährige Täter in Friedrichsdorf mit einem Freund in die Bahn eingestiegen. Beide pöbelten in betrunkenem Zustand eine junge Zugbegleiterin an, die sich darauf in ihrem Dienstraum einschloß. Die Männer traten gegen die Tür.

Im Bad Homburger Bahnhof verließen sie das Abteil. Ein Bediensteter versuchte, sie aufzuhalten und wurde dabei von einem der Männer geschlagen und gegen den Kopf getreten. Gemeinsam gelang es dem 51jährigen Fahrgast und dem Bahn-Mitarbeiter, den 20jährigen festzuhalten. Der zweite Mann konnte entkommen. ill

"Alle hatten gut geschmückt" Weihnachtsmarkt-Bilanz: Verkehrsamt weist Kritik zurück

"Die Dekoration ihres Geschäftes innerhalb des Frankfurter Weihnachtsmarkts 1992 wird wesentliches Entscheidungskriterium für die Standplatzvergabe 1993 sein" - ein barscher Brief des städtischen Verkehrsamts an die rund 200 Weihnachtsmarkt-Aussteller im vergangenen Oktober scheint gefruchtet zu haben: "Markante Aufwertungen" der Stände haben die Verkehrsamtsleute in der Budenstadt "mit wachen Augen betrachtet". Mit "ein bißchen Kreativität", so der verantwortliche Kurt Ströscher, hätten die Aussteller "die schönsten Geschäfte hingestellt".

Von daher hat sich die briefliche Verkehrsamts-Warnung: "Nach der Dekoration Ihres Geschäftes wird die Bewertung vorgenommen, ob Sie den Attraktivitätsanforderungen des Frankfurter Weihnachtsmarkts genügen" im Grunde erübrigt: "Alle hatten gut geschmückt" (Ströscher), niemand wurde aussortiert.

Ohnehin gehe man bei der Auswahl der zwischen 1500 und 2000 Bewerber "nach dem Grundsatz: bekannt und bewährt". Man habe mit dem Brief, der zusammen mit einer CDU-Anfrage verbreitet wurde, nur verdeutlichen wollen, daß ein beachtliches Erscheinungsbild "in unser aller Interesse ist".

Zu der Kritik der CDU, das Verkehrsamt stelle heimische Bewerber hinter auswärtige, bringt Ströscher das Argument, ein freier Markt verbiete es, nach regionalen Kriterien auszuwählen. Die Frankfurter Schausteller-Unternehmen seien "mehr oder weniger alle vertreten" - und zwar in größerer Zahl als die auswärtigen Betriebe. clau

Tour zu glücklichen Kühen Eine Wanderung durch den westlichen Vorspessart

Den westlichen Vorspessart auf unbekannten Wegen zu erkunden, ist nicht gerade einfach. Nachfolgend eine zu allen Jahreszeiten empfehlenswerte Wanderung über den Bergrücken zwischen Mensengesäß und Dörnsteinbach.

Die Route beginnt am Ortsausgang von Mensengesäß. Genauer: am Ende der Hüttenberger Straße, in Höhe der Schule. Der Start erfolgt ohne Markierung - was jedoch fortan keinerlei Probleme bereitet. Man läuft geradeaus hinunter ins Kahltal, zweigt vor einem Weiher nach links und zieht auf dem "alten Heuweg" einen idyllischen Wiesengrund empor. Nach etwa 20 Gehminuten ist dann das Gröbste geschafft.

Links oben auf der Anhöhe winkt bereits die erste Rast. Die Einkehr in das imposante Hofgut Hauenstein entschädigt die Aufstiegsmühen allemal. Nach Hausgemachtem für Kehle und Magen (z. B. die Hausmacher Wurstplatte für 7,50 Mark) lohnt der Blick in die Ställe. Zu bewundern sind dort edle Reitpferde - und glückliche Kühe. Lobenswert deren artgerechte Haltung. Das Milchvieh bewegt sich völlig frei - ohne störende Pferche und Ketten. Öffnungszeiten der Gaststätte: werktags, außer Montag, ab 15 Uhr, sonn- und feiertags ab 10 Uhr.

Schon genug des Wanderns? Kein Problem. Das am Hofgut vorbeiführende Teersträßchen fällt bald mit einem Linksbogen hinab nach Mensengesäß, direkt zum Ausgangspunkt an der Schule. Wer hingegen eine weitere Schleife ins Auge faßt, wird es kaum bereuen. Die Feld-Wiesen-Landschaft öffnet sich immer wieder zu prächtigen Panoramablicken in den Hochspessart und bis zum Odenwald.

Man folgt dabei den Spuren des Herweges bis zum benachbarten Bauernhof, biegt an dem mächtigen Steinkreuz links ab und nimmt Kurs auf Oberschur. In dem Dörfchen geht es zunächst links ab in die Brunnengasse, später auf dem Hüttenbergweg zur etwa 500 Meter entfernten Hüttenbergkapelle.

Das Kirchlein gilt als weithin bekannter Wallfahrtsort. Beachtlich die Maria in der Grotte, die leider nur durch eine winzige Fensteröffnung in der Kirchentüre zu besichtigen ist.

Danach übernimmt das Reh die weitere Führung. Sein rotes Konterfei springt nun geradewegs hinab durch den Bocksgrund nach Mensengesäß. Dort gibt zuerst die Haufwiesenstraße das Geleit, dann die Hüttenberger Straße; kurz darauf hat sich der Wanderkreis nach knapp zwei Stunden geschlossen.

Anfahrt: A 45 Seligenstädter Kreuz - Hanau, Abfahrt Alzenau; danach in Richtung Schöllkrippen. Am Ortseingang von Mömbris links ab nach Mensengesäß in die Hüttenberger Straße.

Bahnverbindung: Ffm Hbf ab: 8.31 Uhr (So.), 9.31 Uhr (Sa.), Kahl an: 9.25 Uhr, 10.25 Uhr. Kahl ab: 9.35 Uhr (Bus), 10.35 Uhr. Mensengesäß/Mömbris an: 9.57 Uhr, 10.59 Uhr. Mensengesäß/Mömbris ab: 16.58 Uhr (So., Bus), 17.54 Uhr (Sa., Bus) nicht 24. 12., 31. 12., Kahl an: 17.20 Uhr, 18.20 Uhr. Kahl ab: 17.30 Uhr, 18.30 Uhr, Ffm Hbf an: 18.30 Uhr, 19.30 Uhr. Li

Tagestip: Lohnsteuer-Freistellung Abrechnung nachprüfen

Für viele (geringverdienende) Arbeitnehmer bringt der Lohnzettel für Januar eine freudige Überraschung: Durch die neue Steuerfreistellung des Existenzminimums bleibt ihnen netto deutlich mehr übrig. Eine böse Überraschung kann es aber für sie im kommenden Jahr geben: Wenn sie bei der künftig zur Pflicht gemachten Einkommensteuererklärung neben ihrem Lohn noch weitere Einkünfte angeben müssen, kann leicht eine saftige Steuernachzahlung fällig werden.

Nach der vorläufigen Verwaltungsregelung und der darin aufgeführten Zusatztabelle sind 1993 "Erwerbsbezüge" von 12 042 Mark beziehungsweise 19 116 Mark (Alleinstehende/Verheiratete) steuerfrei. Darüber wird die Einkommensteuer stufenweise auf die in den normalen Tabellen ausgewiesenen Beträge angehoben, wodurch die das Existenzminimum übersteigenden Einkünfte mit einem Satz von rund 60 Prozent besteuert werden.

Der Arbeitgeber muß künftig den Lohn für entsprechende Beschäftigte nach dieser neuen Zusatztabelle berechnen, wenn die monatliche Lohnsteuer bisher unter 153,83 Mark (Steuerklasse I und II), unter 183,83 Mark (III) beziehungsweise unter 91,91 Mark (IV) lag. Dabei ist der steuerpflichtige Lohn vor Anwendung der Tabelle um die auf der Lohnsteuerkarte bescheinigten Freibeträge zu kürzen. Da auch in der Tabelle bereits verschiedene Freibeträge eingearbeitet sind, bleibt ein alleinstehender Arbeitnehmer bis zu einem Monatslohn von 1435 Mark brutto künftig vom Fiskus ganz verschont und muß bis zu 1737 Mark im Übergangsbereich weniger Steuern zahlen. Für ein Ehepaar (Steuerklasse III) mit zwei Kindern sind zusammen bis zu 3001 Mark frei, bis zu 3375 Mark reduziert.

Der Arbeitnehmer sollte dies auf seiner nächsten Gehaltsabrechnung kontrollieren. Er wird im kommenden Jahr dann von Amts wegen zur Einkommensteuer veranlagt. Dabei muß er alle "sonstigen Bezüge" angeben, also auch solche, die sonst steuerfrei sind (zum Beispiel: Arbeitslosengeld oder Sonntagszuschläge). Wer solche Nebeneinkünfte erwartet und daher mit einer Nachzahlung rechnen muß, sollte den voraussichtlichen Betrag bis dahin schon mal ansparen. rb

Drei Autos gerammt, geflüchtet und gefaßt

RODGAU. Weil sich eine 30 Jahre alte Frau nach dem Konsum von einigen Gläsern Alkohol noch ans Steuer setzte, geriet sie in der Nacht zum Dienstag mit dem Gesetz in Konflikt.

Wie die Polizei gestern mitteilte, rammte die Autofahrerin zunächst "Im Lichtbühl" einen Personenwagen und schob diesen gegen ein weiteres Auto. Damit war für die Frau die Fahrt allerdings keineswegs beendet: Sie prallte anschließend noch gegen ein Stahltor, stieß gegen einen Betonpfosten und beschädigte einen geparkten Wagen. Anschließend gab die 30jährige Gas und suchte das Weite.

Wenig später stellten Polizeibeamte die Autofahrerin, die - so die Polizei - "merklich unter Alkoholeinfluß" stand. Ihr wurde Blut abgezapft und der Führerschein abgenommen. Den Schaden, den sie anrichtete, schätzt die Polizei auf insgesamt 13 000 Mark. hf

Fahrer bekam Reizgas ins Gesicht gesprüht

HOFHEIM. Überfallen wurde am Montag gegen 19.20 Uhr ein 58jähriger Lastwagenfahrer aus Offenbach, der versuchte, sein Gefährt von der Burggrabenstraße aus durch die enge Kurve in die schmale Kirschgartenstraße hineinzumanövrieren. Nachdem er gestoppt hatte, rissen zwei Männer von rechts und von links die Türen zu dem Laster auf und sprühten Reizgas hinein. Dem Mann griffen sie nach Angaben der Polizei in die Taschen. Als sie aber nichts darin fanden, flohen sie unverrichteter Dinge. she

"Frühlingserwachen" in Arolsen

"Frühlingserwachen" und andere "Erlebnisse" will die barocke Residenzstadt Arolsen im Ferienland Waldeck ihren Gästen mit verschiedenen Pauschalangebo bereiten. Schlafgast in der Grafenburg zu sein, an der "Rittertafel" zu speisen, eine Nachtwanderung mitzumachen oder mit der Pferdekutsche den Norden Hessens zu erkunden wird ebenso ermöglicht, wie das Hineinschnuppern in die Heilangebote des Kurorts.

Auskunft: Kurverwaltung 3548 Arolsen, Telefon 0 56 91-20 30. er

Werkstattgespräch über Chemie und Umwelt

WIESBADEN. "Chemische Industrie und Umweltzerstörung" lautet der Titel eines Vortrags mit Werkstattgespräch am Mittwoch, 13. Januar, um 20 Uhr im Winzerstübchen, Arndtstraße 2. Gastgeber ist die Wiesbadener Geschichtswerkstatt; die Leitung hat Rolf Engelke, der sich bereits im Kalender "Wiesbadener Abrisse" mit der Umweltzerstörung befaßt hat. maf

Im Schloß können junge Leute tanzen

OFFENBACH. Zu einer swinging Tanz- Party zu heißen Rhythmen lädt das Haus der Jugend im Isenburger Schloß an zwei Tagen ein. Mädchen und Jungen zwischen acht und elf Jahren sind am Donnerstag, 14. Januar, 15 bis 17 Uhr willkommen. Der Eintritt kostet fünfzig Pfennig.

Am Freitag, 15. Januar, beginnt um 17 Uhr die Party für die Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren. Geboten werden nicht nur Hip-Hop, Rap und Techno, sondern auch langsame Schwoof-Lieder. Um 21 Uhr endet die Party, für die eine Mark Eintritt bezahlt werden muß. pmü

"Wenigstens ein paar Lücken schließen, die die Politik macht" Erwachsenenbildungsstätte reagiert mit Seminaren, Kursen und Vorträgen auf Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit

KÖNIGSTEIN. Einen neuen Schwerpunkt hat die Hessische Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein in ihrem Veranstaltungsprogramm 1993 gesetzt: In Seminaren, Kursen und Vorträgen will das Pädagogenteam am Reichenbachweg Themen wie Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit aufgreifen und damit auf aktuelle politische Entwicklungen reagieren. "Die Bedeutung der Erwachsenenbildung wächst in dem Maße, in dem das Vertrauen in die Politik sinkt", begründet der kommissarische Leiter der Bildungsstätte, Günther Vieser. "Allerdings können wir nicht alle Lücken schließen, die die Politik macht."

Unter dem Motto "Das Erbe des Nationalsozialismus und der Umgang mit Fremden heute" arbeitet etwa die Pädagogin Maria Schaumberg in einer Seminarreihe die nationalsozialistische Vergangenheit auf. Damit knüpft sie an ein Seminar des vergangenen Jahres an, das die Frauenrolle während des Dritten Reiches zum Inhalt hatte. "Das bedeutete auch, die eigene Familiengeschichte einmal zu hinterfragen", erläutert Schaumberg. Viele der Teilnehmerinnen hätten im Anschluß an das Seminar auch das Gepräch mit ihren Müttern und Großmüttern gesucht.

Weiterer Schwerpunkt des neuen Programms ist die Weiterbildung unter anderem von Lehrern, Mitarbeitern der Volkshochschulen und des Arbeiterwohlfahrtsverbandes. Angeboten werden EDV- und Computerkurse, eine Einführung in die Kommunikationstechnik sowie Seminare für Frauen in Leiterinnenpositionen. Die Frage "Gibt es ein Leben nach dem Beruf?" versucht Mitarbeiter Edwin Klein- Schaumberger in einer Seminarreihe mit Start am 15. Februar zu beantworten.

Trotz des umfangreichen Programms und der starken Frequentierung der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte in Falkenstein wird es vom Träger der Einrichtung, dem Land Hessen, keine finanziellen Zugeständnisse geben. Dabei seien Investitionen etwa für bauliche Veränderungen dringend notwendig, meint Vieser. Das Land könne nicht einerseits immer höhere Anforderungen an die Bildungsstätte stellen, andererseits aber den Geldhahn zudrehen. Vieser: "Der Marktwert von Bildung und Kultur geht leider immer mehr zurück."

Zwar ist der Bestand der Einrichtung für dieses Jahr gesichert, doch die weitere Zukunft ist ungewiß. "Wir bekommen keine konkreten Informationen aus dem Ministerium", beklagen sich die Mitarbeiter, die um ihren Arbeitsplatz bangen müssen. Das Land wolle sich nach und nach aus seinen finanziellen Verpflichtungen (jährlich rund 1,5 Millionen Mark) zurückziehen, mutmaßt Vieser. Als neuer Träger sei unter anderem die Volkshochschule im Gespräch.

Das Programm der Erwachsenenbildungsstätte kann unter der Rufnummer 0 61 74 / 92 60 - 0 angefordert werden. ki

Ritter Kunibert lädt zum Mahl Im Schloß Zeilitzheim beginnt das Programm für dieses Jahr

Schloß Zeilitzheim hat ein Jahr mit guter Entwicklung hinter sich. Der festliche Jagdsaal hat einen Dielenfußboden bekommen und ist dadurch noch schöner (und wärmer!) geworden. Der Garten ist immer häufiger bei Veranstaltungen mit einbezogen worden. Der Keller leistete hervorragende Dienste bei den großen Kunsthandwerkermärkten - nur er schien den Zustrom der Besucher fassen zu können. Hof und Garten boten eine interessante Kulisse für die Trödelmärkte - ein neues "Unternehmen", von dessen Erlös eine kleine Freilichtbühne im Garten gebaut/umpflanzt werden soll.

Das Jahresprogramm des Förderkreises für 1993 ist fertig und kann demnächst verschickt werden.

Es beginnt - als Auftakt der Saison - mit einer Weinprobe mit Schloßführung und fränkischem Büffet am 15. Januar um 19.30 Uhr. Am 22. "bittet Hugo Damian zu Tisch" - im barocken Rahmen findet ein barockes Mahl statt. Am 5. Februar - zur Karnevalszeit - hält Hans Driesel, neuer Vorsitzender des Förderkreises Schloß Zeilitzheim, einen Lichtbildervortrag über "Venedig - Geschichte und Geschichten". Am Sonntag, 7. Februar, lädt "Ritter Kunibert" Kinder und Erwachsene zum mittelalterlichen Spiel und Spaß und Rittermahl.

Am 12. Februar treten die Schweinfurter Hans-Sachs-Spieler auf mit Schwänken und Mundartlichem, gefolgt von einem spätmittelalterlichen Mahl.

Am 12. März gibt es ein Konzert für zwei Gitarren mit südamerikanischer klassischer und moderner Gitarrenmusik. Fast allen Veranstaltungen folgt ein zum Thema passender Imbiß.

Ab März öffnet die "Alte Schloßkelter" ihre Tore zum Dämmerschoppen, und der 1. Trödelmarkt des Jahres findet am 14. März statt.

Interessenten finden das Jahresprogramm ab Mitte Januar in Büchereien, Cafés und sonstigen Geschäften oder können es sich zuschicken lassen bei: Marina von Halem, Schloß Zeilitzheim, 8721 Zeilitzheim oder Telefon 0 93 81-93 89 (von 9-12 Uhr). FR

"Fußgänger keine Minderheit" CDU-Fraktion gegen Verkehrsclub-Idee eines Beauftragten

Die CDU-Stadtverordnetenfraktion hat sich gegen die Berufung eines Fußgängerbeauftragten ausgesprochen, wie er - analog zum Amt des Fahrradbeauftragten - tags zuvor vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) gefordert worden war. Für die Christdemokraten im Römer gibt es keinen Grund, einen Fußgängerbeauftragten zu ernennen. Die Bestellung von "Beauftragten" macht nach Einschätzung des stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Stammler "in einem demokratischen Staat nur dort Sinn, wo eklatant vernachlässigte Interessen von Minderheiten gesichert werden müssen".

Fußgänger seien aber keine Minderheit, da "fast alle Frankfurter Bürger und alle Stadtverordneten auch Fußgänger sind" - und folglich die besonderen Interessen und Probleme der Fußgänger "bei allen Entscheidungen bekannt sein müssen".

Stammler räumt ein, daß "bei verkehrspolitischen Entscheidungen oft die Interessen der Fußgänger weniger berücksichtigt werden als die anderer Verkehrsteilnehmer". Dies sei "jedoch politisch so gewollt und über Wahlen periodisch korrigierbar".

Nach Stammlers Auffassung kommt Beauftragten oft nur eine Alibifunktion zu. Als ein Beispiel dafür führte er den Frankfurter Fahrradbeauftragten an, der gerade zu einem Zeitpunkt ernannt wurde, als in erheblichem Umfang Mittel für den Radwegebau gestrichen worden seien. gang

Feuerwehr hält Nase in Wind Sturmböen vom Nordmeer ließen Kreis bisher ungeschoren

MAIN-TAUNUS-KREIS. Joachim Dreier sieht den Ereignissen der kommenden Tage mit gebotener Ruhe entgegen. "Wir lassen es auf uns zukommen", sagt der Kreisbrandinspektor im Vertrauen auf die zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrleute im Main-Taunus-Kreis. Und die wird Dreier denn auch brauchen können, wenn die Sturmböen der vergangenen Tage an Kraft gewinnen sollten.

Wenn dann Bäume wie von unbekannter Hand gebrochen und Ziegel aus den Dächern gelöst werden, stehen die Helfer mit Motorsäge und Drehleiter bereit, um akute Gefahren abzuwenden und Hindernisse beiseite zu räumen. Bislang haben die Feuerwehrleute freilich nicht ausrücken müssen.

Obgleich die heftigen Winde mit erstaunlicher Wucht durch die Straßen gefegt sind und an manchen Fenstern und Türen gerüttelt haben, mußten die Helfer im Kreis nicht ein einziges Mal die Blaulichter anschalten. "Wir sind verschont geblieben", bestätigt Michael Uckermann von der zentralen Leitstelle des Kreises in Hofheim.

Vermutlich wird sich das in den nächsten Tagen auch nicht ändern. Eine Sturmfront, die Polizei und Feuerwehr gleichermaßen Arbeit machen könnte, ist nach Auskunft von Thomas Bohlen vom Wetteramt Offenbach derzeit nicht in Sicht. Was bislang für allerlei Beschwernisse sorgte, hat manchen ohnehin schon gereicht: Mit bis zu 120 Stundenkilometern fegten die Luftmassen mancherorts durch die Flure - Windstärken, bei denen der Meteorologe bereits von Orkanböen spricht.

Die Ursache für die mißliche Wetterlage tobt in diesen Tagen über dem Nordmeer. Dort droben bewegt ein Orkantief mit schwindender Kraft die Luftmengen. Deutschland liegt nach Worten Bohlens derzeit am Südrand dieser Zone, die in den nächsten Tagen weitere Niederschläge in die Region bringt. Und wenn der Computer des Offenbacher Wetteramtes richtig gerechnet hat, werden bis zu 20 Liter Wasser pro Quadratmeter vom Himmel niedergehen - trübe Aussichten also.

Und falls sich die Böen doch unerwartet zu einem Sturm auswachsen sollten, stehen die Feuerwehrleute bereit. 350 Aktive sind es allein im Stadtgebiet von Hofheim. Sie packen notfalls an, wenn Bäume, Ampeln und Dächer der Kraft des Windes nachgegeben haben. Durchschnittlich rücken die Helfer in Hofheim nach Infomationen von Wolfgang Reinhardt 50 bis 60 mal im Jahr aus, um Sturmschäden zu beheben. schu

Neuer Ferienkatalog für das Südsauerland

Der neue Urlaubskatalog "Südsauerland - Ferien + Kurzreisen" ist erschienen; der farbige Katalog des Kreisverkehrsverbandes enthält Angebote für Ferien, Kurzreisen und Tagungen. Kurze Texte über Brauchtum, Heimatgeschichte und Naturbeschreibungen ergänzen die Preis- und Leistungsangebote.

Den neuen Katalog gibt es kostenlos beim Kreisverkehrsverband Südsauerland, Seminarstraße 22, 5960 Olpe, Telefon 0 27 61-68 21. FR

Ein Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft

BUTZBACH. In Zusammenhang mit dem fingierten Raubüberfall auf die Butzbacher Filiale der Sparkasse Wetterau am 21. Oktober (FR-Bericht vom Samstag) sind inzwischen zwei Haftbefehle ergangen. Die Beute in Höhe von 280 000 Mark konnte noch immer nicht sichergestellt werden. Das erklärte Joachim Müller, zuständiger Oberstaatsanwalt in Gießen, gestern auf FR-Anfrage.

Demnach sitzt der 21jährige Mittäter in Untersuchungshaft. Gegen den 35jährigen Butzbacher, der als Initiator des Überfalls gilt, liegt zwar ebenfalls ein Haftbefehl vor, doch ist er noch auf freiem Fuß. Berichte, wonach er sich in Florida aufhalten soll, bestätigte Müller nicht.

Gegen einen dritten Butzbacher, der die in den Überfall verwickelte Bankangestellte erpreßt haben soll, wurde laut Müller kein Haftbefehl erlassen. mk

Hilfestellung für den Einstieg ins Berufsleben

OFFENBACH. Erwerbslosen Frauen, die ins Berufsleben einsteigen oder wieder einsteigen wollen, bietet die Volkshochschule einen Motivations- und Orientierungskurs, der Hilfestellungen leiten will. Ein erstes Informationstreffen, bei dem sich die Frauen auch anmelden können, beginnt am Montag, 18. Januar, 10 Uhr, in der VHS-Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstraße 40.

Das Angebot des Kurses umfaßt Gesprächskreise, Bewerbungstraining, Einführung in die EDV, Kurse in Englisch und Schreibmaschine. Kinder werden während des Unterrichts betreut. pmü

Türkei verspricht Reform

öhl ATHEN, 13. Januar. Der türkische Justizminister Seyfi Oktay hat Reformen im Strafvollzug angekündigt. Seine Regierung wolle die Strafanstalten modernisieren und den Gefangenen ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen, zitierte jetzt die linksliberale Istanbuler Zeitung Cumhuriyet den Minister. Geplant sei die Abschaffung der Massenzellen in den Gefängnissen. Gefangenentransporte sollten nur noch unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden. Die bisher üblichen, winzigen Isolierzellen, in denen Gefangene zur "Disziplinierung" eingesperrt wurden, will der Minister abschaffen. Auch das heute noch vielfach übliche Anketten der Häftlinge soll in Zukunft verboten sein. Die Gefangenen, kündigte der Minister an, dürften künftig frei miteinander kommunizieren und ohne Einschränkung Zeitschriften ihrer Wahl lesen. Auch neue Möglichkeiten der sportlichen, kulturellen und sozialen Betätigung sollen geschaffen werden.

Statt der bisher zuständigen Gendarmerie, die in der Vergangenheit immer wieder mit Foltervorwürfen konfrontiert wurde, soll die Gefangenenaufsicht einer neuen Behörde übertragen werden.

Die interessante Sportnotiz

Sportkanal und Eurosport werden eins Die beiden Sport-Fernsehkanäle Sportkanal und Eurosport haben beschlossen, nur noch ein gemeinsames Programm mit dem Namen Eurosport auszustrahlen. Anteilseigner der neuen Gesellschaft werden die französischen Sender TF 1 (34 Prozent), Canal + (33 Prozent) und der US-Sportkanal ESPN (33 Prozent). Spörl fällt zwei Monate aus Ohne Mittelfeldspieler Harald Spörl wird der Hamburger SV in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga starten müssen. Der 27jährige erlitt beim Hamburger Hallenturnier einen Mittelfußknochenbruch und fällt damit zwei Monate aus. Elton Johns Abgesang auf Watford Der englische Pop-Sänger Elton John gibt sein Amt als Direktor des Fußball- Erstligisten FC Watford auf. Seine Entscheidung begründete er mit Überlastung durch Tournee-Verpflichtungen. In der Amtszeit des Sängers stieg Watford von der 4. in die 1. Liga auf. Haber bleibt am Betzenberg Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat am Dienstag den Kontrakt mit Marco Haber um weitere zwei Jahre bis zum 30. Juni 1995 verlängert. 115 000 Mark für Pakistan-Hilfe Die von Hockey-Olympiasieger Deutschland initiierte Spendenaktion zugunsten des im September vergangenen Jahres von einer Flutkatastrophe heimgesuchten Hockey-Landes Pakistan hat eine Gesamtsumme von 115 000 Mark eingebracht.

Neitzel und Heinemann verlängerten Kreisläufer Andreas Neitzel und Rückraumspieler Maik Heinemann haben ihre zum Saisonende auslaufenden Verträge beim Handball-Erstligisten VfL Fredenbeck jeweils um drei Jahre bis 1996 verlängert.Wadehn hängt den Korb ab Der ehemalige Kapitän der deutschen Basketball-Nationalmannschaft, Lutz Wadehn, beendet seine aktive Laufbahn. Der 31 Jahre alte Korbjäger vom Bundesligisten Alba Berlin, der nach der Spielzeit 1991/92 operiert worden war und seither nicht mehr zum Einsatz kam, scheidet somit offiziell aus dem Kader aus. Wenn der Vater mit dem Sohne Der 52jährige Klaus Holighaus (Kirchheim/Teck) und sein Sohn Tilo haben zum Abschluß ihres Südafrika Trainingscamps noch einmal drei Segelflug-Weltrekorde aufgestellt. Zehn Jahre Sperre für Doping-Dealer Für zehn Jahre hat der ungarische Gewichtheber-Verband den Doping-Dealer Jancsikics gesperrt, der ZDF-Journalist Bernd Heller 5000 Anabolika-Pillen zum Preis von 650 Mark verkauft und anschließend vor laufender Kamera freimütig über die Praktiken mit illegalen Mitteln geplaudert hatte. Saarbrücken deutet auf Daum Fußball-Bundesligist 1. FC Saarbrükken wird beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) schriftlich Beschwerde gegen Christoph Daum einlegen. Der Trainer des Deutschen Meisters VfB Stuttgart soll seine Spieler beim Kölner Hallenturnier am Sonntag zur Tätlichkeit gegen Saarbrückens Mannschaftskapitän Michael Kostner aufgefordert haben. Konya plant Karriere als Ungar Kugelstoßer Kalman Konya will für den ungarischen Leichtathletik-Verband starten. Dies erklärte der 31jährige, der nach seiner Nominierung vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland von den Spielen in Barcelona ausgeschlossen worden war, nach dem Austritt aus seinem Verein Salamander Kornwestheim. Durch diesen Schritt entzog sich der Deutsche Meister von 1990 und Universiade-Dritte von 1989 einem Doping-Verfahren vor dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Konyas Vater ist ungarischer Staatsbürger.Timman besiegt Short in zweiter Partie In der zweiten Partie des Kandidatenturniers um den Herausforderer von Schach-Weltmeister Garry Kasparow besiegte der Niederländer Jan Timman (41) in San Lorenzo de El Escorial bei Madrid den Briten Nigel Short (27), der die weißen Steine führte. Die erste Partie endete remis. Das Recht, im Sommer Kasparow herausfordern zu dürfen, erwirbt der Spieler, der zuerst 7,5 Punkte erreicht. Otten im Pech Jonny Otten, viele Jahre beim Fußball- Bundesligisten Werder Bremen und jetzt für den Zweitligisten VfB Oldenburg tätig, hat sich beim Training in der Halle so schwer am Kreuzband verletzt, daß er für ein halbes Jahr ausfällt.

Winterurlaub . .

(Fortsetzung von Seite II)

in dieser 34 Grad warmen Therme -, und heute abend gibt's geräucherten Entenfiletsalat in Haselnußöl sowie gebratene Senffrüchte an Basilikum. All das habe ich mir ganz nach Belieben selbst zusammengestellt, lediglich von Herrn Nagys Melodienreigen am Piano will ich mich auch weiterhin gerne überraschen lassen. An diesem Abend ist es - remember that -: "As time goes by".

Nach meiner bisherigen, vom Wetter und Schnee abhängigen Art, einen Winterurlaub zu beurteilen, müßte ich diesen vierten Tag eigentlich abschreiben. In Yverdon herrscht noch immer Nebel. Der Jura ist wolkenverhangen, an Langlauf ist nicht zu denken, und für die nächsten Tage zeichnet sich neuerlicher Schneefall nicht ab.

Demzufolge tritt nun endgültig Plan B in Kraft, und das heißt: Es bedarf schon eines ganzen Vormittages, soll es erholsam sein, ein türkisches Dampfbad zu genießen. Diese quasi Ganzkörper-Inhalation, fast wie ein Vollbad in Minze, läßt einen über jegliche Wetterlage locker hinwegspringen und führt dann schnurstracks - meinetwegen erst noch über eine "Quiche Lorraine" im Café "Le Treffe" am Pestalozziplatz - zu einem ausgedehnten Spaziergang im Zentrum der Stadt.

Ausgedehnt ist vielleicht ein etwas großzügiger Begriff, denn der Stadtkern zwischen Bahnhof und Pestalozziplatz umfaßt gerade mal einen guten Quadratkilometer mitsamt Schloß, Kirche und den beiden Einkaufs- und Fußgängerzonen in der Rue du Milleu und Rue du Lac. Yverdon les Bains ist gewiß überschaubar geblieben, und da es von seinem Ruf als Thermalbad alleine nicht leben kann, ist es zugleich auch das Handels-, Industrie- und Dienstleistungszentrum der Region. Doch das ist auf den ersten Blick kaum erkennbar. Hier fällt nun mal weder was durch schiere Größe noch durch lautes Getrommel auf.

Selbst das hiesige, erste Science-Fiction-Museum Europas, ist bislang kaum bekannt. Das im ehemaligen Stadtgefängnis untergebrachte "Haus von Anderswo" glänzt eben nicht durch bloße Effekthascherei der disney&rquote;schen Art als vielmehr durch Ausstellungen und Space- Slide-Shows über die "Utopien des außergewöhnlichen Reisens". Das auf der Sammlung des französischen Schriftstellers und Auschwitz-Überlebenden Pierre Versins aufgebaute "Maison D'Ailleurs" (30 000 Bücher, darunter Original-Ausgaben von Cyrano de Bergerac und Jules Verne) spielt ganz mit der Wunschwelt der Zukunft und ist heute schon auf den Besuch von Außerirdischen eingerichtet. Im Eingangsbereich begrüßen Schriftzüge in "Standard-Galactic-Language" jeden, den es betrifft.

Da nun auch am fünften Tag Plan B noch gilt, kommen die Annehmlichkeiten des Thermalbads von Yverdon richtig zum Zug. Da gibt es Perlsprudelbäder und Nackenduschen, Massage-Düsen und verborgene Strömungen, die einen mit Schwung durchs Aquadrom treiben. Da gibt es Schwimmbecken mit 34 Grad und solche mit 29 Grad warmem Wasser. Das Baden dort macht süchtig. Wer aber nur zweimal die empfohlenen 20 Minuten schwimmen möchte (danach immer mindestens 30 Minuten ruhen) und nicht eh zwischendurch handfest eingeschlafen ist, muß mindestens einen Vormittag einkalkulieren. Dann war man aber weder in der Sauna noch unter dem Solarium- Schirm, geschweige denn auf einer Weinprobe in der Kellerei von Bonvillars oder im Eisenbahnmuseum von Vallorbe, dem rechten Platz für den verhinderten Lokomotivführer in uns. Irgendwann schneit es nämlich bestimmt wieder, und dann wird man zum Langlauf aufbrechen wollen, ohne je erfahren zu haben, worin sich der Chasselas vom Chardonnay unterscheidet und der Pinot Noir von einem Gamay. Und wenn einem während einer Urlaubswoche wie dieser die Ideen ausgehen sollten, könnte man noch immer versuchen, herauszufinden, wie groß das Repertoire von Herrn Nagy ist. Doch so viele Titel, wie der auf dem Piano spielen kann, hat keiner außer ihm im Kopf.

Das Schadstoffmobil kommt Giftiger Müll gehört nicht in die Tonne

FRANKFURT-OST. Die drei städtischen Schadstoffmobile sind auch im Januar wieder im Osten der Stadt unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie Altbatterien, Chemikalien und Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern - sie können bei den Fachleuten vor Ort abgegeben werden.

Die Innenstadt liegt am Donnerstag, 14. Januar, auf der Route der Schadstoffmobile. Von 14 bis 15 Uhr nehmen die Fachleute am Betriebshof (Bleichstraße 11) giftigen Haushaltsmüll entgegen.

Am Dienstag, 19. Januar, wird um 14 Uhr die Feuerwache 1 (Hanauer Landstraße 77) im Ostend angesteuert. Von 18 bis 19 Uhr steht ein Wagen in Seckbach an der Schule in der Arolser Straße.

In drei Stadtteilen wird am Mittwoch, 20. Januar, gesammelt: Riederwald (Parkplatz Haenischstraße/Vatterstraße) um 14 Uhr, Enkheim (Kleinmüllplatz Barbarossastraße) um 16 Uhr, und Fechenheim (Parkplatz Gründenseestraße/ Pfortenstraße) um 18 Uhr.

Der Paulsplatz ist am Donnerstag, 21. Januar, um 9 Uhr das Ziel des Schadstoffmobils. Am Freitag, 22. Januar, steht ein Fahrzeug um 9 Uhr an der Kreuzung Rhönstraße/Luxemburgerallee. *sen

Polizei schnappt Rezeptfälscherbande Apotheker bemerkte den Schwindel

WIESBADEN. Nicht mit dem geübten Blick eines Wiesbadener Apothekers gerechnet hat eine Rezeptfälscherbande, denen die Polizei am Montag das Handwerk legte. Am vergangenen Samstag war bei dem Apothker ein junger Mann erschienen, der ein gefälschtes Formular für ein rezeptpflichtiges Medikament vorlegte. Da die Pillen aber nicht auf Lager waren, händigte der Apotheker dem Mann einen Kontrollbeleg aus und bat ihn, am Montag wiederzukommen. Statt des jungen Mannes erschienen zwei 23jährige Wiesbadener am Montag in der Apotheke, wo bereits die Polizei wartete.

Die beiden Täter nannten im Verhör den Namen eines 19jährigen, der das Rezept gefälscht haben soll. Bei der Durchsuchung der Wohnung des jungen Mannes fanden die Polizisten 25 Blankorezepte sowie ein selbstgebasteltes Stempelset. Die Blankovordrucke hatte der 19jährige bei einem Wiesbadener Arzt gestohlen. Alle drei Täter wurden wieder auf freien Fuß gesetzt, der 19jährige bald erneut verhaftet: Er hatte die beiden Komplizen mit einem Messer bedroht, damit die ihre Aussagen zurücknehmen sollten. gre

Auffahrunfall forderte drei Leichtverletzte

BAD HOMBURG. Bei einer Karambolage auf der Autobahn Kassel-Frankfurt nahe Bad Homburg wurden am Dienstag morgen drei Personen leicht verletzt.

Im dichten Berufsverkehr fuhr ein Fahrer aus Böblingen auf der Überholspur mit seinem Wagen auf ein Auto aus Ilmenau auf, das wiederum gegen ein Fahrzeug aus Gießen geschoben wurde. An den Autos entstand nach den Angaben der Polizei Schaden in Höhe von 23 000 Mark. ill

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 12. Januar (FR). Im Süden zeitweise aufgelockerte, sonst starke Bewölkung und zeitweise, in der Mitte zum Teil länger andauernden Regen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen fünf und zehn Grad, die Tiefstwerte zwischen drei und acht Grad. Weitere Aussichten: Schauer und Temperaturrückgang.

(Siehe auch Lokalteil)

Bonn setzt auf EG-Klimasteuer

rei BONN, 12. Januar. Die Bundesregierung will der Einführung einer EG-Klimasteuer keine nationale Abgabe auf das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) vorschalten. Zwar gibt es keinen offiziellen Verzicht auf die bisher offengelassene Möglichkeit eines nationalen Alleingangs, aus den Erklärungen von Regierungsmitgliedern am Dienstag läßt sich aber schließen, daß die Koalition die Einführung einer CO2-Abgabe in der Bundesrepublik nicht mehr weiterverfolgt.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) sagte, er setze sich gemeinsam mit den Wirtschafts- und Finanzministern in der EG für die zügige Einführung einer europaweiten Energie/CO2-Steuer ein. Zusätzlich werde mit der deutschen Wirtschaft über Selbstverpflichtungserklärungen und Kompensationslösungen "intensiv diskutiert". Das Ziel der Bundesregierung, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2005 um 25 bis 30 Prozent zu reduzieren, stehe nicht zur Disposition. Dagegen hatte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Heinrich Kolb (FDP), erklärt, das "Orientierungsziel" sei wohl nicht zu erreichen. Der Vorschlag der EG-Kommission für eine Klimasteuer wird am heutigen Mittwoch im Bundestagsfinanzausschuß beraten.

Porzellanpuppen selbst herstellen

MÜHLHEIM. Wer einmal eine Porzellanpuppe nach alten Originalmodellen schaffen will, dem gibt die Arbeiterwohlfahrt Gelegenheit dazu. Am Dienstag, 19. Januar, beginnt in der Mühlheimer Fährenstraße 2 um 19.30 Uhr ein Kurs, der auf fünf Abende begrenzt ist.

Die Puppenköpfe werden aus Porzellanmasse gegossen, bearbeitet und gebrannt, von Hand bemalt und erneut gebrannt. Anschließend werden sie mit Gliedmaßen Glasaugen und Perücken sowie Kleidern ausgestattet.

Eine Vorbesprechung für den Kurs ist für heute Mittwoch, 13. Januar, geplant. Anmelden müssen sich die Interessenten bei Frau Wulf, Tel. 0 61 04 / 61 523. pmü

Nachrichten-Börse

Inflation klettert auf vier Prozent Trotz abflauender Konjunktur hat die Mark in Westdeutschland 1992 im Jahresdurchschnitt 4,0 Prozent ihres Wertes verloren. Laut Statistischem Bundesamt ist dies der stärkste Anstieg der Verbraucherpreise seit 1982, als die Inflationsrate 5,2 Prozent betrug. Allerdings hat sich der Preisauftrieb zum Jahresende wieder etwas beruhigt: Im Dezember waren die Lebenshaltungskosten um 3,7 Prozent höher als vor Jahresfrist. Ursprünglich waren 3,8 Prozent errechnet worden. Bananen-Importeur zieht vor Gericht Der "Bananenkrieg" zieht weitere Kreise. Nachdem bereits der Präsident von Ecuador, Sixto Duran-Balle, zum Wochenbeginn die EG aufgefordert hatte, die geplanten Beschränkungen der Einfuhr zurückzunehmen, kündigte der nach eigenen Angaben größte europäische Importeur der Tropenfrucht, die Bremer Firma Atlanta, gestern eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof an. Italien-Jumbo um Milliarde aufgestockt Das Volumen der Jumbo-Anleihe Italiens ist von vier auf fünf Milliarden Mark aufgestockt worden. Die fünfjährigen Titel kamen gestern nach Angaben der Deutschen Bank mit einem Kupon von 7,25 Prozent zu einem Ausgabekurs von 101,75 Prozent auf den Markt.

Heute Altennachmittag in Klopppenheim

KARBEN. Zum Altennachmittag im Pfarrsaal lädt die katholische Pfarrgemeinde St. Johannes Nepomuk alle Kloppenheimer Seniorinnen und Senioren ein: heute, Donnerstag, 14. Januar, um 15 Uhr. Geplant ist ein geselliges Beisammensein, bei dem auch Dias mit schönen Landschaften von Kloppenheim gezeigt werden sollen. kg

Bewaffneter Räuber floh mit 800 Mark

Bei einem Raubüberfall auf ein Schreibwarengeschäft in der Hamburger Allee in der Nähe des Messegeländes hat ein un bekannter Täter zirka 800 Mark erbeutet.

Wie die Polizei mitteilte, hatte der etwa 19 bis 20 Jahre alte Täter, der nicht maskiert war, den Laden gegen 12.25 Uhr betreten und eine 53 Jahre alte Angestellte mit einer großkalibrigen Schußwaffe bedroht. Als die Frau seiner Aufforderung, die Kasse zu öffnen, nicht nachkam, schleuderte der Täter das Behältnis zu Boden, öffnete es und raffte das Geld zusammen. Die 53jährige schloß er in einem Hinterraum des Geschäfts ein und flüchtete mit der Beute.

Der Mann ist etwa 1,65 Meter groß und hager. Er hat kurze, schwarze, krause Haare und machte einen gepflegten Eindruck. Bekleidet war er mit einer schwarzen Lederjacke, dunkler Jeanshose und Lederschuhen. enk

Kleingärtner fürchten Dürre Stadt will Wasserleitung zum Huthpark nicht sanieren

Wenn die Gartenbesitzer und Kleingärtner am Seckbacher Huthpark an den kommenden Sommer denken, haben sie Schreckensvisionen: von hängenden Pflanzen, aufgerissener Erde und vertrocknetem Gemüse. Der Grund: ein Schreiben des Garten- und Friedhofsamtes, in dem einigen Gartenbesitzern "bedauernd" mitgeteilt wird, "daß Sie künftig kein Wasser über die städtische Leitung mehr beziehen können".

"Die Leitung stammt noch aus der Vorkriegszeit und ist total marode", sagt Werner Breuckmann vom Gartenamt. Früher sei sei damit ein städtischer Betriebshof versorgt worden. Doch der sei längst stillgelegt, so daß die Stadt "kein Interesse" daran habe, die alten Rohre zu sanieren. Eine Instandsetzung würde über 200 000 Mark kosten, schätzt er.

Ein "Problem" sei, daß zwischen 50 und 100 Kleingärtner ihr Wasser aus der Leitung beziehen. "Einige davon wohl ohne unser Wissen", sagt Breuckmann. Jedes Jahr verschwänden 6000 Kubikmeter Wasser.

Die Gartenbesitzer, die ganz legal Wasser aus der Huthpark-Leitung beziehen, sehen die Argumentation der Stadt nicht ein: Hellmuth Magin ist einer von acht Gärtnern, die vor acht Jahren auf eigene Kosten eine 80 Meter lange Leitung vom Hauptrohr abgezweigt haben: "Wir haben eine Wasseruhr und rechnen jeden Liter mit der Stadt ab."

Inzwischen hat sich auch die SPD- Fraktion im Ortsbeirat der Sache angenommen und verlangt vom Magistrat, die Wasserversorgung im Huthpark funktionsfähig zu erhalten und die Leitungen herrichten zu lassen. Werner Breuckmann vom Gartenamt hat dagegen zwar keine grundsätzlichen Bedenken, aber für die Stadt sei das "nunmal eine Kostenfrage".

Allerdings sei noch nicht endgültig entschieden, ob den Kleingärtner der Wasserhahn endgültig abgedreht werde, wie es in dem Brief vom November den Anschein habe, sagt Breuckmann. "Wir prüfen noch, ob es vielleicht eine andere Lösung gibt." mat

Bosnische Flüchtlinge sitzen im Kreis "zwischen allen Stühlen" Bisher stehen ihnen weder Wohnungen noch Sozialhilfe zu / Rechtslage umstritten / Mehler wartet auf Grundsatzentscheidung

MAIN-TAUNUS-KREIS. Im Flur stehen viele große und kleine Schuhe nebeneinander aufgereiht. Der Raum dahinter, sonst Tagungsort für die Sitzungen des Sulzbacher Pfarrgemeinderates, Sportgruppen oder Veranstaltungen des Kulturkreises, beherbergt seit Wochen dicht an dicht gestellte Betten für bosnische Flüchtlinge. Die Gardinenstange dient als Kleiderschrank, neben den Betten stehen verpackte Habseligkeiten. Hassan liegt auf einem Sofa und liest Zeitung, während seine Schwester trotz laufenden Fernsehers im Bett ruht.

Aus Sarajewo stammt sie, kratzt die Frau ein paar Brocken Deutsch zusammen. Vor acht Monaten reiste sie mit dem Bus ein. Trotzdem ist der Kontakt mit der Heimat nicht abgerissen. Über Freunde erfuhr sie, daß junge Männer aus ihrer Nachbarschaft vor wenigen Tagen gestorben sind. "Mein Sohn ist noch da, seine Frau hat gerade ein Baby bekommen", fügt sie stockend hinzu. Und: "Acht Monate habe ich meine Familie nicht gesehen." Die kräftige Frau, die sich mit Putzen finanziell über Wasser hält, wischt sich Tränen ab. "Kein Essen, keine Wäsche, so kalt jetzt, das ist nicht gut." Und ihre Augen röten sich wieder. Gemeindereferent ratlos Auch Joachim Kahle, Gemeindereferent bei der katholischen Sulzbacher Gemeinde, die die neun bosnischen Flüchtlinge vor bald vier Monaten im Pfarrheim aufnahm, fühlt sich ratlos. "Die Flüchtlinge sitzen zwischen allen Stühlen", weiß er. Sozialhilfe bekommen sie nur in Einzelfällen, Wohnungen schon gar nicht. Auch von der Kommune Sulzbach nicht, die keine Präzedenzfälle schaffen will, erfuhr Kahle vom Bürgermeister.

Noch geht es gut mit den Flüchtlingen im Pfarrheim. "Im Herbst brachten die Leute Tüten voll Zucchini und Tomaten", schildert er die Hilfsbereitschaft der Sulzbacher. Doch die Gemeinde möchte Wohncontainer aufstellen, um den Bosniern deutlich zu machen, daß sie hier nur übergangsweise aufgenommen sind.

"Duldung" lautet der aufenthaltsrechtliche Status der Menschen, die vor Hunger, Vergewaltigung, Kälte und Mord aus dem Bürgerkriegsgebiet in den Main- Taunus-Kreis flohen. Doch auch hier ist die Situation der 315 Kroaten und 552 bosnischen Flüchtlinge alles andere als einfach. An einem Beispiel macht Sigurd Sartorius, in Flüchtlingsfragen engagierter Sozialarbeiter der evangelischen Paulusgemeinde in Kelkheim, das deutlich: "Vor einigen Wochen kamen Bosnier nach Kelkheim, in der Hoffnung, hier Verwandte zu finden. Doch sie konnten nicht unterkommen und meldeten sich im Rathaus."

Als Obdachlose aufgenommen würden sie nicht, erfuhren die Hilfesuchenden dort. Statt dessen sei ihnen nahegelegt worden, so Sartorius, einen Asylantrag zu stellen: "Staatlichen Asylmißbrauch nennen wir das." In der Tat bildeten Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien im November die zweitgrößte Gruppe unter den Asylsuchenden in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft.

Sartorius weiß außerdem von einer Frau aus Bosnien und ihrer anderthalbjährigen Tochter, die bei ihrer Schwester unterkam. Der habe das Sozialamt des Main-Taunus-Kreises nur 30 Prozent der Sozialhilfe, sprich ein "Taschengeld" von etwa 100 Mark, zugestanden. Begründung: Der Frau hätte klar sein müssen, daß sie hier von Sozialhilfe leben wird, und daher sei ihr diese nach einer Bestimmung des Bundessozialhilfegesetzes nicht zu gewähren. Das Verwaltungsgericht Frankfurt entschied, der Kreis müsse in diesem Fall den vollen Sozialhilfesatz gewähren; der Kreis ging beim Verwaltungsgerichtshof Kassel in Berufung.

Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) begründet das so: Die Rechtslage sei umstritten. Die bosnischen Flüchtlinge würden zwar geduldet, hätten aber weder Anspruch auf eine Wohnung noch auf Sozialhilfe. Eine Grundsatzentscheidung des VGH sei vonnöten, weil es unterschiedliche Auffassungen gebe. Das Problem der Bürgerkriegsflüchtlinge könne nicht allein auf dem Rücken der Kommunen und Kreise ausgetragen werden, sondern müsse bundes- und landesweit angepackt werden. Privatleute und Kirchen schaffen derweil Fakten: "Wir können nicht viel leisten, auch den Krieg nicht beenden", sagt Gemeindereferent Joachim Kahle. "Aber wir dürfen nicht nur predigen, sondern müssen auch was tun, damit die Menschen hier aufgenommen werden können." SUSANNE HOERTTRICH

Leser-Forum

"Bleiche Mutter"

FRIEDRICHSDORF. Das Filmtheater Köppern zeigt am Mittwoch und Donnerstag, 20. und 21. Januar, jeweils um 20 Uhr den Film "Deutschland bleiche Mutter" von Helma Sanders-Brahms.

Der autobiographische Streifen aus dem Jahr 1980 erzählt die Geschichte der kleinen Helma und ihrer Mutter, die 1939 zurückbleiben, während der Vater in den Krieg zieht. In den Hauptrollen sind Eva Matthes, Ernst Jacobi und Elisabeth Stepanek zu sehen. Der Film hatte einen beachtlichen Erfolg. ill

Zustimmung zu Friedensplan Serbenführer Karadzic unter Vorbehalt für Bosnien-Vorschlag Von unserem Korrespondenten Pierre Simonitsch GENF, 12. Januar. Die bosnischen Serben haben dem von den Vermittlern Cyrus Vance und Lord Owen vorgelegten Friedensplan am Dienstag unter bestimmten Voraussetzungen zugestimmt. Das teilte ein Sprecher der Präsidentschaft von Restjugoslawien am frühen Abend in Genf mit. Voraussetzung für die Annahme des Plans durch die bosnischen Serben sei allerdings, daß das "Parlament" der selbsternannten Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina innerhalb von sieben Tagen seine Zustimmung gebe. Im Laufe des Dienstags hatten die bosnischen Serben die Genfer Verhandlungen über ein Ende des kriegerischen Konflikts in Bosnien-Herzegowina noch für gescheitert erklärt. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hatte den Vorschlag der Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen abgelehnt und weiter auf Anerkennung eines separaten Serben-Staates innerhalb Bosnien-Herzegowinas bestanden. Diese Forderung sei für die Staatengemeinschaft nicht annehmbar, sagten Vance und Owen, die dann am Abend jedoch erneut von Karadzic aufgesucht wurden. Hier erklärte er offenbar seine Zustimmung.

Die Präsidenten Serbiens und Rest-Jugoslawiens, Slobodan Milosevic und Dobrica Cosic, hatten den Verfassungsentwurf, der die Schaffung von zehn weitgehend selbständigen Provinzen und einer von den Volksgruppen paritätisch besetzten Zentralregierung in Sarajewo vorsieht, schon zuvor gebilligt. Die Konferenzvorsitzenden hatten nach dem ursprünglichen Nein von Karadzic gesagt, daß keine Diskussionen mit dem "Präsidenten" der selbstproklamierten Serbischen Republik Bosniens mehr stattfinden würden. Vance erstattete UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali telefonisch Bericht über die "Verhandlungen der letzten Chance". Milosevic habe die in monatelangen Verhandlungen mit den Konfliktparteien ausgearbeiten Kompromisse als "vernünftig" bezeichnet.

Konferenzbeobachter stellten sich die Frage, ob die serbischen Führer hinsichtlich einer Friedenslösung für Bosnien- Herzegowina tatsächlich gespalten waren oder ob sie mit verteilten Rollen spielten. Vance sagte, er habe Milosevic, Cosic und den ebenfalls in Genf anwesenden montenegrinischen Präsidenten Momir Bulatovic aufgefordert, jeden Waffennachschub für die serbischen Truppen in Bosnien zu unterbinden. Milosevic wiederholte allerdings in Genf seine Behauptung, daß Rest-Jugoslawien am Krieg nicht beteiligt sei. Lord Owen unterrichtete die dänische EG-Präsidentschaft über die Verhandlungen.

(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)

Volksbildungswerk fährt nach Dresden

OBERTSHAUSEN. Opern- und Musical-Fans bietet das Volksbildungswerk Obertshausen zwischen dem 4. und 8. April eine Reise nach Dresden mit Besuch der Semperoper an. Sollte der berühmte Kreuzchor samstags die Vesper in der Kreuzkirche gestalten, wäre auch daran eine Teilnahme möglich.

Auf dem Programm der viertägigen Reise stehen zudem: Kunst, Kultur und Musik in Weimar und Meißen, das Elbsandsteingebirge, Leipzig und eine Schiffahrt auf der Elbe. Anmeldungen und Auskunft: Tel. 0 61 04 / 703-162. pmü

Bundeswehr letzte Frist gesetzt Niedersachsen verlangt Angaben über Lärm auf Übungsplätzen

sp HANNOVER, 13. Januar. Die niedersächsischen Behörden haben der Bundeswehr eine letzte Frist gesetzt. Wenn sie nicht bis 1. März die seit sieben Jahren fälligen Angaben über den Schießlärm auf den Truppenübungsplätzen Bergen, Munster-Nord und Munster-Süd in der Lüneburger Heide liefert, werden Bußgeldbescheide fällig.

Das Umweltministerium in Hannover erklärte am Dienstag, seit 1985 unterliege die Bundeswehr den gesetzlichen Lärmschutzvorschriften und Genehmigungsbestimmungen. Ebenso wie Industrieunternehmen sei sie verpflichtet, den örtlichen Genehmigungsbehörden Angaben über lärmentwickelnde Anlagen zu machen. Die Bundeswehr habe das jedoch in Niedersachsen bisher unterlassen.

Die zuständige Kreisverwaltung Soltau-Fallingbostel, die für den Schutz der Bevölkerung vor übermäßigem Lärm zu sorgen habe, sei auf präzise Angaben des Verursachers angewiesen, hieß es weiter. Verlangt würden zum Beispiel Angaben über die Bauart der Schießbahnen, über die verschiedenen Waffensysteme, Kaliber und Reichweiten sowie über die Zeiten, zu denen geschossen werde.

Nachdem die Bundeswehr gegen eine Verfügung der Kreisverwaltung vom Juni 1992 Widerspruch eingelegt habe, sei ihr jetzt von der Bezirksregierung Lüneburg die letzte Frist eingeräumt worden.

Die Bundeswehr hatte sich argumentativ in Widersprüche verstrickt. Unter anderem hatte sie behauptet, Angaben über beim Schießen verursachte Geräusch-Immissionen seien "vom physikalischen Standpunkt" nicht ermittelbar. Das Wehrbereichskommando in Hannover kündigte Klage gegen die Bezirksregierung Lüneburg an. Die Bundeswehr halte die Frist für zu kurz. Sie müsse ein technisches Gutachten abwarten, das sie 1987 in Auftrag gegeben habe. Es liege noch nicht vor. Die beauftragte Firma habe aber mit der Arbeit daran begonnen.

Gäste werden mit Medaille beschenkt

LANGEN. Die Stadt Langen und das Paul-Ehrlich-Institut, Bundesamt für Sera und Impfstoffe, haben gemeinsam eine silberne Medaille herausgebracht. Damit wollen sie ihre Zusammengehörigkeit demonstrieren. Die Medaillen, von denen 300 Stück hergestellt wurden, zeigen auf der einen Seite Langener Motive wie Rathaus und Vierröhrenbrunnen und auf der anderen Seite das Porträt von Paul Ehrlich. Sie sind als Geschenk für internationale Besucher des Instituts und Gäste der Stadt gedacht. dac

VW-Abbau "honoriert"

FRANKFURT A. M. (FR). An der Frankfurter Aktienbörse hat sich auch gestern keine klare Kursrichtung herauskristallisiert. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1530,19 Zählern um 0,12 Prozent tiefer als am Montag. Laut Händlern hielten sich die Anleger wegen der politischen Unsicherheiten im ehemaligen Jugoslawien und in Irak zurück. Mit "aufregenden Kursausschlägen" rechneten die meisten mit Blick auf die Deutsche Terminbörse (DTB), an der am Freitag Kontrakte auslaufen, nicht. Immerhin sorgten "Sonderfälle" für Bewegung.

Zu ihnen wurden Deutsche Bank gezählt. Die Titel seien von Insider-Gerüchten über den Klöckner-Vergleich (siehe Seite 12) und dem bevorstehenden Optionstermin belastet worden. Die Papiere lagen zeitweise mit acht, zuletzt mit 2,80 Mark im Minus. Der Verdacht auf Insidergeschäfte zog den Angaben zufolge zunächst die ganze Börse nach unten. Für eine Erholung sorgten dann Siemens. Sie stiegen um 5,10 Mark. Hierzu führten Händler an, daß die Münchner eine eigene Kapitalanlagegesellschaft aufbauen wollten und Analysten für das laufende Geschäftsjahr mit stabilen Gewinnen, allenfalls leichten Einbußen rechneten.

Zu den auffälligen Titeln gehörten auch VW, die um 6,40 Mark vorrollten. Dazu hieß es, die Börse habe Meldungen "honoriert", wonach die Wolfsburger mehr Stellen streichen wollen.

Am Rentenmarkt bewegten sich die Kurse öffentlicher Anleihen um bis zu 20 Pfennig nach oben und zehn Pfennig nach unten. Die Umlaufrendite verharrte auf 6,96 Prozent. Die Bundesbank verkaufte per saldo Titel im Nennwert von 228,4 Millionen Mark.

Autofahrer ignorierte Polizei Kontrolle am Stadionbad / Sechs vorläufige Festnahmen

Innerhalb von nur 70 Minuten haben jetzt Polizeibeamte bei einer Routinekontrolle auf der Mörfelder Landstraße in Höhe des Stadionbades sechs Personen aus ihren Autos heraus vorläufig festgenommen. Drei Männer transportierten in ihrem Fahrzeug versteckt 150 Gramm Haschisch. Zwei andere Autofahrer waren so stark alkoholisiert, daß ihnen die Führerscheine abgenommen werden mußten. Ein weiterer wurde mit Haftbefehl gesucht, weil er eine Haftstrafe wegen Straßenverkehrsgefährdung nicht angetreten hatte.

Wie die Polizei mitteilte, war gegen 22 Uhr die B 43 stadtauswärts von zwei auf einen Fahrstreifen verengt worden und Beamte der Bereitschaftspolizei, der Autobahnpolizei Neu-Isenburg und des 8. Polizeireviers bezogen Posten. Bereits 20 Minuten später beachtete ein 56 Jahre alter Autofahrer das Anhaltesignal der Polizei nicht und fuhr mit seinem Wagen weiter. Wie ein Polizeisprecher sagte, stellte ihn eine Streifenwagenbesatzung wenig später auf der A 3. Der 56jährige war erheblich betrunken. Sein Führerschein wurde eingezogen.

Zehn Minuten später hielten die Beamten das Auto eines 19jährigen Rüsselsheimers an, der mit einem Gleichaltrigen aus derselben Stadt sowie einem 18 Jahre alten Bad Nauheimer unterwegs war. Bei der Durchsuchung des Fahrzeuges fanden die Polizisten unter dem Beifahrersitz eine 150 Gramm schwere Platte Haschisch. Kurze Zeit darauf wurde ein 23jähriger Autofahrer festgenommen, der seine rechtskräftig gewordene Strafe nicht angetreten hatte. Er wurde in die Untersuchungshaftanstalt gebracht.

Gegen 23 Uhr wurde ein 40 Jahre alter polnischer Autofahrer angehalten. Auch er war stark angetrunken. enk

IG Metall nennt Bedingungen Regierung will Solidarpakt Anfang Februar abgeschlossen haben

FRANKFURT A. M., 12. Januar (ulf/ dpa). Erhalt und Erneuerung der industriellen Kernbereiche Ostdeutschlands sollen nach den Vorstellungen der IG Metall bei einem Solidarpakt zum Aufbau Ost "absoluten Vorrang" haben. Sanierung, Maßnahmen zur Stützung des Absatzes und beschäftigungspolitische Sofortmaßnahmen sind weitere "Mindestbedingungen" für einen Solidarpakt, die der Vorstand der größten deutschen Einzelgewerkschaft am Dienstag beschloß. Die IG-Metall-Spitze fordert ferner, die öffentlichen Investitionen im Osten zu verstetigen und die staatliche Investitionsförderung zu verstärken.

In der Erklärung der IG Metall heißt es weiter, daß das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit im Westen zwingende Voraussetzung für die Finanzierung zusätzlicher Maßnahmen im Osten sei. Vor allem die Bezieher überdurchschnittlich hoher Einkommen müßten stärker dazu herangezogen werden. Die IG Metall erneuerte ihre Forderung nach einer Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte, eine Investitionshilfeabgabe sowie eine Ergänzungsabgabe zur Einkommenssteuer.

Einen Arbeitsmarktbeitrag der Beamten forderte am Dienstag auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Dieter Wunder.

Die Koalitionsparteien sind entschlossen, den Solidarpakt bis spätestens Anfang Februar unter Dach und Fach zu bringen. Das bekräftigten CDU/CSU und FDP am Dienstag in der Koalitionsrunde unter Leitung des Bundeskanzlers.

Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, wollen kommenden die Regierungsparteien am kommenden Dienstag endgültige Formulierungen vorlegen und mit diesem Papier in Verhandlungen mit der SPD gehen. Die Gespräche mit Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden sollen in dieser Woche fortgesetzt werden.

Blasorchester im Hessischen Fernsehen

MAINTAL/FRANKFURT. Das Blasorchester Wachenbuchen wird vom Hessischen Fernsehen (HR 3) mit einer eigenen Sendung im Rahmen der Serie "Vereine in Hessen" gewürdigt. Die Dreharbeiten beginnen morgen, Donnerstag, 10 Uhr, im Bürgerhaus Wachenbuchen, wie Vorsitzender Horst Werner mitteilt.

Zunächst kommen die Aktiven zu Wort, die den Nachwuchs ausbilden. Am Freitag ab 16 Uhr wird das Jugendblasorchester unter Leitung von Erich Fischer beim Proben gefilmt, und ab 18 Uhr kann das große Blasorchester unter Leitung von Musikdirektor Gerhard Lorenz sein Können hören lassen.

Zur Krönung bieten dann beide Ensembles gemeinsam am Samstag um 16 Uhr ein Konzert vor Kameras und Mikrofonen. Gäste sind willkommen. Gesendet wird von HR 3 am Dienstag, 9. Februar, 19 Uhr. pom

Geschäftsleben

Varieté-Wochenende Einen Bogen zum Varieté in Frankfurt hat das Hotel Gravenbruch Kempinski geschlagen. Es bietet für 295 Mark pro Person das Pauschalangebot "Hotel und Varieté" an. Das Angebot umfaßt ein exklusives Wochenende in Gravenbruch einschließlich eines Besuchs im Tigerpalast. abi Die Toskana lädt ein Vom Montag, 18. Januar, bis einschließlich 5. Februar stimmt das Hotel Marriott an der Messe die Speise- und Weinkarte im Restaurant "Posters" auf die Toskana ab. Zu den Spezialitäten gehören gedämpfte Kräuterforellenfilets aus dem Casentinotal oder Champignonköpfe, gefüllt mit Kräutern und Ricotta.

Das "Toskanische Festival" bildet den Auftakt zu den "Notti Toscani", die im kommenden Februar um ein Buffet erweitert werden. abi

Nervenkrank durch Tschernobyl Russische Studien belegen auch Anstieg der Selbstmordrate

ost MOSKAU, 13. Januar. Die bei den Aufräumarbeiten nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl eingesetzten mehr als 600 000 Arbeiter, Soldaten und Ingenieure leiden nach Angaben russischer Ärzte überdurchschnittlich häufig an Nervenkrankheiten und Schädigungen des Immunsystems. Die Moskauer Zeitung Moscow Times zitierte jetzt eine Studie, derzufolge 80 Prozent von 1600 in einer Petersburger Klinik untersuchten Katastrophenhelfern unter ernsten psychischen Problemen leiden. Laut einer Moskauer Studie wurden bei 40 Prozent der um medizinische Hilfe bittenden Betroffenen Geisteskrankheiten, wie etwa Gedächtnisverlust, festgestellt.

Die Selbstmordrate unter den Katastrophenhelfern liegt laut dem Sprecher des Tschernobyl-Komitees der russischen Regierung, Stanislaw Trojtskij, bei 18 Prozent und damit um das Zwanzigfache über dem Landesdurchschnitt. Von den rund 7000 seit dem Reaktorunfall im April 1986 gestorbenen Aufräumarbeitern hätten 1350 den Freitod gewählt. Vielen Geschädigten drohe der Verlust ihres Arbeitsplatzes, berichtet die Moscow Times. Betroffene Militärflieger seien aus der Armee entlassen worden. Sie haben in Rußland einmalig Anspruch auf 300 bis 400 Mark, wenn sie nachweisen können, daß ihre Krankheit durch den Einsatz verursacht wurde. Danach stehen ihnen monatlich 500 Rubel, also etwa 1,50 Mark, sowie eine Halbierung der Miete zu. "Leider hat der Staat kein Geld, dieses Gesetz zu finanzieren", sagte Trojtskij.

Die Zahl der durch die Reaktorkatastrophe kranken Menschen bezifferte das russische Umweltministerium kürzlich auf über 1,3 Millionen. Allein in Rußland lebten rund 2,7 Millionen Menschen in radioaktiv belasteten Gebieten.

Ein Feuer im Atommeiler Tschernobyl konnte laut Agentur Reuters am Dienstag abend schnell unter Kontrolle gebracht werden. Ein Werkssprecher habe versichert, es sei keine erhöhte Radioaktivität ausgetreten.

Bürger können sich zu Altenheim-Plänen äußern

DREIEICH. Bis zum 15. Februar können sich die Bürger zu den geänderten Plänen für die Erweiterung des Altenheims "Haus Dietrichsroth" schriftlich äußern. Bei einer Anhörung im vergangenen Sommer waren Bedenken wegen der Parkplätze aufgetaucht. Anlieger hielten die ausgewiesenen Flächen für nicht ausreichend. Nach der neuen Freiflächenplanung sind 37 Stellplätze vorgesehen, das Bauamt fordert 35 Plätze. Die geänderten Pläne wurden den Anliegern laut Magistrat zugesandt. dac

"Hotel ohne Wohnungen" Stadtparlament beschließt erneut über "Post"-Verkauf

KRONBERG. Voraussichtlich am 11. Februar wird die Stadtverordnetenversammlung erneut über den Verkauf des Hotels "Zur Post" abstimmen. Der Magistrat hat am Montag abend den Beschluß des Parlaments vom 23. Dezember angefochten; damals war, wie berichtet, der Vertrag mit einem Investor an der "Zufallspattsituation" von 17:17 Stimmen gescheitert. Bürgermeister Wilhelm Kreß bemüht sich unterdessen, den Investor "bei der Stange zu halten"; ein Gespräch mit ihm und dem Architekten will er in Kürze führen.

Befürchtungen der CDU/FDP-Opposition, der Investor plane in seinem Neubau nicht nur Hotelzimmer, sondern auch Wohnungen, widerspricht der Bürgermeister: "Das kann ich voll ausschließen durch die vertraglichen Vereinbarungen." Der Magistrat habe die Kronberger Interessenlage deutlich zur Kenntnis gebracht. Danach soll auf dem Gelände an der Berliner Straße ein neues Hotel gleicher Größe, aber zeitgemäßen Standards entstehen; die Zimmer - 20 an der Zahl - werden laut Kreß in Größe und Ausstattung nicht mehr mit den jetzigen vergleichbar sein.

Der Rathauschef räumt ein, daß durch den Projekttitel "Aparthotel" Irritationen entstanden sein könnten. Er wolle im vereinbarten Gespräch klären, woher dieser Begriff stamme. Daß in den Plänen keine Rezeption zu finden sei (das hatte auch den CDU- Fraktionsvorsitzenden Stephan Ruegg skeptisch gemacht), habe eine einfache Erklärung: Ein Kleinstadthotel dieser Dimension werde "vom Tresen aus", also vom Gaststättenbetrieb, mit bewirtschaftet. hko

Das Wetter

Wetterlage In einer zügigen westlichen Höhenströmung überqueren nordatlantische Tiefausläufer rasch Deutschland von West nach Ost. Ihnen folgt teils milde, teils frische Meeresluft. Vorhersage bis Donnerstag früh Im Süden zeitweise aufgelockerte, sonst starke Bewölkung und zeitweise, in der Mitte zum Teil länger andauernd und ergiebig Regen.

Höchsttemperaturen im Norden um 5, im Süden um 10 Grad. Tiefsttemperaturen hier um 8, im Norden um 3 Grad.

Im Süden schwacher bis mäßiger, im Norden frischer bis starker und böiger Wind aus Südwest bis West. Weitere Aussichten für Donnerstag Übergang zu wechselnder, vielfach starker Bewölkung mit Schauern und auch im Süden Temperaturrückgang.

Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 17 Amsterdam

leicht bewölkt 7 Athen

leicht bewölkt 14 Barcelona

wolkenlos 15 Bordeaux

Regen 12 Bozen

bedeckt 3 Brüssel

leicht bewölkt 7 Dublin

wolkig 2 Helsinki

Schneeschauer 1 Innsbruck

leicht bewölkt 6 Istanbul

wolkenlos 7 Kairo

leicht bewölkt 15 Larnaka

wolkenlos 14 Las Palmas

wolkenlos 19 Lissabon

stark bewölkt 16 Locarno

bedeckt 6 London

wolkig 5 Madrid

bedeckt 4 Malaga

wolkenlos 18 Mallorca

leicht bewölkt 15 Moskau

wolkig 3 Neapel

wolkig 15 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

wolkig 9 Rom

leicht bewölkt 16 St. Petersburg

stark bewölkt 1 Stockholm

wolkig 2 Tunis

wolkenlos 17 Varna

leicht bewölkt 11 Venedig

Nebel 6 Warschau

Regen 6 Wien

stark bewölkt 5 Zürich

Regenschauer 15

Deutschland

Berlin

Regen 3 Dresden

Regen 7 Feldberg/Ts.

in Wolken 1 Feldberg/Schw.

Regenschauer 4 Frankfurt/M.

stark bewölkt 8 Freiburg

Regen 14 Garmisch

leicht bewölkt 9 Hamburg

wolkig 5 Köln/Bonn

stark bewölkt 6 Leipzig

Regen 6 München

stark bewölkt 18 Norderney

leicht bewölkt 4 Rostock

leicht bewölkt 5 Sylt

wolkig 3 Zugspitze

leicht bewölkt -2

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 8.20 Uhr Sonnenuntergang 16.49 Uhr

Moskau läßt weiter spionieren

WASHINGTON, 12. Januar (AFP). Sie spionieren weiter, doch nur noch auf die feine Gentleman-Art: Das beteuerte ein Verantwortlicher des russischen Geheimdienstes am Montag in Washington. Generalleutnant Vadim Kirpischenko sagte, Rußland spioniere zwar immer noch die USA aus, doch nicht mehr in dem Ausmaß wie zu sowjetischen Zeiten.

Der SVR, die Nachfolgeorganisation des KGB, und der US-Geheimdienst CIA arbeiten jetzt enger zusammen, um den Rauschgift- und Atomwaffenhandel sowie das organisierte Verbrechen und den internationalen Terrorismus zu bekämpfen.

Die 27 "Kärber Kirchenmäuse" spielten und sangen ihr neuestes Musical über "Jona"

London verschärft Asylrecht Labour: Bürokratischer Stacheldraht um die Festung Europa

P.N. LONDON, 12. Januar. Mit 293 zu 243 Stimmen hat das britische Unterhaus am Dienstag in dritter Lesung ein neues Asylgesetz verabschiedet, das das Asylrecht auf der Insel in wesentlichen Punkten verschärft. Nun muß nur noch das Oberhaus dem Gesetz zustimmen, bevor es in Kraft treten kann. Gegner des Gesetzes übten heftige Kritik an der Neuregelung der Flüchtlingsfrage.

Der Regierung zufolge sucht das neue Gesetz die Aufnahmeanträge von Schein- Asylanten im Eilverfahren aufzudecken und echten Flüchtlingen rascher als bisher Asylrecht zu gewähren. In der Debatte vor der letzten Lesung erklärte Innenminister Kenneth Clarke dazu, das Gesetz werde dafür sorgen, daß solche Antragsteller prompt abgewiesen werden könnten, die kein Recht auf Asyl hätten, in immer größerer Zahl Zugang verlangten und bei einer Aufnahme im Land "eine Last für unsere öffentlichen Dienste wären". Clarke legte im Parlament auch dar, daß im vorigen Jahr in Großbritannien nur jeder zwanzigste Asyl-Antrag genehmigt wurde. Alle anderen Anträge hätten nicht das Kriterium der persönlichen politischen oder religiösen Verfolgung erfüllt.

Für die Labour-Opposition warf deren innenpolitischer Sprecher Tony Blair den Konservativen vor, ein "von Vorurteilen behaftetes Gesetz" zusammengezimmert zu haben: "Dies ist eine geschmacklose Übung, die bereits Animositäten zwischen den Rassen ausgelöst hat." Einige Labour-Politiker sprachen davon, daß die Regierung im Verein mit anderen EG-Regierungen an einem "bürokratischen Stacheldraht" für die "Festung Europa" bastele, der unliebsame Asylanten fernhalten solle. Vor allem die Abschaffung des traditionellen Berufungsrechts abgewiesener Antragsteller wurde von der Opposition attackiert. Für den Nationalen Ausschuß der Schwarzen in Britannien, der anläßlich der Gesetzeslesung eine Demonstration vor dem Parlament veranstaltete, sagte deren Sprecher Dave Weaver, das Gesetz sei eine Maßnahme "gegen schwarze Familien". Es sei offensichtlich, "daß die Regierung uns und unsere Familien hier nicht haben will".

An der Wartburg kommt man nicht vorbei - aber Eisenach hat auch noch mehr zu bieten Der Junker Jörg läßt grüßen Besuch der Drachenschlucht Von unserem Mitarbeiter Ralf Dressel

Wer hat nicht schon über sie gehört, die "deutscheste aller Burgen", wie manche meinen. Dabei ist heute weniger wichtig, ob Graf Ludwig der Salier - auch der Springer genannt - im Jahre 1067, als er die Entscheidung für den Burgbau traf, nun tatsächlich gesagt hat "Warte Berg, aus dir soll eine Burg werden", eher die Tatsache, daß die Wartburg hoch über Eisenach stets einen Ausflug wert ist, für diesen und jenen sogar einen Wiederholungsbesuch. Freilich wird man erst einmal sehr erstaunt sein, daß es nicht mehr gestattet wird, mit dem eigenen Auto bis zum einstigen Parkplatz unterhalb des Burgaufgangs zu fahren. So wollen wir die folgenden Tips vermitteln, um einen Tagesausflug letztlich nicht zu sehr zu einer Fahrt "ins Blaue" werden zu lassen.

Variante 1: Man möchte lediglich die Burg und das Zentrum der Stadt Eisenach besuchen. Aus Richtung Bad Salzungen und Barchfeld kommend (Autobahnabfahrt Friedewald) läuft man vor den Toren der Stadt erst den zweiten oder dritten ausgeschilderten Parkplatz an, um möglichst nahe am Stadtkern den Wagen abzustellen. Ab Parkplatz bringt dann ein kostengünstiger Pendelverkehr die Besucher bis unterhalb des letzten und etwas steilen Aufstiegs zur Burg. Über die ehemalige Zugbrücke geht es weiter bergauf durch den ersten Innenhof in den folgenden, um den Aussichtsturm zu besteigen. Aus einer Höhe von 20 Metern läßt sich nicht nur nahezu die gesamte Anlage einsehen, auch wird - entsprechendes Wetter vorausgesetzt - mit einem weiten Blick über Eisenach und das umgebende Thüringer Land belohnt, wer den Aufstieg über die schmale Treppe geschafft hat. Die Fassaden aus Stein und Fachwerk wie die Erker und Türme, ebenso die von Meisterhand geschaffenen Doppelkapitelle im Arkadenbereich des Erdgeschosses verleihen der Burg ihr unverwechselbares Gesicht.

Die großen Schätze allerdings offenbaren sich dem Besucher hinter den Mauern - gleich, ob Rittersaal, Elisabeth-Kemenate, Sängersaal (fand er nun statt, jener berühmte Sängerkrieg auf der Wartburg?) oder der Festsaal. Beinahe hätten wir die Luther-Stube vergessen. An Luther - hier lebte er eine Zeitlang als Junker Jörg, wie jeder weiß - wird auf dieser Burg nicht nur in bezug auf seine Bibelübersetzung erinnert (welch eine Leistung, das Neue Testament in nur zehn Wochen aus dem Griechischen ins Deutsche zu übertragen!); weniger bekannt ist sein umstrittenes Wirken gegen die Bewegung der Täufer, die der Erwachsenen-Taufe den Vorrang sichern wollten. Am Fuße des Aussichtsturmes informiert eine Schrifttafel über diesen Teil der Geschichte.

Was die kulinarischen Genüsse von heute auf der Wartburg betrifft, so kann man diesen in den historischen Räumen des gleichnamigen Hotels auf die Spur kommen, zum Beispiel im Jägerrestaurant oder im Rittersaal.

In die Stadt hinab wieder mit dem Pendelverkehr. Vielleicht läßt einen der Fahrer auf eine Bitte hin schon dort, wo die Auffahrt zur Burg ihren Anfang nimmt, aussteigen, damit man nicht erst bis zum Parkplatz zurückfahren muß; man möchte ja noch in die entgegengesetzte Richtung gehen, dem Stadtkern mit dem ältesten erhaltenen Stadttor Südthüringens einen Besuch abstatten.

Vielleicht kehrt der Gast auf diesem Weg in das Bach-Haus ein, um etwas mehr über das Schaffen dieses großen Meisters zu erfahren und einem kleinen Musikvortrag zu lauschen (er findet im Museum ca. alle 40 Minuten statt).

Auf dem Rückweg - wieder kurz vor besagter Auffahrt zur Burg - linker Hand der Automobil-Salon: Eisenacher Auto-Geschichte.

Variante 2: Burgbesuch und für Naturbegeisterte ein etwas ausgedehnter Spaziergang durch die Drachenschlucht am Fuße der Hohen Sonne. Man sollte sein Fahrzeug schon auf dem Parkplatz an der Hohen Sonne vor Eisenach abstellen (ausgeschildert aus Richtung Barchfeld) und mit der Buslinie hinab bis zu Haltestelle "Sophinau" (erster Stopp, ca. 7 Minuten Fahrzeit) fahren. Ab Parkplatz mit dem Pendelverkehr zur Burg und zurück, entlang der Chaussee wieder in Richtung Hohe Sonne, wobei nach wenigen 100 Metern - kurz vor dem Anstieg der Straße - ein Weg rechts abbiegt. Hinter diesem Abzweig führt der tiefer gelegene Pfad durch die sehr enge und abenteuerlich anmutende Drachenschlucht, dann bergauf, um nach etwa 30 Minuten vor dem Parkplatz aus dem Wald zu treten.

Information: Fremdenverkehrsamt Eisenach, Bahnhofstraße 3-5, O-5900 Eisenach, Telefon 0 36 91-48 95.

Das Bach-Haus ist geöffnet montags von 13.30 bis 16.30 Uhr, dienstags bis freitags von 9 bis 16.30 Uhr, samstags/sonntags von 9 bis 12 und 13.30 bis 16.30 Uhr.

Bezirksjudotag Termine stehen fest

Rüdiger Kotte (Niederdorfelden) und Jürgen Werkmann (Großkrotzenburg) wurden während des hessischen Bezirksjudotags erneut für zwei Jahre zu hessischen Bezirksjugendwarten gewählt. Auch die Terminplanung szand auf dem Programm: Am 30. Januar finden in Niederdorfelden die Kreismeisterschaften der Jugend, Männer und Frauen statt, um den hessischen Adolf-Demuth-Pokal geht es am 27./28. Februar in Schöneck. Als erster Saisonhöhepunkt steht am 28. März die Hessenmeisterschaft der A- Jugend beim 1. Judo-Club Großkrotzenburg an. Gelnhausen ist am 15./16. Mai Ausrichter des landesoffenen Jugend- Gürtel-Meisterschaftsturniers, am 15./16. Oktober geht es in Großkrotzenburg um den Limespokal. Nach einer Vergleichsbegegnung während der Herbstferien in Dresden stehen im Main-Kinzig-Kreis noch der Hessenpokal der B-Jugend (14.11.) und die Deutschen Jugend-Mannschaftsmeisterschaften (Dörnigheim/4. Dezember) an. prd

Benzin nicht bezahlt und Unfälle gebaut Polizei stellte alkoholisierte Fahrerin

BAD SODEN. Diese Köchin hatte nicht in den Topf, sondern ins Glas geschaut, und das eindeutig zu tief: 1,27 Promille registrierte die Eschborner Polizei, als sie die Frau nach der dritten Karambolage in Folge stellte.

Das Benzin für den Crash-Kurs hatte sie sich vorgestern gegen 17 Uhr an einer Tankstelle in Kelkheim besorgt - ohne zu zahlen. Eineinhalb Stunden später knallte sie auf der Limesspange von Kelkheim Richtung Bad Soden auf den Wagen eines Frankfurters. Ohne sich durch den Unfall in irgendeiner Weise beirren zu lassen, fuhr die Frau weiter, und 20 Minuten später krachte es erneut, als die Bad Sodenerin auf der alten B 8 einem Wagen die Vorfahrt nahm. Kurz nach 19 Uhr endete dann der Trip der alkoholisierten Frau: Sie kam nach links von der Straße ab und stieß dort mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen.

Den Schaden beziffert die Polizei auf ungefähr 12 000 Mark. Verletzt wurde bei den Unfällen niemand. md

Krebs durch Fallout in Sibirien

MOSKAU, 12. Januar (AFP). Die sibirische Bevölkerung ist nach neuesten Forschungsergebnissen schwer durch Atomversuche geschädigt worden, die 1949 in Semipalatinsk vorgenommen worden waren. Wie die Nachrichtenagentur Itar- Tass meldete, entdeckten Forscher, daß wegen der Windrichtung besonders die sibirische Region Altai östlich des Versuchsortes dem strahlenverseuchten Niederschlag (Fallout) ausgesetzt war.

Den Angaben zufolge liegt die Geburtenrate in der betroffenen Bevölkerung derzeit unter der Sterblichkeitsrate. Viele Menschen seien an Krebs erkrankt. Außerdem litten Kinder in den am stärksten betroffenen Bezirken Loktewsk, Rubzowsk, Ulowsk und Talmensk oft an Schäden des zentralen Nervensystems.

Bei den 470 in Semipalatinsk vorgenommenen Atomversuchen sind nach Angaben von Wissenschaftlern in 22 Fällen atomar verseuchte Niederschläge vom Wind nach Altai getrieben worden.

"Heißer Draht" der AOK zur Gesundheitsreform

HOCHTAUNUSKREIS. Wieviel muß man neuerdings in der Apotheke für Medikamente bezahlen? Was hat sich sonst noch geändert? Fragen zum neuen Gesundheitsstrukturgesetz, das seit Jahresbeginn gilt, beantworten fünf Mitglieder des AOK-Bundesverbands am Donnerstag, 14. Januar.

Am "heißen Draht" des AOK-Magazins "Bleib gesund", Telefon 0 69 / 28 74 30, warten die Experten von 14 bis 17 Uhr auf Anrufe. ill

Strompläne ausgeknipst Schwetzingen scheitert an Preisforderung des Badenwerks

joe SCHWETZINGEN. Die Pläne der Stadt Schwetzingen, gemeinsam mit vier Nachbargemeinden die Stromversorgung zu kommunalisieren, sind an den Preisforderungen des Karlsruher Badenwerks gescheitert. Es verlangte für seine Leitungen und Masten 113 Millionen Mark, obwohl diese nach einem Gutachten der Wirtschaftsberatungsgesellschaft des Deutschen Städtetages nur 75 Millionen Mark wert sind. Angesichts der angespannten Finanzlage scheuten insbesondere die kleineren Gemeinden die für den Kauf der Anlagen nötige Verschuldung. Um die neue, für sie durchweg günstigere Konzessionsabgabe rückwirkend für 1992 zu sichern, entschieden sich alle noch vor Ablauf des alten Jahres für neue Verträge mit dem Badenwerk. Sie garantieren dem Unternehmen nun für die nächsten 20 Jahre die Stromverteilung bis zum Endverbraucher.

Der Schwetzinger Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Gerhard Stratthaus (CDU) hatte das Projekt der eigenen Stromversorgung vor rund drei Jahren ins Gespräch gebracht. Statt der B-Tarifverträge, die Ende 1994 auslaufen sollten, plädierte er für den Abschluß von Verträgen der Kategorie A. Im ersten Fall liefert das Badenwerk den gesamten Strom bis zur Steckdose, im zweiten fungieren die Stadtwerke als Abnehmer und verteilen ihrerseits den Strom. Dabei können sie einen Teil auch in kleinen dezentralen Anlagen kostengünstig selbst produzieren.

Kommunalpolitische, wirtschaftliche und ökologische Gründe hätten laut Stratthaus für die Versorgung in eigener Regie gesprochen. Zusammen mit den vier Gemeinden Brühl, Ketsch, Oftersheim und Plankstadt wäre man auf eine genügend hohe Einwohnerzahl gekommen. Auch die technischen Voraussetzungen seien gut gewesen. Aber das überwiegend im Landesbesitz befindliche Badenwerk ließ sich weder von den Wünschen noch von den Argumenten der Kommunen beeindrucken. Die Gemeinden hätten klagen oder ein Schiedsgericht anrufen müssen, um den Preis für die Anlagen zu drücken. Doch wahrscheinlich hätte die Zeit bis zum Ablauf der Lieferverträge für eine Entscheidung nicht gereicht.

"Rüde", klagt der Bürgermeister, habe der Stromkonzern seine Stärke ausgespielt. Unter anderem lockte er die Gemeinden mit deutlich höheren Konzessionsabgaben, wenn sie die neuen B-Verträge noch 1992 unterschrieben. Das verfehlte am Ende seine Wirkung nicht. Alle Kontrakte sind unter Dach und Fach. So bekommt nun Oftersheim 139 000 Mark für das abgelaufene Jahr nachbezahlt, und statt bisher 240 000 gibt es von 1993 an jährlich 479 000 Mark. Brühl bringt die Konzession künftig 600 000 Mark.

Diebe brachten das Autotelefon zurück

GRIESHEIM. Aus seinem BMW sei am Sonntag in der Froschhäuser das Autotelefon gestohlen worden, gab ein 19jähriger Türke bei der Polizei zu Protokoll. Die Ermittlungen führten die Beamten nach eigenen Angaben in die Wohnung eines 32jährigen Griesheimers. Zwei Männer versuchten dort beim Eintreffen der Polizisten, über die Regenrinne hangelnd zu flüchten. In der Wohnung fanden die Beamten sechs Mobiltelefone. Gegen Mitternacht erschien der 19jährige abermals beim 16. Revier. Sein gestohlenes Telefon sei von den Einbrechern ins Auto zurückgelegt worden. gre

Richter verlangen Honeckers Entlassung Haft Verstoß gegen Menschenwürde genannt Von unserer Korrespondentin Inge Günther BERLIN, 12. Januar. Der Prozeß gegen den an Leberkrebs erkrankten ehemaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker steht vor dem Ende. Der Verfassungsgerichtshof in Berlin gab am Dienstag einer Beschwerde des Angeklagten statt. Demnach verletzen die Fortdauer des Verfahrens und die anhaltende Haft das Grundrecht auf Achtung der Menschenwürde. Die zuständige Strafkammer des Berliner Landgerichtes ist damit gezwungen, "unverzüglich" den Haftbefehl gegen Honecker aufzuheben und das Verfahren einzustellen. Honeckers Anwälte stellten unmittelbar nach der Entscheidung des Verfassungsgerichts bei der Kammer, die bei Redaktionsschluß noch tagte, einen entsprechenden Antrag.

Nach Auffassung der Verfassungsrichter unter Vorsitz von Klaus Finkelnburg verstößt sowohl ein Beschluß der 27. Strafkammer vom 21. Dezember als auch ein Beschluß des übergeordneten Kammergerichts vom 28. Dezember gegen die Menschenwürde. Mit den nun aufgehobenen Beschlüssen waren die Anträge auf Haftentlassung des wegen der Todesschüsse an der einstigen innerdeutschen Grenze Angeklagten und die Einstellung des Verfahrens abgelehnt worden.

Die Verfassungsrichter bezogen sich auf die medizinischen Gutachten, denen zufolge Honecker den Abschluß des Verfahrens nicht mehr erleben werde. Wenn aber eine Entscheidung über die ihm zur Last gelegten Taten nicht erreicht werden könne, werde der Prozeß zum Selbstzweck. Der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts widerspreche es, urteilten die Berliner Kollegen, einen Menschen "zum bloßen Objekt von Strafverfahren und Haft zu machen". Dies sei auch damit nicht zu rechtfertigen, daß die DDR ihren Angeklagten keinen Schutz der Menschenwürde gewährt habe. Der Zustand Honeckers, der "von schwerer und unheilbarer Krankheit und von Todesnähe gekennzeichnet" sei, begründe einen absoluten Aufhebungsgrund für die Untersuchungshaft. Der Vertreter einer Nebenklägerin kündigte an, den Beschluß vor dem Bundesverfassungsgericht anzufechten.

(Kommentar S. 3, weiterer Bericht S. 4)

pid Göttingen, M. Brunnert, 12. Januar 1993, pid-mbr Niedersachsen: Landesregierung hat keinen Atombunker

pid. HANNOVER. Anders als das Land Nordrhein-Westfalen verfügt Niedersachsen nicht über einen geheimen atombombensicheren Bunker für seine Landesregierung. Das hat eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums am Dienstag mitgeteilt. Der Grund: Anders als das vergleichsweise reiche Nachbarland, das 1962 unter dem Eindruck der Kuba-Krise in einem abgelegenen Tal in der Eifel einen Atom-Bunker errichten ließ, habe Niedersachsen nie das Geld für den Bau einer derartigen Anlage gehabt.

Wie sich jetzt herausstelle, habe dies jedoch auch sein Gutes. Anders als Nordrhein-Westfalen, das nicht nur wegen der veränderten weltpolitischen Lage, sondern auch aus Kostengründen seinen geheimen Regierungsbunker aufgeben will, müsse sich die niedersächsische Landesregierung nicht den Kopf über eine mögliche Nachfolgenutzung machen.

Die über das gesamte Land verteilten ABC-Schutzräume für die Zivilbevölkerung, über deren Anzahl und Aufnahmekapazität das Innenministerium keine Angaben machte, sollen aber in jedem Fall weiter bestehen bleiben. * * *

Grüne für Willy-Brandt-Straße? Berliner Straße soll künftig Namen des SPD-Politikers tragen

Die Berliner Straße soll künftig Willy- Brandt-Straße heißen. So wollen es jedenfalls die Grünen im Ortsbeirat 1 (Innenstadt). Über den entsprechenden Antrag werden die Stadtteilpolitiker kommende Woche beraten. Wie sich der Ortsbeirat entscheiden wird, ist noch unklar.

Die Fraktionen von SPD und CDU müssen sich erst noch parteiintern absprechen, erklärten die Fraktionsvorsitzenden Horst Heilmann (SPD) und Alexander Zollmann (CDU) gestern.

Die meisten Stadtverordneten wissen noch nichts von der Initiative der Grünen. Klar aber ist: Die Geschäftsleute zwischen Kurt-Schumacher-Straße und Paulskirche halten wenig von einer Umbenennung. Das ergab eine erste kleine Umfrage der FR. Die Antworten gingen alle in die gleiche Richtung: "Wir müßten unsere gesamten Kataloge neu drucken lassen", erklärte beispielsweise der Geschäftsführer von Musik-Schmidt, "die Kosten für uns wären horrend." Außerdem würde die neue Anschrift viele Kunden verwirren: "Die denken doch dann, wir seien umgezogen." Ähnlich sieht es die Filialleiterin der Parfümerie "Douglas", die einen großen Arbeitsaufwand befürchtet: "Wir müßten alle Firmen informieren."

Grundsätzlich aber sind alle für eine Willy-Brandt-Straße in Frankfurt. In der SPD werde darüber schon seit dem Tod des Alt-Bundeskanzlers nachgedacht, betonte Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch (SPD). Ob es jedoch ausgerechnet die "Berliner" sein soll, "muß diskutiert werden". So will SPD-Ortsbeirat Heilmann auf eine Berliner Straße in Frankfurt "auch nicht verzichten". Er favorisiert eher eine andere große Straße.

Etwas peinlich ist es Heilmann allerdings schon, daß der Vorschlag von den Grünen kommt und nicht aus den eigenen Reihen. Andreas Laeuen, Sprecher der Grünen im Ortsbeirat 1, dazu: "Wir wollen mit unserem Antrag jetzt endlich den Anstoß geben." Lange genug hätte seine Fraktion auf einen Vorschlag der SPD gewartet: "Schließlich geht es ja um deren Ehrenvorsitzenden." cob

Vertriebene in Ruanda hungern Tausende sind in Lagern von Kälte und Krankheiten bedroht

rb FRANKFURT A. M., 13. Januar. In dem seit zwei Jahren vom Bürgerkrieg heimgesuchten ostafrikanischen Land Ruanda ist ein Großteil der rund 400 000 Kriegsvertriebenen vom Tod bedroht, weil Hilfen sie nicht erreichen. Darauf weist der entwicklungspolitische Verein Isoko (Internationale Solidarität und Kommunikation) in Frankfurt hin, in dem ehemalige Entwicklungshelfer und in Deutschland lebende Ruandesen zusammenarbeiten. Auch das Innenministerium von Rheinland-Pfalz, das eine Partnerschaft mit dem Land unterhält, schreibt in seinem Informationsblatt Ruanda Revue, daß "500 000 Kriegsvertriebene im Norden Ruandas unter erbärmlichen Verhältnissen in Lagern leben".

Wie Isoko-Sprecherin Hildegard Schürings nach der Rückkehr aus der Not- Region berichtet, leben die von den Rebellen der Ruandischen Patriotischen Front aus der Grenzgegend zu Uganda vertriebenen Menschen in 25 großen und zahlreichen kleinen Camps, die aus "Bananenblätter-Hütten in Sitzhöhe" bestünden und weder gegen "eisige Kälte" (Höhenlage rund 2000 Meter) noch gegen die Regenfälle schützten.

In den Lagern grassierten Masern, Meningitis, Malaria und Hautkrankheiten. "Vor allem Kinder und alte Leute sterben wie die Fliegen", sagt Schürings. In den Camps lebten zudem Tausende von Kriegs- und Aids-Waisen. In einigen stünden maximal zwei Kilo Hirse pro Person und Monat zur Verfügung, in anderen noch weniger. Ausländische Hilfslieferungen würden zum Teil von den Militärs unterschlagen, zum Teil verhindere das Nachbarland Uganda einen Transport. In den Camps gebe es weder Decken noch eine medizinische Versorgung.

Isoko fordert die westlichen Regierungen auf, Druck auf die seit April 1992 verhandelnden Bürgerkriegsparteien auszuüben, endlich ein Friedensabkommen abzuschließen, das die Rückkehr der Flüchtlinge erlaube.

Post-Streit Diskretion Ehrensache

Nein, Herr Merkes ist auch beim dritten Anrufversuch "gerade in einer Sitzung" abgetaucht. Bei der Postbank kann am gestrigen Dienstag deshalb niemand Auskunft geben. Heinz-Hermann Herbers, Sprecher der verfeindeten Schwester Postdienst, geht immerhin ans Telefon. "Die Experten feilen an einer Stellungnahme", hat er schon morgens versichert. Leider, muß er schließlich abends eingestehen, wird das heute aber nichts mehr geben. 24 Stunden sind einfach eine zu kurze Zeit, um ein derart diffiziles Verhandlungsergebnis aufzubereiten.

Was soll's? Immerhin anderthalb Jahre haben sich die "blaue" Postbank und der "gelbe" Briefriese, seit 1989 zwei getrennte Unternehmen, über die Umlage der Schalterkosten bis aufs Messer bekämpft. Da kommt es auf ein paar Tage wohl auch nicht mehr an. Unzählige Gespräche, ein Expertengutachten und selbst ein Ministerspruch haben die Vorstandschefs Günter Schneider (Bank) und Klaus Zumwinkel (Dienst) nicht zum Einlenken bewegen können. Keinen Pfennig mehr als 1,1 Milliarden Mark will das vom Kundenschwund bedrohte Geldhaus seiner Schwester jährlich für die Mit-Nutzung der 27 000 Verkaufsstellen bezahlen. Diese aber fordert 1,9 Milliarden Mark.

Am Montag nachmittag nun hat das Post-Direktorium, dem auch Telekom- Boß Helmut Ricke angehört, unter dem Druck des Poststrukturgesetzes in letzter Minute den Milliarden-Streit entschieden. Doch einig sind sich die zänkischen Manager noch immer nicht. Weshalb sonst hätten sie den gestrigen Tag mit Hadern verbracht, ob überhaupt etwas und wenn ja was veröffentlicht werden solle?

Irgendwann in den nächsten Wochen, da sind wir unbesorgt, wird eine Fünf-Zeilen-Meldung auf den Schreibtisch flattern. Von dem erbitterten Kampf, bei dem für die Bank das Überleben und für ihre Schwester die Flächenpräsenz auf dem Spiel steht, wird darin aber nichts stehen.

"Diskretion Ehrensache" steht eben nicht nur auf den blauen Platzhaltern, mit denen die Postbank die Klientel auf Abstand zum Schalter hält. Im Vertreiben der Kunden funktioniert die Zusammenarbeit der Schwestern schon ganz hervorragend. doe

Namen+Notizen

WINFRIED ZIMMERLING aus Rodenbach und ELFRIEDE BÖHME aus Erlensee sind seit 25 Jahren bei der Hanauer Firma Sensycon beschäftigt. Beide arbeiten in der Abteilung Temperatur.Kleine FR

Heute tagt Schulelternbeirat BÜDINGEN. Der Schulelternbeirat der Wolfgang-Ernst-Schule tagt heute, Donnerstag, um 20 Uhr in der Schule.

Wandern auf Mallorca ECHZELL. Der Diavortrag "Mit Bergstiefeln auf Mallorca" von Joachim H. Schulte steht im Mittelpunkt des Treffens des Alpinen Stammtisches Wetterau am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr in der Horlofftalhalle. An diesem Abend können wie immer alpine Literatur und Ausrüstung ausgeliehen werden. Außerdem soll eine Wanderung am Sonntag, 24. Januar, im Gebiet zwischen Ulfa und Stornfels besprochen werden.

Bebauungsplan "Reithalle" MÜNZENBERG. Mit dem Bebauungsplan "Unter der Reithalle" in Münzenberg befaßt sich der Planungs- und Umweltausschuß des Stadtparlamentes am 1. Februar, um 19 Uhr im Sitzungsraum der Stadtverwaltung in Gambach.

Feuerwehr lädt zum Turnier ECHZELL. Ab sofort können sich Mannschaften zum Hallenfußballturnier der Freiwilligen Feuerwehr Bisses anmelden, das am Samstag, 20. Februar, in der Sporthalle Echzell ausgetragen wird. Interessierten Mannschaften wird empfohlen, bis spätestens 1. Februar die Startgebühr von 60 Mark auf das Konto 10 85 00 69 98 der Sparkasse Wetterau (BLZ 518 500 79) einzuzahlen.

Skelette erzählen ECHZELL. Der Anthropologe Peter Blänkle aus Offenbach wird am 2. Februar, in Echzell über das Thema "Skelette erzählen" referieren. Zu dem Vortrag lädt der Geschichtsverein Echzell ein.

Musikverein wählt Vorstand ECHZELL. Alle Mitglieder lädt der Musikverein Echzell am Freitag, 22. Januar, ab 20 Uhr in die Horlofftalhalle ein. Wichtigster Tagesordnungspunkt der Mitgliederversammlung ist die Neuwahl des Vorstandes.

Tennis für alle BUTZBACH. Zu einem Tennisturnier für jedermann lädt die Tennisabteilung des TV 1898 Gettenau am Samstag, 16. Januar, ab 19 Uhr in die Tennishalle Butzbach ein. Anmeldungen nimmt unter Tel. 06035 / 3463 Herr Liepold entgegen.

Sportschützen bitten zum Essen ECHZELL. Die Echzeller Sportschützengemeinschaft lädt alle Mitglieder, Freunde und Gönner am Donnerstag, 14. Januar, zum traditionellen Heringsessen in das Schützenhaus ein. Dabei können Interessierte auch ihre Schießkunst beweisen.Vdk-Versammlung ECHZELL. Zur Jahreshauptversammlung lädt die VdK-Ortsgruppe Bingenheim am Mittwoch, 20. Januar, ab 15 Uhr in die Gaststätte "Zum Landgrafen".

JOHANN UBL, ehemaliger Chef der Staatssicherheit von Annaberg-Buchholz, hat mehrfach die Aussage vor dem sächsischen Sonderausschuß zur Aufklärung des SED-Unrechtes verweigert. Deswegen will nach Aussage des Ausschußvorsitzenden und SPD-Landtagsabgeordneten Klaus Dreikopf der Ausschuß Erzwingungshaft beim Dresdner Amtsgericht beantragen. Damit solle auch die Aussagebereitschaft der noch zu vernehmenden Ex-Stasi-Mitarbeiter beeinflußt werden, sagte Dreikopf.

Die AOK informiert über Ernährung bei Diabetes

BAD HOMBURG. "Richtige Ernährung bei Diabetes mellitus" nennt die AOK Hochtaunus einen Kurs, der am Dienstag, 19. Januar, beginnt und insgesamt drei Dienstage dauert; jeweils von 18 bis 19.30 Uhr im AOK-Haus, Basler Straße 2. Kursleiterin und Ernährungsberaterin Esther Linker rät wegen der großen Nachfrage, sich schnell anzumelden: Telefon 0 61 72 / 272 - 231. ill

Huke läßt Parkverbot überprüfen Kronthaler Straße soll entschärft werden / Bald Ortstermin

KÖNIGSTEIN. In der Kronthaler Straße in Mammolshain könnte das umstrittene Parkverbot bald wieder aufgehoben werden. Bürgermeister Bertram Huke (CDU) sagte der FR, daß er für die abschüssige Straße beim zuständigen Regierungspräsidium in Darmstadt "Tempo 30" beantragt habe. Bei einem Ortstermin mit der Straßenverkehrsbehörde, den der Bürgermeister für das "erste Vierteljahr 1993" erwartet, könnte dann auch über neue Haltezonen für Autos gesprochen werden.

Anwohner beklagen, daß viele Autofahrer dort tüchtig auf die Tube treten, seitdem in der Straße keine parkenden Fahrzeuge mehr den Verkehrsfluß hemmen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem schweren Unfall komme.

Umstritten ist die Regelung vor allem im unteren Straßenabschnitt, wo auch einige Geschäfte sind. Daß die Autos dort vor dem Parkverbot vorsichtiger fahren mußten, räumt auch Huke ein. Andererseits hätten sie ungünstig abgestellten Wagen immer wieder auf die Gegenfahrbahn ausweichen müssen, was zu "gefährlichen Situationen" geführt hätte.

Dennoch sei das eingeschränkte Halteverbot "nicht mein politischer Wille" gewesen, erklärt der Bürgermeister. Vielmehr hätten "dürre Rechtsvorschriften" seine Behörde zum Handeln gezwungen. Die Entscheidung könne jedoch wieder revidiert werden, wobei man aber den durch Parker gebremsten Verkehr gegen die bessere Übersicht abwägen müsse, die es jetzt an den neuralgischen Punkten gebe.

Der Ortsbeirat Mammolshain hatte die Kronthaler Straße in seiner Sitzung am Montag abend auch auf der Tagesordnung. Dort wurden noch einmal die Forderungen nach einem ampelgesicherten Fußgängerüberweg erneuert. Huke versicherte, daß die Ortsbeiratsanregung bei dem Ortstermin ebenfalls geprüft werde, den er beim Regierungspräsidenten und der Kreisverkehrsbehörde beantragt habe. mak

UN verhaften Kambodschaner

PHNOM PENH, 12. Janaur (AFP). Angehörige der UN-Friedenstruppen in Kambodscha haben erstmals von ihrem Recht Gebrauch gemacht, Festnahmen vorzunehmen. Wie UN-Sprecher Eric Falt am Dienstag mitteilte, wurde ein Mann festgenommen, der das Büro einer Oppositionspartei mit einem Beil zerstört haben soll. Das Recht auf Festnahmen war den Truppen der Vereinten Nationen (UN) in der vergangenen Woche zugestanden worden. Vertreter mehrerer Oppositionsparteien hatten sich zuvor wiederholt darüber beschwert, daß die Blauhelme Angriffe auf ihre Mitglieder und Einrichtungen nicht verhinderten.

In dem vorliegenden Fall hatten Mitarbeiter der Oppositionspartei FUNCINPEC den UN-Soldaten am Montag in der ostkambodschanischen Provinz Prey Veng mitgeteilt, fünf Männer verwüsteten ihr Büro mit Beilen und vernichteten Dokumente. Wie Falt weiter mitteilte, konnten vier der Männer entkommen. Der Festgenommene gehört den Angaben zufolge der regierenden Kambodschanischen Volkspartei an. Die kambodschanische Regierung hatte Vorwürfe, ihre Anhänger seien an den Angriffen beteiligt, stets zurückgewiesen und statt dessen Agenten der Roten Khmer verantwortlich gemacht.Sturm riß Dach einer Tankstelle weg

NIED. Die Hälfte des 200 Quadratmeter großen Flachdaches über der Werkstatt der DEA-Tankstelle in der Nieder Oeserstraße ist dem Wintersturm am Montag abend gegen 21 Uhr zum Opfer gefallen. Wie die Feuerwehr mitteilt, rissen orkanartige Böen die Bitumenschichten vom Gebälk. Acht Männer von der Wehr mußten etwa zwei Stunden lang verhindern, daß das Dach herabstürzte und Menschen sowie geparkte Autos gefährdete. Mit Folien und Sandsäcken gelang es, das entstandene Loch provisorisch zu flicken. Den Schaden schätzen die Brandhüter auf 80 000 Mark. gre

Anhang Spitze

für Katharina Sperber

Honeckers Anwälte Friedrich Wolff, Nicolas Becker und Wolfgang Ziegler beantragten unmittelbar nach der Entscheidung des Verfassungsgerichts bei der zuständigen Kammer des Landgerichts, den Haftbefehl gegen Honecker aufzuheben und ihn aus der Haft zu entlassen. Die zuständige Kammer tagt bei Redaktionsschluß noch.

HEUTE LESEN SIE

Israel Araber fordern Strafe Seite 2

Leitartikel Abschied vom Lehrling? Seite 3

Ostdeutsche Rentner In Richtung Altersarmut Seite 4

Schwaetzer-Parallele in NRW Brusis warb für Unternehmen Seite 5

Wirtschaft Preiskrieg bei Computern Seite 12

Medienrundschau Streit um DSF spitzt sich zu Seite 14

Sport Blauer Brief ans Internat Seite 20

Frankfurt Stadt streicht Stellplätze Seite 23

Hessen Die Finanzlage der Kommunen Seite 29

Kulturspiegel Wandbild bei IG Metall Seite 28

Aus aller Welt Regierung gibt Bunker auf Seite 34

Fernsehen und Funk Seiten 8+9

Börse Seite 13

Filmspiegel Seite 22

Roman Seite 24

Freie Aussprache Seite 26

Jugendrotkreuz gründet eine neue Kindergruppe

BAD HOMBURG. "An alle Kids" im Alter zwischen acht und elf Jahren wendet sich das Jugendrotkreuz. Die Kinder sind eingeladen, am 20. Januar, von 17.30-19 Uhr ins DRK-Zentrum, Promenade 5, zu kommen - denn da gibt es eine neue Gruppe, die sich jede Woche treffen soll. Die Gruppenleiterinnen Larissa Hainz und Ronja Pawelczyk bieten an: Spielen, Geschichten erzählen, Basteln, Malen, Schwimmen, ins Zeltlager fahren, Erste Hilfe lernen. Genaueres am Mittwoch.

Kontakt: Tel. 0 61 72 / 10 04 97. ill

Grüne rennen offene Türen ein Anträge zur Verkehrsberuhigung demnächst im Stadtparlament

USINGEN. Die Grünen sehen Gefahren für die Kinder der Grundschule in der Wilhelm-Martin-Dienstbach-Straße: Sehr oft werde mit nicht angepaßter Geschwindigkeit in der Straße gefahren, selbst die noch erlaubten 50 Stundenkilometer seien manchem Autofahrer offensichtlich noch zu wenig. "Die Abschüssigkeit der Straße begünstigt das dortige Rasen zusätzlich", erklärt Raymond Hahn für die Fraktion der Grünen im Stadtparlament. In der nächsten Stadtverordnetensitzung werde seine Fraktion deshalb für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 Stundenkilometer plädieren. Zusätzlich zu Tempo 30 möchten die Grünen Straßenschwellen oder Poller. Fahrzeuge, die gegenüber der Bushaltebucht parkten, verengten nämlich sehr die Fahrbahn. Kinder, die die Straße überqueren, würden deshalb oftmals zu spät erkannt; im Bereich der Grundschule fordert Hahn eine absolute Halteverbotszone. Die Finanzierung dieser Veränderungen sehen die Grünen bereits gesichert: "Da Mittel zur Verkehrsberuhigung schon im Haushalt für 1993 enthalten sind, könnte man das Geld für die Wilhelm-Martin-Dienstbach-Straße ohne weiteres hierunter fassen", erklärt der Sprecher.

Mit ihren Forderungen treffen die Grünen offenbar auf offene Ohren: Der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann sagt, daß man die verkehrsberuhigenden Maßnahmen "im Prinzip" schon längst angehen wollte. "Die Aufträge wurden erteilt, eigentlich hätte es nach unseren Vorstellungen schon vor Weihnachten losgehen sollen. Wegen der Feiertage hat sich aber alles etwas verzögert", so Ortmann. Gedacht sei an einen Fußgängerüberweg mit Zebrastreifen - und die von den Grünen geforderten Straßenschwellen.

In punkto Geschwindigkeitsreduzierung sei hingegen noch nichts entschieden worden: "Das muß erst noch mit der Polizei abgesprochen werden." Auch diese Maßnahme sei jedoch "grundsätzlich gewollt".

In einem weiteren Antrag fordern die Grünen einen Fußgängerüberweg auf der Hattsteiner Allee in Höhe der Herzbergstraße. Dies entspreche dem Wunsch vieler Eltern im Neubaugebiet; ihre Kinder seien auf dem Weg zur Konrad-Lorenz- Schule oder zur Grundschule von Autos gefährdet. jd

Kleine FR

Zwei Verletzte bei Autounfall BAD HOMBURG. Leicht verletzt wurden zwei Autofahrer, die am Montag morgen mit ihren Wagen an der Kreuzung Zeppelin-/Siemensstraße zusammenstießen. Dabei wurde noch ein drittes Fahrzeug beschädigt. Gesamtschaden: 20 000 Mark. Mitgliederversammlung der DRG BAD HOMBURG. Die Deutsch-Russländische Gesellschaft (DRG) lädt ein zur Mitgliederversammlung am Donnerstag, 14. Januar, um 19.30 Uhr im Salon des Kurhauses. Schulfragen des Hintertaunus BAD HOMBURG. Schulthemen aus dem Usinger Land beschäftigen den Schulausschuß des Kreistags am Montag, 18. Januar, 18 Uhr, im Landratsamt. Zur Sprache kommen die Schulen in Riedelbach, Neu-Anspach, Usingen und Grävenwiesbach.Neujahrsempfang mit Küchler-Rede BAD HOMBURG. Über "wirtschaftspolitische Zielsetzungen - Kommunalwahl '93 in Hessen" spricht der Kronberger Landtagsabgeordnete Wilhelm Küchler beim Neujahrsempfang der Bad Homburger CDU am Mittwoch, 20. Januar, ab 19.30 Uhr in der Gaststätte "Zum Alten Schlachthof". Küchler ist Vize-Vorsitzender und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag. Dornholzhausen wählt Wehrführer BAD HOMBURG. Zu ihrer Jahreshaupt- und Mitgliederversammlung lädt die Feuerwehr Dornholzhausen für Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr, ins Gerätehaus in der Valkenierstraße ein. Die gesamte Führung soll neu gewählt werden. Der seitherige Wehrführer Christian Broweleit ist zur Wiederwahl vorgeschlagen.

Auto stürzte von Brücke in Anlage Polizei: zu schnell gefahren

NIED. Wegen überhöhter Geschwindigkeit auf der regennassen Fahrbahn verlor ein 26jähriger Griesheimer am Dienstag gegen 2 Uhr morgens in Höhe der Einmündung Oeserstraße / Alt Nied die Kontrolle über seinen VW Polo, schleuderte, durchbrach ein Brückengeländer und stürzte mehrere Meter die Böschung hinunter. In einer Grünanlage kam das Auto zum Stehen - nur wenige Zentimeter von der Nidda entfernt. Der Fahrer verletzte sich leicht.

Als die Polizei eintraf, war nur noch der angetrunkene 21jährige Fahrzeughalter aus Nied am Unfallwagen. Wie die Beamten weiter mitteilen, beschuldigte der einen Unbekannten, gefahren zu sein. Doch dieser entpuppte sich letztlich als Schwager.

Da sich während der Vernehmung beide gegenseitig anzeigten, wurde auch von beiden der Führerschein sichergestellt und eine Blutprobe angeordnet. gre

Fliesentest kurz vor Ende der Garantie

Titus-Thermen: Mängelsuche im Becken

Im großen Abenteuer- und Erlebnisbecken der Titus-Thermen saß man in den vergangenen Tagen auf dem Trockenen. Seit Montag war das Bad geschlossen. Heute wird es wieder geöffnet. Statt der Schwimmer waren zwei unabhängige Sachverständige zwei Tage lang im Bekken auf Mängelsuche. Mit einem Hämmerchen bewaffnet, klopften die beiden von der Frankfurter Aufbau AG (FAAG) bestellten Spezialisten die 250 Quadratmeter große Fliesenfläche auf der Suche nach Hohlstellen ab.

Am 16. März läuft die Frist für die "Gewährleistung" (entspricht der Garantie) ab - und bis dahin möchte man sich bei der Stadion GmbH und der FAAG Klarheit darüber verschaffen, ob und wieweit die Baufirma für etwaige Schäden zur Verantwortung gezogen werden kann oder ob es sich bei dem einen oder anderen Mangel schlicht um Verschleißerscheinungen handelt.

Ob Pfusch oder nicht, dazu mag sich zur Zeit weder Betriebsleiter Peter Schmidt noch der Geschäftsführer der städtischen Stadion GmbH Helmut Zirkelbach äußern. Für solche Aussagen sei es noch "zu früh". Man wolle das Gutachten der Sachverständigen abwarten.

Mängel und Pannen sind in den Titus- Thermen nichts Neues. Bereits im Frühjahr 1992, kurz nach der Eröffnung des neuen Bades im Nordwestzentrum, waren in einem anderen Schwimmbecken lose Fliesen entdeckt worden. Auch damals hatte die Stadion GmbH das Schwimmbad für kurze Zeit schließen müssen, um den Schaden zu beheben. "Einige Quadratmeter" (Schmidt) Fliesenfläche seien auch diesmal ausgewechselt worden, da sich unter ihnen Hohlstellen befunden hätten. "Das heißt allerdings noch lange nicht, daß sie undicht sind", erklärt er. Der Mörtel, mit dem die Fliesen befestigt worden sind, werde nun genauestens untersucht, und erst dann könne eine Aussage darüber gemacht werden, ob bei der Verlegung geschlampt worden sei. Als mögliche Ursache für die "Undichtigkeiten", die sich zum Beispiel als Wasserflecken an den Decken der Räume unter dem Becken zeigten, kommen aber auch kaputte Dichtungen in Frage. "Es ist sogar möglich, daß die Naßstellen noch mit dem ersten Kachelschaden im Mai 1992 zusammenhängen", meint Helmut Zirkelbach. Um dies herauszufinden und eventuellen weiteren Mängeln auf die Spur zu kommen, ist jetzt die große Generalinspektion in der Nordweststadt angesagt.

Im Zuge der Prüfung wurden bis zur Wiedereröffnung am heutigen Freitag in den Titus-Thermen auch andere Reparaturen erledigt, solche, "die in jedem Bad mit der Zeit anfallen", wie Zirkelbach versichert. Kaputte Schlösser an Umkleidekabinen müssen ausgewechselt, Dichtungen erneuert, Lampen von Unterwasserscheinwerfern ausgewechselt und die "Wasserorgel" muß instand gesetzt werden. reu

Frau um 20 000 Mark bestohlen Vier Männer gaben sich als Kriminalbeamte aus

Vier Diebe, die sich als Polizisten ausgegaben, haben jetzt einer 70 Jahre alten Frau in Sachsenhausen 20 000 Mark gestohlen. Wie die Polizei mitteilte, hatten die Männer um 17.15 Uhr an der Wohnungstür in der Mörfelder Landstraße geklingelt und sich als Kriminalbeamte ausgegeben. Einer der Täter hielt der alten Frau kurz eine Blechmarke hin und erklärte, es sei eingebrochen worden und sie wollten nachsehen, ob in der Wohnung etwas gestohlen worden sei.

Die 70jährige hastete zu einer Schublade im Schlafzimmer, in dem sie ihr Geld aufbewahrt hatte, und zeigte es den vermeintlichen Kriminalbeamten. Die lockten sie in die Küche, lenkten sie ab und verschwanden dann mit dem Geld. Die 70jährige bemerkte den Verlust erst, als die Männer längst fort waren. Über das Aussehen der Täter konnte die Frau nicht mehr sagen, als daß es sich um rund 50jährige Deutsche gehandelt habe. In diesem Zusammenhang warnt die Polizei zumal ältere Leute noch einmal eindringlich, der bloßen Behauptung solcher Täter, sie seien Polizeibeamte, Mitarbeiter des Sozial- oder Ordnungsamtes, der Krankenkasse, der Rentenversicherung oder der Stadtwerke unbesehen zu glauben. Grundsätzlich sollte man die Wohnungstür nur mit vorgelegter Sperrkette öffnen. Vorgebliche Amtspersonensollte man nur dann in die Wohnung lassen, wenn sie sich bereit erklärt haben, ihre Dienstausweise zur Nachprüfung auch aus den Händen zu geben. Ein Polizeisprecher: "Wer tatsächlich von einem Amt oder der Polizei kommt, hat dafür Verständnis." Auch wer Uniform oder Uniformteile trage, müsse nicht automatisch vertrauenswürdig sein. Trickdieben und Betrügern falle es leicht, sich ein seriöses Äußeres zu verschaffen. enk

Winterurlaub um den . . .

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern während der ersten Stunde des Handels nur geringfügig um rund einen Punkt geklettert. Am Vortag hatte er um 11,08 auf 3262,75 Zähler zugelegt.

In Tokio stieg der Nikkei-Index für 225 führende Titel am Dienstag um 91,50 auf 16 681,05 Einheiten.

Noch immer Angst vor dem großen grünen Bruder Die Ökopartei und das Bündnis 90 müssen sich vereinigen, denn sonst droht die politische Selbstentleibung

Die Tische bilden zwar ein langgestrecktes Viereck. Doch für Werner Schulz, Heiko Lietz, Eberhard Wagner und ihre Mitstreiter aus dem Bündnis 90 stimmt die Form gleichwohl. Beim letzten Vorbereitungsgespräch für die "Vereinigungsparteitage" von Grünen und Bündnis 90 am kommenden Wochenende in Hannover ging es am Sonntag in der Kasseler Mensa so kooperativ zu wie an den Runden Tischen, an denen vor nicht allzulanger Zeit das Schicksal des Staates DDR besiegelt wurde. Von Peter Ziller (Bonn)

Nach dieser Diskussion, sagt Lietz, sei er zuversichtlich, daß seine Freunde in Hannover den ausgehandelten Kooperationsvertrag mit den notwendigen zwei Dritteln der Stimmen billigen werden. Burghard Brinksmeier probt schon einmal sein Plädoyer: Den beiden Partnern sei ein "guter Vertrag gelungen" und sie seien "fair miteinander umgegangen". Und weil sich in Kassel abzeichnet, daß die in der Verhandlungsphase "GeOrg" getitelte "Gemeinsame Organisation" wohl "Bündnis 90/Die Grünen" getauft wird, schwinden bei Brinksmeier die "Bauchschmerzen".

Das Treffen im Nordhessischen war auf Vorschlag des Wiesbadener Ministers Joschka Fischer zustande gekommen, um die heikle Frage des künftigen Parteinamens vorab zu klären. Im Oktober hatten die Grünen bei einem Länderrat mit überwältigender Mehrheit den Wunsch des Bündnis 90 abgeschmettert, sein Name müsse im gemeinsamen Namen vor dem Querstrich stehen. Dies war nicht der einzige Korb gewesen, den sich die ostdeutschen Bürgerrechtler damals einhandelten. Abgelehnt wurden zudem eine gewünschte Parität bei der Besetzung des Bundesvorstandes. Darüber hinaus erlebten sie, daß eine prominente Grüne den mühsam erarbeiteten programmatischen "Grundkonsens" als "Entsorgung der grünen Programmatik" abkanzelte. Womit die Gespräche wieder einmal auf einem Tiefpunkt angekommen waren.

Der zeitweise drohende Abbruch der Gespräche reinigte das Klima. Bis auf die beiden Problemkreise Frauenstatut und Name gelang eine Annäherung in allen strittigen Punkten. Alle Landesverbände außer Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt signalisierten inzwischen ausdrücklich, daß sie den Zusammenschluß mit dem Bündnis nicht am Vorrang für den eigenen Namen scheitern lassen wollen.

Die Harmonie rund um die Mensatische könnte sich freilich als trügerisch erweisen. Das beschworene Verständnis füreinander und die gefeierte Einsicht beim großen grünen Bruder waren zumindest teilweise durch unzureichende Informationen durch den Bundesvorstand erkauft. Dem liegt nämlich seit 17. Dezember 1992 ein Brief des Bundeswahlleiters vor. Der stellt klar, daß nach dem Parteiengesetz "Gebietsverbände den Namen der Partei unter Zusatz ihrer Organisationsstellung führen" müssen.

Nach der Fusion könnten sich etwa Bayerns Grüne auf Wahllisten, aber auch öffentlich bloß noch als "Bündnis 90/Die Grünen Landesverband Bayern der Grünen" präsentieren. Gerald Häfner, Vorstandssprecher im Freistaat, findet den Vorgang "ärgerlich". Mangels rechtzeitiger Klarstellung hatte er nämlich Orts- und Kreisverbände informiert, auch nach der Fusion könne auf Landesebene weiterhin der alte Titel an vorderster Position herausgestellt werden.

Auf Häfners moderate Rüge für den grünen Bundesvorstand könnte in der Hannoveraner Niedersachsenhalle ein viel dissonanteres Echo folgen. Auf den einprägsamen und politisch griffigen Namen wollen an der Basis viele nicht verzichten. Zumal die Argumente für ein Zugeständnis an die Bürgerbewegung sich aus westdeutscher Sicht auf eine weder zu beweisende noch zu widerlegende Unterstellung reduzieren lassen: Heißt das Kind nicht Bündnis 90/Die Grünen, dann stimmen die gleichzeitig in Hannover tagenden Delegierten der Bürgerrechtsbewegung der Fusion nicht mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit zu; und sollte diese Hürde doch genommen werden, fiele möglicherweise bei der für Mai angesetzten Urabstimmung im Bündnis 90 der Hammer.

Michael Vesper, Grüner aus Nordrhein- Westfalen und damit aus dem mitgliederstärksten Landesverband, warnt vor Schaukämpfen: "Die Namensfrage kann nicht die Bühne sein, auf der wir die ganzen Vereinigungsverhandlungen nochmals nachspielen." Die Gefahr, daß vor den Delegierten die Opfer der eigenen Seite nochmals pointiert dargestellt werden, um dann beim Namen Zugeständnisse einzuklagen, ist durchaus gegeben. In Kassel skizziert Christiane Ziller, die für das Bündnis 90 verhandelt, Enttäuschungen (nur eingeschränktes Vetorecht bei Ost-Entscheidungen), Mißerfolge (keine Parität im Vorstand) und Zugeständnisse ("Wir treten bei"), die als Stoff für ein brisantes Drehbuch taugten. "Wer trägt das größere Risiko, wer erleidet den größeren Identitätsverlust?" Für die Mitarbeiterin des Bündnis-Bundestagsabgeordneten Konrad Weiß stehen Antwort und Lösung fest. Beim Namen fordert sie den Vorrang für ihre Organisation. Das gehaltvolle Argument, Bündnis 90 sei "das einzige Überbleibsel", mit dem die Ex-DDR-Bürger sich identifizierten, geht über den so erzeugten Druck fast unter.

Auch Brinksmeier schwankt zwischen Optimismus und düsteren Visionen. Eine "schleimige Diskussion", mittels des im Osten so negativ besetzten Begriffes "Beitritt", könne die Kooperation scheitern lassen. Günther Nooke, Vorsitzender der Bündnis-Fraktion im Brandenburger Landtag, wirbt nach Brinksmeiers Beobachtung nach wie vor um eine Sperrminorität gegen einen Zusammenschluß. Der Brandenburger macht aus seinem Mißtrauen gegen die Grünen kein Hehl. Die stehen für seinen Geschmack zu weit links und finden nicht die richtige Mischung zwischen der für ihn wichtigeren Ökonomie und der Ökologie. Brinksmeier glaubt nicht, daß Nooke mit einer liberal- ökologischen Partei bloß auf Landesebene liebäugelt. "Der hat die Bedeutung einer bundesweiten Option begriffen." Doch da habe er auf Dauer nur eine Chance, "wenn das Projekt Bündnis 90/ Grüne scheitert".

Hiervor warnt nach einer Reise in den Osten auch der Hesse Fischer. Dort verlaufe die Diskussion entlang der Namensfrage und der dem Bündnis 90 abverlangten Selbstauflösung. Formal treten die derzeit knapp 3000 Bürgerrechtler nämlich der grünen Partei bei. Kommen die notwendigen Mehrheiten nicht zusammen, ist für Fischer der "Tatbestand der Selbstentleibung" erfüllt. Eine weitere Legislaturperiode ohne Grüne im Bundestag, in den Hessens Umweltminister 1994 zurückkehren möchte, hielte er nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Wiedererstarkens des rechtsradikalen Lagers für eine "Katastrophe". "Ich sehe keine Verwässerung grüner Programmatik", betont Fischer. Die Partei mit ihren rund 37 000 Mitgliedern habe einen Ökosozialisten-Flügel, den wolle er nicht verlieren. Und Konrad Weiß werde damit leben müssen, daß er, Fischer, von sich sage: "Natürlich bin ich ein Linker."

Schulz hält es für wichtig, die Jahreszahl 90 im Parteinamen herauszustellen. "Da seid ihr aus dem Bundestag rausgeflogen", erinnert es seine neuen politischen Freunde daran, daß sie damals im Wahlkampf fahrlässigerweise das "Thema deutsche Einheit im Ozonloch verschwinden" ließen.

Im Blickpunkt: Menschenwürde Honeckers Grundrecht gilt auch in Berlin

Vorfahrt für die Menschenrechte gab das Bundesverfassungsgericht, als es das Urteil eines Mauerschützenprozesses bestätigte und sich dabei auf "überpositive elementare" Grundrechte berief. Vorrang für die Menschenwürde räumte am Dienstag das Berliner Verfassungsgericht ein, als es entschied, daß dieses Grundrecht selbst dem mutmaßlich Höchstverantwortlichen für die Todesschüsse an der früheren deutsch-deutschen Grenze nicht vorenthalten werden könne. Was Menschenwürde im Fall des einstigen DDR-Regierungschefs Erich Honecker bedeutet, brachten die Verfassungsrichter auf einen eindeutigen Begriff: das Recht eines Menschen, in Würde sterben zu dürfen. Menschenwürde, so urteilten die neun Berliner Verfassungsrichter, sei ein tragendes Prinzip der Verfassung, das uneingeschränkt auch gegenüber dem staatlichen Strafvollzug und der Strafjustiz zu gelten habe. Die Fortführung eines Verfahrens gegen einen Angeklagten, "von dem mit Sicherheit zu erwarten sei, daß er vor Abschluß der Hauptverhandlung und mithin vor einer Entscheidung über seine Schuld oder Unschuld sterben werde", verletze die Menschenwürde. Der gesetzliche Zweck eines Strafprozesses könne somit nicht mehr erreicht werden.

Zwar verpflichte die Berliner Verfassung nicht ausdrücklich die Organe der staatlichen Gewalt, die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Doch in eine Landesverfassung wirkten die Grundrechte der Bundesverfassung hinein. Somit habe das Land Berlin das ungeschriebene Bekenntnis zur Menschenwürde in allen Entscheidungen zu berücksichtigen.

Dieses Grundrecht diene dazu, den Menschen wirksam vor staatlichen Eingriffen in seine Menschenwürde zu schützen. Daher betrachteten sich die höchsten Richter Berlins als zuständig bei der Überprüfung der nun beanstandeten Entscheidungen von Strafkammer und übergeordnetem Kammergericht. Die Verfassungsrichter ließen es dabei nicht an deutlichen Vorwürfen mangeln.

So habe das Kammergericht noch nicht einmal überprüft, ob Grundrechte des Angeklagten bei Fortdauer des Verfahrens und der andauernden Haft verletzt würden, obwohl laut Bundesverfassungsgericht die unheilbare Krankheit eines Menschen einen "absoluten Aufhebungsgrund" für die Untersuchungshaft darstellt. Auch die Strafkammer habe ihre verfassungsrechtlichen Überlegungen nur auf ihre Pflicht zur Strafverfolgung bezogen.

Die Entscheidung des Berliner Verfassungsgerichtes, die dem Todkranken zumindest noch einen kurzen Weg in die Freiheit eröffnet, wäre ohne Wende und deutsche Wiedervereinigung undenkbar gewesen. Denn erst mit Wegfall der alliierten Vorbehalte erhielt das Land Berlin das Recht auf höchstrichterliche Rechtsprechung. INGE GÜNTHER (Berlin)

Weihnachtsbäume werden erst später abgeholt

USINGEN. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, daß es aus organisatorischen Gründen nicht möglich ist, am 15. Januar die Weihnachtsbäume in den Stadtteilen Usingen, Merzhausen und Wilhelmsdorf abzuholen. Die Abfuhr erfolge stattdessen am folgenden Montag, 18. Januar.

Die Abfuhr in den Stadtteilen Eschbach, Kransberg und Wernborn hingegen verläuft planmäßig. jd

Wie ist es um den Bus- und Bahnverkehr bestellt?

KELKHEIM. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) haben als nächsten Themenschwerpunkt den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ausgesucht. Dabei geht es ihnen um die speziellen Bedürfnisse von Frauen und älteren Menschen, da sie zur Wahrung ihrer Lebenschancen auf Mobilität angewiesen sind. Der ÖPNV lasse an diesen Vorgaben gemessen meist viele Wünsche offen.

Wie sieht es im Raum Kelkheim aus? Um abschätzen zu können, was getan werden muß, bittet die AsF um Anregungen. Frau Sudhof (Tel. 0 61 95 / 53 55) nimmt sie entgegen. set

Oberbürgermeister von Schoeler: Fremdenfeindlichem Gerede sogleich widersprechen Taxifahrer: Mein Freund ist Ausländer 50 Wagen vor dem Römer

"Da heiratet wohl ein Taxifahrer", meinte eine Passantin auf dem Römerberg, angesichts der vielen Gefährte. Nein, nein, entgegnete ihr ein Taxichauffeur und wies mit dem Zeigefinger auf sein Gefährt: "Mein Freund ist Ausländer", hieß es da auf einem großflächigen Aufkleber.

Mit diesem Bekenntnis auf der Autotür wollen Frankfurter Taxifahrer künftig durch die Stadt fahren. Den Anfang machten gestern zirka 50 Fahrerinnen und Fahrer, die eine Runde auf dem Römerberg drehen durften, um ihre Aktion gegen Ausländerfeindlichkeit vorzustellen.

Mit der Initiative, die von Mercedes- Benz unterstützt wird, will das Gewerbe Farbe bekennen. Die Aufkleber seien ein Zeichen "der Solidarität mit unseren ausländischen Mitbürgern", sagte Horst Kasper von der Frankfurter Taxivereinigung. Auch die ausländischen Kollegen schloß er in seinen Appell für ein freundliches Miteinander ein. Mit 210 Unternehmern und fast 1000 Fahrern sind Ausländer im Taxigewerbe stark vertreten. Und sie bekommen immer wieder zu spüren, daß Fahrgäste ihre Dienste ablehnen.

"Manche Leute verlangen bei der Bestellung einen deutschen Fahrer", sagte Herwig Kollar, Geschäftsführer der Frankfurter Taxiunion. Am Flughafen oder am Bahnhof, ergänzte ein Fahrer, würden manche Kunden vorbei gehen, wenn sie erkennen, daß ein Ausländer am Steuer sitzt. "Ganz selten" sei er auch beschimpft worden, sagte ein türkischer Kollege, der seit 1968 in der Bundesrepublik lebt. Anders als früher, beschweren sich die Fahrer jetzt auch bei der Taxivereinigung über Anfeindungen aller Art. Die Welle der Solidarität in den vergangenen Wochen hat freilich nach Ansicht eines israelischen Taxichauffeurs den Umgangston verbessert: "Wir werden etwas mehr toleriert."

Da 35 Prozent der Kundschaft ausländische Besucher sind, bekommen die Fahrer, die aus allen Ländern kommen, auch Zuspruch und Verständnis. Die Gewalttaten Rechtsradikaler sind immer wieder Diskussionsthema, wenn ausländische Fährgaste im Taxi sitzen.

Farbe zu bekennen und, wie die Taxifahrer, Eigeninitiative zu zeigen, hielt auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler für die wichtigste Bürgertugend. Fremdenfeindlichem Gerede müsse gleich widersprochen werden, meinte von Schoeler. "Das dämpft die Bereitschaft, dummes Zeug zu äußern." vo

"Bibel alles andere als ein verstaubtes Buch"

NEU-ANSPACH. Vom Mittwoch, 27. Januar, bis Mittwoch, 3. März, bietet die Kirchengemeinde Anspach ein ungewöhnliches Bibelprojekt mit dem Titel "Macht den Mund auf" an. Mit der Veranstaltung soll bewiesen werden, daß die Bibel "alles andere als ein verstaubtes und konservatives Buch" sei, erklärt die Kirchengemeinde.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehe der Prophet Micha - "ein Typ, der den Mund nicht halten kann und meistens den wunden Punkt in der Politik trifft", sagt die Gemeindepädagogin Hanne Winter. Es sei gewährleistet, daß die Auseinandersetzung mit ihm keine "beruhigende" Wirkung auf den Umgang mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen habe.

Die Treffen finden jeweils mittwochs um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Anspach statt. Anmeldungen müssen bis spätestens 25. Januar bei Hanne Winter, Telefon 0 60 81 / 4 25 45, eingegangen sein. Über die Teilnahme entscheidet die Reihenfolge der Anmeldung, da nur eine begrenzte Teilnehmerzahl möglich ist. jd

Oma wollte nicht aufs Eis Begleitperson zahlt in der Eissporthalle den vollen Preis

"Ein teurer Spaß" sei der Ausflug in die Frankfurter Eisporthalle geworden, berichtet Gudrun Z. aus Dietzenbach. Weil die Kinder der FR- Leserin nicht alleine zum Schlittschuhlaufen in die Stadt fahren sollten, erklärte sich die knapp 70jährige Schwiegermutter bereit, ihre Enkel zu begleiten. Doch an der Kasse gab es eine "wenig erfreuliche Überraschung", sagt Gudrun Z. Die Schwiegermutter sollte den vollen Eisbahn-Eintritt von acht Mark bezahlen, "obwohl sie doch nur zuschauen wollte und keine Schlittschuhe dabei hatte, mit denen sie hätte laufen können". Dies sei, meint die FR-Leserin, "für eine städtische Einrichtung eine sehr erstaunliche Preispolitik".

Nach Ansicht von Otto Junck, dem Leiter der Frankfurter Großsporthallen, ist das schon in Ordnung so: "Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als Begleitpersonen voll zahlen zu lassen." Denn in der Vergangenheit seien häufig schlechte Erfahrungen gemacht worden "mit Leuten, die gesagt haben, sie wollten nur zugucken, und dann sind sie doch gefahren". Auch das Alter einer Begleitperson könne kein Kriterium sein: "Bei uns laufen auch 80jährige", sagt Junck.

Gegenüber anderen zahlenden Gästen sei nicht zu vermitteln, warum bestimmte Einzelpersonen umsonst oder billiger in die Halle dürften. "Das gibt schnell böses Blut an der Kasse", meint Junck. Da es nicht möglich sei, eine Absperrung zwischen Läufern und Zuschauern einzurichten, müsse weiterhin jeder, der hineinwolle, auch zahlen.

Billiger geht's also nur für Inhaber von Schwerbehindertenausweisen oder des "Frankfurt-Passes" (50 Prozent Nachlaß). Auch Schüler und Studenten zahlen nur 5,50 statt acht Mark, einen "Senioren-Rabatt" gewährt die Stadt aber nicht.

Wer jedoch bis zum 22. Januar in die Eissporthalle will, kommt in den Genuß der "Sommerpreise" (5 Mark für Erwachsene, 4 Mark für Kinder und Studenten), den die Hallenverwaltung einräumt, weil der Außenring wegen der Eisspeedway-Meisterschaften in dieser Zeit gesperrt ist. mat

Zeichnungen als Spiegel des Todes Kulturverein zeigt Bilder von Kindern aus Theresienstadt

HOFHEIM. Die Wanderung "zwischen Traum und Tod" will eine gleichnamige Ausstellung mit Bildern von Kindern aus dem Getto Theresienstadt verdeutlichen. Eröffnet wird sie vom Kunstverein Hofheim, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln am Sonntag, 17. Januar, um 11 Uhr im Kleinen Kulturzentrum (Haindl-Hof) in der Hauptstraße 21.

Zur Einführung spricht Professor Gerhard Armanski über das Leben und Sterben der Menschen im Spiegel der Zeichnungen. Er hat die 53 Reproduktionen zusammengestellt, die bis 7. Februar zu sehen sind. Am selben Tag treten Wolfgang Zink und Walter Breinl dort um 20 Uhr mit kritischen Liedern unter dem Motto ". . . schon wieder brennt ein Asylant" auf.

Fast fünf Jahre lang diente die alte Festung Theresienstadt den Nazis als Lager und Schleuse zur Vernichtung von Juden aus vielen Teilen Europas. Daß in dem Universum der Gewalt trotzdem Wunschgebilde, Träume und Sehnsucht nach Schönheit und Würde existierten, will die Ausstellung (täglich von 16 bis 18 Uhr, am Wochenende zusätzlich von 10 bis 12 Uhr geöffnet) dokumentieren. set

Rechtsstaatliche Entscheidung

Der Prozeß gegen den einstigen DDR- Staats- und Parteichef Erich Honecker ist wohl zu Ende. Das Berliner Verfassungsgericht hat Entscheidungen des Land- und des Kammergerichts vom Dezember, das Verfahren gegen den krebskranken 80jährigen fortzuführen, aufgehoben und zurückverwiesen. Das Landgericht ist dieser Entscheidung bereits gefolgt.

Das Verfassungsgericht sieht die Menschenwürde des Angeklagten verletzt. Sie steht Honecker im Rechtsstaat Bundesrepublik wie jedem anderen zu. Sie hat auch bei ihm Vorrang vor dem Strafanspruch des Staates.

Die Entscheidung traf das Gericht eines Staates, den Honecker im Vergleich zur untergegangenen DDR für den erheblich schlechteren hält, dessen Justiz er als "Klassenjustiz" ansieht. Doch es kann kein Grund für die Fortsetzung des Verfahrens sein, daß die DDR Angeklagten keinen annähernd gleichen Schutz der Menschenwürde gewährte, sagt nicht nur der Verfassungshof.

Das bevorstehende Prozeßende für Honecker ist kein Freispruch. Honecker hat, ohne auf den Schuldvorwurf der Anklage einzugehen, die politische Verantwortung für die Untaten der DDR übernommen. In diesem Sinne bleibt er vor der Geschichte schuldig. Dieses Urteil wiegt schwerer als jeder juristische Schuldspruch.

Jetzt können nur noch Historiker entlastende Umstände zusammentragen: Wieweit banden ihn sowjetische Vorgaben? Sah er nicht schärfer als andere die Gefahr eines Atomkriegs, ein Schlachtfeld Deutschland und versuchte es zu verhindern? Die Justiz kommt um die Entscheidung herum, ob Tote an der Mauer dafür "ein Preis" waren. zba

Die FAG verabschiedet verdiente Mitarbeiter

Gleich zwei Führungskräfte der Flughafen AG gehen in den Ruhestand. Manfred Kölsch war 19 Jahre lang für etwa 12 000 Mitarbeiter der FAG zuständig: Seit 1974 leitete er die Abteilung Personal- und Sozialwesen.

Alfred Peter kam 1970 zur FAG und wurde kurz darauf Hauptstellenleiter in der Personalverwaltung. 1982 zog er als Abteilungsdirektor ins neue Schulungszentrum. Daneben war er unter anderem Mitglied des Prüfungsausschusses "Ausbilder-Eignungsprüfung" bei der IHK Friedberg und Dozent für Arbeits- und Berufspädagogik beim Hessischen Arbeitgeberverband. Die beiden Pensionäre werden heute in einer gemeinsamen Feierstunde verabschiedet. Peter wird kurz darauf zu Hause an den Schreibtisch zurückkehren. Er will das Anfangskapitel für sein erstes Buch schreiben: über Arbeits- und Berufspädagogik. abi

Geißler wehrt sich gegen Kohl

BONN, 12. Januar (Reuter). Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Heiner Geißler (CDU), hat sich am Dienstag gegen Kritik von Kanzler Helmut Kohl (CDU) verteidigt und Kohl zugleich Untätigkeit vorgeworfen. Kohl hatte am Montag im Fraktionsvorstand nach Angaben aus Teilnehmerkreisen Geißler in dessen Abwesenheit vorgeworfen, mit Rücktrittsforderungen an FDP-Ministerin Irmgard Schwaetzer das Geschäft des politischen Gegners zu betreiben. Geißlers Rolle sei "unerträglich", wurde Kohl zitiert.

Kohls Vorwürfe seien nicht berechtigt, sagte Geißler im Deutschlandfunk. Er habe Schwaetzer niemals zum Rücktritt aufgefordert. Geißler warf Kohl seinerseits vor, in der Affäre um Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) wochenlang geschwiegen zu haben. Das Ansehen der Regierung habe darunter gelitten.

Schlechte Chancen auf Geld für schöneres Dorf

EPPSTEIN. Ein weiterer Stadtteil soll schöner werden, doch die Chancen dafür stehen schlecht: Nachdem die Stadt Eppstein mit Niederjosbach gute Erfahrungen im Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen gemacht hat, zahlreiche öffentliche und private Bauvorhaben bezuschußt wurden, bemüht sich der Magistrat nun auch um die Aufnahme des Stadtteils Ehlhalten in die Förderung. Es wurde bereits Verbindung mit dem zuständigen Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung aufgenommen, das den Antrag ans Wiesbadener Ministerium weitergeleitet hat.

Die Entscheidung steht noch aus, doch die Hoffnungen sind bereits gedämpft. Aus dem Landentwicklungsministerium erreichte Eppstein die Nachricht, daß Dörfer in ländlich schwach strukturierten Gebieten derzeit eine höhere Priorität genießen. set

Bald erste Anklagen im Korruptionsskandal

HOCHTAUNUSKREIS. Gegen 170 Verdächtige ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt derzeit in dem seit Mitte 1991 aufgedeckten Korruptionsskandal. Dabei schließt sie es "weitgehend aus", daß der Komplex noch weitere Kreise ziehen wird. Es geht dabei um Bestechung und Vorteilsannahme von Behörden- und Firmenvertretern, vor allem im Bereich des Tiefbaus im Taunus.

In den nächsten Monaten sind voraussichtlich die ersten Anklagen zu erwarten. Hubert Harth, der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, rechnet für die erste Hälfte des neuen Jahres mit den sogenannten "Abschlußverfügungen".

Neben Anklageerhebungen liege dabei aber auch die Einstellung von Verfahren im Bereich des Möglichen, sagte Harth am Dienstag. tom

Kleinbusse im Norden überfüllt und verspätet Schon am vierten Tag hagelte es Proteste Von unserem Redaktionsmitglied Das neue Buskonzept im Frankfurter Norden ist bereits am vierten Tag nach seinem Start Gegenstand heftiger Kritik geworden. Aus Kalbach, aber auch aus Bonames, Nieder-Eschbach und dem Frankfurter Berg hagelte es Proteste, weil die seit Sonntag eingesetzten Kleinbusse zumindest während des Berufsverkehrs teilweise völlig überfüllt und verspätet waren. Zunehmend klagten Bürger über die schlechten Anschlüsse zwischen S-Bahn und Kleinbussen. Zumeist fahren die Busse in Berkersheim sowie am Frankfurter Berg bereits kurz vor Eintreffen der S-Bahnen ab. Grund: Die Kleinbusse sind fahrplanmäßig lediglich an die U-Bahn-Linie U 2 angebunden. FVV und Stadtwerke, die den Betrieb für die Linien 27, 28 und 29 an ein privates Omnibusunternehmen vergeben haben, bekannten sich zu den zeitweise erheblichen Problemen. Stadtwerke-Sprecher Frank Döbert meinte allerdings, es handele sich wahrscheinlich "um Anlaufschwierigkeiten", da das seit Sonntag gültige Konzept für die Fahrgäste "völlig neue Verbindungen und Anschlüsse mit sich bringt". Wenn sich die "Ströme kanalisiert haben, wird sich der Betrieb auch normalisieren", betonte Döbert gegenüber der FR.

FR-Leser berichteten, am Montag morgen kurz nach sieben Uhr hätten sie den Weg vom Ortskern Kalbachs bis zur U- Bahn-Station zu Fuß zurücklegen müssen, weil zwei völlig überfüllte Busse der Linien 28 und 29 nicht mehr gehalten hätten. Auch am Dienstag seien die Fahrzeuge während der Hauptverkehrszeit - morgens mehr als am Abend - überbelegt gewesen.

In den nördlichen Stadtteilen wird inzwischen der Verdacht geäußert, daß der Platz in den Kleinbussen während des Berufsverkehrs gar nicht ausreichen könne. Die neuen Fahrzeuge haben nur 19 Sitzplätze sowie in etwa die gleiche Anzahl von Stehplätzen. Die bislang im Norden verkehrenden Buslinien 64 und 66 waren dagegen mit Standardbussen bestückt, die Platz für rund 100 Fahrgäste boten. Das Alternativkonzept steht und fällt allerdings mit der Größe der Fahrzeuge. Nur die "Minibusse" sind in der Lage, die Strecken, die zum Teil über schmale Feldwege und Brücken führen, zu befahren.

Das Kleinbuskonzept war im Auftrag des FVV von der Firma Dornier entwikkelt worden. Dabei spielten das Fahrgastaufkommen und die Frage der Platzverhältnisse eine entscheidende Rolle. Ein FVV-Sprecher sagte dazu, die Gutachter hätten keine Probleme mit der Auslastung gesehen: "Auch die Kleinbusse müßten das packen."

Allerdings: Sollte sich zeigen, daß die Kapazität doch nicht ausreicht, oder sollte einer der 18 Kleinbusse durch einen technischen Defekt oder einen Unfall ausfallen, wird es eng. Es gibt keine Reserve. Aus Kostengründen haben die Stadtwerke sehr eng kalkulieren müssen. Deshalb fährt die Linie 29 das Nordwestzentrum auch erst ab 9 Uhr an. Würde der 29er bereits im Berufsverkehr bis in das Einkaufszentrum pendeln, wären zwei weitere Fahrzeuge notwendig gewesen. Die Krux: Im Bedarfsfall können die Stadtwerke nicht einfach auf Standardbusse zurückgreifen, da sie für die Strekken im Frankfurter Norden zu breit sind.

Die von vielen Anwohnern bemängelten Übergänge zwischen Bus und S-Bahn werden sich nach Darstellung eines FVV- Sprechers auch in Zukunft nicht verbessern lassen. Die Planer hätten sich entschieden, den Fahrplan der Kleinbusse mit dem der U 2 abzustimmen. Ausschlaggebend dafür sei der Park-and-ride-Platz in Kalbach gewesen. Dort sei der "stärkste Umsteigeplatz im gesamten Frankfurter Norden". Zwischen U-Bahn und Omnibussen betrage deshalb selbst in den Schwachverkehrszeiten am späten Abend die Wartezeit nie mehr als sieben Minuten. Da U-Bahnen, Busse und S-Bahnen aber völlig andere Taktzeiten fahren, sei eine zusätzliche Vernetzung mit der S-Bahn nicht möglich gewesen. gang

"Gipfeltreffen" in der Alten Oper Frankfurt ist 1993 Gastgeber des "G 7 Council Meeting"

Eine hochkarätige Versammlung aus Vertretern von Politik und Wirtschaft kam jetzt in der Alten Oper zusammen: Die sieben führenden Industrienationen Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, USA, Kanada und BRD haben als informelle Berater-Kommission das "G 7 Council Meeting" gegründet, dem führende Experten aus Wirtschaft und Politik angehören. Und 1993 ist Frankfurt Gastgeber für das Gremium.

Bei ihrem Kongreß in der Alten Oper trafen die offiziellen G 7-Mitglieder mit etwa 200 Vertretern aus Wirtschaft und Politik zusammentreffen. Themen waren Fragen und Probleme der G 7, der europäischen Finanzmärkte und der neuen US-Administration. An dem Treffen beteiligten sich auch unter anderem Finanzminister aus verschiedenen Ländern. Aus dem engeren Kreis um den neuen US-Präsidenten Bill Clinton kamen Rob Shapiro und Lawrence Summers.

Den Auftakt bildete ein festliches Essen der Stadt im Kaisersaal. Dabei erinnerte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler an die jahrhundertelange Tradition Frankfurts als Ort der Kaiserkrönungen, der Messen, des internationalen Handels und des liberalen Denkens, der sich zum Zentrum für ausländische Investitionen in Deutschland entwickelt habe.

Angesichts der ausländerfeindlichen Gewalttaten, die dank der Medien um den Globus gingen, versicherte von Schoeler, daß die Mehrheit der Deutschen in einer freien und demokra- tischen Welt leben wolle. Und er ver- wies auf Frankfurt, das mit seinen 25 Prozent Ausländeranteil ein Hort der Toleranz sei. abi

Acht Kilo Heroin sichergestellt Offenbacher Kripo und Frankfurter Kommissariat erfolgreich

Beamte des Frankfurter Rauschgiftkommissariats (K 44) und der Offenbacher Kripo haben jetzt in einer Wohnung in der Offenbacher Innenstadt acht Kilogramm Heroin sichergestellt und fünf Türken festgenommen. Bei ihnen handelt es sich nach Einschätzung der Polizei um Mitglieder eines Rauschgifthändlerringes.

Wie Polizeisprecher Peter Borchardt sagte, war nach den Erkenntnissen der Kripo einer der fünf Festgenommenen, ein 24jähriger, am 8. Januar dieses Jahres mit einem Fernreisebus von Istanbul über den Balkan und Österreich nach Frankfurt gefahren. Im Gepäck hatte er 16 Pakete mit jeweils 500 Gramm Heroin. Als er hier ankam, nahm er sich ein Taxi zu der Offenbacher Wohnung.

Die Polizei war schon vorgewarnt. Aus ermittlungstechnischen Gründen wollte sich Borchardt nicht über Einzelheiten der Ermittlungen auslassen. Am Nachmittag gegen 16 Uhr schlugen die Fahnder dann zu. Sie stellten nicht nur die acht Kilogramm Heroin sicher, sondern nahmen auch noch vier weitere Türken im Alter zwischen 17 und 26 Jahren fest, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Offenbacher Wohnung aufhielten.

Der 24jährige Drogenkurier stammt aus Cuxhaven. Er ist laut Polizei bereits wegen Rauschgifthandels vorbestraft. Die vier anderen Festgenommenen leben in Frankfurt und Offenbach.

Das sichergestellte Heroin war nach den Worten des Polizeisprechers wahrscheinlich für den weiteren Vertrieb im Rhein-Main-Gebiet sowie im norddeutschen Raum bestimmt gewesen sein. Borchardt: "Wir sind überzeugt, daß sich die Türken nicht alle zufällig in der Wohnung aufgehalten haben, in der das Heroin gefunden wurde." Sie sollen zunächst dem Haftstaatsanwalt vorgeführt werden. enk

Das Märchen von der "Prinzessin auf der Erbse"

KRIFTEL. Der junge Prinz ist wählerisch: Seine Prinzessin muß schon sehr empfindsam sein. Als er von dem Fräulein erfährt, das auf viele Kissen gebettet den Druck einer darunterliegenden Erbse schmerzlich spürt, ist er überzeugt, sie gefunden zu haben. Was bis zur Vermählung passiert, erzählt das Märchen "Prinzessin auf der Erbse", das die Studiobühne Dreieich am Samstag, 16. Januar, um 15 Uhr in der Kleinen Schwarzbachhalle aufführt. Kinder zahlen fünf, Erwachsene sechs Mark Eintritt. set

IG Metall formuliert Bedingungen für Solidarpakt

FRANKFURT A. M., 12. Januar (ulf/ dpa). Erhalt und Erneuerung der industriellen Kernbereiche Ostdeutschlands sollen nach den Vorstellungen der IG Metall bei einem Solidarpakt zum Aufbau Ost "absoluten Vorrang" haben. Sanierung, Maßnahmen zur Stützung des Absatzes und beschäftigungspolitische Sofortmaßnahmen sind weitere "Mindestbedingungen" für einen Solidarpakt, die der Vorstand der größten deutschen Einzelgewerkschaft am Dienstag beschloß. Die IG-Metall-Spitze fordert ferner, die öffentlichen Investitionen im Osten zu verstetigen und die staatliche Investitionsförderung zu verstärken.

In der Erklärung der IG Metall heißt es weiter, daß das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit im Westen zwingende Voraussetzung für die Finanzierung zusätzlicher Maßnahmen im Osten sei. Vor allem die Bezieher überdurchschnittlich hoher Einkommen müßten stärker dazu herangezogen werden. Die IG Metall erneuerte ihre Forderung nach einer Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte, eine Investitionshilfeabgabe sowie eine Ergänzungsabgabe zur Einkommenssteuer.

Einen Arbeitsmarktbetrag der Beamten forderte am Dienstag auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Dieter Wunder.

Die Koalitionsparteien sind entschlossen, den Solidarpakt bis spätestens Anfang Februar unter Dach und Fach zu bringen. Das bekräftigten CDU/CSU und FDP am Dienstag in der Koalitionsrunde unter Leitung des Bundeskanzlers.

Tschetnik-Zeichen am Pfarrzentrum Bosnischer Pater: "Politikum"

ESCHBORN. Strafanzeige hat der aus Bosnien stammende katholische Geistliche Augustin Dragun gestellt. Grund: Am Sonntag nach dem Gottesdient machten Jugendliche den Pater, der gerade sein "Zehnjähriges" in der Niederhöchstädter Gemeinde beging, auf Schmierereien an den Jugendräumen des Gemeindezentrums aufmerksam. Drei Zeichen der serbischen Tschetniks sind dort zu sehen. "Es handelt sich um ein serbisches Kreuzzeichen mit kyrillischen Buchstaben", erläutert Dragun. Es habe mancherlei Deutungen dieses Zeichens gegeben. Heute gelte es als Wappen der Tschetniks. Die Schriftzeichen bedeuten: "Nur die Serben alle und überall."

Für Dragun, der selbst aus der Bürgerkriegsregion stammt, sind die Schmierereien nicht nur Sachbeschädigung, sondern auch ein "Politikum". Der Franziskaner-Pater vermutet, daß Kinder von Serben, die hier leben, die Zeichen gesetzt haben. "Sie erfuhren wohl, daß ich mit dem Bischof in Bosnien-Herzegowina war", glaubt Dragun. Jedenfalls zieht er aus den Zeichen, die auch auf eine Telefonzelle in den Weingärten gesprüht wurden, den Schluß: "Sie wollen damit sagen, Bosnien gehört zu Serbien." she

Podiumsdiskussion über das "neue Deutschland"

Zu einer Podiumsdiskussion über das "neue Deutschland" und die "neue Fremdenfeindlichkeit" laden die Frankfurter Volkshochschule, das "Neue Theater Höchst" und das Höchster Filmforum ein. Am Montag, 18. Januar, werden von 19 Uhr an Vertreter der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, des Frankfurter Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten und des Sozialdienstes der Arbeiterwohlfahrt sowie der Filmregisseur Andreas Voigt über das Thema reden. Die Moderation hat Wilhelm von Sternburg. Passend dazu zeigt das Filmforum am Dienstag und Mittwoch, 20 Uhr, Voigts Film "Grenzland - eine Reise" über das Verhältnis von Deutschen und Polen. Veranstaltungsort ist das Neue Theater in der Emmerich-Josef-Straße 46. mat

Polizei weist Vorwurf des NPD-Schutzes zurück

Beobachter der Auseinandersetzungen vom vergangenen Wochenende, als Autonome ein Treffen der NPD verhindern wollten, haben den Vorwurf erhoben, die Neonazis seien unter Polizeischutz zum Versammlungsort gelangt. Einsatzleiter Eugen Stendebach, Leiter des 4. Reviers, widersprach der Aussage, wonach sich die Parole "Deutsche Polizisten schützen die Faschisten" bewahrheitet habe.

Nach seiner Darstellung hat er das Ansinnen der NPD, eine Gruppe von 50 Leuten auf dem Weg zur Parteigeschäftsstelle an der Schönen Aussicht unter Polizeischutz zu stellen, ausdrücklich abgelehnt. Die Beamten seien außer Sichtweite in Seitenstraßen postiert worden.

Er habe sie erst dann in die Schöne Aussicht beordert, als dort 100 NPD-Anhänger aufgetaucht seien und die Gefahr einer Konfrontation mit den Besuchern einer Versammlung im Libertären Zentrum bestanden habe.

Die Polizei habe die Rechtsextremen dann aufgefordert, ihr Versammlungslokal so schnell wie möglich aufzusuchen. Stendebach wollte nicht ausschließen, daß dabei der Eindruck entstand, die Beamten seien zum Schutz der Neonazis aufgeboten worden. Tatsächlich habe die Präsenz aber eine Auseinandersetzung mit den Linken verhindern sollen. habe

Sturmschäden hielten sich weiterhin in Grenzen

Auch in der Nacht zum Dienstag und den folgenden Tag über haben Sturmböen in Frankfurt keinen nennenswerten Schaden angerichtet.

Lediglich in der Oeser Straße in Nied mußte größerer Aufwand getrieben werden: Eine Bö hatte 80 Quadratmeter einer insgesamt 200 Quadratmeter großen Dachhaut aufgerissen. Feuerwehrleute sicherten das Dach. enk (Der Wetterbericht heute Seite 27.)

Brisant und düster

Was den bosnischen Serbenführer Karadzic dazu gebracht hat, sein theatralisches Nein zum seltsamen Friedensplan von Vance/Owen nach Verhandlungsschluß noch zum bedingten Ja abzuändern, läßt sich vermuten. Nach der Spielregel "Ober sticht Unter" dürfte ihn der Belgrader Serbenführer Milosevic zur Wende gebracht haben. Letzterem könnte der Krieg zu gefährlich und zu teuer werden - jetzt, da es Anzeichen für ein Ende westlicher Appeasement-Politik gibt und ernsthafte Sanktionen drohen.

Wenn die serbische Führung durch die lange Lauheit der Weltgemeinschaft nicht maßlos geworden wäre, hätte sie längst erkannt, daß ihr nach den Vorstellungen der Vermittler ein fetter Gewinn für den Eroberungskrieg zugestanden werden soll. Der Vance/Owen-Plan ist hilflos opportunistisch und keine geeignete Grundlage für eine haltbare Lösung, weil er zwar die gegenwärtigen militärischen Kräfteverhältnisse, nicht jedoch die Interessen der moslemischen Mehrheit in Bosnien berücksichtigt. Die aber erhält längst mehr Rückenstärkung, nicht nur islamische, als zuvor und sieht ihr Ziel wieder näher: Rettung durch "Internationalisierung" des Konflikts.

Dies ist zweifellos eine risikoreiche Kalkulation, die aber jetzt die Moslems zur Ablehnung des UN/EG-Plans bringen könnte. Noch ist offen, wo der Schwarze Peter im gezinkten Spiel landet. Die Gesamtlage ist durch die besseren Chancen für einen Plan, der Aggression belohnt und KSZE-Prinzipien schon beim ersten Sturm über Bord gehen läßt, nicht weniger brisant und düster geworden. ens

Die Tüftler kommen wieder Erfindermesse im Kurhaus

BAD HOMBURG. Über 100 Tüftler, Techniker und Erfinder geben sich am 24. März im Bad Homburger Kurhaus ein Stelldichein, wenn die Fresenius-AG zu ihrer mittlerweile schon traditionellen Erfindermesse ruft. Zum fünften Mal lädt das in Bad Homburg und Oberursel ansässige Pharmazieunternehmen Ärzte, Schwestern, Pfleger und alle anderen Menschen mit Ideen ein, Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Medizin vorzustellen und dabei Kontakte zu jenen Firmen zu knüpfen, die aus dem klugen Gedanken ein lukratives Serienprodukt machen können.

Die Bad Homburger Erfindermesse ist vor allem für Kleinigkeiten gedacht, die Medizinern und Patienten das Leben erleichtern können. So stellte 1992 beispielsweise ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Erfolg eine einfache Klammer vor, die er entworfen hatte, um seine Stimmgabel wie einen Kugelschreiber am Kittel befestigen zu können. Er hatte sich lange genug darüber geärgert, daß ihm dieses wichtige Utensil bei der Arbeit immer wieder aus der Tasche gefallen war.

Matthias Brasser, Pressesprecher der Fresenius-AG, erinnert sich auch an einen Forscher, der 1992 eigens aus der Ukraine in den Taunus gekommen war, um eine Spritze zu präsentieren, die so konstruiert ist, daß sie garantiert nur einmal verwendet werden kann: auch ein Beitrag gegen die Ausbreitung von Aids unter Drogensüchtigen.

Sinn der Messe ist es, die möglichen Hersteller derartiger Produkte mit den Hobby-Konstrukteuren in Verbindung zu bringen.

Bei der letzten Zwischenbilanz nach der Erfindermesse 1991 führten 52 Prozent der Teilnehmer Verhandlungen mit interessierten Unternehmen, 16 Prozent hatten Verträge abgeschlossen.

Als zusätzlichen Anreiz für die Beteiligung an der Messe schreibt die Fresenius-AG auch für 1993 wieder drei Erfinderpreise aus, deren Dotierung auf 5000 Mark, 3000 Mark und 2000 Mark erhöht wurde.

Sie werden von einer Jury für Erfindungen vergeben, "die sich neben ihrer Neuartigkeit vor allem durch einen besonderen Praxisbezug auszeichnen".

Anmeldeunterlagen können unter dem Stichwort "Erfindermesse" bei der Fresenius-AG, Postfach 1809, 6370 Oberursel, angefordert werden. Anmeldeschluß für Erfinder ist der 20. Februar. che

Herbert Spiess wird heute beigesetzt

Am heutigen Mittwoch wird Herbert Spiess, der erste Leiter des Frankfurter Stadtbahnbauamtes, auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Der Diplomingenieur ist am 3. Januar im Alter von 74 Jahren gestorben, teilte das Presseamt am Dienstag mit.

In seinem Nachruf bezeichnete Baudezernent Hanskarl Protzmann den früheren Amtsleiter, der von 1962 bis 1980 an der Spitze der Behörde stand, als "Vater des U-Bahn-Baues". Unter Spiess' Verantwortung sei in Frankfurt "technisches Neuland" betreten worden. habe

Zustimmung zu Friedensplan Serbenführer billigt unter Vorbehalt Verfassung für Bosnien Von unserem Korrespondenten Pierre Simonitsch GENF, 12. Januar. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat am Dienstagabend überraschend dem Plan der Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen zugestimmt, der ein souveränes Bosnien-Herzegowina mit zehn weitgehend selbständigen Provinzen vorsieht. Karadzic hatte bisher auf einem eigenständigen serbischen Staat innerhalb Bosniens bestanden. Er machte aber seine Zustimmung von einer Bestätigung durch das Parlament der selbstproklamierten Serbischen Republik Bosnien abhängig. Dieses Parlament soll innerhalb von sieben Tagen entscheiden. Karadzic gab zu verstehen, daß er mit einer Zustimmung rechnet. Der jetzige Verfassungsplan gebe den vorgesehenen zehn Provinzen eine weitgehende Autonomie. Der Kompromiß bedeute die Anerkennung von drei Völkern.

Das Einlenken von Karadzic geht auf den Druck der Präsidenten Serbiens und Rest-Jugoslawiens, Slobodan Milosevic und Dobrica Cosic, zurück. Milosevic nannte das Ergebnis einen "sehr großen Erfolg der Genfer Konferenz". Karadzic räumte ein, daß Milosevic und Cosic auf Zustimmung gedrungen hätten.

Am frühen Nachmittag galten die Verhandlungen noch als gescheitert. Die Ko- Präsidenten Vance und Owen gaben bekannt, daß Karadzic als einziger das Kompromißpapier abgelehnt habe. Sie informierten hierüber den UN-Generalsekretär und die dänische Präsidentschaft der EG und wiesen den bosnischen Serben die Schuld am Scheitern der Verhandlungen zu. Die moslemische und die kroatische Seite hatten den am Morgen noch leicht abgeänderten Verfassungsentwurf gebilligt. Auch Milosevic und Cosic bezeichneten diese Fassung des Textes als "vernünftig".

Nachdem Vance und Owen erklärt hatten, daß die Gespräche mit Karadzic beendet seien, kehrte der Serbenführer überraschend in den Völkerbundpalast zurück. Er war von den Präsidenten Serbiens und Rest-Jugoslawiens vorgeladen worden. Nach zweistündigen harten Diskussionen lenkte Karadzic ein. Dem Vernehmen nach forderte er aber Milosevic und Cosic auf, ihn in den serbisch kontrollierten Teil Bosniens zu begleiten, um seinem Parlament die Sachlage klarzumachen.

Karadzics politische Karriere ist nach Einschätzung politischer Beobachter durch sein Verhalten in Genf und den Verlust der Unterstützung aus Belgrad ernsthaft in Frage gestellt. Der UN-Sicherheitsrat hatte geplant, im Falle eines Scheiterns der Genfer Verhandlungen eine Resolution fertigzustellen, welche die Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien-Herzegowina legitimiert.

(Weiterer Bericht S. 2, Kommentar S. 3)

Strafprozeß gegen Honecker eingestellt Berliner Landgericht hebt Haftbefehl auf

geg BERLIN, 12. Januar. Der Prozeß gegen den an Leberkrebs erkrankten ehemaligen DDR-Staatsvorsitzenden Erich Honecker wegen der Todesschüsse an der Mauer ist beendet. Die 27. Strafkammer des Berliner Landgerichtes stellte am Dienstag abend das Verfahren ein und hob den Haftbefehl wegen Totschlagverdachts auf, nachdem der Verfassungsgerichtshof in Berlin zuvor einer Verfassungsbeschwerde des Angeklagten stattgeben hatte. Die Verfassungsrichter hatten entschieden, daß eine Fortdauer des Verhandlung und eine weitere Inhaftierung des 80jährigen das Grundrecht auf Achtung seiner Menschenwürde verletze.

Eine Freilassung Honeckers ist aber erst möglich, wenn auch die 14. Strafkammer, die am heutigen Mittwoch zusammenkommt, einen weiteren Haftbefehl aufhebt, der sich auf Untreue im Zusammenhang mit der Luxusversorgung des DDR-Politbüros in Wandlitz bezieht.

Nach Auffassung der Verfassungsrichter verstießen Beschlüsse der 27. Strafkammer des Berliner Landgerichtes vom 21. Dezember und des übergeordneten Kammergerichtes vom 28. Dezember gegen die Menschenwürde. Mit diesen Beschlüssen waren Anträge auf Haftentlassung Honeckers und Einstellung des Verfahrens abgelehnt worden.

Die Richter des Berliner Verfassungsgerichtshofs bezogen sich in ihrer Entscheidung auf die medizinischen Gutachter, wonach Honecker den Abschluß des Verfahrens wegen der Todesschüsse an der früheren Grenze nicht mehr erleben werde. Wenn aber eine Entscheidung über die ihm zur Last gelegten Taten nicht erreicht werden könne, werde der Prozeß zum Selbstzweck. Der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes widerspreche es, einen Menschen "zum bloßen Objekt von Strafverfahren und Haft zu machen". Der Zustand des Angeklagten, der "von schwerer und unheilbarer Krankheit und von Todesnähe gekennzeichnet" sei, begründe einen absoluten Aufhebungsgrund für die Untersuchungshaft. Weder Strafkammer noch Kammergericht hätten grundrechtliche Gesichtspunkte in Erwägung gezogen, heißt es in der Entscheidung.

Die Staatsanwaltschaft legte beim Kammergericht Beschwerde gegen den Beschluß des Landgerichts ein.

(Kommentar S. 3, weitere Berichte S. 4)

Pfarrerstochter auf dem Strich? Interview mit HR 3-Vizechef Jörg Bombach

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht mit dem Rücken zur Wand: Kommerzsender können sich ungeniert mit zugkräftigen Privatunternehmen liieren, schöpfen Werbegeld, Sponsoren-Etats, Höreranteile und manchmal gar Frequenzen ab und können dafür noch mit Schützenhilfe aus der Bonner CDU rechnen. Die "Service-Welle" HR 3 hat sich - lange bevor es Privatfunk gab - zum Magazinprogramm gemausert. Einerseits ist das Pop-Programm im 21. Jahr seines Bestehens Goldesel, andererseits Stiefkind des skandalgeplagten Hessischen Rundfunks (HR), der nächste Woche einen neuen Intendanten wählen wird.

Über Verquikkungen von Kommerz und Musikprogramm, über Eigenwerbung und Publikumsveranstaltungen sprach Wolfgang Spindler mit dem stellvertretenden HR 3- Programmchef Jörg Bombach (Bild: Archiv).

Herr Bombach, jahrelang ist HR 3 Mitveranstalter großer Rockkonzerte im Rhein- Main-Gebiet gewesen und hat damit der Musikindustrie manchmal mehrere zehntausend Mark in Werbezeit gestiftet. 1993 soll dies nicht mehr der Fall sein. Warum nicht?

Halt, wir haben nicht mitveranstaltet, sondern "präsentiert". Das schien uns sinnvoll als Werbung für unser Programm. Das HR 3-Logo stand zwei Jahre lang auf Zehntausenden von Tickets und Plakaten quer durch Hessen. In 1993 wollen wir das unterlassen, weil es einen kommerziellen Anstrich bekommen hat.

Hat der Rücktritt des HR-Intendanten Kelm, bei dem finanzielle und vertragliche Unklarheiten in der Fernseh-Unterhaltung eine Rolle spielten, diese Entscheidung beeinflußt?

Überhaupt nicht. HR 3 hat von den Konzertveranstaltern kein Geld bekommen, es war reine "Naturalrestitution". Aber wir wurden immer wieder mit dem Veranstalter verwechselt. HR 3-Hörer riefen an und beschwerten sich über ungünstige Sitzplätze in der Festhalle, über schlampige Abfertigung an den Garderoben, über hohe Kartenpreise usw. Da mußten wir einen klaren Trennstrich ziehen.

Auch aus journalistischen Gründen?

Der öffentlich-rechtliche Status verpflichtet uns seit jeher zu kritischer Haltung auch gegenüber unseren Partnern in der Phonoindustrie. Kritik haben wir auch im Anschluß an Konzerte geübt, die wir selber präsentiert haben. Wir können uns mit lachendem Gesicht begründete Verrisse leisten, und das ist ein Platzvorteil gegenüber der kommerziellen Konkurrenz, den wir erhalten wollen. Natürlich nimmt der Druck aus der Industrie mit wachsender Nähe zu: Da werden akribisch, teilweise hochautomatisiert Strichlisten über das "Airplay" geführt, und nach kritischen Berichten greift auch schon mal der Konzernchef zum Hörer des Beschwerde-Telefons. Aber das juckt uns nicht.

Fast scheint im HR ja eine "Ära" zu Ende zu gehen: Auch die großen HR 3- Disco-Veranstaltungen finden kaum mehr statt.

Das liegt an finanziellen Vorgaben. Wir hatten 1991 über 200 000 Besucher bei diesen "Eintritt-frei"-Veranstaltungen, in 1992 gab es auch noch etliche Zehntausend, etwa auf dem Römerberg zum Bundesliga-Showdown, zum 20jährigen HR 3- Jubiläum oder auf Hessens größten Volksfesten in Darmstadt und Kassel. Solche Live-Shows kosten sehr viel Geld. Wir können uns das redaktionell nicht mehr leisten. Der HR-Club, eine Tochter der HR-Werbung, kann die Finanzierung besser bewerkstelligen und führt die Idee auch weiter.

Im HR sollen auf Empfehlung des Verwaltungsrates 1993 weitere 16 Millionen Mark eingespart werden. Das hausinterne Gerangel um die Plätze an der Sonne kann man sich vorstellen.

Aus Programmsicht wäre das eine Katastrophe. Weitere Einschränkungen würden nur den Demonteuren des öffent- lich-rechtlichen Rundfunks in die Hände spielen.

Es heißt, Ihr Nachwuchstalent Lars Cohrs, 25, der erst seit gut einem Jahr bei HR 3 ist und erfolgreiche Sendungen wie "Pop & Weck" betreut, wechsele zur Rödelheimer Konkurrenz von Radio FFH.

Das ist nicht "leider gut", sondern leider wahr. Auch da mögen finanzielle Gründe eine Rolle gespielt haben. Wir können nicht das zahlen, was unsere privaten Konkurrenten in Köpfe investieren, die sich denselben auch wirklich zerbrechen.

Wie groß ist denn der HR 3- Etat, und welchen Anteil an den Werbeeinnahmen erwirtschaftet HR 3 nach dem Werbeverbot fürs dritte Fernsehprogramm? Erklecklich, was die Erlöse betrifft. Aber die Zahlen sind vertraulich.

Wollen Sie mit Geheimhaltung bei Gebührenzahlern Glaubwürdigkeit erzeugen? Auguren munkeln, Ihr tägliches 19-Stunden- Programm müsse aus einem Honorartopf von kaum drei Millionen Mark jährlich löffeln - soviel kostet manche einzelne Fernsehshow.

Auch Privatsender werden konkrete Zahlen selten herausrücken. Nur soviel: Unsere Konkurrenten im hessischen Sendegebiet - sowohl kommerzielle als auch ARD-Kollegen - verfügen im Einzelfall über sehr viel mehr Geld als wir.

Zermürben solche Vergleiche nicht? Mit welcher Personaldecke agiert HR 3?

Neben der zweiköpfigen Leitung arbeiten drei Wort-Redakteure, vier Musikredakteure und einige Dutzend freie Mitarbeiter am Programminhalt. Fast alle haben eine Sechs-Tage-Woche mit Schichten von zehn bis zwölf Stunden.

Wie viele Hörer erreichen Sie mit diesem Einsatz?

Im Schnitt knapp 1,5 Millionen täglich, morgens bei "Pop & Weck" etwa 300 000, abends nach 19 Uhr noch zirka 40 000.

Gibt es eine Verteilungsgerechtigkeit der Einnahmen?

Grundsätzlich ist ein Pop-Programm darauf ausgerichtet, mehr zu erwirtschaften, als es kostet. Klare Sache: Andere Abteilungen im HR produzieren wichtige Sendungen, die gar kein Geld einspielen können. Auf HR 3 trifft möglicherweise der schöne Vergleich mit der Pfarrerstochter zu, die auf den Strich geschickt wird, damit der Bub' Theologie studieren kann . . . Aber so lange HR 3 mit seinen Werbeeinnahmen dazu beiträgt, kulturell wertvolle HR-Programmteile zu unterstützen, stehen wir geschlossen hinter dem öffentlich-rechtlichen Auftrag und zerbrechen uns fröhlich den Kopf für den gesamten Sender.

Am 22. Januar wird - wohl mit dem derzeitigen NDR-Justitiar Klaus Berg - der neue HR-Intendant gewählt. Was wünscht sich die HR 3-Redaktion vom neuen Chef?

Daß der Kelch weiteren Sparens an uns vorübergeht. Wir machen das einträglichste und erfolgreichste Programm im HR-Hörfunk. Wir passen sehr gut auf unsere Konkurrenz aus Rödelheim auf, wollen aber nicht die konturenlose öffentlich-rechtliche Alternative zu kommerziellem Radio werden. Unsere Chance liegt in Kritikfähigkeit, Aktualität, journalistischer Seriosität, Satire und auch exotischen Unternehmen wie unserer täglichen "Unlimited"-Schiene, die trotz hohem Pop- und Rock-Gehalt wohl in keinem Privatsender auf den Äther käme.

Abkehr von Tauschgeschäften mit der Musikindustrie, Rückzug aus der Volksfestszene - das alles klingt nach Besinnung aufs Journalistische . . .

Auch wenn das drinnen und draußen selten intellektuelle Anerkennung findet: Wir haben uns als Team im Laufe einer wechselvollen 20jährigen Geschichte von einer reinen Verkehrsfunk-, Service- und Unterhaltungswelle - nun auch gegen harte kommerzielle Konkurrenz - zu einem vollwertigen journalistischen Magazinprogramm entwickelt. Ich hoffe, daß wir solche Kost weiterhin bieten können, ohne daß unsere Mitarbeiter wie ausgepreßte Zitronen herumlaufen.

Architekten plädieren für Autos auf der Zeil Mittel gegen Verödung / "Fußgängerzonen veraltet"

Die 1973 für den Autoverkehr gesperrte Zeil, die nach dem U- und S-Bahn-Bau in eine Fußgängerzone umgewandelt worden war, soll nach den Vorstellungen des Bundes Deutscher Architekten Frankfurt (BDA) wieder für Autos freigegeben werden. Nach dem Vorbild der Kaiserstraße sollte die Zeil zu einer zweispurigen Straße umgebaut werden. Nur so könne die Stadt der Verödung im "Fußgängerparadies Zeil" in den Abendstunden, nachts und an Sonntagen entgegenwirken und das Drogenproblem sowie die Kriminalitätsentwicklung als Folge dieser Verödung in den Griff bekommen. Wenn künftig wieder Autos durch die Zeil rollen würden, sagte der Frankfurter BDA- Vorsitzende Christoph Mäckler jetzt während einer Pressekonferenz, bedeute dies auch "soziale Kontrolle" und damit "mehr Sicherheit". Ein Verkehrsrisiko sieht er nicht. Eine zweispurige Straße würde sich selbst an Samstagen mit den Fußgängerströmen vertragen.

Nach Einschätzung der BDA-Vorstandsmitglieder Jürgen Engel, Jo Franzke, Alfram von Hoessle, Fritz Petermann und Pete Welbergen ist das "Instrument ,Fußgängerzone&rquote; stadtplanerisch veraltet und überholt". Die Erfahrungen der letzten Jahre hätten belegt, daß die Nachteile die Vorteile bei weitem übertreffen. Die Fußgänger erhielten mit der Totalsperrung einer innerstädtischen Straße kein "Fußgängerparadies, sondern eher die Hölle". Aus diesem Grund sprachen sich die Architekten auch gegen die Pläne des Magistrats aus, in Zukunft die Hauptwache weitgehend vom Autoverkehr zu befreien und mittelfristig die beiden Mainuferstraßen vom Verkehr zu beruhigen. Eine Hauptwache ohne Autos käme nach Meinung Mäcklers "einem Schildbürgerstreich gleich". Dies bedeute, die "geradezu gemeingefährliche Situation von der Zeil auf die Hauptwache auszuweiten".

Bereits jetzt seien wegen der zahlreichen Feste am Main sowie durch den Flohmarkt jeden Samstag die Mainuferstraße so oft gesperrt, daß durch die Umleitung des Verkehrs die benachbarten Wohnquartiere erheblich in Mitleidenschaft gezogen würden. Die Innenstadt sei aber "kein Juxplatz", befinden die BDA-Architekten, die "Jahrmärkte, Flohmärkte, Ökologie-, Sport-, Straßen- und Kulturfeste" seien längst zu einem "Störfaktor für die Wohngebiete" geworden. Allein für das "fragwürdige Freizeitvergnügen Flohmarkt" werde jeden Samstag der Verkehr auf einer Länge von 1,7 Kilometern durch dichtbesiedeltes Wohngebiet geleitet.

Wenn der Magistrat den Ratschlägen seines Beratergremiums "Consilium Stadtraum Main" folge und die Mainufer zwischen Osthafen und Westhafen beruhigen wolle, begeht er nach Meinung des BDA einen schwerwiegenden Fehler; denn: "Die Innenstadt ist kein Landschaftsraum für Wanderer." Der "größte zusammenhängende Stadtwald der Bundesrepublik, der Taunus, Vogelsberg, Odenwald und Spessart", heißt es in der Stellungnahme des BDA, "sind für Spaziergänger geeigneter als der städtische Mainraum". Die Mainufer seien ausschließlich "regionale Parks für die Bewohner der umliegenden Wohngebiete". Die Anwohner aber benötigten keine zusätzlichen Flächen, wie sie etwa durch eine Sperrung der Mainuferstraßen gewonnen werden sollen.

Planungsdezernent Martin Wentz bezeichnete die BDA-Vorstellungen als "nicht schlüssig". Eine Zeil mit Autos würde die "Entwicklung in allen europäischen Städten konterkarieren". Zudem sei für ihn "die Kaiserstraße nicht sicherer als die Zeil". Der BDA, meinte der Stadtrat, versuche "offensichtlich eine neue Mode zu kreieren". gang

Kurz gemeldet

Ortsbeiräte tagen Die Zukunft der Integrativen Schule im Praunheimer Weg ist gefährdet. Die städtischen Fördermittel für 1993 wurden von 400 000 Mark auf 250 000 Mark gekürzt. Die Grünen im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim) sehen das nicht ein: Darüber berät der Ortsbeirat am heutigen Donnerstag, 14. Januar. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz, Nidaforum 2.

Das Gelände um das Frankfurter Waldstadion herum in einen Freizeitpark verwandeln im Stile des Münchener Olympiaparks: Über diesen Vorschlag der CDU-Fraktion diskutiert der Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) am Freitag, 15. Januar, ab 19 Uhr in der Altentagesstätte Riedhof, Mörfelder Landstraße 212.

Die Filmkritik

Helmut Schmitz gelingt in seinen Ausführungen "Wo Blut und Wogen tosen" (FR vom 9. 1. 1993) eine leidliche Inhaltsangabe des Films "Bitter Moon" und in einem weiteren Schritt die Reduzierung auf das Gerippe, die sogenannte "Story". Darüber hinaus erfahren wir etwas über die literarischen und cineastischen Kenntnisse des Autors (Courths-Mahler, Frantic und RTL-Spätfernsehen), die er einsetzt, um die Stilmittel dieses Films zu beschreiben.

Die Filmkritik endet in Phrasen, die stellvertretend für den ganzen Artikel zeigen, daß sich Herr Schmitz - aus welchen (persönlichen) Gründen auch immer - auf den Film nicht einlassen konnte und seine subjektive Abwehrhaltung nur eine oberflächliche Betrachtung des Films zuließ.

Die Akzeptanz von Emotionen und die Auseinandersetzung mit ihnen ist zugegebenermaßen eine individuelle Angelegenheit, die für viele (Männer) so bedrohlich ist, daß nur ihre Abwehr und die Flucht in die Oberflächlichkeit übrig bleiben. Schade - wie wäre es mit der Veröffentlichung einer alternativen Kritik zu "Bitter Moon", vielleicht geschrieben von einer Frau?

Ursula Blenn, Hochheim

Mittwoch, 13. Januar

Vorträge / Diskussionen Verein Eckankar: 19.30 Uhr, Vortrag und Gespräch "Die spirituelle Lebenskraft im Alltag", Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 19.30 Uhr, Vortrag "Arme Juden - Reiche Juden".

Theosophische Gesellschaft (TGD): 19.30 Uhr, Vortrag "Das große Hirn und das kleine Herz", Liebfrauenschule, Schäfergasse 23.

Städelsches Kunstinstitut, Schaumainkai 63, Nazarenersaal: 18.30 Uhr, Vortrag "Daumier: Ein Zeichner in Paris".

Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Naturmuseum Senckenberg, Senckenberganlage 25, Festsaal: 18.30 Uhr, Lichtbildervortrag "Ein marines Naturschutzgebiet für die Golfregion: Planungen und Ziele".

Institut für Psychoanalyse der J. W. Goethe- Universität: 20 Uhr, Vortrag "Die ,Helle Kammer&rquote; und der ,Dunkle Kontinent&rquote;", Universitäts- Hauptgebäude, Hörsaal I.

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Vortrag mit Filmvorführung "The Visible Man - Die Frage nach einer emanzipativen Kultur des Films.

Lesben- und Frauenreferat der Universität Frankfurt: 18 Uhr, Diskussion abgeschlossener feministischer Diplomarbeiten: "Betriebliche Gleichstellungspolitik vor dem Hintergrund der Gleichstellungsinteressen von Frauen und von Unternehmen", Turm, Raum 2105, Robert- Mayer-Str. / Ecke Senckenberganlage.

Universität des 3. Lebensalters, J. W. Goethe-Universität, Hörsaalgebäude, Hörsaal I: 16 Uhr, Vortrag "Zum Wahrheitsproblem im amerikanischen Pragmatismus". Museen / Führungen Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Wissenschaftliche Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zur Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Franz Erhard Walther und Siah Armajani" und 18 Uhr, "Das Museum als künstlerische Werkstatt".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung, "Frühmittelalterliche Schatzkunst".

Schirn Kunsthalle am Römerberg: 11 Uhr, Führung zu Gabriele Münter - "Die Rolle der Volkskunst in den Werken des ,Blauen Reiters&rquote;"; 19 Uhr, "Der sinnliche Körper bei Edward Hopper".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung, "ZEDAKA - Ethik und Geschichte der jüdischen Sozialarbeit".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allg. Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kino / Filme Kinder- und Jugendhaus Bonames, Harheimer Weg 20 a: 15 Uhr, "Hasenherz" (ab 6 Jahre).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 20 Uhr, Stummfilme "Vergebens" und "Die schwarze Kugel oder Die geheimnisvollen Schwestern" mit Vortrag: "The Visible Man - Die Frage nach einer emanzipativen Kultur des Films.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 22 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: Fahrt zu den Adler-Werken Haibach mit Schloßbesichtigung in Aschaffenburg; Abfahrt 9 Uhr, Eschenheimer Turm; Spaziergang mit Frau Behm; Treffen 14 Uhr, Straßenbahnhaltestelle Zoo.

Gesellschaft für Deutsche und Polnische Kultur: 19 Uhr, Buchvorstellungen und -besprechungen: "Die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden in Polen und Deutschland vom 16. bis zum 20. Jahrhundert" und "Deutsche und Polen. 100 Schlüsselbegriffe"; Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104.

frankfurter werkgemeinschaft: 11 Uhr, Treff Lenaustr. 24; 17 Uhr, Doppelkopfrunde (L24).

Frankfurter Stadtwaldverein 1903: 19 Uhr, Äppelwein-Abend, Gaststätte "Riedhof", Mörfelder Landstr. 210. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Gallus-Apotheke, Mainzer Landstr. 270, Tel. 73 41 14; Grüneburg-Apotheke, Grüneburgweg 5, Tel. 55 17 75; Hortus-Apotheke , Oberrad, Offenbacher Landstr. 299, Tel. 65 36 51; Katharinen-Apotheke, Bornheim, Seckbacher Landstr. 59, Tel. 46 43 69; Kleist-Apotheke, Friedberger Landstr. 119, Tel. 59 03 96; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90/ Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 37, Tel. 31 67 54; Mohren-Apotheke, Eschersheim, Alt-Eschersheim 63, Tel. 51 48 72; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierarzt Kind, Sachsenhausen, Holbeinstr. 76, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Teil einer kühl geplanten Strategie

Nun bringt der Kanzler das Problem staatlicher Finanznot auf den Punkt: Es seien jene zu betrachten, die den Sozialstaat ausbeuten (FR vom 4. 1. 1993 "Kohl auf Sparkurs"). Den Formulierungshelfern des Kanzlers gebührt in zweierlei Hinsicht Respekt. Zum einen ist zu bewundern, wie elegant der im Begriff "Ausbeutung" enthaltene Vorwurf gegen jene gewendet wird, die sich selbst als Ausgebeutete fühlen können. Zum anderen wird mit dieser Wendung ein neues Feindbild präsentiert, als ob wir davon nicht schon genug hätten mit allen schlimmen Folgen.

Wen meint nun der Kanzler, wenn er davon spricht, es sei nicht in Ordnung, daß jemand Sozialhilfe beziehe, aber keine Leistung dafür bringe? Nach den Armutsberichten des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sowie des Caritas-Verbandes sind vor allem folgende Gruppen auf die Existenzsicherung über Sozialhilfe angewiesen:

Alte Menschen, die ein Leben lang arbeiteten und deren Rente nicht zum Leben reicht. Der größere Teil davon sind Frauen, die Kinder großgezogen und/ oder Angehörige gepflegt haben.

Mütter mit Kindern, die gerne arbeiten würden, aber z. B. wegen fehlender Kinderbetreuungseinrichtungen oder zu geringer Löhne auf Sozialhilfe angewiesen bleiben. Darunter wiederum viele, die durch die Inanspruchnahme von Erziehungsgeld und den Verzicht auf ihren Arbeitsplatz in die Sozialhilfe gedrängt wurden.

Menschen, die mit 40, 45 Jahren vom Arbeitsmarkt ausgemustert sind, aber auch jüngere, die durch Beeinträchtigungen und Behinderungen keine Chance haben, ihre Existenz aus eigener Kraft zu sichern.

Sind das alles Ausbeuter? Oder meint Kohl vielleicht die arbeitswilligen Menschen in den neuen Ländern, wenn er sagt " . . . es gibt nicht wenige, die sozusagen eine Art Slalom durch die Bestimmungen der Gesetze hindurch fahren, um möglichst wenig mit Arbeit in Berührung zu kommen und möglichst viel von der Solidargemeinschaft zu erhalten . . ."

Wie man Slalom durch die Gesetze fährt, weiß man in anderen Kreisen doch viel besser als bei durchschnittlichen Hilfeempfängern, das Absahnen erreicht dort weitaus lohnende Dimensionen: Herr Kohl soll doch mal rechtskräftig verurteilte Schatzmeister seiner Koalition auf Praktiken der Steuerhinterziehung befragen.

Wenn dieser Regierung wirklich am Sparen gelegen wäre, hätte sie in anderen Bereichen weitaus bessere Möglichkeiten als auf dem Sozialsektor. Mit dem Festhalten am antiquierten Ehegattensplitting z. B. ließ sich dieser Staat für 1991 rund 30 Milliarden Mark entgehen, die Aufwendungen für Sozialhilfe sollen im selben Jahr rund 34 Milliarden Mark betragen haben.

Es geht aber nicht um ernsthafte Einsparungen. Die Äußerungen des Kanzlers sind Teil einer kühl geplanten Strategie mit dem Ziel der Aufweichung des Sozialstaatsprinzips. Nachdem das Herumfingern an der Verfassung in Mode gekommen ist, wird der Verfassungsrang dieses Prinzips nicht weiter stören. Widerstand ist nicht in Sicht, auch nicht durch die zuständigen Ministerinnen Rönsch und Merkel, denen offenbar auf dem Weg ins Amt die Schmerzgrenze verlorenging. Der Zynismus und die Schamlosigkeit dieser Regierung dürfte kaum noch zu überbieten sein.

Hanne Neufeldt (Vorstandmitglied des Verb. alleinstehender Mütter und Väter Landesverb. Hessen e. V.), Wiesbaden

Wenig friedensfördernd

Einerseits begrüße ich den von Herrn Benjamin Navon, Botschafter Israels in Bonn, geäußerten Gedanken, daß der Konflikt im Nahen Osten "nur durch einen politischen Kompromiß gelöst werden" kann (FR vom 8. 1. 1993 "Im Wortlaut: Israels Botschafter Navon - ,Heiliger Krieg&rquote; gegen Juden") - zugleich aber scheint mir der Aufruf von Frau Lenelotte von Bothmer, "den Freunden ein offenes Wort zu sagen", gerechtfertigt (FR vom 6. 1. 1993 "Im Wortlaut: Lenelotte von Bothmer - Israel ein offenes Wort sagen").

Erfreulicherweise hat inzwischen selbst Israels Außenminister Schimon Peres erklärt: "Es besteht kein Zweifel daran, daß die Deportation Schaden angerichtet hat." (FR vom 11. 1. 1993 "Zwei Deportierte aus Kälte geholt").

Zumindest die irrtümliche Deportation des 16jährigen Bassem Siuri und neun weiterer irrtümlich aus Israel Deportierter läßt das Verhalten Israels leider als wenig friedensfördernd erscheinen.

Frieder R. J. Kudis, Malsch-Völkersbach

Es fehlt das Interesse und auch der Bedarf Auch Firmen und Unternehmen sehen für Ausbildungsberufe "zweiter Klasse" wenig Chancen

Für FDP-Bildungsminister Rainer Ortleb ist eine weitere Differenzierung der Ausbildungswege in der beruflichen Bildung ein wahres Herzensanliegen. Dabei propagiert Ortleb vor allem die Einführung von Kurzausbildungen für sogenannte praktisch begabte Jugendliche. Im Berufsbildungsbericht '92 der Bundesregierung heißt es dazu, daß für Jugendliche, die trotz differenzierter Förderung den Mindestanforderungen der derzeit anerkannten Ausbildungsberufe nicht entsprechen können, neue Ausbildungsgänge entwickelt werden sollen. Im Kern geht es also um theoriegeminderte Berufe. Um die neuen Berufe zweiter Klasse von den bisherigen abzugrenzen, kam der Vorschlag, eigenständige Abschlüsse einzuführen, die weitgehend auf Theorie-Prüfungen verzichten und sich statt dessen an praktischen Aufgaben orientieren. Durch eine entsprechend gestaltete Prüfung begründe sich auch rechtlich die Möglichkeit zur Schaffung praxisorientierter und theoretisch weniger anspruchsvoller Ausbildungsgänge für schwächere Jugendliche.

Von den Gewerkschaften, den Ländern und aus weiten Teilen der Berufspädagogik gibt es keine Zustimmung für eine weitere Aufspaltung der beruflichen Grundqualifikation. Mit Berufen zweiter Klasse, einem zweiten unterwertigen Ausbildungssystem, so das Hauptargument der Ortleb-Kritiker, sei den Jugendlichen, die noch ohne Ausbildung bleiben, nicht zu helfen. Die Nachteile der so Ausgebildeten sind in der Tat nicht einfach vom Tisch zu wischen: geringere tarifliche Eingruppierung nach der Ausbildung, höheres Arbeitsmarktrisiko, qualitativ geringe Ausbildung, das Berufsimage, nur einen Restberuf gewählt zu haben, bleibt lebenslang. Die Kernthese des Bildungsministers, daß die 14 Prozent eines Jahrgangs, die heute ohne Ausbildung bleiben, in einem der bestehenden anerkannten rund 374 Ausbildungsberufe keine Lernchance haben, ist im übrigen inzwischen widerlegt.

In einer EMNID-Studie, die im Auftrag des Bildungsministeriums entstand, gibt es eine ausführliche Beschreibung der betroffenen Personengruppe und der wirklichen Ursachen für deren Berufsverzicht. Theoriegeminderte und verkürzte Ausbildungsberufe helfen der sehr differenziert zu betrachtenden Gruppe jedenfalls nicht weiter.

Die größte Zahl unter ihnen (40 Prozent) sind ausländische Jugendliche, die bei entsprechenden Angeboten der Betriebe problemlos eine Ausbildung durchlaufen könnten. Bislang tun sich die Betriebe aber immer noch schwer, selbst ausländischen Jugendlichen der zweiten und dritten Generation einen Ausbildungsplatz anzubieten.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung in Berlin hat darauf verwiesen, daß die Art und Weise, wie die Betriebe sich ihre Azubis auswählen, mit dazu beiträgt, daß ausländische Jugendliche in der Berufsausbildung benachteiligt sind. Eine der gravierendsten Hürden stellen danach die in vielen Bereichen üblichen Einstellungstests dar. Die Anforderungen dieser Tests orientieren sich allein an unserem Kulturkreis und an der Sprachkompetenz deutscher Jugendlicher. Hier haben ausländische Jugndliche deutlich schlechtere Startchancen. Wer an diesem Punkt ansetzen will, braucht keine theoriegeminderten Berufe, sondern eine Kampagne zur Einstellung von ausländischen Jugendlichen und den Ausbau von ausbildungsbegleitenden Hilfen.

Hinzu kommt, daß mehr als die Hälfte der bislang Unqualifizierten sich überhaupt nicht um einen Ausbildungsplatz bemüht haben. Ausschlaggebend für ihren Berufsverzicht waren Aspekte wie: kein Ausbildungsplatz und schlechte Schulzeugnisse; Motivations- und Orientierungslosigkeit ("keine Lust mehr zum Lernen", "wußte nicht, was ich lernen sollte"); familiäre ("wollte heiraten", "Schwangerschaft") und finanzielle Gründe. Aber auch Punkte wie "habe mir eine Ausbildung nicht zugetraut" und "mir wurde von einer Ausbildung abgeraten" hatten Wirkung. Für diese Gruppe ist es deshalb auch völlig unerheblich, ob die vorhandenen Ausbildungsberufe passen, hinreichend differenziert sind oder nicht. Die wesentlichen Probleme liegen also nicht in einer falschen Berufspalette oder zu hohen theoretischen Anforderungen. Wer diesen Jugendlichen helfen will, muß mit einem differenzierten Förderkonzept operieren, also an ganz anderen Punkten ansetzen, als dies Ortleb vorschlägt.

Dem Differenzierungsansatz von Ortleb ist jetzt eine weitere Begründung abhanden gekommen. Zentrales Argument war nämlich bislang, daß die Betriebe einen unabweislichen Bedarf an so Qualifizierten hätten. Auch dieses Argument ist jetzt vom Tisch: Die Forschungsgruppe SALSS (Sozialwissenschaftliche Analysen zur Leistungssteigerung Sozialer Systeme) in Bonn hat im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Berlin Betriebe nach ihrer Haltung zu praktisch Ausgebildeten befragt. Kernsatz, der noch im Panzerschrank verschlossenen Forschungsergebnisse, den sich der Minister gut merken sollte, lautet: Die Mehrzahl der Betriebe hat keinen Bedarf an Mitarbeitern einer neuen Qualifikationsstufe.

Diese ablehnende Haltung wird begründet mit der deutlich abnehmenden Zahl von Anlerntätigkeiten und Routinearbeiten. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung des Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg kommt zum selben Ergebnis, wenn es prognostiziert, daß mehr als drei Millionen Arbeitsplätze von Un- und Angelernten ersatzlos in den kommenden Jahren wegfallen. Selbst in den Handwerksbetrieben, so die SALSS- Forscher, gibt es keinen Bedarf für das angestrebte Bildungsprofil. Hier geht der Zug ebenfalls in Richtung höhere Qualifikationsanforderungen. Wie wenig attraktiv für die Betriebe theoriearme Kurzausbildungsgänge sind, zeigt auch die Entwicklung der zweijährigen industriellen Metallberufe. In diesen 14 Berufen kamen 1990 nur noch rund 2400 Jugendliche unter. 1985 waren es dagegen noch 4500: zweijährige Metallberufe sind also absolut out.

Viele Betriebe sehen die Gefahr, daß bei Einführung neuer Berufsstufen das betriebliche Sozial- und Qualifikationsgefüge durcheinander kommt. Dabei haben sie vor allem die tarifliche Eingruppierung im Auge. Im SALSS-Report heißt es wörtlich: "Eine neue Qualifikationsstufe unterhalb der Facharbeiterebene würde dieses stabile System ins Wanken geraten lassen."

Im übrigen betont die Mehrzahl der Betriebs-Chefs, daß das bestehende Berufsangebot, sowohl hinsichtlich der fachlichen Seite als auch der unterschiedlichen Anforderungsniveaus ausreichend differenziert sei, um den betrieblichen Bedarf zu decken.

Eine abweichende Haltung nehmen lediglich Betriebe im Baubereich ein. Sie sehen in Praxisberufen die Chance, noch vorhandene Hilfs- und Anlerntätigkeiten aufzuwerten. Attraktivitätsprobleme im Hinblick auf den Nachwuchs sollen damit ebenfalls behoben werden. Auch die Leiter außerbetrieblicher Ausbildungsstätten stehen dem neuen Berufskonzept positiv gegenüber. Erwarten sie doch neue Chancen für ihre Einrichtungen und die Ausbildung von Benachteiligten.

Die große Mehrheit der Betriebspraktiker warnen sogar davor, die Entwicklungsmöglichkeiten lernschwacher Jugendlicher zu unterschätzen: "Bei einer den Interessen und Fähigkeiten der jungen Menschen entsprechenden Berufswahl und optimalen Ausbildungsbedingungen erwiesen sich auch leistungsgeminderte Jugendliche als ausbildungsfähig. Insofern besteht die Gefahr, daß eine Zuweisung in Ausbildungsgänge, die von vornherein das Anforderungsniveau (zu) niedrig ansetzen, den Fähigkeiten der benachteiligten Jugendlichen letztlich nicht gerecht werde".

Vor dem Hintergrund von Bildungsdefiziten und schwierigen sozialen Verhältnissen wird eher eine Verlängerung als eine Verkürzung der Ausbildung favorisiert. Mit dem Hinweis auf Reduzierung von Theorie-Anteilen können die Betriebe nichts anfangen. Sie heben hervor, daß auch für einfache Tätigkeiten ein Mindestmaß an Hintergrundwissen notwendig ist. Zum anderen mangele es den benachteiligten Jugendlichen nicht nur an theoretischem Verständnis, sondern zugleich an der praktischen Umsetzung. Daher seien in erster Linie neue didaktische Methoden gefordert, die die Einheit von Theorie und Praxis in den Vordergrund stellen.

Da viele Schulabgänger gar nicht erst eine Ausbildung nachfragen, liege hier das entscheidende Problem. Diesen Jugendlichen müßte vor allem die grundsätzliche Notwendigkeit einer beruflichen Ausbildung vermittelt werden. Im übrigen sei das bestehende Angebot an Ausbildungsberufen sowohl im Hinblick auf inhaltlich-fachliche Anforderungen als auch in bezug auf die Bildungsvoraussetzungen der Jugendlichen so differenziert, daß für (nahezu) jeden jungen Menschen ein seinen Interessen und Fähigkeiten angemessener Beruf vorhanden sei.

Die Ergebnisse der SALSS-Forschung sind nicht nur für Bildungsminister Rainer Ortleb eine schallende Ohrfeige. Auch die Arbeitgeberverbände, bislang treue Vasallen des Bildungsministers in dieser Sache, müssen sich fragen lassen, woher sie eigentlich ihre Legitimation beziehen. Die betriebliche Personalpolitik und Ausbildungspraxis in ihrer eindeutigen Mehrheit sind es jedenfalls nicht, die länger als Beleg für Arbeitgeberpositionen herhalten können.

KLAUS HEIMANN

Leiter der Abteilung Berufsbildung beim Vorstand der IG Metall

Der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen sieht die Entwicklung im Bereich der Hochschulpolitik mit großer Besorgnis. Wir hofften daher auf positive Impulse des Treffens der Ministerpräsidenten beim Bundeskanzler am 17. Dezember 1992. Leider wurden unsere schlimmsten Befürchtungen bei weitem übertroffen. Konzepte, die bereits in der Adenauer-Ära ausgedient hatten, versucht man, ohne Rücksicht auf die gesellschaftliche Entwicklung und wirtschaftliche Anforderungen, wiederzubeleben.

In diesem Zusammenhang fällt auf, daß die Studierenden von dieser Debatte bisher ausgeschlossen worden sind. Die Tatsache, daß es in Deutschland derzeit keinen studentischen Dachverband gibt, darf nicht dazu führen, daß studentischen Vertretern kein Mitspracherecht eingeräumt wird. Wir glauben, daß eine wirksame Hochschulreform nicht ohne die offensichtliche Kompetenz der Studierenden bewerkstelligt werden kann. Daher fordern wir bei den Entscheidungen der nächsten Zeit die Beteiligung aller bundesweit operierenden Studierendenverbände. Es besteht allgemeiner Konsens, daß die Hochschulen umfassend reformiert werden müssen. Das Studium muß für einen durchschnittlich begabten Studierenden wieder in der Regelstudienzeit zu bewältigen sein. Im Papier der Saarbrücker Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 8. und 9. Oktober dieses Jahres werden in erster Linie dirigistische Zwangsmaßnahmen gegen Studierende gefordert, die wir in aller Schärfe zurückweisen. Leider sind die verbleibenden Maßnahmen des Papiers eher unverbindlich gehalten. Von diesen Maßnahmen ist eine Verbesserung der katastrophalen Situation an den deutschen Hochschulen nicht zu erwarten.

Zwangsmaßnahmen, die auf Studierende zielen, wie Studiengebühren oder Zwangsexmatrikulation, sind nicht geeignet, das Studium zu verkürzen. Bei den meisten dieser Maßnahmen wird außerdem die unterschiedliche soziale Struktur der Studierendenschaft außer acht gelassen.

Bedauerlicherweise scheinen auch der Bundeskanzler und die Ministerpräsidenten der Länder die administrative Lösung einer inhaltlichen vorzuziehen. Die Studierenden werden einer Zusammenkürzung der Zukunft der Bundesrepublik nicht tatenlos zusehen. Bernd-Alfred Bartels in einer Presseerklärung des Bundesverbandes Liberaler Hochschulgruppen (LHG) in Bonn

Die hervorragende "Küche" reißt das Publikum mit

Glücklicherweise wurmte es den Drehbuch-Autor des Filmes "Bodyguard", daß sein erstes Werk nie verfilmt wurde. Zwei Stunden sanfte Seelenmassage wären uns sonst vorenthalten worden.

Seltsamerweise empfindet das Publikum, im Gegensatz zu Herrn Schnelle, die angeblich "dünne Storysuppe" als sich steigernde Spannung (FR vom 11. 1. 1993 "Schutzengel und Schlagerkönigin"). Der Grund ist nicht mangelnde Intelligenz der Zuschauer, die es ihnen nicht ermöglicht, die Handlung zu durchschauen:

Es ist die hervorragende Küche (um das Beispiel "Suppe" fortzuführen) des Regisseurs und seines Teams, die das Publikum mitreißt.

Daß bei Kostner und Houston nie ein Funke überspringt, kann nur jemand behaupten, der den Film entweder nicht gesehen, zum großen Teil verschlafen oder nicht verstanden hat. Letzteres trifft wohl auf Herrn Schnelle zu, wobei es schwerfällt, nachzuvollziehen, was an einer "dünnen Story" so kompliziert sein soll. Der Zuschauer versteht die Handlung und fängt den überspringenden Funken auf.

Es gibt nichts befriedigenderes, als das Schaffen anderer zu zerreißen. Es sei denn, zwei Stunden Kinounterhaltung, die den Blick auf die Leinwand bannen und das Bewußtsein vermitteln, wirkliches Kino gesehen zu haben. Letztendlich entscheiden die Besucherzahlen über den Erfolg, nicht die Kritiker.

Brigitte Märker, Schaafheim

Vom schnellen Lernen und Hintertüren

Gymnasien für "Schnellerner" stellt sich Berlins Schulsenator Jürgen Klemann vor, die schon mit dem fünften Schuljahr beginnen und in einer Art Parforce-Tour die Schüler durch die verbleibenden acht Schuljahre treiben. Die sechsjährige Berliner Grundschule, im vielbeachteten Frankfurter Grundschulmanifest von 1989 ausdrücklich als Vorbild für alle Bundesländer genannt, soll auf vier Jahre verkürzt werden.

Aufs Spiel gesetzt würden die besonderen Chancen der Berliner Schüler: Weil das Sortieren der Kinder nach Gymnasial-, Real- oder Hauptschulreife sechs Jahre Zeit hat, ist das Klassenklima entspannter als in den anderen Bundesländern; Kinder haben Zeit, ihre persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln und Selbstvertrauen zu gewinnen; Schüler aller gesellschaftlichen Klassen und Schichten, aller Glaubensbekenntnisse, aller ethnischen Gruppen werden länger zusammen unterrichtet und erzogen; sie können gemeinsam soziale Erfahrungen machen, lernen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten und Eigenschaften akzeptieren, respektieren und tolerieren.

Unterhöhlt würde die Berliner Grundschule durch den Schulversuch ausgerechnet in einer Zeit, in der diese Eigenschaften notwendiger sind denn je. "Die bewährte sechsjährige Grundschule in Berlin wird nicht angetastet", beteuert denn auch der Senator. Der Schulversuch, der 1993/94 mit vier Gymnasien starten soll, betreffe nur sieben von insgesamt 1300 Klassen der Stufe fünf, das seien eben mal 0,5 Prozent. Ein Zahlenspiel, so müßte eigentlich auch Klemann wissen, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat.

Das olympische Prinzip des Höher- Schneller-Weiter-Besser übt auf viele Eltern eine magische Sogwirkung aus. Und welchem Gymnasium will die Schulverwaltung den Wettlauf um Leistung und Kinder untersagen, den sie einem anderen gestattet? "Schulversuch" ist ohnehin nur eine Zufallsvokabel. Es fehlen die Merkmale, die nach dem gültigen Schulgesetz für Berlin einen wirklichen Schulversuch auszeichnen müssen: Der dient nämlich der Erprobung pädagogischer Konzepte, die übertragbar sein sollen. Das ist hier aber nicht der Fall.

Was Jürgen Klemann tatsächlich beabsichtigt, liegt auf der Hand: Er will für eine bestimmte Wählerklientel Eliteschulen schaffen und - ganz vorauseilender Gehorsam - maulenden Bonner Politikern den Umzug nach Berlin versüßen. Tatsächlich hat die Berliner Schule ja so manche Schwächen: In den Klassen sitzen zuviel Kinder, die vor allem im fünften und sechsten Schuljahr oft mehr für Turbulenzen als für ein kreatives Lernklima sorgen. Hier müßte der Schulsenator handeln: Mehr Geld für mehr Lehrer und deren bessere pädagogische Fortbildung, damit endlich die notwendigen Voraussetzungen für die Binnendifferenzierung - das A und O einer gleichberechtigten und gerechten Förderung aller Kinder - geschaffen werden. Statt Förderung unterstützt Jürgen Klemann aber Auslese und Streß. Hinter seiner Position steht ein Menschenbild, das eigentlich überholt sein sollte. Oder haben wir immer noch nicht gelernt, wohin einseitiges Spezialistentum, blindes Pflichtbewußtsein und gesellschaftliche Ausgrenzung führen? Ausgerechnet der Schulsenator ignorierte offenbar, daß sich menschliche Begabungen nur aufeinander bezogen weiterentwickeln können. Gesellschaftliche Verantwortung kann letztlich nur tragen, wer sowohl soziale Fähigkeiten als auch Wissen, Weitblick und Phantasie besitzt.

Mit seinem Schulversuch beweist der Jurist Jürgen Klemann einmal mehr, daß er in seinen schulpolitischen Entscheidungen gerade die falschen Akzente setzt. Aber das ist sicher nicht ihm allein anzulasten. So kommt es eben, wenn ein Schulsenator vor allem wegen seiner administrativen Fähigkeiten gewählt wird.

HANNEGRET BIESENBAUM

82jähriger angefahren und tödlich verletzt

Tödlich verunglückt ist jetzt ein 82jähriger in Bergen-Enkheim. Nach Angaben der Polizei ist der Mann gegen 17.30 Uhr plötzlich unkontrolliert von der rechten Seite des Trottoirs in der Marktstraße auf die Fahrbahn gelaufen: Dort wurde er von dem Wagen einer 26 Jahre alten Frau erfaßt, die nach dem Bericht der Polizei nicht viel schneller als mit Schrittgeschwindigkeit in einer Fahrzeugkolonne durch die schmale Marktstraße unterwegs war.

Der 82jährige, der bei dem Unfall mit dem Kopf auf die Fahrbahn geschlagen war, starb bereits im Notarztwagen. Nach dem Unfall blieb die Marktstraße eine halbe Stunde lang für den Verkehr gesperrt. ing

Raketen verwandeln sich in Friedensboten Karl Kastl aus Neu-Anspach hat ein Denkmal entworfen / Künstlerische Umsetzung der Wende

BAD HOMBURG/NEU-ANSPACH. Riesige Schwerter wirken bedrohlich wie Raketen, sie richten sich allmählich auf, verlieren ihre Aggression. Schließlich sind sie nur noch Träger von mächtigen Flügeln, metallisch glänzend - strahlende Friedensboten: Karl Kastl aus Neu- Anspach hat eine Friedensskulptur entworfen, mit der er das "Ende des Kalten Krieges" künstlerisch feiern will.

Als die politischen Ereignisse in Osteuropa zur Vereinigung der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR führten, sagt der 59jährige pensionierte Kunsterzieher, habe ihn das sehr bewegt: "Ich empfand Freude und Erleichterung darüber, diese Ereignisse miterleben zu dürfen." Er begann nach einer künstlerischen Form zu suchen, gestaltete Modelle aus verschiedenen Materialien: "Ich wollte etwas schaffen, was den weltbewegenden Ereignissen angemessen ist." Langsam wuchs in ihm die Idee, eine Großplastik zu schaffen, in der metallene Schwerter oder Raketen sich in Friedenszeichen verwandeln, zu Flügeln werden, die "wie ein Geschwader von Friedensboten herangerauscht kommen". Kastl stellte ein ein Meter hohes Modell der Skulptur her. Um ihre Wirkung als Groß-Objekt zu demonstrieren, setzte er das Modell in den Bad Homburger Kurpark und nahm es so auf, daß es auf dem Foto als überdimensionales Kunstwerk erscheint. Er kann sich vorstellen, daß das Werk für einen Park in Bad Homburg oder anderswo realisiert wird.

Karl Kastl hat lange über sein Kunstwerk nachgedacht und weiß, daß die politischen Ereignisse ihn überholt haben. Der schreckliche Krieg im ehemaligen Jugoslawien, die wirtschaftlichen Probleme und nicht zuletzt der Rechtsextremismus hätten, so Kastl, die anfängliche Freude über das Ende des Kalten Krieges getrübt. Dennoch habe seine Friedensskulptur noch ihre Berechtigung - als Mahnmal und Hoffnungsträger für die Zukunft.

Karl Kastl hat seine künstlerischen Arbeiten seit zwölf Jahren bei Gemeinschaftsausstellungen des Kulturkreises Usinger Land und in Einzelausstellungen gezeigt. nau

Reicht es, die berufliche Bildung nur aufzumöbeln? Plädoyer für eine Diskussion über die Gleichrangigkeit / Von Reinhold Kopp, Wirtschaftsminister des Saarlandes

In Deutschland gibt es immer weniger Lehrlinge. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in den letzten acht Jahren um fast ein Viertel gesunken. 1991 haben die Arbeitsämter der alten Bundesländer nicht weniger als 128 000 Lehrstellen erfolglos angeboten. Das macht Kummer, weil zugleich die Produktivität vieler Branchen der Wirtschaft durch einen chronischen Mangel an Fachkräften gedrückt wird. Andererseits steuert die Zahl der Studierenden auf den historischen Höchststand zu. Forschung und Lehre stöhnen unter der Überlast.

Diese absurde Situation kommt nicht unerwartet. Schon Mitte der siebziger Jahre war sie Thema der Bildungsplaner. Aber eine kollektive Verdrängung hat vorbeugendes Handeln verhindert.

Die erneute und ernsthafte Diskussion über die Gleichrangigkeit von akademischen und nichtakademischen Laufbahnen bleibt uns nicht erspart. Sie wird zur Zeit auch geführt, aber nicht immer mit der richtigen Akzentuierung.

Das Modell der kommunizierenden Röhren ist in seiner Schlichtheit nicht geeignet, die komplexe Situation zu beschreiben. "Macht die Hochschulen auf für die Praktiker!" - auch diese Devise löst nicht die Probleme, vor denen die Wirtschaft steht.

Falsch ist an der gegenwärtigen Debatte über die Gleichrangigkeit von Lehre und Abitur/Studium, daß viele raten, man müsse die berufliche Bildung nur aufmöbeln und attraktiver machen, um den Mangel an Facharbeitern zu beseitigen. Das wird nicht zum Erfolg führen. Denn Tatsache ist, daß der drastische Rückgang an neu abgeschlossenen Berufsausbildungsverträgen auch dann nicht abzufedern wäre, wenn alle Schulabgängerinnen und Schulabgänger ausnahmslos eine Lehre in dualen Systemen aufnehmen würden.

Dies ist Ergebnis der Bestandsanalyse, die eine Länderarbeitsgruppe im Auftrag der Wirtschaftsministerkonferenz unter Federführung des Saarlandes jetzt vorgelegt hat. Ihr Fazit: Viele Bildungspolitische "Vorurteile" werden durch die Statistik nicht gedeckt.

Zum Beispiel: Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse ist zwischen 1984 und 1991 langsamer zurückgegangen, als es von der Entwicklung der Schülerzahlen her zu erwarten war. Demnach geht die These von der generellen Auszehrung der beruflichen Ausbildung an den Realitäten vorbei.

Daß Angebot und Nachfrage am Ausbildungsstellenmarkt auseinanderklaffen, ist also kein Problem, das auf allgemeine Vorbehalte gegenüber der beruflichen Bildung zurückzuführen wäre. Im Gegenteil: es gibt sogar Berufe und Berufsgruppen, die deutlich beliebter geworden sind. Das gilt für technische Berufe, Verkehrsberufe und bestimmte Ausbildungsgänge in der Fertigung.

Umgekehrt: Manche Berufe und Berufsfelder werden von jungen Menschen als besonders unattraktiv empfunden, vor allem dann, wenn die Absolventen eine höhere schulische Vorbildung mitbringen. Desinteresse registrieren beispielsweise der Sektor Textil-Bekleidung-Leder, die Ernährungswirtschaft sowie der Bereich Körperpflege, Gästebetreuung, Hauswirtschaft und Reinigung.

Die Wirtschaftsminister der Länder haben aus den vorhandenen Daten Schlußfolgerungen für vordringlichen Handlungsbedarf gezogen.

&blt; Eines der wichtigsten Felder ist dabei die Verbesserung der einzelberuflichen Rahmenbedingungen. In den stark unter Nachwuchsmangel leidenden Ausbildungsberufen ist es dringend notwendig, die Attraktivität zu steigern. Auf den Zuschnitt der Ausbildungsinhalte muß dabei ebensoviel Kreativität verwandt werden wie auf die zeitgemäße Gestaltung der Arbeitsbedingungen. Eine besondere Herausforderung an die Tarifpartner besteht in dem Zwang, auch durch die Bemessung der Vergütungen und Gehälter, aber auch durch flexible Arbeitszeiten neue Anreize zu schaffen. Die Unternehmen sollten sich die Imagepflege für gewerbliche Berufe zur ständigen Aufgabe machen und ihre betriebsinternen Karriereleitern nich an den starr gewordenen Vorstellungen und Erwartungen früherer Zeiten orientieren.

&blt; Es gibt Berufe, die als belastend und unzeitgemäß empfunden werden; genau diese sind es auch, für die gravierender Bewerbermangel gemeldet wird. Am lautesten sind die Klagen, wenn es darum geht, Hüttenfacharbeiter, Gießereimechaniker und Beton- oder Stahlbetonbauer zu finden, obwohl es sich dabei durchaus um moderne Berufe handelt. Eine Aufgabe für offensive Imagearbeit.

&blt; Wachsende Bedeutung bei der Angleichung akademischer und nichtakademischer Berufe kommt zweifellos der Qualifizierung, dem weiteren zielorientierten Lernen zu. Einerseits geht es darum, vorhandene Fachkräfte, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, rechtzeitig umzuorientieren. Sie sollen verstärkt für andere als ihre bisherigen Arbeitsbereiche fit gemacht werden.

Weiterbildung ist ein Schlüsselbegriff für Handwerk, Industrie und Dienstleistungen. Brachliegende Humanressourcen sind volkswirtschaftlich teuer und sozialpolitisch riskant.

Ein Weiterbildungssystem, das Arbeitslosigkeit bereits bekämpft, bevor sie entsteht, ist machbar. Das beweisen die saarländischen Erfahrungen mit dem integrierten Qualifizierungsprogramm "Lernziel Zukunft".

Wer bereits ohne Stelle ist, muß die Chance haben, sich in ein neues Feld und eine neue Aufgabe einzuarbeiten. Er soll motiviert und umgeschult werden. Staat und Tarifpartner sind aufgefordert, über die nach dem Arbeitsförderungsgesetz gegebenen Möglichkeiten hinaus neue Instrumente und Wege zu erschließen.

Wenn es zuverlässige und durchschaubare Systeme der Weiterbildung gibt, wird es jungen Leuten leichterfallen, sich für einen Lehrberuf statt für ein Studium zu entscheiden.

Der Erfolg hängt auch davon ab, ob im gesellschaftlichen Bewußtsein stärker verankert ist, daß Aus- und Weiterbildung unterhalb der Hochschulebene auch vollwertige Qualifizierung ist. Dieses öffentliche Bewußtsein ist freilich nicht politisch zu verordnen. Es muß wachsen.

&blt; Hinzukommen muß deshalb, daß auch Äquivalenzen zwischen der beruflichen und der allgemeinen Bildung informiert werden. Die formale "Gleichwertigkeit", über die viel gestritten wurde und wird, ist zweifellos ein wichtiger Baustein, um die Attraktivität der Lehrberufe zu steigern. Um die Gleichstellung zwischen allgemeinbildenden und beruflichen Bildungsabschlüssen zu ermöglichen, ist es aber unerläßlich, die beruflichen Ausbildungsgänge um jene Inhalte reicher zu machen, die für einen aufbauenden allgemeinbildenden Bildungsgang Voraussetzung sind. Nur dann ist es nämlich zu rechtfertigen, duale Bildungsgänge formal den Abschlüssen in allgemeinbildenden Systemen gleichzustellen.

Dem Hochschulzugang kommt psychologisch eine enorme Bedeutung zu. Er ist ein klassischer Anreiz. In den meisten Ländern sind Regelungen in Kraft, die einen Zugang zur Hochschule für Absoventen der beruflichen Bildung unter bestimmten Bedingungen ermöglichen. Das ist der richtige Ansatz. Aber: Es darf der "Königsweg" des Studiums über diesen Umweg nicht noch einmal aufgewertet und die Gesamtzahl der Studierenden zusätzlich erhöht werden.

Für leistungsfähige Absolventen der beruflichen Bildung müssen entsprechende Karrieremuster ermöglicht werden. Das bedeutet mehr Durchlässigkeit nach vorne. Soziale und fachliche Kompetenz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müssen stärker gewürdigt werden. Zur "Gleichwertigkeit" zählt die uneingeschränkte Gleichstellung eines (mindestens befriedigenden) Ausbildungs-Abschlusses mit einem mittleren Bildungsabschluß. Voraussetzung sind allerdings auch adäquate berufsschulische Leistungen. Die Kultusministerkonferenz hat ihre Empfehlungen dazu bereits formuliert.

Dazu gehört weiter: die uneingeschränkte Gleichstellung einer (mit mindestens gutem Erfolg) abgeschlossene Fortbildungsprüfung zum Meister oder Industriemeister mit der fachgebundenen Fachhochschulreife. Das gleiche gilt für vergleichbare Fortbildungsprüfungen sowie einen guten Fachschulabschluß, wenn notwendige Kenntnisse, über die der Bewerber noch nicht verfügt, in Brückenkursen nachgeholt werden.

Derzeit sind die Regelungen in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich. Auf den Hochschulzugang von Bewerbern mit beruflicher Ausbildung werden unterschiedliche Kriterien angewandt. Das behindert in erheblichem Maß die Mobilität von Absolventen dualer Ausbildungsgänge gegenüber dem allgemeinbildenden Lebenslauf. Daher ist es aus der Sicht der Wirtschaftsminister dringend geboten, zu kompatiblen Voraussetzungen zu finden, um Absolventen des beruflichen Bildungssystems auch unter dem Gesichtspunkt der Freizügigkeit gleichzustellen.

Die bundesweite Vereinheitlichung formaler Gleichstellungen und Hochschulzugangsberechtigungen ist eine notwendige Voraussetzung dafür, die bestehende Benachteiligung der Absolventen des beruflichen Bildungssystems gegenüber denen des allgemeinbildenden Systems aus der Welt zu schaffen.

Schließlich darf die gesellschaftspolitische Dimension nicht ausgeblendet werden. Flache Hierarchien in den Unternehmen, größere Verantwortlichkeit am Arbeitsplatz, Gruppenarbeit, Förderung von Motivation und Kreativität sind ebenso wichtig wie die formale Gleichrangigkeit von Abschlüssen. Antworten auf die aktuelle Herausforderung müssen von Bildungsplanern, Wirtschaftspolitikern und Sozialpartnern gemeinsam gefunden werden.

Freitag, 15. Januar SPD: Wolfgang Thierse und Andreas von Schoeler sprechen um 18 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof, Hedderichstraße 51. Samstag, 16. Januar SPD: Neujahrsempfang für Senioren mit Hans-Ulrich Klose und Andreas von Schoeler, 15 bis 18 Uhr im Bürgerheim Bornheim, Arnsburger Straße 24.

Kurz gemeldet

DLRG-Jugend stellt sich vor Bei einem Informationsnachmittag im Brentanobad wird die DLRG-Jugend am Samstag, 16. Januar, um 15 Uhr den Eltern, Kindern und Jugendlichen ihr neues Programm für 1993 vorstellen.

Bundesbank statt Bundesbahn Einem Übermittlungsfehler ist es zu verdanken, daß in dem Beitrag "Wahrzeichen als Ladenhüter" zur Lage der Büromieten in Frankfurt in der FR vom 12. Januar die Bundesbahn in den Messeturm einziehen konnte. "Die haben Glück, daß sie wenigstens die Bundesbahn als Mieter an Land ziehen konnte", wurde ein Informant zitiert. Zu Unrecht, wie die Bundesbahn umgehend mitteilen ließ. In den fraglichen Räumen residiert die Bundesbank. Vortrag verschoben Der im Rahmen der Vortragsreihe "Demokratische Bewegungen in Deutschland" für Donnerstag, 14. Januar angekündigte Vortrag von Hanna Delf, "Gustav Landauers Kritik der bürgerlichen Revolutionskonzepte", muß auf einen späteren, noch nicht feststehenden Termin verschoben werden.

Ortsbeirat 9 tagt Um die Verkehrsberuhigung in Eschersheim und Ginnheim geht es in der Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) am Donnerstag, 14. Januar. Das Stadtteilparlamet tagt im Clubraum 1 des Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248. Die Sitzung beginnt mit der Bürgerfragestunde um 19.30 Uhr. Impfung gegen Polio Der zweite Impftermin der laufenden Poliokampagne ist am Montag, dem 18. Januar. Von 11 bis 18 Uhr besteht im Rathaus-Süd, Bethmannstraße 3 (Zimmer 1) die Möglichkeit, durch eine Auffrischung den Schutz gegen Polio-Erkrankungen zu erneuern. Das Stadtgesundheitsamt weist darauf hin, daß bei vielen Erwachsenen sogar eine Erstimpfung dringend geboten ist. Auskünfte über die Notwendigkeit der Polio-Impfung, auch über die Intervalle einer Auffrischimpfung, können im Stadtgesundheitsamt, Telefon 212-33831, eingeholt werden. Diavortrag über Heinrich Hoffmann Einen Lichtbildervortrag über Heinrich Hoffmann veranstaltet der Frankfurter Verein für Geschichte und Landeskunde am Donnerstag, 14. Januar. Gerhard H. Herzog, Leiter des Struwwelpeter- Museums, spricht um 19.30 Uhr im Dominikanersaal, Kurt-Schumacher-Straße 23, zum Thema "Heinrich Hoffmann: Nicht nur Struwwelpeter-Autor, sondern auch volkstümlicher Nervenarzt".

Beide strahlen Optimismus aus Wahlkampf eröffnet: SPD rechnet mit Grünen, CDU mit FDP

KREIS OFFENBACH. In seltener Einmütigkeit haben Christ- und Sozialdemokraten des Kreises Offenbach die Bürgerinnen und Bürger zu hoher Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl am 7. März aufgerufen: Nur so sei zu verhindern, daß die Republikaner ins Parlament einzögen. Die sollten nach den Mordtaten von Mölln ohnehin ihre Chancen verspielt haben.

Während die CDU mit einem Kreisparteitag im Sportzentrum Martinsee in Heusenstamm und die SPD mit einer Pressekonferenz in einem Dietzenbacher Hotel gleichzeitig ihren Wahlkampf eröffneten, wurde deutlich, daß die Themen vorgegeben sind: Vereinsförderung und Verkehrspolitik.

Beide großen, das Kreisparlament beherrschenden Parteien strahlen Optimismus aus.

Der seit dem 1. März '92 amtierende Landrat Josef Lach (SPD) behauptet, sich weder vor einer - im Falle eines Wahlsieges der CDU - drohenden Abwahl noch vor einem dann ins Haus stehenden Neuwahl-Procedere zu fürchten. Der von der CDU ins Rennen geschickte Gegenkandidat Peter Walter, aus Dreieich stammender Polizeidirektor und stellver- Voller Selbstvertrauen tretender Kripochef von Frankfurt, strahlte Dienstag abend so viel Selbstvertrauen aus, als gehörte ihm schon der Sessel des Chefs im Kreishaus.

Beide Parteien, CDU als bislang stärkere und SPD als die auf die Grünen angewiesene Fraktion, glauben kaum daran, in siebeneinhalb Wochen absolute Mehrheiten im neugewählten Parlament erringen zu können.

Landrat Josef Lach hat keine Probleme, mit den Grünen und seinem bisherigen Stellvertreter Frank Kaufmann erneut eine Koalition eingehen zu können. Die Union baut auf die FDP, die mit dem Rödermärker Wolfgang Bieneck an der Spitze sich in den Kreistag zurückzukehren anschickt.

Von den Republikanern will niemand etwas wissen, eine zusätzliche Kraft sind zweifellos die Freien Wähler-Gemeinschaften.

Die SPD geht mit einem hohen Anteil an weiblichen Kandidatinnen - 40 Prozent unter den ersten 36 Bewerbern - in den Wahlkampf, sie überschreibt ihr Programm mit: "sozialer und gerechter".

Die CDU setzt dem entgegen, daß ein Stillstand in der Kreispolitik beendet werden müsse: Schleppende Behandlung von Bauanträgen, Belastungen beim Bauen durch ungeheuer verteuernde Umwelt- Ausgleichsabgaben, der "Kahlschlag" bei der Vereinsförderung seien Beispiele für ein Unvermögen von Rot-Grünen, Politik im Kreis Offenbach zu machen.

Der Landrat glaubt, am 7. März nach knapp einjähriger Amtszeit mit einer Erfolgsbilanz aufwarten zu können, die sich sehen lassen kann: Auf dem Gebiet von Schul- und Sozialpolitik seien unübersehbare Fortschritte erzielt worden, ein zweites Frauenhaus im Ostteil des Kreises Offenbach, ein flächendeckendes Netz von Erziehungsberatungsstellen, das geschaffene Umweltamt, das geplante Kinderhaus seien Beispiele fortschrittlicher Politik der Sozialdemokraten. Und auch auf dem Gebiet der Verkehrspolitik stehe seine Partei gut da.

Die als Dauerverbindung geschaffene Omnibuslinie auf der südlichen, die vorgesehene nördliche Kreisquerverbindung, der Finanzierungsvertrag für die S-Bahn, der weitere Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes, eine vergleichsweise günstige Finanzsituation seien Punkte, die er sich und seiner Partei ins Stammbuch schreiben könne, meinte der Landrat und Kämmerer Josef Lach gegenüber Journalisten.

Ganz anders der CDU-Fraktionschef im Kreistag und Rodgauer Bürgermeister Paul Scherer. Er ließ während des Kreisparteitages in Heusenstamm kein gutes Haar an der rot-grünen Koalition im Kreis, geißelte eine Personalpolitik der Verantwortlichen, die die ihnen genehmen Parteigänger mit guten Pfründen ausgestattet und den Frust anderer Mitarbeiter im Hochhaus an der Berliner Straße in Offenbach hervorgerufen habe.

Und auch, daß jedes Baugesuch der Umweltbehörde vorgelegt werden müsse, habe Investoren Mut genommen, die Wohnungsnot gesteigert. Und natürlich kam auch die Krötenzählung nicht zu kurz: Anstatt darüber 18 Aktenordner anzulegen, wäre es wichtiger gewesen, die damit befaßten Organisationen mit Mitteln auszustatten.

Der im Falle eines Wahlsieges auserkorene und im Falle einer Abwahl von Landrat Josef Lach kandidierende Peter Walter hielt eine programmatische Rede, in der - naturgemäß - die Sicherheitspolitik einen breiten Raum einnahm.

Die 213 von möglichen 238 Delegierten aus den dreizehn Orts- und Stadtverbänden billigten die von der Parteispitze der Christdemokraten formulierten Leitsätze zur Kommunalwahl praktisch ohne Aussprache. ttt

180 angebliche Putschisten verurteilt

CARACAS, 13. Januar (AP). Ein Militärgericht in Venezuela hat am Dienstag 180 Personen wegen Beteiligung am Umsturzversuch vom November vergangenen Jahres zu Gefängnisstrafen zwischen 18 und 20 Jahren verurteilt. 70 Angeklagte, darunter auch zwei ehemalige Guerillaführer, wurden freigesprochen. Bei dem Putschversuch waren etwa 230 Menschen getötet worden. Mit den Militärtribunalen wird der übliche Prozeßvorgang erheblich verkürzt. Anwälte hatten dagegen Beschwerde eingelegt.

Bundeswehrgeneral für Balkan-Einsatz

KÖLN, 13. Januar (AP). Ein ranghoher Bundeswehrgeneral hat nach einem Bericht der Kölner Zeitung Express einen Militäreinsatz im ehemaligen Jugoslawien gefordert. General Johann Adolf Graf von Kielmannsegg habe in einem Brief an Bonner Sicherheitspolitiker geschrieben, anders könnten "der Völkermord, die Vertreibung und Säuberungen, das viehische Abschlachten der Menschen nicht beendet werden." Nach dem Bericht ist Kielmannsegg Chef des Stabes der NATO-Heeresgruppe Nord. Der Offizier habe seinen Schritt damit begründet, daß "doch noch etwas bewirkt werden kann, bevor Serbien die Endlösung erreicht hat, es keine Menschen mehr gibt, die ermordet, verschleppt, vertrieben, vergewaltigt und gefoltert werden können". (Weiterer Bericht auf Seite 2)

Ballonfahrt um Erdball endete am Berg

RENO, 13. Januar (AP). Nur wenige Minuten nach seinem Start zu einer Reise rund um den Erdball hat der Ballon "Earthwinds" im US-Staat Nevada einen Bergkamm gestreift und eine Bruchlandung gemacht.

Die drei Besatzungsmitglieder, zwei US-Amerikaner und ein Russe, blieben unverletzt. Das Projekt war aufgrund schlechten Wetters und technischer Probleme schon um fast ein Jahr verschoben worden. Ziel war es, die Erde auf einer Höhe von 10 000 Metern einmal zu umkreisen. Die Probleme begannen nach Angaben von Projektleiter Larry Newman bereits kurz nach dem Start. "Er stieg nicht so, wie wir das berechnet hatten", sagte Newman. Er kündigte an, ein neuer Versuch werde nach dem 15. November gemacht, wenn es weniger kalt sei und weitere Tests unternommen worden seien. Der Ballon war am Morgen bei 18 Grad unter Null gestartet, aber bereits eine halbe Stunde später wieder in einem unzugänglichen Tal niedergegangen. Newman erklärte, wahrscheinlich hätten Eis und Schnee auf dem Ballon den Absturz verursacht.

Nach Einschätzung von Meteorologen hätte die "Earthwinds" ihre Reise rund um die Erde aufgrund fast idealer Winde in zehn bis zwölf Tagen schaffen können. Während der Fahrt sollte eine Reihe von wissenschaftlichen Experimenten im Auftrag der US-amerikanischen und der russischen Weltraumbehörden durchgeführt werden, die das Projekt "Earthwinds" auch gefördert hatten. "Earthwinds" ist ein Doppelballon, der wie eine riesige Eieruhr aussieht. Der obere Teil ist mit Helium gefüllt, darunter befindet sich die Kapsel der Ballonfahrer und darunter noch einmal ein mit Luft gefüllter Ankerballon. Der ganze Aufbau mißt 111 Meter.

Mode

Madonna an

der Bewertung

LOS ANGELES, 13. Januar (AP). Die Popsängerin Madonna ist nach Ansicht des US-Modekritikers Blackwell derzeit die am schlechtesten angezogene Frau.

Das Niveau der Mode habe einen neuen Tiefpunkt erreicht, klagte Blackwell am Dienstag in Los Angeles bei der Vorstellung seiner inzwischen zum 33. Mal erstellten Negativliste. Noch nie sei es ihm so schwer gefallen, diese Liste zu erstellen:. "Was furchtbar aussieht, ist jetzt modisch."

Auf Platz zwei und drei seiner Hitliste landeten die Schauspielerinnen Geena Davis und Glenn Close. Letztere nannte Blackwell "Drakulas Tochter". Die kahlköpfige Sängerin Sinead O'Connor, die Rang fünf belegte, bezeichnete er als "Hohepriesterin der Tristresse".

Blackwell lobte aber Hillary Clinton, die Frau des künftigen US-Präsidenten Bill Clinton. Sie werde einen "frischen, intelligenten, neuen Ausdruck" in das Weiße Haus bringen. Er meine damit ihr Aussehen, nicht die Politik, betonte Blackwell.

Guatemalteken verlassen Exil in Mexiko

COMITAN, 13. Januar (AP). Mehr als tausend guatemaltekische Flüchtlinge haben sich am Dienstag auf den Weg gemacht, ihr Exil in Mexiko zu verlassen. Wie die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR), Regina Caballero, mitteilte, sind insgesamt 1394 Menschen unterwegs zur mexikanischen Stadt Comita, die etwa 50 Kilometer von der Grenze zu Guatemala entfernt liegt. Insgesamt 45 000 Menschen flohen vor dem Krieg aus Guatemala. Friedensgespräche haben im August begonnen, bislang aber keine Ergebnisse erbracht. Im Oktober verständigten sich Mexiko und Guatemala auf Möglichkeiten, den Flüchtlingen die Rückkehr zu erlauben.

Drei Tote bei Angriff auf UN-Wahlhelfer

PHNOM PENH, 13. Januar (AP). Bei einem Anschlag auf ein UN- Wahlhelferbüro in Kambodscha sind zwei Mitarbeiter der Vereinten Nationen und ein siebenjähriges Kind getötet worden. Zwei weitere UN-Bedienstete sowie ein Kambodschaner erlitten Verletzungen. Den Angaben von UN-Sprecher Eric Falt zufolge beschossen am Dienstag mehrere Dutzend Männer - offenbar Mitglieder der Rote-Khmer-Rebellen - eine Niederlassung der UN-Friedenstruppe für Kambodscha (UNTAC) in der Provinz Siem Reap, wo sich Kambodschaner für die für Mai geplanten freien Wahlen registrieren lassen können. Es hieß, die UN-Mitarbeiter seien im Schlaf überrascht worden.

Irak trotzt militärischer Drohung Bushs

WASHINGTON / KUWAIT, 13. Januar (AP/Reuter). Mit einem vierten Vorstoß nach Kuwait binnen vier Tagen hat sich die irakische Führung auch von massiver werdenden Drohungen der USA unbeeindruckt gezeigt. Obwohl aus US-Regierungskreisen verlautete, Präsident George Bush habe bereits grundsätzlich einem Militärschlag zugestimmt, drangen am Mittwoch nach UN-Angaben erneut bewaffnete und nicht uniformierte Iraker auf kuwaitisches Gebiet ein. Sie sammelten in dem Kriegshafen bei Umm Kasr zurückgelassenes Material ein.

In Washington sagte ein Beamter des Verteidigungsministeriums Pentagon, die Entscheidung für einen US-Angriff sei bereits gefallen. Über einen möglichen Zeitpunkt oder den Umfang der Aktion wollte der Gewährsmann keine Angaben machen. Die US-Zeitung New York Times hatte zuvor unter Berufung auf Pentagonkreise gemeldet, Irak könnte einen Militärschlag noch mit einer sofortigen und vollständigen Einhaltung der UN- Waffenstillstandsbestimmungen verhindern. Dies werde in Washington aber als unwahrscheinlich eingeschätzt, und die Vorbereitungen für einen Luftangriff würden vorangetrieben, hieß es in der Mittwochausgabe des Blattes. Nur der Zeitpunkt für den Angriff sei noch offen.

Auch Frankreich ist nach den Worten von Verteidigungsminister Pierre Joxe bereit zur Teilnahme an einem Militärschlag gegen Irak. Joxe sagte am Mittwoch dem Sender Europe 1, eine entsprechende Entscheidung, französische, im saudiarabischen Dharan stationierte Piloten mit ihren Maschinen an einer solchen Operation zu beteiligen, sei von Staatspräsident François Mitterrand bereits vor einigen Tagen getroffen worden. Joxe sagte, es gebe Pläne, von Irak in der Flugverbotszone südlich des 32. Breitengrades aufgestellte Raketenstellungen zu zerstören. Frankreich sei bereit zu einer Teilnahme an einer "internationalen Operation", die von Briten, Amerikanern und Franzosen vorbereitet würde. Ungeachtet seiner Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat und der Drohungen der westlichen Verbündeten hat Irak seine Kampfbereitschaft bekräftigt. Das staatliche Fernsehen berichtete am Dienstag, die Streitkräfte seien bereit, sich gegen ausländische Aggressoren zur Wehr zu setzen.

Das irakische Fernsehen meldete, Verteidigungsminister Ali Hassan al Madschid habe sich bei Truppenbesuchen im Süden des Landes von der "festen Entschlossenheit" der Iraker überzeugt, ihr Recht der vollen Souveränität über das Territorium, die Hoheitsgewässer und den Luftraum Iraks zu verteidigen. Madschid habe sich ein Bild gemacht von der hohen "moralischen und psychologischen Bereitschaft" der Armee, sich "bösartigen Aggressoren" zu widersetzen.

Zwischen den UN und Irak bahnte sich unterdessen eine weitere Auseinandersetzung an. Wie am Dienstag in New York bekannt wurde, will die UN am Donnerstag wieder eine Fluggenehmigung zur Einreise von Waffeninspektoren nach Irak beantragen. Die Regierung in Bagdad hatte in der vergangenen Woche verlangt, daß dies mit einem irakischen Flugzeug geschehen müsse, was die UN aber ablehnten.

Der irakische UN-Botschafter Nisar Hamdun deutete am Dienstag Kompromißbereitschaft in der Frage der Fluggenehmigung an. Er erklärte, daß Verbot für UN-Flüge sei nur vorübergehend und seine Regierung sei in dieser wie auch in anderen Fragen zu einem "konstruktiven Dialog" bereit. Hamdun bekräftigte aber schon bei dieser Gelegenheit, daß die Iraker ihre Vorstöße auf die inzwischen kuwaitischen Gebiete fortsetzen und von dort zurückgelassenes Material abholen würden.

Hamdun sagte nach einem Gespräch mit dem Präsidenten des Sicherheitsrates, dem japanischen UN-Botschafter Yoshio Hatano, er habe einen Brief von Außenminister Mohammed Said el Sahaf übergeben, in dem dieser die Bereitschaft zum Dialog mit den UN betont habe. Das Verbot für die UN-Flüge sei nach den letzten militärischen Drohungen (der USA) ausgesprochen worden und nur vorübergehend. Wenn sich die Lage wieder ändere, sei Irak zu Gesprächen bereit. Hatano erklärte nach dem Treffen, bislang habe Irak noch keine konkreten Vorschläge gemacht.

Neue Gespräche über Bundeswehr-Einsätze

BONN, 13. Januar (AP). Mit einem Gespräch im Bonner Auswärtigen Amt haben Spitzenpolitiker der Regierungskoalition am Mittwoch einen neuen Anlauf zu einer Einigung über Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr im Rahmen der Vereinten Nationen unternommen.

Wie die Nachrichtenagentur AP aus Koalitionskreisen erfuhr, ist Basis der Beratungen ein Kompromißpapier, das von Außenminister Klaus Kinkel erarbeitet worden ist.

Teilnehmer der Runde sind für die CDU/CSU Verteidigungsminister Volker Rühe, Innenminister Rudolf Seiters, der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble und der CSU-Landesgruppenvorsitzende Wolfgang Bötsch, für die FDP Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, der Fraktionsvorsitzende Hermann Otto Solms und Fraktionsgeschäftsführer Werner Hoyer. Nach einem ergebnislosen Treffen am Dienstag hatten sich Vertreter aller drei Koalitionsparteien zuversichtlich geäußert, bei einem weiteren Gespräch zu einer Einigung zu kommen.

Streitpunkt in der Koalition ist vor allem die Frage, ob die Bundeswehr an weltweiten internationalen Einsätzen zur Bewahrung oder Wiederherstellung des Friedens nur auf der Grundlage eines Beschlusses des Weltsicherheitsrates teilnehmen kann, was dem Standpunkt der FDP entspricht, oder auch ohne einen solchen Beschluß im Rahmen der NATO oder der Westeuropäischen Union, was die CDU/CSU anstrebt. Beide Lösungen erfordern unterschiedliche Formulierungen bei der angestrebten Änderung des Grundgesetzes.

Neue Bewegung in die innenpolitische Diskussion über dieses Thema hatte UN- Generalsekretär Butros Butros-Ghali mit seinem Appell an Deutschland gebracht, den UN bei Bedarf auch Soldaten für Kampfeinsätze zur Verfügung zu stellen. Die SPD, mit der die Koalition nach einer internen Einigung Verhandlungen über eine Verfassungsänderung aufnehmen muß, ist durch einen Parteitagsbeschluß gebunden, der nur eine Beteiligung an friedenserhaltenden Blauhelm-Missionen mit dem Recht und der Fähigkeit zur Selbstverteidigung zuläßt. Allerdings mehren sich bei den Sozialdemokraten die Stimmen, die für die Möglichkeit einer vollen Beteiligung auch an Kampfeinsätzen unter UN-Mandat plädieren, wobei aber jeder Einzelfall vom Bundestag mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden müßte.

"Ich hoffe, ihr habt alle eure Briefbögen dabei." Bundeskanzler Helmut Kohl am Mittwoch zur Begrüßung der Regierungsmitglieder in der wöchentlichen Kabinettssitzung, zitiert von der Nachrichtenagentur AP.

Putschisten verurteilt

CARACAS, 13. Januar (AP). Ein venezolanisches Militärgericht hat am Dienstag nach Angaben des Verteidigungsministeriums 97 Personen wegen Beteiligung an dem Putschversuch vom November vergangenen Jahres zu Gefängnisstrafen zwischen 18 und 20 Jahren verurteilt. 94 Angeklagte, darunter auch zwei frühere Guerillaführer, wurden freigesprochen, teilte ein Sprecher in Caracas mit. Wenige Stunden vor den Urteilen hatten Soldaten, die wegen des Putschversuchs festgenommen worden waren, vorübergehend den Chef der Militärpolizei, Oberst Ernesto Navarro Martinez, als Geisel genommen, als er ein Militärgefängnis inspizierte.

Bayer plant direkt am Menschen Gentechnik-Einsatz Bluterkrankheit soll an der Wurzel bekämpft werden

LEVERKUSEN, 13. Januar (AP). Erstmals in Deutschland plant ein Pharma- Unternehmen die Heilung einer Krankheit durch gezielte Veränderung einer Erbinformation des Patienten. Wie der Chemiekonzern Bayer am Mittwoch in Leverkusen mitteilte, soll in Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Unternehmen eine Möglichkeit zur Heilung der Bluterkrankheit gefunden werden, bei der gentechnisch veränderte Viren die Erbinformation in die Körperzellen der Patienten einschleusen, die für die Blutgerinnung verantwortlich ist.

Nach Tierversuchen in den USA soll der Mitteilung zufolge die klinische Erprobung am Menschen durch Bayer erfolgen. Ob das in Deutschland oder in den USA erfolgen wird, steht nach Mitteilung einer Sprecherin des Unternehmens noch nicht fest. Laut Angaben von Horst Meyer, Leiter der Bayer-Gesundheitsforschung, wird aber noch eine Reihe von Jahren vergehen, bis das Verfahren so ausgereift ist, daß es für die Therapie am Menschen zur Verfügung steht.

Allein in Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Hämophiliegesellschaft rund 8000 Bluter. Ihre Behandlung erfolgt mit Hilfe von Gerinnungspräparaten, die aus normalem Blut gewonnen werden und gespritzt werden müssen. Präparate, die mit dem Virus der Immunschwächekrankheit Aids verseucht waren, haben in Frankreich zu einem Skandal geführt. Wie die Deutsche Hämophiliegesellschaft berichtet, steht auch in der Bundesrepublik Aids mit 77 Prozent an erster Stelle der Todesursachen von Blutern. Eine erfolgreiche Gentherapie würde ein solches Risiko ausschalten.

Die Bluterkrankheit beruht auf dem Fehlen des Gens, das die Information zur Bildung des Blutgerinnungsfaktors VIII darstellt.

Ein Medikament mit einem gentechnisch hergestellen Faktor VIII soll laut Bayer in diesem Jahr in den USA auf den Markt kommen. Um die Bluterkrankheit künftig an der Wurzel bekämpfen zu können, soll ein von einer US-Firma verändertes Virus als "trojanisches Pferd" benutzt werden. Es wurde seiner virusspezifischen Erbinformationen beraubt und die Hülle statt dessen mit den Faktor- VIII-Gen gefüllt. Auf diese Weise soll das Virus die menschliche Erbinformation zur Blutgerinnung in die Körperzellen der Patienten einschleusen.

Bayer betont, daß diese sogenannte somatische Gentherapie kein Eingriff in die Keimbahn der Patienten bedeutet. Das heißt, daß die Veränderung der Erbinformation nicht an die Nachkommen des geheilten Patienten weitergegeben werden können, was nach dem deutschen Gentechnik-Gesetz auch verboten wäre. Erfolgreich eingesetzt worden ist somatische Gentherapie weltweit erst in ganz wenigen Fällen, darunter in den USA bei zwei Kindern, die an dem äußerst seltenen angeborenen Totalversagen des Immunsystems litten und dauernd unter einem Plastikzelt leben mußten.

BERLIN, 13. Januar (AP/dpa/AFP). Erich Honecker ist ein freier Mann. Das Berliner Landgericht hob am Mittwoch den letzten Haftbefehl gegen den ehemaligen Staats- und Parteichef der DDR auf und ordnete die sofortige Entlassung des 80jährigen an. Nach fünfeinhalb Monaten Untersuchungshaft wurde die Ausreise des krebskranken Greises zu seiner Familie nach Chile noch für den selben Tag erwartet. Die Koffer seien schon gepackt, sagte einer seiner Anwälte.

Die 14. Große Strafkammer leitete die Freilassung am Vormittag in die Wege, wie Justizsprecher Bruno Rautenberg mitteilte. Sie hob den Haftbefehl des Amtsgerichts Tiergarten wegen des Verdachts der Untreue in Zusammenhang mit der bevorzugten Versorgung der Prominentensiedlung Wandlitz auf und lehnte eine Eröffnung des Hauptverfahrens ab. Nach Angaben des Sprechers begründete das Gericht seinen Beschluß mit dem Gesundheitszustand Honeckers, der eine mehrere Monate dauernde Verhandlung nicht mehr überleben würde. Die Staatsanwaltschaft hatte allein 43 Zeugenvernehmungen beantragt.

Den Totschlagsprozeß wegen der Todesopfer an der deutsch-deutschen Grenze hatte die 27. Große Strafkammer bereits am Vortag eingestellt und den Haftbefehl aufgehoben. Dagegen hat die Staatsanwaltschaft zwar Beschwerde eingelegt, die aber keine aufschiebende Wirkung hat. Dies gilt auch für einen neuen Antrag der Nebenklage beim Bundesverfassungsgericht.

Unklar blieb bis Redaktionsschluß der FR am Abend, auf welchem Wege Honekker nach Chile fliegt. Am Mittag fuhren vor dem weitläufigen, von Journalisten belagerten Justizkomplex Moabit mehrere Polizeifahrzeuge vor. Honeckers Anwalt Nicolas Becker sagte beim Verlassen des Gebäudes, er habe sich von seinem Mandanten verabschiedet. Dessen Koffer seien gepackt.

Honecker habe den Verteidigern für ihre Arbeit gedankt. Becker äußerte sich befriedigt über den Ausgang des Verfahrens. Dies sei aber kein persönlicher Triumph der Verteidiger. Sie hätten sich lediglich Mühe gegeben, ein Urteil im Sinne ihres Mandanten zu erreichen.

Ein provisorischer Reisepaß lag schon am Morgen für Honecker bereit. Das Dokument sei bereits vor einigen Tagen beantragt worden, sagte ein Sprecher des Berliner Innensenats. Es sei Vorsorge getroffen worden, daß es zu keinen unnötigen Verzögerungen komme.

Die Reise nach Chile wurde von einem "Solidaritätskomitee für Erich Honecker" organisiert, das auch Spenden gesammelt hatte. Auf dem Konto sind nach Angaben eines Komiteemitglieds rund 500 000 Mark, die zum Großteil von PLO-Chef Yassir Arafat stammten und als eine Art "Altersgeld" gedacht seien.

Mann verlor sein Gedächtnis

WIESBADEN, 13. Januar (AP). Ein Mann ohne Gedächtnis bereitet den deutschen und spanischen Behörden Kopfzerbrechen. Wie das Bundeskriminalamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, wandte sich der 40 bis 50 Jahre alte Mann mit leichtem norddeutschen Akzent bereits in der vergangenen Woche an die Polizei in Malaga in Südspanien, nachdem er nach eigenen Angaben in einem Park aus einer Bewußtlosigkeit erwacht war. Er habe weder Angaben zu seiner Person machen noch sagen können, wie er nach Malaga gekommen sei.

Als möglichen Anhaltspunkt werten die Ermittler ein Foto, das der Mann bei sich hatte, mit der Aufschrift "85er Geburtstag in Bremen" auf der Rückseite.

Palästinenser sagen ab Boykott der Nahostkonferenz bis zur Rückkehr der Deportierten

JERUSALEM/PARIS, 13. Januar (AP/ dpa/AFP). Die palästinensische Delegation will nach einer Mitteilung vom Mittwoch die weiteren Friedensverhandlungen für den Nahen Osten boykottieren, bis den in das Niemandsland in Südlibanon deportierten über 400 Landsleuten die Rückkehr erlaubt wird. Die Palästinenser informierten nach eigenen Angaben hierüber US-Außenminister Lawrence Eagleburger, dessen Regierung zusammen mit Rußland den Vorsitz der Nahost- Konferenz führt. "Das palästinensische Team, das dem Friedensprozeß verpflichtet ist, sieht keine Möglichkeit, die Gespräche wiederaufzunehmen, ehe die Deportierten in ihre Heimat zurückgekehrt sind", hieß es in der in Jerusalem veröffentlichten Erklärung.

Ein hoher israelischer Regierungsbeamter bezeichnete diese Erklärung als "sehr unproduktiv". Er hoffe, daß die Delegierten ihre Meinung änderten.

Die Außenminister der Arabischen Liga hatten am Vortag den UN-Sicherheitsrat aufgefordert, auf Israel einzuwirken, damit die Palästinenser in ihre Heimatorte zurückkehren könnten. Die Deportierten forderten am Mittwoch den Sicherheitsrat auf, Israel zur Verwirklichung der Resolution 799 zu zwingen, die eine Rückkehr der Deportierten verlangt.

Israel will aber bei seinem Nein bleiben. Vor einem Treffen von UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali und Außenminister Schimon Peres in Paris warnte dessen Amt zugleich vor der Verhängung von Sanktionen gegen Israel. Dies würde die Friedensbemühungen in Nahost gefährden. Peres' Sprecher sagte, eine Rückführung der Deportierten wäre eine Belohnung der Fundamentalisten.

Die israelische Polizei stoppte am Mittwoch unmittelbar vor der israelisch-libanesischen Grenze einen Hilfskonvoi, mit dem 52 Hilfsorganisationen Medikamente und Lebensmittel zum Notlager der ausgewiesenen Palästinenser bringen wollten. Auch die libanesische Armee verhinderte bei Mardsch el Suchur den Transport von Hilfsgütern aus nahe gelegenen Dörfern in das Palästinenserlager.

Kämpfe trotz Genfer Kompromiß Viele Hungertote in Bosnien / Serbenführer droht mit Rücktritt

SARAJEWO/GENF, 13. Januar (AP/ dpa/Reuter). Die grundsätzliche Zustimmung des Serbenführers Radovan Karadzic zum Genfer Friedensplan hat noch keine Wende im Bosnienkrieg gebracht. Die Angriffe auf Sarajewo und die Kämpfe in Nordbosnien nahmen am Mittwoch, wie der bosnische Rundfunk berichtete, sogar an Heftigkeit zu. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug berichtete über Angriffe moslemischer Truppen nahe der ostbosnischen Ortschaft Bratunac. In Gorni Vakuf wurde ein britischer UN-Soldat von Unbekannten erschossen.

Aus Ostbosnien kamen neue Berichte über Hunger- und Kältetote in von Serben eingeschlossenen Orten. Allein in Zepa an der Drina sind dem bosnischen Rundfunk zufolge am Dienstag rund 100 Menschen verhungert oder erfroren.

Karadzic bot in einem Fernsehinterview seinen Rücktritt für den Fall an, daß das "Parlament" der bosnischen Serben seine Zustimmung zu dem Friedensplan nicht innerhalb der in Genf beschlossenen Frist von sieben Tagen bestätige. Er erwartet heftigen Widerstand, doch am Ende eine knappe Zustimmung. Karadzics Stellvertreterin Biljana Plavsic schloß dagegen aus, daß der Friedensplan die Billigung der Abgeordnetenmehrheit und der Armee finden könne. Der Co-Vorsitzende der Genfer Konferenz, Lord Owen, sagte, er hoffe, daß Karadzic das Ziel eines eigenen Staates im Staat aufgegeben habe.

Der dänische Außenminister und EG- Ratspräsident Uffe Ellemann-Jensen kündigte in Kopenhagen an, er werde sich für eine weitere Isolierung Serbiens einsetzen, um ein Ende des Krieges zu erzwingen. Er warnte vor militärischen Drohungen, weil sie nicht glaubwürdig seien. Die EG-Außenminister wollten am Mittwoch abend in Paris über Bosnien beraten.

(Weiterer Bericht auf Seite 2)

Haftstrafen in Erfurt für Fälschung von 500 000 Dollar

ERFURT, 13. Januar (AP). Als Geldfälscher hat das Bezirksgericht Erfurt am Mittwoch zwei Italiener zu vier Jahren sowie drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Die beiden hatten falsche US-amerikanische Geldscheine im Nennwert von 500 000 Dollar an einen Geschäftsmann aus dem Harz verkauft.

Wie die Gerichtssprecherin sagte, war der Geschäftsmann, ein ehemaliger Offizier der NVA, nach einem ersten Deal mit Dollar-Blüten festgenommen worden. Für die Kriminalpolizei habe sich der Verdacht erhärtet, daß diese auch in Thüringer Sparkassen aufgetauchten Scheine von der italienischen Camorra stammten.

Der Geschäftsmann habe sich kooperativ gezeigt und unter den Augen des Bundeskriminalamtes den Kauf von 500 000 US-Dollar eingefädelt. Das Geschäft sei im Juli 1992 im Leipziger Hotel "Astoria" abgeschlossen worden. Unmittelbar danach habe die Polizei zugreifen und die Täter festnehmen können. Vor Gericht hatten die beiden Italiener die Vorwürfe nicht bestritten, wie die Sprecherin sagte.

"EG versagte bei Mazedonien"

KOPENHAGEN, 13. Januar (AP). Der dänische Außenminister und amtierende EG-Ratspräsident Uffe Ellemann-Jensen hat die Mazedonienpolitik der Europäischen Gemeinschaft für gescheitert erklärt. Ellemann-Jensen sagte am Mittwoch in Kopenhagen, wenn die ehemalige jugoslawische Republik in dieser oder der kommenden Woche UN-Mitglied werde, ohne zuvor von der EG anerkannt worden zu sein, bedeute dies "eine Niederlage für das Konzept einer gemeinsamen Außenpolitik".

Die Anerkennung war insbesondere wegen griechischer Vorbehalte gegen den Namen Mazedonien ausgeblieben. Vier EG-Länder - neben Dänemark Großbritannien, die Niederlande und Portugal - haben in dem griechisch-mazedonischen Streit ein Jahr lang erfolglos vermittelt. Griechenland hat erklärt, es befürchte bei einer Anerkennung Mazedoniens Gebietsansprüche Skopjes auf die gleichnamige nordgriechische Provinz.

Rentnerin Handtasche mit 180 000 Mark geraubt

HAMBURG, 13. Januar (AP). Ein etwa 25jähriger Handtaschenräuber hat am Dienstag abend einer alten Frau 180 000 Mark geraubt. Der unbekannte Täter entriß einer 81jährigen Renterin in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofes die Handtasche, in der sie ihre ganze Ersparnisse bei sich trug, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. "Der Mann hatte sich in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofes seinem Opfer unbemerkt genähert", hieß es. Auf den Treppen zur U-Bahn habe der Täter der Frau die Tasche aus der Hand gerissen.

Die Renterin hatte zuvor eine Bank in der Nähe des Hamburger Rathauses aufgesucht, um das mitgeführte Geld anzulegen. Da sie sich jedoch nicht für eine Anlageart entschließen konnte, tauschte sie lediglich alte Geldscheine im Wert von 50 000 Mark gegen neue und verließ die Bank wieder. "Es gibt eben Leute, die kein Vertrauen in die Geldinstitute haben", sagte ein Polizeisprecher dazu.

Kurz gemeldet Hoher ziviler US-Orden für Reagan

WASHINGTON, 13. Januar (AP). US- Präsident George Bush hat am Mittwoch seinen Vorgänger Ronald Reagan mit der "Medal of Freedom", der 1963 von Präsident John F. Kennedy gestifteten Freiheitsmedaille, ausgezeichnet.

"Weiter rot-grün in Hannover"

HANNOVER, 13. Januar (dpa/Reuter). Für die Fortsetzung der rot-grünen Koalition in Niedersachsen auch nach der Landtagswahl 1994 hat sich der SPD-Landesvorsitzende und Landtagsfraktionschef Johann Bruns ausgesprochen. Zwar sei die SPD "nicht eindeutig auf Grün" festgelegt. "Die FDP wäre für uns aber nur die zweitbeste Lösung und nur zu akzeptieren, wenn es arithmetisch nicht anders geht", sagte der SPD-Politiker am Dienstag. Auch in Bonn ist für Bruns eine Rot-Grün die Konstellation, die er sich "am ehesten vorstellen kann".

Gleichzeitig wies Bruns Spekulationen über eine Koalitionskrise zurück. Der SPD-Landesvorsitzende räumte aber ein, daß es "zunehmend schwieriger" werde, weil sich beide Seiten mehr profilieren wollten und "handelnde Personen nervöser werden".

Belgrader Sender überfallen

BELGRAD, 13. Januar (dpa). Mehrere bewaffnete Männer haben am Dienstag abend Fahrzeuge mit neuen Anlagen des regimekritischen Belgrader Senders Studio B beschädigt und versucht, die elektronischen Geräte zu entwenden. Nach Angaben des unabhängigen Senders ereignete sich der Vorfall in der Nähe der ungarischen Grenze. Die serbische Polizei habe nichts gegen die Angreifer unternommen. Vor einem Monat waren auf dem Weg von Budapest nach Belgrad elektronische Anlagen im Wert von 250 000 Dollar verschwunden, die für das Fernsehstudio des Senders bestimmt und von den UN-Sanktionen ausgenommen worden waren.

Somalia Erster US-Soldat getötet

WASHINGTON, 13. Januar (dpa). Erstmals ist ein US-Soldat bei dem Truppeneinsatz in Somalia ums Leben gekommen. Das Pentagon in Washington berichtete, eine Patrouille von US-Marineinfanteristen sei am Dienstag abend nahe des Flughafens von Mogadischu beschossen worden und habe das Feuer erwidert. Bei dem Schußwechsel sei der Soldat tödlich getroffen worden. Kein anderes Mitglied der Streife wurde verwundet. Über Opfer unter den Somalis gab es keine Angaben. Der Marineinfanterist ist das erste Todesopfer unter den US-Truppen, die in Somalia die Versorgung der notleidenden Bevölkerung sicherstellen sollen. Am 23. Dezember war bereits ein Zivilangestellter des US-Heeres getötet worden, als sein Fahrzeug auf eine Mine fuhr.

Einige US-Soldaten in Somalia können darauf hoffen, bald nach Hause zurückzukehren. Präsidentensprecher Marlin Fitzwater sagte, George Bush erwarte, daß die ersten Einheiten noch vor der Amtseinführung von Bill Clinton am Mittwoch nächster Woche abziehen.

Dennoch werden die USA zunächst weiter einen Großteil der internationalen Truppen in Somalia stellen. Das Pentagon hatte immer klar gemacht, daß die Operation "Restore Hope" mindestens zwei bis drei Monate dauert, während das Weiße Haus den Tag von Clintons Amtseinführung im Blick hatte. Eine UN- Truppe soll die US-Soldaten ablösen.

Die seit acht Tagen laufenden Friedensgespräche der somalischen Bürgerkriegsparteien in Addis Abeba (Äthiopien) sind völlig festgefahren. Die 14 Miliz-Chefs sind sich nicht darüber einig, wer an einer Versöhnungskonferenz teilnehmen darf, die am 15. März beginnen soll. Beim Scheitern der Gespräche würden Vereinbarungen über einen Waffenstillstand und die Entwaffnung der Milizen unwirksam.

US-Vize Quayle will ganz hoch hinaus

WASHINGTON, 13. Januar (dpa). Für den scheidenden US-Vizepräsidenten Dan Quayle kommt nur noch die Präsidentschaft selbst in Frage. "Ich habe kein Interesse, mich um einen Gouverneursamt oder irgendeinen anderen Posten zu bemühen", sagte Dan Quayle der Washington Post. "Wenn ich mich jemals wieder für ein öffentliches Amt bewerbe, wird es die Präsidentschaft sein." Der 45jährige Quayle sagte über seine Zeit im Weißen Haus: "Ich habe jede Minute genossen." Nach 17 Jahren in der Washingtoner Politik werde er zunächst seine Memoiren schreiben und Reden halten.

Rocker-Todesschütze stellte sich

DRESDEN, 13. Januar (dpa). Ein seit dem Wochenende als Todesschütze von Dresden gesuchter Mann hat sich der Polizei gestellt. Der 24jährige ist Mitglied einer Leipziger Rockergruppe und soll am Samstag den tödlichen Schuß auf einen 26jährigen Mann abgegeben haben, der zu der anderen Gruppe gehörte. Wie die Polizei am Mittwoch weiter mitteilte, meldete sich der Tatverdächtige am Dienstagabend auf einer Polizeiwache in Dresden. Nach seiner Vernehmung in Anwesenheit eines Rechtsanwalts wurde er in U-Haft genommen. Am Samstag waren sieben Motorrad-Rocker aus Leipzig in Dresden aufgetaucht, um ihren alleinigen Anspruch auf ein Rocker-Emblem geltend zu machen. Dabei kam es zu der tödlichen Auseinandersetzung.

Extreme Glätte im Norden: 300 Unfälle

HAMBURG, 13. Januar (dpa). Extreme Straßenglätte hat im Norden Deutschlands für mehr als 300 Verkehrsunfälle gesorgt: Am Mittwoch morgen ereigneten sich in Schleswig-Holstein 215 Unfälle mit einem Toten und drei Schwerverletzten. Schwerpunkt der Unfallserie war der Kreis Rendsburg-Eckernförde mit 66 Unfällen. Am Abend zuvor hatten sich bei plötzlicher Eisglätte in Mecklenburg-Vorpommern bereits mehr als 90 Unfälle ereignet: Dort starben nach Angaben der Polizei zwei Menschen, 33 wurden zum Teil schwer verletzt. In Niedersachsen führten spiegelglatte Straßen in der Nacht zum Mittwoch ebenfalls zu mehreren Verkehrsunfällen. Nach den starken Regenfällen hat sich aber die Hochwasserlage entspannt.

Störanrufe sind keine Bagatelle

NÜRNBERG, 13. Januar (dpa). Wer andere nachts durch Anrufe nervt, riskiert eine Verurteilung wegen Körperverletzung. In einem am Mittwoch bekanntgegebenen Urteil (Az. 1 U 2099/92) wertete das Oberlandesgericht Nürnberg nächtliche Störanrufe keineswegs nur als Bagatelle. Vielmehr werde dadurch sowohl das "allgemeine Persönlichkeitsrecht als auch das Recht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit verletzt". Ein 57jähriger Störer, der ein Nachbar-Ehepaar fünfmal innerhalb eines Monats aus dem Schlaf geklingelt hatte, entging einer drohenden Verurteilung wegen Körperverletzung nur dadurch, daß er 1050 Mark an eine gemeinnützige Einrichtung zahlte - zusätzlich 1500 Mark Schmerzensgeld an das Ehepaar.

Angebliche Bestechung nicht nachweisbar Ringer Togusow widerrief Geständnis

Die beiden Finalkämpfe um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Ringer zwischen Titelverteidiger AC Goldbach und dem Vizemeister VfK Schifferstadt am 17. und 24. Januar können stattfinden. Am frühen Mittwoch morgen um 02.30 Uhr lehnte das Schiedsgericht des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) nach über achtstündiger Sitzung die Klage des KSV Wiesental ab, der die Annullierung der 6,5:19,5-Niederlage vom letzten Samstag gegen Schifferstadt gefordert hatte. Wiesentals Ringer hatten behauptet, ihr russischer Ex-Europameister Wladimir Togusow sei bestochen worden und habe deshalb den Kampf gegen Stanislaw Kaczmarek verloren.

Dem KSV Wiesental wurde der Wind gleich zum Verhandlungsbeginn aus den Segeln genommen. Togusow widerrief die am Sonntag im Beisein von vier Zeugen gemachte Aussage, er habe von seinem Landsmann, dem Schifferstädter Schwergewichtler Arawat Sabejew, für seine Niederlage 3000 Mark erhalten. "Daran ist nichts wahr", ließ der Wiesentaler per Dolmetscher wissen. Er habe weder absichtlich verloren noch eine Verletzung vorgetäuscht oder Geld angenommen. Die völlig im Gegensatz dazu stehende Aussage des KSV Wiesental sei auf Verständigungsschwierigkeiten zurückzuführen, denn er sei der deutschen Sprache nur bruchstückhaft mächtig.

Da der beschuldigte VfK Schifferstadt zum Ende der Beweisaufnahme kurz vor Mitternacht mit dem Deutsch-Russen Ernst Weis zudem einen Überraschungszeugen aus dem Ärmel zauberte, der Togusows Version vom Sonntag bestätigte, blieb dem Schiedsgericht unter Vorsitz von Dieter Beuter (Stuttgart) nichts anderes übrig, als die Klage Wiesentals zurückzuweisen. "Das Urteil ist ungerecht", sagte Hermann Breunig, der Vorsitzende des KSV Wiesental wütend. "Das sah sogar ein Blinder, daß an der ganzen Geschichte etwas faul ist. Das ist ein abgekartetes Spiel der Russen."

"Es bleiben viele Fragen offen", betonte auch Walter Heiler, der Rechtsanwalt des KSV Wiesental, der das Verfahren als nicht objektiv bezeichnete und besonders Togusows Aussage, er sei der deutschen Sprache nicht mächtig, anzweifelte. "Togusow hat das Gericht an der Nase herumgeführt. Mindestens 20 Leute hier können bezeugen, daß er sehr gut deutsch versteht." Vor allem aber war die angebliche Übergabe des Geldes nicht nachzuweisen. Am Donnerstag, gestand Togusow ein, habe ihn zwar der Schifferstädter Sabejew in Wiesental aufgesucht; dabei sei es aber lediglich um Paßangelegenheiten gegangen.

Bestätigt sah sich dagegen Schifferstadts Vorsitzender Robert Litzenburger. "Mir war klar, daß die Klage abgewiesen wird", meinte der Pfälzer Ringer-Funktionär. "Man konnte uns nichts nachweisen, weil wir nichts Widerrechtliches getan haben." Als Sieger fühlt er sich nicht: "Bei diesem Prozeß gab es nur Verlierer. Der größte ist der Ringsport." dpa

Deutsche Wirtschaft wuchs nur schwach

FRANKFURT A. M., 13. Januar (dpa). Die gesamtdeutsche Wirtschaft ist 1992 kaum gewachsen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm die Wirtschaftsleistung um nur 1,9 Prozent zu. Es ist das erste Mal, daß das Statistische Bundesamt gesamtdeutsche Zahlen vorlegt. Es gibt keine Vergleichswerte. Das BIP erfaßt die Produktion aller Waren sowie sämtliche Dienstleistungen im Inland.

Japan sucht "ideale Flamme"

TOKIO, 13. Januar (dpa). Japan will in einem fünfjährigen Forschungsprogramm eine "ideale Flamme" für den industriellen Einsatz entwickeln. Wie das Ministerium für Handel und Industrie am Mittwoch in Tokio berichtete, stellt die Regierung für das Projekt, das industrielle Schmelz- und Verbrennungsprozesse revolutionieren soll, umgerechnet 125 Millionen Mark zur Verfügung.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, daß Flammen in der Schwerelosigkeit eine andere Form annehmen als bei normaler Erdanziehung und dadurch weitaus wirksamer brennen. Das Verfahren soll langfristig in Hochleistungsöfen eingesetzt werden und den Energieverbrauch um rund ein Drittel reduzieren.

Die Forscher nutzen für ihre Experimente den Schacht einer ehemaligen Kohlegrube auf der nordjapanischen Insel Hokkaido, in dem für eine Dauer von zehn Sekunden Schwerelosigkeit simuliert werden kann. Versuchswerte wie Temperatur oder Gasdichte der "idealen Flamme" sollen im Computer zu einem Modell kombiniert werden, das es möglich macht, die Hochleistungsflamme auch unter normalen Bedingungen zu erzeugen.Westen zu Angriff auf Irak entschlossen USA, Frankreich und Großbritannien kündigen Militärschlag "ohne Vorwarnung" an

WASHINGTON/PARIS, 13. Januar (Reuter/AP/dpa/AFP). Die Westmächte haben sich zu einer neuen Militäraktion gegen Irak entschlossen. Aus dem Weißen Haus hieß es am Mittwoch, Präsident George Bush habe sich grundsätzlich für einen Militärschlag "ohne Vorwarnung" entschieden. US-Außenminister Lawrence Eagleburger sagte in Paris, seine Regierung habe wegen der Verstöße Iraks gegen die Resolutionen der Vereinten Nationen (UN) die Geduld verloren; ein Angriff könne "in der nächsten Woche" erfolgen. Frankreich und Großbritannien erklärten Bereitschaft zur Mitwirkung. Irak zeigte sich unbeeindruckt und erhob erneut Anspruch auf Kuwait.

Frankreichs Verteidigungsminister Pierre Joxe teilte in Paris mit, Staatspräsident François Mitterrand habe sich bereits vor einigen Tagen für eine Militäraktion entschieden. Ein Angriff sei "jederzeit" möglich. Während von den USA auch die jüngsten irakischen Grenzverletzungen gegen Kuwait als Grund genannt wurden, bezog sich Joxe ausdrücklich allein auf den Konflikt über irakische Raketen. Die drei Westmächte hätten Militäraktionen zur Zerstörung der irakischen Flugabwehrraketen in der Flugverbotszone südlich des 32. Breitengrades vorbereitet, sagte Joxe. Die in Dhahran (Saudi-Arabien) stationierten französischen Flugzeuge würden sich daran beteiligen.

Am Dienstag abend hatten die USA bestätigt, daß Irak gefechtsbereite Luftabwehrraketen auch in der nördlichen Flugverbotszone des Landes stationiert hat. Iraks Außenminister Mohammad Sahaf sagte laut der jordanischen Zeitung ed Dustur, Bagdad habe weder aus dem Süden noch aus dem Norden die Raketen abgezogen, wie vom UN-Sicherheitsrat verlangt. Sie blieben vor Ort. Zum vierten Mal seit Sonntag drangen am Mittwoch Iraker auf das Territorium vor, das nach dem Golf-Krieg Kuwait zugeschlagen worden war. Wie der Sprecher der UN- Beobachtertruppe im Grenzgebiet (UNIKOM), Abdel Latif Kabbadsch, berichtete, kamen unbewaffnete, nicht uniformierte Iraker in den Kriegshafen bei Umm Kasr, um zurückgelassenes Material zu holen. Die UNIKOM habe protestiert.

Ein Gespräch über die Krise, das Iraks UN-Botschafter Nisar Hamdun mit dem Vorsitzenden des Sicherheitsrats, Yoshio Hatano, am Dienstag abend in New York führte, hatte keinen Erfolg. Während Hamdun im Anschluß von Verhandlungsbereitschaft seines Landes sprach, sagte Hatano, er verliere langsam die Geduld. Das Gespräch sei "nicht sehr konstruktiv" gewesen.

Die Regierung Iraks bekräftigte unterdessen, daß sie wieder die Kontrolle über Kuwait gewinnen will, wie am Mittwoch die irakische Tageszeitung El Dschumhurija unter Berufung auf einen Sprecher des Präsidenten Saddam Hussein berichtete. Kuwait sei "integraler Bestandteil" Iraks und werde trotz der Haltung der USA und des UN-Sicherheitsrates zu Irak "zurückkehren".

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

Der Endspurt um die Qualifikation für das Hallenmasters in München ist in vollem Gange Außenseiter spielen auf Parkett keck auf Chemnitz verblüfft die Spezialisten / Mehrheit der Bundesligisten nimmt Hallenauftritt ernst

Die Bundesligaprominenz schaut bisher in die Röhre. Zur Halbzeit der Hallen-Winterrunde reiben sich nur die ausländischen Gäste und einige Außenseiter kräftig die Hände. Nach acht der 16 Masters-Turniere - einschließlich des Finals am 30./31. Januar in München - führt Zweitliga-Vertreter und Pokalhalbfinalist Chemnitzer FC mit 165 Punkten überraschend die Masters-Wertung an und steht nach dem 3:2-Finalsieg gegen Widzew Lodz (Polen) am späten Dienstag abend beim eigenen Turnier zumindest mit einem Bein in der bayrischen Landeshauptstadt.

Dabei nimmt die Mehrzahl der Bundesligisten die Hallensaison durchaus ernst, auch weil in München kräftige Finanzspitzen locken. Allein 50 000 Mark gibt es dort an Startgeld, dazu kommen Siegprämien (Platz eins: 75 000 Mark) und Anteile an Werbe- und TV-Zahlungen. "Natürlich wollen wir auch gewinnen, wenn wir spielen", erklärte Nürnbergs Trainer Willi Entenmann, der sich in Chemnitz ungewohnt lautstark engagierte. "Wir hatten hier die große Chance, die Masters-Tikkets zu buchen. Aber mit Pech und Hilfe des Schiedsrichters haben wir das verpaßt", ärgerte sich Nationalkeeper Andreas Köpke, der sich auch auf Kunstrasen wohl fühlt. Der "Club" rangiert nach bereits drei gespielten Turnieren - wobei nur die jeweils zwei besten Resultate in die Wertung kommen - mit 96 Punkten gegenwärtig auf Platz vier, der noch zur Masters-Teilnahme berechtigt. Aber mit den Veranstaltungen in Berlin (Wertungsfaktor 31), Stuttgart (30), Karlsruhe (30) und Dortmund (28) folgen noch die hochkarätigen Turniere. "Bei der Besetzung von Berlin sind wir nur Außenseiter. Aber der Chemnitzer FC hat gezeigt, daß man aus dieser Rolle locker und gutklassig aufspielen kann", sagte Köpke, der viel Spaß am Hallen-Gekicke hat und nach dreiwöchigem Kitzbühel-Urlaub sofort wieder mit Superparaden auffiel. Allein für den Sieg in Berlin werden 124 Punkte vergeben.

Bei den bisherigen acht Turnieren gewannen sechsmal Mannschaften, die sich nicht für das Masters-Finale qualifizieren können. Dreimal holten die ausländischen Gäste Platz eins (Bröndby IF in Bayreuth, Sigma Olmütz in Rostock, Spartak Moskau in Hamburg). Pokalsieger Hannover 96 gewann das eigene Turnier, ist aber neben Meister VfB Stuttgart, Masters-Titelverteidiger Borussia Dortmund und Gastgeber Bayern München bereits für die Endrunde gesetzt. Auch Eintracht Frankfurt als Sieger in Leipzig und Fortuna Köln als Erster in der Domstadt fallen aus der Wertung, da beide nur einmal in der Halle antreten, zwei Qualifikationen aber Pflicht sind.

Bleiben nur die Sieger Chemnitzer FC (in Chemnitz) und 1. FC Kaiserslautern (in Kiel) als heiße Kandidaten auf eine Finalteilnahme. Dabei hatte Chemnitz- Trainer Hans Meyer auf ungewöhnliche Weise seine Hallenspieler zusammengestellt. Im Training ließ er zweimal zehn Mann wählen, mit dem ersten "Zehner" holte er in Köln Platz zwei, mit der zweiten Garnitur gewann er schließlich in eigener Halle.

Die größte Gefahr droht dem Spitzenreiter durch den 1. FC Köln, Mönchengladbach, Bochum und Kaiserslautern, die jeweils noch dreimal antreten werden. Vor allem die Pfälzer wollen das Finale erzwingen, immerhin sind sie mit insgesamt sechs Hallenstarts das meistbeschäftigte Team. Zur Zeit liegt der FCK (146 Punkte) hinter Chemnitz (165), dem Hamburger SV (153/noch ein Start) auf Qualifikationsplatz drei (146). dpa

Ärger mit Behandlung seines Knöchels Atletico Madrid droht Schuster mit Entlassung

Bernd Schuster droht eine Bestrafung oder sogar die Entlassung aus seinem bis 1994 laufenden Vertrag mit Atletico Madrid. Denn nach dreimonatiger Verletzungspause des Ex-Kölners ist Atletico- Präsident Jesus Gil nach Berichten der Madrider Presse vom Mittwoch "jetzt mit der Geduld am Ende".

Der 33jährige Mittelfeld-Dirigent ist seit Oktober verletzt und weigert sich seit Wochen, die Anweisungen der Klubärzte zu befolgen. Schuster leidet nach einem Schlag auf den rechten Knöchel an einer bakteriellen Sehnenentzündung, die zunächst eine Zeit lang mit Penizillin behandelt wurde. Als sich der Knöchel nicht besserte, wurde die Behandlung mit Antibiotika auf Schusters Drängen abgesetzt, weil er sie für schädlich hält. Schuster vertraute auf Naturheilmittel. Er selbst hält sich jetzt wieder für einsatzbereit. Auch Trainer Luis Aragones scheint dieser Meinung zu sein, hat seinen Star jedoch bislang nicht aufgestellt.

Die Klubärzte untersuchten Schuster am Dienstag erneut. Drohend sagte Gil dazu: "Wenn die Bakterien nicht weg sind, werden wir ihn zu einer medikamentösen Behandlung zwingen. Wenn er sich weigert, liegt die Lösung auf der Hand." Ein ärztliches Gutachten habe ergeben, daß die Verletzung Schusters nur mit Penizillin zu kurieren sei. dpa

Somalia-Konferenz abgebrochen UN sehen aber noch "Funken Hoffnung" / US-Soldat erschossen

ADDIS ABEBA, 13. Januar (dpa/Reuter). Die Friedensgespräche der somalischen Bürgerkriegsparteien sind am Mittwoch in Addis Abeba zunächst ergebnislos abgebrochen worden. Wie aus Delegationskreisen verlautete, erzielten die 14 Milizenchefs keine Einigung darüber, welche Gruppierungen an der "nationalen Versöhnungskonferenz" teilnehmen dürfen, die für den 15. März in der äthiopischen Hauptstadt geplant war.

Ein UN-Sprecher sagte aber, es gebe noch immer einen Funken Hoffnung auf eine Verständigung. Aus Teilnehmerkreisen war zuvor bekannt geworden, daß Flugzeuge der Vereinten Nationen (UN) bereit stünden, um die Unterhändler nach Somalia zurückzufliegen. Ein großer Teil der Delegationsmitglieder war bereits Dienstag abend aus der äthiopischen Hauptstadt abgereist.

Drei Gruppierungen - darunter die von Stammeschef Mohamed Farah Aidid - bestanden darauf, bei der Versöhnungskonferenz und in einer künftigen Regierung einen "privilegierten Status" zu erhalten. Sie hätten die Hauptlast beim Sturz des Diktators Mohammed Siad Barre getragen. Dagegen vertrat die große Mehrheit der Delegationen die Auffassung, keine Gruppierung dürfe diskriminiert oder ausgeschlossen werden dürfe.

Erstmals ist ein US-Soldat bei dem Truppeneinsatz in Somalia ums Leben gekommen. Das US-Verteidigungsministerium in Washington berichtete am Dienstag abend, eine Patrouille von US- Marineinfanteristen sei am Abend nahe des Flughafens von Mogadischu beschossen worden und habe das Feuer erwidert. Bei dem Schußwechsel sei der Soldat tödlich getroffen worden. Kein anderes Mitglied der Streife wurde verwundet. Über Opfer unter den Somalis gab es keine Angaben. Der Marineinfanterist ist das erste Todesopfer unter den US-Truppen, die in Somalia die Versorgung der notleidenden Bevölkerung sicherstellen sollen. Am 23. Dezember war bereits ein Zivilangestellter des US-Heeres getötet worden, als sein Fahrzeug auf eine Mine fuhr.

Honeckers Verteidiger Nicolas Becker sagte, sein Mandant habe sich bei ihm und dem Anwalt Wolfgang Ziegler für die Verteidigung bedankt.

Nach Beckers Angaben soll Honecker neben einer Abschrift der Entscheidung der 14. Strafkammer, den zweiten Haftbefehl gegen ihn aufzuheben, auch ein Paß überreicht werden. Eine Gruppe von Personenschützern werde den Ex-DDR- Staats- und Parteichef auf dem Weg zum Flughafen begleiten. Auf die Frage, ob er die Entscheidung als einen Erfolg sehe, sagte Becker: "Wir haben uns Mühe gegeben.""The Eagle" macht Schanzen unsicher Im Training sprang "Eddie" Bestweiten

Der englische Skispringer Eddie "The Eagle" Edwards, als ewiger Letzter auf allen Schanzen - zuletzt vor fünf Jahren bei den Olympischen Spielen 1988 in Calgary - zu einer kurzfristigen Berühmtheit geworden, fliegt wieder. Edwards startet zur Zeit beim Europacup und hofft, wieder in die englische Mannschaft aufgenommen zu werden. Der englische Skiverband hatte Edwards mangels Leistung nicht für seinen Olympia-Kader für Albertville nominiert.

Edwards sagte zu seinem Comeback: "Die Leute dachten, ich springe nicht mehr. Aber ich habe den Sport nicht aufgegeben. Ich erziele derzeit sogar größere Weiten als je zuvor und bin überzeugt, daß ich mich für das Olympia-Team nächstes Jahr in Lillehammer qualifizieren werde." Dafür müßte der "Skisprung-Exot" zuerst die Leistungskriterien des Internationalen Ski-Verbandes FIS erfüllen. Um erneut am Weltcup-Wettbewerb starten zu können, müßte der Brite bei einem Springen mit Teilnehmern aus mindestens fünf Nationen im ersten Drittel oder bei einem Europacup- Wettbewerb in der ersten Hälfte landen. dpa

Niederlande versilbern rund 400 Tonnen Gold

AMSTERDAM (dpa). Unbemerkt von den Märkten hat die niederländische Zentralbank Ende vergangenen Jahres rund 400 Tonnen Gold verkauft und damit ihre Reserven um fast ein Viertel geschmälert. Das bestätigte gestern ein Sprecher der Währungshüter in Amsterdam. Das Milliardengeschäft war so behutsam eingefädelt worden, daß es den Londoner Goldmarkt nicht durcheinanderbrachte.

Rund 7,5 Milliarden Gulden (etwa 6,6 Milliarden Mark) wurden bei dem Deal erzielt. Die Notenbank begründete ihr Vorgehen damit, daß die Goldreserven überdurchschnittlich hoch gewesen seien. Im Hinblick auf die geplante Europäische Zentralbank hätten die Niederlande die Höhe ihrer Vorräte an jene der EG-Partner angleichen müssen. Vor der Transaktion betrug der niederländische Goldhort 6,1 Prozent des Bruttosozialproduktes. Der entsprechende Wert lautet nach diesen Angaben für Deutschland auf 2,1 Prozent. Die Veräußerung eines zusätzlichen Teils des Bestandes sei nicht geplant, hieß es in Amsterdam.

Reste einer Pyramide entdeckt

KAIRO, 13. Januar (dpa). Die Reste einer pharaonischen Pyramide haben Archäologen bei Straßenbauarbeiten auf dem Plateau von Giseh entdeckt. Der Fund am Fuße der großen Cheops-Pyramide zeige, daß auf dem Gelände in Giseh bei Kairo noch "viele unentdeckte Schätze" liegen, sagte der Chef der ägyptischen Antikenbehörde, Zaki Badr, laut Angaben der Kairoer Presse vom Mittwoch. Bei der Entdeckung, mit der sich die Zahl der bisher in Ägypten gefundenen Pyramiden auf 96 erhöht hat, handelt es sich nach Einschätzung der Forscher um die Überreste einer früher 23 Meter hohen Pyramide. Wer dort begraben wurde, ist noch unklar.

Neue Festnahmen in Ägypten

KAIRO, 13. Januar (dpa). Nach der Attacke islamischer Extremisten auf einen Touristenbus nahe den Pyramiden von Giseh haben ägyptische Sicherheitskräfte mehr als 30 weitere Verdächtige festgenommen. Dabei seien in umliegenden Stadtvierteln zehn Brandsätze und vier Behälter mit Sprengstoff sichergestellt worden, berichteten Kairoer Zeitungen am Mittwoch. Nach Angaben der Festgenommenen sollten sie bei Angriffen auf Polizeifahrzeuge verwendet werden. Am vergangenen Donnerstag hatten Unbekannte in Giseh einen Brandsatz in die Nähe eines mit acht Deutschen besetzten Touristenbusses geworfen.

Die extremistische Moslemorganisation "El Gamaa el Islamia", will nach eigenen Angaben ausländische Touristen abschrecken, um dem auf die Deviseneinnahmen angewiesenen ägyptischen Staat zu schaden.

Metall-Gespräche vertagt

MAGDEBURG, 13. Januar (dpa). Die ersten Verhandlungen über eine Revision der Tarifverträge in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie sind am Mittwoch in Magdeburg nach zweieinhalbstündiger Dauer ohne Ergebnis vertagt worden. Die Unternehmer hätten einen neuen Tarifvertrag vorgeschlagen, sagte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Lutz Modes. Er solle eine Gültigkeit von einem Jahr haben und sieht nach den Worten von Peters eine Lohnsteigerung um neun Prozent in diesem Jahr vor.

IG Metall-Verhandlungsführer Jürgen Peters lehnte den Vorschlag ab. Die Gewerkschaft beharre weiterhin auf dem vor zwei Jahren für Sachsen-Anhalt abgeschlossenen Stufenplan. Darin war vereinbart worden, die Löhne der Metaller bis 1994 auf Westniveau anzuheben.

Treuhand will Job-Abbau bei Kali neu verhandeln

BERLIN / SONDERSHAUSEN (dpa). Details des Zusammenschlusses der Mitteldeutschen Kali mit der BASF-Tochter Kali + Salz sollen zwischen der Thüringer Landesregierung und dem künftigen Vorstand der neuen Gesellschaft erörtert werden. Dies sei das Ergebnis eines Gesprächs von Vertretern der Landesregierung mit der Treuhand, teilt die Breuel- Behörde mit. Die Treuhand habe sich bereit erklärt, die Folgen, die sich aus der Kali-Fusion ergeben und nicht betriebswirtschaftlicher Art sind, in den kommenden Monaten noch mit den Politikern aus Thüringen zu besprechen.

Der Fusionsvertrag, der wegen der Größe des Zusammenschlusses unter wettbewerblichen Gesichtspunkten von den EG-Kartellwächtern geprüft wird und der in Thüringen die Stillegung der Kaliwerke Bischofferode und Merkers mit etwa 1500 Beschäftigten bis spätestens 1994 vorsieht, wird heftig kritisiert. Im Osten Deutschlands machen Betriebsräte und Politiker vor allem wegen der Ausgestaltung des Kontraktes mobil. Thüringens Regierungssprecher Hans Kaiser bemängelt, während im Westen ein schrittweiser Arbeitsplatzabbau bis 1997 vorgesehen sei, gehe es in Thüringen um eine Art Kahlschlag. Allein in diesem Jahr sei mit dem Wegfall von 1000 Stellen für Kali-Kumpel zu rechnen. Um die monierte Ungleichbehandlung zwischen West und Ost zu vermeiden, wurde unter anderem schon die zeitweise Beschäftigung von Thüringer Bergleuten in Hessen angeregt.

Vor Abschiebung ins Gefängnis

KIEL, 13. Januar (dpa). Das Justizministerium von Schleswig-Holstein plant, daß abgelehnte Asylbewerberfamilien künftig in einer familiengerechten Vollzugsanstalt auf ihre Abschiebung warten. Das Ministerium will nach Angaben einer Sprecherin die Jugendarrestanstalt Rendsburg umrüsten und danach die Familien dort untergebringen.

Mit Mauerdurchbrüchen zwischen den kleinen Räumen sowie zusätzlichen Bädern und Kochmöglichkeiten sollen dei Familien "menschenwürdiger" auf die Abschiebung warten. In Einzelfällen mußten Familien diese Zeit bislang getrennt überbrücken: Kinder kamen ins Heim, Eltern ins Gefängnis. Wenn das Kabinett in Kiel Ende Januar zustimmt, werden die ersten Familien im April in Rendsburg einquartiert.

Nahost ohne ABC-Waffen?

PARIS, 13. Januar (dpa). Israel hat den arabischen Staaten am Mittwoch vorgeschlagen, den Nahen Osten zu einer Zone ohne atomare, biologische oder chemische Waffen zu erklären. Israels Außenminister Schimon Peres sagte am Mittwoch bei der Zeichnungskonferenz für die Ächtung der Chemiewaffen in Paris: "Israel schlägt allen Ländern der Region vor, eine Zone zu schaffen, aus der alle Boden-Boden-Raketen sowie alle chemischen, biologischen und atomaren Waffen verbannt sind, und gegenseitige Kontrollen vorzunehmen." Dies könne geschehen, "sobald der Frieden verwirklicht ist". Eine Anzahl arabischer Staaten hat die Unterzeichnung der Chemiewaffenkonvention mit der Begründung verweigert, Israel verzichte nicht auf Atomwaffen.

Auskunft über neue Postleitzahlen ab 1. Februar

MÜNCHEN, 13. Januar (dpa). Sie gelten erst ab 1. Juli, sind aber schon ab 1. Februar telefonisch zu erfragen: die neuen fünfstelligen Postleitzahlen. Laut Oberpostdirektion München vom Mittwoch werden die neuen Zahlen am 29. Januar erstmals bekanntgegeben. An diesem Stichtag werden in fast 400 Orten mit großen Zustellämtern den jeweiligen Stadtoberhäuptern Urkunden mit "ihren" Postleitzahlen überreicht.

Ab 1. Februar kann sich jeder unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 0130-55555 kostenlos nach der künftig fünf- statt bisher vierstelligen Postleitzahl erkundigen. Diese frühe Information ist vor allem für Firmen und Selbständige wichtig, die neue Briefbögen und Stempel in Auftrag geben müssen. Im Mai werden die neuen Postleitzahl-Verzeichnisse im DIN-A-4-Format mit rund 1000 Seiten Umfang kostenlos zugestellt. Mit einer Auflage von rund 40 Millionen Exemplaren handelt es sich um einen der größten Druckaufträge in der Geschichte der Bundesrepublik.

Über 200 deutsche Städte haben künftig mehr als eine Postleitzahl. Hinzu kommen überall noch eigene Postleitzahlen für Postfächer und Großkunden. So sind etwa für München 73 verschiedene Postleitzahlen vorgesehen.

US-Fluglinien liefern sich neuen Preiskampf

NEW YORK / ZÜRICH (dpa). In den USA hat ein neuer Flugpreiskrieg begonnen. Die Northwest Airlines eröffnete ihn in dieser Woche mit Nachlässen von 20 bis zu 40 Prozent für Fluggäste, die in Gruppen von zwei bis vier Personen buchen. Continental und United Airlines schlossen sich mit entsprechenden Preissenkungen für Gruppenflieger auf den inneramerikanischen Strecken an, auf denen sie mit Northwest konkurrieren.

Delta Air Lines will ihrerseits die neuen Billigflüge mit anders angelegten Rabatten zwischen 30 und 40 Prozent unterbieten, berichtete das Wall Street Journal. Zuvor hatten die amerikanischen Fluggesellschaften angesichts riesiger Verluste und der leicht gestiegenen Nachfrage ihre Tarife für Inlandsflüge seit dem vergangenen Sommer graduell angehoben.

Delta und die Schweizer Fluggesellschaft Swissair gaben unterdessen bekannt, daß sie ihre schon seit längerem bestehende Zusammenarbeit verstärken wollen. Sie werden einen Teil ihrer Nordatlantikverbindungen zwischen der Schweiz und den USA untereinander aufteilen. Außerdem müssen Passagiere von Swissair und Delta in Zukunft beim Umsteigen nicht mehr das Terminal wechseln. So zieht die Swissair in New York in das Delta-Gebäude um und spart dadurch rund 50 Stellen ein. Die Swissair spricht von einem Meilenstein in der Zusammenarbeit der beiden Unternehmen.

Braunkohlen-Abbau im Osten dicht an West-Maß

KÖLN (dpa). Die deutsche Braunkohlenförderung ist im vergangenen Jahr um fast 14 Prozent auf 242 Millionen Tonnen gesunken. Einem Anstieg im Westen um ein Prozent auf 112 Millionen steht ein schwerer Einbruch von 23 Prozent im mitteldeutschen und Lausitzer Revier auf unter 130 Millionen gegenüber. Das Aufkommen deckte reichlich 15 Prozent des gesamten Primärenergieverbrauchs (Vorjahr 17 Prozent). An der inländischen Energiegewinnung - also ohne Importe - hatte die Braunkohle einen unveränderten Anteil von 42 Prozent, womit sie wichtigster heimischer Energieträger blieb und 29 Prozent des Elektrizitätsbedarfs deckte.

Für die Entwicklung in Ostdeutschland sind nach Darstellung des Deutschen Braunkohlen-Industrie-Vereins die "rückläufige Wirtschaftstätigkeit", aber auch die Konkurrenz anderer Energieträger und Fortschritte bei der Energieeinsparung verantwortlich. Für 1993 erwartet der Verband einen "vergleichsweise geringen Förder- und Produktionsrückgang" in den neuen Bundesländern. Nach Abschluß der Konsolidierungsphase sei dort mit einem "voll konkurrenzfähigen" Abbau zu rechnen.

In der ehemaligen DDR hat die Branche im vergangenen Jahr weitere 24 000 Arbeitsplätze gestrichen. Seit 1989 ist die Zahl der Beschäftigten im Braunkohlenbergbau Ostdeutschlands um 84 000 auf 55 000 gesunken.

C-Waffenverbot unterzeichnet

PARIS, 13. Januar (dpa). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hat am Mittwoch in Paris die Konvention zur Ächtung aller Chemiewaffen unterzeichnet. Kinkel forderte eine ebenso weitreichende Konvention für biologische Waffen. Bei Vertragsbrüchen müsse der UN- Sicherheitsrat notfalls "von seinen Befugnissen gemäß Kapitel VII (militärische Gewalt, d. Red) der UN-Charta Gebrauch machen". (Weiterer Bericht auf Seite 2)

Gericht sieht Gruppenverfolgung von Kurden Auswärtigem Amt widersprochen / "Nicht nur in Gebieten mit Ausnahmezustand gefährdet"

GÖTTINGEN/STUTTGART, 14. Januar (dpa/joe). Kurden aus den Provinzen in der Osttürkei, in denen der Ausnahmezustand herrscht, werden nach Feststellung des Verwaltungsgerichts Braunschweig in ihrem gesamten Heimatland als Volksgruppe politisch verfolgt. Die 1. Kammer des Gerichts in Göttingen widersprach in einem jetzt veröffentlichten Urteil der Auffassung des Auswärtigen Amtes, wonach Kurden nicht mehr konkret gefährdet sind, wenn sie aus den Kurdengebieten in die übrige Türkei flüchten. Auch dort seien sie nicht hinreichend sicher, entschieden die Richter (Az.: 1 A 1077/92).

Das Gericht gab damit einer Kurdin recht, die gegen die Ablehnung ihres Asylantrages geklagt hatte. Die Frau, über deren Heimat der Ausnahmezustand verhängt worden ist, müsse "als kurdische Volkszugehörige im Falle ihrer Rückkehr in die Türkei mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit politische Verfolgung" befürchten. Es sei davon auszugehen, daß "allen Kurden in den Ausnahmezustandsprovinzen politische Verfolgung unter dem Aspekt der Einzelverfolgung wegen Gruppenzugehörigkeit" drohe. "Ausreichende Anhaltspunkte für eine Gruppenverfolgung der gesamten kurdischen Bevölkerung" konnte die Kammer dagegen nicht feststellen.

Noch einmal überprüft werden soll die Abschiebeverfügung gegen eine vierköpfige kurdische Familie, die seit Dezember in Heidelberg im Kirchenasyl lebt. Das teilte der Stuttgarter Innenminister Frieder Birzele (SPD) nach einem Gespräch mit Kirchenvertretern und Betreuern der Familie am Donnerstag mit. Vor allem solle die neue Bedrohungssituation in der Türkei berücksichtigt werden. Bosnier kamen aus Lager NÜRNBERG (AP/dpa). In Feucht bei Nürnberg ist am Donnerstag ein Kontingent von 169 ehemaligen Kriegsgefangenen aus Bosnien mit Bussen eingetroffen. Sie waren nach eigenen Angaben bis zum Dezember im berüchtigten Lager Manjacar festgehalten worden. Flüchtlinge beendeten Hungerstreik pid GÖTTINGEN. 20 bosnische Flüchtlinge haben in Wahlhausen (Thüringen) ihren Hungerstreik beendet. Kreis-Sozialdezernent Eberhard Reisaus teilte mit, sie sollten künftig statt Lebensmittelpaketen Wertgutscheine erhalten, die sie in Geschäften einlösen können.

Internationale Tennisturniere Barbara Rittner steht im Viertelfinale von Sydney

Weiter auf Sieg programmiert sind die deutschen Tennis-Stars bei den Turnieren in Sydney, Melbourne, Auckland und Jakarta, die als Vorbereitung auf die "Australian Open" gelten. So erreichte in Sydney (275 000 Dollar) Barbara Rittner (Leverkusen) bereits das Viertelfinale, und in Jakarta setzten Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) und David Prinosil (Amberg) ihre Erfolgsserie fort.

Bereits einen Schritt weiter als Anke Huber (Heidelberg), die am Donnerstag noch ihr Achtelfinalspiel gegen Judith Wiesner bestreiten muß, ist Barbara Rittner. Ihr gelang am Mittwoch mit einem 6:1, 6:3 über Radka Zrubakova (Slowakei) der Einzug in die Runde der letzten acht, in der nun Gabriela Sabatini (Argentinien) die Gegnerin sein wird. In Melbourne (100 000 Dollar) schied nach Wiltrud Probst (München) auch Veronika Martinek (Heidelberg) aus. Sie verlor 6:7 (3:7), 1:6 gegen Louise Field (Australien).

In Jakarta (300 000 Dollar) gelang Carl- Uwe Steeb ein beachtlicher 6:1, 3:6, 6:2- Sieg in der zweiten Runde über Andrej Olschowski (Rußland), auch David Prinosil erreichte die dritte Runde mit einem 6:3, 3:6, 6:1 über Luis Herrera (Mexiko). Aus dem deutschen Trio schied Patrik Kühnen aus. Der Bamberger verlor sein Zweitrundenspiel gegen Paul Haarhuis (Niederlande) 6:7 (3:7), 6:3, 3:6. dpa

Operation doch möglich?

Der Leberkrebs des ehemaligen DDR-Staatschefs ist nach Ansicht des medizinischen Gutachters Professor Peter Neuhaus mit guten Erfolgsaussichten operabel. Dies geht aus einem der Deutschen Presseagentur vorliegenden Beschluß des Berliner Landgerichts vom Mittwoch hervor. Neuhaus habe dies Erich Honecker mitgeteilt. Dieser habe sich "erstaunt gezeigt und erklärt, das habe ihm zuvor noch kein Arzt mitgeteilt".

Die 27. Große Strafkammer änderte ihre Entscheidung nicht, den Prozeß gegen Honecker einzustellen. Maßgeblich dafür sei gewesen, so der Vorsitzende Richter Hans Boß, daß von den bisherigen medizinischen Sachverständigen die Erfolgsaussichten einer Operation als gering eingestuft worden sei. Honecker habe auch ausdrücklich erklärt, "daß er einer Operation definitiv nicht zustimmt". (dpa)

Traber in Hamburg gedopt

Beim Weihnachtsrennen auf der Hamburger Trabrennbahn wurde bei dem Hengst Marino und dem Wallach Garcon Doping nachgewiesen. Die Pferde müssen drei Monate, die Trainer eine Woche Zwangspause einlegen.

Hoffnung für Vietnamesen

SCHWERIN, 14. Januar (dpa). Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lothar Kupfer (CDU), will von seiner harten Haltung in der Frage des Bleiberechts für Vietnamesen offenbar abrücken. Nach einem Gespräch des Ministers mit den 25 Ausländerbeauftragten der Kommunen sagte der Rostocker Ausländerbeauftragte Wolfgang Richter am Mittwoch, Kupfer sei den Standpunkten der Gesprächsteilnehmer "weitgehend" gefolgt. Bei den Kriterien für ein Bleiberecht solle unter anderem berücksichtigt werden, ob der Antragsteller seinen Lebensunterhalt selbst bestreitet.

Bislang hatte Kupfer eine Abschiebung der rund 900 in dem Bundesland lebenden Vietnamesen befürwortet.

Freudenberg steigt bei Elring ein

STUTTGART (dpa/cri). Die Freudenberg-Gruppe beteiligt sich an den Elring- Dichtungswerken mit einem Fünftel. Die Zusammenarbeit der beiden Automobilzulieferer bei Flachdichtungen sei eine Reaktion auf die Krise der PS-Branche, ihre steigenden Anforderungen und den verschärften internationalen Wettbewerb, erläutert Elring-Geschäftsführer Helmut Lerchner. Außerdem verspricht er sich davon einen erweiterten finanziellen Spielraum für eigene "akquisitorische Aktivitäten". Die Kooperation bedarf noch der Zustimmung des Bundeskartellamts, da die beiden Firmen auf dem genannten Gebiet miteinander konkurrieren. Diese Tatsache macht nach der Kartellnovelle auch Beteiligungen von weniger als 25 Prozent anzeigepflichtig.

Die ertragsschwache französische Elring-Tochter Procal in Langres mit rund rund 100 Millionen Mark Jahresumsatz wird ebenfalls an die Bergsträßler veräußert. Freudenberg erlöst mit 26 000 Beschäftigten rund 4,5 Milliarden Mark.

Das Stammkapital von Elring von derzeit rund 50 Millionen Mark soll um etwa ein Viertel erhöht werden. Mehr als die Hälfte des Kapitals bleibt auch nach dem Einstieg von Freudenberg im Besitz der Ludwigsburger ZWL Grundbesitz- und Beteiligungs AG; über 29 Prozent verfügt die Deutsche Effecten- und Wechselbeteiligungs AG. Fünf kleine Gesellschafter haben ihre Pakete veräußert. Elring setzt mit 1360 Beschäftigten 270 Millionen um.

Gütersloher Raub aufgeklärt

GÜTERSLOH, 14. Januar (dpa). Der Überfall auf die Filiale einer Geldtransportfirma in Rietberg im Kreis Gütersloh, bei dem zwei maskierte und bewaffnete Gangster am 20. November vergangenen Jahres 3,2 Millionen Mark erbeutet hatten, ist endgültig aufgeklärt. Nachdem ein am Tag vor Silvester festgenommener 33jähriger Räuber gestanden hatte, wurden bei vier Banken in Luxemburg 2,8 Millionen Mark beschlagnahmt, berichteten jetzt Polizei und Staatsanwaltschaft. Mit den restlichen 400 000 Mark sei der 39 Jahre alte Komplize verschwunden. Nach ihm wird international gefahndet.

Die Räuber hatten das Geld wenige Tage nach dem Coup auf Nummernkonten bei verschiedenen Luxemburger Banken angelegt. Anschließend waren sie in die kenianische Hafenstadt Mombasa geflogen. Als der 33jährige einen Tag vor Silvester nach Deutschland zurückkehrte, wartete auf dem Düsseldorfer Flughafen schon die Polizei. Die bei dem Überfall gefesselten beiden Firmenangestellten, ein Ehepaar, hatten zuvor gestanden, mit dem Gaunerduo den Raub detailliert geplant zu haben.

Zur Person:

GÜNTER GRASS, Schriftsteller, hat die Ansicht vertreten, in Deutschland herrsche der "Staatsnotstand". Regierung und Opposition seien ohne Konzept, meinte der 65jährige, der von der Italienischen Gemeinde in Berlin mit dem "Premio Comites" ausgezeichnet wurde. Grass (Bild: Eva Vettel) nannte Politiker wie Volker Rühe (CDU) und Edmund Stoiber (CSU) "Skinheads mit Schlips und Scheitel". Rühe habe als damaliger CDU-Generalsekretär vor eineinhalb Jahren "ohne jede Not" eine "Asyldebatte losgetreten", die zu der Gewalt gegen Ausländer geführt habe. Der Staatsminister im Kanzleramt, Bernd Schmidbauer (CDU), kommentierte, Grass habe "jeglichen Sinn für die Beurteilung der Lage der Bundesrepublik Deutschland verloren". In einem Grußwort zur Preisverleihung hatte SPD-Chef Björn Engholm den Parteiaustritt des Schriftstellers wegen des Asylkompromisses von SPD und Koalition als Irrtum bezeichnet. "Auch große Geister sind . . . vor Irrtümern nicht gefeit", meinte Engholm. (dpa/AP/KNA)

Zur Person:

DAVID IRVING, umstrittener britischer Historiker, ist vom Landgericht München in zweiter Instanz wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe in Höhe von 30 000 Mark (150 Tagessätze zu je 200 Mark) verurteilt worden. Der 54jährige ist ein Verfechter der sogenannten "Auschwitz-Lüge". Er hatte 1990 bei einer Veranstaltung im Münchner Löwenbräukeller unter anderem geäußert: "Wir wissen inzwischen, daß es nie Gaskammern in Auschwitz gegeben hat." Irving war im Mai 1992 von einem Münchner Amtsrichter zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Mark verurteilt worden. Dagegen hatten sowohl er als auch die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. (dpa)

Lubitsch-Preis für Juhnke

MÜNCHEN. Der zumal als Fernseh- Entertainer bekannte Schauspieler Harald Juhnke erhält den Ernst-Lubitsch- Preis 1993 für seine darstellerische Leistung in Helmut Dietls für den "Oscar" nominierten deutschen Kinoerfolg "Schtonk" über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Er verkörpert den zuständigen "stern"-Ressortleiter; die Hauptrollen spielen Götz George und Uwe Ochsenknecht. Mit dem Lubitsch-Preis würdigt der Club der Filmjournalisten Berlin "herausragende komödiantische Leistungen". Der Geehrte gab bekannt, künftig "nie wieder blödeln" noch in Fernsehserien auftreten zu wollen: "Möchte mal den Lear von Shakespeare spielen." dpa

Sportnotizen

Maradona vor Comeback in Nationalelf Diego Maradona steht vor seinem Comeback in der argentinischen Fußball- Nationalmannschaft. Der 32 Jahre alte Legionär beim spanischen Erstligisten FC Sevilla wurde von Nationaltrainer Alfio Basile für das Länderspiel am 18. Februar gegen Brasilien nominiert. Trainer war zu wortkarg Der belgische Fußball-Rekordmeister RSC Anderlecht hat, obwohl er mit sechs Punkten Vorsprung Tabellenerster ist, seinen Trainer Luka Peruzovic beurlaubt. Peruzovic werden Kommunikationsprobleme mit der Mannschaft und wortkarges Verhalten gegenüber der Presse vorgeworfen.Brundle und Blundell zu Ligier Der französische Formel 1-Rennstall Ligier hat für die kommende Saison die Briten Martin Brundle und Mark Blundell verpflichtet. Brundle war zuletzt WM-Sechster. IOC-Präsident ehrte russische Sportler Ljubow Jegorowa, erfolgreichste Skiläuferin von Albertville, und der dreifache Schwimm-Olympiasieger Jewgeni Sadowi, sind zu Rußlands "Sportlern des Jahres 1992" gekürt worden. Die Ehrung nahm IOC-Präsident Samaranch vor. Liverpool scheiterte an Außenseiter Pokalverteidiger FC Liverpool ging gegen den krassen Außenseiter Bolton Wanderers k. o. Der drittklassige Gegner setzte sich im Wiederholungsspiel der dritten Runde im FA-Cup an der Anfield Road mit 2:0 durch. McGinlay (3.) und Walker (12.) erzielten die beiden Tore. 115 300 Mark für Flutkatastrophen-Opfer Die Hilfsaktion der deutschen Hockey- Nationalspieler für die pakistanischen Flutkatastrophen-Opfer hat 115 300 Mark erbracht. Lauberhorn-Rennen in Veysonnaz Die Walliser Skistation Veysonnaz springt für die abgesetzten Weltcup-Rennen der Männer in Adelboden und Wengen ein. Die für den 23. und 24. Januar vorgesehenen Schweizer Traditionsrennen auf der Lauberhornstrecke in Adelboden (Abfahrt und Slalom) sowie am 19. Januar in Wengen (Riesenslalom) waren wegen zu hoher Temperaturen und einer zu dünnen Schneedecke abgesagt worden.Albert zieht "Goldene Schuh" an Belgiens Fußball-Nationalspieler Philippe Albert vom RSC Anderlecht ist mit dem "Goldenen Schuh" für den besten Spieler des Jahres 1992 in der belgischen Liga ausgezeichnet worden. Bayern buhlt um Andreas Möller Der FC Bayern München zeigt Interesse an der Verpflichtung von Nationalspieler Andreas Möller."Wenn Möller auf den Markt kommt und zu haben ist, werden wir uns damit sofort befassen", erklärte Münchens Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge. Lindros fällt länger aus Eishockey-Star Eric Lindros von den Philadelphia Flyers fällt wegen einer langwierigen Knieverletzung bis Mitte Februar aus.

Honecker/ .(Achtung)

Nach dem Abflug Honeckers nach Südamerika erhalten Sie eine Eil-Meldung und anschließend eine Zweite Abendzusammenfassung (ca. 70 Zeilen). dpa mg cs

Länder zögern bei Bahnreform Krauses Pläne umstritten / Verkehrsclub für Überarbeitung

BONN (dpa/rtr). Das von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) vorgelegte Gesetzesbündel zur Bahnreform soll nächste Woche bei einer Verbände-Anhörung auf den Prüfstand kommen. Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) stimmt einer Reform als längst überfällig zu, verlangt aber gravierende Änderungen an der Vorlage für das geplante Artikelgesetz. Ähnlich hatten sich in den vergangenen Wochen schon SPD, Gewerkschaften und Beamtenbund geäußert.

Bestätigt wird unterdessen in Bonn, daß die Bundesländer mit Stellungnahmen zu den Entwürfen zur Bahnreform zögern. Im Verkehrsministerium heißt es, die Länder hätten um eine Fristverlängerung für ihre Kommentare bis Ende des Monats gebeten. Wegen der Dringlichkeit der Reform habe Krause dem jedoch bisher nicht entsprochen. Sein Terminplan sieht vor, daß das Gesetz, das neben der Gründung der Bahn als eine Aktiengesellschaft eine Reihe weiterer Änderungen in rund 130 anderen Paragraphenwerken umfaßt, im Februar endgültig das Kabinett passiert. Ziel Krauses ist, Bundes- und Reichsbahn in ein privatwirtschaftlich arbeitendes Unternehmen spätestens bis zum 1. Januar 1994 umzuwandeln.

Anlaß für die Verzögerungen auf Länderseite dürfte unter anderem das noch ungelöste Problem der Finanzierung sein, wenn Länder, Kreise und Kommunen - wie unter dem Schlagwort "Regionalisierung" vorgesehen - den öffentlichen Personennahverkehr übernehmen sollen. In dieser Hinsicht äußert auch der VCD Bedenken. Seiner Meinung nach droht bei Verwirklichung der gegenwärtigen Pläne zur Bahnreform die Stillegung der Hälfte des gesamten Schienennetzes. Der Club-Vorsitzende Rainer Graichen sagt mit Blick auf die ungeklärte Finanzierung: "Wer wirklich will, daß wir ein leistungsfähiges Nahverkehrssystem behalten, kann so mit dem Nahverkehr nicht umgehen."

Industrie gegen Energieabgabe

BONN, 13. Januar (dpa). In der Anhörung des Bundestages zu der von der EG vorgeschlagenen Einführung einer Energie-Kohlendioxid-Abgabe sind am Mittwoch im Finanzausschuß die unterschiedlichen Meinungen von Wissenschaftlern und Industrie aufeinandergeprallt. Professor Wolfgang Ritter vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) wies die Einführung dieser Steuer wegen verbleibender Kosten für die Unternehmen zurück. Dagegen stellten Umweltforscher und Finanzwissenschaftler die Notwendigkeit steuerlicher Maßnahmen zur Eindämmung des Energieverbrauchs und zur Reduzierung der Emissionen von Kohlendioxid (CO2) heraus.

Der Wuppertaler Umweltforscher Professor Ernst-Ulrich von Weizsäcker sagte, die Steuer müsse so angelegt sein, daß die Investitionen in die "richtige Richtung" gingen und der Energieverbrauch mittelfristig um fünf Prozent verteuert werde. Zusätzliche Kosten entstünden für die Unternehmen nicht, da die durch die Energiesteuer belasteten Unternehmen durch die Senkung anderer Steuern wieder entlastet werden sollten. Von Weizsäcker räumte ein, daß die unteren Einkommensschichten wegen prozentual höherer Energieausgaben stärker belastet würden, was "hypothetisch" durch eine Rücknahme der Mehrwertsteuer-Erhöhung ausgeglichen werden könnte.

STEFFIE SCHNOOR, neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), erwartet, daß die alten Bundesländer bei ihren Ausgaben für Bildung und Kultur "zurückstecken", um einen schnelleren Ausbau im Osten zu ermöglichen. Frau Schnoor (CDU), die Kultusministerin in Mecklenburg-Vorpommern ist, verwies dabei bei ihrer Amtseinführung in Bonn vor allem auf den weiteren Ausbau der Hochschulen und auf die Förderung von Museen und anderen Kultureinrichtungen von "gesamtstaatlicher Bedeutung". Bayerns Kultusminister HANS ZEHETMAIR (CSU) lehnte auf Anfrage das Ansinnen von Frau Schnoor entschieden ab. "Man kann nicht da abspecken, wo kein Fleisch auf den Rippen ist." (dpa)

JÜRGEN MÖLLEMANN, amtierender Bundeswirtschaftsminister, hat in der ersten öffentlichen Rede seit seiner Rücktrittsankündigung gesagt, er habe sich "Fehler" vorzuwerfen, die er besser schneller aufgeklärt hätte. Vor dem Bundestag sagte er ferner, es wäre besser gewesen, "ich hätte den Brief nicht geschrieben". Der FDP-Politiker hatte in Schreiben an Unternehmen für die Erfindung eines angeheirateten Vetters geworben. (dpa)

Immer mehr Berliner wollen auswandern

BERLIN, 13. Januar (AFP). Immer mehr Berliner, vor allem aus dem Ostteil der Stadt, wollen auswandern. Die Gründe seien Arbeitslosigkeit, zunehmender Rechtsradikalismus oder Fernweh, berichtet die Berliner Zeitung. In den Beratungsstellen reiße der Strom der Ratsuchenden nicht ab. Doch die Zahl derer, die tatsächlich ausreisen könnten, sei gering. Von den 2696 Berlinern, die ihre Stadt 1991 verlassen hätten, seien die meisten in die USA, in die Schweiz oder nach Österreich gegangen. Im ersten Halbjahr 1992 seien weitere 1346 Berliner ausgewandert. Ganz oben auf der Wunschliste stehen den Angaben zufolge die USA, Kanada, Australien und Neuseeland.

Rekorddefizit der Bundesanstalt für Arbeit

HANNOVER, 13. Januar (AFP). Die Bundesanstalt für Arbeit hat im vergangenen Jahr mit 13,8 Milliarden Mark das größte Haushaltsloch in ihrer Geschichte verzeichnet. Dies berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung unter Berufung auf einen ihr vorliegenden Bericht an die Bundesregierung. Als Gründe für das Defizit werden den Angaben zufolge die schwächere Konjunktur und unerwartet hohe Ausgaben in den neuen Bundesländern genannt.

Albert Reynolds beruft Irlands Kabinett

DUBLIN, 13. Januar (AFP). Der irische Ministerpräsident Albert Reynolds hat am Dienstag abend kurz nach seiner Wiederwahl den Vorsitzenden der Labour-Partei, Dick Spring, zum Außenminister und stellvertretenden Regierungschef ernannt. Reynolds bildete nach der Schwächung seiner Fianna Fail-Partei bei den Parlamentswahlen am 25. November eine Koalitionsregierung mit der Labour-Partei. Im künftigen Kabinett soll die Labour-Partei insgesamt sechs von 15 Ministern stellen. Bei der Wahl zum Regierungschef im Parlament von Dublin entfielen auf Reynolds 102 Stimmen (68 Fianna Fail, 33 Arbeitspartei, 1 Unabhängige) der insgesamt 166 Abgeordneten

. . . und außerdem: Aufruhr im weißen "Wunderland"

Der vierjährige Derrick spielte in der vergangenen Woche erstmals in der Kinderkrippe "Wunderland" in der vornehmen Johannesburger Vorstadt Alberton. Er weiß wohl nur wenig von dem Skandal, den er damit ausgelöst hat: Denn Derrick ist das erste schwarze Kind, das in dieser bisher ausschließlich für weiße Kinder reservierten Spielgruppe in dem konservativen Stadtviertel angemeldet wurde. Zwei Tage nach seinem Erscheinen zogen weiße Eltern die Anmeldungen für 38 Kinder zurück, fast die Hälfte der bisherigen Kinder der Krippe.

Mit seinem Vater, einem schwarzen Buchhalter, und seiner Mutter, einer farbigen Mischlingsfrau, tauchte der vierjährige Derrick im "Wunderland" zwischen den edlen Villen mit ihren gepflegten englischen Rasenflächen auf. Die Ankunft der Familie führte zu einem Sturm der Entrüstung unter den weißen Eltern: "Sie sagten, sie wollen nicht, daß ihre Kinder von denselben Tellern essen", erzählt Jan van der Merwe, der Eigentümer der Krippe. "Auch sagten sie, sie hätten Angst, ihre Kinder könnten ansteckende Krankheiten bekommen."

Van der Merwe, ein ehemaliger Ingenieur, hatte die Krippe erst vor drei Monaten gekauft - mit der festen Absicht, sie für Kinder aller Rassen zu öffnen. Die Affäre um den kleinen Derrick eskalierte, nachdem die örtliche Presse den Fall aufgriff. Sichtlich geschockt berichtete van der Merwe von anonymen Telefonanrufern, die gedroht hätten, ihn umzubringen und das Haus bis auf die Grundmauern niederzubrennen. Die Anrufer bezeichneten sich als Mitglieder der Afrikanischen Widerstandsbewegung (AWB) oder "Weißer Wolf", zwei rechtsextreme Splittergruppen.

"Die Polizei sagt, sie könne nichts tun, solange kein Verbrechen begangen wurde", berichtet van der Merwe weiter. Chrissie Schoeman, eine der Betreuerinnen, erzählt, sie sei von weißen Eltern beleidigt und aufgefordert worden, "die Schwarzen hinauszuwerfen". Selbst abgesehen von den Mord- und Branddrohungen, befürchtet van der Merwe, die Krippe schließen zu müssen. Auch wenn sechs der abgemeldeten Kinder inzwischen zurückkehrten, weil sie sonst nirgends hingehen konnten, bedeute der Verlust der 32 übrigen eine schwere finanzielle Einbuße. Das "Wunderland" droht, für seinen neuen Besitzer zum Alptraum zu werden.

Eins steht für van der Merwe jedoch nicht zur Diskussion: Als überzeugter Anhänger von Frederik de Klerks regierender Nationalpartei (NP) ist für ihn klar, daß er den gemischtrassischen Status der Spielgruppen nicht aufgeben wird. "Wenn ich pleite mache, dann mache ich eben pleite", gibt der Ex-Ingenieur sich kämpferisch. Nicht ohne ein Schmunzeln weist er darauf hin, daß die Kinder, die abgemeldet wurden, jetzt vermutlich von schwarzen Kindermädchen betreut werden. Seit Montag spielen jedoch wieder nur weiße Kinder auf der Rutsche und im Sandkasten vor der Krippe von Alberton. Derrick mußte zu Hause bleiben: Sein Vater hat Angst um ihn und möchte warten, bis der Aufruhr sich gelegt hat.

CATHERINE ABBATI (AFP)

Bush räumt Schreibtisch für Clinton

WASHINGTON, 13. Januar (AFP). US-Präsident Bush hat eine Woche vor der Übergabe der Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Bill Clinton am 20. Januar damit begonnen, die Schubladen seines Schreibtisches auszuräumen. Wie der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, mitteilte, liegen auch alle privaten Fotos Bushs bereits in einer Kiste, die nach Houston in den US-Bundesstaat Texas gebracht werden soll. Die Mitarbeiter Bushs, die ebenfalls ausziehen müssen, sollen ihre Arbeitsplätze bis Freitag räumen.

Chinesisch ist dritte Sprache in Kanada

OTTAWA, 13. Januar (AFP). Nach den beiden offiziellen Sprachen englisch und französisch wird in Kanada vor allem chinesisch gesprochen. Dies geht aus einer in Ottawa veröffentlichten offiziellen Statistik hervor. Einer Untersuchung aus dem Jahre 1991 zufolge sprechen 8,4 Prozent der Kanadier, etwa 2,3 Millionen Menschen, zu Hause keine der beiden offiziellen Sprachen. 430 000 von ihnen verständigen sich auf chinesisch, 288 000 auf italienisch und 153 000 auf portugiesisch. Es folgen den Angaben zufolge spanisch und deutsch.

Deportierte Palästinenser Israel gibt nicht nach

JERUSALEM, 13. Januar (AFP/Reuter). Der israelische Außenminister Schimon Peres hat am Mittwoch bekräftigt, daß Israel die Rückkehr der 414 in den Südlibanon deportierten Palästinenser nicht gestatten wird. Peres sagte vor Journalisten, es werde keinen Schritt zurück geben. Dies käme einer Belohnung der palästinensischen Untergrundorganisation Hamas gleich. Die Frage der deportierten Palästinenser, die im Niemandsland zwischen Israel und dem Libanon kampieren, soll im Mittelpunkt von Gesprächen stehen, die Peres mit UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali und den Außenministern der USA und Frankreich, Lawrence Eagleburger und Roland Dumas, in Paris führen will. Peres reist am heutigen Mittwoch in die französische Hauptstadt, um dort die internationale Chemiewaffenkonvention zu unterzeichnen.

Israel hatte die angeblichen Mitglieder oder Sympathisanten der Hamas und der Untergrundorganisation Islamischer Heiliger Krieg am 17. Dezember ausgewiesen, nachdem die Hamas einen israelischen Grenzpolizisten getötet hatte. Die israelische Polizei hat nach eigener Darstellung zwei Palästinenser aus dem besetzten Westjordanland festgenommen, die einen israelischen Geheimdienstmitarbeiter ermordet haben sollen. Der Geheimpolizist war am 3. Januar in Jerusalems getötet worden. Israel macht die Untergrundgruppe Hamas für die Tat verantwortlich. Israelische Soldaten haben am Dienstag im besetzten Gazastreifen sechs Palästinenser durch Schüsse verletzt. Von palästinensischer Seite war zu erfahren, daß es in dem Flüchtlingslager Schatti schwere Unruhen gab, bei denen vier Palästinenser angeschossen wurden. Die beiden anderen seien im Flüchtlingslager Nusseirat von Soldaten verletzt worden.

Japan macht bei D-2-Labor mit

TOKIO, 13. Januar (AFP). Japan wird sich an dem deutschen Raumfahrtprogramm Spacelab beteiligen. Wie am Dienstag aus offiziellen Kreisen in Tokio verlautete, soll das D-2-Labor, ein Projekt des deutschen Forschungsministeriums, voraussichtlich am 25. Februar an Bord der US-Raumfähre Columbia ins All geschickt werden. Weiter hieß es, Japan werde umgerechnet 32,6 Millionen Mark beisteuern und das Labor für vier Experimente zur Kristall-Analyse zu nutzen.

Das D-2-Labor ist eine 6,5 Tonnen schwere Kapsel, deren Ausrüstung die Beobachtung der Streuung von Atomen ermöglicht.

Gemeinsamer Protest gegen Rassenhaß auf Rheinbrücke

STRASSBURG, 13. Januar (AFP). Mehr als 70 deutsche und französische Organisationen rufen für den kommenden Sonntag zu einer Demonstration gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit auf der Rheinbrücke zwischen Straßburg und Kehl auf. Dem Aufruf haben sich unter anderen der DGB, die Parteien CDU, SPD, FDP, PDS und die Grünen sowie Bürgerinitiativen und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) angeschlossen. Auf französischer Seite gehören ebenfalls Gewerkschaften und politische Parteien, Menschenrechtsorganisationen sowie Kirchengruppen und der Zentralrat der französischen Juden (CRIF) zu den Veranstaltern der Demonstration, zu der mehrere Tausend Teilnehmer erwartet werden.

Nach Angaben der Veranstalter vom Mittwoch sollen sich die Demonstranten am Nachmittag in Straßburg und Kehl versammeln und dann auf die Europabrücke ziehen. Dort ist gegen 16 Uhr eine gemeinsame Kundgebung geplant.

Demonstration gegen Militärs

SAN SALVADOR, 13. Januar (AFP). Mehrere hundert Menschen haben am Dienstag in San Salvador für die "beschleunigte Säuberung" von Militärs demonstriert, die sich schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht haben. Sie forderten von Staatspräsident Alfredo Cristiani, die im Friedensabkommen zwischen Regierung und Guerilla vorgesehene Entfernung entsprechender Militärs aus den Reihen der Armee nicht länger zu verzögern.

Eine von der UN eingesetzte, aus drei Zivilisten bestehende Kommission hatte in einer geheimen Liste die Entlassung von mehr als hundert Offizieren, darunter sieben Generälen, wegen gravierender Verstöße gegen die Menschenrechte empfohlen. In einem Schreiben vom 7. Januar an den UN-Sicherheitsrat hatte UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali die bisher von Cristiani ergriffenen Maßnahmen zur Erfüllung des Friedensabkommens als Schritt in die richtige Richtung bezeichnet, sie zugleich aber als unzureichend kritisiert.

Evakuierungsaktionen auf Ölplattformen in der Nordsee

LONDON/OSLO, 13. Januar (AFP). Auf zwei Ölplattformen in der Nordsee gab es am Mittwoch so schwere Zwischenfälle, daß ein Großteil der Mannschaften ausgeflogen werden mußten. Die Ölgesellschaft BP evakuierte nach eigenen Angaben 82 Mitarbeiter, als aus der Ölplattform Thistle, 200 Kilometer nordwestlich der Shetland-Inseln, rund 8000 Liter Öl austraten. Auf der norwegischen Plattform West Alpha brach nach Angaben der Rettungsdienste in Sola ein Feuer aus. Daraufhin wurde 42 der 70 Mitarbeiter evakuiert. Personen kamen bei beiden Vorfällen nicht zu Schaden.

Die BP befürchtete, daß auf der Plattform Thistle ein Feuer ausbrechen könnte. Vor dem Abdichten des Lecks seien etwa 8000 Liter Öl ausgetreten. Sämtliche Bohrungen seien bis zur Klärung des Vorfalls eingestellt worden. 82 von 141 Mitarbeitern der Plattform wurden nach BP-Angaben mit Hubschraubern auf eine benachbarte Ölplattform gebracht.

Die verbleibenden 30 Mitarbeiter auf der norwegischen Plattform West Alpha sollten nach den ersten Berichten nicht evakuiert werden. West Alpha wird von der norwegischen Firma Elf Petroleum betrieben.

Warnhinweis auf "Game Boys"

LONDON, 13. Januar (AFP). Allen Computerspielen der japanischen Herstellerfirma Nintendo soll ab sofort ein Hinweis beigefügt werden, der die Benutzer auf die Gefahr epileptischer Anfälle als Folge sogenannter Photosensibilität hinweist. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch in einer in London veröffentlichten Erklärung mit. Nintendo reagiert damit auf zahlreiche Presseberichte über Unfälle, die offenbar durch Computerspiele, vor allem durch die sogenannten "Game Boys", ausgelöst wurden. Mehrere Eltern mußten ihre Kinder wegen epileptischer Anfälle in Krankenhäuser bringen, nachdem sie mehrere Stunden vor dem Bildschirm verbracht hatten. Eine Mutter machte die Computerspiele sogar für den Tod ihres Sohns verantwortlich. Die britische Regierung hatte vergangene Woche eine Untersuchung der Vorfälle angekündigt.

Gericht ordnet Zerstörung eines falschen Chagall an

PARIS. Ein Pariser Gericht hat die Zerstörung eines Ölgemäldes, das mit dem Namenszug von Chagall signiert ist, angeordnet, bei dem es sich nach Ansicht der Experten um eine Fälschung handelt. Die Erbin des Malers, Ida Chagall, hatte die Justiz eingeschaltet, als das 21 mal 27 Zentimeter große Bild im Januar 1990 von dessen Besitzer dem Marc-Chagall- Komitee vorgelegt worden war. Laut Gerichtsurteil haben zwei Experten im April 1992 erklärt, daß das Werk "keinerlei Bezug zu den stilistischen Gewohnheiten des russischen Meisters" aufweise und die Signatur nicht echt sei. Das seit drei Jahren versiegelte Werk wird nunmehr unter Kontrolle eines Gerichtsvollziehers vernichtet. afp

Sechs Palästinenser irrtümlich deportiert

JERUSALEM, 14. Januar (AFP). Sechs weitere Palästinenser sind am 17. Dezember irrtümlich nach Südlibanon abgeschoben worden, dies teilte ein Sprecher der israelischen Armee am Mittwoch mit. Der Militärsprecher fügte hinzu, diese sechs seien von israelischen Militärgerichten verurteilt und würden ins Gefängnis zurückgebracht, sollten sie nach Israel oder in die israelisch besetzten Gebiete zurückkehren. Damit beruhten insgesamt 16 der 415 vollstreckten Ausweisungen vom Dezember nach israelischen Angaben auf Irrtümern. Gegen zwei weitere "irrtümlich" Ausgewiesene läuft nach Angaben des Armeesprechers bereits ein Prozeß, gegen sieben wird ermittelt.

Für zwei Jahre Hausmeister oder Stadtreiniger Mit Landesprogrammen kann Kassel Langzeitarbeitslosen helfen / Übernahme nicht garantiert

KASSEL. "Natürlich glaube ich daran, daß mich die Stadt als Hausmeister übernimmt. Sonst hätte ich nach zehn Jahren Sozialhilfe in diesem Projekt erst gar nicht angefangen." Der 44jährige, früher selbständige Regalbauer hat über das Amt für kommunale Arbeitsförderung in Kassel in diesem Jahr endlich einen Job gefunden wie 500 andere Langzeitarbeitslose der Stadt.

Die Stadtoberen haben mit Hilfe von Landesprogrammen geschafft, wovon ihre Kollegen in den meisten deutschen Großstädten noch träumen: Sie haben 20 Prozent der rund 2500 Langzeitarbeitslosen Brot und Arbeit verschafft. Unter den größeren Städten Hessens ist das Rekord. In den Bezirken Frankfurt, Hanau und Limburg verlaufe der Trend sogar in entgegengesetzter Richtung, errechnete die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Die günstige Bilanz der Kasseler hat einen Hintergrund: Sie erhalten als Teil des in seiner Struktur schwachen Nordhessens von der Landesregierung mehr Fördermittel als andere.

Zwei Jahre lang geben Projekte wie "Arbeit statt Sozialhilfe" oder "Arbeiten und Lernen" den neuen Hausmeistern, Hauswirtschafterinnen, Stadtreinigern und Hilfspflegekräften die Sicherheit eines Tarifgehalts. Für eine Überraschung dabei hat das Amt mit der Einstellung einer Hausfrau gesorgt. Die geschiedene Mutter war vom Arbeitsamt nicht vermittelbar, weil sie ihre kleinen Kinder nicht alleinlassen kann. Die Arbeitsförderer reagierten weniger konventionell und stellten die Frau als Hauswirtschafterin in einem Kindergarten an.

Jetzt ist die junge Mutter überzeugt, daß sie das Glück nicht verläßt: "In zwei Jahren wird sicher eine ältere Kollegin ausgeschieden sein. Dann kann ich den Job später weitermachen."

Den Optimismus der Hauswirtschafterin und des "alten" Hausmeisters teilen allerdings weder seine Projekt-Kollegen noch das Amt für kommunale Arbeitsförderung: "Übernahmen haben wir nicht garantiert. Die Stadt wird in Zukunft eher Stellen ab- als aufbauen", prophezeit Amtsleiterin Ingrid Steinbach. Eine heikle Situation für die Angestellten auf Zeit, denn die meisten von ihnen sind bei der Stadtverwaltung untergekommen. Der Hausmeister grübelt nun: "Wenn ich nicht übernommen werde, bin ich als dann 46jähriger endgültig Arbeitsloser dritter Wahl."

Einige jüngere Arbeiter suchen noch nach "Schlupflöchern". Für einen Schweißer, seit einem Monat im Dienst der Stadtreinigung, kein Problem: Sein Job soll Sprungbrett zum Fotografen oder Berufskraftfahrer sein. "Nach zwei Jahren Arbeit kann ich eine vom Arbeitsamt gut bezahlte Umschulung machen."

Die Aussichten der Kasseler Langzeitarbeitslosen in diesem Jahr: Die Stadt hat zusätzlich eine Fördergesellschaft auf privatwirtschaftlicher Basis gegründet. "Mit einer GmbH hoffen wir auf den direkten Draht zur Industrie", sagt Ingrid Steinbach im Förderamt. "Ein Unternehmen kann schneller am Arbeitsmarkt reagieren als ein Amt."

WOLFGANG DAHLMANN (dpa)

Aufruf zur Bekämpfung des Rechtsextremismus

GIESSEN. Der Landesverband der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung (DVPB) hat zur Bekämpfung des Rechtsextremismus aufgerufen. In einer Erklärung fordert der Fachverband der Sozialkundelehrer politischen Vorrang für erzieherische und kulturelle Schritte, die zur Bekämpfung "rechter Organisationen und ihrer Mitläufer" nötig seien.

Der in den sechziger Jahren als Folge antisemitischer Ausschreitungen gegründete Lehrerverband fordert neben einer besseren Jugendpolitik unter anderem die Stärkung des Unterrichts zur politischen Bildung an den Schulen. Die Fächer Sozialkunde, Gesellschaftslehre und Gemeinschaftskunde gelte es nicht nur im Unterricht stärker zu gewichten, sondern auch in der Lehrerbildung.

Neben Fachunterricht müßten in den Schulen künftig auch Menschenwürde, Toleranz und Konfliktfähigkeit gelernt und erlebt werden, erklärte Verbandssprecher Joachim Brauner. lhe

Hochwasser in Hessen Limburger Altstadt blieb verschont

GIESSEN/FULDA/KASSEL. Das erste Hochwasser dieses Jahres, das am Dienstag zahlreiche Flüsse und Bäche in Hessen über die Ufer treten ließ, ebbt - zumindest in Mittel- und Osthessen - langsam ab. Am Mittwoch sanken die Pegelstände an Lahn und Fulda.

Bei Gießen kam die Lahn auf 6,53 Meter, lag damit aber immer noch fast 2,50 Meter über Normal. Der höchste Wasserstand war in der Nacht zum Mittwoch mit 6,66 Meter gemessen worden. Bereits am frühen Abend war in der mittelhessichen Universitätsstadt mit 6,50 die Hochwasserstufe drei erreicht worden.

Rund um die Uhr hielten die Wassermassen Feuerwehr und Polizei in Atem: Sie waren pausenlos im Einsatz, um vollgelaufene Keller und Tiefgaragen auszupumpen. Auf den Campingplätzen an der Lahn kamen zahlreiche Wohnwagen ins Schwimmen und mußten aus den Fluten geborgen werden.

Verschont vom Hochwasser blieb bislang die historische Limburger Altstadt. Sperren verhinderten ein Eindringen des Wassers. Der Pegel lag mit 5,33 Meter gut 3,50 Meter höher als normal. Kritisch werde die Lage an der Sechs-Meter-Marke, hieß es.

Bis zum Wochenende wird sich die Lage voraussichtlich weiter entspannen. Die Meteorologen rechnen zwar mit weiteren Niederschlägen, die "aber nur einen Bruchteil der Mengen vom Dienstag ausmachen". Der Spitzenwert wurde am Dienstag in Grebenhain im Vogelsberg erreicht. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden 50 Liter pro Quadratmeter.

"Entwarnung" konnte am Mittwoch in Osthessen gegeben werden. Bis auf die Kreisstraße zwischen Lüttermünd und Bimbach waren im Kreis Fulda wieder alle Straßen passierbar. Der Pegelstand der Fulda fiel in der Bischofsstadt nach Angaben des Wasserwirtschaftamtes um 80 Zentimeter. Trotzdem herrscht noch Alarmstufe eins (im Fachjargon "bordvoll"): das Wasser tritt nur noch leicht über die Ufer.

Wie Amtsleiter Alfons Bernhard weiter mitteilte, fällt auch in Bad Hersfeld das Wasser. Hier hat sich der Pegel der Fulda von 6,10 Meter (Dienstag) auf 5,50 Meter (Mittwoch) gesenkt. Im Kreis Hersfeld- Rotenburg waren nur noch wenige Nebenstraßen wegen Überflutung gesperrt.

Erhebliche Probleme gibt es allerdings noch in Rotenburg. Dort ist der Wasserstand nur um neun Zentimeter auf 5,40 Meter gefallen, was für die Stadt Alarmstufe drei bedeutet. Über siebzig Keller sind dort noch überflutet.

Keine Entwarnung auch aus dem Raum Kassel und dem Schwalm-Eder- Kreis: Hier stiegen sogar gestern die Pegelstände, beispielsweise am Edersee, der gestern nahezu vollief. "Sollte es weiter regnen", so ein Mitarbeiter des Dezernates für Wasserwirtschaft beim Regierungspräsidium in Kassel, "dann muß verstärkt Wasser abgelassen werden."

In Guntershausen (Kreis Kassel) erreichte die Fulda gestern ihren vorläufigen Höchststand: Bei einem Pegel von 3,90 Meter wurde hier Warnstufe 1 ausgerufen. Im Schwalm-Eder-Kreis waren die Rückhaltebecken der Schwalm gestern - wie am Vortag - randvoll. tru/gwa/ebo

"Kontrollkommission sofort einberufen"

WIESBADEN. Die Oppositionsparteien CDU und FDP haben Landtagspräsident Karl Starzacher (SPD) aufgefordert, die vom Parlament mit der Überwachung von Aktionen des Verfassungsschutzes beauftragte Kontrollkommission (PKK) umgehend zu einer Sitzung einzuberufen.

Der Vorsitz in dieser Kontrollinstanz sei seit dem Ausscheiden des CDU-Abgeordneten Manfred Sutter im September 1992 vakant, kritisierte der parlamentarische Geschäftsführer der Union, Franz- Josef Jung. Auf den "bereits seit Monaten" vorliegenden Vorschlag seiner Fraktion, den Abgeordneten Hartmut Nassauer als Nachfolger zu benennen, habe Starzacher bisher nicht reagiert.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Jörg-Uwe Hahn, bemängelte, daß die Kommission ungeachtet der Aktionen rechtsradikaler Täter auch in Hessen seit nunmehr sechs Monaten "in einem Dornröschenschlaf verharrt". Es sei unerträglich, daß dieses Gremium formal nicht einmal tätig werden könne, solange die Position des Vorsitzenden unbesetzt sei. lhe

Der brutaler Räuber von Limburg ist gefaßt

LIMBURG. Der Räuber, der am Montag eine 40jährige Verkäuferin in einem Limburger Geschäft beraubt, mißhandelt und lebensgefährlich verletzt hatte, wurde am Mittwoch von der Polizei gefaßt.

Nach Mitteilung eines Polizeisprechers ist der Täter ein 36 Jahre alter ehemaliger Pferdepfleger aus dem benachbarten Diez. Der vorbestrafte Mann hatte bereits sein Bündel geschnürt und einen Brief geschrieben, aus dem hervorging, daß er sich ins Ausland absetzten wolle. Beim Eintreffen der Polizei versuchte er, sich in einem Schrank zu verstecken.

Die brutale Raubtat, bei der die Verkäuferin mehrmals mit dem Kopf auf den Fußboden und gegen eine Wand geschlagen sowie mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen wurde, hat der Festgenommene gestanden. lhe

WOLFGANG SCHÄFER, Kasseler Diplom-Geoökologe, wurde mit dem Wissenschaftspreis der nordhessischen Wirtschaft ausgezeichnet. Der 31jährige erhielt den mit 5000 Mark dotierten Preis für seine als "hervorragend eingeschätzte" Dissertation mit dem Titel "Numerische Modellierung mikrobiell beeinflußter Stofftransportvorgänge im Grundwasser". Darin habe Schäfer ein mathematisches Computermodell entwickelt, mit dem die im Grundwasser während der biologischen Sanierung ablaufenden Prozesse simuliert werden könnten.

WERENFRIED VAN STRAATEN, der wegen seiner zahlreichen Hilfsaktionen als "Speckpater" bekannt gewordene Prämonstratenser, wird am Sonntag 80 Jahre alt. Der Holländer gründete nach dem Zweiten Weltkrieg in Königstein (Hochtaunuskreis) das internationale Hilfswerk Kirche in Not/Ostpriesterhilfe. Nach dem Besuch deutscher Flüchtlingslager begann Straaten seine "Speckschlacht gegen den Hunger von Millionen". Im Jahre 1948 schickte er 15 Güterzüge voll Textilien, Lebensmitteln, Schuhen, Decken und Medikamenten nach Deutschland. Straaten arbeitet noch täglich beim Hilfswerk in Königstein.

KLAUS SCHLINGMANN (37) leitet nun den ADAC-Straßenwachtbezirk Mitte im Knotenpunkt der europäischen Fernstraßen. Der Diplom-Ingenieur Schlingmann löste in Groß-Gerau HEINZ DEGEN ab, der diesen Bezirk mehr als 20 Jahre lang geleitet hatte. In dem Bezirk, der die Gebiete Baden, Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen umfaßt, sind rund 360 Straßenwachtfahrer unterwegs, um Autofahrern bei Pannen zu helfen.

Trotz Einigung weiter Kämpfe in Bosnien

SARAJEWO, 13. Januar (dpa/Reuter/ AFP/AP). Ungeachtet der in Genf erzielten Einigung der Konfliktparteien im bosnischen Krieg gehen die Kämpfe in der Republik unvermindert weiter. In den von Serben eingeschlossenen Orten fordern Hunger und Kälte Berichten zufolge unzählige Todesopfer.

In weiten Teilen des Landes gab es schwere und verlustreiche Kämpfe. Schwerpunkt der Gefechte war einmal mehr der Norden des Landes, in dem serbische Truppen nach Angaben des bosnischen Rundfunks eine großangelegte Offensive gestartet haben. Auch aus Sarajewo wurden Kämpfe gemeldet.

Aus dem Osten Bosniens kamen neue Berichte über das Massensterben der Zivilbevölkerung in den von Serben eingeschlossenen Städten und Dörfern. Allein in Zepa an der Drina sind nach Angaben des Rundfunks innerhalb der letzten 24 Stunden rund 100 Menschen verhungert oder erfroren. Damit hat sich die Zahl der Opfer von Hunger und Kälte in der Ortschaft mit rund 35 000 Einwohnern seit Wochenbeginn auf knapp 300 erhöht.

Die "ethnische Säuberung" der serbisch besetzten Gebiete Bosniens geht offenbar weiter.

Nachdem schon während der Weihnachtsfeiertage knapp 3000 Menschen aus dem Nordwesten der Bürgerkriegsrepublik nach Kroatien gebracht wor- en waren, traf in der Nacht zum Mittwoch eine neue Gruppe von 940 Vertriebenen in der kroatischen Stadt Novska ein.

Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic drohte mit seinem Rücktritt für den Fall, daß das Parlament seiner einseitig ausgerufenen Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina den Friedensplan von UN und EG ablehnt. Im britischen Rundfunksender BBC äußerte er aber am Dienstag zugleich die Hoffnung, daß es ihm gelingen werde, die Abgeordneten zur Annahme des in Genf ausgehandelten Plans zu bewegen. Karadzic, der Präsident der Serben-Republik ist, hatte den Plan der Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen zuvor in einer überraschenden Kehrtwende doch noch gebilligt. Bedingung sei aber, daß der Entwurf vom Parlament der bosnischen Serben binnen einer Woche gebilligt werde. Karadzics Stellvertreterin Biljana Plavsic hat den Friedensplan bereits abgelehnt und auch ein Nein der Abgeordneten vorausgesagt. Die Präsidenten Serbiens, Restjugoslawiens und Kroatiens begrüßten einhellig die Annahme des Friedensplans.

Die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata forderte als Konsequenz der Einigung freie Fahrt für Hilfskonvois für die notleidende Bevölkerung. Sie appellierte in ihrer in Genf veröffentlichten Erklärung insbesondere an die bosnischen Serben, Hilfstransporte in die belagerten, überwiegend von Moslems bewohnten Städte Bosnien-Herzegowinas durchzulassen.

Die US-Zeitung New York Times veröffentlichte ein für das US-Außenministerium erarbeitetes Papier, nach dem die UN den serbischen Freischärlern fast ein Viertel aller über die Luftbrücke nach Sarajewo eingeflogenen Hilfsgüter als eine Art Wegegebühr überlassen haben. Zudem hätten die UN-Verantwortlichen den Serben das Recht eingeräumt, einen Lastwagenfahrer wegen seiner Nationalität ablehnen zu können. "Tatsächlich haben die UN die serbischen Milizen als De-Facto-Autorität in der Region anerkannt", hieß es weiter.

Letzte Meldung: Koalition einigt sich in Bundeswehr-Frage

BONN, 13. Januar (Reuter). Die Regierungskoalition von CDU/CSU und FDP hat sich am Mittwoch auf eine gemeinsame Linie für künftige internationale Bundeswehreinsätze geeinigt. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Hanns Schumacher, teilte nach einem Treffen der Fraktionschefs und der zuständigen Minister mit, die Runde habe eine gemeinsame Formulierung für eine Grundgesetzänderung gefunden. Diese müsse jetzt in den Fraktionen beraten werden. Einzelheiten wurden nicht bekannt. Die Fraktionen von CDU/CSU und FDP treten noch heute zu Sondersitzungen zusammen. (Siehe Seite 2)

Handtasche mit 180 000 Mark

HAMBURG, 13. Januar (Reuter). Ein Handtaschenräuber in Hamburg hat laut Polizei 180 000 Mark erbeutet. Er entriß einer 80jährigen Frau auf dem Hauptbahnhof ihre Tasche und flüchtete. Die Fahndung blieb erfolglos, wie die Beamten am Mittwoch mitteilten. Unklar sei, warum die Frau soviel Geld bei sich trug.

UN-Mitarbeiterinnen ermordet Angriff auf Helfer der Übergangsverwaltung in Kambodscha

PHNOM PENH, 13. Januar (Reuter/ AFP). In Kambodscha sind zwei Mitarbeiterinnen der Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen (UNTAC) und ein Kind getötet worden. Als Attentäter werden Mitglieder der kommunistischen Roten Khmer vermutet. Rund 40 Männer überfielen am Dienstag abend ein UNTAC-Lager in Ang Kron östlich der Provinzhauptstadt Siem Reap und feuerten mit Maschinengewehren auf ein Zelt, in dem sich die beiden kambodschanischen Frauen aufhielten. Bei dem Angriff wurden auch ein siebenjähriges Mädchen getötet, zwei UNTAC-Zivilpolizisten (ein Ghanaer und ein Inder) sowie ein Zivilist verwundet.

Bevor die Angreifer das Dorf überfielen, hätten sie es mit Raketen und Granaten beschossen, teilte ein UNTAC- Sprecher mit. Gezielt hätten die Männer dann auf das Zelt geschossen, in dem die beiden Mitarbeiterinnen der UNTAC-Abteilung zur Vorbereitung der für Mai geplanten Wahlen schliefen. Außerdem hätten sie zwei weitere Gebäude überfallen und in Brand gesetzt. Es sei das erste Mal seit der Ankunft der UNTAC vor zehn Monaten, daß Personen der Übergangsverwaltung bei einem Angriff ums Leben gekommen seien, sagte er.

Die Identität der Angreifer sei nicht bekannt, sie seien aber aus einem Gebiet gekommen, in dem die Roten Khmer in jüngster Zeit aktiv gewesen seien, sagte der Sprecher. Im Dezember hatten die Roten Khmer mehrfach Soldaten der UN- Friedenstruppe als Geiseln genommen. Die Roten Khmer, die in den 70er Jahren eine Schreckensherrschaft in Kambodscha errichtet und eine Million Menschen getötet hatten, haben den Friedensprozeß in Kambodscha durch ihre Weigerung, ihre Waffen abzugeben, ins Stocken gebracht.

UNTAC-Chef Yasushi Akashi, der den Angriff aufs schärfste verurteilte, appellierte an die kambodschanischen Behörden, voll mit der UNTAC zu kooperieren, um die Täter zu bestrafen. Die UNTAC werde sich nicht von der Vorbereitung der freien Wahlen abhalten lassen.

Städtetag nennt Finanznot der Ostkommunen alarmierend

BONN, 13. Januar (Reuter). Die Zukunftsaussichten der ostdeutschen Städte und Gemeinden sind nach Einschätzung des Deutschen Städtetages alarmierend. Den Gemeindehaushalten der neuen Bundesländer drohe 1993 eine Deckungslücke von neun Milliarden Mark, sagte der Präsident des Städtetages und Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU) am Mittwoch vor Journalisten in Bonn. Das voraussichtliche Finanzierungsdefizit der westdeutschen Kommunen bezifferte er auf 8,5 Milliarden Mark.

Wenn die hohe Arbeitslosigkeit erst einmal durchschlage, würden vor allem die derzeit noch relativ niedrigen Sozialhilfeausgaben zum "Sprengsatz" in den ostdeutschen Gemeindehaushalten, sagte Rommel. Ab 1994 sei die Finanzierung der kommunalen Infrastruktur dort nicht mehr gesichert.

Kurse unter Druck

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten haben die Kurse gegen Ende der Sitzung noch einmal kräftig nachgegeben. Bei meist geringem Umsatz sackte der Deutsche Aktienindex (Dax) um 13,69 auf 1516,50 Punkte ab und lag damit nahe seinem Tagestief. Vorübergehend war er bis auf 1531,46 Zähler gestiegen. Auf dem Parkett hieß es, die Investoren seien angesichts der Irak-Krise verunsichert und daher zurückhaltend.

Außerdem warteten Händler auf die gestern für 14 Uhr terminierte Rede von Bundesbank-Präsident Helmut Schlesinger bei einem Treffen von Wirtschaftsexperten und Regierungsvertretern der führenden westlichen Industrieländer in Frankfurt. "Man wird vor allem im Ausland auf Zinsaussagen achten", hieß es bei einer Bank (siehe auch Seite 11).

Etwas lebhafter verlief der Handel mit VW-Titeln angesichts der gestrigen Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg. Die Titel büßten 4,40 Mark ein. Von den übrigen Autowerten gaben Daimler um 3,30 und BMW um 6,50 Mark nach.

Siemens, deren heute stattfindende Bilanzpressekonferenz auf dem Parkett mit Spannung erwartet wurde, fielen um 4,80 Mark.

Von den Finanzaktien gaben Allianz zwölf Mark ab. Deutsche notierten 5,90, Dresdner 3,80 und Commerzbank 2,10 Mark niedriger.

In der Konsum-Sparte standen Horten unverändert auf der Tafel, Karstadt sackten um sechs Mark ab.

Der Rentenmarkt tendierte schwächer. Bei den Kursen der öffentlichen Anleihen betrugen die Abschläge bis zu 0,25 Mark. Die Durchschnittsrendite kletterte auf 6,98 (6,96) Prozent. Die Bundesbank kaufte Titel im Nennwert von 77,2 Millionen Mark.

Erstes Geständnis im Ambros-Prozeß

DUISBURG (rtr). Im Duisburger Betrugsprozeß über die Firma Ambros liegt ein erstes Geständnis vor. Einer der Angeklagten hat zugegeben, daß die gutgläubigen Anleger getäuscht wurden. Kunden seien entgegen der Geschäftsentwicklung hohe Renditen vorgegaukelt und nach dem Kurssturz an den Börsen Verluste verschleiert worden, sagte er. Auch seien Mittel der Investoren für spätere Auszahlungen "gebunkert" worden. Der Mann bestritt aber, daß Geld geschädigter Anleger in seine eigene Tasche geflossen sei.

Dem Beschuldigten und zwei anderen Kaufleuten wird vorgeworfen, von 1986 bis 1991 rund 50 000 Anleger um ihr Geld gebracht zu haben. Der Geständige erklärte, der Staatsanwaltschaft geholfen zu haben. 70 Prozent der für die Anklageschrift genutzten Unterlagen stammten von ihm. Seine Aussagen über die Finanztransaktionen deckten sich denn auch in weiten Teilen mit den Angaben der Anklage. Danach hat die Ambros Holding mit Sitz in Panama insgesamt 811 Millionen Mark abgezockt.

FDP in Berlin klagt

BERLIN, 13. Januar (Reuter). Die Berliner FDP will gegen den Landeshaushalt 1993 Verfassungsklage erheben. Die Vorsitzende der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Carola von Braun, sagte am Mittwoch in Berlin, der Etat verletze das Prinzip der Gewaltenteilung und mißachte elementare Rechte des Landesparlamentes. Auch lasse das Haushaltsgesetz die Verwaltung im unklaren darüber, welche Mittel ihr im Laufe des Jahres tatsächlich zur Verfügung stünden. Deshalb werde die Fraktion Organklage vor dem Berliner Verfassungsgerichtshof erheben, um die Verfassungswidrigkeit des Haushalts feststellen zu lassen.

Ein notarielles Gutachten sei im Auftrag der FDP zu dem Schluß gekommen, daß der Etat verfassungswidrig sei, sagte Braun. Durch den Pauschalansatz der Minder- und Mehrausgaben würden elementare Parlamentsrechte unzulässigerweise auf die Verwaltung delegiert.

Haft für "todsicheres System" Berufsmäßiger Roulette-Spieler wegen Betrugs verurteilt

Ein berufsmäßiger Roulette-Spieler ist jetzt vom Landgericht Frankfurt wegen fortgesetzten Betrugs in über 200 Fällen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und vier Monaten verurteilt worden. Nach den Feststellungen des Gerichts hatte der Verurteilte weit über 100 Menschen zu angeblich "todsicheren Geldanlagen" überredet, das Geld jedoch verspielt und so einen Schaden von 1,75 Millionen Mark angerichtet.

Der ehemalige Immobilienmakler hatte 1988 damit begonnen, in großen Tages- und Wochenzeitungen für ein von ihm entwickeltes "Roulette-System mit garantiertem Erfolg" zu werben. Mindestens 144 Männer und Frauen ließen sich im Laufe der nächsten drei Jahre mit dem Versprechen auf eine monatliche Rendite von 20 Prozent ködern, die der Angeklagte jedoch in den meisten Fällen nicht auszahlte.

Da der Spieler einigen ausgewählten, besonders reichen Kunden diese Rendite jedoch tatsächlich gezahlt hatte, konnte er laut Urteil sogar ein zweites Mal abkassieren.

29 seiner Kunden ließen sich dazu überreden, ihm im Hinblick auf märchenhafte Gewinne ein zweites Mal zu vertrauen, und tätigten im Einzelfall Anlagen bis zu 50 000 Mark. rtr

"Firmen in Japan beuten aus"

TOKIO, 13. Januar (Reuter). Die japanischen Unternehmen haben nach einer Studie des Japanischen Gewerkschaftsverbandes (Rengo) im vergangenen Jahrzehnt ihre Arbeiter mit niedrigen Löhnen und langen Arbeitszeiten ausgebeutet. Besonders in den fünf Jahren des steilen wirtschaftlichen Wachstums ab Mitte 1986 seien die Unternehmensgewinne um mehr als 60 Prozent, die Löhne aber weniger als 20 Prozent gestiegen, berichtete der acht Millionen Mitglieder zählende Verband in Tokio.

Das Bruttosozialprodukt sei in den zehn Jahren seit 1981 im Schnitt um jährlich 4,3 Prozent geklettert, die Löhne nur um 1,5 Prozent.

"Japans Arbeiter haben nicht ihren gerechten Anteil an den Unternehmensgewinnen bekommen", sagte ein Rengo- Vertreter. Japaner arbeiteten 1990 durchschnittlich 2008 Stunden, deutsche Arbeitnehmer nur 1598.

US-Raumfähre gestartet

CAPE CANAVERAL, 13. Januar (Reuter). Zum ersten Mal im neuen Jahr ist am Mittwoch eine US-Raumfähre ins All gestartet. Die "Endeavour" hob um 14.59 Uhr im Kennedy-Raumfahrtzentrum in Florida ab. An Bord sind vier Männer und eine Frau, die einen 200 Millionen Dollar (etwa 320 Millionen Mark) teuren Fernmeldesatelliten aussetzen sollen. Außerdem ist die Direkt-Übertragung einer Raum-Fernsehshow für Schüler geplant. Dabei wollen die Astronauten am Freitag anhand einfacher Spielzeuge Grundlagen der Physik verdeutlichen. Die Schüler von vier Grundschulen sollen mit den Astronauten sprechen können.

DAVID IRVING, umstrittener britischer Historiker und Vertreter rechtsextremistischer Thesen, steht erneut wegen der "Auschwitz-Lüge" vor einem deutschen Gericht. Vor dem Landgericht München I begann am Mittwoch das Berufungsverfahren gegen den 54jährigen, der im Mai vergangenen Jahres von einem Amtsgericht wegen Beleidigung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe von 10 000 Mark verurteilt worden war. Dagegen hatten Irving und die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Irving hatte 1990 bei einer Veranstaltung in München unter anderem die Existenz von Gaskammern in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten geleugnet. Vor dem Berufungsgericht wiederholte er diese Behauptung. Beweisanträge der Verteidigung wies die Strafkammer mit der Begründung ab, die Juden-Vernichtung im Dritten Reich sei wissenschaftlich belegt. (Reuter)

Sondersitzung zur Ölpest

BONN, 13. Januar (Reuter). Nach dem Tankerunglück vor den Shetland-Inseln dringt die Bundesregierung auf internationale Maßnahmen, um das Risiko von Tankerunfällen zu vermindern. Regierungssprecher Dieter Vogel sagte am Mittwoch in Bonn, die Regierung unterstütze den französischen Antrag für eine Sondersitzung der EG-Verkehrs- und Umweltminister. Das Kabinett habe zudem die Einsetzung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die über notwendige Schlußfolgerungen aus der Umweltkatastrophe beraten und Vorschläge machen solle.

Allianz schreibt tiefrote Zahlen in Auto-Vollkasko

MÜNCHEN (rtr). Beim Versicherungsriesen Allianz hat sich der Verlust in der Sparte Auto-Vollkasko innerhalb eines Jahres auf ungefähr 500 Millionen Mark fast verdoppelt. Ein Sprecher des Münchener Konzerns bestätigt einen entsprechenden Bericht der Wirtschaftswoche. Der darin genannte Betrag liege vermutlich nahe an der Realität. Endgültige Zahlen gebe es aber noch nicht. Zur Begründung verweist er auf die starke Zunahme der Autodiebstähle, das hohe Schadenaufkommen sowie die Konkurrenz in der Branche.

Zu der Behauptung des Magazins, Konzernchef Henning Schulte-Noelle und sein Stellvertreter Uwe Haasen machten das zu Jahresbeginn ausgeschiedene Vorstandsmitglied Wolfgang Veit für die tiefroten Zahlen verantwortlich, bestätigt der Firmensprecher, "es macht Sinn, daß man ihn (Veit) in diesem Zusammenhang nennt". Es sei jedoch Stillschweigen über die Gründe seines Ausscheidens vereinbart worden.

Der Manager war im Allianz-Vorstand für das Privatkundengeschäft und damit für die Autosparte zuständig, bevor er überraschend seinen Hut nahm. Veit habe in dem Bemühen, ein weiteres Abbröckeln der Marktanteile zu verhindern, die ohnehin schon unzureichenden Tarife durch Rabatte weiter gesenkt, schreibt die Wirtschaftswoche in ihrer neuesten Ausgabe. Jetzt suche die Allianz dringend einen Sanierer.

Mord an einem Polizisten gestanden

DÜSSELDORF, 14. Januar (Reuter). Ein Sondereinsatzkommando der Düsseldorfer Polizei hat drei Männer im Alter zwischen 18 und 23 Jahren festgenommen, die am Sonntag nach einem Tankstellenüberfall einen 32jährigen Polizisten in Wülfrath getötet haben sollen. Die Polizei in Mettmann bei Düsseldorf teilte am Mittwoch abend mit, zwei der Festgenommenen hätten die Tat gestanden. Außerdem hätten sie zugegeben, eine Tankstelle in Düsseldorf überfallen zu haben und an zwei Sprengstoffeinbrüchen in ein Ratinger Waffengeschäft beteiligt gewesen zu sein. Bei den Festnahmen in zwei Wohnungen in Düsseldorf seien zwei der mutmaßlichen Täter "geringfügig" verletzt worden, als sie Widerstand leisteten.

. . . und außerdem Ein Fensterplatz in die Freiheit

Durch das Geschiebe und Gedränge der Journalisten zerrt ein Sicherheitsbeamter den 80jährigen Erich Honecker am Ärmel seines Regenmantels aus dem Lufthansa-Airbus in den Frankfurter Flughafen. Selbst die Polizisten in ihren schußsicheren Westen werden von den Fotografen beiseite gedrückt. Doch der schwer krebskranke ehemalige DDR- Staats- und Parteichef wirkt selbst inmitten dieser Meute gelöst, gut gelaunt und auch körperlich so rüstig wie schon lange nicht mehr. Die Erleichterung über das Ende seiner Haft steht dem Greis ins Gesicht geschrieben.

Kein Wort sagt Honecker zu den rund 30 Journalisten, die ihn auf seinem wohl letzten innerdeutschen Flug von Berlin nach Frankfurt begleiten, wo er einen Fensterplatz erhalten hat. Mit dem Bordpersonal wechselt er allerdings Gruß und Händedruck, unterhält sich auch mit seinem nervös schwitzenden Begleiter Klaus Feske. Der ist Vorsitzender des Solidaritäts-Komitees für Erich Honecker, das seit Monaten für die Freilassung des Altkommunisten kämpfte.

Während des einstündigen Fluges, den Honecker mit vier Sicherheitsbeamten in der zweiten Klasse verbringt, läßt er sich bereitwillig fotografieren und filmen - und macht sogar mit, als die Fotografen ein Gruppenbild mit der Stewardeß machen wollen, die zuvor Käseschnittchen angeboten hat. Der Stewardeß Manuela Tillin ist die Szene furchtbar peinlich. "Es tut mir leid, Herr Honecker, aber ich kann auch nichts dafür", sagt sie immer. Doch Honecker lächelt milde und drückt ihr die Hand.

Als der Rummel etwas nachläßt, blättert Honecker in der Welt und in der Frankfurter Rundschau. In der FR liest er die Schlagzeile: "Strafprozeß gegen Honecker eingestellt". Ein Journalist bittet um ein Autogramm auf seine Visitenkarte, doch Feske winkt ab: "Da müssen Sie sich an Herrn Bräutigam wenden", sagt er mit Seitenhieb auf den wegen Befangenheit abgelösten Richter aus dem Totschlagsprozeß gegen Honecker.

Die meisten Passagiere hatten keine Ahnung, daß sie mit dem ehemaligen SED-Generalsekretär nach Frankfurt fliegen würden. "Was, Erich Honecker soll mit an Bord sein?", fragt eine Psychologieprofessorin ungläubig beim Einchekken. Sie ist neugierig darauf, die frühere Nummer eins der DDR einmal zu Gesicht zu bekommen. Zwei Gewerkschafter sind sauer über die Verspätung, die durch den ganzen Rummel entsteht. Sie trösten sich aber mit der Erinnerung, daß sie genau an dem Tag, an dem Honecker von der DDR-Spitze zurücktrat, auf einer Tagung in Berlin waren. "Und jetzt sitzen wir mit ihm in einem Flugzeug!"

Die Stewardessen bemühen sich, den übrigen Passagieren einen normalen Service zu bieten. Doch wegen der vielen Presseleute klappt das nicht so. Manuela Tillin beispielsweise kommt mit ihrem Getränkewagen nicht durch, so daß sie einigen Passagieren das Gewünschte nicht anbieten kann. Sie hätte sich etwas mehr Disziplin von den Journalisten erhofft, klagt sie, als sie am Ende des Fluges ganz erschlagen auf dem Sitz hockt. "Ein Olympiateam im Flugzeug zu haben, ist nichts dagegen", seufzt sie.

Um 21.25 Uhr landet Erich Honecker zum letzten Mal auf deutschem Boden. Eine Viertelstunde nach der Landung setzt er einen grauen Hut auf und verläßt die Maschine, um nach Chile umzusteigen. Mit den Worten "Wir hoffen, daß Ihnen der etwas unruhige Flug mit Lufthansa gefallen hat" verabschiedet sich die Stewardeß über Bordsprecher von den Passagieren. (Reuter/AFP)

Tennisturniere auf dem fünften Kontinent Rittner für "Australian Open" schon gerüstet

Für die in vier Tagen beginnenden "Australian Open" in Melbourne scheint zumindest Barbara Rittner aus Leverkusen schon gerüstet. Beim 575 000-Dollar- Turnier in Sydney zog die 19jährige durch ein 6:1, 6:3 gegen die Slowakin Radka Zrubakova souverän ins Viertelfinale ein, wo nun allerdings Titelverteidigerin Gabriela Sabatini wartet.

Bei ihrem ersten Saisonauftritt tat sich die an Nummer eins gesetzte Argentinierin gegen die US-Amerikanerin Patty Fendick mit 6:4, 4:6, 6:2 zwar schwer, gab sich aber durchaus zuversichtlich. "Im letzten Jahr habe ich genauso umständlich begonnen. Ich habe viel zu konservativ gespielt, bin aber sicher, mich steigern zu können", erklärte die Weltranglisten- Dritte.

Die Männerkonkurrenz an gleicher Stelle war für Vorjahressieger Emilio Sanchez schon im Achtelfinale beendet. Der 1992 ohne Satzverlust ins Finale eingezogene Spanier verlor gegen den Schweden Jonas Svensson 6:7 (0:7) und 4:6. Exweltmeister Pete Sampras aus den USA zog dagegen mit 6:4, 6:3 über den australischen Doppelweltmeister Mark Woodforde in die dritte Runde ein.

Wenig verheißungsvoll verlief die Generalprobe zweier deutscher Australian-Open-Starter bei weiteren Vorbereitungsturnieren auf dem fünften Kontinent und im benachbarten Neuseeland. Trotz starken Aufschlagspiels unterlag der 20 Jahre alte Qualifikant Jörg Renzenbrink aus Hamburg beim mit 182 500 Dollar dotierten Grand Prix in Auckland dem Australier Jamie Morgan 4:6 und 6:7 (5:7).

Den Einzug in die Runde der letzten acht verpaßte die Heidelbergerin Veronika Martinek. Die 60. der Weltrangliste verabschiedete sich beim 100 000-Dollar- Turnier in Melbourne mit 7:6 (7:4), 5:7 und 5:7 gegen die exakt 100 Plätze im Computer hinter ihr geführte Qualifikantin Louise Field aus Australien. sid

Nach Europaliga-Aus gegen Schweden DTTB-Revanche beim European Nations Cup

Von Kumla nach Karlsruhe: Keines der deutschen Tischtennisasse hielt sich lange mit dem 0:4 in Schweden im Halbfinalrückspiel der Europaliga-Superdivision auf. Zu klar war das Ergebnis im mittelschwedischen Kumla, zu chancenlos das deutsche Team ohne Europameister Jörg Roßkopf. "Die Entscheidung war schon im Hinspiel beim 2:4 gefallen", erklärte Steffen Fetzner, "aber wir haben hier auch schon mit Rossi 0:4 verloren." Sein Blick richtete sich schon auf den European Nations Cup (15. bis 17. Januar): "Jetzt wollen wir in Karlsruhe versuchen, ins Finale zu kommen."

Für den zweimaligen Gewinner Deutschland ist das Endspiel das Ziel, der Sieg bei der dritten Auflage des mit 155 000 Mark höchstdotierten Mannschaftsturniers in Europa indes scheint für die Schweden reserviert. Lediglich der frühere Doppelweltmeister Fetzner hatte in Kumla gegen seinen Nachfolger Peter Karlsson die Möglichkeit zum Sieg.

Ein Lichtblick in der Neuauflage der Finals von 1991 und 1992 war auch die Premiere des Doppels Fetzner/Richard Prause gegen die Weltmeister Karlsson/ von Scheele (1:2). Routinier Georg-Zsolt Böhm aber war gegen Olympiasieger Jan-Ove Waldner genauso chancenlos wie Richard Prause gegen Einzelweltmeister Jörgen Persson.

In Karlsruhe, das den bisherigen Ausrichter München abgelöst hat, kann es ab dem Halbfinale jedoch schon zur Revanche für Kumla kommen. Europameister Jörg Roßkopf, der in der Europaliga geschont wurde, wird die deutsche Mannschaft wieder anführen. Das Team komplettieren sein Düsseldorfer Klubkollege Fetzner und Richard Prause. Der Shooting-Star des letzten Jahres aus Grenzau rückte für den erneut verletzten Lübekker Peter Franz ins DTTB-Aufgebot.

Der "ENC", bei dem die acht besten Nationen und sechs der besten zehn Spieler aus Europa an den Start gehen, hat einen hohen Stellenwert. "Es ist für mich das wichtigste Turnier im Hinblick auf die WM im Mai in Göteborg", erklärt Chefbundestrainerin Eva Jeler angesichts der immer seltener werdenden "Team events". Ihre Mannschaft trifft in der Vorrunde auf den EM-Zweiten England sowie den WM-Dritten Tschechei/Slowakei und Österreich.

Positiv dürfte sich das gelockerte Verbot des Frischklebens der Schläger auswirken. Der Weltverband ITTF hatte das erst zum Jahresanfang verbotene Kleben wieder mit drei nichtgiftigen Stoffen erlaubt. Roßkopf: "Ohne Kleben wären England mit seinen Abwehrspezialisten und Österreich mit den beiden Chinesen noch gefährlichere Gegner für uns." sid

Eishockey-Bundesliga: "Bei zehn Punkten Vorsprung unterschätzt man den Gegner schon mal" Sieg gegen DEG ist Balsam auf Hedos- Wunden Preußen Berlin verliert zwei Punkte am Grünen Tisch / Auch Köln sieht langsam wieder Land

Balsam auf die Wunden des EC Hedos München: Nach der bislang enttäuschend verlaufenden Saison feierte der selbsternannte Herausforderer des Deutschen Meisters und Tabellenführers Düsseldorfer EG einen 5:1-Triumph über den Spitzenreiter und kam zum ersten Sieg über die DEG seit dem 11. Februar 1990, als der 10:1-Kantersieg die Ablösung für Düsseldorfs Trainer Peter Johansson bedeutete.

Derweil wurden dem Berliner SC Preussen am Mittwoch erwartungsgemäß die Punkte aus dem mit 4:1 gewonnenen Heimspiel am vergangenen Freitag gegen den EV Landshut durch den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) abgezogen. Die Gastgeber hatten Verteidiger Michael Komma eingesetzt, obwohl er nicht auf dem Spielberichtsbogen stand. Laut Artikel 26, Ziffer 3.2.5. der DEB-Spielordnung handelt es sich um den Einsatz eines "nichtspielberechtigten Spielers". Die Partie wurde mit 5:0 Toren und 2:0 Punkten für Landshut gewertet.

In München kommentierte Hedos-Trainer Hardy Nilsson mit launigen Worten den Erfolg seines Teams: "Zwei Punkte und eine tolle Leistung - das gibt es nicht jeden Tag bei uns." Sein Düsseldorfer Kollege Hans Zach, dessen Team sich schon nach sechseinhalb Minuten angesichts eines 0:3-Rückstandes klar auf der Verliererstraße befand, konnte sich indes einen Seitenhieb auf die Emporkömmlinge von der Isar, die mit Star-Einkäufen en masse zum Angriff auf die DEG geblasen hatten, nicht verkneifen. "Wenn man zehn Punkte Vorsprung hat, dann unterschätzt man einen Gegner schon einmal", äußerte der "Alpen-Vulkan", der jedoch am verdienten Münchner Erfolg keinen Zweifel ließ: "Hedos war einfach bissiger." DEG-Kapitän Rick Amann meinte: "Wir haben uns mental nicht gut genug auf das Spiel vorbereitet."

Die dritte Saisonniederlage ändert nichts an der Favoritenrolle der Zach- Truppe. Zach warnt jedoch vor Selbstzufrieden- und Sicherheit. "Wir müssen gewarnt sein, was uns in Zukunft erwartet. Sechs bis sieben Mannschaften können meiner Meinung nach in den Play offs Meister werden", sagte Düsseldorfs Coach, erntete dafür allerdings Gelächter der Pressevertreter.

Enttäuschend war aus Sicht des Tabellendritten München das Zuschauerinteresse. Nur gut 8000 Fans kamen zum Schlager in die Olympiahalle. Der auf 17 Zähler angewachsene Rückstand zum Meister aus Düsseldorf, schwache Leistungen und 14 Heimpunktverluste haben die Hedos-Fans vergrault.

Im Schatten des Spitzenspiels in München verkürzte der Kölner EC (4:2 über Schlußlicht EHC Eisbären Berlin) den Rückstand zur DEG auf acht Punkte. Im Verfolgerduell kam der Berliner SC Preussen zu einem wichtigen 4:3-Sieg über den Krefelder EV und besitzt gute Chancen, trotz des Verlustes der zwei Heimpunkte am "Grünen Tisch" den vierten Platz zu belegen. Durch den "Komma- Fehler" rutschten die Berliner vom fünften auf den sechsten Rang ab, die Landshuter verbesserten sich durch die DEB- Entscheidung auf den neunten Rang. sid

Ärzte entfernten Lymphknoten Mario Lemieux ist an Krebs erkrankt

Der 27 Jahre alte Mittelstürmer des zweimaligen Stanley-Cup-Gewinners Pittburgh Penguins, Lemieux, ist an Krebs erkrankt. Beim Torjäger, der in 40 Saisonspielen der National Hockey League (NHL) für die "Pinguine" 39 Treffer und 65 Assists für 104 Scorerpunkte verbuchte, wurde die Hodgkinsche Krankheit (Lymphknotenkrebs), eine krankhafte Veränderung der Lymphknoten und des lymphatischen Gewebes in Milz und Leber, festgestellt.

Lemieux entfernten die Ärzte einen vergrößerten Lymphknoten aus dem Hals. Bei ihm wurde die Krebserkrankung offenbar in einem frühzeitigen Stadium erkannt, so daß seine Heilungschancen bei 90 Prozent liegen sollen. Lemieux wird zunächst mit Bestrahlungen behandelt. Sein Klub geht davon aus, daß er nach der durchgeführten Bestrahlung im nächsten Monat in spätestens sechs Wochen wieder spielen kann. sid

Teuerster Sponsorvertrag der Welt Millionen-Förderung für den russischen Sport

Dank des offenbar höchstdotierten Sportsponsorvertrags der Welt ist die Zukunft der Spitzenathleten in Rußland für die nächsten Jahre gesichert. Insgesamt 20 nationale Verbände erhalten für die Olympischen Spiele 1994 und 1996 vom amerikanischen Sportartikelhersteller "Reebok" eine finanzielle Unterstützung in Millionenhöhe.

Über nähere Einzelheiten des Abkommens wurde Stillschweigen vereinbart, "aber es handelt sich um einen Multimillionen-Dollar-Vertrag", wie Reebok-Vizechef John Boulter bei der Unterzeichnung am Mittwoch in Moskau erklärte.

Nachdem der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Rußland, Witali Smirnow, sowie die 20 Verbandspräsidenten ihre Unterschrift unter das existenzsichernde Papier gesetzt hatten, verriet Boulter: "Dies ist der größte Sponsorvertrag in der Welt des Sports."

Laut Smirnow helfe die Finanzspritze aus den Vereinigten Staaten den russischen Athleten bei der Vorbereitung auf die Winterspiele 1994 im norwegischen Lillehammer sowie auf die Olympischen Sommerspiele in Atlanta.

Die Produkte des weltweit zweitgrößten Sportartikelproduzenten sollen jedoch nicht nur den russischen Spitzenathleten vorbehalten bleiben. Reebok- Präsident Roberto Muller kündigte an, daß der Konzern in Moskau und St. Petersburg demnächst Filialen eröffnen werde.

Ebenfalls am Mittwoch erhielt Rußlands Präsident Boris Jelzin aus den Händen von Juan Antonio Samaranch, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), den olympischen Orden in Gold. Im Rahmen einer Feier im Kreml würdigte der IOC-Chef Jelzins Verdienste um die Olympische Bewegung und dessen Entsendung von Athleten der ehemaligen UdSSR als GUS-Team zu den Spielen 1992 in Albertville und Barcelona. sid

Handball-Bundesliga Düsseldorf unterliegt bei Pokalsieger Essen

Erstmals mit Ex-Bundestrainer Horst Bredemeier als neuem sportlichen Leiter auf der Trainerbank verlor TURU Düsseldorf sein Handball-Bundesliga-Nachholspiel mit 12:18 (7:9) bei TUSEM Essen. Vor 3000 Zuschauern zeigten die beiden Klubs eine enttäuschende Leistung, vor allem die Angriffsreihen. Pokalsieger TUSEM verbesserte sich auf den dritten Platz, nach Minuspunkten gleichauf mit

TUSEM Essen - TURU Düsseldorf 18:12 (9:7). Tore: Arens (8/1), Tutschkin (4), Fraatz (3/2), Harting (2), Roth (1) für Essen. - Metzke (3), Ratka (3), Strauch (3), Tam (2), Gilsson (1) für

TV Großwallstadt - SG Wallau-Massenheim 25:16 (12:7). Tore: Roos (7/4), Lakenmacher (6), Hochhaus (4), Bjarnason (4), Liesegang (2), Karrer (1), Hein (1) für Großwallstadt - Schoene (6/5), Beuchler (3), Schwalb (3), Scholz (2), Baumann (2) für Wallau - Zuschauer: 4000 (ausverkauft).Eiskunstlauf-EM in Helsinki Silber für Wötzel/Steuer Paarlauf-Sieg ging an Eltsowa/Buschkow / Winkler Zehnter

Die "unendliche Geschichte" endete mit Silber: Die beiden Chemnitzer Mandy Wötzel und Ingo Steuer belegten bei der Eiskunstlauf-EM in Helsinki im Paarlauf den zweiten Platz. Die Deutschen Meister, die die Filmmusik "Unendliche Geschichte" interpretierten, liefen eine beeindruckende Kür und mußten sich vor 2000 Zuschauern lediglich den neuen Titelträgern Marina Eltsowa und Andrej Buschkow geschlagen geben. Bronze gewannen die nach dem Technikprogramm noch führenden Russen Ewgenia Schischkowa und Wadim Naumow.

Für die beiden Sachsen, die bei ihren bisherigen vier Saisonauftritten jeweils Rang eins belegt hatten, war sogar ein Sieg in greifbare Nähe gerückt. Lediglich zwei mißglückte Landungen verwischten den sehr guten Gesamteindruck ein wenig, dennoch zogen die Preisrichter Noten bis zu 5,8 Punkten. Nach dem Ende ihres Vortrags monierten die beiden, daß Gegenstände auf dem Eis lagen, die sie möglicherweise behindert hatten.

Die unmittelbar nach ihnen laufenden Eltsowa/Buschkow konnten dann doch noch an den Schützlingen von Trainerin Monika Scheibe vorbeiziehen. Zum Abschluß der spannenden Kür-Entscheidung zeigten auch die Berliner Peggy Schwarz und Alexander König, lange von Verletzungspech gebeutelt, aufsteigende Form, und belegten im Sog von Wötzel/ Steuer den fünften Platz.

Der Deutsche Meister Ronny Winkler hingegen war am Nachmittag beim Technikprogramm der Männer nicht in der Erfolgsspur gelaufen. Dem Chemnitzer fehlten bei seinem Vortrag Schwung und Ausdruck, grobe Fehler unterliefen dem 21 Jahre alten Schüler allerdings nicht. Mit Rang zehn eroberte sich der Sachse exakt jene Plazierung, die er behaupten muß, um der DEU bei den europäischen Titelkämpfen 1994 in Kopenhagen einen zweiten Startplatz zu bescheren. "Ich sehe die Möglichkeit, meine Position zu halten. Einige Elemente waren leider ein bißchen wacklig", erklärte Winkler.

In einer von zahlreichen Fehlern überschatteten Konkurrenz übernahm Dimitri Dimitrenko (Ukraine) vor dem überraschend starken finnischen Lokalmatadoren Oula Jääskeläinen und Oleg Tataurow die Führung. Tataurows Landsmann Alexej Urmanow, vor der EM Titelfavorit, stürzte bei seiner Sprungkombination und mußte sich mit Rang vier im Zwischenklassement begnügen. sid

Spartak Moskau erreichte Finale

Zweitligist FC St. Pauli Hamburg unterlag im Halbfinalspiel eines internationalen Fußball-Pokalturniers dem russischen Meister und Pokalsieger Spartak Moskau mit 3:4 nach Elfmeterschießen. Nach 90 Minuten hatte es in einer mäßigen Partie vor 1363 Zuschauern am Hamburger Millerntor 0:0 gestanden. Die Russen treffen im Finale am kommenden Mittwoch auf den holländischen Ehrendivisionär FC Groningen, der am Dienstag Werder Bremen ebenfalls nach Elfmeterschießen mit 5:3 bezwungen hatte.

Hello Europe, ist das Mittelalter zu Ende?

Herzlichen Glückwünsch, Europa! Wir in der Neuen Welt gratulieren euch in der Alten Welt zum eurem kühnen wenn auch noch etwas tapsigen Schritt, euch zu verjüngen. Willkommen zu der Idee des gemeinsamen Binnenmarktes, den wir - ohne damit angeben zu wollen - schon vor 200 Jahren hatten. "Congratulations" zu der Erkenntnis, daß sich mit einer Steckdosennorm und ohne Grenzen nun mal bequemer leben läßt

Bewunderung auch für eure hochaktuelle, um nicht zu sagen verspätete Einsicht, daß nationale Egoismen nur Ärger bringen und deswegen besser in einem politisch-metaphysischen Konstrukt der "Vereinigten Staaten von . . ." aufgelöst werden.

Um ehrlich zu sein, wir haben noch nie verstanden, wie sich in eurem zersplitterten und meist verfeindeten Zustand überhaupt auf Dauer leben ließ. Deswegen, ihr erinnert euch, sind unsere Urväter ja damals abgehauen. Unerträglich war ihnen diese Kleingeisterei und Kleinstaaterei geworden. Für unseren Europaurlaub war diese Verschiedenheit ja mal ganz nett. In England links fahren, in Frankreich rechts und auf den deutschen Autobahnen des Überlebens wegen besser gar nicht. In Deutschland gutes Brot essen, in Frankreich den besten Käse und in England - nun, lassen wir das. Und selbst die romantischsten Örtchen präsentierten sich uns in Stratford-upon-Avon, im Elsaß oder in Rothenburg ob der Tauber in immer unterschiedlichem, aber reizendem Gewand. In dem Sinne seid ihr die wahren Disneyländer.

Aber dann ging es schon los. Um von Kopenhagen mal kurz in Chicago anzurufen, mußten wir erst mal umständlich herausfinden, in welchem Land wir uns eigentlich aufhielten. Unsere Dollar- Schecks waren überall etwas anderes wert, weil ihr euch einfach nicht auf ein einheitliches Tauschmittel einigen könnt. Und alle paar Meilen mußten wir die Fahrt unterbrechen, weil uns irgendein wachhabender Zöllner nach einen Blick in den Kofferraum Tribut abverlangte. Wie im Mittelalter.

Wenn wir das richtig verstehen, habt ihr jetzt mit dem vereinigten Binnenmarkt Besserung versprochen. Aber da sind doch einige Sachen, die uns verwirren. Unsere Geschäftskollegen in Belgien erzählen uns, daß die Mehrwert- und Unternehmenssteuerberechnungen noch viel komplizierter sind als vorher. Mit unserem Passport müssen wir immer noch an jeder Straßenecke wedeln. Die Währungen spielen nun eine nach der anderen ganz verrückt. Und dann gibt es bei angeblich weniger Grenzen dort, wo der Havel regierte, jetzt noch mehr Länder. Ist das euer Ernst?

Als wir vor ein paar Jahren von den Binnenmarktplänen hörten, hatten wir es zuerst ja mit der Angst zu tun bekommen. "Vereinigte Staaten von Europa" dachten wir, die Stämme rund um die Teutonen rotten sich jetzt zum globalen Wettbewerb zusammen und ziehen die Festungsbrücke hoch. "Fortress Europe". Das wäre uns mit unserem Handelsbilanzüberschuß von 19 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr natürlich gar nicht recht gewesen. Schließlich war unsere Exportindustrie durch die Rezession hindurch unser einziger Wachstumssektor. Aber dann haben wir unsere Experten befragt und die haben gesagt, das mit der Vereinigung und Abschottung Europas ist alles halb so wild. Der französische Kulturminister mag noch so sehr über den importierten Hollywood-Schund meckern, die Bevölkerung ist längst süchtig danach. Die Deutschen brauchen die Konkurrenz von AT&T, sonst lernen die mit ihrer lahmen "Telekom" nie, was Telefonieren wirklich heißen kann. Und selbst die "Airbus"-Partner trauen unserer Boeing Company bei der Entwicklung des nächsten Super-Jumbos mittlerweile mehr zu als ihrem hochsubventionierten Selbst. Sonst wären die doch nicht so scharf auf unsere Kooperation.

Dann hatten wir eine Weile Bedenken wegen der militärischen Seite. Ein wirtschaftlich vereintes Europa mit einem politisch wiedererstarkten Deutschland in der Mitte, das würde auch eine unabhängige europäische Verteidigungsstreitmacht anstreben, dachten wir. Das deutsch-französische Eurokorps schien uns da nur der bedrohliche Anfang vom Ende des US- amerikanischen Einflusses in Europa. Ein wenig mehr militärisches "burden sharing" wäre uns ja durchaus recht gewesen bei unserem Haushaltsdefizit. Aber so ganz das NATO-Heft aus der Hand geben wollten wir natürlich auch nicht. Man weiß ja nie.

Aber auch unsere Angst vor dem "Ami go home" hat sich längst als völlig unberechtigt erwiesen. Statt dessen fleht ihr ihr uns jetzt an, doch bitte zu bleiben. Am liebsten hättet ihr auch noch, daß wir euer Jugoslawien-Problem lösen. Die Europäer rufen nach "amerikanischer Führung". Ist euch dies nach all euren anti-imperialistischen Ausfällen der Vergangenheit eigentlich nicht peinlich? So schmeichelnd es ja für uns sein mag, aber das ginge dann doch zu weit. Ein bißchen müßt ihr für eure Selbstfindung und Vereinigung schon selber tun. Die Zeiten, in denen wir euch mit der Milch unseres Marshallplans gestillt, euch vor den bösen Buben in der Nachbarschaft mit unseren Raketen geschützt und dabei auch noch eure pubertären anti- amerikanischen Proteste hingenommen haben, sind endgültig vorbei. "Hello Europe, willkommen in der Welt der Erwachsenen, wo nicht mehr Völkerball oder Cricket, sondern "American Football" gespielt wird. Weltpolitik ist ein Kontaktsport, kein Versteckspiel. Vor allem euch Deutschen haben wir doch über Jahre geduldig alle Spielregeln beigebracht, die des Kapitalismus und der Demokratie. Jetzt dürft ihr zeigen, was ihr gelernt habt. Der Spielplan ist klar: vom Binnenmarkt 1993 zu den "Vereinigten Staaten von Europa. Come on, Europe. Auf die Plätze, fertig, los! Wollt ihr nicht, oder könnt ihr nicht?

ROLF PAASCH (Washington)

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hattersheim. "Matchbox Bluesband", Posthofkeller, Sarceller Straße 1, 21 Uhr.

Kelkheim. Jazzclub Kelkheim: "Papa's Finest Boogie Band", Alte Schule Hornau, 20.30 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Die Schöne und das Biest (16, 18 Uhr); Sister Act (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz Okriftel: Der kleene Punker (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kevin - Allein in New York (15); Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).

Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Kevin - Allein in New York (20 Uhr).

Jazzclub Kelkheim in der alten Schule Hornau: Lavamad (20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Porträts und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 30. 1.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. Kreishaus, Am Kreishaus 1-5: "Augenblick mal!" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e.V., Bilder und Zeichnungen geistig behinderter Menschen, Eröffnung 18 Uhr.

Café Flot, Hauptstraße 4: Bilder von René und Christiana Jundels, zu den Café-Öffnungszeiten (letzter Tag).

Rathaus-Foyer: "Seh-Weisen" - Ausstellung der Lebenshilfe Main-Taunus e. V., zu den Rathaus-Öffnungszeiten (bis 31. 1.).

Vorträge / Kurse Flörsheim. Heimatverein Kolpingfamilie Flörsheim: Geschichtsvortrag "Altäre des Barocks und frühen Klassizismus im Rhein-Main-Gebiet", St.-Gallus-Kirche, 20.15 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59. Vereine / Organisationen Bad Soden. Verein für Briefmarkenkunde: Briefmarkentausch, Restaurant Hubertus, Königsteiner Straße 222, 20 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Arbeitskreis Geschichte "Der Deutsche Ritterorden im Osten", Referent Heinz-Günter Kuhn, Vortragssaal, 16 Uhr.

Flörsheim. Liederkreis "Frohsinn": Treffen im Gemeindezentrum St. Gallus, 15.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: "Schmökerrunde" in der Textilwerkstatt, 10 Uhr; Café, 14.30 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 10 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.

Hochheim. Jugendzentrum, Massenheimer Landstraße: geöffnet von 13 bis 21 Uhr.

Schwalbach. Neujahrsempfang für Kinder mit Programm, Bürgerhaus, 16 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Stadtführung der Kurverwaltung, Treffpunkt: Badehaus, 14 Uhr.

Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz 14 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Robert Kreis "Alles weg'n de Leut", 20 Uhr.

Orgelkonzert mit Ulrike Block, Michael Sieg und Rolf Henry Kunz, Justinuskirche, 19.30 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm Land in Sicht (15 Uhr); Zelig (18.30 Uhr); Bob Roberts (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a.

Ausstellungen Höchst. Firmenmuseum der Hoechst AG, Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, 10 bis 16 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.

Pro Familia: Sexualberatung/ Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle: offener Treff, Bolongarostraße 154, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.

Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.

Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.

Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative: Aquarellmalerei mit Frau Reichert, 10 Uhr; offener Treff für Rommé, Skat und andere Spielernaturen, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.

Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: Hunsrückstraße 11, 18 bis 23 Uhr.

WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Wiener Blut", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Was Ihr wollt", 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Phrasenmäher "Sanfte Exzesse", 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: "Hier sind Sie richtig", 20.15 Uhr.

Kurhaus: The American Musical Show "Best of Broadway", 20 Uhr.

Kurhaus, Christian-Zais-Saal: Klavierabend "Poldi Mildner" der Rachmaninoff- Gesellschaft, 20 Uhr.

Tanzpalast Park-Café, Wilhelmstraße 36: Show der "Highlanders", anschließend Disco, 22 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20, 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (13, 15.30, 18, 20.30, 23.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die Schöne und das Biest (13, 15.30, 18, 20.30, 22.30 Uhr).

Alpha: Bitter Moon (14, 17, 20, 23 Uhr).

Beta: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30, 23.30 Uhr).

Gamma: Ihr größter Coup (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Kafka (14, 17, 20, 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: The crying game (17, 19.45 Uhr). Auf offener Straße (22.30 Uhr).

KiKi-Kinderkino: Asterix bei den Briten (13, 15 Uhr).

Filmbewertungsstelle Biebricher Schloß: The fabulous Baker Boys (18.30, 20.45 Uhr).

Ausstellungen Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Malereien von Emil Szymannsky, Eröffnung 20 Uhr.

Galerie B. Haasner, Saalgasse 38 / Eingang Nerostraße: Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, Eröffnung 19.30 Uhr.

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Eddie Constantine "Architekturmodelle", 15 bis 18 Uhr (bis 14. 2.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", 9 bis 16.30 Uhr (bis 5. 2.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.). Vorträge / Kurse Christliche Universelle Gnostische Bewegung: "Die niederen Dimensionen der Natur - Die versunkenen Welten des Mineralreiches", Hotel Fürstenhof-Esplanade, Sonnenberger Straße 32, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81. Sonstiges Dance Weekend im "Big Apple", Kirchgasse 6, 22 Uhr. - Ohne Gewähr -

Neuer Hort entsteht unterm Dach Kita II wird dieses Jahr erweitert / Einrichtung in der Langstraße muß umziehen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Kindertagesstätte in der Okrifteler Straße in Walldorf soll in diesem Jahr aufgestockt und der neugeschaffene Raum als Hort genutzt werden. Fünfzig bis sechzig Plätze für drei Gruppen sind vorgesehen; nur 15 bis 25 davon sind echte neue Hortplätze, da nach dem Umbau der Hort in der Langstraße aufgelöst und die dortigen 35 Plätze in die neue Einrichtung in der Okrifteler Straße überführt werden.

Damit werde der Betreuungsbedarf gut abgedeckt, urteilte Bürgermeister Bernhard Brehl. Sozialamtsleiter Werner Emmerich nennt als Grund dafür die Betreute Grundschule, durch die der Bedarf an Hortplätzen relativiert worden sei. Brehl bestätigt: Die betreute Grundschule könne den Hort nicht ersetzen, doch habe sie den Druck gemildert.

Die erweiterte Kita II wird Premierencharakter haben: "Das Besondere für unsere Stadt ist, daß wir dann zum ersten Mal bis auf Kleinstkinder alle Altersgruppen in einem Gebäude haben", sagt Brehl. Im Untergeschoß ist das Jugendzentrum angesiedelt, in den beiden Geschossen darüber haben Kindergarten und Hort ihre Räume.

Die Erweiterung der Kita II lag nahe. Der Standort ist zentral und hat die nötigen Freiflächen zur Ausweisung von Spielgelände. Außerdem muß das Dach der Kita ohnehin saniert werden: Weil das flache gegen ein geneigtes Dach ersetzt werden sollte, erhob sich die Frage, "warum nicht mit ein paar zusätzlichen Steinen zusätzlichen Raum zu schaffen", berichtet Brehl. Da ohnehin über eine Umquartierung des Hortes Langstraße nachgedacht wurde, kam die Idee, die Plätze der Langstraße in die Okrifteler zu verlagern und weitere Plätze zu schaffen. Von 2,5 Millionen Mark Baukosten soll das Land vierzig Prozent übernehmen.

Im stadteigenen Haus in der Langstraße sollen nach dem Auszug der Hortkinder wieder Wohnungen entstehen. Die würden gebraucht, sagte Brehl, das zeichne sich zum Beispiel bei der Suche nach einem Pächter für den Waldenserhof ab.

Daß der Bau schon dieses Jahr begonnen werden kann, hat die Stadt überrascht. Das Parlament beschloß schon Ende 1990, die Pläne zum Dachgeschoßausbau der Kita II zu forcieren, und verabschiedete im Juni 1992 eine Vorlage, die neben dem Neubau je einer Kita in Mörfelden und Walldorf auch die Aufstockung des Kindergartens in der "Okrifteler" einschließt. Unklar war aber die Frage, wann die Landeszuschüsse fließen.

Das klärte sich Ende 1992 "quasi über Nacht", denn das Land wickelt Zuschüsse inzwischen nach einem neuen Modus ab. Demnach werden die Gelder jetzt kontingentweise an die Kreise verteilt. Das Land, findet Brehl, mache sich die Sache einfach, indem es die Zuständigkeit auf die Kreise verlagere, die sich ihrerseits mit den Kommunen herumschlagen dürften. Aber meckern will er nicht. Immerhin verdankt er der neuen Praxis die rasche Aufstockung der Kita: "Ende November kam der Anruf, ob wir Geld haben wollen." Bedingung: 1993 muß gebaut werden. Innerhalb von 14 Tagen mußten die Baupläne her, die noch Anfang Dezember beim Kreis eingereicht wurden.

Das städtische Parlament ist in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl noch einmal in dieser Sache gefordert. Am 2. Februar wird Brehl die Magistratsvorlage präsentieren. Der Beschlußtext schreibt fest, daß "unter der Voraussetzung, daß eine angemessene Zuschußbewilligung erfolgt, die Baumaßnahme ohne Zeitverzug durchgeführt werden soll".

Auch die Finanzen sind geregelt: Im Etat stehen 110 000 Mark zur Deckung der Planungskosten bereit. Die noch fehlenden 90 000 Mark hat der Magistrat als außerplanmäßige Mehrausgaben bereits im Dezember genehmigt. Sie sollen im ersten Nachtrag zum Etat 1993 eingestellt werden. Auch falls das Prozedere so schnell vorangeht, daß die Mittel nicht mehr in einem Nachtragsetat erfaßt werden können, ist vorgesorgt: Dann wird das Geld als außerplanmäßige Ausgabe vorab bereitgestellt. wal

Deutsch-französische Allianz Terminbörsen DTB und Matif vereinbaren Zusammenarbeit

ski FRANKFURT A. M. Die Deutsche Terminbörse (DTB) und ihr französisches Pendant Matif wollen ihre Märkte miteinander verbinden und dadurch die Schaffung eines gemeinsamen Options- und Futures-Handels in Europa einleiten. Die Partner unterzeichneten eine Absichtserklärung über eine Kooperation, die auch für weitere Terminbörsen offen sein soll. Rechtliche, finanzielle und technische Details müssen noch ausgehandelt werden. Auch die Zustimmung der Aufsichtsbehörden steht noch aus.

DTB-Vorstandsvorsitzender Gerhard Eberstadt spricht von einer "kontinentaleuropäischen strategischen Allianz", die den Handel beleben werde. Er und DTB- Geschäftsführer Jörg Franke versprechen sich von der neuen Partnerschaft, über die seit etwa neun Monaten klammheimlich verhandelt wurde, auch eine weltweite Aufwertung der beiden Börsen. Im Rahmen der Kooperation ist an ein Joint-venture für die Kontrolle des Handels gedacht. Eine Fusion von DTB und Matif, so Eberstadt, sei "nicht das Thema der nächsten Jahre" - "aber wir werden sehen", fügt der Manager, im Hauptberuf Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, hinzu. Auch für die Aktien- und Rentenmärkte könnte das Beispiel der beiden Terminbörsen in Zukunft Schule machen.

Im einzelnen ist unter anderem folgendes vorgesehen: DTB und Matif gestatten den Mitgliedern der jeweiligen anderen Börse den Handel bestimmter Produkte, die nach und nach festgelegt werden sollen. Die Teilnehmer dieses "Inter-Markets" erhalten den Zugang dabei über ein Terminal. Der Vorteil besteht nicht zuletzt darin, daß sich die Angebotspaletten beider Märkte nicht überschneiden, sondern ergänzen. Matif-Händler können also beispielsweise problemlos Optionen auf den Deutschen Aktienindex (Dax) abschließen, DTB-Mitglieder (und damit deren Kunden) umgekehrt Ecu-Kontrakte handeln, bei denen die Matif stark ist. Die französische Terminbörse, bei der die Geschäfte teils noch in herkömmlicher Form auf dem Parkett abgeschlossen werden, will das System (etwa Teile der Software) der vollcomputerisierten DTB übernehmen und in Paris ein Rechenzentrum installieren. Dann sollen einzelne Matif-Produkte in den elektronischen Handel überführt werden. Neue internationale Kontrakte wollen die Partner gemeinsam entwickeln und einführen.

Das Abkommen soll zumindest teilweise noch in diesem Jahr in die Praxis umgesetzt werden. Interesse, bei der Kooperation mitzumachen, sieht Franke vorerst bei der Amsterdamer und der Madrider Terminbörse. Der DTB-Geschäftsführer hält die Vereinbarung mit der Matif für "wesentlich handfester" als jene mit der Chicagoer CBOT als größter Futures-Börse der Welt. Mit dieser war im vorigen Jahr ebenfalls eine Absichtserklärung über eine Kooperation unterzeichnet worden. Daraus ist aber nichts geworden.

CDU verteidigt Asyl-Aussage Kritik auch an Sozialdemokraten im Unterbezirk Groß-Gerau

KREIS GROSS-GERAU. Vor der Kommunalwahl im März ist es im Kreis Groß- Gerau zum politischen Schlagabtausch über die Asylpolitik gekommen. Proteste von DGB und Grünen hatte die Ankündigung der CDU-Kreisspitze ausgelöst, die Wahl eventuell zur "Volksabstimmung" über den Bonner Asylkompromiß zu machen, wenn sich die SPD verweigere.

Diese Aussage verteidigte nochmals CDU-Kreisvorsitzender Gerald Weiß. Der Bonner Kompromiß werde von führenden SPD-Politiker wie Gerhard Schröder und Herta Däubler-Gmelin infragegestellt, der SPD-Unterbezirk Groß-Gerau habe ihn sogar abgelehnt. Weiß sprach von der "löblichen Ausnahme des Ortsvereins Rüsselsheim". Wenn demokratische Parteien und Politiker sich als unfähig erwiesen, den Asylmißbrauch gemeinsam zu bekämpfen, seien Rechtsradikale die Nutznießer, die dann einen fruchtbaren Nährboden für ihren Kurs des Ausländerhasses fänden, sagte Weiß.

Falls die SPD die Entschlüsse zum Asylkompromiß torpediere, müsse die CDU auch vor der Kommunalwahl sagen, wer die Verantwortung trage. "Wir lassen nicht zu, daß diese Position einer vernunftorientierten Mitte fälschlich in irgendeinen Zusammenhang mit Ausländerfeindlichkeit gebracht wird, auch nicht vom DGB Groß-Gerau", erklärten Weiß und der Bundestagsabgeordnete Adi Hörsken.

Als "unverantwortlich" bezeichnete Hörsken, daß sich sein SPD-Kollege Dr. Norbert Wieczorek der Linie einer "handlungsorientierten Vernunft" verweigere. Hörsken meinte, es müsse in den Herkunftsländern mehr und wirksamer geholfen werden, um Fluchtgründe zu beseitigen. Das Recht auf Asyl müsse für wirklich politisch Verfolgte gesichert bleiben. Deutschland sei überfordert, die bei weitem größten Flüchtlingsaufnahme in Europa auf Dauer zu verkraften. Mißbrauch des Asylgrundrechts müsse mit rechtsstaatlichen Mitteln begegnet werden. cas

Adam Opel ist bald nicht mehr zu sehen

RÜSSELSHEIM. Noch guckt er drüber - doch das wird sich bald ändern: Der freie Blick von Adam Opel auf dem maschinenlesbaren Personalausweis in Richtung City wird bald der Vergangenheit angehören. Das 1986 vom Rüsselsheimer "Wendemaler"- Team um Martin Kirchberger, Uwe Wenzel und Susanne Radau an der Südseite des städtischen Gebäudes in der Mainstraße gefertigte Bild des Gründers des lokalen Automobilwerks wird in den kommenden Wochen und Monaten zugebaut werden. Dies bestätigte gestern das städtische Presseamt auf Anfrage.

Geplant ist an dieser Stelle ein neues Wohn- und Geschäftshaus. Im Rahmen dieses bereits in Bau befindlichen Projektes wird das an der Außenfassade des Stadtgebäude angebrachte Opel-Porträt verschwinden. Für die Nachwelt wurde das ungewöhnliche Seherlebnis an der Amtsfassade laut Presseamt bereits durch Fotos dokumentarisch gesichert.

Auch die "Wendemaler" selbst wissen Bescheid und haben das Verschwinden von Adam Opels Konterfei nach Auskunft von Uwe Wenzel auch akzeptiert. Damit müsse man bei Werken aus der Reihe "Kunst am Bau" rechnen. Das Opel-Porträt mit dem neuen Ausweis hatte 1986 für Aufmerksamkeit und erhebliche Diskussionen gesorgt. Es war mitten in die bundesweite politische Diskussion um Pro und Contra neue Personalausweise, Volkszählung und die Sorge um den "gläsernen Menschen", der nach Belieben ausgespäht werden könne, geplatzt. Viele hatten an dem Bild Spaß, andere fürchtten eine Verunglimpfung des Firmengründers.

Bei der Adam-Opel-Aktiengesellschaft sah man das Bild seinerzeit ziemlich unaufgeregt und mit amüsiertem Schmunzeln. Das Unternehmen beauftragte später sogar selbst die "Wendemaler" mit Herstellung eines Bildes: dem Aufriß eines Omega-Modells auf einer alten Bunkerwand. cas

Können Altersverwirrte ambulant betreut werden? PSAG will der Frage nachgehen und auch andere Probleme erörtern / Sprechergremium gewählt

KREIS GROSS-GERAU. Auch 1993 will die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Groß-Gerau (PSAG) kreisweite Plattform sozialer und karitativer Verbände sowie Selbsthilfegruppen sein. Doch nicht nur der Darstellung und Koordination der Arbeit, sondern vor allem auch der Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für kritische Themen und Belange von Randgruppen fühlt sich die Arbeitsgemeinschaft verpflichtet.

Dies wurde bei der Jahreshauptversammlung am Dienstag abend im AOK- Gebäude deutlich. Dort wurde auch ein neues Sprechergremium als PSAG-Vorstand mit Bettina Scholtz, Angelika Adams, Gustav Brudy, Thomas Krambeer und Annegret Becker gewählt.

Zufrieden äußerte sich Bettina Scholtz bei einem Jahresrückblick, daß einiges auf den Weg gebracht worden sei: beispielsweise liefen die Arbeiten für den Psychiatrieplan des Kreises Groß-Gerau. Darüber hinaus hätten die selbstgewählten Aufgaben in Arbeitsgruppen und bei Veranstaltungen umgesetzt werden können.

Die Palette der PSAG-Themen ist auch in den kommenden zwölf Monaten weit gespannt, war beim Jahrestreff zu hören. So soll vermutlich schon bei der nächsten Veranstaltung im Februar auf ein in der öffentlichen Diskussion teilweise noch unbeachtetes oder verdrängtes Problem hingewiesen werden: die Nöte altersverwirrter Menschen. Dabei geht um die Frage: Müssen Altersverwirrte - wenn keine Familie mehr vorhanden ist - wirklich in geschlossene Einrichtungen abgeschoben werden, oder ist ein ambulanter Dienst wie beispielsweise in Großbritannien auch hierzulande vorstellbar?

Das soll ebenso untersucht werden wie bei anderen Treffen die Auswirkungen des "neuen Rassismus" auf das psychosoziale Zusammenleben von Deutschen und Ausländern. Mehrere der geplanten Zusammenkünfte - in der Regel jeweils am zweiten Dienstag des Monats - sind geplant zur Vorstellung verschiedener Verbände. Die sollen berichten, welche Beratungen, Wohnmöglichkeiten für Behinderte, aufsuchende Dienste sowie Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten sie für Benachteiligte bieten.

Diese Treffen sollen auch der Stärkung der Kooperation zwischen den Organisationen dienen. Mit Fachleuten soll vor allem auch die drängende Wohnungsnot gerade für behinderte und benachteiligte Menschen erörtert werden.

Auf dem Themenplan steht darüber hinaus der Altenhilfeplan fürs Kreisgebiet. Im Herbst ist eine dann aktuelle Bilanz über die Hilfe für Wohnungslose und Nichtseßhafte vorgesehen.

Bei alledem suche die PSAG auch den Kontakt und die Aufgeschlossenheit der politisch Verantwortlichen, wurde am Dienstag abend von mehreren Teilnehmern betont. Dabei sollen realistisch die eigenen Möglichkeiten der oft durch ihre Alltagsarbeit stark strapazierten Aktiven der PSAG berücksichtigt werden. cas

Louis Vuitton stößt Whisky etwas sauer auf

PARIS (rtr/FR). Der französische Luxusartikel-Konzern LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton weist für 1992 einen um ein Fünftel auf rund drei Milliarden Franc (900 Millionen Mark) gesunkenen Reingewinn aus. Die Ursache dafür ist ein auf drei Jahre angelegtes Umstrukturierungs- und Investitionsprogramm der 24-Prozent-Beteiligung Guinness, die mit umgerechnet 300 Millionen Mark ihr schottisches Whisky- Geschäft in höherprozentige Ertragsrelationen bringen will.

Trotz dieser Sonderbelastung weist das Pariser Unternehmen eine Traumrendite von nahezu 14 Prozent aus und bescheinigt sich damit selbst, eine "außerordentliche Leistung" vollbracht zu haben. Der Umsatz ist auf 21,7 Milliarden Franc (6,5 Milliarden Mark) geringfügig gesunken, was freilich ausschließlich von Wechselkursveränderungen herrührt. Ohne diesen Einfluß wäre ein kleines Plus von 1,2 Prozent herausgesprungen, während Guinness den Ertragsrückgang beschleunigt, aber nicht ausgelöst hat. Denn auch so hätte der Konzern ein Minus hinnehmen müssen, weil die Zuwächse in den Sparten Koffer und Parfum die schrumpfenden Profite mit Wein und Spirituosen nicht ganz ausgleichen konnten. Für das laufende Jahr erwartet der nach eigenen Angaben weltgrößte Hersteller von Luxusartikeln wieder einen höheren Gewinn, nicht zuletzt wechselkursbedingt.

An der Pariser Börse brachen LVMH- Aktien gestern binnen weniger Minuten nach Eröffnung um 6,5 Prozent ein.

Neue Rohre, andere Vorfahrt Kreuzung Am Südpark / Ringstraße soll 1995 umgestaltet sein

KELSTERBACH. Die Kreuzung Südliche Ringstraße / Am Südpark gilt als wichtiger Punkt bei der Neugestaltung der Verkehrsführung in Kelsterbach Süd. Das unterstrich Oberamtsrat Erhard Dreyer von der Stadtverwaltung.

An dieser Stelle wird die Vorfahrtregelung verändert werden. Die neue Verkehrsführung soll das östlich angrenzende Neubaugebiet Heegwaldstraße von Lärm und Abgasen des Durchgangsverkehrs entlasten. Zudem werden umfänglich Kabel- und Leitungsstränge erneuert. Dreyer hofft, daß die Arbeiten 1994 in ein entscheidendes Stadium treten und 1995 abgeschlossen sind.

Die Vorfahrt gilt dann nicht mehr auf der gesamten durchgehenden Trasse der Südlichen Ringstraße, sondern es wird eine abknickende Vorfahrt auf der Straße "Am Südpark" und dann von der Einmündung aus auf der Trasse der Südlichen Ringstraße gen Westen hin eingerichtet.

Durch die Neuregelung soll laut Dreyer auch erreicht werden, daß der Verkehr von und zu den Gewerbegebieten in den Bereichen Langer und Kleiner Kornweg - aus oder zu Flughafen und Autobahn - nicht mehr wie bisher über die Südliche Ringstraße und Mörfelder Straße, sondern über die Straße "Am Südpark" läuft. Dort gibt es keine Wohngebiete, die belästigt werden könnten.

Im Zuge der Neugestaltung der Kreuzung wird nach Auskunft des Oberamtsrates zudem die Post wichtige Kabelstränge neu verlegen. Die Stadt selbst wird die überalterten Wasserleitungsrohre, die nur einen Durchmesser von 80 Millimetern haben, durch neue 150- und 200-Millimeter-Rohre ersetzen. So werde eine Lücke im ansonsten schon auf größeren Durchmesser der Wasserleitungsrohre umgestellten südlichen Stadtbereich geschlossen, sagte Dreyer und sprach von einem dann kompletten Ring.

Für all dies seien die Planungsarbeiten in Auftrag. Das Verfahren sei teilweise kompliziert und zeitaufwendig, weil viele Behörden und Einrichtungen beteiligt werden müßten. cas

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Kreishaus Europaplatz, Zi. 420, Tel. 0 60 31 / 8 33 59.

LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 6 40 00.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 1 49 59, Leonhardstr. 16.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr und nach Vereinbarung, Frankfurter Straße 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 und 14.30-18 Uhr Diätberatung.

Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.

Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Friedberg. Café Kaktus: The Tab Two - Konzert, im Vorprogramm: Catharsis, ab 20 Uhr, Hospitalgasse 16.

Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Büdingen. KVHS: Th. Klingelhöfer (Klavier) u. M. Gonther (Violine) - Konzert, 20 Uhr, Bürgerhaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8 (Eing. Judengasse).

Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.

Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.

Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.

DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.

Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.

Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Massenheim, 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus an der Kirche.

Bürgeraktive: Meditation zum Ausklang der Woche, 18-19 Uhr; offener Elterntreff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).

Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.

Butzbach. Marinekameradschaft: Damenabend, 20 Uhr, Kajüte Taunusstr. 17.

Musikverein Griedel: Jahreshauptversammlung, Gaststätte Zum Grünen Baum.

GV 1862 Kirch-Göns: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Zur Kegelbahn. Radfahrverein Nieder-Weisel: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Sportklause.

Echzell. Alpiner Stammtisch Wetterau: Treffen mit Dia-Vortrag, 20 Uhr, Horlofftalhalle. VdK: Treffen, 14 Uhr, Lindenstr. 4.

Niddatal. TV Vorwärts Ilbenstadt: Jahres- hauptversammlung, 20 Uhr, BH Ilbenstadt.

ASV: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, BH Bönstadt.

Karben. Jugendpflege + Magistrat: Disco-Veranstaltung, 20 Uhr, Jugendkeller Bürgerzentrum.

KZV 1913 H 59 Klein-Karben: Versammlung, 20 Uhr, Geststätte Zur Linde, Rendeler Str.

Altenstadt. FSV Lindheim: Maskenball, 20 Uhr, BH Lindheim.

Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a. d. Altenstadthalle. VfL: Yoga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.

Nidda. SC Viktoria: Jahresabschlußfeier, Bürgerhaus.

TC Grün-Weiß O.-Schmitten: Versammlung, Clubhaus.

Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.

Gedern. MSC: Clubabend, Gasthaus Zum Laternchen.

Kulturkreis: Treffen, 20.15 Uhr, Gasthaus Laabhans.

Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Ev. Frauenhilfe: Infoabend der Gruppe Ernährung, 18.30 Uhr, Grüner Weg 4-6.

Nidda. Kath. Frauen Deutschlands: Vortrag über Selbstheilungskräfte, 19.30 Uhr, Kath. Frauenzentrum. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Kreismitgliederversammlung, 20 Uhr, Stadthalle.

Bad Vilbel. CDU: Neujahrsempfang, 19 Uhr, Kurhaus.

Butzbach. FDP: "Asylkompromiß - Möglichkeiten und Grenzen", Vortrag v. Dr. H.-O. Solms, anschl. Diskussion, 20 Uhr, Gasthaus Stern.

Münzenberg. CDU: Bürgergespräch mit W. Zenkert, 20 Uhr, BH Trais-Münzenberg. Echzell. SPD: Jahreshauptversammlung für OB Bingenheim, 20 Uhr, Gaststätte Zur Stadt Offenbach.

Karben. SPD: Neujahrsempfang, 18 Uhr, Bürgerzentrum. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, 19 h, Kurhaus. Nidda. Gebetsstunde zum Weltfriedenstag, 18 Uhr, kath. Kirche.

Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr, vor der Kurverwaltung.

Limeshain. Ökumenisches Taizé-Gebet, 19.30 Uhr, ev. Kirche Rommelhausen. Polio-Schluckimpfung Die nachstehenden Termine gelten für Schulkinder im 4. Schuljahr, Säuglinge ab 3. Lebensmonat, Kleinkider u. a.

Büdingen. 15-17 Uhr, Gesundheitsamt-Außenstelle Seemenbachstr. 3. Abfallsammlung Florstadt. Weihnachtsbaum-Sammlung in allen Ortsteilen. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).

Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).

Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (15, 17, 20, 22.30 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20, 22.30 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (15, 17 Uhr); Sister Act (20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (15, 17, 20.15, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: 1492 - Eroberung des Paradieses (19 Uhr); Wintermärchen (21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Die Schöne und das Biest (20 Uhr) - Bambi: Boomerang (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Der Störenfried (20.30 Uhr), der Regisseur ist anwesend. Büdingen. Royal: Bodyguard (20, 22.30 Uhr) - Princess: Sister Act (20, 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin - allein in New York (16 Uhr); Die siebente Saite (19.45 Uhr); IP 5 (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Do the right thing (17.15 Uhr); Gestohlene Kinder (19.30 Uhr); City of hope (21.45 Uhr); Straight to hell (24 Uhr).

(ohne Gewähr)

Zur Person:

KARL KRAUSE, CDU-Bundestagsabgeordneter, macht weiter durch markige Sprüche von sich reden. Der Altmark Zeitung sagte der Tierarzt aus Bonese in Sachsen-Anhalt jüngst: "Für die meisten Bürger der ehemaligen DDR, die gemeinsam mit Heimatvertriebenen stellvertretend für alle Westdeutschen den verlorenen Zweiten Weltkrieg bezahlen mußten, hat ,deutsch&rquote; einen ähnlichen inneren Klang wie ,katholisch&rquote; für den rheinischen Kirchgänger." Über Ausländer äußerte sich Krause: "Ich habe keinerlei Bedenken, beim Italiener Eis zu essen und beim Griechen fein essen zu gehen. Dort wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Diebesgut vertrieben." Über die Medien kam Krause zu der Erkenntnis: "Bei überregionalen Medien gibt es eindeutige Linksverschiebungen. Verhöhnungen der deutschen Ehre kenne ich aus dem Spiegel, der Frankfurter Rundschau und auch aus ARD und ZDF." (hll)

Filmpreis für Claude Sautet

PARIS. Die nationale französische Filmakademie hat "Un coeur en hiver" von Claude Sautet mit ihrem "Großen Filmpreis" ausgezeichnet. Damit werde "die außergewöhnliche Meisterschaft eines sehr großen Filmemachers" gewürdigt, hieß es. Selten sei eine so überwaltigende Liebesgeschichte mit so sparsamen Mitteln erzählt worden. dpa

Die US-Administration lieferte bereitwillig unter anderem hochwertige Computer, Radioausrüstung und technische Geräte zum Bau von Raketen, Flugsimulatoren und Spezialgleitmittel für den Betrieb von Atomreaktoren an Irak. Die letzte Ausfuhrgenehmigung ist auf den Tag vor dem Überfall Saddam Husseins auf Kuwait datiert. Sollte es am Golf jetzt erneut zu militärischen Auseinandersetzungen kommen, träfen die Amerikaner abermals auf von ihrem Land geliefertes Kriegsmaterial. Bernd W. Kubbig hat die Export- und Ausfuhrpolitik der US-Amerikaner gegenüber dem späteren Kriegsgegner analysiert. Wir haben seinen Beitrag aus Teil III des Buches "Nuklearexport und Aufrüstung" (Fischer Taschenbuch Verlag), das am 20. Januar erscheint, in Auszügen entnommen. Das Buch ist eine Gemeinschaftsarbeit von Dr. Bernd W. Kubbig und Dr. Harald Müller, beide sind Projektleiter an der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt.

Namen + Notizen

DR. NORBERT WIECZOREK, Bundestagsabgeordneter aus Rüsselsheim, wurde auf Vorschlag des SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm als Vertreter der deutschen Sozialdemokratie in den Wirtschaftsausschuß der Sozialistischen Internationalen berufen. Deren Vorsitzender ist der britische Oppositionsführer John Smith. cas

Absurdes über die Liebe

BAD NAUHEIM. "Was Sie schon immer über Liebe und Sex sehen wollten", zeigt am Donnerstag, 21. Januar, ab 20.30 Uhr das Ensemble I Pendolari dell' Essere unter dem Titel "Tatum . . . tatum . . . crack" in der Kleinkunstbühne, Johannisstraße. I Pendolari dell' Essere mit Valter Rado und Cesare Bonanno besteht seit 1987 und hat mit seinen Stücken aus absurdem Theater, Pantomime, Kabarett und experimenteller Komik bereits internationale Erfolge erzielen können.

Die Älteren machten Jugend Mut

FRIEDBERG. Die "Auswahl der kritischen und selbstbewußten Jugendlichen" und die "erste Auswahl der Friedberger Kommunalpolitik" begrüßte FR-Redakteur Peter Gwiasda beim FR-Forum zum Jugendzentrum. Mit verschränkten Armen und Beinen saß die "Jugendauswahl" bei den ersten Politiker-Statements vor dem Podium. Solche Zuhörer würden sich Redner im Parlament wünschen. Jedes Wort schienen die jungen Leute in den ersten Reihen aufzusaugen. Aber nach einer guten halben Stunde reichte es: "Darf der Saal auch mal was reden", meldete sich eine junge Frau zu Wort. Ihr Nachbar sprang bei. CDU-Mann Ulrich Kiefer, der gerade versuchte, sich "kurz zu halten": "Sie können noch so laut schreien, Sie setzen sich doch nicht durch."

Für Lilian kennzeichnete die ungeschickte Retourkutsche Kiefers den Verlauf der Diskussion: "Die Politiker sind erst auf uns eingegangen, als auch in Anführungsstrichen normale Bürger zustimmten", sagte sie draußen vor der Tür. Für Alex war "der Rückhalt, den uns die Bürger gegeben haben", mitentscheidend dafür, daß das Gespräch ruhig verlief. Die "Sicherheitsvorkehrungen" jedenfalls, die die Stadthallen-Verwaltung aus Sorge vor eventuellen "Ausschreitungen" getroffen hatte, waren überflüssig. Für Alex war das FR-Forum ein Beweis dafür, daß die Jugendlichen sich um "gewaltfreie Formen des Widerstandes" bemühen und durchaus gesprächsbereit sind. Allerdings sagte er auch: "Wenn die Gesprächsbereitschaft der Stadt nicht mehr da ist, wird es wohl wieder Aktionen geben." Generell findet er: "Die Politiker könnten froh sein, daß in einem Land, wo der Rechtsradikalismus derart um sich greift, sie eine Jugend haben, die sich nicht gegen Schwache stellt, sondern ihre Forderungen an die Leute richtet, die was machen können." Schließlich gehe es nicht darum, "Leute zu ärgern. Wir wollen nur etwas haben - das Juz".

Dieser Forderung schlossen sich auch die älteren Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal an. Viele äußerten in ihren Beiträgen Verständnis für die Besetzung des Usa-Baues und machten die Politiker dafür verantwortlich, daß es überhaupt soweit gekommen ist. DGB-Kreisvorsitzender Harald Fiedler vom DGB-Wetterau beispielsweise meinte zu dem Vorschlag der Jugendlichen, sich ein Juz selbst herzurichten: "Die Jugend ist so verantwortungsbewußt, daß sie das auch in vertretbarem Rahmen tut, vielleicht sogar noch billiger als eine Lösung der Stadt." Er erinnerte daran, daß es schließlich die Jugendlichen gewesen seien, die nicht erst nach Mölln, sondern schon nach Hoyerswerda und Rostock auf die Straße gegangen seien. Und Christa Eckert, Sprecherin der AG Kinder- und Jugendhilfe, lobte die Bereitschaft der Jugendlichen zur Eigeninitiative: "Die Null-Bock-Generation ist erfreulicherweise vorbei. Wieviele Städte würden sich über ein solches Angebot freuen."

Für Beiträge aus dem Publikum gab's denn auch oft Applaus von den Jugendlichen, den die Politiker dagegen nur spärlich einheimsen konnten. Vor allem CDU- Mann Kiefer erntete statt dessen häufig Gelächter, insbesondere wenn er Formulierungen brachte wie: "Wir wollen ehrlich diskutieren."

Als SPD-Chef Hubertus Ellerhusen eingangs feststellte, klar sei eigentlich nur, daß die Jugendlichen ein Juz wollten, doch gäbe es darüber "höchst unterschiedliche Vorstellungen", zischelte eine Jugendliche: "Der hat uns doch gar nicht gefragt und weiß schon Bescheid." Kiefer ging später soweit zu behaupten, "keiner weiß, was Sie überhaupt wollen". "Den Usa-Bau" hallte es ihm entgegen.

Viele Jugendliche hatten anfangs noch moniert, die Politiker sprächen nur mit dem Stadtjugendring. Beim FR-Forum waren sie gezwungen, auch nichtorganisierten Jugendlichen zuzuhören. Und diese nutzten ihre Chance. MONIKA KAPPUS

"Der Magistrat hat auszuführen, was das Parlament beschließt." Begründung von Moderator Peter Gwiasda dafür, daß nur Partei- und Fraktionsvertreter zum FR-Forum geladen wurden."Aber nicht in Friedberg, da ist es genau umgekehrt." Zwischenruf eines Jugendlichen aus dem Publikum.

"Demokratie lebt vom Leben." Johannes Hartmann von den Grünen verteidigte das Recht der Jugendlichen, Formalien in Frage zu stellen.

"Fühlen Sie sich als Fossil der Jugendbewegung?"Peter Gwiasdas Frage an den CDU-Vorsitzenden Ulrich Kiefer, eine Formulierung von Volker Gundel (FDP) aufgreifend. Dessen Antwort "eigentlich nicht" kommentierte eine junge Frau giftig "geistig wahrscheinlich schon".

"Ich frag' mich manchmal, wer hier zur Null-Bock-Generation gehört. Ihr macht doch gar nix." Zwischenruf einer jungen Frau in Richtung Politiker, während Kiefer ausführte, warum er gegen schnelle Versprechungen sei.

"Wenn die Bürger solche Vorleistungen hätten erbringen müssen, wie sie nun den Jugendlichen abverlangt werden, hätte es die Stadthalle nie gegeben."Der zurückgetretene Grünen- Stadtrat Michael Plaumann beklagte draußen vor der Saaltür die Ungleichheit, die darin liege, daß Jugendliche für ihr Jugendzentrum zunächst Nutzungs- und Organisationsvorschläge unterbreiten sollten.

"Ich möchte mich bei den Hausbesetzern bedanken, die durch ihre Aktion das Thema erst aus seinem Schlummer geweckt haben." Ein außenstehender Zuhörer, der die angeblich kriminelle Aktion in einem anderen Licht betrachtet sehen will.

"Da können Sie uns auch beim Wort nehmen." So warb CDU-Spitzenpolitiker Kiefer um Vertrauen. "Und das schon seit acht Jahren." So lautete die zynische Antwort einer jungen Frau, die das Warten auf ein Jugendzentrum gründlich satt hat.

"Wir wollen sachliche Gespräche." Beteuerte Friedrich-Wilhelm Durchdewald. "Und die sollen dann möglichst 20 Jahre dauern." Seufzte vernehmlich ein Jugendlicher auf die entschiedene Verurteilung der Hausbesetzung durch UWG-Fraktionschef. Friedrich-Wilhelm Durchdewald."Wer erst nach sieben Jahren anfängt nachzudenken, hat sich disqualifiziert."Ein Kirchenvorstandsmitglied aus Friedberg-Bruchenbrücken sprach vor allem der SPD die Kompetenz in Sachen offener Jugendarbeit ab.

Neuer Band der Geschichtsblätter

FRIEDBERG. Den Band 41 der Wetterauer Geschichtsblätter - Beiträge zur Geschichte und Landeskunde - stellt am Dienstag, 19. Januar, der Schriftleiter der Geschichtsblätter, Michael Keller, im Bibliothekszentrum Klosterbau vor. Im Anschluß steht er dem Publikum für Fragen zur Verfügung. cor

Kreisgrüne bereden heute Fusion mit Bündnis 90

SULZBACH. Während ihrer Kreismitgliederversammlung am heutigen Donnerstag im Sulzbacher Bürgerhaus werden sich die Grünen mit der bevorstehenden Vereinigung von Grünen und Bündnis 90 befassen. Margareta Wolf, Landesgeschäftsführerin der Grünen und Mitglied der Verhandlungskommission, wird über die bisherigen Ergebnisse der Gespräche berichten. Bundesweit wird sich die Öko-Partei am Wochenende mit dem Thema befassen. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. she

Am Samstag wieder Vilbeler Bauernmarkt

BAD VILBEL. Nach einer kleinen Weihnachtspause bietet der Bauernmarkt im Hof der Stadtschule, Frankfurter Straße 85, seine Waren wieder wöchentlich an: ab Samstag, 16. Januar.

Wie üblich gibt es Wetterauer Spezialitäten direkt vom Bauernhof. Die Erzeuger selbst verkaufen vom hausgemachten Ockstädter Gelee über das Dornholzhäuser Bauernbrot bis zum Demeter-Bergkäse vom Dottenfelder Hof ihre Erzeugnisse jetzt wieder jeden Samstag vormittag. de

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Samstag

Theater / Konzerte Hattersheim. "Ahl Männer" (die gnadenlose BAP-Kopie), Posthofkeller, Sarceller Straße 1, 21 Uhr.

Hofheim. "Hier sind Sie richtig", Komödie, Turnhalle Langenhain, Usinger Straße, 20 Uhr. Parteien / Parlamente Eschborn. SPD: Großes Kinder- und Familienfest, Großer Saal der Stadthalle, 14 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. BUND: Kontrolle der Fledermausnistkästen, Treffpunkt: Schwefelquelle in Weilbach, 10 Uhr.

Flörsheimer Narren Club: Senatsabend, Stadthalle, 20.11 Uhr.

Hattersheim. SG DJK Hattersheim, Soma: Jahresabschlußfeier, Begegnungshaus Eddersheim, 20 Uhr.

Hochheim. Freiwillige Feuerwehr: Traditioneller Feuerwehrball, Stadtsporthalle, Carlo-Schmid-Schule, 20 Uhr.

Hofheim. Tanzsportclub Grüngelb: Internationales Gardecorpsturnier, Stadthalle, ganztägig.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 16.30 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Kinder / Jugendliche Flörsheim. Städtisches Kulturamt: "Die unendliche Geschichte - Teil 1 + 2", Flörsheimer Keller, 14.30 Uhr.

Kriftel. Bund für Volksbildung: "Die Prinzessin auf der Erbse", märchenhaftes Theater für Kinder, Kleine Schwarzbachhalle, 15 Uhr. Sonntag

Theater / Konzerte Hofheim. ". . . schon wieder brennt ein Asylant . . ."Walter Breinl und Wolfgang Zink singen kritische Lieder, Kleines Kulturzentrum, 20 Uhr.

Kurse / Vorträge Bad Soden. Kaffeenachmittag und Tonfilmvortrag "Rivierainseln" mit Alfred Krause, katholisches Gemeindezentrum St. Katharina, Salinenstraße, 15 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. FDP: Neujahrsempfang mit Fraktionschef Solms, Stadthalle, 10.30 Uhr.

Hochheim. Neujahrsempfang von Stadtverordnetenversammlung und Magistrat, Kurfürstensaal des Hochheimer Hofes, 11 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. FC Germania, Jugend: Fußballturnier, Weilbachhalle, ab 10 Uhr.

Hattersheim. Sängervereinigung Okriftel und Carneval-Club Mainperle: Senatoren- und Ritterfrühschoppen, Haus der Vereine, Okriftel, 10 Uhr.

Hofheim. Tanzsportclub Grüngelb: Internationales Gardecorpsturnier, Stadthalle, ganztägig. Filmspiegel

Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 16, 18 Uhr); Sister Act (Sa., So. 20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz Okriftel: Der kleene Punker (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Hochheim. Evangelische Kirche, Burgeffstraße 5: Der Störenfried (17 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bodyguard (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 2: Kevin - Allein in New York (Sa., So. 15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 3: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15 Uhr); Sister Act (Sa., So. 17.30, 20 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Kevin - Allein in New York (Sa., So. 17.30, 20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15 Uhr); Sister Act (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Bad Soden. Galerie Jürgen Sander, Alleestraße 6: Portraits und Blumenbilder von Dyrck Bondzin, Sa. 9.30 bis 13 Uhr (bis 30. 1.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. Kunstverein Hofheim in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und dem Zentrum für altes und neues Wissen und Handeln e.V.: "Zwischen Traum und Tod", Kinderzeichnungen aus dem Getto Theresienstadt, Haindl-Hof, Hauptstraße 21, Eröffnung So. 11 Uhr.

Hochheim. Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So. 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 0 61 46 / 90 01 13. WESTLICHE STADTTEILE

Samstag

Theater / Konzerte

Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Robert Kreis "Alles weg'n de Leut", 20 Uhr. Parteien / Parlamente

Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostr. 166, 10 - 13 Uhr. Sonntag

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.

Konzert am Sonntagnachmittag mit Studierenden der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Frankfurt am Main: Werke von Haydn und Mozart, Christophorus-Gemeinde, Hospitalstraße 42, 15 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm: Land in Sicht (So. 15 Uhr); Zelig (Sa. 18.30 Uhr, So. 20.30 Uhr); Bob Roberts (Sa. 20.30 Uhr, So. 18.30 Uhr; Delicatessen (Sa. 22.30 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Höchst. Firmenmuseum der Hoechst AG, Schloß: Kunst von Zaneta Vangeli, Sa., So. 10 bis 16 Uhr (bis 31. 1.).

WIESBADEN

Samstag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Der Evangelimann", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos", 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Phrasenmäher "Sanfte Exzesse", 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: "Hier sind Sie richtig", 20.15 Uhr.

Café Cicero, Kirchgasse 50: Uwe Gehring Quartett, Jazz, 20.30 Uhr.

Kurhaus: 6. Meisterkonzert "Moskauer Kammerakademie", 20 Uhr.

Tanzpalast Park-Café, Wilhelmstraße 36: Show der "Highlanders", anschließend Disco, 22 Uhr. Lesungen SPD und Gesellschaft zur Förderung von Publizistik und Kommunikation: Valentin Senger liest im Erzählcafé Maldaner "Gibt es Grund zu neuen Ängsten?",14.30 Uhr. Sonstiges Dance Weekend im "Big Apple", Kirchgasse 6, 22 Uhr. Sonntag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Die drei Musketiere", 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: "Loriots dramatische Werke", 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Phrasenmäher "Sanfte Exzesse", Kabarett, 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: "Hier sind Sie richtig", 15.30 Uhr.

Evangelische Kirche Bierstadt: Orgel und Blockflöten - Musik aus vier Jahrhunderten von Purcell, Bach, Mozart, Vierne und Bartok, 17 Uhr.

Kurhaus: Concertino "Il Piacere" der Mozartgesellschaft, 17 Uhr.

Festsaal des Rathauses: An All American Recital Semester - Abschlußkonzert der Volkshochschule, 17 Uhr.

Tanzpalast Park Café, Wilhelmstraße 36: Tanztee mit den "Highlanders". Lesungen

Theater, Studio: R. Schubert liest: "Auroras Anlaß" von Erich Hackl, 16 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase": Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", Stiftstraße 12, 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Filmspiegel

Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sister Act (Sa, So. 13, 15.30, 18, 20.30, Sa. 23.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Kevin - Allein in New York (Sa., So. 13.30, 16.30, 19.30, Sa. 22.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Der Tod steht ihr gut (Sa., So. 13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 13, 15.30, 18, 20.30, Sa. 22.30 Uhr).

Alpha: Bitter Moon (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 23 Uhr).

Beta: Grüne Tomaten (Sa., So. 14.30, 17.30, 20.30, Sa. 23.30 Uhr).

Gamma: Ihr größter Coup (Sa., So. 14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Kafka (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: The crying game (Sa., So. 17, 19.45 Uhr). Auf offener Straße (Sa. 22.30 Uhr); Effi Briest (So. 22.30 Uhr).

KiKi-Kinderkino: Asterix bei den Briten (Sa., So. 13, 15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Malereien von Emil Szymannsky, Sa., So. 11 bis 13 und 15 bis 18 Uhr (bis 31. 1.).

Galerie B. Haasner, Saalgasse 38 / Eingang Nerostraße: Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, Sa. 11 bis 14 Uhr (bis 27. 2.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Eddie Constantine "Architekturmodelle", Sa., So. 15 bis 17 Uhr (bis 14. 2.).

Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55/57: "Amerika - Europa: Entdekkung, Eroberung und Erforschung eines Kontinents", Sa. 9 bis 12.30 Uhr (bis 5. 2.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Stroboskopie", Illustrationen von Fernando Terelle, Sa., So. 10 bis 19 Uhr (bis 18. 1.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: "Die Wiesbadener Sammlung - Aus Dresden rückgeführte Gemälde" (bis 7. 2.); Jörg Schöner - Fotografie aus Görlitz (bis 21. 2.); Kunst von Mechthild Frisch (bis 7. 2.); Öffnungszeiten des Museums: Sa., So. 10 bis 16 Uhr. ohne Gewähr

Talk im Theater zu Fremdenhaß Diskussion der Volkshochschule mit Wilhelm von Sternburg

HÖCHST. Jetzt wird die Ausländerfeindlichkeit auch Thema einer Diskussionsveranstaltung im Frankfurter Westen. "Das neue Deutschland - neue Fremdenfeindlichkeit?" lautet der Titel eines Abends mit HR-Chefredakteur Wilhelm von Sternburg im Neuen Theater Höchst. Auf dem Podium sitzen am Montag, 18. Januar, außerdem Selver Erol von der Arbeiterwohlfahrt Höchst, Rosi Wolf-Almanasreh, Leiterin des Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten, Änne Ostermann und Gert Krell von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konflitkforschung und der Leipziger Dokumentarfilmer Andreas Voigt. Veranstalter sind die Volkshochschule im Stadtteilzentrum Höchst und das Filmforum gemeinsam mit dem Neuen Theater.

Angesichts der wachsenden Fremdenfeindlichkeit sei es notwendig, auch in den westlichen Stadtteilen eine Diskussion zu führen, schreibt Volkshochschul-Geschäftsführer Gerald Zier in der Einladung zur Diskussion, die um 19 Uhr beginnt.

Die beiden Tage nach der Diskussion gehören dem Film. Mitstreiter Andreas Voigt, Grimme-Preisträger 1992, wird seinen Streifen "Grenzland - eine Reise" nach Höchst mitbringen. Der Dokumentarfilm zeigt das Leben von Deutschen und Polen im Grenzgebiet.

Voigt pendelte mit der Kamera zwischen Oder und Neiße, redete mit den Leuten in den geteilten Dörfern und Städten am Fluß. Voigt zeigt die Grenze, die nach dem Fall der Mauer nicht verschwand, sondern höher wurde - der neue Reichtum.

Der Dokumentarstreifen wird im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a, am Dienstag, 19. Januar, und Mittwoch, 20. Januar, jeweils um 20 Uhr gezeigt. tos

Gemütlicher Nachmittag für Karbener Senioren

KARBEN. Die Karbener SPD lädt alle Senioren/-innen zu einem gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen, Tanzmusik und Unterhaltung am heutigen Samstag, 16. Janaur, von 15 bis 18 Uhr, ins Bürgerhaus Petterweil ein.

Es wird in allen Stadtteilen ein Fahrdienst angeboten: in Groß-Karben ab KSG-Turnhalle und Eis-Rei; in Klein- Karben ab Kiosk Margraf und Gaststätte Wörner; in Burg-Gräfenrode ab Firma Eberwein; in Okarben ab Bürgerhaus; in Rendel ab Altes Rathaus.

Wer von zu Hause abgeholt werden möchte, kann sich am Samstag, 16. Janaur, zwischen 11 und 12 Uhr, mit Ingeborg Kuhl, Telefon 0 60 39 / 4 19 14, in Verbindung setzen. de

Ulrich Kiefer (CDU):

Für den Vorsitzenden der Christdemokraten, Ulrich Kiefer, sind es die Jugendlichen selbst, die den Weg für ein Jugendzentrum blockieren. Denn Kiefer glaubt, das Ei des Columbus entdeckt zu haben: Ein ausgedientes Gebäude der Bundesbahn, Nutzfläche schätzungsweise 600 Quadratmeter und bereits ab April diesen Jahres zu mieten. Den zentralen Einwand von Jugendlichen ignoriert Kiefer: den Sicherheitsaspekt - das Gebäude ist umgeben von Schienen- strängen. Ein Jugendzentrum andernorts einrichten zu können, das hält er eher für unrealistisch. Für einen Neubau sei "kein Geld da", das frühere Altenheim an der Usa, das zum Jahreswechsel vorübergehend besetzt war, liege "genau in einem Wohngebiet" und scheide schon deshalb aus. Grundsätzlich erneuerte Kiefer nicht nur das Ja zu einem Jugendzentrum in Friedberg, sondern lud die Jugendlichen im Saal auch zur Kooperation ein: Wenn die verschiedenen Gebäude, die derzeit im Gespräch seien und auf ihre Eignung überprüft werden sollen, von Parlamentariern besichtigt würden, könnten auch Jugendliche mitkommen, die nicht im Stadtjugendring mitarbeiten.

F.-W. Durchdewald UWG

Einen Standortvorschlag vermochte der Fraktionsvorsitzende der UWG, Friedrich-Wilhelm Durchdewald, nicht zu bieten, versprach allerdings, gemeinsam mit anderen Parlamentariern "innerhalb weniger Wochen" eine Vorauswahl möglicher Objekte zu treffen. Durchdewald räumt ein, daß seine Fraktion dieser zentralen Frage Friedberger Jugend- politik bislang keinen besonderen Stellenwert eingeräumt hatte, von einer Veranstaltung vor einigen Jahren abgesehen. Was nicht möglich sein soll in einem Jugendzentrum, weiß Durchdewald hingegen sehr genau: "Wir stehen nicht zur Verfügung für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum." Der Unabhängige befürchtet, daß in einem selbstverwalteten Haus ein kleiner Kreis das Geschehen dominieren würde und niemand gegensteuern könne. Skeptisch ist Durchdewald auch in anderer Hinsicht: Schon altersbedingt müsse mit einem häufigen Wechsel unter den engagierten Jugendlichen gerechnet werden, folglich wäre es "nicht möglich, eine vernünftige Verwaltung zu führen". Volker Gundel (FDP): Für den Kreisvorsitzenden der Jungen Liberalen, der auch dem Vorstand der FDP in Friedberg angehört, ist es der- zeit "Humbug", an Konzepten für den Betrieb eines Jugendzentrums "rumzudoktern": "Erst einmal soll das Ding stehen, und dann können wir noch sehen." Sein Vertrauen in die Fähigkeiten der Jugendlichen, ein Zentrum verwalten zu können, ist groß. Das Burgfest, das jährlich zigtausend Besucher nach Friedberg locke und einen hohen Aufwand erfordere, "macht einfach Mut". Gundels Rat an die großen Parteien (die FDP ist im Stadtparlament nicht vertreten): "Wenn Sie den Jugendlichen morgen den Usa-Bau zur Verfügung stellen, haben Sie übermorgen keine Schäden mehr." H. Ellerhusen (SPD): "Überraschend" ist für den Vorsitzenden der Friedberger SPD, Hubertus Ellerhusen, der Wunsch Jugendlicher, den leerstehenden Usa-Bau als Treffpunkt zu nutzen. In einem Gespräch seiner Partei mit dem Stadtjugendring (SJR), das vor der Hausbesetzung stattgefunden habe, sei das Gebäude von den SJR-Repräsentanten als zu abgelegen bezeichnet worden. Möglicherweise, so seine damaligen Gesprächspartner, würde auf dem Nachhauseweg eine "Gefahr für junge Mädchen und Frauen" bestehen. Falls sich die Meinung darüber mittlwerweile geändert habe, sei er bereit, über die Eignung des Gebäudes nachzudenken: "Ich habe doch gar nicht in Zweifel gezogen, daß der Usa-Bau in Frage kommt." Für "durchaus nutzbar" hält Ellerhusen auch die Pavillons auf dem Platz vor der alten Blindenschule. Die frühere Blindenschule, die von der Stadt erworben werden soll, um einmal als Rathaus zu dienen, könnte seiner Meinung nach während der Um- und Ausbauphase von Jugendlichen "vorübergehend" genutzt werden. Der CDU-Vorschlag löst bei ihm "große Bedenken" aus: "Von der Umgebung her, direkt an den Gleisen." Demnächst will die SPD, die sich angeblich seit vorigem Sommer intensiver als in der Zeit zuvor mit einem Konzept für ein Jugendzentrum beschäftigt, Einrichtungen in Bad Vilbel, Karben und Bad Nauheim ansehen. Eine weitgehende Selbstverwaltung lehnt der SPD- Vorsitzende nicht zuletzt wegen der Erfahrungen aus dem 1985 abgerissenen Jugendzentrum ab. Die Arbeit dort sei "nach sehr erfreulichen Anfängen völlig aus dem Ruder gelaufen". Nun gelte es, eine "Organisationsform zu suchen, die solche Entgleisungen zu vermeiden hilft": "Die Notbremse müßte in der Hand der Stadt liegen." J. Hartmann (Grünen) In einem Jugendzentrum Usa-Bau sieht Johannes Hartmann, jugendpolitischer Sprecher der Grünen, "die beste Lösung, die auch kurzfristig umsetzbar wäre". Eine "gewisse Voraussetzung" müsse allerdings geschaffen werden: Die Stadt dürfe nicht durch den Verkauf ihrer leerstehenden Gebäude den Erwerb der alten Blindenschule finanzieren wollen, müsse folglich ihr Rathaus-Projekt in der jetzigen Form aufgeben. Falls es die Parteien ernst meinten, könnten schon in der nächsten Stadtverordnetenversammlung entsprechende Beschlüsse gefaßt werden. Sollte sich entgegen den Erwartungen herausstellen, daß das frühere Altenheim doch nicht geeignet sei, wollen die Grünen ihre Forderung nach einem Neubau auf dem früheren Standort des Jugendzentrums wiederholen. Von einer abschließenden Entscheidung über den Grad der Autonomie der Jugendlichen in einem wo auch immer errichteten Zentrum raten die Grünen zum jetzigen Zeitpunkt ab. Auf jeden Fall sollten sie "ihre Chance" bekommen, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sollte die Selbstverwaltung scheitern, könne noch immer ein größerer Einfluß der Stadt und ihres Jugendamtes auf die Arbeit in dem Treffpunkt geltend gemacht werden.

BERND SALZMANN

Die Freien Wähler fürchten eine große Koalition Fraktionsvorsitzender Tadewald Spitzenkandidat der Hofheimer FWG / Sartowski weiter krank

HOFHEIM. Gulaschsuppe und Käsehäppchen wurden serviert, und in gemütlicher Runde stellte die Hofheimer Freie Wählergemeinschaft (FWG) Spitzenkandidaten und Ziele für die Kommunalwahl vor. Doch schnell wurde das Dilemma deutlich, in dem sich Hofheims Freie Wähler befinden: "Die Große Koalition verhindern", nannte Werner Emde ein Ziel der FWG, um wenig später zu erklären: "Mit uns gibt es keine Koalitionen."

Nur: Wer eine Große Koalition verhindern will, muß für dieses Ziel SPD oder CDU gewinnen - und das wird für die Freien Wähler ohne Absprachen nur schwer möglich sein. So kamen die Hofheimer FWGler auch ein wenig ins Schwimmen, als es um die Frage möglicher Partner nach der Kommunalwahl ging. "Auf keinen Fall" will Günter Rühl verbindliche Absprachen mit einer Partei; von der mißlungenen und im März gekündigten Zusammenarbeit mit den Christdemokraten hat man noch die Nase voll. "Die CDU hat uns nur zur Bürgermeisterwahl gebraucht", ärgert sich Rühl heute noch, "was nach der Wahl lief, war alles andere als christlich." Dagegen wurden Werner Emdes Schilderungen besonders plastisch, wenn es um die Gefahren einer Großen Koalition ging. "Dann wird Politik nur noch im geschlossenen Hinterstübchen gemacht", mahnte Emde. Und das widerspreche dem Prinzip der Freien Wähler, die Angelegenheiten der Kommune in größtmöglicher Offenheit zu verhandeln.

Ob nun die schlechte Erfahrung mit dem Ex-Partner oder die Furcht vor der Großen Koalition entscheiden wird, blieb offen - auch, weil Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzender Bodo Tadewald krank war und fehlte. Man wolle sich an den Sachfragen orientieren, faßte Emde zusammen, "also vernünftigen Vorschlägen zustimmen - ob nun von der CDU, der SPD oder der GOHL". Und, so der hauptamtliche Kreisbeigeordnete: "Im Main-Taunus-Kreis hat sich die Zusammenarbeit ohne feste Koalition bewährt."

Am Samstag wird ein Dutzend FWG- Wahlhelfer 300 Plakate aufstellen - der Wahlkampf geht in die Endphase. Sauber und fair solle er bleiben, versichern die Freien Wähler. Die wichtigsten Themen sind ihnen Wohnungsbau, Verkehr und Umwelt. Eine Fußgängerzone in der Hauptstraße, aber auch ausreichend Parkplätze wünscht sich die FWG, mehr sozialen Wohnungsbau und bezahlbares Bauland, die Einrichtung eines städtischen Umweltamtes und die Förderung der Altenarbeit.

Die acht von 37 Sitzen im Parlament "wollen wir mindestens halten", so Hommel, "wir sind die Alternative für Parteiverdrossene". Die Listenplätze von eins bis zehn: Bodo Tadewald, Wallau; Günter Rühl, Hofheim; Dr. Rudolf Oehl, Lorsbach; Lothar Sangmeister, Lorsbach; Horst Bergs, Langenhain; Volker Ißleib, Hofheim; Ingrid Hasse, Diedenbergen; Wilhelm Leber, Marxheim, Heidemarie Müncheberg, Hofheim; Heinrich Beimel, Hofheim.

Und noch eine Personalie hatte Karl Hommel zu vermelden: Roman Sartowski - Hofheims Erster Stadtrat - kann frühestens in sechs bis acht Wochen ins Rathaus zurückkehren: Er bleibt vorerst krank. md

SPD ist empört über Schändung von Friedhöfen

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Die SPD Main-Taunus ist empört und beschämt über die erneuten Verwüstungen jüdischer Friedhöfe im Main-Taunus-Kreis." Das erklärt der Unterbezirksvorstand der Sozialdemokraten in einer Pressemitteilung. Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit dürften keinen Raum in unserer Gesellschaft haben. Alle demokratischen Kräfte, so die SPD, seien jetzt aufgerufen, dem Antisemitismus und der Ausländerfeindlichkeit entgegenzutreten und Zeichen für ein friedliches Miteinander zu setzen.

An die Bürgerinnen und Bürger im Main-Taunus-Kreis appellieren die Sozialdemokraten, "mutig und couragiert zu reagieren, sollten sie bemerken, daß jüdische oder ausländische Mitbürger diskriminiert, beleidigt oder herabgewürdigt werden". md

Feuerwehr Klein-Karben tagt

KARBEN. Einsatzabteilung und Verein der Freiwilligen Feuerwehr Klein-Karben laden ein zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 16. Januar, um 20 Uhr im Unterrichtsraum der Freiwilligen Feuerwehr Klein-Karben, Rathausstraße. Nach den Berichten wird der Vorstand entlastet und eine Vorausschau auf das Geschäftsjahr 1993 gehalten. de

Staatsanwalt prüft Dividendenstripping

sch FRANKFURT A. M. Das hessische Wirtschaftsministerium hat seinen Untersuchungsbericht über das Dividendenstripping abgeschlossen. Gut ein Jahr nachdem Ressortchef Ernst Welteke diese in vielen Formen ablaufenden Aktiengeschäfte zur Umwandlung steuerpflichtiger Dividenden in steuerfreie Kursgewinne erstmals angeprangert und damit die Börsianer aufgeschreckt hatte, legte das Ministerium nun die Ergebnisse seiner Bemühungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft vor.

Die Behörde wird den umfangreichen Bericht mit rund 20 Seiten Schlußfolgerungen und 100 Seiten Anhang prüfen und dann beschließen, ob Verfahren eingeleitet werden oder nicht. In Wiesbaden hofft man auf eine Entscheidung in den nächsten Wochen.

Unabhängig davon wertet das Ministerium seine Aktion als Erfolg. Anders als zuvor seien nämlich die Aktienumsätze im vergangenen Jahr um die Dividendentermine herum nicht wesentlich höher ausgefallen als normalerweise.

Ein Beispiel für Dividendenstripping ist der Verkauf von Aktien kurz vor dem Ausschüttungstermin und ihr Rückkauf kurz danach zu dem um den Dividendenabschlag ermäßigten Kurs. Wiesbaden nimmt an, daß auf diese und ähnliche Weise Steuerzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe bei Geschäften über Makler und in noch größerem Umfang bei Einschaltung von Banken allein im Untersuchungszeitraum, der sich auf das Jahr 1991 erstreckt, "verkürzt" wurden.

Stilleben "Marke Eigenbau" Martin Walsers "Zimmerschlacht" bei der Volksbühne

HANAU. Die Tragödie bürgerlicher Ehen als theatralischen Zweikampf hat August Strindberg 1900 in seinem "Totentanz" signifikant auf die Bühne gebracht. Eine Renaissance des Themas hat es in den 60er Jahren gegeben: zeitgleich entstehen in Europa und USA Martin Walsers "Zimmerschlacht" und Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?". Wenig später kommt Dürrenmatts "Play Strindberg" heraus. Damit ist im Theater das Unbehagen antizipert worden, das in Kombination mit der Einführung der Anti-Baby-Pille, dem Beate-Uhse-Boom, mit Flowerpower und Hippietum zur sogenannten sexuellen Revolution und zum Beginn der Frauenbewegung geführt hat.

Was Albee, Walser und Dürrenmatt vorführen ist Geschlechterkampf in verkrusteten Strukturen von Ehen, in denen Sexualität unterdrückt oder klinisch gehandhabt wird, was mit Gewalt- und/oder erotischen Phantasien, mit Alkohol und gegenseitigen Unterdrükkungsmechanismen kompensiert wird. Äußere und verinnerlichte Zwänge der Spielfiguren lassen die Ehe zur Hölle werden, in der die Paare vor Gott und der Welt zu "lebenslänglich" verurteilt sind und auf engstem Raum einen Kleinkrieg führen.

30 Jahre nach der Entstehung seiner ersten Fassung ist Walsers "Übungsstück für ein Ehepaar" mit dem Euro- Studio Landgraf auf Tournee und machte für die Volksbühne in Hanau Station. In der Neuinszenierung von Karl Fruchtmann stehen sich Cordula Trantow als Trude und Peter Striebeck als Felix gegenüber. Gespielt wird die "ursprüngliche" Version in einem Akt, ein Boulevard-Strindberg ohne die Retrospektive des zweiten Aktes, der 1967 auf Wunsch von Fritz Kortner entstanden ist.

Bühnenbildner Horst Vogelsang läßt die "Zimmerschlacht" originalgetreu zu ihrer Entstehunszeit stattfinden: um den Nierentisch gruppiert sich die Neuanschaffung einer staksigen Cordgarnitur, dahinter prunkt eine Musiktruhe mit beleuchteter Hausbar. Trude steckt in einem kniekurzen Hängerkleid aus unterlegter Spitze und Satinpantöffelchen. Sie ist im Aufbruch zu einer Cocktailparty und wedelt ungeduldig mit ihrem Nelkenstrauß hinter ihrem Gatten her. Felix, der beschlossen hat, das Fest zu boykottieren, trödelt herum, kann angeblich weder Schuhe und Schlips noch die Manschettenknöpfe finden. Der Zwist um die Einladung eskaliert, im Nu gerät das Paar ans Eingemachte: Frustrationen der Frau, Minderwertigkeitsgefühle des Mannes, Projektionen von geheimen Wünschen und uneingestandene Aggressionen kristallisieren sich in Rededuellen und ritualisierten Spielen.

Walser demonstriert, wie sich die beiden auf eine mögliche Selbstbefreiung zubewegen und dann - verklemmt und überangepaßt - davor zurückzuschrekken. Peter Striebeck und Cordula Trantow stellen die Walser-Figuren museal aus als Repräsentanten der jungen, deutschen Wohlstandsgesellschaft: die Wunderkinder sind brav und bieder geworden, ihre brandstifterischen Potenzen ("Tu was, was den Rahmen sprengt!") reichen nicht, um aus dem Stilleben "Marke Eigenbau" herauszukrachen. Da hat das libertäre, ApO-geprüfte, postmoderne Publikum im Comoedienhaus gut lachen, weil es ja sooo viel erfahrener ist! RUTH DRÖSE

"Mutter Schmidt" hilft weiter Ihre Ehrung nutzte sie gleich für ein Anliegen für Lämmerspiel

MÜHLHEIM. Lieselotte Schmidt ist eine Frau, die das Herz am richtigen Fleck hat, und von deren Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft eine ganze Menge Leute hauptsächlich in Lämmerspiel profitieren. Weil sich dies auch bis ins Mühlheimer Rathaus herumgesprochen hat, wurde dort beschlossen, der 68jährigen den Bürgerpreis für ehrenamtliche Sozialarbeit für das Jahr 1992 zu verleihen.

Bürgermeister Karl-Christian Schelzke überreichte Lieselotte Schmidt am Dienstag abend Urkunde und 1000 Mark. "Das Geld werde ich gleich weitergeben", versprach die Geehrte und verriet: "Ich bin richtig erschrocken, als ich hörte, für den Preis ausgewählt worden zu sein."

Lieselotte Schmidt war 1964 von Frankfurt ins dörfliche Lämmerspiel gezogen. Als ihre Mutter ein Jahr später starb und in Lämmerspiel beerdigt wurde, "da war ich über den Friedhof geschockt". Mit einem alten Wehrmachtshelm sei damals das Wasser aus dem Grab geschöpft worden, ihr Mann habe helfen müssen, den Sarg in die Erde hinabzulassen, beschreibt sie die Zustände von einst. Und sie beschloß, daran etwas zu ändern. Auf dem Lämmerspieler Friedhof habe sich inzwischen einiges zum Besseren gewendet, merkte sie an. Die Glocke allerdings, die läute mal und läute mal auch wieder nicht, ließ sie den Bürgermeister wissen.

Durch den Tod ihrer Mutter bekam Lieselotte Schmidt Kontakt zu der damaligen Kirchengemeinde Mühlheim-Süd, der heutigen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, und wurde dort aktiv. Mittlerweile wird sie dort liebevoll als "Mutter Schmidt" bezeichnet und hat den Ruf, für alles und für alle dazusein. "Sie können auch Oma Schmidt zu mir sagen", bot sie Schelzke an, der den ehemaligen Pfarrer Rainer Glawischnig zitierte. Der habe einmal gesagt: "Mutter Schmidt kennt jeden, sie weiß alles, sie macht alles und findet auch immer Helfer."

Lieselotte Schmidt gründete und leitete in der Kirchengemeinde den Frauenkreis, rief die Lämmerspieler Ferienspiele ins Leben, die seit 1970 regelmäßig für Kinder angeboten werden. Sie leitete den Besucherkreis für ältere und kranke Bürger und ist noch heute in der Seniorenbetreuung tätig. Diese aufopfernde Arbeit sei vorbildhaft in einer Zeit, in der sich die Menschen ins Private zurückzögen und sich der Staatsbürger immer mehr zum Staatskunden entwickele, sagte Schelzke. Pfarrer Gerhard Hotz lobte Lieselotte Schmidt vor allem für ihr Engagement, deutschen Aussiedlern aus Rußland weiterzuhelfen.

"Ich bin froh, daß ich gesund bin und für andere etwas tun kann und selbst keine Hilfe brauche", zeigte sich Lieselotte Schmidt bescheiden. "Wenn ich jemand anspreche, dann sagt niemand nein", beschrieb sie ihre Gabe, Mitstreiter für ihre Sache zu gewinnen. Und sie wäre nicht "Mutter Schmidt", hätte sie das nicht auch gleich bei der Preisverleihung im Rathaus versucht. Die Herren von der Verwaltung bat sie, sich doch für die Ansiedlung eines dritten praktischen Arztes in Lämmerspiel einzusetzen. "Besonders die alten Leute brauchen ihn."

Seit einem Jahr gebe es in dem Ortsteil keinen dritten Arzt mehr, bedauerte sie und erinnerte sich daran, vor einem Jahrzehnt schon einmal für diesen gekämpft zu haben. "Damals sind wir in Lämmerspiel von Haus zu Haus gegangen und haben gefragt, wohin die Leute zum Arzt gehen." 60 Prozent gingen zu auswärtigen Medizinern, 40 Prozent waren dazu "wegen der Strapazen und schlechten Nahverkehrsverbindungen" nicht in der Lage. Nach diesem Ergebnis habe sich vor zehn, elf Jahren dann auch Bürgermeister Werner Grasmück für einen dritten Arzt stark gemacht; mit Erfolg.

Reinhold Latzke, SPD-Fraktionschef und Verwaltungsdirektor der Offenbacher Städtischen Kliniken, versprach, sich umzuhören. Wegen des neuen Gesundheitsstrukturgesetzes sieht er Chancen, daß ein Arzt bis zum 30. Juni gefunden werden könnte. Danach würden die Niederlassungsmöglichkeiten nämlich erschwert. Mutter Schmidt: "Darauf trinken wir einen." PETER MÜLLER

Kein Geld mehr für Bigband Die Reihe "Jazz in der Oper" fiel dem Rotstift zum Opfer

Die Jazzband der Frankfurter Oper, die als "City Stage Big Band" vor etwa einem Jahr von Musikern des Opernorchesters und unterstützt von den Saxophonen der HR-Bigband unter der Leitung von Manfred Honetschläger ins Leben gerufen wurde - Opernintendant Martin Steinhoff hat den Geburtsvorgang freudig begrüßt und unterstützt - ist nach mehreren erfolgreichen Konzerten im sogenannten Holzfoyer der Oper mittlerweile sanft entschlafen.

Was ist der Grund für das stille Hinscheiden des gerade zur Welt gekommenen Orchesterkindes? An einer Überbeschäftigung des Opernorchesters kann es wohl kaum liegen. Auch mangelndes Interesse oder fehlende Resonanz des Publikums können es kaum gewesen sein: Letzter Höhepunkt war wohl das Konzert während des Mainuferfestes, als die mit 20 Violinen zum Hollywoodformat verstärkte Bigband, unterstützt von Gesangssolisten der Oper, auf dem Main mit einem bunten Programm aus Bernsteins "West Side Story" und aus Gershwins "Porgy and Bess" das Publikum begeisterte.

Seitdem aber hörte man - außer Gerüchten - nichts mehr von der Jazzband. Die Opernintendanz habe den Geldhahn zugedreht, so wurde erzählt, als sich herausgestellt habe, daß das Orchester nicht mal die relativ schmalen Honorare der Opernhaus-Musiker einspielen konnte. (Die Musiker sollen, weil sie ja nicht im offiziellen Opernprogramm auftraten, ein Kammermusik-Honorar erhalten haben, während die vom HR "geliehenen" acht Saxophonisten voll bezahlt werden mußten.) Weil aber in der Oper, wie überall, der Rotstift regiert, mußten im Holzfoyer die Lichter ausgehen. Auch ein für den 12. Januar dieses Jahres vorgesehenes Benefiz-Konzert mußte ausfallen. "Für die Reihe Jazz in der Oper gibt es kein Geld mehr", so Pressesprecherin Rita Henss.

Wie aber von Manfred Honetschläger, dem Leiter der City Stage Big Band, zu erfahren ist, hat man - bei allen Schwierigkeiten - nicht resigniert, sondern möchte weitermachen.

Vor allem will man künftig außerhalb der Oper auftreten, auch wenn man deswegen die Band da und dort verkleinern muß. Vielleicht gelingt es, Spielorte zu finden, an denen mehr Publikum Platz findet, als im doch sehr begrenzten Holzfoyer der Oper. Sicher scheint zumindest zu sein, daß die "City Stage Big Band" im Sommer bei den Weilburger Schloßkonzerten mehrfach auftreten wird. Gesangssolistin wird dann - wie bei der Premiere - Sylvia Droste sein. Zuvor aber, das heißt im Frühjahr oder Frühsommer, möchte man noch das ausgefallene Benefiz-Konzert nachholen. wp

Vor dem Hintergrund der Probleme bei der "Vollendung der deutschen Einheit", "rezessiver Tendenzen" in der Wirtschaft und der "Überforderung des modernen Sozialstaates" hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Wolfgang Schäuble, in einem Brief an seine Fraktionsmitglieder die Aufgaben für 1993 umrissen. Sie reichen vom Kampf gegen den "Mißbrauch des Asylrechts" über die neue Rolle der Bundeswehr und der Europapolitik bis hin zu "weiteren einschneidenden Sparbeschlüssen" im Inland. Wir dokumentieren den Brief Schäubles im Wortlaut.

Tannenbaum am Samstag, Kalender erst im Februar

MÖRFELDEN-WALLDORF. Aufgrund von Nachfragen weist die Stadtverwaltung daraufhin, daß Weihnachtsbäume im Stadtteil Mörfelden am Samstag, 16. Januar, ab 6 Uhr, mit der allgemeinen Grünabfuhr abgeholt werden. Zudem teilte die Verwaltung mit, daß der Abfallkalender 1993 für beide Stadtteile, in dem alle Müllabfuhrterminen stehen, Anfang Februar fertig sein und an die Haushalte verteilt wird. Derzeit seien die Unterlagen noch in der Druckerei. cas

Irak trotzt Drohung Bushs

BU - Russisch

(Bilder: Jewgenij Kondakow)

SKV Mörfelden bei den Hessenmeisterschaften der Kegler im bayerischen Aschaffenburg Ludwig Keller mit der drittbesten Vorleistung Steffen Ulbrich nach der Vorrunde "nur" auf dem zehnten Rang / Senior Schulmeyer überragte

Die Endläufe um die hessischen Meisterschaften der Sportkegler, Sektion Asphalt, sollen am morgigen Samstag sowie am Sonntag im Kegelzentrum Aschaffenburg-Damm (Strietwaldstraße) ausgetragen werden. Bei den Vorläufen in Frankfurt-Riederwald erzielte Lokalmatador Hans-Otto Keßler (KV Riederwald) mit 1861 Holz das beste Gesamtergebnis. Auch Hans-Jürgen Walther (SG Bockenheim/1802 Leistungspunkte) übertraf diese Marke, somit auch den besten Mörfeldener SKV-Kegler, Nationalspieler Ludwig Keller. Der 46 Jahre alte ehemalige Vize-Weltmeister (1988) und Mannschafts-Weltmeister (1990) erzielte als Rangdritter 1799 Holz. Sein Teamgefährte im "Sportkegelclub Olympia", der nach dem Bundesliga-Abstieg in der Zweiten Bundesliga-Nord mit 14:4 Punkten nach der Vorrunde hinter Vollkugel Eppelheim (16:2) Tabellenzweiter ist, Martin Keßler, belegte mit 1765 Zählern Rang sechs. Der sechzig Mal für die ehemalige DDR international aktive Steffen Ulbrich (32 Jahre) kam mit 1746 Holz über Rang zehn nicht hinaus. In die hessischen "Top ten" reihte sich ferner Markus Weyrich (TuS Rüsselsheim/1763/7. Platz) ein. Die ersten zwölf haben sich für die Endläufe qualifiziert.

Das gleiche trifft auf die Konkurrenz der Senioren A zu. Sie traten in Bad Nauheim an. Dort überragte Manfred Schulmeyer (SKV Mörfelden) mit 930 Holz. Das entsprach fast haargenau dem Mittelwert des Männer-Siegers. Der 50 Jahre alte Mörfeldener war bereits Hessenmeister sowie deutscher Vizemeister im Paarkampf. Seine Bestleistung ist bei imposanten 1029 Holz angesiedelt. Davon war der Bundesliga-Akteur allerdings ein ganzes Stück entfernt. Da jedoch die Bahnverhältnisse höchst unterschiedlich sind, ist diese Leistung nicht direkt mit seiner Höchstleistung vergleichbar.

Seine Mitbewerber hatten nämlich Mühe, die 900er-Grenze zu überbieten: Albert Wiens (Weißkirchen/909) sowie Schulmeyers Vereinskamerad Frank Keller (904) schafften es gerade noch. Der 54 Jahre alte Frank Keller hat in seinen besten Tagen 994 Leistungspunkte erreicht. Manfred Schwarz (Keglervereinigung Offenbach) konnte sich mit 854 Treffern (zehnter Rang) ebenfalls für die Endläufe qualifizieren.

Frank Bonarius (ESV Bischofsheim) wurde mit 1755 Holz Vorlaufsieger der Junioren, Albert Markulin (KV Offenbach) mit 1742 Holz Zweiter und Holger Walther (SKV Lorsch/1726) Dritter. Als Neunter kam Alexander Ankert (Keglervereinigung Offenbach, in der Punktrunde für den Zweit-Bundesligaletzten KSC Hainstadt aktiv), ins Ziel. Er warf 1671 Holz. Markus Haberberger (ESV Bischofsheim/1665) wurde noch Zehnter. Bester Mörfeldener war Timo Hoffmann (1661), der Rang elf erreichte und damit ebenfalls noch in den Endlauf kam.

Die Leistungen im Frauenbereich sind generell schwächer als beim männlichen Geschlecht. Ute Hock (KV Aschaffenburg) wurde mit 890 Holz Vorlaufsiegerin, Andrea Wacker (SKG Roßdorf/872) und Rita Sporys (ESV Blau-Gold Frankfurt/866) bestiegen in dieser Qualifikation die beiden anderen Siegertreppchen. Der Sportkreis Groß-Gerau stellte in Petra Schwanke (ESV Bischofsheim/851 Holz) die fünftbeste Teilnehmerin. Judith Ernst (KV Rodgau/818) wurde Elfte und huschte damit gerade noch ins Finale der besten zwölf Keglerinnen des Landes.

Die ehemalige Mörfeldenerin Ricarda Kraft (TV 1860 Frankfurt) beherrschte die Kugel bei den Juniorinnen am besten. Sie vereinigte 838 Punkte auf ihrem Konto, distanzierte damit Nicole Schumm (Freigericht/833) sowie Martina Spahn (SV Rot-Weiß Walldorf (819). Tania Sünnmer (SKV Nauheim/811/5. Platz) kam ebenso wie die Mörfeldenerinnen Regina Fischer (802 Holz/8.) und Silke Baumann (800/9.) sowie Sandra Raab (ESV Bischofsheim/800/10.) in den Endlauf.

Die Punktrunde in der Zweiten Männer-Bundesliga soll erst am 6. Februar 1993 fortgesetzt werden. Dabei erwartet der Tabellensiebte SC 63 Offenbach den Vorletzten Adler Neckargemünd (13.15 Uhr), während Schlußlicht KSC Hainstadt bei Bahnfrei Aschaffenburg-Damm (12.45 Uhr) antreten muß und der vierfache deutsche Meister Olympia Mörfelden Gast des Rangfünften TSG Kaiserslautern (13.15 Uhr) sein wird. In anbetracht dieser schweren Aufgaben dienen die Hessenmeisterschaften einigen Spielern als ideale Vorbereitung. hdp

Alten- und Jugendarbeit waren Heinz Benker stets vorrangig Ob als DRK-Mann oder SPD-Gemeindepolitiker / Auch konfliktreiche Jahre / Geordneter Rückzug des 77jährigen

HAMMERSBACH. Wenn Heinz Benker am Samstag nach zwölf Jahren den Vorsitz beim Hammersbacher Roten Kreuz abgibt, ist die vorletzte Stufe im geordneten Rückzug eines nunmehr 77jährigen überschritten. Die letzte hofft er dieses Jahr ebenfalls zu nehmen.

Er ist derzeit Zweiter Vorsitzender im Förderverein für die Hirzbacher Kapelle, deren Mitnutzung durch die Gemeinde er noch juristisch absichern will.

Daß er auch ohne Amt weiterwirkt, zeigt der zweifache Bundesverdienstkreuz-Träger schon seit seinem Ab- FR-Porträt schied aus dem Parlament. "Was tun für andere" ist sein Rezept gegen das Abstumpfen im Alter.

Ob als DRK-Mann oder SPD-Gemeindepolitiker seien ihm Alten- und Jugendarbeit immer vorrangig gewesen. Daß es ihm nicht gelungen ist, am Ort ein Jugendrotkreuz aufzubauen, schmerzt Benker. Dennoch ist er stolz, daß sich die Gemeinde den DRK-Ansatz freier Jugendarbeit mit Sozialarbeiter und Jugendtreff zueigen gemacht hat.

Versteht sich, daß Benker, der weiter regelmäßig die Fraktionssitzungen besucht, dazu beigetragen hat. Daß das Rote Kreuz im Doppeldorf überhaupt eine ABM-Stelle für offene Jugendarbeit bekam, hat mit den guten Verbindungen Benkers zu zuständigen Stellen ebenso zu tun, wie das "Glücksspiralen"-Geld, von dem der Ausbau des DRK-Treffs in Langenbergheim als generationsübergreifende Einrichtung profitierte.

Im Sozialbereich ist Heinz Benker wegen seiner haupt-, später ehrenamtlichen Tätigkeit beim Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB), bekannter als Jugendsozialwerk, ein denkbar guter Kontaktmann.

Der dem DRK nahestehende Verband, einst aus der Sorge um Flüchtlinge entstanden, später mit Schwerpunkt Integration ausländischer Arbeitskräfte, bietet heute berufliche Weiterbildung an. Vorsitzender der überparteilichen Organisation ist der Ex-Bundesminister Georg Leber.

Der aus einer Porzellanarbeiter-Familie im oberfränkischen Selb stammende Benker stieß schon 1949 zum Internationalen Bund. Zunächst in Ulm, dann in Mannheim half er je zwei Jahre lang beim Aufbau.

Heute schätzt er sich glücklich, daß ihm Pionierarbeit abgefordert wurde. So dehnte er 1953 als Landesbeauftragter den IB auf Hessen aus. 1981, bei Benkers Ausscheiden als Beauftragter, beschäftigte die hessische Landesstelle 361 Hauptamtliche und förderte mehr als 7000 Personen. Nach vier Jahren im ehrenamtlichen Vorstand wechselte er 1985 ins IB-Bundeskuratorium.

Daß der IB anfangs um in den Wirren der Nachkriegszeit entwurzelte Jugendliche "rang", war eine "persönliche Wiedergutmachung" für den in der Nazizeit "unschuldig schuldig Gewordenen". Erst nach dem katastrophalen Krieg erkannte er, daß sein "Idealismus im Jugendbereich schändlichst mißbraucht" worden war: Der bei seiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsene Abiturient Benker war 1935/36 hauptamtlich HJ- Führer; danach ging die Wehrpflicht in den Krieg über, den er mit leichteren Verwundungen bis zum Ende mitmachte.

In US-Internierung, wo man Generäle um Zigarettenstummel zanken sehen konnte, durfte er an der "Lager-Universität" Darmstadt studieren. Von "jeder autoritären Form geheilt", habe er sich ins Zivildasein zurückbegeben. Die junge Familie nährte er zunächst drei Jahre mit Handarbeit.

1960 hat er, angezogen von Persönlichkeiten wie Fritz Erler und Carlo Schmid - dieser war zur Gründungszeit IB-Vorsitzender -, zur SPD gefunden.

Als Mensch mit Blick für soziale Probleme und nunmehr gereifter Demokrat fand er zu einer Identität als Sozial-Demokrat: In eine Partei könne man gehen, wenn man deren Positionen zu 60 Prozent teilt: um die restlichen 40 könne man ja kämpfen.

Der Umzug ins Marköbeler Einfamilienhaus 1966 zog Benkers kommunalpolitisches Debüt nach sich. Da er für die 1800 Einwohner(innen) keine selbständige Zukunft sah, betrieb Benker den Zusammenschluß mit dem im Kreis Büdingen gelegenen Langenbergheim.

Von einem ersten Mitarbeitsangebot an den SPD-Ortsverein samt Zukunftskonzept an focht er die Fusion zäh gegen alle Widerstände durch: "Das konnten nur Zugereiste wie ich oder mein Nachbar, der heutige Erste Beigeordnete Paetzold, machen."

Der IB-Landesbeauftragte ging beruflich bei den Dienststellen ein und aus, die das Vorhaben absichern mußten. Benker schrieb Strategiepapiere, führte nach dem Grundsatzbeschluß der Gemeindevertretungen die Vereinigungskommission und warb in hitzigen Versammlungen für das Ziel, fand dafür letztlich in den 68er Wahlen Rückhalt.

Marköbel habe er als "ehrlicher Makler" den Verzicht auf den geschichtsträchtigen Ortsnamen abgerungen; die neue Bezeichnung ist einem Rinnsal entliehen, das die Gemarkungen verbindet. Seither war er auch als Fraktionsvorsitzender am Zusammenwachsen beteiligt. Es folgten konfliktreiche Jahre, in denen sich Benker auch nicht scheute, wegen parteiinterner Querelen das Amt vorübergehend hinzuwerfen. Von 1977 an machte Benker aber noch acht Jahre den Oppositionschef, bevor er die Arbeit an den jungen Wilhelm Dietzel abgab - nur für Nichteingeweihte ein Schock, in Wirklichkeit der erste von langer Hand vorbereitete "Rückzug".

Was dem 1989 zum ersten "Gemeindeältesten" Hammersbachs Ernannten noch bleibt? Neben der Fürsorge für die kranke Ehefrau leistet Benker zum Beispiel noch etwas "Aufbauhilfe" bei SPD und DRK in der ostdeutschen Partnergemeinde Wechmar.

Und: Er will seine Erinnerungen an die Gemeindefusion aus Sicht eines Akteurs niederschreiben - vielleicht eine spannende Lektüre für Student(inn)en der Politikwissenschaft. Ul

"Es gibt nichts mehr zu sparen" Peter Eschberg zur Situation am Schauspiel

Frankfurt muß sparen. Auch in der Kultur. Die Großstadt, die unter allen deutschen Kommunen den höchsten Pro- Kopf-Etat für die Schönen Künste hat, wird in den kommenden Jahren weniger Geld ausgeben können. Die zu erwartenden Kürzungen werden nicht nur die Museen treffen. Auch die Theater müssen wohl damit rechnen, daß die Politiker im Römer bei ihnen den Rotstift ansetzen. Darüber soll, unter anderem, am heutigen Donnerstag im Kulturausschuß gesprochen werden, zu dem die Intendanten von Oper und Schauspiel, Martin Steinhoff und Peter Eschberg, geladen sind.

Das Schauspiel Frankfurt ist seit langem in der Kritik. 4 Millionen Mark beträgt der Jahresetat. Zuviel, finden nicht wenige Lokalpolitiker, gemessen am Erfolg der Bühne. Sie argumentieren mit Zuschauerzahlen: Von Januar bis Juni 1992 gingen etwas mehr als 40 000 Besucher in Schauspiel, Kammerspiel und Bockenheimer Depot. Das entsprach einer Platzausnutzung von 55 Prozent. Warum also nicht hier einsparen?

"Weil es nichts mehr zu sparen gibt", sagt Intendant Peter Eschberg. "Von den 34 Millionen, die immer genannt werden, stehen uns für die Produktionen gerade 3,8 Millionen Mark zur Verfügung. Der Rest des Geldes ist gebunden. Davon müssen allein 270 Angestellte bezahlt werden. Nimmt man diese Zahl zum Vergleich, dann hatte ich selbst in Bonn mehr Geld für die künstlerischen Projekte: 5,4 Millionen. Die Frankfurter Verhältnisse entsprechen wirklich nicht dem Status eines großen Theaters."

An der Struktur und dem Personalstand sei keine Veränderung möglich. In einigen Bereichen sei die Personaldecke so dünn, daß die städtische Stellensperre über kurz oder lang für Probleme sorgen könne. Darüber hinaus müßten Schauspiel und Oper die Schulden und Zinsen aus dem Umbau tragen - ein Posten von vier Millionen Mark im laufenden Haushalt. Das riesige Haus koste im Jahr allein 1,8 Millionen Mark an Unterhaltung.

Die viel kritisierte Spartentrennung - Oper, Schauspiel, Ballett - habe dagegen keinen einzigen Pfennig Mehrkosten verursacht, so Eschberg.

Den immer wieder zitierten Besucherzahlen setzt Eschberg andere entgegen. Gegen Ende des vergangenen Jahres seien wesentlich mehr Zuschauer in die drei Spielstätten gekommen als noch im Sommer: "Im Oktober und November waren über 75 Prozent aller Plätze belegt, im Dezember um die 70." Zahlen, die sich sehen lassen können im bundesdeutschen Vergleich, findet Eschberg: Einige Berliner Theater wie das Schillertheater oder das Deutsche Theater lägen zum Teil weit darunter.

Auch die absoluten Besucherzahlen der Kalenderjahre 91 und 92 sprechen für Eschberg. Im letzten Jahr unter Interimsintendant Hans Peter Doll kamen 66 000, im ersten Jahr des neuen Schauspielchefs Eschberg 71 000 Zuschauer.

Zum Vergleich: Ins Theater am Turm - mit seiner gänzlich anderen Konstruktion und wesentlich weniger festangestelltem Personal - gingen in der vergangenen Spielzeit 26 000 Zuschauer. Platzausnutzung: 76 Prozent. Der Einzel- Etat des TAT innerhalb der Kulturgesellschaft (TAT, Schirn, Mousonturm) beträgt zur Zeit 8,6 Millionen Mark. Davon stehen knapp 3 Millionen für die Produktionen zur Verfügung.

Zurück zum Schauspiel: Die Akzeptanzschwierigkeiten seien kein spezifisches Problem der Frankfurter Bühne, sagt Eschberg: "Die entsprechen einer gewissen Ermüdung des Publikums gegenüber unserem Medium insgesamt." Akzeptanzschwierigkeiten: Haben die nicht auch mit der Qualität des Gebotenen zu tun? Frankfurt unter die ersten Sprechbühnen in Deutschland zurückbringen: Eschberg räumt ein, daß er seinen eigenen Anspruch in der ersten Spielzeit nicht erfüllt hat. In der neuen Spielzeit sieht er sich allerdings auf einem guten Weg: Mit seiner eigenen Inszenierung von Djuna Barnes' "Antiphon", den "Präsidentinnen" von Werner Schwab, die Anselm Weber eingerichtet hat, und mit Hans Hollmanns Doppelinszenierung von Rainald Goetz' "Festung" und "Katarakt" im Depot.

Daß Qualität allein offenbar noch kein Theater füllt, zeigt ein Blick auf die Besucherzahlen bei "Hanneles Himmelfahrt" in der vergangenen Spielzeit. Obwohl dies sicher eine der besseren Arbeiten war, wollten sie lediglich 2800 Zuschauer sehen. Mehr als 10 000 hätten in den 15 Aufführungen aber Platz gehabt.

Neue Angebote werden von den Frankfurtern nur schleppend angenommen. So sind die Samstagsnachmittag-Vorstellungen nur zur Hälfte gefüllt, obwohl das Schauspiel dem Publikum ein besonderes Angebot macht: Die Kinder können während der Vorstellung von einer Kindergärtnerin betreut werden, ein Schauspieler liest dem Nachwuchs vor.

Fazit: Peter Eschberg sieht kaum Chancen, den Etat des Schauspiels zu kürzen. Sollten Einsparungen geplant sein, dann gingen sie voll zu Lasten der künstlerischen Arbeit. "Wenn man uns von den 3,8 Millionen Mark noch etwas nimmt", sagt er, "dann gibt es nur eine Konsequenz - wir werden auf Produktionen verzichtet müssen".

(Kulturausschuß: Heute um 17 Uhr im Rathaus-Südbau, Bethmannstraße 3, III. Stock, Zimmer 310.)

JÖRG RHEINLÄNDER

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. "Schule 2000": Das lange geforderte Konzept liegt nun vor. Die Kosten werden derzeit auf 25 Millionen Mark geschätzt. Seite III OBERURSEL/KÖNIGSTEIN. Wie die Polizei auf die neue Rechtslage bei Bagatellunfällen reagiert. Seite IV KULTURSPIEGEL TAUNUS. Das Ende des Kalten Krieges hat den Kunsterzieher Karl Kastl aus Neu-Anspach zu einer Friedensskulptur inspiriert.

Der Orkan vom März 1990 präsentiert in diesem Jahr der Stadt Hanau seine Rechnung Hohes Defizit im Forstamt

Von Regine Schlett HANAU. Der große Sturm vom März 1990 wird in diesem Jahr mit hohen Kosten beim Hanauer Stadtwald zu Buche schlagen. Die Forstverwaltung rechnet mit einem Defizit von rund 300 000 Mark, das die gefallenen Holzpreise und der hohe Aufforstungsbedarf mit sich bringen. Nach Angaben des Leiters des Hessischen Forstamts Wolfgang, Dieter Müller, schwankten die Zuschüsse der Stadt in den vergangenen Jahren meist zwischen 50 000 und 100 000 Mark. Nur 1991 brachte der große Holzverkauf der vom Orkan geknickten Bäume zumindest betriebswirtschaftliche Gewinne ein. Freilich waren die Einnahmen von rund einer Million Mark, die 1991 mit dem Verkauf der Stämme erzielt wurden, kein realer Gewinn. Denn die Folgen dieser starken Schäden, so Forstamtsleiter Müller, kosten weiter Geld: "Wir werden noch drei bis vier Jahre daran knapsen", beschreibt er die Probleme der kommenden Jahre. So erwartet er beispielsweise in diesem Jahr eine Borkenkäferplage, die die günstigen Fortpflanzungsbedingungen durch Windbruch und heiße Sommer mit sich bringen könnten. Denn der starke Frost, der manchen Insekten den Garaus machte, kommt dem Holzfresser entgegen. "Borkenkäfer überwintern gut in trockener Kälte", bedauert Müller. Nasses Schmuddelwetter, wie es ansonsten in diesen Breitengraden üblich ist, dezimiert die Schädlinge des Waldes dagegen durch Pilzerkrankungen.

Ohnehin sind noch immer große Teile des insgesamt rund 1300 Hektar großen Waldes durchlichtet. Schon kleinere Stürme bedrohen daher inzwischen die Standfestigkeit der Bäume, die zum Teil noch Wurzelschäden vom Orkan haben. Auch bei den starken Winden der vergangenen Tage, sagt Müller, sind einzelne Bäume umgestürzt. Zusammenhängende Schäden gab es jedoch nicht: "Es ging weitgehend glimpflich ab."

Außer den Folgen der Stürme leidet der Wald außerdem jedes Jahr stärker an der umweltbedingten Schädigung der Bäume. Wie die seit 1986 ausgearbeitete Statistik zeigt, wurden im vergangenen Jahr insbesondere Eichen, Buchen und Lärchen in Mitleidenschaft gezogen. Inzwischen gelten alle Baumarten im Durchschnitt als mittelstark geschädigt. Das heißt, daß sie 26 bis 60 Prozent ihrer Nadeln oder Blätter eingebüßt haben. Bei Eichen lag dieser durchschnittliche Blattverlust im vergangenen Jahr erstmals bei über 60 Prozent. Kiefern und Fichten, die insgesamt fast 70 Prozent des Hanauer Waldbestandes ausmachen, sind im Durchschnitt noch mittelstark geschädigt. In diesem Jahr plant das Hessische Forstamt Wolfgang weitreichende Aufforstungen. Über längerfristige forstwirtschaftliche Pläne soll erst der Waldwirtschaftsplan 1994 konkrete Angaben machen. 1993 sollen auf insgesamt 14 Hektar überwiegend Eiche, Hainbuche und Kirsche gepflanzt werden. Die Auswahl der teuren Laubgehölze soll die derzeit einseitige Bepflanzung mit preiswerteren Nadelgehölzen auflockern. Solche Kulturarbeiten, für die rund 140 000 Mark veranschlagt werden, erhöhen freilich das Defizit. Auch die Instandhaltung der Wege, die unter den Transporten des Sturmbruchs litten, wird in diesem Jahr mit rund 65 000 Mark teuer ausfallen. In diese Zahlen sind Personalkosten bereits eingerechnet, die insgesamt einen Kostenfaktor von rund 350 000 Mark ausmachen. Der Holzverkauf, so rechnet man sich bei der Stadt aus, der im vergangenen Jahr mit nur 170 000 Mark einen Tiefpunkt erreichte, wird weiter schleppend verlaufen. Die Forstverwaltung hat den Verkauf von 6700 Festmetern auf rund 320 000 Mark veranschlagt. Vor dem Sturm, so Müller, brachte ein Kubikmeter Holz durchschnittlich noch etwa 100 Mark ein, inzwischen lassen sich für die gleiche Menge nur noch 30 Mark erzielen.1000 Kerzen gegen die Fremdenfeindlichkeit

EPPSTEIN. "Eppsteinerinnen und Eppsteiner setzen ein Zeichen, halten zusammen und knüpfen ein Band der Lichter für nachbarschaftliches Miteinander, menschliches Verständnis, Frieden und soziale Gerechtigkeit; gegen Fremdenfeindlichkeit, Gewalt, Menschenverachtung." Mit leichtem Pathos rufen die "Initiativgruppe für ein friedliches Miteinander von Ausländern und Deutschen", die Stadtverordnetenversammlung, der Magistrat, Ortsvorsteher und Kirchengemeinden auf, mit 1000 Lichtern gegen Fremdenfeindlichkeit ein Zeichen der Solidarität mit den 1000 Ausländerinnen und Ausländern der Stadt zu setzen.

Ort der Demonstration ist morgen, Freitag, der Wernerplatz; um 18.30 Uhr soll die Lichterkette stehen. Treffpunkte sind um 18 Uhr in Eppstein der Parkplatz Müllerwies, für Vockenhausen die Omnibus-Haltestelle, für Bremthal, Niederjosbach und Ehlhalten der Bahnhof Eppstein und für die Schulen der Schulberg.

"Wir wollen zeigen, daß wir bereit sind, Ausländer zu schützen. Wir wollen demonstrieren, daß die uns zugewiesenen Asylbewerber in ihren Wohnungen und Heimen sicher sind", heißt es im Aufruf. Die Unterzeichner "appellieren an die Parteien der Stadt, das Asylrecht nicht zum Wahlkampfthema bei den bevorstehenden Kommunalwahlen zu machen". Und sie sind sich sicher, "daß die der deutschen Demokratie drohenden Gefahren überwunden werden können, wenn sich in der Frage alle zusammentun, die guten Willens sind". md

&blt; In der Komödie kocht der Chef

"Hier kocht der Chef" ist der Titel einer Komödie von Dave Freeman, die am heutigen Donnerstag in der Frankfurter Komödie in der Regie von Cyril Frankel Premiere hat. Mit Pit Krüger, Klaus von Pervulesko, Renate Bopp und anderen. Beginn 20.15 Uhr. &blt; Vorträge: Géricault, Hoffmann Hans Lüthy vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft hält am heutigen Donnerstag einen Dia-Vortrag zum Thema "Théodore Géricault als Maler zeitgenössischer Themen": im Nazarener- Saal des Städel, Dürerstraße 10, Beginn um 18 Uhr. Und Gerhard H. Herzog, Leiter des Struwwelpeter-Museums in Frankfurt, hält im Dominikanersaal (Kurt-Schumacher-Straße 23) einen Dia- Vortrag über "Heinrich Hoffmann, nicht nur Struwwelpeter-Autor". &blt; Erstaufführung: Winternachtstraum Im Werkstattkino Mal Seh'n (Adlerflychtstraße) wird jetzt in Erstaufführung der Film "Winternachtstraum" von Andres Veiel gezeigt. Ein Film über die 83jährige Regisseurin Inka Köhler-Rechnitz. Am heutigen Donnerstag sind Veiel und eventuell auch Inka Köhler-Rechnitz im Mal Seh'n zu Gast. Beginn 19.45 Uhr. &blt; "Aysche und Richard" im TiB In einer aktualisierten Fassung zeigt das Frankfurter TiB (Theater in Bornheim, Bornheimer Landwehr 35) jetzt das Stück "Aysche und Richard" von Peter Slavik. Premiere ist am heutigen Donnerstag, 20.30 Uhr. Weitere Aufführungen geplant bis Ende des Monats jeweils donnerstags, freitags und samstags. &blt; Chansons von bösen Damen Im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4) zeigen die Bösen Damen vom heutigen Donnerstag an bis zum 17. Januar eine Chansonrevue mit dem Titel "Großstadtrausch". Von und mit Silvia Semrau und Martina Frenzel. 20.30 Uhr. &blt; Über Gustav Landauer Die Literaturwissenschaftlerin Hanna Delf spricht am heutigen Donnerstag (18 Uhr, Historisches Museum Frankfurt) über "Gustav Landauers Kritik der bürgerlichen Revolutionskonzepte". &blt; Preddy Show Campany im Cult Mit ihrem Programm "Preddykat: märchenhaft" gastiert die Preddy Show Campany aus Berlin vom 14. bis zum 17. Januar im Café Cult, Schillerpassage in Frankfurt. Beginn 20 Uhr. &blt; Ausstellungseröffnungen Verschiedene Frankfurter Galerien eröffnen am heutigen Donnerstag Ausstellungen: Helmut Pabst zeigt unter dem Titel "Kampfblätter" neue Arbeiten auf Pergamin von Annette Schultze. Vernissage ab 19 Uhr, Saalgasse 26. Im Künstlerhaus Mousonturm (Waldschmidtstraße 4) zeigt Maix Meyer im Foyer 1. Stock "Via Regio oder Frankfurt atmet geerdet" (Eröffnung 19 Uhr). Die Galerie der Künstler (Barckhausstraße 1-3) zeigt bis zum 10. Februar "Konkreter Bericht" von Reinhard Roy. Vernissage heute ab 19 Uhr. Das Frankfurter Kunstkabinett (Börsenplatz 13-15) eröffnet um 18 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Rainer Gross. Zu sehen ist sie bis 26. Februar. "70 Schneeflocken" heißt eine Schau im Ausstellungsraum Schmidl & Haas (Alte Mainzer Gasse 4-6) mit Werken eines unbekannten Künstlers. Eröffnung 19 Uhr. Und in Wiesbaden wird in der "Galerie im Verwaltungsgericht" (Mühlgasse 2), ebenfalls am heutigen Donnerstag, um 17 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Gisela Westenburger eröffnet. &blt;"Transmission and Installation" Dara Birnbaum hält am heutigen Donnerstag eine öffentliche Vorlesung über "Transmission and Installation for Public (and Less-Public) Spaces". In der Aula der Städelschule (Dürerstraße 10), Beginn 20 Uhr. &blt; Kammermusik variabel Auf dem Programm eines Konzerts der Reihe "Kammermusik - variabel" stehen am heutigen Donnerstag Werke von Schumann, Hindemith ("Die junge Magd") und Mozart. Im Mozart-Saal der Alten Oper Frankfurt, Beginn 20 Uhr. Solistin ist Margarete Joswig, Alt. &blt; Filme von 1916 bis 1920 Eine Vortragsreihe mit Filmbeispielen zum Thema "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920" bietet das Kommunale Kino im Filmmuseum vom 14. bis 17. Januar an. Beginn heute um 20.15 Uhr.

CDU Massenheim: Kandidaten für Parlament und Ortsbeirat

BAD VILBEL. Jörg Schatz führt wieder die Kandidat/inn/enliste der CDU für den Ortsbeirat Massenheim an. 25 Kandidaten stehen auf der Ortsbeiratsliste der CDU für die nächste Kommunalwahl am 7. März.

Als seine Ziele nennt Schatz "nach wie vor eine intelligente, naturnahe Umgestaltung des Erlenbachbereiches, Lösung der Verkehrsprobleme zum Schutz der bevorzugten Wohnlage Massenheims sowie der Erhalt der guten Kontakte zu den Behörden der Stadtverwaltung zum Wohle des Stadtteils Massenheim".

Auf der Liste folgen ihm eine Mannschaft von erfahrenen und neuen Kräften wie Hans-Wilhelm Germeroth, Josef Knipf, Christine Schmidt und Dr. Wolfgang Ockert und weitere.

Als ein Zeichen ihrer guten Arbeit sieht die Massenheimer CDU die gerade abgeschlossene Renovierung des alten Rathauses, das in seinen Funktionen Mittelpunkt des Stadtteils für alle Bürger/innen geblieben ist und der Jugend auch in Zukunft ein Treffpunkt sein soll.

Für die Stadtverordnetenversammlung von Bad Vilbel kandidieren aus Massenheim als CDU-Vertreter/innen auf sichere Listenplätzen: Hubert Schulte, Inge Ockert, Ralf Laupus, Werner Fischer und Alexandra Wolf. Sie ist neu in der Fraktion, die übrigen sind erfahren in der Vilbeler Parlamentsarbeit, allen voran Stadtverordnetenvorsteher Hubert Schulte. de

Redaktion: Corinna Willführ

Grüne Dietzenbach: "Nach dem 7. März weiter mit der SPD"

DIETZENBACH. Die Grünen wollen nach der Kommunalwahl weiter mit der SPD regieren und mit einem guten Stimmenergebnis eine Große Koalition zwischen SPD und CDU verhindern. Wie der Erste Stadtrat Lothar Niemann sagt, rechnet seine Partei abermals mit der absoluten Mehrheit von Rot-Grün.

Vor vier Jahren hatten die Grünen in Dietzenbach 14 Prozent der Wählerstimmen bekommen und das Bündnis mit den Sozialdemokraten geschlossen. Seit zwölf Jahren sitzen sie im Parlament.

Die vergangenen vier Jahre der rot- grünen Koalition bewertet der Grünen- Spitzenpolitiker durchaus positiv: "Was vereinbart war, wurde eingehalten. Schwierigkeiten entstanden bei Themen, die nicht schriftlich fixiert waren."

Im Wahlkampf möchten die Grünen deutlicher als in der Vergangenheit herausstreichen, was sie durch ihr Mitwirken in Magistrat und Parlament verhindern oder erreichen konnten. So nennt Niemann die Reduzierung der Stadtentwicklungsplanung von dereinst 60- bis 80 000 Einwohner auf lediglich 35 000 Bewohner und die Rettung von rund 200 Hektar für die Natur (ursprünglich für Bebauung vorgesehen) als einen "Riesenerfolg in Sachen Umwelt".

Auch wenn die Grünen durchaus zufrieden sind mit dem, was sie in den vergangenen Jahren erreicht haben (Platz 2 unter den hessischen Gemeinden bei den Bemühungen um mehr Umweltschutz), legen sie doch ein ehrgeiziges Wahlkampfkonzept vor. So fordern sie nicht nur den innerstädtischen Busverkehr, sondern auch für jeden Dietzenbacher Haushalt Familientickets. Finanzieren soll das die Stadt nach den Vorstellungen der Alternativpartei über eine Erhöhung der Grundsteuer.

Damit Dietzenbach "endlich den Charakter einer Stadt" bekommt, wollen die Grünen drei Zentren fördern: die Altstadt zwischen Rotem Platz und der künftigen S-Bahn-Station, die Neustadt rund ums Rathaus und dazwischen den Gemüsemarkt, der "wild" am Starkenburgring entstanden ist. Das Sorgenkind Starkenburgring möchten die Grünen auf zwei Wegen in den Griff bekommen: zunächst über den Kauf von immer mehr der 1000 Wohnungen durch die Stadt und deren anschließende Sanierung. Dafür soll eine Wohnungsgesellschaft gegründet werden.

"Wir können mit Geld umgehen", stellen die Grünen fest. Sie verweisen auf den Abbau von 25 Millionen Mark Schulden, seit sie im Rathaus mitbestimmen. hf

Für die Händlerschürze bitte

Irak

verwenden, Spitze wird Honecker, dauert aber noch etwas..gz

Wahlausschuß prüft die Listenvorschläge

HANAU. Der Hanauer Gemeindewahlausschuß entscheidet in seiner öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 4. Februar, ab 18 Uhr darüber, welche Listenvorschläge für die Wahlen zu Stadtverordnetenversammlung und Ortsbeiräten zugelassen werden.

Im Magistrats-Sitzungszimmer des Rathaus-Altbaus (Zimmer 298) sind dann außer den Ausschußmitgliedern die Vertrauenspersonen der zur Kommunalwahl antretenden Parteien und Gruppierungen vertreten.

Bescheide werden verteilt: Straßenreinigung und Kanalreinigung teurer

LANGEN. Für die Straßenreinigung und die Kanalbenutzung müssen die Bürger seit Januar tiefer in die Tasche greifen. Laut Magistrat liegt das vor allem an gestiegenen Betriebs- und Personalkosten. Umgelegt werden nun auch die Personalkosten, die in der Verwaltung bei der Einziehung der Gebühren entstehen. Die Satzungsänderungen beschloß das Stadtparlament im Dezember. Die neuen Bescheide werden am kommenden Wochenende, 15. bis 17. Januar, ausgetragen.

Die Gebühr für die Straßenreinigung steigt um 19 Pfennig auf 3,57 Mark pro Quadratwurzelmeter Grundstücksfläche. Damit wird nach Angaben des Magistrats nur ein Drittel des Defizits weitergegeben. Der Rest soll auf die nächsten Jahre verteilt werden.

Von den insgesamt festgestellten Betriebskosten würden lediglich 90 Prozent umgelegt, obwohl der Gesetzgeber eine Kostendeckung vorschreibt. Die übrigen zehn Prozent dürften jedoch nach einem Gerichtsurteil nicht auf die Bürger abgewälzt werden, berichtete der Magistrat. Sie seien "Kostenanteile im Allgemeininteresse". Die Gebühr für die Kanalbenutzung wird für den Regenwasseranteil um vier auf 72 Pfennig pro Quadratmeter Grundstücksfläche erhöht. Für den Schmutzwasseranteil müssen die Haushalte künftig 13 Pfennig mehr bezahlen: Diese Gebühr erhöht sich auf nunmehr 2,22 Mark pro Kubikmeter Frischwasserverbrauch. Wie bei der Straßenreinigung werden auch die Kosten für Schmutzwasser nicht in vollem Umfang weitergegeben. Dann hätte die Gebühr auf 2,35 Mark angehoben werden müssen, rechnete der Magistrat vor. Die Steigerung soll auf die Folgejahre verteilt werden.

Nach Darstellung der Stadt sind die Gebührenerhöhungen unumgänglich. Sie seien "maßvoll", da die Bürger nur zum Teil das entstandene Loch stopfen müßten. Gegen die Jahresbescheide 1993 kann einen Monat lang Widerspruch eingelegt werden: vom 18. Januar bis 18. Februar. Auskünfte erteilt die Steuerabteilung im Rathaus, Rufnummer 203-155 oder -156.

Gleichgeblieben gegenüber dem Vorjahr sind: Gewerbesteuer, Grundsteuer A und B, Hundesteuer, Spielapparatesteuer sowie die Müllgebühr. dac

Ford dreht kräftig an der Preisschraube

has FRANKFURT A. M. Langsam aber sicher komplettiert sich die Preiserhöhungsrunde in der deutschen Autoindustrie. Nachdem bereits Mercedes mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 1,8 Prozent sowie Volkswagen und Opel mit Anhebungen von im Schnitt 3,9 Prozent für Schlagzeilen sorgten, dreht nun Ford teils besonders kräftig an der Preisschraube. Bei dem Kölner Unternehmen reicht die nach Modellen unterschiedliche Teuerung immerhin von 3,9 Prozent bis nicht ganz 5,2 Prozent, womit die Domstädter in der Branche trotz Absatzflaute bisher den Vogel abschießen.

Für die Grundversionen der Baureihen Fiesta, Escort Cabrio und Probe 24V gibt Ford die Anhebungen mit je 3,9 Prozent an. Die Aufschläge für die übrigen Escort und Orion beziffert die Firma auf 4,6 Prozent. Diese Darstellungen treffen jedoch nicht ganz die Wahrheit. Denn der Typ Fiesta C kostet von heute an 18 390 Mark und damit eher vier als 3,9 Prozent mehr als bisher. Die Teuerung des Escort CLX Cabrio (1,4 Liter) beläuft sich gar auf knapp 5,2 Prozent. Für einen solchen Wagen sind nun 35 570 Mark zu berappen. Richtig liegen die Ford-Leute mit ihren Angaben zur Preiserhöhung hingegen beim Probe, beim Orion und beim Escort CL (1,3 Liter). Für diese Autos gelten in der genannten Reihenfolge fortan 47 150 respektive 25 110 beziehungsweise 21 750 Mark als "unverbindliche Preisempfehlungen ab Werk inklusive 15 Prozent Mehrwertsteuer".

Zukunftsvision des Kreises verspricht Neu-Anspach fürs nächste Jahrtausend "einfach einmal ein Optimum" Landrat Banzer macht jetzt Schule mit Konzept Pläne sehen Ausgaben von 25 Millionen Mark vor Von Claudia Nenninger NEU-ANSPACH. Die Diskussion über die Zukunft des Schulstandortes Neu-Anspach hat die lange geforderte Grundlage erhalten: "Schule 2000" titelt Landrat Jürgen Banzer (CDU) das rund 30 Seiten starke Konzept, das er in dieser Woche dem Kreisausschuß vorgelegt hat. Nach heutigen Schätzungen werden dafür Kosten von 25 Millionen Mark veranschlagt, die der Schulträger schrittweise - und mit Hilfe von Finanzspritzen der Gemeinde - investieren will. Schwerpunkt und zugleich Knackpunkt der Kalkulationen sind die Prognosen für die Schülerzahlen. "Wir rechnen damit, daß bis 2000 zwei vierzügige Grundschulen ausreichen", sagt Banzer und stützt sich dabei auf den Kindergartenbedarfsplan der Gemeinde und die Hochrechnung der amtlichen Schulstatistik. Auf dieser Grundlage haben nun Bauamt und Schulamt des Kreises drei Modelle entwickelt. Variante eins, die Banzer und der Kreisausschuß favorisieren: Sie sieht die Fertigstellung der neuen Grundschule vor (der zweite Bauabschnitt soll in diesem Jahr beginnen); anschließend könnte bis 1997/98 eine weitere Grundschule an einem anderen, mindestens zwei Kilometer entfernten Standort errichtet werden.

Westerfeld oder Hausen-Arnsbach kämen hierfür in Betracht; der Kreis und die Gemeinde haben sich schon verschiedene Flächen angeschaut, die jedoch weder in Kreis- noch Gemeindebesitz sind. Rund 12 000 Quadratmeter würden benötigt; die Kosten für das Projekt werden einschließlich des Grundstücks auf mindestens zehn Millionen Mark geschätzt. Wobei der Landrat bereits damit rechnet, daß Neu-Anspach das Grundstück beisteuern wird. Für weitergehende Finanzspritzen sei die Diskussion aber verfrüht.

Modell eins schlägt ferner vor, die bisherige alte Grundschule im Adolf-Reichwein-Schulzentrum (ARS) der Integrierten Gesamtschule zuzuschlagen. "Denkbar für eine Oberstufe und ein Tagesheim", erklärt Banzer. Das wäre seiner Ansicht nach nicht nur eine großzügige, sondern auch billige Lösung, da sie nur einen Umbau zur Folge hätte. Kostenprognose: 6,6 Millionen Mark; plus gut vier Millionen für das Tagesheim und weitere 3,5 Millionen für eine neue Zwei-Feld- Sporthalle auf der Fläche in Westerfeld oder Hausen-Arnsbach. Die Halle käme zugleich dem regen Vereinssport zugute.

Bis ins Jahr 2000 kann Banzer auch hierfür keine unlösbaren Finanzierungsprobleme erkennen. Seinen Optimismus gründet er auf das gesamte Investitionsvolumen des Kreises, das sich für die nächsten zehn Jahr auf die imposante Summe von 200 Millionen addieren läßt.

Variante zwei sieht den Bau aller zusätzlich benötigter Gebäude auf dem 50 000 Quadratmeter großen ARS-Schulgrundstück vor. "Das geht", sagt Banzer. Doch wegen der Konzentration von bis zu 2200 Schülern auf dieser Fläche lehnt er diese Lösung ab. Außerdem würde dann eine größere Turnhalle gebraucht, für die die alte abgerissen werden müßte.

Ebenfalls verworfen wird im Landratsamt Modell drei, wonach die zweite Grundschule zwar an einem anderen Standort gebaut würde. Aber: Die alte Grundschule müßte in ihren bisherigen, unzulänglichen Räumen verbleiben und der Gesamtschule bliebe nur die Übernahme der zur Zeit im Bau befindlichen Grundschule. "Da bleibt ein erheblicher Bedarf an zusätzlichen Räumen für die Gesamtschule", hält Banzer dagegen.

Das Neu-Anspacher Konzept "Schule 2000" wird nun seinen Weg durch die Gremien, Parteien und Beiräte antreten. "Es ist nicht als Beschluß vorgelegt, weil es derzeit nicht nötig ist, Beschlüsse zu fassen", stellt der Landrat fest und sieht dazu für die nächsten zwei bis drei Jahre auch keinerlei Anlaß. So sei etwa gegenwärtig für eine Oberstufe in Neu-Anspach noch kein Bedarf. "Ich glaube aber, daß wir auf Dauer nicht mit einer Oberstufe auskommen."

Banzers Fazit: "Die Konzeption, die jetzt vorgelegt wird, stellt einfach einmal das Optimum dar."

Betrügerin narrte Urlauber mit erfundener Ferienwohnung Silvester-Aufenthalt in der Schweiz wurde zum Reinfall / Miete mußte vorab überwiesen werden / Frankfurter Polizei ermittelt Von unserem Korrespondenten Peter Amstutz

BERN, 13. Januar. "Guten Tag, wir möchten gerne die Schlüssel zur Ferienwohnung an der Seestraße 1 auf dem Tannenboden bei Ihnen abholen." Gleich reihenweise gingen kurz vor Weihnachten solche Anrufe aus Deutschland beim Verkehrsbüro des Schweizer Skisportdorfes Flumserberg im Kanton Sankt Gallen ein. Nur: Es gibt im Bergort der Alpenregion weder eine Seestraße noch gar eine dort als Urlaubsdomizil verfügbare Wohnung. Was es hingegen gibt, wie schließlich die Verantwortlichen des Kurvereins feststellen mußten, ist eine rätselhafte Deutsche namens "Renate Gertrud Roesel-Grzonka", die von Frankreich aus die erfundene Schweizer Ferienwohnung für den gleichen Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr an mindestens 18 Mieter vermittelt und dafür rund 30 000 Mark Anzahlung kassiert hat.

Nach den bisherigen Ermittlungen, die in Deutschland, Frankreich und der Schweiz laufen und vom Frankfurter Polizeipräsidium geleitet werden, ließ die Betrügerin im Dezember '92 vor allem in der Frankfurter Allgemeinen sowie in den Stuttgarter Nachrichten und in der Würzburger Zeitung Kleinanzeigen mit folgendem Inhalt erscheinen: "Tannenboden/Flums: zwei komfortable, gemütliche Ferienwohnungen ab dem 27. 12. 92 bis 10. 1. 93 und Februar noch Termine frei." Als Kontaktstelle wurde eine Telefonnummer im südfranzösischen Ort Gattiers bei Nizza angegeben. Dort meldete sich jeweils die Vermieterin tatsächlich, beschrieb ihr jeweils letztes verfügbares Objekt mit Grill-Kamin, TV/Stereo-Anlage, zwei Badezimmern und großer Terrasse sehr verlockend und verlangte einen Mietpreis von 150 bis 180 Mark pro Tag, "zahlbar im voraus." Nach Eingang der Zahlung auf ein Bankkonto im französischen Straßburg werde sie sofort die Wohnungsschlüssel und einen genauen Situationsplan zustellen, versprach die Dame an der Côte d'Azur. Drei Ehepaare erhielten tatsächlich nicht bloß einen detaillierten Mietvertrag, sondern sogar Schlüssel zugeschickt, die allerdings in kein Schloß passen wollten. "Sie irrten jeweils stundenlang im Dorf herum und suchten die frei erfundene Seestraße", schildert Regina Joly vom Verkehrsbüro den weiteren Ablauf, bis sie sich dann jeweils verzweifelt am Informationsschalter meldeten. Weil keine solche Wohnung im Adreßverzeichnis des Kurvereins aufgeführt ist, und weil sich inzwischen auch die telefonischen Nachfragen nach angeblich auf dem Verkehrsbüro hinterlegten Schlüsseln mehrten, wurde der Betrug bald offenkundig. "Wir haben zwar rund 7000 Gästebetten in ungefähr 1200 Ferienwohnungen und Wochenendhäusern", erzählt Regina Joly, "aber bei uns war alles ausgebucht, so daß wir den Unterkunft suchenden Deutschen beim besten Willen nicht weiterhelfen konnten."

Den Geprellten konnte nur empfohlen werden, in Deutschland Strafanzeige zu erstatten, was inzwischen auch achtzehnmal geschehen ist. Wie sich inzwischen ergab, hatte "Renate Gertrud Roesel- Grzonka" für ihre Betrügereien von einer deutschen Handelsagentur selber eine Ferienwohnung in Südfrankreich gemietet und mit ihren beiden Töchtern bezogen. Diese Wohnung gab sie als Wohnsitz aus, von dort erteilte sie die Aufträge für die Kleininserate. Der Bankscheck, mit dem die Mieterin ihr Domizil bezahlte, war stilgerecht selbstverständlich nicht gedeckt und lautete auf ein bereits aufgelöstes Konto. Inzwischen hat sie sich aus dem Staub gemacht, und es wird international nach ihr gefahndet. "Wir empfehlen allen Mietern von Ferienwohnungen, die jetzt Zweifel haben an der Seriösität ihres Vertrages, vor der Abreise bei uns nachzufragen, ob das gemietete Objekt tatsächlich existiert", rät Regina Joly, weil sie befürchtet, daß für den Februar die nächste Welle von genarrten Urlaubern ansteht. Und für alle, die nicht reingelegt wurden, hält sie den Rat bereit: "Bevor man Anzahlungen oder gar die ganze Miete an einen unbekannten Vertragspartner überweist, ist es zweckmäßig, sich bei der Post oder beim Verkehrsbüro des Urlaubsortes nach dem Objekt und nach dem Namen des Verfügungsberechtigten Vermieters zu erkundigen . . ."

Busnetz in den Umweltkalender Verkehrsausschuß diskutierte Wünsche des Jugendparlaments

BAD HOMBURG. Der Umweltkalender, der alljährlich an alle Haushalte verteilt wird, bekommt für 1994 ein neues Blatt: einen Netzplan aller Buslinien, die in der Kurstadt fahren, ergänzt durch Informationen darüber, wo Busfahrpläne kostenlos zu bekommen sind. Der Verkehrsausschuß gab diese Empfehlung an den Magistrat weiter und folgte damit weitgehend einer Anregung des Jugendparlaments (Jupa).

Die drei Jungparlamentarier, die zum Ausschuß geladen waren, um ihre insgesamt sieben Vorschläge zu begründen, hätten es zwar lieber gesehen, wenn gleich die Busfahrpläne mit dem Kalender verteilt würden. Doch sie zeigten sich einsichtig, als sie von organisatorischen Schwierigkeiten hörten. Sie sind mit dem Teilerfolg erst einmal zufrieden und hoffen, ihrem Ziel, die "guten Busverbindungen in der Stadt bekannter zu machen", auch so ein Stück näherzukommen.

Die Ausschuß-Profis der Parteien nahmen die Jupa-Ideen genau unter die Lupe und suchten nach Gegenargumenten, hüteten sich aber, die Vorschläge von vorneherein abzuschmettern. So gab es einige Kompromisse wie beim Wunsch nach einer S-Bahn-Haltestelle an der Straße Auf der Steinkaut. Die Jugendlichen halten das für sinnvoll, weil in dem Gebiet viele öffentliche Einrichtungen (Seedammbad, Taunus-Therme, Amtsgericht, Kaiserin-Friedrich-Schule) liegen, die dadurch an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden werden könnten. Die Mitglieder des Verkehrsausschusses sehen das zwar auch so; es sei jedoch aussichtslos, sagen sie, den FVV dazu zu bringen, die Haltestelle einzurichten; eine S-Bahn dürfe nicht zu oft halten. Aber die Taunusbahn, die ab Herbst auch ab Bad Homburg fahren soll, könnte dort stoppen. Einstimmig beauftragten die Ausschußmitglieder den Magistrat, auf die Taunusbahn-Organisatoren in diesem Sinne einzuwirken.

Die Jugendparlamentarier freuten sich zwar über die Auskunft, daß im Gebiet Am Seedamm- und Weinbergsweg in diesem Jahr Tempo 30 eingeführt wird, doch das genügt ihnen nicht: Sie möchten, daß zur Sicherungs des Schulweges der Weinbergsweg in Richtung Kurpark zur Einbahnstraße wird mit Radstreifen auf beiden Seiten. Das beurteilte der Ausschuß skeptisch, das Thema ist allerdings noch nicht vom Tisch: Der Radwegeausschuß, der in der nächsten Woche tagt, soll darüber diskutieren, genau wie über den Vorschlag der Jugendlichen, alle Einbahnstraßen für Radfahrer in beide Richtungen zu öffnen. nau

Wer ist die größte Seemacht der Welt? Phantomschiffe: Flotten unter Billigflaggen / Über Handel und Wandel berichten Jean-François Couvrat und Nicolas Pless

Spende hilft krebskranken Kindern und den Eltern Professor Kornhuber erhielt 10 000 Mark von der Bad Vilbeler / Bergen-Enkheimer Volksbank

BAD VILBEL. Den Kindern der Kinderkrebsstation an der Universität Frankfurt soll die Spende von 10 000 Mark zugute kommen, die der Chefarzt der Abteilung, Professor Dr. Bernhard Kornhuber, von den Vorstandsmitgliedern der Bad Vilbeler / Bergen-Enkheimer Volksbank (BVB), Hans Thaler und Klaus Karl, erhielt. Anstatt Weihnachtsgeschenke an Kunden auszugeben, so die Vorstandsmitglieder, spendete die BVB - wie schon in den vergangenen Jahren - einen Betrag für einen guten Zweck.

Professor Kornhuber ist in Bad Vilbel wohlbekannt. Bereits in den vergangenen Jahren hat seine Kinderkrebsstation vom Straßenfest in der Hanauer Straße und von Spenden der BVB profitiert. "Solche Spenden versetzen uns erst in die Lage, krankentauglich zu sein", bedankte sich Kornhuber, dessen Abteilung von der öffentlichen Hand nicht sehr stark unterstützt werde.

Das Problem des Pflegenotstandes wird dadurch gemildert, daß Mütter und Väter selbst die Pflege ihrer krebskranken Kinder übernehmen. Sie bleiben Tag und Nacht bei ihren Schützlingen im Krankenhaus. Daher soll die Spende dafür verwendet werden, diese individuelle familiäre Betreuung zu erweitern. Bereits die Stationsküche, die eingerichtet wurde, stellt eine erhebliche Erleichterung dar. Auch musikalische Betreuung und Beschäftigungstherapie stehen neuerdings auf dem Programm. Kornhuber: "Da es dafür keine offizielle Unterstützung gibt, können solche Verbesserungen nur durch Spenden möglich gemacht werden." de

Erich Honecker ist ein freier Mann

Baugebiet Sichler: Magistrat stellt Sanierungsziele dar

BAD NAUHEIM. Rund 60 Grundstückseigentümer des Neubaugebietes Sichler erhalten in den nächsten Tagen Post von der Stadtverwaltung. Darin stellt der Magistrat detailliert dar, welche Flächen im Sichler mit Schwermetallen belastet sind und welche Möglichkeiten bestehen, sie zu sanieren. Die gut verständliche Dokumentation beschreibt auf über 20 Seiten nicht nur die Vorgeschichte, sondern auch die durchgeführten Untersuchungen und Maßnahmen.

Deutlich macht die Dokumentation, daß vor allem die Gesundheit der Kinder durch die orale Aufnahme von Erde gefährdet ist. Dies soll durch einen Bodenaustausch beziehungsweise durch Aufschüttungen verhindert werden. Hinzu kommt, daß in einigen Bereichen Maßnahmen getroffenen werden müssen, damit die teilweise in üppigen Konzentrationen vorhandenen Schadstoffe nicht das Grundwasser belasten.

Beide Sanierungsziele sind nach Angaben von Bad Nauheims Umweltdezernent Peter Keller "prinzipiell erreichbar". Dies gelte nach dem jetzigen Kenntnisstand jedoch nicht für die rund 27 000 Quadratmeter große Altablagerungsfläche. Keller: "Deshalb erstellt die Stadtverwaltung auch ein Gesamtkonzept."

Dieses ist nicht nur wegen des neu aufzustellenden Bebauungsplanes schwierig. Denn bis heute können die Gutachter nicht nachweisen, wer für die Schwermetallbelastungen zur Verantwortung gezogen werden kann. Sollte dies weiterhin nicht gelingen, müssen möglicherweise die Eigentümer die Sanierungskosten bezahlen.

Betroffen davon sind vor allem diejenigen Besitzer, deren Grundstücke außerhalb der eigentlichen Altablagerungsfläche liegen und mit Schwermetallen belastet sind. Denn an den Sanierungskosten dieser Flächen wird sich der Regierungspräsident wohl nicht beteiligen, wie er dem Magistrat mitteilte. Der RP will lediglich die Sanierungskosten für das eigentliche Altablagerungsgebiet finanziell mittragen. Der Stadt drohen deswegen komplizierte juristische Auseinandersetzungen mit den privaten Eigentümern. str

Information zum Abschluß an der Abendschule

Die Abendhaupt- und Abendrealschule in Sachsenhausen bietet ab Februar wieder die Möglichkeit, nachmittags oder abends den Haupt- oder Realschulabschluß nachzuholen. Das Angebot wendet sich an alle Jugendlichen und Erwachsenen, die ihre Schulpflicht erfüllt, aber noch keinen Abschluß in der Tasche haben.

Der kostenlose Unterricht von 20 Stunden pro Woche ist entweder in Nachmittagskursen von 15.30 bis 20.30 Uhr oder in Abendkursen von 18 bis 22 Uhr.

Information und Anmeldung am Montag, 18. Januar, und am Montag, 25. Januar, jeweils ab 18.30 Uhr in der Abendschule, Willemerstraße 10, Telefon 212-3 04 13. luf

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Sa. 10.30, 15.30 u. 19.30 Uhr, So. 10.30 Uhr, Trinkkuranlage. Das Cello - Kammerkonzert, So. 19.30 Uhr, Kurhaus.

Bad Vilbel. Alte Mühle: Barrelhouse Jazzband - "History of Jazz", Konzert, So. 16 Uhr, Lohstr. 13.

Butzbach. "Der kleine Prinz" v. A. de St. Exupéry, Kindertheater (ab 6 J.), Sa. 15 Uhr, Bürgerhaus.

Musikschule Butzbach: Violine- u. Klavierabend, So. 17 Uhr, Wandelinskapelle. Lesung Bad Vilbel. Alte Mühle: Charlotte von Mahlsdorf - "Ich bin meine eigene Frau", Sa. 20.30 Uhr, Lohstr. 13. Gruppen / Vereine Butzbach. Gem. Chor Ebersgöns: Jahreshauptversammlung, Sa., Saal Seip.

DLRG: Winterwanderung, Sa. 9 Uhr, Waldparkplatz Espa.

TV 1900 Nieder-Weisel: Turnerball, Sa. MZH.

TSV 1908 Ostheim: Familienabend, Sa., DGH.

FFw Griedel: Außerordentliche Versammlung, Sa., Taunus.

FFw Pohl Göns: Jahreshauptversammlung, Sa., Bürgertreff.

FFw Wiesental: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Feuerwehrgerätehaus.

FFw Bodenrod: Kameradschaftsabend, Sa. 20 Uhr, DGH Bodenrod.

TV 1898 Gettenau: Tennisturnier für Jedermann, Sa. 19 Uhr, Tennishalle.

Echzell. FFw: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Horlofftalhalle.

Karben. Jugendpflege + Magistrat: JUKUZ-Familientag, 11 Uhr Jazzkonzert, 15 Uhr Kinderveranstaltung, Selzerbrunnenhof. TV 1897 Rendel: Turner-Maskenball, Sa. 20.11 Uhr, Rendeler Hof.

VfB Petterweil: Hallenfußballturnier, Sa. u. So., Sporthalle Petterweil.

FFw Klein-Karben: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Rathausstraße Kl.- Karben.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Sa. 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.

Fußballkreis Altenstadt: Jugend Fußballturnier, Sa. u. So., Altenstadthalle. Nidda. FFw: Maskenball, Sa. 20 Uhr, Bürgerhaus.

Vereinsring Ober-Schmitten: Maskenball, Sa. 19.11 Uhr, BH O.-Schmitten.

FFw Borsdorf: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Bürgerhaus Borsdorf.

TV Geiß-Nidda: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, Turnhalle Geiß-Nidda.

SV Ober-Lais: Jahreshauptversammlung, Sa. Gaststätte Appel.

FFw Unter-Widdersheim: Jahreshauptversammlung, Sa. 20.15 Uhr, BH U.-Widdersheim. VHC: Auszeichnungswanderung nach Borsdorf, So. 13 Uhr ab Bürgerhaus.

Vereine Eichelsdorf: Faschingstreiben, Sa. 20 Uhr, BH Eichelsdorf.

Gedern. FFw: Maskenball, Sa. Gasthaus Zum Löwen.

FFw Steinberg: Jahreshauptversammlung, Sa., DGH Steinberg.

ASV: Generalversammlung, So. 16 Uhr, Anglerhütte.

VfR Wenings: Familienabend, Sa., Festhalle. VHC: Wanderung, So.

FCA: Jugendfußballturnier, Sa. u. So., Sporthalle.

Hirzenhain. VHC: Wanderjahresöffnungswanderung, So. 13.30 Uhr, Rathaus.

SV Merkenfritz: Winterwanderung, So. 9.45 Uhr, DGH Merkenfritz. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger str. 26.

Bad Nauheim. Naturheilverein: Edelsteinseminar, Sa. u. So. 10-18 Uhr, Altes Rathaus.

Johanniter Unfallhilfe: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8 Uhr, Rettungswache.

Bad Vilbel. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Friedrich- Ebert-Str. 34. Parteien / Parlamente Rosbach. Ortsbegehung mit R. Schwarz, Sa. 14 Uhr, Adolf-Reichwein- Halle.

Karben. SPD: Seniorennachmittag, Sa. 15-18 Uhr, BH Petterweil.

CDU: Informationsstand der Jungen Union, Sa. 9-12 Uhr, Stadtzentrum.

Verschiedenes

Friedberg. Führung durch die Altstadt, Sa. 14 Uhr, Wetterau-Museum.

Bad Vilbel. Schulelternbeirat d. E.-Reuter-Schule: Unterschriftensammlung zum Erhalt des Haupt- u. Realschulzweiges, Sa. 10-12 Uhr, Zentralparkplatz, Hl- Heilsberg, Bushaltestelle Gronau.

Bad Nauheim. Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.

Karben. Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius: Kommunionkleider-Basar, So. 11.30-12.30 Uhr, Gemeindezentrum St. Bonifatius.

Nidda. Tanztee, Sa. 19-22 Uhr, So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.

Polio-Schluckimpfung Die nachstehenden Termine am Samstag gelten für Schüler im 4. Schuljahr, Säuglinge ab 3. Lebensmonat, Kleinkinder u.a.

Bad Nauheim. 9.20-9.50 Uhr, Johanniter-Unfall-Hilfe, Hauptstr. 54.

Bad Vilbel. 10.45-11.30 Uhr, Kurhaus Niddastraße.

Butzbach. 8.30-9 Uhr, Bürgerhaus. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So. 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3. 93).

Bad Vilbel. Walter Schütze - Zeichnungen, Café-Bistro Dominique, Alte Mühle Lohstr. 13 (bis 17. 1. 93).

Brunnen- u. Heimatmuseum: Historische Bügelgeräte, So. 10-12 u. 14-17 Uhr, Do. 19-21 Uhr (bis Februar).

Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So. 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar 1993).

Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr. 10-12 Uhr, Mi. u. Sa. 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. 02. 93).

Filmspiegel Friedberg. Roxy: Bodyguard (Sa. 15, 17, 20, 22.30, So. 16, 20.15 Uhr) - Blende: Die Schöne und das Biest (Sa. 15, So. 13.45 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. 17, 20, 22.30 Uhr, So. 16, 20.15 Uhr) - Studio: Kevin - allein in New York (Sa. 15, 17, So. 13.45, 16 Uhr) Sister Act (Sa. 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Keller: Der Tod steht ihr gut (Sa. 15, 17, 20.15, 22.30, So. 13.45, 18, 20.30 Uhr); Die Schöne und das Biest (So. 16 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: 1492 - Eroberung des Paradieses (Sa. u. So. 19 Uhr); Wintermärchen (Sa. u. So. 21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Die Schöne und das Biest (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Boomerang (Sa. u. So. 15, 20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Der Störenfried (Sa. 20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Bodyguard (Sa. 20, 22.30, So. 15, 17.15, 20 Uhr) - Princess: Kevin - allein in New York (So. 15 Uhr); Sister Act (Sa. 20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin - allein in New York (Sa. u. So. 16 Uhr); Die siebente Saite (Sa. u. So. 19.45 Uhr); IP 5 (Sa. u. So. 22 Uhr).

Lich. Traumstern: Ronja - die Räubertochter (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Do the right thing (Sa. u. So. 17.15 Uhr); Gestohlene Kinder (Sa. u. So. 19.30 Uhr); City of hope (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Straight to hell (Sa. 24 Uhr). (ohne Gewähr)

Honecker wird noch einmal wie ein Staatsgast empfangen In Chile ist der ehemalige DDR-Staatschef allen willkommen, den Nostalgikern, den Linken und sogar den Rechten Von Ulrich Achermann (Santiago de Chile)

Der Zufall, die inzwischen wieder erloschene Liebe seiner Tochter Sonja zu einem chilenischen Bürger, hielt ihm einen Platz an der Sonne frei: Zur Wiedervereinigung mit seiner Frau Margot und Tochter Sonja hätte sich der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker keinen besseren Platz aussuchen können als Chile, das ihn am heutigen Donnerstag mit offenen Armen erwartet. Obschon die Mehrheit der Chilenen der Ankunft des krebskranken Honecker scheinbar teilnahmslos entgegenblickt, sind die Meinungen gemacht: In den Augen der Südamerikaner stößt ein deutscher Greis zu den 13 Millionen Bürgern der Andenrepublik, dem Geschichte und Gesundheit übel mitgespielt haben. Mauerschüsse, Todesgrenze, Totalitarismus - Assoziationen, die der Name Honecker in den neuen und alten Bundesländern weckt - spielen für die Masse der Bevölkerung Chiles eine untergeordnete Rolle.

Es ist ein kompliziertes Geflecht aus echter Dankbarkeit, Humanitätsduselei und politischem Opportunismus nach dem Motto "Wir, Deutschland und die Welt", das dem 80jährigen Honecker in Chile eine so sanfte Landung ermöglicht. Eine ganze Generation junger chilenischer Sozialisten und Kommunisten, 6000 insgesamt, hatte der SED-Staat ab 1973, nach General Augusto Pinochets blutigem Putsch gegen Salvador Allende, aufgenommen. Und vor Verfolgung, Folter und KZ, vor dem sicheren Tod gerettet. Die Anwältin Graciela Alvárez, heute Präsidentin des chilenischen Honecker- Solidaritätskomitees, erinnert sich mit leuchtenden Augen an die realsozialistische Gastfreundschaft. Ihre Dankbarkeit, und die vieler anderer nach Chile zurückgekehrter Asylanten, ist ohne jeden Zweifel echt.

Manche der einstigen Honecker-Gäste, etwa der amtierende Präsidentensprecher und Minister Enrique Correa, bekleiden heute als zu überzeugten Marktwirtschaftern geläuterte Politiker Spitzenpositionen in der chilenischen Regierung. Daher ist Erich Honeckers Chile-Lobby trotz ihres vergleichsweise kleinen Umfangs äußerst einflußreich. Bis auf wenige Ausnahmen ging die revolutionäre Linke Chiles nach ihrer DDR- Erfahrung nicht in sich. Der sozialistische Senator Ricardo Nuñez bezeichnete sich inzwischen öffentlich als "damals viel zu blauäugig", die Unrechtsmethoden in der DDR zum Nennwert zu nehmen. Kaum einer mochte seinem Beispiel folgen.

Nuñez verteidigte im vergangenen Jahr die persönlich vom christdemokratischen Staatspräsidenten getroffene Entscheidung, Erich und Margot Honecker aus der Moskauer Botschaft Chiles hinauszukomplimentieren und das nun wieder eingestellte Strafverfahren gegen den SED-Chef überhaupt erst in Gang zu bringen. Im Kreis der Sozialisten Chiles wurde Nuñez nach diesem Schritt von der marxistisch-leninistischen Parteiminderheit scharf angegriffen.

Viel profanere Gründe, schon im Oktober 1991 für die Aufnahme Erich Honeckers in Chile einzutreten und sein zeitweiliges Asyl in der chilenischen Botschaft in Moskau abzulehnen, hatten die heute in zwei Kongreßparteien organisierten, stahlbetonierten Antikommunisten um General Pinochet. Bundeskanzler Helmut Kohl hatte es während seines Chile-Besuches gewagt, für Leute vom Schlage Honeckers ein Gerichtsverfahren anzumahnen und indirekt einen Bogen zu Chiles Ex-Diktator und dessen Rolle als nach wie vor amtierenden Befehlshaber des Heeres zu schlagen. Nach einem Skandal im Parlament fand Chiles Rechte, Kohl sei in gleicher Münze heimzuzahlen. Fortan drängte sie das Regierungsbündnis, Honecker ohne weitere Umstände nach Santiago einzufliegen und den von pinochetistischen Einflüssen nicht freien Obersten Gerichtshof Chiles über ein hypothetisches Auslieferungsbegehren der Bundesrepublik befinden zu lassen.

Der Streit um Erich Honecker hatte die Regierung von Patrico Aylwin mehrfach ins Schleudern und zweimal in die Nähe einer ausgewachsenen Krise gebracht. Öffentlichkeit und Behörden zeigten sich Ende 1991 perplex, als der damals in Moskau als Botschafter tätige Altmarxist und Honecker-Freund Clodomiro Almeida dem Realsozialistenpaar Erich und Margot Honecker in Rußland die Tür zu seiner Residenz öffnen ließ. Ein eigenmächtiger Entschluß, mit dem die Regierung in Santiago vor vollendete Tatsachen gestellt worden war. Da krachte es erstmals im Gebälk des Moneda-Palastes von Santiago.

Der zweite Knackpunkt war erreicht, als ein russisches Ärzteteam Honecker nach eingehender Untersuchung als Simulanten hinstellte, dem gar nichts fehle. Fäschlicherweise, wie sich Monate später zeigte. Falls sich Chile auf Grund dieser Diagnose zur Aufkündigung der Botschafts-Gastfreundschaft in Moskau entschließe, so drohte Clodomiro Almeida, sähen sich die Sozialisten zum Auszug aus dem Regierungsbündnis veranlaßt.

Trotz der politischen Krisenmomente war die Honecker-Angelegenheit Chiles Diplomatie so ungelegen aber gar nicht gekommen. Sie bot Anlaß, einen zwischen Bonn, Moskau und Santiago hin- und herpendelnden Sonderbotschafter zu ernennen, Chile zu Profil auf der weltpolitischen Bühne zu verhelfen. Etwas außenpolitische Ablenkung konnte ja nicht schaden, zumal Chile das Thema Pinochet und die Menschenrechtsverstöße seiner Diktatur unerledigt vor sich herschiebt. Auch die Linke war anderweitig beschäftigt, als ständig wegen unbewältigter Vergangenheit herumzustänkern.

Die Verflechtungen zwischen Chile und dem Honecker-Fall sind zu vielschichtig, als daß man dem Land den Vorwurf machen könnte, sich mit der Aufnahme des ehemaligen SED-Chefs zu jenem Staat zu entwickeln, in dem abgehalfterte Diktatoren einen geruhsamen Lebensabend verbringen können. Als 1989 Paraguays weggeputschter Alfredo Strössner einen Platz an der Sonne suchte, winkte Chile ab. Gleichwohl ist Erich Honeckers Ankunft in Chile, das Unterbleiben seiner Bestrafung, auch für manche Chilenen ein nachdenklich stimmender Präzedenzfall. Ist unter diesen Umständen überhaupt noch an eine Bestrafung Pinochets fürs Verschwindenlassen von mehr als 2000 Bürgern zu denken? Das Dilemma der chilenischen Linken ist, daß sie in Honecker ihren Märtyrer hat, sie selbst aber die Hauptleidtragende der Pinochet- Diktatur ist. Wird eines nun gegen das andere aufgerechnet werden?

Sicher ist, daß Honecker bei seiner Ankunft in Santiago einen großen Bahnhof haben wird. Graciela Alvárez trommelt ihre Freunde vom Solidaritätskomitee für eine Begrüßungs-Demo zum Flughafen Pudahuel. Die Regierung hat angeordnet, als ehemaligem Staatschef gebühre Erich Honecker die Ankunft im VIP-Sektor; ein Protokollfunktionär wird zur offiziellen Begrüßung und Abwicklung der Einreiseformalitäten zugegen sein. Honecker werde, so hofft Graciela Alvárez, nach der Landung eine Erklärung abgeben.

Dann jedoch geht's gleich weiter in eine Privatklinik, zu Untersuchung und Behandlung. Die Kosten dafür will das Solidaritätskomitee übernehmen; ein Spendenkonto ist eröffnet. Die Regierung, so versichert Graciela Alvárez, werde sich daran beteiligen, auch wenn Präsidentensprecher Enrique Correa im Fernsehen jüngst nicht darüber sprechen mochte.

Das Einfamilien-Reihenhäuschen im Stadtteil La Reina, wo Sonja und Margot leben, wird Erich Honecker, wenn überhaupt, erst später zu sehen bekommen. Man kann sich vorstellen, daß er sich dort schnell heimisch fühlen wird. Es gibt Mauern, Zäune und selbst einen Wachposten.Sparsam sein kann teuer sein Von Gebühren für Gebührenzähler wußte FR-Leser nichts

FRIEDRICHSDORF. Mit seinem nagelneuen Telefon rief Klaus M. aus Friedrichsdorf in der FR-Redaktion an. Freuen kann er sich über den Apparat aber nicht so richtig. Mehr als 400 Mark hat der FR-Leser im Bad Homburger Telekom-Laden für das Modell "Modula" hingelegt. Unter anderem deshalb, weil ein automatischer Gebührenzähler eingebaut ist. Aber der funktioniert nicht.

"Ich könnte während des Gesprächs ablesen, wieviel ich vertelefoniert habe", erklärt M. - "wenn es ginge." Daß der Zähler nicht läuft, hat einen ganz einfachen Grund: Er muß mit einem Impuls versorgt werden, ähnlich dem Signal des Verkehrsfunks fürs Autoradio. Diesen Impuls zu schalten, kostet eine einmalige Verwaltungsgebühr von 65 Mark.

Darüber habe ihn im Telefonladen niemand aufgeklärt, beklagt sich Klaus M. Auch der Installateur, der den Apparat angeschloß, habe nur erwähnt, daß der Gebührenzähler monatlich eine Mark zusätzlich zur Telefonrechnung kostet. "Über eine Mark im Monat diskutiere ich ja nicht", sagt der Friedrichsdorfer. Wohl aber über 65 Mark. Und von denen habe er erst etwas erfahren, als er bei der Störungsstelle anrief. Seine Reaktion: "Das gibt&rquote;s doch überhaupt nicht, das ist eine Zumutung."

Nach Ansicht von Telekom-Sprecher Hans-Christian Matte hätte Klaus M. allerdings über die zusätzlichen Gebühren Bescheid wissen müssen: "Das steht sowohl im Prospekt als auch in der Betriebsanleitung." Die 65 Mark müßten erhoben werden, weil zusätzliche Leitungen im Fernmeldeamt zu schalten sind, um das Signal zum Kunden zu leiten. Übrigens das gleiche Signal, mit dem die Telekom die Einheiten für die Telefonrechnung zählt.

Matte betont, in der Regel informierten die Mitarbeiter des Telefonladens jeden Kunden über die anfallenden Gebühren. Es könne aber vorkommen, daß jemand einen Apparat mit Gebührenzähler kauft und den ominösen Impuls nicht beantragt. Dann werde er auch nicht über die Gebühren informiert, sagt Hans-Christian Matte.

Klaus M. wird also auch in Zukunft telefonieren, ohne zu wissen, wieviel ihn das gerade kostet. "Der Apparat war teuer genug. Ich denke gar nicht daran, die 65 Mark auch noch zu bezahlen." ill

Zwei Mädchen auf dem Schulweg belästigt

OBERURSEL. Zwei Mädchen im Alter von elf und zwölf Jahren sind am Dienstag morgen auf dem Schulweg von einem Mann sexuell belästigt worden. Die beiden Kinder waren zwischen 7.30 und 8 Uhr in der Liebfrauenstraße unterwegs, als sich ihnen ein gut 1,80 Meter großer Mann näherte, den die Mädchen der Polizei als schlank und blond mit Schnurrbart beschrieben. Er soll eine helle Jacke und eine braune Hose getragen haben. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden. mak

"Keine Stimme für Extreme" Aufruf der Synodalkonferenz zur Kommunalwahl

WIESBADEN. Die evangelischen und die katholischen Christen in Wiesbaden haben ihre Mitbürger aufgefordert, bei den bevorstehenden Kommunalwahlen am 7. März den extremen politischen Kräften eine eindeutige Absage zu erteilen. "Es steht mehr auf dem Spiel, als die meisten heute ahnen", heißt es in einer Erklärung der evangelisch-katholischen Synodalkonferenz. Beide Kirchen verstünden sich als "Anwalt der Schwachen und Benachteiligten unserer Gesellschaft, deren Menschenwürde oft mißachtet wird". Deshalb müßten die gewählten Politiker über die Parteigrenzen hinweg Lösungen für die brennenden sozialen und gesellschaftlichen Probleme in Wiesbaden suchen.

Im einzelnen verlangt die Synodalkonferenz mehr Bauland für Wohnungen zu sozial vertretbaren Mietpreisen vor allem für junge Familien sowie eine menschenfreundlichere Infrastruktur in Neubaugebieten mit Kindergärten, Spielplätzen und Begegnungszentren.

Die wachsende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, die Ausdruck sozialer und familiärer Spannungen sei, solle mit Hilfe von Sozialarbeitern eingedämmt werden. Die akute Ausländer- und Asylbewerber-Problematik erfordere zudem einen "Runden Tisch": "Sie darf im Wahlkampf nicht zu parteipolitischer Polemik mißbraucht werden." maf

Ostdeutsche Verbraucher besinnen sich auf ihre Tradition Heim- und Haustextilhersteller in den neuen Bundesländern verspüren wachsende Nachfrage nach ihren Produkten

Textilien ostdeutschen Ursprungs scheinen bei den Verbrauchern in den neuen Ländern nicht länger verpönt. Nach der Einheit, erzählt Hans-Henning von Kleist, hätten sie sich wie verrückt auf "Hongkong-Deckchen" gestürzt und das heimische Angebot links liegen gelassen. Nach "Einmal-Waschen" sei ihnen aber schnell klar geworden, was Qualität sei und was nicht. Und allmählich begännen sie nun, nicht nur auf den Preis zu achten und sich vor allem auf die gute alte Traditionsware zu besinnen.

Ähnlich optimistisch wie der Marketing-Geschäftsführer des Firmenverbunds Rentsch-von Kleist aus der Lausitz äußern sich auch andere ostdeutsche Unternehmen auf der Frankfurter Messe Heimtextil. Daraus aber zu folgern, die hauptsächlich in Sachsen angesiedelten Hersteller von Decken, Spitzen, Gardinen, Tischdecken und Handtüchern seien über den Berg, wäre verfrüht.

Der Neukircher Betrieb gehört zu jenen, die 1972 zwangsverstaatlicht wurden. Nun steht er kurz vor der Reprivatisierung. Über finanzkräftige westliche Partner verfügt die Firma mit rund 30 Beschäftigten nicht. Sie muß sich mit einigen Fördermitteln des Bundes und des Freistaates Sachsen begnügen. Hilfreich für das Engagement ist aber zweifelsohne die Verbundenheit der Manager von Kleist und Gottfried Rentsch, der den Antrag auf Reprivatisierung gestellt hat, mit den Produkten. Ihre Vorfahren beziehungsweise Familienmitglieder gehörten zu den Gründern der Leinenweberei 1905, die nun auch Baumwollware fertigt. So schipperten in den zwanziger Jahren zum Beispiel deutsche Passagierschiffe mit Leinenwäsche aus der Oberlausitz in den Kabinen über die Weltmeere. Von Kleist griff nach der Einheit die Entwicklung seines Urgroßvaters, den Oberlausitzer Bauerndamast, auf und ließ ihn sich patentrechtlich schützen. Rund 42 Kunden zählt der Verbund heute, ein umfangreiches Vertriebsnetz ist gerade im Aufbau. Das Brot-und-Butter-Geschäft liefern aber noch Banken, die Post und die Bundeswehr. Für sie werden unter anderem Brief- und Hartgeldbeutel hergestellt. Der Export von Hand-, Tischtüchern und Bauerndamast-Stoffen beschränkt sich bisher auf Österreich - "da läuft es aber sehr gut", sagt von Kleist, ein "mittelgroßer Auftrag" winke aus der Schweiz.

In diesem Punkt sind die Plauener Spitzen besser im Geschäft. Gut ein Drittel der im vergangenen Jahr erzielten rund 20 Millionen Mark Umsatz ergatterte das Unternehmen im Ausland. Die Klöppel-Ware, in der trotz Maschineneinsatzes noch viel Handarbeit steckt, nimmt den Weg bis nach Japan und USA. Vorausgegangen sei dem jedoch "ein hartes Stück Arbeit", versichert der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Jörg Gottwald Jugel. Und "ohne einen Partner hätten wir das sicher nicht geschafft", betont Vertriebsleiter Bernd Stubenrauch. Das Unternehmen, das früher ein Teil des Kombinats Deko war, gehört nun zum Augsburger Konzern Pfersee-Kolbermoor, an dem der Frankfurter Dienstleister Claus Wisser die Mehrheit hält.

Mit 70 Jahre alten Anlagen war der Betrieb nach der Einheit ziemlich heruntergekommen. "Früher", sagt Stubenrauch, "wurde unsere Ware ja fast verschenkt" und habe Ost-Berlin nur als Devisenbringer gedient. Selbst für die DDR-Bürger sei die Spitze wie Geld gewesen. "Damit konnte man sich einen Ferienplatz, Fliesen und sonstiges verschaffen." Die Bayern schälten nach der Übernahme im Juli 1991 alle belastenden Fertigungslinien heraus, verkauften sie und beschränkten sich auf das traditionelle Geschäft - die Spitzen. Mit Erfolg: Die Plauener stehen auf der Schwelle zum Gewinn, und auch zu Hause gelten ihre Produkte wieder als etwas Kostbares.

"Rote Zahlen", versichert Karl-Heinz Konrad, "haben wir noch nie geschrieben." Er firmiert als Geschäftsführer und Miteigentümer des Gardinenherstellers Vogtländische Heimtextilien mit gleich 131 Gesellschaftern. Anfang der siebziger Dekade zwangsverstaatlicht, ist das Unternehmen heute reprivatisiert. Die Anteilseigner seien fast alle ehemalige Genossen - nicht im rein politischen Sinne, aber die Firma war früher eine Produktionsgenossenschaft. Die Geschäfte liefen ganz gut, sagt Konrad. Wurde anfangs reine Lohnarbeit für Firmen im Westen betrieben, machte dieses Geschäft nur noch die Hälfte des Umsatzes von 11,5 Millionen Mark im vergangenen Jahr aus. "Wir mußten bislang niemanden entlassen", betont er sichtlich stolz. Rund 150 Männer und Frauen stehen bei Konrad in Lohn und Brot. Etwa 500 Kunden führt er in der Kartei, vier Fünftel davon aus Ostdeutschland.

Zu den Abnehmern gehören auch einige ausländische Käufer - zum Beispiel aus Rußland. Über die "normalen Handelswege", sagt Konrad, "läuft da gar nichts." "Aber es gibt schon einige Leute, die sich Geld verschafft haben", meint sein Kollege Peter Vogel. Und die zahlten sogar im voraus. "Die Moskau-Mafia", fügt Konrad hinzu, sei sehr aktiv.

CHRISTINE SKOWRONOWSKI

Mit dreiseitigem "Rezept" gründete Marie Luise Trappen vor 25 Jahren die Lebenshilfe für geistig Behinderte Gezielte Hilfe für Kinder als Alternative zur Anstalt Aus der Elterninitiative wurde eine Trägerorganisation Von Susanne Beer MAIN-TAUNUS-KREIS. Wie gründe ich einen Verein? Mit einem dreiseitigen "Rezept" ausgerüstet, machte sich die Kelkheimerin Marie Luise Trappen vor 25 Jahren daran, Zutat für Zutat sorgsam umzusetzen. Wäre Punkt eins nicht so ermutigend gewesen, vielleicht hätte sie es nie bis zum Eintrag vor Gericht gebracht. Immerhin fünf Monate suchte sie nach Gleichgesinnten - Eltern, die genau wie sie unerwartet mit der Erkenntnis konfrontiert worden waren: "Ihr Kind ist behindert." Doch die recherchegewohnte Journalistin wurde fündig. Mit 40 Familien legte sie 1967 den Grundstein für die Kreisvereinigung der Lebenshilfe. "Ich habe noch nie so viele Menschen getroffen, die mit Wärme, Zuwendung und Verständnis reagierten, als ich von meinem Anliegen berichtete", erinnert sich Marie Luise Trappen noch heute. "Aber ich war auch noch nie so wenig erfolgreich." Jedenfalls zunächst. Aber der Aussage eines Mitarbeiters der Kreisbehörden von einst, es gebe höchstens zwei oder drei behinderte Menschen im Main- Taunus-Kreis, die Verpflichtung zur Hilfe sei somit nicht notwendig, dem mochte sie von Beginn an keinen Glauben schenken. Gespräche mit Bürgermeistern, Pfarrern, Kindergärtnerinnen und Schulleitern in allen Kommunen bewiesen ihr, daß sie recht hatte. Im Nu kannte sie 40 Geschichten, alle verschieden und doch ähnlich. Unwissenheit und Hilflosigkeit waren damals bei allen vorhanden. Sowohl bei Eltern als auch Ärzten und Pädagogen. "Niemand konnte Hinweise geben, wie diese Kinder zu fördern, zu erziehen wären. Niemand konnte die Frage beantworten, was um Himmels willen denn werden sollte mit diesem Kind, aus seinem Leben", berichtet Trappen. Schon das Erkennen der Behinderung dauerte. "Erst als unser Kind vier Jahre alt war, bestätigte sich das, was ich ständig behauptet hatte. Doch ich war immer als ungeduldig hingestellt worden."

Daß Marie Luise Trappen letztlich Vorsitzende im Kreis wurde, hatte sie indirekt ihrem Mann zu verdanken. "Die Leute sagten: Wir wollen ihn. Doch er hatte wegen des Berufs keine Zeit." Statt dessen hatte sich die Kelkheimerin entschlossen, ihre eigene Karriere an den Nagel zu hängen. Für 25 Jahre wurde die Lebenshilfe zum Beruf, zumindest wenn man den täglichen Zeitaufwand rechnet. Denn auch auf überregionaler Ebene war Marie Luise Trappen aktiv; 16 Monate leitete sie als Vize sogar die Bundesvereinigung. Im MTK hat inzwischen Uve Lüders die Nachfolge der Ehrenvorsitzenden übernommen.

Nach der Vereinsgründung wollten die 40 Eltern zunächst Unmögliches. Statt als Endziel nur "die Anstalt" im Auge zu haben, peilten sie Einrichtungen an, die von der öffentlichen Hand stets als unbezahlbar erklärt wurden. Ihre Kinder sollten gefördert werden, sollten in Kindergarten und Schule gehen und einen Arbeitsplatz bekommen. Denn eine Frage verlangte Antwort: "Was ist, wenn wir mal nicht mehr sind?" Diese Angst und den Druck konnte Marie Luise Trappen erst die Lebenshilfe nehmen, "das Vertrauen zur Gesellschaft war, ist noch zu brüchig".

Die Lebenshilfe baute mit Fachleuten ein Versorgungsnetz auf. Selbsthilfe stand dabei stets im Vordergrund. Da wurden leere Schulräume "entdeckt", eine Gymnastiklehrerin begann mit regelmäßigem Unterricht, Eltern tauschten Spezialspielzeug aus, und die Caritas wurde davon überzeugt, einen Sonderkindergarten zu bauen. Ein Jahr zuvor war bereits ein Schulunterricht für 27 behinderte Kinder organisiert worden. Hinter allem steckte zähe Überzeugungsarbeit, und zwangsläufig wurden die Eltern mit dem Geflecht gesetzlicher Möglichkeiten und Bestimmungen konfrontiert.

1978 veränderte sich die Elternvereinigung: Mit der Einrichtung des ersten von drei Wohnheimen wurde die Lebenshilfe zum Trägerverein. Vor allem auf die Betreuung von Schwerstbehinderten, die sonst in der Psychiatrie leben müßten, ist man heute stolz. Und gezielte Frühförderung sowie die stundenweise Betreuung Behinderter, um die Familien zu entlasten, haben festen Platz im Angebot.

Mit der Lebenshilfe ist auch Marie Luise Trappen gewachsen, obwohl es ihr fast leid tut, daß dies auf Kosten ihres Sohnes geschehen ist. Antworten auf Fragen, wie man beispielsweise mit der ständigen Schutzbedürftigkeit Behinderter im Gegensatz zur entstehenden Selbständigkeit umgeht, fallen heute leicht. Und "man nimmt manche Dinge nicht mehr so wichtig", meint sie. Das gelte für "die Fünf in Latein" ebenso wie generell. Marie Luise Trappen ist sicher: "Der absolute Glücksanspruch ist überzogen."

Friedhof-Parkplatz bleibt ein Ärgernis

SCHWANHEIM. Der Parkplatz des Schwanheimer Friedhofs bleibt Konfliktstoff zwischen dem CDU-Stadtverordneten Helmut Heuser und dem Grünen- Stadtrat Tom Koenigs. Nach einem Brief Heusers habe Dezernent Koenigs zugegeben, daß der Zustand des Parkplatzes schlecht sei. Heuser: "Er konnte aber nicht angeben, warum keine Verbesserung erzielt werden konnte". Heuser nannte es ein "vorgeschobenes Argument", daß auch die Verhandlungen mit dem hessischen Straßenbauamt über die Nutzung der Fläche unter der Brücke noch nicht abgeschlossen seien. Dafür sei ausreichend Zeit gewesen.

Koenigs habe in einem Schreiben an Heuser angekündigt, daß ein Teil des Parkplatzes am Alten Schwanheimer Friedhof befestigt würde. Dafür stünden 20 000 Mark zur Verfügung. Heuser: "Dieser Betrag reicht nur für 400 Quadratmeter." Die bisherigen Arbeiten bezeichnete er als "hinausgeschmissenes Geld, das die Zustände am Parkplatz überhaupt nicht verbessert". Offensichtlich habe der Magistrat weder das Geld noch den Willen, wirklich etwas "Gescheites" für die Parkplatzbenutzer zu machen. di

Protest mit Trommeln, Trillerpfeifen und Transparenten vor SPD-Landesgeschäftsstelle

Pfiffe gegen Asyl-Änderung

WIESBADEN. Einen Höllenlärm veranstalten seit Anfang der Woche Aktive der Wiesbadener "Plattform gegen Rassismus und Faschismus" Abend für Abend. Ort der außergewöhnlichen Kundgebung zu vorgerückter Stunde ist die Landesgeschäftsstelle der SPD in der Bahnhofstraße.

Die Krachschläger protestieren mit Trommeln, Trillerpfeifen und Transparenten gegen die "Umfaller" in den Reihen der Sozialdemokraten bei der Änderung des Asylrechts. "Asyl ist Menschenrecht" heißt es auf einem Spruchband. Die Demonstranten treten "gegen die Ausgrenzung von Flüchtlingen" ein. Unterstützt werden die Radaumacher dabei von der Schülertheatergruppe "SUMF", die überall mitmischt, wo gegen Unrecht und Intoleranz gekämpft wird.

Für Samstag, 16. Januar, ruft die "Plattform" zu einer Demonstration gegen die Änderung des Asylrechts auf.

Treffpunkt ist um 11 Uhr am Mauritiusplatz. (maf

Sport am Donnerstag

FUSSBALL PRIVATSPIEL: SV Darmstadt 98 - 1. FC Kaiserslautern (19.30 Uhr, Böllenfalltor). HANDBALL 2. POKALRUNDE auf Verbandsebene, Männer: TG Oberroden - TV Wicker (20 Uhr, Rodgauhalle). BEZIRKSLIGA I Frankfurt, Frauen: TV Niedermittlau - FT Dörnigheim (20.30 Uhr, Gesamtschule Freigericht-Somborn).

ADRESSE UND ÖFFNUNGSZEITEN: Musée du 6 Août 1870, Château de Woerth, 4, rue du Moulin, F-67360 Woerth, Tel. 88 09 30 21 oder 88 09 41 25. Geöffnet vom 1. April bis 31. Oktober täglich von 14 bis 17 Uhr; Februar, März, November und Dezember jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr und nach vorheriger Anmeldung.

Titow, Leiter der Intourist-Information in Frankfurt a. M.. "Von 400 Rubel, das entspricht etwa einer Mark, leben wir in Rußland drei Tage. Damit kommt man hier nicht weit. Trotzdem gibt es auch Russen mit Geld, deswegen schätze ich, daß in diesem Jahr etwa 25 000 von ihnen Deutschland besuchen werden." Die russische Tageszeitung "Kuranty" dämpft die Erwartungen ebenfalls. "Allein in Moskau dürfen 80 000 Menschen niemals ins Ausland reisen, weil sie Träger von Staatsgeheimnissen sind."

Auch die Bürger der Ukraine besitzen seit Jahresbeginn Reisefreiheit. Dort ist der Paß kostenlos, wobei allerdings bei der Ausreise ein Visum des Gastlandes, genügend Devisen sowie ein Rückfahr- oder -Flugticket vorgelegt werden müssen. faf

BASF Magnetics baut auf Recycling-Videocassette

WILLSTÄTT (dpa/FR). Die BASF Magnetics hat als weltweit erster Hersteller eine nach Firmenangaben voll wiederverwertbare Videocassette entwickelt. Mit dem Produkt wolle das Unternehmen, das für sich einen Anteil von 30 Prozent an den jährlich verkauften 120 Millionen Videocassetten reklamiert, seine Stellung als Marktführer in Deutschland ausbauen, sagt Firmenchef Volker Trautz. Ende Januar sollen die umweltfreundlichen Bänder hierzulande eingeführt werden. Als weitere Absatzregionen sind zunächst Österreich, die Schweiz, die Niederlande und etwas später Frankreich geplant.

Die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfende BASF-Tochter erreichte im vergangenen Jahr einen Umsatz von etwa 1,6 Milliarden Mark. Die rund um den Globus existierenden Überkapazitäten in der Branche werden dafür verantwortlich gemacht, daß ein Verlust von mehr als 230 Millionen Mark heraussprang. Die Recycling-Videocassette bezeichnet die BASF Magnetics als Teil ihrer Sanierungsbemühungen, die das Unternehmen spätestens 1994 in die Gewinnzone bringen sollen.

Bei dem Ableger des Ludwigshafener Chemiekonzerns standen in der zurückliegenden Rechnungsperiode rund 1000 Männer und Frauen weniger auf den Lohn- und Gehaltslisten. Weltweit werden derzeit 6500 Menschen beschäftigt, darunter 2300 in Deutschland.

Basar mit gebrauchter Kommunionkleidung

KARBEN. Einen Kommunionkleider- Basar gibt es bei der katholischen St. Bonifatius-Gemeinde Klein-Karben. Der Basar wird am Sonntag, 17. Januar, von 11.30 bis 12.30 im Gemeindezentrum St. Bonifatius angeboten.

Kleidungsstücke und Zubehör können bis dahin zu den Bürozeiten (8 bis 12 Uhr) im Pfarramt angegeben werden. Bevor die Motten sich über die Kommunionkleider und -anzüge hermachen, bittet die Gemeinde darum, sich davon auf diese sinnvolle Weise zu trennen.

Organisiert wird der Basar von Eltern, deren Kinder in diesem Jahr zur Kommunion gehen. Sie bieten Kleider und Anzüge nach dem Gottesdienst für jene Eltern an, die die Festkleidung preiswert erwerben möchten.

Denn in der Regel wird die Kommunionbekleidung von den rasch wachsenden Mädchen und Jungen nur einmal oder noch wenige Male getragen. de

Die Luft in der Spitzengruppe der Zweiten Volleyball-Bundesliga ist dünn Wiesbadenerinnen gingen in Fechingen unter Gute Ausgangsposition leichtfertig verschenkt / Bleidenstadt mit Niederlagen ins neue Jahr

Mit viel Optimismus war Frauen- Volleyball-Zweitligist VC Wiesbaden in das neue Jahr gestartet. Kein Wunder, belegten die Landeshauptstädterinnen nach acht Spieltagen doch punktgleich mit Tabellenführer TV Creglingen den zweiten Platz im Bundesligaunterhaus, Gruppe Süd.

Doch wie dünn die Luft in der Spitzengruppe der Zweiten Liga ist, diese schmerzhafte Erfahrung machten die Wiesbadenerinnen bei ihrem ersten Punktspiel nach siebenwöchiger Pause. Ausgerechnet beim Angstgegner TV Fechingen mußten die Schützlinge von Trainerin Sylvia Hübener antreten. "Wir haben bisher noch nie in Fechingen gewinnen können", hatte Manager Jürgen Baier vor der Abfahrt in das Saarland schon keine guten Erinnerungen. Ungewiß war auch, wie seine Mannschaft die lange Spielpause überstanden hatte. "Möglich, daß unseren Akteuren noch Spielpraxis fehlt", ahnte Baier offensichtlich bereits Schlimmes. Mit Recht, zogen doch die Fechingerinnen, in der letzten Saison als Vizemeister nur knapp am Aufstieg gescheitert, dem Tabellenzweiten mit 3:0 (15:5, 15:13, 15:8) gehörig das Fell über die Ohren.

Die 120 Zuschauer in der neuen Saarbrücker Joachim-Deckarm-Halle sahen einen vor allem in der Annahme völlig indisponierten Gast aus Hessen, bei dem lediglich Jolanta Ziebacz, Silke Fock und Daniela Sieg annähernd Normalform aufwiesen. Die routinierten Gastgeberinnen um die beiden Tschechinnen Lubica Kudlicova und Evgenia Koseva, sowie die Polin Klaudia Blaszczkiewicz hatten denn auch keine Mühe, Schmetterball um Schmetterball im gegnerischen Feld zu versenken, zumal der VCW auch im Block große Lücken offenbarte. Manager Jürgen Baier war hinterher natürlich geknickt. "Mit dieser schwachen Vorstellung haben wir unsere gute Ausgangsposition leichtfertig verschenkt", trauerte er der Chance nach, weiter im Konzert der Großen mitzumischen. Nun gilt es am Samstag im nächsten Auswärtsspiel beim SC Leipzig (19 Uhr) den verlorenen Boden wieder gutzumachen.

Mit Niederlagen starteten auch die Regionalliga-Frauen und Männer des TSV Bleidenstadt in das Jahr 1993. Im Gegensatz zum VC Wiesbaden waren diese Minuspunkte bei den Taunussteinern jedoch von vornherein einkalkuliert worden. So unterlagen die Bleidenstädter Männer beim noch verlustpunktfreien Tabellenführer TG Rüsselsheim mit 0:3 (0:15, 13:15, 11:15), während die Frauen beim Tabellenzweiten VBC Ludwigshafen beim 1:3 (13:15, 15:12, 5:15, 12:15) zumindest einen Satzgewinn landeten.

Aufregender als das Spiel in Rüsselsheim war das Vorgeplänkel, das um diese Begegung inszeniert wurde. Eigentlich sollte dieses Derby erst am Mittwoch in der Opelstadt über die Bühne gehen. Da hatte der Staffelleiter der Regionalliga Südwest jedoch etwas dagegen und terminierte das Match kurzfristig auf Sonntag, 10.30 Uhr. Dem Gast war vor allem der frühe Spielbeginn ein Dorn im Auge. "So früh findet ein Spiel höchstens in der Landesliga statt, nicht jedoch in der Regionalliga", kritisierte TSV-Spieler Jochen Esser. Wenig ausgeschlafen präsentierten sich die Bleidenstädter denn auch im ersten Satz, der innerhalb von zehn Minuten zugunsten der Gastgeber entschieden war. "Aufgrund der plötzlichen Spielverlegung sind wir ohne große Vorbereitung in das Match gegangen", entschuldigte Esser die geringe Gegenwehr seiner Mannschaft, gab jedoch auch zu, "daß das Spiel gegen den kommenden Meister eh nur Testspielcharakter hatte".

Mit wenig Hoffnung waren auch Bleidenstadts Frauen beim Tabellenzweiten aus Rheinland-Pfalz angetreten. Der Mini-Kader von nur sieben Spielerinnen zog sich jedoch gegen einen erstaunlich schwachen Gastgeber mehr als gut aus der Affäre. "Die Ludwigshafener waren bei weitem nicht so stark wie im Hinspiel", war TSV-Sprecher Peter Haus überrascht. Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, hätten die Bleidenstädter urlaubsbedingt nicht auf einige Leistungsträgerinnen verzichten müssen. In einem weiteren Lokalderby empfangen die Bleidenstädter Männer am Sonntag um 14 Uhr in der Gesamtschule die Bundesligareserve des TuS Kriftel, während bereits um 11 Uhr die TSV Frauen im Nachbarschaftsduell auf die TSG Bretzenheim treffen. ms

"Oldies" sind bei der Isenburger FWG Spitze

NEU-ISENBURG. Der 72 Jahre alte Stadtarchivar Karl Vey ist von der Freien Wählergemeinschaft (FWG) zum Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl am 7. März gekürt worden. Auf Platz zwei und drei folgen der 70jährigen Gerhard Elsner, derzeit Parteivorsitzender, und der gleichaltrige Chef der Stadtverordnetenfraktion, Günter Otto Schulze. Die nächsten Listenplätze nehmen ein: Peter Weiland, Frank Saper, Eberhard Leube, Christel Malkemus und Hilda Nitzsche, die auch für den Kreistag kandidiert. leo

Radfahrer übersah Auto: schwere Verletzungen

BAD HOMBURG. Schwer verletzt wurde ein 60jähriger Radfahrer am Dienstag ins Krankenhaus eingeliefert. Gegen 11 Uhr war er auf dem Hindenburgring mit einem Auto zusammengestoßen.

Wie die Bad Homburger Polizei mitteilt, hatte er das Auto beim Wechsel auf die linke Fahrspur übersehen.

Den Blechschaden gibt sie mit 1500 Mark an. stk

Neues "Müllzeitalter" läßt auf sich warten In Egelsbach kamen die gelben Säcke allerdings rechtzeitig zum Jahresbeginn an

NEU-ISENBURG / EGELSBACH. Auf die gelben Säcke muß die Isenburger Bevölkerung noch bis Anfang Februar warten. Bis die Verpackungsabfälle zum ersten Male abgeholt werden, dauert es noch einmal zwei Wochen, hieß es jetzt aus dem Rathaus.

Im Klartext: Das in ganz Deutschland heftig diskutierte Duale System hält in der Hugenottenstadt nicht, wie angekündigt, zum 1. Januar seinen Einzug, sondern in der Woche vom 15. bis 19. Februar - jeweils am Tag der "normalen" Müllabfuhr. Anlaß für die Verspätung sind die Lieferprobleme der zuständigen Gesellschaft zur Entsorgung von Sekundär-Rohstoffen (GES).

In Egelsbach hat sie dagegen schon begonnen - die neue "Zeitrechnung der Abfallentsorgung", wie die Protagonisten des Dualen Sytems dessen Einführung bewerten. Anders als in Neu-Isenburg und den meisten Kommunen im Kreis Offenbach seien die gelben Säcke, so Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD), "in letzter Minute" eingetroffen und pünktlich zum Jahresbeginn an 90 Prozent der etwa 3500 Haushalte verteilt worden. Die bislang unberücksichtigten Bürgerinnen und Bürger sollen in den kommenden Tagen versorgt werden.

Da sich der Gemeindevorstand mit seinem Wunsch nach 14tägiger Abfuhr des Verpackungsmülls bei der GES nicht habe durchsetzen können, würden die gelben Säcke künftig einmal monatlich abgeholt. "Aber vielleicht können wir diese Forderung noch bei den kommenden Verhandlungen durchboxen", hofft Eyßen. Daß in Zukunft wichtige Fragen zu klären seien, davon sei er überzeugt. Etwa diese: "Wo sollen die Säcke in Mietwohnungen und Mehrfamilienhäusern deponiert werden? Wie kann verhindert werden, daß die organischen Anteile der Verpackungsabfälle während der heißen Jahreszeit allzusehr stinken?"

Dennoch hält der Bürgermeister das Duale System für ein "zumindest theoretisch stimmiges Konzept". Wenn jedoch keine zufriedenstellende Verwertungsquote erreicht werde und ein Großteil der Abfälle weiterhin auf Deponien und in Müllöfen landeten, "dann kann die mit viel Mühe erreichte Sammeldisziplin nicht nur der Egelsbacher großen Schaden nehmen".

Zumal die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde jüngst ohnehin vor der Qual der Wahl standen: Denn sie mußten sich nicht nur neu für eine von drei verschieden großen Restmülltonnen entscheiden, sondern auch dafür, wie oft der Abfall abgeholt werden soll - ein-, zwei- oder viermal im Monat. Seit Jahresbeginn steht auch eine Altpapiertonne vor jedem Haus; die entsprechenden Container verschwanden aus dem Ort. Derartige Behälter gibt es ab sofort nur noch für Glas und Dosen. Der Bauhof nimmt unverändert Grünschnitt, Metallschrott und Bauschutt an. leo

"Freie" peilen zehn Prozent an Wählergemeinschaft auf Kreisebene nominiert Kandidaten

MAIN-KINZIG-KREIS. "Wenn Sie von den großen die Nase voll haben . . . FWG". - So soll der Wahlslogan der Freien Wählergemeinschaft Main-Kinzig lauten, die sich anschickt, den Etablierten bei der Kreistagswahl am 7. März das Fürchten zu lehren. Am Dienstag haben die Unabhängigen ihre Liste mit insgesamt 20 Kandidaten aufgestellt, wovon sie selbst ein Kontingent von acht Bewerbern als aussichtsreich einschätzen. Das bedeutet, daß die Gruppe, die auf das Potential der Protestwähler setzt, nicht nur die Fünf-Prozent-Hürde überwinden will, sondern sich einen Stimmenanteil von rund zehn Prozent ausrechnet.

Zwar haben sich die Freien nach eigenen Angaben bemüht, möglichst viele Kreisgebiete ausgewogen mit Personen zu repräsentieren, doch bei der Durchsicht der Liste fällt eine Dominanz aus dem Westen, insbesondere aus Langenselbold und Hanau auf. Allein aus der Gründaustadt sind fünf Kandidaten vertreten, allesamt ehemalige SPD-Rebellen gegen Bürgermeister Ebner, zusammengeschlossen in der Selbolder Liste. Zu nennen sind Vera Heim, Lothar Kühn und Michael Frenzel, zugleich Mandatsträger im Stadtparlament.

Als Spitzendkandidat geht erwartungsgemäß der Vorsitzende Günter Kullik aus Neuberg ins Rennen. Ihn sieht die Gruppe als "politisch unbelasteten, aber engagierten Gegner der geplanten Mega-Mülldeponie" des Kreises im Fallbachtal an. Weiter setzen die Freien auf den ehemaligen Bürgermeister von Ober-Mörlen in der Wetterau, Dieter Simon, damals CDU. Der 59jährige soll seine "profunden Verwaltungsfachkenntnisse", die er nach einigen Jahren a. D. wohl erst einmal auffrischen müßte, in die zukünftige Fraktion einbringen.

Mit der politischen Hausfrau Vera Heim auf Platz drei bietet die FWG "leider" den einzigen weiblichen Kandidaten auf. Sie wird als Verfechterin der Elternrechte und energische Sozialpolitikerin hervorgehoben. Schutz und Schirm des Ostkreises und der "ländlichen Bevölkerung" soll demnach der Landwirtschaftsmeister Herbert Bien aus Jossgrund werden.

Hinzu stößt von den Freien Maintalern der Volkswirt, ehemalige Kreistagsabgeordnete und CDU-Stadtverordnete Wilhelm Drolshagen, der es bei der örtlichen Listenaufstellung nur auf Rang 20 schaffte. Auf den weiteren Plätzen kandidieren Bernd Rudolph aus Hanau, der Langenselbolder Polizist Lothar Kühn, der Kaufmann Josef Wipperfürth aus Maintal, der Rentner Reinhard Heil aus Gründau und Manfred Hartherz, ebenfalls Rentner aus Neuberg.

Die Liste kann sich nach Überzeugung ihrer Anhänger "nach Namen und Qualität absolut sehen lassen". Mit insgesamt 20 Bewerbern gebe es auch genügend Nachrücker für den Bestand der Fraktion. hein

130 Parkplätze "ordnen" den Berliner Platz Bürgermeister Eyßen legt Egelsbacher Gemeindevertretern einen Kompromißvorschlag vor

EGELSBACH. Stimmt das Egelsbacher Parlament in seiner Februar-Sitzung einem Vorschlag von Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) zu, dann kann im Herbst mit der Umgestaltung des Berliner Platzes begonnen werden. Nachdem sich die Parlamentarier lange nicht über das künftige Gesicht des Areals am Bürgerhaus einigen konnten, hofft der Verwaltungschef, diesmal einen mehrheitsfähigen Kompromiß gefunden zu haben.

Wo derzeit auf unbefestigtem Untergrund Autos "illegal" abgestellt werden, sollen in Zukunft 130 Parkplätze - also zwanzig mehr als bislang diskutiert - für "geordnete Verhältnisse" auf wasserdurchlässigem Pflaster sorgen. Laut Eyßen werden die Parkflächen nicht nur von der Arheilger Straße, sondern auch von der Goethestraße zu erreichen sein.

Nach dem neuen Architektenplan wird der Platz vor dem Eigenheim mit verschiedenfarbigen Pflastersteinen und neun Stieleichen gestaltet. "Eventuell kann dort sogar einmal ein Gartencafé eingerichtet werden", sagte der Verwaltungschef. Außerdem soll die Kreuzung Kirchstraße / Goethestraße / Heinestraße mit Aufpflasterungen verkehrsberuhigt werden.

In den Augen Eyßens ist der jüngste Vorschlag ein Kompromiß: "Ich mußte mich den Realitäten beugen." Er habe sich weniger Parkplätze und statt dessen eine phantasievollere Gestaltung des Berliner Platzes gewünscht. Aber zum einen sei der Bedarf an Parkraum gerade in diesem Teil Egelsbachs außerordentlich hoch. Zum anderen solle auf dem Platz auch das Zelt für die Gewerbeausstellung aufgebaut und die Kerb veranstaltet werden können. Gerade die traditionelle Kirmes im September könnte den Start des mehr als 1,1 Millionen Mark teuren Umbaus verzögern. Ist für die Buden kein Ausweichquartier zu finden, so muß der Baubeginn auf den Spätherbst verschoben werden.

Was der Bürgermeister den Egelsbacher Gemeindevertretern präsentieren wird, ist lediglich ein erster Bauabschnitt. Der zweite Teil des Vorschlags liegt bereits fertig in Eyßens Schublade. Dort dürfte das Papier jedoch noch einige Zeit bleiben: Die Idee, auch den Vorplatz des Bürgerhauses mit buntem Pflaster und Bäumen zu zieren, bezeichnet der Sozialdemokrat als "Zukunftsmusik". Zur Realisierung fehle es derzeit nicht nur am Geld, sondern auch am Konsens innerhalb des Parlaments. leo

Frau starb im Autowrack Mehrere Unfälle wegen Eis

STEINAU / FREIGERICHT. Eisglätte hat Mittwoch morgen zu mehreren Unfällen, darunter einem tödlichen, geführt, bei dem eine 24jährige Steinauerin ums Leben kam.

Wie die Polizei mitteilte, war die Frau auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz in Offenbach, als sie auf der Bundesstraße 40 gegen 7.30 Uhr in Höhe des Stausees auf der Ausbaustrecke überholen wollte. Dabei kam ihr Ford Escort vermutlich aufgrund überhöhter Geschwindigkeitauf der eisglatten Strecke ins Schleudern. Der Wagen rutschte von der Überholspur auf die andere Straßenseite, wo er frontal mit einem entgegenkommenden Lastzug zusammenstieß.

Ein herbeigeeilter Notarzt konnte die Frau nicht mehr retten. Die Leiche mußte von der Feuerwehr aus dem Fahrzeugwrack geborgen werden. Die Bundesstraße war für knapp zwei Stunden gesperrt, wodurch es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kam. Blechschaden entstand in Höhe von 30 000 Mark.

Auf der Autobahn A 66 kam es um kurz nach sieben Uhr in Fahrtrichtung Fulda im Bereich von Gelnhausen in kurzen Abständen zu drei Rutschpartien, bei denen ein Gesamtschaden von 35 000 Mark entstand. Nach Auskunft der Autobahnpolizei war die Fahrbahn zu diesem Zeitpunkt trotz des Einsatzes von Streufahrzeugen eisglatt. Zunächst schlitterte dort ein Wagen in die Leitplanken, der schließlich auf der Standspur zum Stehen kam. Danach kamen an der gleichen Stelle zwei weitere Autos ins Schleudern, von denen einer noch in ein stehendes Fahrzeug krachte. Eine Person erlitt leichte Verletzungen.

Zwei Totalschäden in Folge von Glatteis registrierte die Polizei in Freigericht. Dort war der Fahrer eines Opel Kadett gegen 6.30 Uhr auf der Landesstraße 3269 zwischen Geiselbach und Horbach aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ins Schleudern geraten und frontal mit einem entgegenkommenden Mercedes zusammengestoßen. Die Fahrer blieben unverletzt, der Schaden beträgt 27 000 Mark.

Glimpflich kam zehn Minuten später ein Autofahrer auf der Landesstraße 3333 davon. Auch er hatte die Geschwindigkeit nicht den Witterungsverhältnissen angepaßt und kam zwischen Wirtheim und Höchst ins Schleudern. Das Auto landete in der Leitplanke: 4000 Mark Schaden. jan

Alle schimpfen auf die Post. Sissy nicht. Auf die Postfiliale an der Grenze zwischen Gonzenheim und Ober- Eschbach läßt Sissy nichts kommen. Da muß man meistens nicht so lange warten, bis man an der Reihe ist. Und dann noch dieser Service - einfach Klasse. Kaum betritt das braune, strubbelige Wesen mit den paar Silberfäden im Pelz den Raum, macht es sich so groß, wie's nur geht, um dem Mann hinterm Schalter einen Blick zuzuwerfen. "Runter, Sissy", meint Frauchen etwas Sissy's Päckchen verlegen, doch Sissy stellt sich auf die Hinterbeine. Der Beamte freut sich offensichtlich über den Besuch. "Für den Hund", murmelt er, während er durch den Schacht, durch den sonst die Päckchen wandern, ein paar Hundekuchen schiebt. Klar, daß Sissy hocherfreut mit dem Schwanz wedelt und kaum wegzukriegen ist von diesem freundlichen Ort.

"Na klar", mag so mancher Leser mißmutig brummeln, "die Post ist eben auf den Hund gekommen." Schon, aber es ist wirklich ein netter Hund. jea

Möller: Wohnungsbau Sache aller Parteien

KRONBERG. Der CDU-Vorsitzende Thomas Möller hat "die gemeinsame Verantwortung aller Parteien für den Wohnungsbau" beschworen und die soeben in Oberhöchstadt entstehenden Sozialwohnungen als erfolgreiches Beispiel bemüht: "Unter CDU-Verantwortung wurde das Gelände kurz vor der letzten Kommunalwahl erworben, nach der Wahl hat die neue Mehrheit unter Führung der SPD das CDU-Vorhaben dann auch weiter betrieben." Ungeachtet solch freundlicher Zwischentöne hält Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) wenig von der Wohnungsbaupolitik der alten Mehrheit. Was die gebaut habe, lasse sich an den Fingern abzählen, sagt er. Versagt habe die CDU, indem sie es nicht geschafft habe, sozialen Wohnungsbau an der Immanuel- Kant- und Ernst-Moritz-Arndt-Straße zu betreiben, obwohl das Gelände längst in städtischem Besitz sei. Die neue Mehrheit habe dies erst vorangetrieben und erreicht, daß in diesem Jahr mit dem Bau von rund 50 Wohneinheiten begonnen werden könne. Die Förderungszusagen seien da, die Bauanträge gestellt.

Die CDU verweist darauf, daß in ihrer Zeit zum Beispiel zwölf Sozialwohnungen in der Merianstraße und 26 im Ernst- Winterberg-Haus errichtet wurden. hko

Da es ihr an Land fehlt, muß die Stadt zahlen Ausgleichsmaßnahmen für den Geländeverbrauch im Neubaugebiet "Plassage / Lange Äcker"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Im März oder April soll der Entwurf des Bebauungsplans für das Neubaugebiet "Plassage / Lange Äcker" öffentlich ausgelegt werden. Voraussetzung ist, daß das Parlament in der Sitzung am 2. Februar der umfänglichen Magistratsvorlage zur "Plassage" zustimmt.

Ingesamt siebzig "TÖB&rquote;s", sprich Träger öffentlicher Belange, zu denen auch die Naturschutzverbände zählen, wurden bereits gehört. Hauptpunkt: Die landschaftspflegerischen Ausgleichmaßnahmen. Deren Anregungen und Bedenken seien im Planungsentwurf berücksichtigt, so daß jetzt die vierwöchige Offenlegung erfolgen kann, in der Bürger ihre Einwände und Bedenken vorbringen können. Anschließend wird der Plan dem Regierungspräsidium vorgelegt.

Bis im rund 17 Hektar großen Gebiet der Plassage die ersten Häuser wachsen, ist also noch Geduld vonnöten. Und Geld. Denn die Erschließung gibt es nicht zum Nulltarif, "da zahlen auch die Steuerzahler". Nicht alle Kosten können via Erschließungsgebühren auf die Grundstückseigner umgelegt werden. Insgesamt fallen schätzungsweise 12,72 Millionen Mark an, die unter anderem für Straßen- und Wegebau, Kanalisation, Wasserversorgung, Lärmschutz und öffentliche Grünflächen ausgegeben werden.

Ein Teil der Kosten geht für landschaftspflegerische Ausgleichsmaßnahmen drauf. Je nach dem ökologischen Wert der einzelnen Flächen und der Schwere des Eingriffs im betroffenen Baugebiet wird anhand von Punktetabellen akribisch genau ausgerechnet, was ausgeglichen werden muß. Im Baugebiet selbst ist das nicht machbar: "Man mußte im Grunde genau die gleiche Fläche jungfräuliches Ackergelände oder eine große Kiesgrube, die rekultiviert werden könnte, haben", sagt Bürgermeister Bernhard Brehl. "Aber wir haben keine 17 Hektar."

Zwar rückten bei der Planung der Plassage ökologische Aspekte bei Fragen der Entwässerung und Energieversorgung nach vorn, doch werden sie nicht als landschaftspflegerische Ausgleichsmaßnahmen angerechnet. Da bestünde eine Diskrepanz zwischen Umweltschutzgesetzen einerseits und Naturschutzgesetzen andererseits, bedauert die stellvertretende Bauamtsleiterin Claudia Sonntag.

Mit der Oberen Naturschutzbehörde wurde daher eine finanzielle Ablösung der Ausgleichsmaßnahmen vereinbart. Die rund zwei Millionen Mark, die das pro Jahr kostet, werden zum Teil auf die Grundstücksbesitzer umgelegt, die Stadt zahlt etwa 730 000 Mark. Das Geld geht in einen Topf, den Naturschutzbehörden und Regierungspräsidium verwalten, und soll für Naturschutzmaßnahmen an die Kommunen zurückfließen. wal

Kurz notiert

Autoknacker sind im Stadtgebiet unterwegs

MÖRFELDEN-WALLDORF. Autoknakker treiben derzeit in der Stadt ihr Unwesen. Allein von Montag und Dienstag meldet die Polizei mehrere Fälle von versuchten und vollendeten Autoaufbrüchen in der Farmstraße, in der Vogesen- und der Bambergerstraße. Objekt der Begierde: Die Radios.

Die Polizei sei den Tätern aber auf der Spur. Ein Zeuge habe zwei verdächtige Personen beobachtet und die Polizei verständigt, die noch ermittelt. wal

Kettenreaktion mit fünfmal Blechschaden

BAD HOMBURG. Gleich fünf Autos sind bei einem Zusammenstoß am Dienstag bei der Englischen Kirche beschädigt worden. Der dabei entstandene Schaden addiert sich auf 22 000 Mark.

Ein Autofahrer habe beim Einbiegen von der Englischen Kirche in die Ferdinandstraße gegen 11.30 Uhr einen Wagen übersehen und ihn gerammt, so die Homburger Polizei weiter. Das gerammte Auto schleuderte gegen ein parkendes Auto, das durch den Aufprall gegen einen weiteren Wagen geschoben wurde.

Derweil wurde durch den Zusammenstoß auch das Auto des Unfallverursachers herumgeschleudert, so die Polizei. Seine Schleudertour endete an einem von der Promenade kommenden Auto. stk

Zur Sache: Lebenshilfe fehlen Wohnheimplätze

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Geistig behinderte Menschen sind Menschen wie andere auch: sowohl gleich (in Bedürfnissen und Rechten) als auch verschieden (in ihrer Unverwechselbarkeit). Mit uns leben in Deutschland etwa 375 000 behinderte Menschen. Alle 90 Minuten wird bei uns ein Kind geboren, das mit einer geistigen Behinderung leben wird: Es entwickelt sich - nur langsamer. Es denkt - wenn auch einfacher. Es lernt - nur nicht so leicht." So beginnt das Grundsatzprogramm der Lebenshilfe-Bundesvereinigung, die 1958 gegründet wurde. Zur ihr gehören 16 Landesverbände mit rund 550 Orts- und Kreisgruppierungen. Die Vereinigung im Main-Taunus-Kreis wird von der Geschäftsstelle in Hochheim geleitet.

Rund 120 000 Mitglieder zählt die Lebenshilfe bundesweit; etwas weniger als die Hälfte aller Behinderten, nämlich rund 150 000, werden in Wohn- und Therapieeinrichtungen betreut. Im MTK bringt es die Lebenshilfe auf etwa 500 Mitglieder. Ihre Beiträge reichen jedoch nicht, das umfassende Angebot zu unterhalten. "Wir sind auf Spenden angewiesen; das ist jedes Jahr ein Lotteriespiel", meint Verwaltungsmitarbeiterin Rita Reiniger-Engel. So muß die Lebenshilfe beispielsweise zehn Prozent Eigenanteil der Kosten für einen Wohnplatz (derzeit rund 110 000 Mark) aufbringen.

Insgesamt 76 Wohnheim- und Betreuungsplätze gibt es im Kreis; "rund 25 zu wenig", wie Ehrenvorsitzende Marie Luise Trappen betont, "vor allem für schwerst- und mehrfach behinderte sowie für verhaltensauffällige Menschen". Neben Unterkünften und Therapiestätten hat die Lebenshilfe den familienentlastenden Dienst aufgebaut und betreibt Frühförderung.

Aus der reinen Elterninitiative ist heute ein "Unternehmen" geworden: Sieben hauptamtliche Mitarbeiter sind in der Geschäftsstelle (Tel. 0 61 46 / 30 34) tätig; weitere 80 arbeiten vor allem als Betreuer. Dazu kommen 70 Honorarkräfte und 24 Zivildienststellen. Neun davon sind momentan mangels Interessenten unbesetzt. set

"Verkehrszählung in Enkheim" Ortsbeirat 16 einstimmig auch für Lärm und Abgasmessung

Verkehrszählungen sowie Lärm- und Abgasmessungen will der Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) in der Barbarossastraße, der Philipp-Puth-Straße und dem Florianweg in Enkheim durchführen lassen. Einstimmig beschlossen die Stadtteilpolitiker in ihrer jüngsten Sitzung einen entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion. Die Christdemokraten hatten damit auf die Klagen einiger Anwohner der Barbarossastraße reagiert. Diese hätten sich darüber beschwert, daß seit der Schließung der Triebstraße ein erheblicher Teil des Verkehrs nun über ihre Straße durch Enkheim fließe.

Seit einiger Zeit ist es nicht mehr möglich, aus der Vilbeler Landstraße in die Triebstraße einzubiegen. Demnächst soll die bis dahin dichtbefahrene Straße am südlichen Ende sogar zur Sackgasse werden. Die Sperrung der Triebstraße - von Planern als wichtige Rahmenbedingung für die Gestaltung der Enkheimer Tempo-30-Zone betrachtet - ist allerdings umstritten.

Während die verkehrsgeplagten Triebstraßenbewohner diesen Schritt begrüßten, fürchteten Anlieger der Barbarossastraße und anderer Straßen eine Verlagerung der Verkehrsbelastung vor ihre Haustüren.

Nach Wunsch des Ortsbeirates soll der Magistrat nun "kurzfristig" veranlassen, daß in der Barbarossastraße zwischen der Vilbeler Landstraße und der Einmündung des Auerbacher Wegs Autos gezählt sowie Krach und Abgase gemessen werden.

Erfolgreich setzten sich Albert Kuhl (FDP) und der Vorsitzende der CDU- Fraktion, Norbert Meyer, dafür ein, die Verkehrszählungen auch auf den Florianweg und die Philipp-Puth-Straße auszudehnen. Über den parallel zur Barbarossastraße verlaufenden Florianweg fahren vor allem die Anlieger des nördlichen Enkheims von der Vilbeler Landstraße in den Stadtteil.

Sollte es bereits vor der Schließung der Triebstraße eine derartige Untersuchung gegeben haben, will man die aktuellen Meßergebnisse mit den alten Werten vergleichen.

Wie es in der Begründung der CDU- Vorlage heißt, "ist zu überprüfen, ob die vom Ortsbeirat initiierte Maßnahme unverträgliche Folgen hat". gap

Neue Kindergruppe

KARBEN. Eine neue Kindergruppe für Buben und Mädchen der ersten und zweiten Schulklassen trifft sich am Mittwoch, 27. Januar, um 15 Uhr im Pfarrzentrum St. Bonifatius. Um Anmeldung wird bei Frau Hintz gebeten, Telefon 18 56 oder 25 34. Die Kinder basteln, spielen oder unternehmen Ausflüge. de

Kiebitze müssen dem Gewerbegebiet weichen Stadtverordnete entscheiden über "Kaupendicke" Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke DIETZENBACH. Über das vorletzte neue Gewerbegebiet der Stadt - das 15,9 Hektar große Gelände am Landschaftsschutzgebiet "Kaupendicke" - werden die Stadtverordneten am 29. Januar beschließen und den Bebauungsplan mit integriertem Landschaftsplan verabschieden. In diesem Gebiet, das sich westlich der bereits bestehenden Gewerbeansiedlung anschließt und südlich der Kreisquerverbindung liegt, sind unter anderem die Biomüll-Kompostierungsanlage für Dietzenbach und die Nachbarkommunen, eine Umspannstation der Energieversorgung Offenbach (EVO) und ein Neubau der Frankfurter Union-Druckerei geplant. Als das Parlament 1989 die Aufstellung des Bebauungsplanes beschloß, wollte es die Flächen für Kompostierung und EVO- Station sichern, aber auch das Gewerbegebiet im Süden arrondieren. Am südlichen Rande der "Kaupendicke" liegt nämlich bereits die Anlage des Geflügelzuchtvereins. Bedenken gegen das neue Gewerbegebiet äußerte unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der vor allem in der Nähe der Druckerei zum Landschaftsschutzgebiet eine Gefahr sieht. "Neben den immensen Umweltbeeinträchtigungen eines solchen Großbetriebes werden aber auch die Brutplätze von drei Kiebitzpaaren vernichtet, einem Vogel, der in unserer Gemarkung zu den aussterbenden Arten gehört", formulierte erst kürzlich der Naturschutzverband. Erster Stadtrat Lothar Niemann (Grüne) verteidigt die Entscheidung für das Gewerbegebiet und die Druckerei. Dieses Unternehmen habe sich verpflichtet, eine technisch optimale Apparatur für die Reduzierung der Abgase (vor allem Lösungsmittel) zu installieren. Zudem liege die Druckerei weiter weg von den Trinkwasserbrunnen als der geplante Neubau des Offenbacher Bintz-Verlags, der erst kürzlich einem negativen Umweltgutachten zum Opfer gefallen war.

Zur Zeit wird das künftige Baugebiet vor allem landwirtschaftlich genutzt. Wie Niemann erläuterte, habe die Stadt bei den Planungen erstmals konsequent Grünzüge innerhalb eines Gewerbegebietes und hin bis zur freien Landschaft vorgesehen. Neu ist auch, daß ein Teil der gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsfläche (für zerstörte Natur) bereits in das Planungsgebiet integriert wird. Auf rund 14 Prozent der Gesamtfläche - nämlich über zwei Hektar - werden Streuobstwiesen und Gehölzpflanzungen entstehen. Außerdem sollen an den Straßen Baumreihen gepflanzt werden.

"Die in den Bebauungsplan integrierten landschaftsplanerischen Festsetzungen sollen die mit der Bebauung verbundenen Eingriffe in den Naturhaushalt minimieren und soweit möglich ausgleichen", berichtete Lothar Niemann als zuständiger Baudezernent. Vorgesehen sind neben den Straßenbäumen auch Grün an den Fassaden und auf den Dächern (bei 50 Prozent), auf Stellplätzen und nicht überbaubaren Grundstücken.

Die Stadt bemüht sich, mit diesem Gewerbegebiet ein Beispiel zu schaffen, das Flächenversiegelung in möglichst geringem Umfang notwendig macht. Parkplätze und sogenannte Erschließungsflächen sollen eine wasserdurchlässige Befestigung erhalten.

Die Verkehrserschließung des neuen Gewerbegebietes erfolgt im Süden über eine Anbindung an die Justus-Liebig- Straße. Dazu wird die Alfred-Nobel-Straße (bisher ein Feldweg) ausgebaut bis in Höhe der Geflügelzuchtanlage. Außerdem muß die Kreuzung Kreisquerverbindung/ Justus-Liebig-Straße umgebaut und dem erhöhten Verkehrsaufkommen angepaßt werden. Von der K 174 aus ist außerdem östlich der Justus-Liebig-Straße eine weitere Anbindung geplant.

Aktion von IG City: 1700 Unterschriften gegen Metallpoller

NEU-ISENBURG. Vertreter der "Neu- Isenburger City Interessengemeinschaft" (IG City) haben dem Ersten Stadtrat Berthold Depper (FDP) gestern eine Liste mit 1700 Unterschriften übergeben und damit erneut gegen einen Verkehrsversuch in der Kronengasse protestiert.

Nachdem sich Anwohner des alten Ortes, die sich zu einer Bürgerinitiative zusammengetan hatten, jahrelang vergeblich über rasende Autofahrer und rücksichtslose Parker beschwerten, wurde die Stadt im Dezember aktiv und plazierte in der Kronengasse versuchsweise Poller, um Fußgänger besser zu schützen. Doch einzelne Geschäftsleute in dieser Straße liefen dagegen Sturm: Die Metallstäbe behinderten nicht nur Anlieferer und automobile Kunden, hieß es, sondern machten auch Rettungs- und Müllfahrzeugen ein Durchkommen unmöglich. Vor allem dann, wenn Autos nicht vorschriftsmäßig abgestellt worden seien und die schmale Fahrbahn noch einmal verengten.

Nach Ansicht der Geschäftsleute ist der auf ein Jahr ausgelegte Versuch bereits heute gescheitert. Sie sammelten in den vergangenen Wochen bei Anwohnern Unterschriften, um zu verhindern, daß künftig in allen Gassen des alten Stadtkerns Poller angebracht werden.

Im Spätherbst vorigen Jahres hatten bereits zwei Kinderärztinnen, die eine Praxis in der Kronengasse betreiben, im Rathaus eine Liste mit 600 Unterschriften vorgelegt. Allerdings mit dem Ziel, die Notwendigkeit von verkehrsberuhigenden Pollern zu unterstreichen.

Der zwischen die Bürgerfronten geratene Erste Stadtrat schlägt einen Kompromiß vor. Bereits am heutigen Donnerstag werde damit begonnen, die Parkplätze in der Kronengasse deutlicher zu markieren, um Autofahrer so zu mehr "Park-Disziplin" zu bringen. Ebenfalls in den nächsten Tagen sollen die umstrittenen Metallstäbe etwa zwanzig Zentimeter in Richtung der Hauswände versetzt werden. "Dann dürfte die Fahrbahn für alle Autos und Lastwagen breit genug sein", hofft Depper. Im Frühsommer möchte er mit Geschäftsleuten und Bürgerinitiative über deren "Poller-Erfahrungen" sprechen. Um gegenseitige Anfeindungen möglichst zu beenden, wollen sich am 22. Januar in der Marktplatzgemeinde Vertreter der BI und der IG City zusammensetzen. leo

JU Rosbach/Rodheim lädt zur Ortsbegehung ein

ROSBACH. Die Junge Union Rosbach/ Rodheim lädt ein zu einer Ortsbegehung am Samstag, 16. Janaur, zu "kommunalpolitischen Brennpunkten" in Rosbach. Gemeint sei damit das geplante Baugebiet Feldpreul/Junkergärten, die Weiterführung der S-Bahn-Linie S 5 über Friedrichsdorf nach Friedberg und das Kindergartenprojekt in den "Obergärten". Interessierte Bürger/-innen können sich um 14 Uhr am Haupteingang der Adolf- Reichwein-Halle einfinden.

Die JU verweist dabei auf mehrere kompetente Geprächspartner, an der Spitze der CDU-Kandidat für das Amt des Landrates, Rainer Schwarz, außerdem die Kandidaten der JU für den Kreistag und Stadtverordnete der CDU zur Verfügung. de

Schach-Ecke

Der erhoffte Gewinn der FTG beim Tabellenletzten der 2. Bundesliga in der 4. Runde blieb aus. Man trennte sich 4:4 unentschieden. An sechs Brettern gab es Remis, Brumm unterlag gegen den Solinger Koscielski, dafür gewann Traudes gegen Höhn.

Das rein hessische Duell SV Hofheim - Sfr. Schöneck gewannen die Hofheimer mit 5,5:2,5 sicherer als erwartet. Bereits nach der 6-Stunden-Zeitnahme waren die Gastgeber mit 4,5:1,5 nicht mehr einzuholen.

A. Zude - Neidhardt, Buchal - Alber, Engel - Haakert alle remis, E. Zude - Del Rio, Schnäbele - Timpel, Schmitzer - Schöbel, Dr. Zunker - Bletz alle 1:0, Haubt - Bode 0:1.

Münster - Castrop-Rauxel 4:4, Plettenberg - SG Porz II 1,5:6,5, Godesberger SK - Enger- Spenge 4,5:3,5.

1. Godesberg 8:0, 2. Castrop-Rauxel 7:1, 3. Hofheim 5:3, 4. Köln-Porz II, 5. Münster 4:4, 6. Plettenberg, 7. Schöneck, 8. FTG je 3:5, 9. Enger Spenge 2:6, 9. Solingen II 1:7 Punkte.

Oberliga-Ost (Hessen/Thüringen, 4. Runde): VSG Offenbach - SV Hofheim II 6:2, FB Mörlenbach - SK Gießen 2,5:5,5, SG Bensheim - SK Marburg 2:6, Zeiss Jena - Chemie Greiz 3:5, Erfurt-West II - Hermannia Kassel 2,5:5,5.

1. VSG Offenbach 8:0, 2. SK Gießen, 3. Hermannia Kassel je 7:1, 4. Chemie Greiz 6:2, 5. SK Marburg 4:4, 6. FB Mörlenbach, 7. SV Erfurt West II je 3:5, 8. Zeiss Jena, 9. SG Bensheim 1:7, 10. SV Hofheim II 0:8 Punkte. ZEY

Mit Hubschrauber in die Uniklinik

KÖNIGSTEIN. Bei einem Unfall auf der Kronthaler Straße wurde am Dienstag mittag ein Motorradfahrer schwer verletzt. Aus bisher ungeklärten Gründen hatte der aus Richtung Kronberg kommende Mann die Gewalt über sein Fahrzeug verloren und war gestürzt. Das Mottorrad schleuderte gegen ein parkendes Auto. Dabei entstand ein Schaden von rund 5000 Mark.

Der Verletzte wurde mit einemRettungshubschrauber in die Frankfurter Universitätsklinik gebracht. ki

Der dramatische Rückgang an Lehrverträgen und der bereits jetzt bestehende Nachwuchsmangel in vielen Sektoren von Industrie, Handel und Handwerk hat die Konferenz der Wirtschaftsminister im vergangenen Jahr veranlaßt eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die sich mit den Problemen und möglichen Lösungen beschäftigen soll. Den Vorsitz dieser Arbeitsgruppe hat der saarländische Wirtschaftsminister Reinhold Kopp, der sich im folgenden Beitrag mit Überlegungen der Arbeitsgruppe, die die Wirtschaftsministerkonferenz inzwischen gebilligt hat, und politischen Konsequenzen zur Aufwertung und Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung auseinandersetzt.

Polizei klärt Diebesserie Täter beging Selbstmord

BAD ORB / GELNHAUSEN. Fotos, die automatische Kameras im Geldautomatenbereich machten, haben der Orber Polizei geholfen, eine Serie von 25 Diebstählen in Kaufhäusern und Bekleidungsgeschäften aufzuklären. Wie ein Sprecher am Mittwoch mitteilte, hatten die Täter vorwiegend in Bad Orb, aber auch in Meerholz und in Neuses Schecks und Bargeld aus Personaltaschen sowie komplette Kasseneinsätze erbeutet. Der Fall, der bereits über einen Monat zurückliegt, ist nun an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden.

Ausgangspunkt für die Ermittlungen waren die Aufnahmen von automatischen Kameras, mit denen in zwei Geschäftsstellen einer Orber Bank die Geldautomaten überwacht werden. Hintergrund: Ein inzwischen verstorbener 24 Jahre alter Mann aus Gelnhausen und ein Gleichaltriger aus Linsengericht hatten dort mehrfach versucht, mit fremden Scheckkarten Geld abzuholen.

Eine zweite wichtige Hilfe erhielt der ermittelnde Beamte von einem Kaufhausbesitzer in Meerholz. Der hatte Ende November in der Mittagspause plötzlich einem jungen Mann gegenübergestanden, der sich im Geschäft hatte einschließen lassen, um, so die Polizei, in aller Ruhe die Kassen plündern zu können. Beim Vergleich mit den Fotos aus der Bank erkannte der Geschäftsmann den Kaufhauseindringling wieder.

Der Polizist besuchte daraufhin mit dem Foto zahlreiche Einwohnermeldeämter der Umgebung. In Gelnhausen stellte sich der Erfolg ein: Ein Rathausmitarbeiter erkannte den 24jährigen.

Nach einer Wohnungsdurchsuchung, bei der unter anderem Drogen in seiner Wohnung gefunden wurden, gestand der 24jährige schließlich, 17 Diebstähle begangenen zu haben, darunter mehrere mit einem gleichaltrigen Komplizen. Dieser junge Mann aus Linsengericht wurde ebenfalls vernommen, gestand zunächst, widerrief jedoch später, erklärte die Polizei dazu. Sein Fall wird nun von der Staatsanwaltschaft geprüft.

Das Verfahren gegen den Hauptangeklagten wird nicht mehr eröffnet. Der 24jährige Gelnhäuser ist seit über einem Monat tot. Laut Polizeibericht war er am 1. Dezember nach Kassel gefahren, wo er sich einen Tag später vor einen Zug warf. jan

BUND Wöllstadt wählt sich einen neuen Vorstand

WÖLLSTADT. Seine Jahreshauptversammlung kündigt der Ortsverband des BUND in Wöllstadt am Freitag, 22. Januar, um 19.30 Uhr in der Gaststätte Weide an.

Es wird ein neuer Vorstand gewählt, über die bisherige Verbandsarbeit berichtet und über die Ziele im neuen Jahr beraten. Interessierte Bürger/innen sind willkommen. de

Brücke aus Glas verbindet Bauten Grundstein für Erweiterung der Main-Taunus-Schule gelegt

HOFHEIM. Geld und Bauplan, Jahrbuch des Main-Taunus-Kreises und Urkunde, Zeitungen vom Tage - und, nicht zu vergessen, eine Namensübersicht der Mitglieder des Kreistags und des Kreisausschusses. Das alles wurde in einer Metallkassette verstaut und von Landrat Jochen Riebel (CDU), Architekt Helmuth Müller und Bauarbeitern in den Grundstein versenkt. Kreisprominenz applaudierte, Schülersprecher standen skeptisch am Rande, und Schulleiter Heinz Blankenberg blickte wohlwollend drein. Gestern mittag ging's auf der Baustelle an der Gartenstraße höchst offiziell zu: der Grundstein für den Erweiterungsbau der Main-Taunus-Schule wurde gelegt.

Auf rund 1500 Quadratmetern entsteht mit Abstand zum alten Schulbau ein dreistöckiges Gebäude, in dem zehn Klassenzimmer, drei Lehrmittelräume, drei Musikräume und ein Einzelübungsraum geschaffen werden. Eine verglaste Brücke soll die Komplexe verbinden. Im Altbau wird seit 1977 unterrichtet; eigentlich war er als Gymnasiale Oberstufe konzipiert. Von 1987 an wurden auch Fünftkläßler aufgenommen, und in diesem Schuljahr ist die Schule ein voll eingerichtetes Gymnasium mit 1361 Pennälern. Und die brauchen Platz.

Allein im Altbau wird der Umbau etwa 4,6 Millionen Mark kosten; für den Neubau sind 7,75 Millionen Mark plus Einrichtungskosten von einer Million Mark veranschlagt. Riebel, der in seiner Rede die Geschichte des Erweiterungsbaus von der Bauvoranfrage Ende 1991 bis zum Baubeginn im Oktober 1992 umriß, sagte: "Die Main-Taunus-Schule soll ein den Erfordernissen unserer Zeit gerecht werdendes Gymnasium werden."

Architekt Müller sprach von planerischen Problemen des Geländes, wo einst die Kreisbildstelle im - längst abgerissenen - Schmidt-Bau war. Insbesondere Auflagen des Brandschutzes hätten die Sanierung des Schmidt-Baus so teuer gemacht, "daß auch ein Neubau nicht mehr kostet". Natürliche Materialien und viel Licht sollen den Erweiterungsbau "freundlich" wirken lassen, sagte Müller: "Ziel ist, daß er bis zum nächsten Schuljahr steht." pms

Erich Honecker ist ein freier Mann

Konjunktur steht auf der Kippe zur Rezession Inlandsprodukt im alten Bundesgebiet nur wenig gewachsen / Ausrüstungsinvestitionen sogar geschrumpft

jk FRANKFURT A. M. Das Wort Rezession möchte Hans Günther Merk "nicht in den Mund nehmen". Aber einen "starken konjunkturellen Rückgang" in den alten Bundesländern konstatiert der Präsident des Statistischen Bundesamtes schon. So verständlich die Vorsicht des obersten deutschen Zahlenakrobaten ist, so sprechen doch einige Anhaltspunkte dafür, daß die Veränderungsrate des Sozialprodukts im ersten Quartal dieses Jahres ins Minus kippen könnte. Vor allem von der "enormen Überhöhung" in den ersten drei Monaten 1992, dem Basiszeitraum für die laufende Periode und den Vergleich, droht dem Pluszeichen Gefahr. Wolfgang Strohm, Gruppenleiter in der Wiesbadener Behörde, erinnert an das außergewöhnlich milde Wetter Anfang vergangenen Jahres, das die Bauleistungen und damit auch das Wirtschaftswachstum hochgejubelt hatte.

Ferner stellt der Experte fest, daß "wir mit einer gewissen Hypothek ins neue Jahr gegangen sind". Damit spricht er ein Phänomen an, das die Statistiker je nach Konjunkturlage als Über- oder als Unterhang bezeichnen und das praktisch eine Fortschreibung der zuletzt ermittelten wirtschaftlichen Dynamik auf die nächste Periode ist. Diesmal reden die Wiesbadener Fachleute von einem "Unterhang", den Strohm auf "Null bis ein Prozent" beziffert - mit anderen Worten: Eine gleichbleibende wirtschaftliche Entwicklung wie zur Jahreswende unterstellt, würde 1993 irgend etwas zwischen Stagnation und einer einprozentigen Schrumpfung herausspringen. Auch deshalb "ist der Eindruck zu gut", den die jüngsten Zahlen über die Entwicklung des Sozialprodukts vermitteln.

Die vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes weisen für 1992 einen realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in den alten Ländern um real 1,5 Prozent aus. Im Jahr zuvor hatte sich das Wachstum auf 3,7 Prozent und davor sogar auf 5,1 Prozent belaufen. Erstmals sind auch Ziffern für die ehemalige DDR (plus 6,1 Prozent) und Gesamtdeutschland (plus 1,9 Prozent) verfügbar.

Im Gegensatz zur bisherigen Praxis und in Anpassung an internationale Gepflogenheiten wird neuerdings der Schwerpunkt der Berichterstattung nicht mehr auf das Bruttosozial-, sondern auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gelegt. Letzteres mißt die Produktion von Waren und Dienstleistungen in einem bestimmten Gebiet (Inland), während das Sozialprodukt eher auf das Einkommen der Bewohner abhebt, unabhängig davon, ob es aus in- oder ausländischen Quellen stammt. Beispiel: Die Pendler von Ost- nach Westdeutschland steigern das BIP in den alten Bundesländern, tragen aber nicht zum BIP zu Hause, sondern lediglich zum dortigen Sozialprodukt bei.

Im vergangenen Jahr klafften im früheren Bundesgebiet die Veränderungsraten von BIP (plus 1,5 Prozent) und Sozialprodukt (plus 0,8 Prozent) relativ weit auseinander. Dies ist auf die starke Zunahme der an das Ausland geleisteten Kapitalerträge zurückzuführen. Nach den Erläuterungen von Heinrich Lützel, Abteilungsleiter im Bundesamt, verbergen sich dahinter als bedeutender Faktor die Zinsen und Dividenden, die in Luxemburg sitzende Investmentfonds aus ihren Anlagen auf dem hiesigen Kapitalmarkt erwirtschafteten. In der nächsten Periode - also 1993 - würden sie dann, wenigstens zum Teil, als Erträge des deutschen Kapitalanlegers in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung verbucht und damit das Sozialprodukt erhöhen.

Die Bestimmungsgründe für den starken konjunkturellen Rückgang im abgelaufenen Jahr liegen klar auf der Hand. Mit Ausnahme der Bauinvestitionen und des Staatsverbrauchs sorgten keine Einflußgrößen mehr für nennenswerte Impulse. Der private Verbrauch, der mehr als die Hälfte der gesamten letzten inländischen Verwendung ausmacht, nahm nur noch um 0,9 Prozent zu. Und die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen schrumpften sogar um mehr als zwei Prozent.

Nominal wuchs das BIP in Gesamtdeutschland um 7,3 Prozent auf drei Billionen Mark. Die neuen Länder hatten daran einen Anteil von 7,7 Prozent.

Goethe-Universität bietet

Bildung für Bosse

Bildung für Bosse bietet das Didaktische Zentrum der Johann Wolfgang Goethe-Universität mit seinen speziellen Fortbildungsseminaren für Führungskräfte. Das Programm der kommenden Monate soll den Chefs helfen, Streß zu bewältigen, in Verhandlungen geschickt seine Interessen zu vertreten und Konflikte zu lösen.

Die Wissenschaftliche Weiterbildung der Frankfurter Uni schult das Führungspersonal außerdem in Rhetorik und "Selbstmanagement" - und bietet spezielle Redekurse für Führungs-Frauen an.

Ausführliche Informationen im Didaktischen Zentrum der Goethe-Universität, "Seminare für Führungskräfte", Postfach 11 19 32, Telefon 798-21 92. luf

Siebenjähriger Junge traf auf Exhibitionisten

BAD HOMBURG. Wegen sexuellen Mißbrauchs eines siebenjährigen Kindes sucht die Bad Homburger Polizei einen Exhibitionisten. Der siebenjährige Junge war am Dienstag zwischen 12.45 und 13 Uhr auf dem Fußpfad Richtung Steinkaut hinter dem Seedammbad auf dem Heimweg, so der Polizeibericht. Da sei ihm der verwahrloste, sehr alt wirkende Mann begegnet, "der seine Hose mehrfach herunterließ und an seinem Geschlechtsteil manipulierte".

Der Junge beschreibt ihn als mittelgroß mit dunklen Haaren und Bartstoppeln. Er habe eine weiß-rote Trainingshose getragen, eine dunkelrote Stoffjacke und eine rot-blaue Schirmmütze. Die Polizei bittet um Hinweise. stk

Bürokratische Absurditäten erschweren noch das Leben der bosnischen Flüchtlinge Ein mittlerweile 120 Männer und Frauen zählender Helferkreis bemüht sich in Hanau erfolgreich um Unterstützung

HANAU. Die Not der bosnischen Flüchtlinge, die aus dem Kriegsgebiet im ehemaligen Jugoslawien bei Verwandten in Hanau unterkamen, hält an. Zum Teil schon seit Monaten leben Familien in unzumutbaren Verhältnissen, brauchen dringend Arbeit und Wohnungen. Sie fallen insbesondere im Main-Kinzig-Kreis durch die Lücken des sozialen Netzes - mit ein Grund, warum sich die Arbeit des im August vergangenen Jahres gegründeten Helferkreises für Flüchtlinge und Asylbewerber in den vergangenen Wochen auf diese Menschen konzentrierte. Inzwischen haben die rund 120 Bürgerinnen und Bürger, die sich in Hanau und den Stadtteilen dieser ehrenamtlichen Arbeit widmen, ein funktionsfähiges Netz an Hilfen aufgebaut.

Unterstützt werden konnte inzwischen die Familie Smadic (Namen von der Redaktion geändert), über deren auswegslose Lage die FR im November vergangenen Jahres berichtet hatte. Senad Smadic war zusammen mit seinen drei fast erwachsenen Kindern im September bei seinem Schwager in einer Zwei-Zimmer- Wohnung in der Hanauer Weststadt untergekommen. Einen Monat später zog die Familie seines Bruders mit den zwei und sieben Jahre alten Söhnen nach. Mehrere Wochen teilten sich elf Menschen 50 Quadratmeter und 1900 Mark Nettoeinkommen des Gastgebers. Sozialhilfeanträge wurden - wie im Main- Kinzig-Kreis im Gegensatz zu Offenbach, Wiesbaden und Frankfurt üblich - abgelehnt. Solchen Entscheidungen liegt die abwegige juristische Auffassung zugrunde, diese Menschen, deren Verwandten ermordet und deren Häuser zerbomt wurden, kämen nur, um in Deutschland Unterstützung zu erhalten. In einem Fall wollen die Betroffenen nun gegen den abschlägigen Bescheid klagen.

Die bürokratischen Absurditäten, die der rechtlich ungeklärte Flüchtlingsstatus der Bosnier mit sich bringt, erschwert die Arbeit des Helferkreises. Seinem Engagement war es zu verdanken, daß Senad Smadic zunächst Arbeit als Lastwagenfahrer und schließlich auch eine Wohnung fand. Der älteste Sohn kam im Lager eines Computerladens unter. Senads Bruder erhielt sogar einen Job als Fernfahrer bei einer großen Spedition. Inzwischen wurde er wieder entlassen. Der Grund offenbart die Unmenschlichkeit der Rechtlosigkeit, der die Flüchtlinge ausgesetzt sind: Bosnier, die nur eine Duldung haben, dürfen Deutschland nicht verlassen, weil sie sonst Gefahr laufen, an der Grenze zurückgeschickt zu werden - für einen Fernfahrer einer internationalen Spedition ein unüberwindliches Hindernis. Senads Bruder hofft nun auf eine Anstellung im Deutschlandverkehr, würde jedoch auch jede andere Arbeit übernehmen. Denn ohne Einkommen kann er auch keine Wohnung mieten. Der sieben Jahre alte Sohn hat jetzt Anschluß in einer Schule in der Weststadt gefunden. Doch bisher müssen Frau und Kinder ständig umquartiert werden, weil die meisten Verwandten und Bekannten nur noch kurzfristig Unterschlupf bieten können. Manche Vermieter drohten aufgrund der dauernden Überbelegung sogar schon mit Kündigung.

Wer Unterkünfte zur Verfügung stellt, versichert der Helferkreis, muß ansonsten keine weitere Verpflichtungen eingehen. Zumindest die Krankenfürsorge, bestätigt auch Kreispressesprecher Heiner Sülzer, wird "in Einzelfällen" von der Sozialhilfe übernommen. Auch kurzfristige Wohnungsangebote - beispielsweise die Zimmer der auswärts studierenden erwachsenen Kinder, ein ausgebauter Dachboden oder ein Wochenendhaus - sind willkommen.

Sehr erfolgreich, berichtet Willi Hausmann vom Helferkreis, verläuft inzwischen die Vermittlung von Sachspenden. Die Stadt Hanau hat im ehemaligen Schlachthof einen Raum als Möbellager zur Verfügung gestellt. "Wir haben großen Zuspruch", sagt Hausmann. Sieben Tonnen Hilfsgüter konnten schon ins ehemalige Jugoslawien gebracht werden. Gefragt ist außerdem alles, was zur Ausstattung einer Wohnung nötig ist. Betten, Waschmaschinen, Küchengeschirr, Schränke, Fernseher und auch Geldspenden für den Lebensunterhalt. Arbeitsgruppen des Helferkreises bereiten derzeit außerdem Sprachkurse und Hausaufgabenhilfen vor, denn mangelnde Deutschkenntnisse sind oft das größte Hindernis bei der Arbeitssuche.

Neben der praktischen Hilfe wirbt der Helferkreis angesichts der wachsenden ausländerfeindlichen Tendenzen auch weiterhin um Verständnis für die Flüchtlinge in Hanau. So haben sich inzwischen auch in Klein-Auheim und Großauheim weitere Gruppen zusammengefunden, die Bürger aufklären, Vorurteile mit Fakten widerlegen und persönliche Kontakte insbesondere mit den Anwohnern der Standorte für Asylbewerberheime pflegen.

Der ökumenische Helferkreis in Klein- Auheim, dem inzwischen rund 40 Mitarbeiter angehören, verteilte im gesamten Stadtteil Informationsmaterial. Außerdem wurden übersichtliche Broschüren veröffentlicht, in denen neben Zahlen und gesetzlichen Grundlagen zum Thema Asyl auch die Arbeit der Gruppe vorgestellt wird. res

Volleyball für Neulinge und spielfreudige Paare

KARBEN. Die Volleyballer des TV 1897 Rendel eröffnen das neue Sportjahr mit einem Spielabend in der Turnhalle unter Leitung von Karlheinz Hoos am Freitag, 15. Januar, um 18.30 Uhr. Dazu sind Volleyball-Interessierte mit geringen Vorkenntnissen ebenso gern gesehen wie erfahrene Cracks. Auch Schüler, die ihre spielerischen Fähigkeiten für ihre Schulkurse stabilisieren wollen, können ebenso profitieren wie jüngere Paare, die ein gemeinsames sportliches Hobby suchen.

Das betont spielbezogene Training stellt keine allzu hohen körperlichen Anforderungen und dürfte bei dosierter Steigerung von allen Teilnehmer/innen bewältigt werden können, meint der Verein. Für weitere Informationen stehen Bernd Laupus, Telefon 0 60 39 / 17 31, und Karlheinz Hoos, Telefon 0 60 39 / 27 03, gerne bereit. de

Trickdiebe waren bei alter Frau erfolglos

BAD HOMBURG. Drei Trickdiebe sind am Dienstag in der Falkensteiner Straße mit ihrem Versuch gescheitert, eine 81jährige Frau zu bestehlen. Die Frau verjagte sie rechtzeitig.

Gegen 13 Uhr haben sich laut Polizeiangaben zwei 20 bis 24 Jahre alte Frauen Zutritt zu dem Mehrfamilienhaus verschafft, in dem die 81jährige wohnt - angeblich um Gardinen zu liefern. Sie verwickelten die Frau in ein Gespräch, baten sie um Notizzettel und ein Glas Wasser. Während des Gesprächs in der Küche verdeckte eine der mutmaßlichen Trickdiebinnen die Sicht zu Flur und Schlafzimmertür durch ausgebreitete Decken, teilt die Polizei weiter mit.

Derweil sei vermutlich eine dritte Person in das Schlafzimmer gegangen und habe es durchsucht - allerdings nichts gestohlen.

Die 81jährige Frau habe schließlich einen Trickdiebstahl gewittert und die beiden jungen Frauen verjagt. Sie beschreibt sie beide als schlank mit schwarzen und braunen Haaren, zum Pferdeschwanz gebunden. Sie seien 1,55 und 1,65 Meter groß. Eine habe einen schwarzen Stoffmantel getragen, die andere ein blaues Kostüm mit weißem Schalkragen, schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe. stk

Die Jazz-Tänzerinnen des Turnvereins Seulberg gehen ambitioniert in das neue Jahr Eine Elf, auch wenn's mal piekst Verstärkung wird gesucht Von Eva Schuch FRIEDRICHSDORF. Tango und Jazztanz lassen sich tatsächlich sehr gut verbinden. Wer es nicht glaubt, der hat die Jazztänzerinnen des TV Seulbergs noch nicht gesehen. Unter der Leitung von Astrid Cornel kreierten sie kürzlich eine schwungvolle Folge zu einem Tango von Astor Piazollo, die sie Ende November beim Jazz-Dance-Cup in Oberursel das erste Mal präsentierten. In Schwarz mit goldenen Röcken, Stirnbändern und Handschuhen zeigten sie Drehungen, Sprünge und "Jazzfalls" (bei denen sich die Tänzerinnen auf den Boden fallen ließen). Und nach zwei Minuten war alles vorbei, was viel Arbeit, Nerven und Zeit gekostet hatte. Belohnt wurden sie als einzige hessische Mannschaft in dieser Disziplin mit dem 13. Platz von 20. Astrid Cornel ist sehr stolz auf ihre Leute: "Wir haben nur drei Wochen trainiert und waren froh, überhaupt dabei zu sein."

Doch auch wenn kein Auftritt vor der Tür steht, bringt sie ihre Leute ganz schön zum Schwitzen. Jeden Mittwoch heißt es in der Seulberger Hardtwaldhalle eineinhalb Stunden lang dehnen, springen, Kondition bimsen und die Tanzfolge einüben. "Da kommt keine trocken aus der Halle", gibt die Trainerin zu, aber die Motivation ist dennoch sehr gut.

Einige der Damen tanzen mit ihr bereits seit 1987 auf dieser Wettkampfebene. Vorher gab es eine Jazzgymnastikgruppe, die mittlerweile 20 bis 30 Frauen als Ausgleich zur täglichen Haus- und Büroarbeit besuchen. Als 1988 der Turngau Feldberg zum ersten Mal einen Wettbewerb für Gymnastik und Tanz ausrichtete, beschloß Astrid Cornel, in kleiner Gruppe mit einer Seilgymnastik teilzunehmen.

"Damals gab es noch keinen reinen Tanzwettbewerb, und wir mußten den Tanz mit der Seilgymnastik verbinden; das war allerdings sehr schwierig, denn entweder war der Tanz gut oder die Gymnastik", erinnert sie sich. Dennoch wollte diese Teilgruppe weiter intensiv auf dieser Ebene tanzen und stand so bald vor neuen Problemen: Sie brauchte zusätzlich zu der bereits stattfindenden Jazzgymnastik noch einmal eineinhalb Stunden Trainingszeit in der Halle.

Dies stieß zunächst auf Ablehnung im Verein. "Wir haben einfach Kapazitätsengpässe; jede Gruppe möchte immer mehr Platz, aber wir müssen das Angebot beschränken", beschreibt der Vereinsvorsitzende Heinz Raab die Situation. Unter der Bedingung, den Verein verstärkt nach außen hin durch öffentliche Auftritte und die Teilnahme an Wettkämpfen zu repräsentieren, bekam die Cornel-Gruppe schließlich doch ihren Platz in der Woche eingeräumt.

Seitdem trainieren die Frauen nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für Auftritte oder Turniere. So sah man sie schon mit rosa Kostümen und Schwänzen zu der Musik von "Pink Panther" auftreten, obwohl sie sonst klassische Musik vorziehen.

Jeder Auftritt bedeutet Streß: sowohl wegen des verstärkten Trainings als auch wegen der nervlichen Belastung. Dies ist wohl auch der Grund, warum so wenig aus der Gymnastikgruppe nachrücken wollen, obwohl Cornel neue Leute gebrauchen könnte.

"Wir machen auch weiter, wenn es zieht und piekst, aber viele jungen Leute sind kaum motiviert, sich so einzusetzen", bedauert Jutta Kirsch, eine der Tänzerinnen. Ihre Trainerin ist stolz auf ihre Elf: "Sie laufen sogar manchmal mit dicken Knien herum, die beim Üben des Jazzspagats schon mal entstehen können."

Aber dennoch wünscht auch sie sich mehr Andrang, denn im Moment tanzen 20- und fast 50jährige zusammen, so daß letztere nicht in der Seniorenklasse starten könnten, in der sie mehr Chancen hätten als bei den allgemeinen Wettkämpfen. Generell sind elf Akteure überhaupt sehr wenig. "16 Leute wären die ideale Besetzung. Es lassen sich nicht nur mehr Figuren tanzen, sondern Fehler fallen auch weniger auf als bei elf", erklärt Cornel. Folge: Es muß härter trainiert werden. Dennoch lassen sie die Köpfe nicht hängen, sondern begeistern weiterhin beispielsweise mit einem Tanz zu Tina Turners "Nutbush City Limits" ihr Publikum auf Bällen, Sportlerehrungen und anderen Feiern. Für Wettkämpfe allerdings, wo es auf Feinheiten und Figuren ankommt, zieht Cornel klassische Musik vor wie Ravels "Bolero" oder ihren letzten Tango.

So präsentieren sie den TV Seulberg in verschiedensten Stilrichtungen. Im nachhinein müßte der 1898 gegründete Verein mit mittlerweile rund 1000 Mitgliedern also froh sein, sein Angebot von den verschiedenen Turnarten über Volleyball, Taekwon Do, Judo und Ringtennis bis hin zum Tanz um diese elf Damen erweitert zu haben.

Ihren nächsten Auftritt hat die Gruppe erst wieder im Mai. Bis dahin gilt es, sich auf die Qualifikation des 2. Jazz-Dance- Cups 1994 beim deutschen Turnfest in Hamburg vorzubereiten sowie im Oktober 1993 wieder bei den Turngau-Meisterschaften dabei zu sein.

Ins Massa-Haus ziehen Läden mit Ambiente ein Bewegte 20 Jahre eines Geschäfts- und Parkhauses

Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Nach der Schließung des Massa-Supermarktes zwischen Berliner Straße und Ziegelstraße zum 30. Januar 1993 wird das Beton-Gebäude nicht lange leerstehen und Tristesse in der Innenstadt verbreiten. Nach einer nur drei bis vier Monate dauernden Umbauphase, so bestätigt jedenfalls Massa-Vorstandsvorsitzender Dietmar Mooslechner, soll das Haus erneut ein vielfrequentiertes Einkaufszentrum in der City werden. Ein großer Supermarkt wird in dem Geschäfts- und Parkhaus nicht mehr untergebracht. Im "Shop-in-Shop-Prinzip" sollen Geschäfte mit besonderer Note auf drei Etagen für ein attraktives Einkaufsambiente sorgen. Das Parkhaus wird modernisiert; vor allem wird es heller.

Das sind aus der Massa-Zentrale in Alzey gute Nachrichten für die Offenbacher Stadtgestalter im Rathaus. Sie befürcheten nämlich, daß nach dem Auszug des Supermarktes der Betonklotz still und tot neben der S-Bahn-Haltestelle herumstehen wird. Das Geschäfts- und Parkhaus gilt nämlich als Symbol und abschreckendes Beispiel der Offenbacher Stadtentwicklung in den 60er und 70er Jahren. Damals war Beton, möglichst hoch aufgetürmt, das Nonplusultra der Neugestaltung autogerechter Innenstädte. Heute hätten viele Städtebau-Ästheten überhaupt nichts dagegen, wenn der massige Koloß einfach abgerissen würde.

Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Gebaut hat es vor 20 Jahren in zwei Bauabschnitten der Offenbacher "Baulöwe" und Investor Karl-Heinz Reese. Er pflegte bis zu seiner spektakulären Pleite im Jahre 1975 die allerbesten Beziehungen ins Rathaus und bekam immer die wichtigsten Schlüsselgrundstükke für die Stadtentwicklung. Der damalige Oberbürgermeister Georg Dietrich rühmte Reese öffentlich als einen Investor, auf den die Stadt nicht verzichten könne. Reese baute das Karstadt-Kaufhaus, das City-Center, das Offenbach- Center (heute Kreishaus), das Berlin-Center, im Kaiserlei unter anderem das heutige Scandic-Crown-Hotel und das Wetterdienst-Gebäude. Außerdem war er auf den Kanarischen Inseln als Investor aktiv. Dort lebt er jetzt.

Reese betonte immer wieder, er fühle sich seiner Heimatstadt besonders verbunden, und deshalb wollte er der Stadt zum Dank auf das Geschäfts- und Parkhaus einen Kindergarten bauen und ihr schenken. Die Stadt zierte sich jedoch, die Kita als Geschenk anzunehmen und mietete diese an. Die Kita, immer wieder wegen zahlreicher Baumängel und anderer Unzulänglichkeiten beklagt, wurde im vergangenen Jahr geschlossen.

1973 zog das "Bieber-Haus" aus der Bieberer Straße in das Geschäfts- und Parkhaus und nach wenigen Jahren enttäuscht wieder aus. Mehrere Jahre stand das Gebäude leer. Die "Zweite Ebene", für die Fußgänger über die Berliner Straße gebaut, blieb unvollendet; damit auch die städtebauliche Arrondierung der östlichen Innenstadt, weil auch die Städtische Sparkasse ihren neuen Verwaltungsbau gegenüber dem Massa-Bau im Kleinen Biergrund bislang wegen diffiziler parteipolitischer Querelen nicht realisieren konnte. Der gesamte Bereich galt jahrelang als Schandfleck. Schließlich erwarb 1983 der Alzeyer Karl Heinz Kipp das Gebäude für einen Massa-Supermarkt. Im Gegensatz zu den Supermärkten auf der "grünen Wiese" und auch im Kaiserlei schrieb das Offenbacher Massa-Haus nie schwarze Zahlen, begründet nun Vorstandsvorsitzender Mooslechner die Schließung. Kipp hat sein Massa-Imperium an den Asko-Metro-Konzern verkauft, behielt aber die Offenbacher Immobilie im Besitz und vermietete sie zurück an die Massa GmbH. Der Mietvertrag gilt bis zum Jahre 2015. "Wir werden den Mietvertrag nicht kündigen", erklärt Mooslechner. "Wir werden in dem Haus ein Fachmarktzentrum und auch neue Arbeitsplätze schaffen."

Wie Mooslechner sagt, hätten die meisten der 160 Massa-Mitarbeiter, die durch die Schließung des Supermarktes ihren Arbeitsplatz verlieren, "bei befreundeten Unternehmen" einen neue Beschäftigung gefunden.

Am 20. Januar trifft sich die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen mit der Massa-Geschäftsleitung, um einen Sozialplan auszuhandeln.

Nur eine Spur für Autofahrer

Vorerst kein Tempo 30

DREIEICH. In der Dorotheenstraße in Dreieichenhain sollen sich Fußgänger künftig sicherer fühlen können. Wie Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) als örtliche Ordnungsbehörde mitteilte, wird die Fahrbahn an der Einmündung der Taunusstraße auf eine Spur verengt. Blumenbeete sollen den Verkehr verlangsamen, Tempo 30 wird es allerdings nicht geben. Laut Abeln wird der Beschluß des Stadtparlaments, der einem Vorschlag des Ortsbeirats entspricht, "zurückgestellt".

Nach Angaben von Abeln wird an beiden Seiten der Einmündung Dorotheenstraße / Taunusstraße eine Sperrfläche markiert, so daß Autofahrer nur noch eine Spur zur Verfügung haben. Derzeit führt eine Spur über die Taunusstraße hinweg, die andere biegt nach rechts in die Taunusstraße ab. Wegen ihres großen Wendekreises sind vor allem Laster und Busse in der Vergangenheit immer mal wieder beim Abbiegen über den Bürgersteig gefahren. Das soll mit der neuen Regelung verhindert werden.

Der Verkehr in der Dorotheenstraße läßt sich nach Ansicht der örtlichen Ordnungsbehörde mit Hilfe von Pflanzbeeten beruhigen: Sie sollen die versetzten Parkbuchten einrahmen und dadurch die Autofahrer bremsen, auch wenn in der Straße nicht geparkt wird. Die Mittel dafür seien in den Etat 1993 eingestellt.

Nach diesem Umbau will Abeln weitere Verkehrsuntersuchungen durchführen lassen, um festzustellen, ob die Maßnahmen greifen. Erst danach könne darüber nachgedacht werden, "welche weiteren Schritte einzuleiten sind". Das sei durch die Verordnungen auch so vorgesehen.

Ortsbeirat und Stadtparlament dürften über diese Entscheidung enttäuscht sein. "Wir fordern seit eh und je Tempo 30", sagte die Dreieichenhainer Ortsvorsteherin Diana Forster (SPD). "Das Thema begleitet uns seit Jahren."

Bürgermeister Abeln hat in der Vergangenheit etliche Vorschläge zur Verkehrsberuhigung, die meist von SPD und Grünen stammen, abgelehnt und sich dabei in aller Regel auf entsprechende Verordnungen berufen. Forster: "Ich würde mir wünschen, daß Abeln einmal nicht formal argumentiert und seine Position korrigiert." dac

Dynamischer Manager gesucht Spekulation: SPD-Geschäftsführer Pusch zur Stadion GmbH?

"Von ,wegloben&rquote; kann keine Rede sein, das wäre vielmehr ein schwerer Verlust für die Fraktion." Franz Frey, einer der beiden Geschäftsführer der Römer-SPD, bestritt gestern entschieden, daß sein Kollege und Partner im Amt, Karl Pusch, auf den Chefposten bei der städtischen Stadion GmbH abgeschoben werden soll.

Seit Monaten ist Pusch als Nachfolger von Helmut Zirkelbach im Gespräch, der die städtische Gesellschaft Ende Juni nach 47 Jahren verläßt und in den Ruhestand geht.

Die Grünen wollen der personellen Regelung im Aufsichtsrat der Stadion GmbH offensichtlich zustimmen. Für die SPD weist Frey darauf hin, daß Pusch, der selbst von einer "interessanten Aufgabe" spricht, bisher noch nicht entschieden hat, ob er sich überhaupt bewirbt. Spekulationen hat eine Änderung des von Zirkelbach verfaßten Ausschreibungstextes für die 9600-Mark-Position provoziert.

Nachdem zunächst vor allem Verwaltungserfahrungen, betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und Berufskenntnisse in ähnlichen Positionen verlangt wurden, ist jetzt, etwas abgeschwächt und eher allgemein gehalten, von einer dynamischen Persönlichkeit die Rede, die sich als Manager bewährt haben sollte und unternehmerische Entscheidungen treffen könne. Im Römer wird Vermutungen widersprochen, damit habe Sportdezernentin Sylvia Schenk die Stellenausschreibung auf den Parteifreund Pusch zugeschnitten.

Der 54jährige Pusch gehört der Stadtverordnetenversammlung seit 21 Jahren an. Seit 1986 ist er Geschäftsführer der Fraktion.

Der Kommunalpolitiker ist einer der Haushaltsexperten der Rathaus-SPD. Pusch arbeitete bei der Post und war zuletzt freigestellter Personalvertreter, ehe er 1973 zunächst als Assistent zur SPD- Fraktion im Römer ging.

Die Stadion GmbH ist eine rein städtische Gesellschaft, bei der 110 Mitarbeiter beschäftigt sind. Sie verwaltet und betreibt die Sport- und Badeanlagen sowie die Kunsteisbahn im Frankfurter Stadtwald und die Titus-Thermen in der Nordweststadt.

Die Entscheidung über die Zirkelbach- Nachfolge soll am 7. Mai im Aufsichtsrat fallen. Diesem Gremium gehören fünf Vertreter des Personals und sechs Kommunalpolitiker aus dem Römer an. cg

SPD-Infostände zu Müll und Limburger Straße

KÖNIGSTEIN. Zwei Info-Stände zu den Themen Limburger Straße und Müll bietet die SPD in der nächsten Woche an: Am Mittwoch, 20. Januar, informieren Parteivertreter ab 17 Uhr auf dem Gelände des alten Betriebshofes in der Limburger Straße über die Ideen der SPD zu diesem Gelände, auf dem preiswerte Wohnungen entstehen sollen. Am Samstag, 23. Januar, werden die Sozialdemokraten in der Fußgängerzone stehen und sich Reaktionen der Bürger auf das neue Abfallkonzept anhören. esi

Foto Club Karben trifft sich am Montag

KARBEN. Abzüge von Dias auf Cibachrome stehen auf dem Programm des Foto Club Karben am Montag, 18. Januar, um 20 Uhr, im Vereinsheim, Klein-Karbener Straße 25 in Rendel. Dort treffen sich die Hobby-Fotografen jeden Montag um 20 Uhr. Im Programm wechseln praktische Anleitungen, Autoren- oder Bilderabende.

Für 25. Januar wird die Jahreshauptversammlung angekündigt. de

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Der Tod steht ihr gut (15.15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Der letzte Mohikaner (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).

C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Kevin allein in New York (14.30, 17, 20 Uhr).

Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr).

Kino III: Im Glanz der Sonne (15, 17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Sister Act (15.30, 18, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin allein in New York (16 Uhr), Die siebente Saite (19.45 Uhr); IP 5 (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Die Schöne und das Biest (15 Uhr), Bodyguard (20.15 Uhr).

Zeitlos: Kevin allein in New York (15.15 Uhr), Sister Act (19.45 Uhr) Wir Enkelkinder (22 Uhr)..

Gelnhausen. Pali: Bodyguard (20.15 Uhr).

Casino: Sister Act (20.15 Uhr). Kulturmix Nidderau. Ausstellung "Das andere gesicht", täglich 9 bis 18 Uhr im Rathaus Heldenbergen. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähen und Zuschneiden, 14 Uhr Hausaufgabenhilfen für Heine-Schule.

Katholische Familienbildungsstätte Im Bangert 4, 20 Uhr Stillgruppe. Parteien/Parlamente Hanau. Öffentliche Sitzung des Ortsbeirates Steinheim, 20 Uhr Verwaltungsstelle Ludwigstraße 92.

Rodenbach. Öffentliche Sitzung des Haupt-, Finanz- und Sozialausschusses, 20 Uhr Rathaus.

Ronneburg. Informationsveranstaltung der "Wählergemeinschaft in Ronneburg", 20 Uhr Gasthaus Zur Krone Hüttengesäß.

Neuberg. Bürgerspräch der Freien Wähler Gemeinschaft Neuberg, 20 Uhr Bürgerhaus Rüdigheim. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Rolf Friske, 14 bis 18 Uhr in der AOK, Mühlstraße 2.

Selbsthilfekontakt-Telefon 10 bis 12 Uhr, 25 55 00.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.

Sprechstunde des Ortsgerichts Mittelbuchen, 17.30 Uhr Wachenbucher Straße 17, Telefon 7 23 38.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Theodor-Heuß-Straße 1, Großauheim. Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon auf dem Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 83 / 7 33 17.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 18 Uhr, Telefon 1 58 56.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatungsstelle, 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Treffen des Seniorenschutzbundes Graue Panther, 15 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus am Goldschmiedehaus.

Treffen der Emotion Anonymous, Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit, 9.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 8 12 31 oder 3 97 26.

Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, Wolfgang Bruder, 15 bis 16.30 Uhr BEK, Nürnberger Straße 2.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer durch die DFG, 19 bis 21 uhr Café Zeitlos, Martin-Luther-Anlage.

Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, 10 bis 14 Uhr, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr, Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks, 11 bis 19 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 31.

Treff für Jugendliche in Berufsnot 10 bis 13 Uhr offener Treff, 14 bis 17 Uhr Beratung Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Sprechstunde der Lawine-Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 10 bis 12 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Maintal. Treffen der Anonymen Alkoholiker und Angehörigen, 19.30 Uhr evangelisches Gemeindezentrum, Berliner Straße 58, Dörnigheim, Kontakt-Telefon 0 61 81 / 25 10 97.

Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 15 bis 19 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.

Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 16 bis 20 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9 bis 12 Uhr Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Erlensee. Treffen des Aktionsbündnisses gegen den Fliegerhorst, 20 Uhr evangelisches Gemeindehaus, Fröbelstraße, Langendiebach. Vereine Hanau. Vortragsabend des Geschichtsvereins zum Thema "Barockplastik im Mittelrheingebiet", 19.30 Uhr Stadthalle. Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 14.30 Uhr Kinderkeller, 17 Uhr FAN 70 offener Treff, Teehaus Marienstraße, 15 Uhr Mutter- Kind-Treff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr Seniorentanz, 19 Uhr Malen und Meditation im Gemeindezentrum Waldsiedlung.

Bürgerkeller Großauheim, 16 Uhr Theater- und Geschichte(n)gruppe, altes Bürgerhaus.

Maintal. Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind-Spielgrupe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 15 Uhr Frauenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur, 20 Uhr Bibelgesprächskreis zum Thema "Verschlußsache Jesus" - Neue Erkenntnisse über die erste Christenheit aufgrund der Funde der Schriftrollen von Qumran.

Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Tanzkreis. Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2, Dörnigheim, 16 bis 19.30 Uhr Gruppenarbeit, Sport, Mädchengruppe.

Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14.45 Uhr Kinder- und Damenballett, 15 Uhr Töpfern.

Bruchköbel. Seniorentreff: 14.30 Uhr Sitzung des Seniorenrates im Seniorentreff Mitte.

Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 16 bis 29 Uhr Video AG, 18 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Langenselbold. Kostenloser Handarbeitsnachmittag für Schüler/innen der Klassen 1 bis 12, 15 Uhr Sozialstation Uferstraße.

Kinderspielnachmittag, 15 bis 16.30 Uhr Jugendraum im Schloß.

Evangelische Kirchengemeinde, 19 Uhr Jugendkreis, Im Ellenbügel 95.

Seniorentreff: 14.30 Uhr DRK-Handarbeitsgruppe, 14 Uhr Singkreis, Sozialstation Uferstraße.

Rodenbach. Evangelische Kirchengemeinde, Buchbergstraße, 9.30 Uhr Frauengesprächskreis.

Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 21 Uhr.

Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 15 Uhr Mutter-Kind-Café mit Kinderbetreuung, 19.30 Uhr offener Treff.

Donnerstag, 14. Januar

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Alice";Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung".

Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 284580: 20.15 h, "Hier kocht der Chef" (Premiere).

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, im Karmeliterkloster, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere - Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44, 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard" (Premiere).

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr: "Kassa blanka - und schweigende Lämmer."

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Heiße Herzen".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Studiobühne: 20 Uhr, Matthias Beltz - "Füße im Feuer", Kabarett.

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, "Lover Man".

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella".

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8: Augsburger Puppenkiste: 10 Uhr, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", Teil 1 und 2; 14 Uhr, Teil 3 und 4.

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61 - 23: 20 Uhr, Theater Preddy Show Campany - "Preddykat: märchenhaft".

Tigerpalast, Heiligkreuzg. 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, "Artifact", Ballett (W. Forsythe).

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Konzert des Hessischen Rundfunks / Frankfurter Kantorei.; Mozart Saal: 20 Uhr, "Kammermusik - variabel".

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20.30 Uhr, Theater, 2. Stock: Böse Damen - "Großstadtrausch", Chansonrevue; 21 Uhr, Zig Zag.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, True Blue.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 20 h, BluesBube.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Time Bandits.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20 Uhr, Christoph Neubronner Trio.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Hank English Trio.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Kino/Filme Kommunales Kino im Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Vortrag mit Filmbeispielen ("Homunculus", "Herrin der Welt"): "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920".

Kinderhaus Goldstein, Am Kiesberg 3: 15 Uhr, "Hasenherz", Film für Kinder ab 5 Jahre.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil, Seiten 26 und 27. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: 15.15 Uhr Führung, "Werke und Räume".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge Arbeitsstelle Frauenforschung und Frauenstudien, FB Erziehungswissenschaften, Universität Frankfurt: 18 Uhr, Vortrag, "Frauen in Führungspositionen", AFE-Turm, Senckenberganlage 13-17, Raum 904.

Ökologische Linke Liste: 19 Uhr, "Was hat die Weltrevolution mit der Linie 11 zu tun"?, Altes Rathaus Fechenheim.

DGB-Haus, Wilhelm-Leuschner-Str. 69/72: 19 Uhr, Podiumsdiskussion, "Droht ein neues 1933?".

Frankfurter Verein für Geschichte und Landeskunde: 19.30 Uhr, Lichtbildervortrag, "Heinrich Hoffmann: Nicht nur Struwwelpeter-Autor, sondern auch volkstümlicher Nervenarzt", Dominikanersaal, Kurt-Schumacher-Str. 23.

Kommunales Kino im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Vortragsreihe mit Filmbeispielen - "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920". Sonstiges Jahrhunderthalle Hoechst: 19 Uhr, "Rhein- Main-Antique".

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé und Canasta.

Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis im "Brentano-Haus".

frankfurter werkgemeinschaft: 14 Uhr, Treff Lenaustr. 24.

Stadtwerke - Hobbythek, Beratungszentrum An der Hauptwache: 17 Uhr, "Geflügel - einmal anders", exotische Rezepte.

City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg. Apotheken

Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 14 Uhr, bis Freitag, 6 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Guirion- Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostr. 4, Tel. 78 28 74; Frauenhof- Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstr. 29, Tel. 67 23 65; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 319, Tel.56 36 81; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 56, Tel. Tel. 55 98 85; Lotus-Apotheke, Kaiserstr. 72, Tel. 23 63 12; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 15, Tel. 38 10 85; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Str. 296, Tel. 45 22 96.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr)

Tierarzt Kind, Sachsenhausen, Holbeinstr. 76, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -

DLRG und VdK bekamen Zuschüsse Volksbank unterstützt Organisationen bei ihren Aufgaben

BAD VILBEL. Den Dank für einen "Geldsegen" aus dem Zweckertrag des Volkssparvereins erhielt die Bad Vilbeler / Bergen-Enkheimer Volksbank in diesen Tagen. Die BVB hatte eigenen Angaben zufolge für Ortsgruppen des DLRG und VdK insgesamt 15 000 Mark gespendet. Damit sollten die vielfältigen Aufgaben beider Organisationen unterstützt werden.

Dazu teilt die BVB mit, daß die Gesamtspendenhöhe bereits eine Viertelmillion Mark erreicht habe, die in den vergangenen Jahren an karitative Organisationen in ihrem Geschäftsbereich vergeben wurden: Arbeiterwohlfahrt, Arbeiter Samariter Bund, Rotes Kreuz, Kinderschutzbund, Krankenpflegeverein, Schwesternstation, Kindergärten, Mucohilfe oder Lebenshilfe Wetterau. de

Trickdiebinnen stahlen Uhren und Schmuck

NEU-ISENBURG. Eine 99 Jahre alte Frau und ihre 70jährige Tochter sind das Opfer zweier Trickdiebinnen geworden. Nach Angaben der Polizei erbeuteten die unbekannten Frauen Armbanduhren und Schmuck im Wert von rund 5000 Mark.

Die Masche der Diebinnen ist nicht neu: Wie es hieß, soll eine junge Frau in den Abendstunden an der Wohnungstür geklingelt und nach einer Adresse gefragt haben. Die Unbekannte verwickelte die beiden Bewohnerinnen in ein Gespräch und bat schließlich um ein Glas Wasser. Die Gelegenheit nutzte vermutlich die zweite Täterin, um unbemerkt in die Wohnung zu gelangen.

Als die Opfer Verdacht schöpften und die junge Frau aufforderten, zu gehen, war es zu spät: Die zweite Diebin hatte bereits mit der Beute die Flucht ergriffen. leo

Irland setzt auf Reformen Neue Koalitionsregierung stellt Verbot der Ehescheidung in Frage

PN LONDON, 13. Januar. Irlands neue Koalitionsregierung, gebildet von der konservativ-populistischen Fianna-Fail- Partei und der sozialdemokratischen Labour Party, plant Reformen im Sozialbereich und neue Initiativen in der Nordirland-Frage. Das wurde am Mittwoch anläßlich der ersten Kabinettsrunde nach der Wiederwahl Albert Reynolds zum Ministerpräsidenten in Dublin deutlich.

Unter anderem will die Regierung Homosexualität für straffrei erklären und in einer Volksabstimmung 1994 das Verbot der Ehescheidung aufheben lassen. Auch in der umstrittenen Abtreibungsfrage soll eine Reformlösung gefunden werden, die über die Vorstellungen Fianna Fails hinausgeht. Diese waren im Referendum 1992 von der Bevölkerung abgelehnt worden.

Sowohl im Programm wie in der Zusammensetzung der neuen Regierung zeigt sich ein starker Einfluß der Labour Party, die bei den Wahlen im Dezember erfolgreich abgeschnitten hatte. Labour hat sich von den 15 Kabinettsposten der Koalition sechs erhandelt, darunter das Außenministerium, das der Labour-Vorsitzende Dick Spring übernimmt, das Gesundheitsministerium, das neue Arbeits- und Unternehmensministerium sowie das ebenfalls neue Ministerium für Gleichberechtigung und Sozialreform.

Fianna Fail beanspruchte neben dem Posten des Regierungschefs vor allem das Finanz- und das Justizministerium für sich. Der bisherige Fianna-Fail-Außenminister David Andrews wurde zum Verteidigungsminister degradiert.

Bewegung erwartet man von der neuen Regierung auch in der Nordirland-Politik. die nun hauptsächlich ins Außenressort des Labour-Chefs Dick Spring fällt. Spring hat sich, was unionistische Forderungen nach einer Verfassungsänderung in Dublin angeht, bisher ausgesprochen pragmatisch gezeigt.

Der britische Nordirland-Minister Sir Patrick Mayhew hat die Wiederaufnahme des im vergangenen Jahr abgebrochenen Dialogs mit den nordirischen Parteien angeregt.

Nähkurse für Anfänger und Fortgeschrittene

OBERURSEL. Zwei Nähkurse für Anfänger und Fortgeschrittene bietet die Elternschule Taunus an: Einer findet ab Donnerstag, 21. Januar, jeweils von 9 bis 11 Uhr statt, der andere ab Freitag, 22. Januar, jeweils von 17 bis 19 Uhr, im Pfarrer-Hartmann-Haus in der Altkönigstraße 24. Anfänger lernen Grundtechniken, den Umgang mit der Nähmaschine und die Anfertigung von Schnittmustern und einfachen Kleidungsstücken. Fortgeschrittene nähen dann ein Kleidungsstück ihrer Wahl. esi

Eichel sieht Einbrüche bei der Industrie voraus Trotzdem hält der Ministerpräsident den Kreis Offenbach "für einen glänzenden Standort"

KREIS OFFENBACH. Als nach wie vor glänzenden Standort haben der hessische Ministerpräsident Hans Eichel und Landrat Josef Lach gestern den Kreis Offenbach bezeichnet. Der Wiesbadener Regierungschef hatte sich einen Tag Zeit genommen, um das Gebiet zwischen Dreieich und Seligenstädter Mainbogen zu besuchen, sprach in Langen mit Vertretern von Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft und Gewerkschaften, traf sich mittags mit Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern, stattete der Firma Mayer in Obertshausen als einem der größten Unternehmen im Kreis einen Besuch ab, besah sich ein Energiesparhaus in Dietzenbach, wo er sich auch mit dem Entwicklungsbereich vertraut machte.

Abends wurde er vom Regierungschef zum sozialdemokratischen Wahlkämpfer, um in Rodgau bei einer Talkshow im Bürgerhaus Nieder-Roden seine Genossinnen und Genossen zu unterstützen.

Eichel nahm gestern aus dem Kreis Offenbach die Erkenntnis mit, daß die Industrie im Kreis Offenbach in nächster Zukunft mehr Probleme bekommen wird als etwa das heimische Handwerk. Gerade, weil im Kreis Offenbach Fahrzeugbau- und Zulieferbetriebe für die Autoindustrie in reichem Ausmaß vertreten sind, könnte es in dieser Region Einbrüche geben, prognostizierte Eichel.

Sorgenkind Nummer zwo ist bei ihm der Wohnungsbau: Wenn eine Region die von ihr dringend benötigten Facharbeiter nicht mehr mit zu vernünftigen Preisen bezahlbarem Wohnraum versorgen könne, dürfe sich niemand mehr wundern, wenn dieses Problem die wirtschaftliche Entwicklung hemme.

Eichel: "Lieber zehn Mark für den Quadratmeter zahlen können, als zwanzig Mark nicht zahlen können und für sechs Mark im sozialen Wohnungsbau nicht berechtigt sein."

Der Verkehrsentwicklung im Rhein- Main-Ballungsraum räumt der hessische Ministerpräsident eine wichtige Bedeutung ein, wiewohl er sich dagegen ausspricht, daß Hessen und sein Frankfurter Kreuz das Transitland Nummer eins in Europa sein und bleiben dürfe. Dem müsse man mit einer "Vermeidungsstrategie" begegnen - in Form von höheren Energiekosten, um den Kraftstoffverbrauch auf der Straße zu reduzieren und Güter- wie Personenverkehr vermehrt auf die Schiene zu verlagern. ttt

23jähriger im Auto eingeklemmt Feuerwehr befreite Verletzten

HOCHHEIM. Schwer verletzt wurde ein 23jähriger Rüsselsheimer am Mittwoch gegen 7.15 Uhr bei einem Unfall auf der Landesstraße 3028. Der junge Mann war in Richtung Flörsheim unterwegs. Nach Angaben der Polizei kollidierte sein Wagen in Höhe des Kilometers 2,5 zunächst mit dem Auto eines 48jährigen Hochheimers, der in derselben Richtung fuhr. Das Fahrzeug des 23jährigen geriet auf die Gegenfahrbahn und prallte dort mit dem Wagen eines 39jährigen Hochheimers zusammen.

Der 23jährige Rüsselsheimer wurde bei dem Zusammenstoß in seinem Fahrzeug eingeklemmt und verletzte sich schwer. Flörsheimer Feuerwehrleute schnitten ihn mit der Rettungsschere frei. Die beiden anderen Unfallbeteiligten verletzten sich leicht. Die Landesstraße mußte in beiden Fahrtrichtungen für etwa eine Stunde gesperrt werden. she

Wir gratulieren

Herrn Rudolf Ilmer zum 70. Geburtstag am 14. Januar.

Die Perspektiven für "Frauen im Umbruch"

BUTZBACH. "Frauen im Umbruch" ist das Thema eines Wochenendseminares, das die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt am Samstag, 20. März, und Sonntag, 21. März, im Kreisjugendheim Hubertus veranstaltet.

"Unsere Kinder werden größer - was bedeutet das für uns selbst an Veränderungen in unserem Leben, für unser Verhältnis zum Partner und welche Ziele, Träume, Wünsche in uns wollen noch gelebt werden? Diesen Spuren möchten wir an diesem Wochenende mit Hilfe von Rollenspielen und Mitteln des Psychodramas gemeinsam folgen", heißt es in der Ankündigung des Seminares.

Der Kurs kostet, je nach finanziellen Möglichkeiten, zwischen 90 und 120 Mark.

Anmeldungen unter Tel. 06033/6150. Anmeldeschuß ist der 19. Januar.

Eine Lektion für Richter

Von Roderich Reifenrath

Wenn das keine harsche Zurechtweisung des Berliner Kammergerichts und der 27. Großen Strafkammer am Landgericht in der gleichen Stadt gewesen ist! Die Begründung des Verfassungsgerichtshofs, warum "unverzüglich erneut"über die Aufhebung des Haftbefehls gegen Erich Honecker und über die Einstellung des Verfahrens gegen ihn entschieden werden müsse, hat es in sich. Beide Instanzen der ordentlichen Gerichtsbarkeit, so der Kern der Rüge, hätten offenbar nicht einmal die Möglichkeit der Verletzung von Grundrechten in Erwägung gezogen, als sie gegen den Angeklagten entschieden und seine Beschwerde unter den Tisch fallen ließen. Und dann kam der stringente Hinweis auf die Menschenwürde. Sie gelte auch für den schwer beschuldigten, aber in Todesnähe lebenden einstigen Herrscher über Deutschland Ost.

Knapper und entschiedener, als es das vor kurzem erst ins Leben gerufene Verfassungsgericht getan hat, kann man Kollegen kaum zur Korrektur ihrer Position zwingen. Erich Honecker ist nun ein freier Mann (was immer das in seinem Zustand heißen mag), und von dem "größten Prozeß der deutschen Justizgeschichte" ist außer drei Abgetrennten nichts geblieben. Die spektakuläre, vielleicht sogar lehrreiche Abrechnung mit der Kriminalität eines Unrechtsregimes wird es nicht geben. Was jetzt noch auf der Anklagebank sitzt oder dort vielleicht in neuen Hauptverhandlungen Platz nehmen muß, ist zweitrangig. In ihrer Bedeutung reichen sie an den personenfixierten und mühsamen Versuch der Berliner Justiz nicht mehr heran, den Hauptverantwortlichen für Verbrechen der DDR zur Rechenschaft zu ziehen, noch bevor es die Kaste der Subalternen trifft. Honeckers Krankheit bewahrt nicht bloß ein Individuum vor einer (mutmaßlich gerechten) Bestrafung, sondern relativiert grundsätzlich das Anliegen, die SED-Vergangenheit mit dem Strafgesetzbuch zu bewältigen. "Erichs" letzter Dienst für seine einstigen Gehilfen ist sein Krebs im Endstadium, so makaber es klingt.

Mancher ist mit diesem Ausgang des "historischen Prozesses" nicht einverstanden, wünscht richterliche Notierung offenkundiger Schuld bei Protagonisten des Regimes, hat Zweifel an der inneren Stimmigkeit des Rechtsstaates, hofft gar auf Katharsis durch Abrechnung. Dahinter steht die ewige Sehnsucht des Menschen nach Deckungsgleichheit des eigenen Gerechtigkeitsanspruchs mit den Instrumentarien zur Befriedung solcher Empfindungen. Aber der Kern des Rechtsstaats ist die Treue zu den selbstgesetzten Regeln - auch wenn sie jemandem zum Vorteil gereichen, der sie eigentlich nicht verdient. Honeckers Menschenwürde steht eben höher als der Zweck seines Prozesses, Strafe oder Freispruch also. Der gewollte und gezielte Verstoß gegen diese Wertentscheidung der Gemeinschaft würde den Staat in die Rolle des schaurig-schönen Racheengels treiben, würde nur das kopieren, was im Rückblick das Ansehen der DDR so drastisch schmälert.

Das alles ein Sieg des Rechtsstaats? Natürlich, auch wenn die Metapher etwas abgedroschen klingt. Die Frage liegt jetzt nahe, ob man sich das nicht hätte schenken können, um eine Blamage der Justiz zu vermeiden. Es war ein Stück Innenpolitik, daß Honecker mit diplomatischen Mitteln, mit Druck auf Moskau, erst einmal in den ordnungsgemäßen Stand eines Angeklagten gebracht werden konnte. Es war richtig (oder muß man sagen: unvermeidbar), daß die Berliner Behörden dann auf den Prozeß zusteuerten, weil sonst in Deutschland jeder Anspruch verwirkt gewesen wäre, an den strafrechtlichen Kern des untergegangenen zweiten deutschen Staates heranzugehen. Wirklich problematisch wurde es, als klar war, daß dieses verständliche Anliegen mit objektiven Prozeßhindernissen in Konflikt geraten würde.

Danach beginnen die Peinlichkeiten für die Justiz. Als die Gutachten der Mediziner vorlagen, hätte man den Schlußstrich wagen müssen. Dem Verfassungsgericht jedenfalls reichten die gleichen Unterlagen aus, um den Fall ohne einen Hauch von Zweifel völlig anders zu beurteilen. Warum die 27. Kammer des Landgerichts (oder war es nur der etwas unsanft aus dem Prozeß hinauskatapultierte, etwas eitle Vorsitzende Richter Bräutigam?) nicht den Mut hatte, rechtzeitig abzubrechen? Darüber kann man lange spekulieren. Vielleicht ist es Mangel an Souveränität, die Unfähigkeit autoritativer Einrichtungen, gleich zuzugeben, daß man mit dem Latein am Ende ist. Vielleicht störte es das Selbstwertgefühl einiger Richter, sich geschlagen zu geben. Vielleicht, vielleicht . . . Vielleicht glaubten sie sich auch einem hohen Erwartungsdruck im Osten der Republik verpflichtet.

Zu sagen bleibt, daß sich die Qualität von Rechtsstaat nicht nur am Regelwerk messen läßt, sondern auch am Verhalten seiner Anwender. Verfassungsexperten in Berlin haben Strafrechtsexperten dort eine Lektion erteilt. Profitiert davon hat Erich Honecker. Unbefriedigend, aber völlig korrekt.

Angehörige des Opfers sprechen von gezieltem Schuß auf den Vater Tödlich endender Streit zwischen zwei Sinti-Familien: Angeklagter schwer belastet / Zweiter Prozeßtag vor dem Landgericht

GELNHAUSEN / HANAU. In dem Totschlags-Prozeß um zwei verfeindete Sinti- Familien aus Langenselbold und Gelnhausen-Höchst hat die Familie des durch einen Kopfschuß getöteten 54jährigen Schwiegervaters des mutmaßlichen Täters am zweiten Verhandlungstag vor der Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht den 30jährigen Angeklagten Monty B. als einen Menschen bezeichnet, der seine Ehefrau und seine beiden Kinder schlecht behandelt haben und fremdgegangen sein soll.

Der 30jährige selbst hatte zu Prozeßbeginn den Eindruck erweckt, er habe in seiner fast zehnjährigen Ehe unter der Fuchtel der Schwiegermutter gestanden und keinen Einfluß mehr auf seine Familie gehabt (FR vom 12. Januar).

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, am 7. Juli 1991 in Höchst seinen Schwiegervater vor dessen Anwesen durch einen Kopfschuß getötet zu haben. Vorausgegangen waren schwere Beleidigungen zwischen seiner Mutter und der Schwiegermutter sowie schwere körperliche Auseinandersetzungen zwischen beiden Sippen-Mitgliedern, in deren Verlauf der Angeklagte und vor allem seine Mutter drei Tage vor dem tödlichen Kopfschuß erheblich verletzt worden waren.

Der 30jährige Berufsmusiker, der mit seiner Familie zur Tatzeit ein Fünffamilien-Haus in Langenselbold bewohnte, hatte die schweren Beleidigungen und die Verletzung seiner Mutter als Ursache für das tödliche Geschehen genannt. Seinen Schwiegervater habe an jenem Tag nicht töten wollen, geschossen habe er nur aus Angst, und zwar nicht gezielt.

Am 7. Juli 1991 hatten sich jeweils etwa 15 bis 20 Männer und Frauen beider Sippen feindlich gegenüber gestanden. Die Frau des Angeklagten sagte vor Gericht, ihre Mutter habe keinen großen Einfluß auf sie, ihren Mann und ihre Kinder gehabt. Sieben Jahre lang habe man eine relativ glückliche Ehe geführt, doch dann habe ihr Mann plötzlich angefangen, sie und ihre Kinder zu schlagen. Außerdem habe er sie betrogen, bis sie schließlich zwei Monate vor der Tat ausgezogen sei.

Sowohl die Ehefrau des Angeklagten, der vom Münchner Rechtsanwalt Rolf Bossi vertreten wird, als auch die Schwiegermutter und ihre Töchter bezeichneten gestern das Verhalten der Mutter des Angeklagten als Ursache für die jahrelangen Familienstreitigkeiten.

Die Mutter des Angeklagten habe die Familie seiner Frau von Anfang an abgelehnt, weil diese nicht so wohlhabend wie ihre gewesen sei. Schon am Anfang der Ehe habe sie der Familie der Ehefrau ständig vorgeworfen, sich nicht genügend an der Aussteuer der Tochter beteiligt zu haben und sie als "Asoziale" bezeichnet.

Auch was die Tat selbst betrifft, hörte sich dies in den Aussagen der Sippe des Opfers völlig anders an. Der Angeklagte sei an jenem Tag mit etwa 15 bis 18 Leuten schwer bewaffnet vor das Haus in Gelnhausen-Höchst gefahren und habe sofort den Streit angezettelt. Der 30jährige soll zu seinen Leuten in Richtung seiner Schwiegermutter gesagt haben: "Da ist sie, schlagt sie tot!" Wenig später soll der Angeklagte von hinten gezielt den tödlichen Schuß auf seinen Schwiegervater abgegeben haben.

Der Prozeß wird fortgesetzt. are

Konzert mit Werken von KZ-Gefangenen

GELNHAUSEN. Musik, die einst im Konzentrationslager Theresienstadt gespielt wurde, erklingt am Sonntag, 17. Januar, in der ehemaligen Synagoge. Das Konzert soll den Werken von Komponisten wie Victor Ullmann, Hans Krasa, Gideon Klein oder Pavel Haas zur Öffentlichkeit verhelfen, die in dem "Muster- KZ" für kurze Zeit einen deutsch-tschechisch-jüdischen Kulturkreis aufgebaut hatten, ehe die Nazis die Scheinidylle durch den Transport der Menschen in nach Auschwitz wieder beendeten.

Ausführende des Konzertes, das um 17 Uhr beginnt, sind Florian Sonnleitner, Preisträger des ARD-Musikwettbewerbes und Konzertmeister des Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks sowie andere Musiker aus München.

Karten für die Veranstaltung gibt es im Verkehrsbüro der Stadt Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 82 00 54. jan

Auf einen Blick

Seite II Die Notgemeinschaft Usa bemüht sich erfolgreich um die Wiederbelebung des Flüßchens. Seite III Pfarrer Hummel (Heilig-Geist-Gemeinde) will Förderverein zum Erhalt des Jüdischen Diaspora Museums in Bad Vilbel gründen. Seite IV Lokalsport. Assenheimer Tischtennis-Cracks bewiesen hohes Niveau.

Schweigen und Gebete für den Frieden

BAD HOMBURG. Der Schweigekreis und die Friedensgebete für das ehemalige Jugoslawien sollen in Bad Homburg weitergeführt werden. Nach der Premiere vorige Woche treffen sich Christen am heutigen Donnerstag, 14. Januar, um 18.30 Uhr wieder auf dem Waisenhausplatz, um schweigend der Not im ehemaligen Jugoslawien zu gedenken, wie der Pfarrer der evangelischen Erlöserkirchengemeinde, Michael Schweitzer, mitteilt. Um 19 Uhr folgt ein Friedensgebet in St. Marien.

Der Schweigekreis trifft sich auch an den folgenden Donnerstagen. Dabei wechseln sich die Erlöserkirche und St. Marien jeweils als Ort des 19-Uhr-Friedensgebetes ab. stk

Man muß überzeugen, nicht selbst überzeugt sein Beobachtungen bei der "World Debating Championship"

OXFORD. Es wären nicht die Angelsachsen, wenn sie nicht auch das Reden als Sport betreiben und darin Wettkämpfe abhalten würden. "World Debating Championship" nennt sich das, und wie der Titel zeigt, geht es um eine ganz spezielle Form des Redens, die wiederum im englischen Sprachraum besonders intensiv gepflegt wird.

In Oxford nämlich steht sozusagen die Wiege der parlamentarischen Debattierkunst; am Frewin Court, im Herzen der Universitätsstadt, hat die Oxford Union Society ihr Domizil. Nicht weniger als sieben ihrer Präsidenten wurden später in Großbritannien oder anderswo Premierminister: von Gladstone bis zu Heath und von Bandaraneike bis zu Benazir Bhutto.

Im Garten dieses 1823 gegründeten Studentenclubs befindet sich ein kirchenschiffartiges Gebäude: die Debating Hall. Hier wird gelehrt und geübt, wie man sich gegenseitig nach Strich und Faden in Grund und Boden disputiert.

Es ist derselbe Stil, der das britische Parlament so einzigartig auf der Welt macht. Die Parteien sitzen auf engstem Raum einander frontal gegenüber und liefern sich in Rede und Gegenrede einen verbalen Nahkampf, bei dem es kaum Geschwafel gibt. "Als ich ins Unterhaus gewählt wurde", erinnert sich der ehemalige Tory-Führer Edward Heath, "da war mir, als käme ich zurück nach Oxford in die Union Society."

Er hatte die Techniken und Taktiken des Redens nicht von ungefähr gelernt. Denn das ist das Fabelhafte an den englischen Universitäten: sie vermitteln nicht nur Wissen, sondern auch die Fähigkeit, es darzustellen. Wie sagte doch der amerikanische Präsident Bush gleich zu Beginn seines ersten Fernsehduells mit Bill Clinton, um sich eine Art Sympathiebonus zu sichern? "Ich bin kein professioneller Debattierer; ich bin kein Oxford man."

Doch obwohl sich sogar die amerikanischen Fernsehsender an Mitglieder der Oxford Union Society hielten, um die rednerischen Fähigkeiten von Bush und Clinton zu bewerten, ist die Kultur des Disputs keineswegs auf England oder gar Oxford begrenzt.

Im Gegenteil: die ganze englischsprachige Welt hat daran teil und nimmt deshalb auch an der "World Debating Championship", der Weltmeisterschaft im Diskutieren teil, welche an wechselnden Orten - voriges Jahr: Dublin, nächstes Jahr: Melbourne - ausgetragen wird und diesmal im Mekka der Maulhelden, in Oxford selbst stattfand.

Geredet wird jeweils sieben Minuten lang über ein gestelltes Thema, mehr als 30 Sekunden zuviel oder zuwenig ergeben schon Strafpunkte. Zwischenfragen von der gegnerischen "Partei" dürfen 15 Sekunden dauern. Wer eine stellen will, erhebt sich mit der Hand über dem Kopf. Dem Redner steht es frei, die Unterbrechung abzulehnen oder zuzulassen.

Geurteilt wird nach den Kategorien Strategie, das heißt Technik und Teamwork, Inhalt, das heißt Informationsreichtum und Logik der Argumentation, und Stil - dazu zählen alle oratorischen Kunstfertigkeiten, von der Aussprache bis zum Augenkontakt mit dem Gegner.

188 Mannschaften waren angetreten; auch wer Englisch nur als Fremdsprache gelernt hat, darf teilnehmen, wird aber mit den übrigen Wettkämpfern über einen Kamm geschoren. So kamen Bewerber aus Indien und Israel, Ghana und Griechenland; Frankreich, Japan, Polen und Tasmanien waren zum ersten Mal dabei; selbst aus Rußland hatte sich ein Rednerteam angesagt, konnte aber dann die Reise nicht bezahlen.

Bloß aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, drei Ländern, in denen doch verhältnismäßig viel englisch gelernt wird, ließ sich sonderbarerweise niemand blicken, obwohl das Organisationskomitee sämtliche Kontakte hatte spielen lassen, um die germanophonen Universitäten zu erreichen und zur Teilnahme zu bewegen.

Mag sein, daß die Furcht vor allzu zungenflinken Native Speakers sie abgehalten hat. Vielleicht auch mangelnde Trainingsmöglichkeiten an unseren Hochschulen; das schlechte Beispiel unserer Parlamente, wo immer schamloser vom Blatt gelesen wird; sowie die dramatisch schwindende Lust großer Bevölkerungskreise, sich gehoben auszudrücken.

Vielleicht stört deutsche Denkungsart sich an einem präzisen und prekären Punkt: es geht bei diesem Wettkampf-Debattieren nur um die Form, nicht um die Sache. Die Themen werden den Teams nur eine Viertelstunde vor Beginn bekanntgegeben, ob jemand pro oder contra zu sprechen hat, entscheidet das Los.

Bei so schwerwiegenden Fragen wie: "Sollen wir in Bosnien intervenieren?" mag das so manchen in Gewissensnöte bringen. Doch Paragraph 3, Absatz 16 der Debating Championship Rules besagt ausdrücklich, daß, wer wegen des gestellten Themas oder wegen der Herkunft eines Teilnehmers sich zu reden weigert, ausgeschlossen wird.

Zum Glück gab es auch harmlosere Startrampen für Formulierungs-Feuerwerke und rhetorische Raketen, etwa: "Das Hohe Haus hat lieber eine Königin als einen Präsidenten" oder "Das Hohe Haus findet, Feminismus sei eine Sackgasse" oder "This House don't need no education".

Doch der Fall ist klar: ein guter Debattierer muß überzeugen können, nicht aber überzeugt sein - wie ein brillanter Advokat, auf dessen jeweilige Darbietung es vor angelsächsischen Gerichten in einem durchaus erschreckenden Maße ankommt. Es steckt also sehr wohl ein Moment von intellektueller Gewissenlosigkeit in diesem Sport, den man - wie die Veranstalter empfehlen - nicht zuletzt als "Fun" betrachten soll.

Letzteres mußten sich vor allem die Teilnehmer aus England, Wales und Schottland gesagt sein lassen. Sie schieden allesamt beim Halbfinale aus. Übrig blieb nur die Neue Welt, Sieger wurde ein Team der Harvard University: David Kennedy und David Friedman - zwei Namen, die man sich ruhig schon mal notieren sollte, denn mit ihren rednerischen Fähigkeiten werden sie im Laufe ihrer weiteren Karriere mit Sicherheit im Licht der Öffentlichkeit stehen.

Ihre Auftritte erinnerten daran, daß die Vereinigten Staaten trotz Reagans Teleprompter-Abhängigkeit und Bushs Oxford-Abneigung eine große einschlägige Tradition besitzen: Sie sind schließlich im Zug einer parlamentarischen Debatte ohnegleichen entstanden. BURKHARD MÜLLER-ULLRICH

Gericht schützt Personalrat

jbk KASSEL, 13. Januar. Eine ehrenamtliche Tätigkeit im Personalrat darf in der Regel nicht in einer Beurteilung für die Personalakte erwähnt werden. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes in Kassel (BAG) hervor. Arbeitnehmer, die Tätigkeiten nach dem Personalvertretungsgesetz ausüben, dürfen gegenüber ihren Kollegen nicht benachteiligt werden, so die Richter des 7. Senates zur Begründung (7 AZR 262/91).

Das BAG gab damit einem Jugendvertreter Recht: Der hatte sich gegen eine Beurteilung gewehrt, in der nicht nur von seiner Leistung, sondern auch von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit die Rede war. "Nur einen Bruchteil seiner wöchentlichen Arbeitszeit", so hieß es darin, habe er seinen Aufgaben als Hilfsbearbeiter beim Arbeitsamt gewidmet. Es sei zudem nicht auszuschließen, daß "überdurchschnittlich hohe Krankheitszeiten" auf die "Kumulierung erhrenamtlicher und beruflicher Tätigkeit zurückzuführen sei".

Bitburger schenkt sich Rekordgeschäft ein

has FRANKFURT A. M. Das 175. Jahr ihres Bestehens war zugleich das erfolgreichste für die Bitburger Brauerei. Das Unternehmen aus der Eifel konnte den Bier-Absatz um 13,7 Prozent auf knapp 3,6 Millionen Hektoliter ausdehnen und damit einen Rekord verbuchen. Der Netto-Umsatz kletterte gar um 18,4 Prozent oder 83 Millionen auf 534 Millionen Mark, womit die 864 Beschäftigten ihrem Bierhaus den absolut höchsten Zuwachs in der Firmengeschichte einschenkten.

Nach Angaben der Geschäftsführung belegt die im Vergleich zum Absatz um 4,7 Prozentpunkte höhere Steigerung der Erlöse, "daß die größere Menge nicht durch Preiszugeständnisse erkauft wurde". Anders formuliert, soll das wohl heißen: Die Bitburger sind stolz darauf, daß sie ihre höheren Preise am Markt durchsetzen und verteidigen konnten.

Ein Wachstum wie zuletzt erwartet das Management zumindest vorerst nicht mehr. "Alle Zeichen der Wirtschaftskonjunktur deuten darauf hin, daß 1993 Absatzergebnisse in der vorliegenden Höhe nicht gemeldet werden können", heißt es im Ausblick. Allerdings rechnet die Firmenspitze erneut mit "beachtlichen Absatzzahlen". Dazu beitragen soll nicht zuletzt die Thüringer Tochter Köstritzer Schwarzbierbrauerei. Im Frühsommer dieses Jahres solle deren Spezialität bundesweit verkauft werden.

Konzert in der St.-Martins-Kirche

BAD ORB. In der St.-Martins-Kirche findet am Samstag, 16. Januar, ein Konzert von Siegfried Fietz statt. Begleitet vom Gitarren- und Contrabaßspieler Gerhard Barth singt er ab 19.30 Uhr Lieder von Jochen Klepper und Dietrich Bonnhoeffer.

Die Veranstaltung steht im Zusammenhang mit einer Tagung der Evangelischen Akademie Hofgeismar zum Thema "Chronischkranke Kinder und ihre Familien". Der Eintritt ist frei, eine Kollekte erfolgt am Ausgang. jan

Bedeutet Europa das Aus

für den deutschen Beamten?

Die freie Wahl des Arbeitsplatzes und der öffentliche Dienst

Von Astrid Hölscher (Bad Kissingen)

Um die Beamten am Portepee zu packen, griff die CDU-Bundestagsabgeordnete auf die eigene Familiengeschichte zurück. Ihr Großvater, sagte Renate Hellwig, habe immer betont, daß die deutsche Vereinigung (nicht die noch unvollendete aktuelle, sondern jene im 19. Jahrhundert) nur durch die preußischen Beamten vollbracht worden wäre. Als die nämlich erkannten, daß preußische Interessen in deutschen aufgehen würden, hätten sie sich beherzt ans Werk gemacht. Das gelte es fortzusetzen. Aufgabe der deutschen Beamtenschaft, "die sich doch zu Recht als eine Führungselite versteht" (Hellwig), sei es heute, deutlich zu machen, daß nationale Interessen in Europa zu verwirklichen seien.

Die Bestandsaufnahme, die Renate Hellwig der vom Deutschen Beamtenbund nach Bad Kissingen geladenen "Führungselite" vorhielt, fiel freilich wenig schmeichelhaft aus. Allzu "defensiv" werde unter deutschen Beamten diskutiert, ob es denn zumutbar sei, Bürger anderer EG-Staaten in den öffentlichen Dienst aufzunehmen. In Brüssel, so die Vorsitzende des Bonner EG-Ausschusses, verstärke sich der Eindruck, daß es "bei den Deutschen am schlimmsten" sei: Entweder hätten sie Europabeamte, die allmählich jedes nationale Gespür verlören, oder aber nationale Beamte, die europäischer Initiative im Zweifel erst einmal mißtrauten. Belege für letztere Variante lieferte zuweilen auch die Kissinger Arbeitstagung Anfang dieser Woche. Nicht, solange es ums Grundsätzliche ging. Da wußten sich Verbandsfunktionäre und Ministerialbeamte einig mit ihrem Bundesvorsitzenden Werner Hagedorn, daß dem "populären Euro- Pessimismus" zu widerstehen sei. Und natürlich erhob sich keine Stimme gegen das Gebot der Freizügigkeit in Europa. Doch ungeteilten Beifall vermochte nur auf sich zu ziehen, wer die Hürden benannte, die vor einem allzu freien Zugang zum öffentlichen Dienst bestehen bleiben. Nicht erst seit Maastricht gilt das Ziel, daß Bürger aller EG-Länder zu den gleichen Bedingungen wie die jeweils Einheimischen in den anderen Mitgliedsstaaten beschäftigt werden sollen. Seiner Verwirklichung stehen jedoch (nicht nur in Deutschland) noch einige Hindernisse entgegen. Ausbildungen und Abschlüsse werden nicht vollständig anerkannt, und eine besondere Barriere ist die Staatsangehörigkeitsklausel des deutschen Beamtenrechts. Zwar sind heute bereits mehr als 20 000 EG-Ausländer im öffentlichen Dienst der Bundesrepublik beschäftigt, in wenigen Ausnahmefällen (Wissenschaftler, Techniker) auch als Beamte. In der Regel aber dürfen laut Paragraph 7 des Bundesbeamtengesetzes nur Deutsche berufen werden; acht Klagen dagegen liegen dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg vor.

Im Innenausschuß des Bundestags wird derzeit ein Gesetzentwurf beraten, der EG-Bürgern den Zugang zum Beamtenverhältnis erleichtern soll. Sofern es sich nicht um die Ausübung hoheitlicher Befugnisse handelt - was wiederum einigen Interpretationsspielraum eröffnet. Dieses zehnte Gesetz zur Änderung dienstrechtlicher Vorschriften ist bereits der zweite Versuch der Bundesregierung. Einem ersten von 1991, die Reform mittels der Mogelpakkung einer Besoldungsanpassung zu transportieren, hatte der Bundesrat seinerzeit die notwendige Zustimmung verweigert. Nun soll also laut Bundesinnenminister Rudolf Seiters "noch in den ersten Monaten dieses Jahres" abgeschlossen werden, was der Deutsche Beamtenbund durchaus offensiv angestrebt hat. Galt es doch, möglichen Angriffen auf das Berufsbeamtentum als solchem zu wehren. Überlegungen, wie sie der SPD- Bundestagsabgeordnete Fritz Rudolf Körper auf dem fremden Kissinger Terrain nur ganz vorsichtig andeutete: Ob man nicht "die Verwendung von Beamten auf einen Kernbereich staatlicher Aufgaben in Europa beschränken" solle.

Da freilich sei eine starke Lobby - nach dem Wunsch des liberalen Politikers Manfred Richter gar Gott - vor. Der FDP-Bundestagsabgeordnete, der auf entsprechende Vorhaltungen zugestand, daß die "Begeisterung für das Berufsbeamtentum" in seiner Fraktion "graduell unterschiedlich" sei (Heiterkeit hätte an dieser Stelle das Protokoll zu verzeichnen), ließ keinen Zweifel an den eigenen Emotionen aufkommen. Mahnend und besänftigend zugleich wandte er sich an die Skeptiker, vor allem aus bayerischen Landen. Richter warnte vor "Falschmünzern", die die Gelegenheit Europa zur Abschaffung des Beamtenstandes ausnutzen könnten. Und er besänftigte jene, die angesichts der EG-Öffnung um das Niveau des öffentlichen Dienstes bangen, vielleicht auch - das freilich blieb unausgesprochen - Konkurrenz fürchten. Die "Laufbahnvoraussetzungen" würden nicht angetastet, oder, wie es der CSU- Kollege Otto Regenspurger ausdrückte: Ein "Billig-Abitur" habe keine Chance.

Derartige Ängste, wie sie in Bad Kissingen immer mal wieder durchschimmerten, sind übrigens ausnahmsweise keine deutsche Besonderheit. Günther F. Schäfer, der am Europäischen Institut für öffentliche Verwaltung in Maastricht lehrt, hat ähnliches in Österreich beobachtet. Dort, so Schäfer, stemmten sich die Lehrer in großer Zahl gegen eine EG- Mitgliedschaft, weil kolportiert würde: Dann kommen all die arbeitslosen Kollegen aus Deutschland . . .

Eine ganz neue Perspektive eröffnete schließlich Jürgen Kubosch aus dem Kabinett des EG-Kommissars Martin Bangemann den Skeptikern. Insbesondere jenen, die bereits die nächste Gerechtigkeitslücke argwöhnen: Wenn künftig britische Lehrer in Deutschland Beamte werden können, deutsche Pädagogen aber in England landesüblich "nur" im Angestelltenverhältnis beschäftigt sind. "Wenn Sie in Griechenland an einem Staatsorchester musizieren", sagte Kubosch, "sind Sie Beamter, in Deutschland nicht. Also sollten Sie in Griechenland auch Beamter werden dürfen."

Welch ungeahnte Möglichkeiten eröffnen sich da in einem vereinten Europa. Vielleicht, die Vorstellung erscheint nicht ganz abwegig, hat so oder ähnlich auch einst der Prozeß der Meinungsbildung unter Preußens Beamten begonnen.

Ortstermin brachte schließlich Klarheit Irritationen in Hasselroth wegen Trasse für neue Gasleitung / Nun Kompromiß Von Wolfgang Heininger HASSELROTH. Der gordische Knoten scheint durchgehauen: Nach einigen Irritationen um die geplante Erdgasleitung durch die Niedermittlauer Fluren brachte ein Ortstermin am Dienstag weitgehend Klarheit über den angestrebten Trassenverlauf. Alle Beteiligten, von Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde über die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und die Gemeinde bis hin zu den betroffenen Landwirten und Grundstücksbesitzern, waren am Ende mit dem gefundenen Kompromiß zufrieden. Nun kann die Betreiberfirma mit den einzelnen Landeignern die Verhandlungen aufnehmen. Wie bereits mehrfach berichtet, durchpflügt die BASF-Tochter MIDAL derzeit den Main-Kinzig-Kreis für die Erdgaspipeline von Emden nach Ludwigshafen. Das Projekt war schon lange genehmigt, als ein Formfehler bekanntwurde. Die Planer hatten Hasselroth ganz einfach bei ihren Überlegungen vergessen. Waren sie doch davon ausgegangen, daß die Trasse sich noch auf Bernbacher, also Freigerichter Grund bewege.

Die Gemeinde erfuhr erst im Juli vergangenen Jahres von ihrem Glück. Daraufhin wurde ein Vertrag zusammen mit dem hessischen Bauernverband erarbeitet, der es der Firma ermöglichen sollte, die Arbeiten, die an anderer Stelle bereits auf Hochtouren laufen, zügig fortzusetzen. Doch bei der Versammlung in der vergangenen Woche, bei der dieser Kontrakt mit den Grundstücksbesitzern geschlossen werden sollte, kam es zum Knatsch, weil wieder ein vollkommen neuer Aspekt aufgetaucht war. Die Trasse enthielt plötzlich einen unerwarteten Knick tief in Niedermittlauer Gemarkung hinein. Die Landwirte protestierten.

Ursache für den Bogen war ein in den Plan eingezeichnetes Naturschutzgebiet, von dem niemand der Beteiligten etwas wußte. Erst der Lokaltermin gab Aufschluß: Es geht um eine Ausgleichsfläche, die noch zu Freigericht gehört und nach Aussage des Kreispressesprechers Heinrich Sülzer von den Naturschützern gekauft wurde, um dort ein Biotop anzulegen. Die fürchteten nun den Drainageeffekt einer nahen Erdgasleitung und somit das Austrocknen des Feuchtgebietes. Bedenken zerstreut MIDAL nahm darauf Rücksicht und rückte die Trasse um 150 Meter weg.

Die Augenscheinnahme zerstreute die Bedenken der HGON. Denn zwischen ihrem Grundstück und der geplanten alten Trasse befindet sich ein weiteres drainiertes Gebiet und eine alte Erdgasleitung. Das Argument: Wenn diese Faktoren es nicht vermochten, das Biotop auszutrocknen, wird es die neue Trasse, noch weiter entfernt, auch nicht tun. Somit wurde eine Streckenführung in unmittelbarer Nähe des Grenzweges zwischen Freigericht und Hasselroth, auf etwa fünf, sechs Meter Distanz festgelegt. Damit durchschneidet die Leitung wesentlich weniger Ackerland als bei der bisherigen Planung.

Nach dem Kompromiß, über den sich auch Ortslandwirt Thomas Hellmuth hochzufrieden zeigte - wenngleich er damit nicht das Einverständnis der Grundstücksbesitzer singalisieren kann -, wird das Planungsbüro Dorsch Consult, das für die MIDAL arbeitet, den Regierungspräsidenten über die Situation informieren und erhofft aus Darmstadt grünes Licht für den Weiterbau. Dann wird in Zusammenarbeit mit den Landeignern die Feintrassierung vorgenommen. Ehe die Rohre verbuddelt werden, muß eine sogenannte Grunddienstbarkeit notariell festgelegt werden. Darin verpflichtet sich MIDAL zu einer entsprechenden Entschädigung dafür, daß sie die Leitung auf dem jeweiligen Grundstück verlegen und dort bei Bedarf Reparaturen oder Kontrollen vornehmen darf.

Hanna Krall erhält den Bremerhavener Literaturpreis

BREMERHAVEN. Die polnische Publizistin und Schriftstellerin Hanna Krall erhält den zum zweitenmal vergebenen "Jeanette-Schocken-Preis - Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur". In der Begründung heißt es, sie habe "in ihren Büchern das Schicksal der polnischen Juden auf ungewöhnliche Weise vergegenwärtigt. Unpathetisch und jenseits aller ideologischen Festschreibungen hat sie fragmentierte Einzelschicksale zu einem einzigartigen Mosaik verknüpft . . . Vorsätzliche Distanz verweigert sich jeder Sinnstiftung und flüchtiger Betroffenheit."

Hanna Krall wurde 1937 in Warschau geboren und in ihrem Land zumal durch Reportagen bekannt, für die sie zeitweise Publikationsverbot erhielt; 1985 wurde sie mit dem Untergrund-Preis von Solidarnosc ausgezeichnet. Ihre Bücher liegen in vierzehn Sprachen vor, auf deutsch u. a. "Dem Hergott zuvorgekommen", "Die Untermieterin" und "Legoland". Dieses Frühjahr erscheint im Verlag neue Kritik "Tanz auf fremder Hochzeit".

Der von einer privaten Initiative ins Leben gerufene Bürgerpreis für Literatur ist mit 10 000 Mark dotiert und wurde erstmals an die amerikanisch-deutsche Autorin Irene Dische vergeben. fr

Huttengrundhalle: Noch ein Entwurf, aber keine Entscheidung Auf Wunsch auch mieten oder leasen

Von Jörg Andersson BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die jahrelange Diskussion um die Huttengrundhalle ist am Dienstag abend um eine weitere Variante bereichert worden. Eine vor allem von den Talbewohnern der Bad Soden-Salmünsterer Stadtteile erhoffte Entscheidung bei dem kommunalpolitischen Dauerbrenner blieb jedoch erneut aus. Das Parlament erwies sich als nicht beschlußfähig, weil nur 24 von 37 Stadtverordneten in der Stadthalle waren: zu wenig, um die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für einen Dringlichkeitsantrag zu bekommen. Wesentlich dichter besetzt waren die Zuschauerplätze. Etwa 70 Frauen und Männer, vorwiegend aus den "Huttengrund-Dörfern" Romsthal, Wahlert, Ekkardroth, Kerbersdorf und Katholisch- Willenroth verfolgten, welche Lösung das Architekturbüro Bensing und Partner, das seit Jahren nahezu sämtlich städtischen Projekte verwirklichen darf, für eine Halle parat hat, die sowohl sportlichen als auch gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden soll. Versuche, eine sowohl funktionelle wie kostengünstigen Mehrzweckhalle zu entwerfen, waren in den vergangenen drei Jahren mehrfach gescheitert. Der letzte Architektenplan sah nach Rücksprache mit den örtlichen Vereinen eine 3,7 Millionen Mark teure Konstruktion vor. Sie wurde vom Parlament vor einigen Wochen als "unbezahlbar" ad acta gelegt.

Daraufhin hatte die Stadt die Planung in die Hand genommen. Ergebnis: von mehreren neuen Vorschlägen wurde der Entwurf des Büros Bensing als der beste ausgewählt und am Dienstag den Stadtverordneten präsentiert.

405 Quadratmeter Hallenfläche mit Flachdach, teilbar in der Mitte: So sieht die sportliche Teil aus. Im angrenzenden zweistöckigen Gebäude sollen Sitzungsräume, Kleinküche, Umkleideräume, Duschen, Lager und auf Wunsch sogar eine Kegelbahn Platz finden. Außerhalb sind 42 Parkplätze eingezeichnet.

Selbstbewußt pries der Geschäftsführer Erwin Bensing seine Lösung als "günstigen Vorschlag von einem Unternehmen aus der freien Wirtschaft" an und lieferte gleich die Garantie hinterher. Für den Fall, daß man ihm den Zuschlag erteilte, sei mit einem Baubeginn im April zu rechnen, die Halle in jedem Fall im Dezember diesen Jahres fertig. Preis: unter drei Millionen Mark, mit Kegelbahn. Ohne soll's nochmal 250 000 Mark günstiger sein.

Doch der Unternehmer öffnete seinen Angebotskoffer sogar noch weiter und bietet der Stadt sogar eine Nutzung der Halle auf Miet- oder Leasingbasis an, einschließlich einer späteren Kaufoption im Fünfjahresrhythmus. Die monatliche Miete würde selbst beim Modell mit Kegelbahnen "deutlich unter 15 000 Mark" liegen, versicherte Bensing.

Selbst Eigenleistungen des Vereinsrings sollen die Kalkulation angeblich nicht durcheinanderbringen. Fliesen verlegen oder Malerarbeiten seien jederzeit möglich und könnten entsprechend auf den Preis angerechnet werden.

Jugendzentrum: Talk im "Kaktus" und Runder Tisch

FRIEDBERG. In der Kreisstadt bleibt das Thema Jugendzentrum heiß. Am Montag, 25. Januar, lädt um 20 Uhr das Lokal "Kaktus" in der Hospitalgasse zu einem "Talk im Kaktus" ein. Das Thema umreißt Initiator Harry Thyssen so: "Offene Jugendarbeit - wieso, weshalb, warum?" Am Mittwoch, 27. Januar, bittet um 17 Uhr das DGB-Ortskartell Friedberg/ Bad Nauheim in das DGB-Kreisbüro in Friedberg, Kettelerstraße 19, zum "Runden Tisch". Ortskartellvorsitzender Christoph Kennel möchte Jugendliche unterschiedlicher Organisationen und nichtorganisierte junge Leute ermuntern, sich auszutauschen über Fragen des Jugendzentrums und des Rechtsradikalismus.

Der "Talk im Kaktus" verspricht den Gästen in zwangloser Atmosphäre Musik und profunde Informationen zum Thema, serviert von Fachleuten. Als Gäste begrüßt die Moderatorin, die FR-Redakteurin Corinna Willführ, den Hochschulprofessor Dr. Benno Hafenegger, Roland Gilbert vom Vorstand des Hessischen Jugendringes, den einstigen Sozialarbeiter des 1987 geschlossenen Friedberger Jugendzentrums, Peter Haase, und Gerhard Mosbach. Mosbach ist als hauptamtlicher Stadtrat für die Jugendarbeit in der Kreisstadt zuständig. Mögliche Fragestellungen dieses Gesprächs könnten sein: Kann offene Jugendarbeit Probleme Jugendlicher im Bereich von Gewalt, Drogen, Rechtsextremismus, Kriminalität lösen? Können sogenannte Rand- und Problemgruppen in Jugendzentren integriert werden? Oder: Sind Jugendhäuser nur "Prestige-Objekte" der Städte? pgw

Rosbach baut neun Meßstellen Der Grundwasserstand wird systematisch erforscht

ROSBACH. Da Wasser zu den wichtigsten Lebensmitteln gehört, unternimmt die Stadt Rosbach weitere Anstrengungen, dieses wichtige Gut zu sichern und zu schützen. Bekanntlich kann Rosbach sich noch auf eine eigene Trinkwasserförderung stützen. Wie Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) berichtet, hat der Magistrat noch kurz vor Jahreswechsel zwei renommierte Ingenieurbüros beauftragt, Grundwassermeßstellen einzurichten und auszuwerten. "Ziel ist es, in unserer Gemarkung neun Grundwassermeßstellen niederzubringen, um so die langfristige Entwicklung des Grundwasserniveaus zu erfassen, gerade in einem Bereich, der eine intensive wasserwirtschaftliche Nutzung des Grundwassers erfährt."

Damit soll ein Netz von Meßstellen geschaffen werden, die es erlauben, die förderbare Grundwassermenge zu beurteilen. Erst dann ist es möglich, gesicherte Entscheidungen zum Schutz des Wasserhaushaltes und der Umwelt herbeizuführen. Die finanzielle Last teilen sich als Gemeinschaftsaufgabe mit Rosbach die Städte Friedrichsdorf und Karben sowie der Rosbacher Brunnen. Die Nachbarstädte sowie der Brunnenbetrieb konnten nach den Worten des Bürgemeisters für diese Aufgabe gewonnen werden und gehen erstmals ein so wichtiges Ziel gemeinsam an.

Darüber hinaus stellt Medebach fest, daß die Wassergewinnung der Stadt sich weiterhin positiv entwickelt. Für die Endverbraucher mußte im Jahr 1992 weniger Wasser gefördert werden, obwohl die Bevölkerungszahl leicht gestiegen ist. Insgesamt wurden vergangenes Jahr knapp mehr als eine Million Kubikmeter Wasser gefördert.

Dieses erfreuliche Ergebnis sei nicht zuletzt auf die Wassernotstandsverordnung des Landes zurückzuführen. Der Zeitraum, in dem die Verordnung gültig war, zeigt in einer Gegenüberstellung einen deutlichen Rückgang des Verbrauches gegenüber dem Vorjahr von 452 910 auf 409 520 Kubikmeter. Somit sei der Verbrauch um 9,6 Prozent zurückgegangen, was auf einen disziplinierten Umgang mit dem wertvollen Trinkwasser schließen lasse, lobt Medebach.

Dennoch seien weitere Einsparungen nötig, gerade durch Regenwassernutzung. In diesem Zusammenhang erinnert der Bürgermeister daran, daß die Stadt erhebliche Zuschüsse für den Bau von Regenwasserzisternen gewährt. Mit praktischen Einsparungen von Wasser könnten die Bürger dazu beitragen, daß Rosbach in seiner Wasserversorgung autark bleibt. de

Eishockey-Bundesliga

EC Hedos München - Düsseldorfer EG 5:1 (3:1, 1:0, 1:0) - Tore: 1:0 Hilger (0:25), 2:0 Seyller (2:39), 3:0 Steiger (6:28), 3:1 Schmidt (15:22), 4:1 Hegen (33:16), 5:1 Hilger (52:02). - Schiedsrichter: Bertulotti (Schweiz). - Zuschauer: 7000. - Strafminuten: München 12 - Düsseldorf 12 plus 10 Disziplinar (Brockmann).

Mannheimer ERC - Schwenninger ERC 2:4 (0:2, 2:0, 0:2) - Tore: 0:1 Martin (1:43), 0:2 Trojan (6:21), 1:2 Lala (23:35), 2:2 Draisaitl (31:43), 2:3 Schreiber (41:42), 2:4 Kopta (51:12). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 4500. - Strafminuten: Mannheim 2 - Schwenningen 4.

EC Ratingen - EV Landshut 8:2 (3:0, 3:0, 2:2) - Tore: 1:0 Wikulow (9:19), 2:0 Bergen (15:49), 3:0 B. Fuchs (19:57), 4:0 Grossmann (24:16), 5:0 B. Fuchs (29:34), 6:0 Grossmann (36:34), 6:1 Gardner (40:35), 7:1 Swetlow (47:39), 8:1 Ewtuschewski (58:24), 8:2 Abstreiter (59:09). - Schiedsrichter: Awizus (Berlin). - Zuschauer: 2342. - Strafminuten: Ratingen 18 - Landshut 24 plus Spieldauerdisziplinar (Bleicher).

Kölner EC - EHC Eisbären Berlin 4:2 (1:0, 2:1, 1:1) - Tore: 1:0 Steiger (7:54), 2:0 Nötzel (26:40), 3:0 Sandner (26:48), 3:1 Jooris (27:08), 3:2 Rochfort (45:24), 4:2 Brandl (59:54). - Schiedsrichter: Schaeufl (Landsberg). - Zuschauer: 4500. - Strafminuten: Köln 4 - Berlin 8.

EHC Freiburg - ESV Kaufbeuren 4:5 (0:1, 1:2, 3:2) - Tore: 0:1 Rau (12:22), 1:1 Zemlicka (25:33), 1:2 Ustorf (28:38), 1:3 Lubina (37:57), 1:4 Purves (41:37), 2:4 Reichel (47:46), 2:5 Mayer (53:14), 3:5 Smicek (57:50, Penalty), 4:5 Plachta (59:56). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath). - Zuschauer: 2200. - Strafminuten: Freiburg 14 plus 10 Disziplinar (Gross) - Kaufbeuren 16.

Berliner SC Preussen - Krefelder EV 4:3 (0:1, 1:0, 3:2) - Tore: 0:1 Peter Ihnacak (8:18), 1:1 O'Regan (27:12), 2:1 Chaboth (43:42), 2:2 Kuhnekath (44:23), 3:2 O'Regan (54:20), 3:3 Eaken (55:40), 4:3 Holzmann (57:03). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 4500. -

1. Düsseldorfer EG 33 25 5 3 143: 73 55:11 2. Kölner EC 33 20 7 6 122: 87 47:19 3. Hedos München 33 17 6 10 115: 83 40:26 4. Krefelder EV 33 15 6 12 108: 90 36:30 5. Mannheimer ERC 33 14 6 13 119:106 34:32 6. Berliner Preussen 33 12 10 11 95:103 34:32 7. ESV Kaufbeuren 33 12 8 13 110:115 32:34 8. Schwenning. ERC 33 11 7 15 108:118 29:37 9. EV Landshut 33 10 6 17 97:123 26:40 10. EHC Freiburg 33 9 6 18 109:121 24:42 11. EC Ratingen 33 7 8 18 103:141 22:44 12. Eisbären Berlin 33 6 5 22 86:155 17:49

Neun Projekte sind derzeit noch in Arbeit Es könnten durchaus noch mehr werden / Architekten-Ehepaar aus Eltville berät

MAINTAL. Wohnraum ist knapp und teuer geworden. In Maintal werden bereits bis zu tausend Mark für den Quadratmeter Bauland gezahlt. Aber es geht auch anders, beispielsweise im alten Ortskern des Stadtteils Bischofsheim. Hier greift seit 1986 das Landes-Förderprogramm für die einfache Stadterneuerung.

Bis zu 30 Prozent der förderungsfähigen Kosten für Umbauten, Modernisierungen, Instandsetzungen und auch für Neubauten sind zu haben. 17 Projekte sind inzwischen abgeschlossen worden, neun sind noch in Arbeit. Es könnten durchaus noch mehr werden.

Bedingung für eine Förderung ist, sich von dem Architekten-Ehepaar Jutta und Eckhard Rump aus Eltville beraten zu lassen, die vom Magistrat der Stadt Maintal mit der fachlichen Betreuung des Progamms in Bischofsheim beauftragt worden sind.

Mit Rumps können unter der Telefonnummer 06123 / 74 73 Termine vereinbart werden. Sie geben den Bauwilligen Anregungen und begleiten ihre Planungen.

Wer sich zunächst in Maintal über die "Spielregeln" informieren will, kann sich unter der Nummer 06181 / 40 04 37 an den zuständigen Sachbearbeiter im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt, Wolfgang Boleslawsky, wenden.

Was sich Interessierte zuallererst merken sollten, formuliert Boleslawsky so: "Es werden nur solche Baumaßnahmen bezuschußt, die zum Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht begonnen sind."

Mit anderen Worten: Ohne formellen Antrag bei der Stadt läuft gar nichts, was aber nicht bedeutet, daß sofort mit dem Bau begonnen werden muß, wie Amtsleiter Ralf Sachtleber betont. Zudem müsse auch nicht die gesamte Bausumme vorgelegt werden, um im nachhinein in den Genuß eines Zuschusses zu kommen: "Es ist auch eine etappenweise, dem Baufortschritt folgende Zuschußgewährung möglich." So kann beispielsweise erst einmal Gewerberaum wie Remise, Stall oder Scheune in Wohnraum umgewandelt werden und die Außensanierung später erfolgen.

"Es geht ja nicht darum, Fassaden aufzuputzen", erklärte Architekt Eckhard Rump auf Anfrage der FR. "Wir richten uns da ganz nach den finanziellen Möglichkeiten der Leute. Und wir können die Leute ja auch nicht zu Edelsanierungen zwingen."

Offizielle Ziele der einfachen Stadterneuerung sind "die Rekonstruktion des alten Stadtkerns von Bischofsheim" und "die Schaffung von Wohnraum im Sanierungsgebiet". Dabei hat der zweite Aspekt in jüngster Zeit an Bedeutung zugenommen. Architekt Rump betont auch noch einen weiteren Gesichtspunkt: "Die Altersstrukturen können sich ändern. Wenn zum Beispiel ältere Menschen bereit sind, ungenutzte Räume in Wohnungen umzubauen und diese an jüngere Familien zu vermieten, dann ergibt das wieder eine gute soziale Mischung aus drei Generationen unter einem Dach."

Der Eltviller macht indes auch keinen Hehl daraus, daß es gewisse formale Auflagen gibt, wenn staatliche Gelder in Anspruch genommen werden. Dazu teilte der Maintaler Magistrat kürzlich in einer Art Zwischenbilanz zur einfachen Stadterneuerung in Bischofsheim mit, "daß längst nicht alle Hauseigentümer, die die Möglichkeit hatten, in den Genuß von Landeszuschüssen zu kommen, Anträge gestellt haben". Derzeit stünden durchaus noch "erhebliche Gelder" bereit, die auf die Verteilung an bauwillige Hausbesitzer warteten . . .

Die Rahmenplanung für die einfache Stadterneuerung in Bischofsheim wird im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt jetzt nochmals überarbeitet. "Ziel der Rahmenplanung ist es, räumliche Vorgaben für die weitere Entwicklung des Sanierungsgebietes zu entwickeln", teilte Amtsleiter Ralf Sachtleber dazu mit.

"Dabei werden Teilbereiche erneut überprüft, um weitergehende Möglichkeiten zur Schaffung von Wohnraum zu eröffnen." pom

"Bürokratischer Unsinn" ärgert Bauern Landwirte und Behörden suchen das Gespräch / Kooperation trotz aller Kritik

HOCHTAUNUSKREIS. Die Landwirte ließen ordentlich Dampf ab. "Bürokratischer Unsinn" und "Behördenwillkür" gehörten noch zu den milden Ausdrücken, mit denen sie über ihr Verhältnis zur "Obrigkeit" fluchten - zum Beispiel bei den Vorschriften zur Errichtung eines schlichten Zaunes. Hier sind mit dem Bau-, Wasser- und Landschaftsschutzrecht nicht weniger als drei Gesetze berührt, deren Anwendung mitunter zu drei verschiedenen Ergebnissen führt. Entsprechend lebhaft verlief die Diskussion über Landschaftspflege im Bürgerhaus.

Moderator Helmut Michel war hinterher dennoch zufrieden. "Es war gut, solche Probleme endlich einmal in einem offenen Dialog zwischen Landwirten und den zuständigen Behörden zu bereden", sagte der Wehrheimer Bürgermeister. Experten der Landschaftspflege, des Wasserwirtschaftsamtes und des Umweltschutzes standen den betroffenen Landwirten Rede und Antwort. Über 100 von ihnen waren gekommen, um über die Lagerung von Stallmist und die Errichtung von Scheunen, Brunnen sowie Zäunen zu diskutieren.

Besonders kontrovers ging es bei der Frage zu, wie Viehzäune in der Nähe von Bachläufen zu bauen sind. Bisher galten 60 Zentimeter Mindestabstand, nach dem neuen Hessischen Wassergesetz aber sollen zukünftig zehn Meter eingehalten werden - wobei die Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz noch gar nicht erlassen sind. "Verständlich, daß Sie hier auf Klarheit pochen", bemerkte Michel zu den ratlosen Landwirten.

Dem Leiter des Kreisamtes für Umwelt und Naturschutz, Tilman Kluge, zufolge werde man hier zukünftig nicht um Einzelfallpüfungen herumkommen. "Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene sofort an uns wenden, das Umweltamt wird kooperativ mit ihnen zusammenarbeiten - schließlich unterstellen wir keinem Landwirt, daß er die Landschaft verwüsten will."

Wie sehr beide Seiten trotz aller verbaler Gereiztheit inzwischen aufeinander zugehen, bewies zum Beispiel die Anregung eines Bauern, daß sich mehrere Landwirte doch ohne weiteres eine große Strohscheune teilen könnten. Auf diese Weise würde vermieden, was weder Naturschützer noch Landwirte wollen: die "möblierte Landschaft".

Dieses Thema berührte auch die Errichtung von Kleinbauten, Hütten und Gartenanlagen. "Ob Viehtränken, Scheune oder Ställe: Das ist alles genehmigungspflichtig. Nur wer mehr als zehn Hektar als Landwirt betreibt, kann hier als privilegiert gelten und auf eine Genehmigung hoffen", erklärte unmißverständlich Karl-Heinz Heckelmann, der Leiter des Usinger Amtes für Regionalentwicklung. Alle anderen dürften nur in begründeten Ausnahmefällen bauen. So sehr die Zuhörer dies letztendlich auch einsahen: Die Tücke liegt im Detail. So soll es Bauern im Usinger Land gegeben haben, deren Pachtverträge recht kurzfristig ausliefen - und die ihre als "Scheune" genehmigten Bauten kurzerhand zu Lagerhallen für Computerteile umwidmeten.

Daß illegal errichtete Bauten demnächst wieder verschwinden müssen, wurde zur allgemeinen Überraschung kaum beanstandet. Auch die von Kluge monierten weißen Plastikfolien zur Strohlagerung waren kein Reizthema. "Weiße Folien heizen nicht so sehr auf wie andere, dafür würden sich erdbraune wesentlich besser dem Landschaftsbild anpassen", sagte Kluge. Da es solche Folien bisher nicht gebe, müsse man sich mit der Industrie zusammensetzen.

Um so mehr Unmut erregte die in letzter Zeit aufgekommene Unsitte vieler Autofahrer, ihre Altreifen auf Silagen zu entsorgen. "Manchmal finden wir doppelt so viele Reifen auf den Folien wie vorher. Hier müssen die Behörden endlich einschreiten", fluchte ein Landwirt.

Trotz solcher "Behördenbeschimpfung" war die Diskussion nach allgemeiner Ansicht fruchtbar. Im März soll sie mit einer Aussprache über die Probleme von Neben- und Zuerwerbslandwirten fortgesetzt werden. JÜRGEN DICKHAUS

VHS in Ober-Erlenbach Auf zum Tanz mit Vater und Mutter

BAD HOMBURG. Mütter mit Kindern, die zwei Jahre alt sind, können sich in Ober-Erlenbach regelmäßig treffen: Die VHS-Außenstelle Ober-Erlenbach lädt sie dazu im Frühjahrssemester wieder ein. Neu im Angebot ist ein Kurs "Spiel und Tanz mit Kindern", zu dem sich die Mütter und Väter mit ihren Sprößlingen (eindreiviertel bis dreieinhalb Jahre) anmelden können. Auch Dreijährige, die noch keinen Kindergartenplatz gefunden haben, dürfen mittanzen. Anmelden können sich Interessierte ab sofort bei VHS-Außenstellenleiterin Ursula Frost, Holzweg 38, Tel. 0 61 72 / 4 22 78. Sie gibt auch Auskunft über die Kurse, die speziell für Ober-Erlenbach im VHS-Angebot sind.

Der Literaturkurs wird fortgesetzt. Das Thema bestimmen die Teilnehmer selbst beim ersten Treffen am Dienstag, 26. Januar, 20 Uhr, in der Grundschule.

Wer Englisch lernen möchte und nur einmal in der Woche Zeit hat, kann sich für einen entsprechenden Kurs anmelden. Ursula Frost sagt dazu: "Nachdem es immer weniger Sprachenschüler gab, haben wir hier ein Pilotprojekt gestartet, bei dem nur einmal in der Woche unterrichtet wird. Es hat sich bewährt, und jetzt bieten wir Englisch und Französisch auf diese Art an."

Im März können die Ober-Erlenbacher in einem Ganztagsseminar lernen, wie sie ihr Testament aufsetzen müssen, welche Formalien zu beachten sind und wie es rechtlich unanfechtbar wird. nau

Smirnow gegen Smirnoff

Die russischen und amerikanischen Nachfahren des Pjotr Smirnow haben Streit. In Moskau geisterte das Gerangel der Abkömmlinge des einstigen Wodka-Lieferanten des russischen Zaren um den traditionsreichen Markennamen bislang als eher theoretischer "Wodkastreit" durch die Presse: Sowohl die auf russische Ursprünge zurückgehende US-Brennerei, deren "Smirnoff" im fernen Amerika heute der bestverkaufte Wodka ist, als auch eine "Pjotr Smirnow und Nachfahren" genannte Moskauer Firma, die sich an der Wodkaherstellung versuchen wollte, forderten die Verwendung des Familiennamens als Exklusivrecht ein. Russische und internationale Gerichte wurden monatelang mit dem Fall befaßt, wobei die Schnapsbrenner aus dem Mutterland des Wodkas eine empfindliche Niederlage hinnehmen mußten: Letztlich bestätigten alle Instanzen dem US-Familienflügel den Markennamen.

Ungeachtet der gerichtlichen Absage brachte jetzt das Moskauer Unternehmen die ersten 600 Flaschen "Smirnow"-Wodka auf den russischen Markt. Seit dieser Woche nun haben die Moskowiter die Wahl - zwischen dem Import-"Smirnoff" für umgerechnet etwa 15 Mark und dem um zwei Drittel preiswerteren heimischen "Smirnow". Der russische Durchschnittsalkoholiker, der den größten Kundenkreis der zahlreichen Schnapskioske ausmacht und besonders in finanzschwachen Zeiten das Trinkvergnügen eher vom Preis und der Wirkung einer Flasche als vom Geschmack des Gesöffs abhängig macht, dürfte jedoch beide Offerten ausschlagen. Ein herkömmliches Primasprit- Wasser-Gemisch, das den Zweck auch erfüllt, ist nämlich an der Moskwa bereits für knapp zwei Mark zu haben.

Der Bürgermeister der russischen Hauptstadt, Jurij Luschkow, hat allerdings Ende vergangenen Jahres ein Verkaufsverbot für einheimischen Alkohol an den beliebten Straßenkiosken verfügt, um die Trunksucht zu bekämpfen und die Kunden vor zum Teil lebensgefährlich gepanschten Getränken zu schützen. Seither stehen hier zumeist nur deutsches und belgisches Dosenbier, angeblich französische Weine oder durch verwaschene Etiketten als amerikanischer Whisky ausgewiesene Flaschen in den Schaufenstern. Unterm Ladentisch aber lagern die begehrten russischen Billigprodukte mit den Plastedeckeln.

Von dem Verkaufsverbot des Stadtoberhauptes ist nun auch die neue Wodkamarke betroffen, obwohl Smirnow- Urenkelin Tatjana Fomina darauf verweist, daß in der wiedereröffneten Fabrik streng nach traditionellen, vorrevolutionären Rezepten gebrannt werde. Bis zur Enteignung durch die Bolschewiki 1917 wurden vom renommierten Hause Smirnow etwa 300 verschiedene Sorten Alkohol produziert.

Um nicht wieder in einen Gerichtsstreit mit dem amerikanischen Familienflügel gezogen zu werden, füllen die russischen Smirnows ihr Produkt in altmodische "Originalflaschen" ab. Auch ansonsten verweist die Moskauer Firma vorsorglich auf bedeutende Unterschiede. So ähnele der jetzt auf den Markt gekommene Wodka im Geschmack eher den üblichen russischen Sorten als dem US-Namensvetter. Von dem verloren gegangenen Gerichtsstreit mit den Verwandten aus Amerika versprechen sich "Pjotr Smirnow und Nachfahren" nun einen ausgleichenden Vorteil: Der erfolglose, aber werbewirksame Prozeß soll jetzt für einen guten Absatz des Wodkas sorgen.

DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Unterschriftensammlung Eltern fordern Erhalt der Ernst-Reuter-Schule

BAD VILBEL. Unterschriften für den Erhalt des Haupt- und Realschulzweiges sammelt der Elternbeirat der Ernst-Reuter-Schule. Die Auflösung der Mittelstufe wäre nach Ansicht der Elternvertretung eine "unverantwortliche Entscheidung des Schulträgers Wetteraukreis gegen eine von Eltern und Schülern gut angenommene Schulform, die sich in 30 Jahren bewährt hat".

Unterschriftensammlungen finden am Samstag, 16. Januar, sowie am Samstag, 23. Januar, jeweils von 10 bis 12 Uhr am Zentralparkplatz, am HL- Harkt Heilsberg und an der Gronauer Bushaltestelle statt.

Der Schulelternbeirat verweist überdies auf die Podiumsdiskussion zu dem Thema, die am Dienstag, 26. Januar, um 19.30 Uhr im Georg-Muth- Haus stattfindet. mu

Derzeit wird untersucht, ob in den ersten drei Blöcken des Kohlekraftwerks Staudinger die Verbrennung von Klärschlamm möglich ist Umweltverbände laufen Sturm dagegen "Jahre bis zur Realisierung" / Absatz an die Landwirtschaft ist schleppend Von Astrid Ludwig MAIN-KINZIG-KREIS/GROSSKROTZENBURG. Nach dem Bau des umstrittenen fünften Blockes bei Staudinger bahnt sich jetzt ein weiteres Großprojekt in dem Kohlekraftwerk der PreussenElektra an, gegen das Umweltverbände bereits Sturm laufen. Nach Angaben des Regierungspräsidiums in Darmstadt wird derzeit untersucht, ob in den ersten drei Blöcken des Kraftwerkes die Verbrennung von Klärschlamm möglich ist. Das RP spricht von einem denkbaren hessenweiten Pilotprojekt - Umweltschützer von weiteren Luftbelastungen. Hintergrund der Verbrennungspläne sind nicht allein Gesetzesänderung, sondern derzeit noch bestehende Schwierigkeiten der Kommunen, den Klärschlamm im Main-Kinzig-Kreis landwirtschaftlich abzusetzen. Die überfüllten Deponien können weitere Schlämme ebenfalls nicht mehr aufnehmen. Bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres kamen bei Staudinger in Großkrotzenburg Vertreter der umliegenden Kommunen, des Regierungspäsidiums und der Umweltverbände zu einem nicht öffentlichen Treffen zusammen. Laut Gerhard Müller, Sprecher des RP, handelte es sich dabei um "erste Vorgespräche". Lediglich die Absicht der Klärschlamm-Verbrennung sei dabei erörtert worden. Einen Antrag auf Genehmigung habe die Preag bislang nicht gestellt.

Im Gespräch ist derzeit, jährlich zwischen 50 000 und 60 000 Tonnen Klärschlamm der Kohleverbrennung in den ersten drei Staudinger Blöcken beizumischen. Ein Verfahren, das seit der Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vom Mai 1990 erlaubt, aber nicht unumstritten ist. Die neue Klärschlammverordnung des Bundes vom April vergangenen Jahres drängt vielmehr auf die verstärkte landwirtschaftliche Verwertung des Klärschlammes.

Zu den Vorgesprächen war es auf Anregung der Gemeinde Hainburg gekommen. Die hatte zwar in der Vergangenheit am heftigsten gegen den Ausbau Staudingers protestiert und auch prozessiert, will aber, argumentiert Bürgermeister Herbert Wemelka, nicht immer nur die Nachteile des Kraftwerkes in Kauf nehmen müssen, sondern auch einmal vermeintliche Vorteile nutzen.

Angesichts 500 000 Mark Transport- und Deponiekosten für die rund 1000 Tonnen Klärschlamm, die in der Gemeinde des Kreises Offenbach jährlich anfallen, beäugte Hainburg die Nachbarn am gegenüberliegenden Mainufer schon länger kritisch. Großkrotzenburg steckt nicht nur die Gewerbesteuern der Preag ein, sondern läßt dort schon seit Jahren zum "Kulanzpreis" seinen Klärschlamm verbrennen.

Wemelka brachte den Stein ins Rollen, den Umweltschützer nun zu stoppen versuchen und dessen Bahnen sich offensichtlich der Rathauschef selbst ebenfalls anders vorgestellt hatte. Denn nun haben auch der Umlandverband Frankfurt, der Main-Kinzig-Kreis und einige Kommunen aus Bayern Interesse an der Verbrennung ihrer Schlämme bei Staudinger angemeldet. Wemelka sauer: "Jetzt hängen sich Hinz und Kunz dran. Das war von uns nicht so gewollt."

Statt eher unaufällig läuft das Ganze jetzt hochoffiziell. Konnte Großkrotzenburg für seine rund 400 Tonnen Klärschlamm vor zehn Jahren noch eine Genehmigung nach dem Abfallrecht erwirken, ist nach neuer Gesetzeslage eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig. Die erstellt nun der TÜV Hannover. Anhand von Boden-, Pflanzen-, und Gewässerproben sollen die möglichen Umweltbelastungen analysiert werden.

Die Voruntersuchungen, schätzt das Regierungspräsidium in Darmstadt, werden rund ein Jahr dauern. Danach folgt ein Genehmigungsverfahren. "Das dauert Jahre bis zur Realisierung", glaubt Kraftwerksleiter Bernhard Stellbrink. In ihrem Kraftwerk in Bremen fährt die Preag bereits Großversuche zur Verbrennung von Klärschlamm.

Stellbrink erläutert das angedachte Konzept: Danach soll der Klärschlamm maximal drei Prozent des Brennstoffanteiles ausmachen. Bei einem Kohleverbrauch von 1,5 Millionen Tonnen im Jahr also rund 45 000 Tonnen Klärschlamm- Trockenmasse. Da die Schlämme jedoch zumeist aus 70 bis 80 Prozent Wasser und nur 20 bis 30 Prozent Masse bestehen, würde Staudinger Tagesvorräte aufnehmen, durch Abgaswärme trocknen, der Kohle zumischen und verbrennen. "Technologisch einfach", wie der Kraftwerksleiter meint. Und eine weitere Einnahmequelle, denn die Preag würde natürlich Gebühren erheben.

Umweltprobleme sieht Stellbrink nicht. Die Rauchgasentschwefelung und Naßwäsche filtere die Emissionen ausreichend heraus. Zudem dürften nur Klärschlämme verbrannt werden, die die gesetzlich festgesetzen Grenzwerte einhalten. Die sind für Schwermetalle und andere Schadsstoffe in der neuen Klärschlammverordnung festgesetzt. Der Kraftwerkschef räumt jedoch ein, daß der Staudinger Kläranlage eine zusätzliche Stufe zur Reinigung der Abwässer der Filteranlagen zugeschaltet werden müsse.

So unproblematisch sieht der BUND die geplante Verbrennung allerdings nicht. In einem Antrag fordert etwa die Bürgerliste Umwelt und Grüne Großauheim (BUG) im Ortsbeirat die Stadt Hanau auf, gegen die Pläne aktiv zu werden. BUND-Sprecher Rolf Neidhardt befürchtet nicht nur einen erhöhten Wasserdampfeintrag in die Atmosphäre durch die Verbrennung wässeriger Schlämme. "Wir erwarten weitere Luftbelastungen insbesondere Schmermetallstäube und Dioxin-Frachten", so der BUND-Mann. Bislang seien die Dioxin-Emissionen Staudingers sehr gering. Mit der Verbrennung von Klärschlamm und einer stündlichen Abgasmenge der ersten drei Blöcke von rund 1,5 Millionen Kubikmeter erreiche Staudinger dann jedoch die Dioxin-Luftbelastungen von der Größenordnung der Müllverbrennungsanlage Offenbach, rechnet Neidhardt vor. Gerade die Stadt Hanau mit den hessenweit höchsten Dioxin-Werten in der Luft sollte sich gegen die Staudinger-Pläne wenden.

Das Nordrheinwestfälische Energieunternehmen STEAG, das Untersuchungen angestellt hat, bezeichnet die Hochtemperaturverbrennung von Klärschlämmen dagegen als "umweltfreundliche und kostengünstige Verwertung. Die Schwermetallemissionen lägen unter den gesetzlichen Grenzwerten, und auch Dioxine würden in ihre Bestandteile zerlegt, "mit genauso gutem Erfolg wie in speziell dafür ausgelegten Verbrennungsanlagen", also Müllverbrennungen.

Das Unternehmen argumentiert, daß auch in kompostiertem Klärschlamm Dioxin und Schwermetalle vorhanden seien. Neidhardt hält dagegen, daß durch die Verbrennung manche Stoffe erst in Dioxine umgewandelt würden.

Der BUND plädiert dafür, den Klärschlamm zu entgiften und sauberen Schlamm landwirtschaftlich zu verwerten statt zu verbrennen. Wichtige Inhaltsstoffe wie Phoshat, die in anderen Erdteilen unter Mühen abgebaut würden, könnten so recycelt werden. Auch die neue Klärschlammverordnung von 1992 drängt darauf und legt detaillierte Grenzwerte für Böden und Schlämme fest. Unter anderem für Phosphat, Blei, Cadmium und auch Dioxine und Furane. Die Werte müssen vor der Bodenaufbringung regelmäßig kontrolliert und aufgelistet werden. Ein Aufbringungsplan muß erstellt werden.

Die Akzeptanz der landwirtschaftlichen Verwertung ist jedoch von Kreis zu Kreis unterschiedlich. Laut Angaben des Umlandverbandes Frankfurt werden 90 Prozent der 50 000 Tonnen Schlamm, die jährlich in dessen 34 Kläranlagen unter anderem in Stadt und Kreis Offenbach anfallen, von Bauern auf ihre Felder als Dünger aufgebracht. Die Kompostierung des Schlammes, Überwachung und Vermarktung übernimmt die Darmstädter Entsorgungs AG.

Die zehn Prozent, die der Umlandverband nicht verwerten kann, will er jetzt bei Staudinger verbrennen lassen. "Priorität", so Pressesprecherin Barbara Mollet, "hat jedoch weiterhin die landwirtschaftliche Verwertung."

Nur 30 Prozent der jährlich in der Bundesrepublik anfallenden rund 50 Millionen Tonnen Klärschlamms werden heute an die Landwirtschaft abgegeben. Zehn Prozent werden verbrannt, und die überwiegenden 60 Prozent landen mit dem Hausmüll auf den Deponien. So auch im Main-Kinzig-Kreis. Von den '92 entsorgten 34 500 Tonnen Klärschlamm landeten 95 Prozent in Hailer und Hohenzell.

"Wir laufen jetzt Gefahr", so Kreispressesprecher Heiner Sülzer, "daß wir mehr deponieren, als erlaubt ist." Offiziell darf der Anteil an Klärschlamm auf den Deponien nur sieben Prozent ausmachen, da die wäßrige Masse sonst die Standsicherheit der Anlagen gefährdet. Die Kommunen wurden jetzt vom Kreis angewiesen, bessere Entwässerungsanlagen für ihre Schlämme zu bauen.

Die Verbrennung bei Staudinger kommt dem Kreis gelegen, denn der Absatz an die Landwirtschaft ist schleppend. Problem ist unter anderem die hohe Belastung des Hanauer Klärschlamms, der jährlich rund 14 000 Tonnen des Kreisaufkommens ausmacht. Wegen der vielen Industrieabwässer überschreitet dieser die Grenzwerte und kann nicht auf die Felder aufgebracht werden. Er muß weiterhin deponiert werden. Für die Verbrennung sind die Werte ebenfalls zu hoch. Ein Problem, an dem die Stadt ansetzen muß.

Doch auch die Vermarktung des sauberen Klärschlamms läuft schlecht. Das liegt zum einen, glaubt BUND-Mann Neidhardt, am schlechten Image des Klärschlamms. "Dabei ist der Schwermetalleintrag auf die Felder durch die Luft vielfach höher", so der Umweltschützer. Einige Bauern fürchten auch den Aufwand und die Kosten, berichtet Großkrotzenburgs Bauamtsleiter Pillmann von seinen Erfahrungen.

Hainburgs Bürgermeister Wemelka im Nachbarkreis Offenbach hat ähnliche Absatzprobleme. Bei den noch verbliebenen drei Ortslandwirten bekomme er "kein Gramm los". Und das, obwohl die Kommune das Landwirtschaftsamt in Usingen mit einem Düngeplan beauftragen und auch die Kosten für die Grenzwertanalysen übernehmen wollte.

In den Kreisen Darmstadt/Dieburg und im Wetteraukreis dagegen läuft der Absatz erfolgreich. Rund 90 Prozent des Klärschlamms geht an die Bauern. In der Wetterau hat die "Umweltdienst GmbH" in Zusammenarbeit mit dem Bauernverband die Vermarktung übernommen. Sie gibt eine Gütegarantie für die Schlämme und übernimmt auch die Haftung.

Im Main-Kinzig-Kreis, betont Kreislandwirt Friedhelm Schneider, wären die Bauern durchaus zu ähnlichen Modellen bereit. Schneider: "Wir sind durchaus aufgeschlossen und haben im Vorstand des Kreisbauernverbandes auch schon einen entsprechenden Beschluß gefaßt." Im Laufe des Jahres will der Verband Gespräche mit den Kommunen und Kläranlagenbetreibern aufnehmen.

Die Landwirte des Kreises wollen sich absichern. Auch sie planen, eine Art Umweltdienst zu gründen oder aber eine Zusammenarbeit mit den Wetterauern. "Wir wollen sauberen Schlamm und anständige Verträge. Die Haftung muß bei den Kommunen liegen, damit die Verwertung nicht nur auf Kosten der Landwirte geht", sagt Schneider.

Die Gründe für die bislang schleppende landwirtschaftliche Verwertung sieht Schneider nicht in Widerständen oder Vorbehalten der örtlichen Bauern: "Uns hat bislang niemand gefragt." Die Wetterauer seien vielmehr weiter, weil sie keine eigene Deponie hätten. "Im Main-Kinzig- Kreis war es bislang billiger, den Klärschlamm einfach zu deponieren."

In Hessen wird unter den SPD-geführten Ministerien der rot-grünen Landesregierung seit Monaten kontrovers über ein geplantes "Gleichberechtigungsgesetz" für den öffentlichen Dienst diskutiert. Frauenministerin Heide Pfarr (SPD) will unter anderem erstmals in einem Bundesland alle Dienststellen zu verbindlichen "Frauenförderplänen" verpflichten. Damit will Hessen im Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen nicht den Weg über rechtlich umstrittene Regelungen gehen, die "bei gleicher Qualifikation" Frauen bevorzugen sollen. Die Wiesbadener Frauenministerin mußte den Gesetzentwurf nach Widerspruch aus ihrer Partei und anderen SPD-geführten Ressorts inzwischen mehrfach korrigieren. Am Dienstag segnete der SPD-Landesvorstand dann den Pfarr-Entwurf einstimmig ab. Wir dokumentieren eine von Heide Pfarr erstellte Zusammenfassung der Inhalte des geplanten hessischen Gesetzes im Wortlaut.

VHS spricht gezielt die Eltern an

FRIEDRICHSDORF. Eine neue Vortrags- und Diskussionsreihe für Eltern bietet die Volkshochschule in Friedrichsdorf in Zusammenarbeit mit "Pro Familia" an. Jeweils an zwei Abenden diskutieren Mütter und Väter von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter über "Sexuellen Mißbrauch von Kindern". Für die Eltern von Heranwachsenden wird ein Diskussionsforum mit dem Thema "Nicht mehr Kind und noch nicht erwachsen" angeboten.

Tagesseminare über das hessische Schulgesetz und Elternrecht finden in diesem Semester ebenfalls wieder statt. Wer einen naturnahen Garten anlegen möchte, kann die notwendigen Fertigkeiten bei einem VHS-Kurs erlernen. Neu ist auch die Veranstaltung "Deutsch als Fremdsprache". In der Versuchsküche der Philipp-Reis-Schule wird indisch oder vollwertig gekocht.

In Friedrichsdorf ist Kerstin Leuthold (Gladiolenweg 55 a, Tel. 06172 / 74121) zuständig für alle Veranstaltungen in der Philipp-Reis-Schule, für die in der Hugenottenstraße 97 a Ilona Mosel (Asternweg 6, Tel. 06172/79783). Im Semesterprogramm der VHS, das in Geschäften, Banken und Verwaltungsstellen ausliegt, kann eingesehen werden, wo welche Kurse laufen. Die Außenstellenleiterinnen nehmen auch Anmeldungen entgegen.

Auch im Stadtteil Köppern gibt es eine Außenstelle der Bad Homburger Volkshochschule; zuständig ist Jutta Scheugenpflug (Pfingstweidstraße 7 b, Tel. 06175/7765). In Köppern werden unter anderem ein Biobrot-Backkurs, Englisch und Yoga angeboten. nau

Wirtschaftspolitik Schweigen im Wald

Das waren noch Zeiten, als das deutsche Sozialprodukt um jährlich über drei bis fünf Prozent zugenommen hatte. Aufgrund der eilfertigen Erläuterungen des Bundeswirtschaftsministeriums und einer Reihe anderer ungefragter Stellen konnte beim Bürger kein Zweifel über den dafür Verantwortlichen aufkommen. Stets war es die kluge Wirtschafts- und vorausschauende Finanzpolitik dieser Regierung, die sich seit Herbst 1982 in der Rolle des Garanten für Wachstum und Wohlstand gefiel.

Diesmal dringen aus Bonn viel kleinlautere Töne. Kein Wunder, nur der Erfolg hat viele Väter. Daß die wirtschaftliche Entwicklung auf dem schmalen Grat zwischen Stagnation und Rezession jongliert, daß die Verbraucherpreise im vergangenen Jahr so stark wie seit langem nicht mehr geklettert sind, daß die Arbeitslosigkeit wieder zugenommen hat, daran - igitt, igitt - ist doch eine Regierung nicht schuld. Mit einer sich verschlechternden Konjunktur, mit einer sich beschleunigenden Talfahrt muß man eben immer mal rechnen. Auch im Leben geht es ständig auf und ab.

Für die Mannschaft um Bundeskanzler Helmut Kohl scheint die Erkenntnis, daß die deutsche Hochkonjunktur von 1983 bis 1991 eher wie Manna vom Himmel fiel und weniger das Ergebnis wirtschaftspolitischer Kabinettstückchen war, ziemlich neu zu sein. Bei manchen dauert es mit dem Kapieren halt etwas länger. Doch das wäre nicht unbedingt tragisch, wenn jetzt endlich das Bewußtsein für aktuelle Notwendigkeiten reifen würde.

Flotte Konjunkturen laufen von allein. In solchen Zeiten bedarf es keiner staatlichen Eingriffe. Doch träge Konjunkturen müssen auf Trab gebracht werden; und wenn sich die Kunst des Machbaren auch nur auf die Psychologie beschränkt. Was wäre das für ein Aha-Erlebnis, wenn Bonn endlich einmal mit einer Stimme den wirtschafts- und finanzpolitischen Kurs bis zur Bundestagswahl 1994 aufzeigen würde. Wie dankbar würden potentielle Investoren und private Verbraucher auf einen verläßlichen Planungsrahmen reagieren.

Statt dessen schürt die Regierung die sowieso schon bestehenden Unsicherheiten. Daß sie irgendwie aus ihrer Finanzklemme herauszukommen versucht, ist jedem klar. Doch würde man ganz gern verbindlich wissen, welche Steuern in welchem Umfang erhöht und welche sozialen Leistungen in welchem Ausmaß gekürzt werden. Oder - wie stellt man sich die künftige Finanzierung des Aufbaus in Ostdeutschland vor? An welche Strategien ist gedacht, um mehr Investoren für das Gebiet der ehemaligen DDR zu interessieren?

Nur ein paar Fragen. Doch das Kabinett Kohl verweigert die klaren Antworten, obwohl sie allein schon ein Konjunkturprogramm wären. jk

Der BUND will in die Schulen gehen

HANAU. Der BUND-Ortsverband Hanau will den Protest gegen die Bebauung des Sanddünenbiotops "Waldwiese von Großauheim" in Hanaus Schulen hineintragen. Das verlautete auf der Jahreshauptversammlung des Umwelt- und Naturschutzverbandes. Das Thema "Waldwiese" soll auch zu der Hanauer Öko-Bilanz gehören, die der BUND im Kommunalwahlkampf für einen Informationsstand am Marktplatz am 20. Februar erstellen will.

Die BUND-Mitglieder wählten Hans- Joachim Rabe abermals zum Vorsitzenden. Seine Stellvertreterinnen sind Ute Rabe und Ute Reith. Kandidat für den Hanauer Naturschutzbeirat ist erneut Dr. Rolf Neidhardt, der diesem Gremium seit zwölf Jahren angehört und ihm derzeit vorsitzt. him

Liffe reagiert cool auf kontinentale Kooperation

sch FRANKFURT A. M. Gelassen zeigt sich der Londoner Finanzmarkt Liffe in einer ersten Reaktion, was die geplante Zusammenarbeit der Deutschen Terminbörse (DTB) mit ihrem französischen Gegenstück Matif (siehe nebenstehenden Bericht) angeht. Einmal abgesehen davon, daß der Weg von der Absichtserklärung bis zur Ausarbeitung aller Details steinig sei, erwartet Daniel Hodson, der neue Chef der London International Financial Futures and Options Exchange, daß die kontinentale Vereinbarung größeres Interesse an dieser Art von Märkten wecken und auch sein Haus auf weltweiter Basis vom wachsenden Geschäft profitieren werde. Mehr noch, er begrüßt offiziell die Kooperation, weil sie auch zur Strategie der Liffe gehöre, die etwa mit Tokio praktiziert und über die mit Chicago (CBOT) gesprochen werde. Im übrigen streicht er den internationalen Charakter seines Hauses heraus, während DTB und Matif eher heimatorientiert seien.

Hodson stellte zudem den am 21. Januar startenden "Bobl"-Terminkontrakt auf mittelfristige deutsche Staatspapiere wie fünfjährige Bundesobligationen vor, was eigentlicher Zweck seines Besuchs am Main war. Die Briten ergänzen damit ihr Angebot von Bund-Terminkontrakt und -Option am langen sowie Dreimonats-Euromark-Zinskontrakt am kurzen Ende der Laufzeitskala. Sie werben nun mit einer "konkurrenzlosen" Palette von Absicherungs- und Handelsinstrumenten, die die ganze Bandbreite der DM-Renditekurve an einer einzigen Börse abdeckt.

Kompressoren waren in Brand geraten

OFFENBACH. Auf 160 000 Mark schätzt die Feuerwehr den Schaden eines Brandes, der im Maschinenraum einer Firma in der Carl-Legien-Straße am Dienstag abend gegen 22.20 Uhr ausgebrochen war.

Nach Aussage der Polizei waren Kompressoren in Brand geraten, die sich auf einer Zwischendecke einer großräumigen Lagerhalle befanden. Sie versorgten eine Druckerhöhungsanlage mit Preßluft.

Die Berufsfeuerwehr konnte den Druckkessel noch rechtzeitig kühlen und so dessen Bersten verhindern.

Als Brandursache wird ein technischer Defekt angenommen. Durch die Hitzeentwicklung wurde das Metall-Lamellendach der Werkshalle stark verformt.

Personen kamen bei dem Brand nicht zu Schaden. pmü

Gaststätte ein Raub von Flammen

RODGAU. Schaden in Höhe von 150 000 Mark ist in der Nacht zum Mittwoch beim Brand in einer Gaststätte in der Jügesheimer Rodgau-Passage entstanden. Um 3.25 Uhr hatte ein Zeitungsträger die Flammen bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Die an den Schankraum grenzende Küche brannte völlig aus, der Gastraum wurde verrußt. Die Brandursache steht noch nicht fest. ttt

Im Blickpunkt: Chemiewaffen-Sperrvertrag In 17 Jahren aus der Welt?

Über 130 Staaten wollen zu den Erstunterzeichnern der internationalen Konvention über das Verbot der Entwicklung, Herstellung, Lagerung und Anwendung chemischer Waffen und deren Zerstörung gehören. Ihre Vertreter - zumeist die Außenminister - werden bei einer zweitägigen Unterzeichnungszeremonie, die am Mittwoch in Paris begann, Reden halten und Kulissengespräche über andere Probleme führen. Mit von der Partie ist UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali. In der UN-Generalversammlung wurde die erste weltweite Abrüstungskonvention ohne Gegenstimme gebilligt. Über das C-Waffen-Verbot war in der Genfer Abrüstungskonferenz 24 Jahre lang verhandelt worden. Der Einsatz chemischer Kampfstoffe in Kriegen ist zwar seit 1925 durch das Genfer Giftgasprotokoll verboten, doch zahlreiche Staaten legten Vorräte zu Abschreckungszwecken an und mißachteten das Anwendungsverbot zuweilen. Ein Beispiel war der Abwurf von Giftgasbomben durch die irakische Luftwaffe im Krieg gegen Iran und auf eigene Kurdendörfer.

Am militärischen Wert von C-Waffen wird seit langem gezweifelt. Die Großmächte besitzen wirksamere Massenvernichtungswaffen. Zunehmend wurden die Nervengase namens Sarin, Tabun und VX als die potentiellen Atombomben der Armen betrachtet. Die Erkenntnis, daß Länder wie Irak oder Libyen chemische Waffen in industriellen Mengen herstellten, führte dann zum Vertragsabschluß. Der umstrittenste Punkt war seine Überwachung, weil diese ohne Zugang zu Militäranlagen und zivilen Chemiefabriken nicht zu bewerkstelligen ist.

Ein lückenloses Kontrollverfahren wurde nicht entwickelt. Immerhin bietet das Vereinbarte eine gewisse Garantie, daß kein Unterzeichnerstaat massiv chemisch aufrüstet. Der Vertrag sieht sowohl Routineinspektionen wie Verdachtskontrollen vor. Dafür müssen Hunderte von Inspektoren engagiert und ausgebildet werden. Ihr Sitz wird in Den Haag sein. Dort werden auch das Sekretariat und der Exekutivrat angesiedelt.

Alle Fabriken, die Grundstoffe für C-Waffen produzieren, werden routinemäßig kontrolliert. Die meisten giftigen Stoffe haben auch zivile Anwendungszwecke, etwa zur Herstellung von Insektiziden. Die sogenannten Nervengase sind tatsächlich Flüssigkeiten, die in Kanistern von Flugzeugen abgeworfen oder in Artilleriegeschossen abgefeuert werden. Ein eingebauter Sprengsatz verstreut sie flächendeckend. Man hat klebrige Verbindungen mit Langzeitwirkung und sich rasch verflüchtigende Substanzen für jedes Kampfszenario entwickelt.

Es wird keine leichte Aufgabe sein, die verzweigte chemische Industrie weltweit im Auge zu behalten, obwohl nur einige Dutzend Ausgangsprodukte für moderne C-Waffen in Frage kommen. Ein Anhang zum Vertrag, der laufend aktualisiert werden soll, listet die entsprechenden Substanzen auf.

Ein wichtiges Element sind die Verdachtskontrollen, die jeder Staat akzeptieren muß, wenn der Exekutivrat mit Dreidrittelmehrheit den begründeten Antrag eines anderen Staates gutheißt. Ausgenommen sind "sensitive Anlagen", die nach Angabe ihres Besitzers nichts mit C-Waffen zu tun haben. Damit soll Militärspionage verhindert werden. Auf Drängen der USA wurde hier aber ein Schlupfloch im Überwachungsnetz geschaffen.

Der Vertrag tritt nach einer Übergangszeit von zwei Jahren in Kraft, sofern er bis dahin von mindestens 65 Staaten ratifiziert ist. Für die Beseitigung der chemischen Munition sind zehn Jahre vorgesehen. Ein auf Rußland zugeschnittener Paragraph verlängert die Frist sogar um fünf Jahre für Staaten, die keine ausreichenden Mittel besitzen, den Vertrag termingerecht zu erfüllen.

Wichtig ist, wer dem Vertrag beitritt. Die arabische Welt ist gespalten. Die meisten ihrer Staaten wollen erst unterschreiben, wenn Israel auf Atomwaffen verzichtet. Der israelische Außenminister Shimon Peres, der zur Unterzeichnung nach Paris kam, hat jetzt angeboten, den Nahen Osten zu einer atomwaffenfreien Zone zu machen - aber erst nach einem Friedensschluß mit allen Nachbarn.

PIERRE SIMONITSCH (Genf)

Kreis-Jahrbuch 1993 ist fast ausverkauft

HOCHTAUNUSKREIS. Sechs Wochen nach seinem Erscheinen ist das Jahrbuch 1993 des Hochtaunuskreises fast vergriffen. Von den ursprünglich 5000 Exemplaren seien nur noch wenige zu haben, teilt Landrat Jürgen Banzer mit.

Das Jahrbuch informiert vom Rezept für den Grävenwiesbacher Brotkuchen bis zum Jahresrückblick 1992. Es ist erhältlich im Landratsamt in Bad Homburg, Louisenstraße 86-90, im Kreisarchiv in Oberursel, Schulstraße 27, oder im Buchhandel. ill

In Lotto-Annahmestelle: Räuber ergriff nach Schuß die Flucht Inhaberin wehrte sich

NIDDERAU. Mit einem Schuß aus einer Schreckschußpistole hat am Dienstag die Inhaberin einer Lotto- Annahmestelle in Windecken einen Räuber vertrieben. Wie die Polizei berichtet, hatte der 22 bis 25 Jahre alte Mann, der mit einer Strumpfmaske vermummt war, den Laden in der Heldenberger Straße gegen 18 Uhr betreten und die 42 Jahre alte Frau mit einer Pistole bedroht. Gleichzeitig forderte er die Tageseinnahmen.

Die Inhaberin öffnete die Kasse, griff zu der Schreckschußwaffe und gab auf den Unbekannten einen Schuß ab, der daraufhin die Flucht ergriff und Richtung Ortsmitte verschwand.

Der verhinderte Räuber ist schlank, dunkelhaarig und trägt einen Oberlippenbart. Bekleidet war er mit Jeans, einer dunklen Bomberjacke und Turnschuhen. Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az

ANC-Übergriffe bestätigt

hbr JOHANNESBURG, 13. Januar. Eine von der konservativen US-amerikanischen Stiftung "International Freedom Foundation" (IFF) in Auftrag gegebene Untersuchung hat bestätigt, daß zahlreiche Häftlinge in Straflagern des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) in den 80er Jahren schwer mißhandelt wurden. Der IFF-Bericht bestätigt Befunde einer 1992 veröffentlichten ANC-internen Untersuchung und eines Berichtes der Menschenrechtsorganisation amnesty international. Russel Crystal, IFF-Direktor in Südafrika, sagt, daß die ANC-Führung von den Zuständen in den Straflagern gewußt habe und deshalb "direkt und indirekt verantwortlich" sei. Namentlich genannt werden unter anderen Oliver Tambo, ehemaliger ANC-Präsident und jetzt Ehrenvorsitzender der Organisation; Chris Hani, Generalsekretär der südafrikanischen KP (SACP), und Joe Slovo, Hanis Vorgänger und wohl der einflußreichste Weiße im ANC. Tote bei neuen Gewalttaten

JOHANNESBURG (AP). Bei politisch motivierten Gewalttaten sind in Südafrika zehn Schwarze getötet worden, darunter ein Polizist. Den schwersten Zwischenfall meldete die Polizei aus der Hafenstadt Durban, wo bei Kämpfen rivalisierender Gruppen sechs Menschen getötet wurden. Drei Schwarze wurden in anderen Siedlungen der Region erschossen.

Wir gratulieren

Frau Elfriede Pflug aus Hanau, zum 90. Geburtstag, am Donnerstag, 14. Januar.

Nicht erst seit Maastricht gilt das Ziel, daß Bürger aller EG-Länder zu den gleichen Bedingungen wie die jeweils Einheimischen in anderen Mitgliedsstaaten beschäftigt werden sollen. Seiner Verwirklichung stehen jedoch noch einige Hindernisse entgegen. Ausbildungen und Abschlüsse werden nicht vollständig anerkannt, eine besondere Barriere ist die Staatsangehörigkeitsklausel im deutschen Beamtenrecht.

Kleine FR

Magistrat vergab Aufträge DIETZENBACH. Zwei Aufträge hat jetzt der Magistrat vergeben: Eine Dietzenbacher Firma wird für 35 000 Mark eine Pultdach-Gerätehalle an der Stadtgärtnerei bauen. Außerdem erhielt ein Fachplaner den Auftrag, für die vorgesehene Umstellung und Sanierung der Heizanlage im Waldschwimmbad Vorschläge zu unterbreiten. Das Honorar beträgt rund 30 000 Mark. Umweltschutz im Haushalt DIETZENBACH. Einfache und erprobte Hinweise möchte die Elternschule der Arbeiterwohlfahrt in einem Seminar geben, wie der einzelne durch umweltfreundliches Handeln im Haushalt zum Schutz der Lebensgrundlagen beitragen kann. Schwerpunkte sind Umweltschutz rund ums Kind, Wasser - Waschen - Energie, Reinigungsmittel und Müll. Der Kursus beginnt am 21. Januar um 20 Uhr in der Familienbildungsstätte, Wiesenstraße 9. Anmeldungen: Telefon 3694. Heute: Hilfe für die Wirbelsäule RÖDERMARK. Zu einem Kursus "Gymnastik für die Wirbelsäule" lädt die Evangelische Familienbildung ein. Der Lehrgang beginnt am heutigen Donnerstag um 9 Uhr bei der evangelischen Kirchengemeinde in Urberach. Kochen für Schwangere DIETZENBACH. Aufgrund des großen Interesses hat die Stillgruppe einen weiteren Kochkursus für Schwangere und Mütter von kleinen Kindern ins Programm genommen. Der Lehrgang umfaßt vier Abende und beginnt am 21. Januar um 19.30 Uhr in der Elternschule an der Wiesenstraße. Anmeldungen unter Telefon 0 60 74 / 4 37 49.

Lederjacke gestohlen, Toilettenhaus angezündet

DREIEICH. Seiner schwarzen Lederjacke wurde am Montag gegen 18.15 Uhr ein junger Mann beraubt. Wie die Polizei berichtete, war er nach einem Einkauf im Wertkauf auf dem Fußweg Richtung Maybachstraße unterwegs, als ihn zwei Jugendliche ansprachen. Sie verlangten die Jacke und schlugen ihn, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, auf den Kopf. Nach dem Überfall flüchteten die Täter, die 17 oder 18 Jahre alt sein sollen, Richtung Wertkauf.

Zeugen sucht die Polizei auch im Fall einer Brandstiftung. Unbekannte Täter zündeten in der Nacht zum Dienstag zwei Toilettenhäuschen im Neubaugebiet "An der Tränk" an. Der Schaden wird auf 3000 Mark geschätzt. Die Polizei bittet um Hinweise unter der Rufnummer 61 020. dac

Autofahrer wurde schwer verletzt

HAMMERSBACH. Schwere Verletzungen trug ein Autofahrer in der Nacht zum Mittwoch bei einem Unfall auf der A 45 in Höhe Hammersbach davon.

Nach Angaben der Polizei war er nach einem Überholmanöver offensichtlich zu früh wieder nach rechts eingeschert und hatte dabei einen Lastwagen gerammt. Der Wagen kam ins Schleudern und rammte mehrmals die Leitplanken. az

Eine Verordnung des Innenministers läßt den Ordnungshütern jetzt die Wahl, ob sie künftig zu Bagatellunfällen ausrücken wollen Auch bei Blechschäden hilft die Polizei Beamte versprechen "bürgerfreundlichen" Umgang mit der neuen Bestimmung Von Marcel Keiffenheim OBERURSEL/KÖNIGSTEIN. Wenn zwei Autos zusammenstoßen und dabei ein kleiner Blechschaden entsteht, muß die Polizei seit Anfang des Jahres nicht mehr zur Unfallstelle ausrücken. So steht es im sogenannten Bagatellschaden-Erlaß des hessischen Innenministers Herbert Günther (SPD). Die Polizeistationen in Königstein und Oberursel wollen diese "Kann-Vorschrift" aber "bürgerfreundlich" auslegen. Alltag auf unseren Straßen: Ein Auto stoppt an einer roten Ampel; der Hintermann paßt einen Moment nicht auf und knallt ihm - rumms - gegen die Stoßstange. Während Autofahrer früher bei solchen kleinen Karambolagen einfach die Polizei riefen, sollen sie heute alleine zurechtkommen. So will es jedenfalls ein Erlaß von Innenminister Herbert Günther, wonach die Schutzleute Bagatellunfälle nicht mehr an Ort und Stelle aufnehmen müssen. Der Sinn, erklärt Günther-Sprecher Gert-Uwe Mende, ist, den Ordnungshütern Freiräume für wichtigere Aufgaben zu schaffen: Verbrechensbekämpfung, häufigere Streifengänge oder Radarkontrollen. Mende sieht da eine erhebliche Entlastung der Beamten: Von den rund 180 000 Verkehrsunfällen vergangenes Jahr in Hessen seien etwa die Hälfte Bagatellfälle gewesen.

In der Relation stimmt die Statistik auch für die Polizeistationen Oberursel und Königstein. Ähnlich wie sein Königsteiner Kollege Peter Ossig hat der Oberurseler Stationsleiter Ulrich Wiewrodt 1992 gut 1200 Unfälle in seinem Gebiet registriert - knapp die Hälfte davon waren lediglich kleinere Karambolagen. Trotz der beeindruckenden Zahlen: ob auch die Entlastung so groß ausfällt, wie es sich der Minister vorstellt, steht auf einem anderen Blatt. Denn laut Wiewrodt wird die Polizei häufig nicht von den Unfallbeteiligten, sondern von Zeugen informiert. Da rücken die Schutzleute in jedem Fall aus. Aber auch wenn sie einen Beteiligten selbst an der Strippe haben, ist die Sache nicht gleich erledigt. Denn schon für die eigene Statistik werden die Oberurseler und Königsteiner Polizisten wenigstens fernmündlich die Daten aufnehmen. Und wenn ein Anrufer zusätzlich noch Fragen hat, "werden wir darauf auch eingehen", verspricht Claus Schmegel von der übergeordneten Polizeidirektion in Bad Homburg.

Das wird dem Automobilclub von Deutschland (AvD) gefallen, der den Günther-Erlaß scharf kritisiert. Die Regelung führe zu "tiefgreifenden Rechtsunsicherheiten", heißt es in einer Erklärung: die tatsächliche Schadenshöhe sei für Ungeübte oft schwer zu erkennen; gegenüber der Versicherung könne das fehlende Polizeiprotokoll ein Nachteil sein. Der HUK- Verband der Haftpflichtversicherer teilt die Ansicht nicht. Nur wenn es Verletzte oder schweren Sachschaden (ein Fahrzeug ist nicht fahrtüchtig) gebe, müsse aus Sicht der Assekuranzen die Polizei eingeschaltet werden, sagte Pressereferent Uwe Schmidt-Kasparek. Auch brauchten die Beteiligten nicht die Schuldfrage klären: "Es genügt, wenn sie einig sind, daß es einen Unfall gegeben hat." Der HUK-Mann empfiehlt, daß beide einen der genormten Unfallberichte ausfüllen, wie sie bei jedem Versicherer ausliegen.

"Zumindest bei uns im Taunus" werden die Autofahrer nach einem kleinen Unfall auch künftig prinzipiell ohne Polizei auskommen müssen. Schmegel kann sich gut vorstellen, daß die Beamten - "wann immer es sich machen läßt" - ausrükken, selbst wenn der Zusammenstoß eigentlich unter den Erlaß fiele. Bislang hat Peter Ossig in Königstein die neue Regelung jedenfalls "noch nie" angewendet, und sein Oberurseler Kollege Wiewrodt bloß ein einziges Mal: "Da hatte einer kürzlich bei Glatteis an einer Landstraße einen Leitpfosten umgefahren und sich selbst angezeigt. Wegen der 50 Mark Verwarnungsgeld rauszufahren, haben wir uns dann doch erspart."

Mieter muß TV-"Schüssel" wieder abmontieren Gericht: Bei Kabel-Anschluß kein Anspruch auf Genehmigung Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Wer einen Kabel-Anschluß für den Fernseh-Empfang hat, kann seinen Vermieter nicht dazu zwingen, an der Außenwand des Hauses die Installation einer Parabolantenne zu genehmigen. Das ergibt sich aus einem jetzt bekannt gewordenen Urteil des Frankfurter Amtsgerichts - Aktenzeichen: 33 C 1037 / 92-27 -, mit dem ein Mieter verpflichtet wurde, die "Satellitenschüssel" wieder zu entfernen. Zwischen beiden streitenden Parteien hatte zunächst insofern Einverständnis bestanden, als die 1991 an der Hauswand über dem Balkon angebrachte Parabolantenne im sechsten Stockwerk solange erlaubt werden sollte, wie in dem Haus kein Kabelempfang möglich war. Doch auch nach erfolgter Verkabelung wollte der Mieter nicht mehr aufs Satellitenfernsehen verzichten. Er berief sich auf das Grundrecht der Informationsfreiheit: Ihm als italienischem Staatsbürger müsse gestattet werden, einen italienischen Sender zu empfangen.

Dagegen beklagte der Vermieter, daß die Schüssel weithin sichtbar sei, die gesamte Hausfassade verschandele und bereits zu erheblichen Schäden an der Fassade geführt habe.

Nachdem er den Mieter in drei Schreiben vergeblich zum Entfernen der Antenne aufgefordert hatte, reichte der Vermieter die Klage ein. Darin verlangte er auch die Wiederinstandsetzung der Fassade, insbesondere die fachgerechte Verschließung der Bohrlöcher, die durch die Befestigung enstanden waren.

Wie das Amtsgericht entschied, war die Klage zulässig und im vollen Umfang begründet. Auch im Hinblick auf das Informationsinteresse des Mieters sei der Vermieter nicht verpflichtet, die Installation der Antenne zu gestatten. Da der Mieter über Kabelfernsehen nicht nur die üblichen Fernseh- und Radioprogramme empfangen kann, "liegen seine Informationsmöglichkeiten über dem gängigen Standard, der auch noch heute bei Empfang mittels herkömmlicher Antennen gewährleistet ist".

Soweit der Italiener vorgebracht hatte, daß er nur per Satellit einen Heimatsender empfangen kann, ergibt sich dem Urteil zufolge hieraus kein besonderer Anspruch. Bei Abwägung der Interessen auf beiden Seiten überwiege das Eigentumsrecht des Vermieters "bei weitem". Da nämlich die "Grundversorgung" mit Information sicher gewährleistet sei, bestehe zu Lasten anderer grundrechtlich geschützter Güter kein Anspruch auf eine "optimale Versorgung" mit Informationen in der Muttersprache.

Nach Ansicht von Rechtsanwalt Georg Waldemar Krebs, der den Kläger vertreten hatte, steht die jetzt ergangene Entscheidung des Amtsgerichts nicht im Widerspruch zur herrschenden Rechtsprechung des Frankfurter Oberlandesgerichts. Dem OLG zufolge dürfe die Installation einer Satellitenschüssel nicht untersagt werden, wenn im Haus kein Kabel-Anschluß vorhanden ist. Krebs bestätigte, daß das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.

Kurz gemeldet: Autorenzeile fehlte

FRANKFURT A. M., 13. Januar (FR). In einem kleinen Teil der Auflage erschien der Leitartikel "Abschied vom Lehrling" von Jutta Roitsch in der Ausgabe vom Mittwoch, 13. Januar versehentlich ohne die Namenszeile der Autorin. Zoll-Vertrag mit Polen BONN, 13. Januar (AP). Zwischen Deutschland und Polen wird demnächst ein Zoll-Vertrag in Kraft treten. Er sieht die Zusammenarbeit der Zollverwaltungen vor, um Waren- und Rauschgiftschmuggel und illegalen Technologietransfer zu verhindern. Schweizer Außenminister tritt zurück BERN, 13. Januar (Reuter). Der Schweizer Außenminister Rene Felber will zum 31. März aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Der 59jährige Sozialdemokrat ist seit 1. Januar 1988 im Amt und hat sich für eine stärkere Anbindung des Landes an europäische Organisationen eingesetzt. Opposition schließt Wahlpakt PARIS, 13. Januar (AFP). Die beiden großen Parteien des französischen Bürgerblocks aus neogaullistischer RPR und liberaler UDF haben sich auf die Aufteilung der Wahlkreise bei den Parlamentswahlen im März geeinigt. In neunzig bis hundert Wahlkreisen werden allerdings im ersten Wahlgang Bewerber beider Parteien gegeneinander antreten. GUS-Rechtmäßigkeit angezweifelt MOSKAU, 13. Januar (AFP). Das Verfassungsgericht in Moskau muß sich mit einer Klage oppositioneller Abgeordnete beschäftigen, die die Rechtmäßigkeit der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) anzweifeln. Fünf Fundamentalisten erschossen ALGIER, 13. Januar (AFP). Algerische Soldaten haben fünf bewaffnete Fundamentalisten erschossen. Die Männer seien von einer Spezialeinheit in Lakhdaria (80 Kilometer östlich von Algier) entdeckt worden, als sie ihr Versteck verließen, wurde offiziell mitgeteilt.

Mysteriöser Vorfall an der Autobahnraststätte

RODGAU. Als "mysteriös" stuft die Polizei einen Vorfall ein, bei dem an der Autobahnraststätte Weiskirchen ein 54jähriger, an sein Auto gelehnter Metallarbeiter mit Kopfverletzungen zusammengebrochen gefunden wurde. Während er sich den Vorfall nicht erklären kann, wollen Zeugen einen älteren Mann davonfahren gesehen haben. Das Opfer will von einem Lastwagen geblendet worden und dann in den Straßengraben gerutscht sein. Danach habe er einen "kräftigen Schluck" aus der Flasche genommen und keine weiteren Erinnerungen. ttt

Im Blickpunkt: Übereifrige Ringer-Funktionäre Sicherungen durchgebrannt

Es soll ja eine Reihe von öffentlichkeitssüchtigen Show- und Sportgrößen geben, die frei nach dem Motto "Lieber eine schlechte Nachricht über mich in der Zeitung als gar keine" alles tun, um im Gespräch zu bleiben. Ginge es nach dieser Devise, hätte der KSV Wiesental die goldene Ehrennadel des Deutschen Ringerbundes (DRB) verdient. Soviel Schlagzeilen wie die Nordbadener kurz vor den Finalkämpfen um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft produzierten, brachte kaum der Olympiasieg von Maik Bullmann zustande.

Der von Wiesental gegen Schifferstadt erhobene Vorwurf von der Bestechung wirft ein bezeichnendes Licht auf die Ringerszene. Auf höchstem Niveau wird in Deutschland meist in provinziellen Kleinstädten um Ruhm und Ehre für die ach so geliebte Heimat gerungen. Vereinsfunktionäre, denen es gelingt, den Namen des Ortes bekannt zu machen, steigen zu Provinzfürsten auf, umgeben von sich im Erfolg sonnenden Sponsoren und nicht immer nur freudetrunkenen Fans. Nun ringen die Klubs nicht nur auf der Matte gegeneinander, sondern vielmehr kämpfen sie vom Landratsamt aufwärts bis hin zum Bundesministerium des Innern um Einbürgerungsurkunden, Abstammungsdokumente und deutsche Pässe. Ost- und Südosteuropa sind ein kaum versiegender Markt für hervorragende Ringer und das deutsche Staatsbürgerschaftsrecht mit seinen historischen Altlasten eine willkommene Schleuse für verdienst- und kampfwillige Sportler.

Der Wanderarbeiter in den eigenen Reihen ist natürlich ein "sauber" angeworbener Punktesammler, während beim Konkurrenten locker unterstellt wird, mit allen Tricks und Kniffen zu arbeiten. Die Dreckschleuder ist hinter den Kulissen weit verbreitet. Da ist schon mal schnell eine Sicherung durchgebrannt. Zum Glück für den Ringkampfsport gehen die Aktiven wesentlich fairer miteinander um.

In der (Schein-)Affäre Wiesental gegen Schifferstadt waren die Funktionäre mit gegenseitigen Bestechungs- und Erpressungsvorwürfen schnell zur Hand. Es ist nicht zu erwarten, daß sie mit persönlichen Konsequenzen ebenso fix sind. Ein wenig, aber wirklich nur ein klein wenig Mitleid muß man wohl mit dem Wiesentaler Togusow haben. Der mutierte (nicht ganz schuldlos) innerhalb weniger Tage vom umjubelten Ringerhelden zum Prügelknaben.

Der DRB könnte eine Menge Druck von den Sportlern und Vereinen nehmen, wenn er sich dazu durchringen könnte, die Ausländerklausel (nur einer darf pro Team kämpfen), zu lockern oder gar ganz aufzuheben. JÜRGEN AHÄUSER

Drei Verletzte nach Auffahrunfall

OFFENBACH. Eine Schwer- und zwei Leichtverletzte gab es bei einem Auffahrunfall Ecke Goethering/Nordring am Dienstag abend. Ein Autofahrer, der in Richtung Nordring unterwegs war, mußte abbremsen, was der nachfolgende Fahrer zu spät bemerkte und das vorausfahrende Fahrzeug rammte. In dem ersten Wagen wurden eine 21jährige schwer, zwei weitere Insassen leicht verletzt. pmü

Namen und Notizen

HANS KOOIJMANS hat dieser Tage die Leitung des Kommissariats 01 bei der Kriminalpolizei Bad Homburg übernommen. Der 48jährige Kriminalhauptkommissar löst FRIEDRICH LIST in diesem Amt ab und ist nun für Tötungs- und Sittlichkeitsdelikte, Rauschgiftvergehen und für den Staatsschutz zuständig. Kooijmans, der verheiratet ist und drei Kinder hat, hatte seine Karriere vor gut 30 Jahren bei der hessischen Bereitschaftspolizei und als Streifenpolizist in Frankfurt begonnen. 1967 wechselte er zur Kripo, wo er zuletzt als stellvertretender Leiter des Kommissariats 11 beschäftigt war.

Jetzt aktuelle Sonderangebote VHS komplettiert ihr Frühjahrsprogramm mit Solo-Vorträgen

OFFENBACH. Das Frühjahrsprogramm ist schon lange gedruckt und verteilt, und ab Samstag, 23. Januar, wartet die Volkshochschule in der Kaiserstraße 7 zwischen 9 und 13, und dann werktags von 9 bis 13 und 14 bis 19 Uhr auf Anmeldungen. Das Frühjahrssemester beginnt offiziell am 1. Februar.

Auf das gewohnt umfangreiche VHS- Bildungsangebot von rund 350 Kursen in fünf Fachbereichen und sieben Studienreisen satteln VHS-Leiterin Dr. Gabriele Botte und ihre Mitarbeiter jetzt noch ein Sonderangebot drauf. Die 20seitige Broschüre gibt es jetzt kostenlos im Städtischen Verkehrsbüro, in der Stadtbücherei und in den Buchhandlungen.

Ein Semester- oder gar Jahresprogramm muß langfristig geplant werden, kann aktuelle Trends und Tendenzen nicht immer berücksichtigen. "Diesen Schwachpunkt wollen wir jetzt durch das Zusatzangebot beheben", sagt Dr. Botte und präsentiert vornehmlich Einzelveranstaltungen als zusätzlichen aktuellen Service.

So berichten und diskutieren Marco Faulhaber und Oliver Krück am Mittwoch, 10. Februar, um 19 Uhr im VHS- Haus, mittels Dia-Vortrag über die Ursachen der Hunger- und Entwicklungskatastrophen in Afrika am Beispiel Somalia und Äthiopien. Die beiden Referenten besuchten im Sommer 1992 im Auftrage des Hessischen Rundfunks die Katastrophengebiete.

Am Donnerstag, 11. März, soll in der VHS-Frauenbegegnungstätte, Kaiserstraße 40, hinterfragt werden, warum immer mehr Frauen zum islamischen Glauben wechseln. Christine Uslular-Thiel spricht am 9. und 16. Februar am gleichen Ort über die Anfänge der sozialdemoratischen und der bürgerlichen Frauenbewegung in Offenbach.

Die kommunalisierte Volkshochschule gab sich eine neue Gebührensatzung, damit sie ihren Dozenten genau so höhere Honorare zahlen kann wie die benachbarten Volkshochschulen. In der Regel beträgt die Gebühr für eine Unterrichtsstunde nun drei Mark. Dr. Botte sagt: "Das ist eine durchaus sozialverträgliche Gebührengestaltung." lz

Tagestip: Ausbildungsbeihilfe Arbeitsamt muß mehr fördern

Die Arbeitsämter müssen künftig - wenn die sonstigen Voraussetzungen erfüllt sind - Beihilfe auch an junge Erwachsene zahlen, deren erste berufliche Ausbildung nicht nach dem Berufsbildungsgesetz anerkannt ist. Dies hat kürzlich das Bundessozialgericht in Kassel entschieden (Aktenzeichen: 9b RAr 5/91).

Nun können auch Volljährige, die derzeit eine andere Art von Ausbildung durchlaufen, beispielsweise die zum Tontechniker oder zur PR-Fachkraft, beim Arbeitsamt einen Antrag stellen. Bisher hatten auf die Beihilfe nur Lehrlinge einen Anspruch, die bei der Handwerks- oder bei der Industrie- und Handelskammer gemeldet waren. Voraussetzungen sind, daß der Antragsteller mindestens 18 Jahre alt ist, nicht mehr bei den Eltern wohnt und daß diese bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreiten.

In dem entschiedenen Fall sprachen die Richter einer 24jährigen Frau, die an der Nürnberger Schule für Rundfunktechnik ihre Ausbildung zur Tontechnikerin begonnen hatte, eine Förderung durch das Arbeitsamt zu. Die Klägerin hatte auf die im Grundgesetz garantierte freie Berufswahl verwiesen und darauf, daß ihr der Kurs vom zuständigen Arbeitsamt empfohlen worden sei.

Im Urteil heißt es dazu, die Förderung sei für jede "geeignete berufliche Ausbildung in Betrieben oder überbetrieblichen Einrichtungen zu gewähren". Die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg sei nicht berechtigt, die Unterstützung auf die anerkannten Ausbildungswege zu beschränken.

Diese Interpretation des Gesetzes gilt jedoch weiterhin nicht für Jugendliche unter 18 Jahren. Für sie soll dem Urteil zufolge im Sinne des Jugendschutzes nach wie vor gelten, daß Ausbildungsverträge, die nicht dem Berufsbildungsgesetz entsprechen, nichtig sind. Deshalb werden sie vom Arbeitsamt auch nicht gefördert.

Ob die neue Rechtslage nach dem Kasseler Richterspruch auch rückwirkend angewandt und wie die Bundesanstalt ihre bisherige Praxis verändern wird, haben die Nürnberger Experten noch nicht entschieden.

Junge Leute, die in einem der bisher noch nicht anerkannten Ausbildungszweige stecken, die genannten Kriterien erfüllen und gefördert werden wollen, sollten ihr Glück jedenfalls schon mal mit einem Antrag beim Arbeitsamt versuchen. gem

Viertelfinale der Eisspeedway-Weltmeisterschaft in Frankfurt Mit extrem langen Spikes über den Eisring Exchampion Weber und Lokalmatador Müller mit Chancen gegen Weltmeister Iwanow

Nach dem Finale der Eisspeedway- Weltmeisterschaft in Frankfurt im vergangenen Jahr muß der ADAC Hessen- Thüringen 1993 kleinere Brötchen bakken. Nach dem vom internationalen Verband vorgesehenen Rotationsprinzip bei den Veranstaltungen wird am kommenden Wochenende auf dem Eisring an der Eissporthalle in Frankfurt nur ein Viertelfinalwettbewerb ausgerichtet. Das bedeutet jedoch keineswegs weniger Spannung, da alle Fahrer bemüht sein werden, das Halbfinale zu erreichen.

Bei der Veranstaltung am Ratsweg werden auch drei deutsche Fahrer um den Einzug in die nächsten Runden kämpfen. So wollen Exweltmeister Helmut Weber, der mit 42 Jahren mit allen Wassern in diesem Sport gewaschen ist und immer noch einer der stärksten "Eisritter" ist, der Bayer Erich Soir sowie der Frankfurter Lokalmatador Andreas Müller ihren Gegnern zeigen, was eine Harke ist. Freilich treffen sie auf starke Konkurrenten. Interessantester Mann in dem Feld ist der amtierende Weltmeister Juri Iwanow (Rußland), der von seinem Bruder Sergej begleitet wird. Dazu kommt noch Alexander Balaschow aus Rußland, und aus Kasachstan sind Wladimir Cherlakow und Nikolai Popow gemeldet worden. Das Feld wird vervollständigt durch Rene Veerhoed (Niederlande), Graham Halsall (Großbritannien), Jens-Henry Nielsen (Dänemark), Sven-Erik Björklund und Bert-Ake Abrahamsson (beide Schweden), Tony Carey (Irland) sowie Aki Ala-Riihimäki und Jari Moisio (beide Finnland).

Für die Zuschauer, die am Samstag (ab 18.30 Uhr) und am Sonntag (ab 14.00 Uhr) die 20 Rennen, sogenannte "Heats" über jeweils vier Runden, verfolgen können, sind Stahlrohrtribünen und ein Festzelt aufgebaut worden. Vor allem die Kurvenduelle der jeweils vier Konkurrenten werden spektakuläre Szenen bringen, wobei sich die 28 Millimeter langen Spikes der mit umweltfreundlichem Methanol betriebenen Motorräder in das Eis krallen.

Nachdem zwei Viertelfinalläufe in Madonna di Campiglio und St. Johann bereits am vergangenen Wochenende gefahren wurden, wobei sich Harald Baumann und Georg Landenhammer bereits für das Halbfinale qualifizierten, geht es mit einem weiteren Viertelfinallauf am 23./24. Januar in Eindhoven weiter, danach folgen die Halbfinals in Inzell und Hamar/Norwegen, das Finale geht dieses Jahr in Saransk (Rußland) über die Bühne, und zwar am 20./21. Februar. -est-

Bergen-Enkheim: Mehr Platz für Kinder

Die Spielstraße vor dem Internationalen Kinderhort in der Straße "Im Sperber" in Bergen-Enkheim soll erweitert werden. Einstimmig brachten die Stadtteilpolitiker im Ortsbeirat 16 einen Antrag der SPD-Fraktion auf den Weg, in dem sich die Sozialdemokraten dafür einsetzen, die Spielfläche zu vergrößern und mit Blumenkübeln und Spielgeräten zu versehen.

Der Hort, den etwa 20 Kinder besuchen, hat kein eigenes Außengelände und somit auch keinen Spielplatz. Daher wurde die davorliegende Fahrbahn für den Durchgangsverkehr gesperrt, mit Pollern versehen und kurzerhand zur Spielstraße erklärt. Lediglich eine Firma, die sich im selben Gebäude befindet wie der Hort, darf noch beliefert werden. Wie Sozialdemokraten und Mitarbeiter des Horts bemängeln, wird dort jedoch weiterhin geparkt. Den Kindern gehe dadurch Platz zum Spielen verloren. Die vorhandenen Poller sollen daher nach Westen versetzt und das östliche Ende der Straße ebenfalls abgeriegelt werden.

Wie Beate Frank, Mitarbeiterin des Horts, erklärte, "möchten wir mittelfristig die Straße gestalten", damit daraus "eine attraktive Zone für Kinder und Erwachsene wird". gap

Störfall im Atomkraftwerk Philippsburg offenbar verharmlost Ventil in der Hauptkühlleitung funktionierte nicht / "Schwere Beeinträchtigung der Sicherheit" / Wiederanfahren umstritten Von unserem Mitarbeiter Reinhard Spilker

BONN, 13. Januar. Erst jetzt werden Einzelheiten eines Störfalls bekannt, der sich in den Weihnachtstagen im Atomkraftwerk Philippsburg 1 ereignet hat. Das zwischen Mannheim und Karlsruhe am Rheinufer gelegene Kraftwerk wurde nach einer Reaktorabschaltung von der Fehlfunktion eines wichtigen Doppelventils in der Hauptkühlleitung betroffen. Bisher hat die Atomaufsicht im Stuttgarter Umweltministerium ein Wiederanfahren der Anlage nicht genehmigt.

Die Betreiber haben haben den Störfall als unbedeutend ("N" = normal) eingestuft. Nach Insiderinformationen handelt es sich jedoch möglicherweise um gravierende Beeinträchtigungen der Sicherheit des betroffenen Siedewasserreaktors.

Die betreffenden Isolationsventile in den Frischdampfleitungen vom Reaktorkessel zum Maschinenhaus müssen den Abschluß des radioaktiven Kühlkreises an der Außenwand des Reaktorsicherheitsbehälters gewährleisten. Im Zusammenhang mit dem regelwidrigen plötzlichen Auffahren dieser tonnenschweren Armaturen wird das Kühlrohrsystem derart erschüttert, daß es zu Schäden an den Armaturen selbst und den anschließenden Rohrleitungen kommen kann.

Ein ähnlicher Störfall hat sich im Mai letzten Jahres im AKW Brunsbüttel bei Hamburg ereignet. Nach Darstellung der Kieler Atomaufsichtsbehörde ist dies der Hauptgrund für einen noch immer andauernden Betriebsstopp.

Aus dem Stuttgarter Umweltministerium verlautete jetzt, daß hinsichtlich des Reaktors von Philippsburg aufgrund eines Gutachtens des TÜV Südwest mit einer baldigen Genehmigung zum Wiederanfahren der Anlage zu rechnen sei.

Diese Behandlung des Störfalls wiederspricht der Einschätzung durch die Kieler Atombehörde. Auch der Reaktorexperte des Darmstädter Öko-Instituts, Lothar Hahn, bezeichnete gegenüber der FR die Probleme mit den Isolationsventilen als "schwere Beeinträchtigung der Betriebssicherheit". Brunsbüttel wie Philippsburg gehören zur gleichen Baulinie sogenannter "Siedewasserreaktoren" aus der in den siebziger Jahren eingestellten Reaktorfertigung der AEG.

Baden-Württembergs Umweltminister Harald Schäfer (SPD) will vor der endgültigen Genehmigung zum Wiederanfahren des Philippsburg-Reaktors noch Vertreter des Norddeutschen TÜV Vertretern der Kieler Atomaufsicht anhören.

Fröhlich, gutherzig, gefräßig In Fjodor Ljutovs Land des immerwährenden September

In "Richtung Nordwesten, dann ein wenig nach links" muß man gehen, will man das Land der "Gwjaken" und "Schjene" erreichen, jener Fabelwesen, die Fjodor Ljutov im Palais Jalta vorstellt. Sie leben im "Land des immerwährenden September", was irgendwo Richtung Ural und Nordmeer sein dürfte, da Fjodor Ljutov aus Novosibirsk kommt, eine jener in Moskau Ende der fünfziger Jahre entworfenen Städte im fernen Sibirien. Die Gwjaken, das sind "Wesen, die den Menschen außerordentlich ähnlich sind", aber anders als diese "schätzen sie ihre Freiheit" und neigen zu Melancholie. Die Schjenen sind Hunden oder Bären ähnlich, sehr "fröhlich, gutherzig und gefräßig". Ihr Lebensinhalt besteht darin, zu Mittag zu essen, sich in schönen Worten über jenes Mittagessen zu verbreiten (jede Mahlzeit heißt bei ihnen so) und sich mit "warmen Sachen" zu umgeben: "Ihre Wärme spürt man mit der Hand und mit dem Auge. Und es wird einem warm ums Herz, wenn man daran denkt." Gwjaken und Schjenen, obwohl so unähnlich, leben friedlich beieinander, "Unterschiede im Äußeren und im Seelischen stören dabei keinesfalls".

Fjodor Ljutov, dreißig Jahre alt, sehr jungenhaft, und für deutsche Verhältnisse "altmodisch" höflich (was durchaus nicht gegen ihn spricht) - verbreitet selbst etwas von jener Herzlichkeit, die er seinen Fabelwesen andichtet. Er spricht deutsch, liest die Übersetzung seiner Erzählungen selbst. Im Frankfurter Palais Jalta ist er ein bekannter Gast: Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion war er öfter in der Bundesrepublik gewesen, auch in Frankfurt. Dieses Mal hat er seine Bilder mitgebracht, die er mit Ölfarbe auf Glas malt und dann auf das schwarz grundierte Papier aufpreßt. Nach mehreren Farbschichten ist der Hintergrund blau und eigentlich bleibt die Farbe Schwarz dann fast nur noch den Stiefeln vorbehalten, die seine Schjene und Gwjaken beinahe immer tragen. Der Alltag dieser rührigen Wesen ist minutiös und farbenfroh, auch mit gutmütigem Spott, ausgemalt.

Da schleppen gefräßige Schjene ihre langen Würste übers Bild, feiern Gwjaken und Schjene hingebungsvoll ihre Feste. Letztere tragen Uniformen, schwenken manchmal rote Fähnchen mit den Sowjetemblemen, dann sind sie wieder in Zivil. Man ist immer wieder versucht, das Gesellschaftskritische hinter den an Bilderbuchszenen erinnernden Gemälden zu suchen, fühlt sich aber gleich wieder überrumpelt von der satten Gutmütigkeit der Ljutovschen Wesen, denen man gar nichts Negatives anhängen möchte. Sie sind der Welt und einer "unerträglichen Bitterkeit" entflohen, um sich einer "angenehmen Traurigkeit" hinzugeben, aber man weiß nicht so recht, wie man sich als Betrachterin letzterer erwehren soll.

(Fjodor Ljutov, Das Land des immerwährenden September, Palais Jalta, Bokkenheimer Landstraße 104, bis 19. Februar, geöffnet von Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr.)

ANGELIKA BURKHARD

Kleine Lokalrundschau

Ball der Senatoren NEU-ISENBURG. Zum "Ball der Senatoren" lädt der Isenburger Lumpenmontags-Ehrensenat für Samstag, 16. Januar, in die Hugenottenhalle ein. Von 19.31 Uhr an sind spielt die Rhein-Main-Bigband zum Tanz. Der Saal wird bereits eine Stunde zuvor geöffnet. Pop und Rock mit "Paddy" NEU-ISENBURG. Eine "Synthese von Rock- und Popelementen mit irischen Einflüssen" bietet die Gruppe "Paddy goes to Holyhead", die am nächsten Samstag, 16. Januar, im "Treffpunkt" gastiert. Das Konzert in der Bahnhofstraße 50 beginnt um 20 Uhr. Karten für die Narren DREIEICH. Am kommenden Samstag, 16. Januar, 11 Uhr, beginnt im Clubraum des Bürgersaals Buchschlag der Vorverkauf für die "Nächte ohne Bremse" am 6. und 13. Februar. Karten gibt es dann wieder von Dienstag, 19. Januar, an im Salon Rosi in der Buchschlager Allee. Alle Plätze sind numeriert. Festzug wird vorbereitet DREIEICH / LANGEN. Die Städte Dreieich und Langen haben ihre Vereine und Gruppen ermuntert, sich im Juli am Festzug beim 33. Hessentag in Lich zu beteiligen. Die Dreieicher sollen sich bis zum 3. Februar beim städtischen Kultur- und Sportamt der Stadt, Rufnummer 601 632, melden, die Langener erfahren Einzelheiten in der Kulturabteilung im Rathaus, Zimmer 221. SPD lädt Vereine ein DREIEICH. Zu einem Neujahrsempfang lädt die SPD die Vereine für kommenden Sonntag, 17. Januar, 11 Uhr, in die SKG-Sporthalle in Sprendlingen, Seilerstraße 9, ein. Schau der Taubenzüchter LANGEN. Die Züchter des Briefentaubenvereins Klub 03 stellen am Sonntag, 17. Januar, 9 bis 17 Uhr, im evangelischen Gemeindehaus der Stadtkirche, Frankfurter Straße 3-5, ihre besonders erfolgreichen Siegertauben der Reisesaison 1992 zur Schau. Autogenes Training DREIEICH. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bietet im Awo- Haus in Sprendlingen neue Kurse in Autogenem Training an. Die ersten Kurse für Erwachsene beginnen am Montag, 18. Januar, für Kinder ab acht Jahren am 22. Januar. Mehr dazu unter den Rufnummern 06 074 / 3694 und 06 103 / 68 007. Fundsachen DREIEICH. Im Fundbüro im Rathaus Sprendlingen wurden im vergangenen halben Jahre zahlreiche Fahrräder, ein Moped, Schmuck, Kleidung, Brillen und anderes mehr abgegeben. Das Büro ist montags bis freitags zwischen 7 und 12 Uhr geöffnet.

Kläranlage wird zwei Jahre früher fertig Milde Winter machen's möglich: Umwelt profitiert davon / Höhere Gebühren?

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zwei Jahre früher als geplant wird die neue Kläranlage in Mörfelden fertig sein. Stadtwerke-Chef Gottfried Durda rechnet damit, daß Ende des Jahres die wesentlichen Teile zur Abwasserreinigung laufen, so daß die Anlage, in der schon jetzt die gesamten städtischen Abwässer gereinigt werden, in technischer Hinsicht voll betriebsbereit wäre. Die ursprünglichen Pläne gingen von einer Fertigstellung 1995 aus. Wenn auch die Kläranlage von Mörfelden, mit rund 30 Millionen Mark Kosten nicht nur die größte, sondern auch die teuerste Baustelle der Stadt, dank zweier milder Winter bald fertig sein wird - für die Bürger ändert sich dadurch zunächst wenig, auch wenn für Kämmerer Hans- Jürgen Vorndran eine Anhebung der Abwassergebühren im Bereich des Möglichen liegt, wenn Zins- und Abschreibungskosten für das Mammutprojekt anfallen. Dramatisch ist das aus seiner Sicht nicht, denn "wir liegen immer noch im unteren Drittel mit unseren Gebühren". Dafür profitiert die Umwelt: Die Abwässer sind bei der Einleitung in die als Vorfluter dienenden Bäche wie Hengst- und Gundbach längst nicht mehr so verdreckt und weniger belastend.

Dennoch steht noch einiges an in Sachen Abwasser. Da ist vor allem die Walldorfer Kläranlage. Nach dem Bau eines Regenrückhaltebeckens und Modernisierung der Technik soll hier Regenwasser aufbereitet werden. Durda geht allerdings davon aus, daß mit den Arbeiten frühestens 1995 begonnen werden kann. Ende 1993 müsse die Stadt die Entwürfe zur Genehmigung beim Regierungspräsidium in Darmstadt vorlegen, und Durda rechnet damit, daß allein der Genehmigungsbescheid mindestens ein Jahr auf sich warten läßt.

In der Zwischenzeit hat der Magistrat weitere Aufträge im Zusammenhang mit der Mörfelder Anlage vergeben. Eine holländische Firma wird demnach die maschinelle Ausrüstung des vorhandenen Rohabwasserpumpwerkes liefern. Dabei sollen die vorhandenen Schneckentröge mit Stahltrögen ausgerüstet werden. Etwas über 400 000 Mark kostet die vom Stadtentwässerungsamt empfohlene Investition. Aber"durch den geringen Verschleiß im Laufe der Betriebszeit wird die volle Leistungsfähigkeit erhalten."

Auch der Auftrag zum Straßen- und Wegebau innerhalb des Klärwerk-Areals ist vergeben. Mit rund 434 000 Mark schlagen diese Kosten zu Buche. Wie Umweltdezernent Treber erläuterte, wird dabei auf eine breitangelegte Versiegelung des Bodens verzichtet. Das sei nur im Bereich der Phosphatfällungsanlage nötig, da hier wassergefährdende Stoffe anfielen, die sonst vielleicht ins Grundwasser sickern könnten.

Bürgermeister Bernhard Brehl wies auf die hohen Kosten hin, die die Stadt trotz der Zuschüsse vom Land aufzubringen habe. Er kritisierte die Wiesbadener Vergabepraxis, wonach die Gelder über mehrere Jahre hinweg scheibchenweise zugeteilt werden und zum Teil noch Landesmittel für Projekte kommen, die schon längst abgeschlossen sind. Das bringt Druck auf die Stadtkasse mit sich, denn "wir müssen ja in Vorlage treten", so Brehl. Da wirkt sich das vorzeitige Ende der Maßnahmen entlastend aus, denn so kann ein Teil des mit vier Prozent jährlich kalkulierten Baukostenanstiegs abgefangen werden.

Denn der Komplex "Abwasserreinigung" kostet eine hübsche Stange Geld. Der Verwaltungschef kommt summa summarum leicht auf 60 Millionen Mark, schätzt sogar, daß die Gesamtkosten eher noch höher ausfallen. Denn es geht nicht nur um Vorhaben wie das geplante Regenklärbecken im Gewerbegebiet Mörfelden Süd, sondern auch um Kanalanschlüsse oder die Wartung und Modernisierung der Kanalisation. "Wenn wir das alles noch bis zum Jahr 2000 abschließen und finanzieren können", so der Verwaltungschef, "haben wir einiges für den Umweltschutz getan." wal

Podium für bekannte und unbekannte Autoren Die Veranstaltungen des Frankfurter Institut Français

Betrachtet man die umfangreichen Aktivitäten des französischen Kulturinstituts in Frankfurt, kann man den Wunsch seines Direktors Jean-Louis de Rambures verstehen, sich räumlich zu verändern. Andererseits hat die Nähe zur Universität Vorteile. Und wie sich zeigt, ist das Institut durch seinen Platzmangel auf eine sicher nicht unfruchtbare Kooperation mit anderen Trägern wie der Zentralbücherei, dem Literaturhaus, der Universität und der Deutsch-Französischen Gesellschaft angewiesen.

Bei dem Kulturangebot der nächsten Monate steht eine Reihe von Veranstaltungen im "Zeichen Europas auf der Suche nach seiner Identität", so De Rambures im Vorwort des Kulturprogramms. Sein Ziel ist es, durch eine "Reise in die Vergangenheit die Gegenwart zu erschließen und zu beleuchten". Hierbei verspricht die Veranstaltung "Umgang mit der Vergangenheit in der französischen und deutschen Literatur" am 12. und 13. Februar im Literaturhaus besonders interessant zu werden. In diesem Seminar werden Lesungen, Referate und Diskussionen in deutscher und französischer Sprache stattfinden, unter anderem "Schreiben nach Auschwitz. Die französische Debatte" (Judith Klein) und "Gedenken als Selbstbefragung. Über Johannes Bobrowski, Franz Fühmann und Christa Wolf" (Bernhard Leistner). Michel des Castillo wird aus "Tanguy", Stefan Heym aus "Nachruf" lesen. Eintönigkeit gelte es zu vermeiden, so De Rambures. In diesem Sinne gleichen die angebotenen Veranstaltungen oft Inszenierungen, wie am 11. März, wenn die Schauspieler Uschi Illert und Jochen Nix den "unvergleichlichen" Briefwechsel von Gustave Flaubert und George Sand szenisch lesen, parallel dazu - ebenfalls im Literaturhaus - Zeichnungen und Aquarelle von George Sand ausgestellt werden. Musik und Lyrik verspricht ein Abend unter dem Titel "Heinrich Heine und Franz Liszt in Paris" am 21. Januar in der Commerzbank. Die Klaviermusik wird von dem jungen Pianisten Vladimir Stoupel interpretiert, die Texte und Gedichte werden von dem Schauspieler Helmut Rühl gelesen.

Wenn am 3. Februar der meistübersetzte algerische Schriftsteller Rachid Boudjedra ins Literaturhaus kommen wird, handelt es sich nicht um eine reine Lesung, sondern gleichzeitig um eine Diskussionsrunde mit seiner Übersetzerin Eva Moldenhauer und seiner Verlegerin Donata Kinzelbach, eben "möglichst vielen, die an dem Erscheinen eines Buches beteiligt sind". Das Institut sieht seine Aufgabe auch darin, neue Tendenzen des französischen literarischen Schaffens vorzustellen, dafür stehen die Lesungen von Sylvie Germain (29. Januar in der Zentralbücherei) und Michel Rio (15. Februar in der Universität).

Im Sommer werden die Preisträger des Prix Goncourt, dem höchsten französischen Literaturpreis, Jean Rouaud und Patrick Chamoiseau folgen. Aber nicht nur die Entdeckung von neuen, auch die von hierzulande vergessenen oder niemals in Erscheinung getretenen Autoren soll künftig stärker Berücksichtigung finden. So ist noch in diesem Jahr ein Abend über Jean Paulhan geplant, der jahrelang die wichtigste französische Literaturzeitschrift "La nouvelle Revue française" leitete und dessen Novellen nur zu einem Bruchteil in deutscher Übersetzung vorliegen. Langfristig soll das Institut auch als Forum dienen, bislang nicht übersetzten Autoren eine Kontaktaufnahme mit Verlagen und einem interessierten Leserkreis zu ermöglichen.

Es fällt auf, daß die Literatur im Kulturangebot des Instituts den größten Raum einnimmt. Theater sei aufwendig, bei reinen Musikabenden in Frankfurt die Konkurrenz sehr groß, das Filmangebot würde man gern erweitern, doch mangele es hier noch an fruchtbarer Zusammenarbeit mit den Filmtheatern.

"Nieder mit den Sprachbarrieren" - so warb das Institut Français einmal für seine Sprachkurse, einem wichtigen Faktor in seiner täglichen Arbeit. Bleibt zu hoffen, daß es dem Institut gelingt, bei seinem spannenden Angebot auch so manche kulturelle Hürde zu beseitigen.

CORNELIA PIEROTH

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (15 Uhr); Bodyguard (17.15, 20 und 22.45 Uhr).

Panda Kino: Bodyguard (15, 17.15, 20 und 22.45 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Mein Partner mit der kalten Schnauze (15.30 Uhr); Gefährliche Liebschaften (17 Uhr); Grüne Tomaten (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Schöne und das Biest (16 und 19 Uhr); Sister Act (21 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Kevin allein in New York (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr). Theater/Musik Friedrichsdorf. Die Charles Davis- Group spielt in Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117, 20 Uhr.

Oberursel. 30 Sänger, Tänzer, Musiker: "Bolschoi Don Kosaken", Stadthalle, 20 Uhr.

Königstein. Live-Musik mit der Band "Allusion" aus Glashütten, Jugendhaus, 20.30 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Eröffnung der Dokumentation "Das akustische Spiel" von Frank Leissring, Galerie im Stadthaus, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins, Bürgerhaus Köppern, 19 Uhr.

Grävenwiesbach. Mitgliederversammlung der FWG, Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt, 20 Uhr.

Steinbach. Neujahrsempfang der CDU Steinbach, Bürgerhaus, 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.

Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.

Frauenzentrum, Louisenstr. 38: SOS- Treffen für Frauen, die gerade einen Angehörigen durch Tod oder Trennung verloren haben, 19 bis 21 Uhr.

Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstraße 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.

Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mapendo-Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.

Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.

Ober-Erlenbacher Sängerinnen und Sänger: Jahreshauptversammlung der Sängervereinigung Liederkranz-Germania 1842, Saal des Gasthauses Rupp, Homburger Str. 6, 19.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr , Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 20 Uhr.

Oberursel. Gemeinde St. Sebastian: ökumenisches Friedensgebet für das ehemalige Jugoslawien, St.-Sebastian-Str., 18 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Spiele 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Akustikersprechstunde, 11 Uhr; Spielnachmittag ab 14 Uhr.

Kronberg. Altkönig-Stift: Vorlesestunde im Blauen Saal, 15.30 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte, Kugelherrnstr. 6: Aktuelles vom Tage, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a: 17 bis 22 Uhr.

Steinbach. Spielabend im Jugendhaus, 18 Uhr. Müll Usingen. In den Stadtteilen Usingen, Merzhausen und Wilhelmsdorf können nicht alle bereitgestellten Weihnachtsbäume abgeholt werden. Abfuhr der restlichen Bäume: Mo., 18. Januar 1993.

Wehrheim. Sperrmüllabfuhr auf Abruf. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.

Oberursel. Vorführung des Videofilms der 1200-Jahr-Feier im Haus Bommersheim, 19.30 Uhr.

Schulte trainiert Schalke Ribbeck verlängert beim Rekordmeister München

Erich Ribbeck verlängerte am Dienstag seinen Vertrag beim deutschen Fußball- Rekordmeister FC Bayern München um ein Jahr bis zum 30. Juni 1994. Wie der Bundesligist mitteilte, sei die Entscheidung bei einer Präsidiumssitzung "in beiderseitigem Einvernehmen" getroffen worden. Ribbeck hatte sich im Dezember Bedenkzeit bis zum Ende des Winterurlaubs der Bayern erbeten und immer betont: "Wenn ich verlängere, dann nur um ein Jahr. Ich will keinen Rentenvertrag."

Helmut Schulte wird ab der kommenden Saison beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 Nachfolger des noch amtierenden Trainers Udo Lattek. Das wurde am Dienstag aus Mannschaftskreisen bestätigt. Schulte soll bei dem Klub einen nur für die Bundesliga gültigen Zweijahresvertrag erhalten. Offiziell wollen die Gelsenkirchener den neuen Trainer am heutigen Mittwoch bekanntgeben.

Der 35 Jahre alte Schulte hatte zuletzt bei Schalkes Liga-Konkurrent Dynamo Dresden gearbeitet, dort aber nach Ende der vergangenen Saison und dem Klassenerhalt überraschend gekündigt. Anschließend war der Sauerländer als Kommentator für einen privaten Fernsehsender tätig. Denkbar scheint, daß Schulte das Traineramt schon am 20. Februar übernimmt und Lattek nur noch als Berater fungiert. sid

Faschingsmasken aus Schuhkartons gebastelt

KÖNIGSTEIN. Das Werk- und Bastelangebot für Kinder will die Stadtverwaltung auch in diesem Jahr fortsetzen. Das Programm startet am Montag, 18. Januar, um 15 Uhr im Jugendhaus, wo die Kleinen Faschingsmasken aus Schuhkartons herstellen können. Das Bastelmaterial wird ihnen bereitgestellt. Anmeldungen unter der Rufnummer 57 11 sind erforderlich. ki

ASB stellt "Rendezvous"-Modell wegen ungeklärter Kostenfrage ein Samariter zahlten bei Notfällen zeitsparenden Abholdienst für den Notarzt bisher aus eigener Tasche / Fortführung ist ungewiß

KARBEN/WETTERAUKREIS. Nach einem Verkehrsunfall Anfang des Jahres habe es rund 40 Minuten gedauert, bis der verunglückte junge Mann von einem Notarzt qualifiziert betreut wurde, berichtet Holger Weiß, Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Wetterau mit Sitz in Karben. Das Unfallopfer sei schließlich gestorben. Qualifizierte ärztliche Hilfe gerade in den ersten Minuten nach dem Unfall aber könne lebensrettend sein, betont Weiß. Mit einem Erfahrungsbericht über das "Rendezvous"- Modell des Notarzteinsatzes des ASB belebt Weiß nun die Diskussion um die Zukunft der Notarzt-Versorgung von Montag bis Freitag.

Doch weil bisher niemand die Kosten für das spezielle Notarztfahrzeug und das "Rendezvous"-Modell übernehmen wollte, hatte der ASB zum Jahresende das Angebot eingestellt. Eine Zeitlang hatte die Rettungsorgansiation den Versuch aus eigener Tasche finanziert.

Der Vorteil dieses Modells lag nach den Worten des Geschäftsführers darin, daß ein Auto, das dem ASB von einem japanischen Hersteller gespendet worden war, bei den Samaritern bereitstand, um bei einem Notfall einen Arzt abzuholen, der sich zuvor bereit erklärt hatte, mitzuwirken. So konnte in der Praxis erreicht werden, daß nicht der Rettungswagen mit den Sanitätern zuerst beim Arzt vorbeifahren mußte, um ihn abzuholen, wodurch wertvolle Zeit verloren geht.

Von der ASB-Zentrale in Karben aus wurden so in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres tagsüber im Bereich Karben, Bad Vilbel bis Altenstadt, Florstadt und Nidderau Unfallopfer oder Notfallpatienten versorgt.

"So wurden die beiden, damit eigentlich überlasteten Mitarbeiter der zentralen Leitstelle in Friedberg von der Notwendigkeit entbunden, von Friedberg aus in Karben einen Arzt herbeizutelefonieren, der bereit ist, mit zur Unfallstelle zu fahren", hält Weiß vor Augen. Auch mit den niedergelassen Ärzten in Bad Vilbel habe es eine gedeihliche Zusammenarbeit gegeben. Unabhängig davon hatten die Ärzte fürs Wochenende und die Abendzeit einen eigenen Vertretungsdienst organisiert.

Die Erfahrungen mit dem "Rendezvous-System" von Notarzt und Rettungswagen am Unfallort hat der ASB zu einer Konzeption verarbeitet. Danach könnte von Karben aus ein Gebiet zwischen Frankfurt und Friedberg mit 130 000 Menschen versorgt werden, in dem täglich durchschnittlich drei bis vier Unfälle passieren, bei denen der Einsatz des Notarztes geboten sei. Dazu sollten außer Karben, Bad Vilbel, Altenstadt, Nidderau auch Wöllstadt, Rosbach und Niddatal gehören, meint der ASB. Diese Orte seien erfahrungsgemäß nach wenigen - lebensrettenden - Minuten von Karben aus zu erreichen.

Nach den hoffnungsvollen Ansätzen, die das neue hessische Rettungsdienstgesetz über die berufliche und organisatorische Ordnung des Rettungswesens gebracht habe, fürchtet Weiß nun, daß mit dem Hinweis auf die Kostendämpfung die Umsetzung der Neuregelung einfach abgeblockt werde. Denn die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen als Kostenträger hätten sich bei der Kostenübernahme für das Modell auffallend zurückgehalten. Der Kreis habe zwar die Genehmigung für den Modellversuch des ASB im vergangenen Jahr verlängert, warte jetzt aber erst einmal ab.

Der Leiter der staatlichen Abteilung des Wetteraukreises, Ernst Meiss, bestätigt auf Anfrage der FR, daß die Erfahrungen und konzeptionellen Ausarbeitungen des ASB bei der künftigen Regelung des ärztlichen Notdienstes eine wichtige Rolle spielen werden. Grundsätzlich aber sei zuerst die Kassenärztliche Vereinigung für eine Organisation der notärztlichen Versorgung zuständig. Erst wenn die nichts auf die Beine stelle, sei ersatzweise der Kreis gefordert.

Vor allem aber verweist Meiss - wie zuvor schon Weiß - auf ein Gutachten, das der Verband der Krankenkassen bei der Firma Forplan über die Notärztliche Versorgung in Hessen in Auftrag gegeben hatte. Weiss bedauerte, daß dieses Gutachten offenbar in irgendeiner Schublade liege. Dagegen wurde aus dem zuständigen hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit berichtet, zunächst müsse der Landesausschuß für das Rettungsdienstwesen seine Stellungnahme dazu abgeben.

Dem Ausschuß gehören alle Rettungsdienste, die Kassenärztliche Vereinigung und alle Krankenkassen an. Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Ausschusses soll eine von mehreren von Forplan entwickelten Alternativen vorschlagen, damit sich die Diskussion nicht verzettele.

Dazu könnte es sinnvoll sein, wenn der ASB das Papier mit seinen Erfahrungen aus der Praxis dem Ausschuß in Wiesbaden zur Verfügung stellt. de

Klemm hält Industrie im Main-Kinzig-Kreis hoch Absage des Kreistagschefs an Kirchturm-Denken Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. "Das kleinkarierte Denken muß beendet werden. Das gefährdet die Zukunft dieser Region." Kreistagsvorsitzender Lothar Klemm fand gestern vor Journalisten deutliche Worte, was die Entwicklung des Raums Main-Kinzig angeht. Der Kreis - so Klemm mit Blick auf das Jahr 2000 - müsse "die Konkurrenz annehmen". Dabei brachte der SPD- Fraktionschef im Landtag als positive Beispiele für "innovative Technik" die Bundesfachschule für Kälte- und Klimatechnik in Maintal und die Klasse für Kautschuktechnik in Gelnhausen ins Spiel. Vor Jahresfrist zeichnete Klemm in einer Diskussionrunde die Vision vom "Main-Kinzig-Kreis 2000 - einem deutschen ,Filtestück&rquote; im europäischen Verbund". Das Credo für "Wohnen und Arbeiten im Main-Kinzig-Kreis" hat aber einen Dämpfer erhalten, wenn man die aktuellen Zahlen der Arbeitslosenstatistik zu Rate zieht. Da sieht es eher so aus, als handele es sich beim Main- Kinzig-Kreis um ein Fischfilet, bei dem schließlich nur noch die Gräten übrigbleiben. Die Arbeitslosenquote liegt im Kreis deutlich über dem Landesschnitt.

Für den gesamten Rhein-Main-Ballungsraum stellt sich das Bild allerdings nicht so düster dar. Das Rhein-Main-Gebiet weist nämlich im Hessenvergleich wiederum ein besonders günstiges Ergebnis aus. "Wir haben strukturelle regionale Brüche", stellt der Kreistagsvorsitzende fest. Aber Hessen sei nach wie ein "dynamisches Land" im europäischen Vergleich mit einer führenden Rhein-Main- Metropole (drei Millionen Einwohner). Für Klemm ist die Umstrukturierung zur Dienstleistung in der Region nicht gerade das Gelbe vom Ei. Der Raum Hanau sei halt ein Industriestandort. "Wir sollten das nicht aufgeben", meint der Kreistagsvorsitzende. Nicht so sehr die "Konjunkturdelle" im Land ist es, die Klemm Sorgen bereitet. Ihn schreckt vielmehr auf, daß Leute auf der Strecke bleiben und unter die Räder kommen, andererseits aber große Teile das Filet allein verspeisen - eine Entwicklung, ähnlich der in England.

Klemm redet der Qualifizierung das Wort. Das heißt für ihn auch, ein "Juwel" wie die Hanauer Zeichenakademie müsse aufpoliert werden. Der Kreistagsvorsitzende will dazu beitragen, daß die Diskussion um eine Fachhochschule im Kreis neu belebt wird. Der Main-Kinzig- Kreis entlang der A 66 müsse sich als Entwicklungsbereich für die Industrie verstehen, die in der Stadt Hanau bodenständig sei. Eine "handgestrickte Gewerbeansiedlungspolitik" mit Kirchturmdenken passe einfach nicht ins Jahr 2000. Laut Klemm ist das "Profil des Gesamtraums" gefragt.

Den Plänen, in Niederdorfelden 1800 Menschen anzusiedeln, steht der Kreistagsvorsitzende durchaus positiv gegenüber. Dabei malt er sich schon aus, daß Niederdorfelden ein Dorf sein könne, das Kriterien der Jahrtausendwende (Thema Brauchwasser) erfülle. Allerdings dürften nun nicht gleich sämtliche Dörfer mit einem ähnlichen Zuwachs rechnen. Areale wie das Kasernen-Gelände in Gelnhausen "schreien nach einer vernünftigen raumordnerischen Einbindung", macht Klemm deutlich.

Beim Frankfurter Umlandverband sieht der SPD-Politiker den Nachteil der festgesetzten Grenzen. So werde der Aschaffenburger Raum und das Gebiet um Mainz nicht bedacht. Gegen Zweckverbände spreche wiederum deren zumeist eindimensionale Sicht. Klemm ist sich im klaren darüber, daß aktive Wirtschaftsförderung durch den Kreis nicht in der Verwaltungsebene hängen bleiben dürfe. Weiter hat er festgestellt: Im Main- Kinzig-Kreis besteht zwischen "Kultur mit fast elitärem Anspruch" und dem regen Vereinsleben mit eigener Identität "fast keine Kommunikation".

Donnerstag, 14. Januar

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Alice"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Festung".

Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef" (Premiere).

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, im Karmeliterkloster, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere - Spezial."

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44, 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard" (Premiere).

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr: "Kassa blanka - und schweigende Lämmer."

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Heiße Herzen".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Studiobühne: 20 Uhr, Matthias Beltz - "Füße im Feuer", Kabarett.

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, "Lover Man".

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella". Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8: Augsburger Puppenkiste: 10 Uhr, "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer", Teil 1 und 2; 14 Uhr, Teil 3 und Teil 4.

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61 - 23: 20 Uhr, Theater Preddy Show Campany - "Preddykat: märchenhaft". Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, "Artifact", Ballett (W. Forsythe).

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Konzert des Hessischen Rundfunks / Frankfurter Kantorei.; Mozart Saal: 20 Uhr, "Kammermusik - variabel".

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20.30 Uhr, Theater, 2. Stock: Böse Damen - "Großstadtrausch", Chansonrevue; 21 Uhr, Zig Zag.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, True Blue.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 20 Uhr, Blues Bube.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Time Bandits.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20 Uhr, Christoph Neubronner Trio.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Hank English Trio.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Hans Eichel bejaht die Langener Nordumgehung

LANGEN. Die Nordumgehung von Langen muß gebaut werden und wird gebaut. Diese Aussage von Ministerpräident Hans Eichel nahm Langens Bürgermeister Dieter Pitthan gestern als froheste Botschaft des neuen Jahres hin.

Während einer Kreisbereisung hatte der hessische Regierungschef sich zuversichtlich geäußert, daß ein entsprechender Planfeststellungsbeschluß, der den Bau der Straße erlaubt, bis spätestens zum Wonnemonat Mai vorliegen werde. ttt

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1. 93).

Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, So. geschlossen; Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert.

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6.94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Klaus Schneider - "Farbwort - Wortfarbe" (bis 14. 2.).

Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Accrochage - Gyjho Frank, Gabriele Hünninger, Inge Jastram, Elke Ulrich (bis 16. 1.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16. 1.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tell. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (bis 16. 1.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventern der Prager Akademie (bis 16. 1.).

Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vnadermoere - Malerei (bis 22. 1.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).

Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordenstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.

Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24.12. bis 10.1.92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).

Graphisches Kabinet im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).

Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).

Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette

Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).

Galerie Raphael, Grünebergweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.). Ausstellungen

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19: Kinder- & Jugendbuchausstellung "Der Gewalt auf der Spur" (bis 15. 1.).

Hessischer Rundfunk, Foyer, Bertramstr. 8, Tel. 155 24 82: "Augsburger Puppenkiste" (bis Mitte Januar).

Freunde Frankfurts, Verein zur Pflege der Frankfurter Tradition, Schellgasse 8, Tel. 61 59 18: Di., Fr., So., 14 bis 17 Uhr; Betti Häring: Zeichnungen, Aquarelle und Radierungen (bis 24. 1.).

Fotografie Forum Frankfurt, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa. u. So., 11 bis 17 Uhr; Eberhard Grames "Kaputte Schönheiten" (bis 31. 1.).

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstraße, Tel. 92 00 61: Uwe Groß (bis 31. 1.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Förderverein Karikaturenhaus, Schwarzburgstr. 10: Mo. bis Fr., 18 bis 22 Uhr, Karikaturen von Robert Gernhardt, Klemens Gresch, Kurt Halbritter, Doris Lerche, Felix Mussil, Chlodwig Poth, Oliver Sebel, Hans Traxler & F.K. Waechter - "Die Welt als Frankfurt und Umgebung" (bis Jan.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Lutz Fritsch - "Raumsichten" (bis 24. 1.).

Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Inge Hölscher - Farbenfrohe Bilder/Acryl auf Papier (bis 30. 1.).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr, Georg Joachim Göschen - "Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- & Schriftmuseums" (bis 3. 2.).

Zentralbibliothek, Zeil 17-23, Tel. 212 - 45 10: Di. bis Fr., 10 bis 19, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung "Der Goldene Ring" - Kreml- und Klosterbauten vom 12. bis 18. Jahrhundert in Rußland (bis 30. 1.).

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr; Jürgen Kisch (bis 12. 2.).

Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24: tgl., 10 bis 22 Uhr, Horst Wilbert - Neue Bilder (bis 26. 1.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).

"Life is not a party" in der "Schweinehalle"

HANAU. Im Kulturzentrum "Schweinehalle" läuft seit Dezember einmal im Monat eine Veranstaltungsreihe "Hanau Band Explosion", in der sich lokale Gruppen vorstellen. Am Freitag, 15. Januar, treten ab 20 Uhr die Bands "Feat. Life ist Not A Party" und "The Kick Inside" auf. Außerdem steigt eine "Danceparty".

Am Samstag, 16. Januar, bietet der Verein ab 20 Uhr eine "Underground Disco" unter dem Titel "The Book of Swing" an. "Gemeinsam gegen rechts" heißt dann das Motto einer Veranstaltung im Anschluß an die Hanauer Lichterkette am Freitag, 29. Januar, bei der ab 20 Uhr Informationen und Musik geboten werden. Es spielen die Gruppen "Los Pasantes del Sur" und "The Friedly Natives".

Eine Disco "Fields of Joy" steht dann am Samstag, 30. Januar, auf dem Programm. Die letzte Veranstaltung im Januar lockt mit englischer Punkmusik: Ab 20 Uhr spielt Charlie Harper mit seiner Combo "U. K. Subs". res

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 13. Januar (FR). Zunächst von Nordwest nach Südost Durchzug eines Regengebietes, im Tagesverlauf Übergang zu wechselnder Bewölkung sagt das Wetteramt vorher. Vor allem nach Norden hin noch einzelne Schauer, im Süden später auch Aufheiterungen. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen fünf und zehn Grad, die Tiefstwerte im Norden um vier, im Süden plus zwei bis minus zwei Grad. (Siehe auch Lokalteil)

Firmen-Telegramm

KSB drosselt Pumpen Der Frankenthaler Pumpenhersteller Klein, Schanzlin & Becker (KSB) hat für 334 der rund 2400 Beschäftigten im pfälzischen Stammwerk Kurzarbeit angemeldet. Begründet wird die Drosselung der Fertigung - pro Monat arbeitet das betroffene Personal vier Tage weniger - mit der nachlassenden Nachfrage. Großauftrag für Verfahrenstechniker EVT Das Stuttgarter Unternehmen EVT Energie- und Verfahrenstechnik, das mehrheitlich der französischen GEC Alsthom gehört, hat den Zuschlag für den Bau eines Dampferzeugers für ein Gas- Kohle-Kraftwerk in Franken erhalten. Die Bestellung hat einen Wert von rund 390 Millionen Mark. Jedoch steht die Order unter dem Vorbehalt, daß die Anlage in Frauenaurach genehmigt wird. Deutsche suchen in Algerien nach Öl Algerien beteiligt deutsche Firmen an der Teilprivatisierung seiner Ölwirtschaft. Der Konzern Sonatrach hat zwei Verträge mit einem Konsortium aus Veba Oel, Wintershall, RWE-Dea und Saarbergwerke geschlossen. Sie regeln die gemeinsame Ausbeutung eines Teils des größten Ölfeldes, Hassi Messaoud. Dazu sind Investitionen der Deutschen in Höhe von rund 24,5 Millionen Dollar vorgesehen. Außerdem werden sie andernorts 3,3 Millionen Dollar in die Exploration stekken.NedCar streicht 1200 Stellen Der niederländische Autoproduzent Netherlands Car (NedCar) wird in diesem Jahr 1200 der 5400 Arbeitsplätze abbauen. Das Unternehmen gehört zu je einem Drittel Mitsubishi, Volvo und dem niederländischen Staat. Opel-Vorstand geht zu Audi Der ehemalige Geschäftsführer des neuen Opel-Werkes in Eisenach, Jürgen Gebhardt, wird zum 1. Februar neuer Produktionschef bei Audi. Er löst Hermann Stübig ab, der Ende 1992 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte. Teltschik rückt bei Quandt auf Der frühere Kanzlerberater Horst Teltschik hat den Vorstandsvorsitz bei der Herbert Quandt Stiftung übernommen. Er löst Helmut Niederhofer ab, der in das Kuratorium wechselt. Die 1979 von BMW gegründete Stiftung sieht ihre Aufgabe darin, zum tieferen Verständnis der marktwirtschaftlichen Ordnung beizutragen und den Dialog zwischen Deutschland und dem Ausland zu fördern. Alcoa mit Milliardenverlust Der amerikanische Aluminium-Konzern Alcoa hat 1992 bei 9,5 Milliarden Dollar Umsatz netto mehr als eine Milliarde Verlust gemacht nach knapp 63 Millionen Dollar Gewinn im Vorjahr.

EISHOCKEY

Oberliga Nord - Endrunde: ESC Wolfsburg - Herforder EG 5:1, EC Harz-Braunlage - ESC Frankfurt 3:5.

1. ESC Frankfurt 5 47:16 10:0 2. ESC Wedemark 4 32:14 8:0 3. ESC Wolfsburg 5 30:21 7:3 4. ETC Timmendorf 4 27:24 4:4 5. REV Bremerhaven 4 20:30 4:4 6. Herforder EG 6 23:38 3:9 7. EC Harz-Braunlage 5 17:27 1:9 8. Schalker Haie 5 14:40 1:9

Rechtsextreme klagen gegen die Bundespost

Bis Anfang der kommenden Woche wird das Verwaltungsgericht in Köln über einen Eilantrag der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU) entscheiden, mit dem die Partei die Beförderung einer ausländerfeindlichen Wurfsendung durch die Post erzwingen will.

Die Bundespost hatte es nach Protesten von Politikern und Gewerkschaften abgelehnt, die Flugschrift in 350 000facher Auflage an alle Frankfurter Haushalte zu verteilen. Die Sendung mit Parolen "für ein deutsches Frankfurt", gegen das "Herumkriechen vor Ausländern" und gegen "Scheinasylanten" verstoße gegen geltende Gesetze, da sie zum Haß gegen Ausländer und Minderheiten aufstachele, argumentierte die Post. Das sei Volksverhetzung. Es war das erste Mal, daß die Post eine Wurfsendung der rechtsextremen Partei abgelehnt hatte.

Mit dem Eilantrag beim Verwaltungsgericht in Köln will die rechtsextreme Partei nun die Beförderung durch die Post erreichen. Dabei ist allerdings noch unsicher, ob die DVU bei dem Verwaltungsgericht an der richtigen Adresse ist.

Der Kammervorsitzende habe bereits Zweifel geäußert und müsse nun erst einmal prüfen, ob nach der Aufteilung der Bundespost in drei privatrechtliche Unternehmen nicht möglicherweise Zivilgerichte über das Ansinnen der DVU entscheiden müßten. luf

Politik-Pause

"Es ist die Irrationalität des Wahlkampfes, daß es jetzt schwierig ist, über Dinge zu diskutieren, die in ihren Auswirkungen über die nächsten acht Wochen hinausreichen." Landrat Jürgen Banzer bei der Vorstellung seines Konzepts "Schule 2000" für Neu-Anspach.

Eiskunstlauf-EM Kielmann vor der Kür auf dem zweiten Platz

Die erste Hälfte der Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki könnte zu einem Medaillen-Fest der Deutschen werden. Zum Auftakt der Titelkämpfe fanden auch die deutschen Paarlauf-Meister Mandy Wötzel/Ingo Steuer die Spur des Erfolges. Das Chemnitzer Duo mußte im Technikprogramm nur den beiden russischen Paaren Ewgenia Schischkowa/ Wadim Naumow und Marina Eltsowa/ Andrej Buschkow den Vortritt lassen. Peggy Schwarz/Alexander König aus Berlin erreichten trotz vieler Verletzungsprobleme den vierten Platz.

Zuvor hatte bereits Vize-Europameisterin Marina Kielmann ihre goldenen Ambitionen als Zweite des Technikprogramms unterstrichen. Nur die zweimalige EM-Gewinnerin Surya Bonaly (Frankreich) wurde vor ihr plaziert.

Die Dortmunderin Marina Kielmann ist noch nie so dicht an den europäischen Titel herangelaufen wie in der finnischen Hafenstadt. "Das war mein bestes Kurzprogramm in diesem Winter, das war optimal", freute sich die 24jährige Bürokauffrau, die zuvor zweimal Bronze- und 1992 sogar die Silbermedaille gewann, nach ihrem fehlerfreien Vortrag. Der schwere Sturz zwei Tage zuvor in der Qualifikation, bei dem sie sich eine Prellung am Handgelenk zugezogen hatte, erwies sich dabei nicht als Handicap. sid

SG Dietzenbach, Hallen-Fußball-Turnier Ab dem Halbfinale ein reines Glücksspiel Siebenmeter-Schießen am Fließband von den Zuschauern natürlich begeistert aufgenommen

Eigentlich hätte es vier Sieger geben müssen beim siebenten Hallenfußball- Turnier des FC Dietzenbach, denn die vier Teams, welche die Endrunde erreichten, brachten durchweg gute spielerische Leistungen. Wie eng die Endrunden-Teilnehmer qualitativ zusammenlagen, belegt die Tatsache, daß beide Halbfinal-Spiele und das Endspiel im Siebenmeter-Stechen entschieden werden mußten. Und es ist eine Binsenweisheit, daß diese Entscheidungsform insbesondere in der Halle ein "Glücksspiel" ist.

Am wohlsten gesonnen war Fortuna den Kickern der Ober-Rodener Turnerschaft, die sowohl im Halbfinale gegen den FC Langen als auch im Finale gegen den FC Offenthal mit 5:4 das Stechen für sich entschieden und den Wanderpokal sowie 400 Mark Siegprämie davontrugen. Die Offenthaler durften sich mit 200 Mark trösten, während der demoralisierte FC Langen im Spiel um Rang drei gegen die Gastgeber mit 3:8 unter die Räder geriet und damit nicht mehr in die "Preisränge" fiel. Die Dietzenbacher legten 100 Mark in die eigene Kasse. Für die übrigen Teams lag ein Spielball bereit.

Das "kleine Finale" war das torreichste Spiel des Dietzenbacher Turnieres und begeisterte die 700 Zuschauer in der Halle der Heinrich-Mann-Schule. Die Besucherzahl ging in der siebenten Auflage weiter in die Höhe. Das Dietzenbacher Turnier erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Auch wenn es vielleicht in der Finalrunde ein wenig an "dem Salz in der Suppe" mangelte, war diese bei weitem nicht fad, denn die Qualität der Spiele konnte sich sehen lassen und die Siebenmeterstechen ließen den Spannungsgehalt steigen. Zudem gab es in den Gruppenspielen bereits sehenswerte Treffer.

Die Gastgeber scheiterten im Halbfinale an ihren Nerven und unterlagen, nachdem die Partie mit 1:1 endete, dem FC Offenthal mit 4:5 im Stechen. Eine Enttäuschung war der Auftritt von Vorjahressieger Teutonia Hausen, der über einen vierten Platz in Gruppe I nicht hinauskam und im Vorrundenspiel gegen Außenseiter Türk Gücü Dietzenbach überraschend unterlag. Allerdings waren die Teutonen zeitgleich bei den Obertshausener Stadtmeisterschaften eingespannt und hatten nicht die "erste Garnitur" nach Dietzenbach geschickt.

In Gruppe II ging es spannend zu, ehe sich die Favoriten durchsetzten. So hatte die TSG Neu-Isenburg im vorletzten Gruppenspiel gegen die Gastgeber beim Stand von 3:3 noch die Halbfinal-Teilnahme in der Tasche, ehe die Dietzenbacher in der Schlußphase noch ein 6:3 herausschossen und den A-Ligisten aus dem Rennen warfen. Auch der SC Steinberg scheiterte nur knapp durch ein unglückliches 0:1 gegen die Langener.

Der erfolgreichste Torschütze des Turnieres war Erik Knecht aus dem Team der Gastgeber mit sieben Treffern. Verletzungen und rote Karten blieben erfreulicher Weise aus.

7. DIETZENBACHER HALLENFUSSBALL- TURNIER:

TABELLEN NACH DER VORRUNDE, GRUPPE I: 1. FC Offenthal 7:1-Punkte/8:1-Tore, 2. Turnerschaft Ober-Roden 5:3/6:6, 3. FC Dietzenbach II 3:5/4:6, 4. Teutonia Hausen 3:5/3:5, 5. Türk Gücü Dietzenbach 2:6/4:8.

GRUPPE II: 1. FC Langen 6:2/8:2, 2. FC Dietzenbach I 5:3/9:6, 3. TSG Neu-Isenburg 4:4/8:10, 4. SC Steinberg 3:5/2:4, 5. TGM Jügesheim 2:6/3:8.

HALBFINALSPIELE: FC Offenthal - FC Dietzenbach 1:1 (5:4 nach Siebenmeterschießen), Turnerschaft Ober-Roden - FC Langen 1:1 (5:4 n.S.).

PLAZIERUNGSSPIELE, Platz 5: TSG Neu- Isenburg - FC Dietzenbach II 5:3, Platz 3: FC Dietzenbach - FC Langen 8:3, Platz 1: Turnerschaft Ober-Roden - FC Offenthal 0:0 (5:4 nach Siebenmeterschießen). ina

Himbachs Bürgerschaft beteiligte sich voller Gestaltungslust an den Vorbereitungen für eine Dorferneuerung Kein Museum, sondern ein lebendiges Dorf Landfrauen für Backofen, Männer sind noch skeptisch

LIMESHAIN. Im Hessenpark könnte sie stehen, die herausgeputzte Fachwerk-Häuserzeile in der Himbacher Ronneburgstraße. Wenn da nicht der Schwerlastverkehr wäre, der durch das Straßendorf brummt. Auch das alte Backhaus mit Viehwaage und das ehemalige Rathaus sind durchaus museumsreif - doch dringend sanierungsbedürftig. Auf dem Platz vor dem Dorfgemeinschaftshaus ließe sich ein gemütliches Schwätzchen halten - wenn dort statt Blechkarossen Bänke unter schattenspendenden Bäumen stünden. Doch keineswegs zur Museumsreife soll es der Ortsteil Himbach durch die angelaufene Dorferneuerung bringen. Das alte Dorf soll nicht nur schöner werden. "Wir wollen sichern, daß Himbach lebendig bleibt", formuliert Karla Regge, die die fast abgeschlossene "Vorklärungsphase" der Dorferneuerung betreut, ein Hauptziel. Heute gegen 17 Uhr eröffnet Hessens Landwirtschaftsminister Jörg Jordan eine Ausstellung im Dorfgemeinschaftshaus, in der Ergebnisse der Vorklärungsphase dokumentiert sind. Bürgerinnen und Bürgern wird sie am Sonntag ab 14 Uhr vorgestellt.

Endgültig entschieden ist am Ende der Vorklärungsphase noch gar nichts. Die aber ist laut Karla Regge "optimal gelaufen". Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Dorferneuerungsbeirat und Bürgerschaft sei ungewöhnlich gut gewesen. Immerhin beschäftigten sich in vier Arbeitskreisen etwa 40 Bürgerinnen und Bürger damit, wie ihr Himbach aussehen könnte, wenn das Programm im Jahre 2001 ausläuft. Sämtliche Ideen sammelte Karla Regge in einem Bericht.

Der ist Grundlage für das Planungsbüro, das ab Frühjahr konkrete Pläne ausarbeiten soll. Etwa zwei Jahre, so schätzt Bürgermeister Klaus Hühn, dürften noch ins Land gehen, ehe der Dorfentwicklungsplan endgültig steht. Wieviel Geld aus Wiesbaden nach Himbach fließen wird, kann derzeit noch niemand sagen. Die Höhe der Zuschüsse hängt davon ab, wieviele öffentliche und private Projekte begonnen werden.

Wieviele Privatleute das Angbot nutzen werden, ist unklar. Im öffentlichen Bereich hingegen haben sich bereits Schwerpunkte herausgebildet. Die Dorfmitte steht ganz obenan. Derzeit präsentiert sich der Platz zwischen altem Rathaus, Dorfgemeinschaftshaus und Feuerwehrgerätehaus als Blech- und Asphaltwüste. Er soll "lebendig werden, das heißt ein Ort zum Treffen, Feiern und Einkaufen". Zieht die Feuerwehr in zwei bis vier Jahren in das geplante zentrale Gerätehaus um, könnten in dem Schuppenanbau eine "Ladenzeile mit Bäcker- und Metzgerfiliale" oder ein Lebensmittelgeschäft unterkommen, falls der Tante-Emma-Laden in der Nachbarschaft einmal dichtmacht. "Vorher müßte der unansehnliche Fremdkörper aus den 50er Jahren aber baulich verändert werden", meint Rathauschef Hühn. Das alte Rathaus soll ohnehin saniert werden, das Dorfgemeinschaftshaus möglicherweise mit neuem Anstrich glänzen.

Auch der Platz vor dem Viehwaagehäuschen könnte ein neues Outfit vertragen. Außerdem beriet der zuständige Arbeitskreis darüber, ob in das angrenzende alte Backhaus wieder ein Holzofen eingebaut werden könnte. "Die Diskussion ist noch nicht abgeschlossen", sagt Regge. Die Landfrauen wollten wieder backen, doch sei die Frage, ob sich die Investition lohne. Die Männer seien "ganz vehement" dagegen.

Als "Hauptproblem" für Himbach bezeichnet Karla Regge in ihrem Bericht die Ortsdurchfahrt. Über die Taunusstraße, die im weiteren Verlauf zur Ronneburgstraße wird, rollen Lastwagen, vor allem vom und zum nahen Steinbruch. Die Substanz der vielen Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert längs der Asphaltpiste leidet. Noch mehr leiden die Menschen darunter. Regge: "Der Schwerlastverkehr muß draußen bleiben, entweder muß er umgeleitet oder die Straße so unattraktiv gemacht werden, daß es unattraktiv ist, sie zu befahren."

Für Liselotte Möller, die Vorsitzende des Ortserneuerungsbeirates, ein ganz wichtiger Punkt: "Es gibt Privatleute, die sagen sich, solange der Schwerlastverkehr nicht weniger geworden ist, lohnt es sich nicht, zu sanieren, weil die Häuser durch Erschütterungen und Abgase wieder ruiniert würden." Sie weiß von einigen zu berichten, "die auf die Dorferneuerung warten", um ihr Haus auf Vordermann zu bringen. Sie könnten theoretisch schon jetzt Zuschüsse anfordern, meint Regge. Möller weiß aber auch von Mitbürgern, die eher skeptisch sind, die fürchten, daß mögliche Auflagen trotz der zu erwartenden Zuschüsse ihre Finanzkraft übersteigen. Außerdem wohnten in den zum Teil von Eternitplatten, Vorwänden und Schindeln verdeckten Fachwerkhäusern an der Hauptstraße viele ältere Leute. Ob diese wegen ihres Alters investieren, sei fraglich.

Karla Regge ist realistisch: "Sicherlich werden nicht alle mitziehen, aber mit Stilbrüchen muß man leben, das gehört dazu." Schließlich gehe es nicht nur um Verschönerung, sondern auch darum, den Ort lebendig zu erhalten, die "Verzahnung von Arbeit und Leben zu stärken".

Die kleinen Handwerksbetriebe, wie etwa Schreinerei und Schmiede in der Ortslage, sollen in jedem Fall erhalten werden. Förderungsfähig sind nach Bürgermeister Hühn auch der Scheunenausbau zu Wohnraum, Renovierungen, Umbauten, Fassadenbegrünung, die Neugestaltung öffentlicher Plätze oder auch die Einrichtung eines genossenschaftlichen Lebensmittelladens.

Die Jugendlichen, die zu einem lebendigen Dorf gehören, haben in einem eigenen Arbeitskreis ihre Bedürfnisse formuliert: Neben Verkehrsberuhigung fordern sie laut Hühn einen Jugendraum in Himbach sowie eine frei zugängliche Sportfläche. Bislang gibt es nur einen Jugendtreff im Nachbarort Rommelhausen. Eltern versicherten, es gehe beispielsweise nur um einige Ballkörbe, die sie auch selbst auf verfügbaren Plätzen anbringen würden, wenn das Spielgerät von der Gemeinde bezahlt werden würde. Eine mögliche kleine Lösung im Zuge der Dorferneuerung. Bürgermeister Hühn dazu: "Das wäre natürlich das Schönste, wenn die Erneuerung zum Selbstläufer würde."

MONIKA KAPPUS

SV 80 Mühlheim, elftes Hallenfußball-Turnier Für Götzenhain ein gutes Pflaster Gesamtsieg aus dem Vorjahr wiederholt / Torjägerkrone an Rosario die Falco / Spvgg. Dritter

Nicht der favorisierte Landesligist Sportvereinigung Dietesheim gewann vor 400 Zuschauern das elfte Mühlheimer Hallenfußball-Turnier, sondern die SG Götzenhain, die sich damit zum zweiten Mal hintereinander den Pokal in die Vitrine stellen darf. Der Landesligist mußte sich mit Rang drei begnügen, nachdem er im Vorjahr im Finale am spielstarken Bezirksligisten Götzenhain gescheitert war. In diesem Jahr erhielten die Götzenhainer Schützenhilfe vom TSV Lämmerspiel, der die Dietesheimer im Halbfinale mit einem furiosen 8:1 überrollte.

Ehrgeizig und agressiv gestaltete das Team um Ernst List das Derby und kaufte dem bislang so überzeugenden Favoriten den Schneid ab. Die Götzenhainer setzten sich im Halbfinale mit 2:1 gegen das Team der Gastgeber durch. Für die eigennützige "Schützenhilfe" der Lämmerspieler bedankten sie sich im Endspiel mit einem 3:2-Erfolg.

Frank Zilch brachte die SG gegen die offenbar noch euphorischen und daher zu ungestüm anrennenden Lämmerspieler in Front. TSV-Spielertrainer Ernst List glich aus, doch Matthias Seum und Oliver Nazet schafften die Vorentscheidung. Lists zweiter Treffer 90 Sekunden vor dem Abpfiff kam zu spät. Die Götzehainer durften von Mühlheims Bürgermeister Schelzke die 500 Mark Prämie und den Siegerpokal entgegen nehmen. Für die Lämmerspieler lagen noch 300 Mark bereit, die Spvgg. Dietesheim (8:1 über den SV 80 im "kleinen Finale) strich 100 Mark ein. In neuem "Schick" durften sich hernach alle Kicker präsentieren, denn "Horsts Sportshop" hatte acht Garnituren T-Shirts spendiert. Der Fairneß-Pokal ging an Kickers Obertshausen.

Lange sah es so aus, als würde auch in diesem Jahr Hafic Demirtas vom KV Mühlheim den Torjäger-Pokal mit nach Hause nehmen. Doch seine sieben Treffer genügten nicht, denn durch seine beiden Treffer im "kleinen Finale" zog Dietesheims Rosario di Falco noch um ein Tor an dem Mühlheimer vorbei.

Bereits in den zwölf Spielen der Vorrunde waren fast 80 Treffer gefallen. In der Zwischen- und Endrunde wurde die Ausbeute sogar auf 126 erhöht. Kein Wunder, daß die 400 Besucher gut in Stimmung kamen und ihre wahre Freude am Spiel auf die großen Jugend-Tore hatten, die sich leider noch nicht überall durchgesetzt haben. Auch die Kicker hatten offensichtlich ihren Spaß, denn sie gingen engagiert zur Sache und boten durchaus gehobene Fußballkost ohne bitteren Nachgeschmack, denn gegenüber der Gesundheit ihrer Gegenspieler legten die Akteure die angemessene Achtung an den Tag. Die sicher pfeifenden Schiedsrichter Büttelbrunn (SV Zellhausen), Lorenz (Germania 94 Frankfurt) und Hill (SKG Rumpenheim) durften auf den Griff zur Gesäßtasche verzichten.

SG GÖTZENHAIN: Thorsten Spahn (Tor); Lothar Reusch, Jörg Palm, Matthias Ruhl, Matthias Seum, Frank Wingerter, Frank Zilch, Christian Peter, Oliver Nazet.

11. MÜHLHEIMER HALLENFUSSBALLTURNIER: TABELLEN NACH DER VORRUNDE, GRUPPE I: 1. SG Götzenhain 5:1-Punkte/14:5-Tore, 2. TSV Lämmerspiel 5:1/14:8, 3. Kickers Viktoria Mühlheim 2:4/10:8, 4. Fair-Play Mühlheim 0:6/4:20.

GRUPPE II: 1. Spvgg. Dietesheim 6:0/18:2, 2. SV 80 Mühlheim 4:2/9:8, 3. Spvgg. Hainstadt 2:4/6:16, 4. Kickers Obertshausen 0:6/4:11.

HALBFINALSPIELE: SG Götzenhain - SV 80 Mühlheim 2:1, TSV Lämmerspiel - Spvgg. Dietesheim 8:1.

PLAZIERUNGSSPIELE, Platz 7: Kikkers Obertshausen - Fair-Play Mühlheim 4:4 (6:4 nach Siebenmeterschießen), Platz 5: KV Mühlheim - Spvgg. Hainstadt 8:3, Platz 3: Spvgg. Dietesheim - SV 80 Mühlheim 8:1, Platz 1: SG Götzenhain - TSV Lämmerspiel 3:2. ina

Der Schütze stellte sich

DRESDEN, 13. Januar (dpa). Ein seit dem Wochenende als mutmaßlicher Todesschütze von Dresden gesuchter Mann hat sich der Polizei gestellt. Der 24jährige ist Mitglied einer Leipziger Rockergruppe und soll am Samstag im Verlauf eines Streits mit einer Dresdner Motorrad- Gang den tödlichen Schuß auf einen 26jährigen Mann abgegeben haben, der zu der anderen Gruppe gehörte.

Wie die Polizei am Mittwoch weiter mitteilte, meldete sich der Tatverdächtige am späten Dienstagabend auf einer Polizeiwache in Dresden. Nach seiner Vernehmung in Anwesenheit eines Rechtsanwalts wurde er in Untersuchungshaft genommen. Der 24jährige steht im Verdacht, am Samstag den Dresdner Rocker mit einem großkalibrigen Revolver erschossen zu haben. Damals waren sieben Motorrad-Rocker aus Leipzig in Dresden aufgetaucht, um ihren alleinigen Anspruch auf ein Rocker-Enblem geltend zu machen. Dabei kam es zu der tödlichen Auseinandersetzung.

Ballonfahrt um den Erdball endete am nächsten Berg

RENO, 13. Januar (AP). Nur wenige Minuten nach seinem Start zu einer Reise rund um den Erdball hat der Ballon "Earthwinds" im US-Staat Nevada einen Bergkamm gestreift und eine Bruchlandung gemacht. Die drei Besatzungsmitglieder, zwei Amerikaner und ein Russe, blieben unverletzt. Das Projekt war aufgrund schlechten Wetters und technischer Probleme schon um fast ein Jahr verschoben worden. Ziel war es, die Erde auf einer Höhe von 10 000 Metern einmal zu umkreisen.

Die Probleme begannen nach Angaben von Projektleiter Larry Newman bereits kurz nach dem Start. "Er stieg nicht so, wie wir das berechnet hatten", sagte Newman. Er kündigte an, ein neuer Versuch werde nicht vor dem 15. November gemacht, wenn es in Reno weniger kalt sei und weitere Tests unternommen worden seien. Der Ballon war am Morgen bei 18 Grad unter Null gestartet, aber bereits eine halbe Stunde später wieder in einem unzugänglichen Tal niedergegangen. Newman erklärte, wahrscheinlich hätten Eis und Schnee auf dem Ballon den Absturz verursacht.

Nach Einschätzung von Meteorologen hätte die "Earthwinds" ihre Reise rund um die Erde aufgrund fast idealer Winde in zehn bis zwölf Tagen schaffen können.

In Stadtallendorf Zwischenlager für TNT-belasteten Aushub

STADTALLENDORF. Ein Zwischenlager für TNT-belasteten Erdaushub wurde gestern in Stadtallendorf (Kreis Marburg-Biedenkopf) vom hessischen Umweltstaatssekretär Rainer Baake (Grüne) eröffnet. Die in fünfzehnmonatiger Bauzeit entstandene Doppelhalle mit 20 000 Kubikmeter Fassungsvermögen soll jene stärker mit dem Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) kontaminierten Böden aufnehmen, die bei öffentlichen und privaten Baumaßnahmen anfallen.

In Stadtallendorf standen im Zweiten Weltkrieg die größten Sprengstoffwerke Europas, mit deren Altlasten sich die Stadt nun abplagt. In dem betroffenen Areal galt bis jetzt ein Baustopp, weil das TNT-belastete Erdreich nicht auf anderen Deponien abgelagert werden darf.

Rund 8,5 Millionen Mark hat das Land Hessen für die Errichtung des Zwischenlagers aufgebracht. Staatssekretär Baake sieht in der Fertigstellung "ein deutliches Zeichen für den Willen der Landesregierung" zur raschen Sanierung dieses Standortes. Einem dreiseitigen Vertrag von Anfang 1991 zufolge hat die Stadt das ehemalige Bundeswehrgelände zur Verfügung gestellt, der Kreis Marburg- Biedenkopf war zuständig für Planung und Errichtung und sichert den Betrieb des Lagers, das eigentlich schon einige Monate früher eröffnet werden sollte.

Beanstandungen des Regierungspräsidiums Gießen machten nach einem Probebetrieb im Oktober letzten Jahres jedoch einige technische Nachrüstungen und Verbesserungen nötig.

Zur Dekontamination der TNT-belasteten Böden soll auf dem Gelände des Zwischenlagers später auch eine Sanierungsanlage entstehen, die bereits in Planung ist. Durch eine spezielle Bodenwäsche will der Frankfurter Anlagenbauer Lurgi die Werte auf ein Milligramm TNT pro Kilogramm Erde reduzieren. Für die Lagerung geringer belasteter Böden auf einem "Experimentierfeld" (einfache Basisabdichtung) im Freien neben der Doppelhalle hat der Kreis bereits die Genehmigung erhalten. Es solle noch in diesem Jahr gebaut und eröffnet werden.

Trotz der hohen Kosten für Bau und Betrieb des Zwischenlagers sollen die Gebühren etwa denen der anderen Deponien im Landkreis entsprechen. Die Differenz werde das Land übernehmen, kündigte Staatssekretär Baake an. Für die Sanierungs- und Sicherungsarbeiten in Stadtallendorf stellt das Land in diesem Jahr insgesamt 27,6 Millionen Mark zur Verfügung. tap

Thema Asyl bleibt ausgespart Neue Wählergemeinschaft "Bürger für Gelnhausen" gegründet

GELNHAUSEN. Noch gibt es keine Liste der "Bürger für Gelnhausen". Die kam beim jüngsten Treffen der Initiativgruppe am Dienstag noch nicht zustande. Sie soll aber in jedem Fall in der kommenden Woche erstellt werden, um den Wahlberechtigten am 7. März eine Alternative für das Stadtparlament an die Hand zu geben.

Drei Schwerpunkte hat sich das halbe Dutzend Gleichgesinnter gesetzt: Sie wollen sich für eine menschengerechte Stadt mit weniger Verkehr, mehr bezahlbarem Wohnraum, vor allem für junge Familien, und schließlich für Seniorenwohnheime, die nicht nur das abgekapselte Warten auf den Tod bedeuten, engagieren; nach Möglichkeit im Parlament, aber wenn es nicht klappt, wollen sie auch dann in diesem Sinn versuchen, Akzente zu setzen, hieß es.

Daß sich die Gruppe auf derart knappe Aussagen beschränkt, begründet Sprecherin Elfriede Seipp damit, daß eben nicht alles in Gelnhausen falsch gemacht werde und zu revolutionieren sei. Viele Wähler aber fühlten sich nicht mehr ausreichend von den Parteien, die die Stadtverordnetenversammlung bilden, vertreten. Die "Bürger für Gelnhausen" wollen vor allem diejenigen mobiliseren, die sich ansonsten den Urnengang sparen würden.

Wie ihre Mitstreiter verweist Elfriede Seipp darauf, daß andere hessische Kommunen in der gleichen Größenordnung schon sehr viel auf dem Weg erreicht hätten, ihre Innenstädte zu beruhigen, "was ihnen gut bekommen ist". In Gelnhausen seien die Verantwortlichen leider noch nicht soweit.

Das Thema Asyl, das aufgrund der vielen Flüchtlinge in der Coleman-Kaserne gerade im Wahlkampf eine große Rolle spielt und Emotionen in Stimmen verwandeln soll, will die Initiative genau aus diesem Grund nicht ansprechen, betonte Elfriede Seipp.

Die "Bürger für Gelnhausen" treffen sich erneut am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zur Kaiserpfalz" in der Philipp-Reis-Straße. Zur Kandidatenkür sind weitere Interessenten willkommen. hein

Kalbacher kritisieren neues Buskonzept

Das neue Buskonzept für den Frankfurter Norden stößt vor Ort nicht nur auf Freunde: Gleich zwei Dutzend Kalbacher Bürger äußerten während der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 12 ihren Unmut. Außer den Problemen mit überfüllten und verspäteten Bussen (die FR berichtete) kam auch die Sorge um die geplante Streckenführung der Linie 29 zur Sprache: Die soll, kaum eingeführt, schon wieder verändert werden.

Künftig würde der Bus über den Bonifatiusweg durch das Mertonviertel ins Nordwestzentrum fahren und nicht, wie zur Zeit noch, durch den Ortskern des nördlichen Stadtteils. Das wollen die Bürger und die Stadtteilpolitiker jedoch auf keinen Fall. Sie fürchten, diese Änderung würde den Feldweg zu einer "quasi-offizielle Straße machen" und damit dem Schleichverkehr ins Merton-Viertel ein Schlupfloch öffnen.

Über den Zeitpunkt der geplanten Streckenänderung konnte Frank Döbert, Pressesprecher der Stadtwerke, auf Anfrage der FR noch kein bestimmtes Datum nennen. Es sei noch nicht geprüft, ob und wie die Planung umgesetzt werden könne. Aber die Route durch das Merton- Viertel sei kürzer und werde "deshalb auch weiterhin angestrebt". ara

Darmstadt 98 bemüht sich fieberhaft um Verstärkungen Auch im Urlaub glühen Drähte Bontschev, Baban, Wörsdörfer hinterließen guten Eindruck

Seinen Winterurlaub hat Darmstadts Schatzmeister Uwe Wiesinger zwar in Südtirol verbracht, mit den Gedanken war er aber weiter am heimischen Böllenfalltor. Während sich andere Zeitgenossen auf zwei Brettern die Berghänge hinunterstürzten, ließ der sportliche Leiter des Fußball-Zweitligisten die Drähte glühen. Nach wie vor ist man bei den abstiegsbedrohten 98ern auf der Suche nach Verstärkungen; dies um so mehr, da nach den mehr oder weniger freiwilligen Abgängen von Wilhelm Huxhorn, Henrik Eichenauer und Steven Berry, dessen Vertrag im neuen Jahr in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst wurde, wieder etwas mehr Geld in den chronisch leeren Kassen der 98er zu finden ist.

"Wir wollen unseren Kader nicht ergänzen, sondern verstärken", ist die Maxime von Wiesinger, der deshalb vielerlei Gespräche mit Vereinsverantwortlichen und Spielern zu führen gewillt ist. Dieses mühselige Geschäft hat bislang ergeben, daß Trainer Alexander Mandziara derzeit drei neue Leute im Training beobachten kann: die beiden Stürmer Alexander Bontschev (MSV Duisburg) und Marcel Baban (Timesoara/Rumänien) sowie den Mittelfeldspieler Thorsten Wörsdörfer (Kickers Stuttgart), die bereits am Dienstag - mit einer Sondergenehmigung ausgestattet - im Freundschaftsspiel gegen Banik Ostrau (1:0/Tor: Stefan Simon) einen guten Eindruck hinterlassen haben. Vor allem der vierfache bulgarische Nationalspieler Bontschev, der im Augenblick in Duisburg nicht mehr zum Einsatz kommt, hat es den "Lilien" angetan. Doch von der einmal eingeschlagenen Richtung, nur solche Spieler zu verpflichten, die auch ins Gehaltsgefüge der Darmstädter passen, will Wiesinger keinen Millimeter abrücken.

Zerschlagen haben sich dagegen die Bemühungen um Ralph Bany (Karlsruhe) und Uwe Hartenberger (Uerdingen). Darüber hinaus bekunden die 98er Interesse an Michael Emenalo aus Nigeria, der am gestrigen Mittwoch in Darmstadt angekommen war. Der Mittelfeldspieler, der wegen der Ausländerklausel zuletzt im belgischen Molenbeek keinen Vertrag mehr erhalten hatte, spielte 21mal international für sein Land. Möglicherweise wird er am heutigen Donnerstag im Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern (19.30 Uhr, Böllenfalltor) schon sein Debüt bei den "Lilien" geben. kil

"Humoristen nicht straffrei"

PARIS, 13. Januar (AFP). Der französische Kabarettist Guy Bedos ist am Dienstag vom Pariser Strafgericht wegen Beleidigung des Bürgermeisters von Amneville, Jean-Marcel Kiffer, zu 5000 Franc (1500 Mark) Geldstrafe und 30 000 Franc (9000 Mark) Entschädigung verurteilt worden. Bedos hatte Kiffer in einer Rundfunksendung als "lothringischen Nazi" bezeichnet und ihm vorgeworfen, bei einer Reise nach Südafrika 1987 "die Apartheit nicht gesehen" zu haben.

Humoristen könnten stets auf Toleranz zählen, jedoch gebe es keine "grundsätzliche Straffreiheit", heißt es in dem Urteil.

SV Seulberg, Hallen-Fußball-Turnier Auf Progres-Künstler darf man sich freuen

Fußballer im Hochtaunus-Kreis haben es bekanntlich schwer. Das gilt auch für die 200 Kicker, welche die Farben des 600 Mitglieder zählenden SV Seulberg vertreten. Dennoch lassen sich die Fußballer nicht unterkriegen und veranstalten auch in diesem Jahr ihr traditionelles Hallenturnier, das allerdings in der Regel nicht mehr als 100 Besucher in die Halle lockt. Vielleicht kommen ja in diesem Jahr ein paar Sportfreunde mehr, denn mit dem Landesliga-Spitzenteam FV Progres haben sich die Seulberger einen hochkarätigen Gast geladen. Daß ihr Spiel in der Halle eine Augenweide ist, bewiesen die Frankfurter zuletzt beim Hallenturnier des Landesligisten Spvgg. Langenselbold. Die Jugoslawen sind klarer Favorit, wenn es am Sonntag von 10 bis 16.40 Uhr um die 200 Mark Siegprämie geht.

Die Prämie für den Sieger sowie die 150, 100 und 50 Mark für die Plätze werden die Abteilungskasse der Seulberg belasten, denn einen Sponsor für ihr Turnier fanden sie bislang noch nicht. Als Anwärter auf die Halbfinals gelten - in Abwesenheit von Titelverteidiger TSG Frankfurter Berg - neben den Frankfurtern die Bezirksoberliga-Teams von Melitia Roth und der SG Ober-Erlenbach. Doch möglicherweise schafft auch einer der Außenseiter SV 06 Bad Nauheim oder FC Kalbach die Überraschung. Nicht zuletzt die Gastgeber rechnen sich ebenfalls Chancen aus. Die Halbfinalspiele werden um 15 Uhr beginnen, das Endspiel ist für 16.20 Uhr anberaumt.

Die Generalprobe in Form eines Soma- Hallenfußballturnieres klappte bereits hervorragend. Die TuS Weilnau sicherte sich durch ein 2:0 über die Spvgg. Hattstein den Sieg im Zehnerfeld. Den dritten Rang erspielte sich die SG Seulberg/ Friedrichsdorf. Sollte die "erste Geige" am Wochenende ein ähnliches Resultat erzielen, wären die Verantwortlichen des SV sicher sehr zufrieden. ina

GaG hat keine Betreuungsräume mehr

BAD HOMBURG. In der Gesamtschule am Gluckenstein können keine weiteren Räume für die Betreuung von Kindern aus dem Neubaugebiet Stedter Weg genutzt werden. Zu diesem Ergebnis kam jetzt das Kreisschulamt, nachdem das Stadtparlament vom Magistrat vor 14 Monaten Verhandlungen mit dem Kreis verlangt hatte. Der Jugend- und Sozialausschuß des Parlaments wurde am Mittwoch abend über die Absage informiert.

Das Schulamt begründet sie laut Sozialdezernent Heinrich Gerhold (FDP) vor allem damit, daß bereits dem "Verein zur Förderung von Kindern und Jugendlichen in den Ortsteilen Eichenstahl und Gluckenstein" mehrere Räume zur Verfügung gestellt wurden. Dieser betreut, gefördert von der Stadt, unterrichtsbegleitend Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule. Die Stadt räumt diesem Projekt laut Gerhold Priorität ein und hält es für eine "sinnvolle Alternative zur reinen Kinderbetreuung". stk

Heute Besuch aus Bruntal Tschechische Delegation bereitet Kreis-Partnerschaft vor

WETTERAUKREIS. Eine vierzehnköpfige Delegation aus dem anvisierten tschechischen Partnerkreis Bruntal wird am heutigen Donnerstag im Wetteraukreis erwartet. Um 19 Uhr sollen die tschechischen Gäste, darunter der Landrat des Kreises Bruntal, Stanislav Navratil, etliche Bürgermeister sowie der Direktor der Tschechischen Handelskammer, Jiri Germanic, im Plenarsaal des Landratsamtes in Friedberg empfangen werden. Bis zur Abreise am kommenden Dienstag haben die Besucher ein stattliches Programm zu bewältigen.

Für das Programm am Freitag zeichnen die Industrie- und Handelskammer Friedberg (IHK) und die Sparkasse Wetterau verantwortlich. Die Firmen Hornitex in Nidda und Präzisionstechnik in Gedern sollen besichtigt werden. Beri Niedecker geht es um ein ganz konkretes Partnerschaftsprojekt: eine Fortbildung für tschechische Facharbeiter in der derzeit leerstehenden Lehrwerkstadt der Präzisionstechnik.

Die Kläranlagen in Hirzenhain und Bad Salzhausen stehen am Nachmittag auf dem Besuchsprogramm. Am Abend soll schließlich im Schulungszentrum der Industrie- und Handelskammer über die wirtschaftliche Situation im Wetteraukreis gesprochen werden.

Ein Rundgang durch Friedberg unter der Führung von Petra Rauch-Weitzel steht auf dem Samstagsvormittagsprogramm. Am Nachmittag geht es um die große und die kleine Politik: Im Plenarsaal des Landratsamtes wollen der Landrat Rolf Gnadl, seine Stellvertreterin Gila Gertz, die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen und die Wetterauer Bürgermeister und Bürgermeisterinnen mit den Gästen über "die politische Situation in der Bundesrepublik Deutschland im allgemeinen und im Wetteraukreis im besonderen" sprechen. Am Sonntag führt die OVAG die Besucher zu ihrem Wasserwerk in Inheiden und zu ihrem Windenergiepark bei Hartmannshain. Um 17 Uhr wird die Delegation aus Bruntal in Schotten erwartet. Das Vogelsberg-Städtchen beabsichtigt, mit der Stadt Rymarov im Kreis Bruntal eine Partnerschaft zu schließen. Rymarovs Bürgermeister Miroslav Slovacek ist denn auch mit von der Partie.

Am Montag schließlich stehen Karben, Nidda, Büdingen und Glauburg auf dem Besuchsprogramm sowie am Nachmittag der Feuerwehrstützpunkt Bad Nauheim, die Behindertenwerkstatt in Ockstadt und die Kompostierungsanlage in Grund- Schwalheim. ieb

Einmalige Ausstellung mit Kollwitz-Bildern

DIETZENBACH. Eine einmalige Ausstellung kommt am Freitag, 22. Januar, ins Bürgerhaus: Gezeigt werden Radierungen, Lithographien und Holzschnitte von Käthe Kollwitz aus der Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin, die zum erstenmal geschlossen im Westen zu sehen sind.

Anlaß für die Ausstellung ist der 125. Geburtstag der Berliner Künstlerin, die sich während ihres ganzen Lebens für die Armen und Unterdrückten engagierte.

Motto der Werkschau in Dietzenbach ist das Kollwitz-Wort: "Ich will wirken in dieser Zeit." Die Vernissage ist am Freitag, 22. Januar, sie beginnt um 19.30 Uhr. Die Ausstellung ist bis zum 25. Februar zu sehen. hf

Im Hintergrund: "Kreisplanung"

USINGER LAND. "Schule 2000", das Konzept des Kreises für den Schulstandort Neu-Anspach, muß zwangsläufig, wie jeder Zukunftsentwurf, mit unbekannten Größen arbeiten. Die größte Unbekannte im vorliegenden Fall ist für Landrat Jürgen Banzer die Bevölkerungsentwicklung. Dabei geht es aber nicht nur um die Frage, wie schnell die Kleeblattgemeinde weiterwachsen soll. "Der gesamte Raum wächst schneller als von Planern konzipiert", hat der Landrat erkannt und fordert daher eine "Entwicklungsphilosophie für das Usinger Land", die zur Grundlage für die infrastrukturelle Versorgung werden müßte.

Nach der Kommunalwahl will Banzer die Initiative ergreifen und den Aspekt "Kreisplanung" in seiner Arbeit wieder stärker beachten. "Kreisplanung heißt Planung im Usinger Land", erklärt der Landrat. "Es geht nicht mehr, daß dort jede Gemeinde einzeln diskutiert." Ein Arbeitskreis soll daher gegründet werden, um die "Gesamtdiskussion" zu führen.

Die Kontroversen über die Ausweisung neuer Baugebiete in Wehrheim (Stecker), Usingen (Schleichenbach 2) und Neu-Anspach (Hochwiese 4 und 5) interpretiert Banzer als ermutigende Signale. "Das Usinger Land muß beginnen, sich darüber klar zu werden, wohin es wachsen will." cn

"Der Amour fou ist das Chaos" Louis Malle im Gespräch über seinen neuen Film "Verhängnis"

FR: Im Zentrum Ihres Films steht der Satz: "Menschen, die verletzt wurden, sind gefährlich, weil sie wissen, daß sie überleben können." Er verweist auch auf ein Klischee, denn er sagt: Die Gefahr geht von dieser Frau aus. Sie ist für den Mann das Verhängnis. Und nichts anderes meint ja "femme fatale".

Louis Malle: Dieses Thema ist oft behandelt worden. Ganz typisch zum Beispiel im "Blauen Engel". Die Frau spielt mit dem Mann, macht ihn lächerlich, zerstört ihn. So ist das hier aber nicht. Mich hat an dem Buch eben diese Persönlichkeit der Anna Barton fasziniert. Sie ist jemand, der tief verletzt wurde, als er sehr jung war. Und es gibt zwei Arten, darauf zu reagieren. Entweder man verschwindet und bleibt für den Rest seines Lebens ein Opfer oder man hat diese vitale Energie zu überleben. Wenn Anna den Selbstmord ihres Bruders entdeckt, geht sie und schläft mit einem anderen Jungen. Sie entscheidet sich gegen den Tod und für das Leben. Sie ist ein "survivor" - im Französischen gibt es dafür kein Wort -, und natürlich macht sie das gefährlich. In meiner Vorstellung zieht sich der Mann, Stephen Fleming, am Ende des Films aus dem gleichen Grund völlig zurück aus der Gesellschaft. Weil er weiß, daß nun auch er einer ist, der überlebt hat. Und wenn Sie sagen, daß die Frau dadurch etwas Klischeehaftes bekommt - vielleicht haben Sie recht. Ich weiß es nicht. Ich habe die Charaktere aus dem Buch genommen. . . .

Die Erzählerperspektive scheint eine der heikelsten Aspekte des Films. Die Autorin, Josephine Hart, hat, als Frau, den Roman aus der subjektiven Sicht des Mannes geschrieben. Da gibt es einen Bruch, der in Ihrer Adaption verschwindet. Hatten Sie keine Angst vor der Eigendynamik von Männerphantasien?

Ich habe darüber viel nachgedacht. Ich wollte diese vollkommen subjektive Perspektive nicht übernehmen. Dann hätte ich "voice over" benutzen müssen. Und doch erscheint die Erzählung aus der Sicht der Person des Stephen, den Jeremy Irons spielt. Ich habe mich ihr sehr nah gefühlt, fand sie vollkommen klar, ganz anders als die Figur der Anna. Ich erinnere mich, daß ich Josephine Hart fragte: "Sie müssen Leute wie Stephen Fleming, seine Frau, das ganze Milieu sehr gut kennen, aber Anna, kennen Sie auch jemanden wie sie?" Und dann hat sie gesagt: "Anna, das bin ich." Natürlich ist es vielmehr eine Phantasie ihrer selbst, die Phantasie einer Frau mit dieser Aura der Bürde, die sehr zerstörerisch ist. Und trotzdem bleibt im Buch Anna die geheimnisvolle Figur. Für mich persönlich, als Regisseur und sicher auch als Mann, war sie es, die mich vor allem fasziniert hat.

Sie zeigen die verändernde und zerstörerische Kraft der Leidenschaft im Konflikt mit den Gesetzen der bürgerlichen Gesellschaft. Insofern steht "Verhängnis" in der Tradition Ihrer Auseinandersetzung mit der Bourgoisie, etwa in Filmen wie "Die Liebenden", "Irrlicht" oder "Herzflimmern".Ja, ich habe das schon oft bearbeitet. Aber ich glaube, hier geht es über die bürgerliche Klasse hinaus. Es sind die Regeln des gesellschaftlichen Lebens ganz allgemein, die aus einem amour fou automatisch eine Explosion machen. Mir scheint, es gibt eine Unvereinbarkeit der Prinzipien, einen Widerspruch zwischen der amour fou und den bürgerlichen Werten der Ordnung, der Moral, der Tradition. Sagen wir mal, die amour fou, das ist das Chaos, die Unordnung.

"Wir müssen hierfür eine Form finden" sagt Jeremy Irons einmal. Aber es gelingt ihm nicht. Seine Ordnung bricht zusammen. Gleichwohl gibt es, im Film wie im Buch, durch die ödipale Konstellation und das Inzestmotiv ein altbekanntes Erklärungsmuster, das unserer Kultur und Identität zugrundeliegt und dem Ganzen doch "eine Form gibt".

Sicher wird der Inzest in zwei Aspekten angesprochen. Wenn Anna in diese Familie kommt, schließt sich ein Viereck. Aus Mutter und Sohn, ihr selbst und dem Vater werden zwei Paare. In ihrer Beziehung zu Vater und Sohn scheint sie die inzestuöse Beziehung zu ihrem Bruder wiederholen zu wollen. Zugleich ermöglicht sie dem Vater eine Art Rache am Sohn . . .

Et voilà, eine perfekte Struktur für die Unordnung!

Nein, das sind doch immerhin verbotene Strukturen, die zu dieser Explosion führen.Die Liebesszenen zwischen Juliette Binoche und Jeremy Irons haben etwas seltsam Nüchternes. Wie inszeniert man solche Szenen?

Eine Inszenierung im Sinne einer Choreographie gibt es da nicht. Jedenfalls nicht für mich. Wir haben wochenlang zu dritt darüber diskutiert, und dann ist das zwischen den Schauspielern entstanden. Ich wollte nicht, daß es so aussieht, als würden sich zwei Menschen einfach Lust bereiten. Ich wollte, daß es Angst macht, daß es gefährlich erscheint und wie . . .

Wie eine Geburt? Juliette Binoche hat es so genannt!

Ja genau, das ist wahr.

Juliette Binoche hat mir auch erzählt, daß es nach der sehr gleichberechtigten Arbeit mit Leos Carax für sie nicht einfach war mit dem "Meister" Luis Malle.

Sie hatte eine völlig andere Vorstellung von dieser Rolle, und ich habe versucht, sie zu überzeugen. Sie sah diese Anna als ganz einfache Persönlichkeit. Das hat mich erstaunt, aber nie beunruhigt. Denn in ihrem Gesicht so viel Geheimnis, und sie ist viel komplexer als sie glaubt. Als sie den Film gesehen hat, hat sie, glaube ich, verstanden, was der Drehbuchautor David Hare und ich meinten. Für mich ist der Film sehr seltsam. Ich habe den Eindruck, Jeremy Irons hat seinen Film gemacht und Juliette Binoche hat ihren Film gemacht. Gewiß, sie sind sehr gut. Aber es ist doch mein Film!

Das Gespräch führte Suzanne Greuner

Zur Sache: Bagatellschaden

OBERURSEL. Die Polizei braucht bei Verkehrsunfällen künftig nicht mehr in jedem Fall auszurücken. Das Innenministerium unterscheidet drei Kategorien von Karambolagen, bei denen die Ordnungshüter auf der Wache bleiben dürfen:

* Wenn niemand verletzt wurde;

* wenn es nur Blechschäden unterhalb einer Schadenshöhe von geschätzt 4000 Mark gegeben hat;

* wenn der Unfallverursacher lediglich mit einem Verwarnungsgeld von bis zu 75 Mark belegt würde.

Verwarnt werden Autofahrer wegen eher geringfügiger Verstöße: beispielsweise Auffahren auf ein stehendes Fahrzeug, unvorsichtiges Wenden, unachtsamer Fahrbahnwechsel oder einer Rempelei auf dem Parkplatz.

Dagegen kommt die Polizei weiterhin zum Unfallort, wenn schwerere Regelverstöße die Ursache waren: etwa das Überfahren einer roten Ampel oder die Mißachtung der Vorfahrt - von Alkohol am Steuer oder ähnlichen Verfehlungen ganz zu schweigen. Für so was ist dann auch mindestens ein Bußgeld (über 75 Mark) fällig.

Auf jeden Fall muß die Polizei auch erscheinen, wenn die verunglückten Fahrzeuge den Verkehr gefährden. Freilich haben Autofahrer die Pflicht, bei Bagatellschäden die Straße so schnell wie möglich frei zu machen. mak

Weitere Kurzarbeit bei Opel vereinbart

cas RÜSSELSHEIM. Sieben weitere Kurzarbeittage, drei im Februar und vier im März, werden bei Opel im Rüsselsheimer Stammwerk angesetzt. Der Betriebsrat des Automobilunternehmens hat nach Auskunft seines neuen Vorsitzenden Rudi Müller einen entsprechenden Antrag der Geschäftsleitung genehmigt. Ein Firmensprecher begründet die Zwangspausen mit dem schlechten Absatz.

Müller, der für den in den Ruhestand getretenen Richard Heller vom bisherigen Stellvertreter zum Betriebsratsvorsitzenden aufrückte, verweist außerdem auf die hohen Lagerbestände der General- Motors-Tochter. Nach seinen Angaben hat die Geschäftsleitung über die jetzt vereinbarten sieben Tage hinaus weitere Kurzarbeit speziell wegen der schleppenden Nachfrage nach dem Modell Omega ins Gespräch gebracht. Vor diesem Hintergrund werde die Arbeitnehmervertretung mit der Werksleitung über den geplanten Personalabbau bei Opel sprechen, kündigt Müller an. Eine Korrektur dieser Absichten sei dringlich.

Nachdrücklich weist der Betriebsratsvorsitzende Plädoyers des Managements für Samstagsarbeit zurück. Es passe nicht zusammen, freitags Kurzarbeit einzuführen und dann samstags arbeiten zu lassen. Im übrigen verhandele die Geschäftsleitung derzeit mit dem Betriebsrat des Bochumer Werks darüber, dort die Nachtschicht wegen der schlechten Absatzlage wieder einzustellen.

SPD-Strategie am Pranger

hll BONN, 14. Januar. Unter den 239 SPD-Bundestagsabgeordneten herrscht Unmut über Regiemängel, Strategiefehler und Führungsschwächen der Fraktions- und Parteispitze. Dies wurde in einer internen Diskussion deutlich, deren Verlauf von den etwa 70 Teilnehmern unterschiedlich geschildert wurde. Auf Befragen der FR gaben einige Fraktionsmitglieder an, der Vorsitzende Hans-Ulrich Klose und der Parlamentarische Geschäftsführer Peter Struck seien "gerupft" worden. Andere bestritten dies und nannten die Diskussion "Korinthenkakkerei"; allerdings sei "Dampf abgelassen" worden.

Anlaß für die Auseinandersetzung waren Vorschläge des hessischen Abgeordneten Werner Schuster, die Fraktionsarbeit zu straffen. Über die Strategie der SPD-Bundestagsfraktion soll Mitte März in Berlin beraten werden.

Nur noch die Hälfte der Süchtigen sind in der City geblieben / Straßenraub ging zurück Drogen: Konzept der Polizei greift Mehr Hilfsangebote Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Die Zahl der Rauschgiftsüchtigen, die sich in der Frankfurter City und im Bahnhofsviertel aufhalten, ist von früher knapp 1000 auf etwa die Hälfte zurückgegangen. Die Ursache dafür sieht die Polizei in der Auflösung der offenen Drogenszene in der Taunusanlage vor zwei Monaten und dem damit verbundenen Kontrolldruck durch mehr als 100 Uniformierte pro Tag. Parallel dazu registrierte die Polizei in diesem Gebiet einen Rückgang der Beschaffungskriminalität: Die Raubstraftaten haben um mehr als zehn Prozent abgenommen. Diese Entwicklung beeinflußt das Sicherheitsgefühl der Frankfurter positiv. In einer Meinungsumfrage erklärten zwar 64 Prozent der Befragten, sie fühlten sich in der Stadt "manchmal" unsicher, doch lediglich 23 Prozent haben dieses subjektive Empfinden, wenn sie sich in der Innenstadt aufhalten.

Die Bürgertelefone bei Polizei und Ordnungsamt, über die mögliche Verlagerungen der Drogenszene gemeldet werden können, läuten nur selten. "Es gibt keine Erkenntnisse über eine Verdrängung in angrenzende Stadtteile oder in Parkanlagen", erläutert Polizeisprecher Peter Borchardt. Werner Schneider, Leiter des städtischen Drogenreferats, pflichtet bei: "Wir haben deutlich weniger Beschwerden." Der Druck der Polizei geht einher mit einem seit vergangenem Herbst deutlich gesteigerten Hilfsangebot für Drogenabhängige. Die Stadt hat neue Einrichtungen in der Friedberger Anlage und vor allem in der Schielestraße im Frankfurter Osten geschaffen.

Seitdem die Polizei keine offene Szene mehr duldet, sind die Krisenzentren gefragt. "Wir haben Kontakte zu den Fixern in einem noch nie gekannten Ausmaß", zeichnet Werner Schneider ein "positives Bild" von der konzertierten Aktion von Stadt und Polizei.

Jeden Tag laufen zwischen 700 und 800 Personen die Adressen in Mosel- und Elbestraße, in der Friedberger Anlage und in der Schielestraße an. Das Methadonprogramm - mittlerweile gibt es acht Ambulanzen für die Substitution - ist von der Stadt von 250 auf mehr als 400 Personen erweitert worden. Schneider rechnet in absehbarer Zeit mit einer Verdoppelung. Die Angebote sollen den Frankfurtern vorbehalten bleiben, um die Sogwirkung der Metropole auf Drogenabhängige zu reduzieren. Das Drogenreferat sieht derzeit erste Ansatzpunkte für eine qualifizierte Rückkehrhilfe. So nach Offenbach, wo demnächst Übernachtungsbetten zur Verfügung stehen werden.

Solche Angebote sind dringend notwendig, denn in der Schielestraße ist die Nachfrage so groß, daß anstatt der vorhandenen 73 die doppelte Zahl an Betten belegt werden könnte. Auswärtige, so die Direktive für das Leitungsteam, sollen hier möglichst nicht länger als drei Nächte verweilen. Derzeit kommt jeder Vierte von außerhalb.

Obwohl es keine offene Szene mehr gibt, ist das Drogenproblem unvermindert ernst. Für den Leiter des Rauschgiftkommissariates, Norbert Ditt, stellt sich die Lage eher schwieriger dar. Die Kontakte zwischen Süchtigen und Dealern sind unauffälliger geworden.

Der Handel verlagert sich - für die Fahnder oft nur schwer nachvollziehbar - in Gebiete mit verminderter Polizeipräsenz. Das Potential der überwiegend nordafrikanischen Händler, das zumeist im Bahnhofsviertel agiert, wird von der Polizei unvermindert auf 1000 Personen geschätzt.

Es fällt schwer, die Dealer zu überführen, obwohl die Polizei die Zahl der verdeckten Ermittler erhöht hat. In den Wochen seit Mitte November ist es wenigstens gelungen, gegen 24 Drogenhändler Beweise zu erheben, die für Haftbefehle ausgereicht haben.

(Siehe auch Seite 20: "Polizist filmt . . . ")

Küche im Auto

In die Frankfurter Autoabgase wird sich also demnächst eine neue Duftnote einmischen: Die Maingas AG stellt ihre ersten beiden Fahrzeuge auf Gas-Betrieb um. Das ist beileibe nichts Neues. Niederländer tanken seit Jahr und Tag Gas als Treibstoff, und die Freunde im niederrheinischen Grenzbereich können, wie viele ihrer holländischen Nachbarn, im Kofferraum ihres Autos kaum etwas unterbringen - dort liegt der Butangas- Tank, der bei Spritztouren ins Nachbarland immer wieder billig aufgefüllt wird.

Aber vielleicht ließe sich das Projekt in Frankfurt ausbauen. Es ist schließlich die Stadt der überbeschäftigten und unterversorgten Singles, die kaum Zeit haben zum Kochen. Eine Mini-Gas-Küche im Auto wäre gar nicht verkehrt. Dann könnte während der Fahrt der Gemüseauflauf im Kofferraum garen.

Wir sehen schon die nächste Maingas-Werbung: "Der Auto-Herd ist Goldes wert". Ihre Bastienne

Tierheim hatte in der Nacht ungebetene Gäste

HATTERSHEIM. Einbrecher sind in der Nacht von Montag auf Dienstag ins Hattersheimer Tierheim eingedrungen. Wie die Polizei gestern mitteilte, stiegen die Unbekannten über einen Zaun ein, brachen einen Tierzwinger auf und gelangten durch einen Katzenkäfig in das Gebäude hinein.

Sie hebelten die Tür zum Büro auf, durchsuchten den Raum, brachen dort verschiedene Behältnisse auf und entwendeten schließlich eine Kassette mit Bargeld. Zwischen 100 und 200 Mark sollen sich darin befunden haben. she

Die interessante Sportnotiz

Otten im Pech Jonny Otten, viele Jahre beim Fußball- Bundesligisten Werder Bremen und jetzt für den Zweitligisten VfB Oldenburg tätig, hat sich beim Training in der Halle so schwer am Kreuzband verletzt, daß er für ein halbes Jahr ausfällt. Krifteler Volker Braun verletzt Der Kapitän des Volleyball-Bundesligisten TuS Kriftel, Volker Braun, hat sich beim Spiel gegen den TV Düren schwer verletzt. Der Universalspieler erlitt einen Bänderriß im rechten Sprunggelenk. Der 24jährige muß mindestens vier Wochen pausieren. Dresden legt Konzept vor Der hochverschuldete Bundesligist 1. FC Dynamo Dresden stellte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Sanierungskonzept vor. Es wurden keine Einzelheiten über den Vorschlag veröffentlicht.Wengen und Adelboden abgesagt Den hohen Temperaturen und der zu dünnen Schneedecke fielen gleich zwei traditionsreiche Ski-Weltcup-Rennen der Männer in der Schweiz zum Opfer. Abgesagt wurden am Mittwoch die für den 23. und 24. Januar vorgesehenen 63. Lauberhornrennen (Abfahrt und Slalom) sowie der Riesenslalom in Adelboden, der für den 19. Januar geplant war. Profiverträge für Albaniens Kicker Für die erste Hälfte der Saison 92/93 haben nach einer Meldung der amtlichen albanischen Nachrichten-Agentur ATA vom Mittwoch zehn Spieler in Griechenland, sechs in Rumänien und je einer in Malta, Belgien und Schottland einen Profivertrag unterschrieben. Kaiserslautern gewinnt Turnier Der Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat am späten Dienstagabend das internationale Hallenturnier in Amneville bei Metz gewonnen. Im Finale bezwangen die Pfälzer vor 2500 Zuschauern den französischen Erstdivisionär FC Metz mit 5:4 (3:1). Im Spiel um Platz drei setzte sich der vielfache russische Meister ZSK Moskau mit 9:3 gegen den französischen Viert-Divisionär US Forbach durch. Manfred Klein hört mit dem Sport auf Ruder-Olympiasieger Manfred Klein zieht sich aus dem Sport zurück. Der 45 Jahre alte Achter-Steuermann aus Berlin hatte bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Barcelona im vergangenen Jahr die deutsche Fahne getragen. Ursache für den Rücktritt sind gesundheitliche Gründe. Saison für Grahammer beendet Für Roland Grahammer ist die Bundesliga-Saison endgültig beendet. Der 29 Jahre Abwehrspieler des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München muß sich am kommenden Montag in Vail im US-Bundesstaat Colorado einer erneuten Operation am rechten Knie unterziehen. "Anschließend werde ich gut zehn Wochen nichts machen können. Die Saison ist damit gelaufen", so Grahammer am Mittwoch.

Saarbrücken zeigt Daum an Christoph Daum droht neuer Ärger mit dem Kontroll-Ausschuß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): Der Bundesliga- Aufsteiger 1. FC Saarbrücken hat den Trainer des Deutschen Meisters VfB Stuttgart am Mittwoch vormittag per Telefax beim DFB angezeigt. Daum soll am vergangenen Sonntag beim Hallenturnier in Köln seine Spieler zu Fouls gegen Saarbrückens Libero Michael Kostner aufgefordert haben. Siege für Korda und Courier Zu leichten Auftaktsiegen kamen der Weltranglisten-Erste Jim Courier aus den USA und der Tscheche Petr Korda beim Tennis-Einladungsturnier im australischen Adelaide. Nur 62 Minuten benötigte Courier beim 6:1, 6:3 gegen den australischen Doppel-Weltmeister Todd Woodbridge, noch drei Minuten kürzer stand Korda beim 6:1, 6:2 gegen den Amerikaner Patrick McEnroe auf dem Court. Arsenal im Liga-Cup-Halbfinale Der englische Fußball-Erstdivisionär FC Arsenal London erreichte durch einen 2:0-Erfolg gegen den Liga-Konkurrenten Nottingham Forest das Halbfinale um den Liga-Cup. Matchwinner für die "Gunners" war Nationalstürmer Ian Wright, der beide Tore gegen den Tabellenletzten der Premier League erzielte. Erst vor zehn Tagen hatte Wright mit einem Hattrick gegen Yeovil für den Viertelfinal- Einzug des Meisters von 1991 gesorgt, der in Hin- und Rückspiel nun auf Crystal Palace trifft.

Werkstatt für Leute, die gerne aus der Rolle fallen

FREIGERICHT. Lust auf Theater? Wer aus etwas ein Drama machen kann, manchmal aus der Rolle fällt oder sich gerne aufspielt, sollte mal bei der evangelischen Johanneskirche in Somborn vorbeischauen. Dort beginnt am Montag, 18. Januar, eine Theater-Werkstatt im Gemeindezentrum ihre Arbeit, bei der nicht nur Könner, sondern auch Neugierige willkommen sind.

An 15 Abenden, jeweils montags ab 20 Uhr, beschäftigen sich die maximal 15 Teilnehmer mit der Sprachtechnik, Körpersprache oder Rollenspiel und bereiten eine Aufführung vor. Die Teilnahme kostet 40 Mark für Jugendliche, 60 Mark für Ältere. Interessenten sollten sich mit Corinna Delkeskamp-Hayes in Verbindung setzen, Telefon 0 60 55 / 66 10. jan

FRIEDBERG. Wenigstens sprechen sie wieder miteinander - die Politiker und die jungen Menschen, die nicht in einem Verein oder Verband organisiert sind und entschlossen ein Haus für sich fordern. Das FR-Forum zum Jugendzentrum am Dienstag in der Stadthalle Friedberg könnte der Auftakt für weitere Gespräche sein zwischen den etablierten Parteien und einer risikoscheuen Verwaltung einerseits und der "autonomen Jugend" der Kreisstadt andererseits. Auf dieser Seite dokumentiert die FR die wesentlichen Aussagen der Politiker. Sie können als Grundlage für weitere Gespräche und als Entscheidungshilfe zur Kommunalwahl am 7. März dienen - und nicht zuletzt dazu, Versprechungen der Parteien einzufordern.

Belgrad sieht Genfer Vereinbarungen als "Schritt zum Frieden" Milosevic hebt vereinbartes Konsensprinzip hervor / Kroatiens Präsident Tudjman wertet Konferenz als "großen Erfolg" Von unserem Korrespondenten Harry Schleicher

BELGRAD, 13. Januar. "Als einen großen Schritt vorwärts zum Frieden, der für alle in den jugoslawischen Gebieten so notwendig ist", hat der serbische Präsident Slobodan Milosevic die bei den Genfer Verhandlungen erzielte Übereinkunft zur Beendigung des Krieges in Bosnien gewertet.

Milosevic erläuterte im Fernsehen Serbiens, die Zustimmung des bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic zum umstrittenen "Verfassungsrahmen für Bosnien-Herzegowina" sei möglich geworden, nachdem in Genf "das Prinzip über die gleichberechtigte Berücksichtigung der Interessen aller drei konstitutiver (staatsbildender) Nationen" in Bosnien-Herzegowina, der Muslime, Serben und Kroaten, präziser definiert worden sei. In dem zuletzt von den beiden Kopräsidenten der Konferenz, dem UN-Vertreter Cyrus Vance sowie EG-Vermittler David Owen, von zehn auf neun Verfassungspunkte reduzierten Papier, seien die Stellung der drei konstitutiven Völker und besonders das Konsensprinzip zufriedenstellender beschrieben.

Mit der damit erfolgten Festschreibung, daß alle Fragen der künftigen verfassungsrechtlichen Neuordnung Bosnien-Herzegowinas nur auf der Basis des "dreifachen Konsensus", also der Übereinstimmung aller drei ethnischen Parteien, gelöst würden, seien die Rechte des serbischen Volkes gesichert. Den Serben könnten keine Lösungen mehr aufgezwungen werden, meinte Milosevic.

Weit vorsichtiger urteilte der Präsident Restjugoslawiens, Dobrica Cosic, nach seiner Rückkehr in Belgrad. Die Genfer Gespräche gäben "Anlaß zu Hoffnung, aber auch Sorge". Cosic räumte ein, daß es in den vorgelegten Verfassungsprinzipien "Formulierungen und Standpunkte gab, die die wahren und alle Ziele des Befreiungskampfes der Serben in Bosnien- Herzegowina nicht zufriedenstellen". Im Interesse des ganzen Jugoslawien und gesamten serbischen Volkes habe man sich aber "über Zweifel und Ängste unserer Brüder in Bosnien-Herzegowina" hinwegsetzen müssen. Die Differenzen bezögen sich aber keineswegs auf inhaltliche Fragen, sondern auf Fragen der Taktik.

Sowohl Cosic als auch Milosevic gaben zu erkennen, daß es "sehr langer Gespräche" mit der Delegation der bosnischen Serben bedurfte, bis deren Führer Karadzic das vorgelegte Papier schließlich akzeptierte. Jetzt hoffe man auf die Annahme des Verhandlungsergebnisses durch die Vertretung der "Serbischen Republik" in Bosnien. Milosevic wollte zwar nicht behaupten, daß nunmehr "praktisch jede Gefahr der Ausweitung kriegerischer Konflikte beseitigt ist", sprach aber von Möglichkeiten, "die positive Entwicklung fortzusetzen".

Präsident Cosic präzisierte, welche Fragen zwischen seiner Delegation und derjenigen der bosnischen Serben am heftigsten umstritten waren. Karadzic bestand besonders darauf, daß anstatt der "konstitutiven Nationen" der Begriff der "konstitutiven Einheiten" im territorialen Sinn verwendet werden sollte. Damit sollte offenbar die Staatlichkeit des serbischen Staatswesens in Bosnien festgeschrieben werden, was aber die Konferenzpräsidenten entschieden ablehnten.

Der Präsident des regulären Parlaments von Bosnien-Herzegowina, Miroslav Lazovic, wertete, wie die Nachrichtenagentur AFP meldete, die bedingte Zusage der bosnischen Serben als "positive Entwicklung". In Paris schloß er allerdings nicht aus, daß der bosnische Serben-Führer Radovan Karadzic nur Zeit gewinnen wolle, um weitere Gebiete zu erobern. Kroatiens Präsident Franjo Tudjman sagte in Zagreb, die Konferenz sei zu einem "großen Erfolg" geworden.

250 Menschen beteiligten sich am Forum der Frankfurter Rundschau über die Perspektiven für ein Jugendzentrum in der Kreisstadt Bescheidener Erfolg für Friedbergs Jugend Politiker sprechen wieder mit Hausbesetzern

pid Göttingen, M. Brunnert, 13. Januar 1993, pid-han "Neues Asylrecht zynische Verhöhnung des Rechtsstaates" Niedersächsischer Flüchtlingsrad verurteilt Seiters-Vorschlag pid. GÖTTINGEN. Der von Bundesinnenminister Seiters vorgelegte Entwurf für das neue Asylrecht widerspricht nach Meinung des Niedersächsischen Flüchtlingsrates in zentralen Punkten dem Völkerrecht. Das Bestreben, möglichst vielen Flüchtlingen ein Asylverfahren in der Bundesrepublik zu verweigern, "laufe auf eine zynische Verhöhnung des Rechtsstaates hinaus", sagte ein Sprecher der Organisation am Mittwoch vor Journalisten in Göttingen. Der Flüchtlingsrat will die "einschneidenden Verschärfungen des Flüchtlingsrechts und die Militarisierung an den Grenzen" nicht hinnehmen. Alle niedersächsischen Bundestagsabgeordneten sollen in einem Brief aufgefordert werden, dem Gesetzentwurf ihre Zustimmung zu verweigern. Darüberhinaus soll auch die Klage eines Asylbewerbers vor dem Bundesverfassungsgericht unterstützt werden. * * *

Verkehrsberuhigung im Ortsbeirat Rendel

KARBEN. Die geplanten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Jahnstraße und in der Straße Taunusblick will der Magistrat in der nächsten Sitzung des Rendeler Ortsbeirates vorstellen.

Die Sitzung ist öffentlich und findet am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus in der Heinrich-Steih-Straße statt. Eingeladen sind vor allem die betroffenen Anwohner sowie die Mitglieder des Elternbeirates des städtischen Kindergartens. mu

Beatles-Revival-Band gastiert in Bad Orb

BAD ORB. Seit über 15 Jahren verfolgen sie die Spuren der legendären Pilzköpfe aus Liverpool. Am Freitag, 22. Januar, kommen sie nach Bad Orb: die Beatles-Revival-Band, laut Veranstalter das "perfekte musikalische Double" von McCartney & Co.

Die "Nostalgie-Tour ins Sgt.-Pepper- Land" beginnt um 19.30 Uhr in der Konzerthalle. Karten zum Preis von 16 bis 32 Mark gibt es im Verkehrsbüro Bad Orb, Telefon 0 60 52 / 10 15, Restkarten ab 18.30 Uhr an der Abendkasse. jan

Stadtbediensteten wird die Bahn-Card ersetzt

GIESSEN. Die Stadt Gießen rührt für die Begünstigung der Bundesbahn die Werbetrommel: Angestellte der mittelhessischen Universitätsstadt, die mit ihrer eigenen Bahn-Card zum halben Preis fahren, erhalten künftig für diese Reisen auf dem Schienenweg vom Magistrat so lange den vollen Fahrpreis (das Haupt- und Personalamt hat als Großkunde bereits einen Rabatt von 17,5 Prozent auf die üblichen Tarife) erstattet, bis die Kosten des 50-Prozent-Tickets gedeckt sind.

Damit möchte die Stadt Gießen ihren Mitarbeitern zum einen dieses Billett (440 Mark für die erste, 220 Mark für die zweite Klasse, ein Jahr gültig) schmackhaft machen und zum anderen einen Beitrag leisten, um den Individualverkehr einzudämmen. Der Stadtsäckel wird obendrein nicht zusätzlich belastet, wie Oberbürgermeister Manfred Mutz (SPD) betont.

Die Stadt berechnet für Dienstreisen exakt den Betrag, der aufzuwenden gewesen wäre, wenn die Person eine Fahrkarte aus dem Großkundenabonnement in Anspruch genommen hätte. tru

"Lehre aufwerten"

jr FRANKFURT A. M., 13. Januar. Vor einem weiteren drastischen Rückgang der Lehrlingszahlen warnt der saarländische Wirtschaftsminister Reinhold Kopp (SPD). In einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau fordert er einschneidende Maßnahmen zur Aufwertung der betrieblichen Berufsausbildung.

(Kopps Beitrag auf Seite 6)

Einbrecher erbeuteten Blumen für 22 000 Mark

Bei einem Einbruch in ein Blumengeschäft am Theaterplatz haben Unbekannte in der vergangenen Nacht italienische Seidenblumen im Wert von etwa 22 000 Mark gestohlen. Wie die Polizei mitteilte, waren die Täter in den Lagerraum des Ladens eingedrungen und hatten eine an vier Stellen vernietete Metallplatte vor einem Raum, der provisorisch als Lager für die Seidenblumen diente, aufgebrochen.

Die Diebe entwendeten sieben Kartons mit Ware. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. enk

Neues und Altes zu kombinieren, hat sie erfolgreich versucht Die evangelische Pfarrerin Rosemarie Wiegand verläßt nach über vier Jahren Oberhöchstadt und siedelt um nach Neuenhain

KRONBERG. Den Gitarrenkoffer in der rechten, den Korb in der linken Hand, mit raschen Schritten unterwegs zum Gottesdienst oder zur Jugendgruppe - so kannten sie die Oberhöchstädter. Übernächste Woche wird Rosemarie Wiegand, Pfarrerin der evangelischen Gemeinde, den Umzugswagen besteigen und einen letzten wehmütigen Blick auf das Häuschen werfen, das sie mit ihrer Familie bewohnt hat. Nach viereinhalb Jahren verläßt sie die Gemeinde und tritt eine neue Stelle in Bad Soden-Neuenhain an.

"Ich war sehr gerne hier, denn es war eine sehr angenehme Gemeinde", sagt die zierliche, energische 41jährige über ihre erste Pfarrstelle. Die Menschen seien offen gewesen, gespannt auf sie. Die neuen Lieder, die sie einführte, wurden freudig aufgenommen. "Niemand hat je gesagt, das wäre neumodischer Quatsch", blickt sie anerkennend zurück. Altes und Neues zu kombinieren, hat sie auf vielen Gebieten erfolgreich versucht: In den überaus beliebten Familiengottesdiensten etwa, die mit dem Team und den Kindern des Kindergottesdienstes gestaltet wurden. Keine Predigten, sondern Verkündung durch Spiel oder Pantomime. Die Arbeit für die Kollektenprojekte, etwa für Kinder in Ghana.

Die Zeit für das Familienleben mußte da oft mühsam abgezwackt werden. Kaum zu Hause, stürzten Annika (5), Arne (11) und Enno (14) auf sie zu. "Ich habe meine Arbeit oft mit nach Hause genommen, manchmal sogar bis in den Schlaf", sagt Rosemarie Wiegand lächelnd. Der Mann, Freiberufler, baute einen Redaktionskreis für den Gemeindebrief auf und rief eine Konzertreihe in der Kirche ins Leben. Und die Kinder mußten sich daran gewöhnen, daß die Mutter auch mal Ruhe zum Arbeiten brauchte oder in Gedanken versunken bei Tisch saß. Aus Oberhöchstadt geht sie ungern weg, hat viel daran gesetzt, bleiben zu können. Vor anderthalb Jahren kündigte ihr der Vermieter wegen Eigenbedarf, die Suche nach einer neuen Bleibe ging los. "Doch alles war entweder zu klein oder viel zu teuer." Die Landeskirche in Darmstadt gab ihr keine Unterstützung, dafür die Gemeindemitglieder um so mehr. Doch es half nichts. "Irgendwann hab ich das Suchen aufgegeben und beschlossen, zu gehen", sagt sie. Es war eine schmerzliche Entscheidung für sie. Doch sie freut sich auch auf die Arbeit in Neuenhain - eine halbe Stelle in der Pfarrei, eine halbe in einem Altenstift.

Im oberen Stockwerk des kleinen Reihenhauses hat sie schon mit dem Zusammenpacken begonnen. "Hier war jeder Zentimeter Platz ausgenutzt", sagt sie mit Blick auf die überquellenden Bücherregale. Da auch im Gemeindebüro nur ein Gemeinschaftsraum für Gespräche zur Verfügung stand und sie zu Hause ihre Arbeitsecke im Schalfzimmer unterbringen mußte, ging sie oft zu den Menschen hin. Auch heute, an ihrem letzten Arbeitstag, macht sie noch einmal Besuche - erst zum Seniorenkreis, dann zu zwei Frauen im Krankenhaus.

Was sie in Oberhöchstadt noch vermissen wird? Den Blick auf den Altkönig, sagt sie. Dort ging sie immer im Wald spazieren, wenn sie mal Ruhe brauchte, die Gedanken ordnen mußte. In Neuenhain wird sie sich einen neuen Spazierweg suchen müssen. Doch der Abschied von Oberhöchstadt ist kein endgültiger: Spätestens im Mai wird Rosemarie Wiegand noch einmal zurückkehren - dann wird ihr Sohn Enno in der Gemeinde konfirmiert. EVA SCHULTHEIS

SPD wirft Schwaetzer Lüge vor "Seriosität der Immobilienfirma nicht hinreichend geprüft"

ptz BONN, 13. Januar. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Achim Großmann wirft Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) vor, sie habe den Bauausschuß des Bundestages "angelogen". Entgegen ihrer Darstellung habe es "augenscheinlich" im Bauministerium keine hinreichende Prüfung der Seriosität des Unternehmens "Germania" gegeben, sagte Großmann am Mittwoch der FR. Die Ministerin hatte Ende 1992 in der Kundenzeitschrift der "Germania" geschrieben, die Immobilienfirma "kann . . . vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Wohn- und Gewerbeimmobilien wertvolle Dienste leisten". Frau Schwaetzer wies die Vorwürfe Großmanns zurück.

Nachdem die Ministerin wegen der werbenden Aussage unter Druck geraten war, hatte sie erklärt, ihr Ministerium habe die Seriosität der "Germania" geprüft. Diese Aussage wiederholte sie nach Angaben Großmanns am Mittwoch vor dem Ausschuß. Auf den SPD-Hinweis, im Informationsdienst Gerlach-Report sei die "Germania" mehrfach äußerst kritisch beurteilt worden, habe Schwaetzer erklärt, "ihr Ministerium führe den Gerlach-Report nicht". Man greife in solchen Fällen auf Kapitalmarkt-intern zurück.

Rückfragen Großmanns bei Kapitalmarkt-intern förderten allerdings am Mittwoch nachmittag zwei warnende Artikel über die "Germania" aus dem Jahr 1989 zutage. Dort wurde ein Projekt, das von der "Germania" vertrieben wird, so beurteilt: "Dieser Risikofonds ist eine Zumutung für Anleger und Anlageberater."

Im Bauministerium hieß es hierzu: Frau Schwaetzer habe im Bauausschuß erklärt, daß bei der Prüfung Kapitalmarkt-intern als Grundlage gedient habe. Sie habe dabei keine Angabe zum kontrollierten Zeitraum gemacht. Tatsächlich seien von den Mitarbeitern des Hauses wie üblich nur die beiden letzten Jahrgänge des Blattes zurückverfolgt worden, sagte Schwaetzers Pressesprecherin Elke Schicktanz. Heftige Kritik an Ministerin Brusis

vs DÜSSELDORF. Die nordrhein-westfälische Bauministerin Ilse Brusis (SPD) ist wegen ihres Lobes für die Bauunternehmensgruppe Bast am Mittwoch von den Oppositionsparteien CDU und Grüne scharf kritisiert worden. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Linssen wertete den Textbeitrag der Ministerin in einer firmeneigenen Publikation dieses privaten nordrhein-westfälischen Bauunternehmens als "unmöglichen Stil". Ihr Verhalten sei "exakt vergleichbar" mit dem "Fall Schwaetzer", meinte Linssen. Es gehe nicht an, daß eine Ministerin für ein einzelnes Unternehmen werbe.

Ilse Brusis hatte die Firma Bast-Bau gelobt und Kapitalanleger ermutigt, in das Unternehmen zu investieren.

Der parlamentarische Geschäftsführer der NRW-Grünen, Michael Vesper, nannte es "nicht in Ordnung", wenn ausgerechnet eine sozialdemokratische Ministerin Kapitalanleger ermuntere, in ein privates Bauunternehmen zu investieren. Brusis habe damit die Grenze zwischen einer zulässigen politischen Stellungnahme zu einer Unternehmensstrategie und unzulässiger Werbung für dieses Unternehmen überschritten, sagte Vesper. Er forderte die SPD auf, verbindlich zu erklären, ob sie Spenden von der Bast- Gruppe erhalten habe.

Die Düsseldorfer SPD-Landtagsfraktion wollte am Mittwoch keine Stellungnahme zum "Fall Brusis" abgeben. Das Bauministerium erklärte, Brusis habe für ihren Text kein Geld erhalten.

Klagen über das Tief im politischen Klima CDU kämpft für "eine bürgerlicher Mehrheit"

WIESBADEN. Drei Stunden lang befaßten sich am Dienstag abend Wiesbadens Christdemokraten mit Kleingedrucktem: Punkt für Punkt ackerten sie das 68 Seiten umfassende Wahlprogramm durch, mit dem sie bis zum 7. März um Stimmen werben wollen - eine langatmige Prozedur, die nur bei ein paar kontroversen Diskussionen über Änderungsanträge spannend wurde. Zuvor hatten Parteivorsitzender Horst Klee und Bürgermeister Hildebrand Diehl - beide Spitzenkandidaten der CDU für das Stadtparlament - ihre Parteifreunde mit ihren Reden auf den Wahlkampf eingestimmt. Beide beklagten das Stimmungstief im politischen Klima der Bundesrepublik, das die Wähler nicht gerade zum Urnengang ermuntere.

Dabei waren sie mit Kritik nicht eben zimperlich - sowohl am "rot-grünen Gruselkabinett" in Hessen als auch an der eigenen Bonner Riege. Horst Klee: "Entscheidungen in der Finanz- und Steuerpolitik sind überfällig, die Rücktritte von Kabinettsmitgliedern tragen nicht gerade zur Verbesserung des Image der Bundesregierung bei, die Art und Weise, wie Herr Möllemann die Nation belogen hat, berechtigt ihn nicht, Übergangs- und Ruhebezüge zu kassieren."

Vor allem aber die hessische Landesregierung bekam ihr Fett ab. O-Ton Klee: "Die Ministerinnen Blaul und Pfarr sind total überfordert und hätten in der freien Wirtschaft Schwierigkeiten, in der Telefonzentrale unterzukommen." Und im Wiesbadener Rathaus? Da sei es "höchste Eisenbahn, den Genossen die Verantwortung abzunehmen". Führungsschwäche, absolutistische Verhaltensweisen und Einschüchterungsversuche auf Verwaltungsmitarbeiter warf ihnen CDU-Chef Klee vor.

Das Wahlziel der Union in der Landeshauptstadt: "Wir kämpfen für eine bürgerliche Mehrheit." Hildebrand Diehl machte in einem Zehn-Punkte-Programm deutlich, was sich in Wiesbaden ändern werde, wenn die CDU ans Ruder kommt. Einige Beispiele: Zusätzliches Bauland soll geschaffen werden, um dämpfend auf die Entwicklung der Mietpreise einzuwirken, die Einrichtung von zwei bis drei zusätzlichen Pflegeheimen für Wiesbadener Senioren, der Bau von weiteren Park- and-ride-Plätzen, die Abschaffung der Getränkesteuer, mehr Polizeipräsenz auf den Straßen der Stadt, eine weitgehende Privatisierung von städtischen Dienstleistungen und ein Ende der Bevorzugung von Gesamtschulen.

Die meisten dieser Absichten wurden anschließend im Detail diskutiert. Wobei auffiel, daß die Junge Union in manchen Fragen kompromißloser als die Mutterpartei für Privatisierung kommunalen Dienstleistungen eintritt. Die Partei- Youngster plädieren für eine "umgehende Privatisierung der Straßen- und Gebäudereinigung, der Abfallbeseitigung und der Grünpflege" und setzten sich mit diesem Änderungsantrag durch.

Vergeblich warnte Stadtverordneter Dieter Schlempp vor einer "Ideologisierung" des Themas. "Das muß allein unter den Gesichtspunkten der Vernunft entschieden werden." Doch die Forderung des "Mittelständlers" Manfred Laubmeyer, Aufgaben städtischer Regiebetriebe künftig grundsätzlich der Privatwirtschaft zu übertragen, wurde zurückgewiesen. Bürgermeister Diehl nannte ein Beispiel aus der Verwaltungspraxis: "Die Hausdruckerei können wir nicht schließen." Vorlagen müßten häufig binnen weniger Stunden und in großer Zahl angefertigt werden. "Das würden Privatunternehmen nicht schaffen."

Diskussionen gab es auch um das Kapitel "Frauen- und Familienpolitik". Eine Schlappe mußte Frauensprecherin Angelika Thiels hinnehmen: Der Abschnitt "Schulpflichtige Kinder", in dem es besonders um eine gezielte Förderung von Mädchen ging, wurde gestrichen. Angelika Thiels konnte ihre Parteifreunde nicht davon überzeugen, daß schon kleine Mädchen in der Grundschule Repressalien der Jungen ausgesetzt sind. Einigen CDU'lern waren weitere Passagen der "Frauenpolitik" zu wenig konkret. Den Grund für die allgemein gehaltenen Forderungen nannte Horst Klee: "Wenn Konkretisierung gewünscht wird, müßten wir in unserem Wahlprogramm die Entlassung der Frauenbeauftragten Margot Brunner verlangen." Und soweit mochte die CDU dann doch nicht gehen. maf

Beispiel einer etappenweisen Umgestaltung (linkes Bild) ist das Haus Zwerggasse 4: Gewerberaum wurde in Wohnraum umgewandelt. Die Außensanierung kann später geleistet werden. Das Anwesen Schäfergasse 3, Ecke Alt Bischofsheim (rechts) ist eines der 17 inzwischen abgeschlossenen Projekte. (FR-Bilder: Markus Miorandi)

Im Blickpunkt: TA-Siedlungsabfall Verbrennung umstritten

Der Bundesrat entscheidet am heutigen Donnerstag über die Technische Anleitung (TA) Siedlungsabfall, die bundeseinheitliche Anforderungen an die Entsorgung von Hausmüll, Gewerbeabfällen, Bauabfällen und Klärschlamm aufstellt. Umweltverbände und einige Bundesländer wenden sich gegen die Bevorzugung der Müllverbrennung für nicht wiederverwendbare Abfälle, die nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den Bau von 50 bis 100 neuen Müllverbrennungsanlagen erfordert. Der BUND und Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Die Grünen) lehnen diesen "Zwang zur Müllverbrennung" entschieden ab. Durch die zahlreichen neuen Müllverbrennungsanlagen würden nicht nur Mensch und Umwelt belastet, sondern auch die vielerorts erst am Anfang stehenden Bemühungen um die Abfallvermeidung und die umweltfreundliche Wiederverwertung wieder zunichte gemacht. Sie verweisen darauf, daß es für die Deponierung von Abfällen inzwischen biologisch-mechanische Vorbehandlungsmethoden gebe, die wirkungsvoll seien. Der Schadstoffausstoß dieser Vorbehandlung liege wesentlich unter denen einer Müllverbrennungsanlage, heißt es in einer Untersuchung des BUND.

Nordrhein-Westfalen schlägt als Kompromiß eine Formulierung in der TA Siedlungsabfall vor, wonach "unvermeidbare Restmüllmengen so behandelt werden müssen, daß sie auf Deponien keine Reaktionen auslösen und die Deponien erhöhten Sicherheitsanforderungen genügen". Wenn der Bundesrat dieser Änderung zustimmt, dann könnten die Bundesländer künftig wählen, ob sie die Müllverbrennung oder die Deponierung des biologisch vorbehandelten Mülls bevorzugen.

Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) verwies darauf, daß in der Bundesrepublik die weltweit strengsten Grenzwerte für Schadstoffe aus Abfallverbrennungsanlagen gelten. Bei der Verbrennung würden etwa 99 Prozent der im Müll enthaltenen krebserregenden Dioxine und andere organische Schadstoffe zerstört. Nur dieses Behandlungsverfahren gewährleiste zudem, daß nach der Lagerung des Restmülls das Grund- und Trinkwasser nicht durch mit Schadstoffen belastetes Sickerwasser gefährdet werde.

Außer mehreren Änderungswünschen der Bundesratsausschüsse liegen der Länderkammer mehrere Anträge der Länder vor. Rheinland-Pfalz fordert die Bundesregierung auf, die finanziellen Auswirkungen der TA Siedlungsabfall umfassend darzustellen. Vor allem auf die Städte und Gemeinden kommen allein durch den Bau neuer Müllverbrennungsanlagen etwa zehn Milliarden Mark an Kosten zu. Diese sollen nach den Vorstellungen der Bundesregierung durch eine Erhöhung der kommunalen Gebühren auf den Verbraucher abgewälzt werden.CHARIMA REINHARDT (Bonn)

"VHS-Honorare noch vor den Wahlen festschreiben" Gewerkschaften fürchten Rücknahme durch die CDU

Mit einem Tarifvertrag für die mehr als 1500 Honorarkräfte der Frankfurter Volkshochschule (VHS) wollen die Gewerkschaften ÖTV und GEW zumindest die bisher erreichten Honorare und die soziale Absicherung für die freien Kursleiter rechtzeitig vor den Kommunalwahlen festschreiben.

Die Gewerkschaften drängen den Personaldezernenten Joachim Vandreike (SPD) zu einem Abschluß, weil sie befürchten, die CDU könne die Zugeständnisse des rot-grünen Magistrats nach einem möglichen Sieg bei den Kommunalwahlen am 7. März wieder zurücknehmen. Entsprechende Äußerungen habe der ehrenamtliche Stadtrat und frühere Schuldezernent Bernhard Mihm (CDU) bei einem Spitzengespräch des DGB mit der Frankfurter CDU-Führung gemacht, sagte der Bezirksvorsitzende der GEW, Adi Feuster.

Die Verhandlungen mit Vandreike gestalten sich für die Gewerkschaften aber schwierig. Zwei Gespräche mit dem Stadtrat platzten, weil Vandreike fehlende Unterlagen von seiten des Schuldezernates beanstandete. Vandreike lasse sich in dieser "komplizierten Materie von den Gewerkschaften nicht unter Zeitdruck setzen", betonte dessen Referent Kuno Leist gestern. Es gebe noch zahlreiche Detailprobleme. Gleichwohl soll weiterverhandelt werden, unterstreicht Leist.

Der rot-grüne Magistrat hatte die Lage der mehr als 1500 freien VHS-Mitarbeiter deutlich verbessert. Die Stadt hat das Honorar der Kursleiter von 27 auf 33 Mark pro Stunde angehoben. Die Stadt beteiligt sich an den Kosten für Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung. Diese Absicherung seien den VHS-Mitarbeitern seinerzeit vom CDU-Magistrat gestrichen worden, betont Feuster. Deshalb befürchte er erneute Kürzungen nach den Kommunalwahlen, was Mihm auf Nachfragen auch bestätigt habe. Zumindest diesen Status quo möchte die GEW mit einem Tarifvertrag festschreiben, damit die Stadt die Verbesserungen für "Freie" nicht einseitig aufkündigen könne. Vandreike dürfe sich nicht vor einer Vereinbarung für diese Dozenten "drücken", warnt der GEW-Chef.

Im Personaldezernat gibt es aber offensichtlich auch Bestrebungen, eine neue Honorarordnung in den Vertrag aufzunehmen, die jüngst von der VHS erarbeitet wurde. Weil die Volkshochschule sich zunehmend schwer damit tut, mit den derzeitigen Honorarsätzen hochqualifizierte Kräfte zu werben, will die Stadt die Möglichkeit für flexible Verträge schaffen. Für besonders anspruchsvolle Kurse etwa im Bereich EDV oder mit herausragenden Sprach-Zertifikaten sollen die Kursleiter danach bis zu zwölf Mark mehr pro Stunde, also 45 Mark, verdienen können. Außerdem will die Volkshochschule besondere Honorare für Referenten von außerhalb festlegen.

Bei der Stadt gibt es allerdings auch erhebliche Bedenken gegen einen "Bestandschutz"-Paragraphen im GEW-Entwurf, nach dem Kursleiter nach mehr als fünf Jahren Tätigkeit ein durchschnittliches Entgelt "garantiert" bekommen sollen. Damit würden neue "Dauerarbeitsverhältnisse" begründet, die die Stadt sich nicht leisten wolle und könne. luf

Grüne wollen Häuser auf dem Schloßplatz

BAD HOMBURG. Für den Bau von Wohnhäusern auf dem Schloßplatz sprechen sich die Bad Homburger Grünen aus. "Ernsthaft", wie der Grünen-Stadtverordnete Michael Korwisi betont.

Im Erdgeschoß der Häuser seien auch Läden denkbar, hat die Fraktion beschlossen. Die Häuser sollen die "grenzenlose Öde dieser Steinwüste" beseitigen. "Der Schandfleck Schloßplatz muß weg", schreiben die Grünen: "Jetzt muß man sich an eine Bebauung wagen - zumal dadurch auch dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden kann."

Sie erinnern daran, daß der Platz laut alten Fotos bis vor 90 Jahren bebaut war. Zudem lägen seit 1988 Architektenvorschläge für Neubauten vor. stk

Eintracht Frankfurt besiegt Düsseldorf auf Gran Canaria Kollektives Schwitzen im Sand Verhandlungen mit Spielern / Kein Alleingang bei Trainerfrage

Torwart-Trainer Werner Friese fühlte sich zunächst am falschen Ort. Wie in der Sahara sehe es hier aus, meinte der Mann, der erstmals mit dem Bundesligisten Eintracht Frankfurt auf Gran Canaria im Trainingslager weilte. Die Spieler, die die Sanddünen von Maspalomas schon von früheren schweißtreibenden Aufenthalten her kannten - Bein, Binz, Falkenmayer oder Weber etwa - wissen sehr wohl, daß selbst in Spanien bisweilen die Wüste ruft.

Die Sanddünen rauf und runter hetzte Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic die Seinen, damit sie zum Rückrundenstart am 20. Februar zumindest konditionell obenauf sind. Zweimal am Tage bittet der Coach die 20 jungen Männer zum kollektiven Schwitzen am Strand, und quasi als Zugabe wird abends noch flugs ein Turnier gespielt. Das erste Spiel gegen den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf haben die Hessen zwar mühevoll, aber immerhin schon mal nach Toren von Ralf Weber (46.) und Uwe Bein (56./ Handelfmeter) mit 2:0 gewonnen. Die Frankfurter stehen damit in diesem Turnier schon im Finale, und zwar gegen Göteborg.

Während drunten die Kicker also mächtig Schweiß im weichen Sand versickern lassen, ist Vizepräsident Bernd Hölzenbein droben im Hotelzimmer um einen Nachfolger von Stepanovic bemüht. Sicher ist, das hat der "Vize" deutlich gemacht, daß es diesmal keinen "Alleingang" wie damals mit Stepanovic geben wird; die Präsidiumskollegen Ohms und Knispel sollen in die Verhandlungen einbezogen werden. Darüber hinaus will Hölzenbein die Tage auf Gran Canaria nutzen, um mit den Spielern, die auch in der kommenden Saison für die Eintracht spielen sollen, erste Gespräche führen - insbesondere mit Stein, Bein und auch Kruse. Das war zu diesem Zeitpunkt von Hölzenbein ursprünglich nicht geplant gewesen, denn zunächst sollte der Vertrag mit Stepanovic unter Dach und Fach gebracht werden, bevor mit den Spielern verhandelt wird.

Für Hölzenbein wird dadurch die Situation sicherlich nicht einfacher. Zu gern möchten die Spieler halt schon wissen, unter wem sie im kommenden Jahr zu trainieren haben, bevor sie einen Kontrakt unterzeichnen. Und auch der neue Mann dürfte zweifellos seine eigenen Vorstellungen vom künftigen Kader der Frankfurter haben. kil

Radarmessungen an A 661 werden nicht intensiviert

DREIEICH. An der A 661 ist nicht mit besserem Lärmschutz und mehr Geschwindigkeitskontrollen zu rechnen. Das geht aus einem Schreiben des hessischen Innenministers Herbert Günther (SPD) hervor, berichtet der Magistrat. Das Stadtparlament hatte sich dafür ausgesprochen, im innerstädtischen Bereich den Lärmschutz zu verstärken. Zudem hatte der Magistrat den Minister aufgefordert, die Kontrollen zu intensivieren.

Laut Magistrat äußerte sich der Innenminister zum ersten Thema überhaupt nicht. Zu den Kontrollen habe er mitgeteilt, sie dienten in erster Linie der Unfallvermeidung. Deshalb würden vornehmlich unfallträchtige Streckenabschnitte überwacht. Der Autobahnabschnitt, der durch Dreieich führe, zähle dazu nicht, weshalb er keine Intensivierung zusagen könne. dac

"FR-Altenhilfe" klettert 1992 auf 2 337 529 Mark Rekordergebnis durch Welle der Hilfsbereitschaft

Die neue, hier abgedruckte, erfreulich lange Spendenliste schließt mit dem Gesamtbetrag von 2 337 529 Mark ab. Stichtag ist wie immer der 31. Dezember des vergangenen Jahres. Zum vergleichbaren Zeitpunkt 1991 hatten wir 1 934 664 Mark. Das bedeutet einen neuen, unerwarteten Rekord: Wir haben diesmal 402 865 Mark oder fast eine halbe Million Mark mehr. Dankbar registrieren wir diese Welle an finanzieller Hilfsbereitschaft seitens der FR-Leser.

Daß das Endergebnis diesmal so lange auf sich warten ließ, bitten wir zu entschuldigen: Eine Panne im Computer, die über die Feiertage nicht so schnell zu beheben war, ist mit daran schuld.

Und das Geld? Nach wie vor ist unser "Büro Altenhilfe" damit beschäftigt, es gut anzulegen und zu verteilen. Im Frühjahr, zur Osterzeit, gibt es noch einmal für meist bedürftige Mitbürger im Rentenalter Zuschüsse, weil dann erfahrungsgemäß die Heizkosten des Winters zu Buche schlagen und da und dort ziemliche Ratlosigkeit entsteht, wie das denn zu begleichen sei. Etwa 900 000 Mark werden allein dafür ausgegeben.

Auch beginnen dann wieder die zwei- bis dreiwöchigen Alten-Erholungen in Vertragspensionen des Odenwalds und des Vogelsbergs. Dort finden vereinsamte Menschen wieder Kontakt. Ähnlich beliebt sind die sommerlichen Schiffsfahrten auf dem Main, wozu die Altenhilfe ebenso einlädt wie zu Busausflügen. Einige tausend Menschen nehmen jedes Jahr daran teil.

Doch auch sonst helfen wir schnell und unbürokratisch, wo dies nötig ist, egal, ob es sich um Reparaturkosten für Fernsehgeräte und Waschmaschinen oder entsprechende Neuanschaffungen handelt. Nicht zu vergessen die Taschengelder an Heimbewohner, die in finanzielle Engpässe geraten sind. Immer wieder hören wir, wie gerade diese alten Mitbürger unter den jüngsten Preisssteigerungen leiden.

"Wie soll ich denn diese Medikamente noch bezahlen, die ich dringend brauche?", sagte kürzlich eine alte Dame in einer Apotheke, als sie für ärztlich verordnete Rezepte an die 25 Mark hinlegen mußte.

Und täglich flattern neue Dankesbriefe ins Haus, in denen mit bewegenden Worten geschildert wird, wie wichtig dieses Geld für jeden einzelnen gewesen ist, das zu Weihnachten oder auch jetzt noch ankam und ankommt. Ein Dank, den wir an dieser Stelle gerne an unserer Leser weitergeben. -vau

Weitere Berichte und Kommentar zu Honecker auf den Seiten 3 und 5

Für Nachrichtenredaktion

Anhang zum gestrigen Zweispalter über Schießlärm

sp HANNOVER, 3. Januar 1993. Das Wehrbereichskommando (WBK) in Hannover kündigte am Mittwoch Klage gegen die Bezirksregierung Lüneburg an. Die Bundeswehr werde vor Gericht die Zuständigkeit der Kreisverwaltung Soltau-Fallingbostel anfechten, erklärte das WBK. Außerdem halte sie die ihr gesetzte Frist für zu kurz, denn sie müsse erst ein meßtechnisches Gutachten abwarten. Auf Befragen erläuterte der WBK-Sprecher, die Bundeswehr habe den Auftrag für das Gutachten im Jahre 1987 erteilt. Es liege noch nicht vor. Die beauftragte Firma habe aber zweifellos schon mit der Arbeit daran begonnen, versicherte der Sprecher.

"Freie Maintaler": "Demokratisch 20 Kandidaten gekürt"

MAINTAL. Von Frauenquoten wollen sie nichts wissen, und auch um den Stadtteil-Proporz, auf den in den etablierten Parteien so penibel geachtet wird, machen sie sich keine Gedanken. Daß die ersten vier Plätze auf der Kandidatenliste der Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" (FM) mit einem Dörnigheimer, einem Wachenbucher, einem Bischofsheimer und einem Hochstädter besetzt sind, sei "eher ein Zufall", kommentierte ein Vorstandsmitglied nach vollbrachter Tat.

Rund dreieinhalb Stunden hat die Versammlung unter Ausschluß der Öffentlichkeit gedauert. Immerhin habe man im harten Ringen um die Reihenfolge auch "U-Boote versenken" müssen, war von anderer Seite zu hören.

Das heißt, mit List und Geduld seien unliebsame Bewerber auf hintere Plätze beziehungsweise ganz von der Liste gedrängt worden . . . Wie dem auch sei.

Es dürfte viele Versionen geben, wenn alle 54 Mitglieder befragt würden, die "in demokratischer Wahl zwanzig Kandidaten gekürt" haben, wie es in einem knappen Eigenbericht der FM heißt.

"Die ersten drei Plätze der vom Vorstand vorgeschlagenen Liste wurden akklamatorisch bestätigt, da kein Gegenkandidat aus der Versammlung benannt wurde", teilt FM-Pressesprecher Christoph Kalka mit.

"Von Platz vier an traten zwei und mehr Kandidaten an, und es wurde in geheimer Wahl Platz um Platz abgestimmt." Bei den persönlichen Vorstellungen sei es "entspannt und zuweilen humorvoll" zugegangen.

Spitzenkandidat ist FM-Vorsitzender Bernhard Schneider, gefolgt von seinem Stellvertreter Ludwig Stein. Platz drei hält Rudolf Pollmüller, Kaufmann und Sprecher der Bürgerinititative Rhönstraße. An vierter Stelle steht der Journalist Peter Czerwonka, Vorsitzender der Karnevalgesellschaft "Käwer" (Hochstadt).

Nach Friedrich Schmicker, ehemals FDP-Stadtverordneter, und Rudolf Stefan steht auf Platz sieben die erste Frau, die kaufmännische Angestellte Edith Schlor. Nach Gerhard Bischoff folgt die zweite Dame auf Rang neun, die 18 Jahre junge Sekretärin Carola Stein.

Auf den Plätzen zehn bis zwanzig stehen folgende Namen: Detlef Tappert, Helmut Baumecker, Andrea Pischke (FM- Vorstansmitglied), Peter Thrun, Andreas Schultheis, Erich Boos, Karl Miedl, Volker Heymach (Vorstandsmitglied), Gerhard Hansl, Ferdinand Fliedner und Wilhelm Drolshagen. pom

Werbetexte aus dem Rathaus Kostenlose PR für Figaro und Franzosen in Kriftels Amtsblatt

KRIFTEL. Erster Beigeordneter Paul Dünte sieht den inhaftierten Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU), "der das Ganze ja angeregt hat", gründlich mißverstanden. "Aber wenn das falsch ankommt, hören wir auf." Anlaß der Aufregung: eine Artikel-Serie in den "Krifteler Nachrichten", dem amtlichem Mitteilungsorgan der Gemeinde. In bisher drei Folgen wurde in Wort und Bild für Geschäfte in der Galeriepassage an der Frankfurter Straße, der "Zeil der Obstbaugemeinde", geworben. Das Besondere: Die PR-Texte für Friseur oder französisches Restaurant wurden mit "GV" gekennzeichnet, also von Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung geschrieben. Und kostenlos veröffentlicht.

Einen Schwaetzer-Möllemann-Skandal im Kleinformat mag Dünte nicht in den PR-Berichten sehen, die vom Rat- und Bürgerhaus ins Amtsblatt gehievt wurden. Vielmehr sollten Einzelhandel und Gastronomie im Ort gegenüber "mächtiger Konkurrenz in der Nachbarschaft" gestärkt werden. Das sei auch in einem erklärenden Vorspann nachzulesen gewesen. Während die Zeitung den Vorspann in den ersten beiden Folgen abgedruckt habe, wurde er in Teil 3 - Thema war Haarkünstler Lillo de Rosa und sein Salon - "vergessen". Dazu Günter Hasel, Besitzer und "Chefredakteur" der "Krifteler Nachrichten": "Der Vorspann sagt nur aus, daß es eine Fortsetzungsserie ist." In der Ausgabe dieser Woche sei er vermutlich aus Platzmangel gestrichen worden.

Nach Düntes Angaben hat der vorläufig suspendierte Bürgermeister Börs, seit elf Wochen in Untersuchungshaft, die Serie "Mitten in Kriftel" angeregt. Mit bester Absicht. Das meint auch Redakteur Hasel: "Viele Neubürger sind froh zu erfahren, zu welchem Friseur sie gehen können." Außerdem solle man einem Mann, der "seit fast einem Vierteljahr im Gefängnis sitzt, nicht mit Bagatellen das Leben erschweren". Gleichwohl sind auch Hasel bezahlte Anzeigen lieber; er habe ein komisches Gefühl bei der Sache gehabt - und deshalb auch zwei Monate Pause zwischen den beiden jüngsten "Berichten" gemacht, sagte er der FR.

Mußten die nutznießenden Firmen statt der Bezahlung für eine Anzeige Geld auf das Konto der CDU überweisen, um sich für die "Wirtschaftsförderung" erkenntlich zu zeigen? - Kriftels CDU-Chef Oliver Schwebel weist das zurück: "Da ist bestimmt keine Spende gekommen." Und auch Friseur de Rosa sagt, daß er "bisher nichts bezahlen mußte". Sein Vorschlag sei der Werbetext aus der Verwaltung nicht gewesen. Aber als "jemand hier war und den Artikel gemacht hat", habe er sich schon gefreut. pms

Schöner Schein

Wahrscheinlich wäre es wirklich zu- viel verlangt, vom Tätigkeitsbericht eines Ministeriums kritische Aufarbeitung der eigenen Fehlschläge und politischen Hindernisse zu erwarten. Nicht anders geht es in dieser Hinsicht Entwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CSU) und seinem Jahresbericht 1992. Andernfalls müßte er anprangern, daß die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt in Relation zu ihrer Leistungsfähigkeit immer weniger Geld für jene vier Fünftel der in Entwicklungsländern lebenden Menschheit übrig- hat. Oder er müßte beklagen, daß die anderen Bonner Ressorts seine Politik häufig konterkarieren - wie etwa beim Streit mit dem Wirtschaftsminister über Exportsubventionen für deutsche Schiffe nach China und Indonesien. Aber selbst die Kritik an der für die Kleinbauern des Südens schädlichen EG-Agrarpolitik, die in früheren Entwicklungsberichten anklang, fällt diesmal eher moderat aus.

Der Anspruch aller Entwicklungspolitiker, vor allem den Ärmsten der Armen zu helfen, findet sich seit den Zeiten eines Erhard Eppler unter verschiedenen Schlagworten wieder. Was sich früher "Grundbedürfnisstrategie" nannte, heißt heute "Armutsbekämpfung". Auch das Ziel, die Demokratisierung in der Dritten Welt zu fördern, ist nicht ganz neu. Die Realität sieht damals wie heute leider all zu oft anders aus: 100 Millionen Mark hat Spranger gerade für das umstrittene Manantali-Kraftwerk in Mali gebilligt; 35 Millionen für die lupenreine Diktatur in Malawi. Die real existierenden Interessen in der Bonner Politik trüben nun mal den schönen Schein der edlen Helfer. rb

"Frankfurt gegen rechts"

"Frankfurt gegen rechts" heißt eine Initiative zur Kommunalwahl am 7. März, der sich zahlreiche bekannte Musiker, Sportler, Schriftsteller, Sänger, Journalisten und Geschäftsleute angeschlossen haben. Unter ihnen der Entertainer Alfred Biolek, die Autoren Gerhard Zwerenz, Valentin Sänger und Jürgen Roth, die Musiker Udo Lindenberg und Gunther Gabriel, der Kabarettist Hans Scheibner, der Jazzer Albert Mangelsdorff, die Journalisten Hajo Friedrichs und Stefan Aust sowie die Eisläuferin Katarina Witt.

"In Frankfurt fallen die Würfel", heißt es in einer Erklärung der Initiative unter Hinweis auf die "erste bedeutende Wahl nach den Überfällen auf Ausländer und Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz suchen". Frankfurt sei die Großstadt mit dem höchsten Ausländeranteil.

Die Organisatoren, zu denen der SPD- Politiker Diether Dehm gehört, bauen darauf, daß gerade in der Stadt am Main die Tradition der humanistischen Bürger- und Arbeiterbewegung Menschen gegen Brandstifter und Schreibtischtäter mobilisiert. Zusammen mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler werde hier für die Demokratie gestritten.

"Ist das der unaufhaltsame Aufstieg Schönhubers", wird angesichts der letzten Wahlerfolge der Republikaner gefragt, "oder können wir 1993 die Weichen gegen 1933 stellen?" Und: "Gelten bei uns Nächstenliebe und Solidarität noch etwas?" Wenn jeder Bürger seine Ideen, seine Zivilcourage und seine Beharrlichkeit einbringe, werde der "Durchmarsch der Rattenfänger" im März in Frankfurt gestoppt.

In Stadtteilen, in denen Rechtsextremisten bei der letzten Kommunalwahl relativ hohe Stimmanteile verzeichneten, sollen Talkshows und Kulturveranstaltungen stattfinden. Die "Machtergreifung" der Nazis ist am 31. Januar Thema im Philanthropin, am 11. Februar lädt die Initiative zum Brechtabend in das DGB- Haus, am 19. Februar kommen Biolek, Scheibner, die Sängerin Gitte, die Olympiasiegerin Dagmar Hase und der Oberbürgermeister zur Talkshow in das Bürgerhaus Griesheim. cg

Unbekannter zündelte nächtens dreimal

FRIEDRICHSDORF. Drei Feuer hat ein Brandstifter in der Nacht zum Mittwoch zwischen Friedrichsdorf und Burgholzhausen gelegt. Dabei brannte in der Dahlienstraße ein VW Passat vollständig aus.

Die Brände wurden von Anwohnern gegen 2.45 Uhr gemeldet, teilte die Polizei gestern mit. Der Brandstifter hatte im Dahlienweg außer dem Auto auch einen Müllcontainer angesteckt; zudem zündete er wenige Meter entfernt einen großen Strohhaufen an, so die Polizei weiter. Das Auto sei trotz des Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr völlig ausgebrannt.

Einzelheiten über den Einsatz der Burgholzhäuser Wehr waren gestern nicht zu erfahren; die Friedrichsdorfer Feuerwehrleute hatten nicht ausrücken müssen. Die Polizeistation Bad Homburg, Tel. 0 61 72 / 12 00, bittet Zeugen, sich zu melden. stk

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Ostermann an NAC, z.H. Edgar Auth:

Ahoi nach Frankfurt, nach nochmaligem Wörterbuchstudium muß ich leider bei "psychologischen" Problemen bleiben; es heißt nun mal so, auch wenn ich annehme, daß "psychische" gemeint sind. In der Erklärung der "ernsthaften psychologischen Probleme" heißt es nämlich: "wie etwa Nervenschäden, psychische Krankheiten und Streß". Beste Grüße dietmar

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Mehr Mitbestimmung

sp HANNOVER, 14. Januar. Nach langen internen Auseinandersetzungen hat sich die rot-grüne Koalition in Niedersachsen auf ein neues Personalvertretungsgesetz verständigt. Es sieht vor, daß ein Personalrat künftig bei allen personellen, sozialen und organisatorischen Maßnahmen der Dienststelle mitbestimmen kann, soweit nicht das Gesetz ausdrücklich Ausnahmen nennt. In den Personalräten sollen Frauen und Männer je nach ihrem Anteil an der Gesamtheit der Beschäftigten vertreten sein.

Kleiderkammer braucht dringend Spenden

OFFENBACH. Immer mehr bedürftige Offenbacher brauchen die Hilfe der Möbel- und Kleiderkammer der Johannesgemeinde, Nordring 82 B, Telefon 88 28 24. Seit ihrer Gründung im Jahre 1985 wurden rund 60 000 Kleidungsstücke vergeben. Auch wenn die Stadt in diesem Jahr ihren Zuschuß auf 60 000 Mark verdoppelte, reicht das Geld nicht für Personal und Betrieb der Einrichtung. Pfarrer Ulrich Matthies bittet deshalb um Spenden auf das Konto 5 908 914 bei der Städtischen Sparkasse (BLZ 505 500 20). lz

Arbeitskreis soll Image aufputzen

GALF sorgt sich um Einzelhandel / Weitere Pleiten befürchtet

FLÖRSHEIM. Ein gewisses Maß an Verwunderung kann Hans Emge nicht verbergen. "Es ist schon fast pervers, daß die GALF fordern muß, daß private Investoren zum Zuge kommen." Die Sorge des Grün-Alternativen und der Fraktion im Parlament gilt der wirtschaftlichen Lage des Einzelhandels. Allein im vergangenen halben Jahr mußten ein Elektrogeschäft, ein Schuhladen und ein Farbengeschäft die Türen für immer schließen. "Es braucht keine Propheten, um festzustellen, daß bald weitere Geschäfte diese traurige Erfahrungen machen werden", fürchtet Parteikollege Peter Kluin.

Hält die Entwicklung an, müssen nach Einschätzung von GALF-Politiker Hans Emge vor allem ältere Menschen den Preis dafür zahlen. "Wo sollen die denn einkaufen?" fragt Emge, der einen Strukturwandel der Kommune hin zur Schlafstadt nicht mehr ausschließen will.

Der Grund für die "verzweifelte Lage" liegt nach Meinung der GALF auch in der besonderen Situation der Stadt. "Flörsheims Lage im Umfeld von Großstädten und Einkaufszentren, die Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur tun ein übriges", analysieren die Grün-Alternativen. Außerdem stehe es manchem Einzelhändler gut zu Gesicht, "sich an die eigene Nase zu fassen".

Zugleich nimmt die GALF Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) in die Verantwortung für die Misere des Einzelhandels. Denn mit den Plänen für ein neues Kerngebiet mit Rathausneubau und Geschäftshäusern in der City, das auf etwa 8000 Quadratmetern in den nächsten Jahren entstehen soll, werden nach Ansicht der GALF die Weichen in die falsche Richtung gestellt. Zudem blieben private Investoren wegen des starken Engagements der Kommune auf der Strecke.

Die Grün-Alternativen kritisieren vor allem den Kauf von privaten Grundstükken. Von den zwölf Anwesen im zentralen Bereich der Wickerer Straße gehörten mittlerweile vier der Stadt oder der städtischen Wohnungsbau- und Entwicklungsgesellschaft. Drei weitere Flächen stehen nach Auskunft der GALF auf der Wunschliste von Leo Fercher, Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes. "Bedenkenlos wird aber auch an anderen Ecken geschachert und dabei sogar die Vernichtung von Ladenflächen billigend in Kauf genommen."

Bürgermeister Dieter Wolf rechtfertigt den Kauf der Grundstücke unter Hinweis auf die Überlegungen für das neue Zentrum. Neben dem Bau des neuen Rathauses, mit dem wegen knapper Mittel frühestens in vier Jahren begonnen wird, sollen Wohnungen, Geschäfte und Praxen mit einer Geschoßfläche von 10 200 Quadratmetern entstehen. Um die Gebäude hochzuziehen, habe die Stadt die Grundstücke benötigt - die Kommune sei nämlich zu Beginn der Planungen ledig- Grundstückskauf kritisiert lich im Besitz des Grundstückes Bahnhofstraße 12 gewesen.

Daß der "Einzelhandel erheblich zu kämpfen" hat, steht auch für Bürgermeister Dieter Wolf außer Frage. Die großen Märkte auf der "grünen Wiese", so der Christdemokrat, und den Trend hin zum anspruchsvollen Einzelhändler in den Kaufhäusern nennt Wolf als Ursache für die Entwicklung. Diese anspruchsvolleren Läden hätten freilich nur dort eine Chance, wo kapitalkräftiges Publikum wohne. "In Flörsheim haben wir eine andere strukturelle Situation. Hier wohnen viele Arbeitnehmer." Das seien andere Einkommenskreise als in Hofheim, Königstein oder Falkenhain.

Um die Lage zu verbessern, fordert die GALF nach den Empfehlungen der Gesellschaft für Marketing und Absatzforschung einen Arbeitskreis, der Aktionen und Ideen für ein verbessertes Image der Stadt entwickeln soll. schu

Einstufung der Türkei umstritten Justizministerin bezweifelt Status als "sicherer Herkunftsstaat"

ff BONN, 13. Januar. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat Innenminister Rudolf Seiters (CDU) indirekt dafür kritisiert, daß er erwägt, bestimmte, menschenrechtsverletzende Staaten als "sichere Herkunftsstaaten" von Flüchtlingen oder "sichere Drittstaaten" einzustufen. In einem der FR vorliegenden Brief an ihren Kabinettskollegen schreibt die Freidemokratin, es habe sie "mehr als überrascht", daß das Innenministerium das Justizministerium gebeten habe zu prüfen, ob die Türkei in eine Liste "sicherer Herkunftsländer" aufzunehmen ist.

Anlaß dieser Bitte sind anstehende Verhandlungen über ein Gesetz, das festlegt, welche Länder als "sicher" gelten. Asylbewerber aus diesen Staaten könnten nach einem ganz kurzen Verfahren abgelehnt werden. Menschen, die bei ihrer Flucht hierher ein als "sicher" definiertes Drittland durchqueren, könnten ohne Verfahren sofort zurückgeschickt werden. Das Gesetz müßte vom Bundestag kommen, doch hätten Vorschläge der Ministerien großen Einfluß auf eine Länderliste. Leutheusser-Schnarrenberger begründet ihre Überraschung damit, "daß es gegen die Türkei viele Individualbeschwerdeverfahren nach der EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention, d. Red.) gegeben hat, die die Menschenrechtssituation allgemein und insbesondere auch die Verhältnisse in den türkischen Gefängnissen betreffen".

Die Justizministerin bringt auch ihr "Erstaunen" darüber zum Ausdruck, daß Seiters vorschlage, Indien, Pakistan und Nigeria in die Liste "sicherer Drittstaaten" aufzunehmen. Das entspreche nicht dem Beschluß von CDU, CSU, FDP und SPD vom 6. Dezember über ein neues Asylrecht. Die Runde habe "ausschließlich die entsprechende Qualifizierung von Polen, der CSFR und den Nachfolgestaaten der CSFR diskutiert".

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Mittwoch, seine Behörde schließe die Prüfung der Frage, ob die Türkei ein "sicherer Drittstaat" sei, sehr bald ab. (Weiterer Bericht auf Seite 4)

Das Wetter

Wetterlage Der über dem Alpenraum angelangte Ausläufer eines Tiefs über dem Baltikum zieht südostwärts ab. Ihm folgt weiterhin milde Meeresluft, die später im Süden Deutschlands unter Hochdruckeinfluß kommt. Der Norden wird im weiteren Verlauf erneut von atlantischen Fronten erfaßt.

Vorhersage bis Freitag früh

Zunächst von Nordwest nach Südost Durchzug eines Regengebiets. Im Tagesverlauf Übergang zu wechselnder Bewölkung und vor allem nach Norden hin noch einzelne Schauer. Im Süden später auch Aufheiterungen.

Tageshöchsttemperaturen 5 bis 10 Grad. Tiefsttemperaturen im Norden um 4, im Süden plus 2 bis minus 2 Grad.

Zunächst starker, in Böen stürmischer Südwestwind; im Süden im Tagesverlauf abnehmend.

Weitere Aussichten für Freitag

Im Norden zeitweise Regen, dabei stark windig und mild. Im Süden heiter bis wolkig und trocken.

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

wolkenlos 17 Amsterdam

stark bewölkt 6 Athen

wolkig 14 Barcelona

leicht bewölkt 15 Bordeaux

leicht bewölkt 18 Bozen

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stark bewölkt 6 Dublin

Regen 5 Helsinki

leicht bewölkt 1 Innsbruck

leicht bewölkt 8 Istanbul

wolkenlos 9 Kairo

wolkenlos 15 Larnaka

leicht bewölkt 15 Las Palmas

stark bewölkt 19 Lissabon

wolkig 17 Locarno

bedeckt 8 London

Regen 8 Madrid

bedeckt 8 Malaga

wolkenlos 16 Mallorca

leicht bewölkt 16 Moskau

bedeckt 2 Neapel

leicht bewölkt 14 Nizza

stark bewölkt 13 Paris

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leicht bewölkt 15 St. Petersburg

leicht bewölkt 1 Stockholm

wolkig 6 Tunis

leicht bewölkt 16 Varna

leicht bewölkt 12 Venedig

Nebel 6 Warschau

leicht bewölkt 5 Wien

wolkig 8 Zürich

wolkig 8

Deutschland

Berlin

leicht bewölkt 6 Dresden

leicht bewölkt 7 Feldberg/Ts.

in Wolken -1 Feldberg/Schw.

stark bewölkt 3 Frankfurt/M.

stark bewölkt 4 Freiburg

stark bewölkt 9 Garmisch

wolkig 6 Hamburg

wolkig 6 Köln/Bonn

bedeckt 5 Leipzig

stark bewölkt 5 München

wolkig 4 Norderney

stark bewölkt 4 Rostock

bedeckt 6 Sylt

stark bewölkt 5 Zugspitze

wolkig -5 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang: 8.19 Uhr Sonnenuntergang: 16.50 Uhr

Andreas Kuhlmann Blick zurück im Zorn Die alte Bundesrepublik oder Die neue Nation

Mönchbruchmühle: Stadt will sie nicht pachten

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Stadt wird die Mönchbruchmühle an der Bundesstraße 486 nicht pachten. Diesen Beschluß faßte der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung, bestätigte gestern das Büro des Bürgermeisters. Dem Besitzer der Mühle sei dieser Entscheid in einem Schreiben mitgeteilt worden.

Vorgelegen habe dem Magistrat der Entwurf eines Pachtvertrages für dieses Anwesen, um dort beispielsweise der Kommune zugewiesene Asylbewerber und Flüchtlinge unterzubringen. Das relativ günstig scheinende Angebot habe sich bei eingehender Prüfung aufgrund der vielfältigen Auflagen für das Anwesen aber als unter Umständen wesentlich kostenträchtiger als absehbar dargestellt.

Das auf dem Gelände an der Bundesstraße zwischen Mörfelden und Rüsselsheim gegenüber dem Jagdschloß liegenden "Mühlen"-Anwesen und seine künftige Nutzung sind im Gespräch. Vorübergehend war auch die Übernahme durch die im Jagdschloß beheimatete Betriebsgesellschaft zur Unterbringung weiterer Asylbewerber im Gespräch gewesen. cas

Auch "Alete" muß für Gebiß-Schäden zahlen Oberlandesgerichtsurteil zu Folgen von Kindertee-Genuß

Nach der Firma "Milupa" aus Friedrichsdorf muß nun auch der Kinderteehersteller "Nestlé-Alete" aus München mit erheblichen Forderungen auf Schmerzensgeld und Schadenersatz rechnen. Nach einem jetzt in Frankfurt veröffentlichten Grundsatzurteil des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt besteht auch für die Nestlé-Tochter "Alete" grundsätzlich die Verpflichtung, für die schweren Gebißzerstörungen an Hunderttausenden von Kleinkindern aufzukommen, die infolge des Genusses von gezuckerten Alete-Kindertees an dem "Baby-Bottle-Syndrom" erkrankt sind.

Nachdem "Milupa" bereits im November 1991 wegen unzureichender Warnhinweise auf ihren Kindertees vom Bundesgerichtshof in die Pflicht genommen worden war, gilt dies nach Ansicht des Oberlandesgerichts nun grundsätzlich auch für "Alete". Mit dieser Entscheidung korrigierte das OLG ein früheres Urteil des Frankfurter Landgerichts vom April 1991, das einen solchen Anspruch zwar im Fall "Milupa" bejaht hatte, nicht aber im Fall "Alete" und wies den Fall zur erneuten Verhandlung an das Landgericht zurück.

Dort muß die Kammer nun klären, zu welchen Anteilen die Kinderteeprodukte der Firma "Milupa" oder der Firma "Nestlé-Alete" an den Gebißzerstörungen und Zahnbeschwerden verantwortlich sind. Sollte sich das nicht klären lassen, müßten beide Firmen "gesamtschuldnerisch in vollem Umfang haften". Im zugrundeliegenden Fall war ein heute siebenjähriges Mädchen seit seiner Geburt bis zum Eintreten der ersten Zahnschmerzen im April 1987 mit gezuckerten "Milupa"- und "Alete"-Kindertees gefüttert worden. Da sich das Kind wegen der Schmerzen bald vehement zu essen weigerte, hatte die Mutter erhebliche Mühe, das Kind zur Nahrungsaufnahme zu bewegen. Vor Gericht nun forderten die Eltern nicht nur Schadenersatz und Schmerzensgeld für das Kind, sondern auch eine angemessene Vergütung für die zusätzliche Arbeit der Mutter, die sie mit etwa 3200 Arbeitsstunden oder 47 880 Mark angab.

Wie das Oberlandesgericht in seinem Grundsatzurteil nun entschied, hatte das Landgericht die Klage der Eltern im Falle "Alete" zu Unrecht abgewiesen. Demnach hat Alete auf seinen Produkten nicht hinreichend auf die Gefahren des Konsums der Tees hingewiesen. Jede weitere Frage, ob die existierenden - aber unzureichenden - Hinweise graphisch hinlänglich hervorgehoben waren, wurde damit zweitrangig.

Der das Mädchen und weitere 200 Kläger vertretende Rechtsanwalt Christoph Kremer sieht darin ein Urteil von grundsätzlicher Bedeutung "für die Produkthaftung insgesamt". Auch den Vergütungsanspruch der Mutter beurteilt er nach dem OLG-Entscheid optimistisch. ee

Iraks Nadelstich-Politik beflügelt den Dollarkurs

FRANKFURT A. M. (rtr). Die von Bagdad betriebene Politik der Nadelstiche gegen die westlichen Alliierten hat jetzt den Dollarkurs in die Höhe getrieben. Spekulationen über einen neuen Krieg zwischen den Verbündeten und Irak ließen die US-Devise gestern in Frankfurt beim Fixing auf 1,6327 Mark steigen. Auf diesem Niveau eröffnete auch das Geschäft in New York. Tags zuvor hatte der Dollar am Main mit 1,6280 Mark notiert.

Die Nervosität an den Devisenmärkten zeigt sich daran, daß am Mittwoch bereits Gerüchte kursierten, nach denen die Alliierten Irak schon attackiert hätten. Dies genügte, um den Greenback zeitweise auf Kurse um 1,6380 Mark zu hieven. Der Hintergrund: In Zeiten internationaler Krisen gilt der Dollar als "sicherer Hafen". Erklärungen aus dem Pentagon in Washington, von einer Aktion gegen Irak sei nichts bekannt, ließen die Notierungen dann prompt abbröckeln.

Das Gold konnte von der angespannten Lage am Golf nicht profitieren. Der Kilobarren kostete in Frankfurt 17 230 nach 17 240 Mark tags zuvor.

Eishockey-Oberliga: Frankfurter Löwen schlagen Braunlage 5:3 Fan sorgte für Zwangspause Ralf Lux verletzt / Schwere Spiele gegen Hauptkonkurrenten

Weiterhin ungeschlagen stehen die Frankfurter "Löwen" in der Endrunde der Eishockey-Oberliga Nord auf dem Spitzenplatz. Doch besonders groß war die Freude bei den Spielern und Trainer Toni Forster nach dem 5:3 (3:0, 0:0, 2:3) beim EC Harz-Braunlage am späten Dienstag abend nicht. Und das hatte nicht allein mit der schweren Verletzung von Ralf Lux zu tun. Der Verteidiger hatte sich im zweiten Drittel bei einem Zweikampf an der Bande einen Schienbeinbruch zugezogen und fällt damit für den Rest der Saison wohl aus.

Unmut äußerten die Frankfurter auch nicht allein über ihre Leistung, die eher zu den schwächeren in dieser Saison gehörte. Auch ein eigener "Fan" hatte sie aus dem Rhythmus gebracht. Dieser warf im zweiten Drittel völlig unmotiviert eine Glasflasche auf das Eis, woraufhin er nicht nur von der Polizei in Gewahrsam genommen wurde, sondern noch eine weitere Verzögerung im Spiel bewirkte. Dieses hatte schon mit halbstündiger Verspätung begonnen, weil sich Jens Casten, der einzige den Braunlagern noch zur Verfügung stehende Torwart, beim Warmmachen verletzt hatte und behandelt werden mußte.

Die Frankfurter Mannschaft tat in den folgenden effektiven 60 Minuten ein übriges, um diesen Abend so schnell als möglich dem Vergessen zu übergeben. Nach einem 3:0 im ersten Drittel lief so gut wie nichts mehr, der Gegner kam bis auf 4:3 heran, und vor allem dem wieder funktionierenden Torriecher von Trevor Erhardt sowie Torwart Udo Döhler, den einzigen überzeugenden Frankfurter, war es zu verdanken, daß das schlimme Spiel nicht noch zu einem schlimmen Ergebnis führte.

Gerade zu diesem Zeitpunkt hätten die "Löwen" einen Rückschlag am wenigsten gebrauchen können. Denn in den nächsten drei Spielen warten jene drei Gegner auf sie, die als Hauptkonkurrenten gelten. Das beginnt am Freitag beim ESC Wedemark, setzt sich am Dienstag mit dem Heimspiel gegen den wiedererstarkten ESC Wolfsburg fort und endet drei Tage danach mit dem Gastspiel des ETC Timmendorf, der schon in der Vorrunde als einzige Mannschaft in Frankfurt gewinnen konnte. Toni Forster will den zuletzt schlecht harmonierenden zweiten Sturm umbauen. Wolf soll die Position von Scholz übernehmen, der zur Stärkung der Abwehr vorgesehen ist. Sim.

Gericht: Bauamtsleiter bleibt weiter in Haft

BISCHOFSHEIM. In Untersuchungshaft bleibt der am Montag wegen Verdacht der Vorteilsannahme vorläufig festgenommene Leiter des Bauamtes der Gemeinde Bischofsheim, erklärte gestern der Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Georg Nauth. Ein ebenfalls festgenommener Bauunternehmer aus Taunusstein, wo von dem Bischofsheimer Amtsleiter belastendes Material gefunden worden war, sei gegen Auflagen wieder frei gelassen worden. cas

Main-Gas fährt jetzt mit Erdgas Zwei Kleinlaster auf "Auto-Antrieb der Zukunft" umgerüstet

Bei der Vorführung zischte es etwas bedenklich aus dem Motorraum einer der beiden Versuchswagen. Aber dennoch: Die Main-Gaswerke sind davon überzeugt, daß sie den Auto-Antrieb der Zukunft gefunden haben - seit ein paar Tagen haben sie in Frankfurt zwei Kleinlaster im Einsatz, die mit Erdgas angetrieben werden. Vorteil dieser Antriebsart: Im Vergleich zum Benzin- oder Dieselmotor entstehen erheblich weniger schädliche Abgase, beteuern die Main- Gas-Experten.

"Erdgas enthält kein Blei, kein Benzol und fast kein Schwefel", sagt Physiker und Maingas-Vorstandsmitglied Joachim Zienteck. Der Ausstoß von Kohlendioxid, das als Hauptverursacher des Treibhauseffektes gilt, verringere sich im Vergleich zum Benziner mit Katalysator um 20 Prozent; das Kohlenmonoxid im Abgas könne um 85 Prozent, Stickoxid um 70 Prozent gesenkt werden. "Besonders gut sieht die Schadstoffbilanz im Vergleich zum Dieselmotor aus", sagt Zientek, denn Erdgas verbrenne der Motor vollständig rußfrei.

16 000 Mark hat sich die Firma die Umrüstung der beiden Wagen kosten lassen, zwei weitere Autos sollen demnächst auf Gasbetrieb umgestellt werden. Dabei kann der serienmäßige Otto-Motor im großen und ganzen bleiben, wie er ist. "Nur die Motoreinstellung muß total verändert werden", sagt Zientek.

Als "Tank" dienen zwei 80-Liter-Gasflaschen, die auf der Ladefläche der Kleinlaster untergebracht werden und genug Energie für knapp 250 Kilometer Fahrtstrecke liefern. Anschließend kann der Fahrer den Motor per Knopfdruck wieder auf den normalen Benzinbetrieb umstellen.

"Leistung und Geschwindigkeit", sagt Zientek, "sind bei beiden Betriebsarten absolut gleich." Mit Gas laufe der Motor sogar noch ruhiger und leiser. Die Verbrauchswerte des Gasbetriebs liegen zwar noch um etwa 15 Prozent höher, aber dies könne durch gezielte Motorenentwicklung verbessert werden, meinen die Main-Gas-Experten.

Zwar könne theoretisch jeder Besitzer eines solchen Erdgas-Wagens den Treibstoff direkt von der Gasleitung für die Heizung des Eigenheims abzapfen, aber realistisch sei auf absehbare Zeit nur der Einsatz von Erdgas-Wagen bei Stadtwerken oder anderen Firmen mit großen Fuhrparks.

Denn gerade beim "Tanken" mache der TÜV noch zahlreiche Auflagen, die den Vorgang komplizierten, wie etwa eine Erdung des Motors, um statische Aufladung und Funkenbildung zu verhindern. "In anderen Ländern gibt es solche Vorschriften nicht", sagt Zientek. Weltweit seien bereits rund 800 000 Erdgas-Wagen im Einsatz, in Deutschland jedoch nicht einmal ein Dutzend.

Mit ihren bald vier Testwagen wollen die Main-Gas-Leute Erfahrungen sammeln und auch die wissenschaftliche Diskussion über den Erdgas-Antrieb voranbringen. Ein Vorurteil wollen sie vor allem ausräumen: Die Gasautos seien "fahrende Bomben". Versuche hätten gezeigt, daß die festen Gasflaschen bei einem Zusammenstoß im Gegensatz zum normalen Benzintank fast immer unbeschädigt blieben. Und auch im Brandfall sorge ein Sicherheitsventil dafür, daß der Druck in den Flaschen nie auf explosionsgefährliche Werte ansteige. Deshalb sei auch ein leichtes Zischen aus dem Motorraum kein echter Grund zur Besorgnis . . . mat

Das erste Drogenopfer: 16jährige starb in Klinik

WIESBADEN. Die Landeshauptstadt hat ihr erstes Drogenopfer des Jahres 1993. Wie die Polizei gestern mitteilte, starb in der Nacht zu Mittwoch in einem Krankenhaus eine 16jährige.

Die junge Frau war bereits am 7. Januar in die Klinik eingeliefert und wegen einer Rauschmittelvergiftung stationär aufgenommen worden. Doch die Ärzte konnten ihr nicht mehr helfen.

Der Polizei war die 16jährige bereits seit geraumer Zeit als Konsumentin harter Drogen bekannt. In der Wiesbadener Drogenstatistik des noch jungen Jahres hat sie nun einen traurigen ersten Platz inne. kkü

Kolumbianer abgeschoben Smaragde sollen die Unkosten decken

DARMSTADT. Ohne sein grünschillerndes Geschmeide hat ein 34jähriger Kolumbianer die Zwangsheimreise antreten müssen, nachdem er wegen Drogendelikten eine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Dieburg verbüßt hatte.

Die fünf wertvollen Smaragde aus dem Besitz des Mannes, darunter ein Achtkaräter, kommen unter den Hammer: Der Kreis Darmstadt-Dieburg wird sie am kommenden Samstag um 14 Uhr im Foyer des Darmstädter Landratsamtes versteigern, weil der abgeschobene Kolumbianer beim Kreis in der Kreide steht: Die Verwaltung mußte nämlich unter anderem das Flugticket bezahlen.

Die herz- und tropfenförmig geschliffenen Edelsteine hatte der Kolumbianer 1990 bei seiner Einreise nicht deklariert. Den Zollbeamten auf dem Frankfurter Flughafen stachen die Klunker gleich ins Auge - eine teure Nachverzollung wurde fällig. Bereits wenig später fiel der Lateinamerikaner wegen Drogengeschäften auf und wanderte hinter Gitter.

Am Tag der Haftentlassung, als dem Mann die persönliche Habe ausgehändigt wurde, pfändete der Kreis die Kostbarkeiten. Das Mindestgebot am Samstag liegt bei 5000 Mark. feu

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Apotheke 20, Bad Homburg, Haingasse 20.

Oberursel/Steinbach. Alte-Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.

Usinger Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.

Kronberg/Königstein. Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7.

FWG will "kumulieren und panaschieren"

HOFHEIM. Direktwahl von Bürgermeistern und Parlamentariern - das wollen die Freien Wählergemeinschaften (FWG). "Daß die Bürgermeister in Hessen nun direkt gewählt werden, ist auch unseren bohrenden Forderungen zu verdanken", zeigt sich FWG-Mann Werner Emde überzeugt. Nun sei auch der zweite Schritt fällig: Wie in der rheinland-pfälzischen und baden- württembergischen "Süddeutschen Ratsverfassung" soll der Wähler "kumulieren und panaschieren" können: Er kann mehrere Stimmen vergeben - alle einem oder verteilt mehreren Kandidaten. Dabei ist er nicht an Parteilisten gebunden.

Die FWG hat im Kreistag und in den Parlamenten beantragt, entsprechende Forderungen an die Landesregierung zu richten. "Das ist auch eines unserer wichtigen Wahlkampfthemen", kündigt Emde an. Hoffen doch gerade die kleinen Parteien, durch populäre Kandidaten den Großen das eine oder andere Schnippchen schlagen zu können. md

Räuber bediente sich im Schaufenster

WIESBADEN. Mit einem Metallständer hat ein unbekannter Mann in der Nacht zu Mittwoch die Scheibe eines Fotogeschäftes am Bismarckring eingeschlagen. Wieviel der Täter aus dem Laden erbeutete, ist nach Angaben der Polizei noch nicht bekannt.

Ein Anwohner war in der Nacht durch das klirrende Glas aufmerksam geworden und hatte die Polizei verständigt. Die Beamten fanden mehrere Kameras vor dem Geschäft. Vom Räuber fehlt bislang jede Spur.

Der Täter soll nach Angaben der Kripo etwa 1,80 Meter groß gewesen sein und schulterlanges blondes Haar tragen. Zur Tatzeit war er mit dunkler Windjacke und dunkler Hose bekleidet. schu

Nagelprobe im Bundesrat Länder satteln beim Wohnbaulandgesetz kräftig drauf

Der Bundesrat befaßt sich am heutigen Donnerstag in einer Sondersitzung im ersten Durchgang mit dem Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz. Die Novelle mit dem komplizierten Namen zielt auf zügige Investitionen vor allem in den neuen, aber auch in den alten Ländern sowie die beschleunigte Ausweisung und Nutzbarkeit von Bauland.

Das löblich anmutende Unterfangen könnte freilich an der Vielzahl kniffliger Details scheitern. Die Bundes-SPD spricht von einem "Frontalangriff auf den Umweltschutz"; Sozialdemokraten in den Ländern zeigen allerdings teilweise weniger Berührungsängste. Die Umweltverbände BUND sowie der Naturschutzbund Deutschland warnten dieser Tage die Genossen vor Kollaboration. Sollten sie das Projekt im Bundesrat nicht niederstimmen, wollen die Öko-Lobbyisten verhindern, daß die SPD bei künftigen Wahlen als "ökologische Volkspartei auftritt".

Eine Einheitsfront aus roten, rot-grünen und rot-grün-gelben Ländern steht bislang nicht. Die Differenzen gehen quer durch die Lager; so lehnen Umweltpolitiker beispielsweise ab, was Bauexperten aus der gleichen Partei herbeisehnen. Mehr als 200 Anträge hatten die Ausschüsse schon im Dezember vorberaten. Die eigentlich für Ende vergangenen Jahres geplante "Lesung" im Plenum wurde wegen ungeklärter Fragen dann auf den heutigen Tag verschoben.

Grundsätzlich ablehnen werden das Gesetz voraussichtlich nur die rot-grünen Länder Hessen und Niedersachsen. Die Vorlage versuche, Mitspracherecht der Bürger sowie den Umwelt- und Naturschutz entscheidend zurückzunehmen, heißt es in Wiesbaden. "Die wenigen positiven Ansätze des Gesetzes" reichten nicht aus, die "wirklichen Hemmnisse" auf dem Wohnungsmarkt zu beseitigen. Hessens Bauminister Jörg Jordan drängt vor allem auf eine drastisch erhöhte Grundsteuer auf brachliegendes, ungenutztes Bauland.

Für mehr Klarheit sorgte der Aufschub nicht. Im Gegenteil, das im federführenden Bonner Bauministerium und im Umweltressort unter Hochdruck und nach mancher Kontroverse zusammengefügte Artikelgesetz wird durch den Durchgang im Bundesrat noch komplizierter. Die Länder wollen nämlich auf das Werk, das acht Gesetze und zwei Verordnungen verändern will, ordentlich draufsatteln.

Die Regierung und die Bundestagsabgeordneten der konsevativ-liberalen Koalition werden sich unversehens mit zwei "heißen Eisen" konfrontiert sehen, die sie bislang wegen unüberbrückbarer Differenzen im eigenen Lager nicht angepackt hatten.

Zum einen fordern einige Länder ein Instrument zur Bekämpfung der Baulandspekulation. Etwa ein "zoniertes Satzungsrecht", das es Gemeinden gestatten würde, baureife Grundstücke mit höheren Steuern zu belegen. Dies befürwortet eigentlich auch die Bonner Bauministerin. Irmgard Schwaetzers erster Entwurf wollte den Kommunen diese Waffe in die Hand geben. Die Liberale stieß aber auf harten Widerstand in der eigenen Partei und bei Finanzminister Theo Waigel.

Zum anderen nutzen SPD-geführte Länder das Wohnbaulandgesetz als Hebel, um Schwaetzer einen verbesserten Mieterschutz abzuringen. Ihnen geht es um die zunehmende Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Der Bundesrat hatte im November unter anderem auf Initiative Bayerns mit breiter Mehrheit einen Gesetzesentwurf verabschiedet, der Kommunen bei angespannter Versorgungslage ein Veto gegen Umwandlungen zugesteht. Die FDP und die Bauministerin sehen hier freilich keinen Handlungsbedarf. Skeptisch sind auch die Rechtsexperten der CDU im Bundestag.

Will die Bonner Koalition das von ihr als besonders eilbedürftig eingestufte Investitions- und Wohnbaulandgesetz wie geplant Anfang April in Kraft treten lassen, kommt sie um Zugeständnisse auf den beiden "Nebenkriegsschauplätzen" und beim gewollten Eingriff in das Naturschutzrecht kaum herum. Es sei denn, es fielen letztlich wieder einmal etliche SPD-regierte Länder um.

PETER ZILLER (Bonn)

Klagerecht für Naturschützer

sp HANNOVER, 14. Januar. Niedersachsen will zwölf anerkannten Naturschutzverbänden das Recht geben, Verwaltungsentscheidungen gerichtlich überprüfen zu lassen. Der von der Landesregierung eingebrachte Entwurf eines Verbandsklagegesetzes sieht vor, daß die Verbände an Genehmigungsverfahren, die sich auf Natur und Landschaft auswirken, beteiligen können, zum Beispiel bei Planungen für Gewässerausbau, Bodenabbau oder Müllentsorgungsanlagen. Das Recht zur Klage soll nur gelten, wenn sich der Verband am Verfahren mit einer Stellungnahme beteiligt hat und wenn seine Bedenken von der Genehmigungsbehörde nicht berücksichtigt wurden. Umweltministerin Monika Griefahn erläuterte, sie rechne damit, daß die Zahl der Klagen gegen Verwaltungsentscheidungen nicht zu-, sondern abnehmen werde. Bisher waren nur Einzelpersonen klageberechtigt, falls ihre individuellen Rechte verletzt waren.

Notdienste

Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Telefon 0 61 72 / 8 36 36.

In dringenden Fällen: Tel. 112.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Sonnen-Apotheke, Bad Homburg, Höhestraße 13.

So.: Engel-Apotheke, Bad Homburg, Schulberg 7 - 9.

Oberursel/Steinbach. Sa.: Bären-Apotheke, Oberursel, Oberhöchstadter Straße 2 - 4.

So.: Columbus-Apotheke, Oberursel, Vorstadt 16.

Usinger Land. Sa. und So.: Laurentius- Apotheke, Usingen, Obergasse 22.

Königstein/Kronberg. Sa.: Park-Apotheke, Kronberg, Hainstraße 2.

So.: Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.

Rücktritt von Heide Pfarr ist zunächst abgewendet SPD einigte sich auf Eckdaten für ein Frauengesetz

WIESBADEN. Die hessische SPD hat sich nach fast einjährigen internen Auseinandersetzungen über ein Gleichberechtigungsgesetz zusammengerauft. Der Landesvorstand der Partei beschloß jetzt einstimmig die Eckdaten zu einem Gesetz, mit dem die Frauen im öffentlichen Dienst, an den Gerichten und Hochschulen, aber auch in den Gemeinden, öffentlich-rechtlichen Sparkassen und Krankenkassen gegenüber den Männern nicht weiter das berufliche Nachsehen haben sollen.

Für die verstärkte Gleichstellung der Frauen hatte Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) 1991 die Frauenpolitikerin Heide Pfarr in sein Kabinett geholt. Die Professorin und engagierte Frauenrechtlerin war allerdings mit bisher drei Gesetzentwürfen - ein vierter liegt als Schubladenentwurf den Eckdaten zugrunde - in den übrigen SPD-geführten Ressorts auf erheblichen Widerstand gestoßen.

Die Sitzung des SPD-Landesvorstandes am Dienstag abend galt als letzter Versuch, zu einer Einigung mit Pfarr über ein Gleichstellungsgesetz zu kommen. Intern hatte die Ministerin bereits mit ihrem Rücktritt gedroht, falls ihre Vorschläge weiter verwässert und blockiert würden.

Ministerpräsident Hans Eichel hatte sich dafür verwandt, noch vor den Kommunalwahlen am 7. März frauenpolitische Signale zu setzen und damit an die bewußt propagierte Aufwertung der Frauen in der Landespolitik (äußeres Zeichen: fünf Ministerinnen) anzuknüpfen. Intern wurde Eichel allerdings vorgehalten, das Thema zu lange vernachlässigt zu haben.

Mehr als drei Stunden debattierten die SPD-Spitzen über den Ausweg aus der Sackgasse. Selbst von Frauen geführte SPD-Ressorts in Wiesbaden hatten Bedenken gegen das Gesetz angemeldet, bestimmte Vorstellungen über die bevorzugte Einstellung und die Beförderung von Frauen als unpraktikabel bezeichnet. Nun einigte sich die SPD auf Eckdaten für ein Gesetz, die offenlassen, wie die endgültigen Formulierungen aussehen.

Der Landesvorstand beriet auch die weiteren Abläufe. So sollen die Eckdaten nach monatelangem Gezerre in der kommenden Woche erstmals im Kabinett unter Beteiligung der Grünen beraten werden. Mitte Februar soll dann in einem zweiten Schritt der endgültig ausformulierte Gesetzentwurf vorgelegt werden, dem dann die Anhörungen und parlamentarischen Beratungen folgen werden. Mit dieser Fristsetzung ist ein Rücktritt der Frauenministerin Pfarr zunächst abgewendet.

Die Grünen, die bislang in die Beratungen nicht eingebunden waren, kritisieren allerdings das Vorgehen. Fraktionssprecherin Elke Cezanne sagte zur FR, daß "für die Grünen die Notwendigkeit eines Gleichstellungsgesetzes schon immer klar gewesen ist". Und: "Wir brauchen keine Eckdaten, wir brauchen den präzisen Gesetzestext."

Die frühere Fraktionsgeschäftsführerin und jetzige Familienministerin Iris Blaul (Die Grünen) sagte in Wiesbaden, daß es bislang noch nicht zu einer Beteiligung ihres Hauses gekommen sei. Iris Blaul verwies darauf, daß die Grünen schon in der letzten Legislaturperiode ein Gleichstellungsgesetz vorgelegt hätten, das immer noch die frauenpolitischen Eckdaten der grünen Politik aufzeige.

Ein hessisches Gleichstellungsgesetz mit verbindlichen Frauenförderplänen würde erhebliche Einschnitte für die Laufbahnen der 400 000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst bringen. Ziel soll die "gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an allen Positionen und Berufen im öffentlichen Dienst sein". Da Frauen bislang benachteiligt sind, in den ursprünglichen Fassungen war auch von einem "Gesetz zum Abbau der Diskriminierungen von Frauen" die Rede, bedeutet dies "Frauenförderpläne mit verbindlichen Vorgaben".

Vor allem die Einhaltung und Überprüfung dieser Vorgaben ist auf massiven Widerstand gestoßen. Pfarr mußte sich von den Vorstellungen einer überbehördlichen Kontrollinstanz trennen. Nun kontrollieren die Kommunen die Einhaltung ihrer eigenen Vorgaben selbst, die Kreise üben auf ihrer Ebene die Kontrollrechte aus. Lediglich in der Landesregierung ist das Frauenministerium "Überwachungsinstanz" für die Frauenförderpläne, die grundsätzlich mehr als die Hälfte der zu besetzenden Stellen für die "Besetzung durch Frauen" vorsehen, um den Frauenanteil merklich zu erhöhen. Bei der Erhöhung des Frauenanteils soll auch zwischen Besoldungsgruppen und Berufsgruppen unterschieden werden, damit nicht Sekretärinnen gegen Abteilungsleiterstellen aufgerechnet werden.

Für die Ausformulierungen des Gesetzestextes aus den Eckdaten ist jetzt wichtig, was sich als Soll- oder Kann-Vorschrift wiederfindet. Erst dann, so einige SPD-Politiker, läßt sich wirklich sagen, wer sich im Streit um ein Gleichberechtigungsgesetz durchgesetzt hat und welche frauenpolitischen Positionen Heide Pfarr auf Druck der Sozialdemokraten in den übrigen Ministerien und in den Kommunen räumen mußte.

MICHAEL GRABENSTRÖER

Protest gegen Bäumefällen Polizeiaktion am Köln-Bonner Flughafen gegen Umweltschützer Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

DÜSSELDORF, 13. Januar. Unter dem Schutz von sechs Hundertschaften der Polizei haben Waldarbeiter damit begonnen, in der Wahner Heide am Köln-Bonner Flughafen Bäume zu fällen, die nach Darstellung des Düsseldorfer Verkehrsministers Franz-Josef Kniola die Sicherheit des Flugverkehrs beinträchtigten.

Die Bäume seien in den letzten Jahren so hoch gewachsen, daß besonders die sogenannte "Querwindbahn" des Flughafens nicht mehr in ihrer vollen Länge benutzt werden konnte. Diese Einschränkung der Leistungsfähigkeit des Flughafens sei "auf Dauer mit der verkehrspolitischen Aufgabenstellung des internationalen Verkehrsflughafens unvereinbar", verteidigte Kniola die Fällaktion. Der Minister widersprach mit seiner Darstellung Umweltschützern von Robin Wood, dem BUND und anderen Organisationen, die seit rund einem Jahr mit Waldbesetzungen die Bäume zu schützen versuchten, weil die Rodungen ihrer Ansicht nach in Wahrheit dem Ausbau des Flughafens dienten.

Das Verwaltungsgericht in Köln und das nordrhein-westfälische Oberverwaltungsgericht in Münster hatten Anfang der Woche allerdings Anträge der Umweltschützer auf einstweilige Anordnungen gegen den Beginn der Rodungsarbeiten abgelehnt.

Nach Darstellung von Robin Wood holten Polizisten von Sondereinsatzkommandos (SEK) am Mittwoch rund ein Dutzend Umweltschützer von den Bäumen und nahmen sie vorläufig fest. Die Polizei stellte den Umweltschützern ein bis Freitag, 14 Uhr, befristetes Ultimatum, ihr vor fünf Wochen im Wald der Wahner Heide eingerichtetes Besetzer- camp zu räumen. Die Umweltschützer haben noch nicht entschieden, ob sie sich diesem Ultimatum beugen werden.

Die gefällten alten Bäume sollen nach Darstellung des Verkehrsministeriums durch Aufforstungen und heidetypische Pflanzen ersetzt werden. Unter dem Strich gebe es dadurch eine "ökologisch positive Bilanz" der Baumfällaktion, hieß es in Düsseldorf.

Beirat erst nach der Wahl Frust bei aktiven Alten

NEU-ANSPACH. Die Aufbruchstimmung unter den Senioren ist verpufft. Der geplante Seniorenbeirat wird voraussichtlich nicht mehr in dieser Legislaturperiode gegründet werden, weil das Parlament dazu keinen Beschluß mehr fassen kann. Das Thema steht nämlich nicht auf der Tagesordnung der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl. Begründung: "Wir wollen nichts übers Knie brechen", erklärt der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD).

"Der Seniorenbeirat ist trotzdem eine wichtige Angelegenheit", betont Rübsamen im gleichen Atemzug. Auch aus diesem Grund hält er es für korrekt, den Satzungsentwurf des Senioren-Arbeitskreises "in Ruhe" zu prüfen und die Gründung dem neugewählten Parlament zu überlassen. Die Verwaltung will den Entwurf der Senioren vor der Verabschiedung im Parlament erst mit der Mustersatzung des Städte- und Gemeindebundes vergleichen.

Unter den aktiven Alten in der Gemeinde macht sich Resignation breit. "Leider mußten wir hinnehmen, daß die Gemeindevertretung unseren Wunsch vor den Wahlen nicht erfüllen kann", bedauert Franz Hufnagl vom Arbeitskreis Seniorenbeirat. Die Enttäuschung ist um so größer, als die Senioren ihre Hausaufgaben prompt erledigt haben. Im November legten sie nach nur wenigen Wochen Arbeit ihren Satzungsentwurf vor. Die Verwaltung hatte hingegen gut ein Jahr gebraucht, bis sie den Gründungsauftrag vom Parlament in Angriff nahm.

Die Verzögerungen gehen auf Kosten der rund 1100 Senioren in der Großgemeinde, von denen sich 350 für einen Beirat ausgesprochen hatten und etwa 40 zur aktiven Mitarbeit bereit sind. "Es gibt so viele Probleme, die den älteren Bürgern fremd sind", meint Hufnagl und erinnert an das Betreuungsgesetz, das ab 1. Januar in Kraft ist, oder die Möglichkeiten, Sozialeinrichtungen in Anspruch zu nehmen. Der Arbeitskreis fordert: "Wir älteren Bürger wollen auf kommunalpolitischem Gebiet mitwirken, gefragt werden und unser Wissen einsetzen."

Die Forderungen der Senioren sind inzwischen von der CDU in Form einer Anfrage verarbeitet worden und somit doch noch auf die Tagesordnung der nächsten Parlamentssitzung am 25. Januar gerückt. Allerdings können Anfragen keine Beschlüsse zur Folge haben, sondern nur Antworten. CLAUDIA NENNINGER

Bewaffneter Räuber in einer Boutique

Ein maskierter Täter hat am Dienstag nachmittag bei einem Überfall auf eine Boutique in der Schillerstraße in der Innenstadt 515 Mark aus der Ladenkasse geraubt. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Mann mit einer Schußwaffe in der Hand das Geschäft gegen 15.50 Uhr betreten und die allein anwesende 54 Jahre alte Verkäuferin bedroht. Er zwang sie auf den Boden, nahm das Geld aus der Kasse und flüchtete mit der Beute. enk

Nachrichten-Börse

Hypo-Zinsen sinken unter acht Prozent Baugeld ist durch die Zinssenkung am Kapitalmarkt nun zu weniger als acht Prozent effektiv zu haben. So bietet zum Beispiel die DSL Bank Darlehen mit zehn Jahren Bindung zu 7,99 nach zuvor 8,26 Prozent an. Für eine halb so lange Vereinbarung werden hingegen effektiv 8,01 nach 8,26 Prozent gefordert. Rußland verlangt Weltmarktpreise Rußland knöpft seinen Handelspartnern aus der ehemaligen UdSSR für Öl- und Gaslieferungen nun Weltmarktpreise ab. Für Zahlungen in Rubel wird ein Wechselkurs von 425 Rubel je Dollar angesetzt. Ausnahmen von der neuen Regelung soll es aber geben. EG regelt Stahl-Import aus dem Osten Die EG hat für 1993 Quoten für die Stahleinfuhren aus einigen osteuropäischen Ländern festgelegt. Demnach dürfen die Nachfolgestaaten der UdSSR 218 998 Tonnen Flachwalzerzeugnisse liefern, Rumänien 275 577 und Bulgarien 184 895 Tonnen.

Ebert-Siedlung: Protest gegen Autos

Die Bewohner von Ackermann- und Sondershausenstraße haben die Nase voll - voll von Lärm, Abgasen und rasenden Autos. Am gestrigen Abend protestierten sie jetzt während einer Bürgeranhörung des zuständigen Ortsbeirats 1 gegen das hohe Verkehrsaufkommen in ihrem Wohnquartier.

Täglich quälen sich unzählige Wagen durch die Friedrich-Ebert-Siedlung im Gallus. Und der Verkehr wird wohl noch zunehmen: In der Kleyerstraße entsteht gegenwärtig die Wohn- und Arbeitsstätte "Galluspark". Außerdem baut das Unternehmen Telenorma derzeit dort einen großen Firmenkomplex. Tausende von neuen Mietern und Pendlern strömen dann in die Siedlung.

Der Ortsbeirat und das Planungsbüro Retzko + Topp hatten deshalb schon im vergangenen Jahr der Stadt vorgeschlagen, Sondershausen- und Ackermannstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren.

Doch die städtische Tempo-30-Kommission hatte seinerzeit nicht mitgespielt. Hauptgrund: Die beiden Straße seien wichtige Verbindungen zwischen Mainzer Landstraße und Kleyerstraße - auch für die Schwerlastfahrzeuge in Richtung Baustellen.

Das bekräftigten jetzt auch Rainer Michaelis (Ordnungsamt) und Klaus Wetterling (Stadtplanungsamt): "Wir können doch künftig nicht den ganzen Verkehr über die Galluswarte leiten."

Der Ortsbeirat läßt indes nicht locker. In einem parteiübergreifenden Antrag vom Dezember fordert er eine Ampelanlage an der Kreuzung Krifteler Straße / Mainzer Landstraße. Dann könnten die Pendler durch die unbewohnte "Krifteler" zur Mainzer Landstraße fahren und dort auch in Richtung Griesheim abbiegen.

Allerdings muß die Ampel erst in das Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Personennahverkehr aufgenommen werden. Frage der Bürger: "Wenn wir die Ampel bekommen, werden Sondershausen- und Ackermannstraße dann gesperrt?" Die Antwort der Beamten: "Ja!"

Das Planungsbüro Retzko + Topp hat derweil schon Alternativen ausgearbeitet. Erstens: In der Friedrich-Ebert-Siedlung wird mit Straßenverengungen und Hindernissen eine Tempo 30-Zone eingeführt. Zweitens: Zumindest die Sondershausenstraße wird von der Kleyerstraße abgetrennt. Die Bürger akzeptieren die Alternativen allenfalls als Zwischenlösung: Ein Bewohner deutlich: "Der Verkehr muß weg." cob

Bei "Bananenrepublik" endete die Langeweile

Als der sächsische SPD-Landtagsabgeordnete Benedikt Dyrlich den Film "Landtag 90" zum erstenmal sah, war ihm sofort klar: Der ist so langweilig, der kann keinen Schaden anrichten. Niemand hält es durch, ihn bis zum Ende anzusehen.

Dyrlich sollte sich täuschen. Das Präsidium des Landtages, das im vergangenen Jahr den 34minütigen Streifen über die Entstehung des sächsischen Parlamentes in Auftrag gab, hat ihn sich mittlerweile mehrmals angesehen. Grund dafür ist eine etwa 20 Sekunden dauernde Sequenz, die für Ärger sorgt: In der Nacht nach der Landtagswahl 1990 schwenkt die Kamera über das Buffet von Bündnis 90/Grünen, die sich ein besseres Abschneiden erhofft hatten. Ein trostloser Blick auf ein abgegrastes Mahl. Dazu der merkwürdige Text: "Schmalzstullen und Joghurtbecher sind keine Alternative zur Bananenrepublik." Die nächste Kameraeinstellung zeigt die dampfenden Würstchen und akkurat dekorierten Schnittchen des absoluten Wahlsiegers CDU. O-Ton: "Das Buffet der Sieger schon im Zeichen des kulinarischen Aufschwungs."

Für Krach sorgt die "Bananenrepublik". Was soll der Ausdruck an dieser Stelle? Und, so fragen sich einige Mitglieder im Landtagspräsidium seitdem: Was ist überhaupt eine Bananenrepublik? Der fünfköpfigen Filmbeirat, mit Landtagsabgeordneten aller Couleur besetzt, hatte die umstrittene Sequenz unbeanstandet passieren lassen: Dyrlich interessierte sich nicht für den "Langweiler", der stasibelastete PDS-Mann Sieghard Kosel hielt sich aus allem raus, der Rest aber wurstelte vor sich hin. Leonore Ackermann (Bündnis 90/ Grüne): Als Text, Musik und Bilder einmal beisammen waren, sei nichts mehr zu retten gewesen. Der Film habe zwar seinen "eigenen Charme", sei aber nichts anderes als eine "additive Zusammenreihung von Belanglosigkeiten". Von der Musik ("Dudelfunk") habe man den größten Teil streichen müssen. Die für Schulklassen und politikinteressierte Sachsen gemachte Dokumentation sei derart schlecht gemacht und gähnend langweilig, es werde schon keine politischen Probleme geben, sagte man sich im Filmbeirat.

Auch das 16köpfige Präsidium, das im Dezember den Film zum erstenmal sah, fand noch nichts schlimmes. Aber irgendwann setzte sich in der CDU, die die Mehrheit hat, der Eindruck durch, das Machwerk tauge wirklich nicht die Bohne. Landtagspräsident Erich Iltgen schwante Böses und bot seinen Parteikollegen an, die merkwürdige Bananenszene herausschneiden zu lassen. Er wollte retten, was noch zu retten war, denn immerhin hatte die Herstellung des ermüdenden Streifens 60 000 Mark gekostet. Er trat aber eine Lawine los: Der SPD fiel plötzlich auf, daß es im Film eine Szene gibt, in der ein makelloses Biedenkopf-Wahlplakat entrollt wird, während der nächste Kameraschwenk eine mit Hakenkreuzen verunstaltete Plakatwand mit Anke Fuchs zeigt. Iltgen wollte den Sozis per Schere entgegenkommen. Aber die machten nicht mehr mit. Geschäftsführer Peter Adler: "Wir hätten auch allerhand Dinge beanstanden können. Aber der Film haut sowieso keinen aus dem Sessel."

Er sei einfach zu blöde, sagten sich die Genossen: Ständig liefen Biedenkopf und der Landtagspräsident über den Bildschirm, zwischendurch ein paar Erklärungen, was ein Ausschuß mache und was Gewaltenteilung sei, ein bißchen sächsische Geschichte und die Beine von Rita Süssmuth beim Verlassen ihrer Limousine. Der Streifen zeigt am Schluß die sächsischen Parlamentarier beim Singen des Deutschlandliedes. "Und das auch noch mindestens eine Terz zu tief", unkt ein Filmkenner. Noch schlimmer allerdings, spottet ein Genosse, sei die Musik, die stellenweise dem Streifen unterlegt sei: "Grausam. Wie in einem Pornofilm."

Letzter Stand des Dresdner Filmspektakels: Mit den Stimmen der CDU hat das Landtagspräsidium entschieden, die Bananenszene zu streichen. Die Oppositionsparteien stimmten nicht mit und schimpfen jetzt: Zensur. Die Landeszentrale für politische Bildung habe zugesagt, 100 Exemplare abzunehmen und Schulen zur Verfügung zu stellen.

Dennoch soll der Buffet- und Bananenschnipsel der sächsischen Nachwelt erhalten bleiben. Die Fraktion Bündnis 90/Grüne bemüht sich derzeit um die Urheberrechte.

BERNHARD HONNIGFORT (Dresden)

Kita-Eltern klagen über eine "Misere" Brennpunkt Gravenbruchstraße: Magistrat hält die Situation für "qualitativ gut" Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Wie gut werden die Kinder in der Kindertagesstätte Gravenbruchstraße betreut? Über diese Frage streitet sich der Elternbeirat mit der Stadt. "Oft ist die Kita nur eine Aufbewahrungsstelle", kritisiert Sylvia Veigel vom Beirat. Dafür macht sie nicht die Erzieherinnen verantwortlich, sondern die Stadt. Die eh schon "miserable Personalsituation" verschlechtere sich, weil die Stadt Vorschläge der Eltern nicht aufgreife. Die Magistratsspitze hält diese Kritik für ungerechtfertigt. "Wir tun alles, was wir können", entgegnete Sozialdezernent Werner Müller (SPD). Von einem qualitativen Abbau könne keine Rede sein. Auch Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) ist überzeugt: "Die Situation ist qualitativ gut. Die Eltern können durchaus zufrieden sein." Daß die Kita Gravenbruchstraße eine "problematische" Einrichtung ist, für die nur schwer Erzieherinnen zu finden sind, darüber sind sich der Elternbeirat und die Stadt einig. Andere Kindergärten seien für Erzieherinnen attraktiver, beschreiben beide Seiten übereinstimmend das Dilemma. Das liegt vor allem an den Öffnungszeiten. Die Kita ist eine Ganztagseinrichtung, in anderen ist früher Schluß.

Hinzu kommt der hohe Anteil an ausländischen Kindern, laut Müller mehr als 60 Prozent. Das stellt besondere Anforderungen an die Betreuung.

Nach Darstellung von Sylvia Veigel wirken sich diese Faktoren wie folgt aus: "Der Kindergarten ist permanent unterbesetzt und zwar auf Kosten der Kinder." Selten könnten Ausflüge gemacht werden, der Schulkindertreff falle ganz aus. Die Vorbereitung auf die Schule sei jedoch gerade für die ausländischen Mädchen und Jungen besonders wichtig.

Eine hohe Fluktuation wirkt sich laut Veigel auch auf die Stimmung der Erzieherinnen aus. "Wenn ständig Leute fehlen, sind die anderen mehr belastet und werden häufiger krank." Daß die Stadt dann Aushilfen schickt, er- kennt Veigel an. Doch das ist für sie keine Lösung. "Die fehlen doch nur woanders." Daß die Personalsituation besser sein könnte, räumte Müller in einem Schreiben an den Elternbeirat vom Dezember freimütig ein: "Sie haben recht, wenn Sie die Situation bemängeln." Dennoch hält er die Kritik für weit übertrieben. Die Lage sei nicht so dramatisch wie dargestellt, der Betrieb beileibe nicht gefährdet. Nach Angaben des Sozialdezernenten wird in der Gravenbruchstraße ab Februar eine Kraft fehlen, für die sich die Stadt jedoch um Ersatz bemühe. Mitte Juni gehe eine weitere Erzieherin in Mutterschutz, auch für sie soll es eine Nachfolgerin geben. "Insgesamt haben wir derzeit bei über 100 Erzieherinnen in der Stadt zwei offene Stellen. Üblicherweise sind es etwa drei bis vier."

Für Bürgermeister Abeln ist "ein gewisses Maß an Fluktuation" in allen Kindergärten unvermeidlich. Daß viele Erzieherinnen Kinder bekämen und in Mutterschutz gingen, darüber dürfe man nicht klagen.

Der Vorwurf, daß die Kinder in der Kita Gravenbruch besonders benachteiligt würden, verkennt aus Sicht der Stadt die Tatsachen. "Gerade dort gibt es manche Vergünstigungen", betonte Müller. So beteiligten sich die Erzieherinnen an einem Modellprojekt zur Ausländerintegration, wofür zusätzliche Fortbildungs- und Reisekosten genehmigt würden. Wie Sozialamtsleiter Ralph Klose geht auch Müller davon aus, daß die fehlende Schulvorbereitung am Nachmittag vormittags aufgefangen werden könnte. Veigel hält das für illusorisch. Daß die Beurteilung der Situation seitens des Elternbeirats und der Stadt so unterschiedlich ausfällt, liegt vor allem daran, daß man sich über Vorschläge der Eltern nicht einigen kann. So hatte der Beirat beispielsweise gefordert, in der Gravenbruchstraße im Sommer keine neuen Kinder aufzunehmen und auch die Eröffnung des Kinderhauses im Horst- Schmidt-Ring zu verschieben, bis alle Einrichtungen personell ausreichend besetzt seien. Die Stadt sieht darin eine inakzeptable "Closed-Shop-Mentalität" (Abeln), die die Interessen der Eltern, die noch keinen Platz für ihr Kind haben, völlig außer acht lasse.

Nicht ganz so unversöhnlich stehen sich beide Seiten in der Frage einer Brennpunktzulage für die Erzieherinnen gegenüber. Allerdings hat Müller dazu noch keine definitive Zusage gemacht: "Wir müssen darüber nachdenken." Veigel bringt diese Äußerung nach eigenen Worten zur Weißglut: "Die Stadt überlegt schon viel zu lange. Wie lange will sie noch warten?"

Neujahrs-Empfang der SPD

MAIN-KINZIG-KREIS. Die SPD Main- Kinzig gibt ihren Neujahrs-Empfang am Freitag, 15. Januar, ab 20 Uhr im Schloßgarten-Saal der Stadthalle Hanau. Die Ansprache hält der SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Lothar Klemm.

Englands Royalisten bleibt auch nichts erspart

Britischen Royalisten bleibt auch nichts erspart. Die unschuldsvolle Prinzessin, entlarvt als kaltschnäuzig manipulierender Racheengel, bestrebt, den Prinzen ihrer Träume in ein schlechtes Licht zu rücken. Der wackere Prinz, enttarnt als ein Schwerenöter, ein treuloser Gesell, ein Ehebrecher. Wieviel kann man, an solch schmerzlichen "Enthüllungen", Englands Bevölkerung denn noch zumuten?

Nicht mehr viel, meint Englands öffentliche Meinung. "Das", hieß es am Mittwoch in der Sun, der auflagenstärksten Zeitung des Landes, "könnte Charles den Thron kosten." Konservative Abgeordnete brummeln vor sich hin, Diana habe sich schon mit ihrem unentschuldbaren Verhalten um die Krone gebracht. Daß die Prinzessin von Wales bei der Veröffentlichung ihrer Version der Ehekrise im vorigen Jahr die Finger im Spiel hatte, war zwar nicht gerade ein Staatsgeheimnis gewesen. Doch die jüngste Enthüllung darüber, wie aktiv sie selbst an der Informations-Streuung mitgewirkt, wie zielstrebig sie sich der Medien benutzt hatte, stieß vielen Briten bitter auf.

Andrew Mortons Vorjahres-Bestseller "Diana: Ihre wahre Geschichte" beispielsweise, an dem mitgewirkt zu haben die Prinzessin hartnäckig leugnete, ist neuesten Erkenntnissen zufolge von ihr nicht nur gebilligt, sondern wohl auch angeregt worden. Ihr Freundeskreis hatte ausdrückliche "Erlaubnis", sich gegenüber Morton zu äußern, und zwecks Absegnung der Veröffentlichung wurden Fotografen der Boulevardpresse zu einem speziellen Fototermin eingeladen, bei dem sich Diana mit der Hauptzeugin des Buches, ihrer besten Freundin Carolyn Bartholomew, präsentierte.

Mortons Buch brachte im Sommer letzten Jahres die Lawine ins Rollen. Es charakterisierte Charles als gefühllosen Gatten und zweifelhaften Vater und Diana als Opfer einer lieblosen Ehe, gefangen hinter goldenen Gitterstäben. Getrübt wurde das Bild allerdings ein wenig durch die für Diana peinliche Publikation der Tonbandaufnahme eines privaten Telefongesprächs mit einem Freund aus dem Winter 1989, bei dem, alles in allem, durch die Gitterstäbe hindurch recht vertraulich geturtelt wurde. Auch setzten sich Charles' Freunde und Vertraute gegen Dianas Version zur Wehr - freilich diskreter als die Prinzessin und ihr Kreis, und offenbar ermahnt vom Prinzen, sich aller Kritik an seiner Frau strikt zu enthalten.

Mittlerweile steht indes nicht nur die Prinzessin von Wales am Pranger, der Politiker in Westminster ihre gegen den Kronprinzen gerichteten "Machenschaften hinter den Kulissen" zutiefst übelnehmen. Auch Charles verliert zunehmend Freunde und Unterstützung im Königreich. Gerade als sich das Sympathie-Zünglein an der Rivalitäten-Waage zu seinen Gunsten neigte, mußte der Prinz sich unter einem unerwarteten Schlag ducken. Auch Charles war, durch den Mitschnitt eines Telefongesprächs vom selben Winter vor drei Jahren, "in flagranti" ertappt worden.

Gesprächspartnerin des Prinzen war seine langjährige Freundin und Jugendliebe Camilla Parker-Bowles, selbst ordentlich verheiratet mittlerweile, mit der Charles in einer kalten Dezembernacht 1989 in einem Telefonat von Bett zu Bett allerlei leidenschaftliches Liebesgeflüster austauschte. So leidenschaftlich waren die Liebesschwüre und erotischen Anspielungen des Telefongesprächs in der Tat, daß sich Britanniens verlegen gewordene Verleger darauf einigten, ihren Lesern "das Schlimmste" einstweilen vorzuenthalten - obwohl der Rest der Welt über die nächtlichen Gelüste und Phantasien des Prinzen zu diesem Zeitpunkt längst informiert war.

Was von dem Telefonat in Britannien bekannt wurde, reichte allerdings, Charles' Aktien in den Keller purzeln zu lassen: Daß der Thronfolger sich mit der Frau eines Freundes in einem Liebesnest zum heimlichen Rendezvous verabredete, nahmen die königstreuen Briten mit ungläubigem Entsetzen auf. An der Echtheit des Mitschnitts schien derweil niemand zu zweifeln - wohl aber am gesunden Menschenverstand des Prinzen-Paares, das die Monarchie durch seinen Ehekrieg und seine außerehelichen Aktivitäten immer mehr in Bedrängnis bringt.

PETER NONNENMACHER (London)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Wochenende

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Kevin allein in New York (Sa. und So.: 15 Uhr); Bodyguard (Sa.: 17.15, 20 und 22.45 Uhr; So.: 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (Sa.: 15, 17.15, 20, 22.45 Uhr; So.: 15, 17.15, 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Mein Partner mit der kalten Schnauze (Sa. und So.: 15 Uhr); Gefährliche Liebschaften (Sa. und So.: 17 Uhr); Grüne Tomaten (Sa. und So.: 20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Die Schöne und das Biest (Sa., So.: 16,19 Uhr); Sister Act (Sa., So.: 21 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Kevin allein in New York (Sa. und So.: 17 und 20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (Sa.: 15.30 Uhr; So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Kevin allein in New York (Sa.: 15.30 Uhr; So.: 15.30, 18 und 20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa. und So.: 15 Uhr); Sister Act (Sa. und So.: 17.30 und 20.15 Uhr).

Ausstellungen Bad Homburg. Galerie im Stadthaus, Marienbader Platz 1: "Das akustische Spiel" von Frank Leissring (Sa. und So. 11 bis 17 Uhr).

Volkshochschule, Elisabethenstr. 4 - 8: "Wenn der Ton singt" - Leben und Kunsthandwerk der Pueblo-Indianer. (Sonntag, 11 Uhr).

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Farbradierungen von Günter Desch (Sa. 10 bis 13 Uhr).

Arbeiten der Kinderkunstwerkstatt, Stadtbücherei im Kurhaus, (Sonntag, 15 Uhr).

Samstag

Theater/Musik

Bad Homburg. Kurkonzert, Konzerthalle im Kurpark, 15.30 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf "The Lap Dogs": Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117, 20 Uhr.

Kronberg. Kammermusikabend des Pulcinella-Quartetts, großer Saal im Altkönig-Stift, Feldbergstr. 13 - 15, 20 Uhr.

Parteien/Parlamente Bad Homburg. Neujahrsempfang der Stadtverordnetenvorsteherin, Stadthaus, 10 Uhr.

Oberursel. Neujahrsempfang der SPD, Gasthaus "Zum Schwanen", 18 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Informationstag der Georg-Kerschensteiner-Schule für Eltern und Schüler, Urseler Straße 35, 9 bis 13 Uhr.

Mapendo-Initiative, Öffnungszeiten Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 10 bis 13 Uhr.

Ball der Feuerwehr Gonzenheim, Vereinshaus, 20 Uhr.

Oberursel. Winterball der TSGO, Stadthalle, 20 Uhr.

Pommersche Landsmannschaft: Dia- Vortrag "Hinterpommern im Vergleich" von Günter Westphal, Parkhotel Waldlust, 15 Uhr.

Kleider- und Spielzeugbasar des städtischen Kindergartens Landwehr, Oberstedten, Taunushalle, 15 bis 18 Uhr.

Fastnacht Königstein. 1. Fremdensitzung des Narrenrings, Haus der Begegnung, 19 Uhr. Kinder/Jugend Steinbach. Langschläfer-Frühstück im Jugendhaus, 11 Uhr. Sonstiges Königstein. Parkplatz am Friedhof Falkenstein: Lauftreff für Jedermann, 15 Uhr. Sonntag

Theater/Musik Bad Homburg. Benefiz-Konzert für Peterhof: "Power-House Jazz Band", Café im Kurpark, 11 bis 14 Uhr.

Kurkonzert,Konzerthalle im Kurpark, 10 Uhr und 15.30 Uhr.

Orgelkonzert "Orgel plus . . . ", Schloßkirche im Landgrafenschloß, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. "La Romanderie" - Zi- geuner-Swing und Folklore, Rathaus, 11 h.

Steinbach. " . . . aus Liebe zur Heimat" - Alltags- und Politsatire der "Nestbeschmutzer", Bürgerhaus, 19 Uhr.

Königstein. "Die Puppenfee", Aufführung der Ballettgruppe der Bischof-Neumann-Schule, Bühnenhalle, 11 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Kaffee-Nachmittag der SPD für ältere Bürgerinnen und Bürger, Kurhaus, 14.30 Uhr.

Oberursel. Dämmerschoppen der CDU, "Zum Taunus", Kurmainzer Str. 50, 17 Uhr.

Kronberg. Neujahrsgespräch der AfA und des SPD-Ortsvereins "Arbeit im Jahr 2000?", Stadthalle, 10 bis 12 Uhr. Vereine/Organisationen Neu-Anspach. Taunusclub: Fahrt der Jugend zum Schlittschuhlaufen nach Bad Nauheim, 9 Uhr. Kinder Steinbach. Zeichentrick-Film "Gullivers Reisen", Bürgerhaus, 15 Uhr.

Frauenfußball Zweiter Teil der Hallenkreismeisterschaft

Am Sonntag findet ab 9 Uhr in der Gelnhäuser Großsporthalle der zweite Spieltag der Hanau/Gelnhäuser Frauenfußball-Hallenkreismeisterschaft statt. Nachdem sich schon die Bezirksoberligisten Rot-Weiß Großauheim und SG Hammersbach sowie Bezirksliga-Spitzenreiter Dörnigheimer SV für die Endrunde am 7. Februar in der Hanauer Main-Kinzig- Halle qualifiziert haben, greift nun auch Titelverteidiger Viktoria Neuenhaßlau (fungiert gleichzeitig als verantwortlicher Verein für die Durchführung des letzten Vorrundenspieltags) ins Geschehen ein. Die Bezirksligisten SG Bad Soden/Aufenau, Vorwärts Udenhain, SV Altenmittlau, FSV Hailer sowie die Reserveformationen der SG Hammersbach und des Oberligisten Spvgg. Langenselbold komplettieren das Teilnehmerfeld, aus dem sich die besten drei Teams für die Endrunde rekrutieren.

Im Modus jeder gegen jeden eröffnet Neuenhaßlau gegen den SV Altenmittlau das Geschehen. Nach den abschließenden 20 Begegnungen (Spielzeit jeweils 20 Minuten) werden gegen 18 Uhr die Endrundenqualifikanten ermittelt sein, wobei neben dem Titelverteidiger die beiden Reserveteams sowie der FSV Hailer am höchsten gehandelt werden. Übrigens: Nur die Endrundenteilnehmer kommen in den Genuß von Siegprämien (zwischen 50 und 100 Mark), während der Rest leer ausgeht. Die Selbstfinanzierung (Startgeld jeweils 35 Mark) läßt keine größeren Sprünge zu. hai

Sozialer Wohnungsbau muß höheren Standards genügen als privater SPD-Politiker in Stadt und Land wenden sich gegen die Kritik der Liberalen am angeblich luxuriösen sozialen Wohnungsbau

Teure "wandhängende" Toiletten, farbige Klobürsten, drei Schalter, nur um das Schlafzimmerlicht zu löschen und Namensschilder an allen Wohnungstüren prangert die Frankfurter FDP beim neuen Wohnpark West in Sossenheim als Auswüchse eines luxuriösen sozialen Wohnungsbaus an. Künftig müßten gar Nistkästen für Fledermaus und Höhlenbrüter beim Bau berücksichtigt werden. Die unzeitgemäße Verschwendung gehe zu Lasten der sozial Schwachen, klagte Kreisvorsitzender Hans-Joachim Otto in dieser Woche, weil viel mehr Wohnungen gebaut werden könnten, wenn das Geld nur sparsamer eingesetzt würde. "Alles Quatsch, absoluter Blödsinn", sagt der Architekt Helmut Joos dazu: Die Wohnungen in Sossenheim seien normaler Standard mit einer "soliden, bescheidenen Ausstattung".

Sozialer Wohnungsbau, so Joos, könne nicht "billig" gemacht werden. Minderwertige Ausführungen, die in 20 Jahren veraltet sein würden, kämen mit den späteren Folgekosten weit teurer. Die Hängetoiletten seien - 600 Stück an der Zahl - sehr günstig eingekauft worden. Und wie solle das Schlafzimmerlicht denn ausgemacht werden, wenn nicht auch durch Schalter neben den Betten?

Richtig ist, daß der mit öffentlichen Mitteln geförderte Wohnungsbau in Frankfurt der teuerste in der Republik ist. 5000 Mark und mehr werden hier für den Quadratmeter errechnet. Richtig ist auch, daß privat erstellte Sozialwohnungen preisgünstiger sind als die Projekte der Kommunen. So bestätigt es Michael Kummer, der persönliche Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). Ein Grund: ein effektiveres Management als das der schwerfälligen Bürokratien.

Auch deshalb hat der Magistrat im vergangenen Jahr eine Beratungsgesellschaft verpflichtet, nach Schwachstellen zu suchen. 40 Millionen Mark an Steuergeldern sind so nach offiziellen Angaben aus dem Römer eingespart worden.

"Sozialer Wohnungsbau muß der bessere sein", sagt Kummer zu den Vorwürfen der FDP. Es sei geradezu wünschenswert, daß der Standard höher sei als bei privaten Bauten. Gleichwohl redet auch der Wentz-Referent von notwendigen Einschränkungen bei aufwendigen Einrichtungen im kommunalen Sozialwohnungsbau. Er nennt unter anderem Einbauküchen und Waschmaschinen in den Gemeinschaftsräumen, die von den Mietern selbst bezahlt werden müßten.

Während Michael Kummer auch auf die Wohnungsbaugesetze der FDP-Ministerin Irmgard Schwaetzer hinweist, denen genügt werden müsse, hat Liberalen- Vorsitzender Otto vor allem die neuen "Technischen Wohnungsbau-Richtlinien 1993" des hessischen Ministers Jörg Jordan (SPD) im Auge. Überzogene Bestimmungen verteuerten und verzögerten den sozialen Wohnungsbau.

Das sieht der Minister ganz anders. "Die Richtlinien ebnen einen Weg für ökologisches und menschengerechtes Bauen." Angesichts der wachsenden Umweltprobleme müßten gerade im Baubereich neue Maßstäbe angelegt werden.

Diese erforderten vor allem eine deutlich bessere Wärmedämmung, was die Baukosten um zwei bis drei Prozent steigen läßt. Neben anderem sind außerdem Gemeinschaftsräume für Kinderbetreuung bei größeren Objekten, Abstellplätze in den Treppenhäusern für Kinderwagen, Kellerräume für jede Wohnung, große Wohnküchen, stufenlose Zugänge zu Freiflächen hinter dem Haus und eben auch das "gut lesbare Namensschild" am Briefkasten vorgeschrieben.

Es dürfen nur wassersparende Armaturen und Toiletten mit Spartaste sowie reduzierter Spülmenge eingebaut werden. Das schließt Billigprodukte aus. "Aus ökologischer Sicht ist der verstärkte Einsatz von Holz bei Errichtung und dem Ausbau der Wohn- und Nebengebäude erwünscht." Baustoffe müssen eine hohe Gesundheits- und Umweltverträglichkeit aufweisen. Auch wenn die sozialdemokratischen Römerpolitiker den lautstarken Vorwürfen der FDP nicht öffentlich zustimmen wollen: Jordans "Regelwut" und die Richtlinien stoßen in vielen Teilen auch bei den städtischen Planern auf Kritik. "Die neuen Standards verteuern den Bau der Sozialwohnungen", sagt Kummer. Da wäre es gut gewesen, Wiesbaden hätte auch die Zuschüsse erhöht. cg

"Schiefes Frankfurt-Bild" Polizeipräsident Gemmer kritisiert "stern"-Reportage

Das Wochenmagazin "stern" hat nach Ansicht des Frankfurter Polizeipräsidenten Karlheinz Gemmer in seiner jüngsten Ausgabe ein Bild von der Kriminalität dieser Stadt vermittelt, das "überzeichnet ist". Die Ursachen für Gewalt würden nicht gesehen, die Geschichte könne "lediglich weitere Ängste bei den Bürgern auslösen". Zudem seien die personellen Anstrengungen des Innenministers und der Stadt mit ihren Sicherheitsdiensten nur am Rande erwähnt.

Gemmer fand es bedauerlich, daß noch nicht einmal eine vom "stern" eigens beim Kölner "Institut für empirische Soziologie" in Auftrag gegebene Umfrage unter 2200 Bundesbürgern in zehn Großstädten in West und Ost über deren subjektives Sicherheitsgefühl hinreichend Eingang in den Hauptartikel über Frankfurt gefunden habe. Dann nämlich hätte sich auch dem Leser gezeigt, daß sich die Angst der Bewohner Frankfurts vor Kriminalität nicht wesentlich von der der Bewohner in anderen deutschen Städten unterscheide. Eine differenziertere Betrachtung hätte man vom "stern" erwarten dürfen.

In dem Artikel über Frankfurt unter dem Titel "Bald fliegen hier Handgranaten" hat das Wochenmagazin Kriminalfälle aus den vergangenen Monaten aufgelistet - vom Raub über Drogen- und Beschaffungskriminalität, vom Beischlafdiebstahl bis zu Schießereien unter rivalisierenden Gangs im Bahnhofsviertel. Nach der Kölner Studie (befragt wurden 200 Personen jeweils außer in Frankfurt auch in Hamburg, Köln, München, Berlin - nach ehemals Ost- und West getrennt -, Dresden, Rostock, Schwerin, Halle) erklärten 64 Prozent der befragten Frankfurter, sie hätten angesichts der Kriminalität in ihrer Stadt "manchmal ein komisches Gefühl". In Hamburg waren es 70 Prozent. Auch im Westteil Berlins beantworteten immerhin noch 64 Prozent die Frage des Instituts nach ihrem fehlenden Sicherheitsgefühl mit "ja".

Die Auswertung der Studie gibt - auch nach Ansicht der Frankfurter Polizeiführung - keineswegs ein so eindeutiges Bild über Frankfurt, wie es der "stern" in seiner Story suggeriert. 26 Prozent der befragten Frankfurter bekannten: "Ich habe öfter richtig Angst" (in Köln etwa waren es 13 und in Berlin- West 11 Prozent).

Nur zwei Prozent der Frankfurter sagten: "Ich traue mich kaum noch auf die Straße" - in Berlin-West waren es sechs Prozent, in Hamburg zum Beispiel vier Prozent.

Daß die Angst in der Bevölkerung vor bestimmten Gruppen annähernd gleich groß ist, zeigte die Frage des Instituts vor bestimmten Gruppen. "Haben Sie Angst vor Skinheads und Glatzköpfen?" In Frankfurt ebenso wie in Köln bejahten jeweils 79 Prozent diese Frage, in München 71 und in Hamburg und Leipzig sogar 93 Prozent.

Vertrauen in die Polizei, die Gewalt noch in den Griff zu bekommen, ist bundesweit geschwunden. Allerdings - und das hob Polizeipräsident Gemmer auch hervor - "macht Frankfurt da noch einen guten Schnitt". Nur 13 Prozent der befragten Frankfurter meinten, die Polizei sei nie da, wenn man sie brauche. In Berlin-West waren es 47 Prozent, die diese Ansicht vertraten, in München 31 Prozent, in Hamburg 26 Prozent und in Köln immerhin noch 21 Prozent. Tenor der Einlassungen zur Wirksamkeit von Polizei- und Ordnungskräften nicht nur in Frankfurt: "Sie tun ihr Bestes, aber sie schaffen es nicht mehr." enk

Autos auf der Zeil: "Das wäre geradezu tödlich" Kaufhausmanager, Parteien, Stadtplaner verwerfen "Architektenanstoß" / Andere Konzepte

Fußgänger und Autos einträchtig nebeneinander auf Deutschlands umsatzstärkster Einkaufsmeile, der Zeil? Was bis vor 20 Jahren noch Alltag in Frankfurt war und jetzt vom Bund Deutscher Architekten (BDA) wieder als Vorschlag aufgebracht wurde, ist für die Chefs der großen Kaufhäuser "gar kein Thema". Geradezu "tödlich" wäre es, zwei Fahrspuren auf der Zeil für Autos zu reservieren, kanzelt Kaufhof-Boß Gero Haas die Architektenidee ab. Und Hertie-Kollege Hans-Otto Sauermann hält den Gedanken für "unvorstellbar", daß Zehntausende von Einkaufsbummlern für die durchfahrenden Autos wieder enger zusammenrücken müßten. Die Zeil sei doch tagsüber so stark frequentiert, daß sich kaum ein Rettungswagen durch die Massen schieben könne.

Am Tag, nachdem der Frankfurter BDA-Vorsitzende Christoph Mäckler mit dem überraschenden Vorschlag an die Öffentlichkeit getreten ist, auf der 1973 für Autos gesperrten Zeil wieder zwei Spuren für den Individualverkehr abzutrennen, ist die Diskussion in vollem Gange. "Undenkbar" nennt Jürgen Häußler, Referent des Planungsdezernenten Martin Wentz, die Vorstellung, noch zwei Fahrbahnen auf der übervollen Zeil unterzubringen. "Die Menschen treten sich da ja jetzt schon fast tot." Und die FDP schreit auf, Autos auf der Zeil wären ein "großer Rückschritt".

So hat Mäckler zumindest eines erreicht: "Wir wollten eine Diskussion anstoßen, damit die Planung nicht weiter in die falsche Richtung läuft." Denn immer neue Fußgängerzonen in der City auszuweisen, wie jetzt an der Hauptwache geplant, das sei für die Architekten lediglich "blinder Aktionismus" und der falsche Weg: Schließlich sei die Innenstadt "kein Landschaftsraum für Wanderer". Außerdem bringe ein Autoverbot an der Hauptwache den Menschen herzlich wenig, eine entschiedenere Verkehrsberuhigung in den Frankfurter Wohnvierteln sei dagegen viel mehr im Sinne der Architekten.

Zumindest hier kann Kaufhof-Chef Haas dem BDA-Vorsitzenden Mäckler folgen. Weitere Verbote für die Autos würden den Einzelhandel in der City sehr stark teffen. Schließlich wollten die Kunden "am liebsten mit dem Auto bis zur Sondertheke" vorfahren. Und den Gedanken von mehr Sicherheit in der City, wie sie die Architekten erhoffen, wenn zumindest am späten Abend noch Autos über die Zeil fahren dürften, will auch Hertie-Geschäftsführer Sauermann nicht ganz von der Hand weisen.

Während Mäckler hier von "sozialer Kontrolle" durch den Autoverkehr spricht, sieht Wentz-Referent Häußler da überhaupt keinen Nutzen. Die Stadt verfolge dagegen das ganz andere Konzept, durch neue attraktive Angebote auch in den Abendstunden Leben auf die Zeil zu bringen.

Einen Anfang habe die Zeil-Galerie mit Kneipen und ihrer Veranstaltungsetage schon gemacht. An der Konstablerwache werde die Batschkapp bald ihr Jugendcafé eröffnen, und für den Roßmarkt hofft die Stadt auf Leben in der ehemaligen Fußgängerunterführung. Das bringe allemal "mehr Urbanität als durchfahrende Autos", meint Häußler. luf

Aufgespießt

"Nurejew aber war auch ein ein Weltmeister des Unbeherrschten. Einmal trat er, auf offener Bühne, einer Tänzerin in einen Körperteil, den sie dort offiziell gar nicht besitzt: in den Hintern." Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über den verstorbenen Tänzer Rudolf Nurejew.

Wolfgang Zenkert reist durch die Stadt

MÜNZENBERG. Die Münzenberger Christdemokraten bieten am Freitag, 15. Januar, um 20 Uhr im Bügerhaus in Trais-Münzenberg ein zweites Bürgergespräch mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Wolfgang Zenkert an. Er wird sich in den nächsten Wochen in allen Stadtteilen den Bürgern vorstellen.

Dabei stellen sich auch die Kandidatinnen und Kandidaten der CDU für die Kommunalwahl vor.

HEINRICH WEISS, langjähriger Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), ist aus der CDU ausgetreten. Wie die Wirtschaftswoche berichtet, nennt Weiss (dpa-Bild) zwar ausschließlich private Gründe für seinen Austritt, doch hatte er als BDI-Präsident wiederholt öffentlich und intern die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und insbesondere die von Bundeskanzler Helmut Kohl angegriffen. "Wirtschaft und Politik sind inzwischen zwei verschiedene Welten", wird Weiss in dem Blatt zitiert. (nü)

Tagestip: Krankheitskosten Ostdeutsche Härtefälle

Die Bürger in Ostdeutschland, durch die Vielzahl der für sie neuen Vorschriften ohnehin verunsichert, sind durch die jüngste Gesundheitsreform mit zusätzlichem bürokratischen Ballast konfrontiert: Bei der sogenannten Härtefall-Regelung müssen sie, anders als im Westen, zwei unterschiedliche Grenzwerte beachten. So gilt, daß jemand in den neuen Bundesländern von allen Zuzahlungen für Krankenhausaufenthalte, Kuren, Arzt- Fahrtkosten und Heilmittel befreit ist, wenn sein Bruttoeinkommen unter 1092 Mark monatlich (plus 409 Mark für den Ehepartner, plus 273 Mark für jedes Kind) liegt. Dagegen können sich sehr viel mehr Ost-Patienten von der Zuzahlung bei Arzneimitteln befreien lassen, da hier inzwischen einheitliche Einkommensgrenzen für das gesamte Bundesgebiet gelten, nämlich 1484 Mark (plus 556 Mark für den ersten und 371 Mark für jeden weiteren Familienangehörigen). FR

Erich Honecker ist wieder auf freiem Fuß Gericht hob zweiten Haftbefehl auf / Reise nach Chile Von unserem Korrespondenten Axel Vornbäumen BERLIN, 13. Januar. Erich Honecker hat am Mittwoch nach knapp halbjähriger Untersuchungshaft als freier Mann die Haftanstalt Berlin-Moabit verlassen. Der einstige DDR-Staatschef reiste am Abend nach Chile ab. Zuvor waren zwei gegen ihn bestehende Haftbefehle aufgehoben worden. Ein Flugzeug mit Honecker an Bord landete von Berlin kommend gegen 21.30 Uhr auf dem Frankfurter Rhein-Main- Flughafen. Mit einer brasilianischen Maschine sollte Honecker noch am Abend nach Südamerika weiterfliegen. In Santiago de Chile leben seine Ehefrau Margot und seine Tochter Sonja. Das Einwohnermeldeamt Berlin hatte Honekker einen Reisepaß ausgestellt.

Mit der Freilassung Honeckers endete der Versuch der Berliner Justiz, Honekker wegen der Todesopfer an der deutsch-deutschen Grenze zur Verantwortung zu ziehen. Honeckers Entlassung aus der Untersuchungshaft wurde am Mittwoch durch die 14. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts ermöglicht. Sie hob den Haftbefehl wegen Untreue auf. Die Richter befanden, daß der an Leberkrebs erkrankte 80jährige den Prozeß, bei dem es um Unregelmäßigkeiten bei der Versorgung der DDR- Prominentensiedlung Wandlitz gehen sollte, nicht durchstehen würde. Am Abend zuvor hatte die 27. Strafkammer den Totschlagprozeß gegen den einstigen DDR-Staatschef eingestellt.

Die Staatsanwaltschaft scheiterte vor dem Berliner Kammergericht mit einer Beschwerde gegen die Aufhebung des Haftbefehls. Die Nebenklage stellte Antrag auf eine Einstweilige Anordnung gegen die Prozeßeinstellung beim Bundesverfassungsgericht.ICE fährt über den großen Teich Deutscher Hochgeschwindigkeitszug wird in den USA getestet

has FRANKFURT A. M. Der Hochgeschwindigkeitszug ICE wird von diesem Sommer an in den Vereinigten Staaten versuchsweise eingesetzt und auch kommerziell genutzt. Auf den Sprung des Schienen-Jets über den großen Teich, wenn auch zunächst nur zur Probe, einigten sich die beiden deutschen Bahnen, die hiesige Industrie und die Amtrak, die staatliche Eisenbahngesellschaft für den Personenverkehr der USA. Die "technische Betreuung" des ICE-Einsatzes vor Ort übernimmt der Münchener Elektrokonzern Siemens, teilen Bundes- und Reichsbahn mit. Der Zug werde im Juni auf dem Seeweg in die Vereinigten Staaten transportiert.

Der als "Gastspiel" bezeichnete Aufenthalt des ICE jenseits des Atlantiks ist nicht zu unterschätzen. Das deutsche Herstellerkonsortium will den Hochgeschwindigkeitszug unbedingt ins Ausland exportieren. Und dabei geht es um Milliarden-Geschäfte. Entsprechend hart ist der Wettbewerb, denn um Bestellungen von draußen buhlen auch die Japaner und nicht zuletzt die Produzenten des französischen Train à Grande Vitesse (TGV). Letztere schienen Mitte 1991 die deutschen Anbieter auf einer geplanten Strecke in Texas bereits aus dem Rennen geschlagen zu haben. Doch seither tauchten immer wieder - auch in den USA - Zweifel an der Seriosität der Offerte der TGV-Leute auf. Derzeit, so heißt es, gelte die Entscheidung für die Texas-Route "wieder als offen".

Doch nicht nur in den Vereinigten Staaten winken den Herstellern von Hochgeschwindigkeitszügen Riesenaufträge. Auch Südkorea hat an solchen Produkten starkes Interesse. Dort soll in Kürze eine Entscheidung darüber getroffen werden, wer den Zuschlag erhält. Im "Land der Morgenröte" präsentierte sich der ICE vor einiger Zeit bei einer Messe in Seoul.

Nach Bahn-Angaben wird der ICE in den USA zunächst zwei Monate lang Zulassungs- und Testfahrten absolvieren. Von September an beginne dann das auf zehn bis zwölf Monate angelegte eigentliche Gastspiel. Seine Möglichkeiten unter Beweis stellen soll der Zug dabei vorzugsweise auf der bestehenden 320 Kilometer langen Trasse zwischen Washington und New York. Aber auch andere Strecken seien "im Gespräch".

Die deutschen Bahnen erwarten von dem Einsatz des ICE in Übersee "großes Interesse an ihrem Paradepferd". Sie wollten ferner den "hohen Standard" ihres Reiseangebots demonstrieren. Für den Aufenthalt des Zuges würden Triebfahrzeugführer der Amtrak bei der Bundesbahn ausgebildet. Die hiesige Industrie zeigt sich unterdessen überzeugt, daß ihr Schienen-Spitzenprodukt "den Beweis einer Topleistung" im Hochgeschwindigkeitsverkehr erbringen werde.

Wirtschaft wuchs weniger

jk FRANKFURT A. M., 13. Januar. Das konjunkturelle Tempo hat 1992 im Verlauf des Jahres immer mehr nachgelassen. Letztlich ist das Bruttoinlandsprodukt, das die wirtschaftliche Leistung in einem bestimmten Gebiet mißt, in den alten Bundesländern nur noch um real 1,5 Prozent gestiegen. Dies gab der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Hans Günther Merk, am Mittwoch in Frankfurt bekannt. 1991 hatte das Wachstum 3,7 Prozent betragen.

Einschließlich der früheren DDR, wo das Inlandsprodukt um 6,1 Prozent zunahm, ergibt sich für Gesamtdeutschland ein Wert von plus 1,9 Prozent.

(Weiterer Bericht Seite 11)

Weniger Gefahren an der Barbarossastraße

Gefahrlos sollen in Zukunft die Autofahrer, die auf der Vilbeler Landstraße von Norden kommen, in die Barbarossastraße abbiegen können. Hierfür sollen eine getrennte Linksabbiegerspur und eine entsprechende Ampelschaltung sorgen.

Durch die bisherige Verkehrsführung war es am "Knotenpunkt" Vilbeler Landstraße, Victor-Slotosch- und Barbarossastraße vor allem beim Linksabbiegen aus Richtung Norden immer wieder zu gefährlichen Situationen gekommen.

Das Straßenbauamt hat daher Pläne für eine Umgestaltung der Kreuzung erarbeitet, die Joachim Fischer, Mitglied der SPD-Fraktion des Ortsbeirats 16, in der vergangenen Sitzung des Gremiums vorstellte.

Allerdings "kommen teure Umbauten nicht in Frage", zitierte Fischer die Behörde. Dafür werde die Ampelanlage aber so geschaltet, daß beim Abbiegen eine Kollision mit dem Gegenverkehr ausgeschlossen sei. Knapp 30 Sekunden werden die Linksabbieger dann Zeit haben, ungehindert in die Barbarossastraße einzufahren. Zwei weitere Spuren für Geradeausfahrer werden dafür sorgen, daß der Verkehr in Richtung Fechenheim weiterhin zügig fließen kann. gap

Hausfriedensbruch: Strafe muß sein

Eindringlich wurde der Friedberger Magistrat mehrfach aus dem Publikum aufgefordert, die Strafanzeigen gegen die jugendlichen Besetzer des einstigen Altenheimes in der Usa-Vorstadt zurückzuziehen. "Man muß Verständnis haben, wenn Jugendliche nach acht Jahren so handeln. Sie sind es nicht, die verantwortlich sind, sondern die, die sie dazu getrieben haben", sagte der DGB-Kreisvorsitzende Harald Fiedler.

Der Gewerkschaftsfunktionär erinnerte daran, daß in Rheinhausen, als das dortige Stahlwerk geschlossen werden sollte, Arbeitnehmer das Werk besetzten. Fiedler: "Auch das war rechtswidrig, war aber ein wichtiges Zeichen." Der Vorsitzende der Friedberger SPD, Hubertus Ellerhusen, mochte sich zunächst trotzdem nicht für eine Entkriminalisierung der Hausbesetzer aussprechen. Ihn beeindruckte offenbar auch nicht, daß in der jüngsten Ausgabe des Vorwärts-Magazins, der Mitgliederzeitung der SPD, als vorbildlich herausgestellt wird, daß 30 Mitglieder des Ortsvereins Berlin-Dahlem der SPD in einer spektakulären Aktion ein leerstehendes Haus besetzt haben. Erst im Laufe der Diskussion gab er zu erkennen, daß er sich möglicherweise dafür einsetzen werde, die Anzeige wegen der an sich "illegitimen" Besetzung des Usa-Baues zurückzuziehen, falls die Jugendlichen einsähen, "daß das nicht in Ordnung war und künftig nicht mehr stattfinden wird".

Unnachgiebig präsentierten sich die Vorsitzenden von CDU und UWG. CDU- Chef Ulrich Kiefer: "Wir sind gegen eine Hausbesetzung, wir sind gegen eine mutwillige Zerstörung." UWG-Chef Friedrich- Wilhelm Durchdewald: "Jeder Bürger, der im Halteverbot steht, bezahlt seinen Knollen. Es kann nicht sein, daß Sachbeschädigung, in welcher Form auch immer, rechtlich legalisiert wird." ieb

Erschließungsbeiträge ungewöhnlich hoch

USINGEN. Die "Bürger für Ehrliches Usingen" (BEU) wollen außer den Wassergebühren auch die von der Stadt Usingen abgerechneten Erschließungsbeiträge überprüfen, die zum Beispiel für das Neubaugebiet Schleichenbach mit 80 Mark pro Quadratmeter doppelt so hoch seien wie bei der Stadt Weilburg. Das bedürfe dringend der Aufklärung, weil hier im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal der Verdacht von Preisabsprachen, falscher Mengenabrechnungen und Schmiergelder naheliege, teilte BEU- Kandidat Horst Zimmermann mit.

Unklarheiten bestünden auch bei den Gesamtkosten für die Erschließung. Auf Grundlage der im Erschließungsvertrag von 1990 angegebenen Zahlen ergebe sich ein Betrag von fast elf Millionen Mark, der ehemalige Erste Beigeordnete Jürgen Koniecny habe die Kosten aber auf 6,3 Millionen Mark beziffert. Eine schriftliche Anfrage an die Stadt sei bisher nicht beantwortet worden. jd

Gefängnis nur noch für Dealer Italien will Süchtigen Chance für Resozialisierung geben Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 13. Januar. Das erst im Verlauf der vergangenen Legislaturperiode verabschiedete Gesetz zur Bekämpfung des Drogenmißbrauchs ist überraschend durch eine Initiative der römischen Koalitionsregierung abgeändert worden. Abhängige, die im Besitz von nicht mehr als drei Tagesdosen Rauschgift angetroffen werden, müssen nicht mehr mit einer Gefängnisstrafe rechnen; die bleibt allein den Drogenhändlern vorbehalten. Trotzdem ist der Gebrauch von Rauschgift weiterhin ein Verstoß gegen das Gesetz, wird aber nur mit Ordnungsstrafen belegt. "Fixer" können somit in Zukunft ihren Führerschein, Reisepaß oder Waffenschein verlieren.

Die Reform des Gesetzes, die noch durch das Parlament bestätigt werden muß, kam vor allem auf Druck der Radikalen Partei zustande und auf Drängen zahlreicher Therapiegruppen, die die bisher geübte Kriminalisierung von Süchtigen verurteilten. Das Ziel des Staates, Straftäter für eine Rückkehr ins gesellschaftliche Leben zu bessern, sagten die Kritiker, werde gerade bei den Rauschgiftabhängigen am wenigsten erreicht. Die Regierung nahm durch ihre Entscheidung einem für das kommende Frühjahr vorgesehenen Volksentscheid den Wind aus den Segeln, der die Aufhebung des ganzen Drogengesetzes anstrebte.

Von den Parteien sprachen sich nur die Neofaschisten gegen die Abmilderung der Strafandrohung aus. Sie warfen Ministerpräsident Giuliano Amato vor, er habe ohne wirkliche Überzeugung den Anhängern einer Liberalisierung des Drogenhandels einen Gefallen tun wollen, um von ihnen auch bei anderen Sachfragen im Parlament unterstützt zu werden.

Im übrigen sieht das Dekret eine Zusammenfassung aller Initiativen vor, die sich gegen den Drogenmißbrauch und für eine dauerhafte Entwöhnung der Abhängigen einsetzen. Vor allem die zahlreichen, von Freiwilligen geführten Zentren sollen besser und auf unbürokratische Weise gefördert werden. Doch auch die sozialen Einrichtungen der Städte und Regionen können von nun an auf eine wirksamere Förderung hoffen.

Leica Camera Gruppe wird vorerst nicht selbstständig

gem FRANKFURT A. M. Die Pläne des Schweizer Leica Konzerns, die Leica Camera Gruppe in Solms bei Wetzlar auszugliedern, sind vorerst gescheitert. Der Konzern teilt mit, die Verhandlungen seien abgebrochen worden, da sich die Beteiligten nicht einigen konnten. Der ehemalige Chef der Camera Gruppe, Bruno Frey, habe die Firma verlassen.

Zusammen mit anderen Mitgliedern der Geschäftsführung und einer deutschen Investorengruppe hatte er das Solmser Unternehmen übernehmen wollen. Im Juni war bereits ein Vorvertrag unterzeichnet worden. Demnach wollten sich die Schweizer künftig auf eine Minderheitsbeteiligung beschränken.

Trotz der geplatzten Gespräche will Konzernleiter Markus Rauh das Vorhaben, die deutsche Gruppe auszugliedern, weiterverfolgen. Dabei müsse jedoch das Wachstum gewährleistet bleiben. Ziel der Trennung sei es, neue Absatzmöglichkeiten für die hochwertigen Konsumgüter der Leica-Camera-Gruppe zu schaffen. Die Eidgenossen wollen sich auf Produkte für die Mikrokospie, Vermessung und Sensorik konzentrieren.

Die Solmser Werke waren 1988 aus der Fotoabteilung der in den Leica Konzern eingegliederten Wetzlarer Firma Leitz hervorgegangen. Mit weltweit rund 9000 Beschäftigten erzielte der Konzern 1992 rund 1,6 Milliarden Mark Umsatz, dazu steuerte die Camera Gruppe 13 Prozent bei.

&blt; Premiere "Antigone" verschoben

Wegen Erkrankung der Schauspielerin Judith Engel muß die Premiere der "Antigone" des Sophokles im Schauspiel Frankfurt vom 17. Januar auf den 10. Februar verschoben werden. Statt der Premiere ist am 17. Januar um 19.30 Uhr Rainald Goetz' "Katarakt" im Schauspielhaus zu sehen. &blt; Berichtigung Durch ein Versehen ist im gestrigen Text von Jörg Rheinländer über das Schauspiel Frankfurt einmal eine "3" weggefallen. Der Jahresetat des Schauspiels beträgt natürlich, wie es weiter unten richtig heißt, 34 Millionen Mark. &blt; Programm Kindertheater Das Kommunale Kinder- und Jugendtheater zeigt vom 15. Januar an wieder seine Produktion "Ikarus" (für Menschen ab vier) im Frankfurter Volksbildungsheim. Aufführungen sind geplant bis zum 21. (außer montags) jeweils um 10.30 und 15 Uhr. Vom 26. bis 29. gibt die Gruppe dann ein Gastspiel im Bürgertreff Gutleut. Außerdem lesen sonntags um 15 Uhr (am 24. und 31. Januar) Schauspieler Märchen und Geschichten (für Menschen ab fünf) im Haus Am Tiergarten 12. Infos und Karten unter 59 83 43 (Dienstag, Donnerstag und Samstag von 11 bis 14 Uhr). &blt; Zeichenkurse für Kinder In den Mal- und Zeichenkursen, die der Pädagogische Dienst im Städel für Kinder und Jugendliche anbietet, sind bei den Winterkursen (27. Januar bis 2. April) noch einige Plätze frei. Die Gebühr beträgt 60 Mark. Anmeldung direkt an der Eingangskasse des Städel, Dürerstraße 2. &blt; Ausstellungs-Eröffnungen Die Durhammer Galerie in der Klingerstraße 8 in Frankfurt eröffnet am heutigen Freitag um 19 Uhr eine Ausstellung mit Malerei von Kunibert Fritz und Skulpturen von Werner Krieglstein. Zu sehen ist sie bis 20. Februar. Zur selben Zeit gibt es in der Galerie Tröster & Schlüter, Fahrgasse 87, "Station Rose Interaktiv". Finissage am 23. Januar ab 22 Uhr. In der Medienwerkstatt in der Germaniastraße 89 wird um 19.30 Uhr die Ausstellung "Feindesland" der Kunstgruppe Leipzig eröffnet und der Film "Seiltänzer" über die Gruppe gezeigt. Die Galerie Patio in Neu-Isenburg (Waldstraße 115) eröffnet am Freitag um 20 Uhr eine Ausstellung mit Monotypien von Bernhard Jäger (bis 5. Februar). Und die Galerie Irene Rekus in Heusenstamm (Ludwigstraße 7) zeigt Aquarelle und Ölbilder von Karin Böhme. Vernissage um 19.30 Uhr. &blt; Klavierkonzert fällt aus Das für den heutigen Freitag um 19.30 Uhr angekündigte Klavierkonzert in der Frankfurter Musikhochschule (Eschersheimer Landstraße 35) fällt aus. &blt; Erotische Lyrik mit Lutz Görner In der Alten Oper Frankfurt gastiert am heutigen Freitag, 20 Uhr, Lutz Görner und trägt erotische Lyrik vor. Auf der Gitarre begleitet ihn Laura Young. &blt; Solo-Kabarett von Georg Schramm "Dein Platz an der Sonne" ist der Titel eines Solo-Kabaretts von und mit Georg Schramm: am heutigen Freitag um 20 Uhr im Hindemithsaal der Alten Oper. &blt; Kirchenkonzerte Martin Lücker gibt am heutigen Donnerstag in der Frankfurter Katharinenkirche an der Hauptwache ein Orgelkonzert mit den "Sechs Präludien und Fugen" von Bach. Beginn 20 Uhr. Und in der Justinuskirche in Höchst gibt es um 19.30 Uhr "Orgel Plus" mit Rolf Henry Kunz, Orgel, Ulrike Block, Blockflöte, und Michael Sieg, Oboe. &blt; Liederabend fällt aus Der für Sonntag, 17. Januar, angekündigte Liederabend mit Ingeborg Danz in der Alten Oper muß wegen Erkrankung der Sängerin ausfallen. Bereits gekaufte Karten werden zurückgenommen. &blt; Klavierabend mit Poldi Mildner Im Kurhaus Wiesbaden gibt am heutigen Freitag Poldi Mildner einen Klavierabend. Beginn 20 Uhr, Veranstalter ist die Rachmaninoff-Gesellschaft. &blt; Mayence Rosé Beim 3. Mainzer Festival Schwuler Kultur, Mayence Rosé, gastiert am Freitag und Samstag, 20.30 Uhr, Rainer Bielfeldt mit Chansons und am Sonntag, 17. Januar, um 20.30 Uhr Charlotte von Mahlsdorf mit einer Performance (beides Mainzer Kammerspiele, Emmerich-Josef- Straße 13).

Für Nachrichtenredaktion

sp HANNOVER, 13. Januar 1993. Der niedersächsische Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), widersprach am Mittwoch entschieden allen Forderungen nach einer militärischen Intervention in Bosnien. Das Kriegsgrauen würde dadurch nicht beendet, sondern verschlimmert. Die von Bonner Politikern verschiedener Parteien erhobene Forderung nach Aufhebung des Waffenembargos sei eine totale Umkehrung der bisherigen Versuche, den Konflikt zu begrenzen. Die Folge wäre eine weitere Eskalation, warnte Trittin. Wer zu einer militärischen Intervention aufrufe, befürworte den Beginn eines massiven Landkriegs. Allein für die Sicherung der geforderten Korridore müßten mehrere hunderttausend Soldaten aufgeboten werden. Noch stärkere Truppen würden für die gewaltsame Auflösung von Lagern gebraucht, was nicht ohne direkte Kampfhandlungen mit serbischen Freischärlern und Truppen möglich wäre. Trittin nannte es einen Trugschluß, daß sich durch eine solche Intervention eine friedliche Lösung herbeiführen lasse.

"DDR war ökonomisch kaputt"

hll BONN, 13. Januar. Zur Zeit des politischen Umbruchs im Jahr 1989 war die DDR "faktisch ökonomisch kaputt". Diese Darstellung gab Günter Mittag, der frühere oberste Wirtschaftspolitiker der DDR, dem Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestags. Alle Mitglieder des SED-Politbüros, dem Mittag angehörte, hätten dies "klipp und klar" gewußt. Wenn heute noch jemand behaupte, unter bestimmten Bedingungen "würde die DDR noch existieren - das ist eine geschichtliche Lüge ersten Ranges", formulierte Mittag jetzt, mehr als drei Jahre nach dem Zusammenbruch.

Mittag war Anfang der Woche vom Vorsitzenden des Ausschusses, Friedrich Vogel (CDU), und seinem Stellvertreter Axel Wernitz (SPD) im Klinikum Berlin- Steglitz vernommen worden. Wie die Abgeordneten am Mittwoch berichteten, bestritt Mittag, die Verbindungen der von Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski geleiteten DDR-Außenhandelsfirmen mit dem Ministerium für Staatssicherheit gekannt zu haben.

Stadtrat Dehler unerwünscht

KÖNIGSTEIN. Johannes Reibling, Vorsitzender des Handwerker- und Gewerbevereins (HGV), wird dieser Tage Post bekommen. Sie stammt von Klaus Dehler, Erster Stadtrat und Dezernent für Planung und Stadtentwicklung. Denn Klaus Dehler (SPD) ist erstaunt. Hatte doch der HGV am Montag zu einer höchst interessanten Veranstaltung eingeladen, zu der er auch gerne etwas beigetragen hätte. Zu dem Thema hat er immerhin einiges zu sagen, fällt es doch ganz klar in sein Ressort: der Entwurf des Generalverkehrsplans.

Doch der HGV zog es vor, mit Bürgermeister Bertram Huke von der CDU allein zu diskutieren. Klaus Dehler gibt nun seiner Verwunderung darüber Ausdruck und bietet noch einmal nachdrücklich seine Bereitschaft zum Gespräch an. "Es war ein sehr lieber Brief", betont er und setzt gleich hinzu, daß er "keine Konfrontation mit dem HGV" aufbauen wolle.

Doch die Chancen, daß der Gewerbeverein ihn bei der nächsten Gelegenheit mit einer Einladung bedenken wird, stehen schlecht. Die "Ideologie des Herrn Dehler" teile man nämlich ganz und gar nicht, bescheidet Johannes Reibling kurz und knapp. Es habe an diesem Abend, da habe er sich genau umgehört, "keinen Wunsch nach Herrn Dehler" gegeben. Die "Ideologie" des eingeladenen Herrn Huke teilte der Herr Reibling allerdings auch nicht. Statt dessen hat er sich heftig mit ihm gestritten. Nach Beobachtung der - ebenfalls nicht eingeladenen, aber trotzdem anwesenden - Sozialdemokraten kam bei der Sitzung nur die Position der WK 2000 ungeschoren davon. Das muß nicht weiter verwundern: Schließlich ist Herr Reibling deren Fraktionsvorsitzender im Stadtparlament. esi

Diebe nahmen Schmuck für 20 000 Mark mit

HOCHHEIM. In zwei Reihenhäuser brachen Unbekannte am Montag abend ein und ließen jeweils Schmuck im Wert von rund 10 000 Mark mitgehen. Laut Polizei wurden die Türen mit Schraubenzieher beziehungsweise Brechstange aufgehebelt und die Schränke in allen Zimmern durchwühlt. Die Eindringlinge nahmen ausschließlich Schmuck mit. she

Kleine FR

Ortsgericht ändert Sprechzeiten FRIEDRICHSDORF. Das Ortsgericht Friedrichsdorf ändert ab sofort seine Sprechzeiten. Ab heute ist es jeweils donnerstags von 17.30 bis 18 Uhr im Zimmer 505 des Rathauses zu erreichen. Beirat berät Bebauungspläne BAD HOMBURG. Die Bebauungspläne "Holzesheimer Feld" für Wohnungen auf dem Gelände der ehemaligen Seifenfabrik Ball und "Im Birnbaumfeld" berät der Ortsbeirat Dornholzhausen am Montag, 18. Januar, ab 18.30 Uhr im dortigen Vereinshaus. Weiteres Thema: ein CDU- Antrag zum Eingang des Kindergartens. Stammtisch der CDU BAD HOMBURG. Die Ober-Eschbacher CDU trifft sich am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr wieder am Stammtisch in "Pinocchios Wintergarten".

Koalition über deutsche Kampfeinsätze einig UN-Auftrag nicht vorausgesetzt Von unserem Korrespondenten Martin Winter BONN, 13. Januar. Deutsche Soldaten sollen künftig selbst ohne Auftrag der Vereinten Nationen weltweit bei Kämpfen eingesetzt werden können. Darauf einigten sich am Mittwoch CDU/CSU und FDP. Die Einigung kam zustande, nachdem die Freidemokraten den Unionsforderungen nachgegeben hatten. Bislang lehnte die FDP Kampfeinsätze der Bundeswehr ohne Beschluß des UN-Sicherheitsrates ab. Bereits am morgigen Freitag wollen die Koalitionsfraktionen dem Bundestag eine Grundgesetzänderung vorlegen, mit der die Beteiligung der Bundesrepublik an "friedenserhaltenden" und "friedensherstellenden" Maßnahmen geregelt werden soll. Die Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU und FDP, Wolfgang Schäuble und Hermann Otto Solms, äußerten sich nach Sondersitzungen ihrer Fraktionen zufrieden. Nun könne die "außenpolitische Handlungsfähigkeit" der Bundesrepublik hergestellt werden, meinte Schäuble.

Bei der Opposition stießen die Vorschläge der Koalition auf Ablehnung. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Hans Ulrich Klose, meinte, bei Bundeswehreinsätzen ohne UN-Auftrag "machen wir nicht mit". Die notwendige Zweidrittelmehrheit wird die Koalition im Bundestag kaum finden, da die SPD Kampfeinsätze in jedem Fall ablehnt, wenn sie nicht - nach einer Reform der UN - durch Sicherheitsratsbeschluß legitimiert sind und unter UN-Kommando stattfinden. Bereits im vergangenen Jahr hat die SPD eine Grundgesetzänderung ins Parlament eingebracht, die eine Beteiligung an UN-Maßnahmen auf friedenserhaltende Blauhelmaktionen beschränkt.

Bei den Koalitionsgesprächen ist die Union der FDP entgegengekommen, indem sie nun akzeptiert, daß der Einsatz der Bundeswehr jenseits von Landesverteidigung und NATO-Fall durch eine Grundgesetzergänzung geregelt werden muß. CDU/CSU und FDP haben sich außerdem darauf verständigt, daß jeder Bundeswehreinsatz vom Bundestag beschlossen werden muß. Die Bundesrepublik soll nur im Rahmen von Bündnissen (NATO, WEU) oder regionalen Abmachungen (KSZE) tätig werden. Für Maßnahmen aufgrund von UN-Beschlüssen soll die absolute Mehrheit und für Kampfeinsätze ohne UN-Auftrag eine Zweidrittelmehrheit notwendig sein.

(Kommentar S. 3, Weiterer Bericht S. 4)

Im Blickpunkt: Bonner Blauhelm-Kompromiß Ein Grollen aus der SPD

Schon nach der ersten Lektüre der Koalitionseinigung über eine Grundgesetzergänzung zum Bundeswehreinsatz fuhr der außenpolitische Sprecher der SPD, Karsten Voigt, schweres Geschütz auf. Das sei "völlig inakzeptabel" und eine "Wiederbelebung der europäischen Interventions- und Kolonialpolitik". Jetzt wird sich der Bundestag mit der Koalitionsinitiative beschäftigen müssen. Der Bonner Koalitionsentwurf lautet:

"Streitkräfte des Bundes können unbeschadet des Artikels 87a eingesetzt werden

&blt; 1. bei friedenserhaltenden Maßnahmen gemäß einem Beschluß des Sicherheitsrates oder im Rahmen von regionalen Abmachungen im Sinne der Charta der Vereinten Nationen, soweit ihnen die Bundesrepublik angehört.

&blt; 2. bei friedensherstellenden Maßnahmen aufgrund der Kapitel VII u. VIII der Charta der Vereinten Nationen gemäß einem Beschluß des Sicherheitsrates

&blt; 3. in Ausübung des Rechtes zur kollektiven Selbstverteidigung gemäß Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen gemeinsam mit anderen Staaten im Rahmen von Bündnissen und anderen regionalen Abmachungen, denen die Bundesrepublik Deutschland angehört. Diese Einsätze bedürfen in den Fällen der Nummern 1 und 2 der Zustimmung der Mehrheit, im Falle der Nummer 3 der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages.

Der erste Punkt dürfte bei den parlamentarischen Beratungen mit der SPD keine Probleme machen. Auch diese befürwortet in ihrem Gesetzentwurf die Teilnahme an Blauhelmaktionen. Schwieriger dürfte es schon bei Punkt 2 werden. Der umfaßt auch Kampfeinsätze im Auftrag oder unter dem Kommando der UN. Der Golf-Krieg fiel in diese Kategorie. Die SPD, ohne die eine Verfassungsänderung wegen der notwendigen Zweidrittel-Mehrheit nicht geht, will an hier nicht mitmachen.

Allerdings ist diese Frage innerhalb der SPD umstritten. Führende Sozialdemokraten, etwa der außen- und sicherheitspolitische Experte Norbert Gansel, sind der Meinung, daß die Bundesrepublik sich auch solchen Einsätzen nicht entziehen kann. Aber sie verlangen, daß diese nur unter UN-Kommando stattfinden dürfen. Damit wäre der Golf-Fall ausgeschlossen. Unklarheiten gibt es auch in dem Parteitagsbeschluß der SPD zu Blauhelmeinsätzen. Diese werden dabei so weit definiert, daß nach Ansicht von Experten die Grenze zu Kampfeinsätzen berührt wird.

Neuralgisch wird es bei Punkt 3, der sich auf den "Artikel 51" der UN-Charta bezieht. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat bereits vor einem Jahr vorgeschlagen, dies als Brücke für diejenigen in seiner Partei zu benutzen, die den Einsatz der Bundeswehr nicht von den UN abhängig machen wollten. Artikel 51 gibt jedem Staat das Recht, sich gegen einen Angriff zu wehren und Hilfe bei anderen einzuholen, bis der Sicherheitsrat Maßnahmen ergreift. Genau hier liegt einer der brisantesten Punkte des Entwurfs. Einig sind sich die Koalitionsparteien angeblich, daß militärische Aktionen abgebrochen werden müssen, wenn der Sicherheitsrat sie nicht gutheißt. Sie können aber nach Auffassung von Union und FDP weitergeführt werden, wenn im Sicherheitsrat ein Veto eingelegt wird. Dann, heißt es, seien die UN "entscheidungs- und handlungsunfähig" und dann gelte weiter das Recht nach Artikel 51.

Der Beschluß verhindert deutsche Alleingänge. Die Bundesrepublik soll nur im Rahmen von Bündnissen (NATO, WEU) oder regionalen Abmachungen (KSZE) tätig werden. Eine weitere Bremse gegen militärische Abenteuer ist dadurch eingebaut, daß für UN-Aktionen die (absolute) Kanzlermehrheit und für Einsätze ohne UN-Auftrag die Zweidrittelmehrheit erforderlich sind. MARTIN WINTER (Bonn)

Das Wetter

Wetterlage Der über dem Alpenraum angelangte Ausläufer eines Tiefs über dem Baltikum zieht südostwärts ab. Ihm folgt weiterhin milde Meeresluft, die später im Süden Deutschlands unter Hochdruckeinfluß kommt. Der Norden wird im weiteren Verlauf erneut von atlantischen Fronten erfaßt. Vorhersage bis Freitag früh Zunächst von Nordwest nach Südost Durchzug eines Regengebiets. Im Tagesverlauf Übergang zu wechselnder Bewölkung und vor allem nach Norden hin noch einzelne Schauer.

Tageshöchsttemperaturen 5 bis 10 Grad. Tiefsttemperaturen im Norden um 4, im Süden plus 2 bis minus 2 Grad.

Zunächst starker, in Böen stürmischer Südwestwind. Weitere Aussichten für Freitag Im Norden zeitweise Regen, windig und mild. Im Süden heiter bis wolkig und trocken. Ausland Ort Wetter Grad

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leicht bewölkt 16 Moskau

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leicht bewölkt 1 Stockholm

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leicht bewölkt 16 Varna

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wolkig 8

Deutschland

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in Wolken -1 Feldberg/Schw.

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wolkig 6 Köln/Bonn

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stark bewölkt 5 München

wolkig 4 Rostock

bedeckt 6 Sylt

stark bewölkt 5 Zugspitze

wolkig -5

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang: 8.19 Uhr Sonnenuntergang: 16.50 Uhr

Grüne rechnen mit einer Absage

USINGEN. Die Grünen geben - wie der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) - dem Antrag der Stadt auf eine ABM-Maßnahme für einen Jugendpfleger keine Aussicht auf Erfolg. "Wenn die Absage kommt, soll sofort der Stellenplan geändert und eine feste Stelle für einen Jugendpfleger eingerichtet werden", fordert der Grünen- Stadtverordnete Raymond Hahn. Die Grünen haben bereits einen entsprechenden Antrag für die letzte Sitzung der Gemeindevertretung vor den Wahlen am 15. Februar eingereicht.

Hahn hält es für möglich, daß sich diesmal eine Mehrheit im Parlament für die feste Stelle finden könnte. "Nach dem Umschwenken der FWG hoffen wir auch auf Stimmen von CDU-Abgeordneten", erklärt Hahn. Die Hoffnung ist nicht unbegründet, hatte doch bei der letzten Abstimmung der jüngste CDU-Stadtverordnete, Christoph Holzbach, als einziger seiner Fraktion für den Jugendpfleger gestimmt. Die Äußerungen des CDU-Chefs Gerhard Liese, für den Vereinsarbeit ein Schwerpunkt der Jugendarbeit ist, halten die Grünen für "mehr als naiv". "Wir sind gespannt, wann sich jugendliche Drogenkonsumenten und Jugendbanden in den Vereinen Usingens einfinden werden", sagt Hahn. cn

Polizist filmt Drogen-Elend ZDF-Arbeit vorab gezeigt

Im Filmsaal des Kommunalen Kinos hatte die gesamte Polizeiführung Platz genommen. Polizeipräsident Karlheinz Gemmer und sein Vertreter Peter Frerichs, Heinrich Bernhard und Bernd Seidel, die Chefs von Schupo und Kripo - sie alle erwiesen einem Kollegen die Referenz, der erstmals als Co-Autor eines Dokumentarfilms wirkte.

Polizeidirektor Robert Philippi, stellvertretender Leiter der Schutzpolizei, arbeitete sechs Monate lang mit seinem Freund, dem Hofheimer Friedhelm Brückner, das Drogenproblem auf. Das vorab gezeigte Ergebnis wird am kommenden Montag von 22.15 Uhr an 45 Minuten lang im ZDF gesendet. "Lebenssucht . . . mehr tot als lebendig", ist zu großen Teilen auf der damals noch offenen Drogenszene in der Taunusanlage gedreht worden.

"Wir wollen mit dem Film sensibilisieren, nachdenklich machen und auch provozieren." Das ist den Autoren gelungen. Selten hat eine Fernsehproduktion so eindringliche Bilder vom Elend der Drogenabhängigen vermittelt, wie diese. Keine Spur von Sensationsmache, kein Voyeurismus, sondern empfindsame Sequenzen über das Leiden und Sterben der Fixer. "Wir waren doch auch mal normal. Aber die Gesellschaft hat uns vergessen", sagt eine junge Frau dem Interviewer. - "Der Film zeigt die menschlichen Tragödien, die sich auf der Drogenszene ereignen." Das hat den Leitenden Polizeidirektor Heinrich Bernhard besonders beeindruckt. Das Problem ist 25 Jahre alt. Für die Autoren ist die Drogenpolitik deshalb in einer Sackgasse gelandet.

Der Film plädiert eindeutig dafür, Heroin unter ärztlicher Kontrolle abzugeben. "Da darf es kein Tabu geben", sagt Robert Philippi. Polizeivizepräsident Peter Frerichs äußert sich in dem Streifen ebenso.

Die Autoren haben in den Niederlanden, in der Schweiz und in England gefilmt. Bei der Pressekonferenz berichtete der englische Arzt J. A. Marks über seine jahrelangen Erfahrungen mit der Vergabe von reinem Heroin an mehr als 300 Personen. Es gab keinen Toten und keine HIV-Fälle, aber einen 15fachen Rückgang der Beschaffungskriminalität. Das Projekt läuft seit zehn Jahren. habe

VW läßt Katze nicht aus dem Sack

jk FRANKFURT A. M. Der VW-Konzern läßt seine Beschäftigten über den Umfang des geplanten Personalabbaus vorläufig noch im unklaren. In einer Mitteilung im Anschluß an die erste Aufsichtsratssitzung, auf der Vorstandschef Ferdinand Piëch den Kontrolleuren Bericht erstattete, wird dieses Thema ausgeklammert. Zuvor - siehe FR von gestern - war aus Kreisen des Unternehmens zu hören gewesen, daß im Gesamtkonzern bis Ende 1994 rund 30 000 Stellen gestrichen werden und bei der Marke VW noch in diesem Jahr 12 500 der heute knapp 120 000 Leute umfassenden Belegschaft gehen sollen.

In dem offiziellen Bericht aus Wolfsburg heißt es, daß der Aufsichtsrat für den Konzern ein Investitionsvolumen für die fünf Jahre bis einschließlich 1997 von 43,5 Milliarden Mark verabschiedet hat. Bei der Planung sei der aktuellen wirtschaftlichen Situation dadurch Rechnung getragen worden, daß man "Investitionsanpassungen insbesondere für das Geschäftsjahr 1993 vorgenommen" habe. Was das in Mark und Pfennig bedeutet, wird nicht mitgeteilt.

Mehr Raum ist der Information gewidmet, daß Martin Posth von Alexander Kowling mit sofortiger Wirkung als Personalchef des Konzerns abgelöst wird. Dafür bekommt Posth "wegen der wachsenen Bedeutung des asiatisch-pazifischen Raums und zur optimalen Nutzung der Absatzchancen" in dieser Region ein neugeschaffenes Ressort Asien-Pazifik.

Kohl statt Blümchen auf der Bettwäsche Die Heimtextil wieder mit viel Farben und Mustern

Keine Messe in Frankfurt ist optisch so reizvoll wie die Heimtextil. Hier gibt es Wohn- und Schlaflandschaften, alle aus den textilen Träumen der Gestalter entstanden, die sich keinen Zwang in der Verwendung ihrer Materialien, Farben und Muster auferlegen. Da möchte man die eigenen Sachen doch gleich zum nächsten Container für gebrauchte Textilien tragen.

"Wir setzen auf die Zugkraft der großen Namen", sagen die Aussteller. "Kaufkraft ist vorhanden." Nur: Was so neu und elegant sich auf der Messe anbietet, es braucht eben auch seine Zeit, bis es endlich in die Läden - und damit zum Verbraucher - kommt.

Mit Streublümchen und Glücksklee auf der Bettwäsche ist es vorbei. Das zeigt die aktuelle Heimtextil. Heut' malt man Blumen- und Früchtekörbe auf die Bettdecke, und manche(r) schläft mit Kohl oder Elvis Presley. Die Schweden setzen riesige lila Rosen auf die Bezüge und ein Schlafzimmer mit goldfarbiger Tapete, goldfarbigen Lampen und Teppichen zeigt gold und grün gemusterte Wäsche, Kissen und Fauteuils.

Italiener drucken auf die Kinderschlafdecken "Buona notte Bambini". Doch nicht nur sie. Auch Pierre Cardin entwirft nun Bettwäsche im Haute-Couture- Stil, und seine Kollegin Paloma Picasso eigenwillige Morgenmäntel mit Streifen und Mustern.

Wandbekleidungen sind ein großes Thema der Heimtextil 1992. So stellen die Aussteller etwa Tapeten vor, die der Umwelt und der Gesundheit - bei höchsten Ansprüchen - genügen. 13 000 Tapetenmuster werden mit einem bestimmten Gütezeichen angeboten.

Wem die präsentierten Produkte als solche zu langweilig sind: Auf der Aktionsbühne der Messe stellen sich die ausgestellten Produkte, ob Badehandtücher oder Heim- und Hauswäsche, tänzerisch und rhythmisch bewegt vor.

65 Prozent der mehr als 2000 Aussteller der Heimtex kommen aus dem Ausland. Zum ersten Mal ist auch Namibia dabei. Fünf Aussteller zeigen handgewebte Teppiche aus Karakulwolle, Wandteppiche, Decken, Vorhänge und Kissen, alles in Natur- und Erdfarben. Da ist die "Eleganz der Ökologie" präsent.

Gearbeitet sind die Erzeugnisse zumeist von Frauen aus den ländlichen Gebieten Südnamibias. Möbelstoffe werden in orientalischen Farben angeboten oder sie zeigen Motive aus Stadtarchitekturen. Die Jordan-Kollektion aus Amman zeigt Kissen aus den Wüstenkulturen des Königreichs, Beduinenmuster, handgestickt auf handgewebten Stoffen.

Und weil Kunst auf dieser Messe, auf der Krokus und Tulpen auf echtem Rasen blühen, überall anzutreffen ist, gibt's auch Picasso auf dem Strandtuch - mit Stücknummer. E-S

Behinderte fürchten Ausgrenzung: "Wer selbst nicht betroffen ist, denkt nicht daran" Selbsthilfegruppe ist beim Neubau des Ärztehauses mißtrauisch / Rollstuhlfahrer stehen trotz klarer DIN-Bauvorschriften oft vor unüberwindlichen Barrieren

SCHWALBACH. Liane Lückfeld ist besorgt. Die Rollstuhlfahrerin fürchtet, im neuen Ärztehaus an der Avrilléstraße samt seinen verschiedenen Praxen könnten Behinderte sich womöglich nicht ohne fremde Hilfe bewegen. Der Rohbau steht bereits. Die Selbsthilfegruppe für Behinderte ist aktiv geworden, damit sie in dem Haus nicht das Nachsehen hat. Wird es auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein? Ist es innen rollstuhlgerecht gebaut, erhält es Behindertentoiletten?

Hausbesitzer Herfried Modrack bejaht alle diese Fragen. Unter dem Haus werde eine Tiefgarage entstehen: "Der Eingang liegt daher ein dreiviertel Stockwerk über der Straße. Er ist jedoch über eine Schleife von der Straße her auch für Rollstuhlfahrer zu erreichen." Wie steil diese "Schleife" genau ist? Modrack muß passen. "Nicht so steil wie die Abgänge im Limes", sagt er schließlich.

Und der Fahrstuhl? Der sei ebenerdig zu erreichen und auch lang und breit genug. Die Toiletten in den Praxen seien "so eingerichtet, daß man mit dem Rollstuhl hinein kann". Auch behindertengerecht? "Ich bin kein Fachmann, aber wenn es Behindertentoiletten sein müssen, wollen wir die bauen", so Modrack.

Doch gerade auf Details, die oft nur die Fachleute kennen, kommt es an. "Es heißt immer, es sei alles gut und groß genug", berichtet Liane Lückfeld. Aber Versprechen und Wirklichkeit klafften oft auseinander. Vorsichtshalber will sie dem Hausbesitzer Vorschriften über behindertengerechtes Bauen schicken. Denn nach Worten des Kreisgeschäftsführers des Verbandes der Kriegsopfer (VdK), Stephan Schwammel, und laut Wiesbadener Wohnungsbauministerium gibt es DIN- Vorschriften, wie öffentlich zugängliche Gebäude, zu denen Ärztehäuser zählen, für Behinderte ausgestattet sein müssen. "Barrierefrei" heißt das Zauberwort, das auch für Plätze, Wege, Straßen, Bahnhöfe, Krankenhäuser, Verwaltungsgebäude, Sportanlagen und so weiter gilt. Es bedeutet nicht nur, Zugänge über Rampen zu erschließen, die nicht stärker als sechs Prozent geneigt sein dürfen. Es regelt auch, wie breit die Türen und wie groß der Aufzug sein müssen. Und daß die Bauaufsicht das alles überwachen soll.

Privatleute hingegen dürfen im Rahmen der Bauordnung machen, was sie wollen. Was das bedeuten kann, erfuhr Liane Lückfeld schmerzlich in der Schwalbacher "Stadtmitte", die die Idsteiner Firma Dietmar Bücher hochzieht. "Eine Freundin hatte mich eingeladen. Aber ich komme in das Haus nicht hinein, weil Stufen davor sind." Auch das gesamte Baugebiet sei total behindertenunfreundlich geplant. "Über den Bebauungsplan können wir da nichts machen", sagt Bürgermeister Horst Faeser (SPD). Die Stadt habe "darauf gedrängt", alle Zugänge behindertenfreundlich zu bauen. Doch er gestehe ein, daß die Firma Stufen zu achtgeschossigen Wohnhäusern angelegt habe, wo Rampen hätten gebaut werden können. Das Unternehmen gab gestern keine Stellungnahme dazu ab.

Laut Parlamentsbeschluß ist Bücher auch für die Erschließung des Baugebiets verantwortlich. Sprich, die Firma wird eine Rampe von der Pinguin-Apotheke hinunter zum Ärztehaus legen. Da es sich um einen öffentlichen Bereich handelt, hat die Stadt hier mehr Mitspracherecht. "Wir versuchen, einen Neigungsgrad zwischen sechs und acht Prozent auszutarieren", sagt Bauamtsmitarbeiter Norbert Dienst. Aus "bautechnischen Gründen" würden es wohl eher acht Prozent. "Zu steil", sagt Liane Lückfeld. Und VdK- Mann Schwammel erinnert: "Städte und Architekten sind meist nicht in der Lage, die Normen umzusetzen. Wer selbst nicht betroffen ist, denkt nicht daran." Jüngstes Beispiel: der teure Eschborner Rathausanbau. SUSANNE HOERTTRICH

Gartenbauverein und Naturschutzbund übernehmen Patenschaft für Streuobstwiesen Zum Dank ist die Ernte kostenlos Vertrag unterzeichnet

KÖNIGSTEIN. Ein erster Schritt zum Erhalt der Königsteiner Streuobstwiesen ist getan: Die Stadt hat dem Obst- und Gartenbauverein sowie dem Bund Natur und Umwelt die Patenschaft für die zwei städtischen Streuobstflächen "Auf der Heide" und "Auf dem Bangert" übertragen. "Für eine Kommune ist das eine gute Möglichkeit, den langfristigen Schutz dieser Wiesen zu garantieren", sagte die Umweltbeauftragte Brigitte Germann- Störkel bei der Unterzeichnung des Patenschaftsvertrages.

Über einen Hektar groß ist das Gelände "Auf der Heide" am alten Friedhof in Mammolshain, für das der Obst- und Gartenbauverein die Verantwortung übernommen hat. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatten Vereinsmitglieder mit der Anpflanzung von jungen Obstbäumen begonnen. Mit 1700 Mark hat der Magistrat diese Aktion nun nachträglich unterstützt. Für die Stadt bedeutet die Patenschaft der Vereine eine Entlastung, denn mit der extensiven Pflege der erhaltenswerten Lebensräume ist die Verwaltung überfordert.

"Entlohnt", so meint Erster Stadtrat Klaus Dehler, würden die Paten durch die Ernte. Bislang habe die Stadt die Früchte der alten Obstbäume jedes Jahr im Herbst versteigert. Dehler: "Zwischen 3000 und 4000 Mark waren da schon drin".

Doch weder dem Bund Natur und Umwelt noch dem Gartenbauverein geht es um den Lohn. Sie kämpfen vielmehr um den Erhalt eines traditionsreichen Kultur- und Lebensraumes: "Die Region um Mammolshain und Kronberg war vor der Industrialisierung bereits Vermarktungszentrum für den Ertragsanbau von Mirabellen und Kirschen", erläutert Germann- Störkel den geschichtlichen Hintergrund. Dieser ehemals blühende Wirtschaftszweig habe sich leider nur noch in Relikten erhalten, etwa in der Apfelwein- und Fruchtsaftindustrie. Doch Streuobstwiesen bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Steinkauz und Gartenschläfer sind sogar auf ihn angwiesen. Zudem haben die Streuobstwiesen eine wichtige Nebenfunktion. Germann-Störkel: "Diese Grüngürtel verleihen zum einen der Landschaft ein typisches Gepräge, zum anderen dienen sie der Klimaerneuerung und schützen den Wasserhaushalt".

Der Stadt Königstein geht es zunächst einmal darum, Erfahrungen mit dem Prinzip der Patenschaft zu sammeln. Doch schon jetzt wird darüber nachgedacht, diese Methode auszuweiten: "Denkbar wäre auch, daß Einzelpersonen eine Patenschaft übernehmen", so Dehler. Die Umweltbeauftragte plant ein noch größeres Projekt, bei dem die Stadt eine Vermittlerrolle übernehmen soll: eine Obstbaum-Börse. Bürger, die ihre hochstämmigen Bäume nicht mehr pflegen können oder wollen, werden dort an Liebhaber und Naturschützer vermittelt, die diese Aufgabe übernehmen möchten.

Nähere Informationen erteilt Brigitte Germann-Störkel unter der Rufnummer 2 02-2 74. KATJA IRLE

Eigentümer gesucht

WETTERAUKREIS. Die Kripo hat jetzt ein Blaupunkt-Autoradio mit CD-Player und einen Autokassettenrekorder von Clarion sichergestellt. Beide Geräte wurden wahrscheinlich im Altkreis Büdingen gestohlen. Die Eigentümer sollen sich bei der Kripo (Tel. 0 60 31 / 60 10) melden. mk

Kartoffelsack zur Heimtextil

Als kühnes, aber notwendiges Angebot betrachtet die Messe Frankfurt die Öffnung der Kongreßhalle zur Heimtextil am letzten Messetag, 16. Januar, von 9 bis 18 Uhr für Design- Interessierte. Dabei darf der normale Besucher auch die Gemeinschaftspräsentation "Spectrum", Farb- und Materialtrends bei Bodenbelägen und Teppichen, in Halle 1 in Augenschein nehmen. Das kostet sie 20 (ermäßigt 15) Mark. An den übrigen Tagen sind nur Fachbesucher zugelassen.

Was als "Träume in Stoffen" in der Trendvision angekündigt ist, bietet sich dem ahnungslosen Besucher der Kongreßhalle zunächst ziemlich erschreckend dar. Bis unter die Decke stapeln sich beschriftete alte Holzkisten, in denen sich "Trendvillage" auch diese im Kartoffelkistenformat, anbietet.

Sie tragen alle wundervolle, zum Träumen und Nachdenken geeignete Titel: Die "Eleganz der Ökologie", das ist doch was. Sie wird durch das ökologisch einwandfreie Material bestimmt. "Die Poesie des Alltags" stellt sie sich unter anderem in gewaschenen Kartoffeln dar, die aus einem Sack quellen. Wahrscheinlich die "gute Sieglinde", mehlig kochend.

Ungewöhnlich gemusterte Kissen und transparente Vorhänge, energiegeladene Farbflächen, Möbel wie für Besucher vom anderen Stern sollen den "Aufbruch zur größeren Freiheit" symbolisieren, der Phantasie freien Lauf lassen und die Romantik des Landlebens ansiedeln.

Alles schön und fast poetisch gedacht. Aber zu sehen davon ist nichts, außer diesen scheußlichen Kisten, auf deren Rückseite kleine Stoff- und Farbproben angebracht sind. So ähnlich ist es auch bei der ersten Fetzchenmesse, der Interstoff, bei denen sich der Betrachter nur eine sehr unvollständige Vorstellung von dem überreichen Angebot der Heimtextil machen kann.

"Das zeigt doch eigentlich nur", sagte eine Besucherin, "daß die Welt immer unbewohnbarer wird." Und die Heimtextil fühlt sich doch geradezu berufen, unsere Umwelt kuscheliger zu machen . . .

Ein Lichtblick: Bei den Teppichen sehen die Zukunftsvisionen der Gestalter zwar eigenwillig, aber zumindest wohnlich aus. E-S

Rasch reagiert die Taschenbuch-Redaktion von rororo-aktuell auf deutsche Zustände, mischt sich ein in laufende Ereignisse. Neuester Titel auserhalb des angekündigten Programms: eben "Deutsche Zustände". In diesem "Schnellband" wird die Gewaltspur nachgezeichnet, von 1933 und über 1993 hinaus, die sich durch Deutschland zieht, von Hoyerswerda über Rostock bis Mölln. "Die Angriffe auf Asylbewerber und Türken, auf Juden und Behinderte richten sich immer schon gegen den Bestand der zivilen Gesellschaft selbst." Der rororo- aktuell-Band 13354, herausgegeben von Bahman Niruman, fragt, woher das allenthalben spürbare, gewaltbereite Ressentiment gegen alles Fremde rührt, was sich darin offenbart und wohin dies führt, führen könnte. Die Fragen werden "paarweise" verhandelt: Mit den Argumenten eines Autors aus dem Ausland setzt sich ergänzend zu seinen eigenen Überlegungen ein deutscher auseinander. Wir drucken hier vorab den Beitrag von Hans Joachim Schädlich (von ihm erschien 1992 der Roman "Schott" bei Rowohlt), der speziell aus eigenen DDR-Erfahrungen auf nazistische Ausschreitungen in den neuen Bundesländern reagiert und sie historisch ableitet. Er greift Gedanken des israelischen Lyrikers Asher Reich auf (sein Gedichtband "Arbeiten auf Papier" erschien letztes Jahr ebenfalls im Rowohlt-Verlag), der sich sehr pessimistisch über die deutsche Entwicklung und die Zukunft einer deutschen Demokratie äußert und dessen umfänglicheren Beitrag wir hier in Auszügen dokumentieren. Reich sieht eine Kontinuität des Faschismus auch und gerade im Staats- und Behördenapparat, Schädlich fordert eben diesen auf zur Zerschlagung des Neonazismus. Insofern ist der Deutsche optimistischer als der Israeli, ohne daß er sich in der Diagnose grundsätzlich von ihm unterschiede. fr

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Bundesverdienstkreuz für Gefäßchirurg Ewald März

Das Bundesverdienstkreuz am Bande erhält am Mittwoch, 20. Januar, Ewald März. Bürgermeister Moog wird die Auszeichnung im Limpurgsaal des Römer überreichen.

Ewald März, Jahrgang 1926, war bis Mai 1992 Chefarzt der Klinik für Gefäß- und Thorax-Chirurgie am Nordwest- Krankenhaus. Er ist in den 60er und 70er Jahren der Kopf jenes Teams gewesen, das, aus der Universitätsklinik kommend, unter Edgar Ungeheuer am neuen Krankenhaus Nordwest die "Maximalchirurgie" ausgebaut hat.

März hat sich über seine beruflichen Verpflichtungen hinaus über Jahrzehnte für den ärztlichen Nachwuchs engagiert. Dabei hat er auch einen großen Schwerpunkt auf die ärztliche Weiterbildung gelegt. Als Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Katastrophemedizin und als deren Generalsekretär von 1985 bis 1989 hat März auf einem sensiblen Gebiet der Medizin Vorbildliches geleistet. pia

ptz an nac

SPD: Schwaetzer

hat gelogen

Ministerium prüfte Seriösität der Germania nur eingeschränkt

ptz BONN, 13. Januar. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Achim Großmann wirft Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) vor, sie habe den Bauausschuß des Bundestages "angelogen". Entgegen ihrer Darstellung habe es "augenscheinlich" im Bauministerium keine Prüfung der Seriosität des Münchner Unternehmens Germania gegeben, sagte Großmann am Mittwoch zur FR. Die FDP-Politikerin hatte Ende vergangenen Jahres in einem Namensbeitrag in der Kundenzeitschrift der Immobilienfirma geschrieben, die Germania "kann ... vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Wohn- und Gewerbeimmobilien wertvolle Dienste leisten." Die Bauministerin wies die Vorwürfe Großmanns auf Anfrage der FR zurück.

Nachdem die Ministerin wegen der werbenden Aussage unter öffentlichen und politischen Druck geraten war, hatte sie erklärt, das Ministerium habe die Seriosität der Germania geprüft. Diese Aussage wiederholte Schwaetzer nach Angaben Großmanns gestern vor dem Ausschuß. Auf den Hinweis der SPD, im Informationsdienst Gerlach-Report sei die Germania mehrfach äußerst kritisch beurteilt worden, habe Schwaetzer erklärt, "ihr Ministerium führe den Gerlach-Report nicht." Man greife in solchen Fällen auf die Publikation Kapitalmarkt-intern zurück.

Rückfragen Großmann bei Kapitalmarkt-intern förderten allerdings am Mittwoch nachmittag zwei warnende Artikel über die Germania aus dem Jahr 1989 zutage. Dort wird ein Projekt, das von der Germania vertrieben wird, wie folgt beurteilt: "Dieser Risikofonds ist eine Zumutung für Anleger und Anlageberater."

Im Bauministerium hieß es hierzu: Frau Schwaetzer habe im Bauausschuß erklärt, daß bei der Prüfung Kapitalmarkt-intern als Grundlage gedient habe. Sie habe dabei keine Angabe zum kontrollierten Zeitraum gemacht. Tatsächlich seien von den Mitarbeitern des Hauses wie üblich nur die beiden letzten Jahrgänge des Blattes zurückverfolgt worden, sagte Schwaetzers Pressesprecherin Elke Schicktanz.

ende

Prinzen und Presse

Die jüngsten Enthüllungen vom englischen Königshof werfen drei Fragen auf. Die erste: Wie kommt Britannien mit einem Prinzenpaar zurecht, das praktisch vor der Scheidung steht und dessen Verhalten allen Erwartungen britischer Royalisten zuwiderläuft? Das Scheitern der Ehe des Thronfolgers trägt jedenfalls wenig zum Ansehen der Monarchie bei; es reißt das Königshaus immer weiter in eine schwere Vertrauenskrise hinein.

Die zweite Frage betrifft das Verhältnis zwischen Krone und Medien: In welchem Maße hat man bei Hofe eine willige Presse für eigene Zwecke benutzt - und in welchem Maße sind Charles und Diana Opfer einer respektlosen Jagd nach Sensationen geworden, deren schamlose Telefon-Mitschnitte und aufdringliche Telelinsen Privatleben praktisch unmöglich macht? In diesem Bereich stehen verschärfte Gesetze zum Schutze der Privatsphäre ins Haus; und niemand kann bestreiten, daß solcher Schutz auch für die Familie Windsor eine Notwendigkeit ist.

Drittens und last, not least: Wieviel Pressezensur braucht das Land, um die rechte Balance zwischen Nachrichten- pflicht und obszöner Einmischung zu finden? Nicht so viel, möchte man meinen, wie ein neuer staatlicher Report in London verlangt - nämlich ein "Pressetribunal" und ein Strafsystem für ungehörige Redaktionen. Immerhin scheint auch Premier Major der Meinung zu sein, daß Selbstkontrolle der Presse besser ist als ein Mediengericht. Man muß ja nicht gleich mit dem unglücklichen Prinzenpaar das Badewasser der Pressefreiheit ausschütten. P.N. (London)

CDU: Stadtbus in den FVV Partei schreibt Programm fort

BAD HOMBURG. Der Zuschuß an Krabbelstuben soll steigen, der Stadtbus mit dem Frankfurter Verkehrsverbund (FVV) und der Taunusbahn verknüpft werden, Bad Homburg möglichst ohne neue Schulden auskommen - dies sind drei Kernaussagen des kommunalpolitischen Programms der CDU. Eine Mitgliederversammlung hat es am Dienstag abend einstimmig verabschiedet. Große Schwenks blieben aus, das vorige Programm wurde weitgehend fortgeschrieben. CDU-Stadtchef Bernd Hamer: "Es ist im Grunde Kontinuität."

Umstritten war in der zweistündigen Diskussion unter anderem die Forderung, die U-Bahn von Gonzenheim "mit Ziel Dornholzhausen und Kirdorf" fortzuführen. Die überwältigende Mehrheit der rund 50 anwesenden Mitglieder wollte sie jedoch nicht aus dem Programm gestrichen sehen. Die CDU plädiert zudem für die Verlängerung der S-Bahn von Friedrichsdorf nach Friedberg - und für die Kooperation des Stadtbusses mit dem FVV. Im Stadtparlament dagegen zögern ihre Vertreter bei letzterem noch.

In punkto Fahrradverkehr konnte sich die CDU nicht zur Unterstützung des Radverkehrskonzepts entschließen. Sie setzt sich nur vage für die "Zusammenführung vorhandener Bestandteile" und Radweg-Markierungen ein.

Das acht DIN-A4-Seiten füllende Programm schreibt vor allem bekannte CDU-Standpunkte fort, gegliedert nach sieben Themen. So findet sich die Forderung nach dem Weiterbau der Umgehungsstraßen ebenso wie die nach Fortsetzung der "soliden Finanzpolitik".

Die Punkte "Umwelt" und "Sicherheit" haben mehr Platz als früher erhalten. Dabei strebt die CDU unter anderem an, zum Nutzen des Grundwassers mehr Flächen zu entsiegeln und zugunsten der Champagnerluft Elektro-Autos anzuschaffen. Weitere "City-Streifen" sollen die Stadt ebenso sicherer machen wie vorbeugende Sozialarbeit.

Für Kinder fordert die CDU flächendeckend Kindergartenplätze, für alte Menschen eine Stärkung mobiler Hilfsdienste. Gegen Wohnungsmangel sollen Innenstadtbereiche verdichtet und Baulücken gefüllt werden. Die Naturgebiete Platzenberg und Kirdorfer Feld will die CDU nach Programm sichern.

Es soll demnächst gedruckt an alle Mitglieder verteilt werden. Sonstige Interessenten erhalten es an Info-Ständen, bei Hausbesuchen der CDU-Kandidaten und im Parteibüro im Lindenweg 1. stk

Neue Gespräche über Asylrecht Widersprüchliche Angaben über Prozedur mit Gesetzentwurf

ff BONN, 13. Januar. Anders als von der Bonner Regierungskoalition geplant, wird der Bundestag nächste Woche möglicherweise doch nicht über den umstrittenen Gesetzentwurf von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) für ein schärferes Asylrecht diskutieren. Das zeichnete sich am Mittwoch nach einem Gespräch zwischen Innen- und Rechtspolitikern aus CDU/CSU, FDP und SPD ab, an dem auch Seiters und Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) teilnahmen.

Sozialdemokraten berichteten im Anschluß daran, man habe sich darauf verständigt, nächste Woche weiterzuverhandeln, um einen gemeinsamen Gesetzentwurf einbringen zu können. Am kommenden Freitag soll eine parteiübergreifende Gruppe von Rechtsexperten über die Formulierung des geplanten neuen Asylartikels 16 Grundgesetz beraten.

Am Dienstag hatten die Koalitionsspitzen entgegen vorherigen Absprachen mit der SPD verabredet, den Gesetzentwurf aus dem Hause Seiters ohne die SPD einzubringen. Diese lehnt etliche Punkte darin ab, weil sie ihrer Ansicht nach über den Parteien-Beschluß über ein eingeschränktes Asylrecht hinausgehen. Regierungssprecher Dieter Vogel sagte am Mittwoch, die SPD solle nicht überfahren werden, "aber es gibt Vereinbarungen". Seinen Worten zufolge soll der Gesetzentwurf doch in der kommenden Woche eingebracht werden.

Bei dem parteiübergreifenden Treffen am Mittwoch forderten die Sozialdemokraten wiederholt, daß Seiters davon abrücken müsse, auch den verwaltungsverfahrensrechtlichen Teil der Prüfung von Asylverfahren zu verkürzen. Flüchtlingen aus sogenannten Nichtverfolgerstaaten dürfe ein Eilverfahren nicht verwehrt werden. Das gleiche gelte für Menschen, die im Verdacht stehen, ihre Identität zu verschleiern.

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Somalia Erstmals US-Soldat getötet Seite 2

Leitartikel Eine Lektion für Richter Seite 3

Abfallbeseitigung Verbrennung umstritten Seite 4

Feuilleton Louis Malles neuester Film Seite 7

Dokumentation Wie die USA Irak aufrüsteten Seite 10

Wirtschaft Jobticket steuerfrei Seite 11

Sport Ribbeck bleibt in München Seite 14

Frankfurt Das Drogenkonzept greift Seite 17

Kulturspiegel Kann das Schauspiel sparen? Seite 23

Hessen Sorge um die Bäume von Beuys Seite 24

Aus aller Welt Protest gegen Fällaktion Seite 30

Fernsehen und Funk Seiten 8+9

Börse Seite 13

Roman Seite 16

Freie Aussprache Seite 16

Filmspiegel Seiten 26+27

Streit um Atommüll in Niedersachsen spitzt sich zu Umweltministerin Griefahn: Abfall muß nach Gorleben / Bürgerinitiative bereitet Blockade vor

sp HANNOVER, 14. Januar. In Niedersachsen spitzt sich die Auseinandersetzung um Atommülltransporte nach Gorleben zu. Das von Monika Griefahn (SPD) geleitete Umweltministerium in Hannover bekräftigte am Mittwoch, daß die im Atomkraftwerk Unterweser bei Esensham abgestellten Container mit Abfällen aus dem belgischen Nuklearzentrum Mol bis zum 31. Januar ins Zwischenlager Gorleben gebracht werden müßten. Der Grund: Der Atommüll dürfe nicht länger in dem Kraftwerk bleiben, weil es eine gültige Genehmigung für die Zwischenlagerung in Gorleben gebe.

Wegen angekündigter Blockaden von Umweltschützern hatte die niedersächsische Landesregierung im Dezember selbst dafür gesorgt, daß der für Gorleben bestimmte Transport nach Esensham umgeleitet wurde. "Greenpeace" stellte dort inzwischen eine Wache auf, und in der Umgebung von Gorleben traf die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg Vorbereitungen für Blockade- Aktionen.

Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) warnte am Dienstag abend in Gorleben während einer Diskussion mit der Bürgerinitiative davor, den Transport, der von der Polizei begleitet werde, zu behindern. Die Bürgerinitiative appellierte an den Innenminister, die Abfälle in dem Kraftwerk zu belassen. Dort waren sie nach offizieller Darstellung ursprünglich, vor der Bearbeitung in Mol, entstanden. "Sind die internen Lagerkapazitäten erschöpft, muß ein Atomkraftwerk vom Netz", argumentierten Greenpeace und die Bürgerinitiative.

Eine Landesregierung, deren erklärte Absicht der Ausstieg aus der Atomenergie sei, habe damit den entscheidenden Hebel in der Hand. Andererseits führe jede weitere Einlagerung in Gorleben dazu, diesen Standort für ein Atommüllzentrum zu zementieren, sagten die Atomkraftgegner.Heizölpreiseauf dem Rückzug

FRANKFURT A. M. (FR). Die Heizölpreise im Rhein-Main-Gebiet haben sich nach dem vorangegangenen drastischen Sprung nach oben auf den Rückzug begeben. Mit der wärmeren Witterung und nachgebenden Erdölpreisen verbilligten sich die meisten Partien zuletzt wieder spürbar. Daran änderte zunächst auch ein höherer Dollarkurs nichts.

Die Heizölnotierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):

DM DM bis 900 l 67,96-75,33 (69,12-77,05) bis 1 500 l 60,52-64,06 (60,72-63,37) bis 2 500 l 52,21-52,90 (53,94-56,47) bis 3 500 l 50,03-51,75 (51,87-52,67) bis 4 500 l 48,19-48,76 (49,38-50,48) bis 5 500 l 47,50-48,07 (49,22-49,36) bis 6 500 l 46,92-47,50 (48,07-49,10) bis 7 500 l 46,46-46,92 ( 48,19 ) bis 8 500 l 46,12-46,69 (46,92-47,84) bis 9 500 l 45,66-46,23 ( - ) bis 12 500 l 45,11-45,66 (46,58-47,15) bis 15 500 l 44,62 (46,23-46,58)

Die am 13. Januar gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 15 Prozent Mehrwertsteuer.

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Mittwoch schwächer eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gab während der ersten Stunde des Handels um 11,08 Punkte nach. Am Vortag war er um 1,89 auf 3264,64 Punkte gestiegen.

In Japan zeigte die Entwicklung abwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel sank um 163,14 auf 16 517,91 Zähler.

Kritik an Krause-Äußerungen SPD will Bedeutung des Flughafens sogar noch stärken

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) und Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) haben die Äußerung von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) zurückgewiesen, daß die "Monopolstellung" des Frankfurter Flughafens gebrochen werden müsse. "Diese Position steht nicht nur in eklatantem Widerspruch zur bisherigen Haltung der Bundesregierung, sondern ist auch geeignet, die Wirtschaftskraft des Rhein-Main- Gebietes insgesamt schwer zu schädigen", sagte von Schoeler.

Auch die Bundesregierung habe als Flughafen-Anteilseigner bisher das Ziel verfolgt, durch eine bessere Anbindung Rhein-Mains an das Schnellbahnnetz der Bundesbahn die Inlandflüge zunehmend überflüssig zu machen und dadurch Kapazitäten für Interkontinentalflüge zu schaffen. Denn nur so könne sich Frankfurt auf lange Sicht gegen die Konkurrenz von Amsterdam und Paris durchsetzen. "Eine Schwächung dieser Drehscheibenfunktion wird keineswegs kleineren deutschen Flughäfen, sondern einzig und allein der europäischen Konkurrenz zugute kommen", meinte der OB. Allein durch die Äußerung Krauses könne in der derzeitig sensiblen wirtschaftlichen Situation "ein schwerer Vertrauensschaden" für die Region entstehen. mat

Zahnarzt-Vorsitzender trat aus Protest zurück

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Norbert Grosse, ist aus Protest gegen das Gesundheitsstrukturgesetz von seinem Amt zurückgetreten. Nachfolger Grosses wurde der Öffentlichkeitsreferent der Vereinigung, Jürgen Fedderwitz.

Der Rücktritt sei erfolgt, weil Grosse "für die politische Linie der Zahnärzte- Vertretung keine Umsetzungsmöglichkeiten sah", hieß es gestern. Die Qualität der Behandlung würde aufgrund der neuen Vorschriften zwangsläufig leiden.

Nach Darstellung des neuen Vorstandsvorsitzenden Fedderwitz habe der neun Mitglieder umfassende Vorstand überlegt, geschlossen zurückzutreten. Diese Möglichkeit habe man jedoch verworfen, weil die Vereinigung als Körperschaft des öffentlichen Rechts dem Sozialministerium unterstehe. Das Ministerium könne bei einem geschlossenen Rücktritt einen Vorstand einsetzen oder einen Staatskommissar schicken, der das Gesetz durchsetzt. Damit sei der Sache der Zahnärzte jedoch nicht gedient, sagte Fedderwitz.

Ziel des neuen Vorstandes sei es, das für 1995 angekündigte Nachfolgegesetz "erträglicher zu gestalten". Dazu sei es erforderlich, die "Eigenverantwortung" der Patienten zu stärken sowie Regel- und Wahlleistungen einzuführen. vo

Weniger Spenden für die Parteien im Jahr 1991 Rechenschaftsberichte über Einnahmen veröffentlicht / SPD mit 358 Millionen Mark an der Spitze

Von unserem Korrespondenten Helmut Lölhöffel

BONN, 13. Januar. Von den fünf Bundestagsparteien hat im Jahr 1991 nur die SPD ihre Einnahmen gesteigert. Die Spenden ließen im Vergleich zu 1990, dem Jahr der Bundestagswahl, bei allen Parteien merklich nach. Dies ist aus den Rechenschaftsberichten der Parteien für das Jahr 1991 abzulesen, die am Mittwoch in Bonn als Bundestagsdrucksache veröffentlicht wurden.

Vor allem wegen des nachlassenden Spendenflusses, aber auch wegen der in einem Jahr mit nur vier Landtagswahlen geringeren staatlichen Zuschüsse (Wahlkampfkostenerstattungen) gingen die Gesamteinnahmen aller Parteien deutlich zurück. Klar an der Spitze lag 1991 die SPD mit Gesamteinnahmen von 358 Millionen Mark, wobei 151 Millionen Mitgliederbeiträge waren. 1990 hatte die SPD 343 Millionen Mark eingenommen. Die CDU gab für 1991 Einnahmen von 227 Millionen Mark (1990: 340 Millionen) an. CSU, FDP und Grüne lagen mit ihren Einkünften zwischen 50 und 55 Millionen Mark etwa gleichauf.

Die CDU kassierte mit 38,5 Millionen Mark Spenden 1991 nur fast die Hälfte der Vorjahresspenden. Die CSU hatte mit 14,7 Millionen Mark gegenüber 36 Millionen einen noch höheren Rückgang. Die FDP fiel bei ihren Spendeneinnahmen von 23 auf 13 Millionen Mark zurück. Bei den Sozialdemokraten hielt sich der Spendenrückgang von 36 auf 23 Millionen Mark in Grenzen.

Auffallende Großspender waren zugunsten der CDU das Frankfurter Kaufhaus Ammerschläger mit 202 600 Mark und Prinz Casimir Wittgenstein (Frankfurt) mit 59 000 Mark. Die Deutsche Bank spendete der CDU 516 300 Mark, der FDP 111 000 und an die CSU 50 360 Mark, für die SPD und die Grünen nichts. Daimler- Benz verteilte Spenden an die vier großen Parteien, darunter 600 000 Mark für die CDU, 420 000 Mark für die SPD und 400 000 Mark für die CSU. Die FDP bekam 200 000 Mark.

In der Spenderliste der SPD tauchen der hessische Ministerpräsident Hans Eichel mit 43 142,25 Mark und die Heidelberger Oberbürgermeisterin Beate Weber mit 48 264 Mark auf. Die in dem Rechenschaftsbericht ausgewiesenen Spenden an die Grünen stammten ausnahmslos von Privatpersonen.

Entwicklungshilfe soll Wanderungsbewegungen einschränken Spranger will sich auf Armutsbekämpfung, Umweltschutz und Bildung konzentrieren / Anteil am Bruttosozialprodukt gesunken Von unserer Mitarbeiterin Karin Adelmann

BONN, 13. Januar. Die drängenden Probleme in Afrika, Lateinamerika und Osteuropa müssen nach Aussagen von Entwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CSU) vor Ort gelöst werden, "sonst haben wir sie bald innerhalb unserer eigenen Grenzen". Dies zeigten die Wanderungsbewegungen der vergangenen Jahre. Bei der Vorstellung des "Neunten Berichts zur Entwicklungspolitik der Bundesregierung", der am Mittwoch in Bonn vom Kabinett verabschiedet wurde, bezeichnete Spranger Entwicklungshilfe als "Investition in die Zukunft der Einen Welt". Ihr Stellenwert sei in jüngster Zeit erheblich gewachsen, nicht zuletzt wegen des zunehmenden Problemdrucks von Armut, Umweltzerstörung, Drogen, Flüchtlings- und Wanderungsbewegungen. Die deutsche Entwicklungspolitik konzentriere sich deshalb auf Armutsbekämpfung, Umweltschutz und Bildung.

Zur künftigen Entwicklung seines Etats sagte Spranger, kein seriöser Entwicklungspolitiker in Deutschland wage derzeit eine Prognose in bezug auf das Ziel, 0,7 Prozent des deutschen Bruttosozialprodukts (BSP) für Entwicklungshilfe bereitzustellen. Der Etat seines Ministeriums für 1993 sei zwar um 2,2 Prozent gestiegen. Wegen des durch die Wiedervereinigung gestiegenen Bruttosozialprodukts sei der Anteil der Entwicklungshilfe am BSP aber von 0,41 auf 0,35 Prozent gesunken.

Der rund 400 Seiten starke Bericht, der den Zeitraum 1989 bis 1991 umfaßt, gibt eine ausführliche Darstellung und Wertung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in der sogenannten Dritten Welt. Mehr als eine Milliarde Menschen leben demnach in Armut. Davon seien 60 Prozent Frauen. Entwicklungsländer und Industriestaaten seien sich heute einig, daß die Entwicklungsbemühungen verstärkt auf die Armutsbekämpfung ausgerichtet werden müsse. Die Entwicklungsländer müßten dazu die geeigneten politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen. Doch auch in den Industriestaaten sei der Anpassungsbedarf beträchtlich. Es gebe zwar eine grundsätzliche internationale Übereinstimmung über die Notwendigkeit der Liberalisierung des Welthandels. "Die Praxis vieler Industriestaaten widerspricht allerdings diesen Beteuerungen erheblich."

In den Entwicklungsländern sei der Protektionismus dagegen in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Zu den Ursachen des Protektionismus in Industrieländern zählt der Bericht die mangelnde Anpassung ihrer Volkswirtschaften an Veränderungen des Weltmarktes, etwa an die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit einiger Entwicklungsländer. Bei ihren Vorstellungen über Strukturanpassung seien sich Industrie- und Entwicklungsländer in den vergangenen Jahren sehr nahe gekommen. Von einer "neuen Weltwirtschaftsordnung", die die entwicklungspolitischen Debatten der 70er Jahre prägte, rede heute niemand mehr.

Das Ende des Ost-West-Konfliktes hat nach Sprangers Aussagen die Chancen für eine an entwicklungspolitischen Kriterien ausgerichtete Zusammenarbeit mit den Partnerländern verbessert. Die Bundesregierung habe die Veränderung zum Anlaß genommen, ihre Zusammenarbeit mit der "Dritten Welt" neu zu akzentuieren. Fragen der Rechtssicherheit in den Partnerländern, Menschenrechte, politische Beteiligung und auch Begrenzung der Rüstungsausgaben seien jetzt entscheidende Kriterien für die Vergabe der Hilfe. Da die Entwicklungspolitik ein zentraler Bestandteil der Außenbeziehungen Deutschlands sei, müßten auch die anderen Politikbereiche die Ziele der Entwicklungspolitik unterstützen, betonte Spranger. Es sei notwendig, die "entwicklungspolitischen Auswirkungen unserer Gesamtpolitik zu berücksichtigen und gemeinsam mit unseren europäischen Partnern zum Beispiel die Liberalisierung des Agrarhandels und den Abbau des Protektionismus voranzutreiben".

(Kommentar auf Seite 3)

Schloßplatz erst nach den Wahlen

USINGEN. Die 750 000 Mark teure Umgestaltung des Schloßplatzes läuft ab wie geplant. Ende letzten Jahres vergab die Stadt den Auftrag an den günstigsten Bieter. Die Ausführung wird nach Aussage des kommissarischen Bürgermeisters Detlef Ortmann rund 560 000 Mark kosten. Derzeit wird im Rathaus gemeinsam mit den Planern und der ausführenden Firma der Zeitrahmen für die Bauarbeiten abgestimmt. "Wir wollen, daß so wenig Einschränkungen wie möglich entstehen", erklärt Ortmann. Vor allem für die Schülermassen, die täglich mehrmals auf ihrem Schulweg über den Schloßplatz strömen. Am günstigsten, so Ortmann, wäre es daher, die schulfreie Zeit während der Osterferien zu nutzen.

Ob das allerdings klappt, steht noch nicht fest. "Das hängt auch von der Auftragsplanung der Firma ab", gibt Ortmann zu bedenken. In den nächsten zwei Wochen soll die Entscheidung fallen; Termine und Einzelheiten werden anschließend der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Arbeiten werden jedoch voraussichtlich nicht vor der Kommunalwahl beginnen. Daß veränderte Mehrheiten den umstrittenen Beschluß wieder kippen könnten, hält der Bürgermeister für unwahrscheinlich. "Die Stadt ist Verträge eingegangen, die sie nicht ohne Schadensersatzforderungen lösen könnte." cn

Bayer plant Versuch mit Gentechnik am Menschen

LEVERKUSEN, 13. Januar (AP). Der Bayer-Konzern in Leverkusen will zusammen mit einer US-Firma Bluter- Kranke durch gezielte Veränderung einer Erbinformation heilen. Es ist das erste Projekt dieser Art in Deutschland. Gentechnisch veränderte Viren sollen die Erbinformation in die Körperzellen der Patienten einschleusen, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind. (Siehe "Aus aller Welt, Seite 30)

Offizielle Ziele der einfachen Stadterneuerung: Rekonstruktion des alten Stadtkerns von Bischofsheim und Schaffung von Wohnraum

Umfall und Klage

Nun ist die SPD am Zug. Ihr Konzept, die Koalition mit ihren Streitigkeiten öffentlich vorzuführen, indem man vor gemeinsame Gespräche die Forderung nach einer einheitlichen Regierungsposition über den Einsatz der Bundeswehr stellte, ist nicht aufgegangen. Die Forderung wurde schnell erfüllt. Die SPD steht jetzt allein gegen die Koalition. Die Chance, die christdemokratischen Vorstellungen von weltweiten, nicht mehr an die UN gebundenen Militäreinsätzen zu verhindern und trotzdem zu einem Verfassungskonsens zu kommen, ist gering geworden.

Als die SPD die Einladung von Klaus Kinkel zum Allparteiengespräch lautstark zurückwies, da verschenkte sie die Möglichkeiten, die in Verhandlungen zwischen drei Parteien mit sehr differenzierten Auffassungen gelegen hätten. In denen die FDP sich auch auf die Seite der SPD hätte schlagen können. Vielleicht werden die Sozialdemokraten es noch bereuen, daß sie die FDP mit der Forderung nach einer einheitlichen Koalitionsposition in eine Lage gebracht haben, in der die Liberalen nur umfallen oder eine Koalitionskrise riskieren konnten.

Die FDP ist, wie anders auch, umgefallen. Sie hat den Grundsatz aufgegeben, daß Kampfeinsätze nur im Auftrag und im Rahmen der UN stattfinden dürfen. Das dafür von der CDU/CSU eingehandelte Zugeständnis, daß der Bundeswehreinsatz im Grundgesetz geregelt werden muß, könnte bald an Wert verlieren. Dann nämlich, wenn die SPD über die hohe Hürde nicht springen mag, die die Koalition aufgebaut hat. Dann wird die Union die FDP zu einem mit einfacher Mehrheit zu fassenden Einsatzgesetz drängen. Dem werden die Liberalen auf Dauer nicht widerstehen. Und die SPD muß wieder klagen gehen. wtr (Bonn)

Die wiedergewonnene Freiheit des Erich Honecker Wie der Prozeß gegen den prominentesten Angeklagten Deutschlands endete und dieser nach 169 Tagen die Zelle verließ

Das Ritual des Abschieds glich dem der Ankunft. Gegen 15 Uhr an diesem Mittwoch war die wiedergewonnene Freiheit des Erich Honecker nur noch Sekundensache. Das Gefängnisportal öffnete sich per Knopfdruck, heraus schossen gepanzerte Limousinen, die Fenster dunkel verhängt. Mit Blaulicht, begleitet von Mannschaftswagen der Polizei, raste der Konvoi über die Berliner Stadtautobahn Richtung Flughafen Tegel. Die Zufahrtsstraßen entlang der Strecke hatte die Polizei vorsorglich abgesperrt. Gekonnt wurde auch der verfolgende Journalisten- Troß ausgebremst und abgehängt. Blitzschnell verschwand die Kolonne schließlich bei der Ankunft auf dem Flugfeld hinter einem Hangar.

Alles schon mal dagewesen: Die schnell gepinselten Transparente von eingefleischten Honecker-Fans und -Gegnern, heisere Stimmen, die "Erich muß drinbleiben" skandierten, vereinzelte Unterstützer, die Papptafeln zu Ehren der Roten Armee und der Kämpfer gegen das Nazi-Regime hochhielten und in der eindeutigen Mehrheit die sich ballende Weltpresse vor dem Tor VI des Moabiter Gefängnisses in der Rathenower Straße, die sich die Zuwarterei mit banalen Wetten vertrieb - so war es exakt an jenem Julitag im vergangenen Jahr gewesen, als Honecker seine Moskauer Botschaftsflucht in Moabit beenden mußte. Justizsenatorin Jutta Limbach mußte sich unterdessen den ganzen Tag empörte Anrufe von Leuten anhören, die dem einstigen Staatschef "ein humanes Sterben im Gefängnis" gewünscht hätten.

Als es in Berlin dunkel wurde, ging das Verwirrspiel um Honeckers Abreise nach Südamerika noch weiter. So verzeichneten die Computer der Fluggesellschaften Von Inge Günther und Karl-Heinz Baum (Berlin) gleich mehrere Reisebuchungen, und für den Ex-Staatsratsvorsitzenden war sogar schon eine Bordkarte für den Platz 7K auf dem Lufthansa-Airbus nach Frankfurt ausgestellt.

Die Zelle 103 im Moabiter Untersuchungsgefängnis, seine letzte Berliner Adresse für 169 Tage, hatte Honecker bereits am Mittwochvormittag geräumt. "Wir haben ihm beim Packen geholfen und uns von ihm verabschiedet", war alles, was von den Verteidigern zu erfahren war. Klar war zu diesem Zeitpunkt zunächst nur, was die Berliner Justiz in mehreren Zügen und an unterschiedlichen Gerichten entschieden hatte: Honecker, einstmals DDR-Staatsoberhaupt, SED-Generalsekretär und Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates in Ost-Berlin und seit dem Sommer bekanntester Häftling der gesamtdeutschen Hauptstadt, kommt frei.

Nur das Pünktchen auf dem i hatte dabei der am Mittwoch getroffene Beschluß der Wirtschaftsstrafkammer unter Vorsitz von Georg Gahlen gespielt, den Prozeß gegen Honecker wegen der Luxusversorgung des früheren SED-Politbüros nicht mehr zu eröffnen und seine Entlassung aus der Haft anzuordnen. Die Begründung dafür klang zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich originell, auch wenn die Journalisten den Justizsprecher Bruno Rautenberg auf der Prunktreppe des Justizpalastes bedrängten, als wenn die Bekanntgabe der Information etwas Sensationelles berge. Das war kaum zu erwarten, nachdem tags zuvor das Berliner Verfassungsgericht die so eindeutige wie unerwartete Entscheidung verkündet hatte, eine weitere Strafverfolgung verletze die Menschenwürde des todgeweihten Angeklagten.

Danach lief unaufhaltsam der Countdown seiner Freilassung. Noch am gleichen Nachmittag waren die Richter der 27. Strafkammer, die zwölf Sitzungstage lang versucht hatte, dem Hauptverantwortlichen für die Schüsse an der Mauer den Prozeß zu machen, zusammengekommen. Auch ihr Votum nach mehrstündiger Beratung lautete kurz und knapp: Das Verfahren wird eingestellt, der Haftbefehl aufgehoben.

Damit ging ein Prozeß zu Ende, dessen politischer Charakter seitens des Gerichts stets bestritten wurde, der aber dennoch im Vorfeld zu politischen Verwicklungen führte. Vor allem wegen der diplomatischen Hängepartie zwischen Bonn, Moskau und Santiago de Chile, als Honecker, letzter und prominentester Flüchtling der DDR, siebeneinhalb Monate lang Asyl in der chilenischen Botschaft in Moskau gesucht hatte. Am 29. Juli vergangenen Jahres war die Deadline für das russische Exil des einstigen Staatschefs erreicht. Nach einem nicht undramatisch verlaufenen Rausschmiß aus der Botschaft setzte eine russische Militärmaschine Honecker in Berlin-Tegel ab.

Die Frage nach dem Gesundheitszustand der einstigen Nummer Eins der DDR war spätestens bei seiner Inhaftierung aktuell geworden. Moskauer Ärzte hatten, behaupteten die Verteidiger später, wider besseres Wissen dem hochbetagten Mann einen zufriedenstellenden Allgemeinzustand bescheinigt. Nach außen hin machte er damals tatsächlich einen fitten Eindruck. Hatte er nicht Arm in Arm mit Ehefrau Margot regelmäßig Spazierrunden im Garten der Botschaft gedreht? Hatte er nicht mit hochgereckter Faust das Exil in Moskau, bei der erzwungenen Rückkehr ins neue Deutschland, verlassen? Eine kämpferische Pose, mit der er an den ersten Prozeßtagen auch alte Genossen unter der Zuhörerschaft im Berliner Schwurgerichtssaal 700 begrüßte.

Doch damit war es seit einigen Wochen vorbei. Honecker verfiel zusehends. Wachsbleich und apathisch, oftmals die Augen geschlossen und den Körper zusammengekrümmt hockte er auf dem Anklagestuhl - abgewandt vom Publikum, als wolle er in sich hineinkriechen. So wurde auch für Zweifler jener Befund zunehmend offenkundig, den der Rechtsmediziner Volkmar Schneider bereits im August nach eingehender Untersuchung des Angeklagten diagnostizierte: Eine Krebsgeschwulst im rechten Leberlappen, auf deren Bösartigkeit schnelles Wachstum hinwies. Bereits Mitte Oktober berichteten die Gutachter von einer Verdoppelung des Tumorvolumens. Mit dem Heranrücken der Geschwulst an die Leberpforte - einem Krisenpunkt, da sich dort Gallenwege und Leberschlagader befinden - prognostizierten die Mediziner auch einen Schwund an Überlebenszeit. War noch im Frühherbst von sechs bis 18 Monaten die Rede, verkürzte sich die erwartete Lebensdauer im Dezember auf drei bis sechs Monate.

Einen Wettlauf mit dem Tode warfen Honeckers Verteidiger dem Gericht unter dem inzwischen abgelösten Vorsitzenden Hansgeorg Bräutigam vor. Von einer "perversen Fragestellung" sprach Anwalt Nicolas Becker noch am 21. Dezember. Die Fortdauer eines Prozesses gegen einen Sterbenden basiere offenbar auf der zynischen Rechnung, "wieviel Prozeßstunden wir unterbringen können in den zweieinhalb Zentimetern, die der Tumor noch bis zur Leberpforte braucht". Sich auf den Tod vorzubereiten, mit seinem Leben abzuschließen, "ist ein privater Vorgang", appellierte Becker an das Gericht. Die dramatische Entwicklung des Tumors und dessen je nach Prozeßinteresse unterschiedliche Bewertung schien zunehmend den "Jahrhundertprozeß" zu überwuchern. Hinter letzten Unsicherheitsfaktoren der Sachverständigen sowie des Tatvorwurfs "von äußerster Schwere" verschanzte sich die Anklage. Es gebe schließlich Leute, berief sich Oberstaatsanwalt Bernhard Jahntz zuletzt im Dezember auf die Aussage eines Mediziners, "die mit solchen Tumoren noch zehn Jahre leben". Daran hielt man fest, trotz der von der Anklageseite eingeräumten "Wahrscheinlichkeit, daß Honecker im Herbst 93 nicht mehr am Leben ist".

Vehement versuchte sich auch die Nebenklage, allen voran Hanns-Eckehard Plöger, dem bevorstehenden Prozeßende entgegenzustellen. Mal verlangte der Anwalt eine Gewebeprobeentnahme zwangsweise anzuordnen - ein Ansinnen, das nicht nur Verteidiger als "unanständig" bezeichneten. Mal ging Plöger, unterstützt vom "wissenschaftlichen Beistand" des umstrittenen Münchner Chirurgen Julius Hackethal, zum Frontalangriff auf die Gutachter über, denen er Inkompetenz vorwarf. Selbst als die Gefängnisärzte kurz vor Jahreswechsel kundtaten, der Abstand zur Leberpforte habe sich auf "unter ein bis zwei Zentimeter" verringert, der Patient klage seit geraumer Zeit über Schmerzen und Übelkeit, brachte der Anwalt einen angeblichen "Fuchsbandwurm" ins Spiel, der in ärztlicher Ignoranz als Leberkrebs betrachtet werde.

Daneben waren es vor allem richterliche Fehltritte wie der des Autogrammjäger-Gehilfen Bräutigam, die den herausragendsten Prozeß zur Bewältigung der DDR-Vergangenheit bisweilen zur Farce degradierten. Tatsächlich gab es während der zweimonatigen Verhandlungsdauer nur wenige Sitzungstage, an denen der eigentliche Sinn des Verfahrens in den Vordergrund rückte: Schuldvorwurf der Staatsanwaltschaft und Verteidigung des Angeklagten. Immerhin konnte die Anklage ein umfangreiches Werk in die Waagschalen der Justitia legen, das die Tötungsabsicht der angeklagten SED- Funktionäre - neben Honecker der frühere Stasi-Chef Erich Mielke und Ministerpräsident Willi Stoph (beide Verfahren abgetrennt) sowie die Mitglieder des DDR-Verteidigungsrats Heinz Keßler, Fritz Streletz und Hans Albrecht - an Flüchtlingen belegen soll. Auch der Hauptangeklagte Honecker hatte wochenlang in der Zelle an seinem Werk gefeilt, mit dem er Anfang Dezember in 70 Minuten eigenes Handeln rechtfertigte.

Auf 764 Seiten hatte sich die Staatsanwaltschaft mit der Todesmaschinerie an der "DDR-Staatsgrenze West", an Mauer und Stacheldraht, die Deutschland 28 Jahre lang teilten, befaßt, akribisch die Befehle zur "Grenzsicherung" aufgezählt und Sitzungen des Verteidigungsrats aufgeführt, vor allem jene vom 3. Mai 1974, als Honecker sagte: "Nach wie vor muß bei Grenzdurchbruchsversuchen von der Schußwaffe rücksichtslos Gebrauch gemacht werden, und es sind die Genossen, die die Schußwaffe erfolgreich angewandt haben, zu belobigen." und: "Der pioniermäßige Ausbau der Staatsgrenze muß weiter fortgesetzt werden." Im Deutsch der DDR hieß das unter anderem: "Errichtung von Streckmetallzäunen zur Anbringung der richtungsgebundenen Splittermine." Das Protokoll verzeichnet "volle Zustimmung" der Anwesenden.

Drei von ihnen sitzen noch auf der Anklagebank. Vorwurf: "gemeinschaftlich Menschen getötet zu haben, ohne Mörder zu sein" oder kurz: Totschlag. Sie sind als Täter angeklagt, weil sie laut Anklage ein Räderwerk in Gang setzten, das Tötungen an Mauer und Stacheldraht erst möglich machte.

68 Fälle von weit über 200 durch Schußwaffen oder Minen Getöteten hatten die Staatsanwälte aufgelistet; zwölf, bei denen 13 Menschen zu Tode kamen, ließ die 27. Strafkammer zu, wohl auch um den Umfang des Verfahrens zu verringern. Darunter sind der 23jährige Adolf Malear und der 17jährige Rundfunkmechaniker Klaus-Gerhard Schaper, 1964 und 1966 von Minen an der Grenze zerfetzt. Auch für den letzten Mauertoten, den 1989 in Berlin durch Schüsse getöteten 20jährigen Kellner Chris Gueffroy und den 1986 im Berliner Norden getöteten 25jährigen Maurer Michael Bittner müssen sich die Angeklagten verantworten.

Anwalt Plöger vertritt die Angehörigen Bittners als Nebenkläger vor Gericht. Der Fall Bittner ist einer der bösesten, die Honecker und den anderen angelastet werden. Nicht nur, daß "der Grenzposten 31 Schuß gezieltes Feuer führte . ." (Meldung der Grenztruppen), anschließend verwischte die Stasi die Spuren des bösen Tuns, gaukelte der Familie vor, der Getötete sei wohlauf. Von Bittner gibt es weder Grab noch Totenschein.

Ein Motiv, warum Plöger und die Bittner-Familie zu denen gehören, die Honecker möglichst lange im Gefängnis wissen wollten. "Mir würde ja schon reichen, wenn dieser Mensch wenigstens einsieht, was er angerichtet hat", sagte am Tag der "politischen Erklärung" Honeckers die Mutter des Getöteten. Nicht nur sie empfand die peinliche Rechtfertigung des einst mächtigsten Mannes der DDR als "Märchenstunde". Von Einsicht keine Spur. Zur Aufklärung des Falls Bittner oder anderer Todesfälle hat Honecker nichts beigetragen. In einem Nebensatz bestritt er die festgehaltenen Äußerungen aus dem Jahre 1974.

Sonst zeichnete Honecker die heile Welt der untergegangenen DDR: "Die DDR wurde nicht umsonst gegründet. Sie hat ein Zeichen gesetzt, daß Sozialismus möglich und besser sein kann als Kapitalismus. . . . Wer seine Arbeit und sein Leben für die DDR eingesetzt hat, hat nicht umsonst gelebt. Immer mehr Ossis werden erkennen, daß die Lebensbedingungen in der DDR sie weniger deformiert haben als die "Wessis" durch die "soziale" Marktwirtschaft deformiert worden sind . . .Sie werden erkennen, daß sie im täglichen Leben, insbesondere auf ihrer Arbeitsstelle, in der DDR ein ungleich höheres Maß an Freiheit hatten als sie es jetzt haben." Vor allem Zuhörer aus dem Osten fragten sich, warum die DDR bei soviel Freiheit nicht mehr existiert.

Glaubwürdiger war er, als er den Bau der Mauer mit der gefährlichen Spannungslage 1961 in Verbindung brachte: "Die Menschheit stand am Rande eines Atomkrieges." Da hatte er den unverdächtigen Zeugen Franz Josef Strauß, der in seinen Memoiren vom geplanten Atombombenabwurf auf die DDR berichtet hatte. Honecker blieb die Antwort schuldig, warum er in 18 Jahren Regierungszeit nicht dafür sorgte, daß es keine Toten mehr an Mauer und Stacheldraht gab. Wenn richtig ist, daß die Warschauer Vertragsstaaten die Mauer beschlossen und nicht die DDR allein, warum blieb er dann Handlanger bis zur Ablösung 1989? Einer der Unterschiede zwischen ihm und dem früheren Moskauer Staatschef Michail Gorbatschow, auf den er sich als Kronzeuge berufen hatte.

Rauchverbot

Zum Bericht "In den Ämtern kräuselt noch immer blauer Dunst" (FR vom 5. 1):

Was ist eine Verwaltung eigentlich wert, die ihre selbstgesetzten rechtlichen Vorgaben bei ihren eigenen Bediensteten nicht durchsetzen kann oder will? Willküropfer sind in diesem Fall diejenigen BürgerInnen, die auf Tabakgestank in ihrer Kleidung lieber verzichten würden.

Wir hoffen, daß OB von Schoeler sich nicht dem Diktat von Suchtkranken beugt, sondern seiner Verpflichtung aus der Allgemeinen Dienst- und Geschäftsanweisung für die Stadtverwaltung Frankfurt am Main (AGA I), Punkt 3.3, Abs. 2, nachkommt, wo es heißt:

"Der Oberbürgermeister leitet und beaufsichtigt den Geschäftsgang der gesamten Verwaltung, sorgt für die Einheitlichkeit der Verwaltung und für den geregelten Ablauf der Verwaltungsgeschäfte."

Stefano Marinello, Frankfurt Marlboro-Mann Zum Artikel "Das Verbot und der Cowboy" (FR vom 11. 1.):

Ich empfinde es als sehr positiv, daß die FR die Absurdität der Zigarettenwerbung in den "rauchfreien Zonen" der Bahnhöfe aufzeigt.

Makaber wird diese Art von "Information", wenn man weiß, daß es sich bei dem abgebildeten "Marlboro-Mann" um den Stuntman Wayne McLaren handelt, der vor einiger Zeit am Lungenkrebs infolge 30jährigen Zigarettenkonsums verstorben ist.

McLaren wollte noch kurz vor seinem Tode die Philipp Morris veranlassen, auf die mehr als geschmacklose Werbung mit seinem Bild zu verzichten. Man betrachtete sich als "unzuständig" für sein "medizinisches Problem".

Um auch noch weiterhin mit dem toten "Marlboro-Mann" werben zu können, behauptet Philipp Morris gegenüber den Angehörigen, es handele sich bei dem Abgebildeten überhaupt nicht um Wayne McLaren.

Übrigens - der viel bewunderte Camel- Mann, der mit den löchrigen Schuhsohlen, ist auch den Rauchertod gestorben! Überlebt hat nur Janet Sackman, das Cover-Girl der Lucky-Strike-Werbung aus den Fifties. Allerdings mußte ihr raucherbedingt ein Drittel eines Lungenflügels sowie der Kehlkopf entfernt werden. Sie ist heute ein prominentes Mitglied der erfolgreichen Antiraucherkampagne in den USA. Klaus Matthies, Hamburg

Grill und Heuchelei Ja ist denn das die Möglichkeit? "Ein Grillplatz für 2,5 Millie" (FR vom 11. 1.), der im Sommer ein paar Besoffenen als Vergnügungsstätte dient und sonst brachliegt? Das kann doch wohl nicht ernst gemeint sein.

Man liest doch ständig, die Westdeutschen sollen ihren hohen Lebensstandard im Angesicht des Aufbaus Ost und der hungernden Welt etwas verringern, aber die Stadt Frankfurt, die ewig jammert, fühlt sich da wohl nicht angesprochen.

Ich wußte schon immer, es ist eine ekelhafte heuchlerische Stadt, aber leider bin ich hier hängengeblieben, und jetzt ist es zu spät für einen Wechsel.

Dann man viel Vergnügen beim Sonntagsgrillen. Hoffentlich fängt der arme Wald kein Feuer!

Brigitte Ozebek, Rodgau

Neun Fragen zu Sonderbezügen Gerecht hakt zu Entschädigungen von Börs und Dünte nach

KRIFTEL. Wolfgang Gerecht, Fraktionschef der Freien Wählergemeinschaft (FWG), hakt nicht nur beim Haus von Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) nach. Bekanntlich mietet die Gemeinde das Haus für 1000 Mark netto vom Hofheimer Architekten Helmuth Müller - und "untervermietet" es an das Ehepaar Börs für 620 Mark. Die Differenz wird als "Dienstzimmer" deklariert und von der Gemeinde bezahlt.

In einer Anfrage an den Gemeindevorstand will Gerecht nun auch klären lassen, welche Bewandtnis es mit ganz anderen "Dienstaufwandsentschädigungen" hat. Auf die mysteriösen Entschädigungen stieß der Freie Wähler in Protokollen des Gemeindevorstands aus den Jahren 1987 und 1988. Darin war von einer "jährlichen Sonderzuwendung für die hauptamtlichen Wahlbeamten" - also für Börs und den Ersten Beigeordneten Paul Dünte (CDU) - die Rede wie auch von einer Verfügung des Landrats, nach der die Entschädigungen beanstandet und aufgehoben wurden.

Gerecht stellt neun Fragen zu dem Komplex. Wer die Bezüge seinerzeit angeordnet habe, will er ebenso wissen wie die genauen Summen. Oder aufgrund welcher Rechtsgrundlage das Geld ausbezahlt wurde. Der Freie Wähler verlangt überdies die vollständige Bekanntgabe der Verfügung des Landrats vom August 1988. Außerdem will er erfahren, warum die Auszahlungen nie beanstandet wurden und gegen welche Vorschriften damit verstoßen wurde. pms

Der "gelbe Sack" wird kaum eine Chance haben Umstellung auf neue Tonne "dauert halt so lange"

"Ärgerlich" findet eine FR-Leserin den Hinweis in "ihrem" HL-Markt im Westend: Die Handelskette sei Mitglied im "Dualen System Deutschland" und deshalb von der Rücknahme der Verkaufsverpackung freigestellt, ist seit Anfang des Jahres dort auf einem Schild zu lesen. Sie müsse die Verpackungen eben in ihre "gelbe Tonne" werfen, habe ihr ein Angestellter der Filiale gesagt. Aber diese gelbe Tonne hat bislang noch niemand in Frankfurt, und so erkennt die FR-Leserin, daß sie für die Abfallbeseitigung doppelt zur Kasse gebeten wird: Einmal vom "Dualen System", das für Waren mit dem "Grünen Punkt" einen Teil des Verkaufspreises für die Verwertung des Verpackungsmülls kassiert, und dann noch von der Stadtreinigung, in deren graue Restmülltonnen sie diesen Verpackungsmüll derzeit noch werfen muß.

Daß die HL-Märkte außerdem noch ihre Müllbehälter für sogenannte "Umverpackungen" abräumten, in die Kunden noch im Laden die Pappkartons um Zahnpasta-Tuben oder Folien um Bananen werfen konnten, bestreitet der Leiter des Marktes heftig: "Es kann höchstens sein, daß wir die Sammelbehälter mal kurz saubergemacht haben. Wir sind ja gesetzlich verpflichtet, auch weiterhin Umverpackungen anzunehmen."

Aber alles, was der Kunde aus dem Laden mit nach Hause nimmt, die "Verkaufsverpackungen", solle ab 1. Januar eigentlich in die gelbe Tonne: Dosen, Joghurt-Becher, die Aluminiumfolie um den Schokoriegel. "Daß es diese Tonne in Frankfurt noch nicht gibt, können Sie uns nicht vorwerfen", sagt Erwin Caspari, der für die Frankfurter HL- und Pennymärkte zuständige Sprecher der Mutterfirma Rewe. Das sei vielmehr die Verantwortung der Frankfurter Stadtverwaltung, die es nicht rechtzeitig geschafft habe, das Müllsammelsystem umzustellen.

Dagmar Beckmann, Referentin des für Abfallwirtschaft zuständigen Dezernenten Tom Koenigs, weist jedoch den Vorwurf zurück, die Stadt habe die Aufstellung der gelben Tonne verschleppt: "So eine Umstellung ist außerordentlich kompliziert, das braucht halt so lange." Unter anderem müßten die Müllfahrzeuge vom Zweikammer- auf ein Einkammersystem umgebaut, neue Routen ausgearbeitet und flächendeckend im Stadtgebiet neue Glascontainer aufgebaut werden.

Eineinhalb Jahre wird es dauern, bis auch der letzte Frankfurter seine gelbe Tonne vor der Haustür hat. Daß es bis dahin Zwischenlösungen geben wird, etwa den in vielen Nachbarkreisen verwendeten "gelben Sack", hält Beckmann für unwahrscheinlich: "Damit überfordern wir die Leute. Die werden jetzt schon genug Probleme mit der Umstellung haben." Zudem habe ein Mitarbeiter des Dezernats ausgerechnet, daß bei 14tägiger Sammlung bis zur flächendekkenden Umstellung rund acht Millionen gelbe Säcke verteilt werden müßten. "Das wäre schon organisatorisch ein Riesenproblem", sagt Dagmar Beckmann. mat

Maintal plant die Zukunft: Parkplatz für künftigen S-Bahnhof

MAINTAL. Auf und neben dem Park-&-Ride-Platz an der Bruno-Dressler-Straße im Stadtteil Bischofsheim herrscht allmorgendlich Chaos. Berufspendler aus dem Main-Kinzig-Kreis, die hierher mit dem Auto fahren und in die Bahn umsteigen, haben die angrenzenden Flächen in Schlammwüsten verwandelt. Die Dressler-Straße ist beidseitig zugeparkt. Das soll bald anders werden: 200 Meter entfernt hat die Stadt mit den Vorarbeiten für einen weiteren Park-&-Ride- Platz begonnen. 116 Stellplätze sollen hier vor dem künftigen "Bahnhof Bischofsheim" entstehen. Die Stadt plant ins nächste Jahrtausend.

Das Projekt kostet insgesamt mehr als 2,3 Millionen Mark. Doch der Stadt-Säkkel wird nicht allein belastet. Das Land Hessen legt aus zwei Töpfen zu: mehr als eine Million Mark. Baudezernent Dr. Karl-Heinz Schreiber (SPD) nannte das Objekt "eine der wichtigsten verkehrspolitischen Maßnahmen in Maintal." Der neue Park-&-Ride-Platz habe "Fernwirkung für Frankfurt", prophezeite er: "Wir nehmen mit dem Bau ein Stück S-Bahn voraus."

Der Politiker verwies auf die langfristige Verkehrsplanung der Stadt Maintal. "Wir können heute problemlos mit dem Bau beginnen, weil schon seit Jahren die Weichen für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs gestellt worden sind." Die Flächen für den Park-&-Ride- Platz und auch für zwei weitere Gleise seien freigehalten worden.

Laut Schreiber zahlt auch die Stadt Frankfurt einen Zuschuß, weil sie interessiert sei, weiteren Autoverkehr aus dem Umland vor den Toren der Stadt zu lassen. Insgesamt werde Maintal nur 750 000 Mark aufwenden müssen. Im März soll mit dem Bau des Park-&-Ride- Platzes begonnen werden. Die Stadt rechnet mit einer Bauzeit von sechs Monaten.

Ralf Sachtleber, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt: "Statt weiterer Parkplätze sind viele Bäume und Grünpflanzen vorgesehen." Um möglichst Boden zu versiegeln, werden die Plätze mit Rasen-Gittersteinen befestigt.

Zukunftsmusik ist die Planung für einen zweiten Bauabschnitt: Vergrößerung des Parkplatzes, Halteplätze für Busse und Taxis, Wartehallen, Kioske sind vorgesehen - wenn einmal die nordmainische S-Bahn gebaut wird und der neue "Bahnhof Bischofsheim" entsteht. Laut Bundesbahn soll es dazu noch vor der Jahrtausendwende kommen.

HELMUT POMPLUN

SPD zeiht Bauministerin Schwaetzer der Lüge

ptz BONN, 13. Januar. Die SPD hat Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) vorgeworfen, sie habe den Bauausschuß des Bundestages "angelogen". Entgegen der Darstellung der Ministerin habe es im Ministerium augenscheinlich keine hinreichende Prüfung der Seriosität der Münchner Immobilienfirma "Germania" gegeben, für die Frau Schwaetzer einen werbenden Text verfaßte, sagte der SPD-Abgeordnete Achim Großmann am Mittwoch der FR.

Das Bauministerium wies die Vorwürfe zurück. Seiner Darstellung zufolge fand die Prüfung durch Auswerten der Publikation Kapitalmarkt-intern statt. Rückfragen Großmanns förderten in dieser Publikation jedoch zwei warnende Artikel über die "Germania" aus dem Jahr 1989 zutage. Dazu erklärte das Bauministerium der FR, es seien lediglich die beiden letzten Jahrgänge des Blattes zurückverfolgt worden. (Bericht auf Seite 4)

Anwohner fühlen sich im Stich gelassen

HANAU. "Ohne Druck geht's nicht", meint Angelika Gunkel, Fraktionsvorsitzende der Bürgerliste Umwelt und Grüne (BUG) im Großauheimer Ortsbeirat. Für 1993 hat die Stadtverordnetenversammlung zwar schon Geld in den Haushalt eingestellt, um einen ersten Teil des "Pakets" aus Radwegen und Lärmschutzwänden entlang der Depotstraße mitzufinanzieren. Nach Darstellung der Grünen hat sich die Situation der Anlieger - Fußgänger(innen) und Radfahrenden - seit Freigabe der Brücke im Juni jedoch drastisch verschlechtert.

Kurze Wege, wie sie sich während der Zeit der Depotstraßen-Sperrung eingebürgert hatten, sind heute lebensgefährlich. Die Jungen, die die Zumutung der relativ abgelegenen Unterführung noch auf sich nehmen könnten, hüpfen weiterhin an der Einmündung Birkenweg über die Straße. Alte folgen ihnen, weil ihnen der mehrere hundert Meter lange Umweg zu mühsam ist. Mit straßenbegleitenden Fuß- und Radwegen ließe sich das Risiko, so Gunkel, wenigstens mindern.

Unmut gibt es auch über die Lärmschutzwände zu beiden Seiten der Brücke. Nur die Anlieger in den Einfamilien- und Reihenhäusern im "Tier- Viertel" können auf Schutz vor Belästigung hoffen; die Mieter(innen) in den Hochhäusern müssen den Schwerlastverkehr ertragen. Ausreichend hohe Wände gebe es nicht. Auch deshalb hält Gunkel die Sperrung für Lastwagen nötig. Ul

Zeitungen in Mikroform Fundgrube für Forscher

MARBURG. Sie heißen "Hessenbote", "Freie hessische Zeitung" oder "Bote von der Lahn". Andere Blätter schmücken sich mit imposanteren Namen wie "Hanauer privilegierte Wochennachricht", "Fuldaisches Intelligenzblatt" oder "Casselsche Policey- und Commercien-Zeitung". Aber auch die "Erste hessische Eisenbahnzeitung", der kurhessische "Fürsten- und Volksfreund" und der "Hessische Kurier" - um nur einige der vielen hundert Titel zu nennen, werden wohl bald neue Leser finden.

Eine Fundgrube und ein unentbehrliches Hilfsmittel dürfte für viele Erforscher der Regional- und Landesgeschichte eine gemeinsame Publikation der Uni-Bibliotheken Marburg und Kassel sein. Es handelt sich um einen Katalog, der ältere Zeitungsbestände erschließt, die von 1986 bis 1991 verfilmt wurden, weil sie bedingt durch "Säurefraß" zu zerbröseln drohen.

Gesichert werden konnten so fast alle heute noch erhaltenen kurhessischen und waldeckischen Zeitungen aus der Zeit vor 1945. Der größte Teil der häufig nur noch in einem Exemplar vorhandenen Originale befindet sich in der Uni-Bibliothek Marburg. Ein schwerer Schlag war es für viele Wissenschaftler, als dort schon 1983 ein Teil dieser Bestände nicht mehr genutzt werden durfte. Der Zerfall war laut Jürgen Kahlfuß schon so weit fortgeschritten, daß der ohnehin nicht ganz vollständige Marburger Zeitungsbestand "nur noch zur ein- bzw. zweimaligen Totalverfilmung zur Verfügung stehen konnte".

Kahlfuß ist der Vorsitzende des "Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde" und Mitherausgeber des jüngst erschienenen Katalogs. Der früher vollständig in der Landesbibliothek Kassel vorhandene Zeitungsbestand war durch einen Bombenangriff 1941 fast komplett vernichtet worden.

Verfilmt wurden auch die Zeitungen der Kreise und der früheren Regierungsbezirke Fulda, Hanau, Schmalkalden und Rinteln. Neben den Beständen der Landesbibliothek Fulda konnte auch eine Reihe weiterer Stadt- und Regionalarchive herangezogen werden, um Lücken zu füllen. Die Kosten der fast eine Million Mark teuren Verfilmung teilten sich das Land Hessen und die deutsche Forschungsgemeinschaft.

Je ein vollständiger Satz der hergestellten Zeitungsfilme steht in Kassel und Marburg für landeshistorische Untersuchungen aller Art zur Verfügung, gegen Übernahme der Selbstkosten können hier auch Kopien erstellt werden.

Der Katalog "Kurhessische und waldeckische Zeitungen bis 1945 in Mikroform", 400 Seiten, 21 Mark, ist über die Gesamthochschule Kassel, Brüder-Grimm-Platz 4 a, 3500 Kassel, zu beziehen. tap

Roth will "Runden Tisch" zur inneren Sicherheit

Als "schockierend" hat "die CDU-Kreisvorsitzende und Oberbürgermeisterin für Frankfurt a.M." (CDU-Pressetext) den Bericht des Wochenmagazins "stern" bezeichnet, wonach in keiner westdeutschen Stadt mehr Bürger Angst vor Gewalt und Kriminalität hätten als in Frankfurt. "Wenn circa zwei Drittel aller Frankfurter verängstigt sind", so Petra Roth, "dann kommt dies einem verzweifelten Appell an die politisch Verantwortlichen gleich, endlich mehr und Entscheidendes für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu tun."

Die CDU-Kandidatin für den Oberbürgermeister-Posten erneuerte in diesem Zusammenhang ihre Forderung nach einem "Runden Tisch innere Sicherheit", an dem alle mit diesem Thema befaßten Behörden und gemeinnützige Einrichtungen beteiligt sein sollten.

Wie Petra Roth mitteilen ließ, wundere sie allerdings das Ergebnis der stern-Umfrage nicht. Ihrer Einschätzung nach hat Frankfurt "im internationalen Vergleich eine höhere Kriminalitätsrate als zum Beispiel New York". enk

Eine Feuerwehr für Rio Formoso

14jähriger sorgte für die Kontakte

Stolz war er schon ein bißchen, der 14jährige Stefan Jost aus Selters-Eisenbach, als Feuerwehrdezernent Tom Koenigs (Grüne) jetzt dem Vize-Konsul von Brasilien, Severino Ramos Guedes, bei der Branddirektion in der Hanauer Landstraße offiziell ein ausrangiertes, aber guterhaltenes Löschfahrzeug für sein Heimatland übergab. Stefans Stolz war berechtigt. Er hatte "die Strippen gezogen", um die Spende an die 35 000 Einwohner zählende Stadt Rio Formoso in der Provinz Pernambuco zu ermöglichen. Sie hat bis jetzt überhaupt keine eigene Feuerwehr.

Stefan: "Ich war schon immer ein Feuerwehrfan." Als im vergangenen Jahr die Garage seines Vaters, eines Ingenieurs, abbrannte und der ihn wenig später mit zur Arbeitsstelle nach Rio Formoso im nördlichen Brasilien mitnahm, bohrte er bei den Verantwortlichen der Kommune nach, ob sie denn überhaupt eine eigene Feuerwehr hätten. "Die haben mir ganz einfach gesagt: Nein. Die nächste Feuerwehr ist 100 Kilometer entfernt in Recife. Für eine eigene Feuerwehr haben wir kein Geld."

Stefan Jost, Realschüler und bei der Jugendfeuerwehr in seinem Heimatort aktiv, ließ der Gedanke nicht los, daß die brasilianische Kommune wenigstens eine Grundversorgung in Sachen Brandschutz haben müßte.

Zu Hause setzte er sich an die Schreibmaschine und schickte rund 130 Briefe an die größten Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik sowie an die Hersteller von Feuerwehrgeräten mit der Bitte um Hilfe für den Brandschutz der brasilianischen Kommune. Wie ein echter Manager streute er seine Bittbriefe breit und hatte in über zehn Prozent der Fälle Erfolg. Die Wehren in Berlin und Krefeld sowie mehrere Ausrüstungsfirmen für Feuerwehrbedarf antworteten positiv. So kamen Feuerwehrrohre, Schutzkleidung und vieles andere zusammen. Das i-Tüpfelchen aber war das Löschfahrzeug der Frankfurter Feuerwehr, Baujahr 1979, das die Freiwillige Feuerwehr Enkheim benutzt hatte und durch ein neues ersetzt worden war. Abgeschrieben, aber laut Feuerwehr noch voll funktionsfähig soll es nun per Schiff nach Brasilien gebracht werden.

Der 14jährige Stefan hat da schon seine Pläne für den Transport gemacht. An Ostern, so hofft er, wird eine Reederei, der er schon ein Ohr abgeschwätzt hat, das Feuerwehrgut kostenlos nach Brasilien transportieren. Auch einen Hamburger Feuerwehrmann, der ohnedies im Frühjahr in Brasilien Urlaub machen wollte, hat er eigenen Worten zufolge bereits überredet, in einem Schnellkurs die ersten Freiwilligen in Rio Formoso am Gerät auszubilden. Er selbst ist dann natürlich auch dabei. enk

Taunusklub wandert

NEU-ANSPACH. Der Taunusklub lädt alle Mitglieder, Freunde und Interessierte für Sonntag, 24. Januar, zu einer Wanderung ein. Treffpunkt ist um 13.30 Uhr in der Breitestraße; geführt wird die Tour durch den Anspacher Wald von Erich Buhlmann und Erika Wick. Die Endrast findet im Wanderheim statt. jd

Justizministerin rügt Einstufung der Türkei Status als "sicherer Herkunftsstaat" in einem Brief an Innenressortchef Seiters bezweifelt Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan

BONN, 13. Januar. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat Innenminister Rudolf Seiters (CDU) indirekt dafür kritisiert, daß er erwägt, bestimmte, menschenrechtsverletzende Staaten als "sichere Herkunftsstaaten" von Flüchtlingen oder "sichere Drittstaaten" einzustufen. In einem der FR vorliegenden Brief an ihren Kabinettskollegen schreibt die Freidemokratin, es habe sie "mehr als überrascht", daß das Innenministerium das Justizministerium gebeten habe zu prüfen, ob die Türkei in eine Liste "sicherer Herkunftsländer" aufzunehmen ist.

Anlaß dieser Bitte sind anstehende Verhandlungen über ein Gesetz, das festlegt, welche Länder als "sicher" gelten. Asylbewerber aus diesen Staaten könnten nach einem ganz kurzen Verfahren abgelehnt werden. Menschen, die bei ihrer Flucht hierher ein als "sicher" definiertes Drittland durchqueren, könnten ohne Verfahren sofort zurückgeschickt werden. Das Gesetz müßte vom Bundestag kommen, doch hätten Vorschläge der Ministerien großen Einfluß auf eine Länderliste. Leutheusser-Schnarrenberger begründet ihre Überraschung damit, "daß es gegen die Türkei viele Individualbeschwerdeverfahren nach der EMRK (Europäische Menschenrechtskonvention, d. Red.) gegeben hat, die die Menschenrechtssituation allgemein und insbesondere auch die Verhältnisse in den türkischen Gefängnissen betreffen".

Die Justizministerin bringt auch ihr "Erstaunen" darüber zum Ausdruck, daß Seiters vorschlage, Indien, Pakistan und Nigeria in die Liste "sicherer Drittstaaten" aufzunehmen. Das entspreche nicht dem Beschluß von CDU, CSU, FDP und SPD vom 6. Dezember über ein neues Asylrecht. Die Runde habe "ausschließlich die entsprechende Qualifizierung von Polen, der CSFR und den Nachfolgestaaten der CSFR diskutiert".

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Mittwoch, seine Behörde schließe die Prüfung der Frage, ob die Türkei ein "sicherer Drittstaat" sei, sehr bald ab.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

West-Alliierte flogen Luftangriff auf Irak USA: Mehrere Raketenstellungen zerstört

WASHINGTON, 13. Januar (Reuter/AP/dpa/AFP/öhl). Die USA haben am Mittwoch abend mit Unterstützung ihrer Golfkriegs-Alliierten Frankreich und Großbritannien eine militärische Aktion gegen Irak unternommen. Nach Angaben des Sprechers des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, griffen Kampfflugzeuge "mehrere Raketenstellungen" im Süden Iraks an und zerstörten sie. Die Aktion dauerte nur wenige Stunden. Alle Maschinen seien sicher zurückgekehrt, sagte der Sprecher von US-Präsident George Bush.

Fitzwater teilte mit, die Angriffe auf Luftabwehrraketen und "damit verbundene Infrastruktur" hätten gegen 19.15 Uhr (mitteleuropäischer Zeit) stattgefunden. Die Flugzeuge hätten ihre Ziele in unbewohnten Gebieten getroffen. Politisches Ziel des Angriffs sei es gewesen, Irak zur Einhaltung der UN-Resolutionen zu zwingen. Nach Pentagon-Angaben stiegen Flugzeuge von Stützpunkten in Saudi- Arabien und vom US-Flugzeugträger "Kitty Hawk" auf. Es habe keine Pläne gegeben, auch die irakische Hauptstadt anzugreifen. Die Regierungen in London und Paris bestätigten, daß britische "Tornados" und französische "Mirage" beteiligt waren. Nach Angaben türkischer Militärkreise stiegen Aufklärungsflugzeuge von Stützpunkten in der Türkei auf.

Aus Washington hatte es bereits im Laufe des Tages geheißen, US-Präsident George Bush habe sich für einen Militärschlag "ohne Vorwarnung" entschieden. US-Außenminister Lawrence Eagleburger sagte in Paris, seine Regierung habe die Geduld mit Bagdad verloren. Frankreichs Verteidigungsminister Pierre Joxe nannte die irakischen Flugabwehrraketen in den Flugverbotszonen im Irak als Grund für die Aktion.

Zum vierten Mal seit Sonntag waren am Mittwoch Iraker auf das Territorium vorgedrungen, das nach dem Golf-Krieg Kuwait zugeschlagen worden war. Angesichts der Militäraktion sagte Iraks UN- Botschafter Nisar Hamdun am Abend in New York, Irak sei bereit, einige der westlichen Forderungen zu erfüllen. Irak werde nicht mehr auf kuwaitisches Gebiet vordringen und Flüge der UN über seinem Gebiet wieder genehmigen. Den Angriff nannte Bagdad einen "sehr unzivilisierten Akt".

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

Fußball in der Ballsporthalle Alle Oberligisten kicken unter einem Dach

"Wenn wir erfolgreich sind, dannn schlachten wir das aus. Wenn wir nicht erfolgreich sind, dann war es eine Supersache, dabeigewesen zu sein." Ramon Berndroth, Trainer der Amateure von Eintracht Frankfurt, präsentierte nach der von Jürgen Grabowski vorgenommenenen Gruppenauslosung für das 15. Frankfurter Hallen-Fußballturnier am 23./24. Januar in der Ballsporthalle Höchst das Motto auf seine Art. Auch die Kollegen wollten da nicht nachstehen: Bei allem sportlichen Ernst werden die Kicker bei dem zum vierten Mal als reines Amateurturnier veranstalteten Budenzauber keineswegs den Spaß am Spiel verlieren.

Zum ersten Mal kickt das komplette Oberligafeld unterm Dach. Brisanz verspricht vor allem die Gruppe A, in der Kickers Offenbach, Hessen Kassel, Haiger, die Eintracht Amateure und Bad Homburg um die ersten beiden Plätze streiten. Für zusätzliche Attraktivität sollen die drei Landesligisten Höchst, Italia Frankfurt und FV Progres sorgen.

In der Gruppe B treffen Fulda, RV Frankfurt, Wehen, Aschaffenburg und Höchst aufeinander, die Gruppe C bilden Egelsbach, der FSV Frankfurt, Neukirchen, Bürstadt und FV Progres, und in der Gruppe D spielen Italia Frankfurt, Wiesbaden, Walldorf, Bad Vilbel und Marburg die beiden Erstplazierten aus. fro

Auf der Flucht aus der Neutralität Österreichs ÖVP drängt es in die WEU - Haider freut&rquote;s, die Grünen ärgert es

Immer mehr Österreicher, die sich endgültig davon überzeugt haben, doch nicht auf einer "Insel der Seligen" zu leben, fühlen sich verunsichert. Noch nie wurde ein Jahreswechsel so pessimistisch gesehen wie der zum Jahr 1993. Meinungsforscher stellen ständig wachsende Ängste bei Herrn und Frau Österreicher fest: Zur Furcht vor persönlichen Schicksalsschlägen kommt selbst schon bei der jungen Generation Angst vor Wirtschaftskrise, Umweltzerstörung und auch Krieg.

Eine solche gesellschaftliche Zustandsbeschreibung, die in diesen Tagen ein Wiener Nachrichtenmagazin vornahm, ließ unberücksichtigt, in welchem Maß die hausgemachte Politik an den besonders bei der Jugend festgestellten Angstsymptomen wie Schlafstörungen, Magenbeschwerden und Kopfschmerzen schuld hat. Daß sie mit der Aktualisierung von tatsächlichen oder vermeintlichen Krisenproblemen zur allgemeinen Verunsicherung beiträgt, darf man unterstellen.

Den jüngsten Beitrag hierzu lieferte die kleinere Koalitionspartei in der rot- schwarzen Bundesregierung, die christ- demokratische "Österreichische Volkspartei" (ÖVP). Auf ihrem traditionellen "Dreikönigstreffen" im salzburgischen Land rückte man wieder einmal die Sicherheitspolitik in den Mittelpunkt der tagespolitischen Erörterung. Im Gleichklang verkündeten die konservativen Parteigranden, Vizekanzler Erhard Busek, Außenminister Alois Mock und Verteidigungsminister Werner Fasslabend, in Anbetracht der veränderten Lage in Europa bedürfe die Alpenrepublik dringend eines neuen Sicherheitskonzeptes. Da die österreichische Sicherheit heute angeblich im Alleingang und insbesondere mit dem Instrument der "immerwährenden Neutralität" nicht mehr zu gewährleisten sei, sollten nach ÖVP-Meinung schnellstens neue institutionelle Bindungen an die westlichen Militärstrukturen geschaffen werden. Der von einigen Politikern angestrebte NATO- Beitritt liegt noch in weiter Ferne. Deshalb soll nach Vorstellungen der ÖVP bei der Westeuropäischen Union der Status eines "außerordentlichen Beobachters" angestrebt werden. Das könnte, so glaubt man, eine sofortige aktive Teilnahme Österreichs an der Gestaltung der WEU und der Erarbeitung neuer gesamteuropäischer Sicherheitskonzepte sichern.

Der Anbiederungsdrang an eine Organisation, die gerade aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wurde und deren militärische Bedeutung auch in Wien eher belächelt wird, hat trotzdem einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Obwohl ÖVP- Chef Busek die Annäherung an die WEU als "gemeinsame Politik" der beiden Koalitionspartner ansah und unterschiedliche Artikulation zu diesem Problemkreis zur bloßen Temperamentsfrage herunterspielen wollte, beanstandete der sozialdemokratische Bundeskanzler Franz Vranitzky die "unerquickliche Debatte" schon deswegen als wenig sinnvoll, weil eine Mitgliedschaft in der WEU frühestens 1995 und auch nur nach Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft möglich sei.

Dennoch hatte auch die SPÖ ihren früheren Staatssekretär für europäische Integrationsfragen, Peter Jankowitsch, vorsorglich zur Beobachtung der Vorgänge in der WEU ausgesandt. "Die WEU ist ein absolut geeignetes Objekt zur Erzeugung von Sicherheit", ließ sich Jankowitsch danach vernehmen. "Sie ist eine militärische Fata Morgana. Kamele ziehen vorbei, und niemand sitzt drauf", wurde er vom Wiener Magazin Profil zitiert.

Entschieden abgelehnt wurde der ÖVP- Vorstoß, am EG-Verteidigungsbündnis WEU schon jetzt mitzuarbeiten, von der Nachfolgerin Jankowitschs im Amt des Staatssekretärs für Integrationsfragen, Brigitte Ederer. EG-Mitgliedschaft müsse für Österreich nicht automatisch die Teilnahme in deren fragwürdigem Verteidigungsbündnis bedeuten. Einen Meilenschritt weiter in der Ablehnung des ÖVP- Ansinnens gingen die Grünen. Da sie in einer Anbindung an die WEU eine Verletzung der durch Verfassungsgesetz festgechriebenen "immerwährenden Neutralität" sehen, wird selbst eine Ministerklage gegen Fasslabend wegen Amtseidsbruch erwogen. "Österreich hat in einem militärischen Block nichts verloren. Unsere Alternative dazu ist eine Welt, die abrüstet", konterte Peter Pilz, Bundessprecher der Grünen. Es sei "ein zynisches Kalkül, mit den Ängsten der Menschen EG-Politik zu machen. . . Wenn Busek und Fasslabend die Neutralität abschaffen wollen, müssen sie das der österreichischen Bevölkerung sagen".

Daß die vom Zaun gebrochene WEU- Erregung primär mit den österreischischen EG-Beitrittsabsichten und der Neutralitätspolitik zu tun hat, steht außer Frage. Als Wien im Sommer 1989 seinen Antrag auf EG-Mitgliedschaft stellte, herrschte noch große Unsicherheit, ob sie sich überhaupt mit der Neutralität werde vereinbaren lassen. Sie wuchs parallel mit den Bestrebungen, die EG zur politischen Union mit all ihren militärpolitischen Konsquenzen auszubauen. Umgekehrt war in der Zeit vor der osteuropäischen Wende die Neutralität in Österreich ein fast tabuisierter Wert, ein wesentliches Identitätsmerkmal der nach dem nationalsozialistischen Anschluß wiedererstehenden Zweiten Republik und der österreichischen Nation.

Als Jörg Haider, Chef der rechtslastigen, deutschnationalen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), 1990 ausgerechnet in München in einem Vortrag die Neutralität in Frage stellte, ihre Neuinterpretation verlangte und zuletzt für den Beitritt zur NATO plädierte, löste dies noch einen Sturm der Entrüstung aus. Auch der Präsident, Thomas Klestil, erntete Widerspruch, als er 1991, damals noch als Generalsekretär im Außenministerium, von der "Neutralität als einer überholten Angelegenheit" sprach. Heute verteidigen außer den Grünen bestenfalls noch einige Sozialdemokratendie Neutralität entschieden. In einem vor zwei Monaten verabschiedeten Entschließungsantrag, der die Regierung aufforderte, "sicherzustellen, daß Österreich an der Entwicklung eines Systems der kollektiven Sicherheit in Europa teilnehmen kann", war von Neutralität keine Rede mehr.

Galt noch unlängst, daß Neutralität sogar vor dem gewünschten EG-Beitritt stehe, gilt heute bestenfalls, "der Neutralität nicht kategorisch und im wahrsten Sinne des Wortes von einem Tag auf den anderen abzuschwören" (Kanzler Vranitzky). Anders herum: Die "heilige Kuh" soll nicht geschlachtet, sondern ausgehungert werden. Daran dürfte auch die Tatsache nichts mehr ändern, daß im Bewußtsein der meisten Österreicher die Demontage der Neutralität sich weit langsamer vollzieht als bei den Politikern. Sprachen sich 1988 noch 74 Prozent der befragten Bürger Österreichs gegen einen Beitritt zur EG aus, falls dafür die Neutralität geopfert werden sollte, waren im Juni 1992 nur noch 67 Proznet dieser Ansicht. Das Lager der Neutralitätsanhänger dürfte in dem Maße weiterschrumpfen, wie es gelingt, die Österreicher davon zu überzeugen, daß ihr Land nach der Aufhebung der beiden Militärblöcke "geopolitisch die verwundbarste Demokratie in Westeuropa" geworden sei (Verteidigungsminister Fasslabend). Einiges spricht heute dafür, daß man mit dem Wecken sicherheitspolitischer Ängste die jüngst wieder wachsenden EG-Vorbehalte in der Bevölkerung unterlaufen will.

Daß mit dem Wechsel in ein kollektives europäisches Sicherheitssystem eine Reform des gegenwärtigen österreichischen Milizheeres zu einem Berufsheer notwendig und die Verteidigungskosten sich nach einigen Berechnungen mindestens verdreifachen werden, erwähnen die eiligen Neutralitätsüberwinder aus dem konservativen Lager nur am Rande. Und wenn Außenminister Mock, der mit seiner Außenpolitik maßgeblich zur inhaltlichen Aushöhlung der Neutralitätspolitik beigetragen hat, heute unverblümt sagt, Neutralitätspolitik sei nie ein "Ziel", sondern nur "Mittel" österreichischer Sicherheitspolitik gewesen, werden ihm sicherlich viele in seinem Lager zustimmen.

Zufrieden die Hände reiben wird sich aber besonders der freiheitliche Parteichef Haider. Er und große Teile seiner FPÖ haben stets in der Neutralität eine österreichische "Lebenslüge" gesehen, einen Preis, der für den Staatsvertrag 1955 gezahlt werden mußte. Jetzt sieht sich Haider durch das Drängen der ÖVP in die WEU bestätigt und nimmt die "geistige Vaterschaft" für diese Politik für sich und seine Partei voll in Anspruch. Die Koalition sollte daran nicht zerbrechen, politisch unbequem ist es allemal.

HARRY SCHLEICHER (Wien)

Noch freie Plätze in Selbsthilfegruppe Frauen treffen sich montags

HOFHEIM. Geschlagene Ehefrauen, Mütter in Not - sie und alle anderen Frauen in Konfliktsituationen können sich an den Verein "Frauen helfen Frauen" wenden. Die Beratungsstelle in der Zeilsheimer Straße 27 a ist dienstags von 15 bis 18 Uhr und donnerstags wie freitags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Gesprächstermine können unter Telefon 0 61 92 / 2 42 12 vereinbart werden. Der Verein verspricht Hilfe bei praktischen, rechtlichen und psychologischen Fragen. Das Angebot richtet sich auch an Frauen, die von körperlicher, seelischer oder sexueller Gewalt bedroht sind.

In der Selbsthilfegruppe für Frauen mit Partnerschaftskonflikten, die "Frauen helfen Frauen" ebenfalls anbietet, sind noch Plätze frei. Gesprochen wird auch über Ärger mit den Kindern - beispielsweise. Die Gruppe trifft sich montags von 20 bis 22 Uhr. pms

Einigung über Kampfeinsätze Koalition setzt für deutsche Teilnahme UN-Auftrag nicht voraus

wtr BONN, 13. Januar. Deutsche Soldaten sollen künftig selbst ohne Auftrag der Vereinten Nationen weltweit bei Kämpfen eingesetzt werden können. Darauf einigten sich am Mittwoch CDU/CSU und FDP. Die Einigung kam zustande, nachdem die FDP den Unionsforderungen nachgegeben hatten. Bislang lehnte die FDP Kampfeinsätze der Bundeswehr ohne Beschluß des UN-Sicherheitsrates ab.

Bereits am Freitag wollen die Koalitionsfraktionen dem Bundestag eine Grundgesetzänderung vorlegen, mit der die deutsche Beteiligung an "friedenserhaltenden" und "friedensherstellenden" Maßnahmen geregelt werden soll. Die Fraktionschefs von CDU/CSU und FDP, Wolfgang Schäuble und Hermann Otto Solms, äußerten sich nach Sondersitzungen ihrer Fraktionen zufrieden.

Bei der Opposition stießen die Vorschläge der Koalition auf Ablehnung. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Hans Ulrich Klose, meinte, bei Bundeswehreinsätzen ohne UN-Auftrag "machen wir nicht mit". Die notwendige Zweidrittelmehrheit werde die Koalition im Bundestag kaum finden, da die SPD Kampfeinsätze in jedem Fall ablehnt, wenn sie nicht - nach einer Reform der UN - durch Sicherheitsratsbeschluß legitimiert sind und unter UN-Kommando stattfinden. 1992 hat die SPD eine Grundgesetzänderung ins Parlament eingebracht, die eine deutsche Beteiligung auf friedenserhaltende Blauhelmaktionen beschränkt.

Bei den Koalitionsgesprächen ist die Union der FDP entgegengekommen, indem sie nun akzeptiert, daß der Einsatz der Bundeswehr jenseits von Landesverteidigung und NATO-Fall durch eine Grundgesetzergänzung geregelt werden muß. CDU/CSU und FDP haben sich außerdem darauf verständigt, daß jeder Bundeswehreinsatz vom Bundestag beschlossen werden muß. Die Bundesrepublik soll nur im Rahmen von Bündnissen (NATO, WEU) oder regionalen Abmachungen (KSZE) tätig werden. Für Maßnahmen aufgrund von UN-Beschlüssen soll die absolute Mehrheit und für Kampfeinsätze ohne UN-Auftrag eine Zweidrittelmehrheit notwendig sein.

(Kommentar S. 3, Weiterer Bericht S. 4)

,K=G.H HÖHLER 13.01.93 AN NACHRICHTEN / AUSSENPOLITIK

EILT

Kampfflugzeuge von Incirlik gestartet

öhl ATHEN, 13. Januar. Nach Informationen aus türkischen Militärkreisen sind am Mittwoch abend mehrere alliierte Kampfflugzeuge vom Luftwaffenstützpunkt Incirlik in Richtung Irak gestartet. Offen blieb zunächst, um wieviele Maschinen es sich handelte, was ihr genaues Ziel und welches der Einsatzzweck ist. Auf dem Flugplatz von Incirlik in der Südosttürkei sind 36 US-Kampfflugzeuge der Typen F-15E, F-16 und F-4G sowie sechs britische Jaguar-Bomber und acht Mirage F1 der französischen Luftwaffe stationiert. Die Maschinen gehören zu der in Südostanatolien stationierten alliierten Streitmacht "Schwebender Hammer". Sie soll die Einhaltung des von den Vereinten Nationen gegen Irak verhängte Flugverbot nördlich des 36. Breitengrades kontrollieren, wo die irakischen Kurden eine Schutzzone gefunden haben.

(mehr möglich)

HÖHLER 13.01.93

Haider und große Teile der FPÖ haben stets in der Neutralität eine österreichische "Lebenslüge" gesehen, einen Preis, der für den Staatsvertrag 1955 gezahlt werden mußte.

Bushs Privatkrieg

George Bush verabschiedet sich mit einem Feuerwerk aus seinem Amt. Am Tage sechs vor der Machtübergabe an Bill Clinton hat er US-Kampfflugzeugen noch einmal den Befehl gegeben, Ziele in Irak zu bombardieren.

Formal geschieht dies - wie zuvor - als eine von den Vereinten Nationen sanktionierte Aktion der Alliierten. Doch mehr noch als der Golf-Krieg selber ist der jüngste Vergeltungsschlag im UN- Auftrag die persönliche Rache eines Mannes, der die "neue Weltordnung", die während seiner Amtszeit ihre Umrisse annahm, nie richtig verstanden hat. Er hat in Saddam deren Vorboten gesehen und nicht den Nachzügler aus der Ära des Kalten Krieges. Entsprechend übertrieben war das außenpolitische Gewicht, das er auch jetzt wieder dem Diktator von Bagdad zumaß. George Bush hat hier die Geschichte zu persönlich genommen, weil es auch seine Geschichte war: die der jahrelangen "appeasements" gegenüber einem Regime, aus dem fehlgeleiteten Versuch heraus, den amerikanischen Einfluß in der Ölregion durch ein Gleichgewicht der Mächte zu sichern. Das ging gründlich schief, weil sich Saddam, wie vor ihm Iran, nicht so verhielt, wie westliche Denker dies vermutet hatten.

Die Folge war der recht hilflose Krieg im Winter 1991, der zwar die Entwaffnung des irakischen Regimes brachte, aber nicht den angestrebten und erstrebenswerten Fall eines Unterdrückungsregimes. Die jüngste Strafaktion ist nur eine weitere Korrektur des fragwürdigen Kriegsresultats: bewaffnete Realpolitik ohne Konzept. paa (Washington)

,K=G.H HÖHLER 13.01.93 AN NACHRICHTEN / AUSSENPOLITIK

EILT

AKTUALISIERTE FASSUNG

Alliierte Kampfflugzeuge von Incirlik gestartet

öhl ATHEN, 13. Januar. Nach Informationen aus türkischen Militärkreisen sind am Mittwoch abend mehrere alliierte Kampfflugzeuge vom Luftwaffenstützpunkt Incirlik in Richtung Irak gestartet. Offen blieb zunächst, um wieviele Maschinen es sich handelte, was ihr genaues Ziel und welches der Einsatzzweck ist. Augenzeugen bestätigten am Mittwoch abend, in Incirlik herrsche reger Flugverkehr. Zahlreiche Maschinen seien in kurzem Abstand gestartet.

Auf dem Flugplatz von Incirlik in der Südosttürkei sind 36 US-Kampfflugzeuge der Typen F-15E, F-16 und F-4G sowie sechs britische Jaguar-Bomber und acht Mirage F1 der französischen Luftwaffe stationiert. Weitere alliierte Flugzeuge sind auf den türkischen Luftwaffenbasen Diyarbakir und Batman stationiert. Die Maschinen gehören zu der in Südostanatolien stationierten alliierten Streitmacht "Schwebender Hammer". Sie soll die Einhaltung des von den Vereinten Nationen gegen Irak verhängte Flugverbot nördlich des 36. Breitengrades kontrollieren, wo die irakischen Kurden eine Schutzzone gefunden haben.

HÖHLER 13.01.93

Freie Aussprache

Tödlicher Schuß nach Streit Verdächtiger wurde festgenommen

Ein 37 Jahre alter Mann, der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammte, ist am Mittwoch abend kurz vor 19 Uhr in der Rohrbachstraße im Nordend erschossen worden. Die Polizei vermutet, daß er von einem 32jährigen Landsmann getötet worden ist: Der mutmaßliche Täter wurde nur wenige Minuten nach der Tat an seiner Wohnung im Nordend verhaftet. Dem tödlichen Kopfschuß vorausgegangen war ein Streit zwischen den beiden Männern in einer Kneipe. Ob es sich dabei um eine milieubedingte Auseinandersetzung handelte, konnte ein Polizeisprecher nicht sagen.

Gegen 18 Uhr hatte sich der Streit zwischen den beiden Männern entzündet. Zu diesem Zeitpunkt stand der 37jährige am Tresen der Gaststätte. Der 32 Jahre alte Mann saß mit zwei Männern sowie einer Frau, ebenfalls aus dem ehemaligen Jugoslawien, an einem Tisch. Nach Angaben des Polizeisprechers entstand der Streit zwischen den beiden, als es um eine Beschäftigung für den 37jährigen ging.

Danach verließ der mutmaßliche Täter das Lokal in der Rohrbachstraße Nummer 54. Kurz darauf kehrte er zurück: Er bat den 37jährigen, mit ihm auf das Trottoir an der von Autos stark frequentierten Straße im Nordend zu kommen. Dann fiel der Schuß, der das Opfer am Kopf traf. Der Mann starb gegen 19 Uhr in einem Notarztwagen, der ebenso wie die Polizei gleich nach dem Schuß von der Gaststätte aus alarmiert worden war.

Nach Angaben der Polizei beobachteten Zeugen, wie der 32jährige nach der Tat zu Fuß flüchtete. Er war in der Kneipe bekannt, berichtete ein Sprecher der Polizei. Wenig später wurde er an seiner Wohnung festgenommen.

Die Hintergründe des tödlichen Schusses auf offener Straße sind bisher noch ungeklärt. "Möglicherweise ging es gar nicht um das Milieu", erklärte ein Polizeisprecher. Vielleicht seien die beiden Männer über die Beschäftigung in Streit geraten, die dem 37jährigen angeboten worden war. Nähere Angaben zur Identität des Mannes sowie des mutmaßlichen Täters machte die Polizei bislang nicht.

Das Opfer ist der dritte Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien, der in den vergangenen vier Wochen auf offener Straße erschossen worden ist. Mitte Dezember war ein 33jähriger in der Adalbertstraße durch Schüsse getötet worden. In der vergangenen Woche fand die Polizei ebenfalls in Bockenheim einen 28 Jahre alten Mann, der erschossen worden war. ing

Eishockey-Bundesliga Landshuter feuern Trainer Pavel Volek

Die Eishockey-Bundesliga meldet den vierten Trainerwechsel der Saison: Der EV Landshut trennte sich am Mittwoch mit sofortiger Wirkung von seinem Coach Pavel Volek. Einen Tag nach der 2:8-Niederlage in Ratingen wurde der 49jährige Prager vom Präsidium beurlaubt. Zuvor waren bereits Vladimir Martinec (ESV Kaufbeuren), Craig Sarner (Berliner SC Preussen) und Hartmut Nickel (Eisbären Berlin) von ihren Vereinen vorzeitig entlassen worden. EVL-Manager Max Fedra will bereits am heutigen Donnerstag Voleks Nachfolger präsentieren.

Unterdessen hat der stark abstiegsgefährdete EC Ratingen gegen die Spielwertung der Partie zwischen den Berliner Preussen und Landshut protestiert. Da die Berliner den nicht spielberechtigten Michael Komma eingesetzt hatten, wurde Landshut nachträglich der Sieg zugesprochen. Ratingen fühlt sich dadurch benachteiligt. dpa

Drogen: Konzept der Polizei greift

Donnerstag, 14. Januar

Kino/Filme Kommunales Kino im Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Vortrag mit Filmbeispielen ("Homunculus", "Herrin der Welt"): "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920".

Kinderhaus Goldstein, Am Kiesberg 3: 15 Uhr, "Hasenherz", Film für Kinder ab 5 Jahre.

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil, Seiten 26 und 27. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: 15.15 Uhr Führung, "Werke und Räume".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.

Vorträge

Arbeitsstelle Frauenforschung und Frauenstudien, FB Erziehungswissenschaften, Universität Frankfurt: 18 Uhr, Vortrag, "Frauen in Führungspositionen", AFE-Turm, Senckenberganlage 13-17, Raum 904.

Ökologische Linke Liste: 19 Uhr, "Was hat die Weltrevolution mit der Linie 11 zu tun"?, Altes Rathaus Fechenheim.

DGB-Haus, Wilhelm-Leuschner-Str. 69/72: 19 Uhr, Podiumsdiskussion, "Droht ein neues 1933?".

Frankfurter Verein für Geschichte und Landeskunde: 19.30 Uhr, Lichtbildervortrag, "Heinrich Hoffmann: Nicht nur Struwwelpeter- Autor, sondern auch volkstümlicher Nervenarzt", im Dominikanersaal, Kurt-Schumacher- Straße 23.

Kommunales Kino im Deutschen Filmmuseum, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Vortragsreihe mit Filmbeispielen - "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920".

Sonstiges Jahrhunderthalle Hoechst: 19 Uhr, "Rhein- Main-Antique".

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé und Canasta.

Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis im "Brentano-Haus".

frankfurter werkgemeinschaft: 14 Uhr, Treff Lenaustr. 24.

Stadtwerke - Hobbythek, Beratungszentrum An der Hauptwache: 17 Uhr, "Geflügel - einmal anders", exotische Rezepte.

City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 14 Uhr, bis Freitag, 6 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Bügel, Bonames, Ben-Guirion- Ring 54, Tel. 5 07 25 45; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostr. 4, Tel. 78 28 74; Frauenhof- Apotheke, Niederrad, Bruchfeldstr. 29, Tel. 67 23 65; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 319, Tel.56 36 81; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 56, Tel. Tel. 55 98 85; Lotus-Apotheke, Kaiserstr. 72, Tel. 23 63 12; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstr. 15, Tel. 38 10 85; Spitzweg-Apotheke, Bornheim, Berger Str. 296, Tel. 45 22 96. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierarzt Kind, Sachsenhausen, Holbeinstr. 76, Tel. 636688; oder bei den tierärztlichen Kliniken (s. Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Den Mainfranken gelingt mit viel Einsatz die faustdicke Handball-Überraschung Der Meister taumelt in eine tiefe Formkrise Torhüter Roch war überragender Spieler / Großwallstadt - Wallau/Massenheim 25:16 (12:7)

Die dritte Auswärtsniederlage in Folge kassierte Bundesligatabellenführer SG Wallau/Massenheim am Mittwochabend mit dem 16:25 (7:12) beim "Nachbarn" TV Großwallstadt. Wallau hat damit in der Tabelle nur noch einen Punkt Vorsprung auf Hameln, nach Minuspunkten liegt Essen bereits gleichauf.

Der Meister wollte den Mainfranken scheinbar die Festlaune nicht verderben: Der TVG ist seit nunmehr über einem Jahr zu Hause ungeschlagen. Der sein 400. Bundesligaspiel für den Sieger absolvierende Routinier Siggi Roch entnervte bereits zu Beginn mit einigen Glanzparaden die nervenschwachen Wallauer Rückraumschützen und steigerte sich in eine hervorragende Spiellaune.

Schwalb zeigte gleich zu Beginn an alter Wirkungsstätte Nerven, er vergab zwei Siebenmeter kläglich. Die Fehlerquote des indisponierten Wallauer Rückraumes, der in der ersten Hälfte kein einziges Feldtor zustandebrachte, lud die Truppe des Ex-Wallauer Trainers Velimir Kljaic geradezu zu Tempogegenstößen ein. Drei blitzschnelle Angriffe nach leichtsinnigen Abspielfehlern der Gäste sorgten angesichts eines Fünf-Tore-Vorsprunges für die Mainfranken bereits zur Pause für eine Vorentscheidung.

Einziger Lichtblick beim Gast, der ohne den verletzten Finnen Kaellman antrat, war Kreisläufer Beuchler mit drei Toren im ersten Abschnitt. Ansonsten spielte die Brand-Truppe viel zu unkonzentriert, überhastet und nervös. Der negative Höhepunkt kurz vor dem Seitenwechsel: Völlig freistehend vergibt der Ex-Wallstädter Heckmann, wirft den Ball einen halben Meter über das Tor. Im Gegenzug markiert der im ersten Abschnitt gleich fünfmal treffende Bernd Roos mit einem Siebenmeter zum aus Gästesicht deprimierenden 7:12-Zwischenstand. Die 4500 Zuschauer in der ausverkauften Aschaffenburger Unterfrankenhalle feierten bereits vorzeitig den ersten TVG- Sieg seit fast drei Jahren gegen den Erzrivalen.

Bei der fünften Auswärtsniederlage der Wallauer zeigte sich, daß die SG ohne Kaellman noch nicht einmal die Hälfte wert ist. Insbesondere Schwalb und der indisponierte Schöne vermißten die Unterstützung des Finnen, fanden keine Freiräume gegen die offensive und aggressive TVG-Abwehr. Selbst ein Torwartwechsel nach bereits 19 Minuten (Becker kam für Hofmann) fruchtete wenig, im zweiten Abschnitt kehrte Routinier Hofmann wieder in den Kasten zurück. Zwar konnte Wallau noch einmal auf 10:14 verkürzen, aber nach zwei weiteren erfolgreichen Tempogegenstößen der Kljaic-Truppe war beim 16:10 (41.) spätestens die Entscheidung gefallen.

Zum Schluß wurde die SG unter den Augen von Bundestrainer Emrich förmlich gedemütigt, kassierte sie mit Abstand die höchste Niederlage der letzten Jahre. Besonders TVG-Keeper Sigi Roch brachte die viel zu überhastet wirkenden Wallauer Angreifer schier zur Verzweiflung. Trainer Heiner Brand muß sich wohl korrigieren, die von ihm diagnostizierte leichte Krise hat sich in ein eklatantes Formtief verwandelt. HANS ECKE

Das Hornberger Schießen - diesmal in High-Tech-Version Saddam Hussein hatte es für Washington einfach wieder einmal zu weit getrieben und sollte bestraft werden

Sie schenken einander nichts. Saddam Hussein verfolgt George Bush bis in die letzten Amtstage mit seiner impertinenten Präsenz. Und der US-Präsident hat dem Diktator in Bagdad vor seinem Abschied noch einmal dessen militärische Machtlosigkeit demonstriert. Doch in diesem Duell auf dem schmalen Grat zwischen Macht und Ohnmacht hat es - mit Ausnahme der irakischen Zivilbevölkerung - bisher keine Verlierer gegeben. Auch nach dem jüngsten Einsatz von rund hundert alliierten Kampfflugzeugen gegen militärische Ziele in Irak, den Präsidentensprecher Marlin Fitzwater am Mittwoch erwartungsgemäß als einen "Erfolg" bezeichnete, können beide Seiten zufrieden sein. Saddam Hussein wird George Bush allem Anschein nach politisch überleben, und die USA haben das befürchtete Auseinanderbrechen Iraks bis heute verhindern können.

Die Aufgeregtheit der Medien um diesen diplomatischen und militärischen Dauerkonflikt um die Einhaltung der nach dem Golf-Krieg verfügten UN-Resolutionen täuscht nämlich darüber hinweg, daß der Ist-Zustand für Bagdad und Washington immer noch attraktiver ist als alle Alternativen. Deswegen erklärte auch Bill Clintons designierter US- Außenminister Warren Christopher noch während der Bombeneinsätze, daß sein künftiger Chef in der Frage militärischer Gewalt mit dem scheidenden Präsidenten "Schulter an Schulter" stünde. Die USA können mit den "ständigen Verletzungen" der UN-Resolutionen durch Irak ebenso leben wie Saddam mit gelegentlichen Bombenangriffen auf seine militärische Infrastruktur. Selbst die Erfüllung von einigen der westlichen Forderungen, die der irakische UN-Botschafter nach dem Militärschlag der Alliierten am Mittwoch Von Rolf Paasch (Washington) in New York versprach, dürften seiner innenpolitischen Reputation kaum schaden. So kann diese Mischung aus Beckettscher Farce und High-Tech-Version des Hornberger Schießens denn auch unter der Clinton-Administration weitergehen. Bis Saddam irgendwann einmal der Blitz oder ein "Tomahawk-Missile" trifft und die USA ihre Nahostpolitik dann neu überdenken müssen.

Das Verhalten Iraks in den vergangenen zwei Wochen war aus der Sicht Washingtons allerdings nicht länger hinzunehmen: Irakische Kampfflieger in der "no fly zone" südlich des 32. Breitengrads; die Stationierung von Luftabwehrraketen in von den Vereinten Nationen überwachten Zonen im Norden und Süden Iraks; das Einflugverbot für die UN-Inspektoren in ihren eigenen UN-Maschinen und schließlich der dreiste Waffenraub aus den unter UN-Hoheit stehenden Lagern an der neudefinierten Grenze zu Kuwait wurden in den USA als eine einzige Provokation empfunden. Besonders die Aufstellung der Luftabwehrraketen unter den Augen amerikanischer Aufklärungsflugzeuge hatte in der vorigen Woche in Washington für große Aufregung gesorgt; waren hierdurch doch US-Piloten gefährdet und nicht nur irgendwelche Kurden nördlich des 36. Breitengrads.

Auf Einzelheiten wurde da nicht mehr geachtet. Die Fragen jedenfalls, ob allein die Stationierung von SA-3-Raketen schon strenggenommen gegen die UN- Resolutionen verstößt oder ob Irak dem neu festgelegten Grenzverlauf mit Kuwait überhaupt je zugestimmt hat, wurden dabei von den amerikanischen Medien gar nicht mehr gestellt. Saddam hatte es wieder einmal zu weit getrieben, stellte man unisono und frustriert fest. Die Frage war nur noch, mit welchem Ziel man eigentlich zurückschlagen sollte. Auge um Auge, Rakete um Rakete, mit einer massiven Vergeltungsaktion oder mit der gezielten Vernichtung einer in der Nähe zu Kurdistan stationierten Elitedivision, wie es ein Mitglied der Bush-Administration der Washington Post gegenüber vorgeschlagen hatte? Erste Anzeichen sprechen dafür, daß es sich bei dem Militärschlag um eine minimalistische Vergeltung handelte. Bombenangriffe, "konsistent" mit der Schwere der jüngsten irakischen Vergehen, wie dies ein Fernsehsprecher ausdrückte.

Allein die vollständige und sofortige Befolgung aller UN-Auflagen, so war aus Washington zu vernehmen, hätte die geplanten Luftattacken auf militärische oder logistische Ziele in Irak abwenden können. Doch Saddam setzte seine erprobte Doppelstrategie des Säbelrasselns in Bagdad und zur Schau gestellter Gesprächsbereitschaft in New York unbeeindruckt fort, das Risiko einer Strafaktion wohl bewußt in Kauf nehmend.

Die Irak-Experten und selbsternannten Psychoanalytiker Saddams, nicht unbedingt der ruhmreichste Zweig in der amerikanischen Politikberatung, spekulierten schon seit Wochen eifrig über die jüngste Motivation des Tyrannen von Bagdad. Sie glauben, daß Saddam mit seinen erneuten Herausforderungen der Golf- Kriegskoalition die Bevölkerung daheim von dem Problem einer wachsenden Nahrungsmittelknappheit ablenken will. Andere vermuten einen frühen Test der Clinton-Administration. Die, das hatte der designierte Präsident bereits vor seinem künftigen Außenminister mehrmals klargestellt, werde auf Saddam Hussein mit der gleichen Härte reagieren wie George Bush. Vermutlich auch mit der gleichen Hilflosigkeit; denn wie Kennedy in der Kuba-Krise wird auch der Demokrat Bill Clinton dem amerikanischen Publikum erst einmal seine Konfliktfähigkeit beweisen müssen. Eine andere Irak-Politik als die des George Bush könnte sich seine Administration in ihren ersten Tagen politisch gar nicht leisten, selbst wenn sie eine solche schon in ihren Schubladen liegen hätte.

Dabei scheint das sich fortsetzende Ritual zwischen Washington und Bagdad auch für die USA eine ablenkende Funktion zu haben. Wie anders ist zu verstehen, daß die geopolitisch unbedeutenden Drohungen eines geschlagenen Diktators im Nahen Osten hierzulande für so viel mehr Aufregung sorgen als das dramatische Hin und Her der Genfer Jugoslawien-Verhandlungen oder die kriegerischen Auseinandersetzungen in Sarajewo. Während die Hilflosigkeit der Amerikaner - und Europäer - in Jugoslawien total zu sein scheint, eröffnet Irak wenigstens die Möglichkeit oberflächlich siegreichen Handelns. So wird der mit Sicherheit "erfolgreiche" Vergeltungsschlag gegen Saddam Hussein noch einmal jene Kontrolle über die "Neue Weltordnung" suggerieren, die den USA - und dem Westen - andernorts längst entglitten ist. Welch ein passendes Ende für die Bush-Administration.

Nach der Großwallstadt-Blamage fährt Wallau mit gemischten Gefühlen nach Island Ströhmann will jetzt eine Kerze anzünden Kaellman als finnischer Hoffnungsschimmer / Trainer Brand kündigt personelle Konsequenzen an

"Ich gehe in die Kirche und stecke eine Riesenkerze an, die bis nach Island leuchten muß", seufzte Wallaus Handballmanager Bodo Ströhmann nach der "fürchterlichsten Niederlage in der Vereinsgeschichte. Nach dem 16:25(7:12)-Debakel des nun mit TuSEM Essen nach Minuspunkten gleichauf liegenden Bundesliga-Spitzenreiters - ausgerechnet beim Erzrivalen TV Großwallstadt mit Wallaus Ex-Meistermacher Velimir Kljaic an der Spitze - malte Ströhmann bereits den Teufel an die Wand. "Am Dienstag soll ich die Glücksfee bei der Europacup- Halbfinalauslosung in Basel spielen. Nach dem heutigen Desaster muß ich wohl gar nicht mehr in die Schweiz, weil die SG nicht mehr vertreten ist", gibt sich der Marmorfabrikant und Daueroptimist ungewöhnlich pessimistisch vor dem Viertelfinalrückspiel im Landesmeisterwettbewerb (Sonntag, 20.30 Ortszeit) in Island.

Ströhmanns Pessimismus scheint berechtigt, zieht man die Leistungen beim Derby in Aschaffenburg heran. "Wie schnell sind in dieser Verfassung die sechs Tore Vorsprung gegen Hafnarfjördur verspielt. Hoffentlich kriegen die Spieler diese Pleite noch bis zum Abflug am Samstag aus den Köpfen." Noch schlimmer als die Kanterniederlage, die zweithöchste laut Ströhmann nach einem 14:24 im Aufstiegsjahr 1985 in Weiche- Handewitt (übrigens der übernächste Auswärtsgegner), erschien Trainer Heiner Brand die "Art und Weise der Pleite". "Die Spieler haben sich in der letzten Viertelstunde überhaupt nicht mehr gewehrt. Das wird auf jeden Fall personelle Konsequenzen haben, die Aufstellung in Island sieht anders aus als in Aschaffenburg. Details muß ich mir noch überlegen, meine Entscheidung fällt erst in Island."

Erster Kandidat für die Ersatzbank dürfte der erneut indiskutabel spielende Stephan Schoene sein, auch ein "Gespräch unter Männern" (Brand) brachte keine Besserung. "Ich habe Schoene schon wegen des Fehlens von Kaellman in der Stammsechs gelassen. So einen verdienten Spieler läßt man nicht einfach fallen. Aber andere waren auch schlecht, hoffentlich stellte diese Katastrophe eine Warnung für einige Herren im Team dar", zürnte Brand.

Sein Pendant Velimir Kljaic, der den Triumph äußerlich cool zur Kenntnis nahm, legte die Hand auf die seit drei Spielen offene SG-Wunde: "Mit Kaellman hätten wir heute zwar auch gewonnen, aber statt neun Toren Differenz ganz knapp. Mich ärgert es nur maßlos, daß der TVG sämtliche Spitzenteams besiegt und gegen die Kellerkinder regelmäßig Federn läßt." Auf dem wegen einer Knieverletzung erneut fehlenden finnischen Spielmacher ruhen nun die Europacup- Hoffnungen des Deutschen Meisters. "Sein Zustand bessert sich täglich, wir hoffen auf seinen Einsatz in Hafnarfjördur", sagt Ströhmann.

Das Prestige-Derby in Aschaffenburg unterstrich erneut den hohen Stellenwert von Kaellman. Mit dem Spieldirigenten steht und fällt die Rückraumreihe, ohne den "Breschenbahner" und ohne die dadurch entstehenden Freiräume verlieren ein Martin Schwalb und ein Stephan Schoene einiges an Gefährlichkeit.

Alleine das Fehlen von Kaellman für die zum Schluß lust- und kraftlose Vorstelllung verantwortlich zu machen, ging jedoch an der Wahrheit vorbei. "Mit dieser inneren Einstellung gibt es noch einige Desaster in dieser Saison. Nun sind wir aber wenigstens die Rolle des großen Favoriten los", kommentierte Brand. Da klang die Bemerkung von Velimir Kljaic wahrlich nach Aufwertung des TVG-Sieges: "Die SG wird Deutscher Meister, sonst keiner." Wallau/Massenheim wäre erst einmal heilfroh, wenn am Sonntag abend (HR 3 plant eine Liveübertragung) der Ausflug auf die bis auf drei Stunden täglich im Dunkeln - symptomatisch für die derzeitige SG-Verfassung - liegende Insel hoch im Norden überstanden und die WM-Pause (ab 7. Februar) erreicht wäre. Eine Pause könnte in psychologischer und physischer Hinsicht nach drei aufeinanderfolgenden Auswärtsniederlagen zudem wahre Wunder wirken.

HANS ECKE

Erich Honecker hat Deutschland verlassen

FRANKFURT A. M., 14. Januar (AP/ dpa). Der ehemalige DDR-Staatschef Erich Honecker hat Deutschland wohl für immer verlassen. An Bord einer brasilianischen Linienmaschine startete der 80jährige krebskranke Mann vom Frankfurter Flughafen aus am späten Mittwoch abend um 23.57 Uhr in Richtung Chile, wo ihn seine Frau, Verwandte und Bekannte am Donnerstag nachmittag (Ortszeit) nach rund 23 Stunden Flug in Empfang nehmen wollten.

Der letzte Haftbefehl gegen Honecker war erst am Morgen aufgehoben worden. Nach 169 Tagen Untersuchungshaft verließ der ehemalige Staats- und Parteichef der DDR am Mittwoch nachmittag mit Polizeieskorte das Gefängnis Moabit und flog am Abend nach Frankfurt.

Zwei Berliner Strafkammern hatten am Dienstag und Mittwoch Haftbefehle gegen Honecker aufgehoben. Zur Begründung nannten sie die schwere Erkrankung Honeckers, der eine mehrere Monate dau- ernde Verhandlung nicht überleben würde. Ein provisorischer Reisepaß lag schon am Mittwoch morgen für Honecker bereit.

Nach der Ankunft in Chile soll Honekker, der an Leberkrebs im Endstadium leidet, in ein Krankenhaus gebracht werden. Das berichtete die Tageszeitung Las Ultimas Noticias unter Berufung auf seine Frau Margot, die seit der Ausweisung aus dem Moskauer Exil im Juli bei der Tochter in Südamerika lebt. Ihr Mann sei schwer krank, und sie könne sich jetzt nur um seine Gesundheit Gedanken machen, sagte sie der Zeitung zufolge in einem kurzen Telefongespräch. In der Umgebung der Familie Honecker hieß es, der ehemalige DDR-Staatschef wolle nach der Landung in Santiago eine Erklärung verlesen.

Organisiert wurde die Reise nach Santiago von einem "Solidaritätskomitee für Erich Honecker", das auch Spenden gesammelt hatte. Auf dem Konto sind nach Angaben eines Komiteemitglieds rund 500 000 Mark, die zum Großteil von PLO- Chef Yassir Arafat stammten und als eine Art "Altersgeld" gedacht seien.

Westen rechtfertigt Angriff Palästinenser rügen zweierlei Maß im Konflikt mit Irak

FRANKFURT A. M., 14. Januar (AP/ AFP). Der Angriff US-amerikanischer, britischer und französischer Kampfflugzeuge auf Ziele in Südirak hat bei den Regierungen westlicher Länder ein meist zustimmendes Echo gefunden. China rief zu einer friedlichen Konfliktlösung auf.

Die EG-Außenminister sind nach Auskunft des EG-Ratsvorsitzenden, des dänischen Außenministers Uffe Ellemann- Jensen, der Auffassung, daß die irakische Führung "bekommen hat, was sie suchte". In Paris sagte Ellemann-Jensen: "Wir hoffen, daß das jetzt vorbei ist, aber das hängt von Saddam Hussein ab."

Die Bundesregierung stellte sich vorbehaltlos hinter die Militäraktion der Alliierten. Regierungssprecher Dieter Vogel sagte, die Reaktion sei die "angemessene Antwort auf den Versuch des Regimes in Bagdad, Beschlüsse der Vereinten Nationen . . . zu unterlaufen".

Der britische Premierminister John Major drohte Irak mit neuen militärischen Schlägen der Alliierten für den Fall, daß Bagdad sich künftig nicht strikt an die Waffenstillstandsbestimmungen und anderen Auflagen der UN halte.

Das russische Parlament verlangte Aufklärung über die Position der Moskauer Regierung. Der kommunistische Abgeordnete Sergej Baburin verurteilte den Militärschlag als eine "rein willkürliche Entscheidung", für die Rußland nicht die Verantwortung mit übernehmen könne. Das russische Außenministerium hatte den Angriff vorbehaltlos bejaht und Irak aufgefordert, künftig auf "die Stimme der Vernunft" zu hören.

Die Arabische Liga äußerte sich in Kairo besorgt über die Sicherheit der irakischen Bevölkerung und die staatliche Einheit des Landes. Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO verurteilte den Angriff heftig und bedauerte, daß die Alliierten nicht genauso mit Israel verführen, das genauso gegen UN-Resolutionen verstoße. Ähnliches sagte Jordaniens Ministerpräsident Said ibn Schaker.

Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin beruhigte die Bevölkerung seines Landes, das beim zweiten Golf-Krieg Ziel irakischer Raketen gewesen war, daß eine solche Gefahr diesmal nicht bestehe.

Der türkische Ministerpräsident Süleyman Demirel sagte in Ankara, er hoffe, daß der Militärschlag nicht zu einer Eskalation führen und die Feindseligkeiten nicht auf den angrenzenden Norden Iraks übergreifen würden.

EG stellt bosnischen Serben Ultimatum

PARIS/SARAJEWO, 14. Januar (AP/ Reuter/dpa). Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat den bosnischen Serben eine sechstägige Frist für die Annahme des in Genf ausgehandelten Abkommens zur Beendigung des Krieges in Bosnien- Herzegowina gesetzt. Das beschlossen die EG-Außenminister nach einer Nachtsitzung in Paris am frühen Donnerstag morgen.

Der derzeitige dänische Ratsvorsitzende Uffe Ellemann-Jensen drohte den Serben im Weigerungsfall mit der völligen politischen und wirtschaftlichen Isolierung. Wenn die Serben nach Ablauf dieser Frist dem Friedensabkommen nicht zustimmten, werde man den UN-Sicherheitsrat auffordern, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, sagte Ellemann-Jensen. Solche Maßnahmen würden sich um die Verschärfung des UN-Embargos gegen das nur noch aus Serbien und Montenegro bestehende Jugoslawien und des Flugverbots über Bosnien konzentrieren. Mit konkreten Maßnahmen zur Vorbereitung solcher verschärften Sanktionen könne sofort begonnen werden. Der dänische Außenminister nannte das Abkommen von Genf, dem am Dienstag auch der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic zugestimmt hatte, das aber noch vom selbsternannten Parlament des serbischen Staates in Bosnien gebilligt werden muß, die "einzige Lösung für einen friedlichen Ausgang" des Konflikts in der ehemals jugoslawischen Republik. Die Führung in Belgrad müsse Druck auf die Serben in Bosnien ausüben, damit diese dem Kompromiß zustimmten.

Außerdem einigten sich die EG-Außenminister darauf, dem UN-Sicherheitsrat die Schaffung eines Gerichtshofs zu empfehlen, der sich mit Menschenrechtsverletzungen im ehemaligen Jugoslawien beschäftigen soll. Dieser Vorschlag, die Menschenrechtsverletzungen im bosnischen Konflikt von einem eigenen UN- Tribunal untersuchen zu lassen, war auf der Konferenz vom französischen Außenminister Roland Dumas eingebracht worden. Auf dem Treffen der EG-Außenminister, die in Paris anläßlich der Unterzeichnung der UN-Konvention zur Ächtung von Chemie-Waffen zusammengekommen sind, kam es auch zum Streit über die Weigerung Griechenlands, die ehemalige jugoslawische Teilrepublik Mazedonien anzuerkennen. Ellemann- Jensen und mehrere andere Minister sagten ihrem griechischen Kollegen, von nun an sollten die EG-Staaten selbst entscheiden können, ob sie Mazedonien anerkennen wollten. Griechenland hat eine Anerkennung durch die EG bisher verhindert. Die Annahme des Friedensplanes der EG und der UN für Bosnien-Herzegowina haben sowohl die bosnischen Serben als auch die Moslems als Sieg verbucht. Bosniens moslemischer Präsident Alija Izetbegovic sagte am Mittwoch nach seiner Rückkehr aus Genf, die Serben seien zur Aufgabe ihrer Forderung nach einem Staat im Staate gebracht worden. Nun müßten sie dies den Menschen erklären, die sie in den Krieg gezogen hätten. Der bosnisch-serbische Spitzenpolitiker Radovan Karadzic sagte hingegen, die Serben stünden kurz vor ihrem Ziel, nämlich der Bewahrung der serbischen Rechte, Gebiete und Integrität.

Die verfeindeten Bürgerkriegsparteien haben ihre schweren Gefechte im Norden und Osten Bosniens auch in der Nacht zum Donnerstag mit unverminderter Härte fortgesetzt. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks tobten vor allem in der Umgebung der Städte Gradacac und Brcko in der Tiefebene der Save erbitterte und verlustreiche Kämpfe. Der bosnische Rundfunk meldete auch wiederholte Angriffe der Serben gegen mehrere belagerte Städte und Dörfer im Osten Bosniens. Allen internationalen Protesten und Drohungen zum Trotz setzen die Serben die "ethnische Säuberung" in den besetzten Gebieten Bosniens offenbar unbeirrt fort. In der Nacht zum Donnerstag traf in der kroatischen Stadt Novska ein Konvoi mit 600 Moslems und Kroaten ein, die aus der Umgebung von Banja Luka vertrieben wurden.

Wie der kroatische Rundfunk weiter berichtete, hatten serbische Milizen die verängstigten Menschen am letzten Kontrollpunkt vor der Grenze ihrer letzten Habseligkeiten beraubt. Schon in der Nacht davor waren in Novska 940 Vertriebene aus dem serbisch besetzten Westen Bosniens eingetroffen.

Weltweites C-Waffen-Verbot besiegelt "Historisches Ereignis"

PARIS, 14. Januar (AP). Nach einem Vierteljahrhundert zäher Verhandlungen hat in Paris am Mittwoch abend die feierliche Unterzeichnung des Vertrags über die weltweite Ächtung und Zerstörung der Chemiewaffen begonnen. UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali würdigte das Abkommen als "ein historisches Ereignis". Unter den ersten, die bereits am Mittwoch ihre Unterschrift unter das Vertragswerk setzten, waren die Außenminister der USA und Rußlands, Lawrence Eagleburger und Andrej Kosyrew, sowie Bundesaußenminister Klaus Kinkel. Bis zum Abschluß der Konferenz am Sitz der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) wollen 120 Länder dem Vertrag beitreten.

Insgesamt unterschrieben bis zum Schluß der Eröffnungssitzung die Vertreter von 65 Ländern die UN-Konvention, mit der erstmals eine Gruppe der drei Massenvernichtungswaffen von der Erde verbannt werden soll.

Als bislang einzige Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga unterzeichneten bis Mittwoch abend auch Marokko, Algerien, Mauretanien und Tunesien das Dokument. Die Weigerung der Mehrheit der 21 Mitglieder der Liga, der Konvention beizutreten, hatte von Beginn an einen Schatten auf die feierliche Besiegelung des Chemiewaffenverbots geworfen. Die Liga erklärte, ihre Mitgliedsländer würden der Konvention so lange nicht beitreten, bis Israel einen Atomwaffenverzicht erklärt.

Die Konvention soll der Vereinbarung zufolge im Januar 1995 in Kraft treten. Sie sieht vor, daß binnen zehn Jahren alle Chemiewaffen und die Anlagen zu ihrer Produktion zerstört sein sollen. Beispiellos sind die Kontrollmechanismen, die es jedem Land erlauben, unangemeldete Inspektionen in einem anderen Land durchführen zu lassen.

BREMEN, 14. Januar (AP). Ein schweres Schiffsunglück vor der Ostseeinsel Rügen hat am Donnerstag möglicherweise mehr als 50 Todesopfer gefordert. Nach Angaben der Einsatzzentrale der Polizei in Stralsund konnten bislang drei Menschen verletzt geborgen werden. Wie die Seenotleitzentrale in Bremen mitteilte, geriet die polnische Fähre "Jan Heweliusz" mit 60 Passagieren und Besatzungsmitgliedern am frühen Morgen bei Orkan in Seenot. Nach Angaben des Sprechers der Seenotleitzentrale, Andreas Lubkowitz, treibt die 125 Meter lange "Jan Heweliusz" 18 Seemeilen östlich Rügens kieloben im Meer. Über das Schicksal der übrigen Insassen der Fähre der Schiffahrtsgesellschaft "Polish Ocean Lines" war zunächst nichts bekannt. Wie die Polizei sagte, konnten sich einige der Insassen teilweise auf Beiboote und Rettungsinseln flüchten. Nach den Worten des leitenden Notarztes der Einsatzleitung in Stralsund, Dieter Maque, leiden die Geretteten an Unterkühlung. Die Überlebenschancen in dem etwa null Grad kalten Wasser seien gering. Maque zufolge bestand die Möglichkeit, daß sich auf der in der Ostsee treibenden Fähre noch Menschen befinden.

Zur Rettung der Schiffbrüchigen sind laut Lubkowitz mehrere deutsche und dänische Rettungshubschrauber sowie Schiffe aus Deutschland, Dänemark und Polen im Einsatz. Auch zwei Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wurden entsandt.

(Fortsetzung auf Seite 2)

Polizistenmord

Drei Männer

in Düsseldorf

gefaßt

METTMANN, 14. Januar (AP). Drei der Ermordung eines Polizisten in Wülfrath verdächtige Männer sind in Düsseldorf gefaßt worden.

Wie die Kreispolizeibehörde Mettmann am Donnerstag mitteilte, wurden die jungen Männer im Alter zwischen 18 und 23 Jahren am Mittwoch abend in zwei Wohnungen festgenommen. Zwei haben nach Polizeiangaben bereits ihre Tatbeteiligung zugegeben. Einer der Festgenommenen soll am vergangenen Sonntag nach einem Überfall auf eine Tankstelle in Wülfrath einen 32jährigen Polizeibeamten durch Schüsse aus einem Schrotgewehr getötet haben.

Bei der Festnahme durch eine Spezialeinheit der Polizei wurden die offenbar überraschten Männer geringfügig verletzt. Sie hatten zuvor kurz Widerstand geleistet, sagte ein Sprecher der Polizei. Nach seinen Angaben sind die mutmaßlichen Täter bereits polizeilich bekannt. Mehrere Waffen wurden bei der Erstürmung der Wohnung sichergestellt.

Aus dem All funkt's besser

CAPE CANAVERAL, 14. Januar (AP). Bereits sechs Stunden nach dem Start in Cape Canaveral hat die Besatzung der US-Raumfähre "Endeavour" mit der Aussetzung eines Kommunikationssatelliten die Hauptaufgabe ihres sechstägigen Weltraumflugs erledigt. Der am Mittwoch ins All ausgesetzte umgerechnet 330 Millionen Mark teure und zweieinhalb Tonnen schwere Satellit soll als Relaisstation für die Übertragung des Funkverkehrs von Astronauten mit der Erde und der Übermittlung von Daten wissenschaftlicher Geräte wie des "Hubble"-Weltraumteleskops dienen.

Vier ähnliche Satelliten sind bereits im Weltraum aktiv. Mit Hilfe dieser künstlichen Himmelskörper können die Astronauten während 85 Prozent der Zeit, die sie im All verbringen, Verbindung mit dem Raumfahrtzentrum in Florida halten. Bislang war der Kontakt nur während 15 Prozent der Zeit möglich, wenn das Raumschiff in Sichtverbindung mit entsprechenden Bodenstationen stand.

Sachsen auf Smog eingestellt

DRESDEN, 14. Januar (AP). Künftig müssen auch Sachsens Autofahrer bei Smogalarm auf das Auto verzichten. Das Landesumweltministerium in Dresden machte am Donnerstag darauf aufmerksam, daß Ende Januar die Smogverordnung des Freistaates in Kraft tritt. Sie sieht in den 13 verkehrsreichsten Ballungszentren des Landes ein Fahrverbot vor, wenn der Schwefeldioxidgehalt der Luft auf 1,2 (Alarmstufe 1) beziehungsweise 1,8 Milligramm je Liter (Alarmstufe 2) steigt und austauscharmes Wetter keine Änderung binnen 24 Stunden erwarten läßt.

Shetland-Bewohner befürchten ein Ausbleiben der Urlauber

SUMBURGH, 14. Januar (AP). Nach dem Tankerunglück vor der Küste der Shetland-Inseln befürchten die Bewohner nun ein Ausbleiben der Urlauber. Das Amt für Tourismus teilte am Donnerstag mit, es wolle eine 500 000 Pfund (rund 1,3 Millionen Mark) teure Werbekampagne starten, um mögliche Gäste von der Schönheit der Landschaften auf den Inseln zu überzeugen. Umweltschützer äußerten unterdessen erneut ihre Sorge über langfristige Umweltschäden als Folge der Tankerkatastrophe.

"Menschen auf der ganzen Welt haben Bilder der Shetland-Inseln gesehen, heimgesucht von schwerem Wellengang, von Sturm, von Regen und Schnee", sagte Maurice Mullay, Direktor des Tourismusamtes. "Und leider müssen sie den Eindruck erhalten haben, daß die ganzen Inseln mit einer Ölschicht bedeckt sind." Man wolle Urlauber davon überzeugen, daß Shetland immer noch ein Naturparadies sei, in dem zahlreiche Tierarten lebten, erklärte er.

Für diesen Sommer erwartet die Tourismusbehörde 56 000 Besucher; die Schätzung wurde aber gemacht, bevor der Tanker "Braer" am 5. Januar auf einen Felsen auflief und 85 000 Tonnen Öl ins Meer flossen.

Reichstags- Verpackungs- Schwatzbude Christos Plan, Für und Wider

BERLIN. Rita Süssmuth ist mit ihrer Zustimmung zur Verpackung des Berliner Reichstagsgebäudes auf weiteren Widerspruch gestoßen. Nach der Mehrheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sprachen sich auch ihre vier Stellvertreter im Bundestagspräsidium gegen das Projekt des bulgarischen Künstlers Christo aus. Dagegen erklärte Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer, sie finde die Idee gut, im Sommer das alte und neue deutsche Parlament mit silbrig glänzendem Stoff zu verpacken.

Bundestagsvizepräsident Dieter-Julius Cronenberg (FDP) sagte, das Reichstagsgebäude sei ein herausragendes Denkmal deutscher Geschichte, das nicht für "irgendwelche Kunsthappenings" zur Verfügung stehen dürfe. Auch sein Amtskollege Hans Klein (CSU) lehnte das Vorhaben ab: "Heute würden sich die Menschen doch zu Recht fragen: Haben die denn keine anderen Sorgen in Bonn".

Die sozialdemokratische Vizepräsidentin Renate Schmidt signalisierte zwar prinzipiell Zustimmung, betonte aber: "Im Augenblick liegen die Sorgen der Bevölkerung sicherlich woanders, so daß eine Realisierung wohl leider nicht zustande kommen wird."

Bauministerin Schwaetzer dagegen meinte: "Berlin und der Reichstag können durch das Verpackungsprojekt von Christo nur an Attraktivität gewinnen." Der eigentliche Symbolwert der Aktion liege für sie im Auspacken des Reichstagsgebäudes unmittelbar vor dem Umbaubeginn: "Das markiert den Aufbruch des Parlaments in eine neue Ära", sagte die FDP-Politikerin.

Süssmuth hatte in der vergangenen Woche bei der Eröffnung der Ausstellung "Christo in Berlin" erklärt, sie sei für das seit 20 Jahren geplante Projekt. Der 57jährige Christo hatte angeboten, für die Kosten selbst aufzukommen. AP

Bundesrat will Bauland-Steuer Rascheren Genehmigungsverfahren mit Vorbehalten zugestimmt

BONN, 14. Januar (AP/dpa). Trotz scharfer Kritik mehrerer Landesregierungen hat der Bundesrat am Donnerstag die Absicht der Bundesregierung gebilligt, zur Beschleunigung von Bauvorhaben Fristen im Planungsrecht und vereinfachte Genehmigungsverfahren nach dem Immissionsschutz-, Abfall- und Naturschutzrecht einzuführen. Die Länderkammer verlangte bei der ersten Behandlung des Wohnungsbaugesetzes jedoch zahlreiche Änderungen des Entwurfs der Bundesregierung.

Mit dem Gesetz sollen Investitionen vor allem in den neuen Ländern gefördert und die Ausweisung von Wohnbauland in ganz Deutschland erleichtert werden. Unter anderem sollten Genehmigungsverfahren so gestaltet werden, daß der Naturschutz der schnellen Ausweisung von Bauland nicht entgegenstehe, sagte Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP).

Die Länder forderten vor allem die bisher nicht vorgesehene Einführung einer Baulandsteuer für sofort bebaubare Grundstücke, damit Eigentümer nicht mehr die Nutzung von Bauland verzögerten, um Wertsteigerungen zu erzielen.

Die Umweltminister der von den Grünen mitregierten Länder Bremen, Niedersachsen und Hessen, Ralf Fücks, Monika Griefahn und Joschka Fischer, warfen Bonn vor, unter dem Deckmantel der wirtschaftlichen Probleme in Ostdeutschland den Naturschutz und vor allem die Bürgerbeteiligung abzubauen. Der Entwurf kehre "zurück zum obrigkeitlichem Planungs- und Politikverständnis".

Frau Schwaetzer und Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) wiesen die Kritik zurück und verteidigten die gemeinsame Vorlage. Schwaetzer sagte, nur durch eine schnelle Verbesserung der Rahmenbedingungen könne in den neuen Ländern der wirtschaftliche Aufschwung und die Schaffung von Arbeitsplätzen erreicht werden. Im übrigen könne der Entwurf im weiteren Verfahren noch ergänzt werden. Töpfer sagte, auch eine Überbürokratisierung führe zum "Stottern" des Umweltschutzes.

Rettung für alte Bücher

LEIPZIG, 14. Januar (AP). Mit einem weltweit neuen Verfahren können in Zukunft alte Bücher vor dem Papierzerfall gerettet werden. Die mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums entwickelte Methode zur Massenentsäuerung und Konservierung von Büchern sei die einzige, die ohne umweltschädliche Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) auskomme, sagte Staatssekretär Gebhard Ziller am Donnerstag in Leipzig. Die sächsische Stadt soll das Zentrum für die Konservierung von Büchern werden.

Eine erste Großanlage wird im Sommer als Pilotprojekt in der Deutschen Bücherei Leipzigs aufgebaut. 400 000 Bücher sollen damit nach Angaben Zillers pro Jahr bearbeitet werden. In Leipzig würden dann auch Fachleute für andere Bibliotheken ausgebildet. Ziel sei, für das neuentwickelte Verfahren eine breite Anwendung zu finden, betonte der Staatssekretär. Leipzig sei als Standort ausgewählt worden, da die Buchstadt auf eine lange handwerkliche Tradition der Buchrestaurierung zurückblicken könne.

"Damit kann ein erheblicher Teil des kulturellen Erbes bewahrt werden. Weltweit sind Bücherbestände der Bibliotheken durch Säurefraß gefährdet", sagte Ziller. Ursache dafür seien komplexe chemische Prozesse bei der Papierherstellung, in deren Folge Schwefelsäure entstehe. Diese sei für die schnelle Alterung des Papiers verantwortlich.

Mehr tödliche Wegeunfälle

BONN, 14. Januar (AP). Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland hat sich 1991 nach Angaben von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm um vier Prozent auf 1496 vermindert. Dies geht aus dem am Donnerstag in Bonn vorgelegten Unfallverhütungsbericht 1991 hervor. Die Zahl der tödlichen Wegeunfälle stieg dagegen um 2,2 Prozent an. Im wesentlichen sei dieser Anstieg auf die deutliche Zunahme des Straßenverkehrs in der ehemaligen DDR zurückzuführen, sagte Blüm.

Um 19,2 Prozent auf 68 858 Fälle stiegen dagegen die Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit. Dem Bericht zufolge bezogen sich 22 800 Anzeigen auf mögliche Hauterkrankungen und 10 300 auf den Verdacht einer berufsbedingten Lärmschwerhörigkeit. In 7500 Fällen handelte es sich um mögliche Atemwegserkrankungen.

Die Zahl der Todesfälle infolge von Berufskrankheiten stieg 1991 um 58 auf 333. Bei Berufskrankheiten mit Todesfolge lägen die Ursachen meist viele Jahre zurück, da heute weitgehende Vorsorge- und Schutzmaßnahmen getroffen würden, und zudem die Gefahrstoffverordnung weiterentwickelt würde, sagte Blüm.

Wassernotstand in Sevilla

SEVILLA, 14. Januar (AP). In der südspanischen Stadt Sevilla darf von 19 Uhr abends bis sieben Uhr morgens kein Trinkwasser mehr gezapft werden. Das beschloß die Stadtverwaltung nach Angaben eines Sprechers am Donnerstag, um die Wasserknappheit in den Griff zu bekommen, die von einer weite Teile Spaniens erfassenden Dürre ausgelöst wurde. Ausgenommen von dem zwölfstündigen nächtlichen Zapfverbot seien Krankenhäuser, aber auch Hotels.

Seit dem 1. Dezember galt in Sevilla, das bis Oktober den Besucher der Weltausstellung mit Springbrunnen und anderen Wasserspielen Kühlung verschaffte, für eine Million Einwohner ein achtstündiges Zapfverbot. Auch in anderen spanischen Großstädten, darunter auch Madrid, ist Trinkwasser knapp und dessen Verbrauch reglementiert. Wie die Einhaltung der Vorschriften in Sevilla im einzelnen überwacht werden soll, wurde nicht mitgeteilt. Es sollen aber Geldstrafen von bis zu 50 Millionen Peseten (rund 700 000 Mark) verhängt werden können.

GEORG GALLUS, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, hat seinen Rücktritt erklärt. Der 65jährige FDP-Politiker teilte in Bonn mit, er werde der neuen Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) nicht mehr angehören, sondern seine Tätigkeit im Bundeslandwirtschaftsministerium zusammen mit Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (CSU) beenden. Zur Begründung sagte Gallus, es sei "jetzt die Zeit für einen Generationswechsel gekommen". (AP/dpa)

Wasser drang in Urananlage

ELLWEILER, 14. Januar (AP). Wasser und Schlamm sind nach starken Regenfällen in die stillgelegte Urananlage Ellweiler im Hunsrück gelangt und dabei radioaktiv verseucht worden. Der Sprecher des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums, Roland Horne, bestätigte am Donnerstag die Vorfälle von Mittwoch. "Es besteht jedoch keine Gefahr für Menschen und Umwelt", betonte er. Die verseuchten Schlamm- und Wassermengen seien am Donnerstag beseitigt worden. Unbestätigten Informationen zufolge sollen in den Gebäuden des früheren Uranwerks 70 Tonnen teils stark radioaktiver Materialien gelagert sein.

Der Vorfall wird in der kommenden Woche den rheinland-pfälzischen Landtag beschäftigen. Die Fraktion der Grünen kündigte eine mündliche Anfrage über das Ausmaß der Gefährdungen an. Der Abgeordnete Michael Henke forderte ein umfassendes Sanierungskonzept.

Lehrerin darf Türkei verlassen

BREMEN, 14. Januar (AP). Die in der Türkei festgehaltene deutsche Lehrerin Gönul Baki darf nach Informationen von Radio Bremen das Land zum Wochenende wieder verlassen. Die Oberstaatsanwaltschaft in Ankara habe das Verfahren gegen die frühere türkische Staatsbürgerin, die einen deutschen Paß hat, eingestellt, berichtete der Sender am Donnerstag. Der Lehrerin aus Bremerhaven waren von den türkischen Behörden die Mitgliedschaft in der Türkischen Kommunistischen Partei sowie Aktivitäten gegen die Türkei vom Ausland aus vorgeworfen worden.

Für diese Vorwürfe gebe es keine Beweise, heißt es nach dem Bericht im Einstellungsbescheid. Außerdem sei die KP- Mitgliedschaft in der Türkei inzwischen nicht mehr illegal. Die Lehrerin saß einen Tag in Untersuchungshaft und durfte die Türkei seit Donnerstag vergangener Woche nicht verlassen.

"Die Panik muß man sich mal vorstellen"

Die Retter wollen trotz der aufkommenden Dämmerung nicht aufgeben: Stundenlang umkreist das Schiff, auf dem ganz groß die Buchstaben "SAR" zu lesen sind, die kieloben liegende "Jan Heweliusz". Seit Stunden ist das Rettungsschiff zusammen mit anderen Begleitbooten auf der Suche nach Überlebenden der am frühen Morgen im Orkan gekenterten polnische Fähre.

"Die Karten waren schlecht gemischt", sagt ein Oberleutnant zur See, nachdem er einige Überlebende der polnischen Fähre aus dem eiskalten Wasser emporgezogen hat. Bei absoluter Dunkelheit war das 125 Meter lange Passagier- und Frachtschiff am Donnerstag morgen vor der Insel Rügen gekentert. "Die Panik muß man sich vorstellen", sagt der Bundeswehroffizier. "Nichts zu sehen und den Schock des eiskalten Wassers zu erleben. Viele Menschen müssen sofort an einem Kreislaufschock gestorben sein. Die Blutleere im Gehirn tritt innerhalb von ein bis zwei Minuten ein."

Die Rettungsmannschaften der Bundeswehr, die in Parow bei Stralsund stationiert sind, sind den ganzen Tag über mit ihren Hubschraubern unterwegs, um nach Überlebenden zu suchen. Die Rettungsinseln des Schiffes sind nach der Katastrophe schnell vom Schiff weggeschwemmt worden, und die Hubschrauber und Schiffe suchen die nahe liegenden Inseln hintereinander nach Überlebenden ab. Nur neun Besatzungsmitglieder sind es, die bis zum Nachmittag über die Seilwinden in die Militärmaschine vom Typ Super-Puma hochgehievt werden können.

50 Kilometer vor der größten Insel Deutschlands kämpfen die Mannschaften stundenlang um jedes Leben. Ein Offizier sagt: "Die Wellen, der Wind und eine verrutschte Ladung ergeben eine brisante Mischung." An der Unglücksstelle ist die Ostsee nur rund 25 Meter tief. Die vom Orkan hochgepeitschen, sechs Meter hohen Wellen schäumen in extrem kurzen Abständen über die "Jan Heweliusz" hinweg.

Stunden nach dem Unglück ist nur noch der rote Kiel des 125 Meter langen Schiffes unter der Wasseroberfläche zu erkennen. Die Wellen haben das Unglücksschiff längst zuvor überflutet. Aus dem Schiffsrumpf spritzen rund zehn Meter hohe Fontänen in die Luft. Neben dem umgekippten Wrack ist ein gekentertes weißes Rettungsboot zu sehen, das im Meer hin- und hergeworfen wird. Am Rumpf der Fähre treiben noch die roten Rettungsleinen, die den ins Wasser gefallenen Menschen einen Halt bieten sollten. Von den Rettungshubschraubern aus wirkt das Schiff wie ein roter Wal, der immer wieder Luft abläßt. Von der Position Nord 54 Grad 36 Minuten und Ost 14 Grad 13 Minuten ist die Insel Rügen nur noch schemenhaft zu erkennen. "Bei dieser Witterung haben die Menschen keine Chance mehr", sagt ein Retter. Mehr als drei bis sechs Minuten könne hier kein Schwimmender lebend durchhalten in dem eiskalten Wasser, das unter den Helikoptern dunkelgrün und unheildrohend brüllt. Nur Kälteschutzanzüge könnten ein Überleben bis zu zwölf Stunden möglich machen.

Über der Unglücksstelle kreisen auch polnische Hubschrauber, die aus Swinemünde gekommen sind. Zusammen mit den Bundeswehrmaschinen suchen sie verzeifelt bis in die Dämmerung hinein nach Anzeichen von Überlebenden.

INGOMAR SCHWELZ (AP)

Einigung bei Sparmaßnahmen? Spitzengespräch der Regierungskoalition über Solidarpakt

BONN, 14. Januar (AP/dpa). Die Spitzenpolitiker der Bonner Regierungskoalition sind bei ihren Beratungen über die geplanten Einsparungen im Rahmen des Solidarpakts zum Aufbau in Ostdeutschland "erheblich" vorangekommen. Wie am Donnerstag nach einem Gespräch der Partei- und Fraktionsvorsitzenden und der zuständigen Minister bei Bundeskanzler Helmut Kohl aus Koalitionskreisen verlautete, ist aber noch kein Abschluß erreicht worden. Das Gespräch solle am Sonntag fortgesetzt werden.

Wie es hieß, ging es um die geplanten Einsparungen im Sozialbereich sowie Kürzungen von Subventionen und Steuervergünstigungen. Nach einem Bericht des Düsseldorfer Handelsblatts verständigten sich die Koalitionspartner unter anderem darauf, die Arbeitnehmersparzulage nach dem 936-Mark-Gesetz zu kürzen oder abzuschaffen, die Sozialhilfe in Bereichen zu verringern, Lebensversicherungen in die Versicherungssteuer einzubeziehen und diese Steuer von jetzt zehn Prozent anzuheben.

Am kommenden Montag sollen sich die Arbeitskreise der Koalitionsfraktionen mit den Ergebnissen der Beratungen befassen. Am Dienstag sollen die Koalitionsfraktionen unterrichtet werden.

Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) warnte vor einem Scheitern der Gespräche über den Solidarpakt. Biedenkopf sagte, es wäre "eine schlimme Sache", wenn der Solidarpakt nicht zustande käme. Für die nächsten zehn bis 15 Jahre seien jährliche Transferleistungen in den Osten von rund 100 Milliarden Mark nötig. Für den Westen bedeute dies, daß die Einkommen einige Jahre nicht ansteigen könnten.

Der CDU-Politiker warnte davor, die bestehenden Sozialsysteme zu überfordern und verlangte eine Umstrukturierung der Finanzierung, die im Rahmen des Solidarpaktes festgelegt werden solle. Falls Steuererhöhungen notwendig würden, seien nur Regelungen, die alle beträfen, sinnvoll. Dies könne möglicherweise durch eine Kombination aus einer Erhöhung der Mehrwertsteuer und der Wiedereinführung der Solidaritätsabgabe bestehen.

ICE-Testfahrten an der US-Ostküste

FRANKFURT A. M., 14. Januar (dpa). Der deutsche Intercity-Express (ICE) soll auch der US-Eisenbahn Beine machen. Von nächstem Sommer an wird der deutsche "Schienenflitzer" zwischen den Ostküsten-Metropolen New York und Washington verkehren. Das haben die Deutsche Bundesbahn und die US-Eisenbahngesellschaft AMTRAK zusammen mit der deutschen Bahnindustrie vereinbart, teilte die DB-Hauptverwaltung in Frankfurt mit. Der Probebetrieb des Zuges ist zunächst auf zehn bis zwölf Monate beschränkt. Nach Angaben der Bundesbahn soll eine Einheit des rund 400 Meter langen ICE auf dem Seewege nach USA transportiert werden. Für den ICE-Einsatz werden Lokführer der AMTRAK bei der Bundesbahn ausgebildet.

SPD-Politiker für vorgezogene Wahlen

HAMBURG, 14. Januar (dpa). Vorgezogene Bundestagswahlen sind nach Ansicht des SPD-Bundestagsabgeordneten Wilfried Penner die einzige politisch richtige Lösung. Von einer Kabinettsumbildung sei kein entscheidendes Signal mehr zu erwarten. Penner sagte der Düsseldorfer Westdeutschen Zeitung, der Bundesregierung stehe "das Wasser bis zum Hals, das Mandat des Volkes trägt nicht mehr". Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sei nach einem Jahrzehnt als Regierungschef völlig aufgebraucht, es finde so gut wie keine Politik mehr statt.

Hekmatyar beschießt Kabul erneut

NEU-DELHI, 14. Januar (dpa). Neue Raketenangriffe auf die afghanische Hauptstadt Kabul haben am Mittwoch schwere Schäden an Einrichtungen der Vereinten Nationen (UN) und anderen Gebäuden verursacht. Radio Kabul meldete in der Nacht zum Donnerstag, die Einheiten des fundamentalistischen Rebellenführers Gulbuddin Hekmatyar hätten mindestens 19 Saker-Raketen in die Stadt geschossen, die offenbar gezielt UN-Gebäude treffen sollten. Auch mehrere Regierungsgebäude seien zerstört worden. Ein Mensch sei verletzt worden, meldete der Sender.

Kalifornien "ertrinkt" im Regen

SAN FRANCISCO, 14. Januar (dpa). Nach einer sechs Jahre anhaltenden Dürreperiode "ertrinkt" Kalifornien derzeit in Regenfluten. Seit fast 14 Tagen anhaltende heftige Regenfälle vor allem im nördlichen und mittleren Abschnitt des US-Westküstenstaates und meterhohe Schneemassen in der Sierra Nevada haben am Mittwoch (Ortszeit) zu katastrophalen Verhältnissen geführt. Wegen Überflutung mußten zahlreiche Straßen gesperrt und Häuser sowie Campingplätze geräumt werden. Wegen Erdrutschgefahr bereiteten sich in der Nacht zum Donnerstag Hunderte von Einwohnern in den Bergen von Santa Cruz auf ihre Evakuierung vor. Der Bezirk Plumas in der Sierra Nevada wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Hier brachen Gebäude unter einer bis zu drei Meter hohen Schneelast zusammen.

"German Control" ist als Dopingpolizei für den Deutschen Sportbund im Einsatz TÜV-Fahnder auf der Suche nach den verbotenen Substanzen 4000 Trainingskontrollen pro Jahr / In der Handball-Bundesliga künftig an jedem Spieltag vor Ort / Basketballer sollen folgen

Mitarbeiter von "German Control" spielen auch 1993 wieder die Dopingpolizei im deutschen Sport: Das in Ostberlin ansässige Tochterunternehmen der TÜV- Rheinland-Gruppe wird wie im Vorjahr rund 4000 Trainingskontrollen im Auftrag des Deutschen Sportbundes (DSB) durchführen und erhält dafür 875 000 Mark. Das Doping-Gesamtbudget des DSB beträgt dieses Jahr 1,2 Millionen Mark.

German-Control-Geschäftsführer Wolfgang Noske sprach von "schlaflosen Nächten", ehe der Vertrag im November 1992 nach "zähen Verhandlungen" unterschrieben war. Das "beste Konzept" hätte gegen vier Mitbewerber den Ausschlag gegeben. Das Unternehmen ist neuerdings auch Partner des Leichtathletik- Weltverbandes (IAAF) bei Trainingskontrollen in Deutschland.

Die IAAF will künftig die "Top 20" der Weltrangliste verstärkt testen und bedient sich dabei der "Fahnder" in den jeweiligen Ländern. Auch ausländische Athleten wie den in Berlin wohnenden Stabhochspringer Sergej Bubka aus Donezk kann es treffen.

Das Angebot von German Control, auch Wettkampfkontrollen durchzuführen, nutzt der Deutsche Handball-Bund (DHB): An jedem Bundesliga-Spieltag wird eine Partie ausgelost, in der jeweils zwei Spieler pro Mannschaft zur Urinprobe gebeten werden. Der Kontrolleur erhält vorab die Nummern auf dem Spielprotokoll und informiert zur Halbzeit, wer an der Reihe ist.

Die deutschen Basketballer wollen ebenfalls anfangen, und mit den Fechtern sei man im Gespräch. Diese Ausdehnung über den Vertrag mit dem Deutschen Sportbund hinaus sei "kommerziell noch nicht sehr lukrativ, dient mehr der Imagepflege", so Noske. Etwa 95 Prozent des Dopingkontrollmarkts wird von seinem "Imperium" erledigt, "an den restlichen fünf Prozent arbeiten wir".

Das Dutzend Mitarbeiter aus Berlin, Gera, Regensburg und Mannheim führte im Vorjahr Trainingskontrollen in 27 Sportarten durch und reiste dazu in acht Länder. "Wir haben German Control beim DSB ins Gespräch gebracht", so Rüdiger Nickel, Antidopingbeauftragter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). "Das Fazit ist generell positiv", fügte er zur Partnerschaft seit Oktober 1991 hinzu.

Das Noske-Team ist bemüht, das Kontrollsystem weiter zu verfeinern: Zu den 93er-Neuerungen gehört ein "rollendes System", nach dem die Mitarbeiter bei den Kontrollen wechseln. Nickel wollte dieses Rotationsprinzip keineswegs als "Mißtrauen Ost gegen West" verstanden wissen: "Aber es muß ja nicht der Eindruck entstehen, zwischen Kontrolleur und Athlet gibt es ein inniges Verhältnis." German Control, das auf seine Neutralität und Unabhängigkeit Wert legt, will damit aber auch Vorurteile abbauen. Im Vorjahr gab es Vorwürfe, die Mitarbeiter würden in den neuen Bundesländern bewußt schlampig arbeiten. "Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind in der Prozedur sehr konsequent und sehen sehr genau hin", betonte Noske. Er schloß bei männlichen Sportlern eine "Manipulation mit Fremdurin außerhalb des Körpers" aus. Man sei außerdem bereit, völlig unangemeldete Kontrollen wie in Trainingslagern auch im Wohnort durchzuführen. Durch die Krabbe-Affäre seien die Sportler "reservierter und mißtrauischer" geworden. Die Radfahrer hätten auf dem Dopingprotokoll stets beanstandet, daß kein Arzt bei der Urinabgabe anwesend war, wie es das Reglement des internationalen Verbandes vorschreibt. Das wurde geändert; in Zukunft ist bei ihnen ein Arzt dabei. Zwei Drittel der Proben gehen nach Köln, ein Drittel nach Kreischa. Auf Forderung der Athleten erhalten die Analytiker nur noch die Codenummer, Ort, Sportart usw. sind nicht mehr ausgewiesen. Die meisten Kontrollen verlaufen sehr kooperativ. Im Vergleich zu Kugelstoßer Kalman Konya, der vor Barcelona mehrere Monate nicht auffindbar war, deshalb suspendiert wurde und inzwischen keinem deutschen Verein mehr angehört, sei Katrin Krabbe "pflegeleicht" gewesen. Oft sei die Urinabgabe mit langen Wartezeiten bis zu sechs Stunden verbunden, ehe der erste Tropfen fließt: "Es gibt Kandidaten, wenn die ausgelost werden, dann stöhnen meine Mitarbeiter", verriet Noske.

In Erinnerung ist ihm auch Schwimm- As Franziska van Almsick (Berlin), die vor der Abreise zu den Olympischen Sommerspielen nach Barcelona im Trainingslager in ihrer Heimatstadt zunächst nicht zur Kontrolle erschien. Sie hatte den Termin verschwitzt, war statt dessen zur Autogrammstunde auf den Alexanderplatz gefahren. Die aufgeschreckten Trainer fuhren eiligst hinterher und konnten "Franzi" noch rechtzeitig "vorführen". dpa

Vier Menschen in Auto verbrannt

EHINGEN, 14. Januar (dpa). In einem brennenden Personenwagen sind in den frühen Morgenstunden des Donnerstags nahe Ehingen (Baden-Württemberg) vier Insassen ums Leben gekommen. Eine Person wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Nach Angaben der Polizei war der Pkw in einer Linkskurve von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt.

11,3 Milliarden Mark für Lotto und Toto

STUTTGART, 14. Januar (dpa). Lotto und Toto bleiben der Bundesbürger liebste Glücksspiele: Etwa 11,3 Milliarden Mark setzten die Deutschen im vergangenen Jahr dafür ein - 13 Prozent mehr als 1991. Auf die alten Länder entfielen davon rund elf Milliarden Mark; in den fünf neuen Bundesländern belief sich das Spielgeschäft auf etwa 303 Millionen Mark. Das Lotto am Samstag baute mit Einsätzen von rund 6,7 Milliarden Mark oder 20 Prozent Steigerung seine Spitzenposition im Lotto- und Totoblock aus. Rückläufig waren die Spielgeschäfte bei der Glücksspirale, im Lotto und Spiel 77 am Mittwoch, im Renn-Quintett und in der Auswahlwette sowie in der Losbrieflotterie.

Ost-Pharmabranche auf dem Rückzug

BERLIN (dpa). Die ostdeutsche Pharmaindustrie konnte sich nach der Wende länger als fast alle anderen Branchen gegen den Ansturm der Westprodukte behaupten. Inzwischen ist sie allerdings ebenfalls auf dem Rückzug: Ihr Marktanteil schrumpfte von etwa der Hälfte vor einem Jahr auf nunmehr noch knapp ein Drittel. Hinzu kam der Wegfall der Exportmärkte in Osteuropa. Dennoch ist der befürchtete Absturz 1992 nicht eingetreten, meint der Vorsitzende des Landesverbandes Ost, Hansjürgen Nelde. Die Branche werde weiterbestehen, wenn auch in wesentlich kleinerem Umfang als ursprünglich erhofft. Die 29 inzwischen weitgehend privatisierten Mitgliedsfirmen haben im vergangenen Jahr rund 1,4 Milliarden Mark umgesetzt, was einem Rückgang um 25 Prozent entspricht. In der Ex-DDR seien die Verkäufe der Pharmaunternehmen nahezu konstant geblieben, da der Arzneimittelmarkt insgesamt deutlich gewachsen sei.

Die Berlin Chemie, zweitgrößter Produzent in den neuen Ländern, werde in diesem Jahr erstmals auf dem westdeutschen Markt auftreten, kündigt Nelde an. Er ist Chef des vom italienischen Menarini-Konzern übernommenen Betriebs. 1992 mußte ein "nicht unbedeutender Umsatzrückgang" von 350 Millionen auf 250 Millionen Mark hingenommen werden. Die derzeit noch 1400 Arbeitsplätze will Nelde bis Jahresende auf maximal 1000 abbauen.

Mehr als 150 000 Inder auf der Flucht

NEU-DELHI, 14. Januar (dpa). Bei den Kämpfen zwischen Hindus und Moslems sind in der indischen Hafenstadt Bombay in der vergangenen Woche über 575 Menschen ums Leben gekommen. Nach einer am Donnerstag von den Nachrichtenagenturen des Landes veröffentlichten Bilanz sind inzwischen über 150 000 Menschen - zumeist Moslems - aus der Metropole geflohen. Die meisten Flüchtlinge seien arm, arbeitslos oder Tagelöhner und stammten aus den zahlreichen Slums am Rande der Stadt. Bombay war Zentrum der Gewalttätigkeiten zwischen den beiden Religionsgruppen, die sich über das ganze Land hingestreckt hatten.

Japan soll C-Waffen vernichten

PEKING, 14. Januar (dpa). China verlangt von Japan, chemische Waffen zu vernichten, die seit dem Zweiten Weltkrieg in China lagern. Japan habe die C- Waffen bei der "Aggression gegen China zwischen 1937 und 1945 hinterlassen", sagte der Sprecher des Außenministeriums am Donnerstag in Peking. Deshalb sei Japan für die Vernichtung verantwortlich. Dies entspreche der internationalen C-Waffen-Konvention.

Erfolg für Wötzel/Steuer bei der EM im Paarlauf Silber auf sehr dünnem Eis Titel ging an Eltsowa/Buschkow / Schwarz/König auf Rang fünf

Erst stießen sie auf Beton, dann holten Mandy Wötzel/Ingo Steuer Silber im Paarlauf. "Das Eis war zu dünn, da konnte man mit der Schlittschuhspitze bis auf den Untergrund durchstechen", erklärte Mandy Wötzel, warum sie nach ihrer Kür bei der Eiskunstlauf-Europameisterschaft in Helsinki aufgeregt zum Kampfgericht geeilt waren. Der versilberte Auftritt des neuformierten Paares aus Chemnitz auf porösem Boden könnte aber zum Fundament für weitere große Erfolge werden. Die neuen Europameister Marina Eltsowa/Andrej Buschkow gewannen schließlich nur mit minimalem Notenvorsprung und wenig Glanz den Titel. "Wenn man die Olympischen Spiele im nächsten Jahr vor Augen hat, wäre es dumm, zufrieden zu sein. Das war ein guter Anfang. Doch da sind noch Reserven", hofft Trainerin Monika Scheibe, auch den letzten Schritt nach ganz vorn noch zu schaffen. Ohne die Wackler beim doppelten Wurf-Axel von Mandy und beim Doppel-Axel von Ingo wäre sogar der Sieg möglich gewesen", so Mandy Wötzel.

Besonders die 1,47 m kleine Sächsin hat in der neuen Beziehung zu Ingo Steuer (26) an Statur gewonnen. Befreit, pfiffig und mit Witz - sie trug ein selbstbedrucktes T-Shirt mit der Aufschrift "Kann denn Leistung Sünde sein" - zeigte Mandy Wötzel auf der Pressekonferenz ein beachtliches Solo, weil ihr Partner bei der Dopingkontrolle festhing. An der Seite ihres früheren Partners Axel Rauschenbach, mit dem sie 1989 schon einmal Vize-Europameister geworden war und von dem sie sich nach den Olympischen Spielen 1992 im Streit getrennt hatte, wirkte Mandy Wötzel wie ein verschüchtertes Kind. "Wenn man unterdrückt und geschlagen wird, läuft man auch so rum", erinnert sich die 19jährige ungern.

Bessere Zeiten sind für Mandy Wötzel ("Es macht wieder Spaß") angebrochen, seit sie sich im Mai '92 mit Ingo Steuer zusammengefunden hat. "Ingo brachte das Läuferische und Tänzerische ein, Mandy macht das Tempo", beschreibt Monika Scheibe die Eigenschaften der beiden. In der Synthese ergibt dies einen harmonischen, exakten Laufstil, der im EM-Vorfeld den Juroren bei vier internationalen Wettbewerben jeweils die besten Noten wert war. Doch Wötzel/Steuer sind nicht nur eine erfolgreiche, sondern auch eine "schlagende Verbindung" eingegangen. Drei Tage vor EM-Beginn hatte Mandy Wötzel ihren Partner im Training mit einem Ellenbogenschlag auf dem Eis niedergestreckt und um den Start bangen müssen. "Ich bin froh, daß er so gut durchgehalten hat", sagte sie und fügte lachend an: "Eigentlich war es eine Revanche. Gleich am Anfang unserer Beziehung hat er mir die Nase gebrochen."

Gut geschlagen haben sich auch Peggy Schwarz/Alexander König. Die Berliner, 1988 schon EM-Dritte, erreichten trotz enormen Verletzungspechs noch Platz fünf. "Die Hüfte tut weh, das rechte Knie ist blau und die Kapsel im linken Fuß gedehnt", berichtete Peggy Schwarz. "Unter diesen Umständen sind wir zufrieden", sagte Schwarz. dpa

Im Blickpunkt: Hilfe für Bosnien Hunderte sterben in der Kälte

Seit Tagen schicken Funkamateure verzweifelte Hilferufe aus Ostbosnien. Demnach sind in den vergangenen Tagen mehrere hundert Menschen in den durch serbische Belagerung abgeschnittenen Ortschaften an Hunger und Kälte gestorben. Die UN reagierten am Donnerstag auf die fortwährenden Appelle aus der belagerten ostbosnischen Ortschaft Zepa und setzten von Belgrad aus einen Konvoi mit 80 Tonnen Hilfsgütern in Marsch. Weitere Hilfsorganisationen haben Konvois für Bosnien angekündigt. Funkamateure in Zepa (60 Kilometer östlich von Sarajewo) sind die einzige Verbindung zur Außenwelt. Sie hatten am Mittwoch berichtet, daß in den vorangegangenen 24 Stunden 85 Menschen erfroren seien, darunter 51 Kinder. Das bosnische Fernsehen berichtete von 17 Kältetoten in der ebenfalls eingeschlossenen Stadt Srebrenica, die 20 Kilometer nordöstlich von Zepa liegt. Zuvor hatten bosnische Medien berichtet, daß mehrere hundert Menschen in dieser Region infolge der Kälte gestorben seien. Serbische Milizen und verminte Straßen hatten bisher die Lieferung von Hilfsgütern nach Zepa verhindert. Außer den 8000 Einwohnern des Ortes leben dort 20 000 Flüchtlinge, viele von ihnen sollen in Höhlen hausen.

"Wir haben noch keine Zustimmung von der serbischen Seite zu diesem Konvoi für Zepa erhalten", sagte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks in Zagreb, als der Konvoi startete. Am Abend sagten die bosnischen Serben freies Geleit für den Konvoi zu.

Die deutsche Hilfsorganisation Komitee Cap Anamur will eigene Hilfsmannschaften aufstellen, die eine bessere Versorgung in Sarajewo und in den freien Gebieten Bosniens organisieren sollen. Vorsitzender Rupert Neudeck warb in Bonn um junge Mitarbeiter, für die beim Franziskaner- Orden in Sarajewo gesorgt werden würde. Mit dem Orden bestehe eine neue und enge Zusammenarbeit bei der humanitären Hilfe. Neudeck unterstrich, daß 60 Prozent Bosniens frei und geschützt seien. Die tägliche Fernsehberichterstattung löse falsche Befürchtungen aus, die zur Unterversorgung führten. Das Komitee Cap Anamur will in den nächsten Tagen mit der Evakuierung von 300 Schwerverletzten aus Sarajewo beginnen.

Der Bundestag in Bonn wollte am Donnerstag abend auf Antrag der SPD einen Appell zur Öffnung des Flughafens von Tuzla in Nordostbosnien beschließen. "Über den völlig intakten Flughafen Tuzla, den auch große Linienmaschinen anfliegen können, könnte die gesamte Region mit etwa 850 000 von Hunger, Kälte und Krieg bedrohten Menschen aus der Luft versorgt werden", heißt es in dem Antrag. Die Bundesregierung müsse darauf drängen, daß die Aufnahme der Hilfsflüge von den UN ermöglicht wird. Die SPD zitiert in ihrem Antrag einen Hilferuf des Bürgermeisters von Tuzla, Selim Beslagic, wonach die Gemeinden Cersak, Konjevic Polje und Kamenica mit zusammen 40 000 Einwohnern bei Temperaturen um minus 15 Grad besonders bedroht sind.

Ein weiterer "humanitärer Konvoi gegen die Barbarei" mit möglicherweise 200 Lastwagen soll Anfang Februar vom Elsaß aus mit Medikamenten und Lebensmitteln nach Sarajewo aufbrechen. Die großangelegte Hilfsaktion hat ein Komitee "Elsaß-Sarajewo" angekündigt, an dessen Spitze der ehemalige Straßburger Bürgermeister und frühere Präsident des Europaparlaments, Pierre Pflimlin, steht. Mit Zeitungsanzeigen rief das Komitee die Bevölkerung zu Spenden auf.

Die schweren Kämpfe in Bosnien dauerten im Norden und Osten Bosniens auch in der Nacht zum Donnerstag mit unverminderter Härte an. Nach Angaben des bosnischen Rundfunks gab es vor allem in der Umgebung der Städte Gradacac und Brcko in der Tiefebene der Save erbitterte und verlustreiche Kämpfe. Der bosnische Rundfunk meldete auch Angriffe der Serben gegen belagerte Städte und Dörfer im Osten Bosniens.

Auch im westlichen Teil Sarajewos wurde geschossen. Im kroatischen Novska trafen nach UN-Angaben 651 Flüchtlinge aus Nordbosnien ein. Sie sollen aus der Umgebung von Banja Luka von serbischen Truppen gezielt vertrieben worden sein. (dpa/AP/AFP/ FR)

Kein Grenzpakt in Bischkek

MOSKAU, 14. Januar (dpa). Das geplante tadschikisch-kirgisische Grenzabkommen ist am Donnerstag gescheitert, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Bei einem Treffen des Parlamentspräsidenten von Tadschikistan, Emomali Rachmanow, mit seinem kirgisischen Amtskollegen Medetkan Scherimkulow in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek sei das Abkommen nicht wie geplant unterzeichnet worden.

Die kirgisische Seite habe in dem Vertragstext die Unverletzlichkeit der Grenze bekräftigen wollen, erklärte Scherimkulow. Darum sei der tadschikische Vorschlag über die Gründung einer bilateralen Kommission für Grenzfragen unannehmbar gewesen. Der Grenzverlauf zwischen den mittelasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken ist aufgrund der geographischen Gegebenheiten am Rand des Pamir-Gebirges kompliziert. Kirgistan will ein Übergreifen des tadschikischen Bürgerkrieges verhindern.

"Mehr ambulant operieren"

KÖLN, 14. Januar (dpa). Weitaus mehr Patienten als bisher könnte bei Operationen ein Klinikaufenthalt erspart bleiben: Mediziner in Deutschland schöpften längst nicht die Möglichkeiten ambulanten Operierens aus, sagte der Heilbronner Chirurg Kurt Fritz, der als einer der Pioniere auf diesem Gebiet gilt, am Donnerstag bei einem Forum der Bundesärztekammer über "Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" in Köln.

In den USA werden nach seinen Angaben bereits 50 Prozent aller Eingriffe ambulant vorgenommen, in der Bundesrepublik nur ein Bruchteil. Als Beispiele für ambulant operierbare Erkrankungen nannte Fritz Krampfadern, fast alle Bereiche der Handchirurgie und Leistenbrüche. Die Nacht nach dem Eingriff verbrächten die Patienten bereits wieder zu Hause. Dadurch ließe sich vor allem die psychische Belastung mindern. So sei ein Klinikaufenthalt auch bei besten Bedingungen meist ein "traumatisierendes Erlebnis". Das gelte besonders für Kinder und alte Menschen.

Nach Angaben des Experten dürfen nicht nur niedergelassene Ärzte, sondern seit Anfang dieses Jahres auch Krankenhäuser ambulante Eingriffe vornehmen.

Steuerhinterziehung per Auto BFH-Präsident für Entfernungspauschale / Kritik an Banken

MÜNCHEN (dpa). Die umfangreichste Steuerhinterziehung läuft Jahr für Jahr mit der Anrechnung der Kilometerpauschale bei den Pkw-Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte als Werbungskosten. Dies berichtet der Präsident des Bundesfinanzhofes (BFH) in München, Franz Klein: "So fahren vier Leute mit einem Auto, und jeder gibt an, er wäre selbst gefahren." Dies könnte über eine allgemeine Entfernungspauschale nach Kilometern, unabhängig vom benutzten Transportmittel, verhindert werden.

Der oberste Finanzrichter kritisiert auch deutlich die Rolle der Banken beim neuen Zinsabschlag. Die Werbung mit Anlagemöglichkeiten in Luxemburg und Österreich sowie mit neuen, extra auf diese Besteuerungsform ausgerichteten Produkten sei ein "dicker Hund". Das Verfahren der Abgabe selbst ist seiner Ansicht nach nicht verfassungswidrig.

Der Präsident des obersten Bundesgerichts für Streitigkeiten mit dem Fiskus und den Zollbehörden plädiert für ein einfacheres Steuerrecht mit weniger Ausnahmen: "Wir haben Gesetze, die im Grunde nicht mehr zu kontrollieren sind." Bei der Einkommensteuer könnte - ähnlich dem Zinsabschlag - beispielsweise auch ein höherer Grundfreibetrag eingeführt werden. Zudem sollten die Spitzensätze gesenkt werden, denn sie "treffen nicht die wirklich Reichen". Klein verweist auf eine Reihe von Ungereimtheiten in der Besteuerung, etwa bei der Höhe des Einheitswertes von Immobilien. Er spricht sich auch dafür aus, daß private Schuldzinsen abzugsfähig sein sollten.

Klein berichtet über einen "insgesamt maßvolleren Vollzug der Steuergesetze". Diese ersichtliche Nachgiebigkeit der Finanzämter könnte auch auf dem zunehmenden Personalmangel beruhen. Die Beamten handelten aber "nicht laxer, sondern pragmatischer". Dies zeige sich beispielsweise daran, daß Steuerbescheide immer häufiger nur vorläufig festgesetzt würden. Diese Praxis habe auch zu einem Rückgang der Klagen bei den Gerichten geführt.

Der Bundesfinanzhof - er feiert im Oktober sein 75jähriges Bestehen - konnte 1992 die Rückstände anhängiger Verfahren erstmals seit über zehn Jahren auf unter 4000 Fälle abbauen, nachdem sie Mitte der achtziger Jahre auf mehr als 5000 gewachsen waren. Die Verfahrenseingänge stiegen aber leicht von 3288 auf 3573 Fälle. Die durchschnittliche Prozeßdauer in München wurde von 15 auf 13 Monate reduziert. Von den 3722 (Vorjahr: 3317) Entscheidungen erging jede fünfte zugunsten des Steuerpflichtigen. Insgesamt zählt der BFH derzeit 66 Richter.

Wertvolle Geige aus Sarg gestohlen

BAD HERSFELD. Unbekannte haben auf dem Friedhof von Rotenburg an der Fulda eine wertvolle italienische Guarneri-Geige aus dem Sarg eines Zigeuners gestohlen. Die Angehörigen hatten, dem letzten Willen des Verstorbenen entsprechend, das Instrument bei der Beerdigung mit ins Grab gelegt.

Nach Polizeiangaben vom Donnerstag wurde das Grab etwa zwei Wochen später verwüstet vorgefunden: Der Sarg war aufgebrochen, die Geige gestohlen. Der Wert des Instruments soll mehrere zehntausend Mark betragen. Die Guarneris gelten neben Stradivari als bedeutendste Geigenbauerfamilie Italiens. dpa

Banken dürfen intern vor faulen Kunden warnen

KARLSRUHE (dpa). Um drohende Verluste zu vermeiden, dürfen Kreditinstitute ihre Angestellten vor möglicherweise unseriösen Unternehmen warnen. Das gilt auch dann, wenn der Verdacht gegen eine Firma nicht bestätigt ist. Mit diesem Beschluß (Az.: ZR 352/91) hob der Bundesgerichtshof ein anderslautendes Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg auf, das eine Großbank wegen ehrverletzender Äußerungen auf Unterlassung der Behauptungen verurteilt und einem Betroffenen Anspruch auf Schadenersatz zuerkannt hatte.

Die Kreditabteilung des Instituts hatte an die Geschäftsstellen im In- und Ausland ein Rundschreiben mit der Warnung vor unseriösen und kriminellen Praktiken von Firmen gesandt, die mit Ketten und Kettenrädern handeln. Allein in der Bundesrepublik sei dadurch ein Schaden von rund 40 Millionen Mark entstanden, ein zusätzlicher Zehn-Millionen-Verlust drohe durch einen weiteren Konkurs. Dem Brief waren Namenslisten der Hauptbeschuldigten, mutmaßlicher Mittäter und Firmen beigefügt, die zu der vermuteten "Ketten-Mafia" gehörten.

Die Karlsruher Richter ordneten die Möglichkeit existenzvernichtender Folgen durch solche Schreiben dem Interesse eines Kreditinstituts unter, hohen, durch kriminelle Machenschaften herbeigeführten Verlusten zu entgehen. Allerdings sei ein "Mindestbestand von Beweisen" erforderlich.

Auftaktniederlage für Stich Huber im Viertelfinale gegen Arantxa Sanchez

Anke Huber ist am Donnerstag mit stark verbesserter Leistung ins Viertelfinale der Tennismeisterschaften von Neusüdwales in Sydney eingezogen. Die 18jährige schlug zu spätabendlicher Stunde die Österreicherin Judith Wiesner 6:4, 6:2 und trifft am Freitag auf die Spanierin Arantxa Sanchez-Vicario, an der sie im Vorjahr im Halbfinale gescheitert war. "Nur am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten", berichtete die 13. der Weltrangliste, die im ersten Satz 1:3 in Rückstand geraten war.

Gegen Arantxa Sanchez rechnet sie sich "ganz gute Chancen" aus, obwohl sie die Weltranglisten-Vierte noch nie geschlagen hat. Im vergangenen Jahr war sie in Sydney ganz dicht dran gewesen, als sie beim 6:4, 5:7, 3:6 sogar zum Match aufgeschlagen hatte. Die spanische Vorjahresfinalistin hatte beim 6:4, 4:6, 6:2 über Stephanie Rottier (Niederlande) erheblich mehr Mühe.

Mit einer Niederlage begann der Münchner Grand-Slam-Sieger und Hopman-Cup-Gewinner Michael Stich am Donnerstag die Freiluftsaison 1993: Beim Einladungsturnier in Adelaide verlor der Elmshorner das erste Spiel in seiner Dreiergruppe gegen den Australier Todd Woodbridge mit 4:6, 6:7 (4:7) nach 1:34 Stunden. Nächster Gegner von Stich ist am Freitag Jim Courier (USA).

Topfavorit Pete Sampras aus den USA schreitet weiter ungefährdet dem Finale des Turniers in Sydney entgegen. Nach einem 6:4-6:2-Erfolg über den Schweden Nicklas Kulti steht der an Nummer eins gesetzte Weltranglistendritte im Halbfinale der mit 300 000 Dollar dotierten Herrenkonkurrenz.

Im zweiten Semifinale erwartet der Österreicher Thomas Muster nach einem 7:6 (7:5), 7:6 (12:10) über Jonas Svensson aus Schweden den Italiener Omar Camporese. Dieser schaltete den an Position vier eingestuften Südafrikaner Wayne Ferreira 4:6, 6:3, 6:4 aus.

Die beiden Tennisprofis Marc Goellner (Neuss) und Markus Naewie (Mannheim) sind in der zweiten Runde des Grand- Prix-Turniers im neuseeländischen Auckland ausgeschieden. Bei dem 182 500-Dollar-Turnier unterlag der 22jährige Goellner dem an Nummer zwei gesetzten Russen Alexander Wolkow 2:6 und 3:6. Naewie hatte gegen den ungesetzten Amerikaner Chuck Adams mit 3:6 und 3:6 das Nachsehen.

Beim Turnier in Jakarta gewann Carl- Uwe Steeb sein Viertelfinalspiel. Der Stuttgarter schlug David Prinosil aus Amberg mit 6:2 und 6:4. dpa/sid

Moskau und Kiew kooperieren

MOSKAU, 14. Januar (dpa). Der russische Regierungschef Viktor Tschernomyrdin und sein ukrainischer Amtskollege Leonid Kutschma haben am Donnerstag in Moskau eine Reihe von Abkommen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit unterzeichnet. Ungelöst bleibt jedoch zunächst die umstrittene Regelung der Auslandsschulden der früheren UdSSR. Am heutigen Freitag ist ein Treffen der beiden Präsidenten, Boris Jelzin und Leonid Krawtschuk, geplant.

Tschernomyrdin und Kutschma vereinbarten unter anderem, bis zum 1. Juli keine neuen Zolltarife einzuführen. Beide Seiten wollen außerdem gemeinsam den Übergang zum Freihandel zwischen ihren Staaten ausarbeiten. Die Regierungschefs unterzeichneten auch Abkommen über Zusammenarbeit im Bereich der Atomenergie, über die Regelung offener Finanztransferleistungen und den Sozial- und Arbeitsschutz, der in den Grenzregionen beider Länder arbeitenden Bevölkerung. Verabschiedet wurde auch ein Protokoll über Erleichterungen im Transportwesen."Müllverbrennung vertretbar"

KÖLN, 14. Januar (dpa). Der Streit in der Ärzteschaft um die Gefahren der Müllverbrennung geht weiter. Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, verteidigte am Donnerstag in Köln die umstrittene Studie seines Gremiums, wonach bei hochmodernen Anlagen keine "meßbare Umweltbelastung" festzustellen sei.

Irak droht Vergeltung für Luftangriff an Bagdad will aber UN-Forderungen erfüllen

FRANKFURT A. M., 14. Januar (dpa/Reuter/AFP/AP). Bei den Luftangriffen der USA und ihrer Verbündeten auf Raketenstellungen in Südirak sind nach irakischen Angaben vom Donnerstag 19 Menschen getötet und 15 verletzt worden. Iraks Staatschef Saddam Hussein drohte im Fernsehen mit Vergeltung für die "böse Aggression von Verbrechern". Vize-Ministerpräsident Tarek Asis kündigte aber in Bagdad an, daß Irak seine Vorstöße nach Kuwait stoppen und den UN wieder Flüge nach Irak gestatten werde. Die Vorstöße und die Flugverweigerung waren die Auslöser für den Angriff.

Unter den Toten waren nach Angaben des irakischen Generalkommandos 17 Soldaten. Es seien Häuser in der Umgebung von Basra, Al Nadschaf, in den Provinzen Muthana und Missan sowie militärische Positionen zerstört worden. Ausrüstung sei nur "leicht" beschädigt.

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Brent Scowcroft, sagte, es sei lediglich "annähernd die Hälfte" der acht angegriffenen Raketenbasen zerstört worden. US-Verteidigungsminister Richard Cheney sagte, die Alliierten hätten sich bewußt für eine begrenzte und "maßvolle" Aktion in der Flugverbotszone im Süden Iraks entschieden. Falls sich Saddam Hussein auch weiter nicht an die UN- Auflagen halte, seien die USA "bestens darauf vorbereitet, vor dem Regierungswechsel am 20. Januar wieder Gewalt anzuwenden". Die USA begannen am Donnerstag, eine rund 1600 Mann starke Streitmacht in Kuwait zu stationieren.

Saddam rief seine Soldaten zum Widerstand gegen die Alliierten auf. "Bekämpft sie so, wie ihr die Feinde Gottes früher bekämpft habt". Eine weitere "Schlacht des Heiligen Krieges hat begonnen, von der Gott will, daß sie ein sicherer Sieg für euch wird." Am Abend meldete Iraks Armee, sie habe zwei alliierte Flugzeuge aus der nördlichen Flugverbotszone vertrieben. Diplomatisch lenkte Saddam aber ein und ließ signalisieren, daß UN-Inspektoren mit eigenen Flugzeugen eingelassen würden. Die Vorstöße in den kuwaitischen Teil der demilitarisierten Zone im Norden Kuwaits würden eingestellt.

(Weitere Berichte und Kommentar auf den Seiten 2 und 3)

Somalia-Lösung wieder fern Ghalis Rettungsversuch für Friedensgespräche erfolglos

ADDIS ABEBA, 14. Januar (dpa/AP). Der Versuch von UN-Generalsekretär Butros Ghali, die praktisch gescheiterten Friedensgespräche über Somalia noch zu retten, ist zunächst ohne Erfolg geblieben. Wie aus Teilnehmerkreisen bekannt wurde, verließen immer mehr Mitglieder einzelner Delegationen die äthiopische Hauptstadt.

Der UN-Generalsekretär hatte sich am Mittwoch in die seit elf Tagen andauernden Verhandlungen eingeschaltet und die Chefs der somalischen Milizen aufgefordert, möglichst rasch ein gemeinsames Kommunique zu unterzeichnen. Die Verabschiedung eines gemeinsamen Textes über die Beendigung des Bürgerkriegs war daran gescheitert, daß die 14 Bürgerkriegsparteien sich nicht einigen konnten, welche Gruppierungen an der "nationalen Versöhnungskonferenz" teilnehmen sollen, die für den 15. März in Addis Abeba geplant ist.

Somalia selbst erlebte offenbar einen ausgesprochen ruhigen Tag. Es wurden praktisch keine Zwischenfälle gemeldet. Ein hoher US-Militär rief die Soldaten der multinationalen UN-Truppen auf, zur somalischen Bevölkerung freundlich zu sein. Damit sollte offenbar verhindert werden, daß sich eine Kluft der Feindschaft zwischen den Somalis und den ausländischen Soldaten auftut. Am Dienstag war erstmals ein US-Soldat von einem Heckenschützen erschossen worden. Einen Tag später erschossen Soldaten einen Somali, der ein Gewehr auf eine US-Patrouille angelegt hatte.

Inzwischen arbeitet ein Expertenteam der UN bereits an Entwürfen für die Zukunft des ostafrikanischen Landes. Ende Januar will die Kommission, zu der auch private Berater und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gehören, ihren Vorschlag für einen neuen somalischen Staat vorlegen. Die Entwürfe zielen auf die Wiederherstellung eines funktionierenden Gesundheitssystems sowie des Polizei- und Schulwesens; es geht ferner um eine ausreichende Trinkwasserversorgung, die Wiedereröffnung der Handelswege und Seehäfen, die Ankurbelung der Landwirtschaft und eine Industrie zur Verarbeitung der Agrarprodukte.

Von der Inter-Tribüne auf den Bundesliga-Rasen? Dortmund mit Sammer einig Stuttgart hat Vorkaufsrecht / Entscheidung diese Woche

Die Rückkehr von Nationalspieler Matthias Sammer in die Fußball-Bundesliga steht bevor. "Wir sind mit Matthias Sammer einig", bestätigte am Donnerstag Borussia Dortmunds Manager Michael Meier, der sich am Vortag mit Präsident Gerd Niebaum zu Verhandlungen bei Sammers Klub Inter in Mailand aufhielt. Aber: Auch Sammers Rückkehr zum VfB Stuttgart ist nicht auszuschließen. Denn die Dortmunder wurden mit der Tatsache konfrontiert, daß der VfB, der den 25jährigen Nationalspieler im Sommer für eine vereinbarte Ablösesumme von rund zehn Millionen Mark an Inter abgab, eine Option auf Sammer besitzt.

Meier: "Ich habe meine Hausaufgaben gemacht: Sammer weiß, daß er die Chance hat, zu uns zu kommen, aber wenn der VfB seine Option wahrnimmt und den marktüblichen Preis zahlen kann, hat er das Erstzugriffsrecht. Das ist klar." Die Stuttgarter haben den Vorteil, daß sie Sammer mit noch ausstehenden Ablösezahlungen der Mailänder "verrechnen" könnten. Den Schwaben steht nämlich aus dem Transfer aus dem vergangenen Sommer noch ein Betrag von rund 4,5 Millionen Mark zu. Die Vereinskasse der Dortmunder jedoch ist prall gefüllt. Die BVB-Verantwortlichen haben schon in Mailand verhandelt und sind bei den Gesprächen vor Ort in jedem Fall ein gutes Stück weitergekommen. So sind die Inter-Verantwortlichen offenbar nun doch bereit, ihrem unzufriedenen Mittelfeldakteur die vorzeitige Freigabe aus seinem noch bis 1995 laufenden Vertrag zu gewähren.

"Ich habe den Eindruck, daß hier bei den Mailändern ein Sinneswandel eingetreten ist", sagte der Dortmunder Manager. Die endgültige Entscheidung über eine eventuelle Freigabe Sammers soll, so Meier, noch in dieser Woche fallen. Die Zeit drängt: Der BVB ist schon deshalb an einer schnellen Einigung interessiert, da Sammer nur bei einem bis zum heutigen Freitag getätigten Wechsel im UEFA-Cup-Viertelfinale im März gegen AS Rom eingesetzt werden könnte.

Sammer selbst will lieber heute als morgen gehen. In dem vermeintlichen Fußball-Schlaraffenland, wo er eine Jahres-Gage von netto rund einer Million Mark verdient, fühle er sich "kreuzunglücklich", sagte er. Sammer hat auch nach sechs Monaten noch immer große Sprachprobleme, ist mit den meisten Teamkollegen nicht "warm" geworden und fand sich als überzähliger Ausländer zuletzt häufig auf der Tribüne wieder.

Als Ablösesumme für den 23maligen früheren DDR-Nationalspieler, steht eine Summe von rund zehn Millionen Mark im Raum. Im Gegensatz zum VfB Stuttgart können die Dortmunder die Summe aus den laufenden Mehreinnahmen im lukrativen UEFA-Cup aufbringen.

Die Stuttgarter waren in dieser Woche in das Rennen um ihren "verlorenen Sohn" eingestiegen und wollten finanziell "bis an die Schmerzgrenze" gehen, wie Manager Dieter Hoeneß sich ausdrückte. Ob der VfB allerdings in der Lage ist, Sammers Rückkehr zu finanzieren, wird im Umfeld des Klubs bezweifelt. dpa

Stepanovic gibt auf Gran Canaria Plazet Eintracht Frankfurt will Zchachadse verpflichten

Die Entscheidung ist gefallen, jetzt fehlt nur noch der Vertrag. Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt will sich spätestens bis zur Saison-Rückrunde mit dem Georgier Kachabar Zchachadse verstärken. Dies erklärte Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein während des Trainingslagers der Frankfurter auf Gran Canaria, nachdem sich Noch-Trainer Dragoslav Stepanovic nach einem Test für eine Verpflichtung des Vorstoppers von Dynamo Moskau ausgesprochen hatte. Zchachadse wird 1,5 Millionen Mark Ablösesumme kosten.

Der Vizepräsident hat auf der Kanaren-Insel alle Hände voll zu tun, denn bei der Eintracht laufen gleich zwölf Verträge von Lizenzspielern aus. Allerdings führt der frühere Nationalspieler zunächst Vorgespräche, Entscheidungen sollen aber erst in Frankfurt fallen. "Wir haben bis zum 1. April Zeit, warum soll ich mich unter Druck setzen", sagte Hölzenbein. FR

Volleyball Schwerin im Europacup nicht startberechtigt

Die Volleyballer des Zweitliga-Spitzenreiters Schweriner SC müssen ihre Hoffnungen auf eine Teilnahme am Europapokal der Pokalsieger 1992/93 begraben. Der Pokalfinalist hoffte, im Europapokal startberechtigt zu sein, wenn Pokalsieger Moerser SC seinen Titel verteidigt und am Landesmeisterwettbewerb teilnimmt.

Die Schweriner waren als letzter Ost- Vizemeister aus finanziellen Gründen auf Zypern nicht angetreten. Dafür legt die Spielordnung des Europäischen Volleyball-Verbandes eine automatische Sperre für den nächsten Wettbewerb fest. dpa

Wieder Brand im Atomkraftwerk Tschernobyl

MOSKAU/STOCKHOLM, 14. Januar (dpa/Reuter). Im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl hat es am Donnerstag zum zweiten Mal in dieser Woche gebrannt. Die Nachrichtenagentur Itar- Tass meldete, in einem Lüftungsschacht im Betonmantel des Unglücksreaktors von 1986 sei Feuer ausgebrochen. Der Brand sei rasch gelöscht worden. Radioaktivität trat den Angaben zufolge nicht aus. Erst am Dienstag war in einem Sicherungskasten einer Verbindungsstation zwischen dem ersten und zweiten Block Feuer ausgebrochen, das nach kurzer Zeit gelöscht worden war. Der ukrainische Umweltminister Juri Kostenko forderte ein Referendum über die Atomenergie. Tschernobyl müsse zwar vom Netz genommen werden, eine sofortige Stillegung sei aber nicht möglich.

In einem abgeschalteten Reaktor des schwedischen Atomkraftwerks Ringhals brach in der Nacht zum Donnerstag ein Feuer aus. Es wurde nach Angaben der staatlichen Strahlenschutzbehörde in Stockholm nach 20 Minuten gelöscht.

Schwere Orkanstürme wüteten in Europa

HAMBURG, 14. Januar (dpa). Orkanartige Stürme mit Spitzengeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern haben in West- und Nordeuropa katastrophale Verwüstungen angerichtet, vor allem im Norden Deutschlands. Allein in Mecklenburg-Vorpommern entstanden Schäden in Millionenhöhe. Der Orkanwirbel namens "Verena" zog im Laufe des Donnerstags Richtung Baltikum ab, die Metereologen gaben Entwarnung.

In Schleswig-Holstein und Hamburg waren Feuerwehr und Polizei in der Nacht zum Donnerstag 2800mal unterwegs. "Verena" entwurzelte Bäume, deckte Dächer ab und riß Schornsteine nieder. In Lübeck blies der Orkan ein Loch in den Jakobi-Kirchturm; von der Katharinen-Kirche fielen große Teile des Dachs auf die Straße. In Kiel donnerten 20 Quadratmeter des Rathausdaches zu Boden. In Ellerau bei Hamburg riß es einen Triebwagen von den Schienen. Im Kreis Steinburg pustete "Verena" zwei landwirtschaftliche Gebäude um. Ähnliches in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen: Baugerüste, Plakatwände, Ampeln und ein Kran im Oldenburger Hafen stürzten um.

Der Sturm behinderte den Verkehr massiv und führte zu Unfällen: In Niedersachsen krachte es 32mal, neun Menschen wurden verletzt. Lastwagen stürzten um, Autos schleuderten in die Leitplanken. An vielen Stellen blockierten Bäume die Straßen: So saßen 26 Lkw in Lübeck an der Umgehungsstraße nach Mecklenburg-Vorpommern fest. Die B196 auf Rügen war gesperrt, ebenso die Fehmarnsundbrücke und Brücken über den Nord-Ostsee-Kanal.

Auf dem Kahlen Asten in Nordrhein- Westfalen blies der Wind mit 170 Stundenkilometern. Doch gleichzeitig verzeichnete das Essener Wetteramt die frühlingshafte Rekordtemperatur von 15,3 Grad: Das gab's im Januar noch nie, seitdem die Essener 1920 zu messen begannen.Eiskunstlauf-EMUsowa/Schulin tanzen erstem Titel entgegen

Die "ewigen Zweiten" Maia Usowa/ Alexander Schulin laufen bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki ihrem ersten Titel entgegen. Das russische Tanzpaar setzte sich mit überzeugenden Vorträgen am Donnerstag in den Pflichttänzen an die Spitze. Zweite wurden die Europa- und Weltmeisterschaftsdritten Oksana Gritschuk/Jewgeni Platow (Rußland). Mit einer starken Leistung sicherten sich die finnischen Lokalmatadoren Susanna Rahkamo/Petri Kokko den dritten Rang und eine Medaillenchance. Die Essener Jennifer Goolsbee/ Hendryk Schamberger wurden Zehnte. Kati Winkler/Rene Lohse aus Berlin belegten den 15. Rang unter 23 Paaren.

Die Vizeweltmeister Usowa/Schulin standen jahrelang im Schatten ihrer zurückgetretenen Landsleute und Vorjahressieger Marina Klimowa/Sergej Ponomarenko sowie der französischen Geschwister Paul und Isabelle Duchesnay. Goolsbee/Schamberger hielten mit ihrem erwartungsgemäßen Beginn die Möglichkeit offen, für die EM 1994 zwei Startplätze für Deutschland im Eistanz zu sichern. Um dies zu schaffen, müssen sie sowohl im Originaltanz als auch in der Kür diese Position verteidigen. dap

IRMGARD MÖLLER, CHRISTIANE KUBY und HANNA KRABBE, in Lübeck- Lauerhof einsitzende Häftlinge aus der Roten Armee Fraktion (RAF), haben Anträge auf vorzeitige Entlassung aus der Haft gestellt. Das bestätigte eine Sprecherin des schleswig-holsteinischen Justizministeriums. Die drei Frauen sind zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Irmgard Möller (45) ist seit 1972 in Haft. Sie war seinerzeit im Zusammenhang mit Sprengstoffanschlägen gefaßt worden. Christiane Kuby (36) ist seit Januar 1978 in Haft. Hanna Krabbe (47) gehörte 1975 zu den Besetzern der Stockholmer Botschaft und ist seit ihrer Festnahme im gleichen Jahr in Haft. Nach Paragraph 57 a des Strafgesetzbuches kann ein Häftling nach 15jähriger Haftzeit unter gewissen Voraussetzungen vorzeitig entlassen werden. Dazu gehört die Einwilligung der Inhaftierten, die bislang nicht vorgelegen hatte. (dpa)

Brasilien will mit KWU Angra II fertigstellen

RIO DE JANEIRO (dpa/FR). Nach fast einem Jahrzehnt, in dem sich kaum etwas bewegte, soll das deutsch-brasilianische Nuklearprogramm wenigstens zum Teil fortgeführt werden. Wie die Wirtschaftszeitung Gazeta Mercantil berichtet, plant Brasiliens Regierung den Weiterbau der Kernkraftwerke Angra II und Angra III südwestlich von Rio de Janeiro. Ursprünglich sah der 1975 geschlossene Vertrag bis 1995 die Errichtung von acht Atommeilern sowie die Installation eines kompletten Kreislaufes nuklearer Brennstoffe vor, also einschließlich Anreicherungs- und Wiederaufbereitungsanlage.

In der vergangenen Woche wurden dem Zeitungsbericht zufolge in Angra dos Reis fast 4000 Tonnen Ausrüstungsgegenstände für die beiden Kernkraftwerke ausgeladen. Angra II (1300 Megawatt) solle jetzt bis 1997 fertiggestellt werden. Für das Projekt Angra III stehe noch kein neuer Termin fest. Bisher produziert in dem Gebiet nur das mit amerikanischer Westinghouse-Technologie gebaute Angra I (626 Megawatt) Strom. An der deutsch-brasilianischen Ingenieurfirma, die für den Bau von Angra II verantwortlich ist, hält die Siemens-Sparte KWU einen Anteil von 25 Prozent.

Literatur/Stasi .Müller: "Ich wurde als IM geführt" - Akten nicht auffindbar

Berlin (dpa). Der Dramatiker Heiner Müller hat nach eigener Aussage aus Karteikarten der Gauck-Behörde erfahren, daß er "von der Staatssicherheit als IM geführt wurde". Laut Auskunft der Behörde seien aber Akten über seine Person oder seine Arbeit nicht auffindbar, teilte der Autor am Donnerstag in einer persönlichen Erklärung zu den seit Beginn der Woche gegen ihn erhobenen Stasi-Vorwürfen mit. Er könne versichern und beeiden, "daß ich im Zusammenhang mit der Staatssicherheit kein Papier unterschrieben und kein Wort schriftlich formuliert habe". Zusammen mit seinem Anwalt Reiner Geulen will sich Müller um weitere Aufklärung bemühen. Achtung: Folgt Zusammenfassung dpa pe mr

Polnische Fähre sank im Orkan vor der Insel Rügen Neun Überlebende aus dem eiskalten Wasser gezogen / Trotz Sturmwarnungen in Swinemünde ausgelaufen

STRALSUND, 14. Januar (AP/dpa). Mindestens 50 Menschen sind am Donnerstag bei einem schweren Fährunglück vor Rügen ums Leben gekommen. Wie der Sprecher des Rettungsstabes am Abend in Stralsund mitteilte, konnten nur neun Insassen der im Sturm gekenterten und später gesunkenen polnischen Fähre mit Hubschraubern und Booten aus dem zwei Grad kalten Wasser gerettet werden. 39 Menschen wurden tot geborgen.

Nach Einbruch der Dunkelheit stellten die Rettungsmannschaften, unter ihnen drei Taucherteams und Suchmannschaften mit elf Hubschraubern, die Suche ein. Sie soll am Freitag fortgesetzt werden. Hoffnung auf weitere Überlebende gibt es aber nach Ansicht der Verantwortlichen nicht. Über die Gesamtzahl der Insassen gab es widersprüchliche Aussagen. Nach amtlichen polnischen Angaben waren mehr als 60 Passagiere und Besatzungmitglieder an Bord.

Das polnische Schiff "Jan Heweliusz" war auf dem Weg vom polnischen Hafen Swinemünde (Swinoujscie) nach Ystad in Schweden. Am frühen Morgen geriet es bei einem Orkan mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 Stundenkilometern in Seenot. Etwa 15 Seemeilen östlich von Rügen kenterte das Schiff gegen 5.30 Uhr und trieb dann kieloben im Meer, bevor es am Abend endgültig versank. Die Ursache des Unglücks war am Donnerstag noch ungeklärt. Möglicherweise habe das Schiff durch einen aus der Verankerung gerissenen Lastwagen oder Eisenbahnwaggon Schlagseite bekommen, sagte Flottenadmiral Otto Ciliaz.

Sieben der geretteten polnischen Besatzungsmitglieder wurden mit Hubschraubern in ein Nothospital in Parow bei Saßnitz gebracht; die zwei anderen befinden sich in Stralsund in Behandlung. Nach Angaben der behandelnden Ärzte schweben zwei noch in Lebensgefahr. Deutsche, polnische und dänische Hubschrauber hatten kurz nach dem Notruf des Kapitän des Schiffes um fünf Uhr morgens die Suche aufgenommen. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger entsandte zwei Seenotrettungskreuzer. Die eingesetzten Marinetaucher konnten wegen des hohen Seegangs nicht bis unter das Schiff gelangen. Die ausgelaufenen Fischkutter mußten wegen der schweren See wieder abdrehen. Wie der Sprecher des Rettungsstabes am Abend sagte, handelt es sich bei den Passagieren nach Informationen aus Polen um 28 LKW-Fahrer aus Polen, Schweden, Norwegen, der Schweiz, Österreich und Ungarn. Außerdem sollen drei weitere polnische Passagiere und 29 Besatzungsmitglieder an Bord gewesen sein, also insgesamt 60 Mann. Das polnische Innenministerium hatte dagegen von 66, der Reeder von 68 Menschen an Bord gesprochen. Die Insassen konnten wegen des Sturms keine Rettungsboote zu Wasser lassen. Nur wenigen gelang der Sprung auf eine Rettungsinsel. Viele Menschen, die im Wasser noch lebten, waren wegen der Kälte nicht mehr in der Lage, sich die von den Hubschraubern herabgelassenen Rettungsschlingen selbst umzulegen. Die Bremer Seenotleitzentrale erreichte nach Angaben ihres Sprechers Andreas Lubkowitz gegen 5.00 Uhr ein Notruf der 1977 gebauten 3000 BRT großen "Jan Heweliusz", in dem es hieß, die Fähre habe Schlagseite. Zu diesem Zeitpunkt habe sich das Schiff bei schwerer See acht Seemeilen östlich von Rügen befunden. Die dänischen Behörden berichteten, sie hätten das erste Notsignal des Schiffes um 4.48 Uhr erhalten. Sie hätten den Notruf sofort an die deutschen Stellen in Bremen weitergeleitet, die aber offenbar von dem Vorfall noch nichts wußten. Daraufhin sei ein dänischer Hubschrauber zur Unglücksstelle geflogen, gefolgt von zwei dänischen Seenotrettungsschiffen.

Der Schiffseigner Wlodzimierz Matuszewski berichtete im polnischen Fernsehen, der Kapitän des Schiffes habe um 2.00 Uhr in einem Funkspruch mitgeteilt, das Schiff habe 20 Grad Schlagseite. Um kurz vor fünf Uhr seien es schon 70 Grad gewesen. Um 5.02 habe das Schiff den Notruf "Mayday" gefunkt.

Bei der Fähre handelt es sich um ein sogenanntes kombiniertes Passagier-RoRo-Schiff (Roll-on-Roll-off), das vor allem auch für die Beförderung von Lastzügen ausgelegt ist. 1987 war vor der belgischen Küste die "Herald of Free Enterprise", eine Fähre ähnlichen Typs, gekentert. Damals starben 193 der 530 Passagiere.

Wie die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete, war die polnische Fähre bereits zweimal zuvor gekentert: Wegen eines Defekts der Ballasttanks legte sie sich im August 1982 bei der Entladung von Eisenbahnwaggons im schwedischen Hafen Ystad auf die Seite. Drei eingeschlossene Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. 1978 war das Schiff wegen defekter Ventile für die Regulierung der Ballasttanks gekentert, ohne daß damals Menschen zu Schaden kamen. Scharfe Kritik wurde inzwischen von in- und ausländischen Experten wegen offenbar mangelnder Seetüchtigkeit der 1977 in Dienst gestellten "Jan Heweliusz" geübt. Schwedische Fachleute äußerten ihr Unverständnis darüber, daß die Fähre trotz Sturmwarnung in die Ostsee ausgelaufen war. Sie wiesen darauf hin, daß der gesamte Fährverkehr zwischen Saßnitz und Trelleborg eingestellt wurde.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Unglücks begab sich der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite, per Hubschrauber an den Unglücksort. Er besuchte in Stralsund auch Überlebende im Krankenhaus. In der Stralsunder Marienkirche fand am Nachmittag ein Gottesdienst für die Opfer der Katastrophe statt. Bundesverkehrsminister Günther Krause sandte seinem polnischen Kollegen Zbigniew Jaworski ein Beileidstelegramm. Der polnische Präsident Lech Walesa sprach den Angehörigen der Opfer in einem Brief seine Anteilnahme aus.

Honecker in Chile eingetroffen Strafprozeß wegen Formfehlers aber noch nicht beendet

SANTIAGO, 14. Januar (dpa). Erich Honecker ist in Chile eingetroffen. Um 13.50 Uhr (Ortszeit) landete die Maschine der brasilianischen Gesellschaft Varig am Donnerstag auf dem Flughafen von Santiago. Der 80jährige hatte Deutschland am Mittwoch wenige Minuten vor Mitternacht verlassen.

In Chile hattedie Kommunistische Partei alle Sympathisanten aufgerufen, Honecker einen großen Empfang zu bereiten und ihm zu dem "Sieg zu gratulieren, den seine Freiheit bedeutet". Auch die Spitze der Sozialistischen Partei wollte ihn empfangen. Die Regierung wollte niemanden in offizieller Mission schicken.

Der "Fall Honecker" läßt die Berliner Justiz nicht ruhen: Der Prozeß wegen der Toten an der Mauer ist formal wegen eines Verfahrensfehlers noch nicht beendet. Justizsprecher Bruno Rautenberg teilte am Donnerstag überraschend mit, das Kammergericht habe die Einstellung des Verfahrens gegen den Ex-DDR- Staatschef bereits am Mittwoch nachmittag - als Honecker aus der Haft entlassen wurde - wiederaufgehoben.

Das Kammergericht habe die Entscheidung damit begründet, das Verfahren hätte nicht außerhalb der Hauptverhandlung eingestellt werden dürfen. Dies heiße aber auch nicht, daß der Prozeß in Abwesenheit Honeckers weiterlaufen müsse, sagte Rautenberg. Wie die 27. Große Strafkammer des Landgerichts nun reagiert, sei ungewiß.

Nebenklägeranwalt Hanns-Ekkehard Plöger will beantragen, den Prozeß in Abwesenheit Honeckers fortzusetzen. In Justizkreisen wurden die Erfolgsaussichten bezweifelt.

Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft auch Beschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts eingelegt, den zweiten Haftbefehl gegen Honecker wegen Untreue aufzuheben.

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Altberliner Verlag privatisiert

BERLIN. Die Privatisierung des auf Kinder- und Jugendbücher spezialisierten Altberliner Verlags ist abgeschlossen. Von der Treuhandanstalt wurden die Geschäftsanteile der Berliner Verlags- GmbH Mitte Dezember zu gleichen Teilen an Stephan Schmidt und Renate Nickl vergeben. Die neuen Eigentümer wollen das Bilderbuch- und Jugendprogramm fortführen. Geschäftssitz sollen künftig Berlin und München sein.

Schmidt ist Rechtsanwalt und Partner einer Münchner Anwaltskanzlei; der frühere Journalist ist außerdem im Film-, Verlags- und Werbebereich tätig. Renate Nickl trat als Autorin für Hörspiele und Theaterstücke für Kinder hervor und gilt als Spezialistin für DDR-Literatur. dpa

Leichtathletik DLV droht angeblich weitere Dopingaffäre

Dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) steht möglicherweise eine weitere Doping-Affäre ins Haus. Der Verband soll seinen bisherigen Bundestrainer für weiblichen Speerwurf-Nachwuchs, Siegfried Becker aus München, entlassen haben, um an seiner Stelle einen dopingbelasteten Coach aus der ehemaligen DDR, Lutz Kühl, eingestellt zu haben. Dies behauptet die Deutsche Speerwurfschule (DSS) aus Augsburg in einem Brief an ihre Mitglieder. Zu Kühl heißt es in dem vom DSS-Vorsitzenden Roland Rau unterzeichneten Schreiben: "Gerade er war als Mitglied des Stasi- Clubs Dynamo Berlin der skrupelloseste Jugenddoper. Er dopte Mädchen mit wesentlich höheren Dosen von Anabolika, als selbst die ,DDR-Sportmediziner&rquote; vorschrieben."

Die Deutsche Speerwurfschule gilt als Interessenvertretung einiger deutscher Speerwerfer und hat sich die Förderung und Weiterentwicklung des Speerwurfs zum Ziel gesetzt. dpa

Kleinkind neben Drogentoter

SULZBACH-ROSENBERG, 15. Januar (dpa). Ein eineinhalbjähriger Junge hat sechs Tage allein mit seiner toten Mutter in einer Wohnung im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg gelebt. Durch das Schreien des Kindes wurde das Jugendamt auf den Heroin-Tod der 31jährigen Frau aufmerksam. Polizeibeamte brachen die Wohnungstür auf. Das völlig entkräftete Kind saß im Schlafzimmer in einem Laufgitter. Es wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht und befindet sich nicht in Lebensgefahr.

Italien winkt Milliardenhilfe der EG

BRÜSSEL (dpa). Die EG will Italien mit einem Darlehen von 16 Milliarden Mark zur Stützung seiner Zahlungsbilanz unter die Arme greifen. Dies empfahl jetzt der EG-Währungsausschuß, dem hohe Vertreter der Finanzministerien und Zentralbanken der Mitgliedstaaten angehören. Die Entscheidung über diese Hilfe, die auch ein Signal für die Glaubwürdigkeit der italienischen Finanzreform sein soll, werden letztlich die Minister bei ihrer Sitzung am Montag treffen.

Rom hatte seine Partner im Herbst kurz nach dem Ausstieg aus dem Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems (EWS) um eine Finanzhilfe gebeten. Die damaligen Währungsturbulenzen hatten die Devisenreserven des Landes kräftig zusammenschmelzen lassen und die ohnehin prekäre Schuldenlage noch verschlimmert. In dieser Woche legten die Italiener bereits, wie berichtet, am Kapitalmarkt eine Anleihe über fünf Milliarden Mark auf.

Nach offiziellen Angaben aus Brüssel soll der EG-Kredit in vier Raten ausgezahlt werden. Dies werde aber von der Einhaltung des Kurses zur Sanierung der maroden italienischen Staatsfinanzen abhängig gemacht.

Kinderporno-Handel per Btx

UELZEN, 15. Januar (dpa). Ein 45 Jahre alter Erzieher ist am Donnerstag wegen Handels mit Kinderpornos festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, über das bundesweite Btx-Netz der Bundespost Pornofotos von Minderjährigen angeboten und verkauft zu haben. Laut Angaben der Uelzener Polizei ist der Erzieher bereits vor zwei Jahren wegen sexueller Kontakte zu Kindern zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der 45jährige arbeitet als Verwaltungsangestellter beim Kreiskirchenamt Uelzen und ist selber Vater von drei Kindern.

Frau spricht für Clinton

LITTLE ROCK, 15. Januar (dpa). Unter dem neuen US-Präsidenten Bill Clinton wird erstmals eine Frau die Politik des Weißen Hauses verantwortlich vor der Presse vertreten. Die 31jährige Margaret Jane "Dee Dee" Myers (AP- Bild) wurde am Donnerstag in Little Rock (Arkansas) zur Pressesprecherin ernannt. Kommunikationsdirektor und damit für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich wird der gleichaltrige George Stephanopoulos, der für das Übergangsteam des neuen Präsidenten als Chefsprecher auftrat. Bisher hatten es Frauen nur zur stellvertretenden Pressesprecherin gebracht.

Mit Carol Rasco wird eine weitere Frau eine wichtige Position im Weißen Haus einnehmen. Clinton ernannte seine langjährige Mitarbeiterin aus Arkansas zu seiner innenpolitischen Beraterin.

Strüver spielt Par bei "Madeira Open"

Bei der erstmals ausgespielten "Madeira Island Open" spielte der Sven Strüver eine Par-Runde von 72 Schlägen und war bester der fünf Deutschen.

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Für die "Riesen" des TSV Bayer 04 Leverkusen waren die "Königlichen" wieder einmal eine Nummer zu groß. Mit dem 91:106 (43:50) gegen Real Madrid kassierte der Deutsche Basketball-Meister am achten Spieltag der Europaliga seine dritte Niederlage. Dennoch stehen die Bayer- Aktien für das Erreichen des Play-off- Viertelfinales gut.

Mit der gezeigten kämpferischen Leistung fährt die Mannschaft von Trainer Dirk Bauermann nicht chancenlos zum nächsten Auswärtsspiel am kommenden Donnerstag (21. Januar) bei Olympiakos Piräus, daß bei Estudiantes Madrid 73:80 unterlag.

Die in der Gruppe B sportlich ungeschlagenen Madrilenen - Real trat nicht bei KK Zadar in Kroatien an und wurde vom Weltverband FIBA als Verlierer gewertet - , die das Hinspiel gegen Leverkusen 79:75 glücklich gewonnen hatten, verteidigten die Führungsposition in der Manier eines Klasseteams.

Leverkusen kam nur sehr schwer aus den Startlöchern und geriet bis zur achten Minute mit 9:24 in Rückstand. Frenetisch angefeuert von den 4500 Zuchauern in der ausverkauften Wilhelm-Dopatka- Halle verkürzten die Gastgeber allerdings mit einer fulminanten Aufholjagd auf 32:33 (14.).

Aufgrund schwacher Abwehrarbeit und Wurfausbeute geriet Leverkusen nach dem Wechsel völlig aus dem Tritt und erneut mit 18 Punkten (56:74) klar in Rückstand. Hier zeigte sich besonders, wie auch bereits vor dem Spiel erwartet, daß mit einem grippekranken Christian Welp und dem verletzten Clinton Wheeler (Aduktorenzerrung)fehlte den Bauermann-Schützlingen am Ende die Kraft und spielerische Substanz fehlte, um das spanische Ausnahmeteam in den Schlußminuten in Verlegenheit zu bringen. Die Vorentscheidung war in der 36. Minute (76:91) gefallen.

Herausragende Schützen der Leverkusener waren Michael Koch (23 Punkte), Henning Harnisch (20) sowie der Amerikaner Kannard Johnson (18). Real hatte im lettischen 2,20-m-Hünen Arvidas Sabonis sowie Jose Costa Cargol (beide 20) seine besten Werfer. sid

Desinfektion nach dem Flug

RIO DE JANEIRO, 15. Januar (dpa). Brasiliens Fluggesellschaft Varig will eine neue Flugstrecke Sao Paulo-Johannesburg-Bangkok-Hongkong eröffnen, obwohl nicht geklärt ist, ob die Varig-Passagiere sich nach der Landung auf dem Flughafen Bangkok desinfizieren lassen müssen. Varig-Präsident Rubel Thomas sagte am Donnerstag in Rio de Janeiro, ein für Freitag geplanter Eröffnungsflug mit prominenten Ehrengästen werde durchgeführt. Für diesen Flug habe die thailändische Regierung den Verzicht auf die Desinfizierung zugesichert.

Zu der von Thailand geforderten Desinfizierung der Passagiere aus Brasilien gehören Haarewaschen und ein Desinfektionsbad. Das Gepäck soll mit 55 Grad heißem Dampf oder chemischen Mitteln keimfrei gemacht werden.

Die Desinfizierung dient nach thailändischer Darstellung dem Schutz der tropischen Gummibäume in Thailand. Jene könnten durch eine Übertragung von Baumpilzen und -krankheiten, die aus Brasilien eingeschleppt würden, Schaden nehmen.

Leben der Schüler wird versichert

EAST PALO ALTO, 15. Januar (dpa). Die Schulen in East Palo Alto (Kalifornien), das 1992 zur Stadt mit der höchsten Mordrate in den USA wurde, werden schon in Kürze Lebensversicherungen für alle Schüler abschließen, damit die Eltern für etwaige Beerdigungskosten aufkommen können.

Zur Begründung ihrer Initiative, die zur Zeit geprüft wird und weitgehende Unterstützung findet, sagte Schulbezirksleiterin Charlie Mae Knight, die hohe Zahl der Verbrechen erfordere es, den Eltern die Sicherheit zu geben, ihre Kinder würdig bestatten zu können.

Nach Angaben von Frau Knight hat es in der Vergangenheit wiederholt Fälle gegeben, in denen in den Schulen für die Beerdigungskosten gesammelt werden mußte. Mehr als die Hälfte der rund 4200 Schüler in dem Bezirk kommen aus so bedürftigen Familien, daß sie in den Schulen mit kostenlosem oder verbilligtem Essen versorgt werden. In der nur 24 000 Einwohner zählenden Stadt wurden im vergangenen Jahr 42 Morde registriert, darunter an zwei Kindern, die bei Schußwechseln zwischen rivalisierenden Drogenbanden ums Leben kamen. Drei weitere Kinder starben durch nicht näher bezeichnete "Unfälle".

Ein entschlosseneres Vorgehen gegen die Gewalt an den Schulen hat in den USA eine Lehrergewerkschaft gefordert. "Amerika ist ein gefährlicher Ort für Kinder geworden", sagte am Donnerstag Keith Geiger, der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft NEA, in der zwei Millionen Pädagogen organisiert sind. Seinen Angaben zufolge kommen täglich 100 000 Kinder in den USA mit einer Waffe in die Schule. 160 000 schwänzten die Schule aus Angst vor ihren Klassenkameraden. Auch Lehrer können sich demnach an ihrem Arbeitsplatz nicht sicher fühlen. 900 Lehrer würden täglich bedroht und 40 von ihnen tätlich angegriffen. In der Schule würden im Durchschnitt 40 Kinder täglich von Mitschülern verletzt.

Müllbeschluß erneut vertagt Bundesrat will Klarheit über Finanzierung von Töpfer-Vorschrift

BONN, 14. Januar (dpa). Der Bundesrat hat am Donnerstag erneut seine Entscheidung zu der umstrittenen neuen Technischen Anleitung (TA) Siedlungsabfall wegen der noch ungeklärten Finanzierung vertagt. Die Umsetzung der von Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) schon im Herbst präsentierten Vorschrift würde nach Ansicht von Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) allein die alten Länder mindestens 38 Milliarden Mark kosten.

Die Finanzminister der Länder hatten deshalb zunächst auf eine Klärung der Finanzierungsfrage gedrungen und Auskunft von Bonn verlangt, wieweit sich der Bund beteiligen könne. Nach einer für die Sitzung am Donnerstag vorbereiteten Entschließung sollte zudem die Bundesregierung prüfen, wieweit sich der Bund an den Investitionskosten in den neuen Ländern beteiligen könne oder Voraussetzungen für günstige steuerrechtliche Abschreibungen geschaffen werden könnten. Die Mehrheit des Bundesrats will der Vorlage zustimmen, die die Beseitigung des sogenannten Restabfalls, der nicht wiederverwertet werden kann, regeln soll. Rot-grün regierte Länder wie Niedersachsen wenden sich aber nach wie vor strikt dagegen, daß der Abfallverbrennung Vorrang eingeräumt wird.

Parteien erwarten Vereinigung

BONN, 14. Januar (dpa). Vorsichtig optimistisch gehen die Grünen und das Bündnis 90 in ihre Bundesversammlungen, die am Wochenende in Hannover über die Vereinigung beider Parteien beschließen sollen. Ob die notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheiten zustande kommen, gilt weder bei den Grünen noch beim Bündnis 90 als ganz sicher.

"Es gibt eine gute Chance, aber das Scheitern liegt nicht so fern", schätzt Helmut Lippelt vom Bundesvorstand der Grünen die Erfolgsaussichten ein. Und Werner Schulz, Sprecher des Bündnis 90, meint: "Ich denke, es wird klappen." Bei einem Scheitern wollen die Grünen prominenten Mitgliedern des Bündnis 90 anbieten, auf ihren Listen für den nächsten Bundestag zu kandidieren.

Zur Person:

WERNER SCHUSTER, SPD-Bundestagsabgeordneter aus dem hessischen Idstein, hat mit einer ausgefallenen Demonstration die Ausbeutung der Umwelt angeprangert. Er blies am Rednerpult unter größeren Anstrengungen einen Luftballon mit der Abbildung einer Weltkarte auf und erläuterte am hochgehaltenen Objekt, daß die reichen Industriestaaten im Norden der Weltkugel um ein Vielfaches mehr an Ressourcen verbrauchen als auf der Südhalbkugel. Bei weiterem Anstieg dieses Mißverhältnisses "geht unserer Welt die Luft aus", erläuterte Schuster und ließ die Luft aus dem Ballon langsam wieder ab. (dpa)

Revirement nächste Woche

BONN, 14. Januar (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl hat die Regierungsumbildung (Revirement) für die kommende Woche angekündigt. Dann wolle er seine Entscheidung über die Neubesetzung der Kabinettsposten und die Anzahl der Parlamentarischen Staatssekretäre bekanntgeben, sagte Kohl am Donnerstag zu Beginn der CDU-Klausurtagung in Bad Honnef bei Bonn.

Wie aus Parteikreisen verlautete, wird erwartet, daß Kohl seine Entscheidung über die Regierungsumbildung am Dienstag veröffentlicht. Der Kanzler gab keinen Kommentar zu Presseberichten, wonach er die Zahl der bisher 33 Parlamentarischen Staatssekretäre drastisch verringern wolle.

"Neue Chancen für Bauern"

BONN, 15. Januar (dpa). Bundesregierung und Koalitionsparteien sehen neue Chancen für die Bauern durch einen zunehmenden Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen insbesondere zur industriellen Verwendung. Dies geht aus einer Regierungsantwort auf eine SPD-Anfrage hervor, über die am Donnerstag abend im Bundestag diskutiert wurde.

Der Regierung zufolge sind bereits jetzt nachwachsende Rohstoffe wie Raps oder Getreide- und Kartoffelstärke fest im Anbauprogramm der deutschen Bauern verankert. Rund 165 000 Hektar werden in Westdeutschland hierfür genutzt. Schätzungen gehen dahin, daß die Anbaufläche für industriell nutzbare pflanzliche Rohstoffe auf bis zu 420 000 Hektar vergrößert werden kann.

Die SPD hält wenig vom Einsatz der Bio-Kraftstoffe wie Rapsöl, da damit nur neue Umweltprobleme geschaffen würden. Der SPD-Abgeordnete Klaus Lennartz sagte, der Slogan "Pack die Blume in den Tank" werde Illusion bleiben.

"Leutheusser empfahl Parteifreund"

HAMBURG, 14. Januar (AFP). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat sich nach Angaben der Bild-Zeitung mit einem Empfehlungsschreiben für die Berufung eines Parteifreundes zum Honorarkonsul von Bulgarien stark gemacht. Das Schreiben mit einem offiziellen Briefkopf stamme vom 2. Dezember und sei an den Parteifreund, einen Rechtsanwalt aus München gerichtet, berichtet das Boulevardblatt. In dem Brief heißt es den Angaben zufolge: "Ich kenne sie seit langen Jahren und bin von ihrer beruflichen wie persönlichen Integrität in höchstem Maße überzeugt. (. . .) Ich halte sie daher für absolut geeignet, das Amt eines Honorarkonsuls zu übernehmen."

Irak meldet 19 Tote nach Luftangriffen

W A S H I N G T O N / L O N D O N / B A G D A D , 14. Januar (AFP/Reuter/AP). Bei den Luftangriffen der Golfkriegs-Alliierten USA, Frankreich und Großbritannien am Mittwoch abend sind nach irakischen Angaben mindestens 19 Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. US-Angaben zufolge wurden als Reaktion auf die wiederholten Verletzungen der Grenze zu Kuwait und die Aufstellung von Raketen an der Flugverbotszone über dem Südirak vier feste und mehrere mobile Ziele anvisiert. Wie der britische Verteidigungsminister Malcolm Rifkind mitteilte, richteten insgesamt 114 Kampfflugzeuge "große Schäden" an. Iraks Präsident Saddam Hussein rief die Luftwaffe seines Landes im Gegenzug zum Kampf auf.

Die alliierten Streitkräfte warfen am Mittwoch abend binnen einer halben Stunde fast eine Tonne Bomben mittels Lasersteuerung und Anti-Radar-Raketen vom Typ HARM auf irakische Raketenstellungen ab. Dies teilte das US-Verteidigungsministerium in der Nacht zum Donnerstag mit. Der Irak habe zwar einige Luftabwehrschüsse abgegeben, aber während des insgesamt vierstündigen Einsatzes keine Maschine der Alliierten abschießen können. Insgesamt seien 112 Flugzeuge im Einsatz gewesen. Die eingesetzten US-Flugzeuge seien von der Basis in Darhan in Saudi-Arabien oder von dem Flugzeugträger Kitty Hawk im Persischen Golf gestartet, teilte das Pentagon weiter mit. Der Oberkommandant des Einsatzes, der US-General Joseph Hoar, teilte auf dem Militärstützpunkt Tampa im US-Bundesstaat Florida mit, kein Flugzeug der Alliierten sei beschädigt worden.

Die Wirkung der Bomben wird den US- Angaben zufolge erst in einigen Tagen bekannt sein. Verteidigungsminister Dick Cheney sagte am Mittwoch abend in einem Interview mit dem Fernsehsender PBS, insgesamt seien acht Ziele an sechs verschiedenen Stellen anvisiert worden: bei Talill, Nadschaf, Samawah, Amarah, Basra und Narijah. Unter den Zielen seien Boden-Luft-Raketenstellungen sowie ihre Radaranlagen gewesen. Auch die Frühwarnsysteme und die Luftverteidigungsanlagen, die Iraks Staatschef Saddam Hussein nach dem Golfkrieg vor zwei Jahren wieder habe aufbauen lassen, seien angegriffen worden.

Cheney zeigte sich außerstande, eine Angabe über die Zahl der Opfer zu machen. Zum Zeitpunkt des Angriffs hätten sich mutmaßlich mehrere Dutzend bis zu 200 Menschen auf den Stützpunkten befunden.

Dem US-Verteidigungsministerium zufolge sollen noch diese Woche rund 1100 Soldaten nach Kuwait entsandt werden. Es handle sich um zwei Panzerkompanien, eine Infanteriekompanie und eine Artilleriebatterie.

Ein offizielles irakisches Militärkommuniqué, das von der amtlichen Nachrichtenagentur INA am Donnerstag verbreitet wurde, gab an, 19 Menschen seien getötet und 15 verwundet worden. Opfer seien sowohl Militärangehörige als auch Zivilisten. Zuvor hatte Radio Bagdad gemeldet, Verletzte habe es in einem "Wohngebiet in der Nähe des petrochemischen Komplexes" im Verwaltungsbezirk Bassorah gegeben. Die Opfer in der Armee gehörten der Luftabwehr an. Saddam Hussein rief die Luftwaffe in einer Radio- und Fernsehansprache zum Kampf "bis zum sicheren Sieg" auf. "Die Kriminellen sind zurück. Diese Nacht sind sie gekommen", sagte er. Mitgebracht hätten sie den Haß. Doch sie würden enttäuscht, kündigte Saddam Hussein, gekleidet in seine olive Generalsuniform, an. Er prangerte an, anders als im Golf-Krieg im Januar und Februar 1991 sei diesmal die militärische Intervention "ohne Deckung durch die Vereinten Nationen" erfolgt.

Die USA, Frankreich, Großbritannien und Rußland forderten den Irak auf, alle ihn betreffenden UN-Resolutionen zu erfüllen. Die Warnung der vier ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sei dem irakischen UN-Botschafter Nisar Hamdun übermittelt worden, teilten westliche Diplomaten am Sitz der UN in New York mit. Der Irak selbst sei "voll verantwortlich" für die Folgen, die ein Nichtbeachten der UN-Resolutionen mit sich bringe. Die vier Länder beantragten bei den UN eine schnelle Verstärkung der UN-Beobachter im kuwaitisch-irakischen Grenzgebiet. Unabhängig voneinander hatten zuvor US-Sprecher Marlin Fitzwater, der britische Premierminister John Major und Verteidigungsminister Rifkind weitere Angriffe angekündigt, sollte Bagdad sich weiterhin nicht den UN-Resolutionen beugen.

Bei den UN herrschte Unklarheit über die Gültigkeit eines Angebots Bagdads, künftig Vorstöße auf kuwaitisches Gebiet zu unterlassen und die UN-Inspektoren wieder in eigenen Flugzeugen nach Bagdad fliegen zu lassen, was Irak in der letzten Woche untersagt hatte. Dieser am Mittwoch abend vom irakischen Botschafter Nisar Hamdun unterbreitete Vorschlag wurde später wieder in Frage gestellt. Hamdun sagte, das Angebot stamme aus der Zeit vor dem Angriff und er wisse nicht, ob es jetzt noch gelte. UN- Generalsekretär Butros Butros-Ghali wollte in Paris zunächst keine Stellungnahme abgeben. Er wolle erst einen schriftlichen Bericht der Vereinten Nationen abwarten, sagte er.

US-Präsident George Bush sprach den alliierten Truppen ein Lob aus. Die Soldaten hätten "hervorragend" gearbeitet und getan, was getan werden mußte, sagte Bush. Die Medien kritisierte Bush dagegen, da sie den Angriff noch vor seinem Beginn gemeldet hätten. Dies hätte das Leben der Piloten gefährden können.

Bill Clinton, der am kommenden Mittwoch das Amt des US-Präsidenten von Bush übernimmt, begrüßte unterdessen die Entscheidung seines Vorgängers, Truppen nach Kuwait zu entsenden. Dies sei eine "gute Botschaft an den Irak", sagte Clinton in einem Fernsehinterview. Er versicherte, er werde trotz aller Vorfälle niemals den Befehl geben, Saddam Hussein zu töten.

Clinton schloß aber einen neuen Krieg mit Bodentruppen gegen Irak nicht aus. Der Zeitung New York Times sagte Clinton aber zugleich, er sehe die Chance für einen Neubeginn und eine Normalisierung im Verhältnis zu Iraks Präsident Saddam Hussein, wenn dieser sich künftig an die internationalen Spielregeln halte. Alles hänge nun vom Verhalten Saddam Husseins ab. Dies Signal wolle er, Clinton, an Saddam richten.

Die Bundesregierung in Bonn wertete den alliierten Luftangriff ebenso wie zahlreiche andere westliche Länder als "angemessene Antwort". Regierungssprecher Dieter Vogel teilte am Mittwoch abend mit, Bonn unterstütze die Reaktion der westlichen Allierten auf die fortgesetzten irakischen Provokationen.

Auch die Europäische Gemeinschaft äußerte Verständnis für das Vorgehen der Alliierten. Stellvertretend für die EG- Außenminister sagte der dänische Außenminister Uffe Ellemann-Jensen in Paris, die irakische Führung habe "bekommen, was sie suchte". "Wir hoffen, daß das jetzt vorbei ist, aber das hängt von Saddam Hussein ab", sagte er.

Israel begrüßte die Bombardements. Der israelische Außenminister Schimon Peres begrüßte die Operation der Golfkriegs-Alliierten gegen Irak. Ministerpräsident Yitzhak Rabin teilte auf einer Versammlung in Tel-Aviv mit, die israelische Armee sei auf alles vorbereitet. Die Armee rief die Bevölkerung auf, normal weiterzuleben.

Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Esmat Abdel Meguid, drückte dagegen "sein Bedauern" aus. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) verurteilte die Luftangriffe mit scharfen Worten.

Jubel brach nach den ersten Nachrichten von dem Luftangriff in den von Kurden bewohnten Regionen im Nordirak aus. Die Menschen hätten gefeiert und Böllerschüsse abgefeuert, wurde von kurdischer Seite mitgeteilt. In Kuwait kam es aus Angst vor möglichen weiteren Kampfhandlungen zu zahlreichen Hamsterkäufen. Vor den Geschäften bildeten sich lange Warteschlangen.

(Weitere Berichte auf den Seiten 3 und 10)

Schweres Zugunglück in Südfrankreich Zwölf Häuser in Brand

LA VOULTE, 14. Januar (AFP/Reuter). In Südfrankreich ist in der Nacht zum Donnerstag ein mit Kohlenwasserstoff beladener Güterzug entgleist. Dabei wurden fünf Menschen verletzt und mehrere Häuser in Brand gesetzt. Der Unfall ereignete sich gegen Mitternacht in La Voulte im Departement Ardeche. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, ist bislang nicht bekannt. Offiziellen Angaben zufolge hatte die Feuerwehr große Mühe, die Brände in den Häusern entlang der Gleise unter Kontrolle zu bekommen. Fast 300 Anwohner wurden evakuiert. Der Zugführer konnte nach Angaben der Polizei ein schlimmeres Unglück verhindern, indem er brennende Waggons von den übrigen abkoppelte und so ein Übergreifen der Flammen verhinderte.

Nach Augenzeugenberichten kam es nach der Entgleisung des Zugs zu mehreren Explosionen. Durch den Druck sei die Chemikalie weit gespritzt und habe ein Dutzend Häuser in Flammen gesetzt. Der Kohlenwasserstoff sei ferner in Abwasserkanäle eingedrungen. Zahlreiche parkende Autos seien zerstört worden. Bei den Verletzten handelt es sich nach Behördenangaben um Bewohner der brennenden Häuser.

Auf derselben Eisenbahnstrecke war es am 4. Dezember 1991 bereits einmal zu einem schweren Unfall gekommen. Damals waren 30 000 Liter Treibstoff in der Stadt Chavanay südlich von Lyon ausgelaufen, als mehrere Waggons eines Güterzuges entgleist waren. Damals war kein Mensch verletzt worden. Südlich von Lyon gibt es zahlreiche Raffinerien. Die Verbindung zwischen Marseille und Lyon durch das Rhonetal ist eine vielbefahrene Bahnstrecke. Anwohner entlang der Route haben wiederholt vor den Risiken des Güterverkehrs mit gefährlichen Ladungen auf dieser Strecke gewarnt.

Kampfeinsatz-Beschluß eine ,Provokation&rquote;

BONN, 14. Januar (AFP). Die Einigung der Bonner Koalition über Kampfeinsätze der Bundeswehr wird von den Sozialdemokraten entschieden abgelehnt. "Was die Koalition ausgeheckt hat, ist auch ein Freifahrtschein für die Beteiligung der Bundeswehr im Golf-Konflikt", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Karsten Voigt, am Donnerstag im Hessischen Rundfunk. Die Pläne der Koalition, einen internationalen Einsatz deutscher Soldaten auch ohne Billigung des UN-Sicherheitsrates zu ermöglichen, seien eine Provokation. Der SPD-Politiker Norbert Gansel sagte dem Berliner Sender RIAS, einem "Freibrief für eine neue Bundeswehr-Planung und für militärische Abenteuer" werde die SPD nicht zustimmen. Gansel warf den Liberalen vor, "umgekippt" zu sein.

Arbeitgeber darf Zulagen verrechnen

KASSEL, 14. Januar (AFP). Arbeitnehmer, die eine individuell vereinbarte übertarifliche Zulage erhalten, müssen damit rechnen, daß diese Zulage im Zusammenhang mit Tariflohnerhöhungen gekürzt wird. Eine solche Anrechnung der Lohnerhöhung auf die Zulage ist zulässig und unterliegt auch nicht der Mitbestimmung durch den Betriebsrat, entschied das Bundesarbeitsgericht (BAG). Auch wenn die Zulage "über einen längeren Zeitraum vorbehaltlos gezahlt" worden sei, könne sich der Arbeitnehmer nicht auf eine "betriebliche Übung" berufen, heißt es im jetzt veröffentlichten Urteil (AZ: 1 AZR 235/90).

Kronzeugenregelung bis 1995 verlängert

BONN, 14. Januar (AFP). Die 1989 eingeführte Kronzeugenregelung wird bis Ende 1995 verlängert. Der Bundesrat stimmte in einer Sondersitzung am Donnerstag in Bonn dem entsprechenden Gesetz zu, das der Bundestag im Dezember verabschiedet hatte. Ein Antrag Niedersachsens, den Vermittlungsausschuß von Bundestag und Bundesrat anzurufen, fand keine Mehrheit in der Länderkammer. Die sogenannte Kronzeugenregelung erlaubt Strafmilderung bis hin zum Absehen von Strafe bei Mitgliedern terroristischer Vereinigungen, die durch ihre Aussage bestimmte Straftaten wie Mord, Geiselnahme oder Brandstiftung verhindern oder die Ermittlungen dazu erleichtern. Die Regelung war zunächst bis Ende 1992 befristet gewesen.

Gesundheitsstörungen durch Videospiele auch in Japan

TOKIO, 14. Januar (AFP). Auch in Japan sind vier Fälle von Gesundheitsstörungen, die offenbar durch Videospiele ausgelöst wurden, bekanntgeworden, nachdem die Herstellerfirma Nintendo eine entsprechende Warnung veröffentlicht hatte. Ein Arzt teilte am Donnerstag in Sendai mit, er habe im vergangenen Jahr drei junge Männer im Alter von 15, 19 und 20 Jahren behandelt, die während eines Videospiels epileptische Anfälle erlitten hatten. Ein weiterer Fall wurde aus dem Jahr 1988 bekannt. Die Anfälle seien offenbar durch blinkende Lichter ausgelöst worden und vor allem dann aufgetreten, wenn Jugendliche mit schlechtem Gesundheitszustand mehrere Stunden gespielt hätten.

In den vergangenen Tagen waren schon aus Großbritannien ähnliche Fälle gemeldet worden. Ein Sprecher der japanischen Firma Nintendo hatte daraufhin angekündigt, daß allen Computerspielen ab sofort ein Hinweis beigefügt werde, der die Benutzer auf die Gefahr epileptischer Anfälle als Folge sogenannter Photosensibilität hinweist.

,Mehr Gewaltbereitschaft bei Autonomen&rquote;

DÜSSELDORF, 14. Januar (AFP). Vor einer wachsenden Gewaltbereitschaft bei linksautonomen Gruppen hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) gewarnt. Wenn die fremdenfeindlichen Übergriffe rechter Gewalttäter nicht gestoppt würden, könnten sich die "derzeit noch losen Organisationsstrukturen" der autonomen Szene verfestigen, sagte Schnoor am Donnerstag in Düsseldorf. Nach Erkenntnissen des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes habe die Gewaltbereitschaft der Autonomen als Antwort auf Gewalttaten von Rechtsextremisten zugenommen. Für die autonomen Gruppen seien ausländerfeindliche Übergriffe "ein in doppelter Hinsicht dankbares Agitationsfeld". Gewalt von rechts biete ein Alibi für "antifaschistischen Aktionismus" und führe zugleich die bislang zerstrittene autonome Szene zusammen.

Tuareg-Überfall verurteilt

NIAMEY, 14. Januar (AFP). Die deutsche Botschaft in Niger hat am Donnerstag den jüngsten Überfall von Tuareg-Rebellen verurteilt, bei dem am vergangenen Samstag insgesamt neun Menschen getötet worden waren. Der Überfall wurde als "nicht zu rechtfertigende Aggression" bezeichnet. Tuareg-Rebellen hatten nach offiziellen Angaben eine Wahlversammlung der Nationalen Bewegung für die Gesellschaft in Entwicklung in Abbala, 170 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Niamey, angegriffen. Unter den Getöteten befanden sich sechs Zivilisten.

Die Botschaft hofft, daß die "politischen Schwierigkeiten" in Niger durch Dialog, Versöhnung und demokratischen Wahlen überwunden werden könnten.

Hunderte sahen Bluttaten zu Wieder brutale Morde in Bombay / Vorwürfe gegen Polizei

BOMBAY, 14. Januar (AFP/dpa). In der indischen Finanzmetropole Bombay sind in der Nacht zum Donnerstag und am Morgen erneut elf Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems getötet worden. Nach übereinstimmenden Angaben von Polizei und Augenzeugen zerrten militante Hindus drei Moslems aus einem Lastwagen, zogen sie nackt aus, schlugen sie mehrfach und zündeten sie dann vor den Augen zahlreicher Menschen an. Hunderte Bewohner eines Wohnviertels sahen den Angaben zufolge tatenlos zu. Der Übergriff erfolgte nahe einem Büro der militanten Hindu-Organisation "Shiv Sena". Über die Hintergründe der anderen Todesfälle wurde zunächst nichts bekannt.

Nach Angaben der Presse in Bombay sind bei den am 5. Januar ausgebrochenen Unruhen zwischen 620 und 650 Menschen gestorben. Die Polizei berichtete am Donnerstag dagegen von 158 Toten. Nach einer von Nachrichtenagenturen des Landes veröffentlichten Bilanz sind mehr als 150 000 Menschen - zumeist Moslems - aus der Metropole geflohen. Den Berichten zufolge versuchen noch immer Tausende von Menschen mit Zügen den Gewaltätigkeiten zu entkommen.

Weitere Einheiten des Militärs und paramilitärische Truppen trafen am Donnerstag in der zwölf Millionen Einwohner zählenden Stadt ein. Bewohner, moslemische Opfer und Politiker warfen den Sicherheitskräften vor, den Angriffen auf Moslems tatenlos zugesehen und auf Hilferufe nicht reagiert zu haben. In einem offenen Brief an Ministerpräsident Narashima Rao beschuldigten führende indische Verleger die Polizei, zu Übergriffen angestiftet oder sich an ihnen beteiligt zu haben. Regierungsvertreter räumten ein, die in Bombay sehr einflußreiche Organisation "Shiv Sena" habe zahlreiche Anhänger in den Reihen der Polizei.

Der Chefminister des Bundesstaates Maharashtra, Sudhakar Naik, machte unterdessen in Bombay operierende kriminelle Gruppen für die schwersten Unruhen in der indischen Hauptstadt seit 1947 verantwortlich.

Drei Kesselwaggons explodiert Güterzug im Rhone-Tal entgleist / Häuser in Flammen

LA-VOULTE-SUR-RHONE, 14. Januar (AFP). Ein Güterzug mit 20 Treibstofftanks ist am Mittwoch kurz vor Mitternacht in der südfranzösischen Ortschaft La-Voulte-sur-Rhone entgleist. Explodierende und brennende Kesselwagen setzten Häuser an der Schienenstrecke in Brand. Dabei wurden nach offiziellen Angaben sechs Bewohner verletzt, von denen aber keiner in Lebensgefahr schwebte. Vier Häuser und mehrere Autos brannten aus. Für die Rhone bestand nach Angaben der Behörden am Donnerstag Ölpestgefahr. Auf dem Fluß wurden Schwimmbarrieren gelegt.

Nach Auskunft der Feuerwehr entgleisten sieben Tankwaggons, von denen drei explodierten. Das Unglück hätte vermutlich eine wahre Katastrophe verursacht, wenn es wenige Minuten später im nur 800 Meter entfernten Zentrum des südlich von Valence gelegenen Orts passiert wäre. Als Glück erwies sich auch ein Kupplungsbruch. Dadurch konnte der Zugführer geistesgegenwärtig so manövrieren, daß die brennenden Waggons vom restlichen Zug losgelöst und ein Übergreifen der Flammen auf die übrigen Treibstoffkessel verhindert wurde.

"Es war ein verheerendes Inferno", berichteten Bewohner, die in einem Umkreis von 300 Metern ihre Wohnungen räumen mußten. Feuerkugeln seien durch die Luft geschossen, und enorme Detonationen hätten den ganzen Ort erschüttert. Acht Stunden brauchte die Feuerwehr, um das Flammenmeer unter Kontrolle zu bekommen. Am Donnerstag mittag bestand wegen des abgeflossenen Treibstoffs in den Straßenkanalisationen Explosionsgefahr.

Das Unglück wurde laut Angaben der Staatsbahn SNCF wahrscheinlich durch einen Achsenbruch verursacht. Der Zug war mit rund 1600 Kubikmetern Treibstoff von Lyon nach Marseille unterwegs. Auf der dem Güterverkehr vorbehaltenen Strecke auf dem rechten Rhone-Ufer war bereits im Dezember 1991 ein Treibstoffzug entgleist.

Libyen lehnt Unterzeichnung des C-Waffen-Vertrags ab

PARIS, 14. Januar (AFP/Reuter/AP). Libyen hat in Paris nicht die UN-Konvention über das Verbot und die Vernichtung von Chemiewaffen unterzeichnet, wie es ursprünglich für Donnerstag vormittag vorgesehen war. Nach Angaben von Experten verfügt das Land über chemische Waffen und zwei Herstellungsbetriebe. Einer davon ist die mit deutscher Hilfe errichtete Fabrik in Rabta, die laut Tripolis aber nur Pharmaka herstellt.

Die Staaten der Arabischen Liga haben den Beitritt zu dem C-Waffen-Vertrag abgelehnt, solange Israel nicht den Atomsperrvertrag unterzeichnet. Neben Syrien und Ägypten will sich auch Irak, der sich zum Besitz von C-Waffen bekennt, der UN-Konvention nicht anschließen. Dagegen unterzeichneten die Liga-Mitglieder Marokko, Algerien, Mauretanien und Tunesien das Dokument.

Es wird erwartet, daß sich bis Freitag 120 Staaten dem C-Waffen-Verbot anschließen. Die Konvention soll 1995 in Kraft treten. Sie sieht vor, daß binnen zehn Jahren alle Chemiewaffen und Anlagen zu ihrer Produktion zerstört sind.

OAS lehnt Wahlen ab

WASHINGTON, 14. Januar (AFP). Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) lehnt die noch für Januar angesetzten Teilwahlen zum Parlament in Haiti ab. In einer OAS-Deklaration hieß es am Mittwoch, die Nachwahlen, durch die am kommenden und am darauffolgenden Sonntag ein Drittel der Senatoren gewählt werden soll, seien illegitim und behinderten die jüngsten politischen Vermittlungsaktionen der OAS und der UN. Die haitianische Armee hatte im September 1991 den demokratisch gewählten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide gestürzt. Derzeit wird die Regierung von Ministerpräsident Marc Bazin geleitet, der vom Militär ausgewählt wurde. Neue Flüchtlingswelle droht

In Haiti droht mit dem Amtswechsel in der US-Präsidentschaft eine neue Flüchtlingswelle. Nach Beobachtungen eines AFP-Korrespondenten warten Zehntausende startbereit auf ein Signal des gewählten Präsidenten Bill Clinton. Dieser hatte im Wahlkampf angekündigt, er werde die Flüchtlinge aus Haiti besser behandeln als sein Vorgänger. Unter US- Präsident George Bush wurden bislang 40 000 Bootsflüchtlinge von der Küstenwache aufgebracht. Nur rund 10 000 erhielten eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung in den USA, die übrigen wurden zurückgebracht.

Zur Person

HELMUT KOHL, Bundeskanzler, ist ein Jahr nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Kroatien die Ehrenbürgerschaft der kroatischen Stadt Split verliehen worden. Das teilte das Bundespresseamt in Bonn mit. Die Verleihungsurkunde sei Kohl von Oberbürgermeister Petar Slapnicar überreicht worden als Ausdruck des Dankes der Bürger von Split und ganz Kroatiens um die völkerrechtliche Anerkennung und damit die Wiederaufnahme der Republik in die europäische Völkerfamilie. Kohl sicherte zu, daß sich die Bundesregierung weiter für die Einbeziehung Kroatiens in die europäischen Institutionen einsetzen werde. (AFP)

"Tamilen wollen verhandeln"

COLOMBO, 14. Januar (AFP). Die tamilischen Rebellen in Sri Lanka sind offenbar bereit, über ein Ende des Bürgerkriegs auf der Insel zu verhandeln, ohne auf ihrer Forderung nach einem unabhängigen Tamilen-Staat zu beharren. Der Anglikanische Bischof der Hauptstadt Colombo, Kenneth Fernando, sagte nach einem Treffen mit der Spitze der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) am Donnerstag, die Rebellenorganisation wolle über eine politische Einigung verhandeln und scheine bereit zu sein, von ihrer Forderung nach einem eigenen Staat abzurücken. Die Rebellen verlangten, daß die Regierung die Rechte der tamilischen Minderheit sowie den Nordosten der Insel als "traditionelles tamilisches Heimatland" anerkenne.

Fernando war nach eigenen Angaben gemeinsam mit zwei anderen Bischöfen am Wochenende zu einem zweistündigen Treffen mit dem obersten LTTE-Chef Velupillai Prabhakaran in der Stadt Jaffna zusammengekommen.

Ost-Tarifgespräche vertagt

EISENACH, 15. Januar (AFP/AP). Ohne Ergebnis sind am Donnerstag die Revisionsgespräche über die Tarife für die Beschäftigten der Metallindustrie in Thüringen, Berlin und Brandenburg vertagt worden. Während die Arbeitgeber die alte Vereinbarung aufkündigen wollen, die Tarife zum 1. April auf 80 Prozent des Westniveaus anzuheben, forderten die Gewerkschaften die Einhaltung des Stufenplanes. Die Gespräche für Berlin und Brandenburg sollen voraussichtlich am 25. Januar, für Thüringen am 26. Januar fortgesetzt werden.

Für die rund 100 000 Beschäftigten der Thüringer Metall- und Elektroindustrie boten die Arbeitgeber in Eisenach eine Lohn- und Gehaltserhöhung um neun Prozent ab 1. April an.

Gehaltserhöhungen von sechs Prozent fordert die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) für die rund 260 000 Beschäftigten des Groß- und Außenhandels in Nordrhein-Westfalen.

In Bochum wurden die Manteltarifverhandlungen für die rund 90 000 Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Güterkraftverkehr ergebnislos vertagt.

Lehrerlaubnis trotz "Auschwitz-Lüge"

LYON, 15. Januar (AFP). Der wegen Verharmlosung des Nationalsozialismus suspendierte französische Hochschuldozent Bernard Notin darf ab 30. Januar wieder an der Lyoner Universität lehren. Wie am Donnerstag bekannt wurde, wird der Wirtschaftswissenschaftler im Institut für Unternehmensverwaltung eine Vorlesung halten. 1989 hatte Notin in einer Fachzeitschrift die Existenz von Gaskammern und NS-Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkrieges angezweifelt. Ein Jahr später war er daraufhin von seinem Lehramt suspendiert worden. Gleichzeitig wurden seine Bezüge um die Hälfte gekürzt. Diese Entscheidung wurde später durch eine dreijährige Verzögerung bei der Beförderung ersetzt. In den vergangenen Monaten war der prominente Verfechter der sogenannten "Auschwitz-Lüge" mit Dokumentationsarbeiten in der Bibliothek beschäftigt.

Popstars zur Amtseinführung Clintons

WASHINGTON, 15. Januar (AFP). Der Popsänger Michael Jackson wird unter anderen bei der Feier zur Amtseinführung des gewählten US-Präsidenten auftreten. Das bestätigte das Organisationskomitee am Donnerstag. Jackson reiht sich damit in eine große Gruppe von Stars ein, die zur Amtseinführung erscheinen wollen, unter ihnen: Barry Manilow, Aretha Franklin, Tony Bennett, Diana Ross, der Rapper LL Cool J. sowie die Gruppe Bon Jovi.

Autofahrer starb bei Kollision mit einem Pferd

NIDDA. Ein 45jähriger Autofahrer ist bei Nidda (Wetteraukreis) getötet worden, als ein Pferd aus einem Waldweg vor seinen Wagen lief. Nachdem er gegen das Tier geprallt war, geriet er auf die Gegenspur und kollidierte mit einem Wagen, dessen Insassen leicht verletzt wurden. Das Pferd hatte zuvorseinen Reiter abgeworfen. Ein Polizist mußte das verletzte Tier erschießen. lhe

Ergebnis-Telegramm

EISHOCKEY OBERLIGA NORD: Schalker Haie - REV Bremerhaven 5:3, ETC Timmendorf - ESC Wedemark 6:6. Die Tabelle: 1. ESC Frankfurt 47:16 Tore, 10:0 Punkte; 2. ESC Wedemark 38:20, 9:1; 3. ESC Wolfsburg 30:21, 7:3; 4. ETC Timmendorf 33:30, 5:5; 5. REV Bremerhaven 23:35, 4:6; 6. Herforder EG 23:38, 3:9; 7. Schalker Haie 19:43, 3:9; 8. EC Harz-Braunlage 17:27, 1:9. EISKUNSTLAUF EUROPAMEISTERSCHAFTEN in Helsinki, Frauen, Endstand: 1. Bonaly (Frankreich) 1,5 Punkte, 2. Bajul (Ukraine) 3,5, 3. Kielmann (Dortmund) 4,0, 4. Szewczenko (Düsseldorf) 6,0, 5. Butirskaja (Rußland) 7,5, 6. Szako (Ungarn) 9,0, 7. Szwed (Polen) 11,0, 8. Sue Claeys (Belgien) 12,5, 9. Leray (Frankreich), 10. Lang (Oberstdorf) beide 14,5 (besseres Kürergebnis zugunsten von Leray), 11. Kulovana (Tschechei) 18,0, 12. Markowa (Rußland) 19.0, 13. Lepina (Lettland) 20,5, 14. Krieg (Schweiz) 21,0.

EISTANZ, Stand nach den Pflichttänzen (Kilian und Yankee Polka): 1. Usowa/Schulin 0,4 Punkte, 2. Gritschuk/Platow (alle Rußland) 0,8, 3. Rahkamo/Kocko (Finnland) 1,2, 4. Calegari/ Camerleng (Italien) 1,6, 5. Krylowa/Fedorow (Rußland) 2,0, ...10. Goolsbee/Schamberger (Essen) 4,0, 15. Winkler/Lohse (Berlin) je 6,2. RADSPORT

STUTTGARTER Sechstagerennen in der Schleyerhalle, Endstand: 1. Kappes/de Wilde (Köln/Belgien) 375 Punkte, 2. Clark/Bincelotto (Australien/Italien) 371, eine Runde zurück: 3. Chrabtschow/Pieters (Rußland/Niederlande) 435, 4. Freuler/Stutz (Schweiz) 218, 3 Rd. zur.: 5. Günther/Veggerby (Lippstadt/Dänemark) 262, 6 Rd. zur.: 6. Hess/Dörich (Tübingen/Sindelfingen) 269, 7. Stumpf/Betschart (Dittelbrunn/ Schweiz) 155.

TENNIS TURNIER in Sydney, Männer, Einzel, Viertelfinale: Sampras (USA/Nr. 1) - Kulti (Schweden) 6:4, 6:2, Camporese (Italien) - Ferreira (Südafrika/Nr. 4) 4:6, 6:3, 6:4, Muster (Österreich/Nr. 7) - Svensson (Schweden) 7:6 (7:5), 7:6 (12:10).

Frauen, Einzel, zweite Runde: Sanchez (Spanien/Nr. 2) - Rottier (Niederlande) 6:4, 4:6, 6:2, Capriati (USA/Nr. 4) - Fairbank-Nideffer (Südafrika) 6:7 (3:7), 7:5, 7:5, Frazier (USA) - Monami (Belgien) 7:6 (7:2), 6:3, Huber (Heidelberg/Nr. 5) - Wiesner (Österreich) 6:4, 6:2.

GRAND-PRIX-TURNIER in Auckland/Neuseeland, Einzel, zweite Runde: Wolkow (Rußland/Nr. 2) - Goellner (Neuss) 6:2, 6:3, Adams (USA) - Naewie (Mannheim) 6:3, 6:3, Mattar (Brasilien/Nr. 5) - Antonitsch (Österreich) 6:2, 6:3, Steven (Neuseeland) - Carbonell (Spanien/ Nr. 8) 6:2, 6:3.

TURNIER in Adelaide, Männer, Einzel: Woodbridge (Australien) - Stich (Elmshorn) 6:4, 7:6 (7:4), Edberg (Schweden) - P. McEnroe (USA) 6:3, 7:5.

TURNIER in Jakarta, Männer, Viertelfinale: Steeb (Stuttgart) - Prinosil (Amberg) 6:2, 6:4. VOLLEYBALL EUROPACUP der Männer, Halbfinale, Landesmeister, 1. Spieltag, Pool A: Maxicono Parma - CS Gran Canaria 3:0 (15:6, 15:11, 15:1), Mladost Zagreb - Maes Pils Zellik/Belgien 1:3 (15:5, 14:16, 11:15, 3:15). Pool B: Messagero Ravenna - Moerser SC 3:0 (15:5, 15:7, 15:11).

POKALSIEGER, 1. Spieltag, u. a.: Aris Saloniki - 1. VC Hamburg 3:1 (15:3, 14:16, 15:8, 15:4).

CEV-POKAL, Halbfinale, Hinspiele, u. a.: Desimpel Torhout/Belgien - Bayer Wuppertal 3:0 (15:8, 15:13, 15:12).

Blumenverkauf an Tankstellen beschränkt

FRANKFURT A. M., 14. Januar (lhe). Tankstellen dürfen Blumen nur während der üblichen Ladenzeiten verkaufen. Alles andere verstößt nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt (Aktz.: 6 U 121/92) gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb. Das OLG wies die Berufung eines Tankstellenbetreibers gegen ein Urteil des Landgerichts Wiesbaden zurück. Wie das OLG in dem am Donnerstag bekanntgewordenen Urteil ausführt, sind Tankstellen nicht dem Ladenschlußgesetz unterworfen. Auch werde der Verkauf von Getränken, Zigaretten oder Stadtplänen nach Ladenschluß allgemein geduldet, Blumen gehörten jedoch nicht zu diesem Warenkatalog. Blumenverkauf nach Ladenschluß verschaffe Tankstellen einen erheblichen illegalen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Blumeneinzelhandel.

Zahnärzte-Vorsitzender Grosse zurückgetreten

FRANKFURT A. M. Aus Protest gegen das Gesundheitsstrukturgesetz ist der bisherige Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Norbert Grosse (Wiesbaden), von seinem Amt zurückgetreten.

Er wolle "nicht der verlängerte Arm von Herrn Seehofer sein", begründete der Zahnmediziner seine schon vor einigen Wochen gefallene Entscheidung am Donnerstag. Mit seinem Rücktritt wende er sich gegen den "Geist des Gesetzes" und die darin enthaltenen Bestimmungen, mit denen die Zahnärzte unberechtigt am härtesten betroffen würden.

Grosse stand seit 1989 an der Spitze der Kassenzahnärzte. Sein Nachfolger ist Jürgen Fedderwitz. lhe

Fußball Darmstadt besiegt im Testspiel Kaiserslautern

Im zweiten von fünf Vorbereitungsspielen kam Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 am Donnerstag abend gegen den 1. FC Kaiserslautern zu einem verdienten 1:0(1:0)-Erfolg. Das Tor erzielte der dänische Gaststürmer Mukremin Jasar von Frem Kopenhagen in der siebten Minute. Außerdem testeten die Darmstädter den nigerianischen Nationalspieler Michael Emenalo, der sich allerdings nicht in Szene setzen konnte.

Die "Lilien" waren den in Bestbesetzung - mit Stefan Kuntz - angetretenen Gästen insgesamt überlegen. dpa

Unterricht aus dem Weltall

HOUSTON, 14. Januar (Reuter). Die Astronauten an Bord der US- Raumfähre "Endeavour" haben wenige Stunden nach dem Start des Raumgleiters von Cape Canaveral in Florida am Mittwoch einen rund 320 Millionen Mark teuren Fernmeldesatelliten im All ausgesetzt und damit die wichtigste Aufgabe ihres Fluges erfüllt. Am Freitag sollen die vier Männer und eine Frau an Bord in einer Fernsehdirektübertragung US-amerikanischen Schülern Unterricht über Probleme der Schwerkraft erteilen. Für Sonntag sind Arbeiten der Astronauten außerhalb der "Endeavour" geplant.

Togos Regierung aufgelöst

LOMÉ, 14. Januar (Reuter). Togos Präsident Gnassingbe Eyadema hat am Mittwoch die Regierung aufgelöst und Neuwahlen angekündigt. Der von der Armee unterstützte Präsident sagte im Rundfunk, Ministerpräsident Joseph Kokou Koffigoh sei es nicht gelungen, frühzeitige Wahlen zu organisieren. Eyadema betonte, die neue Regierung müsse so bald wie möglich freie und demokratische Wahlen anberaumen.

Togos Oppositionsparteien hatten vergangenen November einen Generalstreik ausgerufen, der noch immer weitgehend befolgt wird. Der seit August 1991 amtierende Koffigoh hatte die Unterstützung der Opposition vor zwei Wochen verloren, weil er zusammen mit Eyadema zur Beendigung der Streiks aufgerufen hatte.

Koalition will keinen Bericht

BONN, 14. Januar (Reuter). Die Fraktionen der Regierungskoalition haben im Bundestag am Donnerstag geschlossen einen Antrag der SPD abgelehnt, in dem von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) ein Bericht zur Lage der Nation gefordert wurde. Für die Koalition begründete Jürgen Rüttgers (CDU) die Entscheidung damit, angesichts der großen Probleme in Deutschland sei kein Bericht nötig, sondern Beschlüsse und Daten. Der SPD-Politiker Peter Struck hatte den Antrag zuvor mit den Worten bekräftigt, der Bundestag solle darüber debattieren, was die Menschen in Deutschland tatsächlich bewege. Dazu gehöre, wie der vielbeschworene Solidarpakt aussehen solle.

EG setzt bosnischen Serben Ultimatum Außenminister fordern Annahme der Genfer Vereinbarungen binnen sechs Tagen

PARIS/BELGRAD, 14. Januar (Reuter/ AFP/dpa). Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat von den Serben Bosniens ultimativ die Annahme des Genfer Friedensplans binnen sechs Tagen verlangt. Geschehe dies nicht, würden die Vereinten Nationen (UN) gebeten, schärfere Maßnahmen zu ergreifen. Zugleich drohten die in Paris versammelten EG-Außenminister auf dem Treffen in der Nacht zum Donnerstag dem aus Serbien und Montenegro bestehenden Rest-Jugoslawien mit völliger Isolierung.

Dänemarks Außenminister Uffe Ellemann-Jensen sagte als amtierender EG- Ratspräsident, die bei der Genfer Jugoslawien-Konferenz von den Vermittlern der EG und der UN eingebrachten Vorschläge seien die "einzige Möglichkeit für eine friedliche Lösung". Die bosnischen Serben hätten den vorgeschlagenen Verfassungsrahmen für die Struktur Bosniens daher bedingungslos anzunehmen. Verzögerungstaktik dulde man nicht.

Serbenführer Radovan Karadzic, der den Vorschlägen zur Aufteilung Bosniens in zehn weitgehend autonome Provinzen am Dienstag in Genf zugestimmt hatte, hat eine Woche Zeit verlangt, um die Zustimmung des Parlaments der einseitig ausgerufenen Serbenrepublik in Bosnien einzuholen.

Auf dem Treffen der EG-Außenminister gab es scharfe Kritik an Griechenland wegen dessen Weigerung, die frühere jugoslawische Teilrepublik Mazedonien anzuerkennen sowie wegen angeblicher Verstöße griechischer Firmen gegen das umfassende Embargo gegen Rest-Jugoslawien.

In der Zeitung New York Times sagte der künftige US-Präsident Bill Clinton, er sehe in der Genfer Jugoslawien-Konferenz einen Ansatz zum Erfolg. Gleichwohl schloß er auch einen begrenzten Militäreinsatz nicht aus, sollte dies erforderlich sein. Mit Nachdruck setzte sich Clinton für eine Beendigung der menschenrechtsverachtenden Politik der sogenannten ethnischen Säuberungen ein. In ihrer Erklärung hatten sich auch die EG-Außenminister für eine Verfolgung derartiger Kriegsverbrechen durch eine internationale Gerichtsinstanz ausgesprochen. Frankreich will hierzu einen Resolutionsentwurf bei den UN einbringen.

Serbenführer Karadzic meinte, die Hoffnung auf einen Serbenstaat bleibe erhalten, das Ergebnis von Genf sei daher ein "Triumph" für die Serben, die an der Schwelle ihres Kriegszieles stünden. Der Belgrader Zeitung Borba sagte Karadzic, die bosnischen Serben bestünden "im guten oder im bösen" auf dem Erhalt des Korridors, der Westbosnien mit Serbien verbindet. Der "Regierungschef" der selbsternannten "Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina", Vladimir Lukic lehnte den Genfer Friedensplan ab. Er sagte laut der Nachrichtenagentur Tanjug, nicht einmal eine Militär-Intervention könne die Serben zwingen, sich auf zehn Provinzen aufteilen zu lassen.

(Weiterer Bericht Seite 2, Kommentar Seite 3)

Biedenkopf warnt vor Scheitern "Solidarpakt nicht zerreden" / Koalition meldet Fortschritte

BONN, 14. Januar (Reuter). Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat vor einem Scheitern der Gespräche über den Solidarpakt gewarnt. Biedenkopf sagte am Donnerstag in Bonn, es wäre "eine schlimme Sache", wenn der Solidarpakt nicht zustande käme. Die Menschen im Osten Deutschlands würden es nicht verstehen, wenn eine nationale Aufgabe dieser Dimension zerredet werde. Biedenkopf sagte, es sei klar, daß für die nächsten zehn bis 15 Jahre jährliche Transferleistungen in den Osten in Höhe von rund 100 Milliarden Mark nötig seien. Für den Westen bedeute dies, daß die Einkommen einige Jahre nicht ansteigen könnten.

Der CDU-Politiker warnte davor, die bestehenden Sozialsysteme zu überfordern und verlangte eine Umstrukturierung der Finanzierung, die im Rahmen des Solidarpaktes festgelegt werden solle. Gegenwärtig würden über Versicherungsbeiträge Kosten der Neustrukturierung in den neuen Ländern bezahlt. Aufwendungen für solche Aufgaben finanziere man in der Regel nicht durch Versicherungsbeiträge, sondern durch Steuern, sagte Biedenkopf. Falls Steuererhöhungen notwendig würden, seien nur Regelungen, die alle beträfen, sinnvoll. Dies könne möglicherweise durch eine Kombination aus einer Erhöhung der Mehrwertsteuer und der Wiedereinführung der Solidaritätsabgabe bestehen.

Die Koalitionsparteien erzielten bei einem weiteren Gespräch über den Solidarpakt erhebliche Fortschritte. In der Runde unter Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl sei man sowohl bei der Ausgestaltung des Paktes als auch bei der Festlegung von Einsparungen einen "gewaltigen Schritt" vorangekommen, hieß es in Koalitionskreisen. Auch habe man sich auf einen Fahrplan zur zügigen Beratung des Solidarpakts verständigt. Der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschland (VdK) sprach sich gegen die Kürzung der Sozialhilfe aus. Der Deutsche Gewerkschaftsbund will mit einer Kampagne "Sozialpolitik bestimmt das ganze Leben" gegen Kürzungen im Sozialbereich protestieren.

"Arm und Reich in einem Boot" Kinkel hält Entwicklungspolitik für zentrale Friedensaufgabe

BONN, 14. Januar (Reuter/AP). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hält den Abbau der Wohlstandskluft zwischen den armen und reichen Ländern der Welt für die "zentrale Friedenspolitik der 90er Jahre". Kinkel sagte am Donnerstag in einer Bundestagsdebatte zur Entwicklungspoltik, die Menschheit sitze in einem Boot. Wenn ein Leck entstehe, seien alle davon betroffen.

Laut Kinkel tragen die Industrieländer die Hauptverantwortung für die Öffnung ihrer Märkte gegenüber den Entwicklungsländern. Wegen der Handelshemmnisse der reichen Länder entstehe den Entwicklungsländern ein Verlust, der mit über 50 Milliarden Dollar (rund 80 Milliarden Mark) mindestens so hoch sei wie die gesamte Entwicklungshilfe.

Die SPD warf der Bundesregierung vor, in wichtigen Punkten zu kneifen. Die Regierung müsse die Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts verdoppeln, forderte der SPD-Abgeordnete Uwe Holtz. SPD-Sprecher registrierten Einigkeit über das Ziel, mit der Entwicklungspolitik Not und Elend zu bekämpfen, jedoch nicht über den Weg.

Entwicklungshilfeminister Carl-Dieter Spranger (CSU) sagte, die Probleme vieler Entwicklungsländer seien 1993 dringender denn je. Doch werde die Hilfe häufig von kriegerischen Konflikten behindert. "Erst kommt die Befreiung, dann der Aufbau", erläuterte Spranger. Man könne es sich nicht erlauben, die Gelder der Steuerzahler mit Hilfslieferungen an marodierende Banden zu verschleudern. Winfried Pinger (CDU) verteidigte den neuen Kurs, Armut durch Hilfe zur Selbsthilfe zu bekämpfen und schöpferischen Kräfte in den Entwicklungsländern freizusetzen.

Konrad Weiß vom Bündnis 90/Grüne warf der Bundesregierung vor, alte Konzepte neu zu verkaufen. Hilfe zur Selbsthilfe werde von allen hochgelobt. In die Hilfsprojekte sei dies aber erst selten eingeflossen. Noch immer werde versucht, die Probleme armer Länder nach "europäischem Muster" zu lösen. Nach Angaben der Bundesregierung lebt mit rund 1,2 Milliarden Menschen fast ein Drittel der Weltbevölkerung in absoluter Armut. Weltweit seien 15 bis 20 Millionen Menschen auf der Flucht.

Sarajewoer Journalistin tot

PARIS, 14. Januar (Reuter). Durch einen Heckenschützen ist in Sarajewo eine Reporterin der lokalen Tageszeitung Oslobodenje getötet worden. Das teilte die französische Journalisten-Organisation Reporters sans Frontières (Reporter ohne Grenzen) am Donnerstag in Paris mit. Der Scharfschütze habe Karmela Stojanovic am Sonntag in ihrer Wohnung erschossen. Seit Beginn des Jugoslawien- Konflikts sind damit schon 31 Journalisten getötet worden. Allein die Zeitung Oslobodenje, das einzige noch erscheinende Blatt in der bosnischen Hauptstadt, hat damit bereits fünf Mitarbeiter durch den Krieg verloren.

Kind bringt Kind zur Welt

GUADALAJARA, 14. Januar (Reuter). Ein acht Jahre altes Mädchen hat in der mexikanischen Stadt Guadalajara einen gesunden Jungen zur Welt gebracht. Wie die Gesundheitsbehörden am Mittwoch mitteilten, wurde das 3,2 Kilogramm schwere Baby per Kaiserschnitt entbunden. Mutter und Kind seien wohlauf. Das Mädchen war laut Angaben eines Arztes von einem Onkel vergewaltigt worden.

37 000 chinesische Autobesitzer

PEKING, 14. Januar (Reuter). Unter den rund 1,1 Milliarden Chinesen gibt es derzeit 37 000 private Autobesitzer. Diese Zahl meldete die amtliche Nachrichtenagentur Neues China am Donnerstag. Die weitaus meisten Autos in China gehören Behörden oder staatlichen Unternehmen, die sie hochrangigen Mitarbeitern auch als Statussymbol zur Verfügung stellen. Ein in China gefertigtes Auto würde einen durchschnittlichen Arbeiter ohne die laufenden Ausgaben rund 64 000 Mark kosten, das sind 100 Jahreslöhne. Mit den Wirtschaftsreformen im Lande sind nun offenbar 37 000 Menschen reich genug dafür geworden.

FRANKFURT A. M. (FR). Die Kurse führender Aktien sind gestern in New York anfangs etwas gesunken. Der Dow- Jones-Index für 30 Industriewerte lag nach einer Stunde mit knapp zwei Punkten im Minus. Am Mittwoch war er um 1,08 auf zuletzt 3263,56 Zähler gefallen.

In Tokio schloß der Nikkei-Index für 225 Toptitel gestern mit 16 515,60 um 2,31 Punkte tiefer als am Vortag.

Sturm vertrieb Tankeröl

SUMBBURGH, 14. Januar (Reuter). Auf den britischen Shetlandinseln ist die Gefahr weiterer Umweltschäden durch Öl des Tankers "Braer" am Donnerstag geringer geworden. Die heftigen Stürme haben die Ölteppiche auseinandergerissen und auf See hinausgetrieben. Eine Sprecherin der Seeüberwachungsstelle teilte mit, es gebe am Unglücksort kaum noch Öl. Es treibe jetzt weit vor der Küste. Ein Sprecher des Inselrates teilte mit, die Stürme hätten eine weitere Ausbreitung der Ölteppiche verhindert. Mit etwas Glück müßten keine weiteren Vögel, Seehunde und Otter durch das Öl sterben.

Nach amtlichen Angaben wurden bis Donnerstag 744 Vögel, drei Seehunde und vier Otter durch das Öl getötet.

Gas-Unfall in Sempergalerie

DRESDEN, 14. Januar (Reuter). Durch ausströmendes Gas sind am Donnerstag nachmittag Personal und mehrere Besucher der Dresdner Sempergalerie lebensgefährlich verletzt worden. Ein Einsatzleiter der Feuerwehr sagte, elf Verletzte seien mit schweren Vergiftungen sofort mit Hubschraubern in Krankenhäuser gebracht worden. Das Unglück sei offenbar durch einen Defekt an der mit Kohlendioxid arbeitenden Feuerlöschanlage entstanden. Zu einer Explosion sei es nicht gekommen. An den Bildern sei kein Schaden entstanden. Die Galerie war im Dezember nach umfassender Rekonstruktion neu eröffnet worden.

Israels Arbeitspartei wählt Kandidaten

JERUSALEM, 14. Januar (Reuter). In Israel hat die regierende Arbeitspartei den früheren Außenminister Ezer Weizman zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gewählt. Weizman hatte in den 70er Jahren der konservativen Likud-Regierung angehört und war an den Friedensverhandlungen mit Ägypten beteiligt. Später schloß er sich der Arbeitspartei an.

Biathlon-Weltcup in Südtirol Antje Misersky ohne Einzelstarts

Ohne Olympiasiegerin Antje Misersky aus Oberhof müssen die deutschen Biathletinnen am Freitag und Samstag die Einzelrennen der von Oberhof nach Ridnaun in Südtirol verlegten Weltcup-Wettbewerbe bestreiten. Nach einer Viruserkrankung will Bundestrainer Uwe Müssiggang seinen Star für den Staffelwettbewerb am Sonntag schonen.

Dagegen tritt das deutsche Männer- Team zum zweiten Saisonweltcup, der am Freitag mit den Einzelkonkurrenzen über 20 km der Männer (10 Uhr) und 15 km der Frauen (13 Uhr) beginnt, in stärkster Besetzung an. Die Wettbewerbe in Südtirol gelten gleichzeitig als wichtige interne Qualifikation für die Weltmeisterschaften, die vom 7. bis 14. Februar im bulgarischen Borowez stattfinden.

Das deutsche Aufgebot für Ridnaun, Frauen: Antje Misersky, Simone Greiner- Petter-Memm, Kathi Schwaab (alle Oberhof) Inga Kesper, Petra Schaaf (beide Willingen), Uschi Disl (Moosham), Sylke Humanik (Oberwiesenthal), Ilka Schneider (Oberhof). Männer: Mark Kirchner, Frank Luck, Steffen Hoos, Sven Fischer (alle Oberhof), Ricco Groß, Fritz Fischer, Jens Steinigen (alle Ruhpolding), Holger Schönthier (Gosheim). sid

EV Landshut entläßt seinen Trainer Sarner soll Nachfolger von Pavel Volek werden

Im bayerischen Schlager zwischen dem EV Landshut und dem großen Nachbarn EC Hedos München wird ausgerechnet der Mann nicht mehr an der Bande der Landshuter stehen, dem mit dem Außenseiter in dieser Saison gegen die Münchner Kufenstars bereits mancher Coup gelungen ist. Am Mittwoch hat sich der Tabellenneunte der Eishockey-Bundesliga - nach der 2:8-Pleite gegen Ratingen - von Trainer Pavel Volek getrennt.

Voleks Nachfolger könnte, auch wenn das Geschäftsführer Max Fedra dementiert, Craig Sarner sein, den bei Preußen Berlin unlängst das gleiche Schicksal ereilte. "Es gibt mehrere Kandidaten, bei denen es allerdings einige Schwierig keiten gäbe, sie zu verpflichten", so Fedra, der bereits eine Absage erhielt. sid

Kein Boykott der Zehnkampf-DM Marek bleibt nach Kompromiß Trainer

Claus Marek bleibt Bundestrainer der Zehnkämpfer. Nach der Dauerfehde mit Sportwart Professor Manfred Steinbach, der das Gehalt Mareks auf 40 Prozent kürzen wollte, wurde nun ein Kompromiß zwischen dem Deutschen Leichtathletik- Verband (DLV) und dem Zehnkampfteam erzielt. Es bleibt zwar bei einer Kürzung, allerdings fällt diese weit weniger empfindlich aus. Das Zehnkampfteam rückte vom angekündigten Boykott der Deutschen Mehrkampfmeisterschaften ab. Diese hatten zur Konfrontation geführt, weil sie vom DLV entgegen der Terminabsprache nicht nach der WM in Stuttgart, sondern davor in Vaterstetten terminiert wurden. Der DLV sagte zu, Veranstaltungen nun gemeinsam mit dem Zehnkampfteam zu vermarkten. sid

Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki Titel-Hattrick für Bonaly Bronze für Marina Kielmann / Tanja Szewczenko wurde Vierte

Bronzenes Happy-End für Marina Kielmann: Gehandicapt durch eine schwere Handverstauchung erkämpfte sich die Deutsche Meisterin bei den Eiskunstlauf- Europameisterschaften in Helsinki die Bronzemedaille. Die 24 Jahre alte Dortmunderin mußte sich lediglich der alten und neuen Titelträgerin Surya Bonaly aus Frankreich sowie der Ukrainerin Oksana Bajul beugen. Vierte wurde die erst 15 Jahre alte Düsseldorferin Tanja Szewczenko, Simone Lang aus Oberstdorf belegte den zehnten Platz.

Wieder einmal beeindruckte die Westfälin durch ihren bemerkenswerten Kampfgeist. Schon in der ersten Minute ihrer Kür stürzte sie beim dreifachen Lutz auf ihr verstauchtes linkes Handgelenk und mußte sichtlich unter Schmerzen weiterlaufen. Am Schluß versuchte sie sich erneut am "Königssprung" der Damen, konnte ihn jedoch wiederum nicht stehen. Doch mehr als ein halbes Dutzend anderer Dreifachsprünge reichten zur anvisierten Bronzemedaille.

Am deutlichen Sieg der Titelverteidigerin Surya Bonaly gab es jedoch keinen Zweifel. Die dunkelhäutige Französin kam sturzfrei durch ihre vierminütige Kür und ließ bei den Dreifach-Sprüngen nur den Rittberger aus. Zu der Musik "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi ließ die auf der Insel La Reunion geborene Bonaly auch im künstlerischen Ausdruck leichte Verbesserungen erkennen. Beim Abschlußtraining am Vormittag war die 19jährige noch mehrfach beim Springen gestürzt.

Im Gegensatz zu Kielmann und Szewczenko, die sich mit ihren Plazierungen für die Weltmeisterschaften Mitte März in Prag qualifizierten, ist die Saison für Simone Lang beendet. Die 21 Jahre alte Oberstdorferin fiel trotz sehr wohlwollender Bewertung von Rang neun nach dem Technikprogramm noch auf den zehnten Platz zurück. Die letztjährige EM-Vierte begann zwar stark, doch nach dem gestürzten dreifachen Rittberger gab es in ihrer Kür einen unübersehbaren Bruch.

Bereits am Nachmittag hatten Maja Usowa und Alexander Schulin in der Eistanz-Konkurrenz die Führung übernommen. Die beiden Moskauer erhielten sowohl für den Kilian als auch für die Yankee Polka die höchsten Noten. Hinter den Olympia-Dritten von Albertville erkämpften sich ihre russischen Landsleute Oksana Gritschuk und Ewgeni Platow Rang zwei vor den finnischen Lokalmatadoren Susanne Rahkamo und Petri Kokko, die vom Publikum enthusiastisch gefeiert wurden.

Die beiden DEU-Paare blieben im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Wie im Vorjahr landeten die Deutschen Meister Jennifer Goolsbee und Hendryk Schamberger auf dem zehnten Platz. 15. sind vor dem Originaltanz (Wiener Walzer) die Berliner EM-Debütanten Kati Winkler und Rene Lohse. "Es waren unsere besten Pflichttänze in dieser Saison, deshalb sind wir zufrieden", sagte Schamberger. Um der DEU den zweiten Startplatz zu erhalten, müssen die Schützlinge von Trainer Martin Skotnicky ihre Position halten, Ziel ist jedoch Rang neun. sid

Vorschau auf einen Blick

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: u. a. BG MAXX Offenbach/Neu-Isenburg - TSV Speyer (Sa., 20.00, Sportpark Neu-Isenburg), TV Lich - TV Langen (Sa.).

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: u. a. MTV Kronberg - DJK Würzburg (So., 15.00, Sportzentrum Altkönigschule), MTSV Schwabing - Eintracht Frankfurt (Sa.).

REGIONALLIGA, Frauen: u. a. Eintracht Frankfurt - TV Hofheim (Sa., 18.00, Freiherr- vom-Stein-Schule), SV Dreieichenhain - Homburger TG (So., 16.30, Weibelfeldschule).

REGIONALLIGA, Männer: u. a. BC Wiesbaden - TV Saarlouis (Sa., 19.30, Martin-Niemöller-Schule), Eintracht Frankfurt - TSV Krofdorf-Gleiberg (Sa., 20.00, Sporthalle Süd), MTV Kronberg - TGS Ober-Ramstadt (So., 17.30, Sportzentrum Altkönigschule). BOGENSCHIESSEN HESSISCHE HALLENMEISTERSCHAFTEN (Sa. und So. ab 9 Uhr, Landesleistungszentrum für Schießsport, Frankfurt-Schwanheim). EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA: u. a. EC Bad Nauheim - Augsburger EV (Fr., 19 Uhr, Eishalle am Kurpark); SC Memmingen - EC Bad Nauheim (So., 18 Uhr).

OBERLIGA NORD: u. a. ESC Wedemark - Frankfurter Löwen (Fr., 19 Uhr). EISSPEEDWAY WELTMEISTERSCHAFT, Viertelfinale in Frankfurt/Main, Eisring an der Eishalle Ratsweg (Samstag, 18,30 Uhr, Sonntag 14,00 Uhr). FUSSBALL KREISLIGA B FRANKFURT: SC Achilleas - Italia Fechenheim, Corum Spor - Özgür Spor, Birlik Spor - US Foggia, Fortuna - SV Iran, Azzuri del Sud - VfR Bockenheim, Espanola - SV Dahlak, Kültürspor - FC Bügel (alle So. 14.30). HANDBALL 2.BUNDESLIGA, Männer, u.a.: Eintracht Wiesbaden - SG Stuttgart-Scharnhausen (Sa, 20 Uhr, Sporthalle am Elsässer Platz).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: HSV Apolda - Tuspo Obernburg (Sa., 16.30 Uhr, Werner-Seelenbinder-Halle), SSV Erfurt - TSV Eschwege (Sa., 17.40 Uhr, Großsporthalle Rieth); HSG Asbach/Modau - SV Hermsdorf (Sa., 19.30 Uhr, Großsporthalle Ober-Ramstadt), TV Bürgstadt - TV Kirchzell (Sa., 20 Uhr, Realschulsporthalle Miltenberg), TuS Griesheim - TSG Münster (So., 17 Uhr, G.-Hauptmann- Schule), TSG Groß-Bieberau - TV Groß-Umstadt (So., 18 Uhr, Im Wesner), TV Lützellinden - Hermannia Kassel (So., 18 Uhr, Sporthalle).

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: ThSV Eisenach - BSC Urberach (Sa., 16 Uhr, An der Katzenaue), HBV Jena - SV Darmstadt 98 (Sa., 17 Uhr, Werner-Seelenbinder-Halle), TSG Leihgestern - Eintracht Wiesbaden (Sa., 19.30 Uhr, Stadthalle Linden), SG Bruchköbel - TSG Ober-Eschbach (So., 17 Uhr, Heinrich-Böll- Schule), TV Hofheim - SG Kirchhof (So., 17 Uhr, Brühlwiesenhalle), TV Flörsheim - SG Hessen Hersfeld (So., 17 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle). 2. POKALRUNDE auf Verbandsebene, Männer: TV Idstein - TV Flörsheim (Sa., 17 Uhr, Taubenberghalle), SG Bruchköbel - SG Anspach (Sa., 19.15 Uhr, Heinrich-Böll-Schule), TSG Bürgel - RV Büttelborn (Sa., 19.30 Uhr, Jahnstr.), TG Hochheim - TSG Sulzbach (So., 18 Uhr, Gesamtschule), SKV Mörfelden - TuS Dotzheim (So., 18 Uhr, Kurt-Bachmann-Halle).

2. POKALRUNDE auf Verbandsebene: TV Sulzbach - SV Crumstadt (Sa., 16 Uhr, Main- Spessart-Halle), HSG Reichelsheim/Beerfurth - SVC Gernsheim (Sa., 17.30 Uhr, Gesamtschule), TSG Oberursel - SU Mühlheim (Sa., 19 Uhr, Gesamtschule Stierstadt), TV Niedermittlau - TSG Bürgel (Sa., 19.30 Uhr, Gesamtschule Freigericht-Somborn), TV Hattersheim - TSV Habitzheim (So., 15.45 Uhr, Karl-Eckel- Weg), SKV Büttelborn - SSG Bensheim (So., 16.30 Uhr, Georgenstr.), TV Wicker - TG Bad Soden (So., 17 Uhr, Goldbornhalle).

FREUNDSCHAFTSSPIEL, Männer: TG Nieder-Roden - TV Petterweil (So., 17 Uhr, Wiesbadener Str.).

BEZIRKSPOKAL FRANKFURT, Halbfinale, Männer: FT Dörnigheim - TG Hainhausen (Sa. 20 Uhr, Maintalhalle).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: TuS Zeppelinheim - HC Friedrichsdorf (So., 17.30 IUhr, Am Sportplatz), TV Langenselbold - SG Wehrheim/Oberhain (So., 19.30 Uhr, Gesamtschule). BEZIRKSLIGA II, FRANKFURT, Frauen: TuS Steinbach - SG Hainburg (So., 17.45 Uhr, Altkönighalle).

KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: MTV Kronberg - TSG Ffm.-Berg (Sa., 18.10 Uhr, Gesamtschule), TV Bergen-Enkheim - TGS Vorwärts Ffm. (So., 18 Uhr, Ried-Sporthalle), TG Schwanheim - TV Petterweil II (So., 17.40 Uhr, Carl-von-Weinberg-Schule), SG Sossenheim - TSV 57 Sachsenhausen (So., 14.15 Uhr, Haus Nied), TuS Nieder-Eschbach II - TV Gonzenheim (So., 14.45 Uhr, Otto-Hahn-Schule), TSG Nordwest Ffm. - TV Bad Vilbel (So., 18 Uhr, Ernst-Reuter-Schule).

KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TG Schwanheim - TV Petterweil (So., 16.25 Uhr, Carl-von-Weinberg-Schule), SG Nied - Tschft. Griesheim (So., 14.25 Uhr, Niddahalle), TSG Nordwest Ffm. - TG Sachsenhausen (So., 14.15 Uhr, Ernst-Reuter-Schule), SG Riederwald - TSG Oberursel II (So., 17.35 Uhr, Wächtersbacher Str.), Usinger TSG - Grün-Weiß Ffm. III (So., 18.45 Uhr, Buchfinkenhalle). HOCKEY BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: u. a. Eintracht Frankfurt - Uhlenhorst Mülheim (Sa., 18.00, Carl-v.-Weinberg-Schule), RTHC Leverkusen - Eintracht Frankfurt (So.).

BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: u. a. Rüsselsheimer RK - BW Köln (Sa., 15.00, Dikker Busch), Eintr. Frankfurt - Club Raffelberg (Sa., 15.30, Carl-v.-Weinberg-Schule), THC Hanau - RTHC Leverkusen (Sa., 18.00, An den Güntherteichen), SC 1880 Frankfurt - Dürkheimer HC (So., 12.00, Fabriksporthalle Wächtersbacher Str.), THC Hanau - Blauweiß Köln (So., 13.00, An den Güntherteichen).

REGIONALLIGA SÜD, Männer: u. a. 1. Hanauer THC - SC 1880 Frankfurt (Sa., 16.00, An den Güntherteichen), Rüsselsheimer RK - HC Speyer (Sa., 17.00, Dicker Busch).

REGIONALLIGA SÜD, Frauen: u. a. Wiesbadener THC - TSV Ludwigsburg (So., 11.00).

OBERLIGA, Männer: SC SAFO Frankfurt - Wiesbadener THC (So., 11.00, Sporthalle Süd), Eintracht Frankfurt Ib - SC 1880 Frankfurt Ib (So., 15.00, Carl-v.-Weinberg-Schule).

OBERLIGA, Frauen: FSV Frankfurt - THC Hanau Ib (So., 9.00, Friedrich-Ebert-Schule), SKG Frankfurt - Offenbacher RV (So., 9.30, Wintersporthalle), Rüsselsheimer RK Ib - DHC Wiesbaden (So., 11.00, Kreissporthalle), Eintracht Frankfurt Ib - SC 1880 Frankfurt Ib (So., 12.00, Carl-v.-Weinberg-Schule).

VERBANDSLIGA, Männer: TSV 1857 Sachsenhausen - SKG Frankfurt (So., 10.15, Sporthalle Süd), TGS Vorwärts Frankfurt - Wiesbadener THC Ib (So., 10.30, Paul-Hindemith-Schule), HC Bad Homburg - Rüsselsheimer RK Ib (So., 11.00, Gesamtschule am Gluckenstein), THC Hanau Ib - TG Hanau (So., 11.00, An den Güntherteichen).

VERBANDSLIGA, Frauen: Höchster THC - VfL Marburg (So., 10.00, Ballsporthalle), 1. Hanauer THC III - Wiesbadener THC Ib (So., 12.30, An den Güntherteichen), SC SAFO Frankfurt - TSG 1846 Darmstadt (So., 12.30, Werner-von-Siemens-Schule), Eintracht Frankfurt III - SC 1880 Frankfurt III (So., 13.30, Carl-v.-Weinberg-Schule). LEICHTATHLETIK HESSISCHE HALLENMEISTERSCHAFTEN (Sa. ab 10.30 Uhr, So. ab 9.30 Uhr, Sport- und Freizeithalle Frankfurt-Kalbach).

WINTERLAUFSERIE der Sportfreunde Seligenstadt und der BSG AEG (Sa., 14.15 Uhr, im Stadion an der Zellhäuser Straße).

WINTERLAUFSERIE des LC Rüsselsheim (So., 9.50 Uhr, Start und Ziel an der Albrecht- Dürer-Schule). RINGEN DEUTSCHE MANNSCHAFTSMEISTERSCHAFT , 1. Finale: AC Bavaria Goldbach - VfK Schifferstadt (So., 16 Uhr, Unterfrankenhalle in Aschaffenburg). TENNIS DUNLOP-SÜDWEST-CUP für Männer und Frauen (Fr., Sa., So. ab 9 Uhr, Landesleistungszentrum Offenbach). VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Männer: TuS Kriftel - ASV Dachau (Sa., 20 Uhr, Sporthalle Weingartenschule).KULTUR-TESTSEITEVIWas für Gesetze wohl?

Trotz meines Unglaubens, daß ein Mitglied des Deutschen Bundestages in einer Denkschrift solche Thesen vertritt (FR vom 29. Dezember 1992 "Markige Sprüche vom rechten Rambo aus der Altmarkt") oder gar verfaßt hat (Ich täte meiner Vorstellung vom "Denken" Gewalt an, brächte ich diesen mit der genannten Schrift in Zusammenhang), habe ich Hoffnung.

Meine erste Hoffnung ist, daß diese Sprache entlarvt und angeprangert wird. Denn: Soll dies an die Sprache derjenigen erinnern, die die beschworenen "deutschen Volksgenossen" schon einmal verführt haben? Und dies mit "christlich- germanischer Kameradschaft und Volksverbundenheit". Meine zweite Hoffnung ist, daß dieser Inhalt entlarvt wird. Denn: Krause will das Pressegesetz "erneuern". Den "staatszersetzenden krankhaften Liberalismus" will er bestrafen.

Was für Gesetze sind da gemeint? Wer wird darüber entscheiden, was "staatszersetzend" ist? Wer definiert die "Deutsche Würde"? Wer die "Deutsche Ehre"? Herr Dr. Krause aus Bonese? Das christlich- konservative Deutschlandforum? Herr Schönhuber? Andere?

Oder viel schlimmer. Wer wird urteilen über die Undeutschen; Unwürdigen und Unehrenhaften?

Meine dritte Hoffnung ist, daß die CDU/CSU-Bundestagsfraktion die Kraft findet, den Abgeordneten Krause dort hinzuschicken, wo er hingehört: In die politische Wüste, in der er seine ideologische Wassersuppe allein auslöffeln kann.

Krause (Bonese) meint: armes Deutschland - ich sage: armes Bonese.

Hans-Henner Becker, Düsseldorf

Du Pont fördert Schule und Naturschützer

NEU-ISENBURG. Die Biologie-Arbeitsgemeinschaft der Dreieicher Ricarda- Huch-Schule und Naturschützer im Kreis Offenbach sind Nutznießer eines Umweltpreises des amerikanischen Konzerns Du Pont. Mitarbeiter des Isenburger Werkes und des Zentrallagers in Dreieich bekamen den firmeninternen "Preis für vorzüglichen Umweltschutz".

Wie es gestern hieß, sei ein achtköpfiges Team von hiesigen Beschäftigten für ein Bündel an Maßnahmen zum Grund- und Abwasserschutz ausgezeichnet worden, die weit über die gesetzlichen Forderungen hinausgingen. Damit sei ihnen ein Preis zugesprochen worden, der weltweit jährlich nur zwölfmal vergeben werde und um den sich 1992 insgesamt 475 Unternehmensgruppen beworben hätten.

Nach dem Reglement von Du Pont soll das Preisgeld in Höhe von 5000 Dollar jeweils an "zwei außenstehende Gruppen zur Förderung umweltbezogener Projekte" weitergegeben werden. Profitiert hat davon die Biologie-Arbeitsgemeinschaft des Ricarda-Huch-Gymnasiums, die 3000 Dollar erhielt und in der Vergangenheit den Umweltpreis der Stadt Dreieich gewonnen hatte. Die übrigen 2000 Dollar gingen an den Arbeitskreis Rodgau / Dreieich der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz. leo

Herzklopfen, Flügelschlagen Nadine Ganases Tanztheater-Stück "Lover Man"

Ein Sofa, ein Stuhl, ein paar Lampen, eine Leinwand, auf die weiße Farbschichten aufgetragen wurden, die nackte Rückwand, an der ein paar Kleider hängen - karge Bühne für eine Choreographie der Stimmungen, der Gefühle: für "Lover Man" von Nadine Ganase.

Freudig, hell beginnt das Stück, das jetzt im Frankfurter Theater am Turm zu sehen ist. Drei Frauen in Plissee-Kleidern tanzen kraftvoll, kommen immer wieder wie eine Welle nach vorne, stampfen bisweilen fast herausfordernd den Takt mit (Musik von Béla Bartók), lächeln sich zu - und ignorieren den Mann, der sich im Hintergrund hält.

Die Tänzerin und Choreographin Nadine Ganase, sechs Jahre lang Mitglied bei den "Rosas" der Anne Teresa De Keersmaeker, bekam die Idee zu "Lover Man" durch Wim Wenders Film "Der Himmel über Berlin", in dem sich zwei Engel unter Menschen tummeln. Auch bei ihr wandelt nun ein Mann im Mantel (gespielt von Dirk Opstaele) unsichtbar als Engel unter Menschen, genauer: unter Frauen. Er spricht Texte von Peter Handke, Marguerite Duras, auch von Opstaele selbst, Texte übers Begehren, poetische Beschreibungen von Natur und Frauen. Seine "Auftritte", zwischen die Tanzsequenzen geschoben, werden angekündigt vom Lärm eines fahrenden Zugs, von schweren Flügelschlägen.

Verträumt, sehnsuchtsvoll schaut der Engel auf die tanzenden Frauen, ahmt auch mal für Augenblicke ihre Bewegungen nach, scheint sie berühren zu wollen. Doch bleibt er außerhalb ihrer Wahrnehmung, selbst dann, als er zum Schluß seinen Mantel ablegt, ein Jackett anzieht und sich unter sie einreiht.

Nadine Ganase hat wunderbare Ensemble-Szenen choreographiert, die die unterschiedlichsten Stimmungen widerspiegeln. Dem lebensfrohen ersten Tanz folgen zunächst zurückgenommene Soli, in denen jede der Tänzerinnen (Isabelle Boutrois, Nadine Ganase und Fatou Traore) Individualität entwickeln kann. Dem schließt sich, zu Musik von Franz Schubert, eine Träumerei in fließenden, sinnlichen Bewegungen an, bei denen die Darstellerinnen immer nah am Boden bleiben. Rhythmischer afrikanischer Gesang begleitet ausgelassenes Stampfen, ein Blues von Archie Shepp die letzte, kurze Szene, für die die Frauen das kleine Schwarze und Stöckelschuhe angezogen haben. Und wie ein roter Faden zieht sich eine Bewegung durch das Stück: Die Tänzerinnen schlagen ihre Fingerknöchel zusammen, das klingt wie heftiges Herzklopfen, wie Flügelschlagen - Sehnsucht nach dem Mann der Träume?

Die 1961 geborene Nadine Ganase, die in Brüssel lebt und arbeitet, ist ein wirkliches Choreographen-Talent. Doch ihrem "Lover Man" fehlte trotz vieler schöner Momente die Spannung. Der Wechsel von Ensemble-Szenen und Soli, der Einschub von Texten - von Dirk Opstaele mit Charme und ein bißchen Wehmut vorgetragen - konnten nicht verhindern, daß der Eindruck von Längen entstand. Das "Staunen über Mann und Frau", das Wenders' Engel Damiel gelernt hat, will sich in "Lover Man" hier nicht so recht einstellen. (Aufführungen bis zum Sonntag, 17. Januar, Beginn 20 Uhr.) sy

Darmstadts erster Nachkriegs-OB gestorben

DARMSTADT. Ludwig Metzger, Darmstädter Oberbürgermeister von 1945 bis 1950 und Vater des heutigen OB Günther Metzger, ist im Alter von neunzig Jahren in seiner Heimatstadt Darmstadt gestorben.

Der in der evangelischen Kirche seit den zwanziger Jahren engagierte Christ trat 1930 der SPD bei und mußte unter der NS-Diktatur die eingeschlagene Justizlaufbahn beenden. Als Rechtsanwalt verteidigte er politisch und religiös Verfolgte, wurde deshalb 1936 gar mit Gestapo-Haft bestraft.

Seine Durchsetzungskraft und den beharrlichen Willen zum Wiederaufbau bewies der von der amerikanischen Besatzungsmacht eingesetzte OB, als er das zerstörte Darmstadt wieder zum Leben erweckte. 1953 zog Ludwig Metzger (mit Direktmandat) in den Bundestag. In Bonn machte er sich bis 1969 durch Initiativen zur Völkerver- ständigung und Aussöhnung einen guten Namen.

Metzger, der auch zeitweise dem SPD-Bundesvorstand und dem engeren Führungszirkel seiner Bundestagsfraktion angehörte, reiste in "Dritte- Welt"-Länder und in Staaten des Nahen Ostens. 1956 war er als einer der ersten deutschen Politiker in Israel zu Gast. feu

Kleine FR

Ortsbeiräte tagen WEHRHEIM. Die nächsten Sitzungen der Ortsbeiräte Obernhain, Friedrichsthal und Pfaffenwiesbach finden alle am Montag, 25. Januar, statt. Die Obernhainer tagen um 20 Uhr in der Saalburghalle, die Pfaffenwiesbacher zur gleichen Zeit in der Alten Schule; der Ortsbeirat Friedrichsthal trifft sich ab 18.30 Uhr im Bürgerhaus "Zum Holzbachtal". Neuer Termin fürs Schlittschuhlaufen NEU-ANSPACH. Die Fahrt der jugendlichen Tauniden zum Schlittschuhlaufen nach Bad Nauheim, die für den 17. Januar geplant war, muß verlegt werden. Die Tour wird am Samstag, 6. Februar, nachgeholt. Mitgliederversammlung der FWG GRÄVENWIESBACH. Die Verabschiedung der Kandidatenliste für die Kommunalwahl ist der einzige Tagesordnungspunkt der Mitgliederversammlung der Freien Wählergemeinschaft am Freitag, 15. Januar. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt.Durch den Anspacher Wald NEU-ANSPACH. Der Taunusklub Zweigverein Neu-Anspach lädt alle Wanderfreunde für Sonntag, 24. Januar, zu einer kleinen Tour von etwa zwei Stunden durch den Anspacher Wald ein. Treffpunkt 13.30 Uhr in der Breitestraße. "Gestalten mit Ton" fällt aus NEU-ANSPACH. Das Seminar des Frauentreffs "Bildnerisches Gestalten mit Ton", das für Montag, 18. Januar, vorgesehen war, muß wegen Krankheit der Kursleiterin ausfallen.

Das Trauerspiel endlich abpfeifen

Wie lange wird diese Bonner Autogrammstunde noch andauern (FR vom 12. 1. 1993 "Kohl und FDP-Spitze stützen Schwaetzer")? Der Postminister unterzeichnete seine Kündigung und ging. Möllemann zeichnete für seinen Vetter und wurde gegangen. Frau BuBauMi Schwaetzer zeichnet für einen Immobilienspekulanten und wird es aussitzen. Dagegen zeichnete sich der Verkehrsminister mit gastronomischen Kenntnissen aus, und er fuhr gut damit. Die Nichtgenannten schreiben artig ab.

Wird unser Kanzler zukünftig für mehr "brassica oleracea-Akzeptanz" in den Neuen Ländern werben, oder der Graf für das Werk "Adelige Steuertricks - leicht gemacht und schwer entdeckt".

Die allgemeine Finanzsituation des Bundestages ließe sich erträglicher gestalten, wenn man die politischen Debatten mit Übertragungsrechten versehen würde und die Beiträge durch Werbespots unterbräche. Wortlaut vielleicht derart: - Bundestag in der Totalen, Standbild - "Jene Damen und Herren verdanken es dem bundesdeutschen Steuerzahler, daß sie in diesen ehrenwerten Hallen ihrem Übel frönen können: Machtgeilheit."

Diese Bonner Mannschaft ist mehr als nur abstiegsgefährdet; sie steht kurz vor der Reamateurisierung. Mögen die politikverdrossenen und demokratischen Bürger das Trauerspiel endlich abpfeifen.

Rüdiger Voßberg, Berlin

Die Hochschule auf der Suche nach immer besseren Materialien Nach zwanzig Jahren wieder ein neuer Fachbereich an der Darmstädter TH / 34 Erstsemester und 15 "Quereinsteiger"

DARMSTADT. Selbstzufriedenheit strahlen die Gäste an diesem Abend in der prächtigen Georg-Christoph-Lichtenberg-Villa aus. Im internationalen Begegnungszentrum der Technischen Hochschule (TH) im vornehmen Darmstädter "Komponistenviertel" wird gefeiert, nachdem die TH erfolgreich einen Kraftakt in einer für die Hochschulen finanziell so schwierigen Zeit vollbracht hat: Am neu aufgebauten Fachbereich Materialwissenschaft läuft seit dem Wintersemester der Studienbetrieb.

34 Erstsemester und 15 "Quereinsteiger", die nach dem Grundstudium der Physik, Chemie oder einer Ingenieurwissenschaft wie Elektrotechnik und Maschinenbau nun mit dem Vordiplom in der Tasche im fünften Fachsemester weiterstudieren, haben sich für die neue Forschungsrichtung entschieden. Über mangelnde Nachfrage an Einschreibewilligen wird sich der junge Wissenschaftszweig nicht sorgen müssen, prophezeit TH-Präsident Helmut Böhme.

Nach viereinhalb Jahren Studium werden die Absolventen als Diplom-Ingenieure adieu sagen und beneidenswerte Berufsaussichten haben: In Werkstofftechnik-Abteilungen der Luft- und Raumfahrtindustrie, in Großforschungszentren, in der Bundesanstalt für Materialprüfung, bei Verlagen oder Umweltschutzorganisationen sollen sie heiß begehrt sein. Darmstadt hat als einzige hessische Hochschule ein Materialwissenschaftszentrum. Von Industriekonzernen einmal abgesehen liegen die nächsten Ausbildungsorte in Saarbrücken, Karlsruhe, Erlangen und Aachen.

Das mühselige Geschäft, einen komplett neuen Fachbereich zu installieren, das gab es an der TH zuletzt vor zwanzig Jahren, als in einer noch reformfreudigen Ära die Informatik als Fachbereich 20 entstand. Und aus dem ist auch was Ordentliches geworden - derzeit sind 1066 Studierende immatrikuliert.

Von neun Professuren für die Fachgebiete der Materialwissenschaft (von "Disperse Feststoffe" bis "Oberflächenforschung") sind bereits sechs Lehrstühle besetzt, teils sind Fachleute aus den USA dem Ruf gefolgt. Und die hessische Wissenschaftsministerin ist gekommen, um noch einmal zu verkünden, was längst keine Neuigkeit mehr ist: 33,5 Stellen wird das Land bezahlen, sagt Evelies Mayer (SPD), zunächst für zwei Jahre. Das ist exakt die Hälfte des gesamten Stellenpools für den Fachbereich, an dem 26 wissenschaftliche und 32 technische Mitarbeiter beschäftigt sind. Die zweite Hälfte hat sich die Uni selbst "aus den Rippen schneiden müssen".

Keiner nimmt es in dem festlichen Rahmen dem Dekan Professor Hartmut Fueß übel, wenn er sich öffentlich darüber mokiert, wie TH-Kollegen anderer Provenienz ihn mehr oder minder ernsthaft und mit spitzen Formulierungen wissen ließen, er habe in ihren Gehegen "Stellenklau" betrieben - und das für seinen mit Millionenaufwand etablierten und mit glänzenden Kontakten zur Industrie und zu Max-Planck-Instituten ausgestatteten Fachbereich.

Tatsächlich wurden 33,5 Stellen an anderen Ecken und Enden der Universität gestrichen und gingen durch die "bewährte Waschanlage des Präsidenten" (Fueß). Nach dem jährlichen Haushaltsroulette um Stellen und Papier für die Kopierautomaten ist nicht mehr nachvollziehbar, ob ein Angestellter in der Materialwissenschaft strenggenommen auf dem Stuhl eines wissenschaftlichen Mitarbeiters der Philosophie sitzt. 35 Doktoranden der Materialwissenschaft fallen übrigens der TH nicht zur Last: Ihre Studien werden aus der Industrie finanziert.

Neun Jahre ist es her, seit die ersten vorsichtigen Überlegungen an der TH angestellt wurden, ob nicht vielleicht ein interdisziplinär arbeitendes Institut oder Zentrum angebracht sei. Da kam im Sommer 1985 das Programm der Landesregierung zur Forschungsförderung gerade recht: Umwelttechnik, Technikfolgenabschätzung, Biotechnologie und eben Materialwissenschaft, so lauteten auf dem Papier die neuen Schwerpunkte in Hessens Hochschullandschaft.

"Heitere Stunden" der Auseinandersetzung, so erinnert sich Präsident Böhme, lieferten sich damals die Crew der Festkörperphysik und die Belegschaft der Elektrotechnik: Sollte die Betonung auf grundlagenorientierter oder anwendungsbezogener Forschung liegen? Am Ende siegte wie so oft der Kompromiß. 1987 signalisierte das Kabinett in Wiesbaden Zustimmung für das Konzept, im Sommer 1989 konnte der Gründungsdekan bestellt werden, die Forschung allmählich anlaufen, erstes Spezialgerät für die Labors geordert werden.

Ob Ermüdungserscheinungen von Stahl in einem Brückenträger, der Korrosionsverschleiß einer Nickelbasislegierung in der Hochtemperaturturbine, das Bruchverhalten von Kunststoffen, die keramische Kugel im künstlichen Hüftgelenk, Kohlenstoffasern im Tennisschläger, winzige Halbleiterkristalle in Elektronenrechnern - all diese Hochleistungswerkstoffe finden die Darmstädter Materialwissenschaftler höchst spannend. Wissen sie doch, daß moderne Schlüsseltechnologien neuartige Materialien mit noch besseren Haltbarkeitseigenschaften benötigen, die zudem auch "umweltverträglich" sein müssen.

So beschäftigt sich die noch junge Disziplin mit der Frage, ob Fahrzeugmotoren der Zukunft aus Keramik konstruiert sein können oder wie man Glaskeramik- Kochplatten noch hitze- und kratzbeständiger macht. An der Entwicklung von neuen Katalysatoren für die chemische Industrie und Halbleitern mit besonderen Eigenschaften für die Signalerzeugung und -verarbeitung wird ebenso getüftelt wie an "dünnen Schichten" in der Nachrichten- und Informationstechnik.

Kooperationspartner und Förderer hat der neue Fachbereich en gros: Die Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI), Dupont, Degussa, Hoechst, das Fernmeldetechnische Zentralamt, zudem Bundesforschungsministerium und Deutsche Forschungsgemeinschaft. Nur eines hat er nicht: eigene Räume. Bisher ist man Untermieter beim Posttechnischen Zentralamt; außerdem sind Chemiker, Maschinenbauer und Mineralogen für die Newcomer enger zusammengerückt.

Ein geplanter Neubau auf der Lichtwiese soll als "Pilotprojekt" erstmals nicht vom Finanzministerium, sondern von der Hochschule selbst und dem Wissenschaftsressort, das eine Ingenieurgesellschaft als Bauherrn mit Kosten-, Termin- und Qualitätskontrolle betraute, abgewikkelt werden. 45 Millionen Mark und kein Pfennig mehr stehen bereit, während die Staatsbauverwaltung außer Konkurrenz 58 Millionen fürs Projekt veranschlagte.

Der Bezugstermin 1994 ist längst nicht mehr zu halten, der Architektenwettbewerb hat sich verzögert. Das Preisgericht prämierte gleich zwei Arbeiten von Stuttgarter Architektenbüros und war doch nicht ganz mit den Entwürfen zufrieden. Sie forderte bis vor einer Woche überarbeitete Konzepte ein, die frühestens Ende Januar ausgestellt werden. Ein Entwurf sieht eher tradionell ein z-förmiges Gebäude vor, der andere sieht futuristisch aus, aus der Vogelperspektive wie ein ungeordneter Mikadohaufen, teils überdeckt von einem tortenstückförmigen Aufbau. Ministerin Mayer hat sich während der Feier vorsichtig über das "Ziel" und dessen "gute Chancen" geäußert, eine neue "Heimstatt" zu errichten. Dekan Fueß hat sich zwei Termine eingeprägt: Baubeginn in diesem Herbst, Einzug in der 42. Kalenderwoche 1995.

JÖRG FEUCK

Widerstand der Geschäftsleute fruchtete nicht Salzstraße wird nach dem Willen von SPD und Grünen Fußgängerzone

HANAU. Die Salzstraße in Hanau soll trotz der massiven Proteste einiger Geschäftsleute Fußgängerzone werden. Nachdem die Gegner bei einer lebhaften Diskussion im Struktur- und Umweltausschuß nur die CDU-Abgeordneten von ihren Argumenten überzeugen konnten, stimmten SPD und Grüne den Plänen des Stadtbaurates zu.

Das Hauptargument, das die Geschäftsleute gegen das Konzept des Magistrats vorbringen, betrifft die Andienung. Sie prophezeien ein Chaos, wenn große Lastwagen künftig nur noch nach Geschäftsschluß bis morgens um 10 Uhr sowie mittags von 13 bis 14.30 Uhr Waren anliefern dürfen. Außerdem verweisen sie auf die besondere Struktur in der Salzstraße mit Fachgeschäften wie beispielsweise für Büromaschinen, Waffen und Kinderausstattung, die auf das Be- und Entladen vor der Tür angewiesen seien. Beinahe einhellig beschwerten sich die Einzelhändler, die im Ausschuß zu Wort kamen, jedoch auch über die derzeitigen Verkehrsprobleme in der Salzstraße mit wildem Parken und sich stauenden Lastwagen.

Stadtbaurat Jürgen Dressler stimmte zwar der besonderen Struktur der Läden zu, erinnerte jedoch daran, daß entsprechende Argumente seit Jahren gegen Fußgängerzonen zitiert werden, diese Bereiche inzwischen jedoch zu den attraktivsten Standorten in Innenstädten geworden seien. Außerdem könne Stadtplanung nicht nach "individuellen Wünschen" verwirklicht werden, sondern müsse die Belange aller Bürger berücksichtigen, die unter dem starken Verkehr leiden.

Grünen-Sprecher Elmar Diez wertete die Pläne des Magistrats denn auch als "richtigen Weg, die Autos von der Innenstadt fernzuhalten". Die Christdemokraten beugten sich dagegen dem Protest der insgesamt acht Einwender: "Das sind Geschäfte, die die Innenstadt bereichern", sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Klaus Romeis, der bei der Umwandlung zur Fußgängerzone die Verbreitung von Snackbars, Boutiquen und Parfümerien befürchtete, die "nicht im öffentlichen Interesse" läge. "Wenn so ernsthafte Argumente vorgebracht werden, sollte am besten nichts geschehen", forderte er. Die SPD-Fraktion ließ sich dagegen auch von der Ankündigung des Inhabers des Sanitätshauses Marx nicht beeindrucken, der erklärte: "Wenn die Salzstraße zur Fußgängerzone wird, gehe ich aus Hanau raus." Um die Härten für Kranke und Behinderte zu mindern, regte der Ausschuß jedoch an, für diese Menschen eine besondere Zugangsregelung zu treffen. res

VW-Aufsichtsrat trägt Sparpläne einmütig mit Vorhaben in Ostdeutschland werden eingefroren / 8000 Arbeitsplätze sollen 1993 wegfallen

jk FRANKFURT A. M. Die Vorschläge des Vorstandes von Volkswagen mit den Zielen, die gegenwärtige Absatzflaute einigermaßen heil zu überstehen, die Ertragskraft des Unternehmens zu steigern und die Standorte zu sichern, sind vom Aufsichtsrat einmütig gebilligt worden. Das ist ein für Wolfsburger Verhältnisse nicht ganz selbstverständliches Ergebnis der jüngsten außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums (siehe FR von gestern und vorgestern).

Unter der Voraussetzung und Annahme, daß 1993 die Auto-Verkäufe in Deutschland und Europa um maximal 20 Prozent gegenüber dem sehr hohen vorigen Stand sinken, sollen die ursprünglich für dieses Jahr geplanten Investitionen von deutlich mehr als zehn Milliarden Mark praktisch halbiert werden. Das Ziel, die Liquidität zu erhalten, bekommt also Vorrang. Gleichzeitig mit der Streckung der Investitionspläne ist ein Einfrieren der Projekte in Ostdeutschland auf dem derzeitigen Stand verbunden. Im sächsischen Mosel wird das kurz vor der Vollendung stehende Preßwerk zwar noch fertiggestellt, doch die Inbetriebnahme der dortigen neuen Fabrik (Mosel II) ebenso wie die des Motorenwerks in Chemnitz von 1994 auf - aus heutiger Sicht - 1997 verschoben. Die Einschränkung "aus heutiger Sicht" ist einem Aufsichtsratmitglied von der Arbeitnehmerbank deshalb wichtig, weil man für dieses und vielleicht auch noch das nächste Jahr einigermaßen planen könne. "Doch darüber hinaus ist alles Spekulation."

Keine übereinstimmenden Versionen gibt es hingegen für den Personalabbau. Dabei scheint das Management in seiner offiziellen Darstellung die Zahlen herunterspielen zu wollen. Firmensprecher Ortwin Witzel sagt einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuter zufolge, daß im Inland bei der Marke VW die Belegschaft zwischen 1992 und 1994 um 12 500 Leute reduziert werden solle. Davon seien im vergangenen Jahr bereits 5000 Arbeitsplätze weggefallen. Und die übrigen 7500 würden nicht allein 1993, sondern auch noch 1994 gestrichen.

Der Arbeitnehmervertreter berichtet dagegen, auf der Aufsichtsratssitzung habe kein Zweifel darüber bestanden, daß die vorgesehene Ausdünnung um 12 500 Männer und Frauen vom 1. Januar 1993 an gerechnet werde und im laufenden Jahr bereits 8000 Menschen gehen sollten, womit die Beschäftigtenzahl auf 112 000 schrumpfe. Träfen die Absatzprognosen des Vorstandes zu, dann ist es seinen Worten zufolge auch relativ problemlos möglich, den Arbeitsplatzabbau unter Nutzung der normalen Fluktuation, per Vorruhestandsregelung und mit Aufhebungsverträgen über die Bühne zu bringen. Eingebettet sind diese Stellenstreichungen in den Werken von Baunatal bei Kassel bis zum ostfriesischen Emden in das Konzept, sich während dieses und des nächsten Jahres weltweit von 30 000 Beschäftigten zu trennen, womit die Konzern-Belegschaft dann noch 240 000 Menschen umfassen würde.

Der neue Vorstandsvorsitzende Ferdinand Piëch und sein Stellvertreter sowie Marken-Chef von VW Daniel Goeudevert haben auf der Sitzung, wie zu hören ist, mit Nachdruck betont, daß es nicht ihr vorrangiges Ziel sei, Personal abzubauen. Vielmehr wollten sie alle Möglichkeiten ergreifen, die Arbeit effizienter zu gestalten und die Ertragskraft zu steigern. "Dafür gibt es bei Volkwagen ein großes Potential. Das Köpfezählen bringt uns nicht weiter", weiß ein Aufsichtsratsmitglied. Was Piëch, der mit der vorzeitigen Ablösung von Carl Hahn eines seiner Lebensziele erreicht hat, dazu vorschwebt, hat er - etwas schwülstig - in der VW- Werkszeitschrift Autogramm formuliert: "Die Kombination von europäischer Innovationskraft und der in Japan perfektionierten kontinuierlichen Verbesserung ist der Schlüssel zum Erfolg", zitiert ihn die Agentur Reuter. "Der Kostennachteil gegenüber den Japanern kann nur durch grundlegende Prozeßverbesserungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufgeholt werden."

Entscheidungen über weitere Änderungen im Vorstand sollen auf der nächsten ordentlichen Aufsichtsratssitzung im März fallen.

Diebe stahlen Werkzeug im Wert von 14 000 Mark

MÖRFELDEN-WALLDORF. Auf Werkzeuge hatten es die unbekannten Einbrecher abgesehen, die in der Nacht zum Mittwoch in einen Baucontainer vor einem Parkhaus in der Aschaffenburger Straße eindrangen. Die Täter brachen laut Bericht der Polizei die beiden Vorhängeschlösser an der Containertür auf und stahlen Werkzeugmaschinen, die einen Gesamtwert von etwa 14 000 Mark haben. wal

CDU will dreißig Prozent plus x Wünsche fürs Parlament: Kürzere Reden und ein Ältestenrat

KELSTERBACH. CDU-Chef Alfred Wiegand bevorzugt im politischen Geschäft das Dezente. Ringen um die Sache ohne persönliche Attacken, das sei sein Stil. Das wurde am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz der Christdemokraten deutlich, und diese Devise zieht sich wie ein roter Faden durch das vor der Presse vorgestellte Kommunalwahlprogramm mit dem Motto "Kelsterbach 2000".

In dem 25-Seiten-Werk findet sich wenig und schon gar nichts Aggressives über den politischen Gegner, werden vor allem eigene Positionen und Pläne der Partei vorgestellt. Das reicht vom Bekenntnis zu friedlichem Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in der Kommune mit dem höchsten Ausländeranteil Hessens über künftig frühzeitigere Stadtentwicklung und -planung sowie Sicherung der Finanzen. Dazu akzeptiert die Union bei aller Aufgeschlossenheit für Belange des Umweltschutzes auch maßvolle weitere Gewerbeansiedlung, an vorderster Stelle Erweiterungen vorhandener Betriebe.

Vor allem wollen die Christdemokraten gegenüber den Wählern zurechtrücken, daß es am 7. März nicht um die Wahl des Bürgermeisters, sondern des Parlaments geht. Schließlich sei Bürgermeister Fritz Treutel (SPD) noch bis 1997 gewählt. Daher werde die Union jetzt auch keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten nominieren. Heute sei das nicht der richtige Zeitpunkt. Aber rechtzeitig zur nach Treutels Ausscheiden anstehenden Direktwahl des Bürgermeisters werde die Kelsterbacher CDU sagen, welchen Mann oder welche Frau sie ins Rennen schickt. Daß Treutel die SPD-Liste anführe, sei eine "Scheinkandidatur".

Wahlziel für den 7. März ist laut Alfred Wiegand, der SPD die seit vierzig Jahren behauptete absolute Mehrheit zu entreißen, vor allem aber, den derzeitigen Stimmenanteil von etwa 24 Prozent zu steigern. Die Devise dazu: 30 Prozent plus X. Auf eventuelle Koalitionspläne oder -absprachen wollte Wiegand noch nicht eingehen, dafür sei ab dem Wahlabend Zeit. Im Fall der Fälle werde die CDU überprüfen, mit wem sie am meisten Programmpunkte durchsetzen könne. Wiegand ließ erkennen, daß dies offensichtlich mit der SPD der Fall sei.

Insgesamt äußerte sich der CDU-Vorsitzende zufrieden mit der zurückliegenden kommunalpolitischen Arbeit. Der CDU sei es gelungen, gewichtige Punkte wie das Alten- und Pflegeheim auf den Weg zu bringen. Manches aber hätte sich die CDU schneller zu verwirklichen gewünscht.

Dringend veränderungs- und verbesserungsbedürftig sei aber der Stil und die Art des Umganges miteinander in der Kelsterbacher Stadtverordnetenversammlung. Dies müsse nach der Kommunalwahl ein Thema aller Fraktionen sein. Konkret stehen dazu auf dem CDU- Wunschzettel die Gründung eines schon in vielen Gemeinden üblichen Ältestenrates, um knifflige Fragen des parlamentarischen Knigge zu klären. Auch seien kürzere Redebeiträge im Parlament geboten. Manche Vorträge seien unerträglich lange und ehrenamtlichen Politikern, die am nächsten Morgen wieder zur Arbeit müßten, nicht zuzumuten. cas

Absatzmotor stockt: Knifflige Aufgabe für neuen Betriebsrat Sieben weitere Tage Kurzarbeit bei Opel / Vorruhestandsregelung sorgte für personellen Wechsel in der Arbeitnehmervertretung

RÜSSELSHEIM. Da kamen keine Illussionen auf - der neue Betriebsrat der Adam-Opel-AG hatte sich schon bei seiner konstituierenden Sitzung mit kniffeligen Fragen herumzuschlagen. Sieben weitere Tage Kurzarbeit im Februar und März markieren, daß bei dem lange erfolgsverwöhnten Unternehmen der Absatzmotor ins Stottern geraten ist. Darauf haben sich der einstimmig gewählte neue Betriebsratsvorsitzende Rudi Müller und sein Team, das inzwischen der von der Geschäftsleitung beantragten Kurzarbeit zustimmte, einzustellen.

Vor der Presse stellte Müller den neuen Betriebsrat vor. Der Aderlaß durch die jüngste Opel-Aktion zum vorgezogenen Ruhestand war für den Betriebsrat beträchtlich: Knapp ein Drittel der bisherigen Mitglieder machte von dem Angebot Gebrauch, darunter der seit 1975 amtierende Vorsitzende Richard Heller. Deswegen hatten manche Sorgen um die Kontinuität der Arbeit. Doch offensichtlich gelang der Übergang ohne größere Probleme. Außerdem finden sich auch im neuen Betriebsrat vertraute Gesichter. Bei der Konstituierung wurde Rudi Müller unangefochten zum neuen Vorsitzenden gekürt. Er folgt dem im Dezember ausgeschiedenen Heller an der Spitze der Arbeitnehmervertretung des größten hessischen Metallunternehmens nach. Gerade ob der aktuellen Lage kommt dem 56jährigen Müller zugute, daß er Profi der Betriebsratsarbeit ist und seit 1975 Heller als Stellvertreter zur Seite stand. Er weiß über Internas Bescheid, erlebt keineswegs die erste Krise der Automobilbranche. Der in Raunheim beheimatete Rudi Müller ist als SPD-Politiker im Kreis bekannt, weiß um politische Zusammenhänge auch jenseits des Werkszaunes Bescheid. Auch in Kreisen der IG Metall ist der Neue ein Begriff.

Müller betonte vor der Presse, daß die bisher unter Heller verfolgte Linie unter seiner Leitung fortgesetzt werde. Dafür stehen auch Männer wie der neue Stellvertreter Martin Schwarz. Der aus Riedstadt stammende SPD-Mann kennt sich nicht nur in der Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit bestens aus, sondern ist durch andere Betätigungsfelder ebenfalls ein Begriff, beispielsweise als Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt.

Auch alle weiteren Wahlgänge der Konstituierung verliefen harmonisch, war bei der Pressekonferenz zu hören. In den Betriebsausschuß wurden Horst Leismann und Gotthard Ziegler neu gewählt. In den Gesamtbetriebsrat kam Gerhard Wink, früherer Vorsitzender der Vertrauenskörperleitung.

Müller betonte vor der Presse, daß die Arbeitnehmervertretung sehr aufmerksam die weitere Entwicklung des Automobilunternehmens beobachte. Über die jetzt genehmigten Kurzarbeitstage am 5., 12. und 19. Februar sowie 5., 12., 19. und 26. März - alles Freitage, an denen jeweils die Früh- und Spätschicht betroffen ist -, ist weitere Kurzarbeit im Gespräch. Betroffen davon soll besonders die Produktion des Omega-Modells sein, nach dem die Nachfrage stark nachgelassen hat.

Der Betriebsrat wird laut Müller Pläne zum Personalabbau - mehrere tausend stünden allein in Rüsselsheim zur Disposition - kritisch studieren, hält die dazu vorliegende Visions-Studie und andere Perspektiven für nicht mehr zeitgemäß. Geklärt werden müßten auch die Auswirkungen der zum 1. April 1993 anstehenden Arbeitszeitverkürzung um eine Wochenstunde. Die von der Opel-Geschäftsleitung ins Gespräch gebrachte Samstagsarbeit sei für den Betriebsrat kein Thema. Müller frotzelte mit ernstem Unterton: "Das hieße freitags Kurzarbeit und einen Tag später Samstagsarbeit."

WALTER KEBER

"Kultur- und Jugendarbeit gibt's in Oberursel nicht" Politiker-Schelte bei Diskussion des Stadtjugendrings

OBERURSEL. Harsche Kritik mußten die Vertreter der Parteien bei einem jugendpolitischen Forum in der Stadthalle einstecken. Zur bevorstehenden Kommunalwahl hatte der Jugendring unter dem Motto "Politik oder was!?" eingeladen. Wer hat bei der Wohnungspolitik geschlafen? Ist Oberursel eine Stadt für Besserverdienende? Warum leistet die Stadt keine vernünftige Jugendarbeit und wer ist für den unattraktiven Personennahverkehr verantwortlich? lauteten Fragen, zu denen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen klare Antworten von den Politikern forderten.

"Wir können keine neuen Wohngebiete ausweisen, wenn die Verkehrsverhältnisse nicht geregelt sind", argumentierte Christel Michaelowa von der CDU. Geschlafen habe die Stadtregierung allerdings nicht. Immerhin seien Anstrengungen im sozialen Wohnungsbau gemacht worden. Das sah die OBG-Vertreterin Ilse Flötenmeier ganz ähnlich: "Wir können nicht auf Teufel komm raus bauen. Die Infrastruktur hat Vorrang." Ein Ausweg aus der Wohnungsmisere, da waren sich alle Parteien einig, sei die Bebauung der städtischen Grundstücke in Bommersheim Süd. Grünen-Vertreter Hoock schlug vor, Camp King nach Abzug der Amerikaner in städtischen Besitz zu bringen und in Wohnraum umzuwandeln.

Beim Öffentlichen Personennahverkehr kritisierten die Jugendlichen vor allem den Stadtbus: Er sei zu teuer und fahre abends "sehr selten". "Sie haben in den letzten zehn Jahren nichts für den ÖPNV getan", griff ein junger Mann die Regierungsparteien an. Die Busfahrpläne seien schlecht gemacht, und Radfahrer würden bei den Verkehrsplanungen nicht berücksichtigt, meinten andere. "Der Stadtbus ist total unflexibel", gab Dorothea Henzler (FDP) den jungen Leuten recht. Doch das Stadtparlament habe die Forderung von FDP, SPD und Grünen nach einem 20-Minuten-Takt schon zum zweiten Mal abgelehnt.

Eine Kultur- und Jugendarbeit, so beschwerten sich Jugendliche, gebe es in Oberursel nicht. "Für die jungen Leute findet Kultur in Frankfurt und anderen umliegenden Städten statt, aber nicht in Oberursel", wandte sich Hans-Konrad Sohn vom Jugendring an die Politiker und forderte den Bau eines Kulturzentrums am Güterbahnhof. Doch Christel Michaelowa zerschlug diese Hoffnungen: "Das wird wohl in absehbarer Zeit nichts werden. Die Kassen sind leer." Markus Diel von der SPD ließ dieses Argument nicht gelten: "Oberursel ist ja keine arme Stadt." Am Güterbahnhof bestehe durchaus die Möglichkeit, ein solches Projekt anzugehen. Zudem fehlten kulturelle Angebote und Treffpunkte für die Jugendlichen in den Stadtteilen.

Das gut funktionierende Jugendcafé in Oberursel habe eine Alibifunktion für die nicht stattfindende Jugendarbeit, heizte der Jugendring die Diskussion weiter an. Nach dem Motto "Wir tun doch was" verbarrikadiere sich die Stadt seit nunmehr zehn Jahren hinter dem Erfolg des Jugendtreffs, sagte Markus Diel. Zwar sei der Erfolg des Cafés unbestritten, doch es müßten weitere Maßnahmen folgen. "Die Mitarbeiter im Café schleppen bis zu 400 Überstunden mit sich rum", wies Michael Hoock auf die knappe Stellenbemessung hin. Die Stadt solle deshalb zusätzliche Mitarbeiter einstellen. ki

Bürger können Ständer für "gelben Sack" bestellen

SULZBACH. Sobald die Industrie dazu in der Lage ist, anstelle des "gelben Sacks" vom Dualen System Deutschland auch gelbe Tonnen zu liefern, will die Gemeinde Gefäße für 120, 240 und 1100 Liter anbieten. Wer Interesse an einer Tonne hat, soll dies dem Gemeindevorstand schreiben.

Außerdem hat sich die Kommune entschlossen, Haushalten, die aus Platzgründen keine gelbe Tonne aufstellen können, bei Bedarf Müllsackständer mit Deckeln azubieten. Sie werden zentral beschafft und zum Selbstkostenpreis an Sulzbacher abgegeben. Modelle aus Plastik kosten rund 50 Mark, verzinkte Behälter das Doppelte.

Wer sich dafür interessiert, kann bei der Gemeindeverwaltung Prospekte anschauen. Bestellungen sind schriftlich an das Steueramt zu richten. she

Hainburger SPD lädt Bürger zum Gespräch ein

HAINBURG. Zu einem allgemeine politische wie ortsbezogene Fragen betreffenden Bürgergespräch lädt der SPD- Ortsverein Hainburg für Sonntag, 24. Januar, um 10 Uhr in die Halle der Turnerschaft Klein-Krotzenburg in der Jahnstraße 1 ein. Teilnehmen werden die Fraktionsvorsitzende in der Gemeindevertretung, Marion Hoffmann, der SPD- Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag, Lothar Klemm aus dem benachbarten Hanau, Landrat Josef Lach sowie die Landtagsabgeordnete Judith Pauly- Bender. ttt

Schluckimpfung in den Bad Sodener Stadtteilen

BAD SODEN. Mund auf, Augen zu - und schon ist sie vorbei, die Scluckimpfung gegen Kinderlähmung. Das Gesundheitsamt des Main-Taunus-Kreises bietet sie am Montag, 25. Januar, kostenlos in Bad Sodens Stadtteilen an: im Altenhainer Verwaltungsgebäude, Altkönigstraße 9, von 13.30 bis 13.45 Uhr; in Neuenhain, Hauptstraße 45, von 14 bis 14.30 Uhr und im Haus Reiss, Zum Quellenpark 8, in Bad Soden von 14.45 bis 15.15 Uhr.

Teilnehmen sollten alle unter 18jährigen, die noch nicht alle drei Impfgänge hinter sich haben, wer aus seuchengefährdeten Gebieten eingereist ist oder wessen Grundimmunisierung länger als zehn Jahre zurückliegt. Babys, die jünger als drei Monate alt sind, erhalten die Erstimpfung erst beim zweiten Durchgang im Januar. Zum Impftermin müssen Impfbücher mitgebracht werden. ana

Infoabend für Frauen über die Rentenreform

BAD SODEN. Zur Frage, wie sich die Rentenreform in Mark und Pfennig insbesondere für Frauen auswirkt, bietet die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Inge Möller-Herr, einen Infoabend am Mittwoch, 3. Februar, 19.30 Uhr, an.

Es referiert Regina Hermann-Weineck, Leiterin des Hessischen Fortbildungswerkes für soziale Fachkräfte in Wiesbaden. Sie wird in erster Linie über Anerkennung von Kindererziehungszeiten sprechen, über Neuregelungen im Scheidungsrecht und Fragen zur Hinterbliebenenrente beantworten; auch sagt sie, wie beitraglose Zeiten bewertet werden und wird Möglichkeiten erläutern, Beiträge nachträglich zu zahlen.

Interessentinnen können sich ab sofort bei der Gleichstellungsbeauftragten unter Tel. 0 61 96 / 208-213 anmelden. Dort erfahren sie auch den Ort des Infoabends. ana

Bender gibt Kritikern der Slalomstrecke kontra

BAD SODEN. Die Verwaltung steht uneingeschränkt zu ihrem Slalomkurs: Die versetzten Parkbuchten links und rechts entlang der Königsteiner Straße hätten sich bewährt, läßt Bürgermeister Kurt Bender (CDU) in einer Pressemitteilung wissen. "Die Rennstrecke ist entschärft worden." Nicht eingetreten sei hingegen, was die ärgsten Kritiker der Verkehrsberuhigung prophezeit hatten: Die abschüssige Slalomstrecke habe bei dem ersten Glatteis vorige Woche nicht zu gefährlichen Rutschpartien geführt.

Für Bender ein Zeichen des "ausgezeichneten Winterdienstes der Stadt", der "nahezu schneller als das Wetter" und auch bei dem plötzlichen Kälteeinbruch sofort an allen neuralgischen Punkten zur Stelle gewesen sei. So habe die Polizei keinen einzigen Glatteisunfall im Stadtgebiet aufnehmen müssen. ana

Mädchen können lernen, wie sie sich verteidigen

KELKHEIM. Wie sie sich in bedrohlichen Situationen verhalten und gegen männliche Gewalt wehren, können 18 Mädchen von 13 bis 17 Jahren ab Freitag, 22. Januar, beim Selbstverteidigungskurs in der Stadthalle lernen. Die acht Kursstunden sind jeweils freitags von 16 bis 17.30 Uhr. Anmeldungen bei der Stadtjugendpflege, Tel. 0 61 95 / 803-806. ana

Computer stellt Brettlfans Trainingsplan zusammen

KELKHEIM. Reichten den Altvorderen noch gute Skistiefel, geschliffene Kanten und federnde Knie, um mit Karacho die Buckelpisten hinunterzurauschen, brauchen die verweichlichten Micro-Chip-Verwaltungsspezialisten und PC-Virtuosen ein ausgefeiltes Vorbeuge-Fitneßprogramm, um im Skiurlaub ohne Zerrung, gebrochene Arme und gesunden Fußes am Fuße des Berges anzukommen.

Ihren ganz persönlichen Plan - selbstverständlich vom Computer ausgespuckt - können sich Skibegeisterte noch bis Samstag, 16. Januar, vom Gesundheitscomputer der Barmer Ersatzkasse in dem Sportgeschäft, Frankenallee 8, ausdrucken lassen. Die Angabe von Alter, Gewicht, Beruf, Geschlecht, Größe und Trainingszustand reichen aus, schon entwickelt das elektronische Hirn ein maßgeschneidertes Übungsprogramm. ana

Lastwagen kippt um: Stau und noch ein Unfall

RAUNHEIM. Ein Unfall ereignete sich am späten Mittwochnachmittag auf der A 3 Darmstadt-Köln beim Mönchhof- Dreieck: Ein Lastwagen schleuderte, vermutlich wegen eines technischen Defekts, von der Fahrbahn, streifte eine Schutzplanke und kippte um. Der Fahrer zog sich dabei schwere Verletzungen zu, so daß er mit dem Notarztwagen in ein Frankfurter Krankenhaus gebracht werden mußte. Wegen der Rettungs- und Bergungsarbeiten bildete sich auf der Autobahn ein Stau, den ein Autofahrer aus dem Main-Taunus-Kreis zu spät bemerkte und beim Abbremsen gegen ein Hinweisschild und einen anderen Personenwagen stieß. Dabei wurde eine Person leicht verletzt. cas

Dias, Gartentips und Plauderei Nächsten Sonntag ist wieder Seniorentreffen in der Unterkirche

BAD SODEN. Nette Leute treffen, mit Bekannten plaudern, Kaffee und Kuchen genießen, aber auch Neues aus aller Welt, Kirche, Politik und Kultur erfahren - das können Seniorinnen und Senioren beim monatlichen Sonntagstreff im katholischen Gemeindezentrum St. Katharina. Die Neuigkeiten erzählen Referenten jeweils von 15 Uhr an in der Unterkirche.

Am nächsten Sonntag, 17. Januar, entführt Alfred Krause via Dias auf die Rivierainseln, nach Korsika, Sardinien und Elba. Drei Wochen später, 21. Februar, stehen Operettenmelodien auf dem Programm. Es singen Solisten der Sport- und Kulturgesellschaft Frankfurt.

Reiseimpressionen von Peru nehmen die Sonntags-Treffler am 21. März mit nach Hause. Den Vortrag mit Lichtbildern aus dem Andenstaat zeigt der Oberurseler Martin Liepach. Zur Wallfahrt nach Rußland lädt Hans-Werner Reißner für Sonntag, 25. April, ein.

Wie schön es auch im heimischen "Balkonien" sein kann, zeigt Floristenmeister Klaus Stephan am 16. Mai mit seinem Vortrag über Balkonpflanzen. Der Fachbereichsleiter an der Frankfurter Philipp- Holzmann-Schule, Abteilung Gartenbau und Floristik, gibt Tips zur Pflanzenauswahl, -pflege und die grüne Fassadenzier zu gestalten. Geplant ist auch ein Beet- und Balkonpflanzenmarkt.

In heimischen Gefilden bleibt auch Otto Ehrlich-Gottschlich am 20. Juni. Mit seinen Dias "wandert" er von Oberursel ins Weiltal, von Bad Homburg nach Usingen und von Kronberg nach Idstein.

Nähere Infos beim Bildungsbeauftragten der Gemeinde, Johannes Lischke, Telefon 0 61 96 / 2 37 84 oder 2 23 70. ana

Beim "Theater international" soll jeder "seine" Rolle finden Deutsche und Ausländer profitieren beim gemeinsamen Schauspielern von Chancengleichheit / Aufführung am Wochenende

BAD SODEN. Es war die letzte Chance für Metin Bozkurt, zwei Stunden lang in die Haut des 17jährigen Edgar zu schlüpfen, sich unsterblich in Charlotte zu verlieben und alle Höhen und Tiefen zu durchleben, die Leidenschaft im Wechsel zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit gebiert. "Diese Chance wollten wir ihm geben, nächstes Jahr wäre er schon zu alt gewesen." Ellen Breuninger, Regisseurin von "Theater international", ist zufrieden: "Es ist seine Rolle. Wenn er anfängt zu sprechen - das ist wunderbar."

Egdar, Charlie, die Liebe und "die Leiden des jungen W." - zu sehen und zu hören am kommenden Wochenende, 16./17. Januar, jeweils von 20 Uhr an im Neuenhainer Bürgerhaus. Vor genau 20 Jahren schaffte der damalige DDR- Autor Ulrich Plenzdorf mit seinen "Neuen Leiden . . ." den Durchbruch - und auch das Bad Sodener "Theater international" hatte im vergangenen November so großen Erfolg mit dem Klassiker aus den Siebzigern, daß sich das 15köpfige Ensemble zur Wiederaufnahme entschloß.

Doch nicht allein das Stück lohnt den Gang ins Neuenhainer Bürgerhaus - einmalig in ihrer Art ist auch die Theatergruppe. Ausländer verschiedener Nationen, Deutsche quer durch alle Altersgruppen, Behinderte und Nichtbehinderte spielen zusammen. Ein Zeichen von Ausländerfreundlichkeit, gewiß. Die studierte Theaterwissenschaftlerin und Lehrerin a. D. macht jedoch nicht viel Aufhebens darum: "Wir reden eigent lich nie darüber. Da sind eben der Roland, der Yasar, der Schahroch und der Willi."

Eine Chancengleichheit, die in dem Maße vorher wohl niemand von ihnen erlebt hat, von der aber alle profitieren. So viel steht für die Wahl-Bad-Sodenerin fest: "Man lernt die Situation der anderen kennen und verstehen und nimmt sich deshalb ihrer an." Positiver Nebeneffekt für die ausländischen Akteure: Alle hätten ihren deutschen Sprachschatz und die Aussprache wesentlich verbessert, "und sie sind durch die Bank sicherer und selbstbewußter geworden". Das gilt auch für die Behinderten, die ebenso selbstverständlich ihren Part in der Gruppe übernehmen.

Chancengleichheit gilt auch bei der Wahl der Stücke: Niemand wird zum Star aufgebaut, jeder soll "seine" Rolle finden. "Am Anfang ist es oft eine Zitterpartie, bloß eine Laterne über die Bühne zu tragen, und beim nächsten Mal spielen sie schon wie selbstverständlich große Rollen." So hatte es sich Ellen Breuninger auch vorgestellt, als sie 1985 über den Deutsch-Ausländischen Freundeskreis Anzeigen in verschiedenen Sprachen schaltete, um ihre multikulturelle Theatergruppe aufzubauen. Nach 15 Jahren Schultheater-Arbeit in einem Schorndorfer Gymnasium wollte die frischgebackene Pensionärin "endlich mal was anderes" machen.

"Auf Anhieb meldeten sich 25 Leute. "Polen, Schweden, Chinesen, Deutsche, Türken", lacht sie und blättert in dem dicken Aktenordner auf ihrem Schoß. Alte Programmhefte, Skizzen von Bühnenbildern, Fotos, Rezensionen, alles hat die gebürtige Berlinerin, die den typischen Zungenschlag noch nicht ganz verloren hat, akribisch abgeheftet. Mit "Lügner und Nonne" von Curt Goetz - "ein großartiger Autor" - feierte "Theater international" 1986 in der Hofheimer Rosenbergschule Premiere. Ein durchschlagender Erfolg, so etwas hatte das Publikum noch nie gesehen. Stücke von Frisch, Brecht, Hildesheimer folgten, und vor zwei Jahren überraschten sie mit dem ersten Krimi: "Der Geisterzug" von Arnold Ridley. Von dem Erfolg zehrt die Regisseurin noch heute. "Wir hatten das Glück, eine komplette Kulisse zu bekommen. Hinter den Fenstern donnerten sogar Züge vorbei.

Für gewöhnlich muß die Theatergruppe mit bescheideneren Mitteln auskommen: einfache Wandelemente, die je nach Stück neu gestaltet werden. Mehr ist aus eigener Kraft nicht zu leisten; Ellen Breuninger ist schon froh, wenn sie ihre Leute zu den Proben zusammenbekommt. Kulissen kaufen wäre zu teuer, zahlt die Neuenhainerin doch alles von der Gema-Gebühr bis zur Miete für die Technik aus eigener Tasche. Und legt immer drauf. Sie trägt's mit Fassung: "Die einen spielen Tennis, ich eben Theater." ANITA STRECKER

Im Feuilleton: Der Prüfstein, Mario Vargas Llosa über Bill Clinton und die Hoffnungen des armen Südens; Andreas Kuhlmann über die neuen Affekte gegen die alte Bundesrepublik und Christa Dericum über Ricarda Huch als Historikerin. Auf der Buchseite: Camille Paglia Die Masken der Sexualität (Bettina Schulte); die deutsche Gesamtausgabe von Guiseppe Ungaretti (Wolfgang Matz) und Erinnerungen an Hollywood von Frank Capra, Liz Taylor und Billy Wilder (Peter Körte). fr

Frauentreff zieht Jahresbilanz

MÖRFELDEN-WALLDORF. Einen prüfenden Blick zurück werfen die Mitglieder des Vereins "Frauentreff" am Dienstag, 19. Januar. Die Jahreshauptversammlung beginnt um 20 Uhr im Frauentreff im Goldenen Apfel. Auf der Tagesordnung: Resümee der Vorjahresarbeit, Kassenbilanz, Vorstandswahlen. wal

Im Wortlaut: Himbachs Vorzüge Bäuerliche Tradition ist sichtbar und erhaltenswert

LIMESHAIN. Gut zehn Jahre kämpfte Limeshain darum, den Ortsteil Himbach ins hessische Dorferneuerungsprogramm zu hieven. Im Frühjahr 1992 war es dann soweit. Aber warum eigentlich Himbach und nicht einer der beiden anderen Ortsteile Rommelhausen und Hainchen? "Himbach ist das einzige Dorf, daß sich seinen ländlichen Charakter bewahrt hat, mit einer landwirtschaftlich orientierten Bevölkerung", erklärt Bürgermeister Klaus Hühn. Karla Regge, die die Vorklärungsphase für den Dorfentwicklungplan betreut, führt dazu in ihrer Bestandsaufnahme "Himbach heute" unter anderem aus: "Die starke bäuerliche Tradition wirkt in Himbach weiterhin nach. Gerade der ausgeprägt ländliche Charakter macht das Liebenswerte des Dorfes aus. Hier finden wir noch den Hahn auf dem Misthaufen. Himbach repräsentiert auf eindrucksvolle Weise das typische oberhessische Straßendorf. Entlang der von West nach Ost verlaufenden Taunus- und Ronneburgstraße reihen sich Hof an Hof Anlagen des Wetterauer Hakenhoftyps in hervorragenden Ausprägungen und Varianten. Das Straßenbild wird beherrscht von barocken Höfen einer begüterten Bauernschicht vor allem aus der Zeit zwischen 1700 und 1750. Daneben existiert eine Fülle von Kleinbauernhöfen des 18. und 19. Jahrhundert von exemplarischer wissenschaftlicher und sozialgeschichtlicher Bedeutung. Schließlich fallen im Straßenbild die großformatigen Hofreiten und Wohnhäuser des frühen 19. Jahrhunderts auf, die eine Folge der intensiven Bodennutzung sind (siehe Denkmalliste). Viele dieser schönen Fachwerkgebäude sind zum Leidwesen mancher Besitzer denkmalgeschützt. Von den Scheunen dagegen steht nur eine unter Denkmalschutz (Ronneburgstraße 10). Sie ist vollständig aus Bruchstein gemauert, welcher auf der Gemarkung gebrochen wurde. Dieser rotbraune Stein ist sehr großporig und wird deshalb auch ,Lungstein&rquote; (Lunge) genannt. Er wurde hauptsächlich für Grundmauern, aber auch für einige Gebäude verwendet. Das Dorf liegt geschützt an einem Südhang, im Norden schließt sich der Wald an. Umgeben ist Himbach von ausgedehnten Obstbaumwiesen - im Frühjahr ein Blütenmeer. Ein Weg entlang des südlichen und nördlichen Ortsrandes erschließt dem Betrachter Himbachs ,Schönheiten von hinten&rquote;. Da dieser Ortsrand erhalten bleiben soll, wurde er zum denkmalpflegerischen Interessengebiet erklärt.

Weit bekannt war Himbach durch seine große Kirschlage, die 1840 bis 1841 vom Grafen Isenburg-Meerholz am ,Steinchen&rquote; gepflanzt worden war und 1873 von der Gemeinde erworben werden konnte . . ." mk

Für 7000 Mark Zigaretten aus Tankstelle gestohlen

KRONBERG. Zigaretten im Wert von etwa 7000 Mark stahl ein Einbrecher in der Nacht zum Mittwoch aus einer Tankstelle in der Frankfurter Straße in Kronberg. Nach den Erkenntnissen der Polizei brach der Dieb erst in die Reparaturwerkstatt ein und gelangte von dort durch ein eingeschlagenes Fenster in das Büro der Tankstelle, wo die Zigaretten aufbewahrt wurden. mak

Offensiv-Cup in Kriftel: Auch die sechste Wiederholung von den Fans angenommen Eigentlicher Sieger war die Leberecht-Stiftung Mehr als 20 000 Mark dürften wieder als Spende abgeführt werden / Unterliederbach gewann

Die Fußballfreunde im Main-Taunus- Kreis wissen genau, wohin sie heute in einem Jahr gehen werden: In die Krifteler Kreissporthalle. Am 15. Januar 1994 soll dort das achte große Indoor-Spektakel steigen und die Serie großer Hallenfeste zugunsten der Leberecht-Stiftung fortgesetzt werden. Die siebte Veranstaltung lockte wieder mehr als 2000 Zuschauer in die restlos gefüllte Halle, bescherte einen unterhaltsamen Tag, der jedoch keineswegs bereits laut Spielplan gegen 19 Uhr beendet war.

"Die dritte Halbzeit war am schwersten", sinnierte Kreisfußballwart Horst Zeiser. "Wir hatten das Buffet bis Mitternacht geöffnet. Gegen 1 Uhr war dann Schluß, denn am nächsten Morgen mußte bereits mit der Reinigung, dem Geräteabbau und anderem begonnen werden", zeigte der Kreisfußballwart den Streß für die etwa 50 Helferinnen und Helfer auf. Der Kreisfußballausschuß, auch Schiedsrichter und Vorstandsmitglieder der hiesigen Vereine sowie auch einige Frauen sorgten mit ihrem unermüdlichen Einsatz für einen reibungslosen Ablauf.

Großer Sieger war die Leberecht-Stiftung, die nach Abrechnung vermutlich wieder mehr als 20 000 Mark in Empfang nehmen kann. Sportlicher Gewinner war der Favorit VfB Unterliederbach, der sich erneut als großer Indoor-Spezialist erwies und im Finale dem zwei Klassen tiefer angesiedelten SV 09 Flörsheim (5:1) nicht die Spur einer Chance ließ. Einziger Wermutstropfen für den Veranstalter war die Abwesenheit des Landesliga-Spitzenreiters und Aushängeschildes SG 01 Höchst. Der Verein aus dem Stadtpark hatte den wesentlich lukrativeren OFFIS- CUP in Künzell vorgezogen und war dort bis ins Endspiel (1:3 gegen den Bayernligisten FC Schweinfurt 05) vorgedrungen. Am Zuspruch, an der Stimmung war das Fehlen der Schroda-Schützlinge allerdings nicht abzulesen.

Unterliederbach, Rekordsieger in Kriftel, unterstrich jedoch, daß der VfB ohne weiteres das Anrecht auf die Teilnahme am Portas-Cup in der Ballsporthalle (23./24. Januar) gehabt hätte. Dort wurden bekanntlich die SG 01 Höchst sowie der FC Italia Frankfurt und der FV Progres Frankfurt dem Schießer-Team vorgezogen. Dieses spielte nicht nur im Finale, sondern auch im Halbfinale (6:3 gegen den Bezirksoberligisten FC Sportfreunde Schwalbach) und im Viertelfinale (7:1 gegen Lokalmatador SV 07 Kriftel) im Stile einer Klassemannschaft.

Selbstverständlich gewann der VfB auch seine beiden Gruppenspiele (8:3 gegen den späteren Finalpartner SV 09 Flörsheim und "locker" mit 3:0 gegen Außenseiter SV Ruppertshain) unangefochten. Die Gesamtbilanz für die Mannschaft von der Hans-Böckler-Straße beeindruckte alle Fußball-Anhänger: 10:0- Punkte und 29:8-Tore.

Dabei stellte der Turniersieger dieses größten kreisinternen Budenzaubers, der die erfolgreichsten Vorrunden-Klubs aller Spielklassen (Kreisliga B bis Bezirksoberliga) sowie die drei "Paradepferde" aus der Landesliga zusammenführt, nicht einmal den erfolgreichsten Torschützen. Dieser stand in Reihen des SV 08 Flörsheim: Jörg Höntsch erzielte elf Treffer, verwies damit Michael Fischer (Unterliederbach/9) auf den zweiten Rang. Die genauen Schüsse von Jörg Höntsch kann er zukünftig noch genauer festhalten, denn sie brachten ihm eine Armbanduhr im Wert von 450 Mark ein.

Geldpreise gibt es beim Offensiv-Cup zugunsten der Stiftung Leberecht für niemanden. Vereine und Schiedsrichter verzichteten - wie immer - auf jegliche Spesen. Sogar Bundesliga-Referee Rainer Boos (Friedrichsdorf) hatte sich kostenlos in den Dienst der guten Sache gestellt. Mit ihm sorgten auf dem Hallen-Parkett Bernd Schmidt (Hattersheim), Ralf Moser (Hofheim) und Hermann Kiel (SC Waldeck) für einen regelgerechten Ablauf. "Herr Boos zeigte sich als Vorbild für alle Schiedsrichter", freute sich Kreisfußballwart Horst Zeiser über die Geste des langjährigen Bundesliga-Referees, der sich freiwillig angeboten hatte. Das Ergebnis guter (Schiedsrichter-)Leistungen: Keine rote Karte, nicht einmal eine Zeitstrafe.

Das Hallen-Spektakel in Kriftel ist an seine Grenzen gestoßen. "Mehr ist nicht mehr drin. Die Zahl der Mannschaften muß auf zwölf begrenzt bleiben", stellte die Turnierleitung um Horst Zeiser, Horst Raab sowie Zeitnehmer Peter Willbuck unisono fest. Zum vierten Mal siegte Unterliederbach hintereinander. Um so mehr setzten die Verantwortlichen darauf, daß die Höchster heute in einem Jahr in Kriftel wieder dabeisein werden.

Nicht nur die beiden Torjäger, sondern auch Dietmar "Atze" Rompel (Schwalbach) sowie vom Sieger-Team Torwart Holger Ettig, Chakir Charaf oder Andreas Rank erwiesen sich als Hallenkünstler. In den Fan-Blöcken sorgten die Unterliederbacher und Flörsheimer (als Finalteilnehmer verständlich am meisten bejubelt), aber auch die Okrifteler für den größten Budenzauber.

Die Leberecht-Stiftung durfte über knapp 6000 Mark Prämiengelder und über 3500 Mark Spenden jubeln. Der übrige Überschuß von 10 000 bis 15 000 Mark resultiert aus den Verkaufserlösen im Hallen-Foyer. "Schnitzel und Bratwürste waren restlos ausverkauft", konstatierte Zeiser, der beim Kreisfußballtag am 17. April 1993 in Kelsterbach letztmals kandidieren und dann 1996 (mit dem zehnten Offensiv-Cup) seine Funktionärs-Ära als erster Mann im Kreis beenden will. Die 134 Tore bedeuteten einen Rekord. Ein Krifteler Fußball-Fan hatte mit 128 Treffern den besten Tip abgegeben und erwarb sich das Ticket für das DFB-Pokalfinale im Sommer in Berlin.

Im Endspiel sorgten Holger Ettig, Ernst Güntner, Mano Gonzales, Holger Pohlenz, Chakir Charaf, Boban Velikovic, David Jenkins, Michael Fischer und Andreas Rank für den Unterliederbacher 5:1-Triumph gegen den SV 09 Flörsheim. Am Tore-Reigen des Siegers beteiligten sich Fischer (3) sowie Jenkins und Charaf, während Höntsch für den Verlierer traf. Schiedsrichter Kiel (Waldeck) hatte auch mit dieser Partie keine Probleme. HANS-DIETER PUTH

Offensiv-Cup in Kriftel Die Ergebnisse auf einen Blick

GRUPPENSPIELE: FC Sportfreunde Schwalbach - SG Oberliederbach 3:1, SG Höchst "Classique" - Viktoria Kelsterbach 2:2, FC Viktoria Sindlingen - Germania Okriftel 4:5, VfB Unterliederbach - SV 09 Flörsheim 8:3, FC Sportfreunde Schwalbach - SG Kelkheim 1:1, SG Höchst "Classique" - SG Bremthal 5:1, Viktoria Sindlingen - SV 07 Kriftel 6:6, VfB Unterliederbach - SV Ruppertshain 3:0, SG Kelkheim - SG Oberliederbach 5:1, Viktoria Kelsterbach - SG Bremthal 4:2, Germania Okriftel - SV 07 Kriftel 2:2, SV 09 Flörsheim - SV Ruppertshain 6:1.

VORRUNDEN-TABELLEN, Gruppe A: 1. SG Kelkheim 3:1 Punkte/6:2 Tore, 2. FC Sportfr. Schwalbach 3:1/4:2, 3. SG Oberliederbach 0:4/2:8; Gruppe B: 1. SG 01 Höchst "Classique" 3:1/7:3, 2. Viktoria Kelsterbach 3:1/6:4, 3. SG Bremthal 0:4/3:9; Gruppe C: 1. Germania Okriftel 3:1/7:6, 2. SV 07 Kriftel 2:2/8:8, 3. Viktoria Sindlingen 1:3/10:11; Gruppe D: 1. VfB Unterliederbach 4:0/11:3, 2. SV Flörsheim 2:2/9:9, 3. SV Ruppertshain 0:4 /1:9.

VIERTELFINALE: SG Kelkheim - FC Viktoria Kelsterbach 3:6, FC Sportfreunde Schwalbach - SG Höchst "Classique" 12:11 nach Siebenmeter-Schießen (3:3), Germania Okriftel - SV 09 Flörsheim 2:5, VfB Unterliederbach - SV 07 Kriftel 7:1.

HALBFINALE: FC Viktoria Kelsterbach - SV 09 Flörsheim 5:7 (3:3) nach Siebenmeter-Schießen, FC Sportfreunde Schwalbach - VfB Unterliederbach 3:6.

SPIEL UM PLATZ DREI: FC Viktoria Kelsterbach - FC Sportfreunde Schwalbach 5:4.

FINALE: VfB Unterliederbach - SV 09 Flörsheim 5:1. hdp

Ein Brief über Prag-matismus nach dem Ende der CSFR

"Na, wie geht's Dir denn in Deiner geteilten Republik, Du Zweiländer-Korrespondent?" Diese oder ähnliche Fragen bekomme ich seit dem Neujahrstag bei Anrufen von Kollegen und Freunden aus Deutschland serienweise zu hören. Je nach Temperament und Charakter ist Neugier, Ironie und zuweilen auch Besorgnis herauszuhören, ob ich denn nach der Scheidung der Tschechen und Slowaken nun mit Schwierigkeiten bei der Berufsausübung rechnen muß. Die Besorgten möchte ich beruhigen und die Spöttischen ermahnen, erst einmal zusammenwachsen zu lassen, was zusammengehört, bevor man über die Zerwürfnisse anderer witzelt. Die Neugierigen muß ich enttäuschen. Zumindest was meine Arbeit betrifft, bleibt erst einmal alles beim alten.

Denn schließlich ist es ja nicht so, daß unsereins die Slowakei erst am 1. Januar 1993 auf der Landkarte entdeckt hat. Schon zu Zeiten der nun verblichenen CSFR gebot es die Chronistenpflicht ganz selbstverständlich, sich nicht vom Glanz des (übrigens nicht immer und überall) "Goldenen Prag" blenden zu lassen und darüber das ferne Bratislava zu vergessen. Ganz zu schweigen davon, daß die Slowakei - die Bewohner im östlichen Landesteil legen Wert auf Beachtung dieser Tatsache - nun mal nicht nur aus ihrer zu deutsch Preßburg genannten Hauptstadt besteht, sondern sich zwischen Donau und Hoher Tatra bis an die Ukraine erstreckt.

Die Slowaken - das sei hier einmal dankbar angemerkt - machen den Zugang leicht. Gastfreundlich sind sie, haben Geschmack und Sinn für die schönen Seiten des Lebens, leibliche Genüsse eingeschlossen. Bei aller Sympathie kann das nun wiederum nicht bedeuten, daß sich die Welt künftig - slowakische Selbständigkeit hin, berechtigtes Emanzipationsbedürfnis her - plötzlich um die Burg von Bratislava dreht. Auch wenn slowakische Empfindlichkeit das nicht gerne wahrhaben will, dem Wettbewerb mit der Metropole Prag ist das beschauliche Preßburg nicht gewachsen. So werde ich weiterhin in der böhmischen Hauptstadt wohnen bleiben, und da befinde ich mich in zahlreicher Gesellschaft. Die meisten meiner hiesigen Kollegen von der deutschen Medienzunft werden die Slowakei auch künftig lediglich als Berufspendler besuchen.

Unter den Diplomaten gibt es ebenfalls nur verhaltene Umzugspläne. Länder wie die USA und Deutschland haben ihre Generalkonsulate in Bratislava zwar umgehend zu Botschaften umgewandelt. Kleinere Staaten scheinen sich den Aufwand nicht leisten zu wollen. Hinter den Kulissen sind einige in Bratislava vielleicht gar nicht so böse darüber. Denn in einer 440 000-Einwohner-Stadt ist es schwierig genug, denjenigen Staaten, die das wünschen, von jetzt auf gleich repräsentative Gebäude für ihre diplomatischen Vertretungen anzubieten.

Mit dem Informationsfluß zwischen den zwei Republiken - auch dies sicher ein wichtiger Faktor bei der Entfremdung der beiden Nationalitäten - hat es schon vor der Teilung gehapert. Die Aufspaltung des föderalen Fernsehprogramms, das angesichts der Ähnlichkeit beider Sprachen im sympathischen Tschechisch- Slowakisch-Mix gesendet wurde, hat die Situation nicht verbessert.

Offensichtlich wegen einer Reihe von Zuschauerprotesten haben auch die Medienfürsten in Bratislava ihre Kritik am "Pragozentrismus" im Föderalfernsehen überdacht und übernehmen zumindest die Hauptnachrichtensendung des tschechischen Fernsehkanals im slowakischen TV. Umgekehrt kann ich im tschechischen Fernsehen die slowakischen "Aktuality" anschauen.

"Business as usual" also, Geschäftsgang wie gehabt? So möchte ich es denn doch nicht verstanden wissen. Denn es geht ja nicht nur um einen Job. Auch Gefühle - unter uns kann ich es ja mal zugeben - spielen da eine Rolle. Die Tränen beim letzten Anhören der tschechoslowakischen Nationalhymne in der Silvesternacht habe ich zwar meiner Frau überlassen. Sie ist in Nordböhmen aufgewachsen und bezeichnet sich auch jetzt noch uneinsichtig als "Tschechoslowakin", obwohl - oder gerade weil sie zwischendurch 20 Jahre im deutschen Exil gelebt hat. Aber auch ich habe an diesem gemeinsamen Land der Tschechen und Slowaken gehangen, die sich aus der Distanz eines Ausländers wie mir betrachtet nicht nur wegen ihrer geographischen Nachbarschaft näherstehen, als sie es unter sich wahrhaben wollen.

So wird es schon ein merkwürdiges Gefühl sein, auf der Autobahnbrücke über den Grenzfluß Morava, die ich bisher auf meinem Weg von Prag nach Bratislava immer mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern (plus zehn bis 20 Prozent Zuschlag für selbsternannte rasende Reporter) passieren konnte, künftig an einer Zollbaracke zu stoppen. Aber schließlich - man sieht es andernorts in Europa - hätte es auch schlimmer kommen können. So werde ich mich denn mit dem Pragmatismus wappnen, der hier in Prag der großen Aufbruchstimmung vom November 1989 gefolgt ist. Vielleicht ist Pragmatismus angesichts der Lage der Dinge gar keine schlechte Methode, damit auf dem Umweg über die europäische Integration zwischen Erzgebirge und Donau wieder zusammenwächst, was nach 74 Jahren nicht mehr zusammengehören wollte.

ULRICH GLAUBER

Tischtennis-Regionalliga Südwest der Männer Müssen fünf Mannschaften ins Gras beißen? Zwei-Klassen-Gesellschaft: Hessische Teams auf den ersten acht Plätzen, Saarland am Ende

Alles Müller, oder? Die Halbzeitbilanz der Tischtennis-Regionalliga Südwest zeigt die klare Dominanz des TV Müller Gönnern (so die offizielle Vereinsbezeichnung) im Elfer-Feld auf. Das Star-Ensemble aus Angelburg-Gönnern (Lahn-Dill- Kreis) weist nach der ersten Halbserie makellose 20:0 Punkte auf, hat jedoch den TTC Elz (18:2) und auch den Südhessen-Vertreter TTC Lampertheim (16:4) noch nicht entscheidend abhängen können.

Ex-Bundesligist TTC Heusenstamm (10:10) rangiert - ebenso wie der SV Darmstadt 98 (9:11) - in der Tabellenmitte. Obgleich die Meisterschaft (TV Müller Gönnern) und der erste Absteiger (TTC Püttlingen/0:20-Zähler) fast bereits entschieden sind, herrscht im weiteren Saisonverlauf große Spannung vor. "Der ungünstige Saisonverlauf für die Südwest-Vetreter in der Zweiten Bundesliga kann dazu führen, daß bis zu fünf (!) Mannschaften aus der Regionalliga absteigen müssen", bilanziert Klassenleiter Kurt Neba (Bad Dürkheim). "Steigen zwei Klubs aus unserem Gebiet aus der Zweiten Bundesliga ab, müssen wir tatsächlich mit dieser Extremzahl rechnen", ergänzt der Staffelleiter.

Auffallend: die acht hessischen Regionalligisten belegen die Ränge eins bis acht, die drei saarländischen Klubs die letzten drei Plätze. Selbst Jahn Kassel II und der TTC Heusenstamm sind bei den Imponderabilien im Abstiegskampf noch gefährdet.

"Aufgrund der möglichen Abstiegsentwicklung ist die Gefahr im Heusenstammer Lager längst nicht gebannt, dennoch sind wir mit der Vorrunde hochzufrieden", konstatiert TTC-Mannschaftssprecher Andreas Hain. "Nach der schweren Verletzung von Mike Hausmann (Kreuzbandabriß im Knie) war unsere Punktausbeute nahezu optimal", ergänzt die Nummer fünf des TTCH. Gerade Hain (8:8-Siege), aber auch Ersatzmann Jens Jödicke (8:7) überraschten im hinteren Paarkreuz mit einer grundsoliden Vorstellung.

Überragender Heusenstammer war jedoch Spitzenspieler Joszef Leinweber, der mit 17:3 Siegen 153 Punkte (Quotient 7,65) ergatterte und damit zusammen mit dem Lampertheimer Tomas Janasek (haargenau die gleiche Bilanz) hinter Miroslav Cecava (TV Müller Gönnern/18:1- Siege) zweitbester Einzelspieler war. Bester Darmstädter war übrigens Christoph Baier (11:5/4;13), der die Nummer 15 in dieser Skala belegt. Christian Ehrlich, Kreis- und Bezirksmeister, erzielte als Heusenstammer Nummer zwei mit 7:12 (63 Punkte/3,32) eine durchwachsene Bilanz. In der Mitte war Elmar Wieland (Brett vier) mit 11:7 (66/3,67) oftmals eine Bank, während Wolfgang Hild (5:14/30/ 1,58) deutlich hinter den Erwartungen blieb.

In der Rückrunde muß das Aushängeschild aus dem Tischtenniskreis Offenbach zunächst gegen das Spitzentrio antreten, wodurch sich die Lage vorübergehend rapdide verschlechtern kann. Gegen Elz (morgen, 18.30 Uhr) und in Lampertheim (Sonntag, 10 Uhr) gehts gleich in die Vollen, gegen den TV Müller Gönnern (30. Januar, 18.30 Uhr) soll es vor großer Kulisse zu einem absoluten Saisonhöhepunkt kommen. "Drei Niederlagen wären normal, doch ich bin überzeugt davon, daß wir in diesen drei Spielen nicht leer ausgehen werden", setzt Hain auf die Rückkehr von Mike Hausmann, der fortan wieder an Tisch vier spielen will.

Als Bank gilt auch das Doppel Leinweber/Ehrlich (mit 9:4 Siegen Nummer acht), das jedoch nicht an Janasek/Stippich (Lampertheim/13:0) heranreicht. Auch Igel/Roland (ESV Jahn Kassel/11:0) sowie Frackowiak/Weikert (Elz/10:0) weisen eine weiße Weste vor.

TISCHTENNIS-REGIONALLIGA SÜDWEST, Vorrundentabelle: 1. TV Müller Gönnern 20:0 Punkte / 90:23 Spiele, 2. TTC Elz 18:2/86:45, 3. TTC Lampertheim 16:4/79:64, 4. ESV Jahn Kassel II 10:10/ 70:68, 5. TTC Heusenstamm 10:10/69:72, 6. TV Burgholzhausen 9:11/71:65, 7. SV Darmstadt 98 9:11/67:70, 8. TTC Herbornseelbach 7:13/65:78, 9. 1.FC Saarbrücken 6:14/60:79, 10. SV 08/DJK-Spvgg. Bous 5:15/56:81, 11. TTC Püttlingen 0:20/22:90. hdp

Irak meldet 19 Tote

Wir gratulieren

Herrn Wilhelm Schröder, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Herrn Erwin Laux, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Lina Neuland, Klein-Karben, zum 87. Geburtstag.

Frau Marie Eckhardt, Klein-Karben, zum 80. Geburtstag.

Herrn Karl Witt, Klein-Karben zum 74. Geburtstag.

Herrn Stefan Wehle, Rendel, zum 75. Geburtstag.

Frau Eva Dickenberger, Ilbenstadt, zum 71. Geburtstag.

Pressekrach: SPD stärkt Magistrat den Rücken

KELSTERBACH. Zur Linie des Magistrats hat sich der Vorstand des SPD- Ortsvereins im "Pressekrach" bekannt. Als Erfolg werten die Sozialdemokraten, daß die Bürger auch nach dem Urteil des Oberlandesgerichts weiter uneingeschränkt sowohl durch das von der Kommune herausgegebene "Amtsblatt" als auch die Wochenzeitung "Kelsterbach aktuell" informiert werden könnten.

Per Gerichtsentscheid sei lediglich festgestellt worden, daß die Stadt nicht mehr die Verteilung von "Kelsterbach aktuell" mit jährlich 19 000 Mark unterstützen dürfe. Mit dieser Einschränkung werde jedoch die künftige Information nicht beschnitten.

Die Verteilung des "Amtsblattes" hätte nach SPD-Meinung einen ähnlich hohen Beitrag gekostet, wenn dies nicht - wie bisher - in Kombination mit "Kelsterbach aktuell" geschehen wäre. Insofern sei auch nicht unnötig Geld ausgegeben worden. cas

"Aber nur mit Förderstufe" Kreis-Grüne stellen Bedingung für Erhalt der Reuter-Schule

BAD VILBEL/WETTERAUKREIS. Die Kreistagsfraktion und der Arbeitskreis Bildung der Wetterauer Grünen wollen sich für den Erhalt der Ernst-Reuter- Schule in Bad Vilbel einsetzen, knüpfen daran aber Bedingungen, so der schulpolitische Sprecher der Kreistagsfraktion, Diethardt Stamm. So müsse die Reuter- Schule "schnellstmöglich" in der Mittelstufe wieder eine Förderstufe mit darauf aufbauendem Haupt- und Realschulzweig einführen.

Auch eine Entwicklung zu einer integrierten Gesamtschule mit gymnasialem Zweig oder zu einer sechsjährigen Grundschule mit darauf aufbauender Mittelstufe würde von den Grünen begrüßt. Die Ernst-Reuter-Schule könne dabei die Möglichkeiten nutzen, die das neue hessische Schulgesetz biete.

In einem Brief an die Ernst-Reuter- Schule ließ Stamm keinen Zweifel daran, daß nach Ansicht der Grünen "momentan an dieser Schule im Mittelstufenbereich eine ungesunde Schulstruktur" vorliege. Die Reuter-Schule sei eine Grund-, Haupt- und Realschule mit Förderstufe. Leider bestünden nur noch die Grund- und die Realschule. Stamm: "Die Schulwirklichkeit weicht also eklatant von der vom Kreistag beschlossenen Schulorganisationsform ab."

Indirekt unterstreicht der schulpolitische Sprecher der Kreisgrünen die Kritik der Gesamtkonferenz der John-F.-Kennedy-Schule an den Gremien der Reuter- Schule: "Wer zwei Standbeine einer funktionierenden Mittelstufe verkommen läßt, darf sich nicht wundern, wenn Überlegungen angestellt werden, das dritte Standbein dort auch noch wegzunehmen."

Hinzu kommt nach Ansicht der Grünen, daß der Kreistag nie beschlossen habe, die Schulorganisation dahingehend zu ändern, an der Ernst-Reuter-Schule fünfte und sechste Realschulklassen zu bilden. Diethard Stamm: "Die Förderstufe bleibt an dieser Schule nach wie vor die legitimierte Einrichtung."

Stamm kritisierte die "momentane Kampagne" der Bad Vilbeler CDU, die sich für den "Erhalt und die Profilierung einer eingenständigen Realschule in Bad Vilbe auf Kosten der anderen Haupt- und Realschule der Stadt" ausspreche, als "billiges Wahlkampfmanöver".

Die Grünen begrüßten grundsätzlich wohnortnahe Schulstandorte und setzten sich für deren Erhalt ein. Bedingung sei allerdings, daß in der Sekundarstufe ein breites Schulangebot vorhanden sei oder geschaffen werde. Hierauf sollten Eltern, Lehrer und Schulleitungen vor Ort und in Absprache mit ihren Nachbarschulen hinwirken, regt die Kreistagsfraktion der Grünen an. mu

Einbrecher räumten Musikgeschäft aus

RAUNHEIM. Musikinstrumente im Wert von 12 000 Mark klauten Unbekannte in der Nacht auf Mittwoch, teilte gestern ein Kripo-Sprecher mit. Gestohlen wurden aus einem Firmenlagerraum in der Robert-Koch-Straße Elektro-Gitarren, Synthesizer, Drumcomputer, Kopfhörer, Übungssampler und mehrere Kabel. Die Polizei vermutet, daß ein Helfer der Diebe ein Fenster des Raumes zuvor geöffnet hatte. cas

Nach Unfall mit vier Toten: Stadt fordert Signal und Halbschranke

RÖDERMARK. Eine bessere Sicherung des Bahnübergangs Bruchwiese zwischen Ober-Roden und Rollwald, an dem Montag früh vier Menschen zu Tode gekommen waren, hat der Magistrat der Stadt Rödermark in gleichlautenden Schreiben an die Deutsche Bundesbahn und deren Bahnmeisterei verlangt.

Das bedeutet, daß - schon vor Fertigstellung der S-Bahn - eindeutig eine mit einer Halbschranke versehene Signalanlage eingefordert wird.

Bei dem Unglück am Montag um 7.33 Uhr war ein mit vier Bauarbeitern besetzter Kleintransporter von der vier Waggons ziehenden Diesellokomotive des Morgenzuges 7912 von Ober-Roden nach Offenbach erfaßt und mehrere hundert Meter mitgeschleift worden. Die Kollision ereignete sich bei einer von der Bundesbahn genannten Geschwindigkeit von 60 bis 70 Stundenkilometern des Zuges.

Der asphaltierte Feldweg ist für den Autoverkehr grundsätzlich gesperrt. Ein Zusatzschild läßt den Anliegerverkehr zur Kläranlage - auf dem Weg dorthin befand sich offensichtlich das Fahrzeug mit den vier getöteten Arbeitern - und zum Gelände des Schäferhundevereins zu. Auch Landwirte dürfen den Weg benutzen, um ihre Felder zu beackern.

Nicht hingegen dürfen Ober-Rodener dort fahren, um "auf die Schnelle" zu ihren Wohnungen im Breidert, an der Plattenhecke oder ins Neubaugebeit Birkenweg zu gelangen. Es ist allerdings bekannt, daß die befestigte Straße von zahlreichen Verkehrsteilnehmern als "Schleichweg" mißbraucht wurde.

Im Rathaus lenkt man derweil die Aufmerksamkeit der bei der Bundesbahn Verantwortlichen auch auf den Weg zur Bulau. Der ist unmittelbar vor dem stark frequentierten Naturfreundehaus zwar mit Signalanlage und Halbschranke gesichert. Die Stadt möchte nun wissen, ob beide Systeme so aneinander gekoppelt sind, daß sie gemeinsam ausfallen, wenn nur eine Sicherung versagt. ttt

Düncher läßt weiter in Südchina produzieren Familienunternehmen investiert zwei Millionen Mark in den Ausbau des heimischen Betriebes

OFFENBACH. Die heimische Lederwarenindustrie ist in den vergangenen Jahren um mehr als ein Drittel geschrumpft. Bundesweit verdienen statt der einst über 20 000 Mitarbeiter nur noch um die 14 000 ihr Geld mit der Produktion von Taschen, Koffern und Brieftaschen, in der Offenbacher Region inzwischen weniger als 4 000.

Vor allem kleinere Familienbetriebe gaben angesichts des zunehmenden Kostendrucks und der immer knallhärter werdenden nationalen und internationalen Konkurrenz ihre Produktion auf oder sie verlegten sich auf den Handel mit Exporten aus den Billiglohnländern. In einer solchen Phase der Stagnation und des Rückganges investiert die Offenbacher Düncher Lederwarenfabrik GmbH & Co zwei Millionen Mark in den Ausbau ihres Betriebes in der Dieselstraße 31.

Die beiden Geschäftsführer Rolf und Wilfried Düncher des nun 59 Jahre alten und in der dritten Generation geführten Familienunternehmens wollen mit dieser großen Investition selbstbewußt und optimistisch signalisieren: Unser Unternehmen und Offenbach haben Zukunft als internationales Zentrum der Branche.

Rolf Düncher, der sich auch zwischenzeitlich in den Verbänden seiner Branche und der Offenbacher Messegesellschaft engagierte, setzt noch eins drauf: "Wir brauchen keinen Messehallen-Neubau im Kaiserlei. Wer bislang gut verkauft hat, wird das auch weiterhin in den alten Hallen schaffen."

Die Düncher-Brüder setzen mit insgesamt 55 Mitarbeitern und noch einigen Heimarbeitern in ihrer Großhandelsgesellschaft rund zehn Millionen Mark und in ihrer Produktions-Gesellschaft runde 2,5 Millionen Mark um. Konkret heißt das: Sie verkaufen im Jahr über 250 000 Taschen. Als die Mauer zum Ostblock fiel, stieg vorübergehend der Umsatz fast auf das Doppelte. Außerdem bietet die Firma noch jede Menge maßgeschneiderte Etuis aus Leder und Synthetik für Trockenrasierer, Füllfederhalter, Fotoapparate, Ferngläser und Reisewecker an.

Mit dem Aus- und Neubau erweiterten die Düncher-Brothers ihre Produktions-, Verwaltungs-, aber vor allem ihre Lagerflächen um über 1000 Quadratmeter auf nun eine Nutzfläche von über 3000 Quadratmetern. Jetzt können 80 000 Taschen auf einmal gelagert werden. Rolf Düncher sagt: "Damit verkürzen wir unsere Lieferzeiten. Wir haben auch ein Musterzimmer eingerichtet, den Kundenservice und die Qualität der Arbeitsplätze wesentlich verbessert."

Die Dünchers waren unter den ersten in der Branche, die sich Mitte der 70er Jahre vorausschauend ein zweites Bein schufen, die eigene Produktion reduzierten und statt dessen ihre Kollektionen in südostasiatischen Billiglohnländern produzieren ließen. Die Kollektionen werden in Offenbach entwickelt und dann im kommunistischen Südchina produziert. Rolf Düncher sagt: "Die Verarbeitungsqualität ist hervorragend, und die Löhne sind die billigsten in ganz Südost-Asien."

Rolf Düncher, der früher einmal für die FDP und dann für die CDU im Offenbacher Stadtparlament saß und nun in seiner Freizeit lieber Fußball und Tennis spielt, ist voll des Lobes über seine chinesischen Geschäftspartner: "Anläßlich meiner 50. Reise nach China und meines 50. Geburtstages im vergangenen Jahr haben sie mir eine ganz tolle Party ausgerichtet." lz

Betriebsrat rief auf: 300 bei der Lichterkette

OBERTSHAUSEN. Ein bißchen enttäuscht waren Ingrid Frumento, die Betriebsratsvorsitzende der Ymos AG und ihre Kollegen, daß sich nur so wenig Obertshausener und nur so wenige Ymos- Mitarbeiter an der Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit am Mittwoch abend beteiligten. Etwa 300 Menschen hatten sich am Einkaufszentrum eingefunden und waren auf die Brücke über die B 448 gezogen.

Dort oben signalisierten die brennenden Kerzen den vorbeifahrenden Autofahrern, daß die Stadt mit Ausländerfeindlichkeit nichts zu tun haben will. Viele jungen Leute, viele Schüler waren dem Aufruf des Ymos-Betriebsrates gefolgt, zahlreiche Stadtverordnete und Magistratsmitglieder, allen voran Bürgermeister Josef Seib, waren gekommen. Seib erklärte, die 18 Prozent ausländischen Mitbürger seien in Obertshausen ganz gut integriert. "Hier funktioniert das Vereinsleben, die Integration der Ausländer in die Vereine", sagte er.

"Wir wollen ein Zeichen für das neue Jahr setzen", erklärte Ingrid Frumento, "damit es ein friedliches Jahr werde." Über das Thema Ausländerfeindlichkeit sei bereits in zwei Betriebsversammlungen bei Ymos diskutiert worden. "Wir haben eine Absprache mit der Personalleitung, daß derjenige, der sich rechtsextrem im Betrieb äußert, zum Tor hinausgeht", sagte sie und machte klar: "Wir müssen uns aber noch mehr darum kümmern, ausländische Kollegen im Alltag zu integrieren." Louis Galvez, Vorsitzender des Spanischen Elternvereins und Mitglied des Ymos-Betriebsrates, berichtete, von Ausschreitungen gegen Ausländer in Obertshausen sei ihm nichts bekannt. Ingrid Frumento kündigte weitere Solidaritätsaktionen "für Ausländer, Schwerbehinderte und die Schwachen" an. pmü

Der Grüne Punkt schiebt Ländern den Schwarzen Peter zu Für das Duale System fußt Verfahren des Kartellamts auf Behördenstreit / Stromversorger erobern den Entsorgungsmarkt

Ärger ohne Ende: Auf diesen Nenner läßt sich die Arbeit der im Juli 1991 offiziell gestarteten Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) bringen. Sie vergibt den Grünen Punkt für Verkaufsverpackungen und weiß etwa 600 Unternehmen aus Industrie und Handel hinter sich. Die Firma mit dem Wiederverwertungsemblem trifft auf teils geballte Medienkritik, muß sich mit erheblichen Zweifeln von Natur- und Verbraucherschützern auseinandersetzen und macht negative Erfahrungen mit Partnern aus der Entsorgungsbranche (beispielsweise wurde auf einer wilden Deponie in Frankreich Material mit dem Grünen Punkt entdeckt). Die Bilanz des Ärgers ließe sich noch verlängern; doch DSD-Geschäftsführer Wolfram Brück macht auf einem Informationsblatt seines Hauses lieber eine andere Rechnung auf. "Freistellung: Wir haben unser Ziel erreicht", steht dort geschrieben.

Tatsächlich: Mit den Freistellungserklärungen aus allen Bundesländern, die den Handel von der in der Verpackungsverordnung vorgesehenen Pflicht zur Rücknahme gebrauchter Produkthüllen befreien, schien die Grüne-Punkt-Gesellschaft eine wichtige Hürde auf dem Weg zu dem von ihr propagierten flächendekkenden, privatwirtschaftlich betriebenen Abfallprojekt genommen zu haben. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet die Freistellungen sorgen nun für weiteren Ärger. Die Länder verknüpften sie mit Auflagen. Gegen diese wehrt sich das Duale System nun mit Verwaltungsgerichtsklagen (siehe FR von vorgestern).

Das erzürnt die Verbraucher-Initiative, die Mitglied im beratenden DSD-Kuratorium ist. Sie bemängelt, daß DSD nicht bereit sei, monatlich oder quartalsweise nachzuweisen, "was an Verpackungsmüll gesammelt und wiederverwertet wird", die Förderung von Mehrwegsystemen festzuschreiben, und auch nicht wolle, daß alle Sortier- und Verwertungsanlagen im In- und Ausland von "unabhängigen Sachverständigen" überprüft werden. Maria Rieping, Umweltreferentin der Initiative, ermahnt das Duale System, sich nicht weiter gegen Transparenz und öffentliche Kontrolle zu sträuben: "Wer da mauert, läuft Gefahr, daß man ihm unterstellt, er wolle was verbergen."

Ärger hat das Haus des ehemaligen Frankfurter Oberbürgermeisters Brück wegen der Freistellungen auch mit dem Bundeskartellamt. Die Wettbewerbshüter starteten ein Verfahren gegen DSD, um deren Expansion auf dem Gebiet der Entsorgung von gewerblich und industriell anfallenden Verkaufs- und Transportverpackungen zu stoppen. Der Grüne-Punkt- Chef schiebt den Schwarzen Peter in dieser Sache den Bundesländern zu. "Wir haben uns nicht danach gedrängt, zusätzlich zu Haushalten und Kleingewerbe auch Verpackungen bei der Industrie zu sammeln." Es sei daher Sache der Umweltministerien der Länder, ihre Forderung nach einem einheitlichen, flächendeckenden Erfassungssystem für sämtliche Verkaufsverpackungen gegen mögliche Einwände der Kartellwächter zu behaupten. Brück: "Unsere Gesellschaft ist nicht bereit, einen Streit zwischen Behörden auf dem Rücken des Dualen Systems austragen zu lassen." Der Manager erinnert, die Länder hätten im Bundesrat durchgesetzt, daß sich die Verpackungsverordnung - sie ist die DSD-Geschäftsgrundlage - nicht nur auf Haushalte, sondern auch "auf andere Endverbraucher wie Kasernen, Krankenhäuser, Behörden, Gewerbebetriebe usw." beziehe.

Dem Kartellamt kann schnuppe sein, wo der Schwarze Peter liegt, zumal es selbst den Ländern vorhält, "etwas sorglos mit den Konsequenzen für die Wettbewerbsstrukturen der Märkte umgegangen" zu sein, wie Behördenpräsident Dieter Wolf betont. Den Berliner Wettbewerbshütern schwant Böses - die Monopolisierung des rapide wachsenden Geschäfts mit dem Müll. Der lukrative Entsorgungsmarkt lockt vor allem - unterstützt durch die Kommunen - die großen Energieversorger wie die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen (VEW) und den Stromriesen RWE. Für Wolf ist es "keine schöne Vorstellung", wenn Unternehmen, die in der Versorgung weitgehend Monopole hätten, solche auch in der Entsorgung aufbauten.

Wolfs Sorgen lassen sich an Firmenübernahmen festmachen. Die VEW greifen derzeit zum Beispiel nach der Mehrheit des Entsorgungskonzerns Edelhoff (Umsatz 1992 rund 850 Millionen Mark). Ins Netz gehen soll den "Stromern" das Unternehmen in zwei Schritten, denn zunächst ist an ein Engagement von 24,9 Prozent gedacht. Weit aggressiver noch gebärdet sich das RWE, wenn man Reinhard Göhner glaubt. Dem Vorsitzenden der CDU-Grundsatzkommission zufolge eroberte der Essener Konzern inzwischen fast 70 Betriebe und ist damit bundesweiter Branchenführer. Wegen der gesellschaftsrechtlichen Verbindungen der Energieversorger zu den Kommunen spricht Göhner bereits von einer "Rückkommunalisierung" der in den siebziger Jahren vielfach privatisierten Entsorgung und von einer "ordnungspolitischen Rolle rückwärts". Wachsweich mutet da eine Stellungnahme von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) an. Er hält eine Ausdehnung der DSD-Aktivitäten durch seine Verpackungsverordnung für gedeckt und erklärt, die in der Entsorgung angebotenen Dienstleistungen sollten "im offenen Wettbewerb erbracht werden können". HARALD SCHWARZ

Frischer Wind soll durch die politische Szene wehen Freigerichter Grünen gründen erneut Ortsverband Von Ulrich Gehring FREIGERICHT. Auf den Amphoren grüne Luftballons, auf den Tischen Wimpel, Windrädchen, Aufkleber. Zwischen Kos und Akropolis an der Wand ein paar politische Plakate. Die Gründungsversammlung eines Grünen-Ortsverbands ist angesagt. Nicht Ende der 70er, nicht Anfang der 80er. Man hat sich nicht im Jahr getäuscht, die ausgelegten grünen Kondome ("hemmungslos verantwortungsvoll") und die Asylrecht-Buttons machen dies unmißverständlich klar. Am Mittwoch, 13. Januar 1993, wurde im zeitlos griechischen Nebenzimmer der "Schönen Aussicht" in Somborn bei enormem Publikumszulauf die Ortspartei in die Welt gesetzt - auf den Tag 13 Jahre nach Zusammenschluß des Grünen-Bundesverbands. Mehr als 40 Personen vom Schüler bis zum "Mittel"-Alter drängelten sich in dem kleinen Raum. Arnd Schmitt-Weigand, der wie eine Handvoll Gleichgesinnter mit der Einladung zu dem Termin "frischen Wind" in die Freigerichter Politszene bringen wollte, zeigte sich überrascht vom Andrang, wenngleich "Altgrüne" Gudrun Meier zu Recht darauf hinwies, daß sich die Reihen sicher lichten, sobald es an die Arbeit geht.

Die Freigerichterin hat diese Erfahrung schon selbst häufig gemacht. Auch am Ort hat die grüne Partei nämlich ihre Vorgeschichte. Schon 1984 hat man einen Ortsverband Freigericht-Hasselroth entstehen, bald darauf aber wieder einschlafen lassen. Unter anderem, weil Leute wie Hartmut Barth-Engelbarth weggezogen sind, blieb Gudrun Meier nach ihrer Darstellung die einzige auf weiter Flur. Ein Wiederbelebungsversuch 1986 ging ebenfalls in die Binsen.

Daß nun auf einmal soviele Interessent(inn)en zu einer Gründungsversammlung kamen, deutet nach Ansicht von Sprecher(inne)n auf die Unzufriedenheit mit dem "Geklüngel" der drei bisherigen Parteien am Ort. Auch der Aufstieg der SPD und der Verlust der absoluten CDU- Mehrheit in den zurückliegenden Jahren habe bei allen verbalen Disputen faktisch nichts geändert - "seit meinen Kindheitstagen", wie Schmitt-Weigand es formulierte. Dafür, daß sich der Ort im Gegensatz zur Politik sehr wohl weiterentwickelt hat, spreche die durch Zuzug veränderte Bevölkerungsstruktur. Verändert habe sich in dieser Zeit nur das Ortsbild - und zwar aufgrund der den Unternehmensinteressen hörigen Politik, heißt es, der etwa die Backhäuser und sonstige historische Bausubstanz zum Opfer gefallen sind.

Der vielfach zitierte Unmut der Jüngeren, die sich von den "Altparteien" nicht vertreten sehen und nun selbst ins parlamentarische Handeln drängen, ist aber nicht die einzige Neuigkeit im Freigericht. Atmosphärisch scheint sich zumindest im Vergleich zu Gudrun Meiers frühen Erlebnissen doch einiges getan zu haben, seien den Grünen doch damals noch die Türen sämtlicher denkbarer Versammlungsorte vor der Nase zugeschlagen worden. Wer gegen sie war, habe damals mit faulen Eiern und Tomaten auf ihre Wohnung geworfen, sogar Fenster eingeschlagen; und wer für sie war, traute sich manchmal nur, seine Sympathie anonym kundzutun.

Da sind die bevorstehende Kommunalwahl, die angekündigte "Republikaner"- Kandidatur und der jüngst vom Zaun gebrochene Streit um das Jugendzentrum "Café Woityla" nur aktuelle Anlässe, nicht aber Ursachen für die Spätgründung. Themen sind viele zu beackern, wie das "brain storming" der Versammelten ergab. Etwa der Militärbereich: die nach wie vor über Horbach ratternden Hubschrauber, die Zukunft von Schießplatz und Depot. Im Bereich Verkehr: das Fehlen eines umfassenden Konzepts, mit dem nicht nur ein paar Hauptstraßenabschnitte auf Tempo 30 gedrosselt, sondern gerade in den Seitenstraßen, wo die Kinder spielen, die Raserei gestoppt wird. Die Sorge dafür, was mit der Landschaft geschieht, wenn ein Hof nach dem andern aufgibt: Wer pflegt sie? Wie kann ihre Zersiedelung begrenzt werden? Wer hakt nach, damit Umweltschutz-Auflagen etwa auf der künftigen Golfanlage Hof Trages auch eingehalten werden? Der SPD trauen die Gründer(innen) dies nicht zu, wiewohl ihnen klar ist, daß sie möglicherweise nur auf Kosten der Sozial- demokratie an Parlamentssitze kommen.

Mit den inhaltlichen Fragen, dem Ausarbeiten eines Wahlprogramms, werden sich Mitglieder und sonstige Interessierte nach dem nun festgelegten Fahrplan am Donnerstag, 28. Januar, 20 Uhr, in der "Aussicht" befassen.

Schon eine Woche zuvor wollen die Grünen Freigericht mit einer Demonstration gegen die geplante Schönhuberveranstaltung in der Gemeindehalle ihren öffentlichen "Einstand" geben: Am 21. Januar um 18 Uhr soll sie beginnen. Am gleichen Abend wollen die Mitglieder dann noch ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die Gemeindevertretung nominieren.Podiumsdiskussion zur Sozialpolitik der Zukunft

HANAU. Um sozialpolitische Ausgaben der Zukunft geht es in einem Forum des SPD-Stadtverbandes Hanau am Freitag, 22. Januar, um 18 Uhr im Gelben Foyer der Stadthalle.

An einem Podiumsgespräch nehmen der Hanauer Sozialdezernent Klaus Remer und dessen Osnabrücker Amtskollege Heinz Fitschen teil, zudem Siegfried Thase, Leiter der Hanauer Martin-Luther-Stiftung, und Roswith Kießling, Vorsitzende des Stadtverordneten-Ausschusses für Frauen, Jugend und Soziales. him

Liebe Leserinnen, liebe Leser

die Frankfurter Rundschau möchte sich bei Ihnen entschuldigen: Bei vielen unserer Abonnenten lag in der Donnerstagausgabe die Lokal-Rundschau für Stadt und Kreis Offenbach/ Kreis Groß-Gerau leider nicht bei. Technische Gründe sind die Ursache für dieses Mißgeschick. Manche Leser fanden dafür gestern gleich zweimal die Bezirksausgabe in ihrer FR.

Allen, die gestern keine Lokal- Rundschau bekommen haben, ein kleiner Trost: Sie wird heute beiliegen - zusätzlich zur Lokal-Rundschau vom Freitag.

Und sollte etwas immer noch nicht klappen, dann steht Peter Ortmann vom FR-Vertrieb für Ihre Anfragen gern zur Verfügung: Tel. 06102 / 292-385.

Die Redaktion

Iraks Kurden fürchten Angriff Truppenkonzentration am Rand der Schutzzone beobachtet

öhl/aud ATHEN, 14. Januar. Die Kurden in Nordirak haben ihr etwa 30 000 Soldaten umfassendes Heer (Peschmerga) in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Die Peschmerge halten nach dem alliierten Bombardement im Süden des Landes einen irakischen Angriff auf Kurdensiedlungen im Norden für möglich, wo nach dem Golf-Krieg eine Schutzzone für die kurdischen Flüchtlinge geschaffen worden war. In der von den Alliierten garantierten, etwa vierzigtausend Quadratkilometer großen Schutzzone leben knapp zweieinhalb Millionen Menschen. Die Kurden haben hier einen föderalen Staat ausgerufen und ein Parlament gewählt.

Türkischen Militärkreisen zufolge hat die irakische Armee während der vergangenen Wochen nicht nur starke Truppenverbände am Rand dieser Schutzzone konzentriert, sondern auch, wie im Süden am 32. Breitengrad, Boden-Luft-Raketen in Stellung gebracht. Aus Arbil, der "Hauptstadt" des neuen Kurdenstaates, wird berichtet, die Iraker hätten sogar in der Nähe der Stadt Mosul neue Raketen aufgestellt, weit nördlich des 36. Breitengrades, der die Grenze der nördlichen Flugverbotszone markiert.

Nach offiziell bisher nicht bestätigten Berichten aus Ankara sollen bereits am Dienstag, einen Tag vor dem alliierten Bombardement, irakische Kampfflugzeuge in die nördliche Flugverbotszone eingedrungen sein und Siedlungen in der Region Pir Dawoud, etwa zwanzig Kilometer südlich Arbils, bombardiert haben.

Angehörige der iranischen Revolutionsgarden (Pasdaran) haben nach Angaben der oppositionellen Volksmudschaheddin die Grenze nach Irak überschritten und dort Stützpunkte des iranischen Widerstands angegriffen. Wie die Oppositionsgruppe am Donnerstag mitteilte, bereitet die Regierung in Teheran weitere Grenzübergriffe vor, um die Basen der iranischen "Nationalen Befreiungsarmee" (NLA) im Nachbarland anzugreifen. Damit nutze Iran die derzeitige Lage in Irak aus. Ein iranisches Oppositionsbündnis hält in der Grenzregion gepanzerte Truppen für den möglichen Kampf um die Macht in Teheran bereit.

Fähre kenterte im Orkan vor Rügen

Wöllstädter Haupt- und Finanzausschuß tagt

WÖLLSTADT. Der Haushaltplan für 1993 wird im Haupt- und Finanzausschuß am Donnerstag, 21. Januar, um 19 Uhr, beraten. Dazu lädt der Vorsitzende Wolfgang Künzel für Donnerstag, 21. Januar, um 19 Uhr ein in den Sportraum des Bürgerhauses Nieder-Wöllstadt. de

Mieten, Korruption und das Geschehen vor der Tür spielen bei der Kommunalwahl am 7. März eine große Rolle Filz in Amtsstuben mit dem Kreuzchen trotzen Geringere Beteiligung als bei Bundestagswahl erwartet

"Wir leben wirklich im Dreck - und der steht uns bis zum Halse. Da kann man nur auf kommunaler Ebene was machen." Das Plädoyer des 48 Jahre alten Mannes für die Teilnahme an der Kommunalwahl am 7. März benennt ein Thema, das die Stimmabgabe der Bürger nicht unwesentlich beeinflussen dürfte. Doch die Kriterien, nach denen die Wähler die Leistung der Parteien beurteilen, sind beinahe so zahlreich wie die Menschen, die abstimmen werden: Bildungsangebot, Wohnungsmangel, Filz und Vetternwirtschaft sowie die Sorge über einen zunehmenden Rechtsruck bewegen die Menschen, wie eine Umfrage der FR in der Hofheimer Fußgängerzone ergab. Aus den kurzen Interviews läßt sich zwar kein repräsentatives Bild über die Stimmung in der Bevölkerung gewinnen; sie zeigen aber, daß die Kommunalwahl offenbar ernster genommen wird als Wahlforscher bislang vermuten.

Ein 52 Jahre alter Mann nennt die Wahl beispielsweise "eine Bürgerpflicht". "Wenn wir nicht wählen, würde das noch schlimmer werden mit den Rechtsparteien, und das wollen wir partout nicht haben." Zwar macht er aus seinem Mißtrauen gegen die etablierten Parteien keinen Hehl. Gleichwohl schätzt er die Kommunalwahl als ebenso wichtig ein wie eine Bundestagswahl, "weil es ja der Heimatort ist und man deshalb unmittelbarer berührt ist". Die ältere Frau, die sich die Auslage eines Papierwarengeschäftes anschaut, will bei der Wahl "Einfluß nehmen auf die Politik". Auch sie mißt der Abstimmung eine der Bundestagswahl vergleichbare Bedeutung zu. "Es ist wichtig, daß man hingeht", sagt sie und ärgert sich über die, wie sie annimmt, hohe Zahl der Nichtwähler.

Das junge Ehepaar, das gerade auf dem Weg nach Hause ist, urteilt beim Urnengang vor allem darüber, ob und in welchem Maße kulturelle Einrichtungen geschaffen wurden. "Seit das Kind da ist", sagt die 29 Jahre alte Mutter, "achten wir verstärkt auf solche Dinge." Einfluß auf die Wahlentscheidung nimmt aber auch das, "was die Parteien in Bonn treiben". Kommunalpolitik hält sie deshalb für "weniger wichtig als Bundespolitik".

Der 53 Jahre alte Mann, der gerade Feierabend macht, pflichtet dem Paar bei. "Bei der Bundestagswahl geht's ums Ganze, bei der Kommunalwahl nur um Teilgebiete." Darin mag der Grund liegen, daß er sich "schon mal vor Wut für eine andere Partei" entschieden hat. Beinahe warnend fügt er an: "Und bei dieser Wahl ist das auch noch möglich."

Ein 48jähriger, der entlang der Ladenzeile flaniert, fordert Wahlen in deutlich kürzeren Abständen, um dem Filz in der Verwaltung wirkungsvoller begegnen zu können. Folgerichtig hält auch er die Kommunalwahl für ebenso bedeutend wie eine Bundestagswahl. "Hier vor Ort geht es um Dinge, die der Bürger noch in der Region erlebt", und gerade hier könne man auch einiges bewegen. Lokale Themen sind ihm deshalb wichtiger als Namen. "Ob der Kandidat nun Mehler heißt oder nicht, die Brisanz der Themen müßte mehr vor Augen geführt werden."

Wahlforscher dürften die Einschätzung der zufällig Befragten und ihre Motivationen nicht wenig überraschen. Denn gemäß der Statistiken beteiligen sich die Stimmberechtigten an Kommunalwahlen deutlich weniger als an Wahlen für das Bonner oder Wiesbadener Parlament. Zahlen des Statistischen Landesamtes belegen das: Gaben bei der jüngsten Kommunalwahl vor vier Jahren in Hofheim lediglich 78,6 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme ab, waren es bei der Bundestagswahl vor drei Jahren immerhin 85 Prozent. Auch in Hattersheim steht die Stimmabgabe für das Kommunalparlament weniger hoch im Kurs als die Wahl der Abgeordneten für die Bonner Bühne: 78,6 Prozent aller Bürger machten 1989 ihr Kreuz bei der Gemeindewahl, aber 82 Prozent der Stimmberechtigten bei der Bundestagswahl.

Tatsächlich nimmt die Mehrheit der Bürger die Abstimmung in den Städten und Gemeinden "eindeutig weniger wichtig als die Bundestagswahl", bestätigt Matthias Jung, Vorstandsmitglied des Mannheimer Instituts "Forschungsgruppe Wahlen". Nach seinen Beobachtungen nutzen die Wähler die Stimmabgabe für die Stadt- und Gemeindeparlamente als Testwahl. Vergleichbares gelte für die Europawahlen. Hinzu kommt nach Beobachtungen Jungs eine "Normalisierung der Wahlbeteiligung auf das Niveau der späten 50er und frühen 60er Jahre". Wagten die Menschen im Sinne Willy Brandts nach 1969 noch mehr Demokratie, indem sie häufiger zur Abstimmung gingen, hält sie der Rückzug ins Private nun auch mehr von den Urnen fern.

Daß die Wahlbeteiligung sinkt, ist für den Politikprofessor Dr. Hans-Georg Wehling "leicht verständlich. Die hohe Mobilität der Menschen erschwert die Identifikation mit dem Wohnort." Ein Pendler fühle sich nirgendwo richtig zu Hause. Er bekomme meist "nicht mit, was in seiner Wohngemeinde läuft, es sei denn, vor seinem Haus wird beispielsweise eine Hauptverkehrsstraße gebaut".

Der Verlust der Heimat hat unmittelbaren Einfluß auf die Wahlentscheidung: Je größer die Kommune ist und je weniger die Wähler in der Lebenswelt der Städte verankert sind, desto größer ist der Einfluß bundespolitischer Themen. Lokale Probleme werden nur selten bei dem Votum erwogen. Umgekehrt gilt nach den Erkenntnissen der Wahlsoziologen: Je stärker die Bürger - beispielsweise in den Dörfern - in das Leben am Ort eingebunden sind, je traditioneller also eine Kommune ist, um so größer ist der Einfluß der einzelnen Bewerber - etwa der eines Bürgermeisters - auf die Stimmabgabe. JÜRGEN SCHULTHEIS

Grenzschützer gehen rüde vor

FRIEDBERG. Eine unangenehme Begegnung mit einem Bundesgrenzschützer hatte FR-Leser Henry T. im Friedberger Bahnhof. Der 26jährige Friedberger war am Donnerstag voriger Woche gegen 23 Uhr mit der S- Bahn von Frankfurt zurück nach Friedberg gefahren. Mit den Worten "Halt! Zeigen Sie mir Ihre Fahrkarte!" kam ihm im Bahnhof ein Bundesgrenzschützer entgegen, berichtet Henry T. Der junge Mann war verblüfft, daß ausgerechnet ein Beamter, der Grenzen schützen soll, als Fahrkartenkontrolleur auftrat. "Ich bat um seinen Ausweis. Er zeigte ihn mir nicht, sondern verwies auf seine Uniform."

Bundesgrenzschützer dürfen tatsächlich in den Bahnhöfen die Fahrkarten kontrollieren. "Die Aufgaben der Bahnpolizei werden seit dem 1. April 1992 vom Bundesgrenzschutz wahrgenommen", erklärte Bundesbahn-Pressesprecher Walter Henss. Die Fahrscheine würden überprüft, wenn der Verdacht bestehe, daß sich jemand unberechtigt im Bahnhof aufhält. Notfalls dürften die Grenzschützer sogar "körperlichen Zwang" ausüben. Sie müßten sich allerdings per Dienstausweis legitimieren.

Das tat der Bundesgrenzschützer im Friedberger Bahnhof laut Henry T. nicht, habe allerdings gedroht, ihm "auf die Fresse (zu) hauen". Später habe er ihn am Kragen gepackt und in die Wachstube mitgenommen, so T.

Es nutzte Henry T. nun auch nichts mehr, daß er seinen Fahrschein vorzeigte. Die Fahrkarte sei ungültig, behauptete der Bundesgrenzschützer. Henry T.: "Er nahm meine Personalien auf und ließ mich nach fünf Minuten gehen." Tatsächlich hatte der junge Mann einen gültigen Fahrschein, bestätigte Bundesbahnsprecher Kurt Stadler gestern anhand des Fahrkarten-Codes.

Henry T. war so empört über diesen Vorfall, daß er die Polizei alarmierte. "Die Beamten hörten sich meine Geschichte an und erwiderten, es bestünde kein Tatbestand, sie würden keine Anzeige aufnehmen", so Henry T. ieb

Douglas breitet sich weiter aus

cri FRANKFURT A. M. Der Expansionsdrang der Douglas Holding ist nicht zu bremsen. Im vergangenen Jahr hat das Hagener Unternehmen sein Filialnetz weiter um 72 auf 1363 Fachgeschäfte erweitert. Hinzu kamen unter anderem 24 Parfümerien, davon zehn im Ausland, womit sich die Zahl dieser Duft-Boutiquen auf 498 addiert. Mehr als zwei Drittel sind im Bundesgebiet - zumeist in guter Innenstadtlage - angesiedelt.

An neuen Drogerien (Drospa, Fuchs und Sandra) kamen 29 hinzu, so daß es nun 254 Geschäfte dieser Art gibt. Hingegen wurden die Buchhandlungen (Phönix, Montanus und Stilke) um zwei auf 142 Standorte verringert. Die Zahl der Süßwarengeschäfte (Hussel, Café/Confiserie Feller) blieb mit 240 konstant.

Auch der Umsatz in dieser Sparte stagnierte bei 166 Millionen Mark. In den anderen Zweigen sprang - nicht zuletzt wegen der Expansion - meist ein saftiges Plus heraus. Die Juweliere Weiss und Brinckmann & Lange etwa spülten mit 240 Millionen Mark elf Prozent mehr in die Kassen. Den Löwenanteil zum Gesamterlös steuerten aber die Parfümerien mit knapp 1,4 Milliarden Mark bei (plus sechs Prozent). Die rund 14 000 Beschäftigten der Gruppe, zu der auch eine Sport- und Modesparte gehört, erwirtschafteten fast 3,3 Milliarden, was einem Anstieg um sieben Prozent entspricht. Auf mit 1991 vergleichbarer Fläche betrug der Zuwachs gut zwei Prozent.

Seit mehr als einem Jahrzehnt unterrichtet die Langenhainerin Ursula Richter die internationale Kunstsprache Comic-Spaß mal auf Esperanto Kontakte ohne Grenzen Von Matthias Drobinski

HOFHEIM. Für einen Moment vergißt der elfjährige Adrian das Hampeln: "Boah - Asterix" ruft der Zappelphilipp mit der Igelfrisur, wirft sich über den Tisch und greift das Heft mit den Abenteuern der Gallier. Nur: Die Geschichte heißt hier "Asteriks la Gaulo" und beginnt so: "En la Jao 50 a. K."

Die Sprache des Comics ist Esperanto. Adrian, Mandy, Katja, Sebastian, Frank und Christian lernen in Langenhain im Wohnzimmer von Ursula Richter die internationale Kunstsprache. Mühsam fährt Adrian mit dem Zeigefinger die Zeilen entlang, guckt dann doch lieber die Bilder an und freut sich, daß die Römer eins auf den Helm bekommen. Ursula Richter, 73, die pensionierte Grundschul- Lehrerin mit dem weißen Haar und der jugendlichen Stimme, lenkt die Stunde in geordnetere Bahnen: "Probiert mal, ob ihr das übersetzen könnt." Sie kramt einen Streifen aneinandergeklebter Karteikärtchen hervor; Vorder- und Rückseite abwechselnd gelesen ergeben eine kleine Konversation: "Bonam tagan, sinjoro . . ."

Mandy, die Achtjährige, und Adrian mühen sich redlich, aber sie bleiben stekken. Auch wenn Esperanto-Fans versichern, ihre Sprache sei fünf- bis zehnmal so schnell zu erlernen wie Englisch oder Französisch: Aller Anfang ist schwer.

Und weil die Treffen der kleinen Gruppe in letzter Zeit unregelmäßig geworden sind, seufzt Ursula Richter und sagt: "Es gibt gute Zeiten und schlechte." In guten Zeiten ist ihr Kursus an der Volkshochschule voll; dann verschlingen Kinder und Erwachsene die "Amusaj Dialogoj", "Maks kaj Morits" oder das Märchen von Hänsel und Gretel, die das Esperanto- Land finden. Ursula Richter hat es selbst geschrieben und drucken lassen. In schlechteren Zeiten fällt der Lehrgang aus. Esperanto läßt sich nun einmal nicht nutzen wie Englisch. Esperanto ist Überzeugungssache, Geheimsprache der Internationalisten.

Ursula Richter ist eine Überzeugte. Schon der "Esperanto"-Aufkleber am Küchenfenster zeigt es allen Passanten. Im Schrank mußten die Sammeltassen zusammenrücken und Platz für Esperanto- Bücher machen; auf dem Schreibtisch behauptet sich die Schreibmaschine kaum gegen die Esperanto-Zeitschriften; und neben dem Esperanto-Kalender blickt Ludwig Zamenhoff gütig von der Wand, der 1887 als Dr. Esperanto die Einfach- Sprache erfand, damit sich die Menschen der Welt besser verstünden.

Dr. Esperanto heißt übersetzt: Dr. Hoffnung. Und die Hoffnung auf Kontakte war es, die Ursula Richter 1976 einen Esperanto-Kursus belegen ließ - damals, als die Krankheit ihres Mannes sie ans Haus fesselte und die Einsamkeit hochkroch. "Nach einem halben Jahr konnte ich es einigermaßen", erzählt sie, "dann las ich täglich die Bibel auf Esperanto und beherrschte es bald besser als Englisch."

Nach bestandener "Sprachverständigungsprüfung" ließ sie ihre Anschrift in das Adreßbuch der internationalen Esperanto-Jugend setzen: Besucher sind willkommen, Voranmeldung nicht erforderlich. Kurze Zeit später stand tatsächlich der erste Japaner vor der Tür, "den habe ich kaum verstanden, weil er das ,r&rquote; wie ,l&rquote; sprach". Inzwischen haben Jugendliche aus allen Kontinenten ihre Schlafsäcke im Richterschen Wohnzimmer ausgerollt.

Vor vier Jahren starb Ursula Richters Mann. Seitdem fährt die Esperantistin auch zu Veranstaltungen - dieses Jahr sogar zum Weltkongreß "Universala Kongreso des Esperanto" nach Wien. Für eine Woche endet hier die babylonische Sprachverwirrung bei Esperanto-Vorträgen, Theaterstücken oder Rock-Songs. Am Wohnzimmertisch von Ursula Richter lesen Frank, Christian und Sebastian, die Fortgeschrittenen - während die "Neulinge" sich gemeinsam mit der Lehrerin plagen. Sie haben den Volkshochschulkursus bereits absolviert, den Esperanto-Schwank "Der Traum" aufgeführt. "Es bringt schon was, Esperanto zu lernen", sagt Sebastian, "keine blöde Grammatik, keine unregelmäßigen Verben, und wer Esperanto kann, dem fallen alle Sprachen leichter." Und vor allem die Idee des offenen Hauses gefällt ihm: "Überall auf der Welt Gast sein - das ist eine tolle Idee."

Gegen die Leitplanke

USINGEN. Die Sicht genommen wurde in der vergangenen Nacht einem Autofahrer, der auf der Bundesstraße 456 von Bad Homburg nach Usingen unterwegs war. Wie die Polizei mitteilte, kam ihm nach einer Linkskurve ein Personenwagen entgegen, der mit eingeschaltetem Fernlicht und zu weit in der Mitte der Fahrbahn fuhr. Der Geblendete fuhr gegen die Leitplanke. An seinem Fahrzeug entstand Schaden in Höhe von etwa 12 000 Mark. Der Fahrer des zweiten Wagens beging Unfallflucht. ill

Lich verleiht "Traumstern" einen Kulturpreis

Das Kino "Traumstern Kollektiv" in Lich, das bereits im Jahr 1991 als bestes hessisches Kino für die herausragende Qualität seines Filmprogramms von der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst mit dem hessischen Kinopreis und im selben Jahr vom Bundesinnenminister für sein hervorragendes Jahresprogramm, für das Programm seiner Jugendfilme, seiner Kurz- und Dokumentarfilme ausgezeichnet wurde, wurde nun auch von der Stadt Lich für seine Kulturarbeit im Jahr 1992 ausgezeichnet. wp

Für die Händlerschürze bitte

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Mehr Geld für den Kinderschutzbund

WESTKREIS OFFENBACH. Für die Finanzierung des Kinderschutzbunds im Westkreis Offenbach (DKSB) ist eine neue Regelung ausgehandelt worden. Die Änderung des Vertrags, die der Kreisausschuß in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat, war notwendig geworden, nachdem der Verein neue Räume für seine Beratungsstellen in Langen und Neu-Isenburg angemietet hatte. Dadurch waren nach Angaben des Ersten Kreisbeigeordneten Frank Kaufmann (Grüne) für dieses Jahr Mehrkosten in Höhe von 58 000 Mark entstanden.

Laut Kaufmann zahlt der Kreis dem DKSB künftig rund 104 000 Mark. Dreieich beteiligt sich mit 44 000 Mark, Neu- Isenburg mit knapp 40 000 Mark, Langen mit 35 000 Mark, Dietzenbach mit 33 000 Mark und Egelsbach mit 10 000 Mark. Diese Vereinbarung gilt für ein Jahr.

Außer in Langen und Neu-Isenburg hat der Kinderschutzbund noch Beratungsstellen in Dietzenbach und Dreieich. Er kümmert sich um gefährdete, mißhandelte und mißbrauchte Kinder und Jugendliche, berät Familien und betreibt Öffentlichkeitsarbeit dac

Rosbacher Jugendliche lernen Video filmen

ROSBACH. Die Jugendpflege der Stadt Rosbach lädt ein zu einem Video-Workshop für Jugendliche ab 14 Jahren im Jugendgästehaus Wetzlar von 5. bis 7. Februar.

Die Teilnehmer/-innen werden einen Video-Clip mit Vertonung produzieren. Die Gebühr für den Kursus zusammen mit dem Landesfilmdienst Frankfurt beträgt 20 Mark.

Wer Interesse hat, sollte sich schnell bei der Jugendpflege der Stadt anmelden. de

Ausländeranteil ist im Kreis leicht gestiegen

KREIS OFFENBACH. Der Ausländeranteil im Kreis Offenbach hat sich im zurückliegenden Jahr von 14,5 auf 14,9 Prozent erhöht. Unter den Kommunen rangiert die Stadt Dietzenbach hessenweit hinter Kelsterbach (31 Prozent) mit 28,9 Prozent ausländischen Bürgern auf Platz zwei.

In Hessen leben gegenwärtig etwas mehr als 700 000 Ausländer, wobei unter den kreisfreien Städten Frankfurt mit 27,1 Prozent die Spitzenstellung vor Offenbach mit genau 25 Prozent hält. ttt

Schielen nach rechts und links statt Blick nach vorn Bürgerinitiative Wächtersbach zerpflückt Wahlkampf-Programm der SPD: "Schaukandidaten"

WÄCHTERSBACH. Die Bürgerinitiative Wächtersbach (BIW) hat die Kandidatenliste der SPD zum Anlaß genommen, die gängigen Praktiken in der Kommunalpolitik einmal mehr kritisch unter die Lupe zu nehmen. Bei den Sozialdemokraten in der Messestadt wie auch bei vielen anderen Parteien würden die Listen durch Scheinkandidaten aufgebläht, das Procedere durch die "einstimmige" Verabschiedung dieser Papiere endgültig zur "Farce" degradiert.

In diese Rubrik kann laut BIW auch die 100 Namen umfassende Liste der Sozialdemokraten in Wächtersbach eingeordnet werden, die künstlich den Zusammenhalt demonstrieren solle. Dabei spiegelt nach Einschätzung von Werner Ach "die nach außen demonstrierte Geschlossenheit in keiner Weise die derzeitige Stimmung in der Partei wider."

Auch die Listenplätze eins und zwei, besetzt von Bürgermeister Rainer Krätschmer und dem Ersten Stadtrat Christian Hofmann, ließen deutliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit solcher Veranstaltungen zu. In beiden Fällen handele es sich um eine Schaukandidatur, da weder Krätschmer noch Hofmann für das Stadtparlament kandidierten. Dazu komme, daß der Bürgermeister im Gegensatz zu früheren Kommunalwahlen nun von den Bürgern direkt, nicht von den Stadtverordneten gewählt werde.

Nachdenklich stimmt das SPD-Papier die BIW auch noch in anderer Hinsicht. Die erste Frau finde sich erst auf Rang 14 der Liste, die zweite Kandidatin folge auf Platz 24. Werner Ach: "Das bedeutet, daß auch in den kommenden vier Jahren keine Frau unter den führenden Wächtersbacher Sozialdemokraten agiert, alle maßgeblichen Funktionen und Positionen werden ausschließlich von Männern besetzt werden."

Kritik müssen sich die mit satter absoluter Mehrheit ausgestatten Sozialdemokraten auch noch in einem anderen Bereich gefallen lassen. Der BIW ist die Sprachlosigkeit der SPD vor der Kommunalwahl in Sachen Golfplatz aufgefallen. Aus Sicht des Fraktionsvorsitzenden Eberhard Breul steckt dahinter eine "Slalom-Tour des Bürgermeisters". Um in der umstrittenen Angelegenheit niemanden auf die Füße zu treten, laviere sich Krätschmer ohne klare Stellungnahme über den Wahltermin hinweg.

Laut Breul schielen die Verantwortlichen im Rathaus in der heiklen Sache mit einem Auge nach Darmstadt und Wiesbaden und "erhofften sich Rettung von oben". Sollten die Ministerien und das Regierungspräsdidium das Weiherhofgelände als Naturschutzgebiet ausweisen, "wären Krätschmer und Genossen von der Entscheidung befreit". Mit dem anderen Auge beobachte man Büdingen, "um die Pläne und manchmal sprunghaften Entscheidungen des Fürstlichen Hauses, dem Besitzer des Weiherhofareals, rechtzeitig abschätzen zu können".

Das Schielen nach rechts und links ersetze jedoch keine eigene Entscheidung, sondern erschwere nur den klaren Blick in die Zukunft. Breul: "Die SPD sollte sich endlich dazu durchringen, die nicht mehr zeitgemäßen Golfpläne zu den Akten zu legen und den Bebauungsplan zurückzuziehen". Damit wäre der Weg für ein Naturschutzgebiet Weiherhof nach den jahrzehntelangen Diskussionen endlich frei. jan

In Dortelweil: Kinder in die Schwesternwohnung Als Kindergartenerweiterung

BAD VILBEL. Der Magistrat favorisiert nach wie vor den Umbau der Schwesternwohnung in der Dortelweiler Sozialstation, um den angrenzenden städtischen Kindergarten um einen Gruppenraum erweitern zu können. Das geht aus einer Pressemitteilung des Ersten Stadtrates hervor, in der Klaus Minkel die finanziellen Aufwendungen der Kommune für ihren Stadtteil auflistet.

100 000 Mark seien für die Kindergartenerweiterung bereitgestellt. Die Haushaltsmittel könnten eingesetzt werden, sobald für Schwester Jutta eine neue Wohnung gefunden sei, berichtet Stadtrat Minkel. Eine solche Lösung zeichne sich jetzt ab.

Noch im November waren in Dortelweil die Eltern der Grundschule und des Kindergartens auf die Straße gegangen, um für die Kindergartenerweiterung zu demonstrieren. Der Magistrat hatte damals als Lösung angeboten, auf dem Schulgelände einen Fertigbau für den Kindergarten zu errichten. Das war aber von den Schulgremien abgelehnt worden.

Die Eltern ihrerseits hatten die Umsetzung der kompletten Sozialstation in den neuen Betriebshof vorgeschlagen. Die Räume der Sozialstation hätten dann für den Kindergarten sowie für eine Schülerbetreuung genutzt werden können. Nach Rechnung des Ersten Stadtrates hätte diese Lösungsvariante rund eine halbe Million Mark gekostet und wäre damit gegenüber den Steuerzahlern nicht vertretbar gewesen. mu

In eigener Sache

Die Nachfrage nach Dokumentationsseiten aus 1992 war so groß, daß der Vorrat des Vertriebs nach wenigen Tagen erschöpft war. Deshalb bearbeitet jetzt der Leserservice der FR alle Anfragen.

Zur Vereinfachung des Verfahrens werden hauptsächlich DIN A-2-Kopien von den Dokumentationsseiten zum Preis von DM 4,- pro Seite angefertigt.

&blt; Mitsuko Uchida krank

Die Pianistin Mitsuko Uchida, die am heutigen Samstag (20 Uhr) in der Alten Oper spielen sollte, mußte wegen Krankheit absagen. Ihren Part übernimmt Tzimon Barto. Das Konzert ist ausverkauft. &blt; BavaRio im Hindemithsaal Mit ihrer exotischen Mixtur aus bayrischen und brasilianischen Klängen gastiert "BavaRio" am Samstag (20 Uhr) im Hindemithsaal der Alten Oper. &blt; Führungen in Frankfurter Museen Das Städel bietet zwei Führungen an: am Samstag (11 Uhr) zum Thema "Der Bergkönig von Joseph Beuys", am sonntag um 11 Uhr durch die Sonderausstellung "Honoré Daumier - Zeichnungen". Im Liebieghaus geht es am Sonntag (11 Uhr) um die "Anna-Selbdritt-Gruppe", im Museum für Moderne Kunst zur selben Zeit um "Siah Armajani und Gerhard Richter". "Tony Sender, eine Frau als Politikerin" ist der Titel einer Führung im Historischen Museum am Sonntag um 11 Uhr; ebenfalls am Sonntag um 11 läßt das Völkerkundemuseum durch die Ausstellung "Mythos Maske" führen und informiert das Museum für Vor- und Frühgeschichte über "Alltagsleben im klassischen Athen". Am Sonntag um 12 Uhr geht es im Museum für Kunsthandwerk um die Neuerwerbungen des Museums. &blt; Orchestre National de France gastiert Mit Werken von Tschaikowsky, Debussy und Ravel gastiert das Orchestre National de France unter der Leitung seines Chefdirigenten Charles Dutoit am heutigen Samstag inm Großen Saal der Alten Oper. Beginn: 20 Uhr. &blt; Ausstellungseröffnungen Verschiedene Frankfurter Galerien eröffnen an diesem Wochenende Ausstellungen: In der Galerie Schwind sind ab Sonntag die Bilder von Gero Künzel zu sehen, Vernissage ab 14 Uhr, Braubachstraße 24. Die Landschaften von Jean- Frederic Schnyder sind ab Samstag im Portikus, Schöne Aussicht 2, zu sehen. Tags darauf eröffnet der Frankfurter Künstlerclub im Nebbienschen Gartenhaus, Bockenheimer Anlage (im Park zwischen Eschenheimer Turm und Opernplatz) eine Ausstellung über Hans Morgenstern. Beginn: 11 Uhr. Ebenfalls ab Sonntag sind in der Galerie der Jahrhunderthalle "Sterne und Stars" von Henry, Brancusi, Man Ray und Umbo zu sehen. Eröffnung um 11 Uhr. &blt; Izio Grosz Trio im Café Plazz Brasilianischen Jazz spielt das "Izio Grosz Trio" am Sonntag im Café Plazz, Kirchplatz 8. Beginn: 19.30 Uhr. &blt; Thriller im Haus Nordweststadt Der Thriller "Ein Sommerabend im Wintergarten" von N. J. Crisp ist am Sonntag (20 Uhr) im Haus Nordweststadt zu sehen. Mitwirkende: Christiane Krüger, Ralph Schicha und Horst Janson. &blt; Tannhäuser im Papiertheater Das Hanauer Papiertheater-Museum in Schloß Philippsruhe präsentieren am Sonntag "Tannhäuser". Eine Papparodie nach Nestroy. Beginn 11.15 Uhr. &blt; Kindertheater von Fridolin Kindertheater an diesem Wochenende: Fridolins Puppentheater zeigt am Samstag (15 Uhr) im Gallustheater, Krifteler Straße 55, das Stück "Siggi, der kleine Ritter". Tags darauf spielt das Ensemble im Theater in der Brotfabrik "Ein Teddy steht im Walde". Beginn: 15.30 Uhr. &blt; Jugenddisco im Gallus Die erste Jugenddisco des Jahres im Haus Gallus, Frankenallee 111, steht am heutigen Samstag unter dem Motto "Gallus bebt". Beginn: 20 Uhr. &blt; Ingeborg Danz abgesagt Aufgrund einer Erkrankung der Solistin Ingeborg Danz wurde ihr Konzert am Sonntag in der Alten Oper abgesagt. &blt; Märchenerzähler im Kindermuseum Ein Märchenerzähler vermittelt am Samstag von 14 bis 15 Uhr im Kindermuseum (Historisches Museum, 1. Stock Altbau) Fremdes, Rätselhaftes und Besonderes aus anderen Kulturen. Am Sonntag lädt der Kinderschutzbund zu einem Vortrag ein. "Wohnheimkinder und Hotelkids - so leben Flüchtlingskinder und ihre Familie in Frankfurt". Beginn: 11 Uhr. &blt; Puppenkisten-Ausstellung verlängert Die Ausstellung über die Augsburger Puppenkiste im Hessischen Rundfunk (Bertramstraße) ist bis 31. Januar verlängert worden.

,K=WER Armin Wertz

Jerusalem, 14.1.93 Liebe Kolleginnen und Kollegen, anliegend etwa 100 Zeilen zu den israelischen Reaktionen auf den Angriff im Irak.

Beste Grüsse, Armin

Washington hatte Israel - ebenso wie die anderen Staaten des Nahen Ostens - vorab über den bevorstehenden Angriff alliierter Flugzeuge auf irakische Raketenstellungen informiert. Alle Seiten bemühten sich dabei, die Routine der alltäglichen Regierungsgeschäfte beizubehalten.

Über Rundfunk und Fernsehen forderte Israels Armeeführung die Öffentlichkeit auf, die "tägliche Routine" beizubehalten. "Im Augenblick berührt die Angelegenheit Israel nicht", verlas ein Sprecher eine Erklärung, "wir sprechen von einem weit entfernten Zwischenfall." Auch Ministerpräsident Yitzhak Rabin, der gleichzeitig das Amt des Verteidigungsministers innehat, mahnte zur Ruhe: Der Angriff, so erklärte er auf einem Treffen der israelisch-britischen Handelskammer, "berührt Israel nicht. Die Tatsache, dass ich hier bin, unterstreicht das." Und Aussenminister Shimon Peres schob die Frage, wie Israel auf einen neuerlichen irakischen Raketenangriff reagieren würde, als irrelevant beiseite: "Das ist derzeit nicht das Problem."

Sogar die seit einigen Monaten laufende "Operation Donner", die Verteilung neuer und besserer Gasmasken an die Bevölkerung, soll wie geplant fortgeführt werden. "Wir haben nicht die Absicht, die Verteilung zu beschleunigen", gab das "Kommando Heimatfront" der Armee in "Israel Radio" bekannt. Immerhin schienen die Israelis, die der Aufforderung, ihre Schutzmasken bei den Verteilungszentren abzuholen, bisher eher nachlässig nachgekommen waren, die Modernisierung ihrer Ausrüstung nach den Angriffsmeldungen doch etwas ernster zu nehmen. "Ich hoffe, die Spannungen halten noch eine Weile an", grinste ein Offizier, "so dass auch die faulen Leute kommen, die das Zeug bisher noch nicht abgeholt haben."

Einzig aus den Reihen von Rabins Arbeitspartei kam Kritik an der "überflüssigen, hastigen Aktion, die zu politischen und diplomatischen Rückschlägen und wachsender Instabilität im Nahen Osten führen könnte", so der Knessetabgeordnete Rafi Elul. "Es wäre tragisch, wenn israelische Bürger wieder Gasmasken aufsetzen müssten, nur weil sie gezwungen sind, an George Bushs Abschiedspartie im Golf teilzunehmen."

Die Palästinenser, die offensichtlich vom Lauf der Ereignisse überrascht wurden, hüteten sich diesmal, für den Irak Stellung zu nehmen. Denn seit Wochen sind sie bemüht, ihre seit dem Golfkrieg gestörten Beziehungen zu den Staaten der arabischen Halbinsel zu verbessern. Prominente Palästinenser wie Hanan Ashrawi reisen derzeit auf Goodwilltour durch Saudi Arabien, Qatar und die Emirate. Zwölf Milliarden Dollar Hilfsgelder habe die PLO in den letzten beiden Jahren verloren, weil sie Saddam Hussein unterstützt hatte, klagte Yassir Arafat neulich in der Kairoer Zeitschrift "Akher Saa". "Die palästinensische Unterstützung des Irak (vor zwei Jahren) wurde missverstanden", versucht Sari Nusseibeh, Berater der palästinensischen Delegation bei den Friedensverhandlungen, einzulenken. "Die Unterstützung war eine Reaktion auf den US-Angriff." Die Palästinenser seien aber auch gegen die irakische Invasion in Kuweit gewesen.

Nach soviel freundlichen Worten von der PLO-Führung spotten die Palästinenser der Westbank bereits: "Demnächst gibt uns die PLO Order, auf den Dächern für Saudi Arabien zu tanzen und zu singen, so wie wir es taten, als Saddam Raketen auf Israel feuerte."

Zwischen den Meldungen über den allierten Angriff im Irak ging die beinahe sensationelle Nachricht vom israelischen Einlenken in der Frage der Nuklearbewaffnung beinahe unter. Auf der internationalen UNESCO-Konferenz über chemische Waffen erklärte Shimon Peres am Mittwoch, Israel sei bereit, nach einem Friedensabschluss seine chemischen, biologischen und nuklearen Einrichtungen arabischen Inspekteuren zu öffnen. Wenn ein Abkommen über einen von biologischen, chemischen und atomaren Waffen freien Nahen Osten und Friede erreicht sei, "dann werden gegenseitige Inspektionen und Verifikationen durchgeführt", sagte Peres: "Wir werden dem zustimmen." Armin Wertz

Taunusausflug extra für Gehbehinderte

BAD VILBEL. Zu einem winterlichen Ausflug in den Taunus lädt die Seniorenbetreuung der Stadt am 21. Janaur ab 13 Uhr ein. Angesprochen sind außergewöhnlich Gehbehinderte mit dem Merkzeichen "aG" im Schwerbehindertenausweis, die an anderen Veranstaltungen nicht teilnehmen können. Anmeldung bei Frau Schilder im Rathaus, Zimmer 11, Telefon 60 23 09 oder 60 23 95. de

Fähre kenterte vor . . .

(Fortsetzung von Seite 1) Zum Zeitpunkt des Unglücks tobte über der Ostsee ein Orkan mit Geschwindigkeiten bis zu 150 Stundenkilometern. Die 125 Meter lange Fähre befand sich auf dem Weg von Ystad in Schweden zu dem polnischen Hafen Swinemünde, als sie in Seenot geriet.

Wie Lubkowitz weiter sagte, erreichte die Leitzentrale in Bremen gegen 5 Uhr ein Notruf der 1977 gebauten 3000 BRT großen "Jan Heweliusz", in dem es hieß, die Fähre habe Schlagseite. Zu diesem Zeitpunkt habe sich das Schiff bei orkanartigen Stürmen und schwerer See acht Seemeilen östlich von Rügen befunden.

Wie die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete, war die polnische Fähre bereits zweimal zuvor gekentert: Wegen eines Defekts der Ballasttanks legte sie sich im August 1982 bei der Entladung von Eisenbahnwaggons im schwedischen Hafen Ystad auf die Seite. Drei eingeschlossene Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Bereits 1978 war sie wegen defekter Ventile für die Regulierung der Ballasttanks gekentert. Die dänischen Behörden erhielen das erste Notsignal der Fähre um 04.48 Uhr, wie die dänische Einsatzleitstelle mitteilte. Sie hätten den Notruf sofort an die deutschen Stellen in Bremen weitergeleitet, die aber offenbar von dem Vorfall noch nichts wußten. Daraufhin sei ein dänischer Hubschrauber zur Unglücksstelle geflogen, gefolgt von zwei dänischen Seenotrettungsschiffen.

Nach Informationen des dänischen Rundfunks, die von der Einsatzleitstelle zunächst nicht bestätigt werden konnten, waren die Passagiere größtenteils Polen. Allerdings seien auch einige Schweden, Dänen und Ungarn an Bord gewesen.

Wie der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, Peter Maque, weiter mitteilte, wurden sieben Passagiere der Fähre lebend geborgen. Es seien angeblich noch Menschen im Schiff eingeschlossen, "die hoffentlich in einer Luftblase sind".

Assmanns Annonce ausgemustert HP: Alles höchst korrekt

BAD HOMBURG. Michael Krug hat schon mit dem Gedanken gespielt, einen Anruf-Beantworter zur Beantwortung der Fragen anzuschaffen. "Rundfunk, Fernsehen, alle fragen an", klagt der Firmensprecher von Hewlett-Packard in Böblingen. Und allen muß er das gleiche zu Oberbürgermeister Wolfgang Assmann und seiner Werbung für die Computerfirma versichern: "An der Geschichte gibt's nichts zu finden, das nicht korrekt war."

Die SPD hingegen hatte den Bad Homburger Oberbürgermeister ob der ganzseitigen Anzeigen mit seinem Konterfei und werbenden Worte für die "maßgeschneiderten Computer-Lösungen von Hewlett-Packard" in die Nähe der Möllemänner und Schwaetzer gerückt: "Das Werbe-Engagement von OB Assmann paßt ganz und gar nicht mehr in eine Zeit, in der die Bürger von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Politiker wollen."

Doch solche Interessen habe es nie gegeben, bestätigt Krug dem Oberbürgermeister: "Herr Assmann hat wie alle anderen Partner dieser Kam- OB posierte ohne Honorar pagne keinerlei Gegenleistung erhalten."

So seien die lobende Worten der Kunden ja auch überhaupt nur glaubwürdig gewesen, wenn diese nicht dafür bezahlt wurden.

Die Darstellung des Firmensprechers deckt sich auch ansonsten mit derjenigen Assmanns, der bereits am Montag abend die "bösen Unterstellungen" der Sozialdemokraten als Wahlkampfauswüchse zurückgewiesen hatte: Die Annonce war Teil einer Anzeigenkampagne mit Kundenrefenzen in bundesweiten Wirtschaftsblättern, an der Dutzende von "Partnern" aller Branchen beteiligt gewesen seien. Der Oberbürgermeister posierte dafür bereits 1987 unterm weißen Turm. "Die Kampagne ist längst beendet."

Die Assmann-Annonce sei ohne dessen Wissen voriges Jahr nur deshalb erneut verwendet worden, weil das Mitteilungsblatt des Deutschen Städtetags Anzeigen akquiriert habe, und sie allein für öffentliche Verwaltungen paßte, so Michael Krug.

Noch einmal soll dies nicht passieren: "Wir werden die Anzeige nicht mehr verwenden."

Nicht aus schlechtem Gewissen, sondern weil die neben Wolfgang Assmann abgelichtete Vertriebsbeauftragte schon bei der letzten Veröffentlichung längst nicht mehr aktiv gewesen sei. Wenigstens war der Oberbürgermeister noch im Amt. STEFAN KUHN

Kreis sucht einen Kulturpreisträger

KREIS OFFENBACH. Der Kulturpreis des Kreises Offenbach, gedacht für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Heimatpflege, Volkskunde, Literatur oder bildenden und darstellenden Künste, soll in diesem Jahr vorrangig einem Literaten zuerkannt werden. Der Preis ist für Menschen und Gruppen gedacht, die im Kreis Offenbach leben oder deren Werk sich auf diese Region bezieht.

Der Kreisausschuß hat dazu aufgerufen, daß sich Autoren zeitgenössischer deutscher Literatur auf den Gebieten der Lyrik, Belletristik, erzählenden Prosa oder Essayistik bewerben oder von anderen vorgeschlagen werden. Adresse: Sport- und Kulturamt beim Kreisausschuß, Berliner Straße 60 in Offenbach, letzter Termin 1. März. Die beizufügenden Unterlagen sollten einen Überblick über den künstlerischen Werdegang des Verfassers und seine Werke geben. ttt

Ost-Verbrauchermärkte verdrängen Tante Emma

rb FRANKFURT A. M. Die starke Expansion großflächiger Verbrauchermärkte in Ostdeutschland läßt dort die Zahl der "Tante-Emma-Läden" derzeit noch deutlich rascher schrumpfen als im Westen. Das geht aus Untersuchungen der Nielsen-Marktforscher hervor. Danach ging die Zahl der Lebensmittelläden in der ehemaligen DDR 1992 um rund 1200 auf gut 20 000 zurück. In den alten Bundesländern gibt es gegenwärtig etwa 63 000 Geschäfte, 1500 weniger als vor Jahresfrist (jeweils ohne Aldi).

Besonders stark breiteten sich in Ost und West die Discounter aus. Bei etwas mehr als 500 Neueröffnungen auf jetzt 6500 Billigläden in ganz Deutschland stieg ihr Umsatz um über zwölf Prozent auf 26,4 Milliarden Mark, wobei die nicht erfaßte Aldi-Kette allein etwa noch einmal soviel beisteuern würde. Vom gesamten Lebensmittelhandel mit Verkäufen im vergangenen Jahr von 192 Milliarden Mark (plus zwei Prozent) entfällt der größte Anteil (46 Prozent) inzwischen jedoch auf die 6120 Verbrauchermärkte mit über 800 Quadratmetern Fläche. Die 66 000 Läden mit weniger als 400 Quadratmetern Verkaufsraum schaffen dagegen nur noch einen Anteil von 26 Prozent, die Supermärkte dazwischen 14,4 Prozent. Der Umsatzzuwachs der Branche fiel in Ost- und Westdeutschland 1992 gleich hoch aus. Das bedeutet nach Abzug der Preissteigerungen von drei Prozent einen realen Rückgang.

Im Sommer soll der Märchenbrunnen wieder am Theater stehen Die weiße Nixe kehrt zurück Fünf Jahre im "Exil"

Ein Brunnen wird vermißt: Seit mehr als fünf Jahren ist der Märchenbrunnen am Theaterplatz, 1910 in den Formen des Jugendstils geschaffen, bloß noch Erinnerung. Jetzt ist seine Rückkehr vor die Westseite des Theaters absehbar: Es wird Sommer werden.

"Einer der schönsten Brunnen Frankfurts" (Denkmalpfleger Heinz Schomann) ist 1987 auf einen Betriebshof des Straßenbauamts gefahren worden, weil der Theaterplatz umgestaltet werden sollte. Dies wiederum geriet in Verzug, nachdem im November desselben Jahres hinter dem Brunnen die Oper gebrannt hatte. Am Ort der denkmalgeschützten Kostbarkeit stapelten sich fortan Baucontainer auf dem Theaterplatz.

Unterdessen ist nach der Ausschreibung von "22 laufende Meter Brunnenbeckenstein aufladen, umarbeiten, reinigen" oder "18 laufende Meter Brunnenbeckenstein gebogen ausfräsen, ausarbeiten, reinigen" immerhin mit einem Teil der Restaurierungsarbeiten begonnen worden. Wofür die Main-Nixe aus weißem Marmor, die als einzige der einst zahlreichen Märchenfiguren von der Hand des Bildhauers Friedrich Hausmann den Krieg überstanden hatte, von den wulstigen Brunnenschalen getrennt wurde.

Wenn der Märchenbrunnen "Mitte des Jahres" (Hochbauamt) wieder gebracht wird, dann kommt er an einer anderen Stelle zu stehen. Denn von den großen Plänen zur Aufwertung des Platzes ist eine türkisgrüne Kolonnade an der Westseite des Theaterbaus realisiert, die dem ausladenden Wasserspiel an seinem alten Ort quer käme. So rücken die Planer das Erinnerungsstück, das auf eine Kunststiftung des Industriellen Leo Gans zurückgeht, etwa auf die Diagonale vom Opern- Betriebseingang zum Theater-Parkhaus.

Vorher muß noch eine neue Brunnenkammer gebaut werden; auch künftig dient der Brunnen mit Trinkwasserqualität. Teuer ist das Ganze, wie alles, was für einen besonderen Geschmack zeugt: 1,1 Millionen Mark sind 1987 geschätzt worden. Im Hochbauamt versichert Amtsleiter Roland Burgard, diese Summe werde man "halten können". clau

Im Blickpunkt: Der Super-Sponsor Hilfe für Rußlands Sport

Für jeden einzelnen Dollar, der von einer Firma ausgegeben wird - so lautet eine altbewährte Sponsoren-Regel - soll mehr als ein Dollar wieder an das Unternehmen zurückfließen. Daraus ist ersichtlich, daß es sich beim Einstieg von Sponsoren in den Sport keineswegs um eine Art von Großzügigkeit handelt, sondern um ein Geschäft; ein Geschäft freilich, welches sich auf Dauer durchaus für beide Vertragspartner auszahlen kann.

Weil es ein Handel auf Gegenseitigkeit ist, ist auch leicht zu verstehen, warum nur jene Sportarten in den Genuß des Werbekuchens kommen, bei denen - vor allem über Fernsehsendezeiten und Einschaltquoten - entsprechend gute Gegenleistungen erbracht werden. Randsportarten für die sich niemand interessiert, bleiben draußen vor der Tür, und höchstens beim örtlichen Fußballverein werden der Bau-Unternehmer, der Radiohändler oder der Metzgermeister sich finanziell engagieren, was aber hier schon eher wieder unter den Begriff Mäzenatentum fällt.

Bei solcherart schwierigen Grundvoraussetzungen muß es den russischen Sportlern wie ein Wunder erscheinen, daß sich der US-amerikanische Sportartikelhersteller "Reebok" als Generalsponsor für 20 Verbände verpflichtet hat, Millionenbeträge in den maroden russischen Sport zu pumpen, wenngleich auch in diesem Fall in erster Linie die Interessen an einem neuen und vor allem riesigen Absatzmarkt ausschlaggebend für das Engagement sind.

Die Funktionäre und Aktiven selbst, die oft genug nicht wissen, wie die nächste Trainingsstunde zu finanzieren ist, wird es nicht kümmern. Sie empfinden den Einstieg der Firma als einen wahren Segen für das Land und für das eigene sportliche Vorwärtskommen. Nicht nur die Vorbereitungen für die Olympischen Winterspiele in Lillehammer, auch das Training für die Sommerspiele in Atlanta sind bei diesem Sponsoring, das als das bedeutendste in der Welt des Sport bezeichnet wird, gesichert. Gekoppelt ist das ganze mit der Eröffnung von Filialen in St. Petersburg und Moskau.

Für die russischen Sportler, die jetzt erst einmal ruhiger schlafen können, bleibt nur zu hoffen, daß sich das "amerikanische Wunder" nicht irgendwann einmal in Luft auflöst. Denn gerade bei "General-Sponsoren" besteht im Gegensatz zu mehreren Einzelsponsoren die Gefahr, einen Scherbenhaufen zu hinterlassen, wenn einmal ein überraschender Rückzug erfolgt. Und dazu reicht manchmal schon ein ausgewechseltes Managament an der Konzernspitze aus.

ERICH STÖR

Von seiner jüngsten Reise in den Sudan hat Michael Burkhardt eine "düstere Einschätzung der Lage" in dem afrikanischen Land mitgebracht. In seinem Bericht an den Vorstand der in München ansässigen Aktion "Afrika in Not" e. V., deren stellvertretender Geschäftsführer er ist, zeichnet Burkhardt das Bild eines "Massensterbens", das mindestens die Dimension des Elends in Somalia erreicht habe. Wir dokumentieren Michael Burkhardts Bericht über den Bürgerkrieg in Sudan im Wortlaut.

Hohebergstraße: Bald Platz für 1000 neue Bürger

HEUSENSTAMM. Wenn das, was im Rathaus derzeit städteplanerisch in Arbeit ist, in die Tat umgesetzt wird, kann Heusenstamm in wenigen Jahren von derzeit rund 19 000 auf dann über 20 000 Einwohner anwachsen. Vor allem im Bebauungsgebiet nördlich der Hohebergstraße zwischen Konrad-Adenauer-Straße und der Verlängerung der Berliner Straße sollen neue Häuser hochgezogen werden. Wie Bürgermeister Josef Eckstein (CDU) erläuterte, hat der Magistrat jetzt einen vom Bauamt aufgestellten Bebauungsplanentwurf für das sieben Hektar große Gelände verabschiedet. Nun soll auch das Parlament zustimmen.

"Die Grundstücksbesitzer drängen, es gibt eine erhebliche Nachfrage", machte Eckstein deutlich. Seit drei, vier Jahren bemüht sich die Stadt um die Aufstellung eines Bebauungsplanes. Das Hauptproblem: Auf dem Gelände haben sich ohne Zutun Kiefern angesiedelt. Mit den Naturschutzbehörden und -Organisationen mußte abgeklärt werden, ob die "Flugkiefern" als Wald anzusehen sind und wieviel Natur erhalten bleiben sollte in dem im Flächennutzungsplan des Umlandverbandes als allgemeines Wohngebiet ausgewiesenen Gelände. Zu diesem Zweck wurde beispielsweise ein Baumkataster über erhaltenswerte Bäume aufgestellt.

Mittlerweile bestehe Einigkeit mit den Naturschutzbehörden, so Eckstein. Im Neubaugebiet sollen Bäume, aber auch Flächen mit biologisch wertvollem Trokkenrasen erhalten werden.

Fünf Hektar Bauland sieht der Planentwurf vor. 0,44 Hektar sollen für öffentliches Grün und 1,5 Hektar für Straßen, Spielplätze und Wege reserviert werden. Auf 2,35 Millionen Mark schätzt Eckstein die Erschließungskosten. Den Besitzern sollen 30 Prozent ihres Geländes für öffentliche Zwecke abgeknapst werden. Ziel der Bebauung sei es, den Charakter Heusenstamms als Wohnstadt sicherzustellen. Alle Straßen im Baugebiet sollen verkehrsberuhigt ausgebaut werden.

Neben Ein- und Zwei- sind auch Mehrfamilienhäuser mit nicht mehr als vier Geschossen geplant. 158 Wohnungen sollen in Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern entstehen. Hinzu kommen 136 Geschoßwohnungen, wobei auch an sozialen Wohnungsbau gedacht wird. Ein Gutteil des Grund und Bodens gehört laut Eckstein dem Gesamtverband der Kirchen, der mit dem Siedlungswerk zusammenarbeite, das sich wiederum als Bauherr für Sozialwohnungen anbiete. "Wir bauen nicht selbst, sondern erkaufen uns Belegungsrechte", betonte er. Die Stadt selbst verfüge im Gebiet über keine Grundstücke.

Wenn der Bebauungsplan ohne größere Einsprüche durch das Verfahren mit Auslegung und Bürgeranhörung gehe, könne 1994 mit der Bebauung begonnen werden, sagte Bauamtsleiter Lothar Schmitz.

In seinem Amt wurde auch der neue Bebauungsplan für die Hubertussiedlung in Rembrücken fertiggestellt. Danach soll die überbaubare Fläche dort im Prinzip erhalten und nur der Ausbau von Dächern und neuen Dachkonstruktionen gestattet werden. "Ein zweites Stockwerk wird es nicht geben", erklärte Schmitz.

Zum Hintergrund: Der alte, noch von der einst eigenständigen Gemeinde Rembrücken aufgestellte Bebauungsplan hatte eine dreigeschossige Bebauung zugelassen, die auch in wenigen Fällen ausgenutzt worden war. Weil dies aber den Charakter der Siedlung mit ihren Bungalows zerstöre, sprachen sich einige Bewohner gegen eine solche Entwicklung aus. Der Dachausbau, den die Stadt mit ihrem neuen Bebauungsplan gestattet, stellt eine Kompromißlösung dar. In der Hubertussiedlung wollten viele Hausbesitzer ihren mittlerweile groß gewordenen Kindern nämlich eine eigene Wohnung unter dem Dach einrichten, erläuterte Schmitz. 250 neue Wohnungen könnten auf diese Weise entstehen. pmü

Wissenschaftliche, touristische und soziale Ziele, Wanderlust und Heimatliebe vereint Frankfurt half: Saatgut für die darbenden Dörfer Taunusklub 125 Jahre alt / 2700 km Wege markiert

HOCHTAUNUSKREIS. Zunächst war es nur ein kleiner Kreis von Auserwählten, der sich am 2. Januar 1868 in Frankfurt versammelte, um die gemeinsame Liebe zum Taunus in Vereinsform zu gießen. Die Frankfurter Bürger, so sie über die nötige Zeit und das Geld für solche Freizeitunternehmungen verfügten, hatten seit 1861 den Feldberg als lohnendes Wanderziel entdeckt. Die in diesem Jahr eröffnete Bahnstrecke nach Oberursel ermöglichte es ihnen, das nahe Mittelgebirge als Tagesunternehmung zu erkunden. Doch wandten sich die Initiatoren des "Taunusklubs" bewußt nicht nur an die eifrigen Wanderer, die sogenannten Feldbergläufer. Ihr Interesse ging über die Freude an körperlicher Bewegung in freier Natur weit hinaus.

Die Liebe zur Heimat fördern und verbreiten, diesem Zweck ordnen auch heute noch die Mitglieder des Taunusklubs ihre Aktivitäten zu. Recht bald gründeten ihre Vorväter eine wissenschaftliche und eine touristische Kommission. Der Taunus sollte unter historischen und geographischen Gesichtspunkten erforscht und gefördert werden. Nicht umsonst zählten neben August Ravenstein, dem bekannten Frankfurter Kartographen, auch andere Mitglieder der physikalischen und geographischen Gesellschaft der Mainmetropole zu den Aktiven.

Pflege und Schutz von Naturdenkmälern gehören ebenso wie etwa die Bestandsaufnahme historischer Grenzsteine oder die Freilegung von Fundament-Resten am Limes zu den ehrenamtlichen Aufgaben der Clubmitglieder. In Zusammenarbeit mit Verkehrsvereinen organsiert der Taunusklub auch heute Spezialführungen etwa zum Thema "Die Karolinger im Taunus", die Interessenten auf historischer Spurensuche begleiten. Tourismus als Mittel zum Wohlstand

Von Anbeginn an galt der Tourismus als ein Mittel, Wohlstand in den hinteren Taunus zu bringen. Denn schließlich waren die Dörfer in jener Region Ende des vorigen Jahrhunderts noch weitgehend vom Handels- und Wirtschaftsleben in der Ebene abgeschlossen. Die meisten Straßen wurden erst nach dem Ersten Weltkrieg gebaut.

So war die Erstellung von Karten, wie sie aus der Initiative des Taunusklubs hervorging, ein erster Beitrag zur Verbesserung der Infrastruktur. Bereits 1871 erschien der erste Wanderführer. Bis heute hat der Taunusklub Wege auf einer Gesamtlänge von 2700 Kilometern markiert, um den Wanderern die Orientierung zu erleichtern. Viele dieser Routen mußten in den 125 Jahren Vereinsgeschichte erst einmal gefaßt und als solche erkennbar gemacht werden. Ruhebänke, Schutzhütten und Aussichtsplätze sorgten dafür, das Leben der Wanderer im Laufe der Jahre zu erleichtern.

Doch bald schon mußten die Gründer des Vereins erkennen, daß allein touristische Dienstleistung die Armut im Hintertaunus nicht so bald beseitigen würde. Der harte Winter des Jahres 1873 veranlaßte sie, eine Wohlfahrtskommission zu gründen, die als erste Aktion Saatgut in die darbenden Dörfer brachte. Potente Spender der Mainmetropole ermöglichten dann auch, daß eine Besenbinderschule in Grävenwiesbach gegründet wurde.

Mit diesem Handwerk konnten sich die jungen Bauernburschen ein wenig unabhängiger von der Landwirtschaft machen. Auch eine Schwesternstube zur ambulanten Krankenversorgung und erste Kinderkrippen wurden von dieser Wohlfahrtskommission eingerichtet.

Je mehr es gelang, die Aktivitäten des Vereins von der Zentrale in Frankfurt aus in die einzelnen Ortschaften zu verlagern, um so deutlicher zeigte sich auch, daß die Strukturen sich ändern mußten. Bereits 1883 gingen aus dem Gesamttaunusklub die ersten Zweigvereine hervor, die sich bis heute zu 32 selbständigen Sektionen mit teilweise eigener Satzung und eigener Kassenführung entwickelt haben. 4300 Mitglieder zählt der Verein unter dem Vorsitz des Kreisbeigeordneten Peter Barkey heute.

Wie der gesamten deutschen Wanderbewegung kommt auch dem Taunusklub der allgemeine Trend unter dem Stichwort "Auf sanfte Tour in die Natur" entgegen. So helfen gerade die 400 Jugendlichen im Verein bei allen ehrenamtlichen Aktivitäten eifrig mit.

Galt das Auto eine gewisse Zeit lang als wichtigster Zubringer zu den Ausgangspunkten der Wanderungen, so hat der Verein auch hier inzwischen die Zeichen der Zeit erkannt. "Bei unseren Gemeinschaftswanderungen geben wir immer auch die An- und Abfahrtszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel mit an", betont der Vorsitzende des Frankfurter Stammklubs, Karl Fuhrer, das gestiegene Umweltbewußtsein.

Und so müßten, zumindest statistisch, auch 50 Prozent der Wanderer, die am 10. Januar zur alljährlichen Traditionswanderung auf den Feldberg starteten, per Bus oder Bahn angereist sein.

GISELA GRAESER-GÜSMANN

pid Göttingen, M. Brunnert, 14. Januar 1993, pid-han Bosnier beenden Hungerstreik pid. GÖTTINGEN. Der Hungerstreik von 20 bosnischen Flüchtlingen in Wahlhausen im nordwestthüringischen Kreis Heiligenstadt ist been- det. Wie Kreis-Sozialdezernent Eberhard Reisaus am Donnerstag mitteilte, haben sich die Behörden und die Bürgerkriegsflüchtlinge nach Einschaltung eines Vermittlers vom bosnischen Flüchtlingsbüro in Frankfurt auf einen Kompromiß geinigt. Anstelle von Lebensmittelpaketen sollen die Bosnier jetzt Wertgutscheine erhalten, die sie selbst in Geschäften einlösen können. Die in einer ehemaligen Grenztruppenkaserne untergebrachten Flüchtlinge waren in der vregangenen Woche in den Hungerstreik getreten, weil die thüringische Landesregierung beschlossen hatte, Asylbewerbern und aus humanitären Gründen geduldeten Flüchtlingen ab dem 1. Januar kein Bargeld mehr für ihre Verpflegung auszuzahlen. * * *

Chemiekonzern setzt nicht nur "Farbkleckse", sondern bietet Stadt auch Grundstücke an Know-how für neue Kita-Plätze Hoechst hilft Initiativen Von Tobias Schwab

HÖCHST. Karin Schwerdtner kann es in ihrem Job gar nicht bunt genug werden. Die "Referentin für Frauen und Familienpolitik" der Hoechst AG will "Farbkleckse" setzen. Im April vergangenen Jahres hat sie eine gleichnamige Aktion losgetreten, um Initiativen von Mitarbeitern zu unterstützen, die privat eine Kinderbetreuung auf die Beine stellen. "Mütter und Väter, die berufstätig bleiben wollen, stehen da oft vor großen Problemen", weiß die studierte Pädagogin. Denn in den Kommunen, von denen die Farbwerker und Farbwerkerinnen nach Höchst pendeln, fehlt es meist an Kitaplätzen.

Was die 41jährige Familienreferentin da bieten kann, ist das Know-how, wie sich Eltern selbst helfen können, indem sie eine Krabbelstube, ein Kinderhaus, einen Tageseltern-Ring oder eine Hausaufgabenbetreuung gründen. Was sich zunächst kompliziert anhört, läßt sich in der Praxis dann oft wesentlich leichter verwirklichen.

"Niemand muß das Rad neu erfinden", sagt Karin Schwerdtner, die den "wohnortnahen Initiativen" mit Rat und Tat zur Seite steht. "Kaum jemand der betroffenen Eltern kennt zum Beispiel die Sofortprogramme Kinderbetreuung von Stadt und Land, die solche Initiativen fördern", erklärt Karin Schwerdtner. Engagierten Müttern und Vätern hilft die Familienreferentin dann durch den Dschungel der Paragraphen, knüpft Kontakte zu Landesjugendamt und städtischen Behörden und hilft bei der Suche nach geeigneten Räumen. Je Mitarbeiter-Kind schießt die Hoechst AG dann noch eine finanzielle Starthilfe zu. In der Regel bewegt sich die Fördersumme pro Projekt zwischen 500 und 5000 Mark.

Zwischen Darmstadt und Limburg, dem Main und dem Vogelsberg hat Karin Schwerdtner so schon einige Farbkleckse setzen können. In Liederbach zum Beispiel haben Hoechst-Beschäftigte die Initiative "Die kleinen Strolche" gegründet. Eine Gruppe für dreijährige Kinder, die dem Miniclub der Elternschule entwachsen sind, aber noch keinen Kita-Platz bekommen. Die elf Mädchen und Jungen werden an drei Tagen vormittags von einer Erzieherin betreut, die die Eltern mit ihrem Monatsbeitrag von 80 Mark finanzieren. Einen Raum hat die katholische Kirchengemeinde St. Marien zur Verfügung gestellt. 500 Mark machte Hoechst locker, die Gemeinde Liederbach unterstützt das zunächst auf ein Jahr angelegte Projekt mit 1500 Mark.

Bei ähnlichen Elternvereinen hat Hoechst in Langen und Idstein Pate gestanden. In Kelkheim, Sulzbach, Unterliederbach und Bad Homburg hilft Karin Schwerdtner solchen Initiativen gerade auf die Beine. Einen weiteren "bunten Tupfer" soll es auch in Nied geben. Gabi Kotulla, halbtags bei Hoechst beschäftigte Technische Zeichnerin, hat sich von Karin Schwerdtner schon beraten lassen und "mischt" jetzt die Farben. Ein Treffen mit Pfarrern und Erzieherinnen ist bereits organisiert. "60 bis 80 Kinder wollen in Nied einen Kita-Platz, nur rund 15 können in den städtischen und konfessionellen Einrichtungen einen kriegen", weiß Gabi Kotulla. Jetzt sucht sie Eltern, die mit ihr einen Verein für eine eigene Kinderbetreuung gründen.

Bei allem Engagement stellt Karin Schwerdtner klar: "Als Arbeitgeber steht Hoechst nicht in der Verantwortung. Kinderbetreuung ist eine Aufgabe der öffentlichen Hand." Einen Betriebskindergarten wie in den 60er Jahren wird es bei Hoechst deshalb nicht mehr gegeben. "Wir sind aber bereit, mit der Stadt zu kooperieren."

Neben der Aktion "Farbkleckse" verfolgt der Konzern zwei weitere Projekte. In der Sindlinger Albert-Blank-Straße soll auf Firmenkosten (150 000 Mark) eine ehemalige Wäscherei in eine Kita umgebaut werden. Der Bauplan liegt schon vor. Auf 100 Quadratmetern wird Platz für fünfzehn Mädchen und Jungen aus dem Stadtteil und von Hoechst-Pendlern geschaffen. Die Kita stellt Hoechst dann mietfrei zur Verfügung. Träger der Einrichtung soll die "Gesellschaft zur Förderung betriebsnaher Kinderbetreuung e. V." werden.

Der Stadt hat Hoechst außerdem zwei Grundstücke zum Bau einer Kindertagesstätte angeboten. Die könnte Karin Schwerdtner zufolge zum Beispiel an der Ecke Leuna-/Emmerich-Josef-Straße entstehen und läge damit für Pendler geradezu ideal unweit vom Werkstor Ost. Doch die Stadt hat die Wahl und könnte sich auch für Hoechst-Bauland an der Sindlinger Bahnstraße entscheiden.

Nur "Farben-Freude" angesichts der engagierten Arbeit von Frauen- und Familienreferentin Karin Schwerdtner? In die Hoechster "Kleckse" mischt Elisabeth Aporta vom Forum für durchschaubare Betriebsratsarbeit auch einige trübe Töne. "Die Aktion ist doch nur eine Alibi- Veranstaltung und hilft vielleicht in Einzelfällen." Aporta fordert "endlich eine Betriebsvereinbarung für familienfreundliche Arbeitszeiten". "Denn die meisten Frauen bekommen doch Probleme, wenn sie ihre Sprößlinge morgens in die Kita bringen und deshalb etwas später zur Arbeit kommen." Noch viel zu selten werde auch der Wunsch nach Teilzeitarbeitsplätzen erfüllt.

Bad Vilbeler Senioren basteln mit Schafwolle

BAD VILBEL. Haben Sie schon lange nicht mehr gebastelt? Die Seniorenbetreuung der Stadt lädt ältere Bürger/-innen zum Basteln mit Schafwolle ab 27. Januar, 14 Uhr, in der Glasveranda, ein. Aus Schafwolle läßt sich ein Osterlämmchen basteln oder gleich ein Mobile mit mehreren Lämmern und einem Schäfer. Wie's gemacht wird, zeigt Heide Geizhaus aus Bad Vilbel.

Die Bastelrunde wird fortgesetzt am 10. und 24. Februar. Schafwolle kann gegen geringe Kosten erworben werden. Zum Kursus werden Kaffee und Gebäck gereicht. de

Umstrittener S-Bahn-Verlauf Landrat Lach will jetzt vermitteln

RODGAU/HEUSENSTAMM. Als Vermittler bei der umstrittenen Planung um den Verlauf der S-Bahn in Heusenstamm und Rodgau hat sich Landrat Josef Lach angeboten. Auf seine Initiative hin sollen in den nächsten Tagen getrennte Gespräche zwischen den beiden Städten und der Deutschen Bundesbahn stattfinden, um eine endgültige Konzeption insoweit festzulegen, daß die parlamentarischen Gremien sie absegnen können.

In Rodgau wird am Mittwoch, 27. Januar, in Heusenstamm tags darauf verhandelt. Es müsse Druck entstehen, und man dürfe sich nicht von den in jüngster Zeit entstandenen Bürgerinitiativen irritieren lassen, verlieh Lach seinem vorrangigen Wunsch Ausdruck, die Verwirklichung der S-Bahn zeitlich nicht mehr in Gefahr bringen zu lassen.

Der Landrat war von dem Frankfurter Bundesbahnpräsidenten Jürgen Kastner auf die besondere Dringlichkeit der Situation hingewiesen worden.

Das Bundesverkehrsministerium habe die Frankfurter Bundesbahndirektion angewiesen, durch eine Ergänzungsvereinbarung zu dem bisherigen Finanzierungsvertrag die in den Kommunen vorliegenden Planungen zu den Bahnübergängen festzuschreiben. Es solle damit eine endgültige Planungssicherheit hergestellt werden.

Bekanntlich hatte namentlich in Rodgau eine Bürgerinitiative gegen die geplanten Unterführungen opponiert und die Beibehaltung der Schranken gefordert.

An den Gesprächen in Rodgau und Heusenstamm werden neben Landrat Josef Lach, dem Verkehrsdezernenten des Kreises Offenbach, Frank Kaufmann, den beteiligten Bürgermeistern, dem Präsidenten der Bundesbahndirektion und seinem Stellvertreter vor allem auch die für den Bau der S-Bahn in den Rodgau Verantwortlichen von der Bundesbahn präsent sein. ttt

"Negative Grundeinstellung" der Beamten verurteilt Initiative kritisierte am "Runden Tisch" Ausländerbehörde des Kreises / Plakataktion geplant

MAIN-TAUNUS-KREIS. Massive Kritik an der Arbeit der Ausländerbehörde übten Vertreterinnen und Vertreter von 42 Organisationen, die in der kreisweiten Initiative "Viele Kulturen - Eine Zukunft!" zusammengeschlossen sind. Am Mittwoch abend während des zweiten "Runden Tisches" wurde im Gespräch mit Spitzenpolitikern des Kreises nach Angaben von DGB-Kreissekretär Bernd Vorlaeufer-Germer nicht nur die negative Grundeinstellung von Behördenmitarbeitern gegenüber Ausländern und deutschen Unterstützern angesprochen; die Gruppe monierte auch, die Behörde lege Ermessensspielräume zu eng aus.

Landrat Jochen Riebel habe das zurückgewiesen, sich aber bereit erklärt, mit der Leiterin der Ausländerbehörde, Evelyn Pfaffenberger, in einer kleineren Gruppe konkrete Einzelfälle zu besprechen. Betroffene Ausländer und deutsche Helfer sollen in dem Gespräch ebenfalls zu Wort kommen. "Da ist etwas in Bewegung gekommen", freut sich Bernd Vorlaeufer-Germer als Mitinitiator des "Runden Tisches".

Außer über die katastrophale Lage auf dem Wohnungsmarkt diskutierten die Organisationen über die finanzielle Situation bosnischer Kriegsflüchtlinge. Bereits Ende vergangenen Jahres hatten sie in einem Brief an Bundes- und Landtagsabgeordnete gefordert, die Flüchtlinge nicht nur aufzunehmen, sondern mit Geld vom Bund auch ihr Überleben für die Dauer des Aufenthaltes hier zu sichern. "Doch niemand von den angeschriebenen Abgeordneten ging darauf ein", bedauert Vorlaeufer-Germer. Der "Runde Tisch" will jetzt ans hessische Sozialministerium schreiben und gegen einen Erlaß protestieren, der die Anweisung enthalte, den Flüchtlingen keine Sozialhilfe zu zahlen.

Nach Auskunft von Günter Adam vom Katholischen Bezirksamt Main-Taunus wird außerdem in Kürze eine überparteiliche Plakataktion zur Kommunalwahl anlaufen. Die Idee wurde während eines Treffens der Jungsozialisten geboren, das sich gegen eine ursprünglich für Samstag in Oberursel geplante, jetzt nach Idstein verlegte Wahlkampfveranstaltung der "Republikaner" mit Franz Schönhuber richten sollte.

Auch Mitglieder der Jungen Union und viele andere Organisationen im Kreis stimmten mittlerweile dem Vorschlag zu, überall Plakate mit der Aufschrift "Menschlichkeit und Toleranz mit Köpfchen (MTK)" und der Unterzeile "Stimmen gegen Gewalt" zu kleben.

Der "Runde Tisch", an dem außer Landrat Jochen Riebel (CDU) und dem Ersten Kreisbeigeordneten Gerd Mehler (SPD) andere Politiker aus dem Kreis und den Kommunen mitdiskutierten, soll nach der Kommunalwahl weiterhin zusammenkommen. she

DRK zeigt Erste Hilfe bei Unfällen von Kindern

MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Deutsche Rote Kreuz Main-Taunus bietet einen Lehrgang "Erste Hilfe bei Kinderunfällen an" - eine Premiere. Der Kursus in den Räumen des DRK-Kreisverbands in Hofheim, Schmelzweg 5, beginnt am Samstag, 30. Januar, 14.30 Uhr. Weiter geht's am 6. und 13. Februar. Eine Kinderärztin und ein DRK-Ausbilder schulen.

Um was es geht? Eltern, Erzieher/innen, Kindergärtner/innen und ähnliche Personengruppen sollen lernen, sich in Notsituationen, in die Kinder ja leicht geraten, richtig zu verhalten. An einer Übungspuppe werden Soforthilfe bei Bewußtlosigkeit, Atemstillstand oder Herz- Kreislauf-Stillstand geübt. Kinderkrankheiten und Wunden sind weitere Themen.

Die Teilnahme kostet 35 Mark pro Person, 60 Mark pro Paar. Weitere Informationen unter Tel. 20 77-17 beim DRK. pms

Alle Beteiligten hatten unglaubliches Glück Auto rutschte 200 Meter durch einen Graben, Stoßstange durchbohrte Windschutzscheibe

OBERURSEL. Einen Schutzengel hatten zwei Männer, die am späten Mittwoch abend auf der B 455 zwischen Oberursel und Kronberg in Höhe des Parkplatzes an der Stierstädter Heide verunglückten. Obwohl das Dach des Wagens beim Überschlag bis zur Urkenntlichkeit eingedrückt wurde, überstanden sie den Unfall mit mittelschweren Verletzungen. Den Sachschaden gibt die Polizei mit rund 17 000 Mark an.

Der offenbar angetrunkene Fahrer sei in der langgezogenen Kurve am Parkplatz geradeaus weitergerast, berichtete die Polizei am Unfallort. Das Auto sei zunächst 200 Meter weit durch den Graben gerutscht, dann zurück auf die Fahrbahn geschleudert und dort mit dem Heck gegen das Auto eines Bad Homburgers geprallt. Der Wagen der beiden Männer wurde durch den Aufprall über das entgegenkommenden Auto hinweg geschleudert und blieb schließlich mehrere Meter hinter dem Bad Homburger Fahrzeug auf dem Dach liegen.

Auch dessen Fahrer, der leicht verletzt wurde, hatte Glück im Unglück: Beim Aufprall wurde die Stoßstange seines Autos so unglücklich abgerissen, daß sie anschließend durch die Windschutzscheibe auf den Beifahrersitz flog. Ein Polizist am Unfallort: "Wenn dort jemand gesessen hätte, wäre er durchbohrt worden."

Um die Verletzten zu bergen und die Unfallstelle zu räumen, waren die Feuerwehren aus Oberursel und Bommersheim mit 22 Mann im Einsatz. Sie mußten auch die Fahrbahn abspülen, die durch die Schleuderpartie des Kronberger Wagens im Straßengraben mit Schlamm überzogen wurde. che/gero

Zur Sache: Esperanto gegen Nationalismus

Er nannte sich Dr. Esperanto, "der Hoffende". Der junge Augenarzt Ludwig Zamenhof erlebte in seiner polnischen Heimatstadt Bialistok, wie Polen, Russen, Litauer und Juden durch ihre Sprachen getrennt lebten. So erfand Zamenhof eine Sprache, die alle Menschen leicht lernen und sprechen können; 1887 veröffentlichte der 27jährige das erste Lehrbuch seiner "Internacia Lingvo".

Zwei Drittel der Wortstämme kommen aus dem Lateinischen, Französischen, Italienischen, Spanischen; der Rest aus dem Englischen, Deutschen und anderen Sprachen. Die wichtigsten Neuerungen des Dr. Esperanto: Es gibt keine unregelmäßigen Verben. Die Wörter setzen sich aus Bausteinen zusammen: Stamm, Vorsilbe, Endung. Auch die Grammatik wurde vereinfacht. Esperanto läßt sich fünf- bis zehnmal schneller erlernen als andere Sprachen, sagen Esperanto-Anhänger.

Esperanto verbreitete sich vor allem in der Arbeiterbewegung, als Französisch oder Englisch noch zur Ausbildung höherer Töchter und späterer Akademiker gehörte. Arbeiter-Esperanto-Gruppen schlossen Brieffreundschaften über die Grenzen hinweg, wollten so Nationalismus und Vorurteile bekämpfen. Unter Hitler und Stalin war Esperanto verboten.

Heute sprechen etwa 50 000 Deutsche und ungefähr drei Millionen Menschen auf der ganzen Welt Esperanto. 40 000 Bücher wurden in Esperanto übersetzt: die Bibel, Goethes Faust, Asterix-Comics. Radiosender zwischen Peking und dem Vatikan strahlen Esperanto-Sendungen aus.

Die Weltsprache, von der Zamenhof träumte, ist Esperanto trotzdem nicht geworden. Doch gerade in Ländern der sogenannten Dritten Welt und in Asien gewinnt Esperanto Anhänger - dort, wo Englisch oder Französisch die Sprache der Oberschicht ist. Nach dem Umbruch in Osteuropa sind auch hier Esparanto-Kurse gefragt.

Die deutsche Esperanto-Bewegung mit Sitz in Bad Hersfeld möchte, daß Esperanto anerkannte Fremdsprache in den Schulen wird. md

An der Parkdeck-Idee scheiden sich die Geister Was denken die Parteien? / Meinung der Fraktionschefs reicht von "prüfenswert" bis "absoluter Unsinn"

USINGEN. Teilweise begeistert, aber überwiegend skeptisch bis ablehnend ist die Reaktion der Usinger Fraktionschefs auf den Vorschlag "Parkplatz Rudolf mit Parkdeck". Nach den Vorstellungen des kommissarischen Bürgermeisters Ortmann könnte so Ersatz für den Schloßplatz geschaffen werden, der ab dem Frühjahr autofrei werden soll. Die Stimmung reicht von "nicht zu finanzieren" über "am besten mit einer dritten Ebene für die Christian-Wirth-Schule" (CWS) bis zu "absoluter Unsinn". Dabei könnte es sich allerdings um einen Streit "um des Kaisers Bart" handeln: Wie aus dem Landratsamt verlautete, würde das Projekt aller Voraussicht nach am Lärm- und Denkmalschutz scheitern.

CDU-Chef Gerhard Liese hält den Vorschlag immerhin für "prüfenswert". Die Einschätzung des Gewerbevereins, wonach viele Geschäftsleute in der Kernstadt sonst um ihre Existenz kämpfen müßten, teilt er jedoch nicht. Die Parkplatzsituation in Usingen sei "nicht optimal - aber auch nicht gravierend schlecht". Wer etwas Fußweg in Kauf nehme, könne die Innenstadt gut erreichen; mit den Flächen am Amtsgericht und Neuen Marktplatz habe man schließlich 700 Stellflächen zur Verfügung.

"Außerdem haben wir doch gerade erst den Parkplatz Rudolf als Ersatz für den Schloßplatz gebaut; von daher ist der Ansatz des Gewerbevereins ,Parkdeck als Ersatz für Schloßplatz&rquote; verfehlt", erklärt Liese. Die größten Bedenken hegt er aber bei den Kosten des rund zwei Millionen Mark teuren Projektes: Es sei sehr fraglich, ob die Stadt dies aufbringen könne.

Die Finanzierbarkeit macht auch SPD- Chef Norbert Braun Sorgen; ansonsten aber sieht er vor allem die Notwendigkeit neuer Parkplätze. "Erst wenn wir genügend Parkplätze haben, können wir den Schloßplatz sanieren", sagt Braun. Viele Usinger würden am liebsten kleinere Einkäufe machen und deshalb keine weiten Wege in Kauf nehmen. "Wenn dann auch noch der Schloßplatz wegfällt, ist die Funktion Usingens als Einkaufsstadt in Gefahr." Die Sanierung des Schloßplatzes müsse daher verschoben und der Bau des Parkdecks vorgezogen werden.

Die Finanzierbarkeit vorausgesetzt, denkt Jürgen König von der FWG noch weiter. Ihm schwebt sogar eine zweigeschossige Lösung vor: Im Erdgeschoß und ersten Stock könnten die Autos parken, das zweite Geschoß würde als Erweiterung für die CWS dienen. "Die platzt aus allen Nähten; wir könnten dann einen direkten Übergang vom jetzigen Schulgebäude schaffen", meint König.

Solche Großprojekte in der Innenstadt sind für die Grünen völlig undenkbar. Ihrer Ansicht nach würde die Innenstadt von einem solchen Parkhaus nicht entlastet - im Gegenteil: "Der Suchverkehr würde noch zunehmen, denn die Leute würden doch zuerst diesen Parkplatz ansteuern. Erst wenn der belegt wäre, würden sie zum Neuen Marktplatz oder Gericht fahren", meint Raymond Hahn. Andere Städte versuchten, die Parkplätze in die Peripherie zu verlegen, Usingen aber probiere das Gegenteil. Viel sinnvoller sei es, den öffentlichen Nahverkehr zu fördern und einen Buszubringerdienst einzurichten. "Die zwei Millionen könnte man auch viel besser in einen Kinderhort oder die Jugendarbeit investieren", sagt Hahn.

Ähnlich ablehnend reagiert auch die BEU-Chefin Monika Mann: "Ich sehe keinen Grund, warum wir uns so etwas leisten sollten, abgesehen davon, daß wir das Geld nicht haben." Probleme innerhalb ihrer Fraktion sieht sie nicht: Auf Platz drei der BEU-Liste rangiert Bernhard Keth vom gleichnamigen Schloßcafé - einem erklärten Befürworter weiterer Parkplätze in der Kernstadt. "Die Linie der BEU ist klar. Der Neue Marktplatz ist fast immer frei, der Fußweg ist wirklich zumutbar. Wenn Keth etwas anderes denkt, ist das seine Sache", sagt Monika Mann.

Das Landratsamt könnte all diese Überlegungen schnell über den Haufen werfen. "Das Genehmigungsverfahren für ein Parkdeck wäre sicherlich nicht sehr einfach", erklärt Sprecher Jürgen Conradi. "Wir hatten schon beim Bau des Parkplatzes Rudolf genügend Schwierigkeiten mit den Anliegern; abgesehen vom Denkmalschutz wegen des nahen Schlosses wäre das Projekt allein deshalb sehr problematisch." JÜRGEN DICKHAUS

Ein schlichter Zaun berührt drei Gesetze Landwirte verärgert über "bürokratischen Unsinn"

HOCHTAUNUSKREIS. Die Landwirte ließen ordentlich Dampf ab. "Bürokratischer Unsinn" und "Behördenwillkür" gehörten noch zu den milden Ausdrücken, mit denen sie über ihr Verhältnis zur "Obrigkeit" fluchten - zum Beispiel bei den Vorschriften zur Errichtung eines schlichten Zaunes. Hier sind mit dem Bau-, Wasser- und Landschaftsschutzrecht nicht weniger als drei Gesetze berührt, deren Anwendung mitunter zu drei verschiedenen Ergebnissen führt. Entsprechend lebhaft verlief die Diskussion über Landschaftspflege im Bürgerhaus.

Moderator Helmut Michel war hinterher dennoch zufrieden. "Es war gut, solche Probleme endlich einmal in einem offenen Dialog zwischen Landwirten und den zuständigen Behörden zu bereden", sagte der Wehrheimer Bürgermeister. Experten der Landschaftspflege, des Wasserwirtschaftsamtes und des Umweltschutzes standen den betroffenen Landwirten Rede und Antwort. Über 100 von ihnen waren gekommen, um über die Lagerung von Stallmist und die Errichtung von Scheunen, Brunnen sowie Zäunen zu diskutieren.

Besonders kontrovers ging es bei der Frage zu, wie Viehzäune in der Nähe von Bachläufen zu bauen sind. Bisher galten 60 Zentimeter Mindestabstand, nach dem neuen Hessischen Wassergesetz aber sollen zukünftig zehn Meter eingehalten werden - wobei die Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz noch gar nicht erlassen sind. "Verständlich, daß Sie hier auf Klarheit pochen", bemerkte Michel zu den ratlosen Landwirten.

Dem Leiter des Kreisamtes für Umwelt und Naturschutz, Tilman Kluge, zufolge werde man hier zukünftig nicht um Einzelfallpüfungen herumkommen. "Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene sofort an uns wenden, das Umweltamt wird kooperativ mit ihnen zusammenarbeiten - schließlich unterstellen wir keinem Landwirt, daß er die Landschaft verwüsten will."

Wie sehr beide Seiten trotz aller verbaler Gereiztheit inzwischen aufeinander zugehen, bewies zum Beispiel die Anregung eines Bauern, daß sich mehrere Landwirte doch ohne weiteres eine große Strohscheune teilen könnten. Auf diese Weise würde vermieden, was weder Naturschützer noch Landwirte wollen: die "möblierte Landschaft".

Dieses Thema berührte auch die Errichtung von Kleinbauten, Hütten und Gartenanlagen. "Ob Viehtränken, Scheune oder Ställe: Das ist alles genehmigungspflichtig. Nur wer mehr als zehn Hektar als Landwirt betreibt, kann hier als privilegiert gelten und auf eine Genehmigung hoffen", erklärte unmißverständlich Karl-Heinz Hekkelmann, der Leiter des Usinger Amtes für Regionalentwicklung. Alle anderen dürften nur in begründeten Ausnahmefällen bauen.

So sehr die Zuhörer dies letztendlich auch einsahen: Die Tücke liegt im Detail. So soll es Bauern im Usinger Land gegeben haben, deren Pachtverträge recht kurzfristig ausliefen - und die ihre als "Scheune" genehmigten Bauten kurzerhand zu Lagerhallen für Computerteile umwidmeten.

Daß illegal errichtete Bauten demnächst wieder verschwinden müssen, wurde zur allgemeinen Überraschung kaum beanstandet. Auch die von Kluge monierten weißen Plastikfolien zur Strohlagerung waren kein Reizthema. "Weiße Folien heizen nicht so sehr auf wie andere, dafür würden sich erdbraune wesentlich besser dem Landschaftsbild anpassen", sagte Kluge. Da es solche Folien bisher nicht gebe, müsse man sich mit der Industrie zusammensetzen.

Um so mehr Unmut erregte die in letzter Zeit aufgekommene Unsitte vieler Autofahrer, ihre Altreifen auf Silagen zu entsorgen. "Manchmal finden wir doppelt so viele Reifen auf den Folien wie vorher. Hier müssen die Behörden endlich einschreiten", fluchte ein Landwirt.

Trotz solcher "Behördenbeschimpfung" war die Diskussion nach allgemeiner Ansicht fruchtbar. Im März soll sie mit einer Aussprache über die Probleme von Neben- und Zuerwerbslandwirten fortgesetzt werden.

JÜRGEN DICKHAUS

Lehrerin tauschte westlichen Wohlstand mit Leben in Wiesbadens Partnerstadt Ocotal Wer helfen will, muß Land und Leute kennen Inge Konradi leistet Entwicklungshilfe in Nicaragua Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Die ersten Tage ihres alljährlichen Heimaturlaubs fühlt sich Inge Konradi jedesmal aufs Neue irritiert - fremd zu Hause. Die 38jährige Lehrerin lebt in Wiesbadens nicaraguanischen Partnerstadt Ocotal. Dort unterrichtet sie angehende Pädagogen und betreut Entwickungshilfe-Projekte, die die Wiesbadener durch Spenden und tatkräftige Hilfe vor Ort ermöglicht haben. Verwirrt von "soviel Licht und Farbe in den hiesigen Straßen" fühlt sie sich "wie in einer Disco", empfindet bedrückend, daß Technik und Computer immer mehr den Alltag erobern.

Zum ersten Mal weilte Inge Konradi 1984 in Nicaragua. Sie hatte gerade ihr Studium beendet und gejobt, um sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen: "Irgendwo in einem lateinamerikanisches Land arbeiten". Damals gab es eine breite Solidaritätsbewegung für das vom Bürgerkrieg gebeutelte Nicaragua, der sie sich anschloß. Sie habe sich "vollkommen auf die Situation in Nicaragua eingelassen", unter den gleichen Bedingungen gelebt wie die Bauern, denen sie und ihre europäischen Freunde beim Wiederaufbau der zerstörten Häuser half.

Ihr Leben dort war gefährlich, einige Helfer sind umgekommen. Niemals hat sie an eine Flucht nach Hause gedacht - im Gegenteil. Die schlimmen Erlebnisse, erzählt sie, "haben mich mit dem Land verwurzelt". Und sie fügt hinzu: "Die Menschen dort konnten ja auch nicht weglaufen." Die seien dankbar gewesen für diese Verbundenheit der fremden blonden Frau mit ihnen, zumal sie wußten, daß die weit bessere Lebensbedingungen hinter sich gelassen hatte.

Ende 1985 kehrte sie nach Deutschland zurück - allerdings nur für rund zwei Jahre. Seit 1988 lebt und arbeitet Inge Konradi im Auftrag des Wiesbadener Vereins "Nueva Nicaragua" in Ocotal. Und beobachtet zunehmend enttäuscht, wie die neue Regierung die einstigen Hoffnungen der Menschen auf eine gerechtere Gesellschaftsform allmählich zunichte macht.

Die Schule, an der sie bislang Lehrer ausbildete, wird möglicherweise bei ihrer Rückkehr nach Ocotal Ende Januar bereits geschlosssen sein. Die Alphabetisierungsbemühungen wurden jäh gestoppt, die Erwachsenenbildung gestrichen, Schulgeld wurde eingeführt, Bücher und Unterrichtsmaterial gibt es für die Jungen und Mädchen nicht mehr kostenlos.

Inge Konradi läßt sich von diesem Trend nicht entmutigen: "Es gibt immer noch genügend Errungenschaften, die es wert sind, verteidigt zu werden."

Sie mag die Menschen in diesem lateinamerikanischen Land, liebt ihre Fröhlichkeit, schätzt ihre Toleranz, ist gerührt von der Herzlichkeit, mit der Fremde aufgenommen werden. "Dem Gast wird das beste Bett zur Verfügung gestellt, ihm wird das kostbare einzige Ei der Küche serviert."

Die Nicaraguaner können viele Probleme der Menschen in der westlichen Gesellschaft nicht verstehen. Eine ältere Frau aus Ocotal, die mit anderen nach Wiesbaden eingeladen war, wunderte sich nach der Besichtigung eines Krankenhauses, daß man hier augenscheinlich "den Maschinen mehr Aufmerksamkeit widmet als den Kranken".

Und vieles in unserer Lebensform vermögen sie nicht nachvollziehen. Zum Beispiel die ihnen übertrieben scheinende Tierliebe. Ein Mann aus Managua, der kurze Zeit in den Vereinigten Staaten gearbeitet hatte, berichtete seinen Landsleuten von den dortigen Hundesalons. "Das hat ihm keiner geglaubt", erzählt Inge Konradi, "die dachten, er nimmt sie auf den Arm."

Entwicklungshilfe ist nach Ansicht Inge Konradis eine höchst sensible Aufgabe, und sie sei sinnvoll nur zu leisten, wenn man die Bedingungen eines Landes gut kenne. Mit unüberlegten Projekten oder Geldzuwendungen werde oft viel Unheil angerichtet: "Da werden leicht bestehende Strukturen zerstört." Wer helfen wolle, müsse zunächst einmal von dem Land lernen.

Kreisgesundheitsamt sorgt sich um sein Image Ein "Tag der offenen Tür" soll der Bevölkerung die Augen öffnen

MAIN-KINZIG-KREIS. Daß das Kreisgesundheitsamt eine ganze Palette von Aufgaben zu erfüllen hat, scheint den wenigsten bekannt. Vielfach wird die Leitende Medizinaldirektorin Dr. Barbara Fuge mit der Frage konfrontiert: "Was macht ihr denn eigentlich?" Das Kreisgesundheitsamt will nun dem offenkundigen Aufklärungsbedarf mit einem "Tag der offenen Tür" Rechnung tragen. Am Freitag, 22. Januar, werden sich Alt- und Neubau (Geibelstraße) in unmittelbarer Nähe des Landratsamtes von 9 bis 18 Uhr der Öffentlichkeit präsentieren.

An diesem Tag wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitsbereiche auch mit Hilfe von Filmen näher erläutern. Wer will, kann sich an Testgeräten "durchchecken" lassen. Dazu gehören auch kostenlose Blutdruck- und Atemkapazitätsmessung, Seh- und Hörtest, Gesundheitsüberprüfung auf dem Fahrradergometer. Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag besteht überdies die Gelegenheit, Glucose, Cholesterin und Harnsäure im Labor untersuchen zu lassen. Zum Besuch der Informationsveranstaltung wurden bereits Schulklassen von der 8. Klasse an aufwärts eingeladen. Bei vorheriger Anmeldung sind auch Führungen möglich. Eine "Rallye" öffnet in Frageform den Weg zu den einzelnen Arbeitsgebieten. Da heißt es zum Beispiel: "Welche Impfungen braucht man für Sri Lanka?" oder "Unser Hund hat Würmer, können sich die Kinder anstecken?"

Bevor ein junger Fußballer erstmals auf den Platz läuft, hat er eine umfangreiche sportmedizinische Untersuchung hinter sich. Regelmäßige Kontrollen des Trinkwassers sind ebenso selbstverständlich wie die Aufsicht über Badeseen. Weiter dehnt sich das Spektrum der Aufgaben auf die Sparten Zahnhygiene in Schulen, Mütterberatung und Impfung gegen Kinderlähmung oder Röteln aus. Die unlängst in Holland aufgetretenen 64 Polioerkrankungen zeigen drastisch die Bedeutung des Impfschutzes auf. Am "Tag der offenen Tür" können sich alle diejenigen, die noch keinen oder nur einen unzulänglichen Schutz gegen Kinderlähmung haben, kostenlos zwischen 14 und 18 Uhr impfen lassen. Das Kreisgesundheitsamt tritt auch auf den Plan, wenn Hepatitis- oder Salmonellenerkrankungen zu registrieren sind.

Der amtsärztliche Dienst als Beratertätigkeit reicht von Untersuchungen zur Fahrgastbeförderung über seuchenhygienische Überprüfungen bis zu gerichtsmedizinischen Fragestellungen. Neben der ärztlichen Untersuchung wird ein großes Gewicht auf die Beratung von Betroffenen und Angehörigen gelegt - und zwar in den Bereichen Behindertenhilfe, sozialpsychiatrischer Dienst, Betreuungsstelle, Aidsberatung und Hilfe für Frauen in der Prostitution.

Mit dem "Tag der offenen Tür" ist auch eine Sammlung für die Aids-Hilfe verbunden. Firmen, Schulen und Privatleute haben sich bereit erklärt, die Informationsveranstaltung zu unterstützen. hok

Krebserkrankungen lösen Unruhe bei der Polizei aus

Sieben Fälle in der Hanauer Direktion in kurzer Zeit Von Rüdiger Arendt HANAU. Mehrere Krebsfälle in jüngerer Zeit sorgen gegenwärtig bei den rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Hanauer Polizeidirektion am Freiheitsplatz für erhebliche Unruhe. In den letzten Jahren sind sieben Frauen und Männer im mittleren Alter an Krebs erkrankt, zwei von ihnen sind inzwischen gestorben. Zwei Erkrankungen sind erst in letzter Zeit ausgebrochen. In allen Fällen handelt es sich laut Polizeidirektor Manfred Taube um Drüsen- oder Hodenkrebs. Vermehrt werden in Polizeikreisen Stimmen laut, die die Krebserkrankungen mit der Bausubstanz des vor zwölf Jahren erbauten Polizeigebäudes oder mit dem Brand des Schießstandes vor sieben Jahren in Zusammenhang bringen. Dafür gibt es nach Auskunft Taubes bislang allerdings keine Hinweise. Taube hat inzwischen weitere Messungen, vor allem nach dem krebsauslösenden Asbest, in Auftrag gegeben. Der Personalrat hatte im vergangenen Jahr zunächst die Sorgen der Bediensteten aufgegriffen und sich mit der Polizeiführung in Verbindung gesetzt. Das beauftragte Staatsbauamt konnte in ersten Untersuchungen allerdings keine zu hohen Meßwerte feststellen. Aber auch eine Informationsveranstaltung in Anwesenheit von Vertretern dieser Behörde im Frühherbst vergangenen Jahres, bei der Entwarnung gegeben wurde, konnte die Mitarbeiter bis jetzt nicht beruhigen. In der nächsten Woche wollen Taube und der Personalrat erneut mit Behördenvertretern, aber auch mit einem Arbeitsmediziner zusammenkommen, um über mögliche Zusammenhänge zwischen umweltschädlichen Materialien im Haus und den Krebserkrankungen zu reden. Taube hat inzwischen auch das Regierungspräsidium sowie das Hessische Innenministerium als Dienstherr über die Krebsfälle informiert. In Wiesbaden sieht man gegenwärtig allerdings keinen Anlaß, von sich aus aktiv zu werden und noch weitergehende Untersuchungen zu veranlassen, wie ein Ministeriums-Sprecher auf Anfrage sagte. Aus anderen Behörden in Hessen sind dem Wiesbadener Ministerium bislang keine vergleichbaren Beschwerden bekannt geworden.

Polizeidirektor Taube, der die "Sorgen seiner Mitarbeiter sehr ernst nimmt", hat eigenen Angaben zufolge inzwischen auch Kontakte mit einem Arbeitsmediziner aufgenommen. Dieser habe ihm gesagt, daß die sieben Krebsfälle, statistisch gesehen bezogen auf die Gesamtbevölkerung, nicht aus dem Rahmen fielen. Gleichwohl ist ihm daran gelegen, jegliche Zweifel auszuräumen. Die Untersuchungen und Messungen durch das Staatsbauamt haben sich bislang vor allem auf die Kabelschächte und die darin enthaltenen Dämmaterialien bezogen. Das darin auch enthaltene Asbest stellt nach Ansicht der Bauexperten keine Gefährdung dar, weil es dort überhaupt nicht freigesetzt werden könne. Die endgültigen Ergebnisse stehen noch aus.

Die weiteren Untersuchungen werden sich auch auf andere mögliche Gefährdungsquellen konzentrieren. So soll unter anderem festgestellt werden, ob auch sieben Jahre nach dem Brand in dem Schießstand im Keller des Gebäudes trotz kompletter Sanierung noch schädliche Ruß- oder andere Rückstände festzustellen sind. Gemessen werden soll darüberhinaus an den heruntergezogenen Decken in den Räumen, unter denen ein Teil der Technik des Hauses untergebracht ist. Gedacht wird auch an die Eternitplatten am Äußeren des Gebäudes. Und schließlich soll auch mit Möbelherstellern Kontakt aufgenommen werden, um beispielsweise nach Formaldehyd, einer ebenfalls im Verdacht stehenden krebsauslösenden Substanz, zu suchen.

Gegen die Annahme einer Asbest-Verseuchung im Gebäude der Hanauer Polizeidirektion und daraus resultierenden Krebserkrankungen sprechen nach Ansicht Taubes die Arten der Krebsfälle. In Mediziner-Kreisen wird eine zu hohe Asbest-Konzentration in der Luft eher mit Krebserkrankungen der oberen Atemwege in Verbindung gebracht.

Deponiegasanlagen ein Reinfall Nur eines von neun Projekten funktioniert / Rückforderungen?

WIESBADEN. Das hessische Umweltministerium prüft zur Zeit, ob ein Teil der Millionenbeträge, mit denen das Land in den achtziger Jahren den Bau von Deponiegasanlagen zur Stromerzeugung förderte, zurückgefordert werden kann. Grund ist, daß nur eine von neun mit insgesamt 11,885 Millionen Mark bezuschußten Müllgasverwertungsanlagen in Hessen wie geplant funktioniert (die Anlage steht an der Kippe Buchschlag im Kreis Offenbach), drei liefern weniger Gas als berechnet (Mücke im Vogelsbergkreis, Beselich im Kreis Limburg-Weilburg, Fulda-Steinau), während fünf überhaupt kein Gas produzieren. Damit aber sei das ursprüngliche Ziel der Förderung einer alternativen Stromerzeugung, die Voraussetzung für die Bewilligung des Landeszuschusses einst war, nicht erreicht. Rückforderungen, so die Sprecherin des Ministeriums, Renate Gunzenhauser, könnten unter Umständen die Folge sein.

Ob es dazu kommt, hängt freilich noch vom Ergebnis der Überprüfungen ab, in die zur Zeit der Landesrechnungshof und das Regierungspräsidium in Kassel (dort wird zentral die ordnungsgemäße Verwendung von Fördermitteln untersucht) eingeschaltet sind. Die Überprüfungen laufen seit August vergangenen Jahres.

Daß die optimistischen Ingenieurvorhersagen von vor zehn Jahren, die die Gewinnung und Verwendung von Deponiegas nicht nur als preiswerte, sondern auch als eine der Wasser- oder Windkraft ebenbürtige Energieerzeugung erscheinen ließen, heute nicht eingetroffen sind, hat eine Vielzahl von Gründen. So monieren die Betreiber der Anlagen unter anderem lange Genehmigungszeiträume, in denen über viele Jahre das in den Deponien aus der Verrottung entstehende Methangas nutzlos abgefackelt verpuffte.

Auch die Rekultivierung der Kippen oder Gründe der Deponiesicherheit dürften dazu beigetragen haben, daß die vor Jahren prophezeite Gasmenge nur in wenigen Fällen zusammenkam. Zur Vermeidung von Sickerwasser etwa werden Deponien abgedeckt, das aber führt zu mangelnder (aus Gründen der Faulgasbildung aber nötiger) Feuchtigkeit. Auch falsch kalkulierte Zusammensetzungen des Mülls dürften zu verfehlten Prognosen geführt haben, glauben die Experten.

Pech hatte so unter anderem die Firma Lahmeyer, die aus der Deponie Brandholz im Hochtaunuskreis 2500 Haushalte zehn Jahre lang mit Strom versorgen wollte. Doch das 11,4 Millionen Mark teure Projekt (1,9 Millionen Mark als Zuschuß kamen von Hessen) erwies sich als Luftnummer - der Berg lieferte aus unbekannten Gründen kein Gas.

Zu gerichtlichen Auseinandersetzungen, warum die Müllkippe kaum Faulgase bildet, war es gar im Main-Kinzig- Kreis gekommen, als das Heuchelheimer Unternehmen Biogas-Systeme feststellen mußte, daß die Gasmenge des Müllbergs (damit sollte ein örtlicher Gummiunternehmer beliefert werden) nicht verwertbar sei. Die Ingenieure warfen dem Kreis als Betreiber vor, die Deponie in einigen Jahren nicht ausreichend entwässert zu haben. Sie sei dadurch abgesoffen. -ke

LTU will Spies umdrehen Größter skandinavischer Touristikkonzern steht zum Verkauf

gam KOPENHAGEN. Das dänische Touristikunternehmen Spies wird eventuell an die Düsseldorfer Charterflug- und Reise-Gesellschaft LTU verkauft. Spies- Aufsichtsratsvorsitzender Christian Kjaer, Ehemann der Alleineigentümerin Janni Spies-Kjaer, bestätigt entsprechende Berichte, sagt jedoch auch, daß es noch andere Modelle gebe, um den finanziell angeschlagenen Konzern zu retten. Im dänischen Fernsehen hieß es hingegen, daß LTU schon am Freitag "für nicht allzu viele Millionen" Skandinaviens größten Reisekonzern, zu dem unter anderen Tjaereborg und die Fliegerfirma Conair gehören, übernehmen werde.

Das wäre das Ende eines der ungewöhnlichsten Histörchen in der dänischen Wirtschaftsgeschichte. Ohne Eigenmittel hatte der Jurastudent Simon Spies in den fünfziger Jahren ein Reisebüro aufgebaut, das sonnenhungrige Dänen billig an spanische Badestrände beförderte. Mit extravaganten Werbemethoden und stockkonservativer Firmenpolitik erlebte Spies ein stürmisches Wachstum und schuf einen legendären "Geldtank", der einem Dagobert Duck Ehre gemacht hätte und in dem bei seinem Tod vor acht Jahren umgerechnet mehr als eine Viertelmilliarde Mark schlummerte.

Alleinerbin war die erst 22 Jahre alte Janni Spies, die der schon schwerkranke Konzernboß vor allem deshalb geehelicht hatte, um dem Unternehmen die hohe Erbschaftsteuer zu ersparen. Der Konzern blieb in der engsten Familie, und der Zugriff des Fiskus fiel sanfter aus. Janni, einst Kassenfräulein bei Spies, zweigte ein stattliches Sümmchen auf ihr Privatkonto ab, machte sich zur Chefin und heuerte bekannte Finanzberater an.

Diese rieten zum Erwerb des Konkurrenten Tjaereborg, mit dem das gleichnamige deutsche Reiseunternehmen übrigens nichts mehr zu tun hatte. Da begannen jedoch schlechte Zeiten für die zuvor grundsolide Firma mit heute 2000 Beschäftigten. Tjaereborg wurde zu teuer gekauft, und auch der ermäßigte Erbschaftsteuersatz ließ sich nicht aus der Portokasse bezahlen. Während Simon vorsichtig in gebrauchte Flugzeuge investiert und die Überkapazitäten genutzt hatte, um billig Plätze zu chartern, legte die neue Geschäftsleitung 1990 gleich mal umgerechnet eine halbe Milliarde Mark für sechs nagelneue Airbusse hin.

Das erwies sich als fatal. Neue Reisegewohnheiten und ein überbesetzter Chartermarkt sorgten erstmals für rote Zahlen. Streit in der Chefetage, wo Jannis Berater gingen oder gegangen wurden, verschärften die Krise. Als die Chefin ihren Ehemann Christian Kjaer im Oktober zum Aufsichtsratschef kürte und alle Vollmachten gab, war klar: Es galt nur noch, die Pleite abzuwenden.

Wir gratulieren

Frau Katharine Wacker aus Nidderau- Windecken, zum 92. Geburtstag, am Freitag, 15. Januar.

Frau Christina Schmalz aus Nidderau- Heldenbergen, zum 80. Geburtstag, am Freitag, 15. Januar.

CDU ist stolz auf Geleistetes Wahlprogramm steht / DKP soll aus Parlament verschwinden

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die CDU hat die Klingen für die Kommunalwahl im März geschärft. Am Donnerstag abend verabschiedeten die Mitglieder einstimmig das Kommunalwahlprogramm. Obgleich die grobe Marschrichtung schon im März 1992 beim Stadtparteitag festgelegt worden war, waren über drei Stunden nötig, bis die Wahlaussagen der Union endgültig standen.

Groß diskutiert wurde im Bürgerhaus allerdings nicht mehr. Es ging vorwiegend um Ergänzungen und Aktualisierungen des bekannten Kataloges und darum, die Geschütze gegen die politischen Gegner in Stellung zu bringen.

Wichtigstes Unionsziel: eine absolute Mehrheit der SPD zu verhindern. Auch Rot-Grün soll es nicht mehr geben. Doch ist die CDU sicher, vom "grünen Debakel" zehren zu können: "Wer jetzt noch grün wählt, ist selbst schuld", so Spitzenkandidatin Ursula Jung. Die Grünen runter und die DKP ganz raus, das wäre das Traumziel der CDU. Jung bekräftigte, daß die Union alles dransetze, die Kommunisten unter fünf Prozent zu drücken. Doch auch so ist die CDU sicher, ein gutes Rennen zu liefern. Mit jenen Sachthemen von Finanz- bis Sozial- und Umweltpolitik, die Ursula Jung schon Ende vergangenen Jahres vorstellte, will die CDU als "Partnerin der Bürger" - so der neue Slogan - nicht nur hocherhobenen Hauptes in den Wahlkampf ziehen, sondern auch nach der Stimmauszählung ganz vorne landen.

Die Chancen seien gut, denn auch in der Opposition sei einiges geleistet worden, meinte Spitzenkandidatin Ursula Jung. Ob Kanal- oder Wasserverbund, die Ausweisung des Baugebietes "Plassage / Lange Äcker", das Altenhilfezentrum - "all das wäre ohne die CDU nicht gelaufen, und darauf können wir auch stolz sein", so Jung. Das müsse man deutlich machen. Man müsse den Leuten aber auch die unsinnige und überzogene rot- grüne Ausgabenpolitik vor Augen führen, sagte Jung, die 1995 bei der Bürgermeister-Direktwahl gegen Amtsinhaber Bernhard Brehl antreten soll. wal

Pfarrer Hummels (Heilig-Geist-Gemeinde) will Förderverein zum Erhalt des Jüdischen Diaspora- Museums gründen "Aufgabe ein großer Verlust"

BAD VILBEL. Für Michael Messmer, Gründer und Leiter des Jüdischen Diaspora-Museums in der Frankfurter Straße, ist die Entscheidung gefallen: Die Einrichtung, die mit zwei kompletten synagogalen Ausstattungen, einer Wanderausstellung zum Leben der Anne Frank, mit einer 2000 Bände umfassenden Bibliothek und Archivmaterial über die hessischen Synagogen jüdische Geschichte dokumentiert, wird Ende des Monats bis auf weiteres geschlossen. An seiner Haltung änderte auch die Ankündigung von Pfarrer Johannes Hummel von der Heilig-Geist-Gemeinde während eines Vortrags über jüdisches Brauchtum und Feste am Mittwoch abend im Jüdischen Diaspora-Museum nichts, zum Erhalt der Gedenkstätte einen Förderverein zu initiieren. Messmer kommentierte das Angebot im Gespräch mit der FR: "Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, weil mir meine eigene Erfahrung zeigt, daß eine private Trägerschaft zu unsicher ist. Nach den Absagen von Stadt, Kreis und Land, das Museum dauerhaft finanziell zu unterstützen, ist das Bundesinnenministerium gefordert, da wir mit unserer Arbeit Fremdenhaß vorbeugen und so auch die innere Sicherheit des Landes fördern."

Allein 8000 Schülerinnen und Schüler haben die Einrichtung in den vergangenen vier Jahren besucht, vielleicht, so Messmer "ist dadurch einer davon abgehalten worden, einen Molotowcocktail zu werfen".

Um den Unterhalt der Gedenkstätte zu sichern, sind nach Berechnungen Messmers jährlich 60 000 Mark nötig. Bislang hat der 42jährige Frankfurter Immobilienmakler jedoch aus Bonn noch keinen positiven Bescheid. Sollte auch dieser ausbleiben, sieht sich Michael Messmer darin bestärkt, "daß der Bund solche Stätten nicht wünscht", ein zusätzliches Mahnmal der jüngsten Vergangenheit nicht gebraucht werde. Messmer: "Wir rennen gegen eine Mauer des Schweigens." Eine Trägerschaft der Stadt, die Messmer noch im Dezember für eine mögliche Lösung gehalten hatte (FR vom 4. Dezember) sieht er nach der Absage von Bürgermeister Günther Biwer, der mitgeteilt hatte, die Stadt sehe sich nicht in der Lage, sich "am vorhandenen Museum" finanziell zu beteiligen, als "unrealistisch" an. Michel Friedmann von der Jüdischen Gemeinde Frankfurt bewertet es als "bedauerlich und falsch", daß die Kommune die Verantwortung nicht übernimmt. Den Vorschlag eines Fördervereins indes sieht Friedmann als "noch konstruktiveres Signal", weil ein solches Unternehmen auf breiter Basis das Engagement der Bürger zeige.

Das im Sommer 1988 gegründete Jüdische Diaspora-Museum ist als gemeinnütziger Verein mit sieben Gründungsmitgliedern eingetragen, war jedoch weitgehend von der Person des 42jährigen Kaufmanns abhängig. Die ausgestellten Exponate von Thorarollen über Gebetsmäntel und Hochzeitshimmel sind persönliches Eigentum Michael Messmers. Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation sah sich Messmer Ende 1991 veranlaßt, einen Teil der Exponate versteigern zu lassen sowie Mitarbeiter des Museums zu entlassen. Grundsätzlich sei er bereit, wenn die Trägerschaft geklärt sei, die Exponate zur Verfügung zu stellen. An einer Konzeption des Jüdischen Diaspora-Museums dürfe allerdings nichts geändert werden, erklärte Messmer. Über die Möglichkeit, mit der Dokumentationseinrichtung in die ehemalige Synagoge nach Assenheim umzuziehen, sei noch nicht entschieden. Gespräche mit dem Bürgermeister stünden noch aus. Allerdings würde auch damit die Frage der Trägerschaft nicht geklärt sein. Messmer räumte weiter ein, daß es ihm auch persönlich immer schwerer falle, die Arbeit fortzuführen, zumal er von anonymen Anrufern bedroht würde. Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen, will der Immobilienmakler auch nicht zu der für den 20. Januar geplanten Demonstration zum Erhalt des Museums an der Konstabler Wache in Frankfurt aufrufen. Messmer: "Sonst heißt es noch, der geht in eigener Sache auf die Straße."

Pfarrer Johannes Hummel will dennoch Überzeugungsarbeit für den Förderverein beim Magistrat, den Kirchengemeinden, Privatpersonen, nicht zuletzt aber auch bei Michael Messmer selbst leisten. "Es ist verständlich, daß Herr Messmer über das Ausbleiben von Reaktionen der Stadt enttäuscht ist." Eine Aufgabe des Museums in Vilbel wäre für die Stadt, so Hummel, "ein großer Verlust". Mit einem Eklat ist schon durch die Schließung des Museums zu rechnen. "Das wird man in Jerusalem wie in New York in der Presse lesen können", erklärte Messmer am Mittwoch abend, "und als Beweis für das Vergessenwollen ansehen." CORINNA WILLFÜHR

"Tag der offenen Tür" in der Brühlwiesenschule

HOFHEIM. Mit Fachoberschule, Beruflichem Gymnasium, Mittlerem Bildungsabschluß in der Berufsfachschule und zweijähriger Berufsfachschule des Fremdsprachensekretariats bietet sie viele Ausbildungsmöglichkeiten: die Brühlwiesenschule. Was sich hinter den Bezeichungen der Schul-Laufbahnen und hinter den Mauern der Gartenstraße 28 verbirgt, das erfahren Neugierige am Samstag, 6. Februar. Von 9 bis 13 Uhr ist "Tag der offenen Tür" im Hofheimer Komplex der Beruflichen Schulen des Kreises.

Zu jeder vollen und halben Stunde können sich die Gäste herumführen lassen: Beim Gang durch die Brühlwiesenschule wird die Ausstattung der Räume gezeigt, werden die technischen Bildungsmöglichkeiten vorgestellt und die Schulformen näher erläutert. Ein Angebot, das sich insbesondere an Pennäler von morgen und ihre Familien richtet. Autos können auf dem Platz neben dem DRK-Haus abgestellt werden. pms

Jiddisch-deutsches Kabarett in der Receptur

KRONBERG. Die "wunderliche Lebensbeschreibung fun Schmuel Abe Aberswo" präsentiert das Jiddisch-deutsche Revue-Kabarett Gabi Heleen Bollinger und Wolf Giloi am Samstag, 16. Januar, in der Receptur (Friedrich-Ebert- Straße). Das Duo hatte eigentlich schon am 17. Oktober nach Kronberg kommen wollen, mußte den Termin wegen Krankheit absagen. Beginn ist um 20 Uhr. ki

Glatteis war zweimal die Unfallursache

OBERURSEL. Auf spiegelglatter Straße gegen einen Wagen gerutscht ist ein Autofahrer am Mittwoch morgen gegen 7.30 Uhr auf der Brücke "Drei Hasen". Wie die Polizei feststellte, hatte der Fahrer zu spät bemerkt, daß das Auto vor ihm bremsen mußte, weil auf der linken Straßenseite ein Fahrzeug liegengeblieben war. Schaden: 9000 Mark.

Ebenfalls wegen Glatteis ist am Mittwoch morgen etwa zur selben Zeit auf der Bundesstraße 455 zwischen Oberursel und Bad Homburg ein Auto gegen die Mittelleitplanke geprallt. Der Fahrer fuhr laut Polizei zu schnell und war deshalb ins Schleudern gekommen. Bei dem Aufprall wurde der Mann leicht verletzt, Sachschaden laut Polizei: 8000 Mark. mak

Sitztänze beim Treffen der AW-Seniorenclubs

BAD VILBEL. Die Arbeiterwohlfahrt lädt ein zum gemütlichen Beisammensein in den Seniorenclubs der Stadt: Seniorenclub Dortelweil, Vereinshaus Theodor-Heuss-Straße 1, Montag, 18. Januar, um 15 Uhr; Seniorenclub Talstadt, Frankfurter Straße 85, Dienstag, 19. Januar, um 15 Uhr; Gronau, Berger Straße 4, Mittwoch, 20. Januar, um 15 Uhr; Seniorenclub Heilsberg, Bürgerhaus, Samlandweg 101, Donnerstag, 21. Januar, 15 Uhr.

Auf dem Programm stehen Sitztänze und Gymnastik. de

Innenminister kommt zum Auftakt des Jubiläums

SCHLÜCHTERN. Innenminister Herbert Günther ist am Montag, 18. Januar, in Schlüchtern. Er ist Gastredner einer feierlichen Stadtverordnetenversammlung, die anläßlich der 1000- Jahr-Feier der Stadt um 20 Uhr in der Stadthalle beginnt.

Für die musikalische Gestaltung sorgt das Kammerorchester des Ulrich-von- Hutten-Gymnasiums. jan

Gewerkschaft befürchtet Absturz der EDV-Branche IG Metall: Drittel der Jobs bedroht / "Mit Unternehmen und Politik gemeinsames Programm entwickeln"

sch FRANKFURT A. M. Die IG Metall gibt kaum einem Unternehmen der deutschen und europäischen EDV-Branche eine Überlebenschance, wenn es allein nach den Marktgesetzen geht. Um der Strukturkrise in der Schlüsselindustrie zu begegnen, fordert Vorstandsmitglied Joachim Töppel "politische Rahmenbedingungen, die zu einer Sanierung der Branche führen und möglichst viele qualifizierte Arbeitsplätze sichern". Allein hierzulande seien mittelfristig etwa 30 Prozent der grob geschätzt 500 000 Jobs gefährdet. Damit drohe ein Verlust an Know-how. Wenn jetzt qualifizierte Leute entlassen würden, dann gingen der "gesamten Volkswirtschaft Qualifikation und Fachlichkeit verloren", die bitter notwendig seien, um den Standort Deutschland voranzubringen, befürchtet Töppel.

Die These, die Nöte der hiesigen Anbieter seien Folge hoher Personalkosten, läßt der Gewerkschafter nicht gelten. Die Japaner etwa verdankten ihre Kostenvorteile zu einem großen Teil anderen Formen der Arbeitsorganisation. Dazu kämen "gravierende Managementfehler" hierzulande. Zu spät sei die strategische Bedeutung der Informationstechnik und besonders der Mikroelektronik erkannt worden. Gerade die Chip-Fertigung müsse in Europa verankert sein, wenn die Wirtschaft im Weltmaßstab nicht in eine generelle Abhängigkeit geraten solle.

Ein Patentrezept zur Lösung der Krise hat auch die Gewerkschaft nicht, wie die Arbeitnehmervertreter eingestehen. Sie betonen aber, daß der Markt allein es nicht richten werde. Unternehmen, Politik und Gewerkschaften sollten konzertiert vorgehen. Die Anbieter müßten "aus den Schützengräben des ruinösen Konkurrenzkampfes kriechen" und ihre Möglichkeiten, vor allem in Forschung und Entwicklung, bündeln. Die Politik habe diesen Prozeß zu flankieren. So soll Bonn bei der EG-Kommission intervenieren, um ein Umsteuern in der Forschungspolitik zu ermöglichen, die den Faktor Beschäftigung bisher ausklammere, und realistische industriepolitische Ansätze zu fördern. Dabei denkt Töppel auch an "industrielle Kerne", wie sie aus anderen Gründen im Osten entstehen, und die Entwicklung alternativer Produkte.

Die IG Metall selbst habe die Branche zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit gemacht. Nachdem der Organisationsgrad der EDV-Angestellten lange deprimierend niedrig war, freut man sich nun über eine Eintrittswelle. Die Leute seien hellwach geworden, berichtet ein Betriebsrat von IBM. Das Unternehmen war aus bestehenden Tarifverträgen "geflüchtet". Bei Digital Equipment (DEC) gibt es bisher keine Tarifverträge.

Die IG Metall wolle nun alles tun, um in den nicht tarifgebundenen Unternehmen zur Mindestabsicherung entsprechende Abkommen durchzusetzen, verspricht Töppel. Mit der Gewerkschaft werde es keine "Politik des Sozialdumping" geben. Man wisse dabei, daß Verträge auf die besonderen Bedingungen der Dienstleistungsbranche ausgerichtet werden müßten.

Seligenstadt ändert Vereinsrichtlinien Im vergangenen Jahr gab die Stadt mehr als 500 000 Mark an Zuschüssen

SELIGENSTADT. Leere Kassen bei den Kommunen sind schuld daran, daß die Vereine mehr und mehr Aufgaben übernehmen, die eigentlich Sache der Gemeinden wären. Vor allem aus dem Kulturleben und dem Freizeitangebot sind Gymnastiklehrgänge und Konzerte, Theateraufführungen und Vorträge nicht mehr wegzudenken. Für die Stadt Seligenstadt bedeutet das, der Vereinsförderung einen hohen Stellenwert einzuräumen. Über eine halbe Million Mark haben im vergangenen Jahr die Vereine aus der Stadtkasse bekommen. Damit die Vergabe der Zuschüsse neueren Entwicklungen gerecht wird, sollen laut Bürgermeister Rolf Wenzel (SPD) die Richtlinien in diesem Jahr überarbeitet werden.

Die 584 000 Mark, die 1992 als Zuschüsse vergeben wurden, stammen aus verschiedenen Töpfen. Aus der regelmäßigen Vereinsförderung - die sich nach der Zahl der Mitglieder, der Übungsleiter und Jugendgruppen richtet - kamen 195 000 Mark. Für Investitionen und Neuanschaffungen gab die Stadt insgesamt 144 000 Mark aus, für Freizeiten und Fahrten der Jugendverbände weitere 95 000 Mark. Außerdem stellte die Kommune städtische Sportanlagen und Turnhallen des Kreises den Verbänden kostenlos zur Verfügung. Der Einsatz von Personal und Fahrzeugen schlug bei der Stadtverwaltung mit rund 150 000 Mark zu Buch.

Trotz der angespannten Haushaltssituation will die Stadt nach den Worten von Bürgermeister Wenzel den Vereinen auch künftig bei ihrer Arbeit helfen und sie finanziell unterstützen. Im Gespräch ist zur Zeit eine Änderung der Richtlinien, nach denen die Gemeinde ihre Gelder vergibt. So wird laut Wenzel überlegt, ob nicht Vereine mit einer guten Jugendarbeit mehr als bisher gefördert werden: "Nachwuchspflege ist wichtig." Die Stadt könnte dann beispielsweise den Musikvereinen, die Probleme bei der Suche nach jungen Sängern haben, zusätzliche Mittel für die musikalische Ausbildung geben.

Der Magistrat wird sich zunächst die Richtlinienregelung anderer Kommunen ansehen. Wie immer die neue Satzung dann auch aussieht, Rolf Wenzel ist sicher: "Die Stadt hilft den Vereinen, wo es geht." hf

Bad Orb sucht noch einige Stadtführer

BAD ORB. Wer möchte Besuchern bei Rundgängen durch Bad Orb die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten zeigen und über die historische Entwicklung des Heilbades berichten? Die Kurverwaltung sucht Stadtführer. Wer sich für einen Nebenjob interessiert, sollte sich für einen entsprechenden Lehrgang anmelden.

Das zweite Stadtführer-Seminar beginnt am 21. Januar und dauert bis zum 13. Februar. In diesen gut drei Wochen lernen die Teilnehmer einiges über die Geschichte der Stadt sowie über Vortragstechnik und den Umgang mit neugierigen Gästen. Zum Seminarprogramm, das jeweils abends stattfindet, gehören Geschichtsvorträge, Literaturkunde, eine Museumführung, Dia-Shows über die Salzsiederzeit sowie selbstverständlich ein Stadtrundgang. Am Ende des Seminars erfolgt die Probe aufs Exempel: Die Teilnehmer müssen über ausgeloste Besichtigungsobjekte referieren.

Gesucht werden von der Kurverwaltung speziell Leute mit Fremdsprachenkenntnissen, die dann auch einmal eine Führung in Englisch, Französisch oder einer anderen Sprache halten könnten. Eingeladen sind zudem Hoteliers oder Pensionsbesitzer, die vielleicht Hausgäste durch die Stadt führen wollen.

Anmeldungen für das Seminar nimmt Edmund Acker, Telefon 83 36, entgegen. Teilnahmegebühr: 20 Mark. jan

Notdienste

Wochenende

Ärzte Hanau. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Telefon 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Telefon 1 06 11.

Steinheim / Klein-Auheim. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Zugang Doorner Straße, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.

Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Telefon 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

Maintal 1, 2, 3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28, Sa. 12 bis Mo. 6 Uhr.

Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Langenselbold. Dr. Kremer, Steinweg 11, Telefon 6 17 00.

Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst- Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.

Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr.

Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.

Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.

Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.

Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.

Biebergemünd. Dr. Neumann, Telefon 0 60 50 / 16 16.

Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Langhoff, Telefon 0 60 59 / 12 14.

Bad Orb. Sa.: Dr. Srocke, Telefon 0 60 52 / 23 99; So.: Dr. Trautmann, Telefon 0 60 52 / 14 55.

Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.

Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.

Gelnhausen. Der dienstbereite Zahnarzt kann beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen unter Telefon 0 60 51 / 8 70 erfragt werden. Sprechzeiten an Wochenenden und Feiertagen 10 bis 12 und 17 bis 18 Uhr. Apotheken Hanau. Sa.: Stern-Apotheke, Sternstraße 20, Telefon 2 07 20; So.: Ahorn-Apotheke, Salzstraße 11, Telefon 25 21 47; Dedolph'sche Alte Apotheke, Großauheim, Hauptstraße 54, Telefon 5 18 98.

Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Erlen-Apotheke, Am Rathaus 1, Erlensee, Telefon 0 61 83 / 12 15; So.: Gründau-Apotheke, Friedrichstraße 21, Langenselbold, Telefon 0 61 84 / 6 16 65.

Maintal. Sa.: Burg-Apotheke, Wachenbuchen, Raiffeisenstraße 4, Telefon 0 61 81 / 8 52 91; So.: Rathaus-Apotheke, Bischofsheim, Alt-Bischofsheim 25, Telefon 0 61 09 / 6 43 10.

Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Ring-Apotheke, Innerer Ring 1, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 83 12; So.: Brunnen-Apotheke, Oberdorfelder Straße 17a, Niederdorfelden, Telefon 0 61 01 / 34 26; Castell-Apotheke, Hauptstraße 30, Marköbel, Telefon 0 61 85 / 6 30.

Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Barbarossa-Apotheke, Schmidtgasse 8, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 36 66; So.: Einhorn Apotheke, Krämergasse 1, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 24 52.

Bad Orb. Sa.: Martinus-Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66; So.: Kurpark-Apotheke, Ludwig- Schmank-Straße 5, Telefon 0 60 52 / 39 93.

Freigericht. Hasel-Apotheke, Kinzigstraße 5, Hasselroth-Neuenhaßlau, Telefon 0 60 55 / 38 08.

Wächtersbach. Tannen-Apotheke, Friedrich-Wilhelm-Straße, Telefon 0 60 53 / 37 21. Gemeindeschwestern Langenselbold. Gertrud Lamm, Wingertstraße 17, Gründau, Telefon 0 60 51 / 43 21. Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: 6 58 88.

Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Hanau. Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50.

Altkreis Hanau. EAM, Telefon: 0 61 81 / 27 49.

Altkreis Gelnhausen. Telefon 0 16 13 / 60 86 41.

Altkreis Schlüchtern. Telefon 06 61 / 1 21.

Zwei Verletzte bei Verkehrsunfällen

KARBEN. Zwei Verkehrsunfälle ereigneten sich am Mittwoch morgen auf den stellenweise eisglatten Straßen im Karbener Stadtgebiet. Wie die Polizei berichtet, geriet gegen 8.30 Uhr eine Bad Vilbelerin auf der Kreisstraße 247 zwischen Gronau und Rendel auf der reifglatten Fahrbahn mit ihrem Auto ins Rutschen. Ihr Wagen stieß mit dem entgegenkommenden Auto eines Niederdorfeldener Fahrers zusammen und schleuderte daraufhin nach rechts aufs Feld.

Die Bad Vilbelerin zog sich dabei leichte Verletzungen zu. Den Schaden schätzt die Polizei auf 40 000 Mark.

Leichte Verletzungen erlitt auch ein Karbener Autofahrer, der gegen 10 Uhr mit seinem Auto auf der eisglatten Landesstraße 3351 zwischen Groß-Karben und Burg-Gräfenrode ins Schleudern kam. Sein Wagen überschlug sich und blieb im Straßengraben liegen. An dem Fahrzeug entstand Totalschaden in Höhe von 20 000 Mark. mu

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Englische Musik vom Glockenturm HANAU. Ludwig Sommer spielt auf dem Hanauer Rathaus-Glockenspiel am Samstag, 16. Januar, ab 11 Uhr Musik aus England. SPD lädt zum Neujahrskonzert GROSSKROTZENBURG. Zu einem Konzert mit dem Ensemble "Diletto Musicale" lädt die SPD für Sonntag, 17. Januar, 10 Uhr, in die ehemalige Synagoge ein. Die Formation spielt Musik aus der Zeit des Mittelalters und der Renaissance.

Abfallausweis wird verteilt GROSSKROTZENBURG. Informationen und eine Berechtigungskarte für die Abgabe von diversen Müllarten am Bauhof werden in den kommenden Tagen in der Gemeinde verteilt.

Der Ausweis ist im Bauhof vorzulegen, wenn Abfälle wie Styropor oder Schutt abgegeben werden.Wer noch keine gelben Säcke erhalten hat, kann sie ab Dienstag, 19. Januar, im Rathaus, Zimmer 10, abholen.

Jetzt Kinder anmelden GROSSKROTZENBURG. Eltern mit Kindern, die bis Ende August drei Jahre alt werden, können ihre Jungen und Mädchen vom 18. bis 29. Januar im Gemeindekindergarten in der Schulstr. oder im Kindergarten "St. Laurentius", Ludwig-Uhland-Str., an den Werktagen zwischen 9 und 12 sowie zwischen 14 und 16 Uhr (außer freitags nachmittags) anmelden. Hallenbad wird renoviert GROSSKROTZENBURG. Wegen Umbauarbeiten an der Heizung werden Hallenbad und Sauna (ausgenommen die Massageabteilung) von Mittwoch, 20. Januar, bis voraussichtlich 3. Februar geschlossen.Was geht ab in der Freizeit? GROSSKROTZENBURG. Der neugegründete Arbeitskreis "Freizeitsituation der Jugendlichen" in Großkrotzenburg trifft sich am Donnerstag, 21. Januar, um 19 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses. Dazu sind alle Interessierten eingeladen."Heavy Session" im JUZ GROSSKROTZENBURG. Die "Hardcore Underground"-Bands "Add to Nothing", "Kacktuxxe" und "Forsakes" gastieren am Freitag, dem 22. Januar 1993, um 21 Uhr im Jugendzentrum-Keller. Der Eintritt kostet sieben Mark. Sprechtag für Versicherte GROSSKROTZENBURG. Den nächsten Sprechtag bietet die Landesversicherungsanstalt am Dienstag, 9. Februar, von 8.30 bis 12 Uhr im Bürgerhaus an. Es wird darum gebeten, alle vorhandenen Unterlagen mitzubringen. Jahrgang wandert wieder GROSSKROTZENBURG. Man soll die Feste feiern, wie sie fallen: Der Jahrgang 1926/27 trifft sich wieder am Mittwoch, 20. Januar, um 14 Uhr an der Sparkasse zum Spaziergang mit Rast am Kahler Vogelpark.Wachstum in der Region und die SPD-Kandidaten

HOFHEIM. "Wie begegnen wir der Wachstumsdynamik der Rhein-Main- Region?" Darüber spricht Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler am Donnerstag, 21. Januar, auf Einladung des SPD- Ortsbezirks Diedenbergen. Von 20 Uhr an sollen im Rathaus des Stadtteils auch die Kandidaten für den Ortsbeirat und das SPD-Programm vorgestellt werden. pms

An der Schnittstelle der Geschichte Berliner Verlage: Krise und Perspektiven, eine Momentaufnahme (Teil 1: West)

BERLIN. Bei Rotbuch spricht man die deutlichste Sprache: dort hat man in der Belletristik eine Auszeit genommen. Literarische Texte erscheinen erst einmal nicht mehr, im Frühjahr 94 will Rotbuch wieder erste Signale setzen, und im Herbst 94 will man "mit einer neuen Konzeption" ein belletristisches Programm vorlegen.

Dabei hat zumal die deutschsprachige Gegenwartsliteratur bei Rotbuch eine große Tradition. Doch Anfang 1992 herrschte Alarmstufe rot: Herta Müller, Aushängeschild des Verlags, schickte ein Fax, daß sie ihr nächstes Buch bei Rowohlt herausbringen werde, Emine Sevgi Özdamar, Klagenfurter Bachmann-Preisträgerin, schickte ein Fax, daß sie jetzt bei Kiepenheuer & Witsch sei, Libuse Monikova hatte das Fax bezüglich des Hanser-Verlags bereits eine Zeitlang vorher geschickt. Überdies erschien die auf Tonband gesprochene Autobiographie Heiner Müllers, der die wichtigsten Texte immer bei Rotbuch hatte erscheinen lassen, bei Kiepenheuer & Witsch.

Das hat alles etwas mit Geld zu tun. Bei Herta Müller war der Weggang ihrer langjährigen Lektorin, Gabriele Dietze, ausschlaggebend. Als die Schriftstellerin einmal in Hamburg war, so erzählt es Martin Bauer, Sachbuch-Lektor bei Rotbuch, habe sie Rowohlt-Chef Naumann "nach allen Regeln der Kunst verführt".

Ein Verlag wie Rotbuch - Bauer siedelt ihn ironisch in der "Regionalliga Nord" an - hat immer größere "Mühe, ein Medienspektakel abzufackeln", um auf ein Buch aufmerksam zu machen. Noch dazu trieb die "350prozentige Mieterhöhung" im angestammten Verlagssitz an der Potsdamer Straße den Betrieb letztes Jahr fast schon in den Ruin, nach langen Wirren wurde eine Etage in einem Fabrikhinterhof Neuköllns gefunden. Spuren fleischverarbeitender Industrie waren noch vorhanden, erzählt Martin Bauer, und "Schneebeseitigungsutensilien".

Unter solchen Voraussetzungen ist es klar: "Wir leben von der Bescheidenheit der Mitarbeiter", ja: Rotbuch behält sich die Option vor, "die Personalkosten gegen Null tendieren zu lassen". So hält man sich mit "Bestsellern" über Wasser, die sich anderswo höchst bescheiden ausnehmen würden: "Krieg in den Städten", ein Sachbuch über Jugendgangs, erreichte immerhin eine Auflage von 15 000. Der größte ökonomische Erfolg in der Geschichte des Verlags waren die Comics von Gerhard Seyfried. Doch Comics sind jetzt "keine sichere Bank mehr", sagt Bauer, und auch der andere gewinnbringende Zweig, der Rotbuch-Krimi, "wird jetzt flächendeckend abgekupfert."

Es herrscht Nachdenklichkeit bei Rotbuch. Die neue Reihe "rationen", hochgelobt von der schmalen Klientel, die solch kritische Gesellschaftstheorie noch würdigt, gehöre zur "unverzichtbaren Rotbuch-Identität". Ansonsten, bei der verwickelten Familiengeschichte Rotbuchs mit dem Wagenbach-Verlag, überrascht Bauer mit der Huldigung an Klaus Wagenbach: Anfang der achtziger Jahre sei eine "Wasserscheide" gewesen, und Rotbuch habe es im Gegensatz zu Wagenbach "verpaßt, an eine Lifestyle-Konzeption anzudocken". Außerdem lobt Bauer Wagenbachs "geniale Idee" mit der "Salto"-Reihe: "98-Seiten-Literaturpralinés", da habe Wagenbach wieder den richtigen Riecher gehabt.

Die Örtlichkeit des so gelobten Verlegers und Verlags: eine Großbürgervilla in bester Gegend. Hedonistisches Flair, schon wenn man den großen Flur betritt: das Mittagessen wird hier gemeinsam gekocht. Klaus Wagenbach, unverwüstlich Lachender unter den deutschen Verlegern, der auch lacht, wenn es ihm schlechtergeht: er vertraut auf seine Findigkeit. Und wenn es scheinbar gelingt, tiefer zu dringen, den Umbruch der Buchhandelslandschaft auch in Bezug zu Wagenbach zu bringen, lehnt er sich einfach zurück und brummt bloß: "Erich Fried, Liebesgedichte. Mittlerweile bei 280 000."

Wagenbachs Talent scheint es zu sein, blitzschnell eine Situation zu erfassen. Das jüngste Verlagssterben kommentiert er damit, daß "aus jedem Dorf ein Hund" noch kein Programm sei. Das Italienische und das konsequent Politische: das macht sein Programm aus. Schon von Anfang an habe er sich für Italien interessiert, der große Durchbruch mit Pasolinis "Freibeuterschriften" Ende der siebziger Jahre war von langer Hand vorbereitet. Die Fragestellung Pasolinis traf genau den Nerv der bundesdeutschen Linken 1978: "Aus den roten Genossen waren grüne geworden". 70 000 Exemplare für eine Sammlung politischer Essays sind fast schon sensationell zu nennen.

Seine politische Serie stellte Wagenbach konsequent zur selben Zeit ein. Der "vielfach belehrte Anhänger des gemäßigten Kollektivs" kann aber auch noch heute, im Gegensatz zu den Modediskursen, rechts und links deutlich unterscheiden: "Die einen sagen, es ist alles gut, die anderen gucken, wie es denen da unten geht." Wagenbach bleibt immer erkennbar.

Das klare Profil, das Image sind das eine, die nüchternen Analysen des Geschäftsführers Rainer Groothuis das andere. Er spricht von der "Strukturkrise des Buchhandels", von der "Krise des gedruckten Wortes" überhaupt. Die Verlage erkannten erst im Laufe des Jahres 1992, was sich bereits seit zwei, drei Jahren entwickelt hatte und noch durch Ladenpreiserhöhungen aufgefangen werden konnte. Groothuis reflektiert recht scharf die sich eminent ändernde Lage der Programmverlage, die fundamentalen Veränderungen im Zwischenhandel, und versucht, darauf einzugehen: Mittelfristig gilt es, für Nischenverlage wie Wagenbach eigene Strukturen des Vertriebs und der Verteilung aufzubauen, in Ansätzen ist es jetzt schon erkennbar: Großbuchhandlungen wie Mayer in Aachen und Köln lehnen es jetzt schon ab, Wagenbach-Bücher überhaupt aufzunehmen.

In solcher Zeit macht sich der Jungverleger Mathias Gatza, der bei Wagenbach gelernt hat, auf den Weg, just solch einen Nischenverlag zu gründen. Seine kleine Hinterhof-Fabriketage liegt in Kreuzberg 36, was vormals der hinterste Winkel war. Mit zwei Mitarbeitern jongliert er an der Überlebensfähigkeit entlang. 1992 ist er "zum erstenmal knapp unter der Gewinngrenze" gewesen, was er nach drei Jahren für einen guten Erfolg hält. Sein Ziel ist ein "Generationenverlag", ein Forum für die heute Dreißigjährigen, auch wenn es ihm noch nicht gelungen ist, seinen Protagonisten Jan Peter Bremer durchzusetzen. Deshalb spricht er im besten Wagenbach-Stil von einer "Mischkalkulation": "ganz klar mit Sachbüchern" soll Gewinn eingefahren werden, Bücher wie Volker Friedrichs "Melancholie als Haltung" oder Maurice Pinguets "Freitod in Japan" weisen in diese Richtung. Ist eine Auflage von 5000 erreicht, geht die Rechnung auf, bei Pinguet steht man kurz davor.

Der zweite Punkt sind für Gatza "Geschenkbücher, kleine Knallbonbons". Seine fein aufgemachte Edition der Briefe des Cyrano von Bergerac "läuft richtig gut". Erklärung der jüngsten Verlagsprobleme: Die Problemverlage seinen sehr schnell sehr groß geworden, "was Wagenbach in dreißig Jahren gemacht hat, machten die in dreien". Er will sich "nicht zu weit rauslehnen, den Apparat nicht aufblähen". Von den akuten Schwierigkeiten sei "so ein kleiner Verlag nicht betroffen, dieses Publikum wird von der wirtschaftlichen Entwicklung nicht gestreift". Literatur als Minderheitenprogramm: das klingt bei Gatza überhaupt nicht resignativ.

Es gibt noch ein paar spezifische Westberliner Verlage, die ein paar Nischen entdeckt haben und sie versuchen auszufüllen: Brinkmann & Bose etwa, Fannei & Walz oder die edition dia. Probleme sucht man durch Kleines, Spezialisiertes zu umschiffen, pflegt eine sensible Klientel.

Eine Ausnahme ist dabei der kleine Verlag des "Literarischen Colloquiums" am Wannsee. Als zwar schwierig strukturierte, aber immerhin öffentlich subventionierte Einrichtung unterliegt die ambitionierte Reihe "Text und Porträt" nicht in erster Linie kommerziellen Interessen. Hier gibt es Entdeckungen zu machen: Hinweise auf unbekannte ausländische Autoren, Ausgrabungen von bekannteren deutschen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten nutzt das Colloquium solche Chancen der Qualität ohne populistische Rücksichten in letzter Zeit offensiv.

Der einzige Verlag, der in Westberlin programmatisch auf die veränderte Ost- West-Situation reagiert hat, ist Rowohlt- Berlin. Die hundertprozentige Tochter des großen Stammhauses in Reinbek ist jedoch schon von daher ein Sonderfall. Rowohlt hat sehr flink auf das neue Osteuropa reagiert und Rowohlt-Berlin als Schaufenster nach Osten angelegt. Für das recht schmale Programm wurde die Möglichkeit erkannt, sich ein hervorragendes Image zu schaffen und etwas fürs Prestige zu tun. "Bei dieser Größe können wir alles machen, was wir wollen", sagt die Geschäftsführerin Ingrid Brodersen. Das Unvermeidliche fügt sie natürlich hinzu: nur mit "einem überdurchschnittlichen Erfolg pro Jahr" könne die Sache ohne weiteres so weiterlaufen. Mit dem "Buch der Erinnerung" des Ungarn Peter Nadas, dem 1300-Seiten-Roman mit avanciertester Prosa, ist gleich zweierlei geglückt: ein wirtschaftlicher Erfolg (Auflage 25 000) und die Verankerung von Rowohlt-Berlin als literarisch interessantem Unternehmen.

Mit "Tatort Politbüro" von Günter Schabowski im Sachbuchbereich (90 000 Exemplare) und auch dem 68er-Unterhaltungsroman von Peter Schneider ("Paarungen") ist die Rechnung bisher aufgegangen. Doch so konzis das Konzept am Anfang wirkte - die "Konflikte" hat auch Ingrid Brodersen "so nicht vorhergesehen": der deutsch-deutsche Graben, das "Schweigen" nach 1989. Typisch sei "die Diskrepanz zwischen spannenden Angeboten aus Osteuropa" und der Tatsache, "daß es keine öffentliche Diskussionskultur gegeben hat"; in den Manuskripten mache sich das "gravierend bemerkbar". Osteuropäische Autoren schreiben in einem völlig anderen Kontext als in dem der westlichen Rezeptionsmuster.

Von "Resignation" will Ingrid Brodersen jedoch keinesfalls sprechen: das Sich-Einlassen auf Osteuropa sei "notwendiger denn je" angesichts der offiziellen Politik; und: "Die Ignoranz der Etablierten braucht man, um den Binnen- motor zu erhalten." HELMUT BÖTTIGER

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SPD-Neujahrsgespräch KRONBERG. Unter dem Motto "Arbeit im Jahr 2000?" laden der SPD-Ortsverein und die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen/Betriebsorganisation in der SPD (AfA) am Sonntag, 17. Januar, in die Stadthalle zum Neujahrsgespräch ein. Als Experten informieren und diskutieren der Hessische Verkehrsminister Ernst Welteke und Dietmar Glaßer, Staatssekretär im Hessischen Sozialministerium und Vorsitzender der AfA Hessen-Süd. Beginn ist um 10 Uhr. Kinder-Kunst-Ausstellung KÖNIGSTEIN. Die zweite Kinder- Kunst-Ausstellung ist ab Sonntag, 17. Januar, in der Stadtbücherei zu sehen. Die Arbeiten aus dem Herbstsemester der Kinder-Kunst-Werkstatt zum Thema "Igelhans" werden in einer Vernissage um 15 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Ausstellung ist jeden Morgen von 10 bis 12 Uhr, montags, dienstags und donnerstags zusätzlich von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Kleider- und Spielzeugbasar OBERURSEL. Einen Kleider- und Spielzeugbasar veranstaltet der städtische Kindergarten Landwehr am Samstag, 16. Januar, in der Taunushalle. Zwischen 15 und 18 Uhr können dort Baby- und Kinderkleidung, Umstandsmoden, Bücher und Spielzeug verkauft werden. Zehn Prozent des Umsatzes behält der Kindergarten selbst, um eine Anschaffung im Außengelände zu finanzieren. Rock-Oper "AVOS!" OBERURSEL. Schüler des Oberurseler Gymnasiums führen am Montag, 18., und Dienstag, 19. Januar, jeweils 20 Uhr, noch einmal die russische Rock-Oper "AVOS!" in der Stadthalle auf. Karten sind noch im Sekretariat der Schule bei Frau Ziegler erhältlich.

Ortsbeirat Schneidhain tagt KÖNIGSTEIN. Die Sitzung des Ortsbeirats Schneidhain findet am Montag, 18. Januar, 20 Uhr, im Dorfgemeinschaftshaus statt. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Vorstellung und Beratung des Gesamtverkehrsplanes. Teddybärenkurs OBERURSEL. Ab Dienstag, 19. Januar, lädt die Elternschule Taunus jeweils von 19 bis 22 Uhr zu einem Teddybärenkurs in die katholische Gemeinde St. Sebastian, St.-Sebastian-Straße 2, ein. Die Leitung des fünfwöchigen Kurses übernimmt Margot Schneegans. Anmeldungen unter der Rufnummer 0 61 71/7 57 17. Heiße Disco im Jugendhaus KÖNIGSTEIN. Bühne frei für "ultimative Power" heißt es am Freitag, 22. Januar im Jugendhaus. Geboten wird Disco-Musik total und nur vom Feinsten. Beginn: 20 Uhr.

Abfuhr der Weihnachtsbäume KÖNIGSTEIN. Die Weihnachtsbäume werden am Freitag, 22. Januar, abgeholt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich, die Stadt bittet jedoch darum, daß die Bäume ohne Ständer und Schmuck bereitgestellt werden.

Tage der offenen Tür KÖNIGSTEIN. Die St.-Angela-Schule lädt am 23. und am 27. Januar zu Informationstagen ein. Eltern sollen sich dort vor der Anmeldung ihrer Töchter auf eine weiterführende Schule informieren können. Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 10 Uhr mit einem Vortrag und enden gegen 12.30 Uhr.

Bebauungspläne OBERURSEL. Ab Dienstag, 26. Januar, liegen im Stadtplanungsamt der Bebauungsplan Nr. 106 A (Sport- und Freizeitanlagen Stierstadt, bis 19. Februar) und der Bebauungsplanentwurf Nr. 167 (Kalbacher Straße, bis 1. März) aus.

Arabische Reaktionen "Der Westen mißt mit zweierlei Maß"

Im Schutz der Dunkelheit stiegen in der Nacht zum Donnerstag rund 110 amerikanische, britische und französische Kampfmaschinen von ihren Stützpunkten in Saudi-Arabien und vom US-Flugzeugträger Kitty Hawk zu einer "Strafaktion" auf. Sie zerstörten vier irakische Raketenbatterien und mehrere Radarstationen. Es war fast dieselbe Szene wie fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, allerdings in begrenztem Rahmen.

Am 15. Januar 1991 hatten alliierte Bomber- und Kampfpiloten die Hauptstadt Bagdad direkt angegriffen. Die jüngste "Warnung" der drei Westmächte blieb indes auf die im August eingerichtete Schiiten-Schutzzone südlich des 32. Breitengrades beschränkt - "vorläufig", denn eine ähnliche Abstrafung des Bagdader Regimes im Nordirak kann nicht ausgeschlossen werden. In der Flugverbotszone nördlich des 36. Breitengrades wähnen die Alliierten ihre Beobachtungsmaschinen ebenfalls von Luftabwehrraketen bedroht, die jüngst in der Gegend um Mossul installiert worden sind.

Auf dem US-Stützpunkt Incirlik wurde, laut Berichten aus der Südost-Türkei, dieser Tage "erhöhte Aktivität" beobachtet. Das war für Saddam Hussein Anlaß genug, noch am Mittwoch über Rundfunk und Fernsehen sein "großes Volk und die wachsamen Helden seiner Armee" zu einer Neuauflage der "Mutter aller Schlachten" und zum jihad, dem "Heiligen Krieg", aufzurufen.

Kann der "Heilige Krieg" auf andere arabische Länder überborden? Diese Sorge spricht offenbar aus der ersten, überraschend kritischen Stellungnahme des ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak. Durch den begrenzten Militärschlag seiner westlichen Freunde während eines kurzen Arbeitsbesuchs in Syrien bei Hafis al-Assad überrascht, bedauerte er auf dem Rückflug nach Kairo "zutiefst" die "Gewaltanwendung" gegen einen arabischen Bruderstaat. Er räumte jedoch ein, daß Saddam Hussein "sich und sein Land" in dieses "unkalkulierbare Abenteuer" hineinmanövriert habe. Wie schon vor zwei Jahren muß die ägyptische Führung damit rechnen, daß die Aktion der drei Westalliierten als bewußte Demütigung eines arabisch-islamischen Landes aufgefaßt und damit Wasser auf die Mühen des extremistischen Fundamentalismus gelenkt wird.

Doch auch unter den gemäßigten Kräften herrscht zunehmende Erbitterung. Esmat Abdel Megid, der Generalsekretär der Arabischen Liga, drückte sie, ebenfalls am Mittwoch an Bord der Mubarak- Maschine, so aus: "Wir bedauern die Anwendung von Gewalt gegen den Irak". Kommentierend fügte er hinzu: "Falls das Motiv für diese Aktion die Durchsetzung von UN-Resolutionen war, dann fragt die Arabische Liga, was denn unternommen wird, um Israel zur Einhaltung von UN-Beschlüssen zu zwingen."

Jordaniens Außenminister Kamel Abu Dschaber erklärte zwar kurz nach dem Schlag der Alliierten in Südirak abwiegelt, daß auch in dieser neuen Krise "eine Von Peter Gerner (Kairo) friedliche Lösung" gefunden werden müsse. Im übrigen wird aber gerade im Haschemiten-Königreich der scharf formulierte Vorwurf der Doppelzüngigkeit an die Adresse des Westens, besonders Washingtons, gerichtet.

Ein prominenter Jordanier sagte der FR am Telefon: "Die Amerikaner - das sind doch bloß die Lakaien Israels. Und alle anderen sind auch nicht besser. Nur leere Proteste. Was wird denn unternommen, wenn Israel rechtswidrig Hunderte von Palästinensern deportiert?" Sozusagen offiziell vertrat schon am Mittwoch auch der staatlich kontrollierte syrische Rundfunk diese Meinung: "Israel verletzt am laufenden Band das internationale Recht, ohne mit entscheidenden Gegenmaßnahmen rechnen zu müssen."

In Bagdad herrschte zunächst die vom Regime verordnete Stille. Bis zur Brandrede Saddam Husseins in den elektronischen Medien und bis zu seinem Aufruf zum jihad war die Bevölkerung offiziell nicht über den alliierten Luftangriff informiert worden. Doch von jetzt an ist wieder mit organisierten Massenkundgebungen zu rechnen. Im aufgeschreckten Kuwait aber griff schon vor der Attacke Panikstimmung um sich. Kaum hatte dort der Rundfunk am Mittwochvormittag die Meldung der New York Times verbreitet, daß ein alliierter Angriff auf die irakischen Raketenstellungen südlich des 32. Breitengrades beschlossene Sache sei, da bildeten sich vor den Tankstellen lange Schlangen. Ein Run auf Banken und Geldautomaten setzte ein. Jeder wollte "vor der Krise" so viel Bares wie möglich zu Hause haben.

Die tragenden arabischen Säulen der Allianz aus den Tagen des Kuwait-Konflikts, die Regierungen in Kairo und Damaskus, waren offenbar von der Absicht ihrer westlichen Verbündeten nicht unterrichtet worden, dem Regime Saddam Husseins in Bagdad einen Warnschuß zu versetzen. Ägyptische Diplomaten mutmaßen verdrossen, daß sich George Bush "mit einem Feuerwerk" von seinem Erzfeind aus der nahöstlichen Kampfarena verabschieden wolle; denn während er, der strahlende Sieger des Kuwait-Krieges, daheim in den Wahllokalen geschlagen wurde und seinen Hut nehmen mußte, sitzt der Diktator Saddam Hussein in seinem mittelirakischen Rumpfstaat auch weiterhin anscheinend unerschütterlich im Sattel. Ägypter räumen allerdings ein, daß Bush seinem Nachfolger Bill Clinton so die peinliche Notwendigkeit abgenommen habe, seine Amtszeit mit einer Militäraktion gegen das Bagdader Regime beginnen zu müssen.

Als der Kuwait-Krieg begann, lag dem ein rechtlich nicht anfechtbares UN-Mandat zugrunde. Die "Strafaktion" vom Mittwoch jedoch läßt sich nur unter Schwierigkeiten juristisch rechtfertigen. Die Schutz- und Flugverbotszonen im Norden und Süden des Zweistromlandes sind zwar unter Berufung auf die UN-Resolution 688 eingerichtet worden, die es dem Bagdader Regime untersagt, ethnische oder religiöse Segmente seiner Bevölkerung zu verfolgen; wegen der Opposition Chinas bestätigte der UN-Sicherheitsrat die Existenz dieser Zonen dann aber nicht.

Kleine FR

Jordan in Münzenberg MÜNZENBERG. Hessens Landwirtschaftsminister Jörg Jordan übergibt vor seinem Besuch in Limeshain-Himbach am heutigen Freitag um 13.45 Uhr an Münzenbergs Bürgermeister Erwin Müller den Bewilligungsbescheid für die Dorferneuerung in Trais-Münzenberg. Tanz im Frauenzentrum FRIEDBERG. Orientalische Tänze stehen am heutigen Freitag ab 20 Uhr im Frauenzentrum Friedberg, Judengasse, auf dem Programm. Frauen aus allen Kulturen sind eingeladen. Ökumenisches Taizé-Gebet LIMESHAIN. Erwachsene und Jugendliche sind eingeladen, am heutigen Freitag um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche Rommelhausen (Hauptstraße) an einem ökumenischen Taizé-Gebet teilzunehmen.Vorverkauf der "Hiegster Laabsäck" ALTENSTADT. Der Kartenvorverkauf für die Fremdensitzung der "Hiegster Laabsäck" am 30. Januar in der Altenstadthalle beginnt am Samstag, 16. Januar, um 14 Uhr im Höchster Feuerwehrhaus. Ab Montag sind Billets an den üblichen Vorverkaufsstellen erhältlich. Wanderer ziehen los HIRZENHAIN. Seine "Wanderjahreröffnungswanderung" plant der örtliche Zweig des Vogelsberger Höhenclubs für Sonntag, 17. Januar. Die Wandersleut treffen sich um 13.30 Uhr am Rathaus Hirzenhain. Frauenmassagekurs im Gymnasium BÜDINGEN. In einem Kurs der Kreisvolkshochschule, der am Dienstag, 21. Januar, um 20 Uhr im Alten Gymnasium Büdingen anläuft, können Frauen unterschiedliche Massagetechniken kennenlernen. Der Kurs läuft an zehn Abenden.

Müllcontainer brannte: Auto beschädigt

BAD VILBEL. Ein Müllcontainer stand in der Nacht zum Donnerstag kurz nach 24 Uhr in Flammen, berichet die Freiwillige Feuerwehr, die mit 14 Leuten auf dem Heilsberg im Einsatz war. Durch das Feuer wurde ebenfalls ein geparktes Auto in Mitleidenschaft gezogen. Nach Angaben der Feuerwehr brannte das Fahrzeug zur Hälfte aus. mu

Suhler Philharmonie gibt Konzert in der Stadthalle

HOFHEIM. Die Philharmonie Suhl ist am Dienstag, 19. Januar, 20 Uhr, in der Stadthalle zu Gast. Olaf Koch dirigiert Werke von Richard Strauß, Robert Schumann und Sergej Prokofjew. Als Solistin tritt Kathrin Rabus (Violine) auf. Karten für das Konzert gibt es zu Preisen zwischen zwölf und 15 Mark im städtischen Kulturamt, Elisabethenstraße 3. set

Reifglätte: Auf dem Dach im Acker gelandet

FRIEDRICHSDORF. Mit leichten Verletzungen kam eine 22 Jahre alte Frau davon, die am Mittwoch morgen mit ihrem Wagen auf der Straße von Burgholzhausen nach Seulberg verunglückte. Dies teilte die Polizei in Bad Homburg gestern mit. Kurz hinter der Autobahnbrücke kam ihr Fahrzeug demzufolge auf der reifglatten Fahrbahn ins Schleudern, überschlug sich und landete auf dem Dach im Feld neben der Straße.

Nach den Angaben der Polizei liegt der Schaden bei etwa 25 000 Mark. ill

Vorfahrt nicht beachtet: 19 000 Mark Schaden

OBERURSEL. Einen entgegenkommenden Wagen rammte eine Autofahrerin am Mittwoch gegen 16.45 Uhr im Zimmersmühlenweg. Die Frau wollte nach links in die Unterführung zur Stierstädter Straße einbiegen. Dabei achtete sie nicht auf den Gegenverkehr und stieß mit einem Auto zusammen. Eine Person wurde leicht verletzt; der Blechschaden beträgt laut Polizei 19 000 Mark. mak

Freitag, 15. Januar

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 21 23 74 44: Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; Bockenheimer Depot: 18 Uhr, "Festung"; 22.30 Uhr, "Katarakt".

Fritz-Rémond-Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Ist Ihnen auch so komisch?".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Heiße Herzen".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Mathias Beltz - "Füße im Feuer".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 "Lover Man".

Kommunales Kinder & Jugendtheater, Volksbildungsheim, Eschenheimer Tor, Tel. 44 72 30: 10.30 & 15 Uhr, "Ikarus".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 10: 20 Uhr, Theater Grüne Sosse - "Fräulein Julie".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Robert Kreis.

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/Foyer: 10 & 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste - "Der Prinz von Pumpelonien".

TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard".

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Preddy Show Company.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue.Musik

Oper, Am Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Lutz Görner/Laura Young - "Erotische Lyrik"; Hindemith Saal: 20 Uhr, Georg Schramm - Kabarett.

Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Sex Mind - Reggae Night.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a, Tel. 28 85 37: 22 Uhr, Swingin'Latin-Funky Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, New Deal.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Zabriskie Point - Jazz-Rock; Theatersaal II.OG: 20.30 Uhr, Böse Damen - "Chansonrevue 'Großstadtrausch'".

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Hot Stuff.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Mallet.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Ali's Swingtett.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Pantaleón y Susi Alca.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jerom Hindnom Quartett.

Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Hyde Quartett - Jazz.

Justiniuskirche, Höchst: 19.30 Uhr, Florilegium Musicum.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters. Vorträge / Diskussionen

Feministisches Frauengesundheitszentrum, Kasseler Str. 1a, Tel. 70 12 18: 20 Uhr, Info & Diskussion "Essen aus dem Genlabor".

Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Das astronomische Jahr 1993".

Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Diavortrag "Tierwelt der subantarktischen Inseln". Filme / Kino

Kommunales Kino, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Vortrag mit Filmbeispiel "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920".

Chaplin Archiv, Klarastr. 5: 18.30 Uhr, Dia & Filmveranstaltung "Charlie der Bekehrte".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 18 im Anzeigenteil. Museen/Führungen

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Ekstase und Askese".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Töpferstudio.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte

Jahrhunderthalle Hoechst: 16 Uhr, Rhein- Main-Antique.

Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz.

Apotheken

Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstr. 22, Tel. 31 33 80; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstr. 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Praunheim, Heinrich-Lübke-Str. 7, Tel. 76 10 54;

Hermes-Apotheke, Taunusstr. 5, Tel. 23 11 81; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstr. 34, Tel. 45 66 08; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstr.Tel. 54 43 10;

Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstr., Tel. 77 53 81;Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstr. 19, Tel.57 17 85; Zeil-Apotheke, Zeil 27,Tel. 28 25 71.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierarzt Kind, Holbeinstr. 76, Sachsenhausen, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztl. Kliniken (Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. ohne Gewähr

Namen+Notizen

HEDWIG HERGENRÖTHER aus Echzell steht nun fast jährlich eine besondere Ehrung ins Haus. Vor gut einem Jahr wurde sie mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Heute kommt Kreisbeigeordneter Joachim Pollmar zu ihr, um sie für ein seltenes Berufsjubiläum zu ehren. Hedwig Hergenröther ist seit 50 Jahren Hebamme. In ihren 50 Berufsjahren hat sie über 2000 Babys zum Licht der Welt verholfen.

"In manchen Familien habe ich drei Generation zur Welt gebracht", sagt die 71jährige Hebamme. Auf dem Moped sauste sie zu den Entbindungen, als sie vor 50 Jahren ihre Arbeit als Gemeindehebamme in Echzell aufnahm. In den 60er Jahren gingen immer mehr werdende Mütter zur Entbindung ins Krankenhaus. 1977 entschied sie sich dafür, mit dem Friedberger Arzt Dr. Lüdicke zusammenzuarbeiten, der sich auf ambulante Entbindungen spezialisiert hat. Die Mütter, die bei ihm ihre Kinder zur Welt bringen, können schon wenige Stunden nach der Geburt mit ihrem Nachwuchs nach Hause gehen. Dort werden sie zehn Tage lang von Hedwig Hergenröther oder einer ihrer beiden Kolleginnen betreut.

"Mein Beruf hat mir immer Freude gemacht, ich hatte immer das Gefühl dabei, den Menschen zu helfen", sagte die Hebamme bei der Verleihung des Bundesverdienstordens vor einem Jahr. Sie hat nicht nur fremden Kindern geholfen, ins Leben zu starten. Hedwig Hergenröther hat selbst vier Kinder, zehn Enkel und mittlerweile auch einen Urenkel.

JOHANNES SCHEIDLER, Mitbegründer der Ortsgruppe Butzbach und des Bezirks Wetterau-Vogelsberg der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) feierte seinen 80. Geburtstag. Bereits 1930 war Scheidler der DLRG beigetreten und hatte bis 1934 die Prüfungen als Rettungsschwimmer mit dem Erwerb des Grund-, Leistungs- und Lehrscheins absolviert. Seit der Gründung der DLRG-Ortsgruppe Butzbach 1948 gehört er ihrem Vorstand an.

Aus dem Geschäftsleben Rochlus bei Hertie Herbertz-Nachfolger

BAD HOMBURG. Vor einem Führungswechsel steht die Bad Homburger Filiale des Hertie-Konzerns. Paul Herbertz, der am 30. März 65 Jahre alt wird und in den Ruhestand geht, übergibt die Geschäftsleitung zum 1. April an Hans Rochlus (49). Die landsmannschaftliche Kontinuität bleibt gewahrt: Beide Kaufhaus-Manager stammen aus Köln und haben dort im gleichen befreundeten Unternehmen gelernt.

Verabschiedet wird Paul Herbertz am 31. März. Er ist seit 1972 - mit einer Pause zwischen 1977 und 1982 - in dem Haus an der Louisenstraße. Dieses gilt als guter Verdiener im Konzern. "Unser Umsatz, unsere Rendite stimmt", freut sich der scheidende Chef.

Sein Nachfolger kam vor fünfeinhalb Jahren zu Hertie und ist fast ebenso lange Homburger Bürger. Bis jetzt war er zweiter Geschäftsleiter bei Hertie auf der Frankfurter Zeil. Er freut sich auf die Aufgabe in Bad Homburg, das er als "gepflegte Stadt mit gepflegtem Publikum" empfindet.

Im März wird Hertie Bad Homburg 25 Jahre alt. Dies wird sowohl im Kreis der rund 200 Mitarbeiter als auch mit den Kunden gefeiert. Als offizielles Jubiläum freilich gilt das Datum nicht; dies ist allein dem Gesamtkonzern vorbehalten, und der erreicht die nächste "runde" Zahl erst nach der Jahrtausendwende, mit dem 125jährigen Bestehen im Jahre 2007. tom

Wir gratulieren

Frau Henriette Freund zum 91. Geburtstag am 15. Januar.

Kleine FR

Beim Einbiegen zusammengestoßen KARBEN. Mit dem Wagen einer entgegenkommenden Bad Homburgerin ist am frühen Donnerstag morgen, gegen 6 Uhr, ein Auto aus dem Wetteraukreis zusammengestoßen, dessen Fahrerin von der Landesstraße 3351 nach links auf die Bundesstraße 3 a auffahren wollte. Nach Angaben der Polizei wurde niemand verletzt. Der Schaden wird auf 10 000 Mark Hütte und Schuppen aufgebrochen BAD VILBEL. Unbekannte Täter haben laut Polizei in der Zeit zwischen dem 3. und 11. Januar eine Gartenhütte sowie einen Geräteschuppen in der Kleingartenanlage im Hainwinkel aufgebrochen und dabei einen Schaden von 500 Mark angerichet.geschätzt.

Umweltausschuß tagt WÖLLSTADT. Mit der Bestandsaufnahme der Planungsgruppe "Freiraum und Siedlung" zur Rosbachrenaturierung, mit der Einführung des Dualen Systems sowie der Gehölzanzucht durch den BUND-Ortsverband befaßt sich der Umweltausschuß in seiner öffentlichen Sitzung am Montag, 18. Januar, um 19 Uhr im Sportraum des Bürgerhauses Nieder- Wöllstadt. ADFC Vilbel tagt BAD VILBEL. Der ADFC, Ortsverband Bad Vilbel, trifft sich am Dienstag, 19. Januar, um 20 Uhr, im Kolleg der Gaststätte Saloniki, Frankfurter Straße, zur ersten Mitgliederversammlung im neuen Jahr. Gäste sind willkommen.

Im Frauentreff wird Schmuck selbst gemacht

NEU-ANSPACH. Es müssen nicht immer Diamanten sein. Unter diesem Motto bietet der "Frauentreff" in einem Seminar die Gelegenheit, individuell selbst Schmuck herzustellen. Unter Anleitung von Steffi Friedhoff können Interessentinnen zum Beispiel Ohrringe, Broschen oder Krawattennadeln fertigen. Der Phantasie für das Material, das die Teilnehmerinnen selbst mitbringen sollten, sind keine Grenzen gesetzt: Miniaturfiguren für Modelleisenbahnen, Strass-Steine, Federn, Perlen, Hutnadeln, Gummibänder, Schaumstoffplatten können verarbeitet werden. Der Kurs ist für Sonntag, 31. Januar, von 15 bis 20 Uhr geplant. Weitere Informationen und Anmeldung bei Angelika Sievers unter der Telefonnummer 0 60 81 / 4 16 69. cn

Am 1. April "schluckt" UVF Offenbacher Müllofen Nach 25 Jahren löst sich "Zweckverband Abfallentsorgung" auf: Rautenberg übernimmt Entsorgung in 15 Orten Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott

Auch die Gebührenhoheit wird künftig beim Umlandverband liegen. Stadt und Kreis glauben, gegenüber dem Personal ihrer Fürsorgepflicht genügt zu haben, damit den Mitarbeitern durch den Wechsel des Arbeitgebers kein Nachteil entsteht. Vom Ersten Kreisbeigeordneten Frank Kaufmann (Grüne) und dem beim UVF für die Abfallwirtschaft verantwortlichen Dezernenten Thomas Rautenberg (SPD) ausgearbeitete Verträge müssen jetzt noch von den beteiligten Kommunalparlamenten abgesegnet werden.

Für den Umlandverband ist es die zweite von vier Entsorgungsanlagen, die in seine Verantwortung übergeht. Bereits vor zwei Jahren nahm der UVF die Deponie Brandholz im Hochtaunuskreis unter seine Fittiche.

Rautenberg legte Wert auf die Feststellung, daß die Übernahme der Müllverbrennungsanlage bei Heusenstamm trotz ungleich schwierigerer Voraussetzungen noch vor dem zwischen dem Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und UVF-Verbandsdirektor Dr. Rembert Behrendt vereinbarten Übergang der Müllverbrennungsanlage in der Frankfurter Nordweststadt zustande komme. Rautenberg zeigte sich im Offenbacher Kreishaus allerdings auch überzeugt davon, daß es bald zum Vertrag mit Frankfurt kommen werde.

Bereits im September '92 war Einigkeit erzielt worden, daß die Deponie Wicker im Main-Taunus-Kreis ebenfalls dem Umlandverband anvertraut werden soll. "In der Region gibt es inzwischen einen Konsens über ein fortschrittliches, integriertes Abfallwirtschafts-Konzept, wie es der UVF erarbeitet hat und Stück für Stück umsetzt", klopfte sich Rautenberg verbal selbst auf die Schultern. Mit dem Übergang aller Anlagen in seine Verantwortung werde der Umlandverband in die Lage versetzt, die nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten der Vermeidung und Wiederverwertung verbleibenden Restmüll-Mengen optimal und - was finanzielle und ökologische Belastungen angeht - regional ausgeglichen zu entsorgen. Darin kommt auch das Prinzip "Alle für einen, einer für alle" zum Ausdruck: Wenn Nordweststadt, Brandholz oder Wicker kollabieren, muß Heusenstamm einspringen.

Erste Verhandlungen zwischen Stadt und Kreis Offenbach einerseits und dem UVF auf der anderen Seite waren ergebnislos verlaufen. Der UVF-Verbandstag hatte daraufhin am 17. September 1991 den Verbandsausschuß ermächtigt, die dem Landkreis Offenbach übertragene Aufgabe der "thermischen Verwertung" von Müll zu widerrufen und nach dem Gesetz über die Rechte und Pflichten von Stadt und Kreis einzutreten.

"Ich bin froh, daß es schließlich doch gelungen ist, auch im Falle des Übergangs der Müllverbrennungsanlage Offenbach der Politik des Verbandsausschusses treu zu bleiben, wonach einvernehmliche Regelungen angestrebt werden", erklärte Rautenberg.

Im Rahmen der Bemühungen um eine Regelung habe die Option für eine Kapazitätserweiterung der Müllverbrennungsanlage am Wildhof aufgegeben werden müssen. Die Anlage darf demnach nur im Rahmen der genehmigten Kapazität betrieben werden. Als neuer Hausherr will der Umlandverband die MVA allerdings so schnell wie möglich auf den neuesten Stand der Rauchgas-Reinigungstechnik bringen, kündigte Rautenberg an. Es werde ein Beirat gebildet, der auch die Interessen der Nachbarn berücksichtigen solle.

Im Sinne eines regionalen Interessenausgleichs wird neben einer in etwa 25 Jahren benötigten Deponie für die Nachfolge des Monte Scherbelino neu - geprüft werden Standorte in den Gemarkungen von Rödermark oder auch Langen - ein weiterer Standort nördlich des Mains gesucht. Spätestens fünf Jahre vor der Schließung des neuen Monte Scherbelino soll ein Standort gefunden sein, der den Müll aus dem Bereich nördlich des Mains aufnehmen kann, während im Kreis Offenbach diejenigen Abfälle deponiert werden sollen, die südlich des Flusses anfallen.

Bleibt die pekuniäre Angelegenheit des Geschäfts: Mit insgesamt 15,5 Millionen Mark erstattet der UVF die von Stadt und Kreis Offenbach nicht erwirtschafteten Eigenleistungen für die Müllverbrennungsanlage. ttt

Handball-Oberligist TV Idstein kämpft mit Hallenproblemen Taubenberg gleicht oft einem Taubenschlag Dreifelder-Halle im Hexenturm ist zwar geplant, der Bau läßt allerdings auf sich warten

Der Zufall will es, daß die Oberliga- Handballer des TV Idstein und des TV Flörsheim innerhalb von acht Tagen gleich zweimal das Vergnügen miteinander haben. Am Samstag (17 Uhr, Sporthalle Wallrabenstein) geht es darum, wer in die dritte Runde des HHV-Pokalwettbewerbes einzieht, am 24. Januar (11 Uhr) haben die Idsteiner dann beim Tabellen-Schlußlicht zum Oberliga-Punktspiel anzutreten. Geht es nach Idsteins Trainer Josef Embs, dann wird das Vergnügen nicht auf seiten der Flörsheimer liegen. Er gibt nämlich für sein Team folgende Parole aus: "Egal wie, wir wollen beide Spiele gewinnen. Und das schaffen wir auch."

Die Punkte dürften für beide Teams im Vordergrund stehen, denn die Abstiegssituation in der Oberliga ist prekär. Angesichts der Tatsache, daß wenigsten vier, möglicherweise jedoch auch sechs Teams absteigen müssen, schweben die Idsteiner in akuter Gefahr. Zwar verbuchen sie mit 16:14 Punkten ein ganz ansehnliches Konto, doch in der ausgeglichenen Oberliga genügt diese positive Bilanz lediglich für den achten Rang im 13er-Feld. Der Rückstand auf den Rangdritten TSG Bürgel beträgt jedoch gerade einmal vier Punkte, so daß den Idsteinern noch einige Möglichkeiten offenstehen. Das angepeilte Saisonziel, ein Platz unter den ersten fünf, ist durchaus noch erreichbar.

Der Jahresauftakt ist zumindest schon einmal geglückt. Mit 17:12 wurde der Tabellenelfte TG Nieder-Roden auf Distanz gehalten. Die Idsteiner profitierten bei ihrem sicheren Sieg einmal mehr von ihrer Abwehrstärke, die auch weiterhin der Grundstein zum Erfolg sein soll. Bei nur zwölf Gegentreffern läßt sich auch die etwas mangelhafte Chancenverwertung kompensieren, die jedoch auf Dauer unbedingt verbessert werden muß. Die Deckungsarbeit der TV-Mannen aber ist "Extraklasse", mit 257 Gegentreffern in 15 Spielen (durchschnittlich 17 pro Spiel) weisen sie die niedrigste Quote der Oberliga auf. Insbesondere von seinen Routiniers Jens Kaeseler (60 Treffer im Vorjahr) und Manfred Voll (kam von Regionalligisten Budenheim) erwartet sich Spielertrainer Josef Embs jedoch noch mehr Nervenstärke im Abschluß. Torgefährlichster Idsteiner ist derzeit Linksaußen Markus Rudat, der auch in der Vorsaison mit 77 Treffern erfolgreichster Werfer des TV war.

Das Minimalziel im Kampf für den Klassenerhalt sind 22 Punkte. Nummer 17 und 18 sollen in Flörsheim eingefahren werden, am 30. Januar werden gegen Spitzenreiter TV Breckenheim die Trauben hingegen sehr hoch hängen. Doch mit der Unterstützung der treuen Fans am "Taubenberg" ist den Idsteinern durchaus ein Höhenflug zuzutrauen. Ein wichtiges Spiel steht am 13. Februar in Büttelborn an, mit einem Sieg könnten die Idsteiner ihre Gastgeber in der Tabelle überflügeln. Es folgt mit der Partie gegen TuS Dotzheim ein weiterer "Knüller" in Idstein am 26. Februar.

Weitaus größere Sorgen als ihr sportliches Abschneiden, daß in dieser Saison zufriedenstellend ausfallen dürfte, bereitet den Idsteinern ihre Halle. Besser gesagt eine Halle, die sie nicht haben. Die Halle am Taubenberg, die einzige in der Taunusgemeinde, ist ihrem Alter gemäß (erbaut in 70er Jahren) in einem wenig beschaulichen Zustand. Die 350 aktiven Handballer beim TV sorgen zudem dafür, daß die Halle ständig belegt ist und Hallenzeiten knapp werden. Mit der geplanten Dreifeldhalle am "Hexenturm" wären die Probleme des TV und der weiteren Idsteiner Sportvereine gelöst. Doch eine Halle zu planen (was bereits geschehen ist) und in der Öffentlichkeit anzukündigen (wie durch Idsteins Bürgermeister Hermann Müller im TV-Vereinsheft) und dann auch tatsächlich zu bauen, das sind zweierlei Dinge.

"Für die Umsetzung in die Wirklichkeit scheint den politisch Verantwortlichen allerdings trotz aller Verbalbekenntnisse die rechte Lust zu fehlen", mutmaßt TV-Abteilungsleiter Andreas Reuther verärgert. Auch die umfassende finanzielle Beteiligung am 10- Millionen-Projekt durch den Verein hat zur Beschleunigung nicht beigetragen. Da muten den Idsteinern die Möglichkeiten für Sportler in der Nachbargemeinde Taunusstein mit drei funktionstüchtigen Sporthallen geradezu paradiesisch an. Laut jüngsten Informationen wollen die Verantwortlichen nun ihre Entscheidung bis Anfang Februar getroffen haben. Bürgermeister Müller hatte allerdings bereits im Juni davon gesprochen, daß der Bau "in greifbare Nähe gerückt" sei. Manch einer hat eben längere Arme als der andere.

Lobende Worte finden die Politiker für den wichtigen Beitrag der ehrenamtlich engagierten TV-Macher unter dem sozialen Aspekt. Immerhin tragen neun Jugendteams die Farben des TV, die am regelmäßigen Spiel- und Trainingsbetrieb teilnehmen. An so manchem Wochenende kann es schon vorkommen, daß ein gutes Dutzend Heimspiele in Idstein ausgetragen werden muß. Und dann geht es am "Taubenberg" zu wie im Taubenschlag. Ob die Idsteiner nicht doch vielleicht bald am "Hexenturm" Handball zaubern dürfen, hängt von der Entscheidungsfreude der zuständigen Politiker ab. Diese sollten dafür Sorge tragen, daß Idstein nicht zum "Schilda des Handballsportes" wird.

INA SCHNEIDER

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 14. Januar in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

WI-Mitte WI-Süd

SO2 0,02 (0,04) 0,02 (0,02) NO2 0,07 (0,07) 0,05 (0,08) Staub 0,01 (0,04) 0,02 (0,07) CO 0,8 (2,5) 0,8 (2,3)

xx = Schadstoff wird dort nicht gemessen

(in Klammern Wert vom Vortag)

* Erklärung im Lokalteil Frankfurt

Hier veröffentlichen wir, wie stark Wiesbadens Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im Stadtgebiet gemessen.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid, CO für Kohlenmonoxid. Diese Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben. SO2 und NO2 sind wesent- lich am "sauren Regen" beteiligt. Staub ist nicht nur wegen allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können weitere Schadstoffe wie Schwermetalle oder beispielsweise Dioxine anhaften.

Die Grenzwerte betragen laut Smogverordnung in der Vorwarnstufe für SO2 0,60 Milligramm je Kubikmeter, bei CO 30 mg, bei NO2 0,60 mg.

In der ersten Alarmstufe: 1,20 mg für SO2, 45 mg für CO und ein Milligramm für NO2. In der zweiten Alarmstufe: für SO2 1,80 mg, für CO 60 mg und für NO2 1,40 mg. Der Grenzwert für Staub beträgt 0,45 Milligramm nach einer Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).

(Alle Angaben ohne Gewähr)

Kleine FR · Kleine FR

Einbruch in Lagerhalle ORTENBERG. Bei einem Einbruch in eine Lagerhalle des Basaltwerkes in Bergheim sind in der Nacht zu Donnerstag eine Bohrmaschine und ein Winkelschleifgerät gestohlen worden.

Wehr erhält Tragkraftspritze ORTENBERG. Eine Tragkraftspritze und ein Notstromaggregat übergibt der Magistrat von Ortenberg der Freiwilligen Feuerwehr Gelnhaar am Samstag, 16. Januar, 15 Uhr, am Gerätehaus.

Zwei Diavorträge über Kunst und das Périgord

EPPSTEIN. Der Kulturkreis Eppstein lädt für Montag, 25. Januar, zu einem Diavortrag ins Rathaus I (Vockenhausen). Der Eppsteiner Klaus-Dieter Wolf spricht über das Thema "Das Périgord - Land an der Dordogne". Beginn des Vortrags ist um 19.30 Uhr.

In Wort und Bild wird auch am Mittwoch, 10. Februar, im Rathaus I informiert. Thema ab 19.30 Uhr ist diesmal "Der Blaue Reiter" - Aufbruch zu einer neuen ,geistigen&rquote; Kunst". pms

97fache Handball-Nationalspielerin lüftete Geheimnis Koch bei SG Bruchköbel Wenn die Freigabe erfolgt, wird sie am Sonntag spielen

Spielt sie, oder spielt sie nicht ? Diese Frage beschäftigt derzeit die Regionalligahandballerinnen der TSG Ober- Eschbach, und nicht nur diese. Allerdings handelt es sich nicht um eine Ober-Eschbacher Akteurin, sondern um die ihrer nächsten Gegner, der SG Bruchköbel. Eine Vielzahl von Gerüchten kursieren in Insiderkreisen um keine geringere als Ex-National- und Bundesligaspielerin Hanne Koch, eine der populärsten Handballerinnen in Deutschland. Die 97fache A-Nationalspielerin steht in Kontakt zur SG Bruchköbel, die am Sonntag (17 Uhr Sporthalle der Gesamtschule-Nord) die Ober-Eschbacherinnen erwartet.

Aus berufenem Munde, nämlich dem der 32jährigen, kam die klare Aussage: "Wenn die Freigabe vorliegt, werde ich für die SG Bruchköbel spielen". Damit lüftete sie ein Geheimnis, daß von Bruchköbeler Seite gut behütet wurde. Die 43jährige SGB-Spielertrainerin Ottrun Weber, viele Jahre gemeinsam mit Hanne Koch bei Bundesligist Grün-Weiß Frankfurt aktiv, teilte SGB-Pressewart Christian Schüller mit, daß Hanne Koch am Sonntag nicht für die SGB spielen würde, da ihr noch andere Angebote vorlägen. Dies könnte jedoch mit der Tatsache in Verbindung zu bringen sein, daß Schüllers 25jährige Lebensgefährtin Ursula Unvericht, die zuletzt gemeinsam mit Hanne Koch das grün-weiße PSV-Trikot trug, neuerdings bei der TSG Ober-Eschbach aktiv und zum Duell mit ihrem Ex-Verein erstmals spielberechtigt ist. Für die Einstellung der Ober-Eschbacher auf das wichtige und traditionell heiß umkämpfte Spiel, ist eingangs genannte Frage von großer Bedeutung.

Ein anderes Angebot erwähnte Hanne Koch zumindest nicht. Die Frage, ob sie denn, sobald die Freigabe vorliege, das Trikot der SGB überstreifen werde, beantwortete die als Trainerin bei der TSG Bürgel tätige Alt-Internationale mit: "Ja, ich bin ja schon seit einiger Zeit dabei, um mich fit zu halten". Einer Freigabe bereits zum Sonntag spricht von Verbandsseite nichts entgegen. Seit dem Mannschaftsrückzug des PSV Grün-Weiß Frankfurt sind mehr als zwei Monate - die übliche Sperrfrist - vergangen. Somit scheint der Einsatz des "Handball-Denkmals" im Spiel gegen Ober- Eschbach sehr wahrscheinlich.

INA SCHNEIDER

Kandidat Oskar Ott und der kleine Korse Das Zugpferd der "Bürger für Hanau" redet sich vor Wählern in Rage

HANAU. "Napoleon war noch kleiner", ruft einer aus der Versammlung ihm entgegen, als brauche Oskar Ott Trost. Der 64jährige Spitzenkandidat der "Bürger für Hanau" (BfH) hat zuvor seine 1,67 Meter Körpergröße angesprochen. Da das nötige Rednerpodest fehlt, um stehend Statur zu gewinnen, legt der frühere Sozialdemokrat sich anschließend verbal um so mehr ins Zeug.

Der gelernte Werkzeugmacher, als Sohn einer Putzfrau im Hanauer Rathaus zum Sozialdezernenten mit 24 Amtsjahren aufgestiegen und von der eigenen Partei 1988 fallengelassen, muß im Rathaus unter den "Volljuristen" um ihn herum gelitten haben. Immer wieder erwähnt er sie, vor allem den Oberbürgermeister. Seine Botschaft heißt: Für gute Kommunalpolitik bedarf es keines Jurastudiums.

Mit einem zweiten Berufsstand kann Ott auch nicht viel anfangen: mit den Lehrern. Damit von dieser Spezies nicht so viele unter den Stadtverordneten rumsitzen und sich Sitzungsgelder im Etat sparen lassen, kann er sich zehn oder 20 Abgeordnete weniger im Plenum vorstellen. Daß die Bürgerliste ins Parlament einzieht, steht für die Gruppe mit dem Plakatslogan "Wer nicht wählt, wählt die, die er nicht will" schon lange fest.

Daß im Stadtparlament zu viele sind, die nichts zu sagen haben, und diese zu viele Vorruheständler durch Abwahl produziert haben, deren Bezüge nur nach tatsächlicher Dienstzeit zu berechnen seien, das kommt beim Volk an. Ott zählt die Ausrangierten auf bis hin zu Helmut Welge. Sich erwähnt er nicht.

Erst als er mit seiner früheren Partei intensiver abzurechnen beginnt, begründet er seine nicht vorhandene "nachwirkende Treuepflicht" der SPD gegenüber mit der Verstärkung "erst recht, wenn man entsprechend behandelt worden ist". Auf dem Höhepunkt seiner mehr als einstündigen Rede macht er das SPD-Zugpferd Hans Martin als "Hanswurst von Funktionärskadern" lächerlich. Er äfft das Sächsisch des früheren Stadtbaurats Walter Anderle nach, das in Wirklichkeit keines war, denn "der Professor Doktor" habe "DDR-Methoden" anwenden wollen, als er einmal einen städtischen Mitarbeiter habe zurechtweisen wollen.

Wer war nach Otts Version damals der einzige, der sich im Magistrat wehrte und den OB - vergebens - zum Einschreiten gegen Anderle aufgefordert habe? Der Mann mit 1,67 Meter und Nicht-Volljurist.

Von langjähriger kommunalpolitischer Erfahrung zehrend, hat Ott durchaus einige überlegenswerte Vorstellungen. Etwa die, daß für die vorgesehenen Kulturstätten Pumpstation, Schloßremise und Orangerie endlich ein Kosten- und Zeitkonzept vorzulegen sei. Oder das Stärken des Rechnungsprüfungsamtes, das dem Magistrat gegenüber unabhängiger werden müsse. Interessant ist dabei, daß eine ähnliche Äußerung aus Otts Zeit als Sozialdezernent nicht überliefert ist.

Ein ums andere Beispiel zeigt aber auch Otts Hang zum Vereinfachen - was doch bei vielen Menschen auch zu der Politikverdrossenheit führt, die die Bürgerliste bekämpfen will. So ist der Weggang von rund 60 städtischen Bediensteten im Jahre 1992 nicht allein auf die schlechte Stimmung dort zurückzuführen, sondern auch auf die geringere Bezahlung im Vergleich zur freien Wirtschaft. Ott kann auch dem Abfalldezernenten nicht vorwerfen, das Ankündigen höherer Gebühren im November 1992 nicht mit einer Parlamentsvorlage verbunden zu haben, wenn zu diesem Zeitpunkt der damit zusammenhängende Kreistagsbeschluß über höhere Deponiegebühren noch nicht vorlag. Die Grenze von der Halb- zur Unwahrheit wird fließend, wenn er die neueste Etatbeschlußlage nicht kennt und behauptet, die Stadtverordneten ließen weiterhin das Renovieren des Olof-Palme-Hauses schleifen. Oder wenn er meint, der Parlamentsbeschluß sei noch nicht aufgehoben, die Philippsruher Allee durch die Milchwegtrasse zu entlasten. Er hat wohl eher den Milchzubringer gemeint. Aber hier dominiert zu sehr das im Kopf der älter gewordenen BfH-Männer, die wie der Vorsitzende Hanns Jäger im Auto "des Bürgers liebstes Kind" sehen und sich damit selbst meinen.

Ott hat schon zu Beginn seiner Rede bekundet, er wolle bei den Wählern um Stimmen werben und nicht kämpfen, denn das sei ihm "zu blutrünstig". Seine Rede zum BfH-Kommunalwahl-Programm-Entwurf der Allgemeinplätze gleicht aber einer einzigen Attacke - gegen das "Panikorchester" Magistrat, "Hanswurst" Martin und den "Saustall", der nicht nur in der Konzerthalle im alten Schlachthof angerichtet worden sei.

JOACHIM HAAS-FELDMANN

Seehofersche Sparpläne lösen keine Unruhe aus Kurorte bauen auf wissenschaftliche Erkenntnisse Von Jörg Andersson BAD ORB / BAD SODEN-SALMÜNSTER. Droht den Kurstädten in ein paar Jahren ein weiterer Kahlschlag? Nach Berichten über neue Sparvorschläge im Gesundheitswesen will Minister Horst Seehofer (CSU) bei der nächsten Kostendämpfungsrunde wieder bei den Kuren ansetzen, unter anderem, weil viele Versicherte unter der Bezeichnung Kur auf Kosten der Allgemeinheit Urlaub machten. Die Bürgermeister von Bad Orb und Bad Soden-Salmünster kritisieren das schiefe Bild von der ambulanten Badekur und setzen auf die wissenschaftliche Forschung. Das Bundesgesundheitsministerium wolle Krankenversicherte bei Heilkuren kräftiger zur Kasse bitten, berichtet die Welt am Sonntag in ihrer jüngsten Ausgabe. Danach plane Seehofer bei der Vorbereitung zur nächsten Gesundheitsreform Streichungen im Kurbereich, weil dort viel Mißbrauch getrieben werde. Überprüft werde, ob die Kassen weiterhin Fango-Packungen, Heilbäder und Massagen zahlen sollen, heißt es.

Reaktion in Bad Orb: Bürgermeister Hugo Metzler (CDU) telefonierte am Dienstag mit Martin Jagoda, Noch- Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Der designierte Vorsitzende der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg habe ihm erklärt, daß die Seehofer-Überlegungen im Zuge der nächsten Gesundheitsreform angestellt würden, "die möglicherweise 1999 komme".

Am Dienstag morgen habe zudem der deutsche Bäderausschuß getagt und ein Gutachten in Auftrag gegeben, mit dem die Wirkung der Heilmittel bekräftigt werden solle. Metzler sprach zunächst von einer "Verunsicherung". Mittlerweile sehe man der Sache jedoch recht "gelassen" entgegen, zumal die Vorsorgekuren erst bei der Gesundheitsreform 1989 gesetzlich verankert worden seien.

Ähnlich äußerte sich Bad Soden-Salmünsters Bürgermeister Bruno Döring gestern auf Anfrage der FR. Auch er habe bereits mit dem Deutschen Bäderverband Kontakt aufgenommen, sagte Döring. Man nehme die Sache "durchaus ernst", werde sich aber selbstbewußt in die Diskussion einschalten. "Unsere Naturheilmittel sind mit Sicherheit nicht schlechter als die Produkte der chemischen Industrie", erklärte der Rathauschef. Dem falschen Eindruck von der ambulanten Badekur sollten die Heilbäder "nicht mit Dementis, sondern mit wissenschaftlichen Fakten begegnen". Döring: "Wir müssen die Kurforschung weiter verstärken."

Der Bürgermeister warnte aber auch davor, im Kurbereich weiter zu streichen. "Wir können nicht mehr viel verkraften."

Im Zuge der Diskussion um die jüngsten Bonner Sparmaßnahmen vor einem halben Jahr hatte der Hessische Heilbäderverband bei einer Tagung in Bad Orb davor gewarnt, weitere Streichungen im Bereich der ambulanten Badekur gingen an die Substanz der Bäder. Orbs Kurdirektor Dr. Christian Kirchner sprach davon, bei weiteren Einsparungen würden einige der bundesweit 280 Gesundheitsorte ganz verschwinden, Bäder wie Orb müßten damit rechnen, die Hälfte ihrer Mitarbeiter zu verlieren.

Dort hat sich die Kurverwaltung bis heute nicht von der Folgen der Blümschen Kostendämpfungsmaßnahmen 1989 erholt und in den vergangenen Jahren regelmäßig Betriebsverluste zwischen drei und 4,5 Millionen Mark eingefahren.Fünf Ziffern trennen Höchst von Frankfurt Neue Postleitzahlen verlegen Westen in den Rheingau

WESTLICHE STADTTEILE. Die westlichen Stadtteile werden künftig im Rheingau liegen - jedenfalls nach der Logik des Postdienstes. Denn vom 1. Juli an bekommt die ganze Bundesrepublik neue, fünfstellige Postleitzahlen. Deutschland wird in 83 Regionen aufgeteilt. Frankfurt und die meisten Stadtteile werden in den Briefregionen 60 und 61 liegen. Mit diesen Zahlenkombinationen beginnt dann die neue Postleitzahl. Der Frankfurter Westen aber wird abgekoppelt: Wer Päckchen und Briefe von und nach Höchst schickt, muß sich die 65 merken. Und die steht für den Briefbezirk Rheingau. Das bestätigte Ottmar Ebert, Pressesprecher der Direktion Postdienst Frankfurt, der FR auf Anfrage. Schwanheim und Goldstein werden - postalisch gesehen - "aller Wahrscheinlichkeit nach" zu Frankfurt gehören, sagte Ebert. Damit wird die neue Postleitzahl in diesen beiden Stadtteilen mit 60 oder 61 beginnen.

Noch aber breitet die Generaldirektion der Post ein geheimnisvolles Schweigen über den neuen Zahlen aus. "Wir reden noch nicht über Details", sagt Andreas Fahrmer, Sprecher des Unternehmens in Bonn. Die Postler machen's spannend: Am 29. Januar gegen 11 Uhr gehen die Vorsteher aller bundesdeutschen Postämter zu ihren Bürgermeistern. Und die erfahren dann als erste die neuen Leitzahlen, sagte Fahrmer.

Bereits jetzt planen die Manager des Staatsunternehmens ein riesiges Medienspektakel zur Einführung ihrer Zahlen. Im Privat-Fernsehsender RTL wird Rudi Carell eine mehrteilige Postleitzahlen- Show präsentieren, das ZDF zieht mit einer Fernseh-Gala über die fünfstelligen Ziffercodes mit. Und die speziell kreierte Comic-Figur Rolf geistert durch alle Medien, macht auch in ganzseitigen Anzeigen der Tagespresse Reklame für die neuen Zustellgebiete. Jeder Haushalt in Deutschland bekommt im Mai ein tausend Seiten dickes Verzeichnis der neuen Ziffern. Und wer zu faul zum Blättern ist, der kann auch mit dem "Fräulein vom Amt" reden. Unter der Telefonnummer 01 30 / 5 55 55 ("fünfmal die Fünf") bietet die Generaldirektion der Post einen gebührenfreien Postleitzahlen-Info-Dienst.

Die Berliner Postleitzahlen werden künftig mit 10, 12, 13, 14 anfangen. Und von der Bundeshauptstadt aus geht's dann "linksdrehend, wie eine verkehrtherum laufende Uhr durch die ganze Republik", sagte Fahrmer. München bekommt 80 und 81, Dresden 01 und Erfurt 99. Für rund zwei Drittel der deutschen Bevölkerung fängt die neue Postleitzahl künftig mit der gewohnten Anfangsziffer an - Frankfurt behält die Sechs. Derzeit wird zwischen alten und neuen Bundesländern durch den Vorsatz "O" oder "W" unterschieden. Diese Buchstaben fallen zur Jahresmitte weg, ebenso das Zustellpostamt - zum Beispiel Frankfurt 80 für die westlichen Stadtteile.

Wenn das neue Ziffernsystem sich in den Köpfen aller Bundesbürger etabliert hat, wird die Post nach Angaben von Sprecher Fahrmer schneller. Dann könnte wahr werden, was das Unternehmen schon seit Jahren verspricht: Zustellung eines Briefes innerhalb von 24 Stunden.

In welche Bezirke der Westen Frankfurts eingeteilt wird, dazu wollte sich Ottmar Ebert nicht äußern. Fest aber steht: Die Stadt am Main wird "mehrere hundert Postleitzahlen" bekommen, sagte Ebert. Hinzu kommen eigene Leitzahlen für Großunternehmen: Wer mehr als 2000 Briefe am Tag erhält, wird sich künftig mit einem eigenen Post-Code schmücken.

Für die Privathaushalte im Frankfurter Westen jedenfalls stehen für die drei Zahlen hinter der 65 die Ziffern 101 bis 121 zur Verfügung, war Ebert zu entlokken. So wird also beispielsweise die 65 109 sicherlich eine Postleitzahl eines Zustellbezirks im Frankfurter Westen werden. In einem solchen Zustellbezirks arbeiten 20 Briefträger. Dabei kann es durchaus vorkommen, daß drei verschiedene Zusteller-Teams für ein und dieselbe Straße zuständig sind. Im Klartext: In einer längeren Straße kann es drei verschiedene Postleitzahlen geben.

Für Verwirrung werden die neuen Nummernfolgen aber nicht nur bei den Privathaushalten sorgen. In Großunternehmen geht die Umstellung auf die neuen, fünfstelligen Zahlen richtig ins Geld. Bei der Hoechst AG wurde nach Auskunft von Sprecher Hans-Bernd Heier bereits ein Arbeitskreis gegründet, der die Umstellung der Leitzahlen vorbereitet. Denn bei dem Chemie-Konzern sind die Postleitzahlen Bestandteil aller Liefer- und Lieferantennummern. "200 000 Daten müssen geändert werden, das ist sehr personalaufwendig", sagte Heier. Eine goldene Nase dürften sich auch viele Druckereien verdienen: Millionen Visitenkarten und Briefpapier-Bögen mit den aufgedruckten alten Postleitzahlen werden zum Altpapier wandern. gre

CDU-Kämpfer putzen Klinken Hausbesuche zum Wahlkampf

BAD HOMBURG. "Wir sind gar nicht so betoniert, wie man uns schimpft", versichert CDU-Chef Bernd Hamer und verweist auf die Listen mit Telefonnummern aller Parlamentsvertreter, die seine Partei allen Bad Homburgern frei Haus liefert: "Wir sind täglich erreichbar." Indes, die geringe Zahl der Anrufe zeige, daß der Ärger der Wähler vielleicht doch nicht so groß sei.

Hamer und seine Parteifreunde werden demnächst erfahren, ob dieser hoffnungsvolle Schluß stimmt: Flächendekkend wollen sie im Wahlkampf bei allen Bad Homburgern an der Haustür klingeln und das Gespräch suchen. Eine CDU-Premiere für die Kurstadt. Alle Kandidaten mit aussichtsreichen Plätzen für Stadt- und Kreisparlament mußten sich zu dieser Aktion verpflichten, "alle sind eingespannt".

Statt zwei oder drei Wahlbroschüren wollen die Christdemokraten in diesem Jahr zu ihrem Stadtplan nur eine verteilen, so Hamer. Ansonsten setze sie auf "Argumente und persönliche Ansprache".

In diesem Bekenntnis trifft sie sich mit den neuen Konkurrenten, den Freien Homburger Wählern (FHW), - in allem anderen sind sie sich nicht grün. So ist es erklärtes Ziel der FHW, die "bürgerferne" Mehrheit von CDU und FDP zu brechen - und deren enttäuschten Anhängern eine neue bürgerliche Heimat zu bieten: "Die Unzufriedenheit der Bürger, die sich in der CDU heimisch fühlen, ist sehr groß", so Klaus Freund für die FHW.

"Ausrangierte SPD-Abgeordnete" wie Freund und die Kandidaten Hans-Peter Schäfer gäben der Wählergemeinschaft die Richtung vor, hält der CDU-Chef dagegen. Er sieht in der FHW vor allem ein Vehikel für persönliche Interessen - gegen die Klärschlamm-Trocknungin Ober-Erlenbach und die Bebauung des Kleinen Tannenwalds. "Wenn wir nicht die konkrete Betroffenheit der Bürger zum Anlaß nehmen, arbeiten wir im luftleeren Raum", meint Freund dagegen. stk

Spendenaufruf für die Lepra-Hilfe

MAIN-KINZIG-KREIS. Obwohl eine der schlimmsten Seuchen der Menschheit, die Lepra, mittlerweile heilbar ist, leiden noch immer Hunderttausende in der Dritten Welt an dieser Krankheit. Rund 20 Mark soll es monatlich kosten, einen "Aussätzigen" zu heilen. Da die Seuche aber ausschließlich in den ärmsten Ländern dieser Welt grassiert, fehlt häufig selbst diese Summe, um helfen zu können.

Landrat Karl Eyerkaufer ruft deshalb zum diesjährigen "Welt-Lepra-Tag" (31. Januar) erneut zu Spenden auf. Adressat ist das Deutsche Aussätzigen-Hilfswerk (DAHW).

Die Spendenkonten sind: Postgiroamt Nürnberg (BLZ: 760 100 85), Konto 96 96 - 8 52 und Städtische Sparkasse Würzburg (BLZ:790 500 00), Konto 96 96. hok

Kinonachmittag für Senioren mit zwei Filmen

HOFHEIM. Sitzfleisch müssen Seniorinnen und Senioren mitbringen, die heute, 15. Januar, zum Kinonachmittag ins Seniorenzentrum kommen. Dort wird um 14.30 Uhr zunächst ein Vorfilm über die Nord- und Ostsee gezeigt, bevor der zweistündige Streifen "Allah Kerim - Utahs abenteuerliche Reise durch Algerien" folgt. set

Schüler setzen den Schmuck in Bewegung Imponierende Gesellenstücke der Staatlichen Zeichenakademie

HANAU. Ob mit Federn, Magneten oder raffinierten Verschlüssen: Bei den diesjährigen Gesellenstücken der Schüler der Staatlichen Zeichenakademie gerät Schmuck in "Bewegung". So lautete das diesjährige Thema für die ästhetisch reizvollen Arbeiten, die ab Montag, 18. Januar, im Foyer der Schule ausgestellt werden.

Die Aufgabe, für die die Prüflinge rund 80 Stunden Zeit hatten, stellte aufgrund der freien Bearbeitungsmöglichkeiten hohe Ansprüche, bot jedoch auch breiten Spielraum. Denn außer der mechanischen Umsetzung des Themas, für die sich die meisten Schüler entschieden, war auch graphische und formale Gestaltung möglich, die Bewegung assoziiert. Ein Herrengürtel zeigt den Totentanz. Auf den silbernen Gliedern, die das Leder schmücken, tanzt der Tod in abstrahierter figürlicher Darstellung. Eine Kette aus organischen Formen erinnert an das lautlose Gleiten eines Fischschwarms. Ein Halsschmuck, der das Thema wörtlich nimmt, besticht durch Witz und Originalität: Kleine Radfahrer-Figürchen in Gießharz setzen sich zu Elementen eines Armreifs zusammen, auf den Verbindungen wird eine Landschaft dargestellt.

Eine Persiflage auf marktgerechten Juwelierschmuck liefert mit hoher technischer Kunstfertigkeit eine Halskette aus Kunststoffen, Aluminium und Silber, die die Symbole biederer Gemütlichkeit aufs Korn nimmt: Zwei röhrende Hirsche unterm Gipfelkreuz zieren einen Anhänger. Die Kette prangt in Edelweiß und Enzianblau. Das Thema Bewegung ist nicht auf den ersten Blick erkennbar: Erst wenn der Betrachter am Ende des Anhängers zieht, wackeln die Hirsche mit den Köpfen.

Das technische Geschick, das neben handwerklichen Fähigkeiten ebenso wie Kreativität zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Ausbildung zum Goldschmied gehört, steckt auch in schlichteren Arbeiten. Sie bilden den Schwerpunkt der Ausstellung: Klare geometrische oder geschwungene Formen bestechen durch den Reiz der edlen Metalle und der Funktion, die freilich meist erläutert werden muß: Armreifen passen sich jeder Handgelenksstärke an, wandeln sich mit beweglichen Ringen, Kugeln oder Kunststoffscheibchen zu spielerischen Objekten am Körper. Ein edler Ansteckschmuck, der Viereck und Fläche kombiniert, läßt sich mit auswechselbaren Teilen aus Lapislazuli, Gold und Silber zu verschiedenen Broschen variieren.

Noch größere Vielfalt bietet eine Brosche, die am Prinzip eines indischen Steckspiels orientiert ist: Dreiecke aus Silber mit einer farbigen Kunststoffoberfläche fügen sich mit Magneten zu immer neuen Formen zusammen.

Neben den 42 Goldschmiedearbeiten zeigen auch zwei Silberschmiede ihre Arbeiten: Ausgefallene Dosen in Form eines Kreisels und in klassischer Aufgabe für die Aufbewahrung von Tabak. Auch fünf Schmucksteinfasser geben Einblick in ihr Können: Sie mußten als Gesellenstück über 90 Edelsteine in verschiedenen Größen und Techniken einfassen.

Die Abschlußarbeiten der Zeichenakademie sind ab Montag, 18. Januar, bis Donnerstag, 28. Januar, in der Schule, Akademiestraße 52, zu sehen. Geöffnet ist von 9 bis 12 Uhr und von 13.30 bis 16 Uhr. Am Freitag, 29. Januar, ist nochmals von 9 bis 12 Uhr geöffnet. REGINE SCHLETT

Senioren machen weiter mobil

NEU-ANSPACH. Die Senioren machen weiter mobil. Nachdem die Gründung eines Seniorenbeirates nicht mehr vor der Kommunalwahl klappt, hat der "Arbeitskreis Seniorenbeirat" gestern in einem Gespräch mit dem kommissarischen Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD) erreicht, daß die Gemeinde eine Informationsveranstaltung anbieten wird. "Es gibt keinen Stillstand. Wir arbeiten weiter, auch wenn die Satzung noch nicht abgesegnet ist", erklärt Franz Hufnagl vom Arbeitskreis und will damit den rund 1100 älteren Menschen in der Gemeinde wieder Mut machen, nachdem die Verzögerung Enttäuschung und Resignation unter den aktiven Alten ausgelöst hatte (FR vom 13. Januar).

Die Veranstaltung ist für Mittwoch, 10. Februar, um 19 Uhr vorgesehen. Der Ort steht noch nicht fest. Programmschwerpunkt soll die Satzung sein. "Der Entwurf steht zur Diskussion", sagt Hufnagl. Der Arbeitskreis, der an diesem Abend selbst zum ersten Mal öffentlich als "Lobby für die Senioren" auftreten wird, ist aber auch offen für alle anderen Themen, die die älteren Menschen bewegen.

Die Senioren hoffen, daß nach der Wahl der Beirat schnell gegründet wird. Rübsamen, der die geplante Einrichtung für "wichtig und gut" hält, ist optimistisch, daß das Thema in der ersten Sitzung des neugewählten Parlaments auf der Tagesordnung stehen wird. cn

Grüne Politiker: Sie sollten sich als Christ und als Demokrat schämen "Jedes Maß und Ziel verloren" / Priska Hinz: Ich bin entsetzt über seinen jüngsten Beitrag / Verschiedene Stellungnahmen zur "Romeiser-Affäre"

MAINTAL. Mit drei Stellungnahmen setzen sich politisch engagierte Frauen und Männer und die Maintaler Sozialdezernentin Priska Hinz vehement gegen den Versuch der Maintaler CDU zur Wehr, den Wahlkampf auch in den Elementarbereich hineinzutragen - mit Folgen, deren Ausmaß überhaupt noch nicht abzusehen ist.

"Jedes Maß und Ziel verloren" hat nach Meinung der Grünen, Ortsverband Maintal, der CDU-Stadtverordnete und CDU- Fraktions-Pressesprecher Kurt Romeiser, "wenn er Details aus einem laufenden Strafverfahren wegen des Verdachts auf sexuellen Mißbrauch in die Öffentlichkeit zerrt, um auf dem mit obskuren Vorwürfen geschürten Feuer sein politisches Süppchen zu kochen", heißt es in einer Stellungnahme zur "Romeiser-Affäre".

Seinen Höhepunkt finde "der agitatorische Frontalangriff" des Christdemokraten, "wenn Erzieherinnen der Stasi-Methoden bezichtigt werden". Wenn Romeiser diesen Vorwurf gegen eine Kindertagesstätte und das Jugendamt wegen deren Zusammenarbeit erhebe, sei das "entweder bloß infam oder die Infragestellung der bei uns herrschenden Rechtsstaatlichkeit". Erzieherinnen seien dem Kindeswohl verpflichtet. Ihre Aufgabe sei es, allen Hinweisen auf körperliche, seelische und sexuelle Mißhandlung nachzugehen.

Die Grünen fragen Romeiser: "An wen sollen sich Kinder denn wenden, wenn sie nicht einmal Hilfe bei ihren vertrauten Erzieherinnen finden?"

In einem Rechtsstaat sei es zudem notwendig, daß die zuständigen Behörden die Lebenssituation von Kindern überprüften, bevor es zu einem Verfahren komme. Der von jeglicher pädagogischen Kompetenz ungetrübte Rundumschlag Romeisers sei ein Produkt eines konservativen Familienidylls, das sowohl die Vergewaltigungen von Frauen in der Ehe als auch den sexuellen Mißbrauch von Kindern in Abrede stelle. Was den betroffenen Kindern angetan werde, scheine nicht zu interessieren.

Abschließend äußern die Grünen die Hoffnung, "daß sich die Pädagoginnen in Maintal weiterhin engagiert und sensibel für die ihnen anvertrauten Kinder einsetzen, auch und gerade wenn der Verdacht auf sexuellen Mißbrauch vorhanden ist".

Es sei "schon ein Skandal", wie Kurt Romeiser wieder einmal versuche, die Öffentlichkeit irrezuführen und sich dabei noch als Hüter der Moral aufzuspielen, urteilen die Grünen-Stadtverordneten Monika Vogel, Wolfgang Holland und Bernhard Peters und Grünen-Kreistagsabgeordneter Günther Hantel in einer gemeinsamen Stellungnahme, die auch von Horst Andes und Peter Arendt unterzeichnet ist. Nicht sexueller Mißbrauch werde von Romeiser angeprangert, sondern das Handeln der Personen, die sich um das betroffene Kind gekümmert haben.

Die Gruppe fragt Romeiser, wo er die fachliche Kompetenz hernähme für sein öffentliches Urteil. "Aufklärung von Kindern, mit Kindern über Sexualität reden, über Grenzen von Sexualität, über das Recht des Kindes, Nein zu sagen, all dies will Herr Romeiser abtun mit der provokanten Überschrift ,Sexgespräche im Kinderhort", heißt es in der Stellungnahme.

Wo er denn lebe, wird Romeiser gefragt: "Wissen Sie eigentlich, in welchem Ausmaß Kinder heute mit Pornographie und Gewaltpornographie konfrontiert werden?"

Es habe lange gedauert, bis sexueller Mißbrauch zum öffentlichen Thema geworden sei, Jahrzehnte sei schon zuviel Elend geschehen. Die CDU offenbare "fadenscheinige Doppelmoral", wenn sie einerseits den Schutz des Lebens - auch des ungeborenen - propagiere, andererseits aber nicht wahrhaben wolle, welches Leid Kindern angetan werde.

"Der Gipfel der Unverschämtheit und der Skrupellosigkeit liegt indes darin, das Handeln verantwortlicher Personen mit Stasimethoden zu vergleichen", urteilt die Gruppe, geht auf die Gesetzesvorschriften des Kinder- und Jugendhilferechts ein und fordert Romeiser abschließend auf: "Sie sollten sich als Christ und als Demokrat schäObwohl Sozialdezernentin Priska Hinz (Grüne) bereits - wie berichtet - auf Anfrage der FR zu dem Vorfall Stellung genommen hatte, sah sie sich gestern in der Magistratspressekonferenz nochmals genötigt, Romeisers Verhalten zu verurteilen, zumal der Christdemokrat inzwischen eine Fortsetzung seiner angeblichen "Enthüllungen" in Form eines Leserbriefes in einer Maintaler Tageszeitung geboten hatte.

"Ich bin entsetzt", erklärte Hinz zu diesem jüngsten Beitrag Romeisers, der versuche, mangels Sensibilität oder wider besseres Wissen "eine menschliche Tragödie" zum Gegenstand parteipolitischen Gezänks zu machen. Seine Veröffentlichungen seien "aggressiv und in jeder Hinsicht schockierend".

Wenn Romeiser nun versuche, den Horterzieherinnen auch noch Indiskretion vorzuwerfen, so sei "der Gipfel der Schamlosigkeit erreicht".

Romeiser hatte wörtlich aus einem für den Beratungskreis von Kinderhort, Jugendamt und Beratungsstelle "Lawine" zusammengestellten Bericht einer Erzieherin zitiert und dabei das Alter des betroffenen Kindes und die Anschrift der betroffenen Einrichtung genannt.

Ob er überhaupt ermessen könne, welchen Schaden er dem Kind zufüge, das sich im Vertrauen auf die Erzieherin geäußert habe, fragt Stadträtin Hinz den Christdemokraten. Er sei "für die Konsequenzen seines Treibens" verantwortlich, er arbeite wissentlich mit falschen Behauptungen und gezielten Indiskretionen.

Alle städtischen Erzieherinnen unterlägen der Schweigepflicht, sie hätten weder übereilt noch eigenmächtig gehandelt, sondern sich mit einer Dokumentation der ihnen zugänglichen Verdachtsmomente an die Behörde und die Beratungsstelle "Lawine" gewandt.

"Ich setze der eindeutigen Parteinahme Romeisers, dessen Veröffentlichungen auf interessierte Informationsquellen verweisen, eine eindeutige Stellungnahme entgegen", so Hinz wörtlich: "Unsere Erzieherinnen sind dem Kindeswohl verpflichtet. Sie nehmen Partei des Kindes, wo dies angezeigt erscheint. Auch weiterhin und auf die Gefahr hin, daß dies Herrn Kurt Romeiser nicht gefällt, werden die Maintaler Erzieherinnen allen Anzeigen der Mißhandlung bei Kindern, ob körperlich, sexuell oder psychischer Natur, nachgehen. Jede andere Handlungsweise würde das Vertrauen der Kinder enttäuschen und käme einer unterlassenen Hilfeleistung gleich."

Abschließend fordert die Politikerin den CDU-Fraktions-Pressesprecher auf, zu erkennen, daß der von ihm gewählte "Fall" nicht zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen tauge. Es gehe um das Schicksal eines Kindes, seine körperliche und seelische Gesundheit. pom

Zankapfel Eigentum - Hebel zur Lockerung der Investitionsbremse fehlt In den ostdeutschen Vermögensämtern stapeln sich nach Ablauf der Frist 2,3 Millionen Anträge / Ausstehendes Entschädigungsgesetz zusätzliches Hindernis

Frank Banaskiewics bekam das Investitionshindernis am eigenen Leib zu spüren. "Hätten wir nicht soviel Enthusiasmus an den Tag gelegt, wäre hier alles längst kaputt." Voller Elan und Tatendrang plante der Brandenburger Jungunternehmer nach dem Fall der Mauer den Start in die Marktwirtschaft. Im 200-Seelen-Dorf Spechthausen östlich von Berlin wollte der Existenzgründer sich mit einer kleinen Fassadenbaufirma selbständig machen. Die mangelhafte Wärmedämmung vieler Häuser in den neuen Ländern versprach gute Geschäfte. Doch aus dem erhofften schnellen Neuanfang wurde ein quälender Hindernislauf.

Am Anfang des Projekts glaubte er sich zunächst rasch am Ziel seiner Wünsche. Nach gut einem halben Jahr Verhandlungen mit der Treuhandanstalt war der Kaufvertrag für den Bauhof perfekt. Doch als Banaskiewics zur Bank ging, gab es eine böse Überraschung: Keine Kredite für die geplante Investition, hieß es dort, weil Sicherheiten fehlten. Die in solchen Fällen übliche Hypothek auf das Betriebsareal scheiterte am Einspruch eines Alteigentümers. Das Grundbuchamt konnte die Eintragung nicht vornehmen - eine Familie Hankwitz aus Bayern hatte bereits auf den gesamten Ort Spechthausen, auf alle Häuser, Fabrikanlagen, den Wald und die Parzellen Rückgabeansprüche angemeldet. Denn bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg war alles im Besitz des Papierfabrikanten Friedrich Wilhelm Hankwitz gewesen. In dem Dorf lief damit nach der Vereinigung wirtschaftlich fast überhaupt nichts mehr. Bürgermeisterin Angelika Hummel mußte vorübergehend gar auf eigenes Risiko für Kredite bürgen, damit die Kommune wenigstens das Notwendigste in Angriff nehmen konnte.

Spechthausen ist keine Ausnahme. Beispiele dafür, wie strittige Eigentumsfälle den Aufbau in den neuen Ländern blokkierten und noch immer hemmen, gibt es mittlerweile zuhauf. Der Kampf um ehemalige Besitztümer tobt an allen Fronten und ist seit der Wende zuverlässiger Schlagzeilenlieferant. Salzmünde, ein Ort südlich von Halle, ging als "Dorf der Besitzlosen" in die Annalen ein; auch dort hatte eine Fabrikantenfamilie aus dem Westen früheres Eigentum, einschließlich Rathaus, Kirche und Friedhof, zurückgefordert. Kleinmachnow, im Speckgürtel zwischen Berlin und Potsdam gelegen, erlangte traurige Berühmtheit als schlimmstes Exempel für den deutsch- deutschen Kampf ums Eigentum: Acht von zehn Häusern werden dort von ehemaligen Eignern zurückverlangt. Manche Ostdeutsche, die um Haus und Hof bangten, stellten gar Warnschilder auf, wie eine Familie in Zeesen bei Berlin: "Für grundstücksfeindliche Personen (Wessis) ist das Betreten dieses Grundstücks strengstens untersagt. Betreten nur auf eigene Gefahr!"

Anlaß des Kleinkriegs um Immobilien ist das im September 1990 verabschiedete Vermögensgesetz, ein Bestandteil des Einigungsvertrages. Das darin festgelegte Rückgabeprinzip war zwischen Bonn und Ostberlin heftig umstritten. Die DDR- Übergangsregierung warnte lange vor den Folgen einer solchen Wiedergutmachung und forderte stattdessen, daß Alteigentümer nur abgefunden werden sollten. Hunderttausende von Enteignungen, die 40 Jahre und länger Vergangenheit sind, annullieren zu wollen, schaffe irre Probleme und gewaltige deutsch-deutsche Konflikte. Doch Lothar de Maizière konnte sich bei seinem Parteifreund Helmut Kohl nicht durchsetzen. Vor allem aus zwei Gründen: Eine Entschädigung schien Bonn nicht finanzierbar. Und Kohls Koalitionspartner, die FDP unter Graf Lambsdorff, machte klar, daß etwas anderes als Rückgabe nicht in Frage komme. Ochsentour für Gründer

Streit war programmiert. "Wir wollten niemand vertreiben, das war nie unsere Absicht", sagt Peter Hankwitz. Seinem Bruder und ihm sei gar nichts anderes übriggeblieben, als nach der Wende in Spechthausen nicht nur auf die ehemalige Villa seines Vaters und die Fabrik, sondern auf den gesamten Ex-Besitz Restitutionsansprüche zu stellen. "Das schrieben die Gesetze so vor." Den heutigen Gemeindegrund und die ehemaligen Werkswohnungen habe man von Anfang an schnell an die Kommune und die Einwohner zurückgeben wollen. "Es war doch klar", so meint der Nürnberger MAN-Angestellte, "daß wir hier keine frühkapitalistischen Siedlungsstrukturen wie früher mehr haben konnten. Sonst hätten wir ja noch die Bundesstraße selbst instandsetzen müssen, die mitten durch den Ort führt."

Die Brüder haben sich mittlerweile mit der Kommune gütlich geeinigt. Hätten sie alle Ansprüche gerichtlich durchgefochten, räumt Hankwitz ein, wären bis zur vollständigen Klärung womöglich acht bis zehn Jahre ins Land gegangen - eine Horrorvision vor allem für Jungunternehmer Banaskiewics. Denn die von Bonn nachgeschobenen Investitionsvorfahrtsregelungen halfen zumindest in seinem Fall wenig. Wie er es trotzdem schaffte, mit allerlei Tricks und Hilfe von Freunden über die Runden zu kommen und nun zwölf Leute in seinem Bauhof zu beschäftigen, weiß er heute nur noch mit Sarkasmus zu erklären: "Wir haben eben das Toilettenpapier von beiden Seiten benutzt. Ein Westdeutscher jedenfalls hätte das nicht mitgemacht."

Den Brüdern Hankwitz mag er die Schuld an der Ochsentour nicht zuschieben. "Es war legitim, die Rückübertragung anzumelden, auch ich hätte das gemacht. Die Politiker haben es ja leider so gewollt." Versuche, direkt mit den neuen Dorfherren handelseinig zu werden, schlugen aber fehl. Denn mit der Zeit stellte sich heraus, daß das Rückgabeverlangen möglicherweise gar nicht legitim war. Fabrikant Hankwitz, der von den Sowjets als Klassenfeind ins ehemalige KZ Sachsenhausen verschleppt und dort ums Leben gekommen war, wurde zwischen 1945 und 1949, also unter Besatzungshoheit, enteignet. Diese Fälle, das soll eine Bedingung von Michail Gorbatschow für seine Zustimmung zum deutschen Einigungsprozeß gewesen sein, dürfen nicht rückgängig gemacht werden. Als auch das Bundesverfassungsgericht entschied, daß die "Bodenreform-Opfer" grundsätzlich nur zu entschädigen seien, "waren die Brüder Hankwitz plötzlich sehr verhandlungsbereit", berichtet ein Spechthausener.

Ihr Fall ist zudem besonders kompliziert, wenn auch keine Ausnahme. Zwar hatten die Sowjets dem alten Hankwitz zunächst alles weggenommen, später jedoch bekam die Familie einen Teil wieder zurück, wie die Söhne anhand von Dokumenten zu belegen versuchten. Für die volle Enteignung sei erst das Land Brandenburg verantwortlich, so daß der Rückgabeausschluß gar nicht zutreffen würde. Diese komplizierte Rechtslage erklärt auch, weshalb die Kommune überhaupt mit der Familie verhandelt hat.

Ein schlechtes Geschäft machten die Bayern dabei nicht: Dafür, daß sie ihre restlichen Ansprüche abtraten, auf eine Klage verzichteten und damit den Weg für klare Eigentumsverhältnisse im Ort freimachten, kassierten sie fast 250 Hektar Wiesen und Wälder, die Villa mit einem 13 000 Quadratmeter großen Grundstück sowie die ehemalige Fabrik mit ihrem 14-Hektar-Gelände. "Ein Musterbeispiel einer gütlichen Einigung", meint Peter Hankwitz zufrieden.

Sein jüngerer Bruder Klaus will sogar nach Spechthausen ziehen, in der alten Villa ein Hotel eröffnen und womöglich auch die alte Papierfabrik, die früher die Volksarmee und später die Bundeswehr verwaltete, wieder in Betrieb nehmen. Daß einige die Rückkehr der Fabrikantenfamilie mit gemischten Gefühlen sehen, kann Peter Hankwitz verstehen: "Für manche sind wir noch immer der Klassenfeind. Die meisten sehen uns aber als Hoffnungsträger, viele wollen beim Aufbau des Betriebes mitmachen."

Zu Ende ist damit das Eigentumsdrama in Spechthausen noch nicht, wenngleich viele Probleme gelöst wurden. Auf seine Grundbucheintragung wartet Existenzgründer Banaskiewics noch heute. Die Brüder Hankwitz dagegen harren mit Spannung auf den vorläufig letzten Akt des deutsch-deutschen Trauerspiels: das Entschädigungsgesetz. Obwohl Finanzminister Theo Waigel (CSU) dieses Paragraphenwerk mit hoher "Eilbedürftigkeit" etikettiert, weil die überfälligen Entschädigungsregelungen zu "Attentismus bei den Investitionen" führten, schiebt das Bonner Kabinett das heikle Thema vor sich her. Bisher existiert lediglich ein Referentenentwurf. Bonn verfolgt dabei vor allem ein Ziel: Die Entschädigung der Alteigentümer soll den Finanzminister nichts kosten. Stattdessen soll das Geld aus einem Fonds fließen, der aus Vermögensabgaben gespeist wird. Zahlen müssen diese jene, die ihr ehemaliges Hab und Gut zurückerhalten. Neue Probleme drohen

Damit ergeben sich wieder Probleme. Denn je weniger den Alteignern als Entschädigung geboten wird, desto intensiver versuchen sie, die Rückgabe durchzufechten. Somit könnte der aufschwunghemmende Immobilienstreit, trotz aller Vorfahrtsregeln für Investoren, noch lange dauern. Bisher ist an das 1,3fache der Einheitswerte von 1935 gedacht, gemessen am heutigen Verkehrswert betrüge die Entschädigung damit im Schnitt gerade ein Fünftel. Selbst um diese Summe zusammenzubekommen, muß Bonn aber die Neubesitzer kräftig zur Kasse bitten. Wer letztlich wieviel zu blechen hat, muß abgewartet werden. Klar aber ist: Die Abgaben werden, auch wenn sie wie die Entschädigung erst von 1996 an fällig sein sollen, für riesigen Ärger sorgen.

Schon in der Koalition waren sie umstritten: Das Landwirtschaftsministerium forderte, die kapitalschwachen Ostbauern sollten verschont werden. Das Bauministerium verlangte dies auch für die privaten Hauseigner, da andernfalls das Geld für notwendige Sanierungen fehle. Und der Wirtschaftsminister wollte die Unternehmer, die ihre Betriebe im Osten wiedererhalten, davon befreit wissen. Seien manche doch durch die Altschuldenübernahme bisher schon genügend belastet.

Peter Hankwitz hat den Entwurf des Entschädigungsgesetzes schon auf dem Schreibtisch liegen. Schließlich will er frühzeitig wissen, was Finanzminister Waigel von ihm noch zu kassieren gedenkt. Der Lastenausgleich, den die Familie nach dem Krieg vom Staat für die verlorengegangenen und nun teils wiedergewonnenen Latifundien im Osten erhielt, wird wohl verrechnet. Ihn in voller Höhe zurückzufordern, meint Hankwitz, sei aber nicht gerechtfertigt, zumindest nicht für die Fabrik: "Schließlich gibt es die praktisch nicht mehr, da stehen heute nur noch die Grundmauern." Die Maschinen hatten die Sowjets als Kriegsbeute abtransportiert. THOMAS WÜPPER

Asher Reich Der Nazismus ist nicht tot - er schläft nur

Auf dem Planeten Erde wächst ein Menschentier - sein Name ist: die schweigende Mehrheit. Seine erworbenen Eigenschaften machen klar, daß es so nicht von Gott geschaffen wurde. Im allgemeinen ist es ein Haustier, ruhig und in seiner Bescheidenheit sympathisch - so lange ihm seine Nahrung sicher ist. Es frißt alles, was man ihm hinwirft - so lange es nicht in einem Einwanderungsland lebt. Dann entwickelt es starke Instinkte, den Fremden zu hassen - die Fremdheit verängstigt es. Je müder und schwächer es wird, desto mehr glaubt es, sein Territorium sei in Gefahr und seine Nahrung in Zukunft nicht mehr sicher. Der Intellektuelle erregt nur seinen Spott. Es verabscheut das Individuum. Ihm gegenüber fühlt es Überlegenheit, nicht Angst; mit ihm arrangiert es sich im Laufe der Zeit - nur nicht mit dem Fremden, dem Bedrohlichen. Im allgemeinen ist es konservativ und traditionell, geht in die Kirche, opfert der Gemeinde sogar von seiner Zeit und seinem Geld. Es will "dazugehören", aber es ist nahezu unberechenbar.

Dieses Tier leidet meistens an einer bösartigen Krankheit, genannt Denkfaulheit. Aber es hat eine feste Ansicht zu fast jeder Situation, die entsteht. "Wenn man mir die Brücke vor die Füße legt, dann stehe ich auf und gehe hinüber!" sagt die schweigende Mehrheit, die auf ihrem Hintern sitzt, die Füße mit Schnüren an ihren kleinen Besitz gefesselt. Das Tier erscheint harmlos und sogar liebenswert, wenn es ruhig daliegt und sich wie der Vogel Strauß verhält.

In Deutschland ist dieses Menschentier furchterregender als jede gewalttätige Gruppe von Skinheads. Hier kommt noch eine Eigenschaft hinzu: Seine Haut paßt sich - wie bei einem Chamäleon - den Farben seiner örtlichen Umgebung an. In tiefem Schlaf intoniert sein Unterbewußtsein die alten Lieder. In seinem Sack stecken zwei Weltanschauungen, eine für die ruhigen und eine für die bewegten Zeiten. Die kleinste Unruhe durch eine Veränderung in seiner Umgebung stört sofort sein hormonelles Gleichgewicht und läßt in ihm den Trieb nach der großen Veränderung erwachen.

In dunkler Zeit schlägt es ins Böse um. Sein Erwachen kann sehr plötzlich und gefährlich sein. Wenn es sich von seinem Lager erhebt, verwandelt es sich in ein zweibeiniges Nashorn. Der Vernashornungsprozeß ist nahezu unkontrollierbar. Und das Absurdeste ist: Es stellt den Schlüssel für alles dar, was die Zukunft für dieses Land bereithält.

Dieses Menschentier leidet unter einer Verkrüppelung der Erinnerung und Schwindelanfällen der Berauschung, bereit, alles Entsetzliche in der Welt aufzunehmen, man muß es nur in Ruhe sein gekühltes Bier trinken lassen. Es hat ein tiefes seelisches Bedürfnis, sich auf eine Autorität zu verlassen, die es verteidigt. In der Regel sehnt es sich danach, unter die starke Hand des nationalen Vormunds zu eilen. In der Tat, es ist bereit, sein Haupt vor jedem Ismus zu beugen, wenn er nur Kraft und Sicherheit für die Zukunft verspricht. Dafür ist es soger bereit, ein Requiem auf die Demokratie zu singen. Es drängt sich danach, für die neue Macht auf seine eigene Freiheit zu verzichten. Jede reißerische Ideologie klingt wie eine feine Musik in seinen Ohren. Ohne sich dessen bewußt zu sein, gehört es zu einer verstreuten Herde in der Gesellschaft, die sich sofort unter dem Einfluß eines jeden Hundegebells sammelt: "Deutschland, Deutschland, unter allen! . . ." Tatsächlich: Hat es nicht noch nie so viele Angehörige fremder Völker gesehen wie jetzt in seinem Land? Das Tier fühlt sich bedroht.

Die schweigende Mehrheit in Deutschland ist viel leichter manövrierbar als die schweigende Mehrheit eines anderen Volkes. Dies beweist die Vergangenheit. Seit der Einigung wurde die Position der schweigenden Mehrheit wesentlich stärker. In Deutschland wirkt die destruktive Kraft dieses Menschtieres, das die schweigende Mehrheit genannt wird, besonders stark, vergleichbar jenen Bakterien, die den Zerfall des geschwächten Körpers beschleunigen. Der politische Umsturz fährt ihm wie ein greller Blitz in die Pupillen, der die klare Sehkraft verletzt.

Natürlich bin ich mir der Tatsache bewußt, daß eine Welle von Fremdenhaß ganz Europa überrollt. Aber alle warten darauf, daß Deutschland aufgrund seiner Geschichte mit Entschiedenheit reagiert und ein Beispiel und seinen Nachbarn ein Vorbild gibt. . . .

Als Schriftsteller bin ich sensibel gegenüber Worten und bemühe mich - soweit es mir meine Begabung erlaubt - um genaue Definitionen. Die Bezeichnung "Rechtsradikale", mit der alle Nazi- Organisationen belegt werden, bringt mich auf. Ich weigere mich, sie nicht bei ihrem direkten Namen "Nazi" zu nennen, ohne Ausflüchte. Die deutschen Medien leisten der Wahrheit einen schlechten Dienst, wenn sie sie mit einem indirekten und gemäßigten Ausdruck etikettieren. Und es ist ein Mißbrauch von Information sowie eine untergründige Legitimierung der Nazis, wenn sie Vertreter dieser Parteien und Organisationen in ihre diversen Sendungen einladen. . . .

Diese Zeit in Deutschland hat entschieden etwas Dämonisches, das sich nur vor dem Hintergrund der Versäumnisse in der entfernteren und näheren Vergangenheit wirklich verstehen läßt. Mehr denn je fühle ich, daß der Nazismus nicht tot ist. Er kroch aus unterirdischen Kanälen hervor und verbirgt sein Gesicht hinter einer Maske, bis die richtige Gelegenheit kommt. Diejenigen, die immer noch mit anmaßender Hartnäckigkeit an der Meinung festhalten, daß es sich nicht um eine Welle von Nazismus handelt, die Deutschland überflutet, sondern lediglich um dummen Pöbel, laufen Gefahr, eines Morgens aufzuwachen und alle ihre Zeitgenossen als Glatzköpfe wiederzufinden.

Ein so schicksalhaftes Thema muß man mit doppelter Aufmerksamkeit behandeln. Ein Volk, das sich in der Vergangenheit so sehr seinen Magen verdorben hat wie das deutsche, das mit seinem Erbrochenen Deutschland besudelte und beinahe den ganzen Kontinent, ist verpflichtet, sich sofort beim ersten Magendrücken zu immunisieren. Vorsicht, Freunde! Die heftigen Krämpfe des deutschen Magens waren im vergangenen Jahr gut zu hören.

Es begann auf der Straße. Es begann immer auf der Straße. Das Weimar der zwanziger wie das Bonn der neunziger Jahre. Die Katastrophe entstand in Treffs und Kneipen, und von dort ergoß sie sich auf die Straßen, schäumend wie ein Glas Bier, und der Schaum überschwemmte das Land, verhüllte sogar das Licht der Sonne. Der böse Geist von heute gleicht bereits dem Geist von damals. Man stelle sich vor: 1992 haben die Nazis mehr Menschen umgebracht als zu Anfang der dreißiger Jahre.

Es liegt mir fern, historische Vergleiche zu übertreiben, aber es ist unmöglich, die Ähnlichkeit zu leugnen. Die deutsche Gegenwart erhält eine vergilbte Postkarte aus der Vergangenheit. Alles ist dem Anschein nach ähnlich: verzweifelnde Arbeitslosigkeit, tiefe Frustration, erschütterte Wirtschaft, zaudernde Regierung, nachgiebige Polizei und schweigende Mehrheit. Aha, wieder dieses "liebenswerte" Tier, dessen Schlaf man besser nicht stört.

Aber das Nazi-Scheusal hält sich noch wie ein Eisberg weitgehend unter der Oberfläche verborgen. Trotzdem lenkt es erfolgreich die Instinkte einer jungen und einfältigen Herde auf das rote Tuch in Gestalt des Fremden auf der Straße, und der Andersseiende ist schuld an allen eingebildeten und nicht eingebildeten Übeln. So gelingt es einer Randgruppe, verbittert und hirnerweicht, gelenkt von einer nazistischen Fernsteuerung, seit Jahren gut geölt, das Thema der Fremden und das Problem der Asylgewährung mit Gewalt auf die nationale Tagesordnung zu setzen. Die Angriffe auf die Asylbewerber haben im Bonner Gesicht keinen Muskel zucken lassen. Im Gegenteil: Das Thema ermöglichte bestimmten Leuten, die wirtschaftlichen Probleme zu verschleiern.

Jetzt, da man die Entwicklung in den letzten 45 Jahren im Lichte der bitteren Tatsachen aus der ferneren und der nahen Vergangenheit sieht, läßt sich mehr denn je eine beschämende Wahrheit feststellen: Der Nazismus ist nicht im Jahre 1945 mit dem Kriegsende gestorben, er wurde nur betäubt und fiel in einen Tiefschlaf.

Ja, und nochmals ja! Der Nazismus hauchte sein Leben auch nicht nach 1949 aus, als die Alliierten anfingen, der Bundesrepublik Souveränität zu gewähren, und unter ihrer Vormundschaft demokratische Regierungsstrukturen in Deutschland geschaffen wurden. Es war das zweite Mal in der Geschichte dieses Landes, daß die Demokratie nicht von innen heraus als nationale und gesellschaftliche Notwendigkeit geschaffen, sondern von außen eingepflanzt wurde, als Gebot der Stunde, nach der Kriegsniederlage. Es war dies eine orthopädische Demokratie, die zu einer deutschen Neu-Demokratie heranreifen sollte, stark und durch die Erfahrungen der Vergangenheit weiser.

Die notwendigen Lehren aus dem Fall der ersten Demokratie von Weimar, die man nicht mit Kraft zu verteidigen gewußt hatte, wurden nicht gezogen. Der betäubte Nazismus wurde beatmet und am Leben erhalten, hier und da, in kleinen Dosen, in aller Stille und Sicherheit durch verschiedene Kräfte: offiziell und halboffiziell, von Leuten der Regierung, Funktionären des Establishments und von Kapitalisten - aus Sympathie oder aus Gleichgültigkeit.

Ein hervorstechendes Beispiel dafür ist, daß keine massive und systematische Anstrengung unternommen wurde, um alle Nazi-Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen, um die deutsche Gesellschaft vom Nazi-Krebs zu befreien. Es wurden zwar Gesetze gemacht und niedergeschrieben, aber sie standen nur auf dem Papier, das alles geduldig erträgt. Viele Reden wurden gehalten und verloren sich im Wind, ihre Umsetzung in Taten war schändlich ob ihrer Schwäche und nahezu effektlos. Die Justiz nahm die Sache leicht, ihre Urteile waren eine Schande. In gewissem Sinn herrschte eine Art stumme Übereinkunft, absichtlich zu übersehen, soweit wie möglich zu glätten, die schrecklichste Vergangenheit zu glätten, das kollektive Gedächtnis zu erstikken, die donnernden Echos der Vergangenheit vor der jungen und neuen Generation verstummen zu lassen. Derart wurde der Boden sogar soweit bereitet, daß es den Nazis möglich wurde, das Ausmaß der Schoah 50 Jahre später abzuleugnen . . .

Die deutsche Leichtfertigkeit gegenüber allem, was mit dem Nazismus zusammenhängt, der sich mit den Jahren wie ein Abfallhaufen im Hinterhof des anderen Deutschland angehäuft hat, barg bereits den Kern der wachsenden Gefahr in sich. Man muß anmerken, daß nicht nur Bonn von der Krankheit der Gleichgültigkeit erfaßt war. Auch die Grüne Bewegung roch den Gestank nicht, der zunehmend die Luft verpestete. Kein offizieller Mensch kümmerte sich um eine grundlegende Beseitigung des nazistischen Abfalls aus der Gesellschaft.

Ich frage mich, ob die Regierung, wie in der Vergangenheit, in dieser kritischen Stunde erneut ihren Geruchsinn verliert? Oder will sie, wie in der Vergangenheit, wieder nichts riechen?

Denn sogar jetzt, zur Jahreswende 1992/93, wo der Gestank durch alle Teile Deutschlands weht, im Osten wie im Westen, dürfen wir aus dem Munde von Regierungsvertretern immer noch anachronistische Sätze wie "Das ist eine Schande für Deutschland" anhören. Diesen Satz wiederholte der Kanzler wütend und mit zitternder Stimme, während seine Hände durchaus nicht zitterten, als er in Bitburg den Blumenkranz vor den SS-Gräbern niederlegte.

"Die Unruhen führen zu einem Rückgang ausländischer Investitionen", beklagt sich dieser oder jener Minister kummervoll. Das Bild des anderen Deutschland wurde vor den so besorgt blickenden Augen der zynischen Politiker zerfetzt. Zuallererst muß man im eigenen Haus gründlich saubermachen. Beruhigende Reden verpflichten zu nichts. Weiter "Business as usual" in einer solchen Zeit treiben zu können, kann nur eine Vision von Blinden sein, die an Gleichgültigkeit gegenüber einer viel größeren Gefahr leiden. Die Unruhen von 1992 - wenn das Wort Unruhe hier am Platz ist - befreiten den Nazigeist aus der Flasche, und er wird größer und größer vor den Augen derer, die ihn schlechterdings nicht sehen wollen.

Hätte die Regierung, deren schnellstes Werk bisher die deutsche Einigung war, eine ähnliche Schnelligkeit an den Tag gelegt, als es um die unverzügliche Niederschlagung der nazistischen Ausschreitungen ging, hätte sie sich ohne Zweifel viel Ärger erspart. Jetzt plötzlich spürt sie einen unbestimmbaren Gestank - zieht ein Taschentuch aus der Tasche und verschließt die Nase vor dem schlechten Geruch. Und wenn das nicht hilft, wird als Luftverbesserer eine Änderung des Asylrechts in der Hoffnung präsentiert, daß sich die stinkende Wolke über dem Himmel Deutschlands rasch auflöst. Die Regierung zeigte sich in ihrer ganzen Blöße. Denn das Nazi-Scheusal kam nicht durch das Asylrecht plötzlich in die Welt. Es entstand nicht erst mit der Einigung, und es wird nicht sterben, solange es in Deutschland noch Fremdenhaß gibt und solange die Regierung mit verschränkten Armen auf ihrem Hintern sitzt.

Wenn ich Zorn verspüre - so wegen der Untätigkeit der zentralen und lokalen Regierungen.

Wenn ich ernste Sorge verspüre - so wegen der schweigenden Mehrheit, die ein Gefahrenpotential in sich birgt, das die Saat des Bösen aufgehen lassen kann.

Wenn ich Hoffnung und Ermutigung fühle - so wegen der Millionen Deutschen, die bereit sind, zur Verteidigung des neuen Deutschlands zu kämpfen, dessen Entstehung so viele Millionen Menschenopfer gekostet hat: Juden, Deutsche, Russen, Amerikaner und viele andere. Diese Deutschen müssen alle Menschen auf der Welt unterstützen.

Diejenigen, die jetzt schweigen und sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen, dienen indirekt dem Nazismus. Diejenigen, die danach rufen, Deutschland zu boykottieren, dienen dem Nazismus direkt.

Zorn, Sorge und Hoffnung - nicht aber Angst und Verzweiflung, denn es gibt noch immer ein anderes Deutschland. . . .

BAT Cigaretten machen viel Dampf im Ausland

has FRANKFURT A. M. Dem kräftig unter Dampf stehenden Auslandsgeschäft verdanken die BAT Cigarettenfabriken ihr Wachstum im vergangenen Jahr. Nach Angaben des drittgrößten deutschen Glimmstengel-Produzenten kletterte der Gesamtabsatz des Unternehmens (HB, Lucky Strike, Prince Denmark) um etwas mehr als vier Prozent auf rund 44,7 Milliarden Stück. Jenseits der Grenzen konnten davon 18,9 Milliarden losgeschlagen werden, womit eine Steigerung um stark 27 Prozent heraussprang. Auf dem schrumpfenden deutschen Markt für Fabrikzigaretten - dieser ging 1991 um knapp neun Prozent auf 133,2 Milliarden zurück - brachte BAT noch 25,8 Milliarden Zigaretten an Männer und Frauen, womit dieses Geschäft um rund acht Prozent niedriger ausfiel.

Der Rückgang ging vor allem auf das Konto der alten Bundesländer, merkt BAT an. Er sei "auf eine Vielzahl unterschiedlicher Entwicklungen zurückzuführen". Explizit genannt werden das "enorme Wachstum" bei Steckzigaretten, die ihr Marktvolumen auf 9,3 Milliarden Stück verdreifachen konnten, sowie die stark gestiegenen privaten Einkäufe in benachbarten west- und osteuropäischen Ländern. Ferner hätten sich die durch Steuererhöhungen ausgelösten Preisaufschläge "negativ ausgewirkt".

Der Umsatz der BAT Cigarettenfabriken legte 1992 um zwei Prozent auf 5,2 Milliarden Mark zu.

Freitag, 15. Januar

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; Bockenheimer Depot: 18 Uhr, "Festung"; 22.30 Uhr, "Katarakt". Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Talfahrt".Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Ist Ihnen auch so komisch?".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44 oder 62 55 30: 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Heiße Herzen".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Mathias Beltz - "Füße im Feuer".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 "Lover Man".

Kommunales Kinder & Jugendtheater, Volksbildungsheim, Eschenheimer Tor, Tel. 44 72 30: 10.30 & 15 Uhr, "Ikarus".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 20 Uhr, Theater Grüne Soße - "Fräulein Julie".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Robert Kreis.

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/ Foyer: 10 & 14 Uhr, Die Augsburger Puppenkiste - "Der Prinz von Pumpelonien". TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Aysche und Richard".

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Preddy Show Company.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik Oper, Am Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Carmen".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Grosser Saal: 20 Uhr, Lutz Görner/Laura Young - "Erotische Lyrik"; Hindemith Saal: 20 Uhr, Georg Schramm - Kabarett. Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Sex Mind - Reggae Night.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a, Tel. 28 85 37: 22 Uhr, Swingin'Latin-Funky Disco.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, New Deal.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Zabriskie Point - Jazz-Rock; Theatersaal II.OG: 20.30 Uhr, Böse Damen - "Chansonrevue 'Großstadtrausch'".

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Secret Life.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Hot Stuff.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Mallet.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20 Uhr, Ali's Swingtett.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Pantaleón y Susi Alca.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jerom Hindnom Quartett.

Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Hyde Quartett - Jazz.

Justiniuskirche, Höchst: 19.30 Uhr, Florilegium Musicum.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Samstag / Sonntag,

16. /17. Januar

Theater

Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antiphon"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, Uhr, "Alice von Alexander Brill"; So., 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; Bokkenheimer Depot: Sa., 14.30 Uhr, "Festung"; Sa./So., 19.30 Uhr, "Katarakt"; Nachtfoyer: So., 22.30 Uhr, "Verlorene Zeit".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa., 20 Uhr, "Talfahrt" (letzte Vorstellung).

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial; So., 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?".

Goethe Theater, Leiziger Str. 36, Tel. 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Heiße Herzen".

Kellertheater, Mainstr. 2: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "The Boy Friend".

Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Sa./So., 20 Uhr, Mathias Beltz - "Füße im Feuer".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa./So., 20 Uhr, "Lover Man".

Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Volksbildungsheim, Eschenheimer Tor, Tel. 59 83 43: Sa./So., 10.30 & 15 Uhr, "Ikarus".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Robert Kreis; So., 16 & 20 Uhr, Variete am Sonntag.

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 20 Uhr, Theater Grüne Sosse - "Fräulein Julie".

Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 15 Uhr, Struwwelpeter-Revue.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Preddy Show Company; Artrium: So., 11 Uhr, Musik-Brunch & Kids Comedy Brunch.

Freies Schauspiel Ensemble: Sa., 19 Uhr, "Nachtwache"; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Weihnachtsrevue. Musik

Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, "Artifact"; So., 19.30 Uhr, "Carmen".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Grosser Saal: Sa., 20 Uhr, Orchestre National de France; So., 11 Uhr, Opernhaus- & Museumsorchester (10.15 Uhr, Einführungsvortrag im Hindemith Saal); So., 20 Uhr, Academy of St. Martin-in-the- Fields; Mozart Saal: Sa., 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie mit Tzimon Barto; Hindemith Saal: Sa., 20 Uhr, Wolfgang Netzer und BavaRio; 20 Uhr, Forum Musikhochschule - Heike Ziecke.

Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Eggmen Five.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Emil Mangelsdorff Interaction Quartett; So., 21 Uhr, Wolfgang Muthspiel Sextett.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, The Dice.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Oi Brasil & Disco Brasileira; Theatersaal II. OG:Sa./So., 20.30 Uhr, Böse Damen - "Chansonrevue 'Großstadtrausch'"; So., 15.30 Uhr, Fridolins Puppentheater.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Secret Life; So., 21 Uhr, Tom Wilson.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Hot Stuff; So., 15 Uhr, Papa's Finest Boogie Band; 20.30 Uhr, Biber Hermann.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Mallet; So., 15 Uhr, Steps; 21 Uhr, Blubber Blue Band.

Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Blue Brothers.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Roberto & Band; So., 20 Uhr, Musiker Treff.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Flamenco Show; So., 17 Uhr, Tanz mit "Ritmo Flamenco".

Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, High Fly Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Brutal Truth/Fear Factory.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Versus X; So., 20 Uhr, ThrongoMob & Gay Vampires.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulakner und die Chicago Blues Busters.

Haus Gallus, Frankenallee 111: So., 15.30 Uhr, Herchenröder Quartett.

Haus Nidda, Harheimer Weg 24: Sa., 20 Uhr, Ball der Bonameser Vereine.

Kurden-Lager bombardiert

ANKARA, 14. Januar (Reuter/öhl). Türkische Kampfflugzeuge haben nach einer Meldung der halbamtlichen Nachrichtenagentur Anatolien am Donnerstag ein Lager der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Osten des Landes bombardiert. Dabei seien mindestens 35 kurdische Freischärler ums Leben gekommen. In dem Lager in der Provinz Bingol hielten sich der Meldung zufolge zum Zeitpunkt des Angriffs rund 300 Rebellen auf. Bei türkischen Einheiten hieß es, die Freischärler seien mutmaßlich aus Nordirak in die Türkei eingedrungen.

In den beiden vorangegangenen Tagen waren in der Südosttürkei sechzehn Menschen getötet worden. Nach Darstellung der Behörden wurde ein Teil Opfer von Überfällen der PKK. In der Stadt Diyarbakir wurden zwei Lehrer auf offener Straße erschossen. Die Täter entkamen unerkannt. Wie bei mehr als einhundert Ermordeten 1992 - vorwiegend kurdischen Lokalpolitikern und pro-kurdischen Journalisten - werden die Mörder bei der sogenannten "Konter-Guerilla" vermutet. Das sind Todesschwadronen, die enge Verbindungen zum Staatsapparat haben sollen.

Ulrich Achermann, Santiago de Chile

14.1.93 Tel./Fax: (00562) 699 04 73

für die Aussen- oder Innenpolitik

Planung Ankunft Honecker in Santiago -------------------------------------

Liebe Kollegen, mit Stuttgart habe ich zum Thema Ankunft Honecker folgendes eingefädelt.

Sie erhalten im Laufe der nächsten Stunde (bis spätestens 14 Uhr MEZ) 60 Zeilen zu je 60 Anschlägen zu dem, was sich in Chile kurz vor Ankunft Honeckers tut (Kommentare zur Aufnahme, Einschätzung von Margot Honecker etc.)

Die Ankunft Honeckers, vorgesehen für 18 Uhr MEZ, werde ich in gleicher Länge nachrichtlich zusammenfassen, wenn machbar mit einigen

Stimmungselementen.

Dieser Stoff wird

ihnen

bis spätestens 20.30 MEZ vorliegen. Man soll sich in Lateinamerika allerdings nie auf Pünktlichkeit verlassen. Wenn es, wie ich vermute,

zu

Verspätungen

kommt,

werde

ich

ein

StÜck improvisieren. Sie können als auf jeden Fall mit einem aktuellen Stück rechnen.

Herzlichen Gruss Ulrich Achermann

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Honoré Daumier - Zeichnungen (bis 17. 1.93).

Städelschule Frankfurt, Dürerstr. 10, Tel. 60 50 08 - 0: Mo. bis Sa., 6 bis 21 Uhr, So. geschlossen; Ausstellung der Klasse Jochims (bis 6. 2.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Martin Honert - "Installation - Brachland: Feuer-Star-Bahnhäuschen" (bis 16. 5. 93); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Manfred Stumpf - "Die Attrappe" (bis 26. 5.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 31. 1.); Kindermuseum: Lieblingsstücke aus Kinderhand (bis Ende 92); Malwettbewerb "Komm wir reißen Zäune ein" (bis 24. 1.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Sonderausstellung "Hell & Spar. Gestaltung von Energiesparleuchten" (bis 14. 2.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Sonderausstellung "The Gate of the Present - 25 zeitgenössische Torentwürfe aus Lego Bausteinen" (bis 14. 2.); Sonderausstellung II "Peter Eisenman "Entwurfkonzept: Folding in Time - Wohn- & Gewerbepark am Rebstockgelände" (bis 31. 1).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonder- ausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zen- tralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6.94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 2.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Franziska Lenz-Gerharz - Plastiken (bis 31. 1.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung. Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr, Gabriele Münter 1877-1962 (bis 14. 2.); Edward Hopper 1882-1967 - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen & Graphiken (bis 14. 2.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Accrochage - Gyjho Frank, Gabriele Hünninger, Inge Jastram, Elke Ulrich (bis 16. 1.).

Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Helmut Dorner (bis 16. 1.).

Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Pablo Picasso (bis 16. 1.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Vincenzo Satta - "Arbeiten auf Leinwand & Papier" (bis 16. 1.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tell. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Michael Croissant - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 16. 1.).

Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Nina Hoffmann - "Die Befragung der Fische" (bis 16. 1.).

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 42 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr & 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Christian Schmidt - Neue Bilder (bis 16. 1.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Glasobjekte & Installationen von Absolventern der Prager Akademie (bis 16. 1.).

Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Klasse Schoenholtz - Studenten der Akademie der Künste Berlin (16. 1.).

Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Henri Vandermoere - Malerei (bis 22. 1.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Die 20er und 30er Jahre - Arbeiten auf Papier" (bis 30. 1.).

Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa, 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Häuser - Daten - T-Shirts" (bis 30. 1.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Zdenek Sykora (bis 31. 1.).

Büchergilde Gutenberg, Ladengalerie, BFG-Haus, Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30 Uhr, Sa., 9.30 bis 14 Uhr, Christa Biederbick - Kleinskulpturen (bis 31. 1.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Harald Gallasch - Neue Arbeiten (bis 31. 1.); Ausstellungshalle Nordenstr. 23: nach Vereinb., Lisa Brice, Michael Hattingh, Kwun Sun-Cheol & Valeriano.

Galerie ak Hans Sworowski, Gartenstr. 47, Tel. 62 21 04: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Erdogan Bulut, Young Hyang Lee, Albrecht Wild, Sabine Zimmermann (bis 6. 2.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr (Galerieferien vom 24.12. bis 10.1.92); Bernd Zimmer - Arbeiten von 1990 bis 1992 (bis 10. 2.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Klaus Schneider - "Farbwort - Wortfarbe" (bis 14. 2.).

Graphisches Kabinet im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).

Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).

Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).

Galerie Raphael, Grünebergweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).

Grundschule Wirtheim wird neu verputzt

BIEBERGEMÜND. Die Bauarbeiten an Schulen im Main-Kinzig-Kreis gehen weiter. Der Kreisausschuß hat in seiner jüngsten Sitzung 227 000 Mark für Putz- und Malerarbeiten an der Grundschule Biebergemünd-Wirtheim vergeben. Weitere 40 000 Mark wurden für den Estrich bewilligt.

Der Kreis steuert zudem 122 000 Mark für die Erweiterung des Grimmelshausen-Gymnasiums in Gelnhausen bei. Alle Aufträge wurden übrigens an Firmen aus dem Main-Kinzig-Kreis vergeben. hok

Nicht mehr, aber auch nicht weniger Süchtige Drogenszene im Main-Taunus-Kreis unverändert / 35 Leute werden mit Methadon versorgt

HOFHEIM. In Frankfurt ist die Zahl der Rauschgiftsüchtigen, die sich in der City der Bankenstadt aufhalten, um etwa die Hälfte zurückgegangen. Doch in Hofheim, wie auch insgesamt im Main-Taunus-Kreis, hat sich keine Veränderung ergeben. "Wir haben keine neuen Erkenntnisse", lautet die Auskunft von Kriposprecher Wolfgang Strauß im Gegensatz zum positiven Fazit der Frankfurter Kollegen. Auch von einem Rückgang der Beschaffungskriminalität, den die Auflösung der offenen Drogenszene in der Taunusanlage mit sich gebracht hat, könne keine Rede sein. "Es gibt keine Trendwende bei Auto- und Wohnungseinbrüchen", sagte Strauß der FR.

Der Beamte glaubt vielmehr, daß Auswärtige von weit her nun davon abgehalten werden, in die Metropole zu fahren. Dealer versorgten sich aber nach wie vor in Frankfurt und gäben ihren Stoff im Main-Taunus-Kreis weiter. Eine richtige Szene gebe es in der Hofheimer Adolf- Mohr-Anlage zur Zeit jedoch nicht. "Das ist auch witterungsbedingt."

Auch Karl-Erhard Spengler vom "Sonderkommando West" hat keine Veränderungen registriert. "Ich hatte erst gedacht, daß Probleme auf uns zukommen", sagt er, "aber sie blieben aus." Und selbst wenn es so wäre: "Frankfurt ist nicht schuld daran, wenn andere Städte nun Schwierigkeiten haben, weil deren Konsumenten abgeschreckt wurden", glaubt der Polizeibeamte.

Weil man auch bei der Drogenberatungsstelle zunächst konkrete Auswirkungen auf den Main-Taunus-Kreis und Hofheim befürchtet hatte, "haben wir im Sommer die Leute direkt angesprochen", berichtet Hans Böhl. Der Leiter der Einrichtung ist davon überzeugt, daß nach anfänglichen Beschwerden der Klientel sich alle damit arrangiert haben. "Die Süchtigen fahren immer noch nach Frankfurt, nur die Verweildauer ist kürzer geworden." Weil das Methadonprogramm im Mai 1992 gestartet worden sei, habe man sich ohnehin gut auf Verschiebungen in der Szene vorbereitet.

Bis Dezember waren rund 50 Menschen in der Substitution mit Methadon. Zehn hätten sich entschlossen, eine Therapie und völlige Abstinenz anzustreben; fünf hingegen seien ausgestiegen, so Böhl. Die restlichen 35 werden weiter von sechs Ärzten mit dem Ersatzstoff versorgt. "Als man mich vor einem Jahr gefragt hat, wie viele wohl mitmachen würden, habe ich zehn geschätzt", gesteht der Berater. Dementsprechend groß sind die Schwierigkeiten, Wohnungen für die Substituenten zu finden. "Immerhin", tröstet sich Böhle, "haben wir seit Jahresbeginn eine zusätzliche Sozialpädagogin." set

Gemeinden wollen "ausbrechen" Aufruf: Hobbykünstler sollen biblische Themen aufgreifen

LANGEN. "Bei unseren Veranstaltungen sind immer die Dazugehörigen da. Andere kommen trotz Werbung nicht, weil sie meinen, Kirche könne nicht interessant sein." So die Erfahrung von Pfarrer Dieter Borck - doch dabei soll es nicht bleiben. Die evangelische Stadtkirchengemeinde und die katholische Pfarrgemeinde Liebfrauen wollen mehr Öffentlichkeit und dafür die nächste Kreiskulturwoche in Langen nutzen.

Ihre Idee: Hobbykünstler stellen Werke zur Bibel aus. Auch Profikünstler wollen die Gemeinden für eine eigene Ausstellung ansprechen. Damit nicht genug: In den Schulen werben sie dafür, daß Jugendliche im Kunstunterricht religiöse Themen aufgreifen.

"Unsere Käseglocke wird immer kleiner", meint der evangelische Theologe Borck über die Situation der Kirchen. Längst nicht alle Generationen fühlten sich angesprochen. Zwischen den jungen Familien, die ihre Kinder taufen lassen, und den Alten klafft nach seinen Beobachtungen eine Lücke.

Hinzu kommt laut Borck, daß andere Institutionen und Gruppen den Kirchen erfolgreich Konkurrenz machen: "Ans Innere zu kommen und auf Höheres zu schauen - das können auch andere." Manchmal sogar besser, meint er selbstkritisch, als die schwerfällige Maschinerie der großen Kirchen.

In der Kreiskulturwoche sieht der Pfarrer eine Chance, aus dieser Situation "auszubrechen". Das soll dadurch geschehen, daß sich Künstler von der Bibel anregen lassen und ihre bildhaften Geschichten ins Werk setzen. Borck erhofft sich davon "unkonventionelle Antworten auf religiöse Fragen". Diese paßten möglicherweise nicht in kirchliche Lehrgebäude, doch das sei erwünscht: "Sie machen uns vielleicht ärgerlich, sind nicht lieb, sanft und heilig, sondern grob. Aber das würde unseren Horizont erweitern."

Für die Ausstellung der Hobbykünstler sind die Vorstellungen soweit gediehen, daß als Ausstellungsort das Dreieich- Krankenhaus vorgesehen ist. Hier würde sich nach Ansicht der Gemeinden das Thema "Heil und Heilung", ein Grundthema der Bibel, anbieten.

Nun hoffen die Gemeinden auf eine gute Resonanz. Hobbykünstler sollten ihre Arbeiten bis zum 2. April fertig haben. Ansprechpartner sind Pfarrer Dieter Borck, Südliche Ringstraße 273, Telefon 2 17 65, und der katholische Diakon Hans Peter Klees, Frankfurter Straße 36, Telefon 2 33 37. dac

Eine politische Lösung

Von Jochen Siemens

Im Sommer 1990 hätte Saddam Hussein mit seiner in den letzten Wochen an den Tag gelegten Salamitaktik womöglich noch Erfolg gehabt. Noch kurz vor dem irakischen Überfall auf Kuwait wurde in den Amtsstuben des Weißen Hauses und des State Departments in Washington darüber sinniert, wie weit man dem Dikatator womöglich entgegenkommen könnte, sollte er beispielsweise das umstrittene Rumailah-Ölfeld an der Grenze zwischen Irak und Kuwait besetzen. Doch damals ging Hussein aufs Ganze. Ermutigt auch durch widersprüchliche politische Signale aus Washington.

Diesmal, als er scheibchenweise an dem Waffenstillstandsabkommen knabberte, das sein Regime unterschreiben mußte, nachdem es den Krieg um Kuwait verloren hatte, gab es keine Zweideutigkeiten. Saddam Hussein war eindeutig gewarnt, seine Provokationen gegenüber den UN und den USA zu unterlassen. Hat er sich nun wieder einfach nur verkalkuliert? Ist dieser Mann einfach nicht in der Lage zu begreifen, daß er über ein nur eingeschränkt souveränes Land herrscht?

So mag es auf den ersten Blick erscheinen, und wer Husseins abgehobenes Schwadronieren nach den Angriffen vom Mittwoch abend hörte, mag sich in dieser Einschätzung noch bestärkt fühlen. Doch der Zeitpunkt, zu dem Hussein erneut den bewaffneten Arm hebt, macht deutlich, wie eiskalt der Mann kalkuliert.

Da ist zunächst einmal das nahe Ende von George Bushs Amtszeit. Dem "dreckigen Schurken", wie ihn die irakische Staatspresse bezeichnet, sollte wohl noch einmal vors Schienbein getreten werden in der völlig irrigen Annahme, wenige Tage vor dem Amtswechsel im Weißen Haus gebe es so etwas wie ein Machtvakuum. Zweitens wollte man in Bagdad sicher gleich von Anbeginn an wissen, woran man mit einem Präsidenten Bill Clinton ist. Hätte sich Clinton auch nur um Nuancen in seinen Einschätzungen von Bush unterschieden, hätte Saddam Hussein versucht, dies auszunutzen. Aber Fehlanzeige. Und nun ist es recht wahrscheinlich, daß er nach den kriegerischen Mißklängen seiner Provokationen versuchen wird, Clinton mit einlenkenden Schalmeienklängen zu umgarnen. Hoffentlich erneut Fehlanzeige.

Drittens erkannte Hussein Deckungslücken zwischen den USA und den Vereinten Nationen. Die Weltorganisation rutschte in den vergangenen zwei Jahren noch tiefer in das Dilemma zwischen übersteigerten Erwartungen gegenüber ihren Befriedungsmöglichkeiten und Mangel an Kompetenzen, Geld und Soldaten. Sie ist unter anderem auf dem Balkan, in Somalia und Kambodscha vollauf beschäftigt. Da schien es Hussein offensichtlich erneut einen Versuch wert, auszutesten, wie man mit den UN und ihren Inspektionsrechten umspringen kann. Darüber hinaus stehen die Flugverbotszonen südlich des 32. und nördlich des 36. Breitengrades auf schwächlich legitimierten Füßen. Sie wurden von den westlichen Kriegsalliierten verhängt, aber vom Weltsicherheitsrat nicht gegengezeichnet. Auch hier versprach sich der Diktator einen trennenden Keil vorantreiben zu können.

Viertens schließlich deutet vieles darauf hin, daß Husseins Klammergriff um die Macht in Irak rutscht. Die Lebensverhältnisse in Irak sind schwierig geworden. Die internationalen Sanktionen haben zu Versorgungsmängeln geführt, das Leben ist teuer. Mißlungene Putschversuche wurden bekannt, dem Militär fehlt es an Ausrüstung und Motivation. In dieser Situation ist es innenpolitisch opportun, wenn "die Verbrecher wiederkommen", wie Hussein nach den Angriffen vom Mittwoch mit Pathos ausrief. Ein äußerer Feind hat schon immer den inneren Zusammenhalt gefördert.

Insofern mögen die alliierten Angriffe auf die südirakischen Raketenstellungen kurzfristig kontraproduktiv wirken. Insgesamt aber sind sie eine klare und verhältnismäßige Antwort auf Saddam Husseins Manöver in rechtlichen und politischen Grauzonen. Aber wie soll es nun weitergehen?

Ganz offensichtlich muß Irak in die Weltgemeinschaft zurückgeführt werden. Das aber geht nur ohne Saddam Hussein. Eine US-Strafaktion gegen ihn wäre heute aber ebensowenig von UN- Resolutionen gedeckt wie während des Golfkrieges, und Washington tut gut daran, dieser Versuchung zu widerstehen. Nur die Iraker selbst können sich ihres Diktators entledigen. Die Weltgemeinschaft allerdings muß ihm weiter jeden Manövrierraum verbieten, darf ihm keine Chance geben, durch Geld oder Waffen seine schrumpfende Machtbasis zu verbreitern.

Dazu muß Präsident Clinton stehen, auch wenn er sich lieber wie angekündigt der US-Innenpolitik zuwenden würde. Was er allerdings anders tun kann als Bush, den der bittere Nachgeschmack eines unvollständigen Sieges am Golf plagt, ist eine Projektion guter wirtschaftlicher und politischer Beziehungen zu Irak in der Zeit nach Saddam. Mit dieser Doppelstrategie könnte die Politik wieder die Fortsetzung der Waffenanwendung werden.

Mit Auto gegen Pferd: Fahrer erlitt tödliche Verletzung

NIDDA / WETTERAUKREIS. Ein 45jähriger Autofahrer aus Hungen starb am Mittwoch auf der Landesstraße 3185 in der Nähe des Niddaer Ortsteils Ober- Lais. Ein herrenloses Pferd war auf die Straße gelaufen. Es wurde bei dem Unfall so schwer verletzt, daß es laut Polizeibericht von einem Polizisten erschossen werden mußte.

Der Mann aus Hungen fuhr gegen 17 Uhr von Glashütten kommend Richtung Nidda, als plötzlich aus dem Wald ein Perd auf die Fahrbahn lief. Es hatte zuvor seinen Reiter abgeworfen. Der 45jährige konnte nach Angaben der Büdinger Polizei nicht mehr ausweichen, fuhr das Pferd an und geriet auf die Gegenfahrbahn. Dort prallte sein Wagen mit einem Auto aus dem Wetteraukreis zusammen. Der Hungener erlag an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Die beiden Insassen des entgegenkommenden Wagens verletzten sich nur leicht. mk

Im Blickpunkt: Lega Nord

Umworben wie Miß Italia

Die Regionalpolitiker der "Lega Nord", mit dem Senator Umberto Bossi an der Spitze, wurden von den klassischen Parteien bis vor kurzem noch wie "Unberührbare" behandelt. Wegen der von ihnen propagierten Aufteilung des Landes in drei Teile galten sie als "Feinde Italiens". Inzwischen hat die "Lega" diesen anrüchigen Punkt aus ihrem Programm gestrichen und ist seitdem so heiß umworben wie Miß Italia. In der linksliberalen römischen "Repubblica" machte Bossi Mitte dieser Woche deutlich, auf welche Weise er die politische Struktur Italiens zu ändern wünscht: Aus den bisher 20 Regionen will er fünf oder sechs machen, die eine Basis bilden sollen für einen Bundesstaat mit stark erweiterten Länderkompetenzen. Auf diese Weise würde die "Lega" auch für die Bewohner des Südens wählbar - zumal die Mailänder Regionalisten seit einiger Zeit auf die gegen Sizilianer und Neapolitaner gerichteten rassistischen Töne verzichten. Bossis Föderation soll sowohl auf die milliardenschweren Staatsbetriebe verzichten als auch das Fernsehen vollständig privatisieren. US-amerikanischer Pragmatismus scheint bei diesen Ideen Pate gestanden zu haben.

Derweil kommt die augenblicklich regierende römische Viererkoalition aus Christdemokraten, Sozialisten, Sozialdemokraten und Liberalen nicht so recht voran. Trotz fest angezogener Steuerschraube wächst das Staatsdefizit ins Unermeßliche. Beim Versuch, das Wahlrecht zu reformieren, sind sich die Partner nicht einig. Die "Democrazia Cristiana" (DC) befürchtet, bei einem Mehrheitswahlsystem nach französischem Muster von wechselnden Bündnissen an die Wand gedrückt zu werden. Die kleineren Parteien sehen für den Fall einer Fünf- Prozent-Hürde nach Bonner Vorbild ihre Existenz gefährdet.

In dieser Situation führen die Erben der kommunistischen Partei, die demokratische Linke PDS, Verhandlungen mit "Bossi & Co" über die Möglichkeit, das zählebige, aber blutarm gewordene Regierungsbündnis zu Fall zu bringen und durch eine neue Koalition zu ersetzen. PDS-Chef Achille Occhetto kündigte schon einen Mißtrauensantrag gegen Ministerpräsident Giuliano Amato an, den die "Lega" unterstützen will. Ein "Kabinett der Techniker" soll dem Turiner Verfassungsrechtler nachfolgen und in kurzer Zeit die juristischen Bedingungen schaffen für neue Wahlen nach neuen Spielregeln. Zwar sind "Lega" und PDS zu schwach, um die Zügel an sich zu reißen. Doch auch die alte Bürgerpartei der Republikaner hat mit Bossi Freundschaft geschlossen, außerdem die Grünen und die Radikaldemokraten des immergrünen Marco Panella, der trotz schwacher Wahlergebnisse über ein gewisses Ansehen verfügt.

Auch in der sozialistischen Partei, der Partito Socialista Italiano, wächst die Gruppe derer, die das ausgelaugte Bündnis mit der "Democrazia" ad acta legen wollen. Deren Spitze muß allerdings, ehe es dazu kommen kann, von ihrem durch zahlreiche Bestechungsskandale diskriminierten Sekretär Bettino Craxi trennen. Solange das noch nicht gelungen ist, solange der Krieg zwischen dem einstigen Diktator Craxi und seinem Stellvertreter Claudio Martelli nicht beendet ist, finden die Sozialisten auf der römischen Bühne kein Gehör mehr.

Am schwierigsten ist es für die DC, überzeugend an der Erneuerungsdebatte teilzunehmen. Zwar hat sie mit dem Lombarden Mino Martinazzoli einen integeren Mann zum Parteichef gewählt, zu viele der Spitzenfunktionäre sind jedoch wegen Korruption und Vetternwirtschaft in den Sumpf geraten und deshalb bei den Wählern verhaßt. Die Bevölkerung ist neugierig auf den sich ankündigenden Wandel und nimmt lebhaften Anteil. In den Abendsendungen des italienischen Fernsehens fanden dieser Tage Beiträge des Mailänder Richters und Schmiergeldjägers Antonio Di Pietro sowie des DC-Sekretärs Martinazzoli die höchste Einschaltquote. Ein Erfolgsfilm des Hollywoodstars Arnold Schwarzenegger hingegen landete weit abgeschlagen unter "ferner liefen". HORST SCHLITTER (Rom)

Alte Bekannte bei der "Tennis-Gala" in Frankfurt 24-Stunden-Rennen Auch Leconte beim Gesellschaftsereignis aus Show und Sport

Wenn es abzuwägen galt zwischen Plaisir und Plackerei, hat sich Henri Leconte zeit seines nunmehr bald 30 Jahre währenden Lebens bei der Entscheidungsfindung noch selten sonderlich schwer getan. Als Franzose ist dem begnadeten Tennis-Talent das Savoir-vivre ohnehin noch nie fremd gewesen. Wenn sich beim Spaßhaben zudem noch gutes Geld verdienen läßt, wird die Lebensphilosophie des nach schweren Rückenoperationen geradezu sensationell im Vorjahr in die Weltspitze zurückgekehrten Tennis- Clowns Realität. Anstatt sich also womöglich beim mit 600 000 Dollar dotierten Hallenturnier von Rotterdam am 27. Februar im Halbfinale weiteren Rückenproblemen auszusetzen, gibt der Bonvivant an diesem Samstag nachmittag lieber dem Schalk in seinem Nacken einen Ehrenplatz. Denn Henri Leconte wird am 27. Februar in der Frankfurter Festhalle bei der "Tennis-Gala '93" Zeugnis seines Talents als Tennis-Entertainer ablegen.

Henri Leconte wird bei der Mischung aus Show und Sport auf buchstäblich alte Bekannte treffen. Schließlich hat Veranstalter Hans-Rainer Burkert für das Schau-Spiel in Jimmy Connors (40), Vitas Gerulaitis (38/beide USA), Ilie Nastase (46) und Yannick Noah (32/Frankreich) jene Tennisstars der vergangenen zwanzig Jahre verpflichtet, die ihren Sport bei allem Ehrgeiz und Professionalität stets auch mit dem Ziel des Lustgewinns ausübten - zur Freude, Begeisterung und Unterhaltung der Zuschauer. Das neuerliche Festhallen-Spektakel verspricht also ein Fest für die in jüngster Zeit zukurzgekommenen Tennis-Nostalgiker zu werden, deren Vorstellung von Weltklassetennis von Aufschlag-Kanonieren wie Goran Ivanisevic endgültig zerschlagen wurde. In zwei Einzeln und einem Doppel, für dessen Besetzung Burkert "noch ein Bonbon in der Hinterhand" hält, sollen die Stars vergangener Tage also das Rad der Tennis-Geschichte zurückdrehen.

In der Art der Veranstaltung gibt sich die "Tennis-Gala" freilich ganz futuristisch. Burkert, der 1978 den ersten "Frankfurt-Cup" organisierte, dreht an der Entwicklung, die Tennis-Turniere zu gesellschaftlichen Ereignissen werden ließen, konsequent weiter. Und so endet das 900 000-Mark-Spektakel "Tennis- Gala" eben nicht mit dem Matchball des Doppels, sondern er ist gleichsam der Startschuß für die nächste Etappe dieses gesellschaftlichen 24-Stunden-Rennens. Wer sich mit entsprechenden Karten versorgt hat, darf Zeuge davon werden, daß auch Teil zwei des Titel-Kompositums seine Berechtigung hat. Die Gala schließt sich nämlich tatsächlich dem Tennis an, treffen sich doch all jene, denen die Show in der Festhalle der Unterhaltung noch nicht genug war, abends in der Alten Oper. Dort wird dann nach Stargast Jennifer Rush auch Nachwuchs-Sänger Yannick Noah zum Mikrofon greifen.

Daß zu vorgerückter Stunde auch eine Tombola stattfinden wird, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, verhilft sie doch der kommerziellen Veranstaltung, die für eine Minderheit von maximal 600 Menschen erst nach einer Nacht in einer Luxusherberge und einem Jazzfrühschoppen - Gesamtpreis 850 Mark - endet, zu einem Wohltätigkeits-Feigenblatt. Denn der Reinerlös aus der Tombola kommt der Deutschen Herzstiftung zugute, deren Schirmherrin Barbara Genscher ist. Deren Ehemann, Bundesaußenminister a.D. Hans-Dietrich Genscher, hat die Schirmherrschaft für die "Tennis- Gala" übernommen. Der Vorverkauf - Karten gibt es ab 60 Mark (nur Festhalle) bis zu 650 für das Gesamtarrangement ohne Hotel - beginnt heute. rs

Kleine FR

Stadtkapelle hält Rückschau BAD VILBEL. Zur Jahreshauptversammlung sind die Mitglieder des Stadtkapelle-Musikvereins am Sonntag, 24. Januar, um 15 Uhr ins Vereinshaus an der Heinrich-Heine-Straße (Marktpavillon) eingeladen. Unter anderem soll auch ein Videofilm über Bad Vilbels französische Partnerstadt Moulins gezeigt werden. Jahrestreffen der Feuerwehr KARBEN. Am Freitag, 29. Januar, findet um 20 Uhr die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Okarben im örtlichen Feuerwehrgerätehaus statt. Hauptversammlung des BUND BAD VILBEL. Der Ortsverband des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) lädt seine Mitglieder zur Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 4. Februar, um 20 Uhr im Alten Rathaus (2. Stock) ein.

Sturmböen warfen einige Bäume um

WIESBADEN. Der Sturm fegte über Wiesbaden hinweg. "Wir haben nichts abbekommen", sagte gestern ein Sprecher der Polizei. Gewütet haben die Böen, die in der Nacht zu Donnerstag durchs Rhein-Main-Gebiet fegten, allerdings in den Vororten: 18 Bäume sind an Kreis-, Landes- und Bundesstraßen umgerissen worden. Autos und Häuser kamen nicht zu Schaden; auch Menschen wurden nicht verletzt. Wenig zu tun hatte auch die Feuerwehr. Sie mußte lediglich ausrücken, um ein paar angeknickte Äste abzuschneiden. Passiert ist das in der Sankt-Florian-Straße - dort, wo just die neue Wache gebaut wird. kkü

Wer hat das Auto von Elvira R. gesehen?

BAD HOMBURG. Die Polizei sucht weiterhin nach dem Auto der am 3. Januar in ihrer Gonzenheimer Wohnung ermordeten Elvira R.

Der mutmaßliche Täter war mit dem Wagen geflüchtet, bevor er sich der Polizei stellte. Seitdem ist das Auto, ein roter Opel Kadett C mit dem Kennzeichen HG - CS 699, verschwunden.

Hinweise erbitten die Kripo Bad Homburg, Telefon 0 61 72 / 120 - 0, und der Kriminaldauerdienst Frankfurt, 0 69 / 755 - 44 00. ill

Lehrer-Kündigung kein Witz

ari KASSEL, 15. Januar. Das wiederholte Erzählen von Juden-Witzen lag der Kündigung eines Gymnasiallehrers in Nordrhein-Westfalen zugrunde. Angeblich, so verteidigte sich der Lehrer, habe er die Witze, mit denen die Verbrennung von Juden ins Lächerliche gezogen wurde, erzählt, um Widerspruch und Kritik bei seinen Schülern zu erregen. Er argumentierte weiterhin mit der unterschiedlichen Sensibilität von Deutschen und Amerikanern. Der Englisch-Lehrer hat die Staatsbürgerschaft der USA.

Die Kündigung des angestellten Pädagogen wurde inzwischen vom Bundesarbeitsgericht (BAG) abgesegnet. Eine anderslautende Entscheidung der Vorinstanz wurde damit aufgehoben. Der Lehrer habe durch seine "geschmacklosen und indiskutablen" Witze in "nicht entschuldbarer Weise" seine Pflichten verletzt, urteilte das BAG.

Die Schüler des Englisch-Lehrers hatten mit Empörung und einer Protokollierung der Äußerungen des Lehrers reagiert, woraufhin die Kündigung des Pädagogen erfolgt war. Er vertrat die Ansicht, daß eine Abmahnung ausreichend gewesen wäre (Az.: 2 AZR 287/92).

Die eigentliche Brisanz streift die 92er Statistik des Kreistages nur am Rande Vorsitzender Lothar Klemm legt "Daten und Fakten" über die Sitzungsperiode des vergangenen Jahres vor / Abstimmungsturbulenzen

MAIN-KINZIG-KREIS. Auch der Main- Kinzig-Kreistag hat für das abgelaufene Jahr 1992 eine Statistik herausgegeben. Das bewältigte Arbeitspensum liest sich darin so: "Insgesamt wurden 170 Tagesordnungspunkte in 54 Stunden und zehn Minuten behandelt." Das seien 35 Punkte mehr als 1991. Mit insgesamt 26 Initiativen zeigt sich die CDU-Opposition dabei als antragsfreudigste Fraktion. Ihr folgen SPD und Grüne mit je 13 Anträgen. Die NPD meldete sich elfmal zu Wort.

Daß im vergangenen Jahr das rot-grüne Tischtuch zerschnitten worden ist, spiegelt sich auch im statistischen Zahlenmaterial wider. So brachten es die früheren Koalitionspartner gerade noch auf eine gemeinsam unterbreitete Anregung.

Bei der Vorlage der "Daten und Fakten 1992" hob Kreistagsvorsitzender Lothar Klemm (SPD) hervor: "Wir haben den Besuch der Schulklassen durchgehalten." Es sei wichtig, daß sich das Main-Kinzig- Parlament "nicht so anonym" präsentiere. Auch das Angebot, mit Politikern aller Fraktionen zu diskutieren, wird von den Schulen verstärkt angenommen. Dabei stand diesmal weniger der Umweltschutz im Vordergrund. Vielmehr rückten die Themen Rechtsradikalismus und Ausländerhaß in den Mittelpunkt. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 300 Schülerinnen und Schüler den Kreistag besucht.

Unter dem Stichwort "Besonderes" werden im Kreistagsbericht Besuche aus dem Partnerkreis Kutina (Kroatien) und der Partnerregion Istra abgehandelt. Das eigentlich Besondere im teils turbulenten vergangenen Kreistagsjahr läßt sich aber aus dem Zahlenmaterial und den Angaben über die Schwerpunkte nicht herauslesen. Da ist das Abstimmungsdesaster im Zusammenhang mit der geplanten Restmülldeponie Hohestein / Eckenberg- Süd zu nennen. Die Grünen scherten dabei wegen der Anbindungsfrage aus. Die Vorlage fand nur eine Mehrheit, weil die NPD mit der SPD gestimmt hatte. Zum Jahresende dann umgekehrtes Spiel: Ein CDU-Antrag, wonach der Teilverkauf der Kreiswerke Gelnhausen gestoppt werden soll, passierte nur deswegen das Parlament, weil CDU, Grüne und NPD gegen die SPD an einem Strang gezogen hatten.

Zu den Abstimmungsturbulenzen gesellen sich heftige personelle Querelen, die in der Statistik nur am Rande gestreift werden. So heißt es beim Punkt Ausschüsse: "In besonderem Maße ist hier der Haupt- und Finanzausschuß hervorzuheben. Er mußte in Sachen Dr. Friedrich (Disziplinarverfahren) mehrere Tage eruieren und schließlich durch die Neuregelung des § 29 Abs. 2 HKO als ,Akteneinsichtsausschuß&rquote; fungieren. Mit 27ã Arbeitsstunden steht er damit weit vor allen anderen Ausschüssen."

Zu den politisch brisanten "Knallern" der 92er Kreistagsperiode zählt zweifelsohne, daß die SPD noch während der August-Sitzung die Vornahme der Wiederwahl des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa zurückzog. Dabei ging es insbesondere um die Unsicherheit beim Abstimmungsverhalten der rechtsextremen NPD-Fraktion. Vorausgegangen war eine Intervention des Kreistagsvorsitzenden Lothar Klemm.

Zurück zu den vorgelegten "Daten und Fakten 1992": Fünf Abgeordnete rückten in den Kreistag nach. Dabei drehte sich ausschließlich das SPD-Karussell. Ade gesagt haben: Sigrun Volkenand-Yomere, Lisa Limpert, Helli Rose, Walter Lass und Neubergs Bürgermeister Uwe Hofmann. Jener stieg noch vor der Deponie- Abstimmung aus. Nachrücker für die SPD sind: Norbert Korhammer, Ute Wolfenstädter, Willi Maxeiner, Hans-Egon Heinz und Hans-Joachim Obermann.

Beim Blick nach vorn kommt Klemm natürlich auf das Ereignis in diesem Jahr, die Kommunalwahl am 7. März, zu sprechen. Weil viele Mandatsträger dann nicht mehr dem Kreistag angehören werden, ist vorgesehen, am 5. Februar im Parlament "verdiente Abgeordnete" zu ehren. Klemm: "Der Verlust an politischer Erfahrung bietet jedoch gleichzeitig Jüngeren die Chance, ihre Ideen in die Parlamentsarbeit einzubringen."

Trotz der pessimistischen Prognosen für 1993 ist der Kreistagsvorsitzende der Überzeugung, "daß die vor uns liegenden Aufgaben lösbar sind". So sei die Standortsuche einer Restmülldeponie "beendet". Es gelte, im Planfeststellungsverfahren voranzukommen und eine sowohl ökologisch als auch finanzwirtschaftlich tragbare Lösung zu erreichen. Klemm ist sich allerdings auch im klaren darüber, daß die kommenden Jahre aus finanzwirtschaftlicher Sicht "schwierig" werden. Insbesondere im sozialen Bereich würden dem Kreis Aufgaben aufgebürdert, "ohne daß dafür in gleichem Maße eine Entlastung einhergeht". Der Handlungsspielraum werde dadurch "eingeengt bleiben".

Klemm glaubt aber, daß sich "die Konjunktur mittelfristig beleben und durch verantwortungsvollen Umgang mit den Finanzen die Situation entkrampfen wird". Seiner Meinung nach leistet dazu die in Kürze anlaufende Prüfung nach noch effizienterer Arbeitsbewältigung in der Verwaltung einen wichtigen Beitrag.

Weiter verweist Klemm auf den Europäischen Binnenmarkt und die Chance für den Kreis, an der Entwicklung der Metropolregion Rhein-Main teilzuhaben. Die erstmals eingesetzte Arbeitsgruppe "Wirtschaftsförderung" begreift er als "Schritt in die richtige Richtung" - ebenso die Bildung des Nahverkehrszweckverbandes. Schließlich stellt der Kreistagsvorsitzende fest: "Der Main-Kinzig- Kreis ist und bleibt ausländerfreundlich. Nationalistischer Mief paßt nicht in eine weltoffene Region." hok

Kind erlitt Rauchvergiftung

HANAU. Mit leichten Rauchvergiftungen mußte am Mittwoch nachmittag ein vier Jahre altes Kind in ärztliche Behandlung gebracht werden, nachdem es in der elterlichen Wohnung in der Friedrich-Engels-Straße gebrannt hatte. Wie die Polizei berichtete, war der Alarm gegen 15.25 Uhr bei der Feuerwehr eingegangen, die mit zwei Löschzügen ausrückte.

Seinen Ursprung nahm der Brand vermutlich im Schlafzimmer der Wohnung im ersten Stock des Mehrfamilienhauses. Die Ursache für das Feuer ist bislang ebenso unbekannt wie die Höhe des Schadens, den es anrichtete. az

Opposition will zum Fall Börs lieber nichts sagen Gemeindevorstand wegen Werbetexten im Amtsblatt kritisiert: "Der Krifteler Boden brennt"

KRIFTEL. "Durch noch mehr Glaubwürdigkeit Vertrauen bei den Menschen zurückgewinnen" - dazu ermuntert Kreischef Horst Lutze die Mitglieder der CDU Main-Taunus in einem Rundbrief. An der Seite des Kreis-Zugpferdes Jochen Riebel stünden "leistungsfähige Kommunalpolitiker". Wie es mit der Zukunft jenes Kommunalpolitikers aussieht, der als Spitzenkandidat der CDU Kriftel nominiert wurde, seit elf Wochen in Untersuchungshaft sitzt und vorläufig als Bürgermeister vom Dienst suspendiert wurde, dazu möchte Lutze nichts Neues sagen. Seinen bisherigen Aussagen sei "nichts hinzuzufügen oder davon wegzunehmen". Danach sei der Verdacht gegen Börs - Betrug, Bestechlichkeit und versuchte Erpressung - ein "fast nicht glaubbarer Vorgang" und gelte die "Unschuldsvermutung uneingeschränkt".

Für die CDU Kriftel war und ist der inhaftierte Börs die Nummer eins und Spitzenkandidat. Fraktionschef Ferdinand Dillmann: "Dabei bleibt es." Während er und Parteikollegin Lieselotte Linzner die Staatsanwaltschaft der "Verdunkelung" bezichtigen, hält sich die Opposition der Obstbaugemeinde mit Kommentaren zurück - in bezug auf Ermittler und Börs.

"Wir werden uns hüten, was zu sagen", so SPD-Fraktionschefin Ruth Zeitler. Auch der Grüne Ingo Mehling hält Zurückhaltung für "klug". Aber seine Fraktion stimme der Umlage Kriftels an den Schwarzbachverband - rund zwei Millionen Mark - nur zu, "wenn es Kontrolle darüber gibt, was da läuft"; bekanntlich ist Börs als Vorsteher des Verbandes beschuldigt. Wolfgang Gerecht von der Freien Wählergemeinschaft geht weiter: "Die Krifteler CDU", sagt er, "ist ein Paradebeispiel dafür, wie Demokratie unglaubwürdig gemacht wird." In Bonn müßten Politiker wegen geringerer Verdachtsmomente zurücktreten, "hier werden U-Häftlinge zu Spitzenkandidaten nominiert". Wo inhaltliche Kritik an Börs aktuelle Politik betrifft, hört die Zurückhaltung auf. Jüngstes Beispiel: Werbetexte aus der Gemeindeverwaltung, laut Vize-Bür- germeister Paul Dünte (CDU) eine Idee von Börs. Wie berichtet, war in drei Artikeln in den "Krifteler Nachrichten" für Geschäfte im Ortskern geworben worden. Die Texte wurden im Rathaus verfaßt.

Werbung auf Kosten der Steuerzahler? Die Öffentlichkeitsarbeit des Gemeindevorstands ist seit einem Jahrzehnt regelmäßig Thema im Parlament. Da die CDU- Mehrheit sie korrekt findet, blieb es beim bisherigen Stil. Dillmann zum neuesten Streit: "Es gehört zur Pressearbeit der Gemeinde, ansässige Firmen vorzustellen." Dünte hingegen will die Serie einstellen, über "neue Wege der Wirtschaftsförderung" nachdenken.

Für Ruth Zeitler ist bei der Pressearbeit des Gemeindevorstands "nichts unmöglich: Immer wieder hat der GV" - so das Kürzel im Amtsblatt - "die Hand im Spiel". Ineffektiv, überzogen und tendenziös werde "zum Nutzen der CDU" gearbeitet. Die Verwaltung werde keinesfalls sensibler für den Umgang mit Steuergeldern: "Der Krifteler Boden brennt."

Zeitler wollte ihre Stellungnahme in den "Krifteler Nachrichten" veröffentlichen. Zeitungschef Günter Hasel habe das abgelehnt. "Er fühlt sich angegriffen", meint sie, "dabei geht die Kritik nicht gegen ihn." Auch nach Mehlings Ansicht muß die "Propaganda auf ein vernünftiges Maß reduziert werden". Und Gerecht will einen Antrag stellen. Er möchte die Personal- und Sachaufwendungen "für die Werbetexte" erfahren und ob ein Beschluß des Gemeindevorstands vorlag - "oder ob die Serie eine Eigenmächtigkeit von Herrn Börs war". pms

Nächtliche Zerstörungswut Einbrüche, Beschädigungen, Schmierereien überall in der Stadt

KRONBERG. Eine Spur der Zerstörung haben unbekannte Vandalen in der Nacht zum Mittwoch durch Kronberg gezogen. Die Täter sind in Gebäude eingebrochen, haben insgesamt neun Autos demoliert. Gestohlen wurden nur Kleinigkeiten. Peter Ossig, Leiter der zuständigen Polizeistation Königstein, geht davon aus, daß die Zerstörungen alle von derselben Personengruppe begangen wurden.

Eingebrochen wurde in den evangelischen Kindergarten in der Heinrich- Winter-Straße, wo eine Taschenlampe verschwand, und in den wenige Meter entfernten städtischen Kindergarten (Freiherr-vom-Stein-Straße). Dort stellten die Langfinger ihre Beute im Flur zusammen, nahmen sie aber nicht mit - wohl, weil sie gestört wurden, vermutet die Kriminalpolizei in Bad Homburg, die die Ermittlungen übernommen hat. Was zum Abtransport vorgesehen war, läßt freilich nicht auf professionelle Diebe schließen: ein Radio und eine Schreibmaschine, aber auch einige Fläschchen Sekt und mehrere Joghurtbecher. Aus der Gaststätte der nahegelegenen Stadthalle und einem Laden im Westerbach-Center, die die Einbrecher ebenfalls heimsuchten, wurde gar nichts gestohlen. Die Kriminalpolizei vermutet deshalb, daß Vandalismus im Vordergrund stand. Aus dem städtischen Kindergarten war zu erfahren, daß die Schäden dort wie in der evangelischen Einrichtung gering sind.

Die Zerstörungswut der nächtlichen Randalierer bekamen auch neun Fahrzeughalter zu spüren, deren Autos in der Westerbachstraße, in der Jacques-Reiss-Straße und im Minnholzweg abgestellt waren. Bei allen Wagen wurden die Scheiben eingeschlagen; ein Auto wurde bis zum Totalschaden demoliert, als ein oder mehrere Rowdies über Kühlerhaube und Dach trampelten. Aus dreien der ramponierten Autos wurden zudem einige Kleinigkeiten gestohlen.

Bereits am Wochenende waren in Kronberg Schmierfinken unterwegs gewesen. Sie sprühten in der gesamten Stadt Hakenkreuze, andere Nazi- Symbole und Parolen an Wände.

Um den nächtlichen Zerstörungsorgien Herr zu werden, hat der Magistrat jetzt 1000 Mark Belohnung für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung der Täter führen. Zeugen können sich an die Kriminalpolizei in Bad Homburg, Tel. 0 61 72 / 12 00, oder, wegen der beschädigten Autos, an die Polizeistation Königstein (Tel. 0 61 74 / 10 35) wenden. Bürgermeister Wilhelm Kreß weist zudem auf die Möglichkeit hin, den Behörden anonym einen Tip zu geben. Wer etwas über die Täter weiß, kann auch, ohne seinen Namen zu nennen, beim Bürgertelefon anrufen: Tel. 0 61 73 / 14 83. mak

Die Arbeiterwohlfahrt in Bruchköbel will noch in diesem Jahr mit dem Neubau des Altenpflegeheims beginnen Freundliche Atmosphäre für den Lebensabend Zwölf-Millionen-Mark-Projekt im bisherigen Park Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Klein, aber fein soll es werden, das neue Altenpflegeheim der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit rund 80 Betten, mit dessen Bau noch in diesem Jahr begonnen werden soll, sofern bis dahin die finanziellen und bürokratischen Hürden überwunden sind. Das Zwölf-Millionen-Projekt hat auch eine politische Bedeutung: Beendet es doch den jahrelangen Streit zwischen CDU-Mehrheitsfraktion und den Oppositionsparteien SPD und Grüne, die seit langem für eine Verbesserung in diesem Bereich kämpften, ohne dafür eine Mehrheit zu erhalten. Während sich die Stadtverordneten um die Finanzierung eines eigenen Altenzentrums stritten, reiften bei der Arbeiterwohlfahrt die Pläne, auf dem Gelände am Stadtrand einen modernen Bau zu errichten. Der ist schon deswegen dringend notwendig, weil das vorhandene Wohnheim in keiner Weise den heutigen Ansprüchen gerecht wird.

Das langgestreckte Gebäude wurde 1948 aus Bruchsteinen errichtet und weist alle negativen Folgeerscheinungen der Mangelwirtschaft nach dem Krieg auf. So wird selbst die Montage einer Hebevorrichtung für bettlägerige Patienten zu einem komplizierten und kostspieligen Akt. Außerdem ist der Brandschutz nicht mehr gewährleistet. Würde das marode Gemäuer, was erforderlich wäre, von Grund auf saniert, käme das teurer als ein Neubau.

Die Entscheidung dazu ist nach längerer Überlegung bei der Gemeinnützigen Gesellschaft für den Betrieb von Sozialeinrichtungen, quasi die Finanzabteilung der AWO, gefallen. Da die Arbeiterwohlfahrt selbst am Hungertuch nagt und ein Zuschuß des Landes in den nächsten zehn Jahren nicht zu erwarten steht - laut Geschäftsführer Dieter Wienströr gibt es einen Antragsstau mit einem Volumen von 300 Millionen Mark - hat man sich nach einem privaten Investor umgesehen und ihn auch gefunden.

Es handelt sich um eine Bauträgergesellschaft, die auf seniorengerechte Projekte spezialisiert ist. "Die haben das Geld und wir das Grundstück", nennt Wienströr die Gründe für die angestrebte Symbiose. Nach Errichtung des neuen Hauses auf dem bisherigen Park der Wohnanlage wird es die AWO pachten. Damit der Investor auf seine Kosten kommt, muß mit einer Anhebung der Pflegesätze zu diesem Zeitpunkt gerechnet werden.

Horrende Summen, wie sie beispielsweise in der Modellanlage in Mörfelden gezahlt werden müssen, sollen dabei allerdings nicht herauskommen. Dort sind beispielsweise für Schwerpflegebedürftige über 7000 Mark im Monat aufzubringen, während der Satz in Bruchköbel bei rund 4700 Mark liegt. "Wir versuchen, den Bau kostengünstig zu gestalten", betont Heimleiter Armin Held. Ein Prunkschloß soll es nicht werden.

Welche Kosten in Zukunft auf die Bewohner zukommen, hängt dabei auch von dem finanziellen Engagement der Stadt ab. Bürgermeister Helmut Irmen hat bereits signalisiert, daß sich die Kommune an dem Projekt beteiligen werde. Ein erstes Gespräch mit den Verantwortlichen soll dazu in der kommenden Woche stattfinden. Beteiligt werden könnte auch die Gemeinde Erlensee, die in jüngster Vergangnheit ebenfalls Interesse an einer solchen Einrichtung gezeigt hatte.

Für Armin Held und Dieter Wienströr ist es wichtig, bei dem Neubau von der Krankenhausatmosphäre mit langen Gängen und Zimmern mit ausschließlich funktionalem Charakter wegzukommen. Hell, freundlich und einladend sollen die Räume werden, am liebsten mit viel Holz und warmen Farben, wie Held meint, damit sich die Menschen, die dort meist den letzten Lebensabschnitt verbringen, auch wohl und zu Hause fühlen können.

Das Gebäude soll nicht mehr als zwei Geschosse aufweisen und nach bisheriger Planung sechs Wohnbereiche zu jeweils zwölf Einzelzimmern mit Duschen und Toiletten umfassen. Entstehen werden also überschaubare Wohngemeinschaften mit zusätzlichen Aufenthaltsbereichen und je einer kleinen Küche. Die Bewohner sollen dabei von einer festen Bezugsperson betreut werden.

Hinzu kommen Räume für die Kurz- und Tagespflege. Sie können von Personen in Anspruch genommen werden, die etwa nach einem Krankenhausaufenthalt noch nicht soweit sind, sich selbst zu versorgen. Eine Alternative bietet sich auch pflegenden Angehörigen, die einmal in den Urlaub fahren wollen oder für Berufstätige, die die Oma oder den Opa vor der Arbeit ins Seniorenheim bringen und abends wieder abholen.

Während SPD und Grüne bei früheren Überlegungen vorgeschlagen hatten, ein Altenzentrum zu errichten, dem auch Seniorenmietwohnungen mit ambulanter Pflege angegliedert sein könnten, sieht Armin Held dafür keinen Bedarf. Zum einen gibt es bereits eine entsprechende Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft, zum anderen plant die benachbarte Erlenseer AWO "sehr konkret" ein weiteres Objekt.

Überhaupt sei eine "Bettenburg", etwa für 200 Bewohner, weder notwendig noch sinnvoll. Held und Wienströr sprechen sich für überschaubare, dezentrale Einrichtungen aus, so daß die Bewohner ihre angestammte Umgebung nicht verlassen müssen. Zwar habe es in der Vergangenheit eine lange Warteliste gegeben, doch die Nachfrage werde in den nächsten Jahren zurückgehen, weil sich in den umliegenden Kommunen einiges tut. Entlastung werden Seniorenheime in Ortenberg, Maintal und Nidderau schaffen. Außerdem, weiß Armin Held, drängen private Betreiber auf den Markt.

Viel Wert wollen Geschäftsführer und Heimleiter beim Neubau, bei dessen Gestaltung die AWO das Sagen hat, auf umweltfreundliche Materialien legen. Dieter Wienströr denkt ferner daran, nicht nur wassersparende Installationen, sondern auch ein zusätzliches Brauchwassernetz einzubauen. Außerdem soll die Sonnenenergie zumindest passiv durch Glasvorbauten genutzt werden.

Was mit dem jetzigen Wohnheim geschehen soll, ist noch nicht ganz klar. Am liebsten würde Armin Held es abreißen lassen, um den dann fehlenden Park neu anzulegen. Dabei hat allerdings die Stadt, die das Vorkaufsrecht für das Gebäude besitzt, noch ein Wörtchen mitzureden.

Wenn alles glattgeht, könnten die Bruchköbeler Senioren ihr neues Zuhause schon Ende nächsten Jahres beziehen.

Bauarbeiter stürzt vier Meter tief ab

HANAU. Mit dem Rettungshubschrauber mußte ein 44 Jahre alter Bauarbeiter aus Linsengericht in die Unfallklinik Frankfurt geflogen werden, nachdem er sich am Mittwoch mittag bei einem Sturz vermutlich am Rücken verletzt hatte.

Nach Angaben der Polizei hatte der Mann vom Dach einer Lagerhalle an der Ecke Fasaneriestraße/Geleitsstraße in Klein-Auheim aus einen Kran gelenkt und war dabei durch ein Fenster in dem Flachdach durchgebrochen. Er stützte vier Meter tief ab. az

"Team Telekom" plant für neue Saison Überraschendes Auf getrennten Wegen radeln Viel wird von Kapitän Ludwig erwartet / Merckx Kosponsor

Noch ehe die Radsportsaison begonnen hat, gab es in einem Hotel in Bonn bei der offiziellen Präsentation bereits das letzte Zusammentreffen aller 17 Fahrer des deutschen "Team Telekom" in diesem Jahr. Von nun ab trennen sich die Wege. Eine Gruppe wird nach Spanien beordert, wo am 2. Februar in Andalusien an der "Ruta del Sol" die Saison eingeläutet wird. Eine andere Gruppe um Uwe Ampler hat bis zum 20. Februar Zeit, um dann in der Sizilien-Rundfahrt die ersten Pedaltritte im Renntempo hinter sich zu bringen. Und auch bei den klassischen Rennen im April und Mai oder schließlich den großen Rundfahrten Giro d'Italia, Tour de Suisse und Tour de France, die alle drei im Jahresprogramm der deutschen Mannschaft stehen, ist immer nur die Hälfte des Teams beteiligt.

"Wir haben nun fast eine komplette deutsche Nationalmannschaft verpflichtet", freute sich der Werbechef des Kommunikationsriesen Hagen Gmelin über die 13 starken deutschen Fahrer, die in der Saison 1993 das magentafarbene Telekom-Trikot tragen werden. Er wollte zwar nicht die exakte Zahl des finanziellen Engagements nennen (geschätzt fünf bis sechs Millionen), gab aber zu, daß das Radsport-Engagement bei allem Sponsoring von Telekom in Sport und Kunst den größten Brocken verschlingt.

Einer der Kosponsoren ist Eddy Merckx, der beste Rennfahrer aller Zeiten, der sowohl für die deutsche Mannschaft wie auch für die US-amerikanische von Motorola (mit dem Kelsterbacher Kai Hundertmarck) die Rennräder aus seiner Fabrik stellt. "Ich freue mich, daß es in Deutschland nun so eine starke Mannschaft gibt", sagte er artig. "Ich glaube, daß sie mehr bei den klassischen Rennen von sich reden macht als in den großen Rundfahrten." Sein alter Freund Walter Godefroot als Teamleiter gestand: "Wenn man Realist ist, weiß man, daß wir keinen potentiellen Tour-de-France-Sieger haben. Aber wer hat das schon? Es gibt ja wohl nur fünf oder sechs in der Welt. Aber wenn es uns gelingt, einen unserer Fahrer unter die ersten Zehn zu bringen, sind wir schon hoch zufrieden."

Am meisten wird natürlich von dem neuen Kapitän des Teams, Olaf Ludwig, erwartet, dem Weltpokalsieger aus Gera, der jetzt in Aachen lebt. Die Klassiker wie die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, wo er im Vorjahr Zweiter war, und das Amstel-Gold-Race, das er 1992 gewonnen hat, reizen ihn in erster Linie.

Walter Godefroot ergänzte noch: "Und dann wäre es natürlich besonders schön, wenn endlich mal wieder ein deutscher Fahrer am Henninger-Turm gewinnen könnte, und das müßte ein Telekom-Fahrer sein." Der letzte deutsche Sieger war 1978 Gregor Braun. HELMER BOELSEN Kappes/de Wilde Sieger in Stuttgart

Der Sprintsieg von Etienne de Wilde über den Australier Danny Clark entschied das Stuttgarter Sechstagerennen zugunsten des Belgiers und seines Partners Andreas Kappes (Köln). Mit 375 Punkten hatte das Siegerduo am Ende vier Zähler mehr als der rundengleiche Clark und der Italiener Pierangelo Bincoletto. Mit einer Runde Rückstand wurden Konstantin Chrabtschow/Peter Pieters (Rußland/Niederlande) Dritte.

Kappes, der zum zehntenmal ein Sechstagerennen als Erster beendete, kam in Stuttgart zu seinem zweiten, de Wilde zu seinem dritten Erfolg. Danny Clark bestritt sein 200. Sechstagerennen. 53 000 Zuschauer kamen in die Schleyerhalle, an Prämien und Startgagen wurden insgesamt 580 000 Mark bezahlt. sid

Israel will mit den UN sprechen Peres möchte Sanktionen wegen der Deportierten verhindern

PARIS, 14. Januar (Reuter). Israel will bald mit den Vereinten Nationen (UN) erneut über das Schicksal der über 400 abgeschobenen Palästinenser sprechen, die seit dem 17. Dezember zwischen israelischen und libanesischen Linien in Südlibanon ausharren müssen. Die Vereinbarung wurde am Mittwoch in Paris vom israelischen Außenminister Schimon Peres und UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali getroffen. Israels Regierung ist offensichtlich darum bemüht, Sanktionen durch den Sicherheitsrat zu verhindern.

Der UN-Sicherheitsrat hat Israel aufgefordert, die Abgeschobenen wieder aufzunehmen. Libanon weigert sich, die Palästinenser einreisen zu lassen. Um Israel zum Einlenken zu bewegen, haben bereits zwei UN-Gesandte in Jerusalem ohne Erfolg verhandelt.

Der britische Außenminister Douglas Hurd hat sich gegen Sanktionen ausgesprochen. In London sagte Hurd, er könne Israels Bedürfnis nachvollziehen, den Terrorismus zu beseitigen. Die Ausweisung sei jedoch kaum eine vernünftige Maßnahme, um dies zu erreichen.

Israel will indes sechs weitere der ursprünglich 415 Abgeschobenen zurückkehren lassen. Die sechs waren vor der Ausweisung zu Haftstrafen verurteilt worden und sollen nach ihrer Rückkehr wieder ins Gefängnis gebracht werden. Zuvor hatte Israel der Rückkehr von zehn der Palästinenser zugestimmt, die versehentlich deportiert worden seien.

Die Deportierten haben dem Sicherheitsrat anläßlich der Luftangriffe auf Irak vorgeworfen, mit zweierlei Maß zu messen. In einer Erklärung schreiben sie weiter, Israel werde vergeben und die Araber würden bestraft. Damit hätten die UN ihre Glaubwürdigkeit verloren.

Am Donnerstagmorgen hat die israelische Armee wieder einen jungen Palästinenser im Westjordanland erschossen.

Wochenendjugendfreizeit im Februar im Vogelsberg

KÖNIGSTEIN. Eine Wochenendfreizeit in Nösberts-Weidemoos im Vogelsberg veranstaltet das Jugendhaus vom 5. bis zum 7. Februar. Neben den Planungen für die bevorstehenden Osterferien sollen auch die Aktivitäten und Veranstaltungen für den Sommer besprochen werden.

Doch auch die Freizeit soll nicht zu kurz kommen: Je nach Wetterlage geht es entweder auf den Taufstein oder in das nahegelegene Lauterbach.

Untergebracht werden die Jugendlichen auf einem alten Bahnhof, der für Ferienfreizeiten umgebaut worden ist. Kosten pro Teilnehmer: 30 Mark. Anmeldungen nimmt die Stadt Königstein oder das Jugendhaus entgegen. ki

84 neue Mitglieder auf einmal Auftrieb für den Burgverein / Lebkuchen-Aktion großer Erfolg

KRONBERG. Der Erwerb der Burg Kronberg durch die Stadt hat dem Burgverein enormen Auftrieb gegeben: Auf dem jüngsten Treffen lagen dem Verein genau 84 Anträge auf Mitgliedschaft vor. Nachdem alle einstimmig angenommen wurden, ist der Verein nun auf 333 Mitglieder angewachsen.

Der Vorstand des Vereins, so Pressesprecher Wolfgang Jaeschke, freut sich vor allem darüber, daß auch ehemalige Gegner des Burgkaufs durch die Stadt aufgenommen werden wollten. Damit hätten sie die Chance wahrgenommen, in einem politisch neutralen Forum über das weitere Schicksal der Burg zu befinden.

Möglichkeiten zum Engagement gibt es für die neuen wie für die alten Mitglieder genug. Ein Berg von Arbeit wartet darauf, angepackt zu werden: Ein Trägerschaftsmodell und ein Nutzungsmodell für die Burg müssen ausgearbeitet werden, über die Gestaltung des Burgmuseums diskutiert und ein Kulturprogramm auf die Beine gestellt werden. Dazu sind bereits verschiedene Arbeitskreise gegründet worden.

Ein großer Erfolg war für den Verein auch der Verkauf von "Dachschiefern" aus Lebkuchenteig auf dem Weihnachtsmarkt. 31 Familien folgten dem Aufruf in einem Rundschreiben des Vereinsvorstands und buken insgesamt 151 Stück "Lebkuchen-Schiefer" mit der Zuckerguß- Aufschrift "Burg '92". Die Zellophantüten zur Verpackung stiftete die Kronberger Bäckerei Christ.

Am Ende des Weihnachtsmarktes waren noch 22 Lebkuchen-Schiefer übrig, die von der Dachdecker-Familie Paul Daniel abgenommen wurden - verbunden mit einer großzügigen Spende. Verkauft wurden außerdem neun Naturschiefer, die die Kronberger Künstlerin Irmgard Schneider mit Burgmotiven bemalt und gestiftet hatte. Insgesamt brachte die Aktion 3000 Mark Gewinn ein. esi

Gesuchter wurde auf Flughafen festgenommen

BUTZBACH. Der mit Haftbefehl gesuchte Mittäter bei dem fingierten Raubüberfall auf die Butzbacher Filiale der Sparkasse Wetterau wurde bei seiner Einreise in die Bundesrepublik am Hamburger Flughafen festgenommen. Laut Friedberger Kripo sollte er zunächst in eine Hamburger Haftanstalt eingeliefert "und im weiteren Verlauf den hiesigen Justizbehörden überstellt" werden. mk

Zwei weitere Städte machen mit Kreisverkehrsgesellschaft nimmt langsam Gestalt an

DIETZENBACH/SELIGENSTADT. Die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach mbH (KVG) bekommt zwei weitere Mitglieder: Die Magistrate von Dietzenbach und Seligenstadt haben jetzt beschlossen, daß ihre Städte zum nächstmöglichen Zeitpunkt beitreten. Die Gesellschaft soll auf einen regionalen Nahverkehrsverbund des Kreises und der kreisangehörigen Kommunen hinarbeiten. Bisher gibt es im Kreis keine einheitliche Organisations- und Finanzierungsstruktur für den öffentlichen Personennahverkehr.

Durch den Erwerb von Geschäftsanteilen sichern sich die beiden Städte ein Mitspracherecht bei den Entscheidungen der KGV. Jede Gesellschafterin bekommt Sitz und Stimme im Aufsichtsrat, der die politischen Vorgaben für den künftigen Nahverkehr im Kreis festlegt.

Zu den Aufgaben der KGV gehören die Vereinheitlichung von Tarifen, die Planung der überörtlichen Busverbindungen und deren Abstimmung (Netzfahrplan). Einen eigenen Fuhrpark wird die Gesellschaft nicht haben, sondern sich vielmehr auf die öffentlichen und privaten Verkehrsunternehmen aus Stadt oder Kreis Offenbach stützen. Die KVG wird dabei als Auftraggeberin auftreten.

Der Kreis hat der Gesellschaft inzwischen die Rechte und Pflichten aus der Kreisquerverbindung und dem Seligenstädter Anruf-Sammel-Taxi übertragen. Das gleiche wird mit der geplanten Busverbindung durch den Norden des Kreises von Seligenstadt über Hainburg, Mühlheim, Obertshausen und Heusenstamm nach Neu-Isenburg geschehen. In Kürze soll der Probebetrieb aufgenommen werden. Der Seligenstädter Magistrat beschloß, sich daran mit einem Zuschuß von 30 000 Mark zu beteiligen.

Eine wichtige Rolle wird die Kreisverkehrsgesellschaft bei der geplanten Umgestaltung des Nahverkehrs in der Region spielen - beispielsweise in dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und bei der Regionalisierung des Bus- und Schienenverkehrs. Die KGV wird bei der Planung die Interessen des Kreises vertreten.

Dietzenbach engagiert sich zur Zeit nicht nur überregional, sondern will auch innerhalb der Stadtmauern das Netz des öffentlichen Nahverkehrs weiter verbessern. So kündigte Bürgermeister Jürgen Heyer an, daß so schnell wie möglich die Stadtbuslinie eingerichtet werden soll. Sie soll die Stadtteile miteinander verbinden und im Vorlauf zum S-Bahn-Betrieb bestehende Buslinien vernetzen. Die Kosten schätzt Heyer auf eine runde halbe Million Mark. Zunächst soll für 90 000 Mark ein Bedienungs- und Betriebskonzept erarbeitet werden. hf

Anschläge: Verdacht gegen Lagerarbeiter

LIMBURG. Die Brandanschläge auf eine Asylbewerberunterkunft im Limburger Stadtteil Eschhofen scheinen aufgeklärt zu sein. Wie Limburgs Leitender Oberstaatsanwalt Hartmut Wiesemann mitteilte, steht der Lagerarbeiter Günther H. (29) in dem dringenden Verdacht, Ende November 1992 und am 11. Januar dieses Jahres vor dem Flüchtlingsheim zwei Personenwagen in Brand gesetzt zu haben. Jetzt wurde gegen den Mann, der in Eschhofen wohnt, Haftbefehl wegen Volksverhetzung und Sachbeschädigung erlassen.

Trotz personalaufwendiger Ermittlungen gelang es den Beamten der Sonderkommission der Limburger Kripo im Herbst nicht, die Brandstiftung an dem Fahrzeug eines tschechischen Touristen aufzuklären. Das Auto stand vor der Unterkunft, in der damals 100 Menschen aus Bosnien lebten.

Zahlreiche Zeugen hatten laut Wiesemann jedoch schon vor zwei Monaten den Behörden von "ständigen, massiven ausländerfeindlichen und rassistischen Äußerungen" des Tatverdächtigen in verschiedenen Gaststätten des Stadtteils berichtet.

Als am 11. Januar am gleichen Tatort wieder ein Auto mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet wurde, griffen die Kriminalbeamten zu und nahmen den Lagerarbeiter kurz nach der Tat in seiner Wohnung fest. Dort konnte weiteres belastendes Material sichergestellt werden.

Weil "eine Reihe von Übereinstimmungen" bei den Ermittlungsbehörden den Verdacht nährten, daß der Mann auch für zwei weitere Brandanschläge an im Bau befindlichen Asylbewerberunterkünften im Raum Limburg-Weilburg verantwortlich ist, prüft die Staatsanwaltschaft derzeit die Erweiterung des Haftbefehls. tru

SPD eröffnet die Narrentage im Römer

Mit einem Fest in den Römerhallen will die Frankfurter SPD am Samstag, 16. Januar, 19.30 Uhr, die "heiße Phase der Narrentage" eröffnen. Rainer Basedow von der Münchner Lach- & Schießgesellschaft wird das Publikum unterhalten. Musik wollen die Mike-Melcher-Band und Gerd Freymann an der "Oldie-Diso" machen.

Mit dabei auch "die erste Garnitur" der hiesigen Karnevalisten und in der "Bütt" Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Moderator ist Diether Dehm.

Eintrittskarten für 20 Mark (die Getränke - außer Schnaps und Sekt - sind damit bezahlt) können in der Geschäftsstelle der SPD im Römer und im Parteihaus an der Fischerfeldstraße gekauft werden. cg

MAIN-TAUNUS-KREIS. Bunte Bilder und starke Sprüche - der Wahlkampf kommt in Fahrt: Etwa 157 000 Wählerinnen und Wähler entscheiden am 7. März über die Zusammensetzung des Kreistags, der Kommunalparlamente und der Ortsbeiräte. Zudem werden die Bürger mit ihrem Votum die Vertreter des Kreises für den Verbandstag des Umlandverbandes Frankfurt bestimmen. Die Lokalrundschau berichtet bis Anfang März über die brenzligen Themen der Städte und Gemeinden und stellt die einzelnen Kommunen vor. In unserer Serie beleuchten wir, wie sich die politische Situation verändert hat, welche Probleme es gab und gibt, was aus Versprechen der Parteien geworden ist. Heute geht es um das Wahlverhalten der Bürger und die Frage, welche Bedeutung die Menschen im Kreis einer Kommunalwahl beimessen.

SPD steigt auf die Bremse Im Umweltausschuß klares Nein zu Bonner Straßenbauplänen Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Wille

FRANKFURT A. M., 14. Januar. In der SPD-Bundestagsfraktion wachsen die Bedenken gegen den von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) vorgelegten Bundesverkehrswegeplan, der die Neubau- und Ausbauprojekte für Straße, Schiene und Wasserstraßen bis zum Jahr 2010 festlegt. Im Umweltausschuß des Bundestages lehnten die Sozialdemokraten den Plan nach FR-Informationen jetzt ab und forderten die Regierung auf, ihn "nach ökologischen Kriterien zu überarbeiten".

Die SPD-Politiker monieren, daß der vorgesehene Neu- und Ausbau von rund 12 000 Kilometern Autobahn und Landstraße die erklärten Ziele zur Minderung der Schadstoffe aus dem Verkehrsbereich torpediere. So wird das Treibhausgas Kohlendioxid, wie Studien für den Zeitraum 1987 bis 2005 zeigen, bei Umsetzung der Krause-Pläne in diesem Sektor um bis zu 50 Prozent zunehmen; die Konferenz der Umwelt- und Verkehrsminister des Bundes und der Länder hingegen hält eine Reduktion um zehn Prozent für notwendig. In dem SPD-Antrag heißt es weiter, besonders wegen der starken Zunahme des Güterverkehrs rückten die Minderungsziele auch bei Stickoxiden, organischen Verbindungen und Dieselruß "in weite Ferne". Dies widerspreche allen Bemühungen zur Entschärfung des Sommer-Smogs mit den hohen Ozon-Werten.

Die Sozialdemokraten vermissen im Krause-Plan einen eindeutigen Vorrang für Investitionen in die Schienenwege, um den "in den vergangenen 40 Jahren fast uneinholbar gewordenen Vorsprung der Straße auch nur ansatzweise aufzuholen". Es reiche keinesfalls aus, die Mittel je zur Hälfte für Straße und Schiene auszugeben, betonen sie. So werde der Vorteil des Straßenverkehrs auf Dauer zementiert.

Ob die SPD den Verkehrswegeplan auch bei der Beratung im Bundestags- Plenum komplett ablehnen wird, ist derzeit noch offen. Die SPD-Verkehrspolitikerin Margrit Wetzel sagte der FR, man werde mit Sicherheit gegen einige besonders schädliche Großprojekte stimmen. Ob ein generelles Nein zwingend werde, hänge von Krauses Eingehen auf die SPD-Wünsche ab.

Wagen auf dem Parkplatz gerammt

BRUCHKÖBEL. 1500 Mark Blechschaden hinterließ ein unbekannter Autofahrer, nachdem er am Dienstag vormittag auf dem Parkplatz eines Supermarktes am Inneren Ring mit seinem weißen Wagen einen roten VW-Kombi gerammt hatte.

Die Polizei bittet um Hinweise auf den geflüchteten Fahrer. az

Duales System "Kein Modell für Europa"

DSD-Chef Wolfram Brück dürfte um eine Illusion ärmer sein. Abgesehen vom Ärger im Inland (siehe nebenstehenden Bericht) hagelt es Kritik auch von europäischer Seite an dem Grünen-Punkt-Projekt: "Deutschland ist kein Vorbild für Europa", heißt es in einer Erklärung von Industrie- und EG-Vertretern sowie Verpackungs-Experten aus einigen Nachbarländern, die das Diskussionsforum Ökotisch Berlin veröffentlichte.

"Die Verpackungsverordnung ist unrealistisch", schreiben die Kritiker. Die Deutschen setzten einseitig auf Recycling, zerstörten existierende Märkte für Sekundärrohstoffe und operierten mit "unrealistischen" Quoten und Fristen für die Wiederverwertung von Verpackungen. So sei eine Quote von 60 Prozent für das Kunststoff-Recycling "wirtschaftlich und ökologisch anzweifelbar", sagt Anis Barrage von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt. Es bedürfe einer exakten Bilanzierung der Folgen bestimmter Verpackungsstoffe, fordert er. "Der Altstoffhandel in der Schweiz ist seit der deutschen Verpackungsverordnung zusammengebrochen", beschreibt Barrage die Wirkungen der Töpfer-Richtlinie. Der gleiche Effekt sei bei Altpapier in Holland zu beobachten, weiß Paul Janssen vom niederländischen Verpackungszentrum: "Wir müssen jetzt unsere eigene Sammelinfrastruktur mit 1,5 Millionen Mark jährlich stützen."

Der Grund für den Ärger: Wegen fehlender Verarbeitungskapazitäten hierzulande werden Riesenmengen gesammelter Stoffe in die Nachbarländer exportiert. Dies sorgt dort für Preisverfall bei Sekundärrohstoffen. Zudem behindere die Verordnung den freien Warenverkehr im EG-Binnenmarkt, bemängelt Jacques Fonteyne, Industrielobbyist in Brüssel. Rationalisierungs- und Mengenvorteile bei der Fertigung von Gütern ließen sich nur unzureichend wahrnehmen. Wachstum und mehr Jobs blieben aus: "Wir fordern endlich eine einheitliche Regelung für ganz Europa", erklärt er. Brüssel werde in einer Richtlinie allenfalls die Wiederverwendung bestimmter Gebinde fördern, andere Möglichkeiten der Verwertung (etwa Verbrennung) aber nicht ausschließen, betont Udo Bosenius von der EG- Kommission. Danach seien unterschiedliche Quoten zur Wiederverwertung in Europa unzulässig. czyk

Gewiß: Es ist eine üble Tierquälerei, Schwäne zu köpfen. Gewiß: Es fällt ungemein schwer, die Motive der bislang unbekannten Täter nachzuvollziehen, die Anfang des Monats im Park Wilhelmsbad den beiden letzten Wasservögeln dieser Art dort den Garaus machten. Gewiß: Empörung in der Bürgerschaft ist berechtigt.

Nur: Die Konsequenzen - die stimmen nachdenklich. Zwar hat noch niemand, zumindest nicht laut, eine gleichwertige Strafe für die Täter gefordert. Aber die Initiativen, die einige Bürger ergriffen haben, stehen dennoch in keinem Verhältnis mehr zur Tat. Zunächst hatte ein Hanauer Geschäftsmann 1000 Mark Belohnung Die Konsequenzen stimmen nachdenklich für die Ergreifung der Tierquäler ausgesetzt. Nun, so berichtet es die Polizei, haben ein Architektenehepaar, eine Immobilienmaklerin und ein Anwohner der Lamboystraße die Belohnung auf insgesamt 3500 Mark aufgestockt.

In Deutschland werden noch immer Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübt. Rechtsradikale Parolen auf Häuserwänden, anonyme Schmähschriften in Hausbriefkästen - welcher Bürger war darüber so empört, daß er für die Ergreifung dieser Täter eine Belohnung ausgesetzt hat? Aber bei viel zu vielen Bürgern hatte der Tierschutz eben schon immer einen höheren Stellenwert als der Menschenschutz. az

Bürger und Stadt streiten über Ampeln

DREIEICH. Verlängern Ampeln auf der Bundesstraße 486 den Stau in Offenthal? Die "Interessengemeinschaft verkehrsgeschädigter Bürger Offenthals", nach Angaben ihres Sprechers Reinhold Rippert eine Gruppe von etwa acht bis zehn Aktiven, ist davon felsenfest überzeugt. Ihre Position trug Rippert am Mittwoch abend Kommunalpolitikern bei der "Ersten Offenthaler Verkehrsdebatte" vor. Sie waren von der Initiative in die Mehrzweckhalle Offenthal eingeladen worden.

Ein aus der Sicht der Bürgerinitiative zufriedenstellendes Ergebnis brachte die Veranstaltung, zu der nur Politiker und Presse gebeten waren, nicht. Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) und der Erste Stadtrat Werner Müller (SPD) vertraten die Auffassung, daß die Staus immer länger würden, liege an dem wachsenden Verkehrsaufkommen, nicht an den Ampeln. Das werde auch von Verkehrsexperten bestätigt.

Wie schon in dem vorangegangenen Briefwechsel mit Rippert legte Abeln dar, die Ampel an der Einmündung "In der Quelle" sei für die Anbindung des Neubaugebiets notwendig. An der Einmündung Weiherstraße wiederum, einem Unfallschwerpunkt, werde eine Ampel installiert, um weitere Unfälle zu vermeiden. dac

Land will von Lahmeyer zwei Millionen Mark Regreßforderung nach der Biogas-Pleite in Brandholz

NEU-ANSPACH. Auf das Bad Homburger Energieunternehmen Lahmeyer dürften erhebliche Regreßforderungen wegen der Biogas-Pleite auf der Deponie Brandholz zukommen. In zwei Wochen wird der Rechnungshof des Landes Hessen seinen Prüfungsbericht abgeschlossen haben - doch das Ergebnis steht jetzt schon fest: Der "Zuwendungszweck" ist nicht erreicht, das Land wird fast zwei Millionen Mark zurückfordern. Lahmeyer wiederum, das insgesamt rund neun Millionen investierte, will sich jetzt am Umlandverband schadlos halten.

Nach Angaben des Umweltministeriums wurden neun hessische Biogas-Verstromungsanlagen mit fast zehn Millionen Mark gefördert. Lediglich eine davon, Buchschlag in Dreieich, funktioniert - und selbst das nur leidlich. Die Deponien sind durchweg zu schwach auf der Brust, sie dünsten zu wenig Methangas aus. "Wenn gewichtige Gründe dafür sprechen, daß die Gelder falsch verwendet wurden, werden wir das Umweltministerium auf Möglichkeiten zur Rückforderung hinweisen", sagt Rechnungshof- Pressesprecher Alexander Skipsis.

Zur Zeit wartet das Ministerium noch auf das Gutachten; Sprecherin Renate Gunzenhauser zufolge wären die Ingenieurbüros eine mögliche Adresse von Rückforderungen: "Dafür müßten sie aber fahrlässig gehandelt haben."

Für Brandholz wird der Beweis der Fahrlässigkeit schwerfallen. Statt der vorausgesagten 1000 Kubikmeter Gas pro Stunde strömen hier nur durchschnittlich 200 Kubikmeter. Dies hatte ein Schweizer Meßtechniker im Sommer festgestellt - mit einer Meßmethode, die es zur Zeit der Gasprognosen noch gar nicht gab. Das in den Korruptionsskandal verwikkelte Ingenieurbüro Niklas, das das Gutachten erstellte, konnte es also nicht unbedingt besser wissen: Regreßforderungen an Niklas dürften nur schwer durchzusetzen sein. Ganz im Gegensatz zu Forderungen an den Umlandverband Frankfurt (UVF), der die Verstromungsanlage 1991 vom Hochtaunuskreis übernommen hatte. Ursprünglich war ein Vertrag zwischen dem Kreis und Lahmeyer geschlossen worden: Lahmeyer betreibt die Verstromung, der Kreis stellt das nötige Gas zur Verfügung. Weil die Deponie sich jetzt aber als zu schwach auf der Brust entpuppt, pocht Lahmeyer auf finanziellen Ausgleich - und zwar beim Kreis als UVF-Nachfolger.

Der stellvertretende technische Leiter von Lahmeyer, Johannes Krämer, verweist auf "laufende Verhandlungen mit dem UVF", weshalb er derzeit nichts über die Höhe der Forderungen sagen könne. UVF-Sprecher Bernd Röttger jedenfalls sieht Regreßansprüchen "gelassen" entgegen. Voraussetzung dafür sei nämlich, daß die Anlage überhaupt nicht in Betrieb gehen könne: und darüber sei das letzte Wort noch nicht gesprochen.

"Nach unseren Planungen wird die Verstromung zumindest auf dem dritten Bauabschnitt der Deponie klappen, so daß von Nichterfüllung keine Rede sein kann", zeigt Röttger sich optimistisch. Fragen danach, in welchem Umfang die Anlage in Betrieb gehen soll, weicht er jedoch aus: "Wir sind vorsichtig mit Prognosen geworden." Jürgen Dickhaus

Brief an die Redaktion Moral und Mißbrauch

Zu einem Beitrag vom 12. Januar ("Es ist nötig, behutsam vorzugehen"), erreichte die FR folgender Leserbrief:

"Die Frankfurter Rundschau berichtete über eine Presseerklärung von Herrn Romeiser (CDU Maintal), in der dieser auf eine ungeheuerliche Weise eine Maintaler Kindertagesstätte und eine Hanauer Beratungsstelle angriff, die in einem Fall des Verdachts auf sexuellen Mißbrauch das Notwendige getan hatten.

Vermutlich würden die Entgleisungen von Herrn Kurt Romeiser nicht so viel Aufsehen erregen und vielleicht könnte man sie dann mit einem diskreten Schweigen übergehen, wenn er nicht Pressesprecher der Maintaler CDU wäre. So aber gelingt es ihm, unermeßlichen Schaden anzurichten, den er mit seiner geschmacklosen Aktion dem betroffenen Kind, seiner Familie, den Erzieherinnen, der Kindertagesstätte, dem Jugendamt und der beteiligten Beratungsstelle zufügt: Ein Rundumschlag ohnegleichen in dem blinden Eifer, die heile Welt der Familie hochzuhalten und den politischen Gegner zu attackieren.

Romeiser ist offensichtlich - wie viele seiner Aktionen zeigen - von dem fanatischen Willen besessen, alle Realitäten zu verleugnen, die seiner Vorstellung von einer heilen und sauberen Familienwelt widersprechen. Und diese gilt es, ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen: Es geht nicht um den Schutz der Kinder, sondern um den Schutz der selbstgerechten und realitätswidrigen Moralvorstellungen, bei denen die Moral des Schutzes der Schwachen vor Mißbrauch und Unterdrückung auf der Strecke bleibt.

Über den sexuellen Mißbrauch von Kindern gibt es gesicherte Erkenntnisse und erprobte Erfahrungswerte, wie Pädagogen und Pädagoginnen und Personen, die mit dem Kind umgehen, bei Verdachtsmomenten handeln müssen.

Aus den Berichten in der Lokalpresse zu diesem Vorfall geht hervor, daß diese Fachkenntnisse und Fachleute herangezogen worden waren und daß offensichtlich nach den Regeln der Kunst gearbeitet worden ist.

Außenstehende wie Herr Romeiser haben in diesem Handlungsfeld nichts, aber auch gar nichts zu suchen. Herr Romeisers moralischer Eifer erweist sich als moralische Katastrophe.

Wenn die Maintaler CDU einen Funken Verantwortungsgefühl hat, dann distanziert sie sich sofort und unmißverständlich von Herrn Romeiser. Der Schaden, der hier Schutzbedürftigen zugefügt wird, ist zu groß, als daß hier parteipolitische Rücksichtnahme den Blick verstellen dürfte."

Dr. Helmut Reiser, Universitätspro- fessor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Heilpädagogik.

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Einbrecher rissen Tresor aus der Wand

HEUSENSTAMM. Einen 50 mal 37 Zentimeter großen Tresor rissen unbekannte Einrecher in der Nacht zum Sonntag aus einer Wand eines Hauses im Ahornweg. Zuvor hatten sie sämtliche Räume und Behältnisse in dem Haus durchsucht.

In dem Tresor befand sich laut Angabe der Polizei wertvoller Schmuck. Sie beziffert den Schaden auf 55 000 Mark. pmü

Eine "Blaue Stunde" mit Winnetou

Die "Blaue Stunde", eine tägliche Lesung zur Nachmittagszeit, wird am Montag im Literaturhaus Frankfurt in der Bockenheimer Landstraße 102 fortgesetzt. Eine Woche lang werden im Café jeden Tag um 16.30 Uhr Essays, Biografien, Märchen und Satiren vorgelesen.

Den Anfang macht heute Birgitta Assheuer. Sie liest aus Italo Calvinos Buch "Die Jahreszeiten in der Stadt". Tags darauf wird in der halbstündigen Lesung Albert Camus und sein Werk "Der Fremde" in den Mittelpunkt gestellt. Das weitere Programm: Mittwoch: Antoine de Saint- Exupery "Wind, Sand und Sterne"; Donnerstag: Doris Lessing "Afrikanische Geschichten"; Freitag: Karl May "Winnetou". Der Eintritt ist frei. hu

Hans Joachim Schädlich Demokratie- gegen Nazi-Gewalt

Vor einiger Zeit versammelten sich in einem Nürnberger Lokal Nazis. Vor dem Lokal versammelten sich Einwohner von Nürnberg, um gegen die Nazi-Versammlung zu protestieren. Die Polizei stand zwischen den einen und den anderen. Am Ende kamen die Nazis, den Arm zum Hitlergruß erhoben, auf die Straße. Die Polizei bildete einen Kreis um die Nazis, um sie vor den Protesten Nürnberger Einwohner zu schützen. Herausfordernd selbstgewiß standen die Nazis in der Mitte und huldigten ihrem Führer Adolf Hitler.

Warum hat die Polizei in Nürnberg die Nazis geschützt?

In der Weimarer Republik kämpften die Nazis gegen die Demokratie, und die Kommunisten kämpften gegen die Demokratie. Die Nazis nannten die Weimarer Republik verächtlich "das System". Die Nazis der Weimarer Republik hatten andere Gründe für ihren Kampf gegen die Demokratie als die Kommunisten. Die Nazis und die Kommunisten der Weimarer Republik bekämpften sich gegenseitig. (Manchmal - übrigens - verbündeten sie sich auch im Kampf gegen die Demokratie). Die Nazis wollten die Nazidiktatur, die Kommunisten wollten die kommunistische Diktatur. Am Ende siegten die Nazis, und die Kommunisten wurden von den Nazis gejagt. Die Demokratie wollte keiner von beiden, aber als Rivalen um die Herrschaft hatte natürlich einer von beiden das Nachsehen.

In Ostdeutschland wendete sich nach dem Zweiten Weltkrieg das extreme Blatt. Auf die Nazidiktatur folgte die kommunistische Diktatur. Der antifaschistische Anstrich sollte den Eindruck vermitteln, nun habe das Gute über das Böse gesiegt. Aber das Gute war nicht so gut, wie es den Anschein haben sollte. Diejenigen, die die nazistische und die kommunistische Diktatur durchschaut hatten, fanden heraus, daß es zur einen und zur anderen Diktatur nur eine vernünftige Alternative gibt: die Demokratie.

Aber wie stark ist die Demokratie in Deutschland? Wie stark lebt sie in den Köpfen des Deutschen? Wie stark wurzelt sie in den staatlichen Institutionen?

Ich bin nicht sicher, ob Asher Reich recht hat mit dem Satz "Die schweigende Mehrheit in Deutschland ist viel leichter manövrierbar als die schweigende Mehrheit eines anderen Volkes". Obwohl es wie ein Widerspruch in sich klingt, will es mir doch so vorkommen, als sie die Demokratie in den Köpfen der meisten Deutschen lebendiger als in den staatlichen Instituten. Liegt es daran, daß das demokratische Bewußtsein sich irgendwie erschöpft, sobald es institutionalisiert wird? Es kann da Abhilfe geschaffen werden: Das demokratische Bewußtsein des Bürgers muß den staatlichen Institutionen Beine machen durch Initiativen, Proteste, Aktionen, es muß den staatlichen Institutionen auf die demokratischen Beine helfen. Die Demokratie als einzige vernünftige Alternative zu jeglicher Diktatur ist ein alltäglicher geistiger und materieller Prozeß, dessen wirkende Elemente die demokratisch gesinnten Bürger sein müssen. Ich bilde mir ein, daß die meisten Deutschen das begriffen haben. Für viele Deutsche allerdings sind die Nazis bloß Figuren, die gelegentlich in den Fernsehnachrichten zu sehen sind.

Glaubens beschimpft werden? . . .

Es ist viel getan mit der öffentlichen Ächtung des Nazismus. Aber damit ist zu wenig getan. Es ist viel getan, wenn einzelne sich schützend vor einzelne stellen. Aber damit ist zu wenig getan.

Die "Machtmittel staatlicher Gewalt" - Polizei und Justiz - müssen stärker zur Stelle sein, um die "Würde, das Leben, die Gesundheit und das Eigentum von Menschen zu schützen, die wegen ihrer Heimat und Herkunft, wegen ihrer Abstammung und Rasse, wegen ihres Glaubens gejagt werden.

Wann werden alle nazistischen Vereinigungen verboten? Wann werden Nazi- Symbole und Nazi-Gesten verboten?

Die öffentliche Ächtung des Nazismus und die Zivilcourage einzelner bedürfen selber des Schutzes durch die staatliche Gewalt. Sonst kann es leicht geschehen, daß Bürger die Aufforderung zur Zivilcourage als unbillige Forderung nach "zuviel Courage" abweisen.

Es heißt, der Nazismus trete in den neuen Bundesländern stärker hervor als in den alten. Verraten von der kommunistischen Diktatur, ohne inneren und äußeren Halt, suchen - vorwiegend junge - Leute im Osten nach Schuldigen für Lebensverlust und geben Ausländern und Juden, die gar nichts damit zu tun haben, die Schuld. Ohne die Erfahrung der Demokratie verfallen diese Leute nach dem Wegfall der Zwangsstrukturen der SED-Diktatur in neue krankhafte Zwänge. Die im Kommunismus erlernte Hilflosigkeit schlägt in Gewalttätigkeit um, weil es diesen Leuten so scheint, als stelle Gewalttätigkeit die Überwindung der Hilflosigkeit dar.

Anstatt die Schuld für Lebensverlust in der eigenen, nämlich in der DDR-Geschichte zu suchen, machen diese Leute Jagd auf Unschuldige. Die Nazis in Ostdeutschland offenbaren damit, wer der geistige Urheber ihrer Taten ist: die kommunistische Diktatur, die intolerant und gewalttätig alles verfolgte, was anders und was fremd war.

Intoleranz und Gewalttätigkeit der Nazis in den neuen Bundesländern sind letztlich die Frucht der kommunistischen Diktatur, die übergangslos das Erbe der Nazi-Diktatur angetreten hatte.

Und es sind nicht nur junge Leute. Passive ältere Leute sympathisieren mit den aktiven jungen, weil die älteren selber gelernte Hilflose sind. Die Jungen handeln auch als Stellvertreter der Älteren, die ebenfalls von der kommunistischen Diktatur Verratene sind und - ohne demokratische Erfahrung.

Die Vereinigung Deutschlands hat die Wurzeln von Intoleranz und Gewalttätigkeit im Osten sichtbar gemacht, aber nicht verursacht. Man muß den Blick in die Geschichte der DDR, in die Geschichte der Stasi-Diktatur wenden, um die Ursachen gegenwärtiger krankhafter Zwänge im Osten aufzufinden und zu beheben.

Asher Reichs Einwand gegen das schnelle Tempo der deutschen Einigung überzeugt mich nicht. Seine Vorstellung, bei einer allmählichen Einigung Deutschlands wäre der Auswurf des Nazismus vermeidbar gewesen, läuft für mich nur auf eine Verschiebung oder Portionierung des nazistischen Auswurfs hinaus.

Der wirtschaftliche und geistig-moralische Zusammenbruch der DDR hatte zwangsläufig die unmittelbare Hinwendung Ostdeutschlands zur alten Bundesrepublik zur Folge; es handelte sich um einen historischen Prozeß, den niemand aufzuhalten vermochte. Der Exekutive und der Justiz kann nur der Vorwurf gemacht werden, daß sie der schnellen Einigung nicht die "unverzügliche Niederschlagung der nazistischen Ausschreitungen" folgen ließen, wie Asher Reich es selbst sagt.

Der Slogan "Gegen Gewalt", der den nazistischen Gewalttätern Einhalt gebieten soll, mutet angesichts der brutalen Visagen von Nazis, die mit Knüppeln dreinschlagen und Brandflaschen schleudern, geradezu rührend an. Gegen die Gewalt der Nazis hilft Gewalt - die legitimierte Gewalt des Staates. Diese Gewalt ist die Sprache, die die Nazis verstehen. Asher Reich, dessen Familie von den Nazis zum größten Teil ermordet wurde, findet den einzig angemessenen Ausdruck für die Notwendigkeit dieser Zeit; sie besteht darin, einen "furchtlosen Krieg gegen die Fundamente der Nazis" zu führen. Die Nazis führen Krieg gegen die zögerliche Demokratie; die Demokratie muß entschlossen Krieg führen gegen die Nazis. Der Slogan "Gegen Gewalt" bedarf einer Präzisierung: "Für Gewalt der Demokratie gegen die Gewalt der Nazis."

Weiter das Rätsel Rathenau Der zweifach beschlagnahmte Nachlaß erstmals zu sehen

HEIDELBERG. Am Haus Nummer 18 der Pfaffengasse fällt nichts besonders auf. Im Zwischengeschoß über der Toreinfahrt wohnten die Eheleute Ebert. In der 50-Quadratmeter-Wohnung verbrachte ihr Sohn Friedrich seine Jugendjahre bis zum Abschluß der Sattlerlehre. Seine Laufbahn: Wirt, Arbeitssekretär, SPD- Parteivorstand, Reichskanzler und bis 1925 Reichspräsident. Das Geburtshaus in der Heidelberger Altstadt dient heute als kleines Museum. In dessen Obergeschoß zeigt die Stiftung der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte bis zum 31. Januar Manuskripte, Briefe und Bilder Walther Rathenaus, dem Reichsaußenminister der Ära Ebert.

Seit die SS 1939 den Nachlaß der Familie Rathenau beschlagnahmte, galt er als verschollen. Die Rote Armee hatte ihn 1945 auf Schloß Wölfelsdorf bei Breslau entdeckt und nach Moskau gebracht. Dort verschwand er in einem geheimen, staatlichen Sonderarchiv, zu dem nicht einmal sowjetische Historiker Zugang hatten. Erst Glasnost brachte die Öffnung der Archive. Zum Vorschein kamen verschleppte Kunstschätze, Akten und Unterlagen aller Art.

Darunter fand der Heidelberger Historiker Wolfgang Michalka auch den Nachlaß Rathenaus. Ende letzten Jahres brachte er eine Auswahl der 70 000 Einzelstücke zurück nach Schloß Freienwalde, der Rathenau-Villa, nordöstlich von Berlin. Die Heidelberger Ebert-Gedenkstätte bereitete diese Exponate zur Ausstellung "Walther Rathenau - Industrieller, Politiker und Schriftsteller" auf. Im Februar soll dann alles wieder in Moskau unter Verschluß kommen. Über den weiteren Verbleib verhandelt bereits das Bundesarchiv Koblenz.

Der umfangreiche Fund ist so wichtig, weil er neue Erkenntnisse über eine Persönlichkeit voller Widersprüche liefert. Das Rätsel Rathenau bleibt dennoch ungelöst. Im Gegenteil, die handgeschriebenen Texte werfen ein immer merkwürdigeres Licht auf den Weimarer Politiker und Menschen. Völlig unverständlich bleiben beispielsweise die Angriffe des Juden Rathenau gegen jüdische Tradition und Sitte. Schon bevor die Biographen den Nachlaß studierten, vermochten sie nicht, seine boshaften Ausfälle gegen das Judentum zu erklären. Das neu entdeckte Manuskript seines Aufsatzes "Höre Israel!" macht es ihnen noch schwerer. In der gedruckten Version provoziert Rathenau seine Familie und Gemeinde schon im ersten Satz: "Bedarf es einer Erklärung, wenn ich in einem anderen Sinne schreibe als der Judenvertheidigung?" Tatsächlich war dies nur eine abgemilderte Form. Noch radikaler klingt das wiedergefundene Original. Rathenau strich alles nach dem Komma durch und schrieb statt dessen: ". . . wenn ich zum Antisemitismus neige?"

Als das schriftstellerische Erstlingswerk des 30jährigen nicht mehr unter einem Pseudonym, sondern mit vollem Namen 1897 veröffentlicht wurde, kaufte sein Vater fast die gesamte Auflage auf. Dennoch zitierten die Nationalsozialisten Rathenau später genüßlich in ihren Hetzschriften. Als Jude konnte der junge Gardekürassier nicht Offizier werden. Gerne hätte er wohl eine Militärlaufbahn eingeschlagen, ein Foto zeigt den stolzen Soldaten in Uniform. Rathenau fühlte sich als Preuße, trat aus seiner Gemeinde aus und forderte die orthodoxen Juden aus dem Osten dazu auf, sich völlig anzupassen. Heute erscheint es unvorstellbar, daß der liberale Politiker nicht die Dimension seiner Vorwürfe erkannte. Wie konnte ein so kluger Kopf die völlige Identitätsaufgabe der osteuropäischen Juden propagieren? Es mutet so an, als wollte der spätere Staatsmann dem aufkeimenden Antisemitismus den Wind aus den Segeln nehmen. Rathenaus fataler Irrtum war offensichtlich die Annahme, Anpassung bewahre vor Haß und übertriebenem Deutschtum. 1922 wurde er auf offener Straße von rechten Attentätern erschossen. Ein nicht minder verwunderliches Bild gibt Rathenau als philosophierender Großindustrieller ab: In seiner 1912 publizierten "Mechanik des Geistes" warnt er vor den Gefahren der Industriealisierung für die menschliche Seele. Ausgerechnet Rathenau, der seit 1899 im Direktorium der Allgemeinen Electricitäts Gesellschaft (AEG) saß, schlug nun die Abschaffung des erblichen Reichtums und den eingeschränkten Verbrauch von Luxusgütern vor. Er hatte die Vision eines Volksstaates mit organisierter Gemeinwirtschaft auf der Grundlage der Selbstverwaltung. Von seinen Ideen zeugen die wiederentdeckten Manuskripte. Aufschluß über Rathenaus Vielseitigkeit geben auch seine zeit- und kulturkritischen Essays, Pastellbilder und Zeichnungen. Ausgestellt ist auch die Aktentasche, die er bei seiner Ermordung auf den Knien gehabt haben soll. Schräg gegenüber erinnert ein Zeitungsausschnitt an die jüngsten Hakenkreuzschmierereien an der Rathenau-Gedenkstätte im vergangenen Monat. THOMAS REUTTER

Eingefrorene Emotion Die Foto-Ausstellung "Film Stills"

ZÜRICH. Film ist Lüge, 24mal in der Sekunde; Filme sind die Schatten unserer Träume, und die Stars, ans Licht des Alltags gezerrt, müssen ihre Faszination verlieren. Die Tage, da sich die Menschen willig den Illusionen des Kinos hingaben, mögen gezählt sein; doch die Leidenschaft für eine Welt, die Träume am Fließband produzierte, ist ungebrochen.

Allein diese Passion für das Kino ist es, die den Reiz einer Ausstellung erklärt, die das Zürcher Museum für Gestaltung noch bis 31. Januar zeigt: Rund 350 Fotos aus der Glanzzeit Hollywoods, Aufnahmen von Stars, Dekors, Regisseuren; Seitenblicke, Provokationen, Abziehbilder; Konfrontationen von Licht und Schatten, verschwenderische Ausstattungsmotive - eine Sammlung, die vor allem eines macht: unbändige Lust aufs Kino.

Wie ein gelungener Spielfilm, so entwickelt die Ausstellung ihren vollen Reiz erst bei einem zweiten oder dritten Rundgang: wenn sich einem die Systematik der scheinbar wahllos aneinandergereihten Fotografien erschlossen hat. Denn auf den ersten Blick sucht man vielleicht vergeblich nach dem Bindeglied zwischen einem Foto aus Billy Wilders 1950 entstandenem Film "Boulevard der Dämmerung" - das Bild zeigt die Hauptdarsteller Gloria Swanson und William Holden auf einem Diwan - und der hingegossenen Theda Bara als "Cleopatra" (1917).

Beim zweiten Mal läßt sich nachvollziehen, wie sich zum Beispiel das Image, das Hollywood von seinen Stars entwarf, im Lauf der Jahrzehnte gewandelt hat; und beim dritten Mal hat man Muße, "hinter den Bildern" den inhaltlichen Wandel von so elastischen Begriffen wie Anstand, Sitte und Moral zu realisieren.

Die Ausstellung, deren ältestes Stück aus dem Jahr 1896 stammt ("The Kiss") und deren jüngstes, "Psycho", auch schon über dreißig Jahre alt ist, wird ergänzt durch einen Film des Schweizer Videokünstlers Samir, der die eingefrorenen Emotionen wieder zum Leben erweckte: Obwohl nichts als eine Aneinanderreihung der ausgestellten Fotos, läßt Samirs eigens für diesen Anlaß hergestellter Film die Stars in eine "Handlung" eintreten.

Dabei fasziniert "Still Motion" weniger durch die thematischen (nicht immer nachvollziehbaren) Zuordnungen als vielmehr durch die Verfremdungen, mit denen Samir Bewegung in die "Film Stills" bringt. So fährt die Kamera beispielsweise Fotos ab, als handele es sich um Landschaften; so treibt Samir sein Spielchen mit dem Mythos Mann, indem er die Gesichter der Stars zu Fratzen verzerrt und seiner Collage nicht zuletzt durch die unterlegten Dialoge ("Don't you have a home", wispert eine Frauenstimme zur Aufnahme des einsamen Helden) und die Musik (etwa Bernard Herrmanns "Psycho"-Klänge) eine ganz eigene Atmosphäre gibt.

Abgerundet wird die Ausstellung, deren rund 19 mal 24 Zentimeter großen Exponate zum größten Teil aus der Londoner Kobal Collection sowie dem British Film Institute stammen, durch einen sparsam ausgefallenen Überblick über Sammelobjekte (Fan-Bücher, Zigarettenbilder) sowie durch 14 "Untitled Film Stills" der Fotografin Cindy Sherman.

Der Katalog mit den Bildern der Ausstellung wurde ergänzt um diverse "Blikke auf Bilder" - Autorinnen und Autoren wie die Kritikerin Barbara Sichtermann ("The Public Enemy") lassen Filmfotos auf sich wirken - sowie um mehrere Aufsätze, etwa von der Filmwissenschaftlerin Gertrud Koch ("Verweile doch, Du bist so schön"), über die Ästhetik der Star-Fotografie, über die Aspekte gestellter Aufnahmen sowie die Bedeutung des Hollywood-Studiosystems auf die Geschichte des Kinos.

TILMANN P. GANGLOFF

Zürcher Museum für Gestaltung, bis 31. Januar)

Papier gehört nicht zum Sperrmüll

OBERTSHAUSEN. Brennbarer Sperrmüll wird von Montag bis Donnerstag, 18. bis 21. Januar, abgefahren. Die Stadtverwaltung macht darauf aufmerksam, daß dabei kein Altpapier mitgenommen wird, weil es extra eingesammelt wird. Auch Fernsehgeräte und Elektronikschrott werden nicht mitgenommen. Sie können bei Fachgeschäften gegen einen Betrag von 50 Mark abgegeben werden.

Am Montag wird der Sperrmüll in Obertshausen nördlich von Heusenstammer Straße und Bahnhofstraße bis zur Bahnlinie abgeholt und am Dienstag im restlichen Stadtteil einschließlich der beiden genannten Straße.

Am Mittwoch ist Hausen westlich der Linie Seligenstädter Straße und Friedrich Ebert-Straße dran, am Donnerstag der übrige Stadtteil. pmü

Syha kandidiert nicht mehr für Ortsbeirat Kalbach

Franz Syha, Ortsvorsteher im Beirat 12 (Kalbach), wird für die kommende Wahlperiode nicht mehr kandidieren. Das erklärte der CDU-Politiker beim Neujahrsempfang des Stadtteilgremiums, bei dem auch Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch (SPD) anwesend war. Syha sagte am Ende seiner Ansprache vor den über 100 geladenen Gästen, er werde aus "beruflichen Gründen nicht mehr für ein Amt zur Verfügung stehen".

Diesen Verzicht bezeichnete Arthur Pöhlmann (SPD) "als herben Verlust für den Ortsbeirat". Der Vertreter der Grünen, Wolfgang Diel, lobte "das über 20jährige und selbstlose Engagement Syhas".

Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden Hans-Josef Schneider kam die Nachricht zwar nicht überraschend, doch "wir müssen diese Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis nehmen". ara

Lehrern droht Ablehnung kürzerer Arbeitszeiten

he STUTTGART, 15. Januar. Baden- Württembergs Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder (CDU) hat unter den Lehrerverbänden und bei den anderen Landtagsparteien Empörung und starken Protest hervorgerufen: Der konservative Politiker will das Vorhaben der großen Koalition in Stuttgart kippen, die Arbeitszeit der Lehrer vom 1. April 1994 an um eine Unterrichtsstunde pro Woche zu kürzen. Vor allem auf Betreiben der SPD, aber auch der jetzigen Schulministerin Marianne Schultz-Hector (CDU), hatte sich die Landesregierung im Frühjahr 1992 auf diesen Kompromiß verständigt. Im Jahr 1988, als im öffentlichen Dienst allgemein die Arbeitszeit verkürzt wurde, hatte die damalige Landesregierung unter Lothar Späth den baden-württembergischen Lehrern eine entsprechende Deputatsminderung zu Sparzwecken vorenthalten. Dies führte zu jahrelangen Lehrerprotesten.

Die jetzt vorgesehene Arbeitszeitkürzung sei "nicht machbar" und passe zu einem Zeitpunkt, zu dem allenthalben intensiv über eine Verlängerung der Arbeitszeit nachgedacht werde, nicht in die Landschaft, meinte Mayer-Vorfelder. Auch in der CDU gab es unruhige Reaktionen, da sein Vorstoß nicht einmal mit seiner Nachfolgerin abgestimmt war. Mayer-Vorfelder erinnerte daran, daß in der Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD ausdrücklich jeder ausgabenwirksame Regierungsbeschluß unter den sogenannten Finanzierungsvorbehalt gestellt worden sei.

"Honecker ohne Zwischenfälle umgestiegen" Absurdes Medien-Theater bei der Ausreise des prominenten Ex-Angeklagten

Gab es in Moabit - als Abschiedsessen - Hackbraten (Deutsche Presse- Agentur) oder panierten Bratfisch (Bildzeitung)? Und als Sättigungsbeilage Petersilienkartoffeln oder Curry-Kraut (dito)? War es ein Käseschnittchen (Agence France Presse) oder ein Käsebrötchen (Reuters), in das der alte Mann gegen 21 Uhr sichtlich bemüht biß, und trank er tatsächlich schwarzen Kaffee (diverse Quellen - unter Berufung auf die LH- Stewardessen Inge Fischer und Manuela Tilling)?

Oder schaffte es Erich Honecker vielleicht doch, in einem unbeobachteten Augenblick (?) - irgendwo im gesamtdeutschen Luftraum zwischen Berlin-Tegel und Frankfurt-Rhein-Main - Milch in sein lufthanseatisches Täßchen zu kippen? Und vor allem: Hat eine solche Ernährung Auswirkungen (wenn ja, welche) auf den Gesundheitszustand des "Staatschefs, Staatsfeindes, Staatshäftlings" (dpa) E. H., dessen mutmaßlich letzte Stunden in und über Deutschland und auf dem Weg nach Chile zum Gegenstand umfassendster journalistischer Bemühungen wurden?

Fragen über Fragen, und letztlich kaum genaue Antworten, obwohl die Nachrichten-Agenturen, die Fernseh- und Hörfunksender, die Zeitungs-, Magazin- und Illustrierten-Reporter doch rund um die Uhr arbeiteten, die Fernschreiber eine "Dringend/Eil/Vorrang"-Meldung nach der nächsten ausspuckten und die sprichwörtlichen Warnglocken und -lampen ohne Unterlaß bimmelten beziehungsweise blinkten. Widersprüchliche oder auch schlicht falsche Meldungen lösten sich einen ganzen Tag lang in schöner Regelmäßigkeit ab, zumal die Berliner Sicherheitsbehörden mit Fleiß (und ziemlich erfolgreich) an der Verwirrung der Medien arbeiteten.

So wurde der prominente Ex-Häftling und Noch-nicht-Passagier mit Blaulicht- Begleitung und Sirenengeheul aus der Haftanstalt Moabit in die Polizeikaserne Schulzendorf (und nicht, wie auch von der Frankfurter Rundschau gemeldet, direkt nach Tegel) gebracht, wo er auf den Abflug nach Westen wartete. Auf dem Airport im Berliner Norden spielten sich sodann, wie am Abend in dankenswerter Selbstironie AFP berichtete, ziemlich tragikomische Szenen ab. So bekniete gleich ein Dutzend Journalisten den Kapitän einer startbereiten Lufthansa- Maschine mit Ziel Paris, sie wieder herausklettern zu lassen, weil entgegen ihrer Passagierlisten-Recherche Honecker nicht daran dachte, zum Umsteigen an die Seine zu fliegen. Die Agentur lapidar: "Etwa zehn weitere Korrespondenten und Fotografen, die fest an ihre Theorie glaubten, blieben sitzen - und starteten ohne Honecker nach Paris." (Viele Spesen - kaum was gewesen!)

Als wahrer Fels in solch unsicherer Nachrichtenbrandung wirkte (der unbestechliche Ticker zeigte als Uhrzeit 21.58 Uhr) die Meldung: Honecker ohne Zwischenfälle umgestiegen, ebenfalls von AFP. Doch schon die Frage, auf welchem Sitz und in welcher Klasse sich Erich Honecker dem Chefsteward mit den Worten anvertraute "Ich freue mich auf den Sommer in Chile" (dpa, 22.06 Uhr), blieb am Abend heftig umstritten. Saß er nach 169 Tagen Untersuchungshaft 1. Klasse (Bild) Business (verschiedene Agenturen) oder "zweite Klasse" (Reuter), vielleicht auch Economy (AFP)? Oder behielt ein FR-Informant recht, der schon am Nachmittag haargenau wußte, daß der Platz 7K in dem noch nicht umgebauten Airbus "Rothenburg ob der Tauber" am Fenster in der ersten Reihe "Business" hinter der alten, seit Oktober 1992 aber innerdeutsch abgeschafften 1. Klasse angesiedelt ist?

Die gut unterrichteten Luftfahrtkreise sollten allerdings erst zur Geisterstunde auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen ihre Hochform erreichen. Knappe drei Stunden lang war von der Besucherterrasse aus mit bloßem Auge (also ohne Nachtsichtgerät und Teleobjektiv) nichts zu sehen - außer einer ankommenden Lufthansa-, einer verspätet abrollenden Varig-Maschine und etlichen dazwischen emsig herumwuselnden Vorfeld-Fahrzeugen. Der belustigte FR- Reporter angesichts eines am Donnerstag veröffentlichen Fotos, das bei lupenverstärktem Hinsehen den Schemen eines alten Mannes mit Hut vermuten läßt: "Genausogut hätte man da ein Klavier reintragen können."

Aber die Ticker sollten - wie E. H. auch - noch nicht zur Ruhe kommen. 23.46 Uhr: Nach Auskunft der Flughafenleitung sind die Türen geschlossen und die Positionslichter eingeschaltet. (AFP) 23.50 Uhr: Die Maschine . . . befindet sich auf dem Weg zur Startbahn. (dpa) 23.53: Um 23.50 Uhr rollte die Maschine . . . zum Vorfeld, wie der Verkehrsleiter vom Dienst am Frankfurter Flughafen auf Anfrage berichtete. (AP)

Mit der Priorität "Dringend/Eil/Vorrang", Glockengeläut, Signallampe und vollkommen übereinstimmend meldeten dann um 23.58 Uhr (AFP, Reuter), 0 Uhr (AP) und 0.02 Uhr (dpa), daß Erich Honecker um 23.57 Uhr "Deutschland (deutschen Boden) verlassen hat" respektive "Aus Deutschland abgeflogen ist".

Der nächtliche redaktionelle Stoßseufzer, der diesem bunten Meldungsstrauß am frühen Donnerstagmorgen folgte, wurde nur Stunden später vom Schrekkensschrei des Diensthabenden übertönt. Denn natürlich war es, wie AP um 14.41 Uhr aus Sao Paulo meldete, nur für Erich Honecker, den einstmals mächtigsten Mann Ostdeutschlands, ein Flug ohne Wiederkehr, aber nicht für die weltumspannende Neuigkeiten-Industrie.

Der inständige, aus Santiago übermittelte Wunsch seiner Frau Margot um Schonung ihres krebskranken Gatten durch die Medien verhallte ungehört: Er probierte ein bißchen von den Kanapees mit Langustenfleisch, ein kleines Spinatpastetchen, etwas Fisch und dazu Tee ohne Zitrone, wußte Associated Press. Na also: Es ist ein weiter Weg von Moabit nach Santiago, aber er führt immerhin vom Hackbraten (oder vielleicht war es doch ein Bratfisch?) zum Spinatpastetchen. HANS-HELMUT KOHL

Sammlung zur Plattnerkunst Museum zeigt bis 14. März Werkstatt eines Harnischmachers

DREIEICH. Daß von der Burg Hayn keine Ritterrüstungen erhalten sind, hat schon viele Besucher des Dreieich- Museums enttäuscht. Derzeit kommen die Liebhaber von Harnischen und alten Waffen voll auf ihre Kosten. Günther Quasigroch, laut Museumsleiterin Ingeborg Dittler der einzige noch existierende Harnischmachermeister, hat in der Fahrgasse 52 eine Werkstatt nachgebaut, teils mit Original-Werkzeugen bestückt.

Seit November hat Quasigrochs einzigartige Sammlung zur Plattnerkunst, die vorher in Dresden und Innsbruck gezeigt wurde, viele Besucher ins Dreieich- Museum gelockt. Bis zum 14. März sind Werkstatt, Rüstungen und Helme noch zu sehen. Eine besondere Attraktion sind eine Nachbildung der Kunsthand von Götz von Berlichingen und die Fotokopie eines Briefs, die er mit der Prothese geschrieben hat.

Das Dreieich-Museum zeigt seit 1976 ständig wechselnde Sonderausstellungen. Das Spektrum reicht von altem Spielzeug über Nachttöpfe bis zur Jugendstilkeramik. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr, samstags nur nachmittags, sonntags 10.30 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr. dac

Auf einen Blick

Seite II USINGER LAND. Der Biogas-Pleite von Brandholz folgt der Streit ums Geld. Hessen fordert zwei Millionen Mark von der Lahmeyer AG zurück. Die sagt, der Umlandverband müsse bezahlen. Seite III KRONBERG. Aufregung in der Stadt: Randalierer hinterließen eine Spur der Verwüstung in Kindergärten und auf Autodächern. Viele stellen sich die Frage: Gibt es eventuell einen Zusammenhang mit Schmierereien von Neonazis?Seite IV SPORT. Die Ballkünstler des Landesliga-Spitzenteams FC Progres Frankfurt sind die Stars beim Hallenfußballturnier des SV Seulberg am kommenden Sonntag im Friedrichsdorfer Stadtteil.

BEU: "Jugendpfleger dringend erforderlich"

USINGEN. "Ein hauptamtlicher Jugendpfleger ist für die Jugendarbeit in der Stadt dringend erforderlich. Es hat uns sehr überrascht, daß es überhaupt gelungen ist, das Jugendzentrum ohne diese Hilfe so lange arbeitsfähig zu halten." Dieses Fazit zog die Spitzenkandidatin der neugegründeten Wählergemeinschaft "Bürger für Ehrliches Usingen" (BEU), Monika Mann, nach einem Gespräch mit dem zurückgetretenen Juz- Vorstand. Den jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz des Juz-Vorsitzenden Dirk Schimmelfennig hält die BEU-Chefin für einen "Glücksfall", auf dessen Wiederholung die Stadt nicht bauen könne.

Rund 50 000 Mark würde ein Jugendpfleger die Stadt im Jahr kosten, führt Monika Mann an und rechnet vor: "Für den Ausbau des Schloßplatzes mit 750 000 Mark könnte man also 15 Jahre lang einen Jugendpfleger bezahlen."

Den Vorschlag, sich die Stelle mit Wehrheim zu teilen, hält die BEU für einen ersten Schritt in die richtige Richtung und unterstützt zudem den geplanten Protest der Jugendlichen am Dienstag um 15 Uhr vor dem Rathaus. Sie fragt im übrigen, warum die Informationsbroschüren der Stadt keine Hinweise auf das Jugendzentrum enthalten. "Kein Wunder, daß es dann nur einem kleinen Kreis von ,Eingeweihten&rquote; bekannt ist." cn

CDU im Römer wittert wieder "roten Filz" Kritik an Chef-Plänen für Praunheimer Werkstätten

"Wie bis 1977 betrachtet die SPD auch jetzt die Stadt Frankfurt als Beute." Horst Hemzal, Fraktionschef der CDU im Römer, nahm jetzt zur beabsichtigten Ablösung des Geschäftsführers der Praunheimer Werkstätten, Lothar Andres, Stellung. Der Geschäftsführer, dessen Vertrag ausläuft, soll nach Informationen der Christdemokraten durch Roland Frischkorn, den persönlichen Referenten von Sozialdezernent Martin Berg (SPD), ersetzt werden. Frischkorn ließ offen, ob er einen Wechsel überhaupt anstrebt. Er sei bisher nicht gefragt worden und habe sich auch nicht beworben. Martin Berg macht derzeit Urlaub und ist nicht zu erreichen.

Hemzal äußerte sich auch kritisch zum bevorstehenden Wechsel an der Spitze der städtischen Stadion GmbH. Für diese Position ist seit Monaten schon SPD- Fraktionsgeschäftsführer Karl Pusch im Gespräch. Wie berichtet, hat auch Pusch noch nicht entschieden, ob er sich bewerben will.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende erinnert zudem an die "Umstände" bei der kommissarischen Besetzung des Chefsessels im Straßenbauamt mit Gabriele Dehmer, der persönlichen Referentin von Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD). Dort war eine Stellenausschreibung erst "nachgeschoben" worden.

Die geplante Ablösung von Lothar Andres nennt Hemzal "völlig überflüssig". Sie erhalte ein besonderes "Geschmäckle" durch die "spezielle Vorgeschichte" der Praunheimer Werkstätten, die in den 70er Jahren noch zum "Verein Arbeits- und Erziehungshilfen" (VAE) gehörten. Vorsitzender des VAE war der damalige (und heutige) Sozialdezernent Martin Berg. Hemzal: "Der Verein war völlig überschuldet und eigentlich bankrott." Berg habe daraufhin den parteilosen Andres, "einen hervorragender Fachmann", eingestellt. Der habe den VAE saniert und anschließend mit einem neuen Konzept die Praunheimer Werkstätten für Behinderte gegründet.

Hemzal räumt ein, daß Andres, der oft Streit mit Personalvertretern, vor allem aber auch mit Martin Berg hatte, ein Mann mit "Ecken und Kanten" sei, an seiner Qualifikation und an seinen Verdiensten bestünden aber keine Zweifel. Von 1984 bis heute habe der Geschäftsführer die Behindertenarbeitsplätze von 461 auf 540 und die Wohnplätze von 50 auf 110 gesteigert. Die Tagespflegeplätze seien von zwölf auf 30 vermehrt worden.

Der Unionspolitiker fordert den Magistrat auf, "in diesem Fall auf den SPD- Filz zu verzichten" und den Vertrag zu verlängern, zumal Roland Frischkorn nicht der richtige Mann für die schwierige Aufgabe bei den Werkstätten sei. Der Referent sei als Laborant ausgebildet. Seine Berufserfahrungen beschränkten sich auf Funktionärstätigkeiten bei der Gewerkschaft.

Im "Gegenzug" wiesen SPD-Politiker im Römer darauf hin, daß CDU-Sozialdezernent Manfred Sutter Andres offensichtlich vom Aufsichtsrat vertraglich eine "gleichwertige" Stelle bei der Stadt zusichern ließ, falls der Vertrag bei den Praunheimer Werkstätten nicht verlängert werden sollte.

Weniger scharf wie in diesem Fall, gleichwohl kritisch, reagiert die Römer- CDU auf den erwarteten Wechsel von Karl Pusch zur Stadion GmbH, wo demnächst der langjährige Geschäftsführer Helmut Zirkelbach in den Ruhestand geht. Hemzal spricht von Manipulationen beim Besetzungsverfahren und meint die Änderung des ursprünglichen Ausschreibungstextes für die Stelle, der nach Vermutungen der Opposition auf Pusch "zugeschrieben" worden ist. Auch hier meldet die CDU Zweifel an der Qualifikation des Nachfolgers an. Pusch arbeitete bei der Bundespost, ehe er zur Geschäftsstelle der Römer-SPD kam. cg

Algier kündigt Referendum an Votum über Verfassungsänderung offenbar noch für 1993 geplant

MADRID/ALGIER, 14. Januar (og/ AFP). Der Vorsitzende des Obersten Staatsrates in Algerien, Ali Kafi, hat am Donnerstag ein Referendum über die politische Entwicklung des Landes angekündigt. Kafi nannte am Donnerstag, dem ersten Jahrestag der Einsetzung des Staatskomitees, allerdings noch kein Datum. Kafi betonte lediglich, daß mit dem Referendum die Staatsverfassung aus dem Jahr 1989 abgeändert werden solle.

Kafi sagte, die Institutionen müßten "stabilisiert" und die "beste Formel" für die gegenwärtige politische Übergangsphase müsse gefunden werden. Der provisorische Staatschef wünschte ein "besseres Gleichgewicht" unter den Machtorganen. Ziele seien eine "starke und stabile Republik, eine pluralistische Gesellschaft sowie ein politisches System mit wechselnden Mehrheiten". Vorher seien Gespräche mit allen Parteien und Organisationen geplant. Ausgenommen würden jedoch diejenigen, die mit Gewalt an die Macht kommen wollten. Laut Verfassung geht die Übergangsphase Ende 1993 mit Wahlen für einen neuen Staatschef zu Ende. Das Referendum muß demnach noch in diesem Jahr stattfinden.

Kafi deutete jedoch eine Verlängerung der gegenwärtigen autoritären Phase an. Er unterstrich, es sei "unabdingbar", eine "vernünftige Mindestfrist" zur Verwirklichung des Wirtschaftsprogramms einzuhalten. Regierungschef Belaid Abdesslam hat für Maßnahmen zur Sanierung der Wirtschaft und für den Übergang zur Marktwirtschaft drei Jahre Zeit verlangt.

Kafi bestätigte die Entschiedenheit, mit der die Staatsführung der Gewalt entgegentreten wolle. Die Polizei gab an, sie habe in den vergangenen Tagen drei islamische Fundamentalisten südlich der Hauptstadt Algier getötet, die an einem Anschlag beteiligt gewesen sein sollen. Ferner habe sie 34 Menschen verhaftet.

Staudinger soll Hainburgs Klärschlamm verbrennen Gemeinde will auch mal Vorteile vom Kraftwerk haben / Weitere Interessenten haben sich drangehängt Von unserem Redaktionsmitglied Astrid Ludwig GROSSKROTZENBURG/HAINBURG. Die Gemeinde Hainburg, Leidtragende der vom Kraftwerk Staudinger auf der gegenüberliegenden Mainseite ausgehenden Luftverschmutzung, will jetzt mögliche Vorteile des Werkes nutzen. Die tun sich auf, da sich nach dem Bau des umstrittenen fünften Blockes ein weiteres Großprojekt in dem Kohlekraftwerk der Preussen Elektra anbahnt. Nach Angaben des Regierungspräsidiums in Darmstadt wird untersucht, ob in den ersten drei Blöcken die Verbrennung von Klärschlamm möglich ist. Das RP sieht darin ein hessenweites Pilotprojekt, Umweltschützer wittern weitere Luftbelastungen. Hintergrund der Verbrennungspläne sind nicht allein Gesetzesänderung, sondern Schwierigkeiten der Kommunen, den Klärschlamm landwirtschaftlich abzusetzen. Hainburg vor allem möchte seinen bei Staudinger loswerden. Bürgermeister Herbert Wemelka hat damit allerdings einen Stein ins Rollen gebracht und ist sauer: "Jetzt hängen sich Hinz und Kunz dran. Das war von uns nicht so gewollt." Bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres kamen bei Staudinger in Großkrotzenburg Vertreter der umliegenden Kommunen, des Regierungspäsidiums und der Umweltverbände zu einem Treffen hinter verschlossenen Türen zusammen. Laut Gerhard Müller, Sprecher des RP, sei dabei lediglich die Absicht der Klärschlamm-Verbrennung erörtert worden. Einen Antrag auf Genehmigung habe die Preag bislang nicht gestellt.

Im Gespräch ist derzeit, jährlich zwischen 50 000 und 60 000 Tonnen Klärschlamm der Kohleverbrennung in den ersten drei Staudinger-Blöcken beizumischen; ein Verfahren, das seit der Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vom Mai 1990 erlaubt, aber nicht unumstritten ist. Die neue Klärschlammverordnung des Bundes vom April vergangenen Jahres drängt vielmehr auf die verstärkte landwirtschaftliche Verwertung.

Zu den Vorgesprächen war es auf Anregung der Gemeinde Hainburg gekommen. Die hatte zwar in der Vergangenheit am heftigsten gegen den Ausbau Staudingers protestiert und auch prozessiert, will aber, argumentiert Bürgermeister Herbert Wemelka, nicht immer nur die Nachteile des Kraftwerkes in Kauf nehmen müssen, sondern auch einmal mögliche Vorteile nutzen.

Angesichts 500 000 Mark Transport- und Deponiekosten für die rund 1000 Tonnen Klärschlamm, die in Hainburg jährlich anfallen, beäugte Hainburg die Nachbarn am gegenüberliegenden Mainufer schon länger kritisch. Großkrotzenburg steckt nämlich nicht nur die Gewerbesteuern der Preag ein, sondern läßt dort schon seit Jahren zum "Kulanzpreis" seinen Klärschlamm verbrennen.

Wemelka brachte den Stein ins Rollen. Mittlerweile haben auch der Umlandverband Frankfurt, der Main-Kinzig-Kreis und einige Kommunen aus Bayern Interesse an der Verbrennung ihrer Schlämme bei Staudinger angemeldet. Statt eher unauffällig, läuft das Verfahren jetzt hochoffiziell. Konnte Großkrotzenburg für seine rund 400 Tonnen Klärschlamm vor zehn Jahren noch eine Genehmigung nach dem Abfallrecht erwirken, ist nach neuer Gesetzeslage eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig.

Die Voruntersuchungen, schätzt das Regierungspräsidium, werden rund ein Jahr dauern. Dann folgt das Genehmigungsverfahren. Kraftwerksleiter Bernhard Stellbrink erläutert das angedachte Konzept: Danach soll der Klärschlamm maximal drei Prozent des Brennstoffanteiles ausmachen. Bei einem Kohleverbrauch von 1,5 Millionen Tonnen im Jahr also rund 45 000 Tonnen Klärschlamm- Trockenmasse. Da die Schlämme jedoch zumeist aus 70 bis 80 Prozent Wasser und nur 20 bis 30 Prozent Masse bestehen, würde Staudinger Tagesvorräte aufnehmen, durch Abgaswärme trocknen, der Kohle zumischen und verbrennen. "Technologisch einfach", wie der Kraftwerksleiter meint. Und eine weitere Einnahmequelle, denn die Preag würde natürlich Gebühren erheben.

Umweltprobleme sieht Stellbrink nicht. Die Rauchgasentschwefelung und Naßwäsche filtere die Emissionen ausreichend heraus. Zudem dürften nur Klärschlämme verbrannt werden, die die gesetzlich festgesetzten Grenzwerte einhalten. Er räumt jedoch ein, daß der Staudinger-Kläranlage eine zusätzliche Stufe zur Reinigung der Abwässer der Filteranlagen zugeschaltet werden müsse.

So unproblematisch sieht der BUND die geplante Verbrennung nicht. In einem Antrag fordert die Bürgerliste Umwelt und Grüne Großauheim (BUG) im Ortsbeirat die Stadt Hanau auf, gegen die Pläne aktiv zu werden. BUND-Sprecher Rolf Neidhardt befürchtet nicht nur einen erhöhten Wasserdampfeintrag in die Atmosphäre durch die Verbrennung wässeriger Schlämme. Der BUND erwartet weitere Luftbelastungen, insbesondere Schmermetallstäube und Dioxin- Frachten. Mit der Verbrennung von Klärschlamm und einer stündlichen Abgasmenge der ersten drei Blöcke von rund 1,5 Millionen Kubikmeter erreiche Staudinger dann die Dioxin-Luftbelastungen von der Größenordnung der Müllverbrennungsanlage für Stadt und Kreis Offenbach, rechnet Neidhardt vor.

Das nordrhein-westfälischen Energieunternehmen STEAG, das Untersuchungen angestellt hat, bezeichnet die Hochtemperaturverbrennung von Klärschlämmen dagegen als "umweltfreundliche und kostengünstige" Verwertung. Die Schwermetallemissionen lägen unter den gesetzlichen Grenzwerten.

Der BUND plädiert dafür, den Klärschlamm zu entgiften und landwirtschaftlich zu verwerten; was in der Praxis nicht einfach ist. Laut Angaben des Umlandverbandes Frankfurt werden 90 Prozent der 50 000 Tonnen Schlamm, die jährlich in dessen 34 Kläranlagen unter anderem in Stadt und Kreis Offenbach anfallen, von Bauern auf ihre Felder als Dünger aufgebracht. Die zehn Prozent, die der Umlandverband nicht verwerten kann, will er bei Staudinger verbrennen lassen.

Die Verbrennung bei Staudinger kommt auch dem Main-Kinzig-Kreis gelegen, denn der Absatz an die Landwirtschaft ist schleppend. Hainburgs Bürgermeister Wemelka hat ähnliche Absatzprobleme. Bei den verbliebenen drei Ortslandwirten bekomme er "kein Gramm los". Und das, obwohl die Kommune das Landwirtschaftsamt in Usingen mit einem Düngeplan beauftragen und auch die Kosten für die Grenzwertanalysen übernehmen wollte.

In den Kreisen Darmstadt-Dieburg und im Wetteraukreis dagegen läuft der Absatz erfolgreich.

Rund 90 Prozent des Klärschlamms geht an die Bauern. In der Wetterau hat die "Umweltdienst GmbH" in Zusammenarbeit mit dem Bauernverband die Vermarktung übernommen. Sie gibt eine Gütegarantie für die Schlämme und übernimmt auch die Haftung.

Schneider schließt Werk im Schwarzwald

TÜRKHEIM (dpa/rtr/FR). Die Schneider Rundfunkwerke werden wegen der unbefriedigenden Entwicklung ihrer Tochter Dual den Standort St. Georgen im Schwarzwald aufgeben. Der Sprößling hat nach Angaben des Unternehmens das Konzernergebnis im vergangenen Jahr mit 20 Millionen Mark belastet.

"Erhebliche" Verluste hätten auch die ausländischen Vertriebsgesellschaften eingefahren. Die Elektronik-Tochter verunziert die Bücher mit einem Minus von sechs Millionen Mark. Deshalb schreibt der Konzern auch weiterhin rote Zahlen.

In den ersten zehn Monaten betrug das Minus 53,6 Millionen Mark. Im Vergleich zu 126 Millionen Miesen im entsprechenden Vorjahreszeitraum bedeutet dies zwar einen Fortschritt. Die vom Vorstand im vergangenen Juni geäußerte Hoffnung, den Verlust in der gesamten Periode auf bis zu zehn Millionen Mark zu drücken (nach 144 Millionen 1991), dürfte sich jedoch kaum erfüllen. Im Geschäftsfeld Personalcomputer ist die Konsolidierung laut Schneider gelungen. Die Kosten sollen im laufenden Turnus weiter reduziert werden.

Der Umsatz sank in den ersten zehn Monaten 1992 um gut ein Fünftel auf 397 Millionen Mark. Dazu steuerte die Unterhaltungselektronik 305 Millionen bei. Rund 500 Stellen wurden seit November 1991 abgebaut, so daß für den Konzern mittlerweile noch 1250 Männer und Frauen arbeiten.

Rechnungshof zur Polizei: Werkstätten sind unwirtschaftlich

WIESBADEN. Ausgerechnet auf die Polizei - genauer die Wirtschaftlichkeit der Polizeiwerkstätten - hatten es die Prüfer des hessischen Rechnungshofs abgesehen. Die Ergebnisse, nachzulesen im Jahresbericht des Amtes, waren katastrophal.

Die Polizeigaragen mit ihrem Reparatur- und Abschmierdienst arbeiten "unwirtschaftlich", sind "unzweckmäßig organisiert" und "personell überbesetzt", verkündete Rechnungshofpräsident Udo Müller jetzt. Die Beamten hatten auch durchgerechnet, was man allein bei den Instandsetzungsbereichen der Polizei einsparen kann. Danach sind ein Drittel der 32 Millionen Mark für die Pflege des Polizeifuhrparks bei wirtschaftlicher Arbeitsweise zu streichen. Und dabei habe man dann noch nicht einmal die Arbeitsintensität privater Werkstätten erreicht.

Die Rechnungsprüfer kamen auf Wartungskosten für jedes einzelne Fahrzeug von durchschnittlich 8300 Mark, während derselbe Aufwand für ein Privatfahrzeug bei vorbildlicher, regelmäßiger Pflege und Wartung bei lediglich 620 Mark liege.

Die Gründe für die hohen Kosten sieht Müller allerdings nicht allein in dem höheren Wartungsaufwand der Spezialfahrzeuge und der höheren Beanspruchung der Polizeifahrzeuge insgesamt. Kostentreibend wirke sich vor allem die unrentable Betriebsorganisation aus. In insgesamt 61 Werkstätten und Instandsetzungsplätzen sind 352 Mitarbeiter, darunter 281 Handwerker und 17 Meister, beschäftigt. Auf jeden Handwerker kämen 13 Betreuungsfahrzeuge. "Damit ist er nicht ausgelastet", stellt der Rechnungshofbericht fest. In anderen Bundesländern liegt das Verhältnis Mechaniker/ Polizeifahrzeug zwischen 1:25 und 1:48. Für Hessen reiche in Zukunft ein Handwerker für 30 Polizeiwagen, meint Udo Müller.

Noch auffälliger wird das Mißverhältnis bei der Relation Pflege- und Reparaturaufträge pro Handwerker. Rechnerisch muß jeder einzelne im Monat 7,2 Werkstattaufträge ausführen. Das könne auch "kleinere Arbeiten wie das Wechseln von Motoröl, Bremsflüssigkeit, Reifen oder Wischerblätter betreffen", hält der Bericht fest. In jeder privaten Kfz-Werkstatt führe jeder Handwerker pro Arbeitstag 2,54 Werkstattaufträge aus. Die Monatsleistung in einer Polizeiwerkstatt entspreche damit pro Arbeitsplatz der Leistung, die ein Handwerker in einem gewerblichen Betrieb "in knapp drei Tagen erledigt", meint Müller, der in den Polizeiwerkstätten eine Einsparung von 11,9 Millionen Mark jährlich erzielen möchte. Das bedeutet allerdings den Wegfall oder die Umschichtung von 140 Arbeiterstellen. gra

Papst gratuliert "Speckpater" Pater Werenfried van Straaten wird am Sonntag 80 Jahre alt

KÖNIGSTEIN. Pater Werenfried van Straaten, Gründer des Hilfswerkes Kirche in Not/Ostpriesterhilfe, wird am morgigen Sonntag 80 Jahre alt. Der als "Speckpater" bekannte Geistliche wurde in Mijdrecht, Niederlande, geboren. Noch heute arbeitet er täglich in der Zentrale des Hilfswerkes, das seit 1975 in Königstein seinen Sitz hat. Die administrativen Aufgaben hat er jedoch abgegeben.

Seit 1947 ist der Prämonstratenser in der ganzen Welt unterwegs, auch heute noch. Erst vor wenigen Wochen kehrte er von einer "ökumenischen Gebetsaktion" aus Rußland zurück. Denn das Engagement für die Kirche und Priester in Osteuropa will Pater Werenfried auch im hohen Alter nicht aufgeben.

Von seinen "Bettelpredigten" profitieren seit den 40er Jahren auch das Priesterseminar Albertus-Magnus- Kolleg und das "Vaterhaus der Vertriebenen".

Anläßlich des Geburtstages hat Papst Johannes Paul II. Pater Werenfried durch Kardinal Achille Silvestrini, der persönlich nach Königstein gekommen ist, als Geschenk einen Meßkelch überreicht und ihn aufgefordert, seine Arbeit für die Kirche des Ostens fortzusetzen.

Am 23. Januar findet zu Ehren des "Speckpaters" ein Dankgottesdienst im Limburger Dom statt. Anschließend spricht der Kölner Kardinal Joachim Meisner während eines Festaktes in der Stadthalle. Im Oktober soll im Rahmen einer turnusgemäßen Generalversammlung des Hilfswerkes in Rom eine Feier auf internationaler Ebene stattfinden. ki

"Mit Hand und Fuß gegen Fremdenhaß" Uli Stein steht im Tor der Weltelf

"Bierdeckelgenau" wird, sofern alles klappt, die deutsche Nationalmannschaft der Fallschirmspringer am kommenden Montag kurz nach 12 Uhr in der Nähe des Eisernen Stegs auf einem Grünstreifen landen. Diese spektakuläre Aktion bildet den Auftakt zur Benefiz-Gala "Spitzensportler und Musiker mit Hand und Fuß gegen den Fremdenhaß" am Dienstag, 26. Januar, ab 19 Uhr in der Frankfurter Festhalle. Wie bereits ausführlich berichtet, werden an diesem Tag mehr als 150 Olympiasieger, Welt- und Europameister ein wahres Feuerwerk an sportlichen und musikalischen Darbietungen abbrennen.

Veranstalter "Broka" Hermann von der Agentur "BroVi" kann nun auch mit der Unterstützung des Deutschen Fußball- Bundes rechnen, dessen fast komplette Weltmeisterschaft-Mannschaft gegen eine Weltelf mit Stars aus Frankreich, Brasilien, Argentinien und Neuseeland antreten wird. Im Tor der Weltelf steht übrigens Frankfurts Torhüter Uli Stein.

Unterdessen nimmt die Anti-Rassismus-Veranstaltung, deren Erlös Asylhilfe-Projekten zugute kommen wird, immer konkretere Formen an: Dragoslav Stepanovic wird mit den "Straßenjungs" auftreten, die Kölner Rock-Gruppe BAP gemeinsam mit den "Zeugen Yeboahs" in die Saiten greifen, wird der Sportler des Jahres, Dieter Baumann, gemeinsam mit Supermarathon-Vizeweltmeister Jürgen Mennel auf einem Fließband laufen. Karten (für zehn bis 50 Mark) sind an allen Vorverkaufsstellen zu erhalten. kil

"Ratskeller"-Wirt mit Zahlungen im Rückstand Faeser: Keine weltbewegenden Summen / CDU will Anfrage stellen / Aufsichtsrat tagt in Kürze

SCHWALBACH. Schon wieder gibt es Ärger mit einem "Ratskeller"-Wirt: Bürgermeister Horst Faeser (SPD) und Kulturkreis-Geschäftsführer Herbert Jost- Hof luden gestern den Pächter zum Gespräch, weil er den vereinbarten Zahlungen nicht nachkommt. Nach Faesers Auskunft hatte die Kulturkreis GmbH, die das Haus verwaltet, im Februar den Vertrag mit dem Pächter geschlossen, der damals noch die Main-Terrassen des Nassovia-Rudervereins in Nied betrieb.

Und darin lag nach Darstellung von Faeser das Problem. Der Wirt mußte nämlich parallel zum "Ratskeller" die Gaststätte in Nied bis zum September führen; erst dann kam ein neuer Pächter. Das habe dazu geführt, daß nicht alle Zahlungen, die im Vertrag vorgesehen waren, geleistet worden seien, "zum Beispiel Pacht und Abgaben", so Faeser. Wie hoch die Rückstände sind, wollte er nicht sagen. Es seien keine "weltbewegenden Summen". Aber mehr als die zwei Monatsmieten, die laut Vertrag zur Kündigung führen können, wenn sie fehlen.

Nach Angaben des Rathauschefs hat der Wirt rund 10 000 Mark feste Kosten im Monat, von denen die Stadt aber nur rund 40 Prozent kassiert. Insbesondere die hohen Nebenkosten für die vollklimatisierten Räume, die ohne Fenster im Keller gebaut wurden, für Tiefkühlraum und andere Nebenräume seien hoch.

Schließlich war der "Ratskeller" ursprünglich für ein 400-Betten-Hotel als Restaurant mit 320 Plätzen ausgestattet worden. Der Umbau reduzierte sie auf 140, die Nebenräume wurden aber nicht verkleinert. Ein weiteres Problem für den Pächter sei die Kegelbahn. Hier kassiert er keine Benutzergebühren, weil die Kulturkreis GmbH die Bahn warten läßt und auch das Geld einstreicht. Er ist aber für ihre Bewirtung verantwortlich, was sich bei den wenigen Besuchern nicht rentiert.

Faeser sagte, im gestrigen Gespräch sei eine "Basis ermittelt worden, unter der wir das Geschäft weiter betreiben können". Der Pächter sei "interessiert, die nächsten zehn Jahre drin zu bleiben". Näheres wollte Faeser nicht sagen, bevor er im Magistrat berichtet hat.

Der Wirt sagte der FR, am Telefon wolle er keine Auskünfte geben. Die CDU will sich jetzt per Anfrage näher nach dem "Ratskeller" erkundigen. Fraktionschef Paul Marcus sagte, "in den vergangenen Monaten gab es zunehmend Probleme und auch das Gerücht, der Wirt werde ganz aussteigen". Auch der vorige Pächter sei "sang- und klanglos ausgestiegen", aufgrund des Raumkonzeptes habe es wohl jeder Kneipier schwer. Marcus: "Was nutzt die geringe Pacht, wenn der Wirt nicht überleben kann, und das bei dem teuren Umbau."

Während die Grünen dafür plädieren, endlich eine Jugendkulturkneipe anstelle des "Ratskellers" zu verwirklichen, die im Limes dringend gebraucht wird, verbreitet FDP-Sprecher Ulrich Schneider Optimismus. Klar, wenn der Pächter seinen Verpflichtungen nicht nachkomme, müsse man Konsequenzen ziehen. Der Aufsichtsrat der Kulturkreis GmbH werde am 2. Februar darüber beraten. Doch die Politiker sollten den Wirt doch mal "in Ruhe arbeiten lassen". Immerhin serviere der "hervorragende Fisch-Spezialitäten" zu vernünftigen Preisen.

Die Preise des vorigen Pächters waren vielen Leuten zu hoch. Etwa ein Jahr konnte er sich nach dem Umbau halten, im Juli '91 warf er das Handtuch. Der Beschluß, den gemütlichen "Ratskeller" komplett umzubauen, fiel 1987. Damals war von 1,3 Millionen Kosten die Rede. 1990, als der neue Keller öffnete, waren sie auf drei Millionen geklettert. she

Verändert und "aktualisiert" HR sendet heute ein überarbeitetes Gelnhausen-Porträt

GELNHAUSEN. Das vor fünf Wochen aus dem Programm genommene Hörfunk-Porträt über "Gelnhausen und die Fremden" wird am heutigen Freitag um 20.05 Uhr in HR 1 gesendet - allerdings in geänderter Form. Der Beitrag aus der Reihe "Funkbilder aus Hessen" war am 11. Dezember kurzfristig gestrichen worden, nachdem unter anderem Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) nach einer zuvor veröffentlichten kurzen Inhaltsangabe gegen die Ausstrahlung protestiert hatte.

Hintergrund: Autor Alexander Goeb hatte in seinem Bericht mit dem Titel "Sie glauben, wir kommen, um zu stehlen", so die damalige Ankündigung, "die pogromartige Stimmung" und "vergiftete Atmosphäre in einer deutschen Stadt" schildern wollen. Dabei wurden Verbindungen zwischen der Fremdenfeindlichkeit gegen Asylbewerber zur Hexenfolter und Judenvertreibung in Gelnhausen gezogen.

Die heutige Sendung ist in einigen Passagen verändert und "aktualisiert", wie der zuständige HR-Redakteur Dr. Peter Strauß erklärte. So wurden nachträglich Interviews mit dem Bürgermeister, einer SPD-Politikerin und dem Pfarrer eingearbeitet, da sich "die Sachlage geändert" habe. Dafür entfiel eine längere Passage über die Geschichte der Juden in Gelnhausen. Strauß: "Den Juden in Hessen widmen wir eine Sondersendung."

Gestrichen wurden ein Satz, in dem der Bürgermeister in Zusammenhang mit der Bildung einer Bürgerwehr gebracht wurde, geändert eine kritische Äußerung über die Rolle der Lokalpresse. jan

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Kursus: Sexuelle Entwicklung BUTZBACH. "Wissende Kinder - geschützte Kinder" ist das Thema eines Kurses, mit dem die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt zusammen mit der Kreisvolkshochschule Eltern die Möglichkeit gegen will, die sexuelle Entwicklung ihrer Kinder zu begleiten. Der über fünf Abende gehende Kursus beginnt am Montag, 18. Januar, um 20 Uhr im Psychosozialen Beratungszentrum in der August-Storch-Straße 7. Nähere Information und Anmeldung unter Tel. 0 60 33 / 61 50. Bauchtanzkursus in Büdingen BÜDINGEN. Bauchtanz lehrt die Kreisvolkshochschule in einem Kursus, der am Samstag, 6. Februar, um 10 Uhr im Alten Gymnasium beginnt. Der Lehrgang "Orientalischer Tanz und Bewegung" umfaßt acht Unterrichtseinheiten, die Teilnahme kostet 24 Mark. Anmeldung bis zum 25. Januar unter der Rufnummer 0 60 42 / 88 51 92. Seminar für Jungunternehmer SCHOTTEN. Die Industrie- und Handelskammer Friedberg bietet am Samstag, 6. März, in Schotten ein Seminar an, in dem Jungunternehmer auf die Führung eines eigenen Betriebes vorbereitet werden sollen. Am 19. Juni ist ein Vertiefungsseminar vorgesehen. Die Teilnahmgebühr beträgt 120 Mark. Am Donnerstag, 25. Februar, um 14.30 Uhr wird eine Einführungsveranstaltung zum Thema "Firmenrecht" angeboten. Anmeldungen nimmt die IHK unter den Telefonnummern 0 60 31 / 60 91 31 oder 60 91 32 entgegen.Englisch für Anfängerinnen

BUTZBACH. Englisch für Anfängerinnen mit geringen Grundkenntnissen bietet die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in einem zehnwöchigen Kursus an, der am Donnerstag, 28. Januar, um 10 Uhr beginnt. Die Teilnahme kostet 80 Mark. Eine Kinderbetreuung kann eingerichtet werden. "English Conversation" heißt ein anderer Kursus, in dem im kleinen Kreis Sprechhemmungen abgebaut werden sollen. Dieser Kursus beginnt am Montag, 25. Januar, um 11 Uhr und dauert ebenfalls zehn Wochen. Die Gebühr beträgt 70 Mark. Anmeldungen unter der Rufnummer 0 60 33 / 61 50. Versammlung des TV Hirzenhain HIRZENHAIN. Am Freitag, 22. Januar, hält der TV 1865 in der Gaststätte "Stolberger Hof" seine Jahreshauptversammlung ab. Rhethorik für Frauen FRIEDBERG. Das Frauenzentrum bietet am Samstag, 23. Januar, von 10 bis 17 Uhr in seinen Räumen in der Usagasse 8 ein Seminar "Rhethorik für Frauen" an. Anmeldung unter Tel. 0 60 31 / 25 11. Sozialrechtliche Beratung FRIEDBERG. Berufstätige Frauen können sich am Donnerstag, 21. Januar, ab 19 Uhr im Frauenzentrum sozialrechtlich beraten lassen. Anmeldung im Frauenzentrum, Tel. 0 60 31 / 25 11. Literaturkursus bei der VHS FRIEDBERG. Weitere Interessent/Innen werden für den Literaturkurs der Kreisvolkshochschule "Kunst, Künstlerinnen und Künstler in der Literatur" von Frauen gesucht. Er beginnt donnerstags jeweils um 19.45 Uhr in der Friedberger Gesamtschule und geht über zehn Abende. Interessenten können sich bei der Kreisvolkshoch- schule unter Tel. 0 60 31 / 8 38 40 an- melden.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 14. Januar (FR). Teilweise sonnig, im Norden ab Mittag Eintrübung und Regen, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen vier und neun Grad, die Tiefstwerte zwischen minus zwei und vier Grad. Weitere Aussichten: sehr mild.

(Siehe auch Lokalteil)

Freie Aussprache

Kleinanzeige führte zum Erfolg Grüne Liste mit 16 Namen

KRONBERG. Es war ein verzweifeltes Mittel - aber es hatte Erfolg: die Kleinanzeige der Kronberger Grünen, mit der sie Kandidaten für das Stadtparlament gesucht hatten (die FR berichtete). Jetzt hat die Öko-Partei sogar mehr Parlamentsanwärter denn je. 16 Personen stehen auf der Wahlliste, die in einer Parteiversammlung am Mittwoch abend angenommen wurde.

Noch im Dezember hatten die Grünen lediglich drei "Vielleicht-Kandidaten" anzubieten. "Die Überraschung" der Liste, wie die Grüne Gudrun Brehmer-Hondrich es nennt, steht auf Platz 5: Werner Oenning, der viele Jahre bei der Unabhängigen Bürger-Gemeinschaft (UBG) Politik machte. Wegen Differenzen in Umwelt- und Verkehrsfragen sei er nun zu den Grünen gekommen, sagt Brehmer-Hondrich. Nicht gerechnet hatte die Partei auch mit einem weiteren Politikneuling: Claus Harbers, Redakteur der Kronberger Zeitung, steht auf dem - wenig aussichtsreichen - Listenplatz 16.

Spitzenkandidatin ist aber Gabriele Müller-Datz, die wie Herbert Pons (Platz 2) auf einige Jahre Parlamentserfahrung bauen kann.

Petra Fischer-Töns, Sozialarbeiterin und BUND-Aktivistin (Platz 3), und der Künstler Michael Grimm (Platz 4) sind dagegen ebenfalls Neulinge. Jörg Mehlhorn, der - bei entsprechend erfolgreichem Wahlausgang - auch wieder als ehrenamtliches Magistratsmitglied zur Verfügung stünde, steht hinter der Sozialpädagogin Susanne Hennrich auf Platz 7.

Die Hälfte der Kandidaten sind Frauen, betont Gudrun Brehmer-Hondrich. Außerdem ist jeder zweite kein Parteimitglied, was für die Grünen aber nichts besonderes sei, wie die Politikerin, die selbst Platz 15 einnimmt, versichert. Zwei sind sogar erst bei der Versammlung am Mittoch abend spontan eingetreten. Wieviele nach dem 7. März freilich ins Parlament einziehen werden, bleibt abzuwarten; in dieser Legislaturperiode sitzen drei Grüne in der Stadtverordnetenversammlung. mak

Rallye Monte Carlo startet am Donnerstag

BAD HOMBURG. Für die Rallye Monte Carlo, die Motorsportfreunden einer der Höhepunkte des Jahres ist, ist Bad Homburg wieder einer der Startorte. Am Donnerstag, 21. Januar, senkt sich vor dem Kurhaus die Startflagge.

Um 18.19 Uhr wird als erster der zweifache Deutsche Meister Armin Schwarz auf die Reise gehen.

Ihm folgen auf den nächsten Startplätzen Kenneth Eriksson und Juha Kankkunen. tom

FDP wirft Mehler Geldverschwendung vor Abfallbroschüre und Arbeitslosenprojekt zu teuer / Dezernent: Kritik bloß Wahlkampfgetöse

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Verwaltungsspitze im Kreis geht "allzu sorglos" mit Steuergeldern um, findet FDP-Kreistagsfraktionschef Heiner Kappel. So ist ihm - als jüngstes Beispiel - das Umweltschweinchen "Flora" zu teuer, Maskottchen in der 40 Seiten starken Abfallbroschüre, die der Erste Beigeordnete Gerd Mehler (SPD) 100 000-fach vor kurzem an alle Haushalte verteilen ließ.

80 000 bis 100 000 Mark habe das Werk gekostet, "dabei steht noch nicht einmal die Hälfte der notwendigen Informationen über das duale System drin". Mit Zeitungsanzeigen, Infos in Amtsblättern oder konzertierten Aktionen mit den Kommunen wäre "Sinnvolleres für weniger als die Hälfte" zu haben gewesen. Der Rest des Geldes hätte sogar noch für eine weitere Betreuungsschule gereicht.

Die Broschüre habe weder mit dem Grünen Punkt noch dem dualen Abfallsystem etwas zu tun, kontert Mehler. Im Gegenteil: "Schon vor zwei Jahren hat der Kreistag beschlossen, Informationen zur Müllvermeidung herauszugeben." Um dem "Etikettenschwindel" mit dem Grünen Punkt entgegenzuwirken und der irrigen Meinung, daß alle getrennt gesammelten Stoffe auch recycelt würden. Das 40-Seiten-Heft sei nun das Ergebnis. Die Gremien der kreiseigenen Main-Taunus- Recycling GmbH hätten alle Texte diskutiert und einstimmig für gut befunden. Auch Freidemokrat Kappel müßte dies wissen, so Mehler.

Kappels Vorwurf der Geldverschwendung zielt jedoch noch in eine andere Richtung. Weitaus gravierender sei dies bei der für zwei Jahre angelegten Aktion "Arbeit statt Sozialhilfe" der Fall, die Kreis, Arbeitsamt und Land jeweils zu einem Drittel finanzieren. Für jeden mehr als 800 000 Mark. 20 schwer vermittelbare Personen sollen über dieses Programm ins Arbeitsleben zurückfinden. Für Kappel ein Unding, "60 000 Mark pro Jahr und Person" noch dazu für einen "künstlichen Arbeitsplatz" auszugeben. Statt dessen schlägt er Zuschüsse für Arbeitgeber vor, die Langzeitarbeitslose einstellen. Auch dort könnten sie von Sozialarbeitern regelmäßig betreut werden.

"Für die Leute, um die es geht, gibt es keinen direkten Weg mehr ins Arbeitsleben", verteidigt Mehler das Projekt. Die meisten hätten eine "lange Karriere" hinter sich und seien immer wieder durchs "Raster gefallen". Daß hingegen Hilfen über den Umweg eines "künstlichen Arbeitsplatzes" erfolgreich seien, hätten Versuche gezeigt. Das Land stelle mittlerweile 20 Millionen Mark eigens für solche Projekte bereit, so Mehler, und "wenn man sieht, daß sich selbst das Arbeitsamt mit seinen begrenzten Mitteln an der Finanzierung beteiligt, ist das doch Beweis dafür, daß diese Art von Hilfe als sinnvoll erachtet wird". ana

Offener Brief der "Blätter für deutsche und internationale Politik" Es reicht! Monate nach Hünxe, nach Rostock, selbst nach Mölln - es geht immer weiter: die unsägliche Asyldebatte bei Tag, die Brandanschläge Nacht für Nacht.

Diese Republik geht vor die Hunde, wenn der Schutz der Menschen, die um Leib und Leben fürchten müssen, nicht endlich unzweideutig gewährleistet wird. Dieser Aufgabe gehört jetzt nachdrückliche, demonstrative Priorität. (Gibt es hierzulande nicht genug Ordnungskräfte, um zumindest für jede bedrohte "Unterkunft" Doppelstreifen rund um die Uhr zu stellen?)

Wir sollen dankbar sein, daß Israelis und Niederländer, Amerikaner und Polen den Ernst der Lage erkennen. Wie zum Hohn darauf steht bei deutschen Politikern an erster Stelle die Sorge, welches "Bild" sich "das Ausland" von Deutschland mache. Diese Form von Betroffenheit ist Teil des Problems. Denn es geht um unsere Republik, die durch Fahrlässigkeit oder Vorsatz, Gedankenlosigkeit und menschliche Kälte nicht wiedergutzumachenden Schaden nimmt.

Zu dem "Ausländer-raus"-Klima hat entscheidend beigetragen, daß Millionen Menschen, die großenteils seit Jahrzehnten mit uns zusammenleben und -arbeiten, die vollen Bürgerrechte verweigert werden. Hören wir endlich auf, sie als "ausländische Mitbürger" auszugrenzenden. Sie sind Bürger, nicht "Ausländer".

Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Bistum Berlin Die Situation, der wir uns gegenübersehen, fordert uns als Christinnen und Christen auf, den aktiven Schutz der Menschen nunmehr auch selbst in die Hand zu nehmen, da dieser vom Staat und seinen zuständigen Organen offenbar nicht mehr oder nur noch unzureichend gewährleistet werden kann.

Schutz der Menschen heißt für uns: Gegen Ausländerfeindlichkeit, Diskriminierungen, Rassismus in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, im alltäglichen Leben - für ein menschenwürdiges Leben in einer multikulturellen Zukunft. Unsere Kirchen fordern wir auf, nicht nur vom Schutz der Menschen zu reden, sondern kirchlichen Wohnraum und auch Kirchenräume für Verfolgte und Angegriffene in Deutschland zur Verfügung zu stellen.

GDF - Föderation der Immigrantenvereine aus der Türkei Das Recht auf Asyl in der Bundesrepublik besteht fortan de facto nicht mehr. Zur Folge kann diese geplante Neuregelung nur haben, daß keine AsylbewerberInnen mehr bis in die Bundesrepublik einreisen können. Durch die Drittländerregelung wird die Gewährung von Asyl auf die Länder, die die Bundesrepublik umgeben, abgewälzt. An den Flughäfen können nur BewerberInnen mit einem gültigen Visum und Ausweispapieren einen Antrag auf Asyl stellen, das wird gerade den politisch Verfolgten sehr schwerfallen.

Mit diesen Plänen wird dem Mob auf der Straße, die vor Mord an ImmigrantInnen und Flüchtlingen nicht mehr zurückschrecken, sowie den Teilen der bundesdeutschen Bevölkerung, die die "Ausländer-raus-Parolen als ein Allheilmittel für die Katastrophe auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt ansehen, die Richtigkeit der brutalen Aktion und Gesinnung bestätigt. In diesem Kalkül hat das Schicksal der Flüchtlinge, die nun kein Asyl hier finden können, keinerlei Bedeutung.

Bayerischer Landesverband des Ka- tholischen Deutschen Frauenbundes Politisches Handeln gegen die "massive Gewalt von rechts" ist nach Auffassung des Bayerischen Landesverbandes des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) "nötiger denn je". In einer in München veröffentlichten Stellungnahme äußerte sich der KDFB bestürzt über die "Manifestationen von Rassismus und Fremdenhaß, der brandschatzend und messerstechend in diesem Jahr bereits 16 Menschen in Deutschland das Leben kostete". Es gelte, deutliche Zeichen zu setzen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus an Schulen, am Arbeitsplatz, im alltäglichen Leben, heißt es in dem Schreiben.

Der Fremdenfeindlichkeit und dem Rassismus könne nur begegnet werden, wenn "wir in der Öffentlichkeit Stellung beziehen und die Zusammengehörigkeit aller Menschen, ungeachtet ihrer Nationalität und ihrer Konfession bezeugen". Der Zuwanderungsstrom nach Europa wird nach Auffassung des KDFB auch künftig nicht abbrechen. Eine "Wohlstands-Insel" Deutschland angesichts der Kriege, der Unterdrückung, der Armut und der ökologischen Zerstörung sei weder haltbar noch vertretbar.

Aufruf des Vereins der Deutschen Schule Thessaloniki In Thessaloniki, der größten Stadt Nordgriechenlands, leben aus unterschiedlichen biographischen und beruflichen Gründen über 5000 Deutsche. Sie sind im allgemeinen gut aufgenommene Gäste und Mitbewohner. Mit Schmerz und Entsetzen erleben wir nun seit einiger Zeit, daß in Deutschland eine Gruppe von Menschen Terror unter Asylbewerbern, Behinderten, ausländischen und jüdischen Mitbewohnern ausübt, der inzwischen vor dem Töten nicht haltmacht. Leider ist zu befürchten, daß die Zielgruppen sich noch beliebig erweitern lassen, die den Haß der Rechtsradikalen und Neonazis auf sich ziehen und attakkiert werden. Fast ebenso grausam empfinden wir die Tatsache, daß ein nicht geringer Teil der deutschen Bevölkerung sich gleichgültig gegenüber diesen brutalen Angriffen verhält beziehungsweise mehr oder weniger offen mit dem Nazi- Terror sympathisiert.

Es muß denen, die schlagen, und denen, die schweigen, ganz klar gezeigt werden, daß im demokratischen Deutschland soziale Konflikte nicht gelöst werden können, indem unbeteiligte Minderheiten diskriminiert und tätlich angegriffen werden.

AG: Folgen der Arbeitsmigration für Bildung und Erziehung, Uni Hamburg Schon seit vielen Jahren haben wir - Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich mit Migrationen, ihren Ursachen und Folgen beschäftigen - auf die komplexen Zusammenhänge aufmerksam gemacht, in die die weltweiten Migrations- und Fluchtbewegungen einzuordnen sind. Wir haben auch das Krisenpotential gekennzeichnet, die sich hieraus entwickeln kann. Auf langfristig angelegtes, sinnvolles und verantwortliches politisches Handeln, wofür wir beispielsweise für den Bildungsbereich Perspektiven erarbeitet haben, warten wir freilich bis heute vergeblich. (. . .) Auf der Grundlage der Ergebnisse unserer langjährigen Arbeit können wir feststellen, daß eine Änderung des Artikels 16 des Grundgesetzes keinen Beitrag dazu leisten wird, die von vielen Menschen als krisenhaft erlebte Lage zu bewältigen. Die Grundgesetzänderung verkehrt Ursache und Wirkung. Sie wird die hausgemachten sozialen Konflikte dieses Landes nicht beheben; sie wird Flüchtlinge nicht aufhalten, ihren Lebensraum zu verlassen; sie wird keinen Ansatzpunkt dafür liefern, die globalen ökonomischen und ökologischen Probleme zu lösen, die die Ursachen für Flucht und Migrationen sind.

Offener Brief von in den USA arbeitenden jungen Deutschen Wir sind eine Gruppe von jungen Menschen, die im Rahmen der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste e. V. in verschiedenen sozialen und politischen Projekten in den USA einen freiwilligen Friedensdienst leisten.

Wir werden häufig von Amerikanern und Amerikanerinnen auf die Situation in Deutschland angesprochen: Die vorherrschende Ausländerfeindlichkeit, den Rechtsextremismus und die damit verbundene Gewalt. Zu hören, was derzeit in Deutschland passiert, macht uns gleichzeitig wütend und traurig.

Es ist erschreckend mitanzusehen, wie in einer Zeit wirtschaftlicher und sozialer Probleme Egoismus statt Solidarität das Denken und Handeln der Deutschen bestimmt. Noch unfaßbarer erscheint uns das Verhalten der deutschen Politiker/innen. Unserer Meinung nach legitimieren Regierung und Opposition durch die Fortsetzung der Asyldebatte die Ausländerfeindlichkeit und tragen dadurch zu der Gewalt bei, anstatt sie entschieden zu verurteilen. Gerade vor dem Hintergrund der Geschichte des deutschen Faschismus halten wir eine solche Politik für unverzeihlich.US-Studenten aus Massachusetts an Bundeskanzler Helmut Kohl Wir hier in unserer Deutschklasse wollen deshalb unsere Solidarität mit den deutschen Staatsbürgern ausdrücken, die sich aktiv für den Schutz aller Ausländer in Deutschland einsetzen.

Wir sind jedoch der Meinung, daß solche Konflikte soziale Probleme widerspiegeln. Es ist die Aufgabe unserer Regierungen, aktiv an der Beseitigung dieser sozialen Probleme mitzuhelfen. Wir sehen die gegenwärtigen Probleme in Deutschland (das Wiederaufkommen des Faschismus mit all seinen schrecklichen Auswüchsen) auch als ein in erster Linie soziales Problem an und möchten Sie, lieber Herr Dr. Kohl, hiermit dazu auffordern, den offensichtlich irregeleiteten Jugendlichen zu helfen und ihnen einen Platz in der deutschen Gesellschaft anzuweisen. Sie können mit Ihrer Hilfe in dieser schwierigen Situation ein Vorbild nicht nur für alle Deutschen im Inland und im Ausland sein, sondern auch für Politiker anderer Länder wie Amerika, Süd-Afrika oder England, wo ähnliche Probleme herrschen!

Wir wollen Sie bei dieser Aufgabe unterstützen, damit die nächste Generation diesen Kampf nicht kämpfen muß.

Resolution der der Universitäts- vollversammlung Göttingen Die Parteien behaupten, mit ihrem "Kompromiß" der neofaschistischen und rassistischen Bewegung Einhalt zu gebieten. Wir dagegen sprechen ihnen das Recht ab, sich jetzt davon zu distanzieren. Die Parole aus dem alten faschistischen Lager hieß "Deutschland den Deutschen", erst die etablierten Volksparteien in den Parlamenten haben die Zielrichtung dieser Parole gegen Flüchtlinge und deren Recht auf Asyl gesellschaftlich breit verankert.

Wir meinen, daß der Staat und große Teile der deutschen Politik ein klares Interesse an den neofaschistischen Angriffen haben. Diese Angriffe haben sie bewußt initiiert und gefördert. Dies geschah durch die sogenannte "Asyldebatte", durch falsche Statistiken und Zahlen, durch verbale Panikmache ("Asylantenschwemme") und die Lokalisierung von Sammelstellen in sozialen Problemgebieten (siehe Rostock-Lichtenhagen). Ziel dabei war, von den durch ihre Politik verursachten wirtschaftlichen Krisen abzulenken. Eine Änderung des Art. 16 GG war von vornherein gewollt. Die Volksparteien und die neofaschistischen Organisationen gehen der Form nach arbeitsteilig vor, haben die rassistischen Angriffe aber politisch gemeinsam zu verantworten. Indem der "Kompromiß" Flüchtlinge zum Problem stempelt, dient er nicht der Verhinderung, sondern der Legitimierung der Gewalt.

Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland Wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der EKD sind beschämt und entsetzt, daß ausländische, behinderte oder obdachlose Menschen gewalttätig angegriffen werden. Als Christen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Diakonie, die täglich in Deutschland und in der Welt für die Schwächeren eintreten und vertrauensvoll mit ausländischen Menschen zusammenarbeiten, wollen wir nicht schweigend und tatenlos zusehen.

Die Opfer der gewalttätigen Ausschreitungen und tagtäglichen Anfeindungen haben unsere uneingeschränkte Anteilnahme. Wir sind erschrocken, wieviel Zustimmung Haß und Gewalt finden und wie Teile unserer Bevölkerung ängstlich oder gleichgültig reagieren.

Die Fremden unter uns sind nicht die Ursache für Fehlentwicklungen, sondern sie sind der Haftpunkt. Sie sind Opfer von Krieg, Menschenrechtsverletzungen, Armut, Hungersnot und Umweltkatastrophen, die auch uns ängstigen. Diesen Ängsten wollen wir uns in der Kraft unseres Glaubens stellen, indem wir sie offen aussprechen und dem Austausch darüber Raum geben.

Gleichzeitig wollen wir unsere christliche Verantwortung sowohl in unserem persönlichen und beruflichen Leben als auch in der Öffentlichkeit noch stärker wahrnehmen und offen in der Gesellschaft und gegenüber allen politisch Verantwortlichen vertreten.

Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik Geschäftsleitung, Betriebsrat und 109 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik verabschiedeten am 30. 11. 1992 folgende Erklärung:

Mit Abscheu sehen wir die Welle der Gewalt und des Hasses gegen Menschen aus anderen Ländern, die in Deutschland Zuflucht suchen und arbeiten. Auch für sie muß gelten: Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit. Die Angriffe rechtsradikaler Gewalttäter sind entschieden zurückzuweisen und diejenigen, die sie dulden oder gar unterstützen, zur Rechenschaft zu ziehen.

Als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Medieninstitution erwarten wir von allen Medien, sich mit umfassenden, grundsätzlichen und kritischen Beiträgen den Verfälschungen des Flüchtlingsproblems entgegenzustellen und zum Abbau der Fremdenfeindlichkeit beizutragen.

Wir fordern von Regierungen und Justiz, mit allen gesetzlichen Mitteln gegen neonazistische Gewalttäter vorzugehen und ihre Organisationen zu verbieten. Wir fordern eine offene Debatte in den Medien über deren Mitverantwortung am Fremdenhaß. Die kirchlichen Vertreter in den Aufsichtsgremien der Medien sollen sich dafür einsetzen.

Mitteilung der Industriegewerkschaft Metall Die IG Metall hat ihre Funktionäre und Mitglieder aufgerufen, durch Mahnminuten und Aktionen in den Betrieben Solidarität mit den Ausländern zu demonstrieren. "Wir rufen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger auf, Zivilcourage am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und in der Öffentlichkeit zu zeigen", heißt es in einer Erklärung, die der Beirat der IG Metall, das höchste Gremium der Gewerkschaft zwischen den Gewerkschaftstagen, am Dienstag in Frankfurt verabschiedet hat.

Nach Meinung der IG Metall müssen vor allem die Ursachen des Rechtsextremismus beseitigt werden. Soziale Not, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot, Zukunftsängste und autoritäre Vorstellungen bildeten den Nährboden rechtsextremen Denkens und Handelns. Die Gewerkschaft forderte die politisch Verantwortlichen auf, das parteipolitische Taktieren aufzugeben und sich für die Grundwerte und Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft einzusetzen.

Die IG Metall fühle sich zum Handeln verpflichtet, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Franz Steinkühler auf der Beiratssitzung. Auf ihrem ureigensten Terrain, im Betrieb, wolle und müsse die IG Metall alles ihr Mögliche tun: auf Betriebsversammlungen, in den Betriebsräten und in Vertrauensleutesitzungen solle gemeinsam mit den Betroffenen der Rechtsextremismus bekämpft werden. Steinkühler: "Unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen dürfen unsere Solidarität nicht nur verbal hören, sie müssen sie real erfahren.

Das Wetter

Wetterlage Die Kaltfront eines Sturmtiefs bei Island greift mit seinem Niederschlagsgebiet ab Mittag auf den Nordwesten Deutschlands über. Sie kommt im weiteren Verlauf bis zur Mitte Deutschlands voran. Dabei wird zunehmend milde Meeresluft nach Mitteleuropa geführt.Vorhersage bis Samstag früh Wolkig mit Auflockerungen, im Süden nach Frühnebel auch zeitweise sonnig. Im Norden ab Mittag Eintrübung und nachfolgend Regen, der in der Nacht zum Samstag auch die Mitte Deutschlands erfaßt.

Tageshöchsttemperaturen 4 bis 9, im Süden bis 11 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Samstag im Süden bis minus 2, sonst null bis 4 Grad.

Im Süden schwacher, im Norden mäßiger bis frischer, in Böen starker Südwestwind.Wochenvorhersage Samstag bis Montag: Im Süden wolkig bis heiter und trocken. Im Norden stark bewölkt, nur gelegentlich Wolkenauflockerungen und vereinzelt etwas Regen. Höchstwerte um 10 Grad. Nachts im Süden örtlich leichter Frost, im Norden frostfrei.

Dienstag: Im Norden anfangs starke Bewölkung und etwas Regen, im Tagesverlauf Wolkenauflockerungen und etwas kühler. Im Süden zunehmend stark bewölkt und etwas Regen und noch mild.

Mittwoch bis Donnerstag: In Alpennähe am Mittwoch anfangs noch stark bewölkt, sonst heiter bis wolkig und trocken. Nur im Norden gebietsweise Nebel- oder Hochnebelfelder. Höchstwerte 0 bis 5 Grad, nachts vielfach leichter Frost. Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 16 Amsterdam

leicht bewölkt 8 Athen

leicht bewölkt 15 Brüssel

leicht bewölkt 9 Dublin

wolkig 7 Helsinki

Schneefall 1 Innsbruck

stark bewölkt 6 Istanbul

wolkenlos 9 Larnaka

leicht bewölkt 16 Las Palmas

bedeckt 20 Lissabon

bedeckt 11 London

wolkig 9 Madrid

wolkig 8 Mallorca

leicht bewölkt 16 Moskau

Schneefall 2 Nizza

stark bewölkt 13 Paris

leicht bewölkt 10 Rom

stark bewölkt 13 St. Petersburg

Schneefall 1 Stockholm

stark bewölkt 2 Venedig

Nebel 6 Warschau

stark bewölkt 9 Wien

Regen 5 Zürich

wolkig 10

Deutschland

Berlin

wolkig 9 Dresden

wolkig 9 Feldberg/Ts.

in Wolken 2 Feldberg/Schw.

wolkig 1 Frankfurt/M.

wolkig 11 Freiburg

wolkig 12 Garmisch

Regen 6 Hamburg

wolkig 7 Köln/Bonn

leicht bewölkt 10 Leipzig

wolkig 9 München

wolkig 7 Norderney

leicht bewölkt 5 Rostock

wolkig 6 Sylt

Gewitter 5 Zugspitze

wolkig -5 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang: 8.19 Uhr Sonnenuntergang: 16.52 Uhr

TSV Wolfskehlen, Fußball-Landesliga Hessen-Süd Besinnung auf alte Tugenden soll für eine Wende sorgen Kondition, Kampfkraft und Geschlossenheit sind unter dem neuen Trainer Paul Bahl wieder gefragt / Sorgenkind Abwehr

Im zehnten Jahr der Landesliga-Zugehörigkeit schweben die Fußballer des TSV Wolfskehlen gewiß nicht zum ersten Mal in Abstiegsgefahr. Daß sich der Verein erstmals seit Landesliga-Zugehörigkeit vorzeitig vom Trainer trennt, liegt sicher nicht in der Besonderheit des Jubiläumsjahres begründet. "Die Verantwortlichen des TSV haben sich nach intensiver Absprache mit den Spielern zu diesem Schritt entschieden, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, auch im elften Jahr der Zugehörigkeit den Klassenerhalt in Hessens zweithöchster Spielklasse zu sichern", heißt es in Wolfskehlen.

Es war die - doch sehr enttäuschende - Bilanz von 10:26 Punkten, welche die Verantwortlichen um Manfred Gollenbeck, seit 20 Jahren Vorsitzender des TSV, zu diesem ungewöhnlichen Schritt bewog. Ein Nachfolger für Karl-Heinz Pingel, der zuvor mit der Viktoria Griesheim beachtliche Erfolge feierte, ist in Paul Bahl bereits gefunden. Bahl, der bereits von 1984 bis 88 das Zepter in Wolfskehlen schwang, soll die Riedstädter wieder an das Tabellen-Mittelfeld heranführen.

Unter der Leitung von Karl-Heinz Pingel, so beklagen die Verantwortlichen, seien die alten Wolfskehlener Tugenden - mannschaftliche Geschlossenheit, Kondition und Kampfkraft - verlorengegangen. Jene Tugenden, die oft den Ausschlag über den Klassenerhalt geben. Als besonders "schmerzhaft" empfanden die Fans und "Macher" die Niederlagen gegen die Mitkonkurrenten Spvgg. Dietesheim und Germania Ober-Roden. Nachdem die Wolfskehlener im Vorjahr noch mit 29:35 Punkten einen einstelligen Tabellenplatz erzielten, liegen die Dinge in der laufenden Saison besonders in der Abwehr im argen (46 Gegentreffer). Doch auch die Torausbeute ließ bislang zu wünschen übrig (23). Selbst die von den Gegnern gefürchteten Vorstöße von Routinier und Spielgestalter Horst Hammann verhalfen dem TSV zu keiner besseren Quote. Dies mußte irgendwann zu Konsequenzen in der Trainerfrage führen, zumal die Wolfskehlener gegenüber der vergangenen Saison lediglich zwei Abgänge verzeichneten.

Angesichts des vorhandenen Potentials betrachtet denn auch Paul Bahl den Klassenerhalt als durchaus realistisches Ziel. Daß er von den Spielern hohe Leistungsbereitschaft erwartet, belegte er mit der Vorverlegung des Trainingsbeginns auf den 10. Januar. Sieben Wochen lang wird er die Spieler hernehmen, um deren körperliche Verfassung auf das gewünschte Maß zu bringen. Selbst in der traditionellen Ski-Freizeit mußten die Fußballer neben dem Pisten-Spaß tägliches Fitneß-Training absolvieren. Ein echter Härtetest erwartet die Kicker am 22. Januar (19.30 Uhr, Riederwald) mit dem Besuch von "Steppis" Trainingszelt am Riederwald und einem Kräftemessen mit den Bundesliga-Profis der Frankfurter Eintracht.

Tags darauf müssen die Wolfskehlener bereits bei Hassia Dieburg, dem Aufstiegskandidaten aus der Bezirksliga, antreten. Am 30. Januar führt die Reise zu Bezirksoberligist VfR Groß-Gerau. Der "Ernst des Lebens" beginnt dann mit der Pokal-Partie bei der SKV Mörfelden (6. Februar). Die Begegnungen gegen den Darmstädter Kreisligisten SKG Gräfenhausen (14. Februar) und den Bezirksoberligisten SV Raunheim (20. Februar) stellen die letzten Tests vor dem wichtigen Punktspiel beim Tabellen-Fünfzehnten SG Germania Klein-Krotzenburg dar (27. Februar, 14.30 Uhr). Hier darf sich das TSV-Team keine Niederlage erlauben. Die spielstarke SGK Bad Homburg reist am 7. März (15 Uhr) zur Heimpremiere 1993 in Riedstadt an.

Zur Rückrunde hoffen die Wolfskehlener auf die Rückkehr von Spielmacher Volker Hofmann, der das Training wieder intensivieren konnte. Reaktiviert wurde auch Manfred Schäfer, der sich eigentlich auf seine Trainertätigkeit im Jugendbereich beschränken wollte, jetzt aber "seinem" TSV unter die Arme greift. An sogenannte "Panik-Käufe" denkt man beim solide geführten TSV nicht. Auch daß sich das Trainer-Karussell in Wolfskehlen demnächst in atemberaubender Geschwindigkeit drehen wird, steht nicht zu befürchten. Ob der erstmalige Trainerwechsel während der Saison in der Landesliga nun die erhofften Früchte trägt, bleibt abzuwarten. Schwer wird die Saison für den TSV allemal, doch das ist ja nichts Neues. ina

Letztmals Spielzeug der Jahrhundertwende

BIEBESHEIM. Im Heimatmuseum in der Rheinstraße 44 ist am Sonntag, 17. Januar, zum letzten Mal (10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr) die Sonderausstellung "Spielzeug der Jahrhundertwende" zu sehen. Zwei Privatsammlerinnen präsentieren Stücke aus der Zeit von 1880 bis 1930. Darüber hinaus macht das Museum auf die seit 1990 vorhandene Sammlung zur Geschichte der Landwirtschaftsschule Groß-Gerau aufmerksam. cas

EDV-Branche Neue Chancen für altes Programm

Verluste in Millionenhöhe sind gespeichert, der Abbau Tausender von Stellen ist programmiert. Die einst wachstumsverwöhnte EDV-Branche reagiert damit auch hierzulande auf die Konjunkturflaute und vor allem auf den Strukturwandel in ihrem Feld. Schlagworte dafür: Marktsättigung, Verschiebung von Hardware zu Software und Dienstleistungen, Abkehr von Großrechnern und hin zu Netzen mit kleineren Computern, Verschmelzung mit Telekommunikation und Unterhaltungselektronik. Die Unternehmen suchen ihr Heil in "strategischen Allianzen" und erstellen einen "Umstrukturierungsplan" nach dem anderen. IBM, Siemens Nixdorf und Co schaffen neue "Business units" mit größerer Eigenständigkeit, um beweglicher zu werden. Wo immer möglich, sparen sie Arbeitsplätze ein und drücken Kosten. "Sozialdumping" und die Auflösung der Mitbestimmung befürchten die Betriebsräte als Folge der Konzentration auf kleinere Einheiten. Nicht zu unrecht. Branchenprimus IBM gehört (bis auf die Sparte Produktion) nicht mehr dem Arbeitgeberverband an.

Kein Wunder, daß das die IG Metall auf Trab bringt. Sie hat sich den Industriezweig in den vergangenen Monaten als einen Schwerpunkt ihrer Arbeit vorgeknöpft und dabei offenbar einiges gelernt. Denn sicher nicht aus hohlem Bauch sagt Vorstandsmitglied Joachim Töppel: "Wir wollen und wir können uns bewegen, aber wird werden uns keinem Diktat unterwerfen." Mit den Angestellten, von denen aus Angst, aber auch mit dem Willen zum Widerstand immer mehr in die Gewerkschaft strömten, plant er einen "Diskurs über betriebs- und tarifpolitische Aktivitäten."

Daß dies nicht reicht, ist klar. Der Gewerkschaft schwebt darüber hinaus so etwas wie eine Konzertierte Aktion von Unternehmen, Politik und Gewerkschaften vor. Ein altes Programm zwar - aber die IG Metall, die vor knapp einem Jahr bereits einen EDV-Branchenrat gefordert hatte, schätzt die Chancen für einen solchen industriepolitischen Ansatz inzwischen höher ein. So seien Management- KG und die Bemühungen um die Erhaltung industrieller Kerne in den neuen Bundesländern vor kurzem noch nicht denkbar gewesen, macht sich Töppel Hoffnung auf einen Schwenk der Bundesregierung. Und auch in den Topetagen der Wirtschaft ist Industriepolitik nicht mehr so verpönt. ABB-Chef Eberhard von Koerber plädiert mit Blick auf die Chips dafür, in der gegebenen Wettbewerbslage gegen Amerika und Japan die Entwicklung "nicht einfach dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen".

Wo die Linie zwischen Markt und Staatseingriffen zu ziehen ist, sollte Bonn im Dialog mit Wirtschaft und Gewerkschaften nach jahrelanger Diskussion zumindest für die "Schlüsselindustrie" endlich klären - bevor die Branche und mit ihr einige Dinge mehr abstürzen. sch

FC Erbach, Fußball-Landesliga Auch im Trainer- Verschleiß spitze

Die Saison 1992/93 scheint für den Fußball-Landesligisten FC Erbach ein Jahr der Rekorde zu werden. Ob diese in diesem Jahr vollbrachten Bestleistungen allerdings in die Analen des traditionsreichen Odenwälder Fußballklubs eingehen, das scheint fraglich. Es handelt sich nämlich zum einen um das sensationelle 0:10, eine der höchsten Niederlagen, seit es in Erbach Fußballer gibt, zum anderen um den dritten Trainerwechsel innerhalb von wenigen Monaten. Ganze acht Wochen war Yasar Arslan der Trainer und Hoffnungsträger des FCE, betreute die Mannschaft bei vier Punktspielen, ehe er genervt das Handtuch warf. Auch wenn Spielausschuß-Vorsitzender Heiko Volk meint: "Ich bin sehr enttäuscht. Auch die Mannschaft war wie vor den Kopf gestoßen", so ganz aus heiterem Himmel kam Arslans Rücktritt sicher nicht.

Immerhin sammelte er seit seinem Amtsantritt am 19. November 0:8 Punkte und 3:19 Tore. Das 2:4 gegen Meisterschafts-Anwärter Bernbach bei seinem ersten Auftritt schien Hoffnungen zu wecken, doch mit der desolaten Vorstellung beim 0:10 gegen Griesheim wurden diese im Keim erstickt und der Glauben des Trainers an seine Motivationskünste verständlicherweise bis in die Grundfesten erschüttert. Auch wenn Heiko Volk sicher zu Recht der Meinung ist, daß "man in vier Spielen nicht die Welt verändern kann", nachvollziehbar sind die Gründe (fehlende Basis, Mannschaft zieht nicht mit) für Arslans Rücktritt allemal, denn er hat einen guten Ruf als Trainer zu verlieren.

Die Perspektiven des FCE für den Rest der Runde sind auch nicht gerade rosig. Bereits einige Male dem Abstieg von der Schippe gesprungen, steckt der FC diesmal in einer besonders prekären Lage. Nur noch Langenselbold steht schlechter da. 7:29 Punkte lautet die traurige Bilanz, die es in den verbleibenden 14 Partien zu korrigieren gilt. Wer diese diffizile Aufgabe übernehmen soll, das steht noch nicht fest. "In acht bis zehn Tagen ist es spruchreif", deutet Volk an, daß bereits Kontakte bestehen.

Auch bezüglich der Torwart-Frage wurde man aktiv und will in Bälde einen der drei gehandelten Kandidaten präsentieren. Dieser soll Wilfried Brümmer ersetzen, der absprachgemäß sein Engagement aus beruflichen Gründen beendet. Damit verließ ein "echter Sportsmann" die Erbacher. Gerade solche können sie derzeit gebrauchen. Denn die Erbacher Kicker selbst, nicht der Trainer, machten - besonders beim 0:10-Debakel - nicht immer den Eindruck, als seien sie mit Herz und Hirn voll bei der Sache.

INA SCHNEIDER

1. FC Eschborn, Hallen-Fußball-Turnier Unterliederbach ist Favorit Sporthalle der Süd-West-Schule diesmal der Austragungsort

Zu ihrem traditionellen Hallenfußballturnier hat sich der 1. FC Eschborn ein erlesenes Teilnehmerfeld geladen. Zwei Landesligisten, vier Bezirksoberligisten und zwei Bezirksligisten bilden das Teilnehmerfeld, das am Sonntag ab 10 Uhr um den Wanderpokal sowie Geld- und Sachpreise streitet. Als Turnier-Favorit gilt das technisch versierte Team des Landesligisten VfB Unterliederbach, der in Gruppe I an den Start geht. Dort hat er sich mit den Bezirksoberliga-Teams SV Hattersheim und dem Team der Gastgeber sowie dem Bezirksliga-Vertreter Alemannia Nied auseinanderzusetzen.

Die Veranstalter rechnen mit dem Einzug des VfB-Teams ins Finale und mit einem Besuch von 300 bis 400 Zuschauern. Die müssen in diesem Jahr den Weg zur Sporthalle der Süd-West-Schule finden, da die Halle der Heinrich-von-Kleist- Schule anderweitig belegt ist. Für alle Interessierten ist jedoch auch in der etwas kleineren Süd-West-Halle Platz, verspricht FC-Sprecher Peter Ohlberg.

In Gruppe II gilt der Unterliederbacher Liga-Konkurrent und ewige Derby-Rivale Viktoria Sindlingen als Favorit auf den Gruppensieg. Allerdings müssen sich die Sindlinger gegen die Bezirksoberligisten FC Schwalbach und SV Kriftel sowie den Bezirksligisten FC Sulzbach, den Wolf im Schafspelz, behaupten. Die Sulzbacher zeigten im vergangenen Jahr den Eschborner Zuschauern, was eine Harke aus der Bezirksliga ist und sicherten sich durch den Finalsieg über den VfB Unterliederbach den Wanderpokal. Da die Landesliga-Klubs zugesagt haben, in Bestbesetzung anzureisen und die Veranstalter große Jugend-Tore aufstellen, ist mit interessanten und trefferreichen Begegnungen zu rechnen.

Die Gruppenspiele beginnen um 10 Uhr mit der Partie der Gastgeber gegen Viktoria Sindlingen. Um 10.20 Uhr folgt der Auftritt des hochgehandelten VfB Unterliederbach gegen den FC Schwalbach. Die beiden Halbfinalspiele (ab 14 Uhr) bringen bereits die Entscheidung, ob sich auch in diesem Jahr ein Außenseiter bis ins Finale spielen kann. Den Plazierungsspie- len (ab 14.40 Uhr) folgt dann der krönende Abschluß: Das Endspiel, welches möglicherweise zu einem Landesliga-Derby wird. Oder auch zum Kampf "David gegen Goliath", so wie im Vorjahr. Brisanz versprechen beide Konstellationen. ina

Matisse; und andere Ein New Yorker Ausstellungs-Rundgang

Die Menschenschlange dürfte in die Ausstellungsgeschichte eingehen! Seit Ende September 1992 bis Mitte Januar 1993 zog sie sich von der 53. Straße West, die Fifth Avenue aufwärts, hinein in die 54. Straße, mäanderte oft noch um weitere Blocks. Das Ziel derer, die sich da am frühesten Morgen, bei jedem Wetter einfanden: das "Museum of Modern Art" und Matisse.

Zwei ganze Etagen hatte das MOMA ihm eingeräumt, über vierhundert Werke aus allen Epochen zusammengetragen, einen fast drei Kilo schweren Katalog erarbeitet. Kartenvorbestellungen wurden schon im Dezember nicht mehr angenommen, nur Privilegierte durften sich ihre Karten in einem Kabuff abholen, das den Eingang zum Verwaltungstrakt sperrt, ab zehn Uhr morgens eintreten (offizieller Beginn täglich um elf Uhr) und den Massen vorweggehen, deren "Durchlauf" das Museum auf etwa anderthalb Stunden terminiert hatte.

Eine viel zu kurze Zeit naturgemäß, gegen Mittag wurde es stets so voll, daß man die Bilder kaum noch sah. Nur wer sich rasch entschloß, Fördermitglied des MOMA zu werden, fünfzig Dollar hinblätterte, bekam eine Extrakarte als Einstandsgeschenk. Wie viele Hunderttausend die "größte Matisse-Ausstellung, die es je gab", am Ende besucht haben - wir werden es bald genau wissen. Das Spektakel ist vorbei.

Natürlich: Es war ein Medienereignis gewesen, zum "Muß" geworden. Aber die da Schlange standen, sahen nicht aus wie "beautiful people", vielmehr wie ganz normale Leute, Junge und Alte, im Parka oder im Pelz, sie warteten stumm, geduldig, diszipliniert. Was hatte Matisse für die zum "Muß" gemacht?

Schließlich hat das MOMA selbst ja eine nicht eben kleine Matisse-Sammmlung, man stieß auf viele "alte Bekannte". Waren es also die Bilder aus der St. Petersburger Eremitage, dem Moskauer Puschkin Museum, die einmal dem russischen Magnaten Sergej Shchukin und Iwan Morosow gehört hatten, zwei Sammlern, die schon früh eine große Zahl von Matisse-Arbeiten gekauft hatten, wobei Shchukin alleweil die "riskanteren" interessierten, waren es die Bilder aus dem amerikanischen Clan der Steins, Michael und Sarah, Gertrude und Leo, die ebenso rasch zugegriffen hatten, Bilder, die heute über die ganze Welt verstreut sind, oder die Werke aus zahlreichen Privatsammlungen und Museen in Europa und Amerika? Die "einmalige Gelegenheit" also, nach der Museen heute fahnden, vor allem private wie die amerikanischen, um sich im Gespräch zu halten, den Trustees und Förderern Geld zu entlocken?

Es mag von allem etwas dabei gewesen sein. Vor allem aber die Begegnung mit einem Künstler, der die Kunst der Moderne so nachhaltig geprägt hatte und der doch kaum noch als "Wilder" kenntlich war. Man hatte sich an seine Kühnheiten längst gewöhnt, seine Farbräusche, seine unwiderstehlich inständige Auseinandersetzung mit den immer gleichen Gegenständen: Akten, Odalisken, Interieurs, Stilleben. War es die genauere Bekanntschaft mit dem bereits Gewußten, die beruhigende Gewißheit auch, daß es so etwas wie schiere Schönheit einmal gegeben hatte - am Ende des Jahrhunderts etwas Unausdenkliches -, die die Massen in die Schlange führte, ins Museum trieb?

Gewiß ist, daß es großer Anstrengung bedurfte, wiederholten, genauen Zusehens, um unter der Oberfläche von zur Ruhe gebrachten Widersprüchen die Brüche, die Wagnisse noch wahrzunehmen, nicht mitzuschwimmen im Strom derer, die sich etwas bestätigen lassen wollten. Es gehört zu den großen Verdiensten der Ausstellung, daß sie dies möglich machte, durch eine sinnfällige Hängung und Aufstellung, durch die Möglichkeit, in der chronologischen Abfolge Vergleiche zu ziehen.

Etwa den Reiz zu spüren, der in der Verwandlung der ersten, von Grün, Blau und einem erdigen Körperinkarnat bestimmten Fassung des "Tanzes" von 1909 (heute im MOMA) und der kurz darauf für Shchukin gemalten zweiten liegt, die das Grün der Erde, das Blau des Himmels intensiviert und davor die fünf Reigen tanzenden Nackten in einem aggressiven Rot zeigt, aus einer bukolischen Genre-Szene etwas Wildes, Inkommensurables macht, das den Auftraggeber zunächst tief erschreckte.

Was ist passiert zwischen dem "Akt mit weißen Schal" von 1909, der, in tiefschwarzem Umriß angelegt, die Erotik des Sujets allein in die drei verschiedenen Rots verlegt, die die Figur umgeben, und jenen Akten, in denen der Körper selbst zum Ausdruck einer heftigen sensuellen Botschaft wird?

Je tiefer man sich mit diesem Werk einläßt, desto rätselhafter wird es. Jedenfalls bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Dann, mit dem Umzug nach Nizza, beginnt eine über viele Jahre dauernde Phase der Wiederholung, der Sicherheit. Was vorher sich als Wunschbild eines strahlend beruhigten Kosmos zeigte, wird zum Abbild einer bukolisch-sicheren Existenz: aus den Entdeckungen, den Beschwörungen werden Zustandsbilder, das Erotische äußert sich unverhohlen - und weit weniger spannend.

Erst im Spätwerk, in einzelnen grandiosen Bildern, in denen die Harmonie wieder zerbricht, zerfasert und in den großen, aus farbigen, ausgeschnittenen Papieren geklebten Collagen kommt der alte Mann noch einmal zu neuen Findungen bis hin zu jenem letzten, großen Bild der "Schnecke" von 1953, das die Welt der "Realität", deren begeisterter Prophet er stets gewesen war, aber auch die des Ornaments endgültig hinter sich läßt und allein mit abstrakten Formen noch einmal herbeizitiert, was einmal seine Größe ausmachte: die Sensibilisierung der Farbe, der Fläche für eine Botschaft, die mehr meint als das Offensichtliche.

In Paris, wo Matisse ab Ende Februar eine andere große Retrospektive bekommt, hat man sich dazu entschlossen, nur die erste Periode, vor Nizza, auszustellen. Man wird da vieles nicht sehen, was in New York ausgestellt was. Dies

Im Erdgeschoß hat das Museum of Modern Art eine "Auswahl aus der Sammlung" dem Matisse-Spektakel an die Seite gestellt, thematisch geordnet: eine Abteilung "Körper/Sexualität/Geschlecht", eine "Die Stadt", eine "Objekte", eine "Die Maschine" und schließlich eine, die kryptisch "Mehr als Mensch/Weniger als Mensch" genannt ist. Sie beginnt mit dem Paukenschlag von Picassos "Demoiselles d'Avignon", zeigt Chef d'Oeuvres aus dem unübersehbaren Besitz des Museums und, bewußt dagegengesetzt, neue Erwerbungen.

Wer immer sich diese hochintelligente, glänzend gehängte Schau ausgedacht hat: Sie kommt einer Destruktion der Gegenwart gleich. Was können die fatalen Animierstücke von David Salle gegen Picasso ausrichten, was Chamberlain gegen Kienholz, was die Städtebilder aus den zwanziger Jahren gegen die verquält originellen Fotos aus den Achtzigern? Belehrt von Matisse, angeleitet von den anderen Großen des Jahrhunderts, verzwergt die dritte Generation der Pop- oder Installationsartisten hoffnungslos: Die "Marktgesetze" einer außer Rand und Band geratenen Pseudo-Innovation führen sich selbst ad absurdum. Das meiste, was da in den letzten Jahren gekauft (und geschenkt) wurde, hat sein Endlager im Magazin schon jetzt verdient.

Ähnliche "pädagogische" Effekte erzielt eine dreigliedrige Ausstellung im Whitney-Museum; auf drei Etagen drei Versionen, sich der Welt durch Kunst zu versichern. Auf der obersten die jüngste: Jean- Michel Basquiat, als Sohn eines Haitianers und einer Puertorikanerin 1960 in Brooklyn geboren, 1988 an einer Überdosis Rauschgift gestorben. Dazwischen, nach einer quasi "bürgerlichen" Kindheit, ein wüstes, randvolles Leben.

Mit achtzehn Jahren begann Basquiat Postkarten und Graffitti zu malen, suchte die Bekanntschaft mit Andy Warhol und dem Kunstmogul Henry Geldzahler, 1980 stellte er zum ersten Mal aus. Wenig später war er schon berühmt, fand Galeristen, stürzte sich in einen Arbeitsfuror, der nur von Jazz-Sessions und Rauschgift-Parties unterbrochen war. Er malte, zeichnete den städtischen "Untergrund", Autos, verzerrte Köpfe, Flugzeuge, Häuser, den Terror des Alltags, eine "art brut" ohne jede Rücksichtnahme.

Was diese schnell "hingeschriebenen", scheinbar naiven, rohen Bilder aufregend macht, ist ihre zerstörerische Energie, deren formale Kühnheit und Selbständigkeit man erst auf den zweiten Blick erkennt, wenn man sich vom Schock der Dreistigkeit erholt hat. Er war ja kein "Street-Kid", das sich seiner Frustrationen roh entledigte, sondern (auch) ein Künstler von erstaunlicher Finesse, der seine Umwelt und die seiner Generation in grellen Tönen zugleich besang und in die Hölle schickte (in der sie immer schon war). Das letzte Bild: eine braune Figur, die auf einem kriechenden, weiß gehöhten Skelett reitet.

Dazu, einen Stock tiefer im Whitney, das totale Kontrastprogramm: die quadratischen, verschlossenen, beinah monochromen Bilder der heute achtzigjährigen konstruktiven Malerin Agnes Martin. Man hat es schwer, nach Basquiat sich auf diese meditative Kunst der minimalen Veränderungen einzulassen, man braucht dazu Zeit und wird dann der Zeitgenossenschaft beider inne: Das Wüste und das Zarte bedingen einander, die Eruptionen des Schwarzen, die Verweigerung der Weißen - America today.

Schließlich: die amerikanische Schule der konkreten Kunst, noch eine Etage tiefer. Der Versuch, das Auseinanderstrebende doch noch zu vereinen, es im Geist der Geometrie zur Ruhe zu bringen: von Albers und Barnett Newman bis zu den Jungen, die ihnen immer noch folgen, schleppenden Schritts. Und, als Ausstellung, die Vermittlung von zwei Arten Gegenwart mit der Historie.

Auch das war zu lernen in diesen Tagen in New York.

ROLAND H. WIEGENSTEIN

Damit nicht mehr Angst den Alltag bestimmt Verein und Kirche helfen psychisch Kranken im Verbund Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer WESTKREIS OFFENBACH. Damit der Weg psychisch kranker Menschen nicht von der Klinik in ein einsames Zuhause und in die Hilflosigkeit führt, arbeiten Verbände, Vereine und niedergelassene Ärzte immer enger zusammen. So wollen etwa der Offenbacher Verein "Lebensräume" und das Diakonische Werk Hessen / Nassau im Westkreis ein Netz von Beratungsstellen, Wohnheimen, Tagesstätten und mobilen Hilfsangeboten knüpfen. Wenn Wolfgang Müller-Holz in Beispielen schildern soll, wie sich psychische Krankheiten auf das Leben der Betroffenen auswirken, dann tut sich der Psychologe schwer. Zum einen machten die Symptome nur einen Teil der Persönlichkeit aus. "Das wird oft vergessen", meint Müller-Holz.

Zum anderen reagiere ein Großteil der Bevölkerung bereits bei diagnostischen Begriffen wie "Depression" oder "Schizophrenie" mit Abwehr. "Wenn ich dann genau erzähle, worunter unsere Klienten leiden, werden die Ressentiments noch größer", sagt der Mitarbeiter der psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke" in Neu-Isenburg, die vom Diakonischen Werk betrieben wird: "Und dann trauen sich vielleicht viele nicht mehr über unsere Schwelle, obwohl sie Hilfe nötig hätten."

Nur soviel berichtet er aus seinen Erfahrungen: In den meisten Fällen sei es Angst, die den Alltag der Kranken mehr und mehr bestimme - Angst vor anderen, Angst vor der Zukunft, schließlich Angst vor der Angst. "Am Ende wird alle Kraft dafür aufgewendet, die Angst im Zaum zu halten", sagt Müller-Holz. Alle anderen Bereiche des Lebens gerieten immer mehr ins Hintertreffen - ob Arbeit, Wohnen, Freizeit oder soziale Kontakte. Genau in diesen Punkten müßten gemeindepsychiatrische Einrichtungen, wie "Die Brücke", ansetzen, wenn die Kranken die Klinik wieder verließen. Seit mehr als vier Jahren versucht das vierköpfige Team in der Löwengasse 8, ihre Klienten beim Wiedereinstieg ins alltägliche Leben zu unterstützen. Seit 1. Januar können - laut einer Vereinbarung des Diakonischen Werkes mit Kreis und Kommunen - nicht nur Kranke aus Neu-Isenburg und Dreieich, sondern auch aus Egelsbach und Langen das Angebot in Anspruch nehmen.

Ob Einzel- oder Gruppengespräche, ob Töpfern oder Malen, ob beim Kochen oder beim Bummel durch die Stadt - immer geht es darum, so Müller-Holz, schon lange nicht mehr Gewohntes wieder selbständig "in die Hand" zu nehmen, ohne Angst. "Die Brücke" soll auch, im wahren Wortsinn, die Verbindung herstellen zu anderen Hilfsangeboten.

Wer beispielsweise sein Leben nach langem Klinikaufenthalt völlig neu ordnen muß und ohne Bleibe ist, kann zunächst einmal im Übergangswohnheim unterkommen, das in den beiden Etagen über der Beratungsstelle eingerichtet werden soll. Wann die 20 Plätze erstmals belegt werden, kann Wolfgang Müller- Holz noch nicht sagen: "Erst muß der Landeswohlfahrtsverband grünes Licht für die Finanzierung geben."

Haben die Betroffenen den Schritt in die eigene Wohnung geschafft, sollen sie nicht alleine bleiben - etwa bei Haushaltsarbeiten oder Amtsgängen. "Betreutes Wohnen" heißt das Angebot, das "Die Brücke" noch in der ersten Jahreshälfte starten möchte. Müller-Holz schätzt, daß im Westkreis rund 40 Menschen eine solche Hilfe brauchen. Auch in diesem Fall müsse der Landeswohlfahrtsverband noch die beantragte Stelle eines Sozialarbeiters genehmigen.

Ist das Leben in der eigenen Wohnung "geregelt", steht vor vielen psychisch Kranken die Schwierigkeit, ihrem Alltag wieder eine Struktur zu geben. Eine neue Tagesstätte des Offenbacher Vereins "Lebensräume", die im Langener Wiesgäßchen 29 zum 1. April ihre Türen öffnen wird, soll dieses Problem lösen helfen. "Wir wollen vor allem chronisch Kranke ansprechen, die bis zu 20 Jahre in psychiatrischen Kliniken gelegen haben und nur schwer einzugliedern sind", beschreibt Klaus Liedke, Geschäftsführer des Vereins, für welche Personengruppe die geplanten 20 Plätze im ehemaligen Fabrikgebäude gedacht sind.

Drei Fachkräfte sollen nicht nur Frühstück und Mittagessen, sondern auch die Möglichkeit anbieten, regelmäßig zu arbeiten: einfache handwerkliche Tätigkeiten, "nicht als Beschäftigungstherapie, sondern um wieder zu lernen, für etwas verantwortlich zu sein". Und um selbst zu entscheiden, wofür der - wenngleich geringe - Lohn verwendet werden könne.

Im Wiesengäßchen 29 wird auch eine Außenstelle der "Brücke" Platz finden: Folge eines jetzt geschlossenen Kooperationsvertrages zwischen dem Verein "Lebensräume" und dem Diakonischen Werk. Damit können auch Menschen das Angebot der Beratungs- und Kontaktstelle wahrnehmen, denen der Weg nach Neu-Isenburg bislang zu weit war.

Wenn zusätzlich zur psychischen Krankheit auch eine körperliche Behinderung - etwa durch langjährigen Medikamentenkonsum - gekommen ist, brauchen die Betroffenen besonders intensive Betreuung: Etwa in einem der vier Dauerwohnheimen, die der Verein "Lebensräume" in der Stadt und dem Kreis Offenbach betreibt. Mit besonders schweren Fällen, wenn auch nur maximal fünf, setzen sich seit 1985 die Beschäftigten im Sprendlinger Heim auseinander.

Nach den Worten von Klaus Liedke arbeitet der Verein ebenso wie "Die Brücke" nicht nur mit niedergelassenen Psychiatern und Psychologen zusammen, sondern auch mit den Ärzten in den psychiatrischen Krankenhäusern: "Schon bevor der Patient die Klinik verläßt, wollen wir wissen, welche Hilfe für ihn die richtige ist."

Schattenfiguren im Museum Türkisches Veranstaltungsprogramm für Kinder im Januar

OFFENBACH. Im Zeichen der türkischen Kultur steht eine Reihe von Veranstaltungen für Kinder, zu denen das Klingspor-Museum im Rahmen der Bilderbuchausstellung einlädt. Gestartet wird mit einer Vorlesestunde in türkischer Sprache am Donnerstag, 21. Januar, 15 Uhr. Zeyneb Bassa erzählt ein Märchen für Drei- bis Siebenjährige, die anschließend ihre Eindrücke mit bunten Malstiften Ausdruck geben können.

Der Eintritt beträgt eine Mark pro Kind. Weil nicht mehr als zwölf Jungen und Mädchen teilnehmen können, wird unter 80 65-32 27 um telefonische Anmeldung gebeten.

Am Samstag, 23. Januar, um 15 Uhr und am Sonntag, 24. Januar, 11 Uhr, gibt es jeweils eine Vorstellung mit türkischen Schattenfiguren. Die Karten sind während der Öffnungszeiten des Museums Montag bis Freitag von 10 bis 17 und am Wochenende von 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr für drei Mark zu bekommen.

Die Helden des Schattenspiels heißen Karagöz und Hacivat. Weil sie beim Bau der Moschee mehr Witze erzählten, als sie arbeiteten, ließ sie der Sultan töten. Sehr bald vermißte er jedoch die Spaßvögel und ließ sie deshalb als Figuren aus Kamelhaut nachbauen. So leben sie bis heute in den traditionellen Spielen weiter, erklärt das Klingspor-Museum. Das Schattenspiel ist für Kinder ab fünf Jahren geeignet.

Wie die türkischen Schattenfiguren entstehen, das zeigt Hatice Güler-Meisel im Anschluß an die Vorstellung am Samstag, 23. Januar, von 16.30 Uhr an. Wer unter ihrer Anleitung eine solche Figur selbst herstellen will, muß sich bis 21. Januar bei der Museumspädagogin Sibylle Patzig, Rufnummer 80 65 - 32 37, anmelden. pmü

Das Regionalbewußtsein stärken "Land-Stadt-Dialog": einige Empfehlungen für Mittelhessen

SCHOTTEN. Zu einem stärkeren Regionalbewußtsein haben mehrere Redner beim "Land-Stadt-Dialog" zwischen Frankfurt und dem Vogelsbergkreis in Schotten die Menschen in Mittelhessen aufgerufen. Rolf Praml, Staatssekretär im Landesentwicklungsministerium, warnte bei der Veranstaltung vor einer "zu starken, auch emotionalen Ausrichtung nach Frankfurt". Zu überlegen sei auch, ob der geplante "Rhein-Main-Verkehrsverbund" (RMV) Zentralisierungstendenzen noch zusätzlichen Aufschwung verleihe.

Daß es heute kaum möglich sei, in Limburg die Fahrplanverbindungen für eine Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Schotten zu erhalten, trage wesentlich dazu bei, daß sich in Mittelhessen nicht das Gefühl einer gemeinsamen Region entwickeln könne, meinte der Gießener Regierungspräsident Hartmut Bäumer.

Auch mehrere Bürger bemängelten bei der Diskussionsveranstaltung, daß das ohnehin unzureichende Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln einseitig auf die Frankfurter Innenstadt hin ausgerichtet sei. Ein Sprecher des Landesverbandes der Initiative "Pro Bahn" forderte eine Modernisierung der "Vogelsbergbahn" zwischen Koblenz, Gießen und Fulda sowie den Aufbau eines umfangreichen Linienbusnetzes.

Uwe Stindt von der Gesellschaft zur Vorbereitung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes sagte, daß zwar ein Zeittakt für die Züge in der Region geplant sei. "Aber ein Zehn-Minuten-Takt für den Busverkehr wird im Vogelsberg sicherlich nicht zu finanzieren sein". Der RMV plane, rund um Frankfurt zwei Gleisringe aufzubauen, für Züge, die auf die nach Frankfurt führenden Bahnlinien abgestimmt sein sollen. "Ich kann die Leute doch nicht davon abhalten, nach Frankfurt zu wollen", sagte Stindt.

Landesentwickler Praml meinte dagegen am Rande der Veranstaltung, der RMV trage möglicherweise unbeabsichtigt dazu bei, daß sich die Sogwirkung Frankfurts zu Lasten der Region noch verstärke. Notwendig sei, daß sich Mittelhessen nicht als "Hoflieferant des Zentrums Frankfurt" begreife, sondern sich mit Nachbarregionen zusammenschließe und eine eigenständige Entwicklung in die Wege leite.

Dazu sei es allerdings nötig, daß auch die Stadt Frankfurt Verzicht übe und nicht "mit aller Macht versucht, Gewerbegebiete in ihrer eigenen Gemarkung unterzubringen", sagte Praml. Der Landrat des Vogelsbergkreises, Hans-Ulrich Lipphardt, forderte die Verlagerung von Landesbehörden und Forschungseinrichtungen in die Region, denn dann würden sich "sicher auch die bisher urban-zentral geprägten Sichtweisen einiger Landesbehörden verändern". mat

Ortsbeiratssitzung

KARBEN. Am Dienstag, 19. Januar, findet die nächste öffentliche Sitzung des Groß-Karbener Ortsbeirates um 20 Uhr in der Gaststätte "Gehspitze" statt.

Firmen-Telegramm

Züblin baut in Rußland Der Stuttgarter Baukonzern Züblin baut 1140 Wohnungen in Rußland. Der Auftrag hat einen Wert von rund 200 Millionen Mark und ist Teil eines Programms für aus der ehemaligen DDR heimkehrende russische Soldaten. Die von Züblin zu erstellenden Heime müssen noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Taiwan-Order für Mannesmann Die Mannesmann Demag Hüttentechnik hat aus Taiwan den Auftrag zur Lieferung und Errichtung eines Edelstahlwerkes inklusive Brammenstranggießanlage im Gesamtwert von 140 Millionen Mark erhalten. Die Fabrik soll 1995 den Betrieb aufnehmen. Pro Jahr sollen dort 400 000 Tonnen Edel- und nichtrostender Spezialstahl erzeugt werden. Klöckner-Vergleich zugestimmt Der Kölner Pensions-Sicherungs-Verein will auf den Vergleichsvorschlag des Klöckner-Vorstandes eingehen. Demzufolge müßte er auf 60 Prozent seiner Forderungen, also 360 Millionen Mark, verzichten.Petersburger Bank in Berlin vertreten Als eine der ersten russischen Privatinstitute eröffnet die Promstrojbank aus St. Petersburg eine Repräsentanz in Berlin. Sie wird deutsche Firmen bei Geschäften mit russischen Partnern beraten.

Intel mit Riesengewinn Der kalifornische Chiphersteller Intel hat im vergangenen Jahr den Umsatz um mehr als ein Fünftel auf fast sechs Milliarden Dollar gesteigert. Der Gewinn schnellte um 30 Prozent auf gut eine Milliarde Dollar hoch. RWE-Dea-Tochter ergattert Auftrag Vista Chemical, eine Tochter von RWE- Dea, wird in Mexiko für rund 250 Millionen Dollar einen Petrochemie-Komplex für die staatliche Firma Petroleos Mexicanos (Pemex) bauen. In der Anlage sollen Paraffin und Restalkohol für die Herstellung biologisch abbaubarer Reinigungsmittel produziert werden. Die Anlage soll 1996 in Betrieb gehen. Britannia Air bestellt fünf Boeings Die Fluggesellschaft Britannia Airways hat fünf Passagiermaschinen beim US- Luftfahrtkonzern Boeing bestellt. Der Auftrag hat einen Wert von 275 Millionen Dollar, heißt es in Seattle. Vorwerk auf dem Öko-Trip Die Teppichwerke Vorwerk haben einen umweltschonenden Bodenbelag entwickelt. Die bei der Produktion anfallenden Reststoffe wie auch der gebrauchte Teppich können wiederverwertet werden. Der bislang für den Rücken verwendete Kompaktschaum wurde durch Polypropylenfaser ersetzt.

Am Nasenring

Wahrlich bitter: Der UN/EG-Friedensplan hält für Bosnien eine - notabene bestimmt nicht dauerhafte - politische Problemlösung parat, ohne das Nächstliegende zu regeln. Mord, Vertreibung, Hunger- und Kältetod gehen ungestört weiter, während sich die Sitzungshelden von Genf bejubeln und kühn interpretierend ihre jeweiligen Siege auf dem geduldigen Papier auszubauen trachten.

Ziemlich abwegig: Vom sog. Parlament der bosnischen Serben das Geschick des Friedensplans abhängig zu machen, ist ungefähr so, als hätten allein CSU-Landesgruppe und ein paar Sudetendeutsche über unseren CSFR-Vertrag entscheiden dürfen. Den Karadzic, Plavsic und Co. sechs Tage für ihr pseudodemokratisches Ringen unter den Augen des neuen "Friedensengels" Milosevic einzuräumen, bedeutet politisch nutzbaren Zeitgewinn für die Aggressoren und buchstäblich tödlichen Zeitverlust für etliche ihrer Opfer.

Durchaus skeptisch: Wenn das zweifellos angebrachte EG-Ultimatum nicht ernsthaft und glaubwürdig mit Sanktionen beschwert wird, steht Europa in der nächsten Woche wieder einmal völlig blamiert da - und jeglicher Ansatz für einen Friedensprozeß so tiefgefroren wie derzeit das Klima in Sarajewo. Es wird sich dann entscheiden, ob sich Europa von den ausgebufften Serbenführern wieder am Nasenring herumführen läßt.

Reichlich spät: Die Serbien angedrohte Isolierung ist aufwendig, aber schon lange alternativlos. Es muß endlich gehandelt werden, weil leere Kraftworte und feiges Zuwarten auch die politischen Preise immer höher treiben. ens

Dampfmaschinenmuseum: Lenz bittet Land um Hilfe

HANAU. CDU-Landtagsabgeordneter Aloys Lenz unterstützt die Forderung der Großauheimer CDU, das dortige Industrie-Museum zu einem "Deutschen Museum für Dampfmaschinen" zu erweitern.

In einer parlamentarischen Anfrage an die Landesregierung will er wissen, ob Hessen die Stadt Hanau bei einem solchen Vorhaben unterstützen könnte.

Der "Förderverein Dampfmaschinen", erklärt Lenz, könne für die Erweiterung des Museums wertvolle Exponate zur Verfügung stellen.

Räumliche Möglichkeiten, so habe die Museumsverwaltung bereits signalisiert, könnten geschaffen werden, nur stünden derzeit keine finanziellen Mittel in Hanau zur Verfügung, erklärt Lenz. res

Polizistenmord rasch aufgeklärt Nach anonymem Tip gefaßte Tankstellenräuber gestanden die Tat

DÜSSELDORF, 14. Januar (dpa/AP/ AFP) Drei am Mitwoch abend gefaßte Männer im Alter von 18, 22 und 23 Jahren haben gestanden, nach einem Tankstellenüberfall im rheinischen Wülfrath einen 32jährigen Polizisten erschossen zu haben. Sie gaben auch noch einen zweiten Überfall auf eine Tankstelle im Düsseldorfer Süden zu, teilten am Donnerstag Polizei und Staatsanwaltschaft in Mettmann mit. Die drei Männer waren in Düsseldorf nach dem Tip eines anonymen Anrufers festgenommen worden.

Nach dem Überfall auf die Wülfrather Tankstelle am Sonntag abend waren die Täter nach ersten Aussagen in ihrem Fluchtauto auf einem Feldweg dem Auto des Polizisten begegnet. Als sie dem Fahrzeug ausweichen wollten, stellte sich der Beamte mit seinem Wagen quer. Die drei Gangster wollen dann den Ruf "Polizei" gehört haben, worauf der Fahrer panikartig den Rückwärtsgang eingelegt und versucht habe, querfeldein zu flüchten. Das Auto blieb aber im Acker stekken. Daraufhin sprang der 23jährige aus dem Wagen und gab die tödlichen Schüsse mit Schrot aus einer sogenannten Pumpgun auf den Polizisten ab. Anschließend schoben die drei Männer das Auto aus dem Feld und flüchteten über die nahegelegene Autobahn.

Bei der Festnahme durch eine Spezialeinheit der Polizei wurden die offenbar überraschten Männer geringfügig verletzt. Mehrere Waffen wurden bei der Erstürmung der Wohnung sichergestellt.

Unterdessen ermittelt die Staatsanwaltschaft Essen gegen die Beamten eines Spezialeinsatzkommandos, die bei der Fahdung nach den Wülfrather Tätern am Montag zwei junge Männer, die mit der Tat nichts zu tun haben und vor den Polizisten in Zivil geflohen waren, bei ihrer Festnahme schwer verletzt hatten: Der eine liegt mit einem Oberarmdurchschuß, der andere mit einem Schädelbasisbruch im Krankenhaus.

Frankfurter Filmtips

Überzogener Ästhetizismus in Video-Clip-Manier, ideologischer Konformismus oder apolitische Realitätsflucht: Solch nicht ganz unberechtiger Kritik zum Trotz bleibt Jean-Luc Beneix' Debutfilm Diva auch nach mehr als zehn Jahren eine Augen- und Ohrenweide im Wortsinne, die (im Gegensatz zu seiner jüngsten Film-Phantasie "IP 5, Insel der Dickhäuter") für zwei Stunden Kinogenuß bürgt: eine nach dem Groschenkrimi virtuos inszenierte Story um einen Postboten, der wegen zwei verwechselter Tonbänder an die Abgründe von Joy & Crime eines somnambulen Paris gelangt, betörend und suggestiv in den Blautönen wie in der ganzen Farbgebung, monumental und versponnen in Ausstattung wie Schauplätzen. Beineix' operettenhafte Genre-Gratwanderung namens Diva ist in dieser Woche nach längerer Zeit wieder einmal im französischen Original mit Untertiteln in der Spätvorstellung des "Orfeo" zu genießen.

Neu angelaufen in der "Harmonie" nun der brillante, so lakonische wie poetische Vater(und Frauen)-Suchfilm Simple Men des New Yorker Independent-Filmemachers Hal Hartley. Seit vergangener Woche ist dort Pia Frankenbergs Liebes-Odyssee Nie wieder schlafen und im "Berger" die Buddhismus-Studie Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche zu sehen.

Weiter im Programm auch Housesitter, Gestohlene Kinder, The Crying Game und zum Nimmersattsehen Die Liebenden von Pont-Neuf. oll

Kleine Maingasse wird neu gepflastert

SELIGENSTADT. Für rund 110 000 Mark wird demnächst die Kleine Maingasse zwischen Römerstraße und Freihofplatz mit Natursteinen gepflastert. Der Magistrat hat jetzt einen entsprechenden Auftrag an die Firma vergeben, die im Vorjahr bereits den übrigen Teil der Gasse neu gestaltet hat. hf

Erster Markttag bereits am 30. Januar

ERLENSEE. Bereits am Samstag, 30. Januar, um 9 Uhr soll der Wochenmarkt vor dem Rathaus seinen Einzug in die Gemeinde halten. Das teilte jetzt die Verwaltung mit.

Für das Eröffnungsprogramm sind die Verantwortlichen laut Hauptamtsleiter Peter Cord noch am Basteln. Nach Möglichkeit soll die örtliche Blaskapelle auftreten.

Bereits bestellt sind hundert Liter Freibier. "Worschd unn Weck" zum Billigtarif sowie ein Kinderkarussell schweben außerdem Bürgermeister Manfred Heller für den ersten Markttag vor. hein

Bald Kanalarbeiten in der Palatiumstraße

SELIGENSTADT. In diesen Tagen wird in der Palatiumstraße mit den Kanalbauarbeiten begonnen. Bis zum Ende der Arbeiten im April wird es wahrscheinlich zu beträchtlichen Verkehrsbehinderungen kommen - vor allem im Kreuzungsbereich Aschaffenburger Straße/Bahnhofstraße/Palatiumstraße. hf

Jürgen Groß stellt seine Arbeit vor

OFFENBACH. Der neue Schriftsteller im Bücherturm, der Dramatiker Jürgen Groß, wird am Mittwoch, 20. Janauar, 20 Uhr, im Bücherturm in der Herrnstraße aus seinen unveröffentlichten und veröffentlichten Werken lesen.

Im Anschluß wird er über seine Leseaktion "Schnauze Deutschland" mit dem Publikum diskutieren. Damit macht der Schriftsteller seit einiger Zeit auf den zunehmenden neuen Faschismus in Deutschland aufmerksam. pmü

Baulücken sollen gefüllt werden Arbeitsgruppe im Rathaus kämpft gegen den Wohnungsmangel

OFFENBACH. "Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht, daß sich bereits eine ganze Menge tut. Auch viele kleinere Baulücken werden mit privatem Geld gefüllt", frohlockte Stadtkämmerer und Planungsdezernent Gerhard Grandke bei der Präsentation einer Zwischenbilanz der ämter- und dezernatsübergreifenden "Arbeitsgruppe Baulücken".

Angesichts von derzeit rund 5000 fehlenden Wohnungen in Offenbach gelte es jedoch noch viel Überzeugungs- und Beratungsarbeit zu leisten, damit Eigentümer die Lücken so schnell wie möglich mit Wohnungen füllten oder ihre Immobilie dem Grundstücks- und Wohnungsmarkt zur Verfügung stellten.

"Wir jedenfalls werden ganz schnell Planungs- und Baurecht schaffen", verspricht Grandke. Außerdem: Die Arbeitsgruppe mit ihrem gebündelten Sachverstand nimmt den "Baulücken-Besitzer" fürsorglich an die Hand, leitet ihn durch den Dschungel der bürokratischen Planungs- und Bauvorschriften und berät ihn in Finanzierungsfragen.

Rein rechnerisch, so ermittelten die Kataster-Rechercheure bereits 1989, könnten in 438 im Stadtgebiet verstreuten Baulücken rund 2100 Wohnungen entstehen. Dabei qualifizierten sie die Grundstücke in zwei Prioritäten. Priorität I haben beispielsweise Grundstücke, die man sofort ohne große planungsrechtliche Probleme bebauen kann.

Ohne die Baulücken, die auf Grundstücken der Stadt, gemeinnütziger Baugesellschaften und anderer Wohnungsbauunternehmen liegen und die ohne besondere Mobilisierung gefüllt werden können, ergibt die Bestandsaufnahme 399 "private" Baulücken für eine Kapazität von 1809 Wohnungen.

Mittlerweile weiß die Arbeitsgruppe aus Erfahrung, daß sie jährlich rund 100 Wohnheiten in solche privaten Baulücken plazieren kann. Offensichtlich wurde zielstrebige Arbeit geleistet, denn zur Zeit hat die AG noch 262 "private" Baulücken in ihrem Kataster; in 34 von ihnen wird aber bereits der Bau von 205 Wohnungen vorbereitet.

Die seit drei Jahren forschende Arbeitsgruppe fragte die Eigentümer auch, warum sie ihr kostbares Grundstück brach liegen lassen. Danach fühlen sich 34 Prozent der Grundstücksbesitzer schlichtweg zu alt zum Bauen. Sie wollen es ihren Erben, meist Enkeln, überlassen, ob sie auf die Fläche noch ein weiteres Wohnhaus setzen. Die potentiellen Erben erklärten allerdings, daß ihnen das Geld zum Bauen fehle.

16 Prozent der Befragten, meist Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern mit viel Platz drumherum, wollen ihren großen Garten und den freien Blick ins Grüne behalten. Einige erklärten zudem frank und frei, jetzt noch warten zu wollen und erst dann bauen und/oder verkaufen zu wollen, wenn die Immobilienpreise noch höher geklettert seien.

Vor allem die Baulücken, in denen Geschoßflächenbau möglich ist, wechselten in den letzten Jahren den Besitzer. Privatleute verkauften diese Grundstücke überwiegend an Bauträger-Unternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Diese Zielgruppe will die AG jetzt animieren, möglichst umgehend zu bauen. lz

Schnoor warnt vor Autonomen

DÜSSELDORF, 15. Januar (AFP). Vor einer wachsenden Gewaltbereitschaft bei links-autonomen Gruppen hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) gewarnt. Wenn die fremdenfeindlichen Übergriffe rechter Gewalttäter nicht gestoppt würden, könnten sich die "derzeit noch losen Organisationsstrukturen" der autonomen Szene verfestigen, sagte Schnoor jetzt in Düsseldorf. Nach Erkenntnissen des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes habe die Gewaltbereitschaft der Autonomen als Antwort auf Gewalttaten von Rechtsextremisten zugenommen.

Gewalt von rechts führe die bislang zerstrittene autonome Szene zusammen, berichtete der Minister. Darüber hinaus wollten die Autonomen mit "vermeintlich fremdenfreundlicher Gewalt" auch diejenigen mobilisieren, die bisher mit friedlichen Mitteln gegen Ausländerhaß protestiert hätten.

Selbst 33 Kurse können die Nachfrage nach Deutschunterricht nicht abdecken Neues Programm der Kreisvolkshochschule enthält ingesamt 800 verschiedene Angebote: von der elektronischen Datenverarbeitung bis zur selbstinszenierten Oper

MAIN-KINZIG-KREIS/GELNHAUSEN. Die Kreisvolkshochschule (KVHS) Main-Kinzig engagiert sich stark bei der Betreuung von Ausländern. Das machte KVHS-Leiter Gerhard Kadelbach bei der Vorlage des Programmheftes 1993 deutlich. Mit insgesamt 9000 Unterrichtsstunden wendet sich das Angebot an ein Publikum, das sieben verschiedene Sprachen in den unterschiedlichsten Niveau- Stufen lernen kann.

Nach Englisch ist dabei "Deutsch als Fremdsprache" zur zweitgrößten Gruppe herangewachsen. Allerdings können die offerierten 33 Kurse mit ihren 2500 Unterrichtsstunden die Nachfrage nicht gänzlich decken. Was das Sprachangebot angeht, weist Kadelbach auf ein Novum hin. Dabei handelt es sich um einen Kursus, der erwachsenen Deutschen das "Lesen und Schreiben von Anfang an" vermitteln soll. Die KVHS bittet nun: Diejenigen, die Menschen kennen, die nur unzureichend lesen und schreiben können, sollten auf die angebotene Hilfe aufmerksam machen.

Als Renner erweist sich auch die Sparte "Weiterbildung im Beruf". Einen in Gelnhausen mit Kreismitteln eingerichteten modernen EDV-Übungsraum bezeichnet Kadelbach als eine "ganz wunderbare Sache". Auch verfügt der Kreis in seinen Schulen über maßgeschneiderte EDV- Ausstattungen. Insgesamt 130 Weiterbildungskurse sind im KVHS-Programm zu finden.

In der Rubrik "Main-Kinzig-Forum" wurde ein Wochenendseminar aufgenommen, das sich mit historischen Dokumenten und Exkursionen über den ehemaligen Truppenübungsplatz Lettgenbrunn und die Wegscheide befaßt. Unter dem Titel "Vom Wandervogel zur Wehrsportübung" wird versucht, ein Abbild der politischen Verhältnisse in Deutschland zwischen 1920 und 1939 zu erarbeiten.

Weiterhin beschäftigt sich eine Reihe archäologischer Vorträge mit der Frühzeit von Heldenbergen und der Gegend zwischen Neuberg und Schöneck. Auch spielen "geologische Befunde der Jungsteinzeit zwischen Taunus und Spessart" eine Rolle. Naturkundliche Themen wie das Verhältnis von Mensch und Wald machen zusammen mit Bildungsurlauben über das Allgäu und andere bedrohte Alpenregionen den Schwerpunkt der Sparte Ökologie aus.

Im Bereich der politischen Bildung wird auch eine Veranstaltung zum Problemkreis "Lebensbedingungen der Roma in den Ländern Ostmitteleuropas" angeboten. Der Kursus "Soziale Sicherungssysteme in der Bundesrepublik Deutschland" verschafft einen Überblick über Ursprünge, Grundlagen und Bedingungen des "sozialen Netzes" der Bevölkerung. Die Rubrik "Erziehung/Psychologie" verheißt erstmals ein "Elterntraining". Dabei soll Eltern von Grundschülern vermittelt werden, "wie sie ihre Kinder qualfrei beim Lernen unterstützen können".

Ein Schmankerl hält die KVHS für Opernfreunde parat. Sie haben die Möglichkeit, eine eigene Inszenierung der Barock-Oper "Dido und Aeneas" von Henry Purcell auf die Beine zu stellen. Diese soll dann nach ihren Plänen kurz vor den Sommerferien auf der Ronneburg aufgeführt werden.

Nach Kadelbachs Darstellung sind die unterbreiteten Bildungsreisen "scharf kalkuliert". Die Reisen würden sich aber "selbst tragen". Da wird Goethes Reiseweg in Italien zunächst theoretisch nachvollzogen, um dann später in Verona, Vicanza, Padua und Venedig "durchlebt" zu werden. Auch einer Bildungsreise nach New York, die in die Metropole der modernen Kunst führt, geht ein Seminar voraus. Damit die Tour zu einem reinen Erlebnis wird, ist zuvor eine Fahrt nach Köln zur "Sammlung Ludwig" vorgesehen.

Die umfangreiche Programmpalette der KVHS wird vervollständigt durch die Themenbereiche "Kunst und Handwerk", "Gesundheit" und "Angebote für ältere Mitbürger". An die Älteren richtet sich eine Vortragsreihe in Langenselbold. Sie will jene Dichter vorstellen, deren Bücher im Mai 1933 auf offener Straße in Scheiterhaufen verbrannt wurden. In Schlüchtern wird schließlich als Zukunftsvision die "Stadt 2000" beschworen. Wie es mit der Realisierbarkeit einer solchen "Idealstadt" aussieht, das wollen die Veranstalter in einem Hearing mit örtlichen Kommunalpolitikern diskutieren lassen.

Das neue KVHS-Programmheft ist kostenlos erhältlich in allen Einrichtungen der Städte und Gemeinden, in Schulen und Außenstellen des Kreises. Auch halten Sparkassenfilialen und Banken Exemplare bereit. Insgesamt enthält das Heft 800 Kurse, Seminare, Vorträge, Arbeitskreise und Bildungsfahrten, untergliedert in 32 Gruppen.

Wie KVHS-Leiter Kadelbach betont, sind die Anteile des Kursangebots in den einzelnen Städten und Gemeinden "unverändert". Alle drei Kreisregionen seien "in gewohntem Umfang mit Bildungsveranstaltungen versorgt". Der Umzug der KVHS-Hauptstelle von Hanau nach Gelnhausen hat demnach keine negativen Auswirkungen auf die Leistungen der KVHS.

Wer sich vor einem Veranstaltungsbesuch persönlich von KVHS-Mitarbeitern beraten möchte, kann dies montags (ab 18. Januar) zwischen 15 und 18 Uhr tun. Anlaufpunkte sind die Gelnhäuser KVHS-Zentrale, die Hauptstelle Schlüchtern und das neue Regionalbüro in Bruchköbel auf dem Gelände der Heinrich-Böll-Schule. Darüber hinaus sind 34 Beratungstermine an acht Orten geplant. hok

Städtische Zuschüsse zu Kirchenrenovierungen

SELIGENSTADT. Baumaßnahmen der Kirchen unterstützt die Stadt grundsätzlich mit Zuschüssen in Höhe von zehn Prozent der Kosten - so auch die Renovierung der Basilika und der St. Cyriakus-Kirche. Der Magistrat beschloß nun, der Basilika-Pfarrei für die Sanierung des Engelturms weitere 25 000 Mark zur Verfügung zu stellen. Für die Renovierung des Klein-Welzheimer Kirchturms bewilligte er erstmals 38 000 Mark. hf

liebe kollegen, seid ihr daran interessiert, wenns kommt? gruß, ski (tel. 339)

Von Wüpper an Wirtschaft:

Liebe Kollegen, liefere aktuell für morgen, sofern Platz, noch etwa 80 Zeilen Meldung über gewaltigen Knatsch beim Leipziger Kiepenheuer-Verlag. Die Treuhand will die Firma zurücknehmen, weil die beiden MBO-Eigentümer offenbar wertvolle Archivbestände (Nachlaß des Dichters Joseph Roth, 120 Originagraphiken von Feininger, Klee etc) beim Verkauf unterschlagen und inzwischen versilbert haben. Die Eigentümer, die inzwischen Hausverbot haben, bestreiten das und vermuten die Kölner Westkonkurrenz, die ohnehin Restitutionsansprüche angemeldet hat, hinter der Aktion. Achtung: Diese Meldung könnte auch im Feuilleton stehen, falls in der Wirtschaft wg. Siemens etc. kein Platz.

Nachrichten-Börse

Kartellamt ermittelt gegen Versicherer Das Bundeskartellamt hat ein Ermittlungsverfahren gegen die 130 deutschen Industrie-Feuerversicherer eingeleitet. Die Behörde bestätigt einen Bericht der Wirtschaftswoche, wonach die Branche versuche, angesichts hoher Verluste gemeinsam Beitragserhöhungen um bis zu 300 Prozent durchzusetzen. Seehofer denkt über neue Reform nach Zur Neuordnung der gesetzlichen Krankenversicherung nach dem Jahr 2000 hat Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer ein umfassendes Sondergutachten beim Sachverständigenrat des Gesundheitswesens in Auftrag gegeben. Es gebe dazu weder Ergebnisvorgaben noch "Schubladenpläne" in seinem Ministerium, betont er. Berichte, nach denen etwa Sonderabgaben auf Tabak und Alkohol geplant seien, entbehrten jeder Grundlage. Das Gutachten soll bis Ende 1994 fertig sein. Bis dahin würden keine Entscheidungen für eine dritte Reform gefällt. Milch macht Deutsche munter Milcherzeugnisse aller Art erfreuen sich hierzulande wachsender Beliebtheit. Im vergangenen Jahr stieg der Pro-Kopf- Verbrauch bei Milch um 1,7 auf 71 Kilo und der von Butter um 100 Gramm auf insgesamt 18,3 Kilo. Den Grund sieht die Bonner Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in den stabilen Preisen.

Stewardeß gewann Klage gegen Lufthansa

Die Deutsche Lufthansa (LH) darf Strafen ausländischer Einreisebehörden nicht auf das fliegende Personal abwälzen. Dies entschied jetzt die 8. Kammer des Landesarbeitsgerichts (LAG) Frankfurt (Aktenzeichen: 8 Sa 720 / 92) im Falle einer Stewardeß, die erst beim Landeanflug auf Atlanta / USA bemerkt hatte, daß sie ihren Reisepaß zu Hause hatte liegen lassen.

Die US-Einreisebehörde verlangten von der LH ein Strafgeld von umgerechnet 4530 Mark, die die Gesellschaft dann der Flugbgleiterin ratenweise vom Monatsgehalt abgezogen hatte. Die Stewardeß klagte dagegen und bekam sowohl beim Arbeitsgericht als auch jetzt in der nächsthöheren Instanz, dem LAG, Recht.

Wie sich herausstellte, hatten es die für den Flug Verantwortlichen vor dem Start nach Atlanta trotz einer bestehenden, internen Dienstvorschrift versäumt, nachzuprüfen, ob jeder aus der Crew auch seinen Paß dabei hatte. Im Gerichtsverfahren berief sich die von der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) vertretene Klägerin darauf, daß nach dem internationalen Chicagoer Abkommen, das Einreisestrafen regelt, gerade die Luftverkehrsgesellschaften verpflichtet werden sollen, Personal und Fluggäste entsprechend zu kontrollieren.

Ähnlich argumentierten auch die Arbeitsrichter. Die Fluggesellschaften seien die Adressaten des Abkommens. Wenn sie es unterließen, entsprechende Kontrollen durchzuführen, müßten sie auch dafür zahlen und dürften sich nicht bei ihren Beschäftigten das Strafgeld wieder hereinholen.

Die Stewardeß hatte nach Angaben der DAG einen Vergleich mit der LH vor dem LAG abgelehnt. Eine grundsätzliche Klärung dieser für das Personal der LH und anderer Fluggesselschaften wichtigen Frage, sei geboten.

Die Revision zum Bundesarbeitsgericht in Kassel ließ das LAG zu. enk

MOX-Erörterung im "Hochsicherheitstrakt"

Wieder einmal hatte es der Staat seinen Bürgern nach Kräften schwergemacht, ihre verbrieften Rechte auch tatsächlich wahrzunehmen. Die Augsburger Schwabenhalle war mit einer undurchdringlichen Barriere von Containern umgeben. Wer in die Halle wollte, mußte erst diese Sicherheitsschleuse passieren. In kleinen Grüppchen wurden die Leute in die Container gelassen, jeder mußte sich ausweisen. Im Computer wurde überprüft, ob der Interessent auch in der Liste stand, erst dann erhielt er seinen "Einwenderausweis" und durfte, während die Schlange vor den Containern fröstelnd im Nieselregen wartete, endlich in die Halle. Dort findet seit Mittwoch die öffentliche Erörterung der Einwendungen gegen die geplante Verwendung von Mischoxid(MOX)-Brennelementen im schwäbischen Kernkraftwerk Gundremmingen statt.

155 Einzeleinwendungen und acht Listen mit 40 000 Unterschriften sind gegen den Einsatz der MOX-Brennstäbe insgesamt eingangen. Kritiker sehen in der Verwendung der plutoniumhaltigen Brennstäbe den Versuch der Stromindustrie, den Entsorgungsnachweis für ihre Atommeiler zu erbringen oder zumindest zeitlich zu strecken, denn das bei der Verbrennung der normalen Uranbrennstäbe als Abfall entstehende hochgiftige Plutionium kann auf diese Weise wieder verwendet werden. Nach der Stillegung der Hanauer Brennelementefabrik hatte Bayerns Umweltminister Peter Gauweiler das Genehmigungsverfahren für Gundremmingen aussetzen lassen. Als die Industrie Gauweiler nahebrachte, die MOX- Brennstäbe könnten genausogut aus Belgien bezogen werden, kam das Verfahren wieder in Gang.

In der Halle gingen die kleinlichen Schikanen gegen die MOX-Gegner weiter. Zu ihrer Überraschung fanden die rund 400 Einwender, die sich in der riesigen, 5000 Leute fassenden Schwabenhalle fast verloren, ihre Stühle und Tische fest verschraubt vor - auf eigens dafür in der Halle verlegten Spanplatten. Die Vertreter der Genehmigungsbehörde konnten es sich dagegen auf frei beweglichen Stühlen bequem machen. Entsprechend gereizt war die Stimmung zum Auftakt der Veranstaltung.

"Völlig überzogen, welche Maßnahmen Sie hier ergreifen", hielt der Würzburger Anwalt der Einwender, Wolfgang Baumann, dem Umweltministerium vor. Offenbar hätten die Behörden "neurotische Ängste", daß etwas passieren könnte. Auch in Bayern sei es "einmalig, unter Verhältnissen zu verhandeln, die einem Terroristenprozeß in Stammheim entsprechen". Dabei war die ganze Veranstaltung völlig friedfertig, in der Halle war sogar eigens eine Kinderecke eingerichtet worden, damit die Atomgegner ihren Nachwuchs mitbringen konnten. Peter Gauweiler hat eben einen Sinn für medienwirksame PR-Aktionen. Was nützt das freilich, wenn das Klima ansonsten eher zur Einschüchterung beiträgt? Schon mehrere hundert Meter vor der Halle sorgten Polizeikontrollen dafür, daß niemand auf den riesigen und folglich leeren Parkplatz vor der Halle fahren durfte, im Keller einer Nebenhalle, so empörten sich die MOX-Gegner, seien starke Polizeikräfte zusammengezogen. Ob denn die extra verlegten Spanplatten überhaupt den gesetzlichen Bestimmungen entsprächen, wollte Michael Sailer vom Darmstädter Öko-Institut von der Tagungsleitung wissen.

Die lag in den Händen der leitenden Ministerialrätin Edeltraud Böhm-Amtmann, die sich mit gouvernantenhafter Strenge ("Die Wortmeldungen bitte an mich, ich erteile Ihnen dann das Wort, dann werden wir uns ganz prächtig verstehen") auf die Vorschriften berief. Zum Beispiel auf die Bayerische Bauordnung, die nun einmal einen festen Abstand zwischen Tischen und Stühlen von 45 Zentimetenr vorschreibe. Die Polizeisperren, belehrte die Ministerialrätin die Versammlung unter lautem Gelächter, seien keine Polizeisperren, sondern "verkehrsrechtliche Maßnahmen". Daß niemand auf die Idee kommen konnte, solche komplizierten Termine sollten allzu bequem für die Betroffenen verlaufen, stellte die energische Beamtin mit den Worten klar: "Wir sind ein Ministerium und kein Dienstleistungsbetrieb."

Möglicherweise ganz im Gegenteil. In der Halle kursierte das Gerücht, die vermutlich horrenden Kosten für den martialisch organisierten Erörterungstermin würden den Einwendern in Rechnung gestellt. "Um Gottes willen", dementierte Ministeriumssprecher Robert Schreiber, das sei "abwegig". An den Kosten würden am Schluß in angemessener Weise die Antragsteller, also die Stromindustrie, beteiligt.

PETER FAHRENHOLZ (Augsburg)

"Jugendliche fragen, Politiker antworten"

SELIGENSTADT. Zum "Tag der offenen Tür" lädt für Sonntag, 24. Januar, um 14 Uhr die städtische Jugendbegegnungsstätte an der Steinheimer Straße ein. Zwischen 15 und 16 Uhr können die Besucher/innen Seidenmalerei und Töpfern ausprobieren, eine Kosmetikerin gibt Schminktips. Nach 16.30 Uhr heißt es: "Jugendliche fragen, Politiker antworten" mit Bürgermeister Rolf Wenzel. hf

Viehdiebstahl in Nidda Galloway-Bulle von der Koppel gestohlen

NIDDA. Auf der Suche nach seinem "Galloway-Bullen" ist ein Bauer aus Schwickartshausen. Polizeiangaben zufolge wurde das fünf bis sechs Zentner schwere Tier zwischen Dienstag und Donnerstag voriger Woche von der Weide gestohlen. Das erst zehn Monate alte schottische Hochlandrind (Wert: 2000 Mark) gilt als zahm, konnte leicht eingefangen und über einen Feldweg entlang der Koppel abtransportiert werden.

NIDDA. Ein kupfer-metallicfarbener Audi mit dem Kennzeichen FB-CC 603 ist am Mittwochabend zwischen 20 und 21 Uhr auf dem Parkplatz an der Haupt- und Realschule gestohlen worden. Aus einem Bericht der Polizei geht hervor, daß der Täter den Schlüssel für das 38 000 Mark teure Fahrzeug aus abgelegter Kleidung in der Umkleide der Turnhalle entwendet hatte. sal

Noch viele Pannen mit gelben Säcken "Anlaufschwierigkeiten"

OBERURSEL. Der Ärger mit dem gelben Sack reißt nicht ab: Am Montag waren die Lastwagen der Entsorgungsfirma Wagner im falschen Bezirk unterwegs, so daß sie dienstags nacharbeiten mußten. Und auch gestern beschwerten sich wieder Bürger über die späte Abfuhr beim städtischen "Abfallberater" Jens Gessner. SPD-Fraktionsvorsitzender Hans-Georg Brum klagt über "teilweise stinkende und unansehnliche Säcke", die in der Innenstadt herumlägen und fordert, daß solche Zustände "schnellstmöglich abgestellt" werden. Dabei sieht er sich jedoch von der Stadt allein gelassen: "Im Rathaus fühlt sich keiner verantwortlich."

Abfallberater Gessner sieht in den Verzögerungen allerdings bloß "Anfangsschwierigkeiten", die bald ausgeräumt seien. In der Argumentation wird er von der Entsorgungsfirma Wagner unterstützt: "Unsere Leute müssen sich eben erst mal zurechtfinden." Firmensprecher Horst Schraub findet die Kritik ungerecht: "Die Bürger machen sich gar keine Vorstellung, wie kompliziert die Organisation ist." 90 000 Haushalte müssen die Flörsheimer mit gelben Säcken versorgen - und turnusgemäß dann gefüllt wieder abholen. In Oberursel seien deshalb ab sechs Uhr morgens je nach Größe des Abfuhrbezirks ein oder zwei Müllautos mit jeweils drei Mann - einem Fahrer und zwei Ladern - unterwegs.

Daß die Abfuhr noch nicht reibungslos läuft, liege zudem nicht immer nur an den Wagner-Leuten, sondern auch an den Bürgern selbst. Die stellten die gelben Säcke mitunter zu spät vor die Tür, oder lagerten sie hinter der Vorgartenhecke versteckt. "Und anschließend beschweren sie sich, daß die Abfuhr nicht klappt."

Brum würde die Säcke am liebsten ganz ausrangieren - und durch gelbe Tonnen ersetzen. Laut Gessner wird darüber aber erst Anfang 1994 entschieden. Brums Vorschlag, kleinere Restmülltonnen aufzustellen, ist der Stadt dagegen nicht neu, sagt der Umweltexperte: Beim Bauhof könnten die Bürger die Behälter umtauschen lassen. Brum möchte Müllvermeiden, jedoch zudem durch ein neues Gebührensystem mit Plaketten für wöchentliche oder 14tägige Leerung auch finanziell attraktiv machen. mak

Experten geben Auskunft über Fehlbelegungsabgabe

OFFENBACH. Wegen der Fehlbelegungsabgabe laufen derzeit im Rathaus die Telefonleitungen heiß. Viele Bürger wünschten Auskunft, teilt die Stadtverwaltung mit. Damit die Anrufer bei den richtigen Experten landen, rät die Stadtverwaltung die Nummern 80 65-28 80 oder 80 65-20 12 anzuläuten. Wegen der Fülle der Anrufe wurde ein Anrufbeantworter geschaltet. pmü

Müllabfuhr: Roter Deckel alle zwei Wochen

HANAU. Wer in Hanau eine Restmülltonne mit rotem Deckel hat, zu dem kommt die Müllabfuhr nur alle zwei Wochen statt im Wochenrhythmus.

Es wird weiter in ungeraden Kalenderwochen geleert, also in der kommenden und danach wieder in der fünften Woche von 1. bis 5. Februar.

40 Stundenkilometer schneller als erlaubt

DIETZENBACH. Nur vier Prozent der Autofahrer/innen, die im Vorjahr auf den Straßen der Stadt unterwegs waren und deren Geschwindigkeit gestoppt wurde, waren zu schnell. Bei insgesamt 109 398 Fahrzeugen, deren Tempo festgestellt wurde, mußten knapp 4000 Fahrer verwarnt werden. Gegen 358 Autolenker wurde Anzeige erstattet. "Rekordhalter" waren sechs Fahrer, die mit mehr als 40 Stundenkilometern über der vorgeschriebenen Geschwindigkeit lagen. Die Raser bekamen vier Punkte in der Flensburger Kartei, einen Monat Fahrverbot und Geldstrafen bis zu 300 Mark.

Von der automatischen Rotlichtüberwachung an der Kreuzung L 3001/Limesstraße/Am Steinberg wurden 27 Fahrer geknipst. Zehn Wagen brausten über die Kreuzung, als die Ampel schon seit einer Sekunde Rot zeigte. hf

Im Blickpunkt: Behinderte Das Grundgesetz ergänzen

Rund 10 000 Unterschriften von Behinderten, die fordern, daß ein Antidiskriminierungsartikel zu ihrem Schutz in das Grundgesetz kommt, sind der Bundestagsvizepräsidentin Renate Schmidt (SPD) am Donnerstag übergeben worden. Am heutigen Freitag werden Vertreter von Behindertenverbänden ihr Anliegen dem Verfassungsrat zur Überarbeitung des Grundgesetzes erläutern. Worum es geht, schildert der blinde Frankfurter Journalist Keyvan Dahesh in einem persönlich gehaltenen Artikel: Stellen Sie sich vor, Sie sind blind, stehen an einer Straßenkreuzung, möchten auf die andere Seite und niemand hilft Ihnen, weil die Leute es eilig haben. Bei Ampeln mit hörbaren Signalen hätten Sie keine Probleme. In den skandinavischen Ländern sind Ampeln, die Rot, Gelb und Grün optisch und akustisch anzeigen, eine Selbstverständlichkeit. Hierzulande gibt es sie bislang als Ausnahmen, um die Blinde und stark Sehbehinderte immer wieder bitten müssen.

Wie wäre Ihnen zumute, wenn Sie auf den Rollstuhl angewiesen wären und damit in unsere Omnibusse und Straßenbahnen nicht reinkämen, in die Züge der Bundesbahn nicht ohne fremde Hilfe ein- und aussteigen und in den meisten Waggons nur im Gepäckraum mitfahren könnten? Bei Spaziergängen auf jeden Kneipenbesuch verzichten müßten, weil die Türen nicht breit genug und Stufen zu überwinden sind, Rollstuhlrampen und Behindertentoiletten fehlen? Um solche Dinge, die ihren Alltag erleichtern, müssen die Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer hier hart kämpfen, weil es an zwingenden Vorschriften, sie anzubringen, mangelt.

Nachdem Appelle, die Umwelt so zu gestalten, daß auch Menschen mit schwerster Beeinträchtigung darin zurechtkommen, nicht die erhofften Früchte gebracht haben, wollen die Betroffenen ihre Rechte durch die Ergänzung des Grundgesetzes nach dem Beispiel Kanadas und ein Antidiskriminierungsgesetz, wie es seit Juli 1990 in den USA angewendet wird.

In Kanada ist das Verbot der Benachteiligung behinderter Menschen in den Verfassungsrang erhoben worden. In Amerika stellt das am 26. Juli 1990 von Präsident Bush unterzeichnete Gesetz mit der Bezeichnung "The Americans with Disabilities Act" die Diskriminierung der Menschen wegen einer Behinderung unter Strafe.

Auch in Frankreich hat der Kampf der Betroffenen zu einem Gesetz geführt, das alle Benachteiligungen behinderter Menschen verbietet und Zuwiderhandlungen mit Strafe bedroht.

Bei uns bestimmt Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden." Doch Blinde, Gelähmte, Mehrfachamputierte, Taube und geistig Beeinträchtigte werden täglich diskriminiert und können sich nicht dagegen wehren. Denn die deutschen Behörden und Gerichte legen Verfassung und Gesetze in der Regel nur nach den Buchstaben und nicht auch nach dem Geist aus. Sonst hätte beispielsweise das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde eines nichtsehenden Mannes, der bloß wegen seiner Behinderung ein für allemal von der Schöffenliste gestrichen wurde, angenommen. Es wäre doch auch möglich, daß die öffentlichen und privaten Institutionen sich ein Schreibtelefon zulegen, damit die Gehörlosen und Taubblinden selbst und nicht über andere mit ihnen sprechen können. Aufzugsknöpfe, Lichtschalter und Türgriffe könnten so niedrig angebracht werden, daß Kleinwüchsige und Rollstuhlfahrer sie ebenfalls problemlos benutzen können. Und gute Straßenbeleuchtung, deutlich markierte Stufen, Radwege und Bahnsteigkante sowie größere Schriften auf den Anzeigetafeln könnten den Sehbehinderten das Leben erleichtern.

Aber das Grundgesetz enthält keine Vorschrift, die ausdrücklich auch den Behinderten gleichwertige Chancen in allen Lebenslagen garantiert. Deshalb werden Blinde, Rollstuhlfahrer, Taube und Amputierte, wenn sie sich auf die allgemeinen Aussagen im Grundgesetz berufen, von Behörden und Gerichten abgewiesen. Ja, die Gerichte mindern sogar das Schmerzensgeld bei Menschen, die durch Unfall geistig schwerstbehindert geworden sind, oft erheblich. Begründung: Durch den Unfall seien sie außerstande, das Ausmaß des Leids zu empfinden.

"Nein, da helfen Appelle gar nicht. Da muß ein Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsgesetz her", sagen die Schwerstbehinderten nach jahrzehntelangen Erfahrungen. Damit sie nicht um jede Erleichterung auf Knien bitten müssen, fordern sie vom Verfassungsrat in Bonn, das Benachteiligungsverbot in Artikel 3 auf Menschen mit körperlicher, geistiger und seelischer Behinderung auszudehnen. Und vom Gesetzgeber verlangen Sie ein umfassendes Ausführungsgesetz.

Sonntag, 17. Januar SPD: "Sonn-Talk" im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach. Gäste: Gabriele Eick von der städtischen Wirtschafstförderung und der Gesellschaftsreporter Franz Degen. Musik: Blues mit Don Ridgeway. Diether Dehm moderiert. Beginn: 11 Uhr.

Mittwoch, 20. Januar Die Grünen: "Problematik der Flüchtlingsaufnahme in Hessen" mit Martin Lesser, Leiter des Büros für Einwanderer und Flüchtlinge im Hessischen Familienministerium, und Bernd Mesovic, Arbeitsgemeinschaft pro Asyl. 19.30 Uhr im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24.

Hilfskonvoi auf dem Weg nach Rußland

SCHMITTEN. Die evangelisch-methodi- stische Kirchengemeinde Brombach hat einen Hilfskonvoi unterstützt, der vor wenigen Tagen mit rund 20 Fahrzeugen in das Gebiet Moskau-Weißrußland-Ukraine gestartet ist. Zahlreiche Brombacher Gemeindemitglieder steuerten fast hundert Pakete mit Lebensmitteln und warmer Kleidung bei. Alle Geldspenden sind für weitere Lebensmittel ausgegeben worden.

Das Brombacher Ehepaar Ewald und Adelheid Wolf hatte die Hilfsaktion, die eine Kirchengemeinde in Naila bei Hof ins Leben gerufen hatte, in ihrer Gemeinde bekannt gemacht. Unterstützung sei notwendig, teilt die Kirchengemeinde mit, da die Versorgungslage in Rußland immer katastrophaler werde. "Den Menschen steht ein harter Winter bevor." cn

Siemens kämpft gegen Rezession und mit Sorgenkindern Konzern kürzt Belegschaft stärker als bisher vermutet / SNI gesundet nicht / Kühle Worte an die Adresse von Skoda

doe MÜNCHEN. In die allgemeinen "Kassandrarufe", die deutsche Wirtschaft stehe am Rande einer Katastrophe, mag Siemens-Chef Heinrich von Pierer zwar nicht einstimmen. Zweifelsohne aber sind die Zeiten stürmischster Expansion auch für den Münchner Elektronik-Riesen vorbei. "Nur ein ganz geringes Wachstum" von ein bis zwei Prozent beim Auftragseingang sagt von Pierer für das laufende Geschäftsjahr voraus. Und um den lediglich aufgrund niedrigerer Steuerbelastung gestiegenen Überschuß zu halten, bedürfe es "größter Anstrengungen".

Die Konsequenz: Auch Siemens setzt stärker den Rotstift beim Personal an. "Ich habe Sorge vor Überschriften wie: Siemens baut soundsoviele Arbeitsplätze ab", gesteht der Vorstandschef. So nennt er denn auch keine genauen Zahlen. Daß zum Ende der neuen Rechnungsperiode am 30. September "weniger als 400 000" Leute auf den Gehaltslisten des Konzerns stehen werden, ist keine Offenbarung. Schließlich sind schon in den ersten drei Monaten rund 3000 Stellen gestrichen worden, so daß die Belegschaft derzeit 410 000 Köpfe zählt.

Der anstehende Abbau von weiteren 6000 Arbeitsplätzen bei der Computertochter SNI, 2000 in der Halbleitersparte und 1800 in der Medizintechnik war schon früher angekündigt worden. Auch in der Automatisierungstechnik sowie bei privaten Telefon-Anlagen, räumt von Pierer nun ein, seien Einschnitte unumgänglich. Der Negativtrend hatte sich übrigens bereits angedeutet: Der in der Tabelle ausgewiesene Anstieg der Beschäftigung beruht allein auf der erstmaligen Einbeziehung ostdeutscher und amerikanischer Töchter. Ohne diesen Effekt wären es 14 000 Jobs (zur Hälfte im In- und Ausland) weniger.

Recht verhalten ist das Geschäft des Multis mit einem Produktspektrum von der Glühlampe über die Lokomotive bis zum Atomkraftwerk 1992/93 angelaufen. Der Einbruch des Auftragseingangs um acht Prozent bei einem Umsatzplus von vier Prozent darf nach Meinung von Pierers aber nicht überbewertet werden. Im ganzen Geschäftsjahr sieht er den Ordereingang bei 87 Milliarden (plus ein bis zwei Prozent). Der Umsatz dürfte noch vom Bestellpolster zehren und um sieben Prozent auf 84 Milliarden klettern.

Mit einer schnelleren und marktgerechteren Produktentwicklung sowie der Besinnung auf "Kernkompetenzen" will Siemens dem kalten Rezessionswind trotzen. An die Aufgabe irgendwelcher Geschäftsfelder ist nach Angaben des scheidenden Konzernstrategen Hermann Franz (siehe nebenstehenden Kasten) aber nicht gedacht. Ein "klares Nein" setzt er auch Spekulationen entgegen, sein Haus könne mit dem Sorgenkind Siemens-Nixdorf (SNI) die Geduld verlieren und sich von der Computertochter ganz oder teilweise trennen. Freude bereitet die unter dem marktweiten Preisverfall leidende EDV-Firma aber keineswegs: Der angestrebte Abbau des Verlustes von zuletzt 513 Millionen Mark, gesteht Kassenwart Karl-Hermann Baumann ein, werde in nächster Zeit "nicht viel Fortschritt" machen. Bei den ebenfalls tiefroten Chip-Aktivitäten ist der Finanzchef wenig auskunftfreudig. "Mehr als 500 Millionen" Miese seien hier 1991/92 angefallen. Auch heuer wird ein "beträchtlicher Verlust" erwartet. Diese Prognose gilt gleichfalls für das Geschäft in den USA, wo zuletzt ein Defizit von 427 Millionen Mark erwirtschaftet wurde.

Gut voran kommt offenbar die im August 1992 besiegelte Übernahme des zweitgrößten amerikanischen Lampenherstellers Sylvania durch die Tochter Osram. Die US-Kartellbehörde habe dem Deal soeben "ohne Auflagen" zugestimmt, freut sich von Pierer. Allerdings werde der zusätzliche Umsatz von rund zwei Milliarden Mark in der laufenden Periode noch nicht konsolidiert.

Deutlich unterkühlt berichtet der Vorstandsboß hingegen von den zähen Gesprächen mit der Prager Regierung über die Vermählung mit dem Skoda-Konzern. "Mittlerweile ist die Braut nicht mehr so schön wie vor zwei Jahren." Die Tschechen bräuchten Siemens, nicht umgekehrt. Derzeit verhandele man wieder. Für den Manager macht es aber "keinen Sinn", das Bahntechnik-Vorhaben von dem Energieprojekt abzukoppeln: Das kleine Verkehrs-Joint-venture alleine werde "keine Stabilität für die 20 000 Beschäftigten" schaffen.

Griff an ICE-Oberleitung: Arbeiter in Lebensgefahr

FULDATAL. Bei Ausbesserungsarbeiten an den Oberleitungen der ICE-Strekke in der Gemarkung Fuldatal (Kreis Kassel) wurde ein 51jähriger Arbeiter am Donnerstag lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben eines Polizeisprechers hatte er mit der Arbeit an einer 15 000- Volt-Oberleitung begonnen, bevor diese abgestellt worden war. Er erlitt schwerste Verbrennungen an den Armen und wurde mit dem Rettungshubschrauber in eine Aachener Spezialklinik geflogen. ebo

Wer weiß schon, welche große Bedeutung eine Thorarolle hat? Drangvolle Enge beim ersten Vortrag der Schriftstellerin Petra Kunik über jüdisches Brauchtum im Diaspora Museum

BAD VILBEL. Unter dem Hochzeitshimmel, vor den Tagebuchaufzeichnungen der Anne Frank und neben Thorarollen standen und saßen am Mittwoch abend die über 60 Besucherinnen und Besucher zum ersten Vortrag der Frankfurter Schriftstellerin Petra Kunik über jüdisches Brauchtum und Feste im engen Ausstellungsraum des Jüdischen Diaspora Museums in der Frankfurter Straße. Die Kreisvolkshochschule, die Stadt und die Evangelische Christuskirchengemeinde hatten gemeinsam zu der Veranstaltung eingeladen, nicht zuletzt, so Pfarrer Dr. Neumeier, "um Solidarität auszudrükken."

Wie die FR berichtet hatte, wird Museumsleiter Michael Messmer die Einrichtung Ende des Monats schließen, sofern sich kein öffentlicher Träger zu einer finanziellen Unterstützung der Gedenkstätte bereiterklärt. Angesichts der beengten Raumverhältnisse war von Petra Kunik, die ursprünglich einen Diavortrag zum Auftakt der Reihe vorgesehen hatte, viel Improvisationstalent gefordert. Eine Aufgabe, die sie mittels einer spontanen Lesung von Kapiteln aus ihrem Buch "Der geschenkte Großvater" meisterte. Nach den Festtagen des jüdischen Jahres geordnet, erzählt die Autorin darin aus ihrer Kindheit, nimmt das Publikum mit in das Zuhause einer jüdischen Familie in der Nachkriegszeit und zu der Wiedereröffnung der Westend-Synagoge in Frankfurt.

Entstanden ist ihre autobiographische Erzählung nach der Besetzung des Börne-Platzes in Frankfurt. "Pfarrer Thomas Götz regte mich damals zu dem Buch an. Ihm fehle für den Konfirmandenunterricht eine Lektüre, die auch emotional für Jugendliche verwendbar sei." Aus dem Blickwinkel des kleinen Mädchens führt Kunik ihre Erlebnisse aus, eben auch für Kinder, Beschreibungen, keine Interpretationen, oft zum Schmunzeln, manchmal zum Nachdenken.

Zwischen den Erzählpassagen erläuterte sie dem Publikum einen Teil der im Jüdischen Diaspora Museum ausgestellten Exponate, wie beispielsweise die Thorarollen. Professionelle Schreiber schreiben mit einem koscheren Gänsekiel in schwarzer Tinte auf Pergament aus koscherer Tierhaut die fünf Bücher Mose für die jüdischen Gemeinden ab. Während sie das tun, ist es ihnen nicht erlaubt, andere Dinge zu berühren. Hat sich ein Schreiber mehr als fünfmal verschrieben, ist die Thora nicht mehr verwendbar und wird auf einem jüdischen Friedhof begraben.

Jeder männliche Jude darf nach seiner Bar Mizwa im Alter von 13 Jahren zum Sabbat aus der Thora lesen. Der Thoraschrein, in dem die Gebetsrolle verwahrt ist, ist immer an der Ostseite der Synagoge, die zum alten Tempel nach Jerusalem weist, zu finden.

Auch die Rolle selbst hat symbolische Bedeutung: Sie verweist darauf, daß "das Wort des Ewigen ohne Anfang und Ende ist". Erst wer um die Bedeutung der Thora für die Juden wisse, "kann erfassen, was ihre Schändung oder Vernichtung für uns bedeutet", erklärte Petra Kunik.

Wer noch mehr Wissenswertes über Brauchtum und Feste der Juden erfahren möchte, ist zum nächsten Vortrag von Petra Kunik am Mittwoch, 20. Januar, um 20 Uhr im Gemeindesaal der Evangelischen Christuskirchengemeinde herzlich eingeladen. Die 47jährige wird dann auf Festtage wie Chanukka, Jom Kippur, Pessach und Rosch Ha-Schana eingehen.

CORINNA WILLFÜHR

Jetzt für die Ferienspiele anmelden

HEUSENSTAMM. Kinder, die an den diesjährigen Ferienspielen der Stadt teilnehmen wollen, können von ihren Eltern noch bis zum 26. Februar angemeldet werden. Die Ferienspiele dauern vom 2. bis 13. August. In dieser Zeit werden die Kinder täglich von 9 bis 16.30 Uhr betreut. Treffpunkt ist jeweils in der Adolf- Reichwein-Haupt- und Realschule, Leibnizstraße 61.

Anmeldungen sind möglich im Rathaus Zimmer E 29, in der Sozialstation in Rembrücken und im Jugendzentrum in der Rembrücker Straße 3.

Auskünfte gibt es unter den Rufnummern 0 61 04 / 607-219 und 607-286. Die Teilnahmegebühr für das erste Kind einer Familie beträgt 140 Mark, für alle weiteren Geschwister müssen 70 Mark gezahlt werden. pmü

FDP will Feuer unter Müllberg entfachen Kappel fordert Verbrennungsanlage

MAIN-TAUNUS-KREIS. Statt bunter Abfalltonnen, grüner Punkte und gelber Säcke fordert die FDP eine Müllverbrennungsanlage für den Main-Taunus-Kreis. Errichtet werden soll sie "irgendwo" im Gebiet des Umlandverbandes: "Wir nehmen in Wicker schließlich auch den Müll aus dem Verbandsgebiet auf." Grund für seine Forderung: Mit dem Dualen System seien Müllberge nicht in den Griff zu bekommen. Nicht allein, weil nur ein Teil der getrennt gesammelten Wertstoffe tatsächlich wiederverwendet werde. Auch, weil Recycling viel Energie koste und nicht beliebig oft wiederholbar sei: "Bei Papier geht das etwa dreimal, bei Plastik ist meist bei der zweiten Runde Schluß."

Mit der "irrationalen Angst" vor Müllverbrennung müsse aufgeräumt werden, gleichzeitig aber auch giftige Stoffe weitgehend aus Verpackungsmaterial verschwinden, um die Verbrennung "so ungefährlich wie möglich zu machen". Hohe Temperaturen in den Öfen, schwebt Kappel vor, sollen verhindern, daß Dioxine aus den Schornsteinen blasen. Papier als Temperaturerhitzer will der Freidemokrat deshalb verbrennen statt recyceln. Mit der gewonnenen Wärme ließen sich überdies Schwimmbäder oder Hallen beheizen. Alles in allem, meint Kappel, könnte ein Verbrennungsofen so kostengünstig betrieben werden, daß sich private Betreiber fänden. Überhaupt das Credo der FDP, die die gesamte Abfallwirtschaft in den Händen Privater sehen will.

Was aus Sicht des Freidemokraten "völlig problemlos" ist, betrachten Umweltschützer mit Skepsis. Christoph Ewen vom Ökoinstitut Darmstadt hält es für ein Ding der Unmöglichkeit, Müllverbrennung ungefährlich zu machen - geschweige denn die Qualitätsstandards der Ofen- und Filtertechnik überprüfen zu können. Die einzige Lösung des Müllproblems laute: Abfall vermeiden; Mehrweg- statt Einwegverpackungen und Recycling. Dazu gehöre auch eine restriktive Verpackungsverordnung: Nur wiederverwertbare "Hüllen" sollten produziert und Kunststoffe auf wenige Sorten beschränkt werden. PVC und andere halogenorganische Verbindungen, fordert Ewen, gehörten verboten. ana

Der Kommentar

Ein neunjähriges Mädchen kann in einer Tageszeitung wörtlich auszugsweise nachlesen, was es im Vertrauen auf die Verschwiegenheit seiner Horterzieherin - und offenbar in großer seelischer Not - gesagt hat, zitiert vom Pressesprecher der Maintaler CDU-Fraktion, Kurt Romeiser.

Ist der denn von allen guten Geistern verlassen? War es nicht schon hinreichend übel, "den Fall" überhaupt in die Öffentlichkeit zu tragen? Obendrein denunziert Romeiser die Von allen guten Geistern verlassen? Erzieherin und wirft ihr Vertrauensbruch vor. Das ist ungeheuerlich, das ist bösartig und grenzt ans Kriminelle.

Romeiser muß sich fragen lassen, wie er denn in den Besitz der vertraulichen Aufzeichnungen gelangt ist, aus denen er das zitiert, was er vermutlich für "schlüpfrig" hält.

Die CDU-Fraktion sollte sich fragen, ob sie diesem Mann weiterhin vertrauen will, wenn er selbst offenbar nicht (mehr) fähig ist, zu erkennen, wie sehr er sich verrannt hat.

HELMUT POMPLUN

"Möbel-Messe nicht am Main" Deutsche Hersteller gegen Doppel-Schau in Köln und Frankfurt

aho KÖLN. Den Plänen der Frankfurter Messe, eine zweite Möbelschau neben der in Köln zu veranstalten, erteilen die deutschen Hersteller eine Absage. Für Erich Naumann, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes, ist die Frankfurter Veranstaltung "überflüssig wie ein Kropf". Seine Organisation wolle sich nicht daran beteiligen, da die Kosten für die Aussteller pro Besucher am Main fünfmal so hoch seien wie am Rhein. Mit der domstädtischen Präsentation sei man zudem sehr zufrieden. Deshalb sei der Verband auch aus der europäischen Dachorganisation der Möbelindustrie (UEA) ausgetreten, die hinter der Frankfurter Schau steht.

Wenn die Deutschen als Europas größter Zweig (Produktionsvolumen 1992: rund 40 Milliarden Mark) aber nicht vertreten seien, bezweifelt Naumann den Sinn einer zweiten Messe. Zudem seien wichtige Länder wie Dänemark oder Großbritannien auch nicht in der UEA. Den wahren Grund für das Entstehen einer zweiten Einrichtungsschau sieht Naumann in Geldzahlungen. Angeblich hat die Frankfurter Messe schätzungsweise 200 000 Mark an Lizenzgebühren und Unterstützungen an die UEA gezahlt.

Rolf Pulina, Sprecher der Frankfurter Messe, weist diese Behauptung jedoch zurück: "Wir haben nichts überwiesen." Vielmehr seien die ausländischen Produzenten mit der Präsentation in Köln unzufrieden gewesen und wollten eine eigene Veranstaltung. Von Klagen der ausländischen Aussteller ist der Kölner Messe dagegen nichts bekannt, erklärt deren Geschäftsführer Wilhelm Niedergöker.

Ihr genaues Konzept wollen die Frankfurter in sechs bis acht Wochen vorstellen. Die erste Messe soll Ende Januar 1994 eröffnet werden, geplant sind 50 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Zum Vergleich: Die Veranstaltung in der Domstadt, die nächsten Dienstag beginnt, läuft auf rund 260 000 Quadratmetern.

Neben dem Hickhack um die Messe bereiten den Herstellern von Tischen und Schränken auch die zunehmenden Einfuhren Sorgen. So sind die Importe im dritten Quartal 1992 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent gestiegen. Dagegen sanken die Exporte um sieben Prozent - vor allem wegen der Aufwertung der Mark und der Rezession in den Hauptabnehmerländern.

Besonders die Einfuhren aus Polen und der ehemaligen CSFR hätten stark zugenommen. Hauptgrund seien die niedrigen Personalkosten dort. Beispielsweise sei eine Arbeitsstunde in Polen, inklusive Nebenkosten, nur ein Zehntel so teuer wie in der Bundesrepublik. Einige große deutsche Hersteller hätten deshalb dort inzwischen Tochtergesellschaften gegründet, berichtet Naumann.

Hekmatjar beschießt Kabul

NEU-DELHI, 14. Januar (dpa). Neue Raketenangriffe auf die afghanische Hauptstadt Kabul haben am Mittwoch schwere Schäden an Gebäuden und UN- Einrichtungen verursacht.

Radio Kabul meldete, die Einheiten des fundamentalistischen Rebellenführers Gulbuddin Hekmatjar hätten mindestens 19 Saker-Raketen auf die Stadt geschossen, die offenbar gezielt UN-Gebäude treffen sollten. Auch mehrere Regierungsgebäude seien zerstört worden. Lediglich ein Mensch sei verletzt worden, meldete der Sender.

Kurz gemeldet: Höchster ziviler US-Orden für Reagan

WASHINGTON, 14. Januar (AP/D). Eine Woche vor dem Ende seiner Amtszeit hat US-Präsident George Bush am Mittwoch seinen Vorgänger Ronald Reagan mit der "Freiheitsmedaille", ausgezeichnet, dem höchsten zivilen Orden des Landes. Reagan symbolisiere "alles, was das Beste an Amerika ist", sagte Bush, er sei ein "wahrer amerikanischer Held." Leiter für strategische Sicherheit MOSKAU, 14. Januar (dpa). Der russische Präsident Boris Jelzin hat den 60jährigen Juri Nasarkin zum stellvertretenden Sekretär des Sicherheitsrats des Landes ernannt, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag. Der studierte Historiker Nasarkin sei Leiter der Abteilung für strategische Sicherheit. Priester will Chiles Präsident werden SANTIAGO, 14. Januar (AFP). Der Priester Eugenio Pizarrio will in Chile bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember kandidieren., Pizarro, der der linksgerichteten Unabhängigen Demokratischen Bewegung Allendes (MIDA) nahesteht, teilte mit, er habe bereits bei der Kirche beantragt, ihn für ein Jahr von seinen Pflichten zu entbinden. Volksentscheid über Regierungssystem BRASILIA, 14. Januar (AFP). Brasilien entscheidet im April in einer Volksabstimmung, ob das Land in Zukunft eine konstitutionelle Monarchie, eine parlamentarische Republik oder eine Präsidialrepublik sein soll. 2,5 Millionen Dollar für Indianerfonds NEW YORK, 14. Januar (epd). Die Interamerikanische Entwicklungsbank in New York hat am Mittwoch 2,5 Millionen Dollar für einen neuen Indianerfonds bereitgestellt. Das Geld soll vor allem dazu dienen, Strategien für die Überwindung der Armut der lateinamerikanischen Ureinwohner zu entwickeln.

Schwerionen töten Tumore Forschungszentren stellen Förderantrag für Krebstherapie

DARMSTADT. Die Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt-Wixhausen arbeitet derzeit an einem Förderantrag, um beim Bundesforschungsministerium (BMFT) zusätzliche Gelder für die Weiterentwicklung eines neuartigen Krebstherapie-Verfahrens zu bekommen. Das zusammen mit dem Krebsforschungszentrum und der Uni- Klinik Heidelberg anvisierte Vorhaben hat nach groben Schätzungen der GSI ein Kostenvolumen von fünf bis zehn Millionen Mark. Mit Hilfe von Ionenstrahlung sollen demnach bösartige Tumore an besonders empfindlichen Körperteilen wie Kopf oder Rückenmark auf eine für die Patienten schonende Weise zerstört werden.

Ob das große Experiment in Bonn auf finanzielle Gegenliebe stößt oder wegen möglicher Risiken auf diesem medizinischen Neuland keine "Priorität" erhält, vermochte ein Sprecher des Ministeriums in Bonn noch nicht zu sagen. Ein ähnlicher Antrag der GSI aus dem Jahre 1989 mit einem Umfang von 17 Millionen Mark war abgelehnt worden. Das BMFT stützte sich auf das Votum eines Beratergremiums, das der Ansicht war, die Darmstädter Denkfabrik könne sich ihren Sonderwunsch durch Umschichtungen innerhalb ihres "Grundhaushalts" erfüllen. Die GSI erhält in diesem Jahr vom Bund 112 Millionen Mark (1992: 108 Millionen). Zehn Prozent des Jahresbudgets trägt jeweils das Land Hessen. Das Heidelberger Krebsforschungszentrum wird aus Bonn mit 134 Millionen, gegenüber 127 Millionen Mark im Vorjahr, unterstützt. Die GSI-Wissenschaftler haben bereits technische Details verfeinert, damit die Strahlen der schweren Teilchen gebündelt in menschliches Gewebe eindringen und eine Geschwulst zerstören, ohne gesunde Zellen stark in Mitleidenschaft zu ziehen. Dazu zerlegt ein "Raster-Scan" das Bild eines beliebig geformten Tumors in zweidimensionale Teile und "tastet" die Geschwulst punktförmig ab. Die Ionenstrahlen lassen sich in Sekundenbruchteilen umlenken, so daß ständig andere Stellen des Krebstumors beschossen werden.

Auch an den Aufbau eines "experimentellen Behandlungsplatzes" denkt die GSI. Ein Problem bei diesem Ambulanzraum, der mit umfangreichen Vorrichtungen zur Abschirmung der Strahlen ausgerüstet sein muß: Der Patient ist während der Bestrahlungstherapie absolut ruhigzustellen. Die Gesellschaft für Schwerionenforschung ist eine der 16 Großforschungseinrichtungen in der Bundesrepublik und beschäftigt rund 600 Mitarbeiter in der Grundlagenforschung (Kernphysik, Kernchemie, Atomphysik, Strahlenbiologie und Magnet-Technologie). Wichtigstes Arbeitsinstrument ist der 1975 in Betrieb genommene und 120 Meter lange Linearbeschleuniger UNILAC; fast alle Ionen lassen sich mit ihm in einem Vakuum auf bis zu 60 000 Kilometer pro Sekunde beschleunigen, in der Richtung verändern und wieder bremsen, um die Wirkung der mit voller Wucht auf verschiedene Materialien geschossenen Teilchen zu erforschen und Aufschlüsse über die Zusammensetzung von Materie zu erhalten.

Mit Hilfe von UNILAC entdeckten GSI- Wissenschaftler über 100 bislang unbekannte Isotope, darunter zwei, die eine neue Art radioaktiver Veränderung zeigten, die heute in der Wissenschaft als Protonenaktivität bekannt ist. Die GSI- Experten schafften es auch vor einigen Jahren, Materie sozusagen aus "nichts" zu erzeugen - es bildeten sich Elektronen-Positronen-Paare. Vor drei Jahren wurden für 275 Millionen Mark das Schwerionen-Synchrotron (SIS) und ein Experimentalspeicherring (ERS) in Betrieb genommen, der Kernmaterie sammeln und durch Kühlverfahren verdichten kann. Mit Hilfe der einmaligen Geräte sind "Kernkollisions"-Experimente mit Schwerionenstrahlen möglich, vergleichbar den Zuständen von Neutronensternen und Supernova-Explosionen. Beispielsweise zerreißen seitlich versetzte Stöße den Atomkern und lassen ein Stück von ihm weiterfliegen. Der winzige Teil wird in den 35 Meter Durchmesser großen ESR geleitet und aufgesammelt. Die GSI verspricht sich von den Versuchen die Entdeckung weiterer 600 neuer Isotope. JÖRG FEUCK

Ministerin Merkel legt Gesetzentwurf für Frauenrechte vor Erhebliche Abstriche von ursprünglichen Vorhaben / Grüne nennen Gleichberechtigungspläne "hilflos und ohne Biß" Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 14. Januar. Die Gleichberechtigung der Frauen im öffentlichen Dienst und der Schutz aller Arbeitnehmerinnen vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ist Ziel eines von Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU) vorgelegten Gesetzentwurfs, der von ihren ursprünglichen Vorstellungen teilweise erheblich abweicht. Der von Merkel am Donnerstag in Bonn vorgestellte Referentenentwurf soll im April im Kabinett beraten und danach dem Parlament zugeleitet werden. Frauen von SPD, FDP und Grünen kritisierten den Entwurf.

Bereits bei der Beschreibung der Ziele dieses Gesetzes ist ersichtlich, wo die Frauenministerin Abstriche machen mußte. So ist neben der Absicht, "verbesserte Regelungen für die berufliche Tätigkeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Mitwirkung von Frauen in öffentlichen Gremien" zu schaffen, nicht mehr die von Merkel ebenfalls angestrebte "weitere Aufwertung der Arbeit in der Familie und im Ehrenamt" enthalten. Auf die geplante erweiterte steuerliche Begünstigung für ehrenamtliche Tätigkeit und einen vom Bund zu zahlenden gesetzlichen Unfallversicherungsschutz für Hausfrauen und Hausmänner habe sie angesichts der "angespannten Haushaltslage" verzichten müssen, räumte Merkel ein.

Eine Quotenregelung für Frauen im öffentlichen Dienst ist nach Ansicht der CDU-Politikerin ein untaugliches Mittel, um die Gleichberechtigung voranzutreiben. Die Formulierung, Frauen nur dort zu fördern, wo sie "in einzelnen Bereichen in geringerer Zahl vertreten sind als Männer", verzichtet auf eine Zielvorgabe, wie hoch der Anteil der weiblichen Beschäftigten sein sollte. Die Dienststellen werden lediglich verpflichtet, alle drei Jahre einen Frauenförderplan "mit flexiblen Zielvorgaben zur Erhöhung des Anteils der Frauen bei der Einstellung und dem beruflichen Aufstieg" vorzulegen.

Abgesehen von Ausnahmen muß jede Dienststelle ab 200 Beschäftigten eine Frauenbeauftragte bestellen. Der Diskussionsentwurf Merkels von 1992 sah noch für jede Dienststelle mit mindestens 20 weiblichen Beschäftigten eine Frauenbeauftragte vor. Die bisherige "Kann-Bestimmung" über die Bewilligung von Teilzeit und Beurlaubung aus familiären Gründen wird in einen grundsätzlichen Rechtsanspruch der Betroffenen umgewandelt. Von einer "Soll"-Bestimmung in eine "Muß"-Vorschrift wird auch das Gebot über geschlechtsneutrale Stellenausschreibungen umgewandelt, da sich die meisten Stellenangebote für höhere Positionen der Wirtschaft immer noch fast ausschließlich an Männer richten.

Eine Frau, die vom Arbeitgeber eine Entschädigung wegen Diskriminierung verlangt, muß ihren Anspruch begründen. Allerdings entfällt der in Paragraph 611 a des Bürgerlichen Gesetzbuches enthaltene Begriff der "Glaubhaftmachung" durch die Frau, die eine Benachteiligung aufgrund ihres Geschlechts bisher selbst nachweisen muß. Eine Umkehr der Beweislast auf den Arbeitgeber ist nicht vorgesehen. Als Entschädigung für diskriminierte Frauen sind ein bis drei Monatsgehälter vorgesehen, die aufgeteilt werden müssen, wenn ein Unternehmer mehrere Frauen benachteiligt hat.

Artikel 12 des Gesetzentwurfs bestimmt den Begriff der sexuellen Belästigung, der im Einzelfall mit "angemessenen arbeitsrechtlichen und dienstrechtlichen Sanktionen" geahndet werden kann. Er gilt auch für die private Wirtschaft. Artikel 13 fördert die "angemessene Repräsentanz" von Frauen in Gremien, verzichtet jedoch trotz der Erkenntnis, daß langjährige Appelle "fast immer ergebnislos" geblieben sind, wiederum auf eine Quotierung. Nach Erkenntnissen der Bundesregierung beträgt in den über 1000 Gremien ihres Einflußbereichs der Anteil von Frauen lediglich 7,5 Prozent.

Die SPD-Politikerin Ilse Janz bezeichnete den Entwurf als "Papiertiger". Sie bemängelte eine fehlende Quotenregelung, die unzureichende Ausstattung der Frauenbeauftragten mit Rechten und die "völlig unzulängliche" Entschädigungsregelung. Die FDP-Frauenpolitikerin Margret Funke-Schmitt-Rink kritisierte die unverbindlichen Zielvorgaben und zu viele "Kann"-Bestimmungen. Sie beklagte das fehlende Vetorecht für die Frauenbeauftragte und mangelnde Mitbestimmungsmöglichkeiten. Für Christina Schenk vom Bündnis 90/Grüne ist die Vorlage Merkels "hilflos und ohne Biß". Die Dienststellen würden nicht zu einer konkreten Erhöhung des Frauenanteils verpflichtet und hätten bei Nichtstun keine Sanktionen zu befürchten.

Thyssen Industrie schwingt eisernen Besen in Kassel

spi ESSEN. Trotz angeblich weltweiter Abrüstung bleibt die Nachfrage nach militärischen Produkten hoch, nur die Schwerpunkte verschieben sich. Wegen der zunehmenden regionalen Konflikte sind beispielsweise zur Zeit vor allem leicht bewegliche gepanzerte Fahrzeuge erste Wahl der Militärs. Entsprechend spezialisierte Anbieter profitieren davon, so die Kasseler Tochter Henschel von Thyssen Industrie. Dagegen macht das zivile Geschäft von Henschel weiter Sorgen. Industrie-Chef Eckhard Rohkamm will zum eisernen Besen greifen, um die Probleme zu lösen. Unter anderem wird der zivile Maschinenbau an einem Standort konzentriert. Wie viele der noch 2700 Beschäftigten in Kassel überflüssig werden, bleibt aber unklar. Im Industrie- Konzern ist auch ansonsten Sparen angesagt. Insgesamt werden von den gegenwärtig 47 000 Stellen in diesem Jahr mehr als zwei Prozent abgebaut.

Lukrativste Sparte von Thyssen Industrie war 1991/92 (Ende September) erneut die Aufzüge-Tochter in Neuhaus bei Stuttgart. Dieser Ableger stellte knapp die Hälfte des um 50 Prozent auf 460 Millionen Mark gestiegenen Ergebnisses vor Steuern. Am Gesamtumsatz von 8,7 Milliarden Mark waren die Schwaben aber nur zu rund 20 Prozent beteiligt. 200 Millionen Mark sind im übrigen für Firmenübernahmen durch die Thyssen Aufzüge reserviert. Ein Teil davon ging bereits für ein Unternehmen in Frankreich drauf.

Zwei Jahre, zehn Monate Haft für Vergewaltiger 18jährige in seinem Auto überfallen / Täter geständig Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn Wegen Vergewaltigung einer 18 Jahre alten Krankenpflegehelferin ist jetzt ein 36 Jahre alter Betriebsschlosser nach einem "Deal" zwischen allen Prozeßbeteiligten zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Die 24. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts würdigte mit dem relativ geringen Strafmaß das Verhalten des Angeklagten, der nach anfänglichem Zögern gestanden hatte, sein Opfer im Sommer letzten Jahres auf einem Waldweg bei Frankfurt mehrfach vergewaltigt und geschlagen zu haben. Insbesondere die Tatsache, daß er es dadurch der Frau erspart hatte, ihre Aussage vor Gericht zu wiederholen, wirkte sich für den Angeklagten positiv aus. Täter und Opfer waren sich am Abend des 3. Juni 1992 im Bahnhofsviertel begegnet. Die junge Frau war nach einem Friseurtermin auf dem Heimweg. Sie hatte den Angeklagten am Hauptbahnhof wegen einer Auskunft angesprochen. Es entspann sich ein kurzes Gespräch, der Mann lud sie zu einem Drink ein, und nach kurzer Überlegung, so hatte sie es damals der Polizei mitgeteilt, willigte sie ein. Man ging zunächst in einen "Döner Kebab", dann in eine kleine Kneipe im Bahnhofsviertel, und schließlich lud er sie auch noch in eine Eisdiele ein - dazu allerdings war es nötig, in sein Auto zu steigen. Eine halbstündige Autofahrt zu einem Lokal außerhalb Frankfurts folgte, und danach wollte die junge Frau "eigentlich nur noch nach Hause", wie es in der Polizeiaussage hieß.

Gegen 22 Uhr brachen die beiden auch tatsächlich wieder auf, doch statt die Autobahn nach Frankfurt zu nehmen, bog er in Richtung Koblenz ab, hielt an einem Waldweg an und forderte sie auf, zu ihm auf den Fahrersitz zu kommen. Als sie sich weigerte, zog er sie an den Haaren, schlug sie mehrfach ins Gesicht und zwang die völlig verängstigte Frau zum Geschlechtsverkehr.

Um von ihm wegzukommen, schlug sie vor, zu einer Tankstelle zu fahren und etwas zu trinken. Er willigte ein; doch ihr Plan, in einem unbeobachteten Moment zu entwischen, mißlang. Anschließend fuhren sie nochmals zu dem Parkplatz, und wieder zwang er das 18jährige Mädchen zum Geschlechtsverkehr.

Nun schlug sie ihm vor, zu einer größeren Tankstelle zu fahren um dort etwas zu essen. Hier versteckte sie sich im Auto eines jungen Polen, der sie zu ihrem Schwesternwohnheim nach Frankfurt fuhr.

Am nächsten Morgen dann erstattete die junge Frau Anzeige bei der Polizei, die den Mann kurz darauf fand. Seither sitzt er in Untersuchungshaft.

Um arbeiten und dem Opfer Schmerzensgeld zahlen zu können, so der Angeklagte in seinem letzten Wort, bat er darum, nicht länger in U-Haft bleiben zu müssen, sondern bis zu seinem Haftantritt in Freiheit bleiben zu können. Darauf ließ sich die Kammer in ihrem Urteil, das sie mit allen Prozeßbeteiligten zuvor abgesprochen hatte und dem auch die Vertreterin des Opfers zugestimmt hatte, jedoch nicht ein. ee

Benefizkonzert beim DRK mit zwei Jazzbands

HANAU. "Sag ja zum Helfen" - unter diesem Motto wird am Sonntag, 17. Januar, Ungewöhnliches im Zentrum des Roten Kreuzes in der Feuerbachstraße 47-49 geschehen: Dem Ortsverband ist es gelungen, zwei führende Bands für eine Benefiz-Jazzmatinee zu gewinnen. Der Eintritt von 20 Mark für Erwachsene und zehn Mark für Kinder ist gleichzeitig eine Spende für die Arbeit des DRK.

Ehrenbürger der Stadt New Orleans darf sich die erste Formation nennen, die seit 35 Jahren existiert und bei weitem nicht nur in Hanau und Umgebung einen erstklassigen Namen hat: die "Sugar Foot Stompers". Ihr Auftritt beginnt etwa gegen 11 Uhr. Um 13 Uhr werden die Mannen um Klaus Koop durch die polnische Spitzengruppe "Jazzband Ball Orchestra" aus Krakau abgelöst. Die ehemaligen Studenten der dortigen Musikhochschule bauen ihren heiteren Swing auf dem Jazz der 40er Jahre auf und waren damit schon auf der halben Welt erfolgreich.

Karten im Vorverkauf gibt's beim Musikhaus Bayer in der Hanauer Marktstraße 5 (Telefon 0 61 81 / 2 44 70), außerdem in dessen Filiale in der Bahnhofstraße 20 in Büdingen (Telefon 0 60 42 / 37 55). az

"Alptraum Auto" heute nur bis 14 Uhr zu sehen

KRONBERG. Die Ausstellung "Alptraum Auto" in der Kronberger Stadthalle ist am heutigen Freitag, 15. Januar, ausnahmsweise nur bis 14 Uhr zu sehen.

Samstag und Sonntag ist sie wieder von 13 bis 18 Uhr und Montag und Dienstag von 11 bis 18 Uhr zu sehen. FR

Kleine FR

Seniorentheater sucht junge Leute DREIEICH. Das Seniorentheater sucht "händeringend" einen jungen Mann und eine junge Frau (ab 17 Jahren), die gerne Theater spielen. Geprobt wird derzeit das letzte Theaterstück, das der kürzlich verstorbene Sprendlinger Autor Hans Obermann geschrieben hat. Premiere soll Ende September sein. Wer Lust hat, mitzumachen, meldet sich bei Elly Liebich, Telefon 63 794. Vorlesestunde DREIEICH. "Kleiner Eisbär, nimm mich mit" - so heißt die Geschichte, die am Montag, 18. Januar, 15 Uhr, in der Stadtbücherei Dreieichenhain vorgelesen wird. Anschließend können die Kinder malen. "Das Netz" für alle EGELSBACH. "Das Netz" ist der Titel einer Broschüre, die an alle Haushalte in Egelsbach und Erzhausen verteilt wird. Darin stellt die katholische Kirchengemeinde Sankt Josef, die beide Orte betreut, ihr Angebot vor - von der Krabbelgruppe bis zum Altenclub. Wer das Heft nicht bekommen hat, kann sich an das Gemeindebüro in der Mainstraße 15 wenden oder unter Tel. 49 377 anrufen. Leben und Werk Otto Lilienthals NEU-ISENBURG. Eine Ausstellung über Werk und Leben Otto Lilienthals wird am Dienstag, 19. Januar, um 19 Uhr in der Isenburger Niederlassung der Sparkasse Langen - Seligenstadt, Hugenottenallee 50, eröffnet. Verantwortlich dafür ist der Stadtarchivar Karl Vey. "Langen bis zum Jahr 2000" LANGEN. Der Erste Beigeordnete vom Umlandverband Frankfurt, Alexander von Hesler, spricht bei einer Veranstaltung der Langener CDU am Dienstag, 19. Januar, 20 Uhr, im Studiosaal der Stadthalle über "Die Entwicklung der Stadt Langen bis zum Jahr 2000". Vortrag über die Burgen der Salier DREIEICH. Die heimatkundliche Veranstaltungsreihe des Geschichts- und Heimatvereins Dreieichenhain wird am Dienstag, 19. Januar, 20 Uhr, im Burgkeller mit dem Vortrag "Steinerne Türme beherrschen das Land - die Burgen der Salierzeit" fortgesetzt.

Wege zur Abtreibung werden kürzer 50 von 127 Kliniken in Baden-Württemberg sind zu legalen Schwangerschaftsabbrüchen bereit

he STUTTGART, 14. Januar. Schwangeren Frauen in Baden-Württemberg wird es künftig leichter gemacht, Schwangerschaftabbrüche in der Nähe ihres Wohnorts vornehmen zu lassen.

In der Vergangenheit mußten aufgrund der restriktiven Haltung der früheren Stuttgarter CDU-Regierung die meisten Schwangeren, die ihr Kind nicht austragen wollten, in benachbarte Länder reisen - vor allem nach Hessen und Holland. Denn legale Schwangerschaftsabbrüche waren außer in Krankenhäusern nur in drei ambulanten Abtreibungspraxen in Stuttgart, Karlsruhe und im Raum Heidelberg möglich. Aber auch viele Kliniken wollten keine Abtreibungen durchführen. Seit es in Stuttgart eine Große Koalition gibt und die Sozialdemokratin Helga Solinger das Sozialministerium führt, hat sich die Stimmung in den Krankenhäusern geändert. Das zeigen auch die Ergebnisse einer landesweiten Umfrage des Ministeriums, bei der die 157 Krankenhäuser mit gynäkologischer Fachabteilung nach ihrer Bereitschaft gefragt wurden, legale Abtreibungen vorzunehmen. Von 127 Kliniken, die verwertbare Angaben vorlegten, erklärten sich 50 zu Abbrüchen im Rahmen der Fristenregelung bereit. 24 davon wollen Abtreibungen auch ambulant durchführen.

Hinzu kommen, laut einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung, 84 niedergelassene Kassenärzte mit gynäkologischen Praxen, die ebenfalls zu ambulanten Abbrüchen nach der Fristenregelung bereit sind. Hier waren fast 1100 Ärzte befragt worden.

77 Krankenhäuser lehnen Abbrüche im Rahmen der Fristenregelung ab, wie sie vom Bundestag beschlossen wurde und derzeit dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung vorliegt. 23 dieser Kliniken haben kirchliche und 49 kommunale Träger. Von den letzteren sind 17 durch ablehnende Beschlüsse, vor allem der Kreistage, gebunden.

Von den 50 positiv eingestellten Kliniken liegen 38 im nördlichen Landesteil. Im Regierungsbezirk Tübingen - in ihm liegt das stark katholisch geprägte Oberschwaben - haben sich nur drei Krankenhäuser bereit gefunden. Ähnlich unterdurchschnittlich war hier die Bereitschaft der niedergelassenen Ärzte. Deshalb sprach Ministerin Solinger von einem "Versorgungsloch". Jedoch sei den betroffenen Frauen eine Reise in andere Landesteile "momentan zumutbar".

Neuer Feuerwehr-Vize in Gonzenheim

BAD HOMBURG. Der 31 Jahre alte Bernd Klauer ist in der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Gonzenheim zum stellvertretenden Wehrführer gewählt worden.

Er ist damit Nachfolger von Peter Rumpf, der aus beruflichen Gründen nicht mehr kandidierte. che

Verlegung doch erst 1996? LWV-Direktorin Stolterfoht besuchte die Taunusklinik

KÖNIGSTEIN. Der Zeitplan für die Verlegung der Taunusklinik Falkenstein wird offensichtlich zu eng: Die neue Direktorin des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) Hessen, Barbara Stolterfoht, nannte bei einem Besuch in der Klinik am Mittwoch das Jahr 1996 als neuen Termin. Bislang war immer von 1995 gesprochen worden.

1996 sei aber nur als "letzter Termin" genannt worden und deshalb nicht überzubewerten, meinte die Pressesprecherin des LWV, Gisela Heimbach, im nachhinein zur Aussage ihrer Chefin. Barbara Stolterfoht, die ihr Amt erst vor wenigen Monaten angetreten hat, war auf Einladung des Sprechers der Patienten-Initiative, Gottfried Petz, nach Falkenstein gekommen.

Gut zwei Stunden lang unterhielt sie sich mit Vertretern der Königsteiner Parteien, Landtagsmitglied Heiner Kappel (FDP), Ärzten, Klinikleitern und Patienten. "Sie hat sich recht tapfer geschlagen", zog der Königsteiner SPD-Fraktionsvorsitzende Heinz Hertslet anerkennend Bilanz und attestierte ihr, durchaus "Verständnis für unsere Gegenargumente" gezeigt zu haben.

Gleichwohl ist die Entscheidung gefallen, konnte der Besuch wenig Neues bringen. Die Patienten schilderten ihr noch einmal, welche Folgen die Schließung der Taunusklinik für sie haben würde: Der Vater mit dem schädelverletzten Sohn, der täglich seinen Besuch braucht, oder die an Multipler Sklerose erkrankte Frau, die das Taxi ins 60 Kilometer entfernte Weilrod gar nicht zahlen könnte. Die Möglichkeit einer Verlegung der Klinik nach Mammolshain sei geprüft worden, doch Weilrod sei nach wie vor die billigste Lösung, meinte Frau Stolterfoht.

Gottfried Petz von der Patienten-Initiative, der vehement für den Erhalt der Klinik kämpft, ist jedoch nach wie vor überzeugt: "Ministerin Blaul hätte entscheiden müssen, daß wir hierbleiben." esi

Tenniskreis Wetterau/Hochtaunus Hallen-Meisterschaften

Auf der Anlage des Tennis-Parks Rosbach finden im Wochenende (16./17. Januar) die Hallenmeisterschaften des Tennis-Kreises Hochtaunus/Wetterau statt. Beginn ist am Samstag um 14 und am Sonntag um 11 Uhr. gst

Büdingerin bei Unfall in Waldsiedlung verletzt

ALTENSTADT. Bei einem Verkehrsunfall in der Waldsiedlung von Altenstadt entstand am Mittwoch abend ein Schaden von zirka 10 000 Mark. Das berichtete am Donnerstag die Polizei Büdingen in einer Unfallmeldung.

Eine Autofahrerin aus Büdingen beachtete Polizeiangaben zufolge beim Linksabbiegen von der Mühlköppelstraße in die Bornfloßstraße nicht die Vorfahrt eines Fahrzeuges, dessen Eigentümer aus Limeshain stammt.

Die beiden Autos stießen zusammen, die Fahrerin aus Büdingen wurde dabei leicht verletzt. sal

Butros-Ghali reichte Rechtfertigung nach

Dem jüngsten Luftangriff gegen irakische Militäranlagen war kein Beschluß des Weltsicherheitsrats vorangegangen. UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali, der zunächst mit Hinweis auf sein Informationsbedürfnis jeden Kommentar verweigert hatte, versicherte der französischen Agentur AFP zufolge am Donnerstag in Paris, der Angriff sei im Einklang mit den Entschließungen des Sicherheitsrates und der UN-Charta erfolgt. Demzufolge sah Ghali die Entschließung 687 des Sicherheitsrates über den Waffenstillstand durch Irak verletzt. Die Alliierten hätten kraft Resolution 678, die die Anwendung von Gewalt erlaube, ein Mandat des Sicherheitsrates.

Wie weit die militärischen Aktionen der USA, Frankreichs und Großbritanniens gegen das Regime in Bagdad vom Weltsicherheitsrat mitgetragen werden, ist nicht klar. Die Schutzzonen im Norden Iraks für die Kurden und im Süden für den schiitischen Bevölkerungsteil wurden von der Dreierallianz außerhalb der UN festgelegt. Die Westmächte befürchteten, für diese faktische Aufteilung Iraks nicht die Zustimmung Rußlands und Chinas zu erhalten, die im Sicherheitsrat ein Vetorecht besitzen.

Die Absicht des Gentlemen's agreement hinter den Kulissen ist, die territoriale Unversehrtheit Iraks in die Zeit nach Saddam Hussein hinüberzuretten, den Diktator am Tigris aber militärisch klein zu halten. Außerdem konnten die Kurden und die Schiiten, die sich nach dem Golfkrieg von den Siegern zum Aufstand ermutigen ließen und erfolglos blieben, nicht der Rache Saddams preisgegeben werden.

Gegen die Schaffung eines souveränen Kurdenstaates in Nordirak wenden sich die Türkei, Iran und Syrien, die eine Abtrennung ihrer eigenen kurdischen Landesteile befürchten. Der überwiegend schiitische Süden würde nach einer Abtrennung unweigerlich in den Sog Irans geraten, was ebenfalls niemand wünscht. Schon der erste Golfkrieg 1980-88 entzündete sich an der angeblichen Wühltätigkeit Teherans in Südirak.

Die UN lavieren zwischen den verschiedenen Interessen. Am Montag forderte der Sicherheitsrat die irakische Regierung auf, das mit Gewalt von kuwaitischem Boden abtransportierte Kriegsmaterial der UN-Beobachtermission zur Vernichtung zu übergeben. Zum Vorwurf, daß die Iraker am 32. Breitengrad Luftabwehrraketen stationierten und das ihnen auferlegte Flugverbot mißachteten, blieb das höchste UN-Gremium stumm, weil die Schutzzone nicht von ihm verfügt worden war.

Die irakische Regierung hat das Flugverbot und die Schutzzonen nie anerkannt, weil sie darin eine illegale Beschneidung der staatlichen Souveränität sieht. Bagdad bekräftigte dies nach der Attacke. PIERRE SIMONITSCH (Genf)

Clinton würde es genauso machen Diesmal wurde in den USA kaum Kritik an der "Bestrafung Iraks" laut

"Wir haben das Richtige getan", sagte ein sichtlich mit sich selbst zufriedener George Bush am Mittwoch im Weißen Haus, nur kurz nachdem die rund 80 US- US-amerikanischen Kampfflugzeuge wieder sicher von ihrem militärischen Vergeltungsschlag gegen die irakische Luftverteidigung zurückgekehrt waren. Und niemand im Lande wollte ihm da widersprechen. Die Bestrafungsaktion gegen Saddam Hussein nach dessen systematischer Nichtbeachtung der ihm nach dem verlorenen Golfkrieg auferlegten UN-Resolutionen war wohl eine der am wenigsten umstrittenen Militäraktionen in der US- Außenpolitik der letzten Jahre. Innerhalb weniger Minuten hatten die großen Fernsehnetze - allen voran der internationale Krisenkanal CNN - wieder auf den offiziösen Ton wohlwollender Kriegsberichterstattung umgestellt, wie er während des Golfkriegs perfektioniert worden war. Innerhalb kürzester Zeit hatten Von Rolf Paasch (Washington) auch die militärischen Experten aus den "Think Tanks" und pensionierte Navy-Piloten wieder in den TV-Studios Platz genommen, um über Logistik und Logik des jüngsten Bombenschlags munter draufloszuspekulieren. Fast hatte man den Eindruck, daß sich auf ihren Gesichtern rasch wieder Enttäuschung breitmachte, als die insgesamt 112 beteiligten Maschinen der drei westlichen Mächte nach wenigen Stunden bereits auf ihren Stützpunkt nach Saudi- Arabien oder auf den im Golf dümpelnden Flugzeugträger "Kitty Hawk" zurückgekehrt waren.

Mit diesem vorsichtig bemessenen "Schlag auf die Finger" für den Diktator von Bagdad, der Bombardierung von acht Luftabwehrinstallationen an sechs Orten südlich des 32. Breitengrades, konnte selbst CNN nicht allzulange seine Programmschiene füllen. Die Pläne zu einer umfassenderen, zwei- bis dreitägigen Bombenkampagne, so meldete am Donnerstag die Washington Post, waren von Präsident George Bush zu Wochenbeginn wieder zurückgeschraubt worden. Das Strafmaß sollte dem Verbrechen angemessen sein, und niemand hatte in den Provokationen Iraks ja eine wirkliche militärische Gefahr für die US-Streitkräfte gesehen. Am frühen Abend war die (Fernseh-)Nation wieder zu ihrer Tagesordnung zurückgekehrt. Selbst ein Schurke wie Saddam Hussein, der das Publikum vor fast genau zwei Jahren noch wochenlang faszinieren konnte, zeigt heute die Abnutzungserscheinungen einer zu lange laufenden "Soap Opera".

Ursache für die relative Nüchternheit im Umgang mit der bewaffneten Aktion war die enge Zusammenarbeit zwischen der scheidenen Bush-Administration und dem sich noch sammelnden Regierungsteam des designierten Präsidenten Bill Clinton. Zum Zeitpunkt der Vergeltungsaktion dem außenpolitischen Senatsausschuß Rede und Antwort stehend, konnte Clintons zukünftiger Außenminister Warren Christopher der Öffentlichkeit gleich seine Sicht der Dinge vermitteln.

Nicht zuletzt um sein Image als zögerliches Mitglied der Carter-Administration zu korrigieren, präsentierte sich der bewährte Unterhändler als jemand, der durchaus bereit sei, zur Bewahrung der US-amerikanischen Vormachtstellung in der Welt auch - "diskret und vorsichtig" - Gewalt einzusetzen. Christopher unterstützte die harte Linie der Bush-Administration gegenüber Irak und fand darüber hinaus sogar noch kritische Worte für die allzu lasche Behandlung der Jugoslawien-Krise durch Europäer und US-Amerikaner.

Sein zukünftiger Chef Bill Clinton versprach unterdessen in einem am Donnerstag in der New York Times veröffentlichten Interview vor allem Kontinuität in der Irak-Politik. Falls die irakischen Verstöße gegen die Waffenstillstandsvereinbarungen dies erforderten, schließt Clinton auch einen erneuten Bodenkrieg nicht aus. Auf der anderen Seite deutet er eine "Entpersonalisierung" der Konfrontation zwischen ihm und Saddam Hussein an.

Mit "fast lakonischer Selbstsicherheit", so die New York Times, warnt der designierte US-Präsident Saddam Hussein vor weiteren Verstößen gegen die UN-Resolutionen, bietet ihm jedoch gleichzeitig eine neue Beziehung zu seiner Administration an. Er werde Saddam Hussein, so Clinton in dem Interview, "allein nach seinem Verhalten beurteilen". Einige Beobachter erwarten denn auch nach den jüngsten Provokationen Iraks nun eine "Charme-Offensive" Saddam Husseins gegenüber dem neuen US-Präsidenten, um die Irak schwer treffenden Sanktionen wieder zum Thema zu machen. In der Tat werden sich die Clinton-Administration und die UN überlegen müssen, ob und wie die Sanktionspolitik so umgestaltet werden kann, daß weniger die irakische Bevölkerung als das Regime Saddam Husseins darunter leidet.

Angesichts der vorübergehenden "Großen Koalition" aus scheidenden Republikanern und nachrückenden Demokraten halten sich jedoch die gegenüber der Irak-Politik kritischen Stimmen in diesen Tagen zurück. Selbst denjenigen, die George Bush in der Vergangenheit einen voreiligen Abbruch des Golfkrieges vorgeworfen haben, fällt außer der verstärkten Unterstützung irakischer Oppositionsgruppen im Exil nicht viel als Alternative zur gegenwärtigen Politik ein. Linke Golfkriegsgegner warten dagegen in einer Mischung aus demokratischer Loyalität und allgemeiner Ratlosigkeit erst einmal neugierig die ersten Amtshandlungen von Präsident Clinton ab.

Ob gegenüber Irak, in Jugoslawien oder in Somalia - es schält sich nach diesen ersten Stellungnahmen der kommenden Administration eine Außenpolitik heraus, die sich an die eingegangenen Verpflichtungen der Bush-Administration halten und - zumindest anfänglich - nur in Nuancen von ihr abweichen wird. Dies mag seine Gründe in der beabsichtigten Konzentration der Clinton-Administration auf die Innenpolitik, aber auch in ihrer noch unvollständigen Vorbereitung auf die außenpolitischen Herausforderungen haben.

Mit dem sorgfältig dosierten militärischen Schlag gegen Bagdad hat George Bush seinem Nachfolger jedenfalls einen großen Gefallen getan. Zum einen hat das beschränkte Ausmaß der Bombardierungen Clintons zukünftige Bewegungsfreiheit kaum eingeschränkt; zum anderen hat Präsident Bush der nachrückenden Administration ein wenig Zeit zum Atemholen verschafft.

Gerade gegenüber Saddam Hussein erwartet in den USA auch kaum noch jemand eine dramatische Änderung in der Politik. Gerade weil man spätestens seit der jüngsten Vergeltungsaktion eingesehen hat, daß solche Aktionen das - lange Zeit unterstützte - irakische Unrechtsregime kaum zu Fall werden bringen, hat sich in Washington ein eher gesunder Fatalismus breitgemacht. Natürlich könne es der irakischen Bevölkerung unter einem anderen Führer besser gehen, gibt Clinton zu. "Aber es ist nicht meine Aufgabe, denen ihren neuen Führer auszuwählen."

Finanzkontrolleure: Fast überall Manipulationen Rechnungshof stößt auf "zunehmende Dreistigkeit"

WIESBADEN. Schärferes Vorgehen gegen die zunehmende Manipulation und Korruption bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen hat der Präsident des Hessischen Rechnungshofes, Udo Müller, am Donnerstag in Wiesbaden gefordert. Müller sprach von fast flächendeckenden "Unregelmäßigkeiten", die "mit reiner Nachlässigkeit nicht mehr zu erklären sind". Der oberste Finanzkontrolleur des Landes sieht ein "ernstzunehmendes Problem, das nicht mehr nur aus Einzelfällen gespeist wird".

Udo Müller forderte eine "manipulationssichere Gestaltung" von Vergabeverfahren und verlangte einschneidende finanzielle Maßnahmen, falls sich Kommunen nicht exakt an die Vergaberichtlinien halten. Bei aufgedeckten Verstößen müsse das Land Hessen Gelder "viel massiver als bisher" von den Kommunen zurückfordern. Angesichts der Vielzahl der Ermittlungsverfahren und festgestellten Unregelmäßigkeien sieht er eine "bedrückende Entwicklung".

Der Präsident des Rechnungshofes wundert sich über die "zunehmende Dreistigkeit", mit denen in verschiedenen Fällen die öffentlichen Kassen geplündert worden sind. Manchmal reiche es allein aus, Vergabeunterlagen gegen das Licht zu halten, um nachträgliche Bearbeitungen mit dem Radiergummi sofort zu erkennen. Oder Zahlen seien einfach mit anderer Tinte "ganz ohne Unrechtsbewußtsein" hinzugefügt worden.

Welche Summen in diesen Millionenbetrügereien mit noch immer "relativ einfachen Strickmustern" bewegt werden, deutete Müller an, ohne eine umfassende Berechnung vorlegen zu können - mit rund zwei Milliarden Mark fördert das Land jährlich Investitionen von Kommunen in den Bereichen der Stadtsanierung, des öffentlichen Personennahverkehrs, der Energieversorgung oder beim Bau von Abwasseranlagen.

Aufgefallen sind dem Rechnungshof "grobe bis gröbste formale Verstöße" bis hin zur "Fehlleitung staatlicher Fördermittel in Millionenhöhe". Dabei seien die Tricks immer die gleichen. Häufig würden die Gemeinden oder die von ihnen beauftragten Ingenieurbüros nur beschränkt ausschreiben lassen, oder aber zulassen, daß Ausschreibungen nachgebessert und spekulative Angebote vorgelegt würden. Dabei könne es selbst bei überschaubaren Summen zu Manipulationen von mehreren hundertausend Mark kommen.

Als Beispiel für die Größenordnung, in denen sich solche Manipulationen mit Steuergeldern bewegen, nannte Müller einen Kostenvoranschlag für ein Projekt in Nordhessen über 1,1 Millionen Mark, der wegen überhöhter Ansätze zurückgewiesen worden war. Der überarbeitete Voranschlag kam dann mit 250 000 Mark weniger aus. Aber das eigentliche Angebot eines Unternehmers lag dann noch einmal um 400 000 Mark niedriger.

Laut Müller sind solche Hochrechnungen keine Einzelfälle. In einem Verfahren habe sich der überhöhte Angebotspreis nach beschränkter Ausschreibung nur in einer folgenden öffentlichen Ausschreibung um 1,7 Millionen Mark reduziert. Manchmal wollten sich Gemeinden über zu hohe Kostenvoranschläge auch ein heimliches "Finanzierungspolster" aus Landesmitteln für Baumaßnahmen beschaffen, die so eigentlich gar nicht bewilligt werden können.

Häufig setze sogar ein und dieselbe Firma in ihren Angeboten unterschiedlich hohe Preise für die gleiche Leistung fest. So kostete in einem Fall das Sichern von Bäumen an einer Baustelle 210 Mark pro Stück, im anderen nur 50 Mark. Und die Motorpumpe wurde gar einmal für eine Mark, ein anderes Mal für 500 Mark kalkuliert. Für Müller sind dies schlicht Spekulationsangebote, die dann manchmal nach Angebotseröffnung an die höheren Gebote "herangerechnet werden".

Zur Praxis gehörten auch verbotene nachträgliche Preisverhandlungen mit Bietern. In einer hessischen Gemeinde hätten so nachträglich in neun Fällen ortsansässige Firmen ihre außerörtlichen Konkurrenten ausgestochen. Müllers Bericht hält fest: "Mehrere dieser Bieter waren Mandatsträger." Bei den Warnungen des Rechnungshofes handelt es sich für Müller nicht um "Schwarzmalerei", sondern um Manipulationen zu Lasten der Staatsfinanzen.

In dem Rechnungshofbericht warnt Müller auch vor der rapiden Zunahme der hessischen Verschuldung, die den finanziellen Spielraum und die Gestaltungsmöglichkeiten des Landes zunehmend einschränke. Das hessische Verschuldungstempo, der Rechnungshof hat mit 1991 das letzte Haushaltsjahr der CDU/FDP-Regierung unter Walter Wallmann untersucht, liege inzwischen sogar über dem Schuldenwachstum im "strukturschwachen Saarland". Der hessische Gesamtetat von rund 30 Milliarden Mark reiche mittlerweile nicht mehr aus, um die Schulden von rund 33 Miliarden Mark zurückzuzahlen. Jede elfte hessische Steuermark sei 1991 bei steigender Tendenz in Zinsausgaben geflossen.

Udo Müller nannte die "Schuldenentwicklung", die nicht allein in hessischen politischen Weichenstellungen begründet liege, "beunruhigend". Auch die Finanzplanung der rot-grünen Landesregierung bis 1996 lasse "keine Verbesserungen der Haushaltslage in naher Zukunft erkennen". MICHAEL GRABENSTRÖER

Ex-Siemens-Chef Kaske Keine Spannung

"Nach dem Aktiengesetz ist es nicht üblich, daß der Vorstand den Aufsichtsrat ernennt", wiegelt Siemens- Chef Heinrich von Pierer ab. Kein Zweifel: Der eloquente Manager möchte sich zum Schicksal seines Vorgängers nicht äußern. Fast zwölf Jahre lang hatte Karlheinz Kaske an der Spitze des Münchner Multis gestanden, als er Ende September 1992 den Vorstandsvorsitz abgab - ohne die in solchen Fällen übliche Beförderung in den Aufsichtsrat zu erfahren.

Offiziell gibt es keine Erklärung für den ungewöhnlichen Vorgang. Der inzwischen 64 Jahre alte Kaske sei seit einem Oberschenkelhalsbruch gesundheitlich angeschlagen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Statt Kaske wird nun im März Vorstandsstratege Hermann Franz in den Aufsichtsrat rücken und wohl dessen Vorsitz übernehmen.

Um so größer war die Überraschung, als der angeblich Kranke im vergangenen Monat in den Aufsichtsrat des Mischkonzerns MAN gewählt wurde, den er seither leitet. "Unser Haus hat nie den Gesundheitszustand von Herrn Kaske angezweifelt", betont nun Siemens-Boß von Pierer. Sein Vorgänger besitze einen Beratervertrag mit seiner ehemaligen Firma: "Es gibt keine Spannungen." doe

Verkehrskonzept: "Draußen warten, damit es drinnen läuft" Magistrat wirbt in einer Broschüre für die Pförtnerampeln / Knappe Antwort auf eine Anfrage der CDU-Fraktion

Anfang Dezember hatte die CDU die Verkehrspolitik des Magistrats endgültig satt. Die rot-grüne Koalition, so stand es in einer Anfrage der Römer-Fraktion, behindere, wo sie nur könne, den Autoverkehr. Grüne Wellen würden gekappt und allerorten Ampelschaltungen geändert, um den Verkehrsfluß zu bremsen. Der Magistrat hat nicht lange gebraucht, um auf das Papier zu antworten. "Es ist nicht beabsichtigt, Staus zu provozieren", teilte er jetzt der Union in einer nur acht Zeilen umfassenden Replik mit.

Die städtische Verkehrspolitik, so steht es in dem Bericht, verfolge das Ziel, die Autos immer dann vor der Stadt anzuhalten, wenn innerorts eine Überlastung der Straßen drohe. Das geeignete Instrument dafür ist nach Meinung des Magistrats die Pförtnerampel. "Draußen warten, damit&rquote;s drinnen läuft." Mit diesem flotten Spruch wirbt die Stadt in einer Broschüre für ihre verkehrspolitische Linie.

Die knapp 20 Ampeln, die den Verkehr drosseln, stehen mittlerweile an allen Einfallstraßen. An der Friedberger Warte ebenso wie in der Theodor-Heuss-Allee, in der Hanauer und in der Babenhäuser Landstraße. Während die anderen Signale über feste Programme gesteuert werden, reagiert die Ampel an der Sachsenhäuser Warte flexibel auf die jeweilige Verkehrslage.

Prinzip ist dabei, die Kreuzungen auf der Darmstädter Landstraße freizuhalten und nur soviele Autos von der Babenhäuser Landstraße einbiegen zu lassen, wie die einzelnen Straßenabschnitte verkraften können.

Die Informationen über das Verkehrsaufkommen sammeln "Erfassungsschleifen", die vor dem Wendelsplatz - in Höhe der Geleitstraße - in die Fahrbahn eingelassen sind. Sobald der Stau bis zu den Detektoren zurückreicht, wird die Grünphase an der Babenhäuser Landstraße um acht Sekunden gekappt. Das ist im morgendlichen Berufsverkehr regelmäßig der Fall. Der Stau entsteht dann auf der Einfallstraße und nicht in Sachsenhausen.

Die Pförtnerampel in der Kennedyallee/Höhe Stresemannallee wird vom Polizeipräsidium aus gesteuert. Hier beobachtet die Automatische Verkehrsregelung die Lage auf ihren Monitoren. Sobald die Strecke zwischen Friedensbrükke und dem Hauptbahnhof zu verstopfen droht, wird der Verkehr draußen gebremst. habe

Kopftuch-Aktion abgelehnt

Siemens gefragt

FRANKFURT A. M. (FR). Mit meist nur geringen Aufschlägen haben die bundesdeutschen Aktienmärkte am Donnerstag geschlossen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) kletterte um 7,24 auf 1523,74 Punkte und schloß damit nahe seinem Tageshoch. Vorübergehend war er bis auf 1520,17 Zähler gesunken. Aufgemöbelt wurde die Stimmung durch das "besser als erwartete Ergebnis" bei Siemens, hieß es in Frankfurt (siehe Bericht auf Seite 14). Die Irak-Krise führe allerdings noch zur Zurückhaltung privater Investoren, meinten Börsianer.

"Renner" seien natürlich die Titel von Siemens gewesen, die um 5,90 Mark zulegten. Dies habe auch den übrigen Werten Zuwächse beschert. Von den Finanzaktien machten Allianz acht Mark gut. Deutsche Bank rückten um 1,20, Dresdner um drei und Commerzbank um 1,70 Mark vor.

In der Gruppe der Autotitel legten BMW 1,50, Daimler 2,70 und VW 0,90 Mark zu.

Nur wenig verändert schlossen die Aktien der Großchemie. BASF stiegen um 0,70 und Bayer um 0,60 Mark. Hoechst gaben 0,20 Mark ab.

Von den Konsumwerten notierten Karstadt eine Mark höher und Horten eine niedriger. Der Kurs der Douglas-Aktie kletterte um 15 Mark (siehe Bericht auf Seite 14).

Die Stimmung am Rentenmarkt war wieder freundlich. Die Kassakurse öffentlicher Anleihen wurden um bis zu 0,30 Mark heraufgesetzt. Die Durchschnittsrendite sank auf 6,96 (6,98) Prozent. Die Bundesbank verkaufte Material im Nennwert von 696 Millionen Mark, nachdem es am Vortag zu Käufen von 77,2 Millionen gekommen war. D-Mark-Auslandsanleihen konnten sich gut behaupten.Schwaetzer verweigert Abstriche beim Wohngeld Kein Spielraum für Kürzungen und zusätzliche Wünsche / Verbände fordern Investitionsoffensive

ptz BONN. Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer sieht in der derzeitigen Situation keinen Spielraum für eine Kürzung des Wohngeldes. Abstriche bei dieser Hilfe des Staates für Einkommensschwache enthält die bei den Solidarpaktgesprächen entstandene Streichliste, deren Inhalt sich Kanzler Helmut Kohl zu eigen gemacht hat. Die FDP-Frau erwartet auch keine Rücknahme bei der steuerlichen Förderung des Eigenheimbaus und bei den Bonner Ansätzen für den sozialen Wohnungsbau. Die Bundesregierung sei sich der Bedeutung dieses Politikfeldes bewußt, sagte Schwaetzer bei der Vorlage einer Zwischenbilanz zur Halbzeit der Legislaturperiode.

In den vergangenen drei Jahren seien fast eine Million Wohnungen fertiggestellt worden, betonte Schwaetzer. Gleichwohl bleibe die Situation aufgrund der hohen Zuwandererzahlen schwierig. Gebraucht werde nach wie vor ein breiteres Angebot. Die Voraussetzungen dafür seien gut. Im vorigen Jahr sei die Zahl der Baugenehmigungen um mehr als zehn Prozent auf rund 450 000 gestiegen. Bei den Fertigstellungen (1991: 315 000; 1992: 380 000) werde in der laufenden Periode die Marke von 400 000 Einheiten spürbar überschritten. "Der Wohnungsbau war Konjunkturstütze und wird dies auch 1993 bleiben."

Zwei führende Branchenverbände erläuterten ebenfalls gestern, daß angesichts der heranziehenden Rezession nach ihrer Ansicht eigentlich mehr getan werden müßte. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft (GdW) forderten in einer gemeinsamen Stellungnahme eine "Investitionsoffensive" und kritisierten zugleich die bisherige Förderung. Der Bau von 300 000 bis 400 000 Bleiben jährlich könne die Not nicht lindern, sagte GdW-Präsident Jürgen Steinert. Der Neubau werde der durch Zuzug, immer mehr Single-Haushalte und wachsende Ansprüche kletternden Nachfrage nicht gerecht, meinte Handwerkspräsident Heribert Späth.

Die beiden Verbandsvertreter mahnten den Abbau von Investitionshemmnissen an und rügten die geplante teilweise Senkung der Kappungsgrenze für Mieterhöhungen von 30 auf 20 Prozent innerhalb von drei Jahren. Sie warnten davor, den Schuldzinsenabzug jetzt auslaufen zu lassen und die Städtebauförderung in Westdeutschland um 380 Millionen Mark zu kürzen. Letzteres hatten die Koalitionsparteien zunächst befristet für 1993 durchgesetzt. Steinert plädierte für höhere Mieten auch in öffentlich bezuschußten Objekten; zum Ausgleich sei ein höheres Wohngeld erforderlich.

Schwaetzer spekuliert darauf, daß die Konjunkturflaute wegen der dann regelmäßig sinkenden Einkommenserwartungen der Bürger zu einer abnehmenden Nachfrage nach Wohnungen und damit zu einer Entspannung am Markt führt. Bestätigt fühlt sie sich durch Hinweise von Maklerverbänden, die Welle der Mietsteigerungen ebbe ab. "In manchen Städten sind die Mieten für neue Wohnungen bereits nicht mehr gestiegen."

Der "eingeschlagene erfolgreiche Weg" werde fortgesetzt. Dabei will Schwaetzer zusätzliche Akzente setzen. Der soziale Wohnungsbau soll umgemodelt und die Förderung einkommensabhängig gestaltet werden. Ihr Konzept stoße in der Wirtschaft weitgehend auf Zustimmung, aber "viele Länder zeigen noch Zurückhaltung". In diesem Zusammenhang müßten auch die für den Bezug subventionierter Heime maßgeblichen Einkommensgrenzen überprüft werden. Vereinfacht werden soll das Wohngeldgesetz. Ob mit der erst 1994 oder '95 wirksam werdenden Novelle auch eine höhere Dotierung verbunden sein könnte, hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab.

Gern würde Schwaetzer am derzeitigen Förderniveau im sozialen Wohnungsbau - der Bundeszuschuß beträgt dieses Jahr fast vier Milliarden Mark - festhalten. Ob das Ballungsgebiet-Sonderprogramm (750 Millionen Mark) fortgeführt wird, sollte noch in diesem Jahr entschieden werden.

Gute Absicht

Das großspurig "Gleichberechtigungsgesetz" genannte Vorhaben Angela Merkels dokumentiert auf anschauliche Weise den Verfall der Frauenpolitik der Bundesregierung. Nach Lage der Dinge kann es sich die Bundesfrauenministerin schon als Erfolg anrechnen, das Gesetz überhaupt zustande gebracht zu haben. Was drinsteht, ist da fast zweitrangig.

Der Gesetzentwurf enthält neben dem grundsätzlichen Mangel, daß er sich ausschließlich der Förderung von Frauen im öffentlichen Dienst widmet, eine Vielzahl von Unzulänglichkeiten. Das reicht von den ungenügenden Kompetenzen der Frauenbeauftragten bis hin zu fehlenden Sanktionen gegen Dienststellen, die sich nicht an Vorgaben des Gesetzes halten.

Bei der Entschädigungsregelung für diskriminierte Frauen haben sich die Freien Demokraten und die Unions-Mittelstandspolitiker durchgesetzt, die negative Auswirkungen auf ihre Unternehmer-Klientel in der Wirtschaft befürchten. Statt dessen werden Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt worden sind, mit einer einmalig zu zahlenden pauschalen Summe abgespeist. Die müssen sie sich auch noch teilen, wenn sie das Pech haben, nur eine von mehreren zu sein. Eine fühlbare Strafe, die einen Arbeitgeber von weiteren Diskriminierungen abhalten könnte, ist ein Monatsgehalt jedenfalls nicht.

Auch alles, was den Bund Geld gekostet hätte, fiel dem Rotstift zum Opfer. Die gute Absicht Merkels, die Gleichberechtigung der Frau voranzubringen, ist wohl spürbar, die Umsetzung aber mangelhaft. rei (Bonn)

Das Wetter

Wetterlage Die Kaltfront eines Sturmtiefs bei Island greift mit seinem Niederschlagsgebiet ab Mittag auf den Nordwesten über; sie kommt im weiteren Verlauf bis zur Mitte Deutschlands voran. Dabei wird zunehmend milde Meeresluft nach Mitteleuropa geführt. Vorhersage bis Samstag früh Wolkig mit Auflockerungen, im Süden nach Frühnebel auch zeitweise sonnig. Im Norden ab Mittag Eintrübung und nachfolgend Regen, der in der Nacht zum Samstag auch die Mitte Deutschlands erfaßt.

Tageshöchsttemperaturen 4 bis 9, im Süden bis 11 Grad. Tiefstwerte in der Nacht zum Samstag im Süden bis minus 2, sonst null bis 4 Grad. Im Süden schwacher, im Norden mäßiger bis frischer, in Böen starker Südwestwind. Wochenvorhersage Samstag bis Montag: Im Süden wolkig bis heiter und trocken. Im Norden stark bewölkt, nur gelegentlich Wolkenauflockerungen und vereinzelt etwas Regen. Höchstwerte um 10 Grad. Nachts im Süden örtlich leichter Frost, im Norden frostfrei.

Dienstag: Im Norden anfangs starke Bewölkung und etwas Regen, im Tagesverlauf Wolkenauflockerungen und etwas kühler. Im Süden zunehmend stark bewölkt, etwas Regen und noch mild.

Mittwoch bis Donnerstag: In Alpennähe am Mittwoch anfangs noch stark bewölkt, sonst heiter bis wolkig und trocken. Nur im Norden gebietsweise Nebel- oder Hochnebelfelder. Höchstwerte 0 bis 5 Grad, nachts vielfach leichter Frost. Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 16 Amsterdam

leicht bewölkt 8 Athen

leicht bewölkt 15 Barcelona

bedeckt 12 Bordeaux

stark bewölkt 14 Bozen

wolkig 8 Brüssel

leicht bewölkt 9 Dublin

wolkig 7 Helsinki

Schneefall 1 Innsbruck

stark bewölkt 6 Istanbul

wolkenlos 9 Kairo

wolkenlos 16 Larnaka

leicht bewölkt 16 Las Palmas

bedeckt 20 Lissabon

bedeckt 11 London

wolkig 9 Madrid

wolkig 8 Mallorca

leicht bewölkt 16 Moskau

Schneefall 2 Paris

leicht bewölkt 10 Rom

stark bewölkt 13 Stockholm

stark bewölkt 2 Tunis

leicht bewölkt 13 Warschau

stark bewölkt 9 Wien

Regen 5 Zürich

wolkig 10

Deutschland

Berlin

wolkig 9 Dresden

wolkig 9 Feldberg/Ts.

in Wolken 2 Feldberg/Schw.

wolkig 1 Frankfurt/M.

wolkig 11 Garmisch

Regen 6 Hamburg

wolkig 7 Köln/Bonn

leicht bewölkt 10 München

wolkig 7 Rostock

wolkig 6 Sylt

Gewitter 5 Zugspitze

wolkig -5 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang: 8.19 Uhr

Sonnenuntergang: 16.52 Uhr

Philippsburg wieder am Netz

STUTTGART, 14. Januar (FR). Das Atomkraftwerk Philippsburg Block 1 ist am Donnerstag nach zweiwöchigem Stillstand wieder ans Netz gegangen, teilte das baden-württembergische Umweltministerium mit. Nach gründlicher Prüfung des Ventil-Störfalls (die FR berichtete am Donnerstag ausführlich) habe das Ministerium der Wiederaufnahme des Betriebs zugestimmt.

Briefe an die Redaktion

"Tierherberge schützt Kreaturen vorbildlich" Die Tierherberge in Egelsbach soll nach einer Entscheidung des Regierungspräsidiums (RP) in Darmstadt bis 1. April 1994 abgerissen werden, da die Gebäude ohne Genehmigung errichtet worden waren (FR vom 12. Januar).

Seit drei Jahren komme ich in die Tierherberge Egelsbach; seit einem Jahr besuche ich dort täglich meinen "Patenhund" und führe ihn aus. Daher habe ich einen intensiven Einblick in das Geschehen in der Tierherberge gewonnen. Ich kann mit Bestimmtheit sagen, daß die kursierenden Gerüchte über Tierquälerei und Tierhandel schlichtweg falsch sind.

Ist es denn Tierquälerei, wenn man die Hunde nicht in Käfigen einpfercht, sondern in freien Gehegen und artgerecht in Gruppen hält, obwohl das einen erheblichen Mehraufwand an Arbeit bedeutet? Auch von Tierhandel kann keine Rede sein, wenn man Todeskandidaten den professionellen Händlern abkauft und in eine neue, familiäre Umgebung vermittelt. Eine tierärztliche Aufsicht wird durch die regelmäßigen Visiten des Dr. Klöppels mehr als gewährleistet.

Besteht tatsächlich kein Bedarf an Tierheimen, die - anders als die staatlich unterstützten - die Nähe zum Tier fördern und sich auch um Außenseiter und Verstoßene der Tierwelt kümmern? An die Tierherberge Egelsbach kann man sich auch abends und nachts hilfesuchend wenden, wenn bei den städtischen Tierheimen längst nur noch der Anrufbeantworter läuft.

Wenn der Bürgermeister der Gemeinde Egelsbach, Herr Eyßen, sagt, daß das Tierheim die Belange des Landschafts- und Naturschutzes beeinträchtigt, drängt sich mir der Verdacht auf, daß die Tierherberge der Erweiterung des Flugplatzes Egelsbach weichen soll. Vielleicht ist damit auch die unnachgiebige Haltung des RP zu erklären.

Bürgermeister Eyßen, der sich als Vertreter der Gemeinde Egelsbach und seiner Bürger versteht, verweigert der Tierherberge jegliche Hilfe bei der Suche nach einem alternativen Standort. Er stellt sogar die Genehmigung eines solchen zukünftigen Standortes in Frage, obwohl die Einwohner seiner Gemeinde das Tierheim begrüßen.

Die selbstverständliche Pflicht der Tierschützer, sich um ausgestoßene Kreaturen und den "tierischen Müll" unserer Wohlstandsgesellschaft zu kümmern, wird im Tierheim in vorbildlicher Weise verwirklicht. Birgit Röder, Erzhausen

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Kopftuch-Aktion abgelehnt

HANNOVER, 15. Januar (epd). Mit Empörung und Protest haben Vertreterinnen der Frauenbewegung auf den Vorschlag reagiert, deutsche Frauen sollten aus Solidarität mit Ausländerinnen einmal im Monat öffentlich ein Kopftuch tragen. Eine solche Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit wird unter anderen von der Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer, der katholischen Theologin Uta Ranke- Heinemann sowie der niedersächsischen Frauenministerin Waltraud Schoppe (Grüne) abgelehnt. Auch die schleswig- holsteinische Frauenministerin Gisela Böhrk (SPD) und kirchliche Frauenbeauftragte wiesen den Vorschlag des evangelischen Pfarrers Gerhard Williges energisch zurück.

Alice Schwarzer bezeichnete das Kopftuch als "Symbol für die Entrechtung und Demütigung von Frauen durch Fundamentalisten der islamischen Welt". Pfarrer Williges müsse sich fragen lassen, wie er es mit dem Christentum in bezug auf die weibliche Hälfte der Menschheit halte.

Waltraud Schoppe äußerte Befürchtungen, die Aktion könne von Musliminnen falsch verstanden werden. Sie wies auf zahlreiche türkische Mädchen hin, die massive Schwierigkeiten mit dem Tragen des Kopftuchs hätten.

Heute im Kinderkino: Ein Hund namens Beethoven

MAINTAL. Das Kinderkino Flimmerik zeigt am heutigen Freitag, 15. Januar, 15 Uhr, im Kinderclub Dörnigheim (in Räumen der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Ascher Straße), den Film "Ein Hund namens Beethoven".

Der Streifen ist freigegeben für Kinder ab sechs Jahren. Der Eintritt kostet 2,50 Mark.

Inhaltlich geht es um einen Bernhardiner-Hund, der eine Leidenschaft für Beethoven-Musik hat. pom

"Keine Querulanten, sondern normale Bürger" Holzschutzmittel-Prozeß tritt in die Schlußphase

Nach einer längeren Verhandlungspause zwischen den Jahren ist der Holzschutzmittel-Prozeß jetzt vor dem Frankfurter Landgericht in die Schlußphase getreten. Als einer von vier Hauptgutachtern kam der Heidelberger Internist Professor Wolfgang Huber zu Wort. Er ließ in seiner Expertise keinen Zweifel daran, daß PCP (Pentachlorphenol) und Lindan in Holzschutzmitteln Ursache einer Reihe von Erkrankungen sind.

Huber gehört zu den wenigen Fachleuten auf dem Gebiet des sogenannten Holzschutzmittel-Syndroms. Er selbst hat es bei insgesamt etwa 300 Patienten festgestellt.

Hubers Beobachtungen zufolge liegen die Schädigungen durch PCP mehr im immunolologisch-internistischen Bereich, während Lindan vor allem für zentral- nervöse Störungen verantwortlich sei. Kennzeichnend für ein HMS-Syndrom sei auch, daß die Beschwerden der Patienten in dem Maße abklangen, wie sie eine Sanierung ihrer mit Holzschutzmitteln behandelten Räume vornahmen.

Zu den Fällen, die der Sachverständige im Auftrag der Umweltstrafkammer nachuntersuchte, gehört auch die Krankengeschichte der 19 Jahre alten Judith K. Knapp ein Jahrzehnt nachdem ihr Vater das Holzblockhaus der Familie mit "Xyladekor" angestrichen hatte, war sie im Frühjahr 1986 akut an Leukämie erkrankt und hatte sich einer Knochenmarkstransplantation unterziehen müssen. Ihr Fall gilt im Holzschutzmittelprozeß als der gravierendste.

Nach Hubers Ansicht ist auch Judith K.s Erkrankung auf eine massive Exposition durch PCP-haltige Holzschutzmittel zurückzuführen.

In diesem Zusammenhang wies der Professor darauf hin, daß dem Bonner Gesundheitsministerium im Holzschutzmittelkomplex bereits 1978 der Fall eines Mädchens bekannt gewesen sei, das an Leukämie gestorben sei. Obwohl das Bundesgesundheitsamt diesem und anderen Fällen hätte nachgehen sollen, sei die Behörde erst acht Jahre später darauf eingegangen.

Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall Judith K. insofern von besonderer Bedeutung, weil er einen Tatbestand erfüllen könnte, der bereits ein Verbrechen darstellt. Danach hätten die beiden Angeklagten, Geschäftsführer der Düsseldorfer Firma Despwag-Materialschutz GmbH allein schon wegen dieses Falles mit einer Strafe von nicht unter einem Jahr zu rechnen.

Um die Frage der Kausalität restlos abzuklären, soll als weiterer Sachverständiger ein Kieler Leukämie-Experte vernommen werden.

Wie Huber auf Fragen des Gerichts betonte, habe keine der von ihm untersuchten sechs Familien eine übertriebene Schilderung ihrer Beschwerden abgegeben. Als Beispiel nannte er den Fall eines betroffenen Arztes, der heute nach der Sanierung seines Hauses mit dem Holzschutzmittelkomplex am liebsten nichts mehr zu tun hätte.

Auch die Eltern von Judith K. hätten sich eher behutsam und abwartend verhalten. Huber: "Alles keine Querulanten und Nörgler, sondern ganz normale Bürger". Lepp

Angestellte schlug Räuber in die Flucht Überfall auf Spielothek in Biebrich

WIESBADEN. In die Flucht schlug eine 60jährige Angestellte einer Spielothek einen Räuber, der gestern vormittag die Kasse plündern wollte.

Wie die Polizei berichtete, hielt sich der Täter schon geraume Zeit in der Spielothek in der Biebricher Rathausstraße auf, beobachtete offenbar die Angestellte. Als die 60jährige in eine angrenzende Teeküche ging, folgte der Mann, bedrohte sie mit einer Pistole und verlangte: "Kasse auf!" Die Frau schlug geistesgegenwärtig die Tür zu, schloß sich ein und rief aus einem Fenster um Hilfe. Anwohner alarmierten die Polizei. Als die eintraf, hatte sich der Räuber aus dem Staub gemacht. Die Fahndung blieb ohne Erfolg.

Der Mann soll etwa 25 Jahre alt und 1,75 Meter groß sein, schwarze Haare und einen Oberlippenbart haben. Bekleidet war er mit einem beigen Parka. (kkü)

Kleine FR

Nähkursus für Anfänger Am Montag, 18. Januar, beginnt um 19.30 Uhr im Sindlinger Gemeindezentrum "Arche" ein neuer Nähkursus für Anfänger und Fortgeschrittene. Die Teilnahmegebühr beträgt 66 Mark. Anmeldungen nimmt die Evangelische Kirchengemeinde unter Telefon 069 /30 65 09 entgegen.Friedensgebet in St. Johannes Zu einem Friedensgebet lädt der Liturgiekreis der katholische Pfarrgemeinde St. Johannes in Unterliederbach für heute, Freitag, in die Krypta der Kirche, Königsteiner Straße (Eingang vom Pfarrhof), ein. Der Gottesdienst angesichts der aktuellen Entwicklung im Iran und des Krieges im ehemaligen Jugoslawien beginnt um 15 Uhr.

Erlös der Jagdnutzung für die Waldpflege

WEHRHEIM. Der Reinertrag aus der Jagdnutzung im Gemeindegebiet wird in diesem Jahr zweckgebunden für Pflegemaßnahmen in Feld und Wald ausgegeben werden. Dabei soll der Schwerpunkt für die Unterhaltung der Wege, Biotope und Wasserläufe verwendet werden. Diesen Beschluß faßte die Jagdgenossenschaft einstimmig in einer Versammlung. Die Jagdgemeinschaft ist Mitgied der neuen Pflegegemeinschaft. Bei den Neuwahlen zum Vorstand wurde Bürgermeister Helmut Michel zum Jagdvorstand bestimmt; sein Stellvertreter wurde der Erste Beigeordnete Edwin Seng. cn

Sparen auch bei der Feuerwehr Mehr Krankentransporte sollen an Hilfsorganisationen gehen

Die vom Magistrat Anfang vergangenen Jahres beschlossenen Sparmaßnahmen für die Stadtverwaltung nehmen nun auch für den Bereich der Berufsfeuerwehr Gestalt an. Wie Personaldezernent Achim Vandreike gegenüber der FR sagte, will die Stadt Frankfurt nun doch mittelfristig einen Teil des Krankentransportwesens an die Hilfsorganisationen abgeben.

Geprüft wird seinen Worten nach ferner, ob Wartung und Reparaturen von Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr in Zukunft weiterhin von den eigenen 15 Kräften durchgeführt oder nicht besser von einer privaten Werkstatt erledigt werden sollen. Bereits in den vergangenen Wochen wurden darüber Gespräche mit dem Personalrat der Berufsfeuerwehr geführt.

Als eine Art Gegenleistung für diesen Verzicht der Wehrleute, die im vergangenen Jahr mit umfangreichen Protestkundgebungen gegen Personalkürzungen gedroht hatten, will der Magistrat in Verhandlungen mit dem Land erreichen, daß Ausbildung und Laufbahn der Feuerwehrleute verbessert werden.

Am einschneidendsten dürfte nach Ansicht von Feuerwehrleuten die Abgabe eines weiteren Teils des Krankentransportwesens sein. Bislang wird dieser Bereich zu 60 Prozent von den Hilfsorganisationen Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Malteser-Hilfswerk und Johanniter-Unfallhilfe abgedeckt, 40 Prozent von den Besatzungen der Berufsfeuerwehr. Nach den Vorstellungen des Frankfurter Magistrats soll nun die Berufsfeuerwehr voraussichtlich gegen Ende dieses Jahres ihr Kontingent auf 20 Prozent reduzieren.

Konkret bedeutet dies, daß die Berufsfeuerwehr zehn ihrer Krankenwagen an die Hilfsorganisationen abgibt. Nach den Worten Vandreikes wird man allerdings keine endgültigen Beschlüsse fassen, bevor sich nicht der neue Frankfurter Feuerwehrchef Reinhard Ries, der am 1. Februar sein Amt antritt, eingearbeitet hat.

Der Geschäftsführer des Arbeiter-Samariterbundes (ASB), Jürgen Lang, warnte die Stadt jedoch vor Euphorie, was die Kosteneinsparung der Kommune anbelangt. Die Hilfsorganisationen dürften nach dem Willen des Bundesgesetzgebers ab 1. Januar dieses Jahres als Verantwortliche auf den Krankentransportern nur noch ausgebildete Rettungssanitäter und keine Zivildienstleistenden mehr beschäftigen; ein zusätzlicher Kostenfaktor. Hinzu komme, daß die Krankenkassen im Zuge des neuen Gesundheitsreformgesetzes für einen Krankentransport nur noch 250 statt bisher 320 Mark zahlten. Dies bedeute, daß den Hilfsorganisationen im Falle der Übernahme eines weiteren Teils des Krankentransportwesens der Berufsfeuerwehr jährlich ein Minus von 140 000 Mark beschert werde. Dann werde man wohl die Stadt zur Kasse bitten müssen.

Vandreike sagte, dieser Aspekt sei ihm bislang noch nicht bekannt gewesen. enk

Staugefahr in der Hanauer Vorstadt

HANAU. Wegen einer Baustelle ist ab Montag, 18. Januar, im Bereich Hanauer Vorstadt/Kleine Hainstraße mit erheblichen Verkehrsbehinderungen zu rechnen.

Den Autofahrern steht dann nur noch ein Fahrstreifen zur Verfügung. Die Arbeiten sollen laut Stadtverwaltung rund drei Wochen dauern.

Wieder Streit um Hanauer "Aktenaffäre"

WIESBADEN. Der stellvertretende CDU-Fraktionschef Roland Koch hat den hessischen Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) aufgefordert, die Genehmigungstätigkeit für die neue Mox-Brennelementefabrik der Atomfirma Siemens in Hanau wieder aufzunehmen. Koch hält den "Hanauer Aktenskandal" für aufgeklärt, nachdem die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Beamte des Umweltministeriums wegen der Auslagerung der atomrechtlichen Genehmigungsakten eingestellt hat.

Laut Koch ist damit erwiesen, daß die Vorwürfe gegen Fischers Amtsvorgänger Karlheinz Weimar (CDU) "aus der Luft gegriffen waren". Unter Weimar waren wichtige Genehmigungsunterlagen aus dem Ministerium, angeblich wegen Platzmangels in Zusammenhang mit einem Umzug des Ministeriums, in Siemens- Gewahrsam verlagert worden. Bei der Firma in Hanau wurden an den Akten nachweislich in mindestens 150 Fällen Veränderungen vorgenommen, so Koch. Er sieht darin jedoch bloß Änderungen "erläuternder und modifizierender Natur". Die Inhalte seien nicht manipuliert worden.

Ihre Auslagerung durch den CDU-Umweltminister Weimar sei eine "Dummheit gewesen", die indes nach dem jetzigen Beschluß der Staatsanwaltschaft rechtlich nicht zu beanstanden sei. Von den Vorwürfen sei nichts übriggeblieben. Koch verlangte von Fischer, nun auch das Disziplinarverfahren gegen seine Mitarbeiter einzustellen und das vorliegende Gutachten zu veröffentlichen.

Die Sprecherin des Umweltministeriums, Renate Gunzenhauser, sprach von einem "Trugschluß" des CDU-Politikers, wenn er die Angelegenheit für beendet erkläre. Peter Hartherz (SPD) bescheinigte Koch "atomrechtlichen Unverstand". Entgegen Kochs Erklärung sei die gutachterliche Überprüfung der Aktenauslagerung und ihrer genehmigungsrechtlichen Konsequenzen noch nicht abgeschlossen. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Rupert von Plottnitz, hielt Koch vor, "die Tatsachen zu verdrehen." Die Auslagerung der Akten in die Firma der Antragstellerin erwecke nach wie vor den Anschein "eines hochgradig kollektiven Zusammenwirkens von Genehmigungsbehörden und Betreibern". gra

Im Hintergrund: Kronzeugenregelung Trotz Bedenken verlängert

"Ich gebe . . . ohne weiteres zu, daß sich der Erfolg vielleicht nicht so eingestellt hat, wie wir ihn erhofft haben." Das sagte vor etwa zwei Monaten Norbert Geis, rechtspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, über die sogenannte Kronzeugenregelung. Sie gilt seit 1989 und verspricht Tätern aus der terroristischen Szene Straferlaß, wenn sie gegen einstige Gesinnungsgenossen aussagen. Selbst die Bonner Koalition scheint vom Nutzen des Gesetzes nicht überzeugt. Etliche Rechtsexperten, die Opposition und die Bundesjustizministerin halten sie außerdem für rechtsstaatlich bedenklich oder untragbar. Dennoch billigte der Bundesrat am gestrigen Donnerstag einen Gesetzentwurf des Bundestages, der die Ende 1992 ausgelaufene Sonderregelung bis Ende 1995 verlängert.

Die Argumente der Befürworter und der Gegner haben sich seit 1989 kaum geändert. Freilich muß es der Union und der FDP in den vergangenen Monaten schwerer als vor einigen Jahren gefallen sein, für ihr Anliegen zu werben: Die Prognosen der Bundesregierung blieben unerfüllt, die Versprechen uneingelöst.

So hat das Gesetz Anschläge der Rote Armee Fraktion (RAF) - etwa die auf den damaligen Chef der Berliner Treuhandanstalt, Detlev Carsten Rohwedder, und auf Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank - nicht verhindert. Ebensowenig sind Angehörige der ersten RAF- Generation wegen der Kronzeugenregelung vom bewaffneten Kampf abgerückt. Sie haben vielmehr erkannt, daß ihre Strategie erfolglos war. Terroristische Straftaten der letzten Zeit konnten die Behörden mit Hilfe des Sonderrechts nicht aufklären. Und die in der Ex-DDR untergeschlüpften RAF-Mitglieder plauderten lediglich über Ereignisse, die rund ein Jahrzehnt zurücklagen.

Von einst gerne vorgezeigten Kronzeugen will die Bundesregierung heute lieber nichts mehr wissen. Das ist verständlich: Siegfrid Nonne, Kronzeuge im Fall Herrhausen, erwies sich als früherer Kontaktmann des Verfassungsschutzes, widerrief seine Aussagen und mußte wegen seiner labilen Verfassung psychiatrisch behandelt werden. Ali Cetiner, Kronzeuge im Düsseldorfer Prozeß gegen die kurdische Arbeiterpartei PKK, widerrief später und ist nach einem ärztlichen Gutachten für das Berliner Landgericht "schwach begabt und grenzdebil".

Zu dieser schwachen Bilanz gesellen sich erhebliche Zweifel daran, ob das Gesetz mit unserer Rechtsordnung vereinbar ist. Indem sie auch schwerster Straftaten Verdächtige verschont, verstößt die Kronzeugenregelung gegen das Legalitätsprinzip. Dieses verpflichtet den Staat, Straftaten zu verfolgen. Den Gleichheitsgrundsatz läßt die Regelung unberücksichtigt. Sie verspricht Terroristen Straffreiheit oder eine mildere Strafe, wenn deren Aussage künftige Taten verhindert, vergangene aufgeklärt oder deswegen andere Täter gefaßt werden. "Gewöhnliche" Mörder, die auspacken werden, hingegen nicht belohnt. Überdies macht das Sonderrecht die Staatsanwaltschaft zur Herrin des Verfahrens. Gerade das aber sieht die Strafprozeßordnung nicht vor. Schießlich versprechen die Staatsanwälte den Kronzeugen für die abgerungenen Aussagen Strafnachlaß - und oft weigern sich die Richter, diesen dann auch zu gewähren.

Etliche Richter, Staatsanwälte, Rechtsanwälte, Jura-Professoren, Sozialdemokraten, Grüne und einige Freidemokraten lehnen die Regelung uneingeschränkt ab. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat in den vergangenen Monaten mit der Autorität ihres Amtes für das Auslaufen des Gesetzes gestritten. Aller Protest ist ungehört verhallt. Die Bonner Koalition und die Mehrheit des Bundesrates haben anders entschieden. Ihre Begründung: Der Zeitraum von zwei Jahren sei zu kurz, um über das Instrument Kronzeugenregelung zu urteilen. Auch wolle man alle Mittel gegen den wachsenden Rechtsextremismus bereithalten. Weshalb das Gesetz in diesem Umfeld wirkugsvoller sein sollte als in der linksextremistischen Szene, sagt freilich keiner der Befürworter.

FERDOS FORUDASTAN (Bonn)

War Bauministerium gewarnt?

ptz BONN, 14. Januar. Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) verstrickt sich nach Ansicht des SPD-Bundestagsabgeordneten Achim Großmann "immer tiefer in ein Gestrüpp von Unwahrheiten". Im Gegensatz zu ihrer Darstellung vor dem Bauausschuß führe das Ministerium den Anleger-Informationsdienst Gerlach-Report. Dieser werde dem Ministerium "als Freiabonnement zur Verfügung gestellt", behauptet Großmann. Frau Schwaetzer hatte in einer Kundenzeitschrift des Immobilienunternehmens Germania deren Dienste gelobt. Sie versicherte mehrfach, die Seriosität zuvor geprüft zu haben. Der Gerlach-Report hatte Kapitalanleger 1991 vor einem Germania-Prospekt unter der Rubrik "Vorsichts-Kandidaten" gewarnt. Vor dem Ausschuß hatte Schwaetzer am Mittwoch erklärt, zur Prüfung sei der verfügbare Dienst Kapitalmarkt-intern herangezogen worden. Der hatte 1989 kritisch über Germania-Produkte berichtet. Schwaetzer zufolge wurden jedoch nur die Jahrgänge 1992 und 1991 gesichtet.

Kleine FR

CDU bietet Gespräche am Infostand ESCHBORN. Wer sich mit CDU-Politikern unterhalten möchte, hat dazu am Samstag, 16. Januar, an mehreren Informationsständen Gelegenheit: Die christdemokratischen Politiker sind am Rathausplatz, auf dem Montgeronplatz und beim HL-Markt an der Steinbacher Straße zu finden. Beratung für Sprachbehinderte HOFHEIM. Vorschulkinder, Schüler aus weiterführenden Schulen, Jugendliche und Erwachsene mit Sprachschwierigkeiten können sich am Montag, 18. Januar, im Gesundheitsamt (Kreishaus) über Hilfsangebote informieren. Die Beratungsstelle für Sprachbehinderte ist an diesem Tag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Anmeldung unter Telefon 201-146 oder 147. Schnellbahn ist Thema HOFHEIM. Die ICE-Trasse Köln - Rhein/Main und gleich dreimal die Bauleitplanung sind Themen in der Sitzung des Ausschusses für Planung und Verkehr. Getagt wird am Montag, 18. Januar, 20 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses. Umweltausschuß tagt HOFHEIM. Der Umwelt- und Forstausschuß wird sich am Montag, 18. Januar, mit der Renaturierung des Wickerbachsystems befassen. Von 19 Uhr an geht es im Sitzungszimmer 402 und 403 aber auch um die Bauleitplanung wie die Richtlinien für die Gewährung von Zuschüssen zum Bau von Solaranlagen zur Brauch- und Beckenwassererwärmung. Fassbinders "Katzelmacher" KRIFTEL. Der Foto- und Filmclub zeigt in Zusammenarbeit mit der Weingarten-Schule den Film "Katzelmacher" von Rainer Werner Fassbinder. Am Dienstag, 19. Januar, beginnt die Vorführung in der Aula der Weingarten-Schule um 20 Uhr. Erwachsene zahlen zwei, Jugendliche eine Mark Eintritt. Informationen zur Rente HOFHEIM. Im Rathaus der Kreisstadt findet am Dienstag, 19. Januar, von 9 bis 12 Uhr wieder ein Sprechtag der Arbeiter-Rentenversicherung statt. Dabei gibt es Ratschläge in allen Fragen des Sozialrechts. Interessenten gehen in Zimmer 402. SV Kriftel berät KRIFTEL. Der Sportverein 07 Kriftel, größter Verein der Gemeinde, lädt für Dienstag, 26. Januar, ins Haus der Vereine (Schulstraße) ein. Von 20 Uhr an stehen neun Punkte auf der Tagesordnung, darunter auch der Bericht zur finanziellen Situation des Vereins.

Volkshochschule lockt mit Schnupperabend

HÖCHST. Am heutigen Freitag stellt die Volkshochschule in Höchst von 18 bis 21 Uhr ihre neuen Kurse in der Programmsparte "Berufliche Weiterbildung" während eines Informationsabends vor. Unter dem Namen "EDV-Forum und Workshop zur Semestereinschreibung" gibt es an diesem Abend Vorträge mit Demonstrationen und Übungen.

Vorgestellt werden genauso Kurse zu den verschiedenen Produkten der Anwender-Software wie Workshops über die Datenverarbeitung in Mathematik, Naturwissenschaften, Technik sowie bei kaufmännischer Verwendung. Der neue Lehrplan für das Frühjahrs-Semester wird in den nächsten Tagen ausgelegt.

Der Schnupperabend in der Michael- Stumpf-Straße 2 läuft im Bikuz-Neubau, Raum 38. gre

Kreis schränkt Nutzung der Hainer Burg ein

DREIEICH. Das Kreisbauamt genehmigt in diesem Jahr maximal 50 Veranstaltungstage zwischen Mitte Mai und Ende September in der Burg Dreieichenhain. Das teilte der Dreieicher Magistrat mit. Nach seiner Auffassung wird damit den Interessen der Anwohner im Sinne des von der Stadt vorgeschlagenen Konzepts für die Festspiele Rechnung getragen: "Für die Festspiele allein stehen zirka 25 bis 30 Spieltage zur Verfügung." Der Rest werde durch andere traditionelle Veranstaltungen des Bürgerhauses und der Theatergruppe des Geschichts- und Heimatvereins abgedeckt.

Laut Magistrat sieht die neue Genehmigung vor: En bloc darf nur fünf Tage hintereinander gespielt werden. Dann muß zwei Tage Ruhe sein. Von Ausnahmen abgesehen darf nur zwischen 9 und 13 Uhr sowie zwischen 15 und 20 Uhr geprobt werden. Alle Abendvorstellungen müssen um 23 Uhr beendet sein.

Durch die neue Genehmigung kann sich die Stadt in ihrer Position gegenüber Konzertdirektor Mirco von Specht bestätigt sehen. Von Specht, Hauptveranstalter der Festspiele, hatte sich mehrfach gegen eine Reduzierung der Spieltage ausgesprochen. Ob es nach dem Streit zwischen den ehemaligen Partnern in diesem Jahr überhaupt Festspiele geben wird, gilt als unwahrscheinlich. dac

HEUTE LESEN SIE

Palästinenser Israel gesprächsbereit Seite 2

Leitartikel Die Strafaktion gegen Irak Seite 3

Atom-Anhörung Wie im Hochsicherheitstrakt Seite 4

Dokumentation Massensterben in Sudan Seite 12

Wirtschaft Krise in der EDV-Branche Seite 13

Sport Eintracht verpflichtet Georgier Seite 16

Frankfurt Angst vor dem "Durst" der Stadt Seite 19

Hessen Biogas ein Flop Seite 26

Freie Aussprache Seite 9

Fernsehen und Funk Seiten 10+11

Börse Seite 15

Roman Seite 16

Filmspiegel Seite 18

SPD lehnt "Blankoscheck" ab Fraktion weist Koalitionskompromiß zu Kampfeinsätzen zurück

wtr BONN, 14. Januar. Eine Einigung zwischen Regierungskoalition und SPD über eine Verfassungsänderung zum Einsatz deutscher Soldaten scheint seit Donnerstag vormittag in weite Ferne gerückt. Einstimmig beschloß die SPD auf einer eilig einberufenen Sondersitzung der Fraktion, den Vorschlag von CDU/CSU und FDP vom Vortage abzulehnen.

Außenminister Klaus Kinkel (FDP) forderte die SPD dagegen auf, die Vorschläge erst "sorgfältig zu prüfen" und dann Gespräche mit der Koalition zu führen. Kinkel beharrte auf einer Grundgesetzänderung, zu der die Koalition wegen der erforderlichen Zweidrittelmehrheit die SPD braucht. Eine Regelung des Bundeswehreinsatzes durch einfaches Gesetz, also nur mit der Mehrheit der Koalition, lehnte er ab.

In der SPD-Fraktion war vor allem der Punkt 3 des Koalitionsvorschlages auf Ablehnung gestoßen. Das sei eine "Provokation", hieß es. Die Koalition hatte sich darauf geeinigt, die Bundeswehr nicht nur bei "friedenserhaltenden" und "friedenherstellenden" Maßnahmen der UN einzusetzen, sondern auch, im Rahmen zum Beispiel der NATO oder der Westeuropäischen Union (WEU), bei Hilfeleistung für einen angegriffenen Staat, bevor sich die Vereinten Nationen damit beschäftigt haben. SPD-Chef Björn Engholm warf der Regierung vor, einen "Blankoscheck" für Bundeswehreinsätze "in aller Welt" haben zu wollen. Das "stärkt nicht die Vereinten Nationen".

Am heutigen Freitag wird der Bundestag in erster Lesung den Entwurf der Koalition für eine Grundgesetzänderung behandeln. Abschließend werden sich die Ausschüsse damit beschäftigen. Die Sozialdemokraten, die bereits vergangenes Jahr einen eigenen Antrag vorgelegt hatten, scheinen zu weiteren Spitzengesprächen mit der Koalition über diese Frage nicht bereit zu sein. Der parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Peter Struck, wies darauf hin, daß "jetzt in den zuständigen Gremien des Bundestages beraten" werden müsse. Kinkel betonte, daß er, wie schon vor der Koalitionsentscheidung, zu Gesprächen zur Verfügung stehe.

Deutsche für Awacs entbehrlich Bundeswehr: Adria-Kontrolle wäre auch bei Ausstieg gesichert

wtr BONN, 14. Januar. Selbst wenn die Bundesrepublik die deutschen Soldaten aus den Awacs-Flugzeugen der NATO über der Adria abziehen würde, wäre das Überwachen des bosnischen Luftraumes nicht gefährdet. Dies geht, wie in Militärkreisen bekannt wurde, aus einem Gutachten von Bundeswehr-Generalinspekteur Klaus Naumann hervor.

Bislang hat die Bundesregierung immer die Auffassung vertreten, die UN-Aktion in Bosnien könne ohne deutsche Soldaten nicht fortgesetzt werden. Dieses Problem stellt sich dann, wenn der UN- Sicherheitsrat das militärische Durchsetzen des Flugverbotes über dem Land anordnet und die Awacs damit in Kampfhandlungen verwickelt, die deutschen Soldaten nach Auffassung von FDP und SPD grundgesetzlich verboten sind.

Nach Naumanns Ausführungen braucht man mindestens zwölf der 27 NATO-Awacs, um den UN-Auftrag zu erfüllen. Entsprechend sind zwölf Maschinen ständig einsatzbereit. Steigen die Deutschen, die fast ein Drittel des Personals stellen, aus, wären nur noch neun Awacs einsatzbereit. Um wieder auf die notwendige Einsatzstärke zu kommen, wäre es aber kein Problem, drei Awacs der französischen und/oder britischen Luftwaffe in den Verband einzugliedern.

Ein Ausstieg aus den Awacs über der Adria im Falle von Kampfhandlungen wäre allerdings kein Präzedenzfall. Ohne großes öffentliches Aufsehen hatte Bonn nämlich seine Soldaten aus den Awacs abgezogen, die von Österreich und Ungarn aus den Luftraum des Kriegsgebietes überwachen. Beide Länder sind "out of area", gehören also nicht zum NATO- Gebiet. Deutsche Soldaten dürfen dort nicht tätig werden. Sollte der UN-Sicherheitsrat Militärmaßnahmen beschließen, könnte das zu einer schweren Koalitionskrise führen. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) will dann aus verfassungsrechtlichen Gründen die Abberufung deutscher Soldaten fordern. CDU und CSU beharren auf einem Verbleib. Kanzler Helmut Kohl hat sich noch nicht eindeutig geäußert. (Weiterer Bericht S. 4)

Von Joachim Wille

Aus dem Bildschirm, aus dem Sinn. Wetten, daß die verölten Schettlandinseln an diesem Wochende schon wieder aus unserem Bewußtsein verschwunden sind? Gut eine Woche lang hielt der archaisch anmutende Kampf des leckgeschlagenen Ölriesen Braer gegen die aufbrausenden Naturgewalten die Mitwelt in Spannung. Dann zerbrach der betagte Tanker, den seine Mannschaft fahrlässig auf Kollisionskurs gebracht und hernach in verständlicher Panik im Stich gelassen hatte. Das Wrack verschwand samt der 85 000-Tonnen-Ladung, es nach unten, sie in alle Richtung: zur Hälfte verdampfend in die Atmosphäre, ansonsten abgesunken auf den Meeresboden, in Fetzen zerquirlt in der See,

Boxen für Fahrräder vorm Limes-Bahnhof

SCHWALBACH. Zwölf abschließbare Boxen für Fahrräder sollen demnächst vorm Limes-Bahnhof montiert werden. Wie der Grünen-Stadtverordnete Arnold Bernhardt sagte, erging dieser Beschluß auf einen Antrag seiner Fraktion hin. Die CDU hatte schon einmal einen Prüfungsantrag zum selben Thema gestellt. Jetzt ist der Magistrat laut Bernhardt beauftragt, mit Eschborn zu verhandeln, ob am Niederhöchstädter Bahnhof ähnliche Boxen aufgestellt werden können. she

Vortrag über Leben, Tod und Auferstehung

HOFHEIM. Jüdische Sitten und Bräuche stellt der stellvertretende Vorsitzende der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Wolfgang Zink, beim nächsten Stammtisch des Lorsbacher Heimat- und Geschichtsvereins vor. Er beginnt am Montag, 18. Januar, um 20 Uhr im Kolleg der Gaststätte "Nassauische Schweiz".

Anhand des jüdischen Friedhofs in Wallau erläutert Zink, warum die Totenstätten noch heute erhalten werden, warum sie oft außerhalb von Kommunen liegen und was Juden von Leben, Tod und Auferstehung glauben. set

Im Blickpunkt: Der Gang zur Urne

MAIN-TAUNUS-KREIS. Gleich mehrere Entscheidungen haben die Bürger bei der Kommunalwahl am 7. März zu treffen: Sie geben ihre Stimmen für Ortsbeiräte, Stadt- und Gemeindeparlamente, Kreistag und Umlandverband ab. Und bei jeder der Abstimmungen kann - im Gegensatz zur Bundestagswahl - jeweils ein Kreuzchen gemacht werden. Beispiel Stadtverordnetenversammlung: Bekommt die gewählte Partei mehr als fünf Prozent der abgegebenen Stimmen, ist der Weg ins Parlament frei. Wer die Hürde nicht überspringt, muß draußen bleiben.

Zunächst entscheiden die Einwohner der Region über die Fraktionsstärke der Parteien im Kreistag. Dafür bekommen sie bei der Stimmabgabe einen rötlichen Zettel in die Hand, der alle Parteien auflistet, die sich um den Einzug ins Kreishaus bewerben.

Darüber hinaus wählen die Bürger die Kandidaten, die den Kreis im Umlandverband Frankfurt (UVF) vertreten. Etwa sechs bis sieben Gruppen werden sich um die 105 Plätze in der Regionalvertretung bemühen. Der Stimmzettel dafür ist grün.

Außerdem können die Stimmberechtigten ihr Kreuz auf einem weißen Wahlzettel machen, der jene Parteien auflistet, die Kandidaten in die Stadt- und Gemeindeparlamente schicken wollen. Mancherorts haben die Wähler schließlich noch die Gelegenheit, in einem vierten Wahlgang über die Zusammensetzung der Ortsbeiräte zu bestimmen.

Derzeit ist allerdings offen, wie die Wahlen am 7. März vonstatten gehen. Ein Mann aus dem Rodgauer Stadtteil Nieder-Roden (Kreis Offenbach) hat vor drei Jahren Klage gegen die Verwendung von Wahlmaschinen eingereicht. Nach Einschätzung des 56jährigen hat bei den Automaten niemand Gewähr, ob die Stimme auch jene Partei bekomme, die man wählen wolle. Fehlfunktionen seien nicht auszuschließen.

Inzwischen beschäftigen sich die Verfassungsrichter in Karlsruhe mit der Klage. Geben sie dem Einspruch noch vor dem 7. März statt, bleiben die Wahlmaschinen überall in den Holzkisten. Die Wähler müßten wieder zum Stift greifen und das bekannte Kreuz im Kästchen machen. Die Entscheidung darüber steht aus.

In den Wahlmaschinen belegt jede Partei eines der neun Felder. Ein zehntes Feld ist für jene reserviert, die sich der Stimme enthalten wollen. Da die Bürger drei und in manchen Fällen sogar vier Stimmen abgeben können, müssen auch entsprechend viele Maschinen je Wahlgang aufgestellt werden. schu

Skandal im Hause Kiepenheuer Leipzig Treuhand stellt Strafanzeige gegen Verlags-Geschäftsführer

LEIPZIG/BERLIN. Beim Gustav-Kiepenheuer-Verlag in Leipzig ist offenbar ein gewaltiger Skandal aufgeflogen. Die Berliner Treuhandanstalt hat Strafanzeige gegen die beiden Geschäftsführer - den Ex-Cheflektor Friedemann Berger sowie seinen Kollegen Peter Laubner - gestellt, die den zu DDR-Zeiten volkseigenen Kiepenheuer-Verlag Mitte 1991 von der Staatsholding gekauft hatten.

Berger und Laubner wird, so die Treuhand, vorgeworfen, wertvolle Kunstgegenstände sowie bilanzpflichtige Forderungen über mindestens 2,9 Millionen DM bei der Übernahme des Verlages verschwiegen zu haben. Die Treuhand will deshalb den Kaufvertrag rückgängig machen und den Betrieb neu ausschreiben.

Die beiden Beschuldigten, gegen die inzwischen Hausverbot erlassen wurde, bestreiten die Vorwürfe energisch. Sie vermuten die Kölner Konkurrenz vom Kiepenheuer & Witsch-Verlag hinter der Aktion, die einen Wettbewerber vom Markt haben wolle und ohnehin Rückgabeansprüche auf das Verlagshaus angemeldet habe.

Nach Treuhand-Angaben geht es bei den von den Beschuldigten an ein Münchner Auktionshaus verkauften, verschwiegenen Archivbeständen vor allem um den "Berliner Nachlaß" des Dichters Joseph Roth sowie um eine weltweit einmalige Sammlung von 120 handsignierten Originalgraphiken von so bekannten Künstlern wie Feininger, Klee, Rohls, Schmidt-Rottluff, Kokoschka und Lembruck ("Die Schaffenden", Verlag Kiepenheuer, Weimar, 1918-1922).

Die Treuhand hat die Kunstgegenstände mittlerweile zurückerworben. Der Vorstand der Behörde prüft derzeit, ob eine Schenkung der Graphikmappen an ein Museum und des Roth-Nachlasses an das Marbacher Archiv rechtlich möglich ist.

Die Graphiksammlung und die Roth- Werke habe man verkaufen müssen, so Berger, weil Kreditsicherheiten gefehlt hätten. Nach Bergers Auskunft zahlten die beiden Nocheigentümer für den Verlag 300 000 DM an die Treuhand und übernahmen 1,5 Millionen Mark Altschulden. Derzeit arbeiten noch sieben Mitarbeiter in dem Betrieb, der zu DDR-Zeiten mit 85 Beschäftigten auf rund 20 Millionen Mark Umsatz kam.

Berger erhebt seinerseits schwere Vorwürfe gegen den Kölner Kiepenheuer & Witsch-Verlag. Die Strafanzeige, die bereits im November zu einer polizeilichen Durchsuchung der Leipziger Verlagsräume geführt hatte, trage den Absender einer auch für den Kölner Verlag arbeitetenden Anwaltskanzlei. Die Rheinländer wollten zudem von dem kapitalschwachen Ostunternehmen nachträglich 37 000 DM an Lizenzgebühren kassieren, weil der damals volkseigene Betrieb je 50 000 statt der vereinbarten 30 000 Stück von sieben Romanen des Schriftstellers Heinrich Böll nachgedruckt habe.

Der Kölner Verlag tritt diesen Vorwürfen entschieden entgegen. Man habe weder eine Anzeige gegen den Leipziger Verlag veranlaßt noch an ihr mitgearbeitet, erklärte Prokurist Heinz Biehn auf Anfrage. Man habe auch keine Rückgabeansprüche auf die Ostfirma, die einmal das Stammhaus der Firma war, angemeldet und wolle dies auch nicht tun.

THOMAS WÜPPER

Schröder setzte sich für Kriegsschiff-Export ein Zustimmung zu Taiwan-Geschäft von Möllemann enthüllt / Grüne in Niedersachsen verärgert

sp HANNOVER, 14. Januar. Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) hat sich in Bonn im Interesse der norddeutschen Werften für den Export von Kriegsschiffen nach Taiwan eingesetzt. Der Wert des Auftrags mit Nebenleistungen wird auf 20 Milliarden Mark geschätzt. Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hatte sich ebenso wie sein Vorgänger Hans-Dietrich Genscher (FDP) diesem Geschäft widersetzt, weil es den Konflikt zwischen Taiwan und China gefährlich verschärfen und die Chancen für deutsche Exporte nach China mindern würde.

Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) hatte am Mittwoch im Bundestag berichtet, Schröder habe der Bundesregierung im Auftrag der Regierungschefs der Küstenländer Rückendekkung für das umstrittene Geschäft unter der Bedingung angeboten, daß die SPD dafür nicht öffentlich in Anspruch genommen werde. Schröder erklärte dazu, er sei davon ausgegangen, daß der Bundessicherheitrat das Geschäft genehmigen werde. Ähnlich wie Möllemann warfen ihm auch die niedersächsischen Freidemokraten und die Junge Union (JU) Heuchelei vor, wenn er nach außen "den politischen Saubermann spielen" und nicht für seine Politik einstehen wolle. Schröder widersprach den Vorwürfen mit dem Hinweis, er habe vor Beschäftigten einer Bremer Werft öffentlich gesagt, daß er eine positive Entscheidung der Bundesregierung stützen werde. Gegenüber Möllemann habe er nur angemerkt, daß die SPD-Bundestagsfraktion dafür nicht in Anspruch genommen werden könne.

Die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Hoops sagte, man habe sich darüber geeinigt, daß in der neuen niedersächsischen Verfassung Rüstungsexport außer in NATO-Staaten verboten werden soll. Die Grünen-Landeschefin Gila Altmann warf Schröder einen "Kniefall vor der Rüstungsindustrie" zu.

Dänemarks Premier abgetreten Schlüter zog Konsequenz aus Verhalten bei "Tamilen-Skandal"

KOPENHAGEN, 14. Januar (gam/dpa). Dänemarks Ministerpräsident Poul Schlüter hat am Donnerstag in Kopenhagen seinen Rücktritt erklärt. Der 63jährige konservative Politiker zog damit die Konsequenz aus der Kritik an seinem Verhalten beim "Tamilen-Skandal". In einem kurz vor seinem Rücktritt veröffentlichten Untersuchungsbericht waren Schlüter bewußt unrichtige Angaben gegenüber dem Parlament vorgeworfen worden.

Schlüter habe dem Parlament wissentlich Informationen vorenthalten, schrieb der Leiter des Untersuchungsgerichts, Mogens Hornslet, in seinem 6000-Seiten- Rapport. Schlüters Behauptung vor dem Parlament, daß beim Versuch, den Skandal aufzuklären, "nichts unter den Teppich gekehrt" worden sei, sei "direkt unwahr" gewesen. "Mit seiner Einsicht in die wahren Verhältnisse, die Schlüter zu diesem Zeitpunkt haben mußte, mußte er dies wissen", hieß es.

Harte Kritik wurde auch am früheren Justizminister Erik Ninn-Hansen, an Parlamentspräsident H. P. Clausen - Ninn- Hansens Nachfolger - und leitenden Beamten des Justizministeriums geübt. Ninn-Hansen hatte 1987 und 1988 rechtswidrig verhindert, daß rund 300 tamilische Flüchtlinge ihre Familien aus Sri Lanka nachholen konnten. Schlüter wird vorgeworfen, das Parlament hinters Licht geführt zu haben, als er nach Kritik des Ombudsmannes an den rechtswidrigen Praktiken den Fall für aufgeklärt erklärte und weitere Untersuchungen ablehnte.

Seiner Behauptung vor dem später eingesetzten Untersuchungsgericht, über das Ausmaß der Rechtsbeugungen nicht informiert gewesen zu sein, schenkte dessen Vorsitzender Hornslet keinen Glauben: Schlüter müsse gewußt haben, daß Ninn-Hansen selbst und nicht, wie dieser behauptet hatte, seine Beamten dafür verantwortlich waren, daß die Anträge auf Familienzusammenführung nicht behandelt wurden; daß seine Beamten mehrmals versucht hatten, diesen Beschluß zu ändern und daß das Vorgehen Ninn-Hansens nach Ansicht des Ombudsmannes direkt gesetzwidrig war. Nichts davon hatte Schlüter dem Parlament mitgeteilt.Alternative zum Rüstungsetat

BONN, 15. Januar (epd). Die Zahlung von Steuern für Rüstungsausgaben soll nach Vorstellungen der Bundestagsgruppe Bündnis 90/Grüne und einiger SPD- Abgeordneter von Steuerpflichtigen künftig aus Gewissensgründen verweigert werden können. Sie sprachen sich in Bonn für einen Gesetzentwurf der Bundestagsgruppe aus, der die Finanzierung der militärischen Verteidigung ändern will und Steuerverweigerung dafür zulassen soll.

Wie der ostdeutsche Abgeordnete Wolfgang Ullmann (Bündnis 90/Grüne) erläuterte, zielt der Gesetzentwurf auf die Auflösung des Verteidigungshaushaltes in seiner bisherigen Form. An seine Stelle sollten zwei Fonds treten, ein Fonds für Militärausgaben und ein Konversionsfonds. Von der Zahlung der "Militärsteuer" für den Militärfonds sollen dem Entwurf zufolge die Steuerpflichtigen befreit werden, die aus Gewissensgründen militärische Verteidigung und Krieg ablehnen. Statt dessen müßten sie einen gleich hohen Steuerbetrag an den Konversionsfonds zahlen, aus dem die Umwandlung von Rüstungsausgaben in ökologisch und sozial verträgliche Produktionen finanziert werden soll.

Leidenszeit

Der Kollege kam mit einer kleidsamen roten Nase ins Büro. Seine Worte klangen etwas gequetscht. Einmal wegen der geschwollenen Schleimhäute, zum anderen spricht sichs schlecht durchs baumwollene Taschentuch.

Der Schnupfen hat ihn fest im Griff. Und seine Frau auch, denn sie hätte heute morgen gegen 4 Uhr fast Anzeige wegen nächtlicher Ruhestörung gegen ihn erstattet.

Den Kollegen-Spott steckt er dennoch locker weg. Spätestens in der U-Bahn ist er wieder von Leidensgefährten umringt, die ihre Nasen ins Taschentuch versenken und sich gegenseitig ermuntern: "Ist ja kein Wunder, bei dem Wetter. Mal kalt, mal warm, mal windig, mal naß . . ."

Woraus wir lernen, daß Wetter nun mal gesundheitsgefährdend ist. Ihre Bastienne

Interesse am eigenen Stadtteil Michelbacher Wählergemeinschaft will nur in den Ortsbeirat

USINGEN. Eine neue Wählergemeinschaft hat sich im kleinsten Usinger Stadtteil gegründet: "Die unabhängige Wählergemeinschaft Michelbach". Sie will allerdings nur für die Wahl zum Ortsbeirat antreten. "Wir haben uns zusammengeschlossen, weil wir mit den Kandidaten der Parteien unzufrieden sind", erklärt der Mitinitiator der Gruppierung, Ronald Deusinger. Diese würden nur aus "Parteibuchgründen" aufgestellt. "Sie sind im Dorfleben nicht aktiv und deshalb auch nicht bekannt. Wie soll so jemand wissen, was die Bürger wollen?"

Dieses Wissen reklamieren hingegen jene Bewerber für sich, die auf der Liste der Wählergemeinschaft aufgestellt sind. Die acht Männer ("Zufall, keine Absicht") sind alle im Michelbacher Vereinsleben tätig, häufig sogar in Vorstandsposten. Sie vertreten sowohl den alten Ortskern als auch das Neubaugebiet.

"Wir wollen unabhängig von den Parteien Ansprechpartner für die Bürger in den kleinen täglichen Sachen sein und nur das örtliche Umfeld gestalten", nennt Deusinger, der stellvertretender Wehrführer und im Schützenverein aktiv ist, als Ziel.

Das Programm der Neuen wird noch erarbeitet. Aufgrund der bisherigen Resonanz in dem rund 350 Einwohner großen Ortsteil hofft die Wählergemeinschaft den Sprung in den Ortsbeirat zu schaffen. Auf Platz eins der Liste tritt Reinhard Richter an. Es folgen Karlheinz Erny, Walter Fischer und Horst Schüder. Die Positionen fünf bis acht stehen Michael Rihm, Klaus Richter und Ronald Deusinger. cn

Frankfurts größter Tanzveranstalter - die Saalbau GmbH Die städtische Gesellschaft bietet "Unterhaltung, ohne ein Amüsierbetrieb zu sein"/Jahresbericht zeigt Finanzlücke auf

Die Saalbau GmbH sieht sich "weiterhin auf Erfolgskurs". Die städtische Gesellschaft biete "Unterhaltung", sei aber "kein Amüsierbetrieb", sagte Kulturdezernentin Linda Reisch jetzt vor der Presse. Und mit diesem Konzept zieht die Saalbau-Mannschaft immer mehr Publikum an: Kamen 1991 rund 24 000 Besucher in die Bürgerhäuser, so waren es im vergangenen Jahr mehr als 29 000 Besucher. Zugleich stieg die Zahl der Veranstaltungen von 151 auf 171. Beeindrukkende Daten legte Reisch auch für die Vermietungen vor. Bei 68 000 Tages- und Dauervemietungen wurden rund 2,8 Millionen Besucher gezählt.

Den größten Zuspruch fanden die Tanzveranstaltungen. 60 Mal lud die Saalbau ein, und 12 000 Besucher ließen sich nicht lange bitten. Die Kulturdezernentin fand es "ganz enorm, was da für ein Vakuum war". Mit dem Ball-Angebot ist die Saalbau laut Reisch mittlerweile "Frankfurts größter Tanzveranstalter".

Im Kulturprogrammm mauserten sich die "Fisch-sucht-Fahrrad"-Partys zum Renner der Saison. Alle Partys waren ausverkauft, auch in diesem Jahr wird es Neuauflagen geben. Auch das hat die Kulturdezernentin ("Es ist ein Ort der Begegnung, kein Heiratsmarkt") so nicht erwartet. Weil die Saalbau nicht alle Trends vorausahnen kann, hat das Dezernat eine Marktuntersuchung zum Freizeitverhalten der Frankfurter in Auftrag gegeben. Die Marktforscher sollen erkunden, was sich an Bedürfnissen im Kultur- und Freizeitbereich entwickelt. Ergebnisse sollen im Februar vorliegen.

Saalbau-Geschäftsführer Andreas Eichstaedt kündigte zwei Neuerungen an. Das Erzählcafé, das bisher im Westend residiert, geht auf Reisen. An verschiedenen Orten im Stadtgebiet soll je ein stadtteilbezogenens Thema aufgegriffen werden; zum Auftakt wird Heinrich Prächter am 30. Januar, 16 Uhr, im Bürgertreff Bokkenheim über seine Kindheit in Bockenheim erzählen. Zweite Neuerung: Im Kunstbereich soll "mehr Professionalität" erreicht werden. Hierfür wurde Anita Kaegi gewonnen, die die Kunstmesse in Frankfurt aufgebaut hat. Sie übernimmt bei der Auswahl von Künstlern und Ausstellungen eine beratende Funktion.

Bei den Finanzen sieht es nicht ganz so rosig aus wie bei der Publikumsresonanz. 1991 - die Zahlen für 1992 liegen noch nicht vor - hatte die Saalbau 40 Millionen Mark Einnahmen und 60 Millionen Mark Ausgaben. "Das Defizit", so Eichstaedt, "stammt zu 98 Prozent aus der Bautätigkeit." Neu oder wieder eröffnet werden in diesem Jahr das Haus Nidda, die Turnhalle Bonames, das Haus Ronneburg und das Volkshaus Sossenheim. Es schließen sich die "Einweihung" des Rathauses Seckbach sowie die Übergabe der Nikolauskapelle in Bergen an. Ende des Jahres wird voraussichtlich auch das Richtfest für das Bürgerhaus am Bügel gefeiert. Wegen der Finanzlage der Stadt müsse das Bautempo in den kommenden Jahren gebremst werden, meinte Reisch. "Jetzt müssen wir durch dieses Tief durch", gab sie als Durchhalteparole aus. Für Veranstaltungen stehen in diesem Jahr 800 000 Mark plus 200 000 Mark für Werbung zur Verfügung. vo (Siehe links: "Wettstreit der Komiker . . . ")

Freizeit-Wüste bleibt der Geldregen versagt Arbeitskreis fordert Stellen und Stadtteilbüro für Jugend / Politiker verweisen auf leere Kassen

NIED. "Wenn nicht bald was passiert, kommt es im Stadtteil zu einer katastrophalen Entwicklung." Die Einschätzung von Dagmar Thiel, Pädagogin im Kinderhaus, teilen eigentlich fast alle. Die Vorstadt ist ein sozialer Brennpunkt. Zu spüren bekommen dies vor allem Jugendliche, für die es im Stadtteil mittlerweile fast keinen Platz mehr gibt. Der Teenie-Treff "Speisewagen" ist dicht, die Sozialarbeiter-Stelle im Georgskeller der Dreifaltigkeitsgemeinde nicht besetzt, ein Jugendhaus so schnell nicht in Sicht.

Seine "Minimalforderungen" angesichts dieser Freizeit-Wüste hat der Stadtteilarbeitskreis am Mittwoch den CDU-Stadtverordneten Dieter Mönch, Karin Meulenbergh und Karlheinz Bührmann vorgestellt. Der Verein für Kinder- und Jugendhilfe, der seit wenigen Monaten in der Mainzer Landstraße Teenies wenigstens ein kleines Freizeitangebot macht, braucht nach Meinung des Arbeitskreises Geld für einen zweiten Pädagogen. Mehr Personal fordert der Arbeitskreis auch für den Georgskeller und die Christuskirchengemeinde. Dort ist zur Zeit nur Geld für jeweils eine Ganz- und eine Halbtagskraft da. Beide Einrichtungen sollten mit je zwei Pädagogen arbeiten können.

"Außerdem brauchen wir ein Stadtteilbüro mit zwei Leuten für aufsuchende Sozialarbeit in Nied", erklärte Dagmar Thiel. Langfristig müsse auch eine eigene Stadtteiljugendpflege eingerichtet werden, verlangte der Arbeitskreis mit Hinweis auf die zu erwartende Bevölkerungsentwicklung.

Nicht locker läßt der Arbeitskreis auch in Sachen Jugendhaus. Die Stadt solle das Planfeststellungsverfahren für den Bau an der Ecke Mainzer Landstraße/ Birminghamstraße beschleunigen. Dagmar Thiel: "Ein Jugendhaus erst in 15 Jahren käme viel zu spät."

Viel Hoffnung mochten die Christdemokraten den Niedern allerdings nicht machen. Karin Meulenbergh: "Nied ist ein heißes Pflaster." Neue Stellen könnten aber keinesfalls geschaffen werden - "egal wie die Wahlen ausgehen". Wer angesichts der finanziellen Situation der Stadt anderes verspreche, lüge. "Wenn ein Sozialarbeiter hierher kommt, muß andernorts einer gestrichen werden." tos

Millionen-Investition für Schlachthof Dieburg?

DIEBURG. Mit einer Millionen-Investition zur Behebung der gravierendsten Hygiene- und Baumängel könnte der Kreis Darmstadt-Dieburg die Schließung des Schlachthofes in Dieburg bis 1995 hinauszögern. Das schlägt die Hessische Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft (HLT) in einer "Vorstudie" vor.

Wegen einiger Auflagen der Gewerbeaufsicht, die auf den seit 1. Januar geltenden Schlachthofhygiene- und Frischfleisch-Richtlinien der Europäischen Gemeinschaft beruhen, ist der Weiterbetrieb der Schlachtstätte gefährdet. Noch rund 20 Metzger nutzen den der Stadt Dieburg gehörenden Hof. Dort werden wöchentlich 500 Schweine und 60 Rinder getötet und verarbeitet.

Ein modernes "Erzeuger- und Vermarktungszentrum" für den Odenwaldkreis und die Ostregion des Landkreises Darmstadt-Dieburg könnte nach dem Konzept der HLT im Jahre 1995 den alten Schlachthof ablösen. Als mögliche Standorte sind Brensbach und Groß-Umstadt im Gespräch. Die beiden SPD-Landräte Hans-Jochim Klein und Horst Schnur, erklärte Gegner "anonymer Großschlachtfabriken", wollen mit dem Neubau den Viehzüchtern in der Region "Pluspunkte im Wettbewerb einräumen".

Ein Drittel der auf acht Millionen Mark geschätzten Neubaukosten könnten mit EG- und Landesmitteln bestritten werden. Auch für das Minimal-Sanierungsprogramm der Dieburger Schlachtstätte hat das hessische Landwirtschaftsministerium Hilfe signalisiert.

Den Betreiber des künftigen Zentrums könnten, so die Idee von Schnur und Klein, Kreise und Gemeinden als Minderheitsgesellschafter unterstützen. feu

Film und Vortrag über das Leben Che Guevaras

WIESBADEN. Vor 25 Jahren wurde Ernesto Che Guevara in den bolivianischen Bergen gefangen genommen und getötet. Dem lateinamerikanischen Revolutionär, Symbol der linken Protestbewegungen, ist am Freitag, 15. Januar, um 19.30 Uhr im DGB-Haus, Bismarckring 27, ein Abend mit Film und Vortrag über sein Leben und Wirken gewidmet. maf

Kursus lehrt Frauen die Kraft des Wortes

WIESBADEN. "Mit Worten überzeugen" lautet das Motto eines Rhetorikkurses für Frauen, den das Büro für staatsbürgerliche Frauenarbeit am Samstag, 16. Januar, zwischen 9.30 und 17 Uhr im Haus der Evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6, anbietet. Referentin ist Irmtraud Klute. Anmeldungen bei der Erwachsenenbildung, Tel. 0611 / 14 09 22. maf

Ein Videomagazin von und für junge Leute

WIESBADEN. Das Jugendvideomagazin "Focus" geht erstmalig auf Sendung. Jugendliche aus Wiesbaden zwischen acht und 23 Jahren haben ihre Ideen mittels Videokamera filmisch umgesetzt - angeleitet von Aktiven der Initiative Wiesbadener Medienzentrum. Die Themen der rund Fünf-Minuten-Spots: Politische Flüchtlinge, modische Klamotten, aktuelle Nachrichten aus der Szene, Sketche und Veranstaltungshinweise.

Die Jungfilmer durften aufnehmen, was ihnen in den Sinn und vor die Linse kam. Harald Kuntze vom Medienzentrum: "Es gab keine Zensur." Die vielfältigen Beiträge wurden zum Magazin "Focus" zusammengefaßt. Premiere ist am Donnerstag, 28. Januar, um 17 Uhr im Medienzentrum, Nerostraße 1. Anschließend werden die Videos in verschiedenen Einrichtungen gezeigt.

Die Arbeit an "Focus" geht weiter. Schon jetzt wird fieberhaft an der nächsten Folge gearbeitet, die Anfang März erscheinen soll. Wer mitmachen möchte, ist zum nächsten Focus-Treffen am 4. Februar ins Medienzentrum eingeladen. maf

Abschied auf Zeit von der Enge Projekt ermöglichte Kontakt mit Flüchtlingen fern der Heime

WIESBADEN. Benedikt Schwaderlapp schwärmt vom Erfolg des Begegnungsprojekts: "Das war", sagt der Theologe und Sozialarbeiter im Flüchtlingsrat Wiesbaden, "ein tolles Erlebnis." Eine Woche lang weilte er mit 37 jungen politischen Flüchtlingen aus zehn Nationen im thüringischen Illmenau - Gelegenheit für die Asylbewerber, einmal der Enge ihrer Heimunterkunft zu entfliehen, sich mit andere Kulturen auseinanderzusetzen und Menschen in den neuen Bundesländern kennenzulernen. Sie kamen unter anderem aus Bosnien und Mazedonien, aus Äthiopien und Syrien, aus dem Iran und aus Afghanistan.

Während die bürokratischen Hürden dieser Fahrt noch leicht zu überwinden waren, taten sich bei der Vorbereitung riesige finanzielle Probleme auf. Schließlich sprangen Sozialministerium, Landeshauptstadt und der Landkreis Thüringen in die Bresche und zahlten die Reise. Leider nur eine "Einmalaktion", bedauert Benedikt Schwaderlapp. Er wünschte sich solche Flüchtlingsbegegnungen viel häufiger.

Schon der Auftakt des Zusammenseins in Illmenau war gelungen: Die iranischen jungen Leute kochten für die übrigen Reiseteilnehmer am ersten Abend ein persisches Gericht. Zutaten und Gewürze hatten sie mitgebracht. Höhepunkt des Begegnungsprojekts war das "Fest der Völker". Die Flüchtlinge aus Wiesbaden hatten während ihres Aufenthalts viele Kontakte zu den Bewohnern Illmenaus geknüpft - und allseits nur freundliche Aufnahme erfahren. Als Dankeschön luden sie zu einem "Fest der Völker" ein und ahnten nicht, welch große Resonanz die Fete haben sollte: 500 Besucher - das hatte ihre kühnsten Erwartungen übertroffen. maf

"Wir wollen nicht schweigend und tatenlos zusehen" Rechtsextreme Gewalt und die geplante Asylrechtsänderung haben viele Menschen im In- und Ausland alarmiert / 24 Stellungnahmen

Neues Programm im "Haus der Begegnung"

Mehr als 65 Kurse, workshops, Seminare und Gesprächsveranstaltungen aus den Bereichen Psychologie, Gesundheit, Tanz, Sprache und Stimme, Theater, Kunst und Spiritualität enthält das neue Frühjahrsprogramm des "Hauses der Begegnung". Das Angebot dieses Zentrums für Kultur, Bildung und Beratung richtet sich vorwiegend an junge Erwachsene.

Neu im Programm ist unter anderem eine Diskussionsreihe über den Zusammenhang von Behinderung, Persönlichkeiten und Berufschancen, eine Gesprächsrunde über Krankheit, Gesundheit und Selbstheilung oder verschiedene tiefenpsychologische Therapiegruppen für Menschen in Entscheidungssituationen. Dem hohen Frauenanteil (circa 70 Prozent) unter den Teilnehmern (30 000 pro Jahr) trägt das Angebot des Hauses mit vielen frauenspezifischen Kursen Rechnung: Zwei Vortragsreihen beschäftigen sich in diesem Semester mit dem Thema "Tiefenpsychologie und Frauenbilder" und "Modellen feministischer Psychologie".

Das Programm kann unter der Telefonnummer 72 88 39 angefordert werden. Die Anmeldung für die Kurse läuft bereits. reu

Gertrud Sentke ist tot Homburger Malerin starb Mittwoch

BAD HOMBURG. Zwei Monate nach ihrem 90. Geburtstag ist die Bad Homburger Malerin Gertrud Sentke am Mittwoch nach kurzer Krankheit überraschend gestorben.

Ihr Name steht für eine außergewöhnliche Verknüpfung von Kunst und sozialem Engagement: Gertrud Sentke gab 30 Jahre lang einen Kunstkalender der Arbeiterwohlfahrt heraus und brachte damit, wie es ihre Maler-Kollegin und Mitstreiterin Asta Ruth gestern formulierte, "einen Hauch moderner Kunst in die Arbeiterwohnungen". Von dem Kalender wurden Jahr für Jahr rund 160 000 Exemplare gedruckt.

Die am 9. November 1902 in Karlsruhe geborene Gertrud Sentke war Meisterschülerin der Akademie für Bildende Künste in ihrer Heimatstadt. Über Frankfurt kam sie 1935 nach Kronberg, wo sie viele Jahre als Kunsterzieherin an einem Gymnasium wirkte. 1960 zog sie nach Bad Homburg, wo sie aktiv im Künstlerbund Taunus mitarbeitete; ihr Ruhm reicht freilich weit über dessen Grenzen hinaus. Sentke galt als Meisterin des Siebdrucks und entwickelte zusammen mit dem erst vor wenigen Wochen gestorbenen Ernst Schiffner in dieser Technik ihren eigenen, unverwechselbaren Stil. "Ihre Bilder", schrieb die FR anläßlich einer Ausstellung vor einem Jahr über Gertrud Sentke, "ihre Bilder sind bestimmt von der Zeitlosigkeit, die durch die Beschränkung auf das Wesentliche entsteht." che

"Petra Roth schürt die Angst der Frankfurter"

SPD und Grüne im Römer haben gestern der Oberbürgermeister-Kandidatin der CDU, Petra Roth, vorgeworfen, sie schüre aus parteipolitischen Gründen die Angst der Frankfurter vor Verbrechen in ihrer Stadt, wenn sie behaupte, die Kriminalitätsrate läge hier höher als in New York. Wie berichtet, reagierte die CDU- Kandidatin auf einen jüngsten Bericht des Wochenmagazins "stern", in dem Frankfurt zur Hauptstadt des Verbrechens erklärt worden war.

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Franz Frey wies daraufhin, daß Polizeipräsident Karlheinz Gemmer den Bericht "postwendend als unzutreffend zurückgewiesen hat". Lutz Sikorski, Geschäftsführer der Grünen im Römer meinte: "Die Ängste der Frankfurter Bürgerinnen und Bürger dürfen nicht bagatellisiert, aber auch nicht aufgebauscht werden, erst recht nicht aus wahltaktischen Gründen."

Frey und Sikorski wiesen die Forderung der CDU-Politikerin nach einem "runden Tisch", um über Kriminalitätsbekämpfung zu reden, zurück. Es existiere bereits eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Polizei. enk

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119 Wehrheimer spendeten Blut WEHRHEIM. Hochzufrieden vermeldet das Rote Kreuz die große Resonanz auf seine letzte Blutspenden-Aktion: 119 Wehrheimer ließen sich zur Ader. Darunter auch wieder zahlreiche Mehrfach- Spender, die mit Ehrennadeln in Bronze, Silber und Gold sowie mit Ehrenkranz ausgezeichnet wurden. "Gestalten mit Ton" fällt aus NEU-ANSPACH. Das Seminar des Frauentreffs "Bildnerisches Gestalten mit Ton", das für Montag, 18. Januar, vorgesehen war, fällt aus. Rechtsausschuß tagt GLASHÜTTEN. Die Neufassung der Abfallsatzung steht auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Satzungs- und Rechtsfragen am Dienstag, 2. Februar. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Rathaus. Jahresversammlung des "AiK" WEHRHEIM. Die Aktivitäten für 1993 und Neuwahlen des Vorstandes sind die Schwerpunkte in der Jahreshauptversammlung des "Arbeitskreises für internationale Kontakte" am Mittwoch, 27. Januar. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Wehrheim. Neuer Kinderturn-Kurs NEU-ANSPACH. Ein zehnwöchiger neuer Kinderturn-Kurs beginnt am Dienstag, 19. Januar, jeweils von 16.30 bis 17.15 Uhr beim Frauentreff, Schubertstraße 32 (Ärztehaus). Eltern und Großeltern können gemeinsam mit ihren Kindern und Enkeln (ab zwei Jahre) turnen, tanzen, spielen und Gymnastik machen. Anmeldung bei Monika Landrock-Assender unter Tel. 60 81 / 4 37 57. Haupt- und Finanzausschuß tagt GLASHÜTTEN. Die nächste Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses findet am Mittwoch, 20. Januar, um 19.30 Uhr im Rathaus, Schloßborner Weg 2, statt. Schnuppertermin für "Kundalini" NEU-ANSPACH. Der Frauentreff bietet für seinen neuen Kundalini-Meditationen-Kurs einen Schnuppertermin am Mittwoch, 20. Januar, an. Weitere zehn Termine sind jeweils mittwochs vorgesehen. Genaue Termine und Anmeldung bei Hildegard Wansart-Hansen unter der Telefonnummer 0 60 81 / 71 59. Gelbe Säcke zum Nachholen GRÄVENWIESBACH. Haushalte, die möglicherweise bei der Verteilung der "gelben Säcke" vergessen wurden, können sich ihren Anteil sowie Informationsmaterial bei der Gemeindeverwaltung abholen; in Laubach stehen "gelbe Säcke" zum kostenlosen Abholen im Einzelhandelsgeschäft Uhrig bereit. "Rückenschule und Beweglichkeit" NEU-ANSPACH. "Rückenschule und Beweglichkeit" heißt ein neuer Kurs des Frauentreffs, der sich eher an Frauen wendet, die nicht regelmäßig Sport treiben. Kursziel ist es, Verspannungen der Muskulatur zu lösen und Rückenbeschwerden entgegen zu wirken. Der erste Termin ist am Mittwoch, 27. Januar, um 15 Uhr; Anmeldung bei Kerstin Merten- Stamm unter Telefon 0 60 81 / 85 34. Abgabe von Brennholz GRÄVENWIESBACH. Im Gemeindewald des Ortsteils Mönstadt wird Brennholz abgegeben. Treffpunkt für Interessenten ist Samstag, 30. Januar, um 10 Uhr in der Abteilung 213 (Kaiserley). Weitere Informationen beim Revierleiter Lammert unter Tel. 0 60 83 / 16 41. Falscher Termin für "Runden Tisch" NEU-ANSPACH. Der nächste "Runde Tisch" im Frauentreff, der Betreuungs- und Familienrecht zum Thema hat, findet nicht am Donnerstag, 28. Jan. statt, wie im Frauentreff-Programm ausgedruckt. Richtiger Termin: Donnerstag, 18. Feb..

Umzug in die Fahrgasse

DREIEICH. Die Außenstelle der Stadtverwaltung in Dreieichenhain ist am Dienstag, 19. Januar, geschlossen. An diesem Tag zieht sie vom Pavillon in ihre neuen Räume in der Fahrgasse 28 um. Vom 20. Januar an ist sie dort zu den gewohnten Zeiten: mittwochs von 14 bis 18 Uhr, an den übrigen Tagen von 7.30 bis 12 Uhr geöffnet. dac

Ärzte werben mit Plakaten "Wir behandeln alle gleich", zahlreiche Wissenschaftler der Universität Breslau protestieren, junge Deutsche in den USA teilen ihre Sorgen mit, Studenten aus Massachusetts bieten Bundeskanzler Kohl Hilfe an, und Christen verpflichten sich, dem Haß energisch entgegenzutreten. Antisemitismus und Gewalt gegen Ausländer haben bei vielen Organisationen, Institutionen und Gruppen zu Empörung, aber auch zu Gegenreaktionen geführt. Von den ungezählten Schreiben, die sich mit rechtsextremer Gewalt und der geplanten Änderung des Asylrechts in Deutschland befassen, können wir nur einen Bruchteil dokumentieren. Es sind Auszüge aus 24 Stellungnahmen, die uns aus dem In- und Ausland erreicht haben.

Fähre vor der Insel Rügen gesunken

SCHWERIN, 14. Januar (FR). Ein schweres Fährunglück vor der Ostseeinsel Rügen hat am Donnerstag mindestens 50 Menschen das Leben gekostet. Bei orkangepeitschter See mit bis zu fünf Meter hohen Wellen war gegen 5.30 Uhr das polnische Fährschiff "Jan Heweliusz" mit über 60 Menschen an Bord rund 15 Seemeilen vor Rügen gekentert und gegen Mittag gesunken.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurden nach Auskunft des Flottenkommandos der Bundesmarine in Glücksburg neun Überlebende und 39 Tote aus dem eiskalten Wasser geborgen. Weitere Schiffbrüchige könnten unmöglich mehr lebend gefunden werden, da kein Mensch bei den herrschenden Wassertemperaturen so viele Stunden überleben könne. Nach Angaben der Reederei "Euroafryka" in Warschau, die die Fähre betreibt, waren 29 Besatzungsmitglieder und mehr als 30 Passagiere, zum großen Teil Lkw- Fahrer, an Bord. Es war geplant, ein Taucherteam in die Fähre eindringen zu lassen, weil vermutet wurde, daß dort mehrere Personen, in Luftblasen eingeschlossen, noch am Leben sein könnten. Der Versuch scheiterte wegen des zu hohen Seegangs. Bis zu zwölf Hubschrauber aus Deutschland, Dänemark und Polen waren im Einsatz. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger entsandte zwei Seenotrettungskreuzer.

(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht "Aus aller Welt", S. 28)

Arbeitsloseninitiativen protestieren gegen Sparen

Mit einem bundesweiten Aktionstag gegen Sozialabbau wollen Sozialhilfe- und Arbeitsloseninitiativen gegen die Sparpolitik der Bundesregierung mobil machen. Das Frankfurter Arbeitslosenzentrum (FALZ) wird mit eigenen Aktionen am Donnerstag, 21. Januar, ab 18 Uhr an der Hauptwache dabei sein.

Die Bundesregierung "pfeift auf die Menschenwürde" heißt es beim FALZ zur Einschätzung der geplanten Kürzungen. Die meisten Sparvorstellungen aus der Regierungskoalition konzentrierten sich auf Sozial- und Arbeitslosenhilfe.

So war die Kürzung der Regelsätze für Sozialhilfe und Arbeitslosengeld um je drei Pozent, die Absenkung des Wohngeldes um neun Prozent, die Kürzung des Kindergeldes ab dem zweiten Kind sowie beim Erziehungsgeld und der Mutterschaftspauschale vorgeschlagen worden. Damit sollten in erster Linie Arme und Menschen mit niedrigen Einkommen zu den "Opfern der Sparmaßnahmen" werden, meint die Frankfurter Initiative.

Das Frankfurter Arbeitslosenzentrum will den Frankfurter Beitrag zum bundesweiten Aktionstag gegen Sozialabbau bei einem Vorbereitungstreffen am Dienstag, 19. Januar, 19 Uhr im Dritte- Welt-Haus, Westerbachstraße 40, planen. Information unter Telefon 70 04 25. luf

Erste-Hilfe-Kursus beim Kreisverband des DRK

MAIN-TAUNUS-KREIS. Kenntnisse auffrischen und Neues hinzulernen: Dazu besteht bei einem Erste-Hilfe-Kursus des DRK-Kreisverbandes Gelegenheit.

In der Niederhofheimer Straße 38 werden am 23. und 30. Januar Interessierte in Erster Hilfe geschult - jeweils von 8.30 bis 16.30 Uhr. Der DRK-Kreisverband will im zweiteiligen Kursus lehren, was in den ersten Minuten nach einem Unfall zu tun ist. Informationen beim Roten Kreuz, Tel. 0 61 92 / 2 07 70 pms

388 Anträge in 52 Stunden Sitzung: Die Mitglieder des größten Ortsbeirates der Republik packen kräftig zu Hilpert: "Die diskutieren oft bis zum Konsens" Rot-Grüne Koalition billigte mehr Kompetenzen zu Von Thomas Grether

WESTLICHE STADTTEILE. "Das war eigentlich schon immer ein furztrockener Verein", sagt Manfred Ullrich und lacht. Der Christdemokrat sitzt seit der Gründung der "Vorortparlamente" vor mehr als 20 Jahren im Ortsbeirat 6 und ist damit neben Karl-Albert Kallert von der SPD der dienstälteste Parlamentarier im Frankfurter Westen. Nach Anekdoten befragt, blickt Ullrich ein wenig ratlos. "Bei den riesigen Tagesordnungen bleibt wenig Zeit für Späße", sagt der CDU-Mann. Zur Kommunalwahl '72 hatte er sich nominieren lassen. "Parteien sind von Übel", hatte er schon damals festgestellt, sich dann aber "für das kleinere Übel CDU entschieden". Am 20. November 1972 war dann die Eröffnungs-Sitzung mit den meist unerfahrenen Freizeit-Politiker. "Ich hatte ungeheures Herzklopfen vor den ersten Reden", erinnert sich Ullrich. "Und plötzlich hatte ich von heute auf morgen mit Schulpolitik, Drogen oder Verkehrsproblemen zu tun." In der gesamten CDU im Ortsbeirat 6 saßen damals nur politische Greenhorns. Aber hinter dem breiten Rücken ihres politischer Ziehvaters, Hans-Joachim Schröder, da konnten sich die CDU-Leute verstecken. "Papa Schröder hat's schon gerichtet, wenn uns die SPD eingeheizt hat", erzählt Ullrich.

"Der Ortsbeirat 6 ist eigentlich für eine eingemeindete Großstadt zuständig." Mit solchen Superlativen wartet Bernhard Hilpert, Leiter des Büros der Stadtverordnetenversammlung auf, wenn man ihn nach den Parlamentariern im Frankfurter Westen fragt. In der Tat: Der Ortsbeirat 6 ist der Größte in der gesamten Republik. Er ist für 121 784 Einwohner zuständig (Stand: 30. Juni '92) und vertritt die Stadtteile Goldstein, Griesheim, Höchst, Nied, Schwanheim, Sindlingen, Sossenheim, Unterliederbach und Zeilsheim. Hilpert ist voll des Lobes für das beratende Gremium: "Es gibt wenig parteipolitische Querelen, die Fraktionen im Frankfurter Westen haben eine hohe Kooperationsbereitschaft", sagt Hilpert. "Die diskutieren oft bis zum Konsens." Am deutlichsten hebe sich der Ortsbeirat 6 von allen anderen durch die Zahl der Einwohner ab, die er vertritt. "Dr. Hartleib ist dort wie ein Oberbürgermeister einer Großstadt."

Der Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD) ist auch mit dem zufrieden, was sein Parlament in der vergangenen Legislaturperiode erreicht hat: Mit der neuen Kindertagesstätte in Höchst im früheren AOK-Gebäude in der Gerlachstraße kann sich das Gremium genauso schmücken wie mit zahlreichen Verkehrsberuhigungen - wie zum Beispiel in Nied oder in der Sindlinger Hofmannssiedlung.

Neue Verkehrsberuhigungen einzuführen, das ist auch eines der wichtigsten Betätigungsfelder für alle Frankfurter Ortsbeiräte. Von den früheren CDU- Stadtverordneten oft geschmäht, haben die Vor-Ort-Parlamente erst vor drei Jahren von der rot-grünen Römermehrheit mehr Mitwirkungsrechte bekommen. Von da an durften die Ortsbeiräte direkt Aufträge an den Magistrat vergeben, wenn es darum ging, Ruhe in verkehrsgeplagte Wohngebiete zu bekommen. Bei vielen anderen wichtigen Fragen steht den Ortsbeiräten ein Empfehlungs- und Vorschlagsrecht zu - beispielsweise in Haushaltsfragen können die Ortsbeiräte Anträge an die Stadtverordneten stellen, die dann das letzte Wort haben.

Ortsvorsteher Hartleib und Thomas Rahner von den Grünen im Frankfurter Westen gehen diese Kompetenzen aber noch nicht weit genug. Oft "erscheint der Ortsbeirat den Bürgern lediglich als honoriger Debattierclub, es bleibt die Funktion des Blitzableiters", schimpfen sie gemeinsam in einem Thesenpapier. Ausweg: Der Ortsbeirat soll einen eigenen Etat bekommen. Damit wären die Stadtteil-Parlamentarier mächtiger - aber auch mehr Arbeit käme auf sie zu. Alleine im vergangenen Jahr hat der Ortsbeirat 6 nach Auskunft von Schriftführerin Irene Reithmeier in zehn Sitzungen bei 731 Tagesordnungspunkten 52 Stunden lang getagt. 388 Anträge waren zu beraten, 112 Anregungen an die Stadtverordneten wurden gestellt. Und 17mal hat der Ortsbeirat selbst den Magistrat direkt beauftragt.

Manfred Ullrich hat die Arbeitsverdichtung im Laufe der Jahre im Beirat 6 quantifiziert ("Der Appetit kommt beim Essen") und dabei eine "Papier-Inflation" ausgemacht: Hat er für die Parlaments- Drucksachen der ersten sechs Jahre nur einen Ordner gebraucht, so steht seit 1987 alle eineinhalb Jahre ein neuer, gehefteter Papierstoß in seinem Regal.

Layout in der ersten Spalte geändert

Korrektur wird gefaxt gegen 18 Uhr.

Gruß

Günther Scherf

Zulassungsservice verbessert Vandreike legt positive Bilanz des Ordnungsamtes vor

Stadtrat Achim Vandreike hat jetzt vor dem Personal- und Organisationsausschuß der Stadtverordnetenversammlung eine positive Bilanz der Arbeit des Ordnungsamtes im vergangenen Jahr gezogen. Schwerpunkte waren in seiner Bilanz die Arbeit der Kfz-Zulassungsstelle am Römerhof und der Ausländerbehörde in der Mainzer Landstraße 323.

In der Zulassungsstelle sei durch bauliche und organisatorische Veränderungen der Service für die Bürger - zumal in Spitzenzeiten - deutlich verbessert worden. Bereits seit März vergangenen Jahres werde dort in der Regel auf eine "technische Abnahme" verzichtet, es sei denn, es handele sich bei den Fahrzeugen um solche mit Ausfuhrkennzeichen, Wagen, bei denen die Polizei Mängel angezeigt habe oder ein entsprechender Prüfbericht des TÜV vorliege.

Die Einrichtung eines separaten, zentralen Ausgabeschalters habe das ehemals übliche, erneute Anstellen an die Warteschlange am Schalter, wo man die Fahrzeugpapiere bekommen habe, inzwischen überflüssig gemacht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten gespürt, daß unter anderem dadurch die Aggressionen auf beiden Seiten der Schalter abgenommen hätten. Auch die Schulung des Personals auf mehr Bürgerfreundlichkeit hin sei intensiviert worden.

"Ich muß aber dennoch etwas Wasser in den Wein geben", sagte Vandreike: "Selbst bei dem künftig wohl rückläufigen Fahrzeugbestand und den Veränderungen im Arbeitsablauf wird nicht zu vermeiden sein, daß an Tagen extremer Spitzenbelastung vor Ostern, nach Christi Himmelfahrt, zum Ende der Motorrad- und Cabriosaison und vor den Weihnachtsfeiertagen längere Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen.

Lob zollte Vandreike auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Ausländerbehörde. In den vergangenen beiden Jahren sei der Anteil der Ausländer von 150 306 Personen auf etwa 180 000 gestiegen. Die Tendenz sei steigend. Vor allem die Flut von Bürgerkriegsflüchtlingen aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina, die an jeweils vier Tagen die zusätzliche Bearbeitung zwischen 3000 und 10 000 zusätzlichen Anträgen auf Duldung bedeutet hätten, seien für die Mitarbeiter eine außerordentliche Belastung gewesen. "Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen", sagte Vandreike. "Vielmehr wird am 31. März 1993 wieder über das Auslaufen beziehungsweise die Verlängerung von insgesamt 10 000 Duldungen zu entscheiden sein."

Positiv beurteilte Vandreike die Präsenz von zwei Mitarbeitern der Ausländerbehörde im Polizeipräsidium, um parallel mit den polizeilichen Ermittlungen direkt prüfen zu können, ob gegen festgenommene Ausländer etwas vorliegt. 1991 seien 597 Ausländer ausgewiesen worden. Im Jahr darauf seien es 776 gewesen. Tatsächlich abgeschoben worden seien 219 Personen im Jahr 1991, im vergangenen Jahr 382. enk

FRIEDRICHSDORF. Straßennamen zu erforschen, meint Friedrichsdorfs Bürgermeister Gerd Schmidt, sei "nicht der schlechteste Weg", sich eine Stadt zu eigen zu machen. Das jetzt herausgegebene erste Straßenverzeichnis der noch stetig wachsenden Gesamtstadt, in dem auch Ursprung und Herkunft des jeweiligen Namens erläutert werden, ist in der Tat ein Spiegel der Vergangenheit - aber auch der Gegenwart, zumindest was die sogenannte Rolle der Frauen betrifft: wenig Ehr' für sie.

Meinungsfreiheit

Der Herr war leicht außer Atem. Vor Empörung. Mußte der "aale Frankforder" doch in der FR lesen, wie seine Heimatstadt verunglimpft wurde. Eine eklige, heuchlerische Stadt sei das, hatte er in dem Brief einer Leserin, veröffentlicht in der Rubrik "Freie Aussprache", entdeckt; die Briefschreiberin hatte sich darüber beschwert, daß zweieinhalb Millionen Mark für einen Grillplatz ausgegeben werden soll. Als Ersatz für einen anderen, den Tausende genutzt haben.

Alles was recht ist: Hier hörte für den empörten Herrn die Meinungsfreiheit auf. Und es erregt ihn noch mehr, daß er die Adresse der Verleumderin nicht herausfinden kann. "Des kann ich iwwerhaupt net leide. Hier awweide, sich en gudes Lewe mache, und dann die Stadt madig mache." Aber er wird nicht aufgeben. Er will der "Dame", wie er es formuliert, einen Brief schreiben, der sich gewaschen hat. Mit einem Fünfmarkschein drin, damit sie sich eine Fahrkarte in eine Stadt ihrer Wahl kaufen kann. In eine Stadt, in der es ihr besser gefällt, der "Dame".

Der Tonfall bestätigte wieder einmal: Wenn Frankfurter förmlich werden, dann zeigt das Alarmstufe rot. Ihre Bastienne

Dänemarks Premier tritt zurück Schlüter zog Konsequenz aus Verhalten bei "Tamilen-Skandal" Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg

KOPENHAGEN, 14. Januar. Der dänische Ministerpräsident Poul Schlüter hat am Donnerstag abend seinen Rücktritt bekanntgegeben. Er zog damit die Konsequenz aus dem am gleichen Tag veröffentlichten Untersuchungsbericht über den "Tamilen-Skandal", in dem der konservative Regierungschef schwer belastet wurde.

Schlüter habe dem Parlament wissentlich Informationen vorenthalten, schrieb der Leiter des Untersuchungsgerichts Mogens Hornslet in seinem 6000 Seiten langen Rapport. Schlüters Behauptung vor dem Parlament, daß beim Versuch, den Skandal aufzuklären, "nichts unter den Teppich gekehrt" worden sei, sei "direkt unwahr" gewesen. Schlüter sagte, er stehe den "barschen Ausdrücken" in dem Rapport verständnislos gegenüber. Hornslets Charakteristik biete ihm jedoch "keine gute Grundlage, als Ministerpräsident weiterzumachen".

Harte Kritik wird in dem Rapport auch am früheren Justizminister Erik Ninn- Hansen geübt. Ninn-Hansen hatte 1987 und 1988 in Widerspruch zum geltenden dänischen Recht verhindert, daß rund 300 tamilische Flüchtlinge ihre Familien aus Sri Lanka nachholen konnten. Schlüter wird bezichtigt, das Parlament hinters Licht geführt zu haben, als er nach scharfer Kritik des Ombudsmannes an den rechtswidrigen Praktiken im Justizministerium den Fall für aufgeklärt erklärte und weitere Untersuchungen zunächst ablehnte. Schlüter sagte am Donnerstag, er habe dem Parlament nichts Wesentliches vorenthalten.

Schlüter versuchte, den konservativen Finanzminister Henning Dyremose zu seinem Nachfolger zu küren, stieß dabei jedoch auf Widerstand bei den kleinen Mitteparteien, ohne deren Hilfe die konservativ-liberale Minderheitskoalition nicht regieren kann.

Die Bildung einer Mitte-Links-Regierung unter dem sozialdemokratischen Parteivorsitzenden Poul Nyrup Rasmussen gilt daher als wahrscheinlichster Ausweg aus der Krise. Schlüter hatte Dänemark mit unterschiedlichen Minderheitsregierungen seit September 1982 ununterbrochen regiert.

"Eine Wahl gegen Rechtsextremisten" Der Neujahrsempfang der Stadt

"Besinnt Euch auf Eure Kraft." Mit diesem Wort Willy Brandts hat Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler beim Neujahrsempfang der Stadt aufgerufen, die Herausforderungen des Jahres mit "illusionslosem Optimismus" anzugehen. Mit der Finanzierung der deutschen Einheit und gerechter Verteilung der Opfer müßten zwei Aufgaben bewältigt werden, sagte der OB jetzt vor fast tausend Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Verwaltung und den Kirchen.

Insbesondere zwei Themen beschäftigten die Redner im Kaisersaal: die Notwendigkeit zu Einsparungen und die Ausschreitungen gegen Ausländer. Als ein "Zeichen der Ermutigung" würdigte es der OB, daß zum Ende des von gewalttätigen Anschlägen überschatteten Jahres 1992 doch noch ein "Ruck durch unsere Stadt ging". Die eindrucksvolle Lichterkette in der Innenstadt und das Rockkonzert vor der Festhalle "haben unsere Stadt geehrt". Man dürfe sich aber nicht darauf ausruhen und müsse auch dem alltäglichen Rassismus entgegentreten.

Von Schoeler forderte die Frankfurter auf, die Kommunalwahlen am 7. März zu einem "Signal" zu machen. Das Ergebnis dieser ersten Wahlen nach den gewalttätigen Ausschreitungen werde "weit über unsere Stadt hinaus beachtet werden". Mit besonderem Beifall bedachten die Gäste von Schoelers Aufforderung: "Wir wollen die Rechtsextremisten aus dem Parlament wählen."

Ausführlich ging von Schoeler auf die finanzielle Lage ein. Die Notwendigkeit zu Einsparungen verlange nun eine gerechte Verteilung der Lasten, die die "Kräfte in dieser Gesellschaft mobilisieren" könne. Dabei dürfe man sich nicht vor unpopulären Schritten drücken, gerade um die Schwächsten der Gesellschaft nicht unter die Räder kommen zu lassen. So wolle er die kostspielige Ballungsraumzulage streichen, aber mit dem Beibehalten des Frankfurt-Passes für Ärmere die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben weiter ermöglichen.

In den Zeiten des Umbruchs und angesichts der rasanten Entwicklung in Frankfurt sei es aber auch erforderlich, dem "Bedürfnis nach Identifikation und Heimat" der Bürger zu entsprechen, betonte von Schoeler. Besonders hob er auch die Zusammenarbeit mit privaten Partnern hervor, die bei wirtschaftlichen Projekten Chancen für die Zukunft biete. Heute lasse private Initiative vielfach auch die Tradition bürgerschaftlichen Engagements wieder lebendig werden.

Die Politiker, warnte auch Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), dürften nicht der Versuchung erliegen, "bei den Schwächsten der Gesellschaft zu sparen". Notwendig sei vielmehr eine Neubelebung der Solidarität" in unserer Gesellschaft. Da müßten dann alle "mit ins Boot, deren Schultern breit genug sind", sagte Eichel an die Adresse der Bundesregierung in Bonn.

Der Doyen des Konsularischen Korps und Generalkonsul von Schweden, Bertil Lund, mahnte, mit Verständigung gegenseitiges Verstehen herbeizuführen. So könne die "Gefahr des Nationalismus gebannt" werden. luf

Wettstreit der Komiker wird ein Höhepunkt

Neben den bewährten Veranstaltungsreihen wie "Caféhaus unterwegs", die Schellack-Partys oder die Tanzbälle gibt es im Frühjahrsprogramm der Saalbau einige Neuerungen. Die "Fisch-sucht- Fahrrad"-Partys werden künftig alle sechs Wochen im Titania in der Basaltstraße 23 stattfinden. Die erste Fête am 23. Januar ist jedoch bereits ausverkauft.

Ein Highlight ist die erstmalige Verleihung eines mit insgesamt 16 000 Mark dotierten Comedy-Preises am 6. März im Titania in Bockenheim. Acht Komiker aus acht Ländern stellen sich dem Wettbewerb ("United Slapstick"), den eine Fach-Jury aufmerksam beobachtet. "United Slapstick" betrachtet die Saalbau als ihren Beitrag zum Europajahr.

"Gutleut hebt ab" heißt die neue Samstagsdisco im Bürgertreff Gutleut in der Rottweiler Straße 32. Start ist am 6. Februar um 18 Uhr.

Eine kleine Kabarettreihe mit dem Titel "Geschichten aus dem OO" geht vom 4. bis 7. Februar im Titania über die Bühne. "Die letzte Spülung" und "Sch. . . Theater" heißen die beiden Stücke. Hierzu hat die Saalbau auch Frankfurter Toilettenfrauen eingeladen.

Als Alternative zum närrischen Treiben bietet sich am 19. Februar die "Fiesta Tropical" im Volksbildungsheim an. Viel Musik gibt's auch bei der "Irish Night" am 17. März im Bürgerhaus Bornheim.

Die Ausstellung "Fälscher per Auftrag - Die Kunstmaler der DEFA" wird im März im Bürgerhaus Nordweststadt zu sehen sein. Die Auswahl der "Fälschungen" reicht von der Höhlenmalerei bis zur Pop-Kunst. vo (Siehe rechts: "Frankfurts größter . . . ")

Briefe

Nicht ums Vermeiden geht es, sondern ums Geschäft Die gelben Säcke und der grüne Punkt, also das "Duale System" der Müllverwertung, erregen weiter die Gemüter. "Bei der Einführung des Dualen Systems (DSD) ging und geht es im Prinzip überhaupt nicht um das Problem der Müllvermeidung, sondern vielmehr um das Geschäft mit Müll. Denn diese Branche erzielt zur Zeit und in Zukunft die größten Wachstumsraten. Es geht also um eine Gewinnmaximierung, das heißt, je mehr an Müll, desto größer der Umsatz, desto höher die Dividende. In den USA blüht das Geschäft bereits sehr kräftig, und die Verdienste sind enorm. Die Zeche zahlt der Verbraucher - wie immer. Oder was bekommt ein Bürger für seinen gelben Sack geboten, Herr Stadtrat Weber? Oder besser, was soll man sich noch alles bieten lassen, wenn für den grünen Punkt bis zu 20 Pfennig zu entrichten sind und die Müllgebühren erst kürzlich angehoben wurden? Es verdient die Stadt Bad Homburg, denn wieviel erhält sie von der DSD?" Harro Menzel 6380 Bad Homburg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

"Geschenke, um die Willfährigkeit zu sichern" Die Intendanten Martin Steinhoff und Peter Eschberg über die Situation an ihren Häusern

1997 gehen die Lichter aus, dann wird die Oper Frankfurt "keine Opernvorstellung mehr liefern können": So provokant sprach Opernintendant Martin Steinhoff gestern abend im Kulturausschuß über die Finanzprobleme seines Hauses. Denn bis dahin, so seine Rechnung, haben die fixen Kosten, die der große Betrieb verursacht, den Etat aufgezehrt. Und er rechnete den Parlamentariern vor, wie sich der Opernetat von derzeit jährlich 68 Millionen augenblicklich verteilt: 45 Millionen für festangestelltes Personal, 13 Millionen für "sachliche Kosten", von Verzinsungen über Heizkosten bis zur Werbung und der Ausstattung von Produktionen und 9 bis 10 Millionen für den "künstlerischen Haushalt", also das Engagement von Gästen (Sängern, Dirigenten, Regisseuren) und den "Betrieb der Vorstellungen". Dabei mache ihm die Entwicklung der Personalkosten "die größten Sorgen". Ähnlich äußerte sich sein Intendanten- Kollege Peter Eschberg über das Schauspiel. Er stellte 30 Millionen Fixkosten 4 Millionen für den künstlerischen Etat gegenüber und sprach davon, vom "Betrieb erstickt" zu werden.

Steinhoff und Eschberg waren in den Ausschuß geladen worden, um "einen Bericht zur Situation und zur Zukunft des Schauspiels und der Oper" zu geben. Beide Intendanten malten diese Zukunft in düsteren Farben. Und eine Lösung könne von den Häusern aus eigener Kraft nicht gefunden werden: "Die politische Durchsetzbarkeit liegt nicht in unserer Hand", so Eschberg.

Denn will man die Fixkosten drücken, geht es bei den Städtischen Bühnen um einen "massiven Einschnitt in soziale Besitzstände", so formulierte es Micha Brumlik (Grüne). Steinhoff nannte als Beispiel für solche Besitzstände die Hausvereinbarungen an der Oper, Zusatzverträge, die "absurd und grotesk" seien, frühere "Geschenke, um die Willfährigkeit zu sichern". Und er ging, wie schon vor einiger Zeit, auf Konfrontationskurs mit dem Orchester, indem er meinte, daß bei dessen 135 Mitgliedern "Einsparungen möglich" seien. Eschberg sprach für sein Haus, vorsichtiger, von einem "aufweichenden Vorgang", der bei den Arbeitsverhältnissen nötig sei.

Opernintendant Steinhoff erwähnte freilich auch, daß wegen der Zusatzverträge bereits beim Rechtsamt der Stadt nachgefragt worden sei, mit der Auskunft, "da sei nichts zu machen". Eine Umstellung auf einen Stagione-Betrieb an der Oper (ein Stück wird in Folge gespielt, dann das nächste) sei auch nur eine Lösung, "wenn wir an die Personaldecke rangehen".

Mit der Stagione-Lösung scheinen sich die Parlamentarier ohnehin (noch?) nicht anfreunden zu wollen. Eine solche Änderung an der Oper dürfe nicht auf "kaltem Wege" eingeführt werden, mahnte Hans- Jürgen Hellwig (CDU), etwa vom neuen Intendanten Sylvain Cambreling, der aus Brüssel kommt und dort das Stagione- System gewöhnt ist.

Stattdessen sprachen er und Micha Brumlik sich dafür aus, "notfalls aus dem Bühnenverein auszutreten", um auf diese Weise neue Tarifverträge aushandeln zu können. Hellwig nannte außerdem die Möglichkeit der Umwandlung der Häuser in eine GmbH. Kulturdezernentin Linda Reisch will nun bis Mitte des Jahres Vorschläge zur "Weiterentwicklung" der Städtischen Bühnen vorlegen. sy

STADT UND KREIS OFFENBACH. Der von Stadt und Kreis Offenbach vor einem Vierteljahrhundert gebildete "Zweckverband Abfallentsorgung" wird sich am 1. April in Wohlgefallen auflösen. An diesem Tag übernimmt der Umlandverband Frankfurt (UVF) die Müllverbrennungsanlage zwischen Offenbach und Heusenstamm und damit auch die Verantwortung für die Müllentsorgung für - inklusive Maintal - 15 Städte und Gemeinden. Der UVF wird Eigentümer und Betreiber nicht nur der Müllöfen nahe dem Wildhof, sondern auch der gegenüberliegenden Schlackedeponie an der Dietzenbacher Straße.

Im Vogelsberg wird trotz guter Anzeichen weiter am Frankfurter Sparwillen gezweifelt Angst vor dem "Durst" der Stadt Dialog über Trinkwasser Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Bartsch Frankfurt als fetter Schwamm, der das Wasser aus der Umgebung unersättlich in sich aufsaugt - wenn es nach dem Umweltdezernenten Tom Koenigs (Grüne) geht, wird dieses Bild bald nicht mehr stimmen: "Wir werden des Problemes Herr", sagt der Frankfurter Stadtrat und gibt sich optimistisch, "daß Wasser nicht mehr lange ein Engpaßfaktor für die Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes sein wird." Doch im Vogelsberg, von wo aus jährlich rund 25 Millionen Kubikmeter Trinkwasser in Richtung Frankfurt fließen, stößt diese Prognose auf Skepsis: "Der vorausgesagte Bevölkerungszuwachs in Südhessen wird voll auf den Wasserverbrauch durchschlagen", meinte Reiner Hildebrand von der Schutzgemeinschaft Vogelsberg jetzt beim zweiten "Land-Stadt-Dialog" zwischen Frankfurt und dem mittelhessischen Kreis in Schotten. Diese Vermutung sieht auch der Schottener Bürgermeister Hans Otto Zimmermann von der Studie "Wasserbilanz Rhein-Main" gestützt, die von den südhessischen Wasserversorgungsunternehmen in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt erstellt wurde. Danach sei bis zum Jahr 2000 der Zuzug von mindestens 200 000 Menschen in den Großraum Frankfurt zu erwarten und ein zusätzlicher Bedarf von etwa 20 Millionen Kubikmetern Trinkwasser. "Unsere Befürchtung ist, daß die auch aus dem Vogelsberg abgepumpt werden sollen", so Zimmermann.

Für viele Menschen in Mittelhessen eine Horrorvision: "Seit einigen Jahren müssen wir beobachten, wie auch unsere kräftigsten Laubwaldbestände im Gebiet Nidda und Schotten einfach vertrocknen", sagte Wolfgang Eckhardt von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. "Es kann nicht angehen, daß die Menschen im Rhein-Main-Gebiet mit unserem Vogelsberg-Wasser ihre Autos waschen, während hier das Grundwasser absinkt." Der CDU-Landtagsabgeordnete Siegbert Ortmann aus Lauterbach warf der Stadt Frankfurt vor, einerseits vor zwei Jahren bei der ersten "Dialog"-Veranstaltung zugesagt zu haben, den Wasserverbrauch einzuschränken. Gleichzeitig gebe es aber Pläne, neue Baugebiete auszuweisen, würden jährlich mehrere tausend neue Wohnungen versprochen. "Ist es nicht an der Zeit, in Frankfurt über eine Siedlungsbegrenzung zu reden?"

Tom Koenigs glaubt, das Problem auch anders in den Griff zu bekommen: Es gebe guten Grund zum Optimismus, daß der Wasserverbrauch in Frankfurt bis zum Jahr 2000 um 20 Prozent reduziert werden könne. Die Hälfte des Einsparungspotentials sieht er bei den privaten Haushalten: "Unsere Armaturen-Technologie ist ja schon 30 bis 40 Jahre alt."

Den Anreiz für eine Umrüstung auf moderne Geräte und Regenwassernutzung könne neben der flächendeckenden Einführung von Wasseruhren in den Haushalten auch eine neue Tarifstruktur geben. Koenigs schwebt vor, für eine bestimmte Menge eine niedrige "Grundbedarfs-Gebühr" zu erheben. Für den darüber hinausgehenden Bedarf soll dann ein höherer, mit dem Verbrauch progressiv ansteigender Preis bezahlt werden.

Erste Signale, daß die Frankfurter es bereits ernst meinten mit dem Wassersparen, gebe es. Im September vergangenen Jahres, wenige Wochen nach Ausrufen des Wassernotstandes in Südhessen, ging der Verbrauch nach Koenigs' Angaben im Vergleich zum Vorjahresmonat um 14 Prozent zurück. Daß dies nicht nur am Wetter gelegen haben könne, zeige die Tatsache, daß dies gut ein Drittel mehr sei, als im Umland eingespart worden sei. In den Folgemonaten habe die Einsparungsrate 8,4 (Oktober) und 7,4 Prozent (November) betragen. Insgesamt hätten die Frankfurter in den drei Monaten ihren Verbrauch um 1,6 Millionen Kubikmeter zurückgefahren, "das ist soviel Wasser, daß man damit viermal den Messeturm füllen könnte."

Nach Ansicht des Sprechers der Vogelsberg-Schutzgemeinschaft, Reiner Hildebrand, sind das zwar alles "Hinweise dafür, daß die Zeichen der Zeit in Frankfurt erkannt werden", gleichwohl kritisierte Hildebrand, daß die Einrichtung von Wasserzählern in Frankfurter Wohnungen zu langsam vorangehe, daß nach einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Studie in den Schulen 40 Prozent des Wasserverbrauchs eingespart werden, beim Garten- und Friedhofsamt 70 Prozent des Trinkwassers durch Brauchwasser ersetzt werden könnten und daß der Zoo sechsmal soviel Trinkwasser aus der Leitung zapfe wie nach neuen Erkenntnissen nötig: "Wie lange wird es dauern, bis diese Mißstände behoben sind?"

Honecker mit Fahnen begrüßt Ehemaliger DDR-Staatschef nach 18stündigem Flug in Chile Von unserem Mitarbeiter Ulrich Achermann

SANTIAGO, 14. Januar. Nach 18stündigem Flug ist Erich Honecker am Donnerstag nachmittag (Ortszeit) in Chile eingetroffen. Auf dem Flughafen von Santiago wurde er von seiner Frau Margot am Fuß der Rolltreppe begrüßt. Der frühere DDR-Staats- und Parteichef hatte nach seiner Haftentlassung Deutschland am Mittwoch kurz vor Mitternacht mit einem Linienflug der brasilianischen Gesellschaft Varig von Frankfurt aus verlassen. Nach einer Zwischenlandung in der brasilianischen Stadt Sao Paulo traf die Maschine kurz vor 14 Uhr Lokalzeit (18 Uhr MEZ) in Santiago ein.

Er habe nicht mehr daran geglaubt, seine Frau Margot und seine Tochter Sonja nochmals wiederzusehen. Daß sich dieser Wunsch nun doch noch erfüllte, dafür bedanke er sich beim Volk und bei der Regierung Chiles, sagte der 80jährige, krebskranke Honecker. Unmittelbar nach seiner Ankunft wurde er in die "Las Condes"-Privatklinik gebracht.

Hunderte von Sympathisanten Honekkers waren zu seinem Empfang auf dem "Arturo Merino Benitez"-Flughafen erschienen. Viele trugen DDR-Fahnen und Flaggen mit Hammer und Sichel. Nach Agenturangaben hatten sich zur Begrüßung führende Vertreter der Kommunisten und Sozialisten, darunter auch Isabel Allende, die Tochter des 1973 gestürzten Präsidenten Salvador Allende, eingefunden. Rund 6000 Chilenen hatten nach dem Militärputsch Pinochets von 1973 in der DDR Zuflucht gefunden. Anwesend war auch Chiles ehemaliger Botschafter in Moskau, Clodomiro Almeyda, der Honecker im Dezember 1991 in der diplomatischen Vertretung in Moskau aufgenommen hatte. Die chilenische Regierung hatte keinen Vertreter entsandt.

(Weitere Berichte Seiten 3 und 4)

Freitag, 15. Januar

Vorträge / Diskussionen Feministisches Frauengesundheitszentrum, Kasseler Str. 1a, Tel. 70 12 18: 20 Uhr, Info & Diskussion "Essen aus dem Genlabor".

Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Diavortrag "Das astronomische Jahr 1993".

Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Diavortrag "Tierwelt der subantarktischen Inseln". Filme / Kino Kommunales Kino, Schaumainkai 41: 20.15 Uhr, Vortrag mit Filmbeispiel "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920".

Chaplin Archiv, Klarastr. 5: 18.30 Uhr, Dia & Filmveranstaltung "Charlie der Bekehrte".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 18 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Ekstase und Askese".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 11 Uhr, Töpferstudio.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Jahrhunderthalle Hoechst: 16 Uhr, Rhein- Main-Antique.

Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Albanus-Apotheke, Höchst, Albanusstr. 22, Tel. 31 33 80; Carolus-Apotheke, Sachsenhausen, Brückenstr. 21, Tel. 61 19 15; Ebelfeld-Apotheke, Praunheim, Heinrich-Lübke-Str. 7, Tel. 76 10 54; Hermes-Apotheke, Taunusstr. 5, Tel. 23 11 81; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstr. 34,Tel. 45 66 08; Nordend-Apotheke, Ekkenheim, Engelthalerstr.Tel. 54 43 10; Paracelsus-Apotheke, Bockenheim, Schloßstr., Tel. 77 53 81; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstr. 19, Tel.57 17 85; Zeil-Apotheke, Zeil 27, Tel. 28 25 71. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Telefon 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, unter Telefon 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Tierarzt Kind, Holbeinstr. 76, Sachsenhausen, Tel. 63 66 88; danach bei den tierärztl. Kliniken (Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Evangelischen Volksdienst: Telefon 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der katholischen Volksarbeit: Telefon 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

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Namen + Notizen

HERBERT WEMELKA, seit 22 Jahren Bürgermeister von Klein-Krotzenburg und dem späteren Hainburg, tritt bekanntlich am 28. Februar von der politischen Bühne ab und macht seinem designierten Nachfolger und gegenwärtigen Ersten Beigeordneten Bernhard Bessel den Platz auf dem Chefsessel im Rathaus frei. Die aus Hainstadt und Klein-Krotzenburg hervorgegangene Gemeinde Hainburg gibt ihrem scheidenden Bürgermeister, auch Sprecher seiner Kollegen im Kreis Offenbach, am Donnerstag, 11. Februar, um 18 Uhr in der Radsporthalle von Klein-Krotzenburg einen Abschiedsempfang. ttt

LEO LEONHARD, 1939 in Leipzig geborener Künstler, stellt vom 29. Januar bis zum 14. Februar seine Arbeiten in der Stadtbücherei in Ober- Roden aus. Zur Vernissage am Freitag, 29. Januar, um 19.30 Uhr wird der Rödermärker Dr. Rüdiger R. Böhle sprechen. Leonhard hat in Mainz und Marburg Germanistik, später an der Düsseldorfer Akademie Malerei und Grafik studiert, ehe er 1987 zum Professor für Zeichnen an die Fachhochschule Rheinland-Pfalz in Mainz berufen wurde. Er ist Preisträger der Grafik-Biennalen in Krakau 1970 und 1972 sowie in Miami 1982 und 1984 sowie des Georg-Christoph-Lichtenberg- Preises 1982. ttt

MANFRED KANTHER, Landesvorsitzender der hessischen CDU, hat sich als Gast beim Neujahrstreffen der Senioren-Union des CDU-Kreisverbandes Darmstadt-Dieburg am Sonntag, 17. Januar, um 13.30 Uhr in der Gersprenzhalle in Münster angekündigt. sch.

FRIEDEL WIESINGER, von 1965 bis 1970 ehrenamtlicher und danach bis zur Eingemeindung nach Babenhausen hauptamtlicher Bürgermeister von Sickenhofen, wird am heutigen Samstag, 16. Januar, 65 Jahre alt. Bis 1983 war er Amtmann bei der Stadt Babenhausen, ehe er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand trat. Friedel Wiesinger war lange SPD-Parteivorsitzender in Sickenhofen. sch.

FRITZ KAFTAN aus Dietzenbach wird vom Magistrat wieder als ehrenamtlicher Gutachter für kommunale Liegenschaften und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses vorgeschlagen. Amtszeit: fünf Jahre. hf

Weg in Regelschule erleichtert Bessere Förderung in Dietzenbach, Seligenstadt, Neu-Isenburg

KREIS OFFENBACH. Drei Sonderschulen im Kreis Offenbach werden als sonderpädagogische Beratungs- und Förderzentren eingerichtet. Es handelt sich dabei um die Helen-Keller-Schule in Dietzenbach, die Don-Bosco-Schule in Seligenstadt und die Friedrich-Fröbel-Schule in Neu-Isenburg.

Einen entsprechenden Beschluß hat der Kreisausschuß in seiner jüngsten Sitzung gefaßt.

Der Kreis als Schulträger folgt damit einem entsprechenden, am 2. April vergangenen Jahres verabschiedeten Gesetz des Landes Hessen. "Danach können", so die Kreisbeigeordnete und Schuldezernentin Adelheid D. Tröscher, "Sonder Beratung schulen Aufgaben der ambulanten sonderpädagogischen Förderung in der allgemeinen Schule und der Beratung der Erziehungsberechtigten sowie der Lehrkräfte übernehmen".

Bei ihrer Beratungstätigkeit sollen die neuen Zentren mit den Beratungsstellen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe eng zusammenarbeiten.

Jede der drei Sonderschulen hat dem Kreis ein Arbeitskonzept vorgelegt, das seitens des Schulamtes inzwischen endgültig formuliert worden ist.

Im einzelnen werden darin eine Reihe von Arbeitsschwerpunkten festgelegt. Neben der Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe soll eng kooperiert werden mit dem schulpsychologischen Dienst sowie vorschulischen Einrichtungen. Es soll an der Entwicklung von Qualifikationen in der Förderdiagnostik, der Beratung und Therapie sowie der Forschung mitgearbeitet werden.

Eine enge Zusammenarbeit mit den Hauptschulen ist gleichfalls vorgesehen, um den Sonderschülern den Weg zurück an die Regelschule zu ebnen und so leicht wie nur möglich zu machen. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen.

"Ich bin froh, daß wir vergleichsweise schnell die Möglichkeiten des neuen Gesetzes in die Schulpraxis des Kreises Offenbach umsetzen konnten", sagte jetzt die Schuldezernentin Adelheid D. Tröscher.

Und ergänzt: "Damit werden ganz wesentlich die Entwicklungschancen der betroffenen Kinder verbessert. Unserem Ziel, allen Schülerinnen und Schülern des Kreises die ihnen gemäße Ausbildung und schulische Erziehung zu ermöglichen, sind wir damit einen Schritt nähergekommen." ttt

Naturschützer fordern von Parteien Antworten auf viele Fragen Politiker sollen sich bis zum 10. Februar äußern: Danach wollen sieben Verbände Empfehlungen zur Kommunalwahl abgeben

KREIS OFFENBACH. Einen drei Seiten langen Fragenkatalog haben sieben im Kreis Offenbach vertretene Naturschutzverbände den am 7. März zur hessischen Kommunalwahl kandidierenden demokratischen Parteien und Wählergemeinschaften vorgelegt. Bis spätestens zum 10. Februar erbitten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen, der Deutsche Gebirgs- und Wanderverein, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), der Landesjagdverband Hessen, der Naturschutzbund Deutschland und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) auf mehr als ein Dutzend Fragen möglichst konkrete Antworten - und zwar von Christ-, Sozial- und Freidemokraten, Grünen und Freien Wählergemeinschaften.

Danach wollen die Verbände die Öffentlichkeit über die Antworten der jeweiligen Parteien informieren, Kommentare dazu abgeben und den Wählern damit bei ihrer Wahlentscheidung am 7. März "helfen."

Der verfügbare Grund und Boden sei im Kreisgebiet Offenbach bereits zu rund 30 Prozent versiegelt. "Sind Sie bereit", wollen die Natürschützer von den angesprochenen Politikern wissen, "die fortschreitende Versiegelung auf ein vertretbares Minimum zu reduzieren?"

Oder: Gemeinsam mit dem Main-Taunus-Kreis habe der Kreis Offenbach mit 884 Einwohnern pro Quadratkilometer die höchste Bevölkerungsdichte in Hessen. Die Frage der Naturfreunde an die Kommunalpolitiker: "Sind Sie bereit, dafür einzutreten, daß der Schwellenwert von 1000 Menschen auf einem Raum von 1000 mal 1000 Metern nicht überschritten wird?"

Die sich eher der Natur als der Politik verpflichtet fühlenden Fragesteller wollen auch Auskunft darüber haben, ob, und wenn ja, welche Projekte - gemeint sind Landschaftsschutzgebiete und ähnliches - die jeweils befragte Partei unterstützt oder gar initiiert hat. Auch, ob sie bereit sei, nach dem kommunalen Urnengang im März Feuchtwiesen, Magerrasen oder Streuobstflächen im Auftrag der öffentlichen Hand anzukaufen oder zu pachten.

Ernst Böhm aus Neu-Isenburg, anerkannter Vogelschützer und autorisiert, für die sogenannten, laut Bundesnaturschutzgesetz akzeptierten 29er-Verbände Fragen zu stellen, will darüber hinaus wissen, wie einem drohenden Verkehrsinfarkt in dieser Region zu Leibe gerückt werden kann, welche Radwege-Konzepte die Wahlbewerber zu verwirklichen gedenken, ob sie eine weitere Mülldeponie im Kreis Offenbach für vertretbar halten. Und, falls die letzte Frage mit "Nein" beantwortet werde: "Welche Konzepte zur Müllvermeidung werden von Ihnen verfolgt?" Energiesparprojekte werden von den Hütern der Umwelt angesprochen, die Verbesserung der Abwässer in den Kläranlagen, das umstrittene Thema Golfplätze und schließlich auch, ob die Parteien eine Abschaffung der Jagdsteuer befürworten.

Die nächsten Wochen werden zeigen, wie ernst es die Parteien mit dem Umweltschutz meinen. Die Verbände setzen eine Frist bis zum 10. Februar. Danach werden Botaniker, Vogel-, Wild- und Waldschützer ihre Empfehlungen zum 7. März abgeben. ttt

Basketball-Europaliga der Männer Trotz Welp zu kurz gekommen Grippekranker Center / Leverkusen - Madrid 91:106 (43:50)

Real Madrid erwies sich doch als eine Nummer zu groß für Bayer Leverkusen. Im Spitzenspiel der Basketball-Europaliga siegte die auf dem Feld noch ungeschlagene Mannschaft aus Spanien vor 4500 Zuschauern in der ausverkauften Wilhelm-Dopatka-Halle mit 106:91 (50:43). Madrid hatte während der gesamten 40 Minuten noch einmal im Rückstand gelegen. Leverkusen, das bereits das Hinspiel mit 75:79 verloren hatte, bleibt trotz der zweiten Heimniederlage in der Spitzengruppe der B-Gruppe der Europaliga. Schon in der Anfangsphase der Partie zeigte sich, wie schwer es für Leverkusen gegen die Madrilenen werden würde. Bereits nach sieben Minuten sah sich Trainer Dirk Bauermann genötigt, seine zweite Auszeit zu nehmen. Madrid führte 23:9 und setzte sich gegen die Leverkusener Deckung sowohl mit Drei-Punkte- Würfen als auch in der Mitte durch Center Arvidas Sabonis durch, der auch dann nicht auszuschalten war, wenn er von drei Mann bewacht wurde.

Bauermann änderte seine Taktik, nahm auch Sven Meyer, der schon nach fünf Minuten den grippegeschwächten Christian Welp ersetzt hatte, vom Feld und brachte für ihn Moritz Kleine-Brockhoff. Der Versuch, mit einer kleinen Aufstellung gegen die längenmäßig überlegenen Spanier zu bestehen, ging auf. Die Aufholjagd, in Gang gesetzt durch zwei, drei Punktewürfe von Michael Koch führte über 17:28 und 23:29 zur Hälfte der ersten Halbzeit, bis immerhin zum 32:33 sechs Minuten vor dem Pausenpfiff. Näher kam Leverkusen nicht mehr heran.

Die zweite Hälfte begann wie die erste. Die Madrilenen im Kopf und auf den Beinen etwas schneller, bauten ihren Vorsprung aus. Wieder nahm Bauermann früh eine Auszeit beim Stande von 54:65 nach 25 Minuten, wieder kam Kleine- Brockhoff für einen Center. Diesmal blieb aber der gewünschte Effekt aus und Real behauptete seine Führung. Pech in einigen Aktionen bei Bayer und Ungeschicklichkeiten in anderen kamen hinzu. Doch Bayer bäumte sich noch einmal auf, ging zur Preßdeckung über und kam unter dem tosenden Beifall des Publikums noch einmal näher heran. Sechs Minuten vor dem Ende betrug der Rückstand nur mehr acht Punkte. Doch dies 76:84 sollte der knappste Abstand im zweiten Durchgang bleiben. Kontrolliert brachte Madrid die Begegnung nach Hause. Beste Werfer für Leverkusen waren Michael Koch (23), Henning Harnisch (20.) und Kennard Johnson (19), bei Madrid Arvidas Sabonis und Jose Cargol (je 20) und Ricky Brown (16). ah

Real Madrid erwies sich doch als eine Nummer zu groß für Bayer Leverkusen. Im Spitzenspiel der Basketball-Europaliga siegte die auf dem Feld noch ungeschlagene Mannschaft aus Spanien vor 4500 Zuschauern in der ausverkauften Wilhelm-Dopatka-Halle mit 106 :91 (50:43). Madrid hatte während der gesamten 40 Minuten noch einmal im Rückstand gelegen. Leverkusen, das bereits das Hinspiel mit 75:79 verloren hatte, bleibt trotz der zweiten Heimniederlage in der Spitzengruppe der B-Gruppe der Europaliga. Schon in der Anfangsphase der Partie zeigte sich, wie schwer es für Leverkusen gegen die Madrilenen werden würde. Bereits nach sieben Minuten sah sich Trainer Dirk Bauermann genötigt, seine zweite Auszeit zu nehmen. Madrid führte 23:9 und setzte sich gegen die Leverkusener Deckung sowohl mit Drei-Punkte- Würfen als auch in der Mitte durch Center Arvidas Sabonis durch, der auch dann nicht auszuschalten war,wenn er von drei Mann bewacht wurde. Bauermann änderte seine Taktik, nahm auch Sven Meyer, der schon nach fünf Minuten den grippegeschwächten Christian Welp ersetzt hatte, vom Feld und brachte für ihn Moritz Kleine-Brockhoff. Der Versuch, mit einer kleinen Aufstellung gegen die längenmäßig überlegenen Spanier zu bestehen, ging auf. Die Aufholjagd, in Gang gesetzt durch zwei, drei Punktewürfe von Michael Koch führte über 17:28 und 23:29 zur Hälfte der ersten Halbzeit, bis immerhin zum 32:33 sechs Minuten vor dem Pausenpfiff. Näher kam Leverkusen allerdings nicht mehr heran. Die zweite Hälfte begann wie die erste. Die Madrilenen im Kopf und auf den Beinen etwas schneller, bauten ihren Vorsprung aus. Wieder nahm Bauermann früh eine Auszeit beim Stande von 54:65 nach 25 Minuten, wieder kam Kleine-Brockhoff für einen Center. Diesmal blieb aber der gewünschte Effekt aus und Real behauptete seine Führung. Pech in einigen Aktionen bei Bayer und Ungeschicklichkeiten in anderen kamen hinzu. Doch Bayer bäumte sich noch einmal auf, ging zur Preßdeckung über und kam unter dem tosenden Beifall des Publikums, das jetzt seine lauteste Zeit hatte, noch einmal näher heran. Sechs Minuten vor dem Ende betrug der Rückstand nur mehr acht Punkte. Doch dies 76:84 sollte der knappste Abstand im zweiten Durchgang bleiben. Kontrolliert brachte Madrid die Begegnung nach Hause. Beste Werfer für Leverkusen waren Michael Koch (23), Henning Harnisch (20.), Kannard Johnson (19) und Christian Welp (12), bei Madrid Arvidas Sabones und Jose Cargol (je 20), Ricky Brown (16), Jose Antunez (13) und Jose Lasa (10).

IMPRESSUM

Rebellen lehnen Friedensgespräche ab

LUANDA, 15. Januar (AP). Entgegen ursprünglichen Meldungen hat die angolanische Rebellenorganisation UNITA einen Vorschlag der UN-Vermittlerin Margaret Anstee für Friedensgespräche mit der Regierung von Präsident Jose Eduardo dos Santos abgelehnt. Frau Anstee hatte am Donnerstag in Luanda erklärt, die Gespräche, die sie als letzte Gelegenheit zur Vermeidung eines Blutbades bezeichnete, sollten in Addis Abeba stattfinden. Am Abend sagte UNITA-Sprecher Jardo Muekalia, man stimme der äthiopischen Hauptstadt als Tagungsort nicht zu. Statt dessen schlug die UNITA vor, die Verhandlungen zwischen UNITA-Chef Jonas Savimbi und dos Santos sollten unter Vermittlung von UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali in Genf stattfinden. Außerdem forderte die UNITA die Stationierung einer bewaffneten UN-Friedenstruppe und die Wiedereinrichtung von "Friedensrouten" für Hilfslieferungen in dem Land.

Dracula-Freikarten für Blutspender

AMIENS, 15. Januar (AP). Eine besondere Belohnung für Blutspender haben sich die Besitzer zweier Kinos in der nordfranzösischen Stadt Amiens einfallen lassen: Jeder, der einen Blutspendepaß vorzeigen kann, erhält eine Freikarte für den neuen Film "Dracula" von Francis Ford Coppola. Der Film, der diese Woche in Amiens angelaufen ist, hat bereits zahlreiche Zuschauer angezogen, und etwa zehn Prozent von ihnen haben von dem ungewöhnlichen Angebot Gebrauch gemacht. Kinobesitzer Jean-Pierre Houbart erklärte, er habe das regionale Blutspendezentrum aufgefordert, mit einer mobilen Station vor dem Kino vorzufahren, um an Ort und Stelle noch mehr Blutspender zu werben. Das Zentrum habe im Prinzip zugesagt, doch wolle es auf einen unverfänglicheren Film warten.

NEW YORK / WASHINGTON, 15. Januar (AP/ Reuter/AFP). Nach dem alliierten Luftangriff auf Raketenstellungen im Süden Iraks hat sich die Regierung in Bagdad offenbar den Forderungen der Vereinten Nationen gebeugt. Der irakische UN-Botschafter Nisar Hamdun sagte in der Nacht zum Freitag am Sitz der Weltorganisation in New York, die UN-Inspektionsflüge über Irak könnten bereits am heutigen Freitag wieder aufgenommen werden.

Damit können auch die seit einer Woche in Bahrain festsitzenden UN-Inspektoren wieder mit eigenen Maschinen nach Irak einreisen. Außerdem versprachen die Iraker, nicht mehr die von den UN neu festgelegte Grenze zu Kuwait zu verletzen.

UN-Diplomaten in New York bestätigten, daß die irakische Regierung dem Sicherheitsrat zwei Schreiben zukommen ließ, in denen die Zusicherungen enthalten sind. Botschafter Hamdun traf am Donnerstag in New York mit Vertretern der USA, Frankreichs, Großbritanniens und Rußlands zusammen, um ihnen den irakischen Standpunkt darzulegen. Am Donnerstag abend kam der Sicherheitsrat zu Beratungen über das irakische Angebot zusammen. US-Botschafter Edward Perkins sagte, der Sicherheitsrat sei "sehr zufrieden" über die erhaltenen Antworten.

In Bagdad sagte der stellvertretende Ministerpräsident Tarik Asis, die irakische Regierung habe das seit einer Woche bestehende Flugverbot für UN-Inspektoren nach Irak aufgehoben. Doug Englund, der Leiter des UN-Inspektorenteams, hatte Irak zuvor aufgefordert, die Zustimmung für die Wiederaufnahme der Arbeit der Inspektoren zu geben. Am Donnerstag wartete ein Team von 70 UN- Experten im Golfemirat Bahrain auf die Erlaubnis zum Flug nach Bagdad. Unterdessen machten Sprecher des US-Verteidigungsministeriums widersprüchliche Angaben über den militärischen Erfolg des Luftangriffs vom Mittwoch, der offenbar weniger wirkungsvoll als erhofft war. Pentagon-Sprecher Pete Williams sagte, die irakische Luftverteidigung sei nach dem alliierten Schlag ernsthaft beeinträchtigt. Große Teile des Systems seien zerstört. Bei der Erklärung von Luftaufnahmen der Bordkameras von dem Angriff sagte Williams jedoch, nur eine von vier Raketenstellungen sei zerstört worden. Er bewertete die angerichteten Schäden als "bescheiden".

Ungeachtet dieser Widersprüche betonte der scheidende Präsident George Bush, der Militärschlag sei "ein großer Erfolg" gewesen. Auf den Einwand eines Journalisten, daß offenbar nur die Hälfte der Ziele getroffen worden sei, antwortete Bush gereizt: "Was ist damit? Der Himmel ist nun wesentlich sicherer für unsere Piloten." Dies sei "dem Mut der jungen Flugmannschaften zu verdanken, die gestern das Werk Gottes taten", sagte Bush. Dagegen hieß es in einem militärischen Kommuniqué aus Bagdad: "Die aggressiven Militärtyrannen erreichten viel weniger, als ihre kranken Gehirne sich erträumt hatten."

Aus Fort Hood im US-Bundesstaat Texas brachen fast 800 US-Soldaten nach Kuwait auf. Nach Armeeangaben verließ zunächst eine Gruppe von 375 Soldaten den Stützpunkt, um sich in dem Golf- Emirat mit einer Spezialeinheit zu Manöverübungen zu treffen. Ein zweites Flugzeug mit rund 400 Soldaten sei am Nachmittag in Richtung Golf gestartet. Am Freitag sollten weitere 250 Mann die Reise antreten. US-Präsident George Bush hatte die Verlegung der Truppe an den Golf nach dem alliierten Militärschlag gegen irakische Raketenstellungen am Mittwoch angekündigt.

Der neue US-Präsident Bill Clinton erklärte, er habe nicht die Absicht, die Beziehungen zwischen den USA und Irak zu "normalisieren". Die Politik seines Vorgängers George Bush gegenüber Bagdad werde er fortsetzen, kündigte er in Little Rock an. Damit stellte Clinton offenbar seine Bemerkung in einem früheren Interview, er sei nicht "besessen" von dem irakischen Staatschef Saddam Hussein, klar. Dieser Ausspruch war als Zeichen der Versöhnung gewertet worden. Der nominierte US-Außenminister Warren Christopher hatte daraufhin vor dem auswärtigen Ausschuß des Senats erklärt, er gehe nicht von einer "substantiellen Änderung" der US-Politik gegenüber Irak aus.

Trotz des Militärschlags gegen Irak erwartet der scheidende US-Außenminister Lawrence Eagleburger weitere Provokationen des irakischen Staatschefs Saddam Hussein. Er sei sicher, daß Saddam den neuen Präsidenten Bill Clinton noch im ersten Monat seiner Amtszeit herausfordern werde, sagte Eagleburger am Donnerstag auf dem Rückflug von Paris.

Der Führer der oppositionellen irakischen Schiiten, Ayatollah Mohammed Bakr el Hakim, kritisierte den Luftangriff vom Mittwoch. Die Teheraner Nachrichtenagentur IRNA zitierte den Geistlichen am Donnerstag mit den Worten, solche Aktionen würden dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein nur in die Hände spielen. Mit solchen Angriffen werde keines der wirklichen Probleme der irakischen Schiiten gelöst. Deren Schutz war von den Alliierten als einer der Gründe für den Militäreinsatz genannt worden.

Vulkanausbruch in Kolumbien Sechs Forscher getötet

BOGOTA, 15. Januar (AP). Eine Gruppe von Wissenschaftlern ist am Donnerstag bei einer Exkursion zum Krater des 4276 Meter hohen Galeras in den südkolumbianischen Anden von einem Ausbruch des Vulkans überrascht worden. Dabei wurden nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens sechs der Forscher getötet Acht weitere Wissenschaftler erlitten Verletzungen. Zehn Menschen wurden am Donnerstag abend noch vermißt. Ein Radiosender meldete, zur Zeit des Ausbruchs hätten sich mindestens 30 Personen innerhalb oder in der Nähe des Kraters aufgehalten.

Der Galeras befindet sich nahe der Stadt Pasto, wo zur Zeit ein internationaler Kongreß über den Vulkan stattfindet, an dem über 100 Wissenschaftler teilnehmen. Die Forscher hätten in unmittelbarer Nähe des Kraters gearbeitet, als aus ihm um 13.43 Uhr Ortszeit (19.43 MEZ) plötzlich eine große Menge glühender Lava und Asche hervorgebrochen sei, hieß es in den Berichten.

Offenbar befanden sich Stunden nach dem Ausbruch noch Überlebende innerhalb des Kraters. Ein Reporter des Rundfunksenders RCN berichtete live vom Unglücksort: "Ich kann Leute unten im Krater um Hilfe schreien hören." Rettungsmannschaften versuchten vergeblich, an die Festsitzenden heranzukommen. "Die Erde begann plötzlich zu wanken, und es regnete brennendes Gestein und Asche", sagte ein ecuadorianischer Vulkanologe, der bei dem Ausbruch verletzt wurde. "Die Leute begannen, in alle Richtungen davonzulaufen. Viele von ihnen wurden von umherfliegendem Gestein getroffen, und es gab viele Knochenbrüche."

Drei der Toten waren laut Rotem Kreuz Kolumbianer, die Nationalität der anderen drei war zunächst nicht bekannt. Bei den Verletzten handelte es sich um Amerikaner und Kolumbianer.

Russische Mafia macht Bonn Sorgen

BONN, 15. Januar (AP). Der Koordinator der deutschen Geheimdienste, Staatsminister Bernd Schmidbauer, sieht in der russischen Mafia eine zunehmende Gefahr für die innere Sicherheit Deutschlands. Dem Fernsehsender N-TV sagte Schmidbauer, dies gelte vor allem für "kriminelle Elemente, die alles mögliche verkaufen" wollten. Dazu gehöre auch Atommaterial. Die Bundesregierung habe zwar keine Hinweise, daß "waffenfähiges Material geschmuggelt wird". Aber hinter den Schmuggelversuchen stehe offenkundig auch die Absicht der russischen Mafia, Vertriebswege zum Beispiel für Waffen und Drogen vorzubereiten.

IG Medien ruft zu Mahnminuten auf

STUTTGART, 15. Januar (AP). Zu Mahnminuten gegen Ausländerfeindlichkeit hat die Industriegewerkschaft Medien aufgerufen. Am 29. Januar sollten alle Beschäftigten in der Druckindustrie, in der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie sowie in Medienbetrieben und Kultureinrichtungen für 15 Minuten die Arbeit ruhen lassen, beschloß der Hauptvorstand der Gewerkschaft am Freitag in Stuttgart. Er gehe davon aus, daß die Unternehmen diese Arbeitsniederlegungen unterstützten. Die Betriebs- und Personalräte rief die IG Medien außerdem dazu auf, bis Ende Februar Betriebsversammlungen zum Thema Fremdenfeindlichkeit abzuhalten.

Russischer Tanker angegriffen

WLADIWOSTOK, 15. Januar (AP). Der 5000 Tonnen große russische Öltanker und Eisbrecher "Ussurijsk" ist nach einer Meldung der Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass vom Freitag im Ostchinesischen Meer von einem Schnellboot unter chinesischer Flagge angegriffen worden, blieb dabei jedoch unbeschädigt. Der Kapitän des der Primorsk Shipping Co. gehörenden Schiffes, Valentin Serikow, habe berichtet, daß eine Granate 50 Meter vom Schiff entfernt eingeschlagen sei. Der Tanker habe sich zu diesem Zeitpunkt 80 Seemeilen von der Küste entfernt befunden. Die "Ussurijsk" habe ihre Geschwindigkeit erhöht und sei dem Schnellboot entkommen.

Der Bericht gab keine Auskunft darüber, wann der Überfall stattgefunden hat. Das russische Konsulat in Schanghai sei über den Vorfall unterrichtet worden und werde eine entsprechende Note an die chinesische Regierung übersenden.

Keine weiteren Opfer des Fährunglücks gefunden Suchaktion in der eisigen Ostsee bis Freitag abend fortgesetzt/Mehr Sicherheit gefordert

STRALSUND, 15. Januar (AP/Reuter/ dpa). Trotz verzweifelter Suche in den meterhohen Ostseewellen haben die Rettungsmannschaften am Freitag keine weiteren Opfer des Fährunglücks vor Rügen gefunden. Die Rettungsaktion wurde bei Einbruch der Dunkelheit eingestellt. Man werde die Suche nach den noch 16 Vermißten nicht wieder aufnehmen, solange es keine neue Erkenntnisse gebe, sagte ein Sprecher der Rettungsleitstelle Bremen am Freitag abend. Für sie gebe es keine Überlebenschance.

Man wisse mit "relativer Sicherheit", daß an Bord der vortags gekenterten und am Morgen gesunkenen "Jan Heweliusz" 63 Personen gewesen seien, sagte der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lothar Kupfer, in Stralsund vor Journalisten. Die neun Überlebenden seien außer Lebensgefahr, sagte Kupfer weiter. Die ersten würden möglicherweise noch am Samstag die Heimreise nach Polen antreten. Unter den 38 tot Geborgenen befinde sich auch ein Kind. Zuvor hatte Kupfer mit dem polnischen Innenminister Andrzej Milczanowski die Überlebenden besucht und die Unglücksstelle überflogen. Milczanowski kündigte strafrechtliche Ermittlungen an. Es solle geklärt werden, warum sich unter den neun Geretteten ausschließlich Besatzungsmitglieder und keine Passagiere befinden.

Man habe noch keine Informationen zum genauen Ablauf der Katastrophe, auch nicht zur Frage, wann die Turbulenzen begannen, sagte er. Ein Schiffahrtsexperte des polnischen Verkehrsministeriums sagte, alle Besatzungsmitglieder hätten Schutzanzüge getragen. Der Kommandant des Marinestützpunktes Parow, Hans-Jörg Eichler, sagte, Tote wie Überlebende hätten unvollständige Schutzkleidung angehabt.

Am Freitag wurde bekannt, daß es vor dem Auslaufen der Unglücksfähre aus dem polnischen Hafen Swinemünde (Swinoujscie) am späten Mittwoch abend "Probleme" mit dem Mechanismus der Ladetore gegeben hat. Dies bestätigte ein Mitarbeiter der Reederei "Euroafrica" auf Anfrage. Diese Probleme seien jedoch behoben worden, widersprach der Mann polnischen Zeitungsberichten vom Freitag. Danach soll der Kapitän der Ro-Ro- Fähre kurz nach Verlassen des Hafens gemeldet haben, sein Schiff habe eine leichte Neigung.

In Stettin hat inzwischen im Auftrag der polnischen Regierung eine Sonderkommission mit der Untersuchung möglicher Ursachen der Havarie begonnen. Aufschlüsse über die Unglücksursache verspricht sich das polnische Seefahrtsamt von Duplikaten der Schiffs- und Ladungsunterlagen. Nach polnischen Angaben beförderte die Fähre zehn Eisenbahn-Waggons und 28 Lkws. An Bord sei keine gefährliche Fracht gewesen, hieß es weiter.

Deutsche Gewerkschaften haben schärfere Sicherheitsbestimmungen für die sogenannten Ro-Ro-Schiffe gefordert. Der Hamburger Kapitän Frank Müller, Leiter der Schiffahrtsabteilung der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), sagte, daß die Konstruktion solcher Fähren ohne unterteilte Laderäume bereits beim Untergang der "Herald of Free Enterprise" im März 1987 auf scharfe Kritik gestoßen sei. Nur bei diesen "Roll-on-roll- off"-Schiffen, bei denen Autos ebenso wie Eisenbahnwaggons durch Heck- und Bugklappen schnell hinein- und wieder herausgefahren werden können, sei es möglich, daß sich ein einzelner Waggon losreißen und eine Kettenreaktion auslösen könne,die das ganze Schiff zum Kentern bringe, kommentierte Kapitän Müller das Unglück. Vorstandsmitglied Eike Eulen von der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr wies darauf hin, daß die Sicherheitsnormen für die Ro-Ro-Fähren hoffnungslos veraltet seien. Besonders gefährlich wirkt sich nach Ansicht der ÖTV aus, daß dieser Schiffstyp keine durchgehenden Längs- und Querschiffsschotten in den Fahrzeugdecks hat. Neige sich die Fähre zum Beispiel bei schwerem Seegang oder wegen einer Kursänderung zur Seite, könnten die Autos, Laster oder Eisenbahnwaggons ins Rutschen kommen.

(Leitartikel auf Seite 3, Dokumentation auf Seite 14)

Serbenführer Karadzic sieht in Ultimatum der EG Hindernis NATO-Pläne für Durchsetzung des Flugverbots / "UN-Konvois sind Zielscheibe" / Artilleriegeschoß tötet in Sarajewo acht Menschen

SARAJEWO/GENF, 15. Januar (AP/ dpa/AFP/Reuter). Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat das EG-Ultimatum an das serbische "Parlament" Bosniens zurückgewiesen, innerhalb von sechs Tagen den in Genf ausgehandelten Friedensplan für die Republik zu billigen. Die Fristsetzung verringere die Chancen der Annahme, sagte Karadzic nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug vom Freitag. Er glaube allerdings, daß der Friedensplan von den bosnischen Serben angenommen werde.

Ebenso wie Karadzic vertrat auch der "Parlamentspräsident" der bosnischen Serben, Momcilo Krajisnik, die Auffassung, daß das Genfer Abkommen mit Mehrheit angenommen werde, es sei "weise und realistisch".

Die Präsidenten der internationalen Jugoslawien-Konferenz, Cyrus Vance und Lord Owen, wollen sich bei einem Nein der bosnischen Serben sofort an die UN wenden. Das kündigte Konferenzsprecher Fred Eckhard in Genf an. Vance und Owen reisten am Freitag nach Zagreb, um den kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman zu treffen. Das Parlament Bosnien-Herzegowinas erhob Protest gegen das Verfahren, das Genfer Abkommen durch das Parlament der bosnischen Serben billigen zu lassen. Dies wurde laut Radio Sarajewo als "direkter Angriff auf die gesetzlichen Institutionen Bosniens" bezeichnet.

Die NATO arbeitete ihre Einsatzplanung für einen eventuellen Militäreinsatz zur Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien-Herzegowina weiter aus. Die NATO-Staaten verständigten sich auf eine Kommandostruktur für Luftstreitkräfte, falls die UN eine gewaltsame Durchsetzung der Flugverbotszone anordnen, teilten NATO-Vertreter in Brüssel mit. Dabei soll den UN-Stellen die Möglichkeit eingeräumt werden, die Einstellung der Militäreinsätze anzuordnen, falls die zur Verteilung der humanitären Hilfe nach Bosnien entsandten UN-Truppen gefährdet werden.

Innerhalb der NATO wurden unterdessen verstärkte Bedenken gegen den Sinn einer Militäraktion zur Durchsetzung der Flugverbotszone laut. Der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte, US-General John Shalikashvili, sagte in Washington, eine solche Aktion bringe "wenig militärischen Nutzen" und könne die humanitäre Hilfe gefährden. Vor allem britische Vertreter bei der NATO hatten in den vergangenen Wochen darauf verwiesen, daß seit der Verhängung des Flugverbotes durch die UN im Oktober kaum noch Luftangriffe der serbisch kontrollierten Luftwaffe stattfanden. Die USA, Großbritannien, Frankreich, Rußland und Spanien protestierten am Freitag offiziell dagegen, daß Kroatien zunehmend das Flugverbot über Bosnien verletze.

Der künftige US-Präsident Bill Clinton kündigte an, er wolle sich für einen Kriegsverbrecherprozeß gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic einsetzen. Milosevic gilt im Westen als Hauptverantwortlicher für den Krieg in Bosnien-Herzegowina.

Die UN berichteten in Sarajewo, die Kämpfe in Mittelbosnien seien nach einer Gefechtspause weitergegangen. Auch Mörser und Artillerie würden eingesetzt. Gradacac im Nordwesten sei unter serbisches Artilleriefeuer geraten.

Ein Konvoi mit 80 Tonnen Versorgungsgütern für das von Serben belagerte Zepa im ostbosnischen Kampfgebiet erreichte nach UN-Angaben Bosnien und wurde in Pale östlich von Sarajewo mit einer UN-Eskorte versehen. Ein UN-Sprecher sagte, die serbischen Behörden hätten allerdings die Marschbefehle verändert, so daß der Konvoi über gefährliche Bergstraßen geführt werden müsse. In Zepa sollen mehrere hundert Menschen verhungert und erfroren sein.

Die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Silvana Foa, beschuldigte alle Kriegsparteien, UN-Hilfskonvois als Zielscheibe zu benutzen. "Die UN wird zur Zielscheibe. Niemand, absolut niemand respektiert den humanitären Charakter dieser Konvois", sagte Foa.

In Sarajewo wurden nach Polizeiangaben acht Menschen durch ein Artilleriegeschoß getötet, als sie vor einer Bierbrauerei um Wasser anstanden. Unter den Toten habe sich eine ganze Familie befunden. 18 Menschen seien verletzt worden.

Entwarnung für Atommeiler

ELLWEILER, 15. Januar (AP). Nach dem Wassereinbruch in der stillgelegten Urananlage Ellweiler im Hunsrück ist nach Angaben des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums keine Radioaktivität in die Umwelt gelangt. Wie ein Experte des Ministeriums am Freitag vor Ort erklärte, konnte das mit Uranstaub vermischte Wasser nicht in die Kanalisation eindringen. Rund 50 Kubikmeter seien bereits abgepumpt und chemisch entseucht worden. Der Umweltbeauftragte des betroffenen Landkreises Birkenfeld, Claus von Janson, forderte dagegen erneut eine "ordnungsgemäße Sanierung" des Areals: "Wir sind nach wie vor der Ansicht, daß Gefahr in Verzug ist."

Nach starken Niederschlägen waren am Dienstag und Mittwoch große Mengen Wasser in die 1989 stillgelegte Anlage eingedrungen.

15 Millionen falsche Dollar im Südwesten sichergestellt

STUTTGART, 15. Januar (AP). Gefälschte Dollarnoten im Nennwert von 15 Millionen Dollar hat die Polizei bei einem Scheingeschäft mit einer Fälscherbande im Südwesten der Bundesrepublik sichergestellt. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg sprach von der größten Falschgeldmenge seit Jahren. Dabei wurden sechs Männer festgenommen und die Geldfälscherwerkstatt mit Druckplatten ausgehoben, wie das LKA am Freitag in Stuttgart berichtete.

Verdeckte Ermittler hatten mit den Falschgeldanbietern Kontakt aufgenommen, nachdem die Polizei im Dezember Wind davon bekommen hatte, daß ein größerer Posten 50-US-Dollar-Noten in Umlauf gebracht werden sollte. Mit der Übergabe eines Musters der Blüten kam man ins Geschäft. Die Kontaktmänner, ein 50jähriger Techniker aus dem Raum Schwalbach/Elm und ein 62jähriger Automatenaufsteller aus dem Rotlichtmilieu, boten zwei Millionen falsche Dollar (mehr als drei Millionen Mark) gegen eine Million echte Mark an, hatten später aber nur eine Million falsche Dollar bei sich.

In der Wohnung eines weiteren Bandenmitglieds, eines 62jährigen Handelsvertreters, in Pirmasens staunten die Kriminalbeamten: "Was sie vor sich sahen, überraschte selbst erfahrene Falschgeldfahnder: stapel-, ja sogar kartonweise lagerte hier Falschgeld im Nennwert von zirka 14 Millionen US-Dollar." Je 250 000 Blüten waren in Kopierpapierschachteln verpackt.

Künftig weniger Schießübungen Zahl der Truppenübungsplätze im Osten von 60 auf elf reduziert

BONN, 15. Januar (AP/dpa). Einen Tag nach einer zustimmenden Stellungnahme des Bundestages hat Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) am Freitag das neue Konzept für die Nutzung von Truppenübungsplätzen in Kraft gesetzt. Wie das Ministerium in Bonn mitteilte, werden von den früher 82 Truppenübungs- und Schießplätzen in den alten und neuen Ländern künftig nur noch 33 genutzt. Dazu gehören alle 22 Plätze in Westdeutschland, von denen sechs den Alliierten zur Verfügung stehen. In Ostdeutschland, wo es zu DDR-Zeiten mehr als 60 Übungsplätze gab, werden künftig nur noch elf militärisch genutzt.

Der Gesamtumfang der Schießübungen wird nach dem neuen Konzept weiter verringert, die Lärmschutzeinrichtungen werden ausgebaut. Zusätzlich werden von den insgesamt 200 Schießbahnen für großkalibrige Waffen nur noch gut 100 genutzt, davon rund 80 in Westdeutschland.

Voraussichtlich wird Rühe noch auf einen weiteren Truppenübungsplatz bei Berlin verzichten müssen. Ob es sich dabei um das Gelände in Lehnin oder in Jüterbog handeln wird, hängt von der Entscheidung über einen neuen Großflughafen für die Bundeshauptstadt ab.

Der umstrittene Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide bei Magdeburg ist vorerst als Gefechtsübungszentrum ohne Schießbetrieb eingeplant. Über die tatsächliche Nutzung will Rühe erst entscheiden, wenn nach Abzug der sowjetischen Truppen und gründlichen Untersuchungen eine Gefährdung des Grundwassers durch den militärischen Übungsbetrieb ausgeschlossen werden kann. Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Werner Münch (CDU), hatte in der Bundestagsdebatte am Donnerstag einer Weiternutzung der Colbitz-Letzlinger Heide strikt abgelehnt. Die Heide müsse als Trinkwasserreservoir und als Biotop regeneriert und geschützt werden.

Anschlag auf US-Konsulat

HAMBURG, 15. Januar (AP). Einen Brandanschlag auf das US-Generalkonsulat in Hamburg hat ein Unbekannter am Donnerstag abend verübt. Das Feuer habe nur die Fassade des Gebäudes leicht beschädigt. Der Täter habe am Gebäude Benzin in einen Lichtschacht gegossen und angezündet. "Bevor er das Gelände verließ, stellte er innen an der Umzäunung ein postkartengroßes Bild des (verstorbenen iranischen Revolutionsführers) Imam Khomeiny auf", teilte die Polizei mit. Das Feuer sei von alleine erloschen.

Naturschutzgesetz beschlossen

ERFURT, 15. Januar (AP). Ein vorläufiges Naturschutzgesetz hat der Thüringer Landtag am Freitag verabschiedet. Das Gesetz gibt den Verbänden die Möglichkeit einer Klage - wenn auch nur stark eingeschränkt. Ein Änderungsantrag von SPD und Bündnis 90/Grüne mit dem Ziel eines uneingeschränkten Verbandsklagerechts fand nicht die erforderliche Stimmenmehrheit.

Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dieter Mäde, bezeichnete das Gesetz als ungeeignet, um der fortschreitenden Zerstörung von Natur und Landschaft wirksam zu begegnen. Auch Ralf Päsler von der Fraktion Bündnis 90/ Grüne kritisierte, daß die Landesregierung den Umweltschutz nur als notwendiges Übel ansehe.

Verbände und Vereine können in Thüringen nur dann gegen Vorhaben der Industrie klagen, wenn damit Naturschutzgebiete oder Biosphärenreservate gefährdet werden.

Oberster Mafiaboß in Italien gefaßt

ROM, 15. Januar (AP/FR). Nach über 20 Jahren Fahndung ist am Freitag die Nummer eins der sizilianischen Mafia, der 63jährige Totò Riina, in Palermo dingfest gemacht worden. Das Oberhaupt der führenden Corleone-Familie in der sizilianischen Unterwelt befand sich bei seiner Festnahme mit anderen Personen in einem Auto.

Riina, der 1969 nach Verbüßung einer fünfjährigen Haftstrafe wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung untertauchte, trug keine Waffe bei sich und leistete auch keinen Widerstand. Über ihn geht das Gerücht um, daß er während seiner jahrzehntelangen Flucht mehrfach Gesichtsoperationen hat vornehmen lassen, um der Polizei die Identifizierung unmöglich zu machen.

Der Mafiaboß war 1987 von einem italienischen Gericht in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er war für schuldig befunden worden, mehrere Morde befohlen und Heroinhandel organisiert zu haben. Das staatliche Fernsehen zitierte Untersuchungsbeamte mit der Aussage, Riina sei vermutlich für mehr als 50 Morde verantwortlich, darunter auch für die Anschläge auf die beiden prominenten Mafiajäger Giovanni Falcone und Paolo Borsellino im vergangenen Jahr. Eine Reihe von Mafiosi, die zu Informanten der Polizei wurden, haben ihn als den unbestrittenen Chef der Bande bezeichnet.

(Kommentar Seite 3, weiterer Bericht "Aus aller Welt")

Entführung in Angola

BONN, 15. Januar (AP). Die Deutsche Welthungerhilfe hat am Freitag in Bonn mitgeteilt, daß ihr afrikanischer Mitarbeiter Estevao Bongombo in Angola von der Rebellenorganisation UNITA entführt worden sei. Der Lastwagen, mit dem Bongombo unterwegs war, sei ebenfalls verschwunden. Er habe sich zum Zeitpunkt der Entführung in einem Konvoi von 18 Fahrzeugen befunden, zu dem auch ein Lkw der Hilfsorganisation Unicef gehört habe. Ein Beifahrer sei dem Überfall entkommen und zu Fuß nach Lobito gelangt.

Die Welthungerhilfe appellierte an die UNITA sowie an die angolanischen Behörden, den Fahrer umgehend freizulassen und das Fahrzeug zurückzugeben.

Schweres Erdbeben in Japan

TOKIO, 15. Januar (AP). Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,5 auf der Richter- Skala hat am Freitag die nordjapanische Insel Hokaido erschüttert. Es war das stärkste Beben in Japan seit zehn Jahren. Nach Angaben der Polizei wurden dabei mindestens 167 Menschen verletzt. Größere Schäden wurden nicht gemeldet, doch fiel in einigen Teilen der Insel der Strom aus, und Eisenbahnzüge hatten eine etwa 90minütige Verspätung.

Das Epizentrum des Bebens um 08.06 Uhr Ortszeit (12.06 Uhr MEZ) lag 120 Kilometer unter dem Seebett unmittelbar vor der Küste bei Kushiro, das rund 850 Kilometer nordöstlich von Tokio liegt. Der japanische Sender NHK zeigte Bilder seines Büros in Kushiro, wo Fernseher, Bücherregale und andere Gegenstände auf den Boden gestürzt waren. Andere Aufnahmen zeigten Supermärkte, in denen die Waren aus den Regalen gefallen waren. Nach Polizeiangaben brachen als Folge des Erdbebens etwa zehn kleinere Brände aus. Die Schäden hielten sich in Grenzen, weil das betroffene Gebiet nur spärlich bewohnt ist.

. . . und außerdem Indios werden gejagt und diskriminiert

Illegale Goldsucher jagen die Ureinwohner in Brasilien, vernichten sie mit brutaler Gewalt oder mit eingeschleppten Krankheiten. In Kolumbiens Großstädten verschwinden Indios - die Polizei entdeckt gelegentlich in Formalin eingelegte Menschenstücke. Brauchbare Leichen für medizinische Studien bringen in dem südamerikanischen Land rund 80 Dollar. In Mexiko wird den Indios der Zutritt zu Restaurants, Kinos und Hotels verwehrt. In Argentinien erinnern sich die Politiker im Wahlkampf an sie, um sie anschließend schnell zu vergessen. Die 531 Indiovölker Lateinamerikas leben und sterben diskriminiert, vegetieren meist isoliert am äußersten Rand der Gesellschaft - auch in diesen Tagen, in denen das von den Vereinten Nationen (UN) proklamierte "Jahr der Ureinwohner" begann.

Lenkt die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Guatemaltekin Rigoberta Menchú für Momente das Weltinteresse auf die Verfolgung der "Indigenas", der Eingeborenen, wie sie sich selbst nennen, so ist der Alltag der 35,5 Millionen Ureinwohner Lateinamerikas von Benachteiligung und Rassismus geprägt. In Bolivien haben Indianer-Kinder schon beim Schulbesuch keine Chance. Die Nachfahren der europäischen Eroberer wollen keine Indios in den Klassen ihrer Kinder. Ohne Schulbildung landen die Indianer dann dort, wo sie nach Ansicht der bolivianischen Oberschicht hingehören. Als eine Art moderner Sklaven steigern sie Profite in Landwirtschaft und Industrie. Obwohl sie 60 Prozent der bolivianischen Bevölkerung stellen, sitzt kein Indianer in der Regierung.

Offiziell will der brasilianische Staat die Indianer vor Verfolgung und Ausrottung schützen. Trotz Indianerschutzbehörde und Reservaten, die die Größe Portugals erreichen, sieht die Realität anders aus. Vor allem die etwa 10 000 Yanonami- Indianer, die im Regenwald nahe der Grenze zu Venezuela leben, sind vom Aussterben bedroht. Goldsucher, die gedeckt von korrupter Polizei und Behörden ungestraft Indianer im Reservat erschießen, schleppen Krankheiten ein, die den Indios und ihrer eigenen Medizin unbekannt sind. Alleine im ersten Halbjahr 1992 sind nach offiziellen Angaben über 300 Indios an Malaria, Masern, Hirnhautentzündung oder Cholera gestorben. Die Zerstörung des Regenwaldes, des Lebensraumes Regenwald kommt hinzu.

Schlagzeilen machte im vergangenen Jahr die Meldung, daß Indios in Kolumbien entführt und ermordet wurden, um die Leichen an die medizinische Fakultät der Universität von Barranquilla zu verkaufen. Den Toten waren zuvor die Fingerkuppen abgeschnitten worden, um eine Identifizierung zu verhindern. Kaum noch Beachtung finden die häufigen Berichte, daß Indio-Führer von rechtsextremen Todesschwadronen im Auftrag von Großgrundbesitzern ermordet werden.

Neben der Gewalt ist die ständige Demütigung Bestandteil des täglichen Lebens der Indianer. Der Indianer- Experte Hermann Bellinghausen beschreibt die Lage der Indigenas in Mexiko als fortwährende Diskriminierung im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich. In dem Land, das zur Tourismusförderung auf Mayas und Azteken verweist, würden die Nachfahren dieser Völker täglich von Behörden, Polizei und Justiz betrogen und belogen. Die Indianer stünden in Mexiko ganz unten und der Begriff "Indio" sei wie in anderen Staaten der Region ein Schimpfwort.

Dennoch gibt es etwas Hoffnung für die Ureinwohner, die rund neun Prozent der Bevölkerung Lateinamerikas stellen. Vor allem im Rahmen von Verfassungsreformen und Gesetzesnovellen werden die Interessen der Indios erstmals erwähnt. In Paraquays Verfassung findet sich ein gesonderter Abschnitt über die Rechte der Indianer. In Costa Rica werden die Indio-Bürgerrechte betont. Mexiko erkennt in der Verfassung die Existenz der Indianer-Gemeinschaften an und spricht von einer multikulturellen mexikanischen Nation. Im wirtschaftlichen Bereich entsteht eine Lobby. Die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank IDB hat sich hinter die Gründung eines Fonds zur Unterstützung der Indianer gestellt. Mit einem Grundkapital von 42 Millionen Dollar soll der Fonds seine Arbeit in Boliviens Hauptstadt La Paz demnächst aufnehmen.

HENDRIK GROTH (dpa)

IG-Bau-Chef warnt vor illegalen Arbeitern

KÖLN, 15. Januar (dpa). Mehr als eine halbe Million Ausländer arbeiten nach Schätzung des Vorsitzenden der Industriegewerkschaft Bau, Steine, Erden, Bruno Köbele, illegal in Deutschland.

Der Kölner Tageszeitung Express vom Freitag sagte Köbele: "Die Zahl der illegal in Deutschland beschäftigten Ausländer ist erschreckend hoch, besonders in der Bauwirtschaft. Nach seriösen Schätzungen ist davon auszugehen, daß mehr als eine halbe Million Illegaler - vor allem aus Polen, der früheren CSFR oder Ungarn - auf den Baustellen in Deutschland zum Teil für Stundenlöhne von vier oder fünf Mark arbeiten."

Die Situation habe sich in den vergangenen Monaten so dramatisch verschärft, daß Bauunternehmer unter Hinweis auf den Druck der Konkurrenz einheimische Facharbeiter entließen und mit Arbeitern weitermachten, die über Werkverträge mit Menschenhändlern im Osten eingestellt wurden. Die Folge sei: Trotz einer boomenden Bauwirtschaft sei die Zahl der Arbeitslosen in der Baubranche im Vergleich zu anderen Industriebereichen überproportional auf mittlerweile 120 000 hochgeschnellt.

Köbele schätzt den Verlust für die Volkswirtschaft auf mehrere Milliarden Mark. Er forderte die Bundesregierung auf, mit den Staaten Osteuropas die Verträge über sogenannte Ausländer-Kontingente neu auszuhandeln und Baustellen schärfer zu kontrollieren.

Wie die Unternehmer vertrete aber auch die Gewerkschaft die Ansicht, daß beim Bau auf ausländische Arbeitnehmer nicht ganz verzichtet werden könne, sagte Köbele.

Zu dicker Pavarotti kann nicht singen

PHILADELPHIA, 15. Januar (dpa). "Gewichtsprobleme, die seine Gesundheit gefährden" haben den italienischen Star-Tenor Luciano Pavarotti nach Angaben der Oper von Philadelphia (USA) auf Anweisung seiner Ärzte bewogen, alle Auftritte in den nächsten sechs bis acht Wochen abzusagen. Vier Aufführungen von Puccinis La Bohème im Februar in Philadelphia müssen deshalb ohne den schwergewichtigen Sänger stattfinden. Pavarotti werde unter ärztlicher Überwachung ein Programm zur Gewichtsreduzierung auf sich nehmen.

Ärztliche Unterlagen Honeckers verschwunden

SANTIAGO / DRESDEN, 15. Januar (dpa/AFP). Die medizinischen Unterlagen des krebskranken früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker sind auf dem Weg von Berlin nach Santiago "verlorengegangen". Das sagte am Donnerstag im chilenischen Rundfunk der stellvertretende Chef der Klinik Los Condes, Sergio Waisman, der den 80jährigen behandelt. Ihm liege nur eine Röntgenaufnahme vom Dezember 1992 vor. Die weiteren Unterlagen seien auf der Reise bedauerlicherweise abhandengekommen. Der Arzt bezeichnete den Allgemeinzustand Honeckers als gut. Eine interdisziplinäre Ärztegruppe mache ein umfassendes Routineexamen. Für eine endgültige Diagnose sei es aber noch zu früh. Honecker verbrachte die erste Nacht in dem südamerikanischen Land in der Klinik. Honecker war am Donnerstag um 17.50 Uhr MEZ (13.50 Uhr Ortszeit) auf dem Flughafen der Hauptstadt Santiago de Chile gelandet. Ehefrau Margot begrüßte ihn mit einer Umarmung. In einer kurzen Erklärung sagte der 80jährige: "Ich habe nicht mehr geglaubt, daß ich meine liebe Frau und tapfere Gefährtin noch einmal wiedersehen werde. Damit erfüllt sich mein letzter persönlicher Wunsch." Vor dem Airportgebäude schwenkten Sympathisanten rote Fahnen. Die Regierung hatte keinen offiziellen Vertreter zum Empfang geschickt. Honecker dankte dem chilenischen Volk und der Regierung, daß er in Chile Aufnahme findet. Während des Flugs hatte er dem chilenischen Fernsehen in einem kurzen Interview gesagt, er habe Hoffnung, daß es dem deutschen Volk gelingen werde, die aufkeimenden faschistischen Gefahren auszuschalten. Seit der Wiedervereinigung liege die Zukunft Deutschlands "in den Wolken".

Als Reaktion auf die Freilassung Honeckers trat der sächsische Umweltminister Arnold Vaatz (CDU) von seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender der CDU-Grundsatzprogrammkommission zurück. "Mit dem Prozeßverlauf gegen Erich Honecker hat der Rechtsstaat gezeigt, daß ihn das Erbe des friedlichen Umbruchs in Ostdeutschland überfordert", teilte Vaatz in einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vom Donnerstag mit.

US-Studenten müssen englisch können

DETROIT, 15. Januar (dpa). Ein US-Gericht hat am Donnerstag die Forderung einer Universität in Michigan bestätigt, daß die Studenten für das Abschlußexamen die Landessprache beherrschen müssen. Als Begründung für die Entscheidung hieß es, dieses Ziel sei vernünftig und bedeute keine Diskriminierung von Minderheiten. Zwei Studenten, die in ihren Diplomarbeiten zwischen 500 und 700 Fehler aufwiesen und dadurch den Abschluß nicht schafften, hatten geklagt, diese kulturelle Forderung der Universität sei eine Diskriminierung der Minderheiten.

Auf Skiern durch die Antarktis Erstes Frauen-Team am Pol

ST. PAUL, 15. Januar (dpa). Vier Frauen haben am Donnerstag als erstes rein weibliches Expeditionsteam auf Skiern den Südpol erreicht. Eine Sprecherin ihres Organisationsbüros in St. Paul (US-Bundesstaat Minnesota) sagte, die Frauen hätten um 18.10 Uhr Ortszeit (0.10 MEZ) nach Chile gefunkt, sie seien am Pol angekommen. Angeführt wird die Gruppe von der 35jährigen früheren Sportlehrerin Ann Bancroft, die damit als erste Frau ihren Fuß sowohl auf den Nord- als auch auf den Südpol gesetzt hat. Ihre Gefährtinnen sind Sue Giller, eine 44jährige erfahrene Bergsteigerin, die Skilehrerin Anne Dal Vera (37) und die Managerin Sunniva Sorby (31).

Sie haben bei härtesten Wetterbedingungen seit dem 9. November 1992 vom nördlichen Rönne-Eisfeld bis zum Pol über 1000 Kilometer zurückgelegt. Vor ihnen liegt aber immer noch eine fast 1500 Kilometer lange Strecke bis zur amerikanischen Forschungsstation McMurdo am südwestlichen Rand der Antarktis, dem Schlußpunkt der Expedition. Nach Angaben der Sprecherin wird es jetzt aber leichter werden, da es zumeist bergab gehe und sie Segel benutzen würden, mit denen sie bis zu 50 Kilometer am Tag zurücklegen können - mehr als doppelt soviel wie bisher. Die Frauen, die ihre Sachen auf Schlitten ziehen, wollen bis zum 17. Februar am Ziel sein. Am Pol soll ihnen, wie zuvor am 11. Dezember, noch einmal Nachschub gebracht werden.

"Eine der Frauen hatte ein verstauchtes Fußgelenk, aber das scheint zurückgegangen zu sein. Sie hatte auch Husten, der ein kleines Problem war", sagte die Sprecherin. Sie hätten anfangs auch einige Erfrierungen gehabt, was aber später offenbar kein Problem mehr gewesen sei. Die Antarktis ist der kälteste Teil der Erde und hält den Weltrekord an Minustemperaturen mit 88,3 Grad Celsius.

Fährunglück

Suche nach

Überlebenden

fortgesetzt

STRALSUND, 15. Januar (dpa). Die Suche nach Opfern des Schiffsunglücks vor der Ostsee-Insel Rügen ist am heutigen Freitag morgen verstärkt fortgesetzt worden.

Fregattenkapitän Helmut Meyer vom Flottenkommando der Bundesmarine in Glücksburg erklärte, seit kurz nach 7.00 Uhr seien erneut je zwei deutsche und polnische Hubschrauber im Einsatz. Das Wrack der kieloben im eisigen Wasser treibenden polnischen Fähre "Jan Heweliusz" solle mit Sonargeräten nach Geräuschen abgehorcht werden. Taucher könnten nicht in das Innere des Schiffsrumpfes gelangen, da sie dadurch selbst in Lebensgefahr gerieten.

Bis zum Donnerstag abend waren 39 Opfer des Unglücks aus der vorangegangenen Nacht geborgen worden. Von den neun Überlebenden schwebten zwei, die auf Intensivstationen in Stralsund und Saßnitz liegen, immer noch in Lebensgefahr. Für die mindestens 14 vermißten Passagiere gibt es kaum noch eine Überlebenschance.(Siehe Seite 28: "Aus aller Welt")

Schlüters letzter Gang zur Königin

KOPENHAGEN, 15. Januar (dpa). Der dänische Ministerpräsident Poul Schlüter (dpa-Bild) reicht noch heute in Kopenhagen formell sein Rücktrittsgesuch bei Königin Margrethe II. ein. Der wegen der "Tamilen-Affäre" am Donnerstag zurückgetretene Regierungschef bleibt danach kommissarisch im Amt, bis ein Nachfolger gefunden ist. Schlüters eigener Vorschlag, wonach Finanzminister Henning Dyremose seine Nachfolge übernehmen soll, wurde in politischen Kreisen in der

dänischen Hauptstadt kaum Chancen auf eine parlamentarische Mehrheit eingeräumt. Bei der "Tamilen-Affäre" ging es um den verhinderten Nachzug von Familienangehörigen von tamilischen Flüchtlingen nach Dänemark.

Blüm stellt sich erneut zur Wahl

DÜSSELDORF, 15. Januar (dpa). Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) stellt sich morgen in Neuss erneut zur Wahl als Vorsitzender der nordrhein-westfälischen CDU. Außerdem werden die Delegierten des 10. Landesparteitags auch über die Besetzung des gesamten Parteivorstandes zu entscheiden haben. Nach den politischen Turbulenzen in Bonn wird vor allem der Auftritt von Bundeskanzler Helmut Kohl mit Spannung erwartet. Im Mittelpunkt der Sacharbeit des Parteitags steht ein "Sofortprogramm Alltagskriminalität".

Firmen-Telegramm

Spruch gegen "stumme Verkäufer" Das Oberlandesgericht Naumburg hat die beiden einstweiligen Verfügungen des Kreisgerichts Halle gegen die Gruner + Jahr-Tochter Berliner Verlag Beteiligungsgesellschaft wegen des Einsatzes "stummer Verkäufer" bestätigt. Der Axel Springer Verlag fühlt sich durch den Spruch in seiner Rechtsauffassung erneut bestärkt, wonach die Abgabe der in Ostdeutschland erscheinenden Sonntagspost des Verlags Gruner + Jahr über die Verkaufshilfen mit einem wettbewerbswidrigen Verschenken von Originalware gleichzusetzen sei. Axicon und Loewe in enger Verbindung Die BMW-Mobilfunktochter Axicon und die Elektronikfirma Loewe Opta haben eine enge Kooperation für den Mobilfunk vereinbart. Über die Loewe-Händler werden danach Geräte für das D-Netz einschließlich der Dienstleistungen von Axicon angeboten. Loewe wird zudem demnächst ein eigenes Handtelefon für dieses Netz auf den Markt bringen. Metaleurop baut Verlust ab Die zu 51 Prozent zur Preussag gehörende Pariser Firma Metaleurop hat im Jahr zum 30. September den Konzernverlust von knapp 177 Millionen auf gut 49 Millionen Mark reduziert. Sinkende Metallpreise führten aber im laufenden Geschäft zu einem höheren Fehlbetrag von 67 (Vorjahr 62) Millionen Mark.

Winterthur trennt sich von Bank Die Winterthur Schweizerische Versicherungsanstalt hat ihren Anteil von 77 Prozent an der Hypothekar- und Handelsbank Winterthur an den Schweizerischen Bankverein verkauft. Ein Preis für die Übernahme, die den Konzentrationsprozeß im eidgenössischen Geldgewerbe fortsetzt, wird nicht genannt. Everex beruhigt deutsche Kunden Der hiesige Ableger der Computerfirma Everex, die in den Vereinigten Staaten Gläubigerschutz beantragt hat, beruhigt seine Klientel. In Deutschland sei wegen "der positiven Geschäftsentwicklung zur Zeit weder für Kunden noch für Lieferanten eine Beeinträchtigung zu befürchten". Auch langfristigen Garantie- und Gewährleistungsansprüchen sei Rechnung getragen. Digital Equipment streicht 6500 Stellen Der amerikanische EDV-Riese Digital Equipment (DEC) hat im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres 6500 Arbeitsplätze abgebaut. Damit standen zum 26. Dezember nur noch 102 100 Männer und Frauen auf den Lohn- und Gehaltslisten. In besseren Zeiten hatten ein- mal rund 125 000 Menschen für DEC gearbeitet. Den Verlust konnte die Gruppe im Vorjahresvergleich mehr als halbieren. Er wird für den Berichtszeitraum mit knapp 74 Millionen Dollar angegeben.Zeitung in Türkei gibt auf

ISTANBUL, 15. Januar (dpa/FR). Die prokurdische Istanbuler Tageszeitung Özgür Gündem (Freie Tagesordnung) hat am Freitag nach achtmonatiger Existenz ihr Erscheinen vorerst eingestellt. Die Redaktion des türkischsprachigen, von den Behörden als Organ der bewaffnet um Unabhängigkeit kämpfenden verbotenen "Arbeiterpartei Kurdistans" (PKK) eingestuften Blattes gab als Grund "fortgesetzten Druck der Behörden sowie der Konterguerilla" an. Auch habe es eine "Mordserie" gegen Mitarbeiter gegeben. Von den 13 im Jahr 1992 in der Türkei ermordeten Journalisten waren fünf Redaktionsmitglieder von "Özgür Gündem".

Nach Angaben der Redaktion wurden während des achtmonatigen Erscheinens 39 Ausgaben auf den Index gesetzt und eingesammelt. 28 Journalisten hätten insgesamt 203 Tage in Polizeihaft verbracht. Verleger Yaschar Kaya sei in Gerichtsprozessen durch Geldstrafen von insgesamt etwa 37 Millionen Mark bedroht. Darüber hinaus drohten Mitgliedern der Chefredaktion insgesamt fast 60 Jahre Haftstrafe. In jüngster Zeit war die Auslieferung des Blatts massiv behindert worden. Korrespondenten in Kurdistan hatten es daraufhin selbst vertrieben.

Kurz gemeldet: Kohl besucht die Niederlande

DEN HAAG, 15. Januar (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl wird am 25. und 26. Januar die Niederlande besuchen. Nach politischen Gesprächen am ersten Besuchstag wird Kohl am zweiten Tag von Königin Beatrix empfangen. Terrorgruppe bekennt sich zu Mord BELFAST, 15. Januar (dpa). Eine pro- britische Terrorgruppe in Nordirland hat sich am Freitag zur Ermordung eines Katholiken in seiner Wohnung in Belfast bekannt. Maskierte Männer der Ulster Freedom Fighters hatten den 40 Jahre alten Mann am Donnerstag abend vor den Augen von Freunden erschossen. Ehrendoktorwürde für Butros-Ghali PARIS, 15. Januar (AFP). Butros Butros-Ghali wurde am Freitag die Ehrendoktorwürde der Pariser Elitehochschule "Institut des Sciences Politiques" verliehen. Der UN-Generalsekretär ist Absolvent dieser Hochschule. Tschad bereitet sich auf Demokratie vor NAIROBI, 15. Januar (dpa). In Tschad ist am Freitag eine Nationalkonferenz eröffnet worden. 750 Delegierte, die alle wichtigen politischen Kräfte des Landes repräsentieren, sollen nach 30 Jahren Einparteienregime eine neue Verfassung vorbereiten und den Übergang zu einer pluralistischen Demokratie einleiten. Proteste gegen US-Kreuzer in Nagasaki TOKIO, 15. Januar (AFP). Rund 300 Demonstranten haben am Freitag im Hafen von Nagasaki gegen die Ankunft des US- Kreuzers "Mobile Bay" protestiert, weil sie an Bord Atomwaffen vermuten.

Unter der Gürtellinie des Likud Netanyahus Intimsphäre spielt Rolle im Kampf um Parteispitze

TEL AVIV, 15. Januar (dpa). Ein Erpressungsversuch mit einem "pikanten" Videoband heizt den partei-internen Wahlkampf um die Führung des oppositionellen rechtskonservativen Likud in Israel an. Im Mittelpunkt der Schlammschlacht in der zweitstärksten Parlamentspartei stehen zwei der aussichtsreichsten Bewerber um die Nachfolge des früheren Ministerpräsidenten Yitzhak Schamir als Vorsitzender: der frühere UN-Botschafter Benjamin Netanyahu und Ex-Außenminister David Levy.

Netanyahu bekannte im staatlichen Fernsehen, er habe eine außereheliche Affäre gehabt, die vor Monaten zu Ende gegangen sei. Vorausgegangen war ein anonymer Telefonanruf bei seiner dritten Ehefrau Sarah. Falls ihr Mann seine Kandidatur bei den Neuwahlen zum Parteivorsitz am 25. März nicht zurückziehe, drohte ein Unbekannter, werde ein Videoband veröffentlicht, das ihn mit einer anderen Frau in intimen Szenen zeige.

Drahtzieher dieses Erpressungsversuchs sei eine Person, die "im Likud sehr hoch steht und sich selbst mit Kriminellen umgibt", behauptete Netanyahu. Daraufhin ließen Kenner der Parteiszene verlauten, hinter der Kampagne gegen Netanyahu stehe Levy, der auf starken Rückhalt in der Partei zählen kann und als wichtigster Konkurrent Netanyahus bei der Schamir-Nachfolge gilt.

Das Levy-Lager konterte nicht zimperlich: Netanyahu selber habe den Skandal inszeniert, hieß es, um im Endspurt noch Kräfte zu mobilisieren, da Levy vorne liege. Seine verschleierten Anschuldigungen seien "Unfug". Levy veröffentlichte eine Erklärung, in der sowohl "dieser heimtückische Akt entschieden verurteilt" wird als auch der "Versuch, diesen jemandem in der Partei anzulasten".

Auslosung für die Australian Open Vielleicht Achtelfinale mit Becker gegen Stich

Im heißen Melbourne könnte es bei den Australian Open schon im Achtelfinale zu einem hitzigen deutschen Duell zwischen Boris Becker und Michael Stich kommen. Während die Temperaturen am Freitag auf 38 Grad im Schatten stiegen, spielte das Los Schicksal für die beiden Wimbledonsieger. "Es hätte noch schlimmer kommen können", sagte Becker. Zwar ist der Weltranglisten-Erste und Titelverteidiger Jim Courier in seiner Hälfte. Doch auf die Mitfavoriten Stefan Edberg (Schweden), Pete Sampras (USA) oder Goran Ivanisevic (Kroatien) könnte der an Nummer vier gesetzte Leimener erst im Finale treffen.

Stich, der am Freitag abend beim Einladungsturnier in Adelaide gegen Courier mit 3:6, 4:6 verlor und dabei noch weit hinter seiner Bestform blieb, kennt mit dem amerikanischen Weltranglisten-102. Alex O'Brien seinen ersten Gegner bei dem am Montag beginnenden ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Dagegen muß Becker noch das Ende der Qualifikationsmühle abwarten. Das gilt auch für Steffi Graf. Im Viertelfinale könnte es gegen die 16 Jahre alte amerikanische Goldmedaillen-Gewinnerin Jennifer Capriati zu einer Olympia-Revanche kommen. Im Halbfinale wäre ein Spiel gegen Arantxa Sanchez-Vicario (Spanien) oder Mary Joe Fernandez (USA) möglich.

Becker und Stich scheinen die leichtere Hälfte erwischt zu haben. "Doch dieses mögliche deutsche Duell bereits in der Runde der letzten 16, das finde ich schade", so Beckers Ex-Trainer Günther Bosch. Gemäß der Setzliste würde es der Sieger des deutschen Duells im Viertelfinale mit Guy Forget (Frankreich) oder Michael Chang (USA) zu tun bekommen - und im Halbfinale mit Courier.

Von den zehn Männern und elf Frauen aus Deutschland im Feld der jeweils 128 Starter hat Carl-Uwe Steeb die schwerste Auslosung erwischt. Er muß gleich gegen den Weltranglisten-Dritten Sampras an Die Erstrunden-Paarungen mit deutscher Beteiligung:

Männer: Becker (Leimen) - Qualifikanten, Stich (Elmshorn) - O'Brien (USA), Steeb (Stuttgart) - Sampras (USA), Koslowski (Neuss) - Camporese (Italien), Braasch (Hagen) - Damm (Tschechische Republik) - Saceanu (Neuss) - Qualifikanten, Zöcke (Berlin) - Fromberg (Australien), Göllner (Neuss) - Herrera (Mexiko), Karbacher (München) - Qualifikanten, Kühnen (Bamberg) - Pioline (Frankreich)

Frauen: Graf (Brühl) - Qualifikantin, Huber (Heidelberg) - Pratt (Australien), Rittner (Leverkusen) - Dechaume (Frankreich), Meier (Heidelberg) - Miyagi (Japan), Martinek (Heidelberg) - Rinaldi (USA), Hack (München) - Nowak (Polen), Babel (Neu-Isenburg) - Smylie (Australien), Porwik (Heidelberg) - Perfetti (Italien), Probst (München) - Taylor (Australien), Kschwendt (Leverkusen) - Ercegocic (Kroatien), Zivec-Skulji (München) - Kiene (Niederlande).

Friedenschance für Philippinen

MANILA, 15. Januar (dpa). Militärrebellen, die an mindestens zwei blutigen Putschversuchen gegen die philippinische Regierung beteiligt gewesen sein sollen, haben sich am Freitag bereiterklärt, offizielle Friedensgespräche mit der Regierung zu führen. Die aus dem Untergrund aufgetauchten Vertreter der als "Reformiert die Armee" (RAM) bekanntgewordenen Gruppe des früheren Oberstleutnants Gregorio "Gringo" Honasan einigten sich mit der Chefunterhändlerin der Regierung, Haydee Yorac, auf den 22. Januar als Verhandlungsbeginn.

Die Regierung des philippinischen Staatspräsidenten Fidel Ramos sieht in diesem Beschluß einen wichtigen Durchbruch bei dem Versuch, langjährige Rebellionen auf den Philippinen friedlich zu beenden. Haydee Yorac, Leiterin des von Ramos eingesetzten "Rates für nationale Einheit", äußerte sich am Freitag skeptisch über die Aussicht eines Friedensdialogs auch mit Kommunisten und moslemischen Separatisten.

Parteichef verurteilt

ANKARA, 15. Januar (dpa). Das Staatssicherheitsgericht in Ankara hat am Freitag den Chef der linksorientierten Arbeiterpartei, Dogu Perintschek (Perincek), wegen Separatismus zu zwei Jahren Haft und zu einer Geldstrafe von 50 Millionen Lira (etwa 9 000 Mark) verurteilt. Das Gericht sprach Perintschek schuldig, für die für ein unabhängiges Kurdistan kämpfenden Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geworben und sich gegen die Einheit der Türkei gewandt zu haben.

Türkei läßt Deutschen nicht frei Gericht in Diyarbakir vertagt Urteil gegen Reporter Waldberg

DIYARBAKIR, 15. Januar (dpa/aud). Das Staatssicherheitsgericht in der südosttürkischen Stadt Diyarbakir hat am Freitag die Freilassung des wegen Kuriertätigkeit für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) angeklagten deutschen Rundfunkreporters Stephan Waldberg erneut abgelehnt. Eine Urteilsverkündung wurde für den 22. Januar in Aussicht gestellt. Der Staatsanwalt plädierte für mindestens fünf Jahre Haft wegen Tätigkeit als PKK-Kurier zwischen der Türkei, Irak und Deutschland.

Die Verteidigung forderte Freilassung wegen fehlender Beweise. Das Gericht kündigte an, Waldberg Anklageschrift sowie Plädoyer der Staatsanwaltschaft in deutscher Sprache vorzulegen, bevor das Urteil verkündet werden könne.

Die dritte Verhandlung gegen Waldberg verfolgten seine Mutter, ein Vertreter der deutschen Botschaft in Ankara sowie in- und ausländische Beobachter. Der 29jährige aus Waldkirch (Baden- Württemberg) ist Mitarbeiter des Freiburger Privatsenders Radio Dreyeckland.

Nachdem die FR über Mißhandlungen Waldbergs berichtet hatte, hatte das Bonner Auswärtige Amt in der vergangenen Woche offiziell gegen die seit knapp drei Monaten andauernde Inhaftierung des Journalisten protestiert. Ein Sprecher sagte, man habe Ankara mitgeteilt, daß weder die Bundesregierung noch die deutsche Öffentlichkeit Verständnis für die Verschleppung des Verfahrens und dafür hätten, daß Waldberg nicht mindestens gegen Kaution freigelassen werde.

In Frankfurt a. M. forderten Demonstranten vor dem türkischen Generalkonsulat die sofortige Freilassung Waldbergs und die Auflösung der staatlich geförderten Todesschwadronen in der Türkei. Diese seien für 300 politische Morde 1992 verantwortlich. Dabei würden auch deutsche Waffen eingesetzt.

Öko-Parteien im Aufwind

PARIS, 15. Januar (dpa). Neun Wochen vor den Parlamentswahlen haben die französischen Umweltparteien in der Wählergunst praktisch mit den regierenden Sozialisten gleichgezogen. Aussicht auf einen Wahlsieg hat jedoch nur die bürgerliche Opposition, wie eine Umfrage der Pariser Zeitschrift Valeurs Actuelles ergab.

Danach kann der Bürgerblock aus Neogaullisten und Rechtsliberalen mit 43 Prozent der Stimmen und der absoluten Mehrheit der Sitze rechnen. Die Sozialisten und die mit ihnen verbündeten Linksliberalen kämen auf 19 Prozent und die vereint antretenden Ökoparteien auf 18 Prozent. Die rechtsradikale Nationale Front fiele auf zehn Prozent zurück, während sich die Kommunisten bei 8,5 Prozent stabilisierten.

Krawtschuk steht hinter GUS

MOSKAU, 15. Januar (dpa). Die Ukraine will nach den Worten ihres Präsidenten Leonid Krawtschuk an der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) festhalten. "Die Ukraine hat niemals und nirgendwo ihren Austritt aus der GUS erklärt", sagte Krawtschuk am Freitag vor einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin der Nachrichtenagentur Interfax. Der ukrainische Präsident betonte jedoch, daß es der Ukraine schwer falle, das gegenwärtig vorgesehene Statut der GUS zu unterzeichnen.

Jelzin und Krawtschuk nahmen ihre Gespräche zunächst ohne Beteiligung der Delegationen auf, wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete. Nach Krawtschuks Worten steht bei den Beratungen vor allem die Frage der russischen Öllieferungen an die Ukraine im Mittelpunkt. Falls Jelzin einverstanden sei, sollten unter anderem auch drei Abkommen zur Schwarzmeerflotte unterzeichnet werden, die von beiden Staaten derzeit gemeinsam verwaltet wird.

Türkischer Schlag gegen PKK

ANKARA, 15. Januar (dpa). Die türkische Armee hat am Freitag ihre jüngste Offensive gegen Kämpfer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Osten und Südosten des Landes fortgesetzt. Die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf die Truppen, Kampfflugzeuge und Kamfhubschrauber griffen auf dem Serik-Hügel zwischen Bingöl und Kulp sowie in den angrenzenden Waldregionen die größten Lager der PKK auf türkischem Boden an. Dabei seien rund 150 der vermutlich aus Nordirak in die Türkei gelangten PKK- Kämpfer getötet worden.

Vernichtet worden sind laut Anadolu auch große Waffen- und Munitionsvorräte der PKK. Fortgesetzte Luftangriffe gebe es auch nördlich von Cizre an der türkisch-irakischen Grenze.

Moskau plant Waffenverkauf

MOSKAU, 15. Januar (dpa). Rußland will dieses Jahr für umgerechnet 6,6 Milliarden Mark Waffen verkaufen und damit zumindest das gleiche Ergebnis wie 1992 erzielen. Dies sagte der Vorsitzende des russischen Staatskomitees für die Verteidigungsindustrie, Viktor Gluchich, am Freitag. Hauptkunden der russischen Waffenschmieden seien China, das bereits 1992 Militärtechnik für eine Milliarde US-Dollar in Moskau erstanden habe, und Indien. Diesen beiden Ländern würden möglicherweise Flugzeuge und Raketenabwehrsysteme zur Verfügung gestellt. Diese Raketen gelten als besser als die US-amerikanischen Patriot-Systeme.

Starkes Erdbeben in Nordjapan

TOKIO, 15. Januar (dpa). Ein starkes Erdbeben hat am Freitag abend die nördlichen Küstenregionen von Japan erschüttert. Nach Angaben des japanischen Fernsehens erreichte das Beben, dessen Zentrum in einer Tiefe von 120 Kilometern vor der Küste der Insel Hokkaido lag, eine Stärke von 7,5 auf der Richterskala. Nach einem ersten Überblick der Polizei gab es in der dünnbesiedelten Region etwa 20 Verletzte. Die bei Küstenbeben in Japan wegen ihrer Zerstörungskraft gefürchteten "Tsunami"-Springfluten blieben aus.

Bundesgesundheitsamt rät zu Pausen bei Videospielen

BERLIN, 15. Januar (dpa). Lichtreize von Video- und Computerspielen können nach Informationen des Bundesgesundheitsamtes (BGA) in seltenen Fällen Krampfanfälle auslösen. Kinder und Jugendliche sollten nur eine beschränkte Zeit vor den Bildschirmen verbringen oder regelmäßige Pausen während des Spielens einlegen, teilte das BGA am Freitag in Berlin mit.

Hintergrund für den Hinweis zum Umgang mit Videospielen seien Meldungen aus England über "photogene Anfälle", die durch zu starke Lichtreize verursacht werden. Sie können von Videospielen sowie schnell und kurz grell aufleuchtendem Licht in Diskotheken, aber auch von intensiv spiegelnden Wasseroberflächen, glitzernden Schnee- und Eisflächen ausgehen. Betroffene verfügten über eine sogenannte Photosensibilität, die auf erblicher Veranlagung beruhe und bei den meisten unentdeckt bleibe. Mehr gefährdet seien epilepsiekranke Kinder, bei denen sich teilweise eine Photosensibilität nachweisen lasse. In diesen Fällen sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.

Aus Rache Lkw angezündet

MÜNCHEN, 15. Januar (dpa). Ein 31jähriger Transportunternehmer aus Raubling bei Rosenheim hat zehn Lkw eines Konkurrenten in Flammen aufgehen lassen. Mit einem zuletzt auch noch angezündeten Privat-Pkw entstand für den anderen Unternehmer aus Feldkirchen bei München ein Gesamtschaden von rund zwei Millionen Mark. Der 31jährige und zwei mutmaßliche Komplizen aus Italien wurden festgenommen und haben bereits Teilgeständnisse abgelegt, berichtete die Polizei am Freitag.

Hintergrund für die Brandanschläge war laut Polizei der Konkurrenzkampf um die Transportaufträge eines großen italienischen Konzerns, bei dem der 31jährige den kürzeren zog. Die Lkw waren zum Teil in Bayern, zum Teil in Italien angezündet worden.

Abschüsse über Berg-Karabach

ERIWAN, 15. Januar (dpa). Armenische Einheiten haben am Freitag nach eigenen Angaben über der Kaukasusenklave Berg-Karabach zwei aserbaidschanische Kampfflugzeuge abgeschossen. Nach Angaben des Berg-Karabach-Oberkommandos in der Hauptstadt Stepanakert gab es zunächst keine Informationen über das Schicksal der Piloten. Bei anhaltenden Kämpfen in den Bezirken Mardakert und Askeran habe es auf Seiten der Armenier drei Tote gegeben. Auch entlang der armenischen-aserbaidschanischen Grenze kam es den Angaben zufolge zu Gefechten. Berg-Karabach liegt in Aserbaidschan und wird überwiegend von Armeniern bewohnt, die nach Unabhängigkeit streben.

Mazedonien von EG enttäuscht

PARIS, 15. Januar (dpa). Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat nach den Worten des mazedonischen Präsidenten Kiro Gligorow ihr Unvermögen eingestanden, den Streit um die Anerkennung Mazedoniens zu lösen. "Viele EG-Staaten haben uns geraten, uns an die UN zu wenden", sagte Gligorow am Freitag in Paris. Den französischen Vorschlag, ein internationales Schiedsgericht anzurufen, lehnte er ab.

Der französische Außenminister Roland Dumas führte in Paris vergeblich Vermittlungsgespräche mit Gligorow und dem griechischen Außenminister Michalis Papakonstantinou. Angesichts der Beratungen des UN-Sicherheitsrates über die UN-Aufnahme Mazedoniens regte der dänische EG-Ratspräsident Uffe Ellemann-Jensen an, jeder EG-Staat solle für sich über die Anerkennung entscheiden. Papakonstantinou warf Ellemann-Jensen vor, die EG-Linie zu verlassen.

Lebenslang für Mielke verlangt

BERLIN, 15. Januar (dpa). Im Prozeß um den doppelten Polizistenmord von 1931 hat die Anklage für den ehemaligen DDR-Staatssicherheitschef Erich Mielke lebenslange Haft beantragt. (Bericht S. 4)

Währungsunion wird beendet

PRAG/BRATISLAVA, 15. Januar (dpa). Die tschechisch-slowakische Währungsunion wird voraussichtlich schon im Februar aufgelöst. Dies berichtete die Prager Tageszeitung Rude pravo am Freitag unter Berufung auf den slowakischen Regierungschef Vladimir Meciar. Als Hauptgrund nannte Meciar die "ungünstige Devisenentwicklung" seines Landes. Er betonte der slowakischen Nachrichtenagentur zufolge erneut, daß es "wahrscheinlich in den nächsten Wochen" zur Teilung der Währung kommen werde.

Rodeln Ausrutscher auf der Olympiabahn

Die deutschen Rodler sind beim internationalen Start ins Jahr 1993 auf der Olympiabahn im französischen La Plagne ausgerutscht. Beim vierten Weltcup- Rennen der Saison mußten sie in den Einzelkonkurrenzen am Freitag den Konkurrenten aus Österreich und Italien die Siegerpreise überlassen. Am besten hielten noch Weltmeisterin Susi Erdmann (Oberhof) als Vierte bei den Frauen und Olympiasiger Georg Hackl (Berchtesgaden) als Sechster bei den Männern mit der Weltspitze mit.

Die Siege gingen an Gerda Weißensteiner (Italien) und den in dieser Saison fast unbezwingbaren Markus Prock (Österreich). Da Andrea Tagwerker und Olympiasiegerin Doris Neuner bei den Damen die folgenden Plätze belegten und Robert Manzenreiter hinter Prock Zweiter wurde, stellte Österreich die dominierende Mannschaft. "Bei den Herren sieht es im Moment recht düster aus", resümierte Bundestrainer Sepp Lenz. Selbst der vor einem Jahr an gleicher Stelle souveräne Sieger Georg Hackl fand keine Einstellung zu der Bahn, die sich allerdings auch in einem schlechten Zustand präsentierte. dpa

Handball-Bundesliga Niederwürzbach mischt weiter oben mit

Durch ein hochverdientes 22:18 (12:8) über den deutschen Rekordmeister VfL Gummersbach mischt der TV Niederwürzbach weiter in der Spitzengruppe der Handball-Bundesliga mit. Niederwürzbach steht an dritter Stelle, während Gummersbach auf den zehnten Rang abrutschte. Nach zunächst ausgeglichener Partie setzten sich die Gäste zwar in der 19. Minute mit 7:5 ab. Vor 2800 Zuschauern in der erstmals in dieser Saison ausverkauften Erbacher Sporthalle starteten die Saarländer ihre Aufholjagd.

Niederwürzbachs Aufbauspieler Frank Schmitt und Nationalspieler Christian Schwarzer gaben die entscheidenden Impulse. In einer spannenden, aber jederzeit fairen Partie gelang es bis zur 51. Minute zunächst keiner Mannschaft, sich entscheidend abzusetzen. Durch drei Treffer in Folge zum 19:15 erzielten die Gastgeber den entscheidenden Vier-Tore- Vorsprung, den sie bis zum Schlußpfiff hielten. Die besten Werfer bei Niederwürzbach waren Schwarzer (7) und Schmitt (6), während die meisten Treffer der Gäste auf das Konto von Erland (5) und Dörhöfer (7/3) gingen. dpa

Hallen-Fußball Bayern-Sieg zum Auftakt in Berlin

Bundesliga-Spitzenreiter FC Bayern München eröffnete sein Fußball-Jahr 1993 standesgemäß mit einem Sieg. Zum Auftakt des Berliner Hallen-Turniers, das die höchste Wertigkeit aller 15 Qualifikations-Turniere der diesjährigen Masters- Runde besitzt, gewannen die Bayern gegen den russischen Meister Spartak Moskau am Freitag mit 5:3. Münch (2), Labbadia, Schupp und Scholl trafen gegen die starken Moskauer, die das Hamburger Hallen-Turnier für sich entschieden hatten.

Die weiteren Auftaktsieger des Turniers, bei dem für Platz eins die Höchstpunktzahl von 124 Qualifikationspunkten für das Masters-Finale vergeben wird, hießen vor 6000 Zuschauern in der Deutschlandhalle Bayer Leverkusen und der 1. FC Nürnberg.

Die Leverkusener fertigten Europacup- Sieger Werder Bremen glatt mit 4:1 ab. Beim 2:1-Erfolg des 1. FC Nürnberg gegen Gastgeber Hertha BSC fielen kurioserweise alle drei Treffer in der letzten Spielminute. Die Vorrunde wird am Samstag fortgesetzt, die Siegprämie von 20 000 Mark für den Sieger wird am Sonntag vergeben. dpa

Eiskunstlauf-EM Überraschender Titel für Dimitri Dimitrenko

Für eine Überraschung sorgte der Ukrainer Dimitri Dimitrenko bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki. Der sprunggewaltige 19jährige aus Kiew holte am Freitag abend in der Kür vor 5000 Zuschauern unerwartet den Titel vor den beiden Franzosen Philippe Candeloro und Eric Millot. Topfavorit Alexej Urmanow, EM-Dritter 1992, mußte sich mit Platz fünf bescheiden. Der Deutsche Meister Ronny Winkler (Chemnitz) feierte seinen 10. Platz wie einen Sieg, da er damit für die EM 1994 in Kopenhagen den deutschen Männern zwei Fahrkarten sicherte.

Im Eistanz sind die Russen Maia Usowa/Alexander Schulin auf den Titel programmiert. Nach dem Erfolg in den Pflichttänzen gewannen die dreimaligen EM-Zweiten aus Moskau auch den Originaltanz. Den zweitbesten Wiener-Walzer- Vortrag zeigten Oksana Gritschuk/Jewgeni Platow, die den Verfolgerrang gegen Susanna Rahkamo/Petri Kokko verteidigten. Die finnischen Meister streben damit der ersten EM-Medaille für das skandinavische Land entgegen.

Deutschlands Eistänzer Nummer eins, Jennifer Goolsbee/Hendryk Schamberger, hielten sich mit der Verteidigung des 10. Platzes die Option auf eine Plazierung unter den ersten zehn offen. Die Essener könnten damit für die nächste EM wieder zwei Startplätze holen. "Mehr ist nicht drin", meinte Schamberger. dpa

SPD verliert weiter Mitglieder

BONN, 15. Januar (dpa). Die SPD hat im vergangenen Jahr erneut zahlreiche Mitglieder verloren. Nach Angaben der Parteizentrale lag ihre Zahl Ende Juni letzten Jahres in den westlichen Bundesländern bei 875 000 und in Ostdeutschland bei 27 000. Dies waren allein im Westen 17 000 weniger als sechs Monate vorher, als die Mitgliederzahl noch mit 892 000 angegeben wurde. Wie stark der Rückgang bis zum Jahresende 1992 gewesen ist, steht noch nicht genau fest. Parteisprecherin Cornelie Sonntag bezeichnete am Freitag auf Anfrage Schätzungen, wonach nur noch ingesamt 850 000 Mitglieder der SPD angehören, als zu niedrig.

Diätenerhöhung in Bonn

BONN, 15. Januar (dpa). Der Bundestag hat am Freitag beschlossen, die Diäten um 2,35 Prozent von 10 128 auf 10 366 Mark und die steuerfreien Kostenpauschalen um 3,69 Prozent von 5765 auf 5987 Mark zu erhöhen. Dies gilt auch für Europa-Abgeordnete. (Bericht auf Seite 4)

IRA-Attentate auf Männer und Kind

BELFAST, 15. Januar (AFP). In der nordirischen Hauptstadt Belfast haben zwei Unbekannte in der Nacht zum Freitag einen Mann in seinem Haus erschossen. Der knapp 40 Jahre alte Mann sei in seinem Haus getötet worden, teilte die Polizei mit. Es war der vierte Mensch, der in diesem Jahr bei politisch motivierter Gewalt in Nordirland getötet wurde. Am Donnerstag abend wurde Polizeiangaben zufolge ein Attentat auf einen weiteren Mann in Belfast verübt, der zuvor bereits zwei Attentate überlebt hatte. Er sei mit schweren Schußverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Unbekannten hatten durch ein Fenster auf ihn geschossen und seinen Enkel dabei ebenfalls verletzt. Die IRA bekannte sich am Abend zu den Anschlägen.

Weizman will Israels Präsident werden

TEL AVIV, 15. Januar (AFP). Die israelische Arbeitspartei hat den ehemaligen Verteidigungsminister Ezer Weizman zu ihrem Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im März erklärt. Der 69jährige erhielt am Donnerstag auf einer Sitzung der Parteispitze in Tel Aviv 92 Prozent der Stimmen. Weizman erklärte, er wolle als ein "Präsident des Friedens mit den Arabern" antreten. Nach Ablauf der zweiten Amtszeit von Präsident Chaim Herzog stehen im März im israelischen Parlament Präsidentschaftswahlen an.

65 Menschen in Bangladesch erfroren

DHAKA, 15. Januar (AFP). In Bangladesch sind in den vergangenen Wochen 65 Menschen wegen ungewöhnlich starker Kälte umgekommen. Gerade seien wieder fünf Menschen erfroren in dem nördlichen Landesteil Mymensingh gefunden worden, berichtete am Freitag die bangladeschische Presse. Bei den meisten Todesopfern der vergangenen Wochen handelt es sich den Angaben zufolge um Kinder und alte Menschen. Die Behörden riefen unterdessen zu Kleidersammlungen für Bedürftige auf.

Haft für Journalist in China

HONGKONG, 15. Januar (AFP). Ein Redakteur der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua ist wegen des Verratens von Staatsgeheimnissen zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Wie die in Hongkong erscheinende Zeitung Ming Pao am Freitag berichtete, wurde auch gegen die Frau des Journalisten eine Haftstrafe mit siebenjähriger Dauer verhängt. Der Journalist namens Wu Shichen habe bei Xinhua in der Wirtschaftsredaktion gearbeitet, hieß es. Gemeinsam mit seiner Frau habe er im Oktober interne Papiere des Führers der Chinesischen Kommunistischen Partei, Jiang Zemin, an die Zeitung Express geschmuggelt, die in Hongkong erscheint. Durch den Express wurden diese Informationen zunächst nicht bestätigt.

Union dringt auf SPD-Ja zu Militäreinsätzen

BONN, 15. Januar (AFP). CDU/CSU- Fraktionschef Wolfgang Schäuble hat die SPD aufgefordert, dem Vorschlag der Koalition zu friedenserhaltenden und friedensschaffenden Einsätzen der Bundeswehr in aller Welt zuzustimmen.

Es gehe um die Handlungs-, Bündnis- und Friedensfähigkeit der Bundesrepublik, sagte Schäuble zu Beginn der Bundestagsdebatte über den Entwurf der Koalition für eine Grundgesetzänderung am Freitag in Bonn. Der Friede bleibe auch nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes gefährdet, warnte er. Jeder, der zur Durchsetzung politischer Ziele zu militärischen Mitteln greifen wolle, müsse wissen, daß sich dies nicht lohne. Europa und die Weltgemeinschaft erwarteten vom vereinten Deutschland, daß es seinen Beitrag nicht verweigere. "Es wird jedenfalls Frieden und Freiheit nicht zum Nulltarif geben."

Der CDU-Politiker erläuterte noch einmal die Position der Union, daß Blauhelm- und Kampfeinsätze der Bundeswehr bereits heute durch Artikel 24 des Grundgesetzes hinreichend geregelt seien. Um diese Frage jedoch außer Streit zu stellen, sei die Koalition zu einer "klarstellenden Verfassungsänderung" bereit. Die von der SPD geforderte Beschränkung auf Blauhelm-Einsätze mache schon lange keinen Sinn mehr.

Für die SPD lehnte ihr außenpolitischer Sprecher Karsten Voigt erneut den Vorschlag der Koalition ab. Der Entwurf sei ein Ausdruck von "Hektik und Schlampigkeit". Er bedeute eine "Militarisierung der deutschen Außenpolitik" und werde nicht dadurch annehmbarer, daß internationale Bundeswehreinsätze ohne einen Beschluß des UN-Sicherheitsrats nur mit einer Zwei-Drittel- Mehrheit im Bundestag beschlossen werden könnten.

Amnestie in Algerien

ALGIER, 15. Januar (AFP). Der Vorsitzende des Obersten Staatsrat Algeriens, Ali Kafi, hat 6000 algerischen Gefangenen die Freiheitsstrafen erlassen. Die Amnestie sei aus Anlaß des 32. Jahrestages der Demonstrationen vom 11. Dezember 1960 gegen die französische Besatzung in Algerien beschlossen worden, berichtete die algerische Nachrichtenagentur APS am Donnerstag.

Das Dekret betreffe Gefangene, die nicht gegen "die Sicherheit und Autorität des Staates, die öffentliche Ordnung und die Moral" verstoßen und keine öffentlichen Gelder veruntreut hätten, hieß es.

Atheisten-Verband gegründet

SAARBRÜCKEN, 15. Januar (AFP). Die neu gegründete Atheistenvereinigung "Humanistischer Verband Deutschlands" fordert die Abschaffung der Kirchensteuer. Ihr Vorsitzender Klaus Sühl sagte am Freitag im Saarländischen Rundfunk, selbst in vielen katholischen westeuropäischen Ländern gebe es längst Regelungen, die auf einen "freiwilligen Obolus" hinausliefen. Daß die Entrichtung einer spezifischen Kirchensteuer in Deutschland nach wie vor staatlich umgesetzt werde, nannte er "untragbar".

Der am Donnerstag gegründete Verband hat nach eigenen Angaben in Ost- und Westdeutschland je 5000 Mitglieder. Als ein Ziel nannte Sühl, die "ungerechtfertigte und unzeitgemäße Dominanz der christlichen Kirchen" zu brechen, die in bestimmten Bereichen einem "Alleinvertretungsrecht gleichkomme".

Obwohl die Trennung von Kirche und Staat im Grundgesetz festgeschrieben sei, gebe es immer noch "eine Unzahl von Bereichen", in denen sie nicht funktioniere, sagte Sühl. Als Beispiel nannte er die Erziehung in bayerischen Schulen. Dort mache sich der Staat zum "Erfüllungsgehilfen der Kirchen". Ähnlich sei es in den neuen Ländern.

Menchú sagte Chile-Reise ab Krankheit verhindert Treffen mit Aylwin und UNESCO-Chef

GUATEMALA- STADT, 15. Januar (AFP/Reuter). Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú hat aus gesundheitlichen Gründen die Reise nach Chile abgesagt, die ursprünglich bereits am Donnerstag beginnen sollte. Wie die Sprecherin des "Koordinationskomitees der Witwen Guatemalas", Rosalin Tuyuc, mitteilte, befindet sich Menchú (Bild: AP) in "schwierigem Zustand". An welcher Krankheit sie leidet, blieb zunächst unbekannt.

In Santiago wollte Menchú unter anderem mit UNESCO-Generaldirektor Frederico Mayor und dem chilenischen Staatspräsidenten Patricio Aylwin zusammentreffen. Menchú, die auch "Botschafterin des Guten Willens" der UN ist, war am Donnerstag aus Mexiko nach Guatemala zurückgekehrt. In Mexiko hatte sie rund 3000 guatemaltekische Flüchtlinge über die mit der Regierung getroffenen Vereinbarungen zu ihrer Rückführung in die Heimat nach rund elf Jahres des Exils informiert.

Der guatemaltekische Präsident Jorge Serrano kündigte am Donnerstag vor dem Parlament an, er sei bereit, umgehend mit der Untergrundbewegung "Nationale Revolutionäre Union" (UNRG) über einen "dauerhaften und stabilen" Frieden zu verhandeln. Zumindest über eine Waffenruhe solle man sich verständigen. Diese könne von der internationalen Gemeinschaft überwacht werden.

Durch Sprengstoffanschläge, die vermutlich die Guerilla verübte, wurden am Donnerstag drei Hochspannungsleitungen zerstört, teilte die Regierung mit. Dadurch sei 80 Prozent der Beleuchtung in der Hauptstadt sowie der Strom in anderen Regionen ausgefallen. Den Schaden bezifferte die Regierung auf rund zwei Millionen Dollar. Die Reparatur werde etwa eine Woche dauern.

Jürgen Schilling an die Villa Massimo berufen

BONN. Zum neuen Direktor der Villa Massimo ist der Kunsthistoriker Jürgen Schilling berufen worden; dies teilte das Bonner Innenministerium mit. Schilling, der als Direktor des Kunstvereins Braunschweig sowie als Gastprofessor im Hochschulbereich tätig war, werde das Institut mit sofortiger Wirkung mit einer neuen Konzeption weiterführen. Er löst Elisabeth Wolken ab, um deren Amtsführung eine heftige Kontroverse entbrannt war.

Ein neues Konzept zielt nach den Worten des Staatssekretärs Waffenschmidt vor allem darauf ab, die Villa Massimo verstärkt für den Austausch zwischen deutschen Künstlern und der italienischen Szene zu öffnen. Die Umwandlung in eine Stiftung werde die Wahrnehmung dieser Aufgaben fördern. afp

Israel läßt Versorgung zu Nach Treffen mit Ghali Hilfe für Deportierte erlaubt

JERUSALEM, 15. Januar (AP/AFP). Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist grundsätzlich bereit, humanitäre Hilfe für die über 400 nach Südlibanon deportierten Palästinenser zuzulassen. Wie ein Regierungssprecher am Freitag in Jerusalem mitteilte, darf das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) das Lager im Niemandsland zwischen Israel und Libanon mit Medikamenten versorgen. Außerdem dürften neun irrtümlich Deportierte zurückkehren.

Rabin machte das Zugeständnis nach einem Gespräch mit seinem Außenminister Schimon Peres über dessen Begegnung mit UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali. Ghali hatte angedeutet, er werde sich für Sanktionen gegen Israel einsetzen, falls die Regierung in Jerusalem sich nicht flexibler zeige bei der Lösung des Schicksals der Deportierten. Der UN-Sicherheitsrat in New York hatte am 17. Dezember die Ausweisung verurteilt und die Rückkehr der 415 abgeschobenen Palästinenser gefordert.

Die Verhandlungen zwischen Jerusalem und dem IKRK über die in Regen und Schnee ausharrenden Männer stockten aber dennoch, nachdem das IKRK auch verlangt hatte, sieben Palästinenser in Krankenhäuser bringen zu dürfen. Dies sei abgelehnt worden, weil das Leben der sieben Männer nicht unmittelbar gefährdet sei, sagte der Sprecher.

US-Außenminister Lawrence Eagleburger riet Israel dringend, das Problem zu lösen. Es müsse jedem klar sein, daß die Deportierten nicht "sehr viel länger in ihren schneebedeckten Zelten dort draußen" ausharren könnten, sagte er unter Hinweis auf die UN-Forderungen. Rabin lehnte eine Rückkehr bislang ab.

Aus Rache für die Ausweisung griff ein Palästinenser am Freitag in Tel Aviv vier Menschen mit dem Messer an und verletzte sie zum Teil lebensgefährlich. Wie die Polizei weiter mitteilte, erschoß ein Angestellter eines Imbißstandes den Täter. Er soll der radikalen Gruppe Islamischer Heiliger Krieg angehört haben.

Bei Unruhen in den von Israel besetzten Gebieten sind nach palästinensischen Angaben am Donnerstag drei Personen getötet und 55 weitere verletzt worden. Im Flüchtlingslager Chan Junis töteten Soldaten nach Angaben von Palästinensern einen 14jährigen Jungen, als sie auf teils bewaffnete Demonstranten feuerten. Im besetzten Gaza-Streifen kam es auch am Freitag zu blutigen Unruhen.

Abzug aus Panama verkündet

PANAMA, 15. Januar (AFP). Die USA wollen bis 1995 die Hälfte ihrer rund 10 000 in Panama stationierten Soldaten abziehen. Das gab am Donnerstag der Befehlshaber des Süd-Kommandos der US-Streitkräfte, General George Joulwan in Panama in einer von Rundfunk und Fernsehen übertragenen Ansprache bekannt. Die USA und Panama hatten 1977 ein Abkommen geschlossen, demzufolge das US-Militär bis zum 31. Dezember 1999 die Kanalzone räumen muß, die dann unter die Hoheit Panamas fällt.

Wie Joulwan weiter mitteilte, werden die Marineinfanterie-Einheiten bis 1994 auf die Stärke eines Bataillons reduziert. Bereits in den vergangenen vier Jahren seien die US-Truppen am Kanal auf drei Stützpunkten konzentriert worden. Der panamaische Präsident Guillermo Endara mußte in der Vergangenheit wiederholt Berichten entgegentreten, er wolle das Kanal-Abkommen mit den USA neu aushandeln, um die Präsenz der US-Truppen im Land zu verlängern.

Krebsdiagnose bestätigt

SANTIAGO, 15. Januar (AFP). Die medizinischen Untersuchungen von Erich Honecker in der chilenischen Hauptstadt Santiago haben bisherige Diagnosen bestätigt, daß der ehemalige DDR-Staats- und Parteichef an Leberkrebs leidet. Das teilte die Leitung der Klinik Las Condes am Freitag mit. Dorthin hatte sich Honecker am Donnerstag kurz nach seiner Ankunft in Santiago begeben.

(Weiterer Bericht auf Seite 5)

Weniger Rinder, aber mehr Schweine In Hessen gibt es immer weniger Rinder, aber dafür erstmals seit Jahren mehr Schweine. 1992 ging der Rinderbestand binnen Jahresfrist um 4,1 Prozent auf 634 000 zurück - der bisherige Tiefststand, berichtete das Statistische Landesamt. Dagegen sei die Zahl der Schweine zum ersten Mal seit 1985 wieder angestiegen: Im Dezember 92 wurden gut 1 025 500 Tiere in hessischen Ställen gezählt.

Zurücksetzender Lkw erdrückte Arbeiter

KASSEL. Bei einem Rangierunfall ist am Donnerstag abend in Kassel ein 34jähriger Arbeiter getötet worden. Der bei einer Spedition beschäftigte Mann hatte sich offensichtlich vor einer Laderampe gebückt und war von einem zurücksetzenden Lastwagen mit Anhänger erdrückt worden. Das teilte die Polizei am Freitag mit.

Der 26jährige Chauffeur habe sein Fahrzeug mit Hilfe eines Rangierleitsystems vorschriftsmäßig und ohne Einweiser an die Laderampe herangesteuert. Der Arbeiter erlag im Krankenhaus seinen schweren Kopfverletzungen. lhe

FDP-Gesetzentwurf für den ÖPNV vorgestellt

WIESBADEN. Ein flächendeckendes, leistungsfähiges und vor allem bezahlbares Nahverkehrsangebot sollte nach Auffassung der FDP-Landtagsfraktion zur "Pflichtaufgabe öffentlicher Daseinsvorsorge" werden. Ihr verkehrspolitischer Sprecher Dirk Pfeil stellte einen Gesetzentwurf für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vor, der die Erschließung des gesamten Landes für Bus und Schiene den kreisfreien Städten und Landkreisen als Aufgabe übertragen soll.

Zur Finanzierung der von den Kommunen und Kommunalverbänden zu regelnden Nahverkehrskonzepte könnten, so Pfeil, in diesem Jahr rund 470 Millionen Mark aufgewendet werden. Aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz des Bundes stünden 413 Millionen Mark zur Verfügung, 57 Millionen Mark könne das Land aufwenden, nachdem die Mittel für den Straßenbau von 130 auf 73 Millionen Mark gekürzt worden seien.

Mit Beifall reagierten SPD und Grüne auf die Vorstellungen der FDP zur gesetzlichen Regelung des öffentlichen Personennahverkehrs. lhe

Mildes Wetter zum Wochenende

Mildes und trockenes Wetter bietet am Wochenende gute Gelegenheiten für Spaziergänge. Zum Wochenbeginn sorgt eine Kaltfront für ein winterliches Zwischenspiel. Nur in der norddeutschen Tiefebene und den Mittelgebirgen zeigt sich der Januar nach Angaben des Wetteramtes Offenbach am Samstag bewölkt und regnerisch. In der übrigen Republik ist es bei Temperaturen zwischen sechs und elf Grad heiter bis wolkig und trocken.

Am Sonntag "zieht die Zone guten Wetters dann weiter nach Norden", sagt der Meteorologe voraus. Mit Nebel und starker Bewölkung sei nur noch im Küstenbereich zu rechnen. Am Montag durchquert ein Tiefausläufer von Nordwesten die Republik und bringt Kälte und Regen mit sich. Die Temperaturen sinken auf fünf Grad und erreichen am Dienstag die Frostgrenze.

Schnee ist aber weiterhin nicht in Sicht, lediglich am Dienstag könnten nach Auskunft der Meteorologen oberhalb von 1000 Metern einige Flocken fallen. Ob der Winter vorbei ist, vermögen die Meteorologen noch nicht vorauszusagen. "Es kann noch Schneeeinbrüche geben. 1990 fiel erst Ende Februar Schnee", so der Meteorologe. lhe

Informationen für Lehramtsbewerber Über die Chancen von Lehramtsbewerbern, in den Schuldienst übernommen zu werden, informiert eine Broschüre, die das hessische Kultusministerium Schülern und Studenten zur Verfügung stellt, die sich für eine Ausbildung zum Pädagogen interessieren. Die Broschüre wird an alle Oberstufenschulen, Arbeitsämter, Studienberatungsstellen der Hochschulen und die Schulaufsicht verschickt und kann dort eingesehen werden.

Erpreßtes Geld nicht versteuert: Anklage

Gegen den als Erpresser verurteilten Box-Promoter Eberhard Thust hat die Wiesbadener Staatsanwaltschaft eine Anklage wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe erhoben. Insgesamt soll der 44jährige dem Fiskus rund 3,3 Millionen Mark vorenthalten haben, war am Freitag in Wiesbaden zu erfahren. Unter anderem hätten er und seine Lebensgefährtin, das Fotomodell Nicole Meissner, die 800 000 Mark nicht versteuert, die sie von Steffi Grafs Vater erpreßt hatten.

Außerdem wird Thust zur Last gelegt, über ein Frankfurter Geldinstitut Kredite zu Sonderkonditionen beschafft und dabei mit einem derzeit flüchtigen Freund über eine Finanzierungsgesellschaft Provisionen von zusammen weiter über sechs Millionen Mark kassiert zu haben - auch dies unversteuert.

Um das erpreßte Geld ordnungsgemäß zu versteuern, hätten Thust und Meissner nach Ansicht der Steuerfahnder eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gründen müssen. Auf diese Weise hätten sie das Finanzamt an der Überweisung aus dem Hause Graf teilhaben lassen können. Die 3. Strafkammer des Wiesbadener Landgerichts hat bisher noch nicht über die Zulassung der Anklage entschieden. Die Wiesbadener Staatsanwaltschaft lehnte es ab, Auskünfte zu dem Fall zu geben. lhe

Schnellbus Limburg-Wiesbaden ab 25. 1. Vom 25. Januar an verkehrt zwischen Limburg und Wiesbaden ein Schnellbus. Das Projekt wird bis 1994 versuchsweise betrieben und von den beteiligten Kreisen und der Stadt Wiesbaden finanziert. Wie Landrat Manfred Fluck (SPD) in Limburg berichtete, fahren die Busse montags bis freitags viermal täglich und bedienen sieben Haltestellen auf der 45 Kilometer langen Strecke. Die Fahrtdauer betrage knapp eine Stunde.

Es wird vernünftiger gegessen, aber noch zu fett

Im Eßverhalten sind die Bundesbürger offenbar lernfähig: sie essen mehr Getreideprodukte und greifen auch bei Obst und Gemüse kräftiger zu als vor vier Jahren. Diese positive Beurteilung gab die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) am Freitag in Frankfurt rückblikkend auf das Jahr 1992.

Erfreuliche Veränderungen der Eßgewohnheiten werden "Otto Normalverbraucher" auch bei Milch, Milchprodukten und Käse bescheinigt. "Mit diesem Trend besteht gute Hoffnung, die noch immer vorhandenen großen Lücken in der Kalzium-Versorgung zu schließen", so DGE-Vizepräsident Günther Wolfram. Ständige Warnungen vor zu hohem Cholesteringehalt in Nahrungsmitteln haben Wirkung gezeigt: Die Deutschen essen dem Bericht zufolge weniger Fleisch und verzichten häufiger als früher auf das einst beliebte Frühstücksei.

Schlechter sieht es dagegen bei Fett und Zucker aus. Der Verbrauch fetter und süßer Speisen blieb im Vergleich zum Stichtag vor vier Jahren gleich. Mediziner und Ernährungs-Spezialisten empfehlen daher erneut, auf Fettiges und Süßes zu verzichten. lhe

Erfolg des Angriffs umstritten Irak droht / Präsident Bush spricht von "großem Erfolg"

WASHINGTON, 15. Januar (Reuter/ AFP/AP). US-Präsident George Bush hat den alliierten Luftangriff auf Raketenstellungen in Südirak als "großen Erfolg" gewertet. Dadurch sei die irakische Luftabwehr im Raum südlich des 32. Breitengrades ernsthaft geschwächt worden, sagte Bush am Freitag vor seinem Abflug zu einem Wochenende auf seinem Landsitz Camp David. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pete Williams, sagte, große Teile des Luftabwehrsystems im Süden Iraks seien nicht mehr funktionsfähig. Allerdings hatte der Sicherheitsberater Brent Scowcroft zuvor eingeräumt, daß nur etwa die Hälfte der acht angegriffenen Ziele zerstört worden seien.

Ein irakischer Militärsprecher berichtete laut Agentur INA, die Aufklärungssysteme in den Luftabwehrstellungen seien vor der Attacke abgeschaltet worden. Sie seien nun wieder einsatzbereit, "um feindlicher Aktivität zu begegnen". In der irakischen Presse wurde den Alliierten wieder mit Krieg gedroht. Dem Land bleibe keine andere Wahl, hieß es in der Regierungszeitung El Dschumhurijah. Am Abend meldete INA, die irakische Luftabwehr habe bei Basra ein feindliches Flugzeug in die Flucht geschlagen.

Die USA begannen mit der Verlegung zusätzlicher Soldaten nach Kuwait. Die ersten 350 Soldaten trafen am Freitag im Scheichtum ein. Insgesamt sollen rund 1100 US-Soldaten Irak vor einer neuen Invasion abschrecken.

Iraks EG-Botschafter Said Haidar bot in Brüssel an, einer ausländischen Delegation einen Besuch in der Flugverbotszone in Süd-Irak zu gestatten. Haidar sagte, daß die Grenzübertritte der irakischen Armee nach Kuwait von UN- Generalsekretär Butros Butros-Ghali genehmigt gewesen seien.

Polizei griff Schulbus an

CARACAS, 15. Januar (Reuter). Mit Tränengas und Plastikgeschossen ist die venezolanische Polizei am Donnerstag gegen einen Bus vorgegangen, in dem rund 80 Schulkinder saßen. Augenzeugen berichteten, die Polizisten hätten in dem Bus Studenten vermutet, die zuvor an der Universität von Caracas protestiert hatten. Ein Beamter habe ein Fenster des Busses zerschlagen, um eine Tränengasgranate in das Fahrzeug zu werfen. Universitätsdirektor Simon Munoz Armas sagte, die Feuerwehr habe die Kinder gerettet. Mehrere seien danach ins Universitätskrankenhaus gekommen.

Munoz bestätigte, daß es an der Universität Proteste gegeben habe. Die Polizisten hätten den Bus jedoch grundlos attakiert. Ein Polizei-Sprecher wollte zu dem Vorfall nicht Stellung nehmen.

Kinkel will mehr Solidarität von Europa

AMSTERDAM, 15. Januar (Reuter). Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat Deutschlands Nachbarstaaten am Donnerstag um Verständnis für die Lage der Deutschen in der Asyl- und Flüchtlingsfrage gebeten. Er würde mehr europäische Solidarität in diesem Punkt begrüßen, sagte der Minister bei einem Besuch in den Niederlanden. Deutschland brauche Hilfe bei der Bewältigung der Flüchtlingsflut aus den Republiken des zerfallenen Jugoslawien. Zugleich bat er um Verständnis dafür, daß sich Deutschland nicht an einer Intervention auf dem Balkan beteiligen könne, die er eigentlich befürworte. Deutschland könne sich nicht länger hinter seiner Vergangenheit verstecken.

USA ermahnen Israel: Holt Deputierte zurück

WASHINGTON, 15. Januar (Reuter/ AFP). US-Außenminister Lawrence Eagleburger hat Israel am Donnerstag dringend geraten, eine Lösung des Problems der mehr als 400 ausgewiesenen Palästinenser zu finden, die seit fast einem Monat im Niemandsland im Süden Libanons festsitzen.

Es müsse jedem klar sein, daß die Deportierten nicht "sehr viel länger in ihren schneebedeckten Zelten dort draußen" ausharren könnten, sagte der Minister. Je länger sich die Krise hinziehe, desto stärker werde der Druck im Sicherheitsrat der UN werden, die Resolution 799 durchzusetzen, in der die Rückführung der Abgeschobenen verlangt wird.

Dies jedoch werde sowohl Israel als auch die USA und eine Reihe anderer Staaten in eine unangenehme Situation bringen, sagte Eagleburger. Seinen israelischen Amtskollegen Schimon Peres habe er bei einem Gespräch am Rande der Unterzeichnungskonferenz der C-Waffen- Konvention der Vereinten Nationen (UNO) in Paris vorgeschlagen, die Palästinenser heimkehren zu lassen und sie zu inhaftieren. "Das ist eine der Möglichkeiten", sagte Eagleburger. Er habe diese Möglichkeit mit Peres erörtert, aber keinen offiziellen Vorschlag gemacht.

Ein Plan zur Evakuierung einiger der Palästinenser ist nach Angaben aus israelischen Regierungskreisen Ende vergangener Woche gescheitert. Wie es hieß, hatte Israel dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Samstag angeboten, mit medizinischen Hilfsgütern zu dem Zeltlager zu fahren und neun versehentlich abgeschobene Araber mitzunehmen. Das IKRK habe aber abgelehnt, da es ihm nicht erlaubt worden sei, sieben weitere im Lager erkrankte Palästinenser mitzunehmen.

Israel wirft den Männern vor, der palästinensischen Untergrundorganisation Hamas anzugehören, und hatte sie am 17. Dezember deportiert.

Clinton fordert Tribunal gegen Milosevic

WASHINGTON/SARAJEWO, 15. Januar (Reuter/AFP/dpa). Der designierte US- Präsident Bill Clinton will sich für ein Kriegsverbrecher-Verfahren gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic einsetzen, der im Westen als Hauptverantwortlicher für den Krieg in Bosnien-Herzegowina gilt.

Clinton sagte in der Nacht zum Freitag im US-Fernsehsender ABC, einige in Bosnien geschehene Dinge stellten eindeutig eine Verletzung des Völkerrechts dar. Die Frage, ob Milosevic ein Kriegsverbrecher sei, hänge von seinen Anordnungen ab, sowie davon, wieviel er über Vorkommnisse gewußt habe, die er hätte stoppen können.

Clinton, der am 20. Januar die Nachfolge von Präsident George Bush antritt, sagte, er werde darauf drängen, daß ein Verfahren gegen Milosevic eröffnet werde, in dem diese Dinge untersucht würden. Auch die Regierung Bush hatte ein Verfahren gegen den serbischen Präsidenten gefordert.

Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic kritisierte das Ultimatum der Europäischen Gemeinschaft an die Serben zur Annahme des Genfer Friedensplans. Das Ultimatum werde eine Zustimmung des "Parlamentes" der selbernannten "Serbischen Republik" in Bosnien- Herzegowina "schwieriger" machen, sagte Karadzic am Donnerstag abend im jugoslawischen Fernsehen. Er hoffe aber auf eine Zustimmung. Der dänische Außenminister Uffe Ellemann-Jensen hatte am Mittwoch nach Beratungen mit den EG-Außenministern angekündigt, die EG- Mitglieder wollten Maßnahmen zur "völligen Isolierung" Restjugoslawiens treffen, sollten die bosnischen Serben nicht binnen sechs Tagen den auf der Genfer Friedenskonferenz vorgelegten Friedensplan annehmen.

Karadzic sagte im Fernsehen, Europa müsse wissen, daß den Serben kein Ultimatum gestellt werden dürfe. Kein Volk mit Selbstachtung akzeptiere ein Ultimatum. In Genf sei großer Druck auf die Serben ausgeübt worden. Er selbst habe dem Plan schließlich nur zugestimmt, weil er sicher sei, daß die Serben ihre Ziele auch "mit anderen Mitteln" erreichen könnten. Auf den eroberten Korridor zwischen Westbosnien und Serbien würden die Serben auf keinen Fall verzichten. Dem Friedensplan zufolge, der die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas in zehn autonome Provinzen vorsieht, würde der Korridor durch eine mehrheitlich kroatische Provinz unterbrochen.

Nach Berichten des bosnischen und kroatischen Rundfunks sind die Kämpfe in Bosnien-Herzegowina auch in der Nacht zum Freitag in allen Gebieten des Landes fortgesetzt worden. Die heftigsten Gefechte wurden am Donnerstag abend aus Nordbosnien um Gradacac sowie aus der Region Bihac im Nordwesten des Landes gemeldet. Sarajewo erlebte dagegen eine relativ ruhige Nacht.

In der kroatischen Hauptstadt Zagreb werden am heutigen Freitag die beiden Co-Vorsitzenden der Genfer Friedenskonferenz für das ehemalige Jugoslawien, Cyrus Vance und Lord David Owen erwartet, meldete Radio Zagreb. Neben einem Treffen mit dem kroatischen Präsidenten Tudjman seien auch Gespräche mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic und dem Kroatenführer in Bosnien, Mate Boban, geplant.

Verstöße gegen Embargo

BONN, 15. Januar (Reuter). Der deutsche Zoll ermittelt derzeit in 46 Fällen wegen mutmaßlicher Verstöße deutscher Unternehmen gegen das über Serbien und Montenegro verhängte Handelsembargo. Dabei handele es sich um Import und Export von Waren aller Art, sagte Regierungsdirektor Klaus Peter Ricke vom Kölner Zollkriminalamt am Freitag im Deutschlandfunk. Als Beispiele nannte er Textilien, Zement und Maschinenteile. Im Zusammenhang mit dem UN- Waffenembargo gegen das ganze frühere Jugoslawien werde auch die Lieferung militärischer Ausrüstung untersucht.

Hinweise auf einen großangelegten Waffenschmuggel in das frühere Jugoslawien liegen nach Rickes Worten nicht vor. In Einzelfällen seien zwar Waffen nach Kroatien "oder andere Teilstaaten des früheren Jugoslawien" ausgeführt worden. Dabei gehe es aber um Schußwaffen und nicht um Flugzeuge oder Panzer. Ricke wollte keine Namen von betroffenen Firmen nennen. Bisher seien keine Urteile ergangen, sagte er.

Palästinenser in Tel Aviv erschossen

JERUSALEM, 15. Januar (Reuter). Nach einem Messerangriff auf mehrere Israelis in Tel Aviv ist am Freitag morgen ein Palästinenser von einem Passanten erschossen worden. Die Polizei teilte mit, bei dem Messerangriff seien vier Israelis verletzt worden, einer davon schwer. Der 25jährige Täter stamme aus den israelisch besetzten Gebieten. Bei Unruhen in israelisch besetzten Gebieten sind nach palestinensischen Angaben am Donnerstag drei Menschen getötet und 55 weitere verletzt worden.

Clinton ändert Haitianer-Kurs Flüchtlinge sollen weiter von USA abgeschoben werden

LITTLE ROCK, 15. Januar (Reuter/ AFP). Im Gegensatz zu seinen Aussagen im Wahlkampf will der künftige US-Präsident Bill Clinton an der Abschiebung von Flüchtlingen aus Haiti festhalten. In einer an die Haitianer gerichteten Rundfunkansprache sagte Clinton am Donnerstag abend, die Fahrt der oft seeuntauglichen und überladenen Flüchtlingsschiffe von Haiti in Richtung USA sei zu gefährlich. Im Wahlkampf hatte Clinton erklärt, er halte die Praxis der Abschiebungen von Haitianern für falsch und wolle diese Politik ändern.

In einer Pressekonferenz in Little Rock (Arkansas) erläuterte Clinton, er wolle nach seinem Amtsantritt US-Behördenvertreter nach Haiti entsenden, um vor Ort besser entscheiden zu können, wer von den Ausreisewilligen als politischer Flüchtling anerkannt werden könne.

Die Menschenrechtsorganisation amnesty international und 34 andere humanitäre Organisationen kritisierten Clintons Abrücken von seinem Wahlversprechen und äußerten sich über die "Fortsetzung der illegalen und unmoralischen Politik erschrocken".

Am Donnerstag wurden 140 haitianische Flüchtlinge von der US-Küstenwache in ihre Heimat zurückgebracht. Sie waren bei einem Landeversuch in Florida aufgebracht worden. Die Zahl der von den USA seit Mai 1992 abgeschobenen Haitianer erhöhte sich damit auf 6114.

Clintons Übergangsteam veröffentlichte gleichzeitig einen Plan zur Wiederherstellung der Demokratie auf Haiti. Danach soll eine Regierung der "nationalen Versöhnung" gebildet werden, die die Rückkehr des von Militärs gestürzten Präsidenten Aristide Bertrand vorbereiten soll. Für die am Umsturz beteiligten Offiziere könne es eine Amnestie geben. Im Gegenzug müsse der derzeitige "starke Mann" auf Haiti, General Raoul Cedras, seinen Posten als Armeechef aufgeben, sagte ein Mitarbeiter Clintons.

Unterdessen reiste der Sondergesandte von UN-Generalsekträr Butros Butros- Ghali, Dante Caputo, nach Haiti, um mit der Militärführung zu verhandeln.

Bush will Iran-Daten löschen

NEW YORK, 15. Januar (Reuter). Der scheidende US-Präsident George Bush will laut einem Bericht der Zeitung New York Times kurz vor dem Ende seiner Amtszeit computergespeicherte Informationen über den Iran-Contra-Skandal löschen lassen. Das Blatt zitierte am Freitag einen Richter mit den Worten, er habe zwei Einsprüche gegen das Vorhaben eingelegt, doch ließen schriftliche Stellungnahmen der Regierung vermuten, daß die Dateien von diesem Freitag an gelöscht werden sollen.

Im Justizministerium habe es geheißen, die Daten sollten gelöscht werden, um den Übergang auf die Regierung des künftigen Präsidenten Bill Clinton zu erleichtern und eine Überlastung der Computer zu vermeiden, berichtete die Zeitung. Richter Charles Richey habe dieses Argument jedoch nicht akzeptiert.

Bush hatte kurz vor Jahresende Ex- Verteidigungsminister Caspar Weinberger und andere in den Iran-Contra-Skandal verwickelte Personen begnadigt. Unter Bushs Vorgänger Ronald Reagan hatten US-Regierungsbeamte Waffen an Iran verkauft und die Erlöse verbotenerweise an die rechtsgerichteten Contra- Rebellen in Nicaragua weitergeleitet.

Grüne wittern Steuerbetrug

MÜNCHEN, 15. Januar (Reuter). Die Grünen-Fraktion will im Bayerischen Landtag einen Untersuchungsausschuß einsetzen lassen, der sich mit der Handhabung von Steuerfällen Prominenter in den 70er Jahren befassen soll. Geklärt werden sollen nach Angaben von Fraktionssprecher Manfred Fleischer vom Freitag in diesem Zusammenhang auch der Vorwurf der Vertuschung und eine damit verbundene angebliche berufliche Benachteiliung eines hohen Ministerialbeamten.

Der angestrebte Untersuchungsausschuß geht auf eine Landtagspetition des betreffenden Ministerialbeamten zurück. Darin erhebt dieser in Verbindung mit den angesprochenen Steuerfällen unter anderem schwere Vorwürfe gegen Bayerns Regierungschef Max Streibl, dessen Vorgänger Franz-Josef Strauß, den früheren Finanzminister Ludwig Huber und den Landeszentralbankchef Lothar Müller.

München gegen MOX-Einsatz

AUGSBURG, 15. Januar (AP). München hat Bedenken gegen den Einsatz plutoniumhaltiger Mischoxid-Brennelemente (MOX) angemeldet. Am Freitag, dem zweiten Tag des Erörterungstermins über den geplanten Einsatz von MOX im Atomkraftwerk Gundremmingen im bayerischen Schwaben, erinnerte Münchens zweiter Bürgermeister Christian Uhde in Augsburg an einen einstimmigen Stadtratsbeschluß, nach dem München als Mitbetreiber des Atomkraftwerks Ohu bei Landshut nicht in die Wiederaufarbeitung einsteigen dürfe. Die Stadträte hätten es für unvertretbar gehalten, die Bevölkerung einer ihres Erachtens erhöhten Gefahr durch den Einsatz plutoniumhaltiger Brennelemente auszusetzen. Die Landeshauptstadt München befürchte unter anderem, erklärte Uhde weiter, daß durch den MOX-Einsatz bei Störfällen auch das Trinkwasser von München gefährdet werden könne. Außerdem liege ein gesteigertes Transportrisiko vor.

Siemens-Vorstandsmitglied Adolf Hüttl sagte, Plutoniumrückführung in Form von MOX-Brennelementen sei im industriellen Maßstab erprobt. Sie diene dazu, die Menge an zugänglichem Plutonium zu verringern. Deshalb sei es sachlich nicht haltbar, den beabsichtigten Einsatz von MOX in Grundremmingen als Sicherheitsrisiko darzustellen, sagte Hüttl.

Jelzin läßt Rettungsfront zu

MOSKAU, 15. Januar (Reuter). Der russische Präsident Boris Jelzin hat per Dekret das Verbot der Nationalen Rettungsfront wieder aufgehoben. In dem am Freitag veröffentlichten Erlaß hieß es, da das Organisationskomitee der Rettungsfront nicht mehr bestehe, sei das Verbot der Organisation hinfällig. Jelzin hatte das Verbot der Rettungsfront, ein außerparlamentarischer Zusammenschluß prokommunistischer und nationalistischer Politiker, im Oktober ausgesprochen.

Die Rettungsfront hatte vor dem Verfassungsgericht Einspruch gegen das Verbot eingelegt. Das Gericht hatte sich eigentlich am gestrigen Freitag mit dem Einspruch befassen wollen. Es vertagte jedoch den Fall, um das neue Dekret zu prüfen, wie das Gericht mitteilte. Beobachter sehen in der Aufhebung des Verbots das stillschweigende Eingeständnis, daß die rechtliche Grundlage für diesen Schritt schwach ist.

Terminbörse treibt Dax

FRANKFURT A. M. (FR). Die Aktienkurse sind zum Wochenschluß in Frankfurt kräftig gestiegen. Der Deutsche Aktienindex (Dax) sprang um knapp 1,4 Prozent hoch. Börsianer führten dies vor allem auf Nachfrage von seiten der Deutschen Terminbörse (DTB) zurück. Dort war am Freitag Januar-Erfüllungstermin für Optionen auf Aktien, den Dax und den Dax-Future. Zudem habe die Bank in Liechtenstein verschiedene deutsche Dividendenpapiere zur Anschaffung empfohlen, berichteten Marktteilnehmer. Kaufinteresse registrierten sie auch für einige zyklische Nebenwerte.

Mit einem Stand von zuletzt nicht ganz 1545 Zählern konnte das Börsenbarometer Dax zwar noch nicht über die Widerstandslinie von 1550 Punkten klettern. Einige Händler gaben sich aber optimistisch, diese Marke in der kommenden Woche angehen zu können.

Zu den auffälligen Werten gehörten am Freitag Degussa mit einem Plus von 10,80 Mark. Die Gruppe habe schon stark rationalisiert und werde daher weniger unter der schwachen Konjunktur zu leiden haben als andere sowie außerdem von dem sich erholenden Dollar profitieren, hieß es bei einer Bank zur Erläuterung.

Am Rentenmarkt stiegen die Kurse öffentlicher Anleihen bis zu 30 Pfennig. Händler begründeten dies mit erneut aufgekommenem Zinsoptimismus vor der nächsten Sitzung des Zentralbankrats am kommenden Donnerstag. Die Umlaufrendite fiel von 6,96 auf 6,94 Prozent und damit den tiefsten Stand seit Ende August 1989. Die kursregulierenden Stellen verkauften Titel im Nennwert von 645,4 Millionen Mark.

C-Waffen-Verbot von 130 Staaten unterzeichnet

PARIS, 15. Januar (AFP/Reuter). Die Konvention über die weltweite Ächtung chemischer Waffen ist bis Freitag abend von 130 Staaten unterzeichnet worden. Frankreichs Außenminister Roland Dumas sprach zum Abschluß der dreitägigen Unterzeichnungskonferenz in Paris von einem "sehr bemerkenswerten Ergebnis".

Die meisten arabischen Staaten boykottierten das Treffen mit dem Argument, chemische Waffen dürften nicht losgelöst von dem vermuteten Atomwaffenarsenal Israels gesehen werden. Einzig die vier Maghreb-Staaten Algerien, Marokko, Tunesien und Mauretanien setzten ihre Unterschrift unter das Dokument. Auch Irak, das im Golf-Krieg mit Iran chemische Waffen eingesetzt hatte, trat der Konvention nicht bei. Libyen und Nordkorea, denen Streben nach C-Waffen vorgeworfen wird, unterzeichneten ebenfalls nicht.

Hürde für START beseitigt Rußland gibt Ukraine Sicherheitsgarantie vor Atomangriff

MOSKAU, 15. Januar (Reuter). Rußland hat der Ukraine am Freitag Sicherheitsgarantien angeboten, um die Ratifizierung des START-I-Abrüstungsvertrages im Kiewer Parlament zu beschleunigen. Präsident Boris Jelzin sagte nach einem Treffen mit seinem ukrainischen Kollegen Leonid Krawtschuk in Moskau, sein Land garantiere Grenzen und Integrität der Ukraine und werde sie gegen nukleare Angriffe verteidigen. Krawtschuk sagte, dadurch werde die START- Ratifizierung erleichtert.

Krawtschuk sagte, die russischen Garantien machten es ihm leichter, die Abgeordneten in Kiew zu überzeugen, dem START-I-Vertrag über die Reduzierung der strategischen Atomwaffen zuzustimmen. Das Abkommen war 1991 von den USA und der damals noch bestehenden Sowjetunion ausgehandelt worden. Es kann ohne die Zustimmung der Ukraine und der übrigen früheren Sowjetrepubliken, in denen Atomwaffen stationiert sind, nicht verwirklicht werden. Die Ukraine verfügt über 176 weitreichende Atomraketen. Die Ratifizierung von START-I ist auch Voraussetzung für das Inkrafttreten des START-II-Vertrages, der Anfang des Monats von den Präsidenten Rußlands und der USA unterzeichnet worden war.

Jelzin berichtete, die Ukraine habe ihre Absicht bekräftigt, ganz auf Atomwaffen zu verzichten und dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten. Wichtigstes politisches Ergebnis des Gipfels sei es, "daß wir Freunde bleiben".

Jelzin teilte mit, daß Rußland der Ukraine 1993 fünf Millionen Tonnen mehr Öl als ursprünglich vorgesehen liefern werde. Wegen des zu erwartenden Rückgangs der russischen Ölförderung könne man die Wünsche der Ukraine aber nicht in voller Höhe erfüllen. Bisher hatte Rußland der Ukraine 15 Millionen Tonnen Öl zugesagt. Die Ukraine gibt ihren Bedarf mit 45 Millionen Tonnen an.

Irak erlaubt nach Ultimatum UN-Flüge

BAGDAD/NEW YORK, 15. Januar (AFP/Reuter/dpa/AP). Nach einem erneuten Ultimatum der USA, Frankreichs, Großbritanniens und Rußlands hat Irak am Freitag abend offiziell der Landung von UN-Flugzeugen auf seinem Territorium zugestimmt. Ein Regierungssprecher in Bagdad teilte mit, die entsprechende Entscheidung sei dem UN-Büro in Bagdad und der UN-Kommission für Abrüstung des Irak in New York mitgeteilt worden. UN-Botschafter Nisar Hamdun bestätigte dies in New York.

Die Ankündigung erfolgte weniger als eine Stunde vor Ablauf eines Ultimatums. US-Präsident George Bush hatte am Abend Irak aufgefordert, bis Freitag 22 Uhr MEZ UN-Flugzeugen die Landeerlaubnis zu geben. Sollte dies nicht der Fall sein, verstoße Irak gegen UN-Resolutionen. Auf Fragen, ob Irak im Falle einer Weigerung wieder mit Bombenangriffen rechnen müsse, sagte Bush lediglich: "Ich sage niemals, was wir tun und nicht tun." Ein Sprecher von UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali machte deutlich, sagt es sich bei dem Ultimatum um eine Forderung der vier Mitglieder des Sicherheitsrates gehandelt habe, nicht aber um eine Frist der UN.

Die UN-Sonderkommission zur Beseitigung irakischer Massenvernichtungswaffen hatte zuvor vergeblich auf eine Zusage zu dem am Vortag eingereichten Flugplan gewartet. Die UN-Experten sitzen seit mehr als zwei Wochen in Bahrain fest. (Weitere Berichte Seite 2)

Tennis-Turnier in Sydney: Arantxa Sanchez ohne Chance Anke Huber ist im Halbfinale Stich ausgeschieden / Steeb steht im Endspiel gegen Chang

Langersehnte Premiere für Anke Huber, Achtungserfolg für Carl-Uwe Steeb, Endstation für Michael Stich und Barbara Rittner - die deutschen Tennisprofis gehen unterschiedlich gerüstet in die Australian Open. Während am Freitag in Melbourne die erste Runde für das am Montag beginnende Grand Slam-Turnier ausgelost wurde, feierte zur selben Zeit in Sydney die Heidelbergerin Anke Huber ihren ersten Sieg über die Spanierin Arantxa Sanchez-Vicario.

Durch ein überzeugendes 7:6 (7:4), 6:2 legte die 18jährige nach vier Niederlagen in Folge ihren Komplex vor dem spanischen Energiebündel ab und zog ins Halbfinale gegen Amy Frazier ein (USA). Dagegen scheiterte Barbara Rittner (Leverkusen) trotz einer ansprechenden Vorstellung mit 5:7, 3:6 an Titelverteidigerin Gabriela Sabatini (Argentinien), die nun auf Olympiasiegerin Jennifer Capriati (USA) trifft.

Wenig verheißungsvoll verlief die Melbourne-Generalprobe für den Elmshorner Michael Stich. Beim Einladungsturnier in Adelaide verlor der 24jährige 24 Stunden nach der überraschenden Niederlage gegen Todd Woodbridge (Australien) auch sein zweites Gruppenspiel gegen den Weltranglisten-Ersten Jim Courier (USA) mit 3:6, 4:6 und blieb dabei erneut weit unter seinen Möglichkeiten. Im Endspiel muß sich Courier mit dem Tschechen Petr Korda auseinandersetzen, der sich beim 6:3, 6:3 über den Schweden Stefan Edberg in prächtiger Spiellaune präsentierte. Gleiches gilt auch für Carl-Uwe Steeb. Der Daviscup-Spieler aus Stuttgart erreichte in Jakarta durch einen überraschend ungefährdeten 6:2, 6:2-Erfolg über den Niederländer Paul Haarhuis das Endspiel gegen den favorisierten US- Amerikaner Michael Chang.

Sydney erlebte am Freitag mit 33 Grad den heißesten Tag seit fast einem Jahr. Außerdem war die Luft noch stark verschmutzt, so daß die Bevölkerung per Radio aufgefordert wurde, "anstrengende körperliche Leistungen zu unterlassen". Die blieben Anke Huber und ihrer spanischen Gegnerin allerdings nicht erspart. "Das ist ein großer Erfolg für mich, denn ich hatte ja noch nie gegen Arantxa gewonnen", freute sich Anke Huber über die 13. der Weltrangliste, die sich ein simples Rezept gegen die Hitze zurechtgelegt hatte: "Gar nicht erst drüber nachdenken, man muß einfach spielen, dann geht's schon." dpa

Biathlon-Weltcup in Südtirol Olympiasieger Kirchner schoß viermal daneben

Mit einer Enttäuschung für die deutschen Biathleten begannen am Freitag die Weltcup-Wettbewerbe in Ridnaun. Beim 20-km-Einzellauf der Männer überzeugte das Team von Bundestrainer Norbert Baier zwar läuferisch, vergab aber gute Plazierungen durch schwache Leistungen am Schießstand. So landete 10- km-Olympiasieger Mark Kirchner aus Oberhof in 56:42,3 Minuten nur auf dem 19. Platz, weil er vier Strafminuten durch Fehlschüsse kassierte.

Der Sieg ging an den 31jährigen italienischen Lokalmadatoren Andreas Zingerle, der in 53:50,5 Minuten bei einem Schießfehler auf seiner Hausstrecke den Russen Waleri Medwedzew (54:03,4/1) und Österreichs Alfred Eder (54:28,7/0) auf die nächsten Plätze verwies. Bester Deutscher war bei erstklassigen äußeren Bedingungen und Temperaturen um Minus zwei Grad Fritz Fischer aus Ruhpolding, der in 56:35,4/2 knapp vor Kirchner auf dem 17. Platz einkam.

"So schlecht haben wir überhaupt noch nie geschossen. Ich bin ratlos", war Norbert Baier nach dem Wettkampf sichtlich deprimiert. Dagegen wollte Kirchner sein Mißgeschick nicht überbewerten: "So ein Wettkampf passiert immer mal wieder. Wir hatten ziemlich viel Unruhe in den letzten Wochen, weil uns der Schnee zum Training fehlte. Bis zur WM ist zum Glück noch Zeit."

Die Zeit wird auch Jens Steinigen aus Ruhpolding brauchen, der beim Weltcup im Pokljuka noch den dritten Platz über die 20 km belegt hatte. Diesmal landete er in 1:03:38,9 Stunden auf dem 79. Rang und hatte dabei acht Strafminuten durch Schießfehler kassiert. sid

Katja Seizinger gewinnt Weltcup-Abfahrt in Cortina d'Ampezzo Triumph und Trauma für DSV Gutensohn nach Sturz verletzt / Regina Häusl auf Rang vier

Die eine fuhr zum zweiten Saisonsieg, die andere landete im Krankenhaus - Triumph und Trauma lagen für die deutsche Ski-Nationalmannschaft bei der vierten Weltcup-Abfahrt der Frauen in Cortina d'Ampezzo nur wenige Minuten auseinander. Während Katja Seizinger den ersten Abfahrtssieg des WM-Winters feierte, mußte Katrin Gutensohn nach einem schweren Sturz mit Verdacht auf Kreuzbandriß im rechten Knie in die Klinik von Cortina eingeliefert werden.

"Das war's, das Band ist hundertprozentig ab", stammelte die 26jährige, ehe sie im Rettungswagen verschwand. Nur wenige Meter entfernt berichtete Katja Seizinger über ihre Traumfahrt auf der schwierigen Piste "Olympia". In 1:27,35 Minuten war die 20 Jahre alte Abfahrts- Weltcupsiegerin eine Klasse für sich und lag am Ende nahezu eine halbe Sekunde vor der Französin Carole Merle (1:27,84) und der Österreicherin Barbara Sadleder (1:28,06). Regina Häusl, eine Woche zuvor auf der selben Strecke umjubelte Siegerin, bestätigte ihre glänzende Form mit einem vierten Platz (1:28,06).

Katja Seizinger nahm den sechsten Weltcupsieg ihrer Karriere eher zurückhaltend zur Kenntnis. "Unten beim Doppelsprung hatte ich wieder eine Schrecksekunde, da lag ich schon fast im Schnee, aber das gehört bei mir anscheinend dazu", berichtete die Siegerin, die vor einer Woche Dritte geworden war.

Weniger gut lief es für Miriam Vogt (Starnberg) und Ulrike Stanggassinger, die sich mit den Plätzen 16 und 22 begnügen mußten. Martina Ertl aus Lenggries belegte Rang 20.

Insgesamt 64 000 Mark, 50 500 als Pool- Prämie und 13 500 Mark als Preisgeld, kassierte Katja Seizinger, die beim Super-G in Lake Louise kurz vor Weihnachten ihren ersten Saisonsieg gefeiert hatte. Mit nunmehr 290 Punkten baute die Olympia-Dritte im Super-G die Führung im Abfahrts-Weltcup vor Regina Häusl (186) aus, in der Gesamtwertung liegt sie hinter der Österreicherin Anita Wachter (560) und Carole Merle (503) mit 447 Punkten an dritter Stelle.

Allzu große Freude kam dennoch nicht auf. Zwar haben die deutschen Ski-Damen drei der vier Saisonabfahrten gewonnen, zwei Wochen vor der WM aber ist das Team durch Verletzungen dezimiert. Eine Woche nach dem Sturz von Michaela Gerg (Kreuzbandriß und Innenbandriß) ist die Saison auch für Katrin Gutensohn vermutlich beendet. 20 Sekunden vor dem Ziel stürzte sie in einer Kompression zwischen zwei Wellen und flog mit Tempo 120 in die Fangnetze. sid

Borussia Dortmund muß warten Der Sammer-Transfer ist vorerst geplatzt

Nationalspieler Matthias Sammer muß seine geplante Rückkehr in die Fußball- Bundesliga verschieben. Der Transfer zum Bundesliga-Vierten Borussia Dortmund ist vorerst geplatzt. Der Mittelfeldspieler von Inter Mailand, dessen Ablösesumme zehn Millionen Mark beträgt, hatte nach den Vorstellungen der Westfalen am Freitag seine Unterschrift unter den Vertrag setzen sollen. "Wir müssen jetzt neu überlegen", sagte Dortmunds Manager Michael Meier.

In dem Transfergerangel um Matthias Sammer spielt auch der Deutsche Meister VfB Stuttgart eine Rolle. Als Sammer 1992 für 11,5 Millionen Mark vom VfB nach Italien gewechselt war, hatten sich die Schwaben ein Vorkaufsrecht festschreiben lassen. sid

Schwedens Trainer Chrunak behauptet: Chinas Schwimmerinnen dopen mit Anabolika

Doping ist der Schlüssel zum ständig größer werdenden Erfolg von Chinas Schwimmerinnen. Dies erklärte Schwedens Nationaltrainer Hans Chrunak in einem Interview mit der schwedischen Nachrichten-Agentur TT und forderte einen Boykott von Wettkämpfen mit chinesischer Beteiligung. "Ich bezweifele, daß auch nur eine einzige Chinesin sauber ist", meinte Chrunak nach seiner Rückkehr von den ersten beiden Weltcup-Veranstaltungen in Schanghai und Peking. "Die weisen alle Anzeichen von Anabolika-Doping auf. Gesichtsakne, tiefe Stimme, starker Muskelaufbau - wie früher die DDR-Mädchen."

Zhao Shiwei, Mitglied der staatlichen Kommission für Kultur und Sport, wies am Freitag alle Vorwürfe strikt zurück. "Ich versichere, daß kein Mitglied unserer Schwimm-Mannschaft steroide Anabolika benutzt", meinte der Chinese in Peking. "Bei uns werden strikte Dopingkontrollen praktiziert." Bei den Olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona hatten vier Chinesinnen Goldmedaillen gewonnen. Bislang fiel keine Dopingprobe positiv aus.

"Der Aufstieg der Chinesinnen ist ein Souvenir aus Deutschland", meinte der Neuseeländer David Gerrard, Mitglied der Medizinischen Kommission der FINA, während der Weltcup-Veranstaltungen im "Reich der Mitte" und verglich die Situation mit der vor 20 Jahren in der damaligen DDR.

DSV-Bundestrainer Manfred Thiesmann hatte in Peking auf die Dringlichkeit hingewiesen, endlich Bluttests im Kampf gegen Doping zuzulassen. "Gedopt wird in der Trainingsphase, und zum Wettkampf sind dann alle sauber", erklärte der Warendorfer. "Da bringen die derzeit üblichen Urinproben nichts, aber Bluttests könnten die länger zurückliegenden Dopingmaßnahmen ans Licht bringen."

Biathlon-Weltcup Schwere Rückschläge am Schießstand

Beim vom schneelosen Oberhof ins Südtiroler Ridnaun verlegten zweiten Saison-Weltcup der Biathleten patzten die deutschen Starter am Freitag am Schießstand und erfüllten nicht die Erwartungen.

Zwar überzeugte das Frauen-Team von Bundestrainer Uwe Müssiggang auf der 15-km-Strecke mit vier Plazierungen unter den besten 13, aber über 20 km der Männer war der Ruhpoldinger Routinier Fritz Fischer als bester Deutscher nur 17. Bei optimalen äußeren Bedingungen und Temperaturen um minus zwei Grad gingen die Siege an die 7,5-km-Olympiasiegerin Anfisa Reszowa (Rußland) und Andreas Zingerle (Italien).

"So einen Wettkampf gibt es immer mal wieder. Wir hatten ziemlich viel Unruhe in den letzten Wochen, weil uns der Schnee zum Training fehlte", kommentierte 10-km-Olympiasieger Mark Kirchner aus Oberhof seinen 19. Platz. Kirchner lief zwar wie der Großteil seiner Teamkollegen recht gut, schoß aber gleich viermal daneben und vergab durch die vier Strafminuten eine weitaus bessere Plazierung.

Noch schlimmer erging es Jens Steinigen aus Ruhpolding, der beim Weltcup- Auftakt im slowenischen Pokljuka Dritter gewesen war. Steinigen leistete sich acht Schießfehler und landete schließlich unter 100 Startern aus 21 Ländern auf dem 79. Platz.

Bei den Frauen vergab Petra Schaaf aus Willingen durch zwei Fehlschüsse beim letzten Stehendschießen einen möglichen zweiten Platz und wurde am Ende Vierte knapp vor Uschi Disl (Moosham), die auf dem sechsten Platz einkam. sid

Handball

TV Niederwürzbach - VfL Gummersbach 22:18 (12:8). Tore: Schwarzer (7), Schmitt (6), Hartz (3), Olsson (2), Kalbitz (2/1), Grundel (1), Wille (1) für Niederwürzbach. Dörhöfer (7/3), Erland (5), Derad (3), Zimmer (2), Petersen (1) für Gummersb. - Zuschauer: 2800 (ausverkauft).

European Nations Cup Für den Titelverteidiger gab es einen Auftaktsieg

Gelungener Start für Titelverteidiger Deutschland beim 3. European Nations Cup im Tischtennis in Karlsruhe: Drei Tage nach dem Halbfinal-Aus in der Europaliga gegen Schweden besiegte das deutsche Team mit Europameister Jörg Roßkopf und seinem Düsseldorfer Teamkollegen Steffen Fetzner die mit zwei eingebürgerten Chinesen angetretene Mannschaft Österreichs 3:0. Am Samstag geht es nun gegen ein tschechisch/slowakisches Team (14 Uhr) sowie den EM-Zweiten England (18 Uhr).

Vor 800 Zuschauern im Eröffnungseinzel gegen Ding Yi bewies Steffen Fetzner Nervenstärke. 21:19, 22:20 lautete das Ergebnis nach rund 20 Minuten gegen den als Nummer 18 neun Plätze höher eingestuften gebürtigen Chinesen. Anschließend besiegte Jörg Roßkopf Qian Qianli 21:16, 21:16. Schließlich schlugen Fetzner/ Roßkopf im Doppel mit 21:19, 21:17 auch Qian/Werner Schlager.

Ohne Probleme entledigten sich auch die übrigen Turnierfavoriten ihrer Auftaktaufgaben. Schweden besiegte den WM-Dritten Belgien 3:0, Frankreich gewann 3:0 gegen die Niederlande, und in der deutschen Vorrunden-Gruppe gewann England gegen ein gemeinsames Team der früheren CSFR-Republiken Tschechei/Slowakei 3:1. sid

Eishockey-Bundesliga Preussen-Serie in Düsseldorf gerissen

Die Erfolgsserie des Berliner SC Preussen in der Eishockey-Bundesliga ist gerissen. Nach zehn Spielen ohne Niederlage - ausgenommen die 0:5-Niederlage am "Grünen Tisch" aus dem Heimspiel gegen Landshut - unterlagen die Berliner beim Deutschen Meister Düsseldorfer EG nach spannenden und hochklassigen 60 Minuten mit 2:3 (0:1, 2:2, 0:0). Die Preussen hatten fast auf den Tag genau vor einem Jahr dem Titelverteidiger mit 3:4 die letzte Heimniederlage beigebracht.

Vor 11 200 Zuschauern an der ausverkauften Brehmstraße zeigte sich der souveräne Tabellenführer gut erholt von der 1:5-Niederlage in München am vergangenen Dienstag. Nationalverteidiger Hiemer sowie Kummer mit seinem 19. Saisontreffer hatten die Gastgeber mit 2:0 in Führung gebracht. In der Schlußphase kam es zu einer Massenschlägerei. Auslöser war eine Auseinandersetzung zwischen DEG-Torhüter de Raaf und Tanti.

Düsseldorfer EG - Berliner SC Preussen 3:2 (1:0, 2:2, 0:0). Tore: 1:0 Hiemer (5:19), 2:0 Kummer (23:04), 2:1 Malo (28:57), 3:1 Köpf (33:10), 3:2 Tanti (36:39). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 11.200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 13 - Berlin 21 + 10 Disziplinar (Komma).

ESV Kaufbeuren - Kölner EC 1:5 (0:2, 1:1, 0:2). Tore: 0:1 Steiger (1:42), 0:2 Sandner (3:27), 1:2 Hammer (21:26), 1:3 Dobrzynski (32:55), 1:4 Kwasigroch (49:22), 1:5 Dobrzynski (54:18). - Schiedsrichter: Stratz (Freiburg). - Zuschauer: 4400. Strafminuten: Kaufbeuren 8 - Köln 10.

Mannheimer ERC - Krefelder EV 3:6 (1:2, 2:1, 0:3). Tore: 0:1 McNeil (1:35), 1:1 Krentz (11:30), 1:2 Ihnacak (18:31), 1:3 Jedrus (23:41), 2:3 Willmann (24:25), 3:3 Willmann (36:16), 3:4 Stebnicki (45:48), 3:5 Eakin (49:25), 3:6 Walker (52:31). - Schiedsrichter: Ondertoller (Geretsried). - Zuschauer: 5500. - Strafminuten: Mannheim 10 - Krefeld 10.

EHC Eisbären Berlin - Schwenninger ERC 6:3 (0:2, 1:1, 5:0). Tore: 0:1 Held (7:19), 0:2 Martin (7:45), 0:3 Kopta (23:36), 1:3 Morrison (29:22), 2:3 Schertz (53:47), 3:3 Jooris (54:58), 4:3 Ziesche (55:42), 5:3 Dopita (56:10), 6:3 Schertz (59:58). - Schiedsrichter: Radosai (Landshut). - Zuschauer: 4000. Strafminuten: Berlin 10 - Schwenningen 16.

EHC Freiburg - EC Ratingen 1:5 (1:0, 0:2, 0:3). Tore: 1:0 Prochazka (14:02), 1:1 Antipow (23:22), 1:2 Bergen (30:02), 1:3 Bug (50:20), 1:4 Swetlow (53:16), 1:5 Cazacu (59:05). - Schiedsrichter: Bertl (Forst). - Zuschauer: 2200. - Strafminuten: Freiburg 10 - Ratingen 18.

EV Landshut - EC Hedos München 3:3 (2:0, 0:2, 1:1). Tore: 1:0 Abstreiter (4:57), 2:0 Wagner (7:04), 2:1 Vogel (23:50), 2:2 Hegen (37:22), 3:2 Biakin (46:26), 3:3 Harald Birk (47:17). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 7.000 (ausverkauft). - Strafminuten: Landshut 8 - München 10.

Mit Beginn des neuen Jahres ist in Ostdeutschland die Frist für Eigentumsansprüche abgelaufen: Wer früher Betriebe, Häuser oder Grundstücke besaß, sein Eigentum durch Enteignungen oder Umverteilungen verloren hat und es nun zurückhaben will oder Entschädigung verlangt, muß dies inzwischen bei den zuständigen Stellen angemeldet haben. Kaum einer hat das offenbar verpaßt. Bei den 216 Vermögensämtern in den neuen Ländern türmen sich 2,3 Millionen Begehren auf Rückgabe. Nur ein Zehntel konnten die überlasteten Behörden bisher erledigen. Ungeklärte Eigentums- und Entschädigungsfälle sind weiterhin eines der größten Hindernisse für den Aufbau in den neuen Ländern, sie verzögern trotz mehrerer nachgeschobener Vorfahrtregelungen für Investoren bis heute Milliardenprojekte ebenso wie kleine Existenzgründungen. Der Kampf um Häuser und Werkhallen zwischen Ost und West birgt zudem sozialen Sprengstoff, sorgt nicht nur hunderttausendfach für böses Blut zwischen Ostsee und Erzgebirge, sondern auch für eine Flut von Prozessen. Das Urteil von Sachsens CDU- Ministerpräsident Kurt Biedenkopf trifft den Kern: "Die Entscheidung für das Prinzip Rückgabe vor Entschädigung war aus heutiger Sicht ein folgenschwerer Fehler im deutschen Einheitsprozeß."

Dem Rechtsstaat ein schweres Erdbeben erspart

Das Verfahren wurde eingestellt. "Rechtsstaatliche" Vernunft hat gesiegt. Diese weise Entscheidung des Berliner Verfassungsgerichts sollte eigentlich dem Rechtsstaat Ansehen und Glaubwürdigkeit verliehen haben (FR vom 13. 1. 93 "Strafprozeß gegen Honecker eingestellt" und "Rechtsstaatliche Entscheidung").

Den Bürgerinnen und Bürgern der ehemaligen DDR dürften diese Meinung wohl überwiegend den Zorn in die Adern jagen. "Rein menschliche" Vernunft, insbesondere die der - in vielen Schicksalen für immer seelisch vergewaltigt - Hinterbliebenen der Maueropfer wird dies nicht begreifen können und nicht begreifen wollen.

Beide Standpunkte, beide - sicher auch - Emotionspositionen decken sich zwar nicht voll und ganz, indes sie widersprechen sich aber auch nicht, indem sie auf ihre berechtigte und verständliche Sicht Menschliches zeitigen.

Rechtsstaatlichkeit verkörpert keinen puren Formalismus, erschöpft sich nicht im Selbstzweck, sondern impliziert vielmehr letztendlich als Leitmotiv, die Würde des Menschen unangetastet zu lassen, wie es Artikel 1 des Grundgesetzes (GG) allem staatlichen Handeln aufträgt. Im vorliegenden Fall haben die Berliner Verfassungsrichter dieses grundsätzliche Postulat der verfassungsmäßigen Konkretisierung in Gestalt der Strafprozeßordnung entnommen.

Der Kern der getroffenen Entscheidung besagt nichts anderes, als daß selbst im Verfahren gegen Täter, die durch ihr Handeln gegenüber ihren - millionenfach in ihrer Würde degradierten - Mitmenschen schwerste Schuld auf sich geladen haben, die Menschenwürde des Angeklagten oberstes Gebot bleibt. Das macht Sinn. Jedenfalls dann, wenn zwei Aspekte akzeptiert werden. Erstens: Rache wird nicht in den Rang eines Strafzwecks gehoben. Zweitens: die Opfer von Tötungsdelikten erlangen nicht ihr Leben im Wege des Urteilsspruchs zurück, insofern versagt die Genugtuungsfunktion.

Ansgesichts dieser für die Hinterbliebenen bitteren Wahrheit hat der staatliche Strafanspruch gegenüber einem todkranken Angeklagten zurückzustehen. Die obersten Berliner Richter haben mit ihrer Entscheidung auch nicht die Würde der Opfer verletzt. "Subjekt" der strafgerichtlichen Entscheidung ist nämlich Honecker gewesen, nicht hingegen die Opfer seiner SED-Stasi-Diktatur. Im Auftrag des Grundgesetzes hatte deshalb staatliches Handeln zu verhindern, was Machart und Ergebnis von Honeckers Gewaltherrschaft war: die Erniedrigung des Menschen zum Objekt. Die Anschauungen im Hinblick auf das, was Rechtsstaat zu sein hat, scheinen bei vielen Politikern der neuen Bundesländer gegenüber der Beurteilung in der Alt-Bundesrepublik anders gelagert zu sein. So qualifizierte der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Seite, den Richterspruch als einen Schlag in das Gesicht des Rechtsstaates. Aus ihrem Demokratie- und Rechtsstaatsverständnis heraus sprechen Alt- und Neu-Bundesbürger noch mit unterschiedlicher Zunge.

Der angesehene Strafprozeßprofessor Claus Roxin schreibt in seinem Standardwerk zur Strafprozeßordnung, dieselbige sei ein Seismograph hinsichtlich der Umsetzung des Rechtsstaatsideals in die Rechtswirklichkeit.

Indem die Berliner Richter die Spezial- und die Generalprävention im Lichte des Art. 1 GG deuteten und zurücksetzten, mit der Folge, daß erblassendes Leben seine Freiheit zurückerhält statt seiner vermeintlich gerechten Strafe zugeführt zu werden, indem also nicht eine Verurteilung um jeden Preis durchgepeitscht wurde, haben die Verfassungsrichter dem Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland ein schweres Erdbeben erspart.

Stephan Schmidt, Hameln

Notdienste · Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:

Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.

Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.

Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.

Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.

Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.

Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.

Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.

Sa.: Sprudel-Apotheke, Bad Nauheim, Hauptstr. 2, Tel. 0 60 32 / 23 93 - So.: Wetterau-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 128, Tel. 0 60 33 / 99 44.

Bad Vilbel. Sa.: Sprudel-Apotheke, Friedberger Str. 13, Tel. 0 61 01 / 23 21 - So.: Süd-Apotheke, Frankfurter Str. 122, Tel. 0 61 01 / 8 53 34.

Butzbach. Sa.: Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41 - So.: Alte Apotheke, Wetzlarer Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 55 85.

Karben/Niddatal. Sa.: Paracelsus-Apotheke, Petterweil, Sauerbornstr, 15, Tel. 0 60 39 /71 00 - So.: Markt-Apotheke, Klein-Karben, Karbener Weg 8-10, Tel. 0 60 39 / 25 06.

Büdingen. Sa. u. So.: Hof-Apotheke, Bahnhofstr. 4, Tel. 0 60 42 / 578.

Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.

Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.

Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.

Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.

Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.

Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).

Wo die wilden Kerle öden Harrison Birtwistles "Punch and Judy" mit Baselitz-Ausstattung

AMSTERDAM. Im Foyer vor der Aufführung sieht man das Publikum eifrig, aber auch ein wenig verdrießlich im Programmheft lesen - die Inhaltserzählung von "Punch and Judy" gibt anscheinend Nüsse zu knacken. Am Schluß der pausenlosen 105-Minuten-Vorstellung hat sich das geräumige Opernhaus um rund ein Fünftel seiner Zuschauermenge geleert. Reihenweise verließen Besucher den Raum, in die Flucht geschlagen von einem Spektakel, das kaum Provokantes enthielt. Eher folgte es ehrwürdigsten Traditionen.

"Punch and Judy" ist ein altes Puppenspiel-Sujet, neu erzählt von Stephen Pruslin, dessen Libretto die Begeisterung des Dichters W. H. Auden erweckte. Der 1934 geborene Harrison Birtwistle komponierte das Werk 1968 für die English Opera Group, die es anschließend in Aldebourgh uraufführte.

Es handelt sich im Grunde um eine Kammeroper. Nur sechs Solosänger sind beschäftigt. Auf Chor wird verzichtet, das Orchester besteht aus einem guten dutzend Instrumentalisten. Es geht grell und intim zu. Punch, eine Art Kasperl oder Harlekin, befindet sich im Dauer-Clinch mit Choregos, einem bösen Zauberer oder Teufel, der beim Happy-end Punchs und Judys ausgetrickst und buchstäblich in eigener Schlinge gefangen wird. Daß er außer dem Pro- aber auch den Epilog von sich geben darf, weist auf die Unsterblichkeit und Unverwüstlichkeit des Bösen hin und befestigt den Mythos-Charakter der Geschichte, an der außerdem noch ein Arzt, ein Rechtsgelehrter und die hexenhaft-dralle "hübsche Polly" teilnehmen. Das Ganze wird als eine groteske Reise durch Raum und Zeit imaginiert, und weil es immer um Leben und Tod geht, gehören Henkersstricke zu den wichtigsten Spielutensilien.

Die Idee, das Kammerspiel auf die große Bühne zu bringen, entzündete sich zweifellos an der Möglichkeit, den "wilden" Maler Georg Baselitz als spiritus rector eines "szenischen Konzepts" zu gewinnen. Baselitz schuf einen ansehnlichen, turbulent und gleichwohl mit monumental-architektonischem Effekt gestalteten Zwischenvorhang und vier Riesenfiguren, die der Spielhandlung einen ebenso drastischen wie nichtnaturalistischen Background vermitteln. Anfangs liegen die riesigen Ungetüme als plump- fleischerne Stoffgebirge da, später werden sie hochgezogen und entfalten eine pittoresk einschüchternde komisch-bedrohliche Körpergröße, mitunter schweben sie auch schemenhaft-gespenstisch vor dunklem Hintergrund daher. Auf einem vorderen Bühnensegment gibt es noch eine Ansammlung winziger Puppen, so daß man, zusammen mit den sechs Akteuren, drei sehr unterschiedliche Sorten von Bühnenwesen vor sich hat.

"Ganz unglaubliche Dinge müssen geschehen" - so fordert der enflammierte dramaturgische Helfer Baselitz. Und er hält dafür, daß "Punch and Judy" ganz im "Reich der Phantasie" anzusiedeln seien. Wenn das geschehe, so könne "man noch mehr tun, wenn man daran mitwirkt, Musik und Spiel noch weiter wegzubringen von Wissen und Erfahrung". Solch emphatischer Rezeptur ist in der Theaterrealität, trotz eindringlicher phantasmagorischer Bestückung durch Baselitz, schwer zu willfahren. So blieb denn dem Regisseur Pierre Audi nicht viel mehr übrig, als die Geister des Puppenspiels und der Typenkomödie nach Kräften zu vitalisieren und die Darsteller augenrollend und gliederzappelnd durch den Gang der Ereignisse zu jagen. Vorzivilisatorisch Wildes, märchenbunt Knallendes, der Psychologie Spottendes - das alles hat es so schwer wie irgend etwas aus dem immensen Vorratskasten der Theatermotive, der Tragödien- und Komödientradition, sich ganz frisch und unverbraucht zu gerieren. Durch bloße Behauptung wird's das am allerwenigsten. Und so war dieser Theaterabend denn auch kaum mehr als ein lang an seinen Hammelbeinen dahergezogenes Bildungszitat, Resteverwertung aus dem glimpflich grusligen Märchensektor mit Anlehnungen an "Historie du Soldat", "Grand Macabre" und dergleichen.

Zu György Ligetis Ghelderode-Oper ist Birtwistles Opus genaugenommen freilich ein Vorläufer, musikalisch nah im Rekurs aufs Grelle, auf den artistisch modellierten Primitivismus, die Lust am makabren Jokus. Die Gesangsstimmen ergehen sich mit Vorliebe in schrillen, kreischenden Tönen. Vokales Wohlverhalten wird vergnüglich souverän suspendiert. Allerdings hütet sich der geschickte Tonsetzer vor der Eintönigkeit, die aus hektisch keifendem Dauerfeuer erwachsen müßte. So haben im parodistischen Kontext auch zarte, gar zärtliche Tönungen ihren Platz, aber auch das sind solche, die man weidlich kennt wie etwa die Stimme des einsam-traumverloren vor sich hinfaselnden gestopften Horns.

So wirkt das Stück, das sich nicht ohne Prätention als "a tragical comedy or a comical tragedy" annonciert, auch in dieser neuerlichen Realisierung auf eine öde Weise bramarbasierend oder auf eine bramarbasierende Art öde. Die Baselitz- Optik hilft ihm kaum ernstlich auf die Füße. Ja, fast möchte man meinen, daß die Baselitzsche Aufblähung und Phantasiebeschwörung seiner Puppenspielmechanik Abbruch tut. Neben "erzählenden" Bildern und Skulpturen werden vor allem die handelnden Personen zu matten, larvenhaften Figuren. Die durchaus virtuosen und hingebungsvollen Darsteller - Lisa Saffer als Polly, Jane Henschel als Judy, Thomas Young als Jurist, Robert Poulton als Punch, David Wilson-Johnson als Choregos, James Patterson als Doctor - blieben dergestalt marionettenhaft. Der Komponist individualisiert sie überdies höchstens in Ansätzen - zumeist haben sie im Ensemble zu singen, und diese musikalischen "Nummern" sind zudem oft farcenhaft und spröde. Der Dirigent Oliver Knussen hielt die musikalischen Fäden gutgelaunt in der Hand. An der Fadheit der ganzen Sache konnte auch er nicht viel ändern.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

(Weitere Aufführungen geplant für 17., 20., 24., 26. und 29. Januar)

Sogar Platz für Lese-Ecken Raus aus der Enge: Stadtbücherei bezieht bald neues Haus

GROSS-GERAU. Es ist soweit: Am Dienstag, 2. März, wird die neue Stadtbücherei in der Gernsheimer Straße offiziell in Betrieb genommen. Mit der um 19 Uhr vorgesehenen Eröffnungsfeier ist für Büchereileiterin Kathrin Knappke und ihr Team die Zeit des Improvisierens in den beengten Verhältnissen des historischen Rathauses endlich vorbei.

Wegen eines Grundstücksgeschäfts der Kommune hatte die Stadtbücherei vor Jahren ihr angestammtes Domizil in der Gernsheimer Straße verloren und war 1987 ins alte Rathaus in der Frankfurter Straße umgezogen. Diesem Provisorium wird bald "Lebewohl" gesagt.

Bis es soweit war, mußten die Stadtbücherei und Groß-Gerauer Leseratten in der Übergangszeit einige Unbill hinnehmen. Von den 26 000 Bänden konnte auf den rund 100 Quadratmetern überhaupt nur die Hälfte aufgestellt werden, der Rest ruhte in Kisten und Kartons. Trotz dieser Halbierung des Bestandes wirkte ob der Enge vieles wie mit dem Schuhlöffel hineingezwängt.

Kein Wunder, daß sich Kathrin Knappke und ihr Team auf den Umzug in den Neubau freuen. In dem schmucken neuen Domizil werden der Stadtbücherei 600 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Weitere 200 Quadratmeter kommen für Büros und den Mehrzweckraum - der auch Veranstaltungen erlaubt - hinzu.

Das Raumangebot ist so ausgelegt, daß die Zahl der Bücher aufgestockt werden kann. Nach bundesweiten Richtwerten sollen zwei Bücher je Einwohner in einer öffentlichen Bücherei vorhanden sein. Für Groß-Gerau würde das 45 000 Bände statt jetzt 26 000 bedeuten.

Außerdem will Büchereileiterin Knappke künftig weitere Medien anbieten, nachdem bislang nur Bücher, Zeitschriften und Kinderkassetten vorhanden sind. Im Neubau sollen fremdsprachige Bücher und Medienpakete (Bücher und Kassetten) für Sprachkurse und verschiedene Spiele hinzu kommen. Das Angebot an Hörspielen auf Kassetten soll erweitert, CD's sollen neu aufgenommen werden.

Darüber hinaus erlauben laut Knappke die neuen Räume eine bessere und leserfreundlichere Präsentation des Angebots. So könnten Bücher auch frontal zum Betrachter hin aufgestellt, damit zusätzliche Leseanreize geschaffen werden. Geplant seien auch einige Schülerarbeitsplätze und Lese-Ecken, die es gestatteten, sich einmal ein Buch genauer anzusehen. cas

Winterstein: Rüsselsheim für Zukunft gut gerüstet Finanzielles Polster angelegt / Zehnprozentige Ausgabesperre / Mehr für Dienstleistungssektor Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber RÜSSELSHEIM. Die Stadt Rüsselsheim steckt den Kurs ins Jahr 2000 ab. Gut vorbereitet und vor allem finanziell abgesichert, will die 60 000-Seelen- Kommune den Sprung in die Zukunft und den anstehenden Strukturwandel zu einem neuen Dienstleistungszentrum im Rhein-Main-Ballungsraum schaffen. "Wir sind gut gerüstet", verriet Oberbürgermeister Norbert Winterstein (SPD) am Donnerstag abend bei seiner Jahrespressekonferenz und sprach von einer Politik, die den Gesamtzusammenhang auch im Alltagstrott nicht aus den Augen verliere. Dazu zähle die Vorsorge gegen die sich abzeichnenden Finanzeinbußen und rückläufige Gewerbesteuereinnahmen ebenso wie mittelfristige Entwicklungsperspektiven. Zum Szenario 1993 gehöre eine zehnprozentige Ausgabensperre, aber auch Weiterentwicklung neuer Gewerbeflächen und des Wohnungsbaues. Nicht noch einmal soll es laut Winterstein in der Automobilstadt eine so rasante Talfahrt wie Anfang der achtziger Jahre geben, als wegen der Krise bei der Adam-Opel-AG als größtem lokalen Steuerzahler die Einnahmen in den Keller sausten. Damals habe die Stadt Kredite aufnehmen müssen, um Gehälter zahlen zu können. Dieser Schock seiner Antrittsjahre sitzt dem Oberbürgermeister noch immer in den Knochen.

Daher sei Vorsorge getroffen worden, weil auch künftig ein starkes Auf und Ab die Rüsselsheimer Einnahmen präge, sagte Winterstein. Der Jahresdurchschnitt der Gewerbesteuer habe 1980 bis 1985 bei 26 Millionen Mark gelegen. Damals habe Rüsselsheim notwendige Aufgaben aufschieben müssen, wie bei der Bauerhaltung. Vorübergehend hätten Projekte aus Geldmangel sogar geruht.

1989 seien die Gewerbesteuereinnahmen auf 123 Millionen Mark hochgeschnellt, hätten 1992 den Rekordstand 254 Millionen erreicht. Er habe immer gewarnt, daß die fetten Jahre bei Opel nicht ewig dauerten und daher rechtzeitig Vorsorge getroffen werden müsse, was auch geschehen sei. 1993 rechnet die Kommune nur noch mit Gewerbesteuern um 130 Millionen. Aber auch ein Rückgang von zehn oder 20 Prozent darüber hinaus sei zu verkraften: "Panik ist nicht angesagt." Zu normalem Betrieb und Finanzierung des hohen Standards der lokalen Infrastruktur, der auch einer Stadt mit über 100 000 Einwohnern gut anstehen würde, seien um die 100 Millionen Mark Gewerbesteuereinnahmen notwendig.

Daher sei in relativ guten Zeiten Sparen angesagt, dürften keine neuen Begehrlichkeiten geweckt werden. Winterstein kündigte für den weiteren Jahresverlauf eine zehnprozentige Ausgabensperre im Verwaltungshaushalt an. Wo genau das geschehen werde, sei noch zu klären. Den öffentlichen Wohnungsbau nahm er ausdrücklich davon aus, weil nur so noch für manche überhaupt erschwingliche Mietpreise garantiert werden könnten. Auch gelte weiter, daß 1993 keine Schulden zur Finanzierung von Projekten aufgenommen werden dürften.

Die guten Jahre seien auch zum erheblichen Abbau des Rüsselsheimer Schuldenstandes auf nur noch 70 Millionen Mark genutzt worden. Dem stünden 156 Millionen Mark Rücklagen als Polster gegenüber. Auch wenn es jetzt finanziell enger werde, könnten alle begonnenen Projekte zu Ende geführt werden. Neue Maßnahmen sollten auf ihre Dringlichkeit hin geprüft und eventuell zeitlich gestreckt werden.

Der Oberbürgermeister verteidigte die zurückliegende rege Bautätigkeit wie die Erneuerung des Kanalsystems und die Sanierung öffentlicher Liegenschaften. In den mageren Jahren sei vieles liegen geblieben, deshalb seien die Arbeiten dringlich geworden. Er wisse um den Ärger vieler Bürger wegen aufgegrabener Straßen und Umleitungen. Doch habe die Stadt den jüngsten Geldsegen bewußt jetzt investiert, sowohl zur Bestandssicherung als auch zur Weichenstellung für neue Vorhaben.

So treibt Rüsselsheim die Erschließung des neuen Gewerbegebietes "Eulhecke", Richtung Königstädten gelegen, voran. Dort sind 6000 neue Arbeitsplätze geplant, vorwiegend im - laut Speer-Gutachten - am Ort noch unterrepräsentierten Dienstleistungssektor. Hier gebe es wegen der Standortgunst im Ballungsraum große Zukunftschancen für Rüsselsheim, sagte Winterstein, liege das Gebiet doch im als Halbmond bezeichneten europäischen Wirtschaftszentrum von London bis Mailand. In der Tat sei das Interesse von Unternehmen am Standort Rüsselsheim groß. Daher will die Kommune das Projekt "Eulhecke" so vorantreiben, daß bei wirtschaftlich wieder rosigeren Zeiten und stärkerer Neigung der Wirtschaft zu Investitionen der Startschuß gegeben werden kann. Gerade rechtzeitig, so Winterstein, komme jetzt vom Regierungspräsidium die Genehmigung des neuen Flächennutzungsplanes, in dem solche Perspektiven festgeschrieben seien.

Nötig seien diese auch wegen sich abzeichnenden Arbeitsplatzabbaues im produzierenden Gewerbe wie bei Opel. Allerdings seien Beschäftigte nicht direkt vom Fließband zu höher qualifizierten Berufen im tertiären Bereich umzusetzen, müsse der Wechsel über Generationen laufen. Dafür wolle die Stadt auch künftig durch ein modernes Schul- und Bildungsangebot Hilfestellung leisten.

Wir gratulieren

Samstag Frau Marie Hoerschelmann, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.

Frau Anna Maria Schulz, Petterweil, zum 78. Geburtstag.

Frau Johanna Panz, Assenheim, zum 72. Geburtstag. Sonntag Frau Elisabeth Krieg, Klein-Karben, zum 70. Geburtstag.

Herrn Martin Repp, Rendel, zum 73. Geburtstag.

Frau Irmgard Bornkessel, Petterweil, zum 80. Geburtstag.

Frau Marta Priewe, Petterweil, zum 71. Geburtstag.

Frau Hermine Müller, Petterweil, zum 73. Geburtstag.

Frau Wilhelmine Metz, Assenheim, zum 83. Geburtstag.

Bagdad beugt sich Forderungen der UN

Das Spielmobil ist überall Dezentrales Angebot: Programm der Jugendpflege steht

KELSTERBACH. Ein attraktives Sommerprogramm der Jugendpflege will die Stadt auch 1993 Kindern und Jugendlichen unterbreiten.

Im Mittelpunkt steht wiederum ein dezentrales Angebot des Spielmobils mit Spielen und Basteln, und zwar vom 14. Juni bis 3. September. Seit Jahren setzt die Jugendpflege nicht auf zentrale Ferienspiele, sondern auf Aktivitäten in den verschiedenen Stadtteilen - in der Regel auf Spielplätzen. Dies soll vor allem jüngeren Kindern, die einen weniger großen Aktionsradius haben, und ausländischen Kindern ermöglichen, das Spielmobil zu nutzen. Außerhalb der Ferien ist das Spielmobil montags bis freitags von 13.30 bis 17.30 Uhr im Einsatz. Auftakt: 14. Juni auf dem Spielplatz Aussiger Straße.

In den Sommerferien wird das Spielmobil montags bis freitag von 9.30 bis 12.30 Uhr sowie 14 bis 17.30 Uhr eingesetzt. Vorgesehen sind drei jeweils zweiwöchige Phasen, vom 26. Juli bis 6. August in der Helfmannstraße, vom 9. bis 20. August im Südpark und 23. August bis 3. September in der Rüsselsheimer Straße. Neben dem regulären Spielangebot sind in den Sommerferien Einzelveranstaltungen geplant wie Theater, Busausflüge, Übernachtungsaktionen.

Im Gegensatz zum Vorjahr wird 1993 der Südpark wieder ins Spielangebot einbezogen. Die erste Woche soll nach Auskunft der Jugendpflege dafür verwendet werden, mit den Kindern eine Mexikaner-Stadt aufzubauen. Höhepunkt wird ein Aktionswochenende für groß und klein am 14./15. August sein. Sinnvoll erschien der Jugendpflege der Standort Südpark nicht zuletzt auch wegen der großen Zahl der Kinder der in den dortigen Containern lebenden Familien.

Auch in diesem Jahr soll es in Kelsterbach wieder ein Seifenkistenrennen geben, diesmal jedoch nicht in der Bergstraße, sondern in der besser abzusperrenden Unterführung zwischen Mörfelder und Bergstraße. Vorgesehen sind auch ein "Kinderland beim Altstadtfest" und Aktivitäten am 15. Mai anläßlich des "Tags des ausländischen Mitbürgers". cas

Bagdad beugt sich Forderungen der UN

für die Händelrschürze:

Ärztliche Befunde Honeckers verschwunden

Langen sieht sich im Wohnungsbau ganz vorn

LANGEN. Die Stadt Langen sieht sich im Wohnungsbau an der Spitze des Kreises Offenbach. Nach Darstellung von Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) gibt es hier nicht nur die meisten Sozialwohnungen, in den vergangenen Jahren seien auch mehr Wohnungen als anderswo gebaut worden.

Pitthan bezog sich auf Angaben des Statistischen Landesamts. Danach erteilte der Kreis zwischen 1986 und 1991 für 1709 Wohnungen Baugenehmigungen, 1349 Wohnungen wurden fertiggestellt. Zum Vergleich: In Dietzenbach seien 1062 neue Wohnungen, in Dreieich 892 Wohnungen bezugsfertig geworden.

1992 ist die Zahl der Bauanträge im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Nach Angaben des städtischen Bauamts waren 159 Anträge zu bearbeiten, etwa ein Drittel weniger als 1991.

Neue Vorhaben lassen nach Pitthans Prognose allerdings wieder einen Anstieg im Wohnungsbau erwarten. Gemeint sind das Projekt der Gemeinnützigen Baugenossenschaft am Steinberg und der Wormser Weg.

Die Statistik des Bauamts bestätigt den Trend zu mehr Um- und Anbauten. Infolge der Knappheit an Bauplätzen würden mehr Gebäude aufgestockt und Dachgeschosse ausgebaut. dac

Tips zum Energiesparen im Infobus der MKW

SULZBACH. Noch bis zum 6. Februar informiert ein Bus der Main-Kraftwerke über Möglichkeiten zum Energiesparen bei der Haustechnik im Main-Taunus- Zentrum. Die kostenlose Beratung umfaßt alle Bereiche. Mit Hilfe eines Computers wird in den Sparten Heizung, Warmwasser und Wärmedämmung beraten. Der Bus ist am unteren Ende der Ladenstraße zu finden. Er ist während der Ladenöffnungszeiten im Einkaufszentrum zugänglich.

Wer sich lieber telefonisch beraten lassen möchte, kann die Fachleute im Bus unter der Rufnummer 01 61 / 263 79 06 erreichen. she

Zustimmung zur Unterführung Lessingstraße Bürgermeister Josef Eckstein erfolgreich bei Verhandlungen wegen S-Bahn-Übergang

HEUSENSTAMM. Nach Gesprächen in Bonn und Wiesbaden ist Bürgermeister Josef Eckstein (CDU) optimistisch, daß der S-Bahn-Übergang Lessingstraße entgegen der Absicht der Bundesbahn nun doch noch verwirklicht werden kann - allerdings als Unterführung. Der Bahnübergang war 1985 mit Zustimmung der Bundesbahn eingerichtet worden, jedoch unter dem Vorbehalt, diese Zustimmung in dem Augenblick zu widerrufen, in dem die S-Bahn gebaut wird. Die Bundesbahn hätte sich dann nämlich am S-Bahn-gerechten Umbau des Übergangs finanziell beteiligen müssen.

Um dies nicht zu müssen, hatte die Bahn die Vereinbarung von 1985 denn auch vor einiger Zeit gekündigt, obwohl die Stadt Heusenstamm der Ansicht ist, der Übergang müsse als Fußgänger- und Radwegeüberführung Richtung Baugebiet Sommerfeld erhalten bleiben.

In Gesprächen im zuständigen Ministerium in Bonn konnte Eckstein nun grünes Licht für den Übergang erreichen, unter der Bedingung, daß dem Bund beim Ausbau keine zusätzlichen Kosten entstehen. Auch in Wiesbaden habe er bei Gesprächen am Donnerstag offene Ohren gefunden, erklärte Eckstein. Dort sei der Übergang Lessingstraße nunmehr "grundsätzlich als förderungswürdiges Vorhaben" anerkannt worden. Vertreter des hessischen Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr hätten zugesagt, sich an der Finanzierung des Übergangs zu beteiligen.

Als ausschlaggebend für den Sinneswandel der zuständigen Stellen in Bonn und Wiesbaden bezeichnete Eckstein die Sicherheit für Fahrradfahrer, die durch den Übergang verbessert werde. Auf der vielbefahrenen Ringstraße gibt es nämlich keine eigene Fahrradspur für die Radler, die ins Sommerfeld fahren oder von dort kommen. Auch der nördlich der Lessingstraße vorgesehene S-Bahn-Übergang in Höhe der Friedrich-Ebert-Straße bietet laut Eckstein wegen der Besonderheit der Straßenkreuzung Fahrradfahrern nicht die nötige Sicherheit.

Nicht durchsetzen konnte sich Eckstein allerdings mit dem Wunsch der Stadt, den Übergang Lessingstraße schienengleich zu gestalten. Sowohl in Bonn als auch in Wiesbaden habe man darauf bestanden, daß dort eine Unterführung gebaut wird, um Unfälle zu vermeiden.

Für die Stadt Heusenstamm wird der Übergang damit erheblich teurer. Laut Erstem Stadtrat Klaus Vörkel bedeutet dies, daß die Stadt die Kosten von rund 400 000 Mark zunächst vorstrecken muß und 60 Prozent davon vom Land dann wieder zurückbekommt. Die Stadtverordneten müssen der jetzt von Eckstein ausgehandelten Vereinbarung noch zustimmen. pmü

Partnerschafts-Kreis feiert Geburtstag

MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Freundeskreis Städtepartnerschaft lädt zur Geburtstagsfeier am Freitag, 22. Januar, um 20 Uhr in die Stadthalle ein. Das Essen ist international, wegen Vitrolles und Wageningen vor allem französisch und holländisch. Mitglieder, die noch Essen spenden wollen, können sich bei Horst Vehling, Tel. 68 82 melden. wal

Auto schleuderte, Fahrer leicht verletzt

BÜTTELBORN. Wegen Fahrbahnglätte geriet nach Auskunft der Polizei ein Personenwagen auf der Landesstraße 3094 zwischen Worfelden und Klein-Gerau ins Schleudern, überfuhr einen Leitpfosten und überschlug sich mehrmals. Der Wagen kam auf einem Grünstreifen zum Liegen. Der Fahrer erlitt leichte Verletzungen. cas

Bundeswehr mahnt Politiker

pl HAMBURG, 15. Januar. Parteipolitische Streitigkeiten über den Einsatz der Bundeswehr dürften nicht auf dem Rükken "derer ausgetragen werden, die der Staat beauftragt, für seine Interessen mit dem Leben einzustehen". So mahnte der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Klaus Reinhardt, am Freitag bei einem Jahresempfang die Politiker. Er stellte fest, daß nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation die Gefahr eines großen Krieges zwar gebannt sei, die Gefahr regionaler Konflikte aber zugenommen habe. Krieg und Bürgerkrieg seien als Mittel der Politik zurückgekehrt, "Sezessionsbestrebungen eskalieren gewaltsam, aber die klassischen Mechanismen zur friedlichen Streitbeilegung greifen nicht". Regionale Konflikte in und außerhalb Europas trügen fast immer den Keim der Ausbreitung in sich. An die Fähigkeit zum Krisenmanagement würden neue Anforderungen gestellt. Auch Deutschland sei zunehmend gefordert. "Es wird uns nicht weiter zugestanden, uns hinter unsere Geschichte oder hinter Rechtsstreitigkeiten über den Geltungsbereich unseres Grundgesetzes zu verstecken."

Asyl, Linie 11, Revolution Wahlkampf Fechenheim: Grüne und ÖkoLinX Wand an Wand

Ein Rathaus, zwei politische Welten in Zeiten des Kommunalwahlkampfes. Zumindest am Donnerstag abend in Fechenheim. Im Clubraum 1 tagt ein kommunalpolitisches Bündnis, das sich selbst als "Stadtopposition" begreift und seine Kandidaten-Liste für den Römer meist mit Aktiven der Ökologischen Linken, die sich einst von den Grünen abspaltete, und der PDS zusammensetzt: "ÖkoLinX" nennt sich das ganze Unternehmen, gedanklich wohl frei angelehnt an eine bekannte Comic-Figur und auch programmatisch anscheinend dem Tenor des berühmten kleinen Mannes mit den schier unerschöpflichen Kräften verpflichtet. Denn für Manfred Zieran und seine Mitstreiter steht fest: Die spinnen, die Grünen. Und deswegen sei es nun Zeit für eine Opposition gegen "den Einheitsbrei" im Römer, findet der frühere Grüne-Stadtverordnete.

Eine Tür weiter, Clubraum 2: Eine Veranstaltung der Grünen. "Die Anpasser", wie Zieran sagen würde, machen ebenfalls Wahlkampf. Tür an Tür mit den Abspaltern. Also ein Ort der kleinen verbalen Spitzen an die Adresse des politischen Gegners oder aber für die Erinnerung an längst vergangene Tage der Auseinandersetzung zwischen Pragmatikern und Fundamentalisten damals noch innerhalb der Partei der Grünen? Mitnichten. "Es ist ein Zufall", erzählt Gabriel Trischler, der für das grüne "Original" in den für Fechenheim zuständigen Ortsbeirat gewählt werden will, daß "Stadtopposition" und Römer- Koalitionäre an diesem Abend nebeneinander Wahlkampf machen. Nebeneinander, gegeneinander, aber ohne sich auch nur einen Moment gegenseitiger Aufmerksamkeit zu schenken.

Es bleibt ein ruhiger Abend in Fechenheim und beide Bewerber um den Einzug ins Parlament weitestgehend unter sich. Eigentlich hatten sie das auch gar nicht anders erwartet, gilt der östliche Stadtteil doch nicht gerade als Bastion der neueren Linken. Doch zumindest hatte sich "ÖkoLinX" viel Mühe gegeben, um peppig für eine Debatte über den öffentlichen Nahverkehr zu werben: "Was hat die Weltrevolution mit der Straßenbahnlinie 11 zu tun?" Gute Frage. Schade, daß es nur zwölf Frauen und Männer interessiert, wie da der Bogen aus dem östlichen Stadtteil zum globalen Aufstand geschlagen wird. Ganz einfach: Eine Fahrt mit der Tram, die den Osten mit dem Westen verbindet, ein Blick aus dem Fenster der Bahn und wohin auch geschaut wird: Überall finden sich auf der Strekke Orte, an denen "das Kapital pulsiert". Während die Veranstaltung von "ÖkoLinX" so vor sich hindümpelt. Also wieder eine Tür weiter. Das Wort hat Brigitte Sellach. Die ehemalige Staatssekretärin im hessischen Sozialministerium spricht über die Bonner Asylpolitik. Ohne einen Gedanken an die weltweite Revolution. ing

"Aktion Sühnezeichen" versucht, sich per Sanierungsplan zu retten Bank verlangt bei Kreditvergabe neues Konzept / Personalabbau und vermehrte Spendenwerbung sollen Loch im Haushalt stopfen Von unserem Redaktionsmitglied Katharina Sperber

FRANKFURT A. M., 15. Januar. Die der evangelischen Kirche nahestehende Organisation Aktion Sühnezeichen / Friedensdienste (ASF) versucht derzeit, mit einem Sanierungsprogramm ihre Struktur- und Finanzkrise zu bewältigen. Am heutigen Samstag wird der Vorstand in Berlin der Mitgliederversammlung sein Konzept dafür vorlegen. Anfang Januar hatte ASF von der Bank für Sozialwirtschaft einen Kredit in Höhe von etwa einer halben Million Mark erhalten, damit ASF das seit Monaten im Haushalt klaffende Loch stopfen kann. Voraussetzung für die Bereitstellung des Geldes war ein Sanierungskonzept, das ASF eigenen Angaben zufolge gemeinsam "mit externer Beratung" entworfen hat und das nun abgesegnet werden soll. ASF erinnert seit mehr als 30 Jahren mit der Organisation von Freiwilligendiensten in Gedenkstätten für die Opfer nationalsozialistischen Terrors und in sozialen Projekten an die deutsche Verantwortung für die Nazi-Verbrechen.

Wie die Vize-Vorsitzende des Vereins, Susanne Willems, der FR berichtete, einigte sich der Vorstand bei der für die kommenden drei Jahre angepeilten Sanierung auf eine "Kombination aus Ertragssteigerung und Einsparung". Mit der verstärkten Werbung um Spenden sollen die Einnahmen erhöht werden. Der ASF- Etat von 4,2 Millionen Mark (1992) wurde schon in der Vergangenheit überwiegend aus Spendengeldern gespeist. 500 000 Mark steuerte bislang die Evangelische Kirche in Deutschland bei und etwa 700 000 Mark kamen aus anderen kirchlichen und staatlichen Zuschüssen. 1993 soll darüberhinaus versucht werden, daß die US-Sozialprojekte, in denen ASF- Freiwillige arbeiten, ebenfalls um Spenden in den USA werben.

Einsparungen, so sagte Willems, sollen über den Abbau von hauptamtlichen Personal erreicht werden. Von den derzeit insgesamt 35 Mitarbeitern sollen am Ende der Sanierung noch 22 hauptamtlich für die ASF arbeiten. Die bestehenden sieben Auslandsstellen sollen erhalten bleiben. Über Entlassungen sei noch nicht entschieden, da sich etliche Mitarbeiter bereits zu Beginn des Jahres neue Arbeitsfelder gesucht hätten und in nächster Zeit auch noch suchen wollten.

Außerdem sollen die "langfristigen Freiwilligendienste im Ausland mit den kurzfristigen stärker als heute verzahnt werden", erläuterte Willems. Bislang sei es so, daß die ein- bis zweijährigen Dienste im Ausland gesondert vorbereitet werden. Dies soll künftig wegfallen und während der sogenannten Sommerlager (workcamps) oder Studienreisen zu Gedenkstätten geschehen. Mitarbeiter fürchten allerdings, daß dabei auch Studienreisen vor allem nach Polen ganz gestrichen werden könnten.

Willems bestätigte, daß die derzeit im Ostberliner Büro bestehenden vier Stellen nicht von den Kürzungen ausgenommen werden. 1991 hatten sich ASF und "Aktion Sühnezeichen" der ehemaligen DDR per Rahmenvertrag vereinigt. Michael Standera vom Ostbüro dagegen besteht darauf, daß in den Jahren der SED- Herrschaft unter schwierigsten Bedingungen eine Struktur entstanden sei, die in einer "eigenen Tradition wurzelt" und nicht einfach aufgegeben werden dürfe. "Wir sind kein Referat, das mit anderen einfach zusammengelegt werden kann", sagte Standera der FR. Bei der Vereinigung sei der ostdeutschen Gruppe außerdem "nicht klar gewesen, daß wir einem krisengeschüttelten Verein beitreten".

Durch die Zusammenlegung der noch getrennt bestehenden Büros in Ost- und Westberlin sollen laut Willems auch Kosten gespart werden. Da der Mietzins für das Westbüro in einem unter Bundesverwaltung stehenden Haus in der Berliner Jebenstraße stark gestiegen sei, müsse sich ASF um neue Räume kümmern. Die Jahresmiete für das Büro beträgt Willems zufolge 120 00 Mark.

Ablehnend steht der Vorstand der Empfehlung einer Hamburger Wirtschaftsprüfungsfirma gegenüber, die angeregt hatte, die Leitung der ASF stärker zu professionalisieren. Willems berief sich dabei auf die basisdemokratische Struktur des Vereins, die vor dem Hintergrund der politischen Aufgaben bestehen bleiben müsse. "Die Geschäftsführung braucht einen kritischen (ehrenamtlichen, d. Red.) Vorstand, um ihre Arbeit gut machen zu können", heißt es in einem Brief, den die Mitarbeiter vor der Hauptversammlung erhalten haben. Dennoch sei für April eine Satzungsrevision in Planung, die die Zusammenarbeit zwischen den beiden Leitungsgremien verbessern soll, berichtete Willems. Einige Mitglieder monieren seit Jahren, daß durch die chaotische Struktur des Vereins und die dadurch entstehende Doppelarbeit, Mittel verschwendet werden.

Das Team des Spielmobils gab einen Neujahrsempfang für Jungen und Mädchen Kleine Welt

in Kinderhand

300 junge Gäste im Bürgerhaus

SCHWALBACH. Das Bürgerhaus in der Hand der Kinder: Am Freitag veranstaltete das Team des Spielmobils der städtischen Jugendpflege zum dritten Mal einen speziellen Neujahrsempfang für die Kinder.

Der Empfang geht auf die Idee zurück, öffentliche Räume auch für Heranwachsende nutzbar zu machen. Und die nutzten das Angebot in den vergangenen Jahren kräftig, 300 bis 400 Jungen und Mädchen tollten in den Räumen des Bürgerhauses herum.

Am Freitag gestalteten die Kinder das Programm zum größten Teil selbst: Sie zeigten Akrobatik, Jonglagen und Clownerien, zauberten für ihre Zuschauer, spielten Musik auf selbstgebauten Instrumenten und führten als Moderatoren selbst durch das Programm.

Zwei Mädchentanzgruppen sowie männliche Rapper rundeten das Programm des Eschborner Neujahrsempfangs für Kinder ab. she

Ein FR-Leser über DFB verärgert Spende für Kinderdorf in Porto Alegre

Erbost war FR-Leser Rolf Düncher aus Dreieich, als er um die Weihnachtszeit einen Bericht über die Länderspielreise des DFB nach Südamerika las und darin von der blamablen Leistung der deutschen Spieler erfuhr. Doch das sportliche Desaster gegen Brasilien erregte ihn weit weniger als die zusätzliche Nachricht, der DFB habe bei der Gelegenheit dieser Reise 500 US-Dollar für das SOS-Kinderdorf in Porto Alegre gespendet.

"Diese Meldung ist in Anbetracht des enormen DFB-Vermögens der blanke Hohn. Selbst der zehnfache Betrag wäre nicht groß genug gewesen, um diese Unterstützung auch nur mit einer Zeile zu erwähnen, es sei denn, Sie hätten die Absicht gehabt, die große Diskrepanz zwischen Reichtum und Knickerigkeit zu verdeutlichen", schrieb Düncher an die FR und legte seinerseits einen Scheck über 1000 Mark bei, der dem SOS-Kinderdorf in Porto Alegre zugeleitet werden sollte.

Dies ist inzwischen durch FR-Vermittlung erfolgt und Leser Düncher hat eine Bestätigung des Geldeingangs erhalten. Der DFB selbst aber gab auf Anfrage zu verstehen, daß es sich bei seiner Spende um eine spontane Aktion der vor Ort weilenden Delegationsleitung gehandelt habe, die von einem Unicef-Vertreter um sofortige unkonventionelle Hilfe gebeten worden sei. FR

"Sterns Stunden" mit Joschka Fischer und Alexander Gauland Start für eine neue Lesungsreihe: Autoren-Matineen, veranstaltet von der Zeilgalerie und der Frankfurter Rundschau

"Ein liebstimmiger Peter Alexander der zoologischen Unterhaltung bin ich nie gewesen", sagte Horst Stern einst, nachdem er seine Arbeit fürs Fernsehen eingestellt hatte. Seine provokanten Naturfilme "Sterns Stunden" - unter anderem über Legebatterien, Versuchstiere, den Handel mit Exoten - hatten ihn bekannt gemacht, vielleicht gerade deswegen, weil er kein Blatt vor den Mund nahm: "Wenn irgendwo einem Schäferhund auf den Schwanz getreten wurde, wollte man gleich einen Kommentar von mir, dem Herrn Professor, der ich nie war", so Stern selbstironisch. 1979 verabschiedete er sich vom Fernsehen, wurde Chefredakteur und Herausgeber der neugegründeten Zeitschrift "natur", 1984 legte er auch diesen Posten wieder nieder. Seitdem schreibt der inzwischen Siebzigjährige in seiner Wahlheimat Irland vor allem literarische Werke.

Wenn Horst Stern in der nächsten Woche nach Frankfurt kommen wird, dann auch als Autor eines neuen Romans, "Klint", der in diesen Tagen erscheint. Stern ist der erste Gast einer neuen Reihe mit Lesungen, die die Zeilgalerie "les facettes" zusammen mit der Frankfurter Rundschau einmal im Monat veranstalten wird, sonntags von 11 bis 13 Uhr. Diese Autoren-Matineen sollen keine reinen Lesungen sein, sondern aufgelockert werden durch kurze Videos - wenn es sich, wie bei Horst Stern, anbietet - sowie durch eine Podiumsdikussion, an der auch weitere prominente Gäste teilnehmen.

Bei der ersten Matinee der neuen Reihe am Sonntag, 24. Januar, werden dies neben Horst Stern der Grünen-Politiker und Buchautor Joschka Fischer, der Ende vergangenen Jahres seine Kandidatur für den Bundestag bekanntgegeben hatte, und Alexander Gauland (CDU), früherer Chef der Wiesbadener Staatskanzlei, sein. Eine kontroverse Diskussion ist zu erwarten, hatte doch Gauland Fischers Buch "Die Linke nach dem Sozialismus" wenig wohlwollend rezensiert. Moderieren werden Katja McHardy, unter anderem Redakteurin der ZDF-Talkshow "live", und Joachim Wille, politischer Redakteur der Frankfurter Rundschau, der sich auf ökologische Themen spezialisiert hat. Die Zuhörer sollen in diese Diskussion einbezogen werden.

Horst Sterns literarische Werke, vor "Klint" waren es der "Mann aus Apulien" über den Staufer-Kaiser Friedrich und "Jagdnovelle", erzielten in der Kritik ein sehr gemischtes Echo: Sie wurden als "allzu ambitioniert" oder "geistiges Gewölle" bezeichnet, von anderer Seite aber wurde ihnen "literarische Präzision und Poesie" bescheinigt. Stern habe mit der "Jagdnovelle" zwar "das Fach gewechselt, nicht aber Stoßrichtung und Intensität seines Engagements".

Wer sowohl den immer noch streitbaren Horst Stern als auch Joschka Fischer und Alexander Gauland live hören möchte: Am kommenden Montag beginnt der Kartenvorverkauf für die erste Autoren-Matinee am 24. Januar. Veranstaltungsort ist der Konferenzraum der Zeilgalerie im 7. Stock, wo für etwa 200 Zuhörer Platz ist.

Die Karten gibt es, von 10 bis 18.30 Uhr (donnerstags bis 20.30 Uhr, samstags bis 14 Uhr) in der Zeilgalerie am Counter auf Ebene 7, direkt neben dem Ausgang der letzten Rolltreppe. Sie kosten acht Mark für Erwachsene, fünf Mark für Schüler und Studenten.

Am 14. Februar wird dann der Schriftsteller Pavel Kohout Gast der Autoren- Matinee sein. sy

Anwohner in Eschersheim sind gegen Wendehammer

Der Wendehammer, der in der Straße Am Weigelsgarten in Eschersheim geplant ist, soll nicht gebaut werden. So will es der zuständige Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim), der einstimmig forderte, auf die Wendemöglichkeit in der Sackgasse zu verzichten. Das für den Wendehammer vorgesehene Grundstück soll dem Eigentümer nicht entzogen werden. Auch die Pläne für den Fußweg, den die Stadt zwischen Am Weigelsgarten und Bonameser Straße bauen lassen wollte, werden auf Eis gelegt.

Damit kommt das Stadtteilgremium den Wünschen der Anwohner nach; die hatten in der Bürgerfragestunde erklärt, daß in der Sackgasse auch ohne Wendehammer gewendet werden könne. Auch die Müllabfuhr habe keine Probleme. Den geplanten Fußweg finden die Anlieger schlicht "unnütz". Niemand würde den Weg auf die befahrene Bonameser Straße einschlagen, wenn er parallel dazu auch durch die ruhige Straße Am Weigelgarten laufen könne. sen

Ungefähr jedes dritte Handelsschiff fährt unter einer Billigflagge. Die Schiffe mit den Hoheitszeichen von zum Beispiel Liberia, Honduras, Bahamas, Zypern und Barbados nutzen damit die meist minimalen Pflichten der Landesgesetze und die nahezu unbegrenzten Rechte aus. Schiffe unter Billigflaggen müssen sich kaum um Sozialgesetze kümmern, oft wird auch an der Sicherheit, weil ein beträchtlicher Kostenfaktor, gespart. Die Öltankerunfälle der vergangenen Jahre und aktuell der "Braer" verdeutlichen dies auf drastische Weise. Jean-François Couvrat und Nicolas Pless haben in ihrem Buch "Das verborgene Gesicht der Weltwirtschaft" (Verlag Westfälisches Dampfboot; Münster) dieses Thema aufgegriffen. Wir dokumentieren das Kapitel "Phantomschiffe: die Billigflaggen. Nicolas Pless ist Wirtschaftsberater und Jean-François Couvrat Wirtschaftsjournalist. Das Buch erscheint im Frühjahr.

Eva Groth führt Grünen-Liste an

KÖNIGSTEIN. Die Grünen haben sich auf ihre Liste für die Kommunalwahl im März geeinigt. Spitzenkandidatin ist Eva Groth, die für die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) bereits drei Legislaturperioden im Königsteiner Parlament saß. Sie ist - wie die sieben anderen Bewerber der Liste - von einer Parteiversammlung diese Woche mit einer Gegenstimme gewählt worden.

Noch zwei weitere Grünen-Kandidaten haben früher bei der ALK Politik gemacht, wenn auch nicht als Mandatsträger: Holger Reimann und Dieter Schott, die aber mit Platz 5 und 8 so plaziert sind, daß sie allenfalls als Nachrücker Stadtverordnete werden können. Aussichtsreicher postiert sind Stefan Hauf, Johannes Kramer und Bernd Jacob auf den Plätzen 2 bis 4; Hermann Schmidt (6) und Barbara Kramer (Platz 7) vervollständigen den Grünen-Wahlvorschlag.

Auch auf drei Hauptpunkte im Programm hat sich die Königsteiner Öko- Partei einigen können: Die Grünen lehnen den Ausbau der Konrad-Adenauer- Anlage ab und können sich dort allenfalls ein kleines Gartencafé vorstellen. Auch das Haus der Begegnung dürfe nicht zu einem internationalen Kongreßzentrum "luxussaniert" werden, betont Eva Groth und plädiert statt dessen für ein städtisches Kulturzentrum. Den Neubau der B 8 wollen die Grünen schließlich durch eine computergesteuerte Ampel an der bestehenden Straße und einen Tunnel unter dem Königsteiner Kreisel überflüssig machen.

Mangels Kandidaten konnten die Grünen allerdings keine Wahllisten für die Ortsbeiräte Falkenstein, Mammolshain und Schneidhain aufstellen. mak

Allee erst mit neuen Bäumen

SELIGENSTADT. Entlang der Landesstraße 3121 zwischen Seligenstadt und Rodgau entsteht seit geraumer Zeit eine Lindenallee - bislang allerdings nur einseitig. Als vor Jahren ein vom Land Hessen gefördertes Alleenprogramm aufgelegt wurde, hatte das Hessische Straßenbauamt Frankfurt auch die Straße in Seligenstadt als geeigneten Standort ausgeguckt. Gepflanzt werden sollte vor allem dort, wo bisher weder Baum noch Strauch stand.

Das Projekt wurde genehmigt und die ersten Bäume gekauft. Da stellte sich heraus, daß es auf der nördlichen Seite der Fahrbahn keine Probleme beim Pflanzen gab - dort befindet sich ein Rad- und Fußweg. Südlich der Landesstraße allerdings fanden sich Versorgungsleitungen, die das Buddeln verhinderten.

"Wir müssen einen Sicherheitsabstand zwischen Baum und Leitung einhalten", erläutert ein Sprecher des Straßenbauamtes. Wenn das geschähe, stünden die Linden bereits auf den benachbarten Äkkern - und dagegen wehrten sich die betroffenen Landwirte. Die Behörde sucht schon seit längerem nach einem Kompromiß, damit an der L 3121 endlich eine "richtige" Allee entstehen kann. "Wir hoffen, daß bald auf beiden Seiten gepflanzt werden kann", so der Amtssprecher.

Zur Zeit werden lediglich die Lücken in der bereits begonnenen Alleenreihe gefüllt - mit Bäumchen, die bereits zehn Jahre alt sind. Sollte eines Tages "grünes Licht" für die gegenüberliegende Seite gegeben werden, will die Behörde Linden kaufen, die in der Größe zu ihren Pendants passen - damit die Allee gleichmäßig aussieht. hf

Klage über willkürliche Grenzen Erhaltungssatzungen für Ginnheim und Eschersheim abgelehnt

Die Erhaltungssatzungen, die die Stadt für Ginnheim und Eschersheim erarbeitet hat, wurden am Donnerstag abend vom Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) abgelehnt. Die Satzungen seien für die Bewohner nicht "transparent und nachvollziehbar", heißt es in den beiden Anträgen der CDU, die gegen die Stimmen von SPD und Grünen angenommen wurden.

Unverständlich sei vor allem, nach welchen Kriterien die Gebiete abgegrenzt wurden: In einigen Straßen würden die Grenzen "quasi mitten durch die Häuser" verlaufen, formuliert Gabriele Hartwich in ihrem Antrag zur Erhaltungssatzung Eschersheim.

Besonders kritisiert Hartwich die Grenze, die auf den städtischen Plänen westlich von der Eschersheimer Landstraße verläuft, und die Straßen um den Lindenring umfaßt. "Konkrete Wünsche für dieses Gebiet" habe es seitens der Anwohner nicht gegeben.

In dem zweiten Antrag zur Ginnheimer Satzung moniert die Fraktion der Christdemokraten, daß die Erhaltungssatzung auf das Gebiet um den Bockenheimer Friedhof nahe der Reichelstraße ausgedehnt werden müsse. Berücksichtigt werden solle auch die Ernst-May-Siedlung, die in den zwanziger Jahren in der Straße Höhenblick entstand. Auch die Grenze westlich von der Hügelstraße erscheine willkürlich.

Der Ortsbeirat fordert jetzt, eine Anhörung zu organisieren, in der Bewohner und Hauseigentümer gehört werden. Dann stehe der Ortsbeirat einer Erhaltungssatzung aufgeschlossen gegenüber.

Die Sozialdemokraten verwunderte die Forderung nach einer Anhörung. "Wir haben an einer Erhaltungssatzung früher alle gemeinsam etwas Positives gesehen", sagte Karl Semmelbauer, Fraktionsvorsitzender der SPD. "Ich weiß nicht, warum wir noch eine Anhörung brauchen." sen

Erste Drogentote 1993 in Rüsselsheim

RÜSSELSHEIM. Die erste Drogentote in diesem Jahr in Rüsselsheim veranlaßte die Kriminalpolizei zu einer Warnung besonderer Art: Substitutionsmittel für Süchtige, wie Methadon, seien allein kein Ausweg aus der Sucht und schon gar kein Allerheilmittel.

Eine 23jährige betäubungsmittelabhängige Frau war am Donnerstag tot in ihrer verwahrlosten Wohnung aufgefunden worden, sagte gestern ein Kripo-Sprecher. Die Obduktion habe ergeben, daß sie an Herz- und Kreislaufversagen als Folge einer "Mischintoxikation" gestorben sei. Dabei handele es sich um die gemeinsame Einnahme des als Substitutionsmittel verschriebenen Polamidon sowie Tabletten und Alkohol.

Polamidon oder Methadon seien Betäubungsmittel, die derzeit unter strenger ärztlicher Verordnung als Substitutionsmittel zur Behandlung Drogenabhängiger eingesetzt werden, erklärte die Kripo. Für einige Abhängige sei dies ein gangbarer Weg: Methadon befreie bedingt von der Sucht nach Heroin, mache aber wiederum selbst abhängig. Den Abhängigen werde so zwar der Beschaffungsdruck genommen, doch viele vermißten dann den "Kick". Diesen versuchten sie durch gleichzeitige Einnahme des Ersatzstoffes mit Tabletten und Alkohol zu erreichen. Diesem Teufelskreis sei die junge Frau wohl erlegen. cas

Nie zuvor waren Seniorinnen und Senioren sozial so gut abgesichert wie heute - und so aktiv: Bad Vilbel will den älteren Bürgern nun einen neuen Treffpunkt geben Ausflug und Vortrag statt "Kaffeekränzchen" Arbeiterwohlfahrt und Bürgeraktive bieten ihre Dienste bei der Gestaltung der Freizeit an

BAD VILBEL. "Zu den Senioren? Ich doch nicht!", zuckt die Bad Vilbelerin in Wanderstiefeln zurück. Obwohl im "gesetzteren Alter", möchte sich die Frau mit dem herzhaften Lachen nicht in die Gruppe derer einreihen lassen, die die Hände in den Schoß legen und sich "betütteln" lassen. Mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wächst die Gruppe jener, die zwar nicht mehr berufstätig sind, gleichwohl mit der Schauspielerin Lotti Huber sagen können: "Die Zitrone hat noch Saft". Hinzu kommt die von der Arbeiterbewegung erkämpfte soziale Sicherung, die es vielen ermöglicht, heute ein viel sorgenfreieres Leben zu führen, als es für Senioren noch vor Jahrzehnten war. Der wachsenden körperlichen und geistigen Mobilität kommt die Seniorenarbeit in Bad Vilbel mit einem baldigen Angebot eines Seniorentreffpunktes in den Räumen der Teestube Jay in der Jahnstraße 17 auf dem Heilsberg entgegen.

Senioren - das sind schon lange nicht mehr nur Bürger/-innen, die nach einem harten Leben und leidvollen Kriegserfahrungen vor allem nur noch ihre Sicherheit wollen. Überhaupt: im Fußball zum Beispiel zählt zu den "Alten Herren" schon, wer im jugendlichen Alter von 32 Jahren steht. Es ist also kein einheitliches Bild, wie denn ein Senior oder eine Seniorin zu sein habe. Daher kann es auf Dauer auch in unserer vorwiegend auf Ellenbogen und Effizienz orientierten Gesellschaft keine Schande sein, nichts Geldmeßbares mehr zum Bruttosozialprodukt beizutragen.

Auch und gerade wenn das gesellschaftliche Klima in den kommenden Jahren wegen der bevorstehenden Einsparungen im sozialen Bereich noch kälter wird, bekommt ein Ansatz wachsende Bedeutung, den die Bürgeraktive Bad Vilbel seit etwa zwei Jahren verfolgt: "Wir wollen die Eigenaktivität anregen, damit die Senioren sich nicht verkriechen und warten, bis es nicht mehr geht", umreißt Helga Bluhm, Leiterin der Bürgeraktive.

Auf Anregung der Bürgeraktive hat sich der Gesprächskreis "Leben im Alter" gebildet. Hermann Ackermann koordiniert die Initiative "Senioren beraten Senioren". "Viele Ältere haben ein so großes Potential an Wissen. Das können und wollen sie in diesem Rahmen sinnvoll einsetzen", umreißt Frau Bluhm. Außer der Freude, selbst aktiv sein zu können und anderen zu helfen, bringt es für viele auch wieder eine neue Erfahrung, die auch die Teilnehmer/-innen des regelmäßigen Treffens bei der Bürgeraktive "Mittwochs gemeinsam kochen" erleben: "Durch das regelmäßige Treffen, vertraute Kennenlernen und gemeinsame Tun entsteht so viel Freude und Energie", beschreibt Helga Bluhm.

Gerade vor dem Hintergrund, daß unter dem Leistungsdruck und Versagen der Politik in der Wohnungsfrage immer mehr Menschen alleine leben, bekommen solche aktiven Gemeinschaftserlebnisse zunehmend größere Bedeutung. Auch ganz praktische: Da es sich in Deutschland überwiegend gut und ordentlich, aber meist ohne herzliche Kommunikation lebt, versuchen viele Menschen gerade im Alter, "die Fassade" und ihre Funktionstüchtigkeit aufrecht zu halten. Wenn es dann mit Anfang 80 (oder wegen Krankheit schon früher) plötzlich nicht mehr geht, gibt es auf einmal niemanden mehr, der sich kümmert, der kleine Hilfen anbietet oder schlicht "da ist". Dieses Vertrauen schafft die Begegnung in den Selbsthilfegruppen.

Da wundert es nicht, daß die Selbsthilfe-Runden der Bürgeraktive sich nach einem Diskussionsabend gegründet haben, der vor zwei Jahren zu der Thematik stattfand "Wir leben in einer Zeit, in der das eigene Ich zählt". Zu dieser Fähigkeit des selbstbewußten Einsatzes der eigenen (Ich-)Kräfte gehört untrennbar der Einsatz dieser Kräfte aus dem "Überfluß des Herzens", wie Anthroposoph Rudolf Steiner die Bedeutung jenes Mannes charakterisiert, auf dessen Beispiel und Lehre sich unsere christlich geprägte Kultur beruft - und dabei in der Praxis fast völlig daran vorbei geht.

Wertvolle Erfahrungen wie die Bürgeraktive können auch andere Vereine und Initiativen für eine breit gefächerte Seniorenarbeit einbringen. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ist da vermutlich am längsten "im Geschäft". Sie betreibt zum Teil seit Jahrzehnten inzwischen vier Seniorenclubs in den Ortsteilen Bad Vilbels. Daher erklärte sich Waldemar Winterstein auch sofort bereit, beim "Brainstorming" über neue Formen der Betreuung und des Zusammenbringens älterer Menschen mitzumachen und das Modellprojekt des Seniorentreffs in den Räumen der Teestube mitzutragen.

Aus wissenschaftlichen Untersuchungen und eigener Erfahrung kennt er die Vielschichtigkeit der Seniorenarbeit. "Es gibt grob gesagt drei Gruppen älterer Bürger: Jene, die nicht aus ihrem Kämmerlein hervorkommen; solche, die regelmäßig in die Seniorenclubs kommen und eher unterhalten werden wollen; schließlich eine wachsende Zahl ,jüngerer&rquote; Senioren, die aktiv und mobil sind." In letztere Gruppe wächst Winterstein nach eigenen Worten langsam selbst hinein. Zum Urlaub fliegt er schon mal mit seiner Frau ins Atlas-Gebirge, um in 2000 Meter Höhe zu wandern. Vor allem aber hat er - wie viele dieser neueren Senioren-Generation - einen Führerschein. Das macht mobil und hat schon im bisherigen Leben die Erfahrung von Flexibilität ermöglicht.

Während die Generation der über 80jährigen nach einem von Kriegserlebnissen bestimmten Leben dazu neigen, sogar auf dem selben Stuhl im Seniorenclub zu beharren, sind die "jüngeren" Senioren sichtlich flexibel: "Sie tanzen im Bürgerhaus, fahren Ski, wandern oder kegeln", zeigt Winterstein auf.

Bei den Vorbereitungen zum neuen Seniorentreff seien Sozialamtsleiter Klaus Jäger, der rührige Seniorenbetreuer Gerhard Borns und Winterstein einig gewesen, daß es gilt, einen Rahmen zu schaffen für verschiedene gemeinsame Aktivitäten. Dazu können Vorträge und Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten genauso gehören, wie Angebote zum Basteln oder Kunsthandwerken, auf jedenfall ist Abwechslung angesagt.

Seniorenbetreuer Borns hat auch schon erste Erfolge zu verbuchen etwa mit Ausflügen und Vorträgen zu Ausgrabungen, Chanson-Nachmittag und am 2. Februar eine Besichtigung der Frankfurter Wertpapierbörse.

Es gibt also verschiedene Erfahrungen, die genutzt werden können. Winterstein ist auf jeden Fall offen für jede Zusammenarbeit: "Das Rad braucht nicht von jedem neu erfunden zu werden", umreißt er die Erkenntnis, daß Nebeneinander statt Miteinander auch in der Seniorenarbeit teuer werden kann.

In der neuen Ausgabe des "Seniorentip", der Info-Broschüre der städtischen Seniorenbetreuung für die älteren Bürger, wird erstmals über das neue Projekt berichtet. Darin bittet Borns junggebliebene engagierte Senioren zu überlegen, ob sie sich nicht in der neuen Einrichtung mit vielfältigsten Aktivitäten engagieren wollen. Ein "erkleckliches Honorar" wird auch geboten.

Die Seniorenbetreung der Stadt ist unter Telefon 60 23 16 zu erreichen. Dort ist auch der Seniorentip zu bekommen, der weitere wichtige Telefonnummern nennt.

GEORG LINDE

Landfrauen aus Wöllstadt wollen mit ihrem 1300 Meter langen Schal die "verfeindeten" Ortsteile verbinden Ein bunt-gestricktes Band der Sympathie Am 5. Juni soll das (Hand-)Werk ausgerollt werden Von Jörg Muthorst WÖLLSTADT. Am voraussichtlich längsten Schal der Welt stricken rund 20 (Land-) Frauen aus Ober- und Nieder-Wöllstadt. Das 17 Zentimeter breite, aus bunten Wollresten gefertigte Stück soll eine Länge von 1300 Metern erreichen, Eingang ins Guinnesbuch der Rekorde finden und am 5. Juni auf der Bundesstraße zwischen Ober- und Nieder-Wöllstadt als Zeichen für mehr Gemeinsamkeit der beiden seit langem rivalisierenden Ortsteile ausgerollt werden. "Das gestrickte Band der Sympathie" nennen die Frauen ihr Werk liebevoll in Anlehnung an einen bekannten Werbeslogan. Die Initiative für die ungewöhnliche Aktion geht von den Ober-Wöllstädter Landfrauen aus, die hierzu einige Frauen vom DRK und vom Turnverein aus Nieder-Wöllstadt gewinnen konnten. Die Idee war im Mai an einer langen Geburtstagstafel entwickelt worden, die wohl ebenso inspirierend wirkte wie der Umstand, daß daran eine Ober-Wöllstädterin und ein Nieder-Wöllstädter Platz nahmen, die sich vor Jahr und Tag das Ja-Wort gegeben hatten: ein noch heute ungewöhnlicher Vorgang angesichts der historisch begründeten Zwietracht zwischen den beiden Ortsteilen.

1972 waren sie zwar zur Gemeinde Wöllstadt zusammengeschmiedet worden. Doch die einstige Rivalität zwischen den reicheren, protestantischen Nieder-Wöllstädter Großbauern und den meist weniger wohlhabenden, katholischen Land- Seit September bei der Arbeit wirten in Ober-Wöllstadt hat sich bis heute hartnäckig erhalten und dies, obwohl es in der insgesamt rund 5600 Einwohner zählenden Gemeinde heute kaum noch Vollerwerbslandwirte gibt und auch die konfessionellen Grenzen aufgrund des Zuzuges vieler Häuslebauer längst fließend geworden sind.

Seit September sind nun Frauen aus beiden Ortsteilen emsig am Stricken, um mit ihrem spektakulären Rekordversuch das Zusammenwachsen der "Dörfer" zu fördern. 800 Meter Schal, alles in Handarbeit gefertigt, sind schon vollendet. Die Chancen, daß die anfangs nur eine Handvoll Frauen zählende, inzwischen aber auf 20 Köpfe angewachsene Gruppe die von rund 200 Frauen im Bayerischen erzielte Rekordmarke von 1250 Metern Länge überbietet, stehen gut. Händeringend wird allerdings noch nach Wollresten gefahndet.

Jeden Montag abend trifft sich die Gruppe - allerdings weniger zum Strikken, denn die Hauptarbeit wird zu Hause geleistet, sondern eher zum fröhlichen Austausch. In der Tradition früherer Spinnstuben wird dann das Neueste aus dem Dorf erzählt und so ganz nebenbei auch schon mal gebastelt oder Plätzchen gebacken. Ein Strickverein, der nur über Kinder, Küche und Kirche tratscht, will der Ober-Wöllstädter Landfrauenverein allerdings nicht sein. "Wir wollen Frauen auf dem Land ansprechen", sagt eine von ihnen, "und dazu motivieren, gleichberechtigt ihre Interessen in unseren Verein einzubringen." Der zählt inzwischen 81 Mitglieder und feiert jetzt sein 15jähriges Bestehen.

Das ist für einen Landfrauenverein nicht allzuviel. Doch sind es auch längst nicht mehr die "Bäuerinnen", die sich in dem kleinen, 2200 Seelen zählenden Sprengel Ober-Wöllstadt organisieren. Nur die wenigsten Landfrauen stammen auch tatsächlich noch aus der Landwirtschaft. Die meisten von ihnen sind Hausfrauen oder sind berufstätig, in Frankfurt oder in Bad Nauheim etwa.

"Ich dachte erst, da habe ich gar nichts verloren bei den Bäuerinnen", schildert eine Frau ihren ersten Eindruck von dem Verein. Der änderte sich schnell, als sie näheren Kontakt bekam. Die Ober-Wöllstädterinnen sind eine ebenso muntere wie aufgeweckte Frauenschar, die mit einer Vielzahl von Aktivitäten ihre Freizeit organisieren, sich auch schon mal sozial oder für den Naturschutz engagieren und natürlich auch füreinander da sind, wenn mal Not an der Frau sein sollte. Die Altersspanne reicht von 13 bis 74 Jahren, sogar eine achtköpfige Jugendgruppegibt es. Alt und jung, so Vereinsvorsitzende Renate Weischedel, kommen gut miteinander aus. Man dutzt sich und ent- Ohne Auto geht dort gar nichts wickelt über alle Unterschiede wie soziale Herkunft oder Alter hinweg gemeinsame Interessen.

Das ist in dem kleinen Ort, in dem sich nach Geschäftsschluß am Freitag abend die Welt nicht mehr weiter zu drehen scheint, auch bitter nötig. In Ober-Wöllstadt fehlt es so ziemlich an allem: Der Ort ist nur unzureichend ans öffentliche Nahverkehrsnetz angebunden, vor allem ältere Frauen kommen hier ohne Auto nicht weg. Ein kleines Lebensmittellädchen ist der Dreh- und Angelpunkt des Dorfes, ansonsten gibt es nicht einmal einen Bäcker oder Metzger. Auch fehlt es an Betreuungsplätzen für Kinder, und der Freizeitwert Ober-Wöllstadts, so die einhellige Meinung der Frauen, ist gleich null. Folglich sorgen die Landfrauen selbst für Unterhaltung, wirken bei Vereinsfesten mit, veranstalten ihre Weiberfastnacht (am Rosenmontag um 19.11 Uhr im "Alt Wöllstadt", dem Stammlokal des Vereins), besuchen das Theater oder die Oper in Frankfurt. Vorträge (zuletzt über Multikulturelles) werden organisiert, ein Tanz in den Mai veranstaltet oder das Erntedankfest zusammen mit der Pfarrgemeinde ausgerichtet. Überdies existiert auch eine Tanzgruppe und nun auch noch besagte Strickgruppe.

Auf sie wartet noch ein gutes Stück Arbeit. Zur 15-Jahrfeier am 5. Juni soll die B 3 gesperrt und der 1300 Meter lange Schal von Ortsschild zu Ortsschild ausgerollt werden. 1100 Meter Strickware wären zwar genug, um beide Dörfer zu verbinden, doch schließlich soll die Mühe In der Mitte gibt es ein Fest mit einem Eintrag ins Buch der Rekordebelohnt werden. Genau in der Mitte zwischen Ober- und Nieder-Wöllstadt, auf dem Hundedressurplatz, sollen sich dann nicht nur die Musikzüge beider Ortsteile, sondern auch die Einwohner/-innen zum Feiern treffen. Der Schal wird später wieder in seine Einzelteile zerlegt. Die schönsten Stücke werden versteigert, eines davon ist für die Amtsstube des Bürgermeisters reserviert.

Kreis und Caritas wollen in St. Viktor ein Heim für 20 Obdachlose einrichten und Platz für 120 Flüchtlinge schaffen Stadt Kelkheim denkt über millionenteuren Kauf nach Entscheidung fällt, wenn das Nutzungskonzept steht Von Anita Strecker

KELKHEIM. Noch wollen die beteiligten Akteure im Monopoly um das St.-Viktor-Heim ihre Karten nicht aufdecken. Doch der Erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler (SPD) sieht sich so gut wie am Ziel, gemeinsam mit dem Caritasverband ein Heim für rund 20 Obdachlose in der kirchlichen Immobilie einzurichten. Läuft alles so, wie er und Kelkheims Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) es sich ausgedacht haben, wird die Städtebauliche Entwicklungsgesellschaft (STEG) der Möbelstadt das "Haus der barmherzigen Dienerinnen des Herzen Jesu" kaufen, einen Trakt des Gebäudes an den Kreis beziehungsweise Caritas vermieten und außerdem Platz für etwa 120 Flüchtlinge schaffen.

Für Mehler und Stephan ein gegenseitiges Geben und Nehmen: Der Kreis bekäme endlich die lang erwünschte Obdachlosenunterkunft, die Stadt Kelkheim wäre bei der Suche nach geeignetem Wohnraum für Flüchtlinge endlich am Ziel. Mit der Miete, die für beide Projekte von Kreis und Caritas in die Kasse käme, ließe sich der Kauf zumindest teilweise von der ersten Stunde an finanzieren. Und nach ein paar Jahren hätte die Stadt ein imposantes Großobjekt in der Hand.

STEG-Geschäftsführer Günter Landgrebe gibt sich jedoch zurückhaltend. Ihm erscheint der Kauf des Millionen teuren Gebäudes nur realistisch, wenn das Nutzungskonzept des Ersten Kreisbeigeordneten tatsächlich steht: "Wir müssen schon die Gewähr haben, daß wir das Haus langfristig vermieten können und sich die Kaufsumme auch finanzieren läßt." Das letzte Wort in der Sache muß allerdings der Landeswohlfahrtsverband sprechen, weil er als verantwortlicher Fachverband für die geplante Obdachlosenunterkunft letztlich auch bezahlen muß. Die Entscheidung soll laut Mehler noch in diesem Monat fallen: Am 28. Januar treffen sich Vertreter des Sozialamtes, des Caritasverbands als künftiger Betreiber und des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV) zum Ortstermin in Kelkheim. Bei dem Gespräch sollen auch mögliche Einzelheiten eines Mietvertrages und der Finanzierung geklärt werden. Den Weg zu seinem Ziel hatte sich Sozialdezernent Mehler freilich zuerst ganz anders vorgestellt: Wie berichtet, sollte das Bistum Limburg das Ordenshaus für seinen Wohlfahrtsverband kaufen und über ihn die Obdachlosenunterkunft betreiben - gegen ein Entgelt von Kreis und Landeswohlfahrtsverband. Der "Herz-Jesu"-Orden mit Sitz in Kühr an der Mosel spricht von einem geschätzten Wert von acht Millionen Mark, was dem Bischof zu Limburg denn doch ein paar Nummern zu groß war - im Dezember kam das endgültige "Nein" der Kirchenleitung. Weil aber Politiker in der Regel damit rechnen, daß erstens immer alles anders kommt, als man denkt, und zweitens sowohl Sozialdemokrat Mehler als auch Unionschrist Stephan mit pragmatischen Lösungen schnell bei der Hand sind, galt es eben mit der Stadt Kelkheim als potentieller Käuferin des Ordenshauses handelseinig zu werden. Zumal die ebenfalls von Anfang an als Interessentin für die Immobilie auf der Matte stand.

Nur die "zweitbeste Lösung", räumt Mehler ein. Wurden doch von fachlicher Seite sogleich Bedenken gegen die "problematische" Nachbarschaft von Flüchtlingen und Obdachlosen laut. Ottmar Vorländer vom Caritasverband und Mitautor des Obdachlosenheim-Konzeptes hatte zunächst auch arge Bauchschmerzen bei der Vorstellung. Nach einer Besichtigung im Dezember ist er jedoch optimistisch: "Wenn bestimmte Rahmenbedingungen geschaffen werden, läßt sich das Konzept verwirklichen." Daran hat Vorländer auch das größte Interesse, denn nach langjähriger Suche eines geeigneten Hauses weiß er, daß Alternativen nicht auf der Straße liegen. "Das Gebäude hat mehrere Trakte mit jeweils separaten Eingängen", preist Mehler die Eignung des Objektes an. Die Nutzungsbereiche ließen sich "ohne Probleme" trennen.

Der Dezernent ist denn auch guten Mutes, daß der LWV zur gleichen Einsicht kommt. Blieben als Hürden nur noch die Frage, wohin die rund 20 Senioren umgesiedelt werden sollen, die im Moment noch in dem Heim leben und von den verbliebenen fünf Ordensschwestern betreut werden, und: das Kelkheimer Stadtparlament zu überzeugen, das über den Kauf bisher noch nicht diskutiert hat. Ein "Ja" hängt laut Landgrebe letztlich auch vom Kaufpreis ab, über den bisher ebenfalls noch nicht verhandelt worden sei. Kreisdezernent Mehler scheint in dem Punkt schon mehr zu wissen: "Am Ende wird es wohl auf eine Summe von fünf bis sechs Millionen rauslaufen."

Umfrage von "sport intern" Robert Hartmann ist Sportjournalist des Jahres"

Robert Hartmann, ständiger FR- Mitarbeiter mit dem Fachgebiet Leichtathletik, ist von einer Jury der Spezialagentur "Sport intern" aus München als "Sportjournalist des Jahres" gewählt worden. In der Begründung für die rein ideelle Auszeichnung heißt es, Hartmann habe "mit investigativem Journalismus Meinungsführerschaft im Kampf gegen die Doping-Pest geleistet". Gleichzeitig wurde auch sein Engagement für die Leichtathletik in Afrika gewürdigt. FR

Im Hintergrund: Ein Wohnheim ist längst überfällig

"Ein Wohnheim für Obdachlose im Kreis ist längst überfällig." Ottmar Vorländer vom Caritasverband, der das Projekt betreiben will, hofft, daß die Pläne im Kelkheimer St.-Viktor- Altenheim verwirklicht werden. Daß die Obdachlosen den Standort Kelkheim akzeptieren würden, davon ist Vorländer überzeugt: "Es sind hauptsächlich Leute, die durch äußere Umstände - Arbeitslosigkeit, Scheidung, Alkohol - abgerutscht sind, aber sich unbedingt wieder aus dem Dreck ziehen wollen." Den "klassischen" Durchwanderer gebe es kaum noch.

Wieviele Menschen im Kreis obdachlos sind, könne niemand genau sagen. Ebensowenig, ob die rund 20 geplanten Plätze ausreichen. Größere Einheiten hält Vorländer jedoch von der fachlichen Seite her nicht für sinnvoll: "Das gäbe nur Probleme zwischen den Leuten." Wie lange die einzelnen in der Unterkunft leben werden, hänge vom jeweilig erstellten Hilfeplan ab: "Das kann sich schon über Jahre hinziehen." ana

Das war's diese Woche

Sie berichtet grell über das Liebesgeflüster von Charles und Diana, mit vielen Bildern und wenig Text über über manchen bundesdeutschen Skandal - und wenn im Main-Taunus-Kreis Dinge passieren, die Stoff für Geschichten mit großen Titeln hergeben, reisen die Reporter dieser Zeitung eben auch mal nach Kriftel. Ein Bürgermeister, der in Untersuchungshaft sitzt und jahrelang nur 620 Mark Miete für ein Haus bezahlt haben soll! - der Fall Hans-Werner Börs (CDU) müßte nach dem Geschmack der Leser sein. Verärgerte Steuerzahler bringen Auflage. Eins muß man dem Journalisten, der über die Abgründe der "schmucken Vordertaunusgemeinde" geschrieben hat, lassen: Der Mann hat Phantasie. "Kennen Sie das moderne Wort für mauscheln?" fragte er sein Publikum. Und gab die Antwort gleich selbst: "krifteln". Resümee seiner Recherchen über Korruption im Erdbeerdorf: "Und wie in Kriftel gekriftelt wurde!" pms

Ach, wie war das früher einfach. Da zog man mit der leeren Ölflasche los und ließ sich vom Kaufmann Nachschub vom Faß abzapfen. Das Mehl wurde aus dem Sack in den mitgebrachten Stoffbeutel geschaufelt, und der Fisch in die Zeitung von gestern gepackt. Kein Ärger mit bunten Tonnen, grünen Punkten, gelben Säcken und der täglichen Entscheidungsnot, welcher Müll - pardon, welche wiederverwertbare Wertstoff-Art - in welchem Behältnis zwischengelagert werden muß. Dabei sollte doch gerade der grüne Punkt als Zeichen der Zugehörigkeit zum gelben Sack abfalltechnische Mühen in den Haushalten erheblich vereinfachen. Ein frommer Wunsch, wie der duale Müll-Sortier- Start gezeigt hat: In Hochheim weiß niemand, wo und wann das gelbe Behältnis abgeholt wird, in Bad Soden wurde es gar nicht erst ausgeteilt - und muß jetzt notgedrungen im Rathaus abgeholt werden. Nich zuletzt beschweren sich Bürgerinnen und Bürger überall im Kreis, daß die Informationen aus den Rathäusern mehr verwirren als aufklären.

Um die Sache dennoch nicht von Anfang an zum Scheitern zu verurteilen, griff die Stadt Kelkheim gar zur "Notlüge" und wirbt, nur noch Produkte mit dem grünen Punkt auf der Verpackung zu kaufen, weil letztere allesamt recycelt würden. Was wiederum bei Umweltschützern und der Unabhängigen Wählerliste die Sicherungen durchbrennen ließ: werde der häusliche "Umweltengel" im Supermarkt dadurch erst recht zum Griff nach verschweißten Päckchen getrieben - derb ausgedrückt: zur "Umweltsauerei".

Dabei wisse jedes Kind: Nur ein Teil des Inhalts aus dem gelben Sack wird tatsächlich zu Parkbänken, blechernen Teedosen oder Clopapier verarbeitet . . . Ja, es ist schon ein Kreuz mit dem Müll und dem Berg, der ständig wächst und wächst. Bleibt nur eins: sich auf die gute Tradition des verpackungsarmen Einkaufs der Vergangenheit zu besinnen und den unvermeidlichen Verpackungsrest eben doch in den gelben Sack zu stopfen - eine bessere Alternative gibt's halt nicht. ana

Karin Schwerdtner, Frauenreferentin bei Hoechst, hätte Unternehmenssprecher Hans-Bernd Heier beinah um den Verstand gebracht. Hatte sie doch eines dieser Telefonkärtchen, auf die Sammler ganz heiß sind, achtlos in ihrem Schreibtisch rumliegen. Angesichts kleiner Auflage und dem besonderen Motiv zum Thema Frauenförderung hatte Heier sein "coming out". "Das ist wie eine Sucht; kann ich die haben?" Und da das Telekom- Kärtchen dem Unternehmenssprecher mehr als ein Heiermann wert war, bot er gleich zwei aus seiner Sammlung zum Tausch an. Dem Angebot konnte Karin Schwerdtner nicht widerstehen. tos

Der "Spielplatz für alle" steht schon als Pappmodell im Rathaus Studentinnen und Studenten der Fachhochschule Wiesbaden stellen bis Montag in Hochheim "Stadtspielplatz"-Entwürfe vor

HOCHHEIM. So könnte die Spielplatz- Revolution in Hochheim aussehen: Über dem Berliner Platz, auf dem Dach des neuen Jugendhauses und der Fahrradwerkstatt, weht die knallbunte Fahne - Kinder an die Macht. "Der Entwurf wird wohl Utopie bleiben", erklärt Volker Monsees vom Kinder- und Jugendbüro der Mainstadt und schmunzelt, "aber es gibt auch konkrete Vorstellungen, wie Hochheim kinderfreundlicher werden soll".

25 Studentinnen und Studenten des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Wiesbaden haben Spielplätze für Hochheim entworfen: Da ist zum Beispiel der wunderschöne Platz an der Backeswied, am Weg von der Altstadt in die Weinberge. Doch eine Betonplatte auf dem kleinen Teich, Beton auf dem Boden, Klettergerüst und Schaukel schrecken eher ab: Dort soll ein großer Sandplatz entstehen, so ein Entwurf, mit Teich und, wie bei einem antiken Forum, mit Stufen nach außen: Ein Ort, der Kinder, Jugendliche und Eltern gleichermaßen einlädt.

"Spielplatz für alle" heißt auch ein Entwurf für die Neugestaltung des Platzes an der Ruben-Rausing-Straße: Vorne Klettergeräte und Sandkasten für die Kleinen, in der Mitte BMX- und Skateboard-Bahn, später soll ein Platz für Erwachsene hinzukommen. Die Modelle aus Pappe, Holz und Plastik stehen noch bis Montag im Hochheimer Rathaus. Ein einmaliges Projekt: Fachhochschule, Mütter aus Hochheim und ihre Kinder, Bauamt sowie Kinder- und Jugendbüro setzten sich zusammen: Wo gibt es in Hochheim Spielplätze, die verbessert werden könnten? Wo gibt es Orte, die zu Spielplätzen werden könnten? Die Stadt unterstützte die Arbeit mit 6000 Mark. Bis zum April sollen die jetzt vorgestellten Zwischenergebnisse ausgefeilt werden.

"Ziel war auch, den Spielplatz aus seinem Getto-Dasein zu befreien", so Monsees. Natürlich, Zäune dienten der Sicherheit - aber sie verbannten auch Kinder und ihre Bedürfnisse aus dem Blick der Erwachsenen. "Verknüpfung von Stadtplanung und Sozialarbeit" möchte der Pädagoge dagegensetzen: Warum nicht ein Spiel-Brunnen in der Innenstadt oder ein Rohr unter der Straße hindurch, durch das man rufen kann?

Doch meist liegen Utopie und Wirklichkeit noch weit auseinander, schränkt Bauamtsleiter Dietmar Dietrich ein: "Die Vorschläge sind gute Anregungen, doch wir müssen prüfen, ob sie realisierbar und finanzierbar sind." Vielleicht wird dieses Jahr das Projekt an der Ruben- Rausing-Straße verwirklicht, "aber für mehr reicht das Geld auf keinen Fall". md

"Vater" der Frankfurter Telefonseelsorge wird 80

Seine Idee war es, ein Telefon einzurichten, an dem Tag und Nacht ein Gesprächspartner erreichbar ist, der zuhören kann, bei dem Mitmenschen anonym ihre Sorgen und Probleme loswerden können. Pfarrer Karl Perl verwirklichte diese Idee am 1. Oktober 1957 mit dem "Notruf", erreichbar unter eigener Telefonnummer. Der gebürtige Frankfurter, der am morgigen Sonntag, 17. Januar, seinen 80. Geburtstag feiert, gilt damit als Vetr der Frankfurter Telefonseelsorge.

Fast sein ganzes bisheriges Leben hat der Jubilar in und für Frankfurt gearbeitet: Als Kaplan am Frankfurter Dom während der Bombenangriffe, als Stadtjugendpfarrer, der sich am Hauptbahnhof um Heimkehrer und Vertriebene kümmerte und auf den Trümmern um den Römer herum Freilichtspiele organisierte, als Rektor des Hauses der Volksarbeit und als ständiger Initiator neuer Beratungsstellen und -dienste.

Karl Perl feiert am Sonntag um 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst in Michael in der Gellertstraße 37. mat

Escom-Chef will in "goldenen Apfel beißen"

sch FRANKFURT A. M. Der Personalcomputer-Anbieter Escom will "den Markt auch im neuen Jahr in Atem halten". Vorstandschef Manfred Schmitt, der für die Heppenheimer reklamiert, in der abgelaufenen Periode dank aggressiver Preispolitik Anteile erobert zu haben, faßt für 1993 einen Gruppenumsatz von 1,8 Milliarden Mark ins Auge. Die Erlöse waren zuletzt um 150 Prozent auf gut eine Milliarde gesprungen. Knapp ein Drittel davon spielte die 1992 gestartete Peripherietochter ein, die vor allem Festplatten des US-Herstellers Conner verkauft. Den Gewinn vor Steuern gibt Escom mit gut 50 nach 7,4 Millionen an.

In diesem Jahr plant Schmitt, der sein Haus als zweitgrößte Computerfachhandelskette hierzulande einstuft, den Ausbau des Filialnetzes von 92 auf 120 Verkaufsstellen. Zudem hat er sich vorgenommen, "in einen goldenen Apfel zu beißen". So freut sich Schmitt über Prominenz in seinem Angebot. Gemeint ist eine Vertriebsallianz mit dem Münchner Ableger des Markenherstellers Apple. Im Februar sollen tragbare Rechner und eine für Deutschland neue PC-Linie der Kalifornier auch bei Escom zu haben sein.

An der Isar heißt es, Apple wolle vor allem Familien den Kauf der Performa- Modelle in PC-Shops, Kaufhäusern und im Fachhandel schmackhaft machen. Bisher stehe in Deutschland nur in elf Prozent der Haushalte ein Computer; so hoffen die Münchner auf viele Kunden, die mit dem Rechner zu Hause spielen, arbeiten oder lernen wollen.

Eigentümer will das Bauwagendorf räumen

DIETZENBACH. Das aus sieben Bau- und Campingwagen bestehende "Dorf", das der Verein "Wohnen-Arbeiten- Leben" nach der Räumung der städtischen Häuser an der Darmstädter Straße im Steinberger Industriegebiet aufgestellt hat, wird wahrscheinlich nicht mehr lange existieren. Die Stadt hat den Eigentümer des Grundstücks, die Heidelberger Zementwerke, über die "Besetzung" informiert. Das Unternehmen hat inzwischen erkennen lassen, daß es von seinem Hausrecht Gebrauch machen und räumen lassen will.

Die Polizei hatte Anfang Dezember die beiden Häuser an der Darmstädter Straße geräumt. Die Gebäude waren vor fünf Jahren von jungen Leuten besetzt worden, die später den Verein "Wohnen-Arbeiten-Leben" gründeten und ihren Wunsch nach einer alternativen Wohngemeinschaft verwirklichen wollten. Wiederholt gab es Ärger mit den Nachbarn, die sich über Lärm und andere Belästigungen beklagten.

Die Verhandlungen zwischen Hausbesetzern und Stadt über den Kauf der Häuser scheiterten schließlich am "Nein" des Parlaments. Dann kam die Polizei mit dem Räumungsbefehl und holte die Jugendlichen mit Gewalt aus den Gebäuden.

Von den zwölf Jugendlichen, die im Dezember ihre Wohnung verloren hatten, zogen zehn in das Bauwagendorf, das sie neben dem Motocrossplatz aufstellten. Das Angebot, in städtische Wohnungen zu ziehen, lehnten sie laut Stadtrat Lothar Niemann ab.

Das Dorf auf Rädern dürfte in Kürze verschwunden sein, da der Eigentümer - der erst von der Stadt über die Besetzung informiert wurde - damit offenbar nicht einverstanden ist. Für ihn ist das Aufstellen der Wagen Hausfriedensbruch. hf

Zur Sache Wahl des Ortsbeirates

Ortsbeiräte sind parlamentarische Gremien auf der Ebene der Ortsbezirke. Die Mitglieder der Ortsbeiräte werden von den wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern des Ortsbezirks gleichzeitig mit den Stadtverordneten und den Abgeordneten des Umlandverbandes am Sonntag, 7. März, gewählt. Die Stimmzettel für die Stadtverordnetenversammlung werden auf weißem Papier gedruckt, der Ortsbeirat wird auf gelbem Papier gewählt, das Kreuzchen für den Umweltverband soll auf grünen Zetteln abgegeben werden.

Nach der Hauptsatzung der Stadt Frankfurt besteht der Ortsbeirat in Bezirken mit weniger als 8000 Einwohnern aus neun Mitgliedern. In Ortsbezirken mit mehr Einwohnern - wie im Frankfurter Westen - gibt es 19 Ortsbeiräte. Ebenso wie die Stadtverordneten sind die Ortsbeiräte ehrenamtlich tätig.

Wer während der letzten drei Monate vor der Wahl die Wohnung von einem Ortsbezirk in einen anderen Ortsbezirk verlegt - also innerhalb Frankfurts umzieht -, ist für die Ortsbeiratswahl nicht wahlberechtigt. Seine Stimme darf er aber abgeben für die Stadtverordneten und die Parlamentarier im Umlandverband.

Der Ortsbeirat wird nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt, wenn mindestens zwei Wahlvorschläge zugelassen werden. Dabei hat jeder Wähler eine Stimme. Prinzip des Verhältniswahlsystems ist es, daß die auf die einzelnen Wahlvorschläge entfallenen Sitze grundsätzlich im gleichen Verhältnis zugeteilt werden, wie sie bei der Wahl Stimmen erzielt haben. Noch bis zum 1. Februar haben Parteien und Gruppierungen Zeit, ihre Wahlvorschläge einzureichen, um bei der Ortsbeiratswahl dabei sein und eine Liste aufstellen zu können. gre

Mit Feuer hat das Löschboot kaum zu tun Einsätze meist für den Umweltschutz / Schiff ist vollgestopft mit Elektronik

Von unserem Redaktionsmitglied Lutz Fischer

ie Möwen finden bei Main-Kilome ter 37,2 heute keine Ruhe. Aufge regt flattern sie auf, als die vier

D Männer mit schnellen Schritten die Stufen zum Fluß hinuntereilen. Mit einem Sprung sind sie auf dem roten Feuerlöschboot. Wenige Griffe und das kleine Beiboot auf dem hinteren Deck liegt frei. Auf Knopfdruck schnurrt die Heckklappe hinunter, und ein kräftiger Tritt des Maschinisten Hans Hiemer löst die Halterung. Schwungvoll rutscht das metallene Beiboot die Rollen runter. Der 20-PS-Außenbordmotor taucht in die schmutzige Mainbrühe, dann schaukelt Matrose Wolfgang Hornung auf den Wellen. Die Besatzung des Feuerlöschbootes ist fertig für eine kurze Routineübung.

Heute ist ein vergleichsweise ruhiger Tag für die Schicht draußen am Molenkopf. Matrose Klaus Schmidt haut vier Schnitzel in die Pfanne, in der Küche der Feuerwehrunterkunft zischt das Öl. Weil die insgesamt 16 Männer des rund um die Uhr besetzten Feuerlöschbootes statistisch nur jeden vierten Tag zum Einsatz ausrücken, macht sich angesichts des städtischen Zwangs zum Sparen Unruhe breit. In der Unterkunft munkelt man, in der Stadtverwaltung stehe auch das Löschboot auf der Streichliste. Personaldezernent Joachim Vandreike aber versichert, daß nicht daran gedacht sei, das Boot aus dem Main zu holen.

Das wäre für Dieter Ebert, einen der Schiffsführer des Feuerlöschbootes, auch "völlig undenkbar". Denn bei den Einsätzen der Feuerwehr-Matrosen geht es nicht selten um Menschenleben. Erst vor einer Woche waren die Männer in das pfeilschnelle neue Rettungsschnellboot gesprungen, um drei Demonstranten aus dem Wasser zu holen. Skinheads hatten die jungen Männer in den eiskalten Fluß geworfen, die am vergangenen Wochenende gegen ein NPD-Treffen protestiert hatten. Alle zwei, drei Wochen bekommen die Männer am Molenkopf so einen Notruf, sagt Ebert. Mit bis zu 70 Stundenkilometern peitschen die Feuerwehrleute dann auf dem kleinen Rettungsschnell- (Fortsetzung auf Seite 16)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Der Tod steht ihr gut (15.15, 17.30, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).

Central: Der letzte Mohikaner (14.45, 17.30, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).

C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Kevin allein in New York (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).

Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45, 17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).

Kino III: Im Glanz der Sonne (15, 17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23 Uhr).

Palette: Sister Act (15.30, 18, 20.16 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Kevin allein in New York (16 Uhr), Die siebente Saite (19.45 Uhr, IP 5 (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Die Schöne und das Biest (15, 16.30 Uhr), Bodyguard (18, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).

Zeitlos: Kevin allein in New York (15.15 Uhr), Sister Act (17.30 und 19.45 Uhr), Wir Enkelkinder (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Bodyguard (20.15 Uhr, So. 17.15 und 20.15 Uhr), So. Kevin allein in New York (15 Uhr).

Casino: Sister Act (20.15 Uhr, So. 16 und 20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Ausstellung "Schätze deutscher Goldschmiedekunst von 1500 bis 1920", Di. bis So. 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Goldschmiedehaus.

Jazzkeller Philippsruher Allee, "Squeaky Wheels" (Rock und Oldies), 21 Uhr.

"Heute weder Hamlet", von Rainer Lewandowski, Sa. u. So., 20 Uhr, Comoedienhaus Wilhelmsbad.

Verschiedenes

Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 11.30 Uhr, Mahnkreis auf dem Marktplatz Hanau.

Maintal. "Karnevals-Revue" des Karnevalszug-Vereins, 20 Uhr, Turnhalle der Turngemeinde Dörnigheim.

Erlensee. Winterlauftreff der Turn- und Sportgemeinde, 15 bis 16 Uhr, Parkplatz am Vogelschutzgebiet neben der Einfahrt zum Bärensee.

Großkrotzenburg. Informationstag des Franziskanergymnasiums Kreuzburg, 9.30 Uhr in der Aula.

Hammersbach. Jahreshauptversammlung des Deutschen Roten Kreuzes, 15 Uhr im DRK-Treff, Hanauer Straße 30, Langen-Bergheim.

Sonntag

Kulturmix Hanau. Jazz-Matinee im DRK-Zentrum, 11 bis 15 Uhr, Feuerbachstraße.

Großkrotzenburg. Neujahrskonzert mit dem Ensemble "Diletto Musicale", Musik des Mittelalters und der Renaissance, 10 Uhr in der ehemaligen Synagoge.

Bad Soden-Salmünster. Frühkonzert des Musikvereins Cäcilia, 10 Uhr, Konzerthalle.Parteien/Parlamente Erlensee. "Dämmerschoppen mit Jazz" mit der Gruppe Jazz Band Ball Orchestra aus Polen, Veranstaltung der Grünen, 17.30 Uhr, Bürgerhaus "Neuer Löwe", Rückingen.

Verschiedenes Hanau. 15 Uhr Führung durch die Sonderausstellung, 16 Uhr Beratung "Alte Krippenfiguren", Parkpromenade Wilhelmsbad. Maintal. Jankos Musik-Spielzeug- Museum, Komponierwerkstatt für "Unmusikalische", Zeichentrickfilm für jedermann, Instrumenten-Ausstellung mit Verkauf, 14 bis 19 Uhr, evangelisches Gemeindezentrum Dörnigehim, Berliner Straße 58.

Bruchköbel. Seniorennachmittag der Pfarrgemeinde St. Familia, 14.30 Uhr im Haus Shalom.

Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht-Mitglieder), 9 Uhr, Auf dem Wingertskippel, Naturfreundehaus. Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Gegen Real wogen Leverkusens Handicaps zu schwer Das Beste war nicht gut genug Bayer-Basketballer nicht geknickt / Sabonis hat alles im Griff

Ein wenig betrüblich war es schon, daß zwei Leverkusener an diesem Abend nicht mit voller Kraft mitmachen konnten. Mit einem Center Christian Welp, der mit einer Körpertemperatur spielte (39 Grad), bei der andere Arbeitnehmer eine Krankmeldung abgeben, und einem Spielmacher Clinton Wheeler, dem es wegen nicht voll funktionsfähiger Adduktoren an Beweglichkeit gebrach, können die Bayer-Basketballer sorglos in Bundesliga-Hallen antreten. Gegen Real Madrid aber, die momentan vielleicht beste europäische Vereinsmannschaft, lassen schon Personalprobleme mittlerer Schwere das Unterfangen schier aussichtslos werden. "Wheeler und Welp haben ihr Bestes gegeben, aber es war nicht gut genug", sagte Leverkusens Trainer Dirk Bauermann und versah nach dem 91:106 (43:50) in der Europaliga den Gegner aus Madrid mit dem Prädikat "hochintelligente Mannschaft".

So ging nur phasenweise der gleichwertige Kampf vonstatten, der nach der knappen Hinspiel-Niederlage (75:79) Leverkusens hatte erwartet werden können. Bauermann besah sich die Mannschafts- Auswertung von Real und nickte anerkennend mit dem Kopf. Eine Trefferquote von 66 Prozent bei Würfen aus dem Feld, 67 Prozent gar bei Dreiern (12:8) und 90 Prozent von der Freiwurflinie (29:26), und das alles auswärts, gegen 4500 tobende Zuschauer, nötigt Respekt ab.

Die Spieler vom königlichen Klub aus der spanischen Hauptstadt können die Köpfe wieder oben tragen. Nach zwei Dekaden, in denen sich die Vitrine im Vereinsdomizil kontinuierlich mit Basketball-Pokalen der seltenen Art füllte, hatten den Kastiliern seit Mitte der 80er Jahre ausgerechnet die Katalanen - nicht nur Fußball-Erbfeind FC Barcelona sondern auch Joventut aus Badalona, einer unscheinbaren Vorstadt von Barcelona - den Rang abgelaufen.

1989 verließ zudem der Kroate Drazen Petrovic Madrid, um sein Gück bei den Portland Trail Blazers in der NBA zu suchen. Für die Rückkehr Reals in die europäische Elite steht wieder der Name eines osteuropäischen Basketballers. Arvidas Sabonis, 28 Jahre alt (besser wäre: jung, so lange schon sorgt er für Aufsehen), hat sich im vergangenen Sommer den Madrilenen angeschlossen. Bei Zhalgiris Kaunas ist er groß geworden, bei Forum Valladolid hat er erstmals klotzig verdient, mit der Sowjetunion ist er unter anderem Olympiasieger (1988) geworden; aber die Herausforderung NBA hat er nie angenommen, obwohl er der erste Europäer war, dem Fachleute zugetraut hatten, sich dort zu behaupten.

Der Center aus Litauen ist nicht, wie es seine Maße (2,20 Meter groß, 260 Pfund schwer) vermuten lassen könnten, nur der Mann fürs Grobe. Vielmehr besticht der Hüne durch ein hohes Maß an Übersicht, was bei Basketballern mit Überlänge keinesfalls selbstverständlich ist. Gegen Leverkusen agierte Sabonis in 33 Minuten wie folgt: 22 Punkte, 14 Rebounds, fünf geblockte Würfe, vier Assists und drei Ballgewinne. Ein solcher Spieler hat seinen Preis, der in unbekannter Höhe siebenstellig ist, wie überhaupt der Basketball-Etat von Real bei 17 Millionen Mark liegt, wovon laut Bayer-Manager Otto Reintjes allein zwölf Millionen fürs Personal draufgehen.

In dieser Geldwelt des real existierenden Gigantismus ist Leverkusen finanziell gesehen nur ein kleines Licht, und doch darf es sich sportlich zur europäischen Spitze zählen, welches Vermögen es phasenweise auch gegen Real unter Beweis stellte. "Die Mannschaft ist überzeugt, daß sie in der Europaliga einen Platz hat. Die Spieler sind näher zusammengewachsen", beschrieb Bauermann die psychischen Veränderungen im Team. Die erste Fünf nämlich ist dieselbe wie in der vergangenen Saison.

Die Entwicklung des vormaligen Underdogs, am besten abzulesen an den forschen Auftritten von Henning Harnisch und Michael Koch (auch Moritz Kleine- Brockhoff imponierte gegen Madrid), ging so rapide, daß Bauermann von mittlerweile "zum Teil unrealistischen Erwartungen" spricht und von "inzwischen großem Druck zu Hause" in der bei Europaliga-Spielen fast immer ausverkauften Wilhelm-Dopatka-Halle (4500 Zuschauer). Dies ist nicht als Beschwerde zu verstehen, denn Leverkusen ist da, wo es hinwollte, und wo es seiner für hiesige Verhältnisse hohen Ausgaben wegen auch hin muß.

"Die Europaliga hat absolute Priorität", sagte Bauermann, weshalb er am morgigen Sonntag in der Bundesliga-Spitzenpartie in Berlin, im achten Spiel in 14 Tagen für Leverkusen, Welp und Wheeler pausieren läßt und eventuell auch Harnisch oder Koch Erholung gönnt. Für den deutschen Basketball-Alltag braucht Bayer nicht die volle Kraft.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer: TTL Bamberg - Tübinger SV 97:93 (46:34), SSV Ulm - MTV Gießen 100:82 (51:37), Bayer 04 Leverkusen - SVD Dortmund 83:77 (42:42) Brandt Hagen - SG FT/MTV Braunschweig 107:82 (57:46), BG Stuttgart/Ludwigsburg - TVG Basketball Trier 73:64 (38:36), BG Bramsche-Osnabrück - Alba Berlin 69:68 (23:28).

EUROPALIGA, achter Spieltag, Gruppe A: Saloniki - Pesaro 69:65 n. V., 82:71, Bologna - Zagreb 109:69, Badalona - Tel Aviv 82:80 (Limoges spielfrei).

1. PAOK Saloniki 7 5 2 527:503 12 2. Knorr Bologna 7 4 3 563:517 11 3. Scalovini Pesaro 7 4 3 525:512 11 4. CSP Lomoges 6 4 2 432:381 10 5. Cibona Zagreb 7 3 4 542:590 10 6. Joventut Badalona 7 2 5 559:586 9 7. Maccabi Tel Aviv 7 2 5 554:602 9

Gruppe B: Leverkusen - R. Madrid 91:106, E. Madrid - Piräus 80:73, Treviso - Zadar 92:71, Mechelen - Orthez 73:75.

1. Real Madrid 8 7 1 594:523 15 2. Benetton Treviso 8 6 2 645:590 14 3. Bayer 04 Leverkusen 8 5 3 645:636 13 4. Vrai-Pau Orthez 8 5 3 665:680 13 5. Olympiakos Piräus 8 3 5 623:632 11 6. KK Zadar 8 3 5 560:592 11 7. Estudiantes Madrid 8 2 6 629:647 10 8. Maes Pils Mechelen 8 1 7 524:692 9 BIATHLON WELTCUP in Ridnaun/Südtirol, 20 km der Männer: 1. Zingerle (Italien) 53:50,5 Minuten/1 Schießfehler, 2. Medwedzew (Rußland) 54:03,4/1, 3. Eder (Österreich) 54:28,7/0, 4. Löfgren (Schweden) 54:49,2/2, 5. Tschepikow (Rußland) 54:57,2/2.

EISKUNSTLAUF EM in Helsinki, Männer, Endstand: 1. Dimitrenko (Ukraine) 3,5 Punkte, 2. Candeloro 4,0, 3. Millot (beide Frankreich) 5,5, 4. Kostin (Lettland) 6,5, 5. Urmanow (Rußland) 8,0, 6. Tyllesen (Dänemark) 9,0, 7. Tataurow (Rußland) 9,5, 8. Jääskeläinen (Finnland) 10,0, 9. Cousins (Großbritannien) 11,5, 10. Winkler (Chemnitz) 15,0.

Eistanz, Stand nach dem Originaltanz: 1. Usowa/Schulin (Rußland) 1,0 Punkte, 2. Gritschuk/ Platow (Rußland) 2,0, 3. Rahkamo/Kocko (Finnland) 3,0, 4. Krilowa/Fedorow (Rußland) 4,4, 5. Calegari/Camerlengo (Italien) 4,6 . . . 10. Goolsbee/Schamberger (Essen) 10,0, 16. Winkler/Lohse (Berlin) 15,8 FUSSBALL

TURNIER in Maspalomas, Spiel um Platz drei: Fortuna Düsseldorf - Bröndby Kopenhagen 3:0 (1:0).

BERLINER Hallen-Turnier, Vorrunde: Bayern München - Spartak Moskau 5:3; Werder Bremen - Bayer Leverkusen 1:4; Hertha BSC - 1. FC Nürnberg 1:2. HANDBALL

BUNDESLIGA, Männer, 21. Spieltag: TV Niederwürzbach - VfL Gummersbach 22:18 (12:8).

RADSPORT BREMER Sechstage-Rennen, Stand nach der ersten Nacht: 1. Freuler/Pieters (Schweiz/Niederlande) 116 Punkte, 2. Risi/Betschart (Schweiz) 59, 3. Kappes/de Wilde (Bremen/Belgien) 52, eine Runde zurück: 4. Clark/Stumpf (Australien/Dittelbrunn) 72, 5. Günther/Veggerby (Lippstadt/Dänemark) 32. SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Frauen in Cortina d' Ampezzo (Italien): 1. Seizinger (Halblech) 1:27,35 Minuten, 2. Merle (Frankreich) 1:27,84, 3. Sadleder (Österreich) 1:28,06, 4. Häusl (Schneizlreuth) 1:28,09, 5. Lindh (USA) 1:28,10.

Gesamtweltcup: 1. Wachter 560 Punkte, 2. Merle 503, 3. Seizinger 447, 4. Wiberg (Schweden) 319, 5. Maier (Österreich) 280.

Abfahrtsweltcup nach vier Rennen: 1. Seizinger 290 Punkte, 2. Häusl 186, 3. Burnissen 158, 4. Zurbriggen 151, 5. Merle 149. TISCHTENNIS

EUROPEANS NATIONS CUP in Karlsruhe, Gruppe A, Schweden - Belgien 3:0 Persson - Cabrera 21:15, 21:15, Waldner - Saive 21:18, 21:14, Waldner/Appelgren - Cabrera/Sonnet 22:20, 15:21, 21:19. Frankreich - Niederlande 3:0: Eloi - Heister 21:15, 21:12, Mommessin - Keen 21:13, 21:16, Eloi/Chila - Keen/Heister 21:17, 20:22, 21:18.

Gruppe B: England - CSFR 3:1 Prean - Janci 19:21, 12:21, Xinhua - Korbel 16:21, 21:18, 21:18, Prean/Xinhua - Krobel/Janci 21:16, 13:21, 21:14, Prean - Korbel 21:18, 17:21, 21:19. Deutschland - Österreich 3:0: Fetzner (Düsseldorf) - Ding 21:19, 22:20, Roßkopf (Düsseldorf) - Qian 21:16, 21:12, Roßkopf/Fetzner - Qian/ Schlager 21:19, 21:17.

Jugendliche werden plötzlich selbst aktiv Aufruf zur Demo fürs Juz

USINGEN. "Hey Leute! Hier geht's um Euch und Eure Freizeit!!! - Das Jugendzentrum in Usingen ist zu!" - Mit diesem eindringlichen Appell verteilt eine "Juz- Jugend-Initiative" in diesen Tagen Flugblätter in der Stadt und ruft die Jugendlichen zur Teilnahme an einer Demonstration am Dienstag, 19. Januar, um 15 Uhr vor dem Usinger Rathaus auf ("Bringt jeden mit, den Ihr kennt!").

Die Gruppe hat sich erst gegründet, nachdem der Juz-Vorstand selbst aus Protest über die Ablehnung einer hauptamtlichen Jugendpflegerstelle seine Arbeit zum 1. Januar einstellte (FR vom 9. Januar).

"Ich weiß nicht, wer die Initiative ist", gesteht der bisherige Juz-Vorsitzende Dirk Schimmelfennig auf Anfrage. "Bevor wir zugemacht haben, haben wir mit den Jugendlichen gesprochen und gesagt, ab jetzt halten wir uns raus. Jetzt müßt ihr mal selbst was machen." Genau das haben die Juz-Besucher offensichtlich getan.

"Die Leute waren entsetzt, als sie hörten, daß wir zumachen", schildert Schimmelfennig die Reaktion der Jugendlichen. Trotzdem erstaunt es ihn, daß die 15- und 16jährigen aktiv geworden sind. Die Mitarbeit im Jugendzentrum ließ schon lange zu wünschen übrig. Zuletzt bestand der Juz-Vorstand nur noch aus den beiden Mitgliedern Dirk Schimmelfennig und Anne Brähler.

In ihrem Appell erklärt die neue "Juz- Jugend-Initiative", warum sie für einen Jugendpfleger und ein Jugendzentrum demonstrieren will. "Das Juz in Usingen ist der einzige Treffpunkt, an dem sich Jugendliche ohne Verzehrzwang treffen können, um gemeinsam Spiele zu spielen, Filme anzusehen, aktuelle Themen zu erörtern oder Diskussionen zu führen und vieles mehr."

Weiter heißt es in dem Flugblatt: "Das Juz ist deshalb so wichtig, weil Jugendliche, die nicht in Vereinen tätig sind, sich hier nach eigenem Ermessen engagieren können und eine Anlaufstelle haben. Vielen Bürgern ist es ein Dorn im Auge, herumlungernde Jugendliche an öffentlichen Plätzen zu sehen. Gerade auch diese Jugendlichen werden vom Juz angesprochen und lernen, in der Gemeinschaft mit anderen ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen." cn

Schadstoffmobil holt

heute Farbtöpfe ab

ESCHBORN. Lacke und Farben, alte Batterien, Pillen und anderes nimmt das Schadstoffmobil heute, 16. Januar, zwischen 9 und 12 Uhr entgegen. Es parkt in Niederhöchstadt auf dem Montgeronplatz. she

Von Joachim Wille

Was verbindet die beiden jüngsten Katastrophen der (un)christlichen Seefahrt? Wenn man sie künftig ernsthaft vermeiden wollte, ginge das auf Kosten der Wirtschaftlichkeit.

So nüchtern lassen sich die strukturellen Ursachen der verheerenden Havarien erfassen, die innerhalb von nicht einmal zwei Wochen die Öffentlichkeit erschütterten: Erst der Anschlag auf das Naturparadies der britischen Shetland-Inseln mit dem Öltanker Braer, dann, direkt vor unserer Haustür, in der Ostsee das Kentern der polnischen Fähre Jan Heweliusz, die mehr als 50 Menschen mit sich in den Tod riß. "Zeit ist Geld", lautet die Maxime, die einen Tanker-Kapitän dazu veranlassen kann, trotz schlechter Wetterbedingungen eine gefahrvolle "Abkürzung" durch die Wasserstraße südlich der Shetlands zu nehmen. Und "Zeit ist Geld" mag auch der Kapitän der Ostsee-Fähre gedacht haben, der trotz Orkan-Warnung und offenbar schlecht vorbereitetem Gefährt vom polnischen Hafen Swinemünde Richtung Schweden ablegen ließ.

Die Konkurrenz ist groß, der Kostendruck auch. Im Öltanker-Geschäft ist das Problem seit langem offensichtlich, seitdem nämlich spektakuläre Warnsignale wie Torrey Canyon (1967 schwappten 117 000 Tonnen Rohöl an Südenglands Küste), Amoco Cadiz (230 000 Tonnen, 1978 in Frankreich) oder Exxon Valdez (42 000 Tonnen, 1989 in Alaska) die Spuren der Öltanker-Armada auf den Weltmeeren markieren. Beim eiligen Tankerbau nach der Blockade des Suez-Kanals im Sechs-Tage-Krieg von 1967 programmierte die Kostenminimierungsstrategie die Größe der nachfolgenden Umweltkatastrophen. Damals rüsteten die Öl-Gesellschaften und die Reeder von kleineren Größen zu Super- und Megatankern auf, um billigst vom Persischen Golf rund um das Kap der guten Hoffnung nach Europa zu kommen. Daß heute im weltweit gespannten Netz der hochentwickelten Ölindustrie wahre Seelenverkäufer unter Billigflaggen und mit miserabel ausgebildeten Mannschaften unterwegs sind, liegt am harten Geschäft, das die Öl-Multis betreiben. Die von ihnen gezahlten Chartergelder reichen nicht aus, um davon die eigentlich nötigen Modernisierungen, Wartungsarbeiten und anständige Heuern zu bezahlen.

Daß der Sturm, der in dieser Woche die Ostsee heimsuchte, gleichfalls "nicht die einzige Ursache" für das Sinken der Jan Heweliusz war, liegt auf der Hand. Erst aufgeschreckt durch das Unglück interessiert man sich nun dafür, unter welchen Bedingungen das Fährgeschäft in der Ostsee durchgeführt wird.

Kleine Lokalrundschau

SPD eröffnet Wahlkampf Mit dem stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden Wolfgang Thierse eröffnen die Wiesbadener Sozialdemokraten am Dienstag, 19. Januar, um 19.30 Uhr im Kurhaus den Wahlkampf für die Kommunal am 7. März. Weiterer Gast des Abends: Annette Winkler, "Unternehmerin des Jahres" 1992. Konzert im Kurhaus Das hessische Staatsorchester lädt ein zum dritten Symphoniekonzert am Mittwoch, 20. Januar, um 20 Uhr im Kurhaus. Auf dem Programm stehen Werke von Ravel, Frank Martin und Mozart. Den Einführungsvortrag zum Konzert hält Wolfgang Müller um 19 Uhr im Dostojweski-Saal des Kurhauses. Ein Abend mit Kammermusik Das Ensemble Klassik Heidelberg spielt am Freitag, 22. Januar, um 20 Uhr Kammermusik in der Villa Clementine, Frankfurter Straße/Wilhelmstraße. Zu Gehör gelangen unter anderem Kompositionen von Maurice Ravel und Bela Barok.

Flüchtlingsrat tagt

Der Wiesbadener Flüchtlingsrat tagt

am Montag, 18. Januar, um 18 Uhr. Ort

des Treffens ist das Gemeindehaus der evangelischen Ringkirche, Kaiser-Friedrich-Ring 5. In der Sitzung geht es auch um die Nutzung des Camp Pieri und den Umgang mit dem Sozialamt. Ein weiteres Thema ist die Änderung des Asylrechts.

Erste-Hilfe-Kursus Die Johanniter-Unfall-Hilfe bietet im Februar einen Abendkursus "Erste Hilfe" an. Beginn: 16. Februar, 19 Uhr. Der Lehrgang soll am 18. und 25. Februar sowie am 2. März fortgesetzt werden. Nähere Informationen: Telefon 0611 / 808081.

Wiesbadener Kulturforum

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Margret Funke-Schmitt-Rink lädt ein zum vierten Wiesbadener Kulturforum am Montag, 18. Januar, um 19 Uhr im Café des Hilde-Müller-Hauses, Wallufer Platz. Thema: "Kinder- und Jugendkultur in Wiesbaden - gibt es eine eigenständige Szene?"

Kinderfest in der Volkshochschule

Die Volkshochschule veranstaltet am Montag, 18. Januar, um 15 Uhr im Festsaal des Rathauses ein Internationales Kinderfest. Das Programm wird von Jungen und Mädchen aus fünf Nationen gestaltet.Musik und Tombola für mehr Toleranz

WIESBADEN. Mit Musik für Toleranz und Mitmenschlichkeit: Die Arbeitsgemeinschaft "Spektakel gegen Ausländerfeindlichkeit" lädt ein zu einem Konzert am Samstag, 16. Januar, um 20 Uhr in der Wartburg, Schwalbacher Straße 51. Für heiße Rhythmen sorgen vier Bands: Glad Tidings mit Gitarrenmusik, Tinkers mit irischem Folk, Haga Sasch mit Funk- Punk und Burning Duks mit Punk. Außerdem gibt's eine große Tombola. maf

Zurücktreten, um sich treu zu bleiben Ein Gespräch mit Günter Grass über seinen SPD-Austritt, deutsche Politik und die Gefahr der Resignation

MÖLLN. Nebel und nasse Landstraßen hinter Mölln. Graue Felder und zugefrorene Seen. Vom Glatteis der letzten Nacht und von den drei Morden, die "doch gar keine Morde waren", erzählt der Taxifahrer. Auf der ganzen Strecke, zehn Kilometer lang, beschwört der verwirrte Einheimische den Fremden, dann endlich stoppt der Mann auf einer abschüssigen, einspurigen Straße den Wagen - wir sind angekommen. Hier, in einem stattlichen Haus inmitten von knorrigen Apfelbäumen, wohnt der Schriftsteller Günter Grass.

Er hat gezeichnet. Im ausgebauten Atelier am Waldrand liegen seine letzten Arbeiten auf dem Holzboden - zwölf Blätter, die er kurz zuvor mit einem abgeschnittenen Bambusrohr und Tintenfischtusche bearbeitet hat. Beißender, fauliger Fischgeruch durchzieht das Obergeschoß, von dem der Blick durchs Fenster hinaus in den großen Garten fällt.

Unweit steht der Nußbaum, dessen Nußschalen der Zeichner Grass so schätzt, weil sie, zerstampft in einem breiten Tongefäß, zur dicken, schwarzen Farbe werden. Seine neuen Bilder sind entrückte Bekanntschaften mit glotzenden Unken-Familien, einem einsamen Butt, einem toten Käfer - der, gefunden einst von Frau Grass im Garten, nun siebenmal gewendet auf dem Papier verewigt ist. Druckgrafiken mit Tieren und Selbstbildnissen. Bilder, die in den letzten Tagen hier draußen entstanden sind.

In dieser Zeit verabschiedete sich Grass von der SPD, einer Partei, der er zehn Jahre angehört hatte und für die er über drei Jahrzehnte eintrat. Über Politik in Günter Grass' Atelier zu sprechen, ist kein Widerspruch, aber er hielte es für unfair, würde man nicht seine Bilder und Skulpturen, die die Räumlichkeiten füllen, angemessen respektieren. Darauf legt der Künstler wert. Verständlich.

"Mir ist es sehr schwer gefallen", sagt er, "aus der SPD auszutreten. Ich war nie jemand, der zu hundert Prozent übereinstimmen mußte. Aber sechzig Prozent müßten es schon sein." Welche persönlichen Reaktionen der SPD-Spitze hat es wegen seinem Parteiaustritt gegeben? "Keine", sagt er und fügt hinzu: "Der Austritt fiel ja auch in die Zeit um das Jahresende, da waren viele verreist."

Kein Anruf von Björn Engholm, statt dessen eine öffentliche Beschimpfung, kein Brief von Wolfgang Thierse, keine Würdigung seiner Arbeit für die Sozialdemokraten. Es ist ihm deutlich anzumerken, daß ihn das bitter trifft. Günter Grass, der große Mahner und Warner, ist so einsam wie der Butt auf dem Papier.

Es scheint, als stecke, zwei Jahre nach der deutschen Einheit, der "Alptraum", von dem er in der "Rede eines vaterlandslosen Gesellen" lautstark warnte, ihm tief in den Knochen: Der "Alptraum" eines deutschen Einheitsstaates, der an seinem "komplexgesättigten Größenwahn" zugrunde gehen wird.

Die Morde von Mölln passierten vor seiner Haustür. "Theoretisch haben wir es ja in der Hand", meint er, "es ist ja eine Demokratie, die aus Fehlentscheidungen und Trugschlüssen Lehren ziehen kann." Doch im "Schweinsgalopp" sei diese deutsche Einheit zustande gekommen. Das zermürbt ihn bis heute. Denn davor warnte er früh. Und das wollte keiner hören.

Gerade die SPD hat ihn da enttäuscht. In schwerer Zeit sei sie ausgerechnet "modisch" verkommen, und der letzte Parteitag war für ihn deshalb nur eine "Farce". Die Beschlüsse waren "Absichtserklärungen, Widersprüche, Heuchelei. Der Asylkompromiß der SPD hat für die östlichen Nachbarn und Länder unabsehbare Konsequenzen. Polen wird nicht in der Lage sein, die Flüchtlinge, die nach Deutschland wollen, aufzunehmen."

Er fürchtet, "die Polen werden jetzt gezwungen, an der Ostgrenze den Eisernen Vorhang hochzumachen." Grass spricht von "schrecklichen Konsequenzen": "Polen gerät in Abhängigkeit. Das Ganze passiert nun in der tschechischen Republik. Ein unsäglicher Kompromßbeschluß also, und das war von mir nicht mehr zu verantworten." Günter Grass plädiert für ein Einwanderungsgesetz, das mit festgeschriebenen Quoten den Zustrom von Ausländern regelt.

Seine Sätze spricht der Schriftsteller monoton aus, ohne erkennbare Wut. Müde ist er. Immer wieder zieht er aus der kleinen Streichholzschachtel mit der Aufschrift "Unkenrufe" Zündhölzer heraus, um seine Pfeife bei Feuer zu halten. Wie verkraftet der "sozialistische Demokrat" Grass seine neue Abseits-Stellung? "Was heißt hier abseits", brummt er nach einem langen Zug aus der Pfeife, "ich habe wie im Zentrum gestanden. Auch Böll hat sein ganzes Leben als Schriftsteller am Rande verbracht."

An Heinrich Böll, den Freund aus frühen Tagen, denkt er häufig. Seinen Sarg hat er mitgetragen, damals, 1985. Und er weiß von der "abgrundtraurigen, dann plötzlich verzweifelt lustigen" Trauermusik aus den Instrumenten der Zigeuner- kapelle zu berichten. Acht Jahre sind seither vergangen. Genau in dieser Zeit vollzog sich das Ende einer Epoche, an der Günter Grass sich laut beteiligt hatte und kritische Mitstreiter hatte, in der er gegen "jede Form von Utopieverboten" eintrat.

Sein Abschied aus der SPD ist deshalb kein bloßer Parteiaustritt. Er steht vielmehr für den Wendepunkt einer ganzen Generation Intellektueller, deren politischer Rat und Prophetentum im neuen Deutschland nicht mehr interessiert. Günter Grass weiß das genau. Heute taugt für ihn keiner mehr zu einem politischen Streitgespräch ("Thierse vielleicht"), das "Plakative" in den Diskussionen stört ihn. Günter Grass, es sieht so aus, tritt zurück, um sich treu zu bleiben. Versunken und ernst sitzt er im Stuhl. Hört man seine Worte und den Klang, wie er sie ausspricht, sieht man sein Gesicht dabei, das sich verfinstert, als bedeckten es plötzlich dunkle Schatten, dann weiß man um seine Schwierigkeit, mit dieser Zeit zurechtzukommen. Die Begleiterscheinungen der letzten Jahre, angefangen von der postmodernen Literatur bis zum Utopieverlust und humanistischen Träumen, betrachtet er teils mißtrauisch, teils abschätzig. Aber "mit der Geste der Resignation ist ja nicht viel anzufangen", weiß der nunmehr 65jährige.

Nein, nicht aufgeben. Lieber verzweifelt reden. Vergeblich, wenn es sein muß. So wie in den Tagen nach der deutschen Einheit. Der Literat kennt die Bedeutung der Vergeblichkeit gut. Er hat sie zum Stoff seiner Bücher gemacht.

Kürzlich war er auf Lesereise in Polen und in den USA. Diese Auslandsreisen bestätigen anscheinend seine Mahnungen: "Der Vertrauensvorschuß, den man Deutschland im November 1989 entgegengebracht hat, wird als mißbraucht betrachtet. Es wird schon registriert", betont er ruhig, "daß sich führende Politiker wie der bayerische Ministerpräsident Streibl geweigert haben, auf der Demonstration unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten gegen Ausländerfeindlichkeit in Berlin teilzunehmen."

Günter Grass denkt, abgeschieden, allein in seinem Atelier, dort, wo auch sein Schreibpult steht, über die neue Rolle Deutschlands in der Welt nach. Neue Aufgaben rollen auf das Land zu, doch er sieht nur den "Schlingerkurs der Regierung Kohl".

Wie sollte sich Deutschland im Jugoslawien-Konflikt verhalten? "Ich bin dafür", so Grass, "daß die Bundesrepublik sich an den UN-Einsätzen beteiligt. Diesen neuen Aufgaben für die Bundeswehr, die sich mehren werden, muß Rechnung getragen werden. Und ich glaube", so Grass weiter, "daß nicht nur die Bundeswehr- Soldaten, sondern auch die Wehrdienstverweigerer für ein solches neues Konzept Interesse aufbringen könnten. Der Gegensatz zwischen Wehr- und Ersatzdienst würde sich in bestimmten Situationen aufheben." Günter Grass spricht sich angesichts serbischer Greueltaten für Härte aus. "Das Flugverbot ohne Druck dahinter, kann in Serbien nur Gelächer auslösen. In dem Fall muß man Stärke beweisen."

Doch ein "Gesamtdeutscher März", wie ein Gedicht in seinem vor fünfundzwanzig Jahren erschienenen Buch "Ausgefragt" heißt, wird es für den Dichter nicht mehr geben. Denn darin stehen bekannte Sätze einer vergangenen Epoche: ". . . glaubt dem Kalender, im September/beginnt der Herbst, das Stimmenzählen;/ich rat Euch, Es-Pe-De zu wählen."

EKKEHART BAUMGARTNER

Bei Buderus Hirzenhain wird sorgenvoll die Konjunktur im Automobilbau beobachtet Die Gießer leben von Kurzarbeit und Zuversicht Betriebsrat hält Personalabbau für unwahrscheinlich

HIRZENHAIN. Die morgendliche Zeitungslektüre bereitete Heinrich Kunz, dem Kaufmännischen Geschäftsführer der Buderus Guss GmbH, wieder einmal Kummer. Die Nachricht, daß Opel die Kurzarbeit verlängert, traf ihn zwar nicht unerwartet, doch nun wurde erneut ein Trend bestätigt, der auch das Buderus- Werk in Hirzenhain nicht unberührt läßt: Wenn die Automobilindustrie als Konjunkturmotor nur noch gedrosselt läuft und die Maschinenbauer immer häufiger vergeblich auf Aufträge des produzierenden Gewerbes warten, dann breiten sich auch Sorgen in der 3000 Einwohner zählenden Gemeinde am Fuße des Vogelsbergs aus. Die Abhängigkeit von der Entwicklung in anderen Industriebereichen spüren die Guss-Arbeiter seit Anfang dieser Woche auch beim Griff in den Geldbeutel: Fast alle Gewerblichen im nahezu 200 Beschäftigte zählenden Werk stehen in Kurzarbeit.

Helmut Eigner, stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrates in Hirzenhain, muß ein optimistischer Typ sein. Schon von Berufs wegen beobachtet er Bewegungen in der Wirtschaft und merkt sich die Auftragslage in den einzelnen Branchen. "Autoindustrie, Rüstung, überall schlecht, Maschinenbau auch", rekapituliert er knapp die Situation. Trotzdem keimt in ihm die Hoffnung, "daß es bald besser wird": "Wir setzen ab, sobald es möglich ist." Eigner meint die Kurzarbeit, von der Geschäftsleitung und Betriebsrat sich vor allem einen Zeitgewinn erhoffen. Zunächst ist vorsorglich einmal für sechs Monate Kurzarbeit angemeldet worden. Achtzig Prozent der etwa 140 Gewerblichen kommen einmal pro Woche nicht zur Arbeit, der Lohnausfall wird durchKurzarbeitergeld wenigstens halbwegs erträglich gemacht: Wer verheiratet ist, erhält in der Regel 68 Prozent des jeweiligen Nettosalärs, Ledige müssen mit 63 Prozent auskommen. Schon im vorigen Jahr galt in Hirzenhain vorübergehend Kurzarbeit. Doch diese Talfahrt war vergleichsweise rasch überwunden. Den Beschäftigten gab das neuen Mut und Betriebsrat Eigner, der vor einer Schwarzmalerei warnt, glaubt schon deshalb nicht, von der Buderus- Zentrale in Wetzlar im Stich gelassen zu werden, weil zuletzt "riesige Investitionen" in Hirzenhain getätigt wurden: "An Personalabbau wird noch nicht gedacht."

Der Buderus Aktiengesellschaft geht es insgesamt nicht schlecht. Obwohl Vorstandsvorsitzender Hans-Ulrich Paul während einer Bilanzpressekonferenz auf pessimistische Konjunkturerwartungen von Forschungsinstituten hinweisen mußte, schaute er zufrieden zurück. Stolz verkündete er: "Ertragserwartungen übertroffen!" Ein Umsatzplus konnte auch der Konzernbaustein Buderus Guss verbuchen, doch innerhalb der GmbH laufen die Entwicklungen teilweise konträr: Die Sparte Gußrohrtechnik garantiert derzeit lukrative Aufträge, in erster Linie wegen der Nachfrage aus den neuen Bundesländern, die Sparten Spezialgußerzeugnisse, Eisenguß und Stahlfeinguß brachten hingegen "deutliche Umsatzeinbußen" (Plaul).

Geschäftsführer Kunz sieht Anfang des neuen Jahres noch keine Wende in Hirzenhain. Die Nachfrage der Maschinenbauindustrie, insbesondere aus dem süddeutschen Raum, sei bislang "sehr schwach". Was das alles langfristig für das Werk bedeutet, darüber möchte Kunz nicht spekulieren. Trotz der negativen Prognosen für die Konjunkturentwicklung in der Automobilbranche und im Maschinenbau (beide bescherten dem Werk Hirzenhain bislang insgesamt 80 Prozent seines Auftragsvolumens) sieht Kunz nicht schwarz. Die Kurzarbeit sei doch schließlich "ein Zeichen, daß wir meinen, wir kommen darüber hinweg".

BERND SALZMANN

Stadtarchiv leistet oft regelrecht Detektivarbeit

Der Ersterwähnung von Weißkirchen auf der Spur

OBERURSEL. "Was hier geleistet wird, ist auch ein ganzes Stück Detektivarbeit": Walter Kraus, Leiter der städtischen Hauptverwaltung, weiß um die oft mühsame Kleinstarbeit des Stadtarchivs. Da wird in vergilbten Akten geblättert, werden historische Fotos und Postkarten ausgewertet und alte Schriften entziffert. Steht ein Jubiläum ins Haus, intensiviert sich die "Wühlarbeit". Im vergangenen Jahr mußte Stadtarchivarin Andrea Bott gleich zwei Feste vorbereiten: Oberstedten feierte sein 1175jähriges und Bommersheim sein 1200jähriges Bestehen.

Zum Ausblick auf das neue Jahr hatte gestern Bürgermeister Thomas Schadow ins Stadtarchiv eingeladen. Rund 300 Besucher und unzählige Anrufer konnte die städtische Einrichtung 1992 verbuchen. "Wir sind gut frequentiert", versicherte Andrea Bott. Zugezogene, die sich über die Stadt informieren wollen, gehören ebenso zur Kundschaft wie Schüler und Studenten, die für ihre Hausarbeiten im reichen Fundus des Archivs stöbern.

Doch auch die Rathaus-Mitarbeiter gehen im Stadtarchiv auf Entdeckungstour. Zum Beispiel für das nächste Jubiläum: die 1175-Jahr-Feier von Weißkirchen. Das Ersterwähnungsdatum wurde auf den 24. Juni 818 festgelegt. Eine Jubiläums-Ausstellung wird zur Zeit erarbeitet. Gefeiert wird in diesem Jahr auch das 375jährigen Bestehen der Kreuzkapelle, die, so Schadow, mit hohem Kostenaufwand restauriert worden sei: "Die Stadt hat da erhebliche Summen in ihr kulturelles Erbe investiert." Auch dieses Jubiläum soll von einer Ausstellung zur Baugeschichte der kleinen Kirche begleitet werden.

Rund 200 000 Mark umfaßt in diesem Jahr der Etat für das Stadtarchiv. Den Löwenanteil verschlingen Personal- undUnterhaltungskosten. Nur 7500 Mark sieht das Budget für Neuankäufe vor. Da sei man aber durchaus flexibel, betonte Stadtrat Gerd Krämer. Gehe es darum, ein besonders wertvolles Schriftstück (etwa das im Besitz des Metz-Verlages befindliche Buch "Der Eydteuffel", um 1574 verfaßt von dem Oberurseler Pfarrer Christoph Obenhin) zu erwerben, könne das Archiv jederzeit mit Zuschüssen rechnen. Das älteste Schriftstück des Stadtarchives ist ein theologisches Traktat aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Zur Zeit versucht Andrea Bott den Verfasser zu ermitteln. Bott: "Es könnte aus der Predigtvorbereitung eines Oberurseler Pfarrers stammen, aber ich bin noch nicht ganz dahinter gekommen." Erhebliche Zeit nimmt die Übersetzung des in Latein verfaßten Textes in Anspruch.

Im Gegensatz zu Schriftstücken aus der neueren Zeit, zeigt das theologische Traktat kaum Spuren des Verfalls, auch wenn das Papier vergilbt ist. Umweltschutz hin, Umweltschutz her - für die Historiker ist Recycling-Papier ein wahrer Graus: Nach 30 Jahren zerfällt es zu einem kleinen Häufchen Staub. ki

"Seid initiativ, tut was, macht was!" Wie der Politiker Joachim Arnold den Geburtstag der SPD Wölfersheim für eine packende Geschichtsstunde nutzte

Mit der Eingangsfrage: "Welche Fragen habt ihr?", verblüffte er Neunt- und Zehntkläßler. Sie blieben stumm. Nächste Frage: "Was macht ihr nachmittags?" Was das mit Weimar zu tun hat? Scheinbar wenig. Doch immerhin fiel den Jugendlichen dazu etwas ein. "In Wölfersheim ist nix los." "Ich gehe nach Berstadt in den Jugendtreff." "Man hängt meistens bei Freunden rum, geht dann in die Kneipe und gibt Geld aus. Hier könnte gut so was sein wie in Berstadt, wo man sich mit eins, zwei, zehn Leuten treffen könnte." "Im Winter ist es schlecht, im Sommer kann man sich in den Baumstücken treffen. Aber da meint die Bürgerinitiative, wir machen die Natur kaputt."

Arnold hatte schon kurz zuvor von Vom Jugendtreff zur Weimarer Zeit einer anderen Klasse erfahren, daß eine Unterschriftenliste für einen Jugendtreff in Wölfersheim bei der Gemeindeverwaltung abgegeben worden sein soll. Nur wenige im Auditorium schienen davon zu wissen. Also nächste Frage: "Wie würdet ihr denn einen Jugendraum verwirklichen?" Es müßte ein Raum zur Verfügung gestellt werden, zu dem ein Jugendlicher einen Schlüssel hat, fünf könnten Eintritt kassieren und Getränke verkaufen, meinte ein Junge. Ein Mädchen berichtete aus Weckesheim, wo der Pfarrer Jugendlichen Freitag abends einen Raum überläßt. Arnold half weiter: "Ihr könnt euch an die Gemeinde wenden, einen Raum und dazu noch einen Sozialarbeiter fordern." Aber wie genau würden sie es anfangen, hakte er nach. "Eine Unterschriftenliste beim Bürgermeister abgeben." "Oder bei der Gemeinde." Und wer ist die Gemeinde? "Das Rathaus." "Der Jugendpfleger." Arnold ließ nicht locker: "Wißt ihr, welche Gemeindeorgane es gibt?" Schweigen.

"Wo ist dein Opa", spricht Arnold einen Jungen an. "Im Gemeindevorstand - und der diskutiert, was abgeht." Die Gemeindevertretung, die Arnold den Jugendlichen erst in den Mund legen muß, vermutet ein Schüler, "vertritt den Gemeindevorstand". "Die sollen euch vertreten", korrigiert Arnold sanft. Auch an die demokratischen Parteien könnten sich die jungen Leute wenden, wenn sie eine Initiative voranbringen wollten. Ihre Idee könnte aber auch über Bürgermeister und Gemeindevorstand in die Vertretung kommen. Ein Mädchen raunt: "Die sagt dann, daß es zuviel Geld kostet."

"Es kommt nichts von oben runter, ohne daß ihr selbst was tut", mahnt Arnold sein Publikum, am Ball zu bleiben, wärend die Initiative erst einmal die parlamentarischen Hürden nehmen und im Haushalt berücksichtigt werden muß.

Und dann springt er sechs Jahrzehnte zurück. Die Nazidiktatur habe die Weimarer Republik abgelöst. "Meint ihr, in einer solchen Diktatur wäre es möglich, ohne weiteres eine Initiative wie die eurige zu machen?", sucht er nach einem Anknüpfungspunkt. Schweigen. "Was passiert in einer Diktatur?" "Alleinherrschaft", "DDR-mäßig", werden Stimmen laut. "Die Nazis haben diejenigen abgeholt, die anderer Meinung waren", lenkt Arnold die Diskussion weiter. "Der Bürgermeister hätte unsere Unterschriftenliste einfach weggeschmissen, wenn ihm das nicht gepaßt hätte", wirft ein Junge ein. In einer Demokratie gebe es dann immer noch Parteien, die die Idee dennoch aufgreifen könnten, betont Arnold und fragt: "Lohnt es sich, für ein demokratisches System einzutreten?" Betretenes Schweigen. Nachfrage: "Oder macht euch Diktatur nichts aus?" "Eigentlich Lohnender Einsatz für die Demokratie schon. Wenn man was sagen will und wird gleich erschossen", überlegt einer laut und fügt an: "Ich will mir meine Partei aussuchen."

Mit dem Appell: "Seid initiativ, tut was, macht was", entläßt Arnold die Jugendlichen. Ihm ist gelungen, was Geschichtslehrer Hablick vor Beginn der außergewöhnlichen Unterrichtsstunde als Anspruch formulierte: "Man muß versuchen, einen Gegenwartsbezug herzustellen. Es finden sich immer Parallelen zu heute, sei es jetzt Rechtsextremismus oder Golfkrieg." Aber auch das sei schwierig, weil nur wenige Schulkinder Nachrichten wahrnähmen. Arnolds Unterricht war beispielhaft, packte die Jugendlichen an ihren Interessen. MONIKA KAPPUS

Wir gratulieren

Frau Ottilie Kram aus der Stadt Hanau zu ihrem 95. Geburtstag am Samstag, 16. Januar.

Frau Edith Undeutsch aus Maintal- Dörnigheim zum 85. Geburtstag am Samstag, 16. Januar.

Frau Eva Will aus Maintal-Bischofsheim zum 85. Geburtstag am Samstag, 16. Januar.

Frau Marie Bär aus Nidderau-Windekken zum 85. Geburtstag am Samstag, 16. Januar.

Frau Sapfo Mindova aus Rodenbach zum 85. Geburtstag am Sonntag, 17. Januar.RaumausstattungTrend zu Geborgenheit

Eine neue Besinnlichkeit und Wärme kehrt in deutsche Wohnstuben ein. Das Bedürfnis des "cocooning", sich also in seinen vier Wänden einzuspinnen, nimmt zu. Die Sehnsucht nach Harmonie mit der natürlichen Umwelt wächst. Gelebte Menschlichkeit wird zum Merkmal in Farben und Stil. Ein Auszug aus einer psychoanalytischen Betrachtung? Mitnichten. Vielmehr stammen diese Beobachtungen aus der Trend-Prognose des Hoechst-Konzerns für das kommende Jahr, die die Faser-Abteilung des Chemieriesen auf der heute zuende gehenden Messe Heimtextil in Frankfurt vorgelegt hat.

Entsprechend emotional und einlullend wird die ausgemachte Entwicklung auch in der Trendmappe des Faser-Herstellers verpackt. "Traum, Märchen, Ruhe" spiegeln demnach unter dem Stichwort "Verinnerlichung" die Farben Indigo, Delft, Azur und Nachtblau wider. "Gefühlen" ordnen die Höchster "Glut, Kommunikation und Liebe" zu mit Tönen von Rosenquarz, Rosenholz, Koralle, Buchara und Purpur. "Geborgenheit" setzen sie mit Natur - Blätter, Hölzer und entsprechende Farben - gleich. Die Palette reicht von Vanille, Sandelholz und Sand über Curry und Kakao bis Marone. Zu "Geborgenheit" fallen den Trendsettern auch "Wüste, Afrika, Natur und Familie" ein. "Besinnung" mit den Assoziationen "Wald" und "Regeneration" sollen Töne wie Lagune, Grünalge und Reseda suggerieren. Und wer in seiner Wohnstube wahre "Beruhigung" vom Alltagsstreß mit "Entspannung" und dem Flair von "Mythen und Sagen", dem Spiel von "Licht und Schatten" sucht, kommt eigentlich an einem Sofa mit einem Bezugsstoff - aus Fasern der Firma Hoechst natürlich - in Silber, Granit, Lava und/oder Basalt nicht vorbei.

Soziologische und psychologische Studien sind dieser Vorhersage zweifelsohne reichlich vorausgegangen, denn immerhin geht es bei der Auswahl von Farben und Materialien für das künftige Angebot auf dem Heim- und Haustextilienmarkt um viel Geld. Klaffen Träume des Verbrauchers und Sehnsüchte des Trendsetters nämlich völlig auseinander, bleiben entsprechend eingeschworene Firmen äußerst beunruhigt auf ihrer Beruhigungs-Couch sitzen. cri

Hanauer Polizei: FDP greift die Krebsfälle auf

HANAU. Die sofortige Aufklärung der durch Krebs verursachten Todesfälle und schweren Erkrankungen von Polizeibeamten, die im Gebäude der Polizeidirektion am Hanauer Freiheitsplatz arbeiteten oder noch arbeiten, hat gestern der stellvertretende Fraktionsvorsitzende und innen- und rechtspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag, Jörg-Uwe Hahn, gefordert. So steht es in einem Schreiben an den hessischen Innenminister Dr. Herbert Günther, der für die Polizei zuständig ist.

Wie die FR gestern berichtete, macht man sich bei den knapp 300 Mitarbeitern der Hanauer Polizei derzeit große Sorgen um die Krebserkrankungen von sieben Kolleginnen und Kollegen mittleren Alters in den vergangenen drei bis vier Jahren. Inzwischen sind zwei Mitarbeiter an den Folgen der Krankheit gestorben, ein 38 Jahre alter Kriminalbeamter erkrankte erst in diesen Wochen an Lymphdrüsen-Krebs. Bislang wurden jedoch keine Hinweise dafür gefunden, daß giftige Substanzen in der Raumluft des Gebäudes für die Erkrankungen ursächlich sind oder andere mögliche Gefährdungsquellen mit den Erkrankungen zusammenhängen.

"Falls sich der Verdacht giftiger Substanzen in dem Gebäude bestätige, müssen schnellstens Vorkehrungen getroffen werden, unter anderem möglicherweise ein Umzug in ein anderes Gebäude, um die dort diensttuenden Beamten vor Gesundheitsschäden zu bewahren", sagte Hahn gestern in Wiesbaden. Der zuständige Innenausschuß des Hessischen Landtags müsse schnellstens über Fakten dieses Vorgangs unterrichtet werden und über die Planungen der Landesregierung, wie die für die Kriminalitätsentwicklung im Main-Kinzig-Kreis wichtige Polizeidirektion arbeitsfähig bleiben könne, ohne daß gleichzeitig eine Gesundheitsgefährdung der Beamten zu befürchten sei. are

Unfallfahrer machte sich erstmal davon

USINGEN. 9000 Mark Schaden, eine Blutentnahme und ein einbehaltener Führerschein sind die Bilanz eines Unfalls, der sich am Donnerstag abend an der Straße von Wilhelmsdorf zur B 275 ereignete. Wie die Polizei mitteilt, bog ein Autofahrer unvorsichtig nach links in die Bundesstraße Richtung Usingen ein. Dabei stieß sein Wagen gegen ein Auto, das in Richtung Merzhausen unterwegs war.

Der einbiegende Fahrer beging laut Polizei Unfallflucht, meldete sich aber später bei den Beamten. Die vermuteten Alkoholbeeinflussung. tom

Friedrichsdorfs Asylhelfer bereiten Lichterkette vor

FRIEDRICHSDORF. Eine Lichterkette durch Friedrichsdorf bereitet der Arbeitskreis Asyl vor. Er trifft sich dazu am Montag, 18. Januar, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum.

Die Lichterkette soll sich am Sonntag, 31. Januar, ab 17 Uhr vom Landgrafenplatz aus durch die Stadt ziehen.

Anlaß zu der Aktion sind für den Arbeitskreis nicht nur die Anschläge gegen Ausländer im heutigen Deutschland, sondern auch die sogenannte Machtergreifung der Nationalsozialisten, die sich am Samstag, 30. Januar, zum 60. Mal jährt.

stk

VO-TI-FE-LA: Karten heute erhältlich

NIEDERDORFELDEN. Die närrische Interessengemeinschaft VO-TI-FE-LA bietet heute ab 15 Uhr im Feuerwehrgerätehaus Karten für zwei Fastnachts-Veranstaltungen an. "Entgegen der Ankündigung gibt es nur zwei VO-TI-FE-LA-Sitzungen", so Sprecher Willi Leibrock: am 30. 1. und am 6. 2.jeweils um 19.31 Uhr im Saal des Bürgerhauses. "Als Ausweichtermin war ein dritter Tag vorgemerkt, der versehentlich publiziert wurde, aber nicht in Frage kommt", meinte Leibrock, der unter 0 61 01 / 34 36 weitere Auskünfte gibt. Eintritt: jeweils 14 Mark. pom

Aufgespießt

"Dieser Hinrichtungsjournalismus ist mir zuwider." Achim Rohde, Vorsitzender der nordrhein-westfälischen FDP- Landtagsfraktion über die Berichterstattung "aller" Medien im Fall seines Landesvorsitzenden Jürgen Möllemann.

SPD fand Partner in Polen Gespräche mit Mazowieckis Partei / Asyl im Vordergrund

hll BONN, 15. Januar. Bei ihren Kontakten nach Polen will sich die SPD auf die Demokratische Union (DU) konzentrieren. Sechs Parlamentsabgeordnete dieser 1990 gegründeten, aus der Gewerkschaft Solidarnosc hervorgegangenen Partei waren in der vergangenen Woche Gäste der SPD-Bundestagsfraktion in Bonn und führten Gespräche mit führenden Sozialdemokraten sowie im Bundeskanzleramt und im Außenministerium.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Markus Meckel sagte am Freitag, mit diesem Kontakt sei "ein neuer Akzent gesetzt" worden. Seit Beginn der 80er Jahre ist das Verhältnis von Solidarnosc und den daraus entstandenen Parteien zur SPD belastet, weil die Sozialdemokraten der polnischen Gewerkschaftsbewegung Kontakte auf Spitzenebene verweigert hatten.

Im polnischen Parteienspektrum wird die DU als "mitte-links" eingestuft. Sie gehört der Warschauer Regierungskoalition an. Vorsitzender ist der frühere Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki. Die Gespräche in Bonn bekamen Brisanz wegen des Bonner Plans, Polen als "sicheres Drittland" einzustufen und nach Deutschland gekommene Asylbewerber dorthin zurückzuschicken. Auch die SPD, die diesem im "Asylkompromiß" enthaltenen Vorhaben zustimmte, wurde kritisiert, weil mit der polnischen Regierung darüber vorher nicht beraten worden war. Die Abgeordneten der DU brachten schwere Einwände gegen die Bonner Pläne vor. Sie sahen schwere Belastungen für die Demokratie in Polen und eine Gefährdung der Regierung voraus.

Meckel zeigte Verständnis dafür und sagte: "Migration ist ein europäisches Problem, und wir müssen es gemeinsam lösen." SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose sagte zu, daß innenpolitische Fachleute der Fraktion in Warschau über die Folgen der Asylbeschlüsse beraten sollen.

Heiliger Josef wurde aus Krippe gestohlen

BAD HOMBURG. Der Heilige Josef ist weg. Ein Unbekannter stahl die Figur, wie die Polizei gestern mitteilte, am Mittwoch aus der Weihnachtskrippe der Katholischen St.-Johannes-Kirche in Kirdorf. Zwischen 7.15 und 17.45 Uhr nahm der Täter in dem frei zugänglichen Kirchenraum die etwa 44 Zentimeter hohe Figur an sich.

Nach Polizeiangaben hat sie einen Wert von rund 2000 Mark. Die Figuren der Krippe wurden in den 50er Jahren in Oberammergau handgeschnitzt, sind also Unikate. Traditionsgemäß bleibt die Krippe bis zum 2. Februar aufgebaut.

Über eine Ersatzbeschaffung mag die Kirchengemeinde noch nicht nachdenken; vorerst hegt sie die Hoffnung, daß der Heilige Josef wieder auftaucht. tom

Hochwaldkrankenhaus Parlament bekräftigt das Rauchverbot

BAD NAUHEIM. Im städtischen Hochwaldkrankenhaus soll ein generelles Rauchverbot verhängt werden, hat das Stadtparlament am Donnerstagabend auf Antrag der CDU mit großer Mehrheit beschlossen - unbeeindruckt davon, daß laut Chefarzt Dr. Christian Müller das Rauchverbot ohnehin schon besteht.

Die Grünen bezeichneten den Antrag denn auch als überflüssig und stimmten dagegen. Die Werbung für Zigaretten müsse ebenso verboten werden wie das Aufstellen von Zigarettenautomaten, an denen sich schon Kinder mit dem gesundheitsgefährdenden Suchtmittel eindecken könnten, forderte Grünen-Sprecher Jürgen Groth.

FDP-Fraktionschef Gerhard Bennemann verlangte zunächst in einem Zusatzantrag, keine Zigarettenautomaten mehr in öffentlichen Gebäuden aufzustellen, zog ihn aber später wieder zurück.

Die Heiterkeit der Parlamentarier und Parlamentarierinnen erregte Bürgermeister Bernd Rohde (CDU) mit einer "stillen Demonstration". Just als der CDU-Antrag aufgerufen wurde, stand er auf und verließ den Sitzungssaal, in dem nicht geraucht werden darf, um draußen vor der Tür eine Zigarette zu rauchen. ieb

Gefragt: ein gutes Blatt, Können und Glück

HASSELROTH. 1000 Mark Siegesprämie warten auf den erfolgreichsten Skatspieler am heutigen Samstag in Niedermittlau. Um 15 Uhr beginnt in der Friedrich-Hofacker-Halle das 17. Kinzigtal- Turnier, ausgerichtet vom Skatclub Kinzigtal in Hasselroth.

Auch die Plätze zwei bis fünf werden von den Veranstaltern noch mit dreistelligen Geldbeträgen honoriert. Die Startgebühr beträgt 15 Mark. jan

Künftige Sozialarbeiter forderten einen Notplan für die Öffnung der U-Bahnstationen Erinnern an die Obdachlosen Studenten demonstrierten

Gerade eine halbe Stunde sitzt Diana, Erstsemesterstudentin der Sozialarbeit, nun auf dem kalten Pflaster vor dem Römer. Und obwohl ihre Lagerbedingungen vergleichsweise gut sind - die Thermosflasche mit Kaffee steht in greifbarer Nähe, der dicke Schlafsack und die gefütterte Jacke helfen gegen die Minusgrade des Wintermorgens -, wird ihr schon "ganz schön kalt, besonders an den Händen". Ihre Kommilitonin Anja, die nebenan kauert, kann sich "gar nicht vorstellen, wie man bei solchen Temperaturen eine ganze Nacht verbringen kann".

Etwa 20 Studierende der Frankfurter Fachhochschule haben am Freitagmorgen mit ihren Schlafsäcken vor dem Römer Quartier bezogen, um auf die Situation der Wohnungslosen aufmerksam zu machen und für eine Öffnung der B-Ebene an der Hauptwache in den Nächten der Wintermonate zu demonstrieren. "Wir lernen einen Beruf, bei dem wir später ständig mit Menschen zu tun haben werden, die ihre Wohnung verloren haben, die durch Eigenbedarfskündigung, Arbeitslosigkeit oder irgendwelche persönlichen Schicksalsschläge auf der Straße landen", sagt Thomas Ihl, Sprecher der Fachbereichsgruppe "Sozialarbeit": "Da kann man doch nicht einfach zu Hause herumsitzen und in der Zeitung lesen, wie die Leute erfrieren."

In zwei Tagen haben die Studenten zudem rund 500 Unterschriften zusammengetragen, die ihrer Forderung nach Öffnung der U-Bahnhöfe Nachdruck verleihen sollen. Weitere Unterstützung gibt es von der "Projektgruppe Bahnhofsviertel", die sich seit knapp zehn Jahren unter anderem auch um Wohnungslose kümmert.

Die Gruppe weist in einem Brief an den Magistrat darauf hin, daß nicht alle Obdachlose die angebotenen Wohnheimplätze akzeptierten. Deshalb müsse ein "Notplan" entworfen werden, in dem festgelegt sei, welche U-Bahnhöfe bei niedrigen Temperaturen geöffnet werden können. Längerfristig sei es nötig, neben Wohnungen und Wohnheimen auch reguläre Winterschlafplätze ohne Betreuung zu schaffen, fordert die Gruppe. mat

Hecken-Seminar für Gärtner Stadt Dietzenbach greift im Frühjahr Anregung des BUND auf

DIETZENBACH. Die Naturschützer des BUND freuen sich über einen Erfolg: Im Februar werden zum erstenmal Gärtner der Stadt an einem Seminar teilnehmen, in dem über Hecken à la Hermann Benjes informiert wird. Bei den sogenannten Benjes-Hecken handelt es sich um Gesträuch, das sich unter anderem aus Gartenschnitt entwickelt und ein wichtiger Bestandteil der Vernetzung von Landschaftsschutzgebieten ist.

Im Herbst hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nach einem Vortrag des "Hecken-Papstes" in Dietzenbach angeregt, daß die Bediensteten des Grünflächenamtes mehr über diese ökologisch wichtigen Landschaftselemente erfahren sollten. Stadtrat Lothar Niemann (Grüne) als zuständiger Dezernent hat nun dem Vorschlag zugestimmt.

So zufrieden die BUND-Mitglieder mit dieser Entscheidung Niemanns waren, so erbost reagierten sie auf den Kauf einer "Schlegelmaschine" durch die Stadt, den ebenfalls der Gründezernent zu verantworten hat. Dieses Gerät, das an einen Greifbagger erinnert und mit einer Säge ausgestattet ist, schneidet Gebüsch und kleine Bäume in Blitzesschnelle ab. "Die denkbar schlechteste Möglichkeit, Hekken und Heckenränder zu pflegen", sagt Elsbeth Bauer vom BUND-Vorstand.

Bei ihr riefen in den vergangenen Tagen zahlreiche Dietzenbacher an, die sich über rigorose Aktionen der neuen Maschine auf dem Wingertsberg beschwerten. Die Stadt will nun prüfen, inwieweit die Vorwürfe zutreffen und gegebenenfalls Abhilfe schaffen.

Beim Stichwort "Wingertsberg" reagieren die BUND-Mitglieder mit besonderer Aufmerksamkeit, denn in den kommenden Jahren gilt es, den beschlossenen Bebauungsplan in die Tat umzusetzen und die meisten der "wilden Gartenhütten" zu räumen. In der Vergangenheit haben die Naturschützer immer wieder Verstöße gegen die Ökologie in diesem Gebiet angeprangert: Massentierhaltung, Lagerung von Autowracks, Schrott und Bauschutt ebenso wie wilde Müllkippen.

Mit dem Stadtverordnetenbeschluß ist der BUND-Vorstand nach den Worten von Elsbeth Bauer "durchaus zufrieden". Die Freizeitnutzung sollte allerdings energisch eingedämmt werden. Fördern sollte die Stadt eine Bewirtschaftung, wie sie bereits von einigen Dietzenbachern auf vorbildliche Weise mit Streuobstwiesen betrieben würde. Der BUND regt außerdem eine Parzellierung durch Hekken an, in die vorhandene Sträucher einbezogen werden sollten. Die Naturschützer schlagen außerdem vor, für den derzeitigen Kompromiß und den geplanten Rückbau des Wingertsbergs einen konkreten Zeitplan festzuschreiben. Daran könnten dann die Renaturierungsfortschritte kontrolliert werden. hf

Möbelbranche Verbraucher fühlen sich vermöbelt

Für die Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen ist die Sache klar: "In der Möbelbranche steckt der Wurm", moniert sie anläßlich der am Dienstag in Köln beginnenden Möbelmesse. Was die Konsumentenschützer so erzürnt, ist das Ergebnis einer landesweiten Möbel-Reklamationsstatistik der Organisation. Dieses legt den Schluß nahe: Die Verbraucher werden von Händlern und Herstellern der Einrichtungsgegenstände regelrecht vermöbelt. Im "Land des Wohnens", so die Mängelliste, würden zugesagte Liefertermine verschoben, überhöhte Anzahlungen verlangt und kaputte Möbel ins Heim der Klientel getragen.

Über 400mal hätten Mitarbeiter der Verbraucher-Zentrale Nordrhein- Westfalen in einem knappen Monat den Bleistift zücken müssen für ein Kreuzchen in der Spalte "Möbel-Reklamationen". Dies sei nur die "Spitze des Ärgers", da lediglich die Fälle erfaßt würden, die bekanntwerden, weil die Betroffenen Rat suchen. Vermutet wird "eine große Dunkelziffer unzufriedener Möbelkunden".

Ganz oben im Sündenregister der Zentrale steht der Einzelhandel. Sein häufigstes Vergehen: Lieferverzug. Schon im Kaufvertrag würden Händler den Bezug des neuen Mobiliars auf die "lange Bank" schieben. Über acht Wochen Lieferzeit habe sich bei der Erhebung der Kunden-Organisation fast jeder zweite Händler ausbedungen. Oft blieb es aber auch dabei nicht: In 150 Fällen "packten die Möbelhändler noch eins drauf" - sie lieferten gar nicht, nur teilweise oder erst Wochen später.

Ist das neue Stück erst einmal im trauten Heim angekommen, geht der Ärger oft weiter. Verhunzte Tische, lockere Schrauben, ausgebrochene Verankerungen oder abgerissene Blenden trüben nicht selten die Freude. In mehr als der Hälfte aller Fälle "steckte der Wurm im Mobiliar schon ab Werk", ermittelte die Verbraucher- Zentrale. 196mal sei Nachbesserung angesagt gewesen - in 75 Prozent der Fälle verstrichen bis dahin freilich weitere vier Wochen.

Mit all den geschilderten Mißständen wollen sich die Kundenlobbyisten nicht abfinden: "Der Ärger mit dem Möbelkauf gehört vom Tisch. Der Handel muß bei den Herstellern kürzere Lieferfristen durchsetzen und bessere Produktqualitäten fordern - und bei etwaigen Mängeln schnell für Abhilfe sorgen." Die Hersteller sollten bei der Qualitätskontrolle eine "höhere Meßlatte anlegen". has

Parteien + Wähler

Frauen und Umwelt BAD HOMBURG. Das Thema einer Podiumsdiskussion der Frauen-Union in der Bad Homburger CDU heißt "Umwelt - was können wir tun?" Unter Leitung der Fraktionschefin Gudrun Hoffmann sprechen am Mittwoch, 20. Januar, Kommunalpolitiker/innen aus Stadt und Umlandverband über Fragen des Abfalls, der Grünplanung, der Reinhaltung von Luft und Wasser. Der Abend beginnt um 19.30 Uhr im Forum des Stadthauses. CDU debattiert Bürger-Verantwortung FRIEDRICHSDORF. Die "Eigenverantwortung aller Bürger für ihr Gemeinwesen" diskutiert die Seulberger CDU am Dienstag, 26. Januar, ab 20 Uhr im Restaurant "Stadt Berlin". Der Haupttitel der Veranstaltung mit Parteiprominenz aus Kreis und Stadt lautet "Das kommunale Selbstverwaltungsrecht". Am Podium sitzen die Kreisvorsitzende der CDU, Brigitte Kölsch, der Bad Homburger Landtagsabgeordnete Bernd Hamer, der Friedrichsdorfer Parteichef Hans- Wilhelm von Haugwitz, Stadtrat Alfred Namyslo und Fraktionschef Hans Dieter Richter.

Magistrat setzt Belohnung aus 5000 Mark für Hinweise auf die Grabschänder in Hochheim

HOCHHEIM. Bürgermeister Harald Schindler (SPD) spricht von einem Novum: Erstmals hat der Magistrat eine Belohnung für Hinweise auf eine Straftat ausgesetzt. Die Stadt bewilligte 5000 Mark für Tips auf den oder die Täter, die in der vergangenen Woche den jüdischen Friedhof in Hochheim geschändet haben. Unbekannte hatten dabei neun Grabsteine umgeworfen. Dabei war ein Grabstein in zwei Teile zerbrochen und eine Grabplatte zertrümmert worden.

Inzwischen haben jüdische Bürger in England und Israel auf die Tat reagiert. Vergangenen Freitag hat sich ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in London beim Magistrat über die Tat informiert, nachdem bei der bundesdeutschen Vertretung nachgefragt worden war, was in Hochheim geschehen sei. "Wir haben Auskunft gegeben, was passiert ist", sagt Bürgermeister Schindler, "und Zeitungsmeldungen über die Grabschändung nach London gefaxt." Außerdem meldete sich ein ehemaliger Hochheimer Bürger bei der Stadtverwaltung. Der Senior lebt in Jerusalem und fragte ebenfalls nach Einzelheiten.

Bislang aber müssen Kripo und Magistrat passen. "Wir tappen im dunkeln", sagt Schindler. Nach Angaben von Karl Heinz Wagner, Sprecher der Frankfurter Polizei, haben die Ermittler derzeit keine neue Erkenntnisse. Offen ist auch noch, ob die Tat von Rechtsextremisten verübt worden ist oder von Unbekannten, die weder politisch noch antisemtisch motiviert waren. "Wir ermitteln in beide Richtungen", bestätigt Wagner. Offenbar gab es im Dienstbezirk der Frankfurter Kripo, der bis nach Hochheim und Wiesbaden reicht, in der Vergangenheit "keinen vergleichbaren Fall", sagt der Polizeisprecher. "Frankfurt gilt ja als Hochburg der Kriminalität, deshalb sind wir froh, daß wir auf diesem Gebiet wenig vorzuweisen haben."

Ein Zwischenfall in Hochheim vom vergangenen Herbst wertet Wagner als Ausnahme: Damals hatte eine "Gruppe von rechtsgerichteten Jugendlichen" nach einer Feier im Jugendzentrum "rechtsextreme Parolen gerufen und Autofahrer belästigt", sagte der Polizeisprecher. Zur Gruppe gehörten etwa 20 junge Leute im Alter bis 19 Jahre. Nimmt man diesen Zwischenfall aus, "haben wir bislang keine großen Probleme gehabt", sagt Karl Heinz Wagner. schu

CDU ist gegen ein Frauenbüro "Nebenamtliche Projektleiterin in der Verwaltung tut's auch"

STEINBACH. Die CDU-Opposition im Stadtparlament ist gegen die Stelle einer Frauenbeauftragten im Rathaus, wie sie von der SPD in einem Prüfantrag gefordert wird. Auch der fünfseitige Katalog mit möglichen Betätigungsfeldern für ein "Frauenbüro", den die Stadtverwaltung dazu erarbeitet hat, kann die Christdemokraten nicht überzeugen. In den Steinbacher Fraktionen ("mit Ausnahme der Männerriege der FDP") stellten genug lebenserfahrene Frauen ihre Freizeit für das Gemeinwohl zur Verfügung, argumentiert ihr Sprecher Gustav Schreiber, deshalb sehe die CDU keinen Handlungsbedarf. Sie macht einen anderen Vorschlag: Im Rathaus soll eine dafür qualifizierte Mitarbeiterin als "Projektleiterin Frauenhilfe" ratsuchende Frauen an die richtigen Stellen vermitteln und besorgt bleiben, daß ihnen dort im Sinne des Prüfantrages auch geholfen wird. Nach einem Jahr Erfahrung mit der "Projektleiterin" könne endgültig über den Wunsch der SPD befunden werden.

Die CDU hat sich in einer Fraktionssitzung auch mit dem Thema "Gelber Sack" befaßt und eine "Mehrklassengesellschaft in der Entsorgung" ausgemacht. Während in den Ein- und Mehrfamilienhäusern fein säuberlich sortiert, gereinigt und zwischengelagert werde, werde offenbar in den Hochhäusern der "alte Weg" - nämlich alles rein in den Müllschlucker - weitergegangen. Hier tue Aufklärung not, meint Sprecher Gustav Schreiber.

Noch ein Diskussionspunkt in der Fraktionssitzung: Vergeudet die Stadtverwaltung mit den immer zahlreicher werdenden Pflanzkübeln zur Verkehrsberuhigung Wasser? Die CDU jedenfalls meint, daß die halbe Gießwassermenge gespart werden könnte, "wenn die Kübel nicht mit wasserschluckenden Großpflanzen, sondern mit genügsameren Gewächsen ausgestattet werden". hko

WESTLICHE STADTTEILE. Wenn die Wahlhelfer am Abend des 7. März die ersten Stimmzettel für den Ortsbeirat 6 auszählen, dann werden auch die politischen Weichen für die nächsten vier Jahre gestellt. Die Redaktion Höchst der Lokalrundschau greift - in den nächsten Wochen vor dem Urnengang - Themen auf, die die Bürgerinnen und Bürger im Frankfurter Westen bewegen und im Wahlkampf eine Rolle spielen. Außerdem fragen wir, was in den vergangenen vier Jahren aus Versprechungen und geplanten Projekten geworden ist. Im ersten Teil unserer Wahlkampf-Serie geht es zunächst ganz grundsätzlich um die Aufgaben und Kompetenzen des Ortsbeirates.

Bürgermeister-Kandidat sieht sich als Lokführer 52 von 54 Delegierten der SPD hoben den Ersten Stadtrat Werner Müller auf den Schild

DREIEICH. Erster Stadtrat Werner Müller (SPD) hat sich vorgenommen, am 6. Juni, in einer der ersten Bürgermeister-Direktwahlen in Hessen, der "erste sozialdemokratische Bürgermeister in der Geschichte der Stadt Dreieich zu werden". Die Dreieicher Genossen und Genossinnen unterstützen sein Vorhaben nahezu geschlossen: 52 der 54 anwesenden Delegierten gaben ihm bei ihrer Versammlung am Donnerstag abend im Dreieichenhainer Burghofsaal ihr "Ja-Wort".

Schelte für den amtierenden Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) gab es von Werner Müller reichlich: Der rot-grüne Magistrat hätte wesentlich erfolgreicher agieren können, bekundete Müller seine Überzeugung, wenn "der Bürgermeister nicht im Bremserhäuschen, sondern vorne mit auf der Lok gestanden hätte".

Dessen "destruktive und teilweise sabotierende Rolle" bei der Umsetzung politischer Mehrheitsbeschlüsse sei vor allem darin sichtbar geworden, wie der Bürgermeister seine Funktion als örtliche Ordnungsbehörde wahrgenommen habe. "Verkehrspolitik für Autofahrer" wirft Müller dem Amtsinhaber ebenso vor wie "Personalmanagement ohne Stil" und "ineffiziente Organisation" der Verwaltung.

"Gigantische Umstrukturierungsprozesse" in vielen Lebensbereichen prophezeite Müller für die Zukunft, die auf kommunaler Ebene schon heute Umdenken erforderten. Die Probleme würden sich vor allem in den Bereichen Siedlungsentwicklung, Abfallwirtschaft, Ver- und Entsorgung sowie Natur- und Landschaftsschutz verschärfen.

Verkehrspolitisch gibt es laut Müller keine Alternative zum massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Auch die bevorstehende Überalterung der Gesellschaft gelte es frühzeitig beim Ausbau des sozialen Netzes zu berücksichtigen. Soziale Stabilität will der SPD-Bürgermeister-Kandidat durch "mehr soziale Gerechtigkeit" erreichen.

Als Ausweis seiner Fähigkeiten machte Müller auf Erfolge des rot-grünen Magistrats aufmerksam. Gerade in der Umweltpolitik habe man viel erreicht. Ein Zeichen des gestiegenen ökologischen Verantwortungsbewußtseins in der Bevölkerung nannte er es, daß mittlerweile Zuschüsse an Privathaushalte in Höhe von über 200 000 Mark für den Bau von Zisternen, Einrichtungen zum Wassersparen und für Komposter vergeben wurden. Daß Dreieich im Haushalt 1993 die niedrigste Nettoneuverschuldung seit Mitte der 80er Jahre vorweisen kann, versäumte Kämmerer Müller ebenfalls nicht zu betonen.

Obwohl er einräumt, es als Herausforderer dem Amtsinhaber gegenüber "schwerer" zu haben, glaubt der 41jährige Vater von drei Kindern, eine "reelle, begründete Chance" in der Direktwahl zu haben. Für den Wahlkampf wünscht sich der in Frankfurt aufgewachsene Diplom- Volkswirt, der sich erste berufliche Sporen 1978 in der Staatskanzlei des Hessischen Ministerpräsidenten, dann im Wiesbadener Umweltministerium verdiente, "möglichst viele" kommunale "Elefantenrunden" - also Diskussionen zwischen ihm und Bernd Abeln, die den Wählern einen "direkten Vergleich" ermöglichen sollen. fra

Der Kronzeuge stehe im Verdacht, bis Juni 1987 als Mitglied der PKK-Führung in Europa amtiert und dabei "im Bereich Kontrolle und Nachrichtendienst Tätigkeiten ausgeübt zu haben".

Reform für Jurastudenten

vs DÜSSELDORF, 15. Januar. Als erstes Bundesland schafft Nordrhein-Westfalen die nach Erkenntnissen von Justizminister Rolf Krumsiek (SPD) besonders "täuschungsanfällige" Hausarbeit im zweiten juristischen Staatsexamen ab. In der Vergangenheit sei festgestellt worden, daß künftige Richter und Staatsanwälte diese Arbeit für oft fünfstellige Summen von fertigen Juristen hatten schreiben lassen. An Stelle der Hausarbeit wird nun die Zahl der Klausuren bei der zweiten Staatsprüfung von bisher vier auf acht erhöht.

Als weiteren Anreiz für eine Verkürzung des Jurastudiums soll der Prüfungsstoff "erheblich reduziert und konkretisiert" werden.

Ein besonderes Haus öffnet sich Tag der offenen Tür in der Maria-Ward-Schule am 23. Januar

BAD HOMBURG. Zur Selbstdarstellung einer besonderen Schule kommt es am Samstag, 23. Januar: Von 9 bis 12 Uhr lädt die Maria-Ward-Real- und Berufsfachschule zu einem Tag der offenen Tür ein. Die Einrichtung am Weinbergsweg steht mit der Leitung, dem Lehrerkollegium und den Schülerinnen für Informationen bereit.

Neue Absolventinnen zu gewinnen, ist dabei nicht das Ziel: "Wir müssen immer wieder Interessenten wegschicken", bedauert die Schulleiterin, Schwester Berthilde Schneider. Vorrangig geht es darum, über die Realschule für Mädchen, die zweijährige Berufsfachschule (Sozialpädagogik und Ernährungswissenschaften), das Ausbildungsjahr als Kinderpflegerin und die einjährige Höhere Handelsschule (20 EDV-Plätze) zu informieren.

Die Schule, älteren Bad Homburgern als "Dreikaiserhof" bekannt, zählt derzeit 20 Pädagogen und 214 Schülerinnen. Deren Zahl wird zum nächsten Schuljahr um 50 steigen, da die Realschule im Aufbau ist und pro Jahr um zwei Klassen wächst. Derzeit werden die Räume dazu umgebaut. Träger der Schule ist die Gemeinschaft der Maria-Ward-Schwestern. Früher firmierten die Ordensfrauen unter "Institut St. Maria der englischen Fräulein". Es geht auf Mary Ward, geboren 1585, zurück, die die Gemeinschaft Anfang des 17. Jahrhunderts gründete. In ihrer Fortschrittlichkeit, so Berthilde Schneider, sei sie "erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstanden" worden. Heute ist der Orden in vier Erdteilen mit pädagogischen und seelsorgerischen Einrichtungen vertreten.

Beim Tag der offenen Tür stellt die Schule ihr pädagogisches Konzept vor, werden Neugierige durch das Haus geführt, zeigen die Schülerinnen in einer Ausstellung, was sie geleistet haben. tom

Samstag / Sonntag, 16. / 17. Januar

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 21 23 74 44: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antiphon"; So., 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, Uhr, "Alice von Alexander Brill"; So., 19.30 Uhr, "Iphigenie in Freiheit"; Bockenheimer Depot: Sa., 14.30 Uhr, "Festung"; Sa./So., 19.30 Uhr, "Katarakt"; Nachtfoyer: So., 22.30 Uhr, "Verlorene Zeit".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa., 20 Uhr, "Talfahrt" (letzte Vorstellung).

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater Frankfurt, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr, "Stelldichein im Tivoli".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial; So., 20.30 Uhr, "Kann denn Liebe Sünde sein?".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Das letzte Band".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20 Uhr, Die Tolleranzen - "Heiße Herzen".

Kellertheater, Mainstr. 2: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa./So., 20 Uhr, "The Boy Friend".

Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Sa./So., 20 Uhr, Mathias Beltz - "Füße im Feuer".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa./So., 20 Uhr, "Lover Man".

Kommunales Kinder- & Jugendtheater, Volksbildungsheim, Eschenheimer Tor, Tel. 59 83 43: Sa./So., 10.30 & 15 Uhr, "Ikarus".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Robert Kreis; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0: Sa., 20 Uhr, Theater Grüne Sosse - "Fräulein Julie".

Theater für Kinder, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 15 Uhr, Struwwelpeter-Revue.

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Preddy Show Company; Artrium: So., 11 Uhr, Musik- Brunch & Kids Comedy Brunch.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: So., 15.30 Uhr, "Fridolins Puppentheater".

Frankfurter Kunstgemeinde: So., 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.

Freies Schauspiel Ensemble: Sa., 19 Uhr, "Nachtwache"; Philanthropin, Hebelstr. 17.

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8/Foyer: So., 10 & 14 Uhr, Augsburger Puppenkiste - "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer".

Bockenheimer Theaterkreis: So., 15.30 Uhr, "Antigone".

Ev. Dankeskirchengemeinde, am Goldsteinpark: So., 15.30 Uhr, Amateurtheater "Immer Ärger mit den Alten", Am Goldsteinpark 1.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, "Artifact"; So., 19.30 Uhr, "Carmen".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, Orchestre National de France; So., 11 Uhr, Opernhaus- & Museumsorchester (10.15 Uhr, Einführungsvortrag im Hindemith- Saal); So., 20 Uhr, Academy of St.-Martin-in-the- Fields; Mozart-Saal: Sa., 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie mit Tzimon Barto; Hindemith-Saal: Sa., 20 Uhr, Wolfgang Netzer und BavaRio; 20 Uhr, Forum Musikhochschule - Heike Ziecke.

Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Eggmen Five.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Emil Mangelsdorff Interaction Quartett; So., 21 Uhr, Wolfgang Muthspiel Sextett.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, The Dice.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Oi Brasil & Disco Brasileira; Theatersaal II. OG: Sa./So., 20.30 Uhr, Böse Damen - "Chansonrevue ,Großstadtrausch&rquote;".

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Secret Life; So., 21 Uhr, Tom Wilson.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Hot Stuff; So., 15 Uhr, Papa's Finest Boogie Band; 20.30 Uhr, Biber Hermann.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Mallet; So., 15 Uhr, Steps; 21 Uhr, Blubber Blue Band.

Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Blue Brothers.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Roberto & Band; So., 20 Uhr, Musiker Treff.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa., 19 Uhr, Flamenco Show; So., 17 Uhr, Tanz mit "Ritmo Flamenco". Jazzkneipe, Berliner Str. 70: Sa., 22 Uhr, High Fly Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Brutal Truth/Fear Factory.

Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Versus X; So., 20 Uhr, ThrongoMob & Gay Vampires.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Haus Gallus, Frankenallee 111: 20 Uhr, Jugenddisco "Gallus bebt"; So., 15.30 Uhr, Herchenröder Quartett.

Kommunikationszentrum KOZ, Uni-Campus: 21 Uhr, Dancefloor Disco.

Haus Nidda, Harheimer Weg 24: Sa., 20 Uhr, Ball der Bonameser Vereine.

Herchenröder Quartett: So., 15.30 Uhr, Jubiläumsfeier und Chorkonzert, Haus Gallus, Frankenallee 111.

Ev. Gemeinde Cantate Domino Nordweststadt, Ernst-Kahn-Str. 14: So., 18 Uhr, "Musik und Dichtung".

Ev. Lutherkirche, Schopenhauerstr. 18: So., 18 Uhr, Konzert für Querflöte und Orgel.

Ev. Dreikönigsgemeinde, Kirche am Sachsenhäuser Ufer: Sa., 17 Uhr, musikalische Vesper. Diskussionen Verband für Krisenhilfe & Solidarische Entwicklungszusammenarbeit: Sa., 19.30 Uhr, Diskussion "Die ,Neue Weltordnung&rquote;"; Ev. Studentengemeinde, Lessingstr. 2. Lesungen / Vorträge Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Sa., 14 Uhr, Lesung "Slawische Märchen"; So., 11 Uhr, Kinderschutzbund: Matinee, "Wohnheimkinder und Hotelkids - so leben Flüchtlingskinder und ihre Familien in Frankfurt". Museen / Führungen Jüdisches Museum: So., 14 Uhr, Einführung in das "Museum Judengasse"; Kurt-Schumacher-Str./Battonstr. Goethe-Museum, Großer Hirschgraben 23-25: Sa., 16.30 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Goethes Vater reist in Italien".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung "Siah Armajani und Gerhard Richter".

Historisches Museum, Saalgasse 19: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Tony Sender. Eine Frau als Politikerin".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Alltagsleben im klassischen Athen".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Das Andachtsbild - Die Anna-Selbdritt-Gruppe".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Neuerwerbungen. Stilvergleich von drei Schränken aus Deutschland, Italien & England". Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".

Städel, Schaumainkai 63: So., 11 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung "Honoré Daumier: Zeichnungen".

Zoologischer Garten, Exotariumseingang: Sa., 17 Uhr, Führung zum Thema "Sozialverhalten von Reptilien".

Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino Kommunales Kino, Schaumainkai 41: Sa./ So., 20.15 Uhr, Vortrag mit Filmbeispiel "Deutsche Filmgeschichte 1916-1920".

JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Wolfen".

Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Wanderungen Naturschutzbund Deutschland (KV Ffm): So., 9 Uhr, Vogelkundliche Wanderung "Wintergäste im Niddatal"; Treffpunkt Nied-Bf/S 1/2 (Info 38 82 78).

Spessartbund/Hochspessartfreunde Rothenbuch: 13.58 Uhr, So., Planwanderung Stadtwald; Treffpunkt Oberforsthaus/Linie 19.

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (KV Ffm): Sa., 14 Uhr, Winterwanderung mit Baum- & Gehölzbestimmung; Treffpunkt Endstation Linie 21/Schwanheim.

Pfälzerwaldverein: So., 14 Uhr, Wanderung nach Harheim; Treffpunkt Haltestelle Bus 30, Bad Vilbel-Heilsberg/Iglauer Weg.

Stadtwaldverein: So., 9 Uhr, Tageswanderung Westlicher Stadtwald; Treffpunkt Neu-Isenburg, Busbahnhof.

Sonstiges Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen.

Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff, Saalburgstr. 17.

Männerzentrum, Neuhofstr. 41 HH: So., 16 Uhr, Männercafé.

Tanzsportclub Metronom: So., 17 Uhr, Tanztee, Bürgertreff Depot, Offenbacher Landstraße 357 a. Märkte Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, Rhein-Main-Antique.

Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstablerwache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.

Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken

Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Str. 12, Tel. 31 34 19; Berger-Apotheke, Bornheim, Berger Str., 233, Tel. 45 39 03; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstr. 24 / Ecke Hügelstr. 78, Tel. 51 11 43; Hessen-Apotheke, Gallusviertel, Frankenallee 169-171, Tel. 73 08 00; Kettenhof- Apotheke, Bockenheim, Feuerbachstr. 31, Tel. 72 73 98; Schönhof-Apotheke, Bockenheim, Schloßstr. 5, Tel. 77 96 71; Severus-Apotheke, Heddernheim, Severusstr. 77, Tel. 57 29 40; Sonnenring-Apotheke, Sachsenhausen, Mailänder Str. 8, Tel. 68 62 62; Struwwelpeter-Apotheke, im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49.

Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstraße 15 bis 17, Tel. 65 14 01; Engel-Apotheke, Große Friedberger Straße 44-46, Tel. 29 25 98; Hermes-Apotheke, Taunusstraße; Kaysser-Apotheke, Höchst, Bolongarostraße 131, Tel. 31 34 93; Liebig-Apotheke, Unterlindau 67, Tel. 72 24 50; Radilo-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 17-19, Tel. 78 34 16; Rotlint-Apotheke, Rotlintstraße 80, Tel. 45 40 46; Sertürner-Apotheke, Griesheim, Alte Falterstraße 15, Tel. 38 10 85; Sonnenring-Apotheke, Mailänder Straße 8, Tel. 68 62 62; Trift-Apotheke, Niederrad, Triftstraße 19, Tel. 67 75 95; Wittelsbach-Apotheke, Wittelsbacherallee 183, Tel. 45 45 97. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)

Tierarzt Knell, Beethovenplatz 7, Tel. 72 66 66; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").Anwaltsnotdienstin Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentel. für Kinder und Jugendliche: 11103. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. ohne Gewähr

Wir gratulieren

den Eheleuten Raimund und Margarete Böhm zur Goldenen Hochzeit am 16. Januar.

Einbrecher stehlen Bekleidung en gros

RÜSSELSHEIM / GERNSHEIM. Wenige Tage nach einem ähnlichen Einbruch in Gernsheim haben jetzt in Rüsselsheim Kleiderdiebe zugeschlagen: Sie stahlen in großem Stil in der Nacht auf Freitag aus einer Damen-Boutique in der Grabenstraße Bekleidung im Wert von etwa 100 000 Mark. Die Langfinger besorgten sich den größten Teil der Frühjahrskollektion, darunter Abendgarderobe, Kleider, Jakken, Blazer, Röcke und Blusen der Marken Wille, Sallie Sahne, Carthago, Kracht, Laurel, Louis London, Vespa und Zapa.

Derweil wurden, wie die Kripo sagt, im Fall des Diebstahls aus einem Herrenoberbekleidungsgeschäft in Gernsheim Belohnungen ausgesetzt: 5000 Mark für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, zehn Prozent des Wertes der Beute, maximal 10 000 Mark, für Tips zur Wiederbeschaffung der Textilien. Die Räuber hatten in der Nacht auf Donnerstag, 7. Januar, Pullover, Westen, Hemden, Sakkos, Anzüge, Jeans, Mäntel und Lederjacken mitgenommen.

Hinweise auf die beiden Einbrüche nimmt jede Polizeistation entgegen. cas

Keine Fragen, keine Antworten "Aysche und Richard", überarbeitet im "Theater in Bornheim"

Das "Theater in Bornheim" (TiB) wollte auf der Höhe der Zeit sein. Deshalb nahm sich Regisseurin Christiane D. Schultes ein Stück von Peter Slavik vor, zwar bereits aus dem Jahre 1985, aber mit einem aktuellen Thema. Die Aktualität gibt schon der Titel preis: "Aysche und Richard". Deutsche und Ausländer, darum geht es, soviel ist klar. Ein politisches Stück, ein Stück über Rassismus, über Fremdenfeindlichkeit, ein Stück über Deutschland. Eine Aufführung, die eigentlich schon im Oktober Premiere hatte. Damals dauerte die Inszenierung zwei Stunden. Eine Stunde zuviel offenbar. Deshalb hat Christiane D. Schultes den Text "gestrafft", auf etwa die Hälfte gekürzt.

Und immer noch dauert das Stück zu lang. Genau 60 Minuten. Besser wäre es, die Aufführung hätte nie begonnen. Sie ist nämlich nicht nur völlig überflüssig, sondern gerät gefährlich nahe an die Grenze zur Peinlichkeit. Weniger noch die Inszenierung als das Stück, dessen Oberflächlichkeit die TiB-Leute wahrscheinlich nur deshalb in Kauf genommen haben, weil ihnen das Thema so sehr am Herzen lag.

Aysche und Richard: ein von der deutschen Gesellschaft geplagtes türkisches Mädchen und ein Neonazi-Junge. Er (gespielt von Martin Müller-Reisinger): Schulabbrecher, ewiger Versager, der "von nackten Tussis" mit Riesenbrüsten träumt und bei den neu-nationalen Schlägertrupps endlich einen Ort gefunden hat, wo "etwas passiert". Sein Vater war natürlich ein Linker, in Richards Augen immer noch hilflos verstrickt in sozialistische Ideen - an dieser Stelle zeigt sich, daß das Stück schon vor der realsozialistischen "Wende" geschrieben wurde -, der es nicht einmal fertigbringt, ihm eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen. Warum deswegen Richard allerdings ein dumm-geiler Rechter geworden ist, wo er doch so wie ein netter Junge aussieht, erfahren wir allerdings genausowenig, wie wir eine Antwort darauf bekommen, warum er die Vordertaschen seiner Jeans nach außen gekehrt trägt.

Dabei ist "Aysche und Richard" ein Stück, das so gerne Antworten gibt. Vor allem in Aysches Rolle: Sie quält uns mit einem Vortrag über deutsche Zeitgeschichte, wie er schöner nicht in einem Proseminar für Sozialpsychologen gehalten werden könnte. Ein paar Standardsprüche zum Faschismus, garniert mit Betroffenheitsvokabular und Gerede von antifaschistischem Widerstand. Aysche klebt Collagen mit Nazi-Dokumenten, engagiert sich ganz bewußt, und noch bewußter besucht sie gruppendynamische Wochenendkurse. Dabei will sie eigentlich nur "durch die Straßen gehen und schreien"; so ganz von innen heraus, wie wir vermuten, denn so steht sie - gespielt von Doris Popelka - auch vor uns: Sie kehrt ihr Inneres nach außen, bäumt sich zu Formeln voller Pathos auf, leidet ganz fürchterlich. Leidet so, wie es das Klischee will, undistanziert, mit Realitätsanspruch und vordergründiger Geste.

Das Stück, in der uns zwei Aspekte eines Phänomens parallel auf der Bühne vorgeführt werden sollen, trifft seine Problematik kaum. Weder erfahren wir Neues über die Ursachen rechtsradikaler Neigungen bei Jugendlichen noch sehen wir es eindringlich, erhellend, originell dargestellt. Die "Wahrheiten", die es uns nahebringen soll, gehören zur eher simplen Sorte. Als eine Aufführung für Schulklassen sei die überarbeitete Inszenierung nun gedacht, hatte Theaterleiter Werner Andreas vor der Premiere gesagt. Didaktisch gemeint ist das Stück in hohem Maße. Ob man aber wirklich was draus lernen sollte? (Weitere Aufführungen am 16., vom 21. bis 23. und vom 28. bis 30. Januar, 20.30 Uhr, Bornheimer Landwehr 35.) DIRK FUHRIG

Im Blickpunkt: Fußball-Trainer Der große Kommunikator

Frage an Radio Eriwan: Ist der sportliche Erfolg das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung der Arbeit eines Trainers. Antwort: Im Prinzip ja, aber nur, wenn es sich dabei nicht um Profi-Sport handelt. Wo käme das Unternehmen Fußball-Klub denn hin, wenn es sich nur an den Gesetzen des Sports orientieren würde? Unweigerlich in die Verlustzone, weil das positive Punkte-Konto allein noch kein Bankguthaben garantiert. Also halten es die Arbeitgeber des Mannschaftssports auch mit Luis Trenker: Der Weg ist das Ziel; wobei es für das weitere Fortkommen des Trainers nützlich ist, wenn er mit den Seinen auch das Gipfelkreuz erreicht.

Das hatte Mitte der siebziger Jahre als damaliger Trainer des Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC ein Mann namens Bernd Hoss schon vor Augen, ehe ihn sein Arbeitgeber mirnichtsdirnichts vom Berg herunterholte. Dabei war der Aufstieg schon fast geschafft, führte der KSC doch die Tabelle an. Das Präsidium aber zeigte sich respektlos dem deutschen Volksmund gegenüber und negierte das Wort, wonach der Erfolg die Mittel heilige. Wegen "unattraktiver Spielweise" seiner Kicker wurde Hoss in die Wüste geschickt. Die KSC-Oberen befürchteten einen Rückgang der Zuschauerzahlen.

Vor solchen Fährnissen ist der Fußball- Lehrer auch heute noch nicht gefeit, ja, Untiefen tun sich mehr denn je auf, weil sich mit den Einnahmen aus dem Kartenverkauf nur noch eine halbe Mannschaft finanzieren läßt. Die andere bezieht ihr Gehalt von Sponsoren, die ihre Produkte nicht zuletzt vom und über den Trainer gut verkauft sehen möchten.

Hätte sich Luka Peruzovic also ein Beispiel genommen an Erich Ribbeck, Christoph Daum oder Dragoslav Stepanovic, hätte er sich wohl am Saisonende als Meistertrainer des RSC Anderlecht feiern lassen dürfen. Doch wie Luigi Radice, Ex- Trainer des weiland Zweiten der italienischen Liga, AC Florenz, der eine andere Vorstellung vom Spielsystem hatte als der Klubchef, trat auch für den Kroaten in Diensten der Belgier ein fußball-professioneller Sündenfall ein: Peruzovic war bei Pressekonferenzen zu einsilbig. Anders ausgedrückt: als Dinosaurier der Trainergilde, der glaubte, seine Arbeit ende mit dem Schlußpfiff, hat es der Fußballpädagoge verabsäumt, den Taten medienwirksame Worte folgen zu lassen.

Als Nachfolger sollte sich Anderlecht konsequenterweise um Ronald Reagan bemühen. Der US-Präsident a. D. hat zwar keine Ahnung von Fußball, als früherer Sportreporter entspricht der "große Kommunikator" aber ansonsten voll dem Anforderungsprofil eines Trainers der neunziger Jahre. REINHARD SOGL

Bad Orb läßt in Wald und Flur große Löcher buddeln, um die Hochwassergefahr in den Griff zu bekommen Vorteile für Natur und Kanalnetz

Von Jörg Andersson BAD ORB. Erst in dieser Woche haben es die Bewohner entlang der Kinzig und in den umliegenden Seitentälern von Vogelsberg und Spessart wieder zu spüren bekommen: Hochwasser. Langanhaltende Regenfälle und wolkenbruchartige Niederschläge verwandeln kleine Bäche und Flüsse in reißende Fluten, die neben den Wassermassen Steine und Schlamm in die Tiefe spülen. Ergebnis: überschwemmte Straßen und Felder, überflutete Keller, überforderte Helfer. Um die Wassermassen etwas einzudämmen, testet Bad Orb jetzt eine neue Methode: Seit kurzem werden in Wald und Flur Löcher gebuddelt, die in einem weitverzweigten Netz als Rückhaltebecken fungieren. Ein einfacher, wirkungsvoller und ökologisch wertvoller Hochwasserschutz, wie es scheint. Fast Krisencharakter hatte die Sitzung, in der Vertreter von Stadt, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Revierförsterei im Juli darüber berieten, wie man der Wassermassen besser Herr werden könnte, die bei Unwettern über Orb-, Hasel- und Leimbach in die Täler der Kurstadt stürzen. Binnen weniger Wochen hatte sich den Einsatzkräften mehrfach das gleiche Szenario geboten: Eine überlastete Kanalisation spülte das Wasser nach oben, bei der Kläranlage versagte angesichts der Fluten oft die Reiningungsstufe, Technisches Hilfswerk und Feuerwehren pumpten in Häusern und Kellern nach Leibeskräften. In erosionsgefährdeten Gebieten stürzten wahre Geröllmassen in die Tiefe. Kurz hinter dem Café Wildpark verschwand bei einem Unwetter praktisch ein ganzer Straßenabschnitt, weil die Bankette weggespült wurden. Die direkte Verbindung nach Lettgenbrunn war wochenlang gesperrt.

Derartige Unwetterauswüchse sollen sich so schnell nicht wiederholen. Seit einigen Monaten brummen in der Orber Gemarkung Bagger, die in Wald und Flur Löcher ausheben. Etwa 120 Gruben, ein Meter tief, die größten mit einem Ausmaß von acht mal vier Metern, sind bereits entstanden, weitere 180 sollen noch folgen, berichtet der Bürgermeister.

Auf diese Weise entsteht rund um die Kurstadt ein Netz von Rückhaltebecken und Versickerungsmulden, das künftig im Extremfall einen kontrollierteren und langsameren Abfluß der Niederschläge ermöglich soll. Treten die Bäche wieder über die Ufer, dann wird zumindest ein Teil des Wassers durch die Gräben zurückgehalten oder fließt zumindest verzögert in die Tallagen. Diese Erkenntnis glauben Hugo Metzler und die anderen Orber Helfer nach dem jüngsten Hochwasser in dieser Woche bestätigen zu können. "Bei uns war diesmal kein Kanal verstopft", freut sich der Rathauschef.

Doch neben dem Hochwasserschutz haben die Mulden laut Metzler noch einen anderen Vorteil: sie fördern die Grundwasserneubildung. Die zurückgehaltenen Niederschlagsmengen versikkerten, gefiltert durch Bodensubstrate, im Wald und verbesserten die ökologischen Voraussetzungen des Wasserspeichers. Die Forstpolitik - einst wurde zur Förderung der Holzproduktion der Waldboden sogar entwässert - hat sich geändert. Eine Woche vor Weihnachten erhielt die Stadt vom Hessischen Forstamt in Burgjoß eine schriftlich Erfolgsmeldung in puncto Rückhaltebecken. Die Maßnahmen haben "günstige Auswirkungen auf die Erhaltung der natürlichen Ressourcen" und sind "insbesondere auch wasserwirtschaftlich positiv einzuschätzen", heißt es in dem Schreiben.

In Bad Orb geht man zudem davon aus, daß sich in den Mulden, die langsam "eingrünen und verkrauten", kleine Biotope mit Kleinstlebewesen entwickeln. Die Wasserqualität soll zudem in bestimmten Zeitabständen überprüft, die Proben in der Kläranlage genauestens untersucht werden.

150 000 Mark wird es nach Schätzungen von Metzler kosten, bis sämtliche 300 Löcher ausgehoben sind. Ein äußerst günstiger Hochwasserschutz, der, so die Hoffnung des Stadtoberhauptes, vielleicht sogar noch vom Umweltministerium gefördert wird. "Man hat uns einen Zuschuß versprochen", behauptet Metzler. "Bis jetzt hat es keine kritische Stimme gegeben."

"Politischer Spaziergang"

MAINTAL. Der SPD-Ortsverein Maintal-Dörnigheim veranstaltet am heutigen Samstag eine Ortsbegehung für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Treffpunkt: um 10 Uhr am Eingang des städtischen Bauhofes in der Berliner Straße.

Besichtigt werden bei diesem politischen Spaziergang nacheinander das Asylheim in der Neckarstraße, das Feuerwehrgerätehaus mit Station des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Park-&- ride-Platz am Bahnhof und das Asylheim in der Braubachstraße.

"Natürlich sind auch die Anwohner der einzelnen Stationen eingeladen, mit den Sozialdemokraten zu sprechen, ihnen ihre Wünsche und Anregungen zu unterbreiten und auch Kritik zu üben", ermuntert der Ortsvereinsvorstand. pom

Verfall, musikalisch Hindemith in der Alten Oper

Ein unvorherzusehendes Ereignis wurde zu Beginn des Abends mit "Kammermusik - variabel" im Mozartsaal der Alten Oper Frankfurt vermeldet. Die Geigen zweier Mitwirkender seien an einer Grenze festgehalten worden und damit auch nicht ihre Spieler verfügbar. Ersatz fand sich jedoch anscheinend schnell. Und er fügte sich so blendend in das programmgemäß vorgesehene Musikerteam, daß es ein sehr homogenes Ensemble zu hören gab.

In Fragen des Temperaments schienen deren einzelne Mitglieder ebenfalls einig zu sein. Robert Schumanns Quintett Es- Dur, opus 44 für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violincello oder Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento D-Dur, KV 131 für Flöte, Oboe, Fagott, vier Hörner, zwei Violinen, Viola und Baß gerieten so zu einem bedingungslosen Plädoyer für Ausdruckskraft und dynamische Differenziertheit.

Der Schwung der Allegri verriet Begeisterung der Musiker. Wigbert Traxler am Klavier steuerte bei Schumann einen beträchtlichen Teil zu solch wohltemperierter Stimmung bei.

Düsternis verhieß dagegen der Mittelpunkt des Programms mit den von Paul Hindemith vertonten Versen "Die junge Magd" Georg Trakls. Dessen Lieblingsmetapher für Verfall, die Ratten, fehlen hier ebensowenig wie der Mond über der kahlen Landschaft und das allgegenwärtige Grauen.

Hindemith, der Schelm, komponierte in jungen Jahren dazu eine überwiegend recht lakonische Musik, gemeint als "bewußten Zwiespalt zwischen Empfindung und Ausdruckstechnik", dementsprechend kurz angebunden berichtend.

Diesen Ton traf die Altistin Margarete Joswig beim Konzert in der Alten Oper überzeugend. Souverän treffsicher zeigte sie sich aber auch bei den absolut nicht melodischen Melodien. Die 1966 in Mannheim geborene und an der Musikhochschule Frankfurt noch Gesang studierende Altistin bewies insgesamt mit Stimme und Können Profiqualitäten. SIGRID OLSCHEWSKI

Notdienste heute auf Seite IV

Landrat bezeichnet Politik der Kreis-Grünen als gescheitert Antrag, Erich Pipas Amtszeit per Kreistagsbeschluß zu beenden, als "kleinkarierten Racheakt" gewertet / Lob für die CDU

MAIN-KINZIG-KREIS. Auf scharfe Kritik bei der SPD ist ein Antrag der Kreis-Grünen gestoßen, die Amtszeit des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD) mit Wirkung zum 5. Februar per Kreistagsbeschluß für beendet zu erklären. An diesem Tag findet die letzte Kreistagssitzung vor den Kommunalwahlen statt.

Offiziell geht die Amtszeit Pipas Ende Januar zu Ende, nachdem seine Fraktion im Sommer vergangenen Jahres seine Wiederwahl zurückgezogen hatte, weil wegen fehlender Mehrheiten nicht ausgeschlossen werden konnte, daß Pipa mit den Stimmen der rechtsextremen NPD gewählt wird.

Die Forderung der Grünen, ehemalige Koalitionspartner der SPD, Pipa nicht über seine Dienstzeit im Amt zu belassen, ist für Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) "ein Racheakt und kleinkariert", wie er am gestrigen Freitag sagte. Es gehe den Grünen nur darum, persönliche Rachegelüste auszuleben. Eyerkaufer: "Dem Grünen-Antrag fehlt jede Ernsthaftigkeit und jedes Verantwortungsbewußtsein."

Anstatt an ihrem politischen Profil zu arbeiten, verlören sich der Grüne Horst Gunkel und seine Freunde in Gram und Haß, der letztlich nur aus ihrem eigenen politischen Versagen, ihrer mangelnden Gestaltungskraft und fehlender politischer Kompetenz resultiere. "An dieser Kleinkariertheit der Grünen hat sich die Koalition zerrieben, und jetzt zerreiben sie sich selbst daran."

"Die Grünen im Main-Kinzig-Kreis sind politisch gescheitert", resümiert Eyerkaufer, "ihr letzter Versuch, dem ,Erzfeind&rquote; Erich Pipa eins auszuwischen, wird nicht gelingen." Nach Ansicht des Landrats reagieren die Grünen vor allem deshalb so auf Pipa, weil er als Sozialdemokrat in der Lage sei, ökologische Politik auch umzusetzen. Den Grünen schreibt Karl Eyerkaufer diese Fähigkeit ab.

Dem Grünen-Antrag wird auf der nächsten Kreistagssitzung aller Voraussicht nach kein Erfolg beschieden sein. Die CDU hat inzwischen nämlich signalisiert, daß ihr nicht daran gelegen ist, Pipa zum 5. Februar "in die Wüste zu schicken". Eyerkaufer lobte gestern vor Journalisten diese Haltung als klug und verantwortungsbewußt.

Pipa soll nach dem Wunsch der SPD so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gewählt ist. Nicht ausgeschlossen wird sogar, daß die SPD bei der Kommunalwahl Anfang März die absolute Mehrheit im Kreis gewinnen und dann selbstverständlich Pipa erneut zum hauptamtlichen Dezernenten wählen könnte. Nach der Hessischen Landkreisordnung ist ein Hauptamtlicher verpflichtet, zumindest noch für drei Monate seine Amtszeit weiterzuführen, wenn kein Nachfolger gewählt ist. are

"Hurra, die Stadt hat ein Haus gebaut" Neues Kinder- und Jugendzentrum in Bieber-Waldhof

OFFENBACH. "Hurra, die Stadt Offenbach hat ein Haus gebaut für Kinder und Jugendliche und solche, die es werden wollen", steht auf einem roten Handzettel, den das Jugendgemeinschaftswerk des Internationalen Bundes für Sozialarbeit (IB) zur Zeit im Stadtteil Bieber-Waldhof verteilt. Nach über zehnjähriger Diskussion und auf Druck diverser Bürgerinitiativen bekommt das knapp 4000 Einwohner zählende Neubauviertel in der Ottersfuhrstraße 10 ein Kinder- und Jugendzentrum, den "Treff Waldhof". Gestern wurde gefeiert, aber die Eröffnung ist erst am 1. März. Wie überall in schnell wachsenden Neubauvierteln hinkt die Infrastruktur in dem östlichsten Teil Biebers hinterher. Der "Waldhof" bekam zwar relativ schnell einen Supermarkt nebst Ladenzeile, Bank-Filiale, Poststelle und Gaststätte, aber es dauerte lange, bis endlich eine Grundschule, ein Kindergarten und ein evangelisches Gemeindezentrum gebaut wurden. Die Anwohner fordern noch eine Apotheke und Arzt-Praxen, um sich den langen Weg mit dem Bus nach Bieber oder in die Innenstadt sparen zu können. Der Waldhof ist ein kinderreicher Stadtteil. Zu verdanken ist das den vielen Aussiedler- und Übersiedler-Familien, die hier eine halbwegs bezahlbare Wohnung fanden. Rund ein Drittel der Waldhöfer sind Kinder und Jugendliche.

Für sie gab es lange keine Freizeitangebote, keinen Treffpunkt. So bildeten sich vorübergehend Streetgangs, die häufig die Kräfte mit ihren Altersgenossen aus dem Lauterborner Neubauviertel maßen. Warum die Realisierung der Forderung nach einem Jugendzentrum so lange dauerte? Da war zunächst der parteipolitische Grundsatzstreit im Stadtparlament, auch wenn die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung von keiner Fraktion bestritten wurde. Dann fehlte das richtige Grundstück und natürlich das Geld. Schließlich verbot die Kommunalaufsicht, das Regierungspräsidium, dem Magistrat angesichts der städtischen Finanzmisere die Aufnahme neuer Kredite.

Aber im Rathaus gibt es noch pfiffige Leute: "Wenn wir nicht bauen dürfen, lassen wir andere für uns bauen." Bauherr wurde deshalb die stadteigene Gemeinnützige Baugesellschaft (GBO), die in der Marienstraße auch schon einen Kindergarten für die Stadt gebaut hat. Als Träger des Jugendzentrums wurde das IB- Jugendsozialwerk gewonnen, schließlich waren es die Sozialarbeiter um Bernhard Kälble, die seit Jahren mit besonderem Nachdruck das Kinder- und Jugendzentrum für den Waldhof forderten.

Nachdem endlich in der Ottersfuhrstraße direkt neben Grundschule und Kindergarten ein 590 Quadratmeter großes Grundstück gefunden und auch der Architekt Michael Poeschel, früher CDU- Stadtverordneter, ausgeguckt war, ging es in rekordverdächtiger Schnelle Schlag auf Schlag. Das Stadtparlament beschloß im Mai 1992, den Jugendtreff von der GBO zum Festpreis von 800 000 Mark bauen zu lassen. Vier Wochen später reichte die GBO den Bauantrag im Rathaus ein. Er wurde umgehend genehmigt. Erster Spatenstich war am 28. August.

Nach nur dreieinhalbmonatiger Bauzeit übergab die GBO gestern das Haus (Nutzfläche 266 Quadratmeter) an den Sozialdezernenten Stefan Grüttner (CDU), der es umgehend an das IB-Jugendsozialwerk weiterreichte. GBO-Geschäftsführer Winfried Seip, früher SPD- Fraktionsvorsitzender, betonte stolz: "Wir haben schnell, planmäßig und vor allem ohne Kostenüberschreitung gearbeitet."

Sozialdezernent Grüttner lobte die unbürokratische Bauverwaltung, die gute Architektur, die vorzügliche Bauausführung und natürlich auch alle Politiker, die zum Gelingen des Ganzen beigetragen haben. Er gab sich sicher, daß das Zentrum helfen wird, die sozialen Probleme im Waldhof erheblich zu mindern.

Bernhard Kälble muß den "Treff Waldhof" jetzt noch einrichten und möblieren. Die Bieberer CDU organisierte hundert gebrauchte Stühle, die bislang im Katholischen Pfarrzentrum Bieber standen und von der GOAB, der Gemeinnützigen Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungs GmbH, wieder aufgemöbelt worden waren. Sparkassen-Direktor Dieter Ollech (FDP) brachte einen 10 000-Mark- Scheck und EVO-Vorstandsmitglied Albert von Rockenthien (SPD) eine Elektro- Küche mit. Anläßlich ihres Umzuges von Frankfurt nach Offenbach schickte der Personalrat der Flugsicherung noch einen "erklecklichen Betrag für einen sozialen Zweck". lz

Ortsbeirats-Protest gegen Klärschlammverbrennung Weitere Umweltbelastung für Großauheim befürchtet Von Regine Schlett HANAU. Der Großauheimer Ortsbeirat protestiert gegen die geplante Verbrennung von Klärschlamm im Kraftwerk Staudinger. Die SPD stimmte bei der jüngsten Sitzung einem Antrag der Bürgerliste Umwelt und Grüne (BUG) Großauheim zu, der den Hanauer Magistrat beauftragt, sich im Genehmigungsverfahren dagegen auszusprechen. CDU und FDP verlangten da- gegen zunächst nur ein Gutachten und enthielten sich bei der Abstimmung. Wie die FR berichtete, ist derzeit die Verbrennung von 50 000 bis 60 000 Tonnen Klärschlamm im Gespräch. Sie sollen der Kohleverfeuerung in den ersten drei Blöcken beigemischt werden. Der Technische Überwachungsverein (TÜV) Hannover erstellt eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die mindestens ein Jahr dauern soll und als Grundlage des Genehmigungsverfahrens dient. Der Umlandverband Frankfurt, der Main-Kinzig- Kreis, die Gemeinde Hainburg sowie einige bayerische Kommunen haben Interesse angemeldet. Großkrotzenburg läßt derzeit in geringen Mengen Klärschlamm verbrennen.

Umweltschützer lehnen die Pläne der Preussenelektra ab. Sie sehen darin einen Widerspruch zur novellierten Klärschlammverordnung der Bundesregierung, die eine landwirtschaftliche Verwertung der Stoffe vorsieht. Außerdem fürchten sie weitere Schadstoffbelastungen durch Schwermetallfeinstäube, Dioxine und Benzole, wie die BUG Großauheim in der Begründung ihres Antrags ausführt. BUG-Ortsbeiratsmitglied Rolf Neidhardt prophezeit eine stärkere Dioxin-Belastung als bei einer Müllverbrennungsanlage. Die Großauheimer Sozialdemokraten stimmen dem Protest zu. "Mögliche Gefahren müssen früh abgewendet werden", sagte SPD-Ortsbeirat Thomas Straub. Auch CDU-Fraktionsvorsitzende Erika Dreher teilte die Sorgen. Ihre Fraktion will jedoch erst wissen, "wie schlimm es wirklich ist". Sie setzte sich daher mit Unterstützung der FDP in einem Änderungsantrag dafür ein, daß der Magistrat ein Gutachten über die Umweltbelastung erstellen läßt.

Da dies derzeit im Rahmen der Untersuchungen bereits geleistet werde, lehnte die SPD den Antrag ab. "Egal wie die Prüfung ausgeht", sagte Straub, "wir sehen nicht ein, daß wir den Dreck der anderen Kommunen verbrennen sollen." Außerdem werde sich auf jeden Fall die Rauchgasmenge erheblich erhöhen. Das heißt, daß noch größere Dampfwolken über Großauheim ziehen.

Schon derzeit, erklärt Neidhardt, trieben bei kaltem klarem Wetter bis zu vier Kilometer lange Schwaden über Großauheim. Dieses Problem beklagten alle Fraktionen. Die BUG forderte daher in einem weiteren Antrag, der Magistrat solle mit der Preussenelektra über eine Strompreiserstattung in Höhe von zehn Prozent des Verbrauchs für Großauheimer und Wolfganger Bürger verhandeln. Schließlich würde aufgrund der Abdunklung mehr elektrische Energie verbraucht, weil die Großauheimer häufiger Licht anmachen müssen und außerdem Solaranlagen weniger Sonnenlicht verarbeiten können.

Obwohl auch die Sozialdemokraten die Belastung bedauern, werteten sie den BUG-Vorstoß als "reinen Schaufensterantrag". Er sei "rechtlich nicht haltbar" und "praktisch nicht durchführbar". FDP-Vertreter Christian Zurbel stimmte ein. Obwohl die Intention des Antrags stimme, sei er zu "nebulös". Die CDU vermutete gar "einen ganz tollen Wahlgag".

Partnerschaftstreffen '93 ist geplatzt: Kein Hotel

BAD HOMBURG. "Wir müssen davon ausgehen, daß in diesem Jahr überhaupt kein offizielles Partnerschaftstreffen stattfindet." Dies teilte Oberbürgermeister Wolfgang Assmann am Donnerstag abend dem Kulturausschuß mit.

In Cabourg, das als Organisator an der Reihe ist, sei das Grand-Hotel immer noch nicht fertig - und ohne dieses wolle die französische Partnerstadt das Treffen partout nicht ausrichten, erklärte Assmann. Alle anderen Städte des "Partnerschaftsrings" sähen sich außerstande, kurzfristig als Ersatz einzuspringen: Niemand habe dafür Geld eingeplant. Bad Homburg selbst hatte bereits voriges Jahr Cabourg als Veranstalter vertreten.

Der Partnerschaftsring war 1956 beim Europäischen Gemeindetag in Frankfurt und Bad Homburg aus acht Städten gegründet worden, Bad Homburg erhielt dafür den Europa-Preis der Europa- Union. Das belgische Spa ist inzwischen ausgetreten, zum algerischen Bejaja ruhen die Beziehungen. Außer Cabourg und Bad Homburg gehören dem Ring jetzt noch Mayrhofen (Österreich), Chur (Schweiz), Exeter (England), Terracina (Italien) und Bad Mondorf (Luxemburg) an. stk

Ärztepräsident "Verhöhnung" der Mediziner vorgeworfen

wn FRANKFURT A. M., 15. Januar. Den Rücktritt des Präsidenten der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, fordert der links-alternative "Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte" (VdÄÄ). Anlaß ist Vilmars Veröffentlichung des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirates der Kammer, in dem die von Müllverbrennungsanlagen ausgehenden Gesundheitsgefahren als vernachlässigbar eingestuft werden. Nach Auffassung der meisten Ausschüsse für Umwelt und Medizin in den Landesärztekammern, aber auch zahlreicher Wissenschaftler, berücksichtige dieses Gutachten den neuesten Kenntnisstand nicht ausreichend, hält der VdÄÄ-Vorsitzende Winfried Beck dem Ärztepräsidenten in einer in Frankfurt verbreiteten Erklärung vor. Damit habe sich Vilmar "in eklatanter Weise und zum wiederholten Male über das Meinungsbild und den Kenntnisstand in der Ärzteschaft hinweggesetzt und einseitig industriefreundliche Positionen bezogen".

Ähnlich habe sich, so Beck, Vilmar bereits in einer Zeitungsanzeige der Atomindustrie nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl verhalten, in der er der Unbedenklichkeit ziviler Atomanlagen das Wort geredet habe. Auch gebe Vilmar ein seit zwei Jahren vorliegendes Papier des Ärzteausschusses "Gesundheit und Umwelt" nicht frei, in dem die gesundheitlichen Folgen des Straßenverkehrs behandelt werden. Trotz mehrheitlicher Forderung der Landesärzteausschüsse für Umwelt nach einem generellen Tempolimit habe Vilmar eine entsprechende Stellungnahme der Bundesärztekammer bis heute verhindert.

Der Deutsche Ärztetag, daran erinnert Beck, habe 1990 ausdrücklich vor den Gefahren der Müllverbrennung gewarnt und eine entsprechende Bearbeitung dieser Position im Vorstand der Ärztekammer beschlossen. Mit der Veröffentlichung des jüngsten Gutachtens verhöhne Vilmar daher die Ärztebasis und die gewählten Repräsentanten der Ärzteschaft.

Auf einen Blick

Seite II Wie die SPD Wölfersheim ihren Geburtstag für eine aktuelle Geschichtsstunde in der Schule nutzte. Seite III Neuer Treffpunkt für Bad Vilbels Senioren: Ausflug und Vorträge statt Kaffeekränzchen. Seite IV Tips und Termine: Was geschieht wo in der Wetterau? Außerdem: Wichtige Telefonummern im Notfall.

"Stein"-Altdeponie liegt Neuberg schwer im Magen Baldige Sanierung aber noch nicht in Sicht Von Wolfgang Heininger NEUBERG. Die Hoffnungen und Forderungen der Neuberger und ihrer politischen Vertreter bis hin zum Kreis nach baldiger Sanierung der ehemaligen Hausmülldeponie "Auf der Stein" werden sich so bald wohl nicht erfüllen. Zwar lobte der SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen in einer Pressemitteilung zum Jahresbeginn seine eigene Regierung für ihr Engagement zur Beseitigung der Altlasten, doch auf Rückfrage mußte er einräumen, daß für Neuberg keine konkreten Pläne vorliegen, obwohl der Regierungspräsident in Darmstadt eine Entscheidung noch vor dem Jahreswechsel angekündigt hatte. Dort redet man sich inzwischen damit heraus, das Umweltministerium müsse die Angelegenheit prüfen. Seit Jahren sorgen sich die Bürger und mit ihnen auch die Lokalpolitiker um die Gifte in der ehemaligen Kreismülldeponie, die vom eindringenden Regenwasser in den Untergrund ausgeschwemmt werden, ins Grundwasser gelangen und - zumindest langfristig - Trinkwasserbrunnen bedrohen. Was für die höhere Ebene als "normale" Altlast ohne besonderen Vorrang gilt, war in der Region gerade im vergangenen Jahr Anlaß zu heftigen Kontroversen. Das Gemeindeparlament forderte den Kreis schließlich auf, als Verursacher seiner Verantwortung gerecht zu werden und auch ohne die Aufnahme der Deponie "Auf der Stein" in das Altlastenkataster mit der Sanierung zu beginnen.

Das wäre auch durchaus möglich, denn die Planung für die Kuppenabdichtung - und die ist am dringlichsten, weil sie weitere Auswaschungen verhindern würde - ist seit langem fertig und liegt dem RP auch vor. Der Kreis ist allerdings auf die offizielle Altlastendeklarierung angewiesen, weil er sonst keinen Zuschuß für das Millionending erhält. In Darmstadt und Wiesbaden wird aber wiederum auf Zeit gespielt, weil es so ungeheuer viele Altlasten gibt und der Fördertopf nur 93 Millionen Mark an Verpflichtungsermächtigungen in diesem Jahr enthält, auch wenn Ronald Battenahusen meint, damit werde "Erhebliches zur Beseitigung ökologischer Zeitbomben geleistet".

So wird allein die angelaufene Sanierung des mit Öl verseuchten Pintsch-Geländes - die, wie von allen Beteiligten eingeräumt wird, weit brisanter ist als Neuberg - mindestens 50 Millionen Mark verschlingen. Schon fast vergessen, jedenfalls auf höherer Ebene, scheint auch die gefährliche Altlast auf dem Eisert-Gelände in Großkrotzenburg zu sein. Wann dort mit der Reinigung des verseuchten Bodens begonnen wird, ist auch nach rund einem Jahrzehnt Gezerre noch nicht abzusehen. Nicht zu vergessen ist Langenselbold mit dem verrufenen "Rödelberg". So kann Battenhausen nur Trostpflästerchen verteilen, etwa daß die Sportanlagen an der "Struwwelpeter"-Schule in Niederdorfelden, der Grundschulen am gleichen Ort und in Steinau sowie am Spielplatz Klein-Auheim und dem Sportplatz der "Eichendorff"-Schule ihre dioxinbelasteten Kieselrot-Beläge loswerden sollen, daß außerdem die PCB-verseuchte Kindertagesstätte Hedwig-Uhland-Straße in Maintal in Angriff genommmen wird.

Für die "Stein" sieht es dagegen düster aus. Die zuständige Genehmigungsbehörde, der RP, teilt nämlich bislang nicht die Auffassung der Gemeinde und des Kreises, es handele sich dort um eine gefährliche Altlast. Zwar sei eine Abdeckung nützlich, doch von "ungeprüften Maßnahmen" sei abzuraten.

Inzwischen, so war aus Darmstadt zu vernehmen, hat der RP sich an das Umweltministerium gewandt und Bericht erstattet. Ob die Beamten Handlungsbedarf erkennen konnten oder nicht, wollte Pressesprecher Ohl der FR nicht verraten. Nur eben, daß das Ministerium jetzt am Zuge sei. "Was die nun ausbrüten" und wie lange das dauert, sei die große Frage, sagte Ohl.

Auf einen Blick

Seite II SCHMITTEN. Die Welle der Hilfsbereitschaft für die Kranken und Verfolgten in Nucet ebbt nicht ab. Ein 10jähriger Junge will jeden Monat fünf Mark von seinem Taschengeld spenden. Das Ehepaar Max startet am Sonntag seinen zweiten Hilfsgütertransport.Seite III KÖNIGSTEIN. Sogar der Papst gratuliert "Speckpater" Werenfried van Straaten zum 80. Geburtstag am morgigen Sonntag.

OBERURSEL. "Was hier geleistet wird, ist auch ein ganzes Stück Detektivarbeit": Das Stadtarchiv blättert seine Bilanz 1992 auf. Seite IV KÖNIGSTEIN. Auf einer Baustelle in der Wiesbadener Straße stürzte ein Zimmermann tödlich ab.

BAD HOMBURG. Die Kurstadt-CDU will im Wahlkampf die Bürger zu Hause besuchen.

Kleine FR · Kleine FR

Meditieren mit Yoga HANAU. Wer sich mit Yoga-Elementen ins Meditieren einüben will, hat bei der katholischen Familienbildungsstätte in Hanaue dazu ab Montag, 18. Januar, 20 Uhr, Gelegenheit. Anfragen und Anmeldungen telefonisch unter 0 61 81 / 2 23 12.

Kurse für Kinder

HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert bietet Kurse für Kinder an: Geschichten hören und gestalten ab Montag, 18. Januar, 15 Uhr, über fünf Nachmittage; Turnen im Vorschulalter ab Mittwoch, 20. Januar, 15 Uhr, über zehn Nachmittage. Anfragen telefonisch unter 0 61 81 / 2 23 12.

"Aus aller Frauen Länder"

BRUCHKÖBEL. Die Wanderausstellung über das Leben der Frauen und ihre Unterdrückung in der Welt ist von Montag, 18. Januar, bis 1. Februar im Sitzungssaal des Rathauses zu sehen. Auf 73 Fotos von 15 Bildreportagen wird aber auch gezeigt, wie couragierte Frauen sich gegen Benachteiligungen wehren. Kegeln und Kreppel-Essen GROSSKROTZENBURG. Zu ihrem nächsten Kegelnachmittag lädt die Versehrtensportgemeinschaft für Dienstag, 19. Januar, um 16 Uhr in die Gaststätte "Taunusstuben" ein. Der "Kreppel"-Nachmittag ist für Mittwoch, 3. Februar, um 15 Uhr an gleicher Stelle geplant. Interessenten sollten sich bis 30. Januar beim Vorsitzenden, Telefon 13 10, anmelden. Neue Streifen im Kinderkino BRUCHKÖBEL. Ab sofort laufen im Jugendzentrum wieder Kinderfilme. Vorhang auf heißt es nach Angaben der Stadt am 26. Janaur, 16. Februar und 23. März, jeweils um 15 Uhr bei freiem Eintritt. Die Titel sind dem Programmheft zu entnehmen, das im Jugendzentrum erhältlich ist. Bei einer Veröffentlichung würde die Jugendpflege, wie schon einmal geschehen, Gefahr laufen, daß ein kommerzielles Kino Schadenersatz verlangt.Im Blickpunkt: Irak Ein Rest von Trotz

Auch wenn der alliierte Luftangriff auf irakische Raketenbatterien im Süden des Zwei- Strom-Landes militärisch nur ein Teilerfolg zu sein scheint, seine politische Botschaft ist in Bagdad angekommen: Noch am Donnerstag teilte der stellvertretende Premier und ehemalige Außenminister Iraks, Tarik Asis, mit, daß das Landeverbot für UN-Maschinen auf dem Flughafen Bagdad aufgehoben worden sei und daß sein Land alle einschlägigen UN-Resolutionen befolge. Dennoch registrieren politische Beobachter in Bagdad einen "Rest von Trotz" über den Versuch hinaus, das Gesicht zu wahren. Asis&rquote; Versprechen bedeutet im Klartext, daß Irak die Grenzverletzungen an der neuen irakisch-kuwaitischen Demarkationslinie bei Umm Qasr an der Golflagune des Khor Abdallah einstellen will. Berichten aus New York zufolge seien dem UN-Weltsicherheitsrat entsprechende schriftliche Zusicherungen zugegangen.

Dennoch sind politische Beobachter im Nahen Osten der Meinung, daß die alliierte Botschaft dem Saddam-Regime nur in Bruchstücken zugegangen ist. Sie konstatieren eine verbale Aufsässigkeit, die sich nicht nur mit Bagdads Bedürfnis, Gesicht zu wahren, erklären läßt. So drohte Asis sibyllinisch mit einer adäquaten "Antwort" auf die "Aggression" vom Mittwochabend und unterstrich noch einmal, daß Irak auf keinen Fall die Flugverbotszone für seine Luftwaffe nördlich des 36. und südlich des 32. Breitengrades anerkenne, also jene Schutzbereiche für die Kurden und die Schiiten, die von den Alliierten in weitgefaßter Interpretation der UN-Resolution 688 eingerichtet worden sind.

In dieser Entschließung wird dem Regime von Saddam Hussein untersagt, ethnische oder religiöse Gruppen zu verfolgen. Vor allen Dingen aber fällt auf, daß sich Bagdad bis dato mit keiner Silbe zur Forderung Washingtons geäußert hat, seine Flugabwehr- Raketen auf diesen Zonen abzuziehen. Abwiegelnd verlautete dazu aus Washington, daß die Raketenbatterien im Süden - von denen nur eine zerstört wurde und die anderen drei angeblich "abgebaut" worden sind - keine Gefahr mehr für die Maschinen der alliierten Luftüberwachung darstellten. Immerhin jedoch könnten die vermutlich drei Batterien im Raum Mossul den Anlaß zu einer weiteren Militäraktion liefern. US-Präsident George Bush hat jedenfalls eine derartige Initiative noch vor Ablauf seiner Amtszeit am Mittwoch nicht ausgeschlossen. Zum ersten Mal seit dem Ende des Kuwait-Konfliktes am 28. Februar 1991 hat die alliierte Militärintervention gegen den Irak vom Mittwoch in aller Deutlichkeit jene Bruchstellen hervortreten lassen, die vom irakischen Überfall auf das Emirat im August 1990, zusätzlich zu allen anderen Zwistigkeiten, innerhalb der arabischen Welt verursacht worden sind. Dabei bilden die Maghrebstaaten aus geographischen Gründen eine Ausnahme. Im "Maschreck", dem arabischen Osten, reagieren die nördlichen Staaten - denen hier ausnahmsweise auch das auf afrikanischem Boden liegende Ägypten zuzurechnen ist - mit Hinweisen auf den israelisch-arabischen Konflikt, während die Monarchien der Halbinsel allein ihre eigenen Sicherheitsinteressen im Auge behalten. So wurde in Kairo, Damaskus, Amman und Beirut die Kritik an der "Strafaktion" der US-Amerikaner, Briten und Franzosen mit der Frage verknüpft, was denn der Westen im UN-Sicherheitsrat unternehme, um auch Israel zur Respektierung von UN-Resolutionen zu zwingen. Als Beispiel werden die über 400 ausgewiesenen Palästinenser im Niemandsland Südlibanons genannt. Auf der arabischen Halbinsel hingegen wurde der Schlag gegen Irak bejubelt, wie in Kuwait. Zustimmend aufgenommen wurde er in Bahrain, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Von Saudi-Arabien wurden die Anti-Irak- Alliierten aktiv, wenngleich stillschweigend unterstützt. Von Luftstützpunkten im Wahhabiten-Königreich stiegen jedenfalls alliierte Maschinen zum Angriff auf die irakischen Raketenstellungen auf. HANS PETER GERNER (Kairo)

Briefe an die Redaktion "Abenteuerliche Berichterstattung"

Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer fühlt sich von der FR falsch beurteilt. In nachfolgendem Leserbrief drückt er seine Kritik aus:

"Es ist schon abenteuerlich, welche Verbiegung die Lokalredaktion der Frankfurter Rundschau sich zusammenreimt.

Da stellt der Sozialdezernent für Nichtseßhafte, die wegen der Kälte einen Unterschlupf suchen und im Franziskushaus in der Breslauer Straße nicht aufgenommen werden, 15 zusätzliche Betten auf, und die Frankfurter Rundschau schließt daraus, daß er, der Sozialdezernent, nicht an Resozialisierung glaube. Und weil dies nicht der Fall sei, habe er sein Amt verfehlt.

Daß es Erfahrungswerte gibt darüber, daß es sehr schwer ist, Nichtseßhafte zu resozialisieren, spielt für die Lokalredaktion hier ebensowenig eine Rolle, wie die Tatsache, daß durch das Franziskushaus die Ausgaben für Sozialhilfe durch das Sozialamt der Stadt Hanau an Nichtseßhafte vervielfacht worden sind.

War dies alles nachzulesen in der FR vom 5. 1. 1993, so wird es in der Ausgabe vom 13. 1. 1993 noch kurioser.

Obwohl sich aus der Berichterstattung der FR eindeutig ergibt, daß die Verhandlungen seitens der Stadt mit dem Ziel der Aufstellung von Containern für Asylbewerber durch die Bauverwaltung geführt worden sind, wird die Zeitverzögerung bei der Aufstellung dieser Container dem Sozialdezernenten angelastet.

Aber nicht nur dies, es wird auch behauptet, Vergabevorschriften seien verletzt worden durch diesen Sozialdezernenten, was eindeutig falsch ist, es wird auch von Versäumnissen dieses Dezernenten gesprochen, die geschlußfolgert werden aus jener angeblichen Mißachtung von Vergabevorschriften.

Diese Form von Berichterstattung und Kommentierung seitens der Lokalredaktion der FR ist nicht nur abenteuerlich, sie ist vor allem sachlich unhaltbar. Ziel dieser Art Berichterstattung ist es, an einem Gewebe zu stricken, das den Sozialdezernenten der Stadt Hanau in einem möglichst negativen Licht stehen lassen möchte. Dies mag zwar die Lieblingsbeschäftigung von Redakteuren der FR sein, sie paßt aber nicht mit den Fakten überein. Auf diese Fakten wird der Sozialdezernent, wann immer es notwendig ist, hinweisen."

Klaus Remer Stadtrat, Hanau

Fragen über Fragen zu den Wohncontainern Aufklärung über die Probleme mit der Aufstellung von Wohncontainern für Asylbewerber in Hanau, über die die FR am Mittwoch, 13. Januar, berichtet hatte, erheischt nachfolgender Leserbrief. Auch wird die Frage aufgeworfen, ob die Stadt Hanau Ankauf und Verwaltung der Wohneinheiten nicht kostengünstiger erledigen könnte.

"Trotz Berichterstattung und Kommentierung in der FR bleiben viele Fragen offen.

1. Warum gibt es bei den zu nutzenden Wohncontainern, die von der Firma Saßmann, einem Unternehmen mit breiter Erfahrung, zur Verfügung gestellt werden, keine standardisierte Typenprüfung?

2. Werden die auch in anderen hessischen Gemeinden zu nutzenden Wohncontainer auch dort nur mit der Auflage einer Brandschutzwache genehmigt, die monatlich 15 000 Mark kostet?

3. Wieso muß der Unternehmer Saßmann für das Grundstück an der Lise- Maitner-Straße monatlich 3500 Mark Pacht zahlen?

4. Gibt es weitere verfügbare Grundstücke in städtischem Eigentum, bei denen gegebenenfalls keine Pacht anfällt?

5. Wieso kann der Unternehmer Saßmann Schadenersatzforderungen erheben, obwohl der Tagessatz von 35 Mark je Asylbewerber noch Verhandlungsgegenstand ist? Wie lauten gegebenenfalls noch nicht bekannte Zusatzvereinbarungen? 6. Gemeinhin gilt die Privatisierung öffentlicher Aufgaben als wirtschaftlicher. Wurde dennoch geprüft, ob Ankauf und Verwaltung der Wohncontainer durch die Stadt Hanau nicht kostengünstiger sein könnten?

All diese Fragen richten sich an die verantwortlichen Magistratsmitglieder Dressler und Remer. Man darf gespannt sein, ob sie zur Aufklärung über diese Vorgänge beitragen." Ludger Wösthoff Hanau

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Kaffeeröster schenken deutlich höhere Preise ein Jacobs und Eduscho schlagen um 7,5 Prozent auf / Hinweise auf Probleme der Pflanzer in den Anbauländern

has FRANKFURT A. M. Am Kaffeemarkt wird eine Preiserhöhungsrunde eingeläutet. Die beiden Röster Jacobs und Eduscho wollen vom 15. beziehungsweise 8. Februar an jeweils 7,5 Prozent mehr verlangen.

In der Branche gilt es als ausgemachte Sache, daß die Konkurrenten sich diesen Schritten anschließen werden. "Die Preissituation ist für alle gleich", berichtet ein Experte. Damit dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, daß Tchibo, Melitta, Dallmayr, Darboven und andere nachziehen. Wie sich allerdings Aldi verhalten wird, ist unklar. Der medienscheue Discounter gilt am Kaffeemarkt wegen seiner Preisaggressivität als "Hecht im Karpfenteich".

Jacobs-Sprecher Rolf Sauerbier führt für die Aufschläge seines Hauses die seit Ende 1992 um 25 Prozent gestiegenen Rohwarenkosten sowie den im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent höheren Dollarkurs ins Feld. Für die Verbraucher werde Kaffee auch nach den Anhebungen mit zu erwartenden Durchschnittspreisen um acht Mark je Pfund "preisgünstig bleiben". Eduscho-Mann Rolf Helmbrecht argumentiert ähnlich. Seit September seien die Notierungen für "gewaschene Arabicas" - die für Deutschland wichtigsten Sorten - um etwa 50 Prozent gestiegen. Der Dollar habe in diesem Zeitraum um gut 15 Prozent zugelegt. Hinzu kämen seit dem 1. Januar "zusätzliche steuerliche Belastungen" sowie bereits seit längerem eine Umweltabgabe, die zusammen etwa 15 Pfennig je Kilo Röstkaffee ausmachten.

Jacobs und Eduscho weisen ausdrücklich auf die wirtschaftlichen Probleme hin, mit denen die Pflanzer in den Anbaugebieten der Entwicklungsländer bis vor kurzem noch wegen der geringen Erlöse konfrontiert waren. Verringerte Ernteerwartungen aufgrund reduzierten Anbaus in Brasilien, dem größten Erzeugerland, hätten aber zu einer "fundamentalen Veränderung im Rohwarenmarkt" (Sauerbier) geführt. Mit weiteren Preissteigerungen auf diesem Gebiet sei zu rechnen, wenn sich Angebot und Nachfrage "nach dem Überangebot der letzten Jahre einpendeln" und die Qualitätsanstrengungen im Anbau wieder intensiviert würden. Die gleiche Einschätzung ist bei Eduscho zu hören: "Die Zeiten der Niedrigstpreise mit den verheerenden Auswirkungen in den rund 50 Kaffee-Anbauländern der Dritten Welt sind zunächst weitgehend überwunden." Der harte Wettbewerb werde die Verbraucher aber vor "voreiligen Preiserhöhungen schützen". Die höheren Rohwaren-Notierungen, so Sauerbier von Jacobs, führten bei den Anbauern dazu, daß diese "keine Verluste mehr machen". Dies sei "aber immer noch nicht ausreichend".

Am deutschen Kaffeemarkt hält Jacobs einen Anteil von 28 Prozent und ist damit Branchenprimus. Tchibo dürfte etwa ein Fünftel kontrollieren. Jeweils rund 15 Prozent können, so ein Kenner der Szene, Eduscho und Aldi beanspruchen.

Hilfsbereitschaft übertrifft alle Erwartungen 400 Menschen gaben Sachspenden und 10 000 Mark für Rumänien-Aktion des Ehepaars Max

SCHMITTEN. Wer hätte das gedacht? Die Welle der Hilfsbereitschaft für die "Vergessenen" in der rumänischen Psychiatrie hat selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. Überall im Kreis - im ganzen Usinger Land über Bad Homburg, Oberursel bis nach Königstein - bewegte das Elend der "unerwünschten" Erwachsenen und Kinder, Kranken und politisch Verbannten in Nucet sowie die selbstlose Hilfsaktion des Arnoldshainer Ehepaares Maria und Franz Max die Herzen der Menschen. Rund 400 gaben unzählige Sachspenden und knapp 10 000 Mark für den zweiten Hilfsgütertransport, der am Sonntag startet.

"Das Echo ist wahnsinnig", meint Maria Max. Die evangelische Kirchengemeinde von Rod am Berg hat eine Patenschaft für eine Kinderschwester für drei Jahre übernommen. Ein zehnjähriger Junge, der drei Mark Taschengeld in der Woche erhält, hat versprochen, ein Jahr lang fünf Mark im Monat zu spenden (und den ersten Beitrag schon überwiesen). Die Usinger Christian-Wirth-Schule hat gesammelt, die Schmittener Feuerwehr eine großzügige Summe draufgelegt.

Von den Geldspenden können bisher vier Kinderschwestern in der "vergessenen" psychiatrischen Anstalt eingestellt werden; derzeit erledigen auf der Kinderstation mit rund 100 Betten nur zwei ungelernte Frauen das Notdürftigste. Rund 120 Mark kostet eine rumänische Fachkraft im Monat, weshalb Familie Max nach dem Anblick der apathisch auf dem Boden sitzenden kleinen "Mumien" die "Aktion Kinderschwester" ins Leben rief. Wenn 24 Leute fünf Mark im Monat zu spenden bereit sind, so die Kalkulation, ist das Gehalt für eine Schwester zusammen. "Jetzt werden die Kinder zumindest nicht mehr getreten und geschlagen", sagt Maria Max.

Von den Geldspenden will die Familie außerdem Stühle und Tische für Kinder und Schwestern bezahlen; ein Schreiner aus Nucet soll sie herstellen. Mobiliar gibt es in dem Krankenhaus nicht. An Sachspenden sind wieder doppelt so viele "wunderschöne und sehr gut erhaltene" Dinge im Rauhecksweg 28 eingegangen, wie das Ehepaar im Lastwagen (mit Anhänger) unterbringen kann. Neben Bettwäsche, Oberbekleidung und pädagogischem Spielzeug trafen Hunderte von Kuscheltieren und Schokoladentafeln ein. Die Arnoldshainer Frauen buken zudem unzählige Plätzchen, die sie für jedes Kind in einer Tüte verpackten.

Arnoldshain und Schmitten sind zwar zwangsläufig das Zentrum der Hilfsaktion, die großzügige Unterstützung durch seine Bürger jedoch nicht selbstverständlich. Die Kirchengemeinde hilft, eine Firma stellt ihr Faxgerät für die gesamte Korrespondenz kostenlos zur Verfügung. Für weitere Spenden ist ein "großer Flohmarkt" im Februar geplant. "Es ist auch unglaublich, wie uns Frauen aus dem Dorf beim Packen helfen", bedankt sich Maria Max. Der zweite Transport wird voraussichtlich eine Woche dauern. CLAUDIA NENNINGER

Heute in Friedberg Europa-Ball wieder sehr international

FRIEDBERG. Seit 1972 veranstaltet der Europa-Club Friedberg alle Jahre wieder im Januar seinen Europa-Ball. Die Veranstaltung, die am heutigen Samstag um 20 Uhr in der Stadthalle über die Bühne geht, zählt inzwischen zu den gesellschaftlichen Höhepunkten der Kreisstadt. So hat sich diesmal auch wieder der Landrat angesagt, der auch seine Gäste aus dem tschechischen Kreis Bruntal mitbringt, die im Wetteraukreis weilen, um eine Kreispartnerschaft zu sondieren.

Außerdem sind Gäste aus den Friedberger Partnerstädten Villiers-sur-Marne und Magrelio mit von der Partie, denn der Europa-Club hat sich die Pflege der Partnerschaften zur Aufgabe gemacht.

Die Jazz-Dance-Formation des VfB Friedberg und das Schautanzpaar Edeltraud Broschat und Uwe Mundt treten während des Balls auf. Bei einem Europa-Quiz gibt es als ersten Preis eine Zweitagefahrt für zwei Personen nach Münster und Osnabrück zu gewinnen. Schließlich spielen die "Teddys" zum Tanz auf. ieb

Kleine FR

Schwimmbad im Ausschuß SELIGENSTADT. Über die Planung für das Schwimmbad informiert am Dienstag, 19. Januar, Diplom-Ingenieur Thomaier die Mitglieder des Bau-, Verkehrs- und Planungsausschusses. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Rathaus. Auf der Tagesordnung stehen außerdem unter anderem Bebauungspläne und die Sanierung des Kindergartens "Regenbogen".Warrikoff am Telefon OSTKREIS OFFENBACH. Sprechstunde am Telefon hält am Dienstag, 19. Januar, der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Alexander Warrikoff zwischen 13.30 und 14.30 Uhr. Bürger/innen seines Wahlkreises, zu dem auch der Ostkreis gehört, können ihn über die Telefonnummer 06061/5844 erreichen. "Impressionen Afrika" DIETZENBACH. Zu einem Diavortrag mit dem Titel "Impressionen Afrika" lädt die städtische Seniorenarbeit für Montag, 18. Januar, in den Clubraum an der Friedensstraße ein. Beginn: 19 Uhr. Anmeldungen werden über die Telefonnummer 24949 entgegengenommen. Spielplatz wird größer DIETZENBACH. Der Spielplatz der städtischen Kindertagesstätte X soll um zehn Meter vergrößert werden. Der Magistrat beauftragte jetzteine Dietzenbacher Firma mit den Arbeiten - Kosten: 25 000 Mark.

Verwaltungsrat blockt Kindergarten ab Gremium der katholischen Kirchengemeinde schwimmt gegen den Strom Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Seit Anfang vergangenen Jahres bemüht sich die Stadt Langenselbold gemeinsam mit der örtlichen katholischen Kirchengemeinde und Teilen der parlamentarischen Opposition um den Bau eines Kindergartens auf dem Gelände des katholischen Gemeindezentrums. Die Finanzierung stand bereits. Die Stadt Langenselbold und das zuständige Bistum in Fulda wollten an einem Strang ziehen und sich die Kosten teilen. Doch das Projekt droht nun in der letzten Entscheidungsphase zu scheitern. Der Grund ist das Veto des kirchlichen Verwaltungsrates, der als einziges der Gremien das Gelände für nicht geeignet hält. Die Einigkeit war selten und symbolhaft: Gemeinsam hatten sich Rathauschef Hans-Peter Ebner, Pfarrer Hummel und CDU-Oppositionsführer Bernd Matt, der auch im Pfarrgemeinderat sitzt, nach Fulda aufgemacht. Unterstützt von einer mehrheitlichen Zustimmung der Fraktionen, suchten sie beim Bistumskämmerer um eine finanzielle Beteiligung an dem Bau eines Kindergartens nach. Trotz des Neubaus der Kita "Hohlgärten" und einer Ausweitung der evangelischen Kindertagestätte reichen die Plätze der vier Einrichtungen nicht aus, um jedem Langenselbolder Kind eine Unterbringung zu ermöglichen. "Immer wieder", so der Pfarrer Hummel, "sind Gemeindemitglieder mit dem Wunsch nach einem katholischen Kindergarten in der Vergangenheit an mich herangetreten."

Beim Bau des Gemeindezentrums in der Wilhelmstraße, direkt am Schloßareal, war nach ersten Planungen ein Kindergarten gleich mit vorgesehen gewesen, doch die damaligen Planungen scheiterten an den Finanzen der Kirchengemeinde. Im zweiten Anlauf nun wollte das Bistum 50 Prozent der rund 2,5 bis drei Millionen Mark Baukosten übernehmen. Die übrigen 50 Prozent sollte die Stadt zuschießen. Diese wollte zudem 60 Prozent des Betriebskostendefizites übernehmen. Eine Planung, die laut Ebner für die Kirchengemeinde fast kostenneutral ist.

Sowohl Pfarrer Hummel als auch der Pfarrgemeinderat, der über die seelsorgerischen Belange der Gemeinde entscheidet, waren für den Bau der Einrichtung auf dem Gelände hinter dem Kirchenzentrum. Zwei Fachleute der bistümlichen Baubehörde begutachteten das Areal und befanden es ebenfalls für geeignet. Aribert Kreß, Sachgebietsleiter beim Bistums-Bauamt, bestätigte gegenüber der FR, daß dort die Möglichkeit bestehe, einen Kindergarten zu bauen, wenngleich nahezu das gesamte Grundstück bebaut werden müsse. Der Langenselbolder Architekt, der hinzugezogen wurde und der auch schon die Kita in den Hohlgärten auf kleiner Fläche erstellte, glaubt ebenfalls an eine Realisierung.

Quer gestellt hat sich jedoch jetzt der Verwaltungsrat der Katholiken, der die finanzielle Entscheidung zu fällen hat. Laut Dieter Knöchel, Mitglied des Gremiums, stehe der Verwaltungsrat dem Projekt positiv gegenüber, "aber nicht auf dem Platz hinter der Kirche". Den hält Knöchel wegen seiner Enge für nicht tragbar. Die Kinder müßten Auslauf und einen sonnigen Standort haben. Dagegen spreche auch, daß der Bedarf an Kindergartenplätzen im Neubaugebiet an der Ringstraße größer sei als in der Stadtmitte. Mehrheitlich habe der Rat daher entschieden, mit der Stadt nach einem anderen Grundstück zu suchen.

Ein Gespräch im Rathaus fand bereits statt. Die Stadt, so Bürgermeister Ebner, sieht jedoch Schwierigkeiten. Ebner: "Wir können nicht das Grundstück stellen und die Kosten übernehmen. Das könnte die evangelische Kirche dann auch von uns fordern." Ebner sieht das Projekt nun in Gefahr. Die Bedingungen müßten neu überdacht werden. Denn kaufen würde die Kirchengemeinde ein städtisches Grundstück nicht. Wenn doch, müßte erneut Fulda einspringen.

Ebner ist verärgert. "Es kann doch nicht sein, daß die Kirche ohne Not, wenn es sie keinen Pfennig kostet, ihr Grundstück nicht zur Verfügung stellen will." Enttäuscht ist auch Pfarrer Hummel. Für ihn ist der Kindergarten dringend notwendig, da die Kirche auch auf sozialem Feld Präsenz zeigen müsse. Einen anderen Standort hält Hummel nicht für sinnvoll, weil es gerade auch um die Einbindung der Kinder an das Gemeidezentrum gehe. Der Stadt könne man nicht zumuten, auch noch das Gelände zu stellen.

Die innerkirchlichen Verstimmungen scheinen schon länger anzuhalten. Laut Dieter Knöchel sei bereits vor einer Behandlung im Verwaltungsrat über das Projekt öffentlich diskutiert worden. Er spricht von einem "abscheulichen Spiel auf dem Rücken junger Familien, denen Hoffnungen gemacht werden, ohne daß etwas entschieden ist". Wie Pfarrer Hummel glaubt, nahm die Entscheidung jedoch ihren regulären Weg über Fulda, den Pfarrgemeinde- und schließlich den Verwaltungsrat. Das Gremium sei informiert gewesen. Die CDU-Fraktion habe den Verwaltungsrat vor rund eineinhalb Jahren mit der Bitte um einen Kindergartenbau angeschrieben. Daraufhin habe dieser ihn beauftragt, notwendige Fragen mit Fulda, der Stadt und dem Architekten abzuklären. Hummel: "Irgendwie scheint das aufgestoßen zu sein. Doch der Weg sollte nicht so entscheidend sein, wenn es um die Sache geht."

Nach Niederlage im Milliardenstreit geht Postbank eigene Wege Geldhaus leitet Rückzug von "gelben" Schaltern ein / Neue Verkaufsstellen und Automaten / Postämter stehen auf der Kippe

doe FRANKFURT A. M. Der traditionelle Postschalter, an dem Briefmarken verkauft, Sparbücher nachgetragen und Einzahlungen entgegengenommen werden, dürfte vielerorts bald der Vergangenheit angehören. Die Postbank will ihre Produkte künftig vordringlich über eigene "blaue Schalter" vertreiben, um die ansonsten fälligen Ausgleichszahlungen an die Schwester Postdienst zu senken. Langfristig dürfte die Flächenpräsenz so auf rund 1500 Geld-Tresen reduziert werden. Trotzdem wird der Verlust des Instituts in den kommenden Jahren "auf jeden Fall höher als bislang erwartet" ausfallen, kündigt Firmensprecher Werner Merkes an. Beobachter befürchten, daß der "gelbe" Brief- und Paketriese aufgrund des Rückziehers seiner Schwester Tausende Ämter schließen könnte.

Die jüngste Verwerfung zwischen den beiden Staatsunternehmen ist eine Folge der am Montag gefällten, doch erst gestern veröffentlichten Entscheidung des Post-Direktoriums in dem seit Monaten schwelenden Milliardenstreit. Mit den Stimmen von Telekom-Boß Helmut Ricke und Postdienst-Chef Klaus Zumwinkel, doch gegen das Votum von Postbank-Primus Günter Schneider hatte das Dreier- Gremium beschlossen, daß das "blaue" Geldhaus dem "gelben" Briefriesen für die Mitnutzung der bundesweit 23 000 Schalter im vergangenen Jahr knapp 1,4 Milliarden und in der laufenden Periode auf heutiger Basis knapp 1,9 Milliarden Mark überweisen muß. Dies sind 300 Millionen für 1992 und 800 Millionen Mark für 1993 mehr, als die Postbank vorgeschlagen hatte.

Vom Postdienst, der seine Schwester mit den Vollkosten belasten will, waren je 1,9 Milliarden gefordert worden. Das Geldhaus hingegen mochte nur Stückkosten entsprechend dem Verkehrsaufkommen tragen. Als Kompromiß hatte Ex-Minister Christian Schwarz-Schilling im vergangenen November die Zahlung von jeweils 1,4 Milliarden Mark angeregt.

Unmittelbar nach der folgenschweren Niederlage im Direktorium versuchte deshalb Bank-Chef Schneider, beim Postministerium gegen die Entscheidung zu intervenieren - vergeblich. "Der Beschluß ist rechtskräftig", versichert Sprecherin Barbara Schagen. "Wir begrüßen den Kompromiß", sagt Postdienst-Sprecher Heinz-Hermann Herbers. Völlig anders fällt die Reaktion bei der Postbank aus, die eine eigene Stellungnahme publizierte. Eine Vergütung von knapp 1,9 Milliarden Mark, so Sprecher Merkes, sei für sein Haus "nicht bezahlbar".

Allerdings enthält der Direktoriums- Entscheid einen wichtigen Passus, demzufolge der Beitrag der "blauen" Bank im laufenden Jahr reduziert wird, wenn das Geldhaus die Schalter deutlich weniger als bisher nutzen sollte. Mindestens sind 1,4 Milliarden Mark zu zahlen. Um den vollen "Rabatt" zu erhalten, müßte die Bank 1993 ihre Schalter-Transaktionen um 20 Prozent vermindern.

Genau dies wird nun versucht. Schon früher hatte das Haus Schneider argumentiert, man tätige die Hälfte seines Geschäftes an nur 1500 Postschaltern. An diesen zentralen Verkaufspunkten sollen jetzt möglichst bald "blaue Schalter" in eigener Regie entstehen. Die Tresen werden größtenteils zur Miete in Postämtern angesiedelt, aber vereinzelt auch unabhängig davon errichtet. In Stuttgart eröffnet die Postbank im März ihre erste eigene Zweigstelle. Auch in München wird gebaut. Außerdem, so Merkes, wolle man die Zahl der Geldautomaten innerhalb von etwa drei Jahren von 250 auf 1000 bis 1100 erhöhen. Ob langfristig überhaupt kein Geschäft mehr über die "gelbe" Schwester abgewickelt werde, sei noch nicht entschieden. Doch komme auch die Deutsche Bank mit 1400 Filialen aus.

Sollte die Postbank, die den 300-Millionen-Verlust von 1991 im vergangenen Jahr nur "um ein Schnapsglas" (Merkes) verringern konnte, ihre Pläne konsequent umsetzen, dann muß auch der defizitäre Postdienst sein Filialnetz in dünner besiedelten Gebieten drastisch straffen. Die Ämter sind derzeit zu 34 Prozent durch das Geldgeschäft ausgelastet. Fällt diese Arbeit weg, dann - so das interne Szenario einer vom Postministerium eingesetzten Expertenkommission - können nur 1200 der derzeit 17 000 Ämter weiterbetrieben werden. Auf dem flachen Land sollten Briefe und Pakete statt dessen in sogenannten Agenturen (etwa bei Einzelhändlern oder Tankstellen) entgegengenommen werden. Erste Versuche laufen bereits in Schleswig-Holstein.

Frische Brise im Bootsgeschäft Freizeitbranche zeigt sich stabil / Gebraucht-Jachten billiger

gem FRANKFURT. A. M. Der Wind füllt der deutschen Wassersportindustrie wieder die Segel. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen habe eine gute Inlandsnachfrage 1992 ein zufriedenstellendes Geschäft beschert, freut sich Jürgen Tracht, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft (BWVS). Im Vergleich zu erheblichen Umsatzeinbußen in "traditionellen Wassersportnationen" wie Frankreich, USA oder Großbritannien sei der maritime Freizeitmarkt in Deutschland, ebenso wie in Österreich, den Niederlanden und der Schweiz, am stabilsten.

Mit 1450 Ausstellern aus 35 Ländern ist die am 23. Januar in Düsseldorf beginnende Internationale Fachschau "boot" erneut gewachsen. Auch das im Vergleich zum Vorjahr um 7000 Quadratmeter erweiterte Areal sei schon ausgebucht, sagt Messe-Projektleiter Abdul-Rahman Adib. Auch die gesamte Surfbranche kehrt wieder an den Rhein zurück.

Weiter erheblich an Fahrt verloren haben zuletzt allerdings die Hersteller von Motorbooten. Zwei von drei in einer BWVS-Konjunkturumfrage zur Jahresmitte interviewten Firmen beklagten ein schlechteres Ergebnis als in der Vorperiode. Neuere Zahlen kann der Verband nicht präsentieren. Das Marktvolumen verringerte sich in den ersten neun Monaten 1992 um fünf Prozent. Als Grund nennt Tracht eine Marktsättigung. Potentielle Käufer zeigten sich angesichts steigender Lebenshaltungskosten zurückhaltend.

Zum "Sorgenkind" entwickelt sich das Gebrauchtboot-Geschäft. Das große Angebot sorge für sinkende Preise. Zubehör, Service und Wartung zählten dagegen zu den Gewinnern der Saison. Auch der Export von Segelbooten habe mit einem Plus von 10,9 Prozent in den ersten drei Quartalen das Niveau des Jahres 1990 wieder erreicht. Allein mit 500 Booten, die im vergangenen Jahr zur Charterflotte auf der Ostsee neu hinzukamen, entwickele sich das Inlandsgeschäft gut.

Auf dem Chartermarkt hat das Plus an der Ostsee laut BWVS den Verlust des wichtigen Reviers Jugoslawien fast wettgemacht. Die Buchungen hätten auf dem Vorjahresniveau gelegen. Der Verbandschef räumt ein, zu dem guten Ergebnis habe auch das "Mittelmeerambiente" auf der Ostsee im vergangenen warmen Sommer beigetragen. Als Renner gilt schon allein wegen des niedrigen Dollar- Kurses nach wie vor die Karibik.

Für das laufende Jahr rechnet die Branche zwar nicht mit starkem Rückenwind, zeigt sich aber optimistisch.

OB-Wahl Darmstadt Jetzt gibt es vier Kandidaten

DARMSTADT. Das Kandidatenkarussell für die erste hessische Oberbürgermeister-Direktwahl am 9. Mai in Darmstadt ist jetzt besetzt: Mit dem 42jährigen Grünen-Stadtverordneten Michael Siebert geht der vierte Bewerber ins Rennen um das wichtigste Amt der Stadt. Damit haben vier im Parlament vertretene Parteien ihre Kandidaten nominiert. Da möglicherweise keiner auf Anhieb die absolute Mehrheit der Stimmen erreicht, dürfte es am 6. Juni zu einer Stichwahl kommen.

Der 50 Jahre alte Peter Benz (SPD), seit rund einem Jahrzehnt Darmstädter Bürgermeister und Dezernent für Soziales, Schule, Jugend und Sport, gilt als aussichtsreichster Bewerber um die Nachfolge des Sozialdemokraten Günther Metzger (59), der nach zwölfjähriger Amtszeit am 30. Juni ausscheidet.

Die CDU-Opposition hat als Herausforderer von Benz den 56jährigen Ingenieur und "alten Haudegen" Gerhard O. Pfeffermann nominiert, der seit mehr als 20 Jahren Bundestagsabgeordneter ist und seit 1967 im Stadtparlament alle Facetten der Kommunalpolitik kennt.

Einzige Frau bei der OB-Direktwahl ist die Gymnasiallehrerin Ruth Wagner, Jahrgang 1940. Die langjährige FDP- Landtagsabgeordnete und Ex-Vizepräsidentin des Hessischen Landtags ist Expertin für Bildungs- und Kulturpolitik und gehört dem erweiterten FDP-Bundesvorstand an.

Nach lähmenden innerparteilichen Querelen während der monatelangen fruchtlosen Suche nach einer parteiunabhängigen Persönlichkeit (eine Frau wäre als Kandidatin favorisiert gewesen), entschied sich die Grünen-Fraktion nun, Michael Siebert in die Pflicht zu nehmen.

In der hessischen Grünen-Hochburg (19 Prozent der Stimmen bei der Kommunalwahl 1989) soll der gelernte Soziologe und gute Rhetoriker, seit acht Jahren Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und in der zu Ende gehenden Legislaturperiode Vorsitzender des Umweltausschusses, Stimmen für seine Partei binden. feu

Deckname Kafka Heiner Müllers Lesung im Berliner Ensemble

"Tatsächlich setzte der Mann wieder zum Weiterschreiben an"

Atemloses Zuhören: wie wünschen wir uns das doch. Dem Klang der Worte immer neue Farben abgewinnen, den Worten nachlauschen, bis in ihre tiefste Bedeutung - selten wird uns so etwas bei Dichterlesungen zuteil. Da müßte schon Kafka selbst lesen, damit wir den Atem anhalten, Einmal, 1914 in München sagt man, hat er aus der "Strafkolonie" vorgelesen. Da muß es so gewesen sein.

"Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt - es ist niemals gutzumachen"

Es ist nicht Kafka, der da liest, es ist Heiner Müller. Aber das macht nichts. Heiner Müller ist heute Kafka. Der prunkvolle Theatersaal des Berliner Ensembles ist brechend voll, die ganze Literaturklientel Berlins scheint auf den Beinen zu sein, bloß um Heiner Müller Kafka vorlesen zu hören. Doch es sind auch noch ganz andere darunter. Lauter Literaturredakteure und Literaturkritiker sind da, und alle haben ihre Stifte dabei - eine Hamburger Wochenzeitung hat gleich drei Abgesandte geschickt. Heiner Müller liest Kafka. Und alle hören andächtig zu.

"Ich muß es mir mit Spitzfindigkeiten aushilfsweise in meinem Kopf irgendwie zurechtlegen."

Es ist fast niemand wegen Literatur gekommen. Aber die Atmosphäre ist so, wie man es sich für eine Lesung nur wünschen kann. Jeder Satz birgt ein Geheimnis. Und es ist atemlos still. Nur zwischen den Texten - Das Stadtwappen, Vor dem Gesetz, Ein Landarzt, Schakale und Araber und so weiter - gibt es das typische Theaterhusten, das laute Sich-Räuspern, um die Vorstellung nicht zu stören. Heiner Müller hat es auf Umwegen geschafft, der Literatur wieder zur eigentlichen Geltung zu verhelfen. Er hat dabei allerdings sehr viel riskiert - Stasiverdacht und IM-Nummern, Karteikarten und Gespräche mit Führungsoffizieren - damit wieder auf die Literatur gehört wird.

"Es lag ein häßliches Mißverständnis vor, das keiner auflösen konnte"

Die Kafka-Lesung Heiner Müllers am Donnerstag abend war schon lange angekündigt, versteckt im Monatsprogramm des Berliner Ensembles in einer neuen Reihe "Lektüre". Müller betritt das lesepult in seiner üblichen Tracht: gedeckter Anzug, ein bißchen abgewetzt und abgetragen, vom Gräulichen ins Schärzliche hinüberschillernd, und das berühmte schwarze Brillengestell, das zum Sinnbild für die existentielle Düsternis des Kommunismus geworden ist. Ohne Umschweife fängt er an zu lesen: "Das Stadtwappen". Er macht keine Anstalten, etwas anderes zu sagen als Kafka zu lesen. Eine ungeheure Wucht lastet auf den Worten.

"Freut euch, ihr Patienten, der Arzt ist euch ins Bett gelegt!"

Kafka deutet an, Kafka stößt ins Geheimnisvolle vor, Kafka ist das Zwielicht und das Verrätselte. Hinter jedem Satz blinkt die Doppeldeutigkeit, hinter jedem Wort winkt der Abgrund. Müller macht aus Kafka seine Autobiographie. Ist nicht der ganze "Prozeß" ein Spitzel-Roman? Ist nicht das ganze "Schloß" eine einzige Phantasie über das Ministerium für Staatssicherheit? Und die Erzählung "Ein Landarzt" - muß sie von jetzt an nicht ganz neu gelesen werden, als existentielle Schrift eines in der DDR Hineingeborenen? "Betrogen! Betrogen! Einmal dem Fehlläuten der Nacht- glocke gefolgt - ist es niemals gutzumachen." Sämtliche Schwierigkeiten Kafkas in der DDR - erst jetzt können wir die ganze Dimension begreifen.

"Dein Fehler ist: du hast keinen Überblick"

Heiner Müller hat in einem letzten, verzweifelten Akt der Literatur wieder Gehör verschafft, ein Befreiungsschlag im Berliner Ensemble. Er hat seine Vorstellung aber nicht ganz durchgehalten, leider. Er hat die geniale Konzeption dieses Abends an einem Punkt durchbrochen. Warum mußte er plötzlich, kurz vor Schluß, einen kurzen Brecht-Text vorlesen? Was hat das mit Kafka zu tun? Warum ist er den sentimentalen Verlokkungen der eigenen, sozialistischen Biographie erlegen? Ist Müller jetzt Brecht oder Kafka?

Die Sache mit dem Fatzer-Fragment, lieber Heiner Müller, ist erstens formal fehl am Platze gewesen und zweitens, in diesem Zusammenhang, doch allzu melodramatisch. Von dem Individualisten Fatzer wird nämlich verlangt, daß er sich ändert - indem er sich umbringt. Und dann der Chor: "beziehe den neuen Posten / der geschlagene entrinnt nicht / der weisheit / halte dich fest und sinke! fürchte dich! sinke doch! / auf dem grunde / erwartet dich die lehre / zu viel gefragter / werde teilhaftig des unschätzbaren / unterrichts der masse / beziehe jetzt neuen posten." Das ist auf den ersten Blick verführerisch, dieses Ding jetzt zu bringen, aber die ganze, so geschickt aufgebaute Kafka- Welt gerät aus den Fugen. Mußte das sein?

"Die Sage versucht, das Unerklärliche zu erklären. Da sie aus einem Wahrheitsgrund kommt, muß sie wieder unerklärlich werden."

Dies, zum Schluß, für den Nachhauseweg also, war wieder bester Kafka. Das Spiel mit dem Wahrheitsgrund und dem Unerklärlichen, das ist wie Müller auf den Leib geschrieben. Die Ehrenrettung der Literatur, die nur ästhetische Gesetze kennt und deshalb per definitionem amoralisch sein muß, sie hätte mit dieser Schlußpointe eine Krönung gefunden. Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Stasi. Wäre ihm doch nur nicht dieser Brecht dazwischengekommen. Dieser Realismus immer und diese biographischen Sentimentalitäten.

Lautloser, schlichter Abgang. Langes Klatschen für eine Zugabe. Müller kommt nicht wieder. Aber Kafka bleibt. HELMUT BÖTTIGER

Bronze für Kielmann bei Eiskunstlauf-EM Surya Bonaly schaffte ihren Titel-Hattrick

Bronzenes Happy-End für Marina Kielmann: Gehandicapt durch eine schwere Handverstauchung erkämpfte sich die Deutsche Meisterin bei den Eiskunstlauf- Europameisterschaften in Helsinki die Bronzemedaille. Die 24 Jahre alte Dortmunderin mußte sich lediglich der alten und neuen Titelträgerin Surya Bonaly aus Frankreich sowie der Ukrainerin Oksana Bajul beugen. Vierte wurde die erst 15 Jahre alte Düsseldorferin Tanja Szewczenko, Simone Lang aus Oberstdorf belegte den zehnten Platz.

Wieder einmal beeindruckte die Westfälin durch ihren bemerkenswerten Kampfgeist. Schon in der ersten Minute ihrer Kür stürzte sie beim dreifachen Lutz auf ihr verstauchtes linkes Handgelenk und mußte sichtlich unter Schmerzen weiterlaufen. Am Schluß versuchte sie sich erneut am "Königssprung" der Damen, konnte ihn jedoch wiederum nicht stehen. Doch mehr als ein halbes Dutzend anderer Dreifachsprünge reichten zur anvisierten Bronzemedaille.

Am deutlichen Sieg der Titelverteidigerin Surya Bonaly gab es jedoch keinen Zweifel. Die dunkelhäutige Französin kam sturzfrei durch ihre vierminütige Kür und ließ bei den Dreifach-Sprüngen nur den Rittberger aus. Zu der Musik "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi ließ die auf der Insel La Reunion geborene Bonaly auch im künstlerischen Ausdruck leichte Verbesserungen erkennen. Beim Abschlußtraining am Vormittag war die 19jährige noch mehrfach beim Springen gestürzt.

Im Gegensatz zu Kielmann und Szewczenko, die sich mit ihren Plazierungen für die Weltmeisterschaften Mitte März in Prag qualifizierten, ist die Saison für Simone Lang beendet. Die 21 Jahre alte Oberstdorferin fiel trotz sehr wohlwollender Bewertung von Rang neun nach dem Technikprogramm noch auf den zehnten Platz zurück. Die letztjährige EM-Vierte begann zwar stark, doch nach dem gestürzten dreifachen Rittberger gab es in ihrer Kür einen unübersehbaren Bruch.

Bereits am Nachmittag hatten Maja Usowa und Alexander Schulin in der Eistanz-Konkurrenz die Führung übernommen. Die beiden Moskauer erhielten sowohl für den Kilian als auch für die Yankee Polka die höchsten Noten. Hinter den Olympia-Dritten von Albertville erkämpften sich ihre russischen Landsleute Oksana Gritschuk und Ewgeni Platow Rang zwei vor den finnischen Lokalmatadoren Susanne Rahkamo und Petri Kokko, die vom Publikum enthusiastisch gefeiert wurden. sid

Kleine FR

Ein Thema: Salzstraße HANAU. Die Hanauer Stadtverordneten tagen am kommenden Montag, 18. Januar, ab 16 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Unter anderem wird ein Antrag zur Wohnraum-Zweckentfremdungs-Verordnung der Grünen-Fraktion sowie die Umwandlung von Straßen in Hanau zur Fußgängerzonen diskutiert. Darunter ist auch die Salzstraße, deren Geschäftsleute sich massiv dagegen wehren. Vorerst keine Baustelle HANAU. Die angekündigte Baustelle im Bereich Hanauer Vorstadt/Kleine Hainstraße entfällt vorerst, weil die Baufirma witterungsbedingt den Baubeginn auf unbestimmte Zeit verschieben mußte, teilt die Stadt Hanau mit.

Wintershall eist weiteren Kunden der Ruhrgas los

has FRANKFURT A. M. Die BASF- Tochter Wintershall kann einen weiteren Erfolg bei ihren Bemühungen verbuchen, sich auf dem westdeutschen Gasmarkt neben der dominierenden Ruhrgas zu etablieren. Die Vertriebsgesellschaft Wintershall Gas schloß mit der in Darmstadt ansässigen Südhessischen Gas und Wasser einen Erdgas-Liefervertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Angaben zu den vereinbarten Mengen und Preisen werden nicht gemacht. Der BASF-Ableger konnte damit der Ruhrgas im Westen der Republik einen weiteren Regionalversorger als Kunde abspenstig machen. Berichtet wird, dies habe "einiges an Überzeugungsarbeit gekostet".

Wintershall wird die Südhessische Gas und Wasser vom 1. Oktober 1994 an beliefern. Dies geschieht dann durch die Pipeline Midal, die derzeit in Zusammenarbeit mit dem russischen Wintershall-Partner Gazprom von der Nordsee nach Ludwigshafen gebaut wird. Im Rahmen dieses Projekts wird im übrigen im Odenwald eine Abzweigleitung verlegt, mit der die Kommunen im Weschnitztal erstmals an ein Erdgasnetz angeschlossen werden. Dorthin soll Gas schon Ende dieses Jahres strömen.

Das Versorgungsgebiet der Südhessischen Gas und Wasser umfaßt in der Region südlich von Frankfurt bis zur baden-württembergischen Landesgrenze 42 Städte und Gemeinden mit rund 830 000 Einwohnern.

Sommernachtstraum ist erneut verflogen

BAD HOMBURG. Der Traum ist geplatzt: Auch in diesem Jahr wird es keinen "Bad Homburger Sommernachtstraum" geben, gespielt von Jugendlichen aus verschiedenen europäischen Städten. Auch, ob es nächstes Jahr klappt, schien den Mitgliedern des Kulturausschusses am Donnerstagabend höchst fraglich.

Einen völkerverbindenden Theater- Work-Shops samt Aufführung nannten Vertreter aller Parteien zwar weiter eine "faszinierende Idee" - zugleich stimmten Udo Fröhlich (SPD) und Grünen- Fraktionschefin Renate Bill aber mit CDU-Vertreter Gerhard Wolff überein: "Wir sollten kleinere Brötchen backen."

Die Zweifel, ob die Idee den Interessen der Partnerstädte und der Jugendlichen entspricht, rühren von deren fehlender Resonanz: Zwei Städte sehen Probleme, drei haben gar nichts von sich hören lassen, berichtete Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU). Selbst wenn sein Nachhaken erfolgreich sei, sehe er erst für 1994 Aussichten, das Vorhaben zu verwirklichen. Zudem müßte es dieses Jahr ohne Otto Mayr auskommen, ergänzte SPD-Fraktionschefin Beate Fleige. Die Stadt sucht nun zunächst nach bescheideneren Ersatz-Lösungen. stk

ARNOLD VAATZ, sächsischer Umweltminister

(CDU), hat aus Protest gegen den Verlauf des Honecker-Prozesses

sein Mandat als stellvertretender Vorsitzender der CDU-Grundsatzprogramm-Kommission niedergelegt. In einem Brief an den CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzler Helmut Kohl schrieb Vaatz (Werek-Bild), der "gescheiterte Honecker-Prozeß" sei ein "bedeutsamer Schritt zur Zerschlagung der Hoffnungen auf Gerechtigkeit der vielen Opfer des SED-Regimes in Deutschland geworden". Der Rechtsstaat habe im Umgang mit dem einstigen DDR-Staatschef ERICH HONECKER gezeigt, "daß ihn das Erbe des friedlichen Umbruchs in Ostdeutschland überfordert". Die CDU- Fraktion im sächsischen Landtag bedauert den Schritt von Vaatz, hält ihn aber für "durchaus nachvollziehbar". Vaatz, der in der DDR wegen Wehrdienstverweigerung sechs Monate in Haft war, stehe auf der Seite der Betroffenen, so CDU- Fraktionschef Herbert Goliasch. (bho)

Bad Nauheim feilscht mit Kreis um Kostenerstattung Sind am Ende die sozial Schwachen wieder die Opfer?

BAD NAUHEIM. Mit Blick auf das Stadtsäckel war während der Haushaltsberatungen Ende November die Rückgabe der Sozialhilfe-Sachbearbeitung an den Wetteraukreis beschlossen worden. Mit Blick auf die Betroffenen, die sozial Schwachen, die Sozialhilfe-, Wohngeld-, Hausbrandbeihilfe- oder Krankenhilfe- Empfänger, soll der Beschluß nun noch einmal reiflich überlegt werden. Einstimmig beschloß das Parlament am Donnerstagabend, daß sich der Sozialausschuß damit befassen und der Seniorenbeirat gehört werden soll, bevor das Parlament am 11. Februar erneut darüber entscheidet.

Der Vorsitzende des Altenbeirates, Robert Jung, hatte ebenso gegen die Parlamentsentscheidung vom November protestiert wie Stadtrat Peter Keller (SPD). Der Magistrat kam zu dem Schluß, daß die schnelle Entscheidung während der Haushaltsberatungen nicht rechtens war und legte Widerspruch ein, empfahl dem Parlament am Donnerstagabend aber zugleich, die Sozialhilfedelegation zum 1. April an den Wetteraukreis zurückzugeben.

Seit Monaten rangelt der Kreis mit den drei Delegationsstädten - neben Bad Nauheim noch Bad Vilbel und Butzbach - um die Kostenerstattung. Der Wetteraukreis zahlt fünf Mark pro Einwohner. Die betroffenen Städte beziffern ihre Kosten allerdings auf 18 bis 22 Mark. Landrat Rolf Gnadl und Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz hatten den drei Städten eine Erhöhung auf 12,50 Mark in Aussicht gestellt, konnten sich damit aber im Kreisausschuß nicht durchsetzen.

Die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz habe heute in einem Telefongespräch mit ihm zehn Mark pro Einwohner angeboten, berichtete Stadtrat Peter Keller am Donnerstagabend dem Bad Nauheimer Parlament. Keller meint, daß über dieses Gebot durchaus zu reden sei. Ganz anders Bürgermeister Bernd Rohde. Das Angebot sei nicht seriös, komme aus der hohlen Hand, wetterte er. Er will ein Angebot vom Landrat höchstpersönlich und mindestens 12,50 Mark müssen es sein. Seit 1962 werde die Sozialhilfe von der Kurstadt "gut wahrgenommen", stellte UWG-Fraktionschef Richard Philipp fest. Bad Nauheim habe ein "gut funktionierendes Sozialamt". Der UWG-Sprecher befürchtet, daß die Zahl der Obdachlosen ansteigen könnte, wenn die Sozialhilfe- Sachbearbeitung an den Wetteraukreis zurückgegeben wird, weil der Kreis nicht so schnell Mietrückstände übernehme wie es im kurstädtischen Sozialamt geschehe.

FDP-Sprecher Gerhard Bennemann, auf dessen Antrag hin während der Haushaltsberatungen die Rückgabe beschlossen worden war, machte sich weiter dafür stark. Es sei nur ein kleiner Teil der rund 1000 kurstädtischen Sozialhilfeempfänger gezwungen, nach Friedberg zu fahren, weil die Anträge weiterhin in Bad Nauheim ausgefüllt werden könnten, sagte er. Er wandte sich auch dagegen, den Seniorenbeirat dazu zu hören. Bennemann: "Wir verstehen das Gremium Seniorenbeirat nicht so, daß es zunächst zu jeder Frage, die auch Senioren betrifft, angehört werden muß." ieb

Noch Plätze bei der DAF-Belgienreise frei

MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Deutsch- Ausländische Freundeskreis Main-Taunus lädt von 28. März bis 3. April zu einer siebentägigen Busreise nach Flandern in Belgien - und es sind noch einige Plätze frei. Unter sachkundiger Leitung werden die Städte Brüssel, Brügge, Gent und Antwerpen erkundet. Informationen für Schnellentschlossene in der Hofheimer DAF-Geschäftsstelle (Alte Bleiche 7) oder unter der Rufnummer 0 61 92 / 2 47 39 - von 9 bis 12 Uhr. pms

Freßsüchtiges Krümelmonster mit Kamel "Hier kocht der Chef" in der Komödie Frankfurt

Krimi im Kurheim: Gefahndet wird nach einem Versicherungsbetrüger, einem notorischen Mundräuber, einem Sittenstrolch und einem Safeschlüssel, der zu einem geheimen Schatz führen soll. Auf der Fährte der Verbrecher befinden sich die als Feriengast auftretende Frau des geschädigten Versicherers, eine Politesse von Scotland Yard und der Schwiegersohn aus dem Betreiberteam der Gesundheitsfarm, letzterer ängstlich bemüht, aufgefundene Spuren zum Wohl der Bewohner und seiner selbst zu verwischen.

Unter dem Titel "Hier kocht der Chef" hat der englische Autor Dave Freeman (in Frankfurt waren schon seine "Erfolgs"-Stücke "Ein Bett voller Gäste" und "Ein Schlüssel für zwei" zu sehen) eine Komödie zusammengebraut, deren wichtigste Ingredienz die "Als-ob-Dramatik" ist, mit Versteck-, Verwechslungs- und Aneinandervorbeispielereien. Dazu gehört auch, daß aus allen Wolken und in Ohnmacht gefallen wird, Hosen und Hüllen fallen, ein Kamel ins Tauchbecken der Sauna fällt und die Schwiegermutter hinterher . . .

Cyril Frankel, einer der vielseitigsten Film-, Fernseh- und Theaterregisseure, läßt das Ensemble der Frankfurter Komödie in seiner jüngsten Premiere alle verfügbaren Register ziehen. Im Clinch mit der dominierenden Mother in Law (Martha Marbo: ganz grand old Lady) schwitzt Roland (Klaus Pervulesco in perfekter Dauerverzweiflung), weil er es allen recht machen will und er sich mit seinen Notlügen fast immer um Kopf und Kragen redet.

Inzwischen versucht Ehefrau Julia (Margaretha Gartner) panisch die Verwicklungen zu entzerren, die Mann und totgeglaubter Ex-Mann (Hanno Wingler, ein Tausendsassa und Charmeur) pseudo-unfreiwillig anrichten. Pit Krüger geistert als freßsüchtiges Krümelmonster ("Keeeekse!") durch Besenkammer und Gästezimmer und ist am Ende so (promille-)blau wie das Fell seines Vorbildes aus der Sesamstraße.

Und Renate Bopp und Katrin Schönermark verbreiten britisches Flair im Fitneßhotel: die eine mit bigottem Puritanismus, die andere als weiblicher Bobby mit unerbittlicher Strenge. Obschon sich alle Mimen in der von Dieter Stegmann über Eck konstruierten Rezeption redlich bemühen, unterhaltsame Turbulenzen zu arrangieren, reicht das Amüsement nicht an ähnliche Vorläufer, wie "Und alles auf Krankenschein" heran.

Und das liegt eindeutig am Stück, mit einem ausgestopften Kamel und einer Schaufensterpuppe als Running Gag kann man eben keine Furore machen, eine Farce erst recht nicht.

(Weitere Aufführungen in der Komödie, Neue Mainzer Straße 18: Montag bis Samstag um 20.15 Uhr, Sonntag um 18 Uhr. Die Theaterkasse ist täglich geöffnet, von Montag bis Samstag von 10 bis 13.30 Uhr und von 14 bis 20.15 Uhr, sonntags von 14 bis 20.15 Uhr.) RUTH DRÖSE

Frankfurter Investor will Illert-Gebäude erhalten Stadtbaurat Dressler strebt Nutzungskonzept für das gesamte Areal an

HANAU. Der Frankfurter Investor, der noch in der Ära von Stadtbaurat Walter Anderle auf dem Gelände der alten Steinheimer Illert-Fabrik ein Hotel geplant hatte, favorisierte später Wohnhäuser am Altmainarm. Jetzt hat Stadtbaurat Jürgen Dressler das Sagen, und der Investor prüft auch, die alten Fabrikmauern zum Teil zu belassen, um darin Gewerbebetriebe unterzubringen.

Dressler hält nichts von der Forderung der Denkmalschützer und Geschichtsvereine, das alte Gemäuer bis auf die denkmalgeschützten Teile abzureißen, um freien Blick auf die alte Stadtmauer zu haben.

Der FR sagte er, der Investor habe bereits 450 000 Mark für Planungskosten ausgegeben. Daher sei dessen Wunsch nach einer städtischen Entscheidung verständlich, was dort zu bauen sei. Ein Vorvertrag über die bauliche Nutzung des Geländes bestehe bereits.

Nach Dresslers Aussage hat der jetzige Pächter des "Druckhauses" der Stadt angeboten, diesen gastronomischen Teil der alten Illert-Gemäuer im städtischen Besitz zu kaufen. Das habe er aber "bisher" abgelehnt, weil erst ein Nutzungskonzept für das gesamte Areal bis hin zur Steinheimer Vorstadt vorliegen müsse. Dressler fügte hinzu, eine andere Nutzung als die gastronomische sei an dieser Stelle zwischen Maintor und Altmainarm nicht denkbar.

Der Stadtbaurat stellt sich eine städtebauliche Verbindung zwischen der Illert- Fabrik und der Zehntscheuer direkt darüber vor: Wer von der Altstadt hinunter zum Main gehen wolle, könne über Treppen ins unterste Geschoß der Zehntscheuer und von dort aus zum "Druckhaus" gelangen. Mit dem Eigentümer der Zehntscheuer hat die Stadt Verhandlungen aufgenommen, um ihn für eine solche Lösung zu gewinnen. Dabei spielt auch eine Rolle, daß Dressler den Renaissance-Dachstuhl der Zehntscheuer erhalten will.

Im Rechnungsprüfungsausschuß hatte der Stadtbaurat unlängst die bisher ungewisse Zukunft der alten Illert-Fabrik als Argument dafür benutzt, die Altstadtsanierung nicht förmlich abzuschließen, wie die Rechnungsprüfer empfohlen hatten. Befolge die Stadt den Prüferrat, gingen ihr Bundes- und Landeszuschüsse verloren, gab er zu bedenken.

Dressler will nun für die Stadtverordnetenversammlung auflisten, welche Sanierungsziele in der Steinheimer Altstadt noch offen sind. him

Frauen erreichten Südpol

ST. PAUL, 15. Januar (dpa). Vier Frauen haben am Donnerstag als erstes rein weibliches Expeditionsteam nur auf Skiern den Südpol erreicht. Eine Sprecherin ihres Organisationsbüros in St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota berichtete am Abend, die vier Abenteurerinnen hätten um 18.10 Uhr US-Ostküstenzeit (0.10 Uhr MEZ) ihrer Kontaktstelle in Chile gefunkt, daß sie am südlichsten Punkt der Erde angekommen seien.

Angeführt wird die Gruppe von der 35jährigen früheren Sportlehrerin Ann Bancroft, die damit als erste Frau ihren Fuß sowohl auf den Nord- als auch auf den Südpol gesetzt hat.

Die Frauen haben bei härtesten Wetterbedingungen seit dem 9. November 1992 vom nördlichen Rönne-Eisfeld bis zum Pol über 1000 Kilometer zurückgelegt. Vor ihnen liegt noch eine fast 1500 Kilometer lange Strecke bis zur amerikanischen Forschungsstation McMurdo am südwestlichen Rand der Antarktis, dem Schlußpunkt der Expedition.

Die Antarktis ist der kälteste Teil der Erde und hält den Weltrekord an Minustemperaturen mit 88,3 Grad Celsius.

"Nun schreib' mal ein Kamel." Diese Aufforderung gilt in manchen Redaktionsstuben der sogenannten bunten Geschichte über Zeitgeist, Tiere und Neues bei Hofe. So etwas braucht ein Blatt auch, nicht nur die knallhart recherchierten Polit-Stories. Bad Homburg bietet die Synthese aus beidem - also denn:

"Dieses blöde Kamel", erboste sich Grünen-Fraktionschefin Renate Bill öffentlich - und erntete bei den ande- Susu, die Gierige ren Fraktionen im Bad Homburger Kulturausschuß keinen Sturm des Protests, sondern der mitfühlenden Heiterkeit. Das "Kamel" galt nicht politischen Gegnern. Es traf ein wehrloses, unschuldiges Tier.

Es ging um "Susu", das leibhaftige Bommersheimer Kamel, das während des Weihnachtsmarkts werbend durch die Stadt zog. "Dieses blöde Kamel", so Renate Bill also, "ist blanko durch die Louisenstraße gelaufen - es sollte ein Sandwich-Kamel sein." So schön hatten es sich alle gedacht: Das Kamel, beidseits mit Werbung versehen, zöge malerisch durch die Stadt, die Menschenmasse hintendrein gen Weihnachtsmarkt. Die Massen fehlten indes, die werbenden Plakate auch.

Nein, niemand hatte sie schlampig vergessen, versicherte Kamel-Organisator Walter Moreth. Im Gegenteil: "Susu" erwies sich als "echtes Kulturkamel" (Oberbürgermeister Wolfgang Assmann) - und fraß laut Moreth das Plakat gleich dreimal auf. stk

Der dänische Tamilen-Skandal und seine Opfer Der erzwungene Rücktritt des Regierungschefs Poul Schlüter macht in Kopenhagen einen Machtwechsel möglich Von Hannes Gamillscheg (Kopenhagen)

Am 6. September 1988 schrieb ein 34jähriger Flüchtling aus Sri Lanka einen verzweifelten Brief an die dänische Ausländerbehörde. "Lieber Herr", schrieb er in unbeholfenem Dänisch, "ich bitte Sie um meine Familie." Seit mehr als einem Jahr lebten seine Frau und Kinder versteckt in einem Tempel, weil singhalesische Soldaten ihr Haus niedergebrannt hatten. Sein jüngster Sohn, geboren erst nach seiner Flucht, war an Cholera gestorben. "Herr, können Sie mir nicht helfen, daß meine Familie nach Dänemark kommt", schrieb er und legte ein Foto bei.

Seit über einem Jahr versuchte der tamilische Flüchtling, seine Familie in Sicherheit zu bringen. Sein Recht darauf stand im dänischen Ausländergesetz festgeschrieben. Doch die Ausländerbehörde vertröstete ihn; die Behandlung der Anträge dauere eben. Das war gelogen. Der Antrag lag - wie die von 300 anderen Flüchtlingen aus Sri Lanka - unterschriftsreif auf dem Schreibtisch des Justizministers. Dort blieb er liegen. Erik Ninn-Hansen, der konservative Minister, hatte selbstherrlich verfügt, daß das gesetzlich verbriefte Recht auf Familienzusammenführung für die nach Dänemark geflüchteten Tamilen nicht gelte.

Jetzt hat dieser Skandal mit mehrjähriger Verspätung ein politisches Erdbeben ausgelöst. Auf Ninn-Hansen wartet ein Verfahren vor dem Reichsgericht, einer Rechtsinstitution für des Amtsmißbrauchs verdächtigte Regierungsmitglieder, die in Dänemark seit 1910 nicht mehr einberufen wurde. Führende Beamte in Justizministerium und Ausländerbehörde, die Ninn-Hansen allzu willfährig als Handlanger dienten, stehen vor einem schroffen Ende ihrer bislang steilen Karriere. Hans Peter Clausen, der Parlamentspräsident, der Ninn-Hansen 1989 als Justizminister abgelöst, die rechtswidrigen Praktiken im Justizministerium schleunigst abgestellt, die Aufklärung des Skandals aber behindert hatte, trat von seinem Ehrenposten zurück.

Und zurückgetreten ist auch Ministerpräsident Poul Schlüter, dem der seit Monaten mit Spannung erwartete Bericht des Untersuchungsrichters Mogens Hornslet in barschen Worten mitteilte, daß er das Parlament bei dessen Versuch, der Wahrheit auf den Grund zu kommen, wissentlich irregeführt hat. "Verständnislos" stehe er diesen Vorwürfen gegenüber, sagte Schlüter, als er vor der Presse seinen Abschied bekanntgab. Doch er wußte, daß ihn, wenn er nicht selbst zurückgetreten wäre, ein Mißtrauensantrag einer parlamentarischen Mehrheit dazu gezwungen hätte, und das wäre ein noch weit schmählicheres Ende seiner Dekade als Regierungschef gewesen.

Drei Monate oder ein halbes Jahr hatten ihm Freunde und Feinde gegeben, als der damals 53jährige konservative Parteichef im September 1982 den Sozialdemokraten Anker Jörgensen als Ministerpräsident ablöste. Doch die Übergangslösung, aus der Not geboren, weil die traditionell regierenden Sozialdemokraten nicht mehr weiterwußten, hielt. Ohne jemals eine parlamentarische Mehrheit im Rücken zu haben, überstand Schlüter zahllose Regierungskrisen, zwei Volksabstimmungen und vier Parlamentswahlen, wurde zum längstregierenden dänischen Nachkriegspremier und zum dienstältesten Regierungschef in der EG.

Schlüter, der Überlebenskünstler, schuf ein neues politisches Klima: Niederlagen im Parlament steckte er, auch wenn sie entscheidende Fragen betrafen, weg, ohne Konsequenzen zu ziehen. Er nutzte die Schwäche der Opposition, die nie zu einem Sturmlauf gegen die Regierung zusammenfand. Und seine Mitarbeiter nahmen die Geschicke in ihre eigenen Hände, bogen die Gesetze zurecht, die ihnen nicht paßten und speisten das Parlament mit nichtssagenden oder irreführenden Informationen ab. So häuften sich in den letzten Jahren die Affären, in denen der Regierung die Mißachtung der parlamentarischen Spielregeln vorgeworfen wurde, und es kommt nicht von ungefähr, daß eine solche nun das Ende für Schlüters Regierungsjahrzehnt bedeutet.

Erleichtert, ja fast ausgelassen wirkte Schlüter, als er nach der überraschend harten Kritik des Untersuchungsrapports selbst den Schlußstrich unter seine Karriere zog. Ein paar Tage noch als kommissarischer Ministerpräsident, ein paar Monate als konservativer Parteichef, "höchstens bis zu den nächsten Wahlen" ein Hinterbänklerdasein in der konservativen Fraktion des Kopenhagener Folketing. Kein bißchen Wehmut? "Schon", dehnte Schlüter die Antwort. "Aber vielleicht war es ganz gut so. Wie hätte ich sonst je hier wieder rauskommen sollen?" Immer wieder hatte Schlüter Rücktrittspläne geäußert. Doch immer wieder zwang er sich zum Weitermachen, weil er erkannte, daß sonst die bürgerlichen Regierungsjahre beendet sein würden.

Jetzt bahnt sein Rücktritt doch den Weg für einen Machtwechsel. Der Sozialdemokrat Poul Nyrup Rasmussen wartet sehnlichst darauf, die mehr als zehnjährige Regierungsabsenz seiner Partei endlich beenden zu können. Schlüters Versuch, seinen Lieblingsschüler und Finanzminister Henning Dyremose ohne echte Regierungsverhandlungen zu seinem Nachfolger zu küren, war zum Scheitern verurteilt. Zwar steckte der liberale Außenminister Uffe Ellemann-Jensen seine eigenen Ambitionen zurück, um die konservativ-liberale Koalition zu retten. Zwar erklärte die rechte Fortschrittspartei, sie würde jeden unterstützen, der dafür sorge, daß Dänemark weiter bürgerlich regiert wird. Die kleinen Mitteparteien aber lehnten Schlüters Manöver ab.

Die Radikalliberalen, die mit ihrer Handvoll Mandate stets entscheiden, wer in Dänemark regiert, sind dabei, nach zehn Jahren wieder auf einen sozialdemokratie-freundlichen Kurs umzuschwenken. Mit deren Ex-Vorsitzenden Jörgensen und Auken hatten die Radikalen ihre Schwierigkeiten. Mit Nyrup Rasmussen stehen sie so gut, daß die radikale Spitzenpolitikerin Lone Dybkjaer ihn sogar zu ihrem Lebensgefährten erkor.

Doch auch die Zentrumsdemokraten, die vorziehen würden, wenn Dänemark auch weiterhin bürgerlich regiert bliebe, meldeten Bedenken gegen Dyremose an. Nicht gegen ihn persönlich, aber gegen seine Partei: "Eine Partei, die durch einen Juristenrapport derart belastet wird, ist nicht geeignet, die nächste Regierung zu leiten", sagte Mimi Jakobsen, die Chefin der Zentrumsdemokraten.

Nicht nur Schlüter und Parlamentspräsident Clausen wurden durch den Tamilen-Rapport zum Rücktritt gezwungen. Noch viel härter springt Richter Hornslet mit drei anderen Konservativen um, die ihre Positionen wegen des Skandals längst verloren hatten. Erik Ninn-Hansen bezeichnet er als den Hauptschuldigen an den Rechtsverletzungen im Justizministerium. Und die frühere Vorsitzende des Rechtsausschusses, Grete Fenger- Möller, die vor dem Untersuchungsgericht ihre Aussagen drehte und wendete, wie es ihr gerade paßte, sowie der Ex- Fraktionssprecher Viggo Fischer, der auf die Fragen der Richter 106mal "daran kann ich mich nicht erinnern" antwortete, sehen nun einem Verfahren wegen falscher Zeugenaussage entgegen.

Doch weder sie noch Schlüter sind die wahren Opfer des auf 6000 Seiten Gerichtsprotokoll akribisch festgehaltenen Tamilen-Skandals, sondern die Flüchtlinge, die angsterfüllt monate-, ja jahrelang auf ihre Familien warten mußten, und ihre im Bürgerkrieg gefangenen Frauen und Kinder. Nicht für alle endete das Warten glücklich, als im dänischen Justizministerium Recht wieder Recht war.

"Ich ziehe hiermit mein Gesuch auf Zusammenführung mit meiner Frau zurück, da sie von indischen Soldaten auf Sri Lanka getötet wurde", schrieb ein 22jähriger Flüchtling an die Ausländerbehörde. Da hatte er mehr als ein Jahr auf Antwort auf seinen Antrag gewartet.

,Stockemer Liesche&rquote; wohl bald zum FVV-Tarif Land will Hälfte der Kosten von 440 000 Mark tragen Von Ulrich Gehring SCHÖNECK. Bahnkundschaft mit Zeitkarten für die Niddertalstrecke wird voraussichtlich ab dem nächsten Fahrplanwechsel zum FVV-Tarif fahren. In Verhandlungen, deren Resultat noch von den Parlamenten der Anliegergemeinden befürwortet werden muß, ist diese Übergangslösung bis zur Bildung des umfassenderen Verkehrsraums Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) gefunden worden. In Schöneck, dessen Parlament am 19. Januar als erstes über den Vertrag und seine Kosten berät, spricht Bürgermeister Erwin Schmidt von einem "Verhandlungserfolg" der interessierten Kommunen. Daß Hessen die Hälfte der anfallenden Mehrkosten übernimmt, wertet Schmidt als Zeichen dafür, daß das Land der Niddertalbahn eine "große Zukunft" gibt. Zusätzlicher Aufwand von insgesamt 440 000 Mark entsteht voraussichtlich dadurch, daß sich zu FVV-Konditionen für viele Bahnnutzer(innen) die Fahrten verbilligen. Auch werden Zeitkarten wegen ihrer Übertragbarkeit intensiver genutzt werden, und die Kundschaft darf im bisherigen FVV-Bereich ohne zusätzlichen Fahrschein weiterfahren.

Beispiele nennt die Vorlage des Schönecker Gemeindevorstands auch: Monatskarten für Erwachsene bis zum Frankfurter Hauptbahnhof kosten ab Büdesheim dann sieben Mark weniger; von Kilianstädten aus bliebe der Preis gleich. Erwachsene Oberdorfeldener Fahrgäste profitieren durch die abgesprochene Verlagerung der Tarifgrenze sogar in Höhe von monatlich 19 Mark.

Hinzu kommt für alle, daß sie von dem üblichen FVV-Zonenvorteil Gebrauch machen können: innerhalb der konzentrisch um die Frankfurter City liegenden Zonen dürfen sie frei weiterfahren. Eine Büdesheimerin hat mit ihrem Fahrschein nicht nur das Recht, bis in die Frankfurter Innenstadt zu fahren, sie darf sich sogar bis nach Darmstadt, an den Flughafen, nach Mainz-Bischofsheim oder nach Königstein kutschieren lassen.

Durch die Einbeziehung der Zeitkarten in den FVV-Tarif fallen der Bahn voraussichtlich knapp 390 000 Mark, dem FVV kalkulierte 50 000 Mark Einnahmen aus. Rund 22 000 Mark will davon nach Aussage von Bad Vilbels Bürgermeister Günther Biwer das Land Hessen übernehmen, der Rest lastet auf den Anliegergemeinden. Bei einer Aufteilung dieser Hälfte nach Bevölkerungszahl entfallen 23 Prozent, jährlich also 50 000 Mark, auf Schöneck. Weil die Regelung planmäßig erst ab 23. Mai greift, beliefe sich der Anteil für 1993 auf rund 30 000 Mark.

Die zehn Prozent Fahrgäste, die auf der Niddertalbahn durchschnittlich noch Einzelfahrscheine lösen, werden bis zur Bildung des RMV wohl noch ohne FVV- Vorteile auskommen müssen: Eine Umrüstung der vorhandenen Kartenausgabe- Geräte auf die FVV-Tarife ist offenbar nicht möglich.

Eine Neubeschaffung wäre den Anliegermeinden einerseits wohl zu teuer, andererseits nicht sehr sinnvoll: die Tarifstruktur für den künftigen RMV steht noch nicht fest; auf sie müßten neue Automaten aber zumindest umzustellen sein.

Verzögert werden könnte die Einführung des FVV-Tarifs im Niddertal auch noch, weil die Integration der Bus-/Schienen-Karten in das Tarifsystem noch ungeklärt ist. Das betrifft vor allem Personen, die den öffentlichen Nahverkehr abends und am Wochenende nutzen müssen, wenn kein Zug mehr fährt. Das Problem muß nach Ansicht der AGNV vom Tisch, nötigenfalls müsse die Tarifänderung auf den Herbst verlegt werden.

Tischtennis-Hessenliga, Frauen Hainstadt will nicht nach oben Dagegen sieht es um den PPC Neu-Isenburg düster aus

Parallel zur Hessenliga der Männer entwickelt sich auch bei den tischtennis- spielenden Frauen ein Zweikampf an der Tabellenspitze. Der TTC Grün-Weiß Staffel und die DJK SG Blau-Weiß Lahr liegen mit jeweils 22:2-Punkten zur Halbzeitpause Kopf an Kopf an der Tabellenspitze. Die besten Aussichten, sich abzusetzen, besaß die DJK nach dem Auftaktsieg über Staffel, doch die Lahrerinnen leisteten sich einen Ausrutscher gegen die TuS Hornau. Die beste Einzelspielerin der Hessenliga kommt allerdings weder aus Staffel noch aus Lahr, sondern vom TTC Hainstadt. Die 30jährige Ex- Bundesligaspielerin Ute Seemann ist trotz ihrer "lust-betonten" Einstellung ("Ich hätte nie gedacht, daß sich meine Einstellung so ändert") immer noch Gold wert für das Hainstädter Team und führt mit 33:1-Siegen die Rangliste vor der Staffelerin Andrea Lieder an. Eher düster sind die Aussichten für den PPC Neu-Isenburg, der mit 2:22-Punkten die rote Laterne innehat und kaum noch auf den Klassenerhalt hoffen darf.

Aufstiegs-Ambitionen hegen die Hainstädterinnen nicht. Dies überlassen sie den finanzkräftigeren Teams aus Lahr und Staffel. Daß auch ohne finanziellen Anreiz in einem guten Umfeld, gestärkt durch die freundschaftliche Verbindung mit den Team-Gefährtinnen, erfolgreiches Tischtennis möglich ist, das beweist das Hainstädter Team mit seinem vierten Rang allemal. Ute Seemann, die ihre einzige Niederlage gegen Staffels Top-Star Andrea Lieder bezog, hebt sich zwar aus dem Team heraus, doch auch die Bilanz von Christine Ballmann an Tisch zwei (18:12) kann sich sehen lassen. Mit dieser Bilanz rangiert sie auf Rang 19 der Bestenliste. Gemeinsam bilden die beiden das zweitstärkste Doppel dieser Klasse.

Denise Schreiber führte sich mit 4:5 an Tisch drei recht ordentlich ein, Kirsten Niethammer geriet mit 10:13 ebenso in die "roten Zahlen" wie Ingrid Muss (6:14) nach ihrer Venen-Verletzung. Ein Platz unter den ersten fünf wird für die Hainstädterinnen allemal zu bewerkstelligen sein. Bis auf Staffel und Lahr sind für das Team alle Gegner schlagbar. Das "Zünglein an der Waage" zu spielen würde den Hainstädterinnen darüber hinaus besondere Freude bereiten. Um ihre Zukunftsaussichten brauchen sie sich auch keine Gedanken machen: Angesichts der freundschaftlichen Atmosphäre wird Ute Seemann wohl auch weiterhin allen Angeboten widerstehen können.

Schwere Zeiten brechen hingegen für den PPC Neu-Isenburg an. Die beiden Remis gegen den SKV Hähnlein und den TTC Pfungstadt stellten in der Vorrunde die einzigen Erfolgs-Erlebnisse dar. Selbst bei nur einem Absteiger ist die Gefahr für den PPC groß. Es können jedoch bis zu drei Teams betroffen sein. Die einzige beständige Neu-Isenburgerin war Spitzenspielerin Christine Kothmann mit 17:15-Siegen. Jutta Hafner lag an der zwei mit 2:17 völlig daneben, Routinierin Angela Radtke (8:18), die 18jährige Andrea Hamm (6:15) und Rita Brunssen (5:11) hatten einen schweren Stand. Die Neu-Isenburgerinnen haben sich zwar noch nicht aufgegeben, doch sie werden in der Rückrunde einen schweren Stand haben.

Der TTC Pfungstadt kann sich mit 8:16- Punkten auch noch nicht zurücklehnen, hat jedoch in Hannelore Gessinger (24:10) und Andrea Heckwolf (12:12) ein zuverlässiges Spitzenduo, das auch im Doppel (6:3) gut harmoniert. Wichtig für die Pfungstädterinnen wird sein, die direkten Konkurrenten Watzenborn und SKG Frankfurt auf Distanz zu halten.

DIE HALBZEITTABELLE: 1. TTC Staffel 22:2-Punkte/92:35-Spiele, 2. DJK Lahr 22:2/94:45, 3. KSV Hessen Kassel III 17:7/81:61, 4. TTC Hainstadt 16:8/87:57, 5. TV Dillenburg 16:8/86:66, 6. TuS Hornau 16:8/79:62, 7. Spvgg. Hochheim 11:13/63:74, 8. Neuenhainer TTV 10:14/54:78, 9. TTC Pfungstadt 8:16/67:83, 10. NSC Watzenborn-Steinberg 7:17/60:82, 11. SKG Frankfurt II 5:19/54:88, 12. SKV Hähnlein 4:20/53:89, 13. PPC Neu-Isenburg 2:22/44:94. ina

Die Straße Im Staffel wieder Einbahnrichtung

Am kommenden Montag wird die Straße Im Staffel in Seckbach wieder zur Einbahnstraße. Die Fahrtrichtung verläuft von der Hofhaus- zur Auerfeldstraße. Die Straßenverkehrsbehörde folgt damit einem Wunsch des Ortsbeirates, nach dessen Meinung sich die bisherige Regelung, die zusammen mit Tempo 30 eingeführt wurde, nicht bewährt hat. habe

Eingeladen, aber nicht mitgenommen

KRONBERG. Die Initiatoren der Kronberger Partnerschaft mit Porto Recanati gehören nicht zur Delegation, die zur Zeit unter Leitung von Bürgermeister Wilhelm Kreß in Italien ist, um die Städtefreundschaft zu besiegeln. Der Vorstand habe zwar zur Reise gerüstet, sei aber nicht eingeladen worden, berichtete jetzt Geschäftsführerin Brigitte Möller.

Dabei habe nach den Recherchen von Möller im Kronberger Rathaus bereits seit einiger Zeit eine ausdrückliche Einladung für sie aus Porto Recanati gelegen. Die Italiener hätten sie extra geschickt, weil der Freundeskreis zuvor auf der in Kronberg zusammengestellten Delegationsliste gefehlt habe. Aber: "Unser Vorstand erhielt von der Einladung keine Kenntnis", schimpft Möller. Als Kreß schließlich kurz vor der Abfahrt noch einen Platz im Bus freimachen wollte, lehnte Freundeskreis-Vorsitzende Gisela Aha das Angebot als "durchsichtig" ab.

Erster Stadtrat Karsten Steinberg, der nicht zu den Italien-Fahrern gehört, vermutet hinter der ganzen Angelegenheit ein "bedauerliches Mißverständnis", zu dessen Aufklärung er aber nicht beitragen könne: "Da müssen wir auf die Rückkehr des Bürgermeisters warten. mak

Bürger für Mühlheim nominierten Kandidaten Neue Wählergemeinschaft setzte ihren Chef Heinz Hölzel einstimmig auf Platz 1 der Liste

MÜHLHEIM. Mit ihrem Vorsitzenden Heinz Hölzel an erster Stelle der Kandidatenliste werden die "Bürger für Mühlheim" in den Kommunalwahlkampf gehen. Bei der ersten Mitgliederversammlung der Wählergemeinschaft, die von unzufriedenen SPD- und CDU-Mitgliedern ins Leben gerufen worden war, wählten 20 stimmberechtigte Mitglieder Hölzel ohne Gegenstimme zum Spitzenkandidaten. Der 39jährige war noch bis Anfang 1992 stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender und früher einmal CDU-Ortsvereinsvorsitzender in Lämmerspiel gewesen. 25 eingeschriebene Mitglieder zählt die Wählergemeinschaft derzeit.

Auf Platz zwei der Kommunalwahlliste der "Bürger für Mühlheim" steht der Medizinstudent Jürgen Ries, der zusammen mit weiteren fünf SPD-Abweichlern im Dezember die Fraktion der "Freien Sozialdemokraten" in der Stadtverordnetenversammlung gegründet hatte. Ihm folgen die SPD-Abweichler Helmut Weigert, Dieter Löwe und Martina Chatzis vor dem CDU-Stadtrat Ottokar Frey auf Platz sechs und dem inzwischen aus der SPD ausgeschlossenen Helmut Herbert. Mit von der Partie ist auch Rainer Kraft, der früher einmal in Mannheim im FDP- Kreisvorstand gesessen hatte und als "Sozialliberaler" die FDP 1982 wegen der "Wende" verlassen hatte. Er steht auf Platz zehn der Liste.

Heinz Hölzel formulierte als erklärtes Ziel der neuen Wählergemeinschaft, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Mit zwei bis drei Sitzen im Parlament und einem Magistratsposten rechnet die Wählergemeinschaft. Hölzel versprach, eine Politik frei von Parteiideologien zu betreiben, sollte den "Bürgern für Mühlheim" der Sprung ins Parlament gelingen. Es gelte Sachfragen aufzugreifen und für den Bürger umzusetzen.

Jürgen Ries sagte, es gehöre zum Selbstverständnis der einzelnen Kandidaten der "Bürger für Mühlheim", nicht von der Politik abhängig zu sein wie verschiedene andere, die die Politik als Karrieresprungbrett benötigten.

Bei der Wählergemeinschaft werde kein Thema, kein Gedanke einer anderen Partei in der Schublade verschwinden, wie das bei anderen der Fall sei, meinte Hölzel. "Nicht die Macht der Mehrheit, sondern das bessere Argument muß der Ausschlag für eine Entscheidung sein." Die Bürger für Mühlheim versuchten, die mit den etablierten Parteien unzufriedenen Wähler, die Wechsel- und Nichtwähler anzusprechen, die nicht wüßten, wen sie wählen sollten. "Wir wollen, daß in Mühlheim am 8. März eine neue Ära beginnt", gab sich Hölzel kämpferisch.

Ihr Programm wollen die "Bürger für Mühlheim" am 8. Februar in einer öffentlichen Versammlung erarbeiten. "Die Bürger sollen einbezogen werden". pmü

Senioren besuchen die Wertpapierbörse

BAD VILBEL. Einen Einblick in die Arbeit der Frankfurter Wertpapierbörse bietet die Seniorenbetreuung der Stadt mit einem Ausflug für Senioren am 2. Februar. Anschließend ist ein Stadtrundgang in Frankfurt geplant.

Anmeldung dazu ist ab sofort bei Frau Schilder im Rathaus, Zimmer 11, Telefon 60 23 09 oder 60 23 05, möglich. Der Bus fährt spätestens um 9.15 Uhr ab, die Teilnahme kostet zehn Mark. de

Asyl: May will "Linie der Vernunft"

KREIS GROSS-GERAU. Die Kreis- CDU solle von ihrer Absicht lassen, die Kommunalwahl auch zu einer "Volksabstimmung" über den Bonner Asylkompromiß zu machen. Dies forderte der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion, Jürgen May. Sonst werde rechtsextremen Kräften in die Hände gespielt. Die CDU solle diesen Konflikt lassen und an den runden Tisch zur Klärung der Asylproblematik zurückkehren, sagte May. Er sah auch einen Widerspruch zwischen den Erklärungen des CDU-Kreisvorstandes und dem konkreten Verhalten von CDU-Gliederungen vor Ort, die in verschiedenen Fällen - wie in Groß-Gerau - gemeinsam mit anderen Organisationen einen Aufruf für Aktionen gegen Ausländerhaß und rechte Gewalt unterschrieben hätten.

May betonte, daß exportierende Industriebetriebe im Kreis auf ihre Schwierigkeiten beim Verkauf ihrer Produkte im Ausland wegen des negativen Echos auf rechtsextreme Gewalttaten hierzulande hingewiesen hätten. Deshalb solle schon die Sorge um hiesige Arbeitsplätze alle zu einer Linie der Vernunft in der Auseinandersetzung bewegen. cas

Caféhaus am Montag mit "Starlights" und dem OB

45 Mal war das "Caféhaus" inzwischen unterwegs: In insgesamt zwölf Stadtteilen machte vom Herbst 1991 an die Saalbau GmbH mittlerweile ihr Angebot. Zu der 46. Veranstaltung hat sich für den kommenden Montag, 18. Januar, Prominenz angekündigt: Im "Caféhaus" im Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24) wird von 15 Uhr an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler erwartet.

Das musikalische Programm werden die "Starlights" mit Melodien aus den 20er und 30er Jahren gestalten. An längst vergangene Zeiten wird auch der Stehgeiger Karl Katz erinnern. ing

Ortsbeirat: Römer soll für Integrative Schule zahlen

Die Kürzungen im sozialen Sektor gefährden auch die Zukunft der Integrativen Schule in Frankfurt. So sind die vorgesehenen städtischen Fördermittel für 1993 von 400 000 auf 250 000 Mark zusammengestrichen worden. Der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) fordert deshalb den Magistrat in einem Antrag der Grünen-Fraktion auf, die fehlenden 150 000 Mark in einem Nachtragshaushalt bereitzustellen. Christdemokraten und FDP enthielten sich der Stimme. jot

Gasunfall in der Semperoper

bho DRESDEN, 15. Januar. Beim Austritt von Feuerlöschgas sind am Donnerstag abend in der Dresdner Sempergalerie zwölf Menschen verletzt worden, davon fünf schwer. Das Unglück ist nach Angaben der Polizei vermutlich auf menschliches Versagen bei Arbeiten an der Löschanlage zurückzuführen. Das Kohlendioxid war im Keller, wo sich die Garderoben und eine Buchhandlung befinden, ausgeströmt und ist von der Feuerwehr abgepumpt worden.

Die Dresdner Staatsanwaltschaft hat sich in die Untersuchung eingeschaltet. Bis zur Klärung des Falles bleibt die Kunstsammlung, die als eine der bedeutendsten in Deutschland gilt, geschlossen. Sie war erst im Dezember nach fünfjähriger Bauzeit wiedereröffnet worden. Die Semper-Galerie am Dresdner Zwinger, in der die Gemäldegalerie Alter Meister und die Rüstkammer untergebracht sind, war kurz danach das erste Mal negativ in die Schlagzeilen geraten: Am 30. Dezember mußte der Deutsche Saal geschlossen werden, weil sich an den Innenwänden Kondenswasser gebildet hatte.

Radfahrer erlag seinen schweren Verletzungen

MAINHAUSEN. Seinen schweren Verletzungen erlag gestern morgen im Seligenstädter Kreiskrankenhaus ein 72jähriger Radfahrer, der gegen 7.30 Uhr in der Brüder-Grimm-Straße von einem Personenwagen erfaßt worden war. Wie die Polizei mitteilte, ist der Rentner wahrscheinlich aus einem Hoftor auf die Straße geradelt.

Der Autofahrer gab an, ihn vor dem Zusammenstoß überhaupt nicht gesehen zu haben. Zeugen des Unfalls werden gebeten, sich mit der Seligenstädter Polizei, Telefon 06182/3091, in Verbindung zu setzen. hf

"Eigentlich eröffnen wir heute eine neue Einrichtung"

Eine familienähnliche Situation angestrebt Kindertagesstätte in Dörnigheim wiedereröffnet Von Helmut Pomplun MAINTAL. "Nichts ist so beständig wie ein Provisorium", spielte Hortleiterin Inge Willner gestern nachmittag auf die wider Erwarten lange Zeit im Exil an, die sie auf der Einladung zum Fest genau fixiert hatte: "Nach zwei Jahren, acht Monaten und drei Tagen ziehen wir wieder in unser altes Haus - und fangen neu an." Stadträtin Priska Hinz (Grüne) freute sich: "Im Grunde eröffnen wir heute eine neue Einrichtung." Auch wenn der Anlaß zur Investition von rund zwei Millionen Mark in die 25 Jahre alte Kindertagesstätte in der Dörnigheimer Siemensallee nicht gerade glücklich gewesen sei - am 12. Mai 1990 war sie abgebrannt -, "können wir heute mit dem Resultat des Wiederaufbaues zufrieden sein", resümierte die Politikerin. Kurz vor dem Fest zur Wiedereröffnung fegen Arbeiter Sand in die Fugen des gepflasterten Vorhofes. Der Bauwagen links vor dem U-förmigen Gebäude ist möglicherweise ein Indiz für das, was sich beim Blick hinters Haus zeigt: Die Außenanlagen sind noch zu gestalten. Dafür will die Stadt nochmals 60 000 Mark ausgeben. Das Gelände soll modelliert, neu "begrünt" und mit Spielgeräten besetzt werden.

Im Haus hat es gerade so gereicht mit der Zeit. Beim Besuch der FR sammeln die Elektriker ihre Werkzeuge ein und verabschieden sich. Der Hort-Betrieb ist schon fast wieder eingespielt, denn bereits Anfang der Woche hatte der Umzug stattgefunden, verbunden mit dem Abschied von einem Provisorium.

Der Hort war im Förderstufengebäude der Dietrich-Bonhoeffer-Gesamtschule untergebracht worden. Das war eine harte Zeit mit vielen Improvisationen, wobei die beiden Hausmeister der Schule sich als wahre Engel erwiesen hätten, wie Inge Willner dankbar anmerkt.

Das lange Warten "im Exil" hatte seinen Grund. "Zum Glück haben die Eltern damals eine Schadstoffuntersuchung gefordert", erinnert die Hortleiterin. Wie seinerzeit berichtet, waren in der Brandruine erhebliche "Belastungen" mit dem Kosten von rund zwei Millionen Mark Seveso-Gift Dioxin festgestellt worden. Die Suche nach den Ursachen dauerte seine Zeit. Dann mußten die Gebäudereste von einer Spezialfirma gereinigt werden. Erst etwa vor einem Jahr begannen die Bauarbeiten.

Der Wiederaufbau, die Dioxin-"Entsorgung" und der teilweise Umbau des Hortes Siemensallee kosteten zusammen rund zwei Millionen Mark. Davon übernimmt die Hessische Brandversicherung 640 000 Mark. "Die Mehrkosten resultierten aus Erneuerungen im Innenbereich und Umbauten", erläuterte Stadträtin Hinz.

So wurden neue Doppelfenster mit Sicherheitsglas eingebaut, neue Heizkörper und Dämmungen installiert, ein komplett neuer Fußbodenaufbau errichtet, die gesamte Toilettenanlage überholt, asbesthaltige Fensterbänke ausgetauscht, Trennwände abgebrochen beziehungsweise versetzt - und alles mit einem neuen Dach abgeschlossen.

Aus der ehemaligen Hausmeisterwohnung (vorn rechts), sozusagen die Urzelle des Hortes, ist ein lichter großer Gruppenraum geworden. Hier waren nach dem Auszug des Hausmeisters die ersten zwanzig Hortkinder untergebracht worden, während im hinteren Bereich des Hauses ein Kindergarten für vier Gruppen mehr recht als schlecht Raum fand. 1972 wurde wegen der Enge eine große Bewegungshalle angebaut - und der ganze Gebäudekomplex als Hort für 75 Kinder genutzt.

Mit der Wiedereröffnung wird die Einrichtung nun wieder gemischt genutzt - als Hort und Kindergarten. 15 Kinder sind jünger als sechs Jahre. Möglich geworden ist das durch den vor rund einem Jahr eröffneten neuen Kinderhort in der Berliner Straße. "Unsere pädagogische Zielvorstellung ist dabei, die Kinder durch eine erweiterte Altersmischuung in einer familienähnlichen Situation leben zu lassen", kommentiert Sozialdezernentin Hinz. Das habe für die Kleinen noch andere Vorteile: "Wenn die Kinder schulpflichtig werden, müssen sie die Einrichtung nicht wechseln, sondern können im vertrauten Hort bleiben." Die neue Konzeption stelle zwar wesentlich höhere pädagogische Anforderungen an das Personal, entspreche aber dessen eigenem Wunsch.

Das vierzehnköpfige Team, bestehend aus zehn Erzieherinnen, drei "Wirtschaftskräften" und einem Erzieher, hat übrigens schon bei der Planung seine Wünsche und Vorstellungen eingebracht und ist folglich mit der neuen Raumaufteilung und Einrichung durchaus zufrieden. Die Werkstatt ist zum offenen Bereich geworden, also immer "einsehbar", so können ältere Kinder hier auch alleine arbeiten. Die ehemals winzige Küche Die Ausstattung ist vom Feinsten wurde dem Personalraum zugeschlagen, wodurch der zu angemessenen Dimensionen geriet mit Platz zum Entspannen und für Besprechungen. Die neue Küche - auch Bistro genannt - ist geradezu riesig, sie nimmt die Hälfte der ehemals angebauten Halle ein. Die benachbarte Bewegungshalle bietet hinreichend Platz zum Toben und Spielen.

Die Gruppenräume werden teilweise kombiniert genutzt mit verschiedenen Funktionen, etwa für Ruhe und Gespräche oder für kreatives Gestalten. Für Hausaufgaben gibt es ein separates Zimmer. Die Ausstattung ist überall vom Feinsten. Auf die Nobelfirma angesprochen, erklärt Inge Willner: "Die Möbel haben sich bewährt, und langfristig gesehen zahlt sich das auch aus."

Räuber zogen ein Stilett und erbeuteten 270 Mark

Vier junge Männer haben am späten Donnerstag abend im Gallusviertel einen 58jährigen mit einem Stilett bedroht und zur Herausgabe seiner Geldbörse mit 270 Mark gezwungen. Der Überfall erfolgte, nachdem die vier gemeinsam mit ihrem Opfer die Straßenbahn an der Haltestelle Schwalbacher Straße verlassen hatten. Einer der Täter trug eine silberfarbene Jacke. habe

Maskierter überfiel Kiosk mit Pistole

NEU-ISENBURG. Ein maskierter und mit einer Pistole bewaffneter Mann hat am Donnerstag abend einen Kiosk in der Bahnhofstraße überfallen. Wie die Polizei mitteilte, war der Unbekannte, der sich mit einer weißen Binde vermummt hatte, kurz nach 20 Uhr in den Verkaufsraum gestürmt. Mit einer Waffe bedrohte er eine Angestellte, mit der er sich zu diesem Zeitpunkt allein im Kiosk aufhielt. Der Täter soll danach in die Kasse gegriffen und mit Bargeld im Wert von rund 300 Mark geflüchtet sein.

Nach Angaben der Verkäuferin war der Räuber etwa 17 Jahre alt und 1,70 Meter groß. Er soll dunkles, halblanges Haar haben und mit einem blauschwarz gemusterten Pullover bekleidet gewesen sein.

Wer Hinweise zu dem Unbekannten geben möchte, kann sich unter der Rufnummer 069 / 8090 - 259 an die Offenbacher Kriminalpolizei wenden. leo

Bundestag beschließt Erhöhung der Diäten auf 10 366 Mark Auch steuerfreie Kostenpauschale wird rückwirkend ab Juli 1992 heraufgesetzt / Nur PDS und Bündnis 90 geschlossen dagegen

hll BONN, 15. Januar. Die Bundestagsabgeordneten haben sich am Freitag eine Erhöhung ihrer Gehälter um 2,35 Prozent und ihrer steuerfreien Kostenpauschale um 3,69 Prozent genehmigt. Die Diäten, die zu versteuern sind, betragen jetzt 10 366 Mark im Monat. Die Kostenpauschale steigt auf 5987 Mark. Gezahlt wird rückwirkend zum 1. Juli 1992.

Beinahe wäre der Gesetzentwurf zur Diätenerhöhung gescheitert. Wenige Minuten vor der Schlußabstimmung waren nur etwa 40 der 662 Bundestagsabgeordneten anwesend, von denen wiederum mindestens die Hälfte erklärte Gegner der Anhebung waren. Daraufhin wurden von den Parlamentarischen Geschäftsführern der Koalitionsparteien und der SPD weitere Abgeordnete herbeitelefoniert und aus dem Restaurant geholt. Am Ende stimmten etwa 40 Abgeordnete dafür, rund 25 waren dagegen. Mit Nein stimmten PDS/Linke Liste und Bündnis 90/Die Grünen, etliche Gegenstimmen kamen aus der SPD, einige von der FDP; mehrere Abgeordnete enthielten sich.

Die Sprecher der Fraktionen, Dieter Wiefelspütz (SPD), Manfred Richter (FDP) und Joachim Hörster (CDU), nannten die Diätenerhöhung "maßvoll" und wiesen darauf hin, daß der Bundestag aufgrund eines Verfassungsgerichtsurteils dazu verpflichtet sei, selbst über die Höhe der Abgeordnetenbezüge zu entscheiden. Dagmar Enkelmann (PDS) und Konrad Weiß (Bündnis 90) sagten, angesichts der immer weiter auseinanderklaffenden Einkommen wäre es richtig gewesen, in diesem Jahr auf eine Diätenerhöhung zu verzichten. Ähnlich argumentierten einige SPD- und FDP-Abgeordnete. Mehr Geld in zwei Raten

gra MAINZ. Auf eine Diätenerhöhung in zwei Raten haben sich SPD, CDU und FDP im rheinland-pfälzischen Landtag verständigt. Aus "kosmetischen Gründen", wie es Politiker formulierten, sollen die Abgeordneten rückwirkend zum 1. Januar 3,5 Prozent mehr und dann noch einmal vom 1. April an 1,4 Prozent mehr erhalten. Damit bekommen die Mainzer Abgeordneten dann 7829 Mark monatlich, zu denen noch einmal eine steuerfreie "Unkostenpauschale" von 1950 Mark im Monat hinzukommt.

Eine vom Landtag eingesetzte Diätenkommission hatte im Dezember 1992 in einem umfassenden Gesamtpaket zur Reform des Abgeordnetengesetzes eine Erhöhung von 5,6 Prozent für angemessen gehalten. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Mainzer Landtag, Gisela Bill, kritisierte die geplante Diätenerhöhung als "vollkommen unangemessen" und warnte vor der Gefahr, angesichts der Diskussion um "Sparopfer und Solidarpakt, den schlechten Ruf des Parlamentes als Selbstbedienungsladen aufzupolieren".

Die Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU und FDP haben sich darauf verständigt, noch in der Januarsitzung des Parlamentes die Diäten anzuheben. Durch das "Prozent-Splitting" will man zum einen erreichen, daß die Empfehlungen der Diätenkommission "deutlich unterboten" werden. Auf der anderen Seite soll die 3,5-Prozent-Erhöhung als Ausgleich für die 1992er Nullrunde gelten und die 1,4-Prozent-Anhebung in der zweiten Stufe deutlich unter den erwarteten Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst bleiben.

Die Beratung über andere Vorschläge der Diätenkommission, die vor allem die Altersversorgung der Abgeordneten, das Übergangsgeld nach dem Ausscheiden aus dem Parlament und die Diäten für Abgeordnete, die gleichzeitig Minister sind, kritisiert hatte, soll zunächst zurückgestellt werden. Unberührt bleibt auch das "13. Monatsgehalt", das sich das rheinland-pfälzische Parlament abweichend von Regelungen in anderen Bundesländern genehmigt hat.

FDP will Abschaffung der Bagatellsteuern

"Die Bürger-feindliche Bagatellsteuer" muß nach Ansicht der FDP abgeschafft werden, selbst wenn die Finanzen der Stadt marode seien. Denn seit dem 1. Januar 1992 "zieht die Stadt dem Bürger jährlich 30 Millionen Mark für rot-grüne Projekte aus der Tasche, ohne daß ein nachvollziehbarer Grund für die Besteuerung gegeben ist", monierte am Freitag der stellvertretende FPD-Kreisvorsitzende Hans-Jürgen Hielscher.

Bei der Getränkesteuer und der Steuer für Spielapparate habe die Kommune allein im vergangenen Jahr jeweils 15 Millionen Mark abgeschöpft. Auch wenn der städtische Aufwand für Personal- und Sachkosten nicht höher als etwa drei Millionen Mark gewesen sei, verlangte Hielscher, daß "diese Form der Beutelschneiderei für die FDP dringend korrekturbedürftig ist". Sollten sich die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl Anfang März ändern und die Liberalen in den Römer einziehen, versprach der stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende, sich "ohne Wenn und Aber für die ersatzlose Streichung dieser Steuer einzusetzen". Auch die seit 1992 erhobene Gaststättenerlaubnissteuer solle es dann nicht mehr geben. Hielscher forderte die Stadt auf, "eine vernünftige Ausgabenpolitik zu gestalten und nötige Streichungen schon vor dem 7. März mitzuteilen". ing

Ignatz Bubis erhält die Ehrenplakette

Ignatz Bubis, langjähriger Vorsitzender der Frankfurter Jüdischen Gemeinde und seit einiger Zeit auch Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, wird am kommenden Donnerstag im Römer aus der Hand von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die Ehrenplakette der Stadt entgegennehmen.

In der Urkunde, die man Bubis überreichen wird, heißt es: "Herr Bubis hat in den vergangenen Jahrzehnten einen unschätzbaren Beitrag zur demokratischen Entwicklung in Frankfurt am Main und in Deutschland geleistet. Seinem Einsatz, seiner Kritik und seiner gesellschaftlichen Phantasie sind bedeutende Anregungen für unser Gemeinwesen zu verdanken."

Ignatz Bubis, 1927 in Breslau geboren, lebt seit 1956 in Frankfurt. Den Nationalsozialismus hatte er teils im Getto, teils im Arbeitslager überlebt. "Die unauslöschliche Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen", lautet die Begründung für seine Ehrung weiter, "verband er mit der leidenschaftlichen Unterstützung des Rechtsstaats. Das Verhältnis zwischen jüdischen und nichtjüdischen Deutschen, zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel prägten in hohem Maße seine politischen, sozialen und kulturellen Bemühungen."

Mit "Leidenschaft, Differenzierungsvermögen und unerschütterlicher Beharrlichkeit" habe sich Bubis "für Toleranz und Freiheit der Andersdenkenden eingesetzt". clau

Richter empfehlen nur einmal Disco pro Woche Anwohner des neuen Langener Jugendzentrums hatten mit ihrer Beschwerde teilweise Erfolg

LANGEN. Im neuen Jugendzentrum, das im Sommer seine Pforten öffnen soll, sollte es nur eine begrenzte Zahl von Discoveranstaltungen geben, damit die Nachbarn nicht unzumutbar gestört werden. Diese Schlußfolgerung ist aus einer Entscheidung des hessischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) in Kassel über die Beschwerde von Anwohnern zu ziehen. Der Beschluß wurde am 14. Dezember gefällt. Inzwischen liegt die Begründung vor.

In erster Instanz waren die Anwohner der Nördlichen Ringstraße, die Lärmbelästigungen befürchten, zunächst erfolglos geblieben. Sie hatten gegen die Baugenehmigung Widerspruch eingelegt mit dem Argument, daß in dem maßgebenden Bebauungsplan das Gelände für eine Schule ausgewiesen sei. Der neue Plan verstoße gegen das Abwägungsgebot.

Ihr Antrag gegen den Sofortvollzug der Baugenehmigung - das Juz steht mittlerweile im Rohbau, nun wird innen ausgebaut - wurde vom Verwaltungsgericht in Frankfurt jedoch abgelehnt. Nach Auffassung der Richter hatten die Kläger nicht konkret darlegen können, daß ihre Befürchtungen berechtigt seien.

Der vierte Senat des hessischen Verwaltungsgerichtshofs sah dies etwas anders und gab der Beschwerde - allerdings nur teilweise - statt. Planungsrechtlich beurteilte er das Vorhaben als zulässig. Aber: "Soweit die Baugenehmigung die Nutzung der Räume zum Betrieb einer Diskothek ermögliche", werde gegen das Gebot der Rücksichtnahme verstoßen. Was den Kasseler Richtern fehlte, waren Einschränkungen hinsichtlich der Häufigkeit und Dauer der Discoveranstaltungen. Außerdem gebe es nicht genug Parkplätze.

Das Gericht stellte mit seinem Beschluß die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs gegen die Baugenehmigung wieder her. Dennoch müssen die Bauarbeiten nicht gestoppt werden. Das liegt daran, daß im Jugendzentrum keine Diskothek im eigentlichen Sinne gebaut wird. Sie soll in einem Raum stattfinden, der auch für andere Veranstaltungen genutzt werden wird. "Die Entscheidung bezieht sich ausschließlich auf die Nutzung des Jugendzentrums", erläuterte Hans- Joachim Höllein, Richter am VGH.

In der Begründung ließ der vierte Senat anklingen, wie er sich eine Nachbesserung der Baugenehmigung vorstellt: Pro Woche sollte nicht mehr als eine Diskoveranstaltung mit maximal 150 Besuchern genehmigt werden. Außerdem sei ihre Dauer sinnvoll zu begrenzen. Auf eine Uhrzeit legten sich die Richter nicht fest. Ferner müßte für die Zweiräder der Besucher Platz auf dem Grundstück geschaffen werden.

Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) sagte auf Anfrage, mehr als eine Discoveranstaltung pro Woche sei sowieso nicht geplant. Veranstaltungsschluß um 22 Uhr hält er nicht für sinnvoll.

Pitthan nannte die Befürchtungen der Anwohner "überzogen". Mit der Prognose von täglich bis zu 300 Besuchern hätten sie ein "Horrorbild" entworfen. Weitere Schlußfolgerungen könne er erst ziehen, wenn ihm die schriftliche Begründung des Gerichts vorliege. Das Juz soll im Sommer eröffnet werden. dac

Tödliche Messerstiche vor dem Schwurgericht Mordprozeß um Eifersuchtstat im Steakhaus Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn Um tödliche Messerstiche in einem Steakhaus geht es in einem Mordprozeß vor der 22. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts. Unter Anklage stehen zwei 22 und 24 Jahre alte Brüder und die 23jährige Ehefrau des Jüngeren. Ihnen wird vorgeworfen, im Februar 1992 den früheren Liebhaber der Frau durch Messerstiche getötet zu haben. Außerdem wird ihnen gefährliche Körperverletzung und Nötigung vorgeworfen. Ein vierter Tatbeteiligter war am Freitag nicht vor Gericht erschienen. Laut Anklage hatte die 23 Jahre alte Tunesierin ein kurzfristiges intimes Verhältnis mit dem späteren Mordopfer. Als sie ihrem Ehemann, einem Algerier, den Seitensprung gebeichtet hatte, entschloß sich dieser, den Mann zu töten.

Gemeinsam mit seinem Bruder, seiner Ehefrau und dem vierten Tatbeteiligten habe er, so die Staatsanwaltschaft, zunächst dem Bruder des Ex-Geliebten an der Konstablerwache aufgelauert und ihn aufgefordert, dessen Aufenthaltsort preiszugeben. Dabei, so die Anklage, schoß der Ältere der beiden angeklagten Brüder mit einer Gaspistole auf sein Opfer, während der Jüngere ihn mit einer Eisenstange blutig schlug.

Anschließend tauchten die vier gegen 23.10 Uhr im Steakhaus "Churrasco" an der Hauptwache auf, heißt es in der Anklageschrift weiter: während einer absprachegemäß an der Eingangstür Wache hielt, sprühte die Angeklagte ihrem Ex- Geliebten Tränengas in die Augen, während ihr Mann und ihr Schwager dem Mann sechs Messerstiche in die Brust und in ein Auge versetzten. Ein Stich in den Rücken, so die Anklage, war tödlich. Als Tatmotiv sieht die Staatsanwaltschaft "Eifersucht und verletztes Ehrgefühl".

Während das Ehepaar bereits einen Tag nach der Tat gefaßt wurde und seither in Untersuchungshaft sitzt, konnte der Bruder fliehen und stellte sich erst zwei Tage vor der Hauptverhandlung. Der vierte Tatbeteiligte, der an der Tür Wache gehalten hatte, war zwar festgenommen, aber bald darauf wieder freigelassen worden.

Mit einem Antrag aus "Besorgnis der Befangenheit" eines Gutachters begann der Prozeß, noch ehe die Angeklagten Angaben zur Person oder zur Tat machten. Wie die Verteidigung der angeklagten Tunesierin detailliert ausführte, habe der Sachverständige ein "mangelhaftes Gutachten" vorgelegt, das sich durch "lückenhafte Aktenauswertung und eine oberflächliche Untersuchung" seiner Mandantin auszeichne. Das Gutachten ist für die Frage der Schuldfähigkeit von großer Bedeutung.

Die Kammer entschied den Antrag noch nicht. Ihr Vorsitzender Richter Ulrich Baltzer ließ die Verteidigung jedoch wissen, daß er Formulierungen im Antrag mißbillige. Trotz aller möglicherweise berechtigten Kritik an dem Sachverständigen "verbieten sich im Umgang miteinander" Begriffe, wie sie der Anwalt benutzt habe. Der Verteidiger hatte die Arbeitsweise des Gutachters als "schludrig und uninteressiert" bezeichnet.

GREGOR GYSI, Vorsitzender der PDS/ LL-Gruppe im Bundestag und neuerdings wieder Rechtsanwalt, hat die Befürchtung, daß der Immunitätsausschuß des Bundestags öffentlich seine früheren Kontakte als Ost-Berliner Rechtsanwalt mit dem DDR-Ministerium für Staatssicherheit so deutet, daß der Eindruck entsteht, er sei inoffizieller Mitarbeiter (IM) der Stasi gewesen. Vorsorglich beantragte Gysi deshalb beim Bundesverfassungsgericht eine einstweilige Anordnung und reichte eine Organklage ein, "um wahrheitswidrige und ihn in seinen Rechten als Abgeordneter einschränkende Beschlüsse" zu verhindern, wie er in Bonn mitteilte. Über Gysi wurde vom Ministerium für Staatssicherheit ohne sein Wissen eine "Vorlaufakte" mit dem Decknamen "IM Notar" angelegt, er war aber von der Stasi als ungeeignet für eine Zusammenarbeit eingestuft worden. Der Vorsitzende des Immunitätsausschusses, Dieter Wiefelspütz (SPD), sagte der FR, Gysi habe keinen Grund zu der Annahme, daß gegen ihn ein solcher Beschluß gefaßt wird. Die Akten sprächen "eher gegen eine IM-Tätigkeit". (hll)

Taschenräuber entkam mit Schecks und Karte

Eine Frau aus Bad Soden ist am Donnerstag auf dem Weg zum Westbahnhof überfallen worden. Gegen 23.30 Uhr riß ein Mann in Höhe Adalbert-/Werrastraße von hinten am Riemen ihrer Handtasche. Als sich die 28jährige umdrehte, blickte sie in den Lauf einer Pistole. Sie überließ dem Täter die Tasche, in der sich außer 30 Mark auch Schecks und Scheckkarte befanden.

Der Räuber entkam in Richtung Schloßstraße. habe

Narren dürfen in Bahnhof Klein-Auheim einziehen

HANAU. Den von der Stadt für 1,5 Millionen Mark von der Bundesbahn gekauften Klein-Auheimer Bahnhof nutzen wahrscheinlich weitgehend die Karnevalsgesellschaft und der Carneval-Verein des Stadtteils. Aus einem Bericht des Hanauer Anzeiger geht weiter hervor, daß auf einem Teil der Bahnhofsfläche städtische Wohnungen entstehen sollen.

Nachdem alle Klein-Auheimer Vereine zur Ortsbesichtigung eingeladen worden waren, bekamen die Karnevalisten den Zuschlag. Die beiden Vereine wollen eine Etage in einen größeren Versammlungsraum, einen Übungsraum und ein Lager umbauen. Das Baumaterial zahlt die Stadt. In der Lagerhalle sollen die Wagen der Vereine untergestellt werden. him

Polizei nimmt Scheck-Dieb fest Verdächtiger verweigert Aussage

ESCHBORN. Die Polizei hat am Donnerstag nachmittag einen 34 Jahre alten Erwerbs- und Wohnsitzlosen in Niederhöchstadt festgenommen. Der Mann wird verdächtigt, nur wenige Stunden zuvor in eine Gartenhütte in der Gemarkung Niederhöchstadt eingebrochen zu sein.

Nach der Festnahme fanden die Beamten zwei Euroschecks bei dem Wohnsitzlosen, die nach Angaben eines Polizeisprechers am 9. Januar in Frankfurt am Main aus dem Auto eines Mannes aus dem fränkischen Karlstein gestohlen worden waren. Einer der beiden Schecks war bereits ausgefüllt. Der Festgenommene hat zu dem Vorwurf des Diebstahls nach Worten eines Polizeisprechers bislang keine Aussage gemacht.

Bei der Spurensicherung in der Gartenhütte hatten die Beamten neben einem Schlafsack und verschiedenen Kleidungsstücken auch eine Damengeldbörse gefunden, die noch keiner Straftat zuzuordnen sei.

Darüber hinaus entdeckte die Polizei eine Meldebescheinigung in der Hütte. Die Angaben auf dem Zettel führten wenige Stunden später zur Festnahme des Tatverdächtigen.

Bei einer Ausweiskontrolle gegen 17 Uhr in Niederhöchstadt wurden die Beamten auf den 34jährigen Mann aufmerksam. Die Angaben zur Person, die der Mann der Polizei machte, waren mit denen auf der Meldebescheinigung identisch. Die Beamten nahmen den Mann daraufhin fest und übergaben ihn der Kriminalpolizei. schu

Frauenzentrum lädt zum Film "Eine Frauensache"

FRIEDBERG. Mit dem Film "Eine Frauensache" von Claude Chabrol setzt das Frauenzentrum Friedberg am Mittwoch, 20. Januar, um 20 Uhr im Kino- Center Friedberg seine Filmreihe fort. Chabrol schildert darin den Fall der Marie-Louise Giraud, die als eine der letzten Frauen unter der Guillotine hingerichtet wurde: als "Mörderin des Vaterlandes" während des Vichy-Regimes. Ihr Vergehen: Abtreibung. In der Hauptrolle ist Isabelle Huppert zu sehen. cor

Honecker darf Klinik verlassen Arzt nennt Zustand "wesentlich komplizierter" als angenommen

SANTIAGO, 15. Januar (AP/dpa/AFP). Nach medizinischen Untersuchungen hat der einstige DDR-Staatschef Erich Honecker am Freitag die ärztliche Genehmigung erhalten, die Las Condes-Klinik in der chilenischen Hauptstadt Santiago zu verlassen. Nach Angaben des stellvertretenden Klinikleiters Sergio Waisman ist damit dem Wunsch seiner Angehörigen stattgegeben worden. Der Zustand des 80jährigen wurde als wesentlich komplizierter als erwartet bezeichnet.

Die Untersuchungen bestätigten laut Waisman die bisherige Diagnose, daß Honecker an Leberkrebs im Endstadium leide. Der Mediziner äußerte sich nicht zur Lebenserwartung Honeckers. Die medizinischen Gutachten des Patienten sind Waisman zufolge wieder aufgetaucht. Nach der Ankunft Honeckers in Chile hieß es zunächst, sie seien verschwunden.

Honecker äußerte sich im chilenischen Staatsfernsehen zur politischen Situation der Bundesrepublik. Die Zukunft Deutschlands liege seit der Wiedervereinigung "in den Wolken", sagte er. Das Gleichgewicht der Kräfte habe sich gewandelt und eine alarmierende Lage geschaffen, die die Wiedergeburt einer neofaschistischen Bewegung ermöglicht habe. Er sei aber überzeugt, daß das deutsche Volk diese schwierige Etappe meistern werde. Bei seiner Ankunft am Donnerstag hatte Honecker gesagt: "Ich habe nicht mehr daran geglaubt, daß ich meine liebe Frau und teure Gefährtin wiedersehen würde." Damit habe sich sein letzter persönlicher Wunsch erfüllt.

Senator Gabriel Valdes von der regierenden Christdemokratischen Partei versicherte, die Entscheidung, Honecker die Einreise zu gewähren, sei aus "humanitären Gründen" gefallen. Senator Eugenio Cantuarias von der oppositionellen "Unabhängigen Demokratischen Union" rügte dagegen die Haltung der Regierung.

Vulkanausbruch überraschte Forscher am Kraterrand

BOGOTA, 15. Januar (AP). Eine Gruppe von Wissenschaftlern ist am Donnerstag bei einer Exkursion zum Krater des 4276 Meter hohen Galeras in den südkolumbianischen Anden von einem Ausbruch des Vulkans überrascht worden. Dabei wurden laut Angaben des kolumbianischen Roten Kreuzes mindestens neun der Forscher getötet und sieben weitere verletzt. Eine Person wurde am Freitag noch vermißt. Der Radiosender Caracol meldete, zur Zeit des Ausbruchs hätten sich mindestens 30 Personen innerhalb oder in der Nähe des Kraters aufgehalten.

Der Galeras befindet sich bei der nahe der Grenze zu Ecuador gelegenen Stadt Pasto, wo ein internationaler Kongreß über den Vulkan stattfindet, an dem über 100 Wissenschaftler teilnehmen. Die Forscher hätten in unmittelbarer Nähe des Kraters gearbeitet, als plötzlich eine große Menge glühender Lava und Asche hervorgebrochen sei, hieß es.

Wieder alte Einbahnstraßen Bürgerproteste in der Nordweststadt stimmten Ortsbeirat um

Kaum zwei Monate nach Einführung der Tempo-30-Zone im "Oberfeld" in der Nordweststadt wird das Einbahnstraßensystem revidiert. Aufgrund massiver Bürgerproteste verabschiedete der zuständige Ortsbeirat 8 einen SPD-Antrag, der die alte Verkehrsführung favorisiert.

Der für die Planung zuständige Ingenieur Rolf Burgholzer konnte sich mit seinen Verbesserungsvorschlägen zur Eindämmung des Schleichverkehrs in der Siedlung bei der jüngsten Sitzung nicht durchsetzen.

Streitpunkt ist der untere Teil der Dietrichstraße, die mit Beginn der Probephase stärker belastet wurde, um den Verkehr in der Heilmannstraße zu verringern. Viele Autofahrer hatten zuvor diesen Weg als Abkürzung benutzt.

"Ziel der neuen Verkehrsführung war es, den Fremdverkehr ganz aus dem Gebiet herauszubekommen", erklärte Burgholzer sein Konzept, das zudem die unfallträchtige Stelle Oberfeldstraße/Am Alten Schloß sicherer machen sollte. Als problematisch erwies sich jedoch, daß die Dietrichstraße mit einer Breite von 4.65 Metern plus 55 Zentimeter Bürgersteig die schmalste Straße in der Siedlung ist. Fußgänger mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer klagten über Gefährdungen durch vorbeifahrende Autos.

Erschwert wurde die Situation durch eine vorübergehende Baustelle und parkende Autos. Lastwagen und Feuerwehrfahrzeuge mußten über den Bürgersteig fahren, um durch die Straße zu kommen.

In der Sache selbst waren Ortsbeirat und Planer einverstanden mit den Argumenten der Anwohner. Doch die Art und Weise, mit der ein Teil der Bürger die Forderungen durchsetzen wollte, stieß nicht nur bei Ortsvorsteher Helmut Gärtner (SPD) auf Unverständnis. Er war das Ziel anonymer Drohanrufe und Verleumdungen. Auch das Ingenieurbüro wurde einen Tag lang mit Telefonterror belegt - und das nur wegen einer Straße. jot

Suche nach gemeinsamen Wegen Ein Kreis und seine Probleme mit den Asylbewerbern

MARBURG. Von dem drohenden Zwangsgeld und einem geplanten neuerlichen Gesprächstermin mit dem Ministerium habe er erst durch Anrufe von Radioleuten erfahren, mokierte sich Thomas Naumann (SPD) im Hörsaal 7 über die Informationspolitik des Hessischen Familienministeriums. Da traf es sich gut, daß der im Landkreis Marburg-Biedenkopf für die Unterbringung von Asylbewerbern zuständige Beigeordnete ohnehin am Abend desselben Tages in der Uni Marburg mit Staatssekretär Alex Müller (Grüne) zusammentraf, der sich auf Landesebene mit dem Problem herumschlägt. Geladen waren beide als Referenten zur donnerstäglichen Vortragsreihe "Flüchtlingspolitik und Fremdenhaß".

Brisant war dieser Mix, weil Marburg-Biedenkopf (850) nach Kassel (fast 1000) und vor den Kreisen Schwalm- Eder (750) und Main-Taunus (700) die lange Liste jener hessischen Kommunen und Kreise anführt, die bei der Unterbringung der ihnen eigentlich vom Land zugewiesenen Asylbewerber im Rückstand sind. Mit dem Kreis Marburg-Biedenkopf hatte sich das Familienministerium im letzten Oktober sogar per gerichtlichem Vergleich darauf geeinigt, daß der Rückstand bis zum Jahresende abgebaut sein müsse. Dies ist nicht geschehen.

"Kasernen sind nur die zweitbeste Lösung", betonte Staatssekretär Müller, "wir müssen gemeinsam Wege zur dezentralen Unterbringung suchen." Von den derzeit 12 000 Asylbewerbern in hessischen Erstaufnahmeeinrichtungen hätten die Kommunen und Kreise 8000 schon übernehmen müssen. Nur weil die ihrer Verpflichtung nicht nachkommen, sei das Land gezwungen, "eine Kaserne nach der anderen vom Bund anzumieten". Momentan würden so 500 Plätze pro Woche geschaffen.

Als gutes Beispiel führte der Staatssekretär die Stadt Rüsselsheim an, wo als "kooperative Lösung" Fertighäuser entstehen sollen, um Wohnraum für die zahlreichen dort noch nicht aufgenommenen Flüchtlinge zu schaffen. Zwangsmaßnahmen (für die der Innenminister als Kommunalaufsicht zuständig ist und von denen am Mittwoch morgen im Innenausschuß des Hessischen Landtages die Rede gewesen sein soll) gegen die säumigen Kreise müsse es "schon im Interesse der Glaubwürdigkeit und der Gleichbehandlung" geben, meinte Müller, erst recht, weil gerade im Vorfeld der Kommunalwahl mancherorts der politische Wille fehle, die Flüchtlingsunterbringung auch gegen Widerstände durchzusetzen.

Kreisbeigeordneter Naumann (SPD) gab zwar zu, daß der Kreis Marburg- Biedenkopf angesichts seiner bei der Beschaffung von Wohnraum teils unwilligen Gemeinden vielleicht zu spät angefangen habe, Containerlösungen anzustreben. Aber man solle keine falschen Fronten aufbauen. Schließlich habe er selbst eine dieser Gemeinden verklagt, deren Bürgermeister pikanterweise ein Parteifreund war; Container würden trotz des Wahlkampfs auch in den Gemeinden aufgestellt, die sich sperrten. Grundsätzlich aber findet Naumann die Quote der Asylbewerber, die sein Kreis unterzubringen hat (3,5 Prozent aller dem Land Hessen zugewiesenen Asylbewerber, 1992 hessenweit 33 500)) im Vergleich zur Stadt Marburg (1 Prozent) oder Frankfurt ("nur" 5,5 Prozent) mit deren größeren Einwohnerzahlen viel zu hoch. Außerdem zähle das Land immer nur die neu unterzubringenden Flüchtlinge, aber nicht die real verbleibenden, das seien in Marburg-Biedenkopf derzeit 2050.

Eine Unterbringung in Turnhallen bereitet der Kreissozialdezernent derzeit zwar vor, wie es der Vergleich mit dem Land verlangt, er findet diese Lösung aber nach wie vor menschenunwürdig. Auch Müller käme lieber ohne Turnhallen aus - schon um nicht bei den Vereinen und in der Bevölkerung Unmut und möglicherweise Ausländerfeindlichkeit zu provozieren. Aber irgendwann seien alle verfügbaren Kasernen belegt. tap

Im Wortlaut: Otto Graf Lambsdorff Über Medien verdrossen

In Reaktion auf die Berichterstattung über die Fälle Möllemann und Schwaetzer hat sich der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff Gedanken über das Verhältnis von Politik und Presse gemacht und zu Papier gebracht. In der ihm eigenen deftigen und unverblümten Sprache zieht der als Steuerhinterzieher verurteilte Lambsdorff, der im Zusammenhang mit seinem Prozeß auch schon mal von "Hinrichtungsjournalismus" gesprochen hatte, darin provokant vom Leder. Im Folgenden der Wortlaut: Es ist an der Zeit, daß sich Politik und Medien einer gründlichen Selbstprüfung unterziehen. Die Politikverdrossenheit ist in aller Munde. Kein Ruhmesblatt für Regierung und Opposition, wenn ein solcher Negativbegriff das Prädikat "Wort des Jahres" erhält. Das kommt sicher nicht von ungefähr, und die Politik hat allen Grund, sich angesichts enttäuschter Erwartungen und erwarteter Enttäuschungen an die eigene Nase zu fassen. Zugegeben, die Politik ist in der Krise. Aber ich gebe zu bedenken, daß es - außer vielleicht in der unmittelbaren Nachkriegszeit - niemals in den vergangenen Jahrzehnten so ungewiß und risikoreich gewesen ist, die richtige Politik zu machen.

Lassen wir doch Fairneß walten: Es ist einfach schwerer, heute politisch zu entscheiden als für die morgige Zeitung zu kommentieren.

Ich bin weit davon entfernt, die Politiker generell als eine Ansammlung bemitleidenswerter Zeitgenossen zu zeichnen, die in den Frondienst der Demokratiegestaltung gezwungen worden sind. Niemand ist Politiker gegen seinen Willen. Aber die Bereitschaft, diesem Berufsstand anzugehören, nimmt rapide ab. Der allgemeine Ansehensverlust der Politik bereitet mir sehr viel mehr Sorge als vereinzelte Verfehlungen und Unsauberkeiten, die den guten Ruf politischer Arbeit vorübergehend trüben.

Wenn, unter gehöriger Mithilfe der Medien, die Politik per se diskreditiert wird, schwierige politische Einigungsprozesse als Trödelei unfähiger Polit- Dilettanten dargestellt werden und die in einem komplexen System parlamentarische Demokratie erforderliche Abwägung immer nur als Entscheidungsangst der Bonner Versager gilt, gehen wir schweren Zeiten entgegen. Wer will denn dann noch in die Politik, wenn er in der Wirtschaft ein deutlich besseres Auskommen hat, in einer öffentlichen Behörde bedeutend risikoärmer lebt und sich zudem nicht ständig für seinen Beruf entschuldigen muß. So vertreiben wir Intelligenz und Kompetenz aus unseren Parlamenten. Dann wird das Mittelmaß zum Maß aller Dinge.

Nein, keine Medienschelte. Aber ich gestehe, daß ich in den vergangenen Tagen und Wochen nicht weit von einer Medienverdrossenheit entfernt war. Es tröstet mich, daß auch gestandene Bonner Journalisten so manches Mal den Kopf geschüttelt haben über die Art und Weise, wie in großen deutschen Verlagshäusern und Sendeanstalten zur Jagd auf F.D.P.-Politiker geblasen worden ist. Die sonst in Konkurrenz Entzweiten demonstrierten dabei Einigkeit in Häme und beherzigten bei ihrem Feldzug gegen die F.D.P. das Motto des Feldmarschalls Helmuth Graf von Moltke: "Getrennt marschieren, vereint schlagen!" Daß die Belege für die Anwürfe immer dünner wurden, spielte dabei keine Rolle, hatte man doch bei der Aktion "aliquid semper haeret" weniger die Politik der F.D.P. als vielmehr die Rufschädigung an ihren Vertretern im Visier.

Man gewinnt den Eindruck, daß mancher Herausgeber oder Chefredakteur einen gewissen Lustgewinn dabei verspürt, in der Manier römischer Imperatoren durch eine sparsame Geste des Daumens Schicksal zu spielen. Im Vergleich zu dem in den USA üblichen "Investigativen Journalismus", der sich meist in brillanter Recherche und scharfer Analyse ausdrückt, ist die deutsche Variante "Enthüllungsjournalismus" billig und schlammverschmutzt.

Also: politische Kultur und Medienkultur auf gemeinsamer Talfahrt? Politisches Fehlverhalten verlangt politische Konsequenzen. Und wer sich etwas zuschulde hat kommen lassen, muß dafür geradestehen. Aber welche Konsequenzen drohen bei journalistischem Fehlverhalten - und auch das soll es geben?

Keine Freiheit ohne Verantwortung, das heißt auch keine Pressefreiheit ohne Presseverantwortung. Und an der hat es für meinen Geschmack - unbeschadet aller berechtigten Kritik an der Politik - in letzter Zeit deutlich gemangelt.

Psycho-soziales Netz soll enger geknüpft werden / Ambulante Betreuung reicht nicht aus Tagesklinik für seelisch Leidende Kreis verhandelt über Haus

MAIN-TAUNUS-KREIS. Möglichst bald soll im Kreis eine Tagesklinik geschaffen werden, in der Menschen mit psychischen Problemen tagsüber an Gruppen- oder Arbeitstherapien teilnehmen können und abends wieder in ihre gewohnte häusliche Umgebung zurückkehren. Der Kreis verhandele schon über ein Gebäude, sagte Gesundheitsdezernent Gerd Mehler (SPD) während einer Pressekonferenz im neuen Haus des Diakonischen Werkes am Schwalbacher Ostring. Mitarbeiterinnen der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle, die in dem Neubau untergebracht ist, betonten gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, daß die Tagesklinik eine wesentliche Ergänzung ihres Angebotes sei. "Wir haben sehr viele chronische Patienten, die wir rund um die Uhr versorgen sollten, aber das können wir nicht leisten", sagt beispielsweise Gudrun Choquet vom DRK.

Doch bisher lag immer ein Stolperstein im Weg: Ein Erlaß des Landes regelt nämlich, daß Tageskliniken nur dort entstehen dürfen, wo sie räumlich und organisatorisch mit psychiatrischen Krankenhäusern verbunden werden können. Das zuständige Krankenhaus für den Kreis liegt jedoch 30 Kilometer von Hofheim entfernt im Rheingau-Städtchen Kidrich. 669 Kranke aus dem Main-Taunus wurden dort im vergangenen Jahr behandelt. Bis tatsächlich im Kreis 80 oder 90 Betten für seelisch Leidende bereitstehen, wird noch viel Zeit vergehen. Mit einer Absichtserklärung, die der Kreistag in seiner nächsten Sitzung beschließen kann, möchte Dezernent Gerd Mehler dennoch erreichen, daß die Tagesklinik mit 20 bis 30 Plätzen verwirklicht werden kann: Der Kreis soll erklären, daß er die stationäre Klinik in der Trägerschaft der Main-Taunus-Kliniken langfristig verwirklichen wird.

Bis dahin muß das Netz aus verschiedenen Beratungsangeboten von Diakonischem Werk und DRK und die Arbeit des psycho-sozialen Dienstes im Kreis, der vor allem Hausbesuche macht, halten. Neben kostenlosen, der Schweigepflicht unterliegenden Einzelgesprächen, die auch auf Partner und andere Familienmitglieder ausgeweitet werden können, bietet das Diakonische Werk auch eine Gruppe, in der sich Angehörige seelisch Erkrankter ihren Kummer vom Leib sprechen können. Frauen, die 45 Jahre und älter sind, finden in einer eigenen Gruppe Unterstützung, und Männer und Frauen, die ihr Verhalten ändern möchten, finden in der Gruppe für seelische Gesundheit zusammen.

Menschen mit seelischen Schwierigkeiten aus der Isolation zu holen, ihnen Zugang zum Leben zu schaffen, ist das Ziel der Mitarbeiterinnen im Café Ambet im Hofheimer Martha-Else-Haus. Dort treffen sich am Montagabend alle, die Lust haben, zum gemeinsamen Essen, Klönen und Spielen. Auch das DRK bietet alle zwei Wochen eine Kochgruppe in Flörsheim an.

Das DRK ist montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr unter 06145 / 53650 oder 06195 / 5559, das Diakonische Werk unter 06196 / 50350 zu erreichen.

SUSANNE HOERTTRICH

Ausländer wollen Dachverband Er soll ihre Interessen gegenüber der Stadt Offenbach vertreten

OFFENBACH. Die 22 kulturtreibenden und zehn sporttreibenden Vereine und Gemeinschaften der Offenbacher mit ausländischem Paß sollen sich zu einem Dachverband zusammenschließen, um ihre Interessen besser und gebündelter gegenüber Magistrat und Stadtparlament durchsetzen zu können. Das beschloß der Ausländerbeirat, der für rund 27 000 ausländische Mitbürger spricht, am Donnerstag abend im Rathaus.

Beirats-Vorsitzender Dragutin Greguric rechnete Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, die seit langem wieder einmal an einer Sitzung des Ausländerbeirates teilnahmen, vor, daß die Vereine ihre Kulturzentren kaum noch bezahlen können. Trotz gestiegener Kosten kürzten Magistrat und Stadtparlament angesichts der Finanznot die allgemeinen Zuschüsse drastisch von 48 000 auf 30 000 Mark und die Mietzuschüsse von 130 000 auf 100 000 Mark. Reuter versprach, sich des Problems neu anzunehmen.

Ausführlich beschäftigte sich der Ausländerbeirat auch mit der novellierten Hessischen Gemeindeordnung (HGO), die jetzt in Kommunen mit mehr als tausend Einwohnern die Direktwahl von Ausländerbeiräten zwingend vorschreibt. Mitglieder des Ausländerbeirates müssen vom 1. April 1993 an in die Ausschüsse des Stadtparlaments integriert werden, haben in Magistrat und Parlament ein Anhörungsrecht.

Gewählte Mitglieder der Ausländerbeiräte genießen Kündigungsschutz und müssen von ihren Arbeitgebern zur Ausübung ihres Mandates freigestellt werden. Außerdem steht ihnen eine Aufwandsentschädigung zu.

Der Offenbacher Ausländerbeirat ist zwar schon direkt gewählt, muß aber angesichts der Maastrichter Beschlüsse zum Vereinten Europa seinen eigenen Status neu überdenken. Ab 1994 haben alle EG-Ausländer das aktive und passive kommunale Wahlrecht, könnten also Stadtverordnete werden. EG-Ausländer werden dann erstmals in Hessen bei den Kommunalwahlen 1997 über eigene Listen oder über die der bestehenden Parteien für das Stadtparlament kandidieren können. Der Ausländerbeirat wird deshalb zusammen mit Stadtverordnetenvorsteher Wirsing prüfen, wie die in Offenbach lebenden Nicht-EG-Ausländer eine demokratische Plattform bekommen können.

Der Ausländerbeirat beschloß, daß das Fest des ausländischen Mitbürgers am 18. und 19. Juli wieder auf dem Wilhelmsplatz gefeiert wird. Eine Woche vorher ist das traditionelle internationale Fußballturnier. lz

"Computer für 80 000 Mark hätte ausgereicht" CDU fragt nach Etatposten im Revisionsbericht

Waschräume, Toiletten und Duschen für 54 Beschäftigte hat der Frankfurter Magistrat bei der städtischen Altpapierhalle in der Schielestraße bauen lassen, obwohl nur acht Mitarbeiter vorgesehen sind. Der Pausen- und Aufenthaltsraum wurde für 26 Personen ausgelegt. Die bereits fertige Teeküche wurde zu einer "Vollküche" umgerüstet. Allein diese Erweiterungen kosten "mindestens 400 000 Mark". So hat es die Frankfurter CDU dem internen Jahresbericht des städtischen Revisionsamtes entnommen. Die Christdemokraten interessiert nun, wer für diese erstaunlichen Veränderungen zuständig ist und wie die hohen Ausgaben im Haushalt "beordnet" werden sollen.

Die Oppositionspartei will außerdem wissen, ob für das Schauspiel "Lear" bei den Städtischen Bühnen Kostüme erst angefertigt und dann - weil sie dem Regisseur doch nicht gefielen - andere "vollkommen neu" in Auftrag gegeben wurden. 40 000 Mark sollen die Steuerzahler für diesen Kleiderwechsel bezahlt haben.

In einer langen Anfrage greifen die Christdemokraten zudem einige weitere - in der FR teilweise geschilderte - Fälle auf, die von den städtischen Revisoren aufgedeckt worden waren. So wird der Kauf eines 1,2-Millionen-Mark-Computers gewürdigt, der zunächst gar nicht installiert werden konnte, weil kein geeigneter Platz für den Großrechner zur Verfügung stand. Das Gerät wurde schließlich in einem Raum untergebracht, von dem aus der Anschluß an das Kommunikationsnetz der Verwaltung nicht möglich ist. Seither wird die teure Anschaffung für "Testzwecke" genutzt. Die CDU: "Ein Rechner für 80 000 Mark hätte ausgereicht."

Auskunft verlangt die Fraktion auch über Hotelbuchungen bei einer Gastspielreise des Frankfurter Balletts. Nachdem 195 Zimmer bestellt worden waren, wurden letztlich nur 54 gebraucht. Da die Stornierung zu spät auf den Weg gebracht wurde, stellte der Hotelier - nach Abzug eines Nachlasses - noch 9440 Mark für die leergebliebenen Zimmer in Rechnung. "Welche Konsequenz zieht der Magistrat aus diesem Fall", fragt die Union.

Auch einige nette Gesten der Stadträtin Margarete Nimsch (Grüne) kommen in der Anfrage kritisch zur Sprache. "Aus Haushaltsmitteln" hatte die Frauendezernentin einer Amtsleiterin Geburtstagsblumen und anderen Mitarbeiterinnen an Weihnachten kleine Aufmerksamkeiten zukommen lassen. "Erhalten auch andere Beschäftigte der Stadtverwaltung zum Geburtstag und zu Weihnachten Geschenke und Weihnachtsgrüße", fragt die CDU und will wissen, nach welchen Kriterien die Stadträtin ihre Präsente vergeben hat. cg

"Den Streit geradezu vom Zaun gebrochen" Reuter-Schule wehrt sich gegen Kritik der Kennedy-Schule

BAD VILBEL. Auf die Kollegenschelte seitens der Gesamtkonferenz der John-F.-Kennedy-Schule (FR vom 12. Januar: "Eltern und Kinder werden unnötig verunsichert") hat jetzt die Personalversammlung der Ernst-Reuter- Schule reagiert und den Gremien der Kennedy-Schule undemokratisches Verhalten vorgeworfen. Seitens der Kennedy-Schule war den Gremien der Reuter-Schule vorgehalten worden, sie selbst seien für die Zerstörung des wohnortnahen Schulangebotes verantwortlich. Auch die Kreistagsfraktion der Grünen hatte kritisiert, wer zwei Standbeine einer funktionierenden Mittelstufe (Hauptschulzweig und Förderstufe) "verkommen" lasse, dürfe sich nicht wundern, wenn Überlegungen angestellt würden, auch noch das dritte Standbein, den Realschulzweig, wegzunehmen (FR vom 15. Januar: "Aber nur mit Förderstufe"). Der Streit zwischen beiden Schulen sei unnötig, gleichwohl aber von der Kennedy-Schule ausgelöst worden, kritisieren nun umgekehrt die Lehrer/-innen der Reuter-Schule und argumentieren: "Durch ihren Gesamtkonferenzbeschluß vom 3. Februar 1992 und dem Antrag vom 2. April 1992 an den Hessischen Kultusminister hat die John-F.-Kennedy-Schule klar den Anspruch angemeldet, bereits zum 1. August 1992 als einzige Schule in Bad Vilbel für die Schulformen Haupt- und Realschule sowie die Förderstufe zuständig zu sein."

Mit diesem Antrag habe die Kennedy- Schule, ohne sich zuvor um einen konstuktiven Dialog bemüht zu haben, "den Streit geradezu vom Zaun gebrochen" und dabei auch noch "falsches statistisches Zahlenmaterial" vorgelegt. "Diese Vorgehensweise schürt den Verdacht, daß die John-F.-Kennedy-Schule ohne Rücksprache und inhaltliche Auseinandersetzung schulorganisatorische Tatsachen von ,oben&rquote; schaffen will." Dieses Verhalten, so die Personalversammlung der Reuter-Schule, sei kein Ausdruck demokratischer Gesinnung. Die Gremien der Kennedy-Schule werden aufgefordert, "sich in Zukunft bei aufkommenden Problemen dialog-, kompromißbereit und kollegial zu verhalten".

Den Vorwurf, selbst für den Niedergang der Mittelstufe verantwortlich zu sein, weisen die Reuter-Schullehrer/-innen zurück. Förderstufe und Hauptschulzweig seien durch die neueingeführte Entscheidungsfreiheit der Eltern über den Besuch weiterführender Schulen sowie durch die Einführung von fünften und sechsten Klassen am Georg-Büchner-Gymnasium ausgezehrt worden. Ein Problem, mit dem auch die Kennedy- Schule zu kämpfen hatte. Gleichwohl hatte deren Leiter Ernst Guggenberger kritisiert, daß die Reuter-Schule dieser Auszehrung tatenlos zugeschaut habe, ohne die Zukunft der Schule mit einem neuen pädagogischen Konzept abzusichern.

Hierfür, so die Personalversammlung der Reuter-Schule, habe gar keine Notwendigkeit bestanden. Man habe der schulpolitischen Entwicklung mit der Einführung von fünften Haupt- und Realschulklassen Rechnung getragen und ansonsten weiterhin auf das seit 1988 bewährte Grundkonzept der Schule gesetzt, das - wie die aktuellen Schülerzahlen belegten - nach wie vor attraktiv sei. Ein genehmigter Antrag der Kennedy- Schule würde daher "sehr wohl ein akzeptiertes wohnortnahes Schulangebot zerstören".

Keine Schüler seien zu anderen Schulen "geschickt" oder "verwiesen" worden, wie Guggenberger kritisiere. Der Wechsel zu anderen Schulen und ebenso die "nicht so gute Annahme des Hauptschulangebotes" beruhe alleine auf dem Willen der Eltern, den Guggenberger offenbar nicht für beachtenswert halte.

Nach wie vor sei die Ernst-Reuter- Schule bereit, Hauptschulklassen zu bilden, erklärt die Personalversammlung. Hellseherische Fähigkeiten hätten Personalrat, Schülervertretung und Elternbeirat der Reuter-Schule nicht, entgegnet die Personalversammlung ironisch auf den Vorwurf, nichts zur Sicherung des Haupt- und Realschulzweiges unternommen zu haben. Der "Angriff" auf deren Erhaltung durch den Antrag der John-F.- Kennedy-Schule sei zu dem Zeitpunkt, auf den Schulleiter Guggenberger ziele, der Reuter-Schule noch nicht bekannt gewesen. "Weshalb hätte sie sich dagegen wehren sollen?", fragt sich die Personalversammlung und fügt hinzu, die Existenz einer Förderstufe an zwei Schulen sei ohnehin angesichts der Entscheidungsfreiheit der Eltern unrealistisch - wie sich auch gezeigt habe. mu

"Eine Verjüngung tut uns gut" Vier Mandatsträger der FWG kandidieren im März nicht mehr

WEILROD. Die Weilroder FWG erlebt einen Generationswechsel: Nach 16 Jahren als Fraktionsvorsitzender macht der 61jährige Bertold Menningen einem anderen Platz. Außerdem kandidieren vier Mandatsträger der Wählergemeinschaft nicht mehr bei der Kommunalwahl. Eine Verjüngung tue gut, sagt der neue Spitzenkandidat Dieter Rieger dazu. "Daß wir schon bisher gute Arbeit geleistet haben, zeigt unser Mitgliederzuwachs: In den letzten Wochen bekamen wir 13 neue Mitstreiter", erklärt der ehemalige Friedrichsdorfer UWG-Fraktionsvorsitzende, der vor zwei Jahren nach Weilrod zog.

Ebenfalls nicht mehr antreten wird der Erste Beigeordnete Günter Vollberg, der sich aus beruflichen Gründen nicht mehr so stark in der Kommunalpolitik engagieren will. "Ich hoffe, daß er den Schritt noch einmal überdenkt", erklärt Rieger. Damit Weilrod nicht "bürgermeisterlos" dastehe, werde Vollberg aber bis zu dessen Wahl im Mai die Geschäfte des Bürgermeister-Vertreters wahrnehmen.

Vollberg tritt auf Platz 18 der FWG- Liste an. Auf Platz zwei rangiert Bertold Menningen, auf Platz drei Otfried Mohr. Der 24jährige Markus Hammer wird auf Platz vier geführt, gefolgt von Bernd Müller, Lothar Seifert, Birgit Paulus und Michael Marks. Auf Platz neun kandidiert Siegfried Meinke, auf Platz zehn Norbert Rühl. Die bisherigen Gemeindevertreter Willi Dietrich, Johanna Kleinschmidt, Herbert Bach und Hartmut Heibach scheiden aus beruflichen Gründen aus. Damit sind elf der dreizehn Weilroder Ortsteile vertreten.

Mit über 25 Prozent der Stimmen und acht Sitzen wurde die FWG bei den letzten Kommunalwahlen zweitstärkste Gruppierung; die SPD errang zwölf, die CDU acht und die Grünen drei Sitze. jd

Bananen-Beschluß nehmen immer mehr sehr krumm

QUITO/BREMEN (dpa). Der Widerstand gegen die vom EG-Ministerrat beschlossenen Einfuhrbeschränkungen für Bananen aus Süd- und Mittelamerika wird immer heftiger. Obstimporteure aus Deutschland, Holland, Belgien, Dänemark und Italien haben vereinbart, vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg gegen die am 1. Juli in Kraft tretende Regelung zu klagen. Nach der Brüsseler Entscheidung soll künftig die Einfuhr von zwei Millionen Tonnen "Dollar-Bananen" jährlich mit einem Zoll von 20 Prozent belegt werden. Für darüber hinausgehende Importe sind Abgaben bis zu 170 Prozent vorgesehen. Diese Beschlüsse dienen der Absatzförderung der kleineren Bananen aus den mit der EG assoziierten früheren Kolonien (vor allem französische).

Unterdessen haben die Staats- und Regierungschefs der acht lateinamerikanischen Länder Costa Rica, Ecuador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Nicaragua, Panama und Kolumbien für den 10. Februar eine Konferenz anberaumt, um über Vergeltungsaktionen gegen die EG zu beraten. Wegen der Brüsseler Handelsbeschränkung befürchtet allein Ecuador einen Verlust an Deviseneinnahmen von umgerechnet 500 Millionen Mark pro anno. Über 150 000 Menschen würden dramatische Einkommenseinbußen erleiden. Deutschland war 1992 mit rund 160 000 Tonnen Hauptabnehmer ecuadorianischer Bananas.

Bürogebäude mit Läden soll das Parkhaus Junghofstraße ersetzen Bayerische Hypotheken- und Wechselbank kaufte das Grundstück für knapp 240 Millionen / Baubeginn in zwei Jahren

Die Innenstadt wird an markanter Stelle ihr Gesicht verändern. Das Parkhaus Junghofstraße nahe dem Goetheplatz wird einem neuen sechsstöckigen Bank- und Bürokomplex weichen. Bauherr ist die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, das fünftgrößte deutsche Geldinstitut. Sie hat das exakt 5964 Quadratmeter große Areal in bester Innenstadtlage von der Stadt für 238,6 Millionen Mark erworben. Für den Neubau wird das Unternehmen noch einmal rund 150 Millionen Mark investieren müssen.

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wertete das Grundstücksgeschäft am Freitag vor der Presse als "eine gute Nachricht für den Finanzplatz Frankfurt". Zudem unterstreiche das Engagement der Bayern die ungebrochene Spitzenstellung Frankfurts als internationale Bankenstadt. Eberhard Martini, Chef der Bayern Hypo, betonte, mit dem geplanten Neubau werde das Institut "in Frankfurt angemessen vertreten sein". Bisher residieren die 185 Mitarbeiter der Frankfurter Niederlassung sowie 65 Angestellte des seit 1970 bestehenden Börsenbüros in der Bockenheimer Landstraße.

Das Ende des mit 680 Stellflächen sechstgrößten Frankfurter Parkhauses zeichnete sich bereits vor drei Jahren mit der Aufstellung des Rahmenplans für die weitere Entwicklung des Bankenviertels ab. Planungsdezernent Martin Wentz vertrat schon damals die Auffassung, ein Grundstück in solch exzellenter City-Lage sei als Parkhaus "unter Wert genutzt". Die Parkflächen könnten ebenso in die Tiefe verlegt werden und oben auf sechs Geschossen neue Büros entstehen. Eine Bedingung hatte der Planungsdezernent bereits damals festgezurrt: Auf der Fläche dürfe kein Hochhaus entstehen, ein Neubau müsse sich an der Höhe des Parkhauses orientieren.

Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank akzeptierte die Konditionen und auch den Preis von rund 40 000 Mark je Quadratmeter Grundfläche. 350 von insgesamt 400 vorgesehenen Tiefgaragenplätze in drei Etagen wird die Bank der städtischen Parkhaus GmbH zur öffentlichen Nutzung überlassen. Da weitere 300 Abstellplätze in unmittelbarer Nähe unter dem geplanten dritten Turm der Hessischen Landesbank entstehen, bleibt die Parkplatzbilanz trotz des Abrisses der Junghof-Garage fast unverändert.

Das Parkhaus-Grundstück war vom Magistrat zeitweise auch als möglicher Standort für die Europäische Zentralbank vorgesehen gewesen - wenn die Eurobank tatsächlich nach Frankfurt (Fortsetzung auf Seite 16)

Wiesbadener Wirte beklagen: Getränkesteuer dreht vielen Gaststätten den Hahn ab Durst füllt das Loch im Stadtsäckel 400 Kneipen-Pleiten

WIESBADEN. Wiesbadener Wirte sind auf die Stadtkämmerin nicht gut zu sprechen: Seit einem Jahr kassiert sie von ihnen eine Getränke- und Schankerlaubnissteuer: zwölf Millionen Mark, die sie in der Tat auch dringend benötigt, um die Rathauskasse aufzufüllen. 400 Gaststätten haben im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt dichtgemacht - 100 mehr, als sonst üblich. Prominentes Beispiel: Mövenpick. Verschärfte Umweltauflagen und die neue Steuer haben die Kneipiers in finanzielle Bredouille gebracht. Am Montag formieren sich deshalb die Gastronomen im Brauhaus Castel zu einer Protestversammlung.

"Wir mußten im vergangenen Jahr vier Mitarbeiter entlassen", plaudert Erhardt Schröder vom Hotel- und Gaststättenverband aus dem Nähkästchen. Der Wirt des Biebricher Restaurants "Weihenstephan" hatte 1991 "ein Riesenvermögen" in den Umbau seiner Küche gesteckt: eine Million Mark. Mit Fettabscheider, getrennter Kühllagerung von Fisch, Fleisch, Lebensmitteln und Gemüse wegen der Salmonellengefahr und eigenen Toiletten für das Personal erfüllte der Mann hinter der Theke unter anderem auch die behördlich auferlegten Konzessions-Voraussetzungen. Der Brocken war noch nicht verdaut, als dann ab Januar 1992 die Getränkesteuer (zehn Prozent auf Wein, Bier und Schnaps) fällig wurde.

Die, moniert Karl Nüser, geschäftsführender Direktor des renommierten "Nassauer Hofs", sei wettbewerbsverzerrend. Denn im benachbarten Rheingau und in Mainz ist die Welt hinterm Tresen noch in Ordnung - keine Steuer auf Reben- oder Gerstensaft. Über erhöhte Preise lasse sich die steuerliche Mehrbelastung nicht auf die Gäste abwälzen. Erhardt Schröder erinnert sich da an eine seit langem gültige Faustregel, die schon sein Großvater, ebenfalls Gastwirt, beherzigte: "Ein Prozent höhere Preise verursacht ein Prozent weniger Gäste." Sieben Mark kostet seit über zwei Jahren im "Weihenstephan" ein halber Liter Bier. "Mehr ist nicht drin." Nüser bestätigt: "Das Preisgefüge ist nach oben ausgereizt." Trick manch finanziell bedrängter Lokal-Chefs: Sie wechseln vom 0,5- aufs 0,3-Glas, verstecken auf diese Weise Preiserhöhung.

800 Kneipen und Restaurants gibt es in Wiesbaden, hinzu kommen 400 Hotels und Kantinen. Oberbegriff: "Konzessionierte Betriebe." 360 Neulinge des Gewerbes versuchen Jahr für Jahr, in der Landeshauptstadt Fuß zu fassen, darunter viele ausländische Mitbürger, die deutschen Gästen exotische Gerichte aus der Heimat servieren. Viele scheitern in den ersten zwölf Monate, Jahr für Jahr bis 1991 rund 300. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kneipen-Pleiten auf 400 alarmierend an, "unter anderem wegen der Getränkesteuer", ist Schröder sicher.

Ein offenes Ohr fanden die Wirte bislang nur bei den Wiesbadener Christ- und Freidemokraten. Die versprechen in ihrem Wahlprogramm eine Aufhebung der städtischen Steuer. Sie bleiben dabei aber laut Oberbürgermeister Achim Exner die Gegenrechnung schuldig. Zwölf Millionen Mark im Steuersäckel sind schließlich kein Pappenstiel: "Wo", fragte der SPD-OB unlängst, "wollen CDU und FDP diese Summe denn einsparen?"

MARGIT FEHLINGER

CDU kritisiert Mängel in der Alten Nicolaikirche

Die CDU-Fraktion im Stadtparlament hat jetzt eine Liste mit den Mängeln zusammengestellt, die in der Alten Nikolaikirche nach ihrer Sanierung aufgetreten seien.

Nachdem die Arbeiten, die etwa 7,5 Millionen Mark gekostet hatten, abgeschlossen wurden, sei die Beleuchtung nun so miserabel, daß "Texte kaum oder nur sehr schwer" zu lesen seien. Zudem monieren die Christdemokraten im Römer eine "unzumutbare Akustik mit der Folge, daß Gottesdienstbesucher das gesprochene Wort in der Kirche kaum verstehen können".

Auf diesem Hintergrund will die CDU- Fraktion vom Magistrat wissen, wie es zu den Pannen kommen konnte und wann diese Mängel beseitigt werden. Gleichzeitig soll klargestellt werden, ob dem Steuerzahler dadurch "zusätzliche Kosten entstehen". ing

Wie die Abfahrt in St. Anton gerettet wurde Griff in die Alchimisten-Küche Mit Schneezement und Nachtfrost gegen das Atlantik-Tief

Mit dem Regen kam der Galgenhumor nach St. Anton. "Es wird gemeldet, daß die ersten Vögel tot vom Himmel gefallen sind." Bevor ihm der makabre Scherz eines Mitarbeiters im Halse steckenbleibt, entlädt Reinhard Hauser seinen Frust in einem gellenden Lachen. Bis zum Freitag morgen war der Präsident des Organisationskomitees und Rennleiter der von Kitzbühel nach St. Anton verlegten Abfahrt der bemitleidenswerteste Mensch rund um den Arlbergpaß. Strömender Regen und Temperaturen nahe an die zehn Grad plus drohten das mühsam geschaffene 3200 Meter lange kristalline Werk des Reinhard Hauser in ordinäres Wasser aufzulösen. Der Nobel- Skiort in Westtirol hatte nun mal nicht das geringste Interesse als "Veranstalter" eines Wasserskirennens in die legendenreiche Weltcupgeschichte einzugehen. Schließlich verteidigen die Dörfer hier seit 1928 den Ruf des traditionsreichsten Ski-Rennens. Die Arlberg-Kandahar-Piste läßt man auch von einem noch so hartnäckigen Atlantik-Tief nicht ins Tal schwemmen. Also griff der Rennleiter mit dem ausdrücklichen Segen des Gemeinderates und der kleinen Grünen Fraktion in die Alchimisten-Küche. Dank dem Unternehmen Chemie Linz und eines von Süden herannahenden Hochs ist das Kitzbüheler Rennen in St. Anton gerettet und dem ohnehin lichten Schopf des Rennleiters ist ein längeres Leben beschieden - zumindest bis zum nächsten Jahr.

"PTX 311" hat den Ruf St. Antons als "Wiege des Skilaufs" gerettet. "Ein Schneebindemittel, farblos und biologisch abbaubar", wie Hauser sich beeilt anzufügen. Das belastete Wort vom Schneezement nimmt keiner der Organisatoren gerne in den Mund. Schneefestiger klingt ja auch viel angenehmer. Im Ort, so versichert der OK-Chef, gibt es niemand, der gegen das Rennen ist. Der Weltcup-Zirkus soll am heutigen Samstag (12.00 Uhr) ein schnelles, technisch schwieriges Rennen erleben. Und Reinhard Hauser und seine Pistenbauer dürften am Samstag abend eine fröhliche Feier erleben, "nach all dem Wahnsinn".

Der Wahnsinn begann am Montag abend, als der in arge Terminnöte geratene Ski-Weltverband (FIS) in St. Anton anfragte, ob der Skiclub Arlberg neben dem ohnehin für Dienstag geplanten Super-G nicht das gesamte Programm der geplatzten Kitzbüheler Hahnenkamm-Kombination übernehmen könne. In einer Blitzkonferenz mit Bürgermeister Herbert Sprenger, der sinnigerweise gleichzeitig Präsident des 92 Jahre alten Skiclubs ist, und dem Tourismusverband hieß es dann spontan: "Das machen wir."

Zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang haben die bulligen Maschinen der Arlberger Bergbahnen die Piste vom Kapell herab "gepflegt". Bei Tageslicht kommandierte Hauser dann bis zu 100 Soldaten auf den Hang: "Zum ordentlichen Abrutschen". Etwa 400 000 Mark hat der Kraftakt verschlungen. Gegen die Sisyphus-Arbeit am Himmeleck und dem Bärensprung war der Rest der Organisation ein Kinderspiel. Mit links und liebend gern hätten die St. Antoner auch den Slalom organisiert. Doch am Samstag ist Bettenwechsel. St. Anton ausgebucht. Der Troß muß also über den Paß ziehen nach Lech. Das gehört aber zur Familie des Skiclub Arlberg.

Die Sponsoren sind offensichtlich ganz heiß auf den kalten Sport. Jedenfalls hatte die Liechtensteiner Marketingagentur APF keine Mühe, einen Teil der Geldgeber von der Streif herüber zum Arlberg zu locken oder gar neue Quellen zu erschließen. Der Skiclub Arlberg blättert 1,5 Millionen Schilling (rund 220 000 Mark) an Preisgeldern für Abfahrt und Slalom hin.

Daß all die Mühe und der immer stärker werdende Druck des Kommerzes nicht die ungeteilte Freude der Athleten finden, machte der erste und einzige Trainingslauf am Freitag deutlich. Olympiasieger Patrick Ortlieb (Österreich) kann sich nicht damit anfreunden, daß mit aller Gewalt versucht wird, "die Rennen durchzuboxen". Markus Wasmeier, der sich beim Super-G am Schultereckgelenk verletzt hat und den Arm nicht in die gewünschte tiefe Abfahrtshocke nach vorne bringen kann, hält die kurvenreiche und schwere Strecke für befahrbar, "wenn im oberen, sehr weichen Teil noch etwas getan wird". Bei der Besichtigung am frühen Morgen, als die Strecke noch sehr hart war, hätten "einige schon Muffe gehabt", erklärt der Schlierseer den Respekt vor der gut drei Kilometer langen Schußfahrt. Und Leonhard Stock (Österreich), der Sieger von Gröden und mit 34 Jahren erfahrenste Abfahrer, sprach vom "Wahnsinn", auf dieser anspruchsvollen Piste nur einen Trainingslauf anzusetzen. Mehr verträgt das St. Antoner Kunstgebilde nun mal nicht. Und schließlich muß die Show weitergehen - schon heute.

JÜRGEN AHÄUSER (z.Z. St. Anton)

Studienfahrt im April: Zu Stätten der NS-Vergangenheit

MÜNZENBERG. Zu Stätten der NS- Vergangenheit in Österreich und der Tschechoslowakeit führt die Studienfahrt der Lagergemeinschaft Auschwitz - Freundeskreis der Auschwitzer vom 12. bis 24. April. Unter anderem werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der als Bildungsurlaub anerkannten Reise die Konzentrationslager Mauthausen, Auschwitz und Birkenau besuchen. Auf dem Programm steht weiterhin ein Aufenthalt in Prag und die Besichtigung des Ghettos in Theresienstadt.

Wohnen werden die Teilnehmer/-innen in einfachen Hotels und bei ehemaligen Häftlingen der Konzentrationslager. Reisepreis: 900 Mark.

Interessenten sollten sich bis 28. Februar bei der Lagergemeinschaft Auschwitz - Freundeskreis der Auschwitzer in der Schillerstraße 18 in Münzenberg 1 anmelden. Nähere Auskünfte sind unter Tel. 0 60 33/6 01 68 erhältlich. cor

ff an nac, personalie klose

Hans-Ulrich Klose, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, leidet unter seiner derzeitigen Abstinenz. Wie jedes Jahr verzichtet der Sozialdemokrat drei Wochen lang auf den Genuß jeglicher Spirituosen. Dieses Mal sitzt er besonders auf dem Trockenen. Zu aller Nüchternheit gesellt sich nämlich heftiger Ärger mit Abgeordneten, die ihn wegen seines Führungsstils kritisieren. "Was meinen Sie", fragte Klose jüngst ein paar Journalisten, "wie das ist, wenn man nach neuneinhalb Stunden Diskussion und Streit in der Fraktion nach Hause kommt, eigentlich einen Doppelten oder Dreifachen braucht und dann nur ein Glas Rote-Beete-Saft vor sich stehen hat? Schrecklich, sage ich Ihnen."

(ff)

Nur Kaffee und Kuchen für die alten Leute?

WETTERAUKREIS. Mit reiner "Kaffee-und-Kuchen"-Politik für Senioren und Seniorinnen müsse Schluß sein, fordert Barbara Uhdris, Spitzenkandidatin der Wetterauer FDP zur Kommunalwahl, in einer Pressemitteilung. Seniorennachmittage und Busrundfahrten seien als Angebote für die Bedürfnisse alter Menschen nicht ausreichend. Um die Defizite in der Altenarbeit abzubauen, müsse deshalb im Wetteraukreis eine Beratungsstelle für Seniorinnen und Senioren eingerichtet werden. Dort sollten Rentner und Pensionäre Hilfe bei Alltagsproblemen, im Umgang mit Behörden oder bei Fragen der Pflege finden.

Uhdris regt weiterhin an, einen Seniorenplan für den Kreis zu erstellen, in dem die Situation der älteren Bürgerinnen und Bürger erfaßt und analysiert werde. Mit einem solchen Plan könne der Umstrukturierung der Bevölkerung - die Zahl der älteren Menschen nimmt stetig zu - Rechnung getragen werden. "Die Gruppe der Senioren ist alles andere als homogen", so Barbara Uhdris, "darum brauchen wir vielfältige Angebote, die den Menschen gerecht werden. Wir brauchen altengerechte Wohnungen und Bildungsangebote genauso wie Tagespflegeeinrichtungen und menschenwürdige Alten- und Pflegeheime." cor

Den Parteien ist Weihnachten '93 schon nahe Kulturausschuß übt einmütige Selbstkritik: "Markt auf dem Schloßplatz war ein Fehler"

BAD HOMBURG. "Wir haben einen Fehler gemacht", bekannte CDU-Frau Gudrun Hofmann. Der Weihnachtsmarkt war ein "Reinfall", gestand Udo Grobba (FDP). Die Grünen sprachen von einem "Flop". Für die SPD bekundete Udo Fröhlich, künftig "die Nachteile stärker zu gewichten".

Selbstkritisch gaben sich die Bad Homburger Parteienvertreter am Donnerstag abend im Kulturausschuß bei einer Zwischenbilanz zum verlegten Weihnachtsmarkt. Sie suchten, den Fehler auszubügeln. Wobei sie zugleich den Eindruck einer Rolle rückwärts und eines "Bücklings vor dem Einzelhandel" (Grünen-Fraktionschefin Renate Bill) verhindern wollten.

So tendierte die Mehrheit zwar für eine Rückverlegung auf den einst geschmähten Kurhausvorplatz. Und selbst die SPD forderte, der Markt müsse wieder "das hergeben, was sich die Händler erwarten". Doch als Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) als Fazit eine Abkehr von der einst vorrangig angestrebten Atmosphäre zugunsten des Kommerzes erkannte, widersprach Fröhlich: "Das ist nicht ein Trend zum Kommerz, sondern ein Trend hin zu den Menschen."

Zu parteipolitischen Scharmützeln eignet sich das Thema kaum: Die Stadtverordneten hatten die Verlegung auf den Schloßplatz einstimmig beschlossen. Kleine Spitzen Assmanns zog FDP-Mann Grobba dennoch auf sich: Bekundete er doch trotz des "Reinfalls" seine "Freude" über die Verlegung, die seine Partei angeregt hatte ("dazu stehen wir"), - jetzt werde wenigstens diskutiert.

"Wir haben uns einen richtigen Weihnachtsmarkt vorgestellt, nicht acht oder neun Buden", zeigten sich Grobba und der übrige Ausschuß enttäuscht. Wie die Händler waren auch die Besucher ferngeblieben. "Es war den Leuten einfach zu weit", urteilte Christine Rupp (Grüne). Zum falschen Ort, so die allgemeine Defizit-Analyse, kam der falsche Zeitpunkt. Nur das Rahmenprogramm der Vereine fand Lob und soll erhalten werden.

Eine zweite Pleite könne sich die Stadt nicht leisten, waren sich alle einig. Auch nicht einen Weihnachtsmarkt als "Wanderzirkus", wie ihn der Oberbürgermeister bereits fürchtete. Ein stimmiges Konzept muß her, lautete denn der Tenor, "sonst wird der Markt am Kurhausvorplatz auch nicht besser". Und es muß bald her, um Marktbeschicker werben zu können.

So schob der Ausschuß für 11. Februar eine Sondersitzung ein. Umfragen der Beschicker sollen dann ebenso vorliegen wie Vorschläge des Verkehrsvereins und der Homburger Geschäftsleute. Gegen die, so eine weitere Erkenntnis, lasse sich der Markt nicht erfolgreich durchsetzen. stk

Osten reißt Bauwirtschaft raus Verband: Nur mäßiger Zuwachs der Investitionen im Westen

ptz BONN. Die seit 1988 währende Phase der fetten Jahre reißt für die Bauwirtschaft trotz der inzwischen auf Deutschland durchschlagenden Rezession nicht ab. Für 1993 erwartet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie einen realen Zuwachs der Investitionen um drei Prozent. Nach den Worten des seit dem 1. Januar amtierenden neuen Präsidenten der Organisation, Christian Roth, ist dies aber "allein der günstigen Entwicklung der Konjunktur" in den jungen Ländern zuzurechnen. Während dort das Bauvolumen um 17 Prozent auf fast 72 Milliarden Mark zunehmen soll, wird für Westdeutschland nur ein Anstieg um preisbereinigt 0,5 Prozent auf 339 Milliarden unterstellt.

In den alten Ländern erreiche die allgemeine konjunkturelle Schwäche nun auch seine Branche, sagt Roth, der im Hauptberuf Vorstandschef beim Mannheimer Konzern Bilfinger + Berger ist. Positive Impulse gingen hier nur vom Wohnungsbau aus, für den ein Plus von drei Prozent und ein Volumen von 174 Milliarden Mark erwartet werden. Dies wird weitgehend kompensiert durch nachlassende Geschäfte mit der Privatwirtschaft (minus ein Prozent) und der öffentlichen Hand (minus zwei).

In der früheren DDR setzt Roth darauf, daß der Wirtschafts- und der Straßenbau in Gang kommen. Trotz der zweistelligen Zuwachsrate für die Branche warnt er: "Man muß allerdings ein großer Optimist sein, um davon auszugehen, daß der Aufschwung Ost 1993 endlich volle Fahrt gewinnt."

Das weitgehend durch westdeutsche Transferzahlungen stimulierte Hoch im Osten verhilft der deutschen Bauwirtschaft in Europa zu einer Sonderstellung. Ähnlich gut läuft es nur in Österreich und Portugal. In allen anderen europäischen Staaten leiden die Firmen unter einem Tief bei den Aufträgen. Vom Geschäft jenseits der deutschen Grenzen erhofft sich Roth deshalb wenig: "Der deutsche Auslandsbau in Europa geht einem schwierigen Jahr entgegen."

Direkt oder indirekt über Töchter hatten hiesige Unternehmen 1991 Aufträge im Wert von 5,1 Milliarden Mark in Europa akquiriert. Erste Ergebnisse sprächen dafür, daß schon im vergangenen Jahr die draußen herrschende Flaute auf den deutschen Auslandsbau durchgeschlagen habe.

Nervosität ob der gedämpften Erwartungen in Westdeutschland hält Roth für unangemessen. Die Unternehmen kämen aus einer "Phase mit annähernder Vollauslastung". Die Teuerung im Westen werde in der gerade angelaufenen Periode mit Sicherheit unter der - 1992 überschrittenen - Marke von fünf Prozent bleiben.

Hat die Spritztour mit dem FVV-Bus für den OB ein Nachspiel? Ex-Polizeibeamter zeigte Andreas von Schoeler wegen Ordnungswidrigkeit an / Maximal 150 Mark und drei Strafpunkte

Dem OB hat die Rolle des Busfahrers sichtlich Spaß gemacht. Eigentlich sollte er am Donnerstag letzter Woche nur eine kleine Runde auf dem Parkplatz neben der Kalbacher U-Bahnstation drehen. Doch zur Überraschung der Vertreter von FVV und Stadtwerken gab Andreas von Schoeler Gas und chauffierte Gäste und Medienleute bis zur S-Bahn-Station Berkersheim. Die Fahrgäste hatten Verständnis dafür, daß der OB bei der Vorstellung der neuen Buslinien im Frankfurter Norden den Platz hinter dem Steuer länger als vorgesehen auskosten wollte. Doch einem, der gar nicht dabei war, hat das überhaupt nicht gefallen. Der Mann ist pensionierter Polizeibeamter und wacht offensichtlich auch weiterhin über Recht und Ordnung. Am Dienstag gab er bei den ehemaligen Kollegen im 15. Revier auf dem Frankfurter Berg eine Anzeige gegen den Oberbürgermeister zu Protokoll. Sein Verdacht nach der Zeitungslektüre: Von Schoeler habe "einen Linienbus ohne Fahrerlaubnis geführt".

"Aus Gründen der Neutralität", so formuliert es Polizeisprecher Peter Borchardt, schickte das Revier die Ordnungswidrigkeitenanzeige nicht an die Bußgeldstelle im städtischen Ordnungsamt, sondern zur Fachabteilung des Regierungspräsidenten in Kassel. Wie dort die juristische Prüfung ausgeht, steht dahin. Womöglich erhält der OB demnächst - wie in solchen Verfahren vorgeschrieben - einen Anhörungsbogen. Die Busfahrt könnte im äußersten Falle 150 Mark und drei Strafpunkte im Flensburger Sündenregister kosten.

Der Rummel um die Busfahrt hat Mitarbeiter der Stadtwerke ein wenig in Verlegenheit gebracht. Die hatten von Schoeler nämlich vorher informiert: mit Führerschein der Klasse 3 dürfe er allenfalls acht Personen befördern. Tatsächlich waren dann 20 im Bus. Manfred Ott, Referent von Stadtwerke-Chef Jürgen Wann: "Als die Fahrt los ging, hat doch keiner mehr gezählt."

Der Leiter der Straßenverkehrsbehörde, der in juristischen Fragen kundige Igor Vogt, kann gleichwohl keinen Verstoß erkennen. Eine Erlaubnis zur Personenbeförderung sei nur dann erforderlich, wenn es sich um Linienverkehr handele. Der Oberbürgermeister habe jedoch keine regulären Fahrgäste, sondern geladene Gäste von Kalbach nach Berkersheim kutschiert. habe

d a b c u Von Marcel Keiffenheim VORSPANN e

Topf auf dem Herd vergessen: hoher Schaden

KARBEN. Kurzfristig hatte eine Hausfrau einen Kochtopf auf dem Elektroherd unbeaufsichtigt stehen lassen, dann wurde sie am Donnerstag mittag durch starke Rauchentwicklng aus der Küche erschreckt, berichten die Polizei und Feuerwehr. Zusammen mit dem Ehemann sei sie aus dem Hof ins Haus gerannt, um die beiden, zwei und sechs Jahre jungen Kinder, zu holen.

Der Frau sei der Rückweg aus dem ersten Stock durch starke Rauchentwicklung abgeschnitten worden. Sie sprang aus dem Fenster aus etwa zwei Metern Höhe in den Hof. Der Ehemann habe leichte Rauchvergiftungen erlitten.

Am Gebäude und dessen Einrichtung entstand nach Angaben der Polizeibeamten ein Schaden von mehreren tausend Mark. de

VGH korrigiert Behörde In Spedition darf es nachts lauter sein

KASSEL. Wer neben ein bestehendes Gewerbegebietes zieht, muß unter Umständen auch zur Nachtzeit einen höheren Lärmpegel, als er für Wohngebiete zulässig ist, hinnehmen. Mit dieser Feststellung hat der hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) am Freitag einen behördlich festgelegten Grenzwert für ein Speditionsunternehmen in Rotenburg an der Fulda "korrigiert".

Das Gewerbeaufsichtsamt hatte das Unternehmen per Bescheid verpflichtet, den vom Betrieb ausgehenden Lärm in den Nachtstunden auf 40 Dezibel zu begrenzen. Die Kasseler Richter fanden mit Blick auf die für Gewerbegebiete einerseits und reine Wohngebiete andererseits geltenden Grenzwerte einen "Mittel-" oder "Mischwert" von 45 Dezibel für angebracht.

Ein solcher Wert muß nach Ansicht des VGH im Einzelfall unter Berücksichtigung der Gegebenheiten ermittelt werden. Dabei sei auch zu berücksichtigen, ob eine Wohnsiedlung später als das Gewerbegebiet entstanden sei, erklärte der 14. Senat. (Aktenzeichen: 14 UE 21/88)

Er folgte damit teilweise der Firma, die den behördlich festgesetzten Grenzwert nicht akzeptiert hatte. Die angrenzende Bebauung, so eines der Argumente, sei viel später als der seit 1948 bestehende Speditionsbetrieb entstanden. ari

Die Wirtschaftlichkeit der Tragödie

Von Joachim Wille

Was verbindet die beiden jüngsten Katastrophen der (un)christlichen Seefahrt? Wenn man sie künftig ernsthaft vermeiden wollte, ginge das, wie ein als Fachmann befragter Kapitän so überaus treffend formulierte, "auf Kosten der Wirtschaftlichkeit".

So nüchtern lassen sich die strukturellen Ursachen der verheerenden Havarien erfassen, die innerhalb von nicht einmal zwei Wochen die Öffentlichkeit erschütterten: erst der Anschlag auf das Naturparadies der britischen Shetland-Inseln mit dem Öltanker Braer, dann, direkt vor unserer Haustür, in der Ostsee das Kentern der polnischen Fähre Jan Heweliusz, die mehr als 50 Menschen mit sich in den Tod riß. "Zeit ist Geld", lautet die Maxime, die einen Tankerkapitän dazu veranlassen kann, trotz schlechter Wetterbedingungen eine gefahrvolle "Abkürzung" durch die Wasserstraße südlich der Shetlands zu nehmen. Und "Zeit ist Geld" mag auch der Kapitän der Ostsee-Fähre gewußt haben, der trotz Orkanwarnung und des offenbar schlecht vorbereiteten Schiffs vom polnischen Hafen Swinemünde Richtung Schweden ablegen ließ.

Die Konkurrenz schläft nicht, der Kostendruck ist groß. Im Öltankergeschäft ist das Problem seit langem offensichtlich, seitdem nämlich spektakuläre Warnsignale wie Torrey Canyon (1967 schwappten 117 000 Tonnen Rohöl an Südenglands Küste), Amoco Cadiz (230 000 Tonnen, 1978 in Frankreich), Exxon Valdez (42 000 in Alaska anno 1989) oder Aegan Sea (70 000 Tonnen, 1992 in Spanien) die Spuren der Öltanker-Armada auf den Weltmeeren markieren. Beim eiligen, zum Teil schlampigen Tankerbau nach der Blockade des Suezkanals im Sechstagekrieg von 1967 programmierte die Kostenminimierungsstrategie die Größe der nachfolgenden Umweltkatastrophen. Damals rüsteten die Ölgesellschaften und die Reeder von kleineren Schiffen zu Super- und Megatankern auf, um das schwarze Gold billigst vom Persischen Golf rund um das Kap der Guten Hoffnung nach Europa zu schaffen.

Daß heute im weltweit gespannten Netz der hochentwickelten Ölindustrie immer noch wahre Seelenverkäufer unter Billigflaggen und mit miserabel ausgebildeten Mannschaften unterwegs sind, liegt am beinharten Geschäft, das die Öl-Multis betreiben. Die von ihnen gezahlten Chartergelder reichen nicht aus, um davon die eigentlich nötigen Modernisierungen, penible Wartungsarbeiten und anständige Heuern zu bezahlen. Und nur so rechnet sich der Spottpreis, der für das schwarze Lebenselixier der Industriegesellschaften gezahlt wird: Entweder die Natur oder die Menschen oder gleich beide legen drauf.

Daß der Sturm, der in dieser Woche die Ostsee heimsuchte, ebenfalls "nicht die einzige Ursache" (ein Experte) für das Sinken der polnischen Fähre vor Rügen war, liegt auf der Hand. Erst aufgeschreckt durch das Unglück, interessiert man sich nun dafür, unter welchen Bedingungen das Fährgeschäft in der Ostsee abgewickelt wird. Neue Konkurrenz neben den Traditionslinien, die vom wachsenden Lkw-Transit zwischen Skandinavien und Osteuropa ihren Teil abhaben will, scheint hier nicht nur das Geschäft zu beleben, sondern auch die Sitten zu verderben. Das Sündenregister der Jan Heweliusz und ihrer Besatzung - schon einmal gekentert, einmal wegen falsch verteilter Ladung umgekippt und einmal, vor nur zwei Wochen, mit Kai-Anlagen kollidiert - war auch schon vorher lang genug. Nun aber steht der Name der Fähre für eine Tragödie, und das sollte endlich Grund genug für durchgreifende Maßnahmen zur Verbesserung der konstruktiven Sicherheit der Schiffe sein.

Der Einwand, bei fast allen Katastrophen - sowohl bei den Tankerunfällen als auch bei den Fähren - sei menschliches Versagen der Auslöser gewesen, ist ernst zu nehmen. Natürlich setzt ein sicherer Schiffsbetrieb eine gute Ausbildung der Steuerleute und Mannschaften, ausreichende Besetzung und gewissenhafte Berufsausübung sowie entsprechende Vorschriften und Kontrolle voraus. Da jedoch menschliches Versagen niemals völlig auszuschließen sein wird, muß die Technik möglichst "fehlerfreundlich" ausgestaltet sein.

Bei den Öltankern bedeutet das, daß die Ausmusterungsfristen der veralteten schwimmenden Zeitbomben stark verkürzt werden müssen, was sich durch ein Verbot für diese Dinosaurier in Europas Häfen - nach US-Vorbild - erzwingen läßt. Es darf nicht sein, daß moderne Tanker-Konzepte, die das Risiko drastisch vermindern, in den Schubladen der Werften bleiben, weil sie zum Beispiel den Benzinpreis an der Tankstelle um drei bis fünf Pfennige erhöhen würden. Lieb und etwas teurer werden uns wohl auch bessere Konstruktionen für Fährschiffe sein müssen, bei denen die typischen Gefahren der Roll-on-Roll-off-Bauweise - siehe Jan Heweliusz und Herald of Free Enterprise - beherrscht werden.

Das geht dann auf Kosten der Wirtschaftlichkeit. Na und: immer noch besser als auf Kosten der Menschen und der Umwelt.

Namen+Notizen

ROLF HOLLENDER, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Karben, rückt für den bisherigen Stadtverordneten HEINZ BURGHAUS kurz vor Ende der Legislaturperiode in die CDU-Fraktion des Stadtparlamentes nach. Burghaus hat sein Mandat zum Jahresende 1992 wegen Wohnungswechsels niedergelegt. Sein Nachfolger auf der Wahlliste, KARL ADOLF JAKOB, hat sein Mandat nicht angenommen, dessen Nachfolger, TILMAN KLUGE, ist ebenfalls verzogen, so daß Hollender nachrückt.

Zur Person:

HANS-MARTIN HARDER, nach Stasi- Vorwürfen beurlaubter Greifswalder Konsistorialpräsident, ist von der Leitung der Pommerschen Evangelischen Kirche rehabilitiert worden. Sie hob die im November 1992 ausgesprochene Beurlaubung des Kirchenjuristen auf, teilte ein Kirchensprecher mit. Die Kirchenleitung habe trotz "einiger Amtsverpflichtverletzungen" Harders darauf verzichtet, ein Disziplinarverfahren einzuleiten. In den Akten der DDR-Staatssicherheit war Harder als Inoffizieller Mitarbeiter mit dem Decknamen "Dr. Winzer" geführt worden. In einer Sondersitzung habe sich die Kirchenleitung jetzt erleichtert und dankbar darüber geäußert, daß Harder "weder willentlich noch wissentlich" Stasi-Mitarbeiter gewesen sei, "sondern als Vertreter der Kirche gehandelt hat", sagte der Kirchensprecher. Harder war vom brandenburgischen Ministerpräsidenten MANFRED STOLPE (SPD) als einer seiner acht "Mitstreiter" vorgestellt worden, die von seinen Kontakten zur Stasi gewußt hätten. (epd)

Bald ADFC-Ortsgruppe auch in Karben

KARBEN. Der Arbeitskreis "Bewußt Radfahren in Karben" trifft sich am Montag, 18. Januar, um 20 Uhr, im katholischen Pfarrzentrum St. Bonifatius in Klein-Karben. Dabei soll eine Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) gegründet und ein Flugblatt entworfen werden.

Interessierte Radfahrer/-innen sind eingeladen. de

CDU-Senioren treffen sich im Kurhaus

BAD VILBEL. Die Seniorinnen und Senioren der Bad Vilbeler CDU treffen sich am Montag, 18. Janaur, um 15 Uhr, im großen Café des Kurhaus zu ihrer Monatsversammlung. de

Neue Gruppe "Geldwäsche"

gra WIESBADEN, 15. Januar. Zur intensiven Bekämpfung der Geldwäsche durch kriminelle Organisationen nach verbrecherischen Geschäften haben Zoll und Bundeskriminalamt eine gemeinsame Ermittlungsgruppe gebildet. Die zunächst 50 Personen umfassende Spezialfahndungsgruppe ist dem Bundeskriminalamt in Wiesbaden angegliedert. Die Abteilung "Geldwäsche" ist Folge des "Gesetzes zur Bekämpfung der oOrganisierten Kriminalität", das "Geldwäsche" seit September 1992 erstmals unter Strafe stellt. Allerdings fehlt nach übereinstimmender Überzeugung des BKA-Präsidenten Hans-Ludwig Zachert und des Präsidenten des Zollkriminalamtes, Karl- Heinz Matthias, die schnelle Verabschiedung eines "Gewinnaufspürungsgesetzes", das zum Beispiel die Banken verpflichtet, Verdachtsfälle von Geldwäsche zu melden. Auf die Höhe der nach verbrecherischen Transaktionen reingewaschenen Gelder in der Bundesrepbulik wollte sich Zachert nicht festlegen. Der BKA- Chef bezifferte die Summen dieser Geldströme in der Bundesrepublik auf "zweistellige Milliardenbeträge".

Kriegsschiffe bringen Ministerpräsident Schröder in Bedrängnis Grüne Partner über Werbung für Rüstungsexport nach Taiwan "bestürzt" / CDU und FDP denken an Untersuchungsausschuß Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 15. Januar. Der Vorstoß des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) für den Export von Kriegsschiffen nach Taiwan hat heftige Auseinandersetzungen über die Zusammenarbeit in der rot-grünen Koalition in Hannover ausgelöst, zugleich aber auch eine öffentliche Debatte über das geplante 20-Milliarden-Mark-Gschäft in Gang gebracht. Spitzen von CDU und FDP in Niedersachsen erklärten am Freitag, sie würden die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses des Landtages erwägen, der die Rolle Schröders in der Sache aufklären solle.

Nach CDU-Angaben will der Bundessicherheitsrat am 28. Januar über diesen umstrittenen Rüstungsauftrag entscheiden, der zehn U-Boote, zehn Fregatten, Bewaffnung und Nebenleistungen umfassen soll. Taiwan ist in Bonn offiziell als eines der Spannungsgebiete eingestuft, in die nach den geltenden Regeln keine Rüstungsgüter geliefert werden dürfen. Außerdem gehört die südchinesische Inselrepublik zu den Staaten, die nach Feststellungen von amnesty international schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig sind.

Schröder rechtfertigte im Norddeutschen Rundfunk seine Unterstützung für das Rüstungsgeschäft damit, daß er angesichts der schlechten Auftragslage der Werften keine andere Möglichkeit gesehen habe. Außerdem stellte er die Überlegung an, dieser Auftrag könne den Werften bei der Umstellung auf zivile Produktion helfen.

Der niedersächsische Minister für Bundesangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), ließ am Freitag wissen, daß er Schröders Vorstoß "auf das schärfste" mißbillige. Ein Einsatz des Ministerpräsidenten für derartige Rüstungsexporte sei mit geltenden Beschlüssen der Koalition unvereinbar. Die Landesvorsitzende der Grünen , Gila Altmann, berichtete am Freitag im Gespräch mit der FR, die Basis ihrer Partei sei bestürzt und entsetzt. Zu klären sei jetzt, ob ein Sonderparteitag einzuberufen sei, der sich mit der Koalitionsfrage zu befassen hätte. Trittin dagegen verneinte ein akutes Risiko für die Koalition, die kürzlich nach Schröders Zustimmung zur faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl schon haarscharf vor dem Auseinanderbrechen gestanden habe. Trittin versicherte, die niedersächsische Regierung werde dem sogenannten Asylkompromiß ebenso wenig zustimmen wie der Lieferung von Kriegsschiffen nach Taiwan. Insofern stelle sich die Koalitionsfrage nicht.

Der Oppositionsführer im Landtag, Jürgen Gansäuer (CDU), kündigte einen Mißbilligungsantrag gegen Schröder an und stellte sogar die Forderung nach Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses in Aussicht. "Es geht um die Glaubwürdigkeit von Gerhard Schröder und der SPD in Deutschland in Sachen Rüstungsexporte", sagte Gansäuer in Hannover.

Als Sprecher niedersächsischer Umweltverbände wies deren Abrüstungsexperte Michel Golibrzuch auf die Absicht der Emdener Thyssen-Nordseewerke hin, Containerschiffe für China zu bauen. Es sei naiv zu glauben, man könne gleichzeitig mit China und Taiwan Geschäfte machen, sagte Golibrzuch. Erst vor wenigen Wochen seien französische Firmen aus großen Industrieprojekten in China ausgeschlossen worden, weil die französische Regierung beschlossen habe, "Mirage"- Kampfflugzeuge nach Taiwan zu liefern. Kein Auftrag aus Hamburg und Kiel

pl HAMBURG. Die SPD- Landesregierungen von Hamburg und Kiel haben den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder nicht aufgefordert, sich in ihrem Namen bei der Bundesregierung für den Export von Kriegsschiffen nach Taiwan einzusetzen. Das sagten Sprecher beider Regierungen am Freitag unabhängig voneinander übereinstimmend auf Anfrage. Sowohl Hamburg als auch Kiel, so die Sprecher, hätten in diesem Fall die Ansicht vertreten, für eine Entscheidung sei allein der Bundessicherheitsrat zuständig.

(Kommentar auf Seite 3)

Kommentar

Die Entscheidung ist unverständlich. Alle finanziellen Fragen sind geklärt, mehrere Gremien, darunter Baufachleute, haben dem Projekt ihren Segen geben, doch der Verwaltungsrat blockt ab. Als einzige Instanz bestreitet er die Eignung des Grundstücks, mit schwer nachvollziehbaren Argumenten nach dem zweifelhaften Motto "Ja, aber". Wer das Areal kennt, weiß zwar um dessen Enge. Doch in ruhiger Verkehrslage in unmittelbarer Nähe zum Abenteuerspielplatz Dragonerbau, dem Schloßpark und dem Schwimmbad, ist die Lage keineswegs so untragbar wie dargestellt. Den Eltern, deren Kinder bisher in keiner Unverständliches Nein Einrichtung untergekommen sind, dürfte es egal sein, ob sie einen Platz in der Stadtmitte oder im Neubaugebiet bekommen. Mit dem Nein des Gremiums wird keine Verbesserung für die Betroffenen erreicht, sondern nur das Projekt unnötig gefährdet. Das "abscheuliche Spiel auf dem Rükken der Familien", über das sich der Verwaltungsrat Knöchel beschwerte, verursacht er mit dem Veto selbst. Denn ob Fulda und die Stadt Langenselbold zu weiterem finanziellem Entgegenkommen bereit sind, ist mehr als ungewiß. ASTRID LUDWIG

Die interessante Sportnotiz

Wallau wird live übertragen Das Handball-Europacup-Spiel auf Island zwischen der SG Wallau/Massenheim und Hafnarfjördur wird am morgigen Sonntag um 21.30 Uhr live in HR 3 übertragen. Ab 16.15 Uhr zeigt der Sender eine Aufzeichnung vom Spiel des TV Lützellinden in Budapest. Freuler/Pieters führen in Bremen Der Schweizer Urs Freuler und Peter Pieters aus den Niederlanden führen nach der ersten Nacht des Bremer Sechstage-Rennens vor den rundengleichen Schweizern Bruno Risi/Kurt Betschart. Saby vor Sieg bei Paris-Dakar Der Franzose Bruno Saby steht bei der am heutigen Samstag zu Ende gehenden Rallye Paris-Dakar vor dem Gesamtsieg. Erwin Weber (Neufahrn) ist mit einem Rückstand von 6:26:47 Stunden Fünfter. Vandenhirtz bleibt in der Schußlinie Eine weitere Schwimmerin belastet den wegen einer Doping-Affäre zurückgetretenen Aachener Trainer Claus Vandenhirtz. Ursula Kreutzer, von Vandenhirtz bis 1975 trainiert, will Symptome wie Bartwuchs und Stimmbruch aufgrund des Anabolikums Dianabol bei sich festgestellt haben.

B-Probe verschwand plötzlich Eine Dopingprobe der Schwimmerin Anja Jauernig soll im Olympiajahr 1988 positiv gewesen sein. Allerdings sei die B- Probe nie untersucht worden. Laut Süddeutscher Zeitung soll ein Mitarbeiter von Professor Donike die Urin-Probe weggeschüttet haben. Braunschweig holt Türr Fußball-Zweitligist Eintracht Braunschweig leiht Stürmer Frank Türr vom VfL Bochum bis Saisonende aus. Roos verlängert in Großwallstadt Handballnationalspieler Bernd Roos vrlängerte seinen Vertrag beim Bundesligisten TV Großwallstadt um zwei Jahre. Siebel gewinnt zum Weltcup-Auftakt Zum Auftakt der Weltcup-Saison der Surf-Profis hat die Konstanzerin Natalie Siebel das erste Rennen auf Barbados gewonnen. Jutta Müller (Roxheim) wurde Vierte, Nanni Deubzer (München Fünfte. Holyfield will wieder boxen Ex-Weltmeister Evander Holyfield hat erneut seine Meinung geändert und will nun doch wieder boxen. Als seinen Promoter stellte er den Rapper Hammer vor.

Das Wetter

Wetterlage Die Warmfront eines atlantischen Tiefdrucksystems überquert am Samstag das nördliche Deutschland und führt milde Meeresluft heran. Am Sonntag überwiegt in großen Teilen Deutschlands der Einfluß des Mittelmeerhochs.Vorhersage bis Sonntag abend

Am Samstag in der Nordhälfte stark bewölkt oder bedeckt und örtlich leichter Regen oder Sprühregen. In der Südhälfte heiter bis wolkig und trocken. Am Sonntag nur im äußersten Norden stark bewölkt und noch vereinzelt Niederschlag, sonst nach Auflösung von Nebelfeldern heiter und trocken.

Tageshöchsttemperaturen 7 bis 12 Grad. Tiefsttemperaturen im Süden um 1, sonst 4 bis 8 Grad.

Mäßiger, im Norden frischer Südwestwind.Weitere Aussichten für Montag:

Von Nordwesten her unbeständig mit leichten Niederschlägen. Noch mild. Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkenlos 15 Amsterdam

bedeckt 10 Athen

leicht bewölkt 16 Barcelona

leicht bewölkt 13 Bordeaux

stark bewölkt 18 Bozen

wolkig 6 Brüssel

leicht bewölkt 12 Dublin

Regenschauer 8 Helsinki

leicht bewölkt 1 Innsbruck

stark bewölkt 5 Istanbul

leicht bewölkt 6 Kairo

wolkig 15 Larnaka

wolkig 16 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

leicht bewölkt 11 Locarno

Nebel 6 London

Regen 12 Madrid

leicht bewölkt 9 Malaga

leicht bewölkt 15 Mallorca

stark bewölkt 16 Moskau

Schneefall 0 Neapel

leicht bewölkt 17 Nizza

bedeckt 13 Paris

leicht bewölkt 12 Rom

leicht bewölkt 16 St. Petersburg

bedeckt 1 Stockholm

bedeckt 2 Tunis

wolkig 14 Varna

leicht bewölkt 9 Venedig

wolkig 12 Warschau

wolkig 4 Wien

leicht bewölkt 7 Zürich

stark bewölkt 6

Deutschland

Berlin

stark bewölkt 4 Dresden

leicht bewölkt 8 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 3 Feldberg/Schw.

stark bewölkt 6 Frankfurt/M.

wolkig 5 Freiburg

stark bewölkt 8 Garmisch

leicht bewölkt 5 Hamburg

stark bewölkt 9 Köln/Bonn

stark bewölkt 8 Leipzig

wolkig 6 München

stark bewölkt 4 Norderney

stark bewölkt 7 Rostock

stark bewölkt 5 Sylt

bedeckt 5 Zugspitze

stark bewölkt -1 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42

(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang: 8.18 Uhr Sonnenuntergang: 16.53 Uhr

Waffenstillstand in Somalia ? Vereinbarung von 14 Kriegsparteien/Zweifel an Einhaltung Von unserem Korrespondenten Helmut Opletal

NAIROBI, 15. Januar. Nach einer Woche Gespräche im äthiopischen Addis Abeba haben am Freitag 14 somalische Kriegsparteien einen Waffenstillstand unterzeichnet. Wichtige Details blieben allerdings offen. Die Konferenz hatte noch am Donnerstag vor dem Scheitern gestanden. Erst nach Intervention des äthiopischen Interimspräsidenten Meles Zenawi war der Milizführer Mohamed Farah Aidid bereit, zu unterschreiben.

Ab sofort sollen alle schweren Waffen an eine Überwachungskommission abgeliefert werden, die aus den Milizen und der internationalen Eingreiftruppe unter UN-Mandat gebildet wird. Gefangene sollen freigelassen werden.

Letzter Streitpunkt war die Bildung einer Kommission, die Differenzen über die Durchsetzung des Waffenstillstands und die Auswahl der Teilnehmer an der Versöhnungstagung aus dem Kreis der lokalen Clanführer klären soll. Nach Wunsch der elf Anti-Aidid-Gruppen sollte sie auch Somalia in internationalen Organisationen vertreten und Funktionen einer Interimsregierung übernehmen. Aidid lehnt dies jedoch vehement ab. Auch einer Entwaffnung seiner Milizen will er trotz seiner Unterschrift nicht zustimmen. Beobachter befürchten, daß Aidid nur Zeit gewinnen möchte. Sorge über die Friedenschancen hat auch die Ermordung des Vertreters des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, des Schweizers Kurt Lustenberger, in der somalischen Stadt Bardera ausgelöst. Am Donnerstag abend waren drei Bewaffnete in sein Büro eingedrungen und hatten von Lustenberger das Geld, das für die Bezahlung lokaler Mitarbeiter bereitlag, gefordert. "Er versuchte zu erklären, daß er den Schlüssel für den Tresor holen wolle. Die Mörder haben das offenbar mißverstanden und das Feuer eröffnet", berichtete das IKRK, das für das Wochenende alle Hilfsaktionen in Somalia aussetzte.

Nur im absoluten Notfall öffnen

Nein, sagt der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Franz Frey, da gebe es keine abweichende "Dürr-Linie", da habe sich die Fraktion "völlig einvernehmlich" geeinigt. "Gemeinsam" seien die sozialdemokratischen Stadtverordneten überein gekommen, daß die B-Ebene eines U-Bahnhofes in der Innenstadt nur im "absoluten Notfall" für Obdachlose geöffnet werden solle. Und was das ist, der absolute Notfall, das haben die Sozialdemokraten sicherheitshalber auch gleich festgelegt: Der Notfall trete dann ein, wenn die Kapazitäten in den Obdachlosenasylen und Schlafzelten "erschöpft sind oder zu erschöpfen drohen".

Da waren freilich vor gut einer Woche noch ganz andere Töne aus der SPD zu hören. Der Fraktionschef selbst, Günter Dürr, hatte sich dafür ausgesprochen, bei krassen Kälteeinbrüchen auch dann die Rollgitter zu den U-Bahnhöfen offenzulassen, wenn in den Notquartieren noch nicht jede Pritsche belegt sei. Damit war er auf Gegenkurs zu Oberbürgermeister von Schoeler gegangen, dem der Gedanke an Obdachlose und andere in den B- Ebenen absolut nicht behagt. Dürrs Begründung damals: "Recht zu behalten auf den Knochen der armen Leute, die uneinsichtigerweise und starrsinnig die guten und zahlreichen Notschlafangebote, die Stadt und Kirchen machen, nicht nutzen", das sei nicht gut.

Inzwischen ist es wohl auch nicht schlecht. Denn glaubt man Fraktionsgeschäftsführer Frey, dann stammt die Formulierung des neuen SPD- Standpunkts sogar aus Dürrs eigener Feder. Und wenn der Fraktionschef gestern zu erreichen gewesen wäre, hätte er dem vermutlich noch nicht einmal widersprochen. Denn die Stadtverordneten, sagt Frey, hätten auch "einvernehmlich" beschlossen, "daß kein Streit herrscht". mat

Zimmermann fiel in Schacht Königstein: Tödlicher Unfall

KÖNIGSTEIN. Bei einem Sturz vom vierten in den dritten Stock ist am Freitag nachmittag ein Zimmermann auf einem Rohbau in der Wiesbadener Straße tödlich verunglückt.

Der Mitarbeiter eines Zimmerei- und Holzbaubetriebes aus Lauterbach stürzte nach Angaben eines Zeugen durch einen nicht abgesicherten Treppenschacht in die Tiefe und schlug mit dem Kopf auf. "Das Loch war nicht abgesperrt", berichtete ein Mitarbeiter an der Unfallstelle. Der Mann sei sofort tot gewesen.

Ob alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden, konnten zunächst weder Polizei noch Bauleiter sagen. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Auf dem ehemals städtischen Grundstück unterhalb der Grundschule werden 36 Eigentumswohnungen errichtet. ki

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 15. Januar (FR). In der Nordhälfte leichter Regen, in der Südhälfte heiter bis wolkig und trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen sieben und zwölf, die Tiefstwerte zwischen vier und acht Grad. Weitere Aussichten: Noch mild.

(Siehe auch Lokales)

Honecker verlor Kranken-Akte

SANTIAGO DE CHILE, 15. Januar (dpa). Die medizinischen Unterlagen des krebskranken früheren DDR-Staatschefs Erich Honecker sind auf dem Weg von Deutschland nach Chile "verlorengegangen", wie der stellvertetende Chef der Klinik Los Condes in Santiago de Chile, Sergio Waisman, am Donnerstag im Rundfunk berichtete. Ihm liege nur eine Röntgenaufnahme vom Dezember 1992 vor. (Weiterer Bericht Seite 5)

Asbestverseuchte Schule ab Montag geschlossen

KÜNZELL. Die von zunächst nur 30 Eltern wegen Asbestverseuchung boykottierte Florenberg-Grundschule in Künzell-Pilgerzell (Kreis Fulda) ist ab kommenden Montag geschlossen. Der Unterricht für die 320 Kinder wird von Mittwoch nächster Woche an in vier Außenstellen verlegt.

Diese Entscheidung traf der Kreis Fulda als Schulträger nach Absprache mit dem Schulaufsichtsamt und Anhörung des Schulelternbeirates. Am Freitag nahmen nur noch etwa die Hälfte der Kinder (160 von 320) am regulären Unterricht in dem 22 Jahre alten Gebäude teil.

Der Vorsitzende des Schulelternbeirates, Wolfgang Göb, sagte auf Anfrage der FR, man habe sich mit dieser Entscheidung, die Schule zu schließen, nicht dem Druck der boykottierenden Eltern gebeugt. Es sei vielmehr der Versuch, einen vorläufigen Schlußstrich zu ziehen, um das in den vergangenen Tagen entstandene "pädagogisch schwierige Klima" zu lösen. Nachdem Deckenplatten in der Bibliothek nach einem Wassereinbruch herabgestürzt seien und möglicherweise Asbestfasern sich in dem Raum verteilt hätten, werde die Lage jetzt "anders beurteilt".

Der Kreis bleibt unverändert bei seiner Einschätzung, daß es "keine akute Gefahr" in der Schule gebe und auch weiterer Unterricht "verantwortbar" gewesen wäre. Man akzeptiere aber die nun gefundene "schnelle Lösung".

Die zwölf Wochen dauernde und weit über 500 000 Mark teure Sanierung der Pilgerzeller Florenberg-Schule - 55 Stahlstützen mit Asbest ummantelt und "ungeklärte Asbest-Situationen" im Dekkenbereich - soll, wenn in zwei bis drei Monaten ein TÜV-Gutachten vorliegt, "spätestens ab den Osterferien, vielleicht auch schon früher" erfolgen, sagte Dezernent Gerhard Müller (CDU). ma

CDU will Parkhaus an Cheshamer Straße

FRIEDRICHSDORF. Das kommunalpolitische Programm der Friedrichsdorfer CDU ist fertig. 14 Seiten stark, wird es am Freitag, 22. Januar (20 Uhr, Bürgerhaus Köppern), den Parteimitgliedern zur Verabschiedung vorgelegt. Nach der "sehr breiten Vordiskussion", so der Vorsitzende Hans-Wilhelm von Haugwitz, rechnen die vier Autoren nicht mehr mit wesentlichen Änderungen.

Im Bereich Stadtentwicklung spricht sich das Papier gegen eine Änderung des Flächennutzungsplans und für die zurückhaltende Nutzung vorhandener Baumöglichkeiten aus. Römerhof 5 und 6 sollen entwickelt werden, aber mehr Raum für Gemein-Einrichtungen vorsehen. In der Sozialpolitik werden für den Lilienweg ein Altenwohnheim und eine Sozialstation gefordert.

Die CDU befürwortet ein Jugendcafé im zentral gelegenen "Café Klatsch" und, unter dem Stichwort Verkehr, die Weiterführung der S 5 nach Friedberg. Mehr Parkraum soll es in einem neuen Parkhaus an der Cheshamer Straße, und am Firmen-Parkhaus auf dem Milupa-Parkplatz soll sich die Stadt beteiligen. tom

Es drohte ein Diskussionsende "Wie 1933 ?" im DGB-Haus

"Das ist Karneval", befand Ulrike Holler und drohte, "hier gleich Schluß zu machen". Die HR-Moderatorin, die am Donnerstag abend die Diskussion im DGB-Haus ("Droht ein neues 1933?") leitete, hielt die Rednerinnen und Redner für "nicht dialogfähig". Ein Beispiel hierfür folgte auf dem Fuße. "Was ist denn das für eine Scheiße? Wenn ich nicht dran komme, gibt's ganz großen Krach", blaffte ein Mann ins Saalmikrophon und erkämpfte sich so das Rederecht. In diesem Stil verlief ein Großteil der Debatte. Die Redner gifteten sich entweder an oder nutzten die Gelegenheit, eigene Aktionen anzukündigen ("Kommt alle!"). Ulrike Holler: "Ein Mißbrauch der Veranstaltung." Angesichts der Streitereien machte das Wort vom "hilflosen Antifaschismus" die Runde.

Zwei Fraktionen standen sich unversöhnlich gegenüber. Die einen leiteten ihre Analyse aus den blauen Bänden von Marx ab. Marcel Bathis vom StadtschülerInnen-Rat etwa haute dem 600 Köpfe zählenden Auditorium wieder und wieder die immergrünen Begriffe "Imperialismus", "Klassenkampf" und "Kapital" um die Ohren und warnte vor der Gefahr, daß "das Kapital auf eine faschistische Alternative" umschwenken könne. Darüber mokierte sich die andere Fraktion. Der parteilose Stadtverordnete Micha Brumlik: "Als gäbe es noch ein Kapital, das sich vor der Landkarte ausdenkt: Was krallen wir uns als nächstes?" Für Brumlik war Bathis' Analyse "der lauwarme Aufguß einer Stamokap-Faschismus-Theorie". Der Gegenschlag des Schülers: "Das ist die Haltung des Bürgertums." Funkstille auf dem Podium.

Das Thema der drei Stunden währenden Debatte drohte zuweilen unterzugehen. Daß die gegenwärtige Lage so prekär wie 1933 sei, vertrat kaum jemand. Allerdings gab es unterschiedliche Bewertungen, was die Gefahr einer solchen politischen Entwicklung angeht. "Die gleichen Vorgänge wie 1933 sehe ich heute wieder anlaufen", sagte Lorenz Knorr von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) und verwies auf die rechtsradikalen Parteien. Peter Scherer von der IG Metall sah schon in der Existenz der Gewerkschaften eine Gewähr dafür, daß heute kein Umsturz möglich ist. Das Verbot von Parteien und Presse sowie die Einrichtung von KZs nach 1933 hält Brumlik in nächster Zukunft für ausgeschlossen. Genau wie Beate Klarsfeld sah er jedoch einen deutlichen Rechtsruck der großen Parteien. Über all dies hätte sich trefflich diskutieren lassen können. Allein, es war nicht möglich. vo

Holzschutz: Warnung der Medien heruntergespielt Desowag-Bayer GmbH: Zur Besorgnis kein Anlaß

Berechtigte Warnungen der Medien vor der Anwendung PCP-haltiger Holzschutzmittel im Wohninnenbereich sind von der Firma Desowag-Bayer GmbH systematisch heruntergespielt worden. Das ergibt sich aus einer Vielzahl von Antwortschreiben, mit denen der marktführende Holzschutzmittelhersteller 1977/78 auf Anfragen besorgter Hobbybauer reagierte. Zu den sie belastenden Unterlagen, die am Freitag vor dem Frankfurter Landgericht verlesen wurden, gaben die beiden angeklagten Geschäftsführer keine Stellungnahme ab.

Vor allem unmittelbar nach der Ausstrahlung von Fernsehsendungen, aber auch aufgrund von Zeitungsartikeln, in denen vor Holzschutzmitteln mit Pentachlorphenol und Lindan gewarnt wurde, waren bei der Firma waschkorbweise Beschwerdebriefe eingegangen. Darin schilderten die Verbraucher, zum Teil in bewegten Worten - "Ihr verdammtes Xyladekor . . . " - wie sich ihr Gesundheitszustand infolge der Anwendung des für unbedenklich erklärten Holzschutzmittels schlagartig verschlechtert hatte.

Wie die Desowag-Bayer-Holzschutz GmbH in ihren Antwortschreiben zum Ausdruck brachte, bestand ihrer Ansicht zur Besorgnis überhaupt kein Anlaß. PCP gehöre zu den "am besten untersuchten Substanzen" und werde seit Jahrzehnten verwendet, ohne daß Gesundheitsschäden nachgewiesen worden seien. Konkret geschilderte Beschwerden wurden regelmäßig mit "allergischen Reaktionen" erklärt, "die durchaus durch andere im Raum vorhandene chemische Stoffe auftreten können". Auf Hinweise der Verbraucher, daß seit der Holzschutzmittel- Lasur sämtliche Blumen eingingen und überall tote Insekten herumlägen, wurde in den verlesenen Schreiben nicht eingegangen.

Kamen die Kunden mit Forderungen nach Schadenersatz, verhielt sich die Firma flexibel. Mal wurden 350 Mark angeboten, weil man annahm, daß die Beschwerdeführerin "gute Beziehungen zur Justiz" hatte; mal spendete man zweieinhalb Liter des hauseigenen Harzlackes, der dazu dienen sollte, den PCP-Wert in der Raumluft zu mindern; mal wurden 400 Mark gezahlt und der Kunde verpflichtet, die Sache "nicht publik zu machen". Ebenfalls mit Rücksicht auf eine negative Medienberichterstattung, die man sich nicht mehr leisten wollte, wurden in einem anderen Fall 5000 Mark ohne Anerkennung einer Rechtspflicht gezahlt.

Zu Beginn der Hauptverhandlung hatte Vorsitzender Richter Thomas-Michael Seibert darauf hingewiesen, daß zu der prozeßentscheidenden Frage nach dem Zusammenhang zwischen PCP und Gesundheitsschäden weitere Gutachten eingeholt werden sollen. Insbesondere sei zu klären, ob PCP bei Kindern zu Veränderungen des Blutbildes führen können. Für den Einsatz weiterer Sachverständiger, darunter ein Nuklearmediziner, plädierte auch die Verteidigung. Ihren Anträgen nach sollen einige der bereits vernommenen Ärzte von falschen Methoden ausgegangen sein, die dringend der Korrektur durch Gutachter mit "überlegenen Forschungsmitteln" bedürften. Lepp

"Rote Brigaden" müssen zahlen

GENUA, 15. Januar (epd). Fünf ehemalige Angehörige der Terrororganisation "Rote Brigaden" sind in Italien zur Zahlung von Schadenersatz und Schmerzensgeld in Höhe von umgerechnet insgesamt 82 000 Mark an ein Entführungsopfer verurteilt worden. Wie italienische Zeitungen am Freitag berichteten, soll der 1974 entführte Staatsanwalt Mario Sossi die Summe für erlittene körperliche und seelische Qualen erhalten. Sossi war gefangengehalten worden, um acht Terroristen freizupressen. Nachdem die Regierung auf die Forderungen nicht eingegangen war, hatten die "Brigaden" den Juristen nach fünf Wochen freigelassen. Die Summe werden die fünf ehemaligen Rotbrigadisten, die Einnahmen aus Arbeitslohn sowie Tantiemen für Bücher und Artikel haben, zu gleichen Teilen zahlen müssen.

Christa Hecht wird neue ÖTV-Chefin

OFFENBACH. Neue Kreis-Geschäftsführerin der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) wird Christa Hecht, bislang im Frauenbüro der Stadt Frankfurt beschäftigt. Das hat der Stuttgarter Hauptvorstand beschlossen. ÖTV-Bezirksvorsitzender Herbert Mai und Kreisvorsitzende Gerti Röhner werden Christa Hecht am Mittwoch vorstellen. Die ÖTV hat in Stadt und Kreis Offenbach rund 6800 Mitglieder.

Die Gewerkschaft brauchte einen neuen Geschäftsführer, nachdem sie sich im Sommer 1992 "in beiderseitigem Einvernehmen" von dem langjährigen Offenbacher Geschäftsführer Burkard Müller getrennt hat. Nach dem Streik wurden bei einer Revision der Streikkasse Fehlbeträge in einer Höhe um die 50 000 Mark entdeckt. Gegen den 41jährigen Müller, der jetzt frisch verheiratet in Limburg lebt und eine neue Arbeit als Versicherungsagent gefunden hat, ermittelt immer noch die Staatsanwaltschaft.

Um die vakante Position hatte sich neben Christa Hecht auch der Offenbacher ÖTV-Sekretär Wolfgang Günther beworben. Weil es im hiesigen ÖTV-Vorstand bei der Abstimmung über die beiden Kandidaten mit 9:9 ein Patt gab, wurde die Entscheidung nach Stuttgart delegiert. lz

Jetzt wird es in der Bahnhofstraße Ernst

MÜHLHEIM. Von Montag an tut sich etwas in der Bahnhofstraße. "Da beginnt die wichtigste Baumaßnahme in der Mühlheimer Innenstadt seit Jahren", erklärte Erster Stadtrat Horst Lehr (SPD) am Freitag. Gemeint ist der lange geplante, eine Million Mark teure Umbau der Einkaufsstraße, mit der die Innenstadt attraktiver gemacht werden soll.

Mit Beginn der Woche wird die Baustelle eingerichtet, spürbar für die Fußgänger und Autofahrer werden die Bauarbeiten erst eine Woche später. Lehr: "Da wird alles rausgerissen."

Der Umbau der Straße zwischen Dietesheimer- und Mozartstraße erfolgt in drei Abschnitten und zum Teil bei Vollsperrung. Zunächst ist der Abschnitt zwischen der Kreuzung an der Dietesheimer Straße und der Einfahrt zum Parkplatz an der Brückenmühle an der Reihe. Bis dort neues Pflaster verlegt ist, dauert es etwa acht Wochen.

Eineinhalb Monate währen die Arbeiten bis zur Jahn- und noch einmal ebensolange bis zur Mozartstraße. Das 340 Meter lange Stück könnte Mitte Juni fertig werden - "wenn alles reibungslos klappt", schränkte Lehr ein.

Ist es fertig, besitzen die Mühlheimer keine Fußgängerzone, sondern eine verkehrsberuhigte Straße mit zwölf Bäumen, aber ohne Parkplätze. Statt dessen gibt es dann 100 Stellplätze auf dem Parkplatz an der Brückenmühle. Von dessen Zufahrt aus in Richtung Bahnhof wird die Piste zur "unechten Einbahnstraße". Radler können in beide Richtungen fahren, Autofahrer nur nach Süden, wenn sie keine Anlieger sind.

"Das ist der Teil, den die Stadt leistet, um der Straße Urbanität oder Verweilqualität zu geben", sagte Lehr. Gefordert seien aber auch die Geschäftsleute. Sie sollten "progressive Ideen" entwickeln, ihre Läden in den Straßenraum hinauszuverlagern. Der Stadt schweben beispielsweise Überdachungen vor. Sie ist durchaus damit einverstanden, wenn Pilsstuben oder Eissalons Stühle und Tische hinausstellen.

Um sich darüber einig zu werden, soll laut Lehr möglichst noch während der Bauzeit ein Beirat gebildet werden, in dem neben Vertretern der Stadt Anwohner und Geschäftsleute sitzen sollen. pmü

Lastwagen schleudert Auto gegen Ampel

WIESBADEN. Schwere Verletzungen erlitt ein Autofahrer bei einem Unfall am Donnerstag nachmittag. Der 46jährige kam von der A 66 und wollte auf die L 3028 in Richtung Delkenheim abbiegen. Dabei übersah er einen Lastwagen. Das Personenauto wurde beim Zusammenstoß gegen eine Ampel geschleudert, der Fahrer schwer, die Beifahrerin leicht verletzt. Sachschaden: 65 000 Mark. kkü

Neue Geschichtsblätter

FRIEDBERG. Den neuen Band der Wetterauer Geschichtsblätter - Beiträge zur Geschichte und Landeskunde - stellt Michael Keller, Schriftleiter der Wetterauer Geschichtsblätter, am Dienstag, 19. Januar, um 16 Uhr im Bibliothekszentrum Klosterbau vor. Der Band 41 umfaßt acht Beiträge mit zahlreichen historischen und kunsthistorischen Phänomenen aus der Wetterau von der Römerzeit bis (fast) zur Gegenwart. cor

TASSILO TRÖSCHER, ehemaliger hessischer Landwirtschaftsminister, wurde von Ministerpräsident Hans Eichel mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet. Der im Dezember 90 Jahre alt gewordene Sozialdemokrat erhielt den Orden auf einem Empfang, den ihm jetzt der Landtag aus Anlaß seines Geburtstages gab.

Der Ausschuß berät

HAMMERSBACH. Über die zum Bebauungsplan-Entwurf "Köbeler Weg" eingegangenen Anregungen und Bedenken berät in seiner nächsten öffentlichen Sitzung der Bau- und Planungsausschuß des Hammersbacher Parlaments. Am Donnerstag, 21. Januar, 20 Uhr, kommt er dazu im Sitzungsraum des Rathauses zusammen. Weitere Beratungspunkte sind ein BBH-Antrag mit Thema Linksabbiegespur an der Ortseinfahrt Hirzbach sowie eine Bauvoranfrage zur Renovierung eines Wohnhauses samt umfassenden Aus- und Neubauten von Wohnraum in einem landwirtschaftlichen Anwesen in Hirzbach. Ul

Branchenexperte erhärtet Vorwürfe gegen Schwaetzer

ptz BONN, 15. Januar. Das Bundesbauministerium hat nach Ansicht von Heinz Gerlach, dem Herausgeber des Kapitalanleger-Informationsdienstes Gerlach- Report, die Münchner Firma Germania Vermögensanlagen Vertriebs GmbH "nur oberflächlich" durchleuchtet. Nach einer genauen Prüfung "hätte Bauministerin Irmgard Schwaetzer das Grußwort nicht schreiben können", sagte Gerlach am Freitag zur FR zu dem werbenden Text, den die FDP-Ministerin für die Hauszeitschrift der Germania geschrieben hatte. Neben "wirtschaftlich sinnvollen Anlage- Angeboten" habe die Germania eine ganze Reihe von "Leichen im Keller", sagte Gerlach. Schwaetzer hatte ihren Text mit dem Hinweis verteidigt, sie habe die Seriosität des Unternehmens anhand der beiden aktuellsten Jahrgänge des Informationsdienstes Kapitalmarkt-intern prüfen lassen.

Gerlach erläuterte, die "alte" Germania, an der bereits auch heutige Hauptgesellschafter der "neuen" Germania beteiligt waren, habe in den 70er Jahren unter "ganzen Heerscharen von Anlegern ein wahres Blutbad angerichtet". Die damals von dem Unternehmen mitzuverantwortenden Schäden gibt Gerlach in der neuesten Ausgabe seines Dienstes mit über 100 Millionen Mark an. Ende der 80er Jahre sei das Nachfolgeunternehmen in eine riesige Anlagenaffäre mit Bauherrenmodellen verwickelt gewesen. "Auch in jüngster Zeit hatten wir nicht den besten Eindruck von der Germania", heißt es im Gerlach-Report. In den letzten Jahren habe man das Unternehmen auch wegen unlauterer und irreführender Werbung kritisieren müssen.

Kleine FR

Fremdensitzung am 6. Februar NIDDERAU. Die Fremdensitzung der "Liederlust" findet entgegen einer früheren Zeitungsnotiz am Samstag, 6. Februar, ab 20 Uhr im Ostheimer Bürgerhaus statt.

"Fantau" steuert nun Oberdorfelden an

SCHÖNECK. "Fantau", das Schönecker Spielmobil, steuert am Montag, 25. Januar, Oberdorfelden an, wo es auch bis zum Donnerstag, 28. Januar, noch mit seinem Programm "Die Welt, wenn wir groß sind" in der Nidderhalle verbleiben wird.

Sechs- bis Zwölfjährige aus dem Ortsteil können dabei unter sozialpädagogischer Anleitung die "Stadt der Zukunft" entwerfen, sich spielerisch Gedanken darüber machen, wie das Leben in ein-, zweihundert Jahren wohl sein wird. Die Halle ist dazu jeweils zwischen 15.00 und 17.30 Uhr offen. Ul

Nachrichten-Börse

Städtetag widerspricht Schwaetzer Am Wohnungsmarkt ist nach Einschätzung des Deutschen Städtetages keine Entspannung der Lage zu erwarten. Bis 1995 würden alleine in den alten Ländern 2,5 Millionen Wohnungen fehlen, sagt Vizepräsident Herbert Schmalstieg. Er widerspricht Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (siehe FR von gestern): Auch bei der Mietenexplosion gebe es, so Schmalstieg, keine Trendwende. Brüssel lockt ausländische Anleger Die belgische Regierung möchte den Rentenmarkt attraktiver machen und alle festverzinslichen Wertpapiere für Ausländer von der Quellensteuer befreien. Den Gesetzentwurf will Finanzminister Philippe Maystadt in den nächsten Tagen ins Parlament einbringen. Frankreich tritt Inflationsbremse . . . Die französischen Verbraucherpreise sind 1992 so langsam gestiegen wie seit 36 Jahren nicht mehr. Nach Angaben des Nationalen Statistikbüros verringerte sich die Inflationsrate von 3,1 Prozent 1991 auf 2,0 Prozent im vorigen Jahr. Niedriger war die Teuerung an Seine und Rhône zuletzt 1956 mit 1,2 Prozent. . . . und England eifert nach Die jährliche Teuerungsrate ist in Großbritannien im Dezember auf 2,6 Prozent gesunken. Im November hatte sie noch 3,0 Prozent betragen.

"Kappel sollte sich besser informieren" Kritik an Arbeitslosenprojekt verfehlt

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Heiner Kappel sollte sich das Projekt mal ansehen, dann würde er anders reden." Bernhard Fielenbach, Leiter des Arbeitslosenprojekts "Selbsthilfe Main-Taunus", nimmt die Kritik des FDP-Kreispolitikers nicht hin, Langzeit-Arbeitslosenprojekte seien nur Geldverschwendung. Von den rund 50 Leuten, die bei der Selbsthilfe arbeiten, hätte niemand ad hoc in "normale" Betriebe integriert werden können: "Wir haben von Sucht- bis hin zu psychisch Kranken jedes Klientel vertreten." Die Leute stammten aus acht Nationen und seien von 20 bis 59 Jahre alt. "Naiv zu glauben, daß sich ein Arbeitgeber darauf einlassen würde - er käme nicht zurecht und wenn man ihm 100 000 Mark bezahlte." Versuche in ganz Deutschland seien bis jetzt zumindest gescheitert.

Hingegen habe sich das Arbeitslosenprojekt - auch volkswirtschaftlich betrachtet - nach einem Jahr schon bezahlt gemacht: Für fast 200 000 Mark seien Sozialhilfeempfänger mit restaurierten Secondhand-Möbeln versorgt worden, während der Kreis Geld für den Neukauf sparte. Demnächst würden erwirtschaftete Überschüsse sogar an den Kreis zurückfließen. Fielenbach: "Vielleicht sollte sich Herr Kappel vorher informieren, bevor er Wahlkampf auf dem Rücken der Arbeitslosen macht." ana

Sozialdemokrat soll regieren Rasmussen voraussichtlich neuer Ministerpräsident Dänemarks

gam KOPENHAGEN, 15. Januar. Der sozialdemokratische Parteichef Poul Nyrup Rasmussen wird aller Voraussicht nach Dänemarks neuer Ministerpräsident. Eine parlamentarische Mehrheit, bestehend aus Sozialdemokraten, Sozialisten und Radikalliberalen, sprach sich am Freitag dafür aus, den 49jährigen Rasmussen mit der Leitung von Regierungsverhandlungen zu beauftragen. Die Radikalliberalen hatten bisher die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Poul Schlüter unterstützt. In Kopenhagen wurde mit der Bildung einer rein sozialdemokratischen Minderheitsregierung gerechnet. Königin Margarethe beauftragte am Freitag abend Rasmussen mit der Kabinettsbildung.

Die Regierungskrise war am Donnerstag durch den Rücktritt des seit 1982 regierenden Schlüter im Zusammenhang mit dem "Tamilen-Skandal" ausgelöst worden. Tamilen war rechtswidrig verweigert worden, ihre Familien nach Dänemark nachzuholen. Wegen des Skandals trat auch Parlamentspräsident Hans Peter Clausen zurück. Gegen den Hauptschuldigen an den Rechtsverletzungen, den früheren Justizminister Erik Ninn- Hansen, dürfte ein Verfahren vor einem Spezialgericht eingeleitet werden.

Sozialdemokratische Politiker widersprachen Befürchtungen, daß ein Regierungswechsel, der sich während der EG- Präsidentschaft Dänemarks vollzieht, für die Europäische Gemeinschaft Probleme schaffen werde. Für die bevorstehende zweite Volksabstimmung über den Maastricht-Vertrag könne ein Regierungswechsel zugunsten der Sozialdemokraten von Vorteil sein, meinte Ivar Nörgaard, Vorsitzender des für EG-Fragen zuständigen Marktausschusses des Parlaments. Am Nein der Dänen beim ersten Referendum waren sozialdemokratische Wähler, die der Regierung einen Denkzettel verpassen wollten, maßgeblich beteiligt.

(Weiterer Bericht Seite 3)

Bei der Polizei erkannte das Opfer den Täter

OFFENBACH. Eine 26 Jahre alte Frau hat in der Steckbrief-Kartei der Polizei einen Mann wiedererkannt, der sie am 2. Dezember am Büsing-Park überfallen, mit einem Messer bedroht und ihr 1 280 Mark Sozialhilfe geraubt hatte.

Die Polizei konnte den Beschuldigten aufgrund ihrer guten Milieu-Kenntnisse festnehmen. Der mutmaßliche Täter sei bereits mehrfach in gleicher Weise in Erscheinung getreten, berichtet die Polizei. Der 25 Jahre alte Marokkaner streite jedoch die Tat ab. Er wird dem Haftrichter vorgeführt. lz

Anklage verlangt lebenslange Haft für Mielke

Staatsanwälte sehen Ex-Stasichef überführt / Prozeß um Mord an Polizisten im Jahr 1931

zba BERLIN, 15. Januar. Eine lebenslange Freiheitsstrafe gegen den inzwischen 85 Jahre alten ehemaligen DDR- Staatssicherheitsminister und früheren KPD-Funktionär Erich Mielke hat die Staatsanwaltschaft beim Berliner Landgericht am Freitag beantragt. Die Staatsanwälte Hartwig Stamer und Karlheinz Dahlheimer sahen es als erwiesen an, daß Mielke am 9. August 1931 auf dem Berliner Bülowplatz an der Tötung der beiden Polizisten Paul Anlauf und Frank Lenck beteiligt war. Die Verhandlung habe zwar nicht ergeben, auf welchen der Beamten Mielke gemeinsam mit zwei KPD-Genossen geschossen habe; es sei vermutlich Lenck gewesen, sagte Stamer.

Mielke sei aber auf jeden Fall als Mittäter anzusehen. Mittäter aber seien genauso zu bestrafen wie Täter. Als Beweis für den Schuldvorwurf wertete die Staatsanwaltschaft den von Mielke selbst verfaßten Lebenslauf aus dem Jahre 1951, der im Zuge der Ermittlungen in Moskau aufgefunden worden war. Dieser enthält den Satz: "Auf Grund meiner Teilnahme an der Bülowplatz-Aktion wurde ich auf Beschluß des ZK (Zentralkomitee der KPD, d. Red.) in die Sowjetunion geschickt." Zum weiteren Beweis führte er Zeugenaussagen an, aus deren Gesamtschau sich Mielkes Beteiligung an den tödlichen Schüssen ergebe.

Die Tat ist nach Auffassung der Anklage als Mord und Mordversuch zu werten, weil sie "heimtückisch" und "aus niederen Beweggründen" begangen worden sei. Die Täter hätten am Tag des Volksentscheids zur Auflösung des preußischen Landtags die Wehrlosigkeit ihrer Opfer "bewußt ausgenutzt". Die Polizisten seien auf einem Dienstgang, bei dem keine besonderen Vorkommnisse zu erwarten gewesen seien, von hinten erschossen worden. Sie hätten in diesem Augenblick keinen Angriff auf ihr Leben befürchten müssen. Das begründe den Vorwurf der "Heimtücke".

"Niedere Beweggründe" liegen nach Ansicht der Anklage vor, weil mit der Tat Rache für einen am Vortag getöteten Arbeiter geübt werden sollte und weil mit der Erschießung von Polizisten am hellichten Tag im Zentrum von Berlin die Ohnmacht des Staates und die Macht der KPD hätte demonstriert werden sollen.

Stamer bezeichnete den Prozeß vor der 23. Strafkammer als ein in der deutschen Kriminalgeschichte bisher einmaliges Verfahren. Es sei wohl noch nie vorgekommen, daß es einem Verdächtigen gelungen sei, die Tatakten in seinen Besitz zu bringen und über 40 Jahre bei sich zu bewahren. Sie waren erst bei einer Durchsuchung der Amtsräume Mielkes Anfang 1990 gefunden worden. Der lange Zeitraum zwischen Tat und Prozeß habe zwar das Bedürfnis nach Strafe vermindert, aber der Gesetzgeber habe 1979 im Wissen darum die Verjährungsfrist für Mord aufgehoben.

Zu Beginn der Verhandlung hatte die Kammer unter dem Richter Theodor Seidel zum dritten Mal einen Antrag der Verteidigung abgelehnt, das Verfahren wegen Verjährung der Tat einzustellen. Das Verfahren sei nach dem Zweiten Weltkrieg nur unterbrochen worden, weil die sowjetischen Behörden sich geweigert hätten, die Ermittlungsakten herauszugeben, argumentierte die Kammer.

Nordumgehung "nicht vor 2010"?

USINGEN. Der CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Hamer sieht in der Antwort auf seine jüngste parlamentarische Anfrage "betreffend Usinger Nordumgehung" seine "schlimmsten Befürchtungen" bestätigt: "Welteke beerdigt die Nordumgehung", teilt Hamer mit. Der Hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) hat allerdings nichts Neues geantwortet: Ausgehend von der bekannten Bonner Bedarfsplanung für Bundesfernstraßen werde die Nordumgehung im Planungszeitraum des aktuellen Raumordnungsverfahrens nicht vor dem Jahre 2010 realisiert.

Die Straßenbauverwaltung verfolge daher inzwischen eine veränderte Trassenführung. Für diese neue Planung sei ein Raumordnungsverfahren nötig, schreibt Welteke. In Erwartung, daß die Bundesregierung in ihrem neuen Bedarfsplan der Ortsumgehung "vordringlichen Bedarf" zuweise, würden zur Zeit die erforderlichen Antragsunterlagen erarbeitet. cn

Auto überschlug sich: Fahrerin unverletzt

KEFENROD. Eine Autofahrerin aus Schotten überschlug sich am Donnerstag mit ihrem Auto auf dem Weg von Büdingen nach Bindsachsen auf der L 3193. Der Polizeimeldung zufolge blieb sie unverletzt. Ihr Wagen war in einer langgezogenen Linkskurve auf das rechte Bankett geraten. Beim Gegensteuern kam er ins Schleudern und überschlug sich schließlich auf einem angrenzenden Feld. mk

70jährige Fußgängerin auf der Autobahn getötet

Eine 70 Jahre alte Frau aus Rödelheim ist in der Nacht zum Freitag auf der Autobahn von einem Lastzug aus Zwickau erfaßt und tödlich verletzt worden.

Die Frau, die von der Polizei als "verwirrt" bezeichnet wurde, war gegen 3 Uhr in der Nähe des Nordwestkreuzes plötzlich auf die Fahrbahn getreten und von dem Lastwagen überrollt worden. Das Opfer war von einer Pflegerin am Donnerstag nachmittag beim 11. Revier als vermißt gemeldet worden. habe

Alle aufgefordert, im Gespräch zu bleiben Neujahrsempfang der Stadt Maintal / "Große Probleme waren 1992 zu lösen"

MAINTAL. Bemerkenswert waren beide Reden, die beim Neujahrsempfang der Stadt Maintal am Donnerstag abend im Foyer des Bürgerhauses Bischofsheim gehalten wurden.

Stadtverordnetenvorsteher Josef Sigulla spannte einen großen Bogen über die Ereignisse und - seiner Meinung nach auch gelösten - Probleme des vergangenen Jahres. Bürgermeister Dr. Walter Unger beließ es bei wenigen Sätzen.

"Wenn ich sage, daß wir Gutes getan haben, wissen das die einen schon, und die anderen glauben's eh nicht. Also kann ich das auch lassen", sagte Unger, forderte die große Gästeschar auf, im Gespräch zu bleiben, und gab noch eine knappe Einschätzung zur aktuellen Interessenlage seiner Bürgerschaft: Die sei auf politische Wahlprogrammen offenbar gar nicht begierig, sondern statt dessen mehr interessiert an praktischen Fragen des Alltags, etwa der: "Wie entsorge ich einen Teebeutel?" Josef Sigulla hatte zuvor unter den Gästen Landrat Karl Eyerkaufer und die Landtagsabgeordneten Dirk Pfeil und Walter Korn begrüßt. "Große Probleme" seien 1992 zu lösen gewesen: Kindertagesstätten waren teilweise und vorübergehend geschlossen wegen "Belastungen" mit Giften; die Verlagerung der Eugen-Kaiser-Berufsschule von Hanau nach Maintal konnte verhindert werden, was laut Sigulla nicht bedeutet, daß Maintal nicht doch irgend wann eine Berufsschule gebrauchen könnte. Ein Bundes-Fachschule sei schon da, und als Krönung wäre eine Fachhochschule durchaus angemessen . . .

Die Integration des Stadtbusverkehrs in den den Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbund, die Wiederbelebung des Sozialen Wohnungsbaues und die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern im Stadtgebiet wertete der Parlaments-Chef als politische Erfolge. Wenn es mit der letztgenannten Aufgabe zunächst auch Probleme gegeben habe, so sei es doch eine Lösung gefunden worden. Mit der Unterstützung zahlreicher Bürger sei es bisher auch gelungen, "human, gewaltfrei und tolerant" zusammenzuleben (Beifall).

Nur wenig Applaus und etliches Gelächter erntete Sigulla für die Feststellung, im Parlament sei "Bürgernähe praktiziert" worden, abgesehen von einer Störung (gemeint war der erstmalige Polizeieinsatz gegen einen renitenten Bürger).

Sigulla bat die Versammelten, einen in der Sache harten, aber fairen Wahlkampf zu führen, sich für die Demokratie einzusetzen und sie zu stärken.

Starken Applaus erntete "der Erste Bürger" für seinen geradzu kämpferisch vorgetragenen Schlußsatz: "Wir alle müssen dafür Sorge tragen, daß rechtsradikale Parteien kein Platz im Parlament eingeräumt bekommen." pom

Wie Frauen ihre Zeit besser managen können

OFFENBACH. Zu einem Wochenendseminar "Frauen im Zeit-Puzzle - Zeitmanagement für Frauen" lädt das städtische Frauenbüro für den 6. und 7. Februar ein. Das Seminar beginnt am Samstag um zehn Uhr, kostet 55 Mark und findet in der VHS-Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstraße 40, statt.

Die Zentralfrage des Seminars ist: "Wie kann ich mir mehr Freiräume durch rationellere Zeiteinteilung schaffen?" Anmeldungen im Frauenbüro im Rathaus, Berliner Straße, Zimmer 1215, oder Telefon 80 65 - 20 10 und 80 65 - 23 79. lz

U-Bahnlinie 6 konnte stundenlang nicht fahren

Auf dem Abschnitt zwischen dem Industriehof und der Heerstraße mußte der Betrieb der U-Bahnlinie U 6 am Freitag morgen für mehrere Stunden eingestellt werden. Die Ursache war ein Unfall, der sich gegen 8.40 Uhr in Höhe des Anschlusses zur A 66 ereignete. Ein Auto, das auf der Ludwig-Landmann-Straße in Richtung Norden unterwegs war, geriet ins Schleudern, durchbrach das Absperrgitter und landete auf dem Hochgleis.

Die Stadtwerke gaben die Strecke gegen 9.15 Uhr zunächst frei. Doch als der erste Zug die Unfallstelle passierte, blieb er mit dem Stromabnehmer hängen. Es wurde festgestellt, daß der Unfallwagen auch einen Mast und den daran befestigten Fahrdraht beschädigt hatte.

Dieser Schaden war erst gegen 12.15 Uhr behoben; bis dahin wurde der Verkehr zwischen Heerstraße und Industriehof mit Hilfe von vier Pendelbussen abgewickelt. habe

Unfall - großer Stau

WETTERAUKREIS. Nach einem Unfall auf der Autobahn Kassel bei Bad Nauheim bildete sich Freitag nachmittag gegen 13.30 Uhr ein zirka 15 Kilometer langer Stau. Ein Autofahrer hatte sich bei der Kollision mit einem anderen Wagen so schwer verletzt, daß ein Rettungshubschrauber einflog. Wegen der Landung wurde die Asphaltpiste für 20 Minuten gesperrt. mk

Polizei faßte den obersten Mafiaboß Riina soll auch hinter dem Mord an dem italienischen Mafiajäger Falcone stecken Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 15. Januar. Mit der Verhaftung des 63 Jahre alten Mafiabosses Totò Riina ist den Carabinieri auf Sizilien der bisher größte Schlag gegen die Unterwelt gelungen. Mit einem Freund fuhr der mächtigste Mann von "Cosa nostra" durch das Zentrum von Palermo, als die Beamten zugriffen. Der Gangster war unbewaffnet, trug falsche Papiere bei sich und hatte sich offensichtlich einer Gesichtsoperation unterzogen, die ihn stark veränderte. Nur in den ersten Stunden leugnete er seine Identität, gab aber dann jeden Widerstand auf. Mit dem Namen Salvatore Riina ist eine Kette von Morden und anderer Gewalttaten verbunden, die alle dem Ziel dienten, der Siegerfamilie der "Corleonesi" die Vorherrschaft im internationalen Drogenhandel und in allen anderen kriminellen Aktivitäten zu verschaffen, die schon Mitte der achtziger Jahre einen schwindelerregenden Gewinn abwarfen.

Riina, der mafia-intern "Il ragioniere" (der Buchhalter) hieß, wagte es auch als erster, durch die Ermordung von Politikern, Juristen und Polizisten den italienischen Staat herauszufordern. Im Gegensatz zur Cosa nostra früherer Zeiten stellte er sich allen entgegen, die ihm auf dem Weg zur unumschränkten Macht im Wege standen. Nach Überzeugung der meisten Mafiajäger geht das tödliche Attentat gegen den Carabinieri-General Carlo Alberto Dalla Chiesa und seiner Frau ebenso auf seine Rechnung wie die Ermordung des früheren Ministerpräsidenten Siziliens, des Christdemokraten Piersanti Mattarella, sowie der Staatsanwälte Falcone und Borsellino, die den Mafia-Killern im Sommer des vergangenen Jahres zum Opfer fielen.

Auf der Flucht ist der "Boß der Bosse" schon seit Juli 1969, als er seinen Bewachern in Bologna aus der Verbannung entkam. Seit Monaten schon machte sich unter den Ordnungskräften die Überzeugung breit, der "Buchhalter" habe sich seit langer Zeit nicht mehr aus dem heimatlichen Palermo entfernt. In einem der ersten Massenprozesse gegen den "Kraken" ist Totò Riina schon zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Auf den Kopf des im sizilianischen Corleone geborenen Mannes gehen nach Aussage mehrerer "reuiger Mafiosi" 80 Morde und weitere Gewaltverbrechen, die ihn zu einem der blutrünstigsten Verbrecher unseres Jahrhunderts machen.

Die Ergreifung Riinas ist nur das letzte Glied einer Erfolgskette, die die Italienische Republik im Laufe der vergangenen neun Monate im Kampf gegen das organisierte Verbrechen vorzuweisen hat. Spitzenfunktionäre von Cosa Nostra, Ndrangheta und Camorra sind nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland und Südamerika überführt und gefaßt worden. Dieser letzte Schlag aber öffnet für Italien zum erstenmal die Chance, die Mafia endgültig zu besiegen oder zumindest entscheidend zurückzudrängen.

Als Innenminister Nicola Mancino die Meldung von der Verhaftung des "Corleonesi"-Bosses vor der Deputiertenkammer verkündete, klatschten die Abgeordneten minutenlang Beifall. Gleichzeitig wurden aber auch Stimmen laut - unter ihnen Sergio Mattarella, Bruder des ermordeten Ministerpräsidenten -, in diesem Augenblick des Erfolgs wachsam zu bleiben, damit auch die übrigen Mitglieder der "Cupola" (Mafia-Regierung) unschädlich gemacht werden könnten. Italiener in Mannheim umgebracht

MANNHEIM (AP). Mit mehreren gezielten Schüssen in den Kopf ist ein 39jähriger Italiener am Donnerstag abend in Mannheim auf einer Straße umgebracht worden. Wie Polizeisprecher Holger Ohm am Freitag sagte, erinnert der Mord "stark an eine Hinrichtung".

Der Mann soll ein Schwager eines Mafia-Mitglieds sein, das 1992 in Mannheim festgenommen und nach Italien ausgeliefert wurde und sich dort in Haft befindet. Wegen dieser familiären Verbindungen und wegen der Umstände des Mordes liegt laut Polizei eine Verwicklung der Mafia in den Mannheimer Mord nahe.

(Kommentar auf Seite 3)

Justiz ermittelt gegen Arzt wegen Todesspritze Mediziner verweigerte bislang jede Aussage

WIESBADEN. Die Wiesbadener Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den früheren Assistenzarzt der städtischen Krankenanstalten, Friedrich Andreas Stapf, wegen des Vorwurfs, zwischen Mai 1973 und April 1975 vier krebskranke jüngere Frauen mit einer Todesspritze von ihrem Leiden erlöst zu haben. Der Arzt hat sich zu den Beschuldigungen bislang nicht geäußert. Sein Rechtsanwalt, Jürgen Fischer, kommentierte die Zeugenaussage, die den Stein ins Rollen brachte, kurz und knapp als "dummes Zeug".

"Fanatisierte Lebensschützer" versuchten offenbar, die Zukunftspläne seines Mandanten mit solchen Bezichtigungen zu durchkreuzen. Stapf wird in konservativen und klerikalen Kreisen als "Abtreibungsarzt" geschmäht. In der Tat plant der Mediziner, in München eine Praxis zu eröffnen, in der ambulante Schwangerschaftsabbrüche möglich sind. Eine solche "Abtreibungspraxis" hatte der Arzt bereits in Langen (Kreis Offenbach); derzeit praktiziert er in Stuttgart.

Die Tötung auf Verlangen hat Stapf angeblich in einem privaten Gespräch zugegeben - und zwar 1989 nach einer Fernsehdiskussion gegenüber einer Sprecherin der CDU/CSU-Initiative "Christdemokraten für das Leben". Ihr soll er auf einem Flug nach Frankfurt erzählt haben, daß er als Assistenzarzt in Wiesbaden "vier krebskranken jüngeren Patientinnen bewußt die Todesspritze gesetzt" habe. Die CDU/CSU-Frau erstattete Anzeige. "Sie muß den Mediziner mißverstanden haben", meint der Anwalt.

"Die Vorwürfe sind so gravierend", erklärte Hans-Josef Blumensatt von der Wiesbadener Staatsanwaltschaft in einem FR-Gespräch, "daß wir ermitteln müssen." Ein höchst mühsames Verfahren, weil der Arzt von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch macht. Wiesbadens Bürgermeister Hildebrand Diehl (CDU) wurde als Klinikdezernent der Landeshauptstadt im Herbst vergangenen Jahres von dieser Nachricht überrascht: Die Staatsanwaltschaft hatte um Übersendung der Akten gebeten: die Unterlagen aller Patientinnen, die zwischen 1973 und 1975 in der Frauenklinik an Krebs gestorben sind.

"Eine mysteriöse Geschichte", sagte Diehl. Schlimm vor allem deshalb, weil sich mittlerweile die Junge Union vor den Karren der Stapf-Gegner hat spannen lassen und unter der Überschrift "Morde in den Horst-Schmitt- Kliniken?" in die Öffentlichkeit ging. Hildebrand Diehl: "Mit einer solch zugespitzten Formulierung werden unsere Patienten nur verunsichert."

Weil sich Stapf in Schweigen hüllt, muß die Staatsanwaltschaft in alle Richtungen ermitteln: War es Mord? Oder Totschlag? Oder Töten auf Verlangen? Fragen, die nicht nur hinsichtlich des Strafmaßes von Bedeutung sind (Mord kann mit lebenslanger, Tötung auf Verlangen hingegen nur mit fünfjähriger Haftstrafe geahndet werden). Töten auf Verlangen wäre nämlich längst verjährt. Die Ermittlungsbehörden jedenfalls dürfen die Akte Stapf nicht einfach schließen: "Dazu", sagte Blumensatt, "sind die Vorwürfe zu schwerwiegend."

MARGIT FEHLINGER

Nicht selten geht . . .

(Fortsetzung von S. 15)

geraucht hatte. Und vor Jahren, als ein Tanker in Raunheim brannte, waren die Kollegen an Land völlig hilflos: "Die kamen einfach nicht ran an das Schiff", erinnert sich Ebert. Auf die Hilfe des Feuerlöschbootes mußten sie aber warten. Bis zu 20 Minuten benötigt auch sie, um durch die Schleusen zu kommen.

Auch die legendäre Frankenfurt sorgt immer mal dafür, daß bei den Männern keine Langeweile aufkommt. Die Furt mit Felsen und gefährlichen Untiefen zieht sich vom Schlachthof hinüber zum Nizza. Immer wieder sitzen Schiffe auf den Felsen fest, die die 2,90 Meter tiefe Fahrrinne verlassen haben. Dann fahren die Feuerwehrleute den Bergekran aus oder müssen schnell ran, um das Leck zu stopfen. Das kann auch schon mal mit Hilfe einer Schweine-Speckseite geschehen, die aus dem nahen Schlachthof rangeschafft werden muß, erzählt Ebert.

Und wenn es wirklich mal kalt wird, machen die Feuerbootsleute alles, damit der Main nicht wie in alten Zeiten zum Idyll für die Frankfurter wird, als die mit Schlittschuhen und Schlitten aufs dicke Eis gingen. Mit seiner 16 Millimeter starken Stahlspitze knackt das Feuerlöschboot bis zu 20 Zentimeter dicke Eisschichten. Damit waren die Männer erst vor wenigen Tagen im Einsatz: um den zugefrorenen Osthafen frei zu bekommen und den Kohle- und Kornkähnen den Weg zu bahnen. "Wir sorgen dafür, daß die Frankfurter auch im Winter nicht mit leerem Magen und kalten Füßen in ihren Wohnungen sitzen", sagt Ebert.

Mönstadt ohne Telefonanschluß

GRÄVENWIESBACH. In Mönstadt herrschte absolute Funkstille: Von Dienstag bis Freitag um 13 Uhr war das Telefonnetz des Grävenwiesbacher Ortsteils gestört. Ursprünglich war ein Leitungsschaden im Bereich Oberems verantwortlich gemacht worden; ein Bautrupp stellte dann aber fest, daß der Schaden in Mönstadt selbst aufgetreten war.

Besonders betroffen vom großen Schweigen war Werner Loew, Inhaber des einzigen Ladens in Mönstadt - er konnte keine Bestellungen mehr aufgeben. Damit erwies er sich als besonders "Telekom-geplagt": Loews Telefonnummer wurde schon einmal mit der einer Mönstädter Familie vertauscht; damals hatte er seine Nummer erst nach geschlagenen fünf Tagen wieder.

Auch diesmal dauerte es mehrere Tage, bis sich von offizieller Seite etwas regte. Erst am Donnerstag tauchte ein Bautrupp auf und lokalisierte den Schaden; Grund war ein defektes Kabel mit zahlreichen Anschlüssen. jd

FRANKFURT A. M. (FR). Die Kursentwicklung an der New Yorker Börse zeigte am Freitag zu Beginn des Handels nach unten. Kurz nach der Eröffnung fiel der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte um 1,08 Punkte. Am Vortag war er um 4,32 auf 3267,88 Zähler gestiegen.

Die japanischen Finanzmärkte blieben gestern wegen eines Feiertages geschlossen.SPD lehnt "Militarisierung" ab Debatte über Koalitionsvorschlag zu Bundeswehreinsätzen

wtr BONN, 15. Januar. Die Auseinandersetzung über weltweite Bundeswehreinsätze hat sich am Freitag im Bundestag verschärft, nachdem die Sozialdemokraten schon am Donnerstag die Vorschläge der Koalition dazu zurückgewiesen hatten. Die Regierung betreibe eine "Militarisierung der deutschen Außenpolitik", sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Karsten Voigt. Sein Fraktionskollege Günther Verheugen beschuldigte die Koalition, mit ihren Vorschlägen den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen "auszuhebeln" und die UN "tendenziell zu schwächen". Für die SPD kündigte Voigt an: "Wir werden nicht umfallen." Der Streit zwischen Koalition und SPD über Art und Umfang des Einsatzes deutscher Soldaten sei "durch keinen Kompromiß zu überbrücken".

Zur Einleitung der Debatte hatte der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Wolfgang Schäuble, die vorgeschlagene Grundgesetzergänzung, die einen weltweiten Einsatz der Bundeswehr sowohl bei friedenserhaltenden Blauhelm-Einsätzen wie bei Kampfaktionen möglich machen soll, begründet. An die SPD appellierte er, "mit uns zu einer Lösung" zu kommen. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) bat die SPD, "ihren Beitrag" zur Herstellung der "vollen Handlungsfähigkeit" der Bundesrepublik zu leisten.

Redner der Koalition, wie zum Beispiel Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU), wiesen den Vorwurf der SPD zurück, man wolle eine "interventionistische Politik" betreiben. Der Kampf sei nur die ultima ratio (letzte Möglichkeit). Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Neuordnung der Welt sei der "Krieg als Mittel der Politik nach Europa zurückgekehrt". Befürchtungen der SPD, die vorgeschlagene Regelung, die auch Kampfeinsätze ohne Beschluß der UN vorsieht, könne zu einer Verstrickung Deutschlands in eine kolonialistische und interventionistische Abenteuerpolitik führen, wiesen Sprecher der Koalition zurück. Solche Gefahren bestünden nicht, weil Einsätze dieser Art nur mit zwei Drittel des Bundestages beschlossen werden könnten und unverzüglich dem UN- Sicherheitsrat vorgelegt werden müßten.

CDU erneuert Grundsätze

wtr BONN, 15. Januar. Die CDU will mit einem neuen Grundsatzprogramm in das Wahljahr 1994 gehen. Den Entwurf eines Programms, das unter dem Motto "Freie und verantwortliche Gesellschaft" steht, billigte der CDU-Vorstand Donnerstagabend auf einer Klausursitzung. Zu dem Entwurf, an dem eine Kommission unter Vorsitz des Staatssekretärs im Justizministerium, Reinhard Göhner, über ein Jahr gearbeitet hat, gab es bisher keine Aussprache. Das Papier, das fast 100 Seiten umfaßt, soll nun parteiintern und öffentlich debattiert und auf einem Parteitag Anfang 1994 in Hamburg verabschiedet werden.

Widerspruch gegen den Entwurf regt sich vor allem in Sachsen. Dessen Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat in einem 50seitigen Gegenpapier massive Kritik geübt und unter anderem gefordert, der deutschen Einheit ein eigenes Kapitel zu widmen.

Parteien über Asylartikel einig Koalition und SPD legen Formulierung vor Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan BONN, 15. Januar. Die Bonner Regierungskoalition und die SPD haben sich überraschend darauf geeinigt, bereits nächste Woche einen gemeinsamen Gesetzentwurf zur Änderung des Asylgrundrechts im Bundestag in erster Lesung zu behandeln. Nach mehrstündigen Verhandlungen gelang es den Experten von CDU/CSU, FDP und SPD am Freitag, einen neuen Asylartikel 16 a für das Grundgesetz zu formulieren. In die neue Verfassungsnorm soll unter anderem ein Abschnitt aufgenommen werden, der die volle Teilnahme Deutschlands an den Verträgen von Schengen und Dublin gewährleistet. Diese Verträge regeln die Zuständigkeit für Asylverfahren in der EG. Die Verhandlungsführer haben nach Angaben von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) auch eine Formulierung gefunden, die es ermöglicht, Asylanträge von Flüchtlingen, die schwere Straftaten begangen haben, als offensichtlich unbegründet einzustufen.

Der gemeinsame Gesetzentwurf legt auch fest, daß das Rechtsschutzverfahren für Asylbewerber verkürzt wird. Allerdings will die Union weiter darauf hinarbeiten, überdies die Verwaltungsverfahren für Asylverfahren einzuschränken. Seiters kündigte an, daß diese zwischen Koalition und SPD-Opposition noch strittige Frage in den parlamentarischen Beratungen geklärt werden soll.

In den vergangenen Wochen war es zwischen Koalition und SPD über Einzelheiten ihres Asylkompromisses von Anfang Dezember immer wieder zum Streit gekommen. SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose sagte nach der Einigung, man werde es schaffen, den Asylkompromiß zügig umzusetzen. Seiters betonte, er habe nicht die Absicht, die Türkei für eine Liste sogenannter Nichtverfolgerstaaten vorzuschlagen.

(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht Seite 4)

Polizei-Kalkül ohne Vietnamesen Einsatzleiter von Rostock will nichts von Gefahr gewußt haben

SCHWERIN/BONN, 15. Januar (AFP/ ff/dpa). Der bei den Rostocker Krawallen zuständige Polizei-Einsatzleiter Jürgen Deckert will von einer Gefahr für die neben dem angegriffenen Asylheim wohnenden Vietnamesen nichts gewußt haben. Diese seien "keine Themenstellung" bei der Lagebeurteilung gewesen, sagte er am Freitag vor dem Landtags-Untersuchungsausschuß in Schwerin.

Angaben einer Zeugin, die Deckert auf die Gefahr für die Vietnamesen hingewiesen haben will, bezeichnete Deckert als Lüge. Den Abzug der Polizei kurz vor dem Anschlag auf das Heim begründete Deckert mit seiner "fürsorgerischen Pflicht für die Beamten".

Prominente Persönlichkeiten haben sich mit einem klaren Nein zu der von Koalition und SPD geplanten Änderung des Asylrechts an die Öffentlichkeit gewandt. Sie unterzeichneten einen Aufruf der Arbeitsgemeinschaft Pro Asyl, in dem Bundestag und Bundesrat aufgefordert werden, Artikel 16 des Grundgesetzes "in vollem Umfang zu erhalten". Zu den Erstunterzeichnern gehören der frühere Berliner Bürgermeister Heinrich Albertz (SPD), Fernsehmoderator Franz Alt, die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, der Schauspieler Götz George, der Schriftsteller Günter Grass und der Sänger Herbert Grönemeier.

Das Komitee für Grundrechte und Demokratie warf CDU, CSU, SPD und FDP vorgeworfen, sie verstümmelten das Asylrecht. "Jede Änderung des Asylartikels 16 Grundgesetz bedeutet seine Abschaffung", sagte Vorstandsmitglied Wolf-Dieter Narr in Bonn. In einer Denkschrift des Komitees über die Ursachen von Ausländerfeindlichkeit heißt es, besonders Flüchtlinge müßten als "Sündenbökke" einer verfehlten Wirtschafts- und Sozialpolitik herhalten. Die Gewerkschaft IG Medien rief ihre Mitglieder für den 29. Januar zu 15 Mahnminuten gegen Fremdenfeindlichkeit auf.

Bestechungsaffäre um Rüstungsprojekt Rühe sagt wegen Ermittlungsverfahren Vertragsunterzeichnung für "Lapas" ab Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 15. Januar. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat das milliardenteure Rüstungsprojekt Lapas wegen einer Bestechungsaffäre gestoppt, in die ein früherer Luftwaffeninspekteur und die Rüstungsabteilung des Ministeriums verwickelt sein sollen. Sein Ministerium teilte am Freitag mit, Rühe habe die für denselben Tag vorgesehene Vertragsunterzeichnung mit dem Partner im US- Staat Texas wegen Ermittlungen der Bonner Staatsanwaltschaft abgesagt.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage lediglich Ermittlungen in Zusammenhang mit der beabsichtigten Anschaffung des Höhenaufklärungsflugzeuges Lapas. Über Personen wollte er keine Angaben machen, um die Ermittlungen nicht zu behindern.

Wie zu erfahren war, soll das am Projekt beteiligte bayerische Luft- und Raumfahrtunternehmen Grob dem früheren Inspekteur der Luftwaffe im Verteidigungsministerium, Eberhard Eimler, und Vertretern der Rüstungsabteilung Bestechungsgelder gezahlt haben. Bei Eimler und der Firma Grob sollen Hausdurchsuchungen vorgenommen worden sein. Ferner soll das Unternehmen mit Sitz in Mindelheim im Allgäu einem ostdeutschen Bundestagsabgeordneten versprochen haben, in seiner Heimatstadt Dresden für 200 Arbeitsplätze zu sorgen, wenn er bei der Durchsetzung des Projekts helfe.

Erst im Dezember hatte der Haushaltsausschuß des Bundestages den vorgesehenen Vertrag mit dem texanischen Unternehmen über 377 Millionen Mark für sogenannte Langläuferteile gebilligt, deren Entwicklung aus technischen Gründen mehrere Jahre dauert. Rühe hatte den Vertrag Ende Dezember unter dem Vorbehalt unterzeichnet, daß der Verteidigungsausschuß des Bundestags das Projekt ebenfalls akzeptiert. Der Ausschuß vertagte seine Entscheidung wegen weiteren Beratungsbedarfs auf Januar. Am Mittwoch stimmte er zu.

Die Anschaffung von zunächst zehn Lapas-Flugzeugen soll über zwei Milliarden Mark kosten. Das noch zu Zeiten des Warschauer Paktes in den 80er Jahren geplante "Luftgestützte abstandsfähige Primär-Aufklärungs-System", kurz Lapas, kann in 15 Kilometer Höhe Funk- und Radarsignale eines möglichen Gegners erkennen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Auflösung des östlichen Verteidigungsbündnisses sahen viele Bonner Politiker keinen Grund mehr für die Anschaffung des kostspieligen Spähflugzeuges.

Angesichts der neuen Entwicklung plädieren auch Koalitionspolitiker wie der FDP-Bundestagsabgeordnete Günther Friedrich Nolting dafür, "das Projekt zu stoppen". Sein Parteifreund Jürgen Koppelin will "das Ding sterben lassen", wie er der FR sagte. Grundsätzliche Bedenken hat der SPD-Abgeordnete Manfred Opel. Das System funktioniere nicht, und die Kosten entwickelten sich ebenso uferlos wie beim "Jäger 90". Von seiner ursprünglichen Forderung, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß einzusetzen, rückte Opel ab. Wenn der Verteidigungsminister die Sache untersuche, sei ein Untersuchungsausschuß nicht erforderlich.Notin darf wieder unterrichten

LYON, 15. Januar (AFP). Der wegen Verharmlosung des Nationalsozialismus suspendierte französische Hochschuldozent Bernard Notin darf ab 30. Januar wieder an der Lyoner Universität lehren. Wie am Donnerstag bekanntwurde, wird der Wirtschaftswissenschaftler im Institut für Unternehmensverwaltung eine Vorlesung halten.

In der Augustnummer 1989 der Fachzeitschrift "Economies et societés" des Instituts für angewandte Mathematik und Wirtschaft hatte Notin die Existenz von Gaskammern und NS-Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkrieges angezweifelt. Im Juli 1990 war er daraufhin vom Disziplinarausschuß der Universität für ein Jahr von seinem Lehramt suspendiert worden. Gleichzeitig wurden seine Bezüge um die Hälfte gekürzt. Diese am 15. März 1991 vom nationalen Hochschul- und Forschungsrat aufgehobene Entscheidung war danach durch eine dreijährige Verzögerung bei der Beförderung ersetzt worden. In den vergangenen Monaten war der prominente Verfechter der sogenannten "Auschwitz-Lüge" mit Dokumentationsarbeiten in der Bibliothek beschäftigt.

Das Wetter

Wetterlage Die Warmfront eines atlantischen Tiefdrucksystems überquert am Samstag noch das nördliche Deutschland und führt milde Meeresluft heran. Am Sonntag überwiegt in großen Teilen Deutschlands der Einfluß des Mittelmeerhochs.Vorhersage bis Sonntag abend Am Samstag in der Nordhälfte stark bewölkt oder bedeckt und örtlich leichter Regen oder Sprühregen. In der Südhälfte heiter bis wolkig und trocken.

Am Sonntag nur im äußersten Norden stark bewölkt und noch vereinzelt Niederschlag, sonst nach Auflösung von Nebelfeldern heiter und trocken.

Tageshöchsttemperaturen 7 bis 12 Grad. Tiefsttemperaturen im Süden um 1, sonst 4 bis 8 Grad.

Mäßiger, im Norden frischer Südwestwind.Weitere Aussichten für Montag: Von Nordwesten her unbeständig mit leichten Niederschlägen. Noch mild. Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkenlos 15 Amsterdam

bedeckt 10 Athen

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leicht bewölkt 13 Bordeaux

stark bewölkt 18 Bozen

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Regenschauer 8 Helsinki

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leicht bewölkt 6 Kairo

wolkig 15 Larnaka

wolkig 16 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

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Nebel 6 London

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leicht bewölkt 15 Mallorca

stark bewölkt 16 Moskau

Schneefall 0 Neapel

leicht bewölkt 17 Nizza

bedeckt 13 Paris

leicht bewölkt 12 Rom

leicht bewölkt 16 St. Petersburg

bedeckt 1 Stockholm

bedeckt 2 Tunis

wolkig 14 Varna

leicht bewölkt 9 Venedig

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stark bewölkt 6

Deutschland

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stark bewölkt 3 Feldberg/Schw.

stark bewölkt 6 Frankfurt/M.

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stark bewölkt 8 Leipzig

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stark bewölkt 5 Sylt

bedeckt 5 Zugspitze

stark bewölkt -1 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips,

unter anderem für Allergiker und

Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang: 8.18 Uhr

Sonnenuntergang: 16.53 Uhr

"Ossi" Thierse lobt Partnerschaften

KRONBERG. Als "Übertreibung" hat der stellvertretende SPD-Vorsitzende und frühere DDR-Dissident Wolfgang Thierse gestern in Kronberg die "weitverbreitete Ansicht" bezeichnet, daß "die Mauer in den Köpfen wächst". Es werde vielmehr erst jetzt der volle Umfang der Schwierigkeiten erkannt, die das historische Projekt der deutschen Einheit in sich berge. Diese Schwierigkeiten könnten um so eher überwunden werden, wie die Menschen in Ost und West miteinander ins Gespräch kommen. Deshalb lobte Thierse die Arbeit der Partnerschaftsvereine in Kronberg, Königstein und Steinbach, deren Vertreter von der örtlichen SPD zu einer Diskussion mit dem Politiker eingeladen worden waren.

Thierse räumte ein, daß sich gegenwärtig in Ostdeutschland Ernüchterung und Enttäuschung breit machten. Dies sehe er aber auch als Chance für die früheren DDR-Bürger, den Wert der eigenen Lebensgeschichte neu zu entdecken. In der Euphorie der Einheit seien allzuviele nur vom Wunsch beseelt gewesen: "Wir werden jetzt Westdeutsche." Die "Wessis" müßten "unterscheiden lernen zwischen dem System DDR und den Menschen, die darin lebten".

Gertrud Koch, Vorsitzende des Königsteiner Freundeskreises mit dem gleichnamigen Ort in Sachsen, wies Thierse darauf hin, daß es "wahnsinnig schwer" sei, mit ehemaligen DDR-Bürgern ins Gespräch zu kommen: "Da geht oft einfach ein Vorhang runter." Die Beziehungen zwischen Kronberg und Ballenstedt lobte Partnerschaftsvereins-Chef Joachim John. Er bedauere, daß andere Städte nicht dem Beispiel der Taunus- und der Harzgemeinde folgten. mak

Vertrauensverlust

Das Klima in der rot-grünen Koalition Niedersachsens nähert sich dem Gefrierpunkt. Hochzufrieden äußert sich zur Zeit nur der Landes- und Fraktionsvorsitzende der SPD. Johann Bruns aus Emden rühmt die Kompromißbereitschaft der Grünen, die eine Kröte nach der anderen schluckten: Mercedes-Teststrecke im Moor, Pipeline durch den Nationalpark Wattenmeer, Giftmüll-Verbrennungsanlagen und andere Projekte, die sie zuvor bekämpft hatten.

Jetzt hofft Bruns, daß in Emden bald Kriegsschiffe für Taiwan gebaut werden. Ministerpräsident Gerhard Schröder unterstützt ihn - entgegen eindeutigen Beschlüssen der Koalition gegen Rüstungsexporte. Vor kurzem noch erteilte Schröder im Landtag sogar der Lieferung von Fährschiffen an ein Land, das die Menschenrechte mißachte, eine kämpferische Absage. Jetzt aber geht es nicht um Fährschiffe, sondern um U-Boote und Fregatten und um die Gefahr eines dadurch beschleunigten Rüstungswettlaufs in Südostasien. Hinter dem Rücken des eigenen Kabinetts wie der SPD-Bundestagsfraktion sucht er die Verständigung mit Teilen der Bundesregierung zu Lasten des mahnenden Auswärtigen Amts.

Nachdem Schröder schon in der Asylpolitik umgefallen ist und sich vom Gegner zum Befürworter der geplanten Atommülldeponie "Konrad" gewandelt hat, versickert jetzt mit seiner persönlichen Glaubwürdigkeit auch das gegenseitige Vertrauen der hannoverschen Koalitionäre im Heidesand. sp (Hannover)

VHS Höchst muß Geld sparen Dennoch umfangreiches Angebot

WESTLICHE STADTTEILE. Mit 364 Kursen, Seminaren, Arbeitsgemeinschaften und Bildungsurlauben startet das Stadtteilzentrum Höchst der Volkshochschule Frankfurt vom 8. Februar an ins Frühjahrssemester '93. Doch auch da wurde der Rotstift angesetzt, fielen 19 Kurse dem finanziellen Engpaß im Stadtsäckel zum Opfer. Alfred Pfeil, Leiter des Amtes für Volksbildung, wünscht sich viele neue Teilnehmer. Grund: Im vergangenen Herbstsemester schrieben sich 800 Bürger weniger als geplant ein und rissen ein tiefes Loch in die VHS-Kasse. Das Höchster Programm war nicht mehr - wie in den vergangenen Jahren - in dem Gesamt-Lehrplan der Frankfurter Volkshochschule abgedruckt. Sondern die Höchster hatten nur ihr eigenes Heftchen - wie üblich - bei Banken, Sparkassen und Büchereien ausgelegt.

Fast 40 Prozent aller Kurse haben den Bereich Psychologie, Selbstfindung, Problembewältigung zum Thema. Damit käme die VHS Höchst, so Geschäftsführer Gerald Zier, einem Trend nach. "Viele Leute wollen einen Ausgleich zu den immer schwieriger werdenden Alltagsbedingungen, suchen einen Ort, an dem sie ihren Wünschen und Träumen nachhängen können." Das Programm stellt die FR demnächst ausführlich vor. gre

WÖLFERSHEIM. Der ehrenamtliche Gemeindebeigeordnete Joachim Arnold (SPD) schlüpfte gestern in der Wetterauhalle in die Rolle des Lehrers. Über 100 Schülerinnen und Schüler der Wölfersheimer Singbergschule kamen klassenweise, um sich von ihm über die Weimarer Republik unterrichten zu lassen. Nicht ganz freiwillig. Ihre Lehrer hatten das Angebot der örtlichen SPD angenommen, ins Programm zu ihrem 80jährigen Bestehen auch eine Lehrstunde zum demokratischen Anfang Deutschlands aufzunehmen. Herbert Meyer, Lehrer der neunten Hauptschulklasse, hoffte, durch Ortsbezüge das Interesse der Jugendlichen an der Weimarer Zeit zu steigern. Den angekündigten Filmausschnitt aus "Wir Deutschen" hätte er ihnen gern vorführen wollen. Es kam anders. Die Mattscheibe blieb grau. Denn der SPD-Politiker Arnold rollte anschaulich das Thema von vorne auf.

CDU-Aussagen zur Kriminalität "dilettantisch und schädlich Polizeipräsident Gemmer verweist "stern"-Vergleich von Frankfurt und New York ins Reich der Phantasie / Statistik verschieden

Als "dilettantisch und schädlich" hat Polizeipräsident Karlheinz Gemmer am Freitag eine Stellungnahme des CDU- Kreisverbandes zur Kriminalitätsentwicklung in Frankfurt bezeichnet. Petra Roth, die OB-Kandidatin der CDU, hatte eine Veröffentlichung der Illustrierten "stern" über Frankfurt als "Hauptstadt des Verbrechens" zum Anlaß genommen, dem rot-grünen Magistrat erneut völliges Versagen in der Sicherheitspolitik vorzuwerfen. Entgegnungen von SPD und Grünen, die Unions-Vorsitzende gründe ihre Kritik auf falsche Zahlen, hatte CDU-Geschäftsführer Heinz Daum entschieden zurückgewiesen. Daum berief sich auf das Bundeskriminalamt in Wiesbaden (BKA). Das habe festgestellt, 1991 seien in New York 97, in Frankfurt aber 220 Delikte je 1000 Einwohner registriert worden.

Der Geschäftsführer untermauerte seine Behauptung mit einem Schaubild über die "Metropolen der Kriminalität", das Frankfurt einen Spitzenplatz vor der US-Metropole zuwies. Auf der beigefügten Skizze ist als Quelle des Materials "BKA, Uniform Crime Report, Profitravel" angegeben.

Eine Anfrage der FR beim Bundeskriminalamt ergab am Freitag zunächst, daß die Skizze nicht vom BKA herausgegeben wurde. Wie Pressesprecher Thomas Rindsfüßer sagte, habe die Agentur "Profitravel" offensichtlich Zahlen des BKA und des FBI selbst zu einer solchen Graphik "aufbereitet". Sie ist bereits vor einigen Wochen in der Tageszeitung "Die Welt" veröffentlicht worden.

Karlheinz Gemmer, dem die CDU-Erklärung am Freitag ebenfalls vorlag, kritisierte, daß eine schlichte Nachfrage der CDU-Geschäftstelle oder der Spitzenkandidatin beim Polizeipräsidium ausgereicht hätte, um zu erfahren, daß die Informationen, auf die sich die Union beruft, nicht aus dem BKA kommen. "Und daß vor allem auch die hier gebrachten Vergleichsgrundlagen nicht stimmen".

Gemmer: "Während wir in Deutschland jede Art von angezeigter Kriminalität - vom Ladendiebstahl bis zu Kapitaldelikten - in die polizeiliche Kriminalstatistik aufnehmen, weist die zum Vergleich herangezogene Statistik von New York nur schwere Straftaten auf."

Der Polizeipräsident wies am Freitag auf eine vergleichende Studie des Bundeskriminalamtes zur schweren Kriminalität in den Vereinigten Staaten und in der Bundesrepublik hin. Bezogen auf 100 000 Einwohner wurden 1990 in New York 31 Tötungsdelikte begangen, in Frankfurt dagegen "nur" drei. Ähnlich ist das Verhältnis beim Raub, wo in New York 1370 Fälle festgestellt wurden, in Frankfurt 310.

Gemmer: "Mit solchen Erklärungen wie die der CDU wird angesichts unserer angespannten und belasteten Kriminalitätslage noch mehr Öl ins Feuer geschüttet." enk

Beweismaterial vernichtet

wz JERUSALEM, 15. Januar. Die Verteidiger von John Demjanjuk, der beschuldigt wird, die Gasöfen im Nazi-Vernichtungslager Treblinka betrieben zu haben, haben zugegeben, belastendes Beweismaterial vernichtet zu haben. Dies sei bei einer Befragung durch das US-Justizministerium herausgekommen, berichtete die israelische Tageszeitung "Jerusalem Post" am Freitag.

1979 hatte Nikolai Malagon, ein ehemaliger ukrainischer Wachmann in Treblinka, vor sowjetischen Verhörbeamten ausgesagt, der im Prozeßverlauf wiederholt erwähnte Nikolai Marchenko und auch "Ivan Demedyuk oder Ivan Demyanyuk" hätten die Gasöfen in Treblinka bedient. Malagon konnte Demjanjuk damals jedoch auf einem Foto nicht identifizieren. Im August oder September 1990 fuhren Demjanjuks Sohn und Anwälte in die Ukraine, um Malagon zu verhören.

In einem Brief an das US-Justizministerium beschrieben die Verteidiger dieses Treffen: "Es existiert keine Niederschrift; ein Tonbandmitschnitt des Interviews wurde damals angefertigt, jedoch zwei oder drei Tage später gelöscht."

Nordweststadt-Kinocenter soll kleiner ausfallen

Das geplante Kinozentrum in der Nordweststadt wird nicht so umfangreich sein wie ursprünglich vorgesehen. Vertreter des Architektenbüros RKW stellten auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) das geänderte Konzept vor. Anstelle der vorgesehenen 14 wird das Gebäude künftig nur 10 Kinos beherbergen, die Platzzahl wird von 3200 auf 2400 Plätze reduziert.

Mehr Qualität statt Quantität - nach diesem Motto ließen sich die Architekten vom Ortsbeirat und Fachleuten überzeugen, daß eine Begrenzung sinnvoll ist. Dafür werden die Kapazitäten für Parkplätze ausgeweitet. In zwei Ebenen stehen den Kunden des Zentrums insgesamt 593 Stellplätze zur Verfügung, 93 davon - sie befinden sich direkt an den Aufzügen und Treppenhäusern - sind für Frauen und Behinderte reserviert.

Geplanter Baubeginn ist Sommer 1993; das Gebäude entsteht über dem Erich-Ollenhauer-Ring (von dort können Besucher künftig das Kinozentrum erreichen) und der Rosa-Luxemburg-Straße. Ein Fußgängersteg führt nach Heddernheim, die Anbindung ans Nordwestzentrum ist ebenfalls gesichert. jot

Krause fühlt sich beim Flughafen mißverstanden

Die Bedeutung des Frankfurter Flughafens als Drehkreuz des deutschen und internationalen Luftverkehrs steht nach Darstellung von Bundesverkehrsminister Günther Krause nicht in Frage. Damit reagierte der Minister am Freitag auf Kritik der hessischen Landesregierung, des Frankfurter Oberbürgermeisters sowie der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) zu einem Bericht der Deutschen Presseagentur, wonach Krause während eines Empfangs der Deutschen Flugsicherung GmbH gefordert hätte, die "Monopolstellung" des Frankfurter Airports in Deutschland aufzubrechen.

In einer Erklärung des Ministeriums heißt es dazu, die wiedergegebenen Äußerungen seien Krause "in unzutreffender Weise zugeschrieben" worden.

Der Minister habe in Offenbach betont, die bessere Anbindung der deutschen Flughäfen an die Schiene, insbesondere an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn, sei zur Vermeidung von Kapazitätsengpässen unverzichtbar und auch "im Interesse eines verstärkten Wettbewerbs der Flughäfen untereinander". Zur Zeit hätten die Flughäfen in Deutschland "eine gewisse Monopolstellung vor allem hinsichtlich ihrer Gebühren".

Die Vorwürfe des hessischen Verkehrsministers und der Finanzministerin "entbehrten jeder sachlichen Grundlage". Im übrigen, heißt es in Krauses Stellungnahme abschließend, sei es die hessische Landesregierung, "die jedwede Entwicklung des Frankfurter Flughafens über den engen Flughafenzaun hinaus verhindert". gang

Abgewandt

Die Mafia hat ihr Konto überzogen. Seit Jahren tötete sie nicht nur Bürger Siziliens, die sich ihrem verbrecherischen Willen widersetzten. Der scheinbar unbesiegbare "Krake" wagte sich auch an Polizisten und Politiker heran, an Staatsanwälte und Richter, also an Diener des Staates, mit dem sich Cosa nostra in vergangenen Jahrzehnten nie angelegt hätte. Gleichzeitig erreichte die Zahl der Opfer, auch aus anderen "Familien", eine bisher unerreichte Höhe.

Allein das milliardenschwere Rauschgiftgeschäft gibt eine Erklärung für die Entartung der süditalienischen Verbrecherwelt, die von den Menschen des Südens früher wirklich einmal als "unsere Sache" angesehen worden war. Doch seitdem immer mehr Blut Unschuldiger fließt, seitdem Raffgier und Machtstreben die Mafia vor keinem Verbrechen mehr zurückschrecken läßt, hält sich die Bevölkerung auch nicht mehr an das traditionelle Schweigegebot. Die "Ehrenwerte Gesellschaft" ist verletzbar geworden.

Die Verhaftung von Totò Riina, dem Boß aller Bosse, liefert den Beweis für diese Behauptung. Der intelligente und skrupellose Herrscher über das organisierte Verbrechen konnte sich zwar zwanzig Jahre lang dem Zugriff des Staates entziehen. Er konnte seine Feinde, einen nach dem andern, ausschalten. Aber endlich gelang es ihm nicht mehr, unerkannt zu bleiben, weil seine Landsleute sich von ihm abwandten. Hat mit dem neuen Jahr auch das Ende der Mafia begonnen? sir (Rom)

In der Streitkirche bietet der Galerist Uwe Opper den Kronberger Malern ein Museum Domizil für die Kolonie Eröffnung am Freitag von Marcel Keiffenheim KRONBERG. In den historischen Räumen der Kronberger Streitkirche wird am kommenden Freitag das "Museum Kronberger Malerkolonie" eröffnet. Diese erste feste Einrichtung für Werke der Künstlergemeinschaft wird den Ausstellungen der Museumsgesellschaft Konkurrenz machen, die halbjährlich in der Receptur zu besichtigen sind. Initiator des neuen Musentempels ist der Galerist Uwe Opper, der sich auf die Kronberger Malerkolonie spezialisiert hat. Während Opper im vorderen Teil einer Etage in der historischen Streitkirche weiterhin Bilder der Künstlergemeinschaft zum Verkauf anbietet, sind die beiden hinteren "historischen Räume" künftig Museum. "Dort hingen schon vor 100 Jahren die Bilder der Kronberger Künstler, die mit dem damaligen Hausherren, dem Apotheker Julius Neubronner, befreundet waren", betont Opper. Deshalb sei der Ort zur Präsentation der spätromantischen Maler besonders geeignet.

Die Besucher können dort zwölf repräsen- tative Gemälde der Kronberger Künstler sehen: Historienbilder, Genrebilder, (Stadt-)Landschaften und Porträts. Die künftige Museumsleiterin Claudia Bühler hebt als ein besonderes Werk die "Aufbahrung der Kaiserin Friedrich" von Ferdinand Pott aus dem Jahre 1890 hervor. Einige der Gemälde gehören Opper, andere sind Leihgaben. Das Museum selbst finan- ziert Kunsthändler aus eigener Tasche.

Auf keinen Fall könne das Museum mit seinen großformatigen Gemälden als "Verlängerung" seiner Galerie verstanden werden, betont er: "Auf dem Kunstmarkt geht der Trend eher zu kleinen Bildern." Freilich sei dennoch "nicht auszuschließen, daß Kunstfreunde sich nach dem Besuch der musealen Räume anschließend in der Galerie für den Kauf eines Bildes interessieren könnten. Schließlich hängen dort ja ebenfalls Bilder der Kronberger Kolonie.

Solch räumliches Miteinander von Kunstausstellung und Kunsthandel war dem Vorsitzenden der Kronberger Museumsgesellschaft, Bernd Weinstein, zu eng. Auch die Gesellschaft ist auf Werke der Kronberger Malerkolonie spezialisiert und sucht schon seit Jahren nach einem ständigen Ausstellungsort. Dennoch habe er ein Angebot Oppers vom letzten Jahr, die Gesell- schaft könne in seinen Räumen ein Museum einrichten, abgelehnt: "Wir wollten nicht der Appendix einer Galerie sein." Das neue Museum in der Streitkirche wollte Weinstein "nicht kommentieren". Dafür verwies er auf eine neue Ausstellung der Gesellschaft ab Mai in der Receptur.

Uwe Opper jedenfalls sieht die Museumsgesellschaft "nicht als Gegner, sondern als eine fruchtbare Konkurrenz". Kunstliebhabern könne es schließlich nur recht sein, wenn es - neben dem Städel in Frankfurt - zwei Ausstellungsorte für Werke der Kolonie gebe. Und das Bildmaterial werde auch nicht ausgehen: "Die Kronberger Künstler haben Zehntausende von Bildern gemalt."

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Leitartikel Der Tanker und die Fähre Seite 3

Aktion Sühnezeichen Plan gegen Finanzkrise Seite 4

Lambsdorff-Wortlaut Verdrossen über Medien Seite 5

Feuilleton 2ä Müller, 1ä Grass Seite 8

Wirtschaft Zankapfel Eigentum Seite 9

Dokumentation Schiffe unter Billigflaggen Seite 14

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Hessen Noch sieben Wochen bis zur Wahl Seite 20

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Freie Aussprache Seite 12

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Das Ende des liberalen Asylrechts

Die Parteien haben sich geeinigt - und werden sich weiter streiten. Zwar bringen CDU/CSU, FDP und SPD kommende Woche nun doch einen gemeinsamen Gesetzentwurf für ein eingeschränktes Asylrecht ein. Aber auch in den parlamentarischen Beratungen der nächsten Monate wird es immer mal wieder krachen. Vermutlich nicht viel weniger und nicht viel mehr als in den vergangenen Wochen.

Und wahrscheinlich aus ähnlichen Gründen wie bisher: Die Union möchte am Schluß als Retter Deutschlands vor den Flüchtlingen dastehen. Deshalb versucht sie oder tut so, als versuche sie, den Parteienkompromiß zum Asylrecht weiter zu verschärfen. Die FDP-Bundestagsfraktion möchte CDU und CSU demonstrieren, daß sie fast bedingungslos an der Bonner Koalition festhält. Sie muckt darum nicht auf. Die liberale Justizministerin möchte die angepeilte illiberale Verfassungsnorm so moderat wie möglich ausgestalten. Deshalb geht sie immer wieder gefährlich nah an die Grenze der Fraktionsdisziplin.

Die Verhandlungsführer der SPD schließlich haben in der Partei und einem Teil der Öffentlichkeit ihr Image aufzupolieren. Sie proben deshalb für ein Kunststück, das nicht gelingen kann: das Individualrecht auf Prüfung jedes Asylantrages mit abzuschaffen und gleichzeitig als sein Retter dazustehen.

So wird aus Bonn auch in der nächsten Zeit immer wieder Theaterdonner schallen. Spannend ist das kaum. Das Ende des Stückes liberales Asylrecht ist nämlich längst geschrieben. ff (Bonn)

Das Bürgerhaus Bonames eröffnet

Nach rund zwei Jahren Renovierungszeit ist das Bürgerhaus Bonames wiedereröffnet worden. Gleichzeitig wurde die neu errichtete Turnhalle, die an das "Haus Nidda" angegliedert ist, offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Die Kosten des Projektes, das unter Federführung der städtischen Saalbau GmbH realisiert wurde, betragen insgesamt etwa 17 Millionen Mark.

Im Rahmen einer Feierstunde, zu der Vertreter der Stadtverordnetenversammlung und des Ortsbeirates 10 erschienen waren, wies Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) auf die vielfältigen Möglichkeiten für die Bonameser Bürger und Vereine hin. Bürgerhaus und Turnhalle (sie ist für internationale Wettkämpfe ausgerüstet) sollen Orte kultureller und sportlicher Veranstaltungen sein und das Angebot im Stadtteil erweitern.

Neben dem Saal gibt es im Bürgerhaus zwei Clubräume, die unterschiedlich genutzt werden können. Die Turnhalle ist behindertengerecht ausgestattet, das Untergeschoß ist als Halbsouterrain konzipiert, um die Halle der umgebenden Bebauung anzupassen. Die Außenanlagen werden noch bepflanzt und sollen bis Monatsende fertiggestellt sein. jot

Mit Feuer hat das Löschboot selten zu tun / Einsätze meist . . .

(Fortsetzung von Seite 15)

boot über den Main, um die Hilflosen rechtzeitig zu retten.

Dieter Ebert ist ein alter Seebär. Zehn Jahre lang kreuzte er über alle sieben Weltmeere. Seit 22 Jahren ist er Kapitän des Feuerlöschboots auf dem Main. Das 30 Meter lange Schiff - vollgestopft mit Elektronik und allen erforderlichen Rettungsutensilien, im Bauch einen für alle Fälle bereiten Notarztraum, und genug Schaum an Bord, um das gesamte Waldstadion sieben Meter hoch einzuschäumen - liegt festgezurrt draußen an der Einfahrt zum Osthafen.

Hier am Kilometer 37,2 tuckert gerade schwerbeladen die "Ariane" vorbei. Die kräftige Bugwelle, die der Lastkahn vor sich herschiebt, kommt kräuselnd am Ufer an. "Ariane" ist eines von etwa 80 Schiffen und Lastkähnen, die Frankfurt jeden Tag ansteuern oder auf dem Main passieren. Mehr als 25 Millionen Tonnen Güter schwimmen im Jahr an der Frankfurter Skyline vorbei oder werden hier in den Häfen umgeschlagen. Etwa 40 Prozent dieser Schiffe, sagt Ebert, haben gefährliche Sachen an Bord: Benzin, Benzol, Gastanks, chemische Stoffe. "Wenn da mal was passiert, wird das ganz schnell zur großen Katastrophe." Der GAU auf dem Main sei trotz der schwimmenden Gas- und Chemie-Bomben "zum Glück" bisher ausgeblieben, sagt Ebert. Am Rhein mußten die Fachleute des Feuerlöschbootes vor Jahren bei einem Ammoniak-Unfall schon mal tagelang aushelfen. An den alltäglichen Einsätzen für die Umwelt aber haben die Mannen des Feuerlöschbootes keinen Mangel. Wenn der Alarm "Öl auf dem Main" kommt, sind sie binnen Minuten zur Stelle. Dann wird ernst, was Matrose Wolfgang Hornung heute nur geübt hat. Beiboot rauslassen, Schlängelleitung um die Ölstelle legen, um den schwarzen Teppich zu begrenzen und das Öl schnell abzusaugen oder abzubinden.

Und weil es nicht nur Öl ist, was die Schiffe mal in den Main lassen, liegt bei Kapitän Ebert immer das "Handbuch der gefährlichen Güter" auf dem Tisch, um sofort zu wissen, welche Gefahren von den Stoffen ausgehen. Fortbildung gehört angesichts dieser Aufgaben auch zu den täglichen Aufgaben der Männer am Molenkopf. Morgens zwei Stunden Ausbildung, dann geht's aufs Boot. "Auf einem Schiff ist immer etwas zu machen", sagt Ebert. Auch wenn das vor mehr als 22 Jahren gekaufte Feuerlöschboot vor drei Jahren erst für 1,5 Millionen Mark grundlegend modernisiert worden ist.

Seinem Namen macht das Feuerlöschboot dabei wenig Ehre. Denn nur in den seltensten Fällen muß die Mannschaft die "Bordkanonen" anwerfen, die in einer Minute bis zu 10 000 Liter Wasser bis zu 120 Meter weit spritzen können. Angesichts dieser Wucht rufen auch die Kollegen vom Festland die Besatzung des Bootes gelegentlich zur Hilfe. Als kürzlich die Flammen um einen Kran im Osthafen loderten, schossen die schwimmenden Brandschützer direkt aus dem Hafenbecken aus allen Rohren in das Feuer.

Auf dem Main selbst erinnert sich Ebert fast nur an kleinere Brände. Mal hatte ein Koch in der Kombüse gefährlich gezündelt bis die ganze Kajüte Feuer fing. Es ist aber auch schon eine ganze Yacht ausgebrannt, weil einer in der Koje geraucht hatte. Und vor Jahren, als ein Tanker in Raunheim brannte, waren die Kollegen an Land völlig hilflos: "Die kamen einfach nicht ran an das Schiff", erinnert sich Ebert. Auf die Hilfe des Feuerlöschbootes mußten sie aber warten. Bis zu 20 Minuten benötigt auch sie, um durch die Schleusen zu kommen.

Auch die legendäre Frankenfurt sorgt immer mal dafür, daß bei den Männern keine Langeweile aufkommt. Die Furt mit Felsen und gefährlichen Untiefen zieht sich vom Schlachthof hinüber zum Nizza. Immer wieder sitzen Schiffe auf den Felsen fest, die die 2,90 Meter tiefe Fahrrinne verlassen haben. Dann fahren die Feuerwehrleute den Bergekran aus oder müssen schnell ran, um das Leck zu stopfen. Das kann auch schon mal mit Hilfe einer Schweine-Speckseite geschehen, die aus dem nahen Schlachthof rangeschafft werden muß, erzählt Ebert.

Und wenn es wirklich mal kalt wird, machen die Feuerbootsleute alles, damit der Main nicht wie in alten Zeiten zum Idyll für die Frankfurter wird, als die mit Schlittschuhen und Schlitten aufs dicke Eis gingen. Mit seiner 16 Millimeter starken Stahlspitze knackt das Feuerlöschboot bis zu 20 Zentimeter dicke Eisschichten. Damit waren die Männer erst vor wenigen Tagen im Einsatz: um den zugefrorenen Osthafen frei zu bekommen und den Kohle- und Kornkähnen den Weg zu bahnen. "Wir sorgen dafür, daß die Frankfurter auch im Winter nicht mit leerem Magen und kalten Füßen in ihren Wohnungen sitzen", sagt Ebert.

Bürogebäude soll Parkhaus Junghofstraße . . .

(Fortsetzung von Seite 15)

kommen sollte. Bayern-Hypo-Chef Martini schätzte die Chancen Frankfurts weiter als "durchaus gut" ein. Oberbürgermeister Schoeler betonte, die Stadt habe sich für den Verkauf der Parkhausfläche an das Münchner Geldinstitut entschieden, weil die dort möglichen 32 000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche für die Eurobank als zu klein bewertet worden seien. Wenn sich die Regierungschefs der zwölf EG-Staaten für Frankfurt entscheiden würden, stehe an der Taunusanlage gegenüber der Alten Oper eine hervorragend geeignete Fläche zur Verfügung.

Schoeler und Martini betonten, die Architektur des Projekts werde höchsten Ansprüchen genügen. Noch in diesem Jahr soll unter namhaften nationalen und internationalen Büros ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.

Nach den Vorstellungen der Bank werden im Erdgeschoß des Hauses Läden und Restaurants entstehen, während die Schalterhalle im ersten Stock eingerichtet wird. Die nicht benötigten Büroflächen wird die Bayern Hypo vermieten. Einschließlich des Architektenwettbewerbs und des notwendigen Genehmigungsverfahrens werden noch rund zwei Jahre bis zum Baubeginn vergehen.

Nach Auffassung von OB Schoeler wird sich an der Junghofstraße durch den Neubau das "Stadtbild ganz erheblich verbessern". Mit den Plänen der Bank, in den Neubaukomplex eine Fußgängerpassage zur Neuen Rothofstraße und zur Goethestraße zu integrieren, werde die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank eine Art "Scharnierfunktion zwischen dem Einkaufs- und Bankenviertel wahrnehmen". gang

Für Nachrichtenredaktion

sp HANNOVER, 15. Januar 1993. Der Vorstoß des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) für den Export vonKriegsschiffen nach Waiwan hat heftige Auseinandersetzungen über die Zusammenarbeit in der rot-grünen Koalition in Hannover ausgelöst, zugleich aber auch eine öffentliche Debatte über das geplante 20-Milliarden-Mark- Gschäft in Gang gebracht. Nach CDU-Angaben will der Bundessicherheitsrat am 28. Januar über diesen umstrittenen Rüstungsauftrag entscheiden, der zehn U- Boote, zehnFregatten, Bewaffnung und Nebenleistungen umfassen soll. Taiwan ist in Bonn offiziell als eines der Spannungsgebiete eingestuft, in die nach den geltenden Regeln keine Rüstungsgüter geliefert werden dürfen. Außerdem gehört die südchinesische Inselrepublik zu den Staaten, die nach Feststellungen von amnesty international schwerer Menschenrechtsverletzungen schuldig sind.

Schröder rechtfertigte im Norddeutschen Rundfunk seinen Vorstoß damit, daß er angesichts der schlechten Auftragslage der Werften keine andere Möglichkeit gesehen habe. Außerdem stellte er die Überlegung an, dieser Auftrag könne den Werften bei der Umstellung auf zivile Produktion helfen. Unklar blieb am Freitag in Hannover, inwieweit Schröder bei dem Vorstoß, den er bei der Bundesregierung unternommen hat, im Auftrag aller Ministerpräsidenten derniorddeutschen Küstenländer handelte. Sein Pressesprecher räumte auf Befragen ein, es habe in diesem Kreis unterschiedliche Aufassungen gebeben, worüber er aber keine näheren Angaben machen wollte.

Der niedersächsische Minister für Bundesangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), ließ am Freuitag wissen, daß er Schröders Vorstoß "auf das schärfste" mißbillige. Ein Einsatz des Ministerpräsidenten für derartige Rüstungsexporte sei mit geltenden Beschlüssen der Koalition unvereinbar. Die Landesvorsitzende der Grünen , Gila Altmann, berichtete am reitag im Gespräch mit der FR, die Basis ihrer Partei sei bestürzt und entsetzt. Zu klären sei jetzt, ob ein Sonderparteitag einzuberufen sei, der sich mit der Koalitionsfrage zu befassen hätte. Trittin dagegen verneinte ein akute s Risiko für die Koalition, die kürzlich nach Schröders Zustimmung zur faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl schon haarscharf vor dem Auseinanderbrechen gestanden habe. Trittin versicherte, die niedersächsische Regierung werde dem sogenannten Asylkompromiß ebenso wenig zustimmen wie der Lieferung von Kriegsschiffen nach Taiwan. Insofern stelle sich die Koalitionsfrage nicht.

Der Oppositionsführer im Landtag, Jürgen Gansäuer (CDU), kündigte einen Mißbilligungsantrag gegen Schröder an.

Als Sprecher niedersächsischer Umweltverbände wies deren abrüstungsexperte Michel Golibrzuch auf die Absicht der Emder Thyssen-Nordseewerke hin, Containerschiffe für China zu bauen. Es sei naiv zu glauben, man könne gleichzeitig mit China und Taiwan Geschäfte macvhen, sagte Golibrzuch. Erst vor wenigen Wochen seien französische Firmen aus großen Industrieprojekten in China ausgeschlissen worden, weil die französischer Regierung beschlossen habe, "Mirage"-Kampfflugzeuge nach Taiwan zu liefern.

Bei Abtreibung vorgeprescht

STUTTGART, 15. Januar (KNA). Die Sozialministerin von Baden-Württemberg, Helga Solinger (SPD), hat eine Vereinbarung zwischen den Koalitionspartnern CDU und SPD gebrochen, als sie am Donnerstag eine Umfrage über Krankenhäuser, die zur Abtreibung bereit sind, veröffentlichte. Die Umfrage hatte ergeben, daß 50 von 127 Krankenhäusern bereit sind legale Schwangerschaftsabbrüche vorzunehmen.

Aus einem Schreiben von Staatsminister Erwin Vetter (CDU) von Ende 1992 geht hervor, daß die Umfrage "zeitgleich mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts" veröffentlicht werden sollte. Die Karlsruher Richter müssen darüber entscheiden, ob die vom Bundestag beschlossene Fristenregelung zulässig ist.

Vetter betonte, für das Land gebe es keinen Handlungsbedarf bezüglich Schwangerschaftsabbrüchen.

Unterstützung für Architekten-Kritik

Der Landeswettbewerbsausschuß der Architektenkammer Hessen unterstützt die Kritik des Bundes Deutscher Architekten Frankfurt, wonach der Magistrat bei bedeutenden städtebaulichen Vorhaben immer häufiger auf die Auslobung offener Architektenwettbewerbe verzichte und sich statt dessen mit Investoren- und Gutachterwettbewerben zufriedengebe.

Dies sei nicht nur der Wettbewerbskultur abträgig, sondern auch ein klarer Verstoß gegen die 1977 vom Bundesbauministerium eingeführten "Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe". Allein die GRW 77 biete die Gewähr, daß "in einem fairen, demokratischen Verfahren alternative Lösungsvorschläge für wichtige und bedeutende Planungsaufgaben gefunden werden".

Die Praxis jedoch zeige, so die Architektenkammer, daß bei den sogenannten "Investoren- und Gutachterwettbewerben" die "optimale Vermarktung und Ausnutzung oberstes Ziel ist und nicht die bestmögliche Lösung der Bauaufgabe" gang

Aufgespießt

"Sehr geehrte Frau Präsidentin,

Ihre Bereitschaft, das künstlerische Projekt von Herrn Christo (den Reichstag zu verhüllen), zu genehmigen, kann ich nur begrüßen. Allerdings sollte dies nicht nur für 14 Tage geschehen. Dieses, zur Hauptstadt Berlin hervorragend passende Weltkunstwerk, sollte deshalb bis zum Ablauf der Urheberrechte - also 70 Jahre - verhüllt bleiben. Ein Umzug nach Berlin wäre dann nicht nötig und die damit eingesparten Milliarden könnten den verpackten Reichstag zu einem echten Geschenkpaket für die sozial Schwachen in unserem Lande werden lassen, deren Sozialleistungen dann auch nicht gekürzt werden bräuchten." Schreiben des Bundestagsabgeordneten Günther Müller (CSU) an Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth.

Tips · Termine auf einen Blick

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

von heute an finden Sie unsere Rubrik Tips · Termine auf der Seite II und samstags die Notdienste auf der Seite III - für Stadt und Kreis Offenbach gemeinsam. Wir wollen Ihnen damit die Übersicht über das Angebot in Ihrer Umgebung erleichtern: So haben Sie alles auf einen Blick. Die Tips sind nach Alphabet (aber Stadt Offenbach voraus), die Notdienste nach geographischen Einheiten geordnet.

Ausnahme: montags. Da werden wir weiterhin diesen Service aufteilen auf Stadt Offenbach/östliches Kreisgebiet sowie auf Westkreis Offenbach/Kreis Groß-Gerau. Die Redaktion

Sonne folgt frühem Reif Winter kam kurz zurück

An der dritten Kreuzung erwischte es gestern morgen den Büroangestellten. Mit einem häßlichen Geräusch reagierte sein Wagen, als er auf das Bremspedal trat, dann schlitterte das tonnenschwere Gefährt mit blockierten Reifen dem Vordermann auf die Stoßstange. Kaum hatte der Wind die wärmenden Wolken weggepustet, mußten die Autofahrer am Freitagmorgen wieder kratzen und die Fußgänger auf reifglatten Wegen um die Balance kämpfen. Erst am späten Vormittag hatte die Sonne die letzten Schlitterbahnen weggeschmolzen.

Da saßen die Männer von der Stadtreinigung längst wieder beim heißen Kaffee. Lange bevor die ersten Fußgänger unfreiwillig über die glatten Wege tanzten, hatten sie mehr als 180 Kilometer Straßen und Gehwege abgefahren und wo nötig Split und Salz verstreut - insgesamt 3,5 Tonnen.

"Wir kennen die Gefahrenpunkte", sagte Wilfried Schmidt, Abteilungsleiter für Straßenreinigung. Auf Brücken und an ungeschützten Kreuzungen, wo keine Häuser den kalten Wind abhalten, werden die Tautropfen in der Luft besonders schnell zu spiegelglatten Reifflächen. Ein Blick auf das Thermometer wird an solchen Tagen zum Alarmsignal. Ab zwei Grad schickt Schmidt seine Leute auf die Fahrt.

Gleichwohl hatten sich die meisten Autofahrer vom Reif nicht aufs Glatteis locken lassen. Nennenswerte Karambolagen wußte die Polizei nicht zu melden. Und zumindest für heute gibt der Meteorologe vom Dienst, Klaus Bähnke, noch mal Entwarnung. Mit den Wolken steigen die Temperaturen wieder etwas an, und bisweilen regnet es auch. Die Schwärmer in der Nacht zum Sonntag seien aber gewarnt. Es soll wieder anziehen.

Nur eine Hoffnung werden die Wolken ganz gewiß nicht erfüllen. "Schnee sehe ich zur Zeit nicht", dämpft Bähnke alle Erwartungen. Allenfalls am Dienstag könnten ein paar Flocken fallen - allerdings nur ganz oben, auf den Höhen des hessischen Berglandes. luf

Von einst 30 Betrieben, die Zwieback aus Friedrichsdorf in alle Welt exportierten , sind gerade noch zwei geblieben

Wie Flüchtlingskinder in Heimen und Hotels leben

"Wohnheimkinder und Hotelkids - so leben Flüchtlingskinder und ihre Familien in Frankfurt" heißt ein Vortrag, zu dem der Kinderschutzbund am Sonntag, dem 17. Januar, um 11 Uhr in den Vortragssaal des Historischen Museums (Saalgasse 19) einlädt. Olga Zepf und Monika Bartsch berichten über die Situation von Flüchtlingskindern in Frankfurt.

Am 20. Januar wird um 18 Uhr an selber Stelle über "Bildung für Flüchtlingskinder" diskutiert.

Stadtgesundheitsamt: Vor Kinderlähmung schützen

Die Zunahme der Poliomyelitis-Erkrankungen in den Niederlanden nimmt das Stadtgesundheitsamt zum Anlaß, hierzulande wieder an die "Schluckimpfung" gegen Kinderlähmung zu erinnern. Es empfiehlt allen Erwachsenen und Kindern, die in den letzten zehn Jahren nicht gegen Poliomyelitis geimpft wurden, ihren Impfstatus überprüfen zu lassen und sich gegebenenfalls impfen zu lassen. Dies ist kostenlos möglich am 18. Januar und 8. März im Rathaus Süd (Bethmannstraße 3, Zimmer 1) von 11 bis 18 Uhr.

Das Infektionsrisiko ist hier lange nicht so hoch wie in warmen, subtropischen und tropischen Ländern. Die Poliomyelitisfälle in den Niederlanden zeigen aber, daß die Erkrankung auch in unseren Breiten noch nicht ausgerottet ist. Während Kinder und Jugendliche meistens gegen Polio geimpft sind, halten sich Erwachsene oft fälschlicherweise für nicht gefährdet. Der Name "Kinderlähmung" ist irreführend, da ebenso Erwachsene erkranken können.

Kostenpflichtige Impfungen bietet das Gesundheitsamt in der Brauchbachstraße 18-22 an, montags bis freitags zwischen acht und zwölf Uhr sowie donnerstags zusätzlich von 15 bis 18 Uhr. pia

Gesellschaftshaus im Zoo - ganz neu

Das Gesellschaftshaus im Zoo mit großem Saal, Empore, zahlreichen Nebenräumen und bildschöner Terrasse für laue Sommerabende gilt seit seinem Bestehen als das "Erste Bürgerhaus" Frankfurts. Hier fanden die "Bürgermaskenbälle" statt, hier schlug die Frankfurter Fassenacht mit der Inthronisierung des Prinzenpaares die höchsten Wogen: Ein Hauch vom 19. Jahrhundert strich durch die Räume. - Mit der Gastronomie aber stand es nicht immer zum besten.

Seitdem die erfolgreichen Betreiber der Alten Oper, die Gastronomie Nebrich, mit Volkhard Nebrich als geschäftsführendem Vorsitzenden und Andreas Eggenwirth als Geschäftsführer, sich der Zoo-Gastronomie angenommen haben, hegt man hier große Pläne, weht hier ein anderer Wind. Das ansprechende Äußere der neu gestalteten Räume, Billard in den Zimmern oben, die ihren eigenen Charakter haben und nicht als Abstellgleis gewertet sind, all das wurde bei einer kulinarisch ausgerichteten Welcome-Party vorgestellt.

Von April bis September spielt eine Revue im Großen Saal. Sie kommt aus dem Friedrichstadt-Palast in Berlin. Ein echter Biergarten ist geplant.

Zuerst ist jetzt aber die Fassenacht dran: Ab heute heißt es im Zoo-Gesellschaftssaal "Frankfurt Helau!" E-S

"Diese Republik könnte ungemütlich werden" Mit einer Rede von Wolfgang Thierse eröffnete die SPD die "heiße" Wahlkampfphase

"Wir müssen darüber reden, wie wir politische Kultur zurückgewinnen", hat der SPD-Politiker Wolfgang Thierse am Freitag abend im Bürgerhaus Südbahnhof verlangt. Dabei komme es nicht zuletzt auch darauf an, daß "die einzelnen Interessen relativierbar" und insofern nicht gegen das Gemeinwohl gerichtet sind. Um das erreichen zu können, bedürfe es "positiver Beispiele", fügte Thierse hinzu: Bei den Kommunalwahlen in Frankfurt ließe sich in der liberalen Tradition der Stadt ein solches Beispiel wider den Egoismus liefern.

Gemeinsam mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler eröffnete Thierse bei einer SPD-Veranstaltung im vollen Saal des Bürgerhauses Südbahnhof "die sogenannte heiße Phase des Wahlkampfes", wie der Frankfurter SPD-Vorsitzende Sieghard Pawlik sagte. Er visierte das Ziel der SPD bei den Kommunalwahlen an: "Wir kämpfen für den Ausbau des Ergebnisses", und "die Chance, das 89er Ergebnis zu verbessern, ist gut".

Zumal wenn der Wahlkampf wie gewohnt durch bundesweit bekannte Köpfe der Partei unterstützt und die Aussichten auch durch die Politik der Bundesregierung erhöht werden. Denn das für den Aufbau Ostdeutschlands "notwendige Teilen", machte Thierse deutlich, werde von der Bundesregierung "genutzt", um "Lasten und Risiken ungleich zu verteilen". Das führe dazu, sagte der in Ostberlin beheimatete SPD-Politiker, "daß die Bereitschaft zu teilen abnimmt". Die Republik könnte "ein ungemütliches Land werden", wenn nicht verhindert werde, daß "das untere Drittel der Gesellschaft ausgegrenzt und Lasten auf die Schultern verteilt werden, die mehr tragen können".

Sorgen, die auch von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler geteilt wurden: Er befürchtete, "daß die Regierung Kohl den Solidarpakt mißbraucht, um die soziale Schieflage zu verstärken". Vor diesem Hintergrund werde sich seine Kommunalpolitik auch weiterhin an der Maxime orientieren: "Soziales Gewissen und wirtschaftliche Kompetenz". Dazu gehöre, "die infrastrukturellen Voraussetzungen" in der Stadt "weiter zu stärken", damit Arbeit auch im industriellen Bereich erhalten würde. "Entscheidend" sei es, daß sich die Lebensqualität weiter verbessere: Als Beispiele nannte er etwa Tempo-30-Zonen, Kampf gegen die Zweckentfremdung von Wohnungen und gegen die Umwandlung in Eigentumswohnungen. Die Wähler ermunterte er, ihre Stimme abzugeben: "Je mehr Leute wählen gehen, desto besser ist die Chance, Rechtsradikale zu verhindern". ing

2. Eishockey-Bundesliga Wacker geschlagen, aber doch verloren

Nauheim - Augsburg 2:5 (1:0, 0:2, 1:3)

Fast wäre der taktische Schachzug von Bad Nauheims Eishockeytrainer Rudolf Sindelar im ungleichen Duell zwischen dem Schlußlicht und Tabellenführer Augsburger EV aufgegangen. Der kanadische Ex-Profi Walt Poddubny wurde angesichts der Verteidigernot in die Abwehr zurückbeordert. So stimmte es beim EC vor 1500 Zuschauern zwar in der ansonsten schwachen Defensive, doch vorne fehlten die Tore von Poddubny. Am Ende feierte Ausgsburg einen viel zu hoch ausgefallenen 5:2 (0:1, 2:0, 3:1)-Auswärtssieg, der erst in den letzten zwei Minuten nach einer hauchdünnen 3:2-Führung mit zwei weiteren Treffern gegen die aufgerückten Nauheimer sichergestellt wurde.

Einen guten Eindruck hinterließ beim Verlierer der zweite Keeper Frank Riede, der aber gegen die AEV-Tore durch Medicus, den Ex-Frankfurter Krinner, Adam und zweimal Paclik machtlos war. Für die sehr engagiert kämpfenden Nauheimer hatte lange Zeit die 1:0-Führung durch Latta Bestand. Den zweiten Treffer für Nauheim markierte sechs Minuten vor Schluß Prada zum 2:3. jo

Eishockey-Oberliga Unerwarteter Erfolg beim Tabellen-Zweiten

Wedemark - Frankfurt 5:9 (3:1, 1:3, 1:5)

Mit einem überraschend klaren 9:5 (1:3, 3:1, 5:1)-Sieg beim Tabellenzweiten ESC Wedemark hat die Eishockeymannschaft des Frankfurter ESC ihre führende Position in der Endrunde der Oberliga Nord am Freitagabend verteidigt und nun auf drei Punkte ausgebaut.

Die Frankfurter lagen bis zur 17. Minute bereits 0:3 zurück, wobei sie zwei Treffer in Unterzahl kassierten. Mitte des zweiten Drittels forderte die überharte Spielweise des als Rauhbein bekannten Kanadiers Joe West ein Opfer unter den Frankfurtern. Olaf Scholz schlug nach einer Attacke mit dem Kopf hart auf, blieb zunächst ohnmächtig liegen und mußte anschließend mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausscheiden. Trevor Erhardt hatte die Hessen bis auf ein Tor herangebracht, mit einem Doppelschlag gelang Andrej Jaufmann anschließend erstmals die Führung für die "Löwen". Im letzten Spielabschnitt übernahmen die Frankfurter endgültig das Kommando. Am Ende stand durch weitere Treffer von Zajic, Grzesiczek, Wolf, Jaufmann und Thornbury ein unerwarteter Erfolg. Sim.

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Was hier so kreucht und fleugt . . .

Unter diesem Motto steht die FR- Serie über seltene oder einfach nur selten zu sehende Tiere in unserem Kreisgebiet. In Zusammenarbeit mit Horst Günther von der Naturkundestelle des Main-Kinzig-Kreises präsentiert die Redaktion Gelnhausen in loser Folge Porträts, die über Lebensweisen und Verbreitungsgebiete heimischer Arten informieren. Heute die letzte Folge.

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MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV

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HOCHTAUNUS VII

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BRENNPUNKT 8

STADT UND KREIS OFFENBACH 2

NRHEIN-MAIN V

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15

KULTURSPIEGEL 19

Die Quittung vom Außenminister Unzulässige Bedingungen bei Krankenversicherungen

In der winterlichen Fernreisesaison und vor Beginn der Haupturlaubszeit werben die Reisekrankenversicherungen regelmäßig mit der "rundum Sicherheit" an fernen Stränden. Wenn den Globetrotter unter tropischen Palmen jedoch tatsächlich eine Unpäßlichkeit ereilt, ist oftmals nur eines sicher: ein schier unendlicher Papierkrieg mit der Versicherung nach der Rückkehr.

Besondere Schwierigkeiten ergeben sich für die Reisenden immer dann, wenn der Versicherer die vorgelegten Arztrechnungen anzweifelt und zusätzliche, angeblich aussagekräftigere Beweisdokumente verlangt. Daß sich der Versicherte dabei nicht alles gefallen lassen muß, belegt ein vor kurzem veröffentlichtes Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Köln.

In dem entschiedenen Fall hatte ein Karibik-Urlauber eine Reisekrankenversicherung für einen mehrwöchigen Trip in die Dominikanische Republik abgeschlossen. Kaum angekommen, holte sich der Weltenbummler eine Lungenentzündung, zu der sich bald auch noch eine Nierenerkrankung gesellte. Der Tourist mußte ins Krankenhaus und wurde dort drei Wochen stationär behandelt. Als er kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland die Rechnung in Höhe von 4823 Mark und 21 Pfennig vorlegte, schaltete die Versicherung auf stur: Die von dem Hospital in Santo Domingo erstellten Unterlagen seien zu ungenau; zudem wisse man ja gar nicht, ob sie tatsächlich echt seien, mutmaßte die Versicherung. Eine Kostenerstattung, so das Unternehmen weiter, sei erst nach einer Bestätigung der Krankenhausrechnung durch die dominikanische Ärztekammer oder das dortige Außenministerium möglich.

So nicht, urteilten die Kölner OLG- Richter. Nach deren Entscheidung kann ein Versicherungsunternehmen nur solche Unterlagen verlangen, die sich im "für den jeweiligen Versicherungsfall entsprechenden angemessenen Rahmen" halten. Die Einholung von amtlichen Belegen in außereuropäischen Ländern wie der Dominikanischen Republik, so das OLG, sprenge den Bereich des Zumutbaren bei weitem. Die Assekuranz mußte zahlen - auch ohne Quittung des Außenministers (Aktenzeichen: 5 U 22/90).

UWE WOLF

WAS - WANN - WO 31

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU II

WIRTSCHAFT 11

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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II

WETTERAUKREIS II

MAIN-TAUNUS-KREIS III

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BÜCHER VON HEUTE 8

BERICHT

HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 23

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HESSEN 27

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NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III

MAIN-KINZIG-KREIS III

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI

WIESBADEN VI

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VII

HESSEN 20

LKALSPORT VII

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

heftige Sturmböen behinderten gebietsweise die Auslieferung und Zustellung der gestrigen Ausgabe. Wir bitten um Verständnis, wenn es zu Verzögerungen gekommen sein sollte.

FRANKFURTER RUNDSCHAU Vertriebsabteilung

NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3

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Wechselhaft / 4 bis 9 Grad

Satellitenbild vom 14. Januar. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.

Der "innere Feind" Louis Rapaport über den sowjetischen Antisemitismus

Daß es in der Geschichte der Sowjetunion Perioden verschärfter Judenverfolgung gab, die einen anderen Charakter hatten als die traditionnelen Verfolgungen im zaristischen Rußland und einen benennbaren Stellenwert innerhalb der sowjetischen Politik besaßen, war bekannt. Nur so ist erklärbar , daß sich heute unbeugsame Stalinisten mit rechtsradikalen Nationalisten und Angehörigen der russisch-orthodoxen Kirche im Antisemitismus treffen.

Wenn dieses Kapitel der Sowjetgeschichte dennoch vergleichsweise unerforscht blieb, so liegt das wohl daran, daß gerade Gegner des Antisemitismus davor zurückscheuten, Argumente bereitzustellen, die den Nationalsozialismus entlasten könnten, nach dem Motto: Der Antisemitismus ist ein universales Phänomen, die Deutschen standen in ihrer Geschichte mit der Verfolgung und Tötung von Juden nicht allein da.

1990 hat der im vergangenen Jahr jung verstorbene amerikanische Jude Louis Rapoport eine ernsthafte und genaue, wenn auch stellenweise von Kolportageelementen nicht freie Untersuchung der Judenverfolgung in der Sowjetunion mit dem Originaltitel Stalins Krieg gegen die Juden vorgelegt, und der Ostberliner Verlag von Christoph Links ließ nun eine deutsche Übersetzung unter dem Titel Hammer, Sichel, Davidstern folgen. Dieses Buch weist nach, daß der Antisemitismus seit der Oktoberrevolution, ja in der Biographie Stalins schon davor eine wichtige Rolle spielte. Er beginnt mit einer Analyse der Ursachen von Stalins Antisemitismus, ähnlich wie das Friedrich Heer einst in bezug auf Hitler machte. Fast das ganze Buch blickt mit perverser Faszination auf Stalin.

Darin besteht auch seine Schwäche. Der Hang zum Psychologisieren - selbst Stalins Aussehen dient als Argument - läßt den Verdacht aufkommen, ohne Stalin hätte es in der sowjetischen Politik keinen Antisemitismus gegeben. Nun sind Spekulationen in bezug auf die Geschichte wenig fruchtbar. Aber daß der Antisemitismus in der offiziellen sowjetischen Politik nicht immer wieder eine entscheidende Rolle hätte spielen können, wenn er nicht über die Person Stalins hinaus virulent gewesen wäre, liegt auf der Hand. Im Grunde ähnelt Rapoports Geschichtsauffassung jener, die das politische Phänomen des Stalinismus mit dem Schlagwort vom "Personenkult" zu vereinfachen versucht.

Immerhin war der Antisemitismus in der offiziellen sowjetischen Politik , auch unter Stalin, anders als im Nazionalsozialismus geächtet. Wenn er dennoch als politisches Instrument eingesetzt wurde, so kann Stalins antisemitische Prädisposition nur ein Element der Erklärung abgeben, Rapoport versäumt es die Funktion des Antisemitismus in der sowjetischen Innenpolitik zu analysieren. Er diente zur Ablenkung von gesellschaftlichen Widersprüchen. Es liegt also auf der Hand, daß in den Jahren, da das militant antisemitische nationalsozialistische Regime Hauptgegner war, nur in skurrilen Einzelfällen mit dem Antisemitismus operiert werden konnte. In den Jahren des Kalten Krieges jedoch lag es nahe, den latent in der russischen Bevölkerung vorhandenen Antisemitismus zu reaktivieren und die jüdische Verschwörung zu suggerieren, die für Mißstände im eigenen Land verantwortlich waren. Der Slánsky-Prozeß, auf den Rapoport hinweist, freilich ohne Rajk oder Field zu erwähnen, macht ja deutlich, daß es sich um Strukturen handelt, die innerhalb des ganzen "sozialistischen Lagers" Geltung gewannen und die nicht auf Stalins Einflußnahme reduziert werden können.

Es gehört zu den Paradoxen der Geschichte, daß heute die wütendesten Gegner der Linken, die noch die zaristischen Pogrome zu rechtfertigen bereit sind, sich mancher stalinistischer Argumente gegen die Juden bedienen können. Und wenn diese Nationalisten - natürlich in anklagender Absicht - immer wieder die jüdische Beteiligung an der Revolution betonen, so bekommen sie gewissermaßen von Rapoport Belege geliefert. Rapoport selbst freilich ist in seinen Wertungen höchst ambivalent, wenn es um Juden geht, die überzeugte Kommunisten waren, zumal wenn sie - wie etwa Ilja Ehrenburg - der Assimilation das Wort redeten und gegenüber Israel eine kritische Haltung einnahmen.

Die Fixierung auf die eine Frage des Antisemitismus hindert Rapoport, Zusammenhänge zu erkennen, die manche Aspekte in einem anderen Licht erscheinen ließen, etwa inwieweit die Auflösung jüdischer Institutionen gleich nach der Revolution eine Variante des Kampfes gegen die Kirchen und die Religionen überhaupt war. Auch die undifferenzierte Verdächtigung jeder antizionistischen Auffassung verwischt den Unteschied zwischen einer durchaus diskutablen und nicht notwendigerweise antisemitischen Befürwortung der Assimilation und dem Zionismus-Vorwand, der lediglich zur Beseitigung unbequemer Kritiker diente.

Ein eigenes Kapitel schildert die Hintergründe der Ermordung des berühmten jüdischen Schauspielers Solomon Michoels, die auch im Zentrum des Dokumentarfilms "Das große Konzert der Völker" stehen. Rapoport hat zahlreiche schriftliche - zum Teil allerdings eher anekdotische - Quellen studiert, aber auch persönliche Gespräche mit Zeitzeugen geführt, deren Aussagen von unterschiedlicher Zuverlässigkeit sein dürften. Ein gewissenhafter Anmerkungsapparat ermöglicht es dem Leser jedenfalls, sich selbst eine Meinung zu bilden, ob er den einzelnen Angaben vertrauen möchte oder nicht. THOMAS ROTHSCHILD

Louis Rapoport: Hammer, Sichel, Davidstern. Judenverfolgung in der Sowjetunion. Aus dem Amerikanischen von Peter Zacher. Ch. Links Verlag, Berlin 1992, 336 Seiten, 29.80 DM.

NACHRICHTEN 2

KULTURPANORAMA 4

MAIN-KINZIG-KREIS VII

SPORTRUNDSCHAU 25

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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 19

Grüße aus dem guten, alten Hollywood . . . von Frank Capra, Liz Taylor und Billy Wilder

Filmbücher sind, zumal in der Bundesrepublik, kein gutes Geschäft. Ambitionierte Reihen siechen dahin, Bücher zum & nach dem Erfolgsfilm erfreuen sich bescheidener Nachfrage, und noch immer ist das Fangestammel von Star-Biographien verkäuflicher als Husarenstücke, wie sie der Kölner vgs Verlag zweimal in Sachen Truffaut vorführte.

Dennoch wagt sich der ein oder andere Verlag auch in diesem Herbst in das schmale Marktsegment. Mit unterschiedlicher Fortune freilich. Oder würden Sie jemandes Gesellschaft ertragen, der Ihnen bereits nach fünf Minuten anbiedernd auf die Schulter klopft und Sie beim Vornamen nennt? Die plumpe Vertraulichkeit, mit der das Ehepaar Andrea Thain/Michael O. Huebner sich Liz + Richard, vulgo: Taylor + Burton, nähert, ist kein einmaliger Ausrutscher. Die Biographie der "letzten Diva" wirkt wie mit Kleenex gereinigte Boulevardprosa, aus der noch der verzwergte aufklärerische Impuls der yellow press entschwunden ist. Gewiß, wir erfahren, daß dieser oder jener "mich herrlich fickte", wir bestaunen die Preise für den je neuesten Diamanten. Doch was der Klappentext verspricht, kann das Produkt nicht halten: "Ihren Mythos schrieb das Kino, doch ihre größte Rolle ist das Leben."

Das klingt knackig - und ist nur ein flotter Spruch. Warum der Taylor-Mythos so zählebig ist, obwohl sie sich als Schauspielerin schon im Ruhestand befindet, was die "letzte Diva" ausmacht, wer ihr wie behilflich ist bei den privat-öffentlichen Inszenierungen ihrer "größten Rolle", das bleibt im dunkeln. Die Akribie im Unwichtigen, etwa bei der Erkundung des Taylorschen Familienstammbaums, hat etwas Absurdes, wenn nennenswerte Einlassungen zu den Filmen fehlen. Daß man über die turbulenten Dreharbeiten zu "Cleopatra" aus dem jüngsten Monroe- Enthüllungsopus mehr erfährt als aus dieser Biographie, das sagt alles. Nicht einmal das Fotomaterial entschädigt für Sätze wie: "Hier in der Klinik lernte sie, ihre Selbstzerstörung aufzugeben und sich auf das wahre Leben zu besinnen." Daß man einer Diva Tribut zollen, dem Gebilde aus Seifenoper, Melodram und real life phänomenologisch nachspüren kann, ohne deshalb zum Hofberichterstatter zu werden, scheint dem schreibenden Ehepaar unbekannt.

Von anderem Kaliber ist da Hellmuth Karaseks "Nahaufnahme" von Billy Wilder. Vorabdruck von Kapiteln im "Spiegel", Talkshowrunden und Zwiegespräche auf der Buchmesse: viel Getrommel um ein Buch, das diesen Aufwand durchaus verdient. Es lebt nicht nur davon, daß sowohl der heute 86jährige Wilder als auch der "Spiegel"-Redakteur mehr zu sagen haben als Liz Taylor.

Karaseks Buch schafft es, populär und griffig zu sein, ohne deshalb zu einer beliebigen Revue netter Schwänke zu geraten. Seine Interpretationen sind meist einleuchtend und unprätentiös. Vor allem aber lassen sie Raum für den Erzähler Billy Wilder. Zwar bietet der Band wenig Neues für den Wilder-Kenner, doch hat er den Vorteil, die verstreuten Anekdoten und Stories über den erfolgreichsten aller deutsch-österreichischen Hollywood-Emigranten zu kompilieren und sie um manche Schnurre anzureichern. "Das Licht am Ende des Tunnels", sagt Wilder etwa, die Metapher damit zugleich für die nächsten Jahre entwertend, "ist der nahende Schnellzug."

Unerleuchtet allerdings wirkt, daß Karasek und sein Lektor offenbar zu faul waren, Anführungszeichen zu setzen. Natürlich läßt sich unschwer ermitteln, wer gerade spricht. Doch war es, bei aller wechselseitigen Sympathie des Duos füreinander, wirklich nötig, beide Stimmen so nahtlos, ohne jegliche Kennzeichnung ineinander übergehen zu lassen? Ein wenig mehr Auskunft hätte man sich im übrigen auch über Wilders Spätwerk gewünscht, das weithin verkannt ist, weil es kommerziell hinter Klassikern wie "Frau ohne Gewissen", "Sunset Boulevard", "Some like it hot" oder "Das Apartment" zurückblieb.

Verkannt ist hierzulande auch der Regisseur Frank Capra, der 1991 im biblischen Alter von 94 Jahren starb. Wenig teilen Wilder und Capra miteinander, sieht man davon ab, daß beide Immigranten sind und zwei ihrer Filme in den USA zur Feiertagsinstitution avancierten. Capras "It's a wonderful life" zu Weihnachten und "Some like it hot" zu Silvester gehören zu den angenehmsten Seiten des US-Fernsehens.

Überdies sind die Namen des Sizilianers und des Galiziers eine vitale Erinnerung an Hollywoods goldene Ära. Frank Capra, der die Columbia Studios in den dreißiger (und vierziger) Jahren mit einer Serie von Erfolgen aus der Poverty Row in die Phalanx der Major Studios katapultierte, erzählt sein Leben, als sei's ein Film von ihm. Der lesenswerte Essay von Norbert Grob deutet an, wie man das zu verstehen hat. Capras Autobiographie vereint wie seine Filme "den Charme seines zauberhaften, naiven Kinos", den "Glauben an den Sieg des Guten", der für ihn "keine simpel gestrickte Masche war", mit der professionellen und politischen Haltung eines Regisseurs, der durchsetzte, daß sein Name noch vor dem Filmtitel erschien - "The Name Above the Title" heißt das Buch im englischen Original.

Capra, der als Gagschreiber für Mack Sennett begann und zum Chronisten des Rooseveltschen New Deal wurde, manövriert sich selbst in ausweglose Lebenslagen, "ehe er", wie Truffaut schrieb, in letzter Sekunde "das Ruder herumwarf". Es gibt präzisere Einblicke in den Alltag der Filmindustrie, wenngleich kaum im Genre der Autobiographie, und streckenweise ist die Lektüre zäh, weil das Buch nicht das Timing eines Capra-Films besitzt. Doch selbst Capras Blauäugigkeit, die gelegentliche Borniertheit in Ansichten und Absichten, ist erträglich, weil ihr Urheber sie "capraesk" vorträgt: ohne Winkelzüge oder didaktischen Eifer. Und den Mut des Verlages, ein über 800 Seiten starkes, bereits vor 21 Jahren in den USA erschienenes Buch für fast 80 Mark einem kleinen Cineastenpublikum zugänglich zu machen, muß man bewundern. PETER KÖRTE Frank Capra: Autobiographie. Aus dem Amerikanischen von Sylvia Höfer. Diogenes Verlag, Zürich 1992, 864 Seiten, 79 DM.

Andrea Thain/Michael O. Huebner: Elizabeth Taylor. Hollywoods letzte Diva. Eine Biographie. Wunderlich Verlag, Reinbek 1992, 352 Seiten, 44 DM.

Billy Wilder. Eine Nahaufnahme von Hellmuth Karasek. Verlag Hoffmann und Campe. Hamburg 1992, 542 Seiten, 45 DM.

SPORTRUNDSCHAU 12

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

NACHRICHTEN 7

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

WIRTSCHAFT 9

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III

Ergebnisse und Tabellen

CD-NEUHEITEN M 7

Als St. Michael gebaut wurde, liefen die Protestanten Sturm Sogar Papst Clemens schaltete sich ein Heute sind die Probleme undramatisch: Innensanierung beginnt noch im Januar

WEHRHEIM. Die Protestanten witterten von Anfang an Betrug. Als sich im Jahre 1712 die kleine Schar Katholiken im Dorf anschickte, einen Fruchtspeicher zu bauen, hörte die lutherische Seite sofort Alarmglocken läuten. Ob denn wirklich ein Speicher und nicht etwa eine Kirche gebaut werde, wollte unverblümt der Fürst von Nassau von seinem damaligen Amtskollegen, dem Kurfürsten und Erzbischof von Trier, wissen. Beide Herren teilten sich die Herrschaft über Wehrheim.

Die Skepsis der Protestanten war nicht unbegründet. Waren die Katholiken doch seit der Reformation, die um 1528 Wehrheim erreichte, um Kirche und Pfarrer beraubt. Ihre Hoffnung, eines Tages beides wieder zurückzuerhalten, hatten sie nie aufgegeben.

Die Antwort aus Trier trug nicht dazu bei, die Zweifel der protestantischen Regierung in Dillenburg zu zerstreuen. Im Gegenteil: Die Katholiken wichen der Frage einfach aus, indem sie stur auf das Recht des Kurfürsten pochten, einen Fruchtspeicher bauen zu können. Und so nahm der Speicher-Streit unaufhaltsam seinen Lauf. Während der Schriftwechsel zwischen den Regierungen noch hin- und herflog und der Aktenberg wuchs, gingen die Katholiken flugs ans Werk.

An einem Montag, dem 17. April 1712, stecken sie auf dem Gelände der verfallenen Wehrheimer Burg den Bauplatz ab und fangen an, ein 1,30 Meter tiefes Fundament auszuschachten. Der Burgplatz scheint unbestritten trierischer Besitz gewesen zu sein. Als Baumaterial dienen Turm- und Mauerreste, die noch so zahlreich vorhanden sind, daß sie die schlimmsten Befürchtungen des argwöhnischen protestantischen Pfarrers bestätigen. "An der Kirche (!) wird zwar nur von einem mit einem Jungen gearbeitet. Vermutlich werden sie es aber mit Ernst angreifen, weil sie einen großen Haufen Sand haben herbeifahren lassen, auch durch Umreißung einer alten Mauer und Abbrechung eines in der Ringmauer gestandenen Stückes Turm viele Steine an der Hand haben", teilt er kaum acht Wochen später den Räten in Dillenburg mit.

Als Kurtrier obendrein befiehlt, daß alle Untertanen Frohnfuhren leisten sollen, ist das Maß voll. Die Protestanten gehen zum Gegenangriff über: Sie verbieten den Erlaß mit der Begründung, daß die Katholiken eine Kirche bauen - und haben Erfolg. Trier steckt zurück und zahlt die Fuhren alleine. Ende August ist es dann mit bloßem Auge zu sehen: Die Rundbogenfenster, zwölf "Schuh" über der Erde, gehören zu einer Kirche. Als sich die Katholiken im Mai des folgenden Jahres nicht scheuen, zu guter Letzt den Altar aus der Usinger Schloßkapelle im Neubau aufstellen, überrascht das niemanden mehr.

Längst laufen die Protestanten schon Sturm. Immerhin: Sie schalten höchste Instanzen in den Streit ein und können die geplante Einweihung an Maria Himmelfahrt verhindern. Der König von Preußen hat dem Fürsten von Nassau- Dillenburg Hilfe versprochen. Aber auch die Katholiken sichern sich Unterstützung zu: Kein geringerer als Papst Clemens XI läßt seinen "geliebten Sohn", den Trierer Kurfürsten, wissen, daß er "mit großer väterlicher Freude" dessen standhaftes Verhalten in der Sache vernommen habe. Sein Wohlgefallen verbindet der Oberhirte allerdings mit der Ermahnung, die Gottesdienste in der neuen Kapelle nicht durch die Ränke der "Irrgläubigen" zu verzögern.

Der Fall ist zwischenzeitlich auch vor weltlichen Richtern gelandet. Das Reichskammergericht in Wetzlar weist die Klage der Gemeinde auf Bauverbot zurück und fordert eine Einigung der "Herrenstände". Diesen steht es nach dem Westfälischen Frieden alleine zu, die Religion zu bestimmen. Die "Herrenstände" einigen sich überraschend schnell. Der Landgraf von Hessen kann plötzlich nach einer Überprüfung in den nassauischen Verträgen nichts mehr finden, daß "Pfarr, Schul und Kirche mit allen Renten und Rechten" nur in lutherischen Händen bleiben müssen. Er läßt den Kurfürsten von Trier daher wissen, daß die Katholischen in ihrer Religionsausübung weiter nicht gestört werden.

Am 24. August 1713 wird zum ersten Mal in St. Michael die heilige Messe gelesen - und dazu mit der Rathausglocke geläutet. Erst rund 100 Jahre später erhält der schlichte Bau seine heutige Gestalt: Weil die Gemeinde der Kirche die Rathausglocke überläßt, bekommt das Dach einen Aufbau. Noch bis zum Jahre 1812 lagern die katholischen Wehrheimer übrigens auf dem Speicher der Kirche ihre Fruchtabgaben für den kurtrierischen Landesherrn.

Nachdem die Außenfassade von St. Michael vor zwei Jahren renoviert wurde, soll noch im Januar die Sanierung des Kircheninneren beginnen. Fußboden, Wände und Heizung werden überholt; die letzten Erhaltungsarbeiten liegen rund 30 Jahre zurück. Die Geschichte der St. Michaels-Kirche, über die in diesem Jahr ein Führer erscheinen soll, ist auch in einem Heft von Johanna Koppenhöfer vom "Geschichts- und Heimatverein Wehrheim" nachzulesen.

CLAUDIA NENNINGER

FREIZEIT UND FAMILIE &blt;&blt;

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VII

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII

MAIN-KINZIG-KREIS VIII

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Frankreich/Italien Neuer Tunnel geplant

Nach langjährigen Diskussionen haben sich Italien und Frankreich über den Bau einer neuen Autobahn zwischen Piemont und der Provence geeinigt. Die 90 Kilometer lange Strecke, für deren Bau zehn bis 15 Jahre benötigt werden, wird Cuneo mit Nizza verbinden und in einem 15 bis 21 Kilometer langen Alpentunnel unter dem Naturpark Mercantour verlaufen. Bei der Streckenführung will man die Umwelt, wie Franzosen und Italiener betonen, in weitesten Maße schonen.

Die neue Verbindung - geschätzte Kosten: umgerechnet rund vier bis sechs Milliarden Mark - soll künftig als zusätzliche Ost-West-Achse den Verkehr zwischen Spanien und den Balkanländern über Südfrankreich und Norditalien erleichtern. Der Verkehr an der italienisch-französischen Grenze hat in den letzten Jahren beachtlich zugenommen und liegt derzeit bei 40 000 bis 65 000 Fahrzeugen pro Tag. faf

Aufforstung im Schatten der Militärs

Von Rita Neubauer (Cristian)

Wenn dunkle Wolken über Cristian aufziehen, kommt Hoffnung und Furcht auf. Hoffnung, daß nach monatelanger Trockenheit Regen den Staub von den Hütten wäscht, die ausgetrockneten Felder bewässert und die nackten Kinder im Schauer tanzen läßt. Doch Regen auf Haitis verkarsteten Böden verwandelt sich schnell in Fluten, die die letzten Erdkrumen wegwaschen, die kleinen Pflanzen mitreißen und die tagelange Mühsal der Aussaat in Sekunden zum Nichts gerinnen lassen.

"Jahrelange Dürre ist ein Fluch für haitianische Bauern, aber Regen ist nicht immer ein Segen", meint Pierre Burkhalter, während er in einem Haufen trockenen Reisigs stochert. Der Haufen gehört zu Burkhalters Aufforstungsprojekt ebenso wie die unter Plastikfolie geschützten Setzlinge. Damit will der Schweizer Entwicklungshelfer einer weiteren Erosion von Cristians ausgelaugten Böden begegnen. Schnellwachsende Bäume sollen verhindern, daß die Artibonite-Gegend, rund 100 Kilometer von der Hauptstadt Port-au-Prince entfernt, wie andere Ebenen der Karibikrepublik völlig zu einer waldlosen Mondlandschaft verkommt.

Die Zeit drängt, denn 96 Prozent des einstigen Waldbestandes Haitis sind bereits für immer verloren. Und dem kümmerlichen Rest rücken hungrige Bauern zu Leibe, verkokeln ihn zu Holzkohle oder schlagen die letzten Stämme zur Landgewinnung. Es scheint ein aussichtsloser Kampf, den Burkhalter zusammen mit rund 80 Beschäftigten ficht. Denn es ist nicht nur ein Kampf gegen Abholzung, Ignoranz und einen teuflischen Kreislauf aus Verelendung, Unterernährung und Resignation, es ist nun auch ein Kampf gegen die Staatsgewalt.

Vor gut einem Jahr scheiterte der siebenmonatige Versuch, das Armenhaus Lateinamerikas zu demokratisieren. Die Militärs stürzten den ersten demokratisch gewählten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide. Seitdem ist der Status quo wiederhergestellt: für die Bourgeoisie, die sich aus Furcht vor Aristides flammenden Reden selbst hinter hohen, mit Stacheldraht bewehrten Mauern nicht mehr sicher fühlte und jeden Moment einen wütenden Mob mit brennenden Autoreifen in ihren Vorgarten stürzen sah. Und für die Ärmsten der Armen, die neben stinkenden Kanälen in ihren Elendshütten oder auf einem unfruchtbaren Boden weiter ihr erbärmliches Leben fristen und wieder einmal die Hoffnung auf Veränderung begraben mußten.

Die Trendwende bekommt auch Burkhalter zu spüren. "Vor den Wahlen 1990 lag Spannung in der Luft, die Leute erwachten, sie glaubten, daß sie endlich etwas verändern können. Mit der Wahl Aristides dachten sie über den Tag hinaus, machten Pläne für morgen", beschreibt der 37jährige eine seltene Atmosphäre in Haiti. "Doch nach dem Coup änderte es sich radikal. Die Leute haben Angst".

Diese Angst kommt in Cristian in Gestalt eines dünnen Sektionschefs daher, der im Auftrag der Militärs für Ruhe und Ordnung sorgt. Natürlich fällt Aufforstung nicht in den Bereich von Milo. Und dennoch ist das Projekt der Mennoniten-Kirche den Militärs ein Dorn im Auge. "In dem Projekt sind Bauern organisiert und schon deshalb verdächtig. Alles, was nach Bauernorganisation aussieht, gilt als subversiv, als kommunistisch", erklärt Burkhalter. Der Terror ist knallhart oder subtil - je nach Laune der "macoutes", wie die Helfershelfer des Sektionschefs im Volksmund heißen. Parallelen zu den "Tonton Macoutes", den Schergen des 1986 gestürzten Diktators Jean-Claude Duvalier, sind nicht zufällig.

Bauern werden unter fadenscheinigen Gründen verhaftet. Zum Beispiel, wenn sie nächtens ihre Bohnenfelder bewässern. Schweine-Kooperativen sehen sich plötzlich einiger Tiere verlustig. In anderen Dörfern brannten Sektionschefs Häuser der unter Aristide gewählten Gemeindevorsteher nieder oder kassieren ab. Wer nicht zahlt, bekommt die Allgewalt einer kleinen Clique schmerzhaft zu spüren. "Auf dem Land herrschen keine Gesetze mehr, es herrscht nur noch das Gesetz des Stärkeren", schimpft wortgewaltig der Geistliche Antoine Adrien, der eine lange Liste von Menschenrechtsverletzungen präsentiert.

Eine Gratwanderung vollführen auch die rechtmäßig gewählten Gemeinderäte. Obwohl er nachdrücklich betont, keine Probleme mit Milo zu haben, gibt Wilbert Deceus zu, daß sich seine Arbeit kompliziert hat. "Es herrscht ein Versammlungsverbot, wie soll man da arbeiten?" sagt der 31jährige, der selbst nach dem Coup kurzfristig untertauchte. Er hält die Situation gar für schlimmer als unter Duvalier. "Es herrscht mehr Unsicherheit." Milo kann solche Äußerungen nicht verstehen. "Seit dem Putsch leben wir wieder in Ruhe und Frieden", sagt er und holt sich Bestätigung bei einem Dutzend muskulöser Jungs. "Ich beschütze die Leute, und das gefällt nicht allen", erklärt er mit einer entwaffnenden Logik.

Burkhalter kann auf diese Art Schutz verzichten. So wurde er vor einem Jahr plötzlich verdächtigt, subversive Pamphlete zu verbreiten. Flugblätter tauchten in Cristian auf, die die Machenschaften von Milo und Konsorten denunzierten. Da Burkhalter als einziger in Cristian eine Schreibmaschine besitzt, war für die Militärs jeder Zweifel an seiner "Täterschaft" ausgeschlossen. Er wurde nach Veret zum örtlichen Polizeichef zitiert. Eine Nacht verbrachte er dort, dann wurde die Sache "vergessen". "Als ich kein Geld anbot, dafür aber eine gerichtliche Untersuchung verlangte, waren sie nicht mehr interessiert", sagt der Schweizer aus dem Jura, der bislang den sinistren Interessen der Militärs, ihn loszuwerden, trotzt.

Drei weitere Jahre will er bleiben, als letzter von einst fünf Mennoniten- Kollegen. Ein riesiges Alpenposter in seinem Wohnzimmer kontrastiert scharf mit der trocken-heißen Realität vor seiner Hütte, wo Bananenstauden wachsen und Hühner im Sand scharren. Er will bleiben, auch wenn er weiterhin mit dem Sektionschef zu Rande kommen muß, denn eine Rückkehr Aristides und eine Normalisierung der politischen und wirtschaftlichen Situation in Haiti scheint immer unwahrscheinlicher. "Ich arbeite in der Wiederaufforstung, das hat nichts mit Politik zu tun. Erst wenn sie mir nachweisen, daß ich politisch tätig bin, dann werden sie mich hier los", sagt er selbstsicher.

ROCK-RUNDSCHAU &blt;&blt;&blt;&blt;

Redaktion: Heitken Schwarzenau

MAIN-KINZIG-KREIS II

Das Auf- oder Abspecken Liebigschule: Information über richtige Ernährung

FRANKFURT-NORDWEST. "Was bin ich froh, daß ich kein Dicker bin, denn dick sein ist 'ne Quälerei", singt Marius Müller-Westernhagen in seinem Lied "Dicke" und bekundet auf seine Weise Sympathie zu den korpulenteren Mitbürgern. Aber nicht nur Fettleibigkeit, auch ihr Gegenstück, die Magersucht, sind Zivilisationskrankheiten unserer Zeit.

Die wachsende Zahl von Arbeitsplätzen im Dienstleistungsbereich, die Automatisierung und Mechanisierung in allen Lebensbereichen führen zu Bewegungsmangelkrankheiten, wie Übergewicht oder schlechte Haltung; mit der Zunahme von Hektik und Streß gehen häufig psychische Probleme einher, die auch als Magersucht auftreten können. Bei all den Phänomenen spielt die falsche Ernährung eine entscheidende Rolle.

Dieses Thema hatten sich fünf Lehrer der Liebigschule gestellt und in der Veranstaltungsreihe "Lehrer, Schüler und Eltern forschen gemeinsam" einen zeitgemäßen, jedem persönlich angepaßten Speiseplan ausgetüftelt. Darüber hinaus vermittelten sie den Zuhörern Wissenswertes über die Energieversorgung des Menschen und über Inhaltsstoffe der einzelnen Nahrungsmittel.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde den etwa 40 Eltern und Schülern die Folgen falscher Ernährung bildhaft vor Augen geführt. Das Dia des fettleibigen japanischen Sumo-Ringers - in diesem Zusammenhang ein unpassendes Beispiel - hinterließ bei einem Schüler den größten Eindruck: "Ich habe in einem Film gesehen, die ernähren sich nur von Reis." Lehrer Ulrich Bossert korrigierte: Ein Sumo-Kämpfer verzehre zwischen acht und zehn Kilo Fleisch am Tag.

Nach dem Diavortrag wurde die Frage nach dem Idealgewicht diskutiert. Ulrich Bossert bevorzugt den "Body Mass Index". Dabei läßt es sich am einfachsten mit der "Broca-Formel" arbeiten, in der das richtige Körpergewicht aus Körpergröße in Zentimetern minus der Zahl "Hundert" berechnet werden kann.

Je komplizierter die Namen der Formeln, desto umständlicher der Weg zum Ziel; so wird beim "Body Mass Index" das Körpergewicht durch die Körpergröße im Quadrat geteilt, um dann den erhaltenen Quotienten mit einem Index, dessen Normwerte im Bereich einer Zahlenskala von 18 bis 30 liegen, zu vergleichen.

Trotz größerer Komplexität - Ulrich Bossert favorisiert nicht nur aufgrund genauerer Werte den "Body Mass Index": "Da komme ich am günstigsten bei weg!", erklärt er die praktischen Vorzüge der zweiten Formel. Ist der Homus Phlegmatikus erst einmal aus seiner Nahrungsgleichgültigkeit erweckt und hat nach mühsamen Ab- oder Aufspecken sein Idealgewicht erreicht, so sollte er sich um dessen Erhaltung kümmern. Wieder ist der Mathematiker gefragt, denn entscheidend ist die Berechnung des täglichen Energieverbrauchs, der dann wiederum durch entsprechende quantitative und qualitative Aufnahme an Nahrungsmitteln gedeckt werden muß.

Abschließend bestimmte jeder der Anwesenden seinen persönlichen Tagesumsatz und verglich den eigenen Konsum von Energieträgern wie Stärke und Fett mit der genormt notwendigen Menge.

Nicht selten waren Ausrufe des Entsetzens, wie "Ah" und "Oh" zu hören, die die allzu genießerischen Zeitgenossen entlarvten. Ob die Veranstaltung ein erster Schritt zur bewußten Ernährung war? Vielleicht kann der eine oder andere Teilnehmer demnächst den Nachsatz in Westernhagens Lied "Dicke" für sich beanspruchen: "Was bin ich froh, daß ich so 'n dürrer Hering bin!" *ole

MAIN-RHEIN-MAIN &blt;&blt;&blt;

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18

REISE UND ERHOLUNG M 4

REISE UND ERHOLUNG M 6

NACHRICHTEN 4

Reiseredaktion: Ulla Schickling und Herbert Fritz

NACHRICHTEN 5

Heute ins Kino: Bob Roberts

Wahlkampf in Amerika, das sind große Worte über Anstand und Moral, über Vaterlandsliebe und Gottvertrauen. Ganz ernst nehmen das nicht einmal die Amerikaner, denn zur Wahl geht in den USA nur eine Minderheit der Bürger: Es lohnt nicht, sich über Politik aufzuregen.

Zum Aufregen über Politik ruft "Bob Roberts" auf - der Film ist, seit Robert Altmans "Nashville", die schärfste Kritik im "großen" Kino am amerikanischen Politikverständnis, das zur Show verkommen ist. Tim Robbins, Regisseur und Hauptdarsteller, führt den Aufstieg von Bob Roberts vor, eines Folk-Sängers, der mit Yuppie-Parolen und Drogengeld im Rücken seine Wahl zum Senator betreibt - ein Rattenfänger mit Gitarre.

Die Medien stehen kopf, junge Leute reißen sich um Tickets, und alle stimmen sie ein in Roberts' Credo: "The Times Are Changing Back". Nicht nur, weil Tim Robbins seine Figur die Lieder und Parolen der Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre in ihr groteskes Gegenteil verkehren läßt, geht der Film unter die Haut: Er zerpflückt systematisch den schönen Schein. Dabei erzählt der Regisseur in Form eines Dokumentarfilms im Film - ein Fernsehteam begleitet den Kandidaten auf seiner Wahltour.

Als ein kritischer Journalist die Hintermänner zu entlarven droht, als erste Zweifel an Roberts' Integrität geäußert werden, läßt der Kandidat ein Attentat vortäuschen und gewinnt, im Rollstuhl sitzend, souverän die Wahl. (Jetzt wieder im Filmforum Höchst, Emmerich-Josef-Straße.) hge

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FEUILLETON 7

Reise an biblische Orte Die Gutleutgemeinde besucht 1993 Israel

GUTLEUT. "Zu Beginn hatten wir befürchtet, die Freizeit könnte nicht mit genügend Leuten besetzt werden. Deshalb wollten wir sehr intensiv werben", erzählt Evelyn Müller, Gemeindepädagogin der evangelischen Gutleutgemeinde. Doch die Sorgen waren umsonst: Insgesamt haben sich etwa 50 Teilnehmer gemeldet, die bei der großen Israel-Rundreise Anfang April dieses Jahres mitfahren möchten. Bis dahin trifft sich die Gruppe jeden Dienstag um 18 Uhr im Gemeindezentrum, um die Reise vorzubereiten.

Diese soll von Eilat am Roten Meer durch die Wüste und dann an der Westküste bis Galiläa entlangführen. Übernachtet wird im Gästehaus eines Kibbuz. Weitere Stationen der Rundreise werden unter anderem das Tote Meer mit den historischen Städten Jericho und Massada sein sowie Hebron, der Berg Sinai und Jerusalem: "Das sind die wichtigsten Punkte der biblischen Geschichte, die wir im Heimatland Jesu besichtigen wollen".

Die Teilnehmer sind fast alle Mitglieder der Gemeinde und zwischen 50 und 70 Jahre alt: "Jugendliche gibt es hier bei uns kaum. Weil das Viertel überaltert ist, haben wir erst im Jahr 1992 seit langem wieder einmal eine vierköpfige Konfirmandengruppe bilden können", erklärt Evelyn Müller.

Die Pädagogin und der Pfarrer Johannes Herrmann haben gemeinsam die Reise vorbereitet und werden auch als Begleiter mitfahren. Geplant ist die Nahost- Reise schon seit langer Zeit. Aber aus organisatorischen Gründen fuhr die Gemeinde in den beiden vorvergangenen Jahren nach Dänemark.

Doch gleich wohin der gemeinsame Urlaub auch geht: "Wir sind eine sehr familiäre Gemeinde, man kennt sich eben untereinander", sagt Müller. Eine Reise sei deswegen auch immer ein "zwischenmenschliches Treffen". laf

SPORTRUNDSCHAU 16

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REISE UND ERHOLUNG M 3

Den "Unort" zum Treffpunkt geadelt Architekten-Bund vergab Preise für Nachwuchs-Entwürfe und "Am Weißen Stein"

FRANKFURT A. M. Wenn Landschaftsarchitekt Stephan Becsei beschreiben soll, wie der Platz Am Weißen Stein in Eschersheim vor 1988 aussah, nennt er ihn einen "Unort": "Es war kein Platz, sondern nur eine Verkehrsinsel, ein Verkehrsknotenpunkt, ganz trostlos." Gemeinsam mit seiner Frau, der Architektin Christine Hackenbracht-Becsei, machte er daraus einen Treffpunkt, auf dem Blumen wachsen, ein Brunnen plätschert und Bänke zum Verweilen einladen. Das wissen nicht nur die Eschersheimer Bürger und der zuständige Ortsbeirat 9 zu schätzen.

Dieser Tage wurde das Architekten- Team gemeinsam mit sieben anderen Büros mit dem Förderpreis für junge Architekten ausgezeichnet, den der hessische Landesverband des "Bundes Deutscher Architekten" (BDA) zum ersten Mal ausgeschrieben hatte.

"Wir wollten damit auch junge Architekten für unseren Verband werben", betonte der hessische BDA-Landesvorsitzende Hans Waechter. Gleichzeitig sollten Projekte ausgezeichnet werden, die sich "aus der stumpfen Geistesarmut der Städte" hervorheben, "aus langweiligen Häuserreihen schüchtern als Kunstwerk aufflackern" und einen "qualifizierten Beitrag zur Baukultur" leisten. Voraussetzung: Das Projekt der Nachwuchsarchitekten sollte nicht nur geplant, sondern fertig gebaut sein.

Außerdem sollten die Bewerber "jung" - das heißt für den BDA nach dem 1. Januar 1955 geboren - sein. "Das nächste Mal werden wir das Alter vermutlich etwas anheben", überlegte Waechter, der an der Technischen Hochschule in Darmstadt lehrt. "Oft sind die Architekten ja schon 30 Jahre alt, wenn sie ihr Diplom machen."

Mit der niedrigen Altersgrenze erklärte sich der hessische Landesvorstand auch, warum sich nicht mehr als 18 junge Architekten aus Hessen am Wettbewerb beteiligten. "Hätten wir die Altersgrenze um ein paar Jahre höher angesetzt, wir hätten viel mehr Bewerber gehabt."

Zufrieden mit den Projekten war die Jury dennoch. Besonders gefiel ihnen ein Verwaltungsbau in Darmstadt-Eberstadt: mit 4000 Mark wurden die Architekten Mathias Lengfeld und Kay Wilisch für das flache Gebäude mit weiten Glaswänden und farbigen Stahlkonstruktionen belohnt. Je 1000 Mark bekamen die Architekten Harald Mathes aus Fulda für ein Einfamilienhaus und Andreas Ollertz für die Aufstockung eines Verwaltungsgebäudes. Siegrun Reuter erhielt 1000 Mark für den Anbau eines Wohnhauses in Lauterbach, Till Schneider und Michael Schumacher für eine Töpferei in Stade und Monika Weber-Pahl und ihr Mann Burkhard Pahl für ein Firmengebäude in Bad Laasphe.

Auch die Frankfurter Architekten des Platzes Am Weißen Stein sind um 1000 Mark, eine Urkunde und um ein dickes Lob der Fachwelt reicher. "Die relativ nichtssagende Umgebung erhält einen neuen Mittelpunkt", jubelte die Jury in ihrer Beurteilung. "Die desolate Umgebung" werde aufgewertet durch die schöne Galerie und landschaftsplanerische Akzente.

Damit belohnte der BDA im nachhinein eine Arbeit, die mehr Mühe kostete, als ein Passant heute ahnen mag. Mehr als vier Jahre hat das Ehepaar an dem 1,8 Millionen Mark teuren Platz geplant und sich mit der Verwaltung der Stadt auseinandergesetzt. "Insgesamt 14 Ämter waren an der Gestaltung beteiligt. Alles mußte abgstimmt werden", erinnerte sich Stephan Becsei. Außerdem mischten auch die Freizeit-Politiker aus dem Ortsbeirat 9 mit: "Es zog und zog sich."

Oft standen die städtischen Angestellten (federführend war das Garten- und Friedhofsamt) der Arbeit auch skeptisch gegenüber. "Man hat befürchtet, daß viel zerstört wird", erzählte Becsei, der Brunnen beispielsweise oder der kleine "Obelisk". Mittlerweile sei "aber doch jeder so ziemlich zufrieden". *sen

Der schwierige Weg der Frauen aus dem "Sumpf"

Thailänderinnen, eine feinabgestimmte Mischung aus Thais, Chinesen und Khmer, sind nicht nur von einer geradezu märchenhaften Anmut. Sie entwickeln auch, wenn man sie fördert, eine äußerst angenehme Art der Anhänglichkeit - so oder ähnlich locken Reiseprospekte den männlichen Touristen ins "Land der Freien" nach Thailand und malen zugleich das Bild der schönen, gefügigen und anspruchslosen Thaifrau.

Daß solch ein Charakteristikum nicht nur in den Köpfen unverbesserlicher Machos herumgeistert, die mehr oder weniger romantisch darin das Ideal ihrer Traumfrau sehen, sondern sogar die landläufige Meinung darstellt, ärgert die Mitarbeiterinnen der ökumenischen Asiengruppe, die sich der Probleme und Belange in Not geratener thailändischer und philippinischer Frauen in Frankfurt annimmt. Nicht zuletzt bestimmt solch ein Image die Nachfrage, woraus sich wiederum ein Angebot ableitet - und das ist groß in der hessischen Metropole.

Vielschichtig sind die Schwierigkeiten, mit denen Thais oder Filipinas auf die Asiengruppe zukommen. Angefangen bei Eheproblemen mit deutschen Männern bis hin zur Beratung und Aufklärung in Bordellen - keine Arbeit für leicht erregbare Gemüter. Dabei ist Sensibilität gegenüber den Frauen gefragt, besonders wenn Schwierigkeiten auftreten, die sich durch die Gruppe nicht lösen lassen.

Beispielsweise das Leben vieler asiatischer Prostituierten oder sogenannter "Haushaltshilfen" in der Illegalität. Durch diesen Umstand völlig in den Händen der Zuhälter und anderer "Schutzpatrone", nutzen diese die Situation der Frauen maßlos aus. Ein Beispiel parasitären Verhaltens sind die völlig überzogenen Mieten skrupelloser Bordellbesitzer; so müssen die Hostessen im Bahnhofsviertel für ein Zimmer häufig mehr als 250 Mark pro Tag(!) berappen. Bei einer Bezahlung zwischen 30 und 50 Mark für die "einfache Nummer" sind demnach mindestens fünf Freier vonnöten, allein um die Tagesmiete zu decken.

Seit Jahren wird in den großen Parteien heftig über eine Legalisierung der Frauen aus Asien, Afrika und Übersee debattiert. Immer scheiterte jedoch eine Lösung zugunsten der Betroffenen, stand die deutsche Ausländergesetzgebung der Aufenthaltsgenehmigung im Wege.

So sind bei diesem heiklen Thema auch der ökumenischen Asiengruppe die Hände gebunden; es bleibt den Mitarbeitern nichts anderes übrig, als die hilfesuchenden Frauen auf die undankbare Wahl zwischen Abschiebung und Heirat zu verweisen. "Oft erfahren wir dann schon zwei Wochen später, daß die betreffende Dame geheiratet hat", veranschaulicht Fabienne Zwankhuizen das panikartige Ergreifen der "letzten Chance", im Gastland zu bleiben - die Eheschließung ausschließlich zum Zwecke der Aufenthaltsmöglichkeit.

Die meisten Thais und Filipinas wählen diesen Weg, denn nicht selten bedeutet Abschiebung eine weitere Verelendung. So werden die Frauen häufig von ihren Familien verstoßen oder geraten durch Hintermänner sofort wieder in die Bundesrepublik. Der Weg ins "gelobte Land des Westens" beginnt für die meisten Asiatinnen durch Schlepperbanden und sogenannte "Heiratsvermittlungen".

Diese locken die Frauen unter falschen Bedingungen nach Deutschland - versprechen beispielsweise eine Arbeit in einem Krankenhaus - und schicken sie schließlich als illegale Putzhilfen häufig in die Haushalte amerikanischer Army- angehöriger oder zu deutschen Männern. Das alles stimmt mit den Versprechungen nicht im geringsten überein.

Die Situation in Frankfurts Bordellen bestätigt, wie die Odyssee oft auch in schmuddeligen und verdreckten "Puffs" endet, die jegliche Art menschlicher Würde mit Füßen zu treten scheinen.

Philippinische Frauen gleiten im Gegensatz zu den Thais nur selten oder gar nicht in die Prostitution ab, erklärt Ulla Mikola, die Leiterin der ökumenischen Asiengruppe. Sie arbeiten vielmehr in den bereits angesprochenen Haushalten als illegale Arbeitskräfte. Ihr Vorteil im Vergleich zu den Mädchen aus dem "Land des Lächelns" ist die überwiegende Kenntnis der englischen und spanischen Sprache. Die Thai-Frauen hingegen sind auf Übersetzung angewiesen, was einen weiteren Schritt in Richtung Abhängigkeit und Wehrlosigkeit bedeutet.

Oft ist auch gerade deshalb das Selbstwertgefühl dieser Frauen zutiefst erschüttert. Zudem erschweren die sprachlichen Hindernisse den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Sozialhelfern wie der Asiengruppe und ihrer Klienten. Eine Beratung der Thais, aber auch der Filipinas durch Landsfrauen und zusätzlich ein Angebot von Sprachkursen sollen Barrieren dieser Art brechen helfen.

Die ökumenische Asiengruppe e. V. ist 1980 aus der Weltgebetstagsbewegung heraus entstanden. Damals behandelten thailändische Frauen die Probleme des Sextourismus und des Menschenhandels. Seit seiner Gründung vor zwölf Jahren ist der Verein bereits sechsmal umgezogen; zuletzt am 30. Oktober des abgelaufenen Jahres in die Feuerbachstraße 31.

Wenn es nach dem Wunsch ihrer Mitarbeiterinnen geht, so soll das der letzte Tapetenwechsel gewesen sein. Ziel der Gruppe ist die angesprochene, äußerst problematische Situation der Frauen aus Thailand oder von den Philippinen durch Sozialarbeit und langfristig durch Veränderung der politischen und gesellschaftlichen Strukturen zu verbessern.

Im Klartext bedeutet das ein Betätigungsfeld, daß sich von der Beratung und Unterstützung der Frauen in aktuellen Notsituationen über interkulturelle Familienarbeit und vielfältigen Bildungsangeboten bis hin zum Aufbau eines Selbsthilfenetzes erstreckt.

Mit einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit sollen Ursachen, Hintergründe, Strukturen, Interessen und Nutznießer des kommerziellen Frauenhandels und Sextourismus dem breiten Publikum dargestellt werden. Ein großes Anliegen sind den Mitarbeiterinnen der Asiengruppe umfassende Diskussionen, in denen sexistische und rassistische Mythen abgeschafft werden sollen, die für die irrealen Bilder der erotischen, exotischen und dienenden Asiatin verantwortlich sind - nicht zuletzt eine Wurzel des Übels.

Dazu tragen dann auch die Worte Dr. Friedrich Fuhs vom Institut für international vergleichende Agrarpolitik und Agrarsoziologie in Heidelberg bei. Dr. Fuh belehrt in sachlicher Form alle die eines Besseren, die immer noch glauben, die Schönheiten aus dem "Land des Lächelns" seien nur eigens für die Gelüste des Mannes geschaffen:

"Dennoch hat die Frau in der Familie eine starke Stellung, da sie für die täglichen Verkäufe und Einkäufe am örtlichen Markt verantwortlich ist und in vielen Fällen auch die Familienkasse verwaltet. Es ist auch nicht ungewöhnlich, wenn die Frau die Familie in Dorfversammlungen vertritt." ole

Menschen aus dem Stadtteil: Johanna Hoffmann verläßt den Ortsbeirat 5 "Schule der Demokratie" absolviert

NIEDERRAD. Die Arbeit im Ortsbeirat erfordert einen langen Atem: Es kann bekanntlich sehr lange dauern, bis die Vorschläge der Stadtteilpolitiker Realität werden, und "stimmen" die Mehrheiten im Römer nicht, dann sind die kunstvoll formulierten Anträge bisweilen das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben wurden. Die Sozialdemokratin Johanna Hoffmann hat alle Höhen und Tiefen dieser politischen Tätigkeit erlebt: Seit der "Geburtsstunde" der Ortsbeiräte FR-Porträt 1972 hat sie die Interessen der Niederräder im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) engagiert vertreten - kürzlich wurde sie für dieses ehrenamtliche Engagement von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler mit der goldenen Römerplakette ausgezeichnet.

"Ich wollte immer, daß sich die Bevölkerung selbst für den Stadtteil stark macht und nicht alles hinnimmt, was von oben kommt", kennzeichnet die 68jährige ihren politischen Anspruch an die Mitwirkung im Ortsbeirat, den sie als "Schule der Demokratie" bezeichnet. Johanna Hoffmann hat schnell gemerkt, daß eine der Hauptaufgaben dieser Stadtteilgremien darin zu suchen ist, den Unmut der Bevölkerung über die Politik des Magistrates aufzufangen: "Diesen Unmut in Aktivitäten umzusetzen, das ist mein Traum", sagt die seit zehn Jahren pensionierte Lehrerin mit ihrer leisen, eindringlichen Stimme.

Damit die Niederräder am politischen Leben teilhaben können, hat sie sich mit eigenen Artikeln in den Stadtteilzeitungen immer wieder zu Wort gemeldet: Sie setzte sich für Verkehrsberuhigung in der Heinrich-Seliger-Straße ein, kämpfte für den Kinderspielplatz auf dem Haardtwaldplatz und sorgte für die Bushaltestelle unter dem S-Bahnhof - um nur einige Beispiele zu nennen. Als größten persönlichen Erfolg sieht sie den ampelgeregelten Fußgängerüberweg an der Ecke Rennbahnstraße/Schwarzwaldstraße: "Ich habe zehn Jahre gebraucht, um das durchzusetzen."

Neben diesen Erfolgen stehen auch politische Niederlagen, die die seit 1957 in Niederrad ansässige Sozialdemokratin unumwunden eingesteht: So sei es ihr nicht gelungen, gegen den Widerstand des Schuldezernenten Peter Rhein (CDU) den Ausbau der Oberschule in Goldstein voranzutreiben. "Ich habe mit dem geredet wie mit einem lahmen Esel", sagt Hoffmann mit einem Augenzwinkern. Noch heute müssen die Niederräder Abiturienten den Weg in weiter entfernte Stadtteile in Kauf nehmen.

Auch ihr Kampf für eine Öffnung des von den Niederräder Vereinen mit Beschlag belegten Mainufers für die Öffentlichkeit war bis heute nicht von Erfolg gekrönt: Ein erster Versuch, die Vereine zurückzudrängen, sei bereits in der zweiten Wahlperiode des Stadtteilgremiums durch das Abstimmungsverhalten des Koalitionspartners FDP "baden" gegangen. "Das Problem ist bis heute nicht gelöst", stellt Johanna Hoffmann mit einem Schulterzucken fest. Diese Mißerfolge hat sie verwunden: "Resignation, das liegt mir gar nicht", meint die ehemalige Mathematik- und Sozialkundelehrerin kämpferisch.

1968 hatte sie sich der SPD angeschlossen. Schon vier Jahre später wurde sie für den Ortsbeirat nominiert: "Das war gar nicht so einfach, denn ich bin mit ausgesprochen linken Vorstellungen da reingegangen - die habe ich heute noch!", betont Hoffmann, die in der ersten Wahlperiode des Ortsbeirates 5 als Fraktionsvorsitzende der SPD amtierte. Als Sprungbrett für eine politische Karriere hat die bodenständige Frau den Ortsbeirat nie betrachtet: "Ich wollte das machen, was ich wirklich kann, und Beruf und Politik verbinden", sagt die vielseitig engagierte Hoffmann, die auch als Personalrätin tätig war und heute dem Kirchenvorstand der Paul- Gerhardt-Gemeinde angehört.

In der kommenden Wahlperiode wird Johanna Hoffmann nicht mehr im Ortsbeirat mitarbeiten. Sie will Platz machen für jüngere Genossen und sich nach dem Tod ihrer Schwiegertochter vor allem um die Enkelkinder kümmern. "Ich könnte mir auch vorstellen, daß ich mir mal wieder einige Vorlesungen an der Uni anhöre", sagt sie ein wenig nachdenklich. Von der Politik, die sie ein Leben lang beschäftigt hat, wird sie sich nicht ganz und gar zurückziehen: Johanna Hoffmann gehört auch weiterhin dem Vorstand der SPD-Niederrad an. kan

Chance zum Gespräch blieb ungenutzt "Comic on": Theater thematisierte Gewalt unter Jugendlichen / Keine Diskussion

FRANKFURT A. M. "Die Six Packs sind Nummer eins in Town, wir können am besten draufhaun." Provozierendes und mitreißendes Theater erlebten an die 400 Schüler im Haus der Jugend am Deutschherrnufer. Das Kölner Ensemble "Comic on" spielte auf Einladung des städtischen Jugendamts vor Neunt- und Zehntkläßlern aus 20 Schulen. Thema des Rock- und Tanztheaterstücks war Gewalt unter Jugendlichen. Ein Thema, das die Schüler interessierte. Zustimmender Applaus und lautstarke Pfiffe zeigten jedenfalls, daß sie die Aufführung mit Aufmerksamkeit und Spannung verfolgten.

Das Keyboard auf der Mülltonne, das Schlagzeug im Einkaufswagen und Graffitis an der Wand - dieses Szenario symbolisierte die Lebenswelt der Jugendgang "Six Pack". Eine Welt, in der Ärger mit der Familie, Kummer mit Freund oder Freundin und Sorgen über die zunehmende Umweltzerstörung verdrängt werden. Klar ist den Heranwachsenden nur eines: Sie wollen nicht leben wie ihre Eltern: "arbeiten, nach Hause gehen und ins Bett fallen."

Statt dessen reagieren die Gang-Mitglieder ihre Aggressionen am gemeinsamen Gegner, einer anderen Jugendgang, ab. Dabei erleben sie sich als besonders stark: "Nach einer Schlägerei fühlst du dich einfach gut." Erst eine gerade als Mitglied akzeptierte Frau mit Mut zur Kritik öffnet ihren Freunden die Augen. Wer auf Menschen, die blutend auf dem Boden liegen, blind eindresche, sei für sie nicht die "Nummer eins".

Das Stück warb auch um Verständnis für die Situation von Jugendlichen, die ohne deutschen Paß in der Bundesrepublik leben. "Wir sind hier und in unserem Heimatland Ausländer", klagte der spanische Gangführer Paco. Seine griechische Freundin Loutsa war von zu Hause weggelaufen, um ihrem Bruder, dem "Wächter ihrer Ehre", zu entgehen.

Immer wieder forderten die Schauspieler mit gewagten Sprüchen ihr junges Publikum zu Reaktionen heraus. Die sollten nach dem Konzept der Theatergruppe eigentlich Ansatzpunkte für eine Diskussion mit den Jugendlichen sein. Doch die fiel in Frankfurt aus. Die Schüler verließen, ohne Kenntnis der Idee, nach dem Ende der Aufführung schlagartig den Saal. Die Abstimmung zwischen den Schulen und dem Jugendamt sei nicht optimal gewesen, gestand Sozialpädagogin Ellen Wolf von der Stadtjugendpflege später ein.

Damit verstrich die Chance für ein gemeinsames Nachdenken von Schülern, Schauspielern und Pädagogen über jugendliche Gewalt und Ausländerfeindlichkeit ungenutzt. *bay

Götterdämmerung der Systeme Stefan Breuer über die Selbstzerstörung der Zivilisation

Seit seinen Anfängen wird das "Projekt der Moderne" von Zerfallsprognosen begleitet, die den Untergang der technisch- industriellen Zivilisation voraussagen. Die kapitalistische Gesellschaft, so die Prophezeiung, steuere auf einen Abgrund zu, weil sie mit fortschreitender Rationalisierung ihre eigenen Grundlagen vernichte.

Stefan Breuer reiht sich mit seinem neuen Aufsatzband über die Gesellschaft des Veschwindens in diese apokalyptische Tradition ein. Im Unterschied zu dem messianischen Pathos, mit dem normalerweise der Verfall der technologischen Welt beschworen wird, beschreibt Breuer die unaufhaltsame Selbstzerstörung der modernen Zivilisation jedoch mit einer auf den ersten Blick erstaunlichen Nüchternheit: Diese Zivilisation - so die Grundthese - gehe mit größtmöglicher Wahrscheinlichkeit ihrem entropischen Ende, der absoluten Gleichgültigkeit aller gesellschaftlichen Inhalte und Formen, entgegen.

Den Grund dafür sieht Breuer vor allem in der Universalisierung des Wertgesetzes, das über die reine Zirkulationssphäre hinaus sämtliche Lebens- und Wissensbereiche durchdrungen habe. Die Herrschaft des Tauschverhältnisses leitet Breuer dabei im Anschluß an Marx aus der Verselbständigung der Warenform ab, die zu einer Welt sachlicher Abhängigkeiten, hochabstrakter Erfahrungsprozesse und anonymer Handlungszusammenhänge führe. Die Logik der Vergesellschaftung bedeute deshalb nicht individuelle Befreiung und soziale Transparenz, sondern Entpersönlichung und lükkenlose Funktionalisierung. Mit der Totalisierung der Wertform werde die Gesellschaft selbst zum Absoluten, das seinen Untergang schon in sich trage: die gottähnliche Autonomie des Sozialen schlägt in den Tod der Systeme um, die steuerungslos auf den Abgrund zurasen.

Illustriert wird diese Diagnose an unterschiedlichen theoretischen Ansätzen. Breuer zeigt, daß aus Elias' Zivilisierungstheorie weniger ein Zuwachs an Freiheit, als vielmehr der Umschlag vom unbewältigten Fremdzwang in ein neues Barbarentum von Gewalt und Verrohung folgt. Ähnlich wird anhand von Foucaults Machttheorie nachgewiesen, daß die Ursachen einer repressiven Disziplinierung nicht in politischen Diskursen, sondern in der Eigendynamik sozialer Subsyteme gesucht werden müssen, die über eine rigide Ökonomisierung der Zeit soziale Zwangsverhältnisse herstellen.

In einer zentralen Auseinandersetzung mit Adorno und Luhmann wird dieser Gedanke vertieft. Die Entmoralisierung der modernen Gesellschaft ist kein Herrschafts-, sondern ein Steuerungsproblem von Funktionssphären, die keiner normativen Kontrolle mehr unterstellt sind. Adornos Rede vom universalen Verblendungszusammenhang kehrt bei Luhmann in der Beschreibung autopoietischer Systemprozesse wieder: Die funktional differenzierte Gesellschaft bildet ein opakes Ganzes, das aus blind umeinanderkreisenden Teilen besteht, die der Gefahr der Kollision und damit des Gesamtkollapses ausgesetzt sind.

Den möglichen Umschlag der Selbstreferenz in Selbstzerstörung sieht Breuer insbesondere in der Entfaltung von Wissenschaft und Technik, die einen Grad an Perfektionierung erreicht haben, der eine menschliche Einflußnahme auszuschließen droht. Breuer kommt dabei nicht nur Friedrich Georg Jüngers eindringliche Warnung vor der riskanten Neutralität der Technik zu Hilfe, sondern vor allem Paul Virilios These von "Nihilismus der Geschwindigkeit". Bei aller Kritik an Virilios zwiespältiger Faszination durch den technologisch-militärischen Ausnahmezustand zeigt Breuer, daß die eigentliche Revolution der Moderne in einem neuartigen Zeitverständnis liegt, das auf der Grundlage der Tauschabstraktion zu einem operationellen Wissenschaftsbegriff und rein funktionalen Weltzugang geführt hat. Die Vernichtung des Raumes, die nach Virilio aus der Geschwindigkeit der modernen Verkehrsmittel resultiert, ist in Wahrheit eine Vernichtung der Zeit, die heute in die "Hyperrealität" der Neuen Medien und die gleichsam sakrale Dominanz der Hochtechnologien eingemündet ist.

Breuers Diagnose der "Hochgefahrenzivilisation", die längst über das Stadium der Risikogesellschaft hinausgelangt sei, ist zweifellos brillant. Mit souveräner Hand werden unterschiedliche Theoriebausteine zu einem erschreckenden Panorama der absoluten Gesellschaft verfugt, die in ihrer Gottähnlichkeit alles "Heilige" vernichtet hat. Allerdings besteht genau hier das entscheidende Problem. Daß die Selbstbezüglichkeit sozialer Systeme keine Handlungsmöglichkeiten mehr zuläßt, ist letztlich genausowenig plausibel wie die These von der negativen Totalität des Wertgesetzes. In beiden Fällen werden Teilaspekte für die Wahrheit des Ganzen ausgeben, denn weder die Selbstreferenz noch die Wertabstraktion sind universale Phänomene. Breuer schießt über das Ziel hinaus, weil er gewaltsam die Theorie über die Empirie stülpt, ohne einen objektiven Standpunkt angeben zu können, von dem aus der Zerfall sich bemessen ließe. Die katastrophische Prognose, daß die moderne Gesellschaft in einer Flammenburg zugrunde gehen werde, mit der Breuer sein Buch beendet, bleibt Prophetie. In der Rede von der Götterdämmerung der technischen Zivilisation offenbart sich der nüchterne Analytiker der Systeme schließlich doch noch als emphatischer Apokalyptiker des Untergangs. LUDGER HEIDBRINK

Stefan Breuer: Die Gesellschaft des Verschwindens. Von der Selbstzerstörung der technischen Zivilisation. Junius Verlag, Hamburg 1992. 200 Seiten, kt., 38 DM.

FEUILLETON 8

Die Jazz-Tänzerinnen des Turnvereins Seulberg gehen ambitioniert in das neue Jahr Eine Elf, auch wenn's mal piekst Verstärkung wird gesucht Von Eva Schuch FRIEDRICHSDORF. Tango und Jazztanz lassen sich tatsächlich sehr gut verbinden. Wer es nicht glaubt, der hat die Jazztänzerinnen des TV Seulbergs noch nicht gesehen. Unter der Leitung von Astrid Cornel kreierten sie kürzlich eine schwungvolle Folge zu einem Tango von Astor Piazollo, die sie Ende November beim Jazz-Dance-Cup in Oberursel das erste Mal präsentierten. In Schwarz mit goldenen Röcken, Stirnbändern und Handschuhen zeigten sie Drehungen, Sprünge und "Jazzfalls" (bei denen sich die Tänzerinnen auf den Boden fallen ließen). Und nach zwei Minuten war alles vorbei, was viel Arbeit, Nerven und Zeit gekostet hatte. Belohnt wurden sie als einzige hessische Mannschaft in dieser Disziplin mit dem 13. Platz von 20. Astrid Cornel ist sehr stolz auf ihre Leute: "Wir haben nur drei Wochen trainiert und waren froh, überhaupt dabei zu sein."

Doch auch wenn kein Auftritt vor der Tür steht, bringt sie ihre Leute ganz schön zum Schwitzen. Jeden Mittwoch heißt es in der Seulberger Hardtwaldhalle eineinhalb Stunden lang dehnen, springen, Kondition bimsen und die Tanzfolge einüben. "Da kommt keine trocken aus der Halle", gibt die Trainerin zu, aber die Motivation ist dennoch sehr gut.

Einige der Damen tanzen mit ihr bereits seit 1987 auf dieser Wettkampfebene. Vorher gab es eine Jazzgymnastikgruppe, die mittlerweile 20 bis 30 Frauen als Ausgleich zur täglichen Haus- und Büroarbeit besuchen. Als 1988 der Turngau Feldberg zum ersten Mal einen Wettbewerb für Gymnastik und Tanz ausrichtete, beschloß Astrid Cornel, in kleiner Gruppe mit einer Seilgymnastik teilzunehmen.

"Damals gab es noch keinen reinen Tanzwettbewerb, und wir mußten den Tanz mit der Seilgymnastik verbinden; das war allerdings sehr schwierig, denn entweder war der Tanz gut oder die Gymnastik", erinnert sie sich. Dennoch wollte diese Teilgruppe weiter intensiv auf dieser Ebene tanzen und stand so bald vor neuen Problemen: Sie brauchte zusätzlich zu der bereits stattfindenden Jazzgymnastik noch einmal eineinhalb Stunden Trainingszeit in der Halle.

Dies stieß zunächst auf Ablehnung im Verein. "Wir haben einfach Kapazitätsengpässe; jede Gruppe möchte immer mehr Platz, aber wir müssen das Angebot beschränken", beschreibt der Vereinsvorsitzende Heinz Raab die Situation. Unter der Bedingung, den Verein verstärkt nach außen hin durch öffentliche Auftritte und die Teilnahme an Wettkämpfen zu repräsentieren, bekam die Cornel-Gruppe schließlich doch ihren Platz in der Woche eingeräumt.

Seitdem trainieren die Frauen nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für Auftritte oder Turniere. So sah man sie schon mit rosa Kostümen und Schwänzen zu der Musik von "Pink Panther" auftreten, obwohl sie sonst klassische Musik vorziehen.

Jeder Auftritt bedeutet Streß: sowohl wegen des verstärkten Trainings als auch wegen der nervlichen Belastung. Dies ist wohl auch der Grund, warum so wenig aus der Gymnastikgruppe nachrücken wollen, obwohl Cornel neue Leute gebrauchen könnte. "Wir machen auch weiter, wenn es zieht und piekst, aber viele jungen Leute sind kaum motiviert, sich so einzusetzen", bedauert Jutta Kirsch, eine der Tänzerinnen. Ihre Trainerin ist stolz auf ihre Elf: "Sie laufen sogar manchmal mit dicken Knien herum, die beim Üben des Jazzspagats schon mal entstehen können."

Aber dennoch wünscht auch sie sich mehr Andrang, denn im Moment tanzen 20- und fast 50jährige zusammen, so daß letztere nicht in der Seniorenklasse starten könnten, in der sie mehr Chancen hätten als bei den allgemeinen Wettkämpfen. Generell sind elf Akteure überhaupt sehr wenig. "16 Leute wären die ideale Besetzung. Es lassen sich nicht nur mehr Figuren tanzen, sondern Fehler fallen auch weniger auf als bei elf", erklärt Cornel. Folge: Es muß härter trainiert werden.

Dennoch lassen sie die Köpfe nicht hängen, sondern begeistern weiterhin beispielsweise mit einem Tanz zu Tina Turners "Nutbush City Limits" ihr Publikum auf Bällen, Sportlerehrungen und anderen Feiern. Für Wettkämpfe allerdings, wo es auf Feinheiten und Figuren ankommt, zieht Cornel klassische Musik vor wie Ravels "Bolero" oder ihren letzten Tango.

So präsentieren sie den TV Seulberg in verschiedensten Stilrichtungen. Im nachhinein müßte der 1898 gegründete Verein mit mittlerweile rund 1000 Mitgliedern also froh sein, sein Angebot von den verschiedenen Turnarten über Volleyball, Taekwondo, Judo und Ringtennis bis hin zum Tanz um diese elf Damen erweitert zu haben.

Ihren nächsten Auftritt hat die Gruppe erst wieder im Mai. Bis dahin gilt es, sich auf die Qualifikation des 2. Jazz-Dance- Cups 1994 beim deutschen Turnfest in Hamburg vorzubereiten sowie im Oktober 1993 wieder bei den Turngau-Meisterschaften dabei zu sein.

Das späte Leben Die deutsche Gesamtausgabe von Giuseppe Ungaretti

Die Übersetzung von Lyrik ist ein zumindest problematisches Unternehmen; das weiß jeder, der sich schon einmal der Mühe unterzogen hat, Original und Nachbild miteinander zu vergleichen. Stellt man gar verschiedene Übertragungen ein und desselben Gedichts nebeneinander, mag es einem zuweilen vorkommen, als hätten diese nicht das Geringste miteinander zu tun. Und doch muß nicht zwangsläufig eine von beiden falsch sein. Es sind die Mehrdeutigkeiten, die vielfachen Bezüge der poetischen Sprache, die in unterschiedlichen Übersetzungen ganz einfach unterschiedlich gedeutet und gestaltet werden.

Gegenüber dem 1970 mit zweiundachtzig Jahren gestorbenen Giuseppe Ungaretti findet sich der Leser in einer günstigen Situation: Ungaretti ist heute fraglos als einer der bedeutendsten Dichter des 20. Jahrhunderts anerkannt, und die deutschsprachige Rezeption hat dem Rechnung getragen. Aus den verschiedenen Versuchen, dieses Werk in Auswahl zu übersetzen, ragen natürlich jene der großen Dichterkollegen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, für das Spätwerk auch Hilde Domins, weit hervor, und der Leser hat damit die Gelegenheit, sich Ungarettis Lyrik unter mehreren Perspektiven zu nähern, um aus deren Überschneidungen womöglich ein eigenes Bild zu gewinnen.

Diese unterschiedlichen Übertragungs- Perspektiven bergen jedoch auch immer die Gefahr, das Einheitliche, den Zusammenhang ins allzu Fragmentarische zu zerbrechen. Deshalb ist es von unschätzbarer Bedeutung, daß ein kleiner Verlag das Wagnis auf sich genommen hat, unter dem Titel Ein Menschenleben eine Gesamtausgabe Ungarettis zu beginnen, die neben drei Bänden Lyrik auch drei mit Prosaschriften enthalten wird. Und der einheitliche Charakter dieser Gesamtausgabe wird dadurch unterstrichen, daß das gesamte lyrische Werk in der Hand nur eines Übersetzers liegt.

Schon beim Erscheinen des Eröffnungsbandes Zeitgefühl war zu konstatieren, daß diese Neuübersetzung durch Michael von Killisch-Horn eine Überraschung darstellt, die den Vergleich mit den Vorgängern nicht zu scheuen braucht - ein Vergleich, der beim jetzt vorgelegten Folgeband Das verheißene Land leicht hätte penibel werden können. Hier nämlich ist das, hauptsächlich nach dem Kriege entstandene Spätwerk Ungarettis zusammengefaßt, und gerade von ihm liegen schon die bedeutendsten Übersetzungen vor: Paul Celan übertrug zwei Zyklen, Hilde Domin einen in umfangreicher Auswahl, und auch Ingeborg Bachmann übersetzte einige Gedichte.

Nichts von dem Urteil nach dem ersten Bande ist nun zurückzunehmen; es wird immer deutlicher, welchen Glücksfall diese deutsche Gesamtausgabe darstellt. Hier wird das ganze Werk eines langen Menschenlebens, denn so wollte Ungaretti den Titel Vita d'un uomo verstanden wissen, in einer Form geboten, die sprachlich und in ihrer poetischen Deutung allen Ansprüchen gerecht wird. Das Erstaunliche an Killisch-Horns Arbeit ist gerade, daß er überaus nah am italienischen Urtext zu bleiben vermag, ohne deshalb eine einfach nur philologische Erklärungshilfe zu liefern.

Von allen vorliegenden Übersetzungen ist diese gewiß die dem Text getreueste. Das aber hat große Bedeutung besonders für ein Verständnis der Entwicklung von Ungarettis Werk, das sich über das ganze Jahrhundert erstreckt. Zum ersten Male kann auch der deutschsprachige Leser die Veränderungen und Wandlungen in dessen Sprach- und Metaphernwelt nachvollziehen, denn Killisch-Horn gelingt es überzeugend, den verschiedenen Stadien von Ungarettis Dichtung auch im Deutschen ihre jeweils eigene Gestalt zu erhalten.

Der jetzt vorgelegte Band 3 der Ausgabe schließt chronologisch an den vorhergehenden Zeitgefühl an (der die lyrische Abteilung vervollständigende Band 1 mit dem Frühwerk Die Freude ist für 1993 angekündigt) und vereinigt die Gedichte aus den späten Jahren - nach Ungarettis eigener Metapher die Gedichte aus Herbst und Winter dieses Menschenlebens. Und gewiß enthalten diese Zyklen einige der größten Dichtungen dieses großen Lyrikers, dessen poetische Einbildungskraft auch in hohem Alter nicht nachließ.

Das Einzigartige an Ungarettis Spätwerk ist es, wie er hier nach seinen mittleren, "barocken" Jahren, die durch die Wiederentdeckung der klassischen Poesie von Petrarca und Leopardi geprägt war, Elemente seines frühen, lakonischen Stils von neuem aufnimmt und mit dem durch die wiedergefundene Tradition Gewonnenen zu einer neuen Synthese führt. Zugleich werden die Gedichte wieder persönlicher: "Dieses Buch ist ein Tagebuch", hatte der Dichter zu seinem frühen Zyklus Die Freude bemerkt; es könnte ebenso über dem späten Merkbuch des Alten stehen, wo bereits im Titel die Subjektivität und Skizzenhaftigkeit des Schreibens angedeutet werden.

Die zwei großen Zyklen des Spätwerks sind Das verheißene Land und Das Merkbuch des Alten. Nirgends sonst in Ungarettis Dichtung werden seine utopischen Intentionen deutlicher als in der 1950 erschienenen Sammlung: Das verheißene Land, das ist jene nie erreichte Erde der Hoffnung, von der Mythos, Religionen und Philosophie jahrtausendelang sprachen; ein Land jenseits von Geschichte und Gewalt, zu dem endlos von Neuem aufgebrochen werden muß bis zum Tod, bis "daß abzureißen scheint hier / In dieser Stunde der Faden im menschlischen Handeln."

Im Verheißenen Land bedient sich Ungaretti der Vergil'schen Aeneis: Neu entwirft er die Geschichte des mythischen Helden, den nichts, auch nicht die Liebe Didos, vom Aufbruch zu seinem utopischen Ziel abhalten kann. Es ist aber nicht Aeneas selbst, der im Mittelpunkt der Dichtung steht, es ist vielmehr Dido, die Verlassene, die sich plötzlich einsam dem Alter gegenübersieht: "Ich schrei und es brennt friedlos mein Herz / Seit ich nur noch / ein Ding, zertrümmert, dagelassen." Hierin zeigt sich eine Grundtendenz von Ungarettis später Entwicklung: Das Bestreben nämlich, Grunderfahrungen des Menschenlebens in gleichsam existentielle, überhistorische, und das heißt mythische Bilder zu kleiden.

Eine Tendenz, die sich auch im Merkbuch des Alten fortsetzt, wenn auch subjektiver werdend und ohne den historischen Zusammenhang mit einer bestimmten Mythologie. Aber noch immer sind es die gleichen Kategorien von Schmerz, Vergeblichkeit und Unmöglichkeit der Vollendung, die neue dichterische Gestaltungen finden: "Und dauerte unendlich die Reise / Nicht einen Augenblick dauerte sie, und der Tod / Ist schon hier, kurz zuvor." War Die Freude das Tagebuch der Jugend, so ist Das Merkbuch des Alten eines des späten Lebens, der Erfahrung von Alter und nahendem Tod.

Gibt es eine Hoffnung? Für Ungaretti nur in einer nicht gestaltbaren Utopie: "Die Wüste durchquert man mit Resten / Einiger Bilder von einst im Sinn / Vom verheißenen Land / Nichts sonst ein Lebender weiß." So wird dem alten Mann immer mehr die Erinnerung zu jenem verheißenen Land, das er einst in der Ferne, der Zukunft suchte. Das Merkbuch des Alten schließt mit dem Gedicht Für immer, mit dem Gedächtnis an die gestorbene Frau: "Ohne jede Ungeduld werde ich träumen, / Werde mich der Arbeit beugen, / Die niemals enden kann. . ." Man mag sich fragen, ob es der religiöse Gedanke oder das Immer der Erinnerung ist, das Ungaretti mit verhaltener Hoffnung enden läßt: "Und du, unversehens Unversehrte, / Wirst wiederauferstanden sein, mich wird leiten / Von neuem deine Stimme, / Für immer seh ich dich wieder." Aber hat diese Frage tatsächlich eine Bedeutung?

So sollte dies Alterswerk mit einem leisen Ton schließen, ruhiger Ausklang eines Menschenlebens - so hatte der Dichter es gewollt. Und noch einmal mußte er einsehen, daß er sich irrte. Bei Ungaretti liegt der einzigartige Fall vor, daß nach den bewußt als abschließendes Spätwerk konzipierten Zyklen noch ein "Spätestwerk" kam. 1968 erschien nach langem, nur selten unterbrochenem Schweigen Dialog, ein Band Liebesgedichte, der zwei Autorennamen trug: Bruna Bianco und Giuseppe Ungaretti. Der Achtzigjährige schreibt dazu: "Er besteht aus Gedichten von mir, in denen ich, mir gleichzeitig des Alters bewußt werdend, darauf hinzuweisen wage, daß die Liebe erst mit dem Tod erlöschen kann."

Neben Ungarettis Gedichten stehen die Antworten der jungen Frau - ein unvergleichlicher poetischer Dialog. Nichts mehr bleibt Ungaretti von der ruhigen Abgeklärtheit des Merkbuchs, nichts mehr von der Resignation des alten Mannes. Aber auch keine Selbsttäuschung über das, was das Alter wirklich bedeutet, über die Unmöglichkeit und das bevorstehende Ende: "Sacht, ganz sacht, versinkt, Geliebte, die Sonne / Nun da heraufzieht langer Abend. / Mit der Qual gleicher Langsamkeit / Sah ich dein Licht sich entfernen / Zu einer nicht kurzen, unserer, Trennung."

Der Titel Ein Menschenleben, den Ungaretti in den vierziger Jahren seinem Gesamtwerk gab, ist Zeichen eines stilisierten Bildes: Des Bildes vom geschlossenen Menschenleben und vom gerundeten Lebenswerk. Der mythische Charakter dieses Bildes wird in der Kreismetapher von den Jahreszeiten des Lebens deutlich, wo nach Sommer und Herbst der Winter zu einem neuen Frühling führt, zu einer Wiedergeburt im ewigen Kreislauf ursprünglicher Natur. Ungaretti hat den Mut besessen, im höchsten Alter sich das Illusionäre dieses Entwurfes einzugestehen; zu zeigen, daß das mythische Bild über die individuelle Erfahrung von Endlichkeit und Verlust keine Macht besitzt. Der Tod ist kein Abschluß, er ist ein Abbrechen des Lebens.

Ungarettis späteste Dichtungen sind also zugleich Widerruf und Überschreitung der ursprünglichen Konzeption des Dichters; dies aber wird tatsächlich erst in einer Gesamtausgabe erfahrbar, wie sie jetzt endlich auch in deutscher Sprache vorliegt. WOLFGANG MATZ

Giuseppe Ungaretti: Ein Menschenleben: Das verheißene Land. Italienisch/ deutsch, übersetzt von Michael von Killisch-Horn. Peter Kirchheim Verlag, München 1992, 268 Seiten. 98 DM.

EUROPA 6

Chance zum Gespräch blieb ungenutzt "Comic on": Theater thematisierte Gewalt unter Jugendlichen / Keine Diskussion

FRANKFURT A. M. "Die Six Packs sind Nummer eins in Town, wir können am besten draufhaun." Provozierendes und mitreißendes Theater erlebten an die 400 Schüler im Haus der Jugend am Deutschherrnufer. Das Kölner Ensemble "Comic on" spielte auf Einladung des städtischen Jugendamts vor Neunt- und Zehntkläßlern aus 20 Schulen. Gegenstand des Rock- und Tanztheaterstücks war Gewalt unter Jugendlichen. Ein The- Nicht wie die Eltern ma, das die Schüler offenbar interessierte. Zustimmender Applaus und lautstarke Pfiffe zeigten jedenfalls, daß sie die Aufführung mit Aufmerksamkeit und Spannung verfolgten.

Das Keyboard auf der Mülltonne, das Schlagzeug im Einkaufswagen und Graffitis an der Wand - dieses Szenario symbolisierte die Lebenswelt der Jugendgang "Six Pack". Eine Welt, in der Ärger mit der Familie, Kummer mit Freund oder Freundin und Sorgen über die zunehmende Umweltzerstörung verdrängt werden. Klar ist den Heranwachsenden nur eines: Sie wollen nicht leben wie ihre Eltern: "Arbeiten, nach Hause gehen und ins Bett fallen."

Statt dessen reagieren die Gang-Mitglieder ihre Aggressionen am gemeinsamen Gegner, einer anderen Jugendgang, ab. Dabei erleben sie sich als besonders stark: "Nach einer Schlägerei fühlst du dich einfach gut." Erst eine gerade als Mitglied akzeptierte Frau mit Mut zur Kritik öffnet ihren Freunden die Augen. Wer auf Menschen, die blutend auf dem Boden liegen, blind eindresche, sei für sie nicht die "Nummer eins".

Das Stück warb auch um Verständnis für die Situation von Jugendlichen, die ohne deutschen Paß in der Bundesrepublik leben. "Wir sind hier und in unserem Heimatland Ausländer", klagte der spanische Gangführer Paco. Seine griechische Freundin Loutsa war von zu Hause weggelaufen, um ihrem Bruder, dem "Wächter ihrer Ehre", zu entgehen.

Immer wieder forderten die Schauspieler mit gewagten Sprüchen ihr junges Publikum zu zustimmenden oder ablehnenden Reaktionen heraus. Diese sollten nach dem Konzept der Kölner Theatergruppe eigentlich Ansatzpunkte für eine Diskussion mit den Jugendlichen sein.

Doch dieses Gespräch fiel in Frankfurt aus. Die Schüler verließen - ohne Kenntnis der Idee - nach dem Ende der Nicht gut abgestimmt Aufführung schlagartig das Haus der Jugend. Die Abstimmung zwischen den Schulen und dem Jugendamt sei nicht optimal gewesen, gestand Sozialpädagogin Ellen Wolf von der Stadtjugendpflege ein.

Damit verstrich die Chance für ein gemeinsames Nachdenken von Schülern, Schauspielern und Pädagogen über jugendliche Gewalt und Ausländerfeindlichkeit ungenutzt. *bay

Sie spielen aus Spaß am Musizieren Senioren-Kammerorchester gastierte in Sachsenhausen / Bratschenspieler gesucht

FRANKFURT A. M. "Kunst? Nein, dafür sind wir nicht zuständig." Josef Jurica macht eine beinahe erschrockene Handbewegung. "Die Kunst überlassen wir den renommierten Orchestern." Mit Perfektion haben seine Musiker nichts am Hut. "Wir sind alle Laien und musizieren, weil es uns Spaß macht." Eine verblüffend einfache Erkenntnis in einer Zeit, in der der Hörer durch brillante Konzerte und perfekte Schallplattenproduktionen verwöhnt ist. Auch das Publikum erwartet beim Konzert in der Deutschen evangelisch-reformierten Gemeinde keine Meisterleistung - ihnen macht es einfach Freude, dem Senioren-Kammerorchester "Frankfurt Süd" zuzuhören.

Seit vier Jahren leitet Josef Jurica das kleine Instrumentalensemble. Der Anfang war nicht leicht. "Zuerst waren wir gerade mal sechs, sieben Leute." Das Orchester wuchs zwar schnell, doch hatten viele der Musikerinnen und Musiker seit Jahrzehnten die Geige oder das Cello nicht mehr in der Hand gehalten. Kein Wunder, daß es mit der Fingerfertigkeit haperte. Anfangs leitete der "gelernte" Geiger Jurica das Orchester vom ersten Pult der Violinen. Seine Sehkraft verschlechterte sich aber rapide, und so mußte er diesen Platz bald räumen. Not macht erfinderisch: Kurzerhand vergrößerte der heute 78jährige Josef Jurica die Notenschrift seiner Partituren und schwingt nun mit Erfolg den Dirigentenstab.

"Von wegen Ruhestand. Seit mein Mann pensioniert ist, hat der doch keine Zeit mehr." Für die ältere Dame aber kein Grund zur Klage. Im Gegenteil. Vor allem die Musik hilft vielen älteren Leuten über den ungewohnten "Ruhestand" nach jahrzehntelanger Arbeit hinweg. Sie gehen wieder häufiger ins Konzert oder - packen die Geige aus, die seit den Jugendtagen auf dem Dachboden verstaubte. Und da es allein nur halb so viel Spaß macht, sucht sich der pensionierte Nachwuchsmusiker ein geeignetes Orchester.

Das Senioren-Kammerorchester "Frankfurt Süd" ist dafür die richtige Adresse. Hier sitzen ehemalige Ärzte, Rechtsanwälte und Lehrer, und bemühen sich redlich, den Anweisungen ihres Dirigenten zu folgen. Der älteste unter ihnen ist 85 Jahre, das Durchschnittsalter der Musikerinnen und Musiker liegt etwa bei 75. In der zweiwöchentlichen Probe wird aber nicht nur nach Lust und Laune musiziert, Josef Jurica verlangt seinen Senioren auch einiges ab. "Ich wiederhole einzelne Takte so lange, bis sie endgültig sitzen. Notfalls muß jeder allein spielen, da bin ich unerbittlich." Auf eines legt Josef Jurica Wert: Auch er ist kein studierter Musiker, sondern arbeitete als Diplom-Ingenieur. "Ich stamme aber aus Böhmen, und uns liegt die Musik bekanntlich im Blut", schmunzelt der gebürtige Prager.

Beim Konzert "Senioren spielen für Senioren" in der Deutschen evangelisch-reformierten Gemeinde heißt das Motto "Kleine Werke großer Meister": Divertimenti für Streichorchester von Joseph Haydn, eine frühe Mozart-Symphonie, ein Flötenkonzert Antonio Vivaldis und - für den Böhmen Jurica eine Herzensangelegenheit - die fünfte Symphonie seines "Landsmanns" Georg Anton Benda. Vor großem Publikum geben die 20 Musikerinnen und Musiker ihr Bestes. Tapfer kämpfen sie sich durch die zum Teil schwierigen Stücke. Ihr Lohn: Herzlicher Applaus der Zuhörer.

Das Senioren-Kammerorchester probt jeden zweiten Mittwoch von 9.30 bis 12 Uhr in der Deutschen evangelisch-reformierten Gemeinde in der Metzlerstraße 19. Eines hat das Ensemble mit den meisten Laienorchestern gemeinsam: es braucht vor allem noch Bratschenspieler. Auch der nächste Auftritt steht bereits fest: Am Samstag, 16. Januar, musiziert das Orchester um 15.30 Uhr im Altenheim in der Seilerstraße. *bai

Namen + Notizen

WILFRIED HÄDRICH wurde mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen für sein Engagement ausgezeichnet. Hädrich ist Vorsitzender des "Mietervereins Henri-Dunant-Siedlung" in Sossenheim. Ebenfalls den Ehrenbrief erhielten Paul Jung, Alfons Schmidt und Günther Stieglitz. Damit wurde ihre Tätigkeit im Turnverein 1875 Frankfurt-Sindlingen gewürdigt.

GEORG HEINZ, bis zum Sommer leitender Mitarbeiter der Energieabteilung in der Hoechst AG, 33 Jahre lang Betriebsrat, Mitglied von Gesamtbetriebsrat und Aufsichtsrat, erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande. Heinz wurde vor allem für sein sozialpolitisches Engagement geehrt. Der hessische Wirtschaftsminister Heinz Welteke hob in seiner Laudatio hervor, daß sich Heinz besonders bei der Neuordnung der betrieblichen Altersversorgung verdient gemacht habe.

Der Goldene Plan ist wieder zum gesprächsstoff geworden. Während auf dem DSB-Bundestag vor zwei Wochen der Goldene Plan Ost für die neuen Bundesländer für Diskussionen sorgte (siehe auch Sport-Tribüne vom 30. 11. 92 ), hat beschäftigt auch im Westen dieses Thema die Sportverantowrtlichen auf vielen Ebenen.

Zur Erinnerung: Der Goldene Plander Deutschen Olymnpischen Gesellschaft sorgte dafür, daß von 1960 bis 1975 insgesamt 17,4 Milliarden Mark in den Bau von Sport-, Spiel- und Freizeitanlagen investiert worden sind. Seitdem gelten die Deutschen als Weltmeister im Sportstättenbau.

Heute bleibt die Erinnerung an die goldenen Jahre. 1975 endete die Laufzeit des Plans. Seitdem wird über eine Fortsetzung beziehungsweise Erneuerung des Goldenen Plans diskutiert und nachgedacht. Bisher ohne Ergebnis.

Anlaß für das Bildungswerk des Hessischen Landessportbundes, die Debatte neu zu beleben. Auf dem 13. Sportdialog in Bad Nauheim stellten sich dieser Tage daher Sportfunktionäre und Politiker die Frage: "Welche Konturen und Inhalt soll ein neuer Goldener Plan für Gesamtdeutschland haben, nachdem am vergangenen Wochenende der Bundestag des Deutschen Sportbundes in Berlin einen neuen Goldenen Plan für Ostdeutschland verabschiedet hatte?"

Einigkeit bestand bei allen Teilnehmern darüber, daß der Sportstättenbau kein gesellschaftspolitisches Stiefkind werden dürfe und daß eine Kopie des alten Goldenen Plans nicht möglich sei. "Mit den alten Strategien und Instrumentarien kann der neue Weg nicht eingeschlagen werden", erklärte Johannes Eulering, Ministerialdirigent im Nordrhein- Westfälischen Kultusministerium. 1960 sei der Mangel an Sportstätten mit Händen zu greifen gewesen. "Heute haben wir zumindest in Westdeutschland eine relativ gute Sportstätteninfrastruktur", gestand Heinz Fallak, Gastgeber und Präsident des Hessischen Landessportbunds.

"Dafür aber habe sich jetzt der Sportstättenbegriff stark verändert", hob der Generalsekretär des Deutschen Sportbundes, Norbert Wolf, hervor. Im alten Plan seien nur die Kernsportarten thematisiert worden, neue Sportarten, neue Bedürfnisfelder seien jedoch entstanden. Boomsportarten der letzten Jahre, wie Tennis, Golf und Reiten, erfordern es, Sportstätten multifunktionaler sowohl für den Breiten- als auch für den Leistungssport auszurichten und für den neuen Bedarf funktionsfähig zu machan. "Das Geschäft wird komplizierter", faßt Christoph Kuhlenkampff, Staatssekretär im hessischen Innenministerium die Entwicklung zusammen.

Auch deshalb, weil die Zeiten grenzenlosen Wachstums nun vorbei sind. Während der Bau neuer Sportstätten immer teurer wird, werden die öffentlichen Gelder immer knapper. Folglich stoßen neue Bedarfsanmeldungen bei Finanzpolitikern eher auf taube Ohren und Ablehnung. Und wo die Finanzmittel immer mehr abnehmen,wird der Verteilungskampf um sie umso größer.

Deshalb befürchtet Johannes Eulering, daß der Sport bald nur noch ein Schattendasein fristen wird. "Da fortan nicht mehr aus Zuwächsen verteilt, sondern nur noch aus dem Vorhandeneun umverteilt wird, wird der Sport auf der Verliererseite stehen, sofern er sich nicht gesellschaftspolitisch auf einen härteren Wettbewerb einstellt". Dazu gehört nach Meinung von Eulering, daß der Sport mit seinen 22 bis 23 Millionen Mitgliederngrößere gesellschaftliche Macht in den kommunalen politischen Gremien entwickeln muß, um seine Interessen eindringlicher wahrnehmen zu können. Franz-Josef Kemper, Sportreferent der hessischen Landesregierung, brachte dies auf die griffige Formel: "Sowohl die Politikfähigkeit des Sports als auch die Sportfähigkeit der Politiker müssen wachsen.

Eulering trat aber auch als Visionär in Erscheinung. "Das Defizit des deutschen Sports ist der Blick nach vorn. Wir brauchen im Sport kein Programm, sondern eine Vision,"forderte er. Sogleich entwarf er das Bild einer sportgerechten Stadt, die zugleich auch eine menschengerechte Stadt ist. Das Auto ist nicht mehr als Hauptbewegungsmittel vorgesehen. An seine Stelle tritt die Eigenbewegung mit den Füßen und dem Fahrrad in den Vordergrund. Radwege sollen einen breiten Raum einnehmen, Straßen "zu Spielräumen umfunktioniert werden".

Weitaus realistischer zeigte sich Hans Jägemann, Leiter der Abteilung Sportanlagen im Deutschen Sportbund. Er machte den Vorschlag, "unser gegenwärtiges Sportverständnis erst einmal zu definieren, um dadurch ein besseres Vorverständnis für sportliche Belange in der Öffentlichkeit zu wecken." Es dürfe also nicht einfach die Forderung erhoben werden, wir brauchen zum Beispiel neue Turnhallen, sondern es müsse dargestellt werden, welche gesellschaftspolitichen Aufgaben die Turnhallen erfüllen.

Realitätssinn bewies auch Sylvia Schenk, die Sportdezernentin der Stadt Frankfurt. In Anbetracht der prekären Sportstättenlage in Ostdeutschland warnte sie "vor ügersteigertem Anspruchsdenken". Die Sanierung und der Erhalt der bereits vorhandenen Sporteinrichtungen müssen im Vordergrund stehen. In die gleiche Kerbe schlug Wolfgang Hamberger, Oberbürgermeister der Stadt Fulda, der davon sprach, daß Zuwächse und Qualitätsverbessserungen in der heutigenZeit hintenanstehen müssen.Heinz Fallak wies in diesem Zusammenhang darauf hin, daß"der Staat dann wenigstens gegenüber den vorhandenen Sportstättenrechtliche Sicherungen vornehmen müsse."

Folglich fragten sich die Diskutanten abschließend, ob der Begriff "neuer Goldener Plan"überhaupt treffend für ihre Anliegen sei. In den neuen Bundesländer steht für den Bau von Sportstätten ein Findanzbedarf von 25 Milliarden Mark. Auf Grund der allgemeinen Geldknappgheit sehnt sich heute manch einer schon an die goldenen Jahre des Wirtschaftsaufschwungs zurück. Für Johannes Eulering steht aber dennoch fest: "Der Begriff Goldener Plan gehört nicht in das Sportmuseum nach Köln. JÖRG DANIELS

Die Stadtteil-Rundschau stellt Frankfurter Musiker vor: "RAJA" Experimentierlust erfordert Zuhören

FRANKFURT A. M. Kann man eine Schallplatte von vorne bis hinten alleine produzieren, sämtliche Schritte vom Komponieren, Arrangieren bis zum Aufnehmen und Abmischen in Eigenregie bewältigen? Technisch ist dies seit dem Einzug von Synthesizern und Computerprogrammen in die Musikstudios sicher einfacher geworden. Aber kann eine hörenswerte, abwechslungsreiche Platte entstehen, wo nur einer seine Kreativität einfließen läßt? Und selbst wenn ein spannendes Ergebnis bei so einem Einzelprojekt herauskommen sollte - macht es nicht viel mehr Spaß, zusammen mit anderen Musik zu machen?

Ralf Jacobsen, kurz RAJA, scherte sich wohl kaum um diese Art von Fragen, als er sich entschloß, ohne fremde Hilfe ein Album zu schaffen. In einem kleinen Heimstudio im Nordend, wie es Jacobsen zufolge "bereits für ein paar tausend Mark zu haben ist", bastelte er in dreijähriger Arbeit seine "open frontiers" zusammen. Der gelernte Tontechniker verzichtete dabei ganz auf Gesang. Insgesamt sind auf der jetzt erschienenen CD 15 Instrumentaltitel verewigt.

RAJA, der Gitarre und Klavier spielt, machte sich die Fähigkeiten eines Synthesizers zu eigen und spielte jedes Instrument selbst nacheinander ein. Bis auf die Gitarre sind alle Instrumente - Baß, Schlagzeug, Perkussion, Flöten - elektronisch produziert. Künstlich wirken die Arrangements dadurch aber nicht. Auf "open frontiers" finden sich meditative Klänge, funkige Rocknummern und Versatzstücke aus dem Jazz. In fast allen Kompositionen schwingt die Experimentierlust von RAJA mit. Tempo- und Rhythmuswechsel erfordern die Aufmerksamkeit des Hörers.

"Ich habe die CD bestimmt nicht für ein großes Publikum gemacht. Wer sich meine Kompositionen anhört, muß viel Offenheit mitbringen", meint RAJA. Trotzdem kommt auch "Otto Normalhörer" zu seinem Wiedererkennungseffekt. Bill Withers' "Ain't no Sunshine" hat RAJA irgendwo zwischen Jazz und Funk neu interpretiert.

Schon als Kind hat RAJA Musik gemacht. "Meine Eltern haben mich im Alter von zehn Jahren zum Klavierunterricht geschickt. Auch wenn ich es damals nicht einsehen wollte: Es hat mir eine Menge gebracht", sagt der Musiker. Sein Interesse an Rockmusik datiert aus den frühen siebziger Jahren. "Damals standen kommerzielle Kriterien noch nicht so im Vordergrund wie heute. Es gab einfach mehr Raum zum Experimentieren."

Aufgewachsen ist RAJA im Rhein-Nekkar-Raum. Vor drei Jahren kam er nach Frankfurt. Bis zu diesem Zeitpunkt spielte er in verschiedenen Funk-Rock- Bands, was ihn aber nie ganz befriedigte. "Kontinuierliche Arbeit in einer Band ist schwer zu organisieren, wenn nicht alle von Anfang an voll mitziehen." Aus dieser Erfahrung entstand der Wunsch, ein Album allein zu machen. Alte Kompositionen nahm RAJA neu auf; andere Stükke kamen hinzu, bis nach drei Jahren das gute Dutzend Songs fertig war.

"Für mich war die Arbeit an ,open frontiers&rquote; erst eine Herausforderung. Im Laufe der Zeit wurde eine völlig neue Erfahrung daraus", erzählt der Multiinstrumentalist. "Ich mußte mir zum ersten Mal Gedanken machen, was ein Bassist oder ein Schlagzeuger in einer Band überhaupt tun. Das war eine ganz neue Rolle für mich."

Zur musikalischen Erfahrung kam die eher unangenehme bürokratische: Ein "immenser Papierkram, der eine Portion Idealismus erfordert", steckt RAJA zufolge hinter der Produktion einer Platte. "open frontiers" ist für ihn vor allem ein Dokument. Verkauft wird es im Eigenvertrieb in diversen Frankfurter Plattenläden. Für die Zukunft spielt RAJA mit dem Gedanken, sein CD-Projekt mit einer Band umzusetzen. Ganz hat er die Lust an der Arbeit mit Bands folglich noch nicht verloren: "Man soll niemals nie sagen." hen

Innovative Projekte "auch auf Pump" CDU stellte Wahlprogramm vor: Tiefgarage, Umgehungen und mehr Sicherheit

HÖCHST. Arbeitsplätze erhalten, bezahlbare Wohnungen bauen, die "Industriefeindlichkeit" bekämpfen, mehr Sicherheit in den Stadtteilen schaffen - so lassen sich die Ziele der Christdemokraten im Westen für die nächste Legislaturperiode auf den Punkt bringen. Die CDU rechne sich "gute Chancen" aus, im März die rot-grüne Mehrheit im Westen "zu brechen", erklärte Alfons Gerling, Chef der CDU-Arbeitsgemeinschaft West.

Bei Käse- und Wurstbrötchen servierten die Christdemokraten kürzlich ihr Programm für die Kommunalwahl im kommenden März. Und weil es im Rückblick auf "vier ruinöse Jahre Rot-Grün" bisweilen doch recht deftig zur Sache ging, hatte die CDU in den "Haxen-Keller" eingeladen.

Die "Mann"-schaft, mit der die Union in den Bolongaropalast strebt, ist tatsächlich eine. Auf den erfolgversprechenden Plätzen der Liste findet sich keine Frau. Lakonische Erklärung von Spitzenkandidat Bernhard Mertens: "Es hat sich eben keine gefunden." Mit Maria Weber-Wilfert rangiert die erste Christdemokratin auf Rang 17. Die aussichtsreichen Plätze davor nehmen die Polit-Routiniers Peter Weißenseel (Platz 2), Albrecht Fribolin (3), Manfred Ullrich (4), Helmut Jäger (5), Hans-Georg von Freyberg (6) und Michael Böttger (7) ein. Erstmals treten Georg Diehl (8) und Andreas Mengelkamp (9) an.

Das Füllhorn, da zeigten sich die Herren Kandidaten realistisch, werden auch sie nicht ausschütten können. Aber: "Investitionen lohnen sich dann, wenn sie innovativ sind", philosophierte Mertens. In diesem Fall könnten einzelne Projekte auch auf Pump finanziert werden. Beispiel: die Tiefgarage unter dem Höchster Marktplatz. Die wollen die Christdemokraten auch bei knapper Kasse bauen. Bernhard Mertens: "Das Blech muß aus der Altstadt raus." Soll heißen: "Bringen wir es unter die Erde."

"Tempo 30 flächendeckend" lehnen die Christdemokraten ab. Peter Weißenseel will sogar rabiat werden: "Wahllos aufgestellte Kölner Teller und Stellvertreter werden wir von der Straße holen." Nur "Schlüsselpunkte" sollen Weißenseel zufolge aufgepflastert werden, um Straßenzüge zu beruhigen. Das aber erst, wenn die "Rahmenbedingungen" stimmen. Für Sossenheim heißt das, die Wilhelm Fay- Straße anbinden, die "Siegener" schließen, eine Verkehrsanalyse in Auftrag geben und dann gegebenenfalls eine Südumgehung planen.

Um die Autolawinen endlich aus Höchst rauszubekommen, will sich Andreas Mengelkamp für die Westumgehung Unterliederbach stark machen, die zugleich Zeilsheim vom Durchgangsverkehr entlaste.

Stichwort Leunabrücke: Die will Mengelkamp über den Höchster Weg und die Schwanheimer Brücke an die Bundesstraße 40 a anbinden. Außerdem fordert Mengelkamp, Bahn und Busse "besser miteinander zu vertakten", damit der öffentliche Personennahverkehr attraktiver werde.

Höchst muß nach Ansicht von Andreas Mengelkamp aber auch noch sicherer werden. Sein Rezept lautet: mehr Fußstreifen, und die Straftäter konsequent verfolgen. tos

Friedrich A. Kittler Den Riß zwischen Lesen und Schreiben überwinden Im Computerzeitalter stehen die Geisteswissenschaften unter Reformdruck

Die Geisteswissenschaften stehen heute unter Reformdruck, weil den Alltagssprachen, auf denen Geisteswissenschaften als solche beruht haben, eine Konkurrenz in formalen Sprachen und das heißt in Computern erwachsen ist. Der Unterschied zwischen Alltagssprachen und Programmiersprachen besagt aber keineswegs, daß nicht auch C oder Pascal wie Nationalsprachen gelernt werden müßten. Im Gegenteil: Ihre Anforderungen an Syntax, Semantik, vor allem jedoch an Rechtschreibung sind noch wesentlich strenger, weil Programmiersprachen nur geschrieben und nicht gesprochen werden.

Was die Allianz von Geisteswissenschaften und Neuen Medien bislang behindert, ist nicht der Unterschied zwischen Alltags- und Programmiersprachen, Alphabeten und Zahlensystemen, sondern die Trennung von Lesen und Schreiben. In der computer community ist es selbstverständlich, nur Programmierer einzustellen, die formale Sprachen nicht bloß lesen, sondern auch schreiben können. In den Geisteswissenschaften dagegen herrscht seit ihrer Erfindung ein seltsamer und unter aktuellen Bedingungen dysfunktionaler Vorrang des Lesens.

In alteuropäischen Zeiten, vor jener Universitätsreform, für die üblicherweise Humboldts Name steht, gab es bekanntlich anstelle von Geisteswissenschaften nur eine philosophische Fakultät, die allen Studenten Elemente des Schreibens, Lesens und Rechnens beibrachte, aber im Unterschied zu den drei berufsbildenden Fakultäten der Theologen, Juristen und Mediziner ohne die Ehre eines eigenen Abschlußexamens auskommen mußte. Die modernen Geisteswissenschaften dagegen, in ihrer theoretischen Konstruktion wie in ihrer akademischen Institutionalisierung, beruhen auf einem bemerkenswerten Ausschluß. Seit 1780 kursierte, als Parole für Gymnasien und Universitäten, der Satz, daß man Dichter nicht ausbilden könne. Reformierte philosophische Fakultäten mußten also, in logischer Umkehrung dieser falschen Bescheidenheit, die Elemente des Schreibens aus ihrem Lehrplan streichen und alle Ausbildung aufs Lesen konzentrieren (während das Rechnen zur selben Zeit in Technische Hochschulen auszuwandern begann). Die akademische Vorlesung, wie Humboldt sie reformierte, sollte demgemäß nicht mehr mitgeschrieben, sondern verstanden werden, das akademische Seminar, wie Humboldt es erfand, institutionalisierte die neue Verstehenskunst, zumal in Deutschland, als Interpretation.

Sicher: die akademischen Abschlußprüfungen, die seit 1810 auch Geisteswissenschaftler auf Beamtenposten (wiederum in Gymnasien und Universitäten) beförderten, kamen und kommen nicht ohne schriftlichen Anteil aus. Methodisch jedoch hat die herrschende Interpretationskunst oder Hermeneutik keinerlei Mittel an der Hand, um die Praxis des Schreibens als solche zu beurteilen. Seminarreferate, Magisterarbeiten, Dissertationen sind im Prinzip jene Dichterwerke geblieben, die nicht gelehrt werden können. Diese theoretische Abstinenz aber hat bis heute recht praktische Folgen: Magisterarbeiten werden an keiner Universität gedruckt und an mancher sogar, angeblich um Plagiaten vorzubeugen, nicht an andere Studenten ausgeliehen. Seminararbeiten verschwinden auf Nimmerwiedersehen in den Aktenschränken von Professoren und hinterlassen lediglich, wenn es hochkommt, benotete Scheine, die kurz vor der Abschlußprüfung einmal kurz auf ihre Vollzähligkeit, also nicht auf die einzelnen Noten hin kontrolliert werden. Das Bestehen von Prüfungen hängt vielmehr, in guter hermeneutischer Tradition eines Staatsexamens, das ebenfalls von 1810 stammt, an einer teils mündlichen, teils schriftlichen Momentaufnahme des Kandidaten, die seine Verstehenskünste unter Beweis stellen soll.

Im historischen Augenblick ihrer Erfindung war solche Hermeneutik alles andere als dysfunktional. Die Bildungsreformen des frühen neunzehnten Jahrhunderts haben den deutschen Ländern vielmehr entscheidende Modernisierungsschübe gebracht, weil sie eine präzise Antwort auf eine präzise medienhistorische Lage waren. Verstehen als die Kunst, viele Bücher auf einen einheitlichen Sinn zu reduzieren, rückte zur maßgeblichen Fähigkeit eben erst in einer Epoche auf, die Wissen zwar auch weiterhin nur in Büchern speichern konnte, das Bücherlesen selber aber erstmals durch allgemeine Schulpflicht demokratisch verallgemeinerte.

Dieser Alphabetismus ist unter Bedingungen technischer Medien, die das Speichermonopol von Büchern längst gesprengt haben, in die Krise geraten. So bewog das Gerücht, amerikanische High- School-Absolventen seien außerstande, ihre eigenen Schecks mit dem eigenen Namen zu unterschreiben, Präsident Bush und seine 50 Gouverneure zu dem folgenlosen Beschluß, mehr Geld für Alphabetisierungskampagnen auszugeben. Offenbar sollten die vorgeblich desaströsen Folgen technischer Medien durch Gegenmaßnahmen von Staats wegen wieder eingedämmt werden.

Die amerikanische Privatindustrie stellte zum selben Zeitpunkt ganz andere Ausbildungsziele auf. Mit der historischen Umstellung vom Fließband zum Computer Aided Manufacturing, also auch vom ungelernten Arbeiter zum programmierenden Spezialisten, müsse der Begriff des Alphabetismus selber erweitert werden. Neben der alten Fähigkeit, Buchstaben zu schreiben und zu lesen, sei künftig die Fähigkeit unabdingbar, Codesysteme im allgemeinen, also auch Blaupausen und Schaltpläne, Flußdiagramme und Programmiersprachen zumindest passiv, besser aber noch aktiv zu beherrschen.

Diesem industriellen Anforderungsprofil ist wenig hinzuzufügen. Es kann ja in den Geisteswissenschaften schwerlich nur um den Selbstzweck gehen, gängige Studiendauern vom grünen Tisch aus auf ein europakonformes und deshalb zahlenmäßig fixiertes Minimum abzusenken. Es geht vielmehr darum, die historisch gewordenen Risse zwischen Zahlen und Buchstaben, zwischen Schreiben und Lesen zu überwinden, statt diese Risse - wie hierzulande in der gymnasialen Oberstufe - noch weiter zu vertiefen.

Wenn die Geisteswissenschaften einer Epoche des vollendeten Alphabetismus entsprungen sind, dann haben sie heute auf eine Lage zu antworten, die (nach einer Kurzformel Vilém Flussers) vom Auszug der Zahlen aus dem Alphabet gekennzeichnet wird. Die Aufgabe lautet also nicht mehr, viele Bücher durch Verstehen auf einen einheitlichen Sinn zu reduzieren. Erstens gibt es außer Büchern technische Medien, die den traditionellen Begriff des Geistes untergraben, zweitens gibt es außer Alltagssprachen formale Sprachen aus Zahlencodes, die auch noch den tradierten Begriff des Verstehens abweisen. Medien lassen sich nicht zum Vehikel des Geistes machen, sondern nur benutzen und steuern - wobei das Steuern oder Programmieren allen Gerüchten zum Trotz noch sehr lange ein Schreiben bleiben wird. Formeln lassen sich lesen und schreiben, aber schlechthin nicht interpretieren.

Unter solchen Bedingungen haben die Geisteswissenschaften, die aus besagten Gründen besser Kulturwissenschaften hießen, nur die Alternative, sich entweder abzuschaffen oder zu ändern. Für die Abschaffung sprach bis vor geraumer Zeit die Hoffnung, die aus dem Alphabet ausgezogenen Zahlen als einheitliche formale Sprache organisieren zu können. Diese Hoffnung hat aber höchstwahrscheinlich getrogen, weil fortan neben dem babylonischen Turm der Alltagssprachen ein ebenso babylonischer Turm aus lauter inkompatiblen Computersystemen entstanden ist. Schon deshalb wirkt der bislang noch allmächtige Leitbegriff Gesellschaft reichlich obsolet: Immer mehr Personen, Elemente also eines sozialen Systems, treffen auf immer mehr Programme, Elemente also eines Mediensystems.

Diese Begegnung der dritten Art - statt Gesellschaft sollte es besser computer community heißen - findet statt, lange bevor die beliebte Technikfolgenabschätzung und noch länger bevor die Kulturwissenschaften als ebenso beliebte Sinn-Kompensation eingreifen können. Weder soziale Abfederungen noch kulturelle Vortäuschungen eines Sinns, der Zahlencodes ja abgeht, werden also der entstehenden computer community gerecht. Die Kulturwissenschaften sind vielmehr gehalten, ihre fällige Reform auf einer ganz elementaren Stufe in Angriff zu nehmen. Mit einem Begriff von Marcel Mauss, der Lesen, Schreiben und Rechnen gleichermaßen unter die Kulturtechniken zählte, sollten Kulturwissenschaften das Wissen von Kulturtechniken im allgemeinen sein.

Für die Geisteswissenschaften in ihrer gegenwärtigen universitären Realität folgt daraus zweierlei. Sie sollten ihr zweihundertjähriges Leitbild, die hermeneutische Lektüre, verabschieden, weil Lesen unter den genannten Kulurtechniken die am wenigsten überprüfbare ist. Dann kann es aber ebenfalls nicht mehr angehen, das Studium von Hauptfachstudenten als eine Folge folgenloser Seminare und Seminararbeiten zu behandeln, über deren Wert oder Unwert erst die Momentaufnahme eines weitgehend mündlichen Examens befindet. Das Studium wäre vielmehr, zumindest nach einer Zwischenprüfung, seine eigene kontinuierliche Qualitätskontrolle anhand von Schriften, die im Glücksfall sogar der Veröffentlichung offenstünden. Falls Studenten durch die Anrechnung all ihrer Schriften oder Forschungen auf die Abschlußnote, wie ein Bochumer Modellversuch sie bereits praktiziert, auch noch dazu bewogen würden, frühzeitig Arbeitsschwerpunkte zu bilden und benachbarte Semester miteinander zu vernetzen, wäre diese Verkürzung der Gesamtstudiendauer ein willkommener Nebeneffekt.

Der Begriff von Kultur, der das Alphabet gegen jeden Einbruch von Zahlen abschotten möchte, wird nicht mehr lange haltbar sein. Wenn die Kulturtechnik Schreiben, dem Anforderungsprofil jener amerikanischen Konzerne zufolge, gleichermaßen alltagssprachliche und formalsprachliche Kompetenzen umfassen soll, müssen die Geisteswissenschaften begreifen, daß sie schon immer mit Codesystemen gearbeitet haben und es nur noch darauf ankommt, die methodischen Konsequenzen daraus zu ziehen.

Eine erste Konsequenz, die in den letzten Jahren ebenso folgenreich wie erfolgreich war, ist die Erweiterung der Sprach- und Literaturwissenschaft um eine Medienwissenschaft, die allerdings mitunter noch unter unglücklichen, nämlich tagespolitischen Pseudonymen wie etwa "Film- und Fernsehwissenschaft" läuft. Aus der Notwendigkeit heraus, medientechnische Standards, also Codes genauso wichtig wie literarische Stile zu nehmen, geschah sogar das kleine Wunder, daß Gruppen deutscher Professoren, über ihre kulturwissenschaftliche Venia legendi hinaus, einen Akt der Selbstautorisierung wagten und einander zu Medienwissenschaftlern ernannten.

Zusatzstudiengänge wie "Informatik für Geisteswissenschaften" sind notwendige, aber noch keine hinreichenden Bedingungen dieser Reform. Denn im selben Maß, wie Informationstechnologien zu kulturellen Standards werden, lassen sie sich, im Entwurf wie im Einsatz, wahrscheinlich auch nicht mehr mit den rein algorithmischen Mitteln der Informatik durchrechnen. Im Gegenteil: Der babylonische Turm, den miteinander inkompatible Hardware- und Software- Systeme mittlerweile errichtet haben, wird dem babylonischen Turm unserer Alltagssprachen immer ähnlicher. Angesichts dieser Sprachverwirrung taugen als analytische Instrumente nur die probaten Methoden, die die Kulturwissenschaften für Alltagssprachen schon längst entwickelt haben.

Die zweite Konsequenz aus der aktuellen Medienlage wäre es daher, die wesentlich historische Ausrichtung der Geisteswissenschaften, wie sie ja gleichfalls seit Humboldts Reformen besteht, in keiner Weise einzuschränken. Für das Studium der unterschiedlichsten Code- und Mediensysteme, die keine universale Formalsprache vor möglichen Sprachverwirrungen behütet, gibt es kein reicheres Archiv als das der Geschichte.

Man kann natürlich, wie das etwa die Studiengänge der langues étrangères appliquées in Frankreich unter einigem rechtsrheinischen Applaus tun, diese Zeitentiefe aus den Geisteswissenschaften austreiben, um im akademischen Crash- Kurs schnelle Kulturmanager heranzuzüchten. Aber dann würde es schlicht unmöglich, aktuell herrschende Zeichensysteme auf andere gleichermaßen mögliche zu beziehen. Auch und gerade die computer community braucht im selben historischen Augenblick, wo Computer selbst zu Medien werden, eine Theoriepraxis, die Schnittstellen zwischen formalen und natürlichen Sprachen, Maschinen und Benutzern entwickelt. Das geht nicht ohne Rückgriffe auf das kulturelle Wissen, das im langen Umgang mit Reden, Texten und Büchern akkumuliert worden ist. Denn nur als Modelle, nicht aber als festgehaltene Eigentümlichkeiten scheinen Überlieferungen auch unter hochtechnischen Bedingungen weiterhin überlieferbar.

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Lehre in Leichenstarre

Das Gerede von einer "Krise" der deutschen Hochschulen ließ der Philosoph Max Horkheimer nicht gelten, dafür schien ihm die Zukunft der Institution zu düster: "Die Krise der Universitäten ist kein Gärungszustand - von Gärung ist nur allzu wenig zu merken -, sondern eine Aporie. Die Wege sind versperrt, und nur Festredner können glauben, mit ,Jedennoch&rquote; wäre etwas geholfen."

Vor allem schreckte Horkheimer die zunehmende Verwaltung der akademischen Lehre: "Wie ein Spinnennetz überzieht das administrative Wesen oder Unwesen den Unterricht und läßt der souveränen Bewegung des Gedankens keinen Raum mehr. Die intellektuelle Fortbewegung der Wissenschaft, vor allem aber ihre Durchorganisation zielen darauf ab, den Intellekt, das spekulative Element des Denkens zu liquidieren."

Solche Sätze hörten Studenten und Kollegen vor genau 40 Jahren in Ansprachen, in denen Horkheimer als Rektor der Universität Frankfurt zu Fragen des akademischen Studiums Stellung nahm. Seine Überlegungen machen die Niveaulosigkeit der heutigen Diskussion über die sogenannte Lehre deutlich und veranschaulichen, daß sich der intellektuelle Verfallsprozeß seitdem beschleunigt hat.

Dabei kritisiert Horkheimer zuerst einmal das gleiche, das auch heute Gegenstand der Kritik ist: die schlechten materiellen Bedingungen des Studiums, das ungünstige Zahlenverhältnis zwischen Professoren und Studierenden, die "Unmöglichkeit kultivierten Umgangs zwischen Professoren und begabten Studenten", die engen ökonomischen Grenzen der akademischen Laufbahn.

Darüber hinaus aber meldet er grundsätzliche Bedenken gegenüber der herrschenden Lehrform an. Die Vorlesung ist für ihn ein Symptom des Archaismus, denn sie entstand noch vor der Buchdruckerkunst und erfüllte eine Funktion, die heute durch individuelle Lektüre besser zu erfüllen wäre. Dabei verkennt er nicht den Widerspruch, der in einem regressiven Bedürfnis der Studenten nach Autorität zum Vorschein kommt. Dieses Bedürfnis mache zwar die Not studentischer Desorientiertheit deutlich, es sei aber gefährlich, denn im Grunde erwarteten die Studenten noch immer das, was man "im Dritten Reich mit Worten wie ,Schulung&rquote; und ,Ausrichtung&rquote; bedacht hat".

Horkheimer würde sich nicht wundern, wenn er heute die Forderungen hörte, den Unterricht zu straffen und die Studienzeit zu verkürzen. Denn dieses Ansinnen würde seine These bestätigen, daß die Instrumentalisierung von der Universität Besitz ergriffen und den Geist der Phantasie vollends aus den hohen Schulen vertrieben hat. Von den Universitäten als Teil eines anonymen Apparates werde ja nicht mehr der denkende Mensch gewollt, sondern der "Funktionär", weil es "der gesellschaftlichen Tendenz nach keine andere Existenzform mehr gibt".

Dieses kategorische Urteil läßt das Klagegeschrei über die angebliche Misere des akademischen Unterrichts als das erscheinen, was es ist: als Versuch, der Institution Universität etwas Rouge auf die totblassen Wangen zu legen, um ihre Leichenstarre nicht so offenbar werden zu lassen. Denn die Wissenschaften haben sich der Selbstreflexion und der Frage nach ihrem Sinn entledigt. Was aber den Naturwissenschaften gesellschaftlich nicht schadet, ist für die Geisteswissenschaften fatal: Mit einem gesellschaftlichen Sinnverlust hauchen auch sie ihr Leben aus, und es ist daher kein Wunder, wenn in den letzten Monaten der Ruf nach der Aufwertung und dem Ausbau der Fachhochschulen laut wird. Sie sollen die Universitäten auf Dauer von den Massen entlasten, indem sie in die studentischen Köpfe kurz, bündig und billiger einen Stoff hineinpauken, der nach sechs, acht oder zehn Semestern examensfähig ist.

Auf die Frage, welche positiven Vorschläge er denn zu machen habe, muß Horkheimer schweigen, nicht ohne sich als geschulter Dialektiker zu erkennen zu geben: "Am Ende könnte man sagen, daß das Negative des Zustandes, unter dem wir leiden, in einem Übermaß an Positivität besteht. Besser wäre es, wenn die Menschen dem Element des Negativen und der Kritik sich geduldiger anvertrauten, ohne jedem Gedanken sogleich den Sichtvermerk abzuverlangen, wie er ins Institutionelle zu übersetzen sei."

Das Positive aber, das unverblümt zu benennen er sich außerstande sieht, ist in seinen Überlegungen gleichwohl enthalten, nämlich in dem virtuellen Bild, das er von den Aufgaben einer Universität zeichnet: Sie muß den Geist der Kritik in jeder einzelnen Disziplin wecken, sie muß die Mittel der Erkenntnis gegen die Funktionalisierung des Menschen mobilisieren: "Es ist unsere Pflicht als Lehrer, unermüdlich so lange auf der Erkenntnis zu insistieren, bis sie die Blindheit des je einzelnen sprengt und den Gedanken auf die Veränderung des ganzen Zustandes lenkt."

Vor allem mahnt er die Studenten: Die Fluchtbahn, die das Leben ihnen heute vorzeichne, sei zugleich die Linie des geringsten Widerstandes. "Ihr nicht zu folgen, heißt Verantwortung. Denn der Druck, unter dem Menschen leben, besteht zum Teil aus ihnen selbst." - Ein Wort, das in gleichem Maße für die Professoren gilt, denn sie haben etwas, was den Studenten fehlt, nämlich Macht. Daß sie sie nicht nutzen, um gegen die "Barbarei der verwalteten Universitätswelt" anzukämpfen, ist das deutlichste Zeichen für den Verfall der Institution.

JOACHIM DYCK

Max Horkheimer: "Akademisches Studium" (1952), "Fragen des Hochschulunterrichts" (1952), "Begriff der Bildung" (1952), "Verantwortung und Studium" (1954), in: ders., Gesammelte Schriften Bd. 8. Vorträge und Aufzeichnungen 1949-1973: Universität und Studium, hrsg. v. Gunzelin Schmid-Noerr, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1985.

Ortsbeirat 1 fordert Abhilfe An der Trinkhalle herrscht ein Chaos

GALLUS. An der Trinkhalle Ecke Frankenallee / Rebstöcker Straße im Gallus herrscht Chaos. Die SPD-Fraktion im zuständigen Ortsbeirat 1 jedenfalls beschreibt ein wahres Horror-Szenario: Von 6 bis 23 Uhr tummelten sich dort an den aufgestellten Tischen "teilweise bis zu 40 Personen", trinken Alkohol, pöbelten Passanten an oder beleidigten sie, urinierten in die angrenzende Grünanlage und verursachten Lärm.

Den dortigen Bewohnern, Geschäftsleuten, Gastronomen, Hotelbetreibern und Fußgängern sei die Situation nicht mehr zumutbar. Deshalb soll der Magistrat den "negativen Zustand" unterbinden, fordern die Sozialdemokraten in einem Antrag, den der Ortsbeirat jetzt bei einer Enthaltung der Grünen verabschiedete. cob

Häfner führt die Liste an SPD-Delegiertenversammlung nominierte Kandidaten

FRANKFURT-NORD. Günther Häfner, bisheriger SPD-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim), wird auch bei der Kommunalwahl im März auf Listenplatz Nummer 1 für den Beirat kandidieren. Auf einer Delegiertenversammlung nominierte ihn die SPD erneut. Die nächsten Listenplätze belegen Frieda Becker, Renate Knigge, Paul Barth, Michael Grewe, Georg Kletke, Adam Herbig, Alexander Zabler.

Weitere Kandidaten für den Ortsbeirat sind Horst Becker, Daniel Schauss, Heide Eckel, Rainer Nöll, Andreas Briese, Uwe Greier, Sigrid Richter-Herbig, Jürgen Hartwig, Beate Köth und Hartmut Pohl.

Die bisherigen Ortsbeiratsmitglieder Jörg Stelzer, Renate Münch und Sibylle Brehler-Helmke kandidieren nicht mehr für das Gremium. Stelzer ist wegen des sogenannten "Blauhelmbeschlusses" (der unter bestimmten Bedingungen Einsätze deutscher Soldaten in anderen Regionen billigt) der Bundes-SPD aus der Partei ausgetreten. Renate Münch verzichtet aus privaten Gründen. Sibylle Brehler- Helmke wird sich für die Stadtverordnetenversammlung bewerben, soll aber in ihrer neuen Funktion weiterhin in die Arbeit des Ortsbeirates einbezogen werden.

Besonderen Dank richteten die Delegierten an Ortsvorsteher Hans Betz, der nach zwanzig Jahren Ortsbeirat aufhört und sich künftig seiner Arbeit als Ortsgerichtsvorsteher im Bezirk 10 widmen will. Betz hatte kürzlich für seine Tätigkeit im Ortsbeirat die Römerplakette erhalten.

Häfner wies in seinem Rechenschaftsbericht auf die schwierige Lage im Norden hin. Durch die Umwandlung von Grünflächen in Baugebiete (wie zum Beispiel in Preungesheim-Ost) sei die ländliche Struktur in Gefahr. Bedenken der Bürger seien ernstzunehmen, aber Wohnungen seien dringend notwendig.

Trotz einiger Fehler zu Beginn der rot- grünen Koalition im Magistrat bewertete der SPD-Politiker die letzten knapp vier Jahre als positiv. Als Beispiel für gute Politik nannte er die geplante Sozialstation in Bonames, die dortige Umgehungsstraße und Tempo-30-Zonen, sowie die Sicherung der Natur durch den Grüngürtel entlang der Nidda.

Der zunehmenden Politikverdrossenheit will die SPD, betonte Häfner, durch das Gespräch mit den Bürgern und Initiativen entgegentreten, um "eine soziale Ausgewogenheit in den Entscheidungen" zu schaffen. Dabei sei es wichtig, jeder rechtsextremen und ausländerfeindlichen Tendenz entgegenzuwirken.

Der Kommunalwahl im März 1993 sehen die Sozialdemokraten optimistisch entgegen. Bei einem Wahlerfolg wollen sie sich um eine Verbesserung der Wohnqualität, neue Wohnungen, Abbau der Defizite im sozialen Bereich und die Bedürfnisse älterer Menschen kümmern. jot

Zu spät: Widerstand gegen FVV-Pläne Aus dem Ortsbeirat 10: Das neue Buslinien-Konzept ist schon seit Juni bekannt

FRANKFURT-NORD. Hans Betz (SPD) erwies sich wieder einmal als geschickter Taktierer: Erst als der Vertreter des FVV den Saal verlassen hatte, gab der Ortsvorsteher zu, daß das Konzept für die drei neuen Buslinien 27, 28 und 29 bereits im Juni allen Fraktionen vorgelegen hatte. Doch erst auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg und Preungesheim) formierte sich Widerstand gegen die Fahrpläne, die ab Januar 1993 gelten.

Etwas spät, befand nicht nur Hartmut Achenbach, Ingenieur bei den Stadtwerken, der das Konzept in der Bürgerfragestunde erläuterte. Strittig ist allerdings nur die Linie 27, die von der U-Bahn-Station Nieder-Eschbach über die U- und S- Bahnhaltestellen Bonames, Frankfurter Berg und Preungesheim zum Berkersheimer Bahnhof fahren wird.

Die beiden anderen Linien, die von Kleinbussen der Marke "Teamstar" bedient werden (sie werden von einem privaten Unternehmer zur Verfügung gestellt und bieten Platz für je 20 Steh- und Sitzplätze), standen nicht zur Diskussion.

Der 28er verkehrt zwischen der Harheimer Hochfeldstraße, Bonames und Kalbach, die Linie 29 verbindet Berkersheim und das Nordwestzentrum und fährt über Harheim, Nieder-Erlenbach, Nieder-Eschbach, Ben-Gurion-Ring und Kalbach. Vorteil der neu eingerichteten Linien sei, erklärte Achenbach, der verbesserte Anschluß an die Schnellbahnstationen und eine ausgedehnte Verbindung zwischen den nördlichen Stadtteilen. So komme man beispielsweise in nur 13 Minuten von Kalbach zum Nordwestzentrum - ohne umzusteigen. Auch die Linie 27, die den 39er Bus ersetzen wird, verteidigte er: "Für drei Viertel der Kunden bedeutet sie eine Verbesserung."

Alles schön und gut, meinten Bürger und Ortsbeirat einhellig. Störend sei aber, daß die Linie 39 zwischen der U- Bahn-Station Preungesheim und Berkersheim künftig nicht mehr verkehren wird. "Das bedeutet eine eindeutige Verschlechterung des Angebots für die Berkersheimer", schimpfte der Grüne Christoph Zielonka und beklagte die unzureichende Informationspolitik des FVV.

Damit sagte er, was viele dachten. Denn bis jetzt konnten die Bewohner von Berkersheim, die aus der Innenstadt kommen, direkt von der Hügelstraße über den Dachsberg in ihren Stadtteil gelangen - und umgekehrt. Das neue Modell sei besonders in den Hauptverkehrszeiten für Schüler und Arbeitnehmer, die den Bus benutzen, schlecht, monierten Politiker und Bürger unisono.

In einem sofort verabschiedeten Initiativantrag forderte der Ortsbeirat die Erhaltung der Linie 39. Doch Achenbach wehrte a priori ab. "Die Pläne sind bereits gedruckt. Wir können das jetzt nicht mehr ändern." Da das Projekt aber eine Probezeit von zwei Jahren hat, versprach der FVV-Vertreter, daß die Anregungen der Bürger in die endgültige Planung einbezogen würden.

Auf die Frage, warum der Ortsbeirat erst so spät protestierte, fand niemand eine befriedigende Antwort. Schließlich betrachtete der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Weber die Angelegenheit von der heiteren Seite: "Ohne die Bürger ist uns dazu eben nichts eingefallen."

Nützen wird ihm und den betroffenen Bürgern der Humor aber fürs erste nicht. Frühestens zum Sommer könnte die Maßnahme zurückgenommen werden. jot

Ortsbeirat 15 will Frische im Angebot

NIEDER-ESCHBACH. Wenn die Bürger des nördlichen Stadtteils Lebensmittel einkaufen wollen und Frischfleisch oder Wurst auf ihrer Liste stehen, haben sie nur zwei Möglichkeiten: entweder der Metzger an der Ecke oder der Großmarkt. Wer jedoch in das "Plus"-Warenhaus in der Deuil-la-Barre-Straße kommt, wird enttäuscht: Dort gibt es seit einiger Zeit keine Frischfleisch- und Wurstabteilung mehr.

Für die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 15 war das Anlaß genug, einen Antrag zu stellen. Der Ortsvorsteher soll mit der betreffenden Betreiberfirma des Marktes in Wiesbaden Kontakt aufnehmen und sich dafür einsetzen, daß die Nieder-Eschbacher auch im "Plus" künftig Frischfleisch und Wurst kaufen können.

Karl Herrmann (SPD) versprach, diesem Wunsch nachzukommen. Er will sogar selbst nach Wiesbaden fahren, um der Forderung Nachdruck zu verleihen. "Ein privates Gespräch kann oft mehr bewirken als ein unpersönlicher Brief", begründete der Ortsvorsteher sein Engagement in dieser Sache. Schließlich hätten sich zahlreiche, vor allem ältere Bürger über den Mißstand beklagt, heißt es in der Begründung zum Antrag, der mit zwei Enthaltungen angenommen wurde.

Die Grüne Christa Griebenow konnte dem Antrag nichts abgewinnen: "Ich halte das für populistisch", erklärte sie. Die CDU würde die monopolistische Großmarktstruktur in Nieder-Eschbach unterstützen und bereits Wahlkampf machen, lehnte sie den Antrag ab. jot

Erhaltungssatzung beschlossen Historischer Kern soll geschützt werden

NIEDER-ESCHBACH. Der historische Ortskern von Nieder-Eschbach soll geschützt und erhalten werden. Das ist Ziel eines Entwurfs des Frankfurter Planungsdezernates, der kürzlich dem Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach) vorgelegt wurde. Kernpunkt dieses Entwurfes ist, die "städtebauliche Bedeutung für das Stadtbild" zu verdeutlichen.

In dem nördlichen Stadtteil betrifft die sogenannte "Erhaltungssatzung" das Gebiet zwischen der Straße An der Walkmühle im Westen, Heinrich-Becker-Straße im Osten, den Bereich nördlich von Alt-Niedereschbach: Im Süden ist die Grenze an der Straße Am Lehenweg gezogen worden.

Wie es in dem entsprechenden Vortrag des Magistrats der Stadt auszugsweise heißt, sollen gewachsene Strukturen erhalten werden, um "die Identifikation der Bewohner mit ihrem Ortsteil zu fördern und es ihnen erleichtern, sich dort heimisch zu fühlen."

Durch die erhöhte Bautätigkeit in den Außenbezirken sei das Erscheinungsbild der Ortskerne in Gefahr. Das Planungsamt will mit der Satzung verhindern, daß der Charakter des alten Ortskerns beliebig verändert werden kann. Im Klartext bedeutet das: die alten Häuser sollen, wenn möglich, nicht abgerissen, sondern renoviert werden.

Allerdings könne nicht in bereits geltendes Baurecht eingegriffen werden, heißt es weiter in der Vorlage. "Eine Erhaltungssatzung kann nicht jedes vorhandene Gebäude (wenn die Bausubstanz einen Abriß erfordert) schützen." In diesen Fällen sollen die Neubauten in Anlehnung an die alten Gebäude entworfen und realisiert werden. Der Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach) stimmte der Erhaltungssatzung einstimmig zu. jot

Medikamente und Nahrung "auf Tour" Kolpingfamilie organisierte eine Hilfsaktion für kroatisch-bosnische Stadt Cerna

HEDDERNHEIM. Zum dritten Mal organisierte die Kolpingfamilie Heddernheim eine Hilfsaktion für Flüchtlinge in der kroatisch-bosnischen Grenzstadt Cerna. Derzeit leben dort neben den rund 12 000 Einwohnern weitere 20 000 Menschen in Flüchtlingslagern. Die Pakete wurden erst nach Lahnstadt am Rhein, anschließend nach Cerna gefahren. Alle 14 Tage wird ein Transporter in die Grenzstadt geschickt. Die Hilfsaktion wird von mehreren Frankfurter und umliegenden Kolpingfamilien und Kirchengemeinden getragen.

Bisher wurden neben Lebensmitteln und Kleidung rund 6000 Mark von der Frankfurter Bevölkerung gespendet. Davon kaufen die Initiatoren Medikamente und Verbandszeug. In der Garage des Vorsitzenden der Heddernheimer Kolpingfamilie stapelten sich die Pakete. "Nicht nur aus unserem Stadtteil, sondern aus ganz Frankfurt kamen die Leute", freute sich Joachim Fischer. Gespendet wurden Lebensmittel, Kleidung, Schuhe und Spielzeug. Trotz zweier Spendenaktionen im August und Oktober 1992 "hat das Interesse in der Bevölkerung keineswegs nachgelassen".

Zum ersten Mal beteiligte sich der Heddernheimer katholische Kindergarten an der Hilfsaktion - mit Spielzeug. "Das meiste, was bei uns eintrifft, hat eine hervorragende Qualität", erklärte Fischer. Je nach Wetterlage variiert das Sortiment. Im Oktober riefen die engagierten Christen zum Sammeln von Matratzen und Bettzeug auf. Damals waren wärmende Wintersachen und festes Schuhzeug gefragt, Konserven, Hülsenfrüchte und Nudeln.

Besonders stolz ist Joachim Fischer auf die Unterstützung durch einen hiesigen Pharmakonzern. Von den kürzlich gesammelten 2400 Mark werden ausschließlich Medikamente und Verbandszeuge gekauft. Die besagte Firma spendet ebenfalls Arzneimittel, "so daß wir letztendlich Heilmittel im Wert von etwa 7300 Mark nach Cerna schicken können". Fischer: "Wir können dafür garantieren, daß alle Hilfsgüter auch in der kroatisch- bosnischen Grenzstadt ankommen". Denn Mitglieder der Kolpingfamilie aus Lahnstadt begleiten regelmäßig den Transport in das vom Bürgerkrieg zerrissene Land.

Demnächst wollen die Lahnsteiner Christen einen Diavortrag vorbereiten. Fischer: "Dann sehen wir zum ersten Mal, wie schlimm der Alltag in Cerna tatsächlich ist." Doch die Heddernheimer Kolpingfamilie engagiert sich nicht nur für Notleidende und Verfolgte im ehemaligen Jugoslawien. Wie zahlreiche andere Frankfurter Inistitutionen wendet sie sich in ihrem Stadtteil entschieden gegen Ausländerfeindlichkeit.

"Das gehört für uns zusammen", sagte Fischer, "wir müssen mehr Toleranz gegenüber Fremden auch in unserem Land zeigen."

Am Familiengottesdienst in der Gemeinde, in dem auch deutliche Worte gegen Fremdenfeindlichkeit gesprochen wurden, nahmen insgesamt etwa 400 Gläubige teil. tin

Valentina ist tot - hat sie nie gelebt? Fortschritte in der Medizin und der Mangel an Transplantationsorganen haben den Streit über den Todeszeitpunkt neu belebt

Valentina ist tot. Das steht zweifelsfrei fest; aber hat sie je gelebt? Das kleine Wesen war im Frühjahr in Palermo ohne Hirnrinde auf die Welt gekommen, zum Tode bestimmt innerhalb weniger Wochen. Das "Baby ohne Gehirn" war der Anlaß einer lebhaften Debatte über die Grenzen zwischen Leben und Tod, die die italienische Medizin und Öffentlichkeit in Atem hielt. Denn die Kernfrage lautete: Dürfen der schwerstbehinderten Valentina Organe entnommen werden, auch wenn sie die formalen Kriterien des Totseins noch nicht erfüllt hat?

Auch Theresa, geboren 1992 in Fort Lauderdale, ist tot. Wie Valentina war sie ohne Großhirn geboren worden. Ihr Hirnstamm funktionierte jedoch, weshalb Theresa den US-amerikanischen Gesetzen zufolge lebte. Vergeblich waren ihre Eltern vor Gericht gezogen, um das Kind für tot erklären zu lassen. Theresa durften keine Organe zur Spende entnommen werden; die Ärzte schalteten deshalb nach gut einer Woche die Beatmungsmaschine ab. Doch damit war der Fall Theresa Pearson keineswegs zu Ende. Am 13. November wies das höchste Gericht des Staates Florida die Klage der Eltern, der die Justiz ein "öffentliches Interesse" beimaß, ab. Die Eltern wollen jetzt vor das höchste Gericht in Washington ziehen.

Vor allem die Transplantationsmedizin erwartet das Urteil mit immenser Spannung, da sie stets über einen Mangel an Organen klagt. Gerade in den USA fordern zahlreiche Mediziner schon lange Von Michael Emmrich und vehement eine Revision des Todesbegriffes und die Erlaubnis, auch lebenden Neugeborenen ohne Hirnrinde (Anenzephalen) Organe entnehmen zu dürfen, weil diese ohnehin nach nur wenigen Wochen sterben müßten.

Marion Ploch ist gestorben. Über den Zeitpunkt gehen die Auffassungen auseinander. Die Ärzte in Erlangen hatten am 8. Oktober 1992 den Totenschein für die schwangere Hirntote ausgestellt, die künstlich am Funktionieren gehalten werden sollte, um den Fötus weiter wachsen zu lassen. Aber nicht nur der streitbare und umstrittene Krebsarzt Julius Hackethal behauptete zu diesem Zeitpunkt noch: Marion lebt.

Die deutsche Öffentlichkeit erlebte nicht nur eine anhaltende Diskussion über Ethik in der Medizin, sondern auch über den Todeszeitpunkt. Doch im Gegensatz vor allem zu den USA, wo derartige Kontroversen von Medizinern und Laien öffentlich und quer durch alle Disziplinen ausgetragen werden, hätten nicht wenige Ärzte den Fall Marion Ploch gerne "disrekt" abgehandelt gesehen.

Seitdem die Todesdefinition 1968 den Erfordernissen der Intensiv- und Transplantationsmedizin angepaßt und als Erlöschen der gesamten Hirnfunktion (des Groß- und Stammhirns) festgeschrieben worden war, kehrt die Debatte über diese von der Wissenschaft gezogene und in den meisten Ländern der Welt akzeptierte Grenze, die dem persönlichen Empfinden so unzugänglich ist, in Schüben immer wieder. Zudem soll die Bereitschaft, Organe zu spenden, in Deutschland rückläufig sein. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer will deshalb in diesem Jahr zur Definition des "Hirntodes als Tod des Menschen" nochmals eine Stellungnahme abgeben.

Mit der posthumen Mutterschaft Marion Plochs hat dies jedoch nichts zu tun, unterstreicht eine Sprecherin. Die Ärztekammer habe das Thema schon vorher aufgegriffen, weil die Transplantationsmedizin immer noch zu "Kontroversen" und "Unsicherheit" führe. Die Stellungnahme beinhalte keine Änderung des Todeskriteriums, sondern eine "eingehende Erklärung" dieses "hochsensiblen Bereichs". Sie werde in einer Sprache abgefaßt, die "auch Betroffene und Interessierte verstehen können".

Die von der Ärztekammer beklagte "Verunsicherung" hat freilich ihre Gründe, die nicht nur in echten und vermeintlichen Schreckensnachrichten aus dem Ausland über Organhandel, Lebendspenden und Organverkauf liegen. So wurden 1985 in Münster drei anenzephalen (gehirnlosen) Kindern vor ihrem Tod die Nieren entnommen. An den bestehenden Richtlinien vorbei hatten die Ärzte das Fehlen des Großhirns mit "gehirntot" gleichgesetzt. Die Schwangeren waren überzeugt worden, die Föten nicht abtreiben zu lassen, sondern sie zum Zwecke der Organspende auszutragen.

Drei von 10 000 Neugeborenen werden ohne Großhirn geboren. Jedoch sind sie eine Zeitlang zu selbständiger Atmung fähig, schreien, weinen, öffnen die Augen und saugen. Die Bundesärztekammer reagierte auf den Münsteraner Fall deshalb mit einer Resolution, in der es heißt: "Ein anenzephales Neugeborenes kann nicht schon aufgrund seiner Fehlbildung als tot angesehen werden."

1991 gab es aber erneut einen Vorstoß von Transplantationsmedizinern bei der Ärztekammer, mit dem Ziel, das Todeskriterium für Anenzephale zu lockern. Der Wissenschaftliche Beirat der Kammer wies dieses Ansinnen jedoch zurück. Doch die Diskussion ist damit nicht beendet. Ein angesehener Transplantationschirurg sagt der FR: "Die Arbeitsgemeinschaft der Transplantationszentren hat erklärt, daß anenzephale Kinder derzeit keine Organspender sein sollen. Ich glaube aber, daß man von dieser Feststellung in den nächsten Jahren wegkommen wird."

In den USA hat der wissenschaftliche Streit um eine Änderung der Todeskriterien mit Theresa Pearson neuen Auftrieb erhalten. Doch dabei geht es dort längst nicht mehr nur um die mehr als 1800 gehirnlosen Neugeborenen jährlich, sondern auch um Menschen, die in ein dauerhaftes Koma gefallen sind. In den USA sind dies pro Jahr fast 10 000 Personen.

Theresa hat mit einem Fisch mehr Ähnlichkeiten als mit einem Menschen, hatte Robert J. Levine von der Universität Yale gesagt. Sein Kollege John Fletcher von der Universität Virgina befürwortet die Organentnahme bei Anenzephalen ebenfalls - mit der Begründung, daß der Tod des Großhirns der Tod dessen ist, was den Menschen zum Individuum mache. Und der Transplantationschirurg L. L. Bailey behauptet: Obwohl Anenzephale als Lebewesen gelten, seien sie doch keine Person und hätten auch niemals die Möglichkeit, eine zu werden.

Damit würde nicht mehr der Tod selbst, sondern der zu erwartende Tod und eine wie auch immer geartete Definition eines nicht als Person zu sehenden Menschen ausschlaggebend für die Organentnahme. Der Todesbegriff orientierte sich dann am Organbedarf der Medizin. Aus diesem Grund warnt die Mehrheit der US-Ärzte davor, das Vertrauen in Transplantationen aufs Spiel zu setzen.

Wenn die Entsprechung von Hirntod und Hirnleben akzeptiert werden würde, wäre ein bislang verschlossenes Tor aufgestoßen. Denn wenn nur ein funktionierendes Hirn einen Menschen zur lebenden Person macht, stehen der Embryonenforschung und der Entnahme fötaler Organe keine Hindernisse mehr im Weg. Und dann könnte die Definition von Tod auch auf schwer hirnverletzte, geistig behinderte und im permanenten Koma liegende Menschen ausgedehnt werden.

Dahinter steht ein Konzept, das die Person über das Gehirn mit der Fähigkeit zu sozialen Beziehungen gleichsetzt. Von dieser Position aus wird auch versucht, nicht den Ausfall aller Gehirnfunktionen als Todeskriterium zu akzeptieren, sondern schon mit dem Erlöschen des Großhirns, das die kognitiven Fähigkeiten steuert, das Ende der Person zu setzen, was letztlich bis hin zu den Thesen des australischen Philosophen Peter Singer über sogenanntes unwertes Leben führt.

Aber der Ganzhirntod, wie er in Deutschland verbindlich ist, wird auch von einer anderen Seite der Kritik unterzogen. In der Wochenzeitung Die Zeit bezeichneten der Theologe und Philosoph Johannes Hoff und der Medizinstudent Jürgen in der Schmitten kürzlich das Erlöschen der Gehirnfunktion als Todeskriterium als Farce: "Es spottet nicht nur der unmittelbaren Anschauung, sondern hält auch einer kritischen Überprüfung nicht stand." Es müsse solange von einem lebenden Organismus gesprochen werden, wie der Blutkreislauf die Versorgung und Interaktion der lebenswichtigen Organe gewährleiste.

Auch nach 25 Jahren hat sich die Entscheidung, daß mit dem Gehirn ein einziges Organ für das Todeskriterium ausreichen soll, bei vielen Menschen offensichtlich noch nicht durchgesetzt.

Der Kölner Neurochirurg R. A. Frowein räumt ein, daß die "allgemeine Akzeptanz" des Hirntodes erst langsam voranschreite. Die Kriterien der Bundesärztekammer wertet er aber als Orientierungen für Ärzte, die "eine jeden vernünftigen Zweifel ausschließende Sicherheit geben". Eine Kontrollinstanz sei zwecklos, "da andere Fachrichtungen nicht über die Qualität der diagnostischen Maßnahmen befinden können". Dafür brauche es auch kein Gesetz.

Diese Auffassung wird vom Bundesjustizministerium geteilt. Es sieht sich ohnehin vom "ärztlichen Sachverstand abhängig" und deshalb keinen "aktuellen Regelungsbedarf". Ein Sprecher befürchtet vielmehr: "Da tritt man eine ethische Grundsatzdebatte los, die das Ergebnis nicht rechtfertigt." Die Ärzte seien der zur Definition "berufene Berufsstand".

Doch diese Debatte tut offenbar not. Bei einer Tagung in Mainz zur posthumen Mutterschaft in Erlangen brach sie plötzlich auf. Der evangelische Theologe Martin Honecker berichtete, daß eine Strömung in seiner Kirche mit kritischer Distanz zur Transplantationsmedizin eine Revision des Hirntodkriteriums fordere. Der Neurophysiologe Detlef Linke stellte klar, daß der Hirntod nicht auf einem naturwissenschaftlichen Konzept basiere, er sei vielmehr kulturell und ethisch begründet. Linke räumte ein, daß es dem Konzept an "logischer Konsistenz" mangele: "Der Hirntod als Tod des Menschen wird in der Praxis nicht durchgesetzt. Das wäre schrecklich, wenn wir das machen würden. Das hieße, daß wir Menschen mit schlagenden Herzen begraben müßten."

Auch sprachlich scheint der Zustand der Hirntoten unfaßbar. Ein Tagungsteilnehmer sprach von "Sterbenden", ein anderer vom "Tod mit der Überlebenszeit von acht Minuten", wenn die Beatmung abgeschaltet wird, ein dritter schließlich konstatierte: "Der Hirntote wird in derselben Woche sterben", wenn er nicht künstlich beatmet wird. Die nicht nur begriffliche Verwirrung faßte ein Teilnehmer so zusammen: "Die gesellschaftliche und kulturelle Akzeptanz des Hirntodes ist bei weitem noch nicht erreicht. Die Diskussion ist und bleibt offen."

Für den Präsidenten der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, wird die US-Debatte aus "dem Wahn des technisch Machbaren" gespeist. In Deutschland trage die überwiegende Mehrheit der Ärzte den Ganzhirntod mit, und wegen der Faschismuserfahrungen herrsche hierzulande eine besondere Sensibilität in solchen Fragen. "Die deutsche Ärzteschaft", sagt Ellis Huber, "hat sich immer etwas restriktiver verhalten als andere Länder."

Selbst wenn ein US-amerikanisches Gericht ein neues Todeskriterium zulassen sollte, müsse das keine Auswirkungen auf Deutschland haben, denn "eine solche Definition kann die Medizin nicht alleine entscheiden. Die Medizin ist nichts ohne die Gesellschaft. Sie kann die ethischen Fragen bei der Manipulierbarkeit von Leben an seinem Anfang und seinem Ende nicht alleine lösen."

Aber gerade in diesem Punkt hält Huber seinen Kollegen "Versagen" vor. Sie seien "viel zu scheu, Grenzfragen öffentlich zu diskutieren. Ein Grundreflex in der deutschen Ärzteschaft ist, Schwierigkeiten zu tabuisieren und Problemen aus dem Weg zu gehen." Einer solchen Diskussion mißt Huber aber eine wesentliche Bedeutung auch für die Todesdefinition zu: "Wenn das Leitbild der Medizin an der Körpermaschine und seiner Reparaturfähigkeit hängenbleibt", werde die US-Debatte wohl auch bald in Deutschland geführt. Allerdings, setzt Ellis Huber dagegen: "Wir haben auch neue Leitbilder. Die Reduktion auf eine Maschine ist in der Konsequenz lebensfeindlich. Aber es wächst die spirituelle und soziokulturelle Dimension des Menschenbildes."

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Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 11. Januar in Milligramm je Kubikmeter Luft.

Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,0) 0,011 ( - ) 0,005 ( - ) CO (50) 0,3 ( - ) 0,3 ( - ) NO2 (0,2) 0,038 ( - ) 0,025 ( - ) Staub (0,45) 0,010 ( - ) 0,010 ( - )

- = kein Meßwert bekannt

(in Klammern Werte vom Vortag)

SO2 = Schwefeldioxid

CO = Kohlenmonoxid

NO2 = Stickstoffdioxid

* nach VDI-Richtlinie 2310

Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU).

Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.

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Strahlenwerte per Telefon

Aktuelle Informationen über Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung können ab sofort über ein Bürgertelefon des Bundesamtes für Strahlenschutz eingeholt werden. Anrufe sind nach Angaben des Amtes kostenlos. Die Rufnummer lautet 01 30 / 82 07 08. dpa

FDP ist gegen Integration Massive Kritik an rot-grüner Schulpolitik in Hessen

FRANKFURT-NORDOST. Im Zeichen des Wahlkampfes stand die Podiumsdiskussion, zu der die Nordend-FDP ins Haus Dornbusch eingeladen hatte. Massive Kritik übten die Sprecher auf dem Podium am neuen hessischen Schulgesetz, das am 1. August 1992 in Kraft getreten ist. Von "rot-grüner Spielwiese" war die Rede und von einer "Fortsetzung der Gleichmacherei im Schulwesen". An die Vorträge schloß sich jeweils die Aufforderung an, bei der Wahl eine Entscheidung gegen diese Schulpolitik zu treffen.

Heiner E. Kappel, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, sagte, das Schulgesetz bringe erneut Erleichterungen für die Gesamtschule, während das Gymnasium zu kurz komme. Völlig auf der Strecke bleibe die Hauptschule. Es sei zwar richtig, daß es für diese Schulform bei der Elternschaft kaum noch Interesse gäbe. Da die Eltern entscheiden könnten, an welcher Schule oder Schulform ihr Kind unterrichtet wird, müßten die Gmynasien künftig mit vielen für diese Schulform nicht geeigneten Schülern rechnen.

Kappel befürchtet, Gymnasium und Gesamtschule könnten sich - unterstützt durch die Einführung der Einheitsstundentafel - einander angleichen. Das ergebe dann eine Nivellierung nach unten und setze sich fort durch eine zu große Zahl von Abiturienten, die dann als Studenten die Universitäten überfüllen. Das Ganze sei zwar eine leise und schleichende, aber deshalb nicht weniger wirksame Entwicklung hin zu den alten sozialdemokratischen Bildungszielen.

Kappel sprach sich für die Erhaltung des dreigliedrigen Systems mit Gymnasium, Realschule und Hauptschule aus. Er kritisierte scharf die geplante weitergehende Integration behinderter Kinder in die Regelschule. Das schade sowohl den Behinderten, die dann nicht ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden könnten, wie auch anderen Schülern, die durch die Integration bei der Bewältigung des Lernstoffes gebremst würden.

Der hessische Kultusminister habe gesagt, es herrsche Ruhe an der Schulfront. Das sei wahr, wenn auch er, Kappel, dies nicht verstehen könne. Unter der früheren CDU/FDP-Regierung habe es so viel Krach und Beschwerden seitens der Elternschaft gegeben. Derzeit ginge aber niemand mehr auf die Straße, obwohl es nie so viel Unterrichtsausfall gegeben habe wie jetzt.

Wie Kappel kritisierte auch Nicola Beer, schulpolitische Sprecherin des FDP-Kreisvorstandes, die herrschende Schulpolitik. Sie wandte sich unter anderem gegen die neueingeführte Schulkonferenz, die sie für völlig ineffektiv hält. Auch die übrigen Sprecher auf dem Podium, Ingrid Schrott, die Vorsitzende des Stadtelternbeirats, Gigi Romeiser, Landesvorsitzende der Bürgeraktion Freie Schulwahl, und Klaus Schäfer, Leiter der Helmholtz-Schule, wollen eine Rücknahme des Schulgesetzes.

Die von Ursula Seuß-Heß (Arbeitsgemeinschaft Liberaler Eltern in Hessen) geleitete Diskussion fand beim Publikum viel Zustimmung. Der allgemein deutlich gewordenen Ablehnung der rot-grünen Schulpolitik fügte Kappel allerdings ein fast nur nebenbei geäußertes "Friedensangebot" hinzu: Man wolle sich nicht aus der demokratischen Verantwortung schleichen, sagte er. Die FDP sei immer bereit, vernünftige Dinge mitzutragen. *li

Die künftige Nutzung des "Wöhlerhauses" in Rödelheim ist offen: Junge Leute oder der Heimatverein ,Das wäre natürlich ideal&rquote;

Hier in der Assenheimer Straße 15 ist er also geboren, der August Anton Wöhler, einer der "wichtigsten Bürger der Stadt Frankfurt", wie der Heimat- und Geschichtsverein Rödelheim immer wieder vermerkt.

Hier auf seinem Hofgut in der ehemaligen selbständigen Gemeinde Rödelheimund heutigem Frankfurter Stadtteil entwickelte der Tierarzt, Stallmeister und Landwirt neue landwirtschaftliche Anbaumethoden, initiierte drei schulische Einrichtungen und organisierte eine Suppenküche.

Viele Bewohner hat das Geburtshaus des Mitbegründers der Sparkasse von 1822 schon gesehen. Zwischenlager von Medikamenten und Altersheim sei es einmal gewesen, munkelt man. Seit 1987 leben dort zwölf junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren in einer Wohngemeinschaft, teilen Küche und Bad, probieren eine "andere Lebensform" aus, wie sie es selbst nennen.

Matthias, Gero, Bärbel und Karin sitzen im Wohnzimmer und schlürfen den ersten Kaffee an diesem Sonntagmorgen. Ein wenig ratlos, das seien sie derzeit alle, die Bewohner des "Wöhlerhauses", gibt Karin zu.

Denn mit der "anderen Lebensform" soll es nach den Wünschen des Heimat- und Geschichtsvereins Rödelheim bald vorbei sein. Der Verein hat Interesse an dem Wöhlerhaus bekundet: Er will dort ein Heimatmuseum einrichten. Ein Schock für die jungen Leute in der Assenheimer Straße 15. Sie sehen ihre Existenz bedroht. Mühsam haben sie seit 1987 begonnen, das stark verfallene Haus zu renovieren. Fotos werden durch die Runde gereicht. Der Putz fiel damals von den Wänden, Stromleitungen mußten verlegt, die Küche neu gekachelt werden, Treppen und Fenster waren kaputt und in einigen Zimmern gab es noch keine Heizung.

Die Jugendlichen haben viel Zeit und - neben einem einmaligen Renovierungszuschuß der Stadt von 10 000 Mark - eigenes Geld in ihr Projekt investiert. Aber neben aller Ratlosigkeit sind sie bereit, um ihr "Zuhause" zu kämpfen. "Widerstandslos gehen wir hier nicht raus", unterstreicht der 25jährige Gero.

Rückblende. 1987 haben sechs wohnsitzlose Jugendliche versucht, in Frankfurt eine Bleibe zu finden. Nach kurzer Zeit in einer Unterkunft in der Florastraße 34 für Erstankömmlinge aus anderen Städten hörten die jungen Menschen von einem leeren Haus in der Assenheimer Straße. Da der Vermieter nur eine Institution als Mieter haben wollte, mietete der Verein für soziale Arbeit im Stadtteil das Haus an und gab den Jugendlichen zwölf Untermietverträge.

Der erste Vertrag mit dem Verein für soziale Arbeit lief Anfang dieses Jahres aus, wurde aber mit einer Mieterhöhung bis 1995 verlängert. Die Miete, die 1987 noch bei fast allen Jugendlichen vom Sozialamt gezahlt wurde, bringen die meisten von ihnen mittlerweile selbst auf.

Gero: "Ich arbeite heute als Buchhalter. Hier in der Assenheimer Straße hatte ich endlich das Durchhaltevermögen, meine Lehre als Bürokaufmann zu beenden. Ohne mein Zimmer hier und den Zusammenhalt in der Gruppe wäre mir das nie gelungen."

Karin ist inzwischen fast fertig mit ihrem Studium, sie äußert sich ähnlich wie Gero: "Ohne den festen Wohnsitz hätte ich das nicht geschafft." Auch die anderen Mitbewohner sind irgendwo "beschäftigt" als Angestellte, Zivildienstleistende oder in Selbsthilfegruppen. "Hier haben wir es geschafft, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen", sagt Matthias.

Daß sie noch immer keine eigenen Verträge bekommen, sondern zur Untermiete beim Verein für soziale Arbeit im Stadtteil wohnen, die Warmmiete für das 400 Quadratmeter große Haus mittlerweile 6500 Mark beträgt, nehmen die jungen Leute dafür in Kauf. Doch bei dem Gedanken an eine mögliche "Vertreibung" reagieren sie empfindlich. "Das werden wir nicht zulassen."

Bernhard Reichel, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins, spricht nur zurückhaltend vom Thema "Wöhlerhaus". Sicher, mir tun die Jugendlichen auch leid, meint er. "Doch es gibt in Rödelheim nunmal nur zwei Orte für ein Heimatmuseum."

Einer sei das Petri-Häuschen. "Aber das scheint mittlerweile fast aussichtslos zu sein. Die Wasserverwaltung ist dort immer noch nicht draußen, die Geschichte zieht sich schon seit Jahren hin. Außerdem ist das Haus mit lediglich 50 Quadratmetern auch ein wenig klein für unser Museum." Der andere Ort für eine Heimat-Gedenkstätte im Stadtteil sei dann das Wöhlerhaus. "Das wäre natürlich ideal." In konkrete Verhandlungen sei der Geschichtsverein allerdings noch nicht getreten.

Sollte die Stadt dieses Haus einmal kaufen, so Reichel, sind wir natürlich Interessenvertreter. "Es wird doch noch anderen Raum für das Siedlungsprojekt der Jugendlichen geben. Muß es denn das Wöhlerhaus sein?" Von Renovierung der Jugendlichen könne gar keine Rede sein, so Reichel. "Die haben's sich dort sicher wohnlich gemacht, mehr nicht. Das Haus verfällt allmählich."

Bei allem Hin und Her, Interessensbekundungen des Heimatvereins auf der einen Seite und vorbeugenden Abwehrmaßnahmen der Jugendlichen auf der anderen: was mit dem Wöhlerhaus in den nächsten Jahren geschieht, bleibt ungewiß. Der Privatbesitzer möchte es für eine Million Mark verkaufen. Kostenträger könnte die Stadt sein, die dazu allerdings kaum das Geld haben wird.

Und dann bleibt da noch ein Problem: Haus- und Grundstücksbesitzer sind nicht identisch, so daß zwar das Haus verkauft werden kann, das Grundstück aber, das ebenfalls einem Privatmann gehört, mit einem Erbbaurecht belastet ist. Alles in allem eine komplizierte Rechtslage, die es den Jugendlichen nicht gerade leichter macht.

Für die jetzigen Mieter steht allerdings eines mit Sicherheit fest: bei der Entscheidung, ob sein früheres Hofgut in der heutigen Zeit ein Museum oder ein Wohnhaus sein solle, hätte sich der im sozialen Bereich so sehr engagierte August Anton Wöhler auf ihre Seite geschlagen. MEIKE U. GÜNZEL

Stadtteil-Lesertelefon Pfosten angemahnt beim Straßenbauamt

NORDWEST. "Ich stehe in der Küche in Auspuffabgasen, und unser Schlafzimmer haben wir auch schon nach hinten verlegt", erzählte FR-Leserin Margarete K. aufgebracht. Jetzt machte sie sich mit einem Anruf in der Stadtteil-Rundschau Luft. Der Grund für ihren Ärger: ein fehlender Sperrpfosten auf dem asphaltierten Weg, der vom Hammarskjöldring 12 zur Niederurseler Landstraße führt.

"Der Pfosten wird immer wieder gewaltsam rausgerissen", sagte Frau K., "dann rasen Autos über den Weg, der eigentlich nur für Fußgänger ausgeschildert ist."

Das Problem ist alt. Vor eineinhalb Jahren hatte sich Frau K. deshalb beim Straßenbauamt beschwert - der Sperrpfosten wurde erneuert. Jetzt sei die Absperrung erneut "schon seit Monaten weg". Margarete K. ist mit ihrer Geduld am Ende. Diesmal will sie sich nicht mehr mit einem Pfosten zufriedengeben.

Sie fordert: "Eine Schranke soll auf den Weg." Dann könnten auch die Feuerwehr und die Müllabfuhr bequemer passieren. "Die mußten vorher das Schloß am Pfosten aufschließen."

Eine Schranke sei "nicht die Lösung" des Problems, meinte hingegen Otto Brandauer vom Straßenbauamt auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. "Das sieht doch häßlich aus", sagte er und denkt vor allem an Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen: "Ihnen bleibt dann der Weg versperrt."

Lösen ließe sich das Anliegen der genervten Anliegerin nur insofern, daß wieder "ein neuer Pfosten montiert wird", sagte Brandauer und fügte hinzu: "Wir haben eigene Kolonnen, um die Pfosten zu reparieren." Damit die am Hammarskjöldring tätig werden, sollte sich FR-Leserin Margarete K. jedoch zunächst einmal beim Straßenbauamt melden. nia

Die gnadenlose Zähmung des wilden Acheloos Ein monströses Wasserbauprojekt in Griechenland ruft die Umweltschützer auf den Plan Von Gerd Höhler (Mesochora)

Acheloos, heißt es, war ein Sohn der Meeresgöttin Thetys und des Titanen Okeanos. Das Meer und die Ströme, die Quellen und die Brunnen, sie alle, schrieb Homer, haben ihren Ursprung im Acheloos. Er war wendig und wandlungsfähig, aber dennoch unterlag Acheloos im Zweikampf um die Hand der begehrenswerten Deianeira dem starken Herakles - so der Mythos.

Jetzt steht dem Flußgott ein neues Ringen, vielleicht die endgültige Unterwerfung bevor. Es geht diesmal nicht um die schönen Augen der Deianeira, sondern um das, was manche für Fortschritt halten. In der Rolle des Herakles: die staatlichen griechischen Elektrizitätswerke DEI.

Aus den wilden Bergen des Pindos- Massivs, wo er nahe der Ortschaft Metsovo entspringt, fließt der Acheloos durch schmale Täler und tief eingeschnittene Schluchten südwärts, durchquert die Ebene von Agrinion und mündet bei Messolongi ins Ionische Meer. Mit 240 Kilometern Flußlauf ist er der längste und mächtigste Strom Griechenlands. Vielleicht werden sich kommende Generationen vom Acheloos erzählen. Geben wird es diesen Fluß jedenfalls nicht mehr lange. Wo er sich heute weiß schäumend durch den südlichen Pindos schlängelt, wird in wenigen Jahren allenfalls ein kümmerliches Rinnsal übrigbleiben. Mit einem gigantischen Wasserbauprojekt soll der wilde Acheloos zur Stromerzeugung gebändigt werden, und wenn seine gezähmten Wasser in den Turbinen ihren Dienst verrichtet haben, sollen sie durch Tunnel und Kanäle in die Ebene von Thessalien geleitet werden, um dort die Profite der reichen Baumwoll- und Weizenfarmer zu mehren.

Das Acheloos-Projekt geht bis in die 50er Jahre zurück. Grundgedanke ist die Umleitung des Flusses von der Westseite der Pindos-Wasserscheide auf die östliche Flanke des Bergmassivs, um so die Felder in der thessalischen Ebene zu bewässern. 1983 gab der damalige sozialistische Ministerpräsident Andreas Papandreou den Startschuß zur Verwirklichung des Vorhabens. Seit 1985 wird gebaut, werden Tunnel in den Fels gebohrt, wird Felsgestein gesprengt, werden Berge versetzt. 50 Milliarden Drachmen, umgerechnet fast 400 Millionen Mark, sind bereits verbaut - für ein monströses Projekt, das in mancher Hinsicht einem gigantischen Schildbürgerstreich gleicht.

Von der idyllischen Ortschaft Pyli am westlichen Rand der thessalischen Ebene führt die Straße hinauf in die wilde Bergwelt des Pindos. In steilen, engen Serpentinen geht es durch dichte, fast unberührte Wälder bergan. Kurz hinter Stournaraika überquert der Weg die Wasserscheide. Die schmale Asphaltstraße verwandelt sich in eine holprige, vom Winterregen ausgewaschene Schotterstrecke. Nach 70 Kilometern, für die man selbst bei beherzter Fahrweise gut zwei Stunden braucht, ist das Tal des Acheloos erreicht. Hoch über dem Fluß schmiegt sich das Bergdorf Mesochora an ein flach abfallendes, grünes Hochplateau. Mesochora gehört zu jenen Dörfern, die während der 400jährigen Türkenherrschaft entstanden. Hier suchten die Griechen Zuflucht vor den osmanischen Besatzern, die sich selten so weit in die Berge hinauf wagten. Jetzt droht Mesochora der Untergang: Zur Hälfte wird das Dorf im Wasser des Acheloos versinken. Hinter der Biegung am Ortsausgang verändert das Tal schlagartig sein Gesicht: kahl abgeholzt die Hänge, verwüstet das Flußbett, tiefe Wunden klaffen im Gestein. Die Schlucht dröhnt vom Getöse der Bagger und Planierraupen, der Schwerlaster und Betonmischer. Noch eine Kurve durch diese Mondlandschaft, und wir sind da: Eine über 100 Meter hohe Mauer aus grauem Geröll verdunkelt das Tal.

Hier bauen sie den Staudamm. Fast sechs Millionen Kubikmeter Gestein und Geröll werden zu einem Wall von 135 Metern Höhe aufgetürmt. Noch fließt der Acheloos durch einen seitlich in den Fels gesprengten Tunnel um das Stauwerk herum, aber wenn der Damm fertig und diese Schleuse geschlossen ist, dann wird sich der gebändigte Strom hier zu einem künstlichen See von zehn Qudratkilometern Fläche aufstauen.

Der Damm von Mesochora ist nur ein Teil des Acheloos-Projekts. Südlich des Stauwerks wird der Strom nicht seinem natürlichen, etwa 40 Kilometer langen Flußlauf durch das Tal folgen, sondern in einen steilen, acht Kilometer langen Tunnel gezwungen. Am Ende der in den Fels gebohrten Röhre warten zwei Turbinen auf das herabschießende Wasser des Acheloos. Dahinter wird der Fluß in einen weiteren künstlichen See münden, aufgestaut von einem 150 Meter hohen Damm. Von diesem Reservoir, dessen Fassungsvermögen 500 Millionen Kubikmeter Wasser betragen soll, wird der Acheloos durch einen knapp 19 Kilometer langen Felstunnel unter dem Pindos- Massiv hindurch auf die östliche Seite der Wasserscheide gezwungen, vor einem 120 Meter hohen Wall bei der Ortschaft Mousaki erneut zu einem See aufgestaut, wiederum durch Turbinen mit einer Stromausbeute von 270 Megawatt getrieben und dann schließlich in die thessalische Ebene entlassen, wo er 380 000 Hektar Ackerland bewässern soll.

Während sich die Bauern in Thessalien auf noch reichere Ernten freuen, schlagen internationale Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace und WWF Alarm. Denn das von der Athener Regierung als "Jahrhundertwerk" gefeierte Acheloos-Projekt droht das ökologische Gleichgewicht ganz Mittelgriechenlands aus den Angeln zu heben.

Dabei müßten eigentlich die bitteren Erfahrungen der Vergangenheit eine Lehre sein. Denn wenn heute in der thessalischen Ebene das Wasser auszugehen droht, dann ist das in erster Linie das Resultat hemmungslosen Raubbaus. Mitte der 60er Jahre legten die Landwirte hier den Karla-See, damals Griechenlands größtes Binnengewässer, trocken. Sie leiteten sein Wasser durch einen Drainagetunnel ins Meer, um zusätzliche Anbauflächen zu gewinnen. Das war, wie man heute weiß, ein verhängnisvoller, nicht mehr zu korrigierender Eingriff: Mit der Trockenlegung des Sees geriet der ganze Wasserhaushalt der Ebene aus den Fugen, versiegten Quellen und Bäche, ging der Grundwasserspiegel drastisch zurück. Die früher von unzähligen glitzernden Fluß- und Bachläufen durchzogene Ebene trocknete immer weiter aus. Heute pumpen die Bauern mit rund dreitausend Bohrungen das Wasser aus bis zu 300 Meter Tiefe auf die Felder. Der Energieaufwand ist immens, die Kosten betragen jährlich sieben Milliarden Drachmen (über 50 Millionen Mark). Kein Wunder, daß kaum irgendwo auf der Welt Baumwolle so teuer produziert wird wie in der Ebene von Thessalien. Werden die Kosten dank der Acheloos-Umleitung nun wenigstens bald sinken? Nein, im Gegenteil, sie werden noch weiter steigen, denn das Acheloos-Wasser wird mindestens dreimal so teuer sein wie das bisher aus der Tiefe gepumpte Grundwasser.

Das aus sechs Staudämmen, vier Verbindungstunnel von insgesamt fast 40 Kilometer Länge und fünf Wasserkraftwerken mit einer Gesamtleistung von 660 Megawatt bestehende Projekt wird die schwindelerregende Summe von umgerechnet fast 15 Milliarden Mark verschlingen. Ohne EG-Hilfe, so wurde den Griechen bald klar, war das Projekt nicht zu finanzieren. Doch die Gemeinschaft bezuschußt landwirtschaftliche Bewässerungsprojekte nicht. So verfiel man im Athener Wirtschaftsministerium auf die patente Idee, das Acheloos-Vorhaben als Projekt zur Energiegewinnung zu tarnen und damit beihilfefähig zu machen. Bei nüchterner Betrachtung werden die fünf geplanten Kraftwerke nur gebaut, um EG-Gelder für die Stauwerke und Verbindungstunnel zu kassieren, deren eigentlicher Zweck die Bewässerung der thessalischen Ebene ist. Die Gemeinschaft macht das Täuschungsmanöver willig mit.

Die von der EG mitfinanzierten Wasserkraftwerke machen für sich genommen überdies gar keinen Sinn. Im Gegenteil: Durch die Ableitung von mindestens einem Viertel des Acheloos-Wassers nach Thessalien werden die bereits vorhandenen Kraftwerke am Unterlauf des Flusses erhebliche Einbußen erleiden. Ein Stück aus dem Tollhaus: Mit Milliardenaufwand werden nun am Oberlauf des Acheloos fünf neue Kraftwerke errichtet, doch unter dem Strich wird der Fluß wegen der Umleitung nach Thessalien in Zukunft weniger Energie hergeben als zuvor. Die staatlichen Elektrizitätswerke DEI fordern folgerichtig vom griechischen Staat Schadenersatzzahlungen in Höhe von umgerechnet knapp einer Milliarde Mark - als Ausgleich für die reduzierte Leistung der stromabwärts gelegen Kraftwerke. Man möchte sich über diesen in Europa wohl einmaligen Schildbürgerstreich vor Lachen biegen, gäbe es da nicht einen bitteren Nachgeschmack: Die europäischen Steuerzahler sind an diesem bizarren Vorhaben mit mehreren hundert Millionen Ecu beteiligt.

Zwar beziffert eine im Auftrag der griechischen Regierung erstellte Studie den Nutzen des Acheloos-Projekts auf umgerechnet 2,3 Milliarden Mark jährlich, wovon 85 Prozent aus der gesteigerten Landwirtschaftsproduktion stammen sollen. Doch diese Rechnung steht auf schwachen Füßen, denn sie geht von den Gegebenheiten der EG-Agrarpolitik Mitte der 80er Jahre aus. In der Ebene von Thessalien sollen neben Baumwolle Produkte angebaut werden, die schon jetzt im Überfluß vorhanden sind und deren Preise künftig mit der Reform des EG- Agrarmarktes weiter fallen werden: Weizen, Zuckerrüben, Milch und Rindfleisch. Viele Fachleute bezweifeln daher, daß sich das Acheloos-Projekt jemals auch nur annähernd amortisieren kann.

In die Geschichte eingehen könnte das Vorhaben aber vor allem wegen seiner unabsehbaren ökologischen Konsequenzen. Jeder Staudamm ist ein Eingriff in die Natur. Hier aber geschieht weit mehr. Von den 240 Kilometern Stromlänge des Acheloos werden nach Fertigstellung des Projekts ganze 60 Kilometer übrigbleiben. Auf den anderen 180 Kilometern wird sich der Acheloos in Stauseen verwandeln, wird durch künstliche Felstunnel fließen oder - auf ein Zehntel seiner natürlichen Wassermenge reduziert - als kümmerliches Rinnsal dahinplätschern. Welche Auswirkungen die Umleitung eines Großteils des Acheloos-Wassers auf die andere Seite des Pindos für den Wasserhaushalt und das Klima der Region haben wird, vermag zuverlässig niemand vorherzusagen. Auf ein anderes Wetter werden sich jedenfalls die Bewohner der thessalischen Ebene einstellen müssen. Diese schon heute heißeste Gegend des Landes wird sich in ein riesiges Treibhaus verwandeln, denn das aus dem Acheloos abgezweigte Wasser soll zu 93 Prozent aus Wasserkanonen auf die Felder regnen - die unwirtschaftlichste Methode der künstlichen Bewässerung, weil etwa ein Drittel des Wassers sofort verdunstet. Das birgt nicht zuletzt die Gefahr, daß die bewässerten Böden binnen weniger Jahre versalzen und unfruchtbar werden.

Das auf die thessalischen Felder gesprenkelte Wasser wird nicht nur am unteren Flußlauf des Acheloos fehlen, sondern vor allem im Mündungsdelta des Acheloos und in der Lagune von Messolongi, einem der größten Feuchtgebiete Griechenlands. Hier leben Kormoran, Silberreiher und Pelikan; das Delta bietet zahlreichen bedrohten Vogelarten wie dem Kaiseradler, dem Mönchsgeier und dem Wanderfalken Zuflucht. Wenn aber der Frischwasserzustrom und die Sedimente des Acheloos versiegen, dann wird das ökologische Gleichgewicht der Lagune binnen weniger Jahre aus den Fugen geraten, wird dieses Feuchtgebiet zu einer toten Salzwüste verkrusten. Der renommierte britische Umweltexperte und EG-Gutachter Ted Hollis bezeichnet das Acheloos-Vorhaben als "einen beispiellosen wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Skandal".

Oder sollte sich der Acheloos am Ende doch als der Stärkere erweisen? Er ist ein wilder Strom, der im Winter viel Schlamm und Geröll mit sich führt. Deshalb haben die mit so großer Mühe und so viel Geld gebauten Staudämme nur eine sehr begrenzte Lebensdauer. Hinter der Staumauer sammeln sich nicht nur die Wasser, sondern auch die Sedimente des Acheloos an. Irgendwann werden diese Ablagerungen den Stausee füllen und die Oberkante des Dammes erreichen. Nach Berechnungen des Professors Dimitris Kotoulas von der Universität Thessaloniki wird das am Mesochora-Damm schon in 60 Jahren erreicht sein.

Dann wird sich der Acheloos wieder in einen Fluß verwandeln, der sich durch eine fruchtbare Ebene an Mesochora vorbeischlängelt, um lustvoll als Wasserfall über den nutzlosen Staudamm in die Tiefe zu stürzen. Der Tunnel nach Thessalien wird längst verstopft sein, die Turbinen der Kraftwerke stehen still. Und die heutigen Schulkinder von Mesochora können ihren Enkeln die Landschaft vor dem Dorf zeigen und von früher erzählen: Schaut, hier war einmal ein See!

Zeit der Unschuld "Der letzte Mohikaner", der Film zum Clinton-Sieg

FRANKFURT A. M. Was einen europäischen Autorenfilmer in tiefste Identitätskrisen stürzen mag, das kann einen american director wie Michael Mann nicht erschüttern. Der Initiator von "Miami Vice", der vor Jonathan Demme mit "Blutmond" einen Thomas-Harris-Thriller verfilmte, begibt sich in ein Genre, in dem die Guten nicht einfach nur gut, sondern edel, wo Drogen fremd und Psychopathen unbekannt sind. Als Amerikaner gibt ihm der Western indes kaum Probleme auf.

Denn im Western, das ist längst eine Binsenweisheit, entwirft das je gegenwärtige Amerika ein Bild von sich, das es in die Vergangenheit projiziert - eine Rückprojektion wie in der gleichnamigen Technik, wo Personen und ihr Hintergrund getrennt aufgenommen und erst nachträglich kombiniert werden.

"Der letzte Mohikaner" wird auch hierzulande das Kinderherz im Erwachsenen erwärmen. Wer einst James Fenimore Cooper las und sich vom "Lederstrumpf" durch die Welt der Waldläufer, Pfadfinder und Wildtöter führen ließ, der wird auch schnell das zernarbte Gesicht des TV-Lederstrumpfs Helmut Lange vergessen, wenn der Wind die lange Mähne von Daniel Day-Lewis zerzaust.

Michael Manns Film ist keine späte Abbitte wie "Der mit dem Wolf tanzt", auch keine jesuitische Rechtfertigung wie "Black Robe". Eigentlich handelt es sich bei "Der letzte Mohikaner" noch nicht einmal um einen typischen Western, eher um einen mythopoetischen Prolog zum ausgebildeten Genre. "Der letzte Mohikaner" sei eine "Kreuzung aus Terminator 2 und Whalt Whitman", befand eine amerikanische Kolumnistin, die nur die Pointe suchte und unversehens eine Märchenfigur beschrieb.

Bevor der Amerikaner in die Welt kam, war der Kontinent wüst und leer. Walt Whitmans "I hear America singin'" rauschte als ferner Klang in den Grashalmen und Baumwipfeln einer urwüchsigen Landschaft, und der Waldläufer in der Wildnis gab sich wie später der Westerner selbst das Gesetz, weil die herrschende Ordnung ungerecht war.

"Der letzte Mohikaner" spielt in den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts, in einer Zeit, in der fremde, europäische Mächte um die koloniale Herrschaft rangen. Engländer und Franzosen traten auf einem Nebenschauplatz des Siebenjährigen Krieges namens Amerika an. Fast zwei Jahrzehnte vor der "Boston Tea Party" und der "Declaration of Independence" herrschte eine Situation, die der Mythologie voraus liegt, die sie sich jedoch als ihren eigenen Anfang einverleiben muß, um von ihr erzählen zu können.

"Der letzte Mohikaner" handelt daher einzig und allein vom ersten der Amerikaner, der als mythologische Figur aus den dunstigen Wäldern Pennsylvanias auftaucht. Naturverbunden, mit der Ehrfurcht vor dem Lebendigen jagen Falkenauge und seine roten Brüder in der Anfangssequenz einen Hirsch. Sie umstehen das zur Strecke gebrachte Tier, und es fehlt allein, daß sie den letzten Atemzug des Hirsches mit ihrem Mund einfingen, um die Symbiose von Jäger und Wild symbolisch zu bekräftigen.

Schärfer könnte der Kontrast zur Zivilisation nicht akzentuiert werden, wenn die Männer der Wildnis anschließend in die Händel europäischer Politik geraten. Sie reagieren instinktiv "amerikanisch": Falkenauge, das von den Mohikanern aufgezogene Bleichgesicht, Chingachkook (Russell Means) und Unkas (Eric Schweig) treten ein für die Siedler, die nicht länger dynastischen Interessen geopfert werden, sondern nichts als autark sein und das jungfräuliche Land urbar machen wollen. Sie retten die britischen Offizierstöchter Cora (Madeleine Stowe) und Alice (Jodhi May) vor den tückischen Franzosen, und der rauhe Individualismus Falkenauges reibt sich an der Engstirnigkeit einer überlebten feudalen Ordnung.

Derweil liegt über den Schlachtfeldern der Pulverdampf, die Kriegsbeile surren durch die Luft, das Lagerfeuer prasselt, die Skalpe baumeln am Gürtel, und die Liebe in dieser Zeit der Unschuld ist nicht nur keusch und romantisch, sondern muß zugleich einen waghalsigen ideologischen Transfer kaschieren. Der symbolische Indianer Falkenauge bekommt seine Cora, während Unkas, der echte Indianer, im Kampfe fällt und Alice ihm in den Tod folgt.

Wie ein amerikanisches Pendant zu Adam und Eva stehen Cora und Falkenauge am Ende auf einem Felsen, freigesetzt und zu ihrer Hände Arbeit bestimmt, vor dem Aufbruch nach Ken-Tukky, in eine Zukunft, die Amerika heißt.

Was in "Der letzte Mohikaner" triumphiert, das ist die Mythologie der Bilderbücher und Abenteuerromane, die man als kindisch oder naiv belächeln kann, die jedoch so wirkungsmächtig ist, weil hinter ihr ganz selbstverständlich ein Land und seine kollektiven Träume spürbar werden.

Die Detailtreue des period piece, die aufrechte Gesinnung des Indianerwesterns und die ungebrochene Eloge auf Unverzagtheit und Heldenmut der Gründerväter - das traf exakt den Nerv in einem verzagenden, rezessionsgeplagten Amerika der letzten Bush-Tage, als Manns Mythenstück seine US-Premiere feierte.

"It's time for a change", rief der Film seinem Publikum zu, und antizipierte so unbewußt den Clinton-Sieg, die Formel vom "reinventing government". Michael Mann und die Seinen hielten ganz arglos der Vergangenheit einen Spiegel vor - und die Zuschauer sahen darin ihre eigene Zukunft: Wie einer, indem er sich auf seine Kraft und Unbeugsamkeit besinnt, zum Amerikaner wird, das inszeniert der Film nicht als einmaligen historischen Akt, sondern als eine sich stetig selbsterneuernde Möglichkeit. - (Der Film läuft am morgigen Donnerstag mit 200 Kopien im Bundesgebiet an, natürlich auch in Frankfurt.) PETER KÖRTE

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16

CD-NEUHEITEN

Rosen aus rotem Marzipan Die Chefin begrüßt Stammkunden per Handschlag

WIESBADEN. "Wirklich lieb von Dir, daß Du uns auch wieder 'mal besuchst", freut sich Emmi Eckes, als die Kundin das kleine Café in der Wiesbadener Bleichstraße betritt. Anheimelnd ist das Ambiente im "Café Eckes", wo die Inhaberin ihre Stammgäste per Handschlag begrüßt, wo Sonderwünsche - Schinkenbrötchen mit oder ohne Gurke - in Erfüllung gehen und die Konditoreiwaren aus eigener Herstellung stammen.

Die süßen Spezialitäten sind es, die den Gast, kaum hat er Konditorei und Café betreten, in ihren Bann ziehen. Auf kleinem und kleinstem Raum - das vom schmalen Verkaufsraum abgetrennte Café verfügt lediglich über 20 Plätze - ist eine schier überbordende Fülle an Back- waren angeordnet. Im Schaufenster mit dem goldfarbenen "Eckes"- Schriftzug ist meist ein mehrstöckiges Backkunstwerk zu besichtigen, in den Vitrinen Torten, Kuchen, Schnitten und Hefeteilchen. Zudem mag sich der Kunde an zahlreichen Sorten Gebäck gütlich tun. Aus einer Porzellanvase ragen auf langen Stielen kunstvoll geformte Marzipanrosen.

Nunmehr seit 55 Jahren besteht der Familienbetrieb Eckes an Ort und Stelle: Kurviertel oder Innenstadtpromenade war die verkehrsbelebte Bleichstraße noch nie. Einzelhandelsgeschäfte, Handwerksbetriebe, das Kino gegenüber und das einstige Berufsschulgebäude, das heute von der Fachhochschule genutzt wird, prägen den Charakter des Viertels von jeher.

1937 hatte dort das Ehepaar Eckes den Bäckerei- und Konditorbetrieb begründet. Seit dem Tode ihres Mannes im Jahre 1947 führt Emmi Eckes den Betrieb, tatkräftig unterstützt von Tochter Edith Wassmuth und Enkel Sascha. Mitunter hilft auch der Schwiegersohn; und in Bäckerei, Café und beim Verkauf "über die Straße" packen außerdem langjährige Mitarbeiter an.

Lange Jahre währt auch die Treue der zahlreichen Stammkunden. Emmi Eckes weiß von Gästen zu berichten, die ihren Kaffee bereits seit vier Jahrzehnten im "Eckes" genießen. "Haben Sie den älteren Herrn bemerkt, der sich gerade von mir verabschiedet hat? Er ist schon zu uns gekommen, als er noch jung und unverheiratet war. Heute ist er Pensionär." Nicht allein Ruheständlern ist es ein Treffpunkt. Da das Café an Wochentagen von halb sieben Uhr an geöffnet hat, nutzen viele Berufstätige aus umliegenden Vororten die Gelegenheit zum Frühstück vor der Arbeit. Ein paar Stunden später kommen dann Hausfrauen, Rentnerinnen oder Ehepaare, die zwischen zwei Einkäufen eine Verschnaufpause einlegen. Derjenige insbesondere, der eine Abneigung gegen Tabakqualm hegt, wird das kleine Café zu schätzen wissen: Seit drei Jahren darf dort nicht mehr geraucht werden.

Im winzigen Raum mit seinen fünf oder sechs Tischen, der Spiegelwand und einer Ausstattung, die Reminiszenzen an die fünfziger Jahre aufkommen lassen, herrscht familiäres Wohnzimmerambiente. Besonders geborgen mag man sich an unfreundlichen Regentagen fühlen: die süßen Leckereien, der starke Kaffee, die warmherzige Begrüßung durch die Inhaberin und die Aufmerksamkeit der bewährten Mitarbeiterin trösten bald über Wetterunbill und Alltagsverdruß hinweg. Die "Eckes"-Kundschaft scheint dies zu wissen: Die Sitzplätze bleiben nie lange frei. DAGMAR LORENZ

Die Köchin muß zaubern St. Thomas: Kindergarten fehlt Geld für neue Küche

HEDDERNHEIM. Salate und frisches Gemüse stehen fast täglich auf dem Speisezettel im Kindergarten der evangelischen St.-Thomas-Gemeinde in Heddernheim. Für insgesamt 40 der drei- bis sechsjährigen Kinder kocht Carmen Bandinelli jeden Tag ein vitaminreiches Mittagessen. Wie sie das schafft - in einer neun Quadratmeter kleinen Küche - ist vielen Eltern ein Rätsel.

Die Haushaltshilfe arbeite unter Bedingungen, die "nicht mehr länger zumutbar sind". Die räumliche und technische Ausstattung entspreche der "Küche eines Familienhaushalts in den 60er Jahren", kritisierteWolfgang Diehl, Vorsitzender des Kindergartenausschusses der katholischen Gemeinde.

Die Küche in der Kindertagesstätte soll vergrößert, die Einrichtung erneuert werden, so die Pläne der "Küchenprojektgruppe". In einer Broschüre informiert die Gruppe, der Eltern, Erzieherinnen, Kirchenvorstand und Pfarrer Ulrich Schaffert angehören, über den geplanten Küchenausbau.

Alle in der Gemeinde "ziehen am gleichen Strang", erzählte Diehl. Der Ausbau der Küche könne derzeit aber nicht verwirklicht werden. Bautechnisch gebe es zwar keine Probleme, aber es fehlt "das liebe Geld", beklagte er.

Die 50 000 bis 80 000 Mark, die der Ausbau kostet, kann der evangelische Regionalverband, der für die Finanzierung zuständig ist, zur Zeit nicht aufbringen. Auch die Rücklagen der Thomasgemeinde reichten nicht aus, ist aus der Informationsbroschüre "Küchenausbau Kindergarten" zu erfahren.

Die Broschüre, der eine Spendenbescheinigung mit der Bitte um Unterstützung beiliegt, "verschiken wir jetzt an Ärzte, Geschäfte und Fir- men in Heddernheim und in der Nordweststadt", erzählte die Erzieherin Barbara Mals.

"Wir haben aber auch selber Aktionen gestartet, um wenigstens einen Teil des Geldes reinzubekommen", erläuterte Mals. Rund 2800 Mark sind jetzt in der Kindergartenkasse. Dafür sei "viel Vorarbeit geleistet worden". Eltern und Kinder haben beispielsweise eigene Handarbeiten auf dem Heddernheimer Weihnachtsmarkt verkauft. Auch ein Teil von dem Erlös des Gemeindebasars soll für die Küchenerweiterung verwendet werden.

Mit der neuen Küche solle aber auch ein neues pädagogischen Konzept verwirklicht werden. Eine "kindergerechte Küche" mit abgesenkter Arbeitsplatte, Spüle und Kochfeld ist geplant. "Wir wollen die Kinder in die Küchenarbeit integrieren", sagte Mals, "denn Kinder, die den ganzen Tag hier sind, haben zu Hause keine Möglichkeit, die Abläufe in der Küche zu beobachten." In Gruppen unter Anleitung der Haushaltshilfe und der Pädagogen sollen die Kinder gemeinsam Gemüse putzen und "schnippeln", kochen, backen oder auch die Tische decken. "Sie sollen Verantwortung übernehmen", sagte Claudia Rang. Die 28jährige Erzieherin erläuterte: "Wir wollen auch gemeinsam einkaufen gehen, weil auch das meist erledigt ist, wenn die Kinder abends abgeholt werden."

Die Mitglieder der "Küchenprojektgruppe" entwickeln immer wieder neue Ideen, um das finanzielle Problem lösen zu können: Ein Tischpuppenspiel für Kinder wird demnächst im Kindergarten aufgeführt. Der Obolus von 2,50 Mark pro Zuschauer soll zur Finanzierung des Küchenausbaus beitragen, sagte Barbara Mals, "und wenn wir 10 000 Mark zusammenhaben, dann machen wir uns Hoffnung, daß wir anfangen können." nia

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Lavamad

KRONBERG. Die Jungfilmergruppe "Atzelmount-Pictures", zwei Leute aus Eppenhain, zeigen am Freitag, 15. Januar, 20 Uhr, im Recepturkeller ihren witzigen Film "Lavamad". "Gute, alte SPD" OBERURSEL. Beim Neujahrsempfang der SPD werden 16. Januar, 18 Uhr, auch Tucholsky und Kästner zu Worte kommen. Eckard Rühl wird unter dem Motto "Sinnend geh' ich durch den Garten . . ." literarische Betrachtungen zum Leben der "guten alten SPD" von den beiden Schriftstellern vortragen. Musikalisch wird das von Walter Breinl begeleitet. Atelier KRONBERG. Im Altkönigstift in Oberhöchstadt wird am Dienstag, 19. Januar, 15.30 Uhr, eine Ausst. mit Aquarellen der Ateliergemeinschaft Schwalbach eröffnet. Madagaskar BAD HOMBURG. Einen Vortrag über Madagaskar hält am Mittwoch, 27. Januar, 19 Uhr, A. Steurer aus Frankfurt im Forum des Stadthauses. Nachruf KÖNIGSTEIN. Die Königsteiner Kolloquien zur Zeitgeschichte beginnen am Donnerstag, 28. Januar, 20 Uhr, im Haus der Begegnung mit einem Nachruf auf die Tschechoslowakei. Jiri Dienstbier, ehemaliger Außenminister der CSFR, spricht über "Das Ende einer Vision - Nachruf auf die Tschechoslowakei". Jiddisch KRONBERG. "Paradies" nennen Gabi Heleen Bollinger und Wolf Gioli ihr jiddisch-deutsches Kabarett am Samstag, 16. Januar, 20 Uhr, im Recepturkeller.

Balanceakte auf schräger Treppe Elastische Räume von Gianni Colombo in der Görbelheimer Mühle

Der Zuschauer wird zum Mittäter: im "Spazio elastico", dem elastischen Raum des Mailänder Plastikers Gianni Colombo, darf er mitarbeiten am Bildausdruck. Darf zum Beispiel eine Gummischnur in verschiedene Ösen einhängen und somit eine vom Künstler initiierte Linearstruktur endlos variieren. An einem anderen, kleineren Objekt ("Struttura pulsante") ist eine Kurbel angebracht. Kuben aus Hartschaumstoff bewegen sich während des Drehens, brechen aus ihrem kompakten Verbund aus und quellen in den Raum - bis zu einem bestimmten Punkt. Der Betrachter ist in seinem Verhalten nie völlig frei, Colombo setzt Limits.

Andere Kunstwerke brauchen die Antriebskraft eines Elektromotors. Dazu gehört die zentrale Installation: der Dreh- und Angelpunkt der jetzigen, zweiten Colombo-Ausstellung in der Friedberger Galerie Hoffmann. Eine Mannschaft raumhoher und aufrechter weißer Papiertrichter scheint in der Luft zu stehen - und beginnt dann ihr feines Pendelspiel. Langsam schweben die Zuckerhüte in Schräglagen über den Boden. Diesmal ist ein "Spazio diagoniometrico" (eine Synthese aus "diagonal" und "Goniometrie", dem Begriff für die Winkelmessung) zu erleben, ein kinetisches Raumkunstwerk.

Architektur und Bewegung - Gianni Colombo bringt sie seit Jahrzehnten zusammen. Eine wichtige Arbeit im Zeichen einer beschleunigten, neue Erscheinungsbilder erprobenden Kunst hat in seinen Augen Marcel Duchamp geschaffen im gemalten Akt, der eine Treppe hinabsteigt, wobei sich eine Urfigur in Bewegungssequenzen auffächert. Die Galerie Hoffmann hat in ihre Ausstellung auch eine Huldigung an diesen Meister entscheidender Inkunabeln der Kunst des 20. Jahrhunderts mit hineingenommen. Colombo durfte nämlich die Hälfte der Treppe, die zum ersten Stock des Galeriehauses führt, ins Wanken bringen: ihre Stufen abschrägen und somit eine "cacogoniometrische" Steigung herbeiführen. Das Rauf- und Runtergehen wird zum Balanceakt wie ihn sonst nur Bildfiguren ausführen.

Colombo, der 1937 in Mailand geboren wurde und schon mit zwanzig erste veränderbare Objekte realisierte, in den Sechzigern Kontakte zur Zero-Gruppe unterhielt und heute zur Riege der konkret arbeitenden Künstler zählt, ist ein Mensch und Künstler mit Humor. Ein Schelm, der die strenge Geometrie gern mit ein wenig Kakophonie untermalt; was im Lot ist, bewegt er mit Hingabe aus seiner Achse. Die verschiedenen, dem Thema "Spazio curvo" (Gekrümmter Raum) zugeordneten (Licht-)Installationen, die die Galerie ebenfalls präsentiert, sind - obgleich mathematisch austariert - keine Rationalkonstrukte. Auf Verstandesebene entworfen zwar, aber vorgetragen mit diesem Minimum von Absichtslosigkeit und Freigeisterei, das jegliche Starre konkreter Gestaltung ausschließt, ja konterkariert. "Aus geistiger Trägheit wird vom Künstler oft die Herstellung unbeweglicher Objekte verlangt", hat Colombo kommentiert, "entsprechend wurden die Räume jahrelang mit Tafeln und Gliederpuppen angefüllt, deren Dumpfheit und Bewegungslosigkeit jegliche Wahrnehmung der in ihnen verborgenen und zu Symbolen erstarrten Kraft des Werdens verhindert." (Bis 30. März, Galerie Hoffmann in der Görbelheimer Mühle, Friedberg.) bab

Auf dem Gipfel jubilieren 1993 wird der Taunusklub Frankfurt 125 Jahre alt

FRANKFURT A. M. Mit einem Ständchen des Singkreises und einem Lichtbildervortrag über die "Highlights" des vergangenen Jahres begann die Herbstmitgliederversammlung des Taunusklubs Frankfurt. 138 Mitglieder des Wandervereins, der seine Hauptgeschäftsstelle in Bad Soden unterhält, waren zum Haus Riederwald gekommen, um über die Planungen für das Jubiläumsjahr 1993 zu sprechen, das Programm für nächstes Jahr zu verabschieden und den Haushaltsplan zu genehmigen.

Die erste Aufgabe für die Anwesenden bestand jedoch in einer Nachwahl zum Vorstand des 1100 Mitglieder starken Vereins: Als stellvertretende Schriftführerin erhielt Gerda Winter das Votum der Wanderfreunde.

Weitere Wahlen standen nicht auf der Tagesordnung, so daß Karl Fluhrer weiterhin als Erster Vorsitzender tätig ist und Siegfried Rumbler das Amt des stellvertretenden Ersten Vorsitzenden ausübt. Elisabeth Rittau ist Zweite Vorsitzende und Hildegard Reichelt gehört dem geschäftsführenden Vorstand als Kassiererin an. Erika Schneider amtiert als Schriftführerin des Wandervereins, der 1993 auf sein 125jähriges Bestehen zurückblicken kann. Zur Feier dieses Jubiläums bereiten die Mitglieder des Taunusklubs für den ersten Sonntag des kommenden Jahres eine Wanderung von Oberursel auf den Großen Feldberg vor. Diese Wegstrecke lief der Gründer des Taunusklubs, August Ravenstein, mit Freunden am 5. Januar 1868, um - auf dem Gipfel angekommen - den Wanderverein zu gründen. Vorgesehen ist ferner eine Akademische Feier im Bürgerhaus Südbahnhof, die am 25. April über die Bühne gehen soll, berichtete die Zweite Vorsitzende Elisabeth Rittau.

Im Jubiläumsjahr stehen mehr als 200 Wanderungen sowie heimat- und naturkundliche Spaziergänge, Kegel- und Singabende auf dem Programm. Zur Finanzierung der Veranstaltungen, der Wegmarkierungsarbeiten und des Wanderheims Feldberg, beschlossen die Mitglieder einen Haushalt von 118 500 Mark. Die Summe setzt sich zusammen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und dem Eintrittsgeld für den Aussichtsturm Großer Feldberg, der dem Klub gehört. kan

Keine Probleme in Zone 5 Museumsufer: Tempo 30 wird weitgehend akzeptiert

SACHSENHAUSEN. Die kürzlich eingerichtete Tempo-30-Zone am Museumsufer wird von der Bevölkerung offenbar gut angenommen: Übereinstimmend berichteten Ortsvorsteher Edmund Löffler und der Sachsenhäuser Vertreter der CDU im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad), Wolfgang Gilles, daß es keine grundsätzlichen Einwände gegeben habe. "Ich gehe davon aus, daß die Zone so weitgehend akzeptiert ist", erklärte Gilles auf Anfrage.

Am Dienstag, 17. November, war die Zone 5 "Museumsufer" eröffnet worden. Sie umfaßt das Gebiet von der Stresemannallee bis zur Schweizer Straße und von der Kennedyallee beziehungsweise Hans-Thoma-Straße bis zum Schaumainkai. In der neuen verkehrsberuhigten Zone wurden zudem einzelne Einbahnstraßenregelungen geändert: So ist die Schaubstraße im Bereich zwischen Steinlestraße und Schaumainkai zur Einbahnstraße erklärt worden, die nur noch Richtung Schaumainkai befahrbar ist. Aufgehoben wurde hingegen die Einbahnstraße in der Rembrandtstraße: Sie ist nun in beide Richtungen zwischen Gartenstraße und Schaumainkai zu passieren.

Als problematisch könnte sich das "Umdrehen" der Einbahnstraße in der Schaubstraße erweisen: Gilles sah die "größte Gefahr" in einer stärkeren Belastung der Rubensstraße. Der CDU-Politiker vermutete, daß sie den bislang durch die Schaubstraße fließenden "Querverkehr" zwischen Schaumainkai und Gartenstraße aufnehmen muß. Die Beschwerde eines Bürgers, der die zunehmende Belastung der Wohngebiete durch den Autoverkehr beklagte, ging bei Ortsvorsteher Löffler ein: "Gibt es einen neuen Schleichweg, der vor allem die nördlichen Wohngebiete belastet, dann müssen wir uns etwas einfallen lassen", erklärte Löffler, der jedoch zunächst die einjährige Probephase der Tempo-30-Zone abwarten will, bevor weitere Veränderungen an der Verkehrsführung vorgenommen werden. Insbesondere durch den Rückstau an der Ampelanlage in der Gartenstraße vor der Kreuzung Stresemannallee könnten Autofahrer dazu verleitet werden, durch die Seitenstraßen zum Schaumainkai zu fahren.

Eine weiterer Anruf beim Ortsvorsteher beschäftigte sich mit der Gartenstraße: Warum dort nicht auch Tempo 30 angeordnet worden sei, wollte der Anwohner wissen. "Dem konnte ich nicht weiterhelfen, aber da ist das letzte Wort auch noch nicht gesprochen", stellte Löffler fest. Die Gartenstraße ist als sogenannte "Grundnetzstraße" nicht verkehrsberuhigt: Hier beträgt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit weiterhin 50 Stundenkilometer. Der Ortsbeirat hat auf Grundnetzstraßen kaum Einfluß; die Einrichtung von Tempo 30 in diesen Straßen liegt allein in der Entscheidungsgewalt des Magistrates. Allerdings hatte der Beirat bereits früher bei verschiedenen Gelegenheiten angeregt, die Geschwindigkeit in der Gartenstraße zu reduzieren. kan

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Idee des Ortsbeirates Magistrat lehnt Wassersparplan ab

WESTLICHE STADTTEILE. Abgeblitzt ist der Ortsbeirat 6 (Höchst, Westliche Stadtteile, Goldstein, Schwanheim) beim Magistrat mit einer Idee zum Wassersparen.

Die Lokalpolitiker hatten angeregt, Wasser von Dächern und Höfen durch ein Extra-Rohrnetz in eine kombinierte Zisternen-/ Rückhalteanlage zu leiten. Diese (privaten) Auffangbecken sollten an die öffentliche Kanalisation angeschlossen werden; in den Zisternen müßten rund 50 Kubikmeter Regenwasser bleiben, die etwa zum Gießen im Garten nützlich sein könnten.

Der Magistrat lehnte die Idee jedoch ab. Begründung: Ein Bebauungsplan könne nur Einzelfälle berücksichtigen. Im übrigen würden die Vorschläge bereits bei der Landschaftsplanung bedacht, etwa wie das Versiegeln von Boden eingeschränkt werden könne, wie Dächer zu begrünen oder vorhandene Entwässerungssysteme zu nutzen seien. amm

Details gaben Ausschlag Denkmalschutz-Wettbewerb: Es gab nur zweite Plätze

ZEISLHEIM / UNTERLIEDERBACH. Die Hoechst AG hat 34 Hauseigentümer für die "vorbildliche Renovierung" ihrer denkmalgeschützten Häuser ausgezeichnet. Anlaß war der zum neunten Mal ausgetragene Denkmalschutz-Wettbewerb für die Werkssiedlungen in Zeilsheim und Unterliederbach. Hoechst veranstaltet den Wettbewerb, seit die Siedlungen Anfang der 80er Jahre in die Hände der Bewohner übergingen.

Die fünfköpfige Jury unter Leitung von Hanns-Hermann Piltz, dem ehemaligen Leiter der Abteilung Wohnungswirtschaft und Initiator des Wettbewerbs, sowie dem Höchster "Bürgermeister" Alfons Kaiser, zwei Denkmalpflegern und einem Hoechst-Mitarbeiter hatte aus einer Menge nahezu gleichwertiger Renovierungen auszuwählen. Konzern-Sprecher Ludwig Schönefeld sagte, die Teilnehmer hätten sich sehr an die strengen Auflagen des Denkmalschutzes gehalten. Das trage dazu bei, den Charakter der Siedlungen langfristig zu bewahren. Dennoch verzichteten die Preisrichter auf den ersten Platz, weil keine überragende Arbeit dabei war. Statt dessen prämiierten sie vier Zweitplazierte mit je 3000 Mark. Die Auszeichnungen gingen an die Familien Geisler (Hildburghäuser Weg 14), Friedrich (Hildburghäuser Weg 27), Schmitt (Greifswalder Weg 33) und Casado (Erfurter Weg 10). Die sechs Drittplazierten konnten je 1000 Mark, die Ehrenpreisträger je 500 Mark mit nach Hause nehmen.

Bei fast durchweg vorbildlichen Renovierungen mußten Details den Ausschlag geben, sagte Schönefeld. Die Gestaltung der Türen habe deshalb vorrangig darüber entschieden, ob der zweite oder "nur" der dritte Platz heraussprang.

Kleinigkeiten gaben auch den Ausschlag für die folgenden Plätze. So genügte ein "brauner statt ein grüner Klappladen oder ein verputzter Sockel", um sich auf den Ehrenplätzen wiederzufinden. dis

Am Anfang war die - Hühnerologie Aus der Chronik des Frankfurter Geflügelzuchtvereins von 1867: Viele Erfolge

FRANKFURT A. M. Den Grundstein zur Rassegeflügelzucht in Deutschland legte 1852 der Fabrikant Robert Oettel in Görlitz mit der Gründung eines "Hühnerologischen Vereins". Sein Beispiel machte gleich in mehreren deutschen Städten Schule. 30 Frankfurter Bürger organisierten 1867 eine Vogelausstellung, ein halbes Jahr später gründete sich im Hotel Drexel (Friedberger Straße) die "Gesellschaft der Vogelfreunde zu Frankfurt am Main".

Zum Vereinspräsidenten wählte die Gemeinschaft den Stadtrat Heinrich Dietz. Vereinsziel: "Hebung der Zucht, Veredlung, Pflege und Liebhaberei von Haus- und Stubenvögeln". Vereinslokale waren zuerst die Gaststätte "Storch" in der Saalgasse und das Café Schiller.

Von 1868 an zeigte die Gesellschaft jährlich eine Vogel- und Geflügelausstellung, unter anderem in der Exerzierhalle der Freiwilligen Feuerwehr Sachsenhausen. Die Zahl der Mitglieder, darunter der Mundartdichter Friedrich Stoltze, war auf 51 angestiegen.

Im Dezember 1880 wurde Frankfurts Branddirektor Carl Ranft neuer Präsident, 1881 veranstaltete der Verein einen Geflügelmarkt in den Räumen der Zentralstation der Berufsfeuerwehr in der Heiligkreuzgasse. Planungen für eine Klubschau 1883 führten zu Meinungsverschiedenheiten und zum Rücktritt des gesamten Vorstandes. Ehrenpräsident Dietz erklärte sich bereit, erneut die Geschicke des Vereins zu leiten. 1886 ging dieses Amt an Heinrich Schumacher über.

Inzwischen stellten Züchter aus Frankfurt auch in anderen deutschen Städten aus und errangen viele Ehrenpreise. 1888 fanden Frankfurter Tiere bei der internationalen Ausstellung in Rom, danach in Straßburg und Wien starke Beachtung. 1890 kehrte Branddirektor Ranft auf den Präsidentensitz zurück. Der Verein hatte sich auf rund 300 Mitglieder vergrößert. Nach dem plötzlichen Tod des Präsidenten Ranft 1894 übernahm Heinrich Schumacher nochmals die Führung.

1897 war Frankfurt erstmals Schauplatz einer vom inzwischen gegründeten "Verein für Geflügel- und Vogelzucht" ausgerichteten nationalen Geflügelausstellung, die vierte ihrer Art mit über 6500 Tieren. 1898 wurde die "Nationale" erneut nach Frankfurt vergeben, bis 1989 hatte sich ihre Zahl auf 19 Ausstellungen erhöht, bei denen insgesamt 200 000 Tiere gezeigt wurden. Noch vor der Jahrhundertwende richteten die Vogelfreunde eine Geflügelschau im Rahmen der deutschen landwirtschaftlichen Ausstellung an der Galluswarte aus.

Nach einer Talfahrt wurde im April 1907 die "Vereinigung der Frankfurter Geflügelzuchtvereine" gegründet (Gesellschaft der Vogelfreunde, Verein für Geflügel- und Vogelschutz und Zentralverein zur Förderung der Geflügelzucht "Ornis"). Umgehend wurde mit der Stadt Frankfurt über ein Gelände in Oberrad verhandelt - mit Erfolg. 1909 wurde der Mustergeflügelhof Wasserhof eröffnet.

1921 beschloß die Mitgliederversammlung einstimmig die Namensänderung der Gesellschaft in "Frankfurter Geflügelzuchtverein von 1867". In den 20er Jahren gefährdeten die allgemeine Wirtschaftskrise und die Inflation das Vereinsleben, die Zahl der Mitglieder reduzierte sich drastisch. Über das Engagement vieler Mitglieder, eine umsichtige Vereinsführung und Ausstellungen in der Festhalle führte der Weg aus der Krise. Auch der drohende Verlust des Wasserhofgeländes konnte 1928 abgewendet werden. In der Folge bewährte sich die Zusammenarbeit mit Vereinen in anderen Stadtteilen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Wasserhof zerstört. Die Vorstände unter Leitung der Vorsitzenden Ernst Rhumbler, Eduard Gerhardt und Klaus- Dieter Stork meisterten den Wiederaufbau des Wasserhofes und weitere Aufgaben, etwa den Bau eines Vereinsheimes, mit Bravour. Die Wasserhof-Freilandschauen und die großen Ausstellungen auf dem Frankfurter Messegelände sind bis heute die Visitenkarten des Frankfurter Geflügelzuchtvereins.

Im Jubiläumsjahr zum 125jährigen Bestehen gehören außer dem Vorsitzenden Stork dem Vorstand an: Martin Göller, Lothar Multerer, Dr. Werner Lüthgen, Werner Zahn, Petra Carillo, Doris Stork, Anni Fuchs und Hans-Jürgen Mogk. dixi

Busticket-Verkauf besser koordinieren

NIEDER-ERLENBACH. Kunden des Frankfurter Verkehrsverbundes hatten es in den vergangenen Herbstferien nicht leicht: Beide FVV-Verkaufsstellen - das Geschäft Laeger in Nieder-Erlenbach und der Kiosk in Nieder-Eschbach - hatten zur selben Zeit geschlossen. Außerdem gab es an beiden Stellen keinen Hinweis, wo ersatzweise Tickets zu erwerben sind.

In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) forderte die CDU- Fraktion deshalb Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU) auf, auf eine bessere Koordination der Verkaufsstellen in den beiden nördlichen Stadtteilen zu drängen.

"Der FVV ist ein Dienstleistungsbetrieb", schloß sich SPD-Fraktionsvorsitzender Otfried Reinhardt dem an. Der CDU-Antrag wurde von allen Fraktionen bei Enthaltung von Klaus-Jürgen Glaeser (Grüne) angenommen. Er kritisierte an dem Vorschlag, die an den Bushaltestellen ausgehängten Fahrpläne zu kopieren und ebenfalls zum Verkauf anzubieten. "Der Aufwand ist enorm", die Kunden könnten sich das FVV-Fahrplanbuch kaufen: "Darin sind alle Linien aufgeführt."

Als Freund der Improvisation will Ortsvorsteher Michel dennoch beim FVV anfragen, ob die "kleinen Fahrpläne" der jeweiligen Stationen der Linien 65 und 66 in kleiner Auflage vervielfältigt werden könnten. "Die Arbeit übernehme ich gerne", bot er den Gang zum Kopierer an. tin

300 unbekannte Bodendenkmäler Odenwald-Forschung: Fünfter Band des Breuberg-Bundes

ALTKREIS DIEBURG. Genau zwanzig Jahre ist es her, daß der Breuberg-Bund, einer der größten hessischen heimatkundlichen Vereinigungen mit über tausend Mitgliedern, den ersten Band seiner Reihe "Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften" vorgelegt hat. Rund 300 Seiten hatte damals die Veröffentlichung.

Jetzt hat Winfried Wackerfuß als Vorsitzender des Breuberg-Bundes den fünften Band dieser Reihe vorgelegt, der bereits die doppelte Seitenzahl aufweist und repräsentativ mit weit über 300 Abbildungen, davon ein Drittel in Farbe, aufgemacht ist.

Mehr als 300 bislang unbekannte Bodendenkmäler hat Peter Groß aus Dieburg in den vergangenen elf Jahren in Südhessen entdeckt. Groß hat sich der Luftbildarchäologie bedient. Zu bestimmten Tages- und auch Jahreszeiten fliegt der Dieburger mit einer kleinen Maschine in geringer Höhe und macht Luftaufnahmen. Aufgrund der Bodenfeuchte, der Schlagschatten und anderer Merkmale können dann am Schreibtisch mögliche Fundstellen herausgearbeitet werden, die schließlich bei einer Flurbegehung überprüft werden müssen. Peter Groß leistet diese zeitaufwendige Arbeit ehrenamtlich, nur die Flug- und Materialkosten sind ihm bislang von den einzelnen Landkreisen erstattet worden. Etwa 20 000 Fotos liegen mittlerweile vor.

Als Getreidehändler hatte sich der Darmstädter Carl Wilhelm Becker getarnt, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Hessen-Darmstädter Diensten stand. Seine eigentliche Aufgabe war die Spionage. Becker sammelte Informationen über Militärbewegungen im Raum Aschaffenburg und Würzburg, hielt sich aber auch in Frankfurt auf.

Hans Dörr aus Schaafheim hat im Darmstädter Staatsarchiv 71 Briefe und Berichte des Agenten aus der Zeit von 1801 und 1802 gefunden und ausgewertet.

An der Pforte zum Odenwald im Gersprenztal oberhalb von Reinheim stand jahrhundertelang die Nikolauskirche. Das Gotteshaus wurde 1810 abgerissen. Zu der Zeit, als die Kirche noch für Leichenpredigten verwandt wurde, liegt ein Bericht über gestohlene Marienbilder vor. Eines davon steht heute in der Kapuzinerkirche in Lohr am Main. Walter Hotz hat die einstige Ausstattung der Nikolauskirche beschrieben und ist der Spur der gestohlenen Figuren gefolgt.

Mit dem Weinheimer Salzhandel zwischen 1601 und 1745 hat sich Rainer Gutjahr beschäftigt, mit der Bewirtschaftung des Niederwaldes im südlichen Odenwald Richard Wagner.

Im vorderen Odenwald hat Brigitte Köhler das Hirtenwesen aufgearbeitet und dabei die soziale Stellung der Schweine-, Gänse-, Ziegen- und Kuhhirten beschrieben.

Weitere Arbeiten in dem umfangreichen heimatkundlichen Band befassen sich mit dem Grafen Asmus von Wertheim, dem Geometer Johann Wilhelm Grimm, der Darmstädter Künstlerkolonie und dem Odenwälder Freilichtmuseum.

• Das Buch kann über das Sekretariat des Breuberg-Bundes in 6101 Groß-Bieberau, Am Wittumsacker 7, für 46 Mark plus Versandkosten bezogen werden. sch.

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Denkprozesse in "Bauhaus-Farben" In der Galerie Gres: Der Maler Roger Greßl kehrt sein Innerstes nach außen

NORDEND. Mitten im Ausstellungsraum steht ein Paar Gummistiefel in Schwarz-Rot-Gelb: ein Fingerzeig des österreichischen Malers Roger Greßl auf den deutschen Geist des Nationalismus. Gummistiefel statt Springerstiefel? Will uns Greßl das sagen? Niemand weiß es genau. Nur eines scheint festzustehen: die Erkenntnis, daß dem Betrachter der Zugang zu den Arbeiten Greßls um so verschlossener bleibt, je grundsätzlicher und gegenständlicher er die Kunst des Österreichers verstehen möchte.

Roger Greßl begreift abstrakte Kunst "als Denkprozeß, als einen Erfahrungprozeß". Er provoziert Fragen, gibt aber keine Antworten. Auf Leinwand manifestiert er emotionale Momente, kehrt sein Innerstes nach außen. Der Betrachter wird aufgefordert, sein Wissen und seine Erfahrungen in die Ausstellung mitzubringen. Auf plakative Wirklichkeit und einfache Erklärungsmuster wird kein Wert gelegt.

Derzeit präsentiert die Galerie Gres die jüngsten Arbeiten des österreichischen Künstlers. 16 von insgesamt 26 Bildern entstanden 1992. Sie werden von vier Farben beherrscht: den Elementarfarben Rot, Gelb und Blau sowie einem vielfältig nuancierten Grau. Es sind die sogenannten Bauhaus-Farben. Für die Bauhaus- Künstler waren die Elementarfarben die "Trilogie des guten Geschmacks". Schreiende, dynamische Farben, die ohne jede gegenständliche Anbindung Gefühle herauskitzeln: Angst, Trauer, Wut, Freude und mehr.

In Greßls Bildern knirscht und kracht es. Fast so, als setzten die Farben und Formen elektrische Energie frei. Oft liegen zwei kreisförmige Flächen nebeneinander, sind ruhige Pole und Endpunkte der von außerhalb des Bildes hereinpreschenden dicken Balken gleichermaßen. Dort, wo die Balken aufeinandertreffen, tanzen die Farben. Hier malt Greßl in schnellen und wilden Bewegungen, legt fast wie zufällig, aber dennoch in fester Entschlossenheit Rot, Gelb, Blau auf die Leinwand. Die Bilder sprechen von der Lust am Experiment und von innerer Überzeugung.

Wie kommt es aber, daß die Kompositionen das Auge des Betrachters nicht überfordern, nicht überreizen? Vielleicht liegt der Schlüssel zu diesem Phänomen in Greßls Umgang mit den Grautönen. Sie grenzen Farbfelder ab, decken grelle Töne, stellen ein Gleichgewicht her. Bis zu 30 Mal werden Farbschichten übereinander gemalt. Greßl verarbeitet in seiner Mischtechnik Tempera, Öl- und Acrylfarben und fügt in Collagemanier Wellpappe und Jute hinzu.

Die Grauflächen setzen Formen und Flächen in Zusammenhang. Es entstehen Hohlräume und Verdichtungen, Kontraste, die zu ruhenden Polen werden. Es ist die immaterielle Wirklichkeit, die der Österreicher abbildet. Nicht themenbezogene Farbspuren, sondern Spiegelbilder innerer Befindlichkeit - wie es der Abstrakte Expressionismus versuchte.

Seit zehn Jahren hat sich Roger Greßl gänzlich der Malerei verschrieben. 1959 geboren, absolvierte er zunächst eine handwerkliche Lehre, bevor er drei Jahre die Höhere Versuchs- und Lehranstalt für Gebrauchsgraphik in Wien besuchte. 1989 gelang ihm durch die Teilnahme an den Kunstmessen in Basel und Genf der internationale Durchbruch. Seitdem nahm er an zahlreichen Ausstellungen und Messen im In- und Ausland teil.

Seine neuesten Arbeiten sind noch bis Ende Januar 1993 in der Galerie Gres, Eschersheimer Landstraße 94, zu sehen: dienstags bis freitags von 12 bis 19 Uhr und samstags von 12 bis 14 Uhr. tin

Ein "Windei" im Ortsbeirat 10 gelegt CDU fragt nach Plänen zur Münzenbergerschule, die längst ausgeführt wurden

ECKENHEIM. Der Wahlkampf macht es möglich. Die CDU im Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) stellte in der jüngsten Sitzung des Gremiums einen Antrag (der einstimmig angenommen wurde), ohne vorher die Sachlage ausreichend geprüft zu haben. Die Konservativen hatten vom Magistrat genaue Informationen über den gegenwärtigen Zustand der Münzenbergerschule gefordert. Weiter wollten sie wissen, welche Räume für die Renovierung vorgesehen sind und ob die notwendigen Arbeiten noch in dieser Wahlperiode durchgeführt werden könnten.

Dabei hatte die CDU sich auf einen Magistratsbericht verlassen, in dem die Schulen aufgeführt sind, an denen Reparatur- und Unterhaltungsmaßnahmen aus diversen Gründen zurückgestellt werden mußten. Im Haushaltsplan für 1991 waren laut diesem Bericht von Stadtkämmerer Martin Grüber (SPD) exakt 52 800 Mark für die Innenrenovierung der "Münzenberger" vorgesehen.

Wie in 93 der insgesamt 240 anderen Schulen, die renoviert werden sollten, konnten die Maßnahmen jedoch auch an der Grundschule in der Engelthalerstraße nicht durchgeführt werden, heißt es in dem Magistratsbericht. Tatsache ist aber, daß die notwendigen Renovierungsarbeiten bereits vor knapp zwei Jahren bewilligt und ausgeführt wurden. Tatsache ist laut Heidi Bachmeyer, Leiterin der "Münzenberger", auch, daß die Antragstellerin Ursula Plahusch (CDU) nie mit der Schulleitung über dieses Thema sprach, obwohl sie in ihrer Funktion als Kinderbeauftragte von Zeit zu Zeit die Schule besucht.

Heidi Bachmayer war so auch mehr als überrascht. "Das ist ein absolutes Windei. Alle Klassenräume, Türen und Treppenhäuser sind gestrichen worden. In den Toiletten haben wir neue Kabinen und Waschbecken bekommen, die Wände sind gekachelt worden." Die Bausubstanz der Schule sei in Ordnung, sagte Bachmeyer, nur zwei Fenster seien verzogen, würden aber noch in diesem Jahr ersetzt.

"Vor einigen Wochen sind Mitarbeiter des Hochbauamtes dagewesen, die alles überprüft und für funktionstüchtig erklärt haben. An der Münzenbergerschule ist keine Renovierung notwendig", rückt die Schulleiterin die Dinge ins Lot. jot

Größter im ganzen Land Der Alpenverein zählt in Frankfurt 7000 Mitglieder

FRANKFURT A. M. Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Größte im ganzen Land? "Wir sind es", weiß Gernot Cüppers, "der Alpenverein, Sektion Frankfurt, ist mit 7000 Mitgliedern der größte hessische Verein - größer noch als die Eintracht." Knapp zehn Aktive der Naturschutzgruppe im Alpenverein kamen zu ihrer alljährlichen Jahresabschlußfeier im Bürgertreff Bockenheim zusammen.

"Der Verein ist ungefähr in neun verschiedene Gruppen unterteilt - dazu kommen noch die Jugendkreise", erzählte Naturschutzreferent Cüppers. Im Verein wird vor allem geklettert und gewandert. Auch das sogenannte Freeclimbing findet seine Anhänger. Damit wird extremes Klettern an natürlichen und künstlichen Steilwänden bezeichnet, oft ohne ein sicherndes Seil oder andere Hilfen. In der Ballsporthalle Höchst fanden dazu im letzten Frühjahr die Welt- und im Herbst die Europameisterschaften statt.

Eine der Gliederungen des Frankfurter Alpenvereins ist die Naturschutzgruppe. Die etwa 15 Aktiven beseitigen im Hochtaunuskreis zusammen mit dem Forstamt Oberreifenberg regelmäßig Windschäden und forsten Waldbestände wieder auf: "Wir gehen beispielsweise mit Laubbäumen in bisher reine Nadelgehölze, damit dort ein stabilerer Mischwald entsteht", erklärte Cüppers. Diese Pflegeaktionen sind im Pflegeplan für das Naturschutzgebiet "Oberreifenberger Wiesen" vorgesehen - der Alpenverein übernimmt jeweils einen Teil davon.

Ein anderes Beispiel für die Unternehmungen der Gruppe ist ein Einsatz an den Eschbacher Klippen: Der Naturpark wurde von Ginsterbüschen gesäubert, die den ortsüblichen Heidebewuchs stören. Daneben werden in den Ötztaler Alpen Erosionsflächen wieder begrünt und alte Müllhalden beseitigt. Für jede der dortigen vereinseigenen Berghütten stellten die Naturschützer einen eigenen Aktionsplan auf. Die Arbeitsergebnisse dokumentiert die Gruppe auf Schautafeln und stellt sie vereinsintern und auch bei öffentlichen Veranstaltungen aus.

In der gesamten Bundesrepublik gibt es lediglich ein halbes Dutzend Naturschutzgruppen: "Wir werden allerdings immer mehr, weil die Bedeutung des Bereichs zunimmt", meint Gernot Cüppers. Einmal im Jahr treffen sich Vertreter der Gruppen zu einem Diskussionsforum. Daneben geben sie abwechselnd die Zeitschrift "akut" heraus, die sich mit Sachthemen rund um den Naturschutz befaßt.

Wer sich für die Arbeit des Frankfurter Alpenvereins interessiert, kann sich an Jutta Erich, unter der Telefonnummer 3 80 81 50, wenden. laf

Schlichten statt Richten Bezirksvereinigung der Schiedsleute feierte "40sten"

FRANKFURT A. M. "Die Schiedsfrau, der Schiedsmann - das unbekannte Wesen?" Erhard Väth, der Erste stellvertretende Bundesvorsitzende der deutschen Schiedspersonen und Direktor des Amtsgerichts Euskirchen, kennt das Hauptproblem der ehrenamtlichen Schlichter: Ihren Auftrag kennen nur wenige Bürger. Die Schiedsleute sollen private Streitigkeiten außergerichtlich klären. "Wir Bürger sind unfähig geworden, untereinander einen Konflikt zu lösen", stellte Väth in einer Festrede zum 40jährigen Bestehen der Bezirksvereinigung für Schiedsmänner und -frauen in Frankfurt fest.

Gerichte würden häufig vorschnell mit der Klärung von Streitfällen betraut, die sich durch eine Schiedsperson schneller und vor allem kostengünstiger hätten beseitigen lassen können.

Etwa 80 Menschen hatten sich im kleinen Saal des Bürgerhauses im Südbahnhof eingefunden, um das Jubiläum zu begehen. Neben Erhard Väth begrüßte Hans Bergmann, Vorsitzender der Bezirksvereinigung Frankfurt, Dieter Schmidt, den Staatssekretär im Hessischen Justizministerium, und andere prominente Gäste. Die beiden Künstler Igor Gellrich aus Stuttgart und die Japanerin Noriko Matsuo umrahmten musikalisch das Fest mit Kompositionen von Eccles und Debussy.

Am 2. April 1952 hatte Heinrich Mitternacht die Schiedsmannvereinigung für den Landgerichtsbezirk Frankfurt gegründet. Die Grundidee einer derartigen Einrichtung lag zu dieser Zeit bereits 125 Jahre zurück. Schon 1827 existierte in der Provinz Preußen eine "Verordnung zur Institution des Schiedsmannes". Seine Aufgabe war es damals wie heute, zwischen zwei sich streitenden Parteien ohne richterliches Eingreifen zu schlichten.

Heute müssen die ehrenamtlichen Mitglieder der Vereinigung beispielsweise in Fällen von Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, Beleidigung oder Körperverletzung vermitteln. Auch zur Klärung vermögensrechtlicher Ansprüche werden sie zu Rate gezogen. Vielfach sieht auch die staatliche Justiz in dieser Form der Konfliktlösung eine wertvolle Ergänzung der richterlichen Gewalt.

Erhard Väth geht sogar so weit, die Arbeit der Schlichter für weitaus fruchtbarer zu erachten: "Im Ergebnis läßt sich mehr lösen als vor Gericht, gibt es dort doch nur Verlierer und Gewinner." Nicht immer spiegele sich so die wahre Gerechtigkeit wider. Vor den Kadi sollten nur "aussichtslose Fälle" kommen - nach dem Motto: besser Schlichten als Richten!

Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten ehrte die Bezirksvereinigung vier Mitglieder, die mehr als 25 Jahre das Amt eines Schiedsmannes innehaben. Heinz Seibert, Theo Luckhaupt, Peter Claas und Hans-Erich Rach wurden für ihre Verdienste mit einer Treuemedaille und einer Urkunde belohnt. ole

Frauenprojekt ist durch Mittelkürzungen bedroht Die Konzeption steht auf dem Spiel / Stellenstreichung

NIEDERRAD. Das internationale Frauenprojekt der Lehrerkooperative in der Schwanheimer Straße 16 ist durch die Mittelstreichung für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in Schwierigkeiten geraten: Nur noch eine festangestellte Kraft kann sich um die rund 150 Frauen und ihre Kinder kümmern, die das umfangreiche Kursangebot nutzen. Damit steht die gesamte Konzeption des Projektes auf dem Spiel: "Frauenarbeit alleine zu machen, ist sinnlos", erklärte die Diplom-Pädagogin Dorle Fette, die zur Zeit die einzige Stelle in der Nieder- ABM-Stelle wurde im Mai 1992 gestrichen räder Dependance der Lehrerkooperative innehat. Zudem könne man internationale Frauenarbeit nicht nur mit Deutschen machen.

Vor allem mit preiswerten Sprachkursen hat das Frauenprojekt in den vergangenen fünf Jahren die Integration von ausländischen Frauen vorangetrieben. "Die Kurse sind proppevoll", berichtete Zinnur Schläger, die seit der Streichung ihrer ABM-Stelle im Mai arbeitslos ist. Der Lehrerkooperative als Trägerverein fehlt das Geld, die Arbeitsstelle aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Um die Kurse weiterhin anbieten zu können, sollen nun Honorarkräfte einen Teil der Arbeit übernehmen. Doch einen "Königsweg" stellt dieser Versuch der Krisenbewältigung auch nicht dar: Im Bereich der Sprachkurse seien in den letzten Monaten die Finanzmittel aus dem Bundesarbeitsministerium gekürzt worden, erläuterte Zinnur Schläger. Noch können die Frauen 1993 das einzigartige Kursangebot im Bereich Niederrad / Schwanheim / Goldstein aufrechterhalten, doch bei weiteren Mittelkürzungen in der Zukunft sehen sie die Existenz des internationalen Frauenprojektes gefährdet: "Die ehrenamtliche Arbeit lehnen wir ab", sagte Dorle Fette.

Das Frauenprojekt wurde 1987 gegründet und konnte die Kurse zunächst in den Räumen der Paul-Gerhardt-Gemeinde abhalten. Die verschiedenen Sprachkurse, ein umfangreiches Beratungsangebot und das Freizeitprogramm fanden regen Zuspruch: "Wir mußten uns schon bald nach eigenen Räumen umsehen, weil es einen riesigen Bedarf gab und wir aus allen Nähten platzten", erinnert sich Dorle Fette. 1991 konnten die Frauen in die Schwanheimer Straße umziehen. Doch auch hier ist es mittlerweile wieder zu eng geworden: Die 94 Quadratmeter des Frauenprojektes verteilen sich auf einen Unterrichtsraum und ein Kinderzimmer, denn zu allen Kursen wird parallel eine Betreuung des Nachwuchses angeboten. "Wir haben ein Zimmer zu wenig und wünschen uns billigere Räume", sagte Dorle Fette. Immerhin 2300 Mark Miete müssen im Monat bezahlt werden, ohne Förderung durch das Stadtschulamt und das Frauenreferat wäre der Betrag nicht aufzubringen.

Trotz der Schwierigkeiten will Dorle Fette weitere Angebote machen: Ab diesem Monat sollen die Räumlichkeiten des Projektes alleinstehenden Frauen als Treffpunkt und Kontaktstelle dienen. "Frauen, die Probleme haben, alleine in die Stadt zu gehen, können sich dann hier treffen und ihre Freizeit gemeinsam gestalten", erläuterte Diplompädagogin Dorle Fette. kan (Siehe auch Kasten auf dieser Seite)

FVV-Service belebt den Autoverkehr in Fechenheim Bürger diskutierten neuen Rahmenplan: "Stadtteil wird vernachlässigt" / Zweite Straßenbahnlinie gefordert

FECHENHEIM. Der Vergleich war sehr bildhaft. "Die Situation des Stadtkämmerers ist so wie die eines Vaters, der einen mannigfaltigen Wunschzettel in der Hand hält, diesen auch gern erfüllen würde, aber kein Geld dafür hat." Bernd Hausmann vom Stadtplanungsamt drückte es drastisch aus und rückte so das Thema des Abends in ein sehr trübes Licht.

Die Stadtteilgruppe Fechenheim der Grünen hatte zu einer Diskussion mit dem Thema "Stadtentwicklung im Frankfurter Osten" eingeladen. Ulrich Baier, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer, Gisela Stete vom Büro für Stadt- und Verkehrsplanung sowie Bernd Hausmann debattierten im Rathaus Fechenheim mit den Bürgern unter dem Motto "Idylle zwischen Verkehr und Industrie". Diskussionsgrundlage war der Rahmenplan Fechenheim, den ein Architekturbüro im Auftrag der Stadt erstellt hatte.

"Das Wichtigste ist enthalten", bewertete der Grüne Thomas Dorn die Konzeption der Planer zunächst einmal positiv. Doch vor allem die schlechte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln stört die Grünen. Lediglich eine Straßenbahnlinie (11) fährt ganztägig in den östlichen Stadtteil. Das sei eindeutig zu wenig, befanden alle Teilnehmer der Diskussion, und hätte zur Folge, daß viele Bewohner auf das Auto umsteigen würden. Auch die Busverbindung (Linie 44) im Norden von Fechenheim sei unzureichend.

Kontroversen gab es über das "Wie". Baier vertrat die Ansicht, daß die geplante U-Bahn-Anbindung höhere Mieten nach sich ziehen und den (noch) relativ ruhigen Charakter des Stadtteils negativ verändern würde. "Was heißt überhaupt Stadt?", fragte er und plädierte für eine langsame Entwicklung in Fechenheim.

Baiers Parteifreunde aus dem Stadtteil waren da zunächst anderer Meinung. Sie glauben, daß ein U-Bahn-Anschluß für mehr Attraktivität und Mobilität sorgt und begründen dies mit der schlechten Versorgungslage. Es fehlten Geschäfte, Kindergärten, eine städtische Krippe, eine Sozialstation und kulturelle Angebote für Jugendliche. Thomas Dorn schränkte jedoch im Verlauf der Debatte ein: "Eine zweite Straßenbahn würde uns schon zufriedenstellen. Aber die Infrastruktur muß verbessert werden." Die Grünen beklagen, daß die Entwicklung der Stadt nicht mit der von Fechenheim einhergeht. "Hier herrscht ein klares Defizit in vielen Bereichen, während in der Stadtmitte andauernd Projekte realisiert werden", schimpfte Regine Neukum- Holzner. "Dort Eurobank und sonstige prestigeträchtige Unternehmungen, hier gar nichts."

Daß sich auch in naher Zukunft an dieser Situation nicht viel ändern wird, wurde aus den Erklärungen Baiers und Hausmanns ersichtlich. "Die Finanzlage der Stadt ist bedrohlich." Sinkende Gewerbesteuereinnahmen "werden vermutlich für ein Defizit von 200 bis 300 Millionen Mark im nächsten Jahr sorgen". Einige Projekte müßten deswegen gestrichen werden.

Man könne gegen die Politik der großen Konzerne fast nichts unternehmen, wies Baier im Hinblick auf die übergroßen Erwartungen der Bürger hin. "Wir müssen ja schon froh sein, wenn internationale Speditionen Arbeitsplätze schaffen, obwohl sie keinen Pfennig Gewerbesteuer zahlen."

Das sieht beim FVV nicht anders aus. Der rechnet betriebswirtschaftlich. Im Klartext bedeutetet das: Wahrscheinlich wird es weder ein zweite ganztägige Straßenbahnverbindung zwischen Innenstadt und Fechenheim, noch eine ausgeweitete Buslinie geben. Und das, obwohl Gisela Stete (Büro für Stadt- und Verkehrsplanung) dies ausdrücklich unterstützt. "Gerade in Fechenheim-Nord ist die Anbindung sehr schlecht. Wir brauchen eine Verdichtung der Straßenbahnen und einen Ausbau des Rad- und Fußwegenetzes." Aber auf jeden Fall wird es in Fechenheim eine Tempo-30-Zone geben. Die Planungen laufen.

Daß damit die hohen Immissionswerte nicht verringert werden, mußte auch Gisela Stete zugeben. Die CO2-Werte sind trotz Katalysator gestiegen. Dafür verantwortlich ist die Zunahme des Individualverkehrs. Armin Burger-Adler von den Grünen forderte deshalb ein generelles Durchfahrverbot für Fechenheim und dafür den Ausbau der S-Bahn. Bernd Hausmann antwortete deutlich: "Bis zum Jahr 2000 können Sie sich das abschminken." Und wohl nicht nur das. Es wird, das wurde an diesem Abend immer wieder deutlich, im nächsten Jahr in vielen Bereichen stark gekürzt - und nicht nur in der Kultur. jot

Bis Mitternacht getanzt Jugendzentrum feierte / Viele Aktionen, wenig Geld

FECHENHEIM. "Wir hatten jeden Monat ein bis zwei kleine Billard- und Tischtennisturniere organisiert. Die Besten aus allen Wettkämpfen bekommen heute als Jahressieger Pokale überreicht", erklärte Sozialarbeiter Günther Hinz vom Jugendzentrum Fechenheim-Nord (Juz). Etwa 30 Jugendliche feierten ihre Jahresabschlußfeier in der Jugendhilfeeinrichtung an der Borsigallee.

Neben den sportlichen Trophäen konnten die Besucher kleinere Geldpreise bei einem Quizspiel gewinnen. Zu modernen Disko-Rhythmen wurde noch bis Mitternacht durchgetanzt: "Dieses Fest veranstalten wir, seitdem das Juz im Jahr 1978 eröffnet wurde", erzählte Hinz.

Das Haus bietet sich seither täglich zwischen 14 bis 20 Uhr für verschiedene Freizeitaktionen an. Vor allem Jugendliche aus der nahegelegenen Birstein-Siedlung nehmen das Angebot wahr. In zwei Räumen üben regelmäßig sechs Bands aus der Umgebung, und eine hauseigene Gruppe versucht diesen Vorbildern nachzueifern: "Das Spektrum ist sehr groß, von Punk über Jazz-Rock bis Mainstream ist alles vertreten." Daneben erfreut sich der wöchentliche Computerkurs steigender Beliebtheit, wo auf hauseigenen Geräten von den Jugendlichen graphische Probleme gelöst werden.

"Einzigartig in Frankfurt ist der aus dem Zentrum hervorgegangene Fußballclub. Wir spielen sogar in der Männer-A- Klasse mit", freut Hinz. Während der Altersdurchschnitt im Juz sonst bei etwa 16 Jahren liegt, setzt sich der FC Juz Fechenheim zusätzlich aus älteren Kickern, zumeist ehemaligen Besuchern des Jugendzentrums, zusammen. Trainiert wird mehrmals in der Woche auf dem Sportfeld in der Birsteiner Straße.

Zu den unregelmäßigen Rockkonzerten kommen Musikfans aus ganz Frankfurt ins Juz: "Da hatten wir manchmal bis zu 200 Besucher im Haus gehabt." Hinz: "Weil viele Frankfurter Bands sich nach Auftrittsmöglichkeiten umschauen, könnten wir das noch viel öfter machen."

Doch für viele Aktionen fehlt einfach Geld. Im Januar 1991 wurde der ohnehin knappe Etat von der Stadt Frankfurt um ein Fünftel gekürzt: "Die Jugend- und Elternhilfe Fechenheim-Nord als Trägerverein wird zu 100 Prozent von der Stadt bezuschußt. Deswegen ist das ein harter Einschnitt für uns gewesen", erklärte der Sozialarbeiter. "Ich denke, daß dort an der falschen Stelle gespart wird." Denn: "Weil sich sonst keiner um die Jugendlichen hier kümmert, ist das auch in Bezug auf das immer wieder angesprochene Thema ,Jugendgewalt&rquote; äußerst fatal." laf

Betreuung inbegriffen Neue Kurse des Internationalen Frauenprojekts

NIEDERRAD. Das neue Kursangebot des Frauenprojektes Niederrad startet im Januar und richtet sich an Frauen aller Nationalitäten. In den Räumen der Schwanheimer Straße 16 werden neben Deutsch- und Alphabetisierungskursen zu geringen Kosten auch eine Reihe von Freizeittreffs und Beratungen angeboten. Alle Kurse beinhalten eine Kinderbetreuung.

Die ersten Kurse im neuen Jahr beginnen am Montag, 11. Januar 1993. Schwerpunkt der Arbeit sind die Sprachkurse, die auf den unterschiedlichen Kenntnisstand der Teilnehmerinnen eingehen. So gibt es einen Alphabetisierungskurs, einen Intensivkurs für Anfängerinnen und eine ganze Reihe weiterführender Angebote. Am Montag, 18. Januar, um 18.30 Uhr startet auch ein Abendkurs für Frauen und Männer.

Beratungen bei Problemen im Umgang mit Ämtern, Schulen oder Vermietern können täglich in der Zeit von 10 bis 12 Uhr in Anspruch genommen werden. Ein "Offener Treff" soll donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr die Kommunikation zwischen deutschen und ausländischen Frauen ermöglichen. Im Rahmen des Treffs werden Ärztinnen, Erzieherinnen und Mitarbeiterinnen von Pro Familia zum Informationsaustausch eingeladen.

Auch ein Selbstverteidigungskurs für Frauen wird offeriert: Der erste Trainigstag ist am kommenden Donnerstag, 14. Januar. In der Zeit von 12 bis 13.30 Uhr können sich Frauen die Grundtechniken einer effektiven Verteidigung bei Überfällen aneignen. Am Mittwoch, 13. Januar, beginnt um 12 Uhr der erste Gymnastiktreff im neuen Jahr.

Mit Freizeitangeboten wollen die Mitarbeiterinnen des Frauenprojektes auch Kontakte zwischen Deutschen und Ausländerinnen im Stadtteil fördern: So gibt es einen Näh-, einen Seidenmal- und einen Töpferkurs. Neu im Angebot ist ein Fotokurs für Frauen, der am Donnerstag, 21. Januar (14 bis 16 Uhr), beginnt.

Weitere Informationen über das umfangreiche Bildungs- und Beratungsangebot können beim Internationalen Frauenprojekt Niederrad unter der Telefonnummer 67 30 18 erfragt werden. kan

Aus dem Ortsbeirat 6 Kläranlagen-Umbau kostet 6,6 Millionen

GRIESHEIM. Die Vorklärbecken der Abwasserreinigungsanlage Griesheim sollen zu Regenüberlaufbecken umgebaut werden. Das geht aus einem Bericht des Magistrates an die Stadtverordnetenversammlung hervor. Der Ortsbeirat 6 hat den Bericht des Umweltdezernats in seiner jüngsten Sitzung einstimmig angenommen.

Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte 1987 bemängelt, die Anlage in Griesheim entspreche nicht dem derzeitigen technischen Standard und müsse daher umgerüstet werden. Nach dem nun vorgelegten Konzept des Umweltdezernates wird der Umbau etwa 6,6 Millionen Mark kosten. 70 Prozent der Summe werden von der Stadt Frankfurt getragen, die restlichen 30 Prozent sollen die angeschlossenen Gemeinden finanzieren.

Das jetzige Rechenhaus der Abwasseranlage wird nach dem Umbau die elektrischen und maschinellen Anlagen beherbergen. Das Betriebsgebäude wird außerdem um einen zweigeschossigen Anbau für Sozialräume erweitert. In den alten Sozialräumen im Rohwasserpumpwerk können dann Teile der Leittechnik unterkommen, so der Magistratsbericht. hen

Hunderte Einwegteller landen im Müll Studenten müssen in der Fachhochschul-Mensa weiterhin mit Plastikgeschirr essen

FRANKFURT A. M. "Ich wollte meinen Augen nicht trauen, Plastikgeschirr auf allen Tischen und Tag für Tag sechs Müllsäcke voll Plastikabfall", berichtet Student Jörg Schmidt von seinen ersten Eindrücken von der Mensa an der Fachhochschule (FH) am Nibelungenplatz. "Jeden Mittag das gleiche. Nach dem Essen landen Hunderte von Einwegtellern und -bestecken in der Mülltonne."

Was für den Erstsemester-Studenten unfaßbar ist, scheint für die meisten Fachhochschüler alltäglich zu sein. Das Mittagessen wird nicht auf Porzellantellern und mit Metallbesteck, sondern auf Einwegtellern ausgegeben.

An diesen Zustand wird sich Jörg Schmidt wohl gewöhnen müssen, denn in den nächsten zwei Jahren wird sich an der ökologisch fragwürdigen Situation nichts ändern.

Seit im April dieses Jahres im Zuge des Neubaus eines Mehrzweckgebäudes die alte Mensa abgerissen wurde, müssen die Studenten mit einem Provisorium vorlieb nehmen. Am Schulhof der benachbarten Philipp-Holzmann-Schule wurde für die Übergangszeit ein Fertigbau errichtet, in dem seitdem das Essen serviert wird. Aus Geldmangel mußte die Leitung der FH jedoch auf eine Küche in dem Ausweichquartier verzichten und läßt sich deshalb die Menüs vom Studentenwerk der Johann Wolfgang Goethe- Universität aus Bockenheim anliefern. Und wo kein Geld für eine Küche ist, da ist auch kein Geld für Geschirrspülautomaten, argumentierte das Finanzamt.

"Der Einbau von einem vorgeschriebenen Fettabscheider hätte mindestens eine halbe Million Mark gekostet", erinnert sich Klaus Eckert, Angestellter beim Studentenwerk. So verzichtete die FH notgedrungen auf "echtes" Geschirr und produziert so täglich eine "stolze" Menge Abfall. "Wenn täglich sechs Säcke anfallen, kann sich jeder ausrechnen, wieviel Müll das in zwei Jahren ist", gibt Jörg Schmidt zu bedenken.

Glücklich mit der Plastiklösung ist auch die FH-Leitung nicht. "Wir sind froh, daß wir überhaupt dieses Provisorium genehmigt bekommen haben", sagt FH-Rektor Johann Schneider. "Während der Planungsphase für das neue Gebäude gab es ein ewiges Gerangel zwischen Staatsbauamt, Finanzamt und uns, ob es eine Übergangslösung geben wird." In dem 70 Millionen Mark teuren Mehrzweckgebäude werden außer der neuen Mensa auch Labors, eine Aula, Vorlesungssäle und eine Tiefgarage untergebracht sein.

Mit dem Bezug der neuen Räume rechnet Rektor Johann Schneider im Herbst oder Winter 1994. Dann wird die neue Mensa auch mit Mehrweggeschirr ausgestattet sein. Denn das Plastikgeschirr existiert an der FH nicht erst seit dem Einzug ins Provisorium. Auch in der alten Mensa wurde jahrelang von Einwegtellern gegessen. Warum mit der Essenlieferung aus Bockenheim nicht auch die Porzellanteller kommen könnten, erklärt Johann Schneider mit "Organisationsmängeln im Studentenwerk".

Klaus Eckert, der als FH-Koch bis April täglich etwa 900 Portionen für die Studenten am Nibelungenplatz zubereitete, ist bis zum Bezug des Neubaus Essensfahrer. "Mir gefällt das Plastikgeschirr auch nicht. Der einzige Tip, den ich den Studenten geben kann, ist: eigenes Geschirr mitbringen", so der Koch. hen

"Bäume fällen ist blöd" Kirchner-Schüler beschäftigten sich mit dem Regenwald

BORNHEIM. " . . . und zum Geburtstag ein Stück Regenwald!" Kein frommer Wunsch. Glaubt man den Angaben der Zeitschrift "Klick", soll Costa Rica seine grüne Lunge Stück für Stück an jedermann verkaufen - warum also nicht auch an Kinder der Kirchner-Schule, deren Wunsch, stolzer Besitzer eines Flekkens tropischer Natur zu werden, durch obige Schlagzeile geweckt wurde. Das Geld wollten die Schüler der Klasse 4 b durch ein Projekt und eine Ausstellung zum Thema "Regenwald" finanzieren.

Beides ist inzwischen realisiert. Nur der Erlös, die stattliche Summe von 152 Mark, soll nun nicht mehr in den Kauf tropischer Ländereien gesteckt werden, sondern die Kinderhilfe in der "Dritten Welt" unterstützen.

Die Idee zu diesem Projekt hatte Klassenlehrerin Hilde Deutz. Die Wahl des Themas überließ sie den Kindern. Durch eine aktive Beteiligung der Schüler im Unterricht sollten die starren traditionellen Lehr- und Belehrformen der Schulen aufgebrochen werden. So erarbeiteten die Kinder - zum Teil selbständig, zum Teil in Zusammenarbeit mit der Lehrerin - die Welt des tropischen Regenwaldes und verwandelten das Klassenzimmer in einen großen Ausstellungsraum: Lemuren aus Knetmasse, Orang-Utans aus Pappmaché, das Modell einer traditionellen Wildbeuterhütte aus Zweigen gebastelt . . .

Nicht nur durch Bild und Text veranschaulichten die Kinder das Leben der fremdartigen Vegetationszone. "Wir haben hart dafür gearbeitet", sagt der zehnjährige Serhat nicht ohne Stolz. Und wer einen Blick in das ganz und gar nicht typische Klassenzimmer wirft, glaubt dem Jungen gerne. "Die Kinder saßen oft von sich aus in der Bibliothek und haben sich über das Thema informiert", lobt Hilde Deutz die Eigeninitiative der Klasse. Außerdem hätten die Kinder genau auf die richtige Rechtschreibung in ihren Texten geachtet. Schließlich wollte man sich bei der Ausstellung wegen möglicher Fehler nicht bei den Eltern oder anderen Besuchern blamieren.

Doch nicht nur dieser pädagogische Nebeneffekt freut die Lehrerin. Neben der naturwissenschaftlichen Betrachtung der Fauna und Flora nahmen die Schüler auch kritisch Stellung zu den aktuellen Problemen des Regenwaldes. So schreibt ein Kind in einem Text: "Jeden Tag werden 200 bis 300 Bäume abgeholzt. Ich finde das blöd und eine Schande. Ich finde, daß die Menschen die Bäume nicht absägen sollten." Die Zahl, die der Junge genannt hat, wäre zu schön. Glaubt man dem Magazin GEO, verschwinden allein in Borneo in jeder Sekunde 140 Quadratmeter Primärwald.

Hand in Hand mit dem Kahlschlag geht eine schleichende Verdrängung der eingeborenen Bevölkerung einher. Die Situation der Jäger und Sammler charakterisierten die Schüler anhand des jungen Arrang vom Stamm der Punan in Sarawak: "Arrang kennt keine Schule. Die braucht er nicht. Er lernt das Leben im Regenwald." Ob ihn diese Erfahrungen auch gegen die Kettensägen der großen Holzfällerfirmen schützen werden? Die Kinder der Klasse 4 b der Kirchner-Schule wünschen es ihm jedenfalls. ole

Hohes Niveau, unattraktiver Name Streichorchester "Taunus" gewann bereits Preise und eine Rundfunk-Aufnahme

FRANKFURT A. M. Das kann nur Mozart sein. Mozart - es ist über den Flur deutlich zu hören. Dritter Satz, Presto' aus der "Sinfonia Concertante" für Violine, Viola und Orchester. Eines der anspruchsvollsten Werke des Meisters. Das Streichertutti dröhnt durch die Tür, die Solisten sind nicht zu hören. Doch plötzlich bricht das Crescendo ab. Im Klassenraum der Freien Waldorfschule gibt es kein Konzert. Dort probt das Streichorchester "Taunus", oder besser gesagt, ein Teil des Ensembles.

Denn manche der jungen Musiker können nicht jeden Mittwoch zur Probe kommen. Sie studieren oder spielen bereits in einem Orchester, überall verteilt in Deutschland, und haben nur manchmal Zeit. Der Intensität der Probenarbeit tut das keinen Abbruch, wie auch an diesem Abend deutlich zu spüren ist. Die jungen Frauen und Männer sind sehr konzentriert bei der Sache.

Die Leiterin des Streichorchesters, Dorothee Birke, kann das erklären. "Für die Mitglieder des Ensembles ist Musik mehr als nur ein Hobby unter vielen. Die meisten von ihnen wollen später studieren." Das Engagement sei dadurch groß. Was man vom Niveau (das beweist schon die Probe) auch behaupten kann.

Vor zehn Jahren gründeten die Musikpädagogen Dorothee Birke und Michael Hahn (beide unterrichten Violine) als Privatinitiative das Streichorchester mit Schülern der Musikschule Taunus in Schwalbach. Daher rühre auch der "etwas laienhaft klingende" Namen. Bald kamen Musikstudenten hinzu; 1985 wurde das Ensemble Mitglied der "Musikalischen Jugend Deutschlands".

Ein Jahr später gewann das Orchester den ersten Preis beim Deutschen Laienorchesterwettbewerb in Würzburg. Der Hessische Rundfunk lud die Musiker (als Belohnung) anschließend zu einem Aufnahmetermin ein. Eigentlich ist das mit den Laien nicht ganz richtig; wenn man aber die Bedingungen, unter denen die Musiker arbeiten, berücksichtigt, trifft "laienhaft" doch zu. "Wir werden nicht hinreichend bezuschußt", klagt Dorothee Birke. Lediglich der "Förderkreis Jugend- Streichorchester Taunus" unterstützt das Projekt ein wenig. "Das reicht gerade für das Nötigste."

Wäre nicht die Freude an der Musik, gäbe es das Orchester bestimmt nicht mehr. Aber für die überwiegend jungen Leute ist es kein Freizeitverlust, wenn sie (unentgeltlich) proben und Konzerte geben. Beispiel: der Jubiläumsauftritt zum zehnjährigen Bestehen vor einigen Wochen in der Gethsemanegemeinde.

Die Solisten kamen von weither (ohne Fahrgeldzuschuß), um mit dem Orchester zu musizieren. Natürlich war es für die jungen Leute auch eine Gelegenheit, ein Solokonzert einmal öffentlich zu spielen. Aber für sie, sagt die Pädagogin, die manchen "Jungstar" früher unterrichtet hat und an der Tonakadamie in Darmstadt lehrt, sei das eine Anerkennung.

"Wichtig ist, daß die Arbeit in sich stimmt, denn sonst kann man keine niveaureiche Kunst machen", erläuterte Dorothee Birke. Wer bei der Probe dabei ist, erfährt schnell, was damit gemeint ist. Oft bricht sie ab, um eine Stelle genauer zu beleuchten, den musikalischen Impetus zu erläutern oder die Intonation zu überprüfen. Bei den Jugendlichen regt sich kein Widerstand. Sie wissen, daß nur so ein ansprechendes Ergebnis erzielt werden kann. Dazu paßt, daß jedes neue Mitglied erstmal ein Vorspiel überstehen muß, um aufgenommen zu werden. Der Erfolg gab Dorothee Birke und den jungen Leuten bisher recht. Zahlreiche Gastauftritte in den USA, Italien und Frankreich beweisen das.

Im Sommer diesen Jahres reiste das Orchester anläßlich eines Austausches mit dem "International Youth Orchestra" des "Blue Lake Fine Arts Camp" in die Staaten und gab Konzerte in sieben Städten. Auch das Jubiläumskonzert sei gut gewesen, sagte die Leiterin, doch leider sei kein Kritiker in die Gethsemanegemeinde gekommen.

Das es vielleicht auch ein bißchen an dem unattraktiven Namen des Orchesters gelegen haben könnte, gab sie zu. "Aber das ist nun einmal so, und wir werden uns deshalb nicht umtaufen."

Im neuen Jahr "gastiert" das Streichorchester Taunus wohl wieder im Frankfurter Osten. Ein Kritiker schaut bestimmt vorbei . . . JÜRGEN OTTEN

Eindeutiges Votum für den Stadtwald Beirat fordert Ausweisung als "Bannwald" / Keine Rücksicht auf Flughafenausbau

FRANKFURT-SÜD. "Der Stadtwald muß zum Bannwald werden." Diese Forderung stellten die Grünen im Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim und westliche Stadtteile) im September des Jahres. Der Antrag der Öko-Partei sollte das Waldgebiet im Süden Frankfurts unantastbar für weiteren Einschlag machen. Verabschiedet wurde die Vorlage damals jedoch nicht - den anderen Fraktionen war nicht ganz klar, was unter dem Begriff Bannwald überhaupt zu verstehen ist. Aus diesem Grunde wurde Forstamtsleiter Werner Ebert zur jüngsten Sitzung des Ortsbeirates eingeladen, um die Politiker über die Bannwaldverordnung aufzuklären. Im Laufe des Vortrages stellte sich heraus, das ein Bannwaldgenehmigungsverfahren bereits im Gange ist und dem Regierungspräsidium in Darmstadt vorliegt.

Drei Schutzkategorien für den heimischen Waldbestand gibt es, klärte Werner Ebert den Beirat auf. Die schwächste Art des Schutzes ist die Ausweisung eines sogenannten "Erholungswaldes". Diese Schutzform wird vor allem in Kurgebieten angewandt und erlaubt weiterhin gezielten Holzeinschlag. Die nächsthöhere Stufe ist der "Schutzwald", der hauptsächlich in dicht besiedelten Gegenden ausgewiesen wird und in dem nur in Ausnahmefällen gerodet werden darf. Der Status "Bannwald" schließlich ist die höchste Schutzkategorie. Denn: In einem Bannwald darf weder gerodet noch gefällt werden.

Das hessische Forstministerium hegt derzeit den Wunsch, das gesamte Stadtwaldgebiet südlich des Mains von Schwanheim bis Oberrad zum Bannwald zu erklären, informierte der Forstamtsleiter den Ortsbeirat. Der Frankfurter Magistrat zeigte Wohlwollen; das Verfahren liegt nach Eberts Worten jetzt dem Regierungspräsidium Darmstadt zur Genehmigung vor. Kriterium für das Ausweisen eines Bannwaldes ist, daß ein zusammenhängendes, reines Waldgebiet vorhanden ist. Ist ein Wald zum Bannwald erklärt, dürfen nur noch heimische Holzarten angebaut werden. "Prinzipiell bleibt der Wald so erhalten, wie er jetzt auch genutzt wird", erklärte Werner Ebert. "Der Stadtwald hat vom 14. Jahrhundert bis heute 1000 Hektar verloren. Davon entfallen 500 Hektar auf die Zeit von 1945 bis jetzt", informierte der Forstmann. "Unsere Kinder sollen uns später nicht fragen, was wir mit dem Wald gemacht haben."

Norbert Wildhirt (SPD) zeigte sich von diesen Zahlen beeindruckt: "Wir sollten den Grünen-Antrag verabschieden, auch wenn er nur Resolutionscharakter hat."

Die CDU-Fraktion hingegen war mehr an den Möglichkeiten interessiert, eine Bannwaldverordnung wieder aus den Angeln heben zu können. "Es muß einen rechtlichen Weg geben, so etwas wieder aufzuheben. Ich denke da nur an den Flughafenausbau", meinte Bernhard Mertens (CDU). Ohne die Stimmen der CDU wurde der Antrag schließlich angenommen. Norbert Wildhirt: "Der Flughafenausbau muß irgendwann ein Ende haben". Thomas Rahner (Grüne) fügte hinzu: "Als Ortsbeirat, der große Waldflächen in seinem Bezirk hat, sollten wir ein eindeutiges Votum abgeben." hen

Football und Pyramiden Das Programm der Sportjugend Hessen fürs neue Jahr

FRANKFURT A. M. Die Sportjugend Hessen hat wieder ein umfangreiches Programm für das neue Jahr zusammengestellt. 20 Sport- und Jugendreisen führen zum Fahrradfahren nach Spanien und Italien, zum Baden nach Griechenland oder zu einem Sport- und Natururlaub nach Ungarn. American Football, Tennis, Golf, Frisbee oder Klettern für Gehörlose sind nur einige der 17 angebotenen, zweitägigen "Schnupperkurse".

Die Internationale Jugendarbeit ermöglicht den Austausch mit Jugendlichen aus Ägypten, Polen, Litauen oder Japan. Spezielle Projekte gibt es für Mädchen und Aussiedler.

Ausbildungen bei der Sportjugend sind konzipiert für Jugendbetreuer mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliche. Außerdem reichen Fortbildungen von den Themen Umwelt, Sport und Sozialarbeit bis zur Einführung in die Massage. Der Bildungsurlaub der Sportjugend Hessen betont mit 24 Reisen von ein- bis zwei Wochen die Ausbildung der Sinne, der Bewegung, des Spiels, und vor allem der politischen Bildung. Angeboten werden unter anderem Themen wie "Polen - Land und Leute", "Europa im Wandel - Litauen" und "Jugend in Europa: Ungarn", mit Fahrten in die Länder, aber auch sportlich-ökologische Erkundigungen von Fließgewässern mit dem Kajak.

Die Angebote richten sich an alle Kinder und Jugendliche, Mitarbeiter der Jugendarbeit im Sport und alle interessierten in- und ausländischen Mitbürger.

Das Jahresprogramm kann kostenlos bestellt werden bei der Sportjugend Hessen in der Otto-Fleck-Schneise 4 in 6000 Frankfurt am Main 71, oder unter Telefon 6 78 92 89. di

Leben in der ,Stunde Null&rquote; Sonderschau über Bergen-Enkheimer Alltagsgeschichte

BERGEN-ENKHEIM. "Als alle zu Erfindern wurden . . .", heißt die Ausstellung über das Alltagsleben in Bergen-Enkheim rund um die "Stunde Null". Die Sonderschau im alten Rathaus solle den Alltag in den letzten Kriegsjahren und in der Nachkriegszeit bis zur Währungsreform 1948 darstellen, sagte Christine Hahn in ihrer Eröffnungsrede. Die politische Situation im "Dritten Reich" und somit eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sei nicht das Thema der Ausstellung, meinte die Museumsleiterin. Die junge Historikerin habe vielmehr zeigen wollen wie die Bevölkerung überlebte, mit den wenigen Mitteln, die ihr zur Verfügung standen.

Christine Hahn hat die Idee und das Konzept der Ausstellung entwickelt. Zeitgeschichtliche Themen wollte sie im Heimatmuseum aufgreifen, in dem das 20. Jahrhundert so gut wie noch gar nicht vertreten sei. Außerdem gebe es noch Zeitzeugen. "Und das muß ich ausnutzen", sagt die Wissenschaftlerin, die seit März das Museum leitet.

Die Exponate aus den Jahren 1942 bis 1948 suchte die Historikerin aus der Umgebung von Bergen-Enkheim zusammen. Ein Jahr lang sei sie herumgefahren und habe alte Menschen besucht. Die älteren Leute "haben dann oft ihren Küchenschrank oder die Garage ausgeräumt. Schuhe mit Autoreifensohle habe ich leider nicht mehr gefunden, aber alles hier hat Geschichte", erzählt sie.

Die Ausstellung im alten Berger Rathaus ist chronologisch aufgebaut. In der Mitte der ehemaligen Gerichtshalle ist eine Küchenszenerie zu sehen. Beschriftet ist wenig. Die Besucher sollen die Lebensumstände sinnlich erfassen, meint die Museumsleiterin. In Vitrinen und an Stellwänden wird über Lebensmittelversorgung informiert, über organisierte Hilfsmaßnahmen, amerikanische Besetzung, über Altmaterialverwertung, Nachkriegsweihnacht, Berger Markt im Jahr 1948 und über die Währungsreform.

Das Heimatmuseum wurde 1957 von Werner Henschke gegründet. Er hat das Museum bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr geleitet. Neben der Sonderausstellung kann die ständige Ausstellung, die Henschke und der Verein "Arbeitsgemeinschaft Heimatmuseum Bergen-Enkheim" zusammengetragen haben, besichtigt werden. Dort sind Funde aus der Vor- und Frühgeschichte, aus der Römerzeit, eine volkskundliche und eine naturwissenschaftliche Sammlung zu sehen.

Die Sonderausstellung ist bis zum 7. März im alten Rathaus in der Marktstraße zu sehen. Öffnungszeiten: donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr. Sonderbesuche von Schulklassen können telefonisch vereinbart werden (0 61 09 / 3 23 44). nia

Pochende Männerherzen Sexy und verrückt: Die Travestie-Revue der "Crazys"

BERGEN-ENKHEIM. "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt . . ." sang Marlene Dietrich in der Stadthalle von Bergen-Enkheim. Neben der Dietrich wurden auch Liza Minelli, Grace Jones, Tina Turner und andere große Stars persifliert. Das Publikum klatschte tosenden Beifall für die drei "Crazys" mit ihrer "Travestie Revue".

Der Saal war ausverkauft, über 420 Plätze besetzt. Im April vergangenen Jahres waren die "Crazys" zum ersten Mal in Bergen. "Sie sind damals so fantastisch beim Publikum angekommen, daß wir sie wieder eingeladen haben", erklärte Joachim Netz, Geschäftsführer der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim. Weil Varieté in die Zeit passe, entwickelten der 35jährige Netz und sein Mitgeschäftsführer Rainer Schwing das Konzept "Tanz und Varieté". Und tatsächlich: Bevor die Show begann, hatte das Publikum bereits getanzt.

Dann war es endlich soweit. "One moment in time", so das Motto der Revue: Klaus Tadsen, Dirk Rompf und Gerald van Oort. In attraktiven und figurbetonten Kostümen präsentierten sie "live" Songs und Chansons, aber auch elegante, schlanke Beine. Die sexy "Damen" ließen "die Männerherzen höher schlagen", meinte jemand aus dem Publikum.

Die drei Männer "so um die 30" fingen vor mehr als zehn Jahren als Amateure an. Damals arbeiteten sie noch in ihren Berufen: Klaus war Friseur, Dirk Kaufmann und Gerald Modedesigner. Seitdem singen die drei professionell zusammen, unterstützt von zwei Technikern.

Die drei Schminktische waren voller Puderdosen, Quasten, verschiedener Farben und Stifte für Augen, Wangen und Lippen. Bis zu zwei Stunden brauchen die drei, um sich zurecht zu machen. Die anspruchsvollen "Damen" reisen mit 20 Perücken und bis zu 30 Kleidern von Auftritt zu Auftritt. Die fantasievollen Kostüme sind alle nach Entwürfen von Gerald van Oort geschneidert. Während einer Show wechseln die Künstler fünf bis sieben Mal ihre Kostüme.

Klaus, Dirk und Gerald haben "Spaß an der Verwandlung", weil Frauen so "schöne Sachen tragen können". Wenn sie nicht arbeiten, tragen auch sie meistens Jeans. Doch Klaus fühlt sich in Frauenkleidern am wohlsten - " . . . denn das ist meine Welt und sonst gar nichts". Tosender Beifall, besonders von den Männern. nia

Der VdK verjüngt sich Beim Jahresabschlußtreffen herrschte gute Stimmung

BORNHEIM. Die älteren Mitglieder des VdK Bornheim hatten ihren Spaß: Bei ihrer Jahresabschlußversammlung mit Weihnachtsfeier durften sie dem losen Mundwerk des Frankfurter Originals Willy Schier lauschen. Der Komiker und Conférencier machte den 50 Gästen sichtlich Laune mit seiner Orgel, auf der er Lieder wie "La Paloma" zum besten gab. Und wenn er gar zu seiner E-Gitarre griff, dann wogte der ganze Saal.

Die Vereinsmitglieder haben guten Grund zu sorgloser Stimmung. Bei einem monatlichen Beitrag von fünf Mark dürfen sie auf die Unterstützung der starken Organisation zählen. Der VdK verwandelt sich langsam von einer Hilfsorganisation vor allem für Kriegs- und Wehrdienstopfer in einen Betreuungsverein für Kranke, Rentner und Behinderte. Mit etwa einer Million Mitgliedern bundesweit kann er nicht nur ein umfangreiches Rechtsschutzsystem unterhalten, sondern auch politisch Druck ausüben.

Die Mitglieder sind derzeit im Durchschnitt 57 Jahre alt, weiß Udo Schlitz, Kreis- und Bezirksvorsitzender des VdK. Und: Immer mehr junge Menschen kämen auf den VdK zu. Selbst 17jährige machten inzwischen mit. Als einen Grund dafür nannte Schlitz die Rechtshilfe, die eine Erfolgsquote von 60 bis 65 Prozent an den Sozial- und Verwaltungsgerichten vorweisen kann.

"Diese Einrichtung wird angesichts der zunehmenden sozialen Kälte immer wichtiger", meint Udo Schlitz und bezieht sich dabei auf die Reformierung der Sozialstruktur, die es den Schwächeren in der Gesellschaft immer schwerer mache. "Nach wie vor gibt es Armut, und die Zahl der Sozialhilfeempfänger ist ein Signum dafür." Vor allem die älteren Menschen, die meistens in Ein-Personen- Haushalten leben, seien auf gegenseitige Hilfe und Rechtsbeistand angewiesen. Um diese große Gruppe der Alleinlebenden besser zu erreichen, wird der VdK in Kürze eine Art Tochterverein gründen, der diesen Menschen unter die Arme greifen soll. Ein mobiler sozialer Hilfsdienst soll ihnen abnehmen, was sie selbst nicht mehr bewältigen können, beispielsweise den Einkauf oder das Gardinenwaschen.

Wie andere Vereine auch muß sich der VdK mit einem Mindestmaß an unentgeltlichen Helfern begnügen. Schlitz: "Wir haben Sorgen, die notwendige Zahl an ehrenamtlichen Mitarbeitern zu bekommen. Bisher ist es aber immer wieder gelungen, die notwendigen Posten zu besetzen."

Wirklich gut besetzt war allerdings der Posten des Unterhalters bei der Weihnachtsfeier. Willy Schier erkundigte sich bei den Gästen nach ihren Musikwünschen, die er auch prompt erfüllte. eid

Ordnung und Chaos "Verhängnis": Louis Malle scheitert an der Verfilmung von Josephine Harts Bestseller

FRANKFURT A. M. Einmal, da könnte es gelingen, da läßt der Film ahnen, wovon er erzählen will. Ein Augenblick der Irritation, wie ein Aussetzen des Herzschlags. Der Staatssekretär kommt nach Hause, er begrüßt routiniert seine Familie und man sieht direkt in sein Gesicht. Der Blick schweift, nein: irrt durch den Raum; ein seltsamer Ausdruck zwischen Fassungslosigkeit, Erstaunen und Fremdheit, eine Entgleisung, nicht länger als ein Wimpernschlag: als müße er sich vergewissern, daß dieses sein Zuhause ist, daß er er selbst ist.

Louis Malles "Verhängnis", die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Josephine Hart, ist die Geschichte einer Obsession. Der aufstrebende britische Staatssekretär Stephen (Jeremy Irons) verfällt Anna, der Freundin (Juliette Binoche) seines erwachsenen Sohnes Martyn - und sie ihm. Die Affäre endet im Desaster.

Sofern es etwas Typisch gibt im Oeuvre von Louis Malle, es findet sich auch in diesem Film, ohne die Kraft zu haben, sich zur Handschrift auszuprägen. Malles interessanteste Arbeiten waren die, in denen ein neugieriger, wohlinformierter Außenstehender auf eine eingespielte Welt blickte, deren Regeln er durchschaut, ohne dazuzugehören: "Atlantic City" und "Alamo Bay", die Dokumentationen "Calcutta" oder "And the Pursuit of Happiness". Auch für die Realisierung von "Verhängnis" war Malles Wunsch maßgeblich, in England zu drehen, die Zerstörung eines fremden Lebens aus dessen eigener Logik zu verfolgen.

Radikalität freilich zählte nie zu den markanten Zügen in Malles Filmen. Anstatt etwa die Ich-Erzählung des Romans, in dem die Autorin ein männliches Erzähler-Ich einsetzt, umzukehren und aus der Perspektive der jungen Frau zu erzählen, konserviert er die vorgegebene Struktur. Man könnte sich bei "Verhängnis" über vieles mokieren; darüber, daß Jeremy Irons zu jung ist, um den Vater eines Twens zu spielen, daß Juliette Binoche nicht die femme fatale ist, in deren Rolle sie die Inszenierung halb vorsätzlich, halb hilflos zwängt. Doch die Fixierung auf Stephen ist das größte Versäumnis, weil auch sie nicht radikal durchgehalten wird.

Stephens unerklärliche Faszination muß zum düsteren Rätsel, das Mißtrauen seiner Frau Ingrid gegenüber Anna zur Dämonie geadelt werden. Wo es keiner Motive bedarf, da bietet der Film ein ganzes Bündel von Erklärungen auf. Annas Bruder hat sich umgebracht aus Eifersucht, weil er die Schwester niemandem gönnte, und so tritt zum ödipalen Konflikt das Spiel mit dem geschwisterlichen Inzest, kulminierend in Annas Aussage, ihr Bruder habe Stephens Sohn ähnlich gesehen.

"Verhängnis" ist ein Film der trügerisch weichen Farben. Ein vielfach gefiltertes Licht erzeugt gedämpfte Creme- und Brauntöne, und durch die langen Brennweiten erscheinen die Köpfe der Figuren mitunter wie herausgemeißelt. Um so greller, oder auch: aufdringlicher nimmt sich die fatal attraction in dieserWelt der distanzierten Umgangsformen und halbgefrorenen Gefühle aus.

Der Einbruch des Chaos in die geordnete Welt, garniert mit gelegentlichen Kalendersprüchen über die trügerische Kontrollierbarkeit des Lebens, folgt einer nur zu durchschaubaren Ordnung. Es ist die oft gespielte Tragödie eines steifen Mannes, der die bürgerlichen Fesseln zerreißt, um sich desto tiefer zu verstrikken, der, wie es im Therapiejargon hieße, seine Gefühle nicht zulassen kann.

Unbegreiflich ist, warum Malle nicht dort aufgehört hat, wo alles entschieden ist: In dem Moment, wo Stephen Anna im Hotel sucht und von ihrer Mutter (ein brillanter Kurzauftritt von Leslie Caron) mit der Weisheit einer alten Hure belehrt wird: "Du kannst sie nicht einmal ansehen". Nein, die Urszene muß sich leicht variiert wiederholen, der Sohn muß den Vater mit Anna im Bett überraschen und im Treppenhaus zu Tode stürzen.

Vollends aus den Fugen gerät der Film durch seinen Epilog: Stephen als Edelaussteiger in mediterranen Gefilden, der im Off mit belegter Stimme räsonniert, um seinen Blick schließlich in ein riesenhaft vergrößertes Foto sinken zu lassen, das ihn und seinen Sohn mit Anna zeigt. Ruckweise, Einzelbild für Einzelbild, bewegt sich die Kamera auf Annas Gesicht zu, bis es in Unschärfe verschwimmt.

Die Gediegenheit der Interieurs und Konventionen, die steifleinerne Wohlanständigkeit, die nicht einmal mehr zur dünnen Fassade vor den sprichwörtlichen Abgründen taugt, haben sich dem Film mitgeteilt, statt daß er über sie als dramaturgische Mittel verfügte. Es bleiben Schauspieler, denen man stundenlang bei der Arbeit zuschauen könnte, die eher für sich agieren, als daß sie die Geschichte trügen, faszinierende Sololäufe in einer insgesamt behäbigen Komposition: Miranda Richardson als Ingrid, wenn sie Stephen am Rande eines Nervenzusammenbruchs immer wieder anschreit: "Warum hast du dich nicht umgebracht?"; die Augen von Juliette Binoche oder die Körpersprache von Jeremy Irons, deren gesellschaftliche Dressur sich auch in der Ekstase nicht ganz verliert.

"Du warst so gut in einfachen Dingen", sagt Ingrid einmal, die ihren Mann nach über zwanzig Jahren noch immer liebt. Das gilt in gewisser Weise auch für Louis Malles Filme. In "Verhängnis" jedoch lasten die psychologischen Komplikationen wie Mühlsteine auf der Geschichte, und jene "einfachen Dinge" wie Blicke, verstohlene Gesten und flüchtige Zeichen verschwinden unter dem Dekorum einer Geschichte, die vor lauter bedeutungsvollen Rätseln ihr Geheimnis verramscht. - (Eldorado, Olympia; OF Excelsior 2)

PETER KÖRTE

Die Eltern mißtrauen der Schulbehörde Die Höchster Robert-Blum-Schule fürchtet Überfüllung schon für Sommer 1993

HÖCHST. In der "Schuhle" lernt man: 3 + 5 = 9; 30 : 5 = 11. So war es jüngst auf den Protestplakaten von etwa 200 Schülern und Eltern der Robert-Blum-Schule zu lesen, die auf der Königsteiner Straße demonstrativ "Unterricht im Freien" abhielten.

Schlechte Schüler als Folge von Raumnot, Lehrermangel und Stundenausfall? Frankfurts Schuldezernat verspricht Besserung: "Es sollen ein bis drei neue Schulgebäude entstehen, entweder an der Henri-Dunant-, der Robert-Blum- oder der Walter-Kolb-Schule", sagt Michael Damian, persönlicher Referent von Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne): "Wir machen gerade unsere Hausaufgaben." Mindestens 20 Millionen Mark seien im Haushalt 1994 "drin", schätzt Damian. Und durch die Verlagerung der Hauptschulklassen in diesem Jahr solle die Lage an der Robert-Blum-Schule "wenigstens nicht schlechter werden".

Doch genau das fürchten Lehrer und Eltern, wenn bald die Kinder aus dem neuen Wohngebiet auf dem Sossenheimer Westpark-Gelände in die Robert- Blum-Schule drängen, obwohl dort die Klassenräume mit etwa 330 Schülern bereits überbelegt sind und nicht einmal jede Klasse ein eigenes Zimmer hat. "Man rechnet 2,5 Schüler pro fertiggestellte Wohnung", so Schulleiterin Beate Meyer- Hubrath, "in Sossenheim sollen 500 Wohnungen gebaut werden. Den Raumbedarf kann auch der Wegfall der Hauptschule nicht ausgleichen."

Der Unterricht in der Grund- und Hauptschule mit 16 Klassen, aber in nur 15 Räumen sei ohnehin irregulär: Zwei Klassen des ersten Schuljahres teilen sich einen Raum und haben sozusagen Schichtdienst. Eine sechste Hauptschulklasse ist "Wanderklasse" und sitzt im Musiksaal: Haben andere Klassen Musikunterricht, packen die Schüler den Ranzen und ziehen in den freiwerdenden Raum. "Der ewige Wechsel belastet die Kinder", sagt Beate Meyer-Hubrath, und Elternsprecherin Astrid Walter denkt an die berufstätigen Mütter, "die nie wissen, wann ihre Kinder zum Unterricht müssen und wann sie aus haben".

Zur Raumnot kommt der Lehrer-Mangel. Ihm fallen in den zehn Grundschulklassen je eine Stunde Religion und Sport sowie zwei Stunden "Freie Arbeit" in der Woche zum Opfer.

In den Hauptschul-Klassen leidet der Unterricht in den Wahlpflicht-Kursen, in Polytechnik und Religion. Insgesamt hat die Schulleitung 68 fehlende Unterrichtsstunden pro Woche registriert. Und die zweieinhalb Stellen für die Arbeit mit ausländischen Kindern sind auch nicht besetzt.

Noch mehr Kinder im nächsten Schuljahr - das hieße drei, wenn nicht sogar vier erste Klassen; das hieße bis zu 28 Kinder in Räumen, in denen, so der Elternbeirat, "höchstens 20 bis 22 Kinder Platz haben". Da tröstet auch die Aussicht auf neue Schulgebäude in drei Jahren nicht: "Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen", schreiben die Eltern an Kultusminister Hartmut Holzapfel. md

Mario Vargas Llosa Der Prüfstein Eine zerbrechliche Hoffnung: Der Regierungswechsel in den Vereinigten Staaten und die Zukunft des Südens · Zum Amtsantritt von Bill Clinton am 20. Januar

Internationale Themen spielten im nordamerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf, der sich auf die nationalen Probleme der Vereinigten Staaten wie Wirtschaftskrise und starke Zunahme der Arbeitslosigkeit konzentrierte, kaum eine Rolle. Und die Hoffnung dieses weitgefächerten Bündnisses, das Bill Clinton zum Triumph verholfen hat, beschränkt sich mehr oder weniger ausschließlich auf lokale Fragen: die Hoffnung, daß der Gouverneur von Arkansas mit dem astronomischen Steuerdefizit fertig wird, die Steuern für mittlere Einkommen senkt, neue Arbeitsplätze schafft, Investitionen anspornt, soziale Programme ausweitet und den Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt zurückgibt. Diese Ziele sind miteinander unvereinbar, und wenn dies die Wähler merken, laufen viele, die heute noch Augenblicke der Euphorie durchleben und sich auf der Schwelle einer neuen Ära wähnen, Gefahr, enttäuscht zu werden. Daher hat Bill Clinton mit dem Gespür eines guten Politikers damit begonnen, seinen Parteifreunden taktvoll nahezulegen, diese Erwartungen zu dämpfen, zu deren Entstehung seine äußerst geschickte Wahlkampagne beigetragen hatte.

Paradoxerweise war es zu einem großen Teil der amerikanische Sieg im Kalten Krieg und die Tatsache, daß man weltweit keine Feinde mehr hatte, was in den Vereinigten Staaten dazu geführt hat, daß der normale Bürger sein Interesse an internationalen Problemen verlor. Dennoch beruht diese Gleichgültigkeit auch auf einer Illusion. Die kommunistische Gefahr mag verschwunden sein, dennoch können die Vereinigten Staaten, selbst wenn sie es wollten, dem, was im Rest der Welt geschieht, nicht den Rükken kehren und sich auf die nationalen Probleme beschränken: Denn in keinem Bereich und vor allem im wirtschaftlichen gibt es rein nationale Probleme: Die Probleme aller Länder sind miteinander verwoben und beeinflussen sich gegenseitig, sei es in positivem oder negativem Sinne. Dies gilt ebenso für die kleinen, schwachen Länder wie auch für die großen Industriegesellschaften, deren wirtschaftliche Krisen oder Schönwetterperioden in den Ländern der restlichen Welt unverzüglich Auswirkungen und manchmal katastrophale Folgen haben. Und unter den Industrienationen stehen die Vereinigten Staaten noch immer (und diese Führungsrolle könnten sie verlieren, wenn sie sich darauf einlassen, Nabelschau zu betreiben) an erster Stelle. Dies führt zu Verantwortung, Opfern und Ausgaben, von denen viele Nordamerikaner - wie Mr. Perot und viele der beinahe zwanzig Millionen, die für ihn stimmten - glauben, daß sie jetzt, wo der Kommunismus ein Ende hat, entbehrlich sind, da sie den dringendsten Interessen des Landes entgegenstehen: der Wiedererlangung von wirtschaftlicher Blüte und Wohlstand.

Wie denkt Bill Clinton darüber? Das ist in der Tat schwierig zu sagen, da seine Erklärungen und Stellungnahmen zu internationalen politischen Fragen dünn gesät und häufig vage sind. Ausgenommen das Thema der Menschenrechte und die Frage der Notwendigkeit für die Vereinigten Staaten, eine entschiedenere Position als die Regierung Bush in bezug auf Regierungen einzunehmen, die repressiv und antidemokratisch handeln, wie die der Volksrepublik China. Bill Clinton hat ausdrücklich das mangelnde energische Vorgehen der republikanischen Regierung gegen die diktatorischen Regimes in Lateinamerika kritisiert, so daß man hoffen darf, daß mit ihm im Weißen Haus die Vereinigten Staaten eine nachdrückliche Politik der Isolierung und Sanktionen gegen De- facto-Regierungen wie die von Haiti und Peru betreiben und eine Politik der Solidarität mit den von Staatsstreichen gebeutelten Demokratien wie die Venezuelas. Hinsichtlich Kubas hat der neue Präsident erklärt, daß er dagegen sei, das Embargo aufzuheben, solange ein Demokratisierungsprozeß nicht gewährleistet sei, und er macht sich sogar stark für das sogenannte Torricelli-Gesetz (nach dem demokratischen Abgeordneten, der es vorlegte), das das Handelsverbot mit dem Regime Fidel Castros auch auf die ausländischen Tochtergesellschaften US- amerikanischer Firmen ausweitet.

Also scheint in eben diesem Bereich die Politik der neuen Regierung klar definiert: Entschiedene Unterstützung der Demokratien und aktiv feindseliges Verhalten gegen die Diktaturen. Im lateinamerikanischen Kontext könnte dies nicht angebrachter und willkommener sein. Denn obwohl sich der größte Teil der Länder Lateinamerikas demokratischer Regimes erfreut, ist die Demokratie in vielen dieser Länder aufgrund der großen wirtschaftlichen und sozialen Probleme und der Ineffizienz der zivilen Institutionen zerbrechlich. Vor allem die Korruption ist ein Krebsgeschwür, das in diesen Gesellschaften wütet, die noch in den Lehrjahren von Legalität und Freiheit stecken.

Dennoch ist es nicht so, daß diese Demokratien, weil sie Anfänger sind, unfähig wären, sich diesen Übeln zu stellen. Und Brasilien hat dies in bewundernswerter Weise gezeigt, indem es einen der Korruption beschuldigten Staatschef absetzte und ihn auf die Anklagebank brachte, indem es verfassungsmäßige Mechanismen anwandte und es nicht nötig hatte, die Kasernen um Hilfe zu bitten. Nichts kann als Gegengift gegen die Militärs und Zivilisten, die in Lateinamerika dem schlechten haitianischen oder peruanischen Vorbild folgen möchten, effektiver sein als die Aussicht auf eine wirtschaftliche und diplomatische Quarantäne seitens der internationalen, von den Vereinigten Staaten angeführten Gemeinschaft.

Doch diese Unterstützung der neuen Demokratien würde wenig nützen, wenn sie nicht seitens der Vereinigten Staaten von einer Politik der offenen Türen begleitet würde, die den nordamerikanischen Markt für die Exporte seiner Nachbarn aus dem Süden öffnet und die wirtschaftliche Integration der Hemisphäre fördert. In diesem Bereich war die Politik der Regierung Bush gut und sollte von der neuen Regierung weiterverfolgt werden. Bill Clinton hat wissen lassen, daß er das Freihandelsabkommen mit Mexiko und Kanada unterstützt, obwohl diese Unterstützung durch gewisse beunruhigende Geheimniskrämerei und durch den Ruf nach Nachbesserungen verwässert wurde, die mit denen übereinzustimmen scheinen, die nordamerikanische, dem Abkommen feindlich gesinnte gewerkschaftliche und industrielle Gruppierungen verlangen und die, falls sie durchgeführt werden sollten, das Abkommen zu Makulatur machen würden. Und während des Wahlkampfs schienen sowohl Clinton als auch Gore sich zum Echo jener zu machen, die die Programme über Finanzhilfe zur Einrichtung neuer Industrien in Mittelamerika mit dem Argument kritisieren, daß diese dem nordamerikanischen Markt Arbeitsplätze rauben.

Der Druck auf die neue Regierung, eine protektionistische Politik zu verfolgen, die die Vereinigten Staaten immer mehr isoliert, den Prozeß einer Globalisierung der Märkte bremst oder umkehrt, der vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten dazu verholfen hat, aus dem Elend herauszutreten und sich schnell zu entwickeln, wird in den kommenden Jahren gewaltig zunehmen, denn nicht einmal dieses Land, das seinen Reichtum und seine Größe zu einem großen Teil nur der wirtschaftlichen Freiheit und der Internationalisierung des Handels verdankt, ist immun gegen das nationalistische Fieber der Unabhängigkeitsbestrebungen, das den Planeten heimsucht und ihn in das 19. Jahrhundert zurückzuwerfen droht. Gibt die Regierung Clinton diesem Druck nach, wird die nordamerikanische Wirtschaftskrise sich verschärfen. Und für Lateinamerika wäre das unausweichlich eine Katastrophe.

Denn obwohl es auf den ersten Blick so aussehen mag, so ist es nicht richtig, daß die Vereinigten Staaten Schaden erleiden, wenn in North Carolina eine Schuhfabrik schließt, um die Fabrikation nach Costa Rica oder El Salvador zu verlagern. Durch die wirtschaftliche Entwicklung Mittelamerikas wird ein Markt für den Konsum geschaffen, der sich zu einem guten Teil aus nordamerikanischen Produkten nährt, das heißt, dies führt zu einer Zunahme von Industrien - von Arbeitsplätzen - in diesem Land und löst auf die einzig echte und dauerhafte Art das Problem der illegalen Immigration, indem in den Ländern selbst würdige Lebensumstände für diese hungrigen Massen geschaffen werden, für die es, wie bereits bis zum Überdruß bewiesen wurde, keine Polizei, keinen Zoll oder Elektrozaun gibt, der sie an der texanischen oder kalifornischen Grenze zurückhalten könnte. Und wenn die in Costa Rica oder El Salvador hergestellten Schuhe qualitativ gut sind und billiger als die, die in North Carolina hergestellt werden könnten, so ist dies auch für den US-Konsumenten von Vorteil.

Diese Freiheit, zu investieren, zu produzieren und Handel zu treiben, ist zusammen mit der Achtung vor dem privaten Besitz und den Verträgen die Grundlage allen zivilisierten wirtschaftlichen Erfolges und macht die Philosophie aus, die den Grundstein für die Größe des Landes gelegt hat, das Bill Clinton zum Präsidenten machte. Die Welt hat dies größtenteils erkannt, und daher haben wir in den vergangenen Jahren gesehen, wie viele Länder und viele Kontinente diese Philosophie übernommen und damit begonnen haben, sie praktisch anzuwenden. Selbstverständlich mit unterschiedlichem Erfolg, denn es ist nicht einfach, sondern vielmehr äußerst schwierig, ein Land von Kopf bis Fuß auf den freien Wettbewerb und den freien Markt umzustellen, wenn das unerläßliche Know- how, die grundlegende Infrastruktur, das Kapital fehlen und man von den einschläfernden Praktiken des Populismus und des Kollektivismus zutiefst verdorben ist. Hierin liegt die Erklärung für das Scheitern so vieler Versuche wirtschaftlicher Erneuerung in Europa und in Asien und für den daraus folgenden Ausbruch des Nationalismus.

Doch anders als in Polen, Rumänien, der Ukraine oder Tadschikistan hat die in Lateinamerika zur gleichen Zeit vollzogene wirtschaftliche Liberalisierung und politische Demokratisierung begonnen und Fortschritte gemacht und in einigen Fällen, wie in Chile und Mexiko, zu sehr ermutigenden Ergebnissen geführt. Die Einbeziehung letzterer in das Freihandelsabkommen wurde von Präsident Bush als die erste Etappe eines Integrationsprozesses innerhalb des Kontinents gesehen, dem sich andere lateinamerikanische Länder in dem Maße anschließen könnten, wie die Modernisierung ihrer Wirtschaft es zuläßt (und Chile ist bereits ein qualifizierter Anwärter). Zusammen mit einer weiteren Initiative des Präsidenten Bush zur Belebung von Investitionen und der Entwicklung privater Unternehmen auf dem Kontinent - der der Kontinent beider Amerikas genannt wird -, will diese Politik eine Dynamik in Gang setzen, aus der einmal ein gemeinsamer Markt dieser Hemisphäre erwachsen könnte. Und sie hat im Gegensatz zu dem, was mit so vielen anderen Nord-Süd-Kooperationsprojekten geschehen ist, zum Ziel, einen gedüngten Boden zu bereiten, der Früchte hervorbringen kann, um Lateinamerika endlich die Entwicklung und den Wohlstand zu bringen, den seine angelsächsischen Nachbarn bereits genießen.

Damit dies Wirklichkeit wird, darf diese neue Regierung der Vereinigten Staaten, die aus der Hoffnung und dem Enthusiasmus so vieler Menschen erwuchs, diese Politik nicht aufgeben, sondern sie muß sie mit neuen, konkreten Initiativen stützen und stärken, die darauf abzielen, die wirtschaftliche Integration und den Austausch zwischen den reichen und den armen Ländern des Kontinents zu festigen: Dies ist der einzige Weg, damit diese blühen und gedeihen und jenen die Blüte erhalten bleibt. Und auch um eine Garantie dafür, daß die neuen Demokratien erstarken und den Makel abschütteln, der sie bislang noch verunstaltet.

Aus dem Spanischen von Maralde Meyer-Minnemann. Copyright: EL PAIS

"Hat uns voll erwischt" Die Leichtathleten der Eintracht zogen Jahresbilanz

FRANKFURT A. M. "Dieses Jahr hat es uns voll erwischt, die Saison 1992 war ein Kontrastprogramm zu den vorhergegangenen", meint Hans-Joachim Schroeder, Leiter der Leichtathletik-Abteilung bei der Frankfurter Eintracht: "Durch das Verletzungspech mehrerer Aktiven und eine Schwangerschaft waren die Leistungen nicht so, wie wir es eigentlich erwartet hatten." Trotz dieser Analyse feierten die 150 Sportler, Trainer und Funktionäre dieser Tage in guter Stimmung das traditionelle Weihnachtsfest im Haus ihres Hauptsponsors in Neu-Isenburg.

"Man kann Leichtathletik zwar planen, aber der Faktor Mensch kommt einen natürlich dabei in die Quere", ging Schroeder nochmals auf die Probleme seiner Abteilung ein. Außer den kritischen Betrachtungen drückten die auf der Feier vorgenommenen Ehrungen auch die beständigen Erfolge von 17 Sportlerinnnen und Sportlern bei hessischen und süddeutschen Meisterschaften aus.

"Wenn ein Jahr schlecht gelaufen ist, darf man einen Verein nicht gleich verdammen und Mittelkürzungen vornehmen. Gerade in unserer Sportart wird die geleistete Arbeit erst mittelfristig sichtbar", erklärt der Abteilungleiter.

Wie alle Frankfurter Vereine ist auch Eintracht Frankfurt von der angespannten Haushaltslage der Stadt betroffen. Die Kürzung der Zuschüsse konnte allerdings durch die Sponsoren, der Servicegesellschaft einer großen Airline und einem Sportartikelhersteller, aufgefangen werden. Etwa zwei Drittel des Etats werden durch diese Haupt- und einige Nebensponsoren aufgebracht, der Rest muß mit Mitgliedsbeiträgen bestritten werden.

Ein Problem ist seit Jahren der schlechte Zustand und die mangelhafte Geräteausstattung des Stadions am Riederwald, wo die Leichtathleten der Eintracht vorwiegend trainieren: "Wir hatten lange Zeit keine Hochsprungmatte und die Matte für den Stabhochsprung fehlt bis heute", erläutert Schroeder.

Viel Wert legt der Verein seit jetzt zehn Jahren auf die Nachwuchsförderung: "Davor, das muß man zugeben, lief in dem Bereich etwas wenig. Momentan befinden wir uns aber in einer einmaligen Situation - sowohl in der männlichen als auch bei der weiblichen Jugend stellen wir den deutschen Mannschaftsmeister." Die Gruppen setzen sich aus hervorragenden Einzelathleten zusammen."

Um schon bei den ganz jungen mit der Förderung anzusetzen, hat die Abteilung seit kurzem die Riedschule in Bergen- Enkheim als Partner. Die Trainer werden vom Verein gestellt und betreuen im Rahmen einer freiwilligen Arbeitsgemeinschaft Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis sieben.

Damit wurde ein Programm des hessischen Kultusministeriums aufgegriffen: "In Zeiten, in denen das Geld knapp ist, entwickelt man verstärkt solche Ideen. Wir überlegen sogar, ob wir noch eine zweite Partnerschaft eingehen", betont Hans-Joachim Schroeder. laf

Frankfurter erzielten gute Ergebnisse Jubiläumsverein hielt die ,74. Nationale Rassegeflügelschau&rquote; in der Messehalle ab

FRANKFURT A. M. Krönender Abschluß des Jubiläums zum 125jährigen Vereinsbestehen des Frankfurter Geflügelzuchtvereins 1867 war die "74. Nationale Rassegeflügelschau" in Halle 8 auf dem Frankfurter Messegelände (die FR berichtete). Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, ehe die vielen Leistungs- und Zuchtpreise, Ehrenplaketten, Staatsmedaillen oder Preismünzen verteilt sein werden.

Im Vorfeld dieser "20. Nationalen" in Frankfurt seit 1897 hatte Ausstellungsleiter Klaus-Dieter Stork das ursprünglich festgelegte Limit von 20 000 Tieren wegen des großen Interesses auf über 22 000 aufstocken müssen. Für den einzelnen Züchter sind solche Großveranstaltungen ein wichtiger Prüfstein seines Hobbys, zumal die Aufzucht weitgehend abgeschlossen ist und nun die Auslese der Tiere für die kommende Zuchtperiode erfolgen muß. Dazu will der Züchter das Urteil des Fachmannes hören.

Ein Blick in den Ausstellungskatalog zeigt, daß unter anderem die 58 Frankfurter Aktiven aus verschiedenen Stadtteilen zum Teil ganz beachtliche Ergebnisse erzielten. Beispielsweise Lothar Multerer (Eckenheim), dessen Glanzfasan beim Ziergeflügel mit der Traumnote "vorzüglich" bewertet wurde. Dafür erhält er das Hessenband. Außerdem wurden ihm für Elsterkröpfer-Tauben (sechsmal "sehr gut") ein Ehrenpreis sowie zwei Zuschlagspreise zuerkannt.

Starke Beachtung fanden auch orientalische Mövchen des Züchters Werner Assmus aus Sachsenhausen (21mal "sehr gut" und dreimal "hervorragend"). Mit seiner Frankfurter Züchtung, "Frankfurter Zwerghühner" schnitt Dr. Wilhelm Klee (Bergen-Enkheim) mit "gut" und "sehr gut" ab.

Der Fechenheimer Gerhard Faulstich zeigte Zwerg-Orpingtons gestreift und birkenfarbig mit gutem Erfolg. Auf diese Rasse ist auch der Eckenheimer Willi Lanzinger spezialisiert (sechsmal "sehr gut" bei den Zwergen, zweimal "sehr gut" bei Hühnern).

Über gute bis sehr gute Bewertungen (bis hin zu "hervorragend") dürfen sich auch weitere Aktiven des Frankfurter Kreisverbandes freuen: Wolfgang Ahlemann, Albert Clobes, Hans-Gerhard Rath (alle Nieder-Eschbach), Norbert Bartel, Günter Crevcelius, Willi Frohnmeier, Peter Hombach und Hans Karbach (Rödelheim), Werner Grossmann und Jose Carrillo (Nordweststadt), Martin Göller (Oberrad), Franz Friedl (Niederursel), Helmut Schnitzer, Waldimir Riedel und Richard Hellrung (Bornheim), Rainer Gunkel (Riederwald), Wilhelm Henrich und Eduard Maier (Schwanheim), Hans- Jürgen und Julia Bornmann, Heinz Damm, Heinz Urban, Hans-Jürgen Mogk (alle Bergen-Enkheim).

Mathias und Roland Filz, Kurt Schaal, Johann Marhan und Reinhard Ludwig (alle Preungesheim), Klaus Ebert und Klaus-Jürgen Traband (Niederrad), Hellmut Neubüser, Helmut Kelemen und Karl-Heinz Mohr (Ostend), Peter Wilhelm Link (Eckenheim), Günther und Alexander Kaiser, Christian Reul (Kalbach), Josef Püche (Fechenheim), Volker Prosch (Goldstein), Walter und Thorsten Schuchardt (Frankfurter Berg), Christoff Zahn, Werner Stamm, Josef Ruppel und Helmut Wolfermann (alle Kalbach), Peter Edgar Sulzmann (Schwanheim), Alfred Manzke (Dornbusch), Günther Ladmann (Griesheim), Gerhard Michalik und, F. Tittelfitz (Hausen), Helmut und Josef Schilder (Nieder-Erlenbach) sowie Michael Moog (Gallus).

Dem gastgebenden Verein, dessen Helferinnen und Helfer an den Frankfurter Tagen ein Riesenpensum leisteten, zollte Edwin Vef, der Vorsitzende des Landesverbandes Hessen-Nassau der Rassegeflügelzüchter, ein großes Lob. "Sie haben in mühevoller Arbeit uns allen diese Schau ermöglicht." dixi

Graue Widder lümmelten sich im Stroh Der Kleintierzuchtverein richtete die Kreisschau der Rassekaninchenzüchter aus

ESCHERSHEIM. In den beiden Ausstellungshallen des Kleintierzuchtvereins Eschersheim in der verlängerten Straße Im Uhrig war Vielfalt angesagt: 584 Kaninchen aus 32 verschiedenen Rassen waren zu sehen. Kleine rotäugige "Hermelinkaninchen" schnupperten neugierig, samtpelzige "Rex" versuchten an der Tannenzweigdekoration über den Käfigen zu knabbern: Weiße, Schwarze, Graue und Blaue "Wiener" mümmelten Mohrrüben, große, schlappohrige "Widder" und "Graue Riesen".

Es war überwiegend Fachpublikum, das sich auf der Kreisschau der Rassekaninchenzüchter traf. Das Für und Wider der Bewertungen wurde oft diskutiert. "Es gibt immer ein paar Unzufriedene bei so einer großen Schau", sagt Ausstellungsleiter Christian Metzmacher, "aber man kann schon sagen, es ist alles prima gelaufen!" Das fanden auch die meisten Aussteller und Besucher. Der Kleintierzuchtverein Eschersheim, der mit der Durchführung der Schau beauftragt war, erhielt viel Lob für die gute Organisation.

Preisrichterobmann Jürgen Lippert und seine Kollegen Arnold Bärwald, Bernd Bessier, Peter Freidrich, Willi Ohl, Gertrud Bernewski, Horst Freitag, Marie- Luise Gwiadowski und Karl Toussaint hatten sich viel Mühe bei der Bewertung gegeben. Sie hielten sich noch den ganzen Samstag über bereit, um Interessenten Entscheidungen zu erklären. Fritz Buchstaller aus Eschersheim stapfte zufrieden durch die Halle: Er war von den Richtern zum besten Aussteller von fünf besten Tieren erklärt worden und erhielt außerdem eine Stadtplakette für die besten Tiere einer Rasse sowie den Hessenwappenteller für die zweitbeste Zuchtgruppe.

Mit diesem guten Ergebnis sicherte er gemeinsam mit Heinz Giesick (Weißgrannen), Alwin Sievers (Kleinsilber, schwarz) und der Zuchtgemeinschaft L. und A. Fritsch (Lohkaninchen) seinem Verein den zweiten Platz beim Vereinswanderpreis. Den ersten Preis errang der Kaninchenzuchtverein Ginnheim, Dritter wurde Niederhöchstadt.

Zweitbester Aussteller von fünf besten Tieren wurde Gudrun Schluker mit "Thüringer", Dritter Albrecht Stippler mit "Widderzwerge schwarz". Stippler erhielt auch die Staatsplakette für die beste Zuchtgruppe. Das beste Tier der Schau war ein "Blau-Rex"-Rammler, der Willi Heuser aus Nied gehört. Die beste Häsin, eine schwarze "Alaska", zeigte Franz Richter aus Niederhöchstadt.

Stadtplaketten gingen noch an Gudrun Schluker, Rudolf Goldmann und Anette Prehler, Landesverbandsmedaillen an Willi Engers, Alwin Sievers und Jürgen Lippert. Die Preisrichter bestimmten auch die Kreismeister für jede der ausgestellten Rassen. 73 Aussteller aus 18 Vereinen des Kreises hatten teilgenommen.

Mit einer eindrucksvollen Produkteschau beteiligten sich die Frauengruppen des Kreises. Sie zeigten Stricksachen aus Angorawolle, Felljacken, Capes und Mäntel aus Kaninchenfell.

Die Ausstellung stieß wieder auf großes Interesse. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler hatte die Schirmherrschaft übernommen und ein Grußwort gesandt. Bei der Eröffnung der Schau vertrat ihn Stadtrat Joachim Vandreike. Tom Koenigs, der für die Kaninchenzüchter zuständige Dezernent, entsandte Ottmar Gerlach als Vertreter.

Christian Metzmacher konnte noch die SPD-Mitglieder des Landtags, Dr. Hans Burggraf und Armin Clauss, begrüßen, den stellvertretenden Stadtverordnetenvorsteher Klaus-Dieter Bürger, die Stadtverordneten Ursula Trautwein und Uta- Maria Bodenstedt, Karlheinz Bürhmann und den Fraktionsvorsitzenden der SPD im Ortsbeirat 9, Karl Semmelbauer.

Ursula Metmacher, Vorsitzende des gastgebenden Vereins, vertrat zugleich als Landesvorsitzende die Frauengruppen der Kaninchenzüchter. Der gesamte Kreisvorstand mit seinem Vorsitzenden Karl-Heinz Metzmacher stand als Ansprechpartner zur Verfügung.

Einen Schatten auf die Schau warf der plötzliche Tod des Ausstellers Breither aus Kalbach. Der 42jährige erlitt kurz vor der Schau einen Herzinfarkt. Seine Zuchtkollegen brachten die Kaninchen Breithers trotzdem zur Schau. Wie Metzmacher erklärte, wird Breithers Sohn Rolf die Zucht weiterführen. li

Sing- und Spielkreis Gelungener Effekt mit Kerzenlichtern

ESCHERSHEIM. In der Emmauskirche war es zu Beginn der Samstagsabendvesper fast dunkel. Die Mädchen des Sing- und Spielkreises Frankfurt zogen in die Eschersheimer Kirche ein und zündeten während des ersten Lieds, einer italienischen Laude aus dem 15. Jahrhundert, nach und nach ihre mitgebrachten Kerzen an. Langsam und nach und nach erhellten die Lichter den Altar - und schließlich den ganzen Kirchenraum. Dieser gelungene Effekt wurde vom Publikum mit sehr herzlichem Beifall bedacht.

Anschließend sang der Chor Lieder mit wunderschönen Stimmen und ausgefeiltem Vortrag. Chorleiter Heinz Marx dirigierte den Chor und das kleine Instrumentalensemble.

Der Sing- und Spielkreis Frankfurt erfreut sich internationaler Anerkennung. Er errang zahlreiche Preise bei Chorwettbewerben in Hessen, Köln, Hannover und Stuttgart und zählt zu den führenden Mädchenchören in Deutschland. Auch auf zahlreiche Auslandskonzerte sowie Rundfunkaufnahmen und Fernsehauftritte kann das Ensemble zurückblicken.

Wie Heinz Marx der Stadtteil-Rundschau gegenüber erklärte, zählt der Chor zur Zeit mehr als 100 Mitglieder im Alter von zehn bis 25 Jahren, die in wechselnden Besetzungen auftreten. Heinz Marx vermittelt ihnen bei den Probestunden (dienstags von 18 bis 19.15 Uhr sowie samstags von 14 bis 16 Uhr im Rathaus Nieder-Erlenbach) Stimm- und Gehörbildung. Wie fast alle Chöre sucht auch der Sing- und Spielkreis Nachwuchs.

"Es hat uns großen Spaß gemacht, in dieser alten, kleinen Kirche zu singen", sagte Heinz Marx. Das Publikum freute sich über den musikalischen Genuß und entließ die Mädchen und ihren Dirigenten erst nach langem Applaus. li

Das neue Friedrichsdorfer Straßenverzeichnis bringt es an den Tag: Wenig Ehr' für sie Nur eine Straße trägt den Namen einer Frau Spielbank-Gattin ,Madame Blanc&rquote; ist die Auserwählte Von Waltraut Rohloff

Was sich in der Nachbarstadt Bad Homburg schon seit Jahren im städtischen Straßenkatalog verfolgen läßt, wird in Friedrichsdorf weit übertroffen: Frauen kommen bei der Namensgebung von Wegen und Straßen zu kurz.

Zwei Namen lassen beim flüchtigen Überlesen des Registers auf Frauen schließen. Beim Studium der Erläuterungen, fällt jedoch ein Name gleich raus: Der Irisweg im Schäferborn ist nicht einer Frau vornamens Iris gewidmet, er gilt der Blume. Und Iris reiht sich damit zu die Amsel, die Elbe und die Schnepfe. Bleibt als Einmaligkeit: die Madame- Blanc-Straße.

Hinter diesem Namen steht Marie Hensel (1833 bis 1881), Schusterstochter aus Friedrichsdorf und spätere Frau des Homburger Spielbankpächters François Blanc, eine Unternehmerin und unangefochtene Wohltäterin für Friedrichsdorf. Und damit hat sich die Würdigung von Frauen, gleich ob aus Friedrichsdorf oder von anderswo. Madame Blanc ist die einzige Frau, die Eingang in die Vergabe von Straßennamen durch die Ortsbeiräte gefunden hat.

Dafür hagelt es geradezu Namen berühmter Männer aus uralten Zeiten und aus der jüngeren Geschichte. Lokale Größen (Philipp Reis, Dr. Fuchs) und weltweite Prominente (Albert Schweitzer, Adalbert Stifter) männlichen Geschlechts werden geehrt, Landgrafen, Adelsmänner und römische Kaiser sind zuhauf vertreten. Dabei hat sich in die Auflistung von Personen des römischen Reichs zumindest einer unfreiwillig eingeschlichen, der dort gar nichts zu suchen hat: der Antonius. Durch einen Tippfehler wurde ein "n" verschluckt, und aus dem Römer Antoninus wurde so der heilige Antonius.

Unverbesserliche oder Ungläubige vermuten nun, daß es möglicherweise eine zweite, eine sogenannte Frauen-Liste gibt. Nur eine Straße nach einer Frau benannt, das kann ja wohl nicht sein . . . Aber es ist so: Die Straßennamen in den vier offiziellen Ortsteilen Friedrichsdorf, Burgholzhausen, Köppern und Seulberg und im heimlichen fünften Stadtteil Dillingen sind in der aus Anlaß des 20jährigen Bestehens der Gesamtstadt herausgegebenen Broschüre komplett.

Erarbeitet wurde das Heft von Barbara Dölemeyer (Bad Homburg) in Zusammenarbeit mit Elfriede Gaa und Karl Ebighausen, Otto Maurer, Walter Ziess und Dieter Frey vom Arbeitskreis Friedrichsdorfer Stadtgeschichte auf der Grundlage der bestehenden Namen. Das Vorwort stammt von Bürgermeister Gerd Schmidt. Und weil Frauen (bis auf die eine Ausnahme) bisher ohnehin keine Rolle bei der Vergabe von Namen gespielt haben, wendet er sich - konsequent - auch nur an den interessierten Leser, den Neubürger und Entdecker. Bleibt: Frauen sollten sich auch die Stadt erobern.

Das Heft soll für eine Spende in Höhe von fünf Mark an Interessierte vergeben werden. Das Geld soll der Diakoniestation zugute kommen. Immerhin: Dort arbeiten - wie zu erwarten - Frauen.

Zur Sache Warum der Talweg Bergweg heißt

FRIEDRICHSDORF. Etwa 250 Namen umfaßt das Friedrichsdorfer Straßenverzeichnis. Vielen ist oft gar nicht bekannt, was oder wer hinter den Namen steckt oder warum gerade so und nicht anders. Unmißverständlich: die vielen Baum-Namen in Seulberg und die Blumen-Namen im Schäferborn. Das Neubaugebiet selbst hat seinen Namen nach der Quelle im Spießwald bekommen. Das Baugebiet Römerhof, wo römischer Herrscher und germanischer Stämme gedacht wird, leitet seinen Namen von einer ehemaligen römischen villa rustica, der späteren Hunburg, her.

Da ist schon weniger leicht nachvollziehbar, warum Am Wetenplatz so und nicht anders heißt: Dahinter stekken in Ableitung die Worte Wede, Wethe, Weed = Tränke, Wasserstelle, Dorfteich. Oder

An den Röthen - ein Flurname, der von Rodung kommt;

Steinkaut - ein Steinbruch oder eine stark mit Steinen durchsetze Lehmgrube;

Auf dem Eigen - Flurname; nicht zehntpflichtiges Gelände (Allod, Eigengut);

Bergweg - Hinweis auf Geländeform (Anmerkung der Autorin: "Hätte genausogut ,Talweg&rquote; heißen können, wenn die Gemeindevertreter bei der Ortsbesichtigung nicht im Tal gestanden hätten);

Bottigtal - hierfür haben die Heimatgeschichtler noch keine zufriedenstellende Erklärung gefunden; möglicherweise ist es ein Hinweis auf ein tief gelegenes Gelände;

Hahlgarten - auch Hohlgärten (nahe eines Hohlwegs, oder: von hail, haeli, was ,glatter, schlüpfriger Boden&rquote; bedeutet;

Kiehlstraße - nach dem Flurnamen Kielgärten; dort wuchs "Kiehlgemäus" (Kohlgemüse!), und das ist nach dem Wiesenkiehl (Wiesenknöterich) benannt, der als Gemüse verwendet wurde;

Studentenweg - Teil des direkten Wegs, den die Studenten des Instituts Garnier zum Schwimmbad an der Teichmühle gingen.

Das Friedrichsdorfer Straßenverzeichnis von A bis Z endet mit dem Verweis auf eine berühmte Einkaufsstraße der Mainmetropole: die Zeil. Zeil heißt nichts anderes als einseitig bebaute Straße. Und die gibt es in Burgholzhausen. off

Überweg kaum zu sehen Zebrastreifen: Die Fußgänger müssen häufig warten

HÖCHST. Ein Zebrastreifen bedeutet: Hier haben Fußgänger Vorrang. Doch Pia Westenberger und Gabriela Tkotz stehen fast eine Minute an der Ecke Burgunderweg / Gotenstraße und halten ihre Kinder Jenny und Matthias fest: Auto um Auto braust vorbei, die Fahrer übersehen die kleine Gruppe am Zebrastreifen.

Alltag an der verkehrsreichen Straße, die Richtung Autobahn oder Innenstadt führt. Gerade Fahrer, die von der Höchster Innenstadt nach links Richtung Königsteiner Straße abbiegen, können kaum erkennen, daß mitten in der Kurve ein Überweg ist. Und an das vorgeschriebene Tempo 30 hält sich kaum jemand.

Wenn in den Parkbuchten Lastwagen stehen, wird die Situation vollends unübersichtlich, hat Charlotte Berger, Mutter von drei Kindern, beobachtet. Die überhöhte Geschwindigkeit der Autos sei besonders für Kinder gefährlich, die nicht genau abschätzen könnten, wann sie loslaufen und wann sie warten müßten: "Hier gehört eine Ampel hin, sonst gibt es noch einmal ein Unglück."

Bisher hat es zum Glück "nur" zwei Verletzte gegeben, sagt die Polizei: eine Radfahrerin, die ohne abzusteigen über den Zebrastreifen bretterte, und ein Fußgänger, der die Straße außerhalb des markierten Überweges kreuzte. "Sonst fahren ab und zu Betrunkene auf die Verkehrsinsel", sagt Unfall-Sachbearbeiter Hans Herrmann. Und auch der Straßenverkehrsbehörde ist "der Punkt nicht als problematisch bekannt", sagt Ulrich Schöttler, stellvertretender Leiter des Amtes. "Wir sehen uns den Ort an, dann entscheiden wir, was gemacht werden muß." Eine Ampel sei wohl zu teuer, "aber man kann viel mit neuen Schildern oder frischen Markierungen erreichen".

Bis dahin muß Rollstuhlfahrer Heinz Welthe jedesmal Angst haben, heil über den Zebrastreifen zu kommen. "Vier bis fünf Minuten warte ich manchmal", sagt er, "aber an uns denkt ja keiner." md

Die trocknen Spröden erobern ihr Terrain zurück Das über 200 Jahre alte Gebäck hat den Konkurrenzkampf gegen Salzsticks und Tiefkühl-Hörnchen bestanden

mmer wieder werden sie - fast schon wie Zwieback und Kamillentee - in einem Atemzug genannt: sticks

I and cola. Salzstangen und Cola - und zwar für Situationen, in denen konservative Gesundungskräfte Kamillentee und Zwieback hochhalten: bei Magenverstimmungen, Durchfall, Kater . . . Die neue Dürre stelzte dem weltbekannten Spröden gerade in Friedrichsdorf ganz schön nach, vertreiben konnte sie ihn vom Fließband nicht. Noch nicht?

Während der Blütezeit der Zwieback- Produktion soll es in Friedrichsdorf und im näheren Umfeld 30 Zwieback-Bäckereien gegeben haben. Heute steht nur noch ein Betrieb uneingeschränkt in der Tradition früherer Zwieback-Dynastien: Praum. Pauly, ein weiterer ehemaliger Familienbetrieb, gehört seit Mitte der 70er Jahre schon mit Mehrheit zum Brandt-Konzern.

Die komplette Geschichte des Friedrichsdorfer Zwiebacks ist noch ungeschrieben. Das hessische Wirtschaftsarchiv, eine Neugründung von acht hessischen Industrie- und Handelskammern, hat diese Woche die Altakten der Zwiebackfabrik Ferdinand Stemler in seinen feuerfesten und klimatisierten Magazinen verwahrt. Ansonsten ist die wechselvolle Tradition des Handwerks lediglich in Ansätzen festgehalten, zum Beispiel in der Broschüre zum 300jährigen Bestehen der Hugenottenstadt, die die heutige Kreisheimatpflegerin Angelika Baeumerth 1987 verfaßt hat. Dem bisherigen Stand zufolge könnte die Einführung des Zwiebacks zwei Männern zugeschrieben werden (ohne daß es dafür einen eindeutigen Beleg gibt): dem Bäcker und langjährigen Seefahrer Christoph Stemler, der 1788 die Bäckerei seines verstorbenen Bruders Philipp übernahm und auf dem Schiff vermutlich mit dem "groben (und dauerhaften) Zweyback" Bekanntschaft gemacht hatte, und seinem Konkurrenten Friedrich Seidel, der aus Berlin kam und die Friedrichsdorfer auf den bisquit-ähnlichen Geschmack des "feinen Zweybacks" gebracht hat.

Bernhard, Nickel, Bruder, Achard, Arrabin, Pauly und Praum gesellten sich zu den Pionierbetrieben Stemler und Seidel; weitere Betriebe folgten seit Anfang des 19. Jahrhunderts, lieferten ihr Produkt in Kurhotels umliegender Badeorte.

Schnell und familienübergreifend wurden neue Zwieback-Betriebe gegründet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zwieback-Bäkkerei zur Industrie. Der Übersee-Versand und Vertrieb in alle Himmelsrichtungen in Dosen und stabilen Exportkisten setzte ein: Bis nach Assuan reichten zum Beispiel die Geschäftskontakte von H. Pauly Anfang des 20. Jahrhunderts; andere lieferten bis China, England, Kanada, Japan. Ungezählte Schornsteine prägten das Stadtbild um die Jahrhundertwende.

Der Kampf um die Vorherrschaft im Zwiebackgeschäft nahm an Schärfe zu. Firmen wurden erweitert, Zwiebacksbuben angestellt, versucht, die Produktion durch neue 30 Meter lange Hochleistungskettenöfen und Röstmaschinen zu erhöhen. Die neuen Maschinen ersetzten zum Teil zehn Beschäftigte. Die Konkurrenz belebte nicht immer das Geschäft, kleinen Familienunternehmen machte die Fließbandarbeit den Garaus.

1946 geriet Friedrichsdorf in eine Absatzkrise. Zu lange hatte man nicht über den eigenen Tellerrand hinausgeschaut, Bahlsen und Brandt waren von Friedrichsdorf bislang unbeachtet zum Marktführer geworden, aus den Lehrlingen waren die Meister geworden. 1946 waren nur noch sechs Fabriken in Betrieb, die Produktion erlebte einen Einbruch. Sticks, Salzbrezeln, Waffeln und Torteletts wurden die Hoffnungsträger. Doch die Talfahrt ging weiter: 1968 schlossen sich einst heftig rivalisierende Betriebe zusammen. Pauly gab 51 Prozent an Brandt ab, kaufte selbst T.A.G. und stellte letztlich die Zwiebackproduktion in Friedrichsdorf weitgehend ein. Knackige Salzstangen und teigige Hörnchen verließen zu Millionen das Firmengelände.

Freilich: Pauly fand zu seinen Ursprüngen wieder zurück, nachdem Mitte der 80er Jahre sogar beabsichtigt war, Friedrichsdorf als Firmensitz ganz aufzugeben und ausschließlich in Wenkbach bei Marburg zu produzieren. Proteste hagelte es damals, die Pauly-Unternehmensleitung ließ sich erweichen - jedoch nur zu einem gewissen Grad: Die Produktion von Salzsticks wurde in den Folgejahren ausgelagert, die Hörnchen-Fabrikation im Sommer 1992 eingestellt. Statt dessen kümmert sich die Unternehmensführung in Friedrichsdorf wieder um das Zweigebackene: Etwa 30 Beschäftigte sind in der Produktion von rund 15 Zwieback- Sorten tätig; darunter auch die hauseigene Marke in Butter- und Diät-Ausführung.

Durchgestanden hat den traditionsvernichtenden Konzentrationsprozeß um das bröselige Gebäck auch der Familienbetrieb Praum, der 1850 gegründet wurde. Mit Zwieback allein, so sagt Otto Praum, wäre auch dieser Betrieb nicht mehr zu halten.

Drei Standbeine sind's, auf denen das Unternehmen steht: außer Friedrichsdorfer Zwieback noch Feingebäck und natürlich Sticks - zum Knabbern während des Fernsehens. Die aber werden in einem Zweigbetrieb in Weckesheim (Wetteraukreis) hergestellt. Und tragen auf der Verpackung ihren nominalen Herkunftsort.WALTRAUT ROHLOFF

Neue Wege

WETTERAUKREIS. Andere Wege zur Gesundheit, abseits der etablierten Medizin, werden auch in der Wetterau vielfach beschritten. Ausgehend von fernöstlichen Philosophien (wie Shiatsu), in den USA entwickelten heilpraktischen Methoden (autogenes Training, Übungen für die Augenmuskulatur) und dem naturheilkundlichen Wissen unserer Vorfahren (Heilpflanzen) verankerte sich neben und gegen die Pharmamedizin auch hier eine alternative Gesundheitspflege. Krankheiten durch umfassende Beachtung aller Einflüsse auf den Körper vorzubeugen, Streß abzubauen und Ruhe zu finden sind wesentliche Kennzeichen dieser anderen Wege zur Gesundheit. Die Krankenkassen tun sich damit (noch?) recht schwer: Nur selten übernehmen sie die oder einen Teil der Behandlungskosten.

In einer Serie stellt die FR solche "anderen Wege zur Gesundheit" und die Menschen und Organisationen im Wetteraukreis, die sie beschritten haben, vor. In der Ausgabe vom 30. 12. 1992 stellten wir den Bad Vilbeler Therapeuten Wolfgang Hätscher vor, der Augenerkrankungen durch gezieltes Training der Augenmuskulatur vorbeugt und behandelt. Einen Tag später folgte ein Artikel über den Naturheilverein Bad Nauheim-Friedberg. Am 5. Januar beschrieben wir die Bach-Blütentherapie. Um autogenes Training drehte es sich in einem am 12. Januar abgedruckten Bericht. Heute schildern wir Shiatsu. ieb

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AW Ostend ehrte 15 langjährige Aktive

OSTEND. Drei heitere und besinnliche Stunden erlebten 180 vorwiegend ältere Menschen im August-Stunz-Altenhilfezentrum. Der Ortsverband Ostend der Arbeiterwohlfahrt (AW) hatte sie zu seiner Jahresabschlußfeier eingeladen. Während des Festes zeichnete der stellvertretende Geschäftsführer des Kreisverbandes der AW, Jürgen Richter, 15 Mitglieder für deren langjährige Treue zu dem Verband aus.

35 Jahre ist es her, seit Elsa Jung und Magarete Breunig ihren Aufnahmeantrag unterschrieben haben. Seit 25 Jahren gehören Maria Loos und Käthe Vogt zur Arbeiterwohlfahrt. Und seit 15 Jahren Mitglieder sind Therese Berberich, Peter Friedel, Heinz und Ruth Grundmann, Achim de Hair, Käthe Herborn, Heinrich Kiefer, Hildegard Kranz, Irma Lucas, Lina Schäfer und Maria Schecker.

Vor den Ehrungen las die Schauspielerin Silvia Gerlich Texte des Schriftstellers Wolfgang Borchert. Köstlich amüsierte sich das Publikum, als die Künstlerin Gedichte in Frankfurter Mundart vortrug. Die Flötengruppe der Jugendmusikschule Langen und das Duo "Klug" umrahmten die Feier.

Auch die Gäste selbst zeigten, wie musikalisch sie sind, und stimmten gemeinsam Lieder an. Abgerundet hatte die Arbeiterwohlfahrt ihr Programm mit einer Tombola. bay

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Leibnizschule feiert runden Geburtstag

HÖCHST. Die Leibnizschule, das älteste Gymnasium des Stadtteils, feiert 150jähriges Bestehen. Deshalb wird für den Mai eine Festwoche vorbereitet. Ehemalige Schüler, die am Festprogramm interessiert sind, sollten sich schriftlich an das Sekretariat der Leibnizschule in der Gebeschusstraße 24 wenden. Wichtig: Der Abiturjahrgang und das Stichwort "Jubiläum" darf nicht vergessen werden. md

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"Stille Bilder" im Café Klaus Wagners Werke in der Höchster "Wunderbar"

HÖCHST. Zwölf Uhr mittags im Café Wunderbar an der Antoniterstraße. Geräusche und Gerüche. Alle Stühle an den Tischen besetzt, Musikfetzen, Stimmengewirr. Viele Menschen, Bierschwaden, Zigarettenqualm, Kaffeeduft, Hektik am Tresen. Und die Ausstellung mit Werken des Frankfurter Künstlers Klaus Wagner.

Die nahezu antiken Aktzeichnungen zerbrochener, gequälter und unterdrückter Kreaturen in einer starken expressionistischen Formensprache, die an Ernst Ludwig Kirchner, den frühen Picasso oder Alfred Hrdlicka erinnert, passen in die laute Umgebung.

Sie erzählen von Menschen, ihrer Verwundbarkeit, ihrem Verfall - und von neuem Werden. Auch die großflächigen "stillen Bilder" in subtilen, müden, melancholischen Tönen, machen in dieser Atmosphäre Sinn. Sie sind Ausdruck vom Seelenleben des Künstlers und dessen Gefühlswelt. Gemalt hat er sie in transparenten Schichten zerfließender Acrylfarben entgegen dem allgemeinen Trend.

Der 35jährige, der Sozialpädagogik, visuelle Kommunikation und Graphik studiert hat, möchte seine Kunst nicht zelebrieren, sondern mitten ins Leben stellen. Und er will provozieren, zum Nachdenken zwingen. Sich mit Körper und Geist einbringen, Fragen stellen und Antworten erwarten.

"Vor allem aber", so sein Anspruch, "will ich offen sein und ehrlich. Ich will etwas bewirken und verändern." Deshalb wechselt Wagner auch häufig Techniken, experimentiert mit neuen Materialien wie Zement und Sand. Durch sie erscheint die Oberflächenstruktur seiner Bilder porös wie menschliche Haut mit Falten, Furchen und Kratern.

Wer sich einläßt auf die Bilder des Klaus Wagner, gerät ins Grübeln und Träumen. Seine Exponate wecken Erinnerungen an grüne, längst vergessene, verwehte und vermodernde Landschaften. Und an mystische Urzeittage, aus denen uns nur grauschimmerndes Schiefergestein erhalten blieb mit darin eingeschlossenen Fossilien . . .

Die Ausstellung "Stille Bilder" ist bis Freitag, 15. Januar, im Café Wunderbar in der Antoniterstraße 16 zu sehen. CR

SPD und Grüne lehnten ab Sinnloser Antrag: eine Untertunnelung

FRANKFURT-NORD. Die Eschersheimer Landstraße soll untertunnelt werden - zumindest in ihrem nördlichen Teilbereich. Das forderte jetzt der zuständige Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) in seiner jüngsten Sitzung. Gegen die Stimmen der Fraktionen von SPD und Grünen wurde der Antrag der FDP angenommen.

Daß die U-Bahnen der Linien 1, 2 und 3 nur bis zur Haltestelle Dornbusch unter der Erde brausen, "erweist sich immer mehr als gravierender Fehler", heißt es in dem FDP-Antrag. Der Tunnel müsse "dringend" bis nach Heddernheim fortgeführt werden, damit nicht noch mehr Unfälle passierten.

Außerdem solle die "künstliche Trennung" des Stadtteils durch die Schienen aufgehoben werden.

Das Projekt, seit Jahrzehnten gefordert, wird jedoch nicht zu realisieren sein. Erst in der Anhörung des Magistrats in Eschersheim (die Stadtteil- Rundschau berichtete) hatte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler erklärt, daß eine Untertunnelung derzeit "nicht vertretbar" sei: "Wir können in dieser gesamtstaatlichen Situation keine dreistellige Millionensumme ausgeben, um eine U-Bahn unter die Erde zu legen", sagte Andreas von Schoeler. sen

Ginnheimer Hohl Ortsbeirat 9 lehnte Magistratsbericht ab

GINNHEIM. Bis die Ginnheimer Hohl in beiden Richtungen befahren werden kann, werden sich die Bewohner des Stadtteils noch gedulden müssen. Das geht aus einem Bericht des Magistrats hervor, der dem zuständigen Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) in der jüngsten Sitzung vorlag. Ein Antrag, den das Gremium im Februar 1992 gestellt hatte, wurde damit abgelehnt.

Darin hatten die Ortsbeiräte gefordert, die Einbahnenstraßenregelung aufzuheben, noch bevor der alte Ginnheimer Ortskern umgestaltet wird. Die Pläne für die Umgestaltung sind zwar fertig - wann sie jedoch verwirklicht werden, ist noch unklar. Damit zumindest die Verkehrsberuhigung vorangetrieben wird, forderten die Stadtteilpolitiker, die Einbahnstraßenregelung in der Ginnheimer Hohl aufzuheben, noch bevor der Ortskern umgestaltet wird.

Das ist laut Magistratsbericht jedoch nicht möglich. Eine Änderung der Verkehrsführung sei eine "aufwendige Maßnahme". Neue Markierungen und Schilder reichten nicht aus: Auch die Ampel an der Hügelstraße müsse umgebaut werden.

Der Ortsbeirat 9 lehnte den Magistratsbericht mit den Stimmen der CDU- und FDP-Fraktion ab. sen

Kinder werden langsam schon aggressiv Sportplatz der Dürer-Schule wegen Kieselrot noch immer gesperrt / Spielfläche fehlt

SOSSENHEIM. Über den dioxinbelasteten Spiel- und Sportplatz der Albrecht- Dürer-Schule in Sossenheim wächst langsam Gras - über das Problem nicht. Immer noch ist die mit 23 602 Nanogramm (Milliardstel Gramm) pro Kilo des Seveso-Giftes verseuchte Erde nicht abgetragen. Seit fast zwei Jahren ist ein großer Teil des Grundschul-Geländes gesperrt - wahrscheinlich bis 1994, sagt das Umweltdezernat. Inzwischen häufen sich die Verletzungen auf dem überfüllten Pausenhof: Die Kinder werden aggressiv.

Die Unfall-Liste der Albrecht-Dürer- Schule ist lang geworden: Ausgeschlagene Zähne, Platzwunden am Kopf, Prellungen, ein Bruch am rechten Unterarm, ein Beinbruch. 20 ernste Verletzungen allein im vergangenen Jahr auf dem asphaltierten Pausenhof: "Früher wären diese Unfälle nicht passiert", sagt Schulleiterin Andrea Preusche-Glebocki.

Früher: Das war vor fast zwei Jahren, als die 360 Kinder aus den 18 Klassen noch 12 000 Quadratmeter mehr Platz zum Spielen und Toben hatten; als Aschenbahn, Wiese und Klettergerüst in der Pause lockten; und als Knie, Ellbogen und Köpfe der Kinder noch nicht auf Beton schlugen, wenn's mal zu heftig zur Sache ging. Damals galt der Belag "Kieselrot" noch als ungefährlich. "Wir hatten den schönsten Pausenhof in ganz Frankfurt", sagt die Schulleiterin und schaut aus dem Fenster: Von der Sporthalle bis zur Straße macht ein Zaun das gelobte Gelände zur verbotenen Zone - wenn auch die Absperrung eher guten Willen ausdrückt als den Zugang verhindert. Aufgeregte Eltern waren Anfang Mai 1991 mit einem Artikel der "Neuen Revue" zu Preusche-Glebocki gekommen: Unter der Überschrift "Die Liste des Todes" hatte das Wochenblatt alle dioxinverseuchten Spiel- und Sportplätze aufgelistet, darunter auch den der Sossenheimer Dürer-Schule. Die Leiterin war nicht informiert worden. Und während das Gesundheitsamt noch Eltern und Lehrer beruhigte, ordnete das Straßenbauamt an, den Platz sofort zu sperren.

Seitdem heißt es für die Sossenheimer genauso wie für die Betroffenen der 25 weiteren wegen Dioxin gesperrten Plätze: warten. Ergebnislos die Anfrage von Ortsvorsteher Rudolf Hartleib, ohne konkrete Antwort die Nachforschungen der Schulleiterin bei Schulbehörde, Gesundheitsamt, Umweltamt. Nun hat der Elternbeirat erneut versucht, etwas über die Zukunft des Schulgeländes zu erfahren. Er fordert in passender Metaphorik vom Stadtschulamt: "Es kann auf keinen Fall so weitergehen, daß der Kopf in den Sand gesteckt wird und nichts passiert."

"Eltern, Lehrer und Schüler fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen", klagt Andrea Preusche-Glebocki, "und die Kinder müssen das ausbaden." Als das Schulamt 1990 eine Umfrage zur "Gewalt an Schulen" initiierte, konnten die Sossenheimer noch sagen: bei uns nicht. "Nun sind die Schülerinnen und Schüler sehr aggressiv geworden. Vielen Kindern fehlt die Bewegung sehr."

Bei der Stadt allerdings ist man genauso ratlos, was die Zukunft der Kieselrot- Flächen angeht. Drei verseuchte Plätze hat Frankfurt begonnen zu sanieren - für mehr als zwei Millionen Mark werden 2000 Tonnen Kieselrot abgetragen, in Spezialsäcke verpackt und im Salzstock von Kochendorf endgelagert. Damit ist das Geld im Frankfurter Haushalt 1993/94 verbraucht. "Das dauert viel länger als angenommen", gibt Dagmar Beckmann vom Umweltdezernat zu, "wir rechnen inzwischen mit Kosten von 13 Millionen Mark und mehr." Der einzige Trost, den sie spenden kann: "Die Schule steht auf der Liste ganz oben, 1994 dürfte der Platz saniert werden - und wenn Geld vom Land kommt, sogar noch eher." md

Ortsvorsteher im "Neuner"

Nikolaus Burggraf

bleibt nur bis März

FRANKFURT-NORDWEST. Nikolaus Burggraf (CDU) ist der neue Vorsteher des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim). Damit nimmt der Politiker den Platz von Gerda Sklorz ein: Die 67jährige CDU-Politikerin aus Ginnheim war im November an einem Herzinfarkt gestorben (die FR und die Stadtteil-Rundschau berichteten).

Burggraf wurde einstimmig gewählt, Gegenkandidaten aus den anderen Fraktionen gab es nicht. Günther Görtz (FDP), der die Aufgaben des Ortsvorstehers bis zu Burggrafs Wahl erfüllte, bleibt stellvertretender Ortsvorsteher.

Für Gerda Sklorz rückte Lothar Stapf, 50jähriger Ingenieur aus dem Dornbusch, in die CDU-Fraktion des Ortsbeirates 9 nach.

Burggraf steht dem Gremium nicht zum ersten Mal vor. Ingesamt zwölf Jahre lang fungierte der Rechtsanwalt aus Ginnheim bereits als Ortsvorsteher; sein Amt trat er erst vor Beginn dieser Wahlperiode an seine Fraktionskollegin Gerda Sklorz ab. Im Ortsbeirat ist der 50jährige Politiker schon seit der Konstituierung der Beiräte 1972 aktiv.

Burggraf wird die Ortsbeirats-Sitzungen jedoch nur noch bis zu den Kommunalwahlen im März 1993 leiten. Für die neue Wahlperiode kandidiert der 50jährige CDU-Politiker nicht wieder. Wen die CDU-Fraktion dann als Ortsvorsteher vorschlagen wird, ist noch offen. sen

Verrückt, aber solidarisch 3.-Welt-Haus feierte große Party gegen Fremdenhaß

FRANKFURT A. M. "Dann will ich lieber verrückt sein", schrie Pfarrer Herbert Leuninger ins Publikum. Und die Menge johlte zurück: "Jaaa!". Lieber verrückt und "gegen den Ausverkauf der Humanität und Demokratie", meinte der Sprecher von "Pro Asyl", als "angeblich vernünftig und für die Einschränkung des Asylrechts". 700 Menschen standen dicht gedrängt im Musikbunker "Sol y Luna". Jede Bewegung wurde zur Last. Und die 30 Künstlerinnen und Künstler aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa mußten sich ihren Weg durch die euphorische Menge bahnen, bevor sie auf die Bühne kamen.

Ein Fanal gegen Fremdenfeindlichkeit wurde auf der Abschluß-Veranstaltung der Solidaritätswochen des Frankfurter "Dritte-Welt-Haus" gesetzt. Wenn auch im wesentlich kleineren Rahmen als auf dem Messegelände ("Heute die, morgen Du"), so doch nicht weniger aufgekratzt. Mit einer "Big party" wurde auf hirnlose Gewalt geantwortet, internationale Musikkultur gegen miefige Deutschtümelei aufgeboten.

Flippig auch die Stimmung auf der Bühne: Binnen zwei Minuten hatte Frank Wolff vom "Frankfurter Kurorchester" eine Saite auf seinem Cello zersägt. "Das ist Punk", frozzelte Kollege Ali Neander von den "Rodgau Monotones". Wolff gab sich nicht geschlagen, fiel fast rücklings ins Schlagzeug. Als Anne Bärenz schließlich John Lennon per Megaphon intonierte, war das Publikum nicht mehr zu halten und sang mit: "We all are stars!"

Die erste Zugabe des Abends wurde der westafrikanischen Band "Susu Bilibi" gewährt. Ein Rhythmus-Feuerwerk entfesselten die Afrikaner mit ihren traditionellen Percussioninstrumenten Tam- Tams, Maracas (Rasseln), Klanghölzern und afrikanischen Glocken. Seit neun Jahren im Musikgeschäft, haben sie wensentlich zur Popularität afrikanischer Musikstile wie "Highlife" oder "Makossa" beigetragen.

Zum ersten Mal in Deutschland auf Tournee ist die kubanische Frauenband "Canela". Die acht Musikerinnen mit klassischer Ausbildung spielen ihre Salsa- und Jazzstücke sonst auf Veranstaltungen kubanischer Frauenorganisatoren, traten 1991 auf dem lateinamerikanischen Filmfestival auf und begleiteten auch die Panamerikanischen Spiele.

Eine Kostprobe orientalischer Klangmuster und Jazz boten die fünf Musiker von "Bahar Caz". Und zu einer spontanen Session fanden sich der kurdische Musiker Yusuf Kilic, Rebwar Azez und Pedros Nicolaidis zusammen.

Improvisieren mußten auch Holger Hebenstreit und Manfred Wallig vom "Wiesbadener Hinterhaus Kabarett". Eine technische Panne verzögerte ihren Auftritt mit Szenen gegen den Rassismus. Sie nahmen es aber gelassen hin. Ebenso: der iranische Musiker Abbas Maschayek und Andreas Fleck. Während ihres Auftritts stahl sich eine junge Frau an den Roadies vorbei auf die Bühne, tanzte ekstatisch und ging wieder: großer Applaus im Saal. tin

Ortsbeirat aktuell

Falschparker sollen nach dem Willen des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) häufiger bestraft werden. Einstimmig forderten die Politiker eine "verstärkte polizeiliche Überwachung", damit Bürgersteige nicht immer mehr zugeparkt werden. sen

Kunden des FVV sollen bei Betriebsstörungen in U-Bahn-Linien sofort informiert werden. Das forderte der Ortsbeirat 9 in einem Antrag. Derzeit müßten Fahrgäste oft lange an den Haltestellen warten, bevor sie über Störungen benachrichtigt werden. sen

Trotz Halteverbot wird immer wieder an der Kreuzung zwischen der Walter- Leiske-Straße und der Eschersheimer Landstraße geparkt. Das haben die Politiker des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) beobachtet. Sie fordern darum die Stadtverordnetenversammlung auf, das Halteverbot regelmäßig überwachen zu lassen. sen

DOKUMENTATION 23

Zu wenig Betten im Westen Neurochirurgie wird im Januar eröffnet

HÖCHST. "Das ist eine Ente", kommentierte Uwe Reichle, Verwaltungsleiter der Städtischen Kliniken Höchst, kürzlich den Bericht einer Lokalzeitung. Deren Nachricht: "In den Städtischen Kliniken gibt es seit wenigen Tagen eine neue Abteilung." Verwaltungsleiter Reichle: "Tatsache ist, daß die Neurochirurgie erst Mitte Januar eröffnet wird."

Professor Hans-Georg Höllerhagen, Chef der neuen 15-Betten-Klinik, hat sich nach Angaben von Reichle bereits seit 1. Dezember eingearbeitet, die Krankenschwestern und Pfleger begannen ihren Dienst am 1. Januar.

Der 39jährige Höllerhagen ist Spezialist für Operationen am Nervensystem und kam von der Medizinischen Hochschule Hannover nach Höchst.

Zwei Gutachten zufolge ist der Westen des Rhein-Main-Gebietes neurochirurgisch unterversorgt. Es sollen an die 40 Betten fehlen.

Ein tragischer Unfall hatte die Aufmerksamkeit im November noch einmal auf die Misere gelenkt. Im Idsteiner Bahnhof war ein Achtjähriger unter einen Zug geraten, verlor dabei ein Bein. Weil in Frankfurter Kliniken kein Platz war, konnte der Junge erst in einem Koblenzer Krankenhaus gerettet werden. tos

Schüler wünschten Frieden für die Welt Ein Konzert des Goethe-Gymnasiums in der Matthäuskirche / Homogener Klang

FRANKFURT-WEST. Die Botschaft war eindeutig. Frieden wünschten die Schüler des Goethe-Gymnasiums sich und allen anderen. Kinder aus allen Nationen, die an der Schule vertreten sind, traten nacheinander ans Mikrofon und sprachen das eine Wort in ihrer Landessprache: Frieden. Eine schöne Idee, diese Aktion mit dem Weihnachtskonzert in der Matthäuskirche zu verbinden.

Die musikalische Begrüßung kam von der Empore. Das Bläserensemble des Gymnasiums unter der Leitung von Andreas Moeller intonierte wuchtig, prägnant die "Weihnachtsouvertüre" von Roland Kernen. Leichte Intonationsschwankungen wurden durch frische Spielweise überdeckt. Daß musikalische Arbeit an einer Schule schon relativ früh zu beachtlichen Ergebnissen führen kann, unterstrichen das Vororchester (Leitung: Klaus Herrmann als engagierter Vorstreicher an der Violine) und der Chor der fünften Klassen, den Andreas Moeller mimisch-beredt zu klarer Deklamation anspornte.

Schön zu sehen, wie unbekümmert die Kleinen das "Menuett II" aus Händels Feuerwehrmusik musizierten und der Chor mit strahlendem Impetus das "Auf, auf, ihr Hirten" sang. Da ist nicht die perfekte Interpretation entscheidend, sondern das gemeinsame Erlebnis ist es, das zählt.

Etwas einsam muß er sich schon gefühlt haben, der kleine Junge, der als einzelner Vertreter des männlichen Geschlechts im Kreis der aparten Damen im Blockflötenorchester spielte. Aber an ihm lag es weniger, daß die "Pastorale" aus der Weihnachtsmusik von Arcangelo Corelli (1653-1713) bisweilen entglitt. Wohl zu nervös angesichts der zahlreichen Zuschauer, vergaßen einige Mädchen, wo sie gerade waren, aber charmant retteten sie sich bald aus der schwierigen Situation.

Ein strenger Blick des Dirigenten Johannes Kaballo muß sie wohl bewogen haben, konzentrierter zur Sache zu gehen. Die Suitenteile "Air" und "Rondon" aus Henry Purcells (1659-1695) "Abdelazar" gefielen durch homogenen Klang und differenzierte Dynamik.

Europäische Weihnachtslieder aus Böhmen, Ungarn, England und dem Tessin sang der Chor der Klassen 6 und 7, begleitet von Orgel und Soloflöte. Referendar Johannes Pfannmüller bewies als Leiter ein Gespür für die musikalischen Feinheiten und formte den Ensembleklang zu geschlossener Text- und Musikdichte.

Gleiches ist vom Orchester der Klassen 8 bis 13 zu sagen, das unter der Leitung von Stephan Schrödter die "Pastorale per la notte della Nativitate Christi" von Johann David Heinichen (1683-1729) spielte. Markant akzentuiert, dynamisch flexibel und stets präsent holten die jungen Instrumentalisten alles aus dem etwas spröden Werk heraus.

Der italienische Barockkomponist Francesco Durante (1684-1755) schrieb hauptsächlich kirchliche Werke, darunter auch zwei "Magnificat". Eines davon, das "Magnificat in B" für Solo, Chor und Orchester interpretierten die älteren Schüler des Goethegymnasiums zum Abschluß des Konzerts. Unterstützt wurden sie von den Lehrern, die sich nicht zu schade waren, die Violine oder den Kontrabaß in die Hand zu nehmen.

Johannes Kaballo dirigierte präzise, aber nicht zu aufwendig. Der Charakter des Werkes blieb so stets durchsichtig und luzid. Chor und Orchester harmonierten gut, zu bemängeln war lediglich die dünne Besetzung in Baß und Tenor - die männlichen Schüler scheinen anderweitige Interessen zu haben. So dominierten die Mädchenstimmen, allerdings ohne den Gesamtklang einseitig zu beschweren. Besonders gut gelang das "Deposuit", ein zart-kantables Stück.

Es gab begeisterten Applaus und eine "Zugabe": Zuhörer und alle Beteiligten sangen gemeinsam das Weihnachtslied "O du fröhliche". Und am Ausgang durfte man für die musikalische Arbeit am Goethe-Gymnasium spenden. jot

Saalbau lädt Alte zum Titus-Treff ein

NORDWESTSTADT. Ältere Menschen aus der Nordweststadt lädt die städtische Saalbau-Gesellschaft seit kurzem zu regelmäßigen Zusammenkünften ein. Monatlich gibt es im Bürgerhaus im Nordwestzentrum den "Titus-Treff" für Senioren. Er steht je nach Jahreszeit unter verschiedenen Schwerpunkten. Im November war der Treff karnevalistisch angehaucht, im Dezember gab es eine weihnachtliche Feier. Der nächste Treff am Mittwoch, 20. Januar, ab 15 Uhr, wird wieder die närrische, fünfte Jahreszeit prägen, berichtete Organisator Karl Oertl.

Zu den beiden ersten Treffen waren etwa 100 Senioren gekommen. Für die Weihnachtsfeier interessierten sich lediglich 40 Frauen und Männer. Oertl präsentierte ihnen bei Kaffee und Kuchen ein kleines Programm. Resi und Kurt Heldt trugen als "Duo Rodgau" besinnliche Lieder vor. Corinna Orth las Verse des Bergen-Enkheimer Heimatdichters Martin Dietz, einen ausführlichen Dia-Vortrag über Island hatte Magdalena Spaeth mitgebracht. Oliver Eibel sorgte mit der Orgel für musikalische Unterhaltung.

Wer sich für den "Titus-Treff" interessiert, wende sich an den Info-Point der Titus-Thermen (Telefon 95 80 50). mb

"Wir würden ja gerne mehr machen" Das Jugendhaus Bonames klagt nicht nur über Personalmangel / Arbeit gefährdet

BONAMES. Es scheint ein unbestimmtes Gesetz zu sein, daß die Menschen, die in einer vertrackten Situation stecken, auch immer die sind, denen das Pech "an den Stiefeln klebt". Anders ist es wohl nicht zu erklären, daß die Mitarbeiter des Jugendhauses Bonames gerade zwei Wochen vor dem Weihnachtsfest 1992 feststellen mußten, daß wieder einmal Einbrecher ins Jugendhaus im Harheimer Weg eingestiegen waren und die Türen beschädigt hatten.

Merkwürdig an der Sache: Die "Besucher" hatten kein Interesse an der Stereoanlage. "Die wollten sich und anderen wahrscheinlich nur beweisen, daß sie in die Einrichtung hineinkommen können, auch wenn sie geschlossen ist", vermutete Sozialarbeiterin Angelika von Rhein zu diesem Vorfall.

Spontan entschloß sich das Team, die geplante Jahresabschlußfeier für die Jugendlichen zu streichen. "Wir wollen und können nicht so tun, als sei alles in Ordnung", erklärte Sozialarbeiterin Silvia Steverding die Entscheidung.

Die ohnehin gedämpfte Stimmung unter den Mitarbeitern wurde durch den Zwischenfall nicht unbedingt verbessert. Denn schon seit September 1992 fehlt definitiv eine Stelle. Gerade angelaufene Projekte wie das Jugendcafé im Keller mußten aufgegeben werden - zu wenig Personal. "Wir würden ja gerne mehr machen, aber ohne diese Planstelle geht es nicht", klagen die Mitarbeiter unisono.

Im Januar 1992 hatten sie ein neues Konzept für drogenabhängige Jugendliche zwischen 14 und 22 Jahren entwikkelt. Zwei hauptamtliche Sozialarbeiter sollten mit der Unterstützung von zwei Drogenberatern vom Verein für Arbeits- und Erziehungshilfe Ansprechpartner für drogenabhängige Jugendliche vom Ben- Gurion-Ring sein. Viermal in der Woche war der "Kellerklub" geöffnet.

Bis zu 50 Jugendliche hätten das Angebot wahrgenommen, berichtet Angelika von Rhein. Die Drogenarbeiter seien allerdings nie gekommen. Begründung der zuständigen Stellen: kein Geld. So hätten zwei Honorarkräfte als Ersatz immerhin dafür gesorgt, daß der Kellerklub nicht schließen mußte.

Doch im August kam das Aus. Ein hauptamtlicher Mitarbeiter verließ das Jugendhaus, und alleine konnte Angelika von Rhein das Projekt nicht aufrechterhalten. Im Jugendhaus ist man darüber sehr traurig. Angelika Kofler: "Knapp 100 Jugendliche in diesem Stadtteil sind drogenabhängig und haben nun keine Beratungsstelle mehr." Im Kellerklub konnten sie sich immerhin aufwärmen, kickern, Billard spielen oder miteinander über Probleme reden.

Was das bedeutet, beschreibt der vielsagende Satz der Sozialarbeiterin: "Die Jugendichen haben Probleme und sie machen deswegen Probleme." Gerade jetzt wäre eine intensive Arbeit mit ihnen dringend erforderlich. Doch ohne ausreichendes Personal ist das nicht möglich. Es gibt dreieinhalb hauptamtliche Stellen. Dazu werden ein Zivildienstleistender, eine Praktikantin und Honorarkräfte im Jugendhaus beschäftigt.

Die Öffnungszeiten mußten reduziert werden, die drogenabhängigen Jugendlichen sind ohne Betreuung. Traurig, aber wahr. Auch an der Kooperation mit dem anderen Jugendhaus am Bügel hapert es. Silvia Steverding: "Es klingt komisch, aber dafür haben wir keine Zeit. Wir sind ohnehin überlastet." Trost ist die Arbeit mit Kindern von sechs bis 13 Jahren.

Ihnen steht, räumlich getrennt von den älteren Jugendlichen, im Erdgeschoß ein reichhaltiges Angebot zur Verfügung. Toberaum, eine neu eingerichtete Küche, Café, Puppen, Spiel- und Kuschelraum, sowie ein Discosaal mit selbstgemalter Graffiti.

Daneben können die Kinder in der Töpferstube, Holz- und Malraum sowie Fotolabor kreativ tätig werden. Im Jugendbereich gibt es ein Café mit Tischtennisplatte, einen Billardraum (fast symptomatisch: der grüne Filz ist aufgeritzt), Küche und einen sogenannten Rückzugsraum für Gespräche.

Ein Projekt funktioniert immerhin seit kurzem. Kinder von sechs bis 13 Jahren können täglich außer Mittwoch (an diesem Tag werden Filme oder Theateraufführungen gezeigt oder Ausflüge gemacht) ins Jugendhaus kommen, dort essen und Hausaufgaben machen. "Fünf Plätze sind noch frei für Kinder aus dem Stadtteil. Wer Interesse hat, kann sich bei uns melden", sagt Silvia Steverding.

Das ist jedoch nur ein Tropfen auf den vielzitierten heißen Stein. Einhellig betonen die Sozialarbeiter, eine vernünftige Arbeit ohne die fehlende Stelle und Unterstützung durch andere Organisationen sei nicht machbar. Dazu paßt, daß für die Jugendlichen kein Platz mehr in der neu erbauten Sporthalle auf dem Außengelände ist. Die Vereine haben alle Termine für sich in Anspruch genommen - und blockieren damit das Jugendhaus.

Die Forderung der Sozialarbeiter ist dementsprechend eindeutig. "Es muß endlich etwas passieren." Angesichts der Situation nur zu verständlich. jot

Andere Wege zur Gesundheit (Teil 4): Autogenes Training zur Streßbehandlung Entspannung gegen Überreizung Therapie auch für Kinder

BUTZBACH. "Der ganze Körper soll sich ruhig und warm fühlen", sagt Renate Pohlit. Ruhe, Schwere, Wärme, darauf kommt es an. Die 58jährige lehrt seit 1987 in der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Butzbach Autogenes Training, eine in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts von dem Berliner Psychiater Professor Schultz entwickelte Selbstentspannungsmethode. "Die heutigen Menschen haben die Fähigkeit verlernt, sich Zeit zu lassen und ganz normal zu entspannen. Es gibt eine Reizüberflutung", weiß die Selbstentspannungs-Trainerin. Renate Pohlit bietet einen Kursus speziell für Väter und Mütter mit Kindern ab acht Jahre an, weil Kinder "heute vielfach unter Leistungsdruck stehen und Angst vor Leistungsversagen haben". Hinzu kommen eine Reizüberflutung vor allem durch das Fernsehen und Bewegungsmangel. Durch selbstbeschwörende Formeln wie "Mein rechter Arm ist schwer" werden im autogenen Training Körperempfindungen hergestellt, wird ein entspannter und erholsamer Ruhezustand geschaffen. Die leise in sich hineingedachten Formeln bewirken ein Umschalten des vegetativen Nervensystems. Schweregefühle entstehen, wenn sich die Muskeln entspannen, Wärmegefühle, wenn sich die Blutgefäße erweitern.

"Schlafstörungen kann man durch autogenes Training ganz gut in den Griff bekommen, meist ganz beseitigen", sagt Renate Pohlit. Das sei viel sinnvoller, als sich mit Medikamenten vollzupumpen. Sogar Herzrhythmusstörungen könnten durch die Selbstentspannungsmethode behandelt werden. Schwere Krankheiten können damit freilich nicht weggezaubert, aber immerhin "günstig beeinflußt" werden.

"Die Leute, die in meine Kurse kommen, wollen lernen, mit Streß besser umzugehen, wollen ruhiger und gelassener werden", sagt die Autogen-Trainerin. Die Teilnehmer kommen aus allen Gesellschaftsschichten, vom Handwerker bis zum Manager, von der Mutter bis zur Rentnerin. Schüler und Studenten kommen mit der Absicht, ihren Prüfungsstreß abzubauen.

Während ihres Studiums der Psychologie in Gießen ist Renate Pohlit auf die Selbstentspannungstechnik aufmerksam geworden. "Nach über 20 Jahren als Hausfrau und Mutter" wollte sie etwas anderes machen und hatte das Studium begonnen. Sie vertiefte sich ins autogene Training und erlangte schließlich in Mainz das Zertifikat auf autogenes Training von der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsvorsorge.

Anfang März 1993 bietet Renate Pohlit in der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Butzbach neue Kurse "Autogenes Training und Atemschule" an, und am 25. Februar beginnt ein neuer Kursus "Autogenes Training für Mütter/ Väter und Kinder ab 8 Jahre". Die Kurse erstrecken sich über zehn Wochen, "weil meine Umstellung einfach Zeit braucht", so die Kursleiterin. Die Teilnahmegebühr beträgt für einen Erwachsenenkurs 80 Mark und für einen Kursus mit Kindern 55 Mark pro person. Pohlit: "Fast alle Krankenkassen erstatten nach Beendigung des Kurses die Hälfte der Kursgebühren." Weitere Auskunft über die Kurse gibt die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt unter Tel. 06033/6150. ieb

stehnlassen

Noch im Dezember besetzte Termine:

Am 2. Januar, Fußball-D-Jugend-Hallenturnier/TuS Nieder-Eschbasch 1894: jot

Tempo-30-Bürgerversammlung, Haus Griesheim, 18. 12., 19.30 Uhr= gun

Betriebssportverband Hessen, Jahresabschlußfest mit Ehrungen (4 Sektor-Fotos macht Rolf), 17.12.= jot

Antirassistische Stadtteilgruppe (Süd) machte Stadtteilerkundungsspaziergang am 17.12., Foto von Rolf dazu= jot

Fotomontagen Rolf: 4 Sektoren= ros

Ost: Cafe Rosa L./Milano Pasta Basta!- Show am 18.12. = eid

Türkisches Theater/Jugendhaus Dornbusch, "Verliebte Wolke", am 19.12.= li

Bei Shiatsu aus Japan wird mit dem Finger heilender Druck ausgeübt Andere Wege zur Gesundheit (Teil 5) entdeckte Gudrun Bublatzky als Patientin - als Therapeutin gibt sie ihre Kenntnise über körpereigene Kraftströme weiter

ALTENSTADT. Auf einer Futon-Matratze in einem Zimmer ihres Hauses in Rodenbach lockert Gudrun Bublatzky die Muskeln ihrer Patienten, knetet Arme, Rücken und Beine, um dann nach einem geheimnisvollen System die Meridiane, durch die Körperenergie fließt, zu orten und ganz genau festgelegte Punkte durch leichten Druck und kreisförmige Bewegungen zu stimulieren. Durch diese Massage werden die Meridiane angeregt, heilende Impulse auf die mit ihnen verbundenen Organe aussenden. Gudrun Bublatzky ist Shiatsu-Therapeutin.

Shiatsu ist eine Behandlungstechnik, die in Japan auf der Grundlage der alten chinesischen Akupunktur entwickelt wurde. "Shi" heißt Finger und "atsu" Druck. Wie die Akupunktur geht Shiatsu davon aus, daß die Lebensenergie in Meridianen durch den menschlichen Körper fließt. Ist der Mensch gesund, fließt die Energie darin ungehindert. Bei Streß, Schwäche oder Verletzungen ist dieser Fluß gestört. Durch die Reizung der Meridiane soll die gestaute Energie wieder zum ruhigen Fluß gebracht werden.

"Ein wesentlicher Unterschied zur Akupunktur besteht darin, daß anstelle der Nadel die Finger verwendet werden", sagt Gudrun Bublatzky. Es werden bestimmte Punkte entlang der Energiebahnen behandelt. Diese Finger- und Handdrucktechnik hat mit der uns bekannten Massage nichts zu tun."

Es soll sogar möglich sein, durch Erfühlen des Energieflusses in den Meridianen Erkrankungen der Organe zu diagnostizieren. Diesen Anspruch erhebt Gudrun Bublatzky nicht. Sie betrachtet ihre Shiatsu-Behandlung als Vorsorge. Sie will "eine generelle Anregung und Harmonisierung des Energieflusses im ganzen Körper" erreichen und ihre Patienten zugleich für ihren Körper sensibilisieren. Bublatzky: "Shiatsu ist eine prophylaktische Ganzheitsbehandlung, die den Menschen als eine Einheit von Körper, Geist und Seele betrachtet. Über eine ganzheitliche Befunderhebung wird die psychische und physische Situation eines Menschen erfaßt und eine individuelle Behandlung zusammengestellt."

Wie Akupunktur ist die Wirksamkeit der Akupressur durchaus anerkannt. So schreibt das renommierte "Kursbuch Gesundheit": "Shiatsu erhöht die körpereigenen Abwehrkräfte, es kann bei Schlafstörungen, Nervosität und Prüfungsangst entspannen und Schmerzen lindern. Besonders bewährt hat sich die Selbstbehandlung bei Migräne, Kopf-, Rücken- und Zahnschmerzen und bei Sodbrennen."

Die Krankenkassen halten allerdings (noch?) nichts davon. Sie beteiligen sich nicht an den Kosten für Shiatsu-Behandlungen. Dafür würden die gesetzlichen Grundlagen fehlen, sagte Karin Grein, Marketingleiterin der AOK Wetterau, zur FR.

Gudrun Bublatzky, 43 Jahre alt und Mutter zweier Kinder, hat Shiatsu 1988 durch eigene gesundheitliche Probleme kennengelernt. Die Behandlungsmethode faszinierte sie so, daß sie sogar einen Workshop in den USA besuchte. In Wiesbaden ließ sie sich zur Therapeutin ausbilden. Sie ist anerkanntes Mitglied der Gesellschaft für Shiatsu Deutschland, ein Verband, der Anfang 1992 in Berlin gegründet wurde. "Shiatsu ist geschützt durch diesen Verband, es kann nicht von jedem angeboten werden", sagt Gudrun Bublatzky. Sie ist unter Tel. 06047/1574 zu erreichen. ieb

Der "Weg des Fußes und der Hand" Uwe Zimmermann vom Taekwon-Do-Center in Niederrad: Kein aggressiver Sport

FRANKFURT-SÜD. An der Eingangstür zum Trainingsraum begrüßen den Besucher des Taekwon-Do-Centers zwei urgewaltige, grimmig dreinschauende Gestalten. Diese Figuren, die auf den ersten Blick abschreckend wirken, haben für den asiatischen Kampfsport eine besondere, sehr geschichtsträchtige Bedeutung.

Sie zeigen die in einer Höhle in Korea stehenden Statuen von Kumkang-Yuksa, einem berühmten Krieger aus der Zeit von Silla (um 700 v. Chr.). Kumkang-Yuksa gilt als Vorläufer des traditionellen Taekwon-Do, wörtlich übersetzt etwa wie "Weg des Fußes und der Hand".

Die Sportart gewinnt überall in Deutschland in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung. 40 Schulen gibt es bundesweit. Im "International Black-Belt-Center" in Niederrad trainieren inzwischen 150 Mitglieder; Tendenz steigend. Leiter Uwe Zimmermann erklärt sich die wachsende Popularität der koreanischen Kampfkunst mit der zunehmenden Faszination exotischer Sportarten und dem Willen vieler (vor allem Frauen), sich selbst verteidigen zu wollen.

"Ich versuche, den Leuten ein Stück Selbstsicherheit zu vermitteln, die sie mit in den Alltag hinübernehmen können", erklärt der Träger des Schwarzgürtels und Inhaber des dritten "Dans" (eine besondere Graduierung) sein Konzept. Sport soll und kann mehr sein als pure Bewegung, versteht Zimmermann Taekwon-Do auch als eine Lebensphilosophie.

"Wenn man diesen Sport länger betreibt, entsteht daraus eine Art Lebensgefühl, ein positiveres Denken. Die Konzentrationsfähigkeit wird gesteigert, die Leute haben ein wesentlich stärkeres Körpergefühl." Wenn man jene fragt, die bis zu dreimal in der Woche trainieren, bestätigt sich diese Einschätzung.

"Ich gehe viel selbstbewußter durch die Stadt", meint eine junge Frau, die gerade die Prüfung zum Blaugurt - bestehend aus dem sechsten Hyong (ein bestimmter Bewegungsablauf) und einem Bruchtest - erfolgreich absolviert hat.

Bis dorthin ist es allerdings ein weiter Weg. Und ein beschwerlicher dazu. Denn das Training fordert von den Taekwon- Do-Kämpfern einiges an Ausdauer und Kondition. Die meisten verlassen den "heiligen Raum", in dem die südkoreanische Flagge und ein Bild des in New York lebenden Großmeisters Jae-Hwa Kwon - er brachte vor 40 Jahren den Sport nach Europa - hängen, nach einer Stunde naßgeschwitzt.

Zimmermann: "Taekwon-Do ist ein Sport, bei dem man seine persönlichen Grenzen erfährt." In diesem Zusammenhang wehrt sich der Leiter des Black- Belt-Centers vehement gegen Vorwürfe, Taekwon-Do sei, wie andere sogenannte Budo-Kampfsportarten, brutal und aggressiv ausgerichtet. "Vollkommener Quatsch", sein Kommentar.

Beim Bruchtest (dabei wird ein Brett mit einer Fuß- oder Handtechnik in der Mitte "geteilt"), Freikampf und den Hyongs ginge es lediglich um die perfekte Ausführung einer erlernten Technik. Die Sportler sollen so Selbstvertrauen gewinnen und die Möglichkeit erhalten, sich verteidigen zu können. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Sicher gebe es manche, die diesen Sport mißbrauchten und mit aggressiver Ausrichtung ins Training kämen; die aber würden nicht lange geduldet oder verließen bald den Verein. Dazu paßt ein Satz des Großmeisters Kwon (er schrieb ein Buch mit dem Titel "Zen-Kunst der Selbstverteidigung"), den er in einem Interview sagte. "Alle Budo-Disziplinen sind so gut oder so schlecht wie die Personen, die sie betreiben".

Uwe Zimmermann bestätigt diese Äußerung und führt als Beweis die niedrige Verletzungsgefahr beim Taekwon-Do an. "Außer Prellungen und blauen Flecken gibt es kaum etwas. Das hängt mit dem Ziel des Taekwon-Do zusammen, völlige Kontrolle über seinen Körper zu bekommen". Der Freikampf (dabei simulieren die "Schüler" einen Angriff) wird erst nach einem Jahr, wenn die nötige Sicherheit da ist, geübt.

Was aber gleich beim ersten Mal zu beachten ist, und nicht wenige Neue irritiert, ist die Tatsache, daß Taekwon-Do- Kämpfer sich erstmal vor der Flagge und dem Großmeister verbeugen müssen. Dabei schmunzelt auch Uwe Zimmermann: "Das ist ein Akt der Höflichkeit." jot

Für Kids ab fünf Jahre hat das Jugendferienwerk, Faktoreistr. 1, 6600 Saarbrücken, Tel. 06 81 / 3 50 91 Reisen in beliebte Ferienziele an der Nord- und Ostsee, in Österreich und Deutschland zusammengestellt. Die Jugendlichen zwischen 16 und 25 können nach Frankreich, Italien, Spanien oder Griechenland reisen. Sprachreisen werden nach Frankreich und England mit Übernachtung in Gastfamilien offeriert. FR

Der Ferienpark Granzow liegt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte und wartet auch im Winter auf Gäste. Der Ferienpark mit seinen 232 Ferienhäusern wurde Mitte 1992 privatisiert und wird seitdem intensiv saniert. Es gibt ein Restaurant und einen SB-Markt. Zur Freizeitgestaltung stehen Boots- und Fahrrad-Verleih sowie Freiluft-Tischtennisplatten zur Verfügung. Im Sommer werden ein Abenteuerspielplatz, Kegelbahn und Tennishalle mit Außenplätzen fertiggestellt. Preis für eine Woche in einem Haus für vier Personen 627 Mark in der Nebensaison. Nähere Informationen beim Geschäftsführer Feriendorf Granzow, Dorfstraße, 0-2081 Granzow, Tel. 03 98 33 / 2 07 34. FR

Reisen in die russische Arktis und zum Nordpol hat Windrose Fernreisen, Kurfürstendamm 202, 1000 Berlin 15, Tel. 030 / 881 30 59 im neuen Programm. Im Frühjahr, zur klimatisch günstigsten Zeit, bietet sich jeweils zwölf Teilnehmern die Chance, auf dem Nordpol zu stehen. Ausgangspunkt ist die Polarstation Prima auf der Inselgruppe Severnaja Semlja, wo die etwa 20stündige Exkursion beginnt. Die erste Reise vom 11. bis 20. Mai 1993 kostet 12 990 Mark. Neu im Programm sind auch Reisen nach Guyana und zum "Götterberg" Kailash im Himalaya.Im Mittelpunkt der zoologisch-naturkundlichen Reisen stehen ein Wal-Kreuzfahrt zum Saguenay-Fjord am St. Lorenz- Strom, eine Kreuzfahrt nach Grönland zu Walrossen und Eisbären an der Hudson Bay sowie zwei Spezialreisen zur Tierwelt Brasiliens und Alaskas. FR

Urlaubsgenüsse für Individualisten verspricht Outdoor-Travel, W + R Naturreisen, Friedrichstr. 24, 7146 Tamm, Tel. 071 41 / 60 70 90 seinen Kunden. Die können sich üben im Kanufahren, im Bergsteigen, Rafting, Segeln, Fallschirmspringen. "Wir möchten unseren Gästen die Welt zeigen, wo die Natur noch den Lebenslauf bestimmt" sagen die Veranstalter. So führen Trekking-Touren nach Korsika, Aktiv-Sport-Wochen nach Tirol, und wer die "Schule der Wildnis" mitmachen will, kann das in den spanischen Pyrenäen oder in der schwedischen Wildmark tun. FR

Von Oman nach Mauretanien führen die Studien- und Erlebnisreisen, die Dr. Foerst Reisen Gmbh, Albert-Mays-Str. 11, 6900 Heidelberg 1, Tel. 0 62 21 / 2 18 01 in ihrem neuen Katalog vorstellen. Der Spezialveranstalter hat sich seit fast 15 Jahren der kleinen besonderen Reise in den Orient verschrieben. Die Reisevorschläge in dem schmalen Katalog reichen von der komfortablen Hotel-Studienrundfahrt durch Syrien bis zum Trekking auf Mulis im Hohen Atlas. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt auf zwölf Reisende. FR

Von Finnland nach St. Petersburg führt eine zwölftägige Radreise, die Radwander-Touristik, Margret u. Günter Reishofer, Ruedorffer Passage, 8200 Rosenheim, Tel. 0 80 31 / 3 17 40 anbieten. Nach einem Abstecher durch die finnische Seenlandschaft geht es von Helsinki über die Grenze und in zwei Tagesetappen nach St. Petersburg. Es werden rund 300 Kilometer im Sattel verbracht; einige Strecken werden mit Bus oder Tragflügelboot zurückgelegt. Ein Service-Bus ist ständig in der Nähe und transportiert das Gepäck. Die Reise kostet inklusive Flug ab Hamburg, Übernachtung und Halbpension 4 430 Mark. FR

Günstige Mietwagen kann man jetzt zum preiswerten Last Minute-Flug dazubuchen. l'tur, Augusta Arcaden, 7570 Baden-Baden, Tel. 07221 / 197 06 offeriert diesen Service seit Januar 1993. Vertragspartner ist die Sunny Cars AG in München. Im Preis enthalten sind jeweils Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung. Es besteht keine Kilometerbegrenzung. Die Reservierung sollte spätestens 24 Stunden vor der Abreise erfolgen. FR

In die Savoyer Alpen geht es mit dem Ski-France-Express, der 12 Städte in Deutschland mit den französischen Skigebieten verbindet. Im Liegewagen gut gebettet, die Skiausrüstung sicher verwahrt rollt man nachts los und steigt am folgenden Tag in Chambéry oder Albertville, Moutiers oder Bourg-St-Maurice aus. An den Zielbahnhöfen warten Transferbusse. FR

Fundsachen vom Schlachtfeld Auf den Spuren einer "Erbfeindschaft" im Elsaß

Das ist das Land der Bauern, nicht der Krieger. Im nördlichen Elsaß, wo die Grenze zu Deutschland schon sehr nahe rückt, die so oft umstrittene, ziehen sich sanfte Hügel hin; und spitze Kirchtürme markieren die Dörfer zwischen den Feldern und Wiesen. Freundlich und friedlich ist das fruchtbare Land mit dem Flüßchen Sauer, an dem Woerth liegt. Doch da wachsen nicht nur Obstbäume. Da ragen auch bombastische Kriegerdenkmale auf. Entlang der Straßen sind die Zeugnisse des in Eisen und Stein erstarrten Hurra-Patriotismus eines vergangenen Zeitalters verstreut. Das ist das Land der Bauern, nicht der Krieger. Und doch röchelten hier am Abend des 6. August 1870 die Soldaten zu Tausenden ihr Leben aus. Deutsche, Franzosen, Senegalesen, Algerier, die in französischen Diensten kämpften. Wohl zwanzigtausend Tote waren zu beklagen bei dieser Schlacht, einer der opfervollsten jenes deutsch-französischen Krieges im Herzen Europas um das Herz Europas.

Was blieb, ist eine Art Freilichtmuseum martialischer Denkmalsarchitektur. Diese Schlacht am 6. August gewannen die Deutschen ebenso wie später den gesamten Krieg. Frankreich verlor das Elsaß und einen großen Teil von Lothringen. Die Preußen und ihre Verbündeten hatten genügend Zeit, an Ort und Stelle ihrer Toten zu gedenken und über deren Gebeine gewaltiges Erz und Gestein zu türmen. Ein Rundweg von Woerth über Froeschwiller und Elsasshausen nach Woerth zurück lädt zur Wanderung wie zum Bummel mit dem Auto ein.

Hinterbliebene Familien hatten nach 1871 ebenso den Ehrgeiz, den gefallenen Helden eine Erinnerungsstätte zu errichten wie Regimenter, Kriegervereine, Königshäuser. Am Rande von Woerth trauert der bayerische Löwe um die nicht mehr heimgekehrten Söhne der süddeutschen Gaue; ein Engel beugt sich mit Lorbeerkranz über den entseelten Krieger, der mit der Linken die Standarte umklammert. Gigantisch und weltentrückt. So wurde gestorben. An anderem Sockel ist zu lesen: "Den Helden zum Gedächtnis, dem Nachwuchs zur Nacheiferung." Leider wurden solche Sprüche allzu wörtlich genommen zu Zeiten einer vermeintlichen Erbfeindschaft. Jener Krieg hatte noch nicht die weitflächigen Gräberfelder mit den ins Unendliche verschwindenden Kreuzesreihen zur Folge wie der erste der Weltkriege. Immer wieder stoßen wir auf einzelne Grabmale, Skulpturen und Totentürme. Über das einstige Schlachtfeld wächst längst das Gras. Die Denkmale sind von dauerhaftem Bestand und ragen zu Dutzenden und Aberdutzenden darüber hinweg. Stundenlang folgen wir den Spuren des Todes, auf den nun die Vögel pfeifen.

Im Schloß zu Woerth kämpfen Zinnsoldaten immer weiter. Das Schlachten ist zum Diorama geschrumpft. Museal wird der Kriegsschauplatz ausgebreitet. Bilder, Karten, Dokumente, Waffen illustrieren jene gewaltsame Wandlung, die aus einer zivilen Landschaft ein militärisches Gelände macht. Der Besucher, der von den bäuerlichen Feldern kommt, nimmt's zur Kenntnis wie viele solcher historischen Ausschnitte. Doch da ist eine Vitrine, eher unscheinbar, unwichtig; und würde einen die kenntnisreiche weißhaarige Dame vom Schloßmuseum nicht auf die Besonderheit des Inhaltes weisen, man ginge achtlos daran vorbei: Uniformknöpfe, eine Tabakspfeife, Kreuze, ausgeblichene Fähnchen, das Kirchenbuch für das königlich-preußische Kriegsheer, Granatenzünder, Rasiermesser, Sporen, Löffel, Gabel, eine Trommel. Ungeordnet liegt der Militärmüll im Glasschrank, nicht nach Nationen getrennt, von keiner Hierarchie mehr unterschieden. Welcher Zufall hat solche Überbleibsel des großen Streitens hier ausgeschüttet? Wir lauschen der Erklärung.

Als der Schlachtenlärm verstummte, die Kanonen schwiegen, das Stöhnen und Wehklagen ausklang an jenem Abend des 6. August, ging ein Mann aus Woerth über die vom Pflug des Todes zerfurchten Felder und sammelte die seltsame Ernte ein, die nun in der gläsernen Scheuer des Museums beiläufig zu sehen ist. Nahezu wertlos sind die Fetzen, Scherben, Stücke im materiellen Sinne; unschätzbar indes, was die Einzelteile des Krieges einmal individuell bedeuteten an persönlicher Note in uniformer Truppe. Was mochte ihn umhergetrieben haben, jenen Mann, der die Fundsachen aufhob am Abend danach? Wir wissen es nicht. Zeitweise wurde der Abfall der Schlacht in einem der Wirtshäuser aufbewahrt. Später nahm die Vitrine den Kleinkram der Krieger auf. Was da zerbrochen, verrostet, angeschimmelt, eingerissen, geborsten, durchschossen, vertrocknet zuhauf liegt, wirkt in seiner nunmehrigen Nutzlosigkeit auf tragische Weise naiv. Vor den Schlachtengemälden der vermeintlichen Helden hoch zu Roß und tief im Dreck mutet deren bescheidene Hinterlassenschaft banal und menschlich zugleich an.

Selbst auf kolorierten Postkarten jener Jahre wird das papierne Pathos beschworen, wie es die Inschriften draußen auf den Grabstätten mit den vollmundigen Worten der Gedenkreden festhalten: blutiges Ringen, ruhmreiche Fahnen, tapfere Kameraden. So hieß es. Die beachtliche Sammlung solcher Ansichtskarten berichtet vom Geschmack der Zeit, die den Krieg als frisch-fröhliches Jagen verniedlichte. Die Motive sind vertraut, die romantizierende Darstellung erstaunt. Auch das sind historische Dokumente. Der Besucher zieht Vergleiche zwischen den schön-schrecklichen Karten von damals und den täglichen Kriegsbildern, die heutzutage über den heimischen Fernsehschirm flimmern: Beides hat etwas mit der Verharmlosung des Todes zu tun. Nach dem Krieg von 1870/71 wurde Woerth zur touristisch vermarkteten Wallfahrtsstätte für überlebende Veteranen und deren Familien. Auf Postkarten war die Inschrift gedruckt: "Gruß von den Schlachtfeldern." Vergilbt und vergessen nun. Das massenhafte Sterben ist Geschichte. Jedenfalls an diesem Ort, der wieder auf französischer Seite liegt. In der Vitrine, auch einem Sarge gleich, blieb die Endmoräne der Kriegsmaschinerie zurück. RÜDIGER SIEBERT

Fühlen, wie das Publikum fühlt Ausländische Künstler in Frankfurt (4): Dorothy Stuart, Chefin des English Pocket Theatre

Plötzlich scheint Dorothy Stuart auf der Bühne zu stehen. Sie wirft den Kopf in den Nacken, streicht sich die Haare zurück, hält dann die Hände in Kopfhöhe und läßt ihre Stimme anschwellen. Ein deklamatorischer Höhepunkt, eine dramaturgisch geschickt gesetzte Steigerung. So wie sie es bei ihren Aufführungen macht. Dabei sitzen wir nicht im Theater, sondern in ihrem Nordend- Wohnzimmer bei Nußtorte und Milchkaffee, blicken über Frankfurter Hinterhöfe, und sie erzählt aus ihrem Leben. Damals in Düsseldorf, als sie ihre unmotivierten Volkshochschüler mit einem Deutsch- Fehler zum Lachen und Mitmachen gebracht hat: "Das ist ein ,Schlagsahne&rquote;, hab' ich gesagt, statt ,Schlagerstar&rquote;." Und amüsiert sich noch heute darüber, fünfzehn Jahre später.

Mit Sprache und Witz begeistert Dorothy Stuart ihre Zuschauer. Bei ihren Einpersonenstücken kommt es auf die feinen Nuancen im Sprechen an, auf genaue Herausarbeitung der Textstruktur. Das macht sie perfekt, damit bringt sie die Frankfurter in ihre Aufführungen: Mit "Virginia Woolf Is Afraid", einer biographischen Studie über die Autorin, hatte es im Frühjahr angefangen, mittlerweile war sie mit zwei weiteren Stücken auf der Studiobühne des "Theaters in Bornheim" (TiB) zu sehen. Sie leitet das vor kurzem gegründete und ganz unerwartet erfolgreiche "English Pocket Theatre", wo sie einmal im Monat neben eigenen Produktionen auch Stücke anderer englischsprachiger Gruppen zeigt.

Also, eigentlich hatte sie das gar nicht geplant, als sie damals zum ersten Mal nach Deutschland kam. Da war sie ihrem Mann gefolgt, den es als Werber von London nach Düsseldorf verschlug. Zunächst schien es aus zu sein mit der Karriere als Schauspielerin. Wo sollte eine Engländerin schon ein Engagement an einer deutschsprachigen Bühne bekommen? Na ja, um nicht als brave Gattin zu Hause herumzusitzen, gab sie eben die bewußten Volkshochschulkurse. Und wie sie an den Job herankam, das war eine komplizierte Geschichte, in der Squash- Partner und ein Düsseldorfer Squash- Club eine geheimnisvolle Vermittlerrolle gespielt haben . . .

VHS-Kurse in Düsseldorf: Damals führte sie Theater in den Unterricht ein, spielte Szenen mit ihren Schülern - "doctor and patient and so" -, erarbeitete eine Soiree mit Shakespeare-Sonetten - und auch schon Daniel Defoes "Moll Flanders", eine Adaption, mit der sie heute noch auf der Bühne zu sehen ist. All ihre "One-Woman-Shows" sind während dieser Düsseldorfer Zeit entstanden. Man merkt es ihnen nicht an, auch nach mehreren Tourneejahren durch Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Österreich wirken die Stücke nicht abgespielt.

Dorothy Stuart feiert gerade ihr fünfzigstes Bühnenjubiläum: "I'm 66, I started at 16", sagt sie. Und berichtet mit Begeisterung von ihrem Vater, der in London in Musicals gespielt hat, und von ersten Theaterschritten als kleines Mädchen: Einen "Singing contest" nach dem anderen habe sie damals bestritten, mit "heartbreaking songs" - "I always won."

Während der Kaffee in ihrer Tasse kalt wird, springt Dorothy Stuart von einer Station ihres Lebens zur nächsten. In New York 1962, da bekam sie als Britin keine Arbeitserlaubnis für die Bühne und schlug sich mit dem Texten von Anzeigen durch. Sie wird nicht rot, als sie das erzählt. Ehrenrührig war das nicht, sondern lehrreich, meint sie: Die Erfahrung, wie sehr Kommerz und Kunst zusammengehören, das sei ganz wichtig gewesen. Und wenn Leute beim Theater sich keine Sorgen ums Geldverdienen machen müssen, dann verlieren sie ganz schnell den Kontakt zum Publikum - und zur Realität. Sagt sie und mokiert sich über die Versorgungsmentalität vieler deutscher Theaterleute.

Aus New York hat sie noch eine Anekdote auf Lager. Das war bei ihrem zweiten USA-Aufenthalt, ein paar Jahre später. Sie führte Regie bei Off-off-Broadway-Produktionen mit jungen Schauspielern und solchen, die es werden wollten. Da sei ein wundervoll aussehender "blond greek god" gewesen, eine Starbesetzung, aber leider völlig unbegabt. "I am Dionysos" sollte er schmettern und schaffte nicht mehr als ein Stammeln. Da ließ sie ihn auf einem Parkplatz abgestellte Lastwagen anschreien. Das hat gewirkt, zumindest für den Augenblick. Jetzt hat sie wieder ihre Bühnenstimme, mit der sie auf die Pointe zusteuert; die Hände legt sie diesmal an die Schläfen, bevor ein Lachen aus ihr herausbricht.

Apropos Kontakt zum Publikum: den hat sie auf der TiB-Studiobühne ganz besonders intensiv. "Du bist so dicht an den Zuschauern, daß du fühlst, wie das Publikum fühlt. Im modernen Theater, mit so vielen Scheinwerfern, da hast du den Kontakt nicht." Und den Widerpart, den braucht sie, um gut spielen zu können. "Genauso, wenn man zu lange probt; dann fehlt eine Reaktion", man laufe Gefahr, sich in dem Charakter zu verlieren. Tief eintauchen in eine Person muß sie zunächst allerdings, wenn sie ein Stück schreibt. Biographisches in aller Regel, über Autoren wie Virginia Woolf, Dorothy Parker, Oscar Wilde oder Lord Byron; oder literarische Figuren wie Moll Flanders oder Lady Macbeth. Die englische Literatur ist ihr ans Herz gewachsen; mit kleinen Kostproben daraus stellt sie auch das Programm ihres "English Pocket Theatre" zusammen. "Ich muß dem Programm ein Profil geben. Denken Sie, es hat bereits eines?" fragt sie und weiß natürlich, daß sie in nur wenigen Monaten ein sehr eigenständiges und interessantes Profil herausgearbeitet hat.

Ein paar weitere Stationen in Dorothy Stuarts Leben: Ausbildung an der "Royal Academy of Dramatic Art", En-Suite- Spiel in Northampton - jede Woche ein neues Stück - und anderen englischen Provinzstädten, Auftritte beim Edinburgh Festival und eine Rolle in "The Glass Menagerie" im English Theater in Frankfurt. 1985 war das, damals setzte sie zum ersten Mal ihren Fuß nach Frankfurt. Und wie lange wird sie ihn diesmal hier lassen? Immerhin hat sie gerade erzählt, daß sie bisher fast alle zwei bis drei Jahre umgezogen ist. "We're gypsies", sagt sie und wirkt dabei nicht so, als habe sie das Zigeunerleben mittlerweile satt. Fragen nach ihrer bewegten Vergangenheit beantwortet sie so: "I can't tell you where I've been the last ten years." Wir wissen nicht, was Dorothy Stuart die nächsten zehn Jahre machen wird. Im neuen Jahr jedenfalls setzt sie die Reihe englischsprachigen Theaters in der Bornheimer Landwehr 35 mit drei Aufführungen von "Virgina Woolf Is Afraid" fort (11. bis 13. Januar), im Februar ist ein Shakespeare- Abend mit zwei jungen Amerikanern geplant und für März ein Poe-Porträt.

DIRK FUHRIG

Im Chaos ist eine Struktur verborgen Die Galerie "ak" zeigt sehr unterschiedliche Werke von vier jungen Preisträgern

SACHSENHAUSEN. Es gibt eigentlich nur eine Gemeinsamkeit, die Erdogan Bulut, Albrecht Wild, Young Hyang Lee und Sabine Zimmermann verbindet. Allesamt sind sie Kunstpreisträger des "Frankfurter Vereins für Künstlerhilfe" des Jahres 1991. Stilistisch trifft der Betrachter in der geräumigen und jedem Exponat ausreichend Entfaltung bietenden Galerie "ak" auf vier unterschiedliche ästhetische wie technische Richtungen.

Den stärksten, intensivsten Eindruck hinterlassen die großformatigen Arbeiten (Öl auf Leinwand) von Erdogan Bulut (Jahrgang 1961). Kräftig aufgetragene, in die Düsterkeit hineinfühlende Farben verdichten sich zu einem scheinbar undurchdringbaren Gewebedschungel. Doch immer wieder sticht ein zentrales Motiv (meist in Weiß) luzid aus dem Gewühl heraus und deutet Figuratives an, wie in den Bildern "Auf dem bequemen Stuhl" und "Zirkus".

Das Störrische, Verstörte der Komposition (grünblau dominiert, ohne zu strahlen) wird aufgebrochen, entschärft. Im vordergründigen Chaos wohnt eine essentielle, (fast) klare Struktur, die der farblichen Intensität (die in das Opus hineinlockt und gefangennimmt) in allen Arbeiten zusätzlich Sprachgewalt verleiht. "Beredtes" Beispiel dafür ist das Bild "Im Aquarium".

Die österreichische, in Frankfurt lebende Künstlerin Sabine Zimmermann (geboren 1962), hat ihren Werken einen spritzigen (erläuternden) Text vorangestellt. "Der Krug hatte einen Henkel. Der Henkel wurde zu einem Ohr. Das Ohr hatte ein Bein und es war das Bein von einem Pferd. Das Pferd warf einen Schatten und war eine halbe Kuh." Und so weiter. Aus der gedachten, sprachlich-metaphorischen Evolution entstehen "kuhbistische", satirische Farcen.

In den großformatigen Bildern "Kuh" und "kuhverdreht" (Öl auf Leinwand) "vermischt" Sabine Zimmermann wirre Linien bizarrer Formalität zu einem Landschaftsepos. Die Kuh, das ist ein verschwommenes Geflecht von Drähten in einem transistiven Zustand. Deskriptiv und wegnehmend, klar und verträumt zugleich.

Die Serien "Kuhbismus oder das Verschwinden der Pferde" (Gouache auf Papier) sind dazu "Vorstudien", hingeworfene, gekritzelte Miniaturskizzen, die aber deswegen nicht schächer wirken. Auch hier leuchtet die groteske Poesie des Textes hindurch. "Die Landschaft hat komische Flecken, schaut schräg und ißt immer." Das ist programmatisch und nachvollziehbar.

Das Material, mit dem der 1959 geborene Künstler Albrecht Wild hauptsächlich arbeitet, hat mathematischen Charakter. Er setzt Kreisausschnitte aus Bierdekkeln, Graphit oder Postkarten zu neuer Form zusammen: schwingend; geöffnet, obwohl geschlossen. Die Strukturen bewegen sich, bedingen sich auch gegenseitig, wie in dem Werk "Tom Wesselmann", das die zu einer tiefgrauen Rosette verbundenen Kreisausschnitte in ein zartgraues Quadrat einbindet, eintaucht. Die "Bierdeckelmodelle" allerdings wirken nah an der Platitüde; da scheint der Prozeß der Formung nicht abgeschlossen, zu beliebig.

Beliebig, unwichtig, minimal, das sind die spröden Geometrien von Young Hyang Lee nur auf den ersten oberfächlichen Blick. Doch entpuppen sich das diagonal gehängte Quadratkonstrukt "Moving White plus X" (Acryl, Gouache, Cottondruck) und die beiden Gouachen "Moving White I" als transparente, sich offenbarende Farbmuster, die verborgene Töne hindurchschimmern lassen. Daraus resultiert eine (nimmt man die Begrifflichkeit der Musik zur Hilfe) klingende Fläche.

Die (übrigens geschickt gehängte) Gemeinschaftsausstellung ist in der Galerie "ak", Gartenstraße 47, Hinterhaus, noch bis Samstag, 6. Februar 1993, zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr, sowie samstags von 12 bis 14 Uhr. JÜRGEN OTTEN

In einer Welt gewalttätiger Konfliktbearbeitungen, die in ethnischen und zwischenstaatlichen Kriegen eskalieren, stellt sich die Frage, welche gesellschaftlich anerkannten Denk- und Handlungsweisen dazu beitragen. Von Bedeutung scheint das in allen Gesellschaften in unterschiedlicher Weise differenziert angewandte Strafprinzip zu sein. Historisch ist offenkundig, daß Strafmaßnahmen in der Regel über kurz oder lang Konflikteskalationen fördern. Nur in Ausnahmefällen führt die Strafe allein zur Versöhnung und Wiederherstellung eines friedlichen Zusammenlebens. Bestrafungen bedrohen den einzelnen wie die Nationen von den ersten Stunden ihres Daseins an.

Im Mittelpunkt meiner Überlegungen stehen die Auswirkungen der psychisch- gedanklichen Orientierung auf das Strafprinzip, vor allem bei gewaltträchtigen Konflikten. Aufgrund der komplexen Probleme bei bewußtem und unbewußtem Strafen konzentriert sich die Analyse vom Alltagsbewußtsein auf die Erziehung des Kindes zum Erwachsenen sowie die Gerechtigkeitsempfindungen und Rachebedürfnisse in der Bundesrepublik Deutschland, die sich in der Verrechtlichung und Rechtsdurchführung widerspiegeln.

Da in fast allen westlichen Gesellschaften die vorherrschende Denk- und Handlungsweise zur Aufrechterhaltung von Ordnung, Normen, Werten sowie innerer und äußerer Sicherheit vergleichbar dem Zustand in der bundesdeutschen Bevölkerung das Strafen ist, liefern die Untersuchungsergebnisse für diese Länder auch exemplarische Hinweise.

Mit der Analyse des "Lehrmittels: Strafe" soll eine der anscheinend universellen Ursachen für gewalttätige Konfliktbearbeitungen in die Fachdiskussionen von Psychologie, Soziologie, Ethnologie, Pädagogik, Philosophie, Theologie, Rechts-, Kommunikations- und Politikwissenschaft zurückgeführt werden. Die bisherigen Untersuchungen zur Konfliktbearbeitung durch das Strafprinzip reichen nicht aus, das Ausmaß der Eskalationsförderung und -resistenz genauer anzugeben und verantwortbare alternative Denk- und Handlungsweisen auszuweisen.

Strafprinzip im Alltagsbewußtsein

Im Alltagsbewußtsein verbindet die große Mehrheit der Bevölkerung mit dem Strafprinzip den Begriff der Strafe, der unangenehme Assoziationen weckt. Im Bewußtsein bleiben Erlebnisse an die erste Lüge, die erste Ohrfeige, die erste "5" in der Schule, die erste Abmahnung im Betrieb, den ersten Strafzettel, die letzte Mißachtung durch Freunde oder Bekannte, die letzte Zurücksetzung bei der Beförderung, die letzte Bestrafung der eigenen Kinder, die bewußte Nichtbeachtung des Nachbarn, den Führerscheinentzug oder gar an den Freiheitsentzug. Kurzum: Wir haben uns fast alle im Denken, Fühlen, Spüren und Handeln schon als Strafende und als Bestrafte erlebt.

Nahezu alle Jugendlichen und Erwachsenen haben persönliche Erfahrungen, wie es ist, bewußt oder unbewußt zu bestrafen oder bestraft zu werden. Mit allen Assoziationen zum Begriff der Strafe ist die Verletzung eines Denk- oder Handlungsgebotes verbunden, der den Souveränitätsanspruch anderer Menschen berührt. (. . .)

Im Strafprinzip spiegelt sich ein gesellschaftlicher Konsens über die Denk- und Handlungsweisen wider, der von Gerechtigkeitsüberlegungen ausgehend, auch Vergeltungsbedürfnisse befriedigt. Im Sinne eines Prinzips stellt das Strafen die bewußte oder unbewußte Zufügung eines fühlbaren Nachteils dar, weil etwas getan oder unterlassen wurde, das nicht erlaubt war, oder wie der niederländische Begründer des Völkerrechts Huigh De Groot, in der Literatur als Hugo Grotius geführt, es formulierte: "Die Strafe ist ein Übel, zu leiden, das zugefügt wird wegen eines Übels im Handeln."

Wenn man einmal von Selbstbestrafungen absieht, wird durch das Vergeltungselement der Lerneffekt des "Lernmittels: Strafe" als Hilfestellung zur Befähigung einer zukünftigen Lebensführung in sozialer Verantwortung stark gemindert. Obwohl eine allgemeine Unsicherheit über die Zweckmäßigkeit einzelner Strafen besteht, wird das allgemeine Strafprinzip nicht in Frage gestellt.

Um den Gründen für die tiefe Verwurzelung des Strafprinzips und ihres gewalttätigen und möglicherweise gewaltfördernden Charakters näher zu kommen, sollen zunächst die lebensgeschichtlichen Erfahrungen von der Geburt bis zum Erwachsenendasein untersucht werden.

Strafprinzip in der Erziehung

Jedes Kind wird in eine vielschichtige Gesellschaftsstruktur mit unterschiedlichen Sozialnormen hineingeboren. Diese Normen unterliegen dem gesellschaftlichen Wandel sowohl der Wertbilder als auch der sozialen und geschlechtsspezifischen Rollennormen und darüber hinaus der Gruppennormen, denen das Individuum zugeordnet werden kann. Im Rahmen des jeweiligen sozialen und natürlichen Umfeldes werden die genetischen Entwicklungspotentiale des Kindes gefördert oder eingeengt. Dabei erfährt das Kind die ersten Normen durch die Eltern.

Es entdeckt, daß die wahrgenommenen Dinge seiner Umgebung mit seinen Triebspannungen in Beziehung stehen und seine Bezugspersonen andere Unterscheidungen machen als es selbst. Auf mannigfaltige Art und Weise, insbesondere durch Belohnung oder Bestrafung, erlernen Kinder die Bezugssysteme und Gruppennormen der Eltern. (. . .)

Auch wenn Eltern bewußt auf Strafe verzichten, setzen sie häufig ihre Kinder Wettbewerbsbedingungen derart aus, daß nur beim Gehorchen des Kindes Gegenleistungen in Form von immateriellen und/oder materiellen Zuwendungen gewährt werden. Diese Einschränkungen in der Persönlichkeitsentfaltung des Kindes haben häufig ein manisches Bedürfnis nach Selbstbestätigung im Erwachsenenalter zur Folge. Die Abhängigkeit gegenüber anderen Bezugsgruppen wird bei Kindern besonders groß, die emotional vernachlässigt oder unbewußt abgelehnt werden. Ihr spontanes Kontaktverhalten verringert sich, und sie haben später Schwierigkeiten, eine autonome Moral sowie Selbstkontrolle zu entwickeln.

Ist gelegentliches Strafen mit ebenso konsequent erteiltem Lob gepaart und fördern die Eltern die emotionale Identifikation sowie den Aufbau eines positiven Selbstbildes beim Kind, behindern Strafen die Verhaltensentwicklung kurzfristiger, als Lob sie langfristig zu verstärken vermag. "Hier wirkt die außerordentlich wichtige Regel der intermittierenden Verstärkung: Ein Verhalten, das hin und wieder zu einem Erfolg, hin und wieder zu einem Mißerfolg führt, wird im allgemeinen nicht gehemmt; es wird vielmehr hartnäckig gelernt. Es ist so, als nehme der Lernende einige Mißerfolge hin, um sich dann der nächsten Belohnung um so sicherer zu sein." (. . .)

Über die Jugenderziehung lassen sich aus psychotherapeutischen und pädagogischen Falldarstellungen wichtige Sachverhalte über den Strafvorgang im Strafenden und im Bestraften erfassen. Von physischen Gewalttätigkeiten, Vielstraferei und individuellen Racheakten kann dabei abgesehen werden. Wenn man nur das Strafverhalten betrachtet, das von "Dritten" vollzogen wird, ist aus psychologischer Sicht überzeugend belegt, welche "triebbestimmten, moralisch fragwürdigen Motive den Strafenden leiten können und welche vorübergehenden und dauernden Schäden die Straferziehung" bei den Bestraften zur Folge hat.

Daraus läßt sich nur der Schluß ziehen, prinzipiell eine straffreie Erziehung zu fordern. Aufgrund dieses eindeutigen Ergebnisses über Strafen durch neutrale Personen kann davon ausgegangen werden, daß die allgemeinen Wirkungen einer Jugenderziehung mit Strafen noch wesentlich negativer ausfallen. (. . .) Trotzdem wird die Strafe dem heranreifenden Erwachsenen fast ausnahmslos als eine Selbstverständlichkeit der Sanktionierung von Normverstößen vorgeführt, die einer ausdrücklichen Begründung als eines tatsächlich geeigneten Mittels nicht bedarf.

Jugendlichen begegnen in fast allen Interaktionsfeldern Zurechtweisungen, Vorhaltungen, Ge- und Verbote, Ermahnungen, Verwarnungen, Drohungen, Bloßstellungen und Tadeln. Ihre Lebenswelt ist von Regelungen aller Art durchsetzt, ist verregelt, und um deren Einhaltung durchzusetzen, "muß Strafe sein". Die Folgen des "Reflexionsdefizits" über die Ersetzbarkeit des Strafprinzips in der Jugenderziehung zeigen sich in immer früher und zahlreicher notwendigen Strafmaßnahmen in Schulen, Familien sowie anderen Jugendbereichen.

Als Begründung für zunehmende Kontrollen und Bestrafungen wird auf ihren Zweck verwiesen, nicht jedoch ihre Effizienz einer Überprüfung unterzogen. Da der Anteil von gewaltbereiten Jugendlichen zunimmt, sinkt die Wirkung des Strafprinzips, ohne daß daraus ein generelles Nach- oder Umdenken resultiert. (. . .) Pauschalierend läßt sich feststellen, daß die negativen Ergebnisse der Anwendung des Strafprinzips in der Erziehung aus der Herabsetzung der Individualität der Kinder und Jugendlichen resultieren. Kinder und Jugendliche werden durch Anwendung des Strafprinzips zur Veränderung bisher nicht erkannter Fehlsteuerungen genötigt. Ihre Möglichkeiten zur Selbstkorrektur sind eingeschränkt, ihr zeitliches und intellektuelles Verhalten wird den Gruppennormen unterworfen. Die Individualitätsverletzung führt zur Einschränkung der Bewußtwerdung, verletzt das Verantwortungsgefühl und mindert das Selbstvertrauen. Darüber hinaus wachsen angesichts der Verregelung unserer Gesellschaft die Gefahren der Externalisierungen. Anstelle persönlicher Verantwortung breitet sich Anpassungsverhalten schon sehr früh aus. Je eindringlicher die Einhaltung des Strafprinzips gesellschaftlich eingefordert wird, desto größer wird faktisch jedoch die individuelle Gleichgültigkeit gegenüber Strafdrohungen. Wirkungsvoller scheint die vorrangig emotionale Übernahme des elterlichen Strafprinzips in den kindlichen Lernprozeß zu sein, bei der Lob und Strafe Erfolg und Mißerfolg signalisieren.

Da das Vergeltungselement der Strafe vorwiegend kognitiv erst mit zunehmendem Alter erkannt wird, wächst auch dann erst der Widerstand gegen die zugefügten Benachteiligungen. In seinen ersten Lebenserfahrungen wird dem Menschen das Strafprinzip aber bereits vermittelt. Es erhöht seine Anspannung und läßt ihn die potentielle Bereitschaft zu gewalttätiger Konfliktbearbeitung übernehmen.Strafprinzip in der Verrechtlichung

In den komplexen westlichen Industrienationen ist angesichts sinkender Möglichkeiten, gesellschaftlich "etwas beeinflussen" und eine "anerkennenswerte, befriedigende Arbeit" leisten zu können, die Verwirklichung verantwortlichen Denkens und Handelns für jeden einzelnen erschwert. Das gesellschaftliche Zutrauen zur individuellen Selbstkorrektur nimmt immer mehr ab und führt zu einer ständig wachsenden Verregelung des sozialen Lebens mit Geboten und Verboten.

Mit dem Ausbau eines komplizierten, bis heute nicht allgemeinverständlich formulierten Rechtssystems haben auch gerichtliche Verurteilungen ständig zugenommen, die im Interesse des Gemeinwohls Rechtsbrüche in der einen oder anderen Form strafen, also über die Wiedergutmachung hinaus einen Nachteil zufügen. Dabei hat der Staatsbürger bei der erstmaligen Anerkennung von Rechtsnormen, wie Michel Foucault schreibt, "ein für allemal mit den Gesetzen der Gesellschaft auch das Gesetz angenommen, das ihn zu strafen droht. (. . .) Die Gesetzesübertretung setzt in der Tat ein Individuum dem gesamten Gesellschaftskörper entgegen. Die Gesellschaft hat das Recht, sich in ihrer Gesamtheit zur Bestrafung des Individuums zu rüsten. Ein ungleicher Kampf: auf einer einzigen Seite alle Kräfte, alle Macht, alle Rechte. Und es muß so sein, denn es geht um die Verteidigung eines jeden. Ein unheimliches Recht auf Bestrafung konstituiert sich auf diese Weise, da der Rechtsbrecher zum gemeinsamen Feind wird." (. . .)

Der Idee nach sind in der demokratischen Gesellschaft zwar alle Staatsbürger mittelbare Gesetzgeber und schaffen sich ihre eigenen Rechtsnormen, bewußtseinsmäßig fühlt sich in unserer Parteiendemokratie aber kaum ein Bürger für die Gesetze mitverantwortlich. Die von Juristen okkupierten Ministerialbürokratien formulieren als ausarbeitende, Parlamentsberater und Lobbyisten als vorbereitende und die Abgeordneten als beschließende nach einer mehr oder weniger breiten öffentlichen Diskussion die Gesetze. Weit entfernt von Gesetzesverstößen, deren Erfassung, Urteilssprechung und der Durchführung des Strafvollzugs wird aus dem Parlamentsmilieu heraus der Rahmen des Strafmaßes für die soziale Gemeinschaft festgelegt. Je unübersichtlicher und uneinheitlicher das soziale Leben wird, desto schwerer ist es, ein adäquates Strafmaß zu finden. In nüchterner Zweckrealisierung für das Ganze sollen beispielsweise im Umweltstrafrecht über die nationalen Grenzen hinaus sogar alle Lebewesen und Lebensgrundlagen adäquat berücksichtigt werden. Die soziale Distanz der an der Gesetzgebung unmittelbar Beteiligten reicht aber noch nicht einmal aus, Rahmenbedingungen zu schaffen, die den wachsenden und sich beschleunigenden Differenzierungen und Segmentierungen der Lebensprobleme des einzelnen sowie der Gruppen in der Bundesrepublik gerecht werden. (. . .)

Wird dennoch für den Diebstahlversuch, der scheiterte, die Urkundenfälschung, durch die kein Schaden entstanden ist, den Meineid, der wirkungslos blieb, und jede Geschwindigkeitsübertretung, die ausnahmsweise einmal festgestellt wird, nicht von uns allen eine Strafe verlangt? Wie leicht werden Menschen verurteilt, ohne daß wir etwas über die Umstände, die sie zu ihren Handlungen veranlaßten, wissen. Oft ist die Öffentlichkeit straffreudiger, als es die RichterInnen sind.

In unserem Alltagsdenken und -handeln wird deutlich, daß wir das von den GesetzgeberInnen, den PolizistInnen, den StaatsanwältInnen, RichterInnen sowie VollzugsbeamtInnen vollzogene Strafprinzip fast ausnahmslos mitverantworten, auch wer individuell erklärt, gegen ein generelles Strafprinzip zu sein. Mit einer Ablehnung des Strafprinzips könnte das gesellschaftliche Bewußtsein vielleicht langsam verändert werden, aber eine Handlungsänderung würde sich nicht zwangsläufig einstellen.

Grundsätzlich leiten Menschen wohl von ihrem fehlbaren Denken und Handeln die Möglichkeit der Unvollkommenheit jedes einzelnen sowie von Gruppen, Ethnien und Nationen ab. Gesellschaftlich wird darauf vertraut, durch das Strafprinzip Individualfreiheiten, Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit gewährleisten zu können. Neben Zweckmäßigkeitsüberlegungen wird die Strafbarkeit überwiegend aber aus Gewissensgrundsätzen hergeleitet.

Öffentliche Strafverfolgungen im Interesse einer begrenzten regionalen Gesellschaft erfolgen als Teil der Ethik erst seit dem Entstehen von Gesellschaftsverfassungen in fränkischer Zeit. Der damit einhergehende Verrechtlichungsprozeß eines eigenen staatlichen Strafprinzips über den zivilrechtlichen Bereich hinaus wird "als Ausdruck des neuen, sich in den Prinzipien von Individualität und bewußter Gestaltung gesellschaftlicher Ordnung vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit im westeuropäischen Raum durchsetzenden Verständnisses der Gesellschaft beschrieben.

Die wandelbaren Strukturen der sozialen Wirklichkeit standen bei der Herausbildung des öffentlichen Strafrechtsdenkens, das sich mit der Entstehung moderner Staaten vollzog, nicht im Mittelpunkt, vielmehr wurden Gewissensgründe und Naturrechtsanliegen in der allgemeinen Rechtsethik verankert. Um den sich ständig ausweitenden Regelungs- und Steuerungserfordernissen des staatlichen Herrschaftssystems noch gewachsen zu sein, wurden Zweck- und Nützlichkeitsüberlegungen erst nach und nach im Strafrecht größere Bedeutung eingeräumt. Dabei wäre im Sinne der neuen christlichen Auslegung bereits viel gewonnen, wenn Strafe - in dem Wissen, daß es weit besser wäre, sie zu vermeiden - nur als letztes Mittel zum Einsatz käme. Aber obwohl das Resozialisierungsdenken immer mehr Anhänger findet und im neuen Strafvollzugsgesetz von 1976 an erster Stelle steht, daß "der Gefangene fähig werden (soll), künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen", bleibt der Schutz der Allgemeinheit durch Strafe die optima ratio der Gesetzgebung, die in der Rechtstheorie ständig vollkommener begründet wird. (. . .)

Mit der strafrechtlichen Gesetzgebung ist eine Ebene der Konfliktregelung geschaffen worden, "die so abstrakt ist, daß sie die Betroffenen, Täter wie Opfer, nicht mehr erreicht. Denn die Ebene, auf der das Problem gesehen wird und gelöst werden soll, ist die zwischen dem Rechtsbrecher und der Rechtsordnung unter weitgehender Ausblendung des sozialen Konfliktcharakters der Tat."

Vor allem im Strafrecht findet die sozialstaatliche Verpflichtung des Rechtssystems kaum Beachtung. Die gültigen Rechtsnormen verstärken das übliche Strafprinzip durch eine ausgeprägte Betonung von Schuld und Vergeltung. Rechtsprechung ist auch bei mehrjährigen Rückständen kaum mehr zu bewältigen. Mit der Ausdehnung der Verrechtlichung des Strafprinzips steigt der Umfang der Straftaten überproportional zur Bevölkerungsentwicklung an.

Strafprinzip in der Rechtsdurchführung

Auch wenn die gesellschaftlichen Normen der rechtlichen Anwendung des Strafprinzips entsprechen, stellt sich individuell die Frage, ob wir das Strafen, wie es heute in unseren Gerichtssälen und Strafvollzugsanstalten geschieht, mitverantworten können. In einzelnen Fällen, beispielsweise bei schweren Körperverletzungen, sexuellen Gewalthandlungen und Tötungsdelikten, erscheint es notwendig, die Tat zu sühnen. Bei derartigen Verbrechen wird der Freiheitsentzug von den Delinquenten, wenn auch nicht in der Art und Länge, größtenteils auch akzeptiert.

Die den Tatopfern zugefügten Gewaltakte werden zwar verhandelt, sie selbst aber treten, wenn überhaupt, nur als Zeugen auf und müssen ihre Wiedergutmachung bei anderen Gerichten einklagen. Bei der gerichtlichen Konfliktbearbeitung geht es nämlich nicht um eine Bewältigung der Betroffenheit von Täter und Opfer, sondern die Gerichte als Vertreter "des Volkes" vertreten den gesellschaftlichen Schaden und auch die Interessen der Tatopfer.

Man könnte nun meinen, durch die Behebung des individuellen und kollektiven Tatschadens sei das Opfer- und Gesellschaftsinteresse angemessen gewahrt. Gegen diesen Gedanken der Wiedergutmachung des Tatschadens und der Aussöhnung von Tätern und Opfern sperren sich aber Theorie und Praxis des Strafrechts. Die Gesellschaft fordert darüber hinaus eine Strafe für die Beschädigung des Rechtsgutes, das als überindividuelle Sozialnorm als beschädigt angesehen wird.

Die Verletzung der Gesellschaftsnorm kann nur durch Buße und Sühne vergolten werden. Durch Sühneleistungen soll der Delinquent sein Sinnerleben der gesellschaftlichen Strafe dokumentieren. Was aber, wenn er deren Sinn nicht erkennen kann? Dann, so argumentieren die Verteidiger der Vergeltung, muß er zur Duldung der Strafe als "Machtäußerung des sittlichen Lebens" gezwungen werden. Damit ist eine so abstrakte Begründungsebene für das Strafprinzip erreicht, daß der soziale Konfliktcharakter des Verhältnisses des Rechtsbrechers zur Gesellschaft völlig verlorengeht. Der Sinn der Sühne, die Versöhnung, kann vom Täter auf diese Weise wohl kaum erreicht werden. (. . .)

Eine Sinngebung der Strafe als Aufruf zur zweiseitigen Versöhnung setzt auch voraus, daß jedermann der Anforderung genügt, dem Bestraften nichts nachzutragen. In aller Regel werden Konflikte aber als erledigt betrachtet, sobald der Gesetzesbrecher gefaßt ist. Nur wenige Menschen interessieren sich ohne persönliche Betroffenheit für die Zustände bei den Strafgerichten und im Strafvollzug.

Außer einem allgemeinen Interesse an einem Absinken der Kriminalität besteht nur geringe Bereitschaft, dafür auch etwas zu tun und die notwendigen Lasten mitzufinanzieren. Man braucht nicht besonders kritisch zu sein, um über den Strafvollzug festzustellen: "Trotz mancher Experimente, die niemals lange genug durchgeführt wurden, um sichere Ergebnisse zu erzielen (. . .), sind wir über mechanische Verwahrung nicht hinausgekommen. Niemals ist genügend menschliche Bemühung und genug Geld auf die Ausprobung ernsthafter und nachhaltiger Therapie verwendet worden. (. . .) Wir haben uns im großen und ganzen mit dem Abschluß von der Außenwelt zufriedengegeben. Es gibt keinen besseren Beweis für diese Auffassung als die fundamentale Bedeutung, die wir der Flucht eines Gefangenen beilegen, obschon diese Regung des Freiheitsdranges unsere Sicherheit weniger gefährden mag als die Entlassung eines ungebesserten, vielleicht sogar gefährlicher gewordenen Kriminellen."

Diese Praxis der Durchführung des Strafprinzips setzt sich dem Verdacht aus, daß kein ernsthaftes Interesse an einer Resozialisierung von Straftätern besteht. Im Gegenteil dokumentieren die Rechtsdurchführung des Strafprinzips sowie der Vollzug des Strafens die Befriedigung kollektiver Rachebedürfnisse.

Das Rachemotiv zeigt sich im gesellschaftlichen Begehren, daß dem Rechtsbrecher über die von ihm zu leistende Wiedergutmachung hinaus ein Nachteil entstehen soll. Die RichterInnen sind nicht in der Lage, aus einer abstrakt geforderten "objektiv-geistig-allgemeinen Sittlichkeit" das Strafmaß festzulegen.

Vielmehr werden auch bei identischen und vergleichbaren Fällen unterschiedliche Strafen verhängt. Wie Untersuchungen gezeigt haben, fallen die abhängigen Urteile "konservativer" und "liberaler" RichterInnen von der sozialen Konstellation von Tätern und Opfern höchst unterschiedlich aus. Obwohl in der Rechtsprechung seit längerem von einer Individualisierung des Strafmaßes gesprochen wird, zeigen empirische Daten, daß der Sühnegedanke allgemein weiterhin vor der Spezialprävention dominiert. (. . .)

Durch den verletzenden Charakter der Strafe, insbesondere den Anteil kollektiver Rache, trägt jede Strafe, auch eine subjektiv gut gemeinte, den Keim der Gegenwehr in sich. Und fast immer geht die Saat auf, auch wenn die Ursache schon lange nicht mehr sichtbar und bewußt ist. Strafen ist eine Form gewalttätiger Konfliktbearbeitung, in der die Vorläufigkeit und Unabgeschlossenheit einer Problembearbeitung steckt. Da es in unserem ureigensten Interesse liegt, die Ursachen der Gewaltanwendung zu vermindern oder zu beseitigen, nicht aber in Kauf zu nehmen, darf Strafe nur als letztes Mittel bei der Rechtsdurchführung eingesetzt werden, nicht als durchgängiges Prinzip nach dem Motiv "Strafe muß sein", wie der Volksmund sagt.

Nur wenn wir lernen, unter Wiedergutmachung der Rechtsbrüche die konkrete materielle und immaterielle Versöhnung zwischen Tätern, Opfern oder deren Hinterbliebenen sowie der sozialen Gemeinschaft als einen zweiseitigen Prozeß zu praktizieren, werden wir uns auch von kollektiven Racheempfindungen befreien können. Diese Bewußtseinsarbeit muß durch Hilfestellungen ergänzt werden, beispielsweise eine umfassende Verbreitung von Schiedsrichtern (Ombudsmenschen, Schiedsmenschen), die Abschaffung des Strafregisters, die Einführung eines Maßnahmerechtes anstelle des Strafrechtes, die Schaffung weiterer Abgeltungsmöglichkeiten zur Vermeidung von Freiheitsentzug und des Einsatzes psychischer und fürsorglicher Beratungspersonen.

Statt "Sichdraußenhalten", sollten wir "Zivilcourage" zeigen und verdeutlichen, daß jeder Mensch als Fehlbarer zur Gemeinschaft gehört. Alle persönlichen und institutionellen Maßnahmen, die dem Rechtsbrecher dokumentieren, daß nicht nur seine Tat, sondern auch seine Individualität abgelehnt wird, sind zu tilgen. Im Bewußtsein unserer eigenen Dualität schreibt ein bedeutender Strafrechtstheoretiker: "Wir sollten sehen, daß wir, wie mit der Aussicht auf vielerlei Wohltat, so auch mit der Gefahr des Verbrechens auf die Welt gekommen sind. (. . .) Der Übeltäter gehört immer zu uns allen." "In jedem Verbrechen, das begangen wird, (müssen wir, d. V.) uns selbst erkennen." (. . .)

Das individualgeschichtliche Erlernen des Strafprinzips ist gefühlsmäßig so tief verwurzelt, daß alle kognitiven Einwände gegen seinen Einsatz in zwischenmenschlichen, innergesellschaftlichen, zwischenstaatlichen und internationalen Konflikten uns bisher nicht haben hindern können, auf das "Lehrmittel: Strafe", trotz aller gewalttätigen Reaktionen, zurückzugreifen.

Wie nachgewiesen werden konnte, ist die umfassende Durchdringung unserer Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland durch das Strafprinzip eine wichtige Ursache für gewalttätige Konfliktbearbeitungen. Um gewaltärmere Konfliktregelungen zu ermöglichen, ist es prinzipiell notwendig, auf das "Lehrmittel: Strafe" zu verzichten.

Viel Platz zum Toben und Spielen für 120 Kinder Eröffnungsfest für KT im ehemaligen AOK-Gebäude

HÖCHST. Bürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) singt mit: "Jingle bells, jingle bells, klingt es weit und breit, mach mit mir 'ne Schneeballschlacht, der Winter steht bereit" - flotte Klänge einer verspäteten Eröffnungsfeier für die Kindertagesstätte 9 (KT 9) in der Gerlachstraße. Mit 120 Plätzen ist die Einrichtung im ehemaligen AOK-Gebäude eine der größten in Frankfurt - und bereits seit drei Monaten in Betrieb.

Das Blech-Schiffchen vor dem Eingangstor und der Flieger, dessen Spitze aus dem ersten Stock ins Freie ragt, sind ihren kleinen Vettern aus Papier nachempfunden. Sie zeigen: Hier ist kein Verwaltungsgebäude mehr, hier leben Kinder. Nachdem die Kanten der Figuren entschärft wurden, stufte nun auch das zuständige Schulamt die Kunst als kindgerecht ein.

Bis auf den tragenden Rahmen wurde das 1954 gebaute AOK-Haus "entkernt" und in zwei Jahren für etwa 5,6 Millionen Mark umgebaut. Nun beherbergt es je drei Gruppenräume im Erdgeschoß und im ersten Stock, außerdem gibt es Tobezimmer und Kuschelecken, Werkräume, Geräteräume, zwei Kinderküchen und jede Menge Spielflächen. "Das AOK-Gebäude ist um einiges größer als neu geplante Kindergärten", sagt Architekt Kränzle. Dafür ist der Spielplatz auf dem 2500-Quadratmeter-Grundstück verhältnismäßig klein.

Schon seit dem 7. Oktober spielen und lernen die sechs Gruppen in der KT 9. Die drei Kindergarten-Gruppen sind bereits besetzt; im Hort für die Schulkinder sind aber noch Plätze frei. "Die ersten Anmeldungen hatten wir schon im Jahr 1989", sagt die Leiterin Elfriede Schmitz. "Und der Hort wird im Sommer voll sein. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist groß."

Das mußte auch Bürgermeister von Schoeler in der Festrede zugeben. Immer mehr Kinder hätten berufstätige oder alleinerziehende Eltern: "So nehmen öffentliche Einrichtungen Aufgaben wahr, die früher Sache der Familie waren." Deshalb habe Frankfurt seit 1989 mehr als 3000 Betreuungsplätze eingerichtet oder gefördert - in eigenen Einrichtungen oder denen von freien Trägern und Betrieben.

Was haben sich die zehn Betreuerinnen der KT 9 zu leisten vorgenommen? Leiterin Schmitz nennt als "Säulen unserer Arbeit" den "multikulturellen Aspekt", die Integration von Behinderten und die Orientierung am Leben im Stadtteil: "Wir feiern zum Beispiel das Zuckerfest im Frühjahr zum Abschluß des islamischen Fastenmonats Ramadan." Für Elfriede Schmitz ist diese Arbeit "wichtiger als alle großen Reden".

Die Mädchen und Jungen dürfen den Reden lauschen, die Kinder von der KT 113 singen "Ich schenk Dir einen Regenbogen". Dann gehört das Gebäude den Kleinen: "Keine Erwachsenen", tönt es aus der Tobestube, "wir spielen gerade Michael-Jackson-Konzert." md

Statt Schranke Haifischzähne Einigung zur Bolongarostraße

HÖCHST. Die Schranke auf der Bolongarostraße ist "gefallen", noch bevor der Magistrat sie aufstellen konnte. Zu Verkehrsberuhigung wird es auf Höhe der Königsteiner Straße keine Barriere geben. Darauf verständigten sich Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD), Vertreter der Bürgerinitiative Bolongarostraße (BI), des Ortsbeirates, des BUND, Straßenbauamtsleiterin Gabriele Dehmer und Jürgen Häußler vom Planungsdezernat.

Der Magistrat wollte den Individualverkehr aus der Bolongarostraße raushaben und über den Mainberg und Amtsgasse umleiten. Doch der unbequeme Ausweichkurs durch enge Gassen stieß bei Anwohnern auf wenig Gegenliebe.

Bernd Schmude von der BI zufolge einigte sich die Runde mit Stadtrat Protzmann darauf, die Bolongarostraße zu beruhigen. Dabei sollen wesentliche Forderungen der Bürgervereinigung Höchster Altstadt verwirklicht werden. Danach wird die Zufahrt von der Brüningstraße zu den Parkplätzen am Main erhalten bleiben. Die Strecke von der Einmündung Leverkuser Straße bis zum Dalberger Haus soll mit rauhem Kopfstein gepflastert werden. Als optisches Signal will das Straßenbauamt am Beginn der Zone "Haifischzähne" und "Tempo 30" auf die Fahrbahn pinseln lassen. "Zähne" soll der Belag auch auf Höhe der Einmündung Wed, der Albanusstraße und der Storchgasse zeigen. Dort sind auch Fußgängerüberwege geplant.

Was nur aufgemalt werden muß, soll Ortsbeirat Norbert Wildhirt (SPD) zufolge gleich zu Jahresbeginn in Angriff genommen werden. Rauhe Pflastersteine will die Stadt allerdings erst nach einer einjährigen Probephase mit Stellvertretern setzen lassen. Auch die Ampel am Bismarck-Denkmal kann nicht sofort als Pförtnerampel geschaltet werden. Der Vorschlag des BUND soll aber ins "Ampelprogramm" aufgenommen werden.

Ob zu viele Busse mit zu wenig Fahrgästen durch die Bolongarostraße rauschen, soll ein Gutachten klären, das laut Jürgen Häußler im Februar vorliegen wird. Die Busse sollen dann "gerechter" auf die Bolongaro- und die Emmerich- Josef-Straße verteilt werden, fordert die Bürgervereinigung. tos

sp/Ski Nordisch/ Langlauf . Situationsbericht

Erwarteter Leistungsknick blieb aus

Rußlands Langläufer verteidigen Spitze der GUS Ex-Trainer Bystrow bleibt der starke Mann/Finanzmittel gehen zu Ende

von Ralph Arndt

LEIPZIG (sid).Die Langlauf-Großmacht UdSSR/GUS ist tot - es lebe die Langlauf-Großmacht Rußland. Die beiden ersten Weltcups der Saison in Ramsau/ Österreich und Tesero/Italien belehrten die Kritiker, die einen Leistungseinbruch des russischen Teams nach der Zersplitterung des Riesenreiches avisiert hatten, eines Besseren.

Im Weltcup der Frauen liegen mit Larissa Lazutina und Jelena Wjalbe gleich zwei Russinnen in Führung, Dreifach- Olympiasiegerin Ljubow Jegorowa folgt nach ihrem 15-km-Sieg von Tesero auf Platz vier. Insgesamt war das russische Team im italienischen Fleimstal bärenstark. Sehr zur Freude von Boris Bystrow. Der frühere Cheftrainer der UdSSR-Langläufer firmiert jetzt als Präsident der russischen Ski-Föderation und gilt nach wie vor als starker Mann zwischen Petersburg und Sibirien.

Viele prominente Abgänge hatte Bystrow nach dem Ende der GUS nicht zu beklagen. Einzig Männer-Star Wladimir Smirnow bekannte sich eindeutig zu seiner Heimat Kasachstan und seinem Verein in der dortigen Hauptstadt Alma Ata, obgleich er die Hälfte des Jahres mit seiner Familie in Schweden lebt. Und Wjatscheslaw Plaksunow holte für Weißrußland schon 63 Weltcup-Punkte. Der große Rest begab sich unter den russischen Schutz Bystrows.

Der hat ganz offensichtlich hervorragend gearbeitet. Körperlich und technisch ist Bystrows Mannschaft in blendender Verfassung. Über einen Monat war das Team in Magadan, der Heimatstadt von Jelena Wjalbe im äußersten Osten Sibiriens, im Trainingslager. Dann fuhren die Russen auf die Tauplitzalm nach Österreich, eine kostenintensive Saisonvorbereitung bei der allgemeinen Wirtschaftsschwäche Rußlands.

Doch die Gelder, die das zentralistische Fördersystem der ehemaligen UdSSR für den Sport lockermachte, scheinen verbraucht. Offizielle Angaben gibt es traditionell zu diesem Thema nicht, aber in der Weltcup-Szene gilt es als sicher, daß die Russen ihr Saisonbudget bereits restlos aufgebraucht haben.

Präsident Bystrow hofft, durch die Weltcup-Erfolge neue Sponsoren zu finden. Gelingt dies nicht, könnten einige abtrünnig werden und nach Weißrußland, in die Ukraine oder die baltischen Staaten abwandern, falls sich dort bessere Trainingsbedingungen bieten. Die Staatsbürgerschaft bleibt bei einigen Topläufern, die in früheren Zeiten wie selbstverständlich aus allen Himmelsrichtungen in die Laufzentren bugsiert wurden, im Dunkeln.

Auf alle Fälle sollten für viele bei den insgesamt chaotischen Verhältnissen im Lande derlei Wechselmöglichkeiten bestehen. Zumal traditionelle Trainingsstrecken in Georgien, Kasachstan und dem Baltikum liegen, die Ukraine über eine moderne Skifabrik eines namhaften Herstellers verfügt. sid sp ms

sp/Motorsport/ Rückblick/Krise . Situationsbericht

Zehn Hersteller zogen Notbremse

Das Millionen-Spektakel Motorsport droht unter die Räder zu kommen. Die Fassade der Scheinwelt aus Glitzer und Glamour, die im jahrelangen Wettrüsten aufgebaut wurde, hat tiefe Risse erhalten und stürzt immer mehr wie ein Kartenhaus zusammen. Die Automobilindustrie ist im Zeitalter der gesamtwirtschaftlichen Rezession an die finanzielle Schmerzgrenze gestoßen. Innerhalb eines Jahres haben zehn Hersteller die Notbremse gezogen und sich aus verschiedenen Rennserien verabschiedet.

Angesichts dieser alarmierenden Bilanz richtete Max Mosley, Präsident des Automobilsport-Weltverbandes (FISA), einen eindringlichen Appell an alle Beteiligten. Der Brite fordert einen Stop des Wettrüstens und nannte eine nützliche Gestaltung des technischen Aufwandes als grundsätzliche Aufgabe. "Wir könnten in der Formel 1 für die Zuschauer mit 20 Prozent weniger Kosten genau das gleiche machen. Wir dürfen unsere Augen nicht länger vor den Umweltproblemen verschließen. Beispielsweise müssen wir versuchen, eine maximale Leistung mit minimalem Benzinverbrauch zu erreichen", schilderte Mosley seine Ziele.

Die gleiche Meinung vertritt Weltmeister Nigel Mansell. "Die Formel 1 befindet sich am Umkehrpunkt", urteilt der Brite, der 1993 sein Glück in der US- CART-Serie versucht: "Sie ist zu technisch. Dem Zuschauer entgeht dadurch alles, was diesen Sport einmal so interessant gemacht hat."

Als erster Hersteller zog die Porsche AG die Konsequenzen. Die Sportwagen- Schmiede aus Zuffenhausen beendete im Oktober 1991 nach kläglichen Fahrversuchen mit dem japanischen Footwork- Team das Abenteuer Formel 1. "Wenn man 1.800 Menschen auf die Straße setzt, hätte keiner Verständnis dafür, daß wir ein Budget in zweistelliger Millionenhöhe für die Formel 1 ausgeben", erläuterte Porsches PR-Direktor Anton Hunger und fügte die späte Erkenntnis hinzu: "Wir machen mehr mit Hirn, weniger mit Geld."

Nächster Aussteiger war Jaguar. Die Briten setzten im November 1991 einen Schlußstrich unter das Kapitel Sportwagen-WM. Noch im gleichen Monat zog sich Lancia werksseitig aus der Rallye- WM zurück und verkündete Mercedes das Aus aller Formel-1-Pläne sowie das Ende eines weiteren Engagements in der Gruppe C.

Während die Formel 1 die Zeichen der Zeit zu ignorieren schien und 1992 mit dem Rekordetat von 1,68 Milliarden Mark protzte, setzte sich der unverkennbare Trend hin zum Überlebenskampf fort. Im Juni kehrte Audi der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) den Rücken. Das Nein der Ingolstädter war der Anfang für die größte Krise der "kleinen Formel 1"

Im Oktober machte BMW eine überraschende Vollbremsung. Kurz darauf hielt auch der Vorstand der Adam Opel AG den Aufwand eines Tourenwagen-Einsatzes für nicht gerechtfertigt. Mit 500 Millionen Mark pro Jahr hatte sich die DTM zum High-Tech-Spektakel entwickelt und längst die Preisspirale mehrfach überdreht. Als selbsternannter Retter hielt nur Meister Mercedes an der DTM fest. Einziger Gegner der Stuttgarter wird Neuling Alfa Romeo sein.

Im September 1992 wurde mit dem Austieg von Honda auch in der Formel 1 die Krise deutlich sichtbar. "Für uns gibt es nichts mehr zu gewinnen, wir müssen unsere Ziele jetzt neu definieren", erklärte Honda-Präsident Kawamoto nur die halbe Wahrheit. Auslöser für das "Sayonara" dürften in erster Linie die drastischen Umsatzeinbußen des Gesamtunternehmens gewesen sein. Als Motorenpartner des britischen McLaren-Teams hatten die Japaner jährlich 200 Millionen Mark investiert und dafür drei WM-Titel erhalten.

Wenige Tage später verkündete Hondas Erzrivale Toyota den Abschied aus der Sportwagen-WM, die im Oktober vom Weltverband FISA offiziell beerdigt wurde. Als dritter japanischer Hersteller innerhalb von zwei Monaten erklärte Mazda den völligen Rückzug aus dem Motorsport. sid lo cf

Redaktion: Ric Folz i. V.: Clemens Kubenka

Wohnheim Adelonstraße: Mietvertrag wurde jetzt doch verlängert

HÖCHST. Eine wirklich schöne Bescherung für die Bewohner des Übergangswohnheimes in der Adelonstraße: Rechtzeitig zu Weihnachten haben sich das Land Hessen und das Deutsche Rote Kreuz geeinigt und den Vertrag für das Aussiedler-Wohnheim um drei Jahre verlängert.

Fast eineinhalb Jahre zogen sich die Verhandlungen hin. Eigentlich sollten die Bewohner des Übergangswohnheimes im September des vergangenen Jahres bereits die Koffer packen. Die Kündigung hatten sie schon auf dem Tisch. Doch die war nach dem engagierten Protest der Hausgemeinschaft dann wieder zurückgezogen worden. FR

Der Phallusträger als Kunstschöpfer Camille Paglias provozierende Studie "Die Masken der Sexualität"

Ihr Ruf, an dem sie emsig mitgebastelt hat, ist ihr vorausgeeilt, aus den USA stracks in die bundesdeutschen Feuilletons und Zeitgeistgazetten, wo eher selten ein Aufhebens um Angehörige der gelehrten Zunft gemacht wird. Der Zeitgeist langweilt sich an ihnen. An der italo-amerikanischen Geisteswissenschaftlerin Camille Paglia langweilt er sich nicht. Denn diese hat ihn selbst aufs Korn genommen beziehungsweise seine weibliche Spielart: den Feminismus.

Camille Paglia, die Domina der Philologie, die sich selbst gern als "lüsterne Nonne" bezeichnet, auf Fotos stets düster gekleidet, den finster-dämonischen Blick aggressiv auf das Auge der Kamera gerichtet, wütet mit satanischer Lust gegen alles, was der Frauenbewegung hoch und heilig ist. Zwischen Mann und Frau, so Paglias vorgeblich von den Gesetzen der Biologie abgeleitete These, waltet der immer gleiche, ewig große Unterschied - nicht nur, weil der Herr der Schöpfung den Bizeps und einige andere hübsche Muskelpakete auf seiner Seite hat. Viel schlimmer noch (und besser für ihn): Nur die Phallusträger kommen für Paglia als Kulturbeförderer und Kunstschöpfer in Betracht. Warum gibt es denn keinen weiblichen Mozart? fragt sie provokativ, um die üblichen Argumente der Feministinnen - im allgemeinen gesellschaftliche und im besonderen familiäre Unterdrückung der weiblichen Begabung - mit einem Hohnlachen vom Tisch zu fegen. Für Camille Paglia ist der Fall so klar wie einfach: Weil die Frauen durch Menstruation und Gebärfähigkeit im chtonischen, sprich schleimigen, morastigen, sumpfigen Urgrund alles Seins zu Hause sind wie der Fisch im Wasser, wollen sie dort auch bleiben. Sie ruhen in sich, in ihrem weiblichen Fett und ihren Ödemen, und das genügt ihnen. Die Männer hingegen, einst mit Mühe aus dem weiblichen Schoß gekrochen, haben Angst, von der vagina dentata wieder verschlungen und zurück in die dionysische Ursuppe befördert zu werden. Wenn sie sich nicht gerade als Vergewaltiger betätigen ("Vergewaltigung ist der Kampf der männlichen Macht gegen die Macht des Weiblichen"), bannen sie die Angst mit kristallinen Werken der Kunst. "Männliche Aggressivität und Lustsuche sind die energieerzeugenden Kulturfaktoren. Mit ihrer Hilfe überleben die Männer in der gottlosen Unermeßlichkeit der weiblichen Natur." Schon beim Urinieren scheidet der kleine Unterschied die Geister: Während der Mann eine "Art Großtat" vollbringt, einen "Transzendenzbogen", kann sich die Frau allenfalls als Gießkanne betätigen. Haben wir das nicht schon einmal gelesen? Bei Gottfried Benn zum Beispiel, der die Frauen liebte und männlich herbe Texte schrieb und davon überzeugt war, daß das Auspinkeln des Feuers die erste Kulturtat war? Und wie war das bei Rainer Maria Rilke, der seiner Frau Clara Westhoff empfahl, lieber mit der Bildhauerei aufzuhören, da dieses Geschäft ihrer Weiblichkeit abträglich sei? Man könnte, zum Beispiel, auch noch an Klaus Theweleits 70er-Jahre-Renner Männerphantasien erinnern, in denen das militaristische Gebaren der "soldatischen Männer" in den vorfaschistischen Freikorps aus ihrer panischen Angst vor den weiblichen Säften erklärt wurde.

Was also ist neu und so empörend an Camille Paglias biologistischer, vulgärfreudianischer Geschlechts-Schwarz- Weiß-Malerei? Was ist so bemerkenswert an ihrer dualistischen und zutiefst unhistorischen Weltsicht, die dem alten, klapprigen Schema vom Mann als dem (appollinischen) Kultur-, der Frau als dem (dionysischen) Naturwesen zu später Renaissance verhilft? Hat uns nicht zuletzt der dekonstruktive Feminismus über die Fallen der "Natur" aufgeklärt und mit intellektueller Schärfe erwiesen, daß Identität weniger durch das natürliche Geschlecht (sex) als durch die soziale Geschlechtsrolle (gender) definiert wird? Daß es, mit anderen Worten, das "von Natur aus" Weibliche und Männliche nicht gibt? Als skandalös wird Paglias Uralt- Lehre von der biologisch zementierten Ungleichheit der Geschlechter und von der Unfähigkeit der Frauen zur Kunst wohl deshalb empfunden, weil sie eine Frau ist, ein weiblicher Judas sozusagen, und möglicherweise auch deshalb, weil sie - mit ihrer These von der naturgegebenen (männlichen) sexuellen Aggressivität - am Gewalttabu der liberalen Gesellschaft rüttelt: de Sade gegen Rousseau, Heiden- gegen Christentum, Ästhetik gegen Moral, von ihr selbst auf diese herzergreifend schlichten Formeln gebracht. Dem Ruf der Feministinnen-Fresserin ist jetzt das Werk gefolgt: 850 Seiten dick, ein Monumentalschinken. Neun Jahre lang wollte kein Verleger die erweiterte Promotion der Professorin aus Philadelphia haben; dann hat man sich so darum gerissen, daß zwei Jahre nach dem Erscheinen schon die dritte Auflage und die deutsche Übersetzung vorliegen. Der Anspruch, den Camille Paglia in Die Masken der Sexualität erhebt, ist nicht eben klein: Eine Kulturgeschichte soll es sein, von der ägyptischen Antike bis zur von der Autorin besonders geliebten Dekadenz des ausgehenden 19. Jahrhunderts, eine Kulturgeschichte, die mit geradezu bestürzender Naivität - als ob es die philosophischen Diskussionen um die Obsoletheit des Kausalitätsprinzips nie gegeben hätte - alle Phänomene aus einem Grund erklärt. Dieser Grund ist, man kann es mit Freud unschwer erraten, die Sexualität bzw. die "Sexualphysiologie": Erektion, Ejakulation und künstlerische Projektion sind für Paglia phänomenal das Gleiche, jedes Kunstwerk - wobei sie zwischen der Nofretete und einem Madonna-Video, zwischen Hoch- und Massenkultur keinen Unterschied macht - ist für sie mit (einem versimpelten) Nietzsche "apollinisch" und damit dem dionysisch Gestaltlosen (gleich weibliche sexuelle Selbstgenügsamkeit) abgerungen. Der männliche Blick bannt die Schrecken der Natur, und deshalb kommt für Paglia die abendländische Kultur im Hollywoodfilm und in der Pornographie ("Gefühlserregung ist Sinneserregung, ist sexuelle Erregung") zu sich selbst: "Seit dem frühesten Altertum war die westliche Kunst ein Maskenzug der Sexualität . . . Die Kunst des Westens ist Kino aus Sexualität und Traum."

Damit ist, auf Seite 59, bereits alles gesagt. Die folgenden 800 Seiten erschöpfen sich in Paglias fanatischem Bemühen, in einem historischen wie stilistischen Parforce-Ritt sondergleichen (Paglia über ihren vorgeblich von der Rockmusik beeinflußten Schreibstil: "Sehr muskulös. Bumm, bumm, bumm") Belege für ihr Holzschnittmodell beizubringen. Immerhin verfügt die Autorin über beachtliche kunsthistorische wie literarische Kenntnisse - mit Schwerpunkt auf der englischen Romantik -, und es gelingt ihr auch immer wieder, berühmte Werke wie Leonardos Mona Lisa, Spensers Faerie Queene, Coleridges Christabel oder Byrons Versepen in ungewohntem Helldunkel erscheinen zu lassen. Homosexualität, Hermaphroditentum, Androgynie (männliche: im Schönen Knaben etwa, wie weibliche: in der Amazone oder im Mannweib), Transvestismus, Transsexualität, Sadomasochismus - in Paglias Sicht mutieren Bildende Kunst und Literatur zu einer Spielwiese für Perversitäten. Dabei unterscheidet sie, ganz in der Tradition, Phasen der Hochkultur und des kulturellen Niedergangs, nur mit anderer, der bekannten Begründung: Dort wo die "Große Mutter" apollinisch in Zaum gehalten wird, herrscht Größe (Ägypten, griechische Antike, Renaissance, Dekadenz), wo sie verherrlicht wird, der Niedergang (Romantik). Niemanden kann es wundern, wenn ganze Werke durch ein solch grobmaschiges Netz hindurchfallen, indem sie auf schamlose Weise trivialisiert werden. Kleists Penthesilea etwa ist für Paglia nichts anderes als ein "wilder Strudel sadomasochistischer Leidenschaften", wobei sie übersieht, daß Kleists Amazonen keineswegs der wilden Natur entsprungen sind und das mänadische Wüten ihrer Königin kein Widerhall des dionysischen Urgrunds ist, sondern das tragische Resultat des Versuchs, jenseits von Macht und Gegenmacht ein "Drittes" zu erreichen, das möglicherweise den Namen "Liebe" tragen könnte.

Wer in sicherer theoretischer Höhe das Gewusel der künstlerischen Einzelwerke überfliegt, braucht sich um solche Kleinigkeiten nicht zu kümmern. Statt dessen liebt es Camille Paglia, die atemberaubendsten Analogien herzustellen: zwischen der Tötung Achills durch Penthesilea und dem sogenannten Fisting, einer homosexuellen Analpraktik, zwischen William Blake und den Rolling Stones, zwischen der Geraldine in Coleridges Poem Christabel und Marlene Dietrich, zwischen präraffaelitischer Kunst und Madonnas "meisterhaftem Peep-Show-Video Open your heart". Wer (bestimmte) Inhalte zum ausschließlichen Kriterium für künstlerisches Gelingen macht, der kann schon zu halsbrecherischen Wertungen kommen: Cézanne hält die heidnische Katholikin Paglia, die stolze Enkelin zweier italienischer Großmütter, wegen seiner "protestantischen Ehrlichkeit" für weit überschätzt gegenüber den neobarocken, "lügnerischen" Werken des Symbolismus. Im pietistisch-puritanischen Amerika mögen solche Ausfälle die gewünschte Schockwirkung erzielen. Jenseits des Großen Teichs kann man darüber wohl nur lachen.

Lesenswert, ja nachgerade spannend wird Camille Paglias gigantomanische Studie immer dann, wenn sich die analysierten Werke nicht in die aufgestellten Schubkästchen einfügen wollen, wenn die "sexuellen Masken" vorübergehend suspendiert werden, wenn die Qualität der Zitate über die Platitüden der Interpretation triumphiert. Am eklatantesten geschieht dies im letzten Kapitel, das Emily Dickinson gewidmet ist. Paglias (identifikatorische) Faszination für Dickinsons Lyrik, in der sie, völlig gegen den Strich des geläufigen Bildes von der sanften Poetin, Gewalttätigkeiten und Grausamkeiten von singulärer Güte entdeckt, treibt sie weit über ihr apollinisch-dionysisches Schema hinaus. Auch wenn sie, wie auch sonst, die metaphorische Qualität des poetischen Sprechens außer acht läßt, indem sie es allzu wörtlich nimmt, blitzt hinter der wilden, blutrünstigen, leidenschaftlich erregten Sprache der Interpretin doch dann und wann so etwas wie Erkenntnis auf. BETTINA SCHULTE

Camille Paglia: Die Masken der Sexualität. Aus dem Amerikanischen von Margit Bergnuer, Ulrich Enderwitz und Monika Noll. Byblos Verlag, Berlin 1992, 855 Seiten, 58 DM.

Mehr als anderthalb Jahre werkelten junge Leute aus der Region, um einen 60minütigen Spielfilm zu drehen "Atzelmount" kletterte sogar auf Telekom-Turm "Lavamad" läuft am nächsten Samstag im Jazz-Club Von Jürgen Schultheis

KELKHEIM. Nehmen wir einmal an, daß die aufwendige Zubereitung mehrgängiger Menüs Ihre Sache nicht ist. Da Sie zu jenen Menschen zählen, die mit geringem Aufwand gerne maximalen Erfolg erreichen wollen, haben Sie einen Mikrowellenherd gekauft. Ohne Zweifel freuen Sie sich über ihr hochmodernes Gerät mit seinen elektronischen Finessen, die etwa dem Standard eines Flugsimulators entsprechen. Hand aufs Herz: Würde es Sie überraschen, wenn Ihre Mitmenschen Interesse an diesem digitalen "Traumgerät" zeigten? Zwielichtige Ingenieure jedenfalls versuchen, aus solcher Begehrlichkeit Kapital zu schlagen. Die Absicht, die Steuerungsplatine des Mikrowellenherdes an arabische Waffenhändler zu verkaufen, gefährdet schließlich den Weltfrieden, da die Platine für den Bau von Atombomben genutzt wer- Story um Liebe und Geld den soll. Die gefährliche Geschichte endet im Taunus, nahe des Kelkheimer Stadtteils Eppenhain, wo ein unerschrokkener Recke einschreitet . . .

Den Leuten von "Atzelmount-Pictures" ist es zu verdanken, daß diese Geschichte jetzt bekannt wird. Sie haben seit Juli 1991 fast keine Mühe und noch weniger Kosten gescheut, die Story von Geld, Liebe, Macht und Entschlossenheit zu dokumentieren. Heraus kam ein 60minütiger Spielfilm auf Super 8, den die Crew um Mark Andreas Scheibe und Gerd Schmidt unter dem Titel "Lavamad" erzählt.

Die Story sei "völlig frei erfunden", sagt Mark Andreas Scheibe, Biologiestudent aus Eppenhain und maßgeblicher Autor des Drehbuches. Im Juli 1991 haben Scheibe und Schmidt mit der Arbeit an ihrem Werk begonnen. "Wir wollten uns keine Geschichte aus den Fingern saugen", erinnert sich der Biologiestudent - und zugleich "jeden Anklang an andere Geschichten vermeiden", ergänzt Teamkollege Gerd Schmidt. Zwei Monate später hatten die beiden ein Konzept, das Mark Andreas Scheibe in den folgenden zwölf Wochen zu einem Drehbuch gestaltete. Zeit und Ort der Geschichte, das stand zu Beginn fest, sollten die Gegenwart und die hiesige Region sein.

Während Schauspieler aus der Region für das Projekt schnell gefunden waren, mußten die Filmbegeisterten die notwendige Ausrüstung erst anschaffen. Etwa die Strahler, mit denen die Szenen ausgeleuchtet wurden. Seither arbeitet der harte Kern der Crew, zu der außer Scheibe und Schmidt noch zwei, drei Schauspieler gehören, kontinuierlich am neuen Opus. "Vor dem Abitur im Frühjahr '92 haben wir alle zwei Wochen was gemacht", erinnert sich Drehbuchautor Scheibe, "danach ging es Schlag auf Schlag." Seit August arbeitet das junge Team jedes Wochenende an seinem zweiten Streifen, "und seit November sitzen wir jeden Tag dran", sagt Gerd Schmidt. "Das möchte ich nicht nochmal machen", ergänzt Scheibe. Später schränken die beiden ihre Absichtserklärung ein wenig ein: zumindest nicht unter diesen Umständen.

Daß sich die Mühe gelohnt hat, davon können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer am Samstag, 16. Januar, im Kelkheimer Jazz-Club in der Alten Schule Hornau von 20.30 Uhr an ein Bild machen. Außer mit einer temporeichen Handlung überrascht der Streifen damit, daß das Team an bislang recht unzugänglichen Stellen filmen konnte: etwa im Konferenzzimmer einer Personalberatung in Bad Homburg oder auf dem Sendeturm der Telekom, auf dessen Plateau Unbefugte noch keinen Fuß setzen durften. Oder der Kaisersaal im Römer, wo die "Atzelmount"-Leute ebenfalls gedreht haben. "Die Genehmigungen haben wir meist ohne Probleme bekommen", sagt Scheibe, der zugleich die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen und Einrichtungen lobt. Nur bei der Telekom mußte die Crew mehr als ein Jahr auf die Erlaubnis warten. Wegen des Golf- Kriegs galten für die Sendeanlage in Kelkheim verschärfte Sicherheitsbestimmungen.

Vor kurzem sind die Filmfreunde mit dem Schneiden fertig geworden - dabei war ihnen Herbert Franke vom Filmclub Kelkheim eine große Hilfe. Der Fachmann hat die unzähligen Zelluloidschnipsel in 15stündiger Arbeit zusammengeklebt. Inzwischen ist das Team mit der Vertonung des Super-8-Films beschäftigt. Alle Dialoge des Streifens sprechen die Schauspieler noch einmal nach, um die Tonqualität zu verbessern.

Mit dem Ergebnis sind die Filmemacher zufrieden, auch wenn die ästhetischen Ansprüche im Verlauf der Arbeit gestiegen sind. "Wir wollten zeigen, daß es mit unseren Mitteln möglich ist, einen Film zu drehen", erläutert Gerd Schmidt das aufwendige Projekt. Außerdem "wollen wir die Leute ermutigen, selbst was zu tun". Sicher sind sich die beiden auch darin, daß "bei allen Kreativität freigesetzt worden ist". Neben dem "Spaß am eigenverantwortlichen Arbeiten" hätten sich alle, die mitgemacht haben, auch verändert. "Die Arbeit an dem Film hat von uns alle Fähigkeiten gefordert", sagen die beiden jungen Männer. Der Film dokumentiert diese Einsatzfreude.

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Notdienste

Ärzte

Main-Taunus-Kreis. Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.

Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.

Tierärzte

Sa., So.: Klaus Mayer, Rüdesheimer Straße 33, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 23 45;

Dr. Margret Klatt, Theresenstraße 51, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 6 48 29.

Apotheken

Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Thermen-Apotheke, Am Bahnhof 7, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 2 29 86.

Hattersheim. Sa., So.: Stadt-Apotheke, Hauptstraße 24, Tel. 0 61 90 / 36 51.

Hochheim, Flörsheim. Sa.: Rosen-Apotheke, Mainzer Straße 3, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 33 77.

So.: Herrnberg-Apotheke, Kapellenstraße, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 24 63.

Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Staufen-Apotheke, Kelkheim, Frankfurter Straße 48, Tel. 0 61 45 / 24 40.

Hofheim, Kriftel. Sa.: Brunnen-Apotheke, Weilbacher Straße 5, Diedenbergen, Tel. 0 61 92 / 3 96 66.

So.: Vitus-Apotheke, Frankfurter Straße 67, Kriftel, Tel. 0 61 92 / 4 66 00.

Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Sa.: Aubach-Apotheke, August-Ruf-Straße 18 a, Wiesbaden-Auringen, Tel. 0 61 27 / 65 60.

So.: Burg-Apotheke, Burgstraße 18, Eppstein, Tel. 0 61 98 / 86 15.

- ohne Gewähr -

Notdienste

WESTLICHE STADTTEILE

Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale f. ambulante Krankenpflege, Hospitalstraße 42, Tel. 31 89 31. Zahnärzte Zu erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71. Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Straße 15, Telefon 1 92 92.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265. Tierärzte Sa., So.: TA Knell, Beethovenplatz 7, Ffm.-1, Tel. 72 66 66, Privat 0 61 01 / 4 44 99. Apotheken Sa.: Bären-Apotheke, Ffm.-Höchst, Königsteiner Straße 12, Tel. 31 34 19.

So.: Kaysser-Apotheke, Ffm.-Höchst, Bolongarostraße 131, Tel. 31 34 93.

- ohne Gewähr -

Notdienste in Wiesbaden

Augenärztlicher Dienst Sa., So.: Dr. R. Faßbender, Dotzheimer Straße 150, Tel. 06 11 / 4 73 23 (Praxis), Tel. 0 61 29 / 23 19 (Wohnung). Apotheken Sa.: Ahorn-Apotheke im Klarenthal, Otto-Weis-Straße 138, Tel. 46 02 82; Dürer- Apotheke, Albrecht-Dürer-Straße 1, Tel. 40 42 98; Europa-Apotheke, Rheinstraße 31, Tel. 30 44 00.

So: Quellen-Apotheke, Webergasse 10, Tel. 30 54 27; Römer-Apotheke, Biebricher Allee 112, Tel. 84 41 04; Stern-Apotheke im Westend, Westendstraße 19, Tel. 40 06 06. Tierärzte Sa., So.: Dr. Becht, Hauptwache 3, Delkenheim, Tel. 0 61 22 / 5 15 56. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

- ohne Gewähr -

Demandt rügt Bürgerinitiative Ober-Erlenbacher CDU lobt stattdessen die Umsicht des UVF

BAD HOMBURG. Lob für den Verbandsausschuß des Umlandverbandes kommt von der Ober-Erlenbacher CDU: Deren Vorsitzender Martin Demandt ist "sehr zufrieden" über die Entscheidung des Ausschusses, für 103 000 Mark eine Umweltverträglichkeitsüberprüfung zur geplanten Klärschlamm-Trocknungsanlage bei Ober-Erlenbach in Auftrag zugeben.

Auch die EG-weite Ausschreibung für die Anlage selbst wird von Demandt gelobt. Sorgfältig und "äußerst problembewußt" sei der Verband an das Projekt herangegangen, argumentiert Demandt weiter mit Blick auf die Aktionen der Bürgerinitiative, die Ober-Erlenbach das Markenzeichen "Giftstandort" aufdrückt.

Aufwieglerisch, sachfremd und polemisch sind nach Ansicht Demandts die Flugblätter, für die Gerhard Pfeiffer verantwortlich zeichnet und in denen heftige Schelte an CDU, FDP und SPD betrieben wird. off

Touristische Tips

Skitouren im Feldberggebiet Die Region rund um den Feldberg im Schwarzwald gehört zu den ältesten Skigebieten Deutschlands; Freizeitsportler finden hier ein vielseitiges Angebot an Liften und Loipen. Für Skiwanderer interessant ist die "Klassische Zwei-Tages- Skitour", die von Hinterzarten in einer Rundtour entlang des Fernskiwanderweges über Notschrei und Zastler führt. Übernachtet wird auf einer Hütte. Das Programm, es wird erstmals am Wochenende 9./10. Januar angeboten, kostet 175 Mark. Auskunft erteilt die Tourist-Information, 7824 Hinterzarten auch unter Telefon 0 76 52-12 06 42. Winter an der Ostsee "Fit in den Winter" lautet das Motto einer Ferienwoche aus dem Ostseebad Weißenhäuser Strand. Das Arrangement kostet mit Halbpension, Schwimmbad- und Saunabenutzung, Tageskarten für das Subtropische Badeparadies, Massagen und weiteren Extras 444 Mark pro Gast im Doppelzimmer. Auskunft auch über weitere Pauschalen verschickt die Kurverwaltung, Seestraße 1, 2440 Weißenhäuser Strand, Telefon 0 43 61-49 00.

Ferien zu Freundschaftspreisen

Bis 3. April stehen Familien mit bis zu sechs Personen am Tegernsee über 40 Ferienwohnungen ab 40 Mark pro Tag zur Verfügung. Wer lieber in Gästehäusern, Pensionen oder Hotels wohnt, kann eine Übernachtung mit Frühstück ab 20 Mark buchen. Für alle Aufenthalte gilt eine Mindesturlaubszeit von sieben Tagen. Als nette Dreingabe erhalten die Besucher das Gutscheinheft mit zahlreichen Bons. Auskunft: Fremdenverkehrsgemeinschaft, Postfach 14 51, 8180 Tegernsee, Telefon 0 80 22-18 01 49. Intensive Gesundheitsvorsorge

Daß Gesundheitsvorsorge anregend, ansprechend und kurzweilig sein kann, beweist Bad Wildbad im Schwarzwald. Ein entsprechendes Programm mit zehn Übernachtungen kostet je nach Unterkunft zwischen 534 und 1026 Mark. Ausführliche Informationen verschickt: Reise- und Verkehrsbüro, König-Karl-Straße 5-7, 7547 Bad Wildbad, Telefon 0 70 81-1 02 80.

Reise ins Donautal

Die Schwäbische Alb ist Ausgangspunkt der drei Gruppen-Pauschalen aus Frohnstetten. Das Arrangement "Links und rechts des Schmeientals" kostet für drei Tage Halbpension 160 Mark. Zum Programm gehören eine geführte Halbtageswanderung, Radtour und weitere Extras. Das Zwei-Tage-Angebot "Reise durchs Donautal" kann mit Halbpension für 110 Mark gebucht werden, der Kreativurlaub "Zeichnen, Malen, Aquarellieren" (drei Übernachtungen) kostet 280 Mark. Auskunft: Gasthof Rössle, Familie Hahn, An der Hilb 13, 7488 Frohnstetten bei Stetten am Kalten Markt, Telefon 0 75 73-728.

Schon mit sechs übte Claire Balcerzak eifrig Flöte: Jetzt gewann sie bei "Jugend musiziert" "Musik ruht mich richtig aus" 14jährige spielt auch Geige

SCHWALBACH. Fünf oder sechs war Claire, als sie sich plötzlich für Musik begeisterte. Sie wollte unbedingt selbst etwas vorspielen können - und gab nicht eher Ruhe, bis die erste Flöte im Haus war. Auch wenn ihr das Üben schon mal auf die Nerven ging, blieb die junge Schwalbacherin eisern, holte immer wieder die Notenhefte hervor und lernte außer dem Flöten- auch das Geigenspiel. Die inzwischen 14jährige ist schon erstaunlich professionell. Deshalb hat die Jury des Wettbewerbs "Jugend musiziert" Claire Balcerzak ausgezeichnet: Vor kurzem bekam die Schülerin den ersten Preis beim Regionalentscheid.

Wohl nur wenige Dinge stören Claire mehr, als wenn sie einen Ton nicht hundertprozentig trifft. Da "zuckt unwillkürlich das Gesicht zusammen, und ich bekomme einen Schreck. Ich will das ja nicht so auffällig machen", fügt die Preisträgerin beinahe entschuldigend hinzu, "aber ich reagiere halt so." Ein kleiner Mißton schleicht sich hier und da doch einmal ein, obwohl Claire schon seit ihrem sechsten Lebensjahr Flöte und seit 1987 Geige spielt. Woher damals ihr Interesse für Musik kam, daran kann sich die Schülerin des Albert-Einstein-Gymnasiums nicht mehr erinnern. Auch Vater Dirk nicht, der seine Tochter bald, nachdem er ihr die erste Flöte gekauft hatte, in einer Musikschule anmeldete. Dort machte Claire in der Vorschule und der musikalischen Früherziehung erste Bekanntschaft mit Noten.

"Die Fortschritte kamen sehr schnell", erinnert sich der 36jährige Dirk Balcerzak. Einfachen Stücken für Flöte folgten komplexere Werke, und nach relativ kurzer Zeit konnte Claire in kleineren Konzerten auftreten. Zunächst spielte sie in Altenheimen bei Weihnachtsfeiern Adventslieder, später standen anspruchsvollere Kompositionen von Teleman, Fasch oder Baston auf dem Programm. Um über die Flöte hinaus mehr musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu haben, nimmt die junge Preisträgerin seit 1987 Unterricht für Violine an der Darmstädter Akademie für Tonkunst.

Claire liebt die Musik, auch wenn sie zu Beginn der Ausbildung "keine große Lust hatte, zu üben". Aber ihre Eltern baten sie eindringlich, weiterzumachen, "sonst hätte ich die Musikschule verlassen müssen". Und das war "die stärkste Drohung, die mein Vater je gegen mich ausgesprochen hat", sagt die 14jährige in einer Mischung aus Spaß und Ernst.

Die Disziplin hat sich ausgezahlt. Außer der technischen Beherrschung der Instrumente hat die Flötistin und Violinistin ein beeindruckendes Verständnis für die Welt der Klänge entwickelt. "Wenn ich Musik höre, fühle ich mich ganz anders, das ruht mich richtig aus. Es ist wie Schlafen und macht zugleich Spaß. Musik gehört zu meinem Leben."

Wenn die 14jährige allerdings nicht nur zuhört, sondern ein Stück einstudiert, bildet sie sich "eine eigene Meinung" darüber. Aus jeder Note, jedem Takt entstehe ein Gesamtwerk, und "am Ende ist es die Schönheit dieses Werkes und nicht mehr die einer einzelnen Note", die für die Schwalbacherin jene unvergleichliche Faszination der Musik ausmacht.

Die 14jährige bekennt: "Wenn ich selbst spiele, muß ich mich erst hineinversetzen in das Stück, damit ich Spaß daran bekomme." Dieser Spaß ist die erste Voraussetzung für eine gelungene Interpretation. "Wenn ich immer so spiele, daß es mir gefällt, wird es dem Publikum auch gefallen", ist Claire überzeugt.

Trotz großer Erfahrung ist sie jedesmal vor einem Auftritt nervös. Bis die ersten Töne erklingen. "Zwei Stunden vorher bin ich überhaupt nicht aufgeregt und recht zuversichtlich", sagt die Preisträgerin. "Eine oder eine halbe Stunde davor denke ich dann, was alles passieren kann. Das Publikum erwartet ja immer was ganz Besonderes." Oben auf der Bühne angelangt "bin ich dann total aufgeregt", beschreibt Claire. "Man sieht es mir nicht an, weil ich äußerlich sehr gefaßt bin, aber in mir tobt das Chaos." Noch eine kurze Pause für die Konzentration, durchatmen, "und dann fange ich an zu spielen. Wenn die ersten Takte gelingen und der Ton kommt gut, denke ich nur noch an die Musik".

Die Musik als Profession zu wählen, daran hat die 14jährige schon häufiger gedacht. Mittlerweile hat sie allerdings auch eine Leidenschaft für Archäologie entwickelt. Der erste Aufenthalt in Ägypten hat bei der Schwalbacherin einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. "Das ist wie eine zweite Heimat für mich", sagt Claire Balcerzak. "Aber der Beruf einer Dirigentin würde mich auch reizen." schu

Züchter feierten Meister Kooperation der Heddernheimer Vereine trägt Früchte

HEDDERNHEIM. Die Mitglieder des Vereins "Heddernheimer Kleintierzüchter 1898" und des 1902 aus der Taufe gehobenen Vereins zur Förderung der Geflügelzucht Heddernheim praktizieren mit Erfolg seit Februar 1992 Gemeinsamkeit. Sie errangen bei der Kreisschau '92 in Nieder-Eschbach im Bereich Großgeflügel die Kreismeisterschaft. Diese großartige züchterische Leistung schafften die Aktiven Willy Scholz (Amrocks), Gerhard Boch (schwarze Australorpse) und Fritz Hofmann (Welsumer).

Im kleinen Saal der "Heddemer Stubb" (Turnhalle) erhielten die Kreismeister bei der Jahresabschlußfeier außer dem für Heddernheims Kleintierzüchter errungenen Pokal nun zur Erinnerung an ihren Erfolg eine vom Verein gestiftete Ehrenplakette.

Soweit selbst nicht betroffen, überreichte Fritz Hofmann, Vorsitzender der "Heddernheimer Kleintierzüchter", weitere Pokale und Ehrenpreise aus der jüngsten Lokalschau der Vereinsmeisterin Marina Boch (Rhodeländer-Zwerge) sowie dem Vereinsmeister Gerhard Boch (Australorpse).

Pokale gingen zudem an Inge Hofmann (für Zwerg-Bielefelder Kennhühner) und Josef Flügel, der Prachtexemplare an schwarzen Zwerg-Australorpsen ausgestellt hatte. Flügel ist auch erfolgreicher Wanderpokalverteidiger bei Kleinkaninchen (Kleinwidder) und Gewinner des Hubert-Safar-Gedächtnispokals.

Eine Trophäe, gestiftet von der CDU- Heddernheim, überreichte Dr. Ralf Bartels dem Züchter Willy Scholz, dessen große Amrocks die höchsten lokalen Bewertungen erhielten. Erfolgreicher Wanderpokalverteidiger mit Zwerg-Hamshire weiß ist Alwin Sievers. Aber auch in der Kaninchenzucht zählte er zu den besten Ausstellern. Dafür überreichte ihm SPD- Ortsvereinsvorsitzender Thomas Erhart einen von der SPD-Heddernheim gestifteten Pokal.

Als absolut erfolgreichster Züchter ist Gerhard Boch aus der Saison '92 hervorgegangen. Unter anderem wurde Boch mit seinen Kaninchen (Weiße Neuseeländer) Vereinsmeister. Außer ihm glänzte mit Züchterfleiß Richard Friges. Er gewann den Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel sowie zwei Pokale als Vereinsmeister mit Kleinkaninchen (Lohe schwarz) und Aussteller der besten Häsin.

Stadtbezirksvorsteher Christian Däbritz beglückwünschte die erfolgreichen Züchterinnen und Züchter. Von ihm gestiftete Pokale überreichte er den Aktiven Günter Reinhardt, Richard Friges, Gerhard Boch sowie dem Vorsitzenden Fritz Hofmann (auch Pokalgewinner als Vereinsmeister mit Kurzhaarkaninchen und Gewinner des "Deuka-Pokals").

Der Vereinsvorsitzende begrüßte zur Preisverteilung unter anderem auch die Landtagsabgeordnete Heide Degen (CDU), den Ortsvorsteher Helmut Gärtner (SPD) sowie die Ortsbeiratsmitglieder Hella Welker (CDU) und Helga Diehl (SPD). Hofmann erinnerte an das vor Jahren von der Stadt versprochene neue Farmgelände, "auf das wir noch immer warten". Auf der Strecke bleibe dadurch vor allem die so wichtige Jugendarbeit.

Den Aktiven und Mitgliedern dankte er für die Vereinstreue und das große Engagement trotz widriger Umstände. In seinen Dank bezog er auch die Züchterfrauen mit ein.

Die Grüße des Ortsbeirates übermittelte Helmut Gärtner. Namens der SPD- Fraktion überreichte ein Geldpräsent. Für Musik sorgten dann der Alleinunterhalter Karlheinz Henkel und die Bläsergruppe des Musikzuges der Heddernheimer Turnerschaft 1860. dixi

SKG-Kegelmeisterschaft Vermessungsamt war nicht zu schlagen

FRANKFURT A. M. Die Sportkegler der Sport- und Kulturgemeinschaft (SKG) Frankfurt haben in fünf Klassen ihre Vereinsmeister 1992 ermittelt. In der Klasse 1 holte sich wieder einmal die Vertretung des Vermessungsamtes den Titel ungeschlagen mit 20:0 Punkten und den höchsten Rundenergebnissen mit 2092, 2067 und 2060 Holz. Den zweiten Rang belegte die 1. Mannschaft der Berufsfeuerwehr vor dem Team der Straßenbahn Bornheim I.

Die Vereinsmeisterschaft errangen in den übrigen Klassen die Mannschaften des Revisionsamtes I (in Klasse 2 punktgleich mit den Städtischen Bühnen I), der Stadtwerke Versorgung II (Klasse 3), des Revisionsamtes II (Klasse 4) und der Messe GmbH in der Klasse 5. Aufsteiger in die erste Spielklasse sind das Revisionsamt I und die Städtischen Bühnen I. In die Klasse 2 abgestiegen sind das Hochbauamt I und die Stadtwerke Versorgung I. Weitere Absteiger: Frankfurter Sparkasse I, Straßenbahn Bornheim III und Ordnungsamt II.

Die besten Einzelergebnisse erzielten Hans-Otto Keßler (453 Holz), Manfred Lenhard (450) sowie Detlef Lipschik und Frank Rothhaupt (je 446 Holz). Bei den Damen dominierte Silke Nopp mit 441 und 430 Holz. Keßler und Nopp führen auch die Bestenlisten an.

Inzwischen ist die 39. Kegelgemeinschaftsrunde der SKG gestartet worden. Die Straßenbahn Bornheim hat ihre 3. Mannschaft und das Ordnungsamt seine tweites Team zurückgezogen. dixi

Neu im FTG-Angebot "Callanetics" gegen Rückenschmerzen

FRANKFURT A. M. "Callanetics", ein neuartiges Übungsprogramm aus den USA, hat die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 (FTG) in ihr reichhaltiges Angebot neu aufgenommen. Kursbeginn ist am Donnerstag, 14. Januar (10 Uhr), im FTG-Sportzentrum in Bockenheim, Marburger Straße 28. "Callanetics" ist eine Mischung aus den Bereichen Gymnastik, Yoga und Ballett.

Problemzonen werden durch intensive Übungs- und Korrekturphasen bearbeitet. Besonders der Muskelaufbau wird trainiert. Aber auch Zivilisationsschäden, zum Beispiel Rückenschmerzen, werden durch korrekte Körperhaltung und gezielte Übungen der Tiefenmuskulatur behandelt. Ein zweiter Kurs beginnt am Freitag, 15. Januar (18 Uhr), ebenfalls im FTG-Sportzentrum.

Weiter im Übungsangebot ab Januar 1993 sind Kindertanz, Ballett, "Kinder machen Bewegung" (für Kinder von vier bis sechs Jahren), Judo, Gesellschaftstanz, Wirbelsäulengymnastik, Jazztanz, Jonglieren, Badminton, Problemzonengymnastik, Kräftigungs- und Fitneßgymnastik, Stretching für Anfänger, Fitneßtraining für Männer, Stepping, Aerobic, Yoga sowie Workshops. Weitere Auskunft gibt die Geschäftsstelle (Tel. 77 49 29). dixi

Geben und nehmen

AMIENS, 15. Januar (AP). Eine Belohnung für Blutspender haben sich die Besitzer zweier Kinos in der nordfranzösischen Stadt Amiens einfallen lassen. Jeder, der einen Blutspendepaß vorzeigt, erhält eine Freikarte für den neuen Film "Dracula" von Francis Ford Coppola. Etwa zehn Prozent der Filmbesucher haben von dem Angebot bereits Gebrauch gemacht. Der Kinobesitzer Jean-Pierre Houbart sagte, er habe das Blutspendezentrum aufgefordert, mit einer mobilen Station vor seinem Kino für noch mehr Blutspender zu werben. Das Zentrum habe im Prinzip zugesagt, doch wolle es auf einen unverfänglicheren Film warten.

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"Fünfte Jahreszeit" dauert nur 45 Tage Mehr echte Fastnacht und viel weniger Show Auch den Narren laufen die Kosten davon

FRANKFURT A. M. Viermal elf Jahre alt ist der "Große Rat der Karnevalvereine Frankfurt am Main e. V.", der sich für die Kampagne '93 viel vorgenommen hat. Das Startzeichen in die "fünfte Jahreszeit" gibt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in seiner Eigenschaft als Ehrensenatspräsident am Sonntag, 10. Januar, um 11.11 Uhr, beim traditionellen Neujahrsempfang im Römer, wo auch verdiente Karnevalisten ausgezeichnet werden. Im nun 135. Jahr der vereinsgebundenen Frankfurter Fastnacht regieren "Seine Tollität Prinz Bernd I." und "Ihre Lieblichkeit Prinzessin Petra I."

Getreu dem Motto für die kommenden 45 närrischen Tage: "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres!" sind mehr als 4000 Aktive in über 90 Vereinen bereit, für Gott Jokus bis Aschermittwoch einen närrischen "Höhenflug" zu wagen. Im Frankfurter Karneval werden mehr als 300 Saalveranstaltungen angeboten, davon 146 Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen, von den Karnevalvereinen und anderen Vertretungen gründlich vorbereitet. Etwa 50 Sitzungsveranstaltungen stehen auf dem Besuchsprogramm der Tollitäten.

Die meisten Sitzungen und Bälle müssen hauptsächlich an fünf Wochenenden über die Bühne gebracht werden. Mit ins närrische Geschehen greifen einmal mehr auch andere Vertretungen ein: Turn- und Sportvereine, Musik- und Gesangvereine, Wanderer, Fußballer, Betriebsgruppen, Kleingärtner, Kleintierzüchter und Kirchengemeinden. Hier gibt es zum Teil eigene Karnevalabteilungen oder Gruppen, und das mitunter seit Jahrzehnten. Manche von ihnen sind sogar Mitglied im "Großen Rat".

Auch sie organisieren Sitzungen, hauptsächlich aber Maskenbälle, Kostümfeste, Kindermaskenbälle und Kappenabende. Bornheims "Stutzer", die "Schlumpfe" in Sachsenhausen, die "Eulen", die "Pierrette" Bornheim sowie die Frankfurter SPD ("Der Römer steht Kopf") machen am dritten Januarwochenende den Anfang.

So richtig närrisch wird es jedoch erst am Freitag und Samstag, 22./ 23. Januar. Trotz der Enge im Terminkalender nehmen sich manche Vereine die Zeit für Besuche in Altenwohnheimen, Seniorenklubs oder Behinderteneinrichtungen. Allein 27 Sitzungen sind für Senioren und Behinderte vorgesehen, wobei die Karnevalisten weitgehend auf ihre Gagen verzichten.

Mühe und Aufwand bei den Veranstaltungsvorbereitungen sollen ihren Lohn finden. Sitzungen und Bälle sollten jedoch nicht nur kostendeckend, sondern möglichst gewinnbringend sein. Der Kartenvorverkauf soll bereits recht gut angelaufen sein. Nach wie vor sind Sitzungskarten am meisten gefragt. Unter anderem spiegelt sich dies im Angebot von sieben Ebbelweisitzungen des Carneval- Clubs "Laternche" wider. Auch die "Weißen Mützen" rechnen mit vollbesetzten Sälen. Dasselbe gilt für die "Stutzer" in Bornheim.

Manche befürchten jedoch, daß sich der Einsatz an der Narrenfront diesmal verlustreich auf die Kassen der Vereine auswirkt; Narrenspaß lasse sich kaum mehr finanzieren. "Das wäre fatal und würde insbesondere die so wichtige Jugendarbeit der Vereine treffen", womit Walter Faust vom 1. Frankfurter Gardecorps auf die Mehrkosten bei Sitzungsveranstaltungen gegenüber der Kampagne '92 hinweist.

Gestiegen sind vor allem Saalmieten sowie die Kosten für Dienstleistungen und Kapellen. Büttenredner, Stimmungssänger, Showgruppen und andere Akteure kassieren zum Teil gleichfalls tüchtig ab. Schon wird über Konsequenzen nachgedacht: Wieder mehr Büttenredneraustausch unter den Vereinen, zurück zum klassischen Fastnachtsspaß und weg von gekaufter Show (im Rahmen der Saalbau-Angebote gibt es eine hervorragend besuchte Büttenrednerschule).

Mehr Eigenleistungen sind angesagt. Weiter: Einbinden der Kapellen in den Programmablauf über Tuschs hinaus und Abstriche an Programmlängen nach dem Motto: "In der Kürze liegt die Würze." Die Veranstaltungen noch besucherfreundlicher und attraktiver zu gestalten ist das Gebot der Stunde.

Zur Besucherfreundlichkeit gehört aber auch, daß Sitzungskapellen ihre Verstärkeranlagen nach Programmende drastisch herunterfahren, damit an den Tischen eine normale Unterhaltung (ohne Gebrüll) möglich ist und Gäste nicht davonlaufen. Denn nicht jeder widmet sich dem Tanzvergnügen.

Eine der vielen Sitzungen behält sich der "Große Rat" vor: die Inthronisation am Freitag, 5. Februar, im Zoo-Gesellschaftshaus. In einem völlig neuen Rahmen soll das große Kinderfest am Fastnachtsamstag im Römer-Paulskirchenbereich präsentiert werden.

Schließlich kündigt der "Große Rat" eine neue Streckenführung für den Frankfurter Fastnachtszug an. dixi

Die Tüftler kommen wieder Fresenius lädt zur 5. Erfindermesse ins Kurhaus Bad Homburg

BAD HOMBURG. Über 100 Tüftler, Techniker und Erfinder geben sich am 24. März im Bad Homburger Kurhaus ein Stelldichein, wenn die Fresenius-AG zu ihrer mittlerweile schon traditionellen Erfindermesse ruft. Zum fünften Mal lädt das in Bad Homburg und Oberursel ansässige Pharmazie-Unternehmen Ärzte, Schwestern, Pfleger und alle anderen Menschen mit Ideen ein, Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Medizin vorzustellen und dabei Kontakte zu jenen Firmen zu knüpfen, die aus dem klugen Gedanken ein lukratives Serienprodukt machen können.

Die Bad Homburger Erfindermesse ist vor allem für Kleinigkeiten gedacht, die Medizinern und Patienten das Leben erleichtern können. So stellte 1992 beispielsweise ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit Erfolg eine einfache Klammer vor, die er entworfen hatte, um seine Stimmgabel wie einen Kugelschreiber am Kittel befestigen zu können. Er hatte sich lange genug darüber geärgert, daß ihm dieses wichtige Utensil bei der Arbeit immer wieder aus der Tasche gefallen war.

Matthias Brasser, Pressesprecher der Fresenius-AG, erinnert sich auch an einen Forscher, der 1992 eigens aus der Ukraine in den Taunus gekommen war, um eine Spritze zu präsentieren, die so konstruiert ist, daß sie garantiert nur einmal verwendet werden kann: auch ein Beitrag gegen die Ausbreitung von Aids unter Drogensüchtigen.

Sinn der Messe ist es, die möglichen Hersteller derartiger Produkte mit den Hobby-Konstrukteuren in Verbindung zu bringen. Bei der letzten Zwischenbilanz nach der Erfindermesse 1991 führten 52 Prozent der Teilnehmer Verhandlungen mit interessierten Unternehmen, 16 Prozent hatten Verträge abgeschlossen.

Als zusätzlichen Anreiz für die Beteiligung an der Messe schreibt die Fresenius-AG auch für 1993 wieder drei Erfinderpreise aus, deren Dotierung auf 5000 Mark, 3000 Mark und 2000 Mark erhöht wurde. Sie werden von einer Jury für Erfindungen vergeben, "die sich neben ihrer Neuartigkeit vor allem durch einen besonderen Praxisbezug auszeichnen".

Anmeldeunterlagen können unter dem Stichwort "Erfindermesse" bei der Fresenius-AG, Postfach 1809, 6370 Oberursel, angefordert werden. Anmeldeschluß für Erfinder ist der 20. Februar. che

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Treppenwitz Leunabrücke Stadtverordneter Bührmann kritisiert Bilanz des OB

WESTLICHE STADTTEILE. Als "mager bis dürftig" bezeichnet der Nieder CDU-Stadtverordnete Karlheinz Bührmann die Bilanz des Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler (SPD). "Die enthält viele Absichtserklärungen mit ungewisser Zukunft, eine Menge Kleinigkeiten als Füllsel und wenige Groß-Maßnahmen, die den Frankfurter Westen in den zurückliegenden zwölf Monaten vorangebracht haben", kritisiert Bührmann.

Von Schoeler hatte bei der jährlichen Pressekonferenz des Oberbürgermeisters (OB) im Bolongaropalast einen 424 Punkte umfassenden Katalog von "verwirklichten, begonnenen und vorbereiteten Maßnahmen" präsentiert. Punkt 254 der Bilanz hält beispielsweise fest: "Die Ampel Oeser- / Spielmannstraße bleibt auch weiterhin nachts abgeschaltet." Bührmann süffisant: "Welch ein Erfolg." In der Bilanz seien eine Menge ähnlicher "Leistungen" aufgeführt.

Umfangreich sei auch die Anzahl der bislang nur geplanten Projekte: in Nied zwei Kindertagesstätten und eine Berufsschule, in Höchst Wohnungen auf dem Gelände der McNair-Kaserne. In Griesheim soll eine Altenwohnanlage entstehen, die Nidda in den nächsten Jahren naturnah gestaltet werden. Wann und ob diese Vorhaben realisiert werden könnten, ist Bührmann zufolge wegen der desolaten Kassenlage der Stadt ungewiß. Groß sei im OB-Papier auch die Zahl der jährlich anfallenden Bauunterhaltungsarbeiten an Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden als "Erfolge" aufgelistet. Sogar die Betriebskosten für die Brunnen im Frankfurter Westen führe der OB in der Jahresbilanz einzeln auf.

Selbst bei tatsächlich vorangebrachten Projekten mag Bührmann nicht in den Jubel einstimmen. "In Nied und Sossenheim werden in großer Eile notwendige Wohnungen gebaut, erforderliche Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulerweiterungen kommen nicht in Schwung. In Nied sind die ersten Wohnungen an der Oeserstraße bezogen. Wann mit dem Bau des Kindergartens begonnen wird, ist ungewiß." Alle Nieder Kindergärten seien überfüllt. Aus den Nähten platzen Bührmann zufolge auch die Grundschulen. Ähnlich sei es in Sossenheim, wo die ersten Familien die Wohnungen auf dem Moha-Gelände beziehen.

Es komme einem "Treppenwitz" gleich, wenn von Schoeler die "Fast-Fertigstellung" der Leunabrücke als Erfolg buche, erklärte Bührmann. Da sie wahrscheinlich in zehn Jahren noch nicht angebunden sei, sei sie "eine teure Zufahrt zu den Parkplätzen der Hoechst AG". tos

Vier neue Weltmeistertitel Frankfurter Seniorenschwimmer siegten in 186 Rennen

FRANKFURT A. M. Eine eindrucksvolle Bilanz aus 18 Schwimmfesten und Meisterschaften der Saison '92 können Frankfurts Seniorenschwimmer ziehen: Sie holten insgesamt 186mal Gold, 98mal Silber und 59mal Bronze. Dreizehn siegten sie in Staffelkonkurrenzen und belegten sieben zweite sowie zwei dritte Ränge. Für die herausragenden Erfolge sorgten Altmeister Walter Minnich und Heike Höler bei den "4. Senioren-Weltmeisterschaften" in Indianapolis/USA unter mehr als 3000 Teilnehmern aus 45 Nationen.

Minnich wurde nach sechs Weltmeistertiteln (Kanada 1985, Japan 1986) in seiner Spezialdisziplin Brustschwimmen über 50 und 100 Meter erneut Weltmeister und holte Bronze im Schmetterlingsstil. Auf der Rückenstrecke belegte er in den USA den siebten Rang. Heike Höler brachte ebenfalls zwei Goldmedaillen (50 und 100 Meter Schmetterling) mit nach Hause. Vierte wurde sie im Rückenschwimmen (50 m), Fünfte auf der 100- Meter-Rückenstrecke. Den sechsten Platz belegte sie über 50 Meter Freistil. Die mehrfachen Weltmeister sind außerdem jeweils vierfache Europameister. Sie trugen auch bei nationalen Wettbewerben zum Medaillensegen erheblich bei.

Außer den beiden Schwimm-Assen errang Hans-Joachim Habrecht 22mal Gold und je einmal Silber und Bronze, über 400 Meter Freistil stellte er in Wuppertal sogar einen neuen deutschen Rekord auf (4:56,37 Minuten). Hermann Lüning gewann neun Gold- und vier Silbermedaillen sowie eine Bronzemedaille. Micaela Gröber brachte es auf 15mal Gold, sechsmal Silber und zweimal Bronze, 18 Goldene, sieben Silberne und zwei Bronzene waren die Ausbeute von Iris Teckentrup. Annerose Trobisch stand 15mal auf dem Siegertreppchen ganz oben und errang zudem je drei Silber- und Bronzemedaillen.

Weitere Leistungsträger: Michael Wolski (6-2-1), Uwe Gröber (6-2-2), Irmgard Nix (4-6-0) Susanne Wortmann (5-5-3), Gernot Endreß (3-6-3), Annerose Trobisch (7-0-0), Alfred Schmidt (3-3-0) und Harald Knüppel (5-5-2). Die Erfolge auf vorderen Plätzen rundeten ab: Nadja Khalil, Ralf Berger, Wolfgang Braun, Hans Nix, Jutta Dieth, Dietmar Mühlens, Axel Widmer, Christine Wichert, Hans-Peter Ewert, Udo Keil, Wolfgang Müller, Rolf Willmanns, Wolfgang Rotermund, Fritz Vollmar, Heike Lewak, Heike Finster, Elke Lais, Luciano Scapin, Reinhold Schnabel, Sebastian Moll, Holger Hofmann, Karlheinz Nottrodt sowie Hans-Thomas Geidt.

Auf Pokal-, Medaillen- und Rekordjagd waren die in der Frankfurter Schwimmgemeinschaft (FSG) vereinten Seniorinnen und Senioren unter anderem in Worms, Villingen/Schwarzwald, Sindelfingen, Schweinfurt, Grünstadt und Wuppertal. Sie bilden seit Jahren eine verschworene Gemeinschaft, die ihre Unternehmungen selbst finanzieren. So gesehen zählen sie noch zu den wenigen Idealisten im Frankfurter Sport. Engagement, Kameradschaft und Trainingsfleiß ist das Erfolgsrezept der Unermüdlichen, deren wöchentliche Trainingsleistung bei mehreren Kilometern liegt. Langjähriger Trainer ist Hans Nix.

Die Senioren sind durchweg ehemalige Aktive aus sieben Vereinen: Erster Frankfurter Schwimmclubs (EFSC), SSC "Sparta", "Wassersport Westend", Sindlinger Schwimm-Club, ESV "Blaugold", Schwimmverein "Moenus" und SKG Frankfurt. "Unsere Seniorinnen und Senioren trainieren schon wieder fleißig für die ersten Wettbewerbe 1993. Los geht es gleich nach Fastnacht", berichtet Pressesprecher Karl Herber. dixi

AUS DEN BUNDESLÄNDERN 6

Spielstube erhält Zuschuß vom Kreis

BAD VILBEL/WETTERAUKREIS. Mit 50 000 Mark jährlich wird der Wetteraukreis die Spiel- und Lernstube in der Homburger Straße unterstützen. Diese Entscheidung traf der Kreisausschuß auf seiner jüngsten Sitzung auf Vorschlag von Sozialdezernentin Gila Gertz. Trotz des Defizitis in der Haushaltskasse des Kreises sei die Förderung der Arbeit in sozialen Brennpunkten dringend nötig, erklärte Gertz.

Insgesamt stellt der Wetteraukreis für die Arbeit in sozialen Brennpunkten 1993 200 000 Mark zur Verfügung, 60 000 Mark mehr als 1992.

Neben der Spielstube, die seit Januar diesen Jahres in der Trägerschaft der Stadt Bad Vilbel ist, werden der Kinderschutzbund Friedberg, Bad Nauheim und Butzbach, das Diakonische Werk in Fauerbach sowie der Verein "Lichtblick" Bad Nauheim unterstützt. cor

WIRTSCHAFT 15

Beim Schloßfest '93 sind alle Partner "Gemeinsam leben, arbeiten, feiern" und Zeichen setzen / Vereinsring spart

HÖCHST. Das Geheimnis ist gelüftet: "Gemeinsam leben, arbeiten, feiern" - unter diesem Motto steht das Höchster Schloßfest vom 18. Juni bis zum 12. Juli. Partner im Jahr 1993 ist jedoch keine Stadt. "Partner sind '93 wir und unsere Nachbarn", erklärte Vereinsring-Vorsitzender Klaus-Dieter Kilp bei der Jahresabschluß-Pressekonferenz. In die Festwochen sollen besonders die Ausländer in der Region einbezogen werden. Kilp: "Wir wollen damit in dieser Zeit bewußt ein Signal setzen und ein internationales Fest feiern." Schirmherr der Veranstaltung ist Arbeitsdirektor Justus Mische von der Hoechst AG.

Ursprünglich wollte der Vereinsring das Motto "Europa '93" aufgreifen. "Material", so Kilp, "gab's da genug." Was fehlte war ein attraktiver Partner, der die Idee bei den Höchster Festwochen hätte repräsentieren können.

Partner sind deshalb jetzt alle, die in der Region leben, arbeiten und in Höchst miteinander feiern wollen. Der Festausschuß plant, möglichst viele ausländische Vereine miteinzubeziehen. Angesichts zunehmender Fremdenfeindlichkeit denken die Organisatoren an eine Art festliche Demonstration "alltäglicher Harmonie".

Mehr als 50 Vereine erhalten in diesen Tagen vom Vereinsring Post, werden eingeladen, einen folkloristischen Beitrag zum Schloßfest zu leisten. Die Adressen der Gruppierungen haben sich die Organisatoren vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten besorgt.

In der Abkehr vom Konzept, Städte oder Länder (1992 Prag, 1991 Leipzig, 1990 Dänemark, 1989 Nordrhein-Westfalen) als Partner fürs Schloßfest zu gewinnen, verfolgt der Vereinsring angesichts knapper Kassen bei den Hauptsponsoren noch ein anderes Ziel. Kilp: "Wir können das Fest damit wieder ein bißchen zurückfahren." In den vergangenen Jahren habe der Vereinsring "immer noch eins draufgesetzt". Das Schloßfest, so Kilb, müsse aber auch in Zukunft finanzierbar bleiben.

Hauptfinanziers der dreiwöchigen Stadtteilfete werden auch in diesem Jahr die Hoechst AG, die Stadt Frankfurt und der Vereinsring selbst sein. Weil bei allen dreien das Geld bekanntlich nicht mehr so lockersitzt, muß der Festausschuß bei den Planungen ans Sparen danken. Und da ist einiges drin. Beispiel: "Ohne Städte-Partner muß auch keine offizielle Delegation für mehrere Tage untergebracht werden."

Auch am Programm wollen die Organisatoren knapsen: "Wir brauchen nicht jeden Tag zwei bis drei Veranstaltungen." Selbst das Festdatum könnte sich auszahlen. In Höchst wird '93 endlich mal wieder vor den hessischen Sommerferien gefeiert. Weil der Termin in den vergangenen Jahren immer in die Urlaubszeit fiel, mußten für den Umzug Musikkapellen aus dem Unterfränkischen engagiert werden. Kilb: "Da war für Anfahrt und Honorar dann ganz schnell eine Menge Geld fällig."

Trotz schmaleren Etats soll das Festprogramm allerdings an Qualität gewinnen. Die Kritik, das Straßenfest verkomme immer mehr zum "Freß- und Sauffest", will der Vereinsring "als Anregung" aufnehmen. Kilps Hoffnung: "Vielleicht gelingt es uns gemeinsam mit unseren ausländischen Freunden, mehr folkloristische und kulturelle Beiträge zu integrieren."

Festauftakt soll am Freitag, 18. Juni, sein. In den Gassen der Altstadt wird am Samstag, 3. Juli, und Sonntag, 4. Juli, gefeiert. Krönender Abschluß ist das Wochenende von Freitag, 9. Juli, bis Montag, 12. Juli.

Mit der Tradition, montags zum Frühschoppen im Festzelt einen Stargast zu präsentieren, will der Vereinsring nicht brechen. Wer dann am Höchster Schloß kräftig auf die Pauke hauen wird, bleibt aber vorerst noch ein Geheimnis.

Die Bäume von Beuys sind auch Ballast

KASSEL. Als der in Düsseldorf lebende Künstler Joseph Beuys vor fast sieben Jahren starb, da ließ ihm sein Landesvater ein Denkmal setzen. Nicht etwa ein steinernes oder bronzenes Standbild: Johannes Rau ließ drei Eichen pflanzen - in Kassel. Denn die fünfjährigeAktion "7000 Eichen" war Beuys' Beitrag zur documenta 7 und wohl das populärste Projekt, das dieser jemals anregte.

Dem Mann mit dem Filzhut hätte sein "Denkmal" wohl gefallen. Ob er auch heute noch froh darüber wäre, scheint aber zumindest zweifelhaft. Denn die Stadt Kassel pflegt das künstlerische Erbe von Joseph Beuys nach Ansicht seiner ehemaligen Mitstreiter schlecht. Von 1982 bis 1987 waren vier Gärtner und eine Vielzahl studentischer Hilfskräfte zweimal jährlich ausgezogen, um 7000 Bäume auf das gesamte Stadtgebiet zu verteilen: Sie pflanzten rund 3800 Eichen, mehr als 1000 Eschen sowie Linden, Platanen, Ahorne, Rot-Apfeldorne, Robinien, Kastanien. Sogar ein Ginkgo- Baum schlug Wurzeln. Die Bäume säumen seitdem die Einfallstraßen, Wohnstraßen, Parks und Plätze.

Die von Beuys beschworene "Stadtverwaldung" war jedoch auch in anderer Hinsicht ein Erfolg: Viele halfen mit, spendeten 500 Mark für einen Baum und trugen somit selbst zum veränderten Stadtbild bei. Wenngleich es eine Reihe von Gegnern gab. Deren Zorn entzündete sich vor allem an den 7000 Basaltsäulen, eine jede bis zu 900 Kilo schwer, die zur d 7 auf dem Friedrichsplatz abgeladen wurden.

Hier blieben sie liegen, bis das Pflanzteam sie abholte und neben einem der jungen Bäume eingrub. Je weniger es wurden, um so leiser wurden indes die Stimmen der Gegner. Die Basaltstelen sind untrügliches Erkennungszeichen der Beuys-Bäume. Sie sollen, so wollte es der Künstler, stets an den "historischen Zeitpunkt" der Pflanzung erinnern.

Auch in 800 Jahren noch: Denn, das hatte Joseph Beuys damals betont, so alt könne eine Eiche werden. Doch diese Vision scheint schon jetzt, zehn Jahre später, gefährdet. Viele der zuletzt gepflanzten Bäume atmeten die Kasseler Luft nicht länger als ein Jahr. Sie gingen ein. Manche fielen Verkehrsunfällen zum Opfer. Andere wurden mutwillig ausgerissen, umgeknickt oder niedergetrampelt. Doch die meisten starben infolge schlechter Pflege: So lautet zumindest die Diagnose von Elena Granda Alonso, die von 1985 bis 1987 zum Pflanz- und Pflegeteam von "7000 Eichen" gehörte.

"Als der 7000. Baum vor mehr als fünf Jahren auf dem Friedrichsplatz gepflanzt wurde", so erinnert sich die gelernte Gärtnerin, "übernahm die Stadt die Verantwortung für die Pflege. Und Oberbürgermeister Hans Eichel versprach, das Erbe zu hüten." Doch noch in demselben Jahr seien etliche junge Bäume an Wassermangel eingegangen. Mehrfach haben die Mitarbeiter von "7000 Eichen" die Stadt seitdem an ihr Versprechen erinnert. Bisher jedoch ohne Erfolg: Während die Gärtner in den ersten fünf Jahren jeweils etwa sieben bis acht Bäume nachpflanzen mußten, weil diese an manchen Standorten nicht angewachsen waren, sind es heute rund 200 pro Jahr.

Auch beim Nachpflanzen werden offenbar viele Fehler gemacht. Fundamentale Fehler, wie Elena Granda Alonso meint: Ihrer Beobachtung nach werden die Bäume zu tief eingepflanzt, nicht angegossen, schlecht gewässert und falsch geschnitten. Noch dazu würden oftmals zu dicke Stammstärken verwendet. "Ab einem bestimmten Alter aber wachsen die Bäume nicht nur schlechter an, sondern sie sind auch erheblich teurer", so die Gärtnerin und Studentin. Sie glaubt, daß es eine einfache Lösung für das Problem gebe: "Statt 200 000 Mark pro Jahr für neue Bäume und an die beauftragten Firmen zu zahlen, sollte das Gartenamt besser selbst die Pflege übernehmen."

Ein Vorschlag, der bei der Stadt nur zum Teil auf Gegenliebe stößt. Die Leiterin des Kasseler Gartenamtes würde es befürworten, wenn die Bäume künftig von ihren Mitarbeitern gepflegt würden. Doch Dezernent und Bürgermeister Ludolf Wurbs sieht keine Möglichkeit, die Bäume von Mitarbeitern des Gartenamtes versorgen zu lassen. "Das können sie nicht leisten", meint er. Die alljährlich im Haushalt bereitgestellten 200 000 Mark aber reichen seiner Ansicht nach nicht aus, um die notwendigen Stellen zu schaffen. Zudem könne er "insgesamt nicht feststellen", daß die Bäume schlecht gepflegt werden.

Dabei sind es nur 200 Meter vom Rathaus zum Friedrichsplatz. Hier stehen zwei Eichen: Die ältere pflanzte Joseph Beuys 1982 und gab damit den Auftakt für sein Projekt. Der 7000. wurde nach dem Tode des Künstlers zur d8in die Erde gesetzt. Doch dann gruben ihn Diebe nachts aus, den Stein sprühten sie weiß an. Seitdem will kein Baum hier so recht Wurzeln schlagen. Fast jedes Jahr muß er ersetzt werden. ELKE BOCKHORST

Filme über "Abfall" Video-Wettbewerb des Umlandverbands

WESTLICHE STADTTEILE. "Abfall ist kein Müll" heißt es für den Umlandverband (UVF) Frankfurt auch in diesem Jahr. 1993 will der UVF vor allem Handwerksbetriebe unterstützen, Abfall zu vermeiden. Diese könnten sich mit Hilfe des Umlandverbandes als "fortschrittliche, umweltbewußte Unternehmen profilieren", sagte der Beigeordnete Thomas Rautenberg.

Für junge Filmemacher der Klassen 8 bis 13 hat der Umlandverband einen Video-Wettbewerb ausgeschrieben: Bis zum Montag, 15. Februar, können Musik-Videos, Reportagen, kurze Spielfilme oder Game-Shows zum Thema Abfall eigereicht werden. Zu gewinnen sind Backstage-Karten, die Teilnahme an einer Filmproduktion oder ein Blick hinter die Kulissen des Frankfurter Flughafens.

Weitere Informationen gibt es bei der Öffentlichkeitsarbeit des Umlandverbandes per Telefon 2 57 72 51. md

Nicht Staats-, sondern Politikerverdrossenheit

Ein Schelm, wer da noch lacht. Im Ernst: Nichts anderes war von dieser Sorte Politiker zu erwarten (FR vom 22. 12. 1992 "Vettern-Wirtschaft"). Möllemann, für mich einer der karrieresüchtigsten und nichtssagendsten Politiker, fällt in die eigene Grube.

Logischerweise: Jeder Politiker dieser Sorte baut um sich herum einen Wall der gegenseitigen Abhängigkeiten mit dem Motto "Eine Hand wäscht die andere"; der Grund dafür, daß wir - das Volk - diese Sorte lebenslang ertragen müssen. Einmal auf dem Listenplatz, immer auf dem Listenplatz. Die Liste reicht von Adenauer, Strauß, Filbinger, Barschel, Späth, Wörner, Kohl zu - jetzt - Möllemann.

Logischerweise begehen diese Politiker Verfehlungen über Verfehlungen: Zwar kommen die wenigsten heraus, einige aber immer. Und immer beginnt das Sichreinewaschen dieser Politiker mit dem Satz: Ich habe nichts gewußt.

Zweierlei wird dabei überdeutlich: erstens, daß diese Politiker keinerlei Verantwortung, nicht einmal die für die eigenen Befehlungen, übernehmen; zweitens, daß sie sich als Herrscher fühlen, die "oben" sitzen und tun und lassen können, was sie wollen.

Es ist die Clique der Macht, verfilzt und verstrickt mit sich selbst und den Großen der Wirtschaft. Nannten sich diese Leute in früheren Zeiten Fürsten und Grafen, nennen sie sich heute Minister und Parteivorsitzende. Das dazugehörige Volk heißt Lobby.

Frappierend in diesem Zusammenhang ist die Wahl des Wortes "Staatsverdrossenheit" - Möllemann tut sein Bestes dazu - zu einem der Jahresworte, irreführend wie alles aus dieser Ecke.

In einer Demokratie ist das Volk der Staat, Politiker nur die Vertreter des Volkes, nichts mehr. Das Volk - der Staat - ist nicht verdrossen auf sich selbst, sondern auf seine Vertreter. Es kann also nicht von einer Staatsverdrossenheit geredet werden, sondern ausschließlich von einer Politikerverdrossenheit. Das Volk hat die Nase voll von den Machenschaften seiner Vertreter.

Selbst wenn - nehmen wir es an - Möllemann Vetternwirtschaft zugibt, Fehler eingesteht und für die Zukunft Besserung verspricht (im Politikerdeutsch heißt das dann: Er werde dafür Sorge tragen, daß derlei Vorkommnisse in seinem Ministerium für die Zukunft auszuschließen sind), bleibt dem Volk zweierlei erhalten: zum einen seine Gesinnung, die Herr Möllemann um keinen Deut verändern wird, zum anderen die Tatsache, daß auch weiterhin nur die Spitze des Eisberges der Politikermachenschaften aufgedeckt wird.

Als Witz des Jahres schlage ich vor: Kanzler entläßt Wirtschaftsminister.

Bruno Kirstein, Hameln

Kleine Freuden des Lebens Bürgerverein Praunheim blickt auf gutes Jahr zurück

PRAUNHEIM. Einen rhetorischen Ausflug bis ins ferne China unternahm Vorsitzender Wilfried Windecker bei der Jahresabschlußfeier des Praunheimer Bürgervereins. "Die Welt ist voll von kleinen Freuden; die Kunst besteht nur darin, sie zu sehen." Mit diesem chinesischen Sprichwort überschrieb er seinen Jahresrückblick im weihnachtlich geschmückten Saal der Auferstehungsgemeinde.

Auch 1992 bereitete der Bürgerverein den Praunheimern eine ganze Menge dieser kleinen Freuden. Sei es nun ein Busausflug, der Hobbykünstlermarkt oder das "große Zehntscheunenfest", daß sich zu einem Volksfest für Praunheim und die Umgebung entwickelt habe. Einen großen Anteil am Gelingen der Feste hätten "natürlich" die freiwilligen Helferinnen und Helfer der "Rentner-Band". Besonders hob er das Engagement von Maria Reeth hervor und bedankte sich bei ihr mit einem riesigen Blumenstrauß.

Ihren ersten Auftritt hatten fünf Bläser, die eine neue Band gründen wollen. Sie luden die Bürgervereinsfamilie ein zu einer musikalischen Reise durch die Winterzeit. Sie führte vom getragenen "Ein Bettler saß am Wegesrand" zum Martinstag über "Ihr Hirten erwacht" bis hin zum "Des Jahres letzte Stunde", um dann im Swingstil allen "A Happy New Year" zu wünschen. Zwischendruch rezitierten Sandra Schlimm und Uschi Windecker Gedichte von Traum und Weihnachten.

Ganz in seinem Element fühlte sich Dieter Martin an seiner Hammondorgel, der den gemütlichen Teil bei Knabbergebäck und Blätterteigspezialitäten zu Wein und Sekt musikalisch untermalte. Sein Repertoire reichte von melancholischen Orgelklängen und klassischen Weihnachtsliedern über lustige Volksweisen bis hin zu Glenn-Miller-Rhythmen und flotter Tanzmusik.

Windecker und seine Helferschar freuten sich nicht nur über den seit Jahren besten Besuch zum Jahresabschluß, sondern auch über die gute Stimmung, "die hoffentlich das ganze Jahr anhalten wird, denn auch für 1993 hat sich der Bürgerverein wieder viel vorgenommen". rw

Wieder Tauschsonntage Briefmarkenfreunde starten ins neue Jahr

RÖDELHEIM. Einen umfangreichen Veranstaltungskalender für das erste Halbjahr 1993 hat der Rödelheimer Verein für Briefmarkenkunde von 1902 vorgelegt.

Der erste Vereinsabend im neuen Jahr mit Fachvortrag und Briefmarkentausch beginnt am Donnerstag, 14. Januar, um 19.30 Uhr im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. Zwei Wochen später, am 28. Januar, ist die Jahreshauptversammlung geplant.

"Informationen aus dem Bereich der Philatelie" ist das Thema am Donnerstag, 11. Februar (19.30 Uhr). Briefmarkentauschen steht am Donnerstag, 25. Februar, und am Sonntag, 28. Februar, von 10 bis 13 Uhr im Kalender. Auch der 25. April und der 27. Juni sind als "Tauschsonntage" eingeplant.

Zu weiteren Informations- und Tauschabenden, zu denen Gäste stets willkommen sind, treffen sich die Briefmarkenfreunde jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat (jeweils um 19.30 Uhr) im Vereinsringheim. Die Jugendgruppe trifft sich jeden ersten und dritten Donnerstag um 16 Uhr ebenfalls in der Assenheimer Straße 24. rw

Die Sänger "überrascht" Wolfgang Wels ist der neue Liederkranz-Chorleiter

PRAUNHEIM. Musikalische Überraschungen gab es in der 114jährigen Geschichte des Praunheimer Männerchors Liederkranz von 1878 immer wieder. Während der besinnlich-nachdenklichen, aber auch heiter fröhlichen Jahresabschlußfeier in vorweihnachtlicher Atmosphäre im Christ-König-Gemeindezentrum überraschte Vorsitzender Wilfried Roth die Liederkranzfamilie "auf besondere Art und Weise".

Er begrüßte als neuen Chorleiter Wolfgang Wels, der seit knapp zwei Jahren die Happy Singers, die Show-Truppe des Vereins, die sich der leichten Muse verschrieben hat, musikalisch betreut. Wels tritt damit die Nachfolge von Hans-Erich Debo an (die Stadtteil-Rundschau berichtete), der "den großen Chor drei Jahre lang musikalisch prägte", wie stellvertretender Vorsitzender Peter Rokstein in der Begründung des Dirigentenwechsels bestätigte.

Wenn die Mitteilung für die Aktiven auch nicht ganz überraschend kam, so war sie zumindest für die Gäste des Abends "völlig unerwartet". Den Sängern jedenfalls hat es keineswegs den Gesang verschlagen.

Unter der Leitung des Vizedirigenten Wolfgang Schaeffer wirkten sie eher gelöst und eröffneten in Feiertagsstimmung mit "Im Dorf da klingen die Glocken" musikalisch das traditionelle gemütliche Beisammensein.

In diesem Jahr allerdings "vor einer etwas spärlichen Kulisse", wie Wilfried Roth bedauerte. Viele Stühle im festlich dekorierten Gemeindesaal blieben leer.

Pfarrer Seppel König, dessen ironisch- hintergründige Ansprache ein fester Bestandteil der Liederkranz-Jahresabschlußfeier ist, verglich die Gesellschaft mit einer Schafherde und nahm diese und sich selbst dabei kräftig auf die Schippe. Alle fühlen sich in der Herde wohl, und am wohlsten, wenn sie dem Leithammel folgen können, ganz gleich, was der auch "macht und tut".

Traditionsgemäß ist die Feier aber auch der "würdige und richtige Rahmen" für Jubilarenehrungen. Mit der silbernen Ehrennadel wurde Willi Riehl für 25jährige fördernde Mitgliedschaft und Dieter Fröhlich, der seit 25 Jahren im großen Chor und bei den Happy Singers fröhlich mitsingt, ausgezeichnet. Nach dem Trommellied des großen Chors leiteten die Happy Singers mit heiteren Weisen über zum gemütlichen Teil.

Die Happy Sisters, jene Sängerfrauen im Hintergrund, ohne die kein Fest über die Bühne läuft, sorgten für Schmachkaftes aus der Küche, und der Keller bot mit "Mölsheimer Domblick", "Schloß Hammerstein" oder "Erbacher Honigberg" erlesene Tropfen. Da fiel's der "Ein-Mann- Kapelle" Dieter Martin nicht schwer, für die musikalische Untermalung zu sorgen und die Tänzer aufs Parkett zu locken. rw

"Schweren Herzens" Metzger in Hausen hat nun geschlossen

HAUSEN. Zum neuen Jahr ist das alte Hausen um eine Einkaufsmöglichkeit ärmer geworden. Die Metzgerei Rüdenauer, seit Jahrzehnten ein "gutes Stück von Alt-Hausen", wurde von der Familien- GmbH Gremm-Schneider, der auch die gegenüberliegende Gaststätte "Hausener Dorfkrug" gehört, aufgegeben.

Mit "mangelnder Rentabilität und zu hohen Personalkosten" begründete Pia Gremm-Schneider den Schritt, zu dem sich die Familie "schweren Herzens" durchringen mußte. Der Laden lief nur zur Frühstückszeit und zum Mittagstisch. Sonst kamen die Leute nur, wenn sie mal was vergessen hatten, und das reicht nicht aus. In einer Gegend, in der die Großmärkte die Szene beherrschen, hat eine Metzgerei im traditionellen Sinne keine Überlebenschance.

Um die Metzgerei im modernen Stil weiterzuführen, wären Sanierungskosten von bis zu 200 000 Mark notwendig gewesen. "Die Verkaufstheke beispielsweise hat zwanzig Jahre auf dem Buckel", meinte Günter Gremm. Auch konnte die junge Familie die Doppelbelastung von Gaststätte und Geschäft nicht mehr verkraften.

Jetzt will sich die Familie ganz auf die Gaststätte mit Pensionsbetrieb konzentrieren. So wird künftig ein preiswerter Mittagstisch zum Mitnehmen, der bisher von der Metzgerei angeboten wurde, im Dorfkrug erhältlich sein. Was mit dem Laden wird, ist "noch völlig ungewiß". Ziemlich unwahrscheinlich ist, daß hier wieder eine Metzger einzieht. Aber auch ein Interessent aus einem anderen Bereich wurde noch nicht gefunden. rw

Vereinsringvorsitzender Kilp Ortsbeirat soll nicht zerschlagen werden

HÖCHST. "Ich bin nicht bereit, eine Sache zu unterstützen, die diese Einheit zerschlägt." Mit diesen Worten hat sich der Höchster Vereinsringchef Klaus-Dieter Kilp gegen die Teilung des Ortsbezirks 6 ausgesprochen. Einen entsprechenden Antrag der Grünen hatten CDU und SPD im Ortsbeirat jüngst abgelehnt, um das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Alle Parteien waren sich aber einig: Damit soll sich der Ortsbeirat in der nächsten Wahlperiode befassen.

Der Vereinsring habe sich vor 20 Jahren dafür stark gemacht, daß der Ortsbeirat 6 für den gesamten Westen zuständig sei, erklärte Kilp. Ein Gebiet mit "eigener Verwaltung" sollte nicht geteilt werden. Kilp: "Man kann nicht aus dem Eingemeindungsvertrag von 1928 noch weitere Rechte ableiten, gleichzeitig aber den Bereich, den es betrifft, zerschlagen." tos

Ein Jahr vergeht, bis eine neue Geige erklingt Fernando Kaselowski ist der einzige Geigenbaumeister in der Wetterau

BAD VILBEL. "Welch ein Gefühl." Fernando Kaselowski gerät ins Schwärmen. "Die tadellosen Rundungen, die Einlegearbeiten." Ein einziges Mal hielt der 41jährige ein Instrument aus der Werkstatt des berühmten Antonio Stradivari in den Händen. Ein unvergessener Augenblick für den Bad Vilbeler Geigenbauer. Nicht umsonst sind die Werke des italienischen Meisters aus dem 17. Jahrhundert Vorbilder für die ganze Zunft.

"Diese Weichheit und Süße. Diesen Klang haben nur alte Geigen", gesteht Fernando Kaselowski. Die Restaurierung und Pflege von 100 bis 200 Jahre alten Instrumente nimmt die meiste Zeit des Geigenbaumeisters und Taxators in Anspruch.

In seiner Werkstatt, dem Kellerraum unter einem Instrumentenladen in der Bad Vilbeler Nidda-Passage, stapeln sich reparaturbedürftige Violinen, Celli und Bratschen. Neue Naturdarm-Saiten müssen aufgezogen, der Lack erneuert oder gesprungene Griffbretter ersetzt werden.

Die Mängel warten darauf, behutsam behoben zu werden. Nach jahrhundertealter Methode: Zargen, Boden und Hals der Instrumente (aus Ahornholz) sowie die Decke (aus Bergfichtenholz) werden mit Knochenleim verklebt. Der Lack besteht aus Ölen, Harzen und Bienenwachs.

Die Traditionen des Geigenbaus reichen zurück bis in das 14. Jahrhundert, als die Viola da Gamba den Übergang von den Zupf- zu den Streichinstrumenten markierte.

So alt das Handwerk ist, so aufwendig ist die Arbeitsweise. Etwa 30 Tage benötigt Fernando Kaselowski zum Bau einer Geige. Durch die notwendigen Trockenzeiten von Leim und Lack erstrecken sich die Arbeiten jedoch über die Dauer eines Jahres.

Dieser Aufwand sowie die Materialkosten für das ausgesuchte, mindestens zehn Jahre alte Holz haben ihren Preis: Etwa 8000 Mark kostet eine echte Kaselowski. 20 Instrumente hat der 41jährige bereits gebaut. Und prompt verkauft. Die "Visitenkarte" seiner Werke ist die Schnecke, der geschwungene Abschluß am Hals der Violinen. Diese Verzierung - Unterscheidungsmerkmal zu industriell gefertigen Violinen, die weniger als die Hälfte kosten - schnitzt der Geigenbauer mit besonderer Sorgfalt.

Sein handwerkliches Geschick war bei Fernando Kaselowskis Berufswahl ausschlaggebend gewesen. Als Jugendlicher wollte der gebürtige Argentinier zunächst Berufsmusiker werden. Der Sohn einer Argentinierin und eines deutschen Einwanderes (der Vater wuchs in Berlin auf, die Großeltern stammten aus Königsberg) besuchte drei Jahre lang den Violinenunterricht. Außerdem erwarb er Grundkenntnisse im Cello- und Bratschenspiel. Im Alter von 16 Jahren entschloß er sich zu einer vierjährigen Lehre beim italienischen Geigenbaumeister Del Lungo in der nordargentinischen Stadt Tucuman.

Nach dem Abschlußdiplom wollte Kaselowski von deutschen Kollegen lernen und später nach Mittelamerika zurückkehren. Doch nach Bestehen der Meisterprüfung beim Frankfurter Geigenbaubetrieb Sprenger bot sich Kaselowski die Chance, den alteingesessenen Betrieb zu übernehmen. Was er auch tat. Bis die Miete in der Frankfurter Innenstadt zu teuer wurde.

Im März 1992 zog Fernando Kaselowski mit seiner Werkstatt nach Bad Vilbel um. Seine Frau Sonja (46) aus Guatemala, die er in Frankfurt kennengelernt hatte, verkauft nun im gemeinsamen Laden. Er arbeitet in der dazugehörigen Werkstatt. An eine Rückkehr nach Mittelamerika denkt das Ehepaar nicht mehr. Längst fühlen sich die Kaselowskis im Frankfurter Stadtteil Fechenheim zu Hause.

Fernando Kaselowskis Kundenstamm, mehr als 800 Musiker stehen in seiner Kartei, haben sich längst an die Bad Vilbeler Adresse gewöhnt (Frankfurter Straße 36, Telefon 0 61 01 / 8 69 62 ). Etliche nehmen lange Anfahrten, etwa aus Gießen oder Wetzlar in Kauf.

Bundesweit gehören zum Verband der deutschen Geigenbauer nur knapp 120 Mitglieder. Davon haben sich lediglich vier im Rhein-Main-Gebiet niedergelassen. Fernando Kaselowski ist der einzige Geigenbaumeister im Wetteraukreis.

Neben Profi-Musikern, die vierteljährlich neues Roßhaar auf ihre Bögen spannen lassen, zählen auch viele Anfänger aus der Bad Vilbeler Musikschule zu den Stammkunden des 41jährigen. Fernando Kaselowski hat gut lachen: "Die machen immer was kaputt, die Kinder." Etwa zehn Reparaturaufträge bekommt der Geigenbauer pro Woche: "Ich hab' immer was zu tun."

Fernando Kaselowski macht seine Arbeit Spaß. Auch nach Feierabend hört er noch gerne den Klang von Violinen. Am liebsten, wenn sie Ludwig van Beethovens Violin-Konzerte spielen. "Da wird mir weich ums Herz", gesteht der Geigenbauer. Selbst wenn die Instrumente nicht aus der berühmten Werkstatt Antonio Stradivaris stammen. JÖRN KOPPMANN

TV-Produzent beklagt "Verfall des Fernsehens"

Wolfgang Rademann, erfolgsreicher Produzent von Fernsehserien, hat einen "Verfall des Fernsehens" beklagt. "Das Publikum goutiert zum Teil erschreckend schlechte Sendungen", sagte der 58jährige dem deutschen Pay-TV-Kanal "Premiere". Vor fünf Jahren habe er das verfilmt, "was ich fünf Jahre vorher in den Papierkorb geworfen habe. Heute verfilme ich das, was ich vor fünf Jahren weggeworfen habe", betonte Rademann und räumte ein: "Ich bin selber auch wesentlich schlechter geworden."

Nach Ansicht Rademanns, der unter anderem mit dem "Traumschiff", der "Schwarzwaldklinik" und dem "Hotel Paradies" reüssierte, sei der Qualitätsverlust deutlich vor etwa zwei Jahren eingetreten. Auch die "Schöpfer der Privatsender" seien erschrocken darüber, daß der Kampf um Zuschauerquoten und Werbeeinnahmen so schnell entbrannt sei und damit zum Verfall des Programms beigetragen habe. dpa

Ob sich die Tram die Stadt zurückerobert? Befürworter sprechen vom Verkehrskonzept der Zukunft / Warnung vor hohen Investitionen

MARBURG. Wie ein Phantast oder Träumer wirkt Gerhard Schmid nicht gerade, auch wenn seine Idee "einigermaßen kühn" ist, wie er selbst zugibt, und von manchen Kritikern als bloße Nostalgie belächelt wird. Die Straßenbahn will Schmid in Marburg wiedereingeführt sehen, verbunden mit einer weitgehenden Sperrung der City für den Individualverkehr, um die Kernstadt von Abgasen und Lärm zu befreien. Er denkt dabei allerdings an Fahrzeuge neuester Bauart und nicht an den Typus, der von 1911 bis 1951 schon einmal durch die Straßen der Universitätsstadt ratterte und heute den Titel "Nostalgie-Expreß" verdient hätte. Mit der alten Tram ist Schmid, Jahrgang 1936, noch selbst gefahren.

Seine detaillierten Pläne für eine neue "Elektrische" hat der Vorsitzende der Marburger "Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Schienenverkehrs" (ein Regionalverband des bundesweiten Benutzerverbandes "Pro Bahn") seit fast zwei Jahren fertig in der Schublade liegen. Die Öffentlichkeit mied der Lehrer zunächst bewußt, weil er weiß, daß solche utopisch anmutenden Ideen "leicht auf die Schiene geschoben werden: das ist ein Verrückter". Auch in seiner eigenen Partei wurde der Sozialdemokrat Schmid "furchtbar ungläubig" angeguckt, als er im Verkehrsarbeitskreis seine Vorstellungen erläuterte. Einen Teil der Parteifreunde scheint er überzeugt zu haben. Zumindest gelang es ihm, die Prüfung einer Straßenbahnlösung im Programm zur Kommunalwahl unterzubringen.

Es wurde damit allerhöchste Eisenbahn, weil auch die "Bürger für Marburg" (BfM) Straßenbahnpläne vorgelegt haben, die freilich bei Marburgs bürgerlicher "Protestpartei" ebenfalls umstritten sind. Mit den BfM hat die SPD nach dem Scheitern der rot-grünen Koalition im letzten Jahr eine Zusammenarbeit vereinbart, die sich im wesentlichen auf die gemeinsame Verabschiedung von Haushalten beschränkt. Auch der Kölner Verkehrsexperte Winfried Wolf, der im Auftrag einiger Marburger Umwelt- und Verkehrsinitiativen eine Studie über Geschichte und Zukunft des Marburger Verkehrs erarbeitet, wird im Frühjahr mit deren Präsentation ein neues Tram-Konzept ins Spiel bringen.

Wer hier die "Urheberrechte" für sich in Anspruch nehmen kann, dürfte kaum nachweisbar sein. Für Gerhard Schmid ist das auch weniger wichtig. "Wichtig ist", so sagt er mit Blick auf den in der Vorbereitungsphase steckenden Rhein- Main-Verkehrsverbund, der im Norden bis nach Marburg-Biedenkopf reichen soll, "daß man jetzt was machen muß." In zehn Jahren könne die erste Straßenbahn fahren, wenn man jetzt ernsthaft zu planen anfange. Der anstehende Kommunalwahlkampf ist für den AFS-Vorsitzenden ein nützliches Vehikel, um seine Vorstellungen zu transportieren.

Als Vorbilder könnten Städte wie Kassel, Karlsruhe oder Freiburg gelten, die ihre vorhandenen Tram-Netze ausbauen. Aus Frankreich (Grenoble), Belgien und den Niederlanden weiß Schmid sogar von Städten in der Größenordnung Marburgs zu berichten, die in jüngster Vergangenheit erfolgreich ganz von vorn angefangen haben. Sein Konzept sieht drei Straßenbahnlinien vor, die alle großen Stadtteile miteinander verbinden und dabei die im Modell weitgehend gesperrte Innenstadt kreuzen. Busse und Anrufsammeltaxis sollen nur noch Zubringerdienste leisten und die bislang unterversorgten äußeren Stadtteile bedienen. Sogar eine Strecke mit Zahnstangenbetrieb auf die Lahnberge zum Uni-Klinikum ist geplant, die bis nach Kirchhain führen soll.

Zentral für Schmids Pläne ist der Verbundaspekt: Drei Regionalbahnen sollen im kurzen Takt in Richtung Gießen, Biedenkopf, Frankenberg, Herborn und Kirchhain rollen und durch verdichtete Haltepunkte die Anbindung an den Stadt- und den Fernverkehr gewährleisten. "Eine Stadt muß über ihre Grenzen hinaus denken", lautet das Credo des Tram-Fans. Gegenüber Bussen sei die Straßenbahn im Vorteil, weil sie "viel sauberer ist und eine Menge Energie spart", so der AFS-Vorsitzende, der es ideal fände, wenn der nötige Strom von der Kommune selbst in Blockheizkraftwerken erzeugt würde. Daneben sei eines der wichtigsten Argumente ein psychologisches: "Überall dort, wo man in die Straßenbahn investiert, bestätigt sich, daß die Akzeptanz beim Publikum viel, viel größer ist als bei jeder Art von Bussen", meint Schmid.

Die Kosten seines Modells würden, je nach Dimension und Trassenführung, zwischen 200 und 500 Millionen Mark liegen. Der für die Stadtwerke zuständige Dezernent Jürgen Gotthold (SPD) hält ob des "wahnsinnigen Kostenaufwands" denn auch gar nichts von diesen Ideen. Bei der Neueinführung einer Tram stimme einfach die Kosten-Nutzen-Relation nicht, die Fahrgastzahlen seien dafür außerdem in Marburg zu niedrig. Man solle die begrenzten Mittel lieber in machbare Lösungen und den Ausbau des vorhandenen öffentlichen Personennahverkehrs stecken, wie es die Stadt derzeit mit Anrufsammeltaxis, Job-Ticket und Park-and-ride-Angeboten versuche. "Unser Hauptproblem ist ja, wie bekommen wir die Leute überhaupt vom Auto in die Busse", so Gotthold.

"Ich weiß, das ist teuer", sagt auch Gerhard Schmid, der jedoch fest daran glaubt, daß Straßenbahn und drastische Verkehrsberuhigung ein großer Publikumserfolg würden. Die Politiker müßten deshalb "den Mut haben, zu sagen: das investieren wir". Erreichen will der AFS- Vorsitzende, daß sein Gesamtkonzept ernsthaft überprüft wird, "und nicht nur mit dem Ziel, es nicht zu verwirklichen. Halbe Sachen nützen nix, darüber muß man sich im klaren sein".

ANDREA TERSTAPPEN

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Kinos / Filme Neu-Isenburg. Kommunales Kino: Taxi Driver, 20 Uhr, Hugenottenhalle.

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). Viktoria: Sister Act (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Bodyguard (20 Uhr). - Fantasia: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Grüne Tomaten (20 Uhr). Parteien / Parlamente Neu-Isenburg. FDP-Ortsverband: Landtagsabgeordneter Hans-Jürgen Hielscher über Entwicklungsperspektiven des Flughafens Frankfurt, Bürgerhaus Zeppelinheim, 19 Uhr.

Dreieich. CDU-Senioren-Union: Dreieich auf dem Weg ins nächste Jahrtausend, Alt-Sprendlingen, 19 Uhr.

SPD-Delegiertenversammlung Dreieich, Burghofsaal Dreieichenhain, 19.30 Uhr.

Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Telefonnummer 0 61 02 / 1 74 15.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, Kronengasse, Telefonnummer 3 37 77.

Mutter-und-Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für EinsteigerInnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Bürgersprechstunde der Johanniter- Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr. 2.

Dreieich. Winkelsmühle, Treffpunkt für Senioren: Gedächtnistraining, 15 Uhr.

Seniorentreff Eisenbahnstraße: Neues aus dem Rathaus, mit Bürgermeister Abeln, 15 Uhr.

Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, Anmeldung erbeten: Tel. 6 87 33.

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): 9 bis 17 Uhr, auch Beratung für Zivildienstleistende, Robert-Bosch-Straße 26, Telefon 37 11 42, Fahrdienst Tel. 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, 10 bis 14 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler-Gemeinschaft: Treffen, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain. Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Cafe, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 5 33 44 .

Kinderschutzbund: Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

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Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Tom & Jerry (17 Uhr), Sister Act (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Kevin allein in New York (15 Uhr), Filmforum: Indochine (17 und 20 Uhr). - Cinema: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.30, 20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: IP 5 (19.30 Uhr); Ran (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Kelsterbach. Kolpingfamilie: Lebenserfahrungen (erster von drei Vorträgen), 19.30 Uhr, Gemeindezentrum Gerauer Str.

Volkshochschule: Beratung für Interessierte an EDV-Kursen, 17 Uhr, Computerraum der Gesamtschuel.

Rüsselsheim. VHS-Vortragsreihe Gesundheit: Über den Umgang mit abhängigen Kollegen und Kolleginnen, 20 Uhr, Stadtbücherei. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Evangelische Frauenhilfe Walldorf: Was war los im Jahre 1992?, 14 Uhr, Gemeindezentrum Ludwigsstraße.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Telefonnummer 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, Treffen für Betroffene, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.

Jugend- und Drogenberatung: Hermannstraße 3, Telefonnummer 0 61 05 / 2 46 76.

Kelsterbach. Mütterberatung des Kreisgesundheitsamtes: 13 bis 15.30 Uhr, Bürgermeister-Hardt-Schule.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 8 24 24; psychologische Beratung, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, Oppenheimer Straße 4, Telefonnummer 78 35.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, Telefon 6 82 22.

Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Telefonnummer 0 61 42 / 6 32 68.

Wildwasser Kreis Groß-Gerau: Vereinstreffen, 9 Uhr, Haßlocher Straße 150. Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefonnummer 0 61 58 / 57 42.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel.0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle Rhein-Main-Flughafen, Tel. 0 69 / 690-22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Neu-Isenburg. Autokino-Gravenbruch: Bodyguard (20 und 22.30 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Sister Act (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Bodyguard (20.30 Uhr). - Fantasia: Sister Act (20.15 Uhr).

Neues UT-Kino: keine Vorstellung. Vorträge / Kurse Egelsbach. Katholische Frauen Deutschlands: Lichtbildervortrag von den Krippen-Wanderungen des Vorjahres, katholisches Pfarrheim, 20 Uhr. Vereine Organisationen Dreieich. Seniorenclub Zeppelinstraße, Dia-Vortrag: Frankfurt gestern und heute, Begegnungsstätte Sprendlingen, Zeppelinstr. 15 a, 14.30 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Treff im Quartier IV, Luisenstr. 18: Singkreis (15 Uhr), Gymnastik (17 Uhr).

Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, 10 bis 14 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Schweigen der Lämmer (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Weiblich, ledig, jung, sucht...(20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Parteien / Parlamente Rodgau. SPD-Stadtverband: Neujahrs- Talk im Bürgerhaus, 19.30 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr); Sondervorstellung Sneak-Preview (22.45 Uhr). - Palast: Der Tod steht ihr gut (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Kevin allein in New York (15.15, 17.45, 20 Uhr). - Broadway: Die Schöne und das Biest (14.15, 16 Uhr); Candymanns Fluch (18, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Bodyguard (20.15 Uhr). - Zeitlos: Sister Act (19.45 Uhr). Sonstiges Obertshausen. Lichterkette gegen Ausländerfeindlichkeit, Treffpunkt Parkplatz am Einkaufszentrum, 19 Uhr.

Interessengemeinschaft Umgehung ja, Unterführung nein, Gambrinus, Waldstraße, 20 Uhr.

Offenbach. Hochschule für Gestaltung, Designerinnen berichten über ihre Arbeit: Hedda Beese, Schloßstr. 21, 14 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Sondertermine von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16-20 Uhr, Frankfurter Str. 63.

Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e.V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.

Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.

Selbsthilfegruppe "Trauernde Eltern und Geschwister": Treffen, 19.30 Uhr, Gemeindehaus der Lutherkirche, Waldstraße 74, Kontakt: 0 61 04 / 6 58 28.

Umweltbündnis Offenbach, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstr. 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises, Paulstr. 49, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.

Obertshausen. UFO (Umweltschutz für Obertshausen) 20 Uhr, Treffen, Bürgerhaus-Gaststätte.Altpapier-Abfuhr Obertshausen. Stadtteil Hausen, Donnerstag ab 6 Uhr.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Komödie: Sommernachttraum, 20 Uhr, Stadttheater.

Konzert: Kicking Balls, 21 Uhr, "Das Rind". Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Der Störenfried - Ermittlungen zu Oskar Brüsewitz (20 Uhr; anschließend Gesprächsrunde mit dem Regisseur Thomas Frickel).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Friedhof der Kuscheltiere II (20 Uhr). - Bambi: Mein Bruder Kain (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17 und 20 Uhr). - Cinema: Kevin allein in New York (15 Uhr); Sister Act (17.30 und 20.30 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Die Schöne und das Biest (19.30 Uhr); Wiedersehen in Howards End (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Salz auf unserer Haut, 20 Uhr.

Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. CDU-Stadtverband: Beratung und Verabschiedung Kommunalwahlprogramms, 20 Uhr, Gesellschaftssaal Bürgerhaus. Vereine / Verbände Kelsterbach. Obst- und Gartenbauverein: Monatstreffen, 19 Uhr, Gaststätte "Zum Schwarzen Bock".

Skatclub "Falsch gedrückt": Clubabend mit Preisskat, 20 Uhr, Gastst. "Treffpunkt". Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. VHS-Feierabendrunde Walldorf: Dia-Vortrag "Osttürkei", 16 Uhr, Wilhelm-Arnoul-Schule.

Kreis der Ruheständler: Dia-Vortrag "Mit dem Postdampfer von Bergen nach Kirkenses", 14.30 Uhr, katholisches Pfarrzentrum Mörfelden, Frankfurter Straße. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation Waldstr. 16 1/10, Telefonnummer 0 61 05 / 7 60 74.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde 16.30 bis 17.30 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.

Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache, Telefonnummer 0 61 52 / 3 99 99.

Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, Tel. 0 61 52 / 78 35.

Kreisgesundheitsamt: Mütterberatung zur Säuglingspflege, 13.30 bis 15 Uhr, VHS am Marktplatz.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Beratung zur Kriegsdienstverweigerung, 17 Uhr, Ev. Dekanatsjugendpfarramt, Godesberger Straße 34.

Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rodgau. Kabarett mit Hans Scheibner: Hohn und Gelächter - Satire 93, Bürgerhaus Nieder-Roden, 20 Uhr. Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Sister Act (20.30 Uhr). Sonstiges Dietzenbach. Seniorenarbeit Dietzenbach: Tanzkreis, Reinhard-Göpfer-Haus, 18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.

Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Frauentreff Rodgau: Offener Treff, ab 20 Uhr, Gartenstraße 20-24, Jügesheim.

Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr und 18 bis 19.30 Uhr.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Kinderschutzbund, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Kevin allein in New York (15.15); Der Tod steht ihr gut (17.45, 20 Uhr). - Broadway: Der letzte Mohikaner (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr). - Zeitlos: Kevin allein in New York (15.15 Uhr); Sister Act (19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Drogentherapie für Frauen in Königstein, Bella Vista, Berliner Str. 118, 20 Uhr.

Hochschule für Gestaltung: Designerinnen berichten über ihre Arbeit: Inge Sommer, HfG, Schloßstr. 31, 14 Uhr. Ausstellungen Offenbach. Uschi Zepter, Malerei und Grafik, OFf-Galerie, Kaiserstr. 32-34, Eröffnung 19 Uhr (Dauer bis 28. 2.) Parteien / Parlamente Offenbach. Sitzung des Ausländerbeirats, Rathaus, Berliner Str. 100, 19 Uhr.

SPD Ortsverein Anlagenring, Vorstand und Delegierte, Städt. Alten- und Pflegeheim, Hessenring 55-57, 19.30 Uhr.

Mühlheim. "Bürger für Mühlheim", Mitgliederversammlung, Kolleg Gaststätte TGL-Lämmerspiel, 20 Uhr. Sonstiges Offenbach. Haus der Jugend, Isenburger Schloß: Kinder-Disco (8 bis 11 Jahre), 15 bis 17 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Juz Lauterborn: Mädchentreff, Neun- bis Dreizehnjährige (15 bis 17 Uhr; ab 14 Jahren (18 bis 21 Uhr).

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9-17 Uhr, Termine: Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 8 00 12 99.

Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65 - 24 31.

Aids-Hilfe Offenbach: Beratung 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 2 28 15 00.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Tel. 80 064 - 2 30 oder 231.

Diabetiker-Selbsthilfe, Treffen 19 Uhr, Andréstr. 102.

Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.

Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.

Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.

Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 - 22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises, Paulstr. 49: 9-12 und 14-16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS), 14 bis 16 Uhr, Elternschule der Arbeiterwohlfahrt.

Mühlheim. Interessengemeinschaft für Behinderte Mühlheim/Offenbach-Land, Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Fährenstraße 2: Treff, 14.30 Uhr.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Rockkonzert mit "Pun Tow" und "OSD", 20 Uhr, Jugendzentrum Mörfelden.

Rüsselsheim. Konzert: Paddy goes to Holyhead (Iris Folk), "Das Rind", 21 Uhr (anschließend Disco). Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sister Act (17 und 20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Friedhof der Kuscheltiere II (19.30 Uhr). Doppelnacht: Friedhof der Kuscheltiere II + Mein Bruder Kain (22.30 Uhr).- Bambi: Mein Bruder Kain (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17, 20 und 22.45 Uhr). - Cinema: Kevin allein in New York (15 Uhr); Sister Act (17.30, 20.30 und 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Die Schöne und das Biest (17.30 und 19.30 Uhr); Wiedersehen in Howards End (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Salz auf unserer Haut, 20 Uhr.

Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Parlamentarischer Abend, 19 Uhr, Stadthalle.

Kelsterbach. SPD-Ortsverein: Mitgliederversammlung mit Kandidatenwahl, 19.30 Uhr, Mehrzweckhalle Nord. Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Waldenser Freunde, Vortrag: Flüchtlinge im 17. Jahrhundert, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Walldorf. Rüsselsheim. Dia-Vortrag: Island - Faszination zwischen Feuer und Eis, 20 Uhr, Stadthalle. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Blasorchester der SKV Mörfelden: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gesellschaftssaal des Bürgerhauses. Kelsterbach. Tennisclub: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Clubhaus im Sportpark. Freizeit Sport Club: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Vereinsheim Staudenring. Groß-Gerau: Freiwillige Feuerwehr Berkach: Dienstversammlung und Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus.Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation Mörfelden-Walldorf, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74.

Freireligöse Gemeinde: Gemeinschaftsnachmittag, 15 Uhr, Bürgerhaus.

Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.

Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping- Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Pro Familia: Beratung, Tel. 1 21 42.

Caritas: Beratung für Suchtkranke von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Telefon 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

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Theater/Musik/Literatur Dreieich-Sprendlingen. Liederabend, Mechthild Bach und Susanne von Laun, Bürgerhaus, 20 Uhr.

Der wunderbare Zauberer von Oos, Theater für Kinder, Bürgerhaus, 15 Uhr. Kinos / Filme Neu-Isenburg. Autokino-Gravenbruch: Der letzte Mohikaner (20 Uhr). More Money (22.30 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bodyguard (20.30 Uhr). - Viktoria: Sister Act (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Bodyguard (20 Uhr). - Fantasia: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Basic Instinct (20 Uhr). Vorträge/Kurse Neu-Isenburg. Der Kopf läuft mit - Psychosozialer Effekt beim Laufen, Info- und Diskussionsabend des Lauftreffs, Vereinsraum in der Sporthalle, Alicestraße, 19.30 Uhr. Parteien/Parlamente Dreieich-Sprendlingen. Die Grünen im Kreis Offenbach, Talkshow mit Iris Blaul, Bürgerhaus, Galerieraum, 20 Uhr.

Neu-Isenburg. Haupt- und Finanzausschuß, Rathaus, Hugenottenallee 53, Plenarsaal, 17 Uhr. Verschiedenes Dreieich. Senioren-Nachmittag mit Frankfurter Gebabbel, Burgkirchengemeindehaus, Fahrgasse 57, 15 Uhr.

Treffpunkt Winkelsmühle: Skatrunde für Herren, 14 Uhr; Seniorentanzgruppe und Rommé-Runde, 14.30 Uhr, Tel. 8 68 68.

Neu-Isenburg. Offener Treff im Quartier IV, Luisenstr. 18, 14-18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75-79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für alleinstehende Wohnungslose, 10 bis 14 Uhr, Frankfurter Straße 100.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 /2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.

Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: Beratung 15 bis 17 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Langen. Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Sister Act (20.30 Uhr). Vereine / Verbände Rodgau. Eghalanda Gmoi z'Rodgau, Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Kasino der Volksbank Rodgau-Rödermark, Babenhäuser Straße 2-8. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr.

Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15, 22.15 Uhr). - Palast: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (17.30, 20.15, 22.45 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr); Candyman's Fluch (22.30 Uhr). - Rex: Kevin - allein in New York (15.15); Der Tod steht ihr gut (17.45, 20. 22.15 Uhr). - Broadway: Der letzte Mohikaner (15.30, 17.45, 20.15. 22.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20.15, 22.45 Uhr). - Zeitlos: Kevin - allein in New York (15.15 Uhr); Sister Act (19.45 Uhr); Wir Enkelkinder (22 Uhr). Fasching / Karneval Offenbach. Offenbacher Karnevalverein, Festakt mit Krönung des Lederanischen Prinzenpaares, Stadthalle, Waldstraße, 20 Uhr. Sonstiges Offenbach. Schloß-Party (für 12- bis 16jährige) im Haus der Jugend, Isenburger Schloß, 17 Uhr.

Jugendzentrum Lauterborn: Disco (14- bis 21jährige), Johann-Strauß-Weg 27, 18 bis 23 Uhr. Ausstellungen Offenbach. Arbeiten der Offenbacher Künstlerin Maria Eimann, Städt. Galerie, Kaiserstr. 99, Eröffnung 20 Uhr. (bis 11.2.)

Heusenstamm. Lichtblicke - Aquarelle und Ölbilder von Karin Böhme, Galerie Irene Rekus, Ludwigstr. 7, Eröffnung 19.30 Uhr. (bis 13.2.) Parteien / Parlamente Offenbach. FDP-Kreisverband Offenbach-Stadt, Mitgliederversammlung, Gemeindezentrum Dreifaltigkeit, Obere Grenzstr. 125, 19.30 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 67, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 12 bis 14 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.

"PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, erster Stock, Cafeteria, 17 bis 18.30 Uhr.

Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

Ottos Oper ist größer . . .

. . . als der Weiße Turm / Ein Abschied von Homburg

BAD HOMBURG. Was ist das Schönste an Bad Homburg? Das Größte, das Bekannteste? Fragt sich eine, die aus der Kurstadt weggeht. Der Weiße Turm, werden manche sagen, der Kurpark, der Oberbürgermeister oder der Baumkuchen. Auch ich habe an vielem Gefallen gefunden. Aber wenn es um den wichtigsten Exportartikel geht - um etwas, das über die Grenzen der Stadt hinaus wirkt? Wovon erzählt man sich auch noch in Frankfurt?

Der Baumkuchen hat zumindest ein paar zusätzliche Pfunde hinterlassen. Die müssen jetzt andernorts, wo es keinen gibt, wieder abtrainiert werden. Das dürfte leicht sein: In Zukunft muß ich wieder mehr rennen, um meine Haut zu retten. Anders als in Bad Homburg, wo feste Regeln herrschen. "In Bad Homburg geht man nicht bei Rot über die Straße", klärte mich ein Kollege gleich zu Beginn meines Homburger Daseins auf, nachdem ich ihm ungläubig von "lauter wartenden Menschen am Straßenrand" erzählt hatte. Auch der Hut, der schon den Oberbürgermeister kleidete, wird mir im Gedächtnis bleiben. Schließlich trägt er den gleichen Namen wie die Stadt vor der Höhe. Doch noch immer grübele ich über das Größte. Die Erleuchtung naht von ungeahnter Seite: Otto Mayr, seines Zeichens Gründer der Kleinen Oper Bad Homburg (auch die habe ich kennen- und liebengelernt), holt aus: 30 000 Zuschauer, Auftritte in 60 Städten und Gemeinden der Bundesrepublik und auch noch Bad Homburg im Namen. Die Kleine Oper sei die bekannteste Kultureinrichtung der Kurstadt, meint er.

Dem weiß ich nichts entgegenzuhalten. Noch kurz vor dem Abschied habe ich wieder etwas gelernt - der Mann hat wohl recht. Denn wer aus Bad Homburg kann das sonst schon von sich behaupten?

Aber dennoch: Kapelle, Turm und Kurpark - und anderes - werde ich vermissen. CONSTANZE ANGERMANNTips · Termine Notdienste

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. 1. Multikulti-Konzert mit Catch 22, Toninho dos Santos und Band, Houseband, Soda und Gommorrhum, Sa. 19 Uhr, Stadthalle.

Kelsterbach. Drama: Die Nibelungen, Sa. 20 Uhr, Bürgerhaus.

Groß-Gerau. Konzert: Paradise (Rock- Reggae), Sa. 20 Uhr, Kulturcafé.

Rüsselsheim. Ballett: Petruschka, Sa. 20 Uhr, Stadttheater.

Travestieshow Chez-Nous, So., 20 Uhr, Stadttheater.

Büttelborn: Konzert: Two in Tune (Pop, Swing, Klassik), So. 20 Uhr, Café Extra (Schulstraße 17). Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Tom & Jerry (Sa. und So. 14.30 Uhr). - Sister Act (Sa. und So. 17 und 20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Kevin allein in New York (Sa. und So. 15 Uhr). Friedhof der Kuscheltiere II (Sa. 19.30 Uhr; So. 17 und 20 Uhr). Doppelnacht: Friedhof der Kuscheltiere II + Mein Bruder Kain (Sa. 22.30 Uhr). - Bambi: Mein Bruder Kain (Sa. 15.15 und 20.30 Uhr; So. 14.30, 16.30 und 20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Indochine (So. 11 Uhr). Bodyguard (Sa. und So. 15, 17.30 und 20 Uhr, Sa. auch 22.45 Uhr).

Rex II: Die Schöne und das Biest (Sa. 15 Uhr, So. 11, 13.30 und 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. und So. 17 und 20 Uhr, Sa. auch 22.45 Uhr).

Cinema: Kevin allein in New York (Sa. 15 Uhr, So. 11, 13.10 und 15.20 Uhr); Sister Act (Sa. und So. 17.30 und 20.30 Uhr, Sa. auch 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Die Schöne und das Biest (Sa. und So. 17.30 und 19.30 Uhr; So. auch 15 Uhr); Wiedersehen in Howards End (21.45 Uhr). Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Förderkreis Hüttenkirche: Gottesdienst in der Hüttenkirche, So. 15 Uhr.

Tennisclub: Neujahrsempfang, So. 11 Uhr, TGS-Vereinsheim.

TGS Walldorf, Abteilung Schützen: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Schützenhaus.Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. SPD-Ortsverein: Neujahrsempfang, So. 10.30 Uhr, Stadthalle.Verschiedenes Riedstadt. Neujahrsempfang der Gemeinde, So. 16 Uhr, Bürgerhaus Wolfskehlen.Fasching / Karneval Rüsselsheim. Carnevalsverein: Senatsabend, Sa.,20.11 Uhr, Stadthalle. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Naturfreunde: Seniorentreff, Sa. 15 Uhr, Naturfreundehaus. Arbeiterwohlfahrt: Spielnachmittag, Sa. 15 bis 18 Uhr, Gruppenraum im Tiefgeschoß des Bürgerhauses.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kaminclub": Treffen im Club, So. 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.

Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.

Riedstadt. Sa., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.

Nördlicher Bereich: Alexander Kovac, Weiterstadt-Gräfenhausen, Darmstädter Landstr. 3, Tel. 0 61 50 / 5 18 82; priv. 061 51 / 5 28 37.

Südlicher Bereich: Dr. Tunea, Rüsselsheim, Löwenplatz 5, Tel. 0 61 42 / 6 59 60; priv. 0 67 33 / 83 49.

Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Waltinger, Riedstadt-3, Im Lehrbruch 11, Tel. 0 61 58 / 8 52 07; priv. 0 61 58 / 8 34 57. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.

Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Robert- Koch-Apotheke, Walldorf, Waldenserstraße 80, Tel. 7 57 96.

Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf, Kelsterbach, Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Tel. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

• 28. Januar: Energiesparendes Planen und Bauen, Seminar im Frankfurter Öko-Haus. Veranstalter und Anmeldung (bis 18. Januar): IKU Institut für kommunale Wirtschaft und Umweltplanung, Darmstadt, Tel. 0 61 51/16 - 88 10. Gebühr: 280 Mark.

• 30. Januar: Biologische Behandlung von Restmüll und Klärschlamm, Fachseminar in Freiburg, Altes Rathaus. Gebühr: 160 Mark. Veranstalter und Anmeldung: Müll Forum Freiburg, Tel. 07 61/5 47 81.

• 12. bis 13. Februar: Die erste Globale Revolution - zwei Jahrzehnte Club of Rome 1972 - 1992, Tagung der Evangelischen Akademie Arnoldshain, Martin- Niemöller-Haus, 6384 Schmitten 1. Informationen: Jutta Theil, Tel. 0 60 84/40 32.

• 17. Februar: Bioland zwischen Vollwert und Praxis, Vorträge mit Diskussion in Frankfurt/Main. Veranstalter und Anmeldung: Bioland Verband für organisch- biologischen Landbau, Barbarossastr. 14, 7336 Uhingen.

• 18. und 19. Februar: Verkehrs- und Umweltentlastung in Innenstädten / Erneuerbare Energien: Einsatzmöglichkeiten und -notwendigkeiten, Seminar des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Lindenallee 16, 1000 Berlin 19. Anmeldung: 030/3 02 90 08.

• 23. bis 26. Februar: Praxisfeld und Arbeitmarkt Umwelt - Die Berufschance der Zukunft, Seminar in Springe. Veranstalter und Informationen: Wissenschaftsladen Bonn, Colmantstr. 18, 5300 Bonn 1, Tel. 02 28/63 03 34.

• 6. März: Zwischenfrüchte und Untersaaten - eine Hilfe auf dem Weg zum flächendeckenden Grundwasserschutz?", IKT-Fachtagung in Margetshöchheim, Margarethenhalle. Veranstalter und Anmeldung (bis 1. März): Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung in Bayern, Tel. 09 31/46 10 71

• 10. bis 14. Mai: Grundlagen der Altlastenbearbeitung, Grundkurs des Umweltinstituts Offenbach, Nordring 82 B, 6050 Offenbach, Tel. 0 69/81 06 79.

Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den

"Ökologischen Briefen", Frankfurt/Main.

Aus dem Geschäftsleben Firma "Konami" zog in Europazentrale ein

NIEDER-ESCHBACH. Weiße Flaggen mit der Aufschrift "Konami" wehen in der Berner Straße 109. Dort eröffnete der japanischen Hersteller von Videospielen seine neue Europazentrale. Prominenz aus Politik und Wirtschaft kamen, darunter der Chairman und Gründer der Konami Europe GmbH, Kagemasa Kouzuki, und Klaus Rieger, Magistratsdirektor der Stadt Frankfurt.

In Zeiten allgemeiner wirtschaftlicher Rezession kann es sich die japanische Firma erlauben, die Geschäftsräume ihrer Europazentrale zu erweitern und neue Arbeitskräfte einzustellen. Die Vergrößerung wurde notwendig, "weil das Unternehmen in den letzten zweieinhalb Jahren boomte wie kaum ein anderes in dieser Branche". Klaus-Peter Kuschke, Vertriebs- und Marketingleiter von Konami, belegte dies mit Zahlen: Von 6,5 Millionen Mark in 1990 kletterten die Umsätze in Deutschland innerhalb eines Jahres auf 52 Millionen Mark. Bis zum Ende des Fiskaljahres 1992/1993 erwartet Tsuyoshi Ando, Konami-Geschäftsführer, gar eine Steigerung auf über 70 Millionen Mark.

Zur allgemeinen Expansion des Unternehmens gehört auch die Aufnahme eines neuen Spielesystems in das Programm der japanischen Firma. Neben den bewährten Nintendo-Systemen soll dem Käufer ab 1. April 1993 die 16-Bit- Konsole Mega Drive des Herstellers Sega zur Verfügung stehen. Für die Markteinführung entschloß man sich für die umsatzstärksten Spieletitel, wie die Comic- Helden "Buster Bunny", "Plucky Duck und Hamton" aus den "Tiny Toon Adventures" und den Schildkröten-Stars "Teenage Mutant Hero Turtles".

Die insgesamt 2100 Quadratmeter Fläche des neuen Unternehmensgebäudes in Nieder-Eschbach teilen sich je zur Hälfte in Büro- und Lagerraum auf. Darin beschäftigt die Firma 25 vollangestellte Mitarbeiter und zehn Arbeitnehmer mit Zeitverträgen. Zusätzlich sollen zum ersten Januar zehn weitere Angestellte in die Europazentrale Frankfurt integriert werden; die künftigen Aufgaben der neuen Mitarbeiter werden dann im Bereich Vertrieb und Marketing liegen. In der Einstellung neuer Arbeitskräfte sieht die Konami Europe GmbH auch einen positiven Impuls für die strukturell etwas schwächere Region im Frankfurter Norden; so schreibt die Firma in ihrer Pressemitteilung: "In einer Zeit, in der viele Unternehmen über die negative wirtschaftliche Entwicklung klagen oder sogar über Entlassungen nachdenken, stockt Konami seine Mitarbeiterzahlen auf." ole

"Vier Jahre untätig gewesen" Verkehrsclub: Politik vernachlässigt Personenverkehr

MAIN-KINZIG-KREIS. "Der Öffentliche Personennahverkehr ist zu wichtig, um ihn nur zu Kommunalwahlkämpfen aus dem Hut zu zaubern." Der Kreisverband Main-Kinzig des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) hat zum Jahresende eine negative Bilanz der Aktivitäten der Politiker im Kreis gezogen, soweit es um die Förderung und den weiteren Ausbau des Verkehrsnetzes für Busse und Bahnen geht.

Fast vier Jahre lang habe man auf Initiativen warten müssen, erst mit der Gründung des Nahverkehrs-Zweckverbandes sei der erste Schritt getan worden. 1989 habe Landrat Karl Eyerkaufer ein Gutachten zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) präsentiert, das Verbesserungsmöglichkeiten aufgelistet habe. Seitdem schlummerte das Gutachten, so der VCD.

Schuld an dieser Verzögerung sei das Kompetenzgerangel im Landratsamt gewesen, "wo ein Dezernent den anderen auszubremsen" versuche. Zwar bekenne sich jeder zu Reformen - nur dürften sie nichts kosten. ÖPNV zum Nulltarif sei jedoch eine Unmöglichkeit.

Der neue Zweckverband zeige noch keine Lösungen auf, zumal ihm bislang nur der Main-Kinzig-Kreis angehöre. Die Städte und Gemeinden hingegen hielten sich noch zurück, neben Hanau und Maintal habe auch Birstein mittlerweile erklärt, nicht beitreten zu wollen.

Dies sei kurzsichtig, klagt der VCD- Kreisverband mit Blick auf den kommenden Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), der Zweckverbände "zwingend" vorsehe. Nur sie könnten mit den einzelnen Kommunen direkt verhandeln, dem RMV sei das in der Gründlichkeit nicht möglich. Ohnehin habe der Kreis es versäumt, bereits in der Gründungsphase des RMV aktiv zu werden. Nun könne er nur noch "hinterherhecheln".

Beklagenswert findet der VCD außerdem, daß die Benutzer des ÖPNV in dem Zweckverband nichts zu sagen hätten. Entscheiden würden die Bürgermeister und Verwaltungschefs - "allesamt Autofahrer". Auch die Kostenfrage, befürchtet der VCD, werde auf dem Rücken der Bürger ausgetragen. Die Zweckverbandssatzung sehe die Gründung einer "Kreisverkehrsgesellschaft mbH" vor. Der Verkehrsclub sieht dabei einen Zusammenhang mit dem vom Main-Kinzig-Kreis angestrebten Verkauf eines Teils der Kreiswerke Gelnhausen an einen Energieversorger.

Diese Unternehmen hätten jedoch kein Interesse an einem defizitären ÖPNV. VCD-Vorstandsmitglied Horst Gunkel: "Solle in diese Verkehrsgesellschaft der Teil der Kreiswerke Gelnhausen eingebracht werden, der derzeit die KWG-Busse und die Bad Orber Kleinbahn betreibt, der Rest jedoch an einen großen Energiekonzern gehen, so würden einmal mehr Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert. Auf diese Art würde man den Bürgerinnen und Bürger des Kreises einen Bärendienst erweisen." az

LKALSPORT VIII

LKALSPORT VIII

Aus dem Geschäftsleben Makler spendeten für "Drogen-Eltern"

FRANKFURT A. M. Die Immobilien- Computer-Börse (ICB), ein eingetragener Verein von 17 selbständigen Maklerfirmen aus dem Rhein-Main-Gebiet, hat dem "Bundesverband der Elternkreise drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher" (BVEK) 20 000 Mark gespendet. Brigitta Reitz vom Vorstanddes BVEK nahm das Geldgeschenk in Form einer Urkunde im Hotel Steigenberger in Bad Homburg entgegen.

Im BVEK sind unter der Schirmherrschaft von Marianne von Weizsäcker mehr als 150 Eltern-Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen. Die Eltern kämpfen gegen die Drogensucht ihrer Kinder. Der Bundesverband hat sich vor mehr als 20 Jahren gebildet und helfe heutenicht nur den Suchtkranken, sondern auch deren Angehörigen. Die Gruppen vermitteln drogenabhängigen Jugendlichen und deren Eltern Hilfe und Information "bei dem gemeinsamen Weg aus der Sucht".

Der Verband arbeitet aber auch präventiv. Die aktiven Mitglieder gehen in Schulen, um aufzuklären und zu informieren. Dabei arbeiten die Eltern-Selbsthilfegruppen mit allen Institutionen der Drogenhilfe zusammen, so Frau Reitz.

Der BVEK finanziere sich zwar teilweise aus Projektmitteln des Bundesge- sundheitsamtes, sei jedoch auf zusätzliche Unterstützung angewiesen, sagte Frau Reitz. Mit dem Geld der ICB-Spende solle die ehrenamtliche Arbeit der Elternkreise weiter unterstützt werden. nia